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Allianz Risk Pulse November 2015 Leben in der Megastadt: Wie die größten Städte der Welt unsere Zukunft prägen

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Allianz Risk Pulse

November 2015

Leben in der Megastadt:Wie die größten Städte der Welt unsere Zukunft prägen

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30. November 2030: Wer hat sich nicht schon mal Gedanken gemacht, wie das Leben in Zukunft aussieht. Stellen Sie sich vor, Sie würden in einer modernen Megacity wohnen, mit vielen Millionen anderen Menschen. Was hätte sich im Vergleich zu heute verändert? Oft sind es die alltäglichen, unscheinbaren Dinge, die am Ende am meisten ins Gewicht fallen. Springen wir also in das Jahr 2030. Wenn Sie früher nach dem Aufstehen vielleicht nur E-Mails und Posts auf ihrem Smartphone kontrolliert haben, werfen Sie heute zusätzlich einen Blick auf den Wandmonitor. Der sagt Ihnen: Akku für die Wohnung zu 80 Prozent geladen. Die Sonnenkollektoren und die Algenbioreaktoren, die sich auf dem Dach Ihres Hochhauses befinden, funktionieren problemlos. Es gibt auch genügend Wasser – aufgefangen während des Regengusses in der vergangenen Nacht. Sie schauen aus dem Fenster: Seit das neue Gesetz zur Dachbegrünung in Kraft getreten ist, hat sich der Ausblick deutlich verbessert. Dabei fällt Ihnen ein, dass das Gemüse im gegenüberliegenden Wolkenkratzer reif zur Ernte ist. Was waren das noch für Zeiten, als Gemüse und Obst ausschließlich vom Land kamen. Heute erstrecken sich die Felder über verschiedene Stockwerke in sogenannten vertikalen Farmen.

LEBEN IN DER MEGASTADT:WIE DIE GRÖßTEN STÄDTE DER WELT UNSERE ZUKUNFT PRÄGEN

Es ist ein strahlend schöner Herbstmorgen. Allerdings droht an solchen Tagen auch eine besonders hohe Luftverschmutzung. Deshalb hat das intelligente Verkehrsmanagementsystem der Stadt den privaten Autoverkehr beschränkt. Das macht aber nichts. Mit dem Rad zum Bahnhof zu fahren, hält fit. Bevor Sie losfahren, leeren Sie noch Ihren Müll aus: Lebensmittelabfälle in den Kompostschacht, den Rest in den Schacht für das örtliche Heizkraftwerk.

Draußen radeln Sie an selbstfahrenden Autos vorbei, die für ältere Mitbürger reserviert sind. Mittlerweile sind 15 Prozent der Weltbevölkerung über 60 Jahre alt.1 Hin zum nächsten Nahverkehrsanschluss nehmen Sie einen Weg, der komplett aus Sonnenkollektoren besteht. Anschließend passieren Sie eine Baustelle, auf der mit Hilfe von 3D-Druckern ganze Wohnblocks entstehen. Als Sie am Bahnhof ankommen, entscheiden Sie sich doch für den Schnellbus. Die Magnetschwebebahn, die Sie eigentlich nehmen wollten, ist zwar noch schneller, doch heute völlig überfüllt. Während der Bus an den langen Verkehrsstaus vorbeibraust, lehnen Sie sich in Ihrem Sitz zurück und bereiten sich ganz entspannt auf einen neuen Tag in der Megacity vor.

1 UN, 2014. Population Facts No. 2014/4 – Population ageing and sustainable development www.un.org/en/development/desa/population/publications/pdf/popfacts/PopFacts_2014-4.pdf

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Von Städten zu Megastädten bis hin zu Gigastädten

Heute lebt bereits mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung in Städten.2 Und dieser Trend setzt sich fort: 2030 werden es schon zwei Drittel sein. Die meisten dieser Stadtgebiete werden in den Industrieländern Nordamerikas (82 Prozent der Gesamtbevölkerung), in Lateinamerika und den Karibikstaaten (80 Prozent) sowie in Europa (73 Prozent) liegen. Auch wenn große Teile Afrikas und Asiens immer noch ländlich geprägt sind, gehören die Städte in diesen Regionen zu den am schnellsten wachsenden der Welt.

Es gibt immer mehr Megacitys, also Städte mit mehr als 10 Millionen Einwohnern. Die Urbanisierung schreitet immer schneller voran. Schon gibt es eine neue Kategorie: Gigacities. Damit sind Megapolen mit mehr als 50 Millionen Einwohnern gemeint. Das ist eine kaum vorstellbare Zahl, und doch schon Realität – zum Beispiel in China: In einigen Jahren wird es dort vier Ballungszentren geben, die zusammen mehr Einwohner

haben als ganz Deutschland. Im Großraum Shanghai könnten 2020 möglicherweise über 170 Millionen Einwohner leben.3

Diese extreme Konzentration an Menschen stellt eine große Herausforderung dar, insbesondere im Bereich der nachhaltigen Entwicklung.4 Nach Angaben der Vereinten Nationen nehmen die größten Städte der Welt nur zwei Prozent der weltweiten Fläche ein, sind aber für 70 Prozent der Treibhausgasemissionen verantwortlich.5 Wie schaffen wir ein Gleichgewicht zwischen Wachstum, Lebensqualität und Klimaschutz? Wie muss die Stadt der Zukunft aussehen, um lebenswert zu sein? Es gibt kein Patentrezept, aber zahlreiche interessante Ideen und Ansätze für die Bewältigung der drängendsten Herausforderungen im Bereich Demografie und Mobilität. Dieser ‘Allianz Risk Pulse’ nimmt sie etwas genauer unter die Lupe.

LEBEN IN DER MEGASTADT:WIE DIE GRÖßTEN STÄDTE DER WELT UNSERE ZUKUNFT PRÄGEN

Warum Megacitys so bedeutsam sindsind es schon 29, davon liegen 16 in Asien. Bis 2030 liegt die Zahl bei 41 (siehe Abbildung 1).

