Leistungssteigerung von Nachklärbecken mit Hilfe von Einbauten
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DISS.ETH Nr. 11691
LEISTUNGSSTEIGERUNG
VON NACHKLÄRBECKENMIT HILFE VON EINBAUTEN
Strömungs- und Absetzmessungen
an einer halbtechnischen Versuchsanlage
Abhandlung zur Erlangung des Titels
Doktor der Technischen Wissenschaften
der
Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich
vorgelegt von:
Patrick Baumer
Dipl. Bauing. ETH
geboren am 9. März 1964
von Quarten-Mols/SG
Angenommen auf Antrag von:
Prof. Dr. Dr. h. c. D. Vischer, Referent
Prof. Dr. W. Gujer, Korreferent
Dr. P. Volkart, Korreferent
1996
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3
DANK
Die vorliegende Arbeit entstand während meiner Tätigkeit an der Ver¬
suchsanstalt für Wasserbau, Hydrologie und Glaziologie (VAW) der ETH
Zürich. Sie kann als direkte Fortsetzung der Arbeit von Dr. Peter Krebs
("Modellierung und Verbesserung der Strömung in Nachklär-
becken"/BUWAL-Schriftenreihe Umwelt Nr. 157) betrachtet werden und
wurde ebenfalls vom Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft
(BUWAL) finanziell unterstützt. Herr Daniel Becher als dessen Kontakt¬
person sei für diese Unterstützung ganz besonders gedankt.
Prof. Dr. Dr. h. c. D. Vischer, Referent der vorliegenden Arbeit, möchte
ich meinen herzlichen Dank für die fortwährende Unterstützung während
meiner ganzen VAW-Zeit und für die konstruktiven Diskussionen während
unserer Doktorandenseminare aussprechen. Prof. Dr. W. Gujer von der
Eidgenössischen Anstalt für Wasserversorgung, Abwasserreinigung und
Gewässerschutz (EAWAG) möchte ich für die Übernahme des Korrefe¬
rates und für seine kritischen Anregungen danken, die die Arbeit erheblich
verbessert haben. Bei Dr. Peter Volkart/VAW als Betreuer und weiterer
Korreferent möchte ich mich für die vielseitige Unterstützung sowohl in
fachlicher als auch in menschlicher Hinsicht ganz herzlich bedanken.
Meinem Vorgänger Dr. Peter Krebs von der EAWAG möchte ich für die
vielen fruchtbaren Diskussionen und seine uneigennützige Förderung ein
ganz herzliches Dankeschön aussprechen.
Die halbtechnische Versuchsanlage konnte nur dank der grosszügigen
Unterstützung durch die Stadtentwässerung Zürich gebaut und betrieben
werden. Allen voran sei den Herren J. Wiesmann und A. Nussbaumer
bestens gedankt. Nicht unterlassen möchte ich aber auch, den Mitarbeitern
vom Betrieb, insbesondere den Herren Markus Fluck, Richi Glutz, Ernst
Loosli und Heini Beyeler, für ihre unkomplizierte Unterstützung während
der Bau- und Versuchsphase zu danken.
Mein Dank richtet sich im weiteren an verschiedene Mitarbeiterinnen der
VAW: zuallererst an Walter Thürig für die Abbildungen und die Druck¬
legung dieses Berichtes, die er mit grossartigem Einsatz durchgeführt hat.
4 DANK
Weiter geht mein Dank an das Werkstattpersonal für den Bau und diverse
Umbauten der Versuchsanlage, an das Elektroniklabor unter der Leitungvon Hans-Peter Hächler für die Installation der Messketten und die
Programmierung von Regelungs- und Datenerfassungsprogrammen, an
Bernhard Etter für seine mit Liebe hergestellten Photo- und Videoaufnah¬
men und nicht zuletzt an unsere Bibliothekarin, Barbara von Fischer, die
sich für mich unermüdlich auf die Suche nach schwer auffindbaren
Veröffentlichungen machte. Für die Übersetzung der Zusammenfassung in
die französische Sprache möchte ich ganz herzlich Herr Dr. F. Raemy, für
diejenige in die italienische Sprache Christian Tognacca danken. Andrew
Oscar Faeh verbesserte die englische Zusammenfassung. Ich möchte aber
auch allen hier nicht namentlich erwähnten VAW-Mitarbeiterlnnen für die
vielen wertvollen Gespräche und Hinweise danken.
Ralf Grand hat während eines Praktikums einen grossen Teil der Absetz¬
versuche durchgeführt und ausgewertet. Seine Anstellung wurde vom Amt
für Gewässerschutz und Wasserbau des Kantons Zürich (AGW) finanziert.
Für diese Unterstützung sei Herr Dr. M. Koch vom AGW bestens gedankt.
Meiner Frau Sandra möchte ich für ihre in jeder Hinsicht wertvolle Unter¬
stützung während der gesamten Arbeit ganz herzlich danken. Sie brachte
für all meine kleineren und grösseren Sorgen viel Verständnis entgegen
und ermunterte mich mit ihrer positiven Einstellung immer wieder.
5
INHALT
ZUSAMMENFASSUNG 7
ABSTRACT 8
RESUME 9
RIASSUNTO 11
1 EINLEITUNG 13
1.1 AUSGANGSLAGE 13
1.2 PROBLEMSTELLUNG 15
1.3 UNTERSUCHUNGSZIELE 17
2 GRUNDLAGEN 19
2.1 VORBEMERKUNGEN 19
2.2 PROZESSE IN NACHKLÄRBECKEN 22
2.2.1 Hydromechanik 22
2.2.2 Sedimentation und Eindickung 40
2.2.3 Flockung 46
2.2.4 Rheologie von Belebtschlämmen 53
2.2.5 Mikrobiologie 56
2.3 DIMENSIONIERUNG VON NACHKLÄRBECKEN 60
2.3.1 Rückblick 60
2.3.2 Bemessung nach ATV 65
2.3.3 Feststofffluss-Methode 74
2.3.4 Schlussbemerkungen 76
2.4 VERBESSERUNG DER STROMUNGS- UNDABSETZVERHÄLTNISSE 77
2.4.1 Allgemeine Verbesserungen 77
2.4.2 Verbesserungen am Beckeneinlauf 81
2.4.3 Verbesserungen im Beckeninnern 85
2.4.4 Verbesserungen am Beckenablauf 91
3 VERSUCHSANLAGE 95
3.1 STANDORT 95
3.2 PROJEKT 97
3.2.1 Abmessungen des Versuchs-Nachklärbeckens 97
3.2.2 Denitrifikation im Nachklärbecken 99
3.2.3 Anordnung der gesamten Versuchsanlage 102
3.2.4 Detailprojekt Versuchs-Nachklärbecken 103
3.3 BAU 104
3.4 MESSGRÖSSEN 108
3.4.1 Durchflussmessung 110
3.4.2 Fliessgeschwindigkeiten 111
3.4.3 Schlammkonzentrationsmessung 113
3.4.4 Trübungsmessung 1143.4.5 Kettenräumerantrieb 118
3.4.6 Datenerfassung 118
6 INHALT
4 CHARAKTERISIERUNG DES BELEBTSCHLAMMES 119
4.1 EINLEITUNG 119
4.2 DICHTE UND SCHLAMMVOLUMENINDEX 120
4.3 SEDIMENTATIONS- UND EINDICKGESCHWINDIG¬
KEIT 123
4.3.1 Ermittlung der Sinkgeschwindigkeit 123
4.3.2 Eindickvorgang 125
4.4 MIKROSKOPISCHE UNTERSUCHUNGEN 126
5 STATIONÄRE VERSUCHE 129
5.1 EINLEITUNG 129
5.2 GLEICHGEWICHT 130
5.2.1 Belebtschlammassenbilanz 131
5.2.2 Geschwindigkeitsdauermessungen 135
5.3 ENERGIEEINTRAG DURCH DAS RAUMSYSTEM 137
5.4 VERBESSERUNG DER STROMUNGS- UNDABSETZVERHÄLTNISSE 148
5.4.1 Konzept und Gültigkeitsbereich 148
5.4.2 Strömungsfeld 152
5.4.3 Schlammasse im Nachklärbecken 158
5.4.4 Schwebstoffgehalt im Nachklärbeckenablauf 174
5.4.5 Betriebliche Empfehlungen und konstruktive
Hinweise 184
6 INSTATIONÄRE VERSUCHE 187
6.1 MOTIVATION 187
6.2 UNTERSUCHUNG 188
6.3 RESULTATE 190
6.4 FOLGERUNGEN 197
7 SCHLUSSFOLGERUNGEN 201
8 AUSBLICK 209
LITERATUR 213
SYMBOLE 239
ANHANG 247
LEBENSLAUF 249
7
ZUSAMMENFASSUNG
Nachklärbecken von Belebungsanlagen spielen infolge ihrer Lage am Ende
des Verfahrensablaufes für den gesamten Wirkungsgrad einer Kläranlageeine besonders wichtige Rolle. Im Gegensatz zu anderen Absetzbecken
werden sie von Dichteströmungen dominiert, die durch die Dichtedifferenz
zwischen dem Schlamm-Wassergemisch im Zulauf und dem relativ saube¬
ren Beckenwasser induziert werden. Dadurch werden an sich unerwünschte
hohe Strömungsgeschwindigkeiten an der Beckensohle und eine Rück¬
wärtsbewegung in der oberen Beckenhälfte erzeugt. Diese Strömungsver¬hältnisse sind massgeblich dafür verantwortlich, dass die Verweilzeitver¬
teilung ungünstig ist und insbesondere bei hydraulisch stärkeren Belastun¬
gen (Regenwetter) zuviel Belebtschlamm in den Vorfluter gelangen kann.
Die Dimensionierung von Nachklärbecken wird den erwähnten
Strömungsverhältnissen nur insofern gerecht, als in den Richtlinien für die
Beckentiefen immer höhere Werte empfohlen werden. Wie aber können
die vielen vorhandenen Nachklärbecken, deren Tiefe nach den heutigenNormen zu geringe Werte aufweisen, verbessert werden, damit auch sie
den erhöhten Anforderungen genügen?
Die vorliegende Arbeit zeigt eine Möglichkeit, wie die Strömungs- und
Absetzverhältnisse von Nachklärbecken mit Hilfe von Einbauten im
Beckeninnern verbessert werden können. Zu diesem Zweck wurde auf der
Kläranlage Werdhölzli der Stadt Zürich eine Versuchsanlage im halb¬
technischen Massstab erstellt, die mit echtem Belebtschlamm betrieben
werden kann. Das 1 m breite Versuchs-Nachklärbecken besitzt eine Längevon 15 m und eine maximale Wassertiefe von 3 m; als Schlammräum-
system wurde ein Bandräumer gewählt. Die sich im Beckeninnern
abspielenden Prozesse können durch seitlich angeordnete Glasscheiben
beobachtet werden.
Die Versuche mit stationären Zuflussverhältnissen haben gezeigt, dass
Lochwände eine stark bremsende Wirkung auf die Strömung in Nachklär¬
becken haben und insbesondere vor den Einbauten für einen Ausgleich der
horizontalen Fliessgeschwindigkeiten sorgen und die Flockung anregen.
Die dadurch verbesserten Verweilzeitverteilungen in den einzelnen
8
Beckenkammern führen zu einer verbesserten Absetzeffizienz und
schliesslich zu einem stark reduzierten Schwebstoffgehalt im Becken¬
ablauf. Mit dynamischen Versuchen wurden Vorgänge simuliert, die sich
bei einsetzenden Regenwetterzuflüssen abspielen. Das Konzept der Loch¬
wände hat sich auch unter diesen Belastungen bewährt. Bei den Becken
mit Einbauten konnte die Schwebstoffkonzentration im Ablauf mehr oder
weniger auf demselben Niveau wie bei Trockenwetterzuflüssen gehalten
werden, während beim konventionellen Becken ein massiver Anstieg zu
verzeichnen war. Das Nachklärbecken mit Einbauten weist gegenüber
demjenigen ohne Lochwände einen völlig veränderten Schlammhaushalt
auf, dem nur mit einer geregelten RücklaufSchlammförderung begegnetwerden kann.
Dauermessungen der Riessgeschwindigkeiten haben gezeigt, dass die
Frequenz der Räumbalkenbewegung im unteren Beckenteil direkt in den
Schwankungen der Fliessgeschwindigkeit messbar ist. Der Absetz- und
Eindickvorgang wird durch diesen Energieeintrag beeinflusst und zum Teil
auch stark beeinträchtigt. Die Schwankung der Schlammspiegellage ist
eine messbare Grösse für diese Störung, die direkt proportional zum
Energieeintrag durch den Räumer ist.
ABSTRACT
Final settling tanks play a very important role in determining the overall
efficiency of an activated Sludge wastewater treatment plant. Unlike other
settling tanks they are dominated by density currents induced by the den¬
sity difference between the influent and the relatively clean water within
the tank. A strong bottom current accompanied by reverse flow in the
upper part of the tank results. These adverse hydraulic conditions are
responsible for unfavorable residence time distributions, and poor efficien-
cies of final settling tanks, particularly under wet weather flow conditions.
In recognition of this fact, current dimensioning guidelines continually
prescribe greater basin depths. The question arises however, as to how
existing, insufficiently deep settling tanks can be modified to improve their
efficiency?
9
This study deals with a method of enhancing the hydraulic and settlingconditions in final settling tanks by retrofitting existing tanks with
perforated walls. Experimental investigations were conducted in a pilot
plant which was constructed at Zurich's wastewater treatment plant,
thereby allowing Operation with real Sludge. The 1 m wide pilot settler has
a length of 15 m and a maximum water depth of 3 m. The thickened Sludgeis transported to the Sludge hopper at the inlet by a scraper mechanism and
all the processes in the tank can be observed through the glass side walls.
Tests under steady State conditions showed that perforated walls have a
strong retarding effect on the velocities within final settling tanks and
thereby enhance flocculation. The residence time distributions in the indi-
vidual Chambers are improved resulting in a better settling efficiency of the
basin as a whole. By means of dynamic loading tests wet weather condi¬
tions were simulated. These tests confirmed the concept of perforated walls
which also functions under such loading conditions. The total suspendedsolid concentrations in the effluent of the modified tank could be main-
tained at the same low level for both dry weather and wet weather condi¬
tions. In comparison, tests with conventional tank arrangements showed
poor effluent quality for wet weather flow loading conditions. In-tank
baffles create a completely different Sludge regime when compared to that
of conventional basins. A greater amount of Sludge is stored in the tank
which nessecitates the installation of a controlled collection mechanism.
Measurements over lengthy time periods showed that the frequency of the
scraper movement is directly measurable by fluctuations of the velocity in
the lower region of the tank. Settling as well as thickening are stronglyaffected by the energy impulses of the scraper. The fluctuation of the
Sludge height is thereby a measurable value directly influenced by the
energy input of the scraper.
RESUME
Les bassins de däcantation secondaire, de par leur action en fin du Pro¬
cessus de traitement des eaux us6es, ont une influence particulierement
importante sur le rendement global d'une Station d'6puration. Contraire-
10
ment ä d'autres bassins de döcantation, ils sont caracterisSs par la presence
de courants de densite dus ä la difference de density existant entre le
melange "eau-boues" dans l'ouvrage d'entröe et l'eau relativement propre
du bassin ä l'aval. Des vitesses d'6coulement elevöes, non souhait^es, sont
ainsi engendr6es sur le fond du bassin tandis qu'un courant de retour vers
l'amont s'6tablit en surface. Ce ph6nomene est responsable du fait que la
repartition des temps de transit est däfavorable et qu'ainsi trop de boues
parviennent ä l'exutoire lorsque la sollicitation hydraulique de l'ouvrage est
elevee (cas de fortes pluies).
Le dimensionnement usuel des bassins de d6cantation secondaire n'est
compatible avec les conditions d'6coulement sus-d6crites que dans la
mesure oü les recommandations concernant la profondeur des bassins
proposent le choix de valeurs de plus en plus eleväes. Mais de nombreux
bassins de d6cantation existants ont une profondeur trop faible selon les
normes actuelles. Comment est-il possible d'en ameliorer le fonctionne-
ment afin qu'ils satisfassent aussi aux nouvelles exigences?
Le präsent travail montre une possibilite' d'obtenir de meilleures conditions
d'ecoulement et de deposition dans un bassin de d6cantation, par la mise en
place de parois perforees ä l'int6rieur du bassin lui-meme. L'ätude a 6t6
räalisee sur une installation d'essai am6nag£e ä la Station d'epurationWerdhölzli de la ville de Zürich. Les essais ont i entrepris avec les
memes boues que celles utilisees dans la Station. Le bassin-test possede
une largeur de 1 m, une longueur de 15 m et une profondeur d'eau
maximale de 3 m. Les boues d6pos6es sont 6vacuees ä l'aide d'un ruban
transporteur. Des parois laterales en verre permettent d'observer le
deroulement des Processus dans le bassin.
Les essais entrepris avec un 6coulement d'enträe stationnaire ont montre
que les parois perforees provoquent un fort ralentissement des filets
liquides dans le bassin. Particulierement ä leur amont, elles Sgalisent le
profil des vitesses d'6coulement horizontales et favorisent la floculation. II
en r6sulte une meilleure repartition des temps de transit dans les diff6rents
compartiments du bassin, donc une qualite* superieure de d^cantation et une
forte r&luction de la teneur en suspensions ä la sortie de ce dernier. Des
essais dynamiques ont servi ä simuler la Situation cons6cutive ä 1'arrivee de
debits d'eau pluviale dans le bassin. Le concept des parois perforees s'est
11
egalement avere valable sous ces sollicitations. A la sortie des bassins
equipes de ces chicanes, la concentration des suspensions est pratiquement
identique ä celle attendue en temps sec, alors qu'une augmentation massive
est visible dans les bassins conventionnels. Compares ä ces derniers, les
bassins equipes de parois perforees montrent un comportement des boues
totalement difförent. Une quantite plus grande de boues s'y accumule et
celles-ci doivent subir un devasement de fac,on contrölee.
Les mesures des vitesses d'ecoulement faites sur une longue duree ont
permis de constater que la frequence du mouvement du ruban transporteur
est decelable ä partir des vitesses enregistrees dans la partie inferieure du
bassin. Le processus de decantation et de deposition des boues est
influence, respectivement perturbe\ par cet apport d'energie. La Variation
de hauteur de la couche de boue d6posee est une grandeur mesurable
dependant directement de l'apport d'6nergie du au ruban.
RIASSUNTO
Vasche di sedimentazione finale, in quanto situate alla fine del processo di
depurazione, rivestono un'importanza fondamentale per il grado di
efficienza di un impianto di depurazione a fango attivato. A differenza di
altri bacini di decantazione, le vasche di sedimentazione finale sono
dominate da correnti di densitä indotte dalla differenza di densitä fra
l'acqua in afflusso carica di fanghi e l'acqua relativamente chiara del
bacino. Questo fenomeno produce una distribuzione delle velocitä non
uniforme, caratterizzata da forti correnti sul fondo e da una corrente
opposta di compensazione nella parte superiore del bacino. Queste
condizioni idrauliche sono responsabili della distribuzione sfavorevole dei
periodi di detenzione e del basso rendimento, in modo particolare in
occasione di precipitazioni.
Le piü recenti norme per il dimensionamento delle vasche di sedimenta¬
zione finale tengono conto del fenomeno citato unicamente aumentando
progressivamente la profonditä dei bacini. Quali possibili soluzioni si
presentano tuttavia per vasche esistenti, la cui profonditä non corrisponde
piü alle norme attualmente in vigore?
12
II presente lavoro illustra una possibilita di miglioramento delle condizioni
idrauliche e conseguentemente delle condizioni di sedimentazione dei
fanghi con l'ausilio di pareti perforate collocate nel bacino perpendicolar-mente alla direzione di deflusso. A tale scopo e stato costruito presso la
stazione di depurazione Werdhölzli della cittä di Zurigo un impianto pilota.In questo impianto, della larghezza di 1 m, lunghezza 15 m e con una
profonditä massima di 3 m, e stato possibile compiere esperienze con
fango attivato. Quäle sistema di raccolta del fango e stato utilizzato un
raschiatore a nastro. Pareti di vetro laterali hanno permesso l'osservazione
dei processi verificatisi nel bacino.
Le esperienze in condizioni stazionarie di deflusso hanno mostrato che le
pareti perforate esercitano sulle correnti della vasca una forte azione
frenante garantendo una migliore distribuzione delle velocitä orizzontali di
deflusso e promovendo la flocculazione. II miglioramento delle condizioni
di sedimentazione nelle varie camere aumenta l'efficienza totale della vasca
e di conseguenza la concentrazione del materiale solido in sospensionenelle acque di deflusso & notevolmente ridotta. Esperienze con deflussi
instazionari hanno permesso di simulare oscillazioni e carichi di punta che
occorrono in occasione di precipitazioni. II principio delle pareti perforatesi e rivelato adatto anche in queste situazioni. La concentrazione di
materiale solido in sospensione nel deflusso di vasche di sedimentazione
munite di pareti perforate durante periodi con carico di punta e infatti piü o
meno uguale a quella registrata durante periodi con carico medio. Nel caso
di bacini convenzionali si constata invece un forte aumento della con¬
centrazione di fanghi nel deflusso in occasione di precipitazioni. Para-
gonata ad una vasca convenzionale, una vasca con pareti perforate presenta
un regime dei fanghi completamente diverso, ciö che richiede lo sviluppodi un sistema raccoglitore appropriato.
Misurazioni continuate delle velocitä di deflusso mostrano come la velocitä
delle correnti nella vasca sia correlata alla frequenza di raccolta del fangosul fondo del bacino. I processi di decantazione e di densificazione dei
fanghi sono influenzati e fortemente compromessi da questo apporto di
energia. La variazione del livello dei fanghi sul fondo della vasca e
direttamente proporzionale all'apporto di energia dovuto al sistema di
raccolta.
13
1 EINLEITUNG
Nachklärbecken von Belebungsanlagen bilden infolge ihrer Lage ein ent¬
scheidendes Element in der Gesamtreinigungsleistung von Kläranlagen. ImUnterschied zu anderen Absetzbecken werden Nachklärbecken durch
Dichteströmungen dominiert, die durch den Dichteunterschied zwischen
dem Wasser-Belebtschlammgemisch im Zulauf und dem leichteren Becken¬
inhalt hervorgerufen werden.
Bei den Dimensionierungsrichtlinien für Nachklärbecken lässt sich ein
Trend zu immer grösseren Beckentiefen feststellen, damit trotz der ungün¬stigen Strömungsverhältnisse die geforderten Absetzleistungen auch bei
erhöhter hydraulischer Belastung eingehalten werden können. Bestehende
Nachklärbecken weisen daher häufig zu geringe Beckentiefen auf.
Versuche an einer halbtechnischen Versuchsanlage sollen eine Möglichkeitaufzeigen, wie die Absetzleistung bestehender Nachklärbecken mit Hilfe
von geeigneten Einbauten verbessert werden kann.
1.1 AUSGANGSLAGE
Mehrstufige Kläranlagen zur Reinigung von industriellem und häuslichem
Abwasser gehören in sämtlichen Industrieländern zum Stand der Technik
und sind für den Schutz der Gewässer von erstrangiger Bedeutung. An der
Wende zwischen 19. und 20. Jahrhundert waren es die Engländer, die als
erste Anlagen zur Reinigung des anfallenden Abwassers erstellten. Standen
anfänglich ästhetische Aspekte im Vordergrund, die mit der mechanischen
Reinigungsstufe vorwiegend korrigiert werden konnten, so erkannten die
Biologen bald, dass die im gereinigten Abwasser in gelöster Form enthal¬
tenen, biologisch abbaubaren Wasserinhaltsstoffe zu einer massiven Sauer-
stoffzehrung im Vorfluter führten. Folgen davon waren Algenbildung und
Fischsterben in Fliessgewässern und Seen. Mit der Entwicklung des
Belebtschlammverfahrens konnte diesen Problemen vor allem in Fliessge-wässern Abhilfe geschaffen werden. Das Belebtschlammverfahren bedient
sich aktiver Mikroorganismen, die unerwünschte Abwasserinhaltsstoffe in
für die Natur weniger schädliche oder unschädliche überführen. Damit
gelang es jedoch noch nicht, die in einigen Seen der Schweiz erkannte
Eutrophierung aufzuhalten. Eine weitergehende Elimination von
Schadstoffen, die u. a. die Eutrophierung von Seen aufhalten sollte, wurde
durch die in den frühen siebziger Jahren eingeführte chemische
Reinigungsstufe erreicht. Mit der Rockungsfiltration konnte in den letzten
beiden Jahrzehnten eine weitere Verbesserung der Reinigungsleistung von
Kläranlagen bewirkt werden.
14 1 EINLEITUNG
Waren gemäss Bundesamtfür Umweltschutz (BUS) (1983) im Jahre 1964
in der Schweiz erst etwas mehr als 10 % aller Einwohner an eine Kläran¬
lage angeschlossen, so waren es im Jahre 1983 bereits über 80 %. 1985
waren in der Schweiz bereits 83 % oder 5'314'000 Einwohner und 1991
knapp über 90 % an die fast l'OOO in Betrieb stehenden Kläranlagen
angeschlossen {Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft (BUWAL),
1994). In jüngster Zeit stand deshalb in der Schweiz wie in den meisten
anderen entwickelten Ländern nicht mehr der Bau von neuen Kläranlagen,sondern vielmehr die Erweiterung und der Ausbau bestehender Anlagen im
Vordergrund. Die steigende Bevölkerungsdichte und die Versiegelung der
Landschaft belasten die bestehenden Anlagen immer stärker und verlangeneine immer grössere Leistungsfähigkeit, die häufig ohne Ausbau nicht
mehr gewährleistet werden kann.
Aus BUS (1985) kann entnommen werden, dass bis im Jahre 1990 in der
Schweiz erst 22 Kläranlagen über eine weitergehende Abwasserreinigungdurch Flockungsfiltration verfügen (vgl. auch BUWAL, 1994). Konventio¬
nelle Anlagen bestehen nach wie vor aus mechanischer und biologischer
Reinigungsstufe und häufig aus chemischer Phosphorelimination. Abb. 1.1
zeigt schematisch das System einer mehrstufigen Kläranlage.
MechanischeStufe
Chemische
Phosphor¬elimination
BiologischeStufe
ev.Filtrations-stufe
Rechen Zugabe von
Sandfang Chemikalien /
Vorklärbecken Flockungsmittel
Belebungs-Becken
/NachklärAV becken J
Filtrations¬
anlage
iwp^piwi^^RCTWHiHrn
Zufluss zur
Kläranlage
Rücklaufschlamm V v
Kläranlage-Abfluss
Vorfluter I
Abb. 1.1: Fliessschema einer mehrstufigen Abwasserreinigungsanlage.
1 EINLEITUNG 15
Dem Nachklärbecken als Teil der biologischen Reinigungsstufe kommt bei
allen konventionellen Anlagen insofern eine besondere Bedeutung zu, als
es sich unmittelbar vor der Rückgabe des geklärten Abwassers in den Vor¬
fluter befindet (Abb. 1.1). Bei Kläranlagen mit Filtrationsstufe ist die
Rückspülwassermenge der Filter direkt von der Leistungsfähigkeit der
Nachklärung abhängig. Zwischen der Effizienz einer Kläranlage und der
Reinigungsleistung seiner Nachklärbecken besteht also ein direkter
Zusammenhang oder: Eine gut funktionierende mechanische Reinigungs¬
stufe und eine einwandfreie Dimensionierung der Belebungsbecken nützen
nur wenig, wenn die Nachklärung überlastet ist.
1.2 PROBLEMSTELLUNG
Das Nachklärbecken ist ein Absetzbecken, dessen Aufgabe einerseits in
der Trennung des Belebtschlammes vom gereinigten Abwasser durch
Sedimentation und andererseits in der Eindickung und Rückführung des
abgesetzten Schlammes besteht. Erst diese Schlammrezirkulation und die
damit verbundene mehrfache Verwendung der Biomasse machen das
Belebtschlammverfahren wirtschaftlich. Dieses zentrale Prinzip des
Belebtschlammverfahrens erlaubt es, das Volumen der Belebungsreaktoren
um den Faktor 10 - 100 zu verringern {Gujer, 1992b). Weitere Aufgabendes Nachklärbeckens sind das Zwischenspeichern von belebtem Schlamm,
der infolge eines erhöhten Zuflusses (Regenwetterereignis bei Misch¬
wasserkanalisationssystemen) aus dem Belebungsbecken verdrängt wird
und das Vermeiden von Strömungsverhältnissen, die zu Schlammabtrieb
führen {ATV, 1991).
Das Nachklärbecken basiert also wie Sandfang und Vorklärbecken auf dem
abwassertechnischen Grundprinzip der Sedimentation. Im Gegensatz zu
Sandfang und Vorklärbecken entstehen aber im Nachklärbecken durch den
gegenüber dem Beckenwasser schwereren Zufluss ungleichmässige Strö¬
mungsverhältnisse. Typischerweise können in Nachklärbecken stark
vorwärts gerichtete Riessgeschwindigkeiten an der Beckensohle und die
dazugehörende, rückwärts gerichtete Kompensationsbewegung in der
oberen Beckenhälfte beobachtet werden (Abb. 1.2). Diese Dichteströmung
(density current), bei der die horizontalen Fliessgeschwindigkeitsspitzen
16 1 EINLEITUNG
mehrere [cm/s] betragen können, ist denn auch dafür verantwortlich, dass
Nachklärbecken insbesondere bei Regenwetteranfall häufig überlastet sind
und durch die Walzenbildung ein Kurzschluss entsteht und zuviel
Schlamm in den Ablauf gelangt.
schlämm ^^^^H Der Realität näher kommende Verteilung^^^^^ der horizontalen Fliessgeschwindigkeiten.
Abb. 1.2: Charakteristisches Geschwindigkeitsprofil in Nachklärbecken: Stark vorwärts
gerichtete Fliessgeschwindigkeit in Sohlennähe und rückwärtsgerichtete
Kompensationsbewegung in der oberen Beckenhälfte infolge der Dichteströ¬
mung. Dieses Geschwindigkeitsprofil entspricht in keiner Weise der idealen
uniformen Geschwindigkeitsverteilung, die im Prinzip auch heute noch als
Bemessungsannahme dient.
Obwohl bereits Anderson (1945) auf diese Strömungsverhältnisse hinweist,
wurden sie konkret bis heute nicht in die Dimensionierungsgrundlagen für
Nachklärbecken aufgenommen. Auch in jüngster Zeit wurde das Problem
der ungünstigen Strömungsverhältnisse vielmehr umgangen und durch
immer tiefere Becken kompensiert bzw. "bekämpft". Die Richtlinien der
Abwassertechnischen Vereinigung (ATV) Deutschlands sollen nur als
Beispiel für die Bemessung von Nachklärbecken in Mitteleuropa dienen;
sie verdeutlichen diese Entwicklung der immer "tieferen" Nachklärbecken
1 EINLEITUNG 17
eindeutig {ATV, 1975, 1981, 1983, 1988b, 1991 und 1993). Wurden 1975
horizontal durchströmte Nachklärbecken mit einer typischen Wassertiefe
von 2 bis 2.5 m gebaut, so werden heute Nachklärbecken für dieselben
Anforderungen auf typische Tiefen von 4 m oder mehr ausgelegt. Bei
neuen Nachklärbecken wird dadurch der Schwebstoffgehalt im Becken¬
ablauf reduziert und zudem kann das Risiko der Schwimmschlammbildung
infolge Denitrifikation, der Reduktion von Nitrat zu elementarem Stick¬
stoff, im Nachklärbecken durch den erhöhten hydrostatischen Druck
verringert werden. Wie aber können bestehende Nachklärbecken saniert
werden, die die gesetzlichen Anforderungen nicht mehr erfüllen und eine
den heutigen Richtlinien entsprechend zu geringe Tiefe aufweisen?
13 UNTERSUCHUNGSZIELE
Erweiterungen und Sanierungen bestehender Kläranlagen verlangen unter
anderem auch eine effizientere Absetzleistung ihrer Nachklärbecken. Aber
auch für neue Nachklärbecken werden immer grössere Reinigungs¬
leistungen gefordert, die infolge der vorhandenen, ungünstigen Walzenbil¬
dung tendenziell zu immer tieferen Becken führen {ATV, 1991). Die
vorliegende Forschungsarbeit soll eine alternative Möglichkeit aufzeigen,wie bei bestehender Beckentiefe
- mit Hilfe von geeigneten Einbauten die geforderte Absetz¬
leistung in Nachklärbecken erreicht werden kann.
Auch bei neuen Nachklärbecken können solche Einbauten zum gewünsch¬ten Erfolg fuhren. Dies wird allerdings aus Kostenüberlegungen von Resch
und Steinmann (1991) nicht empfohlen. Eine minimale Beckentiefe von
2.5 m am Beckenrand von Rundbecken bzw. von 3 m bei Becken ohne
Sohlenneigung oder auf 2/3 des Fliessweges bei Becken mit geneigter
Sohle {ATV, 1991 und Resch und Steinmann, 1991) soll selbstverständlich
wenn immer möglich eingehalten werden. Dies insbesondere auch deswe¬
gen, weil zu geringe Beckentiefen in der Nachklärung eine Ursache für
Schlammauftreiben infolge Denitrifikation im Nachklärbecken {Gujer,
1982) sein können.
18 1 EINLEITUNG
Für rechteckige, horizontal durchströmte Nachklärbecken sollen anhand
von
- Messungen und Visualisierungen mit echtem Belebtschlamm
Empfehlungen für Strömungsverbesserungen erarbeitet werden. Neben
detaillierten Untersuchungen zur
- Dynamik der Schlammschicht infolge des Energieeintragesdurch die Räumerbewegung
soll der Schwebstoffgehalt im Beckenablauf minimiert werden. Diese
Reduktion der Feststoffe im Ablauf soll nicht nur für stationäre Zulaufver¬
hältnisse, sondern auch unter dynamischen Zulaufbedingungen, wie sie in
Natur häufig vorkommen, erzielt werden. Das Auffangen von
- Belastungsstössen
wird mit besonderer Aufmerksamkeit verfolgt.
Diverse Untersuchungen haben gezeigt, dass eine tiefe Einleitung des
Zulaufs die infolge der Dichteunterschiede typische Geschwindigkeits¬walze in Nachklärbecken verringern kann (Bretscher et al., 1984,
Bretscher und Hager, 1990, Bretscher et al, 1992, Krebs, 1989, 1991a,
1991b und 1993). Mit Einbauten im Beckeninnern sollen
- die horizontalen Fliessgeschwindigkeiten vergleichmässigt
werden,
- die Verweilzeitverteilung verbessert,- die Flockung gefordert und schliesslich
- die Absetzleistung erhöht werden.
19
2 GRUNDLAGEN
In Nachklärbecken laufen mehrere physikalische und biochemische Pro¬
zesse, die Kenntnisse aus den entsprechenden Fachgebieten erfordern,nebeneinander ab. Neben der Hydromechanik der Dichte- und der dichte¬
behafteten Jetströmungen, gehören die Sedimentation und die Eindickung,die Flockung, die rheologischen Eigenschaften von Belebtschlamm und die
Mikrobiologie zu den Fachbereichen, die im Zusammenhang mit Nachklär¬
becken eine wichtige Rolle spielen.Forschungsergebnisse und Betriebserfahrungen führten zu Dimensionie-
rungsrichtlinien, die im wesentlichen die Beckengeometrie bestimmen und
Hinweise zur Schlammräumung und -eindickung beinhalten.
Eine Zusammenfassung von bisher vorgeschlagenen Möglichkeiten zur
Verbesserung der Strömungs- und Absetzverhältnisse in Nachklärbecken
schliessen dieses Kapitel ab.
2.1 VORBEMERKUNGEN
Nachklärbecken, die verfahrenstechnisch mit den Belebungsbecken einer
Belebtschlammanlage eine Einheit bilden, beinhalten eine Fülle von
physikalischen und biochemischen Prozessen. Das einwandfreie Funktio¬
nieren der Nachklärbecken von Belebungsanlagen gilt als Grundvoraus¬
setzung für einen effizienten Gewässerschutz und verlangt daher das
Verständnis der einzelnen im Becken ablaufenden Vorgänge. Abb. 2.1
zeigt die verschiedenen Prozesse, die sich in Nachklärbecken abspielenund die Grössen und Fachgebiete, die die Funktion von horizontal durch¬
strömten Nachklärbecken massgebend beeinflussen.
Die einzelnen Prozesse bzw. Fachgebiete und geometrischen bzw. verfah¬
renstechnischen Grössen, wie sie in Abb. 2.1 dargestellt sind, sind
grösstenteils nicht unabhängig voneinander; es existieren gegenseitige
Wechselwirkungen.
Im Zusammenhang mit der Sanierung und Optimierung von Nachklär¬
becken können verschiedene Ansätze zur Lösung der einzelnen Probleme
angewendet werden. Neben analytischen Möglichkeiten (z. B. Guetter und
Jain, 1991, Ostendorf, 1986, Shiba und Inoue, 1975), wurden
verschiedentlich Versuche an physikalischen Modellen (z. B. El-Baroudi,
1969, Felder, 1993, Frey, 1993, Krebs, 1991b, Lyn und Rodi, 1990,
McCorquodale, 1988, McDowell, 1971 und 1975, van Marie und
Kranenburg, 1994) oder im halbtechnischen Massstab (z. B. Ditsios, 1982,
20 2 GRUNDLAGEN
Geiger, 1982, Kauch und Ditsios, 1987, Knop, 1951b, Renner, 1978)
durchgeführt, um die einzelnen Abläufe besser zu verstehen und zu
optimieren. Schon McLaughlin (1959) gibt allerdings zu bedenken, dass
hydrauHsche Modellversuche nur wenig aussagekräftig sind, sofern die im
Modell verwendete Suspension nicht genau die gleichen Eigenschaftenaufweist wie der Schlamm im Prototyp.
SchlammräumungGeometrie/
Beckenabmessungen
Abb. 2.1: Prozesse bzw. Fachgebiete (ovale Kästchen) und geometrische bzw. verfah¬
renstechnische Einflüsse (rechteckige Kästchen), die die Effizienz von
horizontal durchströmten Nachklärbecken massgebend beeinflussen.
Neben der Möglichkeit des sehr aufwendigen Naturversuches (z. B.
Baumer et al, 1995, Bretscher et al, 1984, Deininger, 1994, Groche,
1964, Hager und Ueberl, 1994, Kaiman, 1966, Konicek und Burdych,
1988, Larsen, 1976 und 1977, Ueberl, 1995a und 1995b) stellt die
numerische Simulation ein komfortables Hilfsmittel (z. B. Krebs, 1991b,
Ströber, 1993, Holthausen, 1995) zur Erarbeitung von Kenntnissen über
die Vorgänge in Nachklärbecken dar.
2 GRUNDLAGEN 21
Da sich die vorliegende Forschungsarbeit vorwiegend mit der halbtech¬
nischen Untersuchung der Strömungs- und Absetzverhältnisse in Nach¬
klärbecken befasst und vorderhand die numerische Simulation nicht zum
Thema hat, wird auf diese nur am Rande eingegangen.
Bei den numerischen Modellen gibt es auf der einen Seite die verschie¬
denen dynamischen 1D-Simulationsmodelle, die z. B. von Freund et al.
(1993) miteinander verglichen werden. Die dynamischen Schichtenmodelle
{Laikari, 1989, Schilling und Hartwig, 1988, Härtel, 1990, Härtel und
Popel, 1993, Otterpohl und Freund, 1992) und die quasi-dynamischenModelle (Kainz, 1991, Wolf, 1989 und 1990) versuchen vor allem
gekoppelt mit Belebtschlamm-Simulationen die folgenden Anforderungenzu erfüllen:
- Errechnen der Feststoffkonzentration im Rücklaufschlamm.
- Errechnen der Feststoffkonzentration im Ablauf.
- Berücksichtigung von Speichervorgängen in der Nachklärung.
Des weiteren gibt es in Kombination mit einem biologischen Simulations¬
programm ein in der Praxis verbreiteteres, nichtdetailliertes Nachklär¬
beckenmodell {Gujer, 1989, Hofer, 1992). Es arbeitet mit einem voll¬
durchmischten Volumen und ist für viele Anwendungen v. a. wegen der
hohen Rechengeschwindigkeit geeignet.
Hoen et al. (1994) kritisieren, dass bei allen erwähnten Modellen die
Nachklärung als ideal modelliert wird und die effektiv vorhanden Strö¬
mungsverhältnisse nicht berücksichtigt werden. Härtel et al. (1995)
vergleichen fünf Modelle/Programme zur Simulation der Biologie/ Nach¬
klärung und stellen dabei fest, dass die Abweichungen der Ergebnisse nicht
unerheblich sind.
Beim lD-Nachklärbeckenmodell von Dupont und Henze (1992), das mit
dem Activated Sludge Model No. 1 von Henze et al (1987) kombiniert
werden kann, werden auch nichtabsetzbare Partikel berücksichtigt.
Dahl et al. (1990 und 1994) entwickelten ein numerisches Modell
bestehend aus einem Teilmodell für die Berechnung des zweidimensiona¬
len Fliessfeldes und einem Feststofftransportmodell. Die Kalibrierung
22 2 GRUNDLAGEN
erfolgte mit Hilfe von Versuchen in einem 10 m langen und 1 m tiefen
Testbecken, das mit echtem Belebtschlamm beschickt werden kann.
Erst Dupont und Dahl (1995) berücksichtigen in ihrem eindimensionalen
Modell Dichteeffekte über einen Kurzschlussanteil, der direkt vom Zulauf
in den Ablauf gelangt.
Auf der anderen Seite werden numerische Simulationsmodelle von
McCorquodale {Abdel-Gawad und McCorquodale, 1984, Abdel-Gawad
und McCorquodale, 1985, Imam und McCorquodale, 1983, McCorquodale
und Zhou, 1993, Zhou et. al, 1994) und Rodi {Celik et al, 1987, Adams
und Rodi, 1990, Lyn et al, 1992, Szalai et al, 1994) entwickelt, die die
Nachbildung der komplexen hydrodynamischen Vorgänge in Nachklär¬
becken zu ihrem Ziel erklären. Wenn diese Hilfsmittel einmal soweit
gediehen sind, dass sie für praktische Probleme auf relativ einfache Art
und Weise anzuwenden sind, so werden sie als Projektierungshilfen
unersetzlich sein. Vorerst befinden sich diese Modelle erst in einem
fortgeschrittenen Entwicklungsstadium.
In den folgenden Kapiteln werden zuerst die sich in Nachklärbecken
abspielenden Prozesse (ovale Einflussgrössen in Abb. 2.1) erklärt, die dann
ihrerseits zu den Empfehlungen für die Bemessung bzw. zu den gängigsten
Dimensionierungsrichtlinien (rechteckige Einflussgrössen in Abb. 2.1)
führen. Schliesslich sollen Verbesserungsmöglichkeiten bezüglich Strö¬
mungs- und Absetzverhältnisse in Nachklärbecken gezeigt werden, die in
den vergangenen Jahrzehnten entwickelt worden sind.
2.2 PROZESSE IN NACHKLÄRBECKEN
2.2.1 Hydromechanik
Solange Nachklärbecken durchströmt sind und nicht im Batchbetrieb
funktionieren, wird die Hydromechanik eine massgebende Rolle auf deren
Absetzwirkung ausüben. Wie bereits in Abb. 1.2 dargestellt ist das Strö¬
mungsfeld in horizontal durchströmten Nachklärbecken massgebend durch
die Dichtedifferenz zwischen dem Schlamm-Wassergemisch im Zulauf
2 GRUNDLAGEN 23
und dem relativ klaren Beckenwasser geprägt. Neben dieser dominanten
Dichteströmung existieren in Nachklärbecken zahlreiche Jetströmungen.Sei dies der Jet bei einem kreisförmigen Zulaufrohr oder der Wandstrahl,
der sich zwischen Einlauftauchwand und Beckensohle bildet. Pauschal
kann der hydraulische Wirkungsgrad von Absetzbecken über die Verweil¬
zeitverteilung der einzelnen Wasserpakete bzw. der einzelnen Schlamm¬
flocke ermittelt werden. Einige dimensionslose Ähnlichkeitszahlen, die im
Zusammenhang mit den Dichteströmungen vorgestellt werden, stellen
Masszahlen für die Interpretation von experimentell oder numerisch
ermittelten Resultaten dar.
Dichteströmungen
Dichteströmungen (engl.: gravity currents, density currents oder buoyancy
currents) können sowohl einen natürlichen als auch einen anthropogenen
Ursprung haben. Diese Strömungen sind häufig horizontal und werden
vorwiegend durch Dichtedifferenzen von nur wenigen Prozenten verur¬
sacht. Äusserst umfassende Informationen zur Hydraulik von Dichteströ¬
mungen liefern Turner (1973) oder Plate (1974) und mehr praxisbezogeneschliesslich Simpson (1987).
Der Begriff Dichteströmung an sich ist eigentlich irreführend, da ja nicht
die Dichte strömt, sondern die Flüssigkeit unter dem Einfluss der Dichte.
Kranawettreiser (1989) definiert denn auch die Dichteströmung wie folgt:
Def.: Als Dichteströmungen werden Strömungsvorgänge bezeichnet, bei
denen das Strömungsverhalten massgeblich durch Dichteunter¬
schiede zwischen den einzelnen Schichten einer Flüssigkeit oder
zwischen Schichten unterschiedlicher Flüssigkeiten bestimmt wird.
Das Vorkommen von Dichteströmungen in der Natur und der Industrie im
weitesten Sinne ist sehr breit. Einige Möglichkeiten von Dichteströmungensind zum Beispiel Gasströme wie Wirbelstürme (Kaltfront-Warmfront),
Luftströmungen (Kaltluft-Warmluft), Kaminabluft (z. B. Fischer et al,
1979) oder Gasströme in der Industrie. Der mit erhöhter Dichte in einen
See/Reservoir strömende Zufluss (z. B. Alavian et al, 1992, Harlemann,
1963, Stefan, 1970), die Kühlwassereinleitung von Atomkraftwerken in
24 2 GRUNDLAGEN
einen Fluss, Frischwasser-/Salzwasserströmungen, Ölunfälle und Suspen¬
sionsströme in der Abwassertechnik gehören genauso in das Kapitel der
Dichteströmungen wie Staublawinen (z. B. Hermann, 1990), Murgänge (z.
B. Rickenmann, 1990), Schlammlawinen, Felslawinen und Lavaströme.
Zum Teil wird in der Literatur zwischen Dichteströmen und Trübeströmen
unterschieden. Im Unterschied zu den Dichteströmen sind Trübeströme
(engl.: turbidity currents) Strömungen, bei denen die Dichtedifferenz der
verschiedenen Phasen durch suspendierte Stoffe hervorgerufen wird,
während bei den Dichteströmen die Dichtedifferenz durch gelösteMaterialien (z. B. durch einen höheren Salzgehalt) oder durch Tempera¬
turdifferenzen verursacht wird.
Die wichtigsten Dichteunterschiede bei Wasser sind Temperaturunter¬
schiede, Salzgehaltsunterschiede und Trübestoffgehaltsunterschiede. Bei
einer Temperaturdifferenz von z. B. 10 ° C entsteht eine Dichtedifferenz
Ap von ca. 2 kg/m3 im Reinwasser. Bei einem Salzgehaltsunterschied von
nur 3 % beträgt die Dichtedifferenz bereits ca. 20 kg/m3. Ein stark trüb-
stoffbeladener Fluss, der z. B. in ein Speicherbecken mündet kann
durchaus eine um bis zu ca. 200 kg/m3 grössere Dichte als Wasser
aufweisen.
Die Dichtedifferenz Ap zwischen dem Schlamm-Wassergemisch des
Nachklärbeckenzulaufs und dem relativ klaren Beckenwasser, das etwa die
Dichte pw von Wasser hat, kann mit der bekannten Formel berechnet
werden:
a~_(Pts~Pw)t«jAP" "
TI>BB,01.
Pts • (2-l)
Pts steht dabei für die Trockendichte von Belebtschlamm und TSbb
entspricht dem Trockensubstanzgehalt des Schlamm-Wassergemisches.
Wird eine Trockendichte der Biomasse zwischen 1'350 {Andreadakis,
1993) und 1'450 kg/m3 {Larsen, 1977) und ein Trockensubstanzgehalt von
3 kg/m3 angenommen, so beträgt Ap weniger als 1 kg/m3! Smith und
Coackley (1984) geben für die Dichte po eines Schlamm-Wassergemisches
folgenden Zusammenhang an:
2 GRUNDLAGEN 25
p0 = pw+0.25TSBB
Wenn der TSbb im Bereich von 2 und 4 kg/m3 liegt, so beträgt po
zwischen 1'000.5 und l'OOl kg/m3.
Um die physikalischen Grundlagen eines Dichtestromes einzuführen,
greift Simpson (1987) auf das bekannte Beispiel eines Dammbruches
zurück. Bei einem Speicherbecken mit der Wassertiefe H, dessen Damm
innert sehr kurzer Zeit kollabiert, wird die potentielle Energie theoretisch
verzugslos in kinetische Energie umgewandelt. Wenn einmal von
Reibungseinflüssen abgesehen wird, sind die hauptsächlichen Kräfte, der
die Wassermassen unterliegen, die Gravitationskraft und die
Trägheitskräfte.
Die Ausbreitungsgeschwindigkeit U der Rutwelle, die sich ins Tal fort¬
pflanzt, kann also approximativ über die Gleichsetzung von kinetischer
und potentieller Energie erhalten werden:
m-U2 m-g-H,/rs^
—2~=
—f— ( }
U = Vg7H, (2.4)
wobei m für die Masse und g = 9.81 m/s2 für die Erdbeschleunigungstehen.
Wird jetzt anstelle der 2. Phase, also der Luft bei der Dammbruchanalogie,eine Flüssigkeit angenommen, die sich nur sehr wenig in ihrer Dichte,durch die Dichtedifferenz Ap, von Wasser unterscheidet, so wird die Aus¬
breitungsgeschwindigkeit auf den folgenden Wert reduziert:
26 2 GRUNDLAGEN
Diese "Flutwelle" würde sich also im Prinzip wie in Zeitlupe ausbreiten.
Ist die 2. Phase beispielsweise 1 % leichter, so ergibt sich eine Ausbrei¬
tungsgeschwindigkeit von:
U = A77^. (2-6)
Ap steht für die Dichtedifferenz zwischen den beiden Flüssigkeiten, p im
vorliegenden Beispiel für die Dichte von Wasser. Es ist dabei wesentlich,
dass p auf die Dichte einer Schicht bezogen wird und nicht auf die mittlere
Dichte. Der Term g-Ap/p wird häufig mit g' bezeichnet und heisst
reduzierte Erdbeschleunigung.
Um Dichteströmungen charakterisieren zu können, behilft sich die
Wissenschaft zusätzlicher Ähnlichkeitszahlen, da im allgemeinen die
Dichtedifferenz Ap nicht ausreichend ist, um eine Dichteströmung zu
beschreiben.
Bei turbulenter Bewegung in mindestens einer von zwei Schichten, die
eine Differenz in ihrer Dichte aufweisen, wirkt die Schichtgrenze behin¬
dernd auf den turbulenten Austausch. Ein Turbulenzballen der unteren
Schicht muss beim Überschreiten der Schichtgrenze gegen die Wirkungder Schwerkraft gehoben werden, wozu eine vom Dichteunterschied
abhängige Arbeit (g-dp/dz) verrichtet werden muss {Bollrich, 1989,
Kranawettreiser, 1989). Die erforderliche Energie kann nur aus der
Energie der turbulenten Schwankungsbewegung entnommen werden, die
proportional dem Quadrat des Geschwindigkeitsgradienten (du/dz)2 ist.
Das Verhältnis der Arbeit g-dp/dz zur Energie p-(du/dz)2 wird als
Richardsonzahl (Ri) bezeichnet:
dp
Ri = -
4*-
fduV- (2.7)
Die Richardsonzahl gilt als Mass für die Stabilität einer Dichteströmung:
grosse Richardsonzahlen weisen auf stabile Strömungen hin, da die
2 GRUNDLAGEN 27
Dichteunterschiede eher gross und/oder die Geschwindigkeitsgradientenklein sind.
Aus theoretischen Untersuchungen, die durch Versuche bestätigt wurden,
ist bekannt, dass bei Ri > 1/24 kein Austausch zwischen den beiden
Schichten erfolgt (Kranawettreiser, 1989). Daraus kann abgeleitet werden,dass zwischen zwei Schichten mit dem Dichteunterschied Ap und dem
Geschwindigkeitsunterschied Au dann keine gegenseitige Beeinflussungmehr stattfindet, wenn sich infolge von Vermischung der anfängliche
Sprung in der Dichteverteilung in eine Zwischenschicht mit der Höhe
Au2Az>—^p (2.8)
24-g--^P
ausgebildet hat.
Werden in Gleichung (2.7) die differentiellen Grössen durch solche
ersetzt, die eine ganze Schicht beschreiben, also h statt dz und u statt du,
so entsteht eine globale Richardsonzahl Rio, die als Reziprokwert des
Quadrates einer abgewandelten Froudezahl betrachtet werden kann:
g—-h
«• P 1
*•—?—ir (29>
Diese reduzierte Froudezahl Fd wird densimetrische Froudezahl genannt
und tritt bei geschichteten Strömungen an die Stelle der üblichen Froude¬
zahl:
(2.10)
Die Freispiegelströmung kann als Dichteströmung einer Wasserschicht
unter einer Luftschicht verstanden werden, wobei dann die relative Dichte¬
differenz von Wasser zu Luft Ap/p = (l'OOO kg/m3-1.3 kg/m3)/l'000 kg/m3
28 2 GRUNDLAGEN
gegen 1 geht und damit die densimetrische Froudezahl in die übliche
FroudezahlF = u/«Jg-h übergeht.
Eingehende Untersuchungen des Verhaltens der Flüssigkeiten an der
Schichtgrenze zwischen einer ruhenden und einer bewegten Schicht durch
Keulegan (1949a und 1949b) zeigten, dass ein Sprung im Dichteverlauf
nur bei sehr kleinen Geschwindigkeitsdifferenzen auftritt. Mit zunehmen¬
der Geschwindigkeitsdifferenz zwischen den Schichten treten Wellen an
der Schichtgrenze auf, deren zunächst flache, abgerundete Wellenbergeimmer höher und spitzer werden, bis sich schliesslich Wirbelballen
ablösen und in die andere Schicht eindringen. Durch diesen
Massenaustausch infolge brechender Grenzflächenwellen bildet sich eine
Zwischenschicht mit einem endlichen Dichtegradienten statt des
unendlichen Dichtegradienten bei einem Dichtesprung aus.
Für die Geschwindigkeit, bei der die Mischung beginnt, leitete Keulegan
(1949b) folgendes Kriterium ab:
Ke = -^ -J—, (2.11)
wobei v für die kinematische Zähigkeit in [m2/s] steht. Für laminare
Fliessverhältnisse (Reynoldszahl R < 1'800) ist die Keulegan-Zahl Ke =
0.127 und für grössere Reynoldszahlen ist Ke = 0.178.
Ein Dichtestrom kann vereinfacht in seine Front, den "Kopf", und den
übrigen Strom, den "Körper", aufgeteilt werden. Typischerweise weist
der Kopf einer Dichteströmung eine grössere Schichtstärke als der Körperauf und stellt eine bedeutende Zone für brechende Wellen, Instabilitäten
und intensive Mischungsvorgänge dar. Zudem spielt er eine wesentliche
Rolle für die Kontrolle der nachfolgenden Strömung, also für den Körperder Dichteströmung.
