Lebensmittel – unverträglich? · Lebensmittelunverträglichkeit Lebensmittel – unverträglich?...

16
Lebensmittelunverträglichkeit Lebensmittel – unverträglich? Wenn einzelne Lebensmittel zu Allergien führen oder nicht vertragen werden (u. a. Lactose, Fructose), dann sind damit vielerlei Beschwerden verbunden. Mit einer Ernährungsumstellung bleiben Gesundheit und Lebensqualität erhalten.

Transcript of Lebensmittel – unverträglich? · Lebensmittelunverträglichkeit Lebensmittel – unverträglich?...

Page 1: Lebensmittel – unverträglich? · Lebensmittelunverträglichkeit Lebensmittel – unverträglich? Wenn einzelne Lebensmittel zu Allergien führen oder nicht vertragen werden (u.

Lebensmittelunverträglichkeit

Lebensmittel – unverträglich?Wenn einzelne Lebensmittel zu Allergien führen oder nicht vertragen werden (u. a. Lactose, Fructose), dann sind damit vielerlei Beschwerden verbunden. Mit einer Ernährungsumstellung bleiben Gesundheit und Lebensqualität erhalten.

KKF-Verlag

Page 2: Lebensmittel – unverträglich? · Lebensmittelunverträglichkeit Lebensmittel – unverträglich? Wenn einzelne Lebensmittel zu Allergien führen oder nicht vertragen werden (u.

2

© 2012 KKF-Verlag, 84503 Altötting. Bestell-Nr. 10912. Die Ausführungen stellen eine Kurzfassung dar, ersetzen keinesfalls die ärztliche bzw. die Ernährungsberatung. Stand 07/2012.

Hier können Sie sich näher informieren:

Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. www.dge-medienservice.de / www.dge.de

aid Infodienst · Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz e. V. www.aid-medienshop.de / www.aid.de

Deutscher Allergie- und Asthmabund e.V. (DAAB) www. daab.de

Inhalt

Wenn Lebensmittel nicht vertragen werden 4 Wie entsteht eine Allergie? | Diät – aber wie? | Verdächtige Lebensmittel Kreuzreaktionen | Überempfindlichkeit | Zusatzstoffe – Glutamat

Milchzuckerunverträglichkeit 10 Typische Beschwerden | Lactose-Belastungstest – Eliminationsdiät So wird Milch verträglich(er) | Lactosefreie Produkte? | Kalzium

Fruchtzuckerunverträglichkeit 13 Wenn Obst nicht (so gut) vertragen wird | Typische Beschwerden Fructose-Belastungstest | Sorbit und Glucose Das Lebensmittel-Symptome-Tagebuch in drei Schritten

Der gereizte Darm 19 Gluten-Unverträglichkeit | Das Reizdarm-Syndrom Morbus Crohn, Colitis ulcerosa

Selbstbeobachtung 20

Gesund ernähren 21

Lebensmittel-Symptome-Tagebuch 22

KKF-Verlag

Page 3: Lebensmittel – unverträglich? · Lebensmittelunverträglichkeit Lebensmittel – unverträglich? Wenn einzelne Lebensmittel zu Allergien führen oder nicht vertragen werden (u.

3

Sehr geehrte Versicherte, sehr geehrter Versicherter,

aus der Nahrung nimmt der Mensch alle Nähr- und gesundheitsfördernden Stoffe auf, die für ein gesundes Leben benötigt werden. Im Kör-per wird die Nahrung so aufbereitet, dass sie als Energie, auch als Vitamine, Mineralstoffe oder bioaktive Substanzen für alle Organe bis zu den kleinsten Zellen zur Verfügung steht.

Bei einer riesengroßen Vielfalt können einzel-ne Lebensmittel bzw. -bestandteile unverträg-lich sein, eine Allergie verursachen oder zu Krankheiten führen. Die Ursache zu finden, ist oft so beschwerlich wie die viel zitierte „Suche nach der Nadel im Heuhaufen“.

Dazu vermittelt diese Broschüre viele Tipps, das „Lebensmittel-Symptome-Tagebuch“ hilft bei der erfolgreichen Umsetzung. Je gezielter sie dabei vorgehen, umso weniger sind Ein-schränkungen bei der Ernährung auch auch bei der Lebensqualität erforderlich.

Dazu wünschen wir Ihnen viel Erfolg.

Ihre BKK

KKF-Verlag

Page 4: Lebensmittel – unverträglich? · Lebensmittelunverträglichkeit Lebensmittel – unverträglich? Wenn einzelne Lebensmittel zu Allergien führen oder nicht vertragen werden (u.

