Lawinenbulletins und weitere Produkte - · PDF file(Hrsg.) 2013: Lawinenbulletins und weitere...

51
WSL-Institut für Schnee- und Lawinenforschung SLF WSL Institut pour l'étude de la neige et des avalanches SLF WSL Institute for Snow and Avalanche Research SLF WSL Istituto per lo studio della neve e delle valanghe SLF Lawinenbulletins und weitere Produkte Interpretationshilfe Ausgabe 2013

Transcript of Lawinenbulletins und weitere Produkte - · PDF file(Hrsg.) 2013: Lawinenbulletins und weitere...

WSL-Institut für Schnee- und Lawinenforschung SLF WSL Institut pour l'étude de la neige et des avalanches SLF WSL Institute for Snow and Avalanche Research SLF WSL Istituto per lo studio della neve e delle valanghe SLF

Lawinenbulletins und weitere Produkte

Interpretationshilfe Ausgabe 2013

Verantwortlich für die Herausgabe: Dr. Jürg Schweizer Leiter der Forschungseinheit Lawinen und Prävention, SLF Davos Fachliche Bearbeitung: Lawinenwarndienst / Thomas Stucki Zitierung: WSL-Institut für Schnee- und Lawinenforschung SLF (Hrsg.) 2013: Lawinenbulletins und weitere Produkte. Interpretationshilfe. Ausgabe 2013. 13. überarbeitete Auflage. WSL-Institut für Schnee- und Lawinenforschung SLF. 51 S. Ersetzt die 12. Auflage von 2012 Auch in Französisch, Italienisch und Englisch erhältlich Bezugsadresse (nur online publiziert): http://www.slf.ch/schneeinfo/zusatzinfos/interpretationshilfe/interpretationshilfe_d.pdf Umschlag: Staublawine (Foto: J. Rocco)

Lawinenbulletin und weitere SLF - Produkte

3

Inhalt 1. Einleitung ........................................................................................................................................5 2. Was ist ein Lawinenbulletin? ..........................................................................................................5 3. Zielpublikum ...................................................................................................................................6 4. Ausgabestelle, Ausgabehäufigkeit und Gültigkeit ..........................................................................6

4.1 Ausgabestelle .............................................................................................................................................................................. 6 4.2 Ausgabehäufigkeit und Gültigkeit ............................................................................................................................................... 7

5. Grundlagen für die Ausarbeitung des Lawinenbulletins .................................................................8 6. Inhalt und Darstellungsformen des Lawinenbulletins .....................................................................9

6.1 Inhalte des Lawinenbulletins ....................................................................................................................................................... 9 6.2 Das interaktive Lawinenbulletin im Internet und in der App (iPhone und Android) ................................................................. 10 6.3 Lawinenbulletins zum Drucken ................................................................................................................................................. 11 6.5 Icon-Karte ................................................................................................................................................................................. 13

7. Möglichkeiten und Grenzen des Lawinenbulletins .......................................................................13 8. Lawinengefahrenbegriffe ..............................................................................................................14

8.1 Definition der Lawinengefahr ................................................................................................................................................... 14 8.2 Schema der Lawinengefahrenstufen .......................................................................................................................................... 14 8.3 Die Europäische Lawinengefahrenskala .................................................................................................................................... 15

9. Erklärungen zu den einzelnen Gefahrenstufen ..............................................................................17 9.1 Allgemeines .............................................................................................................................................................................. 17 9.2 Geringe Lawinengefahr (Stufe 1): ............................................................................................................................................. 19 9.3 Mässige Lawinengefahr (Stufe 2): ............................................................................................................................................ 19 9.4 Erhebliche Lawinengefahr (Stufe 3): ........................................................................................................................................ 19 9.5 Grosse Lawinengefahr (Stufe 4): ............................................................................................................................................... 20 9.6 Sehr grosse Lawinengefahr (Stufe 5): ....................................................................................................................................... 20

10. Erklärungen zu den Gefahrenstellen ...........................................................................................20 10.1 Allgemeines............................................................................................................................................................................. 20 10.2 Hangneigung ........................................................................................................................................................................... 21 10.3 Hangexposition ....................................................................................................................................................................... 21 10.4 Höhenlage ............................................................................................................................................................................... 22 10.5 Weitere Begriffe zur Beschreibung besonders kritischer Geländeteile ................................................................................... 22 10.6 Anwendung im Lawinenbulletin ............................................................................................................................................. 22 10.7 Grafische Darstellung besonders kritischer Geländeteile in der Gefahrenkarte ...................................................................... 23

11. Zusätzliche Angaben und Empfehlungen für einzelne Benutzergruppen ...................................24 11.1 Allgemeines............................................................................................................................................................................. 24 11.2 Permanente Empfehlungen ...................................................................................................................................................... 25 11.3 Aktuelle Empfehlungen ........................................................................................................................................................... 25

12. Geographische Begriffe ...............................................................................................................25 13. Zusatzprodukte ............................................................................................................................26

13.1 Neuschneekarten ..................................................................................................................................................................... 26 13.2 Schneehöhenkarte.................................................................................................................................................................... 26 13.3 Schneehöhe auf 2000 m oder 2500 m ..................................................................................................................................... 27 13.4 Schneehöhe im Vergleich zum langjährigen Mittelwert .......................................................................................................... 27 13.5 Schneedeckenstabilitätskarte ................................................................................................................................................... 27 13.6 Wochenbericht ........................................................................................................................................................................ 28 13.7. Icons ....................................................................................................................................................................................... 28

14. Verteilkanäle und Abfragemöglichkeiten aller Produkte ............................................................29 15. Rückmeldungen zur Lawinengefahr ...........................................................................................30 16. Schlussbemerkungen ...................................................................................................................30

Lawinenbulletin und weitere SLF – Produkte

4

Anhang 1: Europäische Lawinengefahrenskala mit Empfehlungen ......................................... 33 Anhang 2: Übersichtstabelle zur Europäischen Lawinengefahrenskala ................................... 34 Anhang 3: Beispiel eines Lawinenbulletins im Internet: Gefahrenkarte

inkl. Gefahrenbeschrieb ........................................................................................... 35 Anhang 4: Beispiel eines Lawinenbulletins im Internet: Schneedecke und Wetter ................. 36 Anhang 5.1: Beispiel eines kompletten Lawinenbulletins (zum Drucken) .................................. 37 Anhang 5.2: Beispiel eines kompletten Lawinenbulletins (zum Drucken) .................................. 38 Anhang 5.3: Beispiel eine Regionalen Karte (zum Drucken) ...................................................... 39 Anhang 6: Beispiel einer Icon-Karte ......................................................................................... 40 Anhang 7: Das Netz der SLF-Vergleichsstationen ................................................................... 41 Anhang 8: SwissMetNet und IMIS Stationen (Schneestationen) ............................................. 41 Anhang 9: Geographische Begriffe: Die kleinsten Einheiten: Die 123 Warnregionen ............ 42 Anhang 10: Geographische Begriffe: Alpennord- und Alpensüdhang ....................................... 43 Anhang 11: Geographische Begriffe: Politsch-geographische Hauptregionen ........................... 43 Anhang 12: Geographische Begriffe: Politisch-geographische Unterregionen 1 ....................... 44 Anhang 13: Geographische Begriffe: Politisch-geographische Unterregionen 2 ....................... 44 Anhang 14: Geographische Begriffe: Alpenhauptkamm, nördlicher Alpenkamm

und inneralpine Gebiete ........................................................................................... 45 Anhang 15: Beispiel einer Neuschneekarte (1 Tag) .................................................................... 45 Anhang 16: Beispiel einer Schneehöhenkarte ............................................................................. 46 Anhang 17: Beispiel einer Karte Schneehöhe auf 2000 m .......................................................... 46 Anhang 18: Beispiel einer Karte mit Schneehöhe im Vergleich zum langjährigen Mittel ......... 47 Anhang 19: Beispiel einer Schneedeckenstabilitätskarte ............................................................ 47 Anhang 20: Typische Gefahrensituationen (Muster) .................................................................. 48

Lawinenbulletin und weitere SLF - Produkte

5

1. Einleitung Das WSL-Institut für Schnee- und Lawinenforschung SLF veröffentlicht seit 1945 Lawinenbulle-tins. Die erste Interpretationshilfe wurde im Jahre 1985 publiziert. Sie beschreibt das Lawinenbul-letin und Zusatzprodukte und soll den Anwender bei deren Interpretation unterstützen. Seit 1985 wurde in verschiedenen Neuauflagen (1993, 1994, 1998, 1999, 2001, 2002, 2003, 2004, 2007, 2008 und 2012) den Änderungen Rechnung getragen, die sich über die Jahre ergeben haben: Neue Formen und veränderte Ausgabezeitpunkte des Lawinenbulletins sowie verschiedener Zusatzpro-dukte. Die letzte, vollständig überarbeitete Ausgabe 2012 stand im Zusammenhang mit einer grundlegenden Erneuerung des Lawinenbulletins. In der vorliegenden Ausgabe 2013 waren nur kleine Anpassungen nötig. Grundlage aller Lawinenwarnprodukte des SLF bildet die seit dem Winter 1993/94 europaweit vereinheitlichte Lawinengefahrenskala mit fünf Gefahrenstufen. Sie hat sich auch in Übersee (Kanada, USA) mit kleinen Abweichungen etabliert. In die Interpretationshilfe nicht eingeschlossen sind die Informationsplattformen für Sicherheits-dienste wie IFKIS-InfoManager (Interkantonales Frühwarn- und Kriseninformationssystem) und GIN (Gemeinsame Informationsplattform für Naturgefahren) sowie dort enthaltene, nicht öffentli-che Spezialprodukte. Die Ausbildung dieser Benutzer wird in Kursen für Sicherheitsverantwortli-che des SLF vermittelt (weitere Informationen: www.slf.ch/dienstleistungen/events). Verbindlich ist nur die aktuellste Version der Interpretationshilfe. Diese ist auf der SLF-Homepage www.slf.ch verfügbar. Personen-, Funktions- und Berufsbezeichnungen in dieser Interpretationshilfe beziehen sich grund-sätzlich auf beide Geschlechter, soweit sich aus dem Sinn des Textes nicht etwas anderes ergibt. Der Begriff „Skifahrerlawine“ hat sich über die Jahre eingebürgert und wird in dieser Interpretati-onshilfe ebenfalls verwendet. Er umfasst nicht nur Lawinen, die Skifahrer im engeren Sinne betref-fen, sondern steht für alle von Schneesportlern (z.B. auch Snowboarder und Schneeschuhgeher) ausgelösten Lawinen.

2. Was ist ein Lawinenbulletin? Mit dem Lawinenbulletin (und weiteren Zusatzprodukten) orientiert das WSL-Institut für Schnee- und Lawinenforschung SLF die Öffentlichkeit über die Schnee- und Lawinensituation in den Schweizer Alpen. Der Inhalt des Lawinenbulletins hat den Charakter einer Warnung. Es erscheint in der Hauptsaison im Winter zwei Mal täglich und enthält als wichtigste Information zwei Mal pro Tag eine Prognose der Lawinengefahr für die Schweizer Alpen, Liechtenstein und fallweise für den Jura. Des Weiteren enthält das Lawinenbulletin Angaben über die lawinenrelevanten Einflüsse des Wetters und über die Beschaffenheit der Schneedecke. Diese Informationen dienen dem Nutzer als Grundlage für die Beurteilung. Eine eigenständige, lokale Einschätzung vor Ort kann die Informa-tion im Lawinenbulletin aber nicht ersetzen. Dafür sind die Angaben, entsprechend den limitierten Datengrundlagen, zu generell. Das Lawinenbulletin ist in der Hauptsaison immer gleich strukturiert. Die Gliederung der Inhalte folgt der „Informationspyramide“ (vgl. Abbildung 1), d.h. das Wichtigste kommt zuerst (Gefahren-stufe), dann folgen Angaben über die Gefahrenstellen (Kernzone), der Gefahrenbeschrieb, Informa-tionen über die Schneedecke und das Wetter. Schliesslich können auch Messdaten abgefragt werden. Vereinheitlichte Begriffe vereinfachen das Verständnis und die Umsetzung.

Lawinenbulletin und weitere SLF – Produkte

6

Abb. 1: Die Inhalte des Lawinenbulletins sind gemäss der Informationspyramide gegliedert: Das Wichtigste kommt zuerst. Mit jeder weiteren Ebene nimmt die Detailliertheit der Information zu.

3. Zielpublikum Das Lawinenbulletin richtet sich an alle, die im winterlichen Gebirge in Beruf oder Freizeit der Lawinengefahr ausgesetzt, und/oder für die Sicherheit von Dritten zuständig sind. Dazu gehören zum Beispiel:

• Lawinendienste und Lawinenkommissionen von Gemeinden und Tiefbauämtern, Sicherungsdienste von Bergbahnen

• Angehörige der Rettungsdienste, der Polizei sowie der Armee • Bergführer, Schneesportlehrer und Tourenleiter • Bewohner von Siedlungen in den Bergen • Ski- und Snowboardfahrer • Tourenskifahrer, Schneeschuhwanderer • Bergsteiger und Eiskletterer • weitere Schneesportler

Das langjährige Mittel der Lawinenopfer pro Jahr beträgt in der Schweiz 25 Personen. Unfallanaly-sen zeigen, dass die meisten Lawinenopfer im „freien Gelände“ meist beim Ausüben ihrer Freizeit-beschäftigung mit Ski oder Snowboard, beim Bergsteigen o.ä. Schaden nehmen. Ihr Anteil bei den Todesopfern betrug zwischen 2002/03 bis 2011/12 über 90%. Von diesen lösten rund 90% die La-wine selbst aus oder diese wurde durch ein anderes Mitglied derselben Gruppe ausgelöst. Bei relativ stabiler Schnee- und Lawinensituation fallen die Hinweise für z.B. Skitourenfahrer aus-führlicher aus als jene für die lokalen Lawinendienste. Ab Gefahrenstufe 3 (erhebliche Lawinenge-fahr) werden Empfehlungen für die Lawinensicherungsdienste häufiger. Vor allem bei sehr grosser Lawinengefahr (Stufe 5), wenn Schneesportaktivitäten im freien Gelände ohnehin sehr einge-schränkt sind, fallen die Empfehlungen für die Lawinensicherungsdienste umfangreich aus.

4. Ausgabestelle, Ausgabehäufigkeit und Gültigkeit

4.1 Ausgabestelle Die Redaktion des schweizerischen Lawinenbulletins erfolgt am WSL-Institut für Schnee- und Lawinenforschung SLF in Davos. Dafür verantwortlich ist der Lawinenwarndienst.