Eine mögliche Versuchsanordnung zur Ausmessung geometrischer und
densimetrischer Grössen von Dichteströmen ist in Abb. 2.2 dargestellt. Mit
2 GRUNDLAGEN 29
dieser Apparatur (Britter und Simpson, 1978) kann der Kopf der
Dichteströmung stationär gehalten werden. In Abb. 2.2a dient die bewegteSohle der Modifizierung des Geschwindigkeitsprofiles im Zufluss der
Phase mit der Dichte pj.
Abb. 2.2: Apparatur zur Untersuchung von Dichteströmungen.
a) Bewegte Sohle zur Modifizierung des Geschwindigkeitsprofils.
b) Feste Sohle.
Die in Gleichung (2.7) eingeführte Richardsonzahl ist ein Mass für die
Stabilität der zweidimensionalen Dichteströmung. Für Richardsonzahlen
Ri < 0.25 ist die geschichtete Strömung nicht stabil (Thorpe, 1973a und
1973b). Abb. 2.3 zeigt eine schematische Darstellung von sogenannten
Kelvin-Helmholtz-Instabilitäten, die bei Ri < 0.25 auftreten und
hauptsächlich zu den Mischvorgängen an der Front einer Dichteströmung
beitragen.
30 2 GRUNDLAGEN
n n
h2
Ui
Abb. 2.3: Schematische Darstellung von Kelvin-Helmholtz-Instabilitäten in der Zwi¬
schenschicht h3 einer Dichteströmung.
Britter und Linden (1980) haben in Modellversuchen gezeigt, dass bei
stärker geneigten Sohlen die Mischungsvorgänge für den sonst gleichenDichtestrom sowohl an der Front als auch im nachfolgenden Fluss deutlich
zunehmen. Die Einmischrate bzw. die Höhe hß und damit die gesamte
Körperhöhe nehmen eindeutig zu. Eine neuere Untersuchung von Liu et al.
(1991) zeigt anhand von Modellversuchen in einer 1° bis 3° geneigten
Rinne, dass die Ausbreitung der Dichtefront (Salzlösungen) unempfindlich
gegenüber der Wassertiefe zu Beginn ist.
Der vorderste Punkt einer Dichteströmung wird als "Nase" bezeichnet
und ist praktisch immer leicht von der Sohle abgehoben. Ausmessungendieser Höhe hs im Zusammenhang zu den anderen geometrischen
Abmessungen von Dichteströmungen wurden von Simpson und Britter
(1980) durchgeführt. Für Reynoldszahlen R = U4(h3+h4)/v > l'OOO wird
diese Höhe h.5 unabhängig von der Reynoldszahl. Sie entspricht dann etwa
1/8 der Höhe des Kopfes der Dichteströmung (= I13 + 114).
Das wahrscheinlich wichtigste Experiment zur Erfassung der Ausbreitung
von Dichteströmungen ist das sogenannte Lock-Exchange-Experiment
(Abb. 2.4). Zwei Flüssigkeiten unterschiedlicher Dichte sind in einer
geschlossenen Rinne durch eine vertikale Wand getrennt. Nach einer
2 GRUNDLAGEN 31
möglichst raschen Entfernung der Trennwand werden die Fronten der sich
nun übereinander einschichtenden Fluide in Funktion der Zeit verfolgt.
Abb. 2.4: Lock-Exchange-Experiment zur Ermittlung der Ausbreitung von Dichteströ¬
mungen (aus Simpson, 1987).
a) Theoretisches Modell (keine Mischvorgänge).
b) "Shadowgraph" eines Laborversuches.
Für die maximale Ausbreitungsgeschwindigkeit der Dichtefront Uo gibt
Keulegan (1949a) einen Wert von
U0 = 0.45-VgrH (2.12)
an, wobei H für die (ursprüngliche) Wassertiefe in der rechteckigenVersuchsrinne steht. Barr (1967) kam in grossmassstäblichen Versuch auf
einen sehr ähnlichen Wert:
U0= 0.465 -ViTH. (2.13)
32 2 GRUNDLAGEN
Theoretische Überlegungen, bei denen die Abnahme der potentiellen
Energie der Zunahme der kinetischen Energie (vgl. Abb. 2.4) gleichgesetzt
werden, ergeben:
U0=0.5-V?:H. (2.14)
Obwohl die experimentell ermittelten Resultate der maximalen Ausbrei¬
tungsgeschwindigkeit der Dichtefront recht gut mit den erwähnten theore¬
tischen Überlegungen übereinstimmen, erlaubt die Annahme eines
rechteckigen Paketes keine Folgerungen bezüglich der internen Riessge¬
schwindigkeiten. Britter und Linden (1980) haben durch Modellversuche
herausgefunden, dass die maximalen internen Riessgeschwindigkeiten im
Körper einer Dichteströmung etwa 1.2 mal so gross sind wie die Frontge¬
schwindigkeit.
Wenn die densimetrische Froudezahl Fdo des Zuflusses grösser als 1 ist,
kann sich zwischen den beiden Schichten, analog zur Hydraulik bei Frei¬
spiegelabflüssen, ein Wassersprung bilden. Trifft ein Dichtestrom auf ein
Hindernis, wie es beispielsweise Räumbalken in Nachklärbecken darstel¬
len, so fliesst ein Teil über das Hindernis weg, während der Rest als
Wassersprung reflektiert wird (Lane-Serff et al, 1995).
Jettheorie
Prinzipiell können gemäss den in einem zylindrischen Tank durchgeführ¬ten Modelluntersuchungen von McNaughton und Sinclair (1966) vier
verschiedene Jet-Typen mit unterschiedlichen Bereichen von Reynoldszah¬
len R unterschieden werden:
1. Dissipated-laminar jet (R < 300; abhängig von Tankdimensionen)
2. Fully laminar jet (300 < R < 1000; abhängig von Tankdimensionen)
3. Semi-turbulent jet (1000< R < 3000; abhängig von Tankdimensio¬
nen)
4. Fully turbulent jet (R > 3000; unabhängig von Tankdimensionen).
Der laminare Freistrahl tritt im Bereich der Hydromechanik selten auf und
wird deshalb nicht weiter verfolgt. Grundlagen über Eintritt und Ausbrei-
2 GRUNDLAGEN 33
tung von turbulenten Freistrahlen in ein theoretisch unendlich grosses
Becken, dessen Wasser in Ruhe ist, finden sich z. B. bei Blevins (1984)
oder Kraatz (1989). Der klassische Freistrahl ist der ebene Freistrahl, der in
ein ruhendes Aussenmedium tritt. In der Praxis der Nachklärbecken-
Strömungen tritt allerdings eher der kreisrunde Freistrahl, z. B. nach runden
ZulaufÖffnungen, auf. Für die Durchströmung unter der Zulauftauchwand
können die Grundlagen des einseitig anliegenden Freistrahles, also des
Wandstrahles, angewendet werden.
In Längsrichtung gesehen lässt sich ein Jet in eine Kernzone, eine
Übergangszone und eine Zone mit offenem Geschwindigkeitsprofil, in der
der Jet voll ausgebildet ist, unterteilen. Abb. 2.5 zeigt diese Zusammen¬
hänge für den kreisrunden Freistrahl und den Wandstrahl.
a ) runder Freistrahl
voll ausgebildeter Strahl
ahnliche Geschwindigkeitsprofile
u(y=b)=Vi-Um
X—
® Wandstrahl
'^.i L _J
= um.e-°-«* (-f) L—xK—J
Abb. 2.5: Charakterisierung eines kreisrunden Freistrahles (a) und eines Wandstrahles
(b).
Die charakteristischen Grössen im Freistrahl wie die Geschwindig¬
keitsentwicklung, die Kernzonenlänge, die Strahlachse und der Düsen¬
austritt sind mit Abb. 2.5 klar definiert. Die Kernzonenlänge kann über den
Verengungswinkel ai, der für den ebenen und den kreisrunden Freistrahl 4
bis 5.5° beträgt, ermittelt werden. Für die Ausbreitung des ebenen wie des
34 2 GRUNDLAGEN
kreisrunden Freistrahles ist der Ausbreitungswinkel aa, der zwischen 12
und 16° variiert und im Mittel 14° beträgt, massgebend.
Ist der Freistrahl nach dem Ende des Kerns einmal voll ausgebildet, so
gehorchen die Geschwindigkeitsprofile einer Gaussfunktion und sind in
sich ähnlich. Tab. 2.1 gibt eine Zusammenstellung der maximalen
Riessgeschwindigkeit in der Jetachse und der Abnahme der Fliessge¬
schwindigkeiten der Strahlpunkte ausserhalb der Achse. Dabei wird
zwischen den Punkten, die innerhalb der Kernzonenlänge (x < xk; x =
Abstand vom Jetaustritt bzw. von einer Düse) und denjenigen, die
ausserhalb der Kernzone (x > xk) liegen, unterschieden.
kreisrunder Freistrahl Wandstrahl
rel. Kernlänge XK/DL = 6.2 XK/hK= 10.4
Messpunkt x X<XK X>XK X<XK X>XK
Um/U 1 6.2/(x/DL) 1 2.4l/(x/h0Pu(x)/um e-76.88(0.08065+(y-DL/2)/x)': Q-76.aa{y/xf - e-170(y/xf
Tab. 2.1: Zusammenstellung der charakterisierenden Jet-Grössen für den kreisrunden
Freistrahl und den Wandstrahl (aus Kraatz, 1989).
Für das Strömungsverhalten von Freistrahlen unter Dichteeinfluss wird die
Beschreibung der Strahltrajektorie der Partikel wesentlich. Dabei
wiederum haben Sediment-beladene Jets andere Trajektorien (Rugbahnen)
als homogene Dichte-Jets. Die Bewegung des Massenpunktes entlang der
horizontalen x-Achse wird durch die vertikal nach unten gerichtete y-
Achse von Carstens und Mohan Rao (1971) wie folgt angegeben:
/
J— = 0.048-
DL-FD
,1.93
vDLFDy
yd_
Dl'Fd= 0.0616
2.95-
VDL-FDy
(2.15 und 2.16)
Die obere Formel mit dem Index "s" steht für Suspensionen (aus Laborver¬
suchen), während die untere mit dem Index "d" für Jets mit gelösten
(dissolved matter) Partikeln steht (aus Literatur). Dichteströmungen, wie
2 GRUNDLAGEN 35
sie in Nachklärbecken existieren, dürften eher den Formeln der gelöstenStoffen entsprechen (vgl. auch Krebs, 1991b). Carstens und Mohan Rao
(1971) untersuchten den Jetaustritt aus Düsen mit einem Lochdurchmesser
Dl von 5, 6 und 7 mm und Partikeldurchmessern d zwischen 0.06 und 0.5
mm (immer homogene Suspensionen). Die Konzentrationen ihrer
Suspensionen waren in Gewichtsprozenten ausgedrückt 4 - 12 %, die
Anfangsgeschwindigkeit der Strahlen lag zwischen 110 und 270 cm/s und
das Quadrat der densimetrischen Froudezahlen Fd bei der Düse lagzwischen 17 und 90.
Unter Dichteeinfluss ist der Geschwindigkeitsabfall in der definierten
Strahlachse xi (Koordinaten xs/ys bzw. Xß/yü) durch folgende Formel
beschrieben (Kraatz, 1989):
um_
45.66
U KV"- (2-17)
Mit Laborversuchen in einem Becken von 5 m Länge, 1 m Breite und 2 m
Tiefe untersuchten Fernando et al. (1991) den Eintritt eines ebenen,
turbulenten, dichtebehafteten Jets in eine Schicht mit stabiler Dichte
(Salzlösung) mit einer Stärke von 0.6 m. Oberhalb dieser Schicht, in die
der Jet eingeleitet wurde, befand sich eine Schicht mit linear abnehmender
Dichte mit einer Stärke von 1 m. An der Grenze zwischen unterer und
oberer Schicht konnten typische Formen von Kelvin-Helmholtz-Instabilitä-
ten beobachtet werden.
Rajaratnam und Subramanyan (1985) studierten mit Modellversuchen die
Unterschiede zwischen Oberflächenjet und Oberflächenwassersprung.
Mit einer numerischen Simulation stellten Hansell et al. (1992) fest, dass
die peripheren Geschwindigkeitsschwankungen keine wesentliche Rolle
auf die Partikelverteilung in der Übergangszone eines runden Jets spielen.
36 2 GRUNDLAGEN
Verweilzeitverteilung
Im Gegensatz zu idealen Reaktoren weichen die Durchflussverhältnisse
und damit auch die Verteilung der Aufenthaltszeiten der Wasser- bzw.
Feststoffpakete in Nachklärbecken zum Teil ganz erheblich von den
idealen Verhältnissen ab. Theoretisch müsste bei homogener Verteilungder horizontalen Riessgeschwindigkeit u die Aufenthaltszeit jedes Wasser¬
paketes in einem Becken mit dem Volumen V und dem Durchfluss Q der
mittleren theoretischen Aufenthaltszeit 0
0 = V/Q (2.18)
entsprechen. Die einzelnen Wasserpakete weisen aber unterschiedliche
Verweilzeiten Teff auf, die in der Regel deutlich unter dem Wert 0 liegen.
Ein Verweilzeitspektrum, also die Häufigkeitsverteilung der einzelnen
Verweilzeiten, kann mit verschiedenen Grössen charakterisiert werden. Die
Beschreibung einer solchen Verteilung mit dem Mittelwert oder dem 1.
Moment Tm allein genügt nicht, da Tm theoretisch exakt dem Wert 0
entspricht. Mit Hilfe des 2. Momentes, der Streuung G2, und höherer
Momente kann ein Verweilzeitspektrum eindeutig beschrieben werden
(Gujer, 1992a).
Dass die Verweilzeit ein wesentlicher Parameter für die Effizienz eines
Absetzbeckens darstellt, stellten schon Babbit und Schlenz (1929) fest. Sie
untersuchten den Zusammenhang zwischen der mittleren Aufenthaltszeit 0
[Min] und der Ablaufkonzentration für die Vorklärung von Rohabwasser.
Für die Feststoffreduktion, also für das Verhältnis R in [%], das sich aus
Zulaufkonzentration Ca [ppm] und Ablaufkonzentration Ce [ppm]beschreiben lässt, ermittelten sie den folgenden Zusammenhang:
_(CA-CE)tnnaf_
(0 + 226)-C,R=v A
fc/100% =
C* 3.72.(C1+=SZ?V ^
Wittwer (1944), der Untersuchungen an einem Vorklärbecken
(Rechteckbecken mit einer Länge von ca. 61.5 m, einer Breite von ca. 13.2
m und einer Tiefe von 3.35 m) in den U.S.A durchführte, verallgemeinert
2 GRUNDLAGEN 37
mit seinen graphisch dargestellten Resultaten das Prinzip von Formel
(2.19) für alle Absetzbecken. Die untersuchten Feststoffkonzentrationen im
Zulauf lagen zwischen 50 und 300 [ppm].
Die Messung von Durchlaufzeiten von Klärbecken mit Hilfe von radio¬
aktiven Stoffen brachten Knop (1951a) zur Erkenntnis, dass flache Längs¬
becken besser als kurze, tiefe Rundbecken sind. Müller-Neuhaus (1952a)
führte einen Kennwert für Absetzbecken ein, indem er die Durchflusskurve
mit der Absetzkurve der zu sedimentierenden Partikeln kombiniert.
Da einzelne kleine Wasserpakete in einer Beckenströmung nicht verfolgt
werden können, beruhen alle Verfahren, die deren Verweilzeit ermitteln
sollen, auf der Markierung von Wasserpaketen mit Hilfe von Stoffen,
deren Bestimmung einfach und eindeutig ist. Die Markiersubstanzen
sollten in etwa die gleichen Transporteigenschaften haben wie der Becken-
zufluss, sie sollten die Durchmischungsprozesse nicht verändern und
keiner Reaktion im Beckenwasser unterworfen sein. Somit kommen für
den praktischen Einsatz eigentlich nur noch Salze, fluoreszierende Farb¬
stoffe oder radioaktive Tracer in Frage. Bei Salzen muss allerdings darauf
geachtet werden, dass der Dichteunterschied zur Trägerflüssigkeit
möglichst gering ist, damit die Markiersubstanz keine Dichteströmungenauslöst.
Die Verteilung f(teff) der Aufenthaltszeiten xeff in einer Kaskade von n
gleichen Rührkesseln mit konstantem totalem Volumen Vtot ist in Abb. 2.6
a) dargestellt (Gujer, 1992a). Die Lösung der n gekoppelten Differential¬
gleichungen
dCA.i_
n
für den ersten Reaktor: dt 0 '
(2.20)
dCA.i=
n_c
und für die Reaktoren 2 bis n: dt ©A,i_1 A>1
, (2.21)
lautet:
m)0 (n-1)! [e) nm
38 2 GRUNDLAGEN
Ca,i steht dabei für die Konzentration einer Markiersubstanz A im Reaktor
i und 0 = Vtot/Q- Mit zunehmendem n gleicht sich die Aufenthaltszeitver¬
teilung immer mehr einer Gauss'schen Normalverteilung an.
Für den Röhrenreaktor mit Turbulenz, bei dem sowohl Advektion
(Fliessgeschwindigkeit u über Reaktorlänge L) als auch Turbulenz
(turbulenter Diffusionskoeffizient Dt) die massgebenden Transport¬
mechanismen in x-Richtung sind, kann analog Gleichung (2.20) geschrie¬
ben werden:
dCA 9CA d CA-rA = -u-—^ + DT —-f-
dt dx dx'. (2.23)
Werden mit t* = t- u/L und x* = x/L dimensionslose Koordinaten für Zeit
und Ort eingeführt, so kann Gleichung (2.23) in die folgende Form
überführt werden:
acA=
acA|dt 92cA
^
acA|
1 a2cA9t* dx* u-L 3x*2 dx* NPe 9x*2
(2 24)
Die dimensionslose Grösse u-L/Dt wird als Peclet-Zahl Npe bezeichnet.
Sie bringt die Geschwindigkeit der Advektion u in Beziehung zu einer
Geschwindigkeit der Turbulenz Dt/L. Im idealen Röhrenreaktor ist Dt = 0
und damit Npe = °°, während im Rührkessel die Verhältnisse gerade
umgekehrt sind. Abb. 2.6b zeigt den Zusammenhang für die numerische
Lösung der Differentialgleichung aus (2.24) für Reaktoren mit unter¬
schiedlichen Turbulenzverhältnissen. Es ist sofort ersichtlich, dass ein
effizientes Nachklärbecken die Charakteristik eines idealen Röhrenreaktors
(= Reaktor ohne Turbulenz) haben sollte, da dort die Turbulenz Dt/L
gegen Null strebt.
2 GRUNDLAGEN 39
®
wenig Turbulenz
= 0.002
mittlere Turbulenz
-§> 0.025
grosse Turbulenz
2.0 6
Abb. 2.6: a) Aufenthaltszeitverteilungen in einer Kaskade von n gleichen Rührkesseln
mit konstantem totalem Volumen (aus Gujer, 1992a).
b) Aufenthaltszeitverteilung im geschlossenen Röhrenreaktor mit Turbulenz
in Abhängigkeit von Dr/(u-L) (aus Gujer, 1992a).
f (^eff) = Verteilung der Aufenthaltszeit; xeff = effektive Aufenthaltszeit.
Gemäss Camp (1946) entspricht in Abb. 2.6a die Kurve für 2 Rührkessel in
etwa der Aufenthaltszeitverteilung eines Rundbeckens, diejenige für 5
Rührkessel einem querdurchströmten und diejenige für 10 Rührkessel
einem längsdurchströmten Rechteckbecken.
Krebs (1991c) zeigt, dass die kürzeste Fliesszeit, die ein Teilchen vom
Einlauf zum Auslauf benötigt, in querdurchströmten Nachklärbecken
bedeutend geringer ist als in längsdurchströmten und dass daher die Gefahr
von Kurzschlussströmungen in querdurchströmten Becken entsprechend
grösser ist (vgl. auch Siegrist et al, 1995).
40 2 GRUNDLAGEN
2.2.2 Sedimentation und Eindickung
Zwei wesentliche Funktionen von Nachklärbecken sind die Sedimentation,
also das Abscheiden von Partikeln aus einer Suspension mittels
Gravitationskraft und die Eindickung des abgesetzten Belebtschlammes
zwecks hoher Rücklaufschlammkonzentration. Bezüglich der Konzen¬
tration der Feststoffe und der gegenseitigen Beeinflussung während des
Sedimentationsprozesses lassen sich vier Arten von Sedimentationsvor¬
gängen unterscheiden (Takäcs et al, 1991, Boller, 1992b).
Bei der Sedimentation einzelner Partikel (discrete settling, type I) mit
Durchmesser dp [m] und Dichte ps [kg/m3] gilt für die Berechnung der
Sinkgeschwindigkeit vs [m/s] im laminaren Bereich das bekannte Gesetz
von Stokes:
v^gCPs-Pw)-^2
18 "M-. (2.25)
Abb. 2.7 zeigt die Sedimentationgeschwindigkeit von einzelnen Partikeln
in Funktion der Partikelgrösse und -dichte. Die Sedimentation von Einzel¬
partikeln kommt v. a. im Sandfang vor.
Im Vorklärbecken und in der oberen Zone von Nachklärbecken spielt sich
die Sedimentation von flockenden Partikeln (flocculant settling, type
II) ab. Mit zunehmender Flockengrösse nimmt die Sinkgeschwindigkeit in
der Regel zu. Da aber die Dichte flockender Partikel oft geringer als
diejenige diskreter Partikel ist, ist die Sedimentationsgeschwindigkeit von
Flocken häufig kleiner als diejenige von diskreten Partikeln.
Sobald die Partikelkonzentration mehr als 400 - 500 g Trockensubstanz/m3
beträgt, behindern sich die einzelnen Partikel beim Absetzen. Partikel, die
abwärts strömen, verdrängen das gleiche Wasservolumen, welches
demzufolge aufwärts strömt. Diesen Vorgang, der sich zur Hauptsache in
der Trennzone von Nachklärbecken abspielt, wird als gehemmte Sedimen¬
tation (hindered settling, type HI) bezeichnet. Dabei setzt sich die ganze
Partikel- bzw. Belebtschlammasse als Einheit ab. Charakteristisch für diese
Art von Sedimentation ist die Ausbildung einer scharfen Grenze zwischen
dem relativ klaren Überstandswasser und dem Schlamm.
2 GRUNDLAGEN 41
KT«
10" 10-3 IQ"2 10-1 10°20305080
10 102
Partikeldurchmesser in mm
Abb. 2.7: Absetzgeschwindigkeit von einzelnen Partikeln im Wasser in Funktion der
Partikelgrösse und der Partikeldichte.
Absetzversuche mit Aluminium- und Kalksuspensionen zeigten, dass für
eine vorgegebene Konzentration das Verhältnis zwischen der Sink¬
geschwindigkeit eines einzelnen, ungehinderten Partikels und der Sink¬
geschwindigkeit des Spiegels einer Suspension mit solchen Partikeln
temperaturunabhängig ist (Bond, i960). Dieses Verhältnis ist einzig von
der Partikelform und von der Konzentration abhängig, jedoch unabhängigvon der Partikeldichte. Andererseits stellte Keefer (1962) an einem Rund¬
becken fest, dass der Absetzwirkungsgrad mit zunehmender Temperatur
steigt.
42 2 GRUNDLAGEN
Nimmt die Partikelkonzentration weiter zu und überschreitet sie die
sogenannte Knickpunktkonzentration, bei der nach Merkel (1971) das
Vergleichsschlammvolumen von VSVc = 480 ml/1 und die Sinkgeschwin¬
digkeit vsc = 0.5 m/h betragen, so geht der Sedimentationsvorgang in den
Eindickvorgang (Schlammkompression, thickening, type IV) über.
Dieser kritische Absetzpunkt wurde schon von Coe und Clevenger (1917)
oder von Eckenfelder und Melbinger (1957) in ihren Absetzversuchen fest¬
gestellt. Die Kompression stellt den eigentlichen Entwässerungsvorgangmit einer Aufwärtsbewegung des Wassers durch ein poröses Medium der
Schlammpartikel dar. Die Abhängigkeit der Sinkgeschwindigkeit vom
Vergleichsschlammvolumen, das nach 30-minütiger Absetzzeit im
Imhofftrichter erreicht ist, ist auf Abb. 2.8 dargestellt.
950 TTTT I r i—i mim 1 \~n i mm
.VSV=1000-840v,0-71
VSV=1000-600v,0-21
0.05
Sinkgeschwindigkeit V« [m/h]
Abb. 2.8: Abhängigkeit der Sinkgeschwindigkeit des Schlammspiegels vom Ver¬
gleichsschlammvolumen VSV (aus Merkel, 1971).
Merkel (1971) gibt für die Sinkgeschwindigkeit vs [m/h] folgende
Beziehungen an:
100<VSV<480 ml/1:
und für 480<VSV<900 ml/1:
vs =
vs =
fiooo-vsvy-762
l 600 Jnooo-vsvV-408
840
(2.26)
(2.27)
2 GRUNDLAGEN 43
Einige Jahre zuvor untersuchten Dick und Ewing (1967b) das Absetzver¬
halten von Belebtschlämmen aus 3 Kläranlagen. Die Trockensubstanz¬
gehalte TS variierten von 1.225 bis 2.28 g/1 und die Schlammindices ISV
von 75 - 300 ml/g. Mit verschiedenen Zylindertiefen konnte gezeigt
werden, dass bei grösserer Anfangstiefe auch die Sinkgeschwindigkeithöhere Werte annimmt. Für die Sinkgeschwindigkeit vs entwickelten sie
die folgende Formel:
h
mit h = anfängliche Belebtschlammhöhe (= Zylinderhöhe). Ry steht für
einen Verzögerungsfaktor ("retardation factor") und S für die Steigung
derjenigen Kurve, die sich ergibt, wenn das Verhältnis h/vs gegenüber h
aufgetragen wird.
Für den Verzögerungsfaktor wurde eine Abhängigkeit vom Trocken¬
substanzgehalt TS gefunden:
RY = d-ef*TS) (2.29)
wobei d und f* Konstanten für einen bestimmten Schlamm sind, die gra¬
phisch bestimmt wurden, indem Ry gegenüber TS aufgetragen wurde. Bei
Absetzversuchen mit Sand resultierte ein Verzögerungsfaktor von Ry = 0,
also eine Sinkgeschwindigkeit unabhängig von der Anfangstiefe der
Suspension. Die Theorie von Kynch (1951) kann also v. a. für den Absetz¬
vorgang bei Sandfraktionen angewendet werden.
Die an einem Rundbecken mit einem Durchmesser von 4 ft. (= 1.22 m)
und einer durchschnittlichen Tiefe von 1.5 ft. (= 0.46 m) durchgeführten
Experimente von Cordoba-Molina et al. (1978), bei denen die Zulauf¬
konzentrationen zwischen 215 und 321 mg/1 lagen, ergaben Absetzraten,
die zwischen den theoretisch ermittelten Werten für turbulentes Absetzen
(Dobbins, 1944) und denjenigen für ungestörtes Absetzen (quiescent
settling) von Camp (1946) liegen.
Gemäss den Untersuchungen von Daigger und Roper (1985), die mit 46
verschiedenen Belebtschlämmen Absetzversuche in einem 13.3 cm
44 2 GRUNDLAGEN
Durchmesser und 1.83 m tiefen Absetzzylinder durchführten, gehorcht die
Absetzgeschwindigkeit vs [m/h] bei der gehemmten Sedimentation einer
exponentiellen Funktion:
vs = 7.80-e-(0i48+0.002i0(isv)). TS. (2.30)
Ihr Ziel bestand darin, einen Zusammenhang zwischen Absetzverhalten
von Belebtschlamm und Schlammindex zu erhalten. Die untersuchten
Schlammindices variierten zwischen 36 und 402 ml/g. Für die
Modellierung der Sinkgeschwindigkeit vs gingen Daigger und Roper
(1985) von der bekannten Exponentialfunktion von Vesilind (1968) aus:
vs = vo-e-aTS. (2.31)
Während bei Daigger und Roper (1985) vo einen konstanten Wert hat,
beschreibt Pitman (1985) vo als Exponentialfunktion:
v0 = 7-e-5'isv. (2.32)
Wahlberg und Keinath (1988) entwickelten mit Hilfe von Absetzversuchen
ein empirisches Modell zur Ermittlung des Feststoffflusses und stellen
dabei vo als Funktion von ISV und oc als Polynomfunktion 2. Grades von
ISV dar. Ihre Funktion gilt für Schlammvolumenindices, die in einem
gerührten 1-Litergefäss ermittelt werden. Einige Jahre später reduzieren sie
die entwickelte Formel, die eine Kombination von Vesilind (1968), Pitman
(1985) und Daigger und Roper (1985) darstellt, auf folgende Form
(Wahlberg und Keinath, 1995):
VS = Y.e[-8'ISV-(a*+ßISV)TS]. (2.33)
Für unterschiedliche Ermittlungsverfahren für den Schlammindex gebensie für die Konstanten a*, ß, yund 8' die erhaltenen Werte tabellarisch an.
Der Ansatz von Cho et al. (1993), bei dem der zweite Faktor von
Gleichung (2.31) durch die Konzentration TS dividiert wird, erlaubt eine
einfachere Handhabung in Kombination mit der Feststoffflussmethode
(vgl. Kapitel 2.3).
2 GRUNDLAGEN 45
Takäcs et al. (1990 und 1991) präsentieren ein eindimensionales 10-
Schichten-Absetzmodell, das auf der Feststoff-Flux-Methode (vgl. Kapitel
2.3) basiert. Takäcs et al. (1991) haben für ihr Modell die Absetzgleichung
erweitert, damit nicht nur die grossen, gut flockenden Partikel (hindered
settling) berücksichtigt sind, sondern auch langsam absetzbare Partikel, die
v. a. in Suspensionen geringer Konzentration den Absetzvorgang dominie¬
ren. Ihre Absetzfunktion lautet wie folgt:
(2.34)'
0<vs<v0'
In der obigen Gleichung bedeuten vo1 die maximale praktische, vo die
maximale theoretische Sinkgeschwindigkeit, rp (für geringe Konzentratio¬
nen) und rh (für hindered settling) sind Absetzparameter. Patry und Takäcs
(1992) belegen, dass bei sehr geringen Belebtschlammkonzentrationen die
Sinkgeschwindigkeit steigt, während sie bei hohen sinkt.
Die dargestellten Sinkgeschwindigkeiten von Belebtschlammsuspensionen
in Form von e-Funktionen können auch als Potenzfunktion der folgenden
Form dargestellt werden, die auf einem halblogarithmischen Netz dar¬
gestellt eine Gerade ergeben (Boller, 1992b):
vs = a-b*-TS. (2.35)
Neben der Sedimentation gilt es, für praktische Anwendungen auch die
Resuspension zu berücksichtigen. Ansätze dazu finden sich bei Takamatsu
et al. (1974), die Modellversuche mit Wasser und Kalziumkarbonat durch¬
führten und ein mathematisches Modell vorstellen. Mit Hilfe dessen
können sie unter Berücksichtigung der Auswirkungen der Resuspensionbereits abgesetzter Partikel die für Absetzbecken günstigste Tiefe
voraussagen.
46 2 GRUNDLAGEN
2.2.3 Flockung
Bei sämtlichen technischen Verfahren in der Trinkwasseraufbereitung oder
in der Abwasserreinigung, bei denen die Sedimentation eine wichtige Rolle
spielt, sollten die positiven Aspekte der Flockung ausgenutzt werden. Die
Flockung beschreibt einen Prozess, bei dem die Teilchen einer Suspensionaufeinandertreffen und aneinander haften bleiben. Die grösseren Aggregatebesitzen im ruhenden Medium eine grössere Sinkgeschwindigkeit, sofern
ihre Form nicht zu stark spiralförmigen Sinkbahnen führt und können so
rascher aus einer Suspension entfernt werden.
Allgemein kann die Geschwindigkeit, mit der Partikel aggregieren, als
Produkt der Kollisionswahrscheinlichkeit und der Haftwahrscheinlichkeit
beschrieben werden. Die Kollisionswahrscheinlichkeit hängt dabei von
physikalischen Grössen ab (Transportbedingungen) und die Haftwahr¬
scheinlichkeit (= Kollisionswirksamkeit) von chemischen Parametern.
Bei der Rockung muss in einem ersten Schritt (Entstabilisierungsschritt)die Oberflächenchemie der Partikel derart verändert werden, dass aggregie-rende Partikel aneinander haften bleiben. Dies geschieht normalerweise mit
Fe- oder AI-Salzen wie zum Beispiel bei den Versuchen von Andreu-
Villegas und Letterman (1976) und ist für den gesamten Flockungsvorgangnicht geschwindigkeitsbestimmend. Damit die Partikel zusammentreffen
können, müssen sie in einem zweiten Schritt zueinander transportiertwerden (Transportschritt).
Im Nachklärbecken spielt die EntStabilisierung keine wesentliche Rolle
mehr, da sie meistens in den Belebungsbecken stattgefunden hat. Die
möglichen Transportmechanismen für den zweiten Schritt sind die
Brown'sche Bewegung (= perikinetische Flockung), die Scherströmung
(= orthokinetische Flockung) oder die differentielle Sedimentation.
Über die Geschwindigkeit, mit der die einzelnen Teilchen aggregierenentscheidet der Transportschritt.
Gemäss Parker et al. (1971) ist die Partikelgrössenverteilung von Belebt¬
schlammflocken bimodal (Abb. 2.9); bei den Untersuchungen von
Andreadakis (1993) lagen mehr als 85 % der Belebtschlammflocken
zwischen 10 und 75 [im.
2 GRUNDLAGEN 47
bruchgefährdeter
0.1 1 10 100 1000 10000
Flockendurchmesser in um
Abb. 2.9: Typische Verteilung der Flockengrössen im Belebtschlamm (aus Parker et
al, 1971).
Die Kollisionsgeschwindigkeiten dni°/dt leitet Boller (1992c) für die drei
verschiedenen Transportmechanismen bei der Flockung her (Abb. 2.10).Daraus kann gefolgert werden, dass für die in Nachklärbecken auftretenden
Partikelgrössen v. a. die orthokinetische Flockung und die differentielle
Sedimentation von Bedeutung sind (Abb. 2.9). Ernest et al. (1995)bestimmen Kollisionswirksamkeitsfaktoren für Partikel von 2-80 um
Durchmesser experimentell.
Bewegen sich Partikel in einem Strömungsfeld mit unterschiedlichen
Geschwindigkeiten, so besteht die Möglichkeit, dass sie kollidieren. Der
Gradient dieser Geschwindigkeiten G [s-1] lautet für die Horizontal¬
geschwindigkeit u über die Vertikalachse z:
G = £[.-]dz (2.36)
48 2 GRUNDLAGEN
IO-3 10-2 10"1 10° 101 102 103
D2(fifn)
Abb. 2.10: Kollisionsgeschwindigkeiten von Partikeln mit einem Durchmesser Di = 1
um mit Partikeln mit unterschiedlichen Durchmessern D2 (aus Boller,
1992c). Die Werte wurden bei einer Temperatur von 20° C und einem G-
Wert von 40 s_1 ermittelt.
Bei turbulenter Strömung kann G nicht mehr vereinfacht durch den
Quotienten einer Geschwindigkeitsänderung über eine infinitesimale Höhe
dargestellt werden, da du/dz sowohl zeitlich wie örtlich variiert. Der viel
benützte Ansatz von Camp und Stein (1943), die den G-Wert am elementa¬
ren Massenpunkt herleiten, ermöglicht die Ermittlung eines globalen G-
Wertes aus der mittleren pro Volumen V umgesetzten Leistung P bzw. aus
der gesamten Arbeit pro Volumeneinheit und Zeit Om und der dyna¬mischen Zähigkeit u einer Flüssigkeit. Sie entwickelten ihre Gleichungen,indem sie die Winkelverdrehung eines Wasserelementes betrachteten, die
2 GRUNDLAGEN 49
infolge tangential wirkenden Oberflächenkräften oder infolge von Scher¬
kräften entstehen. Den Geschwindigkeitsgradienten G definieren sie wie
folgt:
(2.37)
bzw. V H- (2.38)
Rühren vergrössert die Anzahl von Scherschichten und erhöht die
Schergradienten bzw. den G-Wert in einem Fluid und kann somit die
Wirksamkeit der orthokinetischen Flockung verbessern. Bereits Knop
(1951b und 1952) und Müller-Neuhaus (1952b) weisen auf die Wichtigkeit
der Rockung bei Absetzbecken hin. Knop (1966) beschreibt Versuche von
Nachklärbecken ohne und mit separater bzw. integrierter Flockungs-kammer. Kalbskopf und Herter (1984) beschreiben den Einsatz von
Paddelwerken und von Rührwerken in der Einlaufzone von Nachklär¬
becken.
Es gilt dabei allerdings zu beachten, dass bei zu hohem Energieeintrageinmal gebildete Flocken auch wieder zerstört werden können. Für jede
Konfiguration von Flockungskammer oder Rührwerk existiert also ein
optimaler Energieeintrag bzw. ein optimaler G-Wert G0pt» bei dem die
Partikelzahl infolge Rockung minimal wird. Bradley und Krone (1971)
entdeckten für Versuche mit verdünnten Belebtschlämmen einen optimalenG-Wert von 15 s_1. Bei grösseren Trockensubstanzgehalten war der
Einfluss von G weniger spürbar.
Bedeutende Arbeit im Hinbück auf Rockenbildung und Rockenzerstörungleisteten Argaman und Kaufmann (1970) und Parker et al. (1971 und
1972). Die Rockenzerstörung und damit die Erhöhung der Rockenanzahl
hängt vom TS, von einer Breakup-Konstante Kr, dem rms-velocity-Gradient G und einem Exponenten m' ab. Die Rockenbildung und damit
die Reduktion der Rockenanzahl hängt gemäss Argaman und Kaufmann(1970) von einer Aggregationskonstante Ka, dem TS, der Rockenkon¬
zentration (Anzahl Rocken/Volumen) und dem G-Wert ab. Über eine
Massenbilanz bezogen auf ein Rockungsbecken (oder ein Absetzbecken)
50 2 GRUNDLAGEN
erhalten Parker et al. (1971 und 1972) eine der Formel von Argaman und
Kaufmann (1970) analoge Formel für die Rockungseffizienz:
ni 1 + KATSGT
i. . „
TS ^m-
ni 1 + kb--ö"-G -i} (2.39)ni
wobei auf der linken Seite das Verhältnis der Partikel vor (Index 0) und
nach der Rockung in einem Reaktor (Index 1) steht. T ist die mittlere
Aufenthaltszeit im Rockenreaktor.
Für verschiedene G-Werte (10 - 150 s_1), verschiedene Aufenthaltszeiten
(5 - 40 Min.) und verschiedene TS (312 - 1'522 mg/1) wurden von Parker
et al. (1971) an einer Testanlage mit acht Flockungskammern Versuche
durchgeführt. Die Versuchsresultate wurden graphisch ausgewertet: Für
die verschiedenen Aufenthaltszeiten wurden Diagramme erstellt, die die
Rockungseffizienz in Funktion des G-Wertes zeigen:
„oni 1 + a'G
n| l + b'-Gm> (2.40)
Für m' = 2 ergab sich der beste Fit. Die Werte a' und b' konnten für die
Versuche ermittelt werden. Je nach Rockungsdauer wurde für unter¬
schiedliche G-Werte ein anderes Optimum für die Rockungseffizienzerhalten. Der Quotient der Rockenanzahl im Zufluss zum Rockenreaktor
und der Rockenanzahl im Ablauf ergab Werte zwischen 1.0 und 2.4. Abb.
2.11 zeigt ein typisches Ergebnis der Untersuchung von Parker et al.
(1971).
Camp (1946) untersuchte eine Mischkammer mit Trennwänden und
erreichte dabei ein Gopt von 25 s_1. Bei den Untersuchungen von
Kalbskopf und Herter (1984) lagen die G-Werte zwischen 30 bis 60 s_1,
während bei den Rockungsversuchen von McConnachie (1991), die für
drei verschiedene Rührwerke durchgeführt wurden, ein optimaler G-Wert
von 10 bis 20 s_1 resultierte.
2 GRUNDLAGEN 51
1+3.2-1 Ö4G2
100
G [8-1]
Abb. 2.11:
Optimierung des G-Wertes im 30
Minuten dauernden Flockungsversuch
von Parker et al (1971). Bei diesem
Flockungsversuch konnte mit einem
optimalen G-Wert von etwa 45 s*1 die
ursprüngliche Anzahl Partikel um ca.
einen Faktor 2.2 reduziert werden.
Das Konzept des G-Wertes, das im allgemeinen breite Anerkennung in der
Rockungsforschung findet, wird von Cleasby (1984) mit Hilfe einer
Literaturstudie vor allem für grössere Rocken (> 50 Jim) in Frage gestellt.
Gleichung (2.38) kann mit der durchschnittlichen Energiedissipation pro
Masseneinheit £ und der kinematischen Viskosität v auch in folgender
Schreibweise geschrieben werden:
(2.41)
Cleasby (1984) zeigt, dass es für die turbulente Rockung eine bessere,
alternative Form gibt, die auf die Verwendung der Viskosität verzichtet, da
sich Rockungsvorgänge (ausgenommen im Microscale: < 50 |xm) nach
Angaben diverser Literaturquellen als ziemlich Temperatur-unabhängigerwiesen. Er versucht die Daten von Argaman und Kaufmann (1970) mit
einem neuen Ansatz zu berechnen und stellt dabei fest, dass dieser bedeu¬
tend geeigneter ist. Statt
52 2 GRUNDLAGEN
ni= 1 + KAGTi l +
KnG2T
nj it^-u i (2.42)
verwendet Cleasby (1984) den Ansatz:
ni_l + K'A-£2/3i l + KR-£-T
n*i + rvB-b-i
m (2<43)
Zudem unterstreicht Cleasby (1984) die allgemeine Annahme, dass auch
die Form des verwendeten Rührwerkes sehr wesentlich für den Rockungs¬
vorgang ist und dass der Energieeintrag nicht die einzige Rolle bei der
Rockenbildung spielt. Mit seinem verbesserten Rockungsparameter sollte
für die Abwassertechnik eine Energieeinsparung bewirkt werden können,
da für die optimale Rockung eigentlich weniger Energie eingetragenwerden müsste.
Die These, dass der mittlere Geschwindigkeitsgradient G als einzigecharakteristische Grösse für die Rockungswirksamkeit sein soll, wird in
einer neueren Untersuchung von Christensen et al. (1995) ebenfalls
widerlegt. Für diese Untersuchung, die nur mit einem Schlammtyp und
einem Polymertyp als Rockungsmittel durchgeführt wurde, stellten sie
fest, dass die neun verschiedenen Rührwerke unterschiedliche Ergebnissebrachten. Es ist also angebracht bei der Übertragung von Rockungsver¬suchen im Labormassstab, die einzig durch den G-Wert charakterisiert
sind, auf die Verhältnisse in Natur die nötige Vorsicht walten zu lassen.
Erstmals untersuchen Stanley und Smith (1995) die turbulenten
Strömungsverhältnisse in einem Absetzzylinder mit Rührwerk mit Hilfe
eines Laser-Doppler-Anemometers. Speziell im Nahfeld der Rührpaddel
sind die Strömungsverhältnisse entscheidend für den Flockungsvorgangund können mit einem pauschalen G-Wert nur unzureichend beschrieben
werden.
2 GRUNDLAGEN 53
2.2.4 Rheologie von Belebtschlämmen
Die Rheologie als Wissenschaft vom Riessen und Verformen der Materie
(Riesslehre) spielt für Belebtschlämme eine nicht unbedeutende Rolle. Ein
im Nachklärbeckenzulauf vorhandenes Gemisch von Wasser und Belebt¬
schlamm gehorcht nicht mehr denselben Gesetzen wie eine Newton'sche
Rüssigkeit. Die Zähigkeit der Rüssigkeit ist also nicht mehr konstant,
sondern wird abhängig vom Geschwindigkeitsgradienten du/dz.
Dieser Zusammenhang zwischen Scherspannung x und Geschwindigkeits¬
gradient du/dz wird meistens in Form einer Potenzfunktion angegeben:
a. fduYx = A'
• —
VdzJ(2.44)
wobei A' eine empirisch ermittelter Koeffizient ist und n1 ein ebenfalls
empirisch ermittelter Exponent, der sogenannte Rüssigkeitsindex.
Abb. 2.12 zeigt die Zusammenhänge von verschiedenen rheologischenModellen graphisch.
D)C
cc(0Q.
£<x>JCoCO
Schergeschwindigkeit —dz
Abb. 2.12: Rheologische Modelle für nicht-Newton'sche Flüssigkeiten (aus Ricken¬
mann, 1990).
54 2 GRUNDLAGEN
Annen (1961) ordnet im Diagramm Schubspannung 1 - Schergefälle du/dz
Klärschlamm den pseudoplastischen Rüssigkeiten zu. Damit lässt sich der
Ansatz
x = k-(du/dz)"' (2.45)
anwenden. Für seine Untersuchungen benutzte Annen (1961) ein
Rotationsviskosimeter, da sich das Kapillarviskosimeter wegen seiner
Verstopfungsanfälligkeit nicht eignet. Werden die Fliesskurven von
Klärschlamm in ein logarithmisches Netz eingetragen, so ergibt sich
allerdings nicht genau die von der obigen Formel her geforderte Gerade,
sondern eine Kurve mit wachsendem Anstieg. Die Strukturziffer n' und die
Steifigkeit k sind für Belebtschlamm also keine Konstanten,sondern
ihrerseits wieder Funktionen des Schergefälles du/dz oder der Schubspan¬
nung t. Neben Griessuspensionen hat Annen (1961) Faulschlämme mit
Dichten von p = 1.02 bis 1.045 t/m3 untersucht.
Da kein einziges kommerziell erhältliches Rotationsviskosimeter für die
rheologische Untersuchung von Belebtschlamm von Dick und Ewing
(1967a) als geeignet befunden wurde, konstruierten sie ein Viskosimeter,
bei dem der Spalt zwischen den beiden Zylindern und die Rauhigkeit der
Oberflächen vergrössert wurden, damit ein Gleiten zwischen der
Suspension und der Zylinderoberfläche vermieden werden konnte. Der
Spalt zwischen den Zylindern sollte mindestens 10 mal so gross wie die
grössten Partikel sein. Für die Versuche durfte nur der äussere Zylinder
gedreht werden, damit laminares Riessen gewährleistet war. Ihre Unter¬
suchungen haben gezeigt, dass Belebtschlamm ein pseudoplastisches oder
plastisches Verhalten aufweist und zudem thixotrop ist. D. h. also, dass
auch bei Belebtschlamm interne Strukturen durch Scherkräfte aufge¬brochen werden können. Thixotropie stellt eine spezielle Art von Zeitab¬
hängigkeit dar: sie steht für den Effekt, dass die Viskosität unter konstanter
Scherbeanspruchung abnimmt und nach Beendigung der Beanspruchungwieder auf den Ausgangswert ansteigt. Die Scherspannung gehorcht dabei
dem folgenden exponentiellen Ansatz:
T=j-ek*TS, (2.46)
2 GRUNDLAGEN 55
wobei j und k* Konstanten sind, die durch Experimente ermittelt werden
müssen.
Luggen (1976) konnte mit einem speziellen Messverfahren
(Rotationsviskosimeter) auch zeitabhängige Eigenschaften (Thixoptropie)
des Schlammes reproduzierbar erfassen.
Wood und Dick (1975) untersuchten vier verschiedene Belebtschlämme auf
ihre rheologischen Eigenschaften und stellten fest, dass die ermittelten
Daten am besten dem Gesetz von Bingham-plastischen Materialien
gehorchten:
T = Tb+T1b{S' (2'4?)
wobei Tb die Bingham-Spannung und tjb die Bingham'sche Viskosität ist.
Es konnte eine starke Abhängigkeit der rheologischen Parameter von der
Schlammkonzentration und den biologischen Eigenschaften des Belebt¬
schlammes festgestellt werden. Bei ansteigender Konzentration nahmen
sowohl die plastische Viskosität als auch die Scherspannung xb zu. Steife,
fadenförmige Bakterien widerstehen höheren Scherspannungen als
Stäbchen- oder Bäumchenbakterien (zoogleal type Sludges).
Mit rheologischen Messungen, die alle mit einem kommerziell erhältlichen
Koaxialviskosimeter durchgeführt wurden, konnten Campbell und
Crescuolo (1982) die Auswirkungen einer chemischen Vorbehandlung von
Belebtschlamm voraussagen. Ihre Rheogramme (= Riesskurven) sind
allerdings nicht nur stark von der Beigabe der Chemikalien, sondern
ebensosehr von den Randbedingungen des Viskosimeters abhängig. Daher
ist die Verwendung von rheologischen Daten aus der Literatur relativ
riskant, sofern die Details der Untersuchung nicht bekannt sind. Aus
diesem Grunde meinen Campbell und Crescuolo (1982), dass das Konzeptder Scherspannung und der "scheinbaren" Viskosität nur beschränkt
anwendbar ist. Sie propagieren die Anwendung der Ableitung der
Fliesskurve bzw. die Verwendung einer momentanen Viskosität
(instantaneous viscosity).
56 2 GRUNDLAGEN
In einer Untersuchung von Dick und Bück (1985) wurden Theologische
Messungen einerseits mit einem kommerziell erhältlichen Viskosimeter
und andererseits mit einem speziell hergerichteten Viskosimeter mit einem
grösseren Spalt zwischen den Zylindern und aufgerauhten Zylinderober-flächen durchgeführt. Die beiden verwendeten Viskosimeter zeigen gegen¬
sätzliche Theologische Eigenschaften von Belebtschlamm auf. Mit dem
kommerziell erhältlichen Viskosimeter wurde für Belebtschlamm ein
pseudoplastisches Verhalten ermittelt, mit dem speziell hergerichtetenViskosimeter zeigt Belebtschlamm ein Verhalten wie eine Bingham'sche
Rüssigkeit. Die Autoren vermuten nach dieser Untersuchung, dass bei
sämtlichen bisherigen Untersuchungen, bei denen auf thixotropesVerhalten von Belebtschlamm geschlossen wurde, ungewollte Sedimen¬
tationsprozesse dafür verantwortlich waren. Wie Murgänge und Lava¬
ströme sind also auch Belebtschlämme in der Abwassertechnik am
häufigsten in die Kategorie der Bingham'schen Flüssigkeiten einzuord¬
nen.
2.2.5 Mikrobiologie
Für den Betrieb von Nachklärbecken spielen v. a. die mikrobiologischenProzesse eine Rolle, die zu Blähschlamm oder Schwimmschlamm führen.
Blähschlamm liegt dann vor, wenn durch die Entwicklung von fadenför¬
migen Mikroorganismen die Absetzeigenschaften des belebten Schlammes
so weit verschlechtert werden, dass der Verdünnungsschlammindex mehr
als 150 ml/g beträgt (Eikelboom und van Buijsen, 1987). Um möglichstviele Mikroorganismen im System zu halten und Schlammabtreiben aus
der Nachklärung zu verhindern, gilt es, Blähschlamm tunlichst zu
vermeiden. In ATV (1988a), Matsche (1989), Bundesamtßr Umwelt, Wald
und Landschaft (1990), Kappeier und Gujer (1990) und Lemmer (1992)
sind wesentliche Ursachen für die Blähschlammbildung und dazugehörige
Bekämpfungsmassnahmen aufgelistet. Etwa 30 verschiedene fadenförmigeBakterienarten (z. B. Microthrix parvicella, Sphaerotilus natans, Typ 021N,
Actinomyceten etc.) können Blähschlamm verursachen. Eine der
wichtigsten Voraussetzungen für die Blähschlammbekämpfung ist also die
Bestimmung der fadenförmigen Mikroorganismen (Lemmer, 1992). Sofern
die Abwasserbeschaffenheit als Ursache von Blähschlamm in Frage
2 GRUNDLAGEN 57
kommt, handelt es sich meist um Abwässer mit einem hohen Gehalt an
biologisch leichtabbaubaren, gelösten organischen Inhaltsstoffen,
insbesondere niedermolekularen Kohlenhydraten, Zuckern und organi¬schen Säuren im Zulauf zur Belebung. Häufig ist die Ursache für hohe
Schlammindices auch ein Mangel an Stickstoff oder Phosphor. LangeVerweilzeiten im Kanalnetz oder in der Vorklärung, sowie Sauerstoffkon¬
zentrationen unter ca. 2 mg/1 können ebenfalls zur Bildung niederer organi¬scher Säuren und damit zu Blähschlamm führen. Oberflächenaktive
Substanzen (Tenside) wie Detergentien begünstigen das massenhafte
Wachstum von Actinomyceten (z. B. Nocardia). Ein hohes Schlammalter
und Gaseinschlüsse sind ebenfalls Blähschlamm-fördernd.
Weniger stark von Blähschlammbildung betroffen sind Belebungsanla¬
gen ohne Vorklärung, Belebungsanlagen mit aerober Schlammstabili-
sation, Belebungsanlagen mit simultaner chemischer Fällung und
Belebungsanlagen, denen Tropfkörper ohne Zwischenklärung vorgeschal¬tet sind. Belebungsanlagen mit pfropfendurchströmten Becken, Belebungs¬
anlagen mit einer vorgeschalteten hochbelasteten Kontaktzone (Selektor)
und Belebungsanlagen mit vorgeschalteter Denitrifikation oder einer
anaeroben Zone, wie man sie z. B. auch für die biologische Phosphorent¬
fernung benötigt, sind ebenfalls weniger stark mit Blähschlammproblemenkonfrontiert.
Kappeier et al. (1993b) empfehlen bei der Beurteilung von Problemen mit
massenhaftem Wachstum von fadenbildenden Mikroorganismen vier
Gruppen zu unterscheiden: Aerober Blähschlamm, Schwimmschlamm
infolge von Actinomyceten, Blähschlamm und Schwimmschlamm in
schwach belasteten Anlagen und Blähschlamm infolge Sulfid-oxydie-render Bakterien. Für den Fall "Aerober Blähschlamm", der nur in aero¬
ben Anlagen vorkommt, in denen keine nennenswerte Nährstoffelimination
stattfindet, stellt Kappeier (1992) ein mathematisches Simulationsmodell
vor. Obwohl festgestellt werden konnte, dass ausgeprägte Denitrifikation
im Schlammbett der Nachklärung massenhaftes Wachstum von obligataeroben Fadenbildnern verhindert, ist das Liegenlassen von Belebt¬
schlamm in der Nachklärung keine sinnvolle Strategie zur Bekämpfungvon Blähschlamm. Gründe dafür sind einerseits die Schwächung der
Nitrifikantenpopulation und andererseits die Gefahr, dass infolge der
Denitrifikationsprozesse die Löslichkeitsgrenze für Stickstoff im
58 2 GRUNDLAGEN
Schlammbett überschritten wird und sich möglicherweise ein "Schwimm-
schlammdecker1 auf der Nachklärung bildet (Gujer, 1982, Kappeier et al,
1993a). Da es absehbar ist, dass die grösseren schweizerischen Kläranla¬
gen zukünftig in Richtung Nährstoffelimination ausgebaut werden, wird
das Problem des "aeroben Blähschlammes", der nur in aeroben Anlagen
auftritt, in den Hintergrund treten. Den Phänomenen "Schwimmschlamm
infolge Actinomyceten" und "Bläh- und Schwimmschlamm in schwach
belasteten Anlagen" wird daher in Zukunft mehr Beachtung geschenktwerden müssen.