4

Wenn Lebensmittel nicht vertragen werden

Irrtum vorprogrammiert

Ist die normale Abwehr gestört, werden zu viele Antikörper – Immunglobulin-E (IgE) – ge-bildet, die durch einen Bluttest festgestellt werden können. Die Antikörper binden an den sogenannten „Mastzellen“ an und aktivieren diese, d. h. der Mensch ist sensibilisiert. Han-delt es sich beispielsweise um harmlose Pol-len oder Nahrungsbestandteile und tauchen diese später wieder auf, setzen die jetzt dar-auf empfindlichen Mastzellen u. a. den kör-pereigenen Stoff „Histamin“ frei und die Re-aktion ist sofort oder innerhalb kurzer Zeit spürbar: Durch Histamin erweitern sich die Blutgefäße und dies führt insbesondere zu Schwellungen, Rötungen, zu Juckreiz, Entzün-dungen und Verkrampfungen. Abhängig vom Allergen kann es zu Niesreiz, Juckreiz im Mund- und Rachenraum, Fließschnupfen, Atembeschwerden oder Durchfall kommen. Die Haut kann sich röten, Bläschen entwi-ckeln und jucken. Der Mensch ist anstatt immun zu sein nun allergisch geworden auf normalerweise unschädliche Stoffe.

„Das Abwehrsystem schießt mit Kanonen auf Spatzen“, hat es einmal ein Allergologe tref-fend formuliert, „es bekämpft harmlose Stof-fe wie bedrohliche Feinde!“ Erweitert sich im Ernstfall das ganze System der Blutgefäße, dann zirkuliert nicht mehr ausreichend Blut und es kommt zu Kreislaufbeschwerden bis hin zum Kollaps oder zum „anaphylaktischen Schock“.

Vielfalt ist nicht immer gut

So vielfältig wie unsere Lebensmittel sind, ge-nauso zahlreich sind deren Inhaltsstoffe, die eine Unverträglichkeit auslösen können. Fer-tiggerichte mit unterschiedlichsten Zutaten tragen dazu bei, auch Lebensmittel, Gewürze und Früchte aus aller Welt.

Die Lebensmittelallergie bzw. -unverträglichkeit macht sich auf vielfältige Weise bemerkbar: am häufigsten reagiert die Haut mit Quad deln oder Hautausschlägen, die Schleimhäute von Mund und Rachen sind geschwollen, die Au-genbindehaut ist entzündet, Atembeschwer-den können sich bis zum Asthmaanfall stei-gern. Der Verdauungstrakt reagiert mit Übel-keit, Erbrechen, Krämpfen und Durchfällen.

Wie entsteht eine Allergie?

Täglich strömen tausende fremde Stoffe in un-seren Körper. Dazu ein Beispiel: Winzig kleine Krankheitserreger schwirren in der Luft und werden eingeatmet. Das Abwehrsystem er-kennt diese als körperfremd und bildet sofort „Antikörper“ – der Feind ist vernichtet! Gleich-zeitig ist er von den Abwehrzellen identifiziert und in deren Gedächtnis gespeichert. Tauchen die Krankheitserreger später wieder auf, sind sie längst erkannt und werden durch die pas-senden Antikörper vernichtet. Der Mensch ist immun. Diese Vorgänge laufen ständig in un-serem Körper ab – gut, dass wir davon nichts merken und so gesund bleiben können.

KKF-Verlag

Page 5: Lebensmittel – unverträglich? · Lebensmittelunverträglichkeit Lebensmittel – unverträglich? Wenn einzelne Lebensmittel zu Allergien führen oder nicht vertragen werden (u.

5

Die Veranlagung, überempfindlicher zu reagie-ren, kann vererbt sein („atopisch“). Dies be-trifft neben Asthma, allergischem Schnupfen und Neurodermitis vor allem Nahrungsmittelal-lergien. Bei Kindern können sie als Ersterkran-kung auftreten, sich später wandeln oder mehrfach auftreten; sie können wieder verge-hen oder erst später (erstmals) beginnen.

Diät – aber wie?

Eine pauschale Vorgehensweise hat viele Nachteile: Der Erfolg bleibt eher aus als bei einer individuellen Ursachenforschung. Oft reagiert man nur auf ein Lebensmittel aus einer ganzen Gruppe. Außerdem führen zu viele Einschränkungen dazu, dass lebenswich-tige Nähr- und gesundheitsfördernde Stoffe fehlen können. Die Such-/Weglassdiät (Elimi-nation) kann langwierig aber zugleich vielver-sprechend sein.

Während bei Kindern Milch und Hühnerei als Auslöser überwiegen, sind es bei Erwachse-nen Haselnuss, Sellerie und auch Apfel.