Lawinenbulletin und weitere SLF - Produkte

7

4.2 Ausgabehäufigkeit und Gültigkeit Der Lawinenwarndienst verfolgt die Wetter-, Schnee- und Lawinensituation über das ganze Jahr. Die Ausgabehäufigkeit und die Inhalte des Lawinenbulletins richten sich nach den saisonalen Ge-gebenheiten. 4.2.1 Winter Im Winter besteht das Lawinenbulletin aus zwei Teilen: 1. Gefahrenkarte inkl. Gefahrenbeschrieb: Dieser Teil des Lawinenbulletins wird zweimal am Tag in vier Sprachen (deutsch, französisch, italienisch, englisch) herausgegeben. Die Ausgabe von 17 Uhr prognostiziert die Lawinengefahr für die nächsten 24 Stunden, also bis am Folgetag um 17 Uhr. Morgens um 8 Uhr erfolgt eine Neueinschätzung, ebenfalls viersprachig (deutsch, französisch, ita-lienisch, englisch), gültig bis abends um 17 Uhr. Prinzipiell ist die Herausgabe einer Einschätzung der Lawinengefahr auch zu anderen Zeitpunkten möglich. Davon wird aber nur selten Gebrauch gemacht. 2. Informationen zu Schneedecke und Wetter: Dieser Teil des Lawinenbulletins wird nur am Abend erstellt. Er wird um 17 Uhr auf Deutsch und um ca. 18 Uhr auf Französisch, Italienisch und Englisch publiziert und ist jeweils bis am Folgetag um 17 Uhr, respektive 18 Uhr gültig. 4.2.2 Winterrandmonate In der Regel wird so lange ein Lawinenbulletin mit Gefahrenkarte publiziert, wie die Datengrund-lage (vgl. Kapitel 5) für eine detaillierte Einschätzung der Gefahr inklusive Gefahrenstufen genügt. In der Übergangszeit vom Herbst in den Winter (typischerweise Ende November bis Anfang De-zember) und vom Frühjahr in den Sommer (typischerweise Ende April bis Anfang Mai) wird das Lawinenbulletin nur abends herausgegeben. Format und Inhalt sind gleich wie im Winter. Das La-winenbulletin kann mehrere Tage gültig sein, am letzen Gültigkeitstag jeweils bis um 17 Uhr. Die Herausgabe von Bulletins mit Gefahrenkarte und die Ausgabefrequenz richten sich vor allem nach:

• Informationsdichte: Die SLF-Beobachter sind vom 1. November bis 30. April täglich im Einsatz. In den übrigen Monaten sind Beobachtungen aus dem Gelände spärlicher vorhan-den, auch weil generell weniger Schneesportler unterwegs sind. Informationen werden dann meist nach Bedarf und Möglichkeit telefonisch eingeholt. Teilweise können Beobachter erst nach dem 1. November mit der Inbetriebnahme von Bergbahnen ihren Dienst aufnehmen resp. müssen ihn vor dem 30. April bei Wintersaisonende aufgeben. Auf die Messnetze der automatischen Stationen kann hingegen auch im Sommer zurückgegriffen werden.

• Bedarf: Eine gute Schneelage in weiten Teilen der Schweizer Alpen oder die Saisoneröff-nung der Bergbahnen erhöhen den Bedarf an täglichen Lawinenbulletins.

4.2.3 Sommer und Herbst Vom Frühsommer bis in den Spätherbst erscheinen nur bei grossen Schneefällen situationsbezoge-ne Lawinenbulletins in Textform und meist ohne Verwendung von Gefahrenstufen. Im Spätherbst erscheinen die Bulletins je nach Schnee- und Informationslage. Die Lawinenbulletins werden je-weils abends um 17 Uhr (deutsch, ca. 18 Uhr französisch, italienisch und englisch) publiziert und sind einen oder mehrere Tage gültig, am letzen Gültigkeitstag jeweils bis um 17 Uhr. Die Kriterien für die Publikation eines Lawinenbulletins sind erfüllt, wenn die prognostizierte Neu-schneemenge pro Niederschlagsereignis (im Normalfall 1 - 3 Tage) einen der folgenden Werte er-reicht:

Lawinenbulletin und weitere SLF – Produkte

8

• 20 cm auf 2000 m oder • 40 cm auf 2500 m oder • 60 cm auf 3000 m oder • 80 cm auf 3500 m Dabei handelt es sich um Richtwerte. Diese können in Abhängigkeit von Wind, Temperatur sowie Ausdehnung und Eigenschaften der bereits vorhandenen Schneedecke variieren. Das Schneefaller-eignis muss mindestens ein ganzes Gebirgsmassiv betreffen. Lokale Schneefälle, z.B. durch ein-zelne Gewitterzellen, werden nicht berücksichtigt.

5. Grundlagen für die Ausarbeitung des Lawinenbulletins Dem Lawinenwarndienst stehen verschiedene Grundlagen zur Ausarbeitung des Lawinenbulletins zur Verfügung:

• ca. 210 Beobachter mit verschiedenen Messprogrammen (Messen, Beobachten, Beurteilen) mit Meldetermin zwischen 6 und 8 Uhr am Morgen resp. teilweise mittags.

• ca. 100 automatische Messstationen (Interkantonales Mess- und Informationssystem (IMIS) sowie der Zugriff auf die Daten weiterer ca. 80 SwissMetNet-Stationen (automatisches Messnetz) der MeteoSchweiz

• alle zwei Wochen je ca. 40 Flachfeldprofile sowie Hangprofile mit Stabilitätstests • Prognoseprodukte von MeteoSchweiz und weiterer Wetterdienste • Meldungen von Lawinen(auslösungen) durch Skitourenfahrer u.a. (vgl. Kapitel 15). • Rückmeldungen zur Beurteilung der Lawinengefahr durch Skitourenfahrer u.a. (vgl. Kapitel

15). Vier typische Beobachtergruppen sind „Vergleichsstationsbeobachter“, „Regionale Beobachter“, „mAvalanche-Beobachter“ und „Messstellenbeobachter“. Auf den „Vergleichsstationen“ (vgl. Anhang 7) werden von den Beobachtern die wichtigsten Wetterverhältnisse (u.a. Niederschlag, Bewölkung) und auf einem fixen Messfeld Schneecharakteristika (Neuschnee, Gesamtschneehöhe, Einsinktiefe, Dichte des Neuschnees, Oberflächenbeschaffenheit) ermittelt, während die „Regiona-len Beobachter“ ohne fixes Messfeld ähnliche Grössen innerhalb ihres Gebietes schätzen. Vertre-ter beider Gruppen melden zudem Beobachtungen (z.B. Lawinenabgänge, Alarmzeichen) und eine Einschätzung der Lawinengefahr. „mAvalanche-Beobachter“ sind Bergführer, welche auf Touren mit Gästen Beobachtungen und Einschätzungen bis 15 Uhr dem Lawinenwarndienst melden. Diese Meldungen werden über eine App eingegeben und übermittelt. Im Zentrum stehen Beobachtungen zu Neuschnee, Alarmzeichen, Lawinen etc. sowie eine aktuelle Einschätzung der Lawinengefahr. Im Gegensatz zu allen anderen Beobachtertypen bewegen sich diese Beobachter völlig frei in den Schweizer Alpen. Auf den „Messstellen“ werden lediglich Neuschnee und Schneehöhe gemessen. Diese Daten dienen vor allem klimatologischen und hydrologischen Zwecken (langjährige Mess-reihen). Die Beobachter sind über das ganze schweizerische Alpengebiet verteilt und ihre Mess- und Beo-bachtungsstandorte liegen meist im Höhenbereich von 1000 bis 2700 m ü.M.; v.a. mAvalanche-Beobachter bewegen sich auch in höheren Lagen, Messstellen befinden sich auch in tieferen La-gen. Auch die stündlich resp. halbstündlich verfügbaren Messungen der verschiedenen, in Zusammen-arbeit mit den verantwortlichen Stellen der Gebirgskantone errichteten „automatischen Schnee-messstationen“ des IMIS-Netzes (Interkantonales Mess- und Informationssystem) sowie der automatischen SwissMetNet Stationen der MeteoSchweiz sind von grossem Nutzen für die Beur-teilung der Lawinengefahr (Anhang 8: Karte mit den SwissMetNet/IMIS-Stationen). Neben den täglichen Daten sind auch die je ca. 40 Hang- und Flachfeldprofile, die alle 14 Tage über den gesamten schweizerischen Alpenraum verteilt erstellten werden, eine wichtige Grundlage.

Lawinenbulletin und weitere SLF - Produkte

9

Sie werden von Beobachtern entweder in den flachen Versuchsfeldern oder an aussagekräftigen Testhängen als Hangprofile mit Stabilitätstest (Rutschblocktest) erhoben. Für die Beurteilung der kurzfristigen Wetterentwicklung stehen verschiedene „Prognose-Produkte“ der MeteoSchweiz und des europäischen Zentrums für Mittelfristvorhersagen sowie bei Bedarf weitere Produkte anderer Anbieter zur Verfügung. Zur besseren Beurteilung in den Grenzregionen findet ein regelmässiger Austausch mit den Lawi-nenwarndiensten in den Nachbarländern statt (www.lawinen.org).

6. Inhalt und Darstellungsformen des Lawinenbulletins Das Lawinenbulletin ist für die Hauptabfragekanäle Internet und Smartphone optimiert. Zudem ist das Lawinenbulletin auch in verschiedenen druckbaren Versionen verfügbar. Die Abschnitte „Flash“ und „Lawinengefahr“ werden mit einem Satzkatalog aus vordefinierten Satzteilen zusammengesetzt und sind deshalb sofort in allen Sprachen verfügbar. Somit ist auch am Morgen die Publikation dieser Inhalte in allen Sprachen möglich.

6.1 Inhalte des Lawinenbulletins Im Folgenden sind die Inhalte des Lawinenbulletins im Winter beschrieben. Die Sommerbulletins sind in Abschnitt 6.4 erläutert. 6.1.1 "Flash" Im "Flash" wird ganz kurz auf das Wesentlichste der Lawinensituation aufmerksam gemacht. 6.1.2 Lawinengefahr Die Beschreibung der Lawinengefahr ist der wichtigste Inhalt des Lawinenbulletins. Sie enthält die für den entsprechenden Zeitraum gültige Prognose. Gebiete mit gleicher Gefahrenstufe und densel-ben, besonders kritischen Geländeteilen (Kernzone, vgl. Kapitel 10.6) werden zusammengefasst. Gebiete mit gleicher Gefahrenstufe, aber unterschiedlicher Kernzone (z.B. unterschiedlicher Hö-henlage oder Exposition) werden unterschieden. Die „Lawinengefahr“ kann noch weiter spezifi-ziert werden, wie z.B. Gefahr für „trockene Lawinen“, Gefahr für „nasse Lawinen im Tagesverlauf“ oder Gefahr für „Gleitschneelawinen“. Die Beschreibung der Lawinengefahr um-fasst:

• Gefahrenstufe Für die Beschreibung der Gefahrenstufen wird die fünfteilige, europäische Lawinengefah-renstufenskala (vgl. Anhang 1) verwendet: gering (Stufe 1), mässig (Stufe 2), erheblich (Stufe 3), gross (Stufe 4) und sehr gross (Stufe 5).

• Muster (vgl. Anhang 20) Die Lawinensituation wird einem oder mehreren "Mustern" zugeordnet. Dies dient der Ori-entierung und hilft zu erkennen, welchem „Hauptproblem“ die Aufmerksamkeit gilt. Es werden im Lawinenbulletin folgende Muster unterschieden: - Neuschnee - Triebschnee (vom Wind verfrachteter Schnee) - Altschnee (Bruch innerhalb der Altschneedecke) - Nassschnee, wobei unterschieden wird in:

- nasse Lawinen - nasse Lawinen im Tagesverlauf - Gleitschneelawinen

- günstige Lawinensituation (kein anderes Muster, Stufe 1 (gering)) • Gefahrenstellen, Kernzone

Meistens werden die besonders kritischen Stellen, d.h. die Geländeabschnitte, wo die Ge-

Lawinenbulletin und weitere SLF – Produkte

10

fahr besonders ausgeprägt ist, grafisch dargestellt (auch auf der Gefahrenkarte) und in ei-nem Text beschrieben. Detailliertere Informationen zu Gefahrenstellen und Kernzonen sind in Kapitel 10 zu finden.

• Gefahrenbeschrieb In diesem Abschnitt wird die Gefahr, die in der Gefahrenkarte dargestellt ist, genauer be-schrieben. Der Gefahrenbeschrieb kann unter anderem Angaben zur Auslösebereitschaft und Grösse der zu erwartenden Lawinen oder zum Schneedeckenaufbau etwa zur Lage von Schwachschichten innerhalb der Schneedecke enthalten. Bei Bedarf werden an dieser Stelle spezielle Hinweise (vgl. Kapitel 11) für die unterschiedlichen Benutzer gegeben.

• Weitere Gefahr Bei Bedarf kann unterhalb der Hauptgefahr eine weitere Gefahr beschrieben werden. Falls z.B. neben trockenen Lawinen auch nasse Lawinen zu erwarten sind, findet man hier einen entsprechenden Hinweis. Bilden aber Nassschneelawinen die Hauptgefahrenquelle, so er-scheint die Nassschneelawinengefahr in der Gefahrenkarte und im Gefahrenbeschrieb. In diesem Fall kann z.B. die Gefahr von trockenen Lawinen unter „weitere Gefahr“ erwähnt werden. Bis auf die fehlende grafische Darstellung der besonders kritischen Stellen erfolgt die Beschreibung der weiteren Gefahr mit demselben Schema wie bei der Beschreibung der Hauptgefahr. Bei Doppelkarten (vgl. Kapitel 9) wird pro Gefahrenkarte nur die Hauptge-fahr beschrieben.

• Bemerkungen Der Abschnitt „Bemerkungen“ erlaubt bei Bedarf zusätzliche Informationen an den Benut-zer weiter zu geben, wie z.B. eine weitere Gefahrenquelle oder eine besonders unsichere Wetterentwicklung.

6.1.3 Schneedecke und Wetter, Tendenz Die Schneedecke ist der wichtigste, lawinenbildende Faktor. Im Abschnitt „Schneedecke“ werden die für die Situation charakteristischen Eigenschaften des Schneedeckenaufbaus beschrieben. Die Beschreibung ist generell und umfasst meist sowohl den Aufbau als auch die Stabilität der Schnee-decke. Der Schneedeckenaufbau wird durch die Schichtung der Schneedecke und die strukturellen Eigenschaften der einzelnen Schichten (Kornformen, Korngrössen, Härten) bestimmt. Die Schnee-deckenstabilität ist ein Mass dafür, wie leicht Lawinen ausgelöst werden können oder spontan abgehen. Der Schneedeckenaufbau bestimmt die Stabilität der Schneedecke. In diesem Abschnitt wird fallweise auch die beobachtete Lawinenaktivität beschrieben. Das Wetter beeinflusst die Schneedecke und damit die Entwicklung der Lawinengefahr direkt und entscheidend. Im Abschnitt „Wetter“ werden die, für die Entwicklung der Lawinengefahr wichti-gen Faktoren beschrieben. Typischerweise betrifft dies Neuschnee (oder Regen), Lufttemperatur und Wind sowie auch die Bewölkungsverhältnisse. Im ersten Teil wird das Wetter der unmittelba-ren Vergangenheit (mindestens für den laufenden Tag), im zweiten Teil die Wetterentwicklung für den Gültigkeits-Zeitraum des Lawinenbulletins beschrieben. In der Gefahrenbeurteilung wird von diesem Wetterverlauf ausgegangen. Tritt die prognostizierte Wetterentwicklung nicht ein, kann sich das auch auf die Lawinengefahr auswirken. In der Tendenz wird basierend auf der Mittelfristprognose für das Wetter die ungefähre Entwick-lung der Lawinengefahr für die zwei Tage, welche an die Gültigkeitsdauer anschliessen, abge-schätzt.

6.2 Das interaktive Lawinenbulletin im Internet und in der App (iPhone und Android) Die Funktionsweisen im Internet und in der App sind vergleichbar, weshalb die folgende Beschrei-bung für beide Abfragekanäle gilt (Aktionen für die App stehen in Klammer).