Mit einer hochbelasteten Kontaktzone (Selektor) oder durch eine diskon¬
tinuierliche Beschickung werden die Nahrungs- und Milieubedingungen so
verändert, dass die flockenbildenden Mikroorganismen gegenüber den
fadenbildenden einen Wachstumsvorteil haben. Bei flockenbildenden
Mikroorganismen ist der Sättigungsbeiwert Ks' höher als bei fadenbilden¬
den. Daher haben die flockenförmigen Mikroorganismen erst bei hohen
Substratkonzentrationen gegenüber den fadenbildenden einen Wachstums-
vorteil. Dieser Zusammenhang ist in Abb. 2.13 dargestellt:
CO
*ii<D
S?CO
E3
I
i überwiegendesWachstum
Artl Art IIArt II (=flockenbildendeMikroorganismen)
Artl (=fadenförmigeMikroorganismen)
KSM Ks',11Substrat Konz. S' [ kg/m3 ]
Abb. 2.13: Konkurrenzfähigkeit von flockenbildenden und fadenförmigen Mikroorga¬
nismen in Abhängigkeit der Substratkonzentration (nach ATV, 1988a).
2 GRUNDLAGEN 59
Die Monod-Kinetik, eine Wachstumskinetik, die auf experimentellenDaten beruht, stellt den empirischen Zusammenhang zwischen Wachs¬
tumsgeschwindigkeit ji1 und Substratkonzentration S' dar:
r^^'R—JT (2.48)
|x'm steht dabei für die maximale Wachstumsgeschwindigkeit und Ks* ist
der Sättigungsbeiwert oder die Affinitätskonstante, d.h. diejenige Substrat¬
konzentration, bei der die halbe maximale Wachtumsgeschwindigkeiterreicht wird. Fadenförmige Mikroorganismen scheinen also physiologischsehr gut an nährstoffarme Bedingungen angepasst zu sein.
In den Niederlanden (Eikelboom, 1982) wurde anhand von Versuchen
entdeckt, dass bei einer hohen sogenannten "Flockenbeladung" = Substrat¬
zufuhr (kg CSB/h)/Rücklaufschlammfracht (kg TS/h) günstige Verhält¬
nisse bezüglich des Absetzverhaltens entstehen.
Im Gegensatz zu Blähschlamm steht der Schlamm bei Schwimmschlamm
nicht im Wasserkörper, sondern steigt auf die Wasseroberfläche auf und
bildet dort eine Schlammdecke. Schwimmschlamm wird vorwiegend durch
ein massenhaftes Vorkommen von Fadenbildnern mit stark hydrophober
Zelloberfläche, vorwiegend nocardioformen Actinomyceten, verursacht.
Tenside als Beispiel von oberflächenaktiven Substanzen sind häufig die
Ursache von Schwimmschlamm (Lemmer, 1985). Da bei der Schwimm¬
schlammbekämpfung verschiedene Massnahmen wenig erfolgver¬
sprechende Resultate ergaben, wird in ATV (1988a) empfohlen, Schwimm¬
schlamm in erster Linie mechanisch mittels Schwimmschlammräumern zu
entfernen. Neben einer effizienten Schwimmschlammräumung ist auch
eine schonende Rücklaufschlammförderung entscheidend für die Vermei¬
dung von Schwimmschlamm (Kappeier et al, 1993a).
Hamilton et al. (1992) entwickelten basierend auf Henze et al. (1987) ein
numerisches Modell, das neben biochemischen Prozessen in Nachklär¬
becken auch die Schlammspiegelhöhe voraussagen kann. Sie stellten fest,
dass durch Vergleich der Voraussagen des Modells mit biochemischen
Reaktionen mit demjenigen ohne biochemische Reaktionen in Nachklär-
60 2 GRUNDLAGEN
becken pro Kubikmeter etwa 1 g N03-Stickstoff infolge Denitrifikation in
N2-Stickstoff umgewandelt wird.
2.3 DIMENSIONIERUNG VON NACHKLÄRBECKEN
2.3.1 Rückblick
Anfangs des 20. Jahrhunderts bestand die Auffassung, dass die
Reinigungsleistung von Absetzbecken einzig von der Beckenoberfläche
abhängig und völlig unabhängig von der Beckentiefe sei. Hazen (1904)
zeigte, dass die massgebende Grösse für ein Absetzbecken die
Flächenbeschickung qA, also das Verhältnis zwischen Beckendurchfluss
Q und Beckenoberfläche A, ist:
qA = Q/L-B = Q/A. (2.49)
Mit dieser Annahme ist auch verständlich, dass horizontale Zwischenböden
einer Verdoppelung der Effizienz von Absetzbecken gleichkommen. Abb.
2.14 verdeutlicht die Annahme von Hazen (1904), die gleichzusetzen ist
mit folgender Aussage: Für die Bemessung eines Absetzbeckens muss die
Flächenbeschickung qA kleiner sein als die Sinkgeschwindigkeit vs des
massgebenden Grenzkornes, damit 100 % dieser Partikel den Beckenboden
erreichen.
qA<vs (2.50)
SEI vTj 2u =r^
H
i
1
u
—
Lte.
Abb. 2.14:
Annahme, dass die Effizienz von Ab¬
setzbecken nur von deren Oberfläche
abhängt.
2 GRUNDLAGEN 61
Abb. 2.14 setzt für jede Partikelgrösse eine konstante Sinkgeschwindigkeit
vs voraus und verlangt zudem, dass die horizontalen Fliessgeschwindig¬
keiten u an jedem Punkt der nominellen horizontalen Fliessgeschwindig¬keit U
U = Q/BH (2.51)
entsprechen, dass also ein homogenes Geschwindigkeitsfeld vorhanden ist.
Diese Annahmen haben allenfalls bei der Dimensionierung von Sand¬
fängen und Vorklärbecken, bei denen die Sedimentation einzelner Partikel
im Vordergrund steht und keine Dichteströmungen existieren, ihre
Berechtigung. Bei der Dimensionierung von Nachklärbecken führen sie zu
zu kurzen Verweilzeiten und täuschen zu hohe Beckenleistungen vor.
Bereits Füller (1904) bemerkte in der Diskussion zu Hazen (1904), dass
die Absetzleistung nur theoretisch unabhängig von der Beckentiefe sei.
Die Erkenntnis, dass neben Oberflächenbeschickung auch die Aufenthalts¬
zeit ein wesentlicher Parameter in der Beckendimensionierung darstellt,
publizierte z. B. Camp (1936). Dabei stellte er anhand von Versuchen fest,
dass das Verhältnis der gemessenen mittleren Durchflusszeit zur theoreti¬
schen mittleren Aufenthaltszeit 0 mit zunehmender Froudezahl
F = u / ^g • h steigt:
0 = V/Q = LBH/Q = H/qA. (2.52)
Dass die gemessene mittlere Durchflusszeit geringer ist als die theoreti¬
sche, hat damit zu tun, dass die Messung nach einer endlichen Zeit, z. B.
2-0, abgebrochen wird. Es kann gezeigt werden, dass bei unendlich langer
Messung die mittlere Durchflusszeit immer 0 entspricht (Houtermans,
1951).
Erhöhte Froudezahlen haben eine stabilere Strömung zur Folge, führen
aber auch zu erhöhten Reynoldszahlen. Die Reynoldszahl sollte aber
einerseits wiederum möglichst gering sein, da eine erhöhte Turbulenz den
Absetzvorgang stört. Andererseits wird der Flockungsprozess durch
Turbulenz gefördert (Knop, 1966).
62 2 GRUNDLAGEN
Später zeigte auch Fitch (1957) mit Absetzversuchen, dass v. a. für
flockende Suspensionen die Aufenthaltszeit ein bedeutender Parameter ist.
Die Existenz von Dichteströmungen in Nachklärbecken und die damit
verbundene Walzenbildung hat Anderson (1945) durch Naturmessungenmittels Driftkörper nachgewiesen. Er empfiehlt, dass der Einfluss dieser
Dichteströmung durch bauliche und betriebliche Massnahmen verringertwerden sollte.
Zur Beurteilung der Leistungsfähigkeit von Absetzbecken definierte
Müller-Neuhaus (1952a) den Begriff des Absetzwirkungsgrades über die
Kombination von Durchfluss- und Absetzkurve. Dieses Prinzip ist
schematisch in Abb. 2.15 dargestellt. Wasserpakete, die den Ablauf rasch
erreichen, erhalten dabei mehr Gewicht als Pakete mit einer längerenVerweilzeit.
Durchflusskurve
wZeil
Absetzkurve
Zeit
Abb. 2.15:
RestverachmutzungWirkungsgrad eines Absetzbeckens als
Kombination aus Durchflusskurve und
Absetzkurve.
Zeit
Auch Müller-Neuhaus (1952b) bemerkte die zentrale Bedeutung der
Strömungskoagulation (orthokinetische Flockung) für die Abwasserreini¬
gung. Er empfiehlt nach Möglichkeit die Vorschaltung einer separaten
Rockungskammer. Die Bemessung von Absetzbecken soll in erster Linie
nach der kritischen Koagulationsdauer und erst in zweiter Linie nach der
Oberflächenbeschickung erfolgen.
2 GRUNDLAGEN 63
Trotz der Betonung des Einflusses der Flockung auf den Absetzvorgang,
vertritt Schmidt-Bregas (1957) die Auffassung, dass die Nachklärbecken¬
bemessung in den folgenden zwei Schritten geschehen soll:
1. Oberflächenbeschickung
2. Aufenthaltszeit.
Anzustreben seien möglichst geringe Reynoldszahlen und hohe Froude-
zahlen, die durch kleine Beckenquerschnitte und/oder Einbauten zu errei¬
chen sind. Diese Aussage verlangt im Prinzip möglichst lange und schmale
Becken. Die am besten funktionierenden Becken haben gemäss Schmidt-
Bregas (1957) eine Länge von 40 bis 70 m und eine Tiefe von 1.5 bis 2.5
m. Die starke Sohlströmung infolge der Dichteunterschiede will er mit
Quereinbauten bremsen. Für die tatsächliche mittlere Aufenthaltszeit Tm in
Nachklärbecken empfiehlt Schmidt-Bregas (1960) eine Zeit von 80
Minuten, damit akzeptable Ablaufwerte erreicht werden können. Seine
Untersuchungen ergaben einen Zusammenhang zwischen dem Feststoffge-halt im Ablauf TSe und der tatsächlichen mittleren Aufenthaltszeit Tm
(Abb. 2.16). Tm entspricht dabei derjenigen Zeit, die dem Abszissenab¬
stand des Schwerpunktes einer Durchflusskurve (vgl. Abb. 2.15)
entspricht, bei der die Versuchsdauer nach 2-0 abgebrochen wurde.
TSE[mg/l]
120
100
50
20
20 40 60 80 100 120 140 [min]
Abb. 2.16: Feststoffgehalt im Ablauf von Absetzbecken TSe m Funktion der tatsächli¬
chen mittleren Aufenthaltszeit Tm (nach Schmidt-Bregas, 1960).
lange Vorklärbecken
lange Nachklärbecken
nach Belebungsanlagerunde Nachklärbecken
nach Tropfkörperrunde Nachklärbecken
nach Belebungsanlage
lm
64 2 GRUNDLAGEN
Auch Kehr (1960) hält an der Bemessung nach Oberflächenbeschickungund Aufenthaltszeit fest, betont aber auch die Wichtigkeit der hydrauli¬schen Verhältnisse (hydraulischer Wirkungsgrad = Verhältnis Tm/0).
Erst Pflanz (1966) führt mit der Berücksichtigung des Trockensubstanzge¬haltes (TSbb) die Bedeutung der zweiten Phase ein. Da der Trocken¬
substanzgehalt den Absetzvorgang beträchtlich beeinflusst, führt er den
Begriff der Feststoffoberflächenbeschickung qTA ein.
qTA = qA-TSßB [kg/m2.h] (2.53)
Damit der Schwebstoffgehalt im Beckenablauf TSe < 30 mg/1 ist, muss die
Feststoffoberflächenbeschickung qTA zwischen 1.5 - 4.0 kg/m2-h liegen.Auch Hörler (1968) betont die Wichtigkeit dieses Parameters, da infolgeder Dichteunterschiede die Dimensionierung von Nachklärbecken keines¬
falls mit derjenigen von Vorklärbecken zu vergleichen ist. Für einen
kostengünstigen Betrieb zeigt er, dass die Summe der Beckenvolumina von
Belebungs- und Nachklärbecken bei einem Trockensubstanzgehalt von 3 -
4 g/1 minimal wird.
Da die zulässige Feststoffoberflächenbeschickung mit steigendem
Trockensubstanzgehalt TSbb fällt, findet Merkel (1971) allerdings, dass sie
als Bemessungsparameter nicht unbedingt geeignet sei. Er empfiehlt die
zusätzliche Berücksichtigung des Rücklaufschlammflusses Qrs und die
Berücksichtigung der bei Regenwetter vom Belebungsbecken ins Nach¬
klärbecken zusätzlich verlagerten und dort zu speichernden Schlammenge.Für den Klarwasserüberstand fordert er eine Höhe hi > 0.5 m.
Feldversuche zeigten Pflanz (1966) die Bedeutung der Absetzeigen¬schaften von Belebtschlamm in Form des Schlammindexes ISV. Bei seinen
Untersuchungen stellte er fest, dass die zulässige Feststoffoberflächen-
beschickung von 1.6 auf 1.0 kg/m2-h sank, als der Schlammindex von 155
auf 300 ml/g anstieg. Der Schlammindex entspricht dem Quotienten aus
Vergleichsschlammvolumen VSV [ml/1] und dem TrockensubstanzgehaltTSbb [kg/m3]:
VSV = ISV-TSbb [ml/1]. (2.54)
2 GRUNDLAGEN 65
Schlammspiegelmessungen von Fleckseder (1992) haben später allerdings
gezeigt, dass TSbb und ISV nicht ganz voneinander unabhängig sind. Für
höhere TSbb konnten durchwegs geringere Schlammindices beobachten
werden.
Obwohl zwar bereits Pflanz (1966) die Wichtigkeit der Absetzeigen¬schaften des Schlammes erkannte, wurden diese konkret erst durch die
Einfuhrung der Schlammvolumenbeschickung qsv = qA'TSßB'ISV durch
Kalbskopf und Londong (1970) in die Nachklärbeckendimensionierung
aufgenommen. Dabei sollte die Schlammvolumenbeschickung folgendenGrenzwert nicht überschreiten:
qsv = qA-TSßB-ISV < 200 - 400 l/m2.h. (2.55)
Ein ganz zentraler Punkt bei der Bemessung eines Nachklärbeckens bildet
die Auslegung der Einlaufkonstruktion. Dabei geht es in erster Linie um
eine gleichmässige Verteilung des zufliessenden Schlamm-Wasser¬
gemisches auf die gesamte Beckenbreite bzw. den gesamten Beckenum¬
fang und um eine möglichst einwandfreie Umwandlung der Zulaufenergie.
Neben dem Geiger-Einlauf (Geiger, 1949) wurde von Pöpel und Weidner
(1963) und von Weidner (1967) ein Verfahren zur Bemessung einer
weitverbreiteten Einlaufkonstruktion (Stuttgarter-Einlauf) entwickelt, die
der Energieumwandlung des Zulaufs ebenfalls besondere Beachtungschenkt. Ihre Bemessungshinweise für Absetzbecken beinhalten Angabenüber Breiten-/Längenverhältnis (B:L > 1:4 -1:5), minimaler Froudezahl (F
> 5-106) und Begrenzung der Beckentiefe auf 2.80 m. Während diese
beiden Einlaufformen eher bei Rechteckbecken zu finden sind, haben sich
für den Einlauf von Rundbecken mehrheitlich die von Wiegmann und
Müller-Neuhaus (1951) vorgestellten Schlitzzylinder um das Mittelbau¬
werk durchgesetzt (vgl. auch Abb. 2.20).
2.3.2 Bemessung nach ATV
Die Bemessungsrichtlinien der ATV, die in Mitteleuropa allgemeinanerkannt und weit verbreitet sind, waren in den vergangenen Jahren einem
steten Wandel unterworfen. Trotzdem erfolgt die Dimensionierung von
66 2 GRUNDLAGEN
Nachklärbecken gemäss ATV (1991) nach ähnlichen Prinzipien wie
diejenige in ATV (1973). Im wesentlichen wird gemäss ATV (1991) nach
den folgenden drei Schritten vorgegangen:
1. Bestimmung der Beckenoberfläche A.
2. Bestimmung des erforderlichen Rücklaufverhältnisses
RV = Qrs/Q.
3. Bestimmung der Beckentiefe H.
Die einzelnen Schritte, zu denen Resch und Steinmann (1991) praktischeHinweise und Bemessungstafeln angeben, sind nachfolgend etwas
detaillierter aufgeführt:
1. Bestimmung der Nachklärbeckenoberfläche:
Für die zulässige Oberflächenbeschickung qA zul bzw. die zulässige
Schlammvolumenbeschickung qsv zul von horizontal durchströmten
Nachklärbecken gelten die folgenden Grenzwerte, damit der Schwebstoff¬
gehalt TSe im Beckenablauf den gesetzlichen Grenzwert von 20 mg/1
nicht überschreitet:
qA zul = qsv/VSV < 1.6 m/h und (2.56)
qsvzul<4501/m2.h. (2.57)
2. Bestimmung des erforderlichen Rücklaufverhältnisses RV:
Für die Bestimmung der Rücklaufschlammkonzentration TSrs kann nach
ATV (1988b) ohne besonderen Nachweis für Schildräumer TSrs ~
0.7-TSbs und für Saugräumer TSrs ~ 0.5 - 0.7-TSbs angesetzt werden. Die
Bodenschlammkonzentration TSbs kann graphisch oder mit der folgenden
Formel ermittelt werden (ATV, 1991):
TSBS=^0-V^ (2-58)BS
ISy"V E
2 GRUNDLAGEN 67
tE steht für die Eindickzeit in [h].
Für die maximal erreichbare Rücklaufschlammkonzentration ist der Ansatz
von Bloodgood (1940) weitverbreitet:
TSrs = 1'000/ISV. (2.59)
Pflanz (1966) behauptet allerdings, dass die Rücklaufschlammkonzen¬
tration in Nachklärbecken noch höhere Werte annehmen kann, da die
Eindickung im Becken besser sei als im Absetzzylinder. Er gibt den vom
Prinzip her gleichen Zusammenhang wie folgt an:
TSrs = 1'200/ISV. (2.60)
An der Formel von Merkel (1971), die ebenfalls den Feststoffgehalt im
Rücklaufschlamm TSrs beschreibt, kritisiert Rolle (1990) v. a., dass sie
nicht dimensionsecht ist und dass die Ermittlung des Eindickvolumens V4,
das zur Berechnung der Eindickzeit ty nötig ist, in der Praxis sehr aufwen¬
dig ist. Die Formel von Merkel (1971) lautet:
TS,« =1.01.tj31~ in [kg/m3]. (2.61)
Mit Hilfe einer Dimensionsanalyse entwickelt Rolle (1990) die folgende
Beziehung:
TSRS =2.15TSBB
-lO.l
-^ARS.(2.62)
die sich als korrekt erweist, wenn im Nachklärbecken hinsichtlich der zu-
und abgeführten Feststoffe Gleichgewicht vorliegt. In einer biologischen
Kläranlage trifft dies mit gewissen Einschränkungen für den Trocken¬
wetteranfall (TW) zu. Für den Regenwetteranfall (RW) ist durch kürzere
Verweilzeiten in der Vorklärung mit einer Reduzierung der Schlammindi¬
ces zu rechnen. In Formel (2.62) setzt Rolle (1990) für die Sinkgeschwin¬digkeit vs in [m/h] die folgende Beziehung ein:
68 2 GRUNDLAGEN
vs = 10-7-VSV-2-8, (2.63)
wobei das Vergleichsschlammvolumen VSV in [ml/1] einzusetzen ist.
Obwohl Rolle (1990) keine mathematisch zufriedenstellende Lösunganbieten kann, empfiehlt er für die Konzentration des Rücklaufschlammes
bei Regenwetter die Richtlinie der ATV:
TSrs (RW) = TSrs (TW) + 2 in [kg/m3]. (2.64)
Grundsätzlich gilt im Gleichgewichtszustand die Massenbilanz
TSRS=TSBB-^^ (2.65)
TSbzw. RV = —^~"- (2-66)
TSRS ~ TSBB
Daraus lässt sich das erforderliche Rücklaufverhältnis
RV = Qrs/Q (2.67)
ermitteln, wobei Q für den Beckendurchfluss und Qrs für den Rücklauf-
schlammfluss stehen.
3. Berechnung der Beckentiefe:
Für die Berechnung der Beckentiefe werden in der Vertikalen vier Zonen
unterschieden, deren Namen auf ihre Funktion hinweisen. Zuoberst befin¬
det sich die Klarwasserzone, die gegen unten durch die Feststoffge-haltsisokline von 50 mg/1 begrenzt wird. Anschliessend folgen Trennzone,
Speicherzone und schliesslich zuunterst die Eindick- und Räumzone (Abb.
2.17). Gemäss ATV (1991) soll die minimale Beckentiefe 3 m nicht unter¬
schreiten.
2 GRUNDLAGEN 69
QoKlarwasserzone ~^~ hi
Trennzone h2
Speicherzone h3
Eindick-u.Räumzone
Yh4
1Hmins3.0m
i Qrs
Abb. 2.17: Zonen und Tiefen von längsdurchströmten Nachklärbecken (nach ATV,
1991).
Die Bemessungsformeln nach ATV (1991) lauten wie folgt:
Klarwasserzonenhöhe:
hi = 0.5 m (2.68)
Trennzonenhöhe:
=
0.5-qA-(l + RV)2
1-VSV/l'OOOin[m] (2.69)
Speicherzonenhöhe:
h _
0.3•TSBB • ISV • 1.5 • qA • (1 + RV)_
0.45 • qsv • (1 + RV)3
500"*
500in [m](2.70)
Eindick- und Räumzonenhöhe:
h-TSBB.ISV.qA(1 + RV), qsv.(l + RV).tEin[m], (2.71)
wobei die Variable C in [1/m3] von der Eindickzeit tE in [h] abhängig ist:
C = 300 [lm-3.h-l]-tE + 500in [Im**]. (2.72)
Eindickzeiten über 2 Stunden sind grundsätzlich zu vermeiden. Zudem
muss angefügt werden, dass Eindickzeiten je nach Räumsystem eher
70 2 GRUNDLAGEN
theoretische Grössen sind, da infolge Aufwirbelungen bei Band- und
Schildräumer der Schlamm bedeutend länger im Nachklärbecken liegen
bleibt (Kalbskopf, 1973). Der Grund dafür liegt in den breiteren Aufent¬
haltszeitverteilungen der Hocken in der Schlammschicht. Die mittlere
Eindickzeit ist unabhängig von der Räumung.
Werden Nachklärbeckentiefen, die vor 20 Jahren dimensioniert wurden mit
solchen, die nach ATV (1991) berechnet wurden, verglichen, so fällt sofort
auf, dass die Becken immer tiefer werden. Tab. 2.2 zeigt die Entwicklungder Nachklärbeckentiefenbemessung über die letzten 20 Jahre. Die gesamte
Beckentiefe entspricht dabei immer der Summe der einzelnen Teiltiefen.
Bemessungnach:
Klarwas¬
serzone
Mm]
Trennzone
h2[m]SpeicherzoneMm]
Eindick- undRäumzone
h4[m]AfV(l975) >0.5 >0.5 ATSbb'Vbb'
ISV/500ATSbbISv/
1*000
AtV(l981und 1983)
>0.5 £0.5-1.0 ATSbb^Vbb-ISV/500A
(ATSbb - 0.3TSBb)
TSBBISV-(1+RV)/1'000 =VSV(1+RV)/
l'OOO
ATV (1991) >0.5 0.5qA(l + RV)
l-vsv/rooo
0.45qsv(l + RV) qsv(l + RV)tEc500
Billmeier
(1992)0.5 0.5qA(l + RV)
i-vsv/rooo
1.2 -qsv
l'OOO
qsv(l + RV)tEC
Tab. 2.2: Entwicklung der Bemessung der Nachklärbeckentiefe H im deutschen Sprach¬
raum.
Die Dimensionierungsrichtlinien von der ATV basieren auf Erkenntnissen
aus Forschungsarbeiten, die hier noch kurz vorgestellt werden.
An einer halbtechnischen Versuchsanlage (L-B-H = 18 ml m-1.75 m) auf
der Grosskläranlage Graz-Gössendorf entwickelte Ditsios (1982) für
Schlammindices ISV zwischen 80 und 150 ml/g eine Bemessungsformelfür die Summe der Trenn- und der Eindickzonenhöhe.
h2,4 = VSV-(l+RV)-(1.36-qA2 + 0.61-qA)/l'000 [m] (2.73)
2 GRUNDLAGEN 71
Für den Regenwetterfall empfehlen Kauch und Ditsios (1987) die Höhe
h2,4 mit dem Faktor 1.2 bis 1.3 zu multiplizieren, was dann die Summen¬
höhe h2,3,4 ergibt.
Für einen hohen Schlammindex wird die Schlammhöhe h2,4 im Nachklär¬
becken trotz gleichem Vergleichsschlammvolumen im Belebungsbecken
höher als bei einem niedrigen Schlammindex. Eine verbesserte Bemes¬
sungsformel für h2,4 soll diesem Umstand Rechnung tragen (Ditsios,
1988). Für ein Vergleichsschlammvolumen im Belebungsbecken zwischen
100 und 800 ml/1, eine Oberflächenbeschickung zwischen 0.25 und 1.5
m/h, ein Rücklaufverhältnis zwischen 0.25 und 1.5 und für Schlammindi¬
ces zwischen 70 und 260 ml/g ermittelte Ditsios (1988) einen statistischen
Zusammenhang zwischen der Schlammhöhe h2,4 und den oben erwähnten
Betriebsparametern:
h24=f1-93'ISV+0.87>l-^^(RV
+ l)(l.36-qA2+0.61qA).(2.74)2,4 l 1000 ) 1000
v HA/A ;
Hanisch (1983) kam mit Naturversuchen an einem Rundbecken zur
Einsicht, dass der Beckenzufluss einen bedeutend grösseren Einfluss auf
die Eindick- und Räumzonenhöhe I14 hat als das Rücklaufverhältnis RV.
Die Naturversuche von Günthert (1984a und 1984b) an runden Nachklär¬
becken ergaben einen einfachen Zusammenhang zwischen Schlammvolu¬
menbeschickung qsv [l/m2-h] und der Eindickzonenhöhe I14 [m]:
I14 = - 0.116 + 0.004-qsv- (2.75)
Mit einer Erhöhung der Räumgeschwindigkeit konnte eine Reduktion der
Schlammspiegelhöhen von bis 40 % erreicht werden (Günthert 1984a). Bei
gesondertem Nachweis ist bei einer erhöhten Räumleistung eine Reduktion
der Eindickhöhe möglich:
iM.red = 0.004-qsv (tr/n*) - (s - 0.4) in [m], (2.76)
wobei tr die Räumerumlaufzeit in [h], qsv die Schlammvolumen¬
beschickung in [l/m2-h], n* die Anzahl der Räumerarme und s die
Räumschildhöhe bedeuten.
72 2 GRUNDLAGEN
Zudem stellte Günthert (1984a) fest, dass bei den untersuchten Rund¬
becken ein Kurzschlussstrom entsteht, der statt in den Absetzraum des
Beckens direkt in den Schlammtrichter geht. Dieser Anteil k1 bezogen auf
den gesamten Zufluss (Qo = Q + Qrs) wurde empirisch ermittelt:
k = 23.47-lnRV - 73.33 in [%]. (2.77)
RV steht für das Rücklaufverhältnis, das ebenfalls in [%] in die Rechnung
eingegeben werden muss. Dieser Kurzschlussstrom konnte mit
Markierungsversuchen bereits wenige Minuten nach Eingabe im Rücklauf
festgestellt werden.
Billmeier (1976) stellte fest, dass bei hohen Schlammvolumenbe¬
schickungen qsv die Beckentiefe einen ganz entscheidenden Faktor für die
Effizienz eines Nachklärbeckens darstellt. Da für die Absetzleistung von
Nachklärbecken also nicht nur dessen Oberfläche, sondern auch das
Rücklaufverhältnis und die Beckentiefe eine Rolle spielen, führte Billmeier
(1978 und 1979b) den Begriff der spezifischen Raumbelastung als
Verhältnis der mit um den Rücklauf vergrösserten Schlammvolumen¬
beschickung qsv(l+RV) und der Beckentiefe H ein.
qsv(l + RV)[1/m3.h] (278)H
Für den Feststoffgehalt im Beckenablauf fand Billmeier (1978) durch seine
Untersuchungen an Natur-Nachklärbecken die folgende bekannte Formel:
TSE=3.15-10-qsv(l + RV)
H[g/m3]. (2.79)
Ditsios (1984) und Kauch und Ditsios (1987) stellten einen Zusammen¬
hang zwischen dem Schwebstoffgehalt im Beckenablauf TSe und der
Oberflächenbeschickung qA und dem Vergleichsschlammvolumen VSV
dar. Sie stellten dabei fest, dass TSe eine Funktion dieser beiden Parameter
ist, dass aber der Schwebstoffgehalt im Ablauf - im Gegensatz zu Billmeier
(1978) - unabhängig vom Rücklaufverhältnis RV ist!
2 GRUNDLAGEN 73
Der Zusammenhang ist wie folgt:
TSe =
Tööö' (c°+Cl'qA' ^ [mg/1]' (2-80)
wobei qA in [m/h] eingesetzt werden muss und für die Versuchsanlage co =
13.8 und ci = 59.4 ergeben haben. Die Versuche wurden für Rücklaufver¬
hältnisse von RV = 0.5,1.0 und 1.5 bzw. Vergleichsschlammvolumina von
VSV = 100,200 und 300 ml/1 durchgeführt.
Aus den Versuchsergebnissen an der Anlage in Graz kann Kainz (1991)
einen Zusammenhang zwischen dem Schlammabtrieb TSe in [mg/1], der
Höhe der Klarwasserzone hi in [m], der Kantenbeschickung qi in [m3/m'-h]
und des Vergleichsschlammvolumens VSV in [ml/1] aufstellen:
TS, =
VSV'
El'OOO 1.5.h%0.3J "^ <2-81>
Aufgrund von praktischen Erfahrungen und aufgrund von Versuchen von
Renner (1978) und Geiger (1982) werden in ATV (1988b) für die
verschiedenen Räumsysteme wie Schildräumer, Bandräumer und
Saugräumer die Parameter wie Anzahl Räumschilde, Räumintervall,
Räumgeschwindigkeit, Räumbalkenhöhe, Räumbalkenabstand sowie
Anzahl und Durchmesser der Saugrohre erläutert. Für Bandräumer werden
z. B. die folgenden Werte angegeben:
Räumgeschwindigkeit vr: 1-3 cm/s (= 36-108 m/h)
Räumbalkenhöhe hr: 0.15 - 0.30 m
Räumbalkenabstand ar: bis 6 m
Räumbalkenlänge br: bis 10 m.
Mit Hilfe einer Feststoffbilanz, der Räumfrequenz nr [1/h], der Anzahl der
Räumerarme n*, des Räumfaktors 8 (= Anzahl der Räumerumläufe bis der
Schlamm vom Beckenrand in den Schlammtrichter geräumt ist) und der
Schlammvolumenbeschickung qsv ermittelt Billmeier (1988a und 1988b)die Schildräumerhöhe hr für Rundbecken empirisch:
74 2 GRUNDLAGEN
, (0.65-0.23 lnRV)(H-RV)-qsv-8r n
"' =
(„*.„r)2'M000[m]- e-82)
In der obigen Formel ist für ein Rücklaufverhältnis RV von 0.2 < RV < 1.8
ein im Kurzschluss geförderter Feststoffanteil von
k' = 0.35 + 0.23-ln RV (2.83)
mitberücksichtigt.
2.3.3 Feststofffluss-Methode
Während im deutschsprachigen Europa die Bemessung der Nachklär¬
becken vorwiegend aufgrund der oben dargestellten Schritte erfolgt, so
setzte sich im anglo-amerikanischen Raum die Feststoffflussmethode
(Solid-Flux-Method) durch. Dick und Ewing (1967b und 1970) führten
diese Methode, die auf dem Absetzkonzept von Kynch (1952) basiert in
den U.S.A ein. Abb. 2.18 verdeutlicht das Prinzip dieses Verfahrens,
dessen Anwendung v. a. für die Dimensionierung von Rundbecken
geeignet ist. Die Kombination der Absetzgeschwindigkeit vs und des
Feststoffgehaltes TSbb ergibt den Stofffluss gs infolge Sedimentation. Zu
diesem Fluss wird der Feststofffluss infolge Rücklaufschlamm gARS
addiert, was zusammen den totalen Feststofffluss gt durch einen horizonta¬
len Nachklärbeckenschnitt ergibt. Die graphische Ermittlung des totalen
Feststoffflusses kann auch ganz ähnlich nach Yoshioka et al (1957)
erfolgen. Balslev et al. (1994) entwickelten eine auf der Feststofffluss¬
methode basierende Strategie zur Online-Kontrolle von Nachklärbecken.
Das relative Minimum des totalen Massenflusses wird als limitierender
Feststofffluss gi bezeichnet und ist für die Gesamtleistung des Nachklär¬
beckens massgebend. Die Nachklärbeckendimensiomerung in den U.S.A
basiert noch heute (vgl. Metcalf & Eddie, 1979 und 1991) auf diesem
Prinzip, wobei zuerst die erforderliche Flächen- und Volumenbestimmung
für den Absetzvorgang bestimmt wird und anschliessend diejenige für den
Eindickvorgang. Konkrete Hinweise für die Dimensionierung von Nach-
2 GRUNDLAGEN 75
klärbecken werden auch vom ASCE Task Committee (1979) gegeben. Eine
breitere Zusammenstellung findet sich bei Horvath (1994).
Absetzgeschwtndigkelt
Vr-TS[kg/m2h]
TS
[kg/m3]TS
[kg/m3]
V.-TS[kg/m2h]
SedimentatlonsfluM 9»
Vs.TS+Vn'TS[kg/m2h]
Totaler MassenfluM 9t
. TS
[kg/m2h]^.
TS
TSbb, TSrs, \W<nP\
Abb. 2.18: Prinzip der Feststofffluss-Methode (Solid-Flux-Method).
Anderson (1981) verglich die effektiv vorhandenen Verhältnisse von
verschiedenen Nachklärbecken, die theoretisch unter limitierenden
Stoffflussbedingungen arbeiten sollten, mit der Feststoffflussmethode und
mit Absetzversuchen. Er stellte dabei mit aus der Literatur entnommenen
Daten fest, dass alle untersuchten Anlagen (drei Rundbecken mit einem
Durchmesser zwischen 30 und 40 Metern, Pilotanlage, Absetzzylinder)eine geringere Effizienz haben als theoretisch ermittelt. Die Erklärungdafür liegt darin, dass die Vorausetzungen für die Stoffflussmethode
(uniforme Schlammentnahme über die ganze Beckenfläche, gleichmässigeAbwärtsströmung, Schlammkonzentration am Boden = Schlammkonzen¬
tration im Rücklaufschlamm) in Nachklärbecken nur z. T. erfüllt werden.
Severin (1991) präsentiert ein Modell ("rate-of-failure-model"), das viel
weniger aufwendig als die Feststoffflussmethode ist und daher für den
praktischen Einsatz geeigneter sein sollte.
76 2 GRUNDLAGEN
2.3.4 Schlussbemerkungen
Im allgemeinen kann festgehalten werden, dass die Bemessungsregeln für
Nachklärbecken immer konservativer wurden, was sich natürlich positiv
auf die Belastung der Vorfluter von Kläranlagen auswirkt. Wird bei A7V
(1973) noch eine zulässige Schlammvolumenbeschickung von 600 l/m2h
angegeben, so sinkt diese bei ATV (1991) für horizontal durchströmte
Nachklärbecken auf 450 l/m2-h und bei Billmeier (1992) gar auf 300
l/m2-h. Für die zulässige Schlammvolumenbeschickung stellt Billmeier
(1993) folgende Bedingung auf:
190Hr1 , 2 L1
qsv-=iW1/m hL (2-84)
Renner (1980) kritisiert, dass das Modell von Merkel (1971), das auf dem
Modell von Dick (1970) aufbaut und als Grundlage für die Bemessungs¬richtlinien der ATV dient, im Prinzip vom ideal lotrechten Absetzvorgang
ausgeht. Diese Voraussetzung ist höchstens bei vertikal durchströmten
Becken und bis zu einem gewissen Grad bei Rundbecken gegeben. Auf die
im Nachklärbecken vorhandenen Dichteströmungen, die horizontale
Fliessgeschwindigkeiten von bis zu 5 cm/s oder mehr erreichen, wird dabei
nicht eingegangen.
Für die Ermittlung der RücklaufscWammkonzentration entwickelten Roche
et al. (1995) mit Hilfe von Absetzversuchen eine Beziehung, die vom
Schlammindex ISV und von der Schlammkonzentration im Belebungs¬becken TSbb abhängt. Nachteilig bei dieser Formel scheint die Tatsache,
dass die schwierig zu ermittelnde Verweilzeit des Schlammes in der
Nachklärung ein Parameter ist.
Otterpohl und Freund (1990) stellten mit Online-Messungen auf einer
Kläranlage fest, dass bei zunehmender hydraulischer Belastung, die
BelebtscWammkonzentration im Schlammbett der Nachklärung auf Kosten
der Belebtschlammkonzentration in der Belebung ansteigt, was eigentlichnichts anderes als die Schlammverlagerung nach ATV (1991) widerspie¬
gelt. Zeitlich leicht versetzt steigt auch die Schwebstoffkonzentration im
Ablauf der Nachklärung an. Die vorgestellten Messungen haben eindeutig
gezeigt, dass die herkömmliche Bemessung, die von Tagesdurchschnitts-
2 GRUNDLAGEN 77
werten ausgeht, diese dynamischen Prozesse nicht erfassen kann. Im
Hinblick auf Mischwasserbelastungen ist daher die dynamische 1D-
Simulation ein wertvolles Hilfsmittel, das wenn immer möglich verwendet
werden sollte.
Hinsichtlich der Strömungsverhältnisse in Nachklärbecken sind die
numerischen Simulationsmodelle leider noch zu wenig weit entwickelt, als
dass sie von der Praxis schon im Bemessungsstadium verwendet werden
könnten. Ein weiteres Problem ist das Fehlen von geeigneten Messdaten
unter dynamischen BelastungsVerhältnissen, die zur Eichung solcher
Modelle erforderlich sind.
2.4 VERBESSERUNG DER STROMUNGS- UND ABSETZVER¬
HÄLTNISSE
Verbesserungen der Strömungsverhältnisse in Nachklärbecken, die zu
erhöhten Absetzleistungen führen sollen, wurden mit Hilfe von Natur¬
messungen, hydraulischen Modellversuchen und numerischen Simulatio¬
nen entwickelt. Dabei kann zwischen Verbesserungen allgemeiner Natur,
solchen, die v. a. den Einlaufbereich betreffen, solchen, die v. a. die
Verhältnisse im Beckeninnern beeinflussen und schliesslich jenen, die sich
mit dem Nachklärbeckenablauf befassen, unterschieden werden.
2.4.1 Allgemeine Verbesserungen
Normalerweise ist bei rechteckigen, horizontal durchströmten Nachklär¬
becken der Beckenauslauf dem Beckeneinlauf gegenüberliegend. Bei
Rundbecken befindet sich das Einlaufbauwerk, wie sein Name Mittelbau¬
werk schon sagt, im Beckenzentrum. Die Strömung ist also von innen nach
aussen gerichtet. Der Schlammtrichter befindet sich bei den meisten
Nachklärbecken auf der Seite des Beckeneinlaufes, obwohl dies zu den
weiter oben bereits erwähnten unerwünschten Kurzschlüssen direkt in den
Trichter führt.
78 2 GRUNDLAGEN
Hinsichtlich Ort des Schlammabzuges empfiehlt schon Anderson (1945)
diesen beim Einlauf anzuordnen, da sich praktisch alle Feststoffe ohnehin
in den ersten zwei Dritteln des Beckens absetzen. Er bezweifelt die
Anordnung, die Gould (1943) beschrieben hat, bei der sich der Schlamm¬
trichter am Beckenende, unterhalb der Ablaufrinnen befindet. Gould
(1945) widerlegt Andersons Zweifel (Anderson, 1945) im Zusammenhangmit dem am Beckenende angeordneten Schlammtrichter mit Versuchs¬
ergebnissen von Nachklärbecken mit einer Länge von 26.5 m. Der Impulsder Dichteströmung und die Unterstützung der Räumbalken des
Bandräumers genügen, um den eingedickten Bodenschlamm an das
Beckenende zu transportieren. Bis zum am Beckenende liegendenSchlammtrichter findet gemäss Gould (1945) sogar eine zusätzliche
Eindickung des Bodenschlammes statt.
Schlegel und Fürer (1985) behaupten, dass die Sogwirkung vom Ablauf
her bei Rundbecken geringer sei als bei Rechteckbecken; diese Aussage
steht allerdings dem besseren hydraulischen Wirkungsgrad von Rechteck¬
becken (Camp, 1952) diametral gegenüber (vgl. auch Abb. 2.6b).
Ob die Durchströmung von Rundbecken von innen nach aussen oder von
aussen nach innen erfolgen soll, bleibt kontrovers. Katz und Geinopolos
(1957) stellen durch Modellversuche mit Wachskugeln fest, dass bei
peripherer Beschickung (und peripherem Ablauf) die Gefahr von
Kurzschlüssen viel kleiner ist als bei zentraler Beschickung. Boyle (1976)
zeigt, dass bei peripherer Beschickung höhere Belastungen möglich sind
und zwar unabhängig davon, ob sich der Ablauf im Zentrum des Beckens
oder wie der Zulauf am Beckenrand befindet. Ist der Ablauf bei zentralem
Zulauf am Beckenrand, so nehmen die Fliessgeschwindigkeiten theoretisch
immer mehr ab, was sich positiv auf die Absetzeffizienz auswirken sollte.
Bretscher et al. (1992) befürworten die Positionierung des Beckenaus¬
laufes auf der Einlaufseite sogar für rechteckige Becken. Dieses System
mag für kürzere Becken seine Berechtigung haben, ist aber bei sehr langenNachklärbecken u. a. dafür verantwortlich, dass ein grosser Teil des
Beckenvolumens kaum durchströmt wird.
Dass die Auswirkungen der ungünstigen Strömungsverhältnisse in Nach¬
klärbecken wie Kurzschlussströmung vom Einlauf zum Auslauf oder
Schlammabtrieb bei Regenwetter durch Erhöhung der Beckentiefe
2 GRUNDLAGEN 79
umgangen werden können, ist allgemein bekannt und wurde in Kapitel 2.3
am Beispiel der Dimensionierung von horizontal durchströmten Nachklär¬
becken abgehandelt. Neben Rockungsräumen werden von Parker und
Stenquist (1986) oder Tendaj-Xavier und Hultgren (1988), die Natur¬
messungen durchführten, auch tiefere Nachklärbecken gefordert. Abb. 2.19
zeigt, dass der Schwebstoffgehalt im Beckenablauf, der in Abhängigkeitder Oberflächenbeschickung dargestellt ist, mit zunehmender Beckentiefe
abnimmt.
TSE [mg/1]
60
50
40
30
20
10
-| 1 1 r
T~i 1 1 r n r
H=2.9m
//
.
//I H=3.7m
5.5m (mit Flockungskammer)-
J I L J I L J L
1.0 2.0 qA [m/h]
Abb. 2.19: Der Schwebstoffgehalt im Ablauf TSe nimmt mit zunehmender Beckentiefe
ab (aus Parker und Stenquist, 1986).
Bezüglich windinduzierter Strömungen stellte Anderson (1945) fest, dass
sich in den luvseitigen Ablaufrinnen mehr Rocken und in den leeseitigenAblaufrinnen weniger Rocken, dafür ein erhöhter Ablauf einstellen. Er
schliesst daraus, dass der effektive Ablauf bzw. dessen Qualität durch
Wind wenig beeinflusst wird. Auch Bretscher und Hager (1990) erwähnen,
dass die in Nachklärbecken vorherrschende Dichteströmung die Einflüsse
durch Temperatur und Wind bei weitem überwiegen. Dennoch zeigtGruhler (1965), dass infolge Wind Reduktionen des gesamten Wirkungs¬
grades zwischen 5 und 8 % entstehen können. Besonders anfällig auf
80 2 GRUNDLAGEN
Windeinflüsse sind Rundbecken. Diesem Problem kann mit genügendhohem Freibord (Im gemäss A7V, 1991) begegnet werden.
Dass eine zweistufige Nachklärung einer einstufigen überlegen sei,
bemerkte schon Krauth (1971). Lee et al. (1976) wiesen mit einer numeri¬
schen Untersuchung nach, dass mehrstufige Becken unempfindlicher auf
Zulaufschwankungen sind als einstufige. Auch Seyfried (1989) propagiertdie zweistufige Nachklärung und Fleckseder (1989) berichtet über ein
Beispiel auf einer Kläranlage, bei der die Flächenbeschickung bei
gleichbleibendem Schwebstoffgehalt im Nachklärbeckenablauf um über 20
% gegenüber der einstufigen Nachklärung erhöht werden konnte. Für
künftig steigende Anforderungen stellt sich jedoch die Frage, ob der
Aufwand für eine zweistufige Sedimentation nicht doch besser als Anzah¬
lung für eine in Zukunft ohnehin fällige Filtration aufgeschoben werden
sollte.
Bischofsberger und Günthert (1982 und 1983) führten eine Befragung auf
14 Kläranlagen durch und geben allgemeine betriebliche und konstruktive
Hinweise weiter.
Mulbarger et al (1985) führten Versuche an einer Pilotanlage
(Absetzversuche) und an den Rundbecken (Durchmesser = 34.1 m, Tiefe =
3.6 m) einer Kläranlage in Ohio durch, die Verbesserungen im Nachklär¬
beckenablauf bringen sollten. Ihre Erkenntnisse resultieren in einer
Begrenzung der Belebtschlammkonzentration TSbb < 1.5 g/1, um grössere
Absetzgeschwindigkeiten zu erhalten und einer Begrenzung der Schlamm¬
volumenbeschickung qsv < 588 l/m2-h. Betrieblich ist allerdings zu
bemerken, dass diese tiefe Belebtschlammkonzentration nicht unbedingtsinnvoll ist und sich diese Lösung in der Praxis kaum durchsetzen dürfte.
An einer Versuchsanlage mit einem Belebungbecken von 20 1 Inhalt und
einem Nachklärbecken von 60 1 Inhalt ging Veits (1976) der Frage der
Notwendigkeit eines Vorklärbeckens nach. Die Versuchsanlage konnte
sowohl mit Rohabwasser als auch mit vorgeklärtem Abwasser beschickt
werden. Er stellte dabei fest, dass ohne Vorklärung der Schlammindex
sinkt. Da aber die Belebtschlammkonzentration für dieselbe Reinigungs¬
leistung erhöht werden müsste, bleibt das Vergleichsschlammvolumen
2 GRUNDLAGEN 81
gleich und für den Absetzvorgang im Nachklärbecken entstehen keine
Änderungen.
Rolle (1991a und 1991b) stellt Untersuchungen vor, die zeigen, dass die
Entspannungsflotation als Alternative zur Nachklärung, diese mit
wirtschaftlichen Vorteilen entlasten kann.
Die einzelnen Verbesserungsmassnahmen, die im folgenden detaillierter
den Bereich des Beckeneinlaufs, das Beckeninnere und den Beckenablauf
behandeln, fasst Ströber (1994) zusammen:
- Einbau einer Lochwand bzw. tiefe Anordnung des Einlaufs.
- Optimierung der densimetrischen Froudezahl des Zulaufs.
- Gleichmässige, über den Umfang verteilte, Beschickung.- Einbau von Sohlstufen, -schrägen.- Anordnung einer Überfallwand (= Zwischenwand) im Becken.
- Einsatz von Saugräumern.- Anordnung des Auslaufs vor dem Beckenende.
- Rächenhafter Abzug durch mehrere Rinnen bzw. Tauchrohre.
2.4.2 Verbesserungen am Beckeneinlauf
Ob die Einlaufkonstruktion eines Nachklärbeckens nun aus einer oder zwei
Schlitzwänden besteht, ein Stuttgarter-, ein Geiger- oder ein Stengeleinlaufist, zentral dabei ist immer die gleichmässige Verteilung über den Zulauf¬
querschnitt und die Energiedissipation (Abb. 2.20). Bei Nachklärbecken
wird die Einlaufzone häufig durch eine Prall- bzw. Tauchwand von der
eigentlichen Absetzzone getrennt.
Fischerström et al. (1967) haben mit Naturversuchen an Rechteckbecken
auf 20 schwedischen Kläranlagen festgestellt, dass die vorwärts gerichtete
Sohlströmung im Durchschnitt nur etwa die untersten 60 cm der Becken¬
tiefe beanspruchen. Diese schlechte Volumenausnützung wollen sie mit
mehrstöckigen Becken oder durch tiefliegende Zuläufe, die den Boden¬
strom reduzieren, verringern.
82 2 GRUNDLAGEN
®
I i
5
mit 2 Schlitzwänden
Mit vorfabrizierten Betonelementen
_
-=-
L
»
® 1
1^
Ufi
Abb. 2.20: Verschiedene Einlaufbauwerke:
a) Mittelbauwerk mit 2 Schlitzwänden (Wiegmann und Müller-Neuhaus,
1951).
b) Stuttgarter-Einlauf (Weidner, 1967).
c) Geiger-Einlauf: links klassisch und rechts mit vorfabrizierten Betonele¬
menten (Geiger, 1949).
d) Stengeleinlauf mit Prallteller zur Energieumwandlung.
2 GRUNDLAGEN 83
Driftkörpermessungen von Bretscher et al. (1984), Bretscher und Hager
(1990), Hager und Ueberl (1994), Baumer et al. (1995) und Ueberl (1995a
und 1995b) an Natur-Nachklärbecken zeigen, dass ein tiefliegender
Zulaufquerschnitt bei horizontal durchströmten Becken die typische
Dichteströmung reduzieren kann, und so die hydraulischen Verhältnisse
verbessert werden können. Bretscher et al. (1992) empfehlen aufgrund von
Naturdaten und theoretischen Überlegungen die Unterkante dieser Tauch¬
wand in einem Abstand von 30 - 60 cm zur Beckensohle zu plazieren. Die
dazugehörigen theoretischen Überlegungen, die mit Modellversuchen und
numerischen Simulationen erhärtet sind, stammen von Krebs (1989, 1991a
und 1991b). Krebs (1989,1993) hat wie Larsen (1976 und 1977) basierend
auf Energiebilanzen nachgewiesen, dass die besten Strömungsverhältnisseim Nachklärbecken dann erreicht werden, wenn die gesamte Zufluss¬
energie, die sich aus potentieller und kinetischer Energie zusammensetzt,
minimiert wird. Durch diese Minimierung ergibt sich bei einer densime-
trischen Froudezahl im Zulauf Fdo = 1 die optimale Zulaufhöhe hom als
Abstand von der Beckensohle zur Unterkante der Einlauftauchwand. Diese
optimale Einlauftiefe hom kann nach Krebs (1991b) gemäss folgenderFormel berechnet werden:
hom =
Dabei bedeuten qA die Rächenbeschickung in [m/s] bei Regenwetteranfall,RV das Rücklaufverhältnis, L die Beckenlänge in [m], po die Dichte des
Wasser-Belebtschlammgemisches (= ca. l'OOO kg/m3), Ap die Dichtediffe¬
renz zwischen Nachklärbeckenzufluss und Beckenwasser (Ap = TSbb
•[Pts - Pw]/pTs; Pts = Trockendichte der Biomasse = z. B. T450 kg/m3nach Larsen, 1977) und g die Gravitationskonstante (= 9.81 m/s2).
Mit Hilfe von zweireihig angeordneten Winkeleisen kann unmittelbar nach
dem Zulaufquerschnitt eine äusserst effiziente Energieumwandlung
vorgenommen werden, die sich v. a. in einer massiven Reduktion der
Geschwindigkeitsschwankungen äussert (Krebs et al, 1995).
ii j
(qA-(l + RV)L)2ApIT'*Po
(2.85)
84 2 GRUNDLAGEN
Numerische Untersuchungen von Zhou und McCorquodale (1992) bestäti¬
gen die positiven Effekte eines tiefen Beckenzulaufs. Für ein Rundbecken
in Natur fanden Zhou et al. (1992) eine optimale densimetrische Zulauf-
froudezahl von 0.38 - 0.58.
Die Modellversuche von Yee und Babb (1985) (Rechteckbecken mit einer
Länge von 3'594 mm, einer Breite von 914 mm und einer Tiefe von 572
mm) zeigten die positiven Auswirkungen von tiefen Zuläufen auf die
Strömungsverhältnisse. Die Dichteunterschiede des Zulaufs vom Becken¬
inhalt wurden bei diesen Versuchen mit Wasser unterschiedlicher Tempe¬raturen erzeugt.
Neben Grossversuchen ermittelten Konicek und Burdych (1988) mit
Laborversuchen, bei denen die Dichtedifferenz des Zuflusses durch
Temperaturdifferenzen erzeugt wurde, Durchflusskurven für unterschied¬
liche Einlauftiefen. Geringere Zulaufhöhen ergaben dabei grössere
Verweilzeiten.
Auch Schlegel (1994) empfiehlt zur Minimierung der potentiellen Zulauf¬
energie die Anordnung von tiefen Einlaufen.
Einzig Till et al. (1995) empfehlen einen hochliegenden Einlauf. Dieser
Vorschlag stiess in der Fachwelt allerdings auf heftige Kritik (z. B. TOR,
1995), zumal noch keine Betriebserfahrungen dazu vorliegen und numeri¬
sche Überprüfungen eine sehr schlechte Beckendurchströmung ergaben.
Felder (1992 und 1993) und Felder und Valentin (1992) entwickelten an
einem hydraulischen Modell eines Rundbeckens (D = 2.00 m, H = 0.52-
0.59 m) eine Coanda-Tulpe als Mittelbauwerk zur gleichmässigen Vertei¬
lung des Zulaufs. Die Strömungsverhältnisse, die sich dabei ergeben,
berechnete Kölling (1992) mit einem numerischen Modell für einen
Rundsandfang. Dieses Bauwerk, das eine gleichmässige Verteilung
gewährleistet, scheint für Sandfänge besser geeignet als für Nachklär¬
becken.
2 GRUNDLAGEN 85
2.4.3 Verbesserungen im Beckeninnern
Auch wenn eine günstige Konstruktion des Beckeneinlaufes Verbesse¬
rungen im Strömungsfeld bewirken kann, so ist dies bei weitem nicht die
einzige Massnahme für die Effizienzsteigerung von Nachklärbecken. Ein
grösserer Eingriff sind Einbauten im Beckeninnern, die die auf äussere
Einflüsse extrem empfindliche Dichteströmung verringern können. Solche
Einbauten haben den Vorteil, dass sie die relativ instabilen Verhältnisse
stabilisieren können. Eine andere Kategorie von Verbesserungsmass-
nahmen, die den Beckeninnenraum betreffen, sind die verfahrenstech¬
nischen und betrieblichen Möglichkeiten.
Einbauten
Dass die Sohlströmung durch Einbauten verringert werden soll, erwähnte
schon Weston (1904) in der Diskussion zum Beitrag von Hazen (1904). Er
propagiert den Einbau von geneigten Wänden.
War bei Amberger (1953) das Hauptargument für den Einbau von
geneigten Blechtafeln eine Erhöhung der Froude'schen Zahl und damit eine
Stabilisierung der Strömung, so erkannte Ingersoll (1955), dass mit
geneigten Zwischenwänden die Sohlströmung gebremst wird und die
Resuspension verhindert wird. Diese Konstruktionsidee ist in Abb. 2.21
dargestellt.
Abb. 2.21: Geneigte Zwischenwände zur Reduktion der Sohlströmung (nach Ingersoll,
1955).
