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| Raab, B.: Lebensraumnutzung des Ziegenmelkers 139 | 1 Einleitung 1996 hatte der Landesbund für Vogelschutz (LBV) im Auſtrag des Naturparkes Manteler Forst/Hes- senreuther Wald eine Erfassung des Ziegenmel- ker-Bestandes im Manteler Forst südlich der B470 durchgeführt. Die damaligen Ergebnisse führten dazu, dass das Untersuchungsgebiet als EU SPA „6338-401.01 Manteler Forst“ ausge- wiesen wurde. Im Jahre 2007 wurde das Gebiet im Rahmen eines BayernNetzNatur-Projektes erneut untersucht, um herauszufinden, wie sich der Bestand in den vergangenen elf Jahren entwi- ckelt hat, welche waldbaulichen Maßnahmen zur Stärkung der Population ergriffen werden sollen und auf welche Weise die Ergebnisse zu einer ef- fektiven Umsetzung des Managementplanes für das Vogelschutzgebiet beitragen können. Bernd Raab Lebensraumnutzung des Ziegenmelkers (Caprimulgus europaeus) im Manteler Forst Raab, B. (2007): Habitat choice of the European Nightjar (Caprimulgus europaeus) at the Manteler Forst. Ber. Vogelschutz 44: 139–149. In 2007 numbers of European Nightjar (Caprimulgus europaeus) were recorded in the SPA “6338-401.01 Manteler Forst” in northeast Bavaria in order to compare the results with those of a survey in 1996. In addition data from a monitoring that was started in 1999 were integrated. e comparison showed a decrease from 28 to 15 territories, down to 54 % of the 1996 level. Most of the decrease had already taken place before 1999 and is due mainly to the changes in forest structure. Until 2007 the European Nightjar abandoned six of its former territories, the main cause being considerable changes in forest structure. e Nightjar colonized three completely new areas in 2007. When compared to the 17 colo- nized areas of 1996, five areas were abandoned, with the birds switching to some of the 36 study areas which had not been colonized in 1996. is switch was mainly caused by recolonization of fire clearings. Disturbance by noise and light from road traffic restricts the area that could potentially be colonized. Social (acoustic) contacts (“purring”) affect the distribution of territories. e distinctive feature of the population in Manteler Forst is its close link to wetlands and swamps, so-called “Lohen”. e Nightjar population in Manteler Forst is probably a relict population as it is the most southern of all northern swamp populations. Forest management measures to improve the situation of the Nightjar population despite increasing water levels are discussed. Key words: Nightjar, Caprimulgus europaeus, habitat choice, SPA Correspondence: Bernd Raab, Landesbund für Vogelschutz, Eisvogelweg 1, D-91161 Hilpoltstein. E-Mail: [email protected] 2 Der Ziegenmelker – ein Kurzporträt Der Ziegenmelker (Caprimulgus europaeus) ist neben dem Rothals-Ziegenmelker (Caprimulgus ruficollis) der einzige in Europa vorkommende Vertreter der Vogelfamilie der Nachtschwalben (Caprimulgidae). Das Verbreitungsgebiet der Art erstreckt sich von Nordwestafrika über das südwestliche Eurasien ostwärts etwa bis zum Baikalsee. Der Ziegenmelker wird als Art der milderen Tiefländer beschrieben, die kaum in höhere Lagen der Mittelgebirge vordringt. Er bewohnt in Mittel- europa trockene, wärmebegünstigte, (halb-)offene Landschaſten mit einem ausreichenden Ange- bot an Nachtfluginsekten. In Europa sind seine bevorzugten Lebensräume Heiden und Moore; auch lichte, sandige Kiefernwälder mit großen

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1 Einleitung

1996 hatte der Landesbund für Vogelschutz (LBV) im Auftrag des Naturparkes Manteler Forst/Hes-senreuther Wald eine Erfassung des Ziegenmel-ker-Bestandes im Manteler Forst südlich der B470 durchgeführt. Die damaligen Ergebnisse führten dazu, dass das Untersuchungsgebiet als EU SPA „6338-401.01 Manteler Forst“ ausge-wiesen wurde. Im Jahre 2007 wurde das Gebiet im Rahmen eines BayernNetzNatur-Projektes erneut untersucht, um herauszufinden, wie sich der Bestand in den vergangenen elf Jahren entwi-ckelt hat, welche waldbaulichen Maßnahmen zur Stärkung der Population ergriffen werden sollen und auf welche Weise die Ergebnisse zu einer ef-fektiven Umsetzung des Managementplanes für das Vogelschutzgebiet beitragen können.

Bernd Raab

LebensraumnutzungdesZiegenmelkers(Caprimulgus europaeus)imMantelerForst

Raab, B. (2007): Habitat choice of the European Nightjar (Caprimulgus europaeus) at the Manteler Forst. Ber. Vogelschutz 44: 139–149.In 2007 numbers of European Nightjar (Caprimulgus europaeus) were recorded in the SPA “6338-401.01 Manteler Forst” in northeast Bavaria in order to compare the results with those of a survey in 1996. In addition data from a monitoring that was started in 1999 were integrated.

