Leibniz-Journal 3/2013

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Die Meere: umkämpft, ausgebeutet, lebenswichtig Leibniz-Journal 3/2013 Das Magazin der Leibniz-Gemeinschaft G 49121 Erbittert Territorialstreit im Chinesischen Meer Versunken Denkmalschutz am Nordseegrund Global Bakterien beherrschen die Weltmeere Begehrt Ozeane als Wirtschaſtsfaktor

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Seenot. Die Meere: umkämpft, ausgebeutet, lebenswichtig

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Die Meere: umkämpft, ausgebeutet, lebenswichtig

Leibniz-Journal

3/2013

Das Magazin der Leibniz-Gemeinschaft

G 4

9121

ErbittertTerritorialstreit im Chinesischen Meer

VersunkenDenkmalschutz am Nordseegrund

GlobalBakterien beherrschendie Weltmeere

BegehrtOzeane als Wirtscha�sfaktor

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4 PERSPEKTIVE

Karl Ulrich Mayer: Perspektiven der Leibniz-Gemeinschaft

8 KURZ & FORSCH

12 TITELTHEMA MEERE

12 Archäologie: Schiffswracks am Nordseegrund

18 Chinesisches Meer: Säbelrasseln auf See

22 Überfischung:Geschundene Lagune in Kolumbien

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Ein Internetportal der Staats-bibliothek zu Berlin macht Artikel aus über 40 Jahren DDR-Presse frei zugänglich. Dazu wurden die Tages-zeitungen „Neues Deutsch-land“ (ND), „Berliner Zeitung“ und „Neue Zeit“ komplett digitalisiert und als Volltext erschlossen. Das Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam (ZZF) ergänzt das Portal um vertiefende Infor-mationen zum DDR-Presse-system. Jürgen Danyel hat das Projekt geleitet: „Wir wollen zeigen, wie die SED ihre Sicht auf die Welt formulierte und in die Gesellschaft hinein zu vermitteln suchte“, so der Soziologe.

DDR-Presse online

DigitalePlanerfüllung

Die DDR-Presse stand nicht in dem Ruf, ein realistisches Bild der Welt zu zeichnen. Was ver-sprechen Sie sich von deren Digitalisierung?Gerade dieser Umstand hat die Staatsbibliothek zu Berlin und uns zu dem Projekt motiviert. Die Datenbank soll zeigen, wie die SED ihre Sicht auf die Welt formulierte und in die Gesell-schaft hinein zu vermitteln suchte. Eine politische Kultur-geschichte der SED-Herrschaft ist ohne das ND nicht zu sch-reiben. Die Tageszeitungen, allen voran das als „trocken“ geltende Zentralorgan ND, wa-ren das offizielle Sprachrohr des Regimes. In ihren Leitar-tikeln steckten sie die jeweils geltenden politischen Möglich-keiten und Grenzen ab, wes-halb etwa das ND nicht nur von überzeugten Parteimitgliedern

gelesen wurde, sondern auch von Menschen, die der Politik der SED innerlich distanziert oder offen kritisch gegenüber standen. Mit einiger Übung ließen sich sogar hinter den Erfolgsmeldungen über „Plan-übererfüllungen“ und „Ernte- schlachten“ die Probleme der DDR-Gesellschaft herauslesen.

Werden Unterschiede zwi-schen den Blättern deutlich, die bisher übersehen wurden?Die Entscheidung, neben dem ND auch die Berliner Zeitung“als regionale Bezirks-zeitung und die Neue Zeit als Zeitung der Blockpartei CDU zu digitalisieren, trafen wir ge-rade wegen ihrer Unterschiede. Blickt man auf die politische Be-richterstattung in den genann-ten Tageszeitungen, wird man auf den ersten Blick eher weni-

24 Interview: Piraterie vor Afrika

28 Gewichtige Einzeller: Bakterien im System Meer

31 Häfen: Fenster

in die Vergangenheit 32 Wirtschaft: Goldgrube Ozean?

36 SPEKTRUM

36 Interview: DDR-Presse im Internet

38 Sonja Utz: 296 Facebook-Freunde?

39 LEIBNIZ LEKTÜRE

40 MUSEEN

43 LEIBNIZ LIFE

43 Leibniz in Kürze

45 Verlosungen

46 IMPRESSUM

47 LEIBNIZ LEUTE

SEENOT: THEMENSCHWERPUNKT MEEREPiraterie vor Afrika, versunkene Häfen und begehrte marine Rohstoffe. Der Forschungsgegenstand Meer beschäftigt Leibniz-Wissenschaftler auf unterschiedlichste Weise. 12

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SPEKTRUM | Ein digitales Presseportal erschließt drei DDR-Zeitungen.

MUSEEN | „Das Gelbe vom Ei“ im Deutschen Museum

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Liebe Leserin, lieber Leser,

die Weltmeere, Projektionsfläche für imperi-ale Phantasien wie für banales Fernweh, sind bei Leibniz in erster Linie eines – Forschungs-gegenstand. Und das aus unterschiedlichster Perspektive: politisch, ökonomisch, archäo-logisch, naturwissenschaftlich. Vieles wird in den Küstenregionen untersucht, manches vom heimischen Schreibtisch aus, oft aber fin-det die Forschung auf See, vom Schiff aus statt. Erst in der Zusammenschau wird klar, wie komplex das Thema Meere ist. Wenn wir dann von Piraterie sprechen, von Überfischung und Rohstoffausbeutung, wird klar, warum wir das Wort „Seenot“ auf das Titelblatt dieses Leibniz-Journals gesetzt haben. | Seite 12

Auch fast 25 Jahre nach Mauerfall wird zur Ge-schichte der DDR geforscht. Eine neue Quelle ist nun online verfügbar: In dem Presse- portal wurden drei DDR-Tageszeitungen er-schlossen. Warum die Digitalisierung lohnt, erläutert Jürgen Danyel vom Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam. | Seite 36

Übrigens: Sie können das Leibniz-Journal kos-tenlos abonnieren. Eine E-Mail mit Ihrer An-schrift an [email protected] genügt.

Bleiben Sie neugierig!

Christian Walther

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Bund und Länder unterstützen die

Strategie der Leibniz-Gemeinschaft. Durch die Aufnahme neuer

Institute wie dem Institut für Photoni-

sche Technologien (IPHT) in Jena setzen sie weiterhin klar auf

das Förderprinzip Leibniz im deutschen Wissenschaftssystem.

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In den letzten Wochen und Monaten war die Zukunft des deutschen Wissenschafts-systems Gegenstand intensiver Diskussio-nen. Im Vordergrund standen Debatten um rechtliche, institutionelle und finanzielle Rahmenbedingungen – nicht zuletzt ausge-löst durch die Fragen nach der Zukunft des Paktes für Forschung und Innovation sowie der Exzellenzinitiative. Dabei ist freilich mitunter vergessen worden, dass die Opti-mierung dieser Rahmenbedingungen kein Selbstzweck ist, sondern sich an einer Rei-he übergeordneter Ziele orientieren muss. Zu diesen Zielen gehören die Sicherung der Ausbildungsqualität unserer Hochschulen, die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Forschung, der Beitrag der Forschung zur Sicherung unserer gesellschaftlichen, ökologischen und ökonomischen Zukunft sowie die Entwicklungschancen junger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.

In diesem Zusammenhang werden ge-genwärtig auch die Leistungen und Auf-gaben der Leibniz-Gemeinschaft wieder intensiv diskutiert – eine Debatte übri-gens, die u.a. durch die Empfehlung des Wissenschaftsrates von 2001 angestoßen und mit dem Strategiepapier der Leibniz-

Gemeinschaft von 2008 fortgeführt wurde. Ich begrüße diese Diskussion ausdrücklich und möchte hier drei eng miteinander ver-schränkte aktuelle Ergebnisse aufgreifen: • die Strategiediskussion der Leibniz-

Gemeinschaft und das Positionspapier, das die Mitgliederversammlung im Juni 2012 unter dem Titel „Zukunft durch For-schung“ verabschiedet hat,

• die Beschlüsse der Gemeinsamen Wis-senschaftskonferenz zu den „Perspekti-ven der Leibniz-Gemeinschaft“ vom April 2013 sowie

• die Braunschweiger Empfehlungen des Wissenschaftsrates zu den Perspektiven des deutschen Wissenschaftssystems vom Juli 2013.

Für die weitere Entwicklung hat die Mitglie-derversammlung der Leibniz-Gemeinschaft bereits im Juni 2012 in ihrem Positionspa-pier „Zukunft durch Forschung“ die ent-scheidenden Weichen gestellt und u.a. die folgenden strategischen Ziele verabredet:• die Selbstständigkeit der Leibniz-Institu-

te zu wahren und zu stärken,• auf dieser Grundlage thematische

Schwerpunkte zu bilden, in und durch die Sektionen, zwischen den Sektionen und

der Leibniz-GemeinschaftPerspektiven

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in regionalen Kooperationen mit Hoch-schulen, insbesondere durch die Leibniz-Forschungsverbünde und die Wissen-schaftsCampi,

• die Leibniz-Infrastruktureinrichtungen und die Leibniz-Forschungsmuseen wei-ter zu entwickeln,

• die Qualitätsentwicklung durch Evaluie-rung und Wettbewerb zu akzentuieren,

• Gleichstellung und Internationalisierung als Instrumente der Qualitätssteigerung zu fördern,

• Chancen für den wissenschaftlichen Nachwuchs transparent zu gestalten und, last but not least,

• die Beteiligung an der Entwicklung des Europäischen Forschungsraumes zu ver-stärken.

Die Mitgliederversammlung hat mit dem Positionspapier auch nochmals bekräftigt, worin aus ihrer Sicht der spezifische Ort der Gemeinschaft in dem arbeitsteiligen deutschen Wissenschaftssystem – also ihr Profil – begründet liegt: in der Verpflich-tung sowohl auf höchste wissenschaftliche Qualität als auch auf gesellschaftliche Rele-vanz; in der fachlichen Vielfalt und in der Verknüpfung von Kultur- und Sozialwis-senschaften mit den Natur-, Lebens- und Technikwissenschaften; in ihrer Aufgabe als Instrument der gemeinsamen Bund-Länder-Forschungsförderung und in der besonderen Nähe zu den Sitzländern sowie in der engen Kooperation mit den Hoch-schulen und den Chancen, die sich dafür u.a. aus ihrer dezentralen Organisations-form und Eigenständigkeit ergeben.

Neben dem Senat der Leibniz-Gemein-schaft haben die Wissenschaftsminister aus den Ländern und dem Bund, die in der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz zu-sammengeschlossen sind, im April 2013 die oben beschriebene Selbstpositionierung der Leibniz-Gemeinschaft in folgendem Be-schluss bekräftigt:

„Bund und Länder sind sich darin einig, die Leibniz-Gemeinschaft in der Entwick-lung ihrer ‚koordinierten Dezentralität‘ weiterhin zu unterstützen, die die wissen-schaftliche, wirtschaftliche und rechtliche Eigenständigkeit der Einrichtungen so-wie Synergiepotenziale nutzt und die Ge-schäftsstelle zu wirksamen Service- und Unterstützungsleistungen befähigt. Die spezifischen Charakteristika der Leibniz-Gemeinschaft sollen gezielt weiterent-wickelt werden. Das gilt vor allem für: • das differenzierte, der interdisziplinä-

ren Zusammenarbeit förderliche breite wissenschaft liche Spektrum von Ein-richtungen mit hohem wissenschaftli-chen Niveau,

• die Bearbeitung von Forschungsthemen von besonderem nationalen Interesse, mit einem hohen Anteil forschungsba-sierter Infrastruktur-, Dienstleistungs- und Transferaufgaben einschließlich der großen forschenden Museen,

• die intensive Zusammenarbeit mit den Hochschulen und Forschungseinrich-tungen vor Ort sowie die nationale und internationale Vernetzung,

• die systematische Qualitätssicherung unter Einschluss regelmäßiger, hohen Maßstäben verpflichteter Evaluie-rungen.

• Ziel sind strategisch angelegte Koope-rationen auf Augenhöhe mit Hochschu-len und anderen Forschungseinrichtun-gen. Gleichzeitig sollen die Potenziale und Synergien aus der Kooperation zwischen den Mitgliedern der Leibniz-Gemeinschaft besser erschlossen wer-den.“

Die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz hat in der Folge für die beiden strategi-schen Instrumente der Leibniz-Gemein-schaft – die Leibniz-Forschungsverbünde als thematisch definierte Vernetzungen zwischen Leibniz-Instituten und die Wis-senschaftsCampi als eine von mehreren Formen der Vernetzung mit den Hochschu-len – neue Auswahl- und Begutachtungs-verfahren und erweiterte Finanzierungs-möglichkeiten durch eine neue Förderlinie im Rahmen des Leibniz-Wettbewerbs er-öffnet. Diese setzen wir nun um.

Es ist überaus erfreulich, dass die Ge-meinsame Wissenschaftskonferenz die Strategie, die wir in dem Positionspapier vom Juni 2012 entwickelt haben, bestätigt und diese mit konkreten Entscheidungen auch finanziell unterstützt.

Gleichzeitig hat der Wissenschaftsrat in seinen Braunschweiger Empfehlungen die Leibniz-Forschungsverbünde und die Wissen schaftsCampi als wesentlichen

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Der Leibniz- Forschungsverbund „Nanosicherheit“ hat Chancen und Risiken der Zukunftstechnolo-gie im Blick.

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Beitrag für das Wissenschaftssystem ins-gesamt gewürdigt. Die Voraussetzung der wissenschaftsgeleiteten und themenorien-tierten Leibniz-Forschungsverbünde seien rechtlich selbständige und hoch leistungs- und verbundfähige Forschungs- und Infra-struktureinrichtungen, die sich ihre Partner innerhalb und außerhalb der Leibniz-Ge-meinschaft suchten. Mit den Forschungs-verbünden könne die Leibniz-Gemeinschaft gegenüber den disziplinär noch breiter aufgestellten Universitäten den Vorzug aus-spielen, überregional aufgestellt zu sein. Sie unterschieden sich von den Netzwerken anderer außeruniversitärer Forschungsein-richtungen dadurch, „dass sie auf Initiative unabhängiger Partner im Rahmen weitge-steckter, inhaltlicher Ziele gebildet werden.“ Damit sind solche Unterschiede allerdings noch nicht erschöpfend beschrieben. Denn das ganz große Potential der Leibniz-Ge-meinschaft im Hinblick auf ihre Forschungs-verbünde besteht ja nicht nur darin, dass sie in der Lage sind, flexibel und „bottom up“ aktuelle „grand and small challenges“ aufzu-greifen, sondern sie können auch auf Grund der fachlichen und vernetzten Vielfalt inner-halb der Leibniz-Gemeinschaft u.a. durch die Verknüpfung der Sozial- und Kulturwis-senschaften mit den Natur-, Lebens- und Technikwissenschaften problemadäquatere Lösungen anbieten.

Der Wissenschaftsrat hat ferner die WissenschaftsCampi als Instrumente der Vernetzung zwischen Leibniz-Einrichtun-gen und Hochschulen ausdrücklich begrüßt: „Neben den themenorientierten Verbün-den sollte die Leibniz-Gemeinschaft auch eine langfristig angelegte Zusammenarbeit zwischen Leibniz-Instituten, Hochschulen, anderen außeruniversitären Forschungs-einrichtungen und der Wirtschaft in geo-graphischer Nähe (...) vorantreiben.“ So könnten Einrichtungen „durch die Einbin-dung regionaler und lokaler Partner in ihre themenorientierten Verbünde wiederum als Katalysatoren für regionale Verbünde fungieren.“

Die Leibniz-Gemeinschaft hat mit der Etablierung von zehn Leibniz-Forschungs-verbünden und fünf WissenschaftsCampi, die von der Gemeinsamen Wissenschafts-konferenz und dem Wissenschaftsrat emp-fohlene strategische Entwicklung bereits in Angriff genommen. Einer der Wissen-schaftsCampi ist in seiner ersten Periode bereits von internationalen Gutachtern au-ßerordentlich positiv evaluiert worden und hat maßgeblich zur Auswahl der betreffen-den Universität als „Exzellenzuniversität“ beigetragen. Die nun neu organisierten Wettbewerbsverfahren werden diesen bei-den Programmen Sichtbarkeit und Dyna-mik verleihen.

Neben den Leibniz-Forschungsverbünden und den WissenschaftsCampi gehören auch die strategischen Erweiterungen einzelner Leibniz-Einrichtungen, auch zusammen mit Universitäten, und die Aufnahme neuer Institute zu den „Perspektiven“ der Leibniz-Gemeinschaft. Der Wissenschaftsrat hat dazu mit den Empfehlungen für die Auf-nahme von drei weiteren Instituten in die Leibniz-Gemeinschaft (Leibniz-Institut für Bildungsverläufe, Bamberg; Leibniz-Institut für Photonische Technologien, Jena; DWI-Leibniz-Institut für Interaktive Materialien, Aachen) und wichtigen systemischen Emp-fehlungen (so u. a. zur Osteuropaforschung und zum hessischen LOEWE-Programm) grundlegende Vorarbeiten geleistet.

Es steht außer Frage, dass all diese Ent-wicklungen der jüngsten Zeit für die Leibniz-Gemeinschaft sehr erfreulich sind. Damit ist die Strategiediskussion der Leibniz-Gemein-schaft allerdings keineswegs abgeschlossen. Wichtige Entwicklungsaufgaben liegen vor uns: die Diskussion der Schwerpunkte der Leibniz-Gemeinschaft für die anstehenden Beratungen von weiteren Neuaufnahmen, die Vorbereitung von Leibniz-Forschungs-zentren in Hochschulen, die „Zukunftswerk-statt“ für die wissenschaftliche Erörterung neuer gesellschaftsrelevanter Themen, die Durchsetzung optimaler Forschungsbedin-gungen, die Fortentwicklung des Leibniz-Evaluierungsverfahrens, die weitere Stär-kung der internationalen Vernetzung und die Gestaltung von Chancengleichheit und Karriereperspektiven für den wissenschaft-lichen Nachwuchs. Zweifelsohne wird die Leibniz-Gemeinschaft auch diese Herausfor-derungen in ihrer koordinierten Dezentrali-tät zum Wohle der Wissenschaft und zum Nutzen der Gesellschaft meistern, so wie sie schon häufig in ihrer kurzen Geschichte seit 1995 ihre Selbstorganisationsfähigkeit unter Beweis gestellt hat.

KARL ULRICH MAYER

Die Leibniz-Forschungsverbünde

www.leibniz-gemeinschaft.de/

forschung/leibniz-

forschungsverbuende

Die Leibniz-WissenschaftsCampi

www.leibniz-gemeinschaft.de/

forschung/

hochschulkooperationen/

wissenschaftscampi

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Wie werden wir morgen lernen, arbeiten und altern? Welche Chancen eröffnet der demografische Wandel? Die Ausstellung zum Wissenschaftsjahr zeigt Entwicklungen und stellt Schlüsselfragen unserer Zukunft.

Eine Ausstellung der Leibniz-Gemeinschaft Museum für Naturkunde, Berlin 27.02.-7.04.2013Römisch-Germanisches Zentralmuseum, Mainz 19.04.-2.06.2013Deutsches Hygiene-Museum, Dresden 14.06.-21.07.2013Deutsches Bergbau-Museum, Bochum 20.09.-27.10.2013Deutsches Schiffahrtsmuseum, Bremerhaven 15.11.-9.01.2014Deutsches Museum, München 31.01.-30.03.2014

ZukunftlebenDer demografische WandelDer demog ische Wandel

www.demogra� sche-chance.de

Von Februar 2013 bis März 2014

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Wie werden wir morgen lernen, arbeiten und altern? Welche Chancen eröffnet der demografische Wandel? Die Ausstellung zum Wissenschaftsjahr zeigt Entwicklungen und stellt Schlüsselfragen unserer Zukunft.

Eine Ausstellung der Leibniz-Gemeinschaft Museum für Naturkunde, Berlin 27.02.-7.04.2013Römisch-Germanisches Zentralmuseum, Mainz 19.04.-2.06.2013Deutsches Hygiene-Museum, Dresden 14.06.-21.07.2013Deutsches Bergbau-Museum, Bochum 20.09.-27.10.2013Deutsches Schiffahrtsmuseum, Bremerhaven 15.11.-9.01.2014Deutsches Museum, München 31.01.-30.03.2014

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Von Februar 2013 bis März 2014

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ihrer Kalkschuppen und durch Photo-synthese binden sie Kohlenstoff aus der Atmosphäre und wirken so dem Klima-wandel ent gegen.Nature 499, 209–213 (11 July 2013). doi:10.1038/nature12221

Ausmaß und Zeitraum klima-tisch bedingter Naturkatastro-phen können nun verlässlicher berechnet werden als bisher. Möglich macht das ein neuer Al-gorithmus, den Wissenschaftler um Hans Joachim Schellnhuber vom Potsdam-Institut für Klima-folgenforschung (PIK) entwickelt haben. Dabei orientierten sich die Klimaforscher an El Niño, einer im östlichen Pazifik ange-siedelten Erwärmungswelle, die als wichtigstes Phänomen natür-licher Klimaschwankung gilt. El Niños teils gravierende Auswir-kungen in weiten Teilen der Welt sollen nun besser vorhersagbar werden. Der neue Ansatz des

PIK beruht auf einer Netzwerk-analyse, die sich Daten von mehr als 200 Messpunkten im pazifi-schen Ozean zunutze macht, um die zur Erwärmung führenden Wechselwirkungen zu erfassen. Bisherige Prognosen auf Basis der Methode haben sich bewahr-heitet. PIK-Direktor Schellnhuber ergänzt, dass der CO2-Ausstoß der Menschen den Klimawandel maßgeblich beschleunigt. Klima-schwankungen könnten deshalb künftig noch extremer ausfallen. Eine korrekte Vorhersage wird damit noch wichtiger.Proceedings of the National Academy of Sciences doi:10.1073/pnas.1309353110

doi = Digital Object Identifier, ein eindeutiger und dauerhafter Identifikator für digitale Objekte, vor allem für Online-Artikel von wissenschaftlichen Fachzeitschriften verwendet

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Emilias GeheimnisWissenschaftler vom Zoologischen Forschungsmuseum Alexander Koenig – Leibniz-Institut für Biodiversität der Tiere haben mit einem internationalen For-scherteam das Genom der Kalkalge Emilia huxleyi entschlüs-selt und dabei eine Erklärung für ihre enorme Verbreitung gefunden. Der kurz „Ehux“ genannte Ein-zeller gedeiht unter verschiedensten Be-dingungen in den Oze-anen vom Äquator bis zur subpolaren Zone. Das Geheimnis des Anpassungskünstlers besteht darin, dass er genetisch sehr flexibel ist: So teilen sich die Kalkalgen einen

gewissen Stammsatz identischer Erbinfor-mationen, der Rest des Genpools variiert stark und hängt von den jeweiligen Lebensbedingungen ab. „Ehux“ besitzt eine ungewöhnlich hohe Menge an sich wiederholenden DNA-Sequenzen, ihr Erbgut kann sich deshalb sehr schnell verändern. Auch eine weitere Eigenschaft macht die Mikroalge, die achtmal kleiner ist als der Durchmesser eines menschlichen Haares, zu einem interessanten For-schungsobjekt: Ohne die Einzeller wäre es deutlich wärmer auf der Erde. Beim Bau

Ein Hydrogel, das die Blutgerin-nung direkt an medizinischen Geräten verhindern kann, haben Wissenschaftler vom Leibniz-Institut für Polymerforschung Dresden entwickelt. Das Material soll künftig für die Beschichtung von Kathetern und medizini-schen Systemen genutzt werden, die direkt mit dem Blutkreislauf in Kontakt kommen.

