Leitbild S.4 S.5 S.17 Werte BücherLaternenfest in Reschitza 2007 Das Laternenfest ist eine...

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9 Zett 16/2008 Zett Leitbild des Zentrums für Lehrerfort- bildung in deutscher Sprache Werte Welche traditionellen Werte haben Bestand für die Zukunft? Bücher Aus dem Bücherbestand der Deutsch-Lernwerkstatt im ZfL Zeitschrift des Zentrums für Lehrerfortbildung ... S.4 S.5 S.17

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ZettLeitbilddes Zentrums für Lehrerfort-bildung in deutscher Sprache

WerteWelche traditionellen Wertehaben Bestand für die Zukunft?

BücherAus dem Bücherbestand derDeutsch-Lernwerkstatt im ZfL

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Z e n t r u m s f ü r

L e h r e r f o r t b i l d u n g...

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CFCLG funcþioneazã în subordinea Minis-terului Educaþiei, Cercetãrii ºi Tineretului ºi areca domeniu de activitate perfecþionarea pe plannaþional a personalului didactic care predã înlimba germanã - de la grãdiniþã pânã la liceu -ºi a profesorilor de limba germanã ca limbãmodernã. Revista se adreseazã acestor categoriide cadre didactice. Ea apare de douã ori pe an ºise editeazã în limba germanã. Unele informaþiiprivind formarea continuã se publicã în limbaromânã (pag. 2).

Adrese ale CFCLG:

- sediul: P-þa Regele Ferdinand nr. 25,551002 Mediaºtel./fax: 0269-831724

- biroul de la Sibiu: str. Turismului nr. 15(Casa Corpului Didactic), 550020 Sibiutel./fax: 0269-214154

- filiala Timiºoara: str. Gh. Lazãr nr. 2(Lic. T. „N. Lenau“), 300078 Timiºoaratel./fax: 0256-433174

Revista „Die ZfL des ZfL“ este editatã de Centrulpentru Formarea Continuã în Limba Germanã(CFCLG), cu sediul în Mediaº, judeþul Sibiu(în imagine).

Fortbildungsveranstaltungenin Deutschland 2009

1) Fachseminar für ErzieherInnen andeutschsprachigen Kindergärten inRumänienTermin: 13.08. - 22.08.2009

2) Fachseminar fürGrundschullehrerInnen andeutschsprachigen Schulen inRumänienTermin: 23.07. - 31.07.2009

Die Heimvolkshochschule Sambachshof organisiert auch in diesem Jahr Fortbildungenfür deutschsprachige ErzieherInnen und LehrerInnen aus Rumänien. Gefördert werdendie Veranstaltungen von der Gemeinnützigen Hermann Niermann Stiftung, Düsseldorf.Das ZfL übernimmt zusammen mit Familie Dr. Scheerer (Schässburg) die Reise-organisation. Im Programm stehen Vorträge zu aktuellen schulpädagogischen und me-thodisch-didaktischen Themen sowie Kindergarten-/Schulbesuche und Exkursionen.

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În acest numãr:Tema „Modificarea valorilor ºi trans-miterea lor“ ne-a preocupat în anul 2008în mod deosebit. În primul rând înlegãturã cu idealul ºi viziunea instituþieinoastre. Sub forma unui „Leitbild“ amprecizat, pentru noi ºi pentru public,domeniul de activitate al CFCLG, valoriledupã care ne ghidãm în activitatea noastrã,grupul-þintã, scopul propus, modul în carelucrãm, serviciile oferite, resursele noastreºi noþiunea de învãþare pe care o promovãm.În ce priveºte valorile, dorim sã desfãºurãm

Details zur Anmeldung in derFebruar-Ausgabe unserer Zeitschriftund auf der Webseite des ZfL,www.zfl.ro

activitãþi de bunã calitate, sã promovãmlimba ºi cultura germanã ºi sã dovedimrespect ºi toleranþã faþã de fiecare.

În septembrie 2008, a avut loc laSighiºoara al doilea „Simpozion din deal“,în cadrul cãruia a fost prezentat, printrealtele, de cãtre Hans Klein, decan alFacultãþii de Teologie Evanghelicã dinSibiu, referatul cu tema „Care dintrevalorile tradiþionale ale saºilor transilvãneni

sunt durabile peste veacuri?“ Textul segãseºte în revista noastrã la pag. 5-10.

La „Ziua dascãlului transilvãnean“, înoctombrie 2008, au avut loc dezbateridespre tradiþiile germane cu continuitate îngrãdiniþele ºi ºcolile româneºti. Prezentãmîn paginile urmãtoare câteva aspectereferitoare la ceea ce deosebeºte instituþiileºcolare cu predare în limba germanã decele în limba românã.

3) Fachseminar für DaM- und DaF-LehrerInnenTermin: 3.08. - 12.08.2009

Fortbildungen Januar-März 2009Kiga: 20.02.09 in Hermannstadt KIGA100, 06.03.09 in TemeswarKIGA102, 07.03.09 in Arad KIGA102, 21.03.09 in Hermannstadt KIGA105Gs: 23.-24.01.09 in Hermannstadt WV005, 24.01.09 in Arad GS201, 30.-31.01.09 in Sathmar GS200, 14.02.09 in Temeswar GS201, 19.-22.02.09 inMediasch TH002, 25. und 27.02.09 in Hermannstadt GS205, 13.-14. und27.-28.03.09 in Hermannstadt GS202Dt: 17.01.09 in Temeswar DT315, 23.-24.01.09 in Hermannstadt WV005,14.02.09 in Bistritz DT326, in Klausenburg DT301 und in NeumarktDT312, 19.-22.02.09 in Mediasch TH002, 21.02.09 in Kronstadt DT322,26.-28.02.09 in Mediasch DT307, 28.02.09 in Diemrich DT312, 5.-7.03.09in Mediasch DT308, 21.03.09 in Arad DT325 und in Tg. Secuiesc DT322,26.-28.03.09 in Mediasch DT314, 28.03.09 in Karansebesch DT327DFU: 22.-24.01.09 in Mediasch DFU402, 19.-22.02.09 in Mediasch TH002und DFU404, 26.-28.03.09 in Mediasch DT314

Anmeldungen unter www.zfl.ro

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Liebe Kolleginnen und Kollegen,

im Zentrum für Lehrerfortbildung haben wiruns im 10. Jahr des Bestehens unserer Institu-tion auf eine ganz besondere Weise mit demThema „Werte“ beschäftigt: Wir wollten einLeitbild haben; wir wollten dadurch jedem mit-teilen können, was uns für die Fortbildungs-arbeit in deutscher Sprache besonders wertvollerscheint. Dafür haben wir notiert, was uns anWerten wichtig schien. Für mehrere Wochenklebten an einer Schranktür rosa Zettel mitBegriffen in alphabetischer Reihenfolge: Aufge-schlossenheit, Bildung, Disziplin, Effizienz,Freiheit, Gesundheit, Höflichkeit ... Ins Leit-bild haben wir davon nur eine kleine Auswahlaufgenommen, die aber umgesetzt in die Praxisfür jeden von uns eine Herausforderung dar-stellt, was Inhalte, Haltung und eine qualita-tiv gute Arbeit betrifft. Das Leitbild des ZfLfinden Sie auf den Seiten 4 und 6 in diesemHeft.

Die Frage der Wertvorstellungen hat unsweiter beschäftigt: Was ist für unsere Zielgrup-pen wichtig? Was dient vor allem jungen Lehr-kräften zur Orientierung? Womit identifizie-ren sich ErzieherInnen und LehrerInnen indeutschsprachigen Einrichtungen und Abteilun-gen? Welche Rolle spielt dabei die Traditionder deutschen Schulen in Siebenbürgen? Als„Traditionen an den deutschsprachigen Kin-dergärten und Schulen in Siebenbürgen“ wur-de eine unserer Fragen zum Thema des diesjäh-rigen Lehrertages. Dazu auf Seite 12-13 Be-richte von den Moderatoren der Gruppenarbeit.Prof. Dr. Paul Philippi hielt zu Beginn derVeranstaltung am 18.10. in Kronstadt einImpulsreferat mit dem Thema „Zur Traditiondes deutschen Schulwesens in Siebenbürgen“

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Das angekündigte Schwerpunktthema dieser Nummer (Das neue Unterrichtsgesetz)

wurde ersetzt durch:

Wertewandel und Wertevermittlung

Laternenfest in Reschitza 2007

Das Laternenfest ist eine „neue“ Tradition in Kindergärten undGrundschulen. Lesen Sie dazu den Beitrag auf Seite 19.

(veröffentlicht in der Karpatenrundschau vom 30.Oktober und 6. November 2008, jeweils SeiteIII). Prof. Dr. h. c. Walter König hat uns seine Überlegungen zum Thema des Lehrertageszukommen lassen (Auszüge auf S. 14): „Die Leitfrage: Was kann, was könnte unter denvöllig veränderten Bedingungen das Besondere, das Charakterstische einer deutschsprachigen Schu-le (und, viel schwieriger: einer deutschsprachigen Abteilung) sein? Dies müsste zumindest einemTeil (einem Stamm) eines Kollegiums bewusst sein - und natürlich besonders den in der Lehrerbil-dung und Lehrerfortbildung Beschäftigten. Deshalb halte ich es für sehr wichtig, einen Such- undReflexionsprozess bei Kolleginnen und Kollegen anzustoßen.“

Mit Werten befasste sich das 2. Berschul-Symposion im September 2008 in Schässburg:„Werteverlust - Wertewandel - Wertevermittlung. Werte leben - Persönlichkeit bilden - Zukunftgestalten“. Wir drucken in dieser Ausgabe unserer Zeitschrift den Vortrag von Prof Dr. HansKlein, Direktor des Departements Protestantische Theologie, (Seite 5-10) ab. Er untersuchtdarin, welche traditionellen Werte der sächsischen evangelischen Kirche und Gemeinschaft Bestandfür die Zukunft haben.

