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Das Umweltkonzept zur FIFA WM 2006

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– Green Goal

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Vorworte 6

1 Zusammenfassung 8

2 Green Goal – die Entstehung 16

2.1 Die Chronik 18

2.2 Die Organisation 20

3 Green Goal – Leitlinien und Ziele 22

3.1 Die einzelnen Handlungsfelder 24

3.1.1 Verantwortungsvoller Umgang mit Wasser 25

3.1.2 Abfall vermeiden und umweltgerecht verwerten 26

3.1.3 Energie effizient nutzen und umweltverträglich herstellen 28

3.1.4 Mobilität umweltfreundlich und effizient gestalten 29

3.1.5 Die erste klimaneutrale Fußball-Weltmeisterschaft 30

3.1.6 Grundlagen der quantitativen Ziele 31

3.2 Kampagnen und Kommunikation 34

4 Green Goal – die Umsetzung 36

4.1 Handlungsfeld Wasser 40

4.1.1 Maßnahmen Wasser 42

4.1.2 Ergebnisse Wasser 46

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Inhalt

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4.2 Handlungsfeld Abfall 48

4.2.1 Maßnahmen Abfall 50

4.2.2 Ergebnisse Abfall 55

4.3 Handlungsfeld Energie 60

4.3.1 Maßnahmen Energie 62

4.3.2 Ergebnisse Energie 67

4.4 Handlungsfeld Mobilität 70

4.4.1 Maßnahmen Mobilität 72

4.4.2 Ergebnisse Mobilität 78

4.5 Klimaneutralität 84

4.5.1 Klimabilanz: Die Treibhausgase der WM 87

4.5.2 Kompensation durch Klimaschutzprojekte 89

4.5.3 Ergebnisse Klima 92

5 Kommunikation 95

6 Ausblick und Empfehlungen 103

Ausblick UNEP 113

7 Zahlen und Fakten zur WM 114

Impressum 120

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„Der Erfolg ist besonders hoch

einzuschätzen, weil es sich bei

Green Goal um ein freiwilliges

Engagement des OK und der

beteiligten Städte, Stadien und

Partner der WM handelte.“

Sehr geehrte Leserinnen und Leser.

Deutschland und die Welt haben im Sommer 2006 ein Fußball-Fest erlebt, dasso sicher kaum jemand erwartet hat. Neben der reibungslosen Organisation,schönen Stadien, gutem Fußball werden vor allem die Freude undBegeisterung der Fans in Erinnerung bleiben. Die FIFA WM 2006 war aber dar-über hinaus auch die erste Fußball-WM, die über anspruchsvolle Umweltzieleund ein Umweltkonzept verfügte. Mit Green Goal sind Maßnahmen zum spar-samen Umgang mit der Ressource Wasser, zur Reduzierung der Abfallmengen,zur Steigerung der Energieeffizienz, zur nachhaltigen Mobilität und zurKlimaneutralität verbunden.

13 von 16 Zielen wurden erreicht! Dieser Erfolg spricht für sich. Er ist besondershoch einzuschätzen, weil es sich bei Green Goal um ein freiwilligesEngagement des OK und der beteiligten Städte, Stadien und Partner der WMhandelte. Anders als bei Olympischen Spielen ist ein Umweltkonzept bei einerFußball-WM nicht verpflichtend. Noch nicht, möchte ich an die FIFA gerichtetsagen. Ich halte die Entwicklung verbindlicher Umweltleitlinien für künftigeBewerbungen um die Ausrichtung von Fußball-Weltmeisterschaften für not-wendig. Die Erfahrungen mit Green Goal haben gezeigt, dass gerade imBereich der Stadien mit verpflichtenden Umweltleitlinien noch mehr möglichgewesen wäre.

Erstmals ist es mit der FIFA WM 2006™ gelungen, die in Deutschland durch dieWM zusätzlich entstandenen Klimagase zu kompensieren. Hierfür wurdenKlimaschutzprojekte in Südostindien und Südafrika, die dem Gold Standardentsprechen, ausgewählt. Südostindien wurde 2004 vom Tsunami schwergetroffen. Südafrika wird die kommende Fußball-WM ausrichten. Ich halte esfür ein gutes Zeichen, dass auch andere Kontinente vom „grünen Erbe“ derWM 2006 profitieren werden.

Sigmar GabrielBundesumweltminister

Sigmar Gabriel

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„Dem deutschen Organisations-

komitee ist es im engen Schulter-

schluss mit dem Bundesumwelt-

ministerium geglückt, Maßstäbe

beim Umweltschutz für die Aus-

richtung von zukünftigen Sport-

großveranstaltungen zu setzen.“

Horst R. Schmidt

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Leser.

Nachhaltige Wirkungen der WM standen von Beginn an im Mittelpunkt derPlanungen des DFB und seines Organisationskomitees zur FIFA WM 2006™.Wenige Monate nach dem Finale von Berlin registrieren wir, dass Deutschlandund der deutsche Fußball durch neu geschaffene Jobs, den Bau spektakulärerStadien oder den entfachten Enthusiasmus für das Ehrenamt von der Nachhaltig-keit der WM profitieren.

In diesem Bericht geht es um den nachhaltigen Nutzen im Rahmen des Umwelt-programms Green Goal™. Dem deutschen Organisationskomitee ist es imengen Schulterschluss mit dem Bundesumweltministerium geglückt, Maßstäbebeim Umweltschutz für die Ausrichtung von zukünftigen Sportgroßver-anstaltungen zu setzen. Dem Bundesumweltministerium (BMU), der DeutschenBundesstiftung Umwelt (DBU), der FIFA, den zahlreichen Wirtschaftspartnern,dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP), den FIFA WM-Städtenund dem beratenden Öko-Institut gilt hierbei unser aufrichtiger Dank.

Mit Stolz präsentieren wir die durch Green Goal erzielten Ergebnisse. DieseErgebnisse belegen, dass Deutschland die Chance genutzt hat, sich als gast-freundliches, sportbegeistertes und umweltbewusstes Land zu präsentieren. DieUmweltbelastungen, die zwangsläufig mit der Ausrichtung einer WM verbundensind, wurden so niedrig wie möglich gehalten. Deutliche Rückgänge im Vergleichzu früheren Sportgroßereignissen wurden beim Verbrauch von Wasser undEnergie bewirkt.

In Berlin entstand die größte Regenwasserzisterne aller Fußballstadien Europas.Insgesamt wurden im Rahmen von Green Goal Photovoltaik-Anlagen in einerGrößenordnung von 2.800 kWp errichtet – genug, um den kompletten jährlichenStrombedarf eines Stadions zu decken.

Wir freuen uns sehr, dass 74 Prozent der Ticketinhaber mit dem öffentlichenVerkehr, zu Fuß oder mit dem Reisebus in die Stadien kamen. Durch das erstmalsbei einer Fußball-WM verwendete Kombiticket haben wir hierfür die Weichengestellt. Und mit der Finanzierung von Projekten in Indien und Südafrika hat dieWM in Deutschland auch ihren Beitrag zum globalen Klimaschutz geleistet.

Wir hoffen, dass Veranstalter kommender Sportgroßveranstaltungen Green Goalweiter optimieren und dass der Umweltschutz künftig fest verankert sein wird beider FIFA Fussball-Weltmeisterschaft, gleichgültig wo unser Turnier auf der Weltausgetragen wird.

Ich hoffe, dieser Report findet Ihr Interesse.

Mit freundlichen Grüßen

Horst R. Schmidt1. Vizepräsident des OK FIFA WM 2006

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1 Zusammenfassung

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Im Juni und Juli 2006 erlebte die Weltein überwältigendes Fußball-Fest, understmals in der Geschichte von Fußball-Weltmeisterschaften stand die Umweltmit auf dem Spielplan: Mit Green Goal™ist es bei der FIFA Fussball-Weltmeis-terschaft Deutschland 2006™ gelungen,ein innovatives und ambitioniertesUmweltprogramm erfolgreich umzuset-zen und damit neue Wege für Groß-veranstaltungen im Fußball zu beschrei-ten. Die Vision von Green Goal war ein-fach und anspruchsvoll zugleich: DieUmweltbelastungen, die zwangsläufigmit der Ausrichtung der WM in Deutsch-land verbunden sind, sollten möglichstweitgehend reduziert und kompensiertwerden. Das Präsidium des Organisa-tionskomitees (OK) mit seinem Präsi-denten Franz Beckenbauer sah in GreenGoal von Anfang an einen integralenBestandteil bei Planung und Ausrichtungdes Turniers und einen Beitrag zum„nachhaltigen Erbe“ der WM.

Im Sommer 2001 beschloss das OK, einumfassendes Umweltkonzept für die WMzu erarbeiten, und beauftragte Anfang2002 ein Team von Wissenschaftlern desÖko-Instituts und vom WWF Deutschland,umfassende und anspruchsvolle Leitlinienund Umweltziele für die FIFA WM 2006 zuentwickeln. Die Arbeiten wurden vonAnfang an vom Bundesumweltministeriumunterstützt und begleitet und von derDeutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU)finanziell gefördert. Bis zum Frühjahr 2003entwickelten alle Verantwortlichen erst-mals für eine so große Sportveranstaltungambitionierte messbare Umweltziele fürdie Bereiche Abfall, Energie, Verkehr undWasser. Für den globalen Klimaschutzwurde das Ziel formuliert, die FIFA WM2006 innerhalb Deutschlands und imVerantwortungsbereich des OK klimaneu-tral zu gestalten.

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Im März 2003 wurden die Umweltziele, denen sich das OK und seine Partnergemeinschaftlich verpflichteten, der Öffentlichkeit vorgestellt. Gleichzeitig erfolg-te der Anpfiff für die Umsetzung von Green Goal. In den Folgemonaten arbeite-ten das OK und das Öko-Institut gemeinsam mit den WM-Städten und denStadienbetreibern in erster Linie an der Umsetzung von zusätzlichen Umwelt-maßnahmen in den Stadien. In einigen WM-Städten bildeten sich zudem GreenGoal Arbeitskreise, die das Umweltprogramm nutzten, um eigene kommunaleUmweltprojekte voranzubringen, beispielsweise den Bau von Solaranlagen,Maßnahmen zur Abfallvermeidung oder zur Förderung des öffentlichen Verkehrs.Im September 2005 erhielt Green Goal prominente Unterstützung: OK und dasUmweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) unterzeichneten einMemorandum of Understanding, in dem sie vereinbarten, bei Umsetzung undKommunikation von Green Goal zusammen zu arbeiten. Der damalige Exekutiv-Direktor des UNEP und ehemalige Bundesumweltminister Prof. Dr. Klaus Töpferwurde internationaler Botschafter von Green Goal. Ab Ende 2005 stießen dieFIFA selbst und Offizielle Partner der FIFA (Coca-Cola, Deutsche Telekom),Nationale Förderer (Deutsche Bahn, EnBW) und andere privatwirtschaftlicheAkteure (Plastics Europe, Total) zum Green Goal Team dazu. Sie unterstütztenaktiv die Ziele von Green Goal mit eigenen Maßnahmen und beteiligten sichfinanziell an den Projekten im Klimaschutz.

Die Umsetzung des ambitionierten Umweltkonzepts war eine Herausforderungfür alle Beteiligten. Zum einen gab es keine Erfahrungswerte aus früherenFußball-Welt- oder Europameisterschaften. Zum anderen wurde der Spielraumfür Umweltschutzmaßnahmen dadurch eingegrenzt, dass die WM-Stadien bereitsweit in der Planung und Umbauphase waren und das OK nur bedingt auf dieStadienplanung Einfluss nehmen konnte. Umso höher sind die zusätzlichenMaßnahmen zu bewerten, die unternommen wurden, um die Green Goal Zielezu unterstützen. Zu diesen Aktivitäten gehören beispielsweise die Planung undErrichtung von Solaranlagen, Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz,der Bau von Regenwasserzisternen bis hin zur Installation von Wasser sparendenArmaturen und Anlagen. Darüber hinaus konnte die generelle Umwelt-managementkompetenz in den Stadien gestärkt werden.

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1 Zusammenfassung

Bau der Regenwasserzisterne im Stadion Stuttgart.

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Umweltmanagement

Im Rahmen von Green Goal führten die WM-Stadien in Nürnberg und Münchenals erste Stadien in Europa das Umweltmanagementsystem EMAS ein. Schonfrühzeitig hatten die Stadien in Hamburg und Gelsenkirchen an Öko-Profit alsHeranführung an ein zertifiziertes Umweltmanagementsystem teilgenommen. Im Nachgang zur WM führen die WM-Stadien in Dortmund und Kaiserslauternaktuell Öko-Profit durch. Auch die WM-Stadien ohne Zertifizierung habenUmweltmanagement und Umweltschutz in ihren alltäglichen Betrieb integriert.

Wasser

Das Hauptziel von Green Goal im Wasserbereich war es, zur Schonung derTrinkwasserressourcen den Wasserverbrauch der Stadien um 20 % zu reduzieren.Die erzielten Erfolge sind hauptsächlich auf eine verstärkte Regenwassernutzungund die Installation von Trockenurinalen, Wasser sparenden Toiletten und Durch-flussbegrenzern zurückzuführen. Regenwasserzisternen wurden in den StadienBerlin, Frankfurt, Nürnberg und Stuttgart gebaut, darunter die europaweit größteZisterne eines Fußball-Stadions mit 1.400 m3 in Berlin. Vier der zwölf WM-Stadienhaben Trockenurinale installiert, in vielen anderen Stadien wurden Wasser sparen-de Armaturen eingebaut. In Berlin, Frankfurt und München wurden zusätzlichAnlagen zur Regenwasserversickerung errichtet, um einen möglichst naturnahenWasserkreislauf zu fördern. Weitere Maßnahmen im Sinne eines modernenRegenwassermanagements, wie beispielsweise Flächenentsiegelung, wasser-durchlässige Befestigung von Plätzen oder Dachbegrünung wurden umgesetzt.

Ergebnis der Maßnahmen: Der Trinkwasserbedarf der Stadien sank um 18 %.Berücksichtigt man die zusätzlichen (aber schwer quantifizierbaren) Einsparungenüber ein verbessertes Wassermanagement, wurde das Green Goal Ziel weitest-gehend erreicht. Durch die erzielten Einsparungen beim Trinkwasserverbrauchwird der Mehrverbrauch der WM bereits in zwei Jahren Bundesliga-Betrieb aus-geglichen sein.

Abfall

Im Zentrum des Green Goal Abfallkonzepts stand die Abfallvermeidung. Sowohlin den Stadien als auch im Umfeld der Stadien wurden Maßnahmen zur weitest-gehenden Abfallvermeidung und -reduzierung ergriffen. Schon der ersteEindruck während der WM zeigte: Die Stadien haben sich sehr sauber und abfall-arm präsentiert. Bei der WM feierte der Mehrwegbecher beim Getränke-ausschank in den Stadien Premiere. Noch bei keiner WM oder Olympiade warenzuvor Mehrwegsysteme zum Einsatz gekommen. Außerdem wurden die meistenSpeisen mit der „Pack’s ins Brot Aktion“ ohne weitere Verpackungen ausgege-ben. Innovative Lösungen zur Vermeidung von Abfällen wurden auch beim Baudes Fernsehzentrums der WM in München realisiert: Das „International Broad-casting Center“ mit einer Fläche von 30.000 m2 wurde hauptsächlich aus Holz alsökologischem Baumaterial errichtet. Das Holz fiel nach der WM nicht als Abfallan, sondern wird zum Bau von 60 Einfamilienhäusern verwendet.

Mit den erfolgreichen Initiativen zur Abfallvermeidung konnte auch das zentraleGreen Goal Ziel weitgehend erreicht werden, nämlich zur Reduzierung derAbfallmengen in allen Bereichen möglichst verpackungsfreie Systeme bzw.Mehrwegsysteme zu nutzen und die Abfallmengen in den Stadien sowie imUmfeld der Stadien um 20 % zu reduzieren. Sicher quantifizierbar sindReduktionen von mehr als 17 %.

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Erstmals bei einer Fußball-WM gab es Getränke in den Stadien für die Fans nur im Mehrwegbecher –ein großer Erfolg für die Abfallvermeidung.

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Um ein möglichst hochwertiges Recycling der Abfälle zu ermöglichen, war einegetrennte Abfallsammlung vorgesehen. Für die Fraktionen Glas, Papier, (Kunst-stoff-)Verpackungen und Restmüll wurden eigens Green Goal Piktogramme ent-worfen, außerdem informierten Tafeln an den Eingängen und Kiosken derStadien über den Mehrwegbecher und die getrennte Abfallsammlung.

Zusammenfassend gilt: In den organisatorischen Bereichen hat die Getrennt-sammlung überwiegend zufriedenstellend funktioniert. Im Zuschauerbereichwaren die Maßnahmen zur Abfallvermeidung insgesamt ein Erfolg, eine Getrennt-sammlung war bis auf wenige Ausnahmen (Eingangsbereiche) verzichtbar.

Energie

Ein zentrales Ziel von Green Goal im Energiebereich war es, an allen zwölfStandorten die Einspar- und Effizienzpotenziale zu ermitteln und auszuschöpfen,beispielsweise durch ein optimiertes Lichtmanagement, effizientere Energie-gewinnung, Wärmerückgewinnung oder andere Strom- und Wärmesparmaß-nahmen. In den Stadien konnten zwar nennenswerte Einsparpotenziale identifi-ziert werden, aber sie konnten nicht alle erschlossen werden. Trotz guter Ansätzein einigen Stadien – beispielsweise wurde in Stuttgart eine sehr gute baulicheWärmedämmung vorgenommen – konnte das Ziel, den Energieverbrauch derWM-Stadien um mindestens 20 % zu senken, nicht erreicht werden. Die rechneri-schen Einsparungen im Rahmen von Green Goal liegen bei 13 %. Dabei istjedoch davon auszugehen, dass über ein verbessertes Energiemanagement inden kommenden Jahren weitere Potenziale erschlossen werden, die zur WMnoch nicht messbar waren.

Das zweite zentrale Ziel im Energiebereich, die effiziente Energieversorgung fürdie FIFA WM 2006 so weit wie möglich über regenerative Energieträger zu dek-ken, wurde hingegen erfolgreich umgesetzt. Einen wesentlichen Beitrag liefertenPhotovoltaik(PV)-Anlagen. In Kaiserslautern, Dortmund und Nürnberg entstandenbeispielsweise die größten Solaranlagen in bzw. bei Stadien in Deutschland.Insgesamt wurden im Rahmen von Green Goal PV-Anlagen in der Größen-ordnung von über 2.800 kWp errichtet. Das entspricht einer Fläche von über20.000 m2 und reicht rein rechnerisch aus, um den kompletten jährlichenStrombedarf eines der WM-Stadien zu decken. Die Anlagen produzieren in derSumme jährlich etwa 2,5 Mio. kWh Strom – rechnerisch genug, um innerhalb der

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1 Zusammenfassung

Auf den Dächern von WM-Stadien wurden mehreretausend Quadratmeter Solarmodule installiert, dieumweltfreundlichen Ökostrom erzeugen.

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kommenden fünf Jahre den gesamten Bedarf der WM 2006 zu decken. Denzweiten wichtigen zusätzlichen Beitrag zur Zielerreichung lieferte die Bereit-stellung von 13 Mio. kWh zertifiziertem grünen Strom aus Wasserkraft. DieseStrommenge übertrifft sogar den gesamten Energiebedarf der Stadien undderen zusätzlichen Einrichtungen für Hospitality und Medien sowie des IBC(ca. 12,6 Mio. kWh). Der Umwelteffekt dieser Maßnahme entspricht der direktenBelieferung aller Stadien während der WM mit grünem Strom.

Mobilität

Eines der beiden zentralen Ziele des Green Goal Verkehrskonzepts war die Erhöhungdes Anteils des öffentlichen Nahverkehrs: Der Anteil für Fahrten zu den WM-Stadienmit dem öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV) sollte auf 50 % erhöht werden.

Dieses Ziel wurde deutlich übertroffen. Im Durchschnitt aller Spiele und Städteder WM haben rund 57 % der Zuschauer öffentliche Verkehrsmittel zur An- undAbreise zu den Stadien benutzt (einschließlich des Park&Ride-Verkehrs). Weitere6 % gingen zu Fuß, rund 11 % kamen per Reisebus. Damit entfiel auf den gesamtenso genannten Umweltverbund ein Anteil von 74 %. Lediglich 23 % der Stadion-besucher kamen mit dem Auto. Gründe für den Erfolg des ÖPNV waren vor allemdie gute Anbindung der Stadien an das öffentliche Verkehrsnetz, die Qualität desAngebots (z.B. Taktzeit) zur WM, wenig Parkraum direkt am Stadion und vor allemdas erstmals bei einer Fußball-Weltmeisterschaft eingeführte Kombiticket. DieEintrittskarte berechtigte am gesamten Spieltag zur kostenlosen Fahrt mit demöffentlichen Nahverkehr im gesamten Verkehrsverbund der WM-Städte.

Ein weiteres zentrales Ziel des Green Goal Verkehrskonzepts war die Reduzierungder Klimafolgen des Verkehrs: Die Klimafolgen der An- und Abreiseverkehre derFIFA WM 2006 in Deutschland sollten um 20 % reduziert werden. In Deutschlandund dem Verantwortungsbereich des OK hat der Reiseverkehr der Zuschauer zuden WM-Städten und Stadien – gemeinsam mit der Ver- und Entsorgungslogistikder Spielstätten – Treibhausgasemissionen in Höhe von 73.000 t CO2-Äquivalen-ten verursacht. Dabei unberücksichtigt blieben die Emissionen durch die An- undAbreise ausländischer Besucher außerhalb Deutschlands.

Ohne die von Green Goal initiierten Verkehrsmaßnahmen hätten die Treibhaus-gasemissionen der WM bei rund 90.000 t gelegen. Damit konnten durch Green

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Goal Maßnahmen ca. 17.000 Tonnen eingespart werden – das entspricht einerMinderung der verkehrsbedingten Treibhausgasemissionen um 19 %. Das Ziel, die Treibhausgasemissionen des WM-Verkehrs um ein Fünftel zureduzieren, wurde damit weitestgehend erfüllt. Das ist in erster Linie auf den großen Anteil der Bahnreisen zurückzuführen. Die Deutsche Bahn AG hatte spezielle Angebote entwickelt und vermarktet, um möglichst viele Besucher aufdie Schiene zu locken: das Weltmeister-Ticket, den Weltmeister-Pass sowieWeltmeister Surf&Rail.

Klima

Dem globalen Klimaschutz kam im Rahmen von Green Goal eine besondereBedeutung zu. Zentrales Ziel des OK und seiner Partner war es, dass die FIFAWM 2006 – bezogen auf das Gastgeberland und damit auf den Verantwor-tungsbereich des OK – möglichst ohne Auswirkungen auf das Klima bleibt. Siesollte in diesem Rahmen praktisch „klimaneutral“ sein. Dieses wohl ehrgeizigsteZiel im Rahmen von Green Goal wurde über eine Kompensation der Emissionendurch drei Klimaschutzprojekte in Indien und Südafrika erreicht.

Das Projekt „Family Clean Energy Packages“ sieht eine klimaschonende Energie-versorgung von rund 900 Familien in der südostindischen Region Tamil Nadu vor,die vom verheerenden Tsunami im Dezember 2004 getroffen wurde. Hier entste-hen Biogasanlagen, die die Familien mit Gas zum Kochen versorgen, außerdemerhalten die Menschen Unterstützung bei der Renovierung ihrer Häuser. Zusätz-lich erhielten Familien bei Bedarf auch Kühe. Mit dem Bau der Biogasanlagenwerden fossile Energieträger ersetzt und gleichzeitig klimaschädigende Methan-Emissionen verhindert. Über diese Maßnahmen können über die kommendenzehn Jahre etwa 30.000 t Kohlendioxid eingespart werden.

Bei einem der beiden südafrikanischen Klimaprojekte wird in einer Kläranlage inder Nähe eines Townships bei Johannesburg das klimaschädliche Klärgas gefasstund zur Stromerzeugung eingesetzt. Bei dem anderen Projekt werden nachwach-sende Rohstoffe anstelle von Kohle zur Energieversorgung einer großen Zitrus-farm in der Nähe des Krüger-Nationalparks verwendet. Mit diesen Maßnahmenkönnen in den kommenden drei bis vier Jahren etwa 70.000 t Klimagase der FIFAWM 2006 ausgeglichen werden.

Alle drei Klimaschutzprojekte entsprechen den Vorgaben des so genanntenClean Development Mechanism (CDM) und erfüllen die höchsten Umwelt- undSozialstandards für derartige Projekte, den so genannten Gold Standard, derfederführend vom WWF erarbeitet wurde. Insgesamt werden damit etwa 100.000t Kohlendioxid kompensiert. Die 1,2 Mio. Euro, die zur Finanzierung der Projektenotwendig sind, werden vom DFB, der FIFA und Partnern zur Verfügung gestellt.

Um die FIFA WM 2006 innerhalb Deutschlands klimaneutral zu gestalten, müssen92.000 t CO2-Äquivalente kompensiert werden. Somit ist es zum ersten Mal in derGeschichte einer WM gelungen, die Treibhausgasemissionen, die im Gastge-berland zwangsläufig mit der WM verbunden und unvermeidbar waren, nicht nurkomplett zu neutralisieren, sondern zu einem Teil sogar zu überkompensieren.

Neben der Menge der eingesparten Treibhausgase stellen vor allen Dingen diehohen Standards (Gold Standard) der Projekte den wesentlichen Faktor bei derfreiwilligen Klimakompensation dar und stehen damit als Vorbild, aber auch alsHerausforderung für zukünftige Sportgroßveranstaltungen.

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1 Zusammenfassung

Der DFB finanziert den Bau von Biogasanlagen in derindischen Provinz Tamil Nadu, um einen Teil derTreibhausgase, die durch die WM in Deutschlandentstanden, zu kompensieren. Biogasanlagen liefernGas zum Kochen – das oft gesundheitsschädigendeVerbrennen von Holz in den Hütten wird damit über-flüssig.

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Kommunikation

Die Kommunikation von Green Goal war geprägt von der Öffentlichkeitsarbeitdes OK. Wesentlicher Informationskanal war dabei die eigene Green GoalWebsite. Dazu kamen Presse-Events und Publikationen insbesondere zur WM.International wurde das OK in seiner Kommunikation durch das UNEP und Prof.Dr. Klaus Töpfer als Green Goal Botschafter unterstützt. Auch die OffiziellenPartner und Nationalen Förderer sowie die WM-Städte trugen mit ihrenKampagnen und der Pressearbeit zur Öffentlichkeitsarbeit von Green Goal bei.Die Kommunikation hatte grundsätzlich auch das Potenzial, breitereBevölkerungskreise für den Umweltschutz bzw. umweltgerechteres Verhalten zusensibilisieren und zu motivieren. Dies ist bei den Vereinen des DeutschenFußball-Bundes mit der Kampagne „Klub 2006“ gelungen, in die auch GreenGoal integriert war. Etwa 400 Vereine haben sich mit Umweltaktivitäten und derAusrichtung eines Umwelttags um Preise zur WM beworben. Ein gutes Beispiel,wie Green Goal Breitenwirkung erzielen konnte. Ein Image-Spot zu Green Goalwurde bei allen 64 WM-Spielen auf den Videowänden gezeigt und erreichtesomit ein Publikum von 3,2 Millionen Fans. Die breite Bevölkerung wurde den-noch nur bedingt erreicht. Hier machte sich das fehlende Engagement der FIFAbemerkbar und damit die zurückhaltende Einbindung in die Gesamtkommu-nikation der WM sowie die fehlende Personifizierung von Green Goal beispiels-weise über Spielerpersönlichkeiten – eine Herausforderung, aber auch eineChance, die nun für zukünftige Fußball-Weltmeisterschaften bestehen bleibt.

Bilanz

Der Blick zurück zeigt: Das OK hat mit Unterstützung von verschiedener Seitebewiesen, dass Umweltziele ein integraler Bestandteil einer erfolgreichen Planungund Durchführung eines der größten Sportereignisse sein können. Insgesamtkonnten 13 von 16 Green Goal Zielen weitestgehend erfüllt werden. Das ist gera-de im Hinblick darauf, dass die freiwillige Kooperationsbereitschaft aller Beteilig-ten die Voraussetzung der Ziele war, ein erfreuliches Ergebnis für das weltweiterste Umweltprogramm einer FIFA Fussball-Weltmeisterschaft. Das hilft, um auchVeranstalter und Ausrichter zukünftiger Fußball-Weltmeisterschaften und andererSportgroßveranstaltungen für integrierte Umweltkonzepte zu motivieren.

Von den Erfahrungen sollen in Zukunft möglichst viele profitieren können, dieSportgroßveranstaltungen organisieren oder im Fußball-Sport generell engagiertsind. Mit einer Reihe von Leuchtturm-Projekten und vielen weiteren Maßnahmen,die langfristig – auch im Ligabetrieb der Stadien – ihre Wirkung entfalten, leistetGreen Goal einen Beitrag zum nachhaltigen Erbe der WM.

Die Erfahrungen mit Green Goal haben nicht nur bestehende Möglichkeiten auf-gezeigt. Sie haben auch gezeigt, wo und warum ein Umweltkonzept für Fußball-Weltmeisterschaften an Grenzen stößt. Bedauerlich ist, dass unter den gegebe-nen Rahmenbedingungen die Ziele zur Steigerung der Energieeffizienz oderauch die noch stärkere Nutzung von Regenwasser sowie die umweltgerechteRasenpflege verfehlt wurden. Über Green Goal konnten aber wichtige Gestal-tungsaufgaben und -chancen für alle Akteure identifiziert werden, die zukünftigan der Veranstaltung und Ausrichtung von Fußball-Weltmeisterschaften oderauch anderer Sportgroßveranstaltungen beteiligt sind.

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Mit auffälligen Plakaten – Botschaft: „UmWeltmeister – wir arbeiten daran“ – warb das Organisationskomitee im Vorfeld der WM für Green Goal.

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2 Green Goal – die Entstehung

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Green Goal™: Das steht für grüne Ziele undErfolge der FIFA Fussball-WeltmeisterschaftDeutschland 2006™. Erstmalig in derGeschichte von Fußball-Weltmeisterschaftenist es gelungen, ein innovatives, ambitionier-tes und umfassendes Umweltprogrammerfolgreich umzusetzen und damit neueWege für Großveranstaltungen im Fußballzu beschreiten.

Die Ausrichtung der Weltmeisterschaft warfür Deutschland und seinen Fußballsporteine große Chance, sich der Weltöffent-lichkeit als gastfreundlich, sportbegeistertund umweltbewusst zu präsentieren. DasOrganisationskomitee (OK) der WM mitPräsident Franz Beckenbauer und derDeutsche Fußball-Bund (DFB) haben dieseChance und Herausforderung erkannt. MitGreen Goal™ haben DFB und OK ihr Ver-antwortungsbewusstsein für die Umweltbewiesen.

Die Vision von Green Goal™ war einfachund anspruchsvoll zugleich: Die Umwelt-belastungen, die zwangsläufig mit derAusrichtung der WM in Deutschland verbun-den sind, möglichst weitgehend zu reduzie-ren. Außerdem bot das Umweltprogrammdie Gelegenheit, breite Bevölkerungskreiseüber die WM hinaus für Umwelt- undNaturschutz zu sensibilisieren und zudemonstrieren, dass sich Umweltschutzauch wirtschaftlich lohnen kann.

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Das Präsidium des OK hat in Green Goal von Anfang an nicht nur einen integra-len Bestandteil bei Planung und Ausrichtung des Turniers gesehen, sondern aucheinen Beitrag zum „nachhaltigen Erbe“ der WM. Eine Fußball-WM nimmt eineSonderstellung unter Sportgroßveranstaltungen ein. Da die Stadien nicht nurwährend der Weltmeisterschaft intensiv genutzt wurden, sind auch erheblicheUmweltentlastungen bei der alltäglichen Nutzung der Spielstätten zu erwarten,z. B. bei Bundesligaspielen. Daher hatte Green Goal nicht das Ziel, für einenMonat eine „grüne Insel“ zu schaffen, sondern vielmehr langfristig und dauerhaftzur Verbesserung des Umweltschutzes in Fußball-Arenen beizutragen. Nichtzuletzt steht hinter Green Goal auch die Idee, Vorreiter für andere Fußball- undSportgroßveranstaltungen zu sein – z.B. für die EURO 2008 oder die kommendeWM in Südafrika – und deren Veranstalter für vergleichbare Konzepte zu gewinnen.

2.1 Die Chronik

Am Anfang stand eine Idee: Bereits im allerersten Bewerbungsdossier für dieAustragung der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 2006™ in Deutschland hat derDFB mit dem Kapitel „Umweltkonzept für die Stadien“ deutlich gemacht, dassbei Planung und Durchführung des Turniers auch der Umweltschutz mit denBereichen Wasser, Abfall, Energie und Verkehr eine Rolle spielen soll. Im Unter-schied zum Internationalen Olympischen Komitee (IOC) sieht der Welt-Fußball-verband FIFA bis heute den Umweltschutz bei der Bewerbung um die Ausrich-tung einer WM nicht als festen Bestandteil vor. Der DFB betrat damit alsoNeuland.

Nicht lange nach der Gründung des OK am 29. September 2000 und derEröffnung des Büros in Frankfurt am 15. März 2001 begannen die ersten Arbeitenam Umweltprogramm. Sie waren durch den großen Erfolg des Umweltkonzeptsfür die Olympischen Sommerspiele 2000 in Sydney, Australien, inspiriert. Für dieAuswahl der zwölf Spielorte und WM-Stadien aus den letzten 16 Bewerbernberücksichtigte das OK auch Umweltkriterien, indem das Pflichtenheft der FIFA,das die Anforderungen an die WM-Stadien beschreibt, um ein Kapitel Umwelterweitert wurde. Darin haben die WM-Stadien ihre Umweltaktivitäten und diePlanungen bis zur WM beschrieben.

Im Sommer 2001 beschloss das OK, ein umfassendes Umweltkonzept für die WMerarbeiten zu lassen, und beauftragte Anfang 2002 ein Team von Wissenschaftlerndes Öko-Instituts und dem WWF Deutschland, umfassende und anspruchsvolleLeitlinien und Umweltziele zu entwickeln. Das Öko-Institut ist eine der führendeneuropäischen unabhängigen Forschungs- und Beratungseinrichtungen für einenachhaltige Entwicklung. Die Arbeiten wurden von Anfang an vom Bundesum-weltministerium unterstützt und begleitet, die Deutsche Bundesstiftung Umwelt(DBU) hat die Konzepterstellung und Umsetzung finanziell gefördert. Ein Katalogvon Umweltleitlinien, die das Rückgrat des späteren Umweltprogramms bildeten,wurde noch während der WM 2002 in Japan und Korea vom OK-Präsidium verab-schiedet. Bis zum Frühjahr 2003 entwickelten die Wissenschaftler konkrete, mess-bare Umweltziele für die Bereiche Abfall, Energie, Verkehr und Wasser sowie fürden globalen Klimaschutz. Damit wurden erstmals bei einer derartigen Sport-großveranstaltung ambitionierte messbare Ziele gesetzt, denen sich das OK undseine Partner gemeinschaftlich verpflichtet sahen. Sie sollten fehlende verpflich-tende Vorgaben durch die FIFA ersetzen und alle an der Planung Beteiligten aufWunsch des OK zur freiwilligen Unterstützung des Umweltprogramms GreenGoal motivieren.

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2 Green Goal – die Entstehung

Franz Beckenbauer und der damalige Bundes-umweltminister bei der Vorstellung der Green GoalZiele im März 2003.

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Am 31. März 2003 wurden die Umweltziele auf einer Pressekonferenz von FranzBeckenbauer und dem damaligen Bundesumweltminister Jürgen Trittin derÖffentlichkeit vorgestellt. Gleichzeitig erfolgte mit dieser Präsentation der Anpfifffür die Umsetzung von Green Goal, die ebenfalls aktiv vom Bundesumwelt-ministerium begleitet und von der DBU finanziell gefördert wurde.

In den Folgemonaten arbeitete das OK gemeinsam mit den WM-Städten undden Stadienbetreibern in erster Linie an der Umsetzung von Umweltmaßnahmenin den Stadien. In vielen Austragungsorten hatten zu diesem Zeitpunkt diePlanungen und Bautätigkeiten bereits begonnen, was die Spielräume für zusätzli-che bzw. nachträgliche Umweltschutzmaßnahmen eingeschränkt hat. Dennochkonnten an vielen Standorten noch zahlreiche Maßnahmen initiiert werden. Ineinigen WM-Städten bildeten sich zudem Green GoalArbeitskreise, die dasUmweltprogramm nutzten, um eigene kommunale Umweltprojekte zu fördern.

Im April 2005 ging Green Goal online. Das Umweltprogramm erhielt unterhttp://greengoal.fifaworldcup.yahoo.net eine eigene Internetseite, die bis zumEnde der WM regelmäßig über Aktivitäten und Fortschritte berichtete. ImSeptember 2005 unterzeichneten OK und das Umweltprogramm der VereintenNationen (UNEP) ein Memorandum of Understanding, in dem sie vereinbarten,bei Umsetzung und Kommunikation zusammenzuarbeiten. Der damaligeExekutiv-Direktor der UNEP und ehemalige Bundesumweltminister Prof. Dr. KlausTöpfer wurde internationaler Botschafter von Green Goal. Gleichzeitig wurde daserste, vom DFB finanzierte Klimaschutzprojekt in Indien vorgestellt – später folg-ten dann noch zwei Projekte in Südafrika. Über alle drei Projekte werden dieKlimagase kompensiert, die mit der WM in Deutschland verbunden waren.

Im November 2005 wurde Green Goal bei der gemeinsamen Konferenz vonIOC und UNEP vorgestellt und findet seitdem international immer größereBeachtung. Ab Ende 2005 stießen immer mehr Offizielle Partner der FIFA (Coca-Cola, Deutsche Telekom), Nationale Förderer (Deutsche Bahn, EnBW) und ande-re privatwirtschaftliche Akteure (Plastics Europe, Total) zum Green Goal Teamdazu. Die FIFA selbst erklärte sich bereit, die Klimaschutzprojekte großzügigfinanziell zu fördern. Dadurch konnte im März 2006 verkündet werden, dass dieWM – in Bezug auf die Emissionen in Deutschland – klimaneutral durchgeführtwerden kann. Weltweit wurde noch nie zuvor über eine Sportgroßveranstaltungdie Menge von 100.000 t Kohlendioxid über hochwertigste Gold-Standard-Projekte neutralisiert: ein Meilenstein bei der freiwilligen Klimakompensation.

Am 09. Juni 2006 begann dann endlich der „Sommernachtstraum“ – die Welterlebte ein überwältigend positives Fußball-Fest und erstmals in der Geschichtevon Fußball-Weltmeisterschaften gewann mit Green Goal auch die Umwelt.

Der vorliegende Legacy Report bilanziert und dokumentiert vier Monate nachdem Ende der Weltmeisterschaft die Ergebnisse von Green Goal. Aus derPerspektive des Öko-Instituts werden ein Ausblick und Empfehlungen formuliert.Der Bericht gibt Antwort auf die Fragen: Welche Ziele konnten erreicht werden?Welche nicht und warum? Was können die Veranstalter künftiger Sportgroß-veranstaltungen lernen? Letztlich geht es aber auch um die Frage: WelchenBeitrag konnte Green Goal für ein nachhaltiges Erbe der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 2006™ leisten?

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Gemeinsam für Green Goal: Prof. Dr. Klaus Töpfer,damaliger Exekutiv-Direktor des UN-Umweltpro-gramms, und OK-Vizepräsident Horst R. Schmidt unterzeichneten im September 2005 in Gegenwart desdamaligen Bundesumweltministers Jürgen Trittin eineKooperationsvereinbarung.

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2.2 Die Organisation

Das Organisationskomitee (OK) der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Deutschland2006 hatte erstmalig in der Geschichte von Fußball-Weltmeisterschaften ein inno-vatives und ambitioniertes Umweltprogramm zu entwickeln und umzusetzen.

Keine einfache Aufgabe: Eine der größten Herausforderungen bestand zumeinen darin, dass das OK Green Goal ohne einen verbindlichen Rahmen der FIFAplante und umsetzte. Zum anderen hatte das OK nur bedingt Einfluss auf Bauoder Modernisierung der WM-Stadien, die von Vereinen, den Kommunen oderprivaten Dienstleistern geplant, gebaut und betrieben wurden. FIFA und OK hat-ten die Spielstätten lediglich für den Zeitraum der WM angemietet. Dies gilt inbesonderem Maße für umweltrelevante Maßnahmen und Einrichtungen, da dieFIFA im Unterschied zu technischen und sicherheitsrelevanten Merkmalen dazuim Pflichtenheft für WM-Stadien keine Vorgaben macht. Mehr noch als für dieStadien gilt der beschränkte Einfluss für die Verkehrsinfrastruktur, deren Ausbauund Kapazitäten die Umweltwirkungen der WM-Verkehrsströme maßgeblich mit-bestimmt haben.