86 2 GRUNDLAGEN
Bezüglich der Neigung der Zwischenwände stellten Rudolfs und Lacy
(1934) in Absetzversuchen fest, dass die Eindickung bei flacheren Nei¬
gungen rascher vor sich geht. Für ihre Versuche verwendeten sie Zylindermit Wandneigungen von 45, 60
,75 und 90°. Es geht also darum, einen
Kompromiss zu finden zwischen möglichst grosser Absetzoberfläche, also
möglichst flacher Neigung, und betrieblich genügend steiler Neigung (i. a.
> 45° - 60°), damit keine Schlammablagerungen auftreten.
Hayden (1946) untersuchte Strömungsbremsen bei Absetzbecken in der
Wasseraufbereitung und Knop (1952) stellt die Vorteile einer Schlitzwand
in der Nähe des Beckeneinlaufes und des Beckenablaufes vor.
Fischerström (1955) schlug zur Erhöhung der Reinigungsleistung den
Einbau von horizontalen, vertikalen oder geneigten Wänden vor.
Hirsch (1966) widmet sich einem Detail der Ablaufkonstruktion von
Absetzbecken, um der Sogwirkung des Ablaufes, die Schlamm aus dem
Becken abtreibt, entgegenzuwirken. Abb. 2.22 zeigt Längsschnitte der
bekanntesten Beckenformen, bei denen es damals neben einer Unterteilungmit festen Wänden Lochwände beim Einlauf und vor den Ablaufrinnen
gab. Hirsch (1966) machte in Modellversuchen die Feststellung, dass eine
gelochte Vertikalwand bedeutend weniger nützt als eine entgegen der
Hauptfliessrichtung geneigte.
Mit dem Einsatz von Lamellen kann die Absetzeffizienz von Nachklär¬
becken verbessert werden (Burkhalter, 1978). Die wirksame Absetzfläche
von Absetzbecken kann mit Parallelplatten (Lamellen) entsprechend der
folgenden Formel erhöht werden (ATV, 1980):
Aeff=(n+l)-AL-cosa', (2.86)
wobei n für die Anzahl Platten, Al die Räche der Einzellamelle und a' für
den Neigungswinkel der Lamellen stehen. In der Praxis darf der
Neigungswinkel wegen Ablagerungen wie oben schon erwähnt allerdingsein gewisses Mass (45° - 60°) nicht unterschreiten. Die Durchflussprofiledürfen infolge Verstopfungsgefahr ebenfalls nicht zu gering gewähltwerden. Es wird darauf hingewiesen, dass im Betrieb eine regelmässige
Wartung unbedingt erforderlich ist. Mit solchen Lamellenseparatoren soll
die Oberflächenbeschickung etwa auf das Zwei- bis Dreifache gesteigert
2 GRUNDLAGEN 87
werden können. Wolf(1977) andererseits berichtet von einem Versuch, bei
dem bei einem überlasteten Nachklärbecken zur Sanierung ein Lamellen¬
separator eingesetzt worden ist und sich der gewünschte Erfolg leider doch
nicht einstellte.
Ein Element, das in eine ähnliche Richtung geht wie Lamellenseparatoren,sind Rohrbündel, die zur Stabilisierung des Betriebes von Nachklärbecken
beitragen sollen (Günther und Rosebrock, 1994).
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Abb. 2.22: Massnahmen zur Strömungsverbesserung in Nachklärbecken (nach Hirsch,
1966).
a) Lochwand beim Einlauf und mehrere Ablaufrinnen in Zulaufnähe.
b) Dallas Uniflow Tank mit stark geneigter Beckensohle.
c) Lochwand beim Einlaufund vertikale Lochwand vor der Ablaufrinne.
d) Lochwand beim Einlauf und horizontale Plauen im Beckeninnern.
e) Zweistöckiges Becken.
f) Unterteilung mit vertikalen, eingehängten Wänden.
g) Geneigte Zwischenwände zur Reduktion der Sohlströmung.
88 2 GRUNDLAGEN
Die negativen Auswirkungen von Dichteströmen in Nachklärbecken
können sicherlich am wirksamsten mit Einbauten bekämpft werden
(Bender, 1988). Esler und Miller (1986) schlagen dazu Trennwände mit
horizontalen Schlitzen vor.
Der Einbau einer radialen Trennwand in der Mitte eines Rundbeckens
brachte bei den Naturuntersuchungen, die Crosby (1984) durchführte, eine
zusätzliche Reduktion des Schwebstoffgehaltes im Ablauf. Strömungs¬
messungen an runden Nachklärbecken (Durchmesser = 28, 35 bzw. 45 m),
die Schlegel (1990) mit einem Driftkörper durchführte, haben ebenfalls die
ausgeprägte Sohlströmung gezeigt. Durch den Einbau von konzentrisch
angeordneten Strömungsbremsen konnte der Riesswiderstand erhöht und
damit die Fliessgeschwindigkeit vermindert werden. Die Strömungs¬bremsen hatten etwa eine Höhe, die einem Drittel der Beckentiefe
entsprach. Auch Bretscher et al. (1992) und Krebs (1991b) berichten vom
Einsatz von festen Zwischenwänden als Strömungsbremsen. Es gilt dabei
allerdings zu bedenken, dass dieses System solange gut funktioniert, bis
der Schlammspiegel die Oberkante der Zwischenwand erreicht hat. Danach
wird im folgenden Beckenteil erneut eine Dichteströmung ausgelöst, die zu
Schlammabtrieb führen kann (Baumer et al, 1995).
Kawamura (1981) beschreibt Modellversuche, bei denen die Aufenthalts¬
zeitverteilungen in Absetzbecken mit durchlässigen Einbauten, die den
ganzen Nachklärbeckenquerschnitt abdecken, untersucht wurden. Bei den
Untersuchungen wurde das Becken in zwei, drei und vier Teilbecken
unterteilt. Es wurden verschiedene Arten von durchlässigen Wänden
untersucht: Wände mit Schlitzen, Wände mit rechteckigen Öffnungen und
Wände mit runden Öffnungen (versetzt und nicht versetzt). Die besten
Verhältnisse bezüglich Aufenthaltszeit wurden mit einem mit je einer
Lochwand beim Beckeneinlauf bzw. beim -auslauf und zwei Loch¬
wänden im Beckeninnern modifizierten Becken erreicht. Die Wand beim
Beckeneinlauf sollte dabei 2 - 2.5 m von der Einlauftauchwand entfernt
sein. Die besten Verhältnisse wurden mit Lochdurchmessern von 125 mm
und einem Lochflächenanteil von 6.5 % erreicht. Kawamura (1981)
empfiehlt daher Lochdurchmesser zwischen 10 und 15 cm und einen
Lochflächenanteil zwischen 6 und 8 %.
2 GRUNDLAGEN 89
Neuere Erkenntnisse aus hydraulischen Modellversuchen und theoreti¬
schen Überlegungen (Krebs, 1991b, Krebs et al, 1992 und Krebs, 1993)beschreiben ein Verfahren zur Dimensionierung von Lochwänden. Die
Dimensionierung erfolgt aufgrund der Forderungen nach turbulenter
Lochströmung (Reynoldszahl R > l'OOO) und wirksamer Flockungsan-regung (volumenbezogener mittlerer Geschwindigkeitsgradient nach der
Lochwand 10 s_I < Gl < 25 s-1)- Zudem sollte der Lochdurchmesser Dl,
um Verstopfungen zu vermeiden, mindestens 5 cm betragen. Die Dimen¬
sionierung ergibt den Lochdurchmesser Dl und den Lochflächenanteil t, =
Fl/Fnb- Fl steht für die Summe aller Lochflächen über einen Querschnittund Fnb steht für die Querschnittsfläche des Nachklärbeckens. Abb. 2.23
zeigt die graphische Lochwanddimensionierung nach Krebs (1991b)schematisch. Der zulässige Bereich für den Lochflächenanteil C, und den
Lochdurchmesser Dl ist schraffiert eingezeichnet.
t H.i
0.3
0.2
0.1
0
0 0.05 0.10 0.15 DL[m]
Abb. 2.23: Graphische Lochwanddimensionierung nach Krebs (1991b). Der empfoh¬lene Bereich für den Lochdurchmesser Dl und den Lochflächenanteil £ =
Fl/Fnb ist schraffiert eingezeichnet.
Verfahrenstechnik und Betrieb
Renner (1978) zeigte am rechteckigen Versuchs-Nachklärbecken der
Kläranlage Emschermündung, dass die stündlich zurücktransportierte
R=1000
Gl=10s~1
GL=20s"1
90 2 GRUNDLAGEN
Schlammenge bei einer optimalen Räumgeschwindigkeit des Schild¬
räumers von vr 0pt von 4 bis 5 cm/s maximal wird.
Da Schildräumer den Schlamm vor sich her schieben und die Strömungdurch ihren Energieeintrag massiv beeinträchtigen, wird der Absetz- und
Eindickvorgang gestört. Beim Saugräumer, der gemäss Günthert (1984b)
und Schlegel und Fürer (1985) vorzuziehen ist, sind diese Probleme dank
der schonenderen Schlammräumung deutlich geringer. Zudem haben
Saugräumer den Vorteil, dass der Schlamm weniger lange in der
Nachklärung liegen bleibt (Tekippe und Bender, 1987). Da andererseits
gegenüber hydraulischen Räumsystemen bei Schild- oder auch Band¬
räumern höhere Rücklaufschlammkonzentrationen entstehen können,
empfehlen Stukenberg et al (1983) genau das Gegenteil. Ideal wäre sicher
ein hydraulisches System, dass konzentrationsabhängig fördert und damit
die Vorteile von beiden Systemen ausnützt (Baumer et al, 1995).
Die Konzentration im Rücklaufschlamm variiert stark mit der Position des
Schildräumers, was sich aber in keiner Weise auf die Konzentration des
Belebtschlammes im Belebungsbecken auswirkt, die praktisch konstant
bleibt. Trotzdem empfehlen Fleckseder und Fruhwirt (1984) analogRenner (1978), den Zyklus der Räumung diesen Konzentrations¬
schwankungen anzupassen, was eine Verbesserung der Rücklaufschlamm¬
konzentration von 10 - 20 % ergeben würde.
Lumley et al. (1988) führten Naturversuche in Göteborg durch. Dabei
wurde der bestehende Kettenräumer des Rechteckbeckens durch einen
neuen ersetzt, dessen Balken auf dem Beckenboden hin- und zurückfahren
und somit keine Vertikalkomponente auf die Strömung wirkt. Als Resultat
konnten sie festhalten, dass der Absetzvorgang weniger gestört und die
Ablaufrinnenbelastung reduziert wurde. Lumley und Horkeby (1988) haben
mit dem Tracer Mangan nachgewiesen, dass bei grossen Schlammdicken
die Aufenthaltszeit des Schlammes bedeutend grösser ist als bei geringerenSchlammhöhen. Die Rückführung des Schlammes erfolgt bei geringen
Schlammhöhen rascher, als dass die Rüssigphase den Beckenablauf
erreicht. Dies weist darauf hin, dass Nachklärbecken nicht als Eindicker
verwendet werden sollen, da bei zusätzlicher Belastung dringend notwen¬
diges Volumen (Speicherraum) fehlt.
2 GRUNDLAGEN 91
Garret et al. (1984) konnten mit einem numerischen dynamischen Belebt-
schlammodell zeigen, dass eine Reduktion des Rücklaufverhältnisses bei
Regenwetter und eine Wiederbelüftung für die sechs runden Nachklär¬
becken der untersuchten Kläranlage in Houston den Betrieb verbessern
können. Diese Becken haben einen Durchmesser von 30.5 m und weisen
eine Beckenrandtiefe von 3 m auf. Der TSbb beträgt ca. 2.4 g/1. Die
kurzfristige Erhöhung des Schlammspiegels kann in Kauf genommen
werden, da nach Regenwetterzuflüssen grundsätzlich wieder mehrtägige
Trockenwetterperioden folgen. Es konnte mit Naturversuchen bestätigt
werden, dass selbst Rächenbeschickungen von bis zu 4 m/h noch nicht zu
Schlammabtreiben führten.
Mit einer numerischen Simulation zeigt Botsch (1990), dass bei Rund¬
becken mit 3 Räumerarmen bessere Verhältnisse als nur mit einem zu
erreichen sind. Zu derselben Erkenntnis kommt auch Schlegel (1990) mit
seinen Naturmessungen.
Die Resultate aus einem numerischen Simulationsmodell von Wolf (1989und 1990) haben gezeigt, dass eine zuflussabhängige Rücklaufregelung
weniger wichtig ist, als ein auf die Leistung der Schlammräumung
abgestimmter Rücklauf (Vermeidung von Rücklaufschlamm-Kurz-
schlussströmen im Nachklärbecken).
2.4.4 Verbesserungen am Beckenablauf
Die Abläufe von Nachklärbecken sind meistens in der Form von Zacken¬
rinnen ausgebildet und befinden sich bei Rechteckbecken im hinteren
Beckenteil bzw. am Beckenende. Bei Rundbecken, die von innen nach
aussen durchströmt werden, liegen sie ebenfalls am Beckenrand. Parker
(1983) empfiehlt allerdings die Ablaufrinnen in Beckenmitte zu plazieren,da so nur ein Minimum an Schwebstoffen in den Nachklärbeckenablauf
gelangen könne. Auch Günthert (1985) erwähnt, dass zu nahe am
Beckenrand oder mit zu geringem Abstand zueinander angeordnete Über¬
laufkanten zu unerwünschten Sogströmungen und damit zu erhöhtem Fest¬
stoffgehalt im Ablauf führen können.
92 2 GRUNDLAGEN
Schon Pöpel und Weidner (1963) erwähnen, dass die Konstruktion und
Länge der Ausläufe eine möglichst sogfreie Entnahme gewährleistenmüssen. Damit die Sogwirkung des Ablaufs nicht zu gross wird, sind in
Dimensionierungsrichtlinien Grenzwerte der Beschickungsrate pro Meter
Kantenlänge angegeben. Bei den Untersuchungen von Crosby (1984)reduzierte eine horizontale Wand unterhalb des peripheren Ablaufs bei
einem runden Nachklärbecken den Schwebstoffgehalt im Ablauf um 38 %.
Auch van Marie und Kranenburg (1994) empfehlen diese Massnahme, um
die Sogwirkung des Ablaufes zu verhindern.
Mit Messungen an einem 33 m langen, 6.5 m breiten und 3.05 m tiefen
Nachklärbecken versuchten Schlegel und Fürer (1985), dass das bei
Trockenwetteranfall befriedigende Ablaufwerte liefernde Nachklärbecken
auch bei Regenwetteranfall gut funktionieren soll. Da bei grösserer
SogWirkung der Feststoffgehalt im Ablauf grösser wird, sollten die
Ablaufrinnen bei Rechteckbecken möglichst weit in Richtung des Zulaufes
verlängert werden. In den Versuchen wurden die Ablaufrinnen in Form
von gelochten, unter Wasser angebrachten Rohren über nahezu die
gesamte Längsseite der Becken verlängert. Schlegel (1990) empfiehlt den
Klarwasserabzug über einen möglichst grossen Flächenbereich zu
verteilen. In den Versuchen an einem Rundbecken wurden eingetauchte,
gelochte Rohre, die schon Hegemann (1984) empfiehlt, verwendet, die
sehr gute Ergebnisse lieferten. Die Ablauftrübung konnte deutlich reduziert
werden und unterlag auch bei erhöhter hydraulischer Belastung praktischkeinen Schwankungen mehr. Für die Bemessung und Gestaltung von
gelochten Ablaufrohren geben ATV (1995) und Schulz (1995) konstruktive
Hinweise. Auch Krebs et al. (1996) zeigen mit numerischen Untersu¬
chungen, dass die Strömungsverhältnisse im gesamten Nachklärbecken bei
einem flächenhaften Abzug verbessert werden können und sich günstig auf
die Ablaufqualität auswirken. Allerdings kann auch ein flächenhafter
Ablauf, der zu weit in den Einlaufbereich ragt, Kurzschlüsse hervorrufen.
Stukenberg et al. (1983) andererseits vertreten die Meinung, dass die
Länge der Ablaufrinnen bei einer geschickten Ausbildung derselben nicht
von Bedeutung ist. Das Vorziehen von Ablaufrinnen ergab bei Natur¬
messungen eher negative Auswirkungen auf den Schwebstoffgehalt im
Beckenablauf. Am geeignetsten ist eine Ablaufrinne am Beckenrand, die
durch eine horizontal angeordnete Platte unterstützt ist und so den Ablauf
2 GRUNDLAGEN 93
vor Kurzschlüssen und Sogwirkungen bewahrt. Betrieblich problematischsind allerdings Schlammablagerungen auf einer solchen horizontalen
Platte.
Im Zusammenhang mit der Wehrkantenbelastung ist Wolf (1977) der
Ansicht, dass diese bedeutungslos ist, solange der Schlammspiegel um
mehr als 1 m von der Wehrkante entfernt ist. Auch Ueberl (1995a) konnte
selbst bei einer Erhöhung der Überfallrate von 2 1/s-m' auf 201/s-m' keine
messbare Verschlechterung der Ablaufqualität feststellen. Zum Vergleichdazu wird in ATV (1991) eine maximale Überfallschwellenbelastung mit
nur einseitiger Überfallkante von 10 m3/m'-h und bei einer Ablaufrinne mit
beidseitiger Überfallkante an jeder Seite von 6 m3/m'-h angegeben.
Thorndahl (1994) schlägt vor, dass der Nachklärbeckenablauf vor der
Zackenüberlaufrinne durch ein horizontales Gitter strömen soll. Dadurch
kann auch bei Regenwetter Schlammtreiben vermieden werden. Für die
Reinigung dieser Konstruktion liefert er Skizzen eines automatischen
Saugsystems.
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95
3 VERSUCHSANLAGE
In einer Halle der Kläranlage Werdhölzli der Stadt Zürich wurde eine
halbtechnische Versuchsanlage gebaut, die mit echtem Belebtschlamm
beschickt werden kann. Das 15 m lange und 1 m breite Versuchs-
Nachklärbecken kann mit einer maximalen Wassertiefe von 3 m betrieben
werden. Strömungs- und Absetzvorgänge können über seitlich angeordneteGlasscheiben, die sich über die gesamte Beckentiefe erstrecken, beobachtet
werden. Die Schlammräumung erfolgt mit einem Kettenräumer in den am
Beckenanfang liegenden Schlammtrichter. Der Balkenabstand beträgt 4 mbei einer Balkenhöhe von 15 cm. Die Räumgeschwindigkeit kann zwischen
1 und 6 cm/s variiert werden.
Zur Beurteilung der Strömungs- und Absetzverhältnisse im Versuchs-
Nachklärbecken wurden die folgenden Messgrössen erfasst und ausgewer¬tet: Zulauf Qo, Belebtschlammkonzentration im Zulauf TSbb» Rücklauf-
schlammfluss Qrs und dazugehörige Konzentration TSrs, Ablauf Q und
Schwebstoffkonzentration im Ablauf TSe- Im Beckeninnern wurde die
Schlammspiegellage hs, die horizontalen Fliessgeschwindigkeiten u in
verschiedenen Profilen in Beckenmitte und zum Teil auch Schlammkonzen¬
trationsprofile gemessen.
3.1 STANDORT
Um Absetzversuche im halbtechnischen Massstab durchführen zu können,
muss das vom Belebungsbecken kommende Schlamm-Wassergemisch
möglichst in nächster Nähe zur Verfügung stehen, damit auf dem
Transportweg zur Versuchsanlage keine unerwünschten Abbauprozesse (z.
B. Denitrifikation) stattfinden können. Grosszügigerweise wurde von der
Stadtentwässerung Zürich auf dem Gelände der Kläranlage Werdhölzli
eine Halle für die Errichtung der Versuchsanlage zur Verfügung gestellt.
Abb. 3.1 zeigt die Situation der gesamten Kläranlage Werdhölzli am
südwestlichen Stadtrand von Zürich. Die zur Verfügung gestellte Halle,
das schwarz eingezeichnete Chemikalienlager Süd, befindet sich zwischen
den Belebungsbecken und den Nachklärbecken der Hauptstufe Süd. Die
Kläranlage Werdhölzli reinigt das Abwasser der Stadt Zürich in vier
Verfahrensschritten. Neben mechanischer, biologischer und chemischer
Reinigungsstufe verfügt die Anlage auch über eine Flockungsfiltration. Die
biologische Reinigungsstufe auf der Kläranlage Werdhölzli besteht aus
total 12 Belebungs- und 12 Nachklärbecken, wobei je 6 der HauptstufeNord und je 6 der Hauptstufe Süd angehören.
96 3 VERSUCHSANLAGE
Das Chemikalienlager Süd ist eine Halle mit einer Gesamtlänge von knapp70 m. Die Breite beträgt über den grössten Teil der Länge 4.76 m, während
die maximale lichte Höhe in der Halle 5.95 m ist. Quer zur Hallenlängs¬achse vermindern allerdings Abwasserkanäle zwischen den Belebungs¬und den Nachklärbecken der Hauptstufe Süd der Kläranlage Werdhölzli
diese lichte Höhe beträchtlich. Über jeweils etwa 18 m Hallenlänge beträgtdie lichte Höhe 4.99 m, während diese dazwischen auf zum Teil bis 3.70 m
reduziert ist. Abb. 3.2 zeigt das leere Chemikalienlager Süd, wie es sich im
Herbst 1992 kurz vor Baubeginn präsentierte. Im Hintergrund ist der
Verbindungskanal der Strasse 2 Süd zu erkennen, aus dem der echte
Belebtschlamm der Versuchsanlage direkt zugeführt werden kann.
Nachklärbecken
Hauptstufe Süd
BelüftungsbeckenHauptstufe Süd
Halle mit Versuchsanlage
Abb. 3.1: Situation der Kläranlage Werdhölzli (modifiziert aus Wiesmann und Kiefer,
1982). Schwarz markiert ist das Chemikalienlager Süd, das für diese Unter¬
suchung von der Stadtentwässerung Zürich zur Verfügung gestellt wurde.
3 VERSUCHSANLAGE 97
Abb. 3.2: Chemikalienlager Süd auf der Kläranlage Werdhölzli der Stadt Zürich im
Herbst 1992 kurz vor Baubeginn. Die Blickrichtung ist der späteren
Fliessrichtung der Versuchsanlage entgegengesetzt. (VAW-Archivnr.:
43/80/9)
3.2 PROJEKT
3.2.1 Abmessungen des Versuchs-Nachklärbeckens
Während beim Sandfang oder im Vorklärbecken bei korrekter Dimen¬
sionierung und hydraulisch vernünftig gestalteter Einlaufkonstruktion noch
etwa von einer Pfropfenströmung (plug flow) gesprochen werden kann,
werden im Nachklärbecken durch den Dichteunterschied zwischen Zufluss
und Beckenwasser - wie mehrmals erwähnt - starke Vorwärtsströmungenan der Beckensohle und Rückströmungen in der oberen Beckenhälfte
erzeugt. Äusserst umfassende Informationen dazu liefert Krebs (1991b).Neben der in Nachklärbecken dominierenden Dichteströmung spielenwiederum im Gegensatz zu Sandfang und Vorklärbecken Flockungs-
vorgänge eine bedeutende Rolle. Um diese Vorgänge in abwassertech¬
nischen Versuchen korrekt nachbilden zu können, ist es notwendig mit
echtem Belebtschlamm zu arbeiten. Ein Simulat, das die Eigenschaften vonBelebtschlamm hat und für Laborversuche verwendet werden könnte, gibt
98 3 VERSUCHSANLAGE
es nicht. Die Literatur ist sich denn auch einig, dass bei Sedimentations¬
versuchen mit flockenden Partikeln, insbesondere mit den vertikalen
Abmessungen des Absetzbeckens, möglichst nahe an die in der Natur
vorkommenden Grössen gegangen werden sollte (Krebs, 1991b, ATV,
1986, Horvath, 1974, Johnstone und Thring, 1957, Langhaar, 1951,
Pawlowski, 1971). Die Abmessungen in der Länge können hingegen ohne
grössere Informationsverluste reduziert werden.
Bei Absetzversuchen in Absetzzylindern ist die Absetzgeschwindigkeit bis
zu einem gewissen Durchmesser des Absetzzylinders von diesem
abhängig. Bei den Absetzversuchen von Stobbe (1964) waren dies 30 cm,
Zanoni und Blomquist (1975) empfehlen einen Innendurchmesser von nur
10 cm, während es bei Boller (1992b) 90 cm sind. Abb. 3.3 zeigt diesen
Zusammenhang (Boller, 1992b). Absetzgeschwindigkeiten aus Absetzver¬
suchen in engeren Kolonnen müssen mit den entsprechenden Korrektur-
faktoren versehen werden. Für das Versuchs-Nachklärbecken als horizon¬
tal durchströmtes Nachklärbecken kann dieses Mass von 90 cm als
Minimalbreite betrachtet werden. Auch Abschätzungen der laminaren
Wandschicht (Schlichting, 1965) zeigen, dass eine Rinnenbreite von einem
Meter genügend ist, damit in der Beckenlängsachse kein Wandeinfluss
mehr vorhanden ist.
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Schlammkonzentration
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—
I I I 1 1 1 1 1 1
10 20 30 40 50 60 70
Kolonnendurchmesser [ cm ]
80 90
Abb. 3.3: Einfluss des Kolonnendurchmessers von Absetzzylindern auf die Absetzge¬
schwindigkeit von Belebtschlamm (aus Boller, 1992b).
3 VERSUCHSANLAGE 99
Eine in Graz errichtete abwassertechnische Versuchsanlage im halbtechni¬
schen Massstab diente verschiedenen Forschungsarbeiten im Bereich
Belebungsbecken-Nachklärbecken als Hilfsmittel (Ditsios, 1982,1984 und
1988, Geiger, 1982, Kainz, 1991, Kauch und Ditsios, 1988). Ditsios (1982)
weist bereits auf die gewählte Wassertiefe des Versuchs-Nachklärbeckens
in Graz von 1.75 m hin, die nötig sei, damit die Ergebnisse seiner
Untersuchungen wenigstens in ihrer Tendenz auf Grosskläranlagen über¬
tragen werden können. Mit einer Nachklärbeckenlänge von 18 m war man
in Graz bestrebt, ein vernünftiges Verhältnis zwischen Beckentiefe zu
Beckenlänge zu erhalten. Für die Versuchsanlage auf der KläranlageWerdhölzli soll die Beckentiefe möglichst derjenigen von Naturbecken
entsprechen.
Die erwähnten Überlegungen und die vorhandenen Platzverhältnisse im
Chemikalienlager Süd auf der Kläranlage Werdhölzli begünstigten die
Projektierung eines rechteckigen Versuchs-Nachklärbeckens mit einer
Länge L von 15 m, einer Breite B von 1 m und einer maximalen Wasser¬
tiefe H von 3 m.
3.2.2 Denitrifikation im Nachklärbecken
Die Kläranlage Werdhölzli ist eine über das ganze Jahr hindurch nitrifizie-
rende Anlage. In einem zweistufigen Prozess wird Ammonium (NH4+)über Nitrit (NO2") zu Nitrat (NO3") oxydiert. Die folgenden beiden
Reaktionen charakterisieren diesen Prozess (Gujer, 1992b):
1. Reaktion: NILt+ + 1.5 02 -» NÜ2- + H20 + 2 H+
durch Nitrosomonas Arten
2. Reaktion: NO2" + 0.5 O2 -> NO3'
durch Nitrobakter Arten
Sämtliche sechs Belebungsbecken des Anlageteils Nord sind seit dem
Jahre 1995 für einen Betrieb mit vorgeschalteter Teildenitrifikation umge¬
baut. Für den Anlageteil Süd ist dieser Umbau noch nicht erfolgt. Trotz¬
dem kommt es vor allem in der wärmeren Jahreszeit in den Belebungs¬becken der Stufe Süd in geringem Ausmass zu einer teilweisen Denitrifi-
100 3 VERSUCHSANLAGE
kation. Es wird in einem zusätzlichen mikrobiologischen Prozess Nitrat zu
Stickstoff (N2) reduziert.
Während bei der Nitrifikation noch kein Stickstoff aus dem Abwasser
entfernt wird, sondern lediglich von einer unerwünschten, Sauerstoff
zehrenden, für Fische giftigen Form (Ammonium = NH4+, Ammoniak =
NH3; Umwandlung von NÜ4+ in NH3 ab einem pH-Wert von ca. 6.5) in
eine weniger unerwünschte, oxydierte Form (Nitrat) übergeführt wird,
erfolgt die eigentliche Elimination von Stickstoff erst bei der Denitrifika¬
tion. In diesem Sinne kann die Denitrifikation sicher als sehr erwünschter
Vorgang betrachtet werden. Erfolgt die Denitrifikation allerdings nur
teilweise oder läuft sie im Belebungsbecken nur unvollständig ab, so muss
damit gerechnet werden, dass Stickstoffgas ins Nachklärbecken gelangtund dort, sobald die Summe aller Partialdrücke der gelösten Gase den
absoluten Druck übersteigt, ausgeschieden wird. Im Nachklärbecken
können sich ausgeschiedene Stickstoffblasen an Belebtschlammflocken
anhaften und diese an die Oberfläche transportieren. Der Absetzvorgangkann dadurch verhindert oder sogar verunmöglicht werden. Unerwünschter
Schwimmschlamm ist die Folge davon.
Dank der grossen Beckentiefe von fast 5 m besteht das oben beschriebene
Problem bei den Nachklärbecken der Kläranlage Werdhölzli praktischnicht. Da aber trotz bedeutend geringerer Beckentiefe des Versuchs-Nach¬
klärbeckens mit demselben Belebtschlamm der Kläranlage Werdhölzli
gearbeitet wird, wird diesem Problem wie folgt begegnet: In einem dem
Versuchs-Nachklärbecken vorgeschalteten, belüfteten Mischbecken wird -
sofern nötig - Stickstoffgas, das durch den Denitrifikationsvorgang im
Belebungsbecken 2 Süd der Kläranlage Werdhölzli gebildet wurde,
ausgeblasen, sodass dieses im Nachklärbecken nicht mehr an die
Wasseroberfläche aufsteigen kann und der Versuchsbetrieb nicht praktisch
verunmöglicht würde.
Mit Hilfe von Absetzversuchen, die an sehr sonnigen Sommertagen auf der
Kläranlage Werdhölzli durchgeführt wurden und mit Hilfe von Boller
(1992a) und Gujer (1982) konnte die erforderliche Aufenthaltszeit bzw.
das Volumen des vorgeschalteten, belüfteten Mischbeckens zum Strippenvon Stickstoff abgeschätzt werden. Der zylindrische Behälter hat einen
3 VERSUCHSANLAGE 101
Durchmesser von 3 m und eine Höhe von 1.6 m. Sein Nutzinhalt beträgt jenach Freibord etwa 10m3.
Die Absetzversuche im 0.75 bzw. 1.5 m hohen Absetzzylinder mit einem
Innendurchmesser von 28 cm (vgl. Kapitel 4) haben gezeigt, dass das
Problem zwar vorhanden ist, aber nicht als allzu dramatisch beurteilt
werden kann. Mit verschiedenen Belebtschlammkonzentrationen konnte
festgestellt werden, dass Schlammauftreiben infolge Denitrifikation erst ca.
70 Minuten nach Beginn des Absetzversuches einsetzt. Schon bei nur
leicht nachlassendem Sonnenschein haben sich aber auch die aufschwim¬
menden Schlammflocken wieder abgesetzt und wurden nur zum Teil bei
grösserer Hitze wieder an die Oberfläche mitgerissen. Abb. 3.4 zeigt den
verwendeten Messzylinder mit aufsteigenden Schlammfetzen infolge Deni¬
trifikation.
Wie die Erfahrungen aus den Versuchsdurchführungen bestätigt haben, ist
dank den folgenden Faktoren Schlammauftreiben infolge Denitrifikation
im Versuchs-Nachklärbecken weniger wahrscheinlich oder tritt erst viel
später auf als bei den Absetzversuchen (vgl. auch Henze et al, 1993):
- Die Wassertiefe im Versuchsbecken ist doppelt so hoch wie
diejenige im Absetzzylinder. Die Löslichkeit von Stickstoff ist also
entsprechend grösser.
- Das Versuchsbecken befindet sich in einer relativ dunklen,
geschlossenen Halle. Die direkte Sonneneinstrahlung bei den
Absetzversuchen begünstigte das Auftreiben von Schlammfetzen.
- Die Absetzversuche werden definitionsgemäss mit stehendem
Wasser durchgeführt. Beim Versuchsbecken hingegen fliesst das
Abwasser, und zudem wird eine kontinuierliche Schlammräumunggewährleisten, dass der abgesetzte Schlamm nicht auf dem
Beckenboden liegenbleibt.
Aus diesen Gründen soll der Versuchsbetrieb auch durch eine direkte
Zuleitung vom Verbindungskanal zwischen Belebungs- und Nachklär¬
becken 2 Süd auf das Versuchs-Nachklärbecken möglich sein. Grund¬
sätzlich wird nicht über das vorgeschaltete Mischbecken gefahren, um den
102 3 VERSUCHSANLAGE
Versuchsbetrieb nicht unnötig zu erschweren. Erst wenn die Absetzver¬
suche durch massives Auftreten von Schwimmschlamm infolge Denitrifi¬
kation verunmöglicht werden, wird über das vorgeschaltete Mischbecken
gefahren und Stickstoff ausgeblasen.
Abb. 3.4: Aufsteigende Schlammfetzen infolge Freisetzung von Stickstoffgas, das
durch Denitrifikation im hinteren Teil der Belüftungsbecken der Kläranlage
Werdhölzli entstanden ist. (VAW-Archivnr.: 43/36/31)
3.2.3 Anordnung der gesamten Versuchsanlage
Die im Chemikalienlager Süd vorhandenen Platzverhältnisse und die
erforderlichen Abmessungen des rechteckigen Versuchs-Nachklärbeckens
(L = 15 m, B = 1 m und H = 3 m) bestimmen die Lage der Versuchsanlage
in der Situation. Der Belebtschlamm wird vom Verbindungskanal des
Belebungs-/Nachklärbeckens 2 Süd der Hauptstufe der Kläranlage
Werdhölzli in das oben erwähnte vorgeschaltete, belüftete Mischbecken
oder direkt auf die eigentliche Versuchsanlage geleitet. Abb. 3.5 zeigt die
Verhältnisse schematisch. Sowohl das gereinigte Abwasser als auch der
3 VERSUCHSANLAGE 103
Rücklaufschlamm können über eine Polyäthylenleitung (0 = 160 mm), die
in den Pumpensumpf der Filtrationsanlage der Kläranlage Werdhölzli
führt, zurückgegeben werden.
Vorgeschaltetes,belüftetes
Mischbecken
\W Versuchs-Nachklärbecken
(Wassertiefe: 3.00m)
Belebungsbecken der
Hauptstufe Süd
Legende: ® Überfallmesskasten Ablauf
0) Zulauf zum Mischbecken ® Rücklaufschlammabzug(2) Zulauf zum Versuchs-Nachklärbecken
® Uberfallmesskasten(3) Induktive Durchflussmessung (IDM) Rücklaufschlamm
(4) Schieber (gesteuert) ® Rückgabeleitung
Abb. 3.5: Schema der Versuchsanlage im Chemikalienlager Süd der Kläranlage Werd-
hölzli/Zürich in der Situation.
3.2.4 Detailprojekt Versuchs-Nachklärbecken
Das Versuchs-Nachklärbecken, im Prinzip eine 1 m breite Rinne, wurde in
Elementbauweise hergestellt. Statik, BauVorgang, Montage und ein mögli¬cher, späterer Abbruch werden durch diese Lösung begünstigt. Einzelne
Beton- und Glaselemente sind die wesentlichen Bauteile des Versuchs-
Nachklärbeckens.
Die Rinne besteht aus 16 rahmenartigen Haupttragelementen, die vor Ort
geschalt, armiert und betoniert wurden und anschliessend mit Hilfe eines
vorgängig installierten Krans an ihre entsprechende Position gesetzt
104 3 VERSUCHSANLAGE
wurden. Zugstangen im oberen Bereich der Rahmen verhindern zu grosse
Deformationen und ermöglichen erst vernünftige Abmessungen.
Ein verhältnismässig kleiner Schlammtrichter ist zwischen den ersten
beiden Rahmen.eingehängt, zwischen den übrigen Rahmen sind vorfabri¬
zierte Bodenplatten von je 2 m Länge eingebaut. Die Neigung der
Schlammtrichterwände entsprechen gängigen 60°. Die Seitenwände mit
einer Spannweite von 1 m wurden ebenfalls in einem Betonwerk vorfabri¬
ziert und anschliessend mit Hilfe des bereits erwähnten Krans zwischen die
Haupttragelemente, die Rahmen, eingebaut. Auf der einen Längsseite ist
jedes zweite Wandelement eine Glasplatte, um die Strömungsphänomenebeobachten zu können.
3.3 BAU
Der Bau der Versuchsanlage im Chemikalienlager Süd der KläranlageWerdhölzli wickelte sich in verschiedenen Phasen ab, die nachfolgend auf¬
gelistet sind:
1. Herstellung des Unterbaus für das Mischbecken und Montage des
Mischbeckens.
2. Montage der Kranbahn, die zur Erstellung des Versuchs-
Nachklärbeckens benötigt wurde.
3. Betonarbeiten Versuchs-Nachklärbecken.
4. Einbau der Glasscheiben beim Versuchs-Nachklärbecken.
5. Abdichten des Versuchs-Nachklärbecken.
6. Montage der Messschienen beim Versuchs-Nachklärbecken.
7. Erstellen der Rohrleitungsverbindungen.8. Herstellen und Montage der Einlauftauchwand.
9. Herstellung und Montage des Kettenräumers.
10. Installation der Messinstrumente und der Messketten.
Der Einlauf des Versuchs-Nachklärbeckens, ein unter Druck stehendes
Zulaufrohr mit einem Durchmesser von 150 mm, scheint eher einem
Vorklärbeckeneinlauf ähnlich, musste aber in dieser Art gestaltet werden,
da der Zulauf infolge der örtlichen Verhältnisse unter Druck erfolgt.
3 VERSUCHSANLAGE 105
Nachklärbeckeneinläufe in Natur sind häufig Überläufe mit anschliessen¬
der Tauchwand oder die Verbindung zwischen Belebungsbecken und
Nachklärbecken wird durch Öffnungen in der Trennwand (Schlitze, Löcher
o. ä.) zwischen Belebungsbecken und Nachklärbecken gemacht. Durch die
Prallwand beim Versuchs-Nachklärbecken sollen naturähnliche Einlauf¬
situationen simuliert werden können. Die Lage dieser Einlaufprallwandkann sowohl in der Rinnenlängsachse auf dem ersten Meter beliebig
positioniert werden als auch in ihrer Höhe variiert werden. Damit können
verschiedene Zulaufhöhen simuliert werden.
Als Räumsystem wurde ein Kettenräumer gewählt, ein System, das in der
Schweiz bei rechteckig längsdurchströmten Horizontalbecken sehr häufigim Einsatz steht. Die Räumbalkenhöhe beträgt hr = 15 cm und der Räum¬
balkenabstand ar = 4 m. Die Räumgeschwindigkeit vr kann mit Hilfe eines
Frequenzumrichters, der den Antriebsmotor ansteuert, zwischen 1 und 6
cm/s variiert werden; grundsätzlich wird mit vr = 2 cm/s gefahren. Diese
Werte wurden mit Hilfe von ATV (1988b) und Geiger (1982) ermittelt.
Nach Möglichkeit wurden immer mittlere Werte gewählt. Da der Ketten¬
räumer aus konstruktiven Gründen den hintersten Meter des Versuchs-
Nachklärbeckens, also zwischen ca. x = 14.00 und x = 15.00 m, nicht
bestreicht, wurde in jenem Bereich eine schräge Platte mit einer Neigungvon ca. 50° eingebaut, damit abgesetzter Belebtschlamm in den Bereich
des Kettenräumers abrutschen kann (Abb. 3.7).
Der Beckenablauf befindet sich auf den hintersten beiden Metern am
Beckenende. Er ist in Form eines Zackenüberlaufs U-förmig ausgebildet.Die gesamte Ablaufrinnenlänge beträgt somit ca. 5 m.
Um die Begehung der Anlage zu erleichtern wurde ein Steg errichtet. Für
die Messung des Nachklärbeckenabflusses und des Rücklaufschlamm¬
flusses wurden zwei Messkästen eingebaut.
Abb. 3.6 zeigt das beschriebene Versuchs-Nachklärbecken im Grundriss,auf Abb. 3.7 ist die Ansicht dargestellt. Auf Abb. 3.8 ist eine Aufnahme
des Versuchs-Nachklärbeckens entgegen der Fliessrichtung zu sehen (vgl.auch Abb. 3.2).
106 3 VERSUCHSANLAGE
in
©
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•»13
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Versuchs-Nachklärbeckens.
des
Ansicht
3.7:
Abb.
Grundriss.
im
Versuchs-Nachklärbecken
Das
3.6:
Abb.
Versuchs-Nachklärbecken
(7)
Rücklaufschlamm
Über
fall
mess
kast
en®
(geste
uert
)Schieber
(6)
Rücklaufschlammabzug
®Du
rchf
luss
mess
er)
(Induktiver
IDM
(5)
Rückgabeleitung
®Versuchs-Nachklärbecken
zum
Zulauf
(4)
Beckenablauf
Über
fall
mess
kast
en®
Mischbecken
(3)
Ablaufrinne
®Mischbecken
zum
Zulauf
(2)
(Zür
ich)
Werdhölzli
Klär
anla
geder
Nachklärbecken
zum
Belüftungsbecken
vom
Zulaufkanal
Q\Legende:
Kettenräumer
®
108 3 VERSUCHSANLAGE
Abb. 3.8: Das Versuchs-Nachklärbecken im Chemikalienlager Süd der Kläranlage
Werdhölzli/Zürich. Die Blickrichtung ist der Fliessrichtung wie bei Abb. 3.2
entgegengesetzt. (VAW-Archivnr.: 45/85/8)
3.4 MESSGRÖSSEN
Um die Verbesserung der Strömungsverhältnisse in Nachklärbecken und
die Effizienz von Sanierungsmassnahmen an bestehenden Anlagen quanti¬
tativ beurteilen zu können, sind an der oben beschriebenen Versuchsanlage
im Rahmen der vorliegenden Untersuchung verschiedene Messgrössen
ermittelt worden. Auf diese soll kurz einzeln eingegangen werden.
Abb. 3.9 gibt einen schematischen Überblick der Messorte und Mess¬
grössen im Versuchs-Nachklärbecken.
Im Zulauf zum Versuchs-Nachklärbecken (Bereich 1) wird der Beckenzu¬
fluss Qo (= Q + Qrs) in [1/s] und der Trockensubstanzgehalt TSbb in
[kg/m3l gemessen.
Im Beckeninnern (Bereich 2) wird an verschiedenen Stellen im Längs¬
schnitt in Beckenmitte die horizontale Fliessgeschwindigkeit u der Belebt¬
schlammflocken in [cm/sl gemessen. Neben diesen vertikalen Geschwin-
3 VERSUCHSANLAGE 109
digkeitsprofilen in Beckenmitte werden zum Teil über den Trocken¬
substanzgehalt TSbb in denselben Schnitten Dichteprofile erfasst. Die
Schlammspiegellage, die optisch durch die Glasscheiben ermittelt werden
kann, ist ein zusätzliches Hilfsmittel, das die Wirkung von Verbesse-
rungsmassnahmen quantifizieren kann. Obwohl grundsätzlich mit einer
Räumgeschwindigkeit von vr = 2 cm/s gefahren wird, ist auch dies eine
Grösse, die während des Versuchsbetriebes angepasst werden kann. Die
Erfassung der Luft- und Wassertemperatur mit einem Thermometer soll
über die Temperaturverhältnisse in der Halle Auskunft geben.
Abb. 3.9: Schematischer Überblick der Messorte und Messgrössen am Versuchs-
Nachklärbecken.
Qo = totaler Nachklärbeckenzufluss
Q = Nachklärbeckendurchfluss
Qrs = Rücklaufschlammfluss
TSbb= Trockensubstanzgehalt im Zulauf
TSrs= Trockensubstanzgehalt im Rücklaufschlamm
TSe = Trockensubstanzgehalt im Nachklärbeckenablauf
hs = Schlammspiegellage
u = horizontale Fliessgeschwindigkeit
vr = Räumbalkengeschwindigkeit
Im Beckenauslauf (Bereich 3) werden neben dem Abfluss Q in [1/s] (=
Beckendurchfluss) der Schwebstoffgehalt TSe in Trübungseinheiten
Formazin [TE/Fl erfasst. Dieser wird kontinuierlich gemessen und
110 3 VERSUCHSANLAGE
registriert, um die Wirkung von Belastungsstössen beurteilen zu können
und um allfällige Schwankungen, die mit einer Momentaufnahme verloren
gehen, aufnehmen zu können.
Anschliessend an den Schlammtrichter am Beckenanfang (Bereich 4)werden der Rücklaufschlammfluss Qrs und der Schlammgehalt TSrs
gemessen.
Die bezüglich Beckendurchfluss Q massgebende Grösse für die Versuchs¬
einstellung ist die Flächenbeschickung
qA = Q/(LB) = Q/A. (3.1)
Für sämtliche Versuche wurden Hächenbeschickungen von 0.5, 1.0 oder
2.0 m/h gewählt. Damit ist gewährleistet, dass die Hazenzahl Ha
Ha =-§— (3.2)UH
K J
auch für andere Beckenlängen dieselbe wäre. In Formel (3.2) steht vs für
die Sinkgeschwindigkeit der Belebtschlammflocken, L für die Becken¬
länge und H für die Beckentiefe. Die nominelle HorizontalgeschwindigkeitU entspricht dem Quotienten aus Durchfluss und Querschnittsfläche Fnb:
U = Q/Fnb = Q/(B-H). (3.3)
3.4.1 Durchflussmessung
Der Zufluss Qo zur Versuchsanlage wird mit einem Induktiven Durch¬
flussmesser (IDM) der Marke Altoflux von der Firma Krohne gemessen.
Der Fehler dieses Messgerätes ist dabei je nach Riessgeschwindigkeit im
Messquerschnitt von der Querschnittsfläche oder vom Durchfluss kom¬
biniert mit dem Messbereichsendwert abhängig. Für die untersuchten Zu¬
flüsse Hegt er bei maximal 1.25 %.
Da die Druckverhältnisse vom Verbindungskanal zwischen dem Bele¬
bungsbecken und dem Nachklärbecken 2 Süd der Kläranlage Werdhölzli
3 VERSUCHSANLAGE 111
variabel sind, wird der, Zufluss zur Versuchsanlage über einen Schieber
geregelt. Die Regelung dieses Schiebers erfolgt mit Hilfe eines
Programms, das unter LabView/Macintosh läuft.
Der stationäre Abfluss Q und der Rücklaufschlammfluss Qrs werden mit
Überfallkästen gemessen. Es handelt sich dabei um eingeschnürte
Rechtecküberfälle, sogenannte Poncelet-Überfälle. Die Wasserspiegel¬
höhenablesung erfolgt mit Hilfe eines Stechpegels am korrespondierenden
Pegelkästchen. Die Steuerung des Rücklaufschlammflusses erfolgt mit
einem Handschieber.
3.4.2 Fliessgeschwindigkeiten
Die horizontalen Fliessgeschwindigkeiten im Beckeninnern wurden mit
einem Ultraschallsensor der Firma NIVUS AG erfasst. Der speziell für
diese Untersuchung gefertigte Sensor LIDO ist in Abb. 3.10 zu sehen.
Abb. 3.10:
Ultraschallsensor der Firma NIVUS AG
zur Erfassung der horizontalen Fliessge¬
schwindigkeiten im Beckeninnern.
,„.npi».rt«.(VAW-Archivnr.: 49/75/10)
mm 1 2 3 .uU>» A 5
iiiiliiiiliiiiliiiilimlimlmilmimiilmmmlii
Die Ultraschallmessung des verwendeten Geschwindigkeitsmessgerätesbasiert auf dem Dopplerprinzip. Die Doppler-Formel lautet bekanntlich:
fi=f0-(l+2.u/c), (3.4)
112 3 VERSUCHSANLAGE
wobei fi die Empfangsfrequenz, fo die Sendefrequenz, u die Fliessge¬
schwindigkeit in Transducerrichtung und c die Schallgeschwindigkeit im
Wasser = 1480 m/s bezeichnen.
Die Frequenzdifferenz fi - fo, die der Fliessgeschwindigkeit u = 1 m/s
entspräche, muss beim hier eingesetzten Gerät als Parameter eingegebenwerden. Für den Geschwindigkeitsbereich von 0-20 cm/s beträgt diese
Frequenzdifferenz fi - fo = 847 s_1. Dies ergibt eine relativ niedrige Sende¬
frequenz von etwa 615 kHz.
Die Geschwindigkeit sollte einerseits möglichst nahe am Sensor gemessen
werden, weil dann die Echos durch die dazwischen liegenden Teilchen
weniger abgeschwächt werden, andererseits muss die Entfernung minde¬
stens so gross sein, dass die Strömung durch den Transducer nicht gestört
wird. Das Messvolumen, bei dem die vom Sender gesendeten Schallwellen
reflektiert werden, befindet sich 40 - 100 mm, die Kernzone 70 mm, vor
dem Sensorkopf.
Der Vorteil des Messgerätes von der Fa. NIVUS AG gegenüber demjeni¬
gen von Scheiwiller (1986) und Hermann (1990) benutzten hegt darin, dass
die Partikelkonzentration, die für die Schallwellenreflexion notwendig ist,
sehr viel geringer sein kann. Beim NIVUS-Gerät genügt die Partikelkon¬
zentration von Trinkwasser, während beim Gerät von Scheiwiller (1986)
und Hermann (1990) Konzentrationen im oberen Nachklärbeckenbereich
kein Signal mehr anzeigen. Jenes Instrument kam daher bei der jetzigen
Konfiguration für einen Einsatz im Versuchs-Nachklärbecken nicht in
Frage.
Für den in Nachklärbecken massgebenden Geschwindigkeitsbereich von 0
- 20 cm/s sind in der unten gezeigten Abb. 3.11 die Schleppkanalresultate
aufgetragen. Im Bereich 0-20 cm/s wird eine Genauigkeit von + 5 % FS
(= Füll Scale), also + 5 % vom Messbereichsendwert, erreicht. Der
Vergleich von Zeitreihen der horizontalen Fliessgeschwindigkeiten und
Videoaufnahmen im Versuchs-Nachklärbecken hat allerdings gezeigt, dass
diese Genauigkeit bei sehr kleinen Geschwindigkeiten, wie sie im oberen
Bereich von Nachklärbecken typischerweise vorkommen, eher im Bereich
von + 10 % FS liegt. Mit Driftkörpermessungen konnte Ueberl (1994) im
Vergleich dazu eine Messgenauigkeit bei Geschwindigkeiten über 8 mm/s
3 VERSUCHSANLAGE 113
von + 1 mm/s (< + 12.5 %) und bei kleineren Fliessgeschwindigkeiten von
+ 2 mm/s (> + 25 %) erreichen. Mit dieser Methode lassen sich allerdings
nur über eine Wegstrecke gemittelte Werte erfassen; auf zeitabhängigePhänomene kann nicht eingegangen werden.
_±\I y
^r
j0 5 10 15 20
ueU1 ,. ,
[cm/s]Schleppkanal
L J
Abb. 3.11: Resultate der Eichmessungen aus dem Schleppkanal für das verwendete
Fliessgeschwindigkeitsmessgerät.
3.4.3 Schlammkonzentrationsmessung
Die Schlammkonzentrationsmessung sowohl zur Bestimmung des
Trockensubstanzgehalts des Zulaufs TSbb [kg/m3] als auch zur Bestim¬
mung des Trockensubstanzgehalts im Rücklaufschlamm TSrs [kg/m3]
erfolgte grundsätzlich analytisch im Labor der Kläranlage Werdhölzli. Eine
Schlammkonzentrationssonde HS 1 der Firma Dr. Lange GmbH, wurde
zum Teil zur raschen Kontrolle dieser Messdaten verwendet. Diese Sonde
arbeitet nach dem Streulichtverfahren (Messwellenlänge 875 nm). Sie
wurde ebenfalls für die tieferen Bereiche im Beckeninnern, in denen hohe
Schlammkonzentrationen auftreten, verwendet. Die Genauigkeit dieses
Messgerätes beträgt je nach Schlamm etwa + 5 %.
Da bei sämtlichen optischen Trübungsmessgeräten die Dichtebestimmungindirekt erfolgt, sind Eichmessungen erforderlich. Obwohl die Anzeige des
Messgerätes zwar in [gA] erfolgt, ergab die Laboranalyse der einzelnen
114 3 VERSUCHSANLAGE
Belebtschlammproben einen spezifischen Zusammenhang zwischen
Messgeräteanzeige und effektiver Konzentration. Bei den Eichmessungen
wurden mit einem kleinen Rührwerk in einem Gefäss (10 1 Inhalt)
homogene Schlamm-Wassermischungen hergestellt und zum entsprechen¬den angezeigten Wert eine Doppelprobe im Labor analysiert. Diese
Messungen haben gezeigt, dass die Umrechnung am besten mit einer
linearen Funktion abgebildet werden kann (Abb. 3.12). Für die Umrech¬
nung der mit dem Schlammkonzentrationsmessgerät HS 1 ermittelten
Daten wurde die folgende Korrelation verwendet:
TS [kg/m3] = -0.0211 + 1.18-TS (Anzeige Messgerät). (3.5)
0 5 10 15
Anzeige Messinstrument ["g/l"]
Abb. 3.12: Eichkurve für das Schlammkonzentrationsmessgerät HS 1 der Firma Dr.
Lange GmbH.
3.4.4 Trübungsmessung
Für die Bestimmung der Trübung im Beckeninnern wurde für die oberen
Bereiche, in denen sehr geringe Schlammkonzentrationen auftreten, eine
Trübungssonde HT 1 der Firma Dr. Lange GmbH verwendet, die ebenfalls
nach dem Streulichtverfahren (Messwellenlänge 875 nm) arbeitet. Die
3 VERSUCHSANLAGE 115
Genauigkeit beträgt + 2 % für Trübungen, die kleiner als 20 [TE/F] sind.
Analoge Eichmessungen wie in Kapitel 3.4.3 zeigen, dass die Korrelation
für die vorhandenen Belebtschlammflocken am besten einem Polynom 3.
Grades gehorcht (Abb. 3.13). Für die Umrechnung der mit dem Trübungs¬
messgerät HT 1 ermittelten Daten wurde die folgende Korrelation
verwendet:
TS [mg/1] = -4.12 + 3.7-TS - 0.0101TS2 + 0.000106TS3, (3.6)
wobei der Schwebstoffgehalt auf der rechten Seite von Gleichung (3.6) in
[TE/F] einzusetzen ist.
1 £.\j{j | 7 i'
i' ' |""
i'
i-
i i | i i i i [ i i i r—
1000 - | | { /-
800 | 1 \-J- -
£ 600- [ /\£ I / I
400 - | j/- }
200 - - L^~- j I -
0 50 100 150 200
Anzeige Messinstrument [TE/F]
Abb. 3.13: Eichkurve für das Trübungsmessgerät HT 1 der Firma Dr. Lange GmbH.
Für die Ermittlung des Schwebstoffgehaltes im Nachklärbeckenablauf
wurde ein Prozesstrübungsmessgerät MET-3000 der Firma BTG Anlagen¬technik GmbH verwendet. Auch dieses Gerät arbeitet nach dem Streulicht¬
verfahren (Messwellenlänge 875 nm). Die Genauigkeit beträgt + 1 %
bezogen auf den Messbereichsendwert. Der Messbereichsendwert wurde
auf 200 [TE/F] eingestellt. Abb. 3.14 zeigt dieses Gerät, das an der Sohle
des Ablaufüberfallkastens installiert wurde.