Das „Lebenssmittel-Symptome-Tagebuch” hilft dabei, die Ursachen zu finden. Führen Sie genaue Aufzeichnungen nach dem Muster auf den Seiten 22 und 23. Grundlage kann eine all-ergenarme (sog. oligoallergene) Basisdiät sein. Dabei werden Lebensmittel gegessen, die sel-tener Allergien/Unverträglichkeiten auslösen: geschälter Reis, Blumenkohl, Brokkoli, Gurke, Kohlrabi, Pute, Lamm, Maiskeimöl, Margarine, Mineralwasser, Salz und Zucker.

Bei Allergien mit Sofortreaktionen kann es zu bedrohlichen Situationen kommen. Auch deshalb ist eine ärztliche Beratung bzw. Behandlung dringend anzuraten.

Weil Allergien/Unverträglichkeiten vor allem bei Kindern aber auch bei Erwach-senen nicht immer lebenslang bestehen bleiben (müssen), ist nach einer gewissen Zeit eine Überprüfung notwendig.

Tipps

KKF-Verlag

Page 6: Lebensmittel – unverträglich? · Lebensmittelunverträglichkeit Lebensmittel – unverträglich? Wenn einzelne Lebensmittel zu Allergien führen oder nicht vertragen werden (u.

6

KKF-Verlag

Page 7: Lebensmittel – unverträglich? · Lebensmittelunverträglichkeit Lebensmittel – unverträglich? Wenn einzelne Lebensmittel zu Allergien führen oder nicht vertragen werden (u.

7

Die Dauer umfasst etwa zwei Wochen bei

IgE-Antikörpern bzw. vier Wochen bei so ge-

nannten Pseudoallergien, dabei wird schritt-

weise ein Lebensmittel neu eingeführt und

dann in der Ernährung beibehalten. Wenn es

in der Zeit der Basisdiät zu einer deutlichen

Besserung kommt, liegt die Ursache wahr-

scheinlich bei den Lebensmitteln. Reagiert

zum Beispiel die Haut oder die Verdauung bei

den weiteren Lebensmitteln wieder, dann ha-

ben Sie höchstwahrscheinlich den/die Auslö-

ser gefunden. Gehen Sie nun wieder einen

Schritt zurück und verzehren Sie nur die

Lebensmittel, die bis dahin vertragen

wurden. Setzen Sie dann, wie vorstehend

beschrieben, weitere Lebensmittel ein.

Oft erscheint die Reaktion erst Stunden

später und ihre Ursache lässt sich dann nur

schwer feststellen. Dies gilt vor allem dann,

wenn eine Mahlzeit aus vielen Einzelzutaten

besteht (z. B. Fertiggerichte).

Verdächtige Lebensmittel

Milchprodukte Allergien treten häufig gegen

Globulin, Casein und Albumin auf – letzteres

wird durch erhitzen zerstört. Alternativen sind

insbesondere bei einer Globulinallergie Zie-

gen- und Schafsmilch, ggf. auch Sojamilch.

Milch ist in vielen Produkten enthalten, auch

in Brot, Suppen, Soßen und Wurstwaren.

Hühnerei Eiklar enthält einige Eiweißallerge-

ne. Vorsicht bei Fertigprodukten. Alternativen

sind pflanzliche Bindemittel, eifreie Gebäcke,

Süß- und Teigwaren. Hühnerfleisch wird in

der Regel vertragen.

Nüsse Häufig allergen wirken Erdnüsse, Hasel-, Cashew- und Paranüsse. Nüsse stam-men aus verschiedenen Pflanzenfamilien, deshalb muss nicht eine allgemeine Nuss- allergie vorliegen. Nüsse bzw. Mandeln sind in vielen Produkten enthalten: Marzipan, Kro-kant, Süßigkeiten, Müsliriegel, Gebäck, Paste-ten usw. Alternativen: selbst backen, Nüsse evtl. durch Kokosraspel ersetzen.

Getreide Eine allgemeine Unverträglichkeit aller Getreidearten ist eher selten. Getreide-produkte sind auch in Stärke, Cornflakes, Suppen, Soßen, Panaden usw. enthalten. Meist werden Reis, Hirse, Mais und Buch-weizen gut vertragen. Zum Binden eignen sich Kartoffel- oder Maisstärke, Agar-Agar, Sojamehl oder Gelatine.