Megacitys sind eine Liga für sich. 2010 lebten in ihnen 6,7 Prozent der Weltbevölkerung. Genauso hoch war auch ihr Energieverbrauch. Dabei verbrauchten sie drei Prozent des globalen Süßwassers.6 In ihnen wurden jedoch 14,6 Prozent des weltweiten Bruttoinlandsproduktes generiert. Die mächtigsten Megacitys – New York, London, Tokyo und Paris – verfügen über eine größere Wirtschaftskraft als die meisten Länder. New York trägt mit 1,4 Billionen USD und London mit 836 Milliarden USD zur Gesamtwirtschaftsleistung bei.7 Der OECD zufolge ist es nur eine Frage der Zeit, bis die wirtschaftliche Stärke vieler Riesenstädte größer ist als die der meisten OECD-Länder.8 In den Megacitys konzentrieren sich Chancen, Talente und Investitionen. Ein großer Teil des geschätzten verwalteten Vermögens von 100 Milliarden USD dürfte bis zum Jahr

„Wie wir in Zukunft leben, entscheidet sich in Megastädten. Dort entstehen die Trends von morgen“, prognostiziert Axel Theis, Vorstandsmitglied der Allianz SE. „In den großen Metropolen zeigt sich, wohin der Städtebau steuert; aber auch wie man Verkehr, Energieversorgung, Kultur und Wirtschaft organisiert. Die Allianz wird bei der urbanen Entwicklung eine wichtige Rolle spielen, da sie ihre Kunden in die Megacitys begleitet. Durch die sich wandelnden Lebensbedingungen entstehen neue Bedürfnisse, die wir als Versicherer bedienen müssen. Dieses Verständnis verpflichtet uns zum Handeln. Insbesondere was das Risikomanagement von Naturkatastrophen, sowie die Unterstützung von Infrastrukturprojekten und Klimaschutz angeht.“

Aber die Herausforderungen sind enorm – ebenso wie die Dimensionen: 1950 gab es nur zwei Ballungsräume mit über 10 Millionen Einwohnern – New York und Tokyo. 2015

2 UN, 2014. World Urbanization Prospects. Highlights. 2014. 3 www.welt.de/wirtschaft/article139351977/Mega-City-China-baut-schon-an-Giga-Staedten.html 4 UN, 2014. World Urbanization Prospects. Highlights. 2014. 5 UN HABITAT, 2014. Hot Cities: battle ground for climate change. 6 Kennedy, Christopher A. et al., 2015. Energy and material flows of megacities. Proceedings of the National Academy of Sciences, vol. 112, no.19. www.pnas.org/content/112/19/5985.abstract7 Citylab.com, 2015. Sorry, London: New York Is the World’s Most Economically Powerful City. www.citylab.com/work/2015/03/sorry-london-new-york-is-the-worlds-most-economically-powerful-city/386315/ 8 OECD, 2015. The Metropolitan Century: Understanding Urbanisation and its Consequences. www.oecd.org/regional/regional-policy/the-metropolitan-century-9789264228733-en.htm

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Aktuelle Megastädte

Mumbai, Indien21 Mio 27,8 Mio

Bevölkerung 2015

Bevölkerung 2030Jakarta, Indonesien10,3 Mio 13,8 Mio

Kinshasa, Kongo11,5 Mio 20 Mio

LEGENDE

Bevölkerung 2015

Bevölkerung 2030

Abbildung 1 Ausgewählte aktuelle und künftige Megacitys 2015 bis 2030

Quelle: World Urbanization Prospects: The 2014 Revision

London, GB10,3 Mio 11,4 Mio

Paris, Frankreich10,8 Mio 11,8 Mio

Lagos, Nigeria13,1 Mio 24,2 Mio

Moskau, Russland12,1 Mio 12,2 Mio

Tokyo, Japan38 Mio 37,1 Mio

Shanghai, China23,7 Mio 30,7 Mio

Peking, China20,3 Mio 27,7 Mio

Sao Paulo, Brasilien21 Mio 23,4 Mio

Kairo, Ägypten18,7 Mio 24,5 Mio

Karatschi, Pakistan16,6 Mio 24,8 Mio

Manila, Philippinen12,9 Mio 16,7 Mio

Rio de Janeiro, Brasilien12,9 Mio 14,1 Mio

Buenos Aires, Argentien15,1 Mio 16,9 Mio

Mexiko-Stadt, Mexiko21 Mio 23,8 Mio

Chongqing, China13,3 Mio 17,3 MioDehli, Indien

25,7 Mio 36 MioNew York, US18,5 Mio 19,8 MioLos Angeles, US

12,3 Mio 13,2 Mio

Lahore, Pakistan8,7 Mio 13 Mio

Luanda, Angola5,5 Mio 10,4 Mio

Hyderabad, Indien8,9 Mio 12,7 Mio

Ahmedabad, Indien7,3 Mio 10,5 Mio

Ho-Chi-Minh-Stadt, Vietnam7,3 Mio 10,2 Mio

Bangkok, Thailand9,2 Mio 11,5 Mio

Bogotá, Kolumbien9,7 Mio 11,9 Mio

Johannesburg, Südafrika9,7 Mio 11,9 Mio

Künftige Megastädte

Chengdu, China7,6 Mio 10,1 Mio

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2020 in den Wachstumsregionen umgesetzt werden. „Wir rechnen damit, dass die Vermögenswerte insbesondere in Asien noch weiter wachsen werden“, sagt Jay Ralph, Vorstand der Allianz SE. „Bis Ende 2014 stammten 11 Prozent unseres für Kunden verwalteten Vermögens aus dieser Region. Schon jetzt profitieren wir von der steigenden Nachfrage einer immer größer werdenden Zahl wohlhabender Anleger. Laut Schätzungen der OECD wächst die Mittelklasse in Asien von heute etwa 500 Millionen bis 2020 auf 1,75 Milliarden Menschen. Ein weiterer Trigger für das Wachstum wird die steigende Nachfrage nach Altersvorsorgeprodukten sein, denn die asiatischen Gesellschaften altern schnell.”