116 3 VERSUCHSANLAGE
Abb. 3.14: Prozesstrübungsmessgerät MET-3000 der Firma BTG Anlagentechnik
GmbH, das die Trübung im Nachklärbeckenablauf kontinuierlich erfasst.
(VAW-Archivnr.: 27485)
Es ist bekannt, dass die Trübung neben ihrer Abhängigkeit vom Messgerät
eine Funktion von Partikelgrösse, Brechungsindex der Trägerflüssigkeit,
Wellenlänge des Lichtes, Geometrie der Messanordnung, Form und Farbe
der Partikel ist (z. B. Sigrist, 1975, Schrank, 1991). Es ist also von
entscheidender Bedeutung, dass diese Grössen im eigentlichen Versuch
von den Bedingungen im Eichversuch nicht abweichen (vgl. auch Pieper
und Resch, 1976). Bei den Konzentrationsmessungen im Beckeninnern mit
den Sonden HS 1 und HT 1 konnte dies leider nicht überprüft werden, da
eine Probeentnahme aus einer bestimmten Tiefe des Versuchsbeckens die
Belebtschlammflocken verändert hätte und diese somit weder in der Grösse
noch in der Form den effektiven Verhältnissen während des Versuchs
entsprochen hätten. Für die Trübungsmessung im Beckenablauf konnte
eine analytische Überprüfung unter echten Versuchsbedingungen erfolgen,
zumal befürchtet werden musste, dass die Belebtschlammflocken im
Absturz nach den Zackenrinnen zerkleinert werden könnten. Diese Vermu¬
tung wurde für die beiden verwendeten Sonden bestätigt (Abb. 3.15a und
b). Sonde Nr. 1 musste infolge Defekt nach etwa der Hälfte des
3 VERSUCHSANLAGE 117
Versuchsprogrammes durch eine neue Sonde (Sonde Nr. 2) ersetzt werden.
Die Eichversuche ergaben für beide Sonden einen perfekten linearen
Zusammenhang zwischen Trübung in [TE/F] und Schwebstoffkonzen¬
tration in [mg/1]. Der Zusammenhang unter echten Versuchsbedingungenbleibt linear, weist aber eine geringere Steigung auf. Bei derselben
Konzentration zeigt das BTG-Messgerät einen um so grösseren Trübungs¬wert in [TE/F] an, je kleiner die Partikel sind. Die obige Vermutung konnte
also im Rahmen der durchgeführten Versuche bestätigt werden. Die
Beobachtung, dass bei gleichem Schwebstoffgehalt das BTG-Messgerätbei feineren Partikeln einen höheren Wert in [TE/F] liefert, machte bereits
Schälchli(1993).
Für die Umrechnung der Versuchsergebnisse wurde jeweils die Eichkurve
unter echten Versuchsbedingungen (durchgezogene Linien in Abb. 3.15a
und b) verwendet:
BTG-SondeNr. 1: TS [mg/1] = -7.84 + 1.1TS [TE/F]. (3.7)
BTG-Sonde Nr. 2: TS [mg/1] = -3.15 + 0.663-TS [TE/F]. (3.8)
200
150
200li
— 1001-Ul
(0
50--
0 50 100 150 200
Anzeige Messinstrument [TE/F]
0 50 100 150 200
Anzeige Messinstrument [TE/F]
a) b)
Abb. 3.15: Eichkurven für die Sonde Nr. 1 (Abb. 3.15a) bzw. Sonde Nr. 2 (Abb. 3.15b)
des Trübungsmessgerätes BTG MET-3000 im Nachklärbeckenablauf. Für
die Umrechnung der Versuchsresultate ist jeweils die Eichkurve unter
echten Versuchsbedingungen (durchgezogene Linien) massgebend.
118 3 VERSUCHSANLAGE
3.4.5 Kettenräumerantrieb
Der Antrieb des Kettenräumers erfolgt mit einem Elektromotor Marke
RENOLD EUROPOWER, einem Schnecken-Stirnradgetriebemotor
(Aufsteckversion) mit einer gesamten Untersetzung von 494 : 1, Typ JPM
22/R1D/71-A4/494.1 und einer Leistung von 0.25 kW. Mit Hilfe eines
Frequenzumrichters Dinverter der Firma CTS Control Techniques, der eine
Leistung bis max. 0.37 kW aufweist, kann die Räumgeschwindigkeit der
Balken vr zwischen 1 und 6 cm/s reguliert werden.
3.4.6 Datenerfassung
Die Datenerfassung für Zufluss und Ablauftrübung erfolgte mit Hilfe des
Software-Paketes LabView auf einem Apple Macintosh IIx.
Für die Erfassung der horizontalen Fliessgeschwindigkeiten wurde eine
separate Messkette installiert. Ein mit einer 12-Bit AD-Wandlerkarte
ausgerüsteter Personal Computer Olivetti M380 nimmt diese Messdaten
auf.
Die übrigen Messgrössen wurden vor Ort abgelesen und protokolliert.
119
4 CHARAKTERISIERUNG DES BELEBTSCHLAMMES
Zur Charakterisierung der physikalischen Eigenschaften des Belebtschlam¬
mes werden auf Kläranlagen standardmäßig das nach 30 Minuten Absetz¬
dauer erreichte Vergleichsschlammvolumen VSV [ml/1] und der Trocken¬
substanzgehalt TS [g/1] bestimmt. Der Quotient dieser beiden Grössen
ergibt den Schlammvolumenindex ISV [ml/g], der ein Mass für das Absetz¬
verhalten des Wasser-Belebtschlammgemisches darstellt.
Eine weitere Möglichkeit, das Absetzverhalten von Belebtschlamm zu
beschreiben, bieten Versuche in Absetzzylindern, die schliesslich zur
Bestimmung der Sinkgeschwindigkeit verwendet werden können.
Mit Hilfe von mikroskopischen Untersuchungen können die einzelnen
Mikroorganismen bestimmt werden, die Folgerungen bezüglich Absetz-
und Flockungseigenschaften des Belebtschlammes erlauben.
4.1 EINLEITUNG
Ein wesentlicher Faktor für die Effizienz eines Nachklärbeckens ist die
Sedimentierbarkeit des Belebtschlammes. Neben der Dichte po des
Wasser-Belebtschlammgemisches, die sich nur unwesentlich von 1 [g/cm3]
unterscheidet, spielen vor allem die Absetz- und Eindickeigenschaften der
Schlammflocken eine entscheidende Rolle für die Funktionstüchtigkeit von
Nachklärbecken.
Um die physikalischen Eigenschaften von Belebtschlamm zu charakte¬
risieren, gibt es verschiedene Möglichkeiten:
- Standardmäßig werden auf Kläranlagen das VergleichsschlammvolumenVSV [ml/1] und der Trockensubstanzgehalt TS [kg/m3] bestimmt. Der
Quotient dieser beiden Grössen ergibt den Schlammvolumenindex ISV
[ml/g], der ein Mass für das Absetzverhalten des Wasser-Belebt¬
schlammgemisches darstellt. Das nach 30 Minuten Absetzdauer erreichte
Vergleichsschlammvolumen wird in der Schweiz üblicherweise im
Imhofftrichter (V=l'OOO ml) durchgeführt. Dabei wird zwischen
verdünntem und unverdünntem Vergleichsschlammvolumen bzw.
Schlammindex unterschieden. Wenn das Absetzvolumen des
Belebtschlammes mehr als 250 ml/1 beträgt, sollte die Abwasserprobe,um die gegenseitige Behinderung der Flocken zu reduzieren, soweit
verdünnt werden, bis das Vergleichsschlammvolumen zwischen 150 und
250 ml/1 zu liegen kommt. Da sich der Belebtschlamm auf der
120 4 CHARAKTERISIERUNG DES BELEBTSCHLAMMES
Kläranlage Werdhölzli ausserordentlich gut absetzt, wurden die
Abwasserproben grundsätzlich nie verdünnt.
- Eine weitere Möglichkeit, die dazu dient, die Absetzeigenschaften von
Belebtschlamm zu beschreiben, sind Versuche in Absetzzylindern.Dabei wird die Höhe der Trennlinie zwischen Wasser-Belebtschlamm¬
gemisch und Überstandswasser gegenüber der Zeit aufgetragen und
anschliessend die Sinkgeschwindigkeit rechnerisch oder graphisch aus
dem linearen Teil der aufgetragenen Kurve ermittelt (z. B. Kynch, 1951,
Boller, 1992b).
- Mikroskopische Untersuchungen schliesslich erlauben eine detaillier¬
tere Beurteilung der einzelnen Mikroorganismen. Für die Sedimentation
vorteilhaft sind flockenbildende Bakterien, die sich rasch absetzen.
Überwiegen fadenförmige Mikroorganismen, so wirkt sich dies auf die
Effizienz des Absetzprozesses aus. Belebtschlammproben mit vorwie¬
gend fadenförmigen Mikroorganismen weisen einen höheren Schlamm¬
index auf.
Im folgenden werden die in der vorliegenden Untersuchung durchgeführ¬ten Methoden zur Charakterisierung des verwendeten Belebtschlammes
vorgestellt und erläutert.
4.2 DICHTE UND SCHLAMMVOLUMENINDEX
Die gegenüber Reinwasser erhöhte Dichte des Zuflussgemisches ist zur
Hauptsache für die Strömungsverhältnisse in Nachklärbecken verantwort¬
lich. Damit die Dichtedifferenz Ap zwischen dem Schlamm-Wasser¬
gemisch des Zulaufs und dem relativ klaren Beckenwasser nach Formel
(2.1) bestimmt werden kann, muss der Trockensubstanzgehalt TSbb
[kg/m3] im Zulauf bekannt sein. Diese Grösse wurde für alle Versuche im
Labor bestimmt. Da der Trockensubstanzgehalt auf der Kläranlage Werd¬
hölzli meistens in relativ geringer Bandbreite schwankt, ist diese Methode
vertretbar, obwohl es selbstverständlich wünschenswert wäre, wenn der
Trockensubstanzgehalt mit Hilfe einer entsprechenden Messonde konti¬
nuierlich über die Versuchsdauer hätte aufgetragen werden können. Die
4 CHARAKTERISIERUNG DES BELEBTSCHLAMMES 121
Dauermessungen der Kläranlage im Belebungsbecken 2 Süd gabenAufschluss über die Tagesschwankungen.
In Vorversuchen wurden diverse Faktoren überprüft, die den Wert des
Vergleichsschlammvolumens und des Trockensubstanzgehaltes des
Zulaufgemisches beeinflussen könnten:
- Zu Beginn eines Versuches oder einer Versuchsserie wurde das Ver¬
suchs-Nachklärbecken mit Brauchwasser gefüllt. Absetzversuche haben
gezeigt, dass das mit Javel angereicherte Brauchwasser keinen Einfluss
auf das Vergleichsschlammvolumen hat.
- Der Unterschied zwischen verdünntem und unverdünntem Schlammindex
erwies sich für die vorhandenen Verhältnisse als vernachlässigbar.
- Der Vergleich einer Probe aus dem Belebungsbecken 2 Süd mit der viel
aufwendiger vorzunehmenden Probenahme direkt aus dem Einlauf des
Versuchs-Nachklärbeckens zeigte, dass sich die Absetzbarkeit des
Belebtschlammes auf dem Weg ins Versuchsbecken nicht verändert.
Dass das Vergleichsschlammvolumen stark von der Form des verwendeten
Gefässes abhängig ist, ist allgemein bekannt. Dies zeigten auch die vorlie¬
genden Untersuchungen. Das Schlammvolumen nach 30 Minuten Absetz¬
zeit im Imhofftrichter (konventionell) bzw. in einem Zylinder mit 28 cm
Innendurchmesser wich bei derselben Belebtschlammprobe mehr oder
weniger deutlich voneinander ab, und zwar um so deutlicher, je höher der
Trockensubstanzgehalt war. Abb. 4.1a stellt den Vergleich der unterschied¬
lichen Vergleichsschlammvolumina in Funktion des Trockensubstanz¬
gehaltes dar und Abb. 4.1b stellt das Verhältnis der Vergleichsschlamm¬volumina im Zylinder denjenigen im Imhofftrichter gegenüber. Bei den
Untersuchungen im Absetzzylinder betrug die Höhe h des eingefülltenWasser-Belebtschlammgemisches entweder ca. 1.5 m oder ca. 0.75 m. Das
vom Belebtschlamm nach 30 Minuten Absetzzeit eingenommene Volumen
wurde durch das ursprüngliche Volumen des eingefüllten Gemisches im
Absetzzylinder dividiert. Dieser Wert entspricht in Abb. 4.1 VSV (Zyl.).Damit für die beiden verschiedenen Füllhöhen im Zylinder die Gegen¬überstellung mit dem Vergleichsschlammvolumen aus dem Imhofftrichter
erfolgen konnte, wurde für jeden Absetzversuch eine Probe mit dem
122 4 CHARAKTERISIERUNG DES BELEBTSCHLAMMES
Volumen von 1 [1] in den Imhofftrichter gefüllt und so das dazugehörige
Vergleichsschlammvolumen VSV (Imhoff) bestimmt. Die Werte VSV
(Imhoff) sind wegen des Vergleichs mit den verschiedenen Zylinderfüll¬
höhen h (Abb. 4.1b) bereits in Abb. 4.1a für h = 0.75 m bzw. h = 1.5 m
getrennt aufgezeichnet. Selbstverständlich sind diese Werte praktisch
deckungsgleich. Der Trend, dass bei zunehmendem Trockensubstanzgehaltdas Verhältnis des Vergleichsschlammvolumens im Absetzzylinder zu
demjenigen im Imhofftrichter ansteigt, ist in Abb. 4.1b ersichtlich. Bei
grösserer Gemischwassertiefe zu Versuchsbeginn ist dieser Effekt noch
verstärkt.
a) b)
Abb. 4.1: a) Vergleichsschlammvolumina nach 30 Minuten Absetzzeit im Imhofftrich¬
ter bzw. im Absetzzylinder in Funktion des Trockensubstanzgehaltes. Die
Füllhöhe im Absetzzylinder betrug entweder h=1.50 m oder h=0.75 m.
b) Vergleich der Vergleichsschlammvolumina nach 30 Minuten Absetzzeit im
Absetzzylinder und im Imhofftrichter in Funktion des Trocken¬
substanzgehaltes.
Das Vergleichsschlammvolumen VSV bzw. der Schlammvolumenindex
ISV hängen also sehr stark von der Gefässform und von der ursprünglichenProbentiefe ab. Der Schlammvolumenindex als Mass für die Absetzqualitätvon Belebtschlamm hat einen stark relativen Charakter und verlangt, dass
4 CHARAKTERISIERUNG DES BELEBTSCHLAMMES 123
die Randbedingungen unter welchen die Messungen durchgeführt wurden,
klar angegeben sind. Für die nachfolgenden Resultate handelt es sich beim
Schlammvolumenindex immer um die unverdünnte Bestimmung im
Imhofftrichter.
43 SEDIMENTATIONS- UND EINDICKGESCHWINDIGKEIT
43.1 Ermittlung der Sinkgeschwindigkeit
Um die Sinkgeschwindigkeit des für die Versuche zur Verfugung stehen¬
den Wasser-Belebtschlammgemisches zu ermitteln, wurden Absetzver¬
suche in einem Zylinder durchgeführt, dessen Innendurchmesser 28 cm
beträgt. Abb. 3.4 zeigt diesen Absetzzylinder. Die Suspension wurde bis in
eine Höhe von ca. 1.5 m bzw. von ca. 0.75 m eingefüllt. Die Absetzver¬
suche wurden mit verschieden dichten Suspensa durchgeführt, da ja die
Sinkgeschwindigkeit vs [m/h] wie in Kapitel 2.2.2 erwähnt stark abhängigvom Trockensubstanzgehalt ist. Die Sinkgeschwindigkeit ist nicht nur eine
Funktion des Trockensubstanzgehaltes sondern auch des Schlammindices.
Diesem Umstand konnte auf der Kläranlage weniger Rechnung getragen
werden, da sämtliche Versuche, den Index zu verändern, nicht erfolgreichwaren. Für die durchgeführten Absetzversuche variierte der Schlammindex
ISV zwischen 58 und 109 ml/g.
Beim zwei Stunden dauernden Absetzversuch wird die Lage der scharfen
Grenze, die sich zwischen Belebtschlamm und Überstandswasser ausbildet,
gegenüber der Zeit aufgetragen. Abb. 4.2 zeigt ein Beispiel eines derarti¬
gen Versuches.
Aus dem linearen Teil dieser Absetzkurve lässt sich die Sinkgeschwindig¬keit vs graphisch oder rechnerisch bestimmen. Mit fortschreitendem
Absetzversuch geht der Sedimentationsvorgang in die Eindickung über.
Dies ist auf Abb. 4.2 nach ca. einer halben Stunde der Fall.
124 4 CHARAKTERISIERUNG DES BELEBTSCHLAMMES
100
§150ooCD
U3
E
o) 50a>
"5.(0
EE
£ 0
o"
(0
I ! i i :1 ! i i .
6 * « i>
30 60 90
Zeit t [Min]
120
Abb. 4.2: Schlammspiegellage in Funktion der Zeit eines Absetzversuches im 1.5 m
hohen Zylinder. Der Trockensubstanzgehalt der Anfangssuspension betrug
2.1 kg/m3. Die Sinkgeschwindigkeit v§ lässt sich aus der Neigung des
linearen Teils bestimmen.
Da der Kolonnendurchmesser bis zu einem Betrag von 90 cm die
Sinkgeschwindigkeit beeinflusst, ist der erhaltene Wert mit einem
Korrekturfaktor zu versehen (Boller, 1992b). Dieser Zusammenhang ist in
Abb. 3.3 dargestellt. Werden die so korrigierten Sinkgeschwindigkeitensämtlicher Absetzversuche in Funktion des Trockensubstanzgehaltes
aufgezeichnet, so ergibt sich ein exponentieller Zusammenhang. Diese
Ergebnisse sind in Abb. 4.3 dargestellt. Dieser Zusammenhang lässt sich
zum Beispiel mit Formel (2.31) von Vesilind (1968) beschreiben. Für die
Versuche im 1.5 m hohen Zylinder wird für vo = 13.9 [m/h] und für oc =
0.51 [m3/kg], für die Versuche im 0.75 m hohen Zylinder für vo = 11.0
[m/h] und für a = 0.47 [m3/kg] die beste Korrelation erhalten.
Werden die Sinkgeschwindigkeiten mit den Formeln (2.26) bzw. (2.27)
von Merkel (1971) und mit der Formel (2.30) von Daigger und Roper
(1985) berechnet, so ist die Übereinstimmung mit den Ergebnissen aus den
Versuchen gut. Die Kurven, die sich aus diesen Formeln ergeben, sind in
Abb. 4.3 ebenfalls eingezeichnet. Der Vergleich mit anderen in Kapitel
4 CHARAKTERISIERUNG DES BELEBTSCHLAMMES 125
2.2.2 angeführten Formeln ist nur dann sinnvoll, wenn die unterschied¬
lichen Schlammindices bekannt sind und berücksichtigt werden. Für die
durchgeführten Absetzversuche variierte der Schlammindex ISV wie
weiter oben bereits erwähnt zwischen 58 und 109 ml/g.
i i—i i i i
^—korr. Absetzgeschwindigkeit für h=1.5 m
^—korr. Absetzgeschwindigkeit für h=0.75 m
vS [m/h] nach Merkel (1971)- - vS [m/h] nach Daigger und Roper (1985)
2 4 6 8
TS [kg/m3]
Abb. 4.3: Abhängigkeit der Sinkgeschwindigkeit des verwendeten Belebtschlammes
vom Trockensubstanzgehalt. Die Übereinstimmung mit Formeln aus der
Literatur ist gut.
4.3.2 Eindickvorgang
Um den Eindickvorgang beschreiben zu können, wurde bei einigen
Absetzversuchen, die im ca. 1.5 m hoch gefüllten Zylinder durchgeführt
wurden, zu verschiedenen Zeitpunkten Proben in einer Höhe von 20 cm
entnommen. Das Verhältnis der Konzentration dieser Proben mit der
Anfangskonzentration im Absetzzylinder ergibt ein Mass für den Eindick¬
vorgang. Auf Abb. 4.4 ist dieses Verhältnis in Funktion der Zeit für einen
Versuch aufgetragen. Der lineare Teil des aufsteigenden Astes kann für die
Bestimmung der Eindickgeschwindigkeit verwendet werden.
126 4 CHARAKTERISIERUNG DES BELEBTSCHLAMMES
400
30 60
Zeit t [Min]
120
Abb. 4.4: Über die Zeit aufgetragenes Verhältnis zwischen der Schlammkonzentration
auf der Höhe von 20 cm zur Zeit t gegenüber der Anfangskonzentration im
1.5 m hohen Absetzzylinder.
Die einzelnen Absetzversuche haben gezeigt, dass die maximale Konzen¬
tration auf der Höhe von 20 cm bis zum vierfachen Wert der Ursprungs¬konzentration ansteigen kann. Anschliessend sinkt der Schlammspiegel
weiter, und die Konzentration des weiter unten hegenden Bodenschlammes
steigt ebenfalls an.
4.4 MIKROSKOPISCHE UNTERSUCHUNGEN
Das mikroskopische Bild des Belebtschlammes wurde entsprechend den
Empfehlungen der ATV-Landesgruppe Bayern durchgeführt. Deren
standardisiertes Formular für die Dokumentation des biologischen Bildes
des Belebtschlammes basiert u. a. auf Bück (1979) und Eikelboom und van
Buijsen (1987).
Dabei werden in einem ersten Schritt Form, Struktur, Grösse und Fädigkeitder ganzen Belebtschlammflocke untersucht. Anschliessend wird die
Häufigkeit von 15 verschiedenen Organismengruppen abgeschätzt und
4 CHARAKTERISIERUNG DES BELEBTSCHLAMMES 127
schliesslich wird noch eine Beurteilung des Belebtschlammes vorgenom¬
men, die die Veränderung gegenüber der letzten Beobachtung festhält.
Sämtliche mikroskopischen Untersuchungen des verwendeten Belebt¬
schlammes zeigten ein ähnliches Bild. Die Form der Belebtschlamm¬
flocke war durchwegs "unregelmässig", die Struktur meistens "fest", die
Grösse immer "klein" und die Fädigkeit "wenig" bis "sehr wenig".
Die Häufigkeit der einzelnen Organismengruppen ist in Tab. 4.1 zusam-
mengefasst.
Organismengruppe Vorkommen im untersuchten
Belebtschlammpräparatnie bis selten ^_Zooglea {Bäumchenbakterien):
Sphaerotilus (Fadenbakterien):
Spirillen (Schraubenbakterien):Beggiatoa (Schwefelbakterien):
selten
mehrfach bis häufig
!
nie
mehrfach
mehrfach bis häufignie bis selten
Amoeba (WechseltierchenFlagellata (Geisseitierchen):Colpidium:Paramecium (Pantoffeltierchen):' mehrfach bis häufig
Aspidisca:Vorticella convallaria (Glockentierchen I):
häufigmehrfach bis häufig
Vorticella microstoma (GlockentierchenCarchesium
Opercularia/fepistylis:Podophrya fixa (Sauginfusor):
nie
nie bis selten
Rotatoria (Rädertier):
selten
mehrfach bis häufig
Tab. 4.1: Vorkommen von verschiedenen Gruppen von Belebtschlammorganismen in
den mikroskopisch untersuchten Präparaten.
Der verwendete Belebtschlamm ist wenig fädig, durchwegs gut absetzbar
und weist daher wie weiter oben schon erwähnt einen relativ tiefen
Schlammindex auf. Betriebliche Massnahmen, wie das Abstellen der
Fällungsmittelbeigabe, das Erhöhen des Überschussschlammabzuges, das
Belasten mit zusätzlichem Frischschlamm und die Beigabe von Glycol und
zuckerhaltigen Mineralwasserabfällen konnten die Qualität des Belebt¬
schlammes bezüglich Sedimentations- und Flockungseigenschaften leider
nicht verschlechtern. Die im folgenden beschriebenen Absetz- und
Strömungsversuche wurden daher alle mit einem Belebtschlamm von recht
konstanter und guter Qualität durchgeführt.
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129
5 STATIONARE VERSUCHE
Die Strömungs- und Absetzverhältnisse im Versuchs-Nachklärbecken sind
zunächst unter konstanten Zuflussbedingungen untersucht worden. Der
scheinbare Gleichgewichtszustand wird allerdings durch den Energieeintragdes Räumsystems ständig gestört. Die Bewegung der Räumbalken ist nicht
nur in der Schwankung der Schlammspiegelhöhe, sondern auch in den
horizontalen Fliessgeschwindigkeiten und in der Rücklaufschlammkonzen¬
tration messbar. Diese an sich konstanten Grössen schwanken alle mit einer
Periode, die dem Zeitraum zwischen zwei Räumbalkendurchgängenentspricht.Das Konzept der Unterteilung eines konventionellen Nachklärbeckens mit
Hilfe von strömungsbremsenden Einbauten wird vorgestellt. Dadurch erfah¬
ren vor allem die horizontalen Fliessgeschwindigkeiten unmittelbar vor
diesen durchlässigen Wänden einen Ausgleich. Durch die Verbesserung der
Verweilzeitverteilungen in den einzelnen Beckenkammern wird die
Flockung angeregt. Daraus resultiert vor allem bei Regenwetterzuflüsseneine erhebliche Reduktion der Ablaufschwebstoffgehalte verglichen mit
konventionellen Becken. Der gesetzliche Grenzwert von 20 [mg/1] konnte
bei den modifizierten Nachklärbecken auch bei sehr starken hydraulischenBelastungen immer eingehalten werden.
Auf der anderen Seite verändert sich der Schlammhaushalt beim verbesser¬
ten Nachklärbecken beträchtlich. In den vorderen Kammern wird viel mehr
Schlamm abgelagert als in den hinteren. Diesen neuen Verhältnissen muss
mit angepassten betrieblichen Massnahmen begegnet werden.
5.1 EINLEITUNG
Hauptaufgabe der vorliegenden Arbeit ist die halbtechnische Untersuchung
der Strömungs- und Absetzverhältnisse und deren Verbesserung in hori¬
zontal durchströmten Nachklärbecken. Die im folgenden präsentiertenResultate wurden anhand von Messungen und Visuahsierungen mit echtem
Belebtschlamm in der in Kapitel 3 beschriebenen Versuchsanlage gewon¬
nen.
Vorerst wurden stationäre Versuche durchgeführt, um die Verhältnisse im
Gleichgewichtszustand bei konstantem Beckenzufluss zu untersuchen.
Anschliessend wurden aber auch dynamische Untersuchungen (Kapitel 6)
gemacht, um zu überprüfen, ob die Verbesserungsmassnahmen auch unter
schwankenden Belastungen ihre Aufgabe erfüllen.
Da die Schlammräumung im Nachklärbecken Energie in die Schlamm¬
schicht einbringt, sind diverse Messgrössen auch bei konstantem Becken¬
zufluss zeitabhängig. Sowohl die Rücklaufschlammkonzentration als auch
130 5 STATIONÄRE VERSUCHE
die horizontalen Fliessgeschwindigkeiten werden durch die Schlamm¬
räumung beeinflusst. Diese Abhängigkeit soll in einem ersten Unterkapitelerläutert werden.
Der Energieeintrag durch das Räumsystem übt zudem einen nicht unbedeu¬
tenden Einfluss auf die Lage des Schlammspiegels aus. Mit einfachen
Abschätzungen sollen die Grössenordnungen der Schlammspiegelschwan¬
kungen berechnet werden können.
Eine bedeutende Zielsetzung ist die Erprobung von geeigneten Einbauten
in bestehende Nachklärbecken. Mit Hilfe solcher Einbauten soll eine
Möglichkeit aufgezeigt werden, dank der bestehende Nachklärbecken,
deren Tiefe den heute geltenden Richtlinien nicht mehr genügen, die
geforderten Absetzleistungen auch bei erhöhter hydraulischer Belastungwieder erfüllen. Diese Verbesserungsmassnahme hat Auswirkungen auf
das Strömungsfeld, den Verlauf der Schlammschicht, die gesamte
Schlammasse im Becken und auf den Schwebstoffgehalt im Beckenablauf.
All diese Grössen werden sowohl für den Referenzzustand ohne Einbauten
(konventionelle Becken) als auch für die Becken mit Einbauten diskutiert.
Das vorliegende Kapitel wird mit betrieblichen Empfehlungen und
konstruktiven Hinweisen abgeschlossen.
5.2 GLEICHGEWICHT
Bei den stationären Versuchen wurde sowohl der Zufluss Qo als auch der
Rücklaufschlammfluss Qrs über die Zeit konstant gehalten. Für die
Konzentration des Belebtschlammes im Zulauf kann der Ausdruck
"stationär", also "von der Wahl des Zeitpunktes unabhängig", im Prinzipnicht ganz exakt angewendet werden. Wie die Daueraufzeichnungen der
Kläranlage zeigten, variierte der Trockensubstanzgehalt im Zulauf
aufgrund von Schwankungen des Betriebes der Kläranlage während der
Versuchsdauer innerhalb des Bereiches von + 10 % des Mittelwertes.
Der Gleichgewichtszustand, der "steady State", betrifft nur die Mittelwerte
der einzelnen Grössen, da insbesondere durch den Kettenräumer sowohl
5 STATIONÄRE VERSUCHE 131
die horizontale Fliessgeschwindigkeit in Bodennähe als auch die Rücklauf¬
schlammkonzentration bedeutenden Schwankungen unterliegen.
5.2.1 Belebtschlammassenbilanz
Befindet sich ein Nachklärbecken im Gleichgewicht, so gilt die folgendeMassenbilanz:
Nachklär¬
becken -
zufluss
Rücklauf¬
schlamm¬
fluss
TSBB = Q'BB
Trocken¬
substanz
gehaltZulauf
RS
Nachklär¬
becken -
abfluss
TSrs +
Trocken¬
substanz -
gehaltRücklauf
TSeSchweb¬
stoff¬
gehaltAblauf
(5.1)
Die Masse des Zulaufstromes entspricht der Summe der Rücklauf¬
schlammasse und der Feststoffe, die in den Ablauf gelangen (Abb. 5.1).
Die Feststoffkonzentration im Beckenablauf (TSe) ist normalerweise um
mindestens zwei bis drei Grössenordnungen kleiner als die Konzentra¬
tionen im Zulauf und im Rücklaufschlamm. Damit kann der letzte Term in
Gleichung (5.1) vernachlässigt werden und das Verhältnis zwischen der
Konzentration des RücklaufSchlammes und derjenigen des Zulaufs
entspricht dem Verhältnis zwischen Beckenzufluss und Rücklauf¬
schlammfluss:
Qo/Qrs = TSrs/TSbb (5.2)
Q,TSE
Qrs .TSrs
Abb. 5.1: Stoffflüsse in einem
Nachklärbecken.
132 5 STATIONÄRE VERSUCHE
Mit der Einführung des Rücklaufverhältnisses
RV = Qrs/Q (5.3)
und mit Qo = Q + Qrs = (1 + RV)Q (5.4)
wird TSrs/TSbb = (1 + RV)/RV. (5.5)
Abb. 5.2 zeigt die durch Gleichung (5.5) beschriebene Beziehung. Die
Abweichungen der eingezeichneten Messergebnisse der stationären Versu¬
che von der theoretischen Gerade mit der Steigung 1 ist einerseits abhängigvon nicht vermeidbaren Schwankungen und andererseits von der Art der
Probeentnahme.
Die Probenahme entsprach sowohl bei der Zulaufkonzentration als auch
bei der Rücklaufschlammkonzentration einer Schöpfprobe. Da die Rück¬
laufschlammkonzentration stark abhängig von der Position des Räumbal¬
kens ist, wurden die Rücklaufschlammproben jeweils über die Periode
Tr = ar/vr (5.6)
entnommen. ar entspricht dem Abstand der Räumbalken des Ketten¬
räumers, also 4 m, und vr der Räumgeschwindigkeit. In der Regel bestand
die schliesslich im Labor analysierte Mischprobe aus 6 volumengleichen
Einzelproben, die in gleichmässigen Zeitabständen über die Räumbalken¬
periode Tr entnommen wurden. Die Frequenz der Schwankung der Rück¬
laufschlammkonzentration wird um so höher, je grösser die Räumbalken¬
geschwindigkeit ist. Abb. 5.3 stellt die Zeitreihe eines Versuches mit vr = 6
cm/s (Abb. 5.3a) derjenigen eines Versuches mit vr = 2 cm/s (Abb. 5.3b)
gegenüber. Das Rücklaufverhältnis betrug bei beiden Versuchen RV = 1.0;
die Oberflächenbeschickung qA betrug für die Verhältnisse von Abb. 5.3a
qA = 2 m/h, bei Abb. 5.3b qA = 1 m/h. Die Mittelwerte der Rücklauf-
schlammkonzentrationen weichen von den Erwartungswerten aus den oben
erwähnten Gründen z. T. beträchtlich ab. Sie sind für die beiden Abb. 5.3a
bzw. 5.3b in Abb. 5.2 markiert.
5 STATIONÄRE VERSUCHE 133
1 2 3
(1+RV)/RV
Abb. 5.2: Abhängigkeit der Rücklaufschlammkonzentration vom Rücklaufverhältnis.
Abweichungen der Messpunkte von der theoretischen Kurve (ausgezogene
Gerade mit der Steigung 1) sind unvermeidbar im Versuchsbetrieb.
Abb. 5.3b zeigt gegenüber Abb. 5.3a sehr deutlich, dass sich bei geringeren
Räumgeschwindigkeiten ähnliche Verhältnisse wie bei der Schlamm¬
räumung mit Schildräumer präsentieren (Fleckseder und Fruhwirt, 1984).
Die relativ kurze Zeitdauer der maximalen Rücklaufschlammkonzentration
wird gefolgt von längeren "Wellentälern". Bei höherer Räumbalken¬
geschwindigkeit kann der Verlauf der Schwankungen viel eher mit einer
Sinusfunktion beschrieben werden. Da die Zeitabstände der Probeent¬
nahme aber aus versuchstechnischen Gründen gleichmässig erfolgten,fallen die mittleren Rücklaufschlammkonzentrationen bei einer Räumbal¬
kengeschwindigkeit vr = 2 cm/s, die bei den meisten Versuchen eingestellt
war, eher zu hoch aus (Abb. 5.2).
Die Periode von internen Schlammschichtschwankungen (Seiches) kann
theoretisch je nach Dichtedifferenz Ap und Schlammspiegelhöhe hs in der
Grössenordnung der Periode der Räumbalkendurchgänge liegen (200 Sek.
bei vr = 2 cm/s). Trotzdem kann der Einfluss von internen Beckenschwan¬
kungen der Schlammschicht auf die Rücklaufschlammkonzentration TSrs
= f(t) praktisch vernachlässigt werden, da interne Wellen vor allem im
oberen Beckendrittel auftreten. Bereits in einer Tiefe von H/3 ist der
134 5 STATIONÄRE VERSUCHE
Einfluss auf die Schlammkonzentrationsschwankungen infolge solcher
interner Wellen unbedeutend (Catalan et al, 1991).
a)
b)
vr = 6 cm/s
OQm
%
5.00
4.00
3.00
2.00
1.00
0.00
AA/WWWWW^^
0.00 200.00 400.00 600.00 800.00 1000.001200.00
Zeit [s]
vr = 2 cm/s
Z 5.00T
CD 4.00
S 3.00
S 200
S 1-00
£ 0.00
:AAAAA7\+ +
0.00 200.00 400.00 600.00 800.00 1000.00 1200.00
Zeit [s]
Abb. 5.3: Schwankungen der Rücklaufschlammkonzentration in Abhängigkeit der Zeit.
Die Periode der Schwankung entspricht der Räumbalkenperiode Tr = ar/vr.
Da die Schwebstoffkonzentration im Beckenablauf kontinuierlich über die
Trübung mit einem Messgerät erfasst und aufgezeichnet wurde, ist die
Mittelwertsbildung und auch die Erfassung von allfälligen Schwankungen
jener Messgrösse problemlos.
5 STATIONÄRE VERSUCHE 135
5.2.2 Geschwindigkeitsdauermessungen
Infolge der durch die Räumerbewegung eingetragenen Energie schwanken
insbesondere die horizontalen Riessgeschwindigkeiten im Bereich des
Räumbalkens erheblich. Bei der Messung der Fliessgeschwindigkeit kann
sich die Beschränkung auf die Erfassung von Momentanwerten gravierendauswirken. Dauermessungen der Riessgeschwindigkeiten haben gezeigt,dass v. a. im untersten Drittel des Beckens der Einfluss der Räumbalken¬
bewegung markant ist. Die Periode der Hauptschwingung der Schwankun¬
gen der Riessgeschwindigkeiten entspricht dabei wie bei der Rücklauf¬
schlammkonzentration der Räumbalkenperiode Tr. Diese Erkenntnis
verlangt, dass bei sämtlichen Messungen der Fliessgeschwindigkeit die
Aufnahmedauer mindestens Tr oder einem Vielfachen der Periode Tr
entsprechen muss, um repräsentative Mittelwerte bilden zu können. Abb.
5.4 zeigt eine halbstündige Dauermessung der horizontalen Riessge¬
schwindigkeit bei der Koordinate x = 3.00 m/z = 0.40 m. Die Oberflächen-
beschickung bei dieser Dauermessung betrug qA = 1 rn/h, das Rücklauf¬
verhältnis RV = 1.0, der Schlammindex ISV = 59 ml/g und der Trocken¬
substanzgehalt des Zulaufs TSbb = 2.9 kg/m3. Bei der Darstellung in Abb.
5.4 beträgt die Räumbalkengeschwindigkeit vr = 2 cm/s und damit die
Räumbalkenperiode Tr = 200 s.
8.00
7.00
6.00
3f 5.00
| 4.00~
3.00
2.00
1.00
0.00
0.00 500.00 1000.00 1500.00 2000.00
Zeit ab Aufnahmebeginn [s]
Abb. 5.4: Beispiel einer Geschwindigkeitsdauermessung bei x = 3.00 m/z = 0.40 m. Die
halbstündige Dauermessung der horizontalen Fliessgeschwindigkeit u(t) zeigt
periodische Schwankungen, die durch die Räumbalkenbewegung verursacht
werden.
VWVWf1 1 1 1
136 5 STATIONÄRE VERSUCHE
Um Informationen über das zeitliche Verhalten der in Abb. 5.4 dargestell¬ten Zeitreihe u(t) zu erhalten, kann das Leistungsdichtespektrum über die
Fourier-Transformation berechnet werden, die eine Transformation vom
Zeit- in den Frequenzraum bewirkt. Ausführliche Informationen zu diesem
Thema finden sich z. B. in Bendat und Piersol (1980) oder bei Hesselmann
(1987).
Resultat einer Fourieranalyse der Zeitreihe u(t) ist zunächst das komplexe Amplituden¬
spektrum U(f), das sich in einen Realteil Cu(f) und einen Imaginärteil Qu(f) aufspalten
lässt:
U(f) = Cu(f)-i-Qu(0. (5.7)
Der Realteil Cu(f), auch Co-Spektrum genannt, enthält dabei den symmetrischen Anteil
der Fourier-Cosinus-Transformation, der Imaginärteil Qu(f), das Quad-Spekturm, den
antisymmetrischen Anteil der Fourier-Sinus-Transformation. Das Leistungsdichte-
Spektrum Suu(f) wird schliesslich durch die Bildung des Betragsquadrates und Division
durch 2-Tr erhalten:
Suu(0 = [U*(f) • U(f)l/2-Tr = [Cu2(f) + Qu2 (f)]/2-Tr (5.8)
wobei U*(f) das konjugiert komplexe Spektrum von U(f) ist. Das Leistungsdichte¬
spektrum Suu(f) des Signales u(t) aus Abb. 5.4 ist in Abb. 5.5 dargestellt.
Die Frequenz der Räumbalkendurchgänge ist bei Abb. 5.5 1/Tr = 1/200
[sec*1], was ziemlich genau dem ersten Maximum des Leistungs¬
dichtespektrums der Frequenz von u(t) entspricht. Die horizontale
Riessgeschwindigkeit schwankt also mit derjenigen Frequenz, mit der die
Räumbalken beim Messquerschnitt passieren. Die Erfassung der Riess¬
geschwindigkeit muss daher unbedingt über die dazugehörige Periode
erfolgen, damit die Mittelwerte den dynamischen Gleichgewichtszustand
repräsentieren.
5 STATIONÄRE VERSUCHE 137
2.00E-01
3S1 1.50E-01
o3E"
1.00E-01
w 5.00E-02
0.00E+00
1^E£0.00 5.00 1.00
E+00 E-03 E-02
1.50
E-02
f[s-1]
2.00
E-02
2.50
E-02
3.00
E-02
Abb. 5.5: Leistungsdichtespektrum der horizontalen Fliessgeschwindigkeit u(t) bei x =
3.00 m/z = 0.40 m. Die Frequenz von ca. 0.005 Hz, bei der die erste Spitze
auftritt, entspricht praktisch der Frequenz der Räumbalkendurchgänge.
Die spektrale Dichte wie sie in Abb. 5.5 für den Messpunkt x = 3.00 m/z =
0.40 m lässt sich auch für die anderen Messpunkte darstellen. Die Dichte
der Energie ist allerdings stark abhängig von der Anzahl der Schlammpar¬
tikel, die von der durch den Räumer erzeugten Strömung erfasst werden.
Daher sind die Spektren für diejenigen Messpunkte, die weiter entfernt
vom Schlammspiegel liegen, weniger markant als das in Abb. 5.5 gezeigte.Die Abhängigkeit analog Abb. 5.5 konnte in den Versuchen bis in eine
Höhe z = 0.60 m = 4-hr sehr ausgeprägt festgestellt werden und zwar
unabhängig vom Betrag der Räumbalkengeschwindigkeit vr.
5.3 ENERGIEEINTRAG DURCH DAS RÄUMSYSTEM
Bei grösseren Nachklärbecken werden als Räumsysteme Schild-, Band-
/Ketten- oder schliesslich vor allem bei querdurchströmten Becken
Saugräumer verwendet (Abb. 5.6). Alle diese Schlammräumer werden
durch den Absetz- und Eindickraum der Becken bewegt und tragen somit
138 5 STATIONÄRE VERSUCHE
Bewegungsenergie ein. Stationäre Räumsysteme existieren für konventio¬
nelle horizontal durchströmte Nachklärbecken von Belebungsanlagen
praktisch nicht.
Schildräumer
Qrs|
®Band-/Kettenräumer
Qo
Qrs \
©Saugräumer
^tF
Abb. 5.6: Schematische Darstellung der gebräuchlisten Räumsysteme in Nachklär¬
becken.
a) Schildräumer (Längsschnitt).
b) Band- oder Kettenräumer (Längsschnitt).
c) Saugräumer (Querschnitt).
Auf der Nachklärbecken-Versuchsanlage wird der Schlamm mit einem
Band-/Kettenräumer in den am Beckenanfang liegenden Schlammtrichter
befördert. Dieser Räumer trägt einen beträchtlichen Anteil Energie in das
Schlammbett ein, die etwa in der Grössenordnung der kinetischen Energie
des zufliessenden Dichtestromes liegt. Ein Teil der Energie des Räumers
ist erforderlich für den Transport der Belebtschlammflocken. Die Vor¬
stellung aber, dass der abgesetzte Schlamm dabei paketweise wie durch
einen Schneepflug in Richtung Trichter transportiert wird, ist ganz
bestimmt zu idealisiert. Auch die Annahme, dass die erforderliche Räum¬
balkengeschwindigkeit vrerf über die Beziehung
5 STATIONÄRE VERSUCHE 139
Qr = QRS-QK = VrerfBhr (5.9)
berechnet werden kann, muss überdacht werden. In Gleichung (5.9) stehen
Qr für den durch den Bandräumer abgeschobenen Schlammvolumenstrom
und Qk für den Kurzschlussstrom vom Zulauf in den Schlammtrichter
(vgl. auch ATV, 1988b). Statt dass bereits abgesetzte Schlammpartikel
Richtung Trichter transportiert werden, fliessen sie über die Räumbalken
hinweg und setzen sich dann hinter diesem vorbeigefahrenen Balken
wieder ab (Abb. 5.7).
Abb. 5.7: Schlammaufstau und schematische Strömungsverhältnisse im Nahfeld eines
Räumbalkens.
In den Versuchen konnte zudem durchwegs beobachtet werden, dass ein
grosser Teil der eingetragenen Energie einerseits in eine Hebung und
Senkung des Schlammspiegels übergeht und andererseits - wie in Kapitel5.2.2 gezeigt - einen beträchtlichen Einfluss auf das Strömungsfeld ausübt.
Zwischen der Schlammspiegelbewegung und dem Einfluss auf das
Strömungsfeld existieren wiederum Wechselwirkungen, da sowohl an der
Oberkante der Räumbalken als auch am Rand der Schlammschicht Scher¬
schichten entstehen, die ihrerseits die Strömung beeinträchtigen. Diese
Energieumwandlung ist in Abb. 5.8 schematisch dargestellt.
140 5 STATIONÄRE VERSUCHE
Energieeintrag durch die
Räumbalkenbewegung
Schlamm-
transport
ISchlammspiegel¬bewegung
Strömungsfeld
Abb. 5.8: Aufteilung der durch den Schlammräumer eingetragenen Energie.
Abb. 5.9 zeigt schematisch den Durchgang eines Räumbalkens. Unmittel¬
bar vor dem Balken wird die Schlammschicht komprimiert, der Schlamm-
spiegel steigt an und ein grosser Teil des Schlammes fliesst darüber
hinweg. Sobald ein Räumbalken eine Stelle passiert hat, entsteht dort ein
"Wellental" des Schlammspiegels. Schlamm, der eigentlich vor dem
Räumer sein musste, ist durch diesen Energieeintrag nun plötzlich hinter
den vorbeigefahrenen Räumbalken verfrachtet worden. Erst allmählich
erholt sich der Schlammspiegel an dieser Stelle und erreicht schliesslich
für eine kurze Zeit eine theoretische Gleichgewichtslage, die schon bald
wieder durch den folgenden Räumbalkendurchgang gestört wird.
Exakte Energiebilanzen sind in diesem komplexen System praktisch nicht
möglich. Schon bei der Abgrenzung des Systems ist das Volumen, das von
der eingetragenen kinetischen Energie der Räumbalken erfasst wird, unbe¬
kannt. Zudem fehlen Fliessgeschwindigkeits- und Konzentrations¬
messungen in der erforderlichen räumlichen und zeitlichen Auflösung.
Dennoch soll im folgenden eine Abschätzung der maximalen Schlamm¬
spiegellage mit einfachen Energieüberlegungen erfolgen.
5 STATIONÄRE VERSUCHE 141
®
15cm
= 0S
t=40s
® ^t=80s
© t=120s
t=160s
© t=200s
Abb. 5.9: Schematische Darstellung des Durchganges eines Räumbalkens im
Versuchs-Nachklärbecken mit einer Räumgeschwindigkeit von vr = 2 cm/s
und einem Räumbalkenabstand a = 4 m: Die eingetragene Energie übt einen
erheblichen Einfluss auf die Schlammspiegellage aus.
a) Der erste Räumbalken passiert die Stelle x bei der Zeit t = 0 Sekunden.
b) Momentaufnahme bei der Zeit t = 40 Sekunden.
c) Momentaufnahme bei der Zeit t = 80 Sekunden.
d) Momentaufnahme bei der Zeit t = 120 Sekunden.
e) Momentaufnahme bei der Zeit t = 160 Sekunden.
f) Momentaufnahme bei der Zeit t = 200 Sekunden (entspricht der Zeit t = 0
Sekunden).
Bei der momentanen Betrachtung eines endlich kleinen Beckenabschnittes
in Längsrichtung Ax beträgt die maximale potentielle Energie der
Schlammschicht während des betrachteten Zeitintervalles
Epot max= hs max-B-Ax-Ap-g-(hs max/2). (5.10)
142 5 STATIONÄRE VERSUCHE
Dabei bedeuten hs maxdie maximale Schlammspiegellage, B die Becken-
breite, Ap die mittlere Dichtedifferenz der Schlammschicht gegenüber dem
übrigen Beckeninhalt und g die Erdanziehung (Abb. 5.10). Für die mittlere
potentielle Energie der Schlammschicht Epot m über dieselbe Länge Ax
lässt sich für denselben Ort die entsprechende Beziehung schreiben zu
Epot m = hsm-B-Ax-Ap-g-(hSm/2). (5.11)
hsm stellt in Formel (5.11) die mittlere Schlammspiegelhöhe dar. Die
Berechnung der Dichtedifferenz Ap erfolgt mit Formel (2.1), wobei für die
Trockendichte der Biomasse der von Larsen (1977) angegebene Wert von
1'450 kg/m3 verwendet wird. Der Dichtegradient über die Schlamm¬
spiegelhöhe wird dabei vernachlässigt. In Formel (2.1) soll für die Belebt-
schlammkonzentration der Trockensubstanzgehalt des Bodenschlammes
TSbs eingesetzt werden, der sich über die Beziehung aus ATV (1988b)
TSrs ~ 0.7-TSbs (5.12)
ergibt.
Ax
Abb. 5.10: Definitionsskizze für Energiebetrachtungen im Schlammbett.
5 STATIONÄRE VERSUCHE 143
Um von einem Zustand mittlerer zu einem Zustand maximaler potentieller
Energie zu gelangen, muss Energie zugeführt werden. Dies kann sowohl
von ausserhalb des betrachteten Elemtes als auch aus dem Innern
geschehen. Im ersten Fall entweder durch Zuströmung oder durch den
bewegten Räumer, im zweiten Fall nur durch den Räumbalken selbst.
Wenn im folgenden der kinetische Energiebeitrag in der Schlammschicht
nur dem Räumer zugeschrieben wird, wird der energetische Einfluss der
Beckenzuströmung auf die bodennahe Zone vernachlässigt. Dies ist
vertretbar, da der Dichtestrom im wesentlichen über die Schlammschicht
hinwegfliesst.
Das Verhältnis der maximalen zur mittleren potentiellen Energie stellt
somit nur ein Mass für die Schlammspiegelbewegung infolge des Energie¬
eintrages durch den Räumbalken dar. Unter Vernachlässigung der Unter¬
schiede der mittleren Dichtedifferenzen bei maximalem bzw. mittlerem
Schlammspiegel entspricht dieser Wert dem Verhältnis der quadriertenmaximalen und mittleren Schlammspiegelhöhen:
Epot max/Epot m = hs max2/hSm2. (5.13)
Die kinetische Energie, die auf ein Schlammpaket der Höhe hr, der Breite
B und der Länge Ax durch die Räumerbewegung übertragen wird, ist
proportional zum Quadrat der Geschwindigkeit des Räumbalkens:
Ekln = hr-B.Ax.p-(vr2/2). (5.14)
Bei Formel (5.14) wird davon ausgegangen, dass die Schlammschicht ohne
Räumvorgang quasi in Ruhe wäre und der Impuls der Räumbalken verlust¬
los auf die Schlammpartikel übertragen wird. Beobachtungen am
Versuchs-Nachklärbecken haben gezeigt, dass der Dichtestrom im wesent¬
lichen über die Schlammschicht hinwegfliesst. Diese Feststellung konnte
auch von Ueberl (1995a) gemacht werden.
Die Bewegungsenergie der Räumbalken wird demnach nur zum einen Teil
für den Schlammtransport verwendet, während ein grosser Teil in tur¬
bulente Energie umgewandelt wird. Dieser Teil manifestiert sich im
schwankenden Strömungsfeld (Kap. 5.2.2) und in einer mehr oder wenigerstarken Vertikalbewegung des Schlammspiegels. Diese ist um so grösser,
144 5 STATIONÄRE VERSUCHE
je geringer die absolute mittlere Schlammspiegellage ist. Bei sehr hohen
Schlammspiegellagen wird ein grosser Teil der Energie im unteren Teil der
Schlammschicht in Turbulenzenergie und schliesslich in Wärme umge¬
wandelt und die Schlammspiegelbewegung an der Grenze Schlamm-Über¬
standswasser ist nur noch minim. Zudem ist die Dichteverteilung weder
örtlich noch zeitlich konstant; diese stete Umlagerung absorbiert auch noch
etwas Energie. Das oben abgeleitete Verhältnis hs max2/hsm2 ist daher nicht
allein von Ekin abhängig, sondern vom Verhältnis Ekin/Ep0t m-
Ekin/Epot m = Vr2.hr.p/hSm2-g-Ap (5.15)
Für die Dichte p des eingedickten Belebtschlammes kann in Formel (5.15)
in erster Näherung die Dichte von Wasser pw eingesetzt werden, da sich
diese nur um wenige Promille unterscheidet. Abb. 5.11 zeigt diesen
Zusammenhang für die durchgeführten Versuche. Dabei wurden nur
diejenigen Messstellen x berücksichtigt, bei denen die mittlere Schlamm-
höhe mindestens der Räumbalkenhöhe hr entsprachen. Dies ist physika¬lisch sinnvoll, da für hsm < hr der Schlammtransport dem Schneepflug
analog erfolgt und deshalb nicht unter die oben dargestellte Problematik
fällt. Zudem wurden nur Messstellen mit x > 1 m ausgewertet, da die
Schlammspiegelschwankungen im ersten Meter der Versuchsrinne vorwie¬
gend durch Zulaufturbulenzen dominiert werden, die den Energieeintragder Räumbalken bei weitem überwiegen.
Die in Abb. 5.11 aufgezeichneten Messpunkte gehorchen unter Berück¬
sichtigung des untersuchten Bereiches (hr = 0.15 m; vr = 1...
6 cm/s) der
Beziehung:
hs max2/hsm2 =1.11 + 6.72.(vr2.hr.p/hSm2-g-Ap). (5.16)
Die maximale Schlammspiegelhöhe lässt sich damit zu
hc =hc •
berechnen.
1.11 + 6.72Mi,
Apg
5 STATIONÄRE VERSUCHE 145
Gleichung (5.17) ist insofern systemspezifisch, als nur eine Räumbalken¬
höhe hr = 15 cm untersucht wurde und die Räumgeschwindigkeiten nur
zwischen 1 und 6 cm/s variiert worden sind. Die Beckenlänge und die
Wassertiefe sind für die örtliche Betrachtung unter den getroffenenAnnahmen nicht von Bedeutung. Die Beckenbreite spielt wegen der
geringen Reynoldszahlen ebenfalls keine Rolle: Grenzschichtprobleme,also Zähigkeitseinflüsse in Wandnähe, können ausgeschlossen werden.
Die Kenntnis der eingetragenen kinetischen Energie des Räumers und der
mittleren Schlammspiegellage erlauben also mit Hilfe von Formel (5.17)
die Abschätzung der maximalen Schlammspiegelhebung infolge dieses
Energieeintrages.
kin pot mL J
Abb. 5.11: Abhängigkeit der quadrierten maximalen Schlammspiegelhöhe von der
kinetischen Energie, die durch die Räumerbewegung eingetragen wird.
Beide Grössen sind normiert dargestellt.
