Leitbilder für die Fließgewässer in Schleswig-Holstein...Die natürliche Vielfalt der Landschaft...

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Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein Gewässerlandschaften und Bachtypen Leitbilder für die Fließgewässer in Schleswig-Holstein

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Landesamt fürNatur und Umwelt

des LandesSchleswig-Holstein

Gewässerlandschaften und Bachtypen

Leitbilder für die Fließgewässer

in Schleswig-Holstein

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Herausgeber:Landesamt fürNatur und Umweltdes LandesSchleswig-HolsteinHamburger Chaussee 2524220 Flintbek

in Zusammenarbeit mitder Universität EssenInstitut für Ökologie,Abteilung Hydrobiologie

Autoren:M. SommerhäuserA. GarnielT. Pottgiesser

Unter Mitarbeit von:B. AhnU. HolmP. KlausmeierG. PahnkeC. SchubertS. Tackmann

Titelfoto:Oben links: Bach beiDollerupholz (Stuhr)Oben rechts: Marschenge-wässer bei St. Peterskoog(Stuhr)Unten links: Kremper Au(Stuhr)Unten rechts: HaseldorferMarsch (Garniel)

Fotos:Seite 26, 32 oben, 34 oben,40 oben, unten, 44 oben, 46oben, 49, 50 oben, Mitte,StuhrSeite 27, 29, 32 unten, 40Mitte, 41, 42, 43, 44 Mitte,unten, 45, 46 Mitte, unten,47, 48, 53 unten, HolmSeite 34, 37, 52, 53,SchuhmacherSeite 36, OttoSeite 51, Schubert

Herstellung:Pirwitz Druck & Design

August 2001

ISBN 3-923339-59-3

Diese Broschürewurde ausRecyclingpapierhergestellt.

Diese Druckschrift wird imRahmen der Öffentlich-keitsarbeit der schleswig-holsteinischen Landes-regierung herausgegeben.Sie darf weder von Parteiennoch von Personen, dieWahlwerbung oder Wahl-hilfe betreiben, im Wahl-kampf zum Zwecke derWahlwerbung verwendetwerden. Auch ohne zeit-lichen Bezug zu einer bevor-stehenden Wahl darf dieDruckschrift nicht in einerWeise verwendet werden,die als Parteinahme derLandesregierung zugunsteneinzelner Gruppen verstan-den werden könnte. DenParteien ist es gestattet,die Druckschrift zur Unter-richtung ihrer eigenen Mit-glieder zu verwenden.

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Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .3

Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .5

Was ist ein Leitbild? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .7

Die natürliche Vielfalt von Fließgewässern in Schleswig-Holstein . . . . . . . . . . . . . . . . .10

Zur Landeskunde von Schleswig-Holstein . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .11Die Entstehung Schleswig-Holsteins . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .11Landschaftliche Gliederung und Charakteristik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .13Fließgewässernetz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .15Der Einfluss des Menschen auf die Fließgewässer Schleswig-Holsteins . . . . . . . . . . . .16

Die Fließgewässertypologie Schleswig-Holsteins . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .17Zur Ableitung der Fließgewässerlandschaften und Fließgewässertypen . . . . . . . . . . . .17Das System der Fließgewässerlandschaften und Fließgewässertypen

in Schleswig-Holstein . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .20

Kurzbeschreibungen der Fließgewässertypen Schleswig-Holsteins . . . . . . . . . . . . . . . .26

Tableaus der Fließgewässertypen

Anhang

Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .62

Inhalt

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. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .55

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Die Vielfalt der Bäche und Flüsse warursprünglich wohl in keinem anderenBundesland Norddeutschlands so großwie in Schleswig-Holstein. Vom ÖstlichenHügelland, das mit dem Bungsberg fast„Mittelgebirgsniveau“ erreicht, über dieSanderflächen der Vorgeest und die auf-gelockerte Kette der Hohen Geest bis zuden ausgedehnten Ebenen der Marscherstreckt sich eine vielfältige nordischeLandschaft, die sehr verschiedene Gewäs-serläufe hervorgebracht hat: Kleine,schnellfließende Kiesbäche, die dynami-schen Flussabschnitte der Durchbruchs-täler, träge mäandrierende Sandbäche,anmoorige „Schwarzwasserbäche“ unddie schon vom Meer beeinflusstenMarschenflüsse und Priele.

Auch wenn solche Gewässer vereinzelt –in der Regel nur auf kurzen Abschnittenund in den wenigen restlichen Wald-flächen – naturnah erhalten gebliebensind, so haben doch Besiedlung undLandnutzung die meisten bis zur Unkennt-lichkeit verändert und zum bloßen Be-standteil eines großräumigen Entwässer-ungssystems degradiert.

Die Bestrebungen des Landes Schleswig-Holstein um den Schutz und die ökologi-sche Verbesserung des noch vorhandenenBestandes an Bächen und Flüssen erfor-dern Vorstellungen von ihrer ursprüng-lichen Gestalt, Wasserbeschaffenheit undLebenswelt an Tieren und Pflanzen. Diesemüssen die Vielfalt der verschiedenen,natürlichen Gewässertypen berücksichti-gen, um „Leitbilder“ zu entwickeln, die

Vorwort

Messlatte und Grundlage für eine Vielzahlvon Anwendungszwecken sind.Unerlässlich sind solche Leitbilder für alleAufgaben des Gewässerschutzes und dermodernen Gewässerbewirtschaftung, wiesie das europäische Wasserrecht vorgibt.

Gemeinsam mit dem Landesamt für Naturund Umwelt des Landes Schleswig-Holstein (LANU) und landesansässigenFachleuten wurden auf der Grundlage derUntersuchung und Bewertung einerVielzahl noch naturnaher Wasserläufe dasKonzept einer Fließgewässertypologiesowie Leitbildbeschreibungen für dieBäche des Landes entwickelt. DieFederführung dieser Studie lag bei derUniversität Essen, Institut für Ökologie,Abteilung Hydrobiologie, die langjährigeErfahrung mit der Erarbeitung von anwen-dungsorientierten Leitbildbeschreibungenfür Gewässer hat. Finanziert wurde dasVorhaben von der Länderarbeitsgemein-schaft Wasser (LAWA), Auftragsvergabeund –begleitung erfolgten durch denDeutschen Verband für Wasserwirtschaftund Kulturbau e. V. (DVWK) (heute ATV-DVWK, Deutsche Vereinigung für Wasser-wirtschaft, Abwasser und Abfall e. V.).

Die vorliegende Schrift stellt zugleich denAbschlussbericht dieses Forschungsvor-habens dar. Sie wendet sich an die mitGewässerschutz befassten Fachbehörden,Planungsbüros, Biologischen Stationen,Naturschutzverbände und –vereine sowiean alle Leser, die sich für die GewässerSchleswig-Holsteins interessieren.

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Die Länderarbeitsgemeinschaft Wasser (LAWA) hat das Vorhaben finanziell gefördert.

Fachlich betreut wurde diese Arbeit von dem Fachausschuß 4.12 „Ökologie und Bewertung der Fließgewässer“der ATV-DVWK (Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e.V.), der sich folgenderma-ßen zusammensetzte:

Michael Buschmann Umwelt Institut Höxter, Höxter

Prof. Dr. Jan Schilling Niedersächsisches Landesamt für Ökologie, Hildesheim (Obmann)

Dr. Michael Schirmer Universität Bremen, Arbeitsgruppe Aquatische Ökologie, Bremen

Peter Sellheim Niedersächsisches Landesamt für Ökologie, Abteilung Naturschutz, Hildesheim

Andreas Vollmer Bürogemeinschaft Wasserwirtschaft und Landschaftsökologie, Geseke

Gäste und Auftragnehmer:

Prof. Dr. Günther Friedrich Landesumweltamt Nordrhein-Westfalen, Essen

Uwe Koenzen Büro für geoökologische Planung und Beratung, Hilden

Prof. Dr. Helmut Schuhmacher Universität Essen, Institut für Ökologie, Abteilung Hydrobiologie

Dr. Mario Sommerhäuser Universität Essen, Institut für Ökologie, Abteilung Hydrobiologie

Dr. Hartwig Vietinghoff Institut für angewandte Gewässerökologie GmbH, Seddin

Dr. Karin Wolter Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein, Flintbek

Projektbetreuung:

Georg J. A. Schrenk ATV-DVWK (Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e.V.),Hennef

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Die natürliche Vielfalt der Landschaft undder Fließgewässer Schleswig-Holsteins istgroß: Zwei große Eiszeiten, Saale- undWeichsel-Eiszeit, haben in den letzten400.000 Jahren die Oberflächenformenmit der Herausbildung von Östlichem Hü-gelland, Hoher Geest und Vorgeest aufcharakteristische Weise geprägt. Eineabwechslungsreiche Landschaft aus klei-nen und großen Hügeln, flachwelligenGebieten, ausgedehnten Sandflächen undvermoorten Niederungen wurde geschaf-fen. Der marine Einfluss, vor allem derNordsee, hat die flacheren Teile desLandes mit Meeressedimenten bedeckt,die heutigen ausgedehnten Marschen.

An Mittelgebirgsgewässer erinnernde,schnell fließende Kiesbäche in kleinenKerbtälern, träge mäandrierende Sand-bäche, anmoorige Niederungsgewässer,vom Tideeinfluss geprägte, verschlickteMarschengewässer sowie Seeabflüsseund Durchbruchstäler stehen für den ur-sprünglichen Formenschatz der Fließ-gewässer Schleswig-Holsteins. Diesererfuhr allerdings eine weitgehende Über-formung durch den Menschen.

Insbesondere die Marsch, die heute einSiebtel des Landes einnimmt, verdeutlichtwie keine andere Landschaft die weitrei-chenden Eingriffe in das Gewässernetz:Die geologisch jüngste Landschaft Schleswig-Holsteins ist ursprünglich einamphibischer Raum gewesen, geprägtvom Wechselspiel der Gezeiten und derKraft der Sturmfluten. Die Besiedlung undNutzung der fruchtbaren Kleiböden mach-ten die Eindeichung und Entwässerungder Marsch notwendig; alle Marschenge-wässer sind heute Teil eines großräumi-gen künstlichen Entwässerungssystems.Lediglich kleine Relikte naturnaher, vonGezeiten und Sturmfluten gestalteterWasserläufe finden sich auf einzelnenHalligen und Inseln.

Auch von den Hügeln der Hohen Geestbis zur Steilküste der Ostsee hat derMensch die meisten Fließgewässer imZuge der Besiedlung und Landnutzungverändert, und sei es nur durch die Ro-dung des bewaldeten Umfeldes. DemÖkosystem wurden mit der Entfernungdes Gehölzbestandes Beschattung, Feuch-

tigkeit und Kühle entzogen und den was-serbewohnenden Organismen lebensnot-wendige Aufenthaltsorte und Nahrungs-grundlagen wie Totholz und Falllaub ge-nommen.

Der Schutz und die ökologische Verbes-serung des noch erhaltenen Bestandes anBächen und kleinen Flüssen erfordernVorstellungen von ihrer ursprünglichenGestalt, Wasserbeschaffenheit und Le-benswelt. Zugrunde gelegt werden mussdabei die natürliche Vielfalt der verschie-denen Gewässertypen. Aus der Unter-scheidung naturraumspezifischer Gewäs-sertypen lassen sich Leitbilder ableiten,die Messlatte und Bewertungsgrundlagefür eine Vielzahl von Anwendungszwe-cken sind.

Mit der Entwicklung solcher Leitbilder fürdie Gewässertypen Schleswig-Holsteinsbeauftragte die Deutsche Vereinigung fürWasserwirtschaft, Abwasser und Abfall(ATV-DVWK), finanziert durch Mittel derLänderarbeitsgemeinschaft Wasser(LAWA), die Universität Essen. Hier wer-den seit Anfang der Neunziger JahreGewässertypologien für die Fließgewäs-ser des Tieflandes, aber auch der Mittel-gebirge entwickelt. Die Leitbilder fürSchleswig-Holstein sollten zugleich einge-bunden sein in die Erstellung einer Fließ-gewässertypologie für die gesamte Nord-deutsche Tiefebene, die als Bundesauf-trag ebenfalls von der Universität Essendurchgeführt wird (Sommerhäuser &Schuhmacher im Druck).

Gemeinsam mit dem Landesamt für Naturund Umwelt des Landes Schleswig-Hol-stein (LANU) und landesansässigen Gut-achtern wurde in den Jahren 1997 und1998 auf der Grundlage der Untersuchungund Bewertung einer großen Zahl nochnaturnaher Wasserläufe im gesamtenLand das Konzept einer Fließgewässer-typologie entwickelt. Die vorliegendeBroschüre zeigt die noch vorhandeneVielfalt naturnaher Tieflandbäche desLandes, schafft die gewässertypologischeVoraussetzung für die Erweiterung des„Ökologischen Bewertungsrahmen

Einleitung

Fließgewässer (Bäche)“, liefert eine ersteGrundlage für die Umsetzung der soge-nannten „Wasserrahmenrichtlinie“ der

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Europäischen Union und gibt eineOrientierungshilfe bei einer Vielzahl vonanwendungsorientierten Fragen.Die Anzahl der Gewässertypen wurdebewusst niedrig gehalten: Mit insgesamtneun Fließgewässertypen, von denen fünfein weit- und vier ein kleinräumiges Ver-breitungsbild im Land aufweisen, soll dieVielfalt überschaubar und abgrenzbar ge-macht werden. Zu bemerken ist, dass dieAbleitung der Typen in erster Linie mor-phologisch, also anhand der Gewässer-strukturen wie zum Beispiel Talformen,Uferprofile, Linienführung und Sohlsub-strate, erfolgt ist. Die Erweiterung derKenntnisse über die Gewässertypen umihre charakteristische Tierwelt ist eine zu-künftige Aufgabe, um so eine biozönoti-sche Typologie und ganzheitliche Leitbild-beschreibungen zu erhalten. Hinzuweisenist auch darauf, dass der Gültigkeitsbe-reich der Typologie sich auf kleine bismittelgroße Fließgewässer beschränkt(Bäche bis zu einer Wasserspiegelbreitevon zehn Metern), deren Fließstreckenden überwiegenden Teil aller offenenWasserläufe des Landes ausmachen.Leitbilder für große Fließgewässer sindeine zukünftige, angesichts der starkenÜberformung der Flüsse aber besondersschwierige Aufgabe.

Wichtig ist auch der Hinweis, dass dieaufgestellten Leitbilder „irreversibleVeränderungen der Gewässerläufe ein-schliessen.“ Zu diesen zählen beispiels-weise die Stickstoffeinträge aus der Luft,nicht jedoch Gewässervertiefung, -ausbauoder etwa Teichanlagen. Besonders deut-lich wird dieses Problemfeld bei den Mar-schengewässern: Die Eindeichung durchSee- oder Hauptdeiche wird als weitge-hend „irreversibel“ angenommen, der un-gestörte Tideeinfluss als wesentlichesCharakteristikum der Marschengewässerist damit jedoch fast völlig unterbunden.Anders als bei den anderen steckbriefarti-gen Leitbildbeschreibungen wird bei denMarschengewässern daher nicht voneinem „potenziell natürlichen Zustand“ausgegangen, sondern von einem ökolo-gisch verbesserten Zustand unterBeibehaltung der Entwässerungsfunktion.Da es sich bei den hier betrachteten klei-neren Marschengewässern fast aus-schließlich um die natürlicherweise nichtvorkommenden Marschengräben handelt,ist diese Abweichung vertretbar.

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Leitbilder beruhen auf der Untersuchungvon möglichst wenig gestörten Gewäs-sern eines bestimmten Gebietes. Bächeund kleine Flüsse einer solchen Regionmit offensichtlich ähnlichen („typischen“)Eigenschaften in Hinblick auf ihre Struk-turen (Talform, Gerinnebettform, Sohl-substrate), ihre Wasserbeschaffenheit(Härte, pH-Wert, elektrische Leitfähigkeit)und ihre Lebensgemeinschaften an Pflan-zen und Tieren werden als „Typen“zusammengefasst. Leitbilder sind dieanwendungsorientierte Beschreibung derwesentlichen Merkmale solcher abgrenz-barer Gewässertypen. Sie stellen einenMaßstab für die Bewertung konkreterGewässer dar und bieten eine Orientier-ung bei der Planung von ökologischenVerbesserungen wie naturnaher Umbauund Unterhaltung.

Die Vorgehensweise vom PlanungsobjektFließgewässer zu entsprechenden Maß-nahmen und die Bedeutung naturraumty-pischer Leitbilder dabei wird in der Abbil-dung auf Seite 8 verdeutlicht. Die Analyseerfolgt in vier Schritten, die in der Regelgleichzeitig oder nur wenig zeitlich ver-setzt durchgeführt werden. Im erstenSchritt erfolgt eine Erhebung des Ist-

Zustandes des Gewässers.

Die Gewässeruntersuchung sollte dabeidie Morphologie, beispielsweise durcheine Strukturgütekartierung, die geoche-mische Wasserbeschaffenheit (Analysevon Leitfähigkeit, pH-Wert, Carbonat- undGesamthärte), die Besiedlung durch Wir-bellose und Fische, die Vegetation und dieNutzung, zum Beispiel eine Biotoptypen-kartierung, umfassen. Durch das Hinzu-ziehen weiterer Informationsquellen wienaturräumlicher Beschreibungen, histori-scher, geologischer und bodenkundlicherKarten, Gewässerstationierungskartenund, soweit verfügbar, Pegeldaten kanndas Gewässer in seinem aktuellen Zu-stand detailliert beschrieben und bewertetwerden.

Dieser Arbeitsschritt leitet über zur Leit-

bildanalyse, in der auf der Basis der Frei-landerhebungen, der Daten des Quellen-studiums, der Karte der Gewässerland-schaften und der vorliegenden Typen-beschreibungen (Tableaus) das konkrete

Untersuchungsobjekt einem Gewässertypzugeordnet wird. Zu betonen ist, dass Leit-bilder nicht einen genau definierten Ge-wässerzustand darstellen, sondern eineSpannweite, innerhalb derer sich die na-türliche Variabilität der biotischen undabiotischen Parameter bewegt.