Aber in den Megastädten konzentrieren sich nicht nur Chancen, sondern auch Risiken. „Die Entwicklung dieser Städte erfordert nicht nur enorme Infrastrukturinvestitionen“, gibt Axel Theis zu bedenken. „Die hohe Wertekonzentration in den Megacitys führt automatisch zu Kumulrisiken – besonders bei Betriebsunterbrechungen. Dies stellt eine große Herausforderung für Versicherer dar, vor allem in von Naturkatastrophen bedrohten Gebieten.“ Die meisten Megacitys befinden sich in tiefer gelegenen Küstengebieten, die die Folgen von Extremwetterlagen und Klimawandel besonders zu spüren bekommen (siehe Kasten „Megacitys von Überschwemmungen bedroht“, S.12).

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Über 12 Prozent der globalen Stadtbevölkerung leben schon heute in den 29 Megastädten. Das sind mehr als 470 Millionen Menschen.9 Tokyo (38 Millionen), Delhi (25,7 Millionen) und Shanghai (23,7 Millionen) sind die drei größten. Daran wird sich auch bis 2030 nichts ändern. Allerdings werden in dieser Zeitspanne zwölf weitere Megacitys entstehen, allein zehn davon in Asien und Afrika. Die Megacitys in Afrika und Asien sind die am schnellsten wachsenden Metropolen: Delhi, Dhaka und Lagos werden jeweils um 10 Millionen Einwohner wachsen. „Momentan ist das Wachstum der Megacitys vor allem ein asiatisches Phänomen. Sechs der zehn einwohnerstärksten Städte befinden in diesem Teil der Erde“, ergänzt Ralph.

Wachstumsmuster der Megacitys

Abbildung 2 Wachstum der 10 größten Megacitys plus London und Paris

Quelle: United Nations Population Division: World Urbanization Prospects, the 2014 revision

1. Tokyo

2. Dehli

3. Shanghai

4. Sao Paulo

5. Mumbai

6. Mexiko-Stadt

7. Peking

8. Osaka

9. Kairo

10. New York-Newark

25. Paris

28. London

0m

5m

10m

15m

20m

Bevö

lker

ung

Jahr

25m

30m

35m

40m

1950 1960 1970 1980 1990 2000 2010 20202015 2030

Im Gegensatz dazu vergrößern sich japanische, amerikanische und europäische Megacitys kaum noch. London, Paris und New York werden bis 2030 jeweils um gerade einmal eine Million Bürger wachsen (siehe Abbildung 2). In Tokyo und Osaka geht die Bevölkerung zurück.

Alle Megacitys folgen demselben globalen Muster: Zum einen schrumpft die Größe der Haushalte, gleichzeitig steigt aber auch deren Zahl. Damit explodiert die Nachfrage nach Wohnungen und Infrastruktur. Der größte Wohnungsbedarf entsteht bis 2025 in Peking, Shanghai und Tokyo.10 Dem drohenden Wohnungsengpass setzt das chinesische Unternehmen Yingchuang New Materials eine besonders innovative Lösung entgegen: mit Hilfe von 3D-Druckern sollen Häuser aus Bauschutt entstehen.11

9 United Nations Population Division, 2014. World Urbanization Prospects, the 2014 revision 10 McKinsey Global Institute, 2011. Urban world: Mapping the economic power of cities. www.mckinsey.com/insights/urbanization/urban_world 11 Computerworld, 2014. 3D-Drucker errichtet 10 Gebäude aus Recyclingmaterial in einem Tag www.computerworld.com/article/2489664/emerging-technology/3d-printer-constructs-10-buildings-in-one-day-from-recycled-materials.html

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LEBEN IN DER MEGASTADT:WIE DIE GRÖßTEN STÄDTE DER WELT UNSERE ZUKUNFT PRÄGEN

Nachhaltige Lösungen für MegacitysUm auch in Zukunft ein Inkubator für Fortschritt zu sein, müssen sich die Megacitys an die Bedürfnisse ihrer Bewohner anpassen. Hier eine Auswahl von Lösungen, die Megacitys grüner, effizienter und lebenswerter machen.

ENERGIEERZEUGUNG DURCH ALGENKULTURENAus CO2-absorbierenden Algenkulturen in Hausfassaden wird Biokraftstoff erzeugt

VERTIKALE LANDWIRTSCHAFTVerbraucht weniger Fläche, Wasser und Strom für die Nahrungsmittelproduktion

ERHÖHTE FUSSGÄNGERZONEN Fußgängerwege verbinden Infrastrukturelemente ohne mit dem Straßenverkehr in die Quere zu kommen

UNTERIRDISCHE LANDWIRTSCHAFT Pestizidfreier Anbau unter Tage auf wassersparenden Hydrokulturen und mit Hilfe energieeffizienter LED-Beleuchtung

REGENWASSERKANALISATION Verringertes Überlauf- und Überschwemmungsrisiko. Regenwasser kann für die urbane Landwirtschaft verwendet werden

BEGRÜNTE DÄCHER Nehmen Wärme auf, filtern Luftschadstoffe und CO2. Das gewonnene Regenwasser kann für Toilettenspülungen verwendet werden

MÜLLHEIZKRAFTWERKMüllverbrennung erzeugt Strom, der lokal in ein intelligentes Netz gespeist wird

ENTSORGUNGSRÖHRENEin pneumatisches Röhrensystem saugt Müll aus Wohnungen und Büroräumen und transportiert ihn zu Recyclingstationen und Verbrennungsanlagen

INTELLIGENTES STROMNETZSpeichert und verteilt Strom, der über Solar-, Algen-, Wasser- und Abfallquellen erzeugt wird

SOLARZELLEN AUF GEBÄUDEFASSADEN Erzeugen Strom, der in Akkus gespeichert wird

UNTERWASSERTURBINENGezeitenturbinen in Flüssen speisen Strom in ein intelligentes Netz ein

LADESTATION FÜR ELEKTROFAHRZEUGELadestationen werden durch das intelligente Netz mit Strom versorgt

HÄUSER AUS DEM 3D-DRUCKER Riesige 3D-Drucker schaffen erschwinglichen Wohnraum aus recyceltem Bauschutt

MIETFAHRRÄDERStationen mit Mieträdern an U-Bahnhaltestellen/Bahnhöfen und am Stadtrand

MAGNETSCHWEBE-U-BAHN Hochgeschwindigkeits-Nahverkehrssystem, das mit Magnetschwebetechnik angetrieben wird

SELBSTFAHRENDE AUTOS & BUSSE E-Fahrzeuge werden drahtlos über die mit einem intelligenten Netz verbundenen Straßen aufgeladen

LIEFERUNG PER DROHNEKurierdienste für kleine Pakete

BARRIEREFREIE INFRASTRUKTUR Rolltreppen, Aufzüge und Gehwege für Städte mit hoher Alterungsrate

STAU- UND SCHADSTOFFSENSOREN Senden kontinuierlich Daten an ein städtisches Verkehrsleitsystem. Sie sind an Bussen, Straßenlampen oder anderen Infrastrukturelementen angebracht

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Nachhaltige Lösungen für MegacitysUm auch in Zukunft ein Inkubator für Fortschritt zu sein, müssen sich die Megacitys an die Bedürfnisse ihrer Bewohner anpassen. Hier eine Auswahl von Lösungen, die Megacitys grüner, effizienter und lebenswerter machen.

