Legislaturziele 2012 bis 2016

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Legislaturziele aufbrechen frei Christus Glauben Hoffnung Freiheit Zuspruch Demokratie Gabe Kraft Welt Mut solidarisch Auftrag Akzente wachsen Massnahmen Ziele erfahren ergreifen gefördert Ruf Gott Reformation Früchte Tradition Geschenk getragen gelingen Poesie verleihen Perspektive Fülle Legislaturziele 2012 – 2016 reformierte kirche k a n t on z ü r i c h Freiheit ergreifen – Hoffnung erfahren

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In den nächsten vier Jahren will die Landeskirche insbesondere den Gottesdienst stärken, eine Stadtakademie aufbauen und bei der Gestaltung der Angebote stärker auf die Lebenswelten der Mitglieder abstellen.

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Legislaturziele 2012 – 2016

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Legislaturziele 2012 – 2016

Inhalt

Zum Geleit

Verkündigung und Gottesdienst

Diakonie und Seelsorge

Bildung und Spiritualität

Gemeindeaufbau und Leitung

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Freiheit ergreifen – Hoffnung erfahren

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Zum Geleit

Die Legislaturziele 2012 – 2016 stehen unter dem Motto «Freiheit ergreifen – Hoff nung erfahren».

Freiheit ergreifen …

Freiheit ist ein Grundbegriff des Evangeliums. Freiheit ist zentrales Thema der Reformation – besonders auch der Reformierten in Zürich und Genf. Demokratie und Menschenrechte sind Früchte dieses Aufbruchs. Was Frei-heit bedeutet, ist seit neutestamentlicher Zeit strittig. Sind alle frei, jene Freiheit zu ergreifen, die sie selber meinen? In christlicher Tradition meint Freiheit etwas anderes. Freiheit ist zuerst ein Zuspruch, ein Geschenk, eine Gabe. Wir werden befreit in Jesus Christus. Wir werden frei aus Verstri-ckungen, Zwängen, Abhängigkeiten, Selbstrechtfertigungsversuchen oder dem Leistungswahn. Wir sind frei im Glauben, frei zu Gott. Das ist der erste Akt. Eng verbunden damit ist der zweite Akt: Freiheit ist ein Ruf, eine Selbstver-pfl ichtung, eine Aufgabe. Die «Freiheit von» führt zu einer «Freiheit zu». Wir werden frei für andere, für uns, für Gott. Befreit aus Beziehungslosig-keit werden wir frei für einen beziehungsvollen Umgang mit anderen, mit uns, mit der Schöpfung, mit dem Schöpfer. Befreit aus Verstrickungen wer-den wir frei, Verantwortung zu übernehmen. Befreit von aller Beliebigkeit werden wir frei zur Verbindlichkeit.

Die Kirche lebt aus dem befreienden Zuspruch Gottes. Aus ihm leitet sie ihre Verantwortung in der Gesellschaft ab. (Artikel 4 der Kirchenordnung)

… Hoffnung erfahren

Freiheit zu ergreifen braucht Mut. Der Ausgang ist noch off en. Es ist, als setzten wir unsere Schritte in die Luft. Und auf einmal sind sie getragen. Was trägt, ist die Hoff nung. Wer aus Glauben die Freiheit ergreift, kann diese Kraft der Hoff nung erfahren. Freiheit ist mehr als ein Rechtsanspruch. Sie ist Wagnis. Hoff nung ist mehr als eine vage Utopie. Sie ist die Kraft, die in unserer Schwachheit erfahrbar wird und uns stärkt. Sie verwandelt unseren Wankelmut in Wagemut. In der Sprache des Paulus: «Von solcher Hoff nung erfüllt, treten wir mit grossem Freimut auf.» Die Kraft der Hoff nung wirkt auch durch ihre Visionen vom gelingenden Leben. Ein zeitgenössisches Bei-spiel visionärer Poesie gibt das Schlusslied im Reformierten Gesangbuch:

Der Himmel, der kommt, das ist die fröhliche Stadtund der Gott mit dem Antlitz des Menschen.Der Himmel, der kommt, das ist die Welt ohne Leid,wo Gewalttat und Elend besiegt sind.Der Himmel, der kommt, grüsst schon die Erde, die ist,wenn die Liebe das Leben verändert.(RG 867)

Solche Bilder der Hoff nung verleihen dem kirchlichen Handeln Perspektive und Kraft.

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Legislaturziele 2012 – 2016

Akzente in den vier Handlungsfeldern

Die Legislaturziele 2012 – 2016 umfassen vier Grundsätze, zwölf Ziele und 33 Massnahmen. Sie setzen in den vier Handlungsfeldern folgende Akzente:

• Verkündigung und GottesdienstIn Wort und Musik, mit Symbolen und Ritualen wird die Kultur des Fei-erns gefördert. In aller Vielfalt zeigt sie identitätsstiftendes reformiertes Ge-präge. Gelingender Gottesdienst wird zur Quelle der Hoff nung und befreit zum Leben.

• Diakonie und SeelsorgeAufgrund des Diakoniekonzepts 2012 profi liert die Landeskirche ihre Rolle in der Zivilgesellschaft und in der Kirche am Ort. Ihr Dienst der Vermitt-lung steht allen Menschen off en, ermächtigt und verbindet sie.

• Bildung und SpiritualitätStadtakademie, Religionspädagogisches Handeln und Kloster Kappel ste-hen für die Fülle kirchlicher Bildung und Spiritualität. Diese halten die Tra-dition christlicher Hoff nung lebendig und fördern Prozesse des Mündig-werdens.