Unter Berücksichtigung des Leitbildes undder in die Planung einfließenden sach-lichen und rechtlichen Vorgaben, wie be-stimmte Nutzungsrechte, räumliche oderfinanzielle Grenzen, läßt sich ein Ent-

wicklungsziel aufstellen. Die bestehen-den Defizite zwischen dem aktuellen Ist-Zustand des Gewässers und demzukunftsorientierten Entwicklungsziel füh-ren zur Aufstellung der konkretenMaßnahmen. Das Leitbild stellt einerseitsfür die Bewertung des Ist-Zustandes eineskonkreten Objektes die Messlatte dar -dabei schließt es gedanklich nach derDefinition der LänderarbeitsgemeinschaftWasser, Arbeitsgruppe OberirdischeGewässer und Küstengewässer (LAWA-AGO) vom 21. Juni 1995 die irreversiblenanthropogenen Einflüsse auf dasGewässerökosystem mit ein. Das heißt,nicht umkehrbare Entwicklungen wie zumBeispiel die durch Waldrodungen verur-sachte Auenlehmbildung werden nichtzurückgenommen. Andererseits ist dasLeitbild eine unentbehrliche Orientier-ungshilfe bei der Aufstellung von Entwi-cklungszielen und Einzelmaßnahmen. Nurleitbildgestützte Bewertungs- und Plan-ungsverfahren können zu ökologisch fun-dierten Schutz- und Verbesserungskon-zepten für Fließgewässer führen.

Bei gewässertypologischen und leitbild-orientierten Arbeiten sind der Gebraucheiner einheitlichen Sprache und die Defini-tion der verwendeten Fachbegriffe Grund-voraussetzung. Gegenwärtig sind zum Teilgleiche Sachverhalte mit unterschied-lichen Begriffen belegt beziehungsweiseunterschiedliche Fachdisziplinen beschrei-ben mit dem gleichen Begriff konträreInhalte. Ein Beispiel hierfür ist der Begriff„Leitbild“ selbst, der in der Landschafts-planung den „Soll-Zustand“, Entwick-lungsziel, bezeichnet, während in dergewässerökologischen Literatur unterdem Begriff „Leitbild“ der potenziellnatürliche Zustand eines Gewässers

Was ist ein Leitbild?

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Der Weg von der Analyse eines Planungsobjektes über die Festlegung desEntwicklungszieles bis zur Aufstellung von Maßnahmen und die Stellung des Leitbildesdabei (Quelle: Landesumweltamt Nordrhein-Westfalen, 1999).

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stische Sanierungsziel unter Abwägungder gesellschaftspolitischenRandbedingungen der verantwortlichenInteressenträger und Nutzer. DieAbwägung bezieht Kosten-Nutzen-Betrachtungen ein.“

„Der Ist-Zustand ist der nach einem defi-nierten Bewertungsverfahren beschriebe-ne aktuelle Zustand des Ökosystems Ge-wässer. Aus der Differenz von Ist-Zustandzum Entwicklungsziel ergibt sich der ak-tuelle Sanierungsbedarf.“

Die Entwicklung von Leitbildern für Fließ-gewässer beruht neben der Auswertungvon Literaturdaten auf den Untersu-chungsergebnissen, die an Referenzge-wässern gewonnen wurden. Referenz-

gewässer sind weitgehend naturnahe,größere Fließgewässerabschnitte, die alsGrundlage für die Ableitung von Gewäs-sertypen detailliert über einen längerenZeitraum untersucht werden. Sie sindgekennzeichnet durch eine naturnahe Ge-wässermorphologie, das Fehlen von punk-tuellen Einleitungen, einen Uferstreifenmit naturnahem Bewuchs aus Sumpf-beziehungsweise Bruchwald oder Röhrichtund eine möglichst naturraumtypischeWaldvegetation im Umfeld. Auch diehydrologischen und hydraulischenBedingungen im Gewässer sollten dempotenziell natürlichen Zustand weitgehendentsprechen. Jedem Gewässertyp solltenmindestens zwei Referenzgewässerzugrunde liegen, deren Untersuchungs-ergebnisse in abstrahierter Form dieEckdaten der Leitbildbeschreibung liefern.

verstanden wird, der sich nach demAusbleiben menschlicher Einflüsse unterden bestehenden biotischen und abioti-schen Bedingungen langfristig einstellenwürde.

Im folgenden Begriffskatalog werden dieDefinitionen der Begriffe Leitbild, Ent-wicklungsziel und Ist-Zustand nach derFormulierung der LAWA-AGO gegeben,da diese eine bundesweite Verbindlichkeithaben:

„Das Leitbild definiert den Zustand einesGewässers anhand des heutigen Natur-potenzials des Gewässerökosystems aufder Grundlage des Kenntnisstandes überdessen natürliche Funktionen. Das Leitbildschließt insofern nur irreversible anthro-pogene Einflüsse auf das Gewässeröko-system ein. Das Leitbild beschreibt keinkonkretes Sanierungsziel, sondern dient inerster Linie als Grundlage für die Bewer-tung des Gewässerökosystems. Es kannlediglich als das aus rein fachlicher Sichtmaximal mögliche Sanierungsziel verstan-den werden, wenn es keine sozioökonomi-schen Beschränkungen gäbe, Kosten-Nut-zen-Betrachtungen fließen daher in dieAbleitung des Leitbildes nicht ein.“

„Das Entwicklungsziel definiert den mög-lichst naturnahen, aber unter gegebenensozioökonomischen Bedingungen reali-sierbaren Zustand eines Gewässers nachden jeweils bestmöglichen Umweltbewer-tungskriterien unter Einbeziehung des ge-samten Einzugsgebietes. Es ist das reali-

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le, die nicht mehr zu den Fließgewässerndes Festlandes gehören, sondern in denWatten entstanden sind.

Bemerkenswert ist, dass das Erschei-nungsbild eines Fließgewässers imTiefland in seinem Verlauf von kleinräu-mig wechselnden Bedingungen derLandschaft, vor allem der Geologie undBöden, bestimmt wird. Anders als imMittelgebirge lassen sich im Tiefland diewesentlichen Eigenschaften einesFließgewässers nämlich nicht aus demGefälle ableiten. Tieflandfließgewässernfehlt die in Lehrbüchern beschriebeneklassische Längszonierung mit einem aus-geprägten Gradienten von starkemGefälle, starker Strömung und grobenSubstraten im Oberlauf bis zu geringemGefälle, mäßiger Strömung und feinenSubstraten im Unterlauf. So könnenFließgewässer in Tieflandgebieten bei-spielsweise als kleiner Sandbach begin-nen, um dann in einem breiten Sohlentalträge ein Niedermoor zu durchfließen und- nach dynamischer Passage eines kiesig-steinigen Durchbruchstals - zu einem vomOstseerückstau geprägten röhrichtbestan-denen Küstengewässer zu werden.

Zwei Erkenntnisse lassen sich aus diesemBeispiel ableiten:

• Die Fließgewässer des Tieflandes weisen eine mindestens ebenso große, wenn nicht größere morpholo-gische Vielfalt auf wie die der Mittelgebirge.

• Mehr noch als die Bäche und Flüsse höherer Lagen sind die Gewässer des Tieflandes von den kleinräumig wech-selnden Erscheinungen der Landschaftgeprägt, im besonderen von den Bildungen der Eiszeiten und - in Küstennähe - von denen der Meere.

Im folgenden sollen daher die naturräum-lichen Grundlagen Schleswig-Holsteins,die glaziale Prägung und das Gewässer-netz näher erläutert werden. Weiterhinwird die Veränderung der natürlichenlandschaftlichen Gegebenheiten durchden Einfluss des Menschen dargestellt.

Die Vorstellungen von einem Fließgewäs-ser des Tieflandes sind im günstigsten Fallmit einem mäandrierenden Sandbach ver-bunden. Allzuoft ist das Bild eines Fließ-gewässers in der Ebene jedoch von einemverkrauteten Wiesengraben geprägt, derbegradigt und vertieft die angrenzendenlandwirtschaftlichen Nutzflächen entwäs-sert.

In keinem anderen Bundesland desNorddeutschen Tieflandes ist die ur-sprüngliche Vielfalt der Bäche und kleinenFlüsse jedoch so groß wie in Schleswig-Holstein: Zwei Eiszeiten und zwei Meerehaben dem Land sein natürliches Erschei-nungsbild verliehen, auf das der Begriff„Flachland“ nur teilweise, in der Marschund den Sandergebieten der Vorgeest,passen will.

Das Östliche Hügelland mit dem Bungs-berg als höchster Erhebung (mit 168 Me-tern über dem Meeresspiegel fast an „Mit-telgebirgsniveau“ heranreichend), aberauch die verinselten Plateaus der HohenGeest stellen ein bewegtes Relief dar, dasunterschiedlich schnell fließende, kies-und steingeprägte Bäche hervorgebrachthat.

Besonders dynamische Erscheinungensind die Gewässerabschnitte in denDurchbruchstälern der Jungmoränen-landschaft, die aufgrund der hohen Fließ-geschwindigkeiten und der großen eiszeit-lichen Gerölle an Gebirgsbäche erinnernkönnen. Die Ausflüsse der zahlreichenSeen stellen eigene Fließgewässersitua-tionen in Hinblick auf die seenbeeinflussteWassertemperatur und den Stoffeintragdar.

In den ausgedehnten Sanderflächen derVorgeest finden sich die eigentlichen„Sandbäche“, deren Täler vielfach Ver-moorungserscheinungen aufweisen.Hochmoorabflüsse und Niederungsge-wässer leiten zu den von Meeressedimen-ten geprägten Gewässern der Marschenüber. Hier finden sich Marschenflüsse, dieden unteren, in den Küstenmarschen gele-genen Abschnitt eines aus dem Landkommenden Flusses darstellen und Prie-

Die natürliche Vielfalt von

Fließgewässern in Schleswig-Holstein

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schen Landschaftsaspekt gehören flache,weitgespannte Rücken, die durch einespätere Überformung unter periglazialenBedingungen während der nachfolgendenWeichsel-Eiszeit entstanden sind.

Bevor das Inlandeis im Weichsel-Hochgla-zial (vor zirka 25.000 Jahren) Schleswig-Holstein erreichte, erfuhr das saaleeiszeitli-che Relief durch zwischeneiszeitlichesSchneeschmelzen mit Bodenabspülungeneine erste intensive Überformung, so dasssich die damalige saaleeiszeitliche Jung-moränenlandschaft in ein typisches Alt-moränenrelief mit schwachen Hangnei-gungen verwandelte. Das unter diesen ver-schiedenen Prozessen entstandene Reliefist im Bereich der Hohen Geest erhaltengeblieben, während es im Osten desLandes durch die Weichsel-Gletscher ver-ändert wurde.

Die Grund- und Endmoränen der Weichsel-Eiszeit bilden in Schleswig-Holstein einenstellenweise nur 30 Kilometer breiten

Voreiszeitliche Prägung

Der tiefere Untergrund Schleswig-Holsteinswird von Salzstrukturen geprägt, die ausverfalteten Schichten aus dem Rotliegen-den und des Zechsteins bestehen.Insbesondere im Jura und im Tertiär fandeine intensive Salztektonik statt, die dieGestalt der voreiszeitlichen Oberflächebestimmte. Emporgepresste Ablager-ungen erreichen jedoch nur an wenigenStellen die heutige Landoberfläche wiebeispielsweise in Bad Segeberg oder aufder Insel Helgoland.

Die Eiszeiten

Ablagerungen der Saale-Vereisung (vor400.000 bis 130.000 Jahre) prägen weiteBereiche des Westens Schleswig-Holsteins,die landeskundlich als Hohe Geest be-zeichnet werden. Eindrucksvolle Höhen-züge sind in der Hohen Geest Schleswig-Holsteins eher selten. Zum charakteristi-

Maximale Ausdehnung derVergletscherung inSchleswig-Holstein (FRÄNZLE 1988).

Zur Landeskunde von Schleswig-Holstein

Die Entstehung

Schleswig-Holsteins

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che auf. Dort, wo hohe Endmoränen einenfreien Abfluss verhinderten, bildeten sichim Spätglazial ausgedehnte Eisstauseenwie in der Inneren Schlei, im Plöner-Becken, im Wardersee-Gebiet (Kreis Sege-berg) und im Lübecker Raum.

Nach dem Rückzug der letzten Gletscherwurden die Grundzüge des Reliefs derJungmoränenlandschaft angelegt. Bächeund Flüsse tieften sich in die Landschaftein und schufen die Talformen, die vonden heutigen Fließgewässern noch be-nutzt werden. Diese Formungsphase warjedoch von vergleichsweise kurzer Dauer.Unter zunehmender Bewaldung zu Be-ginn des Holozäns (vor zirka 10.000Jahren) wurde das typische lebhafte Reliefder Jungmoränenlandschaft weitgehendkonserviert.

Nacheiszeitlicher Formungsprozess

Sieht man von der Ausformung der Steil-küsten an Nord- und Ostsee ab, war imHolozän die Abtragung unter der nun ge-schlossenen Waldbedeckung vergleichs-weise wenig wirksam. Im Binnenland do-minierten sogar Akkumulationsvorgänge.So setzte sich die bereits im Spätglazialangefangene Verfüllung der Seebeckenfort und vielerorts vollzog sich ein Über-gang zu semiterrestrischen Moorbildun-gen. In abflusslosen Hohlformen entstan-den im Zuge der Verlandung Mudden undNiedermoore, aus denen uhrglasförmigHochmoore herauswuchsen. Die Entste-hung der Hochmoore im Übergangssaumzwischen Altmoränen und Marsch führtezu einer erheblichen Veränderung derEntwässerung in diesem Bereich.

Aufgrund der Lage Schleswig-Holsteinsals Landenge zwischen Nord- und Ostseebesitzen Flüsse und Bäche überwiegendnur kleine Einzugsgebiete. Da die Energiedes vorhandenen Reliefs und das bewegteWasservolumen gering sind, haben dieFließgewässer einen nur schwachen land-schaftsgestaltenden Einfluss.

Der Bereich der heutigen Watten und Mar-schen der Nordseeküste war zunächst einFestland aus Altmoränen und Sander-flä-chen, das noch weit über die heutigeKüstenlinie hinausreichte. Im Zuge desnacheiszeitlichen Meeresspiegelanstiegeskam es in weiten Teilen Schleswig-Holsteins durch die einschwingende Tidezu Rückstau und periodischen Überflutun-gen. Dies führte zunächst in den tieferen

Saum im Osten des Landes. In den östlichgelegenen Gebieten Mecklenburgs undVorpommerns dagegen liegen die Rand-lagen der verschiedenen Eisvorstöße weitauseinander und sind morphographischleicht unterscheidbar.

Die Schmelzwässer der weichseleiszeit-lichen Gletscher haben das Landschafts-bild Schleswig-Holsteins weit über denRaum der Jungmoränenlandschaft hinausgeprägt. Westlich der Endmoränen wur-den außerhalb der Randlagen liegendeSander aufgeschüttet, die sowohl ausweichseleiszeitlichem wie auch auswiederaufgearbeitetem saaleeiszeitlichemMaterial aufgebaut sind. Die Sanderflä-chen setzen sich aus einzelnen Schwemm-kegeln zusammen, die vor den Hauptaus-trittstellen der Schmelzwässer, den soge-nannten Gletschertoren, entstanden sind.Mit wachsender Entfernung von denAustrittstellen verschmelzen die Sander-kegel zu den zunehmend schwach ge-neigten Sanderebenen, die die sogenann-te Vorgeest bilden. Im Westen Schleswig-Holsteins wurden die Tiefenlinien der Alt-moränengebiete von den Schmelzwasser-strömen benutzt, die sich Abflusswegezum Elbe-Urstromtal und seiner weiterwestlich, im Bereich der heutigen Nordseegelegenen Fortsetzung bahnen mussten.Der ehemals geschlossene Gürtel der Alt-moränen löste sich dabei in einzelne, inden Sanderflächen gelegene Geest-Inselnauf (siehe Seite 14).

Als nach dem Ausklingen der Vereisungund dem Versiegen der Schmelzwasser-ströme die Sanderflächen trocken fielen,wurden die ungeschützt liegenden Sandevom Wind umgelagert, bis sich im Holo-zän eine geschlossene Vegetationsdeckeausbildete.

Auch im Bereich der Jungmoränenland-schaft hatten glaziale Schmelzwässer ei-nen entscheidenden Einfluss auf die Ober-flächenformung. Unter dem Eis sammel-ten sich Schmelzwässer, die tief einge-schnittene Tunneltäler erodierten. Nachihrem Austritt im Randlagenbereich muss-ten sich die Schmelzwässer der jüngerenGletscher einen Weg durch Ablagerungenaus älteren weichseleiszeitlichen Vorstös-sen bahnen, was zur Entstehung vonmächtigen Rinnensandern führte. Da dieSanderaufschüttung häufig über Toteisstattfand, weisen die innerhalb der Rand-lagen liegenden Sander eine durch kleinekies- und sandhaltige Hügel (Kames) so-wie Seen gegliederte, unruhige Oberflä-

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bereiche wurden zu Steilküsten geformt.Das Eindringen des Meeres in das Landes-innere sorgte für einen sehr buchtenrei-chen Küstenverlauf. Die Formungsphasedauert bis heute an.

Das Lockermaterial, das bei der Abtra-gung der Steilküstenabschnitte anfällt,kommt nach küstenparallelem Transportim Strömungsschatten der Kliffs und inBuchten zur Ablagerung. Dabei entstehenStrandwälle, die sich zu ausgedehntenNehrungssystemen entwickeln können.Schließlich werden die Buchten vollstän-dig abgeschnürt und in Strandseen umge-wandelt. Der Prozess des Küstenaus-gleichs ist entlang der schleswig-holsteinischen Ostseeküste bereits weitfortgeschritten. Die Flüsse münden des-halb häufig in Haffs oder in Strandseenund werden dabei in der Regel angestaut.