ENERGIEERZEUGUNG DURCH ALGENKULTURENAus CO2-absorbierenden Algenkulturen in Hausfassaden wird Biokraftstoff erzeugt

VERTIKALE LANDWIRTSCHAFTVerbraucht weniger Fläche, Wasser und Strom für die Nahrungsmittelproduktion

ERHÖHTE FUSSGÄNGERZONEN Fußgängerwege verbinden Infrastrukturelemente ohne mit dem Straßenverkehr in die Quere zu kommen

UNTERIRDISCHE LANDWIRTSCHAFT Pestizidfreier Anbau unter Tage auf wassersparenden Hydrokulturen und mit Hilfe energieeffizienter LED-Beleuchtung

REGENWASSERKANALISATION Verringertes Überlauf- und Überschwemmungsrisiko. Regenwasser kann für die urbane Landwirtschaft verwendet werden

BEGRÜNTE DÄCHER Nehmen Wärme auf, filtern Luftschadstoffe und CO2. Das gewonnene Regenwasser kann für Toilettenspülungen verwendet werden

MÜLLHEIZKRAFTWERKMüllverbrennung erzeugt Strom, der lokal in ein intelligentes Netz gespeist wird

ENTSORGUNGSRÖHRENEin pneumatisches Röhrensystem saugt Müll aus Wohnungen und Büroräumen und transportiert ihn zu Recyclingstationen und Verbrennungsanlagen

INTELLIGENTES STROMNETZSpeichert und verteilt Strom, der über Solar-, Algen-, Wasser- und Abfallquellen erzeugt wird

SOLARZELLEN AUF GEBÄUDEFASSADEN Erzeugen Strom, der in Akkus gespeichert wird

UNTERWASSERTURBINENGezeitenturbinen in Flüssen speisen Strom in ein intelligentes Netz ein

LADESTATION FÜR ELEKTROFAHRZEUGELadestationen werden durch das intelligente Netz mit Strom versorgt

HÄUSER AUS DEM 3D-DRUCKER Riesige 3D-Drucker schaffen erschwinglichen Wohnraum aus recyceltem Bauschutt

MIETFAHRRÄDERStationen mit Mieträdern an U-Bahnhaltestellen/Bahnhöfen und am Stadtrand

MAGNETSCHWEBE-U-BAHN Hochgeschwindigkeits-Nahverkehrssystem, das mit Magnetschwebetechnik angetrieben wird

SELBSTFAHRENDE AUTOS & BUSSE E-Fahrzeuge werden drahtlos über die mit einem intelligenten Netz verbundenen Straßen aufgeladen

LIEFERUNG PER DROHNEKurierdienste für kleine Pakete

BARRIEREFREIE INFRASTRUKTUR Rolltreppen, Aufzüge und Gehwege für Städte mit hoher Alterungsrate

STAU- UND SCHADSTOFFSENSOREN Senden kontinuierlich Daten an ein städtisches Verkehrsleitsystem. Sie sind an Bussen, Straßenlampen oder anderen Infrastrukturelementen angebracht

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Länger leben, länger arm?

Die Altersstruktur zwischen den Megacitys unterscheidet sich enorm (siehe S. 13). Viele Gesellschaften altern rapide. Wenn sich der Altersdurchschnitt eines Landes erhöht, werden natürlich auch die Einwohner von Städten zunehmend älter. Aber dieser Trend lässt sich nicht Eins-zu-eins auf die demographische Entwicklung von Megacitys übertragen, denn die Bewegung der Bevölkerung innerhalb eines Landes führt zu unterschiedlichen Altersstrukturen. Im Allgemeinen sind es eher die Jungen, die ihr Glück in den Städten suchen. In den ländlichen Gebieten bleiben die Alten zurück. Die urbane Bevölkerung altert daher langsamer.

Wichtig ist in diesem Kontext ist auch, dass die Herausforderungen, die sich aus einer alternden Bevölkerung ergeben, in Städten möglicherweise einfacher zu bewältigen sind. Städte verfügen über eine für Ältere wichtige Infrastruktur: Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen und soziale Infrastrukturen. Bauliche Maßnahmen lassen sich häufig in Großstädten einfacher realisieren als auf dem Land. So ist es zum Beispiel in urbanen Zentren weniger problematisch und kostenaufwendig, Straßen mit Bürgersteigen auszustatten, die den Anforderungen einer immer älter werdenden Bevölkerung gerecht werden.

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2010 befanden sich mindestens 80 Prozent der Bevölkerung in Chinas Megacitys im erwerbsfähigen Alter. Dabei war der Anteil der Kinder – nicht zuletzt wegen der Einkindpolitik – relativ gering. Momentan besteht die größte Herausforderung darin, genug Arbeitsplätze und Wohnungen zu schaffen. Möglicherweise kann jedoch die Wohlstandsentwicklung mit der Altersentwicklung nicht mithalten. Armut droht. Der Kindermangel könnte dazu führen, dass es langfristig weniger Arbeitskräfte geben wird, die das Wirtschaftswachstum vorantreiben. Auch dürfte es an Pflegekräften für die Alten fehlen.