• Gemeindeaufbau und LeitungKirchgemeinden öff nen sich unterschiedlichen Lebenswelten und Lebens-stil-Milieus. Sie vertrauen auf Wachstumsprozesse aus Gottes Geist der Freiheit. Leitungsaufgaben werden auf allen Ebenen professionalisiert.

Die Landeskirche und ihre Kirchgemeinden

Die Kirchenordnung spricht immer wieder von der «Landeskirche und ih-ren Kirchgemeinden». Kirchensynode und Kirchenrat, Bezirke und Kirch-gemeinden gehören zusammen. Sie bilden zusammen ein Ganzes: die Lan-deskirche. Sie wirken zusammen am gemeinsamen Auftrag. Das gilt auch für die Legislaturziele. Der Kirchenrat hat diese Akzente formuliert. Und die Kirchgemeinden sind eingeladen, sie mit ihren eigenen Zielsetzungen auf Gemeindeebene zu verbinden.

Pfr. Michel MüllerPräsident des Kirchenrates

Zürich, im Januar 2012

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Legislaturziele 2012 – 2016

SICH SAMMELN UND SICH SENDEN LASSEN

Die Kirche ist Botschafterin. Ihre gute Botschaft ist das Evangelium von Jesus Christus. Kern des Evangeliums ist die Befreiung der Menschen und der gesamten Schöpfung. Der Zuspruch des Evangeliums befreit aus allen Formen des Tödlichen. Er befreit zur Fülle des Lebens. Christinnen und Christen vernehmen in diesem befreienden Zuspruch einen Ruf. Sie erhalten einen Auftrag und eine Sen-dung. Ihre Mission besteht darin, Freiheit auch für andere, mit ihnen und mit der ganzen Schöpfung zu suchen. Christinnen und Christen binden sich ein und werden freiwillig solidarisch. Sie machen ihre Freiheit verbindlich. Die Kirche verkündigt diese Befreiung durch Wort und Tat. Der feierliche Gottesdienst am Sonntag hat seine Zeit. Und der Werktags-Gottesdienst tätiger Nächstenliebe hat seine Zeit. Die «Mitteilung» des Evangeliums im Gottesdienst ist verbunden mit dem «Miteinanderteilen» im Alltag. Samm-lung durch das Wort und Sendung zur Tat gehören zusammen. Spiritua-lität und Solidarität ergänzen einander. Sie durchdringen einander sogar. Es gibt nämlich auch ein gottesdienstliches «Miteinanderteilen»: in der Fei-er des Abendmahls. Und es gibt evangelische «Mitteilung» ausserhalb des «Kultischen»: im Alltag der Welt.

PROFIL GEWINNEN, NAHE UND WACHSAM SEIN

Die mediale und visuelle Flut der Informationsgesellschaft führt ins Unüber-sichtliche. Auf dem Markt der Möglichkeiten überlebt, wer Profi l zeigt.

Ist das Wort der Kirche wiedererkennbar und profi liert, wird es auff allen und ankommen. Dazu gehören eine geprägte liturgische Form, biblischer Bezug und evangelischer Inhalt. Das Wort wird kraftvoll, wenn es elemen-tar und prägnant, authentisch und glaubwürdig ist.

Individualisierung ist ein endloser Prozess. Aber praktisch kristallisiert sich eine begrenzte Anzahl von Optionen heraus. Die Individualisierung erzeugt als Gegenbewegung wiederum eine Standardisierung. Das zeigen die Lebensstil-Milieus. Es braucht nicht alle möglichen, nicht einmal viele, sondern einfach mehrere Optionen.

Die Kultur des Feierns geschieht in Wort und Musik, mit Symbolen und in Ritualen. Sie braucht mehrere Modelle, die sich in Ort, Zeit, Stil, Par-tizipationsgrad unterscheiden. So erreicht die Kirche Menschen in unter-schiedlichen Lebenslagen, Lebenswelten und Milieus.

Die Risikogesellschaft stösst an Grenzen. Das gilt ökonomisch und ökologisch, sozial und psychisch. Eine neue Werte-Orientierung und öff entliche Zeichen der Solidarität sind gefragt.

Das öff entliche Wort der wachen und wachsamen Kirche gehört zu ihrem prophetischen Amt. Es unterbricht kritisch den Lauf der Zeit. Damit tritt die Kirche aus Freiheit im Glauben für Solidarität im Leben ein. Sie über-nimmt die Anwaltschaft für Fairness, Recht und Gerechtigkeit.

Theologischer

Grundsatz

Gesellschaftliche

Situation

und

Kirchliche

Perspektive

Verkündigung und Gottesdienst

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Der reformierte Gottesdienst wird zum identitätsstiftenden, sichtbaren und lesbaren Zeichen der Zürcher Landeskirche. Er kommuniziert, woraus und wofür die Kirche lebt. In Ergänzung zu diesem Grundmodell werden alternative gottesdienstliche Formen und Formate eingeführt. Sie sprechen unterschiedliche Zielgruppen an.

Landeskirche und Kirchgemeinden stärken den reformierten Got-tesdienst in seiner Grundform.Schwerpunkt der Verkündigung in Wort und Tat ist reformatorisch der Gottesdienst. Herzstück des reformierten Gottesdienstes ist die Predigt als evangelische Auslegung der Bibel. Landeskirche und Kirchgemeinden fördern diese wiedererkennbare und identitätsstiftende Grundform des Gottesdienstes. Sie legen Wert auf den Gebrauch gleich bleibender Gestal-tungselemente. Dazu gehören Zürcher Bibel, Zürcher Liturgie, Vorlagen der Liturgiekommission, Reformiertes Gesangbuch, Talar.