Auch die Küstenniederungen der Ostseeunterlagen einer starken anthropogenenÜberformung. Als Schutz vor Sturmflutenwurden die vorhandenen Strandwälle zuDeichen ausgebaut. Die dadurch abge-schnittenen Fließgewässer werden mitSielen oder Schöpfwerken durch dieDeichlinie geführt.

Landschaftliche Gliederung und

Charakteristik

Das Bundesland Schleswig-Holstein um-fasst eine Fläche von zirka 15.750Quadratkilometern und ist naturräumlichin Östliches Hügelland, Hohe Geest,Vorgeest und Marsch gegliedert. DieseHauptnaturräume verlaufen in Nord-Süd-Richtung annähernd parallel.(Abbildung auf Seite 14).

Der östlichste Naturraum, das Östliche

Hügelland, nimmt 42 Prozent der Landes-fläche ein und verdankt seine Entstehungden Eisvorstößen der Weichsel-Eiszeit. DieEndmoränengebiete zeichnen sich durcheinen starken kleinräumigen Wechsel derReliefenergie und der Sedimente aus. Dieruhigeren Grundmoränenflächen sinddurch einheitlichere, lehmige Ablagerun-gen charakterisiert.Die glazialen Schmelzwässer haben in derJungmoränenlandschaft Entwässerungs-bahnen geschaffen, die vom heutigen Ge-wässernetz teilweise weiter verwendetwerden. Beim Abschmelzen der Eismas-sen blieben Toteisblöcke in den Sedimen-ten vergraben, die ab dem Spätglazial und

Rinnen und anschließend in den Einzugs-gebieten der in die Nordsee entwässern-den Flüsse zu umfangreichen Vermoor-ungen. Diese Entwicklung betraf ausge-dehnte Niederungen im Geest-Bereich. Mitfortschreitender Entwässerung wurde die-ser Prozess im 20. Jahrhundert unterbro-chen. Das Ausmaß des Meeresspiegel-anstieges war außerordentlich unterschied-lich und betrug seit dem Altalluvium (5500vor Christus) bis heute über 30 Meter.

Für die gesamte Nordseeküste gilt jedoch,dass seit der systematischen Besiedlungder Marschen durch den Menschen abdem 8. Jahrhundert nach Christus die ur-sprünglich ausschließlich durch dieSchwankungen des Meeresspiegels be-stimmte Landschaftsbildung tiefgreifendverändert wurde. Die jungen Marschenentstanden nach den großen spätmittel-alterlichen Flutkatastrophen in einer Zeit,als anthropogene Prozesse bereits ent-scheidend waren.

In Gebieten, die durch aktive Landgewin-nung und nachfolgende Eindeichung zuFestland wurden, kam es nie zur Ausbil-dung natürlicher Fließgewässer. Leitbilderim definierten Sinn können daher nichtabgeleitet werden.

Die Entwicklung der heutigen Küsten-

landschaft der Ostsee begann vor zirka8.000 Jahren mit dem Wiedereindringendes Meeres in das Ostseebecken. Im Zugedes raschen Meeresspiegelanstiegesdrang das Wasser in eine durch Zungen-becken, Grund- und Endmoränen sowieSchmelzwasserrinnen gegliederteLandschaft vor. Die Ränder der höhergelegenen Grund- und Endmoränen-

Ausbildungsformenvon Landschaftendurch die Eiszeiten(„glaziale Serie“) inSchleswig-Holstein(Nach: P. Janetzko).

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Die Geest wird in Hohe Geest und Vor-

geest (Niedere Geest) unterteilt, die engmiteinander verzahnt sind. Den Jungmo-ränen des Hügellandes vorgelagertschließen sich nach Westen die Sanderder weichseleiszeitlichen Gletscher an, dieals Vorgeest bezeichnet werden. DieseLandschaftszone nimmt 16 Prozent derLandesfläche ein und setzt sich ausschwach welligen Schwemmsandebenenzusammen, die von Vermoorungen in ehe-maligen glazialen Schmelzwasserrinnenunterbrochen sind. Die Böden der Vor-geest sind von Natur aus nährstoffarm. ImZuge der Intensivierung der für diese Re-gion traditionellen Milchviehwirtschaftwird seit mehreren Jahrzehnten intensiverMais- und Futtergrasanbau betrieben.Dieser ist mit einer erheblichen Belastungvon Luft, Wasser und Boden verbunden.Die Nieder- und Hochmoore sind heutetiefgründig entwässert und haben ihrennatürlichen Charakter verloren.

Auf ihrem Weg nach Westen zum- damals im Bereich der heutigen Nordseeverlaufenden - Elbe-Urstromtal sammeltensich die weichseleiszeitlichen Schmelz-wässer zu größeren Wasserläufen, die denwestlich vorgelagerten Gürtel der Hohen

Geest an mehreren Stellen durchbrachen.Die Hohe Geest, die 28 Prozent des Lan-des einnimmt, setzt sich aus Moränen-und Sandablagerungen der Saale-Eiszeitzusammen. Während der Weichsel-Eiszeiterfuhr das Relief eine intensive Abtra-gung. Charakteristisch für diese typischeAltmoränenlandschaft sind heute schwachgeneigte und weitgespannte Kuppen mitFlugsanddecken sowie eine ausgeprägteArmut an natürlichen Stillgewässern.

Intensive Milchviehwirtschaft mit Futter-anbau prägt das Bild der Landnutzung.Der Getreideanbau spielt heute eine unter-geordnete Rolle. Vornehmlich die höherenBereiche der Hohen Geest sind mit Nadel-hölzern aufgeforstet worden, die heute all-mählich durch Laubhölzer ersetzt werden.Der Waldanteil beträgt zirka 10 Prozent.

Als westlichste Landschaftszone schließtsich die Marsch an, die an die Nordsee-küste und die Elbe angrenzt und etwa 14Prozent der Landesfläche einnimmt. DieMarsch ist die geologisch jüngste Land-schaft Schleswig-Holsteins. Sie setzt sichaus nacheiszeitlichen, feinkörnigen, fluvia-tilen und marinen Sedimenten zusammen,die stellenweise in Wechsellagerung mitVerlandungstorfen vorkommen. Landein-wärts treten Hochwasserablagerungen der

zum Teil erst im Frühholozän abschmol-zen und zur Entstehung zahlreicher Seenunterschiedlichen Ausmaßes führten. Diekleineren sind heute bereits verlandet undals Moore in ehemals abflusslosen Niede-rungen erkennbar.

Die Formung der Ostseeküste begann mitdem nacheiszeitlichen Meeresspiegelan-stieg. Glaziale Zungenbecken wurdenüberflutet und bildeten die tief ins Landes-innere greifenden Förden. VorspringendeMoränengebiete wurden zu Steilküstenerodiert. Das dort abgetragene Materialwurde vor geschützten Küstenabschnittenzu Strandwällen und Nehrungen wiederabgelagert. Die schleswig-holsteinischeOstseeküste stellt eine typische Aus-gleichsküste dar.Obwohl oberflächlich entkalkt, erlaubt derim Östlichen Hügelland vorherrschendeGeschiebelehm eine intensive ackerbauli-che Nutzung. Dauergrünland ist überwie-gend auf die grundwassernahen Stand-orte der tiefgründig entwässerten Niede-rungen beschränkt. Der Waldanteil ist

heute mit zirka 10 Prozent sehr gering.Seine nur noch fleckenartige Verteilungkann auf die landwirtschaftliche Nutzung -lediglich für den Ackerbau zu steile Hängeund zu nasse Flächen blieben als forstlichgenutzte Waldstandorte übrig - zurückge-führt werden.

NaturräumlicheGliederungSchleswig-Holstein.

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Flüsse und Niedermoortorfe in den Vor-dergrund. Im natürlichen Zustand stelltdie Marsch eine amphibische Landschaftdar, deren Dynamik von Tideschwankun-gen und Sturmfluten bestimmt wird.

Seit Jahrhunderten hat der Mensch durchLandgewinnung und -nutzung das Ökosy-stem tiefgreifend verändert. Die Intensi-vierung der Landwirtschaft und derenVordringen auf tieferliegende Marschflä-chen machten die Einrichtung eines künst-lichen Entwässerungssystems notwendig.Torfabbau und künstliche Entwässerungführten zu Bodensenkungen, so dass sichnach dem Meeresspiegelanstieg heuteviele Gebiete unterhalb des Meeresspie-gels befinden und durch Schöpfwerke ent-wässert werden müssen.

Die karbonathaltigen Böden der jungenMarsch werden ackerbaulich intensiv be-wirtschaftet. Die alte Marsch dagegenwird überwiegend als Dauergrünlandgenutzt. Das nicht eingedeichte Vorlandwird von Schafen extensiv beweidet.

Fließgewässernetz

In dem kurzen Zeitraum nach dem Rück-zug des Eises hat sich noch kein vollstän-dig ausgereiftes Fließgewässernetz entwi-ckeln können. Insbesondere in der Jung-

moränenlandschaft sind häufige Wechselder Abflussrichtungen und Talformen cha-rakteristisch. Aufgrund der großräumigenAnordnung der Reliefeinheiten verläuftdie Hauptwasserscheide Schleswig-Hol-steins im Osten des Landes. Lokale Was-serscheiden sind häufig undeutlich ausge-prägt. Zahlreiche abflusslose Senken wur-den erst durch den Menschen an das Ge-wässernetz angeschlossen.

In der Altmoränenlandschaft ist das Ge-wässernetz dagegen ausgereifter. SeineLauflinien wurden während der Saale-Eiszeit angelegt und bis heute weiter ge-formt.

Schleswig-Holstein besitzt ein vergleichs-weise dichtes Gewässernetz, das gemäßden geologischen Ausgangsbedingungenregionale Unterschiede aufweist. Die ge-samte Lauflänge der offenen Gewässerbeträgt zirka 21.764 Kilometer. Darüberhinaus bestehen 6.578 Kilometer verrohrteGewässer und landwirtschaftlicheRohrleitungen (LANDESAMT FÜR NATURUND UMWELT 1996).

Zwei Drittel des Landes, 10.543 Quadrat-kilometer, gehören zum Einzugsgebiet derNordsee. Davon entwässern 5.978 Qua-dratkilometer über die Elbe. Nur ein Drittelder Landesfläche, 5.303 Quadratkilometer,

DasFließgewässernetz Schleswig-Holsteins(Quelle: Landesamtfür Natur undUmwelt, 1996).

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rechtlich-politische und technische Mittelzur Verfügung, die einen nahezu vollstän-digen Ausbau der Fließgewässer zu land-und wasserwirtschaftlichen Zweckenermöglichten. Es ist davon auszugehen,dass sich in Schleswig-Holstein kein einzi-ges Fließgewässer mehr vollständig ineinem natürlichen Zustand befindet.Lediglich einige Oberlaufabschnitte sindin alten Waldgebieten noch naturnaherhalten.

Der gesamte hydrologische Haushalt der

Einzugsgebiete wurde durch die Rodungder natürlichen Waldvegetation verändert.Infolge des in Schleswig-Holstein weit ver-breiteten Einsatzes von Rohrdrainagenund Entwässerungsgräben auf land- undforstwirtschaftlich genutzten Flächen istein anthropogenes Entwässerungssystementstanden, das in Niederungs- undMarschengebieten eine größere Leistungals das natürliche System aufweist. Durchdie Anbindung von abflusslosen Senkenan das Gewässernetz mittels Graben-durchstichen nahm der Mensch lokale,insgesamt jedoch unbedeutende Verän-derungen der Einzugsgebiete vor.Großräumige Veränderungen haben imZusammenhang mit Kanalbauten stattge-funden.

Im Zusammenhang mit dem Ausbau der

Gewässer sind im wesentlichen die Be-gradigung des Flusslaufs, die Vertiefungund Neuprofilierung des Flussbettes, dieBefestigung der Ufer, das Auskleiden mitnaturfremden Materialien und die Einfas-sung zwischen uferparallelen Deichen zunennen. Im Extremfall werden kleineFließgewässer vollständig verrohrt undunterirdisch zum Vorfluter geleitet. DieDurchgängigkeit im Längsprofil wirddurch Sohlabstürze, Sandfänge undStauvorrichtungen unterbrochen. AlsFolge dieser Maßnahmen ergibt sich einevöllig veränderte Sedimentführung derFließgewässer, bei der sich plötzlicheSedimentation in Staubecken und ver-stärkte Frachtaufnahme unterhalb derStaue abwechseln. In den Küstenregionen der Nordsee wur-den umfangreiche Eingriffe in das Abfluss-geschehen der Flussläufe zur Sturmflut-sicherung und zur Kultivierung derbinnenländischen Marschen bereits seitdem 16. Jahrhundert durchgeführt. Diesewirkten sich auch auf die hier mündendenUnterläufe der Geestgewässer aus.

entwässert in die Ostsee.

Aufgrund der geringen West-Ost-Erstre-ckung des Landes zwischen Nord- undOstsee (maximal zirka 160 Kilometer) undder im Süden verlaufenden Elbe konntensich überwiegend nur kleine Einzugsge-biete ausbilden. Die meisten Fließgewäs-ser sind als Bäche zu bezeichnen. Nuretwa 1.200 Kilometer der gesamten Lauf-strecke erreichen eine Sohlbreite überzwei Meter (LANDESAMT FÜR NATURUND UMWELT 1996). Die größtenFließgewässer Schleswig-Holsteins sinddie Eider mit einem Einzugsgebiet vonzirka 2.000 Quadratkilometer (mit Treene),die Stör und die Trave mit jeweils zirka1.800 Quadratkilometer (LANDESAMTFÜR NATUR UND UMWELT 1996).Weiterhin bedeutend sind die Pinnau, dieKrückau und die Schwentine.

Das Abflussgeschehen wird in Schleswig-Holstein überwiegend von den Nieder-schlägen gesteuert. Wegen des mildenozeanischen Klimas spielen Schnee-schmelzen keine bedeutende Rolle.Aufgrund der kleinen Einzugsgebiete un-terliegt die Wasserführung vieler Bächestarken Schwankungen. Dies gilt insbe-sondere für die Fließgewässer im „konti-nentaleren“ Südosten des Landes, woSommergewitter häufiger auftreten. DieMehrzahl der schleswig-holsteinischenFließgewässer sind als Karbonatbächebeziehungsweise -flüsse zu bezeichnen.Ausnahmen bilden Bäche, die überwie-gend mit saurem Wasser aus Hoch-mooren gespeist wurden. Als Folge derintensiven landwirtschaftlichen Nutzungder Moorgebiete weisen aber auch vieledieser Gewässer heute kulturbedingthöhere Karbonatgehalte auf. In Meeres-nähe zeichnen sich die Flussunterläufedurch brackige Verhältnisse aus.

Der Einfluss des Menschen auf die

Fließgewässer in Schleswig-Holstein

Im Zuge der Herausbildung der Kultur-landschaft entfernten sich Flüsse undBäche zunehmend von ihrem ursprüng-lichen Zustand.

Der Einfluss des Menschen auf das Fließ-gewässernetz erfolgte zunächst, indemeinzelne Flächen im Einzugsgebiet gero-det und in Kultur genommen wurden. Ineiner zweiten Phase wurde gezielt in dasFließverhalten, z.B. durch Stauvorrichtun-gen eingegriffen. Seit Ende des vorigenJahrhunderts standen in Norddeutschland

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Diagramm einer solchen Ähnlichkeitsbe-

rechnung (Verfahren der Korrespondenz-analyse). Das Berechnungsverfahren kannnicht nur die Gruppierung der Gewässernach ihren Eigenschaften vornehmen, son-dern auch Erklärungen für die Gruppierungliefern. Diese sind in den (hier nur zum Teil)dargestellten Gradienten enthalten. So be-deutet beispielsweise „Organischer Cha-rakter“ einen in Pfeilrichtung zunehmendenAnteil an Torf, Totholz oder Falllaub an denBestandteilen des Bodengrundes der Ge-wässer, „Gefälle“ zunehmendes Talboden-gefälle und „Leitfähigkeit“ zunehmendeelektrische Leitfähigkeit des Wassers.

Es lassen sich Gruppen ähnlicher Gewäs-ser erkennen, die im Beispieldiagrammdurch die Ellipsen schematisch umrissensind und deren Gruppenbildung und An-ordnung im Koordinatenkreuz durch ver-schiedene Gradienten erklärt wird. Zur Er-läuterung sind diese Gruppenbildungen imVorgriff auf die Typenbeschreibung mitBuchstaben versehen, die für die in derLegende aufgeführten Fließgewässertypenstehen. Es finden sich die verschiedenenkiesgeprägten Fließgewässer, die ein mehroder minder starkes Gefälle aufweisen, imBereich des Gradienten „Gefälle“ (GruppeA bis C), wobei die gefälleärmeren Refe-renzgewässer (Gruppe C) aufgrund desdeutlichen Mäandrierens dieser Gewässer-läufe sich dem Gradienten „Mäandergrad“nähern, in dessen Bereich auch die sandge-prägten Gewässer liegen (Gruppe D). Einenzunehmend hohen organischen Anteil anden Sohlsubstraten weisen die Gewässerder Gruppe E auf, die in Schleswig-Holsteinnur mit einem Referenzgewässer vertretenwaren. Eine sehr exponierte, durchRöhrichtbestände und hohe elektrischeLeitfähigkeiten begründete Stellung neh-men die Marschengewässer ein (GruppeG). Schwierig ist die Stellung einzelnerReferenzgewässer wie der Bille, die ineinem Sandergebiet gelegen ist, aber auf-grund ihres Kiesreichtums und der engenTalform Eigenschaften der kiesgeprägtenGewässer hat. Dazu gehört auch der unter-suchte Traveabschnitt, ursprünglich einDurchbruchstal, das durch Ausbau seinenCharakter heute weitgehend verloren hat.