„Bis 2035 wird die Zahl der über 60-Jährigen in China die Bevölkerung der USA übertreffen, “ sagt Jay Ralph. Shanghai wird 2025 voraussichtlich zweimal so viel Senioren zählen wie New York.12 Das hat auch deutliche Auswirkungen auf die finanzielle Situation der Rentner. Da asiatische Gesellschaften schnell altern und gleichzeitig die Lebenserwartung steigt, werden die Menschen für Betreuung oder Wohnen zunehmend auf ihr Erspartes zurückgreifen müssen. Eine steigende Lebenserwartung bedeutet auch mehr Zeit im Ruhestand, für die man vorsorgen muss.

In Indien ist die Geburtenrate ist mit 1,8 Kindern pro Frau unter das Reproduktionsniveau gefallen.13 Dennoch ist der Kinderanteil an der Bevölkerung in Indien (25 Prozent der Gesamtbevölkerung in Delhi und 22 Prozent in Mumbai) viel höher als in Chinas Megacitys , so dass dort auch in den nächsten zwei bis drei Jahrzehnten aus demografischer

Sicht große Alterskohorten von Erwerbstätigen den unterhaltsberechtigten Senioren und Kindern gegenüberstehen. 2025 werden 72 Prozent der Einwohner Delhis im Erwerbsalter sein. Dagegen werden nur neun Prozent älter als 65 sein.

In den Megacitys Asiens und Afrikas machen Kinder unter 15 Jahren mindestens ein Viertel der Bevölkerung aus. In diesen Regionen sind eine grundlegende medizinische bzw. energetische Versorgung, Gesundheitswesen, Bildung und Transportdienstleistungen von entscheidender Bedeutung für die Entwicklung der Jugend. Nur so werden aus Kindern produktive Mitglieder einer Gesellschaft, die ihr demografisches Potenzial im vollen Umfang zu Geltung bringt.

In den Megastädten Japans, Tokyo und Osaka, ist die Situation eine komplett andere. Dort ist jeder fünfte Einwohner 65 Jahre oder älter. Diese Städte müssen Straßen, Gehwege, Transportdienste und Kreuzungen an die Bedürfnisse der älteren Menschen anpassen. Der Begriff Erreichbarkeit bekommt dann eine völlig neue Bedeutung. Die wichtigsten Dienste müssen in der Nähe von Verkehrsdrehkreuzen liegen. Auch die Steuer- und Sozialsysteme stehen vor einschneidenden Reformen. Immer weniger Erwerbstätige müssen für immer mehr Rentner aufkommen. Der Alterungsprozess erfasst alle gesellschaftlichen Bereiche, auch die früher typischen Jugend-Szenen - wie beispielsweise die Popkultur: Heute gibt es bereits Gruppen mit Künstlern, die über 90 Jahre alt sind.

12 McKinsey Global Institute, 2011. Urban world: Mapping the economic power of cities. www.mckinsey.com/insights/urbanization/urban_world 13 James, K.S. & Kavitha, N., 2015. View from a fast-growing nation: What demographic change means for India, in ‘Our World and Us: How our environment and our societies will change’, Allianz SE.

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Megacitys mittleren Reifegrades wie Shanghai, Sao Paulo und Mexiko-Stadt verzeichnen ein deutlich schwächeres Wachstum. Sie fangen an zu altern. Zum einen sind sie wohlhabender und besser geführt als Megacitys niedrigen Reifegrades, verfügen aber nicht unbedingt über eine bessere Infrastruktur- und Stadtplanung. Eines der Hauptprobleme ist der ungezügelte Verkehr. Immer mehr Menschen können sich ein Fahrzeug leisten. Die Folgen: Staus, Chaos und Luftverschmutzung.

Megacitys höheren Reifegrades wie Tokyo, New York, London und Paris zeichnen sich durch eine alternde Bevölkerung aus. Auch die Infrastruktur ist teilweise arg in die Jahre gekommen und bedarf dringend einer Sanierung. Ihr großes Plus ist ihr Wohlstand. Diese Städte haben die Mittel, um in innovative Lösungen zu investieren. Ein Beispiel ist die Thames Barrier, die London vor Sturmfluten schützt. Das öffentliche Transportsystem ist weit entwickelt, aber oft nicht mehr im besten Zustand. Negativ wirken sich die steigenden Lebenskosten aus. Sie vergrößern die Kluft zwischen arm und reich und führen zu gesellschaftlicher Ausgrenzung.

Drei Entwicklungsstufen von Megacitys

Viele Megacitys durchlaufen verschiedene Lebensphasen, ähnlich wie der Mensch. Andere stagnieren in ihrer Entwicklung. Der Reifegrad von Megacitys lässt sich grob in drei Kategorien einteilen: niedrig, mittel und hoch. „Je nach Reifegrad variieren auch die Herausforderungen für die Megacitys sehr stark (siehe Abbildung)“,14 erläutert Tina Baacke, Global Head of Catastrophe Risk Management, bei Allianz Global Corporate & Specialty (AGCS). „Dabei spielen Bauvorschriften, Katastrophenvorsorge und Aufrechterhaltung wichtiger Infrastruktursysteme eine Rolle.“

Megacitys niedrigen Reifegrades wie Dhaka, Kinshasa und Lagos wachsen schnell mit einem hohen Anteil junger Bewohner, vielen ungeplanten Slums, minimalen Bauvorschriften und erheblicher Schattenwirtschaft. Enorme Ungleichheiten, schwache Verwaltung, rudimentärer öffentlicher Nahverkehr, viele Staus und ein Mangel an grundlegenden Diensten kennzeichnen diese Städte.