Damit unterscheidet sich die Fußball-WM deutlich von Olympischen Spielen alseinziger vergleichbar großer Sportveranstaltung. Bei Olympischen Spielen ist einUmweltkonzept seit 1994 bereits in der Bewerbungsphase verpflichtenderBestandteil für alle potenziellen Ausrichter. Zusätzlich sind die Ausrichter für denAuf- und Ausbau der Sportstätten sowie deren Betrieb während des Events ver-antwortlich. Das erleichtert die Umsetzung von ökologischen Maßnahmen.Vor diesem Hintergrund entschied sich das OK als Träger der Green GoalInitiative, auf die freiwillige Kooperations- und Integrationsbereitschaft allerpotenziellen Partner zu setzen. Ohne die Einbindung der Bauherren undBetreiber der WM-Stadien, ohne Vertreter der Austragungsorte, der OffiziellenPartner und Nationalen Förderer sowie der Medienpartner wäre ein Erfolg nichtmöglich gewesen. Gleichzeitig stellte der auf Freiwilligkeit und Kooperationbasierende Ansatz besondere Herausforderungen an die Organisationsstrukturund -abläufe.

Die Projektleitung von Green Goal innerhalb des OK war als Stabsfunktion direktangebunden an den 1. Vizepräsidenten Horst R. Schmidt. Die Projektleitungkoordinierte die Aktivitäten von Green Goal mit den Verantwortlichen in denAbteilungen Hospitality & Catering, Kampagnen, Marketing (zusammen mit FIFAMarketing), Medien & Kommunikation, Stadien, Transport & Verkehr, Volunteer-Programme und Visuelle Kommunikation.

Die Einbindung der Betreiber der WM-Stadien und Austragungsorte wurde initi-iert über die Abteilung Stadien, später unterstützt durch die Außenstellen desOK in allen WM-Städten. Schwerpunkt der Kooperation mit den Stadien war dieUmsetzung von Green Goal Maßnahmen im Bereich Umweltmanagement undinsbesondere in den Bereichen Energie und Wasser. Aufbauend auf den imerweiterten Pflichtenheft dargelegten Planungen der Stadien im Umweltbereichwurden weitergehende Maßnahmen im Hinblick auf ihre Umsetzbarkeit erörtertund später dann in der Umsetzung begleitet.

Die Kooperation mit den WM-Städten hatte zum Ziel, eigene Umweltaktivitätender Kommunen anzuregen. Diese Initiativen wurden in den meisten Fällen vonden WM-Büros der Städte bzw. der kommunalen Umwelt- oder Sportverwaltunginitiiert. Eigene Green Goal Arbeitskreise und Inititativen – auch mit Beteiligungvon Umweltverbänden – entstanden in Dortmund, Gelsenkirchen, Hamburg,Kaiserslautern, Leipzig und München. Die Austragungsorte waren zudem ein

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2 Green Goal – die Entstehung

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wichtiger Partner bei der Planung und Umsetzung des Abfallkonzepts. DieKoordination sah auch die Abstimmung mit den am Catering beteiligtenOffiziellen Partnern der FIFA (Anheuser Busch, Coca-Cola und McDonalds) undden Kooperationspartnern des OK beim Catering vor. Workshops beim OK hat-ten zum Ziel, Vertreter der Stadien und Städte neben anderen Themen auch überGreen Goal zu informieren und Maßnahmen abzustimmen.

Über die OK-Abteilung Transport und Verkehr wurden Green Goal Maßnahmenim Bereich Mobilität in das allgemeine Verkehrs- und Transportkonzept integriert.Dabei war eine umfassende Einbindung von Bund, Ländern, WM-Städten,Verkehrsunternehmen und Partnern (Deutsche Bahn, Hyundai) als Dienstleisterdes OK erforderlich.

Offizielle Partner und Nationale Förderer – also die Sponsoren von FIFA und OK -wurden über die Abteilung Marketing, hauptsächlich aber über FIFA Marketing &TV AG informiert und eingebunden. Frühzeitig wurde ihnen das Umwelt-programm des OK präsentiert, um eine Kooperation anzuregen. Auf Wunschwurden auch individuelle Vorschläge für eine Beteiligung gemacht. Auf dieseWeise konnten die Deutsche Telekom und Coca-Cola aus dem Kreis derOffiziellen Partner und die Nationalen Förderer Deutsche Bahn und EnBW füreine Mitarbeit bei Green Goal gewonnen werden. Daneben unterstützten derUnternehmensverband PlasticsEurope und die Mineralölgesellschaft Total dasUmweltkonzept.

Die Abteilung PR, Medien & Kommunikation des OK war dafür verantwortlich,die Green Goal Initiative in die Gesamtkommunikation der WM zu integrierenund umzusetzen. Sie wurde dabei vom Umweltprogramm der Vereinten Nationen(UNEP) und dem ehemaligen UNEP-Direktor Prof. Dr. Klaus Töpfer als internatio-nalem Green Goal Botschafter unterstützt. Zusätzlich hat die Abteilung denUmweltgedanken von Green Goal über zwei Kampagnen in die Vereine desDeutschen Fußball-Bundes und national wie auch international in die Schulengetragen.

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3 Green Goal – Leitlinien und Ziele

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Ein Großereignis wie die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 2006™ spricht nichtnur den sportlichen Wettbewerb an, son-dern fordert auch den Umweltschutz her-aus. Während der WM haben 3,4 Millio-nen Zuschauer aus dem In- und Auslanddie Stadien besucht – etliche Tausendevon Kilometern waren dafür mit der Bahnoder dem Pkw zurückzulegen. Ebensokönnen 64 Spiele in zwölf WM-Stadiennicht ohne Energieaufwand durchgeführtwerden. Insbesondere die Berichterstattungfür ein Milliardenpublikum braucht einesichere und zuverlässige Energieversor-gung. Weggeworfener Müll und großeAbfallmengen gehören bei Bundesliga-spielen zu Begleiterscheinungen des Fuß-balls – umso mehr ist Abfall eine großeHerausforderung bei jeder Weltmeister-schaft. Nicht zuletzt stellt eine WM höch-ste Ansprüche an die Qualität des Spiel-feldrasens. Eine ausreichende Beregnungmit entsprechenden Wassermengen istdie Voraussetzung für einen grünen Rasen.

Neben diesen direkten Auswirkungengibt es indirekte, weniger offensichtlicheEffekte, beispielsweise durch die Verpfle-gung der Zuschauer im Stadion. Außer-dem gehören bei einer Sportgroßver-anstaltung wie der Weltmeisterschaftauch Souvenirs und Fan-Artikel zum stim-mungsvollen Erscheinungsbild. Danebenhat der WM-Tourismus vor allem durchReisen und Übernachtungen der ausländi-schen Besucher Einfluss auf die Umwelt.

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Berührungspunkte mit der Umwelt gibt es also zur Genüge. Ein Umweltkonzeptmuss Lösungen finden und Fußball und Umwelt nach dem Motto „Sport undUmwelt gehen Hand in Hand“ in Einklang bringen. Die Reduzierung derUmweltauswirkungen war damit das wesentliche Ziel des Umweltkonzepts GreenGoal™. Gleichzeitig bot das Großereignis Fußball-Weltmeisterschaft aber auchdie Chance, über Green Goal und seine Maßnahmen ein weltweites Publikum aufdas Thema Umwelt und Klimaschutz aufmerksam zu machen und das Bewusst-sein dafür zu schärfen. Damit war Kommunikation und Sensibilisierung eine wei-tere wichtige Aufgabe von Green Goal.

Green Goal begann zwar mit der FIFA WM 2006, endete aber nicht mit Turnier-schluss. Maßnahmen in den Stadien wurden in Hinblick auf die WM umgesetzt,zum Umweltnutzen tragen sie aber noch lange nach der WM bei und verhelfenso zu einem Ressourcen und Kosten sparenden Betrieb im Bundesliga-Alltag. Einweiterer wichtiger Aspekt von Green Goal war somit die nachhaltige Wirkung desUmweltprogramms. Fußball in Deutschland kann in diesem Sinne bereits bei derStadienfrage einen wichtigen Vorteil vorweisen. Anders als bei manchenOlympischen Spielen ist die langfristige Nutzung der WM-Stadien durch denBundesligabetrieb gesichert. Einzige Ausnahme, da WM-Stadt ohne Bundesliga-Mannschaft, ist Leipzig. Auch wurden viele Spielstätten lediglich umgebaut odermodernisiert. Allein das neue Münchener Stadion stellt einen klassischen Neubauan anderer Stelle dar.

3.1 Die einzelnen Handlungsfelder

Im Rahmen von Green Goal wurden vier Schwerpunktthemen betrachtet: Wasser,Abfall, Energie und Mobilität. Global gesehen ist der Klimaschutz die derzeitgrößte Herausforderung der Umweltpolitik. Daher war Klimaschutz als eine Quer-schnittsaufgabe den vier Umweltbereichen übergeordnet.

Die einzelnen Umweltbereiche hatten verschiedene Adressaten und Zuständig-keiten. „Wasser“ und „Energie“ sprachen direkt die WM-Stadien an – dieUmsetzung von entsprechenden Maßnahmen lag somit in der Verantwortung derStadienbetreiber. Von Einsparmaßnahmen in diesen Feldern profitieren dieBetreiber nicht nur während der vierwöchigen WM. Sie kommen vielmehr lang-fristig dem Betrieb der Stadien zugute. „Abfall“, „Mobilität“ und insbesondere„Klimaschutz“ lagen dagegen in erster Linie im Zuständigkeitsbereich des OK.Der Klimaschutz subsumiert als Querschnittsaufgabe zwar ebenfalls Energie- undMobilitätsfragen, war aber in der konkreten Umsetzung weitgehend losgelöstvon Stadien oder Städten und damit eine der wesentlichen Aufgaben des OK beiGreen Goal.

Ausgehend von Stadienbesichtigungen und Expertengesprächen mit denBetreibern der WM-Stadien wurden für die vier Umweltbereiche und denKlimaschutz zunächst Leitlinien verabschiedet und eine umfassende Status-quo-Analyse der WM-Stadien angefertigt. Um mögliche Wirkungen von Maßnahmensowohl aus ökologischer als auch aus ökonomischer Sicht abschätzen zu können,wurden exemplarisch erste Umsetzungsmaßnahmen quantitativ beschrieben.Daraus entstanden konkrete und nachprüfbare Umweltziele. Diese Ziele sindunterlegt mit einem Konzept zur Umsetzung und zur Überprüfung der Erfolge.Diese Vorgehensweise ermöglichte eine systematische und umfassendeReduzierung der Umweltauswirkungen der Fußball-WM: Auf die Identifizierungder relevanten Umweltbereiche folgte die detaillierte Status-quo-Analyse, dieAuskunft darüber gibt, wie stark einzelne Abläufe in den Stadien zu denUmweltauswirkungen beitragen. Die Festlegung von quantitativen Umweltzielen

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3 Green Goal – Leitlinien und Ziele

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Leitgedanke für den Bereich Wasser:Im Zentrum steht ein schonender Umgangmit der Ressource Trinkwasser. Dazu gehö-ren: den Verbrauch an Trinkwasser reduzie-ren, Regen-, Oberflächen- und Brunnen-wasser anstelle von Trinkwasser nutzen,Niederschlagswasser naturnah versickernlassen, die Belastung von Abwasser undGrundwasser verringern.

führte zu einer größeren Verbindlichkeit für alle beteiligten Akteure – ein wesent-licher Punkt vor dem Hintergrund, dass die Umsetzung von Maßnahmen undZielen im Rahmen von Green Goal freiwillig war. Nicht zuletzt wurde mit denAnalysen erstmals auch eine Datengrundlage und ein Vergleichsmaßstab fürandere Sportgroßveranstaltungen erarbeitet.

Umweltschutz erfordert Investitionen. Die Maßnahmen im Rahmen von GreenGoal sind aus ökonomischer Sicht dadurch geprägt, dass sich die notwendigenInvestitionen über einen kurzen oder längeren Zeitraum durch Senkung vonBetriebskosten rechnen und in eine Nettoentlastung übergehen. Die Kosten fürTrinkwasser und Energie sind in Deutschland über viele Jahre kontinuierlichgestiegen. Investitionskosten werden durch eingesparte Betriebskosten umsoschneller ausgeglichen, je teurer Wasser und Energie werden. Energiekosten ver-ursachen die höchsten Ausgaben beim Stadionbetrieb, gefolgt von Kosten fürTrink- und Abwasser, Abgaben auf versiegelte Flächen und Kosten für dieAbfallentsorgung.

3.1.1 Verantwortungsvoller Umgang mit Wasser

Wasser ist eine wichtige, schützenswerte Ressource. Ein verantwortungsvollerUmgang mit Wasser ist daher ein wesentlicher Baustein für eine nachhaltigeEntwicklung – auch im alltäglichen Sportbetrieb. Bei der Weltmeisterschaft inDeutschland hatte das Thema Wasser daher einen hohen Stellenwert. ImMittelpunkt standen die Nutzung und der Umgang mit Wasser beim Stadien-und Spielbetrieb, wobei das eigentliche Trinkwassersparen längst nicht der einzi-ge Aspekt war. Zu einem modernen Wassermanagement im Sinne von GreenGoal gehört ebenso die umfassende Nutzung von Regenwasser, die Versickerungvon Niederschlagswasser und andere Maßnahmen, die einen möglichst naturna-hen Wasserkreislauf unterstützen.

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Unterirdische Versickerungsanlagen – wie hier im Stadion Frankfurt – speichern Regenwasserund führen es nach und nach in den natürlichen Wasserkreislauf zurück.

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Das Hauptziel war die Ressourcenscho-nung: Zur Schonung der Trinkwasser-ressourcen wird der Wasserverbrauch derStadien um 20% reduziert.

Weitere Ziele waren: Regenwassernutzung: Der verbleibendeWasserbedarf der Stadien wird zu 20 %durch Regen-, Oberflächen- oderBrunnenwasser gedeckt.

Versiegelung: Um der Flächenversie-gelung entgegenzuwirken und eine natur-nahe Regenwasserbewirtschaftung zuunterstützen, werden für neu zu gestal-tende Flächen, Plätze und Wege wasser-durchlässige Materialien verwendet.

Senkung der Abwasser- und Grund-wasserbelastung: Zur Vermeidung derAb- und Grundwasserbelastung werdenmöglichst umweltfreundliche Mittel für dieStadionreinigung und die Rasenpflege ein-gesetzt sowie die Abwassermengen soweit wie möglich reduziert.

Leitgedanke für den Bereich Abfall:Abfälle gilt es primär weitestgehend zuvermeiden und zu vermindern. Nicht ver-meidbare Abfälle werden umweltfreund-lich verwertet, und nicht verwertbareAbfälle müssen schließlich fachgerechtbeseitigt werden.

Sparpotenziale können bereits beim Bau eines Stadions ausgeschöpft werden –indem beispielsweise bei den technischen Installationen der Sanitäranlagen aufmoderne, Wasser sparende Technik zurückgegriffen wird. Wasser sparendeArmaturen oder Trockenurinale können ebenso noch bei Renovierung undModernisierung von bestehenden Stadien nachträglich eingebaut werden.

Trinkwasser einsparen lässt sich auch im konkreten Spielbetrieb, insbesonderedurch organisatorische Maßnahmen. Ein besonders großes Sparpotenzial birgtdie Nutzung von Regenwasser. Die Regenwasserversickerung adressiert imWesentlichen die direkte Umgebung des Stadions und ist damit vor allem für dieNeugestaltung von Außenflächen, also eher für Stadionneubauten relevant. Ein modernes Wassermanagement ist zwar ein wichtiges Umweltziel – dieMaßnahmen aber laufen „im Hintergrund“ und sind für Zuschauer und Sportlernur selten direkt wahrnehmbar. Für den Betrieb ist primär wichtig, ob der Rasengut bespielbar ist, und weniger, ob er mit Trink- oder mit Regenwasser beregnetwird. Bei Trockenurinalen oder sparsamen Toilettenspülungen kennt nur derExperte die Wassermenge, die dadurch eingespart werden kann. Diese Beispielezeigen: Sport und Ressourcenschutz können Hand in Hand gehen, auch wenn dieVerbindung nicht offensichtlich ist. Es handelt sich um eine klassische Win-Win-Situation – aus Umweltsicht werden Ressourcen gespart, der Betreiber kann seineBetriebskosten senken.

Ein schonender Umgang mit der Ressource Trinkwasser war bei der WM 2006 einwichtiger Baustein für nachhaltiges Handeln. Für die WM-Stadien wurden imHandlungsfeld Wasser daher mehrere Ziele entwickelt.

3.1.2 Abfall vermeiden und umweltgerecht verwerten

Wer in der Nähe eines Stadions oder in der City einer Fußballstadt wohnt, weiß,wie Plätze und Straßen nach Sportgroßveranstaltungen oft aussehen.Weggeworfene Verpackungen, Essensreste und Werbeartikel sind Anlass fürAufregung und Kritik. Das Littering gehört damit zu einem der offensichtlichstenProbleme von Großveranstaltungen. Kein Wunder also, dass kaum ein andererBereich in der öffentlichen Diskussion mehr mit Umweltschutz in Verbindunggebracht wird als das Thema Abfall. Deutschland ist bekannt für sein Know-howund seinen hohen Entwicklungsstand beim Umgang mit Abfallströmen – eineVorreiterrolle, der Green Goal bei der Fußball-Weltmeisterschaft gerecht werdenwollte.

Dem Thema Abfall kommt noch aus einem anderen Aspekt eine besondereBedeutung zu: Abfall ist die sichtbare Schnittstelle zwischen den ökologischenZielen der WM und dem Fußball-Fan. Da die Besucher von Stadien und Fan-Festen den größten Teil der Abfälle erzeugen, sind sie gewissermaßen Teil desAbfallkonzepts.

Bei der Weltmeisterschaft standen im Rahmen von Green Goal die Abfälle, diedurch den Spielbetrieb in den Stadien und deren Umfeld entstanden, imMittelpunkt. Dabei war der Cateringbereich von zentraler Bedeutung. Generellwurden zwei Bereiche unterschieden: der Backstagebereich, wo Speisen undGetränke angeliefert, zubereitet und verkauft werden, und der Bereich, der fürden Zuschauer zugänglich ist und wo der Verzehr der Speisen und Getränkeerfolgt. Ähnliches galt auch für den Bereich des Verkaufs von Fan-Artikeln. Die Grundlagen für eine erfolgreiche Abfallvermeidung wurden „backstage“geschaffen – also in einem Bereich, in dem die Organisatoren zuständig warenund entsprechende Maßnahmen umsetzen konnten. Für eine möglichst umwelt-freundliche Verwertung der verbleibenden Abfälle spielte die getrennte

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3 Green Goal – Leitlinien und Ziele

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Ausgangspunkt im Handlungsfeld Abfallwar das Ziel der Abfallvermeidung:Sowohl in den Stadien als auch im Umfeldder Stadien wurden Maßnahmen zur wei-testgehenden Abfallvermeidung ergriffen.

Darauf aufbauend stand als zentrales Zieldie Abfallreduzierung: Zur Reduzierungder Abfallmengen wurden in allenBereichen möglichst verpackungsfreieSysteme bzw. Mehrwegsysteme genutzt.Die Abfallmenge in den Stadien sowie imUmfeld der Stadien wird um 20 % redu-ziert.

Abfallverwertung: Für die Erfassung vonBiomüll, Leichtverpackungen, Papier, Glasund Restmüll wurden an jedem Standortgetrennte Sammelsysteme eingerichtet,so dass diese Abfallarten vollständig sor-tenrein erfasst werden, um sie ökologischmöglichst hochwertig verwerten zu kön-nen.

Abfallsammlung nach Fraktionen eine wichtige Rolle. Die fachgerechteVerwertung und Beseitigung schließlich erfolgte unabhängig von der WM undden Stadien über die jeweiligen Sortier- bzw. Entsorgungsanlagen derKommunen. Wichtige Bausteine jedes Abfallkonzepts sind auch Information undSensibilisierung. Getrenntsammlung und die Vermeidung von Abfällen fördernein umweltbewusstes Verhalten der Zuschauer und Besucher. Information undUnterweisung der Mitarbeiter im Backstagebereich trugen bei der WM wesent-lich zum Funktionieren des Abfallkonzepts bei.

Abfälle entstehen darüber hinaus auch in Bereichen, die für den Zuschauer weni-ger offensichtlich sind und mit dem eigentlichen Fußballbetrieb nur bedingt zutun haben. Dazu gehörte bei der WM der Bau so genannter temporärerEinrichtungen, wie z. B. der Zentren für Medien oder Volunteers (freiwilligeHelfer). Eine Nachnutzung der Bauten und die weitere Verwendung derAusstattungen standen hier im Sinne der Abfallvermeidung im Vordergrund.

Abfälle gab es bei der WM nicht nur in den Stadien. Das Abfallkonzept vonGreen Goal adressierte daher nicht nur die Arenen und deren direktes Umfeld,sondern auch Haltestellen, Parkplätze, Wege zum Stadion und die offiziellenVeranstaltungsorte der Host Cities. Die Idee: Der Fußball-Fan sollte damit vonder Ankunft am Bahnhof bis zu seiner Rückreise von einem einheitlichen Systemvon Maßnahmen begleitet werden.

Anders als bei Wasser und Energie erfolgte die Weichenstellung für ein funktio-nierendes Abfallkonzept nicht durch die technische Infrastruktur des Stadions,sondern durch konkrete Vorgaben für die verschiedenen Bereiche und Mitar-beiter. Damit lag die Verantwortung für die Umsetzung des Abfallkonzepts in denStadien und deren direktem Umfeld in erster Linie beim OK. Für die Bereiche inder Umgebung der Stadien wurden zwar Vorschläge für ein nachhaltiges Abfall-management unterbreitet. Deren Umsetzung lag aber nicht in der Zuständigkeitdes OK und der Green Goal Akteure.

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Mehrweg wurde großgeschrieben bei der Verpflegung in den Stadien, Brezeln und Brötchen beispielsweise wurden in Mehrwegkisten geliefert und verkauft.

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Leitgedanke für den Bereich Energie:Die Energieeinsparpotenziale bei derAusrichtung der Fußball-WM 2006 wer-den dort, wo es möglich und wirtschaft-lich realisierbar ist, durch moderne techni-sche und organisatorische Maßnahmenausgeschöpft. Die Energie, die zur effi-zienten Ausrichtung der WM erforderlichist, wird möglichst umweltverträglich her-gestellt.

Ausgangspunkt im Energiebereich wardas Ziel zur Erschließung von Effizienz-potenzialen. An allen Standorten werdenEinspar- und Effizienzpotenziale ermitteltund ausgeschöpft.

Im Handlungsfeld Energie wurden zweiHauptziele entwickelt:Reduzierung des Energieverbrauchs: DerEnergieverbrauch der WM-Stadien 2006wird durch eine effiziente Energienutzungum mindestens 20% gesenkt.

Einsatz regenerativer Energieträger: Dieeffiziente Energieversorgung für die FIFAWM 2006 wird so weit wie möglich überregenerative Energieträger erfolgen.

3.1.3 Energie effizient nutzen und umweltverträglichherstellen

Der Betrieb des Stadions braucht im normalen Bundesligabetrieb sowohl Strom,z. B. für die Flutlichtanlage, als auch Wärme für Warmwasser oder Heizung. Beider WM entstand zusätzlicher Strombedarf vor allem durch die umfassendeMedienberichterstattung.

Effiziente Energienutzung, rationelle Energiebereitstellung und der Einsatz rege-nerativer Energieträger sind wesentliche Bestandteile der Klima- und Umwelt-schutzpolitik. In diesem Sinne hatte auch in den WM-Stadien und bei derFußball-WM die Erschließung von Energieeinsparpotenzialen und die Förderungdes Einsatzes regenerativer Energieträger höchste Priorität. Die Bereitstellungvon Strom und Wärme sollte mit möglichst geringen Umweltauswirkungen ver-bunden sein. Das ist vor allen Dingen durch regenerative Energieträger wie Windoder Sonne möglich.

Das OK hat beschlossen, diese Umwelt- und Klimaziele auch für die Ausrichtungder WM 2006 anzustreben.

Ein modernes Fußballstadion ist nicht nur eine Sportstätte, sondern gleichzeitigKonferenzzentrum, Restaurant, Verwaltungstrakt, Fangeschäft oder auchMuseum. Verschließbare Stadiondächer oder mobile Spielfelder sind Ausdruckdes Eventcharakters heutiger Stadien, spiegeln aber auch den deutlich gestiege-nen Komfortanspruch im Fußball wider. Zwangsläufig geht mit diesen komplexenSportstätten ein höherer spezifischer Energiebedarf einher. Teure Multifunktions-arenen erfordern darüber hinaus eine möglichst hohe Auslastung. Anders alsbeim zweiwöchigen Bundesligabetrieb früherer Zeiten findet heute in denStadien eine Vielzahl zusätzlicher kleinerer oder größerer Veranstaltungen statt –das führt zu einer weiteren Steigerung des jährlichen Energiebedarfs.

Dass der Energieverbrauch moderner Fußballstadien nicht noch größer ist, istdem technischen Fortschritt zu verdanken. Flutlichtanlagen beispielsweise habenfrüher einen Großteil des Stroms verbraucht. Heute sind sie meist mit Strahlerngeringerer elektrischer Leistung ausgestattet, die dennoch in der Beleuchtungs-qualität den hohen Ansprüchen für Fernsehübertragungen gerecht werden. DurchGebäudeleittechnik (GLT) können technische Anlagen wie Lüftungsanlagen,Heizung oder Beleuchtung heute bedarfsgerecht gesteuert und am tatsächlichenNutzungsprofil ausgerichtet werden. GLT ist damit ein wichtiges Werkzeug für einumweltgerechtes Energiemanagement der ausgesprochen komplexen Anlagen.

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3 Green Goal – Leitlinien und Ziele

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Leitgedanke für den Bereich Mobilität:Mobilität der Fußball-WM 2006 istumweltfreundlich und effizient zu gestal-ten. Die Vermeidung unnötiger Verkehreund die stärkere Verlagerung auf öffentli-che Verkehrsmittel stehen genauso imMittelpunkt der Aktivitäten wie eine effi-ziente und ökologische Gestaltung beste-hender Verkehrssysteme.

Aufgrund deren Bedeutung für eineumweltfreundliche Mobilität wurdenfolgende zwei Hauptziele festgelegt:

Erhöhung des Anteils des öffentlichenNahverkehrs:Der Anteil für Fahrten zu den WM-Stadienmit dem öffentlichen Nahverkehr wird auf50 % erhöht.

Reduzierung der Klimafolgen derVerkehre:Die Klimafolgen der An- und Abreise-verkehre der FIFA WM 2006 in Deutsch-land werden um 20 % reduziert.

Um die Hauptziele zu unterstützen undden Schutz der Anwohner zu verbessernwurden zwei weitere Ziele formuliert:

Reduzierung der Umweltbelastungen inder Stadionumgebung:Die direkten Umweltbelastungen (z. B.Lärm, Abgase) in der Stadionumgebungwerden möglichst gering gehalten.

Zielgruppenspezifische Gestaltungumweltschonender Verkehrsangebote:Für alle wesentlichen Verkehrssegmenteder FIFA WM 2006 – ausländische Gäste,inländische Gäste, Journalisten, „FIFA-Familie“ und Aktive – werden gezieltumweltschonende Angebote gemacht.

3.1.4 Mobilität umweltfreundlich und effizient gestalten

Der An- und Abreiseverkehr der Zuschauer, Journalisten und Ehrengäste zu denStadien und zwischen den Spielorten während der Fußball-WM war unweigerlichmit Umweltbelastungen verbunden. Auch die Versorgung der Stadien verursachteLiefer- und Wirtschaftsverkehre und damit zusätzliche Umweltbelastungen. Die Reduzierung der Umweltbelastungen aus dem Verkehr ist ein wichtiges Zieleiner nachhaltigen Entwicklung in Deutschland. Es geht dabei um die Vermeidungunnötiger Verkehre, die Verlagerung des Auto- und Flugverkehrs auf umwelt-freundliche Verkehrsmittel wie Bus und Bahn und die umwelteffiziente Gestaltungbestehender Verkehrssysteme zum Beispiel durch den Einsatz umweltfreundlicheralternativer Antriebs- oder Kraftstoffkonzepte. Diese Ziele einer nachhaltigerenMobilität lassen sich auf die Planung und vor allen Dingen die Ausrichtung derFußball-WM übertragen. Der Leitgedanke für nachhaltiges Handeln bei der FIFAWM 2006 greift daher die obigen Punkte auf und resultiert in der Forderung nacheiner nachhaltigeren Mobilität zur Ausrichtung der Fußball-WM.

Lediglich 40 % der Zuschauer reisten – das ergaben Auswertungen der Städte zuBeginn der Planungen – mit dem öffentlichen Nahverkehr zu den zwölf Stadiender WM. Im Vergleich zum Auto bieten Busse und Bahnen aber ökologischeVorteile: Sie emittieren weniger Abgase und Treibhausgase, die Zahl der Verkehrs-unfälle ist deutlich niedriger als beim Auto, sie belasten die Anwohner der Stadiennicht durch Parkverkehr. Daher galt es zur WM, den Anteil der Zuschauer zuerhöhen, die umweltfreundlich mit dem ÖPNV zum Stadion fahren. Weiterhinwurde angestrebt, die Anwohner der Stadien möglichst wenig mit Abgasen undLärm zusätzlich zu belasten.

Analysen im Vorfeld der WM zeigen aber auch, dass insbesondere die Treibhaus-gasemissionen der WM-Verkehre große Relevanz haben. Sie resultieren vor allemaus den Fahrten zwischen den WM-Städten. Eine nennenswerte Reduzierung dergesamten Treibhausgasemissionen der WM kann nur über eine Senkung derEmissionen aus dem Verkehr realisiert werden. Dies zu erreichen, wurde dahererklärtes Ziel von Green Goal. Was wiederum bedeutete, dass, neben der Vermei-dung unnötiger Verkehre, Fahrten zwischen den WM-Städten statt mit Auto undFlugzeug klimaschonend mit Bahn und Reisebus erfolgen sollten. Um dies zuerreichen, mussten passende Angebote für alle Zuschauergruppen – d. h. für in-und ausländische Fans, Journalisten, Partner und Förderer der WM sowie Sport-funktionäre – entwickelt und beworben werden. Dies war daher eine weitereAufgabe von Green Goal.

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Die Mehrzahl der WM-Besucher reiste umweltverträglich mit der Bahn an, das eigene Auto wurde weniger genutzt.

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Klimaneutralität: Die Bildung von klima-schädigenden Treibhausgasemissionen beider Ausrichtung der FIFA WM 2006 wirdmöglichst vermieden bzw. reduziert. InDeutschland entstehende, nicht vermeid-bare Treibhausgasemissionen werdendurch Investitionen in Klimaschutzprojektean anderer Stelle kompensiert.

3.1.5 Die erste klimaneutrale Fußball-Weltmeisterschaft

Der Schutz des Klimas ist weltweit eine der wichtigsten Aufgaben derUmweltpolitik und wird von breiten Bevölkerungsschichten als eines der größtenökologischen Probleme wahrgenommen. Daher war es Ziel von Green Goal,negative Effekte der WM auf das globale Klima möglichst zu vermeiden. Zumherausragenden Leitbild von Green Goal wurde – bezogen auf die Emissionen inDeutschland – die klimaneutrale Ausrichtung der Fußball-Weltmeisterschaft 2006.Von Anfang an war klar, dass die Ausrichtung der WM zwangsläufig die Emissionvon zusätzlichen Treibhausgasen mit sich bringen würde – in erster Linie verur-sacht durch den Reiseverkehr. Um das Ziel der Klimaneutralität in Deutschlandrealisieren zu können, waren drei wesentliche Schritte vorgesehen. Zuallererst galtes, durch Einspar- und Effizienztechnologien den Energieverbrauch so weit alsmöglich zu reduzieren. Der verbleibende Energiebedarf sollte möglichst durchregenerative Energieträger abgedeckt werden. Die in Deutschland entstehendenund unvermeidbaren Treibhausgasemissionen sollten über Investitionen in denKlimaschutz an anderer Stelle kompensiert werden.

Die WM 2006 in Deutschland hatte damit erstmals für eine Fußball-Weltmeister-schaft Klimaneutralität als übergeordnetes Umweltziel.

Weitere Umweltbereiche

Neben den vier zentralen Schwerpunktthemen Wasser, Abfall, Energie undMobilität sowie dem übergeordneten Handlungsfeld Klimaneutralität werden vonGreen Goal zusätzliche Umweltbereiche adressiert, die für eine umweltfreundli-che Fußball-WM von Bedeutung sind. Dazu gehörten beispielsweise – soweit

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3 Green Goal – Leitlinien und Ziele

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dies aufgrund des fortgeschrittenen Planungs- bzw. Umsetzungsstandes zuBeginn von Green Goal noch möglich war – der umweltfreundliche Neu- undUmbau der Stadien sowie die Errichtung der Medienzentren und anderer tempo-rärer Bauten unter Berücksichtigung ökologischer Kriterien. Der WM-Tourismuswurde insoweit einbezogen, indem die Übernachtungen der Stadionbesuchermit ihrem Strom- und Wärmeverbrauch in der Klimabilanz Berücksichtigung fan-den. Die ökologischen Auswirkungen der Reisen der Gäste zwischen den WM-Standorten wurden zudem über den Mobilitätsbereich adressiert.

Für das Merchandising hat Green Goal erste Anforderungen für eine nachhaltigeProduktion von Fanartikeln und für umweltfreundliche Verpackungen definiert. Daeine Umsetzung aufgrund der unterschiedlichen Zuständigkeiten – Green Goalbeim OK auf der einen Seite und Merchandising bei der FIFA auf der anderenSeite – sowie bereits bestehender Vertragsverhältnisse nicht möglich war, könnendiese Arbeiten als Grundlage für die Anwendung bei zukünftigen Fußball-Weltmeisterschaften dienen. Für das Catering wurden Möglichkeiten zur Ver-wendung von regionalen Speisen und Bioprodukten geprüft. In diesem Rahmenwurde die Initiative „Regionen Aktiv“ zur Vermarktung regionaler Produkte imDortmunder Stadion begleitet. Eine Umsetzung während der Weltmeisterschaftwar in den Stadien jedoch nicht möglich.

3.1.6 Grundlagen der quantitativen Ziele

Die Stadionwelt in Deutschland zeigt ein breites Spektrum – vom „klassischen“Fußballstadion, das im Wesentlichen auf die zweiwöchentliche Bundesliga ausge-legt ist, bis hin zur Multifunktionsarena, die längst nicht mehr nur dem Fußballoffen steht. Die zwölf WM-Stadien konnten im Hinblick auf die Zuschauer-kapazität, die technische Infrastruktur und die Art der Nutzung daher nicht aufeinen gemeinsamen Nenner gebracht werden.

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Die Photovoltaikanlagen in den WM-Stadien – hier beim Stadion in Dortmund – leisteten einenBeitrag zur umweltfreundlichen Stromproduktion.

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Für Green Goal bedeutete das: Es ist nicht zielführend, allgemeingültigeUmweltstandards oder Kennzahlen, z.B. Energie- oder Wasserverbrauch pro Spieloder pro Stadion, zu definieren. Zum Beispiel kann der Energieverbrauch einesStadions, das nur an Wochenenden seine Pforten öffnet, mit dem Energiever-brauch einer Arena mit durchgehend geöffnetem Gastronomiebetrieb, einemgroßen Verwaltungstrakt oder zusätzlicher gewerblicher Nutzung nicht verglichenwerden. Auch wurden bei der FIFA WM 2002 in Südkorea/Japan, der EURO 2004in Portugal oder bei vorherigen Veranstaltungen Abfallmengen oder Verbrauchs-werte für z. B. Wasser nicht systematisch erfasst. Für die Green Goal Umweltzielestanden damit weder Vergleichswerte früherer Weltmeisterschaften noch sonsti-ge allgemeingültige Umweltkennzahlen als Bezugsgröße zur Verfügung.Alternativ bot sich an, jede spezifische, in einem Stadion durchgeführteUmweltmaßnahme damit zu vergleichen, wie hoch der Ressourcenverbrauchohne diese Maßnahme gewesen wäre: Wie viel Strom wurde durch den Einsatzvon Energiesparlampen eingespart? Um wie viel wurde der Energieverbrauchdurch eine Wärmerückgewinnungsanlage reduziert?

Die Abfall-, Wasser- und Energiebilanz der WM umfasste den komplettenZeitraum, für den die Stadien an die WM-Organisation übergeben wurden –angefangen zwei Wochen vor dem ersten Spiel bis kurz nach dem letzten Spielim jeweiligen Stadion. Dabei galt es zu bedenken, dass ein Bundesligaspiel nichtmit einem Spiel bei der WM vergleichbar ist. Ein einfaches Stadion verwandeltesich für einige Wochen in eine kleine „WM-Stadt“ mit zusätzlichen temporärenEinrichtungen wie z. B. Medienzentren, Hospitality-Zelte, Volunteerbereiche oderauch die Anlagen zur TV-Übertragung. Die Bilanzen bezogen sich dabei generellauf den Verantwortungsbereich des OK, d. h. auf das Stadion und dessen direk-tes Umfeld innerhalb des äußeren Sicherheitsringes.

Als Datengrundlage für die Überprüfung der Green Goal Ziele dienten die tat-sächlich entstandenen Abfallmengen oder der konkrete Wasserverbrauch.Referenz dazu waren die Mengen bzw. Verbräuche, die ohne Maßnahmen zumUmwelt- und Ressourcenschutz entstanden wären. Die Differenz schließlich bezif-fert die erzielte Einsparung. Wichtig dabei: Es ging nicht darum, dass jedesStadion für sich genommen die quantitativen Ziele von Green Goal erreicht.Vielmehr sollten die vorgegebenen Einsparungen durch die Summe derAktivitäten aller zwölf Stadien gemeinsam verwirklicht werden.

Während im Abfallbereich die Ziele auf die Müllmenge der WM bezogen wur-den, waren für die Energie- und Wasserziele die Jahresverbräuche im Jahr 2005die Bezugsgrößen. Der Grund: Für die Energieversorgung wurde während derWM die technische Infrastruktur der Stadien genutzt. Da Green Goal zu einerlangfristig wirksamen Reduktion des Energiebedarfs beitragen soll, adressiertendie Energieziele und Maßnahmen in erster Linie nicht den kurzen WM-Zeitraum,sondern den normalen Ligabetrieb der Stadien. Nur so konnte auch gewährleis-tet werden, dass Einsparmaßnahmen im Bereich der Wärmeenergie Berücksichti-gung fanden. Während der WM selbst war der Wärmebedarf von geringererBedeutung.

Ähnliches galt für den Wasserbereich. Der Wasserverbrauch im Stadion ist überdas Jahr gesehen starken Schwankungen unterlegen. Naturgemäß muss imSommer am meisten beregnet werden, die Einsparungen durch Regenwasser-nutzung sind dann also am größten. Während der WM herrschte Hochsommer.Würde man das Green Goal Ziel der Trinkwassereinsparung nur auf den heißenWM-Zeitraum beziehen, würde die Regenwassernutzung überproportionalgewichtet. Sinnvoller, auch im Vergleich mit dem Bundesligabetrieb, war eine

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3 Green Goal – Leitlinien und Ziele

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ganzjährige Betrachtung. Nur über das Jahr gemittelt konnte ein objektives Bildder Einsparungen erzielt werden. Die Bilanzierung der Maßnahmen im BereichWasser erfolgte daher ebenfalls bezogen auf den Jahresverbrauch 2005. Für dieWeltmeisterschaft fand anschließend eine Umrechnung auf Basis der prozentua-len Ressourceneinsparung aus dem Jahresbetrieb und den Verbrauchswerten imWM-Zeitraum statt.