Kirchgemeinden pfl egen neue Gottesdienstformen und fi nden ihr Gottesdienstprofi l.Mehrere Formen und Formate gottesdienstlichen Feierns sind entwickelt, erprobt und eingeführt. Sie zeigen eine rhetorische, musikalische und dra-maturgische Vielfalt. Sie unterscheiden sich in ritueller und symbolischer Gestaltung, liturgischer Rollenverteilung und Partizipationsgrad. Die Ge-meinden fi nden ihr eigenes oder ein übergemeindlich gemeinsames Profi l des Gottesdienstes.

Landeskirche und Kirchgemeinden legen Wert auf Abendmahl und Mahlgemeinschaft.Das Abendmahl erhält mehr Gewicht in der Gottesdienstgestaltung. Es ist integrales Element des Feierns, welches Glauben, Hoff en und Lieben nährt. Die Gestaltung des Abendmahls stärkt seinen verweisenden Charakter: Das Abendmahl verweist zurück auf Jesu Mahlgemeinschaften; diese bringen sinnlich und real Gottes Menschenfreundlichkeit zum Ausdruck. Zugleich verweist das Abendmahl als Modell der Diakonie auf den Alltag prakti-zierter Nächstenliebe. Die Feier gibt Raum für das Bekenntnis. Sie fi ndet in monatlicher Regelmässigkeit statt. Sie nutzt unterschiedliche Gestaltungs-formen und Kontexte. Auf diesem Hintergrund werden neue Formen realer Mahlgemeinschaft erprobt. Sie sind Zeichen der christlichen Alltagsspiritu-alität, der Gastfreundschaft und Solidarität.

Legislaturziel 1

Massnahme 1.1

Massnahme 1.2

Massnahme 1.3

Verkündigung und Gottesdienst

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Legislaturziele 2012 – 2016

Legislaturziel 2

Massnahme 2.1

Legislaturziel 3

Massnahme 3.1

Die Gestaltungskompetenzen der Akteurinnen und Akteure im Gottesdienst werden gefördert.

Unterstützungsstrukturen stärken Akteurinnen und Akteure im Gottesdienst. Kollegiale Beratung unter Pfarrpersonen und Kirchenmusizierenden wird für die Gottesdienstpraxis fruchtbar gemacht. Gottesdienstworkshops für Pfarrpersonen, Kirchenmusizierende und gottesdienstlich engagierte Frei-willige fördern die Kultur des Feierns. Standards der Beratung und Fort-bildung für die betreff enden Berufsgruppen sind verbindlich festgelegt. Ein Qualitätshandbuch für die Auswertung von Gottesdiensten ist erarbeitet.

Die Landeskirche übernimmt mit ihrem Wort der Verkündigung konkrete Verantwortung gegenüber der Gesellschaft. Sie ist im öffentlichen Werte-Diskurs präsent und vertritt aus evangelischer Freiheit christliche Verbindlichkeiten.

Die Landeskirche nimmt ihr prophetisches Wächteramt wahr.Die Landeskirche führt den Dialog mit Zivilgesellschaft und Staat, Wissen-schaft und Wirtschaft, Kirchen- und Religionsgemeinschaften. Sie äussert sich zu aktuellen Sinn-Fragen und kontroversen Werte-Themen. Sie tritt öff entlich ein für Menschenwürde und Ehrfurcht vor der Schöpfung. Sie interveniert, wo Unrecht geschieht und Rechte verletzt werden. Sie stellt sich in den Dienst der Vermittlung und Versöhnung.

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Legislaturziele 2012 – 2016

Diakonie und Seelsorge

SICH GOTT ENTGEGENKOMMEN LASSEN – UND SELBER DEN NÄCHSTEN ENTGEGENKOMMEN

Gott kommt den Menschen entgegen. Er kommt ihnen zuvor. Er ist zuvor-kommend. Das kündigt Jesus an. In seinen Mahlgemeinschaften wird Gottes Menschenfreundlichkeit zeichenhaft und sinnlich zur sozialen Realität. Jesu Tischgemeinschaften sind Inbegriff von stärkender Gemeinschaft und sätti-gender Solidarität.Symbolischer Ausdruck für Gemeinschaft und Solidarität ist das Sakrament des Abendmahls. Das Abendmahl ist das Urmodell für Diakonie und Seelsor-ge. Diese sind ein Beziehungsgeschehen, welches Gemeinschaft stiftet und zur Freiheit ermächtigt. Dieses Beziehungsgeschehen nährt sich aus evangelischer Quelle. Und es entfaltet die Kraft der Solidarität. Diakonie und Seelsorge neh-men dabei die Bewegung des entgegenkommenden Gottes auf. Ihre Mission ist, Menschen aller Schichten in Not, Leid, Vereinzelung, Gebrochenheit ent-gegenzukommen. Der Weg von Diakonie und Seelsorge ist die Liebe. Ihr Ziel ist Befreiung und Ermächtigung, Zugehörigkeit und Teilhabe der Notleidenden. Deren Hunger nach Gerechtigkeit und deren Durst nach Versöhnung soll gestillt werden. Gottes Geist wird sie zum Glauben, Hoff en und Lieben befreien.

IM NAHBEREICH, ZIVILCOURAGIERT UND GLOBAL HANDELN

Individualisierung ist eine Bedingung mündiger Freiheit. Aber Individualisierung kann für Menschen der unterschiedlichsten Milieus auch Freiheit verunmögli-chen. Wo traditionelle Solidaritäten zerfallen, sind Individuen überfordert und von Vereinzelung bedroht.

Diakonie und Seelsorge stärken Beziehungsnetze im Nahbereich und in der Kirche am Ort. Diese Netze fördern und schützen individuelles Leben. Bio-graphienahe Begleitung und Unterstützung in kritischen Lebensphasen und Lebenslagen sind prioritär.