Wie jedes Malenthält unsere Zeit-schrift Informationenüber das aktuelle Fort-bildungsangebot, Fo-tos und Berichte vonstattgefundenen Ver-anstaltungen, aus denSchulen, eine Theater-seite, Buchempfehlun-gen und eine Sprach-ecke.

Adriana Hermann

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Leitbild1 - Identität und AuftragDas Zentrum für Lehrerfortbildung in deutscher Sprache (ZfL) istauf Veranlassung des Demokratischen Forums der Deutschen inRumänien vom Erziehungsministerium gegründet worden mit demAuftrag, Fortbildung in deutscher Sprache anzubieten. Es steht inder Tradition des deutschsprachigen Schulwesens in Rumänien undsetzt sich für Bildungsziele der deutschen Minderheit ein.Das rumänische Erziehungsministerium ist Träger des ZfL.

Auftrag

Fortbildung in deut-scher Sprache

Träger - das rumäni-sche Erziehungs-ministerium

Werte

qualitativ gute Fortbil-dung

deutsche Sprache undKultur

Achtung und Toleranz

2 - Wir legen besonderen Wert auf:- eine qualitativ gute Fortbildungsarbeit, die sich an modernerUnterrichtsgestaltung orientiert. Dazu gehört für die Mitarbeiterdes ZfL unter anderem die eigene regelmäßige Fortbildung.- eine lebendige Begegnung mit der deutschen Sprache undKultur durch ein vielfältiges Fortbildungsangebot mit Referentenaus dem In- und Ausland.- einen Umgang miteinander, der von Achtung und Toleranzbestimmt ist. Wir vertrauen auf die Bildungsinteressen und dieEntwicklungspotentiale, die Menschen mitbringen. Dabei solleninsbesondere das Selbstvertrauen, der Mut zur Veränderung unddie Bereitschaft zur (Eigen-)Verantwortung gestärkt werden.

3 - AdressatenUnsere Adressaten sind deutschsprachige ErzieherInnen undLehrerInnen (Klassen 1-12), die die Qualität ihrer pädagogischenArbeit verbessern oder spezielle Qualifikationen (z. B. Lehramts-prüfungen) erreichen wollen. Das ZfL ist für weitere Zielgruppenund Fortbildungsaufgaben (z. B. schulinterne Fortbildungen) offen.

Adressaten

deutschsprachigeErzieherInnen undLehrerInnen(Klassen 1-12)

Zentrum für Lehrerfortbildung in deutscherSprache Mediasch

(Fortsetzung auf Seite 6)

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Damit bin ich aber bereits in die Proble-matik eingestiegen, und es scheint mir wich-tig, bevor ich über die Werte nachdenke,dass ich zunächst ausspreche, was ich unter„Werte“ verstehe.

Werte, so habe ich gelernt, sind ethischeNormen, die durch Erziehung vermitteltwerden und die für den, der sie sich ange-eignet hat, Tugenden sind; für jene, vondenen sie erwartet werden, Pflichten.2 Da-mit ist klar, dass ich weniger die Werte derBefindlichkeit wie Gesundheit, Zufrieden-heit, Wohlstand als die des Verhaltens ein-beziehe. Nicht die Würde des Menschentritt damit ins Blickfeld, sondern die Ach-tung derselben, nicht der Reichtum, son-dern der Umgang damit, nicht der Indi-vidualismus, sondern die Selbständig-keit im Urteil, die Verantwortung.

Weil so verstandene Werte durch Erzie-hung vermittelt werden, ist die Schule alsOrt der Erziehung sehr wichtig. Das warsie immer. In unserer Tradition hat die Schu-le die Traditionen weitergegeben und neueRichtlinien eingeübt. Die Nachbarschaftenund die eigenen Organisationsformen ach-teten darauf, dass sie erhalten blieben. Bei-des, Tradition und Erneuerung hat mitWerten etwas zu tun.

Welche traditionellen Werteder sächsischen evangelischen Kirche undGemeinschaft haben Bestandfür die Zukunft?1

Ist die Erhaltung der traditionellen Wertezum Problem geworden?

Bevor ich aber drangehe, über die ver-schiedenen Werte zu sprechen, möchte ichdarauf hinweisen, dass es zwei Werte gibt,die im Elternhaus anerzogen werden. Essind das Bitte- und das Danke-Sagen. Bei-de Phänomene gehören nicht zu den ange-borenen Eigenschaften, sie werden erlernt.Die Mutter bereits prägt dem Kind ein,Bitte zu sagen und zu danken. Diese Werteverlieren sich dann teilweise bei den Er-wachsenen. Die Engländer z. B. sagen zwar„please“, aber das Verbum, das sie gebrau-chen, ist to ask for … „fragen nach“. Auchwir fragen oft: „kann ich dieses haben?“,„darf ich dieses nehmen?“, „können Siedieses machen?“ usw. und umgehen somitdas Bitten. Und das Danken wird oft ver-gessen. Sagen wir nicht: „Undank ist derWelt Lohn?“

Im Folgenden möchte ich das Themavon drei verschiedenen Seiten beleuchten.Zunächst ist über partikulare und allgemein-gültige Werte nachzudenken (1), es folgeneinige Gedanken zur Situations-gebundenheit der Werte (2), woran sich dieBesprechung der Werte im Einzelnen an-schließt (3). Eine kurze Zusammenfassungrundet die Behandlung des Themas ab.

Ich könnte die Frage auch zuspitzen: Gibt es überhaupt noch traditionelle Werteder Siebenbürger Sachsen, die nachhaltig sind? Ist mit der Auswanderung dermeisten Siebenbürger Sachsen nicht auch deren Lebensgestaltung verloren ge-gangen? Die wenigen Zurückgebliebenen sind eine so verschwindend kleine Min-derheit, dass sie kaum mehr auf eine Gesellschaft prägend einwirken können.Andererseits sind Werte - unabhängig von der Zahl derer, die sie mittragen, füreine Gesellschaft wichtig. Und zukunftsweisende Werte verändern die Gesellschaft.

1. Partikulare und allgemeingültige Werte

Bevor ich die Frage der Werte im Einzel-nen bespreche, möchte ich eine These aus-sprechen: Alle traditionellen Werte könnenfür die Zukunft wichtig werden, wenn sieder Gegenwart angepasst und den Forde-rungen der jeweiligen Zeit angeglichen wer-den. Und das bedeutet für die traditionel-len Werte der evangelischen Kirche: Inso-fern die partikularistischen Werte universel-len Charakter bekommen, bleiben sie gül-tig.

Ich möchte dies an einem Ausspruch desGenius loci, Michael Albert, verdeutlichen.Dieser hatte formuliert:

„Deiner Sprache, deiner Sitte,deinen Toten bleibe treu.Steh in deines Volkes Mitte,was dein Schicksal immer sei.“

Und am Ende:

„Trittst du aus dem heil’gen Ringe,wirst du ehrlos untergehen.Bleibe treu.“

Hier sind eindeutig partikularistischeWerte angesprochen. Sie sind dem Haupt-wert „Treue“ untergeordnet, es gibt dane-ben aber, so möchten wir heute ergänzen,auch andere Werte, wie Offenheit, Flexibi-lität, Anpassungsfähigkeit. Die beschrie-benen Werte beziehen sich nur auf dieenge Gemeinschaft der Siebenbürger Sach-sen. Sie waren sinnvoll und notwendig im

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(Fortsetzung von Seite 4, Leitbild des ZfL)

4 - Allgemeine ZieleDas Ziel des ZfL ist es, die Qualität des deutschsprachigen Unterrichtsdurch Fortbildung zu fördern. Dabei verfolgen wir zwei Richtungen: dieUnterstützung und Begleitung einer zeitgemäßen pädagogischen Arbeit indeutschsprachigen Kindergärten und Schulen auf der Grundlage desrumänischen Unterrichtsgesetzes und der bestehenden Lehrpläne einer-seits und die Pflege der deutschen Sprache und Kultur andererseits.

5 - FähigkeitenWir bieten Fortbildungen an, die praxisnah sind, aktive Teilnahme fördernund sich an aktuellen Entwicklungen orientieren.Wir setzen vielfältige Methoden ein und arbeiten mit modernen Medien.Wir greifen Anregungen und Wünsche unserer Kunden auf und setzensie professionell in den Fortbildungen um.Sehr gute Sprachkompetenz in Deutsch spielt bei der Auswahl derReferenten eine entscheidende Rolle.

6 - LeistungenWir bieten regionale und zentrale Fortbildungen an, die offen sind für alleInteressierten.Unser Programm ist vom rumänischen Ministerium für Erziehung,Forschung und Jugend anerkannt und akkreditiert.Wir arbeiten mit rumänischen Partnern zusammen und mit Partnern ausdem deutschen Sprachraum.Wir pflegen zuverlässige Informationswege über das jährlich erscheinendeProgrammheft, die zweimal pro Jahr erscheinende Zeitschrift und einerWebseite.

Ziel

Förderung der Qualitätdes deutschsprachigenUnterrichts

FähigkeitenPraxisnähe

Professionalität

Sprachkompetenz

Leistungenregionale und zentraleFortbildungen

vom rumänischenErziehungsministeriumanerkannte Programme

Publikationen

7 - RessourcenIm ZfL arbeiten hauptberufliches Personal sowie freie DozentInnen ausRumänien und dem deutschsprachigen Ausland, die fachlich und in derErwachsenenbildung qualifiziert sind.Die Veranstaltungen finden zentral in den Seminarräumen des ZfL inMediasch und Hermannstadt sowie regional in Kindergärten und Schulenstatt.In Mediasch steht ein Gästehaus mit Übernachtungsmöglichkeiten zurVerfügung.Das ZfL ist mit modernen Medien und vielfältigem Material ausgestattet.