Lawinenbulletin und weitere SLF - Produkte

11

6.2.1 Überschrift Die Überschrift umfasst Angaben über die Gültigkeit (Tag, Zeitpunkt der Aktualisierung, nächster Update) sowie den „Flash“. 6.2.2 Interaktive Gefahrenkarte Die interaktive Gefahrenkarte unter dem Reiter „Lawinengefahr“ beinhaltet die Einschätzung der Lawinengefahr für die Schweizer Alpen, Liechtenstein und fallweise für den Jura. Sie besteht aus der Gefahrenstufe und der grafischen Darstellung von Exposition und Höhenlage des besonders kritischen Geländes. Zur besseren Orientierung ist die Karte zoombar. Mit gedrückter Maustaste (resp. durch Fingerstrich) kann die gezoomte Karte verschoben werden. Über die interaktive Gefahrenkarte können die Gefahrenbeschriebe abgefragt werden. Fährt man mit der Maus über die Karte (tippt man die Karte an), verbleibt die aktivierte Einschätzung in vol-ler Farbe, alle anderen werden abgeschwächt. Per Mausklick auf die Karte (per Tip auf „Details“) erscheint in einem zusätzlichen Fenster der vollständige Gefahrenbeschrieb der betreffenden Ein-schätzung (Gefahrenstufe, Gefahrenstellen (wenn vorhanden), Gefahrenbeschrieb), weitere Gefahr (wenn vorhanden) und Bemerkung (wenn vorhanden). Das Lawinenbulletin kann eine oder zwei Gefahrenkarten enthalten. Sind zwei Karten vorhanden (z.B. bei einem tageszeitlichen Anstieg der Lawinengefahr), so muss dieser Vorgang nacheinander für beide Karten durchgeführt werden. Am Ende des Gefahrenbeschriebes wird jeweils auf die an-dere Karte aufmerksam gemacht. Bei Gefahrenkarten für nasse Lawinen und für Gleitschneelawi-nen sowie allgemein bei geringer Lawinengefahr (Stufe 1) erscheint meist keine Angabe über die Exposition und Höhenlage auf der Karte. 6.2.3 Schneedecke und Wetter Unter dem Reiter „Schneedecke und Wetter“ gelangt man zu den, in Kapitel 6.1.3. beschriebenen Inhalten. Da in den Sprachen Französisch, Italienisch und Englisch zwischen dem Publikations-zeitpunkt von Gefahrenkarte und -beschreibung und der Publikation von „Schneedecke und Wet-ter“ aufgrund der Übersetzung rund eine Stunde Zeit vergeht, wird diese Zeit mit einem Platzhalter überbrückt. Bei Bedarf können die Angaben aus dem letzten Lawinenbulletin im Archiv eingese-hen werden. 6.2.4 Crosslinkspalte Über die blaue Crosslinkspalte auf der rechten Seite der Website gelangt man zu weiteren Inhalten, welche die Informationen im Lawinenbulletin ergänzen und unterstützen. Unter anderem gelangt man hier auch zu den „Printprodukten“ (vgl. Kapitel 6.3).

6.3 Lawinenbulletins zum Drucken Weil das interaktive Bulletin nicht zum Drucken geeignet ist, werden verschiedene Druckprodukte erstellt:

• Gefahrenkarte Schweiz • Gefahrengebiete einzeln, inkl. Gefahrenbeschrieb • Schneedecke und Wetter • Komplettes Lawinenbulletin • Gefahrenkarten Regional

Die Druckprodukte werden aus den Inhalten des interaktiven Lawinenbulletins erstellt. Auf allen Druckprodukten befinden sich Zeitangaben zur Gültigkeit, zur Ausgabe und wann die Information erneuert wird (Update) sowie der "Flash". Die einzelnen Produkte beinhalten folgendes:

Lawinenbulletin und weitere SLF – Produkte

12

6.3.1 Gefahrenkarte Die Gefahrenkarte beinhaltet alle, mit einer Gefahrenstufe eingeschätzten Gebiete sowie graphi-sche Angaben über die Expositionen und Höhenlagen, in denen die Gefahr besonders ausgeprägt ist. Unter „Gefahrengebiete einzeln“ kann die Gefahrenkarte Schweiz mit jeweils einem Gefahren-beschrieb für ein Gefahrengebiet ausgedruckt werden. Besteht das Lawinenbulletin aus zwei Ge-fahrenkarten, müssen beide Karten einzeln ausgedruckt werden. 6.3.2 Schneedecke und Wetter Die in Kapitel 6.1.3 beschriebenen Inhalte zu Schneedecke und Wetter können separat von den Gefahrenkarten ausgedruckt werden. Aufgrund der Verzögerung durch die Übersetzung erscheint „Schneedecke und Wetter“ in den Sprachen Französisch, Italienisch und Englisch am Abend eine gute Stunde nach der Publikation der Gefahrenkarten, also bis um ca. 18 Uhr. 6.3.3 Komplettes Lawinenbulletin Unter „Komplettes Lawinenbulletin“ ist das gesamte Lawinenbulletin ausdruckbar, bestehend aus Gefahrenkarte Schweiz, den Gefahrenbeschrieben aller Gefahrengebiete und der Information zu Schneedecke und Wetter. Aufgrund der Übersetzung von „Schneedecke und Wetter“ erscheint das "Komplette Lawinenbulletin" in den Sprachen Französisch, Italienisch und Englisch am Abend eine gute Stunde nach der Publikation der Gefahrenkarten, also bis um ca. 18 Uhr. Am Morgen erscheint das "Komplette Bulletin" in allen Sprachen gleichzeitig um 8 Uhr. 6.3.4 Gefahrenkarte Regional „Gefahrenkarte Regional“ (vgl. Anhang 5.3) ersetzt die bis zum Winter 2011/12 publizierten „Re-gionalen Lawinenbulletins“ und eignet sich z.B. zum Aushängen an Freeride-Checkpoints bei Bergbahnen. Auf einer Karte kann die gewünschte Warnregion (kleinste Einheit in der Gebietsein-teilung) ausgewählt werden. Das Druckprodukt enthält dann die, zum ausgewählten Gebiet passen-de Regionale Karte (Berner und Freiburger Alpen, Zentraler Alpennordhang, Unterwallis und Waadtländer Alpen, Oberwallis, Nord- und Mittelbünden, Tessin und Moesano, Engadin und Süd-täler, Jura), wobei auch der Gefahrenbeschrieb für das betreffende Gebiet abgedruckt wird. Die Gefahrenstufen der benachbarten Gebiete sind sichtbar, aber nicht weiter beschrieben. Wer regelmässig eine Gefahrenkarte für das gleiche Teilgebiet benötigt (z.B. für Berghütte, Skige-biet), setzt am besten ein Bookmark ( Anleitung „immer dasselbe Gebiet auswählen“). 6.4 Lawinenbulletins im Sommer und Herbst Im Sommer und im Herbst erscheinen Lawinenbulletins situationsbezogen und ohne Gefahrenkarte (vgl. Kapitel 4.2.3). Neben der Online-Publikation erscheinen auch im Sommer Druckprodukte. Das Bulletin kann für einen oder mehrere Tage gültig sein. Die jeweilige Gültigkeitsdauer ist an-gegeben. Folgende Inhalte sind vorgesehen: 6.4.1 Überschrift In der Überschrift sind Zeitangaben zur Gültigkeit, zur Ausgabe und wann die Information erneuert wird (Update) sowie ein Kurztitel (Flash) untergebracht. 6.4.2 Lawinengefahr In diesem Abschnitt wird die Lawinensituation in genereller Form beschrieben. Gefahrenstufen werden im Sommer in der Regel keine publiziert, da für eine detaillierte Einschätzung meist zu wenig Informationen vorliegen.

Lawinenbulletin und weitere SLF - Produkte

13

6.4.3 Schnee und Wetter Die Inhalte in „Schnee und Wetter“ entsprechen im Wesentlichen dem Kapitel 6.1.3, die Angaben zum Schneedeckenaufbau sind aber weniger detailliert als im Winter. 6.4.4 Tendenz Die Tendenz beschreibt die Entwicklung von Wetter und Lawinengefahr in Kurzform für die zwei Tage, welche an die Gültigkeitsdauer anschliessen. 6.4.5 Information Unter „Information“ können allgemeine Angaben erfolgen wie z.B. der Hinweis auf den SMS-Dienst „SLF Sommer“ (vgl. Kapitel 14).

6.5 Icon-Karte Für eine deutlich vereinfachte Übersicht in Printmedien oder für Internetseiten steht die Icon-Karte zur Verfügung (Anhang 6). Bei der Verwendung von zwei Gefahrenkarten wird in einer Icon-Karte jeweils die höhere Gefahr dargestellt. Der häufigste Fall ist die Frühjahrssituation, wobei in den meisten Fällen die höhere Gefahr der Lawinengefahr am Nachmittag entspricht.

7. Möglichkeiten und Grenzen des Lawinenbulletins Sowohl die Prognose des Wetters als auch die unter anderem darauf aufbauende Prognose der La-winengefahr können grundsätzlich fehlerbehaftet sein. Dies liegt in der Natur einer Prognose. Die Verbindung zwischen regionaler Gefahrenstufe, möglicher Lawinenaktivität und entspre-chenden Auswirkungen (mit allenfalls daraus sich ergebenden Massnahmen) muss durch den Benutzer des Lawinenbulletins vor Ort hergestellt werden. In zeitlich rasch wechselnden Wet-tersituationen ist es nicht möglich, der Entwicklung der Lawinengefahr räumlich und zeitlich voll-auf gerecht zu werden. Die Formulierung im Lawinenbulletin ist generell. Die lokalen Verhältnisse, können in den Bul-letins nicht beurteilt werden, und schon gar nicht ein einzelner Hang. Deshalb müssen sich Schneesportler und Sicherheitsverantwortliche für die lokale Beurteilung zusätzlich auf eigene Be-urteilungsmethoden stützen. Darunter fallen, z.B. lokale Wetter-, Schnee- und Lawinenbeobach-tungen, Schneedeckenuntersuchungen, Kartenstudium, Hangbeurteilung vor Ort, sowie individuelle Risikoüberlegungen. Sicherheitsdiensten stehen eventuell auch Resultate der künstli-chen Lawinenauslösung zur Verfügung. In jede Entscheidung sollten alle zur Verfügung stehenden Informationen einfliessen. Dabei haben die Informationen ein besonderes Gewicht, die auf instabi-le Verhältnisse schliessen lassen. Im Lawinenbulletin werden nur die Verhältnisse ausserhalb der durch die lokalen (Bergbahn-) Si-cherungsdienste gesicherten Zonen, das heisst ausserhalb der kontrollierten Abfahrten und Pis-ten, kommentiert. Im Lawinenbulletin können diejenigen Hangbereiche angegeben sein, in denen mit besonders kriti-schen Stellen zu rechnen ist. Mit Hilfe der vorhandenen Datengrundlagen kann allerdings nur die regionale Lawinengefahr erfasst werden. Kleinflächige Detailinformationen können nicht wie-dergegeben werden. Zu beachten ist weiterhin, dass die Informationsdichte in mittleren und hohen Lagen am grössten ist und im Hochgebirge am kleinsten. Demzufolge erfordern Aussagen zum Hochgebirge beson-dere Überprüfung.

Lawinenbulletin und weitere SLF – Produkte

14

Das SLF behält sich ausdrücklich vor, jederzeit Inhalte ohne Ankündigung ganz oder teilweise zu ändern, zu löschen, oder zeitweise nicht zu veröffentlichen.

8. Lawinengefahrenbegriffe

8.1 Definition der Lawinengefahr Unter „Gefahr“ versteht man ganz allgemein einen potenziell ablaufenden gefährlichen Prozess, wie z.B. ein Erdbeben, eine Flutwelle, einen Murgang oder eben eine Lawine. Diese Gefahr, diesen gefährlichen Prozess, beschreibt man durch die Eintretenswahrscheinlichkeit und durch die erwar-tete Grösse eines Ereignisses. Der Begriff „Gefahr“ sagt jedoch nichts darüber aus, ob der Vorgang im Speziellen auch eintritt und im einzelnen Fall tatsächlich zu einem Schaden an Menschen oder Sachwerten führt. Das effektive Eintreten eines Schadens hängt davon ab, ob sich zum Zeitpunkt des ablaufenden „gefährlichen Prozesses“ Menschen und/oder Sachwerte in dessen Wirkungsbe-reich (hier: in der Lawinenbahn) befinden. Bezogen auf die Lawinengefahr im Lawinenbulletin lässt sich folgende Definition ableiten: Mit der „Lawinengefahr“ wird die Eintretenswahr-scheinlichkeit und das mögliche Ausmass von Lawinen in einer Region umschrieben, wobei der genaue Auslösezeitpunkt und die eigentlichen Lawinenanrissflächen nicht genau be-stimmt werden können. Der Begriff „Risiko“, also die Wahrscheinlichkeit eines Schadens, setzt einerseits eine Gefahr, an-dererseits auch potentiell gefährdete Objekte voraus. Obwohl im Lawinenbulletin die Lawinenge-fahr und nicht das Lawinenrisiko beschrieben wird, sei im Folgenden kurz auf den Unterschied hingewiesen: Wenn in einem abgelegenen, unbewaldeten Gebirgstal, in dem sich keine Menschen oder Sachwer-te befinden, eine Lawine niedergeht, so besteht wohl Lawinengefahr, ein Lawinenrisiko ist an die-sem Ort aber nicht vorhanden. Stösst diese Lawine aber in ein besiedeltes Gebirgstal vor und gefährdet damit Menschen und Sachwerte, so besteht neben der Lawinengefahr in diesem Fall auch ein unter Umständen erhöhtes Lawinenrisiko. Mit „Lawinengefahr“ ist grundsätzlich die Möglichkeit des Eintrittes eines allenfalls schaden-verursachenden Lawinenereignisses gemeint. Der potentiell ablaufende Prozess steht im Vorder-grund. Ob und in welchem Ausmass ein Risiko besteht, hängt von den Örtlichkeiten und vom Ver-halten der Menschen ab. Bei Lawinen tritt eine entscheidende Besonderheit auf: Anders als bei der Flutwelle oder bei einem Erdbeben, kann der „gefährliche Prozess“ der Lawine durch den Einfluss des Menschen eingeleitet werden. Begeht jemand einen gefährlichen Hang, so kann die bestehende natürliche Lawinenabgangsbereitschaft mit dieser künstlichen Zusatzbelastung wesentlich erhöht werden (mehr als 90 Prozent der verschütteten Schneesportler lösten „ihre“ Schneebrettlawine sel-ber aus).

8.2 Schema der Lawinengefahrenstufen Im Lawinenbulletin wird seit Beginn im Jahre 1945 die Lawinengefahr klassifiziert, z.B. mit: „Es besteht eine grosse Lawinengefahr“, oder „Die Lawinengefahr ist momentan gering“. Der Grad der Lawinengefahr ist von mehreren Faktoren abhängig, nämlich:

• von der Schneedeckenstabilität, die unter anderem durch die Festigkeiten der einzelnen Schneeschichten und die Möglichkeit zur Bruchausbreitung bestimmt wird.

• von der Auslösewahrscheinlichkeit, die von der natürlichen Schneedeckenstabilität ab-hängt und durch menschliche Einwirkung (Schneesportler, Sprengungen usw.) erhöht wer-den kann. Die Auslösewahrscheinlichkeit (und damit die Lawinengefahr) ist gering, falls die Schneedeckenstabilität gross ist. Umgekehrt ist die Auslösewahrscheinlichkeit gross, falls die Schneedeckenstabilität gering ist.

Lawinenbulletin und weitere SLF - Produkte

15

• von der flächigen Verbreitung, beziehungsweise der Häufigkeit der kritischen Hangflä-chen.

• von der Grösse und vom Typ der zu erwartenden Lawinen bzw. von der Mächtigkeit der abgleitenden Schneeschichten (Lawinenvolumen)

Bei der Beurteilung der Lawinengefahr müssen somit die Auslösewahrscheinlichkeit, d.h. die Ein-tretenswahrscheinlichkeit eines potentiell ablaufenden gefährlichen Prozesses und das erwartete Lawinenausmass berücksichtigt werden. Viele Nassschneerutsche mit geringer Anrisshöhe aus einem felsigen Südhang stellen in der Regel eine tiefere Gefahr dar, als eine einzelne, trockene Schneebrettlawine mittlerer Grösse mit einer Anrissmächtigkeit von einem Meter.