Die Erstellung einer Gewässertypologieund die Beschreibung von Leitbildern set-zen umfangreiche Untersuchungen an ei-ner großen Zahl von Gewässern voraus. ImRegelfall werden dazu Voruntersuchungenan einer Vielzahl von Bächen beziehungs-weise Flüssen durchgeführt. Die besten,das heißt die am geringsten beeinträchtig-ten Gewässer werden ausgewählt und alsReferenzgewässer anhand eines umfang-reicheren Programmes weiter untersucht.Die erhobenen Daten umfassen die Struk-tur der Gewässer, ihre Wasserbeschaffen-heit, Vegetation und gegebenenfalls auchdie Tierwelt. Bei der Auswahl der Unter-suchungsgewässer sollten die in Hinblickauf die gewässerprägenden Eigenschaftenunterscheidbaren Landschaftsräume, die„Fließgewässerlandschaften“, Berücksich-tigung finden. Die Vorgehensweise bei

der Erstellung der vorliegenden Typo-

logie läßt sich aus der Abbildung auf Seite18 entnehmen.

Die Untersuchungsschritte gehen vonüberblickartigen Karten- und Literaturstu-dien, die zunächst den gesamten Unter-suchungsraum Schleswig-Holsteins mitseinem Gewässernetz berücksichtigen, biszu detaillierten Hauptuntersuchungen, dienur an „typischen“ Gewässerabschnitten,den Referenzgewässern, durchgeführt wer-den. Das in Basis- und Hauptuntersuch-ungsphase erhobene Datenmaterial zuGewässermorphologie, Wasserbeschaffen-heit und Vegetation wurde grundsätzlichals Datenbank angelegt und statistisch aus-gewertet. So konnten Ähnlichkeiten zwi-schen den untersuchten Gewässern ermit-telt und ihre Zusammenfassung zu„Typen“ ermöglicht werden. Überprüft undergänzt wurden diese Gruppierungendurch das Expertenwissen der beteiligtenBearbeiter.Die Abbildung auf Seite 19 zeigt dieAnordnung der näher untersuchten Refer-enzgewässer im hier schematisierten

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Die Fließgewässertypologie

Schleswig-Holsteins

Zur Ableitung der

Fließgewässerlandschaften

und Fließgewässertypen

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Untersuchungs-und Arbeitsschrittebei der Aufstellungder Fließgewässer-typologie fürSchleswig-Holstein.

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Zu erwähnen ist, dass die Gruppen-bildung auf Daten von insgesamt 52Gewässern aus Norddeutschland basiert,von denen hier nur die in Schleswig-Holstein befindlichen Referenzgewässerabgebildet sind.

Solche Gruppenbildungen können auf-grund spezieller Untersuchungsergeb-

nisse weiter analysiert werden. Dies seian einem ausgewählten Beispiel aus demUntersuchungsprogramm verdeutlicht:Zum morphologisch-hydrologischenUntersuchungsteil gehört die Messung

der sohlennahen Strömungsbedingungen,

die in den unterschiedlichen Referenz-gewässern mit ihren verschiedenen Quer-und Längsprofilen, Sohlsubstraten undFließgeschwindigkeiten auch spezifischeMuster aufweisen.

Die Messung erfolgt mit einem Satz vonHalbkugeln identischer Größe, aber unter-schiedlicher Dichte und einer Bodenplatte.Das Verfahren beruht darauf, dass man dieschwerste der 24 Halbkugeln bestimmt, dieauf der horizontal am Gewässergrund aus-gerichteten Platte von der Strömung gera-de noch bewegt wird (DEUTSCHERVERBAND FÜR WASSERWIRTSCHAFTUND KULTURBAU e.V. 1999). An jedemUntersuchungsabschnitt werden verteiltüber eine Strecke von - je nachGewässergröße - 20 bis 50 Metern zirka 80Einzelmessungen vorgenommen. DieErgebnisse dieser Messungen an fünf aus-gewählten Referenzgewässern zeigt dieAbbildung auf Seite 20.Die Unterschiede in den Mustern der soh-lennahen Strömungsgeschwindigkeitenbei den fünf Gewässern sind deutlich: Die

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Anordnung derReferenzgewässerfür sieben derFließgewässerty-pen Schleswig-Holsteins im sche-matisierten Dia-gramm einer Ähn-lichkeitsberech-nung (Kano-nische Korres-pondenzanalyse)mit ausgewählten,die Gruppierun-gen erklärendenGradienten.

Legende:

A = Kiesgeprägte, gefällereiche Fließgewässer der Steilküsten und Randstufen

B = Kiesgeprägte, gefällereiche Fließgewässer der Moränenbildungen

C = Kiesgeprägte, gefällearme Fließgewässer der Moränenbildungen

D = Sandgeprägte Fließgewässer der Sandergebiete

E = Teilmineralisch geprägte Fließgewässer der Niederungen und Moorgebiete

F = Fließgewässerabschnitte der Durchbruchstäler

G = Schlickgeprägte Fließgewässer der Marschen

höchsten Strömungsgeschwindigkeitenfinden sich in den kleinen kiesgeprägtenund gefällereichen Bächen wie der Kirch-weddelbek, hier wurden Halbkugeln bisNummer 10 bewegt. Der Anteil derschwach durchströmten Bereiche (soge-nannte Stillen) ist vergleichsweise gering(Gipfel bei Kugel 0 bis 3; Anmerkung: 0bedeutet, dass keine Kugel bewegtwurde); ausgedehnte, unterschiedlichschnell durchströmte Abschnitte (soge-nannte Schnellen) bilden sich in den zweiGipfeln bei Kugel-Nummer 4 bis 6 und 8bis 10 ab. Ganz anders sieht die Verteilung bei dengefällearmen kiesigen Bächen wie derKremper Au aus. Die Anströmung in denausgedehnten Stillen dieses Baches ist sogering, dass dort auch die leichteste Kugel

nicht bewegt wird. In den nur kleinflächi-gen Schnellen werden nur selten Kugelnschwerer als Nummer 4 bewegt.

Sandige Fließgewässer wie die Osterauhaben ein fast glockenförmiges, gleich-mässiges Strömungsmuster mit vorherr-schenden mittleren Strömungsgeschwin-digkeiten (Kugeln 3 bis 7). Das träge Strö-mungsbild von Fließgewässern in Nie-derungen wie dem Hellbach spiegelt sichin den fast ausschließlich repräsentierten,„leichten“ Halbkugel-Nummern 0 bis 3wider. Im Marschengraben St. Peterskoogschließlich konnten aufgrund der vollstän-dig fehlenden, beziehungsweise nichtmehr messbaren Anströmung keine Ku-geln bewegt werden.

* Kirchweddelbek

*St. Peterkoog

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Sohlennahe Strömungsgeschwindigkeit in fünf ausgewählten ReferenzgewässernSchleswig-Holsteins. (Einmalige Aufnahme bei mittlerem Abfluss, Anzahl derEinzelmessungen 80 bis 100).

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Das System der

Fließgewässerlandschaften

und Fließgewässertypen

in Schleswig-Holstein

Die Ableitung der Fließgewässertypenerfolgte anhand der Untersuchungsergeb-nisse, die an den Referenzgewässern undden Gewässern der Voruntersuchung ge-wonnen wurden. Wichtige Hilfsmittel derTypenbildung waren Ähnlichkeitsberech-nungen (Korrespondenzanalysen), wie sieim vorhergehenden Kapitel beispielhaftvorgestellt wurden, sowie das Experten-wissen der landeskundigen Mitarbeiter imProjekt. Ein Schema der Fließgewässerty-

pologie findet sich in der unten stehendenAbbildung.Im folgenden werden zunächst die Fließ-gewässerlandschaften vorgestellt, um einBild von den Verbreitungsschwerpunktender einzelnen Fließgewässertypen zu er-zeugen, die dann im Anschluss beschrie-ben werden.

Die Fließgewässerlandschaften

Fließgewässerlandschaften sind homoge-ne Landschaftsräume, in denen aufgrundähnlicher Ausbildung der gewässerprä-genden Parameter (wie Geologie, Böden,Relief, Niederschlag, Gewässernetzdichte,potenzielle natürliche Vegetation) morpho-logisch und geochemisch ähnliche Ge-

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wässer zu erwarten sind. Sie sind die„Verbreitungsschwerpunkte“ der Fließ-gewässertypen.

Schleswig-Holstein läßt sich in sechsFließgewässerlandschaften einteilen. Diessind die Fließgewässer der Marschen, derNiederungen und Moorgebiete, derVorgeest, der Hohen Geest, des ÖstlichenHügellandes und des Ostseeküstensaums.Ihre räumliche Lage und Ausdehnungläßt sich der Karte „Fließgewässerland-schaften Schleswig-Holsteins“ entneh-men, die sich im Anhang befindet. DieseÜbersichtskarte dient dem Anwender alserste Orientierungshilfe bei derEntscheidung, welchem Bachtyp einPlanungsobjekt räumlich zugeordnet seinkönnte und welches Leitbild demnachzugrundegelegt werden muss.

Die Ausweisung großräumiger Gewässer-landschaften und ihre kleinmaßstäblicheDarstellung führen allerdings zwangsläu-fig zu einer Verallgemeinerung der natür-lichen Verhältnisse. So lassen sich Über-gänge zwischen den Fließgewässerland-schaften nicht immer scharf abbilden.Daher bleibt die Auswertung detaillierternaturräumlicher, geologischer und pedo-logischer Karten ein unverzichtbarerBestandteil bei der Zuordnung von Pla-nungsobjekten zum Leitbild.

Fließgewässerlandschaft der

Marschen

Diese Landschaft enthält die Watten- undMarschenküsten mit den Marschenan-teilen der Nordfriesischen Geestinseln,den Marscheninseln und Halligen.

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Die „Typentreppe“ - ein Schema der Fließgewässertypen Schleswig-Holsteins und ihrer Verbreitungsschwer-punkte in den Fließgewässerlandschaften. Dargestellt sind zusätzlich die beiden, hauptsächlich die Typus-unterschiede bestimmenden Faktoren Relief (reliefarm bis reliefreich) und Korngröße (fein bis grob; nur beisand-, kies- und steingeprägten Fließgewässern).*Sonderfall wegen Prägung durch vorgeschalteten See, **seltene Sonderform, nicht mehr naturnah erhalten.

Vorgeest(Niedere Geest)

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Kennzeichnende Bodentypen sind die ver-schiedenen Marschenböden (wie Roh-,Kalk- und Kleimarschen), subhydrischeBöden (Watt) und terrestrische Roh-böden. Die Bodenwertzahlen sind hochbis sehr hoch (60 bis 90). Das Landschafts-relief ist äußerst flach mit Ausnahme vonlokalen Strandwällen, Dünengebieten,Geest-Inseln und Hochmooren.

Die Landschaft besaß ursprünglich einenausgesprochen amphibischen Charakterund war mit der Naturlandschaft desWattenmeeres kleinräumig verzahnt. Diepotenzielle natürliche Vegetation setzt sichaus Quellerfluren, Salzwiesen mit Salz-melde-Gestrüppen und Brackwasser-Röh-richten zusammen. An geschützterenStandorten in Ästuaren dominieren Schilf-und Teichsimsenröhrichte. Landeinwärtsschließen sich ausgedehnte Süßwasser-sümpfe und Bruchwälder an.Charakteristischer Fließgewässertyp istdas Schlickgeprägte Fließgewässer derMarschen.

Fließgewässerlandschaft der

Niederungen und Moorgebiete

Die Fließgewässerlandschaft der Niede-rungen und Moorgebiete enthält zweiTeilräume von unterschiedlicher morpho-genetischer Entstehung, deren heutigeAusprägung und Gewässerläufe jedochvergleichbar sind. Diese sind die teilweisevermoorten Niederungen eiszeitlicherSchmelzwasserrinnen, wie die Eider-Treene-Niederung und das Elbe-Urstrom-tal, sowie die Moorbildungen (Hoch- undNiedermoore) am Übergang von Jung-moränenlandschaft beziehungsweiseHoher Geest und Sanderebenen. DieFließgewässerlandschaft umfasst daher inder Regel linienhafte Strukturen, die imUnterlauf der Marsch zuströmen, und teilsvernetzte Strukturen (siehe Karte). DieBöden sind Podsole, Vergesellschaftungenvon Podsolen und Gleyen sowie Hoch-und Niedermoorböden. Das Relief ist flachmit eingelagerten, erhabenen Geest-Inseln.

Die potenzielle natürliche Vegetation setztsich aus nährstoffarmen Buchen-Eichen-Wäldern zusammen sowie Birken-Eichen-Wäldern an trockeneren Standorten. Inder Bachniederung findet sich ein Mosaikverschiedener Degradationsstufen derHochmoore sowie meso- und eutraphen-ter Erlenwälder.

Charakteristischer Fließgewässertyp ist

das Teilmineralisch geprägte Fließgewäs-ser der Niederungen und Moorgebiete.

Fließgewässerlandschaft der

Vorgeest (Niedere Geest)

Die Landschaft umfasst die schwachwel-ligen bis ebenen Sanderflächen undSchmelzwasserrinnen der Weichsel-Eis-zeit zwischen dem Östlichen Hügellandund der Hohen Geest. Insbesondere imNorden des Landes ist die Fließgewäs-serlandschaft der Vorgeest kleinräumigmit verinselten Gebieten der HohenGeest verzahnt. Dort lösen sich diegeschlossenen Sanderflächen in Rinnen-sander auf, die den aufgeteilten Armender glazialen Schmelzwasserströme ent-sprechen.

Charakteristische Böden sind Podsolemit Flugsandbedeckung, Vergesellschaf-tungen von Podsolen und Gleyen sowieNiedermoore. Auf den höhergelegenenund nicht durch Flugsand überprägtenSandflächen dominieren Braunerden.Die Bodenwertzahlen sind gering bismittel (10 bis 30). Es handelt sich umeine ursprünglich relativ nährstoff- undkalkarme Landschaft, die jedoch heutedurch landwirtschaftliche Einfluss-nahme einen höheren Kalk- und Nähr-stoffgehalt im Oberboden aufweist. Diepotenzielle natürliche Vegetation sindnährstoffarme Buchen-Eichen-Wälderund auf den Dünengebieten Birken-Eichen-Wälder.

Charakteristisch für die Vorgeest ist dasVorkommen von „grundwassergepräg-ten“ Fließgewässern. CharakteristischerFließgewässertyp ist das SandgeprägteFließgewässer der Sandergebiete, dane-ben findet sich abschnittsweise dasTeilmineralisch geprägte Fließgewässerder Niederungen und Moorgebiete.

Fließgewässerlandschaft der Hohen

Geest

Diese Landschaft umfasst unterschiedlichreliefierte Bereiche der Altmoränengebiete(Geest-Hochgebiete und Randstufen, Hü-gelland und Plateaus der Hohen Geest),die während der Weichsel-Eiszeit teilsdurch Schmelzwasserströme in zahlreiche,kleinflächige Inseln zerschnitten wurden.Das Relief ist im allgemeinen schwachwel-lig, nur im Bereich von Stauchendmo-ränen ist die Landschaft stärker reliefiert.Die Bodenbildung wird häufig durch Fließ-erden beziehungsweise saaleeiszeitliche

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typen in Schleswig-Holstein auf. Hier fin-den sich das Kiesgeprägte, gefällereicheFließgewässer der Steilküsten undRandstufen, das Kiesgeprägte, gefällerei-che Fließgewässer der Moränenbildungenund das Kiesgeprägte, gefällearmeFließgewässer der Moränenbildungen,Stein- und lehmgeprägte Fließgewässerder Durchbruchstäler, die Fließgewässer-abschnitte der Seeausflüsse sowie eben-falls abschnittsweise das Teilmineralischgeprägte Fließgewässer der Niederungenund Moorgebiete.

Fließgewässerlandschaft des

Ostseeküstensaumes

Der Ostseeküstensaum umfasst Steilkü-stenabschnitte im Wechsel mit von Neh-rungen, Haffs und Strandseen geprägtenFlachküstenbereichen. Aufgrund des ins-gesamt sehr geringen Flächenanteils wer-den diese heterogenen Formen hier zu-sammengefasst. Die Steilküsten werden von einzelnen klei-nen Kerbtälern zerteilt. Die Böden entspre-chen denen der angrenzenden Moränen-gebiete (Braunerden, Stauwasserböden).Die potenzielle natürliche Vegetation sindhier Perlgras-Buchenwälder verschiedenerFeuchte- und Nährstoffstufen sowie in denKerbtälern Hainbuchen-Eschenwälder undeine kalkholde Quellvegetation. Entlangder Flachküsten herrschen marine Sedi-mentationsprozesse vor. Es dominierensubhydrische Böden, Niedermoore sowieauf Strandwällen und Dünen terrestrischeRohböden. Die potenzielle natürliche Ve-getation sind Pflanzengesellschaften derSpülsäume und Dünen (von Strandrog-gen-Gesellschaften bis zu trockenen Ei-chen-Wäldern). In den Haffs finden sichSüß- und Brackwasserröhrichte mit einge-streuten salztoleranten Arten.

Charakteristischer Fließgewässertyp derSteilküsten ist das Kiesgeprägte, gefälle-reiche Fließgewässer der Steilküsten undRandstufen, an den Flachküsten findetsich das Sand- und schlickgeprägteFließgewässer der Flachküsten.

Die Fließgewässertypen

Insgesamt können neun Fließgewässer-

typen für die kleinen und mittelgroßenFließgewässer Schleswig-Holsteins ausge-wiesen werden. Ihre Verbreitungsschwer-punkte in den sechs Fließgewässerland-schaften lassen sich in der Abbildung aufSeite 21 und der nachstehenden Tabelleauf Seite 25 entnehmen. Einige der neun

Geschiebemergel, die mit Flugsandenüberweht worden sind, bestimmt.Dadurch dominieren Vergesellschaftungenvon Podsolen und Braunerden im engräu-migen Wechsel mit solchen von Pseudo-gleyen und Podsolen. Die Bodenwert-zahlen sind gering bis mittel (20 bis 40).Die eiszeitlichen Geschiebe sind ursprüng-lich deutlich entkalkt. Durch landwirt-schaftliche Nutzung ist der Kalk- undNährstoffgehalt heute jedoch höher.Potenzielle natürliche Vegetation sind derFlattergras-Buchenwald und Buchen-Eichenwald verschiedener Feuchtestufen.In Tallagen können sich Erlenbruchwälderund Birkenbruchwälder entwickeln, lokalauch Bachquellfluren.

