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LDVZ-NachrichtenAusgabe / 2011

Information und Technik Nordrhein-Westfalen

Inhalt

Das Straßen.NRW-Mitarbeiterportal auf Basis der SAP NetWeaver-TechnologieGolo Maichel, Sami Bouaoun

DMS DOMEA®: Verwaltungsvorgänge für die Nachwelt sicher und lesbar verwahrenMaren Bimberg, Klaus Trommer

Zentrales Verfahrensregister Übersicht über laufende IT-Verfahren in der LandesverwaltungSonja Reindl, Maria Schmalenbach

Sharepoint Services – mit der Standardisierung von Arbeitsabläufen hin zu ArbeitserleichterungenMaria Schmalenbach

Der Relaunch des Justizportal Nordrhein-Westfalen– Webseiten mit modernen Informationsarchitekturentransparent gestaltenFalko Holzenhauer

Testen mit SAP – Information und Technik Nordrhein-Westfalen geht neue WegeAufbau einer ISTQB-konformen Testvorgehensweiseam Beispiel des SAP-Moduls CRM

Petra Kürschner, Heiko Kamen

Barrierefreie InformationstechnikSoftware ohne Stufen und HindernisseRalf Niemietz, Wilhelm Stockhofe

Besoldung, Versorgung, Vergütung35 Jahre Bezügeverfahren in Nordrhein-Westfalen: eine dauerhafte organisatorisch-technologische HerausforderungHermann Kinder, Ulrich von Hagen

12. Jahrgang • Ausgabe 2 / 2011

Herausgeber:Information und Technik Nordrhein-Westfalen (IT.NRW)in der Funktion als Landesdaten-verarbeitungszentrale (LDVZ)

Redaktion:Kirsten Bohne,Alfons Koegel

Die LDVZ-Nachrichten finden Sieals PDF-Datei zum kostenlosenDownload in unserer Internet-Rubrik „Publikationen“.

Kontakt:Information und Technik NRWPostfach 10 11 0540002 DüsseldorfMauerstraße 5140476 Düsseldorf

Telefon: 0211 9449-01Telefax: 0211 442006Internet: www.it.nrw.deE-Mail: [email protected]

Auflage: 1 200

© Information und Technik Nordrhein-Westfalen,Düsseldorf, 2011Vervielfältigung und Verbreitung,auch auszugsweise, mit Quellen-angabe gestattet.

Bestell-Nr.: Z091 2011 52

ISSN 1616-377X

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SAP NetWeaver-Portal

Das SAP NetWeaver-Portal ist eineKernkomponente der SAP NetWea-ver-Plattform, die im Jahr 2004 vonSAP eingeführt wurde. Im Rahmendieser Plattform werden Funktionenund Technologien angeboten, diedas integrierte Zusammenwirken al-ler beteiligten Prozesse unterstüt-zen. Das SAP NetWeaver-Portal er-laubt es, alle im Unternehmen rele-vanten Anwendungen, Daten undInformationen zentral auf einerWeb-Plattform für Mitarbeiterinnenund Mitarbeiter sowie Geschäfts-partner zur Verfügung zu stellen.Die wichtigsten Funktionen sindhierbei:• rollenbasierter, zentraler und si-

cherer Zugang • Single Sign-On (SSO) Zugang – ein-

malige Authentifizierung am Por-tal erlaubt den Zugriff auf allePortalanwendungen ohne erneuteAnmeldung

• einheitliche Benutzerverwaltung,Anbindung an zentrale Unterneh-mensverzeichnisse (z. B. MicrosoftActive Directory) über LDAP-Kon-nektor

• Personalisierung – erlaubt die An-passung der Portaloberfläche unddes Contents durch die Benutzer/-innen

• Portal Design – flexibel anpassbaran das Corporate Design des Kun-den

• vordefinierter Content über BusinessPackages – konfigurierbare Portal„Add-Ins“ wie z. B. Employee- und

Manager-Self-Services, Web PageComposer

• Knowledge bzw. Content Manage-ment (z. B. zur Dokumentenver-waltung)

• Collaboration Tools • Unterstützung der neuesten Tech-

nologien und Standards wie Java,.NET, XML, X.509 und SOAP

Die Ausgangslage

Der Landesbetrieb Straßenbau Nord-rhein-Westfalen ist sehr stark dezen-tralisiert und mit seinen zehn Nie-derlassungen und Außenstellen so-wie vier Fachcentern in ganz Nord-rhein-Westfalen tätig.

Seit 2005 existiert ein Employee Self-Service (ESS) auf Intranet Basis(ASP.NET), und seit 2002 ist SAP imEinsatz. Eine Verknüpfung zwischendiesen Systemen existierte bis zumEinsatz des Portals nicht. Ebenso gibtes viele technische Anwendungen,die mittelfristig durch das Portal har-monisiert werden sollen.

Anforderungen des Straßen.NRW-Portals

Die Anforderungen an das Straßen.NRW-Portal wurden von Straßen.NRW in Zusammenarbeit mit IT.NRWund externen Dienstleistern, die beider Erstellung von fachlichen Fein-konzepten mitgewirkt haben, erar-beitet.

Neben der Integration von bereitsexistierenden Funktionalitäten, wiez. B. des Intranets von Straßen.NRWund mehrerer webbasierter Anwen-dungen, wurde das Employee Self-Service-Szenario als Herzstück desStraßen.NRW-Portals eingeführt. Mitdem Employee Self-Service könnenMitarbeiter/-innen ihre eigenen Da-ten im Intranet des Unternehmensanlegen, anzeigen und ändern. Da-durch, dass Unternehmen und Orga-nisationen ihren Mitarbeiter(inne)neinen Zugriff auf ihre eigenen Datenerlauben, vereinheitlichen bzw. ver-einfachen sie personalwirtschaftlicheAbläufe und ermöglichen ihrem Per-sonalverwaltungspersonal, sich aufstrategisch wichtigere Aufgaben zukonzentrieren.

Bei Straßen.NRW werden unter an-derem Zeitwirtschaft (SAP CATS), Mit-arbeitersuche und die Pflege von per-sönlichen Daten angeboten. Weiter-hin werden Funktionen bereitgestellt,die den Redakteurinnen und Redak-teuren bei Straßen.NRW die Veröffent-lichung von Nachrichten und Linksauf der Startseite des Portals ermög-lichen.

Der Zugriff zum Portal erfolgt überdie integrierte Windowsauthentifizie-rung, d. h., die Benutzer/-innen sinddurch ihre Anmeldung am Arbeits-platzrechner automatisch authentifi-ziert. Voraussetzung hierfür ist die An-bindung des Portals an das Active Di-rectory (AD). Beim erstmaligen Aufrufdes Portals wird ein Ticket (Session-Cookie) ausgestellt, das sämtliche SSO-Zugriffe innerhalb des Portals und derangebundenen Systeme erlaubt.

Aufgrund der stellenbezogenen Be-nutzerverwaltung bei Straßen.NRWwaren auch Entwicklungen für Kon-sistenz und Sicherheitsprüfungenzwischen Portal und den angebun-denem Backendsystem (SAP ERP) er-forderlich.

Im April 2011 wurde beim Landesbetrieb Straßenbau Nordrhein-Westfalen dasStraßen.NRW-Portal erfolgreich „ausgerollt“. Das eingesetzte Portal basiertauf der NetWeaver-Technologie des Standardsoftware-Anbieters SAP AG undsoll künftig ein zentraler Zugangspunkt zu Applikationen und Informationenfür die ca. 3 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Straßen.NRW sein. DasStraßen.NRW-Portal soll die Mitarbeiterproduktivität und die Qualität der Ge-schäftsprozesse steigern sowie Insellösungen integrieren. Die Projektplanungund Gesamtkoordination übernahm Straßen.NRW. Die Durchführung des Pro-jekts folgte in Zusammenarbeit mit den Referaten SAP-Basisdienste und SAP-Lösungen bei Information und Technik Nordrhein-Westfalen (IT.NRW).

Das Straßen.NRW-Mitarbeiterportal auf Basis der SAP NetWeaver-Technologie

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Systemlandschaftund Aufgabenverteilung

Die verteilte Systemlandschaft (sieheAbb. 1) erfordert eine enge Zusam-menarbeit zwischen Straßen.NRW, IT.NRW und der LVR-InfoKom (das Sys-temhaus des LandschaftsverbandesRheinland (LVR)), wo Straßen.NRW sei-ne SAP-Server betreiben lässt.

Die Portalserver, die Straßen.NRW aufvirtuellen Systemen hostet, werden aufBetriebssystemebene vom Windows-Referat bei IT.NRW betreut. Das Re-ferat SAP-Basisdienste ist verantwort-lich für die Installation, Wartung undÜberwachung der SAP-Systeme. Fürdiese und andere Aufgaben (siehe Ab-schnitt Qualitätsmanagement) wirdder SAP Solution Manager, den IT.NRWbetreibt, genutzt.

Das Referat SAP-Lösungen hat dieAufgabe, die kundenseitigen fachli-chen Anforderungen an das Portalauf Machbarkeit zu prüfen, Lösungs-vorschläge zu erarbeiten und nachRücksprache mit Straßen.NRW dieseumzusetzen. Die Ressourcenplanungwird vom Kundenmanagement IT beiIT.NRW durchgeführt.

Die Customizingeinstellungen derBackendsysteme, die für die ESS-Szenarios erforderlich sind, werden

von SAP-Lösungen erarbeitet, doku-mentiert und an die LVR-InfoKomzur Umsetzung übergeben. Wäh-rend die portalbasierenden JAVA-Entwicklungen vom Referat SAP-Lö-sungen durchgeführt werden, ist dieLVR-InfoKom für die Entwicklungvon ABAP-Anwendungen (WebDyn-pro ABAP), die über das Portal be-reitgestellt werden, zuständig.

Die Benutzerverwaltung der SAP-Backendsysteme liegt wiederum beiStraßen.NRW. Für die Erstellung derportalspezifischen Rollen analysiertdas Referat SAP-Lösungen die benö-tigten Berechtigungsobjekte.

Rollout

Im November 2010 wurde zunächstder Pilotbetrieb in der Regionalnie-derlassung Niederrhein aufgenom-men. Während dieser Phase war esmöglich, das Zusammenspiel der ein-zelnen Systeme im produktiven Be-trieb zu optimieren, Fehler zu behe-ben und Erfahrungen für das anste-hende Rollout zu sammeln. Im April2011 wurde das Portal in drei Stufenmit je ca. 1 200 Benutzern/-innen aufdie einzelnen Niederlassungen aus-gerollt. Dies ermöglichte zwischen-zeitliche Performancemessungen undweitere Optimierungen der Systeme.

Technologien, Entwicklungenund Werkzeuge

Die Inhalte, die angemeldeten Benut-zer(inne)n im SAP NetWeaver-Portalangezeigt werden, sind in einer Rol-le zusammengefasst. Die Portalnavi-gationsstruktur wird durch die derBenutzerin bzw. dem Benutzer zu-geordneten Rollen und die daranverknüpften Worksets, Seiten undiViews (integrated View, vgl. JAVAPortlets) bestimmt (siehe Abb. 2).Diese und weitere Objekte, die zurStrukturierung des Contents dienen,werden im Portal Content Directory(PCD) definiert.

Über diese iViews werden verschie-dene Anwendungen auf einer Por-talseite integriert. Dabei kommenbeim Straßen.NRW-Portal u. a. diefolgenden iView-Typen zum Einsatz:• URL-iView zum Anzeigen externer

Seiten (z. B. Integration bestehen-der Intranetseiten)

• KM-iView zum Öffnen von Doku-menten, die im Portal KnowledgeManagement gespeichert sind (z. B.Hilfe, Wissen, Veröffentlichungen)

• KM-iView zum Öffnen von XMLFormularen und Linklisten1)

Abb. 1: Straßen.NRW-Portal – Systemaufbau und Kommunikationsbeziehungen

____________1) In diesen Bereichen wurden vom Refe-rat SAP-Lösungen Eigenentwicklungen undModifikationen bestehender SAP-Kompo-nenten durchgeführt.

• WebDynpro JAVA-iView für denAufruf von z. B. portalseitigen ESS-Anwendungen wie Mitarbeitersu-che, Zeiterfassung (SAP CATS1), per-sönliche Daten 1 und Organisations-struktur 1

• WebDynpro ABAP-iViews zur Ver-linkung von backendseitigen ESS-Anwendungen wie z. B. Reisemana-gement und Dienststellenübersicht

• iViews für eigenentwickelte Portal-komponenten wie z. B. Deep Lin-king (benutzerabhängige URL-Ge-

nerierung anhand von AD-Attri-butinhalten), Konsistenzprüfungen,Breadcrumb-Anzeige und Support

Für die Entwicklung und Modifika-tion von J2EE-Anwendungen kommtdie SAP NetWeaver Development Inf-rastructure (siehe Abb. 3) in Verbin-dung mit dem SAP NetWeaver Deve-loper Studio (NWDS) als Entwicklungs-tool zum Einsatz. Die NetWeaver De-velopment Infrastructure (NWDI) un-terstützt durch die zentrale Bereits-

tellung von Services die Entwicklungvon J2EE-Anwendungen über dengesamten Lebenszyklus hinweg. DasDesign Time Repository (DTR) er-laubt das Versionsmanagement vonQuellcode und Check-in- und Check-out-Mechanismen. Dies ist notwen-dig, da die Entwicklung und das Tes-ten einzelner Teilkomponenten aufdem Rechner der Entwickler stattfin-det. Der Component Build Service(CBS) übernimmt hauptsächlich dieErstellung sowie die Verwaltung von

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Abb. 2: Rollen und Portalobjekte

Abb. 3: NetWeaver Development Infrastructure

neu entwickelten Komponenten. ImSystem Landscape Directory (SLD)werden die Informationen zur Sys-temlandschaft gespeichert sowie derKatalog von eigenen und SAP-Pro-dukten verwaltet. Der Change Ma-nagement Service (CMS) dient alsKonfigurationswerkzeug der gesam-ten NWDI, ermöglich die Transportevon Entwicklungen innerhalb der Sys-temlandschaft und erlaubt schließlichdie Auslieferung fertiggestellter An-wendungen auf die Zielsysteme.

Die NWDI ermöglicht die Einrichtungvon Produktionslinien (Tracks) fürverschiedene Systemlandschaften undJava-Versionen.