Ressourcen

Referenten aus dem In-und Ausland

Übernachtungshaus

Material und Medien

8 - LernbegriffIn unseren Veranstaltungen streben wir ein Lernergebnis an, indem Schlüsselqualifikationen, „Lernen lernen” und Sprach-kompetenz im Mittelpunkt stehen. Deshalb schaffen wir eineLernumgebung, in der selbst bestimmtes Lernen in verschiedenenArbeits- und Sozialformen möglich ist und die ein hohes Maß anDifferenzierung bietet.

Lernbegriff

Lernen lernen

motivierende Lernum-gebung

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Alle Werte, über die wir heute nachdenken, sind imLaufe einer gewissen Zeit und unter bestimmtenGegebenheiten entstanden und hatten zur Zeit ihrerEntstehung einen vitalen Sinn.

damaligen Österreich-Ungarn, wo jedeNation ihre Eigenständigkeit und Eigenheitbetonte und sich von der anderen abgrenz-te. Heute in der Zeit der Annäherung derNationen können solche Werte nur über-nommen werden, wenn sich der Kreis wei-tet und die Treue zur Überlieferung mit derOffenheit für Neues kombiniert wird, wennTreue zu den Toten Lebenskraft für die Zu-kunft vermittelt, wenn das Austreten ausdem „heil’gen Ringe“ gedeutet wird alsAbsage an das, was der Gemeinschaft heu-te wichtig ist, einer Gruppe, die sich in stän-diger Bewegung und Anpassung befindet.Was mir aber besonders interessant vor-kommt, ist, dass Michael Albert mit demUntergang droht, wenn man nicht in der Ge-meinschaft bleibt. Solche apokalyptischenTöne benutzen auch jene, die uns zum Um-weltschutz rufen. Damit soll der Ernst derSache unterstrichen werden.3 Ich fahre hiernicht fort, sondern nenne noch ein Beispielpartikularistischer Werte aus einem Lied:

„Unser Herz ist deutsch,unser Gott ist deutsch,in uns und unsern Kindern.Wir wollen bleiben,was wir sind,Gott hilf uns jetzt und immer.“

Alles zielt hier auf die deutsche Identi-tät, auch das Bleiben, was wir sind. DasLetztere ist zweifellos ein Wert, es ist Treue.Aber „Bleiben, was wir sind“, kann man nur,wenn man sich ständig den Gegebenheitenanpasst. Sonst wird man zum Fossil. AllesLeben ist Bewegung. Was sich der wünscht,der „bleiben will, was er ist“, ist, dass ersich nach den ihm eigenen Instinkten undPrägungen durch Vergangenheit und Ge-genwart verändert und anpasst, nicht ge-zwungen, wie es in jeder Diktatur versuchtwird, sondern mit vollem inneren Einver-ständnis. Wir sind doch auch nicht die Glei-chen wie unsere Vorvärter, wir sind ihnenaber ebenbürtig, wenn wir bei der Eigen-heit bleiben, die uns liegt und uns gleichzei-tig anpasst und abgrenzt von dem, wo wirinnerlich nicht mitkönnen. Das aber heißtfür mich heute: Absage an die Vorstellung,dass Gott ein deutscher Gott sei. Er ist derHerr der ganzen Welt, natürlich auch derDeutschen, aber auch der Rumänen, Un-

garn, Zigeuner usw. In diesem Wandelüberkommener Werte finde ich eine bemer-kenswerte Parallele in der Bibel:

Als Jerusalem 586 v. Chr. von den Ba-byloniern eingenommen und die Ober-schicht nach Babylon deportiert wurde,mussten sich die Deportierten fragen, obder in Zion angebetete Gott ihr Gott blei-ben kann, denn sie lebten in einem unrei-nen Lande, das mit dem Gott Israels nichtsmehr zu tun hatte. Der Prophet Hesekielhat als erster gesagt, dass dieser Gott mitnach Babylon gezogen ist, der ProphetJeremia hat die Gefangenen aufgerufen, derStadt Bestes zu suchen. Aber dann war esvor allem der große Prophet (den wirDeuterojesaja nennen, weil seine Botschaftim Jesaja-Buch ab Kap. 40 aufgeschriebenist), der eine neue Sicht Gottes proklamierthat: Den Gott Israels hat er als Gott derganzen Welt verkündet, der in die Geschich-te zum Wohle seines Volkes eingreifen undIsrael heimbringen wird. Damit wurde ausdem Gott eines Volkes, einem partikulari-stischen Gott, der Gott der ganzen Welt,der ganzen Schöpfung. Es erfolgte eine gro-ße Umwertung. Alle Israel eigenen Wertewurden zu Werten, die hinfort allen Men-schen zugänglich wurden.

Ich denke, dass damit deutlich gewor-den ist, was ich meine: Insofern unsere par-tikularistischen Werte für alle zugänglichwerden, können sie für die Zukunft nach-haltig, lebensmächtig sein, andernfalls nicht.

2. Die Situationsgebundenheit der Werte

Bevor ich daran gehe, die traditionellenWerte der Evangelischen Kirche näher zubetrachten, möchte ich eine weitere Fest-

stellung machen: Alle Werte, über die wirheute nachdenken, sind im Laufe einer ge-wissen Zeit und unter bestimmten Gege-benheiten entstanden und hatten zur Zeitihrer Entstehung einen vitalen Sinn. Die da-malige Situation ist mit der heutigen nurnoch begrenzt vergleichbar. Darum werdensolche Verhaltensweisen als Werte bezeich-net und in der Erziehung angesprochen. Siesind nicht mehr Not wendende und darumnotwendige Verhaltensweisen, sondern Sit-ten und Bräuche, die das Leben schöner ma-chen können und darum sinnvoll sind undSinngebung ermöglichen. Aber sie sindnicht selbstverständlich und auch nicht un-bedingt erforderlich. Insofern sie sich einerPrägung sehr langer Zeit verdanken, sindsie möglicherweise in die Gene über-gegangen. Dann können sie verschwinden,wenn die Menschen nicht mehr da sind, diegenetisch in solcher Weise geprägt sind. Siekönnen aber auch verschwinden, wenn dieSituation sich ändert, man also mit solchenWerten nicht mehr auskommt. Ich gebe einBeispiel: Im Gefängnis bewahrt niemandauf Dauer die anerzogene Würde, bleibtkeiner standhaft. Die Frage ist nur, wie lan-ge er durchhält. Dass die in der Kindheitanerzogenen Werte des Bittens undDankens sich bei den Erwachsenen immerwieder verlieren, erleben wir selber.

3. Die Verschiedenartigkeit der Werte

Ich wende mich nun den Werten selbst zuund teile sie in drei größere Komplexe ein:a) religiös-sittliche Werte, die direkt oderindirekt mit dem Glauben und der Kirchezusammenhängen; b) soziale Werte, die mitder von der Kirche geförderten Gemein-

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ten bleiben wird? Er war sehr gefährdet. 40Jahre kommunistische Diktatur hat zur Fol-ge gehabt, dass sich die evangelischen Chri-sten gegen ihre zweite Natur weitgehendan die Gegebenheiten angepasst, Ehrlich-keit verlernt und Selbstvertrauen verlorenhaben. Der Glaube an den Gott, der seineKinder liebt, blieb noch erhalten. Aber wielange? Hätte er weitere zehn, vierzig Jahreüberdauert? Wäre nicht von Jahr zu Jahrdie Angst weiter gewachsen und hätte dasSelbstvertrauen zerstört und den Glaubenso umgeformt, dass die Angst immer mehrüberwiegt? Denn auf Druck reagiert manmit Gegendruck, wo dieser aber nicht mög-lich ist - und das war er im Kommunismusnicht - mit Flucht oder, wenn solche un-denkbar ist, mit Depression. Depressionaber zerstört jede Art lebendigen Glaubens.Darum sind wir dankbar, dass der Druckgewichen ist. Wir dürfen wieder unsern Glau-ben leben. Wir können ihn als unsern gro-ßen Wert weitergeben. Und solange dieseArt Glauben gefragt ist, wird er sich erhal-ten. Es ist ein durch die Jahrhunderte ge-prägter und erzogener Wert.

Durch solchen Glauben sind Charakter-werte entstanden. Sie fließen aus einer an-erzogenen inneren Haltung, die ihrerseitsaus dem Glauben kommt. Ich nenne: Ver-antwortung, Pflichtbewusstsein Treue, Ehr-lichkeit, Zuverlässigkeit, Einsatzbereitschaftund Schickung ins Unvermeidliche.

Das soll verdeutlicht werden: Wennich fest überzeugt bin, dass Gott michschützt, wenn ich bei der Wahrheit blei-be, auch wenn ich augenblicklich benach-teiligt werde, kann ich ehrlich sein, weilich mein Wort nicht zufällig gegeben habe,sondern grundsätzlich die Mitmenschenauch an meinem Denken teilhaben las-sen kann, darum kann ich zuverlässig sein;ich kann Treue bewahren in allen Anfech-tungen, kann Verantwortung überneh-men und zu meinen Entscheidungen ste-hen, auch wenn ich angefochten werde;ich kann mich für Dinge einsetzen, auchwenn ich nicht sicher bin, dass ich damitdurchkomme; ich kann nachgeben, wennich merke, dass meine Vorschläge nichtüberzeugend sind; und ich kann Nieder-lagen hinnehmen; ich kann Dinge akzep-tieren, die mir widersinnig erscheinen,wenn ich sie nicht ändern kann.