The comparison showed a decrease from 28 to 15 territories, down to 54 % of the 1996 level. Most of the decrease had already taken place before 1999 and is due mainly to the changes in forest structure. Until 2007 the European Nightjar abandoned six of its former territories, the main cause being considerable changes in forest structure.

The Nightjar colonized three completely new areas in 2007. When compared to the 17 colo-nized areas of 1996, five areas were abandoned, with the birds switching to some of the 36 study areas which had not been colonized in 1996. This switch was mainly caused by recolonization of fire clearings.

Disturbance by noise and light from road traffic restricts the area that could potentially be colonized. Social (acoustic) contacts (“purring”) affect the distribution of territories.

The distinctive feature of the population in Manteler Forst is its close link to wetlands and swamps, so-called “Lohen”. The Nightjar population in Manteler Forst is probably a relict population as it is the most southern of all northern swamp populations. Forest management measures to improve the situation of the Nightjar population despite increasing water levels are discussed.

Key words: Nightjar, Caprimulgus europaeus, habitat choice, SPA

Correspondence: Bernd Raab, Landesbund für Vogelschutz, Eisvogelweg 1, D-91161 Hilpoltstein. E-Mail: [email protected]

2 DerZiegenmelker–einKurzporträt

Der Ziegenmelker (Caprimulgus europaeus) ist neben dem Rothals-Ziegenmelker (Caprimulgus ruficollis) der einzige in Europa vorkommende Vertreter der Vogelfamilie der Nachtschwalben (Caprimulgidae). Das Verbreitungsgebiet der Art erstreckt sich von Nordwestafrika über das südwestliche Eurasien ostwärts etwa bis zum Baikalsee.

Der Ziegenmelker wird als Art der milderen Tiefländer beschrieben, die kaum in höhere Lagen der Mittelgebirge vordringt. Er bewohnt in Mittel-europa trockene, wärmebegünstigte, (halb-)offene Landschaften mit einem ausreichenden Ange-bot an Nachtfluginsekten. In Europa sind seine bevorzugten Lebensräume Heiden und Moore; auch lichte, sandige Kiefernwälder mit großen

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Freiflächen, Kahlschläge sowie Windbruchgebiete vermag er zu besiedeln. Dichte, geschlossene Waldgebiete werden gemieden.

In Mitteleuropa zeigen Sekundärlebensräume wie Truppenübungsplätze oder stillgelegte Tage-bauflächen die größten Bestandsdichten, z. B. in Brandenburg oder Sachsen.

In Bayern kommt der Ziegenmelker zerstreut hauptsächlich in den nördlichen Landesteilen vor. Hier hat er einen deutlichen Schwerpunkt in den Sandgebieten des Mittelfränkischen Beckens und des nordwestlichen Oberpfälzer Hügellandes mit dem Weidener Becken. Zu nennen sind vor allem der Truppenübungsplatz Grafenwöhr und der Manteler Forst. Stets sind es die großen von Kiefern beherrschten und meist sandig-trockenen Waldgebiete.

Neben einem lichten und doch vertikal struk-turreichen Waldbestand sind offene, windge-schützte und tagsüber gut besonnte Jagdreviere wie Schneisen, Lichtungen oder Sandwege erfor-derlich. Der Wald muss einerseits vegetationslose Bereiche für den Brutstandort aufweisen, ande-rerseits aber über eine aufgelockerte und niedrige Krautschicht und den damit verbundenen Insek-tenreichtum verfügen.

Als „Katastrophenvogel“ infolge von Insekten-fraß, Windwurf oder aber auch einer devastie-

renden Waldnutzung (Streurechen, Waldweide, Köhlerei usw.) konnte sich der Ziegenmelker in der Waldlandschaft Mitteleuropas etablieren und auf immer wieder neu entstehenden Biotopen überleben.

Der Ziegenmelker kehrt im Mai aus seinem Winterquartier zurück und verlässt sein Brutge-biet wieder etwa Ende August. Nach der Rückkehr aus dem Winterquartier werden bis Mitte Juni in einer Territorialphase mit aggressivem Territori-alverhalten die Reviere besetzt. Ältere Männchen besetzen dabei Traditionsreviere. Durch Zuzug weiterer Männchen kann bis Ende Juli eine Nach-verdichtung der Territorien erfolgen. Das Nah-rungsangebot erreicht dann seinen jährlichen Höchststand. Bis zum Abzug Ende August kann noch eine soziale Nachverdichtung stattfinden (Brünner 2006).

Bei optimalen Bedingungen beträgt die Revier-größe des Vogels 1 bis 1,5 Hektar (Brünner 2006), durchschnittlich jedoch etwa 10 Hektar. Im süd-lichen Manteler Forst wurde im Jahre 1996 eine mittlere Reviergröße von 10,75 Hektar festgestellt (Leitl et al. 1996, Metz 2005)

Heute sind seine Vorkommen nur mehr zer-streut und kleinräumig mit einer starken Rück-gangstendenz (Bezzel et al. 2005). Der Ziegen-melker gilt daher in Bayern als vom Aussterben bedroht. Er ist außerdem im Anhang I der EU-Vogelschutzrichtlinie als streng geschützt aufge-führt. Bezzel et al. (2005) geben für Bayern 300 bis 600 Brutpaare an. Der tatsächliche Bestand dürfte kaum mehr als 450 Brutpaare betragen (von Lindeiner 2004).