Das NWDS als lokales Entwicklungs-tool basiert auf der Open-Source-Plattform Eclipse und erlaubt dieErstellung von Java-, J2EE- und Web-Dynpro-Anwendungen sowie vonWebservices. Über die NWDS greifenEntwickler/-innen auf die Produkti-onslinien der NWDI zu und könnendie darin enthaltenen Komponenten(Software- und Development Compo-nents) in lokaler Kopie bearbeiten.

Da für das Straßen.NRW-Portal dieSAP-ESS-Softwarekomponente modi-fiziert werden musste, war eineenge Zusammenarbeit mit Entwick-lerinnen und Entwicklern der LVR-InfoKom erforderlich. Die portalseitiglaufenden WebDynpro-JAVA-Anwen-dungen stehen über Java-Konnekto-ren in Verbindung mit dem Backend-system. Die Kommunikation der Da-ten findet über den Aufruf von

ABAP-Funktionsbausteinen im Back-endsystem statt.

Qualitätssicherung

Die Überwachung der Portalsystemewird vom Referat der SAP-Basisdiens-te mithilfe des SAP Solution Managersgeleistet. Außerdem ist die Projektdo-kumentation in der Projektverwaltungdes Solution Managers abgelegt, wo-durch auch die Projektbeteiligten beiStraßen.NRW die Möglichkeit haben,darauf zuzugreifen.

Neue Entwicklungen und Konfigura-tionsänderungen des Portals werdenzunächst auf dem Entwicklungssys-tem durchgeführt und anschließendüber das QualitätssicherungssystemStraßen.NRW zum Test zur Verfü-gung gestellt. Sobald Straßen.NRWdie Änderung freigibt, werden dieTransporte auf das Produktionssys-tem durchgeführt. Bei Änderungenin den ESS-Szenarios müssen dieTransporte im Portal mit denen aufden Backend-systemen bei der LVR-InfoKom koordiniert werden.

Regelmäßige vollautomatisierte Per-formancetests auf dem produktivenPortal werden mit dem von SAP-Lösungen eigens entwickelten WebSiteTester durchgeführt. Das Toolbietet die Möglichkeit, Websessionsaufzunehmen und diese anschlie-ßend über einen Zeitplan gesteuertabspielen zu lassen. Hierbei werdenZugriffszeiten gemessen und Reportsbzw. Fehlerbenachrichtigungen erstellt.

Ausblick

Straßen.NRW plant, die Prozesse desReisemanagements zu automatisie-ren bzw. mit SAP-Komponenten ab-zubilden und diese anschließend imMitarbeiterportal von Straßen.NRWzu integrieren. Die Implementierungder Reisemanagement Prozesse be-findet sich zurzeit noch im Pilotbe-trieb und wird demnächst den Mitar-beiter(inne)n von Straßen.NRW überdas Straßen.NRW-Portal zur Verfü-gung stehen. Des Weiteren soll das„Infomanagement mit der Straßenin-formationsbank Nordrhein-Westfalen(NWSIB)“ ebenso integriert werden.Dadurch soll die Auswertung und Be-arbeitung von straßenbezogenen In-formationen über das Portal ermög-licht werden.

Golo MaichelTel.: 0211 9449-5106E-Mail: [email protected]

Sami BouaounTel.: 0211 9449-5107E-Mail: [email protected]

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Verwaltungsvorgänge in der öffent-lichen Verwaltung haben oft einesehr lange Lebensdauer. Zumeistnimmt die eigentliche Bearbeitungin diesem Lebenszyklus die geringsteZeit in Anspruch, viel länger befin-den sich Vorgänge in der Altregistra-tur. Nach dem Abschluss eines Vor-gangs – der z. d. A.-Verfügung –müssen Verwaltungsvorgänge näm-lich weiterhin aufbewahrt werden.Ob die Aufbewahrungszeit nun z. B.1 Jahr, 5 Jahre, 10 Jahre, 30 Jahreoder gar 50 Jahre beträgt, wird sach-bezogen in unterschiedlichen Geset-zen und Verordnungen festgelegt.Sind die Aufbewahrungsfristen fürVorgänge abgelaufen, müssen dieBehörden der Landesverwaltung

Nordrhein-Westfalen diese nach denRegelungen des Archivgesetzes NRWdem Landesarchiv Nordrhein-West-falen anbieten. Das Landesarchiventscheidet dann, welche Vorgängevom Archiv übernommen werdenund welche direkt gelöscht werdenkönnen.

Der geschilderte Verwaltungsablaufgilt natürlich auch für elektronischeAkten. In Nordrhein-Westfalen stehtder Landesverwaltung im Bereich Do-kumentenmanagementsystem (DMS)Information und Technik Nordrhein-Westfalen (IT.NRW) als Dienstleisterzur Verfügung. Der Landesbetriebzeigt sich gut gerüstet, den komplet-ten Lebenszyklus elektronischer Vor-

gänge in der DOMEA®-Umgebungzu realisieren. Im Rahmen eines Pro-jektes hat IT.NRW einzelne Kompo-nenten technisch umgesetzt, getes-tet und ist hierbei zu guten Ergeb-nissen gekommen.

Hierzu gehören u. a.:• Es wurden die funktionalen Anfor-

derungen an die Programmierungin DOMEA® definiert, um einekomplette Verfahrenssteuerung ausDOMEA® heraus zu ermöglichen(u. a. „z. d. A.-Vereinfachung“);

• IT.NRW setzte auch technisch um,Dokumente in Vorgängen für dielange Aufbewahrungszeit und dassich anschließende Aussonderungs-verfahren vorzubereiten – eine Mig-

DMS DOMEA®: Verwaltungsvorgänge für die Nachwelt sicher und lesbar verwahren

Abb. 1: Lebenszyklus von elektronischen Vorgängen und seine technische Umsetzung

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ration in das Format PDF/A-1b wirdautomatisiert durchgeführt. So kanndirekt bei der z. d. A.-Verfügungeine beständige Konversionsformfür alle Dokumente erzeugt wer-den. Genutzt werden die OpenText Rendition Services mit demintegrierten Renderer „ADLIB-Ex-press“, der ca. 200 Dateiformate indas Archivformat wandeln kann.

• Weiter wurde eine anspruchsvolleAlternative zur Haltung der Pri-märdaten in DOMEA® währendder langen Aufbewahrungszeitgetestet. So kann die Systemarchi-tektur um eine „Archive-Middle-ware“ (OpenText Archive Server)und einen speziellen Storage-Be-reich zur Langzeitspeicherung (FastSilent Cubes) erweitert werden.

Auch zum finalen Teil der Altregistra-tur kann von Fortschritten berichtetwerden. Zum Aussonderungsverfah-

ren war IT.NRW zusammen mit derLandesarchivverwaltung Nordrhein-Westfalen bei einem Qualitätszirkelder Anwenderkonferenz DOMEA® in-volviert. Hier wurden die Anforderun-gen der Landesverwaltungen (betei-ligt waren neben Nordrhein-Westfa-len u. a. Hessen und Rheinland-Pfalz)zusammengefasst und Open Text mit-geteilt. OpenText hat inzwischen ei-nen ersten Prototyp für das DOMEA®-Aussonderungsverfahren vorgestellt.

Eine detaillierte Darstellung der Um-setzung des kompletten Vorgangsle-benszyklus mit DOMEA® wird in ei-ner nächsten Ausgabe der LDVZ-Nachrichten erscheinen.

Link im Intranet der Landesverwal-tung Nordrhein-Westfalen:Das moderne Bürohttp://lv.buero.it.nrw.de

Maren BimbergTel.: 0211 9449-6862E-Mail: [email protected]

Klaus TrommerTel.: 0211 9449-6764E-Mail: [email protected]

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Pflege des Datenbestandes

Bereits früher hatte es in Nordrhein-Westfalen Bestrebungen gegeben,Informationen über die IT-Verfahrendes Landes an einer Stelle zu bün-deln. Mit dem vom Sharepoint Com-petence Center von IT.NRW imple-mentierten Zentralen Verfahrensre-gister wurde nun dieses Ziel einerlandesweiten Übersicht über die lau-fenden IT-Verfahren verwirklicht. ImJahr 2010 wurden die IT-Verfahrendes Landes Nordrhein-Westfalen ineiner Liste erfasst und im Landesver-waltungsnetz veröffentlicht. Damitdiese Übersicht stets aktuell ist,wurden nun Prozesse implementiert,die dezentral eine regelmäßige Über-prüfung der Daten unterstützen.Zum einen werden neue Verfahrenüber den Abstimmungsprozess des§ 4 ADVG NW mithilfe des Vorha-bensregisters in das Verfahrensregis-ter überführt. Zum anderen wurdenallen Verfahren Verantwortliche fürdie Pflege zugeordnet, die zweimaljährlich automatisiert aufgefordertwerden, die eigenen Verfahren aufAktualität zu prüfen.

IT-Vorhaben

Nach § 4 ADVG NW stimmen dieobersten Landesbehörden die Auto-mationsvorhaben ihrer Geschäftsbe-reiche mit dem Innenministerium ab.

Diese Abstimmung wird nun mit ei-ner Erweiterung im Zentralen Ver-fahrensregister unterstützt und trans-parent gemacht.

Zu Beginn der Planung eines neuen IT-Vorhabens meldet sich die fachlichzuständige Behörde für das ZentraleVerfahrensregister an und erstellt ei-nen Datensatz zum Vorhaben. DieserDatensatz durchläuft einen vordefi-nierten Prozess mit dem Ziel, von denzuständigen Stellen die Freigabe undGenehmigung des IT-Vorhabens zu er-halten. Während des Prozesses wirddie antragstellende Behörde über die

entscheidenden Schritte per E-Mail be-nachrichtigt und kann sich darüber hi-naus im ZVR über den gegenwärtigenStand der Genehmigung informieren.

Das Vorhabensregister ergänzt sinn-voll das Verfahrensregisters und ver-einfacht die Antragstellung für alleBeteiligten. Es stellt die genehmigtenVorhaben der gesamten Landesver-waltung zur Einsicht bereit und in-formiert die am Genehmigungspro-zess beteiligten Personen in über-sichtlicher Art und Weise über denaktuellen Stand.

In Abbildung 1 ist der Prozess zur Ge-nehmigung eines IT-Vorhabens dar-gestellt.

§ 4-Abstimmung

Die Antragstellerin bzw. der Antrag-steller erfasst das IT-Vorhaben seinerBehörde und fordert dann die Freigabevom zuständigen Ressort an. Das Res-sort kann nun als Freigabeinstanz dasVorhaben bewilligen, ablehnen oderStellungnahmen anfordern. Wird Letz-

Zentrales VerfahrensregisterÜbersicht über laufende IT-Verfahren in der Landesverwaltung

Auf der Grundlage einer Kabinettsentscheidung zur Vereinheitlichung der IT-Strukturen in der Landesverwaltung Nordrhein-Westfalen hat der Interminis-terielle Ausschuss Automation (IMA Automation) die Führung eines einheitli-chen Verfahrensregisters und die Koordinierung von IT-Vorhaben beschlossen.Hier sollen neue IT-Vorhaben nach § 4 ADVG NW abgestimmt werden.

Das Ministerium für Inneres und Kommunales des Landes Nordrhein-Westfa-len (MIK) hat Information und Technik Nordrhein-Westfalen (IT.NRW) beauf-tragt, auf der Basis der Sharepointtechnologie ein zentrales Verfahrensregisterzu erstellen. Dieses wurde bereits im Jahr 2010 bereitgestellt und von allenLandesbehörden dezentral mit den landesweit im Einsatz befindlichen IT-Ver-fahren befüllt. Das Zentrale Verfahrensregister (ZVR) steht zur Information dergesamten Landesverwaltung im Landesverwaltungsnetz (LVN) zur Verfügung.

Abb. 1: Prozess-Genehmigung eines IT-Verfahrens

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tere über das ZVR durch das Hinterle-gen einer oder mehrerer E-Mail-Adres-sen beantragt, werden die Adressatenelektronisch darüber informiert. JederAufforderung zur Stellungnahme wirdauch eine Frist hinterlegt, innerhalb de-rer die Stellungnahme eingereicht wer-den kann. Wenn alle Stellungnahmeneingegangen sind bzw. wenn die Fristverstrichen ist, kann das Vorhaben ab-schließend vom Ressort freigegebenoder abgelehnt werden.

Lehnt die Freigabeinstanz das Vorha-ben ab, wird die Antragstellerin bzw.der Antragsteller darüber informiertund kann nach Änderung der Datenzum IT-Vorhaben die Freigabe erneutbeantragen.

Gibt das Ressort das Vorhaben frei,wird das MIK als Genehmigungs-instanz informiert, das nun das Vor-haben genehmigen, ablehnen oderStellungnahmen anfordern kann.

Bei einer Ablehnung des Vorhabenshat die/der Antragsteller/-in auch hierdie Möglichkeit, nach Änderung derDaten des IT-Vorhabens erneut eineFreigabe und danach eine Genehmi-gung zu beantragen.

Wird die Genehmigung erteilt, kannmit dem IT-Vorhaben begonnen wer-den. Nach Fertigstellung des Vorha-bens muss es in das Verfahrensregister

übertragen werden. Auch hier wirddie zuständige Behörde per E-Mail andie Übertragung der Daten erinnertund die automatisierte Übernahme er-folgt dann auf Knopfdruck (siehe Abb.2). Dabei wird parallel der Datensatzim Vorhabensregister gelöscht.

IT-Verfahren

Beim Anlegen eines Vorhabens alsVerfahren werden die meisten Da-ten des Vorhabens übernommen.Danach sollte das IT-Verfahren bear-beitet und um zusätzliche Angabenergänzt werden.

Einmal in die Verfahrensliste über-nommen, müssen die Daten stets ak-tuell sein. Zur Erreichung dieses Zielswird die Pflegestelle jedes Verfah-rens (in der Regel die/der fachlichverantwortliche Ansprechpartner/-inbzw. die Autorin/der Autor des Ver-fahrens) zweimal pro Jahr per E-Mailaufgefordert, die Daten im Verfah-rensregister zu prüfen und ggf. zuüberarbeiten. Der gesamte Pflege-prozess wird also durch einen voll au-tomatisierten Workflow gesteuert.

Anmelden am ZVR

Die Listen aller IT-Vorhaben und IT-Verfahren stehen der gesamten

Landesverwaltung ohne Anmeldungzur Verfügung. Für das Anlegen ei-nes neuen IT-Vorhabens ist jedocheine Anmeldung erforderlich (sieheAbb. 3, Seite 11): Bereits registrierteNutzer/-innen loggen sich mit ihrerE-Mail-Adresse und ihrem Passwortein, neue User/-innen müssen sich fürein Benutzerkonto auf der Anmelde-maske eintragen und registrieren. DieRegistrierung wird von der IT-Lei-tung des zuständigen Ressorts aufPlausibilität überprüft und das Be-nutzerkonto bei positivem Entscheidfür die antragstellende Behörde frei-gegeben.