Nach der Lebensmittelkennzeichnungs-verordnung müssen Zutaten, die allergi-sche oder andere Unverträglichkeitsreak-tionen auslösen können, aufgelistet wer-den. Dazu zählen folgende Lebensmittel (einschl. deren Erzeugnisse): Glutenhalti-ges Getreide (z. B. Weizen, Roggen, Gerste, Hafer, Dinkel), Krebstiere, Eier, Fische, Erdnüsse, Soja, Milch, Schalen-früchte (z.B. Mandel, Haselnuss, Walnuss, Cashewnuss, Pekannuss, Paranuss, Pista-zie, Macadamianuss), Sellerie, Senf, Sesam-samen, Schwefeldioxid, Sulfite, Lupinen, Weichtiere (Schnecken, Muscheln, Kopffüßer).

Verdächtige Lebensmittel

KKF-Verlag

Page 8: Lebensmittel – unverträglich? · Lebensmittelunverträglichkeit Lebensmittel – unverträglich? Wenn einzelne Lebensmittel zu Allergien führen oder nicht vertragen werden (u.

10

Milchzuckerunverträglichkeit

auch nur wenige, Menschen, die durch einen genetischen Defekt keine Lactase bilden kön-nen und sich deshalb lebenslang lactosefrei ernähren müssen.

Typische Beschwerden

Alsbald nach dem Genuss von Milchproduk-ten beginnen die Beschwerden: der Bauch tut weh, anhaltende Blähungen und auch Durch-fälle können äußerst unangenehm sein. Was ist passiert? Durch den Lactasemangel wird der Milchzucker im Dünndarm nicht aufge-spalten und verwertet, er gelangt vermehrt in den Dickdarm. Die Darmbakterien bauen ihn dort ab, dabei entsteht ein Übermaß an Ga-sen. Außerdem gelangt vermehrt Flüssigkeit in den Dickdarm.

Die Beschwerden hängen einerseits von der Menge (noch) vorhandener Lactase, anderer-seits von der (Darm-)Geschwindigkeit ab; das heißt, wie lange die Nahrung im Magen-Darm-Bereich bleibt. Halten die Beschwerden längere Zeit an, kann sogar der Dünndarm ge-schädigt werden und so den Laktasemangel noch verstärken. Ungünstig wirken dabei auch verschiedene Darmerkrankungen.

Lactose-Belastungstest – Eliminationsdiät

Wenn die Darmbakterien den Milchzucker umwandeln, entsteht unter anderem Wasser-stoffgas, das über den Blutkreislauf in die Lunge gelangt und ausgeatmet wird. Das

• Glutenunverträglichkeit (siehe S. 19)

• Entzündungen der Darmwand (z. B. Morbus Crohn, Colitis ulcerosa)

• Reizdarmsyndrom

Das fördert die Beschwerden

Milch wird nicht so gut vertragen?

Milch enthält wie auch andere Milchprodukte (z. B. Joghurt, Käse) Milchzucker (= Lactose). Damit dieser vom Dünndarm verwertet wer-den kann, muss er durch ein spezielles Enzym (= Lactase) in Glucose und Galactose aufge-spalten werden. Enzyme sind körpereigene Eiweiße, die chemische Reaktionen in Gang setzen. Nach dieser Umwandlung steht Milchzucker als Energie zur Verfügung, jedoch ist der Körper wegen der Vielzahl anderer Quellen nicht darauf angewiesen.

Weil Muttermilch auch Milchzucker enthält, verfügen Säuglinge über genügend Lactase. Diese kann allerdings mit zunehmendem Al-ter, genetisch bedingt, unterschiedlich schnell abnehmen. Vermutlich war es in der Entwick-lungsgeschichte der Menschheit nicht vorge-sehen, dass sich auch Erwachsene von Milch-produkten ernähren. Während in Deutschland rund 15 % der Bevölkerung von einer mehr oder minder ausgeprägten Unverträglichkeit betroffen sind, vertragen zum Beispiel in Asi-en nur sehr wenige Menschen Milchzucker. Allerdings gibt es auch in Deutschland, wenn

KKF-Verlag

Page 9: Lebensmittel – unverträglich? · Lebensmittelunverträglichkeit Lebensmittel – unverträglich? Wenn einzelne Lebensmittel zu Allergien führen oder nicht vertragen werden (u.

11

nutzt der daraus abgeleitete „Atemtest“ (H2-Atemtest), der von speziellen Ärzten durchge-führt wird. Dazu wird eine bestimmte Menge in Wasser gelöste Lactose getrunken.