Bisher erhalten die betroffe-nen Patienten blutverdünnende Medikamente, die jedoch ein erhebliches Risiko für Neben-wirkungen mit sich bringen und deshalb exakt dosiert werden müssen. Genau das ist mit Hilfe des neuen Hydrogels möglich: Die Substanz wird erst dann freigesetzt, wenn die Blutgerin-nung tatsächlich einsetzt. Dafür

werden der Blutgerinnungsstoff Heparin und ein gut verträgli-ches synthetisches Polymer mit Hilfe von Eiweißfragmenten ver-knüpft. Das Enzym Thrombin, das bei der Blutgerinnung entsteht, spaltet diese Fragmente, so-dass der Gerinnungshemmer am richtigen Ort, zur richtigen Zeit und in der erforderlichen Dosis freigesetzt wird. In Experimen-ten blieb menschliches Blut in Verbindung mit dem bioaktiven Hydrogel über mehrere Stunden flüssig. Bei den derzeit verwen-deten Materialien tritt unter den-selben Bedingungen eine massive Blutgerinnung ein.

Nature Communications 4, Article number: 2168 doi:10.1038/ncomms3168

Polymer-Verbindungverhindert Blutgerinnung

El Niño auf der Spur

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Tiefer Blick ins WasserstoffatomUnter Federführung des Berliner Max-Born-Instituts für Nichtlineare Optik und Kurzzeitspekt-roskopie (MBI) hat ein internationales Forscherteam ein Mikroskop entwi-ckelt, das die Wellen-funktion angeregter Wasserstoffatome um Faktor 20.000 vergrößern und so sichtbar machen kann.Mit dem klassischen, auf der Newtonschen Mechanik aufbauen-den Weltbild lässt sich die Mikrowelt häufig nicht beschreiben. Erst die Entwicklung der Quantenmechanik in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ermöglichte es dank des Konzepts der Wellenfunktion, Vorgänge in Atomen mathematisch nach-zuweisen. Die Idee, die Eigenschaften von Wellenfunktionen experimentell zu messen, wurde vor 30 Jahren von russischen Theoretikern entwi-ckelt. Ihren Vorschlag griffen die MBI-For-scher auf. So gelang es ihnen, jeweils ein Wasserstoffatom in verschiedene Energie-zustände zu versetzen und mit Hilfe einer äußerst empfindli-chen elektrostatischen Linse ein Abbild dieser Zustände zu erzeugen.Phys. Rev. Lett. 110, 213001 (2013). doi: 10.1103/PhysRev-Lett.110.213001

Dank PIK besser vorhersagbar: El Niño mit seinen schweren Unwettern.

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Natürlicher Mineralstaub, wie er beispielsweise aus Wüsten in die Atmo-sphäre gelangt, beschleunigt die Sulfatbildung in Wolken. Damit fällt der Kühlungseffekt dieser Schwefelverbindung für die Erdatmosphäre geringer aus, als Klimaforscher bislang annahmen. Das ist das in der renommierten Fachzeitschrift Science veröffentlichte Ergebnis einer Messkampagne auf dem Berg Schmücke im Thüringer Wald, an der Wissenschaftler vom Leib-niz-Institut für Troposphärenforschung (TROPOS) und vom Max-Planck-Institut für Chemie sowie von den Universitäten Colorado State und Mainz beteiligt waren. Bisher hatte man angenommen, dass Metall-Ionen aus der Verbrennung von Kohle und Öl bei der Katalyse von Sulfat die zentrale Rollespielen.DieMessungenergabenjedoch,dassderEinflussvonnatür-lichenMineralstaubquellendominiert.DashatEinflussaufsKlima:DieseMineralstaubpartikel sind recht groß und werden mit dem gebundenen Sulfat schnell aus der Atmosphäre getragen. Sulfat, das sich auf anderen Wegen bildet, lagert sich dagegen an kleinere Partikel an, schwebt länger indenWolkenundreflektiertdieSonneneinstrahlung.Science 10 May 2013. doi: 10.1126/science.1230911

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Mineralstaub beeinflusst Klima Heilender StiftDie Plasmamedizin zieht in Deutschland in den klinischen Alltag ein. Als erstes Kaltplasma-Gerät hat der „kinpen MED“ die CE-Zulassung als Medizinprodukt für die Behandlung infektiöser Hauter-krankungen und zur Verbesserung der Wundheilung erhal-ten. Wissenschaftler des Greifswalder Leibniz-Instituts für Plasmaforschung und Technologie sowie des dortigen Universitäts-

klinikums stellten mit der Charité Berlin ihre gemeinsame Entwick-lung vor und würdig-ten erste erfolgreiche Tests. Der Plasma-Pen ist nicht größer als ein Stift und ähnlich wie ein Laser anwendbar. Sein Einsatz beruht auf der Erkenntnis, dass kalte Plasmen Krankheitserreger ab-töten und gleichzeitig die Vitalität von Zellen und Gewebe positiv beeinflussen. Die Wundheilung wird so beschleunigt.www.neoplas-tools.eu

Kaltplasma-Pen: Behandlung infektiöser Hautkrankheiten, verbesserte Wundheilung.

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Normalerweise frisst die Ory-xantilope Gräser und Sukku-lenten, besonders saftreiche Pflan zen also. Doch wenn die Nahrung in der namibischen Wüste bei Temperaturen bis zu 50 Grad knapp wird, weicht Oryx gazella gazella auf den Da-mara-Milchbusch aus: Die zwar wasserhaltige und nährstoff-reiche, aber hochgiftige Pflanze rettet ihr in Dürrezeiten das Le-ben. Das fand David Lehmann, Doktorand am Berliner Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtier-forschung, in Zusammenarbeit mit namibischen Kollegen her-

In der Not frisst die Oryxantilope Gift: Dürreperioden überlebt das Tier dank des hochtoxischen Damara-Milchbuschs.

Giftige Notration

Wie Zellen kommunizieren

aus. Die Wissen schaftler woll-ten verstehen, mit welchen Nah-rungsstrategien Huftiere wie Oryxantilope und Springbock in einem lebensfeindlichen Öko-system wie der Kunene-Region im Nordwesten Namibias be-stehen. Sie beobachteten, dass auch der Springbock sich dem wechselnden Nahrungsangebot anpasst: In Trockenzeiten frisst er statt Gräsern Büsche und Bäume. Am Damara-Milchbusch und anderen Giftpflanzen zeigt er jedoch kein Interesse. PLoS ONE 8(8): e72190. doi:10.1371/journal.pone.0072190

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Berliner Leibniz-Wissenschaft-lern ist es gelungen, einen zen-tralen Transportvorgang in Zellen aufzuklären. Mit Hilfe chemischer Sonden und hoch-auflösender Fluoreszenz-Mi-kroskopie zeigten sie, wie die biochemische Reaktion Endo-zytose die Bildung von Trans-portpartikeln in Zellen steuert. Dieser Vorgang ist grundlegend für das Zellwachstum und die Kommunikation zwischen Zel-len. Er ist bei einer Vielzahl von Körperfunktionen von Bedeu-tung, spielt aber auch eine Rolle bei der Entstehung von Krebs oder Alzheimer. Die Wissen-schaftler vom Leibniz-Institut für Molekulare Pharmakologie (FMP) sowie der Freien und der Humboldt-Universität Ber-lin zeigten, wie die Zelle bei der Endozytose ihre Außenhaut

einstülpt und winzige Teile (Vesikel) abschnürt. Bestimmte Komponenten der Zellmemb-ran, Phosphoinositide (PIPs) ge-nannt, sammeln sich dort an, wo sich die Zelle einstülpen wird. Die „Köpfe“ der PIPs besitzen einerseits besonders charakte-ristische chemische Eigenschaf-ten, die von anderen Zellkom-ponenten wie Eiweißmolekülen erkannt werden. Andererseits sind sie durch passgenaue Enzy-me leicht wandelbar. Aus einer Kette chemischer Reaktionen entsteht so eine räumlich-zeit-liche Dynamik mit einer vorge-gebenen Richtung. Der Arbeits-gruppe um FMP-Direktor Volker Hauke gelang es, zu zeigen, wie sich dieser komplizierte Vor-gang selbst organisiert.Nature, 11. Juli 2013. doi: 10.1038/nature12360

Gefragte GanztagsschulenImmer mehr Grundschüler lernen in Deutschland an Ganztagsschulen. Zu diesem Ergebnis kommt das Deutsche Institut für Wirt-schaftsforschung in Berlin. Während noch 2004 6,8 Prozent der Schüler diesen Schultyp besuchten, sind es heute 25 Prozent. Die Forscher beobachteten dabei regionale Unter-schiede: Während im Westen immer mehr Kinder aus einkom-mensschwachen Fa-milien sowie Kinder mit Migrationshin-tergrund in Ganz-tagsschulen gehen, besuchen im Osten, wo fast jedes zweite Kind Ganztagsschü-ler ist, ausgerechnet ärmere Kinder häu-figer Halbtagsgrund-schulen. Um auch ihnen den Besuch von Ganztagsschulen zu ermöglichen, schlägt das Deutsche Institut für Inter nationale Pädagogische Forschung vor, die damit verbundenen Kosten für Eltern zu überdenken. Das gilt insbesondere für die häufigste Ganztagsschulform, die „offene Ganztags-schule“, bei der der Hort besuch freiwillig, aber beitragspflichtig ist.DIW Wochenbericht 27/2013; www.projekt-steg.de/ticker

Homo floresiensis eigene SpeziesSeit der Entde-ckung 18.000 Jahre alter Überreste des Homo floresiensis in Indonesien streitet die Forschung um die Abstammung des Frühmenschen. Nun haben Wissen-schaftler des Sen-ckenberg Center for Human Evolution and Palaeoenvironment und amerikanische Kollegen Anzeichen dafür gefunden, dass es sich um eine eigene Art der Gattung Homo handelt und nicht, wie auch vermutet, um eine krankhaft veränderte Population des Homo sapiens. Mit Hilfe dreidimensio-naler Vermessungen und statistischer Berechnungen wur-den die anatomischen Oberflächenmerkmale des Schädels analy-siert und mit fossilen Schädeln der Gattung Homo und denen moderner Menschen verglichen. Die Über-einstimmung mit den fossi len Schädeln gilt als bisher eindeutigs-ter Nachweis einer engen Verbindung zwischen Homo floresiensis und der Gattung Homo.PLoS ONE 8(7): e69119. doi:10.1371/journal.pone.0069119

Eigene Spezies: In Indonesien entdeckter Schädel eines Homo floresiensis.

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Krippenplätze statt Kindergeld: Höhere Direktleistungen kosten den Staat mehr als ein Ausbau der Betreuung.

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Das Wolkenlabor am Leibniz-Institut für Tropo-sphärenforschung simuliert den Geburtsmoment von Wolken. Unter kontrollierten Laborbedingungen

untersuchen die Forscher Wachstum und Verhalten winziger Aerosolpartikel und Wolkentropfen, um das für Wetter und Klima so wichtige Phänomen besser zu verstehen.

In kleinen Tante-Emma-Läden auf Bali, sogenannten Warungs, untersucht das Leibniz-Zentrum für Marine Tropenökologie, wie sich die Inselbewohner dazu be-

wegen lassen, statt Plastiktüten Stofftaschen zu nutzen. An-lass des Projekts: Jedes Jahr sterben in Indonesien über eine Million Vögel, Meeressäuger und Schildkröten an Plastikmüll.

Das einzige Sicherheits-Insektarium (BSL3) Deutsch-landsfürdenUmgangmitinfiziertenInsektenbefindetsichamBernhard-Nocht-Institutfür

Tropenmedizin in Hamburg. Im Insektarium erforschen die Wissenschaftler in unsere Breiten eingeschleppte Epide-mien. Eine sogenannte Glove-Box verhindert, dass bei den molekularbiologischenUntersuchungeninfizierteMückenentwischen können.

Das Seelabor des Leibniz-Instituts für Gewässerökolo-gieundBinnenfischereiimStechlinseeinBrandenburgdient dazu, die Auswirkungen des Klimawandels auf

Seenzuerforschen.In24VersuchszylindernfindendieVer-suche in der natürlichen Komplexität des Ökosystems statt, könnenaberineinzelnenParameternkonfiguriertwerden.

Zwischen 80 Tonnen Trinkalkohol (Ethanol) forschen die Wissenschaftler in der Nasssammlung des Ber-liner Museums für Naturkunde – Leibniz-Institut für

Evolutions- und Biodiversitätsforschung. Natürlich sind die 276.000 Gläser nicht zum Verzehr gedacht, sondern beher-bergen etwa eine Million Fische, Echsen, Frösche, Schlan-gen, Würmer, Krebse und viele weitere Tierarten.

Das Azoren-Observatorium „Kiel276“ des Leibniz-Instituts für Ostseeforschung liegt mitten im Nordost-Atlantik, etwa auf halber Strecke zwischen den Azoren

und Madeira. Kiel276 besteht aus einer fünf Kilometer langen Leine, die mit einem 1,3 Tonnen schweren Gewicht in 5.200 Metern Tiefe am Meeresboden verankert ist. An der Leine

hängen Messinstrumente, die seit 33 Jahren Daten zu Wassertemperatur und Strömung in unterschiedlichen Tiefen liefern. Eine Meereschemikerin fährt alle zwei Jahre zum Observatorium, um die Messgeräte zu warten und Daten und Proben zu bergen.

Mitten im Forêt de Kirindy auf Madagaskar betreibt das Deutsche Primatenzentrum – Leibniz-Institut für Primatenforschung seit 1993 eine Feldstation. Der Wald

beherbergt acht Lemurenarten, deren Verhalten und Ökologie die Wissenschaftler erforschen. Lemuren kommen nur auf Ma-dagaskar vor. Neben ihren Beobachtungen fangen die Forscher auch regelmäßig Tiere, um sie zu vermessen und Proben zu nehmen. So sammeln sie Informationen über deren Gesundheit undFortpflanzung.

ListeWissenschaft findet nicht nur in Laboren oder Archiven statt, sondern mitunter an weitaus außergewöhnlicheren For-schungsorten. Eine Auswahl aus den Instituten der Leibniz-Gemeinschaft.

Der Ausbau der Kinderbetreu-ung ist für den Staat deutlich kostengünstiger als eine Erhö-hung der direkten Geldleistun-gen für Familien. Das ist das Ergebnis einer Studie des ifo Instituts – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung. Mütter, die ihr jüngstes unter dreijäh-riges Kind betreuen lassen, sind mit einer 35 Prozent größeren Wahrscheinlichkeit berufstätig. Der Staat nimmt so mehr Geld in Form von Steuern und Sozial-versicherungsbeiträgen ein. Da-durch kann er, so die Studie, die Kosten der Kinderbetreuung zu einem beträchtlichen Teil de-cken. Die Erhöhung des Kinder-gelds, die 1996 stattfand, führte dagegen dazu, dass mehr Müt-ter zu Hause bleiben, entspre-chend also Steuereinnahmen und Sozialversicherungsbeiträ-ge fehlen. Weil insbesondere Mütter mit schlecht bezahlten Jobs ihre Arbeit aufgeben, wenn der Staat die direkten Geldleis-tungen erhöht, geht es diesen Familien finanziell nicht besser, wenn das Kindergeld steigt.

Die Studie, die vom Bundes-familienministerium in Auftrag gegeben wurde, belegt außer-dem, dass eine Kindergelderhö-hung keinen Einfluss auf die Ge-burtenrate hat. Der Ausbau der Krippenplätze ließ die Gebur-tenrate dagegen in den Folge-jahren um drei Prozent steigen.ifo Forschungsberichte 60 (2013)

Teures Kindergeld

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Forschungstaucher: Mike Belasus inspiziert eine Fundstelle am

Meeresboden.

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Jedes Jahr im Sommer zieht es mehrere Hunderttausend Ur-lauber auf Deutschlands einzige Hochseeinsel, Helgoland. Ob sie im Hochgeschwindigkeits-Kata-maran durch die Deutsche Bucht pflügen oder die Passage im Seebäderschiff aus den 1960er Jahren eher beschaulich ange-hen, die meisten sind fasziniert von der Weite des Blicks auf of-fener See. Wie nah sie dabei den Spuren steinzeitlicher Jäger und Relikten der Weltkriege kom-men, ist den wenigsten bewusst. Mehr als 300 Wracks – zumeist gesunkene Schiffe, aber auch ab-gestürzte Flugzeuge - befinden sich Schätzungen zufolge allein in der deutschen Ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ), jenem Gebiet, das sich jenseits der ei-gentlichen Hoheitsgewässer der „Zwölf-Meilen-Zone“ befindet und das Deutschland nach den Bestimmungen des Seerechts ex-klusiv wirtschaftlich nutzen darf. In Küstennähe kommen noch et-liche weitere Wracks hinzu. Der Meeresboden birgt damit einen riesigen archäologischen Schatz, der nicht nur technikgeschicht-lich interessant ist, sondern auch Aufschluss über Wirtschafts- und Handelsbeziehungen, soziale Le-bensbedingungen oder politische Entwicklungen von Krieg und Frieden geben kann.

„Zeitkapseln“ nennen Archäo-logen diese Spuren der mensch-lichen Vergangenheit auf dem

Hunderte Schiffswracks liegen vor der deutschen Nordseeküste

— archäologisch wertvoll, doch unerforscht und ohne Schutz.

Dem will das Deutsche Schiffahrtsmuseum Abhilfe schaffen.

Meeresgrund. Die aber sind akut gefährdet, denn die Nord-see gehört zu den am intensivs-ten genutzten Meeren der Welt: Schleppnetzfischerei planiert den Meeresboden, neue Wind-kraftanlagen entstehen, Kies wird in großem Maßstab abge-baut und beim Ausbau von Schiff-fahrtswegen werden Sand und Sediment an der einen Stelle aus-gebaggert und an einer anderen wieder abgeladen. Dazwischen liegen die Wracks – nahezu unge-schützt, denn Denkmalschutz ist in Deutschland Ländersache, und die Zuständigkeit der Landes-behörden endet mit der Zwölf- Meilen-Zone.

Keine Handhabe

„Die Ausschließliche Wirt-schaftszone ist, was die Kultur-güter auf dem Meeresboden an-geht, quasi ein denkmalrechtlich nicht geschützter Raum“, sagt Ursula Warnke, Direktorin am Deutschen Schiffahrtsmuseum in Bremerhaven. „Wer in der AWZ einen Windpark errich-tet oder Kies abbaut, könnte mit Schiffswracks im Prinzip machen, was er will. Auch ge-gen Schatztaucher gibt es keine Handhabe. Es fehlt in Deutsch-land an einer nationalen Ein-richtung zum Schutz der unter-seeischen Kulturgüter.“

Das will die Archäologin nun ändern und hat in einem ersten

Schritt das Bundesforschungs-ministerium überzeugen kön-nen, das dreijährige Forschungs-projekt „Bedrohtes Bodenarchiv Nordsee“ zu fördern. Es soll zu-nächst einen genaueren Über-blick darüber liefern, was sich wirklich auf dem Meeresgrund befindet, denn die Kenntnis da-rüber ist noch sehr gering. Die verlässlichste Basis sind See-karten des Bundesamts für See-schifffahrt und Hydrographie

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Das Messgerät „Boomer“ wird zum Einsatz vorbereitet. Mit Schallwellen detektiert es Strukturen am Meeresgrund, die zum Beispiel den Flusslauf der Ur-Ems sichtbar machen.

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(BSH). Dieses jedoch untersucht den Meeresgrund nur nach der Maßgabe, ob ein Hindernis für die Schifffahrt gefährlich ist und gegebenenfalls sogar aus dem Weg geräumt werden muss. „Viel mehr als die geografische Lage und die Information, ob es sich um Wracks aus Holz oder Metall handelt, können wir die-sen Karten nicht entnehmen“, berichtet Mike Belasus, der das Projekt am Schiffahrtsmuseum wissenschaftlich bearbeitet.

Über den archäologischen Wert sagt das fast nichts aus. Doch wie lässt sich dieser fest-stellen? „Das ist schwer einzu-schätzen“, räumt der Archäologe und ausgebildete Forschungs-taucher ein. „Bei Holzwracks müssen wir Materialproben neh-men, aus denen sich im Labor Alter und Herkunft des Bauma-terials bestimmen lassen.“ Aber auch das Alter ist nur ein grober Anhaltspunkt. Nach einer Richt-linie der Kulturorganisation der Vereinten Nationen (UNESCO) gelten Wracks, die mehr als 100 Jahre alt sind, als archäologisch

relevant. „Aber auch im Zweiten Weltkrieg gesunkene Schiffe sind zweifelsohne von wissenschaftli-chem Interesse“, gibt Belasus zu bedenken.