Für die Berechnung der Abfallströme oder der Energie- und Wasserverbrauchs-daten konnte auf die WM- oder Bundesliga-Daten zurückgegriffen werden. Einevollständige Erfassung der WM-Verkehrsströme lag hingegen nicht vor. Lediglichvereinzelt wurden WM-Verkehrsdaten (z.B. duch Zählungen oder Zuschauer-befragungen) erhoben. Da Verkehrsdaten der Bundesliga nicht auf die WM über-tragbar waren, wurde der gesamte WM-Verkehr über einen so genannten„Szenarioansatz“ ermittelt. Basierend auf den vorliegenden Daten (z.B. Angabenzur durchschnittlichen Reiseweite, zur Verkehrsmittelnutzung) erfolgte eineBerechnung der Verkehrsleistung differenziert nach Besuchergruppen undVerkehrsmitteln. Da dieser Ansatz die zur WM umgesetzten Green Goal Maß-nahmen bereits berücksichtigt, wurde in einem zweiten Szenario berechnet, wel-che Auswirkungen das Fehlen der Maßnahmen (z.B. das Fehlen eines Kombi-tickets zur kostenlosen Nutzung des öffentliche Nahverkehrs) hätte. Die Differenzbeider Szenarien spiegelt dann die Wirkung der Green Goal Maßnahmen wider.

In Vorbereitung auf die WM wurden alle zwölf teilnehmenden Stadien umgebaut,modernisiert, erweitert oder gar neu gebaut – die einen früher, die anderen spä-ter. Zentrale Frage für Green Goal: Welche der zahlreichen Maßnahmen,Installationen und Aktivitäten wurden für die Erreichung der Umweltziele ange-rechnet? Angerechnet wurden zunächst Maßnahmen, die konkret durch Beratungbeeinflusst wurden, außerdem Aktivitäten, für die Green Goal den Rahmen vor-gab oder das passende Umfeld schuf. Aber auch „ältere“ Maßnahmen zumUmwelt- und Ressourcenschutz, die bereits vor dem Jahr 2001 aber mit Blick aufdie WM 2006 realisiert waren, flossen in die Berechnungen mit ein. Green Goalversteht sich nicht nur als Konzept, das originäre Green Goal Maßnahmen sub-summiert, sondern auch als Plattform für die Darstellung von Vorzeigeprojektenund Umweltschutz in Stadien, deren Neu- oder Umbau schon in den Jahrenzuvor realisiert wurde.

Nicht eingerechnet wurden dagegen allgemein in Fußballstadien üblicheStandards. Genauso wenig fanden Maßnahmen Berücksichtigung, die schonlange Bestand hatten und nicht im Rahmen einer Modernisierung für die WMrealisiert wurden.

3.2 Kampagnen und Kommunikation

Die Fußball-WM 2006 war ein Großereignis. Bei den Spielen wurden mehr alsdrei Millionen Zuschauer zu Gast in den Stadien erwartet, weitaus mehr verfolg-ten weltweit das Geschehen an den Bildschirmen. Damit bot sich ein großesPotenzial, die breite Öffentlichkeit und den Fußballfan für das Thema Umweltund Klimaschutz zu sensibilisieren. Hierfür wurden zwei Wege gewählt. Zumeinen wurde durch Berichterstattung über Green Goal auf das Thema aufmerk-sam gemacht. Zum anderen wurden Projekte und Kampagnen initiiert, die denGreen Goal Gedanken über den engen Rahmen der eigentlichen WM-Akteurehinaus in breite Bevölkerungsschichten trugen.

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Green Goal war fester Bestandteil innerhalb der Kommunikation über die Welt-meisterschaft. Wichtiger Kommunikationskanal für Green Goal war das Internet.Die eigene Green Goal Website http://greengoal.fifaworldcup.yahoo.net wurdezum zentralen Medium für die Information der Öffentlichkeit über aktuelleEntwicklungen, Ziele, Hintergründe und Akteure von Green Goal. Für Fernsehen,Rundfunk und Presse wurde daneben die Ausrichtung von Pressekonferenzen zuGreen Goal ein wesentlicher Faktor. Dabei erwies sich für die Wahrnehmung vorallem im Ausland die Zusammenarbeit mit UNEP und Green Goal BotschafterProf. Dr. Klaus Töpfer als ein wichtiger Schritt.

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3 Green Goal – Leitlinien und Ziele

Umweltfreundlich unterwegs: Dr. Theo Zwanziger überreicht die BahnCard 100 für das deutscheTeam an Oliver Bierhoff.

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Gemeinsam mit dem Bundesumweltministerium wurde ein Projekt initiiert, dasNatur- und Umweltschutz in deutschen Fußballvereinen thematisierte. In den WM-Städten wurden im Vorfeld des Turniers Green Goal Arbeitskreise angeregt, diekommunale Umweltprojekte entwickeln sollten. Die offiziellen Green GoalPartner, Förderer und Unterstützer, die die Umsetzung von Green Goal unterstüt-zen, wurden zum einen in die Kommunikation von Green Goal eingebunden,zum anderen nutzten sie das Projekt für eigene Öffentlichkeitsarbeit undMarketing. Eine Sportgroßveranstaltung bietet die Chance, nachhaltigenUmweltschutz als Bestandteil moderner Planung zu definieren. Die Integrationvon Green Goal in Planung und Gestaltung der Fußball-WM war nicht zuletzt einwichtiger Schritt, um die Akteure der Fußballwelt mit ökologischen Fragen ver-traut zu machen. Damit verbunden war der Gedanke, das Thema Umwelt langfri-stig im internationalen und nationalen Fußballsport zu verankern. Mit Green Goalals Vorbild war es Ziel, Umwelt als integrativen Bestandteil zukünftiger Welt- undEuropameisterschaften zu positionieren.

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4 Green Goal – die Umsetzung

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Die Umsetzung des Umweltkonzepts wareine Herausforderung für alle Beteiligten.Zum einen gab es keine Erfahrungen ausanderen Fußball-Welt- oder Europa-meisterschaften, auf die zurückgegriffenhätte werden können. Zum anderen wur-den mit den ambitionierten messbarenUmweltzielen oder auch dem Mechanis-mus zur freiwilligen KlimakompensationProjekte durchgeführt, die überhaupt beiSportgroßveranstaltungen in der Artnoch nicht zur Anwendunge gekommenwaren. Gerade im Hinblick auf das Errei-chen der anspruchsvollen Ziele war derEffekt einzelner Umweltmaßnahmen imVorfeld nur schwer abschätzbar. Zudemwar der Spielraum für Umweltschutz-maßnahmen eingegrenzt, da viele WM-Stadien schon weit in der Planung undUmbauphase waren, als Green Goal™mit der Umsetzung begann.

In den nächsten Kapiteln werden die imRahmen von Green Goal ergriffenenMaßnahmen in den HandlungsfeldernWasser, Abfall, Energie, Mobilität undKlima detailliert vorgestellt und derenBeitrag zur Zielerreichung analysiert.Eine Reduzierung der Umweltauswirkun-gen kann auch durch die Einführungeines systematischen Umweltmanage-ments in den Stadien erreicht werden.Da sich diese Maßnahme nicht einemeinzelnen Handlungsfeld zuordnen lässt,werden im Folgenden vorab die beimUmweltmanagement erzielten Erfolgevorgestellt.

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Umweltmanagement

Erfolgreicher Umweltschutz basiert nicht nur auf innovativer Technik, sondernebenso auf einem intelligenten Management. Dem Umweltmanagement kommtdaher im Rahmen von Green Goal eine wichtige Rolle zu. Unter dem gemeinsa-men „Dach“ eines gezielten Managements können die Themen Wasser, Abfallund Energie adressiert werden, was wesentlich zu einem umweltfreundlichenBetrieb der Stadien beiträgt.

Einige WM-Stadien haben ein offizielles und formales Managementsystemumgesetzt. Die Stadien von Nürnberg (Januar 2006) und München (Mai 2006)wurden vor der WM offiziell zertifiziert und sind damit europaweit die beidenersten Fußballstadien, die die Vorgaben des europäischen Umweltmanage-mentsystems EMAS umgesetzt haben. Die Norm verpflichtet die Stadion-Verantwortlichen beispielsweise dazu, den Umweltschutz kontinuierlich zu verbes-sern. EMAS sieht regelmäßige Kontrollen vor, ob die selbst gesteckten Ziele aucherreicht wurden. Ein anderes Umweltmanagementsystem ist Ökoprofit, das imGegensatz zu EMAS aber keine kontinuierliche Weiterentwicklung desUmweltschutzes vorsieht. Ökoprofit wurde in Hamburg und Gelsenkirchen bereitsnach der Eröffnung der beiden neuen Stadien durchgeführt. Dortmund undKaiserslautern wenden Ökoprofit derzeit an.

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4 Green Goal – die Umsetzung

Die Arena München hat Umweltschutz in den all-täglichen Betrieb integriert: Sie wurde nach demeuropäischen Umweltmanagementsystem EMASzertifiziert. Der bayrische Umweltminister WernerSchnappauf (Mitte) und Karl-Heinz Rummenigge,Präsident des FC Bayern München, bei der Über-reichung der Urkunde.

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Fußballstadien haben hohe Betriebskosten. Daher kann davon ausgegangenwerden, dass auch ohne ein formales Umweltmanagementsystem in allen Stadienauf einen ressourcensparenden Betrieb geachtet wird. Allerdings hat sichgezeigt, dass das Umweltbewusstsein im Hinblick auf einen ressourceneffizientenBetrieb unterschiedlich stark ausgeprägt ist. In diesem Zusammenhang kann dasStadion in Stuttgart sicherlich als ein gutes Modell angesehen werden. In Zusam-menarbeit mit Umweltamt bzw. Energiereferat der Stadt wird eine Beratungdurchgeführt, wie Einsparpotenziale identifiziert und ausgeschöpft werden können.Über ein automatisiertes Controlling werden Energie- und Wasserverbrauchkontinuierlich überwacht, bestimmte Maßnahmen wie z.B. der Bau der Regen-wasserzisterne werden über ein stadtinternes Contracting finanziert.

Dem Umweltmanagement kommt auch deshalb eine wichtige Rolle zu, da durchverbessertes Management eine kontinuierliche Optimierung des Betriebeserreicht werden kann. Hingegen konnten zusätzliche Baumaßnahmen je nachPlanungsstand und vorliegenden Rahmenbedingungen nur mit beträchtlichemZusatzaufwand umgesetzt werden. Das Beispiel der Münchner Arena zeigt, welche Einsparungen durch ein optimiertes Management erzielt werden. Dortwurde der tägliche Strombedarf seit Inbetriebnahme des Stadions ungefähr halbiert – eine Einsparung, die weit über das „normale“ Einfahren von Anlagenhinausgeht.

In Stadien, die erst kurz vor der WM den regulären Betrieb aufgenommen haben,werden sich zusätzliche Effizienzpotenziale erst im kommenden Alltagsbetrieberschließen. Das gilt beispielsweise für das Berliner Olympiastadion, das zusam-men mit einem externen Berater einen Energiecheck durchgeführt und deutlicheEinsparpotenziale identifiziert hat. Sie sollen durch ein optimiertes Energiemana-gement im weiteren Betrieb umgesetzt werden. Auch die Stadionbetreiber inFrankfurt werden von einem externen Dienstleister hinsichtlich einer Energie-optimierung beraten. Auch hier ist mit einer deutlichen Minderung des jährlichenEnergiebedarfs zu rechnen.

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4.1 Handlungsfeld Wasser

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Die Analyse der WM-Stadien imBundesligabetrieb hat gezeigt, dassWasser für verschiedene Anwendungs-bereiche und in unterschiedlichstenMengen benötigt wird. GrößterWasserverbraucher ist der Sanitär-bereich, also Toiletten- und Urinal-spülungen, Waschbecken, Duschen undEntspannungsbäder. Viel Wasser benö-tigt daneben die Beregnung desSpielfelds. Weitere wesentliche Verbrau-cher sind Gastronomiebetrieb undStadionreinigung. Je nach Lage bzw.Umfeld des Stadions kann auch dieBeregnung der Grünanlagen oderTrainingsplätze im Umfeld eine bedeu-tende Rolle spielen.

Bau der Regenwasserzisterne im Stadion Nürnberg.

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Der jährliche Wasserbedarf eines Stadions wird durch eine Reihe von Faktorenbestimmt. Entscheidenden Einfluss haben die Anzahl der Veranstaltungen unddie Zuschauerzahlen. Beispielsweise hängt der Wasserbedarf für die Stadion-reinigung oder den Cateringbereich von der Anzahl der Veranstaltungen ab.Anzahl und Art der Veranstaltungen bestimmen auch die jährliche Gesamt-zuschauerzahl. Der Wasserverbrauch für Toiletten, Urinale und Wascharmaturenwird entscheidend von der Anzahl der Zuschauer beeinflusst, dabei spielen derenVerweildauer und Konsumverhalten eine Rolle. Für die Beregnung desSpielfeldes und der Außenanlagen ist die lokale Niederschlagsmenge ein wichti-ger Faktor. Daneben beeinflussen technische Anlagen bzw. Armaturen denTrinkwasserbedarf der Stadien. Auch das Wassermanagement während desBetriebs hat direkte Auswirkungen auf den Verbrauch. Typische Jahres-verbrauchswerte der WM-Stadien liegen bei 10.000 bis 20.000 m3 Wasser.

Die Stadienvielfalt und die oben genannten Einflüsse führen zu großen Schwan-kungen bei den Verbrauchsmengen. Zur Senkung des Trinkwasserverbrauchswurde während der WM auf die vorhandene Infrastruktur zurückgegriffen. Fürden kurzen Mietzeitraum der WM waren keine zusätzlichen Maßnahmen in denStadien sinnvoll und notwendig. Für temporäre Einrichtungen wie beispielsweiseMedien-Zelte wurden im Bedarfsfall Sanitäreinrichtungen geliehen.

4.1.1 Maßnahmen Wasser

Die Möglichkeiten, Wasser zu sparen und den Verbrauch zu mindern, sind groß.Mit teilweise recht einfachen und relativ kostengünstigen Techniken lassen sichbereits wirksame Effekte erzielen. Nachfolgend werden die Maßnahmen genanntund erläutert, die in den Stadien umgesetzt wurden.

Trinkwassereinsparung

RegenwassernutzungDie Bewässerung des Spielfelds ist ein wesentlicher Wasserverbraucher. Was alsoliegt näher, nicht teuer aufbereitetes Trinkwasser, sondern kostenlosen Regen fürdie notwendige Bewässerung zu nutzen? In den WM-Stadien Berlin, Frankfurt,Nürnberg und Stuttgart wurden entsprechende Maßnahmen umgesetzt.

Bei der Modernisierung des Stadions in Nürnberg entstanden für knapp 1.000 m3

außerhalb der Tribünen drei unterirdische Betonspeicher. Die Zisternen sammelndas Wasser von 17.000 m2 Sportfläche, von rund 12.000 m2 Stadiondach, außer-dem von Gehwegen und Plätzen. Aus den Speicherbehältern können Spielfeldund zwei benachbarte Trainingsplätze, aber auch der VIP-Parkplatz und dieLiegewiesen des benachbarten Freibads beregnet werden.

Auch im Stuttgarter Stadion wurde ein Regenwasserspeicher im Zuge derModernisierung nachträglich errichtet. Er hat ein Speichervolumen von 350 m3

und sammelt die Niederschläge von ca. 14.000 m2 Dachfläche. Das Wasser dientder Bewässerung des Spielfelds und kann – bei ausreichend Niederschlag – auchganzjährig für Toilettenspülung und Reinigung verwendet werden. Auch inFrankfurt wird der Regen von der Stadionüberdachung gesammelt. Ungefähr dieHälfte davon gelangt in zwei Regenwasserspeicher mit einem nutzbarenSpeichervolumen von rund 200 m3. Mit dem Wasser werden das Spielfeld bereg-net und die Toiletten gespült.

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4.1 Handlungsfeld Wasser

Prozentuale Wasserverwendung in ausgewähltenWM-Stadien (Bundesligabetrieb)

Good-Practice-BeispielBerlin rechnet mit dem RegenDas Wassermanagement im Berliner Olym-piastadion gilt in der Fachwelt als Maßstab inder Regenwasserbewirtschaftung modernerStadien. Herzstück ist eine unterirdischeZisterne, die 1.730 m3 Regen aufnehmenkann – rein rechnerisch genug, um dasgesamte Spielfeld im Olympiastadion rundzehnmal gründlich zu bewässern. Mit 21 mDurchmesser und 11 m Höhe ist sie die größ-te Zisterne in der europäischen Fußballweltund eine der mächtigsten in Deutschland.Der begehbare Betonbehälter hat ein nutzba-res Speichervolumen von ca. 1.400 m3.Rund die Hälfte des Regenwassers, das aufdie 42.000 m2 Stadiondach fällt, wird in derZisterne aufgefangen. Drei Pumpen mit einerLeistung von etwa 90.000 l pro Stunde för-dern das gefilterte Regenwasser von derZisterne in die Bewässerungsanlage. Damitwerden Spielfeld, aber vor allem auch diegroßen Grünflächen im Stadionumfeldbewässert. Der Betreiber kann seine Wasserkosten redu-zieren, da er nach ersten Abschätzungenrund 15.000 m3 Trinkwasser pro Jahr einspart.

Toiletten undUrinale

43%

Gastronomie 4%Sonstiges 8%

Spielfeld 29%

Außenan-lagen 2%

Duschen und Entspannungs-bäder 3%

Waschbecken 11%

Innenansicht der Regenwasserzisterne des BerlinerOlympiastadions.

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Das Stadion in Hannover liegt in unmittelbarer Nachbarschaft von Ihme, Leineund Maschsee. Für die Beregnung des Spielfelds sowie zweier Trainingsplätzewird kein Trinkwasser, sondern Oberflächenwasser genutzt. Ähnlich auch inHamburg – dort werden Spielfeld und zwei Nebenspielfelder mit Wasser, daskeine Trinkwasserqualität hat und aus erneuerten Brunnen kommt, beregnet.In der Summe setzen damit nur noch die Hälfte aller WM-Stadien Trinkwasser fürdie Spielfeldberegnung ein.

SanitäranlagenUrinale ohne Wasserspülung sind eine im Sportbetrieb längst nicht alltäglicheSanitärtechnik, dabei können sie den Wasserverbrauch erheblich senken. Wasser-gespülte Einzelurinale benötigen für eine komplette Spülung zwischen 1,5 und 3 l.In den vier WM-Stadien Hannover, Kaiserslautern, Nürnberg und Stuttgart wurdendagegen Trockenurinale und wasserfreie Urinalrinnen installiert. Durch spezielleOberflächenmaterialien, Siphons oder Membranen wird bei diesen Systemen derGeruchsbildung entgegengewirkt. Auch bei den Toiletten wurden Sparpotenziale genutzt. Als Standard in Stadiengilt die 6-l-Spülung. In Gelsenkirchen wurden hingegen 4,5-l-Toiletten installiert,in Berlin gibt es 3-l-Spülkästen, in Dortmund wurden 10-l-Spülkästen durch 5-l-Spülungen ersetzt. Toiletten mit Spül-Stopp-Taste gehören zum Standard undsind in fast allen Stadien vorhanden.

WascharmaturenIn allen Stadien sind Waschbecken zum größten Teil mit Armaturen ausgestattet,die die Durchflusszeiten begrenzen und den Wasserfluss automatisch stoppen.Zum Einsatz kommen sowohl mechanische Selbstschlussarmaturen als auch opto-elektronische Armaturen. Im Vergleich zu Einhebelmischern oder Zwei-Griff-Armaturen können damit bis zu 50 % des Wassers eingespart werden. DassWassersparen nicht teuer sein muss, sondern sich recht schnell bezahlt macht,zeigt das Beispiel so genannter Durchflussbegrenzer, die auf Wascharmaturenaufgeschraubt werden können. Durch sie wird der Wasserdurchfluss auf 3 bis 4 lpro Minute reduziert. Auch sie können bis zur Hälfte des Wassers einsparen.Für die Nutzung nach den Spielen stehen Entspannungsbecken mit einemVolumen von ca. 10 m3 für die Spieler zur Verfügung. Je nach Betriebsweise müs-sen die Becken nach jedem Spiel neu befüllt werden. In Frankfurt ist man hierneue Wege gegangen und hat Einzelwannen installiert. Diese benötigen wenigerWasser pro Füllung und müssen auch nur nach Bedarf gefüllt werden.

WassermanagementTechnik allein führt nicht zum Ziel – zum erfolgreichen Wassermanagement gehö-ren eine regelmäßige Kontrolle und Wartung von Armaturen und Anlagen. Inallen Stadien hat eine verbesserte Betriebsführung zum Wassersparen beigetra-gen. Diese Einsparungen sind aber nur schwer quantifizierbar, da vergleichbareVerbrauchswerte über einen längeren Zeitraum nicht zur Verfügung stehen. Einwichtiger Beitrag zum Wassermanagement ist eine optimierte Steuerung der imfestgelegten Rhythmus gespülten Urinale. Bei Spielen mit geringen Zuschauer-zahlen kann zudem ein Teil der Sanitärräume abgesperrt werden. Im StadionStuttgart wird über ein EDV-gestütztes, kontinuierliches Controlling der Wasser-verbrauch des Stadions erfasst. Auf diese Weise können Schäden zeitnah ent-deckt und behoben werden, wodurch sowohl Folgekosten als auch Trinkwasser-verluste reduziert werden.

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Der Sanitärbereich ist in Fußballstadien der größteWasserverbraucher.

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Good-Practice-BeispielFrankfurt versickertRegenwasser

Frankfurt hat unter allen WM-Stadien diegrößte unterirdische Rigolenanlage zurVersickerung von Regenwasser. Hierwurde ein Rigolensystem errichtet, dasalle Niederschläge von den Dachflächenaufnehmen und speichern kann. Ein Teilder Niederschläge wird direkt im Stadionverwendet, der größte Teil aber gelangtin insgesamt vier Rigolensysteme, diezusammen aus 9.000 einzelnen Kunststoff-blöcken mit einem Gesamtvolumen von1.715 m3 bestehen. In diesen Kunststoff-hohlkörpern wird überschüssiges Regen-wasser zwischengespeichert und kannohne Staunässe oder gar Überschwem-mungen langsam ins umgebende Erdreichversickern. Die Rigolen sind mit einerZisterne verbunden: Ist die Zisterne voll,fließt überschüssiges Wasser in die unter-irdischen Speicher ab. Niederschläge ver-sickern außerdem gezielt über Mulden und direkt über die wasserdurchlässigbefestigten Stadionflächen undParkplätze.

Regenwasserversickerung und EntsiegelungWo Regenwasser versickern kann, wird Grundwasser neu gebildet, ein naturnaherWasserkreislauf gefördert und die Kanalisation entlastet.

Technisches Herzstück der Versickerung sind Rigolen – unterirdische Hohlkörperaus Kunststoff, die das Wasser speichern und langsam abgeben. Rigolensystemewurden in den Stadien von Frankfurt und Berlin installiert. Anders funktioniert dieVersickerung im Münchner Stadion. Hier gelangt der Regen beispielsweise vonDachflächen und Wegen in unterirdische Absetzbehälter aus Beton. Von dort auswerden die Niederschläge über ein System von Kunststoffrohren in den Unter-grund versickert. In Gelsenkirchen, Nürnberg, Dortmund und Hamburg wirdNiederschlagswasser, das nicht direkt über wasserdurchlässige Flächen versickert,in nahe gelegene Teiche und Bäche abgeleitet und dadurch dem Grundwasserzugeführt.

Zur Regenwasserversickerung trägt auch die Gestaltung von Flächen, Wegen undPlätzen bei. Die Verwendung von wasserdurchlässigen Materialien zumindest aufneu errichteten Parkplätzen ist Standard und wurde bei den WM-Stadien reali-siert – wenn auch in Bezug auf Materialart und Fläche in unterschiedlichemAusmaß. In Köln beispielsweise bestehen die Parkplatzoberflächen aus Wabenaus Recyclingkunststoff, die mit Sand und Erde gefüllt und begrünt wurden. InNürnberg entstanden rund 15.000 m2 neue Parkplätze mit durchlässigemSchotterrasen und Rasenfugenpflaster.

Wo gebaut wird, werden in aller Regel Flächen versiegelt. Anders in Leipzig.Beim Neubau und der Verkleinerung des Zentralstadions wurde Wert auf eineEntsiegelung gelegt. Beim alten Stadion waren die Zuschauertribünen festerBestandteil eines Trümmerschuttwalls. Das kleinere, neue Zentralstadion wurde inden Wall integriert, Treppen und Wege rückgebaut und entsiegelte Flächenrenaturiert. Auch im Umfeld des Dortmunder Stadions wurden, initiiert durch den

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4.1 Maßnahmen Wasser

Viele Parkplätze der Stadien sind wasserdurchlässigbefestigt. In Köln kamen Platten aus Recycling-kunststoff zum Einsatz.

Um die versiegelten Flächen möglichst klein zu halten, wurde vielfach Rasengitterpflaster verwendet, das Regenwasser versickern lässt.

Rigolen im Stadion Frankfurt.

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städtischen Arbeitskreis Green Goal, Asphaltoberflächen abgetragen und damitFlächen entsiegelt.

DachbegrünungAuch die Begrünung von Dachflächen kann Bestandteil eines modernen Regen-wassermanagements sein. Begrünte Dächer halten Regenwasser zurück und ver-bessern über die Verdunstung das Mikroklima. Beispielsweise wurde die ca.70.000 m2 große Esplanade über dem Parkhaus der Arena in München begrünt,in Nürnberg wurden Kioske und Technikgebäude, in Stuttgart Dachflächen vonStadionbauten bepflanzt.

Auch Bäume sind im natürlichen Wasserkreislauf wichtige Mitspieler: Sie spei-chern und reinigen Wasser und sorgen dafür, dass der Grundwasserspiegel nichtzu weit absinkt. Bei der Sanierung des Nürnberger Stadions gelang es, 20 alteLinden zu retten. Die Bäume wurden mit Spezialmaschinen einzeln ausgegrabenund während der Bauarbeiten 300 m weiter „zwischengepflanzt“. Heute stehendie über 15 Jahre alten Linden wieder dicht beim Stadion – als Schattenspender,kleine grüne Oasen und vor allem als lebendige Wasserspeicher.

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Bei der Sanierung des Nürnberger Stadions gelang es, rund 20 alte Linden zu retten. Die Bäume wurdenmit Spezialmaschinen einzeln ausgegraben und nachEnde des Umbaus dicht beim Stadion wieder einge-pflanzt.

Übersicht Maßnahmen Wasser

Maßnahme Beschreibung Umsetzung

Zisterne Nutzung von Regen-, Brunnen- oder Oberflächenwasser sechs Stadien: B, F, HH, H, N, Sfür Beregnung und Sanitäranlagen

Trockenurinale Urinalsysteme ohne Wasserspülung fünf Stadien: H, KL N, S, Bbzw. Wasser sparende Urinale

Wasser sparende Toiletten Moderne 4,5-l-Toiletten bzw. reduzierte Spülmengen drei Stadien: B, GE, DO

Durchflussbegrenzer Vorrichtung zur Wasserreduktion an Wascharmaturen vier Stadien: B, HH, LE, S

Bäder Einzelwannen anstatt Entspannungsbecken Stadion F

Rigolen Versickerungsanlagen zur Versickerung der Niederschläge drei Stadien: B, F, Mvon versiegelten Flächen

Entsiegelung Entsiegelung von Flächen beim Stadionbau zwei Stadien: DO, LE

Ableitung von Niederschlägen Niederschläge werden in Teiche oder andere vier Stadien: DO, GE, HH, NOberflächengewässer abgeleitet

Dachbegrünung Begrünung von Dachflächen zur Regenwasserrückhaltung drei Stadien: M, N, S

wasserdurchlässige Flächen Verwendung von wasserdurchlässigen Materialien auf in unterschiedlichem Ausmaß Parkplätzen und anderen Neuflächen alle Stadien

Berlin(B), Dortmund (DO), Frankfurt (F), Gelsenkirchen (GE), Hamburg (HH), Hannover (H), Kaiserslautern (KL), Köln (K), Leipzig (LE), München (M), Nürnberg (N), Stuttgart (S)

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Trinkwassereinsparung: Ergebnisse im Überblick

Alle Einsparungen zusammen ergeben eineTrinkwasserreduktion von jährlich ungefähr42.400 m3. Ohne die durchgeführten Spar-maßnahmen hätten die zwölf WM-Stadienanstelle von 191.000 rein rechnerisch233.000 m3 Trinkwasser verbraucht. Damitwurden etwa 18 % Trinkwasser eingespart.Einsparungen durch verbessertes Wasser-management wurden in verschiedenenStadien realisiert, sie sind aber quantitativschwer fassbar und deshalb in der Bilanznicht enthalten. Durch die Zisternen werdenweitere Trinkwassermengen eingespart, dieaber nicht auf den eigentlichen Stadion-betrieb zurückzuführen sind und deshalbebenfalls nicht berücksichtigt wurden.

Insgesamt wurde unter Berücksichtigungder zusätzlichen Einsparungen durch ver-bessertes Wassermanagement das Zielder Trinkwassereinsparung weitestgehenderfüllt. Überträgt man die erzieltenEinsparungen auf den Zeitraum der 64WM-Spiele, dann wären ohne Sparmaß-nahmen anstelle von 51.000 m3 Trink-wasser etwa 63.000 m3 verbraucht wor-den. Beim Vergleich der jährlichenEinsparungen mit dem WM-Bedarf zeigtsich außerdem, dass der Mehrverbrauchdurch die Weltmeisterschaft durch denBundesligabetrieb während der kommen-den zwei Jahre ausgeglichen wird. Ab2008 also werden die umgesetzten Spar-maßnahmen den Trinkwasserverbrauch inden WM-Stadien nachhaltig senken.

4.1.2 Ergebnisse Wasser

Die WM hat in den Stadien und den zugehörigen temporären Einrichtungen inSumme über den gesamten WM-Zeitraum ca. 51.000 m3 Trinkwasser verbraucht.Bezogen auf ein Spiel lag der Verbrauch bei durchschnittlich knapp 800 m3.Demgegenüber haben die zwölf WM-Stadien im Ligabetrieb des Bezugsjahres2005 insgesamt ca. 191.000 m3 Trinkwasser verbraucht. Das entspricht proStadion ungefähr 16.000 m3 und pro Bundesligaspiel durchschnittlich 570 m3. Der Wasserverbrauch der WM lag aus mehreren Gründen deutlich höher alsbeim normalen Ligabetrieb:

sehr hoher Beregnungsbedarf für das Spielfeld aufgrund der hochsommerli-chen Temperaturenhöhere Zuschauerzahlen (trotz im Vergleich zur Bundesliga geringererKapazitäten gab es durch die ausverkauften Stadien insgesamt mehrZuschauer)zusätzlicher Gastronomiebetrieb (Küchen der Medien-, Volunteer- undHospitalityeinrichtungen und längere Verweildauer im Stadion)zusätzliche Personengruppen wie z. B. Medienvertreter, Volunteers (freiwilligeHelfer) oder zusätzliches Personal

Die Bilanzierung der Ziele im Wasserbereich erfolgt, wie im Kapitel 3.1.6 erläutert,bezogen auf den gesamten Jahresverbrauch der Stadien im Bezugsjahr 2005.Anschließend findet die Umrechnung der Einsparungen auf den WM-Zeitraumstatt.

Bewertung der Ergebnisse

Nachfolgend werden für das wichtigste Ziel im Wasserbereich – der Einsparungvon Trinkwasser – Ergebnisse und Beiträge der einzelnen Maßnahmen erläutert.Trinkwassereinsparungen: Zur Schonung der Trinkwasserressourcen wird der der-zeitige Wasserverbrauch der Stadien um 20 % reduziert.

Für die Berechnung der Trinkwassereinsparung wurden Maßnahmen in vierBereichen berücksichtigt: Regenwassernutzung, Trockenurinale, Wasser sparendeToiletten und Durchflussbegrenzer. Andere Aktivitäten gingen nicht in dieBilanzierung ein, da ihre Wirkungen schwer belegbar bzw. quantifizierbar warenoder die Maßnahme zwar zur Einsparung beigetragen hat, aber unklar blieb, obsie über den allgemeinen Standard hinausging.

Regenwassernutzung In den sechs WM-Stadien, die Trinkwasser durch Regen-, Oberflächen- undBrunnenwasser ersetzen, konnten insgesamt ca. 31.000 m3 Trinkwasser pro Jahreingespart werden.

Da die vier Zisternen erst 2005 in Betrieb gingen, lagen keine Jahreswerte zumRegenwasserverbrauch vor. Die Einsparung an Trinkwasser musste daher übererste Betriebswerte oder aus Planungsdaten auf Grundlage von Zisternen-volumen und Niederschlagsmenge abgeschätzt werden. Wo mit dem Regen-wasser neben Spielfeld und Trainingsplätzen auch zusätzliche Grünflächen bereg-net wurden, wurden diese Trinkwassereinsparungen anteilig in dem Maßeberücksichtigt, wie Wasser auch bei anderen WM-Stadien für die Beregnung vonGrünanlagen oder Nebenplätzen verbraucht wird.

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4.1 Ergebnisse Wasser

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SanitäranlagenDurch wasserfreie und sparsame Urinale in insgesamt fünf WM-Stadien konntenungefähr 4.780 m3 Trinkwasser eingespart werden. Einsparungen durch ältere,bereits vor dem Umbau vorhandene Trockenurinale wurden nicht berücksichtigt.Sparsame Toilettenspülungen haben weitere 4.670 m3 Trinkwasser eingespart.Effekte durch Spül-Stopp-Tasten wurden nicht berücksichtigt, da sie nur schwerkalkulierbar sind. Der prozentuale Einspareffekt von Durchflussbegrenzern anWascharmaturen wurde in zwei Stadien gemessen, für die anderen wurde derWert abgeschätzt. Die Durchflussbegrenzer in insgesamt vier Stadien haben ca.1.600 m3 Trinkwasser eingespart.

Neben dem Hauptziel der Trinkwassereinsparungen hat Green Goal im BereichWasser drei weitere Ziele gesetzt: Regenwassernutzung, Einschränkung derBodenversiegelung und eine Senkung der Abwasser- und Grundwasser-belastung.

Regenwassernutzung: Der verbleibende Wasserbedarf der Stadien wird zu 20%durch Regen-, Oberflächen- oder Brunnenwasser gedeckt.Sechs der zwölf WM-Stadien haben Niederschläge, Oberflächen- oderBrunnenwasser für die Beregnung von Spielfeldern und Außenflächen, für WC-Spülungen und für Reinigungszwecke genutzt. Bezogen auf den jährlichenTrinkwasserbedarf der zwölf Stadien von ca. 191.000 m3 und der zusätzlichenMenge aus Zisternen, Brunnen und Oberflächengewässern, machen die 31.000 m3

Regen-, Oberflächen- und Brunnenwasser einen Anteil von ungefähr 14 % aus.Durch die Zisternen wurden weitere ca. 10.000 m3 Trinkwasser eingespart. Diese10.000 m3 werden für die Beregnung von Grünflächen eingesetzt, die nicht imdirekten Zusammenhang mit dem eigentlichen Stadionbetrieb stehen und dahernicht als Einsparung angerechnet wurden. Der Anteil von 20 % Regenwasser unddamit das Ziel der Regenwassernutzung konnte nicht erreicht werden. Im Stadionin Dortmund werden derzeit noch die Möglichkeiten zur Regenwassernutzunggeprüft. Mit dem Bau dieser weiteren Zisterne wäre das Ziel voraussichtlicherreicht worden.

Versiegelung: Um der Flächenversiegelung entgegenzuwirken und eine naturna-he Regenwasserbewirtschaftung zu unterstützen, werden für neu zu gestaltendeFlächen, Plätze und Wege wasserdurchlässige Materialien verwendet.Die Palette der Maßnahmen, die einer Versiegelung entgegenwirken, ist breit. Sowurden Parkplätze, Flächen und Wege wasserdurchlässig befestigt. An zweiStandorten hat man gezielt Flächen entsiegelt. Die anfallenden Niederschlägewerden an der Mehrzahl der Standorte entweder komplett vor Ort versickertoder in Oberflächengewässer abgeleitet, zum Teil wurden Dachflächen begrünt.Während bei Stadien, die in der Vergangenheit errichtet wurden, die direkteUmgebung oft komplett versiegelt ist, haben die Green Goal Maßnahmen zummodernen Regenwassermanagement beigetragen. Damit wird das Ziel insge-samt als erfüllt betrachtet.

Senkung der Abwasser- und Grundwasserbelastung: Zur Vermeidung der Ab-und Grundwasserbelastung werden möglichst umweltfreundliche Mittel für dieStadionreinigung und die Rasenpflege eingesetzt sowie die Abwassermengenso weit wie möglich reduziert.Im Sanitärbereich konnten die Abwassermengen signifikant reduziert werden,außerdem wurde durch die umfassende Versickerung und Ableitung der Nieder-schläge die Kanalisation entlastet. Allerdings hat sich gezeigt, dass weder dieRasenpflege noch die Stadionreinigung mit umweltfreundlichen Reinigungs-mitteln in der Praxis thematisiert werden konnten. Damit wurde dieses Ziel insge-samt nicht erfüllt.

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Prozentuale Trinkwassereinsparung in den WM-Stadien nach einzelnen Maßnahmen

Trocken-urinale 11%

Toiletten 11% Durchflussbegrenzer 4%

Zisterne 74%

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4.2 Handlungsfeld Abfall

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Abfälle entstanden in den WM-Stadienvor allem durch die Bewirtung derZuschauer und durch die Herstellungund Lieferung der dafür notwendigenProdukte. In Kiosken und Gastronomiefielen Transport- und Umverpackungen,Getränkeflaschen sowie Essensreste an,im Publikbereich im WesentlichenVerkaufsverpackungen, Servietten undSpeisereste. Abfälle entstanden danebendurch Lieferung und Verkauf von Fan-Artikeln und in den Medienzentren. Die wesentlichen Abfälle getrennt nachFraktion und Herkunft:

Kunststoffe, Leichtverpackungen(z.B. aus Catering oder Merchandising)Papier, Pappe, Kartonagen(Anlieferung von Getränken, Speisenoder Fanartikeln)Glas (Sekt- und Weinflaschen vomCatering im Hospitalitybereich) Biomüll (Speisereste aus demHospitalitybereichRestmüll (z. B. Servietten, Abfälle ausPapierkörben oder Stadionreinigung)

Der so genannte Hospitalitybereichumfasst die Stadionbesucher in denLogen und VIP-Bereichen, außerdemEhrengäste, Sponsoren und weitereZuschauer mit speziellen Eintrittskarten.

Zwei weitere Fraktionen sind Rasen-schnitt und Grünabfälle sowie Altfetteaus der Speisenzubereitung. Über eineSaison betrachtet fallen hiervon durch-aus erhebliche Mengen an. Da dieseaber nicht vermeidbar sind und im nor-malen Stadionbetrieb über etablierteVerwertungswege entsorgt werden, wur-den diese Fraktionen im Rahmen vonGreen Goal nicht näher betrachtet.Batterien, Medikamente, Farbreste,Altmetalle und andere Abfälle aus derStadionunterhaltung wurden zwargetrennt gesammelt, wegen der sehrgeringen Mengen aber ebenfalls nichtberücksichtigt.

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Ein eigenständiger Bereich sind temporäre Bauten und deren Ausstattungen zurWM: Je nach Standort waren zusätzliche Räumlichkeiten für Hospitality, Medienund Volunteers sowie Akkreditierungszentren notwendig. Hinzu kommt das Inter-nationale Broadcasting Zentrum (IBC), das in den Hallen der Münchner Messeerrichtet wurde. Als Abfälle entstanden bei den temporären Einrichtungen inerster Linie Baumaterialien sowie Einrichtungsgegenstände, Dekorationsmaterialund Verpackungen. Da dieser Bereich nur das WM-Turnier selbst betrifft, nichtaber den normalen Ligabetrieb, und so keine Vergleichsdaten zur Verfügungstanden, wurde hier nur eine qualitative Bilanz gezogen.

4.2.1 Maßnahmen Abfall

Die Umsetzung des Abfallkonzepts wurde wesentlich durch die Organisation desCateringbereichs bestimmt. Für die WM haben OK, Caterer und die beiden fürdie Getränke relevanten Offiziellen Partner Coca Cola und Anheuser Busch ein inallen zwölf Stadien identisches System von Maßnahmen entwickelt. Das OK hattezudem eine getrennte Abfallsammlung in den Stadien empfohlen.