Die neuzeitliche Freiheitsgeschichte bringt eine Entfl echtung von Staat und Ge-sellschaft. Die Zivilgesellschaft emanzipiert sich. Die Kirche als Teil von ihr trägt mehr Verantwortung für sich selber und für das Ganze.

Angesichts sozialer Brennpunkte wie Gesundheit, Arbeit, Teilhabe handelt die Kirche mit Zivilcourage. Ihre Diakonie hat das Ganze der Zivilgesellschaft im Blick. Sie ist allen Menschen, Kulturen und Religionen gegenüber off en. Sie handelt subsidiär oder pionierhaft. Sie ist in Institutionen präsent, kooperiert mit ihnen, ergänzt oder vertritt sie.

Die global entbundenen Freiheiten verschärfen weltweit Ungleichheiten und Ab-hängigkeiten. Aus ihnen befreien gerechte Strukturen und individuelle Rechte.

Diakonie verbindet angesichts der Globalisierung lokales Leben, zivilgesell-schaftliches Handeln und weltweites Denken. Ihre Projekte gelten Themen der Ökologie und Ökonomie, der Armut und Entwicklungspartnerschaft. Sie be-müht sich um konstruktive Beiträge zur vielschichtigen Problematik von Mig-ration und Asyl.

Gesellschaftliche

Situation

und

Kirchliche

Perspektive

Theologischer

Grundsatz

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Diakonie und Seelsorge

Die Landeskirche fördert Projekte im Rahmen des Diakoniekon-zepts. Ortsgemeinden überprüfen ihr diakonisches Profi l.

Die Kirchgemeinden geben ihrer Diakonie Profi l.Alle Kirchgemeinden überprüfen aufgrund des landeskirchlichen Diako-niekonzepts 2012 das Profi l ihrer Diakonie. Sie legen fest, welchen Schwer-punkten, Kernthemen, Anspruchs- und Zielgruppen sie sich zuwenden. Sie klären die Aufgabenverteilung zwischen Pfarramt, Sozialdiakonat und weiteren Engagierten. Sie skizzieren Möglichkeiten übergemeindlicher Ko-operation.

Die Landeskirche fördert generationenverbindende Projekte.Die Landeskirche fördert in zehn bis zwanzig Kirchgemeinden Projekte mit verschiedenen Generationen. Diese Projekte gelten der Kultur des Respekts und der Entfaltung. Begegnungsgelegenheiten zwischen Alt und Jung und zwischen Personen in unterschiedlichen Lebensformen werden genutzt.

Die Diakonie der Freiwilligen ist nahe bei den Menschen.Die Landeskirche gibt Impulse zur Verknüpfung professioneller Diakonie mit freiwilligem Engagement. Diese Einbindung Freiwilliger zeigt in zehn bis zwanzig Kirchgemeinden Wirkung. Das diakonische Angebot wird da-durch leichter zugänglich. Hilfeleistung und Unterstützung geschehen über kürzere Wege. Die Beteiligungskirche kann wachsen.

Die Diakonie geht auf aktuelle Bedürfnisse der Zivilgesellschaft ein. Sie handelt exemplarisch und subsidiär.

Vernetzte Familienprojekte werden initiiert.Die Landeskirche realisiert fünf bis zehn exemplarische Familienprojekte. Mögliche Gefässe sind Spielgruppen, Mittagstische, Horte und Generati-onenhäuser. Die Angebote bringen eine Kultur der Gastlichkeit zum Aus-druck. Eltern werden entlastet. Kinder kommen in den Genuss von Betreu-ung und Förderung. Kooperationen über die Kirchgemeinde hinaus und mit anderen Trägern werden gesucht.

Ein neues Modell der Beziehungsberatung ist realisiert.Die Landeskirche baut ein allen Kirchgemeinden zugängliches Angebot zur Beziehungsberatung auf. Angesprochen sind Paare, Familien, Personen mit Beziehungskonfl ikten oder in Situationen der Vereinsamung. Religiöse und interkulturelle Dimension sind Teil des für alle off enen Beratungsangebots. Kooperation mit anderen Trägern wird gesucht. Allenfalls handelt die Kir-che stellvertretend angesichts der Grenzen von Zivilgesellschaft und Staat.

Legislaturziel 4

Massnahme 4.1

Massnahme 4.2

Massnahme 4.3

Legislaturziel 5

Massnahme 5.1

Massnahme 5.2

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Legislaturziele 2012 – 2016

Massnahme 5.3

Legislaturziel 6

Massnahme 6.1

Massnahme 6.2

Massnahme 6.3

Die Landeskirche engagiert sich für die Schweizer Diakonie.Die Landeskirche engagiert sich für eine kirchlich und gesellschaftlich prä-sente Schweizer Diakonie. Sie nutzt dazu Strukturen wie Diakonie- und Di-akonatskonferenz. Sie beteiligt sich an der Diakonie-Kampagne des Schwei-zerischen Evangelischen Kirchenbundes (SEK). Ein Ziel der Kampagne ist die Multiplikation guter lokaler Praxis in Kirchgemeinden und Zivilgesell-schaft.

Die Landeskirche nutzt ihre spezifi schen Strukturen und Stärken angesichts sozialer Brennpunkte.

Landeskirche und Kirchgemeinden unterstützen Projekte für Ju-gendliche in prekären Situationen.Die Landeskirche hat besondere, einzigartige Strukturen. Dazu gehören ihre Beziehungsnetze, Jugendkirchen, Migrationskirche, kabel, Jugendar-beit und Ausbildungsplätze. Landeskirche und Kirchgemeinden unterstüt-zen durch diese «Infrastruktur» Jugendliche in prekären Situationen. Das kann materielle oder soziale Lage, Zugang zur Bildung oder Migrationshin-tergrund betreff en.