DeutscheRatifizierungfehlt

Die UNESCO gibt aber nicht nur grobe Richtwerte für die kultur-geschichtliche Bewertung von Wracks auf dem Meeresgrund vor, sie hat im Jahr 2001 auch die Kon-vention zum Schutz des Kulturer-bes unter Wasser verabschiedet. Diese sieht unter anderem vor, dass jeglicher Handel mit Arte-fakten von Schiffswracks, die älter als 100 Jahre sind, untersagt ist. Aber: Deutschland hat die Kon-vention bis heute nicht ratifiziert. Wenn es das täte, müsste das Land eine nationale Einrichtung etablieren, die sich um diese Un-terwasser-Kulturgüter kümmert. Eine solche Einrichtung könnte das Deutsche Schiffahrtsmuseum sein. „Als gemeinsam von Bund und Ländern getragenes Institut,

In der Aufnahme des Multibeam-Sonar werden Schiffswracks am Meeres-grund sichtbar. Unten das Wrack der HMS Royal Oak vor Scapa Flow.

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das noch dazu Expertise auf dem Gebiet der Unterwasserarchäolo-gie mitbringt, wären wir sowohl unter föderalen wie auch fach-lichen Gesichtspunkten sicher eine gute Wahl“, erläutert Ursula Warnke. Das sieht nicht nur das Schiffahrtsmuseum selbst so, sondern auch die Fachwelt: Mit-te September sprachen sich bei einer Tagung sieben führende internationale Experten der Un-terwasserarchäologie dafür aus, das Deutsche Schiffahrtsmuseum als Kompetenzzentrum für Un-terwasser- und Schiffsarchäolo-gie auszubauen und damit eine Voraussetzung dafür zu schaffen, dass Deutschland endlich die UNESCO-Konvention unterzeich-net.

Landschaft am Nordseegrund

Damit würde auf dem Meeresbo-den weit mehr geschützt als nur Wracks, denn er birgt noch mehr Geheimnisse; solche, die viel weiter in die Vergangenheit zu-rückreichen – in eine Zeit, in der der Meeresboden gar kein Mee-resboden war, sondern Festland. Wären die heutigen Helgoland-Ausflügler vor 20.000 Jahren un-terwegs gewesen, ihre Seereise wäre eine Landpartie, bestenfalls eine Flusskreuzfahrt gewesen. Denn in der späten Altsteinzeit lag die Nordseeküste viel weiter im Norden, noch oberhalb von Helgoland. Über das Land unter dem Meer ist nicht viel bekannt, obwohl unsere Vorfahren dort lebten, jagten und Handel trieben. Ihre Hinterlassenschaften zu fin-den, ist noch schwieriger als bei den Schiffswracks, die kaum älter als wenige hundert Jahre sind. „Die Menschen der Steinzeit wa-ren viel stärker als heute darauf angewiesen, sich mit der Natur zu arrangieren“, sagt Mike Belasus. „Anhand der topographischen Struktur der Landschaft – Anhö-hen, Flussläufe und Mündungen – lässt sich mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit voraussagen, wo sich Siedlungen befunden ha-ben könnten.“

Einen weißen Fleck auf der Karte der steinzeitlichen Land-

schaft konnten die Wissen-schaftler im August dieses Jahres aufklären. Geophysiker des For-schungszentrums MARUM der Universität Bremen rekonstru-ierten den Lauf des Flusses Ems jenseits der heutigen Küstenlinie. Bei Bodenuntersuchungen für einen Windparkbetreiber war der alte Flusslauf vor einiger Zeit eher zufällig entdeckt worden. Da sich das alte Flussbett unter Wasser mit Sediment angefüllt hatte, scannten die Geophysiker den Meeresgrund per Sediment-Echolot und rekonstruierten den Lauf der Ur-Ems fast vollständig. Die mündete vor 20.000 Jahren nicht in die Nordsee, sondern floss nördlich von Helgoland ins Elbe-Urstromtal. Von dieser alten Mündung aus fuhren die Wissen-schaftler den Flusslauf „landein-

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Mit diesen neuen Erkennt-nissen ist es den Wissenschaft-lern nun möglich, gezielter nach archäologischen Spuren zu su-chen. Nämlich dort, wo es eine größere Wahrscheinlichkeit gibt, dass sich dort einmal menschli-che Siedlungen befunden haben – in Fachkreisen heißt diese Vorge-hensweise „indicative mapping“.

Maritime Archäologie

Das Ergebnis wird zunächst nicht der spektakuläre Fund sein, auf-grund dessen die Geschichte Norddeutschlands neu geschrie-ben werden muss. Der eigentliche Schatz ist die vielfältige Projekt-

Wo sich heute die Nordsee befindet, erstreckte sich vor etwa 10.000 Jahren noch besiedeltes Fest-land, das sogenannte Doggerland.

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datenbank, in die die zahlreichen kleineren und größeren Erkennt-nisse einfließen. Mit ihr soll auch der vorhandene Forschungsrück-stand in der maritimen Archäolo-gie in Deutschland aufgearbeitet werden. Erst 2010 hat das Schif-fahrtsmuseum einen eigenen Forschungsbereich zu diesem Gebiet eingerichtet – nennens-werte Lehrstühle an deutschen Hochschulen gab es zuletzt keine (mehr). Die neue geschäftsfüh-rende Direktorin des Schiffahrts-museums Sunhild Kleingärtner aber hat seit April 2013 eine Pro-fessur für Schifffahrtsgeschichte und Maritime Archäologie an der Universität Bremen inne. Die ma-ritime Archäologie hat damit an der Weser ihren akademischen Hafen gefunden. Die Aufgaben und möglichen Forschungsansät-ze, die sich den Wissenschaftlern damit bieten, sind vielfältig: Die lokalisierten Wrackfundstellen müssen mit Sonar und Echolot genauer analysiert werden. Die Probenentnahme oder das Ber-gen von Artefakten ist oft nur mit Forschungstauchern möglich, was angesichts der rauen Nord-see ein nicht unbeträchtliches Risiko birgt. Bei besonders wert-vollen Wracks ist auch eine kom-plette Bergung denkbar – mit all den Problemen, die die Bergung selbst, aber auch das Konservie-ren der Wracks außerhalb des Wassers mit sich bringen. Mike Belasus schätzt, dass von den etwa 360 Wracks, die zurzeit in der AWZ bekannt sind, etwa zwei Drittel archäologischen oder kul-turhistorischen Wert haben – von

den frühzeitlichen Funden, die über Natur und Lebenswelt der Steinzeit Aufschluss geben, ganz zu schweigen.

Heuhaufen NordseeAuch wenn Belasus die Nordsee mit einem gigantischen Heuhau-fen vergleicht, so bieten allein die darin gefundenen Nadeln For-schungsstoff für Generationen von Wissenschaftlern. Kann ein Forscher dabei ein ganz besonde-res Projekt haben, das er am liebs-ten sofort untersuchen würde? Nach kurzem Überlegen nennt Mike Belasus ein Wrack, das das BSH vor kurzem lokalisiert hat. Dabei handelt es sich mutmaß-lich um eines der ersten Torpedo-Boote der deutschen kaiserlichen Marine aus dem ausgehenden 19. Jahrhundert. „Mich würde an diesem Wrack besonders reizen, mehr über die realen Lebens-bedingungen der Menschen an Bord zu erfahren“, begründet der Schiffsarchäologe seine Auswahl. „Vor allem der vermutlich vor-handene Kontrast zu den oft glo-rifizierenden Schilderungen der damaligen Zeit, die ja oft unsere einzigen Quellen über das Leben an Bord sind, ist ein spannendes Thema“, sagt Belasus.

Und ein aktuelles noch dazu, jährt sich doch der Ausbruch des Ersten Weltkriegs bald zum hundertsten Mal. Bei dessen Vorgeschichte, Verlauf und Ende spielte diese kaiserliche Marine schließlich keine unbedeutende Rolle.

CHRISTOPH HERBORT-VON LOEPER

Wracke in der Nordsee

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Mehr als 300 Wracks liegen in der

deutschen Ausschließ-lichen Wirtschaftszo-ne auf dem Grund der

Nordsee.

Das an der Bordwand installierte Sedimentsonar untersucht die oberen

Schichten des Meeresbodens.

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Ein Dutzend Staaten ringt im Chinesischen Meer

er bittert um eine Handvoll Felsinseln. Es geht um

Rohstoff vorkommen, Fischgründe und die geostrategische

Vormacht in der R egion. Und um tiefe historische Wunden.

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Auf den ersten Blick spricht nichts für eine Bootsfahrt zu den Senkaku-Inseln. Auf der Landkarte sind sie kaum zu fin-den, nur ein paar graue Punkte im weiten Blau des Chinesi-schen Meers deuten auf ihre Existenz hin. Auch von Nahem gibt es kaum mehr zu sehen: unbewohnte Felsen, die schroff aus dem Ozean ragen, darauf ein paar Sträucher, Ziegen und Maulwurfshügel, mehr nicht. Doch davon ließ sich eine klei-ne Gruppe japanischer Nationa-listen nicht beirren, als sie im August 2012 die 150 Kilometer Meer überquerte, die zwischen der japanischen Präfektur Oki-nawa und den Senkaku-Inseln liegen. Die Aktivisten hatten

eine Mission: Eine japanische Flagge hissen. Auf einem Felsen mitten im Ozean.

Säbelrasseln auf SeeSie waren nicht die ersten, die das versuchten. Schon wenige Tage zuvor war eine Gruppe Chinesen mit einer Fahne der Volksrepublik auf den Senkakus gelandet. Man könnte dies nun als bizarre Regatta abtun, doch der Flaggen-Wettstreit hat ei-nen brisanten Hintergrund: Ne-ben Japan beanspruchen auch China und Taiwan die Inseln, die sie Diaoyu-Inseln nennen. Seit Jahrzehnten streiten die Staaten erbittert um die Felsbrocken. Immer wieder kommt es zu ge-

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Muskelspielegenseitigen Provokationen und Drohgebärden: Fahnen werden mal gehisst, mal verbrannt, geg-nerische Schiffe ins Fadenkreuz genommen und Kampfjets in Richtung der Inseln entsandt.

Doch nicht nur vor den Sen-kaku- beziehungsweise Diao-yu-Inseln wird mit Säbeln gerasselt: Eine ganze Reihe Ge-bietskonflikte brodelt im Chi-nesischen Meer, dem Seegebiet, das an China, die koreanische Halbinsel, Japan und Taiwan so-wie – im Süden – an die Philip-pinen, Brunei, Indonesien, Ma-laysia, Thailand, Kambodscha und Vietnam grenzt. Um die kleinen Paracel-Inseln streiten sich China und Vietnam; weiter südlich beanspruchen gleich Fo

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sechs Nationen die Spratly-In-seln für sich. Hinzu kommen wei-tere Riffe, Felsen und versunkene Atolle sowie ein halbes Dutzend Staaten, die Besitzansprüche da-rauf anmelden. Anderen Ländern wie den USA und Russland geht es um Handelswege und Einfluss in der Region.

Auch in anderen Teilen der Welt gibt es ähnliche Territorial-streitigkeiten: Iran und die Verei-nigten Arabischen Emirate zan-ken um eine Insel im Persischen Golf; Großbritannien, Dänemark, Irland und Island liegen sich seit Jahrzehnten wegen eines einsa-men Felsens im Nordatlantik in den Haaren. Nirgends aber häu-fen sich die Konflikte so sehr wie im Chinesischen Meer.

Kein Wunder, denn hier verläuft eine der Hauptschlagadern des Welthandels. Ein Drittel des glo-balen Warenverkehrs passiert den südlichen Teil des Chinesi-schen Meeres. Doch auch was unter der Wasseroberfläche liegt, weckt Begehrlichkeiten. Von „Rohstoffnationalismus” spricht Torsten Geise vom Hamburger Leibniz-Institut für Globale und Regionale Studien (GIGA). Der Politikwissenschaftler und Frie-densforscher beschäftigt sich schon lange mit der Region. Auf monatelangen Forschungsreisen in das Gebiet hat er in den ver-gangenen Jahren Interviews mit Politikern, Reedern, den Mitar-beitern von Küstenwachen und anderen Experten geführt und

parallel umfangreiche Medienre-cherchen betrieben: „Die Gebiete um die Inseln sind sehr fischreich und im Meeresgrund werden fos-sile Rohstoffe wie Erdöl, Erdgas oder Mangan vermutet.“

Seit Jahrzehnten wächst die Wirtschaft in der Region um das Chinesische Meer. In Ländern wie den Philippinen, Malaysia und Ja-pan wird damit auch das Bedürf-nis nach Energie und Rohstoffen stetig größer – vor allem aber in China. „Chinas Entwicklung ist sicher verantwortlich für die Dy-namik des Konflikts im Moment und seine Wahrnehmung in der Öffentlichkeit“, meint Geise. Die Wurzel des Problems liege je-doch an anderer Stelle.

KonfliktmitGeschichte

Denn zu den rein wirtschaft-lichen Ursachen kommt eine Reihe historischer Faktoren, die den Streit bis heute beein-flussen und so schwer lösbar machen. Bis Mitte des 20. Jahr-hunderts waren viele Staaten der Region als Kolonien fremd-verwaltet. Die Kolonialmächte zogen willkürlich Grenzen, sie dominierten die Kultur und das politische System. „So gab es in der Region nie einen Aus-tausch und es konnte sich kei-ne gemeinsame südostasiati-sche Identität entwickeln”, sagt Geise. „Bis heute spielt dieses Erbe der Kolonialzeit eine gro-ße Rolle für den Konflikt, weil es deswegen immer wieder zu gegenseitigen Ressentiments kommt.” Gleichzeitig sorgte die aggressive Expansionspolitik des japanischen Kaiserreichs bis zum Ende des Zweiten Welt-

Die Inseln gehören zu Japan, sagt

Japan: Patrouille der japanischen Küsten-wache vor einer der

Senkakus.

Punkte im Blau: Die Senkaku-Insel sind nur eins von mehreren um-strittenen Gebieten im Chinesischen Meer.

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kriegs für historische Traumata, die die Beziehungen von Japan zu China, Korea und Taiwan bis in die Gegenwart belasten.

Schlussendlich hat ausge-rechnet das internationale Seerecht die Konflikte im Chi-nesischen Meer verschärft, ob-wohl es genau das Gegenteil bewirken sollte. 1982 wurde im Seerechtsübereinkommen der Vereinten Nationen die Einführung einer „Ausschließ-lichen Wirtschaftszone“ (AWZ) beschlossen. Sie räumt Küsten-staaten in einer 200 Seemeilen breiten Zone das alleinige Recht zur wirtschaftlichen Nutzung des Meeres ein. Sie dürfen dort also beispielsweise Fischfang betreiben und Rohstoffe för-dern. „In den meisten Teilen der Welt war die Durchsetzung die-ser AWZ unproblematisch”, sagt Torsten Geise, „aber in der Regi-on um das Chinesische Meer lie-gen viele Staaten eng beieinan-der, die Ansprüche überlappen sich.” Statt den Streit zu schlich-ten, brachte das Seerechts-übereinkommen ungewollt neue Konfliktparteien hervor: Während etwa China, Japan,

Vietnam oder Taiwan ihre An-sprüche auf Inseln vor allem historisch begründen, konnten nun Länder wie die Philippinen oder Brunei die AWZ als Argu-ment heranziehen.

Fakten schaffen mit Beton

Vor allem China versucht seit-her, seine Position im Streit um die Inseln zu untermauern – und zwar wortwörtlich, mit Zement und Beton: So entste-hen chinesische Marinebasen und Leuchttürme auf bis dato unbewohnten Felsen. Mit sei-nen Wirtschaftseinnahmen rüstet die Volksrepublik gleich-zeitig ihre Armee auf. Allein dieses Jahr sollen die Ausga-ben um elf Prozent steigen. In den Nachbarländern wecken die chinesischen Muskelspiele Ängste. Auch Länder wie Japan oder Taiwan bauen deshalb ihre Streitkräfte aus. In spektaku-lären Manövern demonstriert man sich gegenseitig militäri-sche Stärke: China im Schul-terschluss mit Russland, Japan

dafür gemeinsam mit den USA, die erst kürzlich ihre Militär-präsenz im Südchinesischen Meer verstärkt haben.

Dennoch hält Torsten Geise eine Eskalation derzeit für un-wahrscheinlich. Man dürfe die Brisanz des Konflikts zwar nicht unterschätzen, so der GIGA-Forscher – sie aber auch nicht überbewerten. „Die Rhetorik ist sicherlich schärfer geworden – von einigen Scharmützeln ab-gesehen, sind die Bilder, die wir sehen, aber meist friedlich.”

Entwarnung also? Nicht ganz. Denn auch wenn der Kon-flikt nicht überkocht, bringt er schon jetzt negative Konse-quenzen mit sich. „Speziell für die Bekämpfung von Piraterie und Schmuggel ist der Konflikt ein Hindernis”, meint Geise. Denn Patrouillenboote meiden strittige Gebiete, um Nachbar-länder nicht zu provozieren. Davon profitieren Umweltsün-der, Schmuggler und Piraten. Sie können sich in den Gebieten bewegen, als würden sie ihnen gehören.

CHRISTOPH GURK

Die Inseln gehören zu China, sagt China: Propagandaplakat in der südchinesischen Küstenstadt Xiamen.

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Karibisches Flair sucht man in Tasajeras vergebens. Dabei bringt der Ort einiges mit, was Touristen eine Reise wert sein dürfte. An der größten Küstenlagune der kolum-bianischen Karibik liegt er. Über 450 Quadratkilometer erstreckt sich die Ciénaga Grande de Santa Marta im von Kanälen durchzo-genen Mündungsdelta des Rio Magdalena, inmitten eines Na-turschutzgebietes. 1998 erklärte die kolumbianische Regierung die Lagune zu einem „Feuchtge-biet von internationaler Bedeu-tung“, zwei Jahre später wurde sie UNESCO-Biosphärenreservat. Auf dem Papier ist Tasajeras ein viel-versprechendes Urlaubsziel am Rande eines intakten, vielfach ge-schützten Ökosystems. Doch die Realität sieht anders aus.

Weder fließendes Wasser noch Kanalisation gibt es in Tasajeras, stattdessen eine Bundesstraße, die das Dorf teilt. Seine 8.000 Einwohner fristen am Ufer der Lagune ein Leben am Existenz-minimum. Die meisten können weder lesen noch schreiben, Jobs,

mit denen sie ihren Lebensunter-halt bestreiten könnten, gibt es kaum. Eine einzige Lebensader muss das Dorf und Zehntausende Menschen in seiner Umgebung deshalb ernähren: die Lagune.

Wirkungslose Umweltgesetze

Schon vor über 20 Jahren wies die US-amerikanische Politik-wissenschaftlerin Elinor Ostrom nach, dass Gemeinschaften in der Lage sind, knappe natürliche Ressourcen nachhaltig zu nutzen – sofern es Normen gibt, die ihre Bewirtschaftung regeln. 2009 erhielt sie den Wirtschaftsno-belpreis. „In der Ciénaga Grande scheint sich Ostroms Erkenntnis aber nicht zu bewahrheiten“, sagt Achim Schlüter vom Leib-niz-Zentrum für Marine Tropen-ökologie (ZMT) in Bremen. Seit 2011 untersucht der Umwelt-ökonom in einem dreijährigen Forschungsprojekt den Umgang mit der Lagune.

Voller Staunen beobachten er und seine Kollegen zuweilen, wie wenig Wirkung die vorhandenen Regelwerke zeigen. Trotz strikter Umweltgesetze leiten die Bana-nenbauern aus dem Hinterland Pestizide in die Lagune. Die rund 20.000 Fischer der Region ent-nehmen dem Brackwasser alles, was die Netze hergeben – und be-rauben sich so auf lange Sicht ih-rer Lebensgrundlage. „Wir wollen herausfinden“, erklärt Schlüter, „warum es ihnen nicht gelingt, die Lagune nachhaltig zu befischen.“

Wer verstehen will, wie die Cié-naga Grande de Santa Marta wur-de, was sie heute ist, muss in der Geschichte Tasajeras ein halbes Jahrhundert zurückgehen. 1957 wurde die Bundesstraße über die schmale Landzunge Isla de Sala-manca gebaut, auf der auch Ta-sajeras liegt. Schon zuvor trennte das Sumpfgebiet die Lagune vom offenen Meer, ermöglichte aber einen stetigen Wasseraustausch. Mit Unmengen von Sand legten die Straßenarbeiter diese Verbin-dung trocken, um die Fahrbahn

Die Lagune Ciénaga Grande de Santa Marta im Norden Kolumbi-

ens steht seit Jahrzehnten unter Naturschutz. Trotzdem über-

fischendieEinwohnerdesDorfesTasajerassie— und berauben

sich damit ihrer Lebensgrundlage.

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Diegeschundene

Lagune

Versiegende Lebensader: Fischer auf der Ciénaga Grande de Santa Marta.

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zu befestigen. In der Folge verän-derten sich Sauerstoff- und Salz-gehalt der nun abgeschnittenen Lagune, der Fischbestand verrin-gerte sich rapide, die Mangroven am Ufer starben. Erst sieben Jah-re später stellte die Regierung die Lagune unter Schutz. Die Straße aber blieb.

Seither mühen sich Behörden und Nichtregierungsorganisatio-nen, die Auswirkungen des Baus in den Griff zu bekommen und al-ternative Erwerbsmöglichkeiten zu schaffen. Manche Anwohner versuchen zwar, zu überleben, indem sie Wasser und Snacks an der Bundesstraße feil bieten; an-dere errichten Straßensperren auf der Brücke, die über das letzte offene Stück zwischen Lagune und Meer führt, um Wegezoll zu erpressen. Doch die Fischerei ist bis heute die vorherrschende Ein-nahmequelle.