Dies alles aber kann ich nicht, wenn ichAngst habe. Die Erziehung zum Glaubenist darum immer auch Erziehung zur Frei-heit von der Angst. In unseren Augen istAngst, auch Angst vor Gott, kein Wert,wohl aber Ehrfurcht vor dem Schöpfer undErlöser. Wie viel mit Angst gearbeitet wird,braucht hier nicht beschrieben zu werden.Der wahrhaft Glaubende liest überall in derSchrift das vollmächtige „Fürchte dichnicht.“

Damit ist aber auch deutlich, was Auf-gabe der Erziehung ist. Ob dieser Wertbeibehalten werden kann, hängt weitgehenddavon ab, ob wir die im Glauben geschenk-te Freiheit leben und weitergeben oder obwir weiterhin in Angst leben und anderenAngst einflößen. Die moderne Gesellschaftlebt weitgehend vom Vertrauen. Sie ist inwesentlichen Anteilen ein Produkt der Be-freiung des Menschen durch die Reforma-tion und durch die ihr folgende Aufklärung.Man kann natürlich versuchen, die Welt zu-rück zu spulen. Ob das gelingt, wird mansehen. Aber es ist klar geworden, dass dieoben beschriebenen Werte für die Zukunftunserer neuen Gesellschaft wesentlich sind.Ob wir sie weitergeben können, steht aufeinem anderen Blatt.

3.1.2 Damit im Zusammenhang steht einweiterer religiös-sittlicher Wert, die Förde-rung des Musischen. Sie ist in unsernSchulen in besonderer Weise bedacht wor-den. Musik, Theater, Literatur fördern deninneren Menschen, lösen ihn aus dem All-tag heraus und lassen ihn die Welt neu ver-stehen und sich in ihr besser zurechtfinden.Dazu bedarf es einer Erziehung. Gewisssind einige Menschen von Natur aus mu-sisch veranlagt, aber auch eine solche Ver-anlagung will geweckt und gepflegt werden.Dann erkennt man in ihr den inneren Wert.In diese Kategorie gehört auch die Heimat-liebe, die durch Ausflüge gefördert werdenkann. Alle diese Werte aber setzen den in-nerlich freien, im Glauben und Selbstver-trauen gefestigten Menschen voraus. DieDiktatur (schon der dreißiger, nicht nur dervierziger und fünfziger Jahre) hat diesenWert instrumentalisiert und zur Propagan-da der Herrschenden herabgewürdigt.Dadurch verliert er seinen Sinn und drohtzu verschwinden.

schaft geprägt sind und c) Werte der Ar-beitswelt. Die Grenzen zwischen den ein-zelnen Komplexen sind fließend, mancherdürfte die Einteilung anders vornehmen.

3.1 Die religiös-sittlichen Werte

Ich nenne hier bloß zwei solcher Werte: denGlauben und das Musische.

3.1.1 Der wichtigste religiös-sittliche Wert,den wir als Evangelische Kirche weiterge-ben, ist der Glaube an den einen Gott, derden Sünder gerecht macht, wie seit LutherGenerationen evangelischer Christen beto-nen und in die Erziehung einfließen lassen,auch dort, wo man weder von Gott, nochvon der Sünde redet. Wir glauben, dass dereine Gott der Herr der Welt ist und sie zuunserm Segen regiert und dass es neben ihmkeine Mächte gibt, die sein Wirken infragestellen können. Dieser eine Gott, so glau-ben wir, hat uns in der Taufe als seine Kin-der angenommen und trägt uns weiterhinin seinem Erbarmen, auch dort, wo wirFehler machen. Wir bleiben seine Kinder,weil er uns immer neu als solche akzeptiert.Und wenn wir Fehler machen, spricht er unsgerecht, nimmt den reuigen Sünder wiederan Kindes Statt an und lässt uns so in sei-

nem Segen weiter leben. Wir brauchen alsonicht in dauernder Angst zu leben, wir dür-fen wissen, dass dieser unser Gott uns beisich behält, wenn wir nur bei ihm bleibenwollen.

Diese Glaubensgewissheit hat zur Fol-ge, dass evangelische Christen nicht wirkli-che Angst haben. Sie hat das Selbstbe-wusstsein gestärkt. Evangelische Christenstehen aufrecht, haben ein gerades Rück-grat. Sie brauchen nicht zu lügen, weil siewissen, dass die Strafe für eine ausgeübteTat nicht von Gott, sondern von Men-schen kommt und darum keinen letzt-gültigen Wert hat. Ob dieser Wert erhal-

Die Werte können aberauch verschwinden, wenndie Situation sich ändert,man also mit solchen Wer-ten nicht mehr auskommt.

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3.2 Soziale Werte

Soziale Werte ergeben sich aus dem Zusam-menleben der Menschen. Sie ergeben sichaus der inneren Notwendigkeit der Kom-munikation miteinander, werden aber ver-schieden ausgeprägt, je nachdem, wie engMenschen nebeneinander wohnen und wiegroß die Notwendigkeit der gegenseitigenHilfe empfunden wird. Wo die Bedrohungvon außen relativ groß ist, schließen sichMenschen enger zusammen, wenn der Raumder Freiheit weit ist, wächst ein gewisserIndividualismus von selbst. Die Nachbar-schaften der Siebenbürger Sachsen sind ausder Notwendigkeit herausgewachsen, dassman sich gegenseitig beisteht. Man hatteeinen gemeinsamen Brunnen, später einegemeinsame Schweinemolter und zuletztgemeinsames Geschirr für Hochzeiten undgrößere Zusammenkünfte. Und man halfsich gegenseitig beim Hausbau; bei Krank-heit bestellte die Nachbarschaft das Feld desBettlägerigen. Hier ist Gemeinschaftssinngeprägt und Gemeinwohl besorgt worden.Das ändert sich, wenn man nicht mehr einHaus baut, sondern eine fertige Wohnungmit einem Bankkredit finanziert, wenn manFeste nicht mehr im Gemeindesaal, sondernim Restaurant feiert, wenn man im Geschäftalles zu kaufen bekommt und sich nichtmehr nachbarlich mit Borgen aushilft. Auchdie gegenseitige Fürsorge nimmt ab, wo diediakonischen Einrichtungen besser funktio-nieren; Gastfreundschaft, ein uralter Wertwird kaum mehr gepflegt, wo es Hotels undPensionen gibt, in denen man ein Obdachfindet.

Das Vertrauen in die selbst gewählteFührung ist bei den Siebenbürger Sachseneine lange Zeit gewachsen. DemokratischeStrukturen haben sie ausgezeichnet. Dieserhohe Wert menschlichen Zusammenlebenshat im 20.Jahrhundert einen großen Brucherfahren. Noch ist viel Vertrauen da. Wirdes sich erhalten in einer so gering geworde-nen Minderheit? Eine Voraussetzung dafür istdie Forderung nach Beschlüssen. Man er-wartet, dass sich jeder in das Neuwerdender Gemeinschaft und in die für sie wichti-gen Veränderungen einbringt und bei Be-schlüssen mitwirkt. Dann kann man auchhinnehmen, wenn man beim Beschlussunterliegt. Voraussetzung dafür ist eine

gut fließende Information. Ist eine solchebei uns noch gegeben?

Können wir demokratisches Ver-halten in der Schule anerziehen?Können wir bewirken, dass sich die Ein-zelnen in das Ganze einbringen, erst mit-machen und dann erst kritisieren? Wirwerden in Zukunft viel darüber nachden-ken müssen, wie wir diesen Wert gemein-schaftlichen Verhaltens neu aktivieren.Hier ist durch die Diktatur und die ge-wandelte Gesellschaftsform eine großeLücke entstanden. Darin droht der Jahr-hunderte hindurch gewachsene und indieser Zeit erhaltene und gepflegte Wertzu versinken.

Ein Wert, der in der letzten Zeit in vie-ler Munde war, ist die Achtung der Men-schenwürde. In der partikularen Welt un-serer Mütter und Väter hatte er kaum Be-deutung. Es war selbstverständlich, dassman den Nachbar ehrte und schätzte, ihnmit „guter Nachbar“ anredete, sogar wennman eines seiner Verhalten missbilligte undihn dafür strafte. Und ebenso selbstver-ständlich war es, dass man die minder be-gabte, teils verkommene Mitglieder derGemeinschaft mittrug. Sie bekamen einenDienst, den sie ausüben konnten, etwa dendes Burghüters oder Kirchendieners.

Den Zigeunern am Dorfrand hat manaber nicht die gleiche Menschenwürde zu-gestanden. Hier hat sich durch die Glo-balisierung ein Problem aufgetan, das wirbewusst machen müssen. Die Achtung derMenschenwürde ist ein neuer, erstre-benswerter menschlicher Wert. Da hatdie Erziehung noch manches zu leisten.

3.3. Werte der Arbeitswelt

Die Welt der Siebenbürger Sachsen wargeprägt durch den Handwerker- und Bau-ernstand. In beiden Ständen haben Fleißund Sparsamkeit einen hohen Wert gehabt.Zwar hat man gewusst, das Siebenbürgenein „Land des Segens“ ist, aber auch, dassdieser Segen erarbeitet und besorgt werdenmuss. Die Bauern haben die Ernte ein Jahrlang nicht angerührt, weil man daran dach-te, dass sie im kommenden Jahr karg aus-fallen könnte. Man ist mit dem Vorhan-denen sorgfältig umgegangen und hat ge-lernt, sich das Erworbene einzuteilen,

damit auch in schweren Zeiten noch genü-gend vorhanden ist. Und die Handwerkerhaben ihre Werkstücke mit der nötigenSorgfalt und Gewissenhaftigkeit erzeugt,damit sie ihre Kundschaft nicht verlieren.Man hat nicht halbe Sachen gemacht undnicht daran gedacht, etwas aus der Handzu geben, das nicht hieb- und stichfest war.Die gepriesene Zuverlässigkeit und Ge-wissenhaftigkeit hatte also eine sehr ma-terielle Basis: Man musste darauf sorgen,dass die Kundschaft wieder kommt. Das hatsich sehr geändert, als der ehemalige Bau-ern- oder Handwerkersohn zum Fließband-arbeiter wurde, der seine Ware nicht mehrverkaufen, sondern nur noch für andere pro-duzieren musste. Da haben unsere Leuteschon auch gelernt: „merge ºi aºa“.