Entwicklungsgrad Niedrig

Beispiele: Dhaka, Kinshasa, Lagos

Mittel

Beispiele: Shanghai, Mexiko-Stadt, Rio de Janeiro

Hoch

Beispiele: London, New York, Tokyo

Eigenschaften Geringe Wachstumsrate

Junge Bevölkerung

Ungeplante Slums

Begrenzter Personennahverkehr

Rudimentäre Steuerung

Schwache Infrastruktur in den Bereichen Energie-, Gesundheitsversorgung und Bildung

Kontinuierliches Wachstum

Anzeichen alternder Bevölkerung

Sichtbare Städteplanung

Erweiterter Personennahverkehr

Koordinierte Steuerung

Verbesserte Infrastruktur in den Bereichen Energie-, Gesundheitsversorgung und Bildung

Flache oder negative Wachstumskurve

Alternde Bevölkerung

Koordinierte Städteplanung

Gut ausgebauter Personennahverkehr

Zentrale Steuerung

Etablierte Infrastruktur im Bereich Energie-, Gesundheitsversorgung und Bildung

Risiken & Herausforderungen

Extreme Armut

Extreme gesellschaftliche Ausgrenzung

Unangemessene Wohnverhältnisse

Verkehrsstau

Chronische Luft- und Wasserverschmutzung

Niedriges Gesundheitsniveau

Schlechte schulische Ausbildung und berufliche Fähigkeiten

Schwache Steuerung, Korruption und Verbrechen

Hohes Katastrophenrisiko

Armutszonen

Chronische gesellschaftliche Ausgrenzung

Ungleicher Zugang zu Grundversorgung und Infrastruktur

Ineffiziente Zersiedelung

Chronische Luftverschmutzung und Staus

Anfälligkeit für Natur- und Klimakatastrophen

Sich vergrößernde Ungleichheit

Alternde Infrastruktur erfordert CO2-arme, intelligente Alternativen

Alternder Personennahverkehr muss erneuert werden

Luftverschmutzung erfordert Verkehrskontrollen

Gebäude mit schlechter Energieeffizienz

Wertekonzentrationsrisiken

Überarbeitet, aus: Ericsson. 2013. S. 4. Das nächste Zeitalter der Megacities. www.ericsson.com/res/docs/2013/the-next-age-of-megacities.pdf UN Habitat report – The city we need mirror.unhabitat.org/downloads/docs/The%20City%20We%20Need.pdf

14 Ericsson, 2012. The Three Ages of Megacities. www.ericsson.com/res/docs/2012/ns_megacities_report_4.pdf

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Mobilität in Megacitys: Kurze Distanzen sind das A&O

Die teilweise rasante Urbanisierung der Weltbevölkerung stellt Politiker, Städteplaner und Verkehrsentwickler vor unbekannte Herausforderungen.

Der Schlüssel für die Stadt der Zukunft liegt für viele Wissenschaftler in ihrer Kompaktheit. Gleichzeitig warnen sie vor Desurbanisierung. Damit meinen Experten weitläufige Siedlungen ohne Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel, wie viele Vororte in westlichen Ländern, oder gar die leerstehenden Areale der Retortenstädte Chinas.

„Mit dem Bau besser verbundener, kompakterer Städte auf Basis des öffentlichen Personenverkehrs können in den nächsten 15 Jahren über drei Billionen USD an eingespart werden. Diese Maßnahmen verbessern nicht nur die Wirtschaftsleistung, sondern senken auch die Emissionen. Damit erhöht sich die Lebensqualität deutlich.“ Zu diesem Schluss kommen die Autoren des aktuellen ‘New Climate Economy’ Reports.15

„Die ideale Stadt besteht aus eigenständigen Zentren“, sagt Klimaexperte Thomas Liesch von Allianz Climate Solutions. Er ist ein Freund kurzer Distanzen. Nach seiner Vorstellung „arbeiten und leben die Menschen in der Stadt der Zukunft jeweils in ihren Vierteln. Das spart viel Zeit, Energie und reduziert das Verkehrsaufkommen. Weniger Autos bedeuten mehr Platz für Fußgänger. Ein Netz aus Grünflächen verbindet die einzelnen Stadtteile.

Das verbessert nicht nur das Klima, sondern bietet auch Raum für Freizeitaktivitäten und die Produktion von Lebensmitteln.“

Auch wenn sie nicht zu den Megacitys zählt, ist Singapur für viele Experten ein Musterbeispiel für die Idealstadt, so auch in puncto Kompaktheit. Mit dem sogenannten ‘Interlace’ wurde ein vertikales Dorf in der Stadt geschaffen. Statt die Wohnblocks nebeneinander zu bauen, wurden sie aufeinandergestapelt, inklusive Dachgärten, Spielplätzen und Höfen.

Wie der Mensch den Verkehr langsam in den Griff bekommt und den zurückgewonnenen Lebensraum für sein Wohlergehen nutzen kann, lassen Projekte wie der ‘High Line Park’ in New York, die City-Maut in London oder das öffentliche Leihsystem für Elektroautos in Paris erahnen.

Allerdings sieht die Realität in den meisten aufstrebenden Megacitys anders aus. Beispiel Ho-Chi-Minh-City. Die größte vietnamesische Stadt beheimatet aktuell rund 7,3 Millionen Menschen und nach Einschätzung der UN werden es 2030 mehr als 10,2 Millionen sein (siehe Grafik Seite 4). Das entspricht in etwa der heutigen Bevölkerungszahl von London. Die britische Hauptstadt verfügt mit 400 Kilometern Gesamtlänge über das drittlängste U-Bahnsystem der Welt. In Ho-Chi-Minh-City dagegen wird die U-Bahn erst gebaut: Geplante Inbetriebnahme ist 2018.

Oben: High Line Park in New York

Links: Dachgarten in Singapur

15 Quelle : newclimateeconomy.net/content/press-release-economic-growth-and-action-climate-change-can-now-be-achieved-together-finds

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Der Mangel an öffentlichen Verkehrsmitteln ist vor allem in aufstrebenden Megacitys signifikant. Die Folgen: Verkehrskollaps und Smog-Alarm. Die niedrigste Schadstoffbelastung in Neu-Delhi war 2014 höher als der höchste Wert im ohnehin schon für Smog berüchtigten Peking.16 PKWs sind die Hauptursache für Feinstaubemissionen. Und diese wirken sich bekanntlich am stärksten auf die menschliche Gesundheit aus. Das Risiko ist enorm: Allein in London starben 2010 fast 9500 Menschen an den Folgen der Luftverschmutzung – trotz aller Bemühungen der Stadt, das Verkehrsaufkommen einzudämmen. Das fand das King’s College London heraus.17

Neben London haben auch andere Städte den Kampf gegen den Feinstaub aufgenommen. In Mexiko-Stadt zum Beispiel wird die Entwicklung einer Hausfassade getestet, die mit Hilfe eines chemischen Prozesses die Feinstaubbelastung von 1.000 Autos pro Tag neutralisiert (siehe Foto).