Das Verhältnis von Ekin/Ep0t m stellt eigentlich nichts anderes als das
Quadrat der densimetrischen Froudezahl Fn2 dar:
146 5 STATIONÄRE VERSUCHE
Ekin_
Vr_ pi2
E„. '(hl ^ D
'pot Ap— gP
. (5.18)
Bei minimalem spezifischem Energieinhalt ist Fd analog der konventio¬
nellen Hydraulik = 1. Gemäss Abb. 5.11 liegen diese densimetrischen
Froudezahlen, also das Verhältnis von Bewegungs- zu Lageenergie
durchwegs unter 1. Betrachtungen wie sie Krebs (1989) im Zusammen¬
hang mit der Optimierung der Einlauftiefe durchgeführt hat, sind in diesem
Zusammenhang allerdings denn auch problematisch. Schliesslich trägt die
potentielle Energie der Schlammschicht in der vorliegenden Problem¬
stellung nicht zu einer Dichteströmung bei, sondern dient vielmehr einer
Umwandlung der durch die Räumbalkenbewegung eingetragenen Energie.Je höher die potentielle Energie der Schlammschicht ist, um so grösser
wird auch der Grad der Energieumwandlung in dieser Schicht, ohne dass
dabei die Schlammgrenze in Bewegung versetzt wird. Die Versuche haben
auch gezeigt, dass bei relativ hoher Schlammspiegellage, also bei einem
grossen Verhältnis der Schlammschichthöhe hsm zur gesamten Beckentiefe
H, die doppelte Amplitude der Schlammschichtschwingung überpropor¬tional abnimmt. Diese kann als Differenz der maximalen und der minima¬
len Schlammschichthöhe (hs max- hs min) geschrieben werden. Werden
diese Auslenkungen relativ zur mittleren Schlammschichthöhe dargestellt,so gilt für die Versuche mit einer Räumbalkengeschwindigkeit von vr = 2
cm/s:
V. -h,. ...
fh. V"5'max
hs-2^ = 0.024'
'sm
H (5.19)
Abb. 5.12 zeigt diesen Zusammenhang für die durchgeführten Versuche
graphisch. Da der hauptsächliche Teil der Versuche mit einer Räum¬
balkengeschwindigkeit von vr = 2 cm/s durchgeführt wurden, wurden bei
der Ermittlung von Formel (5.19) nur diejenigen Wertepaare von Ver¬
suchen mit vr = 2 cm/s mitberücksichtigt.
5 STATIONÄRE VERSUCHE 147
0.2 0.4 0.6 0.8 1
Sm
Abb. 5.12: Abhängigkeit der relativen Schlammspiegelschwankungen von der relativen
mittleren Schlammspiegelhöhe für vr = 2 cm/s.
Unter der Annahme, dass der Schlammspiegel sowohl in negativer (hs min)
als auch in positiver Richtung (hs max) um den mittleren Schlammspiegel
hsm gleichmässig schwankt, gilt:
hs max- hsm = hsm - hs min (5.20)
bzw. hs min = 2-hsm - hs max» (5.21)
Wird Formel (5.21) in Formel (5.19) eingesetzt, so ergibt sich für die
Abschätzung der maximalen Schlammspiegellage der Ausdruck
(5.22)
Mit den beiden Ausdrücken (5.17) und (5.22) kann die maximale
Schlammspiegellage auf zwei verschiedene Arten abgeschätzt werden.
Formel (5.17) beinhaltet trotz einigen Vereinfachungen alle massgebenden
physikalischen Grössen, während Formel (5.22) nur einen sehr einfachen
148 5 STATIONÄRE VERSUCHE
Ansatz darstellt, der aus den Versuchsergebnissen mit vr = 2 cm/s resul¬
tiert.
Die maximale Schlammspiegellage ist eigentlich vor allem dann von
Bedeutung, wenn sie so hoch liegt, dass sie in den Sog der Ablaufströmung
gelangt. In diesem Fall werden übermässig viel Schlammflocken in den
Nachklärbeckenablauf gelangen, was auf jeden Fall zu verhindern ist.
Wenn die relativen Schlammspiegellagen hsm/H aber unter 0.5 liegen
(horizontale Achse auf Abb. 5.12), so hat, wie in sämtlichen Versuchen
festgestellt werden konnte, ein erhöhter Energieeintrag durch das Räum¬
system keinen Einfluss auf den Schwebstoffgehalt im Beckenablauf.
Ein erhöhter Energieeintrag ist allerdings betrieblich problematisch. Da
eben die Räumbalken nicht nach dem Schneepflugprinzip funktionieren,
besteht die Gefahr, dass die Aufenthaltszeit der abgesetzten Schlamm¬
flocken im Nachklärbecken viel grösser ist, als theoretisch berechnet.
Diese Tatsache wird um so gravierender, je höher der Energieeintrag durch
das Räumsystem ist. Zu hohe Geschwindigkeiten der Räumbalken können
für ein Nachklärbecken kontraproduktiv werden.
Es gilt daher, den abgesetzten Belebtschlamm mit dem geringst möglichenkinetischen Energieeintrag, also möglichst schonend, aus dem Becken zu
entfernen. Der optimale Betrieb wird von Becken zu Becken verschieden
sein, da die Wechselwirkung von Schlammschicht zur Strömung oberhalb
der Schlammschicht u. a. mit den Räumbalkenabmessungen und der
SchlammquaUtät variieren.
5.4 VERBESSERUNG DER STRÖMUNGS- UND ABSETZVER¬
HÄLTNISSE
5.4.1 Konzept und Gültigkeitsbereich
Als Verbesserungsmassnahmen in Nachklärbecken sind verschiedene
Massnahmen bekannt, die in Kapitel 2.4 beschrieben sind. In der vorlie¬
genden Arbeit wurde das Schwergewicht der strömungs- und absetzver¬
bessernden Massnahmen auf quer zur Hauptströmungsrichtung liegende
5 STATIONÄRE VERSUCHE 149
Einbauten im Beckeninnern gelegt. In den durchgeführten Versuchen
handelte es sich dabei jeweils um Lochwände, wie sie z. B. bereits Krebs
(1991b) vorgeschlagen hat.
Ziel dieser Strömungsbremsen ist die Vergleichmässigung der horizontalen
Fliessgeschwindigkeiten, die Reduktion der hohen Sohlströmungen und die
Erhöhung der Verweilzeit in den einzelnen Beckenkammern und damit im
ganzen Nachklärbecken. Zudem soll durch Lochwände die Flockung
angeregt und die Absetzeffizienz von Nachklärbecken gesteigert werden.
Die Kompartimentierung eines Nachklärbeckens in mehrere Teilbecken
soll eine deutliche Dämpfung der Ablaufspitzenkonzentrationen bei
Stossbelastung (Regenwetterzufluss) bewirken.
Die im Versuchs-Nachklärbecken untersuchten Lochwände sind in Abb.
5.13 skizziert. Es wurden vier verschiedene Typen eingebaut, wobei pro
Versuch jeweils nur ein Typ im Einsatz stand. Der Lochdurchmesser Dl
der einzelnen Löcher betrug aus betrieblichen Gründen durchwegs 10 cm.
Kleinere Durchmesser sind im praktischen Dauereinsatz auf Kläranlagen
anfälliger auf Verschmutzung/Verstopfung und bedürfen eines zusätz¬
lichen Unterhaltsaufwandes. Werden die Durchmesser bedeutend grösser,
so machen sich die positiven Einflüsse dieser Art der Strömungsbremseimmer weniger bemerkbar (Krebs, 1991b).
Neben dem Lochdurchmesser
DL = 0.1m (5.23)
ist die einzelne Lochwand vor allem durch das Verhältnis C, von durch¬
lässiger Fläche Fl zur gesamten Nachklärbeckenquerschnittsfläche Fnb
charakterisiert:
C = Fl/Fnb. (5.24)
150 5 STATIONÄRE VERSUCHE
Eoor^
cvi
ECM
I 1 ~k o
® ©
Eoo
c\i
L-ün-J
Eoo
c\i
Eco
d
E
A CM
d
£=0.14 £=0.10 £=0.17 £ =0.21
Abb. 5.13: Im Versuchs-Nachklärbecken untersuchte Lochwandkonfigurationen mit
verschiedenen Lochflächenanteilen £.
Beim Lochwandtyp von Abb. 5.13a war über die ganze Beckenbreite auf
den untersten 22 cm eine undurchlässige Gummilasche eingesetzt, die
einerseits den Räumbalkendurchgang ermöglicht, andererseits die Sohl¬
strömung bremst. Beim Typ von Abb. 5.13b wurden die untersten 4
Lochreihen - also inklusive Gummilasche der unterste Meter - geschlossen,um den Einfluss auf die Fliessgeschwindigkeiten und den Schlammhaus-
halt zu studieren. Bei der Lochwand auf Abb. 5.13c wurde die Gummi¬
lasche entfernt und damit die untersten 22 cm voll durchlässig gestaltet und
beim Typ auf Abb. 5.13d wurden zudem auch die untersten 4 Lochreihen
wieder geöffnet.
Der Abstand der einzelnen Löcher beträgt im allgemeinen
aL = 0.2 m. (5.25)
Nur beim Randabstand und beim Abstand der beiden mittleren Loch¬
kolonnen ergeben sich aus konstruktiven Gründen andere Werte (Abb.
5.14). Um den Ein- und Ausbau der Wände im Versuchs-Nachklärbecken
5 STATIONÄRE VERSUCHE 151
zu erleichtern, wurden die Lochwände so gebaut, dass sie sich längs der
Mittelachse falten lassen.
Di = 100mm
< U »1« bl« »- »
aL=200mm
Abb. 5.14:
Detail Lochdurchmesser Dl
und Lochabstand a^.
150 200 300 200 150 [mml
Je nach der Anzahl eingesetzter Lochwände wird ein Nachklärbecken in
zwei oder mehrere miteinander korrespondierende Teilbecken unterteilt.
Ein Nachklärbecken wird in eine Anzahl Kammern K unterteilt. In den
einzelnen Beckenkammern werden sich verschieden hohe Schlammspiegeleinstellen, und zwar wird die Schlammspiegelhöhe um so geringer, jeweiter die entsprechende Kammer vom Beckenzulauf entfernt ist. Die
Charakterisierung des Kammervolumens kann über das Verhältnis der
Kammerlänge Lj und der gesamten Beckenlänge L vorgenommen werden.
Abb. 5.15 veranschaulicht diese Zusammenhänge graphisch.
Abb. 5.15: Konzept der Unterteilung eines Nachklärbeckens mit Hilfe von Loch¬
wänden.
152 5 STATIONÄRE VERSUCHE
Die stationären Versuche, deren weitere Resultate im folgenden diskutiert
werden sollen, wurden unter möglichst ähnlichen Randbedingungen für
den Fall ohne Einbauten und für die Varianten mit Einbauten durchgeführt.Die Gültigkeitsbereiche bzw. die Randbedingungen für die stationären
Versuche sind in Tab. 5.1 zusammengetragen.
Gültigkeitsbereiche und Randbedingungen für die stationären Versuche
ohne Einbauten mit Einbauten
Beckenlänqe Uml 15.00 15.00
Beckenbreite Bfml 1.00 1.00
Wassertiefe H|ml 2.15... 3.00 3.00
Abstand Zulauftauchwand - Beckenanfang *o m] 0.50 0.50
Abstand Zulauftauchwand - Beckensohle h0 m] 0.35... 0.85 0.35... 0.85
Verhältnis ho/HH 0.12...
0.28 0.12... 0.28
Anzahl Kammern KM - 2... 4
Verhältnis L,/L [-] - 0.25... 0.60
Lochflächenanteil C = FL/FNB[-] - 0.10... 0.21
Oberflächenbeschickung qA [m/h] 0.5...
2.0 0.5... 2.0
Rücklaufverhältnis RVH 0.5... 1.70 0.5... 1.72
Trockensubstanzgehalt im Zulauf TSBB [kg/m3] 1.7... 3.5 2.3...
3.2
Schlammvolumenindex ISV ml/g 60... 108 55...
96
Schlammvolumenbeschickung qsv l/m2- M 122...502 98
...461
Räumbalkenhöhe (Kettenräumer) hr[m] 0.15 0.15
Abstand der Räumbalken ar[m] 4.0 4.0
Räumbalkengeschwindigkeit vr [cm/s] 1 ...6 2
Tab. 5.1: Gültigkeitsbereiche und Randbedingungen für die stationären Versuche mit
und ohne Einbauten.
5.4.2 Strömungsfeld
Das Strömungsfeld in Nachklärbecken wird durch Dichteeinflüsse
dominiert. Wie in Abb. 1.2 schematisch gezeigt, entsteht durch das
gegenüber dem Beckeninhalt dichtere Wasser-Belebtschlammzufluss-
Gemisch eine stark vorwärts gerichtete Sohlströmung und eine Rück¬
strömung in der oberen Beckenhälfte. Diese Verhältnisse konnten auch die
Geschwindigkeitsmessungen am Versuchs-Nachklärbecken auf der Klär¬
anlage Werdhölzli im wesentlichen bestätigen.
5 STATIONÄRE VERSUCHE 153
Abb. 5.16 zeigt beispielhaft die vertikalen Geschwindigkeitsprofile bei x =
3.00 m und x = 10.00 m für einen typischen Trockenwetteranfall. Neben
den fett eingezeichneten Mittelwerten der horizontalen Fliessgeschwindig¬
keiten u [cm/s] sind auch noch die gemessenen Maximal- und Minimal¬
werte angegeben. Die Standardabweichungen im untersten Messpunkt bei
z = 0.40 m sind am grössten, weil dort die Amplituden der Schwankungen
infolge Räumbalkenbewegung die höchsten Werte erreichen (Abb. 5.4).
Über turbulente Schwankungen geben die eingezeichneten Standard¬
abweichungen keine Auskunft, da für deren Erfassung eine bedeutend
höhere Sampling-Frequenz als 2 Hz hätte verwendet werden müssen. Die
Schlammvolumenbeschickung qsv beträgt im Versuch von Abb. 5.16 156
l/m2h, die Wassertiefe H = 3.00 m und die Räumgeschwindigkeit war wie
bei den allermeisten Versuchen vr = 2 cm/s. Die horizontalen Fliess¬
geschwindigkeiten u [cm/sl in Abb. 5.16 entsprechen Mittelwerten über
eine Messdauer von 200 Sekunden, was der Zeit zwischen zwei Räum¬
balkendurchgängen entspricht.
Sowohl am Beckenanfang als auch nach 2/3 der Versuchs-Nachklär-
beckenlänge zeigt sich eine für Dichteströmungen typische Geschwindig¬
keitsverteilung. Am Beckenanfang existieren zwei Scherschichten, die das
Fliessfeld über die Vertikale in drei Zonen mit unterschiedlicher Fliess¬
richtung teilen. Die unterste Scherschicht wird dabei durch die Ablösung
an der Unterkante der Zulauftauchwand erzeugt und die obere wird durch
das Riessfeld selbst induziert. Diese Dreiteilung, die sich gegen das
Beckenende hin fortsetzt, konnte in praktisch allen Versuchen festgestellt
werden und steht klar im Gegensatz zur immer noch vereinfachten
Annahme einer unteren Vorwärts- und einer oberen Rückströmung. Sie
entspricht auch den Beobachtungen von van Marie und Kranenburg (1994)
und den numerischen Untersuchungsergebnissen von Krebs (1995) und
Krebs et al. (1996). Diese drei Schichten stellten sich auch beim 20°-
Sektormodell eines Rundbeckens bei Moursi et al. (1995) ein.
Die Erfassung der einzelnen Scherschichten selbst ist natürlich stark
abhängig vom Messgitter. Für die Darstellung in Abb. 5.16 wurden die
horizontalen Fliessgeschwindigkeiten in Beckenmitte auf den Höhen z =
0.40, 0.50, 0.60, 0.70, 0.80, 0.90, 1.00, 1.20, 1.40, 1.60, 1.80, 2.00, 2.20,
2.40, 2.60 und 2.80 m erfasst. Es kann also durchaus sein, dass der Über¬
gang von vorwärtsgerichteter zu rückwärtsgerichteter Fliessgeschwindig-
154 5 STATIONÄRE VERSUCHE
keit bzw. umgekehrt, also der Ort der Geschwindigkeitsnullinien, bei
feinerer Auflösung leicht verschoben wird. Am grundsätzlichen
Strömungsbild ändert dies jedoch nichts.
z[m]
5 [cm/sj
10.00 m
Lfiflfiüdfi;m^-^ Mittelwerte [cm/s]
Maximalwerte [cm/s]— — Minimalwerte [cm/s]
Standardabw. [cm/s]
Abb. 5.16: Horizontale Fliessgeschwindigkeitsprofile in Beckenmitte bei x = 3.00 m
und x = 10.00 m für einen Versuch ohne Einbauten.
Die Wege, die die einzelnen Schlammpartikel im Nachklärbecken
zurücklegen, können mit Hilfe der Ergebnisse aus Abb. 5.16 nur erahnt
werden. Auf jeden Fall entstehen durch die verschieden gerichteten
Strömungen an den einzelnen Knotenpunkten diverse Möglichkeiten für
die Schlammflocken. Die Schematisierung der Geschwindigkeitsprofilevon Abb. 5.16 zeigt mögliche Bahnen von Schlammpartikeln (Abb. 5.17).
Obwohl eine Schlammflocke theoretisch unendlich lange im ersten
Beckendrittel verweilen kann, dürfte die Wahrscheinlichkeit eines
Kurzschlusses vom Zulauf direkt in den Ablauf bedeutend grösser sein. Da
bei der vorliegenden Untersuchung keine Tracermessungen durchgeführtworden sind, sind quantitative Aussagen zu Verweilzeitverteilungen nicht
möglich. Selbst im hinteren Beckenteil besteht für einzelne Flocken
durchaus noch die Möglichkeit, länger im System zu verweilen und den
Beckenablauf erst auf Umwegen zu erreichen. Infolge der betragsmässig
grösseren vorwärts gerichteten Fliessgeschwindigkeiten in Sohlennähe ist
aber auch hier diese Wahrscheinlichkeit bedeutend geringer als der direkte
Weg in den Beckenauslauf.
5 STATIONARE VERSUCHE 155
Abb. 5.17:
Mögliche Wege von Schlamm¬
flocken im Versuchs-Nachklär¬
becken aufgrund der horizonta¬
len Fliessgeschwindigkeitspro-
file von Abb. 5.16.
Hauptsächliches Ziel der Unterteilung von Nachklärbecken mit Hilfe von
Einbauten im Beckeninnern ist eine Verbesserung der Verweilzeitver¬
teilung und damit die Effizienzsteigerung bezüglich Ablaufqualität. Dies
kann durch die Vergleichmässigung der horizontalen Fliessgeschwindig¬keiten erreicht werden. Wie sich der direkte Einfluss solcher Einbauten auf
die Strömung auswirkt, zeigen die Abb. 5.18a bis c. Bei der dort darge¬stellten Versuchsserie wurde für Trockenwetterfälle an verschiedenen
Positionen x in Beckenlängsrichtung jeweils eine Strömungsbremse
eingebaut. Für den Versuch von Abb. 5.18a ist die Lochwand bei x = 3.75
m, für denjenigen von Abb. 5.18b bei x = 6.00 m und für die Untersuchungvon Abb. 5.18c bei x = 9.00 m eingebaut. Um die massive Sohlenströmungzu bremsen, waren bei diesen eingesetzten Lochwänden der unterste Meter
undurchlässig ausgebildet. Damit der Schlammrücktransport trotzdem
möglich ist, bestanden die untersten 22 cm aus einer steifen, aber doch
noch beweglichen Gummischürze. Der durchlässige Anteil £ betrug
durchwegs 10 % (Konfiguration aus Abb. 5.13b).
Der positive Einfluss einer Lochwand ist v. a. auf das vertikale Geschwin¬
digkeitsprofil unmittelbar vor der Lochwand sieht- und messbar (Abb.
5.18a). Sobald sich die Lochwand in einem grösseren Abstand vom
Messquerschnitt befindet, ergeben sich ähnliche Geschwindigkeitsprofilewie ohne Einbauten (Abb. 5.18b und c). Das Geschwindigkeitsprofil, das
sich nach der Lochwand ausbildet, wird wiederum durch die vorhandenen
Dichtedifferenzen dominiert. Bei x = 10.00 m wird es bei allen Fällen
durch den Ablauf dominiert. Um dies zu verhindern, ist der Einbau einer
Lochwand möglichst nahe vor den Ablaufrinnen erforderlich.
156 5 STATIONÄRE VERSUCHE
Die Schlammvolumenbeschickungen qsv betragen 241 l/m2-h (Abb.
5.18a), 154 l/m2-h (Abb. 5.18b) und 123 l/m2-h (Abb. 5.18c). Die Wasser¬
tiefe und die Räumgeschwindigkeit waren bei allen drei Versuchen H =
3.00 m und vr = 2 cm/s. Die horizontalen Fliessgeschwindigkeiten u [cm/s]
in Abb. 5.18a bis c entsprechen daher wiederum Mittelwerten über eine
Messdauer von 200 Sekunden, was der Zeit zwischen zwei Räumbalken¬
durchgängen entspricht.
Für die Darstellung in Abb. 5.18a bis c wurden die horizontalen Fliess¬
geschwindigkeiten in Beckenmitte auf den Höhen z = 0.40, 0.60, 0.80,
1.20, 1.60, 2.00, 2.40 und 2.80 m erfasst. Mit dieser Verringerung der
Auflösung gegenüber den Versuchen analog Abb. 5.16 konnte der
Messaufwand erheblich reduziert werden ohne grundsätzliche Informa¬
tionen zu verlieren.
Die Bilanzen über die Messquerschnitte der Abb. 5.16 und 5.18 stimmen in
Anbetracht der Messgenauigkeit (Kapitel 3.4.2) recht gut.
Obwohl eine zweidimensionale Betrachtung grundsätzlich zulässig ist,
stellen die in Beckenmitte gemessenen horizontalen Fliessgeschwindig¬keiten eine starke Vereinfachung der komplexen Verhältnisse in Natur dar.
Insbesondere unmittelbar vor den Einbauten herrschen stark dreidimen¬
sionale Strömungen, die nur mit einem anderen Messsystem bestimmt
werden können. Mit den vorliegenden Daten kann auch nicht exakt
vorausgesagt werden, wie und in welcher Ebene vor der Lochwand der
Geschwindigkeitsausgleich stattfindet. Trotzdem zeigt Abb. 5.18a, dass ein
Ausgleich der horizontalen Fliessgeschwindigkeiten in der Mittelachse der
Rinne in einem Abstand von 0.75 m vor der Lochwand erfolgt ist. Diese
Feststellung bestätigte sich auch in allen anderen Versuchen mit Einbauten.
5 STATIONÄRE VERSUCHE 157
a)
z [m
3
2.5
2
1.5
1
0.5
Vb)
z[m]
c)
z[m]
i-V
3.00 m 10.00 m
10.00 m
3.00 m
5 [cm/s]
10.00 m
Legende:^^^— Mittelwerte [cm/s]
Maximalwerte [cm/s]— — Minimalwerte [cm/s]
Standardabw. [cm/s]
Abb. 5.18: Horizontale Fliessgeschwindigkeitsprofile in Beckenmitte bei x = 3.00 m
und x = 10.00 m für drei Versuche mit je einer Lochwand bei x = 3.75 m
(a), x = 6.00 m (b) bzw. x = 9.00 m (c).
158 5 STATIONÄRE VERSUCHE
Das Flockenbild unmittelbar vor den Lochwänden konnte durch die
Glasscheiben des Versuchs-Nachklärbeckens beobachtet werden. Es hat
sich gezeigt, dass die Flockengrösse vor den Lochwänden diejenige nach
den Lochwänden um ein Vielfaches übersteigt. Der Brems- oder Staueffekt
der Lochwände manifestierte sich auch in einer grösseren Anzahl Rocken
vor den Wänden gegenüber hinter diesen. Diese Beobachtung konnte in
sämtlichen Versuchen mit Lochwänden visuell gemacht, aber messtech¬
nisch nicht nachgewiesen werden. Durch die angeordneten Strömungs¬bremsen wird die Aufenthaltszeitverteilung verbessert, was sich in einer
erhöhten Flockungswirksamkeit und schliesslich in einer gesteigertenAbsetzeffizienz niederschlägt. Sicherlich üben auch die erhöhte Turbulenz
und die erzeugten Scherschichten unmittelbar nach den Lochwänden
(Jetströmung) einen positiven Einfluss auf die Flockung aus. Aus diesem
Grunde ist auch wichtig, dass die Lochdurchmesser nicht zu klein sind,
damit die Lochdurchströmung, also der Jet, turbulent bleibt. Gemäss
McNaughton und Sinclair (1966) (vgl. Kapitel 2.2.1) reduziert sich die
laminare Länge bei Jet-Reynoldszahlen von R = 1000 (R = ul-Dl/v) von
ca. 12-Dl auf ca. 3-Dl bei R = 2'000. ul steht für die horizontale Fliess¬
geschwindigkeit in der Lochöffnung. Erst bei Jet-Reynoldszahlen, die
grösser als R = 3'000 sind, wird die laminare Länge vernachlässigbar und
der Jet kann als voll turbulent bezeichnet werden.
Obwohl der Lochdurchmesser in der vorliegenden Untersuchung nicht
variiert worden ist, kann ein Lochdurchmesser Dl von 10 cm oder mehr
empfohlen werden. Es liegen positive Betriebserfahrungen von einem
echten Nachklärbecken mit einem Lochdurchmesser von Dl = 10 cm und
mehreren Einbauten vor, während sich der Betrieb mit einem Lochdurch¬
messer von Dl = 5 cm und nur einer Lochwand auf einer anderen Klär¬
anlage überhaupt nicht bewährt hat.
5.4.3 Schlammasse im Nachklärbecken
Die Schlammasse im Nachklärbecken, insbesondere derjenige Teil im
Bereich der Ablaufzone, ist ein betrieblich bedeutsamer Parameter. Steigtder Schlammspiegel zu hoch an, beeinflusst er massgeblich den Schweb¬
stoffgehalt im Beckenablauf. Die Masse des im Becken liegenden Belebt-
5 STATIONÄRE VERSUCHE 159
Schlammes kann über das Produkt Schlammspiegelhöhe mal mittlere
Konzentration der Schlammschicht abgeschätzt werden.
Für die Ermittlung der Schlammspiegelhöhe existieren von verschiedenen
Autoren Berechnungsformeln, die in Kapitel 2.3.2 vorgestellt worden sind.
Bei diesen Ansätzen wird immer davon ausgegangen, dass die Schlamm¬
schicht über der gesamten Beckensohle dieselbe Höhe einnimmt. Diese
Annahme mag unter gewissen Voraussetzungen stimmen, trifft aber auf
keinen Fall für das Versuchs-Nachklärbecken mit Kettenräumer zu. In
sämtlichen Versuchen konnte eine z. T. beträchtliche Abnahme der
Schlammspiegelstärke vom Beckenanfang gegen das Beckenende hin fest¬
gestellt werden. Die Daten der vorliegenden Untersuchung für das
Versuchs-Nachklärbecken ohne Einbauten können also mit den Formeln
aus der Literatur nur dann verglichen werden, wenn die gemessenen
Schlammspiegellagen über die Beckenlänge gemittelt werden. Durch diese
Mittelung wird die Schlammspiegelstärke am Beckenanfang unter-,
diejenige am Beckenende überschätzt. Unter Berücksichtigung der
entsprechenden Gültigkeitsbereiche der Untersuchungen aus der Literatur
resultiert die Darstellung in Abb. 5.19. Diese zeigt die Schlammspiegel¬höhe hs [m] in Funktion der Schlammvolumenbeschickung qsv P/m2-hj.
Dabei wird deutüch, dass die berechneten Grössen nach Ditsios (1982) mit
denen nach Günthert (1984a und 1984b) bis zu einer Schlammvolumen¬
beschickung von qsv = 300 l/m2-h recht gut übereinstimmen. Bei höheren
Beschickungen fällt bei der Formel (2.73) (Ditsios, 1982) insbesondere die
Quadrierung der Oberflächenbeschickung qA [m/hl stark ins Gewicht, was
bei der maximalen Beschickung auf der Versuchsanlage der vorliegenden
Untersuchung sogar dazu führt, dass die rechnerische Schlammspiegelhöhedie Beckentiefe übersteigt. Bei jener Beschickung betrug zudem das
Rücklaufverhältnis RV = 2.0, was zusätzlich direkt in die Berechnung
eingeht. Die berechneten Grössen nach ATV (1991) stimmen mit den
gemessenen Werten recht gut überein. Die Berechnung nach A7V (1991)
erfolgt nach Formel (2.71), diejenige nach Ditsios (1982) nach Formel
(2.73) und diejenige nach Günthert (1984a und 1984b) nach Formel (2.75).
Bei der von Ditsios (1982) durchgeführten Untersuchung an einer
halbtechnischen Anlage in Graz schwankte der Schlammindex ISV
zwischen 80 und 150 [ml/gl. Die Daten von Günthert (1984a und 1984b)
wurden in Naturversuchen an Rundbecken ermittelt. Die Abhängigkeit der
in dieser Untersuchung gemessenen Schlammspiegellagen von der
160 5 STATIONARE VERSUCHE
Schlammvolumenbeschickung gehorcht am besten einer linearen Funktion.
Diese Ausgleichsgerade schneidet wie bei Günthert (1984a und 1984b) die
Ordinate im negativen Bereich. Die Steigung allerdings ist bei Günthert
(1984a und 1984b) fast dreimal höher als bei den hier durchgeführten
Messungen und führt damit zu viel konservativeren Schlammspiegel¬
berechnungen. Die einfache Abhängigkeit der über die Beckenlänge
gemittelten Schlammspiegellage hs von der Schlammvolumenbeschickung
qsv lässt sich im Nachklärbecken ohne Einbauten wie folgt formulieren:
hs[m] = -0.0663 + 0.0015• qsv[l/m2-h]
3.5tfWHtl
1—1 +*
E ©3
•e
fl) O)2.5
Ihöh che 2
0) :(B9> ^-£ F 1.ba S« £
1fc m«
^
£ 0) 0.5u n(0 o
0
0 100 200 300 400 500 600
Schlammvolumenbeschickung qsv
[l/m2h]
Abb. 5.19: Über die Beckenlänge gemittelte Schlammspiegellage hs [m] in Abhängig¬
keit der Schlammvolumenbeschickung qsv [l/m2-h] für konventionelle
Nachklärbecken ohne Einbauten. Die Berechnung gemäss ATV (1991)
entspricht Formel (2.71), diejenige nach Ditsios (1982) Formel (2.73) und
diejenige nach Günthert (1984a und 1984b) Formel (2.75).
Wie weiter oben bereits erwähnt, dürfte insbesondere für horizontal längs¬
durchströmte Nachklärbecken die Reduktion der Abhängigkeit der
Schlammspiegellage hs auf eine einzige Variable (qsv) nicht genügen.
Analytische Betrachtungen haben gezeigt, dass die über die Zeit gemittelte
Schlammspiegellage hsm massgeblich durch die Schlammvolumen¬
beschickung und die Lagekoordinate x bestimmt wird:
o h4[m] (ATV 1991)a h2,4[m] (Ditsios 1982)a h4 [m] (Günthert 1984a und b)-^-hS [m] (Versuche Baumer) ohne LW
noSS
5 STATIONÄRE VERSUCHE 161
hsm = f(qsv,x). (5.27)
Die weiteren Parameter, die in der vorliegenden Studie variiert worden
sind, wie die densimetrische Froudezahl im Zulaufquerschnitt
V P, (5.28)
die Beckentiefe H und das RücklaufVerhältnis RV beeinflussen die
Schlammspiegelhöhe im konventionellen Becken praktisch nicht. In
Formel (5.28) steht der Index 0 für die Verhältnisse beim Zulauf: uo
bedeutet also die nominelle Fliessgeschwindigkeit im Zulaufquerschnittund ho die Zulaufhöhe, also den Abstand der Unterkante der Zulauftauch¬
wand zur Beckensohle (Abb. 5.15). Der Einfluss der im Absetzzylinderermittelten Sinkgeschwindigkeiten des Belebtschlammes vs, die je nach
Zulaufkonzentration und Schlammqualität gegeben waren, auf die
Zielgrösse hs ist indirekt berücksichtigt. Bei der Schlammvolumen¬
beschickung qsv ist ein Faktor das Vergleichsschlammvolumen VSV:
durch VSV ist vs indirekt mitberücksichtigt.
Für die mathematische Formulierung der Schlammspiegellage in Funktion
der erwähnten Grössen, lohnt es sich, die entsprechennden Grössen zu
normieren. Nur so können die einzelnen Faktoren oder Exponenten der
entsprechenden Variablen miteinander verglichen werden. Damit kann auf
einfache Art und Weise deren Gewicht abgeschätzt werden. Bei den in den
Kapiteln 5.4.3 und 5.4.4 vorgestellten Formeln handelt es sich also nicht
um allgemeingültige, dimensionslose Ausdrücke, sondern lediglich um
Abhängigkeiten, die in den vorliegenden Untersuchungen beobachtet und
gemessen werden konnten. Darin enthalten sind immer auch systemspezi¬fische Grössen, die nicht variiert werden konnten.
Ist eine dimensionslose Zielgrösse Y von mehreren dimensionslosen Variablen Xj
abhängig, so bietet die Multiple Korrelation eine zweckmässige statistische Möglichkeit
162 5 STATIONÄRE VERSUCHE
für eine mathematische Beschreibung (Stahel und Ruckstuhl, 1995). Ob dann dafür der
Ansatz einer Potenzfunktion gemäss
Y = ao-X^i •X2a2X3a3,...Xnan (5.29)
gewählt werden soll, ob eine exponentielle oder eine logarithmische Abhängigkeit
besteht oder ob das Superpositionsprinzip analog
Y = ao + ai -Xi + a2-X2 + a3-X3 +... + an-Xn (5.30)
die Zusammenhänge am besten abbildet, gilt es zu prüfen. Natürlich können auch
Kombinationen der oben dargestellten Ansätze zum Ziel führen. Die Multiple
Regressionsrechnung hat gezeigt, dass die einfache Superposition die physikalischen
Zusammenhänge im vorliegenden Fall am besten abbildet (vgl. auch Taebi-Harandy
und Schroeder, 1995).
Für die Normierung der Zielgrösse hs wurde die Räumbalkenhöhe
hr = 0.15 m, (5.31)
für die Normierung der Schlammvolumenbeschickung qsv die maximal
zulässige Schlammvolumenbeschickung nach A7V (1991)
qsv zul = 450 l/m2.h (5.32)
und für die Lagekoordinate x die Beckenlänge
L=15m (5.33)
beigezogen. Für die Multiple Regressionsrechnung wurde das Programm
StatView II auf Apple Macintosh Computer verwendet. Für die
Berechnung der zur in den Versuchen verwendeten Räumbalkenhöhe (hr =
0.15 m) relativen Schlammspiegellage resultierte die folgende Schätz¬
formel:
5 STATIONÄRE VERSUCHE 163
l hr J= 1.29 + 4.70-
ger.
( \
qSv -3.84{i)
Die Rechnung kann für hsm auch negative Werte ergeben, was physika¬
lisch unsinnig ist. In jenem Fall ist hsm = 0 zu setzen.
hSm = 0, falls (hSmAir)ger. < 0 (5.35)
In Abb. 5.20 sind die nach Formel (5.34) gerechneten Werte gegenüber
den in den Versuchen gemessenen aufgetragen. Bei perfekter Überein¬
stimmung müssten alle Wertepaare auf der Geraden mit der Steigung 1
(y=x) liegen. Auch wenn dies nicht ganz der Fall ist, zeigt die Darstellung
in Abb. 5.20 bzw. Formel (5.34) sehr deutlich, von welchen Parametern die
mittlere Schlammspiegellage hsm massgeblich beeinflusst wird. Die an
einer Stelle x über die Zeit gemittelte Schlammspiegelhöhe hsm wird
hauptsächlich durch die Schlammvolumenbeschickung qsv bestimmt. Je
höher diese ist, umso grösser wird auch der Schlammspiegel. Der
Zusammenhang gehorcht einer linearen Funktion. Der dritte Summand in
Formel (5.34) beschreibt die Abnahme der Schlammspiegellage mit
zunehmender Entfernung vom Beckeneinlauf. Je weiter hinten die betrach¬
tete Stelle im Becken ist, umso geringer ist die Schlammspiegelstärke bei
gleicher Schlammvolumenbeschickung. Die Berücksichtigung dieses
Parameters ist insbesondere bei längsdurchströmten Nachklärbecken mit
Kettenräumer unumgänglich. Bei anderen Beckenformen und Räum¬
systemen spielt die Lage allein eine weniger wichtige Rolle.
Die Abnahme der Schlammspiegellage mit zunehmender Distanz vom
Beckenzulauf war in sämtlichen Versuchen mit Trockenwetterzuflüssen
sehr ausgeprägt; bei Regenwetterzuflüssen war die Neigung der Schlamm¬
spiegellage im Längsschnitt im nur 15 m langen Versuchs-Nachklärbecken
weniger deutlich, was aus der Schätzformel (5.34) nicht hervorgeht. Bei
höheren Schlammvolumenbeschickungen (qsv > 300 l/m2-h) ist die
Schlammspiegellage hsm weniger stark von der Längenkoordinate x
abhängig als bei geringen Schlammvolumenbeschickungen: es findet eine
gewisse Vergleichmässigung der Schlammhöhe über die Beckenlänge statt
und der Ansatz nach Formel (5.34) unterschätzt die effektiven Schlamm¬
spiegelhöhen in der Zone am Beckenende. Trotzdem verdeutlicht das in
164 5 STATIONÄRE VERSUCHE
Abb. 5.20 eingezeichnete Band, dass praktisch alle Werte der Schlamm¬
spiegellage innerhalb von + 15 cm (= hr) liegen.
Abb. 5.20: Vergleich zwischen gerechneten und gemessenen Werten der zur verwen¬
deten Räumbalkenhöhe relativen Schlammspiegellage hsm/hr- hsm ste^1 n^r
die über die Zeit gemittelte Schlammspiegelhöhe an einer Stelle x. Die
berechneten Werte wurden gemäss Formel (5.34) ermittelt.
Werden in einem konventionellen Nachklärbecken Strömungsbremsen
eingebaut, so entsteht ein völlig verändertes Schlammregime (Abb. 5.15).
Die mittlere Schlammspiegellage in den einzelnen Kammern hängt
innerhalb des Teilbeckens weniger von der Lagekoordinate x ab: sie ist
praktisch horizontal. In den vorderen Beckenkammern befindet sich bedeu¬
tend mehr Schlamm als in den hinteren. Es herrschen demzufolge zwischen
den einzelnen Teilbecken je nach Beschickung grosse Gradienten bezüg¬
lich der Schlammspiegellage, die in der nachfolgenden Kammer eine
erneute Dichteströmung erzeugen. In der Kammer selbst kann allerdings
meist von einem mehr oder weniger horizontalen Schlammspiegel
ausgegangen werden, sofern die mittlere Schlammspiegellage deutlich
grösser als die Räumbalkenhöhe ist.
Um ein Gefühl für die Grössenordnungen der Schlammspiegellagen in den
Teilbecken zu erhalten, sind für die durchgeführten Versuche mit
Einbauten, die entsprechenden Schlammhöhen hsi in Tab. 5.2 angegeben.
5 STATIONÄRE VERSUCHE 165
Vers.
Nr.Qa
[m/h]qsv
[l/m2*]ho[m]
Anzahl
KammernK
Ort der
Einbauten
bei x = .. [m]
durch¬
lässigerAnteil
hsi[cm]
hs2[cm]
hs3[cm]
hs4[cm]
9 1.0 176 0.5 4 3.75, 7.5,11.25
0.14 45 12 0 0
16 0.58 98 0.5 2 3.75 0.10 57 6 - -
17 1.0 154 0.5 2 6.0 0.10 36 3 - -
18 0.72 123 0.5 2 9.0 0.10 12 0 - -
19 1.0 241 0.5 2 3.75 0.10 120 21 - -
21 2.0 432 0.5 4 3.75, 7.5,11.25
0.10 168 135 72 45
32 1.0 184 0.85 4 3.75, 7.5,11.25
0.21 84 33 6 0
33 2.0 360 0.85 4 3.75, 7.5,11.25
0.21 114 93 48 39
34 1.0 194 0.35 4 3.75, 7.5,11.25
0.21 69 27 0 0
35 2.0 348 0.35 4 3.75, 7.5,11.25
0.21 120 72 48 39
Tab. 5.2: Schlammspiegelhöhen h$i [cm] in den einzelnen Beckenkammern bei den
stationären Versuchen mit Einbauten.
Aus Tab. 5.2 wird klar ersichtlich, dass eine zunehmende Unterteilung in
mehr als zwei Beckenkammern die relativen Gradienten der Schlamm¬
spiegelhöhen zwischen den einzelnen Teilbecken reduziert. Dies ist
insbesondere für die letzte Beckenkammer, in der sich der Beckenablauf
befindet, entscheidend. Ist die Schlammspiegeldifferenz zwischen
zweithinterster und hinterster Beckenkammer gering, so wirkt sich dies
positiv auf die Strömungsverhältnisse aus; umgekehrt kann sich eine
Dichteströmung entwickeln, die eine ungenügende Ablaufqualität zur
Folge hat.
Krebs (1991b) hat einen theoretischen Ansatz entwickelt, mit dem die
maximale Schlammspiegelhöhe eines unterteilten Nachklärbeckens, also
die Schlammspiegelhöhe in der ersten Beckenkammer hsi, ermittelt
werden kann. Seine Formulierung lautet:
hs/+qsv-a + RV-RVi)-cyL/L,s«
'
H + qsva +RV-RV.^.L/L, (5^
In Formel (5.36) sind alle Grössen in SI-Einheiten einzusetzen. Li steht für
die Länge der ersten Beckenkammer (Abb. 5.15) und die Konstanten hsi*
166 5 STATIONÄRE VERSUCHE
= - 0.7 m und csi = 10'500 s stammen von einem Datenfit aus Natur¬
messungen an einem Rundbecken. Für den Rücklauf aus der ersten
Beckenkammer gilt das Rücklaufverhältnis RVi = Qrsi/Q.
In Abb. 5.21 sind die berechneten Werte nach Krebs (1991b) den in der
vorliegenden Studie im ersten Teilbecken gemessenen Schlammspiegel¬lagen hsi in Abhängigkeit der Schlammvolumenbeschickung qsv
gegenübergestellt. Für ein RücklaufVerhältnis aus der ersten Kammer RVi
= RV ergibt sich eine sehr gute Übereinstimmung (Abb. 5.21: Symbol A).
Für die Verhältnisse im Versuchs-Nachklärbecken mit Kettenräumer liegtdas Rücklaufverhältnis RVi aus der ersten Beckenkammer sicherlich
bedeutend näher bei RV als bei 0. Als anderer Extremfall sind in Abb. 5.21
zudem noch die nach Formel (5.36) berechneten Werte für RVi = 0
eingezeichnet (Abb. 5.21: Symbolo). Dies würde dann zutreffen, wenn
aus der ersten Kammer überhaupt kein Rücklauffluss stattfände, also wenn
zum Beispiel bei einer Schlammräumung mit Saugräumer sich dieser
momentan am anderen Beckenende befände. Für 0 < RVi < RV hegen die
berechneten Werte zwischen den in Abb. 5.21 aufgetragenen Extremfällen.
Für die meisten Versuche mit Einbauten betrug das Verhältnis in der
vorliegenden Untersuchung L/Li = 4 (vgl. Tab. 5.2). Für dieses
LängenVerhältnis und für ein RücklaufVerhältnis von RVi = RV ist die
Funktion nach Krebs (1991b) in Abb. 5.21 eingezeichnet. Die Darstellungin Abb. 5.21 zeigt deutlich, dass die Sensitivität der Grösse RVi auf die
Schlammspiegelhöhe hsi beim Ansatz nach Gleichung (5.36) beträchtlich
ist.
Bei einem konventionellen Nachklärbecken ist für die Berechnung der
Schlammspiegellage die über die gesamte Beckenoberfläche gemittelte
Schlammvolumenbeschickung eine sehr wichtige Variable. Beim mit
Lochwänden unterteilten Becken sind die Verhältnisse komplizierter, da
bedeutend mehr Stoffflüsse entstehen. In die erste Beckenkammer fliesst
der gesamte Nachklärbeckenzufluss Qo und bei Becken mit Schlamm¬
trichtern verlässt der Rücklaufschlammfluss Qrs die erste Kammer.
Zusätzlich findet aber auch eine Schlammverfrachtung in die nächstfol¬
gende Kammer statt. Diese kann aufgeteilt werden in einen kleineren
Betrag, der oberhalb der Schlammschicht der ersten Kammer erfolgt und
einen bedeutenderen Betrag, der infolge der Schlammspiegeldifferenzen
(zwischen erster und zweiter Kammer) im Bereich der eigentlichen
5 STATIONÄRE VERSUCHE 167
Schlammschicht erfolgt. Diese Überlegungen bezüglich Stoffflüsse geltenfür alle folgenden Teilbecken analog. In der untersten Zone, wo der
Rücklaufschlammtransport stattfindet, erfolgt zudem ein das Teilbecken
verlassender Stofffluss in das davorliegende Teilbecken.
M
C
COC«OC
"3
joCL(0
EES
o(0
3
2.5
2
1.5
1
0.5
o hS1 Im] (Krebs 1991b); RV1=0a hS1 [m] (Krebs 1991 b); RV1=RV• hS1 [m] (Versuche Baumer) mit LW
—hS1 [m] (Krebs 1991b; IA1=4; RV1=RV)^
—•-+
0 100 200 300 400 500
Schlammvolumenbeschickung q [l/m2h]sv
Abb. 5.21: Schlammspiegellage hsi [m] in der ersten Beckenkammer in Abhängigkeit
der Schlammvolumenbeschickung qsv [l/m2h] für Nachklärbecken mit
Lochwänden. Die Berechnungen gemäss Krebs (1991b) entsprechen Formel
(5.36).
Gilt es nun die Schlammspiegellage hsi in den einzelnen Teilbecken zu
berechnen, so müssen Hilfsgrössen eingeführt werden, da die oben
erwähnten Stoffflüsse experimentell nicht erfasst werden konnten. Der im
folgenden vorgestellte Berechnungsansatz für die Schlammspiegelhöhe hsi
beruht also nicht auf Prozessen oder Mechanismen, sondern stellt lediglichein empirisches Modell dar.
Statt von einer mittleren Schlammvolumenbeschickung qsv für das
gesamte Nachklärbecken auszugehen, erscheint es sinnvoll, die Zufluss¬
bedingungen bzw. die effektiven Schlammvolumenbeschickungen qsvi für
die einzelnen Beckenkammern neu zu definieren. Für das erste Teilbecken
lässt sich dies noch relativ einfach formulieren. Die Schlammvolumen¬
beschickung der ersten Kammer qsvi ist einerseits abhängig vom Ver-
168 5 STATIONÄRE VERSUCHE
hältnis der gesamten Beckenoberfläche A zur Oberfläche der ersten
Beckenkammer Ai und andererseits vom Lochflächenanteil der ersten
Lochwand £1 = Fli/Fnb (Abb. 5.15). Der erste Beckenteil eines unterteil¬
ten Nachklärbeckens wird viel stärker beaufschlagt als dies bei einem
Nachklärbecken ohne Einbauten der Fall ist. Der einfache Ansatz:
A
Qsv, =q.sv'T-Ai
f, F0_. A1
FNBy=
qsvT~(i-Ci)Ai (5.37)
erlaubt eine mögliche Abschätzung der effektiven Schlammvolumen¬
beschickung der ersten Beckenkammer. Beim Einbau von vertikalen Wän¬
den wird die Schlammvolumenbeschickung, die sich für das entsprechendenichtunterteilte Nachklärbecken ergäbe, mit zwei Faktoren multipliziert.Der erste ist ein Vergrösserungsfaktor, der dem Verhältnis der gesamten
Beckenoberfläche A zur Oberfläche des ersten Teilbeckens Ai entspricht.
Da die Wände aber durchlässig sind, verlässt auch ein Teil des Schlammes
die erste Kammer in die nächstfolgende. Mit dem Lochflächenanteil der
ersten Lochwand £i im zweiten Faktor ist angedeutet, dass ein Teil des
Schlammes von der ersten Kammer in die folgende verfrachtet und die
Schlammvolumenbeschickung der ersten Kammer qsvi entsprechend
reduziert wird.
Formel (5.37) gilt nur für unterteilte Nachklärbecken, bei denen £i < 1 ist.
Ist der Lochflächenanteil £i = 1, so ist der entsprechende Becken¬
querschnitt zu 100 % durchlässig, d. h. es ist dort gar keine Lochwand
vorhanden und die folgenden Betrachtungen werden überflüssig. Der
andere Extremfall, bei dem der Lochflächenanteil £i = 0 ist, entspricht
einer undurchlässigen Wand. Ist dies der Fall, so erhöht sich die Schlamm¬
volumenbeschickung der ersten Teilkammer entsprechend dem Faktor
A/Ai. Das gesamte Nachklärbecken wäre theoretisch auf eine extrem hoch
belastete erste Stufe reduziert.
Für rechteckige Nachklärbecken mit normal zu den Beckenwänden
installierten Einbauten kann anstelle des Oberflächenverhältnisses A/Ai in
Formel (5.37) das Längenverhältnis L/Li eingesetzt werden:
5 STATIONÄRE VERSUCHE 169
L
qs^ =q.sv ;-
Li
( Fl= qsv -^—(i-Ci)
L». (5.38)
Mit Hilfe einer empirisch hergeleiteten Formel, die weiter unten vorgestelltwird (Gleichung (5.44)), kann mit dieser für die erste Beckenkammer
ermittelten Schlammvolumenbeschickung qsvi die entsprechende
Schlammspiegelhöhe hsi berechnet werden.
Für die Berechnung der Schlammvolumenbeschickung qsvi der folgenden
Teilbecken soll ähnlich vorgegangen werden. Nachdem verschiedene
Ansätze geprüft wurden, ergab sich für den im folgenden abgeleiteten die
beste Korrelation.
Die Schlammvolumenbeschickung qsvi eines Teilbeckens soll mit Hilfe
der Schlammvolumenbeschickung der vorhergehenden Kammer qsvi-i, des
durchlässigen Flächenanteils der vorangehenden Lochwand Q.i, des Ober¬
flächenverhältnisses des entsprechenden Teilbeckens und dem davor-
liegenden k\IK\.\ und wiederum mit Hilfe des Flächenanteils der Loch¬
wand am Ende des Teilbeckens £i, durch die ein Teilstofffluss die Kammer
verlässt, beschrieben werden. Die Versuchsergebnisse haben gezeigt, dass
es sinnvoll erscheint, die Schlammverfrachtung vom einen ins nächste
Teilbecken differenziert zu betrachten: im Bereich der Schlammschicht
erfolgt der Hauptteil der Verfrachtung, während im oberen Teil des
Beckens ein nur noch geringer Anteil in die nächste Kammer transportiertwird.
Wird für die Beschickung der i-ten Kammer von den oben erwähnten
Grössen ausgegangen, so kann diese zweite Hilfsgrösse, die Schlamm¬
volumenbeschickung qsvi, mathematisch wie folgt formuliert werden. Mit
dem empirischen Ansatz in Gleichung (5.39) wurden für die Berechnungder Schlammspiegelhöhe hsi die besten Ergebnisse erzielt (vgl. auch Abb.
5.15):
qsvs = ^•^o-w-^*1
m-hs ^«Jsv„¥<>-> '-^^ •(!-«'-' A, vH
j
ausSchlammbett oberhalbSchlammbett
(5.39)
170 5 STATIONÄRE VERSUCHE
Diese theoretische Schlammvolumenbeschickung der i-ten Kammer setzt
sich aus zwei Teilen zusammen. Der Hauptteil der Schlammverfrachtungin dieses Teilbecken erfolgt aus dem Schlammbett des davorliegendenTeilbeckens. Jene Schlammhöhe wird mit hsi-i bezeichnet und muss
vorgängig mit Hilfe von Gleichung (5.44) bestimmt werden. Die
Versuchsergebnisse haben gezeigt, dass der Parameter der Durchlässigkeitder Wand (i-1) auf den aus dem Schlammbett der davorliegenden Kammer
verfrachteten Anteil für die untersuchten Fälle keinen grossen Einfluss
ausübt. Da die einzelnen Teilbecken miteinander korrespondieren, ist der
Schlammanteil, der in das i-te Becken verlagert wird, umso grösser, jehöher die Schlammspiegellage in der Kammer (i-1) ist. Schliesslich stellt
sich zwischen den Schlammspiegellagen der verschiedenen Kammern ein
Gleichgewicht ein. Im ersten Teil der Schlammvolumenbeschickung qsvi
wird daher das Verhältnis der Schlammspiegellage im davorliegendenTeilbecken zur Beckentiefe als Faktor eingeführt (Faktor hsi-i/H). Zudem
wird dieser Anteil wiederum durch den durchlässigen Flächenanteil am
Ende der Kammer reduziert (Faktor (l-£i)). Das Verhältnis der
Oberflächen der davorliegenden Kammer und der betrachteten fliesst als
weiterer Faktor in die Berechnung des ersten Summanden von Gleichung
(5.39) ein (Faktor Ai-i/Aj). Der zweite Summand der
Schlammvolumenbeschickung qsvi repräsentiert die Schlammverfrachtung
von der davorliegenden Kammer in das betrachtete Teilbecken oberhalb
des Schlammbettes (H-hsi-i). Jener Anteil ist stark vom durchlässigen
Flächenanteil am Ende des davorliegenden Teilbeckens abhängig (Faktor
£i_l) und wird ebenfalls durch den durchlässigen Flächenanteil am Ende
der Kammer reduziert (Faktor (1-&)). Auch beim zweiten Summanden für
die Berechnung von qsvi fliesst das Verhältnis der Oberflächen der
davorliegenden Kammer und der betrachteten als weiterer Faktor ein
(Faktor Aj-i/Ai).
Für Rechteckbecken mit normal zu den Beckenwänden installierten
Einbauten können die Oberflächenverhältnisse wiederum durch die
Längenverhältnisse ersetzt werden:
qsvs = qsvw•
u-l'-W
hs"
H
ausSchlammbett
LmfH-hc >
'" L,
s;.<bv,'^ir —=*- •(!-&)
V H j
oberhalbSchlammbett
(5.40)
5 STATIONARE VERSUCHE 171
Für die Berechnung der Schlammspiegellage im Nachklärbecken mit
Einbauten soll wie beim konventionellen Becken ein Ansatz mit möglichst
wenig Variablen gewählt werden. Analytische Betrachtungen haben
gezeigt, dass die über die Zeit gemittelten Schlammspiegellagen hsi in den
einzelnen Teilbecken mit der oben hergeleiteten theoretischen Schlamm¬
volumenbeschickung qsvi beschrieben werden können:
hSi = f(qsvi). (5.41)
Wie bei den Versuchen des konventionellen Beckens ohne Einbauten wird
auch hier für die Normierung der Zielgrösse hsi die Räumbalkenhöhe
hr = 0.15 m (5.42)
und für die Normierung der effektiven Schlammvolumenbeschickung qsvi
die maximal zulässige Schlammvolumenbeschickung nach ATV (1991)
qsv zul = 450 l/m2-h (5.43)
als sinnvolle Grössen gewählt.
Für die Abschätzung der zur in den Versuchen verwendeten Räumbalken¬
höhe relativen Schlammspiegellage hsi liefert die folgende Formel die
besten Resultate:
in = 0.87 + 3.24-f qSv, \
vqSV*u, J
In Abb. 5.22 sind die nach Formel (5.44) gerechneten Werte gegenüberden in den Versuchen gemessenen aufgetragen. Die eingezeichneteBandbreite von + 30 cm (= 2-hr) deckt praktisch sämtliche Werte ab und
zeigt die recht gute Übereinstimmung zwischen den berechneten und den
gemessenen Werten.
Die beiden Formeln (5.34) und (5.44), die zur rechnerischen Ermittlung der
Schlammspiegelhöhe im Nachklärbecken ohne bzw. mit Einbauten dienen,
stellen stark vereinfachte Modelle der in Natur ablaufenden Prozesse dar.
172 5 STATIONÄRE VERSUCHE
Sie ermöglichen eine Abschätzung bei einem Becken, das sich im
Gleichgewichtszustand befindet. Der Gültigkeitsbereich der einzelnen
Formeln ist allerdings insbesondere bezüglich des Schlammvolumen-
indices ISV und der konstanten Grössen an der Versuchsanlage ziemlich
eingeschränkt.