Wenn sich der Verdacht bestätigt, dass eine Milchzuckerunverträglichkeit vorliegt, bietet eine sogenannte Eliminationsdiät entspre-chende Hinweise. Dabei werden für ein bis zwei Wochen alle Milchprodukte weggelas-sen. Bessern sich die Beschwerden bzw. keh-ren sie zurück, nachdem wieder Milchproduk-te gegessen werden, dann besteht der Ver-dacht auf eine gewisse Unverträglichkeit. Ein Beispiel für das Lebensmittel-Symptome-Ta-gebuch finden Sie auf den Seiten 22 und 23. Mehr Sicherheit bietet zwar der Atemtest, durch die Eliminationsdiät lässt sich aber fest-stellen, in welchem Ausmaß (noch) Milchpro-dukte vertragen werden.

Lactose ist allerdings in vielen (Fertig-)Produk-ten enthalten. Beispiele: Eis, Pudding, Cap-puccino, Dressing, Milchschokolade, Backwa-ren. Verschiedene Bezeichnungen erschwe-ren dabei das Umsetzen der Zutatenliste in

die Praxis. Unter „Zutaten“ sind die verschie-denen Bestandteile einer Fertigpackung in ab-steigender Reihenfolge aufgelistet – die Hauptzutat steht also an erster Stelle. Keine Lactose verbirgt sich hinter Bezeichnungen wie Lactat, Milcheiweiß, Milchsäure(-bakteri-en) und Verdickungsmitteln. Der häufig anzu-treffende Hinweis: „Kann Spuren von … Milchbestandteilen … enthalten“ ist meist produktionstechnisch bedingt und in der Re-gel zu vernachlässigen („Alibi-Funktion“).

So wird Milch vertäglich(er)

Nicht nur wegen des wichtigen Minerals Kal-zium sollte möglichst nicht ganz auf Milchpro-dukte verzichtet werden. Meistens ergibt die „Eliminationsdiät“, dass eine gewisse Menge Lactose vertragen wird. Ein voreiliger Verzicht

•Laktose, Laktosemonohydrat

•Milchzucker, Milch von Säugetieren

•Sahne, Rahm, Milchpulver, Molke, Butter

Vorsicht: Lactose

KKF-Verlag

Page 10: Lebensmittel – unverträglich? · Lebensmittelunverträglichkeit Lebensmittel – unverträglich? Wenn einzelne Lebensmittel zu Allergien führen oder nicht vertragen werden (u.

12

Lactosefreie Produkte?

Lactosefreie Produkte sind oft teurer als nor-male Lebensmittel; viele enthalten nur geringe Mengen Lactose, die meist verträglich sind.

Wichtig: Kalzium

Kalzium ist wichtig für gesunde Knochen, Zäh-ne, die Muskelerregung und Nervenreizung. Erwachsene benötigen täglich etwa 1.000 mg. Neben der verträglichen Menge an Milch-produkten (Käse!) sichern kalziumreiches Mi-neralwasser (> 300 mg/l) und ggf. Kalziumtab-letten die nötige Menge. Kalzium kann auch Fruchtsäften zugesetzt sein, Gemüse ist ein sehr guter Kalziumlieferant (z. B. Grünkohl, Spinat, Bohnen, Brokkoli und Fenchel.)

• Milch 4,8 g

• Buttermilch 3,8 g

• Joghurt 4,5 g

• Frischkäse 2 g

• Käse < 1 g

Lactosegehalt (je 100g)auf Lactose kann die Fähigkeit des Dünn-darms, Lactase zu bilden, weiter verringern.

Günstig ist es, die Milchprodukte über den Tag zu verteilen und sie zusammen mit ande-ren Lebensmitteln (z. B. Eiweiß und Fett) zu verzehren, weil sie dann langsamer in den Darm gelangen. Dabei sind verarbeitete Pro-dukte wie Joghurt, Kefir und Käse günstiger als Milch. Allerdings ist in fettarmen Produk-ten nicht weniger Lactose als in fettreichen Sorten. Soja und Reisgetränke, Mandel-, Ha-fer- und Kokosmilch enthalten ebenfalls keine Lactose.

Lang gereifter Hart-/Schnittkäse (u. a. Parme-san, Emmentaler, Edamer, Gouda, Tilsiter), Sauermilch- und Weichkäse enthalten nur eine geringe Menge Lactose. Gemüse, Obst, Kartoffeln, Fleisch, Fisch, Eier und Fett sind in der Regel lactosefrei.

Die Wirkung sogenannter Prä- bzw. Probiotika und von Enzympräparaten ist bislang nicht eindeutig belegt. „Zuckeralkohole“ wie Sor-bit, Xylit, Mannit, Maltit, Isomalt sollten aller-dings gemieden bzw. reduziert werden.