Charakteristische Fließgewässertypen sinddas Kiesgeprägte, gefällereiche Fließ-gewässer der Steilküsten und Randstufen,das Kiesgeprägte, gefällereiche Fließge-wässer der Moränenbildungen und dasKiesgeprägte, gefällearme Fließgewässerder Moränenbildungen. Daneben findetsich abschnittsweise das Teilmineralischgeprägte Fließgewässer der Niederungenund Moorgebiete.

Fließgewässerlandschaft des Öst-

lichen Hügellandes

Die Landschaft des Östlichen Hügellandesweist eine große Formenvielfalt auf, dievon unterschiedlich reliefreichen Grund-und Stauchendmoränen der Weichsel-Eiszeit geprägt wird. Eine besonders mar-kante Stauchendmoräne stellt das Bungs-bergmassiv mit einer Höhe von 168 Meterüber Normalnull dar. In diesen reliefrei-chen Gebieten ist zum Teil eine „mittelge-birgsartige“ Prägung der Gewässer gege-ben. Zum Formenschatz gehören darüberhinaus Binnensander, Kames, großeToteisniederungen mit und ohne Seensowie Beckenablagerungen.

Die Böden der reliefreicheren Gebiete sindParabraunerden, Stauwasserböden(Pseudogleye) und Niedermoore, in sandi-gen Gebieten Braunerden. In den schwachreliefierten Beckenlandschaften dominie-ren Gleye, Pseudogleye, Podsole undNiedermoore. Die Bodenwertzahlen sindmittel bis hoch (40 bis 60). Die potenziellenatürliche Vegetation sind Perlgras-Buchenwälder verschiedener Feuchte- undNährstoffstufen, in den Auen Erlenbruch-wälder und kalkholde Quellfluren.

Das Östliche Hügelland weist die größteZahl unterschiedlicher Fließgewässer-

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scheinen danach heute dem Karbonat-Typzuzuordnen zu sein. Dabei hat es sicheraußerhalb des jungglazialen Östlichen Hü-gellandes ursprünglich auch Gewässer desSilikat-Typs gegeben. Saure, nährstoffar-me Fließgewässer finden sich danachoffenbar nicht mehr. Es sind Unterschiedeerkennbar, wie die relative Nährstoff- undKalkarmut der Gewässer derSandergebiete im Vergleich zu denen desÖstlichen Hügellandes. Sie lassen jedochgrundsätzlich keine eigenen geochemi-schen Typen oder Varianten zu. Dies er-klärt auch, warum der gleiche Typus, dasKiesgeprägte, gefällereiche Fließgewässerder Moränenbildungen in von unterschied-lich alten Eiszeiten geprägten Räumen vor-kommen kann. Von seinem gesamtenErscheinungsbild her lässt sich dieser - vorallem in Hinblick auf den Anwen-dungsbezug - nicht weiter differenzieren.

In einer ganzheitlichen Fließgewässerty-pologie sollten auch die Lebensgemein-

schaften der Gewässer bei der Typusbil-dung und -beschreibung einbezogen wer-den. In der vorliegenden Studie wurdendie Lebensgemeinschaften der Wirbello-sen und Fische zunächst zurückgestellt.Eine Erweiterung der Leitbildbeschreibungum faunistische Leit- und Charakterartender Gewässertypen ist im Anschluss vor-gesehen. Dies ist auch im Hinblick auf dienach europäischem Recht zukünftig gel-tenden, an den Lebensgemeinschaftenorientierten Bewertungsverfahren wie siein der „Wasserrahmenrichtlinie" gefordertsind, unerlässlich. Die Beschreibung derGewässertypen erfolgt sowohl textlich imfolgenden Kapitel als auch in Form zwei-seitiger Gewässersteckbriefe („Tableaus“).

Die Entwicklung einer Gewässertypologiefür ein Gebiet stellt immer eine Verein-fachung und Schematisierung der gege-benen Verhältnisse dar. Ein Typus ist stetsein idealisierter Zustand, der in individuel-len Ausprägungen auftritt. In den Leitbild-beschreibungen werden daher Spann-weiten angegeben, in denen sich die Ge-wässer eines „Ideal-Typus“ in der Regelbewegen. Die Tabellen im Anhang enthal-ten hingegen die „individuellen“ Messer-gebnisse von jeweils einem, dem Gewäs-sertyp zugrundeliegenden Referenz-gewässer. Die Beschreibungen morpholo-gischer Merkmale in den Tableaus undTabellen richten sich nach den Formulier-ungen der aktuellen Kartieranleitungen fürdie Gewässerstrukturgüte. (LAWA 1998,LANDESUMWELTAMT NORDRHEIN-WESTFALEN 1998).

Typen finden sich nur in einerFließgewässerlandschaft, in anderenFällen kann ein Fließgewässertyp in zweibis drei Fließgewässerlandschaften vor-kommen. Unterschieden wird auch zwi-schen „Typen mit großräumiger Verbrei-tung“, die in großflächigen Fließgewäs-serlandschaften häufig vorkommen und„Typen mit kleinräumiger Verbreitung“,die entweder in großflächigen Fließge-wässerlandschaften nur vereinzelt ange-troffen werden oder deren Verbreitung aufsehr kleinräumige Fließgewässerland-schaften beschränkt ist.

Die Namensgebung der Typen erfolgtesystematisch unter Einbeziehung der do-minierenden Sohlsubstrate und der vor-herrschenden Landschaftsbildung. Zurweiteren Differenzierung wurde in einzel-nen Fällen das Gefälle hinzugenommen.Da die Seeausflüsse von wechselndenSohlsubstraten geprägt sein können, wirdkein Substratbegriff in der Typusbezeich-nung geführt. Grundsätzlich ist anzumer-ken, dass trotz der Bezeichnung „Fließge-wässer“ in der Typusbezeichnung nichtvollständige Gewässerläufe, von der Quel-le bis zur Mündung, gemeint sind, son-dern Gewässerabschnitte. In einem länge-ren Fließgewässerlauf können sich ver-schiedene Fließgewässertypen abwech-seln. Dies ist für den Formenschatz derGewässer des Östlichen Hügellandesgeradezu charakteristisch. DerGeltungsbereich der Typologie beschränktsich zudem auf Bäche und kleinere Flüsse.

Die Abgrenzung der Typen erfolgte grund-

sätzlich nach morphologischen Charak-

teristika der Gewässer wie Sohlsubstrate,Gerinnebettmorphologie, Gefälle, Talform.

Eine weitere Unterscheidung der Fließ-

gewässertypen Schleswig-Holsteins nach

den geochemischen Leitwerten des Bach-wassers, zum Beispiel Elektrische Leitfä-higkeit, pH-Wert, Gesamt- und Karbonat-härte, konnte nicht erfolgen. In den unter-suchten Referenzgewässern ließen sichkeine deutlich verschiedenen geochemi-schen Bedingungen nachweisen, die eineUnterteilung beispielsweise in Silikat- undKarbonatgewässer nach OTTO & BRAUK-MANN (1983) erlaubt hätten. Auch die un-terschiedlich lange zurückliegenden Eiszei-ten, Saale-Eiszeit (Altglazial) und Weich-sel-Eiszeit (Jungglazial), bilden sich nichtso deutlich in der geochemischen Wasser-beschaffenheit ab, dass diese typusdiffe-renzierend nutzbar gewesen wären. AlleOberflächengewässer Schleswig-Holsteins

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Fließgewässertypen Vorkommen in der Fließgewässerlandschaft

a) mit großräumiger Verbreitung

Kiesgeprägte, gefällereiche Fließgewässer der Hohe Geest, Östliches HügellandMoränenbildungen

Kiesgeprägte, gefällearme Fließgewässer der Hohe Geest, Östliches HügellandMoränenbildungen

Sandgeprägte Fließgewässer der Sandergebiete Vorgeest

Teilmineralisch geprägte Fließgewässer der Niederungen und MoorgebieteNiederungen und Moorgebiete

Schlickgeprägte Fließgewässer der Marschen Marschen

b) mit kleinräumiger Verbreitung

Kiesgeprägte, gefällereiche Fließgewässer der Ostseeküstensaum (Steilküsten), Östliches Hü-Steilküsten und Randstufen gelland, Hohe Geest

Stein- und lehmgeprägte Fließgewässerab- Östliches Hügellandschnitte der Durchbruchstäler

Fließgewässerabschnitte der Seeausflüsse Östliches Hügelland

Sand- und schlickgeprägte Fließgewässer der Ostseeküstensaum (Flachküsten)Flachküsten

Übersicht über die groß- und kleinräumig verbreiteten Fließgewässertypen Schleswig-Holsteins mit Zuordnung zu den Fließgewässerlandschaften, in denen diese vorkom-men.

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Kurzbeschreibungen der

Fließgewässertypen Schleswig-Holsteins

Die SchlickgeprägtenFließgewässer derMarschen sind inSchleswig-Holsteinfast vollständig ver-ändert worden undunterliegen auchnicht mehr demungestörten Einflussder Gezeiten (bei St. Peterskoog).

Zu unterscheiden sind die (größeren)Marschenflüsse, die die Unterlaufstreckevon Flüssen durch die Küstenmarschendarstellen und Süß- bis Brackwasser-bedingungen aufweisen sowie die (kleine-ren) Priele, die eigentlich nicht zu denFließgewässern des Festlandes gehören,sondern unter marinen Verhältnissen inden Watten entstanden sind. Priele unterGezeiteneinfluss weisen saline bis bracki-ge Verhältnisse auf. Die heute fast aus-nahmslos eingedeichten Priele führenSüßwasser mit teils erhöhtem Salzgehalt.Als Reliktformen finden sich Priele in ein-gedeichten Gebieten der Alten Marsch,wo sie in das Grabensystem integriertsind.

Vom Menschen weitgehend unveränderteMarschengewässer werden in Schleswig-Holstein fast nicht mehr angetroffen, dadie gesamte Küstenlinie sowie die Mar-scheninseln eingedeicht sind und dasnatürliche hydrologische Regime durchSiele und Schöpfwerke verändert ist.Lediglich an der Südküste von Föhr (Go-del), auf einzelnen Halligen, wie HalligGröde, befinden sich noch kurze Abschnit-te gegenüber dem Meer offener, kleinererMarschengewässer, die dem natürlichenTideeinfluss unterliegen.

Schlickgeprägte Fließ-

gewässer der Marschen

Die Gewässer der Marschen unterliegenim natürlichen Fall dem Einfluss der Gezei-ten und Sturmfluten. Ihre Sohle wird imStromstrich von Sanden geprägt, in Ufer-nähe von Schlick. In den äußerst reliefar-men Marschen verlaufen die Gewässer imnatürlichen Zustand tief in die feinen Sedi-mente eingeschnitten in großräumigenMäandern, die die einströmende Tide bisweit in das Binnenland hinein aufnehmenmüssen. Die Gewässer besitzen meist steile Ufer, die aufgrund der bindigenMarschensedimente und Torfe sehr stabilsind. Die hydraulischen Kräfte sind bei Tideeinfluss groß und wechselnd, bei denheute in der Regel vom Tideeinfluss abge-koppelten Gewässern hingegen sehr ge-ring. Das Wasser ist von Natur aus sehrnährstoff- und kalkreich.

Die Gewässer der Marschen werden vonSalz- und Brackwasser-Röhrichten, Weich-holzauenwäldern und lokal Erlenbruch-wäldern begleitet. Wegen der starken mi-neralischen Trübung sind die Gewässermakrophytenarm.

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brüchen stammen und sich auf der sandi-gen Sohle verteilen). Das Wasser ist daherdurch Huminstoffe und Schwebstoff-transport häufig trübe und bräunlich ge-färbt.

Niederungsgewässer sind meist flach indie umgebende Landschaft eingeschnit-ten, der Wasserspiegel liegt je nachGewässergröße nur gering unter demGeländeniveau. Die ursprünglich ausge-dehnten Auen der Niederungsgewässerkönnen im hydrologischen Winterhalbjahrfür Wochen überflutet sein.

Die kennzeichnende Vegetation setzt sichzusammen aus ausgedehnten Schilfröhr-ichten, Seggensümpfen Erlen- undBirkenbruchwäldern und im weiterenUmfeld Buchen-Eichenwäldern unter-schiedlicher Feuchtestufen. Als Wasser-pflanzen treten Arten auf, die keinen aus-geprägten Fließgewässercharakter aufwei-sen, sondern auch in Stillgewässern zufinden sind, zum Beispiel SchwimmendesLaichkraut (Potamogeton natans), Spiegel-laichkraut (P. lucens), Ähren-Tausendblatt(Myriophyllum spicatum), Teichrose(Nuphar lutea), Wasser-Knöterich(Polygonum amphibium) und Krebsschere(Stratiotes aloides).

Ein Leitbild für den Typus desSchlickgeprägten Fließgewässers derMarschen im strengen Sinne der Leitbild-Definition kann hier nicht entwickelt wer-den. Für die zahlreichen kleineren, gra-benartigen Marschengewässer lassen sichaber Empfehlungen zur Verbesserung desökologischen Zustandes aufgrund deridealisierten Beschreibungen in denTableaus erschließen. Die Behandlung derMarschenflüsse erfolgt in einer dengroßen Fließgewässern (Flüssen) vorbe-haltenen Leitbilderstellung.

Teilmineralisch geprägte

Fließgewässer der Nieder-

ungen und Moorgebiete

Die Teilmineralisch geprägten Fließge-wässer der Niederungen und Moorgebieteverlaufen geschwungen bis mäandrierend,sich teils in mehrere Fließrinnen auftei-lend, in eiszeitlich oder von grossen Flüs-sen angelegten, oft vermoorten Nieder-ungen ohne eigene Talbildungen. Das Ge-wässer weist ein in Tiefe und Breite unre-gelmäßiges Profil mit steilen, aber auf-grund von Torfen und Wurzeln stabilenUfern auf. Die hydraulischen Kräfte sindrelativ gering und gleichförmig. Die Sohl-substrate bestehen aus feinkörnigenmineralischen Bestandteilen und großenAnteilen organischen Materials (fein zer-setztes Material; Torfe, die aus Uferab-

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Die TeilmineralischgeprägtenFließgewässer derNiederungen undMoorgebiete weisenRöhrichte undBruchwälder auf(Hellbach,Schleswig-Holstein).

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Querprofilserie des „Teilmineralisch geprägten Fließgewässers der Niederungen undMoorgebiete“ (Hellbach). Am Bildrand eine schematische Übersicht über die Lage derProfilschnitte im Längsverlauf des Untersuchungsabschnittes. Der Pfeil zeigt inFließrichtung. Der Maßstabsbalken bezieht sich ausschließlich auf die Einzelprofile.

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Die hydraulischen Bedingungen sind beinatürlichem Totholzanteil im Gewässervielfältig mit sehr ruhig durchströmtenBereichen, teilweise Kehrwasserausbil-dungen und turbulentem Fließverhaltenan Kiesbänken und Totholzbarrieren.

Die kennzeichnende Vegetation sind bach-begleitende Erlenwälder sowie im weite-ren Umfeld Buchen-Eichenwälder unter-schiedlicher Feuchtestufen. Die aquatischeVegetation kann an lichteren Abschnittensehr artenreich und in einer hohen Deck-ung ausgebildet sein. Typisch sind zumBeispiel Bestände verschiedener Wasser-hahnenfußarten (Ranunculus peltatus, R.penicillatus), des Alpenlaichkrautes (Pota-mogeton alpinus) und des wechselblüti-gen Tausendblattes (Myriophyllum alterni-folium).

Sandgeprägte Fließgewäs-

ser der Sandergebiete

Bei den Sandgeprägten Fließgewässernder Sandergebiete handelt es sich in derRegel um mittelgroße Gewässer, die mä-andrierend in einem Sohlental verlaufen.Die Sohle wird überwiegend von Sandgebildet. Kiesbänke können ausgebildetsein und lokal stellen organische Bestand-teile (Torfe) einen nennenswerten Anteil.Das Wasser ist klar und natürlicherweiserelativ nährstoff- und kalkarm. Das Gewäs-serprofil ist kastenförmig mit deutlich aus-geprägten Prall- und Gleithängen. Die Ge-wässer sind flach in die umgebende Aueeingetieft, die nur bei höheren Hochwäs-sern überschwemmt wird. Eine lebhafteVerlagerung des Gewässerlaufes mitUferabbrüchen, Mäanderdurchbrüchenund Laufabschnürungen von Altarmen istcharakteristisch.

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Beispiel eines grö-ßeren, Sand-geprägten Fließge-wässers derSandergebiete mitdominierendem Sandsubstrat undWasserpflanzen-beständen(Osterau).

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Querprofilserien des „Sandgeprägten Fließgewässers der Sandergebiete” (Osterau). AmBildrand zeigt eine schematische Übersicht die Lage der Profilschnitte im Längsverlaufdes Untersuchungsabschnittes. Der Pfeil zeigt in Fließrichtung. Der Maßstabsbalkenbezieht sich ausschließlich auf die Einzelprofile.

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Die verschiedenen Typen

der kiesgeprägten

Fließgewässer

Anders als bei den anderen Fließgewäs-sertypen Schleswig-Holsteins können beiden Fließgewässen mit vorherrschendkiesiger Sohle drei Typen unterschiedenwerden:

• Kiesgeprägte, gefällereiche Fließgewäs-ser der Steilküsten und Randstufen

• Kiesgeprägte, gefällereiche Fließgewäs-ser der Moränenbildungen

• Kiesgeprägte, gefällearme Fließgewäs-ser der Moränenbildungen

Die Unterscheidung der drei Typen richtetsich unter anderem nach Talformen, Gefäl-leverhältnissen, Linienführung, Kiesan-teilen und dem Vorkommen in bestimmtenLandschaftsräumen. Ein besonders mar-kanter Unterschied liegt im unterschied-lichen Verhältnis des Flächenanteils vonSchnellen und Stillen, das in den nachste-henden Abbildungen als „Bestimmungs-hilfe“ für die drei Kiesbäche dargestellt ist.