3 DasUntersuchungsgebiet

3.1 DienaturräumlichenVerhältnisseDas Untersuchungsgebiet wird durch die Gren-zen des SPA-Gebietes „6338-401.01 Manteler Forst“ festgelegt. Dies umfasst gleichzeitig das Erhebungsgebiet der LBV-Untersuchung aus dem Jahre 1996 (Leitl et al. 1996). Naturräum-lich wird es dem Oberpfälzer Becken und Hügel-land zugeordnet.

In diesem Gebiet, einem ehemaligen Seebecken (Weidener Becken), ist geologisch fast die gesamte Trias aufgeschlossen. Von Nord nach Süd verlau-fen die Formationen vom Sandsteinkeuper über

Abbildung 1: Übersicht über die Lage des Untersuchungsgebietes in Bayern. The study area and its location in Bavaria.

Weiden i. d. OPf.

Regensburg

Würzburg

Nürnberg

München

UntersuchungsgebietSPA „6338-401.01 Manteler Forst“

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Gipskeuper und Muschelkalk bis zum mittleren Buntsandstein. Im Südosten wird mit dem obe-ren Rotliegenden sogar noch das Perm erreicht. Quartäre Bildungen sind die Talfüllungen und die Terrassensande der Haidenaab sowie die Moore in den Senken des Gebietes. Diese entstanden da-durch, dass ein Wasserabzug aus dem Seebecken dort nicht vollständig möglich war.

Diese Senken werden als „Lohen“ bezeichnet. Die Etymologie des Wortes umfasst die Bezeich-nung für (Laub-)Wald an sich, als eichenreicher Wald zur Rindengewinnung für Gerbereien und, dies trifft wohl hier zu, als Sumpf- und Moor-wald.

Die Hauptentwässerung des leicht kuppierten Gebietes erfolgt nach Südosten zur Haidenaab. Die Höhenlage im Gebiet beträgt ca. 500 m im Norden bis ca. 400 m im Süden im Anschluss an das Tal der Haidenaab. Die klimatische Situation zeigt Abb. 2.

Es kommt öfter zu Spätfrösten bis in den Juni und zu Frühfrösten schon ab August, sodass das Klima vor allem in den Senken durch Kaltluftan-sammlungen eigentlich schon nordisch-montan getönt ist, was das Vorkommen borealer Arten bestätigt (Bärlappe, Wintergrün-Arten, Schnee-heide, Siebenstern, hoch bedeutsame Moorarten usw.).

Das Gebiet ist beinahe vollständig bewaldet. Die absolut vorherrschende Baumart ist die Kiefer, die hier fast ausschließlich zur Aufforstung kam.

Zwar ist mit dem Naturwaldreservat Sauhübel ein flechtenreicher Weißmoos-Kiefernwald als Reprä-sentant für ein Leucobryo-Pinetum cladonietosum ausgewiesen, doch auch dieser Bestand ist von seiner Genese keinesfalls naturnah oder gar natür-lich. Die einzigen naturnahen Waldbestände sind die reliktischen Spirkenvorkommen in den Lohen. Typische Moorarten in der Begleitflora stützen den Reliktcharakter. In den Lohen kommen auch Zwischenmoore der Klasse Oxycocco-Sphagnetea vor. Eines der bedeutsamsten, inzwischen aber fast völlig zerstörten oberpfälzischen Moore, die Mooslohe, liegt nur wenige Kilometer östlich des Projektgebiets.

Abgesehen von den allertrockensten Hügel-kuppen und den Moorrändern dürfte die Kiefer unter natürlichen Bedingungen keine große Rolle gespielt haben.

Entlang von Wegen und an kleineren Sandabbau-stellen entwickelten sich Zwergstrauchheiden.

3.2 KleineWaldgeschichtedesMantelerForstes

Der Manteler Forst war nach Scheipl (2001) über Jahrhunderte ein intensiv beanspruchter Raum. So gab es seit dem 13. Jahrhundert um-fangreiche Köhlereien für die Eisenverhüttung in der Umgebung. Die Bevölkerung trieb ihr Vieh noch im 18. Jahrhundert zu Tausenden in den Wald. Noch heute zeugen Wacholderbüsche (Juniperus communis) davon. Der Wald unterlag der intensiven Streunutzung und der Harzgewin-nung. Ab 1832 begann die Nutzung der Lohen durch Torfabbau. Parallel dazu wurden Entwäs-serungsmaßnahmen eingeleitet. Die Torfnut-zung dauerte bis 1953. Es gab mehrmals große Windbrüche und Insektenkalamitäten. Ab dem 19. Jahrhundert wurde versucht, den Manteler Forst wieder in einen ertrag- und vorratsreichen Wald zu überführen. Dies ist gelungen. Bis zur Wiederaufforstung mit Kiefer aber muss der Manteler Forst ein verheideter, flechtenreicher Krüppelwald gewesen sein und damit wohl ein optimales Habitat für Ziegenmelker und Heide-lerche (Lullula arborea).