Wird bei der Übernahme eines Ver-fahrens in das ZVR ein(e) Anwender/-in als Pflegestelle eingetragen, sowird automatisch ein weiterer Ac-count im Zentralen Verfahrensregis-ter erstellt. Die Anwenderin bzw. derAnwender wird darüber per E-Mail in-formiert und aufgefordert, für seinenAccount ein Passwort zu vergeben.

Fazit

Das Sharepoint Competence Centervon IT.NRW hat mit dem ZentralenVerfahrensregister, dessen Erweite-rung durch das Vorhabensregisterund den Pflegeprozess eine ersteSharepoint-Anwendung landesweitzum Einsatz gebracht. Die browser-

Abb. 2: IT-Vorhaben genehmigt

Das Vorhaben wurde genehmigt und kann nun vom Antragsteller 'Sonja Reindl ([email protected])' oder demErsteller des Vorhabens '[email protected])' als Verfahren angelegt werden.

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gestützte und officenahe Sharepoint-bedienung holt die Nutzer in ihrerbekannten PC-Umgebung ab. Derdurchgängige automatische Prozessunterstützt die Beschleunigung derAbwicklung der Freigabe und Ge-nehmigung eines IT-Vorhabens. Gleich-zeitig wird eine unnötige Mehrfach-erhebung der zum IT-Vorhaben/IT-Verfahren gehörenden Informationvermieden, da die Daten des Antragsdirekt für die Veröffentlichung imVerfahrensverzeichnis verwendet wer-den. Weil der vorhandene Datenbe-stand als Maßstab für die Genehmi-gung neuer IT-Vorhaben gilt, mussdie Pflege der IT-Verfahren konse-

quent verfolgt werden. Um dies zugewährleisten und zu vereinfachen,sind die technischen Möglichkeitenin vollem Umfang implementiertworden. Letztlich wird jedoch für dieQualität jedes einzelnen Datensatzesimmer der Mensch verantwortlichsein.

Link im IntranetZentrales Verfahrensregisterhttp://lv.verfahrensregister.nrw.de

KontaktSharepoint Competence [email protected]

Sonja ReindlTel.: 0211 9449-6759E-Mail: [email protected]

Maria SchmalenbachTel.: 0211 9449-6766E-Mail: [email protected]

Abb. 3: Anmeldung und Registrierung am ZVR

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Ausgangssituation

Über Jahre hinweg hat sich dieelektronische Zusammenarbeit einenWeg in unseren Arbeitsalltag ge-bahnt. Dabei haben sich einige Pro-dukte als vorteilhaft oder gar als un-verzichtbar für die tägliche Kommu-nikation erwiesen. Außerdem gibt eszahlreiche Fachanwendungen undSpezialprodukte, welche die Arbeiterleichtern.

Im Bereich der informellen Zusam-menarbeit klafft jedoch noch eineLücke, die bisher nur durch zeit-aufwendige Hilfslösungen geflicktwurde. An dieser Stelle setzt dasKonzept der Sharepoint Servicesvon IT.NRW an. Im Sharepoint Com-petence Center werden Lösungenentwickelt, welche die Zusammen-arbeit von Teams vereinfachen sol-len. Dabei werden die Anwen-der/-innen in einer Software-Um-gebung abgeholt, in der sie sich si-cher fühlen und die sie akzeptierthaben: das Microsoft-Umfeld. Hierkönnen sich die Anwender weiter-hin in der Office-Welt und im Inter-net Explorer bewegen und brau-chen kein zusätzliches Tool-Know-how aufzubauen. Die Zusammenar-beitsplattform des Sharepoints un-terstützt sie dabei, in die täglicheZusammenarbeit eine Ordnung zubringen, die bisher in Dateisyste-men und E-Mail-Postfächern mit viel

Arbeitszeit aufgebaut werden muss-te.

Das Sharepoint Competence Centerstellt ein Medium zur Verfügung,welches auf die typischen Arbeitssi-tuationen in den Büros der Landes-verwaltung zugeschnitten ist. Hier-zu wurden spezielle Seiten (in engl.sites) entwickelt, die mit dem Inter-net Explorer aufgerufen werdenkönnen, um sie den Teams derLandesverwaltung zur Arbeitser-leichterung bereitzustellen. Dabeirichtet sich der Blick des SharepointCompetence Center auf die allge-meingültigen Zusammenarbeitssze-narien von Teams, Projekten undGremien.

Projektsite

Beim Aufsetzen eines Projektes wirdein Projektteam zusammengestellt,welches sich nach definierten Vorga-ben der Erfüllung des Projektzielsverschreibt. Es entwickeln sich eineProjekt- und Kommunikationsstruk-tur sowie eine Organisation, in derProjektbesprechungen und die Do-kumentation der Projektphasen undErgebnisse eine entscheidende Rollespielen. So unterschiedlich die Pro-jekte und deren Ziele auch seinmögen, so bleiben die gerade be-schriebenen Vorgehensweisen dochimmer die gleichen. Die bei IT.NRW

entwickelte Projektsite (siehe Abb. 1)knüpft genau dort an und ist zuge-schnitten auf die Anforderungen ei-nes Projektteams.

Die Site gibt die Möglichkeit, dieProjektstruktur über Teilprojekte ab-zubilden. Darüber hinaus könnenTermine übersichtlich in einer Kalen-dersicht dargestellt werden. Ebensokönnen die Teams hinterlegt wer-den, sodass die mühsame Suche nachAnsprechpartner(inne)n und Zustän-digen entfällt.

Ein Schwerpunkt der Projektsite sinddie Dokumentenbibliotheken mitder Option, gemeinsam an Doku-menten zu arbeiten oder dem ge-samten Projektteam Arbeitsdoku-mente zur Verfügung zu stellen. So-mit müssen nicht mehr Dokumenteper E-Mail verteilt und anschließendmühsam konsolidiert werden. Auf-grund der bereitgestellten Versionie-rung behält jeder zusätzlich denÜberblick über den aktuellen Ar-beitsstand. Die Sharepointfunktiona-litäten sehen vor, dass die Projekt-mitglieder/-innen per E-Mail überdie Änderungen der Dokumente un-terrichtet werden, sodass eine aktu-elle Projektinformation gegeben istund eine zeitnahe Projektkommuni-kation erfolgen kann.

Ein fester Bestandteil eines Projektesist zumeist eine Liste der offenenAufgaben, die auf der Projektsiteeingestellt und einzelnen Projekt-mitglieder(inne)n zugeordnet wer-den können. Per E-Mail werden dieBeteiligten hierüber informiert. ÜberWorkflows kann die Erfüllung derAufgaben im vorgegebenen Zeitrah-men nachverfolgt oder in die per-sönlichen Aufgaben in Outlook ein-gebunden werden. Aktuelle Infor-mationen im Sinne eines SchwarzenBrettes vereinfachen den Austauschund runden das Bild ab.

Sharepoint Services – mit der Standardisierung von Arbeitsabläufen hin zu Arbeitserleichterungen

Mit dem Microsoft SharePoint 2010 (kurz: Sharepoint) wurde ein Werkzeugauf den Markt gebracht, dass die Standardisierung von Arbeitsabläufen unter-stützt. Um dies in die Büros der Landesverwaltung Nordrhein-Westfalen zubringen, hat Information und Technik Nordrhein-Westfalen (IT.NRW) ein Share-point Competence Center aufgebaut. Dort werden zurzeit IT-Services entwi-ckelt, die das Ziel haben, die Zusammenarbeit in der Landesverwaltung bei dertäglichen Arbeit zu unterstützen und zu verbessern.

Bei diesen Sharepoint Services fokussiert sich das Competence Center auf denBaustein der Collaboration, der Zusammenarbeit in Teams, Projekten und Gre-mien. Es wird die Strategie verfolgt, mit einem vergleichbar kleinen Aufwandeinen großen Nutzen zu erzielen, indem von der Anforderung bis zur Umset-zung auf Standards gesetzt wird.

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Teamsite

Die Zusammenarbeit in einem Teamist im Unterschied zu einem Projektnicht zeitlich befristet. Doch auchhier werden im Arbeitsalltag Bespre-chungen organisiert, Dokumente er-arbeitet und Aufgaben verteilt undnachverfolgt. Die Herausforderungliegt auf den Lebenszyklen der Doku-mente und der Erhaltung der Aktua-lität der bereitgestellten Informatio-nen. Um diese Herausforderungen zumeistern, hält die Teamsite Bibliothe-ken, Listen und Kalender bereit.

Gremiumsite

Die Strukturierung dieser Site defi-niert sich über die Sitzungen einesGremiums, anhand derer auch dieDokumente, die rund um die Sitzungerstellt werden – angefangen vonder Agenda bis hin zum Protokoll –nachvollzogen werden können (sie-he Abb. 2, Seite 14).

Über ein Diskussionsforum kannauch außerhalb der Sitzungen mitdem gesamten Teilnehmerkreis nach-vollziehbar kommuniziert werden.Über eine Aufgabenliste können dieoffenen Punkte bis zur nächsten Sit-zung überwacht werden und beimAufstellen der neuen Agenda unter-stützen. Zudem können die Teilneh-mer über die automatisierte E-Mail-Benachrichtigung über die aktuellenSitzungstermine oder z. B. über denStand der Agenda informiert wer-den.

Geschäftsprozesse

Bereits heute ist es üblich, dass zurBeschleunigung von AbstimmungenE-Mails als Kommunikationsmittelgewählt werden. Es entstehen dabeiE-Mail-Ketten, anhand derer der Ar-beitsstand nachvollzogen werdenkann. Das ist ein pragmatischer Um-gang mit den zur Verfügung stehen-den Werkzeugen, der zeigt, dass der

Wunsch nach einer möglichst einfa-chen Umsetzung mit den üblichenArbeitstools gewünscht ist.

Gleichzeitig ist jedoch sicherzustel-len, dass die gesetzlichen Regelun-gen der Aktenführung eingehaltenwerden. Um diesen gerecht zu wer-den, muss hierfür zusätzliche Zeit in-vestiert werden.

Genau hier holt der Sharepoint dieAnwender/-innen ab. Er bietet dieMöglichkeit, vor allem dokumenten-orientierte Geschäftsprozesse aufder üblichen Zusammenarbeitsebenesinnvoll bereitzustellen. Angefangenmit dem Abstimmungsprozess vonDokumenten bis hin zu Genehmi-gungsprozessen über unterschiedli-che Beteiligte. Hier steht im Vorder-grund, möglichst allgemeingültigeflexible Workflows zur Verfügung zustellen, um aufwendige Spezialan-passungen zu vermeiden. Das Spek-trum der Möglichkeiten ist bereitsmit geringen Aufwänden beträcht-

Abb. 1: Entwurf einer Projektsite

LDVZ-Nachrichten 2/201114

lich. Dabei bleibt die E-Mail das füh-rende Kommunikationsmittel, wel-ches jedoch durch automatisierteAbläufe, Versionierung und Proto-kollierung einen größeren Nutzenentfaltet. Hiermit sind dann auch dieVoraussetzungen geschaffen, im Sin-ne des Lebenszyklus von Dokumen-ten einer Weiterverarbeitung in ei-nem Dokumentenmanagementsystemden Weg zu ebnen.

Fazit

Für die Zusammenarbeit auf der Ar-beitsebene bringt jede Vereinfa-chung schnell einen hohen Nutzen.Es ergeben sich daraus enorme Zeit-einsparungen im formalen Umgang

miteinander, die für die Fachlichkeitgenutzt werden können, und eineVereinfachung der Kommunikationmiteinander, mit der sich alle Betei-ligten besser informiert und invol-viert fühlen. Das Sharepoint Compe-tence Center von Information undTechnik Nordrhein-Westfalen entwi-ckelt mit den Team-, Projekt- undGremiumsites auf der Basis des Mi-crosoft SharePoint 2010 neue IT-Ser-vices, die von der Bereitstellung biszur Nutzung auf diese Ziele hin aus-gerichtet sind.

KontaktSharepoint Competence [email protected]

Maria SchmalenbachTel.: 0211 9449-6766E-Mail: [email protected]

Abb. 2: Gremiensite für das Projekt DOMEA® (Entwurf)

LDVZ-Nachrichten 2/2011 15

Moderne Webseiten bieten den Nut-zerinnen und Nutzern heute Über-blick über die angebotenen Inhalte,ohne dass sie tiefer in die Struktureindringen müssen. FortschrittlicheInformationsarchitekturen ermögli-chen den Besucherinnen und Besu-chern den unmittelbaren Zugriff aufden gesamten Informationsgehalteiner Seite, ohne sie mit einem In-formationsüberangebot abzuschre-cken.

Wird ein bestehender Auftritt neuaufgesetzt, ist immer eine Überar-beitung der Informationsarchitektursinnvoll. Information und TechnikNordrhein-Westfalen (IT.NRW) unter-stützt sowohl bei der Konzeption alsauch bei der Realisierung.

Dies war beim Justizportal NRW derFall: Hier realisierte IT.NRW eine maß-geschneiderte Informationsarchitek-tur unter Anwendung eines Grid-Layouts und mithilfe von „Push toFront“. Die Reaktionen auf den Re-launch waren durchweg positiv.

Der Relaunch

Die Arbeiten zum Relaunch gestalte-ten sich in drei Phasen: • In der ersten Phase wurden die

Anforderungen an die Informati-onsarchitektur mit Unterstützungvon IT.NRW konzeptioniert.

• In der zweiten Phase wurden dietechnischen Anforderungen durchIT.NRW umgesetzt. Die strukturel-len Änderungen wurden im Con-tent Management System NPS rea-lisiert. Das neue Layout wurde ein-gearbeitet und zusätzliche ge-wünschte Funktionalitäten (unteranderem die Karussellfunktionali-tät und Videobox auf der Startsei-te) implementiert.

• In der abschließenden dritten Pha-se wurden alle vorhandenen Inhal-te durch den Auftraggeber Justiz

NRW geprüft. Hierbei wurden vieleArtikel überarbeitet, erweitert undauf den neusten Stand gebracht.Häufig nachgefragte Artikel wur-den vertieft und teilweise zu Un-terportalen umgearbeitet.