Die Seelsorge der Landeskirche in Institutionen ist konsolidiert.Die Seelsorge der Landeskirche gilt Personen und Gruppen, welche Ein-schränkungen unterworfen sind. Sie unterstützt Menschen, in oder trotz ihrer Situation Räume der Freiheit wahrzunehmen. Die Seelsorge der Lan-deskirche in und mit Institutionen ist konzeptionell refl ektiert. Dazu gehört die Klärung der Optionen der Abgrenzung, Kooperation und Integration. Die multireligiöse Situation erfordert die Neubestimmung einer Seelsorge mit reformiertem Profi l. Die organisatorischen Probleme der Seelsorge in und mit Institutionen sind gelöst. In ökumenischen Projekten sind Ziele, Zuständigkeiten und Art der Zusammenarbeit geklärt.

Formen aufsuchenden Seelsorge werden erprobt. Ansätze einer aufsuchenden Seelsorge in übergemeindlichen Räumen wer-den erprobt. Eine ihrer Zielgruppen sind Menschen am Rande der urbanen Gesellschaft. Sie haben keinen Wohnsitz und sind durch Verwahrlosung und Isolation gefährdet.

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Bildung

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Legislaturziele 2012 – 2016

Bildung und Spiritualität

SELBER DENKEN UND ANDERS LEBEN

Der Protestantismus ist eine Bildungsbewegung. Er setzt sich mündigem Denken aus. Selber zu glauben und selber zu denken, ist eine Folge christli-cher Freiheit. Christinnen und Christen sehen in der Vernunft des Menschen eine geschöpfl iche Gabe Gottes. Diese ermöglicht Wissen und Bildung, Wissenschaft und Kultur. Sie kann auch missbraucht werden. Massstab für die Gestaltungen der Vernunft ist die Menschlichkeit. Gott hat sie in Jesus Christus sichtbar werden lassen. Alles Wissen und Können ist am Mass des Menschlichen zu messen. Das gilt von der Geistes- bis zur Naturwis-senschaft und Technik. Die Ausrichtung allen Wissens am Menschlichen macht seine spirituelle Tiefendimension aus. Bildung, Wissenschaft und Kultur in diesem Sinne zivilisieren, sozialisieren und kultivieren Menschen. In christlicher Sicht sind Bildung, Wissenschaft und Kultur Gestaltungen des Glaubens. Sie befreien aus Abhängigkeit zu mündigem Umgang mit der Freiheit. Sie befreien zum Glauben. Sie befl ügeln zu Visionen erfüllten Lebens. Sie ermöglichen eigenverantwortliches alternatives Tun.

INTERAKTIV UND MEHRSPURIG LERNEN, MENSCH ZU WERDEN

Der Traditionsabbruch steigert den Bedarf nach kulturellem und religiösem Wissen. Dieses Wissen und diese Bildung tragen bei zum Verständnis der Welt. Sie ermöglichen Behausung und Orientierung in ihr. Sie dienen ihrer Bewahrung und Veränderung.

Die Kirche begleitet Kinder, Jugendliche und Erwachsene religionspädago-gisch und erwachsenenbildnerisch. Das jüdisch-christliche Erbe erschliesst sich ihnen in Begegnung und Dialog. So bildet sich evangelische Mündig-keit und ethische Orientierung. Christliche Erziehung und Bildung sind ein befreiendes interaktives Beziehungsgeschehen. Daraus kann Zugehörigkeit, Verbundenheit und Bindung der Kirche gegenüber erwachsen.

Pluralisierung der Lebenswelten und Individualisierung der Lebensläufe kenn-zeichnen auch die Kirchenmitglieder. Das ist unter anderem eine Frucht refor-matorischer Freiheit.

Entsprechend dieser Vielfalt verfolgt die Kirche mehrere Spuren in ihren Bildungsinitiativen. Das Religionspädagogische Handeln zielt auf Behei-matung im Glauben und Begleitung durchs Leben. Die Stadtakademie zielt auf Präsenz im öff entlichen Diskurs und bei den Leitmilieus. Das Kloster Kappel schaff t Räume der Stille und christlicher Spiritualität.

In der wissenschaftlich-technischen Welt droht die Reduktion von Bildung auf verwertbares Spezialwissen. Dieses kann instrumentalisiert werden zur Siche-rung von Interessen, Privilegien und Macht.

Die reformierte Kirche vertritt demgegenüber einen kritischen Bildungsbe-griff . Sie versteht Wissenschaft und Bildung als Spielraum der Freiheit im Interesse der Menschlichkeit. Bildung ermöglicht Mündigkeit, Individuali-tät und Solidarität. Bildung bindet sich ein ins Ganze.

Gesellschaftliche

Situation

und

Kirchliche

Perspektive

Theologischer

Grundsatz

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Bildung und Spiritualität

Die dritte Umsetzungsetappe des Religionspädagogischen Ge-samtkonzepts rpg ist abgeschlossen. Jugendliche, junge Erwach-sene und Eltern stehen im Fokus.

Das Religionspädagogische Handeln kommt in die Jugendphase.Die erste Generation, welche das Religionspädagogische Handeln durch-laufen hat, kommt ins Konfi rmationsalter. Der bisherige Schwung des rpg soll für «JuKi» (5. – 7. Klasse) und Konfi rmationsunterricht (9. Klasse) ge-nutzt werden. Die verbindlichen Angebote werden stärker mit der Jugend-arbeit verknüpft. Die Arbeitshilfen «JuKi» und «Konfi rmationsunterricht» sind eingeführt. Sie tragen zur Verbindung von obligatorischen und frei-willigen Angeboten bei. Das Bewusstsein für diese Verbindung wird bei Professionellen und freiwillig Engagierten geweckt. In zwanzig bis dreissig Gemeinden wird eine Jugendarbeit über die Konfi rmation hinaus möglich.