Großflächige Windwürfe wirken noch auf die Erhebungen 1996: So wurden rund ein Drittel der Ziegenmelkerreviere nach dem Sturm Wiebke (1990) besiedelt.

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12

Monat

Weiden438 m

Temp

eratur [Grad C

]Nie

ders

chla

g [m

m]

–25

0

–50

25

300

100

50

0

50

Cfb

7,8 Grad C682 mm

Abbildung 2: Klimadiagramm von Weiden. Climatic diagram for Weiden.

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4 Methoden

4.1 KurzdarstellungderMethodikundderErgebnisse1996

Bei der ersten Erhebung 1996 wurden im süd-lichen Manteler Forst 36 Flächen untersucht, die aufgrund standörtlicher und struktureller Gege-benheiten als für den Ziegenmelker geeignet ausgewählt wurden. Diese verteilten sich relativ gleichmäßig über die Waldfläche. Die durch-schnittliche Flächengröße lag bei rund 10 Hektar. Die größte Einzelfläche war etwa 40 Hektar groß. Maximal 6 Reviere wurden in einer Fläche fest-gestellt. Kartiert wurde bei nächtlichen Exkur-sionen von Mitte Mai bis Anfang August mit Überprüfung der Flächen auf Lautäußerungen. Auf den Einsatz einer Klangattrappe und auf Nestsuche wurde verzichtet. Die Kartierungsflä-chen wurden nach Ende der Erfassung in drei Kategorien untergliedert: A Revier zeitweise besetzt, Brut aber unwahrscheinlich (4 Nachweise)B Ziegenmelker mehrfach nachgewiesen, Brut möglich (3 Nachweise)C Ziegenmelker mehrfach nachgewiesen, Brut wahrscheinlich (25 Nachweise)

1996 waren von diesen Flächen nachweislich 17 mit Ziegenmelkern besetzt. Es wurde damals von 28 Revieren (Kategorie B und C) ausgegangen.

4.2 DieErfassung2007In diesem Jahr wurden nur diejenigen Flächen aufgesucht, die elf Jahre zuvor auch Nachweise erbracht hatten. Auf den übrigen Flächen hatte sich die Waldstruktur in Bezug auf eine Habitat-eignung schon 1996 als ungeeignet erwiesen.

Als Kartierer konnten wieder dieselben Per-sonen gewonnen werden, die auch 1996 die Er-fassung durchführten. Die Kontinuität bei den Gebietskenntnissen sowie die Erfahrung mit der Erfassung des Ziegenmelkers waren daher hoch. Die Kartierung 2007 folgte der gleichen Methodik wie 1996. Auch 2007 wurde auf Klangattrappe und Nestsuche verzichtet.

Schwierigkeiten ergaben sich aber dadurch, dass der zuständige Revierförster nicht für alle Bearbeiter eine Fahrgenehmigung ausstellte, so-dass die Erfassung nicht an allen Orten mit der

gleichen Intensität erfolgen konnte. Zudem waren die Monate Juni und Juli 2007 sehr verregnet. Vor allem zu den Hauptaktivitätszeiten fiel immer wie-der Niederschlag, was auch den Insektenflug ein-schränkte. Dies konnte aber dadurch kompensiert werden, dass dankenswerter Weise langjährige, durchgängige Beobachtungen der Herren Rod-ler, Wiesendorf, und Scheipl, Weiden, aus den Jahren 1999 bis 2006 in die Ergebnisse einfließen konnten.

5 ErgebnisseundDiskussion

5.1 DieEntwicklungseit1996Der Ziegenmelker hat bis 2007 sechs der früheren Revierflächen aufgegeben. Dies hat seine Ursa-che vor allem darin, dass sich die Waldstruktur inzwischen erheblich verändert hat. Neben dem Kronenschluss war vor allem eine Verdichtung durch starken Jungwuchs und auch durch ein verstärktes Aufkommen von Laubholz im Un-terwuchs festzustellen. Die Zunahme von Blau-beere und Brombeere in der Krautschicht infolge der allgemeinen Eutrophierung der Landschaft verändert die Bodenvegetation. Niedrigwüch-sige Preiselbeer- und Flechtenbestände weichen einer hohen und dichten Beerstrauchschicht. Stoffeinträge aus der Atmosphäre sowie der Ef-fekt der Auteutrophierung führen zu dunkleren, kühleren und feuchteren Bodenverhältnissen und damit einer geringeren Insektenfauna sowie einer Verschlechterung der Nestanlagemöglich-keiten.

Bodenlücken fehlen zunehmend, offene Wal-dränder, etwa an Wegen, gingen zurück. Eine Ausnahme bilden hier die Brandschutzstreifen, die in den letzten Jahren angelegt wurden, und die Stromleitungstrasse, die das Gebiet an seinem östlichen Rand durchzieht.

1996 wurden 28 Reviere mit 25 wahrschein-lichen Brutpaaren festgestellt. Über die Jahre 1999 bis 2006 wurden mehr oder weniger konstant zwi-schen 11 und 7 Reviere im Beobachtungsgebiet von Rodler und Scheibl festgestellt. Dieses Gebiet umfasst zwar nur rund 75 % des Unter-suchungsgebietes von 1996, aber über 90 % der Vorkommensbereiche.