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4.2 Handlungsfeld Abfall

Infos hautnah: Freiwillige Helfer trugen im StadionFrankfurt T-Shirts mit den Piktogrammenzur getrennten Abfallsammlung. Good-Practice-Beispiel

Fußball-Premiere für den MehrwegbecherIm Rahmen von Green Goal wurde erstmals bei einer Fußball-Weltmeisterschaft einMehrwegbecher beim Getränkeausschank eingesetzt. Weder bei Fußball-Weltmeis-terschaften noch bei Europameisterschaften oder Olympischen Spielen gab es bis-lang ein solches Mehrwegsystem. Die WM in Deutschland hatte hier also Pionier-funktion. Die Verwendung von Mehrwegbechern war im Rahmen von Green Goal diebedeutendste Maßnahme im Abfallbereich. Durch sie wurde ein entscheidenderBeitrag zu einer abfallarmen Weltmeisterschaft geleistet, zu geringerem Littering undsauberen Stadien. Der Mehrwegbecher war damit ein Symbol für Abfallvermeidungund für ein gelungenes Abfall- und Umweltkonzept insgesamt.

Bei den eingesetzten Mehrwegbechern handelt es sich um stabile Kunststoffbecheraus Polypropylen. Die Becher wurden von den offiziellen FIFA-Partnern Coca Cola(0,5-l-Becher für alle nicht alkoholischen Getränke) und Anheuser Busch (0,4-l-Becherfür Bier) bedruckt. Das deutsche Bier von Bitburger (kein offizieller WM-Partner)wurde in unbedruckten 0,4-l-Bechern ausgeschenkt. Für die Becher war bei derGetränkeausgabe im Zuschauerbereich ein Pfand von 1 Euro zu bezahlen. Bei derRückgabe am Getränkekiosk oder auch an eigens eingerichteten Rücknahmestellenerhielten die Zuschauer das Pfand zurück. Nach Gebrauch wurden die Becher in spe-ziellen Spülanlagen in der weiteren Umgebung der Stadien gereinigt und danach wie-der für die nächsten Spiele eingesetzt. Die komplette Logistik (Herstellung derBecher, Belieferung der Stadien, Verteilung, Spülung der gebrauchten Becher) wurdeinklusive der notwendigen Transporte von einer beauftragten Firma durchgeführt.Im Hinblick auf die Abfallvermeidung hatte auch im Zuständigkeitsbereich der Städtedie Verwendung eines Mehrwegbechers höchste Priorität. Angestoßen durch GreenGoal wurden in neun der zwölf Host Cities Mehrwegbecher bei den offiziellenFan-Festen eingesetzt. In Dortmund beispielsweise hatte der städtische Green GoalArbeitskreis dafür gesorgt, dass bei allen städtischen Events Mehrwegbecher ver-wendet wurden. Lediglich drei Städte, darunter allerdings auch Berlin mit seinengroßen und zahlreichen Fan-Festen sowie Leipzig und Nürnberg, hattenEinwegbecher im Einsatz. In einigen Städten gab es neben den Fan-Festen auchWM- oder Fan-Meilen. Auch dort kamen zum Teil Mehrwegbecher zum Einsatz.

Mit auffälligen Tafeln informierte das OK die Fans über den Pfandbecher in den Stadien.

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Abfallvermeidung

Mehrwegsysteme

Nicht alkoholische Getränke wurden im Zuschauerbereich fast ausschließlich aus0,5-Liter-PET-Mehrwegflaschen in die Mehrwegbecher umgeschenkt. Lediglichzwei Getränke aus dem Angebot, die aber nur einen Anteil von ca. 5 % ausmach-ten, wurden in 0,5-Liter-PET-Einwegflaschen geliefert. Bier wurde zu ungefähr 70% in Fässern (Mehrweg) angeliefert, 30 % in Einwegflaschen. ImHospitalitybereich wurden Limonade und Wasser in Glas-Mehrwegflaschen undBier in Glas-Einwegflaschen ausgegeben.

In den Bereichen Medien, Volunteers und Akkreditierung wurden Getränke direktin PET-Mehrwegflaschen ausgegeben. Das Umfüllen in Becher aus Sicherheits-gründen war dort nicht notwendig. Der Hospitalitybereich servierte Getränke inFlaschen und Gläsern, Speisen auf Porzellantellern und mit Metallbesteck. Auchin den jeweiligen Cafeterien erhielten Medienvertreter und Volunteers ihr Essenmeist mit Porzellantellern und Metallbesteck. Einweggeschirr gab es im Volun-teerbereich in Berlin, Frankfurt und Köln bzw. im Medienbereich in Gelsenkirchenund Kaiserslautern sowie zum geringen Teil auch in Dortmund.

Auch für Anlieferung, Lagerung und Verkauf von Brötchen und Brezeln wurde einMehrwegsystem verwendet. Anstelle von Kartonagen als Transportverpackungenkamen Kunststoffkörbe zum Einsatz.

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„Pack´s ins Brot“Bratwürste, Bockwurst, Schnitzel und Rinderhacksteak waren auch bei der WMdie klassische Speise der Fans. Sie wurden alle direkt im Brötchen – mit Serviette,aber ohne zusätzlichen Pappkarton als Unterlage – ausgegeben. Damit leistetendie Kioske einen wichtigen Beitrag zu Abfallvermeidung und Sauberkeit, auchdank der Großspender für Senf oder Ketchup anstelle von Einzelportionen.

Verzicht auf FlyerDie Verteilung von Flyern und Give-Aways durch Sponsoren und Firmen trägt ofterheblich zum Littering in Stadien bei. Bei der WM stand den Partnern mit demso genannten Commercial Display ein Bereich für den Aufbau von Werbeständenzur Verfügung. Nur wenige Partner aber haben überhaupt Flyer oder ähnlicheArtikel verteilt und wenn, war die Menge deutlich eingeschränkt. Auch dieStände selbst waren für eine Wiederverwendung konzipiert. So kamen beispiels-weise mobile, auf einen Lkw montierte Stände zum Einsatz.

Papierarme MedienFür Pressevertreter stellten die WM-Organisatoren in den Medienzentren einenelektronischen „Medienchannel“ zur Verfügung, an dem alle Informationen anComputerarbeitsplätzen online abrufbar waren. Nur wenige Informationen wur-den auf Papier bereitgestellt und auch nicht aktiv verteilt, sondern lagen für denEinzelbedarf aus.

Temporäre EinrichtungenFür Medienvertreter, Volunteers und die Gäste im Hospitalitybereich waren zur WMje nach Standort zusätzliche Zeltbauten notwendig. Allein für das InternationalBroadcasting Center (IBC) in München musste in den Messehallen ein komplettesMediendorf aufgebaut werden. Hinzu kommt, dass an allen Standorten die Ein-richtungen für Akkreditierung, Medien, Volunteers und Hospitality angeschafft wer-den mussten, das gleiche gilt für Studios oder Medientribünen. Generell wurde bei diesen temporären Einrichtungen auf Rückbau und Wieder-verwendbarkeit geachtet und damit zur Abfallvermeidung beigetragen. So kamenqualitativ hochwertige Produkte und Systeme zum Einsatz, die nach der Nutzungwieder einfach und ohne Beschädigung zerlegt und erneut verwendet werdenkonnten.

Ein Beispiel dafür sind die so genannten Presenter Studios – insgesamt 48 in denStadien errichtete Studios in Leichtbauweise mit integrierter Glasfront. DerenUnterbauten wurden in Gerüstbauweise errichtet, die Studios selbst als Aufbautenin Form eines Baukastensystems. Die einzelnen Bauelemente sind zur Wieder-verwendung geeignet, was bei klassischen Studios nicht möglich gewesen wäre.Beispielsweise bestehen Seitenwände und Dächer aus Sandwichelementen ausdem Containerbau, die nach der WM wieder eingesetzt werden.

Auch waren die aufbauenden Firmen generell angewiesen, Transport-verpackungen und sonstige Materialien beim Aufbau wieder mitzunehmen,wodurch die Abfallmengen im Stadion ebenfalls reduziert werden konnten.

Wo immer es ging, wurden die temporären Einrichtungen, Bauelemente,Materialien und Ausstattungen für die WM geliehen oder nach dem Turnier ver-kauft, versteigert, verschenkt oder für eine spätere Weiterverwendung zwischen-gelagert. Geliehen waren beispielsweise Zelte und Mobiliar, technische Gerätewie Notebooks und Drucker, aber auch Catering- bzw. Küchenausstattungen,Bodenabdeckungen oder auch die Fotografenpodeste am Spielfeldrand.

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4.2 Maßnahmen Abfall

Das papierlose Büro - in den Medienzentren der WMwar es Realität. Die Journalisten erhielten alle Infoselektronisch.

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Good-Practice-BeispielMedienzentrum hatte Ökolo-gie eingebautDas IBC war während der Fußball-Weltmeisterschaft die zentrale Schaltstelleder Fernsehübertragung für einMilliardenpublikum. Im InternationalenBroadcasting Center in der Neuen MesseMünchen haben auf einer Fläche von30.000 m2 Tausende von Journalisten,Kameraleuten und Technikern alles dafürgetan, dass Millionen Fans rund um dieWelt das Geschehen am Fernsehschirmmiterleben konnten.

Das TV-Zentrum setzte auf recyclingfreund-liche Bauweise und Materialien aus nach-wachsenden Rohstoffen. Deckenbalkenund Trägerprofile wurden aus Massivholz,die Wände aus mehrschichtig verleimtemNadelholz gebaut. Für den Aufbau derFernsehstudios wurden insgesamt 40 Lkw-Ladungen mit 966 t Holz verarbeitet. Dergrößte Teil des Materials war nach Endeder WM kein Abfall, sondern Wertstoff.Die Holzelemente der Studios beispielswei-se werden beim Bau von 60 Einfamilien-häusern genutzt. Das IBC hat zudem keineschwer zu entsorgenden Kabelabfälle hin-terlassen: Die 12 km benötigten Kabel wur-den nur gemietet und können für andereVeranstaltungen weiter verwendet werden.

Für zahlreiche soziale Initiativen war die Zeit unmittelbar nach der WM einGewinn. Sie erhielten den Erlös aus Versteigerung und Verkauf vielfältigen WM-Equipments, darunter Tresen, Arbeitstische, Sitzbänke, Lampen, Tischkicker,Flaggen, Dekomaterial und Pflanzen. Der kommunale Green Goal Arbeitskreis inDortmund ließ die grünen Banner entlang der Fan-Meile zum Stadion in 100hochwertige Taschen umarbeiten und stiftete den Erlös aus dem Verkauf einemgemeinnützigen Zweck.

Teile der Medientribünen wurden für den Ligabetrieb an die Stadien verschenkt.In Berlin dient die komplette Medientribüne dem Stadion künftig für diverseVeranstaltungen. Durch die Devise „Leihen, Verkaufen, Verschenken“ wurdedamit im großen Umfang zur Abfallvermeidung beigetragen und sichergestellt,dass nach Ende des Turniers nur vergleichsweise geringe Mengen an Abfall ausdem Bereich temporäre Bauten zurückblieben. Eine quantitative Erfassung derAbfall- und Vermeidungsmengen war in diesem Bereich nicht möglich. Die tem-porären Einrichtungen wurden also erfolgreich durch Maßnahmen adressiert, sindaber nicht quantitativ in die Abfallbilanz eingegangen.

Getrennte AbfallsammlungUm ein möglichst hochwertiges Recycling der Abfälle zu ermöglichen, wurdenAbfälle getrennt gesammelt. Gleichzeitig spielt die Abfalltrennung auch einewichtige Rolle zur Steigerung des Umweltbewusstseins der Zuschauer.Bei der Getrenntsammlung im Stadion und dessen direkten Umfeld (innerhalbdes äußeren Sicherheitsrings) müssen generell der Zuschauerbereich und derBackstagebereich (Caterer, Verkaufsstellen, Büros) unterschieden werden. ImZuschauerbereich war die Sammlung der vier Fraktionen Glas, Papier, (Kunststoff-)Verpackungen und Restmüll vorgesehen. In regelmäßigen Abständenund an zentralen Stellen galt es, Abfallinseln mit den verschiedenen Fraktionenaufzustellen.

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Bei temporären Einrichtungen wie den Presenter Studios in den Stadien wurde auf Rückbauund Wiederverwendbarkeit geachtet. Die Studios waren in Leichtbauweise und in Form eines Baukastensystems konstruiert.

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An den Eingängen am äußeren Sicherheitsring fanden die Sicherheitskontrollenstatt. Sie gewährleisteten, dass keine Abfälle von außen ins Stadion und dessendirektes Umfeld gelangten. Glasabfälle fielen im Zuschauerbereich daher nur beiden Eingangskontrollen an. Im eigentlichen Stadionbereich (Zugänge zu denTribünen) war keine Getrenntsammlung vorgesehen, da hier nicht mit relevantenMengen zu rechnen war, außerdem hätte eine Abfalltrennung in diesem Bereichnur eingeschränkt funktioniert.

Im Backstagebereich fielen vor allem Kartonagen als Verpackungsmaterial undgroße Mengen an Glas vom Catering im Hospitalitybereich an Abfall an. Außerden vier Fraktionen war vor allem in Hospitalitybereich auch der Bioabfall zuberücksichtigen. Generell galt, dass im Backstagebereich die Getrenntsammlungeine wichtigere Rolle spielte, da hier zum einen mehr Wertstoffe anfielen, zumanderen durch eine gezielte Unterweisung der Mitarbeiter die Qualität derTrennung gewährleistet werden konnte.

Für die Getrenntsammlung wurden für die vier wichtigen Fraktionen Glas, Papier(Papier, Pappe, Kartonagen), Recycling (Kunststoffe und andere Verpackungen)sowie Restmüll spezielle Green Goal Piktogramme entworfen. Außerdem wiesenInfo-Tafeln in den Stadien auf die getrennte Abfallsammlung und den Pfand-becher hin. Die Stadien wurden vom OK eindringlich um die Umsetzung derGetrenntsammlung gebeten, verpflichtende Vorgaben gab es allerdings nicht.

Die Bereiche der Parkplätze, der Wege zum Stadion, die Orte des Public Viewingund die Fan-Meilen lagen im Zuständigkeitsbereich der Kommunen und warendamit nicht eigentlicher Bestandteil des Green Goal Konzepts. Die Host Citieswurden jedoch im Vorfeld der WM auf einem Forum über das Abfallkonzeptinformiert und dazu motiviert, auch in ihrem Zuständigkeitsbereich das Konzeptumzusetzen – nicht zuletzt, um eine möglichst einheitliche Abfalltrennung sowohlim Stadion als auch in den Städten zu erreichen.

Abfallthemen hatten in den WM-Städten unterschiedliches Gewicht. Vorbildlichagierten z. B. Dortmund und Hannover. Die Städte stellten Abfallinseln mit GreenGoal Piktogrammen für die Getrenntsammlung entlang der „Grünen Meile“ vomBahnhof zum Stadion und auch bei Fan-Festen auf. Zusätzlich wurden inDortmund kommunale Müllfahrzeuge mit dem Green Goal Logo beklebt. InKaiserslautern gab es bei den Fan-Festen und entlang der WM-Meile Abfallinselnmit eigens von der Stadt entwickelten Piktogrammen mit Green Goal Logo.

Das Personal des Caterers wurde in allen Stadien über Abfallvermeidung undAbfalltrennung informiert. In jedem der zwölf WM-Stadien wurden zudem 300ausgebildete Volunteers eingesetzt, die Fragen über Ziele und Inhalte von GreenGoal und speziell das Abfallkonzept beantworteten. Im Stadion Frankfurt wurdedies besonders anschaulich umgesetzt, indem Mitarbeiter im ZuschauerbereichGreen Goal T-Shirts trugen, die auf die Getrenntsammlung hinwiesen.

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4.2 Maßnahmen Abfall

Die getrennte Abfallsammlung begann bei einigenStadien schon an der Einlasskontrolle.

So genannte Abfallinseln trennten den Müll der Fans in den Stadien in vier Fraktionen: Papier,Verpackungen, Glas und Restmüll.

Green Goal Piktogrammefür die Fraktionen Glas,Papier, Recycling undRestmüll

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4.2.2 Ergebnisse Abfall

Schon der erste Eindruck während der WM zeigte: Für Fußballspiele und einederartige Großveranstaltung haben sich die Stadien ausgesprochen sauber undmit vergleichsweise wenig Littering präsentiert. Mehrwegbecher, Verpackungs-arme Speisen, die reduzierte Anzahl an Flyern und Give-Aways sowie dieKontrollen an den Eingängen zeigten also Wirkung.

Besonders das Herzstück des Abfallkonzepts – der Mehrwegbecher – hat sichbewährt. Befürchtungen, dass ein Mehrwegsystem zu einem geringerenGetränkeumsatz führt, ausländische Gäste mit dem Pfandsystem nicht zurecht-kommen oder lange Wartezeiten bei der Rückgabe entstehen, konnten widerlegtwerden. Auch das Littering in den Stadien war sehr gering: Becher, die nach demSpiel in den Stadionrängen zurückblieben, wurden von Besuchern oder Helferneingesammelt und zurückgebracht. Becherverluste waren daher vernachlässigbar.

Außerdem wurde der bedruckte Becher für viele Fans zu einem beliebten undpreiswerten Souvenir. Bei jedem dritten bis vierten Getränkeverkauf wurde derausgegebene Becher mitgenommen. Ein durchaus gewollter Effekt: Zum einenträgt die Pfandeinnahme zur Finanzierung des Systems bei, zum anderen ist dieMitnahme auch aus ökologischen Gesichtspunkten durchaus wünschenswert, dasie zu Hause im Alltag weiterverwendet werden. Die unbedruckten Becher wer-den im normalen Betrieb bei anderen Veranstaltungen weiterverwendet. Bei denverbleibenden bedruckten Bechern wird noch geprüft, ob sie überdruckt unddann weitergenutzt werden können.

Für die Abfallbilanz von Green Goal wurden die vier Abfallfraktionen Glas, Papier,Recycling und Restmüll und zusätzlich die Bioabfälle untersucht. Ergebnis:

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Übersicht Maßnahmen Abfall

Maßnahme Beschreibung Umsetzung

Mehrwegbecher bepfandeter Kunststoff-Mehrwegbecher OK (alle Stadien)

Mehrwegsysteme bei der Mehrweg-PET-Flaschen für fast alle nicht alkoholischen Partner Coca Cola, Anheuser BuschGetränkelieferung Getränke, überwiegend Fässer für Bier (alle Stadien)

Mehrwegtransportsystem Kunststoffkörbe als Mehrwegsystem für den Transport Caterer (alle Stadien)von Brötchen und Brezeln

Pack´s ins Brot Bratwurst, Schnitzel etc. werden im Brötchen ohne Caterer (alle Stadien)Pappunterlage verkauft; Großspender für Senf und Ketchup

Mehrweggeschirr In Medien- und Volunteerzentren wird Essen auf OK/Caterer (die meisten Stadien)Mehrweggeschirr ausgegeben

Verzicht auf Flyer Flyer und Give-aways werden nur sparsam von den Sponsoren verteilt OK/Partner (alle Stadien)

Papierarmes Büro Elektronischer Medienchannel in den Medienzentren OK (alle Stadien)

Temporäre Einrichtungen „Leihen, Verkaufen, Verschenken“ für die Weiterverwendung OK (alle Stadien/IBC)der temporären Einrichtungen

Getrennte Abfallsammlung Getrennt gesammelte Abfallfraktionen im Backstage- OK/Caterer (Caterer alle Stadien, bzw. Zuschauerbereich sonst nicht durchgehend)

Unterweisung Abfallkonzept Mitarbeiter beim Catering und Volunteers sind im OK/Caterer (alle Stadien)Abfallmanagement unterwiesen

Die große Mehrzahl der Fans brachte den Pfand-becher zurück oder nahm ihn als Souvenir mit nachHause – die Ränge waren nach den Spielen der WM2006 beeindruckend sauber.

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Während des vierwöchigen Turniers wurde eine Menge von ca. 1.494 t erfasst.Auffallend ist dabei, dass allein im Hospitalitybereich, in dem nur vergleichsweisewenige Gäste waren, mehr als die Hälfte aller Abfälle angefallen sind. Allein 238 tgetrennt gesammelte Bioabfälle sind fast ausschließlich auf den Hospitality-bereich zurückzuführen. Diese hohe Menge resultiert allerdings auch daraus, dassder Bioabfall im Unterschied zu den anderen Fraktionen einen sehr hohenWasseranteil besitzt.

Der hohe Anteil der Glasfraktion ist vor allem auf die hohe Glasquote im Hospi-talitybereich zurückzuführen. Die Flaschen wurden getrennt gesammelt undkonnten wie auch die Papier/Pappe/Kartonagen-Fraktion, (Kunststoff)-Verpackun-gen und Bioabfälle hochwertig stofflich verwertet werden. Die Getrenntsamm-lung und Verwertung der Bioabfälle ist umso wichtiger, da hier keine klassischenVermeidungsmaßnahmen zur Reduzierung der Mengen greifen. Aus Umweltsicht relevanter ist der zur Beseitigung anstehende Restmüll, dessenMenge in Summe 979 t beträgt. Bezogen auf ein einzelnes WM-Spiel ergibt sicheine durchschnittliche Restmüllmenge von knapp 15 t. Ein Vergleich mit derBundesliga zeigt, dass bei der WM erwartungsgemäß deutlich höhere Mengenangefallen sind. Dafür waren verschiedene Gründe ausschlaggebend. Zum einenlandeten teilweise auch Abfälle aus dem Auf- und Abbau der temporärenEinrichtungen beim Restmüll. Derartige Abfälle fallen im normalen Ligabetriebnicht an und können auch bei der Abfallbilanz nicht quantifiziert werden.Außerdem war der WM-spezifische Hospitalitybereich für einen großen Teil desRestmülls verantwortlich. Weitere Gründe sind:

Höhere Anzahl an Zuschauern, die sich zudem länger im Stadion aufhalten undmehr konsumierenZusätzliche Bereiche und Mitarbeiter, z.B. Medien, Volunteers oder AkkreditierungZusätzliche Events in den Stadien (Eröffnungs- und Abschlussfeier)Umfangreiches Angebot an Fan- und WerbeartikelnErhöhter Betrieb auch außerhalb der eigentlichen Spieltage durch dieTurnierorganisation

Bewertung der Ergebnisse

An erster Stelle des Green Goal Abfallkonzepts stehen die Maßnahmen zurAbfallvermeidung: Sowohl in den Stadien als auch im Umfeld der Stadien werdenMaßnahmen zur weitestgehenden Abfallvermeidung ergriffen.

Eindrucksvoller Beleg für eine weitgehende Abfallvermeidung waren die ausge-sprochen sauberen Stadien. Außerdem ist die Verwertung der temporärenEinrichtungen nach der Devise „Leihen, Verkaufen, Verschenken“ ein Zeugnis fürgelungene Abfallvermeidung. Auch Maßnahmen wie der elektronische Medien-channel, der zum „papierarmen Büro“ in den Medienbereichen geführt hat,haben zur erfolgreichen Umsetzung dieses Ziels beigetragen.

Aufbauend auf den Vermeidungsmaßnahmen und der Verwendung von Mehr-wegsystemen war das zentrale Ziel des Abfallkonzepts die Abfallreduzierung: Zur Reduzierung der Abfallmengen werden in allen Bereichen möglichst verpa-ckungsfreie Systeme bzw. Mehrwegsysteme genutzt. Die Abfallmenge in denStadien sowie im Umfeld der Stadien wird um 20 % reduziert.

Bei der WM wurden im Zuschauerbereich in Summe ca. 4,4 Mio. Getränke ausge-schenkt. Da Mehrwegbecher verwendet wurden, konnte die entsprechendeAnzahl an Kunststoff-Einwegbechern vermieden werden. Berücksichtigt man dasGewicht eines Einwegbechers, ergibt sich daraus eine Menge von etwa 51 t

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4.2 Ergebnisse Abfall

Durchschnittlicher Anteil der getrennt gesammelten

Abfallfraktionen bei der WM

Restmüll 66%

Glas 9%

Bioabfall 16%

Kunststoffver-packungen 2%

Papier 7%

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Abfallreduzierung: Ergebnisse im Überblick

Die Fußball-Weltmeisterschaft erzeugte1.494 t Glas-, Papier-, Pappe- und Karton-abfälle, außerdem Kunststoff- und Ver-packungsmüll, Restmüll und Bioabfall.Mehrwegsysteme und andere Maßnahmenzur Abfallvermeidung haben die gesamteAbfallmenge um ca. 305 t gemindert –ohne diese Maßnahmen wären rund 1.799 tAbfall angefallen.

Das entspricht einer rechnerischen Abfall-reduzierung von 17 %. In den Abfallbilan-zen sind allerdings nicht nur die Stadien-abfälle, sondern auch Abfälle aus dem Auf-und Abbau der temporären Einrichtungenenthalten. Diese wurden aber im Rhamenvon Green Goal separat adressiert. Ohnedie nicht genauer quantifizierbare Ver-mischung mit den Stadienabfällen würdedie prozentuale Abfallreduzierung mehr als17 % betragen. Das Ziel der Abfallredu-zierung wurde damit weitgehend erreicht.

Wichtigste Maßnahme zur Abfallvermei-dung – vor allem auch im Hinblick auf denVorbildcharakter für den Bundesligabetriebund andere Sportgroßveranstaltungen –war der Mehrwegbecher. Die Verwendungvon Mehrwegsystemen wurde unterBerücksichtigung der Rahmenbedingungender FIFA WM 2006™ so weit wie möglichumgesetzt. Klassische Getränke-Mehrweg-systeme hatten den größten Anteil an derAbfallreduzierung.

Kunststoffabfall, die vermieden wurden. Bezogen auf die Restmüllfraktion imStadion – ohne den Hospitalitybereich – ergeben die eingesparten Einweg-becher eine Müllreduktion um ca. 9 %. Die Einsparung von Kunststoffabfällen istbedeutend, da dadurch sowohl Erdölressourcen eingespart als auch Emissionenbei der Kunststoffherstellung vermieden wurden.

Bei der Anlieferung von Brezeln und Brötchen wurde auf Kartonagen verzichtet.Bei ungefähr 18.000 Einzellieferungen in Mehrwegkörben wurden dadurch überden gesamten WM-Zeitraum ca. 18 t Kartonagen eingespart.

In den Medien- und Volunteerzentren wurden zusammen etwa 160.000 Essenausgegeben, davon rund 80 % auf Mehrweggeschirr. Catering mit Porzellan undBesteck ersetzte hier jeweils einen Satz Kunststoff-Einweggeschirr (Messer, Gabelund Teller), so dass etwa 130.000 Einweggeschirre bzw. ca. 3,2 t Kunststoffabfällevermieden wurden. Durch die Pack´s-ins-Brot-Maßnahmen ergibt sich bei ca.750.000 verkauften Bratwürsten, Schnitzeln und Ähnlichem eine Einsparung vonca. 5,3 t Pappe, die sonst beim Restmüll angefallen wären. Die Partner haben aufdie Ausgabe von schätzungsweise 900.000 Flyer oder Give-aways verzichtet. Diesentspricht ca. 9 t an Papier, die sonst bei der Reinigung dem Restmüll zugeschla-gen worden wären.

Durch das Angebot von Sekt und Wein mussten zwangsläufig auch Einweg-systeme zum Einsatz kommen. Während Coca Cola fast ausschließlich Mehr-wegflaschen (PET- oder Glasflaschen) eingesetzt hat, konnte Anheuser-Busch dasBier nur zum Teil in Mehrwegfässern liefern. Durch die Mehrwegsysteme konntein Summe auf etwa 109 t PET-Einwegflaschen und 86 t Glasflaschen verzichtetwerden. Hinzu kommt eine Ersparnis von 23 t Kartonagen, in denen die Bier-flaschen normalerweise angeliefert werden. Die Getränkesysteme trugen erheb-lich zu den Gesamtabfallmengen bei und waren aufgrund der großen Menge anFlaschen bestimmend für die Minderung der Glas- und Kunststofffraktion und derAbfallmengen insgesamt.

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Medienvertreter und freiwillige Helfer wurden mit Mehrweggeschirr bewirtet – ein Beitrag zurAbfallvermeidung.

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Ein weiteres Ziel von Green Goal war die Abfallverwertung: Für die Erfassung vonBiomüll, Leichtverpackungen, Papier, Glas und Restmüll werden an jedem Stand-ort getrennte Sammelsysteme eingerichtet, so dass diese Abfallarten vollständigsortenrein erfasst werden, um sie ökologisch möglichst hochwertig verwerten zukönnen.

Im Backstagebereich konnte die getrennte Abfallsammlung insgesamt zufrieden-stellend umgesetzt werden. Dies trifft insbesondere für den Hospitalitybereich zuund wird durch die Anteile der getrennt gesammelten Fraktionen Glas, Papier,Pappe und Kartonagen sowie Bioabfall bestätigt. Die verbleibende Restmüll-fraktion machte 66 % des gesamten Abfallaufkommens aus. Altglas – imWesentlichen aus dem Hospitalitybereich – war für ca. 9 % aller Abfälle verant-wortlich, Bioabfälle machten ungefähr 16 % aus. Beide Abfallfraktionen wurden inallen Hospitalitybereichen der Stadien konsequent getrennt gesammelt. AuchPapier wurde hier getrennt gesammelt, nicht aber die Kunststoffe undVerpackungen.

In den restlichen Backstagebereichen der Stadien wurden ebenfalls vor allemPapier, Pappe und Kartonagen getrennt gesammelt. Kunststoffe und andereVerpackungen allerdings wurden nur in einem Drittel der Stadien getrennterfasst. In ungefähr der Hälfte der Stadien wurden Abfälle „backstage“ außerhalbder Hospitalitybereiche nicht konsequent genug getrennt gesammelt – dies giltinsbesondere für Kunststoffe und Verpackungen, die insgesamt nur in geringemAusmaß getrennt gesammelt wurden.

Der Restmüll aus dem Hospitalitybereich wurde durch die verantwortlicheEntsorgungsfirma zur Abtrennung weiterer Wertstoffe sortiert. Der Restmüll ausanderen Stadienbereichen wurde entsprechend dem jeweiligen Abfallkonzeptder Firmen und Kommunen verwertet.

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4 Ergebnisse Abfall

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Ein wichtiges Ergebnis der Weltmeisterschaft ist, dass bei konsequenterUmsetzung von Maßnahmen zur Abfallvermeidung im Zuschauerbereich vonStadion und Umfeld auf eine Getrenntsammlung verzichtet werden kann. DieWM hat auch gezeigt, dass an der Schnittstelle zwischen der weiteren Stadion-umgebung und dem direkten Umfeld, d. h. bei den Einlasskontrollen am äußerenSicherheitsring, eine Getrenntsammlung sinnvoll und notwendig ist.

Bedingt durch die hochsommerlichen Temperaturen sind bei den Kontrollen zumallergrößten Teil Getränkeverpackungen als Abfall angefallen. Zu bemängeln ist,dass an ungefähr der Hälfte der Standorte an den Eingängen keine getrennteAbfallsammlung vorgesehen war. Zum Teil waren bei den Kontrollen überhauptkeine adäquaten oder ausreichend viele Abfallbehälter aufgestellt. Auch war aneinigen WM-Standorten die Abfalltrennung und Abfallsammlung in der weiterenUmgebung – beispielsweise entlang der Wege zum Stadion – unzureichend.Einige Austragungsorte haben Bevölkerung und Besucher erfolgreich in ihrAbfallmanagement einbezogen. Dazu gehören Frankfurt (Green Goal T-Shirts fürdie Mitarbeiter, Abfallinseln mit Piktogrammen auch auf Parkplätzen und Wegenzum Stadion), Nürnberg (weithin sichtbare Abfallinseln), Dortmund (Abfallinselnentlang der WM-Meile zum Stadion, Logos auf den Abfallfahrzeugen) undKaiserslautern (eigene Abfall-Piktogramme, Abfallinseln entlang der Fan-Meile).Um aber Fans und Besucher wirksamer zu sensibilisieren, hätte vor allem imVorfeld der Weltmeisterschaft, z. B. beim Versand der Tickets, besser über diegetrennte Abfallsammlung mit ihren Piktogrammen informiert werden müssen.Außerdem hätten alle Stadien konsequent zur Einhaltung der Getrenntsammlungund der Verwendung der Green Goal Piktogramme verpflichtet werden sollen.

Zusammenfassend gilt: In den organisatorischen Bereichen (Backstage) hat dieGetrenntsammlung insgesamt zufriedenstellend funktioniert. Im Zuschauerbereichwaren die Maßnahmen zur Abfallvermeidung insgesamt ein Erfolg, eine Getrennt-sammlung war bis auf wenige Ausnahmen (Eingangsbereiche) verzichtbar.

Eine so genannte Abfallinsel mit Green GoalPiktogrammen für vier Abfallfraktionen.

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4.3 Handlungsfeld Energie

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Die technischen Anforderungen an dieAusstattung moderner Fußballarenensind hoch. Das bedingt oftmals einenhohen Energieverbrauch. So benötigenbeispielsweise Flutlichtanlagen relativviel Strom, darüber hinaus werden fürdie Klimatisierung der Gebäude, fürBeleuchtung, Catering und die Gastro-nomie Strom und Wärme benötigt.Weiterer Strombedarf entstand bei derWM durch die zahlreichen zusätzlichenEinrichtungen für z. B. Medien oder dasCatering.

Über das Jahr gesehen wird Wärme imWesentlichen für die Gebäude- undRasenheizung sowie für Warmwasserbenötigt. Der weitaus größte Anteil ent-fällt auf die Gebäudeheizung; dazu zäh-len sowohl die stationäre Heizung alsauch die Wärmezufuhr über dieRaumluftanlage. Ungefähr ein Viertel derWärme verbraucht die Rasenheizung,weil die Heizungen in der Regel langeAnlaufzeiten haben und daher im Winterbei sehr kaltem Wetter mehr oder min-der durchgehend in Betrieb sind. DerWarmwasserbedarf für den Sanitär-bereich und die Gastronomie ist ver-gleichsweise gering und beträgt wenigerals 10 %.

Andreas Köpke, Torwarttrainer der Nationalmannschaft,präsentiert die Photovoltaikanlage auf dem Dach desNürnberger Stadions.

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Die WM-Stadien variieren in ihrer Größe, Ausstattung und Nutzung. Ihr Energie-bedarf ist daher verschieden groß. Die WM-Stadien verbrauchen durchschnittlichetwa 3,5 Mio. kWh Strom und ungefähr 4 Mio. kWh Wärme pro Jahr. MancheStadien weichen davon deutlich um das Ein- bis Zweifache nach unten bzw. obenab – entweder weil wie in Leipzig kein Bundesligabetrieb stattfindet oder weilwie in München das Stadion zwei Bundesligavereine, Restaurants, Logen, Kon-ferenzräume, Kindertagesstätte, Fan-Shops und das größte Parkhaus Europasbeherbergt und rund ums Jahr auch an spielfreien Tagen in Betrieb ist.

Klar ist: Der Strombedarf der Stadien ist an Spieltagen sehr viel höher als an spiel-freien Tagen. Allerdings macht die Nutzung im Alltagsbetrieb einen größerenAnteil am jährlichen Strombedarf aus als die vergleichsweise wenigen Spieltage.Der Stromverbrauch ist damit deutlich mehr von der Art und Intensität derNutzung abhängig als von der Anzahl der Spiele. Dies gilt noch stärker für denWärmebedarf der Stadien – er wird von der Anzahl der Spiele kaum beeinflusst.

Zusätzlich zum Energiebedarf durch den Betrieb der Spielstätten mussten wäh-rend des WM-Turniers die vielfältigen Einrichtungen für die weltweite Medien-berichterstattung an den Stadien mit Energie versorgt werden. Die FIFA Fussball-WM ist das Sportereignis mit der weltweit größten Medienresonanz. Bezogen aufden gesamten Energiebedarf der WM war das IBC in der Messe München derentscheidende zusätzliche Stromverbraucher. Oberstes Ziel war eine unterbre-chungsfreie und sichere Stromversorgung für die Medieneinrichtungen – in denStadien war dies mit den dafür eingesetzten mobilen Stromaggregaten nichtimmer in Einklang mit einer umweltverträglichen Energiebereitstellung zu brin-gen. Daneben waren auch der umfangreiche Hospitalitybereich und das bei derWM aufwändigere Catering (temporäre Küchen, mobile Kühlcontainer) für einenzusätzlichen Energiebedarf während der WM verantwortlich.

4.3.1 Maßnahmen Energie

Der Energiebedarf der Stadien wurde zum einen über technische Einspar- bzw.Effizienztechnologien, zum anderen über organisatorische Maßnahmen reduziert.Regenerative Energieträger kamen entweder über die Installation von Anlagenvor Ort (z. B. Photovoltaikanlagen) oder durch den Fremdbezug von „grüner“Energie (z. B. zertifizierter Grüner Strom) zum Tragen.

Energieeffizienz

Beim Neubau oder der Modernisierung der WM-Stadien wurden in der Regelmodernste und energieeffiziente Technologien und Anlagen eingebaut.Beispielsweise sind alle Flutlichtanlagen mit Strahlern mit ungefähr 2 kW ausge-stattet. Zum Vergleich: Alte Stadien hatten bei schlechterer Lichtqualität Strahlermit einer Leistung von 3 kW und mehr und insgesamt eine höhere Beleuchtungs-leistung. Ebenso sind in allen Stadien heute Heizungs- und Warmwasserleitungensowie Warmwasserspeicher zur Minderung der Wärmeverluste gedämmt.

Solche Techniken, die auch weitgehend umgesetzt wurden, basieren häufig aufgängigen technischen Weiterentwicklungen und sind keine besonderenMaßnahmen zur Erhöhung der Energieeffizienz. Daher sind sie nachfolgend zwarder Vollständigkeit halber aufgelistet, allerdings wurden sie im Normalfall bei derBilanzierung der Green Goal Ziele nicht berücksichtigt:

Einsatz von Gebäudeleittechnik (GLT) zur Steuerung und Überwachung dertechnischen Ausstattung des Stadions

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4.3 Handlungsfeld Energie

Flutlicht ist in den Stadien einer der größtenEnergieverbraucher. Moderne Flutlichtanlagen (unten),die in vielen Stadien die herkömmlichen Masten (oben)abgelöst haben, bringen eine bessere Ausleuchtungbei geringerem Energiebedarf.

Prozentualer Strombedarf in ausgewählten WM-Stadien (Bundesligabetrieb)

Luft- und Kälte-technik 34%

Medien 8%

Sonstiges 15%

Flutlicht 8%

Beleuch-tung/Innen14%

Beleuchtung/Außen 5%

Gastronomie 16%

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Gruppierung und Steuerung einzelner Verbrauchsbereiche (z. B. Logen) überGLTdrehzahlgeregelte Ventilatoren in Lüftungsanlagen bzw. drehzahlgeregelteUmwälzpumpen in HeizungsanlagenVerzicht auf elektrische Untertischboiler im Sanitärbereichpassive Sonnenschutzmaßnahmen, z.B. außen liegende Jalousien zurReduktion des Kühlbedarfs Ausnutzung der Nachttemperaturen zur Kühlung des GebäudesAnpassung der Heizungsregelung (z. B. NachtabsenkungTemperaturabsenkung in teilbeheizten Räumen)Anpassung der Heizkurven an das tatsächliche Nutzungsprofilaußentemperaturabhängig gesteuerte Rasenheizung

Neben diesen gängigen Techniken und Aktivitäten wurde eine Reihe von zusätz-lichen Maßnahmen umgesetzt, die im Sinne von Green Goal über den üblichenStandard hinausgehen und als Einsparung bilanziert wurden.

Optimiertes LichtmanagementRund 20 % des Stroms in den WM-Stadien verbraucht die Beleuchtung. Energiesparende Lampen und Bewegungsmelder, Zeitschaltuhren oder Dämmerungs-schalter zur Verkürzung der Beleuchtungsdauer tragen in allen Stadien, wennauch in unterschiedlichem Ausmaß, zur Reduktion des Strombedarfs bei. InKaiserslautern und Stuttgart beispielsweise wurden Leuchtstoffröhren der neue-sten Generation (T5-Technologie) eingesetzt, die im Vergleich zu bisherigenModellen nochmals 20 % sparsamer sind. In Dortmund wurde auf der Grundlagevon Messungen zur Beleuchtungsstärke die Anzahl der Leuchten reduziert.

Luft- und KältetechnikKälte für die Klimatisierung von Räumen wird normalerweise auch in Fußball-stadien über elektrisch betriebene Kompressionskälteanlagen erzeugt. ImStuttgarter Stadion hingegen wird ein Teil der Kälte adiabatisch über dieNutzung der Verdunstungskälte von Wasser gewonnen, zudem haben hier man-che Räume gar keine Kühlung und in Sanitärräumen wird auf Zuluftanlagen ver-zichtet. Auch im Stadion Frankfurt werden nicht alle Bereiche technisch gekühlt,zudem wird die Gesamtlaufzeit der zentralen Kälteanlage durch gezielten Einsatzeiner Einzelklimaanlage reduziert. In München wird die Raumluftanlage überCO2-Sonden gesteuert, d.h. Frischluft wird entsprechend der Luftqualität, alsonur bei Bedarf, zugeführt. Auch kann im Stadion München jede Loge einzelnangesteuert werden, was sowohl Strom als auch Wärme einspart.