Konzeption der Informations-architektur

Wird eine Webseite neu aufgesetzt,richtet sich der Blick in der Planungfast unvermeidlich auf neue Funkti-onalitäten und ein frisches Layout,da es sich hierbei um die Aspektehandelt, die Nutzerinnen und Nut-zer wie Betreiberinnen und Betrei-ber direkt ins Auge fallen. Zu oftwird hierbei jedoch der Wandelübersehen, der sich seit der ur-sprünglichen Freigabe in einem Auf-tritt vollzogen hat. Das Informati-onsangebot hat sich in der Regel so-wohl in der Breite als auch in derTiefe deutlich vergrößert, wodurchnicht mehr alle abgedeckten The-mengebiete von den Nutzerinnenund Nutzern direkt erfasst werdenkönnen.

Dies stellt die Umsetzenden vor dieHerausforderung, eine Informations-architektur zu erstellen, die den Um-fang des Angebots transparentmacht und somit den Zugriff auf dasvollständige Informationsangebotermöglicht. Hier unterstützt IT.NRWdie Webseitenverantwortlichen so-wohl bei der Konzeption als auchbei der Umsetzung.

So auch beim Justizportal NRW: Alsdie Konzeptionsphase begann, warallen Beteiligten bewusst, welchenUmfang die Webseite mittlerweileangenommen hatte. Aus einem Prä-sentationsauftritt der Justiz warlängst eine Webseite geworden, dieden vollen Themenkomplex juristi-scher Aufgaben abbildet und aufdie sich Volljuristen wie Laien in

rechtlichen Fragestellungen verlas-sen.

So waren in der Breite zu den zu je-der Webseite gehörenden Grund-funktionalitäten unterschiedlichste Da-tenbanken, Formularsammlungen, Ap-plikationen und Schnittstellen hinzu-gekommen. In der Tiefe hatten sichzu Themenbereichen, welche an-fänglich nur einen Artikel umfass-ten, ganze Unterportale gebildet,und der anfängliche Newsticker hat-te sich in mehrere Ticker aufgespal-ten: Mitteilungen aus Einzelberei-chen, Termine und dpa-Meldungen.

Zugänglichkeit von Informationen

Für die Besucherinnen und Besuchereiner Webseite ist die Größe desWebauftrittes nicht ersichtlich, dadie Webseite nicht als Ganzes erfasstwerden kann. Sie sehen erst einmalnur die Startseite und können vondort aus Schritt für Schritt tiefer indie Webseite vordringen. Dabei wirdihnen aber nicht der ganze Umfangdes Auftrittes offenbar, gehen siedoch nur den von ihnen gewähltenPfad des Informationsangebotes ent-lang. Der Rest der Webseite ist fürsie nicht sichtbar; weder Größe nochThemengebiete sind für sie erfass-bar. Wie bei einem Eisberg sehen Sienur eine kleine Spitze des verfügba-ren Informationsvolumens, der Restbleibt „unter Wasser“.

Die komplexe Aufgabe, den Nutze-rinnen und Nutzern der Webseitedie Themengebiete zu vermitteln,liegt somit auf der Startseite und derStrukturierung des Gesamtauftrittes.Mit zunehmender Informations-quantität und Tiefe der Webseitewird es immer wichtiger, die Zu-gänglichkeit und das Informations-angebot hier auszubauen. Wird die-ser Bereich vernachlässigt, werdenganze Themengebiete aus der Wahr-

Der Relaunch des Justizportal Nordrhein-WestfalenWebseiten mit modernen Informationsarchitekturen

transparent gestalten

LDVZ-Nachrichten 2/201116

nehmung der Nutzerinnen und Nut-zer ausgeblendet.

Gleichzeitig müssen die anzuzeigen-den Informationen sorgfältig ausge-wählt und klar voneinander abge-grenzt werden. Ansonsten verwandeltsich die Seite in ein unzugängliches In-formationspuzzle, und die Nutzerin-nen und Nutzer fühlen sich durch einInformationsüberangebot „erdrückt“.

Aktuellegegen Hintergrundinformationen

Die ursprüngliche Informationsarchi-tektur des Justiz-Webportals war die-sen Anforderungen nicht mehr ge-wachsen. Sie orientierte sich am imWeb recht weit verbreiteten Aktuali-tätsmodell, welches vor fünf Jahrenauch noch das Mittel der Wahl war.So gab es auf der alten Startseite aus-

schließlich aktuelle Meldungen, vondenen eine ausführlich und der Restnur mit dem ersten Satz präsentiertwurde. Einzelne, nicht näher erläu-terte Links rundeten die Seite ab.

Dies ermöglichte zwar die aktuellenThemen hervorragend abzubilden,jedoch verschwanden einmal eröff-nete Bereiche schnell aus der Wahr-nehmung, da die Startseite fast aus-

Abb. 1: Startseite http://www.justiz.nrw.de mit dreispaltigem Raster

LDVZ-Nachrichten 2/2011 17

schließlich mit aktuellen Themen be-füllt wurde.

Aktuelle Informationen bilden aberzu keinem Zeitpunkt den vollen The-menumfang oder auch nur ein ein-zelnes Thema vollständig ab. Sie fo-kussieren sich meist auf einen be-stimmten Bereich eines Themas undinformieren über die für den aktuel-len Anlass wichtigen Details.

Ein Großteil der Nutzerinnen undNutzer ist aber an den aktuellen Ent-wicklungen nur sekundär interessiert.Sie besuchen die Seite mit spezifi-schen Informationswünschen und er-hoffen sich Fakten zu zeitunabhän-gig interessanten Themen (z. B. Hei-rat, Vereinsgründung) oder Hinter-grundinformationen. Obwohl spezi-fische Unterbereiche für ihre Bedürf-nisse eingerichtet waren, verlässt ein

großer Teil der Besucherinnen undBesucher die Seite wieder, da die ak-tuellen Informationen auf der Start-seite keinen Hinweis darauf geben,dass die von ihnen gesuchten The-men behandelt werden.

Aufgabe einer neuen Einstiegsseitewar es somit, sowohl einen Zugang zuaktuellen Themen als auch zu Themen-bereichen mit Hintergrundinformatio-

Abb. 2: Fortsetzung der Startseite mit Übersicht über die ersten zwei Ebenen

LDVZ-Nachrichten 2/201118

nen zu bieten, ohne die Nutzerinnenund Nutzer mit einem Überangebot anInformationen zu überfordern.

Grundstrukturder neuen Startseite

Dementsprechend bekam die Start-seite des neuen Portals als zentralerAnlaufpunkt der Nutzer/-innen beson-dere Aufmerksamkeit. Direkt unter-halb des Logos sind die großen Un-terbereiche als Karteireiter struktu-riert (siehe Abb. 1):• Justizministerium bietet Informati-

onen zum Ministerium• Bürgerservice beschäftigt sich mit

Diensten und Service für die Bürge-rinnen und Bürger

• Gerichte und Behörden informiertund macht die Einzelorganisations-einheiten und Zuständigkeiten fass-bar

• Bibliothek bietet juristische Doku-mente und Datenbanken

Unterhalb der Karteireiter folgt einefarbig unterlegte Titelzeile mit Textund Bild zu einem aktuellen Thema.

Darunter setzte IT.NRW ein Grid-Layout als dreispaltiges Raster ein,welches die Einzelinformationensegmentiert und deutlich voneinan-der abgrenzt. Mehrere Boxen ste-hen gleichberechtigt nebeneinan-der und ermöglichen den Nutzerin-nen und Nutzer eine gute Übersichtdurch eine saubere Einordnung inein Raster (vergleiche Abb. 1).

Die Redakteurin bzw. der Redakteurkann in den einzelnen Boxen desGridLayouts sowohl aktuelle Themenals auch Hintergrundinformationennach freier Wahl positionieren.

Zusätzlich bieten automatisierteFunktionalitäten aktuelle Themen ausanderen Bereichen an (vergleicheAbb. 1: Box „Presseerklärungen“, Box„DPA Justiz Aktuell“ und Box „Juris-tische Fachmeldungen“ und Abb. 2:Box „Termine“).

Abgeschlossen wird die Seite von ei-ner Übersicht über die ersten beiden

Ebenen, welche die großen Unterbe-reiche noch einmal für die Benutze-rin bzw. dem Benutzer aufschlüsselt,um ihm eine direkte Übersicht überdie Unterbereiche zu ermöglichen(vergleiche Abb. 2).

Vorstellung von Bereichen durch „Push to Front“

Die sogenannten „Push to Front“-Methode ermöglicht es Redakteurin-nen und Redakteuren Hintergrund-artikel nach vorne zu bringen. Hier-mit ist es möglich, beliebige Artikelauf der Startseite zu präsentierenund somit in die Aufmerksamkeitder Nutzerin bzw. des Nutzer zu rü-cken. In der Abb. 1 wird zum Beispielin der obersten Boxenzeile der Arti-kel „Lebenslage Schulden“ aus demBereich „Bürgerservice“ präsentiert.

Über eine Abfolge kann eine ganzeGruppe von Artikeln zeitlich nach-

einander im Tages- oder Wochen-rhythmus auf der Startseite präsen-tiert werden. In der Box „Bürgerser-vice“ werden z. B. automatisch undregelmäßig vielfältige Themen ausdiesem Unterbereich dargestellt,ohne dass ein(e) Redakteur/-in tätigwerden muss. So wird den wieder-kehrenden Nutzerinnen und Nut-zern der Seite auf Dauer der volleThemenumfang eines Bereichs be-kannt gemacht, ohne dass diese sel-ber vertieft einsteigen müssen.

Informationsselektiondurch die Nutzer/-innen

Um Übersichtlichkeit zu erhalten,werden nicht alle Informationen denNutzerinnen und Nutzern direkt an-gezeigt. Stattdessen haben diese sel-ber die Möglichkeit, sich weitere –auf der Seite zur Verfügung stehen-de – Informationen in dynamischenBereichen anzeigen zu lassen.

Abb. 3: Unterbereich Bürgerservice

LDVZ-Nachrichten 2/2011 19

So gibt es zum Beispiel neben demsichtbaren aktuellen Thema – direktunterhalb der Karteireiter – drei wei-tere, erst einmal nicht sichtbare The-men. Mit den durchnummeriertenKnöpfen können die Nutzerinnenund Nutzer dann selber die anderenThemen anwählen, ohne dass einkompletter Neuaufruf der Seite not-wendig ist (siehe Abb. 1). Mit einerähnlichen Funktionalität ist es mög-lich, durch die Tickermeldungen zuschalten.

Das „Karussell“ (in Abb. 2, mittigrechts mit Überschrift „Bürgerser-vice“) nutzt dieses Prinzip ebenfalls:Zwölf Artikel mit Bildern werden so-wohl in einer steuerbaren Animationoptisch sehr ansprechend präsentiertals auch über ein „Pull-down-Menü“zur Auswahl angeboten.

Einbindung von Unterseiten

Aber eine gute Informationsarchitek-tur hört nicht mit der Startseite auf,denn auch auf den tiefer liegendenSeiten müssen umfangreiche oderwichtige Seiten prominent präsentiertwerden. IT.NRW passte die von der

Startseite bekannte Boxenfunktionali-tät an, und setzte sie auf allen unter-liegenden Seiten um. Damit war esmöglich, alle auf der Startseite ge-nutzten Boxen auch auf den anderenSeiten in der rechten Spalte anzubie-ten. Eine zusätzlich erstellte Funktio-nalität ermöglichte es, durch Miniban-ner wichtige Seiten eines Bereiches inden Fokus zu rücken (Abb. 3, links un-ten).

Die Titelzeilen der über die Karteirei-ter erreichbaren Bereiche sind jeweilsandersfarbig unterlegt, um den Nut-zerinnen und Nutzern die Orientie-rung innerhalb der Webseite zu er-leichtern.

Außerdem informieren wechselndeEinblendungen in der Titelzeile überdie in dem Unterbereich vorhande-nen Themengebiete.

Fazit

Bei Webseiten mit breitem Informa-tionsspektrum ist auf die Gestaltungder Startseite ein besonderes Augen-merk zu legen. Insbesondere dann,wenn Unterbereiche nicht regelmä-

ßig in aktuellen Inhalten referenziertwerden, ist die besondere Promotionvorhandener Unterbereiche auf derStartseite und den direkten Unterbe-reichen notwendig.

Hierbei ist darauf zu achten, dass dieInformationsdichte der Seite nicht dasAufnahmevermögen der Nutzer/-innenübersteigt. IT.NRW kann an dieserStelle die Webredaktion unterstüt-zen, indem dynamische, befüllbareBereiche zur Verfügung gestellt wer-den.

Somit wird sichergestellt, dass das imWebauftritt abgedeckte Themenspek-trum den User vollständig erreicht.

Falko HolzenhauerTel.: 0211 9449-2685E-Mail:[email protected]

LDVZ-Nachrichten 2/201120

Ausgangssituation

Im Rahmen der prozessorientiertenNeuausrichtung von IT.NRW steht daszentrale, hausinterne Kunden- undAnforderungsmanagement (KIT) vorder Aufgabe, die vielfältigen Kun-denkontakte, die Auftrags- und An-forderungsverwaltung sowie dieSchnittstellen zu diversen Stellen imHause werkzeuggestützt abzubilden.Hierfür kommt das SAP Customer Re-lationship Management (SAP CRM)zum Einsatz, welches an die spezifi-schen fachlichen Bedürfnisse und Pro-zesse bei IT.NRW angepasst wird.

Zur Überprüfung der korrekten Um-setzung der fachlichen Anforderun-gen des KIT im SAP CRM ist es erfor-derlich, Qualitätssicherungsmaßnah-men in Form von Softwaretests mitfachlichen Testfällen durchzuführen.

Die Planung und Steuerung dieserTests erfolgte in enger Abstimmungmit dem SAP Customer Center of Ex-pertise (CCoE) bei IT.NRW. Die CCoE-Advanced Zertifizierung von IT.NRWbasiert auf der Einführung einesdetaillierten Qualitätssicherungssys-tems für SAP-Lösungen, das sowohlin der Implementierungsphase alsauch im fortlaufenden Betrieb einestandardisierte, dokumentierte undstets gleichbleibende Qualität ge-währleistet.

Testen nach ISTQB-Standard

Testen umfasst viele Aufgaben, wiez. B. die Planung, die Erstellung fach-

licher Testfälle, die automatisierteoder manuelle Testfalldurchführungsowie die Ergebnisdokumentation.Deshalb ist ein eigenständiger Test-prozess sinnvoll, der einen verfei-nerten Ablaufplan für alle Testar-beiten definiert. Der weltweit ver-breitete ISTQB®-Testprozess, entwi-ckelt vom International Software-Testing Qualifications Board (ISTQB),unterscheidet dabei folgende Akti-vitäten:

Die einzelnen Aktivitäten des funda-mentalen Testprozesses können sichüberschneiden und teilweise auchgleichzeitig durchgeführt werden.