2007 waren im Gesamtuntersuchungsgebiet nur noch 15 Reviere besiedelt. Dies bedeutet ei-

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nen Rückgang der maximalen Revierzahl auf 54 %. Gleichzeitig dokumentieren die Untersuchungen einen langjährigen Bestandskern bzw. eine Brut-tradition in den Feuchtbereichen der Lohen vor allem im Bereich um Deschenbühl und Lohbach-Loh. Vier Reviere waren dabei dauerhaft über den Gesamtzeitraum besetzt, bezeichnenderweise fast alle in den Lohe-Bereichen oder weiteren Feuchtbe-reichen. Offenbar hat sich einerseits die „fördernde“ Wirkung des Windwurfs durch Wiebke, die 1996 noch voll entfaltet war, bereits bis 1999 deutlich abgeschwächt und andererseits die Bestandsent-wicklung des Waldes, etwa in den Verjüngungs- oder Schirmschlagflächen, die Lebensraumqualität durch Verdichtung erheblich verändert.

Zieht man die Kriterien von Brünner (2006) heran, ist die Waldstruktur auf größerer Fläche für den Ziegenmelker suboptimal bis nicht mehr nutzbar geworden. Flächen, die für Jagd und Brut gleichermaßen geeignet sind, finden sich offen-

sichtlich nur noch im Bereich der Feuchtstandorte des Manteler Waldes und hier hauptsächlich in den Lohen. Generell ist es auffällig, dass sich die Reviere heute fast ausschließlich in den Flächen befinden, die in der forstlichen Standortkartierung als Anmoorgley oder Niedermoor abgegrenzt wurden.

Gegenüber früheren Erfassungen wurden aber auch drei Flächen gegenüber den 36 Untersu-chungsflächen von 1996 und fünf gegenüber den 17 damals besetzten Flächen neu besiedelt, eine davon in großem Abstand zu den bisherigen Re-vieren westlich der Staatsstraße NEW 2. Auffällig ist dabei die Tatsache, dass sich drei Reviere ent-lang eines Brandschutzstreifens entwickelt hatten. Hier ist durch diese Maßnahme offenbar ein ge-eigneter Jagd- und Brutbiotop entstanden. In der Abb. 4 sind die Reviergrößen unterschiedlich dar-gestellt: Es sind einerseits ein Optimalrevier in der Größenordnung von 1,5 Hektar (Brünner 2006)

Abbildung 3: Verteilung von Feucht- und Moorstandorten und Ziegenmelkerrevieren 1999 bis 2007. Location of wetlands and bogs and Nightjar territories 1999-2007.

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und andererseits das 1996 im Gebiet ermittelte durchschnittliche Revier von 10,75 Hektar ein-getragen. Damit soll eine potentielle Verdichtung der Reviere im Falle einer positiven Entwicklung des Waldbestandes in den Kernvorkommen ver-anschaulicht werden.

Die Verzehnfachung der Reviergröße bzw. des Bruthabitats ist aber auch mit dem kühl-mon-tanen, raueren Kleinklima des Gebietes erklärbar, wodurch vor allem Kleinschmetterlinge und Käfer als Beute nicht so häufig sind wie in wärmeren La-gen, z. B. im Mittelfränkischen Becken, und daher größere Flächen bejagt werden müssen.

5.2 ZumEinflussvonLärmundLichtSchon 1996 wurde ein negativer Einfluss durch Licht und Lärm diskutiert, bedingt durch die hoch frequentierten Straßen, die das Gebiet fast vollständig umschließen (Leitl et. al 1996). Er-kenntnisse aus Mittelfranken zeigen eine effek-tive Störwirkung von über 500 Metern Breite zu

einer Licht- oder Lärmquelle. Optimalhabitate liegen gar über 1.000 Meter von nächtlich stark frequentierten Verkehrswegen, wie etwa Auto-bahnen, entfernt (Brünner 2006).

Der Ziegenmelker meidet auch im Manteler Forst beleuchtete und verlärmte Bereiche. So sind strukturell gut geeignete Habitate in der Nähe zu diesen Störquellen nicht besiedelt. Besonders auffällig ist dies im Bereich der südlich und süd-westlich angrenzenden Sandgruben mit ihren aufgelockerten Waldrändern oder im Standort-übungsplatz, aber auch im Bereich der Leitungs-trasse. Optimale Habitate liegen somit nicht nur im Bereich der Lohen, sondern auch außerhalb von Licht- und Lärmkorridoren. Im Projekt wurde für die stark befahrene B 470 ein Korridor von 800 Metern, für die Staatsstraßen ein solcher von 500 Metern zugrunde gelegt.

Der mögliche Siedlungsraum des Ziegenmel-kers im SPA wird also durch den negativen Ein-fluss dieser Störfaktoren deutlich beschränkt.

Abbildung 4: Vergleich der Revierflächen 1996 mit 2007. Comparison of territories 1996 and 2007.