20
15 -
10(0
5 10 15 20
Abb. 5.22: Vergleich zwischen gerechneten und gemessenen Werten der zur verwen¬
deten Räumbalkenhöhe relativen Schlammspiegellage hsi/hr. hsi steht für
die über die Zeit gemittelte Schlammspiegelhöhe in der i-ten Becken¬
kammer. Die berechneten Werte wurden gemäss Formel (5.44) ermittelt.
Für die Ermittlung der theoretischen Eindickzeit tß, also der eigentlichen
Aufenthaltszeit der Schlammflocken im Schlammbett, ist die Kenntnis des
gesamten Schlammvolumens Vs in einem Nachklärbecken erforderlich.
Die Eindickzeit lässt sich rechnerisch wie folgt bestimmen:
tE =
"5
jTSdhvs
Qrs TSRS (5.45)
wobei Vs eine Funktion von hs ist (vgl. auch Gleichung (5.47)).
5 STATIONÄRE VERSUCHE 173
Das Integral des Trockensubstanzgehaltes TS über die Schlammschicht mit
der Höhe hs ergibt eine mittlere Schlammkonzentration im Schlammbett.
Ohne Berücksichtigung einer Kurzschlussströmung vom Zulauf direkt in
den Schlammtrichter gilt in erster Näherung für die Eindickzeit tß:
tE = Vs/Qrs. (5.46)
Das Schlammvolumen Vs lässt sich für die vorliegenden Verhältnisse als
Integral der Schlammhöhe hs über die Beckenlänge L berechnen:
Vs=jhs(x)Bdxo
. (5.47)
Werden die Versuchsergebnisse Vs gegenüber der Schlammvolumen¬
beschickung qsv, die den massgebenden Einflussparameter für Vs
darstellt, aufgetragen, so ergibt sich die Darstellung von Abb. 5.23. Die
Abhängigkeit der Schlammvolumina im Versuchs-Nachklärbecken von der
Schlammvolumenbeschickung kann dabei sowohl für die Versuche ohne
Einbauten (ohne LW) als auch für diejenigen mit Lochwänden (mit LW)
mit einer Potenzfunktion angenähert werden. In Abb. 5.23 sind dabei
sämtliche Versuche mit Lochwänden eingetragen. Sicherlich spielt auch
die Anzahl Einbauten und deren Durchlässigkeit eine Rolle für das
Schlammvolumen Vs. Die Darstellung in Abb. 5.23 soll lediglich die
Tendenz bezüglich gesamter Schlammenge zeigen, die sich beim
modifizierten Versuchs-Nachklärbecken eingestellt hat. Bei zunehmender
Schlammvolumenbeschickung steigt das Schlammvolumen im Nachklär¬
becken mit Einbauten gegenüber demjenigen ohne Einbauten überpro¬
portional an. Für die Versuche ohne Einbauten kann geschrieben werden:
Vs = 0.00335-qsvL30 [m*] (5.48)
und für die Versuche mit Einbauten:
Vs = 0.000905-qsv159. [m3] (5.49)
In den nicht dimensionsechten Formeln (5.48) und (5.49) ist die Schlamm¬
volumenbeschickung qsv in [Vm2-h] einzusetzen.
174 5 STATIONÄRE VERSUCHE
20
15-
-1—i—iiiiii—1 i i i i
VS[m3](ohneLW)-VS[m3](mitLW)
100 200 300 400 500 600
qsv [!/m2h]
Abb. 5.23: Abhängigkeit des gesamten Schlammvolumens Vs [m3] im Versuchs-
Nachklärbecken von der Schlammvolumenbeschickung qsv- Bei den
Versuchen mit Lochwänden (mit LW) steigt das sich im Becken
befindende Schlammvolumen mit steigender Schlammvolumen¬
beschickung überproportional.
Abb. 5.23 verdeutlicht den Unterschied bezüglich Schlammhaushalt
zwischen Nachklärbecken ohne und mit Einbauten. Bei Becken mit
strömungsbremsenden Einbauten wird das gesamte Schlammvolumen
grösser, was zu längeren Verweilzeiten des Schlammes im Becken führt.
Dies kann zu unerwünschten biochemischen Prozessen führen, die mit
betrieblichen Massnahmen vermieden werden müssen (Kapitel 5.4.5).
5.4.4 Schwebstoffgehalt im Nachklärbeckenablauf
Vom Gesichtspunkt des Gewässerschutzes her spielt der Schwebstoffgehaltim Nachklärbeckenablauf eine sehr zentrale Rolle. Damit sich als Folge
von Abwassereinleitungen im Vorfluter einer Kläranlage u. a. kein
5 STATIONÄRE VERSUCHE 175
Schlamm bilden kann, darf der Schwebstoffgehalt im Ablauf von Klär¬
anlagen gemäss Schweizerischer Gesetzgebung1 den Grenzwert von
TSE zul = 20 mg/1 (5.50)
in vier von fünf mengenproportionalen Tagesmischproben bei Trocken¬
wetter nicht überschreiten.
Der in Gleichung (5.50) aufgeführte Grenzwert wird v. a. dann
überschritten, wenn eine Kläranlage mit dem maximalen Zufluss, also bei
Mischwasserzufluss nach Regenereignissen, belastet wird. Erwiesener¬
massen ist das Risiko des Überschreitens dieses Grenzwertes um so
grösser, je geringer die Tiefe der Nachklärbecken ist. Diese Erkenntnis ist
bekannt und hat unter anderem auch dazu geführt, dass bei der Dimen¬
sionierung der Nachklärbeckentiefe im Verlaufe der letzten zwanzig Jahre
immer höhere Werte gefordert werden.
Ein wichtiges Ziel des im Kapitel 5.4.1 beschriebenen Verbesserungskon¬
zeptes von Nachklärbecken mit Hilfe von strömungsbremsenden Einbauten
ist die Reduktion des Schwebstoffgehaltes im Beckenablauf. Auch für nach
heutigen Dimensionierungsrichtlinien (z. B. ATV, 1991) zu flach gebaute
Nachklärbecken soll auch bei Regenwetterzuflüssen, also bei hohen
Schlammvolumenbeschickungen, mit Hilfe von Lochwänden erreicht wer¬
den, dass der Schwebstoffgehalt im Beckenablauf den zulässigen Grenz¬
wert nicht überschreitet. Abb. 5.24 zeigt eine pauschale Abhängigkeit des
Schwebstoffgehaltes im Ablauf des Versuchs-Nachklärbeckens von der
Schlammvolumenbeschickung qsv- Für die Versuche ohne Lochwände
wird ab einer Schlammvolumenbeschickung von ca. 200 - 300 l/m2h der
zulässige Grenzwert bereits überschritten. Der dargestellte Zusammenhangfür die Versuche ohne Einbauten weist in etwa einen linearen Trend auf.
Die Versuche, bei denen strömungsverbessernde Einbauten eingesetzt
worden sind, zeigen bezüglich Schwebstoffgehalt im Beckenablauf ein
deutlich besseres Bild: es findet ein Übergang von einer linearen in eine
nichtlineare Abhängigkeit statt. Der Schwebstoffgehalt TSe im Beckenab¬
lauf für die Versuche mit Einbauten gehorcht einer Funktion, die sich
1 Verordnung über Abwassereinleitungen vom 8. Dezember 1975 (Stand am 1. Januar 1984),
814.225.21,16 Seiten.
176 5 STATIONÄRE VERSUCHE
asymptotisch einem Grenzwert nähert (Abb. 5.24). Die positiven Aspektevon Lochwänden kommen v. a. bei hydraulisch starken Belastungen zum
Tragen. Selbst bei der nach ATV (1991) maximal zulässigen Schlamm¬
volumenbeschickung von 450 l/m2-h wird der Grenzwert von TSe zul = 20
mg/1 im Ablauf noch nicht überschritten.
^ [l/m2h]
Abb. 5.24: Zusammenhang zwischen dem Schwebstoffgehalt im Ablauf des Versuchs-
Nachklärbeckens TSe [mg/1] und der Schlammvolumenbeschickung qsv
[l/m2-h]. Die Darstellung belegt, dass mit strömungsbremsenden Einbauten
(mit LW) vor allem bei höheren Belastungen eine deutliche Verbesserung
der Ablaufqualität erreicht werden kann.
Billmeier (1978) führte den Begriff der spezifischen Raumbelastung ein,
die in Formel (2.78) zitiert ist. Danach ist der Schwebstoffgehalt im Ablauf
eines Nachklärbeckens abhängig von der Schlammvolumenbeschickung,vom Rücklaufverhältnis und von der Beckentiefe (vgl. Formel (2.79)). Die
Beckentiefen der von Billmeier (1978) untersuchten konventionellen
Rundbecken erstrecken sich von 1.25 bis 1.7 m am Rand und von 2.24 bis
4.2 m im Zentrum. Die maximale spezifische Raumbelastung seiner Unter¬
suchungen lag bei ca. 750 l/m3-h. Abb. 5.25 vergleicht die Messergebnisseder vorliegenden Untersuchung mit der bekannten Formel (2.79) von
Billmeier (1978). Es fällt auf, dass die Daten der Versuche mit Lochwän¬
den (mit LW) noch am ehesten mit der Kurve von Billmeier (1978) an-
5 STATIONÄRE VERSUCHE 177
genähert werden könnten, während die Ergebnisse der Versuche ohne
Lochwände (ohne LW) durchwegs darüber liegen. Diese Feststellung nährt
die Vermutung, dass unter Umständen die absolute Beckenlänge für den
Schwebstoffgehalt im Ablauf des Nachklärbeckens eine wichtige Rolle
spielt. Aus baulichen Gründen konnte das Versuchs-Nachklärbecken nicht
länger als 15 m gebaut werden (vgl. Kapitel 3). Horizontal längsdurch¬
strömte Nachklärbecken in Natur sind aber mindestens doppelt so lang. Ein
absoluter Vergleich zwischen den Schwebstoffgehalten der Versuchsanlage
und Daten aus Naturmessungen scheint daher schwierig. Wesentlicher
allerdings sind die relativen Unterschiede der Ergebnisse der verschiedenen
Versuchskonfigurationen, die gut miteinander verglichen werden können.
200
150--
1U100-
50--
—+—TSE [mg/l] ohne LW• TSE [mg/l] mit LW
— -Billmeier (1978)
100 200 300 400 500 600
.3l
700
qsV(1+RV)/H[l/mJh]
Abb. 5.25: Zusammenhang zwischen dem Schwebstoffgehalt im Ablauf des Versuchs-
Nachklärbeckens TSe [mg/l] und der spezifischen Raumbelastung
qsvü+RV)/H [l/m3h] für die Versuche ohne (ohne LW) bzw. mit Ein¬
bauten (mit LW). Gestrichelt eingezeichnet ist die von Billmeier (1978)
empirisch ermittelte Funktion.
Die Versuchsergebnisse haben ganz deutlich gezeigt, dass für das
Nachklärbecken ohne Einbauten der Schwebstoffgehalt im Becken¬
ablauf nicht nur von der Schlammvolumenbeschickung qsv abhängig ist,
sondern zusätzlich auch eine Funktion der Zulaufhöhe ho (Abb. 3.7) und
der Beckentiefe H ist:
TSe = f (qsv, h0, H). (5.51)
178 5 STATIONÄRE VERSUCHE
Das Rücklaufverhältnis RV hat sich - im Gegensatz zu Billmeier (1978) -
als wenig beeinflussende Variable auf TSe herausgestellt. Diese Fest¬
stellung machten auch schon Grady (1977), Tuntoolavest et al. (1983) oder
Ditsios (1984).
Wie bei der Herleitung der Berechnungsformel für die
Schlammspiegellage im Nachklärbecken diente auch für die Berechnungdes Schwebstoffgehaltes im Beckenablauf die Multiple Regression als
zweckmässige statistische Möglichkeit für eine mathematische
Beschreibung. Damit die einzelnen Faktoren der entsprechenden Variablen
miteinander verglichen werden können, ist die Normierung derselben
notwendig. Für die Normierung der Zielgrösse TSe wurde der zulässige
Grenzwert aus Gleichung (5.50) und für die Normierung der
Schlammvolumenbeschickung qsv die schon oben verwendete maximal
zulässige Schlammvolumenbeschickung nach ATV (1991) verwendet
(Formel (5.32) und (5.43)). Der Quotient der Zulaufhöhe ho und der
Beckentiefe H ergibt eine dimensionslose Zahl, die der zur Beckentiefe
relativen Zulaufhöhe entspricht. Diese beiden Parameter konnten denn
auch in den Versuchen variiert werden.
Für die Berechnung des zum zulässigen Grenzwert relativen Schwebstoff¬
gehaltes im Ablauf des Versuchs-Nachklärbeckens ohne Einbauten
resultierte die folgende Formel:
TS,
TS.= -0.62 + 2.35
fczul Jger.
qSv
V^SVzul JIhJ
(5.52)
In Abb. 5.26 sind die nach Formel (5.52) gerechneten Werte gegenüber
den in den Versuchen gemessenen aufgetragen. Auch wenn die in Abb.
5.26 verglichenen Werte nur mit einem Band von ± 10 mg/l (= 0.5-TSe zul)
praktisch alle abgedeckt werden können, ist der Einfluss der massgebenden
Parameter mit der Schätzformel (5.52) gut ersichtlich.
In Formel (5.52) kommt die direkte lineare Abhängigkeit des Ablauf¬
schwebstoffgehaltes von der Schlammvolumenbeschickung zum
Ausdruck: sobald die Schlammvolumenbeschickung erhöht wird, also bei
5 STATIONÄRE VERSUCHE 179
grösserer hydraulischer Belastung, steigt der Schwebstoffgehalt im
Beckenablauf an.
Die Versuche haben zudem sehr deutlich gezeigt, dass neben dieser
Variablen die Zulaufhöhe ho einen markanten Einfluss auf die Ablaufquali¬tät ausübt. Dieser Tatsache wird in Gleichung (5.52) ebenfalls Rechnung
getragen. Bei grossem ho steigt der Schwebstoffgehalt im Ablauf an, bei
kleinem sinkt er. Diese in der Abwasserpraxis mittlerweile verbreitete
Kenntnis machten z. B. auch schon Bretscher et al (1984), Krebs (1989)
oder Ueberl (1995a). Der tiefe Zulauf in ein Nachklärbecken wirkt sich
nicht nur vergleichmässigend auf das Strömungsfeld aus, sondern zwingtden Beckenzufluss durch das Schlammbett, das die Wirkung eines
Flockenfilters übernimmt. Krebs (1991b) hat gezeigt, dass ho bei einer
densimetrischen Zulauffroudezahl von Fdo = 1 ein Optimum besitzt. Dies
konnte in Formel (5.52) deshalb nicht berücksichtigt werden, weil die
Zulauffroudezahlen in den Versuchen immer weniger als 1 betragen haben.
Selbst bei der geringsten untersuchten Zulaufhöhe von ho = 0.35 m betrugdie maximale Froudezahl im Zulauf nur 0.77. Zulaufhöhen, die kleiner als
etwa 30 cm sind, kommen aber aus betrieblichen Gründen nicht in Frage.
Der Einfluss der Beckentiefe H auf den Schwebstoffgehalt im Becken¬
ablauf war isoliert betrachtet ungefähr umgekehrt proportional. Das heisst,
dass zum Beispiel bei einer Beckentiefe von 2.15 m der Schwebstoffgehaltim Beckenablauf gegenüber demselben Versuch mit einer Beckentiefe von
H = 3 m um etwa den Faktor 3/2.15 = 1.40 höher war.
Auffallend an Abb. 5.26 ist der Umstand, dass die gemessenen Schweb¬
stoffgehalte im Nachklärbecken ohne Einbauten Werte erreichen, die den
zulässigen Grenzwert um bis das Zweieinhalbfache überschreiten! Das
Versuchs-Nachklärbecken konnte für sehr viele Konfigurationen überlastet
werden ((TSe/TSe zuOgem. > 1)- Wie die folgenden Ausführungen für das
Becken mit Lochwänden zeigen werden, können solche Überlastungen des
Vorfluters vermieden werden.
180 5 STATIONÄRE VERSUCHE
3
2.5
*1
23
ü
/TS 1.5
ui
(0H 1
0.5
0
0 0.5 1 1.5 2 2.5 3
(TSJTS,, ,)* e Ezul'gem.
Abb. 5.26: Vergleich zwischen gerechneten und gemessenen Werten des zum zulässi¬
gen Grenzwert relativen Schwebstoffgehaltes im Ablauf des Versuchs-
Nachklärbeckens ohne Einbauten. Die berechneten Werte wurden gemäss
Formel (5.52) ermittelt.
Für einen rechnerischen Ansatz zur Ermittlung des Schwebstoffgehaltes im
Nachklärbecken mit Lochwänden soll wiederum ein Ansatz mit
möglichst wenig Variablen gewählt werden. Die Versuchsergebnisse haben
gezeigt, dass der Ablaufschwebstoffgehalt neben der Schlammvolumen¬
beschickung mit dem Lochflächenanteil £ und der Anzahl Kammern K
beschrieben werden kann:
TSE = f(qsv, t K). (5.53)
Da der Einfluss der Einbauten bei weitem überwiegt, entfällt im Gegensatz
zum konventionellen Becken ohne Einbauten die Abhängigkeit des
Schwebstoffgehaltes im Ablauf von der Zulaufhöhe ho- Bei den hier
ausgewerteten Versuchen mit Einbauten betrug die Wassertiefe immer H =
3 m.
Für die Berechnung des zum zulässigen Grenzwert relativen Schwebstoff¬
gehaltes im Ablauf des Versuchs-Nachklärbeckens mit Lochwänden
resultierte Formel (5.54). Wie bei der Berechnung des Schwebstoffgehaltes
5 STATIONÄRE VERSUCHE 181
beim Becken ohne Einbauten wurde auch hier für die Normierung der
Zielgrösse TSe der zulässige Grenzwert aus Gleichung (5.50) und für die
Normierung der Schlammvolumenbeschickung qsv die maximal zulässige
Schlammvolumenbeschickung nach A7V (1991) verwendet (Formel (5.32)
und (5.43)).
fTS'] = -0.03 + 0.90-
ger.
( \
qsv+ 3.31-
In Abb. 5.27 sind die nach Formel (5.54) gerechneten Werte gegenüberden in den Versuchen gemessenen aufgetragen. Die in Abb. 5.27
verglichenen Werte liegen fast alle in einer Bandbreite von + 5 mg/l (=
0.25 TSe zul) und zeigen die recht gute Übereinstimmung zwischen
Messung und Rechnung.
Der zweite Summand in Formel (5.54) verdeutlicht, dass bei den
Versuchen mit Einbauten eine viel geringere Abhängigkeit des Schweb¬
stoffgehaltes im Beckenablauf von der Schlammvolumenbeschickungbesteht als bei den Versuchen ohne Einbauten (vgl. Formel (5.52)).
Bei geringem Lochflächenanteil C, sinkt der Schwebstoffgehalt im Becken¬
ablauf TSe- Eine grössere Anzahl Kammern K bewirkt ebenfalls eine
erhöhte Dämpfung von TSe- Auch bei diesen beiden Parametern liegt die
Vermutung nahe, dass sich irgendwo ein Optimum einstellt. Die
beschränkte Variation der Parameter erlaubt diesbezüglich keine Aussagenin der stark vereinfachten Schätzformel (5.54). Trotzdem zeigen die
Formel (5.54) und die Darstellung in Abb. 5.27 die Zusammenhänge für
das Versuchs-Nachklärbecken mit Einbauten sehr deutlich. Sowohl bei der
Wahl der Anzahl Kammern als auch beim Lochflächenanteil gilt es
wiederum, betrieblich vernünftige Grössen finden. Kammerlängen, die
kürzer als die Beckentiefe sind, sollten vermieden werden, da sie einen
zusätzlich ungünstigen Einfluss auf das gesamte Schlammvolumen im
Nachklärbecken mit Einbauten ausüben. Bei Einbauten mit Lochilächen-
anteilen von weniger als £ = 0.1 (10 %) dürften ähnliche Probleme auftre¬
ten.
182 5 STATIONÄRE VERSUCHE
Da für die durchgeführten Versuche jeweils alle eingesetzten Lochwände
pro Versuch denselben Lochflächenanteil hatten, ist diese Variable in
Formel (5.54) klar definierbar. Würden Lochwände mit verschiedenen
Lochflächenanteilen eingebaut, so musste sinnvollerweise der durchlässige
Anteil der letzten Wand vor dem Beckenablauf eingesetzt werden.
1.5
& 1O) I
"5
ä
eUI
S2 o.s
00 0.5 1 1.5
(TSE/TSEzu,U
Abb. 5.27: Vergleich zwischen gerechneten und gemessenen Werten des zum zulässi¬
gen Grenzwert relativen Schwebstoffgehaltes im Ablauf des Versuchs-
Nachklärbeckens mit Lochwänden. Die berechneten Werte wurden gemäss
Formel (5.54) ermittelt.
Die Darstellung in Abb. 5.27 zeigt, dass für alle durchgeführten Versuche,
die gemessenen Schwebstoffgehalte im Beckenablauf den zulässigenGrenzwert nie überschreiten ((TSe/TSe zuOgem. < 1)! Dieses Ergebnis
beweist erneut, dass Lochwände ein durchaus taugliches Mittel sind, um
die Effizienz von überlasteten Nachklärbecken erheblich zu steigern.
Bei den durchgeführten Versuchen mit Lochwänden betrug die Wassertiefe
jeweils 3 m. Dass Lochwände aber auch eine reelle Verbesserungs¬
möglichkeit von noch flacheren Nachklärbecken bieten, soll ein ab¬
schliessender Verifikationsversuch verdeutlichen, bei dem die Wassertiefe
im Nachklärbecken nur 2.15 m betrug. Tab. 5.3 zeigt Randbedingungenund Resultate dieses Versuches, bei dem das Becken unter Regenwetter¬
belastung stand.
5 STATIONÄRE VERSUCHE 183
Trotz der starken Belastung des Versuchs-Nachklärbeckens konnte mit
Hilfe von Lochwänden auch beim nur 2.15 m tiefen Becken der zulässigeGrenzwert bezüglich Ablaufschwebstoffgehalt bei weitem eingehaltenwerden! Ohne Einbauten wäre dies nie möglich gewesen. Die Dämpfungbzw. die Reduktion des Schwebstoffgehaltes im Nachklärbeckenablauf ist
auch bei sehr geringer Beckentiefe dank dem Einsatz von Lochwänden
bedeutend. Infolge des veränderten Schlammregimes (vgl. Abb. 5.15) hat
dieser Verifikationsversuch jedoch gezeigt, dass die Schlammschicht
relativ zur Wassertiefe H und auch relativ zur Räumbalkenhöhe hr sehr
hoch wird. Da sich beim Kettenräumsystem der Rücktransport des
Schlammes auf die alleruntersten Bereiche der Schlammschicht
beschränkt, wird die Eindickzeit des darüberliegenden Schlammes sehr viel
höher als theoretisch erwartet. Bei länger anhaltendem Mischwasserzufluss
besteht daher die Gefahr der unerwünschten Denitrifikation im Nachklär¬
becken, die zu Schwimmschlamm führen kann. Mit einem angepassten
Räumsystem bzw. mit einer für jede Kammer angepassten Räumleistungkann dieser Situation betrieblich begegnet werden.
Beckenlänge L Tm] 15.00
Beckenbreite B [m] 1.00
Wassertiefe H [m] 2.15
Abstand Zulauftauchwand - Beckenanfang Xq [m] 0.50
Abstand Zulauftauchwand - Beckensohle h0 [m] 0.35
Verhältnis ho/H [-] 0.163
Lochwandtyp gemäss Abb.: 5.13 dAnzahl Kammern K [-] 4 (volumenqleich)Verhältnis L/L [-] 0.25
Lochflächenanteil £t = FLi/FNB [-] 0.24
Oberflächenbeschickung qA [m/h] 2.0
Rücklaufverhältnis RV [-] 0.5
Trockensubstanzgehalt im Zulauf TSBb [kg/m3] 2.7
Schlammvolumenindex ISV [ml/ql 70
Schlammvolumenbeschickung qsv [l/m^-h] 380
Räumbalkenhöhe (Kettenräumer) hr [m] 0.15
Abstand der Räumbalken ar [m] 4.0
Räumbalkengeschwindigkeit vr [cm/s] 2
Ablaufschwebstoffgehalt (gemessen) TSE aem. [mg/l] 14
Ablaufschwebstoffgehalt (gerechnet mit TSEaer [mg/l]Formel (5.54))
19
Tab. 5.3: Randbedingungen und Ablaufqualitäten für einen Versuch mit Lochwänden
bei einer Wassertiefe von 2.15 m.
184 5 STATIONÄRE VERSUCHE
Im folgenden Kapitel, das die stationären Untersuchungen abschliesst,
werden die oben erwähnte und andere betriebliche Erfahrungen und
Empfehlungen zusammengefasst. Zudem werden konstruktive Hinweise
bezüglich der Lochwandgestaltung erläutert, die im Rahmen der Versuche
erarbeitet wurden.
5.4.5 Betriebliche Empfehlungen und konstruktive Hinweise
Verschiedene betriebliche Erfahrungen, die während den Untersuchungen
am Versuchs-Nachklärbecken und auf zwei Kläranlagen gemacht worden
sind, sind hier zusammengestellt.
- Im Kapitel 5.3 wurde darauf hingewiesen, dass die Räumbalken eines
Kettenräumers nicht nach dem Schneepflugprinzip arbeiten, sondern nur
die allerunterste Schicht des Schlammes Richtung Trichter bewegen. Wie
auf Abb. 5.7 schematisch dargestellt ist, werden an der Oberkante des
Räumbalkens Scherschichten erzeugt, die nicht nur das Geschwindig¬keitsfeld beeinflussen, sondern auch dafür verantwortlich sind, dass
bereits abgesetzte Schlammflocken wieder aufgewirbelt werden. Infolgedieses Energieeintrages ist die Verweilzeit der Schlammflocken im
Nachklärbecken grösser als allgemein angenommen.
- Die Eindickung des abgesetzten Belebtschlammes sollte zu einem grossen
Teil im Nachklärbecken stattfinden. Durch den Energieeintrag der Räum¬
balken wird aber bereits eingedickter Schlamm wieder bewegt, der Ein¬
dickvorgang teilweise rückgängig gemacht und in seiner Effizienz redu¬
ziert. Erfahrungen mit einem Saugräumsystem, bei dem der abgesetzteSchlamm weder geschoben noch aufgewirbelt, sondern an Ort und Stelle,
wo er anfällt, entfernt wird, waren durchwegs positiv (Baumer et al,
1995). Auch wenn beim Saugräumer ebenfalls ein gewisser Schlamm¬
anteil über den Räumer zurückströmen sollte, ist der abgesaugteSchlammanteil ein für alle Mal dem bodennahen Absetzvorgang entzogen
und kann nicht mehr unproduktiv bewegt werden. In diesem Sinne sind
Saugräumer vorerst positiv zu beurteilen.
- Das Problem bei der RücklaufSchlammförderung mit Hilfe von Saug¬räumern sind die grossen Schwankungen der Rücklaufschlammkonzen¬
trationen: dies ist besonders bei den Wendepunkten der Räumbalken
5 STATIONÄRE VERSUCHE 185
augenfällig, wo zuerst hoch konzentrierter Bodenschlamm abgesaugtwird und kurze Zeit später - bei der "Rückfahrt" des Räumbalkens -
praktisch sauberes Wasser in die Rücklaufschlammrinne gefördert wird.
Wegen dieser grossen Schwankungen sind grosse Rücklaufverhältnisse
erforderlich, die ihrerseits den Nachklärbeckenzufluss unnötig erhöhen.
Um diesem energetisch und für die Nachklärung hydraulisch negativenUmstand gerecht zu werden, empfiehlt es sich, die Rücklaufschlamm¬
förderung in Abhängigkeit der Bodenschlammkonzentration zu regeln.Bei maximaler Bodenschlammkonzentration ist der Rücklaufschlamm¬
fluss maximal, während die Pumpen bei niedriger Konzentration des
noch wenig eingedickten Schlammes praktisch keinen Rücklaufschlamm
fördern.
- Eine vom Effekt her analoge Möglichkeit für die Rücklaufschlammför¬
derung ist die Regelung nach der Schlammspiegellage. Bei hohem
Schlammspiegel wird mehr Rücklaufschlamm gefördert, bei tiefem
weniger (Born, 1995). Um die zusätzliche hydraulische Belastung zu
vermeiden, sollte der Rücklaufschlammfluss auch nicht unbedingt
proportional zum Zufluss erhöht werden, sondern erst dann gesteigert
werden, wenn die Gefahr besteht, dass kritische Eindickzeiten erreicht
werden. Diese Regelung kann über die Messung der Schlammspiegellage
erfolgen (Born undNöding, 1995).
- Die betrieblich aufwendigeren Verfahren mit konzentrationsgeregeltem
Saugräumer oder mit einer Regelung über die Schlammspiegellage sind
vor allem auch hinsichtlich der dynamischen Beaufschlagung einer Klär¬
anlage und der Nachklärbecken bei einsetzendem Regenwetter zu sehen.
- Das Problem von kritischen Eindickzeiten manifestierte sich vor allem in
den Versuchen mit Lochwänden. Durch das verwendete, wenig effiziente
Räumsystem blieb der Schlamm insbesondere in den hinteren Teilbecken
viel länger liegen als in der ersten Beckenkammer, von wo der Weg in
den Schlammtrichter kurz und direkt ist. Um unerwünschte biochemische
Prozesse wie Denitrifikation oder Phosphatrücklösungen bei Bio-P-
Anlagen in der Schlammschicht einzuschränken, müssen hohe
Schlammlagerzeiten vermieden werden. Mit Hilfe eines Saugräum¬
systems können diese Probleme elegant gelöst werden.
- Auf Abb. 5.13 sind die verschiedenen Lochwandkonfigurationenskizziert. Die bei den Konfigurationen von Abb. 5.13a und b installierte
186 5 STATIONÄRE VERSUCHE
Gummilasche gewährt den Räumbalkendurchgang. Vorteilhaft ist die
Bremsung der starken Sohlströmung. Dem gegenüber steht allerdings
der gravierende Nachteil, dass zwar der Durchgang des Räumbalkens,
nicht aber des abgesetzten Schlammes gewährleistet ist. Die Schlamm¬
pakete zwischen zwei Räumbalken entweichen infolge der durch die mit
Gummilasche ausgestatteten Lochwand produzierte Stützkraft nach oben
und setzen sich nach dem Räumbalkendurchgang wieder ab. Damit
besteht die Gefahr, dass ein Grossteil des Schlammes in den hinteren
Teilbecken gar nie in den Schlammtrichter befördert wird. Für Nach¬
klärbecken mit Ketten- oder Schildräumer muss der Räumbalkendurch¬
gang unter allfälligen Einbauten unbedingt offen gehalten werden (Abb.
5.13c und d), während bei Nachklärbecken mit Saugräumern auf die
positiven Effekte solcher Gummilaschen nicht verzichtet werden muss.
- Die Lochwandkonfiguration von Abb. 5.13b, bei der der unterste Meter
des Nachklärbeckenquerschnittes völlig undurchlässig ist, bewirkt eine
sehr deutliche Reduktion der stark nach vorwärts gerichteten Fliessge¬
schwindigkeiten in jenem Beckenbereich. Andererseits werden, sobald
der Schlammspiegel im ersten Teilbecken den durchlässigen Teil der
Lochwand erreicht hat, in den folgenden Beckenkammern starke
Dichteströmungen erzeugt. Um dies zu verhindern, soll der durchlässigeTeil von Einbauten möglichst gleichmässig über den Nachklärbecken¬
querschnitt verteilt sein (Abb. 5.13d).
- Die Lochdurchmesser bei den Einbauten im Versuchs-Nachklärbecken
auf der Kläranlage Werdhölzli betrugen immer Dl = 0.1 m. Kleinere
Durchmesser sollten nicht gewählt werden. Obwohl der Lochdurch¬
messer in der vorliegenden Untersuchung nicht variiert worden ist, kann
ein Lochdurchmesser Dl von 10 cm oder mehr empfohlen werden. Es
liegen positive Betriebserfahrungen von einem echten Nachklärbecken
mit einem Lochdurchmesser von Dl = 10 cm und der Unterteilung in
mehrere Kammern vor, während sich der Betrieb mit einem Lochdurch¬
messer von Dl = 5 cm und nur einer Lochwand auf einer anderen Klär¬
anlage überhaupt nicht bewährt hat.
- Die Unterteilung eines Nachklärbeckens in mehrere Kammern ist auf
jeden Fall wesentlicher als die exakte Zuordnung von Lochflächenanteil
und Lochdurchmesser. Die bremsende Wirkung auf die Strömung könnte
ebensogut mit geschlitzten Wänden erfolgen.
187
6INSTATIONARE VERSUCHE
Konstante Zuflüsse wiederspiegeln nur einen Teil der in Natur vorkommen¬
den Belastungen für Nachklärbecken. Bei Mischwasserkanalisations¬
systemen entstehen bei einsetzendem Regenwetter dynamische Zufluss¬
verhältnisse.
Mit einer vereinfachten Ganglinienfunktion wurde das Konzept des mit
Einbauten verbesserten Nachklärbeckens unter instationären Zufluss¬
bedingungen getestet. Ein Anstieg des Zuflusses ist beim konventionellen
Nachklärbecken nach nur sehr kurzer Zeit in einer deutlichen Verschlech¬
terung der Ablaufqualität feststellbar. Beim Becken mit strömungsbremsen-den Einbauten hingegen haben solche Belastungsschwankungen praktischkeinen Einfluss auf diese Messgrösse. Die starke Dämpfung gewährleistetauch bei instationären Zuflussverhältnissen praktisch konstant niedrigeSchwebstoffgehalte im Beckenablauf.
Wie bei den stationären Untersuchungen erzeugen Einbauten auch hierwieder starke Gradienten zwischen den Schlammspiegellagen in den
einzelnen Beckenkammern. Dieser Nachteil sollte mit betrieblichen Mass¬
nahmen wie zum Beispiel einer geregelten Rücklaufschlammförderungbehoben werden.
6.1 MOTIVATION
Sämtliche bisher präsentierten Resultate basieren auf stationären Versu¬
chen. Diese können an der Versuchsanlage problemlos eingestellt und auch
wiederholt werden, entsprechen aber nur teilweise der Wirklichkeit auf
einer Kläranlage. Folgende Fragen können nur mit Hilfe von dynamischenVersuchen beantwortet werden:
- Was passiert bei einsetzenden Regenereignissen, wenn der Zufluss zur
Versuchsanlage ansteigt? Insbesondere:
- Wie reagiert das Versuchsbecken bezüglich Schlammhaushalt?
- Wie verändert sich die Trübung im Beckenablauf?
- Funktioniert das Konzept der Lochwände auch bei stark ändernden
Zuflussverhältnissen?
Um diese Fragen klären zu können, wurden für fünf verschiedene Becken¬
konfigurationen dynamische Untersuchungen durchgeführt.
188 6 INSTATIONÄRE VERSUCHE
6.2 UNTERSUCHUNGEN
Das Hauptziel der dynamischen Untersuchungen bestand darin, zu
überprüfen, ob sich die positiven Auswirkungen von mit Lochwänden
unterteilten Nachklärbecken gegenüber konventionellen Becken auch unter
solchen Verhältnissen bewahrheiten.
Bei dynamischen Versuchen müssen sämtliche Messgrössen möglichstkontinuierlich über die Zeit erfasst werden können. Dies ist bei der
Versuchsanlage nur für den Zufluss Qo und die Ablauftrübung TSe online
der Fall. Bei der Rücklaufschlammkonzentration und den Schlammspiegel¬
lagen wurden zu bestimmten Zeitpunkten Probenahmen bzw. Ablesungen
durchgeführt. Da im Versuchs-Nachklärbecken keine Schlammverlagerungsimuliert werden konnte, wie dies auf echten Kläranlagen bei Regen¬
wetterbeginn der Fall ist, kann die Belebtschlammkonzentration des
Zulaufs als konstant angenommen werden. Für die dynamischen
Messungen wurden keine Fliessgeschwindigkeiten gemessen, da nur eine
einzige Sonde zur Verfügung stand.
Tab. 6.1 gibt einen Überblick der verschiedenen Randbedingungen der in¬
stationären Versuche; auf Abb. 6.1 ist die Ganglinie für die fünf Versuche
dargestellt. Die Oberflächenbeschickung wurde während den ersten drei
Stunden eines Tests konstant auf qA = 1.0 m/h gehalten. Für die folgenden
30 Minuten wurde sie auf 1.5 m/h erhöht und anschliessend für weitere 30
Minuten wieder auf 1.0 m/h reduziert. Während der nächsten Stunde, also
zwischen der vierten und fünften Versuchsstunde, wurde das Nachklär¬
becken mit der maximalen Oberflächenbeschickung von 2.0 m/h belastet.
Für die letzten zwei Versuchsstunden wurde der Zufluss wieder auf qA =
1.0 m/h gedrosselt. Die Wassertiefe betrug jeweils H = 3.00 m. Der Rück¬
laufschlammfluss wurde in der Versuchsanlage während der gesamten
Dauer eines dynamischen Versuches konstant auf Qrs = 4.17 1/s gehalten,
woraus ein Rücklaufverhältnis RV = Qrs/Q von 1.0 für qA= 1 m/h, 0.67
für qA = 1.5 m/h und 0.5 für qA = 2 m/h resultiert. Dies entspricht durchaus
der heutigen Praxis auf Kläranlagen, wo die Rücklaufschlammpumpen in
den wenigsten Fällen in Abhängigkeit des Zuflusses geregelt sind.
Abb. 6.2 zeigt die verschiedenen Zulaufkonstruktionen. Die Position der
Zulauftauchwand ist durch den Abstand xo zur zulaufseitigen Beckenwand
6INSTATIONARE VERSUCHE 189
und durch den Abstand ho zur Sohle definiert. Für die Versuche Nr. I, III
und IV betrugen sowohl xo als auch ho jeweils 0.5 m. Für die Versuche Nr.
II und V war eine horizontale Prallplatte mit einer Oberfläche von 1 m2 in
einem Abstand von 15 cm (= hr) über dem Schlammtrichter installiert.
Zweck dieser Platte ist die Verhinderung von Kurzschlüssen zwischen
Zulauf und Schlammtrichter.
Versuch Nr. TSBB [kg/m3] ISV [ml/g] Einlaufkonfiguration Lochwände
1 2.8 89 Tauchwand:
Xo=0.5 m, h0=0.5 m~
II 2.0 73 Tauchwand:
Xo=0.5 m, h0=0.35 m;
horizontale Platte
über dem
Schlammtrichter
III 2.9 90 Tauchwand:
Xq=0.5 m, h0=0.5 m3 bei x=3.75, x=7.5
und x=11.25 m
(C=0.17)IV 2.6 85 Tauchwand:
Xo=0.5 m, h0=0.5 m3 bei x=3.75, x=7.5
und x=11.25 m
«=0.21)V 2.2 75 Tauchwand:
Xq=0.5 m, h0=0.35 m;
horizontale Platteüber dem
Schlammtrichter
1 bei x=7.5 m
(C=0.21)
Tab. 6.1: Randbedingungen der instationären Versuche.
qA<m/h)
2.0 —
1.5
1.0
0.5—1
JU
J I... J... .1
12 3 4 6 7 8
Zeit (h)
Abb. 6.1: Ganglinie der dynamischen Versuche: Oberflächenbeschickung qA [m/h] in
Abhängigkeit der Zeit in [h].
Die in den dynamischen Versuchen verwendeten Lochwandkonfiguratio¬nen entsprechen denjenigen von Abb. 5.13c und 5.13d. Der Lochflächen-
190 6 INSTATIONÄRE VERSUCHE
anteil einer Lochwand t, ist in Gleichung (5.24) definiert. Für £ = 0.17 ist
die Verteilung der Löcher auf Abb. 5.13c, für C, = 0.21 auf Abb. 5.13d
wiedergegeben. Der Lochdurchmesser betrug konstant Dl = 0.1 m.
Versuch Nr. 1,111,1V
JXo=0.5m M_.
\f ho=0.5m
Qrs-J
Versuch Nr. II und V
ho=0.35m
Abb. 6.2: Zulaufkonfigurationen für die dynamischen Versuche. Im Unterschied zu den
Versuchen Nr. I, UI und IV war bei den Versuchen Nr. II und V über dem
Schlammtrichter eine horizontale Prallplatte eingebaut. Damit beträgt die
effektive Zulaufhöhe ho bei den Versuchen Nr. II und V nur 0.35 m.
6.3 RESULTATE
Abb. 6.3 und 6.4 zeigen den über die Zeit aufgetragenen Schwebstoffgehaltim Beckenablauf für die Ganglinie von Abb. 6.1 und die Versuchsbe¬
dingungen aus Tab. 6.1. Etwa zwei Stunden nach Versuchsbeginn wird
bezüglich Schwebstoffgehalt im Ablauf ein Gleichgewichtszustand
erreicht, der eine weitere Stunde anhält, bevor die erste Zuflusssteigerung
erfolgt. Bei Versuch Nr. V wird dieser Gleichgewichtszustand erst nach ca.
2.5 Stunden erreicht (Abb. 6.4c). Für die Versuche Nr. I und II, bei denen
keine Einbauten im Beckeninnern vorgenommen worden sind, verschlech¬
tert sich die Ablaufqualität sehr rasch nach einer Steigerung des Zuflusses.
Die Zunahme des Schwebstoffgehaltes im Ablauf erfolgt mit einem
Versatz von ca. 15 bis 30 Minuten verglichen mit der Zuflusssteigerung
(Abb. 6.3). Nachklärbecken ohne Einbauten reagieren also äusserst sensitiv
auf Belastungsschwankungen. Nach der Reduktion des Zuflusses auf
Trockenwetterverhältnisse (qA =1.0 m/h) nimmt auch der Schwebstoff¬
gehalt im Ablauf wieder ab, pendelt sich dabei aber allerdings auf einem
höheren Niveau ein, als wenn keine Zuflussschwankungen stattgefunden
6 INSTATIONÄRE VERSUCHE 191
hätten. Bei längerer Versuchsdauer hätte der Schwebstoffgehalt im Ablauf
irgendwann wieder auf das ursprüngliche Niveau zurückkommen müssen.
Bei beiden instationären Versuchen am Versuchs-Nachklärbecken ohne
Einbauten war die Nachwirkung sehr lange. Für Versuch Nr. I lag die
Schlammvolumenbeschickung qsv zwischen 249 und498 l/m2h und für
Versuch Nr. II betrug qsv 146 bis 292 l/m2-h.
50.00
TSE [n gfl]
a)
100 150 200 250 300 350 400 450
Zelt ab Messbeginn [Min]
50.00
b)
TSEfna/H
50 100 150 200 250 300 350 400 450
Zelt ab Messbeginn [Min]
Abb. 6.3: Nachklärbeckenzufluss Q0 [1/s] und Schwebstoffgehalt im Ablauf TSE [mg/l]
in Abhängigkeit der Versuchsdauer für Versuch Nr. I (a) und II (b).
192 6 INSTATIONÄRE VERSUCHE
Den Versuchen Nr. III, IV und V sind Strömungsbremsende Einbauten in
Form von Lochwänden im Beckeninnern gemeinsam. Wie Abb. 6.4
verdeutlicht, ist auch bei stark zunehmendem Beckenzufluss praktischkeine Verschlechterung der Ablaufqualität bemerkbar. Der nach ca. 2 bis
2.5 Stunden erreichte Gleichgewichtszustand bleibt auch bei schwanken¬
den Zuflussverhältnissen im Gegensatz zum konventionellen Becken erhal¬
ten. Bei Versuch Nr. V wurde im Gegensatz zu Versuch Nr. II und IV (3
Lochwände) nur eine Lochwand in Beckenmitte eingebaut. Diese redu¬
zierte Dämpfung ist denn auch dafür verantwortlich, dass bei erhöhtem
Zufluss ein leichter Anstieg des Schwebstoffgehaltes im Beckenablauf
festgestellt werden kann"(Abb. 6.4c). Nachklärbecken, die durch mehr als
eine Lochwand unterteilt sind, reagieren auf Zuflussschwankungen weni¬
ger empfindlich und sind stabiler.
Wie schon Krebs et al. (1992) gezeigt haben, können die für die Nachklär¬
beckeneffizienz positiven Auswirkungen auf ein ausgeglicheneres
Geschwindigkeitsfeld und eine günstigere Aufenthaltszeitverteilung (vgl.Abb. 2.6) zurückgeführt werden. Werden die zuströmenden Belebt¬
schlammflocken als Tracer betrachtet, so lassen sich bei Betrachtung der
Versuche Nr. I und II (Abb. 6.3) und Versuch Nr. IV (Abb. 6.4b) folgende
Aussagen formulieren: Bei diesen drei Versuchen war die Nachklärbecken¬
rinne bei Versuchsbeginn mit relativ klarem Brauchwasser gefüllt. Daher
entspricht der Schwebstoffgehalt im Ablauf zur Zeit t = 0 Sekunden etwa 0
[TE/F]. Bei den Versuchen mit dem konventionellen Becken (Nr. I und II)
erfolgt der erste deutliche Anstieg der Ablauftrübung nach ca. 30 Minuten,
während dieser bei Versuch Nr. IV, bei dem das Becken durch drei Loch¬
wände in vier Teilbecken unterteilt ist, erst nach einer knappen Stunde
erfolgt. Der Nachklärbeckendurchfluss beträgt bei einer Oberflächen¬
beschickung von qA = 1.0 m/h während den ersten drei Versuchsstunden Q
= 4.17 1/s. Dies führt gemäss Formel (2.18) zu einer theoretischen Aufent¬
haltszeit von 0 = V/Q = 3 h (= HAja), die bedeutend höher ist als der
Versatz von Zuflusserhöhung und Anstieg der Ablauftrübung.
6 INSTATIONÄRE VERSUCHE 193
50.00
40.00
£U 30.00<n
iZ 20.00
o
O
10.00
tfYh^V^^
qA «1.0 [m/h]
> TSE [n gfl]
»oop/s;
50 100 150 200 250 300 350 400 450
Zelt ab Messbeginn [Min]
a)50.00
b)
0.00 +
50.00
40.00
I
iti 30.00
{2
£.20.00
o
O
10.00
0.00
c)
.TSE [n g/Q
50 100 150 200 250 300 350 400 450
Zelt ab Messbeginn [Min]
n yVi/iv \ H (1JjTSEIngfl]
n "jhqA-1.0 i
ttjj^ **kf* W^^^Wiy
\i q/U2.0 qA =1.0 [m/h]
50 100 150 200 250 300 350 400 450
Zelt ab Messbeginn [Min]
Abb. 6.4: Nachklärbeckenzufluss Qo [1/s] und Schwebstoffgehalt im Ablauf TSe [mg/l]
in Abhängigkeit der Versuchsdauer für die Versuche Nr. III (a), IV (b) und
V(c).
194 6 INSTATIONÄRE VERSUCHE
Auf der einen Seite werden Nachklärbecken also mit Hilfe von Einbauten
im Beckeninnern unempfindlicher gegenüber Zuflussschwankungen.
Andererseits entsteht durch die Kompartimentierung eines Beckens ein
völlig verändertes Schlammregime (vgl. auch Abb. 5.15). Abb. 6.5 zeigtdie über die Versuchsdauer aufgetragenen durchschnittlichen Schlamm¬
spiegelhöhen hs [cm]. Neben der Mittelung über die Zeit einer Räum¬
balkenperiode Tr (= 200 s) wurden die gemessenen Schlammspiegel auch
noch über einen Viertel der Beckenlänge gemittelt.
6.5a: Versuch Nr. I 6.5b: Versuch Nr. II
300
250
200
I".2.150
100
50
0
-1. Beckenteil-2. Beckenteil
3. Beckenteil-4. Beckenteil
200 300 400
t [Min]
6.5c: Versuch Nr. UI
200 300
t [Min]
500
3.0 300
2.5 250
2.0
1.5 1
1.0
200
¥£.150
100
0.5 50
0.0 0
-1. Beckenteil-2. Beckenteil- 3. Beckenteil-4. Beckenteil
200 300
t [Min]
6.5d: Versuch Nr. IV
-•-1. Kammer
-«-2. Kammer-*- 3. Kammer-•-4. Kammer
_5a
6.5e: Versuch Nr. V
300
250
200
.2.150
100
50
0
-1. Beckenteil-2. Beckenteil- 3. Beckenteil-4. Beckenteil
200 300
t [Min]
3.0
2.5
2.0
400
200 300
t [Min]
3.0
2.5
20„
Abb. 6.5: Durchschnittliche ScWammhöhe hs [cm] in Abhängigkeit der Versuchsdauer.
6 INSTATIONÄRE VERSUCHE 195
Für die Versuche ohne Einbauten (Abb. 6.5a und b) resultiert dabei ein
ganz anderer Gradient von hs über die Beckenlänge als für die Versuche
mit Einbauten (Abb. 6.5c, d und e). Speziell bei Versuch Nr. III, bei dem
der durchlässige Anteil einer Strömungsbremse nur 0.17 beträgt und v. a.
die Durchlässigkeit im unteren Teil massiv reduziert ist, ist die Schlamm¬
spiegeldifferenz von der einen zur nächsten Kammer bedeutend. Diese
Differenz erzeugt erneut einen Dichtestrom in der folgenden Kammer und
verringert dort den Absetzgrad.
Wie bei den stationären Versuchen erwähnt ist der Rücktransport des
abgesetzten Belebtschlammes in den Schlammtrichter für die Versuche mit
Einbauten bedeutend schwieriger und zeitintensiver. Diesem Nachteil kann
allerdings mit einem Saugräumsystem (vgl. Baumer et al, 1995) begegnetwerden. Die Räumleistung musste dann in Zonen mit hoher Schlamm¬
schicht bzw. mit hoher Bodenschlammkonzentration gesteigert werden.
Saugräumer sind für eine konzentrationsabhängige Schlammräumungbesonders gut geeignet, da sie einerseits den abgesetzten Belebtschlamm
an Ort und Stelle entfernen und da bei Saugräumern der Einbau einer
Konzentrationsmessonde keine grossen Probleme bereitet.
Für Versuch Nr. V wurden an zwei verschiedenen vertikalen Profilen die
Belebtschlammkonzentrationen TS(z) [mg/l] erfasst. Diese sind für die
Zeiten t = 135', 285' bzw. 375 Minuten nach Versuchsbeginn in Abb. 6.6
aufgezeichnet. Abb. 6.6a zeigt die vertikalen Konzentrationsprofile bei x =
3.00 m und Abb. 6.6b bei x = 10.00 m. Die maximal erreichbare Boden¬
schlammkonzentration beträgt in einer Höhe z = 0.05 m ca. 12 kg/m3 oder
kann bis auf mehr als den fünffachen Wert der Zulaufkonzentration
ansteigen (TSbb = 2.2 kg/m3). Infolge der turbulenten Strömung und
infolge der Räumbalkenbewegung schwanken die Schlammkonzentratio¬
nen an jeder Stelle im Nachklärbecken über die Zeit. In Abb. 6.6 sind
daher sowohl die minimalen (dünne Linien) als auch die maximalen
Konzentrationen (dicke Linien) angegeben. Da die Messungen mit den
Handkonzentrationsmessgeräten HS 1 bzw. HT 1 (vgl. Kapitel 3.4.3 und
3.4.4) durchgeführt wurden, ist eine Mittelung "von Auge" nicht möglich.Die mittleren Schlammspiegellagen hsm wurden zu den Zeitpunkten t = 0',
30', 60', 90', 120', 150', 180', 210', 240', 270', 300', 330', 360', 390' und 420
Minuten nach Versuchsbeginn erfasst. In Abb. 6.7 sind für t = 135' die
Werte von t = 120' und 150' gemittelt, für t = 285' die Werte von t = 270'
196 6 INSTATIONÄRE VERSUCHE
und 300' und für t = 375' diejenigen von t = 360' und 390 Minuten gemittelt
eingetragen. Die scharfe Trennschicht zwischen Schlammschicht und
relativ klarem Beckenwasser stimmt gut mit dem maximalen Gradienten
der Konzentrationsprofile überein.
i i i 11 ni •r iiiiii
«— TS(z) bei x=3.00 m [mg/l] (Min.); t=135'
TS(z) bei x=3.00 m [mg/l] (Max.); t=135'
e—TS(z) bei x=3.00 m [mg/l] (Min.); t=285'
—TS(z) bei x=3.00 m [mg/l] (Max.); t=285'- TS(z) bei x=3.00 m [mg/l] (Min.); t=375'
—* -TS(z) bei x=3.00 m [mg/l] (Max.); t=375'
a)
10 100 1000 104
TS(z) bei x s 3.00 m [mg/l]
b)
10 100 1000 104
TS(z) bei x b 10.00 m [mg/l]
hs(t=375")hs(t=135')
105
Abb. 6.6: Vertikale Konzentrationsprofile bei x = 3.00 m (a) bzw. x = 10.00 m (b). Es
sind sowohl die minimalen als auch die maximalen Werte aufgetragen. Der
maximale Gradient der Konzentrationsprofile stimmt gut mit den visuell
ermittelten Schlammspiegellagen überein.
6 INSTATIONÄRE VERSUCHE 197
Die bei den Versuchen Nr. II und V eingesetzte horizontale Prallplatte über
dem Schlammtrichter soll einen allfälligen Kurzschlussstrom vom Zulauf
direkt in den Schlammtrichter verhindern. Werden die mit der Zulaufkon¬
zentration normierten Rücklaufschlammkonzentrationen TSrs/TSbb der
einzelnen instationären Versuche über die Zeit aufgetragen, so können
zwischen den Versuchen mit (Nr. II und V) und denjenigen ohne die
erwähnte horizontale Prallplatte (Nr. I, III und IV) keine grundsätzlichenUnterschiede festgestellt werden. Abb. 6.7 zeigt die Aufzeichnung von
TSrs/TSbb über die Zeit, wobei erwähnt werden muss, dass bezüglichMassenbilanz das System während den dynamischen Zulaufschwankungenden Gleichgewichtszustand nicht erreicht hat (vgl. Kapitel 5.2.1).
200 300
t [Min]
500
Abb. 6.7: Normierte Rücklaufschlammkonzentration TSrs/TSbb in Funktion der
Versuchszeit. Die dicke gestrichelte Linie gibt die Oberflächenbeschickung
qA [m/h] während den instationären Versuchen an.
6.4 FOLGERUNGEN
Die dynamischen Belastungen des Versuchs-Nachklärbeckens haben
gezeigt, dass Lochwände als Strömungsbremsen mehrere positive Auswir¬
kungen auf die Absetzeffizienz haben:
Durch die Reduktion des bekannten Dichtestromes entlang der Becken¬
sohle können Kurzschlüsse zwischen Zu- und Ablauf verhindert werden.
198 6 INSTATIONÄRE VERSUCHE
- Die hydraulische Aufenthaltszeitverteilung wird durch die Beckenunter¬
teilung verbessert. Bildlich gesprochen bewegt sie sich vom Reaktor mit
grosser Turbulenz in Richtung Röhrenreaktor, bei dem das Verhältnis
von Advektion zu Turbulenz gegen unendlich strebt (vgl. Abb. 2.6b).
Obwohl keine Verweilzeitverteilungen gemessen werden konnten,
leuchtet ein, dass beim Nachklärbecken mit strömungsbremsenden
Einbauten (gestrichelte Kurve in Abb. 6.8) die Verweilzeitverteilung
bedeutend günstiger ausfällt als im Nachklärbecken ohne Einbauten
(durchgezogene Kurve in Abb. 6.8).
f(teff) 1
1?e
j_e
05
e
o
o 0.5 e 1.0 e 1.5 e 2.0 e
*eff
Abb. 6.8: Schematische Verweilzeitverteilung im Nachklärbecken ohne Einbauten
(durchgezogene Kurve) und im Becken mit Einbauten (gestrichelte Kurve).