8.3 Die Europäische Lawinengefahrenskala 8.3.1 Entstehung und Entwicklung Im April 1993 haben sich die Lawinenwarndienste der Alpenländer auf eine einheitliche, fünfteili-ge Europäische Lawinengefahrenskala geeinigt (nachdem früher in den einzelnen Ländern unter-schiedliche Gefahrenskalen mit unterschiedlicher Anzahl Gefahrenstufen (so z.B. in der Schweiz 7 Stufen oder in Frankreich 8 Stufen) und unterschiedliche Definitionen der einzelnen Gefahrenin-halte verwendet wurden). Seit diesem Zeitpunkt kann sich das Zielpublikum in allen Ländern auf dieselben Warnstufen abstützen, was einen grossen Vorteil bei Wintersportaktivitäten in Grenzge-bieten oder im Ausland darstellt. Nach Erfahrungen im täglichen Gebrauch wurden im Mai 1994 nochmals geringfügige Änderun-gen bei einzelnen Gefahrenstufen in den verschiedenen Sprachen vorgenommen, so dass ab diesem Zeitpunkt auch sinngemäss, unter Berücksichtigung des unterschiedlichen Sprachempfindens, mit einer einheitlichen Lösung gearbeitet werden konnte. Im Bestreben, die Informationen im Rahmen der Möglichkeiten weiter zu präzisieren, wurde von der Arbeitsgruppe der Europäischen Lawinenwarndienste die am häufigsten verwendeten Begriffe genauer definiert. Die Definitionen wurden am Treffen der Lawinenwarndienste im Mai 2003 ver-abschiedet und seither bei Bedarf angepasst. Sie werden im folgenden Abschnitt zum Teil erläutert und in einem separaten Glossar im Internet (www.lawinen.org) publiziert. 8.3.2 Verwendete Begriffe Im Anhang 1 (Europäische Lawinengefahrenskala mit Empfehlungen) ist in den ersten vier Spalten der heute europaweit gültige Text der Gefahrenskala abgedruckt. Die einheitliche Europäische La-winengefahrenskala weist fünf ungefähr exponentiell steigende Gefahrenstufen auf: gering - mäs-sig - erheblich - gross - sehr gross. Diese Gefahrenstufen werden durch die Schneedeckenstabilität und die Lawinen-Auslösewahrscheinlichkeit sowie die Verbreitung der Gefahrenstellen und die Lawinengrösse und -aktivität umschrieben. Die „Schneedeckenstabilität“ ist das Verhältnis der Schneedeckenfestigkeit zu den auftretenden Spannungen. Die Schneedeckenstabilität bildet die wesentliche Grundlage bei den Aussagen über die Lawinengefahr, weil sie die Lawinenauslösewahrscheinlichkeit direkt steuert. Zu beachten ist weiter, dass

• sich die Schneedecke durch Witterungseinflüsse und Umwandlungsprozesse verändert und damit auch die Stabilität ändert

• die Schneedecke zwar eine mehr oder weniger starke Variabilität aufweist, Schwachschich-ten aber häufig über eine grössere, für die Lawinenbildung relevante Fläche vorhanden sind und die Stabilität bestimmen.

Für die Abschätzung der Schneedeckenstabilität ist man deshalb auf Extrapolations- und Progno-semethoden angewiesen, z.B. auf die erwähnten Messungen in Messfeldern, Schneeprofilaufnah-men, Lawinenbeobachtungen und Schneedeckenstabilitätstests. Ganz allgemein gilt, dass bei guter Schneedeckenstabilität, d.h. bei grosser Festigkeit der Schnee-decke die Lawinengefahr gering ist. Umgekehrt muss bei schwacher Schneedeckenstabilität, d.h.

Lawinenbulletin und weitere SLF – Produkte

16

bei geringen Festigkeiten der Schneeschichten, mit einer erhöhten Lawinengefahr gerechnet wer-den. Im Lawinenbulletin können aus Gründen der Übersichtlichkeit meistens nur die Schneedeckensta-bilitäten in den besonders kritischen Geländeteilen angegeben werden. Das heisst: Aussagen zur Höhenlage, zur Exposition oder zur Geländeform beschränken sich auf besonders gefährliche Be-reiche. Die „Lawinen-Auslösewahrscheinlichkeit“ ist ein Wahrscheinlichkeitsmass, das direkt von der Schneedeckenstabilität abhängt. In der Europäischen Lawinengefahrenskala werden die einzelnen Gefahrenstufen mit den entsprechenden Auslösewahrscheinlichkeiten näher umschrieben. Dabei wird sowohl der Zustand ohne äusseren Einfluss (für spontane Lawinenabgänge) als auch das Ausmass der Lawinen-Auslösewahrscheinlichkeit bei Zusatzbelastung (durch Schneesportler, Sprengungen usw.) angegeben. Im speziellen wird ein Unterschied zwischen grosser und geringer Zusatzbelastung gemacht. Als grosse resp. geringe Zusatzbelastung gelten zum Beispiel die in Tabelle 1 erwähnten Belastungen. Tab. 1: Zusatzbelastungen Geringe Zusatzbelastung

• einzelner Skifahrer oder Snowboarder, sanft schwingend, nicht stürzend • Gruppe mit Entlastungsabständen (im Aufstieg mindestens 10 m, in der

Abfahrt mehr) • einzelner Schneeschuhgeher

Grosse Zusatzbelastung

• zwei oder mehrere Skifahrer oder Snowboarder ohne Entlastungsabstände (z.B. auch an einem Besammlungspunkt), oder ein Sturz)

• Pistenfahrzeug, Lawinensprengung, Eisschlag aus Gletscher Diese Angaben sind als Richtwerte zu verstehen und dürfen bei der Beurteilung nicht ausschliess-lich betrachtet und zu gross gewichtet werden. Folgende Punkte sind dabei speziell zu beachten:

• Die Lawinengefahr hängt nicht nur von der Auslösewahrscheinlichkeit, sondern auch von der Verbreitung der Gefahrenstellen ab.

• Die Tiefe der Schwachschichten in der Schneedecke sowie die Beschaffenheit der überla-gernden Schneeschichten sind mindestens so wichtig, wie die aufgebrachte Zusatzbelas-tung. So kann sich die Belastung durch einen Skifahrer von derjenigen eines Fussgängers unterscheiden. Während der Skifahrer eine grössere Fläche belastet, sinkt der Fussgänger weiter ein. Je nach Situation ist das eine oder das andere ungünstiger.

Für die Beschreibung der Lawinengrösse werden die Klassen verwendet, die in Tabelle 2 angege-ben sind (in Anlehnung an die kanadische Klassifikation für Lawinengrössen).

Lawinenbulletin und weitere SLF - Produkte

17

Tab. 2: Lawinengrössen

Klassifikation/ Grössenklasse

Schadenspotential- Klassifikation

Reichweiten- Klassifikation

Typische Länge und Volumen

Größe 1

"Rutsch" (sehr kleine

Lawine)

relativ harmlos für Personen, Ver-schüttung unwahrscheinlich (ausser bei ungünstigem Auslaufbereich, Absturzgefahr im extremen Gelände beachten)

kommt im Bereich des Steilhanges zum Stillstand

10 m 100 m3

Größe 2

kleine Lawine

Kann Personen verschütten, verlet-zen oder töten kann den Hangfuss erreichen 100 m

1000 m3

Größe 3

mittelgrosse Lawine

Kann Pkws verschütten und zerstö-ren, schwere Lkws beschädigen, kleine Gebäude zerstören und ein-zelne Bäume brechen.

kann flache Geländeteile (deutlich unter 30°) über eine Distanz von weniger als 50 m überwinden

mehrere 100 m 10‘000 m3

Größe 4

grosse Lawine

Kann schwere Lkws und Züge verschütten und zerstören. Kann größere Gebäude und kleine Wald-fläche zerstören.

Überwindet flachere Geländeteile (deutlich unter 30°) über eine Dis-tanz von mehr als 50 m. Kann den Talboden erreichen

ca. 1 – 2 km, 100‘000 m3

Größe 5

sehr grosse

Lawine

Kann die Landschaft verwüsten, katastrophales Zerstörungspotenzial möglich

erreicht den Talboden, größte be-kannte Lawinen

ca. 3 km > 100‘000 m3

Die typischen „Skifahrerlawinen“ sind „kleine bis mittelgrosse“ Lawinen. Sie sind im Mittel ins-gesamt 150 m lang und haben mit einer Anrissfläche von 50 m mal 80 m und einer mittleren An-rissmächtigkeit von rund 50 cm eine Kubatur von rund 2000 m3. Dies entspricht etwa 40 Tonnen. Bei grosser und sehr grosser Lawinengefahr können vereinzelt auch in mässig steilem Gelände, also im Hangneigungsbereich knapp unter 30 Grad, grosse oder sehr grosse Lawinen anbrechen. Diese Klassifikation dient vorrangig der Beschreibung der Lawinenaktivität.

9. Erklärungen zu den einzelnen Gefahrenstufen

9.1 Allgemeines Die Lawinengefahr steigt in der Lawinengefahrenskala von Stufe zu Stufe ungefähr exponentiell an. Dabei nimmt die Stabilität der Schneedecke ab (vgl. Abbildung 2) und die Anzahl der Gefah-renstellen im Gelände zu. Die Zusatzbelastung, die notwendig ist, um eine Auslösung einzuleiten, nimmt generell gesehen mit den höheren Stufen ab; umgekehrt nimmt die Lawinengrösse und -anzahl mit zunehmender Gefahrenstufe generell zu.

Lawinenbulletin und weitere SLF – Produkte

18

Abb. 2: Stabilitätsverteilung bei den Gefahrenstufen gering (Stufe 1) bis erheblich (Stufe 3). Mit zunehmender Gefah-renstufe nimmt der Anteil der Stellen mit schwacher Stabilität zu. Zu beachten ist auch der Anteil der Stellen mit schwacher Stabilität bei der Stufe mässig (Stufe 2).

Wenn sich die Gefahrenstufe im Laufe des Prognosetages verändert, so wird dies im Lawinenbulle-tin zum Ausdruck gebracht mit (Beispiele):

• „Die Gefahrenstufe erheblich (Stufe 3) wird erst im Laufe des Nachmittages erreicht.“ • „Die Gefahrenstufe gross (Stufe 4) wird schon im Laufe des Vormittages erreicht.“ • „Mit dem tageszeitlichen Anstieg der Lawinengefahr sind ab dem Mittag unterhalb von

rund 2400 m wieder Nassschneelawinen zu erwarten.“ In der Beschreibung der Lawinengefahr kann zwischen „Gefahrenbeschrieb“ und „Weitere Gefahr“ unterschieden werden.

• Bei einer Veränderung der Gefahrenstufe im Laufe des Tages orientieren sich die Gefah-renstufe im Lawinenbulletin und der Gefahrenbeschrieb an der Situation während des Vor-mittages. Die weitere Entwicklung (in der Regel ein Anstieg) wird im Text „Weitere Gefahr“ beschrieben.

• Weil die meisten Schadenlawinen als trockene Schneebrettlawinen entstehen, wird der Be-schreibung dieser Gefahr im Lawinenbulletin generell mehr Platz eingeräumt.

• In der typischen „Frühjahrssituation“, d.h. an Tagen mit einem deutlichen Anstieg der La-winengefahr im Laufe des Tages, wird mit zwei Karten sowohl die günstigere Vormittags-situation als auch die ungünstigere Situation mit dem tageszeitlichem Anstieg der Nassschneelawinengefahr dargestellt (vgl. Anhang 5).

Falls eine ausgeprägte Gefahr von Gleitschneelawinen vorhanden ist, und diese verbreitet höher ist als die Gefahr von trockenen Schneebrettlawinen, wird mit zwei Karten sowohl die Gefahr von trockenen Lawinen als auch die Gefahr von Gleitschneelawinen dargestellt. Zu beachten ist in die-sem Fall, dass die Gefahr von Gleitschneelawinen keinem Tagesgang unterworfen ist. Es sind also ganztags (auch am frühen Morgen) sowohl trockene Schneebrettlawinen als auch Gleitschneelawi-nen möglich. Die Häufigkeit der prognostizierten Gefahrenstufen während der Winter 1997/98 bis 2011/12 seit der Einführung des Lawinenbulletins als Prognose für den nächsten Tag) ist in der nachfolgenden Abbildung 3 dargestellt:

Lawinenbulletin und weitere SLF - Produkte

19

Abb. 3: Gefahrenstufenverteilung im Lawinenbulletin (Abendeinschätzung (17 Uhr) vom 01.12. bis 30.04.) vom Win-ter 1997/88 bis 2011/12 in Prozent.

9.2 Geringe Lawinengefahr (Stufe 1): Die Schneedecke ist allgemein gut verfestigt oder als Ganzes locker, wie dies im Hochwinter bei langen Schönwetterperioden und geringer Schneehöhe häufig ist. In beiden Fällen kann sich in der Schneedecke in der Regel ein Bruch nicht fortpflanzen. Deshalb ist die Schneedecke allgemein stabil (vgl. Abb. 2). Künstliche Auslösung von Lawinen ist an vereinzelten Stellen im extremen Steilgelände durch grosse Zusatzbelastungen möglich (z.B. durch Sprengungen oder durch Win-tersportgruppen). Eine Lawinenauslösung durch Personen ist nie ganz auszuschliessen. Die gefähr-lichen Zonen sind dabei aber selten, vorwiegend auf extremes Steilgelände beschränkt. Oft ist die Mitreiss- und Absturzgefahr im extremen Steilgelände grösser als die Gefahr einer Verschüttung. Spontane Lawinen treten kaum auf, sieht man von Rutschen oder kleinen Lawinen im Steilgelände ab. Rund fünf Prozent aller tödlichen Unfälle ereignen sich bei dieser Stufe.

9.3 Mässige Lawinengefahr (Stufe 2): Die Schneedecke ist an einigen Orten, die im Lawinenbulletin im Allgemeinen durch Höhenlage, Exposition oder Geländeform näher beschrieben sind, nur mässig verfestigt (vgl. Abb. 2). Es herr-schen also für den Schneesportler bei vorsichtiger Routenwahl mehrheitlich günstige Verhältnisse. Bei Schwachschichten tief in der Schneedecke können besonders mit grosser Zusatzbelastung (vgl. Kap. 8.3.2) an einigen Stellen mittelgrosse Lawinen ausgelöst werden. Besonders an schnee-armen Stellen ist eine Auslösung auch mit kleiner Zusatzbelastung (vgl. Kap. 8.3.2.) nicht auszu-schliessen. Häufiger sind solche Auslösungen im Zusammenhang mit frischen Triebschneeansammlungen, die zwar leicht auslösbar, aber in der Regel klein sind. Alarmzeichen wie Wummgeräusche sind vereinzelt möglich. Wenn spontane Lawinen auftreten, dann vor allem in Form von nassen Lawinen. Diese können vereinzelt mittlere Grösse annehmen. Grosse, spontane Lawinen sind nicht zu erwarten. Für Ver-kehrswege und Siedlungen besteht kaum eine Gefährdung durch spontane Lawinen. Es erübrigen sich meist auch Sicherungsaktionen im Bereich der kontrollierten Abfahrten. Rund ein Drittel aller tödlichen Unfälle ereignen sich bei dieser Stufe.

9.4 Erhebliche Lawinengefahr (Stufe 3): Die Schneedecke ist an vielen Hängen nur mässig bis schwach verfestigt (vgl. Abb. 2). Vor allem an den, im Lawinenbulletin erwähnten Steilhängen der angegebenen Expositionen und Höhenlagen ist schon bei geringer Zusatzbelastung (vgl. Kap. 8.3.2.) eine Auslösung möglich. Alarmzeichen

Lawinenbulletin und weitere SLF – Produkte

20

sind typisch, aber nicht immer vorhanden. Schneebrettlawinen können vereinzelt auch aus einer grösseren Distanz ausgelöst werden (Fernauslösung). Die Gefahr von spontanen Lawinenabgängen kann sehr unterschiedlich sein: Bei schwachem Schneedeckenaufbau und geringen Schneehöhen muss nur fallweise mit Lawinen mittleren Aus-masses gerechnet werden. Wird die Stufe bei Neuschneesituationen oder in Verbindung mit der (tageszeitlich bedingten) Erwärmung prognostiziert, sind vereinzelt auch grosse Abgänge möglich. Sicherheitsmassnahmen wie z.B. Sprengaktionen (v.a. bei Neuschnee) oder zeitlich befristetes Sperren (v.a. bei Erwärmung) exponierter Teile von Verkehrswegen und vor allem im Bereich der zu sichernden Schneesportabfahrten sind zu empfehlen. Touren und Abfahrten ausserhalb gesicher-ter Zonen erfordern Erfahrung und in der Lawinenausbildung erworbenes Beurteilungsvermögen. Steilhänge der angegebenen Exposition und Höhenlage sollten nach Möglichkeit gemieden wer-den. Rund die Hälfte aller tödlichen Unfälle ereignen sich bei dieser Stufe.