WärmerückgewinnungÜber die Raumluftanlagen wird ein großer Teil der Wärme vom Heizraum an dievielen verschiedenen Verbraucher verteilt. Durch Wärmetauscher wird in denStadien in Frankfurt, Gelsenkirchen, Köln, München und Stuttgart sowie einge-schränkt in Hamburg Wärmeenergie zurückgewonnen, die sonst über die Abluftverloren ginge.

BrennwertkesselIm Vergleich zu einem Niedertemperaturkessel hat ein Brennwertkessel einen um5 bis 10 % höheren Wirkungsgrad. Die im Abgas enthaltene Energie geht beiherkömmlicher Technik über die heißen Abgase durch den Kamin verloren.Moderne Brennwerttechnik kondensiert den im Abgas enthaltenen Wasserdampfüber einen Wärmetauscher und gewinnt so die Kondensationswärme weitge-hend zurück. Gasgefeuerte Brennwertkessel werden in den Stadien von Frankfurt,München und Nürnberg eingesetzt.

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Good-Practice-BeispielWärmedämmung im StadionEine verbesserte Wärmedämmung derGebäudehülle, die deutlich über den heuti-gen Standard hinausgeht, hat das StadionStuttgart realisiert. Wände und Deckenwurden mit 15 bis 20 Zentimeter dickenMineralfasermatten verkleidet, das Erd-geschoss erhielt zum Erdboden hin eineDämmschicht aus Hartschaum. Ergebnis:Der Wärmebedarf des Stadions liegt um20 % unter den Vorgaben der Wärme-schutzverordnung bzw. der Energie-einsparverordnung. Die umfassendeDämmung spart nicht nur Wärmeenergieein, sondern bewirkt gleichzeitig eineReduktion der jährlichen Heizkosten – beiweiter steigenden Energiepreisen machtsich diese Ersparnis zukünftig umso mehrbemerkbar.

Fernwärme aus KWKDie Stadien in Berlin, Hamburg und Leipzig sowie eingeschränkt in Hannoverwerden mit Fernwärme aus Kraftwerken mit Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) ver-sorgt. Da in KWK-Anlagen sowohl Strom als auch Wärme erzeugt und genutztwird, sind sie energieeffizient und sparen Primärenergie. Das Stadion in Hamburgwird mit Wärme aus einer benachbarten Biogasanlage und einem Müllheiz-kraftwerk versorgt. Die Energieversorgung des Stadions in Gelsenkirchen erfolgtim Nahwärmeverbund, dabei stammt ein Teil der Energie aus einem gasbetriebe-nen Blockheizkraftwerk mit Kraft-Wärme-Kopplung. Soweit die Energiever-sorgung nicht über Fernwärme erfolgt, kommt in allen Stadien Gas als Energie-träger zum Einsatz.

Weitergehende EinzelmaßnahmenZahlreiche Maßnahmen wurden oft nur in einzelnen Standorten umgesetzt, sietragen in Summe aber erheblich zur Energieeinsparung bei. Die Kioske imStadion Nürnberg nutzen beispielsweise Gas für Grill und Warmwasser, was ener-gieeffizienter ist als Strom. In Berlin, Frankfurt und Stuttgart wurden so genannteBehördenthermostatventile an Heizkörpern installiert, die die Maximaltemperaturbegrenzen. Das Berliner Stadion verfügt über eine optimierte Flutlichtanlage.Durch Installation und Ausrichtung der Flutlichter konnte die Anzahl der Strahlerund damit die Gesamtleistung der Anlage reduziert werden. München und Berlinverzichten im Bundesligabetrieb auf Dieselstromaggregate. Stromausfälle werdenstattdessen über eine zweite, von der ersten Stromversorgung unabhängigeLeitung aus dem öffentlichen Stromnetz abgesichert.

EnergiemanagementEin an der Nutzung orientiertes Energiemanagement kann deutlich zumEnergiesparen beitragen. So wurde in Gelsenkirchen und Nürnberg beispielswei-se der Betrieb der Rasenheizung optimiert. Mehrere Stadien haben die Laufzeitvon Anlagen oder die Beleuchtungszeit deutlich reduziert, indem z. B.Schaltzeiten der Bewegungsmelder verkürzt, die Nachtabsenkung der Heizungvorgezogen, nicht genutzte Bereiche gesperrt und abgeschaltet oder aberAnlagen funkgesteuert über die GLT von zu Hause aus geschaltet wurden.

Engagement der Green Goal PartnerDie Deutsche Telekom hat mit verschiedenen Demonstrationsprojekten umwelt-freundliche Zukunftstechnologien vorgestellt. In mehreren WM-Stadien und -Städten wurden wasserstoffbetriebene Brennstoffzellen für den Notbetrieb derKommunikationstechnik, für die Energieversorgung von Telefonzellen oder auchfür Transportfahrräder (Cargobike) eingesetzt.

Coca Cola hat erstmalig für die WM in allen zwölf Austragungsorten rund 2.000energieeffiziente Kühlgeräte zur Verfügung gestellt, die mit Kohlendioxid alsKältemittel arbeiten. Die Kühlschränke verfügen über ein innovativesSteuerungsmodul, das den Energieverbrauch deutlich senkt. Zudem entstehenbei der Entsorgung der Geräte weniger Treibhausgase. Für den Einsatz klima-freundlicher Kühlgeräte während der WM wurde Coca Cola mit dem internatio-nalen Umweltpreis „Cooling Industry Award 2006“ ausgezeichnet.

Temporäre Energieversorgung während der WMNormalerweise kommen für die unterbrechungsfreie Stromversorgung aufwändi-ger TV-Übertragungstechnik Dieselaggregate zum Einsatz. Im IBC in Münchenwären diese vor und während der WM rund um die Uhr in Betrieb gewesen, hät-ten näherungsweise 400.000 l Diesel verbraucht und lokale Luftemissionen, Lärmund Geruchsbelästigungen verursacht. Das OK hat eine sauberere und umwelt-schonendere Lösung gefunden. Speziell für die WM und das IBC entwickelte ein

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4.3 Maßnahmen Energie

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Good-Practice-BeispielSonne über KaiserslauternÜber drei Tribünen des WM-StadionsKaiserslautern entsteht derzeit die größtePhotovoltaikanlage, die je in einem deut-schen Stadion installiert wurde. Bis Ende2006 werden auf dem Stadiondach insge-samt rund 5.000 Module aufgebaut. Siebilden zusammen eine Fläche von 6.000 m2

und würden, dicht nebeneinander gelegt,mehr als ein ganzes Fußballfeld bedecken.Die Anlage wird an sonnigen Tagen eineLeistung bis zu 800 kWp entwickeln undpro Jahr 720.000 kWh Strom erzeugen –genug, um etwa 200 Einfamilienhaushalteein Jahr lang mit Elektrizität zu versorgen.

Im Mai, kurz vor Beginn der WM, wurdeder erste Bauabschnitt der Anlage miteiner Leistung von 230 kWp auf derWesttribüne in Betrieb genommen. Zuvor haben Ingenieure lange an der technischen Umsetzung gearbeitet.Stadiondächer sind meist offene undrelativ fragile Gebilde, eine Belastung mit 5.000 Solarmodulen will also gutgeplant sein.

Dienstleister Stromgeneratoren, die die Dieselaggregate ersetzten. Die zukunfts-weisenden Anlagen sorgten dafür, dass die TV-Technik zuverlässig und unterbre-chungsfrei aus dem herkömmlichen Stromnetz der Messe versorgt werden konn-te. In den WM-Stadien konnte auf Strom aus Dieselgeneratoren für dieVersorgung der TV-Übertragung aus technischen Gründen (zuverlässigeAbsicherung gegen eventuelle Ausfälle) nicht verzichtet werden.

Für die Hospitalitybereiche konnten die Sicherheitsanforderungen angepasst undauf eine Stromversorgung durch Dieselgeneratoren meist verzichtet werden.Temporäre Generatoren wurden in einzelnen Stadien dann eingesetzt, wenn diezusätzlich erforderliche Leistung weder durch das vorhandene Netz des Stadionsnoch über das Netz der Energieversorgungsunternehmen zur Verfügung gestelltwerden konnte. Bei der WM hat sich allerdings auch gezeigt, dass der im Vorausgeschätzte zusätzliche Strombedarf zu hoch ausgelegt war. Dieselaggregate lie-fen teilweise ohne Nutzer, was zu einem unnötigen Mehrverbrauch führte.

Erneuerbare Energien

Regenerative Energien spielten innerhalb von Green Goal eine wichtige Rolle.Sie tragen zur Senkung der Treibhausgasemissionen bei und unterstützendadurch das Ziel der klimaneutralen Fußball-WM. Außerdem produzierenSolaranlagen auf den Stadiondächern über viele Jahre hin Strom und tragendamit auch langfristig zum Klimaschutz bei.

SolaranlagenIn den Stadien und deren Umfeld wurden in Dortmund, Gelsenkirchen,Kaiserslautern und Nürnberg im Rahmen von Green Goal Photovoltaik-Anlagenzur Stromerzeugung installiert. Darunter sind die drei größten Anlagen imFußballbereich in Deutschland. In Kaiserslautern (800 kWp) und Nürnberg (250kWp, zusätzlich zur bereits bestehenden kleinen Anlage) wurden kurz vor Beginnder WM die ersten Bauabschnitte auf dem Stadiondach eingeweiht, dieFertigstellung der Anlagen ist für Ende 2006 geplant. In Dortmund sind die PV-Anlagen mit ca. 550 kWp benachbart zum Stadion auf dem Dach der Eissport-halle bzw. einer Messehalle installiert – im Rahmen von Green Goal wurde diezweite Anlage mit 306 kWp auf der Messehalle realisiert. Für ihr Engagement zurFörderung der Solarenergie erhielten die Betreiber der PV-Anlagen in Dortmund2005 den europäischen Solarpreis.

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Installation der Photovoltaikanlage auf demStadiondach in Kaiserslautern.

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Good-Practice-BeispielGrüner Strom für die WMStadien, Medienzentren, Hospitality-Bereiche und IBC werden während dervierwöchigen Weltmeisterschaft rund 13Mio. kWh Strom verbrauchen, so dieSchätzung im Vorfeld der WM. Die EnBW(Energie Baden-Württemberg) als Natio-naler Förderer hat dafür „ok-power“-zerti-fizierten Ökostrom bereitgestellt. Einedirekte Belieferung der Stadien mit Öko-strom war allerdings nicht möglich, da dieBetreiber feste Verträge mit ihrem jeweili-gen Energielieferanten haben. Deswegenwurde eine „Substitutionslösung“ entwi-ckelt: Bereits vor der WM hat dasUnternehmen 13 Mio. kWh Ökostrom insnormale deutsche Netz eingespeist unddamit konventionelle Stromerzeugung ver-drängt. Dieser zertifizierte Grüne Stromwurde zu 100 % in einem SchweizerWasserkraftwerk produziert, das nach denok-power-Kriterien anteilig als Neuanlageanerkannt ist. Die höheren Kosten wurdendurch die EnBW getragen. Diese Substitu-tionslösung hat den gleichen ökologischenEffekt wie eine direkte Belieferung derStadien bei der WM mit Ökostrom.

Kaiserslautern hat als WM-Stadt den Klimaschutzgedanken von Green Goal auf-gegriffen und vorbildlich in die kommunale Praxis umgesetzt. Die Kommune star-tete das Programm „Mit Sonnenenergie in die WM 2006“, in dessen Rahmeneine Vielzahl von PV-Anlagen auf öffentlichen und gewerblichen Gebäuden sowiePrivathäusern gebaut wurden. Bis 2008 sollen im Rahmen der Green GoalInitiative PV-Anlagen mit insgesamt 6.500 kWp installiert sein. Hinzu kommen215 solarthermische Anlagen zur Warmwassererzeugung mit einer Fläche von1.700 m2, die zum größten Teil ebenfalls im Rahmen des Solarprogramms instal-liert wurden.

Auch Gelsenkirchen setzt auf Sonne. Neben dem bereits bestehendenSonnensegel (87 kWp) auf der Fußgängerbrücke zum Stadion hat die Stadt weni-ge Tage vor Beginn der Weltmeisterschaft beim modernisierten Hauptbahnhofeine weitere PV-Anlage eingeweiht. Beide Anlagen sind für Besucher undPassanten deutlich sichtbar und wirken als ökologische „Visitenkarte“ der Stadt.Berlin und Stuttgart prüfen den Bau größerer Solarstromanlagen im direktenStadionumfeld – auch diese Planungen wurden über Green Goal angestoßen.

Biomasse Das Stadion Hamburg bezieht einen Teil seiner Wärme aus einer der größtenund modernsten Biogasanlagen Norddeutschlands. Die Anlage, die im Rahmenvon Green Goal eingeweiht wurde, erzeugt Strom und Wärme aus jährlich rund20.000 t Biomüll.

Green Goal Arbeitskreise der WM-Städte Mit den Solaranlagen in Dortmund, Gelsenkirchen und Kaiserslautern sowie derBiogasanlage in Hamburg haben die Green Goal Arbeitskreise in den WM-Städten wesentlich zur Nutzung erneuerbarer Energien beigetragen. Eine weitereGreen Goal Initiative in Kaiserslautern ist das Programm „2006 Euro für deinHaus“. Die Stadt unterstützt die energetische Sanierung von Wohngebäuden.Bislang wurden 27 Häuser im Rahmen des Programms saniert.

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4.3 Maßnahmen Energie

Die Stadt Kaiserslauternunterstützt mit dem Pro-gramm „2006 Euro für DeinHaus“ die energetischeSanierung: Hausbesitzer, die 2006 oder 2007 ihr Hausso sanieren, dass es danachmaximal nur noch die Hälftean Energie verbraucht, erhalten dafür von der Stadt einen Zuschuss von2006 Euro.

Das Stadion Hamburg deckt seinen Wärmebedarf mit Energie aus einer nahe gelegenden Biogasanlage.

Die EnBW warb mit großformatigen Anzeigen für ihrGreen Goal Engagement und ihren Ökostrom.

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4.3.2 Ergebnisse Energie

Der Energieverbrauch der WM wurde bestimmt durch den Strombedarf der zwölfStadien und deren Peripherie inklusive dem umfangreichen Hospitalitybereich,außerdem durch den zusätzlichen Dieselverbrauch der Stromaggregate, denStrombedarf des IBC und den Wärmebedarf der Stadien. Auf der Basis derAngaben von Stadien und IBC ergab sich: Die Stadien haben 7,9 Mio. kWh unddas IBC 1,9 Mio. kWh an Strom verbraucht. Der Dieselverbrauch lag bei ca.660.000 Liter, der Wärmebedarf der Stadien betrug 1,4 Mio. kWh. Daraus resul-tiert unter Berücksichtigung der dieselbetriebenen Stromaggregate einStromverbrauch von insgesamt ca. 12,6 Mio. kWh. Umgerechnet auf ein Spiel lagder Stromverbrauch damit bei durchschnittlich 170.000 kWh. Zum Vergleich: ImLigabetrieb haben die zwölf WM-Stadien im Bezugsjahr 2005 insgesamt ca. 44Mio. kWh an Strom und etwa 47 Mio. kWh an Wärme verbraucht. Das entsprichtrechnerisch pro Bundesligaspiel durchschnittlich etwa 130.000 kWh an Strom.

Die Umrechnung des Wärmebedarfs auf ein Spiel ist nicht sinnvoll, da derWärmebedarf nur wenig von der Anzahl der Veranstaltungen abhängt. DieUnterschiede zwischen den Verbrauchszahlen der WM und denen der Bundesligasind vor allem auf den zusätzlichen Strombedarf für die Medienberichterstattunginsbesondere die TV-Übertragung und den Hospitalitybereich, zurückzuführen.

Die Bilanzierung der Energieziele wird auf den jährlichen Energieverbrauch derStadien im Bezugsjahr 2005 bezogen.

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Übersicht Maßnahmen Energie (Auswahl)

Maßnahme Beschreibung Umsetzung

Optimiertes Lichtmanagement Energiesparende Lampen, Bewegungsmelder und sonstige alle Stadien, mitMaßnahmen zur Verkürzung der Beleuchtungsdauer unterschiedlichen Anteilen

Luft- und Kältetechnik Verzicht auf Klimaanlagen, adiabatische Kühlung, CO2-Sonden zur in besonderem AusmaßLuftmessung, einzelsteuerbare Logen, weitere Einzelmaßnahmen drei Stadien: F, M, S

Gasbetrieb anstelle von Strom Umstellung der Kioske auf Gasbetrieb (Grill, Warmwasser) Stadion N

Flutlichtanlage Energiesparende Flutlichtanlage Stadion B

Fernwärme aus KWK Effiziente Energienutzung über Kraft-Wärme-Kopplung fünf Stadien B, HH, H, LE und GE

Brennwerttechnologie 5 bis 10 % höherer Wirkungsgrad des Gaskessels drei Stadien F, M, N

Wärmerückgewinnung Wärmetauscher in Raumlufttechnik-Anlagen sechs Stadien: F, GE, K, M, S und HH

Wärmedämmung verstärkte Dämmung von Wänden, Decken, Böden Stadion S

Temperaturregelung Begrenzung der Raumtemperatur auf eine Maximal-Temperatur fünf Stadien: B, F, S und GE, M (z. B. Behördenthermostatventile)

Optimierung der Rasenheizung Verkürzung der Betriebszeiten der Rasenheizung vor allem zwei Stadien: GE, Ndurch organisatorische Maßnahmen

Grüner Strom 13 Mio. kWh zertifizierter Ökostrom aus Wasserkraft Nationaler Förderer EnBW

Solaranlagen Solaranlagen zur Strom- und Wärmeerzeugung in vier Stadien: DO, GE, KL, NStadien (Umgebung) und WM-Städten zwei Städte: GE, KL

Biogasanlage Wärmeversorgung aus Biogas Stadt HH

Weitere technische und organisatorische Einzelmaßnahmen sind im Text genanntBerlin (B), Dortmund (DO), Frankfurt (F), Gelsenkirchen (GE), Hamburg (HH), Hannover (H), Kaiserslautern (KL), Köln (K), Leipzig (LE), München (M), Nürnberg (N), Stuttgart (S)

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Bewertung der Ergebnisse

Die Erschließung von Effizienzpotenzialen war im Rahmen von Green Goal dieBasis für die Ziele im Energiebereich: An allen Standorten werden Einspar- undEffizienzpotenziale ermittelt und ausgeschöpft.

Bereits bei Planung und Bau bzw. Umbau von Stadien können durch ein Paket vontechnischen, investiven und organisatorischen Maßnahmen Ressourcen undBetriebskosten eingespart werden. Bei der Zusammenarbeit mit den Stadien hatsich gezeigt, dass noch deutliche Einsparpotenziale bestehen. Deren Ausschöpfungbei bereits laufenden Planungs- und Baumaßnahmen hat sich allerdings vielfach alsschwierig erwiesen. So hätten Wärmerückgewinnungsanlagen, Brennwertkessel undenergiesparende Leuchtmittel in weit größerem Maß genutzt werden können, als estatsächlich der Fall war. Vielfach war die Notwendigkeit niedriger Kosten beim Baunicht mit der Investition in Energiespartechnologien vereinbar, mit der Konsequenzeines hohen Ressourcenverbrauchs und hoher Kosten im späteren Betrieb.

Die genutzten Potenziale lassen sich am besten am Erreichen des Energie-einsparziels bewerten: Der Energieverbrauch der WM-Stadien wird durch eineeffiziente Energienutzung um mindestens 20 % gesenkt.

Nachfolgend die wesentlichen Handlungsfelder:

Optimiertes LichtmanagementDie Beleuchtung ist etwa für ein Fünftel des gesamten Strombedarfs eines Stadionsverantwortlich. Damit gehört eine optimierte Beleuchtung zu den wichtigstenStromsparmaßnahmen. Jährlich werden in diesem Bereich durch weit gefächerteMaßnahmen in der Summe aller WM-Stadien ca. 1,7 Mio. kWh an Strom eingespart.Die Wirkung von Energiesparlampen wurde über die reduzierte spezifische Beleuch-tungsleistung pro Fläche abgeschätzt. Dabei gingen auch die beleuchtete Fläche,Beleuchtungsdauer und der Anteil der Energiesparlampen mit ein. Die Verkürzungder Beleuchtungsdauer z.B. durch Bewegungsmelder wurde pauschal berücksichtigt.

Sonstige StromsparmaßnahmenSonstige Effizienzmaßnahmen im Strombereich machten zusammen etwa 12 %aller Einsparungen aus. Viele Einzelmaßnahmen in den Stadien betrafen die Luft-und Kältetechnik. Eine wichtige Stromsparmaßnahme war auch die Umstellungder Kioske auf Gasbetrieb (Nürnberg).

EnergiebereitstellungFernwärme und Energie aus Blockheizkraftwerken ist eine besonders effizienteVersorgung. Um die Energieeinsparung hier zu bilanzieren, wurde angenommen,dass die Kraftwärmekopplung die herkömmliche Versorgung mit Strom auseinem modernen Kohlekraftwerk und mit Wärme aus einem Gaskessel substitu-iert. Der Vergleich auf Basis der elektrischen und thermischen Wirkungsgradeergibt beispielsweise für das BHKW eine Einsparung von 31 % an Primärenergie.Im Hinblick auf den Klimaschutz wird die Verwendung regenerativer Energie alsneutral gewertet und verglichen mit dem sonst in Stadien üblichen Erdgas alsEnergieeinsparung betrachtet. Daher wird die Fernwärme aus Biogasanlage undMüllheizkraftwerk – dort wird die Wärmeauskopplung als Nebenprodukt derAbfallbeseitigung gewertet – komplett als Einsparung bilanziert. Die Primär-energieeinsparungen durch Fernwärme (Berlin, Hamburg, Hannover, Leipzig, inkl.des BHKW in Gelsenkirchen) von knapp 5 Mio. kWh machen in Summe mehr alsein Drittel der gesamten Ersparnis aus. Brennwertkessel sparen ca. 5 bis 10 %Energie gegenüber konventionellen Kesseln ein. Die Brennwertkessel in dreiStadien tragen zu einer jährlichen Einsparung von knapp 1 Mio. kWh Gas bei.

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Prozentuale Energieeinsparung in den WM-Stadiennach einzelnen Maßnahmen (Bundesligabetrieb)

4.3 Ergebnisse Energie

Fernwärme36%

Max-Temperatur 2%

Wärmerück-gewinnung

20%

Wärme-dämmung 2%

Strom Sonstige 12%Optimierte

Beleuchtung 13%

Wärme Sonstige 5%

Brenn-werttech-

nik 8%

Rasenheiz-ung 2%

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Energieeinsparung: Ergebnisse im Überblick

In Summe werden im Energiebereich in denzwölf WM-Stadien jährlich etwa 13,6 Mio.kWh eingespart. Dabei entfielen 75 % derEinsparungen auf die Wärmeerzeugung und-nutzung und 25 % auf den Bereich Strom.Bezogen auf den gesamten Energiever-brauch bedeutet dies eine Einsparung vonca. 13 %. Ein gutes Drittel davon – rund 36 %– sind Einsparungen von Primärenergie, dieaus der Nutzung von Fernwärme resultieren.Weitere 8 % werden durch effiziente Brenn-wertkessel zur Wärmeversorgung derStadien erzielt. Die verbleibenden 56 % dergesamten Ersparnis entfallen auf dieEnergienutzung beim Stadienbetrieb.

Auch wenn in einigen WM-Stadien wichtigeMaßnahmen vorbildlich umgesetzt wurden,bleibt festzuhalten, dass insgesamt das Zielder Energieeinsparung nicht erreicht wurde.Die ermittelten Effizienzpotenziale in denWM-Stadien wurden nicht in dem Maß aus-geschöpft, wie das zu erhoffen war.

Viele der WM-Stadien sind nach Abschlussder Bauarbeiten erst im Bilanzjahr 2005 neuin Betrieb gegangen. Es darf angenommenwerden, dass im Rahmen eines aktiverenEnergiemanagements basierend auf weiter-gehenden Betriebserfahrungen, insbeson-dere vor dem Hintergrund steigenderEnergiekosten, weitere Einsparpotenzialeerschlossen werden können.

WärmerückgewinnungAuch die Wärmerückgewinnung bei Raumluftanlagen leistet einen wichtigenBeitrag. In insgesamt sechs Stadien werden jährlich ca. 2,7 Mio. kWh anWärmeenergie eingespart. Die Werte basieren auf Angaben der Stadien-betreiber. Waren keine konkreten Angaben verfügbar, wurden die Einsparungenauf Basis der vorhandenen Stadionwerte geschätzt.

Sonstige WärmesparmaßnahmenHohe Relevanz hat eine Wärmeisolierung der Gebäudehülle – das belegt dieErfahrung im Stadion Stuttgart. Dort wird durch umfassende Dämmung jährlichWärme in der Größenordnung von etwa 300.000 kWh eingespart.

Vergleichsweise hohe Effekte erzielt eine Temperaturabsenkung in beheiztenRäumen. Allgemein geht man von einer Einsparung von 6 % bei einerTemperaturerniedrigung um 1 Grad aus. Durch die Verwendung von Behörden-thermostatventilen an den Heizkörpern wird einerseits die Maximaltemperaturbegrenzt, andererseits schalten Behördenthermostate schon bei geringerenTemperaturschwankungen. In Summe ergeben sich durch die Maßnahmen zurSteuerung der Raumtemperatur in Berlin, Frankfurt, Gelsenkirchen, München undStuttgart Einsparungen von jährlich ca. 300.000 kWh Wärme.

Rasenheizungen sind große Energieverbraucher, daher machen sich hierEinsparungen stark bemerkbar. Durch die Laufzeitverkürzung der Umwälzpumpe(Gelsenkirchen) und die optimierte Betriebsführung der Heizung (Nürnberg) wer-den jährlich ungefähr 250.000 kWh an Strom und Wärme eingespart. Alle weite-ren unter den Maßnahmen im Wärmebereich beschriebenen Einsparungen sindin Summe für etwa 5 % der Ersparnis verantwortlich.

Aufgrund der Komplexität der energietechnischen Anlagen eines Stadions ist esschwierig, alle Einsparmaßnahmen quantitativ zu erfassen. Es kann nicht ausge-schlossen werden, dass einzelne Maßnahmen nicht berücksichtigt bzw. überbe-wertet wurden.

Die Nutzung erneuerbarer Energien war im Rahmen von Green Goal ein zweiteswichtiges Hauptziel: Die effiziente Energieversorgung für die FIFA WM 2006 wirdso weit wie möglich über regenerative Energieträger erfolgen.

Ein wesentlicher Beitrag war der Bezug von 13 Mio. kWh zertifiziertem grünenStrom aus Wasserkraft. Diese Strommenge liegt über dem gesamtenEnergiebedarf der Stadien und deren zusätzlichen Einrichtungen für Hospitalityund Medien sowie des IBC.

Genauso bedeutend waren die zahlreichen, durch Green Goal initiiertenSolaranlagen – umso mehr, da die Anlagen langfristig, mindestens jedoch überdie nächsten 20 Jahre, Solarstrom produzieren und damit einen wichtigen Beitragzum „nachhaltigen Erbe“ von Green Goal und zum Klimaschutz leisten. Bis Juni2006 waren im Rahmen von Green Goal in den WM-Stadien und WM-StädtenPV-Anlagen mit einer Leistung von über 2.800 kWp errichtet. Das entspricht einerFläche von über 20.000 m2 und würde den kompletten jährlichen Strombedarfeines Stadions decken1. Die Anlagen produzieren in Summe jährlich etwa 2,5Mio. kWh Strom – rein rechnerisch genug um innerhalb der kommenden fünfJahre den Bedarf der gesamten Fußball-Weltmeisterschaft 2006 zu decken. Mit dem Bezug von Grünem Strom, dem Bau der PV-Anlagen und der solarther-mischen Anlagen sowie der Biogasanlage konnte das Green Goal Ziel zur rege-nerativen Energie erfolgreich umgesetzt werden.

69

1 Bei der Bilanzierung der Stromerzeugung aus denPV-Anlagen ist zu beachten, dass hier keine direkteBelieferung der Stadien mit der entsprechendenStromerzeugung stattfindet. Vielmehr werden infolgeder Förderung durch das Erneuerbare Energien Gesetz(EEG) die Strommengen aus den PV-Anlagen (ebensodie Förderkosten) auf alle Stromversorger inDeutschland verteilt. Entsprechend werden für dieseStrommengen auch keine CO2-Gutschriften bilanziert.

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4.4 Handlungsfeld Mobilität

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3,4 Millionen Fußballfans, Journalisten,Partner, Vertreter der nationalen undinternationalen Fußballverbände, VIPsund Ehrengäste haben die 64 Spiele derFIFA WM 2006™ im Stadion gesehen,davon mehr als eine Million aus demAusland. Außerdem besuchten weitere18 Millionen die offiziellen Fan Feste derWM-Städte. Allein die Fan-Meile auf derStraße des 17. Juni und vor demBrandenburger Tor in Berlin hat 9,5Millionen Zuschauer angezogen.

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Diese Zahlen belegen: Für Deutschland war die WM eine Massenbewegungbisher unbekannten Ausmaßes. Verbunden damit waren unvermeidbareEmissionen durch deren An- und Abreiseverkehr zu den WM-Städten undStadien. Rund 1,1 Mrd. Personenkilometer haben die WM-Besucher währenddes Turniers in Deutschland zurückgelegt. Hinzu kam noch die Reisestreckenaußerhalb Deutschlands und die An- und Abreise der Zuschauer zu den Fan-festen, die allerdings nicht im Verantwortungsbereich des Organisationskomiteeslagen. Zum Vergleich: Zuschauer der 1. Fußball-Bundesliga legen beim Besuchvon 64 Spielen rund 0,6 Mrd. Personenkilometer zurück. Zuschauer aus Deutsch-land fuhren zu den WM-Stadien rund 160 km weit, durchschnittlich fast 50Kilometer weiter als bei Bundesligaspielen.

4.4.1 Maßnahmen Mobilität

Im Zentrum der Mobilitätsmaßnahmen im Rahmen von Green Goal stand der An-und Abreiseverkehr der Stadion-Besucher zwischen den Städten und zumStadion. Dieser Verkehr sollte so umweltverträglich wie möglich gestaltet werden.Da Auto und Flugzeug im Vergleich zu öffentlichen Verkehrsmitteln deutlich mehrschädliche Abgase, klimagefährdende Emissionen und Lärm erzeugen, war einzentrales Ziel, dass möglichst viele Zuschauer aus dem In- und Ausland Bus undBahn nutzen. Zudem sollten möglichst viele Besucher animiert werden, zu Fußzum Stadion zu gehen bzw. mit dem Rad zu fahren.

Die Fan Feste wurden nicht direkt durch die Green Goal Maßnahmen im BereichMobilität adressiert. Allerdings nutzten auch Besucher der Fan Feste Bus, Bahn,Fahrrad und Fußwege. Damit hatte das Umweltkonzept bereits während desTurniers eine nachhaltige Wirkung jenseits des eigentlichen Stadion-Verkehrs unddamit des Zuständigkeitsbereiches des Organisationskomitees.

Die Realisierung der Mobilitätsmaßnahmen war ohne die Mitwirkung aller rele-vanten Akteure nicht möglich. Neben den Aktivitäten des OK spielten daher dieBeiträge des Bundesverkehrsministeriums, der Länder, der WM-Städte, derDeutschen Bahn AG als nationalem Förderer, der öffentlichen Verkehrsunter-nehmen der Städte und des Verbandes deutscher Verkehrsunternehmen (VDV)eine große Rolle.

Erhöhter Anteil des öffentlichen Nahverkehrs

Verbesserung der Anbindung der StadienIn vielen Städten waren bereits vor der WM die Stadien in das Netz des öffentlichenNahverkehrs gut eingebunden. Um Kapazität und Komfort der Anreise zu verbes-sern, wurde für die WM der ÖPNV ausgebaut. Das Bundesministerium für Verkehr,Bau und Stadtentwicklung beziffert die gesamten Investitionsmittel in die Infrastruk-tur-Maßnahmen zugunsten des öffentlichen Personennahverkehrs mit 802 Mio. Euro.

Die Maßnahmen reichen vom Bau neuer Trassen (z.B. Verlängerung der Stadt-bahnlinie 1 in Köln) über die Verbesserung der Kapazität einzelner Strecken (z.B.Erhöhung der Leistungsfähigkeit der S-Bahnverbindung zum Berliner Olympia-stadion) bis hin zum Ausbau der Haltestellen (z. B. Umbau der Bahnsteige zumHalt für verlängerte Straßenbahnen im Hauptbahnhof Gelsenkirchen). EinigeHaltestellen wurden zudem behindertengerecht umgebaut. Bei allen Infrastruk-turmaßnahmen handelt es sich um Projekte, die wegen der WM hohe Prioritäthatten, die aber auch ohne WM erforderlich gewesen wären. Insgesamt wurdenrund 50 Infrastrukturprojekte in den WM-Städten zur Verbesserung des öffentli-chen Verkehrs realisiert.

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Durchschnittliche Anreise-Entfernung deutscher Zuschauerbei der FIFA WM 2006 (berechnet auf Basis der Wohnorteder Ticketbesitzer)

250

200

150

100

50

0

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Dur

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Vergleich der Treibhausgasemissionen (berechnet alsCO2-Äquivalente) verschiedener Verkehrsmittel unterBerücksichtigung der Auslastungen zur FIFA WM 2006

200

180

160

140

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80

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40

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Dur

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Flugzeug Pkw Bahn Reisebus S-, U-, Straßenbahn

(60% Ausl.) (2,7 Pers.) (50 % Ausl.) (35 Pers.) (80 % Ausl.)

4.4 Maßnahmen Mobilität

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Neun der zwölf WM-Stadien waren durch mindestens zwei schienengebundeneNahverkehrssysteme (z. B. S- und U-Bahn) oder zwei separate Nahverkehrsliniendes gleichen Verkehrssystems an den Hauptbahnhof angebunden. In München(U-Bahn) und Gelsenkirchen (Stadtbahn) wurde die Leistungsfähigkeit der Liniendeutlich erhöht; zudem standen ausreichend Busse zur Verfügung, um beiStörfällen die Zuschauer zum Stadion zu bringen. In Kaiserslautern ist das Stadionfußläufig vom Hauptbahnhof entfernt, so dass mit der Bahn ebenfalls eine leis-tungsfähige Schienenanbindung gegeben war.

Taktverdichtung und Ausweitung des AngebotesIn allen WM-Städten wurden die Fahrpläne des öffentlichen Nahverkehrs anSpieltagen stark verdichtet. In München fuhren beispielsweise die U-Bahnen imMinutentakt zum Stadion, die Berliner S-Bahn brachte im 2,5-Minuten-TaktZuschauer zum Olympiastadion und das Verkehrsunternehmen in Gelsenkirchenhat zwischen Innenstadt und WM-Stadion in Spitzenzeiten 47 statt 14Stadtbahnen eingesetzt. In Nürnberg wurde die Kapazität der S-Bahn zwischenHauptbahnhof und Stadion während der Spiele verdoppelt. Einige Städte boteneinen 24-Stunden-Betrieb oder deutlich verlängerte Betriebszeiten.

Taktverdichtung und längere Betriebszeiten erforderten den Einsatz zusätzlicherZüge. Die Deutsche Bahn AG hat zum Beispiel während der WM im Regional-und S-Bahnverkehr 10.000 Züge mehr eingesetzt als sonst. In Nordrhein-Westfalen wurden 400.000 zusätzliche Zugkilometer zwischen Land und DB AGvereinbart, um mehr Bahnen auf den stark frequentierten Linien zwischen Hammund Düsseldorf und zwischen Dortmund, Gelsenkirchen, Düsseldorf und Kölneinsetzen zu können. Möglich wurde dies nur, weil viele WM-Städte ihre turnus-bedingten Neubeschaffungen von Bussen und Bahnen terminlich mit der WMabstimmten. Gleichzeitig blieben alte Fahrzeuge bis nach Ende des Turniers inBetrieb. Damit konnten unwirtschaftliche Neuanschaffungen vermieden werden,die die ÖPNV-Unternehmen langfristig ökonomisch belastet hätten.

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Ausgewählte Maßnahmen für eine bessere ÖPNV-Erschließung der WM-StadienWM-Stadt ProjektBerlin Erhöhung der Leistungsfähigkeit der S-Bahnverbindung Bahnhof Zoo – Olympiastadion

Dortmund Ausbau und Modernisierung des DB-Haltepunktes Dortmund-Westfalenhalle; Ausbau der Station und Signalanpassung zurErhöhung der Leistungsfähigkeit

Frankfurt/M. Beschleunigung der Straßenbahnlinie 21 zum Stadion; Umbau und Modernisierung der S-Bahn-Station Stadion

Gelsenkirchen Hauptbahnhof: Umbau der Bahnsteige der Stadtbahn zum Halt für 2 Doppeltraktionen; Erweiterung der ÖPNV-Haltestelle amStadion um ein zusätzliches Gleis

Hamburg Modernisierung der am Stadion gelegenen S-Bahnhöfe Stellingen und Eidelstedt; Modernisierung und Ausbau der Übergängeund Zugänge zu den Stadion-Shuttlebussen

Hannover Neubau der S-Bahn-Station Linden/Fischerhof mit direktem Zugang zum Stadion; zugleich entstand eine neue Verknüpfungzwischen S-Bahn und Stadtbahn

Kaiserslautern Umbau des Hauptbahnhofes mit einem direkten Fußwegzugang zum Stadion; Verlängerung der S-Bahn-Strecke überKaiserslautern hinaus bis Homburg

Köln Neubau der S-Bahn-Station Weiden-West und Verlängerung der Stadtbahnlinie 1 bis zu dieser neuen S-Bahn-Station

Leipzig Ausbau der Straßenbahnlinie 15 zwischen dem Straßenbahnhof Angerbrücke im Westen und der Haltestelle Südfriedhof imSüdosten zur Stadtbahn und damit Optimierung der direkten Verbindung vom Hauptbahnhof zum Stadion

München Erweiterung und Ausbau der U-Bahn-Station Fröttmaning am Stadion; Streckenertüchtigung der U-Bahn-Linie 6 zum Stadionauf eine Kapazität von 20.000 Personen pro Stunde

Nürnberg Ausbau der S-Bahn-Station Frankenstadion (Errichtung eines neuen Sonderbahnsteigs) und Erhöhung der Kapazität auf 15.000Personen pro Stunde

Stuttgart Erweiterung und Modernisierung des S-Bahn-Station Gottlieb-Daimler-Stadion und Bau eines zweiten Bahnsteiges

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Wegeleitung im ÖPNVUm die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel für die Zuschauer – insbesondereauch für die ausländischen Gäste – so einfach und stressfrei wie möglich zumachen, wurde ein spezifisches Wegeleitsystem entwickelt. Als selbsterklärende„Wegelenkung auf einen Blick“ wurde ein modular aufgebautes Schilderkonzeptentwickelt, das aus drei Feldern bestand. Feld 1 enthielt das WM-Logo, Feld 2signalisierte den Weg zum Stadion, Bahnhof oder Verkehrsmittel, Feld 3 infor-mierte über die entsprechenden Verkehrslinien.

Reduzierung der Klimafolgen des VerkehrsNur rund 6 % der Verkehrsleistung während der WM waren Fahrten innerhalb derWM-Städte. Für die Emissionen war vielmehr der Verkehr zu und zwischen denAustragungsorten relevant. Um die Klimafolgen des Anreiseverkehrs zu mindern,sollten möglichst viele Besucher Bahn oder Busse nutzen – dabei machte sichGreen Goal die Tatsache zunutze, dass alle WM-Städte an das ICE-/IC-Netz derBahn angeschlossen und damit schnell und bequem erreichbar sind. DieDeutsche Bahn AG als offizieller Mobilitäts- und Logistikdienstleister der FIFAWM 2006 und Förderer von Green Goal hatte zudem speziell für die WM ihrAngebot ausgeweitet.

Sonder- und CharterzügeDie DB AG setzte während der WM rund 300 zusätzliche Fernverkehrszüge miteiner Kapazität von über 150.000 Sitzplätzen ein. Mit Hilfe der Zusatzzüge wurdeunter anderem sichergestellt, dass Besucher der insgesamt 28 Abendspiele auchnach Mitternacht wieder nach Hause fahren konnten. Mexikanische und brasiliani-sche Fans charterten 13 Sonderzüge, auch Schweizer, polnische und australischeBesucher waren mit Sonderzügen unterwegs. Daneben nutzten die National-mannschaften aus Costa Rica, Mexiko, Kroatien und Schweden die Bahn fürFahrten innerhalb Deutschlands.