Planung und Steuerung

Bei der Planung ist festzulegen, wel-che Teile des Systems wie intensivund mit welchen Testverfahren über-prüft werden sollen. Damit wird diezu verfolgende Strategie bestimmtund die benötigten Ressourcen (qua-lifiziertes Personal, Zeit, Werkzeugeetc.) sind zur Verfügung zu stellen.Während des gesamten Testprozesseswird die Einhaltung der Planungüberwacht und ggf. wird durch Kor-rekturen steuernd eingegriffen.

Die Planung und Steuerung (Testma-nagement) für die Tests des SAPCRM erfolgte werkzeuggestützt mitdem SAP Solution Manager unterder Federführung des zuständigenFachreferates mit Unterstützungdurch das CCoE.

In der Konfiguration im SAP SolutionManager werden für alle Geschäfts-prozesse die testrelevanten Doku-mente, wie z. B. das Fachkonzept,hinterlegt. Die fachlichen Anforde-rungen (Requirements) dienen alsBasis für die Erstellung der fachli-chen Testfälle.

Testen mit SAP –Information und Technik Nordrhein-Westfalen geht neue Wege

Aufbau einer ISTQB-konformen Testvorgehensweise am Beispiel des SAP-Moduls CRM

Professionelles Prüfen und Testen von Software ist auch für den Landesbe-trieb Information und Technik Nordrhein-Westfalen (IT.NRW) als zentraler IT-Dienstleister des Landes eine immer wichtigere Aufgabe, die eine fundierteAusbildung der mit den Tests befassten Mitarbeiter/-innen erfordert. Mitdem ISTQB® Certified-Tester Programm existiert ein weltweit anerkanntes,dreistufiges standardisiertes Aus- und Weiterbildungsschema für Software-tester/-innen. Die Basis bildet die Foundation-Level-Zertifizierung, die bereitszehn Beschäftigte von IT.NRW erfolgreich bestanden haben.

Abb. 1: Aktivitäten bei der Durch-führung eines Testprozesses (frei nachSpillner, A., Linz, T, Basiswissen Soft-waretest, 4. Auflage)

Planung

Analyse und Design

Realisierung und Durchführung

Auswertung und Bericht

Abschluss

Ste

ueru

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Abb. 2: Konfiguration im SAP Solution Manager beim Projekt REGINA

LDVZ-Nachrichten 2/2011 21

Analyse und Design

Die Testbasis, also alle Dokumente,aus denen Anforderungen an dasTestobjekt hervorgehen, wird unter-sucht, um Voraussetzungen und Be-dingungen für den Test zu identifi-zieren.

Testziele und Testkriterien werdenbestimmt, erste Testfälle werdenentworfen, ebenso wie die notwen-dige Testumgebung zur Durchfüh-rung der Tests von Systemteilen (Kom-ponenten).

Die Erstellung der fachlichen Test-fallbeschreibungen erfolgte durchdie Fachanwender/-innen des KIT.Als Basis hierfür wurde eine Word-Vorlage erstellt, die ausgefüllt für je-den Testfall im SAP Solution Mana-ger abgelegt ist. Sie beinhaltet ne-ben formellen Aspekten die notwen-digen Informationen wie „Voraus-setzungen/Eingangszustand“, „Test-falldurchführung“ und „Sollergebnis“.

Das SAP CRM-Testsystem inklusiveder erforderlichen Testdaten wurdevon den Referaten SAP-Basisadmi-nistration und SAP-Lösungen bereit-gestellt.

Die Erstellung und Abbildung einesTestplans im SAP Solution Managerermöglicht eine strukturierte Über-sicht über die zu testenden Ge-schäftsprozesse und die dazugehöri-gen fachlichen Testfälle. Im Testplanwerden die Testpakete, die zugeord-neten Tester/-innen sowie die Tester-gebnisse dokumentiert.

Realisierung und Durchführung

Testfälle werden konkretisiert, d. h.mit den tatsächlichen Eingabewer-ten und den erwarteten Ausgabenbzw. dem Ausgabeverhalten spezi-fiziert. Der „eigentliche“ Test wirddurchgeführt.

Die Testfallkonkretisierung wurdenicht als separater Schritt durchge-führt, sondern erfolgte direkt wäh-rend der Analyse- und Testfallde-

signphase. Die Testdurchführung derfür SAP CRM beschriebenen 22 Test-fälle erfolgte manuell durch dieFachanwender/-innen des KIT an-hand der dokumentierten Testfallbe-schreibungen. Dabei wurde daraufgeachtet, dass Ersteller/-in und Tes-ter/-in eines Testfalls nicht identischwaren.

Zur Verdeutlichung ein Beispiel: ImFachkonzept wurde die Anforde-rung definiert, dass es möglich seinmuss, neue Kund(inn)en und An-sprechpartner/-innen im System an-zulegen. Um zu überprüfen, ob die-se Anforderung in der Software er-folgreich umgesetzt wurde, wurdeein entsprechender Test gemäß derBeschreibung im Testfall ausgeführt:„Rufen Sie im WebUI die entspre-chende Funktion auf und geben Siedie Kontaktdaten ein. Speichern Siedie eingegebenen Daten und kon-trollieren Sie das Ergebnis, indem Sienach dem neu angelegten Accountsuchen und sich die Daten anzeigenlassen“. Das im Testfall formulierteSoll-Ergebnis lautete: „Kunden-/An-sprechpartnerdaten sind im CRM-System angelegt und nutzbar. “ DerTester kann nun vergleichen, ob dasIst-Ergebnis seiner Testfalldurchfüh-rung diesem Soll-Ergebnis entsprichtund der entsprechende Testfall da-mit auf „ok“ gesetzt werden kann.

Festgestellte Fehler und Abweichun-gen vom Sollverhalten wurden überdas interne Meldungswesen des SAPSolution Manager abgewickelt unddadurch mit den entsprechendenTestfällen verknüpft. Diese Vorge-hensweise garantierte eine lückenlo-se Testdokumentation im SAP Soluti-on Manager.

Auswertung und Bericht

Bei der Auswertung der Tests wer-den die Ergebnisse mit den definier-ten Zielen verglichen: Wurden dieangestrebten Überdeckungen er-reicht? Wurden Nichtübereinstim-mungen zwischen Soll- und Istergeb-nis – also Fehler – aufgedeckt?

Sind zusätzliche Tests zu spezifizie-ren und auszuführen? Da ein Testoft viele Testfälle umfasst, ist ein Be-richt anzufertigen, der die Ergebnis-se zusammenfasst.

Die Auswertung der Testergebnisseerfolgt im SAP Solution Managerüber die Statusanalyse des Test-plans.

Nach der Testdurchführung wurdeautomatisiert mit dem SAP SolutionManager ein Testreport erstellt, indem zusammenfassend alle durchge-

Abb. 3: Meldungswesen des SAP Solution Manager

LDVZ-Nachrichten 2/201122

führten Testfälle mit den Ergebnis-sen aufgeführt sind. Der Testreportdient als Entscheidungsgrundlage fürdie Freigabeempfehlung.

Abschluss

In der abschließenden Bewertungwird geprüft, ob das Testen bereitsausreichend war oder ob weitereTests einzuplanen und zu spezifizie-ren sind. Darüber hinaus ist die Kon-servierung der Testware (alle Doku-mente und ggf. Werkzeuge, die wäh-rend des Testprozesses erstellt bzw.

genutzt wurden) vorzunehmen, umin der Wartung die dann notwendi-gen Regressionstests mit verringer-tem Aufwand durchführen zu kön-nen. Ein kritischer Rückblick auf denzurückliegenden Testprozess soll hel-fen, Schwachstellen aufzudecken unddie Erkenntnisse für nachfolgendeProjekte zu nutzen.

Nach erfolgreicher Testdurchführungkonnte für das Teilprojekt „TechnischeImplementierung des Kunden- undAnforderungsmanagement KIT aufBasis von SAP CRM“ eine Freigabe-empfehlung ausgesprochen werden.

Ausblick

Die im Rahmen dieses Testmanage-ments entwickelte Vorgehensweisesowie das Template für die fachlicheTestfallbeschreibung bilden die Basisder Tests für weitere SAP-Projekte.Es wird eine Automatisierung dererstellten Testfälle angestrebt, umnotwendige Regressionstests zeitlicheffektiver und kostengünstiger durch-führen zu können. Der SAP SolutionManager bietet hierfür die entspre-chenden Schnittstellen und Funktio-nalitäten an.

Weitere SAP-Lösungskunden von In-formation und Technik Nordrhein-Westfalen sollen zukünftig auf stan-dardisierte Testabläufe zurückgrei-fen können.

Petra KürschnerTel.: 0211 9449-6927E-Mail:[email protected]

Heiko Kamen

Tel.: 0251 68698-341

E-Mail: [email protected]

Abb. 4: Statusanalyse des Testplans im SAP Solution Manager

LDVZ-Nachrichten 2/2011 23

Rechtliche Grundlagen

Für Menschen mit Behinderungenbirgt die technische Entwicklungnicht nur Chancen, sondern auch Ri-siken, wenn der Zugang zu den An-geboten für sie nicht oder nicht aus-reichend beachtet und so eine um-fassende Nutzung nicht gewährleis-tet wird. Ursächlich für diese einge-schränkte Nutzbarkeit sind meistensspezielle Anforderungen und Be-dürfnisse, die bei der Konzeptionund Programmierung von Angebo-ten nicht hinreichend berücksichtigtwerden.

Grundlage für die Schaffung einerbarrierefreien IT ist im § 11 Barriere-freie Informationstechnik des Behin-dertengleichstellungsgesetzes (BGG)geregelt:„Träger öffentlicher Gewalt im Sinnedes § 7 Abs. 1 Satz 1 gestalten ihre In-ternetauftritte und -angebote sowiedie von ihnen zur Verfügung gestell-ten grafischen Programmoberflächen,die mit Mitteln der Informationstech-nik dargestellt werden […] so, dass sievon behinderten Menschen grund-sätzlich uneingeschränkt genutzt wer-den können. […]“ (§ 11 BGG)

Eine Ergänzung zum BGG ist die Bar-rierefreie Informationstechnik-Ver-ordnung (BITV). Die vom Bund he-

rausgegebene BITV (BITV des Bundes)wird als Vorlage genutzt, um die Ver-ordnung auf Landesebene umzuset-zen. Die BITV für Nordrhein-Westfa-len ist dahingehend erweitert wor-den, dass die Verordnung nicht nurfür öffentlich zugängliche Intranet-angebote, sondern uneingeschränktfür alle Intranetangebote gilt. DesWeiteren unterliegen Informationen,die über öffentliche Terminals bereit-gestellt werden, sowie alle auf CDund DVD veröffentlichten Daten die-ser Verordnung.

Mit dem Inkrafttreten der UN-Behin-dertenrechtskonvention am 26.03.2009hat das Thema der barrierefreien ITdarüber hinaus an Bedeutung ge-wonnen. Bund, Länder und Gemein-den sind dazu verpflichtet, die sichaus der UN-Konvention ergebendenMaßnahmen für ihren Bereich umzu-setzen. Die Barrierefreiheit (§ 9) istdabei ein wesentlicher Pfeiler des Ge-samtkonzeptes.

Barrierefreiheitals Planungsgrundlage

Die Berücksichtigung von Barriere-freiheit in Softwareverfahren ist oftschwierig, besonders bei denen, dieschon lange im Einsatz sind. Es findenoftmals Programmiersprachen, Platt-

formen und Infrastrukturen Verwen-dung, die eine Anpassung an die Bar-rierefreiheit gar nicht oder nur in ein-geschränktem Maße erlauben. Des-halb ist es umso wichtiger, bei derKonzeption neuer Verfahren und dendamit verbundenen Beschaffungs-maßnahmen die Barrierefreiheit vonAnfang an mit einzubeziehen, sodassdiese gemäß den gesetzlichen Best-immungen barrierefrei erstellt unddahingehend überprüft werden. Hiererspart eine sorgfältige Planung imVorfeld eines Projektes, insbesondereauch bei der Ausschreibung, wertvol-le Ressourcen.

Aufwand und Nutzenbarrierefreier Anwendungen

Eine Anwendung barrierefrei zuerstellen, ist mit einem erhöhten Auf-wand verbunden, der sich allerdingslohnt. Vielfach können nach einembarrierefreien Relaunch von Websei-ten höhere Zugriffszahlen und gestei-gerte Suchmaschinenaktivitäten nach-gewiesen werden.

Barrierefreie Websites tragen auchzur generellen Benutzerfreundlich-keit bei, denn sie erfordern standard-konformes Programmieren, was wie-derum zu schlankeren Seiten führt,die schnell laden, weniger Speicher-volumen beanspruchen und zu einemwesentlich verminderten Datenver-kehr führen. Durch barrierefreie Web-sites sind somit auch finanzielle Ein-sparungen zu erzielen.

Das Engagement in der Bereitstel-lung von barrierefreier Informati-onstechnik gilt zudem als Indikatorfür Kundenorientierung sowie alsQualitätsmerkmal und ist daher demImage der öffentlichen Verwaltungförderlich.

Zu bedenken ist, dass eine nachträg-liche Integration der Barrierefreiheit

Barrierefreie InformationstechnikSoftware ohne Stufen und Hindernisse

Der Aspekt Barrierefreiheit durchdringt viele Lebensbereiche und bezeichnetdie Erreichbarkeit von Einrichtungen und Angeboten für alle – auch behinder-te – Nutzer/-innen. Die Informationstechnik als eine Schlüsseltechnologie dermodernen Informationsgesellschaft eröffnet viele neue Möglichkeiten einesbarrierefreien Zugangs, indem beispielsweise Dienstleistungen nicht nur vorOrt selbst und während der Öffnungszeiten, sondern ortsungebunden undrund um die Uhr im Internet zur Verfügung stehen. Waren Menschen mit Be-hinderungen früher auf die Hilfe Dritter angewiesen, können sie nun mit ei-ner ihren individuellen Bedürfnissen entsprechenden IT-Ausstattung und einerden Angeboten zugrundeliegenden barrierefreien, also stufen- und hindernis-losen Software sehr viel eigenständiger Dienstleistungen in Anspruch nehmen.

Information und Technik Nordrhein-Westfalen (IT.NRW) steht der nordrhein-westfälischen Landesverwaltung bei der barrierefreien Gestaltung seiner IT-Angebote informativ, beratend und unterstützend als Dienstleister zur Seite.