9.5 Grosse Lawinengefahr (Stufe 4): Die Schneedecke ist an den meisten Hängen schwach verfestigt. Auslösung ist bereits bei geringer Zusatzbelastung an zahlreichen Steilhängen wahrscheinlich. Alarmzeichen sind häufig. Spontane Lawinen und Fernauslösungen sind typisch. In gewissen Fällen, wenn die Lawinen nicht besonders gross sind, sind primär Schneesportler gefährdet. Häufig betrifft die Gefährdung aber Teile von Verkehrswegen oder Siedlungen. Je nach Situation (z.B. Schneedeckenaufbau, Neuschnee, Wind) sind nämlich viele spontane Lawinen mittlerer Grösse, vermehrt aber auch grosse Lawinen zu er-warten, die sich in der Regel an die bekannten Lawinenzüge halten. Exponierte Teile von Ver-kehrswegen und Siedlungen im Einflussbereich solcher Lawinen sind mehrheitlich gefährdet. Sicherheitsmassnahmen (wie z.B. Sprengungen oder Sperrungen) sind dort zu empfehlen. Die Ver-hältnisse für den Aufenthalt ausserhalb gesicherter Zonen sind ungünstig. Insbesondere Lawinen-auslaufbereiche müssen beachtet werden. Rund zehn Prozent aller tödlichen Unfälle ereignen sich bei dieser Stufe.

9.6 Sehr grosse Lawinengefahr (Stufe 5): Die Schneedecke ist allgemein schwach verfestigt und dadurch weitgehend instabil (wie z.B. bei grossen Neuschneemengen mit Bruch innerhalb des Neuschnees oder am Übergang zum Alt-schnee). Sie kann aber auch ausgedehnte, in der Schneedecke tief liegende Schwachschichten auf-weisen, die bei Auflast durch grosse Schneemassen brechen und zu grossen oder sehr grossen Lawinen führen. Viele grosse und mehrfach auch sehr grosse spontane Lawinen sind zu erwarten, auch im Bereich zu mässig steilem Gelände. Sie können auch wiederholt abgehen und sich neue Bahnen erschliessen. Umfangreiche Sicherheitsmassnahmen (Sperrungen, unter Umständen auch Evakuationen usw.) sind nötig. Solche Katastrophensituationen mit Gefahrenstufe 5 sind glückli-cherweise sehr selten. Touren sind dann nicht zu empfehlen und meist auch gar nicht möglich. Tödliche Unfälle ereigneten sich bei dieser Gefahrenstufe vor allem in Wintern mit Grosslawinen, wie z.B. 1951, 1968, 1975, 1984 oder 1999 und machen an der Gesamtzahl rund 1% aus.

10. Erklärungen zu den Gefahrenstellen

10.1 Allgemeines Bei der Ausarbeitung des Lawinenbulletins werden jeweils zusätzlich zur Gefahrenstufe die als kritisch erachteten Geländeteile erwähnt. Beispiel: „Gefahrenstellen befinden sich vor allem an Triebschneehängen der Expositionen West über Nord bis Südost oberhalb von etwa 2000 m“.

Lawinenbulletin und weitere SLF - Produkte

21

Als Grundlage für die Interpretation und im Sinne einer seriösen Tourenplanung, sollten Neigung, Exposition, Höhenlage und Hangform mit Hilfe der Landeskarten der Swisstopo im Massstab 1:25'000 bestimmt werden.

10.2 Hangneigung Die meisten Skifahrerlawinen ereignen sich bei Hangneigungen zwischen 35 und 40 Grad. Vor allem bei der Gefahrenstufe gross und sehr gross können vereinzelt Lawinen auch aus Gebieten mit einer Hangneigung von weniger als 30 Grad anreissen. Die Angabe der Hangneigungsklasse im Lawinenbulletin bedeutet, dass Hänge, welche mindestens dieser Neigung entsprechen, besonders kritisch sind. Im Lawinenbulletin werden folgende Hang-neigungen verwendet: mässig steil: flacher als 30° 3% der Skifahrerlawinen im langjährigen Mittel steil: steiler als 30° 97% der Skifahrerlawinen im langjährigen Mittel Diese Angabe wird im Lawinenbulletin am häufigsten ver-

wendet. sehr steil: steiler als 35° 82% der Skifahrerlawinen im langjährigen Mittel Diese Angabe kommt im Lawinenbulletin nur selten zur

Anwendung. extrem steil: steiler als 40° 43% der Skifahrerlawinen im langjährigen Mittel Diese sind meist auch bezüglich Geländeform, Kammnähe

oder Bodenbeschaffenheit besonders ungünstig. Diese An-gabe kommt vor allem im Zusammenhang mit der Gefahren-stufe „gering“ im Lawinenbulletin zur Anwendung.

Es ist naturbedingt, dass nicht von den exakten Werten (z.B. steiler als 35°) ausgegangen werden kann, sondern dass diese als Richtwerte gelten und Übergangsbereiche beachtet werden müssen.

10.3 Hangexposition Ein Nordhang fällt nach Norden ab. Stehen wir auf einem Berggipfel und blicken nach Norden (mittags mit der Sonne im Rücken), so liegt der Nordhang direkt vor und unter uns. Im Hochwinter liegen steilere Nordhänge über lange Zeit im Gebirgsschatten und erhalten deshalb keine direkte Sonneneinstrahlung. Setzung und Verfestigung schreiten hier üblicherweise nur langsam voran. Ein Südhang fällt nach Süden ab und bekommt deshalb auch im Hochwinter regelmässig Sonne, womit sich dort der Schnee meist schneller setzt und besser verfestigt. Am Morgen bescheint die Sonne zuerst die Osthänge. Die letzten Sonnenstrahlen fallen auf die Westhänge. Schattenseitige Hänge, auch „Schattenhänge“ genannt, sind im Hochwinter (bei tiefem Son-nenstand) mehr verbreitet als gegen das Frühjahr (bei steigendem Sonnenstand). Je nach Abschat-tung durch den Nahhorizont kommen sie in allen Expositionen, und nicht nur an Nordhängen vor. Entsprechend sind „stark besonnte Hänge“ oder „Sonnenhänge“ zu interpretieren. „Windexponierte Hänge“ liegen im Luv (auf der dem Wind zugekehrten Seite). Der Schnee wird dort meist weggeblasen. „Windschattenhänge“ liegen im Lee (auf der dem Wind abgekehrter Seite). Der im Luv wegge-blasene Schnee wird hier wieder abgelagert. Oft weisen diese Leehänge ein Mehrfaches der mittle-ren Schneehöhe auf und werden deshalb auch als „Triebschneehänge“ bezeichnet. Luv- und Leehänge sind nicht nur im Gipfelbereich zu beachten, sondern sind auch in gipfelfernen Hanglagen zu finden (z.B. an den Talflanken mit bevorzugter Windrichtung). Die Windrichtung kann dort, durch das Gelände abgelenkt, deutlich von der ungestörten Hauptwindrichtung abwei-chen.

Lawinenbulletin und weitere SLF – Produkte

22

„Kammnahe Steilhänge“ liegen in der Regel in Grat- und Gipfellagen, sind oft felsdurchsetzt und kommen in allen Expositionen vor.

10.4 Höhenlage Angaben über die besonders kritischen Höhenlagen erfolgen üblicherweise in Schritten von 200 m. Für trockene Lawinen wird meist die Meereshöhe angegeben, oberhalb der sie auftreten können. Bei nassen Lawinen wird die Meereshöhe erwähnt unterhalb welcher sie vorwiegend auftreten können. Formulierungen mit Höhenlagenbereichen, wie etwa „zwischen 2500 m und 3000 m“, werden eher selten verwendet. Folgende Begriffe werden im Lawinenbulletin häufig verwendet: - tiefe Lagen: Lagen unterhalb von etwa 1000 m - mittlere Lagen: Lagen zwischen etwa 1000 m und 2000 m - hohe Lagen: Lagen zwischen etwa 2000 m und 3000 m - Hochgebirge: Lagen oberhalb etwa 3000 m Auch die Waldgrenze wird als Referenz verwendet. Gemeint ist der Übergangsbereich vom wind-beruhigten Waldbestand zum offenen, windbeeinflussten, alpinen Gelände. Die Waldgrenze liegt am Übergang von mittleren zu hohen Lagen. Im zentralen Wallis und im Engadin liegt sie bei etwa 2200 m, inneralpin und am Alpensüdhang bei etwa 2000 m und in den Voralpen bei etwa 1800 m.

10.5 Weitere Begriffe zur Beschreibung besonders kritischer Geländeteile Im Zusammenhang mit der Bildung von frischem Triebschnee (während aktueller Verfrachtungs-periode) wird oft auch der Begriff „Triebschneehänge“ verwendet. Gemeint sind damit Steilhän-ge, in denen frischer Triebschnee abgelagert wird, der besonders kritisch ist (vgl. oben). Meist auch im Zusammenhang mit Triebschneeansammlungen kommt der Begriff „Rinnen und Mulden“ oder „Kammlagen“ im Lawinenbulletin vor. Wenn „Rinnen und Mulden“ oder „Kammlagen“ ausgeschieden werden, dann beschränken sich die Gefahrenstellen meist auf diese Geländeformen und sind daher dort relativ gut lokalisierbar und eher kleinräumig.

10.6 Anwendung im Lawinenbulletin Bezüglich der Verbreitung der Gefahrenstellen lässt sich folgende Reihenfolge ableiten: 1) Steilhänge:

Gefahrenstellen sind an allen Steilhängen der angegebenen Exposition und Höhenlage zu er-warten (auch Rinnen und Mulden sind betroffen).

2) Triebschneehänge: Gefahrenstellen sind vor allem an denjenigen Steilhängen der angegebenen Exposition und Höhenlage zu erwarten, wo die Schneedecke mit Triebschnee überlagert ist (inkl. Rinnen und Mulden, die mit Triebschnee gefüllt sind).

3) Rinnen und Mulden / Kammlagen: Gefahrenstellen liegen in der Regel vor allem in Rinnen und Mulden / Kammlagen der ange-gebenen Exposition und Höhenlage.

Wird beim Gebrauch der Begriffe „Triebschneehänge“ oder „Rinnen und Mulden / Kammlagen“ keine Hangsteilheit angegeben, so ist generell von „steilen“ „Triebschneehängen“ oder „steilen“ „Rinnen und Mulden / Kammlagen“ auszugehen. Ansonsten wird die Steilheit dem verwendeten Begriff vorangestellt, wie z.B. „sehr steile Triebschneehänge“.

Lawinenbulletin und weitere SLF - Produkte

23

10.7 Grafische Darstellung besonders kritischer Geländeteile in der Gefahrenkarte In der Gefahrenkarte können die besonders kritischen Geländeteile grafisch dargestellt werden (vgl. Anhang 3, 5).

Die schwarz eingefärbten Bereiche gelten dabei als besonders kritisch. Neben stehendes Beispiel bedeutet folgendes: „Die Gefahrenstellen befinden sich vor allem an den Expositionen West über Nord bis Nordost oberhalb von etwa 2600 m“. Die Darstellung der Expositionen folgt exakt der Beschreibung im Text (West über Nord bis Nordost). Wird bei den besonders kritischen Höhenlagen die untere Grenze angegeben, so steht die Höhenangabe oberhalb der Linie und der obere Bereich des Bergsymboles ist schwarz eingefärbt (wie im Beispiel oben darge-

stellt, dies ist typisch bei trockenen Lawinen). Wird die obere Grenze der besonders kritischen Höhenlagen angegeben, so steht die Höhenangabe unterhalb der Linie und der untere Bereich des Bergsymboles ist schwarz eingefärbt (typisch bei nassen Lawinen). Interpretation An den als Gefahrenstellen beschriebenen Geländeteilen ist die Lawinensituation am kritischsten. An den übrigen Stellen ist die Lawinengefahr meist tiefer, wobei im Lawinenbulletin keine detail-lierte Aussage darüber gemacht werden kann, wie viel tiefer die Gefahr dort im Detail ist. Zwi-schen zwei Gebieten unterschiedlicher Gefahrenstufe sowie am Rand der bezeichneten Expositionen und Höhenlagen liegen keine klar definierbaren Grenzen, sondern es sind immer Grenzbereiche und Übergangszonen unterschiedlicher Ausdehnung vorhanden, die weder klar dem günstigen noch klar dem ungünstigen Bereich zugeordnet werden können und deshalb vorsichtig zu beurteilen sind. Bei den Gebietsgrenzen unterschiedlicher Gefahrenstufen ist von Übergangszo-nen einiger Kilometer auszugehen (vgl. Abbildung 4a). Es müssen hier beide Einschätzungen in die Beurteilung eingeschlossen werden. Bei den Expositionen muss ein Übergangsbereich von et-wa plus/minus einem 16tel-Kreissegment berücksichtigt werden (vgl. Abbildung 4b), bei den Hö-henlagen von plus/minus 200 m (vgl. Abbildung 4c). Bei diesen Angaben handelt es sich um Richtwerte (Grössenordnungen) und nicht um exakt zu wertende Angaben. „Übergangsbereich“ ist so zu verstehen, dass dort sowohl die günstigere als auch die ungünstigere Beurteilung gelten kann.

Lawinenbulletin und weitere SLF – Produkte

24

Abbildungen 4a bis 4c: Es sind sowohl bei der Gefahrenstufe, der Exposition und Höhenlage Übergangsbereiche zu beachten.

In der Tourenpraxis hat sich eingebürgert, in den nicht speziell ausgeschiedenen Geländeteilen die Gefahr um eine Stufe tiefer anzunehmen. Diese Faustregel hat sich mehrheitlich bewährt, hat aber wie jede Regel ihre Ausnahmen. Sie kann zur Planung einer Tour eingesetzt werden, ersetzt aber die Beurteilung im Gelände nicht, zumal die Gefahrenstufe für eine Region und nicht für einen Einzelhang gilt. Es ist zu beachten, dass bei der Erstellung des Lawinenbulletins durch den Warn-dienst diese Faustregel nicht berücksichtigt wird. Das heisst, dass bei der Festlegung der besonders kritischen Geländeteile nicht darauf geachtet werden kann, ob an den übrigen Stellen die Gefahren-stufe immer genau um eine Stufe tiefer ist. Die meisten tödlichen Lawinenunfälle ereignen sich in den so genannten Kernzonen, dort also, wo sowohl die Angaben über die besonders kritische Hangneigung, als auch die Angaben über die be-sonders kritischen Hangexposition und die besonders kritischen Höhenlagen zutrafen. Dies unab-hängig von der Gefahrenstufe, die am Unfalltag herrschte.