Täglich treffen sich die Fischer am Hafen von Tasajeras, um ih-ren Fang zu verkaufen. Seit zehn Jahren gesellt sich ein Mitarbeiter des kolumbianischen Fischerei-instituts INVEMAR dazu. Er fragt die Fischer nach Art, Größe und Menge der ins Netz gegangenen Fische und welche Fangmetho-den und Maschengrößen sie ver-wendet haben. Ihre Antworten bilden inzwischen eine umfang-reiche Datenbank, die auch die Forscher vom ZMT nutzen. 172 Fischer haben Schlüter und seine Kollegen ausgewählt, um mehr über die Motive ihres Handelns zu erfahren.

Um das Vertrauen der Fischer zu gewinnen, brauchen sie da-

bei mehr als wissenschaftliches Know-how. Gefragt sind Finger-spitzengefühl, kulturelles Hinter-grundwissen und Sprachkennt-nisse – Voraussetzungen, die Luz Elba Torres mitbringt. Die 42-jäh-rige Kolumbianerin promoviert im kolumbianisch-deutschen Graduiertenkolleg CEMarin am ZMT. Zweimal war sie bereits für mehrere Monate in Tasajeras, um soziodemografische Daten zu er-heben. In den Gesprächen mit den 172 Fischern fand sie heraus, dass etwa die Einkommenssituation nachhaltiges Handeln bestimmt. „Wenn ein Fischer heute nicht weiß, wie er seine Familie mor-gen ernähren soll, interessiert ihn die Überfischung herzlich wenig“, sagt Torres. „Er wird möglichst viele Fische fangen.“

Überfischungaus Existenznot

Eine wichtige Rolle spielt auch das Vertrauen unter den Fi-schern: Inwieweit kann sich der eine darauf verlassen, dass der andere sich an Absprachen über Fangmethoden und -quoten hält? „Wenn der Fischer seinem Nach-barn traut und sieht, dass der sich an die Regeln hält und nachhaltig fischt, tut auch er das eher“, sagt Achim Schlüter. Vom „sozialen Kapital“ einer Gemeinschaft spre-chen Ökonomen, wenn Menschen kooperieren, weil ihnen das lang-fristig sinnvoll erscheint. Neben Misstrauen können auch kurze Zeithorizonte soziales Kapital zerstören und nachhaltigem kol-

lektiven Handeln die Grundlage rauben. Für einige Menschen ist Tasajeras eine Durchgangsstati-on. Sie verfolgen andere Interes-sen als die Bewohner der Pfahl-baudörfer, die traditionell auf Fischfang angewiesen sind – und es auch in Zukunft sein werden.

Das langfristige Ziel der For-scher vom ZMT besteht deshalb darin, Strategien zu entwickeln, die die Lagune und ihre Fischbe-stände entlasten. „Würden wir etwa herausfinden, dass Vertrau-en in Tasajeras eine signifikant große Rolle spielt, müssten wir in einem nächsten Schritt über-legen, wie wir das soziale Kapital des Dorfes gezielt stärken kön-nen“, erklärt Elba Luz Torres.

Bis dahin liegt ein weiter Weg vor den Wissenschaftlern. Im Ok-tober reist Torres ein drittes Mal nach Kolumbien. Dieses Mal geht es darum, zu überprüfen, unter welchen Bedingungen die Fischer schonender mit der Lagune um-gehen – oder welche Maßnahmen sie dazu animieren könnten. Tor-res wird ein verhaltensökonomi-sches Experiment durchführen: Die 172 Fischer bewirtschaften darin unter wechselnden Vorga-ben eine imaginäre Lagune. Ihre Beobachtungen wird Torres im Anschluss mit den INVEMAR-Daten abgleichen, um einordnen zu können, ob die Fischer sich im Experiment ähnlich verhalten wie beim Fischen in der Lagune.

Von „externer Validität“ spre-chen die Forscher. Und nur wenn die hoch ist, wäre das ein Zei-chen dafür, dass Strategien, die der Überfischung im Experiment Einhalt gebieten, dies auch in der Realität tun könnten. Das ZMT würde in diesem Fall Handlungs-empfehlungen an die kolumbi-anische Politik aussprechen. Sie könnten dazu beitragen, dass die Lagune eines Tages nicht nur auf dem Papier ein intaktes Öko-system ist.

KATJA LÜERS

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N A C H R I C H T E NL E I B N I Z | M E E R E

20 km

Tasajeras

20 km

Karibisches Meer

Kolumbien

Venezuela

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TasajerasCiénaga Grande de Santa Marta

Am Ufer der Lagune: Fischer sortieren ihren Fang.

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Kaum scheint sich die Lage vor Somalia zu beruhigen, entwickelt

sich Westafrika zum neuen Revier der Piraten. Im Golf von Guinea

haben sie es vor allem auf Öl abgesehen, das sie mit Gewalt und oft

ohne Rücksicht auf Menschenleben erbeuten. Melanie Coni-Zimmer

vonderHessischenStiftungFriedens-undKonfliktforschung(HSFK)

analysiert Piraterie weltweit. „Die Wurzeln des Problems“, so die

Konfliktforscherin,„liegenanLand.“

Hotspot der PiraterieHotspot der Pirateriehat sich verschoben“

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Erst gekapert, dann an Somalias Küste gestrandet: Somalischer Pirat vor dem Wrack eines taiwanischen Schiffs.

Hotspot der Piraterie

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Lange Zeit waren Piraten nur in Abenteuerromanen und Hollywoodfilmen ein Thema. Wie haben sie es zurück in die Realität geschafft?Piraterie ist in der Tat ein Ver-brechen, das wir lange nur aus Geschichtsbüchern kannten. Und bis vor wenigen Jahren waren Überfälle auf Schiffe auch lediglich ein regional begrenztes Problem im asiatischen Raum. Doch 2008 eskalierte die Lage vor Somalia und plötzlich stand das Thema ganz oben auf der internationa-len Agenda. Auch die Vereinten Nationen waren alarmiert, weil nicht nur Handelsschiffe, sondern auch Hilfslieferungen für ostafri-kanische Länder im Golf von Aden angegriffen wurden. Inzwischen hat sich der Hotspot der Piraterie allerdings von Ost- nach West-afrika verschoben, in den Golf von Guinea.

Wie unterscheidet sich das Vorgehen der Piraten in verschiedenen Weltregionen?In Asien spricht man von klei-ner Armutspiraterie. Es geht darum, Fracht und Wertgegen-stände von Bord der Schiffe zu rauben. An Entführungen haben die Piraten meist kein

Interesse. In Somalia – und das war das Neuartige – besteht das Geschäftsmodell genau da-rin: Man versucht Schiffe, die durch den Golf von Aden fah-ren, zu entführen und Lösegeld für Schiff und Besatzung zu erpressen. Das sind keine un-organisierten Piratenbanden, sondern professionell agieren-de kriminelle Netzwerke. Die Piraten nutzen Mutterschiffe, von denen aus kleinere Boote starten, die schnellen und wen-digen „Skiffs“. Und auch an Land hat sich eine Infrastruktur für die Piraterie etabliert: Küsten-bewohner versorgen Geisel-nehmer und Geiseln mit Nah-rung, die Schiffscrews müssen bewacht und Verhandlungen mit Reedern geführt werden. Oft werden die entführten Men-schen und Schiffe monatelang festgehalten.

Wie stellt sich die Situation im Golf von Guinea dar?Dort zeigen die Piraten bislang keinerlei Interesse an Geisel-nahmen. Es geht ihnen um die Fracht der Schiffe, meist also um Rohöl oder bereits raffinier-tes Öl. Anders als vor Somalia greifen die westafrikanischen

Piraten nicht nur fahrende, sondern insbesondere in Häfen oder in Küstennähe ankernde Schiffe an. Sie entern sie und versuchen, so schnell wie mög-lich einen Teil des Öls abzuzap-fen. „Oil Bunkering“ nennt man das in Nigeria. Die Beute wird auf dem Schwarzmarkt verkauft oder auf Umwegen wieder in den legalen Markt eingespeist. Neben der Fracht erbeuten die Seeräuber Bargeld und Wertge-genstände. Dabei gehen sie sehr gewaltsam vor: Die Zahl der Ge-töteten vor Nigeria war 2012 höher als vor Somalia, obwohl die Zahl der Überfälle niedriger war.

Wo liegen die Wurzeln der Piraterie?Sie liegen an Land. Nigeria und auch andere Staaten der Region blicken auf eine Geschichte von Gewaltkonflikten zurück. Viele Piraten waren daran beteiligt und haben Erfahrung im Um-gang mit Waffen. Ein weiteres Problem in Nigeria ist, dass die Bevölkerung vom Ölreichtum des Landes kaum profitiert. Die Jugendarbeitslosigkeit ist groß, es fehlen Perspektiven. Auch die gerade in Nigeria weit ver-

Im Visier: US-Soldaten verhaften mutmaßliche Piraten

im Golf von Aden.

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breitete Korruption spielt eine Rolle. Man geht davon aus, dass Staatsbedienstete die Piraten mit Wissen über Frachtrouten versorgen und beim Verkauf des gestohlenen Öls mitverdie-nen.

Und in Somalia?Auch Somalia hat einen langen, zermürbenden Bürgerkrieg hinter sich, doch die Situation ist eine andere. Das Land ist der Prototyp eines „failed state“: Die staatlichen Infrastrukturen sind komplett zusammenge-brochen. Dies gilt auch für die formale Ökonomie, die Bevöl-kerung hat also kaum Chancen, ihren Lebensunterhalt auf le-galem Weg zu bestreiten. Auch effektive Vollzugsbehörden und eine funktionierende Küsten-wache, um die Piraterie einzu-dämmen, gibt es nicht. Das Risi-ko, festgenommen und bestraft zu werden, war für Piraten lan-ge gering.

Zuletzt hat sich die Lage vor Somalia dennoch verbessert. Warum?Die Zahl der erfolgreichen Über-griffe ist tatsächlich deutlich ge-sunken. 2012 gab es im Golf von Aden 75 Piratenangriffe – im Jahr davor weit über 200. Die internationale Präsenz von Ma-rineschiffen im Golf von Aden, etwa im Rahmen der EU-Mis-sion „Atalanta“, scheint zu grei-fen. Ein Transitkorridor wurde eingerichtet, Marineschiffe so positioniert, dass Hilfe stets relativ nah ist. Außerdem gibt es Eskorten, die Verbände von Handelsschiffen durch den Golf von Aden geleiten.

Dennoch sind die Seegebiete vor West- und Ostafrika zu groß, um sie flächendeckend zu kontrollieren. Wie können Handelsflotten sich schützen?Die Reeder werden zunehmend präventiv tätig. Es gibt eine gan-ze Reihe von Sicherheitsmaß-nahmen: Zäune an Bord und Wasserstrahlkanonen sollen es Angreifern erschweren, Schif-fe zu entern, Sonarkanonen schrecken sie mit akustischen Signalen ab. Auch sogenannte

Panic Rooms unter Deck sind mittlerweile Standard. Darin können sich Crews in Sicherheit bringen und Notsignale abset-zen.

Welche Rolle spielen bewaff-nete private Sicherheits-dienstleister?Deutsche Reeder lehnten ihren Einsatz zunächst ab. Sie fürch-teten, die Lage könnte weiter eskalieren, wenn auf die Piraten geschossen wird. Mittlerweile sind bewaffnete Sicherheits-dienste auf deutschen Schiffen aber gängige Praxis. Die Sorge, dass dadurch eine Gewaltspi-rale in Gang kommen könnte, scheint sich nicht zu bestäti-gen. In Deutschland trat die-ses Jahr übrigens ein Gesetz in Kraft, das den Einsatz privater Sicherheitsfirmen an Bord von Schiffen unter deutscher Flagge genau regelt.

Wird es im Golf von Guinea einen Militäreinsatz ge-ben, um die Schifffahrt zu schützen?Das kann ich mir zurzeit nicht vorstellen. Solche Einsätze sind mit extrem hohen Kosten verbunden. Und die Ausgangs-situation im Golf von Guinea ist komplett anders. Dennoch soll-te die internationale Gemein-schaft die dortigen Staaten im Kampf gegen die Piraterie un-terstützen. Verschiedene Staa-ten fördern deshalb den Kauf zusätzlicher Boote und neuer Radarsysteme für die Überwa-chung der Gewässer. Außerdem versuchen sie, mehr Zusam-menarbeit zwischen den An-rainern anzuregen. Schon jetzt gibt es gemeinsame Patrouillen der Küstenwachen Benins und Nigerias. Letztlich liegen die Ursachen der Piraterie aber in allen Teilen der Welt an Land. Sie zu bekämpfen ist keine rein militärische Aufgabe, sondern auch eine der Entwicklungszu-sammenarbeit. Das gilt auch in Somalia. Dort wird beispiels-weise in den Aufbau des Jus-tizsystems investiert. Nur so können langfristig effektive und faire Verfahren gegen Piraten stattfinden.

Wie soll bis dahin mit verhaf-teten Seeräubern umgegan-gen werden? Haben Verfahren wie der Hamburger Pira-tenprozess, der im Oktober 2012 endete, Sinn – mehr als 6.000 Kilometer vom Tatort entfernt?Obwohl Piraterie natürlich nicht straffrei bleiben sollte, hat Ham-burg gezeigt, wie schwierig sol-che Verfahren sind. Der Prozess fand in diesem Fall in Deutsch-land statt, weil die somalischen Piraten ein Schiff unter deut-scher Flagge überfallen hatten und auch zwei deutsche Crew-Mitglieder betroffen waren. Er war langwierig und komplex. Allein Dolmetscher zu finden, gestaltete sich schwierig. Zum Teil waren junge Männer invol-viert, die unter das Jugendstraf-recht fallen und schon während des Prozesses entlassen und in Jugendwohngruppen unterge-bracht wurden. Letztlich ist es eine große Absurdität, Men-schen in einem völlig fremden Kulturkreis, fernab ihrer Famili-en vor Gericht zu stellen. In der Urteilsbegründung – teilweise wurden langjährige Haftstrafen verhängt – wurde aber durch-aus reflektiert, dass die Bestraf-ten in ihrer Heimat extreme Not leiden. Man muss auch klar sa-gen, dass in Hamburg eher die kleinen Fische auf der Anklage-bank saßen. Die Hintermänner, die Überfälle finanzieren und das Business Piraterie betrei-ben, kamen davon.

INTERVIEW: DAVID SCHELP

„Die internationale Präsenz von Marineschi�en scheint zu greifen.“

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Melanie Coni-Zimmerstudierte Politikwissenschaft in Mainz, Helsinki und Tübin-gen. 2004 wurde sie Wissen-schaftliche Mitarbeiterin an der Universität Tübingen, be-vor sie 2006 an die Hessische Stiftung Friedens- und Kon-fliktforschung in Frankfurt amMain wechselte. 2009 besuch-te sie als Gastforscherin die University of Victoria in Kanada. 2011 schloss sie ihre Promotion an der Technischen Universität Darmstadt ab.

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Wenn die Blaualge blüht, sperren Bade-

meister ganze Strände. Doch seit mehr als

zwei Milliarden Jahren ermöglichen die

Cyanobakterien und andere Mikroorganis-

men höheres Leben auf der Erde. In der Ost-

see haben Warnemünder Leibniz- Forscher

nun ein Bakterium entdeckt, das selbst in

sauerstoffarmen „Todeszonen“ überleben

kann und dort wichtige Funktionen erfüllt.

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In den Weltmeeren wimmelt es nur so von Walen, Delfinen und unzähligen Fischen. Das zumin-dest suggerieren filmische Do-kumentationen, die – verständ-licherweise – nur die Highlights der Dreharbeiten zeigen. Und kein „leeres“ Wasser. Doch wer sich einmal mit einem Fischer unterhalten hat, weiß, dass man Fischschwärme im offe-nen Ozean gezielt suchen muss, wenn man sich nicht gerade in einem tropischen Korallenriff befindet. Das Treffen mit einem Wal oder einer Schule Delfine ist schon ein echter Glücksfall. Voller Leben steckt der Ozean trotzdem. Nur können Unter-wasserkameras das nicht ohne weiteres dokumentieren.

Ob im Pazifik, im Südpolar-meer oder der Ostsee: Bakte-rien sind im Meerwasser allge-

Die wahren

genwärtig. In nur einem Liter schwimmen etwa eine Million Zellen verschiedenster Arten. Anders als Blauwal oder Ka-beljau können die Einzeller im wahrsten Wortsinn die Welt verändern. So waren es die frühen Formen der heute noch in allen Weltmeeren lebenden Cyanobakterien – besser be-kannt als Blaualgen – die vor 2,4 Milliarden Jahren damit began-nen, oxygene Photosynthese zu betreiben und dabei Sauerstoff als Abfallprodukt zu produzie-ren. Ohne Cyanobakterien und Sauerstoff in der Atmosphäre wäre kein höheres Leben auf der Erde möglich.

Auch heute kommen Blau-algen in allen Meeren der Welt vor. Und ähnlich wie vor Urzei-ten spielen sie schon aufgrund ihrer schieren Masse eine ent-

scheidende Rolle in den Stoff-kreisläufen des Planeten. So ha-ben einige Cyanobakterien die erstaunliche Fähigkeit, gasför-migen Stickstoff aus der Atmo-sphäre zu binden. Damit sind die Einzeller in vielen Meeres-bereichen die einzige Quelle des für Lebewesen unverzichtbaren Stickstoffs.

Doch in flachen Küsten-meeren zeigen sich auch die Schattenseiten der bakteriellen Macht. Matthias Labrenz und Klaus Jürgens können sie direkt vor der Tür ihres Arbeitgebers beobachten. Am Leibniz-Insti-tut für Ostseeforschung War-nemünde (IOW) erforschen die beiden Mikrobiologen die Rolle von Mikroorganismen in der Ostsee. „Wenn abgestorbene Cyanobakterien von der Ober-fläche in die tieferen Bereiche Fo

tos:

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Herrscher der See

Cyanobakterien: Voraussetzung für höheres Leben auf

der Erde.

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des Meeres absinken, werden sie dort von anderen Bakterien unter Sauerstoffverbrauch ab-gebaut“, erklärt Labrenz. „Da-durch bilden sich in der tiefen Ostsee Sauerstoffdefizitzonen.“ Ohne Sauerstoff können in die-sen Bereichen höhere Organis-men wie Fische nicht existieren. In den Medien ist deshalb häu-fig von „Todeszonen“ die Rede. Aber tot sind diese Bereiche keineswegs. „Ganz im Gegen-teil“, sagt Klaus Jürgens. „Viele Bakterien können auch ohne Sauerstoff überleben und besie-deln die ‚Todeszonen‘ in einer erstaunlichen Artenvielfalt.“

Doch erst seit einigen Jah-ren verfügen Wissenschaftler über effektive mikrobiologische Untersuchungsmethoden. Ein großer Teil der globalen Arten-vielfalt unter den marinen Bak-

terien ist deshalb noch völlig unbekannt. Während es unter höheren Organismen wohl nur noch wenige unbekannte Arten zu entdecken gibt, schlummert in den Tiefen der Ozeane eine wahre Goldgrube an geneti-scher Vielfalt.

„Key Player“ im Ökosystem

„Wenn wir verstehen wollen, wie das Ökosystem Ostsee funk-tioniert, müssen wir uns bei der Suche nach neuen Arten vor al-lem auf sogenannte ,Key Player‘ konzentrieren“, sagt Klaus Jür-gens. Eine solche Schlüsselfigur haben die Biologen in 215 Me-tern Tiefe zwischen der schwe-dischen Insel Gotland und der Westküste Lettlands entdeckt.

Von Bord des deutschen For-schungsschiffes ALKOR aus hatten die Wissenschaftler im Bereich des Gotland-Tiefs – der zweittiefsten Stelle der Ost-see – einen Wasserschöpfer ins Meer sinken lassen und inner-halb einer „Todeszone“ Proben genommen. „In den Proben fiel uns eine Bakterienart auf, die bis zu 30 Prozent aller Zellen im Wasser ausmachte“, berichtet Jürgens. Nachdem die Forscher das Bakterium im Labor kulti-viert und mit einer Vielzahl mo-lekularer Techniken untersucht hatten, war klar: Sie hatten eine noch unbekannte Art entdeckt, die aufgrund ihrer großen Mas-se eine Schlüsselrolle im Öko-system spielen musste.

Und diese Schlüsselrolle ist in der Ostsee nicht hoch genug einzuschätzen. In den Sauer-Fo

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In brauner Blüte: Blaualgenteppich in der westlichen Ostsee.

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Kläranlage der Tiefsee: Sulfurimonas gotlandica.

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stoffdefizitzonen des Meeres bildet sich Schwefelwasserstoff – ein übel riechendes, gifti-ges Fäulnisgas – das unter Fi-schen und anderen Lebewesen im Oberflächenwasser Massen-sterben auslösen kann. Das neu entdeckte Bakterium ist in der Lage, den in der Tiefe gebilde-ten Schwefelwasserstoff nahezu komplett abzubauen, noch be-vor er in die Oberflächenschich-ten der Ostsee gelangt. Damit fungieren die Einzeller als wichtige Entgifter und wirken den schädlichen Effekten der von oben herabsinkenden Cy-anobakterien als Teil einer na-türlichen Kläranlage entgegen. Die Bewohner der Oberfläche werden so vor den giftigen Sub-stanzen aus der Tiefe bewahrt.

Modellorganismus entdeckt

Sulfurimonas gotlandica, so haben Matthias Labrenz und Klaus Jürgens die neue Art ge-tauft, ist ein wichtiger Modell-organismus für das Ökosystem Ostsee. „Doch von der Entde-ckung der neuen Art bis zur An-erkennung in der wissenschaft-lichen Welt war ein langer Weg zu gehen“, erzählt Labrenz. Un-zählige technisch anspruchsvol-le Labor untersuchungen waren nötig, um das neue Mitglied in der Bakterienfamilie umfassend zu charakterisieren. Was kann der Organismus? Von welchen Stoffen ernährt sich die Art? Aus welchen Stoffen besteht sie? Und wo im riesigen Verwandt-schaftsbaum der Bakterien ist die neue Spezies einzuordnen? Die Ergebnisse dieser Charakte-risierung müssen in einem inter-nationalen Forschungsmagazin

ver öffentlicht werden. Als end-gültig anerkannt gilt der Fund erst, wenn die neue Art in zwei Kultursammlungseinrichtungen in zwei verschiedenen Staaten der Welt hinterlegt ist.