Insgesamt hatte die DB AG damit ein umfangreiches Sonderverkehrsprogrammim Personenverkehr realisiert, das im Wesentlichen aus drei Säulen bestand:

Zusatzkapazitäten und -angebote für den Zeitraum der gesamten WM im Fern-und Nahverkehr sowie in den BallungsräumenZusatzangebote am Spieltag für die Abdeckung von VerkehrsspitzenCharter-Angebote für Fußballmannschaften und große Fangruppen

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Good-Practice-BeispielKombiticket stärkt NahverkehrErstmals bei einer Fußball-Weltmeister-schaft galt die Eintrittskarte auch alsFahrschein des öffentlichen Nahverkehrs.Dabei berechtigte das Kombiticket nichtnur, wie bei Bundesligaspielen üblich, zurkostenlosen Fahrt zum Stadion undzurück. Vielmehr konnte jeder Ticket-besitzer vom Betriebsbeginn am frühenMorgen des Spieltages bis in den frühenMorgen des nächsten Tages in den jeweili-gen Netzen der Verkehrsverbünde derAustragungsorte beliebig viele Busse undBahnen benutzen – und das oft über dieStadtgrenzen hinaus. Für Berlin konntezum Beispiel mit dem Kombiticket dergesamte Verkehrsverbund Berlin-Bran-denburg genutzt werden; das kostenlosbefahrbare Netz schloss dabei auch dasBerliner Umland einschließlich Potsdammit ein.

Erstmalig bei einer Fußball-WM gab es das Kombi-ticket zur kostenlosen Nutzung des ÖPNV am Spieltag

In Ergänzung zum Kombiticket für dieStadionbesucher haben FIFA, der VerbandDeutscher Verkehrsunternehmen und dieVerkehrsunternehmen und -verbünde eineRegelung getroffen, nach der auch die15.000 ehrenamtlichen Volunteers an ihrenEinsatztagen kostenlos Busse und Bahnennutzen konnten. Die Kosten fürKombiticket und Sonderfahrausweise fürVolunteers belaufen sich nach erstenSchätzungen auf mehr als 8 Mio. Euro.

4.4 Maßnahmen Mobilität

Selbsterklärende „Wegelenkung auf einen Blick“ in Berlin

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Good-Practice-BeispielBahnCard in der Verlängerung Für Besucher, die auch ohne Stadionticketwährend der WM unterwegs waren – bei-spielsweise zu den zahlreichen Fan Festenoder zum Public Viewing auf Großlein-wänden – entwickelte die Deutsche Bahneine spezielle Einsteiger-BahnCard. Biszum 9. Juni gab es für 19 Euro die „Welt-meister BahnCard 25“ zu kaufen. Mit ihrerhielten Bahnfahrer von Anfang April bisEnde Juli 25 Prozent Rabatt auf den Nor-malpreis und die Sparpreise in der 2. Klas-se. Zusätzlich war in über 80 Städten dasCity-Ticket inklusive. Hier galt die Fahr-karte zusammen mit der WeltmeisterBahnCard 25 auch für S- und U-Bahn,Straßenbahn und Bus.

Das Besondere der Rabatt-Karte: Sie waran den Erfolg der deutschen Elf gekop-pelt. Mit jeder Runde, die das Team überdie Vorrunde hinauskam, verlängerte sichihre Gültigkeit um einen Monat. Mit demErreichen des Halbfinales war sie damit bisEnde Oktober 2006 gültig. Zum Vergleich:Eine normale BahnCard 25 kostet für einJahr 51,50 Euro, so dass sich die Weltmeis-ter-BahnCard auf jeden Fall gerechnet hat– dank dem Erfolg des deutschen Teams.

Spezielle Bahn-Tickets zur WMZur WM hat die Bahn spezielle Angebote entwickelt, um möglichst viele Besucherauf die Schiene zu locken: das Weltmeister-Ticket, den Weltmeister-Pass sowieWeltmeister Surf&Rail.

Das Weltmeister-Ticket galt für alle Inhaber von Eintrittskarten zu einem WM-Spiel. Es kostete – je nach Entfernung – 54, 74 oder 90 Euro für Hin- und Rück-fahrt in der 2. Klasse. Mit den Preisen erinnert die Bahn an die Jahre der WM-Titelgewinne der deutschen Fußball-Nationalmannschaft 1954 in Bern, 1974 inMünchen und 1990 in Rom. Der Weltmeister-Pass war als Netzkarte vom 7. Junibis zum 11. Juli 2006 deutschlandweit im gesamten Nah- und Fernverkehr derDeutschen Bahn gültig. Er war nicht an eine Eintrittskarte gekoppelt und kostetein der 2. Klasse 349 Euro, in der 1. Klasse 549 Euro.

Das Ticket „Weltmeister Surf&Rail“ berechtigte in der Zeit zwischen 7. Juni und11. Juli 2006 zu Fahrten mit dem ICE oder IC in eine der WM-Städte. Der Preisfür die Hin- und Rückfahrt in der 2. Klasse lag zwischen 59 und 89 Euro. DieTickets waren an einen festen Zug gebunden und wurden nur online verkauft.Reisenden aus dem Ausland standen Sonderkonditionen über Angebote wieEuroDomino, InterRail, Eurailpass oder German Rail Pass zur Verfügung.

Auch rund 6.000 Journalisten profitierten von speziellen WM-Angeboten. Sie erhiel-ten mit ihrer Akkreditierung eine Mobility BahnCard und konnten damit währenddes Turniers auf dem gesamten Nah- und Fernverkehrsnetz der Deutschen Bahnkostenlos durch Deutschland reisen. Spieler und Trainer der deutschen National-mannschaft hatten eine Mobility BahnCard bereits im November 2005 erhalten.

Anreise-Informationen zum öffentlichen VerkehrAlle Kartenbesitzer erhielten mit dem Ticket die Broschüre „Ihr Weg“ in Deutsch,Englisch, Französisch oder Spanisch. Die Broschüre gab Hinweise zur Anreise und infor-mierte über Kombiticket und umweltfreundliche Fahrten mit der Deutschen Bahn AG.

Zusätzlich wurde im Internet unter www.fifaworldcup.com ein „Reisezentrum“eingerichtet, das ebenfalls in den vier FIFA-Sprachen umfassende Anreise-Infor-mationen auch zum öffentlichen Verkehr (Nahverkehr und Bahn) bot. Im onlineReisezentrum stand auch ein Routenplaner, der europäische Bahnverbindungenund Fernbusse einband.

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Shuttle-Busse nach Spielende beim Stadion Hamburg.

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Good-Practice-BeispielWM-Meilen zum StadionIn Kaiserlautern liegen Hauptbahnhof undStadion praktisch nebeneinander – nahe-liegend also, dass Fußballfans zu Fuß zumStadion gehen. Auch in Hannover undLeipzig sind die Stadien gut zu Fuß in 20bis 30 Minuten erreichbar. In Dortmundwurde eine „WM-Meile“ eingerichtet,obwohl der Weg vom Bahnhof zumStadion rund 3,5 km lang ist. Um dieStrecke für die Fans attraktiv zu machen,wurde die Strecke gastronomisch und kul-turell aufgewertet. An dem Gesamtprojektbeteiligten sich Einzelhändler, Gastrono-men und Anwohner. Ein besonderesHighlight war der „Rote Teppich“, der dieZuschauer den gesamten Weg bis zumStadion begleitete. In allen vier WM-Städten wurden die Fußwege entspre-chend der offiziellen Beschilderung mar-kiert, außerdem wiesen Broschüren,Internetseiten und Zeitungsartikel darauf-hin, in welchen Städten man bequem zuFuß zum Stadien gelangt.

Informationen der FahrgästeIn jedem Bahnhof wurde ein spezielles Welcome Desk zur WM eingerichtet, andem Auskünfte in den Landessprachen der WM-Teilnehmer erteilt wurden.Hierzu hatte die DB AG in Kooperation mit den Volkshochschulen entsprechendgeschulte Servicekräfte eingesetzt. Durchsagen auf den Bahnhöfen und inBahnen wurden während der WM grundsätzlich in Deutsch und Englisch undmeistens auch in den Sprachen der Teilnehmerländer durchgeführt. Auch an denzentralen Haltestellen des öffentlichen Nahverkehrs erfolgten die Ansagen zurWM mehrsprachig.

Minderung der Umweltbelastungen im Stadionumfeld

Parkraummanagement Für Fans standen direkt am Stadion nur selten Parkplätze zur Verfügung. Daherwurden in allen WM-Städten große Park&Ride-Parkplätze eingerichtet, damitAutofahrer in den ÖPNV zum Stadion oder in die City zum Public Viewingumsteigen konnten. Ein Wegeleitsystem an den Autobahnen führte Autofahrer zuden verfügbaren Parkplätzen. Für Reisebusse wurden zudem in allen Stadien aus-reichend Parkplätze möglichst in direkter Umgebung zur Verfügung gestellt. Zurbesseren Planung hatte ein Großteil der Städte ein Meldeverfahren fürBusunternehmen eingeführt.

Anwohnerschutzzonen und Sonderzonen VerkehrTrotz Parkraummanagement war für das Wohn-Umfeld der Stadien eine stärkereBelastung durch den Autoverkehr zu erwarten. Um die Stadien wurden daher fürWohngebiete Anwohnerschutzzonen bzw. so genannte Sonderzonen Verkehr ein-gerichtet. In Kaiserlautern beispielsweise konnten Anlieger und Gewerbetrei-bende Innenstadt und direkte Umgebung des Stadions nur mit Sonderausweisenbefahren. Auch in Leipzig und Berlin wurde das Stadion an den Spieltagen weit-räumig abgesperrt. Berlin hatte an Spieltagen in der Zeit von 10 bis 24 Uhr im Um-kreis von rund einem Kilometer um das Stadion eine Sonderzone Verkehr aktiviert.

Bus-Shuttle-VerkehrUm Autofahrten zum Stadion zu reduzieren, wurden für VIPs, Mitarbeiter undMedienvertreter Bus-Shuttle von den zentralen Hotels in den WM-Städten, denBahnhöfen und den Flughäfen eingerichtet. Allein für die Journalisten waren 940Bus-Einsatztage notwendig, für Mitarbeiter und auf den Airport-Shuttle entfielenweitere 660 Bus-Einsatztage.

Förderung des FahrradverkehrsAußer in Kaiserslautern (Berglage) standen zur WM an allen Stadien 200 bis 600Stellplätze für Fahrräder zur Verfügung. In Berlin wurden speziell zur WM tempo-rär 424 bewachte, kostenlose Fahrradstellplätze eingerichtet. Radwege wurdenspeziell für die WM nicht ausgebaut, dafür erschien die Zahl der Fans, die direktaus dem Umfeld des Stadions anreisen, zu klein.

Umweltfreundliche FahrzeugkonzepteIn Berlin wurden in Zusammenarbeit mit dem Green Goal Unterstützer TotalDeutschland GmbH für den Airport-Shuttle-Dienst zwei Busse mit Wasserstoff-Verbrennungsmotor eingesetzt. Die Busse emittieren nahezu keine Luftschad-stoffe und unterschreiten bereits heute den erst ab 2008 in Europa verbindlichenAbgasgrenzwert Euro IV erheblich. Auch in Hamburg wurden mit Wasserstoff-Bussen WM-Gäste z.B. von der S-Bahn-Station Stellingen zum Stadion gebracht.Da der Wasserstoff für die Brennstoffzelle mit zertifiziertem Strom aus regenerati-ven Quellen erzeugt wurde, fuhren die Busse nicht nur schadstofffrei, sondernauch CO2-neutral.

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4.4 Maßnahmen Mobilität

Der „Rote Teppich“ auf der Fan-Meile in Dortmund.

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Darüber hinaus haben einige ÖPNV-Unternehmen die WM genutzt, ihre beste-hende Fahrzeugflotte ökologisch nachzurüsten. In Dortmund und Gelsenkirchenwurden zur WM beispielsweise rund 25 Fahrzeuge mit Dieselrussfilter ausgestat-tet. Hamburg hatte sich im Zusammenhang mit der WM zum Ziel gesetzt, alle700 Busse der Hamburger Hochbahn mit Russpartikelfiltern nachzurüsten. ZuBeginn der WM waren es bereits 250 Busse. Die 912 Fahrzeuge der offiziellenWM-Fahrzeugflotte von Hyundai erfüllten zwar die EU-Abgasnorm Euro IV,Abgasminderungen z.B. durch Russpartikelfilter bei den Dieselfahrzeugen wur-den jedoch nicht realisiert.

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In Berlin warben Wasserstoffbusse während der WMfür einen emissionsarmen Verkehr.

Übersicht Maßnahmen Mobilität

Maßnahme Beschreibung UmsetzungAnbindung der Stadien Durch zusätzliche Infrastrukturmaßnahmen wurde die Anbindung der Stadien Bund, Länder, Städte,

an das ÖPNV-Netz verbessert DB AG, Verkehrsunternehmen

Ausweitung des In allen WM-Städten wurden die Fahrpläne des öffentlichen Nahverkehrs Verkehrsunternehmen,ÖPNV-Angebots zur WM verdichtet und das Nachtangebot ausgeweitet DB AG, Länder

Kombiticket Eintrittskarte gilt am Spieltag als Fahrschein im ÖPNV des gesamten OK, VDV, DB AG, Verbundnetzes Verkehrsunternehmen

Wegeleitung im ÖPNV Einheitliche Beschilderung in allen WM-Städten und für alle Verkehrsträger BMVBS, BAST, VDV, DB AG, Verkehrsunternehmen, Städte

Zusätzliche Züge Einsatz von Sonder- und Charterzügen bei der Deutschen Bahn AG DB AG, Länder

Spezielle WM-Angebote Verkauf von speziellen Tickets (auch für Nicht-Karteninhaber) DB AGder Bahn

Mobility BahnCard Mobility BahnCard ermöglicht den Journalisten die kostenlosen Nutzung OK, DB AGder Bahn während der WM

Anreise-Informationen Offizielle Broschüren und Internetseiten weisen auf Anreise mit öffentlichem OKzum ÖV Verkehr hin

Informationen der Informationen der Fans auf den Bahnhöfen in mehreren Sprachen DB AG, VerkehrsunternehmenFahrgäste

Parkraummanagement Einrichtung von Park&Ride-Parkplätzen Städte, OK

Anwohner-Schutzzonen An Spieltagen werden Gebiete um die Stadien für den normalen Autoverkehr Städtegesperrt

WM-Meilen zum Stadion Einrichtung von attraktiven Fußwegen vom Hauptbahnhof zum Stadion Städte

Förderung von Fahrrad Bereitstellung von ausreichend (bewachten) Fahrradstellplätzen; StädteVerbesserung der Fahrradanbindung der Stadien

Einsatz innovativer, umwelt- Einsatz von besonders umweltfreundlichen Fahrzeugen oder Fahrzeugen OK, Verkehrsunternehmenfreundlicher Fahrzeuge mit alternativen Kraftstoffen/ Antrieben im ÖPNV und im WM-Fuhrpark

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4.4.2 Ergebnisse Mobilität

Das Verkehrsaufkommen zur WM ist nicht mit dem der Fußball-Bundesliga ver-gleichbar. Für die Bilanzierung der zurückgelegten Personenkilometer und dersich daraus ergebenden Treibhausgasemissionen wurde daher ein eigenesBilanzmodell entwickelt, das u. a. folgende Daten berücksichtigt: Anzahl derSpiele und Kapazitäten der Stadien, Auslastung der Stadien, Anteil derBesuchergruppen (Ehrengäste, VIPs, Partner und Förderer der WM, Zuschaueretc.), durchschnittliche Anreisestrecke der verschiedenen Besuchergruppen,Angaben zum „Modal Split“ (Anteil von Bahn, Pkw, Flugzeug, Reisebus, S-Bahn,etc. am jeweiligen Verkehrsaufkommen der einzelnen Besuchergruppen) sowiespezifische Emissionswerte und Auslastung der einzelnen Verkehrsmittel. AlsDatenquellen standen hierzu zur Verfügung:

Auswertungen zum Ticketverkauf und zum Verkehr durch das OKVerkehrsberichte der Städte und der Polizei für das nationale Informations- undKooperationszentrum (NICC) des Bundesministeriums des InnernAuswertungen der Verkehrsbeauftragten und Verkehrsunternehmen der StädteAuswertungen der Deutschen Bahn AGErgebnisse von Verkehrsbefragungen während und vor der WMspezifische Emissionsdaten für die Verkehrsmittel vom Umweltbundesamt

Auf Basis dieses Modells wurde für die Zuschauerverkehre innerhalb Deutsch-lands – also dem Verantwortungsbereich des Organisationskomitees – eineVerkehrsleistung von rund 1,1 Mrd. Personenkilometer berechnet. Rund 70 % derKilometer haben Zuschauer zurückgelegt, die ihre Karten über den öffentlichenVerkauf, über die Kartenkontingente der nationalen Verbände der Teilnehmer-länder sowie über das Hospitality-Programm von iSE erhalten haben. Ein Viertelder Verkehrsleistung wurde durch den Reiseverkehr der Ehrengäste, der Vertreterder internationalen Verbände sowie der Partner und Förderer der WM verursacht.Darin enthalten sind auch die Reisen derer, die über Verlosungen und Gewinn-spiele der Partner und Förderer Tickets für WM-Spiele erhalten haben. DieFahrten von Journalisten, Servicekräften, Volunteers, Ordnern und National-mannschaften hingegen fielen kaum ins Gewicht. Die einzelnen Verkehrsmittelwurden sehr unterschiedlich stark genutzt: 36 % der Verkehrsleistung entfiel aufdie Bahn, 30 % auf den Pkw, 24 % auf den Reisebus. Flugzeug (6 %) und ÖPNV(4 %) spielten nur eine untergeordnete Rolle.

Bewertung der Ergebnisse

Eines der beiden zentralen Ziele des Green Goal Verkehrskonzepts war die Erhöhung des Anteils des öffentlichen Nahverkehrs: Der Anteil für Fahrten zu denWM-Stadien mit dem öffentlichen Nahverkehr wird auf 50 % erhöht.

Appelle, das eigene Auto stehen zu lassen und auf Bus und Bahn umzusteigen,verhallen oft ungehört. Für die Fahrt zu den Stadien bei der WM dagegen gingdie Rechnung auf. Auf Basis der Verkehrsberichte der Städte und den Auswer-tungen der Verkehrsunternehmen und der DB AG konnte für jedes der 64 Spieleder Anteil der Verkehrsmittel bei der Stadion-An- und Abreise ermittelt werden.Diese Auswertungen zeigen, dass – gemittelt über alle Spiele und Städte – rund57 % der 3,4 Millionen Zuschauer S-, U-, und Straßenbahnen sowie Linienbussezur Fahrt ins Stadion nutzten; 52 % der Zuschauer nutzten die Linien von denBahnhöfen, 5 % von den Park&Ride-Parkplätzen.

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Anteil der verschiedenen Gruppen der Stadion-besucher und Anteil der Verkehrsmittel an derGesamtverkehrsleistung der WM.

Zuschauer 71%

Ordner/ Volunteers/Servicekräfte 1%

Ehrengäste/Internat. Verbände/Partner 26%

Teams<1%

Journa-listen 2%

Bahn 36%

ÖPNV 4%

zu Fuß+Fahrrad<1%

Pkw 30%

Flug-zeug 6%

Reisebus 24%

4.4 Ergebnisse Mobilität

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In einzelnen Städten wurde die Zielmarke von 50 % weit übertroffen. In Berlin lagder Anteil des ÖPNV unter Einrechnung des P&R-Verkehrs über 85 %, in Hanno-ver, Köln und Stuttgart bei mindestens 60 %. In München kamen knapp 60 % allerStadionbesucher mit der U-Bahn zur Arena – im Vorfeld hatten die Planer miteinem Anteil von 30 bis 40 % gerechnet. Zum Eröffnungsspiel in München fuhrenannähernd doppelt so viele Fans mit öffentlichen Verkehrsmitteln ins Stadion alsbei Bundesligaspielen des FC Bayern.

In Dortmund, Hannover, Leipzig und Kaiserslautern nutzten zudem viele Zuschaueraufgrund des schönen Wetters die ausgewiesenen Fußwege ins Stadion – inLeipzig marschierten zwischen 10.000 und 20.000 Fans, auch in Dortmund warenes bis zu 20.000, obwohl dort die WM-Meile vom Hauptbahnhof zum Stadionziemlich lang war.

Zahlreiche Fans suchten ihren Weg zu Fuß zum Stadion, auch wenn die Städtekeine WM-Meilen ausgewiesen hatten. Beim Spiel gegen die Elfenbeinküste am16. Juni in Stuttgart marschierten 10.000 niederländische Zuschauer von derInnenstadt die 4,9 km lange Strecke zum Stadion; auch beim Spiel gegen Por-tugal in Nürnberg am 25. Juni 2006 haben Niederländer 5,5 Kilometer zwischenInnenstadt und Stadion zu Fuß zurückgelegt. Rund 10.000 schwedische Fansliefen am 20. Juni 2006 beim Spiel gegen England in Köln die halbe Strecke zwi-schen Innenstadt und Stadion zu Fuß. Der Schwedenmarsch führte zwar zu kurz-zeitigen Staus beim Pkw-Verkehr, trug aber wesentlich zur WM-Stimmung bei.

79

Modal split bei der Stadion-An- und Abreise imDurchschnitt aller WM-Städte

Das schöne Wetter während der WM veranlasste viele, zu Fuß zum Stadion zu gehen – hier niederländische Fans auf dem Weg vom Hauptbahnhof Leipzig zum Stadion.

Modalsplit bei der Anreise zum WM-Stadion, unterteilt nach Städten

100

90

80

70

60

50

40

30

20

10

0

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Köl

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Leip

zig

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chen

Nür

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Stut

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t

Pkw Taxi Zu Fuß+Fahrrad Reisebus ÖPNV (inkl. P&R)

Taxi 3%

ÖPNV 52%

zu Fuß+Fahrrad 6%

Pkw 23%

Reisebus 11%Park&Ride 5%

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Erhöhung des Anteils desöffentlichen Nahverkehrs:Ergebnisse im Überblick

Im Durchschnitt aller Spiele und Städteder WM haben rund 57 % der Zuschaueröffentliche Verkehrsmittel zur An- undAbreise zu den Stadien genutzt (ein-schließlich der Park&Ride-Verkehre).Weitere 6 % nutzten die Fußwege, rund11 % kamen per Reisebus. Damit entfielauf den ganzen „Umweltverbund“ einAnteil von 74 %. Lediglich 23 % derStadionbesucher kamen mit dem Auto.

Das Ziel, dass mindestens jeder zweiteBesucher mit öffentlichen Verkehrsmittelnzum Stadion reist, wurde damit klar über-troffen. Zu Beginn der WM-Vorbereitun-gen lag der Anteil der ÖPNV-Nutzer nochbei rund 40 %. Gründe für den Erfolg desÖPNV waren vor allem die guteAnbindung der Stadien an das öffentlicheVerkehrsnetz, die gute Bedienqualität zurWM, wenig Parkraum direkt am Stadionund vor allem das erstmals bei einerFußball-Weltmeisterschaft eingeführteKombiticket. Außerdem hat der ÖPNVauch vom hohen Anteil ausländischerGäste profitiert, die mit dem Flugzeuganreisten und innerhalb Deutschlands mitBussen und Bahnen weiterfuhren.

Andere Zuschauer und Helfer nutzten das Rad für den Weg ins Stadion: Bei eini-gen Spielen wurden bis zu 500 Radfahrer gezählt, beim Spiel Frankreich gegenSüdkorea in Leipzig sogar über 700. Auf dem bewachten Stellplatz beim BerlinerOlympiastadion gab es im Durchschnitt aller Spiele 250 Radfahrer. Diese Zahlenberücksichtigen nicht die zusätzlich im Umfeld an Laternenmasten und Zäunenabgestellten Räder.

Darüber hinaus kamen im Durchschnitt zu jedem Spiel rund 170 Reisebusse, beieinzelnen Spielen wurden sogar mehr als 400 gezählt. Zwar haben Planer imVorfeld noch mehr Reisebusse erwartet, viele Besucher nutzten stattdessen aberlieber Bahn und ÖPNV.

Insgesamt entfielen damit bei der WM im Durchschnitt der Spiele und Städterund 74 % aller Fahrten bzw. Wege zum Stadion und zurück auf Busse, Bahnen,Fahrräder und Fußgänger. Das ist ein unerwartet hoher Wert. Lediglich 23 % derFahrten zum Stadion wurden mit dem Auto zurückgelegt – hierin enthalten sinddie Fahrten der Ehrengäste, VIPs und Journalisten, für die im direkten Umfeld anallen Stadien Sonderparkplätze zur Verfügung standen.

Der relativ niedrige Pkw-Anteil zeigt sich auch beim Blick auf die Belegungs-zahlen der Parkplätze in vielen WM-Städten. In München lag die Auslastung deröffentlichen Parkplätze im Durchschnitt aller Spiele bei 45 % (Maximalkapazität:9.500 Parkplätze), in Kaiserslautern bei 46 % (12.000 P&R-Parkplätze), in Leipzigbei 27 % (6.850 P&R-Parkplätze) und in Berlin bei 25 % (7.200 P&R-Parkplätze).Auch die rund 3.000 FIFA-Sonderparkplätze waren oftmals weniger als zur Hälftegefüllt. Lediglich in Dortmund und Gelsenkirchen, die ausreichend Parkraumdirekt am Stadion anboten, wurde bei einzelnen Spielen die Kapazität von 9.000bzw. 13.500 Parkplätzen ausgenutzt.

Zu den 64 WM-Spielen wurden rund 1,9 Mio. Zuschauer mit öffentlichen Ver-kehrsmitteln zum Stadion transportiert. Bis zu 90 % der Besucher von Fan Festenund Public Viewing sind mit Bussen und Bahnen an- und abgereist. Die großeBereitschaft, öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen, hat mehrere Gründe: die guteQualität des öffentlichen Verkehrs, die ausreichend großen Kapazitäten beiBahnen und Bussen, das eingeschränkte Parkplatzangebot direkt an den Stadien.Eine zentrale Rolle spielte das erstmals bei einer Fußball-Weltmeisterschaft ein-geführte Kombiticket. Außerdem stiegen viele ausländische Gäste, die mit demFlugzeug anreisten, in Bahn und ÖPNV um, um zu „ihrem“ Stadion zu gelangen. Der Ausbau des öffentlichen Verkehrs speziell zur WM hatte auch Wirkung dar-über hinaus. Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen bilanziert, dass wäh-rend des Turniers über 30 Millionen Fahrgäste zusätzlich zum normalenTagesgeschäft in den Austragungsorten Busse und Bahnen im Nah- undFernverkehr nutzten.

Ein weiteres zentrales Ziel des Green Goal Verkehrskonzepts war die Reduzierungder Klimafolgen des Verkehrs: Die Klimafolgen der An- und Abreiseverkehre derFIFA WM 2006 in Deutschland werden um 20 % reduziert.

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4.4 Ergebnisse Mobilität

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Insgesamt entstanden durch die Verkehrsströme der WM-Besucher innerhalbDeutschlands und damit im Verantwortungsbereich des OK rund 70.500 tTreibhausgase (berechnet als CO2-Äquivalente). Nicht darin subsumiert ist derVerkehr ausländischer Gäste bis zur deutschen Grenze. Hinzu kamen rund 2.500 tdurch Lkw-Fahrten zur Versorgung der Stadien bzw. zum Abtransport von Abfallund Leergut. Damit beliefen sich die verkehrsbedingten Treibhausgasemissionender WM auf insgesamt rund 73.000 t.

Auf Zuschauer mit Tickets aus dem öffentlichen Verkauf, mit Tickets der teilneh-menden Nationalverbände und des Hospitalitybereiches entfielen 57 % derEmissionen. Auf Ehrengäste, Vertreter der internationalen Verbände sowie WM-Partner rund 37 %. Die Zuschauer haben zwar mit einem Anteil von 71 % mehrKilometer zurückgelegt als Ehrengäste, Verbandsvertreter und die Partner derWM und deren Gäste, da sie aber häufiger den umweltfreundlichen öffentlichenVerkehr nutzten, liegt ihr Anteil an den erzeugten Treibhausgasemissionen imVerhältniss deutlich niedriger. Auf die Logistik entfallen rund 3 % der Emissionen,auf die Fahrten der Journalisten 2 %. Die Spielerteams trugen nur mit rund 1 %zu den Treibhausgasemissionen bei, obwohl sie zwischen Mannschaftsquartierenund WM-Städten rund 64.000 Reisekilometer zurücklegten und dabei rund 100-mal im Inland mit dem Flugzeug unterwegs waren.

Mehr als zwei Fünftel der Treibhausgasemissionen entfallen auf den Pkw-Verkehr,ein Fünftel auf den inländischen Flugverkehr. Bahn und Reisebusse trugen zu 24bzw. 11 % zu den Treibhausgasemissionen bei. Aufgrund der ungünstigerenTreibhausbilanz liegen die Anteile von Pkw und Flugzeug im Vergleich zu denöffentlichen Verkehrsmitteln deutlich höher, obwohl ihr Anteil an derPersonenverkehrsleistung nur 30 % bzw. 6 % betrug.

Insgesamt wurden durch die Green Goal Maßnahmen im Bereich Verkehr 17.000 tCO2-Äquivalente eingespart. Das entspricht einer prozentualen Einsparung von19 %. Im Einzelnen sind die Einsparungen auf sechs unterschiedliche Effektezurückzuführen:

7.000 t durch Ehrengäste, Vertreter internationaler Verbände und Partner:Insbesondere durch eine starke Nutzung von Reisebussen konnten Pkw-Fahrten und Flugreisen substituiert werden. Insgesamt lag der Anteil von Pkwund Flugzeug in dieser Besuchergruppe bei rund 45 % – ursprünglich wurdeein Anteil von 60 % erwartet.

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Anteile der Besuchergruppen und Verkehrsmittel an dengesamten verkehrsbedingten Treibhausgasemissionen(berechnet als CO2-Äquivalente) der WM

Anteile der verschiedenen Verkehrsmittel an den gesamten Zuschauerverkehren der WM mit und ohneGreen Goal Maßnahmen

40

35

30

25

20

15

10

5

0

in P

roze

nt

Pkw Flugzeug Reisebus Bahn ÖPNV zu Fuß+Fahrrad

ohne Green Goal mit Green Goal

Lkw 3%ÖPNV 1%

Pkw 43%

Flugzeug 19%

Bahn 24%

Reisebus 10%

Zuschauer (inkl. Hospitality)

57%Servicekräfte/Volunteers/Ordner <1%

Logistik 3%

Ehrengäste/Internat. Verbände/Partner37%

Teams 1%Journalisten 2%

Vor allem ausländische Besucher nutzten gut gelaunt die Deutsche Bahn und charterten ganzeSonderzüge.

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5.000 t durch ausländische Besucher: Im Gegensatz zu den Erwartungen derPlaner sind weniger ausländische Zuschauer aus Nachbarstaaten mit dem Autozu den Stadien gefahren. Auch Gäste aus Amerika, Asien oder Australienhaben in Deutschland stärker als erwartet die Bahn genutzt. Der Bahn-Anteillag bei rund 45 %, erwartet hatte man 25 %. Die zahlreichen Sonder- undCharterzüge für ausländische Fans, Zählungen an den Bahnhöfen sowie diegeringe Nutzung der Parkplätze belegen den Erfolg der Bahnangebote.

3.000 t durch inländische Besucher: Liegt bei normalen Bundesliga- oderLänderspielen der Anteil der Autofahrer bei rund 50 %, lag diese Quote wäh-rend der WM bei 45 %. Profitiert hat von dieser Entwicklung vor allem derBahnverkehr, der stark zugelegt hat und bei knapp 40 % lag. Die Auslastungender Park&Ride- und der Bus-Parkplätze sowie Zuschauerbefragungen in mehre-ren WM-Städten bestätigen diese Entwicklung.

1.000 t durch Journalisten: Durch die Mobility BahnCard zur kostenlosenNutzung der Bahn haben Journalisten auf so manche Autofahrt oder Flugreiseverzichtet. Der Anteil der Bahnreisen lag nicht wie ursprünglich geschätzt bei50 %, sondern nahezu bei 90 %. Die Auslastungen der Züge sowie dieBuchungseingänge für Flüge im Travel und Event Services des OK belegendies. Zudem nutzten viele Journalisten das Nachtzug-Angebot der Bahn, umdie Kosten für ein Hotelzimmer zu sparen.

800 t beim Nahverkehr: Durch Green Goal Maßnahmen konnte während derWM ein Anteil des Umweltverbundes aus Bus, Bahn, Fahrrad und Fußgängernvon fast drei Vierteln erreicht werden. Vor der WM ging man von einem Anteilvon 55 % aus (davon 40 % ÖPNV).

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Beiträge zu den Einsparungen bei den verkehrsbe-dingten Treibhausgasemissionen

Ehrengäste/Inter-nat. Verbände/Partner 41%

ZuschauerAusland 30%

Zuschauer Inland 18%

Journalisten 6%Nahverkehr 5%

WM-Flotte <1%

4.4 Ergebnisse Mobilität

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Reduzierung der Klimafolgendes Verkehrs: Ergebnisse imÜberblick

In Deutschland, dem Verantwortungs-bereich des OK, hat der Reiseverkehr derZuschauer zu den WM-Städten undStadien – gemeinsam mit der Ver- undEntsorgungslogistik der Spielstätten –Treibhausgasemissionen in Höhe von73.000 t CO2-Äquivalente verursacht.Dabei unberücksichtigt blieben dieEmissionen durch die An- und Abreiseausländischer Besucher außerhalbDeutschlands.

Ohne die von Green Goal initiiertenVerkehrsmaßnahmen hätten die Treib-hausgasemissionen der WM bei rund90.000 t gelegen. Damit konnten durchGreen Goal Maßnahmen ca. 17.000 t ein-gespart werden – das entspricht einerMinderung der verkehrsbedingtenTreibhausgasemissionen um 19 %. DasZiel, die Treibhausgasemissionen des WM-Verkehrs um ein Fünftel zu reduzieren,wurde damit weitestgehend erfüllt.

50 t bei der WM-Fahrzeugflotte: Insgesamt legten die über 900 Fahrzeuge derWM-Fahrzeugflotte 2,4 Mio. km zurück. Dadurch entstanden insgesamtTreibhausgasemissionen in Höhe von 900 t. Kleinbusse mit neun Sitzplätzenersetzten dabei teilweise Pkw-Fahrten mit niedrigerer Auslastung. Hierdurchkonnten rund 50 t Treibhausgasemissionen beim offiziellen Fahrdienst einge-spart werden.

Ein weiteres Ziel des Green Goal Verkehrskonzepts war die Reduzierung derUmweltbelastungen in der Stadionumgebung: Die direkten Umweltbelastungen(z. B. Lärm, Abgase) in der Stadionumgebung sollten möglichst gering gehaltenwerden.

Von besonderer Relevanz war dieses Thema in Kaiserslautern, Leipzig und Berlin,da dort die umliegenden Wohngebiete besonders stark von Parksuchverkehrbetroffen sind. Alle drei Städte haben durch die Einrichtung von Anwohner-schutzzonen bzw. Sonderzonen-Verkehr die Zufahrt in die umliegenden Wohn-gebiete an WM-Spieltagen für den normalen Verkehr gesperrt. In Leipzig wurdeauf Rückmeldung der Anwohner zum Achtelfinale der Beginn der Sperrung fürdie umliegenden Wohngebiete zeitlich deutlich vorgezogen. Eine Entlastung derAnwohner erfolgte zudem durch den hohen Anteil an ÖPNV, Radfahrern undFußgängern. Das Ziel wurde damit erreicht.

Abschließendes Ziel des Green Goal Verkehrskonzepts war eine zielgruppenspe-zifische Gestaltung umweltschonender Verkehrsangebote: Für alle wesentlichenVerkehrssegmente der FIFA WM 2006 – ausländische Gäste, inländische Gäste,Journalisten, „FIFA-Familie“ und Aktive – wurden gezielt umweltschonendeAngebote gemacht.

Die Deutsche Bahn AG hatte spezifische WM-Angebote für die Fans entwickelt:die Weltmeister-BahnCard 25, das Weltmeister-Ticket, den Weltmeister-Passsowie Weltmeister Surf&Rail. Vor allem die Weltmeister-BahnCard 25, derenGültigkeit an den Erfolg der deutschen Mannschaft gekoppelt war, kam gut an -sie wurde rund 400.000-mal verkauft. Das Weltmeister-Ticket und WeltmeisterSurf&Rail wurden jeweils 25.000-mal verkauft, der Weltmeister-Pass rund10.000-mal. Zusätzlich wurden für größere Fangruppen wie Brasilianer und Mexi-kaner Charterzüge gebucht, die direkt in die Pauschalreisen der Fans integriertwaren. In Ergänzung zu den Angeboten der DB AG haben alle Stadionbesuchermit dem Kombiticket erstmals bei einer Fußball-Weltmeisterschaft ein attraktivesAngebot für die umweltfreundliche und kostenlose Anreise zu den Stadien erhal-ten.

Auch für Journalisten (Mobility BahnCard, Medien-Shuttle), Mitarbeiter derStadien (Bus-Shuttle-Dienste, freie Nutzung des ÖPNV durch Volunteers), VIPsund Hospitality (Bus-Shuttle-Dienste, Fahrdienste mit Kleinbussen) wurden spe-zielle umweltfreundliche Angebote entwickelt. Für die Teams der WM wurdenvom OK in Zusammenarbeit mit der DB AG Bahnangebote zur Anreise zu denWM-Spielen entwickelt. Vier Mannschaften haben dieses Angebot wahrgenom-men.

Damit wurde das Ziel, für die einzelnen Besuchergruppen spezifische umwelt-schonende Verkehrsangebote zur WM zu entwickeln, erfüllt.

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4.5 Klimaneutralität

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Dem globalen Klimaschutz kam imRahmen von Green Goal eine besondereBedeutung zu. Das zentrale Ziel des OKund seiner Partner war es, die FIFA WM2006 so zu gestalten, dass weltweit erst-malig bei einer Fußball-Weltmeister-schaft die Planung und Durchführungmöglichst weitgehend ohne zusätzlicheAuswirkungen auf das Klima bleibt. Siesollte in diesem Rahmen praktisch „kli-maneutral“ sein. Um dieses ehrgeizigeZiel zu erreichen, wurde eine dreistufigeStrategie verfolgt:

Zuerst wird über emissionsminderndeEnergiespar- und Effizienztechnologiensowie über die Nutzung umweltfreundli-cher Transportmittel bei der WM derEnergiebedarf gesenkt und dieEnergieeffizienz gesteigert. Danach folgtdie Nutzung erneuerbarer Energien inden WM-Stadien beipielsweise durchden Bau von Solaranlagen oder denEinsatz von grünem Strom. Schließlichwerden die dann noch verbliebenenTreibhausgasemissionen kompensiert.

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Mit dem innovativen Instrument der freiwilligen Klimakompensation können dieklimaschädlichen Gase, die trotz eines ambitionierten Umweltprogramms nicht zuvermeiden sind, über Investitionen in Klimaschutzprojekte nachweislich an andererStelle ausgeglichen werden. Die freiwillige Klimakompensation eröffnet neueMöglichkeiten für die umweltfreundliche Gestaltung von Großveranstaltungen.Sie stellt eine große Chance und zugleich Herausforderung für heutige undzukünftige Sportgroßveranstaltungen dar, den umweltseitigen „Fußabdruck“ soklein wie möglich zu halten. Das OK hat sich dieser Verantwortung für die FIFAWM 2006 als eine der ersten Sportgroßveranstaltungen diesen Ausmaßes ange-nommen. Der besondere Ehrgeiz bestand darin, die Kompensation über mög-lichst hochwertige Klimaschutzprojekte zu realisieren.

Wie funktionierte die Kompensation im Rahmen von Green Goal? Zunächstwurde bilanziert, wie groß die Menge an Treibhausgasen ist, die ausgeglichenwerden muss. Ein Bilanzrahmen, der dem Verantwortungsbereich des OK in denGrenzen Deutschlands entspricht, legte fest, welche emissionsrelevantenAktivitäten zu erfassen sind. Über ein Emissionsmodell wurde dann ermittelt, wiegroß die Menge an Treibhausgasen ist, die mit den Aktivitäten verbunden ist.