KKF-Verlag

Page 11: Lebensmittel – unverträglich? · Lebensmittelunverträglichkeit Lebensmittel – unverträglich? Wenn einzelne Lebensmittel zu Allergien führen oder nicht vertragen werden (u.

13

Fruchtzucker ist in vielen, insbesondere in kalorienreduzierten Fertigprodukten ent-halten – unter verschiedenen Bezeichnun-gen:

• Fruchtzucker

• Fructose/Fruktose(-sirup)

• Zuckeraustauschstoff

Vorsicht Fructose

Fruchtzuckerunverträglichkeit

Obst und Gemüse sind gesund

Wer kennt nicht solche Aussagen: „Obst ist gesund“, „täglich zwei Portionen Obst essen“ oder „one apple a day keeps the doctor away“ (ein Apfel pro Tag hält den Doktor fern)?

Vor allem Vitamine und sogenannte bioaktive Substanzen, in Obst und Gemüse reichlich vor-handen, stärken die Abwehrkräfte, können ei-ne günstige Wirkung auf das Herz-Kreislauf-System entfalten und auch Stoffwechsel- und Krebserkrankungen vorbeugen. Deshalb ist Obst – ebenso wie Gemüse – unentbehrlich im Rahmen einer gesunden Ernährung. Die meis-ten Obst- und Gemüsesorten haben nur weni-ge Kalorien, sättigen aber gut. Das sind wei-tere wichtige Vorteile, neben den Vollkornle-bensmitteln diese pflanzlichen Nahrungsmittel zu bevorzugen und weniger tierische Produkte wie Fleisch- und Milchprodukte zu essen.

Wenn Obst nicht (so gut) vertragen wird

Obst, Fruchtsäfte, Honig und Sirup enthalten Fruchtzucker (Fructose), auch in Gemüse ist er vorhanden. Darüber hinaus können viele oft kalorienreduzierte Fertigprodukte mit Fructo-se gesüßt sein, weil diese doppelt so süß ist wie Glucose. Im Haushaltszucker (Saccharo-se) ist die Fructose an Glucose (Traubenzu-cker) gebunden; deshalb wird er in der Regel vertragen.

Im Dünndarm wird Fructose verwertet, d. h. durch die Darmwand in die Blutbahn aufge-nommen. Spezielle Eiweißstoffe (sog. Trans-porter – GLUT-5) in der Darmschleimhaut sor-gen dafür. Selbst bei gesunden Menschen können fructosehaltige Lebensmittel Be-schwerden bereiten, wenn sie übermäßig ver-zehrt werden (ca. 30-50 g Fructose/Std.) Die Verwertung ist nur begrenzt möglich.

Die Fähigkeit, Fruchtzucker zu verarbeiten, ist also beim Menschen unterschiedlich stark entwickelt. Daneben wirken sich auch die Er-nährungsweise, die Art, Menge und Zusam-mensetzung der verzehrten Lebensmittel dar-auf aus, in welchem Maße Fructose vertragen wird. Die Verträglichkeit hängt entscheidend auch davon ab, ob und wie viel vom soge-nannten Zuckeraustauschstoff Sorbit verzehrt wird. Dieser nutzt nämlich dasselbe Transport-system (GLUT-5) wie Fructose. Davon später mehr.

KKF-Verlag

Page 12: Lebensmittel – unverträglich? · Lebensmittelunverträglichkeit Lebensmittel – unverträglich? Wenn einzelne Lebensmittel zu Allergien führen oder nicht vertragen werden (u.

16

Lebensmittel-Symptome-Tagebuch

Der „Atemtest“ bietet zwar eine gewisse Si-cherheit, dass eine Fructoseunverträglichkeit vorliegt. Durch dieses Tagebuch (Seiten 22/23) lässt sich aber (zusätzlich) feststellen, in welchem Ausmaß bestimmte fructosehalti-ge Lebensmittel vertragen werden. Eine zu starke Einschränkung würde einerseits die Le-bensqualität mindern (Verzicht!), andererseits die Versorgung mit lebenswichtigen Nähr- und gesundheitsfördernden Stoffen (Vitamine, Mi-neralstoffe und bioaktive Substanzen) beein-trächtigen. Gehen Sie schrittweise vor – der Aufwand lohnt sich und Sie werden herausfin-den, wie viel Fructose sie (noch) vertragen.

16

Die meisten Menschen vertragen eine gewisse Menge Fructose. Ein weitgehen-der Verzicht kann die Fähigkeit des Dünn-darms zur Verwertung schädigen.

Wenn diese Vorgehensweise nicht zum Erfolg führt, sollten Sie sich über Milch-zuckerunverträglichkeit informieren.