Erwachsenen- und Elternbildung werden mit der Religionspädago-gik verknüpft.Die Kirchgemeinden verknüpfen Erwachsenen- und Elternbildung konse-quent mit dem religionspädagogischen Handeln. Dadurch wird eine Brücke zu «mittleren Generationen» möglich. Ihnen gehören Eltern und Grossel-tern der Kinder und Jugendlichen im rpg an. Die Landeskirche entwickelt zu Themen der rpg-Arbeitshilfen Module für die Erwachsenen- und Eltern-bildung. Intergenerative Bildungsanlässe werden ermöglicht.

Vernetzte Religionspädagogik wird erprobt.Landeskirche und Kirchgemeinden vernetzen kirchliche Heilpädagogik und ihr religionspädagogisches Handeln miteinander. Sie suchen an den Nahtstellen zur integrativen Förderung der Schulen nach Kooperations-möglichkeiten. Die Landeskirche setzt bei der Bildungsförderung auf ein sinnvolles Verhältnis von Integration und Diff erenzierung.

Die Erwachsenenbildung auf lokaler Ebene und im urbanen Um-feld ist gestärkt.

Glaubensfragen werden zu Alltagsthemen.Im Dialog mit Kirchenbund und anderen Landeskirchen entsteht ein Me-dienpaket «Glaubensfragen». Es knüpft an «glauben 12» an und dient der evangelischen Alphabetisierung. Zielgruppen sind junge Erwachsene und die mittlere Generation vor allem auf lokaler Ebene. Das elementare Ange-bot ist ansprechend für bisher nicht erreichte Milieus.

Legislaturziel 7

Massnahme 7.1

Massnahme 7.2

Massnahme 7.3

Legislaturziel 8

Massnahme 8.1

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Legislaturziele 2012 – 2016

Das Projekt «Stadtakademie» ist realisiert.Die aus dem Projekt «Stadtakademie» entstandene Einrichtung entfaltet ihre Ausstrahlungskraft. Sie ist am öff entlichen Diskurs und seinen Kontro-versen beteiligt. Sie bringt christliche Werte-Orientierung und einen eigen-ständigen Bildungsbegriff in die Debatten ein. Sie erreicht die gesellschaft-lichen Leitmilieus. Ihre Angebote in wiedererkennbaren «Formaten» tragen zur Bildung von Netzwerken bei.

Geschlechtergerechtigkeit bleibt ein wichtiges Thema.Die Landeskirche thematisiert Frauen-, Männer-, Familien- und Gottesbil-der unter Gender-Gesichtspunkten. Sie bringt diese Themen mit der christ-lichen Tradition ins Gespräch. Sie formuliert ihre theologische Position an-gesichts innerchristlicher und interreligiöser Diff erenzen und Kontroversen. Sie sucht nach konstruktiven Lösungsansätzen in ihren Handlungsfeldern.

Das Kloster Kappel zeigt reformatorisches Profi l. Die Verbindung von Spiritualität, Bildung und Gastlichkeit zu einer Einheit ist ge-festigt.

Das Angebot von Kappel hat reformierten Zuschnitt.Das theologische, spirituelle und kulturelle Kappeler Angebot ist erkennbar reformiert geprägt. Inhaltlich orientiert es sich in ökumenischer Off enheit am Evangelium. Es befähigt zum Dialog mit anderen. Es ermutigt zur per-sönlichen Gestaltung des Lebens aus dem Glauben.

Das Kloster Kappel gewinnt Profi l als ein Ort der Sammlung.Das Kloster Kappel zieht Menschen an, die nach einer gestalteten Auszeit suchen. Es versteht, auf deren Bedürfnisse einzugehen. Die Angebote füh-ren zu verschiedenen Formen christlicher Spiritualität und vertiefen sie. Die «KlosterTage» als ein Teil dieser Angebote sind etabliert,

Kappel wird zum gastlichen Ort der jährlichen «Kirchentage».Das Kloster Kappel übernimmt ab 2013 die gastgebende Rolle für die jähr-lichen Kirchenpfl egetagungen. Es trägt dazu bei, diese «Kappeler Kirchen-tage» zu beheimaten. Es stärkt ihr reformiertes Profi l und ihr spirituelles Gepräge.

Massnahme 8.2

Massnahme 8.3

Legislaturziel 9

Massnahme 9.1

Massnahme 9.2

Massnahme 9.3

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GEM

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Gemeinschaft

Gute NachrichtWort und Tat

VisionLandeskirche

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Legislaturziele 2012 – 2016

Gemeindeaufbau und Leitung

KIRCHE WACHSEN LASSEN UND KIRCHE BAUEN

Kirche lebt, wie es das Abendmahl symbolisiert, aus der Gemeinschaft. Viel-fältige Gruppen und Kontaktnetze leben im Miteinander und im Füreinan-der. Sie haben eine Botschaft und eine Mission auch für andere. Sie bleiben sich treu, indem sie über sich selber hinausgehen. Sie tragen in sich den Keim zum Wachstum. Gemeindeaufbau bedeutet organisches Wachstum dieser Nähe schaff enden Beziehungsnetze in Richtung einer Beteiligungskirche. Das Gleichnis von der selbst wachsenden Saat ist das Modell dieses «passiven» Ge-meindeaufbaus. Die Kirche lebt darüber hinaus als eine sich entwickelnde Organisation. Sie plant ihr Handeln und strukturiert es durch Handlungsfelder. Die vier Hand-lungsfelder bilden das Modell für den «aktiven» Gemeindeaufbau. Sie bezie-hen das konkrete Tun auf Ziele und einen Auftrag. Vision und Mission jedes Handlungsfeldes ergeben einen Massstab. An ihm lassen sich konkretes Han-deln und Organisationsentwicklung messen und würdigen. Kirchenleitung auf allen Ebenen baut «aktiv» die Organisation auf. Und sie lässt «passiv» Formen der Gemeinschaft wachsen. So dient sie dem Gemein-deaufbau.