Sulfurimonas gotlandica la-gert künftig in Japan und in der Deutschen Sammlung von Mik-roorganismen und Zellkulturen (DSMZ), einem Leibniz-Institut in Braunschweig. In doppelglas-wandigen Ampullen schlum-mern dort in einem der größten Bioressourcen-Zentren der Welt mehr als 40.000 Kulturen, vor al-lem Bakterien und Pilz-Stämme. Darunter finden sich exotische Vertreter aus der Tiefsee oder der Arktis, aber auch Krankheitser-reger bis zur Risikogruppe 2, Sal-monellen oder das Mycobacteri-um tuberculosis beispielsweise. „Mit der Hinterlegung machen wir Sulfurimonas gotlandica für alle Wissenschaftler der Welt zu-gänglich“, sagt Matthias Labrenz. „Sie müssen nur einen Antrag bei der DSMZ stellen und bekommen gegen Bezahlung eine Probe der Kultur zugeschickt.“

Der Einzeller aus dem Got-land-Tief reiht sich damit in eine lange Liste neuer Bakterienar-ten ein, die Wissenschaftler des IOW im Laufe der letzten Jahre in der Ostsee aufgespürt haben und zeigt, dass selbst in einem so nahe liegenden Forschungsge-biet wie der Ostsee noch immer vieles zu entdecken ist. Vor allem aber verdeutlicht Sulfurimonas gotlandica, wie gewaltig der Ein-fluss der für das bloße Auge un-sichtbaren Mikroorganismen ist. Ohne die bakterielle Kläranlage in der Tiefe der Ostsee sähe die Welt von Dorsch und Schweins-wal an der Oberfläche ziemlich düster aus.

NILS EHRENBERG

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Häfen sind Sehnsuchtsorte zwi-schen Fernweh und Heimweh, an denen sich der Lärm von Maschi-nen und Hafenarbeitern mit dem Geschrei der Möwen vermischt. Sie verbinden Festland und Wasser, sind Schnittstelle zwischen zwei Elementen und seit Jahrtausenden rege genutzte Handels- und Reise-routen. Auch für Archäologen ha-ben sie deshalb ihren Reiz: „Häfen von der Römischen Kaiserzeit bis zum Mittelalter“ heißt ein Schwer-punktprogramm der Deutschen Forschungsgemeinschaft, in dem 60 Wissenschaftler das Phänomen Hafen von Nord- bis Südeuropa untersuchen.

Mit zwei von insgesamt 15 Projekten ist das Römisch-Ger-manische Zentralmuseum Mainz (RGZM) beteiligt. Sie führen die Forscher ins östliche Mittelmeer: in die thrakische Hafenstadt Ai-nos − heute das Städtchen Enez nahe der türkisch-griechischen Grenze − und entlang der 1.000 Kilometer langen Balkanküste des Byzantinischen Reichs. „Damit betreten wir Neuland“, sagt Falko Daim, der das RGZM leitet. „Bisher haben wir uns mit dem Schiffbau in der Antike und seinen techni-schen Aspekten beschäftigt.“ Das lag nahe, weil das Museum sechs Schiffe aus der Römerzeit besitzt; Schiffe, die zwischen dem 1. und 4. Jahrhundert auf dem Rhein un-terwegs waren, als der Fluss die Grenze des Römischen Reichs zu Germanien bildete. Sie wurden Anfang der 1980er Jahre bei Aus-schachtungsarbeiten gefunden

und bekamen mit dem Museum für Antike Schiffahrt einen eige-nen Ausstellungsort unter dem Dach des RGZM.

Etliche der antiken Häfen, mit denen sich Daim und seine Mitar-beiter beschäftigen, liegen heute aufgrund von Verlandungsprozes-sen unter der Erde. Ein Beispiel da-für ist der große theodosianische Hafen von Konstantinopel, be-nannt nach Kaiser Theodosius II., der im 5. Jahrhundert regierte. Bei Bauarbeiten für eine neue U-Bahnlinie im heutigen Istanbul kamen die Überreste des Hafens wieder ans Tageslicht – für die Archäologen ein Fest, für die In-genieure ein Albtraum. Denn die türkische Regierung stoppte die Bauarbeiten, um die historischen Schätze zu bergen.

Häfen mit Lasertechnik auf der Spur

Andere antike Häfen liegen un-ter Wasser. Ein genaues Bild von diesen Anlagen können sich die Mainzer Forscher dank eines neuen Laserverfahrens namens Airborne Laser Bathymetrie ma-chen, das sie in einem Pilotpro-jekt einsetzen. Dreidimensionale Unterwasseraufnahmen bis zu einer Tiefe von zehn Metern sind damit möglich. So können Struk-turen wie die Lage und Größe der Molen rekonstruiert werden, zudem liefert die Methode Hin-weise auf Werften und andere Infrastruktur. Und nicht zuletzt darauf, was im Lauf der Jahrhun-

derte in den Häfen versunken ist: Schiffe und ihre Ladungen.

Die Funde geben wichtige In-formationen über Handelsgüter und lassen Rückschlüsse auf Han-delswege zu: „Das Römische und das Byzantinische Reich waren globale Wirtschaftsysteme“, sagt RGZM-Generaldirektor Daim. „An-hand der Funde können wir die Handelsrouten und den Export von Lebensmitteln, Wein, Seide und sogar von Wildtieren aus Afri-ka nachweisen – die wurden dort für die kaiserlichen Parks von Kon-stantinopel gefangen.“

Die Mobilität auf dem Seeweg brachte aber nicht nur Nutzen, sondern auch Gefahren mit sich: „Wir wissen heute, dass Soldaten aus dem Nahen Osten die Justini-anische Pest im 6. Jahrhundert auf dem Seeweg ins Römerreich ein-schleppten. Die Krankheit raffte dort ein Drittel der Bevölkerung dahin.“

Übereinstimmungen und Un-terschiede im Schiffbau interes-sieren die Archäologen ebenfalls. Sie vergleichen Wikinger- und Römerschiffe, antike und mittel-alterliche Funde. Europas Häfen jedenfalls waren wohl über die Jahrhunderte hinweg ähnlich organisiert. Denn schon immer gaben die Elemente, also Erde und Wasser, den Bauplan vor. Letztendlich bestimmen sie, trotz handwerklicher Kunst und tech-nischen Fortschritts, das Leben zwischen Land und Meer.

GERTRUD VÖLLERING

Häfen von der Römischen Kaiserzeit bis zum Mittelalter.Schwerpunktprogramm der Deutschen Forschungs-gemeinschaftwww.spp-haefen.de

Museum für Antike SchifffahrtNeutorstr. 2b 55116 Mainzwww.rgzm.deFo

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Fenster in die Vergangenheit: Was Häfen über das Leben am Wasser

vor 2.000 Jahren verraten.

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Fenster in die Vergangenheit: Was Häfen über das Leben am Wasser

Mit dem Schiff kam die Pest Noch weit entfernt

vom sicheren Hafen: Darstellung in einer byzantinischen Handschrift.

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derRausch

Tiefe

Riskante Bohrungen: Die Ölplattform „Leiv Eriksson“ vor der Westküste Grönlands.

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Rohstoffkonzerne betrachten die Ozeane als Goldgrube der

Zukunft. Doch das Geschäft am Meeresgrund birgt Risiken. Und

ob es die ersehnten Gewinne abwerfen kann, ist ungewiss.

Wenn die Europäische Union da-von spricht, bis 2020 einen guten Zustand der Meeresumwelt zu erreichen, dann hat sie ein Ge-wässer vor Augen, das seit Jahr-tausenden den Menschen dient: als Ernährer, als Verkehrsweg, als Lieferant von Heil- und Roh-stoffen, als Ort der Erholung.

Doch die Nutzung der Meere hat in den letzten Jahrzehnten eine zumindest teilweise beun-ruhigende Intensität erreicht. Und nun scheinen neu entdeckte Unterwasserschätze den Glau-ben an die Wirtschaftskraft des Ozeans weiter zu beflügeln. Un-geahnte Vorkommen von Erdöl und Erdgas, beispielsweise in der Arktis, versprechen langfris-tige Versorgungssicherheit. Fun-de sogenannter Manganknollen, die wertvolle Metalle wie Kupfer, Kobalt, Zink und Nickel enthal-ten, versetzen Unternehmen in einen Rausch, der nicht nur mit dem Wasserdruck zu tun hat, un-ter dem sie operieren. Das wirt-schaftliche Potenzial des Ozeans, so scheint es, ist grenzenlos. Aber stimmt das? Und welche Ri-siken birgt das Geschäft am Mee-resgrund?

Als Pedro Martínez Arbizu im vergangenen Frühjahr zu einer Forschungsreise in den Pazifik aufbrach, nahm er auch diese

Fragen mit an Bord. Im Auftrag der Bundesanstalt für Geo-wissenschaften und Rohstoffe untersuchten der Biologe von Senckenberg am Meer – einer Wilhelmshavener Außenstelle der Senckenberg-Gesellschaft für Naturforschung – und sein Team in den Wochen darauf ein riesi-ges Seegebiet zwischen Mexiko und Hawaii.

Das Unbekannte schützen

Die Region ist ein vielverspre-chendes Revier für den Abbau der rohstoffhaltigen Mangan-knollen. Dicht an dicht liegen sie am Meeresgrund. Doch während die Internationale Meeresbo-denbehörde der Bundesrepub-lik zwar schon eine Lizenz zur

Exploration des Gebiets erteilt hat, ist die Hürde zur Förderung hoch. Die Vereinbarungen sehen vor, dass das Unterwasser-Gebiet genau erforscht sein muss, be-vor eine Abbaulizenz überhaupt beantragt werden kann. Zu den Auflagen gehört auch die exakte Kenntnis der lokalen Tier- und Pflanzenwelt, um mögliche Um-weltrisiken durch das Fördern der dunklen Knollen abschätzen zu können.

Die Forscher von Sencken-berg stellt das vor eine schwie-rige Aufgabe: Schätzungsweise über 90 Prozent der Arten, die in bis zu 5.000 Metern Tiefe leben, sind noch nicht einmal bekannt. In einem ersten Schritt zogen die Wissenschaftler deshalb mit ei-ner Art Schlitten Netze über den Meeresboden, um Proben der dort heimischen Lebewesen zu nehmen und stachen Plexiglas-rohre in das Sediment, um auch kleinere Organismen zu erfas-sen. Zurück im Labor entschlüs-selten sie die „Genetik der Tiere“, um die Arten zu differenzieren. „So wollen wir erkennen, ob die Tiere, die wir da finden, nur in der unmittelbaren Umgebung der Knollen leben oder auch an-derswo“, sagt die Biologin Annika Janssen, die bei Martínez promo-viert. „Wir haben festgestellt, Fo

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dass die Vielfalt der im Sediment lebenden Tiere in den Gebieten mit und ohne Manganknollen un-gefähr gleich hoch ist“, berichtet Martínez, der circa 800 der 5.000 vermuteten Organismen erfasst hat. „Es sind aber andere Arten, die in den Knollengebieten le-ben.“ Diese würden mit dem Ab-bau zunächst verschwinden, weil sie auf das Hartsubstrat, das die Knollen bilden, angewiesen sind. Damit das nicht zu einem dau-erhaften Problem wird, müssen Schutzzonen eingerichtet wer-den, die vom Abbau ausgespart werden.

Während eine umweltver-trägliche Gewinnung von Man-gan also durchaus realistisch erscheint, stellt sich die Lage mit Blick auf die Öl- und Gasvorkom-men in der Arktis anders dar. Wissenschaftler fürchten die Ge-fahren, die die Rohstoffförderung in dem einzigartigen Ökosystem birgt. „Das Risiko eines Ölunfalls ist unkalkulierbar“, meint Kat-rin Rehdanz, die am Institut für Weltwirtschaft (IfW) an der Kie-ler Förde die wirtschaftliche Be-deutung der Meere untersucht. Vorstellbar wäre, dass austre-tendes Öl im Eis eingeschlossen wird oder sich unkontrolliert auf der Meeresoberfläche verteilt.

„Bislang sind sich die Experten nicht einig, welche Maßnahmen wirklich geeignet wären, um so einem Ölunfall zu begegnen“, so die Volkswirtin.

Und noch eine weitere Be-sonderheit macht die Arktis zu einem Hochrisikogebiet für Ölkonzerne. Anders als im Golf von Mexiko, wo 2010 eine Bohrinselhavarie zu einer der verheerendsten Ölkatastrophen aller Zeiten führte, fehlen im ho-hen Norden die nötigen Geräte, um einer Ölpest zu begegnen. Schon im Golf von Mexiko dau-erte es Monate, bis es Experten gelang, das Leck zu schließen. In der Arktis gibt es nicht ein-mal eine Infrastruktur, um in angemessener Zeit Hilfskräfte an den Unglücksort zu bringen oder verunglückte Mitarbeiter zu bergen: Extreme Tempera-turschwankungen lassen Rou-ten für Rettungsschiffe immer wieder gefrieren – ein exaktes Eismanagement vonseiten der Unternehmen wäre unerläss-lich. „Vor ein paar Jahren, als es die Diskussion um Fracking oder den Abbau von kanadi-schen Teersandvorkommen noch nicht gab, wären Projekte in der Arktis wahrscheinlicher gewesen“, ist Rehdanz über-

Marines HandelsbarometerOhne Wasser kein Welthandel. Schon vor Jahrhunderten waren Meere und Flüsse ele-mentarfürKaufleute.Auchheutesindsievon zentraler Bedeutung für die Wirtschaft, denn der internationale Warenverkehr wird noch immer zu großen Teilen per Fracht-schiff abgewickelt. Eine wichtige Rolle spielen dabei Container. Seit den späten 1950er Jahren werden die Großraumbehäl-ter verwendet, um Güter zu transportie-ren. Die Menge der verladenen Container, der Containerumschlag, liefert Hinweise darauf, wie es um den Handel steht.

Das macht sich der 2012 vom Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschafts-forschung (RWI) und dem Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik (ISL) entwickelte „RWI/ISL-Containerumschlag-Index“ zunutze. Er basiert auf Daten aus

72 internationalen Seehäfen, die circa 60 Prozent des weltweiten Containerumschla-ges abwickeln. Die Berechnung des Index auf dieser breiten, fortlaufend erweiterten Da-tengrundlage erlaubt es, die internationale Konjunktur einzuschätzen und zuverlässige

Rückschlüsse auf den Welthandel zu ziehen.Ein Vorteil des Indikators liegt in seiner

frühen Verfügbarkeit. Gebräuchliche Indi-katoren liegen oft erst nach Monaten vor. Die Schätzungen des Containerumschlag-Index hingegen sind schon rund 25 Tage nach Ende eines Monats zugänglich, da viele Häfen früh über ihre Aktivitäten berichten. Einen Monat später wird neben einer ersten Schätzung für den dann aktuell zurücklie-genden Monat ein revidierter Wert für den Vorgängermonat veröffentlicht.

Die so ermittelten Werte spielen auch für die Analyse der deutschen Wirtschaft eine große Rolle. Da diese stark exportorientiert ist, hilft die Einschätzung des Welthandels durch den Index, die deutsche Konjunktur genauer vorherzusagen.

JULIA VOIGT

Rausch in 5.000 Metern Tiefe: Manganknollen enthalten wertvolle Rohstoffe wie Kobalt, Zink und Nickel.

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zeugt. Jetzt würden zunächst diese weitaus günstigeren Me-thoden genutzt.

Die Ozeane versauernDoch nicht nur die Förderung mariner Rohstoffe bringt Ge-fahren mit sich. Auch die Nut-zung von Öl und Gas wirken sich zuweilen gravierend auf den Zustand der Meere aus. Die so-genannte Versauerung der Oze-ane versetzt Forscher in diesem Zusammenhang besonders in Unruhe. Sie entsteht, wenn sich große Mengen Kohlenstoffdi-oxid im Meer lösen. Seit der In-dustriellen Revolution ist dieser Prozess ungehindert in Gang. Seine wirtschaftlichen Auswir-kungen haben bisher jedoch kaum jemanden interessiert. Allein die Schalentierbranche, so hat Rehdanz kalkuliert, könn-te weltweit 100 Milliarden US-Dollar an Verlusten verzeichnen, wenn der pH-Wert des Wassers weiter fällt. Niedriger pH-Wert heißt hoher Säuregehalt und der ist für Schalentiere wie Mu-scheln oder Austern fatal. Folg-lich stellt er für Regionen, die vom Fang dieser Meerestiere leben, eine massive wirtschaftli-che Bedrohung dar.

Für Papua-Neuguinea beispiels-weise. Hierhin ist Andreas Pon-dorfer gereist, der ebenfalls am IfW forscht. In seiner Disserta-tion möchte er herausfinden, wie ein Küstenvolk, für das die Erzeugnisse aus dem Meer eine wichtige Nahrungs- und Einkommensquelle darstellen, damit umgeht, dass das Wasser saurer und die Erträge nied-riger werden. Dieses Zusam-menspiel ist zwar schon heute zu beobachten, in den Köpfen der Bewohner des drittgrößten Inselstaates der Erde ist es je-doch bislang kaum präsent, so die Erkenntnis Pondorfers ers-ter Forschungsfahrt. „Stattdes-sen stehen für sie eher andere Probleme an erster Stelle.“ Eine funktionierende Gesundheits- und Wasserversorgung, stabile politische Verhältnisse sowie wirtschaftlicher Fortschritt bei-spielsweise.

Meer als Klima-Puffer?

Die Kieler Wirtschaftswissen-schaftler betrachten den stei-genden CO2-Gehalt mit Sorge, auch gerade, weil es seit einiger Zeit ernstzunehmende Über-legungen in der Naturwissen-schaft gibt, das Meer als Puffer für den Klimawandel zu nutzen. Eine Idee ist, große Mengen Koh-lenstoffdioxid durch Pipelines in stillgelegte Bohrlöcher zu leiten, tief unter den Meeresboden. Auch eine weitflächige Düngung von vereinzelten Meeresregi-

onen mit Eisenpartikeln ist im Gespräch. Die Theorie dahinter: Das zusätzliche Eisen soll das Wachstum von Algen fördern, die sich hervorragend für die Aufnahme von CO2 eignen. Schon heute absorbieren die Ozeane etwa 50 Prozent des ausgesto-ßenen Kohlenstoffdioxids. Wenn der Mensch nachhilft, könnte dieser Wert sogar noch gestei-gert werden. Das Meer würde so nicht nur wertvolle Rohstoffe liefern, sondern auch ihre Abfall-stoffe schlucken.

„Climate Engineering“ nen-nen Forscher Maßnahmen wie diese, weil sie das Klima gezielt steuern sollen. Am IfW steht man dem nicht nur aufgrund der unkalkulierbaren Auswirkungen auf die Meeresökosysteme dis-tanziert gegenüber: „Zunächst müssen mögliche Vorteile von Climate Engineering besser ver-standen werden“, sagt Rehdanz, „insbesondere aber seine Risi-ken und Nebenwirkungen.“

Auch mit Blick auf das Poten-tial mariner Rohstoffe dämpft die Volkswirtin die Erwartun-gen. Nicht alles, was das Meer in dieser Hinsicht bietet, stelle tatsächlich einen Gewinn dar: „Wenn wir uns zu sehr auf sol-chen Hoffnungen ausruhen, dann geht das zulasten der Um-stellung auf erneuerbare Ener-gien.“ So könnten die vermeint-lichen Schätze des Meeres den Menschen schon bald teuer zu stehen kommen.

RICARDA BREYTON

Das Meer als bedrohte Lebensgrundlage: Fischerin in Papua Neuguinea.

Im Lizenzgebiet: Eine Seegurke schwimmt über ein Manganfeld.Fo

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Ein Internetportal der Staats-bibliothek zu Berlin macht Artikel aus über 40 Jahren DDR-Presse frei zugänglich. Dazu wurden die Tages-zeitungen „Neues Deutsch-land“ (ND), „Berliner Zeitung“ und „Neue Zeit“ komplett digitalisiert und als Volltext erschlossen. Das Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam (ZZF) ergänzt das Portal um vertiefende Infor-mationen zum DDR-Presse-system. Jürgen Danyel hat das Projekt geleitet: „Wir wollen zeigen, wie die SED ihre Sicht auf die Welt formulierte und in die Gesellschaft hinein zu vermitteln suchte“, so der Soziologe.

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Die DDR-Presse stand nicht in dem Ruf, ein realistisches Bild der Welt zu zeichnen. Was versprechen Sie sich von ihrer Digitalisierung?Gerade dieser Umstand hat die Staatsbibliothek zu Berlin und uns zu dem Projekt motiviert. Die Datenbank soll zeigen, wie die SED ihre Sicht auf die Welt formulierte und in die Gesell-schaft hinein zu vermitteln suchte. Eine politische Kultur-geschichte der SED-Herrschaft ist ohne das ND nicht zu schrei-ben. Die Tageszeitungen, allen voran das als „trocken“ gel-tende Zentralorgan ND, waren das offizielle Sprachrohr des Regimes. In ihren Leitartikeln steckten sie die jeweils gelten-den politischen Möglichkeiten und Grenzen ab, weshalb etwa das ND nicht nur von über-zeugten Parteimitgliedern ge-

lesen wurde, sondern auch von Menschen, die der Politik der SED innerlich distanziert oder offen kritisch gegenüber standen. Mit einiger Übung ließen sich sogar hinter den Erfolgsmeldungen über „Plan-übererfüllungen“ und „Ernte- schlachten“ die Probleme der DDR-Gesellschaft herauslesen.