Und doch funktioniert auch die mo-derne Arbeitswelt auf der Basis des Ver-trauens, dass jeder an seiner Stelle dasRechte gewissenhaft tut. Die alten Wertekönnen kaum noch vermittelt werden,wohl aber werden sie sich neu gewichtetwieder finden lassen.

Wenn Organisationsvermögen einWert ist, dann haben unsere Leute viel da-von mitbekommen. Es ist die Gabe zu pla-nen, vorzeitig zu überlegen und dann ge-zielt an die Dinge heran zu gehen. DieseGabe wächst, wo Verantwortung wahrge-nommen wird; sie verschwindet, wo mannicht herangezogen wird. Ich habe darumZweifel, ob sie ein Wert ist. Es ist eine Gabe,die man kaum anerziehen, wohl aber pfle-gen und fördern kann.

Zum Schluss noch ein kurzes Wort zumUmgang mit der Umwelt, eine Forderung,die immer lauter erklingt. Sie war imBewusstsein unserer Bauern immer präsent.Der Bauer hat mit dem Vorhandenen um-zugehen gewusst und hat die Pflege dessel-ben vorgenommen. Durch die Industriali-sierung ist hier einiges aus dem Lot gekom-men. Die Schwierigkeit besteht darin, dassman Menschen etwas klar machen muss,wofür sie kaum ein Sensorium haben, näm-lich, dass Autofahren die Luft verschmutztund dieses Phänomen eine Klimaver-änderung herbeiführt. Man muss dieserAnalyse schon Glauben schenken, um sichgenauer darüber Gedanken machen zu kön-

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nen. Die Änderung des Wetters merkt je-dermann; worauf sie zurückzuführen ist,kann aber der einfache Mensch nicht prü-fen. Sosehr der sorgsame Umgang mitder Umwelt ein hoher Wert ist, hier ist Er-ziehungsarbeit nötig und sie funktionierterst, wenn Wirkungen sichtbar werden. Eshandelt sich hierin aber kaum um einen tra-ditionellen Wert der evangelischen Gläubi-gen, sondern um einen, der nicht nur unse-re Zukunft bestimmt, sondern die Zukunftaller Menschen.

4. Zusammenfassung

Ich komme zum Schluss und wiederholedie Frage des Anfangs: Welche traditio-nellen Werte der evangelischen Kir-che und Gemeinschaft haben Be-stand für die Zukunft? Ich möchte miteiniger Gewissheit behaupten, dass dervon der Reformation her geprägte Glau-be, der Selbstvertrauen schenkt, undebenso die Sensibilität für die Pflegeder Musen nachhaltige Wirkung haben

werden. Die Nachbarschaft wird auf dieDauer nicht erhalten bleiben; der Fleißund die Sparsamkeit nur, wenn die Nah-rungsmittel oder Energiequellen spürbarzurückgehen, die Ehrlichkeit als Basisdes Vertrauens wird erhöhten Wert er-halten. Bleiben wird auch, weil sie blei-ben muss, die Forderung nach Rücksichtaufeinander und das Streben nachGemeinwohl.

1Vortrag in Schäßburg am 6. September 2008 imRahmen des Symposiums: Werte leben, Persön-lichkeit bilden, Zukunft gestalten.2Vgl. dazu M. Heesch, Wert/Werte III Ethisch,RGG48, Tübingen 2005, 1470.3Üblicherweise lassen sich solche Drohungen ir-disch nicht verifizieren. Es kommt dann dochnicht so, wie beschworen. Die Nichte Bruken-thals, die einen ungarischen Baron heiratetewurde zwar vom großen Erbe des Barons ausge-schlossen, aber sie ist nicht ehrlos untergegan-gen. Und ähnlich ist es vielen in vergleichbarenFällen ergangen. Sie hatten zwar Schwierigkei-ten, aber ein Untergang ist nicht erfolgt. Auchdie Weltuntergangstöne im Zusammenhang mit

„Einheit in der Vielfalt“ nennt sichdas Projekt, das 14.-15.11.2008 An-lass zu einem ersten Treffen in Her-mannstadt für Schüler des Klausenburg-er Nicolae-Bãlcescu-Lyzeums und derHermannstädter Schulen Nr. 12 undGeorge Bariþiu (Colegiul „G. Bariþiu“)gewesen ist. Arbeitsthemen sind dasZusammenleben von Rumänen undDeutschen sowie das Weiterführen deut-scher Traditionen in den beiden Krei-sen. In Form eines Kalenders sollen alsnächstes Weihnachtsbräuche vorgestelltwerden. Begleitlehrerinnen sind IoanaMatiu, Corina Turcu (Hermannstadt),Emilia Paros und Aurelia Vigu (Klau-senburg).

Foto: Ioana Matiu

den „Grenzen des Wachstums“ lassen sich nichtverifizieren. Die Lage ist nicht gut, aber es lässtsich noch eine Menge bewirken. Tatsächlich ver-anlassen solche Töne einen Wechsel in der Men-talität. Und das ist wohl für die Erhaltung einerGemeinschaft oder der Umwelt und der Abwehrvor drohender Gefahr, wenn man unreflektierthandelt, nötig.

Prof. Dr. Hans KleinDirektor des Departements Protestantische

Theologie, Lucian-Blaga-Universität, Hermannstadt

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KiVorbereitet wurden Apfelbücher („Dieser Apfel“,„Eine Apfelgeschichte“), ein Fingerspiel mit Äpfeln,Lieder („Mein Baum war einmal klein“, „Rätsel imHerbst“, „Im Häuschen mit fünf Stübchen“) sowieeine Klanggeschichte („Vom schlafenden Apfel“).Liliana begrüßte die Teilnehmerinnen und stellte dengeplanten Ablauf des Kränzchens vor. Dabei gewe-sen sind: Elena Morariu - Erzieherin Kiga 41, GabiBuºa - Erzieherin Kiga 15, Lucia Cotârlea - Erziehe-rin Kiga 14, Ramona Fraicov - Erzieherin Kiga 14,Delia Coman - Erzieherin Kiga 5, Eugenia Opriºor -ZfL.

Nach der Vorstellung der Bücher wurden die Lie-der gesungen. Die Geschichte fand Anklang bei denTeilnehmerinnen. Aus Äpfeln und Naturmaterialienwurden „Kerle“, ein Buch und ein Puzzle gebastelt.

Frau Ana Coca, Bibliothekarin in der Kinderab-teilung, stellte den deutschsprachigen Bücherbestand

6. Bibliothekskränzchen für ErzieherInnenund LehrerInnen

Das 6. Kränzchen mit dem Thema „Alles über denApfel“ fand am 14.11.2008 in der Kinderabteilungder Astra-Bibliothek statt. Organisiert wurde esvon Jutta Martini, Erzieherin im Kindergarten 41,und Liliana Câmpean, Erzieherin im Kindergar-ten 5 und Referentin im Zentrum für Lehrer-fortbildung in deutscher Sprache Mediasch.

und das Kooperationsangebot der Astra-Bibliothek vor, zu dem Lesenach-mittage, Spielnachmittage in der Ludothek, sowie Treffen von ErzieherInnenund LehrerInnen gehören.

19.30 Uhr verabschiedeten sich die Teilnehmerinnen. Zum nächstenBibliothekskränzchen in der Astra-Bibliothek am 4.12.2008 sind alle Her-mannstädter ErzieherInnen und GrundschullehrerInnen herzlich eingeladen.

Liliana Câmpean, Eugenia OpriºorKindergartenreferat im ZfL

Erinnert ihr euch an Sonja? „Der kleinePrinz“ in Michelsberg?

Und an Heinz? Er tanzte mit Krücken dieMünchner Francaise vor und führte uns in dieSprache der Mythologie ein.

Dieses Jahr sind sie beide unsere Referenten für dasSeminar „Hexen, Ketzer, Andersdenkende“ inMediasch, vom 19.-22.02.2009. Kräuter spie-len diesmal eine wichtige Rolle, denn esgeht „fächerübergreifend“ in die Hexen-küche. Doch wie immer wird gespielt undgetanzt. Lasst euch die Gelegenheit nichtentgehen und meldet euch rechtzeitig aufunserer Webseite an.

www.zfl.roDt&Th

Foto: Eugenia Opriºor

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Seit der Wende treffen sich die Lehrer wieder auf dem siebenbürgischen Lehrertag - jährlich in einer anderen Schule.Impulsreferate leiten die Diskussion ein, in Gruppen wird das Thema vertieft. Es sind jedes Jahr über 100 Teilnehmer, die dieGelegenheit wahrnehmen, KollegInnen aus ganz Siebenbürgen zu treffen und eine andere Schule zu sehen.Im Folgenden drucken wir einige Überlegungen zum Thema des Tages und einen Bericht ab.

Der Siebenbürgische Lehrertag 2008Traditionen an den deutschsprachigen Kindergärtenund Schulen in Siebenbürgen

Foto: Teilnehmer am 11. siebenbürgisch-sächsischen Lehrertag, 19.-21. August 1908in Schässburg, vor dem Gebäude der Bergschule. Quelle: Archiv Günter Czernetzky

Die Arbeitsgruppe zum „Wert der Tradi-tionen in Kindergärten und Schulen“wurde von den Moderatorinnen (HilkeErnst, Rodica Þãlnariu) in der Vorbereitungund Durchführung thematisch anders ge-wichtet: „Werte und Traditionen in Kinder-gärten und Schulen“ war unser Arbeits-thema.