Schematische Abfolge und Flächenanteil von Schnellen und Stillen in den dreikiesgeprägten Fließgewässern in der Aufsicht. A: Kiesgeprägtes, gefällereiches Fließge-wässer der Steilküsten und Hangkanten. B: Kiesgeprägtes, gefällereiches Fließgewässerder Moränenbildungen. C: Kiesgeprägtes, gefällearmes Fließgewässer der Moränenbil-dungen.

Schematische Abfolge von Schnellen undStillen im Schnitt des Längsverlaufes derdrei kiesgeprägten Fließgewässer. A: Kiesgeprägtes, gefällereichesFließgewässer der Steilküsten undRandstufen. B: Kiesgeprägtes, gefällereichesFließgewässer der Moränenbildungen. C: Kiesgeprägtes, gefällearmesFließgewässer der Moränenbildungen.

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Kiesgeprägte, gefällereiche

Fließgewässer der Steil-

küsten und Randstufen

(„Kerbtalbäche“)

Bei den Kiesgeprägten, gefällereichenFließgewässern der Steilküsten und Rand-stufen handelt es sich um kleinere Bächemit kurzer Fließstrecke, auf der in der Re-gel ein Kerbtal ausgebildet ist („Kerbtal-bäche“). Lokal verbreitet an den Steilkü-sten der Ostsee, selten auch an Randstu-fen von höheren Geestplateaus oder Erhe-bungen des Östlichen Hügellandes, gehendie Gewässer im weiteren Verlauf in lang-samer fließende Kiesgeprägte Bäche inMuldentälern über oder münden nach ei-ner kurzen Strandpassage direkt in die

Ostsee. Der Verlauf der Bäche ist ge-streckt bis leicht geschwungen. In den en-gen Kerbtälern ist das Bachbett nur leichteingetieft. Kurze Schnellen und Stillen mitgeringer Ausdehnung folgen im raschenWechsel. Teilweise sind an Steingruppenund Totholzbarrieren kleine Kaskaden aus-gebildet. Die Sohle ist kiesig-steinig mitaus der Böschung ausgewaschenen, aber

nicht von den kleinen Gewässern beweg-ten Findlingen. Im Talhang befinden sichQuellnischen und Rutschungen.Die Bäche werden von einem schmalenBach-Erlen-Auenwald begleitet. An denTalhängen stockt ein kalkreicher Buchen-wald mit Esche. Aquatische Makrophytenfehlen weitgehend. Bei dauerhafter Was-serführung findet sich auf Steinen lokaldas Fieberquellmoos (Fontinalis antipyre-tica).

Kiesgeprägte, gefällereiche

Fließgewässer der Morä-

nenbildungen

Vor allem im Bereich reliefreichererStauchmoränen sowohl der Hohen Geestwie des Östlichen Hügellandes finden sichdie schnell fließenden Kiesgeprägten, ge-fällereichen Fließgewässer der Moränen-bildungen. Es sind in der Regel kleinerebis mittelgroße Bäche mit einem ge-streckten bis gekrümmten Verlauf, beidenen es an den Außenkurven häufig zusehr charakteristischen, tiefen Uferunter-spülungen kommt. Gleit- und Prallhängesind nur schwach ausgebildet. Relativ aus-gedehnte, flache und kiesige Schnellenwechseln mit kurzen sandreicherenStillen. Neben der dominierenden Kies-fraktion und den Sandbeimengungen fin-den sich aus dem anstehenden Moränen-und Hangmaterial ausgewaschene Steine.Die hydraulischen Bedingungen sind sehrvielfältig, es lassen sich mindestens dreiStrömungsbilder erkennen.

Die Gewässer werden von einem Eichen-Buchenwald mit einer krautreicheren Va-riante in den Jungmoränengebieten be-gleitet. In Bachnähe stocken schmale Er-len-Eschenwälder. Im Uferbereich findensich ausgedehnte Laub- und Lebermoos-bestände. In permanenten Bächen findetsich auf Steinen das Fieberquellmoos Fon-tinalis antipyretica und die Süßwasser-Rotalge Hildenbrandia rivularis, die inSchleswig-Holstein ihren Verbreitungs-schwerpunkt in Fließgewässern diesesTypus hat.

Das Kiesgeprägte,gefällereicheFließgewässer derSteilküsten undRandstufen ver-läuft nur leichtgeschwungen ineinem kleinenKerbtal (Bach beiDollerupholz).

Kiesgeprägte, gefällereiche Fließge-wässer der Moränenbildungen habeneinen geschlängelten Verlauf mit ausge-dehnten Schnellen und deutlichenUferunterspülungen (Kirchweddelbek).

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Querprofilserien des „Kiesgeprägten, gefällereichen Fließgewässers derMoränenbildungen“ (Kirchweddelbek). Am Bildrand zeigt eine schematische Übersichtdie Lage der Profilschnitte im Längsverlauf des Untersuchungsabschnittes. Der Pfeil zeigtin Fließrichtung. Der Maßstabsbalken bezieht sich ausschließlich auf die Einzelprofile.

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ungen sind vielfältig. Es finden sich min-destens zwei Strömungsbilder, wobei dieBereiche mit geringen hydraulischenKräften dominieren.

Die Kiesgeprägten, gefällearmen Fließge-wässer der Moränenbildungen werdenvon Eschenwäldern, Erlen-Eschenwäldernund Erlenbruchwäldern begleitet. Hang-aufwärts werden diese von Buchenwäl-dern abgelöst. Zur submersen Vegetationder größeren Bäche gehören FlutenderWasserhahnenfuß (Ranunculus fluitans),Durchwachsenes Laichkraut(Potamogeton perfoliatus) und Ähren-Tausendblatt (Myriophyllum spicatum).

Stein- und lehmgeprägte

Fließgewässerabschnitte

der Durchbruchstäler

Taldurchbrüche durch eine Schwelle in ei-ner eiszeitlichen Talung, vor und hinterder vermoorte Niederungen und Seenausgebildet sind, bilden typische undeigenständige Gewässerabschnitte in dernoch jungen und bewegten Landschaftdes Östlichen Hügellandes.

Im Bereich des Durchbruchs kann das Ge-fälle lokal zunehmen, wenn die Fließ-strecke durch unterschiedlich stark einge-tiefte Abschnitte eines Tunneltals führt.Stein- und lehmgeprägte Fließgewässer-abschnitte der Durchbruchstäler habeneinen gestreckten Verlauf mit Neigung zurInselbildung. Das Gewässer hat daher inder Regel einen stark dynamischen,mittelgebirgsartigen Charakter mit hohenStrömungsgeschwindigkeiten, starkenhydraulischen Kräften und sehr grobemSohlmaterial. Vor und nach dem Taldurch-bruch hingegen setzt sich das Bachbett-sediment meist aus Sand, Kies und einge-schwemmtem organischen Material desOberlaufs zusammen.

Kiesgeprägte, gefällearme

Fließgewässer der

Moränenbildungen

In reliefärmeren Bereichen der Stauch-und Grundmoränen von Hoher Geest undÖstlichem Hügelland finden sich dieKiesgeprägten, gefällearmen Fließgewäs-ser der Moränenbildungen. Die kleinen bisgroßen Bäche dieses Typus mäandrierendeutlich in breiteren Flachmuldentälernoder Sohlentälern. Sie sind durch höhere

Sandanteile in der Gewässersohle undausgedehnte, langsam durchströmte undtiefe Stillen im Wechsel mit nur kurzen,kiesreichen Schnellen gekennzeichnet.Prall- und Gleithänge sind in größerenGewässern deutlich, in kleineren in An-sätzen zu erkennen. Tiefe Uferunterspül-ungen sind selten vorhanden. Es findensich jedoch Uferabbrüche und Altarmaus-bildungen. Die hydraulischen Beding-

Stein- und lehmgeprägte Fließgewässerder Durchbruchstäler sind in Schleswig-Holstein in der Regel ausgebaut worden.Unbeeinträchtigte Beispiele für die sehrdynamischen, mittelgebirgsartigenFließgewässerabschnitte finden sich inMecklenburg-Vorpommern (Nebel).

Kiesgeprägte, gefäl-learme Fließgewäs-ser der Moränenbil-dungen bilden deut-liche Mäander ausund haben ausge-dehnte Stillen(Kremper Au).

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Querprofilserie des „Kiesgeprägten, gefällearmen Fließgewässers derMoränenbildungen“ (Kremper Au). Am Bildrand zeigt eine schematische Übersicht dieLage der Profilschnitte im Längsverlauf des Untersuchungsabschnittes. Der Pfeil zeigt inFließrichtung. Der Maßstabsbalken bezieht sich ausschließlich auf die Einzelprofile.

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In Schleswig-Holstein sind diese Gewäs-serabschnitte fast ausnahmslos begradigtund vertieft worden, wie das Trave-Durch-bruchstal bei Bad Segeberg. Gute An-schauungsbeispiele finden sich aber bei-spielsweise im Jungglazial Mecklenburg-Vorpommerns (Nebel- und Warnow-Durchbruchstäler).

Die begleitenden Waldgesellschaften ent-sprechen den regional ausgebildeten Wäl-dern. Vor allem handelt es sich um Perl-gras-Buchenwälder und Hainbuchen-Eschenwälder verschiedener Feuchte- undNährstoffstufen. Bei der submersen Vege-tation dominieren strömungsangepassteArten wie der Flutende Wasserhahnenfuß(Ranunculus fluitans) und rheophile Was-sermoosarten.

Fließgewässerabschnitte

der Seeausflüsse

Fließgewässerabschnitte unterhalb vonSeen (Seeausflüsse) gehören zum typi-schen Bild zahlreicher Fließgewässer derJungmoränenlandschaft (Östliches Hügel-land). Die zirka 60 Kilometer lange Schwen-tine zum Beispiel wird vom Stendorfer Seebis zum Preetzer Kirchsee durch elf See-strecken unterbrochen. Die in der Regelrelativ breiten Gewässerabschnitte werdenvom Stoffhaushalt und thermischenRegime der zwischengeschalteten Seenentscheidend geprägt.

Die begleitenden Waldgesellschaften ent-sprechen den regional ausgebildeten Wäl-dern, vor allem Perlgras-Buchenwälderund Hainbuchen-Eschenwälder verschie-dener Feuchte- und Nährstoffstufen. Diesubmerse Vegetation ist häufig von einge-schwemmten Arten aus dem See geprägt.

Sand- und schlickgeprägte

Fließgewässer der Flach-

küsten

Dieser Fließgewässertyp findet sich klein-räumig im Bereich der Flachküsten derOstsee und stellt eine typische Flussmün-dungsform dar. Das Gewässer mündet oftin ein schwach brackiges, unterschiedlichstark verlandetes Küstengewässer, dashäufig durch eine Nehrung von der Ost-see vollständig getrennt ist. Ist das Neh-rungswachstum noch nicht abgeschlos-sen, besteht eine offene Verbindung zurSee. Fließstrecken mit einem relevantenRückstau der Ostsee sind in Schleswig-Holstein - mit Ausnahme der großen Ge-wässer des Lübecker Beckens - allerdingsnur an sehr kurzen Abschnitten ausgebil-det.

Morphologisch ähnelt der mäandrierendeGewässertyp einem Niederungsgewässer,unterscheidet sich von diesem aber durch

Die Fließgewäs-serabschnitte derSeeausflüssehaben bisweilenFlußcharakter, sindschwebstoffreichund sommerwarm(Schluensee).

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Page 39: Leitbilder für die Fließgewässer in Schleswig-Holstein...Die natürliche Vielfalt der Landschaft und der Fließgewässer Schleswig-Holsteins ist groß: Zwei große Eiszeiten, Saale-

die Rückstauerscheinungen während hö-herer Ostseewasserstände. Die Sohlen-subtrate sind sandig-humos, Sandbänkeund Kolke sind ausgebildet. Infolge desRückstaus und der Brackwasserbeeinflus-sung dominieren partiell Schlammab-lagerungen, die auch zu Sauerstoffzeh-rungen führen.

Die Vegetation des Umfeldes ist durchPflanzengesellschaften der Spülsäumeund Dünen geprägt, in den Verlandungs-zonen finden sich Erlenbruchwälder, Süß-und Brackwasserröhrichte. Als submersePflanzenarten kommen die Spiralige Salde(Ruppia cirrhosa), Brackwasserformen desKamm-Laichkrauts (Potamogeton pectina-tus) und des Teichfadens (Zanichelliapalustris ssp. pedicellata) vor.

Sand- und Schlickgeprägte Fließgewässerdes Ostseeküstensaumes finden sich anden Flachküsten der Ostsee. Sie ähnelnNiederungsgewässern, haben aber in derRegel Brackwasserverhältnisse (Hellbach,Mecklenburg-Vorpommern).

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FG-Landschaft des Öst-lichen Hügellandes

FG-Landschaft derHohen Geest

FG-Landschaft derVorgeest (Niedere Geest)

FG-Landschaft desOstseeküstensaumes

FG-Landschaft derNiederungen undMoorgebiete

FG-Landschaft derMarschen

Stein- und lehmgeprägteFließgewässer

Kiesgeprägte Fließgewässer

SandgeprägteFließgewässer

Teilmineralisch geprägteFließgewässer

SchlickgeprägteFließgewässer

Tableaus der Fließgewässertypen

Erläuterung der Symbole

und Abkürzungen in den Tableaus

Abkürzungen:

FG Fließgewässer

FPOM Feinpartikuläres organisches Material

MW Angabe bezogen auf mittlere Wasserführung

Physiko-chemische Leitwerte:

Die angegebenen Spannweiten für diephysiko-chemischen Leitwerte wurden inmindestens dreimaligen Probenahmen imJahr 1998 an ausgewähltenReferenzgewässern in Schleswig-Holsteinermittelt. Die vollständigen Angaben zuden Werten und Probenahmeterminen fin-den sich in den tabellarischenBeschreibungen der Referenzgewässer imAnhang.

Piktogramme und Farbsymbole in den Tableaus

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FG-Typ

FG-Land-schaft:

FG-Landschaft der Steilküsten desOstseeküstensaumes, des Östlichen Hügellandes und

der Hohen Geest

Blatt 1Kiesgeprägte, gefällereiche Fließgewässer der

Steilküsten und Randstufen

Übersichtsfoto: Verbreitete Talform: Kerbtal

Charakteristisches Bachbettprofil:

Kurzbeschreibung:

Leicht geschwungen verlaufende, kleine Fließgewässer in deutlichem Kerbtal. Im Verlauf zunehmend tiefereingesenkt bis schluchtartig. Kleinräumig wechselndes Sohlsubtratgefälle mit kurzen flachen Schnellen undkurzen tiefen Stillen im Verhältnis 1:1. Kaskadenbildung an Totholzbarrieren und größeren Steinen. Sohle kiesig-steinig mit hohen Lehmanteilen. Im Talhang Quellnischen und Rutschungen.

Detailansicht: Ufer- und Sohlsubstrate

Detailansicht: Sohlsubstrate

aus den lehmigen Talhängen ausgewaschene Find-linge, kurze Schnellen und Stillen, Pestwurzflur

Morphologischer Steckbrief:

Längszonale Einordnung: 0´-1´ - FormationQuellbach, kleiner Bach

Talbodengefälle: 10 - 50 ‰

Sohlgefällestruktur:

kurze tiefere, langsamer durchströmte Stillen und sehrflache Schnellen im Wechsel mit kleinen Kaskaden

Laufentwicklung: leicht bis stark geschwungen

Gewässergröße (=Sohlbreite): 0,5 - 2,0 m

Einschnittstiefe (MW): 0,1 - 0,4 m

Bachbettform:

Kastenform, unregelmäßige Uferlinie, Prall- undGleithänge nicht bis kaum ausgeprägt

Breiten- (a) und Tiefenvarianz (b):

(a) gering(b) mäßig bis vereinzelt groß

Sohlsubstrate:

Steine und Kies dominieren, Sand in geringen Mengen

Sohl-/ Uferdynamik:

bei Niedrig- und Mittelwasser Sohle relativ stabil,geringe Substratumlagerung; bei Hochwasser starkeUmlagerungen

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FG-Typ:

FG-Land-schaft:

FG-Landschaft der Steilküsten desOstseeküstensaumes, des Östlichen Hügellandes

und der Hohen Gest

Blatt 2Kiesgeprägte, gefällereiche Fließgewässer der

Steilküsten und Randstufen

Geologie/Pedologie:

Genese/Prägung:

stark reliefierte Gebiete der östlichen Hügellandschaftund der Steilküsten der Ostsee, vereinzelt anRandstufen einiger Geest-Plateaus

Ausgangsmaterial (nach Anteil im

Einzugsgebiet):

Geschiebelehme, Schmelzwassersand, geröllreich

Bodentypen (nach Anteil im Einzugsgebiet):

Parabraunerde-Pseudogley, Pseudogley-Braunerde,Braunerden

Bodenwertzahlen:

gering bis hoch (20 - 60)

Grundwasserstand:

häufig angeschnitten

Physiko-chemische Leitwerte:

Fließgeschwindigkeit:

<0,1 - > 1,0 m/s

Elektrische Leitfähigkeit [mS/m] 40 - 60

pH-Wert 7,8 - 8,2

Gesamthärte [mmol/l] 0,6 - 3,6

Härtehydrogenkarbonat [mmol/l] 0,4 - 2,5

Orthophosphat [µg/l] < 20 - 60

Vegetation:

Aquatisch: keine höheren Pflanzennur bei dauerhafter Wasserführung auf Steinen Süßwasser-Rotalge Hildenbrandia rivularis

Umfeld: aufgund des Bachschluchtmikroklimas (hohe Luftfeuchtigkeit) chrakteristische Moosgesell-schaften wie mit Thamnobryum alopecurum und Lejeunea cavifolia

Jungmoränenlandschaft/Ostsee-Steilküste:

• auf wasserzügigen Lehm- und MergelhängenChrysosplenium alternifolium, Montia fontana,Equisetum telmateia, Cardamine amara

• in Rutschungsnischen auf mergeligen, sickernassenBodenanrissen Cratoneuron filicinum

• Baumschicht aus Prunus padus, Fraxinus excelsior,Acer pseudoplatanus, Ulmus glabra, hangaufwärtsdurch Fagus sylvatica abgelöst

• Krautschicht mit kalkliebenden Arten wie Lathyrusvernus, Actaea spicata, Carex digitata

Altmoränenlandschaft:

• sickerfeuchte lehmige Hänge mit Allium ursinum,Cardamine flexuosa

• auf Sand: Arten der bodensauren Standorte mitatlantischem Verbreitungsschwerpunkt: Hederahelix, Pteridium aquilinum, Ilex aquifolium

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FG-Typ:

FG-Land-schaft:

FG-Landschaft der Hohen Geest,FG-Landschaft des Östlichen Hügellandes

Blatt1Kiesgeprägte, gefällereiche Fließgewässer der

Moränenbildungen

Übersichtsfoto: Verbreitete Talform: Muldental

Charakteristisches Bachbettprofil:

Kurzbeschreibung:

Schnellfließende kleine bis mittelgroße, kiesgeprägte FG in einem Muldental mit gestecktem bis gekrümmtemVerlauf. Ausgeprägte flache Schnellen wechseln mit tieferen Stillen. Verhältnis der Längen von Schnellen zuStillen 2 - 4:1. Neben der dominierenden Kiesfraktion finden sich häufig größere, aus dem anstehendenMoränen- und Hangmaterial ausgewaschene Steine. Auffällig sind die durch Breitenerosion stark unterspültenUfer. Prall- und Gleithänge sind nur schwach ausgebildet, die Ufer sind stabil.