MIT STRATEGIE, OFFEN UND WACHSAM UNTERWEGS SEIN

Die relative Autonomie der Kirche gegenüber Staat und Gesellschaft ist zwei-schneidig. Die Kirche gerät in einen Wettbewerb mit anderen Sinn- und Sozialan-bietern. Aber sie hat die Chance, ihre Freiheit selber zu gestalten. Der Sozialstaat stösst an Grenzen. Darum ist die Zivilgesellschaft auf starke Akteure angewiesen.

Die Landeskirche positioniert sich angesichts ihrer neuen Situation gegenüber Staat und Markt. Sie gibt sich eine identitätsstiftende Strategie. Sie spricht wahrnehmbar und handelt sichtbar. Sie präsentiert sich als «geistliche Organi-sation», die nicht vom Machen allein lebt. Sie vertraut auf Wachstumsprozesse aus Gottes Geist der Freiheit.

Neuzeit, Reformation und Moderne haben zu einer Entfl echtung von Person und Institution geführt. Die Individualisierung der Mitgliedschaft fordert die Kirche als Organisation heraus.

Die Landeskirche wird sensibel für die Vielfalt von Lebensstilmilieus, Fröm-migkeits- und Glaubensrichtungen sowie Mitgliedschaftsverständnissen. Sie fördert die Ausgestaltung mehrerer Orte, Formen und Stile der Kirche. Sie ist als Dienstleisterin nahe bei ihren Mitgliedern.

Die Kirche läuft angesichts von Vielfalt und Multioptionalität Gefahr, sich zu ver-zetteln. Ihre Identität wird unscharf. Sie verliert den Anschluss an ihren Auftrag und zur Zeitgenossenschaft.

Die Landeskirche konzentriert sich auf ihre «gute Nachricht» in Wort und Tat. Wo ihre geistliche Identität erstarkt, wächst auch ihre weltliche Relevanz. Ei-ner Werte verzehrenden Haltung setzt sie Wertschätzung und Würde des Men-schen entgegen. Sie versteht Freiheit auch als Aufgabe und Selbstverpfl ichtung. Sie nutzt ihre Freiheit zu Gestaltungen der Solidarität und Teilhabe. Sie trägt zur Stärkung der Zivilgesellschaft bei.

Gesellschaftliche

Situation

und

Kirchliche

Perspektive

Theologischer

Grundsatz

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Gemeindeaufbau und Leitung

Der Gemeindeaufbau bekommt Gewicht auf allen Ebenen der Landeskirche. Beispiele wachsender und sich entwickelnder Gemeinden werden multipliziert.

Die Landeskirche erschliesst neue Milieus.Die Landeskirche zieht Folgerungen aus der Milieustudie 2011. Das betriff t Handlungsfelder, kirchliche Orte, Berufsgruppen, Freiwillige, Strategie, Wachstum, Entwicklung, Kommunikation und Marketing. Die Landeskir-che erstellt einen Massnahmenkatalog zu diesen Themen. Ziel ist eine grös-sere Nähe zu den Mitgliedern. Vor allem «junge Milieus» und «Leitmilieus» sollen erschlossen werden.

Die Landeskirche fördert übergemeindliche Entwicklungen. Zehn bis zwanzig «Orte» übergemeindlicher Entwicklung entstehen. Es geht um Kooperationen, übergemeindliche Strukturen und Zusammen-schlüsse. Dabei sind ausserkirchliche Stadt- und Regionalentwicklungen mit im Blick. Die Landeskirche unterstützt die Entwicklungsprozesse durch Modelle, Beratung, Übergangsregelungen und weitere Anreize.

Die Landeskirche nutzt die Vorbereitung zu den Reformationsjubi-läen als Impuls zum Gemeindeaufbau.Die Landeskirche realisiert in einem breit abgestützten Prozess das Projekt «Reformationsjubiläum 2019». Sie koordiniert die Vorarbeiten mit dem Schweizerischen Evangelischen Kirchenbund (SEK), mit der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) und mit der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen (WGRK). Ein Positionspapier «Freiheit ergreifen – Hoff nung erfahren» ist erarbeitet. Darin situiert sich die Kirche theologisch und gesellschaftlich. Der Vorbereitungsprozess vollzieht sich öff entlich sichtbar. Er stärkt die reformierte Identität von Mitgliedern, Kirchgemein-den und Landeskirche. Er profi liert die Relevanz der Kirche für Zivilgesell-schaft und Welt.

Die Mitgliedschaft in der Landeskirche gewinnt an Plausibilität.Es gibt in der Kirche verschiedene Glaubensorientierungen, Bindungstypen und Mitgliedschaftsverständnisse. Die Landeskirche stärkt das Bewusst-sein, dass vielfältiger Glaube identitätsstiftende Kirche braucht. Sie stärkt die korporative Identität und ermöglicht so vielfältige Mitgliedschaft. Sie bewahrt und vertieft ihre geistliche Einheit, welche ihre Mitglieder verbin-det und stärkt. Sie zeigt überzeugend, welchen Mehrwert Kirchenmitglied-schaft bringt. Sie trägt Sorge zu ihren Mitgliedern, ermöglicht Zugehörig-keit und fördert ihre Partizipation. Sie wirbt für Kircheneintritte.