Staus und Schmutz – diese beiden Phänomene werden hoffentlich nicht mehr mit dem Auto von morgen in Verbindung gebracht. Für ein saubereres Image sollen vorläufig effizientere Verbrennungsmotoren sorgen. Noch einfacher lassen sich Emissionen reduzieren, wenn man das Auto gleich ganz stehen lässt oder Fahrgemeinschaften bildet. Langfristig aber planen Ingenieure eine Revolution des Autofahrens. Selbstfahrende Autos könnten schon bis 2030 die Regie auf den Straßen übernehmen, meinen Experten.

Theoretisch könnten die selbstfahrenden Mobile ihre Passagiere einfach am gewünschten Ziel absetzen und dann den Stadtbereich verlassen, bis sie wieder per App gerufen werden – im Prinzip wie Taxis. Das wäre ein enormer Gewinn an Lebensqualität für alle

verkehrsgeplagten Städter. „Automatisches Fahren ermöglicht eine effizientere Straßennutzung, da mehr Fahrzeuge auf einer einspurigen Fahrbahn untergebracht werden können. Man kann auf zwei oder drei Fahrspuren verzichten, die dann schließlich mehr Raum für Bürgersteige lassen. Zudem würden Elektroautos dazu beitragen, Emissionen und Lärmpegel zu senken. Vormals extrem unbeliebte Areale entlang stark befahrener Straßen würden an Attraktivität gewinnen“, meint Architekt Jürgen Mayer, Gewinner des Audi Urban Future Award 2010.18

Eine digitale Infrastruktur mit Sensoren am Auto und entlang der gesamten Verkehrswege soll Staus und Parkplatznot bald vergessen machen. Laut einer Studie von Navigant Research soll der Bestand sensorgestützter intelligenter Parkplätze bis 2024 weltweit eine Million übersteigen.19

Neben den Verkehrsadern richtet sich das Augenmerk künftiger Investitionen auch auf die Energieversorgung. Sie gilt als Achillesferse einer Stadt. Ein längerer Stromausfall über Tage hinweg ist nicht nur ein Härtetest für das zivilisierte Leben, sondern kann auch das ganze System in die Knie zwingen.

Unter dem Gesichtspunkt der Widerstandsfähigkeit haben Wissenschaftler, Politiker und Wirtschaftsvertreter die Vision der Smart City entwickelt. Das Nervensystem der intelligenten Stadt von morgen basiert auf dem Internet: Stromversorgung, öffentlicher Verkehr, Ver- und Entsorgungssysteme sind elektronisch vernetzt. Häuser produzieren ihren Strom selbst und speichern ihn auch, zum Beispiel über leistungsstarke Batteriespeicher. So entsteht ein dezentrales Energieproduktions- und Speichersystem, das im Ernstfall auch die Auswirkungen von Stromausfällen mindert. Verkehrsleitsysteme

Gebäudefassade in Mexiko-StadtFoto: elegant embellishments/Alejandro Cartagena

16 Quelle: energydesk.greenpeace.org/2015/03/09/india-air-pollution-delhis-smog-still-worse-beijings/ 17 Quelle: www.independent.co.uk/news/uk/home-news/nearly-9500-people-die-early-in-a-single-year-in-london-as-a-result-of-air-pollution-study-finds-10390729.html 18 Quelle: www.navigantresearch.com/research/smart-parking-systems 19 Quelle: www.allianz.com/en/about_us/open-knowledge/topics/mobility/articles/120418-future-car-logs-onto-city-streets.html

LEBEN IN DER MEGASTADT:WIE DIE GRÖßTEN STÄDTE DER WELT UNSERE ZUKUNFT PRÄGEN

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An Küstenstreifen gelegene Städte sind laut einer gemeinsamen Studie von Weltbank und OECD zunehmend der Gefahr von lebensbedrohenden und kostspieligen Überschwemmungen ausgesetzt. Als Gründe werden Klimawandel, rasche Verstädterung und die Landabsenkung genannt. Wenn die Städte keine entsprechenden Abwehrmaßnahmen ergreifen, könnten die durchschnittlichen Verluste durch Überschwemmungen weltweit von 6 Milliarden USD 2005 auf eine Billion USD jährlich in 2050 ansteigen.20 Besonders gefährdet sind küstennahe Megacitys in Südostasien und im Osten der USA. In ihrer alle zwei Jahre erscheinenden Studie „Revision of the World Urbanization Prospect“ rechneten die Vereinten Nationen 2011 mit insgesamt 890 Millionen Stadtbewohnern, die derzeit von Naturkatastrophen bedroht sind.21

Für die Versicherungsindustrie hat sich eine völlig neue Risikolandschaft entwickelt, erklärt Axel Theis: „Häufigkeit und Intensität klimatischer Ereignisse haben in den letzten 50 Jahren weltweit zugenommen – und gleichzeitig die Konzentration der versicherten Werte. Dazu kommt, dass die Expansion der Infrastruktur nicht mit den steigenden Bedürfnissen der Bevölkerung Schritt halten kann. Dieses Missverhältnis macht die Städte extrem anfällig für Naturkatastrophen, insbesondere in Asien. Bereits jetzt sind Städte wie Peking, Delhi, Jakarta, Manila, Mumbai, Shanghai und Taipei alle hochwasser- und wirbelsturmgefährdet.“

So ist das Risiko für Überschwemmungen und tropische Wirbelstürme in Asien verglichen mit den USA 62 bzw. 40 Mal höher. Asien läuft Gefahr, noch größere Verluste bei Naturkatastrophen zu erleiden. Gleichzeitig ist der Versicherungsschutz gegen Risiken aus Naturkatastrophen immer noch lückenhaft

Katastrophen, wie die Überschwemmung in Bangkok 2011 mit Schäden von 45 Milliarden USD zeigen, dass die Kumulrisiken exponentiell steigen. Dabei fallen sogenannte ‘versteckte Risiken’ wie Betriebsunterbrechungsschäden immer stärker ins Gewicht.

Der Klimawandel wird die Situation in Asien noch verschärfen. Ohne entsprechende Maßnahmen – dazu zählen vorrangig Versicherungslösungen sowie Anpassung und Risikominderungs-Strategien – werden das potenzielle Ausmaß der Schäden und die Auswirkungen auf die Bevölkerung in den urbanen Zentren Asiens erheblich sein. Während die Versicherungsdichte Dank größeren Wohlstands weiter steigt, nimmt die Unsicherheit in der Assekuranz zu, weil es an Daten zur Risikobewertung mangelt.