Für die Bearbeitung sind wir von fol-genden Fragen ausgegangen:♦ „Traditionen sind Werte!“ (als Impulsfür den Einstieg gedacht)♦ Lässt sich diese Behauptung in Frage

stellen? Warum sind Traditionen wertvoll?Und wer bestimmt ihren Wert?♦ Gibt es Werte ohne Traditionen?♦ Warum? Und wann? Sind Traditionenmöglicherweise nicht mehr wertvoll? Wiekönnen sie ihren Wert verlieren?♦ Was ist das Wertvolle der deutschspra-chigen Schulen? Und für wen? Haben sichdie Werte verändert?

Angesichts der öffentlich immer wiedergeforderten Aufgabe, dem „Zerfall derWerte“ entgegenzutreten, bleibt zu fragen,wer eigentlich die Werte verfallen lässt (Die

Erwachsenen? Die Öffentlichkeit? DieLehrerInnen? Die Gesellschaft?) und wel-che Werte die Schule heute vermitteln soll.Die Werte einer Gesellschaft wandeln sich,aber dass Werte abhanden kommen, darfbezweifelt werden. Eher ist es so, dass dieVerhaltensweisen, mit denen die Werte ge-sichert werden, also die Tugenden wie z.B.Pünktlichkeit, Gehorsamkeit, Pflichterfül-lung, Lern- und Arbeitsfleiß seltener wer-den. Vielleicht sind sie heute weniger taug-lich: Anstrengungen sind nicht mehr so not-wendig, um ein Ziel zu erreichen. Kinder

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.............................................................................................................................................Arbeitsgruppe „Werte vermitteln. Methoden und Inhalte“Als Lehrer müssen wir Werte nicht lehren, sondern vorleben. Als Lehrer müssen wir überTraditionen nicht berichten, sondern diese pflegen. Um das zu ermöglichen, brauchenwir Vorwissen, Entschlossenheit und Offenheit.

Als Ausgangspunkt haben wir für unseren Workshop (Moderation Cristina Drescan,Helmine Pop) praktische Übungen und Aufgaben vorbereitet, die den Teilnehmernveranschaulichen sollten, wie man sich in den Sprach-, Geschichts- und Klassenstunden,aber auch in den anderen Fächern, mit Werten und Traditionen beschäftigen kann.

Doch wissen wir: „Nicht die Quantität des durchgenommenen Stoffes ist beim Lernenentscheidend, sondern die Persönlichkeit der Lehrkraft und die Qualität des Unterrichts“(Helmut Bülter). Es hängt folglich vor allem von uns ab, ob unsere Schüler Werte erfahrenund Traditionen bewahren oder nicht.

Cristina Drescan,Sächsisch Reen

Bericht der Gruppe: „Tradition in Inhal-ten und Methoden“

In der Gruppe haben sich etwas über20 Lehrer aus verschiedenen Schulzweigenund Herkunftsländern (4 Deutsche und 1Österreicher waren dabei) zusammengefun-den, was ein vielfältiges Bild der Problema-tik ergab.

Als die Traditionen an der jeweiligenSchule genannt bzw. beschrieben wurden,hat mich erstaunt, dass doch etliche Kolle-gen und Kolleginnen sagten, dass es bei ih-nen keine „deutschen Traditionen“ gäbe.Auf Nachfrage stellte sich heraus, dass essich hier um Schulen handelte, an denen einedeutsche Abteilung erst nach der Wendegegründet worden ist, teilweise auch solche,wo Deutsch nur als Fremdsprache unter-richtet wird. Das heißt, es ist gar nicht soselbstverständlich, dass Traditionen wieSchultheater, Schulorchester und -chor, re-gelmäßige Klassenausflüge oder Sport-turniere unseren heute Deutsch unterrich-tenden Kolleginnen und Kollegen bekannt

und Jugendliche haben andere Orientierun-gen für ihr Leben, praktizieren andere Le-bensformen und gehen mit ihren Sorgenund Ängsten anders um. Das heißt nicht,dass Konsumgier, Gewaltbereitschaft, In-dividualismus, Gleichgültigkeit ihre neuenWerte sind.

Werte müssen in einer kulturellen Ge-meinschaft besprochen und gelebt werden.Friede, Gerechtigkeit, Freiheit, Sicherheit,Identität - diese Werte „sind erstens weiterin Geltung und zweitens nach wie vor ge-fährdet und/oder schwer zu erreichen“(Zitat Hartmut von Hentig: Die Schule neu

denken. Weinheim 2003, S. 135). Schule hatdie Aufgabe, diejenigen Werte zu vermit-teln, die im Leben gebraucht werden, z.B.Aufmerksamkeit, Hilfsbereitschaft, Selbst-ständigkeit, Zivilcourage und Nachdenk-lichkeit. Gelingt der Schule das? Und sinddie Lehrkräfte entsprechend ausgebildet?Alle Lehrkräfte haben die Chance, sichselbst zu qualifizieren und ihre Lehrkom-petenz zu verbessern - durch Fortbildun-gen. Denn für die zentrale Aufgabe der„Wertevermittlung im Unterricht“ benöti-gen wir alle mehr Wissen und Können.

Hilke Ernst,Hermannstadt

sind, sei es auch bloß vom Hörensagen.Das Einführungsreferat von Herrn

Prof. Paul Philippi hat die Annahme, dassgenau diese Traditionen unsere deutschspra-chigen Schulen bzw. Abteilungen prägten,bestärkt. Der Schwerpunkt seines Refera-tes lag aber eher auf der Gesinnung, die die-se Schulen charakterisierte, auf der Persön-lichkeitsbildung als Ziel der didaktischen Be-mühungen, als auf der Beschreibung derTraditionen an sich. Danach haben wir auchin der Gruppe zu fragen versucht und sindzu dem Ergebnis gekommen, dass zu unse-ren „Traditionen” auch die Erziehung zuselbstständigem Denken, verantwortungs-vollem Handeln, Sinn für Gemeinschaftgehört, Aspekte, die heute genau so gefor-dert sind wie in den 30er und 40er Jahren,als unsere Schulen für ihre Autonomiekämpfen mussten, oder in Zeiten des Kom-munismus, als man seinen Weg an den Vor-schriften vorbei finden musste.

Die Diskussion in der Gruppe ergab,dass man in vielen Fächern die so genann-

ten siebenbürgisch-sächsischen Traditionenin irgendeiner Form inhaltlich behandelnund im glücklichsten Fall auch wieder auf-leben lassen kann (Geschichte, Deutsch,Erdkunde, Naturwissenschaften, künstleri-sche Fächer, Sport); in allen Fächern aberkann man sich Methoden wie das selbst-ständige Erkunden von Phänomenen, dasHinterfragen durch die Schüler, das Lernenaußerhalb des Klassenraumes zunutze ma-chen. Das sind auch gleichzeitig Erforder-nisse eines modernen, zeitgemäßen Unter-richts.

Eine Voraussetzung für Traditionenwurde allerdings deutlich, die heute an un-seren Schulen nicht mehr selbstverständlichgegeben ist: Dass die Gemeinschaft allerLehrer und auch der gesamten Elternschaftdahinter steht. Diese Gemeinsamkeit in derZielsetzung muss wohl für die heutige Si-tuation neu gefunden werden.

Gertrud Rehner-Braisch,Hermannstadt

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Man sollte sich auf die Tradition der Schu-len besinnen, die auch in kommunistischerZeit deutlich sichtbar nachgewirkt hat. Andiese „nachwirkende Tradition“ könnteman anknüpfen und sie verbinden mit denneuen Möglichkeiten, die sich nach derWende eröffnet haben (Medien und Mate-rialien, Kontakt zum deutschen Sprach-raum, Studienaufenthalte und Fortbildungs-kurse, Schüleraustausch, Schul-Partner-schaften, schulübergreifende Projekte,Sprachdiplom, Anregungen durch Gast-lehrer und das Fortbildungszentrum).

Ich hatte ja immer gehofft, dass ehema-lige Schülerinnen und Schüler der„Traditionsschulen“ als Lehrerinnen undLehrer an diese Schulen zurückkehren undein Stück der „gelebten Tradition“ weiter-führen würden!.....................................................................

Bei dem Rückblick auf die Geschichteder siebenbürgisch-sächsischen Schulemüsste man sich ganz nüchtern der grund-legenden Veränderungen bewusst sein: Zu-sammensetzung der Schülerschaft, der derLehrerschaft, der Eltern und ihrer Erwar-tungen, Veränderung des Umfeldes, ja selbstder Funktion der Schule. Als kirchlich-kom-munale Gemeindeschule war die sächsischeSchule voll in das Gemeindeleben integriertund, wie es Friedrich Teutsch ausdrückte,„selbst Teil der sächsischen Volksindi-vidualität“. Hinter der Schule stand eineSchul- und Kirchengemeinde, die bereitwar, für die Schule große Opfer zu brin-gen, für die die Schule geradezu existentiel-le Bedeutung hatte.

Der Seminarist verließ das Landeskir-chenseminar (ohne dass ihm das direkt „ge-sagt“ wurde) mit dem Bewusstsein, eineganz wichtige Aufgabe zu haben, ja mitver-antwortlich zu sein für das Schicksal der„sächsischen Nation“......................................................................

„Tradition“ wird fälschlicherweise oftmit Einengung, Verfestigung, Erstarrung,„veraltet“ gleichgesetzt. Traditionen kön-nen nicht einfach weitergegeben, sie müs-sen immer wieder erneuert, den neuen Ver-hältnissen angepasst werden. Hier wäre Tra-dition zu verstehen im Sinne von ThomasMorus, den Gudrun Schuster zitiert: „Tra-dition ist nicht das Halten der Asche, son-dern das Weitergeben der Flamme“. Undzur Tradition der Siebenbürger Sachsengehörte gerade auch die Offenheit (nachskeptischer Prüfung!) gegenüber neuen Ide-en, die Studenten aus dem Westen mitbrach-ten. Es können auch neue Traditionen „ge-stiftet“ werden (wie in Hermannstadt dasGrundschultheatertreffen und der Laternen-umzug der Grundschulkinder).....................................................................