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Bereits Leitl et al. (1996) und Brünner (2006) stellten fest, dass sich Konzentrationszentren von Tieren offenbar bedingt durch intensiven Ruf-kontakt (Schnurren) ergaben. Das Schnurren als wichtiger Bestandteil der Sozialstruktur muss für die Vögel innerhalb einer Distanz von 200 bis 450 Metern wahrzunehmen sein. So ließe sich auch die oft festzustellende Klumpung der Reviere erklären. Lärm oder das Brummen von Stark-stromleitungen kann das Schnurren erheblich beeinträchtigen. Die Verteilung der Reviere 2007 zeigt dieses Phanömen anschaulich.

Bei Rufentfernungen unter 250 Meter gibt es Dreiergruppen, bis zu 500 Meter lassen sich noch „Tandems“ ermitteln. Eine Vereinzelung vor allem zu den Rändern der Vorkommen hin entsteht, wenn die Rufentfernung diese Distanz überschrei-tet. Diesen Zusammenhang unterstreicht auch, dass die eigentlich für Jagd und Brut hervorragend geeignete Leitungstrasse nicht ihrem Potenzial gemäß ausgenutzt wird.

5.3 DieVernässungdesMantelerWaldesSeit längerer Zeit schon verfallen die ehemaligen Entwässerungsgräben, die unter anderem zur Torfgewinnung seit Anfang des 19. Jahrhunderts angelegt wurden. Das Wasser kann nun nicht mehr völlig der Vorflut zugeführt werden. Dies betrifft vor allem die Einzugsgebiete von Hohl-bach und Mühlbach. Dies führt dazu, dass große Bereiche mit steigender lateraler Tendenz zu den Gräben so nass werden, dass einerseits ein Be-fahren mit Forstmaschinen und damit ein Wald-bau allmählich unmöglich wird, zum anderen Baumbestände absterben und eine Sukzession zu Moor-und/oder Bruchwald eingesetzt hat. Strukturell ähneln sich Zusammenbruchsflä-chen infolge Vernässung und Windwurfflächen. In letzteren hatte der Ziegenmelker vor allem 1996 seinen Verbreitungsschwerpunkt. Beide Habitatveränderungen haben gravierende Aus-wirkungen auf diese Art.

Abbildung 5: Darstellung der Revierverteilung in Bezug zur Straßenführung. Location of territories in relation to roads.

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Forstliche Maßnahmen zur Optimierung kön-nen in Fläche und Intensität nicht ausreichend umgesetzt werden. Dies betrifft z. B. Aufsau-mungen, kleinere Schirmschläge, Durchforstun-gen in den aktuellen Feuchtbereichen oder auch die Anlage der für den Vogel effektiven Brand-schutzstreifen.

Durch die Vernässung entstehen Grenzstand-orte für Baumwuchs. Es gibt zwei mögliche Vari-anten der Sukzession in Abhängigkeit des Wassers, des pH-Wertes und des Nährstoffgehaltes. So ist die Entwicklung zum Birkenbruch (Vaccinio-Be-tuletum pubescentis) mit begleitenden Ohrweiden-gebüschen auf den etwas reicheren Feuchtstand-orten möglich. Dies ist im Augenblick deutlich zu beobachten, ebenso wie auf den nährstoffärmeren, sauereren Standorten die Entwicklung zum Kie-fern/Spirkenmoorwald mit begleitendem Zwi-schenmoor (Vaccinio-Piceetea). Letzterer geht sukzessive oft aus dem Birkenbruch hervor.

Während die Bruchwälder strukturell für den

Ziegenmelker nicht geeignet sind, sind dies die Moorwälder und Moorwaldränder der Lohen je-doch sehr wohl. Ob infolge der Vernässung selbst Spirken absterben, wird zwar heftig diskutiert, es kann aber angesichts des Reliktcharakters ihrer Standorte nicht bezweifelt werden, dass größe-re Flächen Moore waren, als dies heute der Fall ist. Blüml (2004) beschreibt aus Niedersachsen, dass sich in den Hochmooren wechselnde Ge-hölzanteile und offene Abtorfungsflächen sowie Gewässer positiv auf die Ziegenmelkervorkom-men auswirken. Der Randeffekt Wald/offenes Moor/Wasserfläche bedingt offenbar ein opti-males Jagdbiotop.

Es geht bei den Waldkiefer-/Spirkenmoorwäl-dern also um eine „Rückeroberung“, von der der Vogel profitieren kann, wenn parallel seine ak-tuellen Reviere soweit wie möglich und so lange wie möglich optimiert werden, hauptsächlich in der Achse Hachtenloh, Deschenbühl und Loh-bachloh.

Abbildung 6:Verteilung der Reviere unter Berücksichtigung der Rufentfernung. Location of territories and distance for call recog-nition.

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Im Zuge einer Klimaerwärmung wird allerdings die Waldkiefer sehr wahrscheinlich die aus dem Alpenraum stammende Spirke ablösen.

5.4 DieRollederLohenWie weiter oben erläutert, sind die Feuchtflächen, die Lohen und ihre Moorwälder als Kaltzeitre-likte aufzufassen. In ihnen findet der Ziegenmel-ker offensichtlich die halboffenen Landschaften, die er für Jagd und Brut benötigt. Innerhalb des Standortkomplexes gibt es – wenn auch gegen-über z. B. oberbayerischen Verhältnissen abge-schwächt – ein Schlenken- und Bulten-System, also einen Wechsel aus wassergefüllten Senken und Mulden und räumlich eng verzahnten tro-ckeneren Buckeln.