LDVZ-Nachrichten 2/201124

kostspieliger ist, als wenn diese direktimplementiert würde, denn Technikund Konzept müssen umfangreichangepasst werden. Diese Kosten kön-nen sich – je nach Umfang des Projek-tes – in einem Rahmen bewegen, dereine Anpassung unwirtschaftlich er-scheinen lässt. In diesem Fall ist eineNeukonzeption und Neuprogrammie-rung anzustreben.

Barrierefreiheit auf dem Prüfstand

Die Anforderungen an die Barriere-freiheit sind so vielfältig, dass dieseauf Knopfdruck heute und in Zukunftnicht möglich sein wird.

Deshalb ist das Testen einer Anwen-dung auf Barrierefreiheit ein unver-zichtbarer Bestandteil für die Abnah-me eines Projektes. Dabei ist es sinn-voll, die Prüfung auf Barrierefreiheitin größeren Projekten als begleiten-den Prozess in die Systementwicklungzu integrieren, z. B. wenn bestimmteMeilensteine erreicht werden. Beglei-tende Tests können weitgehend si-cherstellen, dass es nicht zu größerenNachbesserungen vor der Ausliefe-rung eines Projektes kommt.

Es kann auch der Fall eintreten, dasseinem System bei der Abnahme Bar-rierefreiheit bescheinigt wird, diesejedoch im Laufe der Zeit verlorengeht. Ein Webangebot, das mit ei-nem Content-Management-System ge-pflegt wird, unterliegt den Änderun-gen durch die Redaktion und es liegtin der Verantwortung dieser, die Bar-rierefreiheit des Systems auch in derPhase des Systembetriebs zu gewähr-leisten.

Die Zukunft

Die in die Jahre gekommene BITVwird aller Wahrscheinlichkeit nach inder nächsten Zeit durch die BITV 2.0abgelöst. Für die Bundesebene ist dieneue Fassung am 22.09.2011 in Kraftgetreten. Nach dem derzeitigen Standist zu erwarten, dass die Formulie-rung der BITV 2.0 technologieunab-

hängiger ausfallen wird. Die BITV 2.0wird Menschen mit einer Seh- undHörbehinderung sowie mit Lern-schwächen stärker berücksichtigen alsdie derzeit für Nordrhein-Westfalengültige BITV.

Bei Information und Technik Nord-rhein-Westfalen ist derzeit ein Kom-petenzzentrum Barrierefreie IT im Auf-bau, das bei der Realisierung barrie-refreier Informationstechnik berätund unterstützt sowie über neue Ent-wicklungen rund um die Barrierefrei-heit informiert. Eine Aufgabe desKompetenzzentrums wird darin be-stehen, die barrierefreie Umgestal-tung auch der „klassischen“ und ver-waltungsinternen Verfahren zu un-terstützen. Dies wird unter dem Ge-sichtspunkt der Wirtschaftlichkeitund der zum Einsatz kommendenTechnologien eine besondere Heraus-forderung sein.

Der bisherige Ansatz, Barrieren inetablierten Verfahren im Nachgangdurch Anpassung der Arbeitplätze zubeseitigen, führte zu einem stetigsteigenden Kostenaufwand. Daherwird es zukünftig umso wichtigersein, die Barrierefreiheit schon zu Be-ginn bei der Konzeption eines Ver-fahrens zu berücksichtigen.

IT.NRW wird in diesem Zusammen-hang einen Auftaktworkshop für Ent-scheidungsträger und Angehörige derEntwicklungsbereiche anbieten, indem die Fülle der Möglichkeiten zurbarrierefreien Gestaltung von Infor-mationstechnik vor Augen geführtwird. Rechtliche Hintergründe undEinblicke in die Testverfahren rundendas Programm ab. Ein weiteres Ange-bot wird in der entwicklungsbeglei-tenden Beratung bestehen, u. a. inder Prüfung von Pflichtenheften so-wie der Beratung bei der Ausschrei-bung und Beschaffung barrierefreierInformationstechnik. Darüber hinauskann die Prüfung von Webinhaltenund Webanwendungen auf BITV-Konformität sowie die Begutachtungnicht webbasierter IT-Anwendungenauf der Grundlage entsprechenderChecklisten beauftragt werden.

Fazit

Barrierefreiheit ist weitgehend mach-bar. Die technischen Möglichkeitenerlauben es uns heute, Barrieren inder digitalen Welt abzubauen unddamit einen Weg für diejenigen zuebnen, deren Behinderungen dieNutzung der Informationstechnik bis-her nur in einem unzureichendenMaße gestattete.

Aufgrund der Verpflichtung durchdie einschlägige Gesetzgebung über-nimmt die öffentliche Verwaltung indieser Frage eine Vorreiterrolle. Siekann sich mit barrierefreier Informa-tionstechnik neue Nutzer- undKundengruppen erschließen und eineintensivere Nutzung ihrer Internet-und Intranetangebote durch Barrie-refreiheit erreichen. Studien und Fall-beispiele zeigen, dass barrierefreieGestaltung zum Erfolg des IT-Einsat-zes beiträgt.

Ralf NiemietzTel. 0211 9449-2724E-Mail: [email protected]

Wilhelm StockhofeTel. 0211 9449-2590E-Mail:[email protected]

LDVZ-Nachrichten 2/2011 25

Vorgängerverfahren

Bei der Berechnung und Zahlbarma-chung der Personalausgaben desLandes Nordrhein-Westfalen hat dasLandesamt für Besoldung und Ver-sorgung Nordrhein-Westfalen vonjeher eng mit dem Landesbetrieb In-formation und Technik Nordrhein-Westfalen (IT.NRW) (Vorvorgänger:Statistisches Landesamt NRW (StaLa)und ab Mitte 1976 Landesamt fürDatenverarbeitung und StatistikNordrhein-Westfalen (LDS NRW)) zu-sammengearbeitet. Das LBV NRW be-arbeitet alle Besoldungs-, Vergü-tungs- und Versorgungsfälle, für diedas Land zuständig ist und die fürdie Zentralisierung geeignet sind(gem. RdErl. des Innenministers I D 315-20.94, des Finanzministers – 02053 – 86 – II C 1 und des Justizministers –

1282 – IB.13 vom 11.05.1965). Seit derErrichtung des LBV NRW ist IT.NRWzuständig für die programmtechni-sche Realisierung der Berechnungund Zahlbarmachung von Personal-ausgaben.

Begonnen hat diese Zusammenar-beit am 01.04.1956, als das LBV NRWoder besser gesagt die Vorläuferbe-hörde „Zentrale Besoldungsstelle fürdie Polizei“ (ZBStPol) als Polizeiein-richtung geschaffen wurde.

Die ZBStPol bearbeitete 1956 mithil-fe der Lochkartenmaschinen und derDatenerfasserinnen des damaligenStaLa ca. 27 000 Besoldungsfälle undca. 1 800 Angestelltenvergütungsfäl-le. Ein Zahlfall bestand damals aus 6bis 8 Lochkarten, d. h. aus maximalnutzbaren 500 Stellen.

Das neue Abrechnungsverfahren beider ZBStPol/StaLa bewährte sich, so-dass bald weitere Abrechnungs-dienststellen (Versorgungsstelle derRegierungshauptkasse Düsseldorf, Zen-trale Besoldungs- und Versorgungs-

stelle der Oberfinanzkasse Düssel-dorf, WehrmachtsversorgungsstelleNRW) übernommen wurden. Aus derZBStPol wurde 1959 die Zentrale Be-soldungs- und Versorgungsstelle imGeschäftsbereich des Innenministers(ZBVIM) und schließlich 1965 dasLBV NRW.

Im Anschluss daran wurden die Zahl-fälle der Beamtinnen und Beamtender übrigen Verwaltungen in denJahren 1967 bis 1978 übernommen,ab 1969 lag der Schwerpunkt der zuübernehmenden Fälle in der Ange-stelltenvergütung.

Im Jahr 1973 wurden bereits 185 425Beamtinnen und Beamte, 122 659Versorgungsempfänger/-innen und47 203 Angestellte, also insgesamt355 287 Zahlfälle beim StaLa für dasLBV NRW abgerechnet. Die Brutto-ausgaben, die für das Land über dasLBV NRW abgerechnet wurden, be-trugen in diesem Jahr rund 8,7 Milli-arden DM.

Parallel zu dem rasanten Anstieg derZahlfälle beim LBV NRW wuchsenauch die Anforderungen an die Pro-gramme durch gesetzliche Erweite-rungen sowie zusätzliche Anwen-dungsgebiete. Um den Aufgaben-zuwachs beim LBV NRW durch pro-grammtechnische Unterstützung auf-fangen zu können, musste das StaLaseine Rechnerausstattung ständig

Mit der Januarzahlung 1975 wurden für das Landesamt für Besoldung undVersorgung Nordrhein-Westfalen (LBV NRW) neue Verfahren für die Bezüge-zahlungen in den Bereichen Besoldung, Versorgung und Vergütung ein-gesetzt. Der Start war schwierig, sodass damals nicht vorstellbar war, dass die-se Verfahren so weiterentwickelt und stabilisiert werden konnten, dass dasLBV NRW damit über einen Zeitraum von über 35 Jahren erfolgreich und si-cher die Bezügezahlungen für sämtliche Landesbedienstete und Versorgungs-empfänger des Landes Nordrhein-Westfalen leisten würde.

Besoldung, Versorgung, Vergütung

35 Jahre Bezügeverfahren in Nordrhein-Westfalen:eine dauerhafte organisatorisch-technologische Herausforderung

Abb. 1: Lochkarten (Adresskarte Angestellte und Nettokarte Angestellte)

LDVZ-Nachrichten 2/201126

auf dem neuesten Leistungsstandhalten und entsprechende technischeErweiterungen frühzeitig nutzen.

Das neue Bezügeverfahren ab Januar 1975

Zu Beginn der 1970er-Jahre stelltesich allerdings heraus, dass mit dembis dahin entwickelten Arbeitsver-fahren das angestrebte Ziel, diezentralisierte Abwicklung aller Be-soldungs-, Vergütungs- und Versor-gungsfälle, nicht zu erreichen war.Durch häufige und komplexe Umge-staltungen des Besoldungs- und Ta-rifrechts und seiner Nebengebiete(Zulagen, Überstunden und Mehrar-beit, Vermögensbildung usw.) er-reichte der monatliche Änderungs-dienst Quoten, die mit der bisheri-gen Ablauforganisation beim LBVNRW und StaLa nicht bewältigt wer-den konnten. Als zusätzlich noch dieÜbernahme weiterer Fälle der Hoch-schulverwaltung durch das LBV NRWzum 01.01.1975 anstand, entschlos-sen sich die Verantwortlichen bei In-nenministerium NRW, LBV NRW undStaLa, die Arbeitsabläufe neu zu or-ganisieren und neue Programme zuerstellen, die ausschließlich in As-sembler, einer maschinennahen Spra-che, geschrieben wurden.

In diesem Zusammenhang sollte auchbedacht werden, dass die Leistungsfä-higkeit des damaligen IBM-Großrech-nersystems deutlich geringer war alsdie heutiger Systeme. Eine damals ein-gesetzte IBM/370 Modell 165 Duplexverfügte über einen Hauptspeichervon insgesamt 2 MB. Die eingesetztenMagnetplattensysteme hatten jeweilseine Kapazität von 0,8 GB und dieDruckersysteme schafften jeweils 2 000Zeilen pro Minute.

Die beiden derzeit eingesetzten IBMSysteme Z EC Type 2097 E26, Mod.703 haben hingegen einen Haupt-speicher von insgesamt 416 GB (also416 000 MB). Die modernen Platten-speicher haben eine Kapazität von je-weils 8,5 TB (also 8 500 GB) und heu-tige Druckersysteme bringen es auf

700 Seiten (= 46 000 Zeilen) pro Mi-nute.

Als wesentlichste Verbesserungenwurden das Kennzahlverfahren mitder Einbindung der personalakten-führenden Dienststellen, die Erfas-sung der Änderungsmitteilungenmittels klarschriftlesefähiger Belege,die Spalthistorik1) in der Besoldungsowie die Speicherung von Zukunfts-kennzahlen2) eingeführt.

Mit der Verfahrenserweiterung beimLBV NRW wurde auch die variable Da-tensatzspeicherung eingeführt, mitder pro Zahlfall jetzt bis zu 19 560Stellen gespeichert werden konnten.

Spätestens mit dem Einführungserlassdes Innenministers vom 30.08.1974war der Einführungstermin (Zahlungs-monat Januar 1975) nicht mehr ver-schiebbar, da zu diesem Termin weite-re Dienststellen vom LBV NRW über-nommen werden sollten, die ihre ei-genen Verfahren zum 31.12.1974 be-reits gekündigt hatten.

Der Einsatztermin für die neuen Ver-fahren rückte näher und die komplet-te Fertigstellung der Programme wur-de immer unwahrscheinlicher. Zusätz-lich erschwerend waren die anstehen-den gesetzlichen Änderungen, die esneben der geplanten Neueinführungweiterhin gab, sowie weitere Ände-rungswünsche des Auftraggebers.Letztendlich wurden die Programmeerst zum Zahlungstermin einsatzbe-reit, was bedeutete, dass es keinenausreichenden Abschlusstest gegebenhatte und die Mitarbeiter/-innen desLBV NRW aufgrund der nicht rechtzei-tig fertiggestellten Programme undVerfahren nur unzureichend oder garnicht geschult werden konnten.

Damit war die „Katastrophe“ eigent-lich perfekt und alle Beschäftigten,

die Anfang 1975 beim Land Nord-rhein-Westfalen eingestellt wordenwaren und über das LBV NRW abge-rechnet wurden, wunderten sich mo-natlich über die immer wieder geän-derten Abrechnungen, mit denendie fehlerhaften Lohn- bzw. Gehalts-abrechnungen der Vormonate korri-giert werden sollten. Viele Mitarbei-ter/-innen des LBV NRW wurden da-durch sehr nachhaltig verunsichert,weil die Sicherheit und Stabilität desBezügeverfahrens verloren gegan-gen war. In den nachfolgenden Jah-ren sind viele Entscheidungen imRückblick auf die Verfahrenseinfüh-rung 1975 getroffen worden, d. h.,bei allen größeren Weiterentwick-lungen hat man sich immer für diesichere Variante entschieden undauf Rückfallpositionen oder Back-up-Lösungen geachtet. Den Bezügever-fahren hat das nicht geschadet,denn oberstes Ziel aller Veränderun-gen blieb immer die pünktliche undkorrekte monatliche Bezügezahlung.