Charakteristisch für die siebenbürgisch-sächsischen Schulen (und im RückblickHauptthema bei den Klassentreffen und inden Klassenbüchern!) ist das reichhaltigeSchulleben. Ich habe 1999 geschrieben:„Die Gesamtaufgabe der Schule erschöpftsich nicht in der Addition von Schulfächern,sondern dazu gehört das, was man im Deut-schen unter dem Begriff „Schulleben“zusammenfasst: Musik, Tanz, Theater (seitHonterus!), Schulausflüge, Schulreisen,Bergwanderungen, Schilager, Feste, Feiern- Gelegenheiten nicht nur der musisch-äs-thetischen Erziehung, sondern auch dessozialen Lernens und der selbstverant-worteten Disziplin, die den Lehrern großesEngagement abverlangen, aber auch großeBefriedigung bewirken, das Lehrer-Schüler-Verhältnis verändern und in der Erinnerunghaften bleiben“.

Das unterschied die deutschen unddeutschsprachigen von rumänischen Schu-len. (Wenn Schüler des Lazãr-Lyzeums dieBrukenthalschule spöttisch eine „ºcoalã dedans ºi voie bunã“ nannten, war das einMissverständnis - oder ein Hinweis darauf,dass die außerunterrichtlichen Aktivitätenzeitweise einen zu großen Raum einnah-men.)....................................................................

Formen und Inhalte des Schullebenskönnen sich ändern (es gibt an der Bruken-thalschule keine Prejbe-Schilager und Hüt-tenabende mehr). Sorgen macht mir derBlick auf die Musik nach der Wende: Es

gibt wenig (und keine deutschen) Musikleh-rer mehr in dem alten Sinne und bei man-chen Lehrbüchern habe ich den Eindruck,dass Musik ein Lernfach ist, in dem es draufankommt, sich Begriffe einzuprägen. InReutlingen hat jede Schule einen Chor undjedes der sechs allgemeinbildenden Lyze-en hat ein Orchester und einen Unter- undOberstufenchor mit Veranstaltungen, diefast professionell sind. Ist das „typischdeutsch“, ist die „Mentalität“ der Rumäneneine andere?....................................................................

Damit bin ich beim Grundsätzlichen. Esging bei den Unterscheidungen immer pri-mär um bestimmte Grundauffassungen,Einstellungen, Haltungen, Werte und Wert-vorstellungen, die zu bestimmten Verfah-ren führten - nicht um didaktisch-methodi-sche Einzelmaßnahmen.

Ungarn und besonders die Rumänenneigen dazu, von den den Schulfächern zu-grunde liegenden Wissenschaften auszuge-hen und die Schulfächer sozusagen zusam-menzufügen (mit der Gefahr des„Enzyklopädismus“). Typisch deutsch undsächsisch war es, zu fragen: Was gehört zur„Bildung“, was ist die übergreifendeGesamtaufgabe der Schule (zu verfolgenüber den Humanismus, über den Neuhuma-nismus bis ins 20. Jahrhundert - siehe Os-kar Netoliczka u. a.)? Über diesen Grund-begriff der Pädagogik in Deutschland (denes nur in der deutschen und russischen Spra-che gibt) kann man in Rumänien schwerdiskutieren ... Der vielschichtige Begriff Bil-dung spiegelt das jeweilige Selbst- und Welt-verständnis der Menschen wider. Für dieVerantwortlichen in Siebenbürgen war vorallem das Bild des Subjekts (Selbstbestim-mung der Person, Bildung als Selbstbildung)und die Qualität des Lernprozesses (allsei-tige Bildung, Verstehen von Zusammenhän-gen) wichtig.....................................................................

Prof. Dr. h. c. Walter König,Reutlingen

Anregungen zu einem Such-und ReflexionsprozessWas kann, was könnte unter den völlig

veränderten Bedingungen das Besonde-

re, das Charakterstische einer deutsch-

sprachigen Schule (und, viel schwieriger:

einer deutschsprachigen Abteilung) sein?

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008Theater„Schule und Theater – eine Symbiose“

06.-09.11.2008 in Mediasch

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Vom 6.-9.11.2008 haben sich in MediaschLehrer und Theaterleute getroffen. Begrüßtwurden die Teilnehmer von Daniel Thell-mann, dem Bürgermeister von Mediasch,von Werner Müller, dem Vorsitzenden desMediascher Forums und von Dr. EugenChrist, dem Geschäftsführer der Donau-schwäbischen Kulturstiftung des LandesBaden-Württemberg.

Lehrer der Akademie für darstellendeKunst Ulm sind mit Studentinnen hierhergereist, um in Theorie und Praxis derTheaterpädagogik einzuführen. Für dieArbeit in Gruppen haben sie zwei Themengewählt: „Die Vor-/Nachbereitung einerAufführung“ und „Von der Improvisationzur Szene“. Zahlreiche Konzentrations-,Wahrnehmungs-, Sprech- und Improvisa-tionsübungen wurden an den drei Tagenmit den teilnehmenden Grundschul- und

Deutschlehrern (und einer Englischlehrerin)durchgeführt.

Es wurde über Theaterpädagogik-Pro-jekte für angehende Deutschlehrer berich-tet (Mirona Stãnescu, Babeº-Bolyai-Univer-sität Klausenburg; Dr. Rolf Parchwitz,Schauspieler und Regisseur, Deutschland).Der Rektor der Pragschule Stuttgart, Pe-ter Burkhardt, sprach ausführlich überdie gelungene Umsetzung des ProjektsZirkusunterricht in seiner Schule: Kinderder 1.-4. Klasse beteiligen sich an der Rei-nigung der Schule, um zu der Finanzie-rung des Zirkusunterrichts für alle 3. Klas-sen beizutragen (siehe Fotos S. 16).

Eine Aufführung der Märchenkomödie„Der Sturm“ von W. Shakespeare wurdevon Franziska Theiner, Teresa Brandstetterund Annegret Taube unter der Leitung vonManfred Jahnke Seminarteilnehmern sowie

Theaterliebhabern aus Mediasch am Frei-tag Abend geboten. Faszinierend wirktenauf die Zuschauer die Flöten-, Geigen- undKlaviermusik und der dauernde Rollen-wechsel samt identifizierendem Detail (z. B.grüner Umhang für Prospero und braunerMantel für Caliban) der jungen Schauspie-lerinnen.

Die Nachbereitung am Samstag begannmit der Inhaltsangabe des Stückes: Im Steh-kreis sollte jeder, wenn er dran war, mit ei-nem einzigen Wort den Erzählfaden weiter-spinnen. Nicht einfach! Mit Standbildernund Gangarten wurde anschließend weiter-gearbeitet.

In der Gruppe „Von der Improvisati-on zur Szene“ wurden die Teilnehmer in dieTheaterarbeit ohne Textvorlage eingeführt.

Die Abschlussrunde gab jedem dieMöglichkeit, Wünsche für kommende Fort-

Spiel „Ameise sucht Stuhl.Cool!“ im Festsaal desSchullerhauses, Mediasch

Eine „Ameise“, die nur mitkleinen Schritten vorwärtskommt, versucht den freienStuhl zu erreichen. Dieanderen Spieler müssen dasverhindern, indem sie ihnbesetzen. Welche Strategienentwickeln die Spieler dabei?

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bildungen zu äußern; genannt wurden: „mehr Theorie“,„mehr Praxis“, „selber spielen“, „Textarbeit“, bessereZusammenarbeit von Theater und Schule und Vertiefungder Themen Vor-/Nachbereitung und Improvisation.

Dank gebührt dem Initiator der Veranstaltung, derDonauschwäbischen Kulturstiftung des Landes Baden-Württemberg, den Organisatoren im Zentrum für Lehrer-fortbildung in deutscher Sprache Mediasch, den Rednernund Workshopleiterinnen. Die Fortbildung konnte mitUnterstützung des Ministeriums für Kultur, Jugend undSport Baden-Württemberg durchgeführt werden.

Adriana Hermann

In fünf Gruppen haben Schüler der 2. B Klasse, Schule Nr.

6 Hermannstadt, Lehrerin Laura Pãrãian, im vergangenenSchuljahr im Schulhof den Müll eingesammelt. Manche

Mitschüler haben sie belächelt, andere wollten sofort helfen. Zielihres Projekts „Eine saubere Schule“ ist, möglichst viele

davon zu überzeugen, den Müll nicht mehr auf den Boden zuwerfen. Trotzdem wollen sie mit ihren Putzaktionen fortfahren,um in einer sauberen Schule lernen zu können. Sie wissen, dassSauberkeit eine Sache der Erziehung ist und dass es dauert, bis

man sich in diesem Punkt richtig verhält.

Foto: Laura Pãrãian

Alle Kinder der dritten Klassen der Pragschule Stuttgart nehmen an einerZirkusschule teil. Es gibt dreißig Trainingsdienstage, eine Projektwoche EndeJuni und eine Aufführung am Samstag im Anschluss an die Projektwoche. DieZirkusdisziplinen im Unterricht sind:- Äquilibristik- Akrobatik- Jonglieren- Clownspielen- Zaubern- Fakire

Die Schüler übernehmen die Teilreinigung der Klassenzimmer:1. „Große Wochenreinigung“ der Tische, Tafeln, Waschbecken, bei Bedarf auchder Stühle (Reinigungszeit ca. 20 min);2. „Besenreines Klassenzimmer“ - drei Mal wöchentlich als Vorbereitung fürden bezahlten Putzdienst.

Die Eltern unterstützen die Aufführungen durch Zeltauf- und -abbau, Karten-verkauf, Waschen und Nähen von Kostümen, Backen von Kuchen, Kuchen-verkauf usw.