Legislaturziel 10

Massnahme 10.1

Massnahme 10.2

Massnahme 10.3

Massnahme 10.4

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Legislaturziele 2012 – 2016

Die Landeskirche schafft und optimiert Unterstützungsstrukturen und Standards für Behörden, Berufsgruppen und Leitungsfunktio-nen.

Ein Konzept zur Personalentwicklung ist erstellt.Die Landeskirche erarbeitet ein Personalentwicklungskonzept für die kirch-lichen Berufsgruppen. Es orientiert sich am kirchlichen Auftrag und an Modellen attraktiver Berufslaufbahn. Es enthält Standards und Vorschläge für Weiterbildungen im Sinne der Organisationsentwicklung. Landeskirche und Kirchgemeinden achten auf Gender- und Generationengerechtigkeit bei Wahlen, Delegationen, Anstellungen und in Leitungspositionen.

Ein Leitbild zum Pfarramt stiftet Identität.Die Landeskirche entwickelt ein zukunftsfähiges Leitbild zum Pfarramt und implementiert es. Es bindet die Schlüsselprofession in die Gesamtver-antwortung der Kirche ein. Es berücksichtigt theologische und kirchliche, personelle und strukturelle Aspekte. Es legt professionelle Standards für Berufspraxis, Fort- und Weiterbildung fest. Es leitet zu einem achtsamen und praktikablen Umgang mit dem Symbolwert des Pfarrhauses an.

Die Behördenschulung vertieft das Verständnis von Teil und Gan-zem. Die Behördenschulung vertieft das Verständnis für Eigenheit, Mission und Vision jedes Handlungsfeldes. Sie fördert das Bewusstsein, dass die Hand-lungsfelder ein dynamisches Ganzes bilden. Sie unterstützt Behörden und Kirchgemeinden in der Nutzung von Führungsinstrumenten und Leitungs-strukturen.

Legislaturziel 11

Massnahme 11.1

Massnahme 11.2

Massnahme 11.3

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Pluralismus

Refor

matio

nsjub

iläum

2019

Weltgemeinschafttheologisch

Mitgliedschaft

Gla

uben

sorie

ntie

rung

Kircheneintritt

Zug

ehör

igke

it

professionellhandeln

entwickelnHaltung

Würde

GemeinschaftKontaktnetzeMiteinanderChance

VielfaltLebensmilieusGottes Geist

Sta

at M

arkt

Zivilgesellschaft

pro

fi lie

ren

Kommunikation

Konzept

Resonanz schärfen

Öffentlichkeit

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Legislaturziele 2012 – 2016

Landeskirche und Kirchgemeinden sind zunehmend eigenverant-wortlich im Blick auf Staat und Gesellschaft. Sie schärfen ihr Profi l nach innen und aussen. Sie nutzen die Bedeutung der Kommuni-kation im Pluralismus der Informationsgesellschaft. Sie binden ihr Handeln und ihre Kommunikation an eine Strategie. Sie kommuni-zieren konzeptgeleitet.

Die Landeskirche verfügt über eine Kommunikations-Strategie und ein Marketing-Konzept.Die Landeskirche entwickelt mit den Kirchgemeinden eine Kommunika-tions-Strategie und ein Marketing-Konzept. Dabei berücksichtigt sie auch Ansatz und Ergebnisse der Milieu-Studie. Sie erstellt eine Handreichung für Kirchgemeinden zur Nutzung der «Social Media». Die Basis für Kommu-nikations-Strategie und Marketing-Konzept bildet der kirchliche Auftrag. Dieser besteht in der «Kommunikation des Evangeliums» in kritischer So-lidarität zur Zivilgesellschaft.

Tätigkeitsbericht und Tätigkeitsprogramm der Landeskirche ge-genüber dem Staat stossen in der Öffentlichkeit auf Resonanz. Die Landeskirche erstattet dem Staat Bericht über erbrachte und geplante zivilgesellschaftliche Leistungen. Sie profi liert dieses Instrument. Landes-kirche und Kirchgemeinden sprechen über das Gute, welches sie tun. Ihre sozialen, kulturellen und Bildungsleistungen werden öff entlich «lesbar». Die Berichterstattung erhöht die Plausibilität für eine Kirchenmitglied-schaft. Sie weist angesichts der Kirchensteuer juristischer Personen die zi-vilgesellschaftlichen Leistungen der Kirche aus.

Die Landeskirche formuliert ihre Strategien.Der Kirchenrat lässt kontinuierlich Grundlagen erarbeiten für seine stra-tegischen Entscheidungen und Verlautbarungen. Sie unterstützen Kom-munikation und Marketing. Bezugsrahmen für diese Grundlagen sind die Legislaturziele und die Agenda des aktuellen Geschehens. Der Kirchenrat gewährleistet für diese strategischen Stabsfunktionen geeignete Strukturen innerhalb der Gesamtkirchlichen Dienste. Die Landeskirche unterstützt die Kirchgemeinden in ihrem strategischen und konzeptgeleiteten Handeln.

Legislaturziel 12

Massnahme 12.1

Massnahme 12.2

Massnahme 12.3

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Impressum

HerausgeberKirchenrat der Evangelisch-reformierten Landeskirche des Kantons Zürich

GestaltungAbteilung Kommunikation

DruckDruckerei Zollinger AG, Adliswil

BezugEvangelisch-reformierte Landeskirche KommunikationBlaufahnenstrasse 108001 Zü[email protected]

März 2012