Werden Unterschiede zwi-schen den Blättern deutlich, die bisher übersehen wurden?Die Entscheidung, neben dem ND auch die Berliner Zeitung als regionale Bezirkszeitung und die Neue Zeit als Zeitung der Blockpartei CDU zu digita-lisieren, trafen wir gerade we-gen ihrer Unterschiede. Blickt man auf die politische Bericht-erstattung in den genannten Tageszeitungen, wird man auf den ersten Blick eher wenige

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Jürgen Danyel ist stellvertretender Direktor des Zentrums für Zeithistorische For-schung Potsdam (ZZF) und leitet die Abteilung „Zeitgeschichte der Medien- und Informa-tionsgesellschaft“ des Leibniz-Instituts.

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Abweichungen wahrnehmen. Erst auf den zweiten Blick las-sen sich interessante Nuancen hinsichtlich der Sprache, der journalistischen Qualität und der Themen feststellen.

Also doch nicht alles eine Soße?Wer genau hinsieht, wird auch im von der SED-Führung akri-bisch überwachten Zentralor-gan ND und seiner betonierten Sprache Spuren von Konflikten im Herrschaftssystem, von po-litischen Kurskorrekturen und Widersprüchen im sozialisti-schen Alltag finden – auch wenn diese noch so verklausuliert aufscheinen. Wie groß die Spiel-räume mitunter auch in der kon-trollierten Medienöffentlichkeit der DDR sein konnten, zeigt die Berliner Zeitung. Obwohl sie formell der SED-Bezirksleitung der DDR-Hauptstadt unterstellt war, hob sie sich von den ande-ren DDR-Tageszeitungen durch eine offenere und zuweilen ver-halten kritische Berichterstat-tung ab.

Warum haben Sie gerade diese Blätter digitalisiert und nicht beispielsweise den „Morgen“ der liberalen Blockpartei LDPD oder die auflagenstärkere „Junge Welt“ des Jugendverbands FDJ?Für die Auswahl waren ver-schiedene Kriterien ausschlag-gebend: die jeweilige Be-deutung der Medien in der Presselandschaft, die Qualität und Vollständigkeit der Aus-gangsmaterialien sowie die Freigabe durch die heutigen Rechteinhaber. ND und Berliner Zeitung waren gewissermaßen von Anfang an gesetzt. Außer-dem erschien es uns als wün-schenswert, eine Zeitung aus dem Umfeld der Blockparteien in unser Portal mit aufzuneh-men. Sicher hätten wir uns hier auch die Junge Welt vorstellen können. Das hätte den Rahmen des Machbaren in diesem für drei Jahre von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geför-derten Projekt jedoch deutlich gesprengt.

Bekommen Stasi-Akten und Parteipresse durch Projekte wie Ihres nicht ein Überge-wicht in der Rekonstruktion der DDR-Geschichte? Diese Gefahr besteht schon längst nicht mehr. Die Geschich-te von Sowjetischer Besat-zungszone (kurz: SBZ, Anm. d. Red.) und DDR ist inzwischen bestens erforscht: Nach der Wiedervereinigung fanden His-toriker eine einmalige Situation vor, in der sie freien Zugang zu allen erhaltenen Quellen hat-ten – ohne die sonst üblichen Sperrfristen. In der zeithistori-schen Forschung gab es zudem von Anfang an eine wirksame Kritik gegenüber der Fixierung auf bestimmte Quellen. In der öffentlichen Diskussion konn-te man demgegenüber lange Zeit eine gewisse Fixierung auf die Staatssicherheit beobach-ten, wodurch beispielsweise die SED als herrschende Partei und ihre Rolle in verschiedenen Bereichen der Gesellschaft aus dem Blick zu geraten drohte.

In Ergänzung zum digitalen Archiv hat das ZZF ein Be-gleitportal freigeschaltet. Ist das die Gebrauchsanweisung für eine historisch korrekte Lektüre? Diese vom ZZF erarbeitete „Forschungsumgebung“ bietet Grundlagenwissen zur Rolle der Tagespresse im politischen System der DDR. Unser Begleit-portal soll helfen, das Material historisch besser einzuordnen. Man erfährt dort, wie die SED die Zeitungen kontrolliert hat, wie Zensur praktisch funkti-onierte, wer die Journalisten waren und wie sie ausgebildet wurden. Außerdem liefern wir Hinweise zu der aus heutiger Sicht eher befremdlichen politi-schen Sprache der DDR-Medien und biografische Informationen zu einzelnen Personen. In einem Glossar können Leser Begrif-fe wie „Arbeiter- und Bauern-inspektion“, „Drushba-Trasse“ oder „Bitterfelder Weg“ nach-schlagen. Hinzu kommen Dos-siers, die einzelne historische Ereignisse wie den Aufstand am 17. Juni 1953, den Mauerbau,

die Biermann-Ausbürgerung, den Prager Frühling oder die Ausreisebewegung im Herbst 1989 im Spiegel der DDR-Pres-se behandeln.

Dank des Presseportals kön-nen wir jetzt drei Ost-Blätter komplett bis zur Wende lesen. Bei vielen westdeutschen Zei-tungen ist das nicht der Fall. Wann werden diese Lücken geschlossen?In der Tat besteht in Deutsch-land enormer Nachholbedarf. Wünschenswert wäre etwa eine Digitalisierung westdeutscher und Westberliner Zeitungen, etwa des „Tagesspiegels“. So könnte man aufzeigen, wie Me-dien in Ost und West aufeinan-der reagierten – ohne diesen Bezug sind viele Beiträge in der DDR-Presse gar nicht zu verste-hen. Der Bereitstellung solcher Bestände im Open Access ste-hen neben rechtlichen Fragen allerdings auch die Interessen der Zeitungsverlage entgegen, die ihre Archive kommerzi-ell vermarkten wollen. Hinzu kommt, dass die Digitalisierung von Pressematerialien trotz aller technischen Fortschritte immer noch sehr aufwendig und teuer ist, oft ist sie nur über größere Drittmittelvorhaben realisierbar. Ich fürchte, ein so großangelegtes Vorhaben wie das zur Presse in SBZ und DDR wird es so schnell nicht wieder geben.

FRAGEN: CHRISTIAN WALTHER

DDR digitalÜber das Zeitungsinformationssystem der Staatsbib-liothek zu Berlin (ZEFYS) sind die Volltexte der drei digitalisierten DDR-Zeitungen unter http://zefys.staatsbibliothek-berlin.de/ddr-pressekostenlos zugänglich. Benötigt wird dafür ein Biblio-theksausweis der Staatsbibliothek oder eine OpenID- Identifikation,diekostenlosaufwww.xlogon.net eingerichtet werden kann.

Hintergrundinformationen zum Presse system der DDR liefert das Presseportal des Zentrums für Zeithistorische Forschung unter presseportal.zzf-pdm.de

DDR-Presseportal: Auch wenn es Zwischentöne gab – meist zeichneten Zeitungen wie das Neue Deutschland eine Welt in schwarz-weiß.

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Dreiviertel aller Deutschen sind auf sozialen Netzwerken angemeldet, selbst 66 Prozent der über 65-Jährigen verfügen laut dem Tech-nologieverband Bitkom mittlerweile über ein Profil bei Facebook und Co. Soziale Netzwer-ke sind ein fester Bestandteil des Alltags ge-worden – aber was folgt daraus? Sind soziale Netzwerke ein Ort der Selbstprofilierung, der nur ein trügerisches Gefühl von Verbunden-heit gibt? Oder eröffnen sie neue Möglichkei-ten für die Pflege sozialer Beziehungen?

In der Öffentlichkeit werden vor allem drei Punkte kritisch diskutiert: der laxe Umgang mit der Privatsphäre (Privacy), die narzissti-sche Selbstprofilierung und das Verschwin-den wahrer Freundschaft. Was ist dran an diesen Vorwürfen?

Tatsächlich wird der Begriff „Freund“ auf Facebook nicht nur für enge Freunde im her-kömmlichen Sinn verwendet. Darunter finden sich auch Bekannte, alte Schulkameraden, der Chef, Berühmtheiten – oder sogar Frem-de. Studierende haben im Schnitt knapp 300 solcher Facebook-Freunde. Zudem sind die meisten (semi-)öffentlichen status updates, also Kurzmeldungen, die Nutzer auf einer virtuellen Pinnwand veröffentlichen – auch in den Augen der Verfasser – unterhaltsamer, eher oberflächlicher Natur. Bestätigt das all die Vorwürfe? Nein.

Als soziale Netzwerke noch ein relativ neues Phänomen waren, wurde tatsächlich viel Privates öffentlich preisgegeben. Mitt-lerweile beschränkt die Mehrzahl der Nutzer den Zugang zu ihrem Profil, so dass etwa „nur

Freunde“ Einblick in allzu Persönliches haben. Die oberflächlichen und positiven status up-dates sind ebenfalls nicht allein Zeichen virtu-eller Oberflächlichkeit, sondern eine Reaktion auf die Privacy-Diskussion; zudem werden mittlerweile häufiger private Nachrichten als status updates geschrieben. Facebook bietet narzisstischen Personen in der Tat eine ideale Plattform zur Selbstprofilierung. Der Umkehr-schluss, dass alle Facebook-Nutzer narzissti-scher werden, gilt damit aber noch nicht.

Auch bei der Frage nach der Qualität der Freundschaften sollte nicht vorschnell geur-teilt werden. Die Online-Offline-Dichotomie, also die strikte Trennung von realer und vir-tueller Welt, greift nicht mehr, seit die Mehr-heit der Bevölkerung soziale Netzwerke nutzt, um ihr Beziehungsnetzwerk zu pflegen – und nicht mehr nur eine Minderheit in virtuellen Gemeinschaften mit Gleichgesinnten vom an-deren Ende der Welt diskutiert.

Portale wie Facebook vergrößern das sozi-ale Kapital, die Ressourcen also, die Menschen über soziale Beziehungen aktivieren können. Längsschnittstudien zur Facebook-Nutzung haben gezeigt, dass diese vor allem das soge-nannte bridging capital erhöht, den Zugang zu losen Kontakten, die neue Informationen liefern. Dies gilt vor allem für Menschen mit niedrigem Selbstwertgefühl oder einer gerin-gen Lebenszufriedenheit.

Die Nutzer geben einander aber auch emo-tionale Unterstützung. Allerdings haben we-nig selbstbewusste Personen die Neigung, ne-gativere Berichte zu schreiben, und erhalten daher auch weniger positive Resonanz und emotionale Unterstützung.

Insgesamt sprechen die bisherigen Be-funde aber dafür, dass die meisten Nutzer soziale Netzwerke vor allem als hilfreiches Tool sehen, um ihr persönliches Netzwerk zu pflegen. Lediglich Menschen mit niedrigem Selbstwert laufen Gefahr, wenig emotiona-le Unterstützung zu finden. Bridging capital zahlt sich dabei oft erst später im Berufsleben aus; Längsschnittstudien, die die Effekte von sozialen Netzwerken auf beruflichen Erfolg untersuchen, haben gerade erst begonnen.

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Sonja Utz ist Leiterin der Nach-

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Wissensmedien. Mit einem Starting Grant

des Europäischen Forschungsrats (ERC)

untersucht die Psy-chologin, wie die Pfle-

ge und Ausbreitung sozialer Netzwerke

über soziale Medien zu informationaler

und emotionaler Unterstützung führen

kann.

Mehr als Datenkraken und Bühne für Narzissten: Soziale

Netzwerke als Quelle nützlicher Informationen und

emotionaler Unterstützung.

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Die großen Ereignisse der Moderne – Stern-stunden wie Tiefpunkte – sind in zahllosen Bildern dokumentiert. Der Sammelband „Fo-tografien im 20. Jahrhundert“ ist dennoch keine Zusammenstellung altbekannter, his-torischer Aufnahmen. Stattdessen richtet er seinen Blick darauf, wie Bilder im vergange-nen Jahrhundert produziert wurden. In zwölf Beiträgen gehen die Mitherausgeberinnen Annelie Ramsbrock und Annette Vowinckel vom Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam und andere Autoren dieser Frage von der Kolonialzeit bis zur Bonner Republik nach.

Den politischen und technischen Bedingun-gen der Bildproduktion widmet sich Vowin-ckel. Am Beispiel des Kriegsreporters Robert Capa beschreibt sie den Zeitdruck, unter dem Fotografen standen, wenn die Presse aktuelles Bildmaterial forderte. Als Capa 1944 mit den

Dürren, Waldbrände, Überschwemmun-gen, Artensterben. Wer die Auswirkungen des Klimawandels betrachtet, könnte leicht fürchten, dass nur mehr Superhelden die Erde retten können. „Die große Transforma-tion. Klima – kriegen wir die Kurve?“ zeigt jedoch, dass diese Aufgabe in den Händen der Wissenschaft weit besser aufgehoben ist. Und zwar auf ungewöhnliche Weise: in Comicform. In schwarz-weißen Zeichnungen entführen neun Forscher – darunter Hans Joachim Schellnhuber und Stefan Rahmstorf vom Potsdam-Institut für Klimafolgenfor-schung (PIK) – den Leser auf eine Reise in Vergangenheit, Gegenwart und die unge wisse Zukunft des Planeten. Die „Graphic Novel“

alliierten Truppen in der Normandie landete, war er so gestresst, dass die Negative beim zu heißen Trocknen schmolzen. Das verursachte die unverkennbare Unschärfe seiner berühmten Bilder. Annelie Ramsbrock befasst sich mit Por-träts verletzter Soldaten im Ersten Weltkrieg. Sie zeigt, wie um die Deutungshoheit über die Bilder gerungen wurde: Mal nutzte man sie, um den Schrecken der Kämpfe ein Gesicht zu verleihen, etwa in dem pazifistischen Fotoband „Krieg dem Kriege!“ von 1924. Mal zeigte man – in weniger blutigen Aufnahmen – genesene Soldaten, um die Vorzüge moderner Medizin und Kriegsopferfür-sorge zu propagieren.

In ihrer Vielfalt untermauern die Beiträge ein-drucksvoll die These von der „Macht der Bilder“. Dabei zeigen sie auch, wie unterschiedlich die Gesellschaft Fotografien zu verschiedenen Zeiten debattiert hat. ANKA HELLAUER

basiert dabei auf einem über 400 Seiten starken Regierungsgutachten, das die Wissenschaftler 2011 erarbeitet hatten. Bald darauf fragten sie sich, wie sie seine alarmierenden, aber zuwei-len abstrakten Ergebnisse auch der Öffentlich-keit präsentieren könnten. Verständlich und der Dringlichkeit des Problems angemessen. Dem Comic gelingt das. Insgesamt sechs Illust-ratoren zeigen die Forscher bei ihrer Arbeit. Sie folgen Schellnhuber in hitzige Dis kussionen mit Studenten und begleiten Rahmstorf auf einem Forschungsschiff zu Probennahmen vor der Ost-küste der USA. Die Probleme des Planeten erhal-ten so ein Gesicht. Zugleich macht das Buch Mut, die Herausfor derung Klimawandel anzu packen. DAVID SCHELP

Gero Klemke und Margrit

Hohlfeld: Seegeschichten;

28 Seiten, Oceanum Verlag,

Wiefelstede 2013;

9,90 Euro,

ISBN 978-3-86927-008-1

Annelie Ramsbrock,

Annette Vowinckel,

Malte Zierenberg (Hrsg.):

Fotografien im 20. Jahr-

hundert. Verbreitung und

Vermittlung; 301 Seiten,

Wallstein Verlag, Göttingen

2013; 29,90 Euro,

ISBN 978-3-9353-1195-4

Alexandra Hamann,

Claudia Zea-Schmidt,

Reinhold Leinfelder:

Die große Trans formation.

Klima — kriegen wir die

Kurve?; 144 Seiten,

Jacoby & Stuart, Berlin 2013;

14,95 Euro,

ISBN 978-3-941087-23-1

Gero Klemke und Margrit

Von geläuterten Walfängern, ausgebüx-ten Feuerschiffen und Polizeibooten auf Müllpatrouille erzählt das neue Kinder-buch „Seegeschichten“ aus dem Deutschen Schiffahrtsmuseum. In zwölf kurzen Ge-schichten, die mit großen und humorvol-len Zeichnungen des Museumspädagogen Gero Klemke illustriert sind, erweckt die Autorin Margrit Hohlfeld unterschiedliche Schiffe zum Leben. Das im Oceanum-Verlag (www.oceanum.de) erschienene Buch eig-

net sich für Kinder ab etwa sechs Jahren so-wohl zum Lesen als auch zum Vorlesen. „See-geschichten“ ist das erste Kinderbuch aus dem Deutschen Schiffahrtsmuseum seit fast 30 Jahren. Quasi nebenbei vermittelt es seinen jungen Lesern auf kindgerechte Art, welche Probleme beim Mit- und Nebeneinander von Mensch, Schifffahrt und Umwelt entstehen können – und dass diese sich mit Rücksicht-nahme lösen lassen.

CHRISTOPH HERBORT-VON LOEPER

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Wir verlosen Exemplare unserer drei Buch-vorstellungen. (▶ S. 45)

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Facebook-Freunde?

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Fossil Art — Senckenberg auf Spurensuchebis 30.11.2013Senckenberg Naturhistorische Sammlungen Dresden, Japanisches Palais

Fossilien sind Jahrmillionen alte Zeugen längst untergegange-ner Lebenswelten. Mittlerwei-le ausgestorbene Amphibien, Reptilien und kleinste Einzeller haben – noch vor den Säugetie-ren – Spuren auf dem Planeten hinterlassen – durch Graben, Fortbewegung oder den Bau von Behausungen. Die Ausstel-lung im Japanischen Palais in Dresden zeigt solche urzeitli-chen Zeugnisse, beispielsweise Spuren von Dinosauriern in den Wäldern Thüringens. Neben zahlreichen Exponaten erwar-ten den Besucher umfangreiche Informationen zu den Fossilien. Modelle laden ein, die rätselhaf-te Natur der Vergangenheit zu ertasten.

Im Totaleinsatz — Zwangsarbeit der tschechischen Bevölkerung für das Dritte Reichbis 27.4.2014Institut für Zeitgeschichte (IfZ), Dokumentation Obersalzberg

Noch in den letzten Kriegstagen des Jahres 1945 mussten bis zu 600.000 tschechische Männer und Frauen unter menschenun-würdigen Bedingungen Zwangs-arbeit für das Deutsche Reich leisten. Formal als freiwillige Ar-beit getarnt, reichte die Rekrutie-rung aber tatsächlich bis hin zur Verpflichtung ganzer Jahrgänge. Mit über 250 persönlichen Doku-menten, Fotografien und Inter-views von Überlebenden erzählt die vom Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds konzipierte Son-derausstellung deren Geschichte. Eine vom IfZ erarbeitete Erwei-terung widmet sich speziell dem Kapitel der Zwangsarbeit am Obersalzberg. A

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Rembrandt. Meister der Radierungbis 26.1.2014Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg

Voller Enthusiasmus begannen die niederländischen Künst-ler Anfang des 17. Jahrhun-derts, mit der Radierung zu experimen tieren. Die vielfälti-gen Variationsmöglichkeiten der neuen Schraffurtechnik faszinierten sie. Besonders der junge Rembrandt van Rijn be-herrschte sie meisterhaft. Sein Spiel mit abgestuften Schwarz-Weiß- Kontrasten changiert zwi-schen harten, tiefen Schwarz-tönen und leichten, grauen Radierungen, die zart und ma-lerisch wirken. Gezeigt werden 44 Arbeiten eines der bedeu-tendsten Künstler des Barock. Eindrucksvoll geben sie Einblick in das Wirken Rembrandts, des Meisters der Radierung.

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Das Deutsche Museum erzählt die Kultur- und Technikgeschichte des Essens

Das Gelbe vom EiRegionales Rotkraut oder lieber die Gewächshaustomate aus Spa-nien? Das ist nicht nur eine Ge-schmacksfrage, sondern deutet auf die oft moralischen Ausein-andersetzungen um Lebensmit-telkonsum hin. Ernährung ist viel mehr als ein Grundbedürfnis – sie ist ein historisches, soziales und medizinisches Thema. Wie vielfäl-tig Esskultur ist und war, lässt sich auch im Deutschen Museum bei der Sonderausstellung „Das Gelbe vom Ei“ erleben.

Essen vereint zwar alle Menschen, doch was und wie wir speisen, ist extrem verschieden. Brot beispielsweise wird bei nahe überall auf der Welt gegessen.

Getreidewahl, Rieselstärke des Mehls und natürlich die Form – mal langes Baguette, mal flaches Fladenbrot, mal rundes Krus-tenbrot – sind völlig unter-schiedlich. Das heute zuhauf verspeiste Toastbrot galt im Spätmittelalter als beson-ders vornehm. Baguette hingegen wurde als Brot der Armen betrachtet. Um für die breite Bevölkerung – also günstig, viel und möglichst einheitlich – zu produzieren, musste sich technisch viel verändern.

Die Geschichte des Essens erzählt so zugleich von einer technischen Entwicklung. Bei-

Das Deutsche Museum erzählt die Kultur- und Technikgeschichte des Essens

Das Gelbe vom EiGetreidewahl, Rieselstärke des Mehls und natürlich die Form – mal langes Baguette, mal flaches Fladenbrot, mal rundes Krus-tenbrot – sind völlig unter-schiedlich. Das heute zuhauf verspeiste Toastbrot galt im Spätmittelalter als beson-ders vornehm. Baguette hingegen wurde als Brot der Armen betrachtet. Um für die breite Bevölkerung – also günstig, viel und möglichst einheitlich – zu produzieren, musste sich technisch viel verändern.