Fotos: Peter Burkhardt

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Aus der Deutsch-Lernwerkstatt (DLW) imZfL, Hermannstadt

Bücher, die es sich lohnt zu lesen

(siehe auch nächste Seite)

„Leben mit und gegen Ideologien“ vonGudrun Schuster, erschienen 2006 imaldus-Verlag Kronstadt/Braºov, enthältAufsätze, Berichte und Rezensionen, „mög-liche Interpretationsvarianten“ der jüngstenVergangenheit. Die Autorin ist bis 1987Deutschlehrerin in Siebenbürgen gewesen.

Von besonderem Interesse für dasSchwerpunktthema dieser Ausgabe der„Zett“ ist der Erfahrungsbericht „Fortge-führte Schultradition unter veränderten Be-dingungen. Erfahrungen an deutschsprachi-gen Lehranstalten in Siebenbürgen nach1948“, S. 192-211. Am Anfang steht dieFrage, „welche Art Tradition“ fortgeführtwerden kann - unter „völlig veränderten Be-dingungen“, die mit der Eingliederung dersächsischen Schulen in die einheitlicheStruktur des rumänischen Staatssystems ent-stehen. Die Erfahrungen aus der Sicht derehemaligen Schülerin und später aus jenerder Lehrerin regen dazu an, über eigeneErlebnisse nachzudenken, mit anderen dar-über zu sprechen und mit der Gegenwartin den deutschsprachigen Schulen bzw. Ab-teilungen in Rumänien zu vergleichen.

Gudrun Schuster schließt mit einemZitat des Humanisten Thomas Morus:„Tradition ist nicht das Halten der Asche,sondern das Weitergeben der Flamme.“Dieser Satz ist das Motto des diesjährigenSiebenbürgischen Lehrertages gewesen.

Tradierte Werte und Verhaltensmustersind aus der Sicht der Schülerin:- die Wirkung einzelner herausragender undengagierter Lehrerpersönlichkeiten;- die Erfahrung von Geborgenheit in derGemeinschaft, von Zusammengehörigkeitund Freundschaft in Schule und Internat unddie Entwicklung damit verbundener sozia-ler Kompetenzen;- die Befriedigung eines jugendtypischen„Dranges nach Höherem“, nach Schönemdurch musische Erziehung (Musik-, Li-teratur- und Kunsterlebnisse);- die relative Eindeutigkeit der Erzie-hungsziele;- Arbeitshaltungen undVerhaltensmuster imZusammenleben mit an-deren Menschen;- Festigung der eigenenIdentität.

„Fortgeführte Tradition“ bedeutet ausder Sicht der ehemaligen Deutschlehrerin:- eingeübte Verhaltensmuster innerhalbder Gemeinschaft;- Ziele der politisch-ideologischen Erzie-hung wurden in das Allgemein-Mensch-liche gewendet;- Kultur-, Musik- und Sportveranstaltun-gen;- Bemühung um und Anspruch auf Fach-kompetenz im Unterricht.

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Erstsprache undZweitspracheEinführung auspädagogischer Sichtvon Britta und Herbert GüntherBeltz Verlag, 2004

Es werden die zentralen Begriffe Kommunikation und Sprache erklärt,Bedingungen zum Erwerb der Erstsprache, der Zweitsprache und derSchriftsprache vorgestellt und konkrete Möglichkeiten der Diagnose undFörderung aufgezeigt.

Hilfreiche Rituale imGrundschulalltagErprobte Ideen undpraktische Tipps, Klasse 1-4von Gisela Hüsten,Irene Gruber,Regina Winkler-Menzel,Oldenbourg Verlag, 2000

Rituale strukturieren den Schulalltag, sie geben Sicher-heit und Geborgenheit, lassen Gemeinschaft erfahrenund entlasten die Lehrpersonen. Schule wird als Lern-und Lebensraum mit Hilfe von Ritualen positiv erfah-ren und Lernen geschieht in einer anregenden Arbeits-atmosphäre. Sinnvoll sind sie nicht nur im Kindergar-ten und in der Grundschule, sondern auch in den wei-terführenden Klassen.

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GsMan muss wissen, dass es das Laternenfestvor der Wende in Rumänien nicht gegebenhat. Die meisten befragten Kolleginnen ga-ben an, vor etwa 10 Jahren das erste Festveranstaltet zu haben. Erwin Þigla weiß esnoch genau: Dieses Jahr zogen die Kinderin Reschitza zum 13. Mal mit ihren Later-nen durch die Straßen. Roxana Mândrescu(Klausenburg) hat in ihrem ersten Lehramts-jahr (1994) bereits gefeiert. In Sathmar wur-den auch schon 1994 die ersten Laternengebastelt - in einem Kindergarten.

Das Laternenfest wird oft zu einer gro-ßen Veranstaltung, die auf einem zentralenPlatz, im Park, oder sogar auf einem Bergstattfindet; an der Vorschul- und Grund-schulkinder, Lehrpersonen und Eltern teil-nehmen. Katholische und evangelischePfarrer und Religionslehrer gestalten es im-mer wieder mit; es gibt Gottesdienste,Schattenspiele, szenische Darstellungen derMartinsgeschichte und den Umzug - sin-gend (oft „Lan-teeerne, Lan-teeerne ...“)und mit brennenden Laternen. Zum Ablaufgehören auch das Trinken von heißem Tee

Das Laternenfest in deutschsprachigenGrundschulen Rumäniens

Auswertung einer UmfrageWir wollten herausfinden, wo gefeiert wird, seit wann und von wem die Anregung kam. Bei Lehrerinnen in größe-ren Schulen aller Regionen mit deutschsprachigem Unterricht haben wir nachgefragt.

mittelt werden (das Teilen mit dem Näch-sten) und die Verbindung zur Ortsge-meinschaft gepflegt wird. Wer sieht sichnicht mit Freude die vorbeiziehenden Kin-der mit ihren Lichtern an oder geht nichtsogar gerne mit?

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Schmetterlings-Laternen 2008 in Hermannstadt.Foto: Beatrice Ungar

rechts: Die dritte Klasse des Diaconovici-Tietz-Lyzeums Reschitza hat unter Anleitungihrer Lerherin, Yvonne Demenyi, dieses Jahr in den Herbstferien in Franzdorf/VãliugLaternen gebastelt. Zu dieser „neuen Tradition“ gehört auch, dass die LehrerInnensich oft für Laternen mit der Leitfigur aus dem Deutschbuch der entsprechenden

Jahrgangsstufe entscheiden,so in diesem Fall der Ele-fant. Erstklässler bastelnImalo-Later nen, Zweit-klässler Igel-Laternen; nurfür den Pelikan der 4.Klasse konnte sich bisherniemand begeistern. Oderdoch?

links: Flaschen-Laternen2008 in KronstadtFoto: Edinda Endres

und das Teilen eines Kuchenstücks mit ei-nem Klassenkameraden.

Wie kam es dazu, dass das Laternenfesteine Tradition an deutschsprachigenGrundschulen (und Kindergärten) in ganzRumänien wurde? Die Befragten geben an,dass sie es aus deutschen Bastelbüchern ken-nen, es im Fernsehen, in Deutschland oderÖsterreich gesehen, von älteren KollegInnenoder aber von jungen AbsolventInnen über-nommen haben. Eine Musiklehrerin ausDeutschland, die Religionslehrerin, FrauDan, Marlene, Ingrid, Elke, Sorana, FrauSchlattner, Frau Seidner, Gudula Gnann sol-len es gewesen sein, die durch Vormachenoder in der Ausbildung (am Päda in Her-mannstadt) dazu angeregt haben.

Im Bukarester Goethe-Kolleg hat vordrei Jahren eine Klasse gefeiert, im vergan-genen haben sich mehrere beteiligt und indiesem Jahr waren es sogar 12 Klassen. Esgibt also immer noch Orte, wo diese Tra-dition entsteht und sich entfaltet. Bedeutendfür die Erziehung ist sie aus meiner Sichtvor allem dadurch, dass dabei Werte ver-

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Anmerkung des Herausgebers: Die Beiträge geben die Meinung der Autoren wieder, die sich nicht unbedingt mit der Meinungdes Herausgebers deckt.Fotos: Adriana Hermann

IMPRESSUM:Die ZfL des ZfL, Nummer 16/2008, November 2008. Erscheint zweimal jährlich.Herausgeber: Zentrum für Lehrerfortbildung in deutscher SpracheAdresse: Piaþa Regele Ferdinand nr. 25, 551002 Mediaº, RumänienTel./Fax: 0040-269-831724, E-Mail: [email protected], Internet: www.zfl.roVerantwortlich: Radu CreþulescuRedaktion: Adriana Hermann, Gerold Hermann, Radu CreþulescuGestaltung: Adriana HermannZentrum für Lehrerfortbildung in deutscher SpracheISSN: 1582-4357

Sprachecke

Schwerpunktthema der nächsten Nummer:

Medieneinsatz im UnterrichtFebruar 2009

Ihre Vorschläge, Anregungen und Hinweise, vor allemaber auch Beiträge sind willkommen und hilfreich. Siekönnen sie bis Dezember 2008 an das ZfL schicken.

Hansgeorg StengelFebruar 2008Eulenspiegel VerlagsgruppeISBN: 33590220333.90 EUR

Wer lernt mir deutsch77 Lektionen über falsches und richtiges Sprechen

Die ganzen Leute, die ganzen Ausländer, die ganzen Verwandten,die ganzen Arbeitslosen, die ganzen Beamten ...

Wenn von der Menge, Größe, Anzahl die Rede ist,heißt es selbstverständlich „alle“. Schiller dichtete:„Alle Menschen werden Brüder“nicht „die ganzen ...“Im Volkslied heißt es: „Alle Vögel sindschon da“; nicht „die ganzen Vögel ...“„Alle Brünnlein fließen ...“„Alle Jahre wieder ...“

Wenn es aber um Vollständigkeit geht:„Ganze Straßenzüge wurden in Schutt und Asche gelegt.“