Sorgt der hohe Wasserstand dafür, dass Baum-wuchs kaum möglich ist oder dass Bäume abster-ben und somit ein Freiflächencharakter entsteht, sorgen die Bulten aus Seggenhorsten, Pfeifengras usw. für eine relativ trockene Brutmöglichkeit.

5.5 DiePopulationdesZiegenmelkersimMantelerForst–einEiszeitrelikt?

Zieht man die einschlägige Literatur zum Zie-genmelker heran, so wird er meist als Vogel der trockenen, warmen, meist sandigen tieferen La-gen bezeichnet. Nach Bezzel et al. (2005) zählen die Vorkommensgebiete zu den wärmsten und trockensten in Bayern. Beides trifft für das Un-tersuchungsgebiet nicht zu (vgl. Abb. 3).

Dazu kommen lokalklimatische Effekte, die den Manteler Wald als Gebiet vor allem in den Lohen mit nordisch und montan getöntem Klima cha-rakterisieren. Die Tier- und Pflanzenwelt spiegelt dies deutlich wider. Welche Rolle spielt dies für die Ziegenmelkerpopulation?

Nimmt man wie Weigend (1995) an, dass die Moore der Weidener Bucht und ihre Flora auf-grund ihrer biogeographischen Besonderheiten in der Oberpfalz eine Brückenstellung zu den Mooren nördlich Bayerns einnehmen, könnte man dies in Bezug auf die Revierbindung des Vo-gels an die kühl- bzw. kalttemperierten Feuchtsen-ken im südlichen Manteler Forst ebenso tun und hypothetisch die Population als reliktisch auffas-sen und an solche in Niedersachsen, Südfinnland oder Südschweden anschließen, wo der Ziegen-melker ähnliche Moore besiedelt. Besonders in

der Nacheiszeit scheinen die Feuchtbereiche mit ihrem Reichtum an sich im Wasser entwickeln-den Insekten (vor allem Diptera, Ephemeroptera u. a.) und ihrer lückigen Bestockung dem Vogel einen sehr günstigen Jagdlebensraum geboten zu haben

Auch Metz (2005) hat auf diese Besonderheit schon hingewiesen. Er diskutiert dies unter ande-rem bei der Besiedelungsdichte, die er mit Werten aus Südfinnland vergleicht. Wäre dies der Fall, käme der Population im Manteler Forst eine sehr hohe biogeographische Funktion zu.

6 VorschlägezurBestandsförderungdesZiegenmelkers

Der Lebensraum des Ziegenmelkers ist räum-lich und zeitlich dynamisch. Er ist optimal, wenn sowohl Jagd als auch Brüten möglich sind, suboptimal, wenn nur Jagd, aber kaum noch Brut möglich ist und schon ungünstig, wenn die Waldstruktur und/oder -entwicklung weder Brut noch Jagd zulässt.

Optimalbiotope sind Flächen mit halboffenem Charakter mit hohem Reichtum an Vertikalstruk-turen, die optisch und akustisch durchlässig sind, um eine Territorialwahl zu ermöglichen. Unter solchen Gegebenheiten ist eine Brutreviertreue wahrscheinlich, was die langjährigen Erhebungen aus dem Manteler Forst belegen.

Dieser halboffene Charakter wird ermöglicht:• durch standörtlich bedingte, natürliche und

anthropogene Auflichtungen• Insektenkalamitäten • Windwürfe• Vernässungen mit anschließendem Absterben

von Bäumen• Saum- und Schirmschlag in der Waldbewirt-

schaftung• Störungen z. B. durch Sandabbau (besonders

für die Nahrungsaufnahme bei Schlechtwetter von Bedeutung)

• Anlage von Waldwegen• Anlage von Brandschutzstreifen

Ein Dichteschluss in der Bestockung (Dickun-gen, Jungwuchs) bedeutet das Aus für eine Zie-genmelkerpopulation.

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Es gilt also diesen offenen Charakter zu erhalten und wo immer möglich zu fördern. Waldbauliche Fördermöglichkeiten bestehen im Manteler Forst durch Aufsaumungen, kleinere Schirmschläge, Durchforstungen in den aktuellen Feuchtberei-chen oder auch durch die Pflege und die Neu-anlage der für den Vogel offenbar sehr effektiven Brandschutzstreifen. Diese Auflichtungen sollten in den jeweiligen Altersklassen unterschiedlich gehandhabt werden. Die nachfolgenden Vorschlä-ge orientieren sich an Brünner (2006) aus dem südlichen Reichswald in Mittelfranken (Tab. 1).

Die Möglichkeit waldbauliche Maßnahmen überhaupt durchführen zu können, hängt jedoch unmittelbar vom Fortschreiten der Vernässung ab und davon, dass dieses Fortschreiten aus wald-wirtschaftlichen Gründen nicht doch eingedämmt wird. Primär sollten in den Feuchtgebieten des SPA, die in Zukunft wohl z. T. flächige Abster-bebereiche enthalten werden, nasse, halboffene Moorregenerationsflächen sowie auch (Rand-)Be-reiche mit Gehölzen und hoher Grenzlinienlänge entwickelt werden.