Im nächsten Schritt gingen Experten auf die Suche nach geeigneten Klima-schutzprojekten, über die die kalkulierte Menge Klimagase ausgeglichen werdenkann. Im Rahmen von Green Goal wurde zunächst die Idee geprüft, dieTreibhausgase über Projekte in Deutschland zu kompensieren. Diese Möglichkeitwurde jedoch bald verworfen, da Projekte in Schwellen- und Entwicklungsländernaus Sicht der Verantwortlichen nicht nur mit Umweltentlastungen vor Ort verbun-den sind, sondern gleichzeitig einen Beitrag für eine nachhaltigere Entwicklung indiesen Ländern leisten können. Mit solchen Projekten lässt sich auch der Solidari-tätsgedanke des internationalen Fußball-Verbandes unterstützen und der globaleCharakter der WM vermitteln. Die flexiblen Mechanismen des internationalenKlimaschutz-Abkommens (Kyoto-Protokoll) beschreiben internationale Qualitäts-standards für diese Klimaschutzprojekte. Die Idee des „Mechanismus für nachhal-tige Entwicklung“ (Clean Development Mechanism, CDM) ist es genau, Treib-hausgase in Entwicklungsländern einzusparen und damit den Ausstoß dieserGase an einer anderen Stelle der Erde auszugleichen. Erklärtes Ziel des CDM istes zudem, über solche Projekte eine nachhaltige Entwicklung in Entwicklungs-und Schwellenländern zu unterstützen.

Im Rahmen von Green Goal ist man noch einen Schritt weiter gegangen: Bei derAuswahl der Projekte stand im Mittelpunkt, dass sie einerseits einen hohenUmwelteffekt, andererseits auch großen gesellschaftlichen Nutzen für die lokaleBevölkerung mit sich bringen sollten. Für Green Goal kamen somit nur Projektein Frage, die neben den international anerkannten Kriterien zusätzliche Umwelt-und Nachhaltigkeitsstandards einhalten. Ein Garant dafür ist der so genannteGold Standard, der vom WWF und anderen Umweltverbänden und Interessen-gruppen entwickelt wurde. Er legt beispielsweise fest, dass nur Projekte förder-würdig sind, die erneuerbare Energien und Energieeffizienz fördern und die loka-len Interessengruppen umfassend berücksichtigen. Aufforstungsprojekte erfüllendie Standards der Umweltverbände zum jetzigen Zeitpunkt nicht. Mit diesemQualitätsanspruch ging Green Goal neue Wege bei der freiwilligen Klima-kompensation gerade bei Sportgroßveranstaltungen. Allerdings zeigte sich, dassbislang nur sehr wenige Projekte existieren, die diesen höchsten Sozial- undUmweltstandards genügen. Die von Green Goal ausgewählten bzw. initiiertenKlimaprojekte gehören damit weltweit mit zu den ersten, die entsprechend desGold Standards zertifiziert werden. Mit den Treibhausgasemissionen, die überdiese Projekte vermieden werden, können die Emissionen, die mit der FIFA WMin Deutschland verbunden waren, nach und nach ausgeglichen werden.

86

4.5 Klimaneutralität

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Um sicherzustellen, dass die Treibhausgase auch tatsächlich eingespart werden,sind für alle Projekte verbindliche und transparente Verfahren festgelegt, wie diejährliche Menge an eingesparten Gasen ermittelt wird. Erst wenn diese von unab-hängigen Prüfern bestätigt sind, werden sie auf die Klimabilanz von Green Goalangerechnet.

4.5.1 Klimabilanz: Die Treibhausgase der WM

Die Klimabilanz hatte zum Ziel, die zusätzlich durch die Weltmeisterschaft inner-halb Deutschlands verursachten Treibhausgasemissionen bereits im Vorfeld derWM zu schätzen. Nach der WM erfolgte auf der Grundlage der dann vorliegen-den Daten eine abschließende Bilanzierung. Dafür wurden vier Bereiche bilan-ziert: der Bau und Umbau der Stadien, der Energieverbrauch der WM beimBetrieb der Stadien und temporären Einrichtungen, der Bereich Mobilität mit derAn- und Abreise der 3,4 Mio. WM-Zuschauer zu den Stadien sowie derEnergieverbrauch der Übernachtungen der WM-Zuschauer.

Bei der Klimakompensation wurden diejenigen Treibhausgasemissionen berück-sichtigt, die während der Weltmeisterschaft innerhalb der Grenzen Deutschlandsentstanden sind. Die Beschränkung auf den Bilanzraum Deutschland ergibt sichaus der Zuständigkeit des OK, dessen organisatorische Verantwortung gegen-über der FIFA auf die Abläufe in Deutschland begrenzt war. Die Entscheidungüber den Bilanzraum fiel zu einem Zeitpunkt, als nicht absehbar war, wer dieInitiative des OK unterstützen würde.

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Die Schätzung der Treibhausgasemissionen und die abschließende Bilanzierungnach der WM erfolgte im Wesentlichen über zwei Schritte. Zuerst wurden derStrom- und Wärmebedarf bzw. die Transportkilometer oder Produktmengen ent-sprechend den beschriebenen Verursachergruppen bilanziert. Anschließend wurdenaus den geschätzten Mengen mit Hilfe spezifischer Emissionswerte für die Strom-,Wärme- bzw. Produktherstellung oder den Verkehr die resultierenden Treibhausgas-emissionen errechnet. Diese Bilanzierung erfolgte mit Hilfe des Prozessketten-modells und Software-Tools GEMIS (Globales Emissions-Modell IntegrierterSysteme). Bei GEMIS werden für die Berechnung eines Produktes alle vorgelagertenProzessschritte in die Bilanz einbezogen. Am Beispiel von Strom bedeutet das, dasssämtliche Emissionen, die beginnend mit der Förderung der Energieträger bis hinzur Verbrennung im Kraftwerk entstehen, in die Bilanz einfließen.

Teilbilanz BauenUm die Treibhausgasemissionen zu bilanzieren, die durch die Errichtung der zwölfWM-Stadien verursacht wurden, erfolgte eine Abschätzung auf der Grundlage derStadien in Berlin, Dortmund, Frankfurt, Köln, Leipzig und München. Berechnetwurden die wichtigsten Baumaterialien: Beton, Stahl und soweit möglich auchGlas, Kupfer und Kunststoffe, außerdem Dachabdeckungen, Fassaden, Elektro-leitungen oder Lüftungskanäle. Beim Stadion München beispielsweise wurden inSumme etwa 320.000 t Baumaterialien bilanziert. Daraus resultieren knapp 100.000 tCO2-Äquivalente, wovon 97 % auf Stahl und Beton des Rohbaus zurückzuführensind. Die Innenausstattung kann im Vergleich dazu vernachlässigt werden.

Dem gegenüber entstanden beispielsweise beim Berliner Olympiastadion etwanur halb so viel Treibhausgase wie in München und in Köln etwas mehr als einDrittel. Stadien, für die keine Daten über eingesetzte Baumaterialien zur Verfü-gung standen, wurden entsprechend ihrer Größe und Bauart durch Vergleich mitanderen Spielstätten abgeschätzt. Zusätzlich gingen in die Bilanz auch Tiefgara-gen ein, soweit sie nicht ohnehin in den Stadionbau integriert waren. Aus demBau des Parkhauses in München, das als größtes Parkhaus Europas gilt, resultie-ren knapp 60.000 t CO2-Äquivalente. In Summe ergeben sich für alle zwölf WM-Stadien ungefähr 680.000 t an Treibhausgasen.

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4.5 Klimabilanz

Zu den Treibhausgasemissionen der WM trugen viele Mitspieler bei – auch der Bau der Stadien. Fürden Bau der Arena München beispielsweise wurdenrund 320.000 t Baumaterialien bilanziert und in CO2-Äquivalente umgerechnet.

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Für die Stadien wird auf der Grundlage des Zeitraums zwischen der WM 1974und der WM 2006 pauschal von einer Lebensdauer von 30 Jahren ausgegangen.In diesem Zeitraum finden durchschnittlich 835 Großveranstaltungen pro Stadionstatt. Auf ein Spiel entfallen damit etwa 65 t CO2-Äquivalente. Der Anteil derTreibhausgasemissionen für die 64 Spiele der WM beträgt in Summe ca. 4.140 t.Dabei sind anteilig auch die Emissionen aus dem Bau der Tiefgaragen berück-sichtigt.

Teilbilanz EnergieIm Energiebereich wurden die Treibhausgasemissionen aus der Strom- undWärmeversorgung der Stadien und der temporären Einrichtungen bilanziert.Beim Gesamtstromverbrauch der WM, der bei 12,6 Mio. kWh lag, wurde dieSubstitutionslieferung von 13 Mio. kWh Ökostrom aus Wasserkraft berücksichtigt.Während bei der konventionellen Stromerzeugung für die WM etwa 7.540 tCO2-Äquivalente verursacht wurden, sparte der Einsatz von Ökostrom ca. 5.050 tCO2-Äquivalente ein. Für die WM verblieben damit ca. 2.490 t CO2-Äquivalente.Aus dem gesamten Wärmebedarf der Weltmeisterschaft, der 1,4 Mio. kWhbetrug, resultierten zusätzliche 400 t CO2-Äquivalente.

Teilbilanz VerkehrDie Klimabilanz im Mobilitätsbereich ergab für die 1,1 Mrd. Personenkilometerder 3,4 Mio. WM-Zuschauer und den Verkehrsleistungen im Bereich WM-Logistikin Summe 73.000 t CO2-Äquivalente.

Teilbilanz ÜbernachtungenDer spezifische Strom- bzw. Wärmebedarf für eine Übernachtung beträgt proPerson ungefähr 4,2 kWh Strom bzw. 3,4 kWh Wärme (Warmwasser). Die Anzahlder Übernachtungen wurde pauschal mit einer Hotelübernachtung für jedenStadion-Zuschauer veranschlagt. Die Treibhausgasemissionen aus Übernachtun-gen der 3,4 Mio. Zuschauer in den WM-Stadien betragen dann in Summe etwa11.640 t CO2-Äquivalente.

In Summe ergeben sich aus An- und Abreise zu den Stadien, demEnergieverbrauch der Stadien und temporären Einrichtungen, dem Bau derStadien und den Übernachtungen der WM-Zuschauer knapp 92.000 tTreibhausgase. Der Verkehr war mit 79 % Hauptverursacher. Durch die imMobilitätsbereich erzielten großen Einsparungen an Treibhausgasen wurden dieim Vorfeld der Weltmeisterschaft abgeschätzten 100.000 t an CO2-Äquivalentendeutlich unterschritten.

4.5.2 Kompensation durch Klimaschutzprojekte

Mehr als 30 internationale Klimaschutzprojekte wurden darauf geprüft, ob sie denAnforderungen im Rahmen von Green Goal entsprechen. Für die Auswahl warendie Kriterien des Gold Standard maßgebend, daneben aber auch die Region, inder das Projekt umgesetzt werden sollte.Im Dezember 2004 verwüstete ein Tsunami die Küsten Südostasiens. Der DFBund das OK hatten den Wunsch, mit einem Klimaschutzprojekt in dieser Regionnicht nur einen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten, sondern auch die betroffe-nen Menschen dort beim Wiederaufbau einer Existenz zu unterstützen. Um dieVerbindung zum Ausrichter der FIFA WM 2010, der ersten Fußball-Weltmeister-schaft auf dem afrikanischen Kontinent, herzustellen, wurden zwei weitereProjekte in Südafrika ausgewählt.

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Anteile der einzelnen Bereiche an denTreibhausgasemissionen der WM

Strom 3%

Wärme <1%

Übernachtun-gen 13%

Bauen 5%

Verkehr 79%

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„Family Clean Energy Packages“: Biogasanlagen in Tamil NaduWohl nur wenige Familien in der indischen Provinz Nagapattinam werden sichbeim Kochen an die Spiele der Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland erin-nern. Dennoch werden rund 900 Bauern und ihre Familien noch von der WM pro-fitieren, wenn das Fußballfieber in Deutschland längst wieder gesunken ist: DasProjekt „Family Clean Energy Packages“, für das der DFB 500.000 Euro zurVerfügung stellt, will für mehrere Tausend Dorfbewohner eine umweltverträglicheund sichere Energieversorgung gewährleisten. Das Klimaprojekt wurde von indi-schen Partnern speziell für die Fußball-Weltmeisterschaft konzipiert und durchBASE in Basel (Schweiz), einem Kooperationszentrum der UNEP, vermittelt.Seit Mai 2006 werden in kleinen Dörfern an der Küste einfache Biogasanlagengebaut. In die geschlossenen Kuppeln aus gebrannten Klinkern und Zement fül-len die Bauern ihren Kuhdung. Beim Vergären des Dungs entsteht Methan, dasüber eine kleine Leitung direkt in die Häuser gelangt und dort auf einfachenGaskochern verfeuert wird. Durch diese Biogasanlagen werden zum einenTreibhausgase eingespart. Das Biogas ersetzt das bislang verwendete Brennholzoder fossile Energieträger, die bisher auf offenen Feuerstellen in den Häusernverbrannt wurden. Daneben können klimaschädliche Methanemissionen über dieErfassung und Verbrennung der Biogase vermieden werden. Damit können inner-halb der kommenden zehn Jahre ca. 30.000 t Kohlendioxid vermieden werden.

Neben der Einsparung von Treibhausgasen stellen die Biogasanlagen armenFamilien sauberes und kostenloses Gas zum Kochen zur Verfügung. Das Kochenmit Biogas bringt außerdem noch einen weiteren Vorteil mit sich: Die Umstellungschont die Gesundheit insbesondere der Frauen und Kinder, die nun nicht mehrauf offenen, gesundheitsgefährdenden Feuerstellen kochen müssen: An Lungen-und Atemwegserkrankungen durch den Rauch der offenen Feuerstellen sterbenin Indien jährlich über 400.000 Frauen und Kinder – das sind 400-mal so vieleFrauen und Kinder wie an Malaria.

Mit den zur Verfügung stehenden Mitteln des DFB werden nicht nur Biogas-anlagen bezahlt, sondern auch rund 100 Wohngebäude repariert, die vomTsunami beschädigt wurden. Außerdem sollen besonders bedürftige Familienauch Kühe bekommen.

Zusätzlich zu dem Projekt in Indien starteten weitere Projekte in zwei RegionenSüdafrikas. Sie wurden von der Schweizer Stiftung myclimate in Zürich zusammenmit Partnern in Südafrika entwickelt. Die Finanzierung sicherten die FIFA, dieDeutsche Telekom und der europäische Firmenverband Plastics Europe.

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4.5 Kompensation durch Klimaschutzprojekte

In der indischen Region Tamil Nadu entstehen rund 900 Gärkuppeln, in denen die Bauern ihrenKuhdung vergären. Das entstehende Biogas wird direkt in die Häuser geleitet, wo es auf einfachen Kochern verfeuert wird.

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Nachwachsende Rohstoffe für ZitrusfarmNutznießer dieses Projekts ist eine Zitrus-Farm in Letaba im Norden vonSüdafrika nahe dem bekannten Krüger Nationalpark. Die alte Kohlefeuerung derFarm, die den Dampf für die Behandlung der Früchte erzeugt, wird stillgelegt.Stattdessen erhält die Farm einen neuen Kessel, der anstelle von Kohle Sägemehlverfeuert. Das Sägemehl als Abfallprodukt aus der Papierherstellung in der Regionwurde bisher aber nicht genutzt, sondern deponiert. Durch den Ersatz der Kohlewerden jährlich rund 19.000 t CO2 eingespart. Darüber hinaus entsteht durch dieDeponierung von Sägemehl das Treibhausgas Methan. Durch die thermischeNutzung der Sägespäne können auch diese Gase reduziert werden. Außerdementstehen mit diesem Projekt neue Arbeitsplätze in der Biomassenutzung.

Klärgas bringt Strom in TownshipDas zweite Klimaschutzprojekt in Südafrika entsteht im Sebokeng Township in derNähe von Johannesburg. Im Faulturm der lokalen Kläranlage entsteht Gas, dashohe Anteile des Treibhausgases Methan enthält. Das Methan gelangt bislangungehindert in die Atmosphäre. Es wird künftig in einem Gasmotor mitGenerator zur Stromgewinnung genutzt werden. Durch das Projekt entweicht dasstarke Treibhausgas Methan nicht mehr in die Atmosphäre. Durch die Strom-erzeugung mit Klärgas werden außerdem weitereTreibhausgase, die sonst bei der Stromerzeugung angefallenwären, vermieden. Neben der Einsparung von insgesamt rund5.800 t CO2 pro Jahr werden durch dieses Projekt auch Ausbil-dungs- und Arbeitsplätze für lokale Techniker geschaffen.

Aus den beiden südafrikanischen Projekten werden ca. 70.000 tCO2-Äquivalente für die Klimaneutralität der WM 2006 angerech-net. Das entspricht ungefähr den Einsparungen, die innerhalb derersten drei Jahre vor Ort erzielt werden können.

Auf die Dampferzeugung mit umweltfreundlicher Biomasse inLetaba entfallen ungefähr 50.000 bis 60.000 t, die übrige Mengewird auf das Klärgasprojekt in Sebokeng angerechnet.

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Ein Sägewerk produziert Sägemehl für den neuenKessel auf der Zitrus-Farm in Letaba, Südafrika.

Verarbeitung von Orangen auf der Zitrus-Farm inLetaba, Südafrika.

Kläranlage beim Sebokeng Township in der Nähe vonJohannesburg, Südafrika.

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4.5.3 Ergebnisse Klima

Für die Finanzierung der Klimaprojekte in Indien und Südafrika wurden imRahmen von Green Goal insgesamt 1,2 Mio. Euro benötigt. Das indische Projekt„Family Clean Energy Packages“ wird mit 500.000 Euro komplett durch den DFBfinanziert. Die beiden südafrikanischen Projekte finanzieren FIFA (400.000 Euro),der offizielle Green Goal Partner Deutsche Telekom (200.000 Euro) und derUnterstützer PlasticsEurope (100.000 Euro). Diese Summe ist ausreichend, um die100.000 t Treibhausgase zu kompensieren, die durch die WM in Deutschlandangefallen sind, und damit erstmals eine Fußball-Weltmeisterschaft in demGastgeberland klimaneutral zu gestalten.

Ein Teil der Mittel wurde vor dem eigentlichen Start der Projekte benötigt, umdie erforderlichen Investitionen zu finanzieren. Da die Projekte sich über mehrereJahre erstrecken, werden nicht alle Geldmittel vorab an die Projektverant-wortlichen in Indien und Südafrika überwiesen. Weitere Zahlungen erfolgen erst,wenn nachgewiesen wurde, dass die geplante Reduzierung der Treibhausgaseauch wirklich stattgefunden hat. Hierfür wurde mit den Projektverantwortlichenein den internationalen Standards entsprechender Überwachungsplan (Moni-toring) vereinbart, der jährlich von unabhängigen Prüfern (Verifizierern) kontrolliertwird. Die treuhänderische Verwaltung der Mittel erfolgt durch die 3C ClimateChange Consulting GmbH, die auch die Verträge mit den Projektverant-wortlichen in Indien und Südafrika geschlossen hat und die Abwicklung derGeldtransfers während der Laufzeit übernimmt.

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4.5 Ergebnisse Klimaneutralität

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Klimaneutrale WM in Deutschland – ein Resümee

Mit der finanziellen Unterstützung durchDFB, FIFA und weitere Partner undUnterstützer von Green Goal ist es welt-weit erstmals gelungen, eine Fußball-Weltmeisterschaft bezogen auf das Landund den Verantwortungsbereich desAusrichters klimaneutral durchzuführen.92.000 t nicht vermeidbare Treibhaus-gasemissionen, die in Deutschland durchdie WM entstanden sind, werden durchdrei Klimaschutzprojekte in Indien undSüdafrika, mit denen etwa 100.000 t CO2

vermieden werden können, am Endeüberkompensiert. Damit könnten rechne-risch auch noch die internationalen Reisenaller Delegationen der teilnehmendenVerbände mit kompensiert werden. Siemachen etwa 5.100 t aus.

Zukunftsweisend sind die anspruchsvollenKriterien des Gold Standard, die denProjekten zu Grunde gelegt wurden. DerGold Standard garantiert nicht nur höch-ste Umweltstandards, sondern auchhohen sozialen Nutzen für die Menschenvor Ort. Auch für Durchführung undBilanzierung der Projekte setzt GreenGoal hohe Maßstäbe: Die verbindlichenVerfahren, das Monitoring und dieVerifizierung der erzielten Einsparungenmachen aus den Aktivitäten zum Schutzdes Klimas einen Meilenstein für zukünfti-ge Großveranstaltungen.

Neben der Summe der eingespartenTreibhausgase stellen die hohenStandards der Projekte den wesentlichenFaktor bei der freiwilligen Klimakompen-sation dar und stehen damit als Vorbildund Herausforderung für zukünftigeSportgroßveranstaltungen.

Die ersten Biogas Anlagen in Tamil Nadu sind in Betrieb. So wurden bis zumOktober 2006 rund 230 Anlagen gebaut. Ein Teil von ihnen liefert bereits Gaszum Kochen. Weitere 70 Anlagen sind zur Zeit im Bau und sollen bis Ende desJahres 2006 in Betrieb gehen. Bis Mitte 2007 sollen insgesamt rund 900 AnlagenGas liefern. Zeitgleich werden rund 100 Häuser instand gesetzt. Im erstenHalbjahr 2007 erhalten die Familien die zugesagten Kühe. Bisher werden inkleinerem Umfang Treibhausgase eingespart – das volle Potenzial der Minderungkann dann im Laufe des Jahres 2007 erschlossen werden.

Das Zitrusfarmprojekt durchläuft zurzeit das nationale und internationaleGenehmigungsverfahren zur Anerkennung als Klimaschutzprojekt. Zur Sicherungdes Nachschubs an Sägemehl wurden bereits Verträge mit Sägemühlengeschlossen. Bis Mitte 2007 soll der Biomasse-Kessel eintreffen, so dass dieersten Emissionsminderungen spätestens im Jahr 2008 beginnen können.

Das Projekt im Sebokeng Township wurde den südafrikanischen Behörden vorge-stellt und bekam sehr positive Rückmeldungen. Für die Nutzung des Gases musszunächst das Rohrsystem erneuert werden, um das Klärgas den Motoren zuleitenzu können. Dann können die Motoren angeschlossen und Strom erzeugt werden.Die Fertigstellung soll im Laufe des Jahres 2007 erfolgen, so dass die erstenTreibhausgase im Jahr 2008 eingespart werden können.

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Nachfolgend werden die wesentlichenErgebnisse aus der Umsetzung der ver-schiedenen Bereiche von Green Goal auf-gegriffen und die wichtigsten Erkennt-nisse abgeleitet.

WasserDie herausragenden Projekte im Bereich Wasser waren, schon allein aufgrund derdadurch erzielten Einsparungen, die Regenwasserzisternen. Ein besonderesHighlight ist die Zisterne im Berliner Olympiastadion, die als größte Zisterne allereuropäischen Stadien gilt. Weniger auffällig, aber in ihrer Wirkung ebenfallsbeachtlich, waren Maßnahmen wie die Installation von Trockenurinalen in denStadien. Mit der erfolgreichen Umsetzung der Einsparmaßnahmen in den WM-Stadien verbleibt als wichtige Zukunftsaufgabe, diese Einspartechnologien inallen Stadien der Bundesliga und bei Amateurvereinen zu etablieren und damitals Umweltstandard einzuführen.

AbfallSaubere Stadien waren für jeden Zuschauer offensichtliches Zeichen der gelunge-nen Abfallvermeidung bei der WM. Stellvertretend für die erfolgreicheAbfallvermeidung steht der weltweit erstmalige Einsatz des Mehrwegbechers beieiner Fußball-Weltmeisterschaft. Wichtigste Erkenntnis daraus: Gute Abfall-vermeidung macht eine getrennte Abfallsammlung im Zuschauerbereich derStadien überflüssig. In allen Backstagebereichen (z.B. Kioske und Küchen) hinge-gen ist eine konsequente, getrennte Sammlung aller Abfall-Fraktionen sinnvollund notwendig. Die bei der WM erzielten Praxiserfahrungen sollten zukünftig ver-stärkt in der Bundesliga aufgegriffen und die konsequente Getrenntsammlung inallen Backstagebereichen und allen Fraktionen umgesetzt werden. In einigenWM-Stadien und -Städten ist es mit den aufgestellten Abfallinseln und der ent-sprechenden Kennzeichnung der Abfallbehälter mit Green Goal Piktogrammengut gelungen, die WM-Zuschauer für das Thema Abfall zu sensibilisieren. Füreine umfassendere Sensibilisierung wäre es wünschenswert gewesen, dieZuschauer bereits durch Informationen im Vorfeld (z. B. bei der Ticketversendung)mit dem WM-Abfallkonzept bekannt zu machen und die Piktogramme durchge-hend in allen Stadien und Städten zu verwenden. Die Fan Feste – auch dort wur-den zu einem großen Teil Green Goal Maßnahmen umgesetzt – waren nichtBestandteil des vom OK initiierten WM-Abfallkonzepts. Da die Veranstaltungensehr großen Zulauf hatten, wäre ein für Stadien und Fan Feste einheitlichesAbfallkonzept notwendig. Hierzu muss zukünftig ein noch engerer Schulterschlusszwischen dem WM-Organisationskomitee und den WM-Städten erreicht werden.

EnergieDie Installation von mehreren Tausend Quadratmetern Solarzellen und dieBelieferung der WM mit zertifiziertem Ökostrom sind ein gelungenes Beispiel fürdie Förderung umweltfreundlicher regenerativer Energien im Rahmen von GreenGoal. Das Green Goal Energiekonzept zeigte aber auch, dass in den Stadienbeträchtliche Energieeinsparpotenziale bestehen, die jedoch zur WM nicht alleerschlossen werden konnten. Dabei wurde offensichtlich: der Kostendruck beimStadionbau geht oft zu Lasten der Energieeffizienz in den Stadien und macht sichspäter im Betrieb durch unnötig hohe Energiekosten bemerkbar. Die Einführungvon Umweltmanagementsystemen wie EMAS und eine gezielte Energie-beratung, die in vielen Stadien realisiert wurden, bieten daher noch erheblicheMöglichkeiten zur Energieeinsparung und Kostensenkung in den Stadien.

VerkehrWeitaus mehr Zuschauer als erwartet haben für ihre Anreise zu den WM-Städtenund -Stadien umweltfreundliche öffentliche Verkehrsmittel wie Bus und Bahngenutzt. Viele Stadionbesucher kamen außerdem zu Fuß. Insgesamt sind dreivon vier Zuschauern umweltfreundlich mit Bus, Bahn, Fahrrad oder zu Fuß zu denStadien gereist, nur ein Viertel nutzte das Auto. Zurückzuführen ist das guteErgebnis insbesondere auf das erstmals bei einer FIFA WM eingeführte

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4 Fazit

Mit einer Photovoltaikanlage am neuen Hauptbahnhofpräsentiert sich Gelsenkirche seit Anfang Juni alsSolarstadt.

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Kombiticket, aber auch auf die gute Anbindung der Stadien an das öffentlicheVerkehrsnetz und die gute Information der Zuschauer im Vorfeld der Spiele überumweltfreundliche Anreisemöglichkeiten. Die WM-spezifischen Angebote derDeutschen Bahn AG haben wesentlich dazu beigetragen, dass viele die Bahngenutzt und damit erfolgreich zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen derWM beigetragen haben. Ein noch konsequenteres Parkraummanagement undder völlige Verzicht auf Parkplätze direkt an allen Stadien hätte den Erfolg nochsteigern können. Die offizielle WM-Fahrzeugflotte für den Transport der VIPs undSportfunktionäre kam bei der FIFA WM 2006 seiner Vorbildfunktion nur einge-schränkt nach. Für zukünftige Fußball-Weltmeisterschaften sollten ausschließlichFahrzeuge mit den besten verfügbaren Umweltstandards eingesetzt werden. Füralle Fahrer der Fahrzeuge sollte ein Training in Sprit-sparender Fahrweise ver-pflichtend sein.

KlimaGerade die Auswirkungen der von Sportgroßveranstaltungen verursachtenVerkehre auf das Klima werden auch in absehbarer Zukunft nie ganz vermiedenwerden können. Hier weist das Konzept der Klimakompensation einen Weg indie Zukunft, der ein Standard für Sportgroßveranstaltungen werden sollte. DerMechanismus der Kompensation der Treibhausgasemissionen über so genannteGold-Standard-Projekte in Schwellen- und Entwicklungsländern wird als einebesondere Möglichkeit gesehen, um den Gedanken des Umweltschutzes mitdem Solidaritätsgedanken der Sportwelt und der Förderung von nachhaltigerEntwicklung in den entsprechenden Ländern in Einklang zu bringen.

Sicherlich ist in Zukunft die Ausweitung des Geltungsbereiches der Klima-neutralität unter Einbezug der internationalen Verkehre ausländischer WM-Gästewünschenswert. Um dieser Herausforderung zu begegnen, ist eine engeZusammenarbeit der Ausrichter und Organisatoren, der weiteren Partner, der teil-nehmenden Fußball-Verbände und nicht zuletzt der WM-Gäste selbst notwendig.Bisher hat noch keine Sportgroßveranstaltung eine mit Green Goal vergleichbareMenge Treibhausgasemissionen mit Gold-Standard-Projekten kompensiert. DieQualität der Kompensation erhielt bei Green Goal gerade im Hinblick auf dieZukunftsfähigkeit des Konzepts den Vorrang.

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5 Green Goal – Die Kommunikation

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„Sport und Umwelt gehen Hand inHand“ – das war die zentrale Botschaftder Kommunikation rund um dasUmweltkonzept. Green Goal wurde alsBestandteil der Berichterstattung überdie Fußball-WM in die Kommunikationdes Organisationskomitees integriert.Zielgruppe dabei waren nicht nur ökolo-gisch Interessierte und Sensibilisierte,sondern die breite Bevölkerung undganz bewusst auch die Fußballwelt, dieüblicherweise mit Umweltthemen nurwenig in Berührung kommt. Im Zentrumstanden Informationen über erfolgreichumgesetzte Projekte und Maßnahmen,außerdem Kampagnen und andereöffentlichkeitswirksame Aktionen, die oftgezielt an Bürger, Vereine und Schulengerichtet waren. Ein weiterer Aspekt derKommunikation war, Green Goal alsVorbild für künftige Sportgroßver-anstaltungen zu präsentieren.

Kommunikation lebt von Namen. Eingroßer Erfolg war daher die Kooperationmit Prof. Dr. Klaus Töpfer, dem damali-gen Direktor des Umweltprogramms derVereinten Nationen (UNEP), als erstemGreen Goal Botschafter. Durch seinePersönlichkeit und sein großes interna-tionales Ansehen hat er das ökologischeProfil der WM gestärkt. Gekoppelt andiese Partnerschaft war eine Koopera-tionsvereinbarung mit UNEP, das durchseine Kommunikationskanäle zusätzlichInformationen über Green Goal interna-tional verbreitet hat.

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Die Zusammenarbeit mit den WM-Städten und den Partnern der WM und dieUnterstützung durch das Bundesumweltministerium waren nicht nur im Hinblickauf die Umsetzung von Green Goal hilfreich und notwendig. Sie hat auch für dieKommunikation eine wichtige Rolle gespielt.

Internet-Auftritt

Das Internet ist heute das schnellste und beliebteste Kommunikationsmedium.Daher wurde im April 2005 eine eigene Green Goal Website(http://greengoal.fifaworldcup.yahoo.net) offiziell gestartet und der Öffentlichkeitvorgestellt. Die Website informiert über Entstehung, Ziele, Partner undHintergründe des Umweltkonzepts. Ein umfangreicher News-Teil stellte regelmä-ßig und leicht verständlich Fortschritte, neue Projekte und Ergebnisse vor. SeitBestehen konnte die Website über 120.000 Besucher und über 730.000 abgerufe-ne Seiten verzeichnen. Auch im August wurden monatlich noch über 30.000Seiten abgerufen - ein Beleg dafür, dass Green Goal auch nach der WM nochInteresse hervorruft.

Neben der Website waren das Green Goal Logo, das „UmWeltmeister“-Poster,eine anschauliche Broschüre zum Umweltkonzept und ein kurzer, bei allen WM-Spielen auf den Videoleinwänden gezeigter Film weitere Beiträge zur Unter-stützung der Kommunikation.

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5 Green Goal – Die Kommunikation

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Klub 2006 und Talente 2006

Um für eine möglichst weite Verbreitung des Umweltgedankens zu sorgen, wurdeGreen Goal in die beiden WM-Kampagnen Klub 2006 und Talente 2006 einge-bunden.

„Klub 2006 – Die FIFA WM im Verein“ war eine breit angelegte Kampagne, dievom Bundesumweltministerium unterstützt wurde. Die rund 27.000 Fußball-vereine in Deutschland waren unter anderem aufgerufen, sich unter dem Dachvon Green Goal beim Umwelt- und Naturschutz zu engagieren. Als Preis desKlubwettbewerbs winkte beispielsweise ein Spiel gegen die Nationalmannschaftoder gegen einen Bundesligaklub. Knapp 4.500 Vereine haben sich an der Klub-kampagne beteiligt, nahezu 10 % der teilnehmenden Vereine wählten das ThemaGreen Goal. Sie bauten Nistkästen, sammelten Abfall auf dem Vereinsgelände,ersetzten Einweggeschirr durch Mehrweg und installierten Solaranlagen. ZurAufgabe gehörte zudem, die Projekte in der örtlichen Presse vorzustellen.

„Talente 2006 – Die FIFA WM in der Schule“ war ein Kreativwettbewerb an in-und ausländischen Schulen. Dabei konnten die Schüler texten, komponieren undgestalten und ihren Gedanken rund um das Thema Fußball, aber auch zumUmweltschutz freien Lauf lassen. Viele Projektgruppen haben beispielsweisebeim Gestalten ihrer künstlerischen Produkte mit Recyclingmaterialien gearbeitetund dabei den Ressourcenschutz auf ihre ganz eigene Art verwirklicht.

Green Goal in den Städten

Sechs WM-Städte – Dortmund, Gelsenkirchen, Hamburg, Kaiserslautern, Leipzigund München – haben eigene Green Goal Arbeitskreise und Initiativen ins Lebengerufen. Viele der städtischen Maßnahmen wurden bereits bei den Handlungs-feldern erläutert, weitere Aktivitäten werden hier vorgestellt. Einer der aktivstenArbeitskreise war der in Dortmund. Er lud zu Workshops und Tagungen ein, beidenen Green Goal vorgestellt wurde. Im offiziellen WM-Globus, der durch alleWM-Städte tourte, fand ein Informationsabend zu den Themen Green Goal,Fairer Handel und Fair Play in Zusammenarbeit mit dem lokalen Agenda-Büro

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Vereinskampagne Klub 2006: Günter Netzer, ehemali-ger Bundesumweltminister Jürgen Trittin undWolfgang Niersbach beim FC Dellhoven.

Die Green Goal Broschüre bei der VereinskampagneKlub 2006

Cargo-Bike mit Wasserstoff-Antrieb von der Deutschen Telekom AG.

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Good-Practice-BeispielUmwelt-Kicker in derElbmarschGanz auf Ökologie setzt der FußballvereinEintracht Elbmarsch, der für seinEngagement im Rahmen von „Klub 2006“vom OK ausgezeichnet und in einem welt-weit ausgestrahlten Fernsehbeitrag por-trätiert wurde.

Das Vereinsgelände des Klubs liegt inunmittelbarer Nähe eines Feuchtbiotops.Beim Bau der Sportanlage spieltenUmweltschutzaspekte eine wichtige Rolle.Das Vereinsheim entstand in Holzbau-weise. Auf dem Dach wurde eine Solar-anlage installiert, die das Wasser für diesparsamen Duschen erwärmt. Die Flut-lichtanlage ist zudem mit speziellenStrahlern ausgestattet, die die Insektenaus dem nahen Biotop deutlich wenigeranlocken als übliche Strahler.Der Verein veranstaltete im Rahmen derKlubkampagne ein Fußballturnier undeinen WM-Tag zu Green Goal. Dabei gabes nur Mehrweggeschirr und Pfandbecherund der Abfall wurde getrennt gesam-melt. Auf Stellwänden präsentierten dieUmwelt-Kicker Informationen über dasFeuchtbiotop und die Artenvielfalt derRegion.

statt. Außerdem initiierte der Arbeitskreis eine Säuberungsaktion in einemDortmunder Stadtbezirk, bei dem ebenfalls Green Goal thematisiert wurde.Vorbildlich war auch das Engagement der kleinsten WM-Stadt, Kaiserslautern.Die Stadt hat das Umweltkonzept der Weltmeisterschaft als Anstoß genommen,gemeinsam mit ihren Bürgern Energiesparen und Klimaschutz in der gesamtenRegion voranzubringen. Die Stadt lud 2003, 2004 und 2005 interessierte „Lauterer“zu Workshops ein, um gemeinsam über die Umsetzung von Green Goal in derStadt zu diskutieren. Dabei wurden die Programme „Green Goal – Mit Sonnen-energie in die WM 2006“ und „2006 Euro für dein Haus“ geboren. Das öffentlich-keitswirksamste Projekt, die Solaranlage auf dem Stadiondach, wurde im Rahmeneiner Pressekonferenz mit der rheinland-pfälzischen Umweltministerin eingeweiht.Kaiserslautern hat zur Weltmeisterschaft zudem eine eigene Green GoalBroschüre sowie Flyer erstellt, die über die Aktivitäten in der Stadt berichten.

Andere Kommunen initiierten Umweltprojekte, die inhaltlich mit Green Goal kor-respondierten. Dazu gehörte die „Solarcup“-Kampagne in Gelsenkirchen. BeimSolarcup konnten Hobbykicker aus Schulen, Firmen und vielen anderen Einrich-tungen sich im Torwandschießen messen, gleichzeitig wurden dabei Gelder fürSolarprojekte gesammelt. Leipzig hat bei den örtlichen Sportvereinen Ökochecksdurchgeführt und Umweltmaßnahmen ergriffen. Motiviert durch Green Goal hatRheinland-Pfalz eine eigene Klimakampagne zur Weltmeisterschaft gestartet.

Green Goal bei den Partnern und Förderern

Kern des Engagements der Partner der WM und von Green Goal war die Beteili-gung bei der Finanzierung der Klimaschutzprojekte in Südafrika. Zudem unter-stützten die Green Goal Partner die umweltfreundliche Durchführung der Welt-meisterschaft mit eigenen Projekten. Das Umweltkonzept bot auch die Möglich-keit, Aktivitäten des firmeneigenen Umwelt- und Nachhaltigkeitsengagementsdarzustellen. Die Partner berichteten über ihr Green Goal Engagement aufPressekonferenzen, in Pressemitteilungen, eigenen Printmedien und auf ihrenInternetseiten.

Der offizielle Green Goal Partner Deutsche Telekom AG hat Green Goal übersein Engagement bei der Klimakompensation hinaus durch mehrere öffentlich-keitswirksame Projekte und Aktionen unterstützt. Ein Schwerpunkt dabei war dasProjekt „Telekom kickt für Klimaschutz“ – eine Initiative, mit dem das Unter-nehmen auf vielen WM-Meilen und verschiedenen Aktionstagen Hobbykickerund andere Engagierte zum Torwand-Schießen einlud. Jeder Treffer entsprach100 kg Treibhausgasen, die nach Ende der Aktion durch Klimaschutzprojektekompensiert werden. Die Deutsche Telekom präsentierte ihr Green Goal Enga-gement auch auf zahlreichen Veranstaltungen wie beispielsweise der HannoverMesse Industrie, dem Umweltfestival in Berlin oder dem Nachhaltigkeitstag desKonzerns. Zum Klimaschutz trägt auch die erste „klimaneutrale Telefonkarte“ bei:Alle Treibhausgasemissionen, die bei Produktion und Verwendung der Karte ent-stehen, werden kompensiert.

Green Goal Partner Coca-Cola erhielt für den Einsatz von Energie sparendenKühlgeräten, die ohne klimaschädigende Fluorkohlenwasserstoffe arbeiten, deninternationalen Umweltpreis „Cooling Industry Award 2006“ in der Kategorie„Green End-user of the year“.