- Lochwände haben grundsätzlich eine ausgleichende Wirkung auf das
Strömungsfeld und üben somit eine Bremswirkung aus (vgl. auch Kap.
5.4.2).
- Sowohl durch die verbesserte Verweilzeitverteilung der Partikel in den
einzelnen Beckenkammern als auch durch die erhöhten Schergradienten
nach den Lochwänden wird die Flockung der Mikroorganismen stark
angeregt.
6 INSTATIONÄRE VERSUCHE 199
- Folglich ist der Absetzwirkungsgrad erhöht und der Schwebstoffgehalt im
Beckenablauf wird verringert.
- Die veränderten Zulaufbedingungen bei dynamischen Belastungen sind
im Ablaufschwebstoffgehalt der Becken mit Einbauten ganz im Gegen¬
satz zu denjenigen ohne Einbauten nicht mehr erkennbar. Die durch die
Lochwände erzielte Dämpfung ist markant. Die positiven Auswirkungenvon Lochwänden kommen vor allem bei starken Belastungen zum
Tragen.
In besonderem Masse für Mischwasserkanalisationssysteme, bei denen
nicht nur Abwasser, sondern eben auch Meteorwasser in die Kläranlage
transportiert wird, ist es ausserordentlich wichtig, dass die vorgeschlagene
Verbesserungsmöglichkeit mit Strömungsbremsen auch unter dynamischen
Verhältnissen funktioniert. Die durchgeführten Experimente sind Beweis
dafür, dass die Kompartimentierung eines Nachklärbeckens mit Hilfe von
Lochwänden die Ablaufqualität auch unter rasch erhöhter hydraulischer
Belastung stabilisiert.
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201
7 SCHLUSSFOLGERUNGEN
Mit halbtechnischen Versuchen konnten zusätzliche Kenntnisse über die
Strömungs- und Absetzverhältnisse in Nachklärbecken gewonnen werden.
Der Einfluss der durch das Räumsystem eingetragenen Energie auf die
horizontalen Fliessgeschwindigkeiten, die Feststoffkonzentration im Rück¬
laufschlamm und die Schlammspiegelhöhe werden zusammengefasst.Eine Verbesserungsmöglichkeit mit Hilfe von Strömungsbremsen wurde
eingehend untersucht. Die Unterteilung von Nachklärbecken mit solchen
Einbauten hat nicht nur bei stationären sondern auch bei instationären
Zuflussverhältnissen eine stark dämpfende Wirkung auf den Ablauf¬
schwebstoffgehalt. Für die Schlammasse im Becken und den Schwebstoff¬
gehalt im Ablauf werden sowohl für den Fall ohne als auch für denjenigenmit Einbauten die wesentlichsten Abhängigkeiten erläutert.
Schliesslich werden betriebliche Möglichkeiten im Zusammenhang mit
einer geregelten Rücklaufschlammförderung vorgestellt, um den neuen
Erkenntnissen Rechnung zu tragen.
Die vorliegende Untersuchung an einer halbtechnischen Versuchsanlagehat gezeigt, dass überlastete Nachklärbecken, die nach heutigem Wissens¬
stand zumeist eine zu geringe Beckentiefe aufweisen, mit Hilfe von
Strömungsbremsen verbessert werden können. Die durchgeführtenVersuche erlauben Aussagen über den Einfluss solcher Einbauten auf die
horizontalen Geschwindigkeitsprofile, auf die Verhältnisse bezüglich
Schwebstoffgehalt im Beckenablauf und auf die Auswirkungen auf die
Schlammasse im Becken.
Die Messungen haben gezeigt, dass das Räumsystem - im vorliegendenFall ein Kettenräumer - einen bedeutenden Einfluss auf das Strömungsfeldim Nachklärbecken ausübt. Die horizontalen Fliessgeschwindigkeiten sind
nicht nur eine Funktion des Ortes sondern auch der Zeit: u = f(x,y,z,t).Insbesondere im Nahfeld der Räumbalken war diese Zeitabhängigkeitdeutlich messbar. Die Perioden, mit denen die horizontalen Fliess¬
geschwindigkeiten schwanken, entsprechen jeweils derjenigen Zeit, die
zwischen zwei Räumbalkendurchgängen verstreicht. Dieselbe Beobach¬
tung gilt auch für die Konzentration des Rücklaufschlammes TSrs = f (t)
und für die Schlammspiegelhöhe hs = f (x, t). Diese Grössen müssen
deshalb immer über genügend lange Zeiträume erfasst werden.
Durch den Einbau von quer zur Hauptströmungsrichtung stehenden,
durchlässigen - üblicherweise gelochten - Wänden kann die in Nachklär¬
becken dominante Sohlenlängsströmung reduziert werden, und die
202 7 SCHLUSSFOLGERUNGEN
mittleren horizontalen Fliessgeschwindigkeiten können insbesondere vor
diesen Wänden vergleichmässigt werden. Als Folge davon resultiert eine
bessere Volumenausnützung und somit eine verbesserte Verweilzeitvertei¬
lung in den einzelnen Beckenkammern und damit im gesamten Becken.
Dies wirkt sich günstig auf die Flockungs- und Absetzeffizienz aus, sodass
Nachklärbecken mit Einbauten auch unter starker hydraulischer Belastungdie gesetzlichen Anforderungen bezüglich Schwebstoffgehalt im Becken¬
ablauf noch erfüllen. Die Dämpfung der Schwebstoffkonzentration im
Ablauf stellt sich nicht nur bei stationären Zuflussverhältnissen, sondern
auch unter dynamischen Belastungen ein.
Bei Nachklärbecken ohne Einbauten steigt der Schwebstoffgehalt im
Beckenablauf TSe im wesentlichen mit der Schlammvolumenbeschickung
qsv und der Zulaufhöhe ho- Die Beckentiefe H übt einen umgekehrt
proportionalen Einfluss auf die Ablauftrübung aus. Demgegenüber ist das
Becken mit strömungsbremsenden Einbauten unempfindlich gegenüber H
und ho- Obwohl der Ablaufschwebstoffgehalt TSe immer noch durch die
Schlammvolumenbeschickung beeinflusst wird, ist die Dämpfung auch bei
erhöhter hydraulischer Belastung erstaunlich. Eine Unterteilung in eine
grössere Anzahl Beckenkammern unterstützt die Reduktion der Ablauf¬
trübung genauso wie ein geringerer Anteil von durchlässiger zu undurch¬
lässiger Fläche der Einbauten.
Durch den Einbau von Lochwänden verändert sich auf der anderen Seite
der Schlammhaushalt. In den vorderen Beckenkammern steigt der
Schlammspiegel stark an, während es in den hinteren Teilbecken eher
weniger Schlamm hat als beim Nachklärbecken ohne Einbauten.
Im Hinblick auf die dämpfende Wirkung der untersuchten Strömungs¬bremsen hat sich die Unterteilung des Versuchs-Nachklärbeckens in vier
gleich grosse Teilkammern am vorteilhaftesten erwiesen. Dabei war die
Kammerlänge immer grösser als die Wassertiefe. Der Abstand der
einzelnen Wände braucht dabei nicht gleichmässig zu sein. Der Einbau von
mehr als etwa 4 in Serie geschalteten Strömungsbremsen dürfte bei
üblichen Beckenlängen keine weiteren Verbesserungen mehr bringen.
7 SCHLUSSFOLGERUNGEN 203
Der Anteil von durchlässiger zu undurchlässiger Fläche lag in der vorlie-
genden Untersuchung zwischen 10 und 21 %.
In der vorliegenden Untersuchung wurden durchwegs Lochwände mit
einem Lochdurchmesser von 10 cm eingebaut. Dieser Durchmesser hat
sich sowohl aus strömungstechnischer Hinsicht als auch aus betrieblichen
Gründen bewährt. Obwohl der Lochdurchmesser für das Versuchs-Nach¬
klärbecken nicht variiert worden ist, kann ein Lochdurchmesser Dl von 10
cm oder mehr empfohlen werden. Es liegen positive Betriebserfahrungenvon einem echten Nachklärbecken mit einem Lochdurchmesser von Dl =
10 cm und und der Unterteilung in mehrere Kammern vor, während sich
der Betrieb mit einem Lochdurchmesser von Dl = 5 cm und nur einer
Lochwand auf einer anderen Kläranlage überhaupt nicht bewährt hat. Die
Unterteilung eines Nachklärbeckens in mehrere Kammern ist aufjeden Fall
wesentlicher als die exakte Zuordnung von Lochflächenanteil und Loch¬
durchmesser.
Viele Formeln aus der Literatur beschreiben die Schlammspiegellage als
Funktion der Schlammvolumenbeschickung qsv- Die vorliegende Unter¬
suchung hat gezeigt, dass dies nur für eine sowohl örtlich über die gesamte
Beckenfläche als auch zeitlich gemittelte Schlammspiegellage zulässig ist.
Grundsätzlich ist der Schlammspiegel an einer bestimmten Stelle x eine
schwankende Grösse, die vor allem durch den Energieeintrag des Räum¬
systems beeinflusst wird. Durch die seitlich angeordneten Glasscheiben
können am Versuchs-Nachklärbecken auf der Kläranlage Werdhölzli
Strömungs- und Absetzvorgänge visuell verfolgt werden. Insbesondere
konnte diese Dynamik des Schlammspiegels optisch untersucht werden.
Durch den Energieeintrag des verwendeten Bandräumsystems entstehen
dabei zum Teil extreme Schwankungen der Schlammspiegellage. Absetz-
und Eindickprozesse werden dadurch massiv gestört. Die maximal
erreichte potentielle Energie der Schlammschicht ist dabei direkt
proportional zu der durch das Räumsystem eingetragenen Energie, die in
der Grössenordnung der kinetischen Energie des zufliessenden
Dichtestromes liegt. Die maximale Lage des Schlammbettes an einer
bestimmten Stelle x im Nachklärbecken kann als Funktion der mittleren
Schlammspiegellage und des Verhältnisses zwischen kinetischer und
potentieller Energie der Schlammschicht bei x beschrieben werden. Die
204 7 SCHLUSSFOLGERUNGEN
Periode der Schwankungen entspricht dabei, wie schon erwähnt,
derjenigen Zeit, die zwischen zwei Räumbalkendurchgängen verstreicht.
Obwohl die Schlammschicht durch diesen Energieeintrag beträchtlichen
Schwankungen unterworfen ist und sowohl Absetz- als auch Eindickvor¬
gang in dieser Zone gestört werden, konnte kein messbarer Einfluss der
eingetragenen Energie auf den Schwebstoffgehalt im Beckenablauf fest¬
gestellt werden.
Eine einfache Schätzformel zeigt für das konventionelle Nachklärbecken,
dass die über die Zeit gemittelte Schlammspiegellage als Funktion von qsv
und vom Abstand x zum Beckeneinlauf berechnet werden kann. Sie steigtmit zunehmendem qsv und abnehmendem Abstand x. Der Einfluss des
Abstandes x war im 15 m langen Versuchs-Nachklärbecken vor allem bei
Trockenwetterzuflüssen markant; bei Regenwetterzuflüssen erfuhr die
Schlammbetthöhe einen gewissen Ausgleich über die Beckenlänge.
Für die Verhältnisse mit Einbauten wurde ein Ansatz entwickelt, bei dem
zuerst für die einzelnen Teilkammern i deren theoretisch effektive
Schlammvolumenbeschickung qsvi berechnet werden muss. Diese Werte
liegen für die vorderen Beckenkammern bedeutend über der für das ganze
Becken mittleren Schlammvolumenbeschickung qsv- Schliesslich kann die
für die einzelnen Kammern mittlere Schlammspiegellage nur noch als
Funktion der spezifischen Schlammvolumenbeschickung qsvi beschrieben
werden. Vor allem in den vorderen Beckenkammern wurden infolge der
Strömungsbremsenden Einbauten sehr hohe Schlammschichten erreicht.
Die Gradienten zwischen den einzelnen Teilbecken sind beträchtlich und
es besteht die Gefahr, dass Schlammflocken zu lange in der Nachklärung
liegen bleiben.
Die Abschätzung des im Nachklärbecken liegenden Schlammvolumens hat
gezeigt, dass dieses beim mit Einbauten modifizierten Becken überpro¬
portional steigt gegenüber dem Fall ohne Einbauten.
Mit dem in den Versuchen verwendeten Kettenräumer mit einer Höhe von
15 cm der ebenen, vertikalen Balken konnte den oben beschriebenen neuen
Verhältnissen bezüglich Schlammschicht nicht genügend Rechnung getra¬
gen werden. Einerseits entstand der Eindruck, dass das Räumsystem bei
hohen Schlammspiegellagen unterdimensioniert ist und andererseits blieb
7 SCHLUSSFOLGERUNGEN 205
der Schlamm in den hinteren Beckenkammern zu lange liegen und
erreichte nur verzögert den am Beckenanfang hegenden Schlammtrichter.
Wird anstelle eines den abgesetzten und eingedickten Belebtschlamm
schiebenden Räumsystems (Ketten-/Bandräumer und Schildräumer) ein
System verwendet, das den Schlamm an jenem Ort, wo er anfällt, entfernt,
wie beispielsweise ein Saugräumsystem, so können die erwähnten Nach¬
teile beim mit Lochwänden modifizierten Becken vermieden werden.
Zudem muss dann die Lochwand nicht mit einem immer offenen Durchlass
an der Beckensohle versehen werden. Sie kann zum Beispiel mit einer
Gummilasche bis auf den Beckenboden gezogen werden: damit kann eine
weitere Vergleichmässigung der Fliessgeschwindigkeiten bewirkt werden.
Die Gummilasche lässt einerseits den Räumer passieren, hält aber anderer¬
seits die Dichteströmung zurück.
Bei nicht geregelten Saugräumsystemen schwankt die Rücklaufschlamm¬
konzentration beträchtlich. Vor allem vor den Wendepunkten fördert der
Saugräumer hoch konzentrierten Rücklaufschlamm, und bei der Rückfahrt
wird praktisch sauberes Wasser in die Belebungsbecken zurücktranspor¬tiert. Dieser energetisch unerwünschte Zustand führt zu grossen Rücklauf¬
verhältnissen und damit zu sehr hohen Nachklärbeckenzuflüssen Qo- Der
unnötig erhöhte Impuls des Nachklärbeckenzuflusses ist hydraulisch
nachteilig. Mit einer Schlammräumung, die konzentrationsabhängig
operiert, können diese Nachteile vermieden werden. Bei hohen Boden-
schlammkonzentrationen ist die Saugleistung maximal, bei sehr tiefen stellt
die drehzahlregulierte Rücklaufschlammpumpe praktisch ab.
Für Regenwetterzuflüsse, bei denen eine erhöhte Schlammenge aus dem
Belebungsbecken ins Nachklärbecken verfrachtet wird, sollte der Rück¬
laufschlammfluss ebenfalls angepasst werden. Für diese Regelung wäre die
Schlammspiegellage ein geeigneter Parameter. Mit der Schlammspiegel¬
lage als Regelungsparameter könnten zudem auch die grösseren
Schlammengen in den vorderen Beckenkammern bei mit Einbauten
modifizierten Nachklärbecken reduziert werden.
Sowohl bei Band-/Kettenräumern als auch bei Schildräumern wird ein
beträchtlicher Teil der eingetragenen Energie in Strömungsenergie und in
potentielle Energie der maximalen Schlammschichthöhe umgewandelt.
206 7 SCHLUSSFOLGERUNGEN
Nur ein Teil wird für deren eigentliche Aufgabe, den Schlammtransport,verwendet. Ein flächenhafter Schlammabzug wäre sicherlich idealer. Bei
Sandfängen von Kraftwerksanlagen sind zum Beispiel Systeme gebräuch¬
lich, die einen flächenhaften Abzug des abgesetzten Materials gewähr¬leisten. Dieses Prinzip könnte bei Nachklärbecken theoretisch ebenfalls
eingesetzt werden und würde eine Räumung, die entgegen der Hauptströ¬
mungsrichtung wirkt, unnötig machen. Abb. 7.1 zeigt die Idee eines
flächenhaften Schlammabzuges in Nachklärbecken, der auch dem
Sedimentations- und Eindickvorgang, die ja im wesentlichen vertikale
Prozesse darstellen, gerechter wird. Bei dieser Anordnung wird der
Schlamm ohne saugendes oder schiebendes Räumorgan flächenhaft durch
mehrere Schlammtrichter entnommen. Die Schlammspiegellage ist sowohl
von der hydraulischen und biologischen Beschickung als auch von der
Lagekoordinate x abhängig. Die Schlammasse nimmt bei konventionellen
Nachklärbecken in Riessrichtung kontinuierlich ab, während sie sich bei
Nachklärbecken mit Einbauten von Kammer zu Kammer eher sprunghaftreduziert. Diesem Umstand kann mit der Idee von Abb. 7.1 durch eine
kontinuierliche bzw. sprunghafte Reduktion der Teil-Rücklaufflüsse Qrsibis QRSn Rechnung getragen werden. Dabei gilt:
Qrs =2rfi=iQRSi (7 j\
und Qrsi > Qrs2 > Qrsi > Qrsd- (7.2)
Bei dem in Abb. 7.1 eingezeichneten Zustand wäre es sinnvoll, Qrsü auf
praktisch Null zu reduzieren.
Eine praxisnähere Alternative mit geringeren baulichen Veränderungen der
Idee von Abb. 7.1 ist in Abb. 7.2 dargestellt. Es ist die Variante für das mit
strömungsbremsenden Einbauten modifizierte Nachklärbecken abgebildet.Beim unterteilten Nachklärbecken könnte die Schlammräumung für die
einzelnen Beckenkammern separat erfolgen. Mit Hilfe einer geregelten
Räumleistung der eingezeichneten Saugräumer kann der unterschiedlich
anfallenden Schlammenge Rechnung getragen werden. In Zonen mit viel
Schlamm soll der Abzug gross sein, in Zonen mit wenig Schlamm muss er
entsprechend reduziert werden. Die Schlammräumung ist auch mit mehre-
7 SCHLUSSFOLGERUNGEN 207
ren stationären Saugräumern denkbar. Als Regelungsparameter eignen sich
die Schlammspiegellage oder die Schlammkonzentration.
Qo
Qrsi Qrs2 qRS3 Qrs4 Qrs, QRSn
Abb. 7.1: Flächenhafter Schlammabzug im Nachklärbecken mit mehreren Schlamm¬
trichtern.
Abb. 7.2: Flächenhafter Schlammabzug im Nachklärbecken mit mehreren Saugräu¬
mern. Mit dieser Anordnung kann der abgesetzte Belebtschlamm gezielt am
Ort, wo er anfällt, abgezogen werden. Mit Hilfe einer geregelten Räumung
soll der anfallenden Schlammenge Rechnung getragen werden.
Die in Abb. 7.1 oder 7.2 dargestellten Möglichkeiten einer der angefalle¬nen Schlammenge angepassten Räumleistung sind sowohl für konventio¬
nelle Nachklärbecken als auch für Nachklärbecken mit Einbauten geeignet.Sinnvollerweise wird nur hochkonzentrierter Bodenschlamm in die
Belebungsbecken zurückgefördert: schliesslich soll Rücklaufschlamm
208 7 SCHLUSSFOLGERUNGEN
nicht mit sauberem Wasser aus praktisch schlammfreien Zonen verdünnt
werden. Beim mit Einbauten modifizierten Nachklärbecken können mit der
Anordnung aus Abb. 7.2 die extremen Gradienten der Schlammspiegelzwischen den einzelnen Kammern reduziert werden. Bei Mischwasser¬
zuflüssen, also unter dynamischen Belastungen, kann die Speicherkapazitätdes Beckens erhöht werden, und bei abklingendem Regenwetterzufluss
wird möglichst rasch wieder ein Gleichgewichtszustand erreicht, der dem
neuen Trockenwetterzufluss entspricht. Auf diese Weise können die
positiven Auswirkungen von strömungsbremsenden Einbauten genutzt
werden, ohne dass die in der vorliegenden Untersuchung beobachteten
negativen Einflüsse auftreten. Die Unterteilung von Nachklärbecken mit
Hilfe von durchlässigen Einbauten wird dann sowohl unter erhöhten
stationären als auch unter instationären Zuflussverhältnissen die Ablauf¬
qualität von relativ flachen Nachklärbecken enorm verbessern.
209
8 AUSBLICK
Für die Trennung von Belebtschlamm und Wasser kommen neben horizon¬
tal durchströmten Nachklärbecken auch vertikal durchströmte Nachklär¬
becken oder Flotationsanlagen in Frage. Horizontal durchströmte Nachklär¬
becken sind jedoch in der Schweiz weitaus am verbreitetsten und verlangenbei Erweiterungen von Kläranlagen Sanierungs- und Verbesserungs¬vorschläge.Dazu wird neben sehr aufwendigen Natur- und halbtechnischen Versuchenin Zukunft die numerische Modellierung der Prozesse in Nachklärbecken
weiter an Bedeutung gewinnen. Vor allem im Bereich der Schlammschichtwerden in Simulationsmodellen allerdings sehr starke Vereinfachungengetroffen. Ein Folgeprpjekt soll sich denn auch dieser Thematik widmen.Mit Hilfe von Messdaten, die an der halbtechnischen Versuchsanlage auf
der Kläranlage Werdhölzli/Zürich gewonnen werden, soll die Dichte¬
strömung im Nahfeld von Räumern im Detail untersucht werden, um die
Ergebnisse schliesslich in ein numerisches Modell integrieren zu können.
Nachklärbecken von Belebungsanlagen sind infolge ihrer Lage für die
gesamte Effizienz einer Kläranlage ein entscheidendes Element. Eine ihrer
Aufgaben ist die Trennung des Belebtschlammes vom gereinigten Abwas¬
ser durch Sedimentation. Neben den verbreiteteren horizontal durchström¬
ten Nachklärbecken gibt es auch noch vertikal durchströmte. In vertikal
durchströmten Nachklärbecken treten praktisch keine den Absetzprozessstörenden Horizontalgeschwindigkeiten auf; der Zufluss strömt durch das
als Flockenfilter wirkende Schlammbett (Merkel, 1974). Dies erlaubt,vertikal durchströmte Nachklärbecken mit 30 % höherer Schlammvolu¬
menbeschickung (qsv zul = 600 l/m2-h) zu belasten als horizontal durch¬
strömte (ATV, 1991). Andererseits sind vertikal durchströmte Nachklär¬
becken empfindlicher auf starke Belastungsschwankungen. Ein weiterer
Grund, dass in der Vergangenheit trotz diverser verfahrenstechnischer
Vorteile nur wenig vertikal durchströmte Nachklärbecken gebaut wurden,dürfte im Nachteil der hohen Baukosten wegen aufwendiger Tiefgrün-dungen zu suchen sein (Resch und Denzol, 1979). Eine neuere Entwick¬
lung von praktisch vertikal durchströmten Nachklärbecken sind die so¬
genannten Berliner-Becken, die eine viel bessere Effizienz, aber ähnliche
Kosten wie horizontal durchströmte Nachklärbecken aufweisen (Peter und
Schmidt, 1992).
Taxi Zeit werden, vor allem wegen ihrer kompakten Bauweise, Biofiltra¬
tionsanlagen propagiert, die sich durchwegs auch für grosse Einzugs¬gebiete eignen (Rogalla et al, 1994). Ob diese Anlagen aber tatsächlich
210 8 AUSBLICK
auch kostengünstiger als herkömmliche Belebungsanlagen sind, kann
keineswegs pauschal bejaht werden (Schlegel, 1995). Zudem fehlt die
langjährige Betriebserfahrung.
Für kleinere Kläranlagen kann an Stelle eines durchströmten Systems
Belebungsbecken-Nachklärbecken das SBR-Verfahren (Sequencing Batch
Reactor) ins Auge gefasst werden. Diese Technik, die ohne herkömmliche
Nachklärbecken auskommt, kann auch für die Erweiterung und Sanierungbestehender Anlagen eine kostengünstige Variante darstellen, da die
vorhandene Bausubstanz integriert werden kann. Dieses Verfahren besticht
vor allem auch durch seine hohe Flexibilität (Nyhuis, 1995).
Eine weitere Möglichkeit der Feststoffabtrennung bietet die Rotation. Für
die Trennung einer Belebtschlammsuspension hat sich vor allem die
Entspannungsflotation als geeignet erwiesen. Dabei kann das Rotat eine
ca. viermal höhere Konzentration erreichen als der Bodenschlamm von
konventionellen Sedimentationsbecken (Walter und Wiesmann, 1995).
Denkbar ist auch eine kombinierte Anwendung von Flotation und
Sedimentation zur Entlastung der Nachklärbecken. Dabei wird die
Flotationsanlage zwischen Belebungs- und Nachklärbecken im Neben-
schluss angeordnet (Rolle, 1991a und 1991b).
Beim Ausbau und der Erweiterung von Kläranlagen existieren für den
Bereich der Nachklärung viele verschiedene Möglichkeiten. Welche der
oben erwähnten Varianten gewählt wird, dürfte in den meisten Fällen
durch die Bau- und Betriebskosten bestimmt werden, die ihrerseits von den
speziellen örtlichen Verhältnissen abhängig sind. Die Sanierung von
konventionellen Nachklärbecken wird trotz der oben erwähnten Ersatz¬
verfahren kaum verschwinden. Neben Naturversuchen und halbtechnischen
Versuchen mit echtem Belebtschlamm wird das Hilfsmittel der numeri¬
schen Modellierung weiter an Bedeutung gewinnen. Ein Fernziel der
numerischen Simulation von Strömungs- und Absetzverhältnissen in
Nachklärbecken sollte der Einsatz für die Projektierung und Betriebs¬
planung sein. Damit könnten bestehende Becken beurteilt und neu zu
bauende geplant werden.
Die vorliegende Untersuchung hat unter anderem gezeigt, dass vor allem
die Eindickung in der Schlammschicht und die Rücklaufschlammräumung
8 AUSBLICK 211
zentrale Vorgänge im Nachklärbecken sind, die mit vereinfachten Modell¬
vorstellungen nur unzureichend wiedergegeben werden. Diese Zone wird
auch in numerischen Modellen noch stark vereinfacht erfasst. Häufigwerden für diesen Bereich Zellen mit konstanter Riessgeschwindigkeit
definiert, die der Räumbalkengeschwindigkeit entsprechen. Die Scher¬
schichten, die durch die Räumerbewegung erzeugt werden und die dadurch
induzierten Riessgeschwindigkeiten im Nahfeld des Räumers werden
somit vernachlässigt. Mit detaillierten Messungen in diesen Bereichen
könnten gerade mit Hilfe der Versuchsanlage auf der Kläranlage Werd¬
hölzli wertvolle Grundlagen für die Verbesserung von numerischen Model¬
len zur Verfügung gestellt werden. Es gilt dabei, die Dichteströmung im
Nahfeld von Räumern im Detail zu untersuchen und die Ergebnisse in ein
numerisches Modell zu integrieren.
Des weiteren könnten am Versuchs-Nachklärbecken praxisdienliche
Verbesserungen an der Konstruktion von Räumern entwickelt und getestet
werden. Auch Optimierungen für den Räumerbetrieb Hessen sich damit
erarbeiten.
Für die Ermittlung eines optimalen Ablaufstandortes und der Untersuchungder Grösse der Ablauffläche eignen sich numerische Modelle. Sollen
allerdings Ablaufkonstruktionen wie gelochte Tauchrohre im Detail unter¬
sucht werden, so erscheinen wiederum Versuche an der halbtechnischen
Versuchsanlage auf der Kläranlage Werdhölzli geeigneter.
Grundsätzlich muss immer bedacht werden, dass sowohl Naturversuche als
auch Versuche im halbtechnischen Massstab sehr aufwendig sind. Es muss
also für jede Fragestellung im Bereich der Nachklärbeckenforschung die
geeignete Kombination zwischen numerischer und physikalischer
Modellierung gefunden werden. Ihr kombinierter Einsatz ist wenn immer
möglich anzustreben.
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213
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SYMBOLE
A
A'
[m2][kg/s-ml
Nachklärbeckenoberfläche
empirisch ermittelter Koeffizient (Rheologie)Aeff [m2] effektiv wirksame Absetzfläche bei
LamellenseparatorenAL [m2] Räche einer Einzellamelle
Ai [m3] Oberfläche der i-ten Beckenkammer
Am [m3] Oberfläche der Beckenkammer (i-1)
Ai [m3] Oberfläche der ersten Beckenkammer
a [m/hl Konstante
a' [s] RockungsparameteraL [m] Lochabstand
an [-] Konstante
ar [m] Räumbalkenabstand (= 4 m in der vorliegendenUntersuchung)
ao [-] Konstante
ai [-] Konstante
a2 [-] Konstante
a3 [-1 Konstante
B [ml Beckenbreite
b [ml Abstand eines Messpunktes von der Strahlachse
eines Jets
b' [s2l Rockungsparameterb* [m/h] Konstante
br [m] RäumbalkenlängeC [l/m3] Variable (abhängig von der Eindickzeit ie)CA [ppm] Zulaufkonzentration
Ca,i [kg/m3] Anfangskonzentration im ersten Reaktor einer
Rührkesselkaskade
CA,i [kg/m3] Anfangskonzentration in einem Reaktor i einer
Rührkesselkaskade
CA,i-l [kg/m3] Anfangskonzentration in einem Reaktor (i-1)einer Rührkesselkaskade
CE [ppm] Ablaufkonzentration
Cu(f) [m] Co-Spektrumc [m/s] Schallgeschwindigkeit (im Wasser: c = 1450 m/s)c' [mg/l] Konzentration/Restverschmutzungcsi [s] Konstante (= 10500 s)
CO [-] Konstante
ci [-] Konstante
D [m] Durchmesser eines Rundbeckens
DL [m] Lochdurchmesser (auch in [cm])Dt [m2/h] turbulenter Diffusionskoeffizient
Di [m] Teilchendurchmesser von flockenden Partikeln
(auch in [um])
240 SYMBOLE
D2 [m] Teilchendurchmesser von flockenden Partikeln
(auch in [jxm])d [s] Konstante
dp [m] Partikeldurchmesser
Ekin [Nm] kinetische Energie
Epotm [Nm] mittlere potentielle EnergieEpot max [Nm] maximale potentielle EnergieF [-] Froudezahl
FD [-] densimetrische Froudezahl
Fdo [-] densimetrische Froudezahl im Zulauf
Fl [m2] Summe aller Lochflächen bzw. aller durchlässigenRächen über einen Querschnitt
Fo [m2] Summe aller Lochflächen bzw. aller durchlässigenRächen der i-ten Wand
Fu-i [m2] Summe aller Lochflächen bzw. aller durchlässigenRächen der Wand (i-1)
Fli [m2] Summe aller Lochflächen bzw. aller durchlässigenRächender ersten Wand
Fnb [m2] Querschnittsfläche des Nachklärbeckens
f [s-l] Frequenzf(Teff) [Min-i] Verteilung der effektiven Aufenthaltszeiten (auch
in [h-i])f* [m3/kg] Konstante
fo [Hz] Sendefrequenzfl [Hz] EmpfangsfrequenzG [s-1] GeschwindigkeitsgradientGL [s-1] mittlerer Geschwindigkeitsgradient nach der
Lochwand
Gm [s-1] mittlerer GeschwindigkeitsgradientGopt [s-l] optimaler G-Wert (Partikelzahl infolge Rockung
minimal)g [m/s2] Erdbeschleunigung (= 9.81 m/s2)g' [m/s2] reduzierte Erdbeschleunigung (= g-Ap/p)gARS [kg/s-np-] Feststofffluss aufgrund des Rücklaufschlammes
gl [kg/s-nv-] limitierender totaler Feststofffluss
gs [kg/s-m:*] Feststofffluss aufgrund der Sedimentation
gt [kg/s-nv-] totaler Feststofffluss (= gs+ gARs)H [m] Wassertiefe
Hmin [m] minimale Nachklärbeckentiefe (= 3 m nach
ATV, 1991)Ha [-] Hazenzahl
h [m] Abflusshöhe oder Fülltiefe bei einem Absetzversuch
im Standzylinderhr [m] Räumbalkenhöhe (= 0.15 m in der vorliegenden
Untersuchung)hs [m] Schlammspiegelhöhe (allgemein)
SYMBOLE 241
hsi [m] mittlere Schlammspiegelhöhe im ersten Teilbecken
hs2 [m] mittlere Schlammspiegelhöhe im zweiten Teilbecken
hs3 [m] mittlere Schlammspiegelhöhe im dritten Teilbecken
hs4 [m] mittlere Schlammspiegelhöhe im vierten Teilbecken
hsi* [m] Konstante (=-0.7 m)hsi [m] mittlere Schlammspiegelhöhe im i-ten Teilbecken
hsi-i [m] mittlere Schlammspiegelhöhe im Teilbecken (i-1)hsm [m] mittlere Schlammspiegelhöhe an einer Stelle x
hs max [m] maximale Schlammspiegelhöhehsmin [m] minimale Schlammspiegelhöheho [m] Zuflusshöhe zum Nachklärbecken oder Öffnungshöhe
bei einem Wandstrahl
hom [m] Zuflusshöhe bei minimaler totaler Energie im Zulauf
hi [m] Höhe der Klarwasserzone oder gesamte Wassertiefe
bei einem Dichtestrom
I12 [m] Höhe der Trennzone oder Höhe des Überstandswassersbei einem Dichtestrom
h3 [m] Höhe der Speicherzone oder der Zwischenschicht eines
Dichtestromes
h4 [m] Höhe der Räum- und Eindickzone oder der Körper¬höhe eines Dichtestromes
h4,red [m] reduzierte Höhe der Räum- und Eindickzone
hs [m] Sohlenabstand der "Nase" eines Dichtestromes
ISV [1/kg] Schlammvolumenindex (unverdünnt); auch in [ml/g]j [N/m2] experimentell ermittelte Konstante
K [-] Anzahl Kammern
Ke [-] KeuleganzahlKa [m3/kg] Aggregationskoeffizient (Rockung)Kb [m3s/kg] Breakup-Koeffizient (Rockung)Ka [-] generelle Aggregationskonstante (Rockung)Kb' [s] generelle Breakup-Konstante (Rockung)Ka" [s-m-473] Aggregationskonstante (Rockung)Kb" [s2-nr2] Breakup-Konstante (Rockung)Ks' [kg/m3] Sättigungsbeiwert bzw. Affinitätskonstante
Ks'j [kg/m3] Sättigungsbeiwert der Art I (fadenförmigeMikroorganismen)
Ks',ii [kg/m3] Sättigungsbeiwert der Art II (flockenbildendeMikroorganismen)
k [kg/s-m] empirisch ermittelter Koeffizient; Steifigkeit(Rheologie)
k' [-] Feststoffanteil im Kurzschlussstrom in den
Schlammtrichter (auch in [%])k* [m3/kg] experimentell ermittelte Konstante (Rheologie)L [m] Becken- oder ReaktorlängeLi [m] Länge der i-ten Beckenkammer
Ln [m] Länge der Beckenkammer (i-1)
242 SYMBOLE
Li [m]m [kg]m' HNPe [-]n [-]n' [-]n [-]n* [-]nr [1/h]ni© [m-3]nii [m-3]P [W]Q [m3/s]
Länge der ersten Beckenkammer
Masse
Exponent bei RockungsversuchenPeclet-Zahl: Npe = u-L/DtAnzahl Reaktoren in einer Rührkesselkaskade
Rüssigkeitsindex (Strukturziffer)Anzahl Lamellen
Anzahl Räumarme bei Rundbecken
Räumfrequenz bei Rundbecken
Anzahl Partikel/Volumen vor der RockungAnzahl Partikel/Volumen nach der RockungLeistung ([W] = [N-m/s] = [kg-m2/s3])Kläranlagezufluss = Nachklärbeckendurchfluss
(auch in [1/s])Qk [m3/s] Kurzschlussschlammstrom vom Beckenzulauf direkt
in den Schlammtrichter
Qr [m3/s] durch Bandräumer abgeschobener Schlammvolumen¬strom
Qrs [m3/s] Rücklaufschlammfluss (auch in [1/s])Qrsi [m3/s] Teil-Rücklaufschlammfluss (auch in [1/s])Qrs2 [m3/s] Teil-Rücklaufschlammfluss (auch in [1/s])Qrs3 [m3/s] Teil-Rücklaufschlammfluss (auch in [1/s])QrS4 [m3/s] Teil-Rücklaufschlammfluss (auch in [1/s])QRSi [m3/s] Teil-Rücklaufschlammfluss (auch in [1/s])QRSn [m3/s] Teil-Rücklaufschlammfluss (auch in [1/s])Qu(f) [m] Quad-SpektrumQo [m3/s] totaler Nachklärbeckenzufluss (auch in [1/s])
qA [m/s] Oberflächenbeschickung (auch in [m/h])
qARS [m/s] Oberflächenbeschickung infolge Rücklaufschlamm¬fluss (auch in [m/h]) = Qrs/A
qA zul [m/s] zulässige Oberflächenbeschickung (auch in [m/h])
qi [m3/m'-h] Kantenbeschickung der Ablaufrinnen
qsv [m/s] Schlammvolumenbeschickung (auch in [l/m2-h]oder [m3/m2-h])
qsvi [m/s] effektive Schlammvolumenbeschickung der i-ten
Beckenkammer (auch in [l/m2-h] oder [m3/m2-h])qsvi-i [m/s] effektive Schlammvolumenbeschickung der Becken¬
kammer (i-1) (auch in [l/m2-h] oder
[m3/m2.h])qsv zul [m/s] zulässige Schlammvolumenbeschickung (auch in
[l/m2-h] oder [m3/m2-h])qsvi [m/s] effektive Schlammvolumenbeschickung der ersten
Beckenkammer (auch in [l/m2-h] oder [m3/m2-h])qTA [kg/m2-s] Feststoffoberflächenbeschickung (auch in [kg/m2-h])R [-] Verhältnis zwischen Ablauf- und Zulaufkonzentration
R [-] ReynoldszahlRi [-] Richardsonzahl
SYMBOLE 243
Rio [-] globale Richardsonzahl
Rv [-] VerzögerungsfaktorRV [-] Rücklaufverhältnis = Qrs/Q (auch in [%])
RVi [-] RücklaufVerhältnis aus der ersten Beckenkammer
(= Qrsi/Q)rh [m3/kg] Absetzparameter für kleine Konzentrationen
rp [m3/kg] Absetzparameter für grössere Konzentrationen
(hindered settling)S [s/m] Steigung der Kurve h/vs = f(h)S' [kg/m3] Substratkonzentration (auch in [g/l]Suu(f) [m2/s] Leistungsdichtespektrum der horizontalen
Füessgeschwindigkeit u (t)s [m] Räumschildhöhe
T [Min] RockungsdauerTS [kg/m3] Trockensubstanzgehalt(auch in [g/l])TSbb [kg/m3] Trockensubstanzgehalt im Belebungsbecken (auch in
[g/l])TSbbi [kg/m3] Trockensubstanzgehalt im Belebungsbecken (bei
limitierendem Feststofffluss (auch in [g/l])TSbs [kg/m3] Trockensubstanzgehalt im Bodenschlamm
TSe [g/m3] Trockensubstanzgehalt im Nachklärbeckenablauf
(auch in [mg/l])TSe gem. [g/m3] gemessener Trockensubstanzgehalt im Nachklär¬
beckenablauf (auch in [mg/l])TSe ger. [g/m3] gerechneter Trockensubstanzgehalt im Nachklär¬
beckenablauf (auch in [mg/l])TSe zul [g/m3] zulässiger Trockensubstanzgehalt im Nachklär¬
beckenablauf (auch in [mg/l])Tm [Min] tatsächliche mittlere Aufenthaltszeit (auch in [h])
Tr [s] Räumbalkenperiode (Tr = ar/vr)
TSrs [kg/m3] Trockensubstanzgehalt des Rücklaufschlammes
TSrsj [kg/m3] Trockensubstanzgehalt des Rücklaufschlammes bei
hmitierendem Feststofffluss (auch in [g/l])t [Min] Zeit (auch in [h] oder [s])t* [-] dimensionslose Koordinate für die Zeit: t* = t- u/L
tE [h] Eindickzeit
tr [h] Räumerumlaufzeit bei Rundbecken
U [h] Eindickzeit
U [m/s] nominelle Fliess- bzw. Ausbreitungsgeschwindigkeitin x-Richtung
U(f) [m] komplexes AmphmdenspektrumU*(f) [m] konjugiert komplexes AmphtudenspektrumUo [m/s] Ausbreitungsgeschwindigkeit der Dichtefront (beim
Lock-Exchange Experiment)Ui [m/s] Fliessgeschwindigkeit der leichteren Phase bei Dichte¬
strömen
244 SYMBOLE
u4 [m/s]u [m/s]
UL [m/s]Um [m/s]
uo [m/s]Au [m/s]
V [m3]Vbb [m3]Vs [m3]Vtot [m3]VSV [ml/1]vsvc [ml/1]
v4 [m3]VR [m/s]
Vr [m/s]
Vrerf [m/s]
Vropt [m/s]
vs [m/s]
vsc [m/s]
vo [m/s]
vo' [m/s]
w [m/s]
Xi [-]
x2 [-]
x3 [-]
Xi [-]
Xn [-]X [m]X* [-]Xd [m]
XK [m]
Xs [m]
xo [m]
xi [m]
Fliessgeschwindigkeit des Kopfes von Dichteströmen
Fliessgeschwindigkeit in x-Richtung (horizontal) bzw.in Transducerrichtung (auch in [cm/s])horizontale Riessgeschwindigkeit in der Lochöffnungmaximale Ausbreitungsgeschwindigkeit eines Jets (aufder Jetachse)nominelle Riessgeschwindigkeit im ZulaufquerschnittGeschwindigkeitsunterschied zwischen zwei Schichten
mit unterschiedlicher Dichte
Becken- oder Gefässinhalt (auch in [1])Inhalt des Belebungsbeckensgesamtes Schlammvolumen im Nachklärbecken
gesamtes Volumen einer Rührkesselkaskade
VergleichsschlammvolumenVergleichsschlammvolumen bei der Knickpunkt¬konzentration (= 480 ml/1)Eindickvolumen
Sinkgeschwindigkeit infolge Rücklaufschlammfluss
(auch in [m/h])Räumgeschwindigkeit (auch in [cm/s])erforderliche Räumgeschwindigkeit (auch in [cm/s])
optimale Räumgeschwindigkeit von Schildräumern
(auch in [cm/s])Sinkgeschwindigkeit (auch in [m/h])
Sinkgeschwindigkeit bei der Knickpunktkonzentration(= 480 ml/1) (auch in [m/h]maximale theoretische Sinkgeschwindigkeit (auch in
[m/h]maximale praktische Sinkgeschwindigkeit (auch in
[m/h]Riessgeschwindigkeit in z-Richtung (vertikal) (auch in
[cm/s])dimensionslose Variable
dimensionslose Variable
dimensionslose Variable
dimensionslose Variable
dimensionslose Variable
horizontaler Abstand vom Beckenanfangdimensionslose Koordinate für den Ort: x* = x/L
Lagekoordinate eines Dichtejets (gelöst)Kernzonenlänge eines Jets
Lagekoordinate eines Dichtejets (suspendiert)Abstand der Einlauftauchwand von der zulaufseitigenBeckenwand
Düsenentfernung auf der Strahlachse eines dichte¬
behafteten Jets
SYMBOLE 245
Ax [m] endlicher Abschnitt in BeckenlängsrichtungY [-] dimensionslose Zielgrösseyd [m] Lagekoordinate eines Dichtejets (gelöst)ys [m] Lagekoordinate eines Dichtejets (suspendiert)z [m] vertikaler Abstand von der Beckensohle
Az [m] Zwischenschichthöhe
a [m3/kg] Konstante
oc' [-] Neigungswinkel von Beckeneinbauten
a* [m3/kg] Konstante
ß [m3/l] Konstante
y [m/h] Konstante
8 [-] Räumfaktor bei Rundbecken (= Anzahl der
Räumerumläufe bis der Schlamm vom Beckenrand in
den Schlammtrichter geräumt ist)5' [kg/1] Konstante
e [m2/s3] durchschnittliche Energiedissipation pro Massen¬
einheit (bzw. [kg-m2/kg-s3])C, [-] Lochflächenanteil = f£/Fnb£i [-] Lochflächenanteil der i-ten Lochwand (= Fu/Fnb)
£i.l [-] Lochflächenanteil Lochwand (i-1) (= Fu-i/Fnb)
£i [-] Lochflächenanteil der ersten Lochwand (= Fli/Fnb)
T|b [kg/s-m] Bingham'sche Viskosität
0 [Min] mittlere theoretische Aufenthaltszeit (auch in [h])
jx [kg/s-m] dynamische Zähigkeitu.' [s_1] Wachstumsgeschwindigkeit von MikroorganismenIt'm fs"1] maximale Wachstumsgeschwindigkeit von
Mikroorganismenv [m2/s] kinematische Zähigkeit^m [kg/m-s3] Arbeit pro Volumeneinheit und Zeit
p [kg/m3] Dichte (auch in [t/m3])
ps [kg/m3] Dichte von nichtflockenden Partikeln
Pts [kg/m3] Trockendichte der Biomasse
Pw [kg/m3] Dichte von Reinwasser
po [kg/m3] Dichte des Wasser-Belebtschlammgemischespi [kg/m3] Dichte der leichteren Phase bei Dichteströmen
p2 [kg/m3] Dichte der schwereren Phase bei Dichteströmen
Ap [kg/m3] Dichtedifferenz zwischen zwei RüssigkeitenG2 [Min2] Streuung eines VerweilzeitspektrumsT [N/m2] ScherspannungTb [N/m2] Bingham-Spannungxeff [Min] effektive Aufenthaltszeit
xra [Min] Mittelwert oder 1. Moment eines Verweilzeit¬
spektrums (xm = 0)
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m11.25
und
7.5
3.75
,=
xbei
5.13
c)Abb.
(gem
.LW
319
.82
96
7.7
2.4
23Ö
2Ö.5
2.Ö
12.5
4.17
8.33
Ö.5
Ö.5
2.97
23
m11.25
und
375,7.5
=x
bei
5.13
c)Ab
b.(g
em.
LW
316
.61
"~
"~
21.6
1.0
8.33
4.17
4.17
Ö.5
Ö.S
2.96
22
m11.25
und
7.5
3.75
,=
xbei
5.13
b)Ab
b.(g
em.
LW
319
.41
72
8.2
3.6
215
20.5
2.Ö
12.5
4.17
8.33
0.5
0.5
2.97
21
-37.9
169
8.75
2.9
2ÖÖ
2Ö.5
2.Ö
12.5
4.17
8.33
Ö.5
Ö.S
2.97
20
m3.75
=x
bei
S.13
b)Abb.
(gem
.LW
11Ö
.31
71
6.7
3.4
246
21.6
1.Ö
8.33
4.17
4.17
0.5
6.5
2.96
19
m9.00
=x
bei
5.13
b)Abb.
(gem.
LW
16.
41
59
5.6
2.9
17Ö
21.6
0.72
6.Ö
3.Ö
3.0
0.5
0.5
2.96
18
m6.00
=x
bei
5.13
b)Abb.
(gem
.LW
15.1
155
5.5
2.8
15ö
21.Ö
1.Ö
8.33
4.17
4.17
Ö.5
0.5
2.96
17
m3.75
=x
bei
5.13
b)Abb.
(gem
.1LW
1Ö.4
165
6.6
2.6
17ö
21.72
0.58
6.60
4.17
2.43
0.5
Ö.S
2.96
16
Reinwasserversuch
--
--
--
--
0.37
1.55
0.0
1.55
0.5
0.5
2.95
15
-7.6
11Ö6
4.8
2.5
27Ö
51.
450.69
7.ÖS
4.17
2.88
Ö.3
0.5
2.96
14
-7.2
1108
4.6
2.5
270
41.22
0.82
7.59
4.17
3.42
0.5
0.5
2.96
13
-5.
61
80
5.9
3.3
265
21.
760.59
6.63
4.17
2.46
0.5
Ö.5
2.96
12
-13
.51
66
5.4
3.2
28Ö
21.0
1.0
8.33
4.17
4.17
Ö.S
Ö.S
2.96
11
Reinwasserversuch
--
--
--
--
0.35
1.45
O.Ö
1.45
O.S
0.5
2.95
10
m11.25
und
7.5
3.75
,=
xbei
5.13
a)Abb.
(gem
.LW
36.
61
55
6.9
3.2
175
21.0
1.0
8.33
4.17
4.17
0.5
0.5
2.96
9-
21.6
186
7.2
3.5
3ÖÖ
11.0
1.0
8.33
4.17
4.17
Ö.S
Ö.5
2.15
6-
22.2
187
4.5
2.75
240
21.0
1.0
8.33
4.17
4.17
0.5
Ö.5
2.15
7-
5Ö.2
181
4.7
3.1
250
21.Ö
2.0
16.67
8.33
8.33
Ö.5
O.S
2.97
6-
47.9
181
4.7
3.1
250
61.0
2.Ö
16.6
78.33
8.33
Ö.S
0.5
2.97
5-
12.4
183
6.2
3.0
250
21.0
1.0
8.33
4.17
4.17
0.5
0.5
2.96
4-
9.Ö
179
6.5
3.1
245
61.0
0.5
4.17
2.08
2.08
Ö.5
0.5
2.95
3-
9.8
179
5.5
3.1
245
41.0
Ö.5
4.17
2.Ö8
2.Ö8
Ö.S
0.5
2.95
2-
8.1
179
6.5
3.1
245
21.0
0.5
4.17
2.08
2.08
0.5
0.5
2.95
1
Lochwand/-wände)
=(LW
Einbauten/Bemerkungen
[mg/l]
TsE
Nr.
Sonde
"BTTT"
[ml/
g]
"IST"
[kg/n?]
Rs
TS
[kg/m3]
TSBR
[ml/l]
TsTT
[cm/s]
HRV
[m/h]
qA
[l/s
]Qo
[l/s]
Örs
[l/s]
Q
[m]
*o
[m]
ho[m
]
—TT"
such
Ver¬
Versuchsresultate
und
Randbedingungen
ANHANG:
39
Vers.
siehe
39.9
261
9.3
3.3
200
20.5
2.0
12.5
4.17
8.33
0.5
Ö.35
2.97
40
rechts
6.2
Abb.
qem.
Einlauf
entferntBeckenende
am
blatte
schräge
14.5
261
7.3
3.3
200
21.0
1.0
8.33
4.17
4.17
0.5
0.35
2.66
39
rechts
6.2
Abb.
qem.
Einlauf
m11.25
und
7.5
3.75
,=
xbei
5.13
d)Abb.
(gem
.LW
3
Verifikationsversuch:
14.Ö
270
6.1
2.7
19Ö
2ö.S
2.0
12.5
4.17
6.33
ö.S
Ö.3S
2.15
38
dauermessungen
Geschw.
17.3
259
-2.9
170
21.0
1.0
8.33
4.17
4.17
0.5
0.35
2.96
37
fie:
Spezialversu
c
rechts
6.2
Abb.
gem.
Eintauf
m7.50
=x
bei
1LW(gem.Abb.5.13d)V
Nr.
Versuch
dynamischer
275
var.
12
165
£16
Ö.S-
2.0
1.0-
12.S
6.33*
4.17
6.33
4.17-
0.5
0.35
2.97
2.Ö6-
36
32
Vers.
siehe
17.7
267
8.9
2.6
175
2Ö.5
2.Ö
12.5
4.17
8.33
0.5
Ö.3S
2.67
35
32
Vers.
siehe
17.7
281
5.8
2.4
195
21.0
1.0
6.33
4.17
4.17
0.5
Ö.35
2.96
34
32
Vers.
siehe
14.3
275
9.7
2.4
16ö
20.5
2.0
12.5
4.17
6.33
ö.S
6.ÖS
2.97
33
rechts
6.2
Abb.
analog
Einlauf
m11.25
und
7.5
3.75
,=
xbei
5.13
d)Abb.
3LW(gem.
11.6
2ÖÖ
5.1
2.3
165
21.0
1.Ö
6.33
4.17
4.17
0.5
Ö.6S
2.96
32
rechts
6.2
Abb.
analoq
Einlauf
42.7
270
8.3
2.5
175
20.5
2.0
12.5
4.17
8.33
0.5
Ö.65
2.97
31
rechts
6.2
Abb.
analog
Einlauf
25.4
276
5.0
2.5
190
21.0
1.0
8.33
4.17
4.17
0.5
6.85
2.66
30
rechts
6.2
Abb.
gem.
Einlauf
27.3
260
5.5
2.Ö
12Ö
20.5
2.0
12.5
4.17
6.33
ö.S
Ö.3S
2.67
29
rechts
6.2
Abb.
gem.
Einlauf
17.6
274
4.3
1.7
125
21.0
1.0
8.33
4.17
4.17
0.5
0.35
2.66
28
rechts
6.2
Abb.
gem.
Einlauf
IlVe
rsuc
hter
.dynamischer
~2
73
var.
2.0
145
2
1.0
6.5-
1.6-
12.5
Ö.33-
4.17
9*33
4.17-
6.5
"öaB
""2.97
w-
»
%
6.1)
(Tab.
IV
Nr.
Versuch
dynamischer
\2
65
var.
2.6
22Ö
2
1.0
6.5-
1.Ö-
12.5
6.33-
4.17
8.33
4.17-
6-5
6.5'
2.97
2,06-
26
6.1)
(Tab
.I
Nr.
versuch
dynamischer
"2
89
var.
2.8
1
250
21.0
0.5-
2.0
1.0-
12.5
8.33-
4.17
8.33
4.17-
0.5
6.5
2.97
25
6.1)
{Tab
.III
Nr.
Versuch
dynamischer
290
var.
2.9
260
2
1.0
0.5-
2.0
1.0-
12.5
8.33-
4.17
8.33
4.17-
0.5
0.5
2.97
2,96-
"2T"
LochwandAwände)
=(LW
Einbauten/Bemerkungen
[mg/l]
TsE
Nr.
Sonde
BTG-
[ml/g]
ISV
[kg/m5]
rs
TS
[kg/m5]
TSBb
[ml/l]
VSV
[cm/s]
H[m/h]
[l/s
]Qo
[l/s]
Qrs
[l/s]
Q
[m]
x0
[m]
lm]
—Fi¬
such
Ver¬
Versuchsresultate
und
Randbedingungen
ANHANG:
249
LEBENSLAUF
9.3.1964 Geboren in St. Gallen
1971 -1977 Besuch der Primarschule in St. Gallen und in Abtwil/SG
1977-1979 Besuch der Sekundärschule in St. Gallen
1979-1983 Besuch der Kantonsschule St. Gallen, Maturität Typus B
1983 Dreimonatiger Sprachaufenthalt in
Clausonnes/Frankreich
1984 Absolvierung der Rekrutenschule, Unteroffiziersschule
und Abverdienen des Korporals
1984-1988 Studium des Bauingenieurwesens an der ETH Zürich
Vertiefungsrichtungen: Wasserbau und Grundbau
1986 Absolvierung der Offiziersschule
1987 Dreimonatiger Auslandaufenthalt mit Praktikum bei
Ove Arup & Partners/Sydney, Australien
1989 Abverdienen des Leutnants
1989-1996 Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Ver¬
suchsanstalt für Wasserbau, Hydrologie und Glaziologie
(VAW) der ETH Zürich
Mitarbeit an diversen hydraulischen Modellversuchen,
Felduntersuchungen, Gutachten, Beratungen
1995 Absolvierung Stabslehrgang I
1991-1996 Bearbeitung der Dissertation an der VAW