Im Jahr 1975 galt es vor allem, dieLBV-Batchverfahren zu stabilisieren,was relativ schnell gelang, weil dieGrundstrukturen der Verfahrenfunktionierten und Rückrechnungenauf zurückliegende, evtl. fehlerhafteAbrechnungsmonate leicht möglichwaren. Parallel zum Produktionsver-fahren wurden für Berechnungspro-gramme Testdatenbestände mit ei-genen Verfahrensabläufen entwi-ckelt und im LBV NRW als Testgrup-pe installiert.

Ende 1975 wurden bereits 450 966Zahlfälle des LBV NRW über die Ab-rechnungsverfahren beim StaLa ab-gerechnet. Insbesondere durch denAnstieg der Zahlfälle erhöhten sichdie Bruttoausgaben des Landes, dieüber das LBV NRW abgerechnet wur-den, auf rund 13,1 Milliarden DM.

Mit dem Ende der Turbulenzen beiden Bezügeverfahren konnte auchdas von der Landesregierung vorge-gebene Ziel, sämtliche Zahlfälle desLandes Nordrhein-Westfalen zumLBV NRW zu überführen, wieder auf-gegriffen werden. Bis auf zweiDienststellen konnte die Überleitung

____________1) Unter Spalthistorik versteht man dasAufspalten der Berechnungsangaben einesMonats aufgrund unterschiedlicher Sach-verhalte (z. B. Wechsel von Vollzeit in Teil-zeit). – 2) Zukunftskennzahlen beziehensich auf Sachverhalte beim Änderungs-dienst, die erst zukünftig zu berücksichti-gen sind, z. B. eine Kontoänderung, dieerst ab dem Folgemonat gilt.

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bis zum Jahr 1981 (544 602 Zahlfällebeim LBV NRW) abgeschlossen wer-den.

Anfang der 1980er-Jahre wurde diezentrale Datenerfassung beim LBVNRW von der Belegschreibung mitOCRA-Schreibmaschinen auf eine Erst-und Prüferfassung mit Datenerfas-sungssystemen umgestellt. Im LBVNRW wurde für diese Anwendungein eigener Rechner installiert, undneben den Beschäftigten in der Da-tenerfassung erhielten auch Mitar-beiterinnen und Mitarbeiter der Leit-stellen und der Testgruppen eigeneBildschirme. Sie hatten dadurch un-mittelbaren Zugang zum IBM-Groß-rechner und damit auch zu den Pro-duktionsdateien aus den Bezügever-fahren. Hierdurch erweiterte sich dieZusammenarbeit zwischen dem LBVNRW und dem Programmierdezernatim LDS NRW. Auch war es ab sofortmöglich, die Pflege von Schlüsselda-teien (z. B. Zulagendatei, Kranken-kassendatei) mittels kleiner Dialogan-wendungen zum LBV NRW zu verla-gern. Darüber hinaus konnten einfa-che Sonderauswertungen unmittelbarvom LBV NRW erledigt werden.

Von den technischen Verbesserun-gen des IBM-Großrechners sind ins-besondere der Massenspeicher unddie Laserdrucker zu erwähnen. Durchden Massenspeicher wurde es mög-lich, auch sämtliche kleine und mitt-lere Zwischendateien der Produkti-onsverfahren auszugeben. Im Fehler-fall konnte so der Sachverhalt unmit-telbar vom Massenspeicher angefor-dert und am Bildschirm angezeigtwerden.

Mit den Laserdruckern wurde jetztseiten- und nicht mehr zeilenweisegedruckt. Das führte zwangsläufigzu umfangreichen Anpassungsmaß-nahmen der Druckausgaben. So wur-den die Stammblätter, das war diekomplette Abbildung eines Be-standsfalles auf Papier, für die Mit-arbeiter/-innen des LBV NRW nichtzweiseitig im DIN-A4-Format, son-dern auf einer Seite DIN A3 ge-druckt.

Das Batchverfahrenerhält eine Dialogkomponente

Ende 1987 wurde die Planung fürden nächsten Entwicklungsschritt, dieDialogbearbeitung der Zahlfälle durchdie Sachbearbeiterin bzw. den Sachbe-arbeiter im LBV NRW anstelle der bis-herigen zentralen Datenerfassung,aufgenommen. Mit dem Dialog soll-ten erstmals für die Datenspeiche-rung ein Datenbanksystem (DB2) undein Transaktionssystem (CICS3)) einge-setzt werden. Für beide Technikengab es im LDS NRW und speziell imProgrammierdezernat der Bezügever-fahren kaum praktische Erfahrungen,deshalb wurde auch rückblickend aufdie Schwierigkeiten im Jahre 1975 dieRealisierung des Dialogs zunächst nurals zusätzliche Komponente einge-führt, die parallel zum Batch-Ände-rungsdienst eingesetzt werden konn-te und dem eigentlichen Berech-nungslauf vorgeschaltet war. Gestar-tet wurde mit dem Bereich Besol-dung. Ende 1990 wurden die erstenDialogmasken für die Produktionfreigegeben und im darauf folgen-den Jahr konnte die Einführung desDialogs für den Bereich Besoldungabgeschlossen werden.

Der monatliche Rechenlauf der Pro-duktion änderte sich durch die Einfüh-rung des Dialogs im LBV NRW erheb-lich: Tagsüber konnten die Sachbear-beiter/-innen die Änderungseingabenzu den Zahlfällen erstellen, dabei wur-de gleichzeitig eine Plausibilitätsprü-fung gegen die DB2-Datenbank ge-macht und fehlerfreie Daten in eineÄnderungstabelle gestellt. Abendswurde dann der übrige Änderungs-dienst, der per Magnetband von an-deren Dienststellen oder weiterhinüber die zentrale Erfassung beimLBV NRW gelaufen war (z. B. Abrech-nung von Überstunden) verarbeitet,mit den schon vorhandenen Daten zu-sammengeführt und ebenfalls in derÄnderungstabelle gesammelt. DieserProzess wiederholte sich bis zum Zah-lungstermin, dann wurde die Ände-rungstabelle entleert und die Daten in

der gewohnten Form dem unverän-dert gebliebenen Berechnungspro-gramm zugeführt.

Nach der monatlichen Berechnungund der Erstellung des neuen Mo-natsbestandes wurde dann wiederumdie DB2-Datenbank auf den aktuel-len Stand gebracht und die Dialog-eingabe für den neuen Änderungs-dienstmonat konnte beginnen. In derRegel war das der nächste Morgennach dem Zahlungslauf.

Der Dialog brachte den Sachbear-beiter(inne)n im LBV NRW einenenormen Zeitvorteil, denn mit derEingabe der Daten und deren Über-nahme in den Änderungsdienst (nurbei bestandener Plausibilität) konn-ten sie sicher sein, dass alle Einga-ben korrekt verarbeitet wurden.Vorher hingegen, als sie die Einga-ben auf Änderungsbelegen notier-ten, die dann von der Datenerfas-sung im LBV NRW übernommenwurden, mussten sie jeden Ände-rungsfall durch einen Vergleich derStammblätter mit den Änderungs-belegen zusätzlich auf Vollständig-keit kontrollieren.

Nach der erfolgreichen Einführungdes Dialogs für die Besoldung im Jah-re 1991 und den dort gemachten Er-fahrungen sollte als zweiter Bereichdie Vergütung realisiert werden. All-erdings sollte jetzt ein vollständigerDialog erstellt werden, d. h., es sollteein unmittelbares Update der DB2-Bestandsdaten erfolgen und das Be-rechnungsprogramm auf der Daten-bank aufsetzen.

Dieses Projekt musste allerdings kurznach Beginn zurückgestellt werden,weil alle Ressourcen für die Unter-stützung von Brandenburg (BB) be-nötigt wurden. Da nach der Deut-schen Einheit das Land Nordrhein-Westfalen Partnerland für das LandBrandenburg wurde, wurden damitdas LBV NRW und das LDS NRW ge-meinsam für die Entwicklung und Be-treuung der Bezügezahlung des Lan-des Brandenburg zuständig. In derAnfangsphase gab es in Brandenburgnur Vergütungsfälle, sodass damit

____________3) CICS = Customer Information ControlSystem

LDVZ-Nachrichten 2/201128

beim LBV NRW/LDS NRW genau dieMitarbeiter/-innen gebunden waren,die für die Entwicklung des neuen Di-alogverfahrens der Vergütung not-wendig waren.

Andererseits waren die Mitarbeiter/-innen des LBV NRW, die unmittelbarin die Dialogarbeiten eingebundenwaren, nur wenig durch die Arbeitenfür Brandenburg beeinflusst. Dadurchkonnten in den Jahren 1992 und 1993die Bereiche Beihilfe und Versorgungauf den Dialog umgestellt werden.1996 folgte dann die Vergütung, aller-dings zunächst auch in der vereinfach-ten Version mit dem vorgeschaltetenDialog.

Organisationsuntersuchungbeim LBV NRW

Zu Beginn der 1990er-Jahre wurdenim Auftrag der LandesregierungNordrhein-Westfalen und zum Zweckvon Personaleinsparungen Organisa-tionsuntersuchungen einzelner Lan-desbehörden an externe Auftragneh-mer vergeben. Das LBV NRW gehör-te zu den ersten Behörden, die un-tersucht wurden. Ein wesentlichesErgebnis der Untersuchung war dieEmpfehlung zur Entwicklung einesneuen, organisationsneutralen Bezü-geverfahrens, d. h., das Verfahrenmusste sowohl in einer Zentrale alsauch dezentral in den personalak-tenführenden Behörden eingesetztwerden können.

1994 – 1999: Die schwierigen Jahre der Bezügeverfahren

Seit Beginn der 1990er-Jahre liefenviele Aktivitäten, bezogen auf dieBezügeverfahren, parallel. Es gabdie Organisationsuntersuchung imLBV NRW, den Aufbau des Bezüge-verfahrens „Vergütung“ für Bran-denburg und die Übernahme des Di-alogs für die Bereiche Versorgungund Beihilfe.

Der Mehraufwand, den LBV NRWund LDS NRW für den Aufbau desBrandenburger Bezügeverfahrens

„Vergütung“ leisten mussten, hattebis dahin verhindert, dass ein Dia-logverfahren auch für die Vergü-tung realisiert wurde. Das solltejetzt in Angriff genommen werdenund gleichzeitig sollte das bisherigeVerfahren mit dem vorgeschaltetenDialog in einen Dialog mit Direktup-date von Stammdaten erweitertwerden.

Auf einer Klausurtagung im Oktober1993 in Attendorn wurden die Zielefür das künftige Verfahren definiert:• Die Datenbank wird zum Mittel-

punkt der LBV-Gesamtanwendung.• Es erfolgt eine Ausrichtung der Be-

zügeverfahren auf die Datenbank.• Es wird eine bereichsübergreifen-

de Vereinheitlichung der Bezüge-verfahren angestrebt, d. h. eine ma-ximale Vereinheitlichung der Ver-fahrensabläufe für Besoldung, Ver-gütung und Versorgung.

• Verbesserung des Informationsge-haltes und der Struktur der Daten-bank

• Direktupdate online für möglichstviele Daten

• Dialogeingabe für die Bearbeiter/-innen möglichst ohne Unterbre-chungszeiten

Im Juni 1994 wurde ein von beidenLändern getragenes Projekt mit demTitel „LBV2000“4) aufgesetzt. Das Zielwar, diese Weiterentwicklung vordem Jahr 2000 abzuschließen, umsomit auch den Umstellungsaufwandfür die Jahr-2000-Anpassung einzu-sparen.

Um die Vielfalt der verschiedeneneingesetzten und geplanten Versio-nen der Bezügeverfahren deutlichvoneinander abzugrenzen, führteman Ende 1994 folgende Sprachre-gelung ein:• Version 1: Reine Batch-Version ohne

DialogHiermit liefen die Bezügeverfah-ren Vergütung NRW, VergütungBB, Besoldung BB.

• Version 2: Batch-Verfahren mit vor-geschaltetem DialogHiermit liefen die Bezügeverfah-ren Besoldung NRW, VersorgungNRW, Beihilfe NRW.

• Version 3: Dialog mit Direktupdateder Stammdaten Geplante Eigenentwicklung zu-nächst für das Bezügeverfahren Ver-gütung NRW

Aufgrund der Organisationsuntersu-chung beim LBV NRW wurde aufDrängen des Finanzministeriums pa-rallel zur Version 3 noch die Version4 für ein dezentrales Bezügeverfah-ren aufgesetzt. Hierfür musste zu-nächst die Ausschreibung für einenTeilnehmerwettbewerb erstellt wer-den. Dieses Projekt startete im No-vember 1995.

Die Version 4 war weder vom LBVNRW noch vom LDS NRW ge-wünscht, weil damit eine Dezentrali-sierung der Bezügebearbeitung mög-lich gewesen wäre. Um Fakten zuschaffen, wollten beide Häuser des-halb eine schnelle Realisierung derVersion 3. Allerdings waren die Auf-wände im Bereich Vergütung durchdie zusätzlichen Komponenten Sozi-alversicherung, Versorgung des Bun-des und der Länder usw. erheblichaufwendiger. Das führte Ende 1995zu dem Entschluss, die Version 3 zu-nächst für die Besoldung zu realisie-ren und für die Vergütung vorerstdie vorhandene Version 2 anzupas-sen, damit auch die zuständigenSachbearbeiter/-innen im LBV NRWdiese Verfahrensverbesserung nut-zen konnten.

Im Februar 1996 präsentierte derAuftragnehmer von Version 4 seineIST-Analyse, in der die Belange derpersonalaktenführenden Dienststel-len fehlten. Dem nachfolgendenGrobkonzept wurde später wegenerheblicher Mängel sogar die Ab-nahme zweimal verweigert. Letztlichwurde sogar das gesamte Projektunterbrochen, um die zu erbringen-den Leistungen zu präzisieren.

Die Bilanz Ende 1996 ergab für dieVersion 2, dass der Dialog für den

____________4) Diese Bezeichnung wurde in der Folge-zeit dann auch für die Gesamtheit derBezügeverfahren verwendet. Zu Zeitenvon OBELIX wurden die bestehenden Be-zügeverfahren zu Abgrenzungszweckenauch als ASTERIX bezeichnet.

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Bereich Vergütung NRW realisiertworden war und dass es für den Be-reich Besoldung eine Anzeige derStammblatt- und Mitteilungsinhalteim Dialog gab. Nach einer Über-gangszeit konnte dann der Druckder Stammblätter und damit derAufwand in der Aktenführung imLBV NRW entfallen.