Die Geschichte des Essens erzählt so zugleich von einer technischen Entwicklung. Bei-

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Mehr Sonder-ausstellungen unserer Forschungsmuseen findenSieonline:www.leibniz-gemeinschaft.de/institute-museen/forschungsmuseen/leibniz-museen-aktuell/

Parasiten — life undercoverbis 8.11.2013 (Wanderausstellung des Museums für Naturkunde, Berlin)Naturhistorika Riksmuseet, Stockholm

Blutegel, Zecken, Wanzen und Würmer. Für die meisten Men-schen sind Parasiten gleichbe-deutend mit ekligem Ungeziefer und mittelalterlichen Erkran-kungen. Doch der Begriff meint keine bestimmte Tiergruppe, sondern charakterisiert Tiere mit erstaunlichen Überlebens-strategien, wie die der Stechmü-cke oder des Amerikanischen Riesenleberegels. In der vom Berliner Naturkundemuseum konzipierten Wanderausstel-lung, die derzeit in Stockholm gastiert, kann man den winzigen Überlebenskünstlern ganz nahe kommen. Mit großen Modellen, Präparaten und Plastinaten wer-den sie aus der Ekelecke geholt.

Zukunft leben: Die demografische Chancebis 27.10.2013Deutsches Bergbau-Museum, Bochum

Die Lebenserwartung steigt, die Bevölkerung wird älter, zu-gleich werden immer weniger Kinder geboren. Wie wirkt sich der demografische Wandel auf unser Leben aus? Die von der Leibniz-Gemeinschaft entwi-ckelte Wanderausstellung zeigt in neun Abteilungen, wie die Menschen in Zukunft lernen, ar-beiten, Familien gründen, altern und wohnen werden. Interak-tive Module, Animationsfilme, Comicgeschichten und eine be-gehbare Bevölkerungspyrami-de zeigen, wie die Gesellschaft sich verändert hat und laden ein zum Nachdenken über die Chancen im demografischen Wandel.

Im Land der Gräser und wilden Pferde — Biologische Forschungen in der Mongolei bis 17.11.2013Senckenberg Museum für Naturkunde Görlitz

Mit ihren unendlich anmutenden Weiten und ihrer vielfältigen Na-tur gilt die Mongolei einigen Men-schen als Land der Sehnsucht. Auch für Wissenschaftler ist der zentralasiatische Staat ein loh-nendes Reiseziel. Sie können hier wilde Pferde, Schneeleoparden, Saiga-Antilopen oder Ohrenigel beobachten, die sich in den end-losen Steppen über Wüsten bis in die Hochgebirge einen eigenen Lebensraum gesucht haben. Seit 50 Jahren erforschen deutsche und mongolische Wissenschaftler diese Vielfalt nun bereits gemein-sam. Zum Jubiläum entführt das Senckenberg Museum für Na-turkunde Görlitz seine Besucher in die wilde Natur des Steppen-staates.

Das Gelbe vom Eispiel Konservierung: Einkochen, Trocknen und Räuchern sind ural-te, sehr wahrscheinlich steinzeitli-che Techniken, um Lebensmittel haltbar zu machen. Im ausgehen-den 19. Jahrhundert kam in wohl-habenden Haushalten erstmals Kühltechnik zum Einsatz. Noch bis in die dreißiger Jahre diente dabei Natureis als Kühlmittel – doch bereits 1937 stand in jedem zweiten amerikanischen Haushalt ein Kühlschrank. Und auch die

Nahrungsmittelproduktion ist heute ohne Technik nicht mehr vorstellbar. Die Herstellung ist dabei meist komplizierter als erwartet. Überraschung verspricht beispielsweise das aufwendige Verfahren, mit dem die lockere Luftig-keit von Erdnussflips ent-steht.

Lebensmittelpro duk tion kann sich nicht allein auf die

Wünsche der Masse beschrän-ken, sondern muss manchmal

ganz besonderen Anforderungen

genügen. Raumschiffe etwa müs-sen krümelfreie Zonen sein. Nah-rung im Spaceshuttle wird daher exakt an die Bedingungen der Schwerelosigkeit und des Astro-nauten-Lebens angepasst.

Weniger extravagante Anfor-derungen an das Essen ergaben sich aus ganz anderen Gründen, aus medizinischen Überlegungen oder um Mangelernährung ent-gegenzuwirken. Ein Beispiel ist der Jodmangel, auf den sogar eine Mode-Tradition zurückgeht: das Kropfband, ein österreichisches und bayerisches Trachten-Acces-soire. Bei Jodmangel schwillt die Schilddrüse an, in schwerwiegen-den Fällen wächst sie nach außen und bildet einen sogenannten Kropf. Einen besonders hohen Jodbedarf haben Schwangere. Das enger werdende Kropfband konnte so als früher Schwanger-schaftsindikator dienen. Seit sich Jodsalz durchgesetzt hat, ist diese Mangelerscheinung in Deutsch-land allerdings selten geworden.

Solche und viele weitere Geschich-ten erzählen von Ernährung als Ausdruck des sozialen und kultu-rellen Geschmacks, gemeinschaft-licher Erfahrung und reiner Nah-rungsaufnahme. In der Münchner Ausstellung werden selbst die alltäglichen Aspekte des Essens zu faszinierenden Erlebnissen. Abgerundet wird die vielfältige Schau mit Vorträgen, einem eige-nen Kinderprogramm und vielen weiteren Veranstaltungen auf der Entdeckungsreise zum „Gelben vom Ei“.

ANKA HELLAUER

spiel Konservierung: Einkochen, Trocknen und Räuchern sind uralte, sehr wahrscheinlich steinzeitliche Techniken, um Lebensmittel haltbar zu machen. Im ausgehenden 19. Jahrhundert kam in wohlhabenden Haushalten erstmals Kühltechnik zum Einsatz. Noch bis in die dreißiger Jahre diente dabei Natureis als Kühlmittel – doch bereits 1937 stand in jedem zweiten amerikanischen Haushalt ein Kühlschrank. Und auch die

Nahrungsmittelproduktion ist heute ohne Technik nicht mehr vorstellbar. Die Herstellung ist dabei meist komplizierter als erwartet. Überraschung verspricht beispielsweise das aufwendige Verfahren, mit dem die lockere Luftigkeit von Erdnussflips entsteht.

Lebensmittelpro kann sich nicht allein auf die

Wünsche der Masse beschränken, sondern muss manchmal

ganz besonderen Anforderungen

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nen Kinderprogramm und vielen weiteren Veranstaltungen auf der Entdeckungsreise zum „Gelben

HELLAUER

Das Gelbe vom Ei — eine Ausstellung über das Essenbis 6.1.2014

Deutsches Museum MünchenMuseumsinsel 1 · 80538 MünchenÖffnungszeiten täglich 9 – 17 Uhr www.deutsches-museum.de

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N A C H R I C H T E N

Nach der Wahl ist in der taz.

10 Wochen taz für 10 Eurotaz.de/wahlabo

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Nach der Wahl ist in der taz.

10 Wochen taz für 10 Eurotaz.de/wahlabo

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LangeLeibnizNacht

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Erstmals war am 8. Juni 2013 die Leibniz-Geschäftsstelle als Aus-stellungsort Teil der Langen Nacht der Wissenschaften in Berlin und Potsdam. Hier präsentierten sich vier Institute mit Projekten aus den Bereichen Klimafolgenforschung, Biodiversität, Landwirt-

schaft sowie Stadt- und Regional planung. Als Zu-gabe gab es bei bestem Sommerwetter einen ein-drucksvollen Blick über die nächtliche Hauptstadt von der Dachterrasse. Mehr Impressionen in der Bildgalerie unter

www.leibniz-gemeinschaft.de/index.php?id=858

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Larve im Glas:Stand des Projekts

„Mückenatlas“.

Neuer Sektionssprecher

Neuer Sprecher der Sektion B Wirt-schafts- und Sozial-wissenschaften, Raumwissenschaf-ten der Leibniz-Gemeinschaft ist Prof. Dr. Thomas Glauben, Direktor und Abteilungslei-ter Agrarmärkte, Agrarvermarktung und Weltagrarhan-del am Hallenser Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Mittel- und Osteuro-pa (IAMO). Er folgt auf Prof. Kilper vom Leibniz-Institut für Regionalentwicklung und Strukturplanung (IRS) in Erkner. Neuer stellvertretender Sektionssprecher ist Prof. Dr. Gert G. Wagner, Vice Dean of Graduate Studies und

Vorstandsmitglied am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), Berlin.

Leibniz LektionenAktuelle Forschungs-ergebnisse populär vermitteln will die neue Veranstal-tungsreihe „Leibniz Lektionen“, die Leibniz in Kooperation mit der Berliner Urania ins Leben gerufen hat. In der ersten Saison berichten bis April 2014 elf renommierte Leibniz-Wissen-schaftlerinnen und Wissenschaftler quer durch alle Disziplinen über neue Erkenntnis-se zu gesellschaftlich relevanten Themen-bereichen von der Astrophysik über die Gesundheitsfor-schung bis zu den Wirtschaftswissen-schaften.www.leibniz-gemein-

schaft.de/ueber-uns/

veranstaltungen/urania-

reihe/

Das Präsidium der Leibniz- Gemeinschaft hat die Förde-rung eines zehnten Leibniz-For-schungsverbundes beschlossen. Dieser steht angesichts des mas-siven Umbaus des deutschen Energiesystems unter dem Titel „Energiewende“. Atomausstieg, ambitionierte Klimaschutzziele, der Ausbau erneuerbarer Ener-gien sowie Energieeffizienz und Energieeinsparungen können nicht allein durch technische In-novationen erreicht werden, so die Idee der Initiatoren. Ebenso wichtig seien neue Governance-Formen, neue Geschäftsmodelle und die Anpassung von gesetz-

lichen Regelungen sowie soziale Innovationen. Im neuen Leibniz Forschungsverbund „Energie-wende“ werden solche Frage-stellungen der Energiewende interdisziplinär bearbeitet, zum Beispiel sowohl mit sozialwis-senschaftlichen als auch mit na-turwissenschaftlich-technischen Methoden. Drei Spannungsfelder der Energiewende stehen dabei im Fokus: zentrale vs. dezentrale Systeme, gesellschaftliche vs. pri-vate Interessen, globale vs. lokale Wirkungen. Sprecher des Ver-bundes ist Dr. Weert Canzler vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung.

Leibniz-Forschungsverbund„Energiewende“

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Über die bewegte Geschich-te des Sitzes der Leibniz-Geschäftsstelle und dessen Umfelds informiert die Bro-schüre „Berlin, Chaussee-straße 111 — Willkommen bei der Leibniz-Gemein-schaft“. Martin Sabrow,

Direktor des Zentrums für Zeithistorische Forschung in Potsdam, stellt historisch be-deutsame Entwicklungen in der heutigen Leibniz-Nachbarschaft vor: von der ersten Borsig’schen Dampflokomotive über dieersten „Märtyrer“ der Novemberrevolution 1918 bis hin zum Fall der Berliner Mauer am nahegelegenen Grenzübergang. And-reas Butter und Christoph Bernhardt vom Leibniz-Institut für Regionalentwicklung und Strukturplanung (IRS) in Erkner wid-men sich dem Mitte der 1950er Jahre für die Industrie- und Handelskammer der DDR erbauten Gebäudes und ordnen es in die Architekturgeschichte seiner Zeit ein.

Das Jahrbuch der Leibniz-Gemeinschaft ist in diesem Jahr als Yearbook 2013 in englischer Sprache erschie-nen. Es bietet einen umfas-senden Überblick über die 86 Mitgliedseinrichtungen der Leibniz-Gemeinschaft.

Eingeleitet wird es mit Beiträgen von Máire Geoghegan-Quinn, der EU-Kommissarin für

Forschung, Innovation und Wissenschaft, und Karl Ulrich Mayer, dem Präsidenten der Leibniz-Gemeinschaft.

Ebenfalls neu erschie-nen ist der Jahresbericht 2012/13 der Leibniz-Ge-meinschaft. In 15 kurzen Kapiteln stellt der 48-sei-tige Bericht die wichtigs-ten Entwicklungen in der Wissenschaftsorganisation

vor. Der besondere Fokus der vergangenen Monate lag auf der Etablierung der bisher zehn Leibniz-Forschungsverbünde, in de-nen durchschnittlich 15 Leibniz-Institute und weitere Partner unterschiedliche, hochgradig gesellschaftsrelevante Themen wie etwa Energiewende, Gesundes Altern, Krisen einer globalisierten Welt, Nanosi-cherheit oder Science 2.0 bearbeiten und dafür die Grenzen der Disziplinen über-winden. Dementsprechend umfasst die Schwerpunktbildung den größten Teil des Berichts.

Alle drei Publikationen sind als PDF- Dateien online verfügbar (www.leibniz- gemeinschaft.de/medien/publikationen)

sowie in gedruckter Form per E-Mail an presse@ leibniz-gemeinschaft.de zu beziehen.

Dreifacher Lesestoff

Ein neues Laborgebäude hat das Leibniz-Institut für Altersforschung – Fritz-Lipmann-Institut (FLI) in Jena Ende August feierlich eröffnet. Der mit modernster Labortechnik ausgestattete Neubau bietet optimale For-schungsbedingungen und mit seinen 5.500 Quadratmetern Nutzfläche ausreichend Platz

für 180 Wissenschaftler und die Etablierung neuer Arbeitsgruppen am Institut. Bei der Eröffnung unterstrichen unter anderem Bundesforschungsministerin Johanna Wanka und Thüringens Ministerpräsident Christoph Matschie die Bedeutung der Altersforschung für die Zukunft Deutschlands.

Über die bewegte Geschichte des Sitzes der Leibniz-Geschäftsstelle und dessen Umfelds informiert die Broschüre straße 111 bei der Leibniz-Gemeinschaft“

Berlin, Chausseestraße 111Willkommen bei der Leibniz-Gemeinschaft

Ebenfalls neu erschienen ist der 2012/13 meinschaft. In 15 kurzen Kapiteln stellt der 48-seitige Bericht die wichtigsten Entwicklungen in der Wissenschaftsorganisation

Jahresbericht der Leibniz-Gemeinschaft

2012/2013Annual Report of the Leibniz Association

Das Jahrbuch der Leibniz-Gemeinschaft ist in diesem Jahr als englischer Sprache erschienen. Es bietet einen umfassenden Überblick über die 86 Mitgliedseinrichtungen der Leibniz-Gemeinschaft.

Yearbook 2013

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2013

der 86 Leibniz-Institute

sind formell für Ihre familien-freundlichen Arbeitsbedingungen

zertifiziert, 29 mit dem Audit „berufundfamilie“ und 25 mit dem

Prädikat „Total-E-Quality“.

heraus-ragende interna-tionale Nach-

wuchswis-senschaft-

ler erhalten in diesem Jahr ein Stipendium für einen einjährigen

Forschungsaufenthalt an einem Leibniz-Institut ihrer Wahl im

Rahmen des Leibniz-DAAD-Stipen-dienprogramms. Die Gastwissen-

schaftler kommen aus neun Ländern: vier aus Indien, jeweils

zwei aus China, Spanien und Rumänien, sowie jeweils einer aus Australien, Belgien, Griechenland,

Slowenien und den USA.

der zehn ein-flussreichsten

Wirtschaftsfor-scher Deutschlands forschen an Institu-ten der Leibniz-Ge-

meinschaft. Das ist das Ergebnis des Ökonomen-Rankings der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Der

einflussreichsteLeibnizianeristChristoph Schmidt, Präsident des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI) in Essen. Auch die höchstplatzierte Frau kommt von Leibniz: Claudia

Kemfert, Leiterin der Abteilung „Energie, Verkehr, Umwelt“

am DIW Berlin auf Platz sechs. UnterdenTop50befindensich16

Leibniz-Wissenschaftler. http://bit.ly/Oekonomen-Ranking

Zahlenin

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Altersdomizil

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Leibniz im Reich der Mitte

Auf einer einwöchigen Dele-gationsreise hat Leibniz-Prä-sident Karl Ulrich Mayer die Leibniz-Gemeinschaft bei den wichtigsten wissenschaftlichen Einrichtungen der Volksrepu-blik China vorgestellt. Dabei wurden deutsch-chinesische

Das DWI an der RWTH Aachen – Interactive Materials Research und das Institut für Photonische Technologien (IPHT) in Jena sol-len zum 1. Januar 2014 neu in die Leibniz-Gemeinschaft aufge-nommen werden.

Das hat die Gemeinsame Wis-senschaftskonferenz beschlos-sen. Zusammen mit dem Natio-nalen Bildungspanel (NEPS) in Bamberg, für das ein ent-sprechender Beschluss bereits früher gefällt worden war (vgl.

Licht und Materialien

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Verlosung

5 Exemplare des Kinderbuches „Seegeschichten“

(▶ Buchvorstellung S. 39)Stichwort: „Seegeschichten“

3 Exemplare des Buches „Fotografien im 20. Jahrhundert“(▶ Buchvorstellung S. 39)

Stichwort: „Foto“

3 Exemplare des Comics „Die große Transformation“(▶ Buchvorstellung S. 39)

Stichwort: „Comic“

Teilnahme unter Nennung von Name und Postanschrift perE-Mail an: [email protected]: 10.11.2013Die Gewinner erklären sich im Falle des Gewinns mit der Nennung ihres Namens und Herkunftsortes im nächsten Leibniz-Journal einverstanden.

Die Gewinner der Verlosungen aus dem Heft 2/2013:Das Buch „Die Vielfalt des Lebens“ gewannen:Ute Johl aus Bonn Dr. Matthias Nolte aus Leverkusen Matthias Gerlt aus Berlin Christa Klaes aus Bad Hönningen Silvia Haas aus Stadt SeestadtDen Wissenschaftskrimi „Ein tiefer Fall“ erhalten:Stefan Dickas aus MünchenTuula Geske aus BerlinAndrea Weis aus Berlin

3 Exemplare des Comics „Die große Transformation“(

Stichwort: „Comic“

3 Exemplare des Buches „Fotografien im 20. Jahrhundert“(

Stichwort: „Foto“

5 Exemplare des Kinderbuches „Seegeschichten“

(▶ Buchvorstellung S. 39)

Kooperationsprojekte angesto-ßen oder vertieft. Im Zuge der Reise unterzeichnete der Lei-ter des Fritz-Lipmann-Instituts – Leibniz-Institut für Alters-forschung (FLI) in Jena, Karl Lenhard Rudolph, eine deutsch-chinesische Kooperation im Be-reich der Altersforschung. Im Rahmen eines „LeibnizLink on Healthy Aging“ werden das FLI und verschiedene Institute der Peking Universität, der Chinese Academy of Medical Sciences und der Hangzhou Normal Uni-versity zukünftig gemeinsam an Themen der Altersforschung ar-beiten.

Schon jetzt arbeiten mehr als 30 der insgesamt 86 Leibniz-Institute in über 60 Projekten mit universitären und außeruni-versitären Partnern in China zu-sammen; jährlich werden mehr als 300 wechselseitige Besuche unternommen.

Austausch mit PolenDie Leibniz-Gemein-schaft und die Polni-sche Akademie der Wissenschaften pla-nen, ein gemeinsames Austauschprogramm für Nachwuchswissen-schaftler ins Leben zu rufen. Noch in diesem Jahr sollen die dafür erforderlichen Mittel beantragt werden. Während die beteilig-ten Institute in unter-schiedlicher Zusam-mensetzung konkrete Forschungsvorhaben bearbeiten wollen, sollen die Gespräche auf zentraler Ebene zwischen Polnischer Akademie und Leibniz im Zweijahresrhyth-mus fortgesetzt werden.

Leibniz-Journal 2/2013), wird die Gemeinschaft damit – ent-sprechende Beschlüsse der Mit- gliederversammlung vorausge-setzt – auf 89 Institute an-wachsen. Das DWI bearbeitet innovative und gesellschaftlich hochrelevante Fragen der Ma-terialforschung, während das Spezialgebiet des IPHT die auf optischen Methoden basierende Medizintechnik ist.www.dwi.rwth-aachen.de

und www.ipht-jena.de

Korrekturhinweis:In der Bildzeile auf Seite 10 der letzten Ausgabe des ist uns leider ein Fehler unterlaufen. Das Bild zeigt das Hochsicherheits-Insektarium (der Sicherheitsstufe 3) des Bernhard-Nocht-Instituts, kein S3-Lassa-Labor. Lassa-Viren er for- dern ein Hochsicher-heitslabor der Stufe 4 (BSL4). Wir bitten, das Versehen zu entschuldigen.

Page 46: Leibniz-Journal 3/2013

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auf der SpurDürerauf der Spur

Große Ausstellung im

Germanischen Nationalmuseum

präsentiert neueste Forschungsergebnisse

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Leibniz

exhibitionistisch

Die Leibniz-

Forschungsmuseen

im Überblick S.16

Labor

als Atelier

Kunst aus dem

Mikroskop S.14

Erfolgs-

geschichte

Leibniz in Ost-

deutschland S.26

Leibniz-Journal

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exhibitionistisch

Die Leibniz-

Forschungsmuseen

im Überblick Forschungsmuseen

im Überblick Forschungsmuseen

Labor

als Atelier

Kunst aus dem

Mikroskop

Leibniz-Journal

1/2012

Seelabor: Klimaforschung unter Wasser

Teuer und

Herkules-

aufgabeWie scha�en wir

die Energiewende?

Leibniz-

Stipendiat

Inder nimmt Gersten-

Gene aufs Korn

Leibniz-Journal

2/2012

Unsere

WirtschaftsweisenDie Köpfe hinter den

Konjunkturprognosen

Das Magazin der Leibniz-Gemeinschaft

G 4

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Leibniz-Journal

Das Magazin der Leibniz-Gemeinschaft

Ein Ort wird entzaubert

„Mein Kampf“Editionsprojekt demaskiertHitlers Hetzschri�

Zweiter WeltkriegAlltag unter deutscher Besatzung

Dunkles KapitelDer Holocaust im Schulbuchweltweit

SpracheVom Umgang mit NS-Diktion

Obersalzberg.

Leibniz-Journal

3/2012

Das Magazin der Leibniz-Gemeinschaft

G 4

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Leibniz-Journal

3/2012

Das Magazin der Leibniz-Gemeinschaft

Lebenim demografi schenWandel

Leibniz-Journal

1/2013

Das Magazin der Leibniz-Gemeinschaft

Stadt und LandLeere oderRaum für Neues

Renten-DebatteArbeit bald bis 69?