11. Zusätzliche Angaben und Empfehlungen für einzelne Benutzer-gruppen

11.1 Allgemeines In den Diskussionen, die der Einführung der Europäischen Lawinengefahrenskala vorausgingen, waren die Meinungen geteilt, ob zu den einzelnen Stufen neben der Schneedeckenstabilität und der Lawinen-Auslösewahrscheinlichkeit noch Hinweise auf die konkreten Auswirkungen sowie ent-sprechende Empfehlungen für die wichtigsten Benutzergruppen abgegeben werden sollen. Die französischen und italienischen Warndienste geben keine Hinweise zu Auswirkungen und Empfeh-lungen ab. Die österreichischen und die deutschen Warndienste betrachten solche Hinweise teil-

Abbildung 4c:

Abbildung 4b:

Abbildung 4a:

Lawinenbulletin und weitere SLF - Produkte

25

weise als nützlich. In der Schweiz waren diese zusätzlichen Hinweise für die Benutzergruppen schon in der alten Lawinengefahrenskala von 1985 enthalten. Nach einer landesweiten Vernehm-lassung bei den wichtigsten Interessenverbänden hat sich das SLF entschlossen, weiterhin Hinwei-se bezüglich Auswirkungen und Empfehlungen abzugeben; dies auch wiederum mit dem Ziel, das Lawinenbulletin verständlicher zu machen.

11.2 Permanente Empfehlungen Die Auswirkungen und Empfehlungen für Verkehrswege und Siedlungen (Anhang 1, zweit-letzte Spalte) beinhalten Hinweise für Verantwortliche der kantonalen und kommunalen Lawinen-dienste, für Verantwortliche im Bereich der Bundes- und Privatbahnen, sowie für Pistensicherungschefs der Bergbahnen. Zu den „Sicherheitsmassnahmen“ zählen einerseits Mass-nahmen wie Sprengen von Lawinen (meistens verstanden als Sicherungsmassnahmen), als auch das Sperren von Verkehrswegen oder Abfahrten/Pisten, Aufsuchen von Schutzräumen oder Evaku-ationen (bei sehr kritischen Verhältnissen) aus Einzelobjekten oder ganzen Gemeindegebieten usw. Welche Sicherheitsmassnahmen im Einzelnen getroffen werden müssen, ist von Fall zu Fall ver-schieden und liegt im Kompetenzbereich der Sicherheitsverantwortlichen. Die Auswirkungen und Empfehlungen für Personen ausserhalb gesicherter Zonen (Anhang 1, letzte Spalte) sprechen v.a. die Schneesportler an. Personen begeben sich ausserhalb gesicherter Zonen, wenn sie z.B. eine Ski-, Schneeschuh/Snowboard- oder Bergtour unternehmen, wenn sie abseits der gesicherten Abfahrten eine Variantenabfahrt mit Ski oder Snowboard unternehmen, oder wenn sie sich beruflich im freien Gelände aufhalten. Für sie sind bei den einzelnen Lawinen-gefahrenstufen Stichworte zu finden, die die Auswirkungen und die Empfehlungen umschreiben. Die Angaben über die „Verhältnisse“ beziehen sich dabei ausschliesslich auf die Lawinengefahr. Schneebeschaffenheit (Pulverschnee, Sulzschnee, Bruchharsch) oder auch äussere Wetterbedin-gungen (Nebel, Sturmwind), die unter Umständen ebenfalls ein Gefahrenpotential darstellen, wer-den im Lawinenbulletin nur in Ausnahmefällen kommentiert. „Erfahrung in der Beurteilung der Lawinengefahr“ eignet man sich mit Vorteil in den verschiede-nen Kursen des Schweizer Alpen-Clubs, von „Jugend+Sport“, der Bergsteigerschulen und der Ski- oder Snowboardverbände oder des Militärs an. Die im Anhang 1 aufgeführten „Empfehlungen“ sind effektiv als solche aufzufassen. Nach ent-sprechender eigener Beurteilung im Gelände liegt der Entscheid darüber, wie man sich betreffend der Lawinengefahr verhalten soll und welche Risiken man eingehen will, bei jedem Einzelnen.

11.3 Aktuelle Empfehlungen Bei speziellen Situationen enthält das Lawinenbulletin zusätzliche, der aktuellen Lage angepasste Verhaltensempfehlungen. Der Warndienst ist mit solchen Empfehlungen zurückhaltend. In aller Regel beziehen sie sich auf den Ausbildungs- und Erfahrungsstand (Beispiele: „In der Beurteilung der Lawinengefahr Unerfahrene sollten auf den geöffneten Pisten bleiben“, „Das Befahren dieser Hänge erfordert grosse Erfahrung“, „Wenig erfahrene Personen sollten solche Hänge meiden“). Die Meinung, ob aktuelle Empfehlungen im Lawinenbulletin enthalten sein sollen, gehen zwischen den verschiedenen europäischen Warndiensten auseinander. Beispielsweise veröffentlicht der Bay-rische Lawinenwarndienst prinzipiell keine Empfehlungen.

12. Geographische Begriffe Basis für die Regioneneinteilung sind die rund 120 Warnregionen (vgl. Anhang 9). Eine Zusam-menfassung von mehreren Warnregionen, meist aufgrund klimatologischer oder politischer Krite-rien, ergibt übergeordnete Regionsbezeichnungen, für die möglichst gebräuchliche Begriffe verwendet werden. Diese Begriffe werden auch von MeteoSchweiz und bei allen anderen offiziel-len Naturgefahren-Warnungen verwendet.

Lawinenbulletin und weitere SLF – Produkte

26

Anhang 10 zeigt die klimatisch-geographische Unterteilung der Schweizer Alpen in Alpennord-hang und Alpensüdhang. Je nach Situation muss auf die in Anhang 11 dargestellten politisch-geographischen Hauptregionen zurückgegriffen werden, welche detailliertere Unterteilungen zulas-sen. Ausdrücke wie „Unterwallis“ oder „Glarner Alpen“ sind allgemein bekannt. Kleinräumige Begriffe setzen allerdings beim Benutzer gute geographische Kenntnisse voraus, was vor allem bei ausländischen Gästen kaum vorausgesetzt werden darf. Eher selten werden die im Anhang 12 und Anhang 13 dargestellten politisch-geographischen Un-terregionen erwähnt. In Anhang 14 sind der „Alpenhauptkamm“ und der „Nördliche Alpenkamm“ dargestellt. Der Al-penhauptkamm reicht etwa vom Grossen Sankt Bernhard über Monte Rosa, Simplon, Gotthard, Lukmanier, San Bernardino, Maloja, Bernina bis über das Münstertal hinaus. Der Nördliche Al-penkamm deckt ein Band von den Dent du Midi über Wildstrubel- und Jungfraugebiet, Gotthard, Tödi, Vorab bis ins Alpsteingebiet ab. Als inneralpine Gebiete gelten generell die Regionen zwischen dem Alpenhauptkamm und dem nördlichen Alpenkamm. Namentlich sind dies das zentrale Wallis und Teile Nord- und Mittelbün-dens sowie des Engadins (Anhang 14). Als Beispiel mit besonderer Bedeutung steht das Gotthardgebiet (Anhang 13): es umfasst das Obergoms, das Grimselgebiet, das Urseren, das Tavetsch, die oberer Leventina und das Bedretto-tal. Zu den Bündner Südtälern gehören Misox und Calanca (zusammen Moesano), Bergell, Puschlav und Münstertal. Vorsicht bei der Zuordnung verlangen Schneesporttouren in Gebieten an den Regionsgrenzen: Zum Beispiel erfolgt die Anfahrt ins Jungfraugebiet meistens von Norden her (Alpennordhang, Berner Oberland oder östliches Berner Oberland), während das Tourengebiet grösstenteils auf Wal-liser Boden (Wallis, Oberwallis, nördliches Wallis oder Goms) liegt. Zudem ist die Gefahrenzutei-lung an den Gebietsgrenzen nicht scharf. Es handelt sich vielmehr um Übergangsbereiche von einigen Kilometern (vgl. Kapitel 10). Wer in einem solchen Übergangsbereich z.B. eine Ski- oder Snowboardtour unternimmt, muss das Lawinenbulletin deshalb gesamtheitlich konsultieren.

13. Zusatzprodukte Die Zusatzprodukte ergänzen die Information im Lawinenbulletin und unterstützen dessen Inter-pretation

13.1 Neuschneekarten Täglich um 09:30 Uhr werden die Neuschneekarte mit dem Neuschneezuwachs der letzten 24 Stunden (Neuschnee 1 Tag) (vgl. Anhang 15) und die Karte mit der Neuschneesumme der letzten 3 Tage (Neuschnee 3 Tage) publiziert. Die Interpolationen und die Zuweisung zu den schraffierten, fix gewählten Neuschneehöhenklassen (0 bis 1 cm, 1 bis 10 cm, 10 bis 25 cm, 25 bis 50 cm) erfol-gen automatisch und werden nicht kontrolliert und korrigiert. Da die verwendeten Stationen meist in tiefen und mittleren Lagen liegen, ergibt sich bei einer Schneefallgrenze oberhalb von 1000 m ein schwer interpretierbares und verfälschtes Bild. Zur besseren Interpretation sind die Rohwerte auf Stationshöhe angeschrieben.

13.2 Schneehöhenkarte Die Schneehöhenkarte zeigt berechnete Schneehöhen im 1x1 km-Raster, die auf den Messwerten der Messstationen des SLF und der MeteoSchweiz beruhen. An Tagen mit geringer Bewölkung werden die Messwerte durch NOAA-AVHRR-Satellitendaten der Remote Sensing Group der Uni-versität Bern ergänzt. Aus den Satellitendaten wird in Bern eine Schneebedeckungskarte berechnet. Diese Schneebedeckungskarte wird dann in die Berechnung der Schneehöhenkarte einbezogen. Für die Berechnung der Schneehöhen im 1x1 km-Raster wird ein Ansatz verwendet, der sowohl den

Lawinenbulletin und weitere SLF - Produkte

27

dominanten Einfluss der Topographie auf die Schneehöhe als auch die lokalen Messungen berück-sichtigt (vgl. Anhang 16). Die Schneehöhenkarte wird in der Regel donnerstags gegen 10 Uhr veröffentlicht, bei Bedarf auch häufiger. Durch den Einbezug der NOAA-AVHRR-Satellitendaten ist ein wolkenfreier Himmel für die Genauigkeit der Schneehöhenberechnung eine wichtige Voraussetzung. Fallweise muss die Schneehöhenkarte ohne Satellitendaten erstellt werden.

13.3 Schneehöhe auf 2000 m oder 2500 m Jeweils am Donnerstag, bei markanten Änderungen auch an anderen Wochentagen, wird die Schneehöhenkarte mit den mittleren Schneehöhen auf 2000 m (in den Winterrandmonaten auf 2500 m) gegen 10 Uhr veröffentlicht (vgl. Anhang 17). Sie beruht auf den Werten der Messstatio-nen des SLF und Stationen der MeteoSchweiz. Für die Berechnung der Schneehöhen auf 2000 m werden alle Messwerte zwischen 1600 m und 2400 m verwendet, für die Berechnung der Schnee-höhen auf 2500 m diejenigen zwischen 2100 m und 2900 m. Diese Karte deckt das Gebiet der Schweizer Alpen ab und liefert einen allgemeinen Überblick über die aktuellen Schneehöhen auf horizontalen Flächen. Gebiete mit gleichen oder ähnlichen Schneehöhen werden mit farbigen oder schraffierten Flächen zusammengefasst. Bei der Umsetzung in tiefer oder höher gelegene Geländeabschnitte muss berücksichtigt werden, dass der Schneehöhengradient stark variieren kann. Allgemein liegt er bei 5 bis 20 cm pro 100 Hö-henmeter. Zudem muss darauf aufmerksam gemacht werden, dass die Angaben für horizontale Flächen angegeben werden und dass in den Hangflächen oft stark abweichende Schneehöhen anzu-treffen sind. In den Randmonaten, wenn wenig Schnee liegt, werden die mittleren Schneehöhen auf 2500 m angegeben, was jeweils in der Kopfzeile der Karte vermerkt ist.

13.4 Schneehöhe im Vergleich zum langjährigen Mittelwert Zusammen mit den Schneehöhenkarten (vgl. Kapitel 13.2 und 13.3) wird jeweils auch eine Karte herausgegeben, die den Vergleich der aktuellen Schneehöhe mit dem langjährigen Mittelwert zeigt (vgl. Anhang 18). Grundlage für diese Karte sind die Vergleichsstationen mit Messreihen, die mehr als 10 aufeinander folgende Jahre umfassen. In der Regel werden die Werte der Stationen oberhalb von 1200 m verwendet. Es werden jeweils folgende Klassen benützt: < 60%: stark unterdurchschnittlich 60 bis 90%: unterdurchschnittlich 90 bis 110%: durchschnittlich 110 bis 140%: überdurchschnittlich > 140%: stark überdurchschnittlich Liegen die Werte < 60% verbreitet und deutlich unter 30% und die Werte für > 140% verbreitet und deutlich über 170%, so werden diese noch genauer angegeben.

13.5 Schneedeckenstabilitätskarte Die Karte beinhaltet Schneedeckuntersuchungen, die vom Lawinenwarndienst interpretiert wurden. Diese Schneedeckenuntersuchungen sind zeitliche und örtliche Punktaufnahmen der Schneedecke. Eine Übersichtskarte beinhaltet Schneedeckenuntersuchungen, die nach drei Stabilitätsklassen ein-geteilt sind und Text, der die Schneedeckenstabilität in den Schweizer Alpen beschreibt. Durch Anklicken einzelner Symbole können detaillierte Schneeprofile abgerufen werden (vgl. Anhang 19). Eine Aussage über die Stabilität der Schneedecke in einem Einzelhang ist nicht möglich, weil die Stabilität räumlich variieren kann und die Dichte an Information dafür zu gering ist. Andererseits lässt sich aufgrund mehrerer Schneeprofile eine generelle Beurteilung der regionalen Stabilität der Schneedecke zum Zeitpunkt der Profilaufnahmen machen. Die Aussagen in der Schneedeckenstabilitätskarte sind Beschränkungen unterworfen:

Lawinenbulletin und weitere SLF – Produkte

28

• Die Angaben sind gültig zum Zeitpunkt der Profilaufnahme. Ändert sich der Zustand der Schneedecke nicht, so kann die Information über längere Zeit gültig sein. Fällt aber z.B. Neuschnee, der sich mit der Altschneedecke noch nicht gut verbunden hat, so ändert sich die Stabilität der Schneedecke (die seit der Erstellung der Profile und der Schneedeckensta-bilitätskarte mächtiger geworden ist und sich meist auch selbst verändert hat) und die Aus-sagen sind nur noch beschränkt gültig.

• Die Dichte an Information ist unterschiedlich. In manchen Regionen ist mehr und aktuellere Information vorhanden als in anderen.

• Die Schneedeckenstabilitätskarte wird in der Regel Anfang und Mitte des Monats aktuali-siert.

Detailliertere Informationen zur Schneedeckenstabilitätskarte finden sich auf dem Internet unter www.slf.ch

13.6 Wochenbericht Der Wochenbericht beschreibt und kommentiert während des ganzen Jahres die für die Lawinenge-fahr relevanten Wetterverhältnisse, Veränderungen in Aufbau und Stabilität der Schneedecke so-wie weitere Aspekte zur Schnee- und Lawinensituation in den Schweizer Alpen. Die Berichte werden mit thematischen Karten, Photos und Messdaten ergänzt. Bei Bedarf werden Schwerpunkt-themen angeführt, die spezielle Prozesse und Phänomene einer Periode allgemeiner und ausführli-cher erläutern. Während der Hauptsaison im Winter werden wöchentlich, in der Nebensaison und im Sommer monatlich Rückblicke auf die vergangene Periode publiziert. Das Berichtsjahr entspricht dem Hyd-rologischen Jahr, d.h. es beginnt am 1. Oktober und endet am 30. September. Die Monatsberichte werden jeweils zu Beginn des Folgemonats, die Wochenberichte jeweils am Donnerstagabend auf Deutsch und am Freitagabend auf Französisch abrufbar. Über das Menü am linken Seitenrand kön-nen die Zeitperioden ausgewählt werden. Im Frühsommer (Juni) erscheint eine Zusammenfassung des Winters in Form eines Jahresberich-tes. Nach Abschluss der Lawinenunfallberichte erscheinen Jahresbericht und Unfallbericht gemein-sam in einer Publikation „Schnee und Lawinen in den Schweizer Alpen“, welche als pdf-Dokument abrufbar ist und auch als „Winterbericht“ bezeichnet wird.