•Müsli(riegel) mit Trockenfrüchten und/oder mit Fructose/Sorbit

•Isomalt

•Birnen-/Apfelkraut

•Birnen-/Apfeldicksaft

Was fordert, fördert

Tipp

Vorsicht Fructose/Sorbit

Tipp: Vorsicht mit schwer verdaulichen Le-bensmitteln wie reine Vollkornprodukte, Lauch- und Kohlgemüse

Im 2. Schritt testen Sie einige Tage nach Abklingen der Be-schwerden, welche Menge Fructose sie ver-tragen. Obst wird generell besser vertragen, wenn es gleich viel oder mehr Glucose (Trau-benzucker) als Fructose enthält. Empfehlens-wert kann es auch sein, fructosehaltige Le-bensmittel so zu verzehren:

- in kleinen Portionen- ggf. als Nachtisch- angereichert mit etwas Traubenzucker- zusammen mit Eiweiß und Fett (z. B. Früch-

te in Quark oder in probiotischem Joghurt), weil dann die Verdauung verzögert ist und so die Fructose besser aufgenommen wer-den kann.

Im 1. Schritt schränken Sie fructose- und sorbithaltige Le-bensmittel stark ein – und zwar für die Dauer von zwei Wochen. Dafür eignen sich

- Obst: Banane, eventuell auch Mandarine, Papaya, Avocado und Rhabarber

- Gemüse: Gurke, Zucchini, Möhre, Paprika und Tomate

- Milch/Milchprodukte (ohne Früchte und Fructose): Joghurt und Quark natur, Käse

- Kartoffeln und Getreideprodukte aus fein ge-mahlenem Mehl: Nudeln, Reis

- Fleisch, Wurst, Fisch, Eier, Öl, Fett- rund 1,5 Liter Getränke: Wasser, Kaffee, Tee

KKF-Verlag

Page 13: Lebensmittel – unverträglich? · Lebensmittelunverträglichkeit Lebensmittel – unverträglich? Wenn einzelne Lebensmittel zu Allergien führen oder nicht vertragen werden (u.

17

Fructose Glucose Verh.

Ananas 2,44 2,13 1,15Aprikose 0,87 1,73 2,83Erdbeere 2,24 2,17 1,03Grapefruit 2,10 2,38 0,88Himbeere 2,05 1,79 1,15Kirsche 6,32 7,13 0,89Kiwi 4,60 4,32 1,06Litschi 3,20 5,00 0,64Mandarine 1,30 1,70 0,76Orange 2,58 2,29 1,13Maracuja 2,81 3,64 0,77Pfirsich 1,23 1,04 1,19Preiselbeere 2,93 3,03 0,97Weintraube 7,08 7,10 1,00

Orangensaft 2,47 2,61 0,95Traubensaft 8,30 8,10 1,02

Quelle: DGE-Infothek

Obst mit günstigem Fructose-Glucose-Verhältnis (g je 100 g)

- Außerdem Marmelade ohne Fruchtzuckerzu-satz und Milchprodukte mit Früchten

- Fruchsaftschorlen (z. B. Orange, Traube) sollten etwa im Verhältnis 1 Teil Saft : 5 Teile (oder mehr) Wasser sein

Haushaltszucker wird in der Regel gut vertra-gen. Dies gilt auch für Süßstoffe in kleineren Mengen (Acesulfam, Aspartam, Cyclamat, Saccharin)

Im 3. Schritt steigern Sie den Verzehr von Gemüse- und Vollkornprodukten, meiden aber weiterhin Le-bensmittel mit (viel) Zuckeralkoholen. Die von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung empfohlenen Lebensmittelmengen finden Sie auf Seite 21. Bei Gemüse essen Sie einen Teil roh, wobei Tiefkühlgemüse verträglicher sein kann als frische Ware. Von Blumenkohl oder Brokkoli können wiederum die Röschen ohne Strunk verträglicher sein. Gemüse sollten Sie vitaminschonend zubereiten, vor allem nicht wässern, nur kurz dünsten oder dämpfen mit wenig Wasser. Bei Vollkornbrot, -nudeln, Ge-treideflocken und Naturreis fangen Sie mit

kleineren Mengen an, die sie nach und nach steigern.

KKF-Verlag

Page 14: Lebensmittel – unverträglich? · Lebensmittelunverträglichkeit Lebensmittel – unverträglich? Wenn einzelne Lebensmittel zu Allergien führen oder nicht vertragen werden (u.

20

Empfehlenswert ist eine ärztliche Behand-lung, ggf. begleitet von einer Ernährungsbera-tung, wobei das Lebensmittel-Symptome-Ta-gebuch (Seiten 22/23) wertvolle Hinweise lie-fern kann.