„Um mit der rasant zunehmenden Risikokonzentration Schritt zu halten, nutzen wir modernste Technologien und Modelle. Mittels Satellitentechnologie und 3D-Imaging beispielsweise können wir Risiken passgenau – bis auf die Ebene einzelner Gebäude – verorten “ erklärt Theis. „Doch das beste mathematische Modell der Welt wird nur dann funktionieren, wenn die verwendeten Daten korrekt sind und das Risiko eindeutig identifizierbar ist. Die Überschwemmung in Thailand war ein solcher Großschaden, der nicht im Vorfeld simuliert werden konnte. Die Liegenschaften zahlreicher Unternehmen standen unter Wasser, was zu einer weltweiten Unterbrechung der Lieferkette führte. Um die Risiken in Zukunft noch besser einschätzen zu können, sind zum Beispiel Geocoding, aber auch der direkte Dialog mit dem Kunden elementar.”

Flutwarnung für Megacitys

reagieren auf Echtzeitdaten, reduzieren den Verkehr und leiten ihn bei Bedarf um (siehe Grafik Seite 5). Arbeitsplatz und Zuhause verschmelzen. Lieferketten werden optimiert.

Die dafür nötige Infrastruktur braucht einen sicheren Rückhalt. Die Rolle der Versicherungswirtschaft besteht darin, Menschen, Sachen und Systeme gleichermaßen zu

20 Quelle: www.worldbank.org/en/news/feature/2013/08/19/coastal-cities-at-highest-risk-floods 21 Quelle: www.un.org/en/development/desa/publications/world-urbanization-prospects-the-2011-revision.html

schützen – und zwar unabhängig von ihrer Komplexität und Größe. Wenn man die Grenzen der Versicherbarkeit verschiebt, kann das (Rück-)Versicherungsgeschäft einen effektiven Beitrag zur Entwicklung von Megacitys leisten. Auf diese Weise wird die Versicherungswirtschaft zu einem kraftvollen Werkzeug, um die Widerstandsfähigkeit lokaler und nationaler Wirtschaftssysteme und Gesellschaften allgemein zu stärken.

LEBEN IN DER MEGASTADT:WIE DIE GRÖßTEN STÄDTE DER WELT UNSERE ZUKUNFT PRÄGEN

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LEBEN IN DER MEGASTADT:WIE DIE GRÖßTEN STÄDTE DER WELT UNSERE ZUKUNFT PRÄGEN

Die Megastädte der Welt: Bevölkerungsspitzenwerte

Megacity LandBevölkerung in Millionen

2015

Bevölkerung in Millionen

2030

Bevölkerungswachstum 2030

Altersverteilung der Bevölkerung (%) 2010 Bevölkerungsdichte

pro km2 2010

Durchschnittliches jährliches

Bevölkerungswachstum (%) 2015-20200-14 15-64 65+

Tokyo Japan 38,00 37,19 (- 0,81) 12 69 19 4.400 0,17

Delhi Indien 25,70 36,06 (10,36) 25 71 4 12.100 2,65

Shanghai China 23,74 30,75 (7,01) 9 80 11 6.100 2,67

São Paulo Brasilien 21,07 23,44 (2,37) 22 71 7 7.500 0,98

Mumbai Indien 21,04 27,80 (6,76) 22 72 6 32.400 1,64

Mexiko-Stadt Mexiko 21,00 23,86 (2,86) 25 68 7 9.700 0,81

Peking China 20,38 27,71 (7,33) 9 80 11 5.500 3,43

Osaka Japan 20,24 19,98 (-0,26) 13 67 20 5.400 0,28

Kairo Ägypten 18,77 24,50 (5,73) 26 69 5 8.900 1,83

New York-Newark USA 18,59 19,89 (1,3) 19 68 13 1.800 0,21

Dhaka Bangladesch 17,60 27,37 (9,77) 30 65 5 43.500 3,52

Karatschi Pakistan 16,62 24,84 (8,22) 37 60 3 23.400 2,92

Buenos Aires Argentinien 15,18 16,96 (1,78) 23 65 12 5.300 0,92

Kalkutta Indien 14,86 19,09 (4,23) 26 69 5 12.200 1,13

Istanbul Türkei 14,16 16,69 (2,53) 24 70 6 9.800 1,28

Chongqing China 13,33 17,38 (4,05) 15 72 13 7.700 2,67

Lagos Nigeria 13,12 24,24 (11,12) 32 65 3 14.500 4,17

Manila Philippinen 12,95 16,76 (3,81) 31 66 3 15.300 1,48

Rio de Janeiro Brasilien 12,90 14,17 (1,27) 21 70 9 5.800 0,65

Guangzhou China 12,46 17,57 (5,11) 11 82 7 6.000 3,94

Los Angeles USA 12,31 13,26 (0,95) 21 68 11 2.400 0,23

Moskau Russland 12,17 12,20 (0,03) 12 74 14 3.500 0,50

Kinshasa DR Kongo 11,59 20,00 (8,41) 46 51 3 19.900 3,95

Tianjin China 11,21 14,66 (3,45) 11 78 11 5.400 2,68

Paris Frankreich 10,84 11,80 (0,96) 20 68 12 3.800 0,77

Shenzhen China 10,75 12,67 (1,92) 8 91 1 6.900 0,98

Jakarta Indonesien 10,32 13,81 (3,49) 24 73 3 9.500 1,81

London GB 10,31 11,46 (1,15) 18 68 14 5.900 1,01

Bangalore Indien 10.09 14,76 (4,67) 23 73 4 8.400 3,20

Quellen:United Nations Population Division: World Urbanization Prospects, the 2014 revision esa.un.org/unpd/wup/CD-ROM/Altersverteilung: McKinsey Global Institute, Urban World v.1.1 mobile app www.mckinsey.com/insights/mgi/in_the_news/urban_world_appBevölkerungsdichte: Demographia World Urban Areas, 11th Annual Edition, 2015 demographia.com/db-worldua.pdf

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