Dank. Diese Arbeit wäre ohne die Mithilfe und freundliche Unterstützung der Herren Rodler, Wiesendorf, und Scheipl, Weiden, die ihr Wis-sen und ihre Daten bereitgestellt haben sowie der konstruktiven und stets aufgeschlossenen

Mitwirkung des Forstbetriebes Schnaittenbach durch Herrn Lenz nicht möglich gewesen. Ihnen sei hier sehr herzlich gedankt.

7 Zusammenfassung

2007 wurde im EU SPA „6338-401.01 Manteler Forst“ eine Bestandserfassung des Ziegenmel-kers (Caprimulgus europaeus) durchgeführt, um die Ergebnisse mit einer Untersuchung aus dem Jahr 1996 zu vergleichen. Zudem wurden die Da-ten aus einer seit 1999 durchgängig durchgeführ-ten Erfassung integriert.

Dabei wurde ein überwiegend durch waldstruk-turelle Veränderungen bedingter Rückgang von 28 auf 15 Nachweise, also auf 54 % gegenüber 1996, festgestellt, der sich bereits weitgehend bis 1999 vollzogen hatte.

Der Ziegenmelker hat bis 2007 sechs der früheren Revierflächen aufgegeben. Dies hat seine Ursache vor allem darin, dass sich die Waldstruk-tur inzwischen erheblich verändert hat.

Es konnten aber auch drei völlig neu besiedel-te Flächen im Vergleich mit den 36 Flächen der ersten Untersuchung festgestellt werden. Zudem fand 2007 ein Wechsel aus den 17 1996 besetzten Revieren in fünf damals unbesetzte Reviere statt. Diese Zunahme erfolgte überwiegend durch eine Neubesiedelung von Brandschutzstreifen.

Altersklasse bis 20 Jahre ab den ersten 10 Jahren durch raschen Dichteschluss der Kronen zunächst suboptimal, dann ungünstigRandbereiche sind Flugkorridore von Nachtinsekten

Maßnahmen Rückegassen-System für NahrungsflügeAltersklasse bis 40 Jahre durch Dichteschluss der Kronen meist ungünstig

Randbereiche sind Flugkorridore von NachtinsektenMaßnahmen Rückegassen-System für NahrungsflügeAltersklasse bis 60 Jahre durch Dichteschluss der Kronen und geringen Baumabstand meist ungünstigMaßnahmen Rückegassen-System für NahrungsflügeAltersklasse bis 80 Jahre durch größeren Baumabstand nach Durchforstungen zur Nahrungsjagd geeignetMaßnahmen stärkerer Durchforstungseingriff auf 1,5 ha Fläche zur flächigen Auflichtung der

BeständeAltersklassen 80 bis 120 Jahre beste Optimierungsmöglichkeit als BruthabitatMaßnahmen stärkerer Durchforstungseingriff auf 1,5 ha. Das Ziel sollte ein Kronenschluss zwischen

0,5 und 0,7 sein (die Baumkronen bedecken nur die Hälfte bis knapp Dreiviertel der Fläche)

Allgemein gilt keine Durchforstungsmaßnahmen und Kronenholz-Aufarbeitung zur Brutzeit An-fang Mai bis Mitte August

Tabelle 1:Vorschläge für Ziegenmelker-spezifische waldbauliche Maßnahmen (aus Brünner 2006). Proposals for silvicultural treatment to facilitate the nightjar population.

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Störeffekte durch Lärm und Licht infolge des Straßenverkehrs schränken den möglichen, für den Ziegenmelker besiedelbaren Raum sehr ein. In die-sem Restraum wird die Verteilung der Reviere aku-stisch bestimmt: Die Sozialkontakte („Schnurren“) beeinflussen die Verteilung der Reviere.

Die Besonderheit der Population im Manteler Forst liegt in ihrer Bindung an Feuchtbereiche und

Moorgebiete, so genannte Lohen. Ein möglicher Reliktcharakter der Manteler Ziegenmelkerpopu-lation als vorgeschobener Arealposten nördlich verbreiteter Moorpopulationen wird angespro-chen. Ebenso diskutiert werden Maßnahmen, ob und wie die Bestände trotz einer zunehmenden Vernässung des Gebietes waldbaulich optimiert werden können.

Literatur

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Herausgegeber:

NABU – Naturschutzbund Deutschlandwww.nabu.de

Deutscher Rat für Vogelschutzwww.drv-web.de

Inhalt – contents Heft Nr. 44 • 2007

Redaktionsteam: Sabine Baumann, Jochen Bellebaum, Peter Herkenrath, Ulrike Kubetzki, Markus Nipkow und Helmut Opitz.

Schriftleitung: Ubbo Mammen

ISSN 0944-5730

Berichte zum Vogel­schutz

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Kruckenberg, H. & J. H. Mooij:Warum Wissenschaft und Vogelschutz die Gänsejagd in Deutschland ablehnen. Why scientists and bird conservers want an end to goose hunting in Germany.

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Bauer, H.-G.:Der Orniduden, Teil 2, S – Z. Ornithosaurus, part 2, S – Z.

Buchbesprechungen – reviews • Informationen – information

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