Der Green Goal Förderer Deutsche Bahn AG hat das Umweltkonzept auf ver-schiedene Weise in seine Öffentlichkeitsarbeit integriert. Vor Beginn der WMwurden in allen zwölf WM-Bahnhöfen Aktionstage durchgeführt, bei denen

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Green Goal mit einem eigenen Infostand vertreten war. Außerdem hingen inzahlreichen Bahnhöfen Poster zum Klimaschutz und in Fernzügen wurden dieFahrgäste durch die DB-Zeitschrift „mobil“ über Green Goal informiert. Zudemhat die Deutsche Bahn speziell zur WM zahlreiche Angebote entwickelt, ummöglichst viele Zuschauer dafür zu gewinnen, mit der Bahn zu den WM-Spielenzu fahren.

Der Energieversorger EnBW, als ein weiterer Förderer von Green Goal, hat nichtnur die WM mit Ökostrom versorgt, sondern bietet unter dem Namen „EnBWNaturEnergie Green Goal“ Strom aus regenerativen Energien auch dem norma-len Kunden an. Mit großformatigen Anzeigen in bekannten überregionalenZeitungen warb EnBW für sein Green Goal Engagement und seinen Ökostrom.Auch der Verband der europäischen Kunststofferzeuger PlasticsEurope unter-stützte das Umweltkonzept mit seinem Engagement bei der Klimakompensation.Dazu passend warb PlasticsEurope bei einem Empfang Ende Mai 2006 in Brüsselvor rund 250 Mitarbeitern des Europäischen Parlaments, der Kommission und derLändervertretungen für die Idee einer klimaverträglichen Fußball-Weltmeister-schaft. Beim Elfmeterschießen konnten sich die Gäste mit echten Profis messen:Jean-Marie Pfaff, ehemals Torhüter bei Bayern München, und Davino Verhulst,Keeper beim KSK Beveren. Jeder Treffer zählte symbolisch wie eine Tonne CO2,die durch Klimaschutzprojekte ausgeglichen werden.

Eine auffällige Erscheinung waren die beiden Wasserstoffbusse des Mineralöl-konzerns Total Deutschland GmbH. Die wasserstoffgetriebenen Busse wurdenvor der WM in Berlin im Beisein von Bundesumweltminister Sigmar Gabriel derÖffentlichkeit vorgestellt und waren während des Turniers als Medien-Shuttlezum Berliner Stadion unterwegs.

Green Goal in den Stadien

In den zwölf Stadien lief während der WM rund eine halbe Stunde vor Spiel-beginn ein kurzer Green Goal Film über die großen Anzeigetafeln. Der Spot, dereigens für Green Goal entwickelt wurde, warb in humorvoller Weise für den

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Der Verband der europäischen Kunststofferzeuger PlasticsEurope warb Ende Mai 2006 in Brüsselmit einem Elfmeterschießen für die Idee einer klimaverträglichen Fußball-Weltmeisterschaft: JederTreffer zählte symbolisch wie eine Tonne CO2, die durch Klimaschutzprojekte ausgeglichen wírd.

Die erste „klimaneutrale Telefonkarte“ der DeutschenTelekom AG.

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Umweltschutz. Außerdem machten Tafeln und Hinweisschilder an den Verkaufs-kiosken auf das Mehrwegsystem aufmerksam. Spezielle Green GoalPiktogramme auf den Abfallbehältern informierten über die getrennteAbfallsammlung.

Green Goal als Vorbild

Das Umweltkonzept wurde auf internationalen Konferenzen vorgestellt, darunterdie „World Conference of Sports and Environment“ in Nairobi, Kenia, die vomInternationalen Olympischen Komitee (IOC) und UNEP organisiert wurde, unddie Klimakonferenz der UN in Montreal, Kanada. Hier fand das Konzept großeBeachtung und Anerkennung. Insbesondere das Interesse von Organisatorenzukünftiger Sportgroßveranstaltungen zeigt die Vorbildfunktion des Umweltpro-gramms der FIFA WM 2006. Anknüpfend an Green Goal, ist in Österreich für dieEURO 2008 ein ähnliches Umweltkonzept in Planung. Ende 2005 war daher eineDelegation österreichischer EM-Organisatoren drei Tage lang in Deutschland zuBesuch und hat sich über Green Goal informiert. Auch das Interesse bei denPlanern der FIFA WM 2010 in Südafrika lässt hoffen, dass Green Goal dort fortge-setzt wird. Dass Green Goal auch bei Hobbyfußballern Nachahmer findet, zeigtnicht zuletzt ein Beispiel aus Montreal. Dort wurde im September dieses Jahresdie Fußball-Weltmeisterschaft im kleinen Rahmen nachgespielt und dabei mitBezug auf Green Goal auch Umweltbelange bei der Durchführung des Turniersberücksichtigt.

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Green Goal in der Presse

In Presse, Fernsehen und Radio fanden die Pressekonferenzen und -mitteilungendes OK und seiner Partner ein reges Echo. In Printmedien erschienen zahlreicheArtikel über Green Goal in regionalen, überregionalen, nationalen und internatio-nalen Zeitungen und Zeitschriften. Fernsehen und Hörfunk im In- und Auslandstrahlten Reportagen und Interviews aus.

Green Goal hat unter Interessierten, Experten und bei den Medien Bekanntheitund Anerkennung gefunden. Die Kampagnen sowie die Aktivitäten der WM-Städte und der Partner der WM haben zur zusätzlichen Bekanntheit des GreenGoal Gedankens beigetragen. Für eine Sportgroßveranstaltung wurde vergleichs-weise viel über Green Goal und das Thema Umwelt sowohl im nationalen alsauch internationalen Rahmen berichtet.

Umweltprogramme wie Green Goal haben das Potenzial, eine sehr breite Öffent-lichkeit zu erreichen und damit einen wichtigen Beitrag zur Förderung desUmweltbewusstseins in der Bevölkerung zu bewirken. Bei der WM in Deutsch-land hat sich gezeigt, dass diese große Chance nicht genutzt wurde. Die Öffent-lichkeitswirksamkeit einer Sportgroßveranstaltung zur Sensibilisierung weiterBevölkerungskreise zu nutzen, bleibt somit eine Herausforderung für zukünftigeUmweltprogramme und Weltmeisterschaften.

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Mit Green Goal™ hat das Organisations-komitee (OK) der FIFA Fussball-Welt-meisterschaft 2006™ Neuland imFußballsport betreten: Inspiriert von derOlympischen Bewegung stellte sich dasOK der Herausforderung, erstmalig füreine Fußball-Weltmeisterschaft einumfassendes Umweltprogramm zu reali-sieren. Ziel war dabei, nicht nur dieUmweltauswirkungen der WM zu min-dern und sowohl Akteure als auch WM-Gäste für Umwelt- und Naturschutz zusensibilisieren. Green Goal sollte aucheinen Beitrag für das „nachhaltige Erbe“der WM in Deutschland liefern - quasials Anreiz und Orientierung für zukünfti-ge internationale Turniere, aber auch fürdie Zukunft des deutschenFußballsports.

Der Blick zurück zeigt, dass das Projektein Erfolg war. Das OK hat mit Unter-stützung von unterschiedlichsten Seitengezeigt, dass Umwelt- und Ressourcen-schutz ein integraler Bestandteil einesder größten Sportereignisse sein kann -auch über die WM hinaus. Davon sollenin Zukunft möglichst viele profitieren,die Sportgroßveranstaltungen organisie-ren oder die generell im Fußballsportengagiert sind.

Green Goal hat aber nicht nur bewiesen,was heute bereits mit gängigen Techno-logien und Managementsystemen fürden Umweltschutz im Fußball getan wer-den kann. Die Erfahrungen bei derUmsetzung haben auch gezeigt, wo undwarum ein solches Konzept für eineFußball-WM noch an Grenzen stößt.

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Auszug aus dem FIFA-Fairplay-Kodex:10. Nutze den Fußball, um die Welt zu verbessern

Mit der unglaublichen Kraft des Fußballslässt sich die Welt verbessern. Nutze denFußball, um Frieden, Gleichberechtigung,Gesundheit und Bildung zu fördern.Verbessere den Fußball, trag ihn in dieWelt hinaus, und du wirst die Welt ver-bessern.

„Fair Play für die Umwelt“: Eine Chance für die FIFA

Der Weltfußballverband, die FIFA, hat die Schlüsselposition bei der Frage, wel-che Rolle der Umweltschutz nach der Green Goal Initiative von DFB und OK iminternationalen Fußball-Sport und damit auch bei zukünftigen Fußball-Weltmeisterschaften spielen wird.

Der Umweltschutz ist neben der sozialen Verantwortung eine wesentliche Säuleeiner nachhaltigen Entwicklung. Die FIFA ist sich der sozialen Verantwortungbewusst und nimmt diese proaktiv an. Es ist die Vision der FIFA, sich mit Hilfe derpositiven Kraft des Fußballs für eine bessere Welt zu engagieren. Eine Vision, dieüber den Sport hinausgeht und dem Fußball eine verantwortungsvolle Rolle beider positiven Gestaltung unserer Zukunft zuschreibt. Die FIFA stellt sich bereitswesentlichen gesellschaftlichen Herausforderungen. Die Bekämpfung vonDiskriminierung, Rassismus und Kinderarbeit sowie der Einsatz für eine bessereGesundheitsversorgung, Chancengleichheit für Mädchen und Jungen sowie diesoziale Integration sind einige der Schwerpunkte des langjährigen sozialenEngagements der FIFA, die sie unter dem FIFA-Fairplay-Kodex und derKampagne Football for Hope adressieren.

In diesem Zusammenhang ist die FIFA mit renommierten internationalenOrganisationen wie UNICEF, WHO, IAO, UNHCR, SOS-Kinderdorf Internationalstrategische Partnerschaften eingegangen, um die Stärken des Fußballs in denDienst erfahrener und qualifizierter Akteure zu stellen, die sich Tag für Tag füreine bessere Welt einsetzen.

Eine stärkere Integration des Umweltschutzes in die Visionen der FIFA, in demFIFA-Fairplay-Kodex sowie der Aufbau von strategischen Partnerschaften mitinternational renommierten staatlichen und nicht-staatlichen Umweltschutzorgani-sationen könnte ein bedeutender Schritt für den Umweltschutz im internationalenFußball-Sport sein. So könnte die enorme Strahlkraft des Fußballs helfen, um mitklaren und eindeutigen Botschaften weltweit auch den Herausforderungen desUmweltschutzes zu begegnen. Auch der Fußballsport braucht eine gesunde undsaubere Umwelt.

Die olympische Bewegung hat diesen Weg bereits mit der Integration desUmweltschutzes in die Olympische Charta, der Formulierung einer eigenenAgenda 21 und einer Kooperation mit der UNEP erfolgreich beschritten. DerUmweltschutz ist dort neben Sport und Kultur die dritte Säule der OlympischenBewegung. Seit 1994 ist der Umweltschutz auch ein verpflichtender und mitent-scheidender Bestandteil von Olympia-Bewerbungen. Dementsprechend sindUmweltkonzepte nicht nur Bestandteil der Bewerbung, sondern auch integralerBestandteil der Planung und Durchführung von Olympischen Spielen. DieUmweltkonzepte der Olympischen Sommerspiele 2000 in Sydney und derOlympischen Winterspiele 2006 in Turin sind weltweit Meilensteine in Bezug aufeffektive und erfolgreiche Umweltkonzepte von Sportgroßveranstaltungen. Siestellen die Bedeutung von verbindlichen Leitlinien unter Beweis.

Umweltleitlinien weisen den Weg

Vergleichbare verbindliche Umweltleitlinien der FIFA für WM-Bewerbungs-verfahren fehlen bislang. Für zukünftige Bewerbungsverfahren von Fußball-Weltmeisterschaften würden sie dabei helfen, dass die nationalen Verbändebereits bei der Bewerbung Umweltschutzaspekte in ihrer Planung berücksichti-gen. In der Bewerbungsphase sind die Gestaltungsspielräume am größten undes werden bereits Weichen für die spätere Umsetzung gestellt. Green Goal hat

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gezeigt, wie wichtig es ist, gerade bei der Planung der StadieninfrastrukturUmweltleitlinien und -ziele zu berücksichtigen. Denn nach der Vergabe einerWeltmeisterschaft können die Planungen bzw. der Bau der Stadien bereits soweit fortgeschritten sein, dass sich bauliche Umweltmaßnahmen nur noch schwerumsetzen lassen. Die Einführung von Umweltleitlinien für Bewerbungsverfahrenwäre ein wichtiger Schritt hin zu einem umweltfreundlichen und nachhaltigenFußballsport getan. Damit kann auch der Dialog mit der Politik, dem Unter-nehmenssektor, den Stadien, den Städten und Umweltgruppen im Hinblick auf Umweltvorgaben für Sportstätten und auf ein Umweltkonzept bei der Bewer-bung gefördert werden.

Umweltschutz im Pflichtenheft der FIFA für WM-Stadien

Das so genannte Pflichtenheft der FIFA für die WM-Stadien bestimmt ganzerheblich die Ausgestaltung der Stadieninfrastruktur für eine Fußball-Weltmeis-terschaft. Darin sind zum Beispiel die notwendigen technischen Ausstattungs-merkmale und Sicherheitsvorkehrungen beschrieben. Umweltaspekte kamendarin bislang nicht vor.

Das OK hat bei der Auswahl der zwölf WM-Stadien aus zuletzt 16 Bewerbernerstmals das Pflichtenheft um ein Umweltkapitel erweitert. Ein wichtiger Schritt,der auch für zukünftige Weltmeisterschaften beibehalten werden sollte.Allerdings bedarf es einer stärkeren Verbindlichkeit, damit an der Steigerung derUmweltperformance der WM-Stadien mit der gleichen Priorität gearbeitet wirdwie an verpflichtenden technischen Einrichtungen.

Mit verbindlichen Umweltvorgaben im Pflichtenheft bereits durch die FIFA ließesich möglicherweise auch der WM-spezifischen Problematik begegnen, dass dasOK des ausrichtenden Verbandes keinen direkten Einfluss auf den Bau, Umbauoder Betrieb der WM-Stadien hat - abgesehen vom WM-Zeitraum selbst, in demes die Stadien mietet. Das ist eine zusätzliche Herausforderung, die eine Fußball-WM auch von der Organisation von Olympischen Spielen unterscheidet.

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Der Umweltstandard der WM-Stadien und zusätzlichen Infrastruktur kann auch inden Fällen gesichert bzw. verbessert werden, in denen für den Bau oder Umbauder Spielstätten öffentliche Fördermittel eingesetzt werden. Wird die Vergabe derMittel an Umweltvorgaben gebunden, so können Umweltmaßnahmen gesichertwerden, auch und gerade die, die eventuell mit Mehrinvestitionen verbundensind, sich aber über geringere Betriebskosten wieder amortisieren.

Umweltschutz will organisiert sein:Die Verantwortung der ausrichtenden Verbände

Neben der FIFA wird auch in Zukunft den ausrichtenden Verbänden eine großeBedeutung für den Umweltschutz bei FIFA Fussball-Weltmeisterschaften zukommen.

Aus den Erfahrungen mit Green Goal lassen sich eine Reihe von Anregungen undEmpfehlungen für die Bewerberverbände bzw. künftigen Ausrichter von Fußball-Weltmeisterschaften und deren Partner ableiten – beginnend in der Bewerbungs-phase bis hin zur Dokumentation nach der Veranstaltung.

Die Erfahrungen haben gezeigt, wie wichtig es ist, noch in der Bewerbungsphasedie Vision bzw. das Leitbild der Nachhaltigkeit insbesondere im Bereich desUmweltschutzes zu verankern. In der Bewerbungsphase sind die Gestaltungs-spielräume für die spätere, konkrete Planung am größten. Zu diesem Zeitpunktwerden bereits grundlegende Weichen für die spätere Realisierung gestellt.Dabei ist es wichtig, diese bereits mit potenziellen Partnern (Host Cities, WM-Stadien etc.) zu diskutieren und dazu ein Memorandum of Understanding (MoU)zu vereinbaren. Auch die frühe Einbindung von Anspruchsgruppen wie zumBeispiel von Umweltverbänden kann die Qualität und Akzeptanz der Umwelt-oder Nachhaltigkeitskonzepte verbessern.

Schon zu Beginn der Planungsphase ist es wichtig, die organisatorischenVoraussetzungen für die erfolgreiche Umsetzung eines Umweltkonzepts zu schaf-fen. Viele Aufgabengebiete eines Organisationskomitees tangieren Umwelt-aspekte. Deshalb braucht es in allen relevanten Organisationseinheiten des OKVerantwortliche, die entsprechende Umweltanforderungen mitdenken undberücksichtigen. Zusätzlich sind aber auch hinreichend Kapazitäten erforderlich,

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Mitarbeiter des OK

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die vorrangig mit dem Umweltkonzept betraut sind. Vom OK selbst kam dieAnregung eines Sustainable Legacy Department, das bei zukünftigen Welt-meisterschaften in allen Bereichen der Frage nachgeht: Wie tragen derenAktivitäten zum Vermächtnis der Weltmeisterschaft im Sinne der Umwelt bei?Im Rahmen von Green Goal hat sich hier eine informelle Projektstruktur im OKformiert, bei der relevante Organisationseinheiten integriert waren. Für zukünfti-ge Veranstaltungen würde sich für die Organisation ein systematisches Umwelt-management anbieten, auch mit dem Blick auf die umweltrelevanten Vorgängeinnerhalb des OK. Der Schwerpunkt des Umweltprogramms sollte aber klar aufder Vorbereitung der WM liegen. Die internen organisatorischen Voraussetzun-gen tragen wesentlich zur erfolgreichen Umsetzung eines Umweltkonzeptes bei.Darüber hinaus kann über einen beratenden Umweltbeirat unter Beteiligung vonUmweltverbänden die stetige Optimierung des Gesamtkonzepts im Hinblick aufexterne Ansprüchen und die Akzeptanz der Umweltplanungen abgesichert wer-den.

Der beratende Umweltbeirat kann auch eine große Hilfe bei der strategischenUmweltanalyse sein, mit der zu Beginn der Planungsphase die Schwerpunkte des Umweltprogramms festgelegt werden sollten: In welchen Planungsbereichensind Umweltaspekte am stärksten zu berücksichtigen? Welche Umweltproblem-felder sind dabei besonders wichtig? Auf dieser Basis gilt es Leitlinien zu erstellenund in konkrete Ziele und ein Umsetzungskonzept zu überführen. Im Rahmen vonGreen Goal wurden hier erstmals bei einer Sportgroßveranstaltung messbareUmweltziele festgelegt. Sie hatten in erster Linie die Funktion, fehlende verbindli-che Vorgaben der FIFA zu kompensieren und als Grundlage für das gemeinsameHandeln auf freiwilliger Basis zu dienen. Daneben machen sie den Erfolg derBemühungen im Nachhinein transparent messbar.

In der Umsetzungsphase spielt der Austausch zwischen den beteiligten Partnernam Umweltkonzept eine zentrale Rolle. Er dient zum Kennenlernen von Good-Practice-Beispielen und verbessert das Controlling der Zielerreichung. DieserAustausch wird auch für zukünftige Veranstaltungen von großer Bedeutung blei-ben und sollte vom OK organisiert werden. Kooperation und Integration sind derSchlüssel zum Erfolg von Umweltkonzepten bei Sportgroßveranstaltungen.

Umweltkonzepte für WM-Städte und Fan-Feste

Wie bisher noch keine WM zuvor hat die WM in Deutschland gezeigt, dass sichdas Fußball-Fest längst nicht mehr auf die Stadien beschränkt. Gerade mit denerstmalig in dieser Art eingerichteten Fan Festen wird die WM weit über denZuständigkeitsbereich des OK ausgeweitet. Künftige Umweltkonzepte müssenFan Feste, Public Viewing und Fan-Meilen mit berücksichtigen. Dafür ist eineKooperation aller relevanten Akteure aus Kommunen, OK und Stadien notwen-dig. Green Goal hat z.B. mit der Einwicklung eines einheitlichen Abfallkonzeptsfür Städte und Stadien und mit Maßnahmen im gesamten Mobilitätssektor dieseIdee bereits aufgegriffen. In Zukunft wird es darum gehen, Umweltmaßnahmenkonsequent und in allen Zuständigkeitsbereichen umzusetzen. Umweltkonzeptemüssen so angelegt werden, dass sich die WM-Städte, aber auch andere enga-gierte Institutionen mit eigenen Initiativen beteiligen können. Im Rahmen vonGreen Goal haben beispielsweise kommunale Arbeitskreise mit Engagement undPhantasie den Umweltschutzgedanken in die Bevölkerung getragen.

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Zukünftige Potenziale der Klimakompensation: Green Goal Goes for Gold!

Die Erfahrungen mit der Planung und Umsetzung von Green Goal habengezeigt, dass der Ausrichter einer Fußball-WM gerade auch im Vergleich zuOlympischen Spielen im Verkehrsbereich noch einmal vor besondereHerausforderungen gestellt wird: die Veranstaltung ist nicht zentral an einem Ort,sondern dezentral angelegt. Deshalb resultieren aus diesem Bereich die größtenTreibhausgasemissionen. Mit einem ökologisch ausgerichteten Mobilitätskonzeptund einer guten Information und Kommunikation konnten bei der FIFA WM 2006große Einsparungen erzielt werden. Aus Klimagesichtspunkten ist der Mobilitäts-bereich generell als Schwerpunktthema für Umweltkonzepte von Fußball-Welt-meisterschaften zu betrachten. Dennoch – auch das haben die Erfahrungen mitGreen Goal gezeigt – werden gerade über die WM-Verkehre die Auswirkungenauf das Klima nicht ganz vermieden werden können. Hier weist das Konzept derKlimakompensation einen Weg in die Zukunft, der ein Standard für Sportgroß-veranstaltungen werden sollte. Der Mechanismus der Kompensation derTreibhausgasemissionen über so genannte Gold Standard-Projekte in Schwellen-und Entwicklungsländern wird als eine besondere Möglichkeit gesehen, um denGedanken des Umweltschutzes mit dem Solidaritätsgedanken der Sportwelt undder Förderung von nachhaltiger Entwicklung in den entsprechenden Ländern inEinklang zu bringen.

Bisher hat noch keine Sportgroßveranstaltung eine mit Green Goal vergleichbareMenge Treibhausgasemissionen mit Gold Standard Projekten kompensiert. DieQualität der Kompensation erhielt bei Green Goal gerade im Hinblick auf dieZukunftsfähigkeit des Konzepts den Vorrang. Sicherlich ist in Zukunft dieAusweitung des Geltungsbereiches der Klimaneutralität unter Einbezug der inter-nationalen Verkehre ausländischer WM-Gäste wünschenswert, denn die Klima-wirkungen der internationalen Flüge durch die WM können ein Mehrfaches derEmissionen im ausrichtenden Land ausmachen. Um noch größeren Herausfor-derungen bei der Klimakompensation begegnen zu können, ist eine engeZusammenarbeit der Ausrichter und Organisatoren, der weiteren Partner, der teil-nehmenden Fußball-Verbände und nicht zuletzt der WM-Gäste selbst notwendig.

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Partner für den Umweltschutz

In vielen Umweltbereichen besitzen auch die Offiziellen Partner der FIFA und dieNationalen Förderer des OK – die Sponsoren der FIFA WM – eine Schlüsselrolle,insbesondere wenn sie in die Umsetzung des Turniers zum Beispiel im Bereichdes Catering oder als Transportdienstleister eingebunden sind. Die Erfahrungenhaben gezeigt, dass eine frühzeitige Ansprache und Einbindung, bei dem klassi-sches Sportsponsoring und Umweltsponsoring gemeinsam adressiert werden,sinnvoll sind. Gerade bei großen internationalen Unternehmen ist es wichtig, dienationalen Vertretungen, aber auch die internationale Zentrale und dieUmweltabteilungen der Unternehmen einzubinden.

Ein wichtiger Schlüssel auch für die Beteiligung der Sponsoren ist die Formu-lierung von möglichst verbindlichen Leitlinien der FIFA und des OK, entlangderer eine partnerschaftliche Kooperation zu beiderseitigem Nutzen verlaufenkann. Die Sponsorenverträge können dann auch konkrete Aktivitäten der Partnerim Rahmen des Umweltkonzepts umfassen.

Große Sportveranstaltungen wie die FIFA WM 2006 eignen sich im Rahmen derKooperation mit den Partnern als Plattform, um umweltgerechte Technologien,Produkte und Dienstleistungen einzuführen und in der Öffentlichkeit vorzustellen.Umweltleitlinien und -ziele können dies unterstützen. Das zeigte das Green GoalEngagement zum Beispiel von Coca-Cola oder EnBW, die energieeffizienteKühlgeräte und neue Ökostromprodukte einführten.

Eine Herausforderung für die Zukunft ist auch zu prüfen, ob und wie Unterneh-men in das Umweltkonzept eingebunden werden können, die nicht OffiziellePartner der FIFA oder Nationale Förderer des OK sind. Hier konnten im Rahmenvon Green Goal Ansätze getestet werden, die erfolgreich zur Umsetzung beige-tragen haben.

Nachhaltige Produkte für das Merchandising

Was für die Partner gilt, kann natürlich auch auf Dienstleister und Lieferanten derFIFA übertragen werden. Gerade im Bereich der vielfältigen Merchandising-produkte können im Rahmen der Lizenzvergabe Umwelt-, aber auch Sozial-standards für den Umweltschutz sensibilisieren und eine nachhaltigere Produktionund einen nachhaltigeren Konsum fördern. In diesem Bereich wurden ersteAnsätze für eine nachhaltige Produktion von Fanartikeln und für umweltfreundli-che Verpackungen verfolgt. Sie stehen als Grundlage für die Anwendung beizukünftigen Fußball-Weltmeisterschaften zur Verfügung. Die FIFA ist hierfür derentscheidende Akteur, diese Initiative aufzugreifen und für die Praxis anwendbarzu machen.

Umwelt in der Kommunikation zur WM: Tue Gutes und rede darüber!

Basierend auf den vorliegenden Erfahrungen ist zu empfehlen, das Umwelt-konzept möglichst frühzeitig und zielgruppenspezifisch in die Gesamtkommuni-kation auch von Seiten der FIFA zu integrieren. Denn mit dem Engagement desWeltfußballverbands bei der Kommunikation eines Umweltkonzepts wird einegrößtmögliche Öffentlichkeitswirksamkeit erzielt. Die Kommunikation trägt zumpositiven Image der gesamten Veranstaltung bei. Darüber hinaus können breitangelegte Kampagnen in der Öffentlichkeit für Umweltthemen sensibilisierenund für umweltgerechtes Handeln im Alltag werben. Im besten Falle können

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damit die direkten Einsparungen bei der WM durch das Umweltkonzept sogarübertroffen werden. Beispiele von Green Goal waren die Vereinskampagne „Klub2006“ oder die Umweltprojekte der Green Goal Arbeitskreise in den WM-Städten. Auch die Offiziellen Partner und Nationalen Förderer sollten ermuntertwerden, die Botschaften des Umweltprogramms zu kommunizieren. In diesemBereich lassen sich die positiven Erfahrungen von Green Goal zukünftig sicherlichnoch ausweiten.

Wünschenswert wäre es gewesen, die Kommunikation zum Umweltkonzept überVorbilder bzw. Stars aus dem Fußball-Bereich zu transportieren oder ähnlich derInitiative „No to Racism“ vor den WM-Spielen mehr ins Rampenlicht zu rücken.Die damit verbundenen Potenziale zu erschließen wird Aufgabe zukünftigerWeltmeisterschaften sein. Mit einer stärkeren Identifikation der FIFA mit demThema Umwelt können wichtige Voraussetzungen dafür geschaffen werden.

Monitoring und Bilanz für ein nachhaltiges Erbe

Während des eigentlichen Turniers ist ein gut geplantes Monitoring zumUmweltkonzept wichtig. Bei Green Goal wurden dafür anhand von Check-Listendie umweltrelevanten Bereiche während der WM-Spiele untersucht. DasMonitoring der Umweltmaßnahmen während der Veranstaltung erlaubt zumeinen noch kleinere Eingriffe zur Verbesserung der Effektivität der Maßnahmen.Zum anderen wird damit die Basis für die Bilanzierung der Aktivitäten nach Endeder Veranstaltung gelegt.

Die Dokumentation des Erreichten und eine Bewertung der Maßnahmen stellteine wesentliche Basis dafür dar, dass zukünftige Veranstaltungen ihre Umwelt-konzepte darauf aufbauen und weiterentwickeln können. Hier lag in derVergangenheit ein Problem, da Dokumentationen fehlten und Erfahrungen vor-angegangener Weltmeisterschaften nicht mehr zugänglich sind. Ein LegacyReport sollte daher in Zukunft zum Standard für Umweltkonzepte allerSportgroßveranstaltungen werden.

Green Goal – ein neuer Anstoß für die Fußballwelt

Green Goal kann nicht nur ein Vorbild für kommende Welt- und Europameister-schaften sein. Es kann auch als Ausgangspunkt zukünftiger Umweltaktivitäten desDFB dienen. Mit dem Umweltkonzept der WM hat der DFB eine großeKompetenz im Bereich Fußball und Umwelt erworben, die zum Nutzen allerFußball- und Umweltfreunde weiter in der Praxis Anwendung finden und ausge-baut werden kann. Anknüpfend an die Vereinskampagne Klub 2006 gilt es, denUmweltgedanken auf der Ebene der Vereine fest zu verankern. Gleichzeitig kannder Umweltschutz in den Bundesligen weiterentwickelt werden. Für beideEbenen gilt, dass sich Ressourcenschonung nicht nur für den Umweltschutz, son-dern genauso in den Vereinskassen bezahlt macht. Damit kann der DFB weitüber die WM hinaus seine gesellschaftliche Verantwortung für den Umweltschutzdokumentieren und das nachhaltige Erbe der WM annehmen.

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Gemeinsamer Ausblick von

Achim Steiner, Under-Secretary-

General der Vereinten Nationen

und Exekutivdirektor des

Umweltprogramms der

Vereinten Nationen (UNEP), und

Prof. Klaus Töpfer, internationaler

Green Goal-Botschafter und

früherer Exekutivdirektor des

UNEP

Ausblick UNEP

It is now more than a decade since the United Nations Environment Programmebegan to develop strong relationships with the world of sport. The foundation ofthis partnership is our belief that sports organizations not only have a responsibili-ty to strive for environmental sustainability in what they do, but can play a signifi-cant role in promoting these ideals to a wider public.

The Green Goal initiative of the Local Organizing Committee for the 2006 FIFAWorld Cup and the German Ministry of the Environment was UNEP’s first majorcollaboration with the footballing world. We believe its success marks a milesto-ne that will leave a lasting legacy, not just in Germany, not just in the world offootball, but across the world of sports.

Major sporting events can generate massive amounts of waste and pollution. Bytaking a holistic view of the environmental impact of the 2006 FIFA World Cup,and providing concrete targets for greenhouse gas emissions, water and energyconsumption and waste generation, the organisers have made a considerableeffort to minimise the event’s environmental footprint. By measuring the successof the Green Goal initiative, and publishing the results, they have providedimportant lessons from which other event organisers can learn. And by involvingspectators-through sustainable transport, recycling and waste reduction schemes,and public information, they have helped to spread the concept of environmentalresponsibility to people from all regions of the world.

Not long after the 2006 FIFA World Cup ended, the Global Environment Facility-an environment funding mechanism jointly implemented by the World Bank, theUN Development Programme and UNEP-announced a multimillion dollar publictransport modernization initiative that will upgrade bus and rail services in SouthAfrica in time for the 2010 FIFA World Cup. We hope this is the beginning of aseries of collaborations between FIFA, the United Nations and the private sectorthat will demonstrate that sports and environment are a winning team that canbenefit society and the global environment long after the final whistle has beenblown and cheers of the fans have faded to silence.

Achim SteinerUnited Nations Under-Secretary-Generaland Executive Director of UNEP

Prof. Klaus TöpferGreen Goal Ambassador andformer Executive Director of UNEP

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7 Zahlen und Fakten zur WM

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AkkreditierungenMedien (Print und Foto) ca. 6.000RTV/HB (TV und Radio) ca. 15.000Servicefirmen ca. 65.000FIFA ca. 1.500Partner ca. 9.000LOC ca. 1.600Sicherheit ca. 50.000Volunteers ca. 15.000

Personal (Auswahl)279 hauptamtliche Mitarbeiter in der OK-Zentrale und den OK-Außenstellen16.440 Ordner in zwölf Stadien (durchschnittlich 1.370 je Spiel)8.000 Mitarbeiter im Sanitätsdienst50 Betreuungspersonal Schiedsrichter60 Betreuungspersonal Mannschaften487 Personal für Logistik15.000 Volunteers800 Hostessen1.200 OK-Fahrdienst1.092 Reinigungskräfte22.366 iSe-Hospitality11.713 Aramark6 Green Goal30 Projektteam Messe München (Medienzentrum)

Presse & Medieneinrichtungenca. 50.000 m2 bebaute Fläche für Pressezentren und ebenso viel m2

Teppichbodenca. 4.000 Pressearbeitsplätze und 1.800 Fotografenarbeitsplätze in den SMCsca. 200 Büros in den SMCseinige Hundert Kilometer Strom und Datenkabel (geschätze 200 Kilometer)17.000 Steckdosen für die Arbeitsplätze etc.30.000 m2 Studios im IBC942 m2 hatte das größte Studio von Televisa Mexiko450 km verlegte Kabel im IBC966 Tonnen Holz wurden für die Studios verarbeitet

BesucherExakte Besucherzahl: 3.407.000Durchschnitt: 53.234Alle 64 Spiele ausverkauftMehr als 15 Mio. Anträge auf Tickets in den fünf Verkaufsphasen99,5 % Stadionauslastung

Catering4,4 Mio. Getränkeportionen1,056 Mio. Liter Bier750.000 Würste160.000 Brezeln400.000 Portionen Eis86.000 Volunteer-Verpflegungen7 Euro Durchschnittsbon je Besucher

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7 Zahlen und Fakten zur WM

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WasserTrinkwasserbedarf 51.000 m3

AbfallRestmüll 979 t(Kunststoff-)Verpackungen 36 tPapier, Pappe, Kartonagen 108 tGlas 133 tBioabfall 238 tGesamtabfall 1.494 t

EnergieStrom 9,8 Mio. kWhDiesel 660.000 lWärme 1,4 Mio. kWhGesamtenergie 13,9 Mio. kWh

VerkehrReisen der Zuschauer in Deutschland: 1,1 Mrd. Personenkilometer Anreise zum Stadion: 57 % ÖPNV, 11 % Reisebus, 6 % zu Fuß+Fahrrad, 3 %Taxi, 23 % PkwWM-Fuhrpark: 912 Fahrzeuge, 2,4 Mio. gefahrene Kilometer; ca. 292.000 lKraftstoffEinsatztage der vom OK beauftragten Reisebusse: ca. 3.000

Klimabilanz DeutschlandVerkehr: 73.000 t CO2-ÄquivalenteStrom: 2.490 t CO2-ÄquivalenteWärme: 400 t CO2-ÄquivalenteStadionbau: 4.140 t CO2-ÄquivalenteÜbernachtungen: 11.640 t CO2-ÄquivalenteSumme: ca. 91.700 t CO2-Äquivalente

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FIFA WM-Stadion HamburgGreen Goal Beispiel: Stadion deckt seinenWärmebedarf mit Energie aus Biogas.Maßnahme: Neubau, eingeweiht am 2.September 2000Kapazität: 50.000 ZuschauerKosten: 97 Mio. Euro

FIFA WM-Stadion HannoverGreen Goal Beispiel: Trockenurinale mitneuer Membrantechnologie mindernTrinkwasserverbrauch.Maßnahme: Umbau, abgeschlossen imDezember 2004Kapazität: 43.000 ZuschauerKosten: 64 Mio. Euro

Berliner OlympiastadionGreen Goal Beispiel: Größte Zisterne allerStadien speichert 1.400 m3 Regenwasser.Maßnahme: Umbau, wiedereröffnet am31. Juli 2004Kapazität: 72.000 ZuschauerKosten: 242 Mio. Euro

FIFA WM-StadionGelsenkirchenGreen Goal Beispiel: Ökoprofit spartWasser und Energie im Stadionbetrieb.Maßnahme: Neubau, eröffnet am 13. und14. August 2001Kapazität: 52.000 ZuschauerKosten: 191 Mio. Euro

FIFA WM-Stadion DortmundGreen Goal Beispiel: Zwei Photovoltaik-Anlagen beim Stadion erzeugenSolarstrom.Maßnahme: Umbau, Spätsommer 2003und Sommer 2005Kapazität: 65.000 ZuschauerKosten: 45,4 Mio. Euro

Zentralstadion LeipzigGreen Goal Beispiel: Große Flächen imStadionumfeld wurden entsiegelt undrenaturiert.Maßnahme: Neubau, baufertige Überga-be Dezember 2003Kapazität: 43.000 ZuschauerKosten: 90.6 Mio. Euro

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7 Zahlen und Fakten zur WM

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FIFA WM-Stadion KölnGreen Goal Beispiel: Parkplätze wasser-durchlässig angelegt und mit Recycling-material befestigt.Maßnahme: Umbau, neu eröffnet am 31. März 2004Kapazität: 45.000 ZuschauerKosten: 119 Mio. Euro

FIFA WM-Stadion FrankfurtGreen Goal Beispiel: Große unter-irdische Rigolen lassen alles Nieder-schlagswasser versickern.Maßnahme: Neubau, abgeschlossen imOktober 2005Kapazität: 48.000 ZuschauerKosten: 126 Mio. Euro

Fritz-Walter-StadionKaiserslauternGreen Goal Beispiel: Größte Photovoltaik-Anlage auf Deutschlands Stadiondächern.Maßnahme: Erweiterung, fertiggestelltam 6. Mai 2006Kapazität: 46.000 ZuschauerKosten: 48.3 Mio. Euro

FIFA WM-Stadion NürnbergGreen Goal Beispiel: Europaweit erstesFußballstadion mit EMAS-Zertifizierungfür kontinuierliches Umweltmanagement.Maßnahme: Umbau, abgeschlossen imApril 2005Kapazität: 41.000 ZuschauerKosten: 56 Mio. Euro

Gottlieb-Daimler-StadionStuttgartGreen Goal Beispiel: BaulicherWärmeschutz bei der Stadionhülle spartEnergie und Heizkosten.Maßnahme: Modernisierung, eingeweihtam 15. Januar 2006Kapazität: 52.000 ZuschauerKosten: 51.5 Mio. Euro

FIFA WM-Stadion MünchenGreen Goal Beispiel: UmfassendesRegenwassermanagement mitVersickerung und Begrünung.Maßnahme: Neubau, eröffnet am 30. und 31. Mai 2005Kapazität: 66.000 ZuschauerKosten: 280 Mio. Euro

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Herausgeber:OrganisationskomiteeFIFA Fussball-Weltmeisterschaft 2006Otto-Fleck-Schneise 6a, 60528 Frankfurt/ Main

Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU)Alexanderplatz 6, 10178 Berlin

Verantwortlich für den Inhalt:Horst R. Schmidt (1. Vizepräsident OK FIFA WM 2006), Gertrud Sahler (BMU)

Redaktionelle Koordination:Dr. Hartmut Stahl, Öko-Institut

Autoren des Öko-InstitutsDr. Hartmut StahlChristian HochfeldMartin SchmiedMit Beiträgen von Ralph O. Harthan, Martin CamesMitarbeitRegine Barth, Dr. Matthias Buchert, Veit Bürger, Günter Dehoust, Jan Ferenz,Kirsten Havers, Marion Schäfer, Beate Schmitt, Angelika Spieth-Achtnich, ChristofTimpe, Jutta Ungemach, Kristina Vesper

Redaktionelle ÜberarbeitungChrista Friedl

Mitarbeit auf Seiten des OK:Annette Arndt, Thomas Hackbarth

Layout und Technische Gesamtherstellung:Ruschke und Partner GmbH, 61440 Oberursel

Fotonachweis:Allianz Arena München Stadion GmbH, Aramark, Camera 4, dpa, Franken-Stadion Nürnberg Betriebs GmbH, Getty Images, INTEWA GmbH, MallUmwelttechnik, Stadt Nürnberg, Stadt Stuttgart, Umweltamt Kaiserslautern,Umweltamt Gelsenkirchen, Manfred Storck, Stadtreinigung Hamburg,Dortmunder Elektizitätswerke, Umweltplanung Bullermann Schneble, WavinGmbH, Öko-Institut, Organisationskomitee der FIFA WM 2006™, Christa Friedl,PlasticsEurope, Deutsche Bahn AG, Woman for Sustainable Development,TOTAL Deutschland GmbH, EnBW AG, Deutsche Telekom AG, Stern, StadtDortmund, Amt für Verkehrsplanung der Stadt Leipzig

Dieser Bericht wurde klimaneutral hergestellt und auf Recycling-Papier gedruckt.

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