MorphologischerSteckbrief:

Längszonale Einordnung: 0´-1´- FormationQuellbach, kleiner Bach

Talbodengefälle: 5- 20 ‰

Sohlgefällestruktur:

längere, flache Schnellen im regelmäßigen Wechselmit kurzen tieferen, langsam durchströmten Stillen

Laufentwicklung: stark geschwungen bis geschlängelt

Gewässergröße (=Sohlbreite): 0,5 - 2,0 m

Einschnittstiefe (MW): 0,2 - 0,6 m

Bachbettform:

Kastenform, unregelmäßige Uferlinie, Prall- undGleithänge kaum ausgeprägt, deutliche Uferunter-spülungen

Breiten- (a) und Tiefenvarianz (b):

(a) gering bis mittel(b) groß (Wechsel von flach überströmten

Schnellen und tiefen Stillen)

Sohlsubstrate:

hauptsächlich Steine und Kies, Sand in geringenMengen

Sohl-/Uferdynamik:

bis Mittelwasser Sohle stabil, kaumSubstratumlagerungen; bei Hochwasser starkeUmlagerungen

Detailansicht: Uferprofil

häufig ausgeprägte Uferunterspülungen

Detailansicht: Sohlsubstrate

steinig-kiesige Schnellen im Wechsel mit Stillenfeinerer Korngröße; randlich Sandanteile

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FG-Typ:

FG-Land-schaften:

FG-Landschaft der Hohen Geest,FG-Landschaft des Östlichen Hügellandes

Blatt 2Kiesgeprägte, gefällereiche Fließgewässer der

Moränenbildungen

Geologie/Pedologie:Genese/Prägung:

durch Schmelzwasser zerschnittene reliefreicheHügellandschaft der vorletzten Eiszeit (Saale III), bzw.reliefreiche Gebiete der Jungmoräne (Weichsel-Eiszeit)

Ausgangsmaterial (nach Anteil im Einzugsgebiet):

Geschiebesande, -lehme und -tone;Abschlämmmassen, organische Ablagerungen(Torfe) und Schmelzwassersande

Bodentypen (nach Anteil im Einzugsgebiet):

Braunerde, Podsole, Pseudogleye und Gleye in ihrenverschiedenen Ausprägungen bis hin zumNiedermoor

Bodenwertzahlen:

gering bis hoch (20 - 60)

Grundwasserstand:

meist >20 dm unter Geländeoberfläche

Physiko-chemische Leitwerte:

Fließgeschwindigkeit:

<0,1 - 0,6 m/s, an Schnellen rasch fließend

Elektrische Leitfähigkeit [mS/m] 40 - 70

pH-Wert 7,8 - 8,2

Gesamthärte [mmol/l] 1,4 - 5

Härtehydrogenkarbonat [mmol/l] 0,9 - 3,6

Orthophosphat [µg/l] ∼ 20 - 100

Vegetation:Aquatisch: nur Oberlaufabschnitte und kleine Bäche vorhanden

• keine höheren Pflanzen, Moose u.a. Fontinalis antipyretica, auf Steinen Süßwasser-RotalgeHildenbrandia rivularis

• in Gleithanglage:sporadisch Myosotis palustris agg., Berula erecta, Callitriche platycarpa, Glyceria fluitans

Umfeld: • Uferböschung mit Laub- und Lebermoosen, Farne

• schmaler Erlen-Eschenwald mit Viburnum opulus, Geum rivale,Chrysosplenium oppositifolium,Angelica sylvestris, Cirsium oleraceum

• hangaufwärts durch Buchenwald abge-löst, in der Jungmoräne Krautschichtmit Primula elatior, Stellaria nemorum,in der Altmoräne Krautschicht mit Allium ursinum, Lonicera periclymenumund Convallaria majalis

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FG-Landschaft der Hohen Geest,FG-Landschaft des Östlichen Hügellandes

Blatt 1Kiesgeprägte, gefällearme Fließgewässer der

Moränenbildung

FG-Typ:

FG-Land-schaft:

Übersichtsfoto: Verbreitete Talform: Muldental,Sohlental

Charakteristisches Bachbettprofil:

Kurzbeschreibung:

Deutlich mäandrierendes kiesgeprägtes Fließgewässer mit hohem Sandanteil. Flach überströmte Abschnitte(Schnellen) sind nur kurz und wechseln mit deutlich längeren, tiefen Abschnitten (Stillen); LängenverhältnisSchnellen zu Stillen 1: 2-4. Prall- und Gleithänge sind in Ansätzen zu erkennen. Uferunterspülungen sind sel-ten, Uferabbrüche kommen vor. Im umgebenden Muldental stockt ein naturnaher Laubmischwald mitRotbuche, Stieleiche und Esche.

Morphologischer Steckbrief:

Längszonale Einordnung: 0´- 2´- FormationQuellbach, kleiner bis mittelgroßer Bach

Talbodengefälle: 3 - 15 ‰

Sohlgefällestruktur:

kurze, flach überströmte Schnellen im regelmäßigenWechsel mit längeren tiefen Stillen

Laufentwicklung: stark geschwungen bis mäandrierend

Gewässergröße (=Sohlbreite): 1,0 - 5,0 m

Einschnittstiefe (MW): 0,5 - 1,5 m

Bachbettform:

Kastenform, unregelmäßige Uferlinie, Prall- undGleithänge in Ansätzen vorhanden, Uferabbrücheund Uferunterspülungen

Breiten- (a) und Tiefenvarianz (b):

(a) gering bis mittel(b) groß (Wechsel von flach überströmten Schnellen

und tiefen Stillen)

Sohlsubstrate:

hoher Anteil von Sand und sandigem Lehm, dane-ben Kies, Steine und ausgewaschene Findlinge

Sohl-/Uferdynamik:

Sohle relativ stabil, geringe Substratumlagerung

Detailansicht: Uferprofil

lokal ausgeprägte Uferunterspülungen

Detailansicht: Sohlsubstrate

hoher Sandanteil neben Kiesen und Findlingen

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FG-Typ:

FG-Land-schaft:

FG-Landschaft der Hohen Geest,FG-Landschaft des Östlichen Hügellandes

Blatt 2Kiesgeprägte, gefällearme Fließgewässer der

Moränenbildungen

Geologie/Pedologie:

Genese/Prägung:

flachwellige Hügellandschaft der Weichsel- oderSaalevereisung

Ausgangsmaterial (nach Anteil im

Einzugsgebiet):

Geschiebelehm, Geschiebedecksand und Flugsand

Bodentypen (nach Anteil im Einzugsgebiet):

Gleye, Pseudogley-Podsol, Braunerde-Podsol,Braunerden

Bodenwertzahlen:

gering bis hoch (20 - 60)

Grundwasserstand:

häufig angeschnitten

Physiko-chemische Leitwerte:

Fließgeschwindigkeit:

<0,1 - 0,6 m/s; überwiegend gemächlich fließend, anSchnellen turbulent fließend

Elektrische Leitfähigkeit [mS/m] 40 - 70

pH-Wert 7,8 - 8,2

Gesamthärte [mmol/l] 1,4 - 5,0

Härtehydrogenkarbonat [mmol/l] 0,9 - 3,6

Orthophosphat [µg/l] ∼ 20 - 100

Vegetation:

Aquatisch: Oberläufe, kleine Bäche:• keine höheren Pflanzen, Fontinalis antipyretica, auf Steinen Süßwasser-Rotalge Hildenbrandia

rivularis.• Gleithanglage: sporadisch Myosotis palustris agg., Berula erecta, Callitriche platycarpa,

Glyceria fluitansMittlere bis große Bäche:• Jungmoränenlandschaft: Ranunculus fluitans, Potamogeton lucens, Nuphar lutea,

Potamogeton pusillus, Sagittaria sagittifolia, Potamogeton perfoliatus, Myriophyllum spicatum, Sparganium emersum

• Altmoränenlandschaft: Callitriche hamulata, Ranunculus peltatus, Myriophyllum alternifolium,Potamogeton alpinus, Nitella flexilis (Armleuchteralge), Batrachospermum-Arten (Süßwasser-Rotalgen), Sparganium emersum

Umfeld: • Wechsel von Sumpfpippau-Eschenwäldern, Erlen-Eschenwäldern und Erlen-Bruchwäldern,hangaufwärts von Buchenwäldern abgelöst

• Baum- und StrauchschichtAlnus glutinosa, Fraxinus excelsior, Prunus padus, Acer pseudoplatanus, Salix cinerea,Viburnum opulus

• Krautschicht:Brachythecium rivulare, Chrysosplenium oppositifolium, Crepis paludosa, Caltha palustris, Angelica sylvestris, Cirsium oleraceum, Scirpus sylvaticus, Carex remota, Iris pseudacorus

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FG-Typ:

FG-Land-schaft:

FG-Landschaft der Vorgeest (Niedere Geest)

Blatt 1Sandgeprägte Fließgewässer

der Sandergebiete

Übersichtsfoto: Verbreitete Talform: Sohlental

Charakteristisches Bachbettprofil:

Kurzbeschreibung:

Mäandrierende mittelgroße bis große Fließgewässer in einem Sohlental. Das Bachbett wird von Sand domi-niert, lokal finden sich Kiesbänke. Bei lockeren Ufergehölzsäumen finden sich vielfach dichteMakrophytenbestände. Im Umfeld treten Vermoorungen auf. Prall- und Gleithänge sind natürlicherweisedeutlich ausgebildet, die Gewässer sind flach mit Uferabbrüchen an den Prallhängen.

Detailansicht: Ufer

Detailansicht: Sohlsubstrate

Morphologischer Steckbrief:

Längszonale Einordnung: 0´- 3´ -Formation,Quellbach, kleiner bis großer Bach

Talbodengefälle: 3-10 ‰

Sohlgefällestruktur:

lange gefällearme Abschnitte, lokal kurze steile Stufenan Totholzbarrieren und Pflanzenpolstern

Laufentwicklung:

stark geschwungen bis mäandrierend

Gewässergröße (=Sohlbreite): 1,0 ->10m

Einschnittstiefe (MW): 0,3 - 0,5 m (kleine FG)0,7 - 2,0 m (große FG)

Bachbettform:

in Tiefe und Breite unregelmäßige Kastenform, hervor-gerufen durch Verlauf in organischem Material desAuekörpers

Breiten- (a) und Tiefenvarianz (b):

(a) groß(b) groß (tiefe Kolke, flach überströmte Abschnitte)

Sohlsubstrate:

Dominanz von Sand, lokal Kiesbänke, Ton, Mergel, beiVermoorung höhere organische Anteile (Torf)

Sohl-/Uferdynamik:

Sandrippelmarken im Stromstrich, Sandbänke, stärkereUmlagerungen

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Page 48: Leitbilder für die Fließgewässer in Schleswig-Holstein...Die natürliche Vielfalt der Landschaft und der Fließgewässer Schleswig-Holsteins ist groß: Zwei große Eiszeiten, Saale-

FG-Typ:

FG-Land-schaft:

FG-Landschaft der Vorgeest (Niedere Geest)

Blatt2Sandgeprägte Fließgewässer

der Sandergebiete

Geologie/Pedologie:

Genese/Prägung:

Ebene, durch Schmelzwasser der Weichselvereisunggeprägte Landschaft

Ausgangsmaterial (nach Anteil im

Einzugsgebiet):

Flugsande über Schmelzwassersanden undTalsanden; Talsande, teils Niedermoor

Bodentypen (nach Anteil im Einzugsgebiet):

Podsole, Gley-Podsol, Gley, Niedermoor

Bodenwertzahlen:

sehr gering bis mittel (10 - 40)

Grundwasserstand:

meist 3 - ∼ 20 dm unter Geländeoberfläche, häufigangeschnitten

Physiko-chemische Leitwerte:

Fließgeschwindigkeit:

<0,2 - 0,4 m/s (0,2 - 0,3 m/s); ruhig fließend mitTurbulenzen

Elektrische Leitfähigkeit [mS/m] 35 - 45

pH-Wert 7,2 - 7,8

Gesamthärte [mmol/l] 0,7 - 1,4

Härtehydrogenkarbonat [mmol/l] 1,8 - 2,1

Orthophosphat [µg/l] � 100

Vegetation:Aquatisch: Oberläufe, kleine Bäche:

• keine höheren Pflanzen, Fontinalis antipyretica.• Gleithanglage: sporadisch Myosotis palustris agg., Berula erecta, Nasturtium microphyllum,

Callitriche platycarpa, Glyceria fluitansMittelgroße bis große Bäche:• Mittellauf: Myriophyllum alternifolium, Potamogeton alpinus, Ranunculus penicillatus,

Potamogeton praelongus, Batrachospermum-Arten (Süßwasser-Rotalge), Callitriche hamulata,Ranunculus peltatus, Nitella flexilis (Armleuchteralge), Sparganium emersum

• Unterlauf: Übergang zur Fließgewässer-Landschaft der Niederungen und der Moormarschen,Nuphar lutea, Potamogeton natans, Potamogeton crispus, Butomus umbellatus

Umfeld: • in den Bachniederungen Erlen- und Birkenbruchwälder und Schilfröhrichte, am Niederungs-rand kleinflächige Hoch- und Übergangsmoore, hangaufwärts durch bodensaure Buchen-Eichenwälder abgelöst

• Baum- und Strauchschicht:Alnus glutinosa, Betula pubescens, Salix cinerea, Salix aurita, Viburnum opulus, Frangulaalnus, Betula pendula

• Krautschicht:Gradient von eutraphenten Arten am Ufer (Angelica sylvestris, Filipendula ulmaria, Iris pseudacorus, Caltha palustris, Carex remota) bis zu oligotraphenten Arten am Niederungsrand(Molinia caerulea, Peucedanum palustre, Calamagrostis canescens, Carex canescens, verschiedene Sphagnum-Arten, Eriophorum vaginatum)

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Page 49: Leitbilder für die Fließgewässer in Schleswig-Holstein...Die natürliche Vielfalt der Landschaft und der Fließgewässer Schleswig-Holsteins ist groß: Zwei große Eiszeiten, Saale-

FG-Typ:

FG-Land-schaft:

FG-Landschaft der Niederungenund Moorgebiete

Blatt 1Teilmineralisch geprägte Fließgewässer

der Niederungen und Moorgebiete

Übersichtsfoto: Verbreitete Talform: Niederung(ohne erkennbare Talform)

Charakteristisches Bachbettprofil:

Kurzbeschreibung:

Die Fließgewässer verlaufen geschwungen bis mäandrierend in eiszeitlich angelegten, oft vermoortenNiederungen ohne eigene Talbildungen. Durch die Vegetation ausgelöste Aufspaltungen in Nebengerinnekommen vor. Kleinere Gerinne sind schwach eingetieft, größere stärker in einem unregelmäßigenKastenprofil mit stabilen Ufern aus kohäsivem organischem Material. Die Sohle wird von großen Anteilenorganischen Materials neben Sand geprägt. Bei größeren FG ist die Ausbildung von Uferröhricht undGroßseggenriedern typisch. Im Umfeld findet sich i. d. R. ein Bruchwald.