ÜberholspurForscherinnen im Museum

Raum für Neues

Renten-Debatte

im Museum

Wie werden wir morgen lernen, arbeiten und altern?

Welche Chancen eröffnet der demografische Wandel?

Die Ausstellung zum Wissenschaftsjahr zeigt Entwicklungen

und stellt Schlüsselfragen unserer Zukunft.Eine Ausstellung der

Leibniz-Gemeinschaft Museum für Naturkunde, Berlin

27.02.-7.04.2013

Römisch-Germanisches Zentralmuseum, Mainz 19.04.-2.06.2013

Deutsches Hygiene-Museum, Dresden 14.06.-21.07.2013

Deutsches Bergbau-Museum, Bochum 20.09.-27.10.2013

Deutsches Schiffahrtsmuseum, Bremerhaven 15.11.-9.01.2014

Deutsches Museum, München

31.01.-30.03.2014

ZukunftlebenDer demografische Wandel

Der demog ische Wandel

www.demogra� sche-chance.de

Von Februar 2013 bis März 2014ische Wandel

Der demogDer demog

Die Ausstellung zum Wissenschaftsjahr

Februar 2013 bis März 2014

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Dürer

UnsereUnsere

Wirtschafts

Leibniz-Journal

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Das Magazin der Leibniz-Gemeinschaft

Obersalzberg.

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Ein Ort wird entzaubertObersalzberg.

Ein Ort wird entzaubertObersalzberg.

Ein Ort wird entzaubert

LebenLebenim demografi schenim demografi schenim demografi schenim demografi schenim demografi schen

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Gesundheit!

Gesundheit!Forschen für die

Forschen für dieMedizin von morgen

Leibniz-Journal

2/2013

Das Magazin der Leibniz-Gemeinschaft

Pandemien:Erreger auf dem

VormarschVormarsch

Zuckersüße Gefahr:

Diabetes im Fokus

Erreger auf dem Zuckersüße Gefahr:

Zuckersüße Gefahr:

Galapagos: Schri�steller auf

Forschungsreise

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IMPRESSUM

Herausgeber:Der Präsident der Leibniz-GemeinschaftProf. Dr. Karl Ulrich Mayer

Chausseestraße 111, 10115 BerlinTelefon: 030 / 20 60 49-0Telefax: 030 / 20 60 49-55www.leibniz-gemeinschaft.de

Redaktion:Christian Walther (Chefredakteur), Christoph Herbort-von Loeper (C.v.D.), David Schelp; Michael Giesen, Anka Hellauer, Gertrud Völlering, Julia Voigt (Praktikanten), Nora Tyufekchieva (Grafik), Steffi Kopp (Assistenz)[email protected]

Anzeigen:Axel Rückemann, [email protected]: 030 / 20 60 49-46

Layout:Stephen Ruebsam, unicom-berlin.de

Druck:PRINTEC OFFSET – medienhaus, Kassel

Nachdruck mit Quellenangabe gestattet,Beleg erbeten.Auflage: 22.000Ausgabe 3/2013: Oktoberwww.leibniz-gemeinschaft.de/journal

Das Leibniz-Journal erscheint viermal jährlich.Es wird gratis über die Institute und Museen der Leibniz-Gemeinschaft verbreitet. Außerdem kann es über die Redaktion kostenlos unter [email protected] abonniert werden. ISSN: 2192-7847

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Leibniz-Journal

Die Leibniz-Gemeinschaft – 86 Mal Forschung zum Nutzen und Wohl der Menschen:Akademie für Raumforschung und Landesplanung – Leibniz-Forum für Raumwissenschaften (ARL), Hannover · Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNI), Hamburg · Deutsche Forschungsanstalt für Lebensmittelche-mie (DFA), Freising · Deutsche Zentralbibliothek für Medizin (ZB MED), Köln und Bonn · Deutsche Zentralbibliothek für Wirtschaftswissenschaften – Leibniz Informationszentrum Wirtschaft (ZBW), Kiel · Deutsches Bergbau-Museum (DBM), Bochum · Deutsches Diabetes-Zentrum – Leibniz-Zentrum für Diabetes-Forschung an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (DDZ) · Deutsches Forschungsinstitut für öffentliche Verwaltung Speyer (FÖV) · Deutsches Institut für Ernährungsforschung (DIfE), Potsdam-Rehbrücke · Deutsches Institut für Erwachsenenbildung – Leibniz-Zentrum für Lebenslanges Lernen (DIE), Bonn · Deutsches Institut für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF), Frankfurt am Main · Deutsches Museum (DM), München · Deutsches Primatenzentrum GmbH – Leibniz-Institut für Primatenforschung (DPZ), Göttingen · Deutsches Rheuma-Forschungs-zentrum Berlin (DRFZ) · Deutsches Schiffahrtsmuseum (DSM), Bremerhaven · DIW Berlin – Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) · Ferdinand-Braun-Institut, Leibniz-Institut für Höchstfrequenztechnik (FBH), Berlin · FIZ Karlsruhe – Leibniz-Institut für Informationsinfrastruktur (FIZ KA) · Forschungszentrum Borstel – Leibniz-Zentrum für Medizin und Biowissenschaften (FZB), Borstel · Georg-Eckert-Institut – Leibniz-Institut für internationale Schulbuchforschung (GEI), Braunschweig · Germanisches Nationalmuseum (GNM), Nürnberg · GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften (GESIS), Mannheim · GIGA German Institute of Global and Area Studies / Leibniz-Institut für Globale und Regionale Studien (GIGA), Hamburg · Heinrich-Pette-Institut – Leibniz-Institut für Experimentelle Virologie (HPI), Hamburg · Herder-Institut für historische Ostmitteleuro-paforschung – Institut der Leibniz-Gemeinschaft (HI), Marburg · Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung (HSFK), Frankfurt am Main · ifo Institut Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München e. V. (ifo) · ILS – Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung (ILS), Dortmund (assoziiert) · INM – Leibniz-Institut für Neue Materialien (INM), Saarbrücken · Institut für Deutsche Sprache (IDS), Mannheim · Institut für Weltwirtschaft an der Universität Kiel (IfW) · Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) · Institut für Zeitgeschichte München – Berlin (IfZ) · Kiepenheuer-Institut für Sonnenphysik (KIS), Freiburg · Leibniz-Institut DSMZ-Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen GmbH (DSMZ), Braunschweig · Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Mittel- und Osteuropa (IAMO), Halle · Leibniz-Institut für Agrartechnik Potsdam-Bornim (ATB) · Leibniz-Institut für Altersforschung – Fritz-Lipmann-Institut (FLI), Jena · Leibniz-Institut für Analytische Wissenschaften – ISAS – e. V. (ISAS), Dortmund und Berlin · Leibniz-Institut für Angewandte Geophysik (LIAG), Hannover · Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund (IfADo) · Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam (AIP) · Leibniz-Institut für Atmosphärenphysik an der Universität Rostock (IAP), Kühlungsborn · Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik (IPN), Kiel · Leibniz-Institut für Europäische Geschichte (IEG), Mainz · Leibniz-Institut für Festkörper- und Werkstoffforschung Dresden (IFW) · Leibniz-Institut für Gemüse- und Zierpflanzenbau (IGZ), Großbeeren & Erfurt · Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB), Berlin · Leibniz-Institut für innovative Mikroelektronik (IHP), Frankfurt (Oder) · Leibniz-Institut für Katalyse e. V. an der Universität Rostock (LIKAT) · Leibniz-Institut für Kristallzüchtung (IKZ), Berlin · Leibniz-Institut für Länderkunde (IfL), Leipzig · Leibniz-Institut für Molekulare Pharmakologie (FMP), Berlin · Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie – Hans-Knöll-Institut (HKI), Jena · Leibniz-Institut für Neurobiologie (LIN), Magdeburg · Leibniz-Institut für Nutztierbiologie (FBN), Dummerstorf · Leibniz-Institut für Oberflächenmodifizierung (IOM), Leipzig · Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung (IÖR), Dresden · Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde an der Universität Rostock (IOW) · Leibniz-Institut für Pflanzenbiochemie (IPB), Halle · Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK), Gatersleben · Leibniz-Institut für Plasmaforschung und Technologie (INP), Greifswald · Leibniz-Institut für Polymerforschung Dresden (IPF) · Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie (BIPS), Bremen · Leibniz-Institut für Regionalentwicklung und Strukturplanung (IRS), Erk-ner · Leibniz-Institut für Troposphärenforschung (TROPOS), Leipzig · Leibniz-Institut für umweltmedizinische Forschung an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf gGmbH (IUF) · Leibniz-Institut für Wissensmedien (IWM), Tübingen · Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW), Berlin · Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF), Müncheberg · Leibniz-Zentrum für Marine Tropenökologie GmbH (ZMT), Bremen · Leibniz-Zentrum für Psychologische Information und Dokumentation (ZPID), Trier · Mathematisches Forschungsinstitut Oberwolfach (MFO) · Max-Born-Institut für Nichtlineare Optik und Kurzzeitspektroskopie (MBI), Berlin · Museum für Naturkunde – Leibniz-Institut für Evolutions- und Biodiversitätsforschung (MfN), Berlin · Paul-Drude-Institut für Festkörperelektronik (PDI), Berlin · Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) · Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung (RWI), Essen · Römisch-Germanisches Zentralmuseum (RGZM), Mainz · Schloss Dagstuhl – Leibniz-Zentrum für Informatik GmbH (LZI) · Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung (SGN), Frankfurt am Main · Technische Informationsbibliothek (TIB), Hannover · Weierstraß-Institut für Angewandte Analysis und Stochastik Leibniz-Institut im Forschungsverbund Berlin e. V. (WIAS) · Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) · Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim · Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam (ZZF) · Zoologisches Forschungsmuseum Alexander Koenig – Leibniz-Institut für Biodiversität der Tiere (ZFMK), Bonn

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Gesundheit!Forschen für die

Medizin von morgen

Leibniz-Journal

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Das Magazin der Leibniz-Gemeinschaft

Pandemien:Erreger auf dem

VormarschZuckersüße Gefahr:

Diabetes im Fokus

Galapagos: Schri�steller auf

Forschungsreise

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LeibnizLeute

Dr. Annette Ranko vom Leibniz-Institut für Globale und Regio-nale Studien (GIGA) in Hamburg hat für ihre Doktorarbeit über das Weltbild der Muslimbrüder den Deutschen Studienpreis der Körber-Stiftung verliehen bekommen. Die Zeithistorike-rin forscht am GIGA Institut für Nahost-Studien zu islamisti-schen Bewegungen und Parteien mit dem Schwerpunkt Ägypten. Für ihre Dissertation über die

ägyptische Muslimbruderschaft während der 30 Jahre andau-ernden Mubarak-Herrschaft er-hielt sie nun die mit 30.000 Euro dotierte Auszeichnung in der Sektion Geistes- und Kulturwis-senschaften. Ranko bietet mit ihrer Arbeit einen fundierten Einblick in das Weltbild sowie in die staats- und geopolitischen Vorstellungen der Muslimbru-derschaft. Sie „zeigt präzise, was von der mächtigen politischen Kraft in Ägypten zu erwarten ist“, so die Körber-Stiftung. Ne-ben der fachwissenschaftlichen Exzellenz prämiert der Deut-sche Studienpreis vor allem die gesellschaftliche Bedeutung der jeweiligen Forschungsbeiträge, was für Rankos Arbeit durch die aktuellen politischen Entwick-lungen eindrucksvoll belegt wurde.Fo

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Die Informatiker Dr. Guido Scherp und Dr. Jesper Zedlitz haben ihre Promoti-onsarbeiten an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel erfolgreich verteidigt und sind damit die ersten Doktoranden der ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft, die die Doktorwürde erlan-gen.

Die Präsidentin des Instituts für Wirt-schaftsforschung Halle (IWH), Prof. Dr. Claudia Buch, ist von EU-Kommis-sionspräsident José Manuel Barroso in eine Expertengruppe zur Begutachtung der Chancen und Risiken eines europäischen Schuldentilgungs-fonds und kurzfris-tiger Euroanleihen (Eurobills) berufen worden.

Dr. Volker Presser, Juniorprofessor für Nanotechnologie Funktionaler Energiespeichermaterialien an der Universi-tät des Saarlandes und Leiter der Juniorforschungsgruppe Energie-Materialien am Leibniz-Institut für Neue Materialien, hat den Heinz Maier-Leibnitz-Preis der Deutschen Forschungs-gemeinschaft erhalten. Der wichtigste Preis für deutsche Nach-wuchswissenschaftler ist mit 20.000 Euro dotiert. Der 31-jäh-rige Mineraloge erforscht neue und optimierte Materialien, die unter anderem in besonders schnell ladende und hoch-

Energie speichern mit Turbo effiziente Energiespeicher eingesetzt werden können. Gerade vor dem Hintergrund der Energiewende und der Abkehr von fossilen Energieträgern wird es in Zukunft immer wichtiger, aus regenerativen Energiequellen gewonnenen Strom zuver-lässig, umweltfreundlich und kostengünstig zu speichern, um den „grünen“ Strom nicht nur für das Netz zur Verfügung zu stellen, sondern auch, um beispielsweise Automobile oder Züge anzutreiben. Volker Presser erhielt Anfang 2013 außer-dem den mit 10.000 Euro dotierten „Bayer Early Excellence in Science Award 2012“ in der Kategorie „Materialien“.

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Prof. Marcel Fratzscher Ph.D., Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsfor-schung (DIW Berlin) und Professor für Makroökonomie und Finanzen an der Humboldt-Universität zu Berlin, ist von Bundeswirtschaftsmi-nister Philipp Rösler als neues Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat beim Bundesmi-nisterium für Wirt-schaft und Technologie berufen worden.

Prof. Dr. Hans- Werner Sinn, Präsident des ifo Instituts – Leibniz- Institut für Wirt-schaftsforschung an der Universität München, ist mit dem Ludwig-Erhard-Preis für Wirtschaftspubli-zistik zur Förderung von Informationen und Diskussionen über die Soziale Marktwirtschaft aus-gezeichnet worden.

Prof. Dr. Hans Joachim Schellnhuber, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafol-genforschung, ist er-neut zum Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats für Globale Umweltveränderun-gen berufen worden.

Die Biologin Dr. Nicole Elleuche ist neue kaufmännische Leiterin am Hambur-ger Heinrich-Pette-In-stitut Leibniz-Institut für Experimentelle Virologie in Hamburg.

Der Wirtschaftswis-senschaftler Dr. Marc Roedenbeck ist neuer kaufmännischer Geschäftsführer des Leibniz-Instituts für Regionalentwicklung und Strukturplanung in Erkner.

Prof. Dr. Marcus Altfeld ist seit August Leiter der Abtei-lung Virus Immunologie am Hamburger Heinrich-Pette-Institut, Leibniz-Institut für Experimentelle Virologie (HPI). Der 43-jährige Immunologe ist dazu mit seinem Labor von der Harvard Medical School in Boston ans HPI umgezogen. Der Experte für humanpatho-gene Viren studierte Medizin in Köln und Paris. Nach seiner Zeit als Arzt im Praktikum in Bonn und einem Diplom für Tropen-medizin an der London School of Hygiene and Tropical Medi-cine ging Marcus Altfeld 1999 nach Boston. Dort arbeitete er drei Jahre als Postdoktorand am Massachusetts General Hospital (MGH). Anschließend wechsel-te Altfeld an die Harvard Medi-cal School, wo er später Profes-sor wurde. Seit 2008 leitete er als Direktor das „Pathogenesis Program“ des Harvard Univer-sity Center for AIDS Research sowie seit 2009 das „Innate Immunity Program“ des Ragon Institute of MGH, MIT and Har-vard . Am HPI wird sich Altfelds Abteilung der Erforschung von protektiven Immunantworten gegen humanpathogene Viren wie HIV-1, Hepatitis-C- und Influenzaviren widmen.

Prof. Dr. Ottmar Edenhofer, Vize-Direktor und Chefökonom des Potsdam-Instituts für Klima-folgenforschung (PIK), ist ein gefragter Ansprechpartner für die Politik, wenn es um Ener-gie und Energiewende geht. So wurde Edenhofer jetzt in die Arbeitsgruppe Ökonomie des „Forschungsforums Energiewen-de“ berufen, die die politischen Maßnahmen auf diesem Gebiet wissenschaftlich begleiten soll. Die Initiative bündelt die gegen-wärtige Expertise zur Energie-wende in acht interdisziplinären Arbeitsgruppen. „Die Energie-wende ist eines der größten Ex-perimente, die eine Industriege-sellschaft jemals durchgeführt hat“, so Edenhofer. Ein Experi-

ment dieser Größenordnung müsse durch wissenschaftliche Politikberatung unterstützt wer-den. Auf europäischer Ebene hat Edenhofer den Ko-Vorsitz der neuen Energieplattform des Eu-ropean Council of Academies of Applied Sciences, Technologies and Engineering (Euro-CASE) übernommen. Euro-CASE rich-tet sich als unabhängige und wissensbasierte Politikberatung an EU-Entscheidungsträger wie die Generaldirektion für Klimapo-litik oder EU-Energie kommissar Günther Oettinger.

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25.11.2013, 19.30 UhrAndreas WirschingInstitut für Zeitgeschichte München-Berlin (IfZ)Gehören Markt und Moral zusammen? Über ein historisches Dilemma.

12.12.2013, 19.30 Uhr Hans Joachim SchellnhuberPotsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK)Der Klimawandel, der Monarchfalter und der Generationenvertrag

28.10.2013, 17.30 UhrMatthias SteinmetzLeibniz-Institut für Astrophysik Potsdam (AIP)Zuhause ist es am schönsten - die Entstehung unserer Milchstraße

13.11.2013, 19.30 UhrHeribert HoferLeibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung, Berlin (IZW)Männliche Initiative und weibliche Passivität? Was wir von Partnersuche und Sozialverhalten bei Säugetieren lernen können.

Eine Vortragsreihe der Leibniz-Gemeinschaft in der Urania Berlin

Leibniz-Lektionen

2013 / 2014

Aktuelle Forschungsergebnisse aus den Leibniz-Instituten

Nächste Lektionen / 201414.1. Hans-Werner Sinn26.2. Hildegard Westphal18.3. Andreas Radbruch10.4. Brigitte Voit12.5. Claudia M. Buch18.6. Simone Lässig

www.leibniz-gemeinschaft.de/leibniz-lektionen

VeranstaltungsortUrania Berlin An der Urania 17 Ι 10787 Berlin

Vortrag mit Diskussion Eintritt frei

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PD Dr. Christian Herder, Leiter der Arbeitsgruppe Inflamma-tion des Instituts für Klinische Diabetologie am Deutschen Di-abetes-Zentrum – Leibniz-Zent-rum für Diabetes-Forschung an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, ist von der Deut-schen Diabetes-Gesellschaft für seine Forschungsarbeiten über Mechanismen zur Entstehung des Typ-2-Diabetes mit dem Ferdinand-Bertram-Preis 2013 ausgezeichnet worden. Herder ist auf der Suche nach Biomar-kern im Blut, mit denen sich ein erhöhtes Diabetesrisiko früh-zeitig nachweisen lässt. Diese Erkenntnisse ermöglichen ein besseres Verständnis der Pro-zesse, die zum Typ-2-Diabetes führen und helfen, das indivi-duelle Erkrankungsrisiko abzu-schätzen. Herder teilt sich den mit 20.000 Euro dotierten Preis mit einer Wissenschaftlerin aus Leipzig. Der Biologe arbeitet seit 2006 am DDZ und habili-tierte sich 2012 in Düsseldorf im Fach Epidemiologie.

Die Deutsche Gesellschaft für Proteomforschung (DGPF) hat Prof. Dr. Albert Sickmann, Vorstandsvorsitzender des Leibniz -Instituts für Analyti-sche Wissenschaften ISAS in Dortmund, zu ihrem neuen Präsidenten gewählt. Proteom-forschung ist ein vergleichs-weise junges Feld der Biowis-senschaften, bei dem es um das Zusammenspiel von Proteinen in Zellen und Geweben geht. Im Gegensatz zum Genom, also der Gesamtheit der Gene, das in allen Zellen eines Organismus weitgehend gleich ist und sich kaum verändert, ist das Prote-om ein dynamisches Konstrukt. Sickmann hat darüber hinaus unlängst eine Honorarprofes-sur für Chemie an der School of Natural & Computing Scien-ces der Universität Aberdeen erhalten. Dort wird er sich in den kommenden fünf Jahren vor allem mit Proteinquantifi-zierung und Proteinkomplexen beschäf tigen.

Mit Prof. Dr. Enrico Valdinoci kann das Weierstraß-Institut für Angewandte Analysis und Stochastik (WIAS) in Berlin seit dem 1. Juni 2013 einen weiteren Träger eines Grants des Europäischen Forschungs-rates (ERC) in seinen Reihen

zählen. Der 39-jährige Italie-ner war zuletzt ordentlicher Professor in Mailand und be-kam seinen Starting Grant im Jahr 2011 zugesprochen. In seiner Forschung befasst er sich mit der Analysis von Grenzflächen und Grenzschich-ten, die zum Beispiel bei Pha-senübergängen oder Oberflä-chenphänomenen auftreten. Im Mittelpunkt stehen dabei Geometrie, Struktur und Regu-larität der Grenz flächen. An das WIAS, wo er nun eine eigene Arbeitsgruppe aufbaut, wech-selte Valdinoci wegen dessen internationalen Renommees und der sich dort bietenden „hervorragenden Möglichkei-ten für ambitionierte Wissen-schaftler“.

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Arbeiten bei LeibnizDie 86 Institute der Leibniz-Gemeinschaft beschäftigen 17.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. 3.300 Doktorandinnen und Doktoranden arbeiten an Leibniz-Einrich-tungen. Die Leibniz-Gemeinschaft bietet auch eine große Bandbreite von Ausbil-dungsberufen an.

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Page 52: Leibniz-Journal 3/2013

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Gästen aus Politik, Wissenschaft und Hochschule

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SchwäbischesTagungs- und Bildungszentrum

Eine Einrichtungdes Bezirks Schwaben