13.7. Icons Die Icons informieren auf einfache und klar verständliche Art und Weise die breite Öffentlichkeit über die Lawinengefahr. Diese Kurzinformation soll Schneesportler u.a. dazu animieren auch de-tailliertere Informationen über www.slf.ch abzurufen. Die Icons können entweder in Form einer Karte oder als Einzeldarstellungen (vgl. Anhang 2, 6) verwendet werden, um z.B. lokale Wetterin-formationen mit der aktuellen Lawinengefahrenstufe für das betreffende Gebiet anschaulich zu ergänzen.

Lawinenbulletin und weitere SLF - Produkte

29

14. Verteilkanäle und Abfragemöglichkeiten aller Produkte Übersicht Lawinen-

bulletin Schnee-karten

Stations-daten

SMS „SLFSOMMER“

Internet: slf.ch

App: White Risk

SMS RSS Internet Adresse: www.slf.ch Produkte: Lawinenbulletin, Schneekarten, Informationen automatischer Messstationen, weitere und ausführliche Informationen zum Thema Schnee und Lawinen. Smartphones SLF App “White Risk” Gratis App für iPhone und Android Smartphones (im App-Store bzw. Play Store) Produkte: Lawinenbulletin, Schneekarten, Informationen automatischer Messstationen (kosten-pflichtig, nur iPhone), Hintergrundwissen zur Lawinenkunde und Tools für unterwegs. SMS „SLFSOMMER“ Wenn Sie auf die Herausgabe eines nicht angekündigten Lawinenbulletins per SMS aufmerksam gemacht werden möchten, senden Sie eine SMS mit dem Inhalt START SLF SOMMER an die Nummer 9234. Bei der Ausgabe eines nicht angekündigten Lawinenbulletins erhalten Sie dann automatisch kurz nach der Veröffentlichung eine SMS mit dem Hinweis auf das Lawinenbulletin. Sie können den Service jederzeit über STOP SLF SOMMER abbestellen. Kosten: Fr. -.20 pro SMS RSS Adresse: www.slf.ch/dienstleistungen/rss Produkt: Lawinenbulletin Radio Radio SRF 1: täglich um ca. 16:50 Uhr Radio SRF 3: sporadisch, vor allem bei erhöhter Lawinengefahr Radio Grischa: täglich um ca. 19:00 Uhr, 20:00 Uhr RadioRumantsch: freitags 17.50 Uhr Rhône FM: freitags, ca. 18:15 Uhr RSI Rete 1: freitags ca. 16:00 Uhr Radio Fiume Ticino: freitags ca. 17:15 Uhr Radio 3I: samstags ca. 07:40 Uhr Weitere Lokalradios: sporadisch, vor allem bei erhöhter Lawinengefahr Fernsehen SF 1, SF info, TSR, TSI: in den jeweiligen Meteosendungen kurz vor oder kurz nach 20:00 Uhr. Vielfach am Freitag, sporadisch auch an den übrigen Tagen.

Lawinenbulletin und weitere SLF – Produkte

30

15. Rückmeldungen zur Lawinengefahr Unter der „Verifikation“ der Lawinengefahr versteht man das nachträgliche, unabhängige Überprü-fen der Lawinensituation anhand von zusätzlichen Feldtests, Lawinenbeobachtungen, Lawinenun-fallanalysen oder durch Befragungen von Skifahrern anhand von Fragebogen. Es geht um das Überprüfen der ausgegebenen Gefahrenstufen, sowie der als besonders kritisch erachteten Gelände-teile. Für eine Verbesserung des Lawinenbulletins stellen entsprechende Rückmeldungen der Be-nutzer eine wichtige Grundlage dar. Bei rechtzeitiger Bekanntgabe können diese Hinweise der Benutzer sogar in das Lawinenbulletin für den nächsten Tag integriert werden. Für den Lawinen-warndienst sind alle Rückmeldungen interessant, besonders bei einer Abweichung der eigenen Ein-schätzung vom Lawinenbulletin. Es gibt für Rückmeldungen folgende Möglichkeiten: - Online-Fragebogen auf http://www.slf.ch/schneeinfo/rueckmeldungen/index_DE - Fragebogen zum Ausdrucken und Übermitteln über eine Gratis-Faxnummer ans SLF:

0800 800 188 - Rückmeldung über die Gratis-Telefonnummer 0800 800 187

16. Schlussbemerkungen Lawinen ereignen sich nicht zufällig und Menschen sind grösstenteils durch ihr eigenes Verhalten und nicht durch Schicksal davon betroffen. Dabei sind die meisten Lawinenunfälle auf Schnee-brettlawinen zurückzuführen, die zu etwa 90% durch die Opfer selbst, oder durch Mitglieder der Gruppe ausgelöst wurden. Zudem muss beachtet werden, dass jede Lawine, auch nur ein kleiner Schneerutsch, gefährlich sein kann. Dabei ist nicht nur die Verschüttungsgefahr, sondern auch die Mitreiss- und Absturzgefahr zu beachten. Folgende Punkte sind aus diesem Grund für eine Minimierung des Risikos unabdingbar: 1. Ausbildung:

Die Aus- und Weiterbildung in der Einschätzung der Lawinengefahr ist Basis für ein risikomi-nimiertes Bewegen im winterlichen Gelände abseits gesicherter Pisten und Gebiete. Dazu gehört auch sich mit den in Raum und Zeit stets wechselnden Bedingungen in der Schneedecke ausei-nanderzusetzen und durch geschicktes Verhalten das Gelände optimal nutzen zu können. Beides erfordert Übung. Lawinenkurse werden von verschiedenen Organisationen auf verschiedene Stufen angeboten.

2. Information: Vor Aktivitäten im winterlichen Gelände abseits gesicherter Pisten und Gebiete sind Informati-onen über die Lawinengefahr einzuholen. Neben dem Lawinenbulletin und den verschiedenen Zusatzprodukten des SLF, die als Basis dienen, können auch lokale Informationen von Berg-bahnen, Bergsteigerschulen, Hüttenwarten etc. wie auch eigene Beobachtungen wichtige Infor-mationen zur Lawinengefahr liefern.

3. Ausrüstung für den Notfall: Für Aktivitäten im winterlichen Gelände abseits gesicherter Pisten und Gebiete gehört folgende Standardnotfallausrüstung dazu: - Lawinenverschüttetensuchgerät (LVS) - Lawinenschaufel - Lawinensonde. Diese Ausrüstungsgegenstände können aber in der Stress-Situation eines Unfalles nur richtig eingesetzt werden, wenn der Umgang damit stets geübt wird. Weitere Notfallausrüstung, wie zum Beispiel ein Lawinenairbag ist empfohlen.

Lawinenbulletin und weitere SLF - Produkte

31

4. Verhalten: Schliesslich führt situationsgerechtes und möglichst defensives Verhalten zur Reduktion des Ri-sikos.

Lawinenbulletin und weitere SLF – Produkte

32

Anhänge: Anhang 1: Europäische Lawinengefahrenskala mit Empfehlungen ......................................... 33 Anhang 2: Übersichtstabelle zur Europäischen Lawinengefahrenskala ................................... 34 Anhang 3: Beispiel eines Lawinenbulletins im Internet: Gefahrenkarte

inkl. Gefahrenbeschrieb ........................................................................................... 35 Anhang 4: Beispiel eines Lawinenbulletins im Internet: Schneedecke und Wetter ................. 36 Anhang 5.1: Beispiel eines kompletten Lawinenbulletins (zum Drucken) .................................. 37 Anhang 5.2: Beispiel eines kompletten Lawinenbulletins (zum Drucken) .................................. 38 Anhang 5.3: Beispiel eine Regionalen Karte (zum Drucken) ...................................................... 39 Anhang 6: Beispiel einer Icon-Karte ......................................................................................... 40 Anhang 7: Das Netz der SLF-Vergleichsstationen ................................................................... 41 Anhang 8: SwissMetNet und IMIS Stationen (Schneestationen) ............................................. 41 Anhang 9: Geographische Begriffe: Die kleinsten Einheiten: Die 123 Warnregionen ............ 42 Anhang 10: Geographische Begriffe: Alpennord- und Alpensüdhang ....................................... 43 Anhang 11: Geographische Begriffe: Politsch-geographische Hauptregionen ........................... 43 Anhang 12: Geographische Begriffe: Politisch-geographische Unterregionen 1 ....................... 44 Anhang 13: Geographische Begriffe: Politisch-geographische Unterregionen 2 ....................... 44 Anhang 14: Geographische Begriffe: Alpenhauptkamm, nördlicher Alpenkamm

und inneralpine Gebiete ........................................................................................... 45 Anhang 15: Beispiel einer Neuschneekarte (1 Tag) .................................................................... 45 Anhang 16: Beispiel einer Schneehöhenkarte ............................................................................. 46 Anhang 17: Beispiel einer Karte Schneehöhe auf 2000 m .......................................................... 46 Anhang 18: Beispiel einer Karte mit Schneehöhe im Vergleich zum langjährigen Mittel ......... 47 Anhang 19: Beispiel einer Schneedeckenstabilitätskarte ............................................................ 47 Anhang 20: Typische Gefahrensituationen (Muster) .................................................................. 48

33

Anhang 1: Europäische Lawinengefahrenskala mit Empfehlungen

Gefahren-stufe

Schneedeckenstabilität Lawinen-Auslösewahrscheinlichkeit Auswirkungen für Verkehrswege und Siedlungen / Empfehlungen

Auswirkungen für Personen ausserhalb gesicher-ter Zonen / Empfehlungen

5 sehr gross

Die Schneedecke ist allgemein schwach verfestigt und weitge-hend instabil.

Spontan sind viele grosse, mehrfach auch sehr grosse Lawinen, auch in mässig steilem Gelände zu erwarten.

Akute Gefährdung. Umfangreiche Sicherheitsmassnahmen.

Sehr ungünstige Verhältnisse. Verzicht empfohlen.

4 gross

Die Schneedecke ist an den meisten Steilhängen* schwach verfestigt.

Lawinenauslösung ist bereits bei geringer Zusatzbela-stung ** an zahlreichen Steilhängen wahrscheinlich. Fallweise sind spontan viele mittlere, mehrfach auch grosse Lawinen zu erwarten.

Exponierte Teile mehrheitlich gefährdet. Dort sind Sicherheitsmassnahmen zu empfehlen.

Ungünstige Verhältnisse. Viel Erfahrung in der Lawinenbeurteilung erforder-lich. Beschränkung auf mässig steiles Gelände / Lawinenauslaufbereiche beachten.

3 erheblich

Die Schneedecke ist an vielen Steilhängen * nur mässig bis schwach verfestigt.

Lawinenauslösung ist bereits bei geringer Zusatzbela-stung ** vor allem an den angegebenen Steilhängen möglich. Fallweise sind spontan einige mittlere, ver-einzelt aber auch grosse Lawinen möglich.

Exponierte Teile vereinzelt gefährdet. Dort sind teilweise Sicherheitsmassnah-men zu empfehlen.

Teilweise ungünstige Verhältnisse. Erfahrung in der Lawinenbeurteilung erforderlich. Steilhänge der angegebenen Exposition und Hö-henlage möglichst meiden.

2 mässig

Die Schneedecke ist an einigen Steilhängen * nur mässig ver-festigt, ansonsten allgemein gut verfestigt.

Lawinenauslösung ist insbesondere bei grosser Zu-satzbelastung ** vor allem an den angegebenen Steil-hängen möglich. Grosse spontane Lawinen sind nicht zu erwarten.

Kaum Gefährdung durch spontane Lawinen.

Mehrheitlich günstige Verhältnisse. Vorsichtige Routenwahl, vor allem an Steilhängen der angegebenen Exposition und Höhenlage.

1

gering

Die Schneedecke ist allgemein gut verfestigt und stabil.

Lawinenauslösung ist allgemein nur bei grosser Zu-satzbelastung ** an vereinzelten Stellen im extremen Steilgelände möglich. Spontan sind nur Rutsche und kleine Lawinen möglich.

Keine Gefährdung. Allgemein sichere Verhältnisse.

Erklärungen: * im Lawinenbulletin im allgemeinen näher beschrieben (z.B. Höhenlage, Exposition, Geländeform) ** Zusatzbelastung:

- gross (z.B. Skifahrergruppe ohne Abstände, Pistenfahrzeug, Lawinensprengung) - gering (z.B. einzelner Schneesportler, Schneeschuhgeher)

- spontan: ohne menschliches Dazutun - Exposition: Himmelsrichtung, in die ein Hang abfällt - exponiert: besonders der Gefahr ausgesetzt

mässig steiles Gelände: Hänge flacher als rund 30 Grad Steilhänge: Hänge steiler als rund 30 Grad extremes Steilgelände: besonders ungünstig bezüglich Neigung (meist steiler als etwa 40 Grad), Geländeform, Kammnähe, Bodenrauhigkeit

„Verhältnisse“ beziehen sich ausschliesslich auf die Lawinengefahr. Schneebeschaffenheit (Pulverschnee, Sulzschnee, Bruchharsch) oder auch äussere Wetterbedingungen (Nebel, Sturmwind), die unter Umständen ebenfalls ein Gefahrenpotential darstellen, werden im Lawinenbulletin nur in Ausnahmefällen kommentiert.