Die Version 3 wurde von einer zent-ralen, nur im LBV NRW einsetzbarenVersion zu einer organisationsneu-tralen erweitert, die auch bei perso-nalaktenführenden Dienststellen ein-satzfähig gewesen wäre.

Auch wenn hier nur von den ver-schiedenen Weiterentwicklungen undVersionen die Rede ist, mussten dieaktuellen Bezügeverfahren Monatfür Monat den gesetzlichen undsonstigen Änderungen angepasstwerden. Da diese Arbeiten immerVorrang haben mussten, litt das Pro-jektgeschäft zeitweise, vor allem auch,weil es nicht möglich war, Mitarbei-ter/-innen vollständig aus den aktu-ellen Verfahren für die Projekte ab-zuziehen.

In der Bilanz für 1997 war die Ab-nahme für das Grobkonzept der Ver-sion 4 enthalten. Das Projekt erlebtewiederum eine Pause, weil der Auf-tragnehmer das Feinkonzept erstnach einem Präzisierungsprotokollaufsetzen wollte.

Das LBV NRW nutzte die Verzögerun-gen im Projekt „Version 4“ und entwi-ckelte das eigene Fachkonzept weiter.Das technische Feinkonzept der Versi-on 4 verblieb beim Auftragnehmer.Beide Konzepte wurden miteinanderverbunden, und schließlich entwickel-te sich daraus das Projekt OBELIX.

OBELIX

Auslöser für das Projekt OBELIX(Online Bezügeverfahren der LänderNRW und Brandenburg mit internerund externer Unterstützung) war,dass die bisherigen Bezügeverfahrendurch ein neues modernes Systemabgelöst werden sollten, da die ein-

gesetzten IT-Verfahren als veraltetund weder ausbau- noch entwick-lungsfähig eingeschätzt wurden. DasZiel weiterer Überlegungen inner-halb der Verwaltung war es daher,zukünftig mit Hilfe eines modernen,integrierten Systems dialoggestütztund papierlos die Bezügebearbei-tung durchzuführen. Eine Marktsich-tung von Anfang 1999 hatte dabeizur Entscheidung geführt, auf eineEigenentwicklung für das neue IT-Verfahren zu setzen.

Ab dem Jahre 2000 konzipierten undentwickelten dann die Länder Nord-rhein-Westfalen und Brandenburgfür das Bezügeverfahren zunächstgemeinsam das neue System OBELIX,basierend auf modernsten Technolo-gien, das die gewachsenen Anforde-rungen erfüllen und durch eine be-sonders offene Architektur auch diein der Zukunft möglicherweise ge-forderte Integration mit anderenSystemen (Personalverwaltung, Work-flowsysteme etc.) erlauben sollte.

Dabei sollte eine Neugestaltung desGesamtsystems vom Dialog über diezentralen Berechnungskomponentenbis hin zur Ergebnisverarbeitung er-folgen.

Besonderer Wert wurde dabei aufdie Erfüllung der Anforderungen Or-ganisationsneutralität, Mandanten-fähigkeit, Plattformunabhängigkeitund Pfleg- und Wartbarkeit gelegt.

Die geforderte Plattformunabhän-gigkeit führte bei OBELIX fast

zwangsläufig zu einer Systemarchi-tektur, die ein browserbasiertes Dia-log-Frontend vorsah. Nur dadurchkonnten die Annahmen über dieHardware-Ausstattung beim Clientmöglichst gering gehalten werden.

Angesichts der großen Zahl der ab-zurechnenden Bediensteten beiderLänder war ein besonders leistungs-fähiges Datenbanksystem erforder-lich, wobei der gleichzeitige Zugriffvon 1 000 Sachbearbeiter(inne)n zu-verlässig unterstützt werden musste.Aufgrund solcher Anforderungen andie Performance und die Datensi-cherheit fiel die Entscheidung für einIBM-Großrechner-System mit DB2 alsDatenbanksystem.

OBELIX sollte schrittweise in mehre-ren Releasezyklen realisiert werden.

Das Release 1 beinhaltete zunächstein Grundsystem mit allen Funktio-nen, die in allen Bereichen (Besol-dung, Versorgung, Vergütung) be-nötigt wurden. Hinzu kamen alleFunktionen (und Daten), die für denBereich Besoldung erforderlich wa-ren. Um dieses System produktiv ein-setzen zu können, waren noch wei-tere Teilsysteme, wie z. B. die Text-verarbeitung, die Auskunft odereine Benutzer- und Rechteverwal-tung, erforderlich.

Im Release 2 sollten all jene Kompo-nenten zusammengefasst und reali-siert werden, die für den Bereich An-gestelltenvergütung notwendig, abernoch nicht im Grundsystem enthal-

Abb. 2: Auftragsvolumen LBV2000 von 2000 bis 2010

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010

0

100

200

300

400

500

600

700

800

458

615 625712 715

596 613

735651

612

478

LBV-Aufträge in den Jahren 2000 bis 2010

LDVZ-Nachrichten 2/201130

ten waren. Hierbei handelte es sichim Wesentlichen um die Komponen-ten „Sozialversicherung“ und „Zu-satzversorgung“.

Mit dem Release 3 sollte dann dasGesamtsystem vervollständigt wer-den, um auch den Bereich „Versor-gung“ abzudecken.

Näheres zu den Zielen und Konzep-ten des Projekts OBELIX siehe [1].

Ein weiterer sehr wichtiger und auchsehr aufwendiger Aspekt bei OBELIXwar die Migration der Daten vom al-ten zum neuen Verfahren. Hierbei be-stand der Anspruch, dass nicht nur dieStammdaten migriert werden, son-dern auch sämtliche Berechnungsda-ten der vergangenen 24 Monate, umso anschließend in OBELIX auch Rück-rechnungen für zurückliegende Zeiten(also Zeiten vor dem OBELIX-Einsatz)durchführen zu können. AusführlicheInformationen zur Migration der Da-ten bei OBELIX finden sich in [2].

Das Eigenentwicklungsprojekt OBELIXwurde dann allerdings kurz vor derproduktiven Nutzung des Systemsfür den Bereich Besoldung und we-nige Tage vor den Anwenderschu-lungen vom Finanzministerium NRWim September 2005 beendet. Hin-tergrund für diese Entscheidungwar, dass das Finanzministerium –auf Grundlage eines Projektreviewsund einer Wirtschaftlichkeitsuntersu-chung – zu dem Schluss gekommenwar, dass die Eigenentwicklung OBELIXweitere hohe Kosten verursachenwürde und dass inzwischen Stan-dard-Softwareprodukte für die Be-zügebearbeitung auf dem Markt an-geboten würden, die das vom LBVNRW benötigte Leistungsspektrumabdeckten. Das Gutachten kam zuder Einschätzung, dass die Standard-software – nach erforderlichen LBV-spezifischen Anpassungen (sog. Cus-tomizing) – in einem vertretbarenZeitrahmen für alle Bereiche (Besol-dung, Versorgung, Vergütung) ein-satzbereit sei.

Das Ende von OBELIX war ein großerSchock für alle Beteiligten. Aber

auch die Programmiererinnen undProgrammierer an LBV2000, die sichbereits auf das nahe Ende vonLBV2000 eingestellt hatten, warenunmittelbar betroffen. Denn LBV2000musste ab sofort wieder voll funkti-onsfähig gehalten werden, was be-deutete, dass bestimmte Verfahrens-änderungen/-erweiterungen, die an-gesichts des bevorstehenden Endesvon LBV2000 zurückgestellt wordenwaren, nun kurzfristig realisiert wer-den mussten.

Das Land Brandenburg hatte sichbereits vor dem Ende des ProjektsOBELIX aus diesem zurückgezogen,da es sich für eine andere Verfah-renslösung entschieden hatte.

Ausblick auf das Nachfolge-verfahren NRWave

Nachdem nun entschieden war, dassfür die Bezügebearbeitung Stan-dardsoftware eingesetzt werdensoll, was angesichts der bisherigenEigenentwicklungen eine deutlicheZäsur darstellte, mussten nun ein ge-eignetes Unternehmen für die Ent-wicklung eines neuen Bezügeverfah-rens gefunden und die Standardsoft-ware beschafft werden.

Nach einem umfangreichen europa-weiten Vergabeverfahren hat dasLBV NRW im März 2008 der SAPDeutschland AG und Co. KG den Zu-schlag erteilt, das Projekt für einneues – auf der StandardsoftwareSAP beruhendes – Bezügeverfahrendurchzuführen. Dabei tritt die FirmaSAP sowohl als Softwarelieferant alsauch als Generalunternehmer fürdas Einführungsprojekt auf. Ziel desProjekts mit dem Namen „NRWave“(NRW Abrechnungs- und Versorgungs-administration-Einführung) ist dabeidie Erstellung eines Bezügeverfah-rens für die Landesverwaltung NRWauf der Basis der StandardsoftwareSAP ERP Human Capital Management(SAP ERP HCM). Mit dieser Lösungsollen in den Jahren 2010 bis 2012die bisherigen Bezügeverfahren schritt-weise durch ein einheitliches Bezüge-verfahren abgelöst werden. Damit

wird das Bezügeverfahren technolo-gisch auf einen modernen Stand ge-bracht. Näheres hierzu siehe [3].IT.NRW begleitet und unterstützt alstechnischer Dienstleister des LBVNRW das Projekt NRWave mit einemTeam von rd. 30 Personen, die größ-tenteils vollständig dem Projekt zu-geordnet sind.

Beim Einsatz der StandardsoftwareSAP ERP HCM waren und sind im Rah-men des Einführungsprojekts nochvielfältige Anpassungen an die spe-zifischen Bedürfnisse des KundenLBV NRW vorzunehmen. Mit demProjekt NRWave wird angesichts derca. 600 000 Zahlfälle nun eine dergrößten HCM-Lösungen Europas ge-baut.

Das neue Bezügeverfahren soll schritt-weise eingeführt werden, indem meh-rere Migrationsschritte für die ein-zelnen Bereiche Besoldung, Versor-gung und Vergütung vorgesehenwerden. Der erste Migrationsschrittfür die Besoldung (B1) konnte wievorgesehen zum Zahlmonat 1/2010erfolgen. Die weiteren Migrations-schritte B2 bis B4 erfolgten dann imLaufe des Jahres 2010, sodass zumEnde des Jahres alle Besoldungsfällevon LBV2000 nach NRWave über-führt waren.

Hiermit war auch verbunden, dassim Jahresverlauf 2010 ein Teil derBesoldungsfälle bereits nach NRWa-ve migriert war, während andere Be-soldungsfälle noch in LBV2000 abge-rechnet wurden. Für die Datenbe-reitstellung an andere Stellen (z. B.Bereitstellung von Gehaltslisten, Per-sonalkostendurchschnittssätze für dasFinanzministerium) bedeutete dies,dass diese Daten nun aus zwei Syste-men kamen und vor der Weiterlei-tung vielfach sehr aufwendig zusam-mengemischt werden mussten, waszu einer Reihe von Komplikationenführte.

Die bei OBELIX im Hinblick aufRückrechnungen geforderte Migra-tion sämtlicher Berechnungsdatenwurde im Übrigen bei NRWave fal-len gelassen, sodass beim NRWave-

LDVZ-Nachrichten 2/2011 31

Einsatz die Rückrechnungen weiter-hin durch das bisherige Bezüge-verfahren LBV2000 erfolgen: Ob-wohl inzwischen alle Besoldungsfällenach NRWave migriert sind, müssenRückrechnungen (z. B. bei Nachzah-lungen aufgrund von bereits erfolg-ten Beförderungen) immer noch imLBV2000 durchgeführt werden. Übereinen längeren Zeitraum laufen nunalso LBV2000 und NRWave für dieBesoldungsabrechnung parallel (Ko-existenz von LBV2000 und NRWave).

Im Juli 2011 wurden ca. 60 % derVersorgungszahlfälle und im Sep-tember 2011 die restlichen Versor-gungszahlfälle nach NRWave mi-griert. Ab Anfang 2012 sollen dannbis Mitte 2012 alle Vergütungsfällevon LBV2000 nach NRWave über-führt werden.

Da auch hierbei vorgesehen ist, dassdie Migration schrittweise vorgenom-men wird und dass Rückrechnungenweiterhin durch LBV2000 erfolgenwerden, wird es auch hier eine gewis-se Zeit der Koexistenz von LBV2000und NRWave geben. Es zeichnet sichaber bereits ab, dass bestimmte Kom-ponenten von LBV2000 auch nachdem Ende der Rückrechnungen nochim Einsatz sein werden.

Fazit

Nach mehr als 36 Jahren geht nuneine Ära zu Ende: Die Eigenentwick-lung in den ProgrammiersprachenCOBOL und Assembler, die seit 1975stets für pünktliche Bezügezahlun-gen gesorgt hat, wird abgelöstdurch ein neues Bezügeverfahren,das auf Grundlage der Standard-software SAP erstellt wird. Damiteinher gehen auch gravierende Ver-änderungen bisheriger Abläufe so-wohl bei der Softwarepflege alsauch beim Verfahrensbetrieb. Damitauch weiterhin die Bezüge jedenMonat pünktlich und korrekt ge-zahlt werden, wird auch beim SAP-System zukünftig die eine oder an-dere Herausforderung zu meisternsein – es bleibt also spannend.

Information und Technik Nordrhein-Westfalen wird als IT-Dienstleisterder Landesverwaltung weiterhin mitweitgefächertem IT-Know-how dasBezügeverfahren unterstützen.

Ausführlichere Informationen zur„Besoldung, Versorgung, Vergütung –35 Jahre Bezügeverfahren in Nord-rhein-Westfalen: eine dauerhafte or-ganisatorisch-technologische Heraus-forderung“ finden Sie im Internet-Angebot von IT.NRW unter: http://www.it.nrw.de/informationstechnik/Services/IT_Veroeffentlichungen/Aus-gabenarchiv/ausgabe2_2011/schwer-punkte/wl_z091201152_s8_l.html

Referenzen

[1] Mütter, Jan; Gerson, Ralf: Obelix –das neue Bezügeverfahren, in:LDVZ-Nachrichten 1/2001, S. 50 – 54

[2] Andexer, Jens; Kinder, Hermann:OBELIX: Die Migration der Daten,in: LDVZ-Nachrichten 2/2004, S.24 – 29

[3] Gerson, Ralf; Mütter, Jan: NRWa-ve – Das neue Bezügeverfahrenfür Nordrhein-Westfalen auf derBasis von SAP ERP HCM, in: LDVZ-Nachrichten 2/2008, S. 6 – 8

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