• Stress vermeiden, Entspannungsver-fahren nutzen

• vollwertig ernähren mit viel pflanzli-chen Lebensmitteln (Gemüse, Obst)

• Lebensmittel meiden, die häufig(er) Beschwerden verursachen

• mehr Bewegung entspannt und er-höht die Ausschüttung von Glücks-hormonen

• viel trinken, mindestens 1,5 Liter täg-lich; bei Durchfall und/oder ballast-stoffreicher Ernährung deutlich mehr

Tipps zum Reizdarm-Syndrom

Morbus crohn, Colitis ulcerosa

Der Verdauungstrakt mit seinen Schleimhäu-ten ist ein ganz wichtiger Teil des Immunsys-tems. Durch eine genetische Veranlagung, Umwelteinflüsse und ein nicht ausreichendes Immunsystem kann es zu den – meist chroni-schen – Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa kommen.

Betroffene können sich informieren bei: „Deutsche Morbus Crohn / Colitis ulcerosa Vereinigung – DCCV – e.V. (http://www.dccv.de)

Selbstbeobachtung

Bei Verdacht auf eine Lebensmittelallergie, Milchzucker- bzw. Fruchtzuckerunverträglich-keit oder ein Reizdarmsyndrom machen Sie sich als Vorbereitung auf ein ärztliches Ge-spräch Folgendes bewusst:

•Den Inhalt Ihres Lebensmittel-Symptome-Tagebuches (Seiten 22-23)

•Haben Sie selbst einen Verdacht, welche Lebensmittel, Bäume, Gräser, Gewürze, Medikamente, Kosmetika, Reinigungsmittel usw. infrage kommen?

•Was bessert/verschlechtert die Beschwer-den bzw. wann verändern sie sich?

•Treten die Beschwerden während des gan-zen Jahres oder nur zu bestimmten Zeiten auf?

•Eher in der freien Natur oder in (bestimm-ten) Innenräumen, ggf. bei welchen Gele-genheiten?

•Welche Behandlung (im weitesten Sinne) ist bisher erfolgt?

KKF-Verlag

Page 15: Lebensmittel – unverträglich? · Lebensmittelunverträglichkeit Lebensmittel – unverträglich? Wenn einzelne Lebensmittel zu Allergien führen oder nicht vertragen werden (u.

21

1 Getreide, Getreide- Täglich 4 – 6 Scheiben (200 – 300 g) Brot oder 3 – 5 Scheiben produkte, Kartoffeln (150 – 250 g) Brot und 50 – 60 g Getreideflocken und 1 Portion (200 – 250 g) Kartoffeln (gegart) oder 1 Portion (200 – 250 g) Teigwaren (gegart) oder 1 Portion (150 – 180 g) Reis (gegart)

Tipp: Bevorzugen Sie Vollkornprodukte, wie sie in dieser Broschüre beschrieben sind.

2 Gemüse und Salat Täglich mindestens 3 Portionen (400 g) Gemüse: 300 g gegartes Gemüse und 100 g Rohkost/Salat oder 200 g gegartes Gemüse und 200 g Rohkost/Salat

3 Obst Täglich mindestens 2 Portionen (250 g) Obst

4 Milch und Milchprodukte Täglich 200 – 250 g fettarme Milch und Milchprodukte und 2 Scheiben (50 – 60 g) fettarmen Käse

5 Fleisch, Wurst, Fisch, Eier Wöchentlich bis zu 300 – 600 g fettarmes Fleisch (zubereitet) und fettarme Wurst und 1 Portion (80 – 150 g) fettarmen Seefisch (zubereitet) und 1 Portion (70 g) fettreichen Seefisch (zubereitet) und bis zu 3 Eier (inkl. verarbeitetes Ei)

6 Öle und Fette Täglich 10 – 15 g Öl, z. B. Raps-, Walnuss- oder Sojaöl und 15 – 30 g Margarine oder Butter

7 Getränke Täglich rund 1,5 Liter, bevorzugt energiefreie/-arme Getränke

Tipp: Wasser hat 0 kcal.

Anmerkung: Bei den DGE-Empfehlungen orientieren sich Personen mit geringerem Energie-bedarf eher an den niedrigeren Werten (Nr. 1, 4, 5 und 6).

DGE: Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V.

So lauten die DGE-Empfehlungen

Gesund ernähren

KKF-Verlag

Page 16: Lebensmittel – unverträglich? · Lebensmittelunverträglichkeit Lebensmittel – unverträglich? Wenn einzelne Lebensmittel zu Allergien führen oder nicht vertragen werden (u.

KKF-Verlag