Lawinenbulletin und weitere SLF - Produkte

34

Anhang 2: Übersichtstabelle zur Europäischen Lawinengefahrenskala Deutsch français italiano english Gefahrenstufe Degré de danger Scala del pericolo Risk Scale 5 sehr gross très fort molto forte very high 4 gross fort forte high 3 erheblich marqué marcato considerable 2 mässig limité moderato moderate 1 gering faible debole low Auch die Farben der jeweiligen Lawinengefahrenstufen sind europaweit vereinheitlicht: sehr gross rot/schwarz 255,000,000 (RGB) 000,000,000 (RGB) gross rot 255,000,000 (RGB) erheblich orange 255,153,000 (RGB) mässig gelb 255,255,000 (RGB) gering grün 204,255,102 (RGB)

Icons: Gefahrenstufe

Nassschneelawinengefahr – Anstieg der Lawinengefahr im Tagesverlauf

5 sehr gross

4 gross

3 erheblich

2 mässig

1 gering

Lawinenbulletin und weitere SLF - Produkte

35

Anhang 3: Beispiel eines Lawinenbulletins im Internet: Gefahrenkarte inkl. Gefahrenbeschrieb

Lawinenbulletin und weitere SLF – Produkte

36

Anhang 4: Beispiel eines Lawinenbulletins im Internet: Schneedecke und Wetter

Lawinenbulletin und weitere SLF - Produkte

37

Anhang 5.1: Beispiel eines kompletten Lawinenbulletins (zum Drucken)

Lawinenbulletin und weitere SLF – Produkte

38

Anhang 5.2: Beispiel eines kompletten Lawinenbulletins (zum Drucken)

Lawinenbulletin und weitere SLF - Produkte

39

Anhang 5.3: Beispiel eine Regionalen Karte (zum Drucken)

Lawinenbulletin und weitere SLF – Produkte

40

Anhang 6: Beispiel einer Icon-Karte

Lawinenbulletin und weitere SLF - Produkte

41

Anhang 7: Das Netz der SLF-Vergleichsstationen

Anhang 8: SwissMetNet und IMIS Stationen (Schneestationen)

Lawinenbulletin und weitere SLF – Produkte

42

Anhang 9: Geographische Begriffe: Die kleinsten Einheiten: Die 123 Warnregionen Westlicher Alpennordhang 1111 Waadtländer Voralpen 1112 Pays d'Enhaut 1113 Aigle-Leysin 1114 Bex-Villars 1121 Freiburger Alpen 1211 westliche Berner Voralpen 1212 östliche Berner Voralpen 1213 Hohgant 1221 Niedersimmental 1222 Gstaad 1223 Wildhorn 1224 Lenk 1225 Iffigen 1226 Adelboden 1227 Engstligen 1228 Obersimmental 1231 Kandersteg 1232 Blüemlisalp 1233 Lauterbrunnen 1234 Jungfrau - Schilthorn 1241 Brienz-Interlaken 1242 Grindelwald 1243 Schreckhorn 1244 Hasliberg - Rosenlaui 1245 Guttannen 1246 Gadmertal 1247 Grimselpass 1311 Vouvry 1312 Monthey-Val d'Illiez Zentraler Alpennordhang 2111 Entlebuch 2121 Glaubenberg 2122 Engelberg 2123 Melchtal 2131 Schwyzer Voralpen

2132 Muotatal 2211 Schächental 2212 Uri Rotstock 2221 Meiental 2222 Maderanertal 2223 nördliches Urseren 2224 südliches Urseren Östlicher Alpennordhang 3111 Glarus Nord und Mitte 3112 Glarus Süd-Grosstal 3113 Glarus Süd-Sernftal 3211 Appenzeller Alpen 3221 Toggenburg 3222 Alpstein - Alvier 3223 St.Galler Oberland 3311 Liechtenstein Wallis 4111 Emosson 4112 Génépi 4113 Val d'Entremont-Val Ferret 4114 Conthey-Fully 4115 Martigny-Verbier 4116 Haut Val de Bagnes 4121 Montana 4122 Val d'Hérens 4123 Arolla 4124 Val d'Anniviers 4125 Mountet 4211 Lötschental 4212 Turtmanntal 4213 Aletsch Gebiet 4221 untere Vispertäler 4222 oberes Mattertal 4223 oberes Saastal 4231 nördliches Simplon Gebiet

4232 südliches Simplon Gebiet 4241 Reckingen 4242 Binntal 4243 nördliches Obergoms 4244 südliches Obergoms Nord- und Mittelbünden 5111 nördliches Prättigau 5112 südliches Prättigau 5113 westliche Silvretta 5121 Calanda 5122 Schanfigg 5123 Davos 5124 Flims 5211 nördliches Tujetsch 5212 südliches Tujetsch 5214 Obersaxen - Safiental 5215 Val Sumvitg 5216 Zervreila 5221 Domleschg - Lenzerheide 5222 Schams 5223 Rheinwald 5231 Albulatal 5232 Savognin 5233 Avers 5234 Bivio Zentraler Alpensüdhang 6111 Bedrettotal 6112 obere Leventina 6113 Bleniotal 6114 obere Maggiatäler 6115 untere Leventina 6121 untere Maggiatäler 6122 Riviera 6131 Luganese 6132 Mendrisiotto

6211 alto Moesano 6212 basso Moesano Engadin / östlicher

Alpensüdhang 7111 Corvatsch 7112 Berninagebiet 7113 Zuoz 7114 St. Moritz 7115 Val Chamuera 7121 Samnaun 7122 östliche Silvretta 7123 Sur Tasna 7124 Val Suot 7125 Val dal Spöl 7126 Val S-charl 7211 Bergell 7221 oberes Puschlav 7222 unteres Puschlav 7231 Münstertal Jura / Mittelland 8111 Westlicher Jura 8121 Jura-Hauptkette 8122 Juranordfuss 9111 Westliches Mittelland 9211 zentrales Mittelland 9311 östliches Mittelland

Lawinenbulletin und weitere SLF - Produkte

43

Anhang 10: Geographische Begriffe: Alpennord- und Alpensüdhang

Anhang 11: Geographische Begriffe: Politsch-geographische Hauptregionen

Lawinenbulletin und weitere SLF – Produkte

44

Anhang 12: Geographische Begriffe: Politisch-geographische Unterregionen 1

Anhang 13: Geographische Begriffe: Politisch-geographische Unterregionen 2

Lawinenbulletin und weitere SLF - Produkte

45

Anhang 14: Geographische Begriffe: Alpenhauptkamm, nördlicher Alpenkamm und inneralpine Gebiete

Anhang 15: Beispiel einer Neuschneekarte (1 Tag)

Lawinenbulletin und weitere SLF – Produkte

46

Anhang 16: Beispiel einer Schneehöhenkarte

Anhang 17: Beispiel einer Karte Schneehöhe auf 2000 m

Lawinenbulletin und weitere SLF - Produkte

47

Anhang 18: Beispiel einer Karte mit Schneehöhe im Vergleich zum langjährigen Mittel

Anhang 19: Beispiel einer Schneedeckenstabilitätskarte

Lawinenbulletin und weitere SLF – Produkte

48

Anhang 20: Typische Gefahrensituationen (Muster)

Abb. 1: Gefahrenkarte mit hervorgehobenem Gebiet und dazugehöriger Gefahrenbeschreibung. Diese gliedert sich in: A - Gefahrenstufe ("Wie hoch ist die Lawinengefahr?") B - Muster ("Was ist das Hauptproblem?") C - Kernzone ("Wo besonders ist das Lawinenproblem vorhanden?") D - Beschreibung ("Was ist die Ausprägung des Lawinenproblems?") Im Lawinenbulletin werden bei der Gefahrenbeschreibung immer ein oder mehrere Muster ange-geben. Diese helfen, auf das aktuelle Lawinenproblem zu fokussieren. Dabei wird von der Fähig-keit des menschlichen Hirns profitiert, Merkmale wiederzuerkennen und zu interpretieren. Jedes Muster hat eine andere Ursache und verlangt ein darauf angepasstes Verhalten. Es können auch mehrere Muster gemeinsam vorkommen. Im Lawinenbulletin werden maximal drei Muster zusammen beschrieben. Im Folgenden werden die im Lawinenbulletin verwendeten Muster kurz beschrieben:

• Neuschnee • Triebschnee • Altschnee • Nasse Lawinen (im Tagesverlauf) • Gleitschneelawinen • Günstige Situation

Lawinenbulletin und weitere SLF - Produkte

49

Neuschnee

Der Neuschnee ist einerseits eine Zusatzlast für die darunterliegende Schneedecke, andererseits bildet er eine neue Schicht. Dabei ist er während des Schneefalls und meist bis ca. 3 Tage danach oft nur ungenügend mit der Altschneeoberfläche verbunden. Bei einer Neuschneesituation sind besonders wichtig: • die gefallene Neuschneemenge. Wurde die "kritische Neuschneemenge" erreicht, muss von einer mindes-

tens "erheblichen" Lawinengefahr (Stufe 3) ausgegangen werden: • 10 bis 20 cm bei ungünstigen Bedingungen (starker Wind, kalt, ungünstige Unterlage) • 20 bis 30 cm bei mittleren Bedingungen • 30 bis 50 cm bei günstigen Bedingungen (wenig Wind, warm, günstige Unterlage)

• die Beschaffenheit der Altschneeoberfläche vor dem Schneefall • ungünstig: Oberflächenreif, weiche und grossflächig glatte Altschneeoberfläche oder eine schwa-

che Altschneedecke (in diesem Fall ist zusätzlich das Muster Altschnee angegeben) • günstig: kleinräumig stark unregelmässige Altschneeoberfläche

Gefahrenstellen • flächig weit verbreitet • mit zunehmender Meereshöhe oft heikler

Erkennbar an • (kritischer) Neuschneemenge • häufigen Alarmzeichen: v.a. frische Schneebrettlawinen

Gefahrenstufe oft erheblich (Stufe 3), besonders wenn „kritische Neuschneemenge“ erreicht Verhaltenshinweis Grafische Reduktionsmethode anwenden oder abwarten Triebschnee

Wenn der Wind Schnee verfrachtet, bildet sich frischer Triebschnee. Dabei wird entweder Neuschnee oder/und lockerer Altschnee verfrachtet. Triebschnee kann somit auch bei schönstem Wetter gebildet werden. Er ist im-mer gebunden. Vor einer Triebschneesituation wird gewarnt, wenn in den letzten ca. 3 Tagen frische Trieb-schneeansammlungen entstanden sind. Bei einer Triebschneesituation sind besonders wichtig: • das Alter des Triebschnees

• Frische Triebschneeansammlungen sind in der Regel auslösefreudig, aber nicht immer einfach zu erkennen. Das Wetter der letzten Tage gibt wichtige Hinweise.

• die Beschaffenheit der Altschneeoberfläche unter dem Triebschnee • Ungünstig: Oberflächenreif, weiche und grossflächig glatte Altschneeoberfläche oder eine schwa-

che Altschneedecke (in diesem Fall ist zusätzlich das Muster Altschnee angegeben) • Günstig: kleinräumig stark unregelmässige Altschneeoberfläche

• Erfahrung und gute Sicht. Damit lassen sich Triebschneeansammlungen oft umgehen. Gefahrenstellen • kleinräumig sehr unterschiedlich

• im Windschatten (Mulden, Geländeknicke,…) • häufiger in der Höhe und in Kammlagen

Erkennbar an • Windzeichen wie Zastrugis oder Dünen • häufigen Alarmzeichen: Wummgeräusche, Risse, Fernauslösungen und frische

Schneebrettlawinen Gefahrenstufe meist mässig (Stufe 2) oder erheblich (Stufe 3) Verhaltenshinweis Frische Triebschneeansammlungen meiden

Lawinenbulletin und weitere SLF – Produkte

50

Altschnee

Wenn die Schneedecke seit einigen Tagen weder durch Niederschlag, Wind noch Schmelzprozesse verändert wurde, sind tiefere Schichten in der Schneedecke massgebend für die Lawinengefahr. Existieren in der Schnee-decke langlebige Schwachschichten, spricht man von einer Altschneesituation. Solche Situationen sind bestän-dig, sie können über mehrere Wochen, Monate oder gar einen ganzen Winter andauern. Altschneesituationen sind schwierig einzuschätzen. Deshalb ist besonders wichtig: • defensives Verhalten / Schadensbegrenzung

Entlastungsabstände, sehr steile Hänge einzeln Abfahren • die Informationen aus dem Lawinenbulletin

Der allgemeine Schneedeckenaufbau wird im Lawinenbulletin täglich in der Rubrik Schneedecke und Wet-ter beschrieben. Zudem finden sich in der Gefahrenbeschreibung (Abb. 1) Hinweise dazu, ob es sich um boden- oder eher oberflächennahe Schwachschichten handelt. So können Rückschlüsse auf potentielle An-rissmächtigkeiten gezogen werden. Ergänzend zur täglichen Information veröffentlicht der Lawinenwarn-dienst alle zwei Wochen eine Stabilitätskarte mit Schneedeckenuntersuchungen aus dem Schweizer Alpenraum.

Gefahrenstellen • meist relativ selten, Lawinen können aber mittlere Grösse erreichen • oft schneearme Stellen, wie Übergänge von Rücken in Mulden oder felsdurch-

setztes Gelände • häufig Nordhänge • häufig inneralpine Gebiete

Erkennbar an • Schneeprofilen und Stabilitätstests mit langlebigen Schwachschichten • seltenen Alarmzeichen: einzelne Wummgeräusche

Gefahrenstufe oft mässig (Stufe 2), meist während mehrerer Tage keine Lawinenauslösungen in einem Gebiet

Verhaltenshinweis Vorsicht und Zurückhaltung sind nötig, die grafische Reduktionsmethode kann angewendet werden, sollte jedoch nicht voll ausgereizt werden.

Nasse Lawinen (im Tagesverlauf)

Eindringendes Wasser kann die Schneedecke rasch schwächen. Die Gefahrensituation beruhigt sich aber in der Regel innerhalb von Stunden wieder. Für die Wasserzufuhr sind zwei Prozesse massgebend: • Die tageszeitliche Erwärmung und eine starke Sonneneinstrahlung im Frühjahr führen zu oberflächlicher

Schmelze und somit zum Eindringen von Wasser in die Schneedecke. • Regen führt der Schneedecke in kurzer Zeit grosse Wassermengen zu. Dadurch wird die Schneedecke ei-

nerseits angefeuchtet und erwärmt, andererseits führt Regen zu einer Zusatzlast. Da die zeitliche und räumliche Gefährdung in einer Nassschneesituation sehr unterschiedlich sein kann, wird die Nassschneesituation im Lawinenbulletin präzisiert: • Nasse Lawinen: wenn die Situation bereits am Morgen ungünstig ist (Regen, sehr warme und bedeckte

Nacht) • Nasse Lawinen im Tagesverlauf: bei günstigen Verhältnissen am Morgen und einem Gefahrenanstieg im

Tagesverlauf (klassische Frühjahrsituation) Bei der Gefahr von nassen Lawinen sind besonders wichtig: • War die Nacht klar, so dass die Schneeoberfläche tragfähig gefrieren konnte? Dann herrschen am Morgen

meist günstige Verhältnisse. Nach bedeckter Nacht oder bei Regen besteht die Gefahr oft schon am Morgen.

• Zeitplan Früh starten und rechtzeitig zurück sein

Gefahrenstellen • meist abhängig von der Exposition (ausser bei Regen) • manchmal in der Höhe bessere Verhältnisse als weiter unten • oft zuerst in der Nähe von wärmenden Felsen

Lawinenbulletin und weitere SLF - Produkte

51

• Auslaufbereiche von grossen spontanen Lawinen beachten Erkennbar an • einer durchweichten, feuchten obersten Schicht/Schneedecke

• grossen Einsinktiefen mit/ohne Ski • häufigen Alarmzeichen: v.a. spontane Schneebrett- und Lockerschneelawinen

Gefahrenstufe bei Frühlingsverhältnissen oft günstige Situation am Morgen, dann Anstieg auf mässig oder erheblich (Stufe 2 oder 3).

Verhaltenshinweis Einen klaren Zeitplan festlegen und abklären, ob die Nacht klar war. Gleitschnee Bei Gleitschneelawinen rutscht die gesamte Schneedecke auf glattem Untergrund wie Gras oder Felsplatten ab. Dazu muss die unterste Schneeschicht direkt am Übergang zum Boden feucht sein. Im Hochwinter erfolgt die Anfeuchtung von unten vom warmen und evtl. feuchten Boden her. Dann sind Gleit-schneelawinen zu jeder Tages- und Nachtzeit und auch bei tiefen Lufttemperaturen möglich. Die Schneedecke ist - abgesehen von der bodennahen „Schmierschicht“ - trocken. Im Frühjahr erfolgt die Anfeuchtung meist durch Schmelzwasser von oben. Dann gehen die Gleitschneelawinen vermehrt in der zweiten Tageshälfte ab. Bei der Gefahr von Gleitschneelawinen ist besonders wichtig: • Bereiche mit Gleitschneerissen ("Fischmäuler") möglichst meiden Gefahrenstellen • oft im Bereich von Gleitschneerissen

• die Lawinen werden nicht durch Personen ausgelöst, sie gehen spontan ab Auslaufbereiche meiden

Erkennbar an • Gleitschneerisse ("Fischmäuler") Gefahrenstufe Gering oder mässig (Stufe 1 oder 2). Vor Gleitschneelawinen wird im Lawinen-

bulletin nur selten als Hauptgefahr, oft aber als weitere Gefahr gewarnt. Verhaltenshinweis Zonen im Bereich von Gleitschneerissen meiden. Günstige Situation Ist keine der oben beschriebenen Gefahrensituationen massgebend für die Beurteilung der Lawinengefahr, han-delt es sich um eine günstige Lawinensituation. Charakteristisch dafür ist ein Schneedeckenaufbau mit wenigen Schichten ähnlicher Eigenschaften. In diesem Fall sind Lawinenauslösungen nur an vereinzelten Stellen und vor allem im extremen Steilgelände möglich. Neben der Verschüttungsgefahr steht vor allem die Absturzgefahr im Vordergrund. Gefahrenstufe Gering (Stufe 1)