Morphologischer Steckbrief:

Längszonale Einordnung: 2´-4´- Formationmittelgroßer bis großer Bach, kleiner Fluß

Talbodengefälle: 0,5 - 2 ‰

Sohlgefällestruktur:

durchgehend gefällearm

Laufentwicklung: überwiegend geschwungen bis mäandrierend mit Verzweigungen („anabranching“)

Gewässergröße (=Sohlbreite): 2,0 - >10 m

Einschnittstiefe (MW): 0,1 - 0,2 m (kleine FG)0,1 - 0,5 m (große FG)

Bachbettform:

in Tiefe und Breite unregelmäßige Kastenform

Breiten- (a) und Tiefenvarianz (b):

(a) groß(b) groß, im Querprofil stark wechselnd

Sohlsubstrate:

permanent hohe Anteile organischer Ablagerungen vor-handen

Sohl-/Uferdynamik:

stabile Sohle, ausschließlich Verlagerung von FPOM*

* FPOM: Feinpartikuläres organisches Material

Detailansicht: Uferprofil

flache Uferausbildung

Detailansicht: Sohlsubstrate

Sandsohle mit hohem organischen Anteil

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FG-Typ:

FG-Land-schaft:

FG-Landschaft der Niederungenund Moorgebiete

Blatt 2Teilmineralisch geprägte Fließgewässer

der Niederungen und Moorgebiete

Geologie/Pedologie:Genese/Prägung:

vermoorte Niederungen in eiszeitlichenEntwässerungsrinnen

Ausgangsmaterial (nach Anteil im

Einzugsgebiet):

Geschiebedecksand über Geschiebelehm,Niedermoor

Bodentypen (nach Anteil im Einzugsgebiet):

Braunerden und Niedermoor

Bodenwertzahlen:

sehr gering bis mittel (10 - 30)

Grundwasserstand:

meist 0 - 20 dm unter der Geländeoberfläche

Physiko-chemische Leitwerte:

Fließgeschwindigkeit:

<0,1 - 0,3 m/s; träge fließend

Elektrische Leitfähigkeit [mS/m] 40 - 70

pH-Wert 7,8 - 8,2

Gesamthärte [mmol/l] 1,4 - 5,0

Härtehydrogenkarbonat [mmol/l] 0,9 - 3,6

Orthophosphat [µg/l] ∼ 20

Hinweis:1. Typ ist besonders eng mit dem jeweiligen geologisch-pedologischen

Umfeld verzahnt2. die Amplitude der chemischen Parameter schwankt jahreszeitlich bedingt

stärker als in anderen Gewässerlandschaften3. starke Vermischung und Wechselwirkung zwischen dem Wasserkörper des

Fließgewässers und dem oberflächennahen Grundwasser

Vegetation:Aquatisch: • Jungmoränenlandschaften: Nuphar lutea, Potamogeton perfoliatus, Potamogeton lucens,

Potamogeton friesii, Potamogeton compressus, Potamogeton crispusMoormarschen: autochtone Gewässer: Ranunculus hederaceus, Potamogeton polygonifolius, Potamogeton alpinus, Menyanthes trifoliata

Umfeld: • Ufersaum: Phragmites australis, Glyceria maxima, Carex paniculata, schwimmende Matten aus Rorippa amphibia, Nasturtium microphyllum; in den Moormarschen: Menyanthestrifoliata, Carex elata

• In der Bachniederung: Mosaik aus Erlen- bzw. Birkenbruchwäldern, Weidengebüsch, Seggensümpfen und Schilfröhrichten

• Baum- und Strauchschicht Jungmoränenlandschaft:Alnus glutinosa, Salix cinerea, Salix pentandra, Ribes nigrum, Frangula alnus; zusätzlich in den Moormarschen: Betula pubescens, Salix aurita, Myrica gale

• Krautschicht Jungmoränenlandschaft:Thelypteris palustris, Iris pseudacorus, Caltha palustris, Carex remotazusätzlich in den Moorgebieten:Peucedanum palustre, Carex rostrata, Dryopteris cristata, Calamagrostis canescens, verschiedene Sphagnum-Arten

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FG-Typ:

FG-Land-schaft:

FG-Landschaft der Marschen

Blatt 1Schlickgeprägte Fließgewässer

der Marschen

Übersichtsfoto: Verbreitete Talform: Niederung (keine erkennbare Talform im näherenGewässerumfeld)

Charakteristisches Profil:

Kurzbeschreibung:

Die Fließgewässer verlaufen sanft geschwungen in weiten Mäandern. Das Profil ist überwiegend schwach U-förmig mit unregelmäßig steilen Ufern. Die Sohle weist wenig Reliefunterschiede auf und besteht austonig-schluffigen Substraten, in denen gebietsweise Torfeinlagerungen vorkommen. In Abschnitten, in denendas Wasser längere Zeit steht, können auch Faulschlammablagerungen auftreten. Der Uferbewuchs ist starkabhängig vom Salzgehalt des Wassers und reicht von salinen Formen wie Quellern bis hin zuSüßwassergräsern und Röhrichten.

Morphologischer Steckbrief:

Längszonale Einordnung: 0´- 3´ - Formationkleiner bis großer Bach/Graben

Talbodengefälle: < 0,1 ‰

Sohlgefällestruktur: flach

Laufentwicklung: im natürlichen Zustand groß-dimensionierte, unregelmäßige Mäander; heute fastausschließlich grabenartig ausgebaute Wasserläufe, dieBestandteil eines großräumigen Entwässerungsnetzessind

Gewässergröße (=Sohlbreite): 2,0 - 10 m

Einschnittstiefe (MW): 0,5 - 2,0 m

Bachbettform:

U-förmig mit steilen Ufern

Breiten- (a) und Tiefenvarianz (b):

(a) keine bis gering(b) keine bis gering

Sohlsubstrate:

schluffige bis tonige Sedimente, humose Ablagerungen

Sohl-/Uferdynamik:

sehr gering; im natürlichen Zustand bei marinemEinfluss auch stärker

Detailansicht: Steile und hohe, aber stabile Ufer

Detailansicht: Sohlsubstrate

Durch meist starke Trübung (Hypertrophie) sindSohlsubstrate kaum sichtbar

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FG-Typ:

FG-Land-schaft:

FG-Landschaft der Marschen

Blatt 2Schlickgeprägte Fließgewässer

der Marschen

Geologie/Pedologie:Genese/Prägung:

aus holozänen Gezeitenablagerungen entstandene,ebene Landschaft mit geringen Reliefunterschieden.

Ausgangsmaterial (nach Anteil im

Einzugsgebiet):

marine Sedimente, brackische Sedimente

Bodentypen (nach Anteil im Einzugsgebiet):

Kalkmarsch, Kleimarsch, Dwogmarsch

Bodenwertzahlen:

hoch bis sehr hoch (70 - 95)

Grundwasserstand:

1-10 dm unter Geländeoberfläche, ursprünglich eherhöher

Vegetation:Aquatisch: • limnisch-perimariner Abschnitt: Groenlandia densa, Hippuris vulgaris, Myriophyllum

verticillatum, Potamogeton lucens, Nuphar lutea• brackisch-mariner Abschnitt: Ruppia cirrhosa, Zannichellia palustris f. pedicellata,

Potamogeton pectinatusUmfeld: • Tide-Röhrichte, Schilfröhrichte, Hochstaudenfluren auf Treibselsäumen,

Weichholzauenwälder, Erlen-BruchwälderSchoenoplectus lacustris, Bolboschoenus maritimus, Phragmites australis, Senecio fluviatilis, Angelica archangelica, Salix viminalis, Salix alba, Salix fragilis, Alnus glutinosa

Fließgeschwindigkeit:

<0,1 - 0,5 m/smeist sehr schwach fließend bis stehend (Rückstau);natürlich sind Wechsel der Fließrichtung

Elektrische Leitfähigkeit [mS/m] 100 - 120

pH-Wert 7,8 - 8,2

Gesamthärte [mmol/l] 3,2 - 4,3

Härtehydrogenkarbonat [mmol/l] 2,9 - 3,9

Orthophosphat [µg/l] 400 - 600

Physiko-chemische Leitwerte:

Im natürlichen Zustand gezeitenbedingte Wasserstands-schwankungen und Brackwasserbedingungen, gebietsweisestarke Salzgehaltsschwankungen. Die Werte der Elek-trischen Leitfähigkeit und der Härten liegen dann deutlichhöher.

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FG-Typ

FG-Land-schaft:

FG-Landschaft des Östlichen Hügellandes

Blatt 1Stein- und lehmgeprägte Fließgewässer

der Durchbruchstäler

Morphologischer Steckbrief:

Längszonale Einordnung: 2´- 4´ - Formation

Talbodengefälle: 10 -20 ‰

Sohlgefällestruktur:

lange Schnellen im Wechsel mit kurzen Stillen

Laufentwicklung: gestreckt bis schwach geschwungen

Gewässergröße (=Sohlbreite): 2 - 10 m

Einschnittstiefe (MW): 1 - 2 m

Bachbettform:

U-förmig, unregelmäßige, überwiegend gestreckteUferlinie

Breiten- (a) und Tiefenvarianz (b):

(a) gering und mittel(b) groß (Wechsel von flachen Schnellen zu tiefen

Stillen)

Sohlsubstrate:

Kies, Geröll, Steine, Sand; in den Schnellen Blöcke, inden Stillen schluffig-tonige Substrate

Sohl-/Uferdynamik:

Sohle und Ufer relativ stabil, bei höherenFließgeschwindigkeiten starke Substratumlagerungen

Detailansicht: Findlinge im Uferbereich

Detailansicht: Strömungsdynamik

Übersichtsfoto: Verbreitete Talform: Kerbtal

Charakteristisches Bachbettprofil:

Kurzbeschreibung:

Schnell- bis sehr schnell fließende mittelgroße, steingeprägte Fließgewässer in einem Durchbruchstal. Jenach Längsgefälle finden sich häufige Wechsel von flachen Schnellen mit zahlreichen Gesteinsblöcken undtiefen Stillen. In den Schnellen können sich Kaskaden größerer Länge bilden. Hier ist die Sohle steinig-kiesigmit zahlreichen Gesteinsblöcken, in den Stillen dagegen überwiegend sandig-kiesig und gelegentlich auchschluffig-tonig mit eingeschwemmten organischen Bestandteilen.

52

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FG-Typ:

FG-Land-schaft

FG-Landschaft des Östlichen Hügellandes

Blatt 2Stein- und lehmgeprägte Fließgewässer

der Durchbruchstäler

Geologie/Pedologie:Genese/Prägung:

Erosionstäler in Riegeln zwischen Niederungen

Ausgangsmaterial (nach Anteil im

Einzugsgebiet):

Geschiebelehme, Geschiebedecksand, Flugsand undBeckenablagerungen

Bodentypen (nach Anteil im Einzugsgebiet):

Braunerde, Parabraunerde, Pseudogley

Bodenwertzahlen:

mittel bis hoch (40 - 60)

Grundwasserstand:

häufig angeschnittenFließgeschwindigkeit:

<0,5 - 1,5 m/s; schnell und turbulent

Elektrische Leitfähigkeit [mS/m] 42 - 48

pH-Wert 7,0 - 7,8

Gesamthärte [mmol/l] 1,8 - 2,1

Härtehydrogenkarbonat [mmol/l] 0,9 - 1,3

Orthophosphat [µg/l] n.n. -180

Physiko-chemische Leitwerte:

Vegetation:Aquatisch: • nur große Bäche: deutlich rheophile Arten wie Ranunculus fluitans, Fontinalis antipyretica,

Berula erecta, Sparganium emersum

Umfeld: • Eschenwälder auf wasserzügigen Lehm- und Mergelhängen

• BaumschichtPrunus padus, Fraxinus excelsior, Ulmus glabra, Acer pseudoplatanus; hangaufwärts durchFagus sylvatica abgelöst

• Krautschicht Equisetum telmateia, Cardamine amara, Festuca gigantea, Chrysosplenium alternifolium, Geum rivale, Athyrium filix-femina

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Anhang

Tabellen ausgewählter Referenzgewässer

Klassifizierung der Sohlsubstrate:

Mesolithal (M): 200 - 20 mm

Akal (A): 20 - 25,6 mm

Psammal (P): 15,6 - 20,06 mm

Schluff (S): 260 - 22 µm

Ton (T): < 2 µm

Klassifizierung der Profiltiefe:

sehr tief > 1 : 3tief > 1 : 4mäßig tief > 1 : 5mäßig flach > 1 : 6flach > 1 : 10sehr flach > 1 : 10

* FPOM: Feinpartikuläres organisches Material

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Referenzgewässer der Fließgewässertypologie Schleswig-Holsteins (Teil I):

Referenzgewässer Bach bei Dollerupholz Kirchweddelbek

TK25-Nr., Blatt-Name : 1124, Westerholz 1924, Hennestedt

Fließgewässertyp

Kiesgeprägte, gefällereiche Fließgewässer der Steilküsten und

Randstufen

Kiesgeprägte, gefällereiche Fließgewässer der Moränenbildungen

Fließgewässerlandschaft FG- Landschaft des Östlichen Hügellandes

FG- Landschaft der Hohen Geest

Oberflächenform

Genese Prägung

wellige Hügellandschaft der Weichselvereisung

durch Schmelzwässer zerschnittene Hügellandschaft der Saalevereisung

Geologisch-pedologische Kennzeichnung des Einzugsgebietes

Geologie [Ausgangsmaterial im Einzugsgebiet des Gewässers in Prozent]

Geschiebelehm 45

Schmelzwassersand 31

Geschiebedecksand über Fließerde 30

Geschiebesande 53

Geschiebelehme/-tone 27

Abschlämmassen 10

Organische Ablagerungen 6

Schmelzwassersande 4

Bodentypen [im Einzugsgebiet des Gewässers in Prozent]

Parabraunerde-Pseudogley, Pseudogley-Parabraunerde 56

Pseudogley-Braunerde 31

Braunerde 12

Braunerde-Podsol 35

Pseudogley, Parabraunerde, Braunerde 24

Gley-Podsol 15

Niedermoor, Moorpodsol, Anmoorgley 24

Morphologie Sohlbreite

0,5 – 1,0 m

1,2 - 2,0 m

Talform Kerbtal Muldental

Talbodengefälle 20 – 30 0/00 10 - 15 0/00

Sohlgefällestruktur

kurze tiefere, langsamer durchströmte Ab-schnitte (Stillen) und sehr flache Fließstrecken (Schnellen) im kleinräumigem Wechsel mit kleinen Kaskaden hinter Tot-holzansammlungen und größeren Steinen; Schnellen und Stillen im Verhältnis 1 : 1

längere, flache Strecken (Schnellen) im regelmäßigen Wechsel mit kurzen tieferen, langsam durchströmten Abschnitten (Stillen); Schnellen und Stillen im Verhältnis 2-4 : 1

Strömungscharakteristik Strömungsbild Fließgeschwindigkeit

schnell fließend (zum Teil turbulent) 0,2 - 0,4 m/s

schnell fließend <0,2 - 0,8 m/s, mittlere bei 0,4 m/s

Strömungsdiversität mäßig mäßig

Laufentwicklung Laufkrümmung

leicht geschwungen

stark geschwungen bis geschlängelt

Längsbänke Uferbänke Uferbänke, Krümmungsbänke

Besondere Laufstrukturen

Kaskaden, Sturzbäume Laufverengungen und -weitungen in geringem Umfang

Längsprofil Tiefenvarianz

Mäßig bis groß; überwiegend flach überströmte Bereiche im Wechsel mit kleineren natürlichen Abstürzen

mäßig; Wechsel: flach überströmte Schnellen und tiefe Stillen

Querprofil Bachbettform

Kastenform, unregelmäßige Uferlinie, stabile Ufer, Prall- und Gleithänge nicht bis kaum ausgeprägt

Kastenform, unregelmäßige Uferlinie, Prall- und Gleithänge kaum ausgeprägt, deutliche Uferunterspülungen

Breitenvarianz gering bis mäßig gering bis mäßig

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Referenzgewässer der Fließgewässertypologie Schleswig-Holsteins (Teil I):

Kremper Au Osterau Hellbach

1730, Hansühn 2025, Bad Bramstedt 2430, Gudow

Kiesgeprägte, gefällearme Fließgewässer der Moränenbildungen

Sandgeprägtes FG der Sandgebiete Teilmineralisch geprägte Fließgewässer der Niederungen und Moormarschen

FG- Landschaft des Östlichen Hügellandes

FG- Landschaft der Niederen Geest FG-Landschaft der Niederungen und Moorgebiete

flachwellige Hügellandschaft der Weichsel-vereisung

ebene Landschaft, geprägt durch Schmelz-wässer der Weichselvereisung

vermoorte Schmelzwasserabflußrinne im Randbereich der Weichselvereisung

Geschiebelehm 54

Geschiebesand, Geschiebelehm, Fließerde und Geschiebedecksand 28

Fließerde über Geschiebelehm 12

Niedermoor 6

Flugsand, Flugsand über Schmelz- wassersand, Flugsand über Talsand, Talsand 46

Flugsand 35

Niedermoor 19

Geschiebedecksand über Geschiebesand 86

Niedermoor 14

Pseudogley-Parabraunerde, Parabraunerde 51

Braunerde, Parabraunerde, Pseudogley 28

Braunerde, Braunerde-Parabraunerde 12

Niedermoor 6

Podsol 46

Gley-Podsol, Gley 35

Niedermoor 19

Braunerde 86

Niedermoor 14

1,5 - 3 m

3,5 - 4 m

3,5 - 4 m

Muldental; Sohlen-Muldental Sohlen-Muldental Auental

5 – 10 0/00 5 – 10 0/00 ∼ 1 0/00

kurze, flache Stufen (Schnellen) im regelmäßigen Wechsel mit längeren tieferen Abschnitten (Stillen); Schnellen und Stillen im Verhältnis 1 : 2-4

lange gefällearme Abschnitte, lokal kurze steile Stufen

durchgehend gefällearm

schnell fließend 0,4 - 0,8 m/s

gemächlich fließend , stellenweise zügig fließend <0,2 - 0,4 m/s

gemächlich fließend < 0,2 m/s

mäßig mäßig bis gering gering

stark geschwungen bis zum Teil geschlängelt geschlängelt bis stark geschwungen geschlängelt bis stark geschwungen

Krümmungsbänke und Inselbänke Krümmungsbänke und Uferbänke Krümmungsbänke (oft vegetationsbedeckt)

Totholzverklausungen, Sturzbäume, Lauf-verengungen und -weitungen

Totholzverklausungen vereinzelt Totholzverklausungen, Sturzbäume

mäßig bis groß (Wechsel: flachüberströmte „Schnellen“ und tiefe „Stillen“)

mäßig (tiefe Kolke hinter Totholzbarrieren, flach überströmte Makrophytenpolster sowie Fließstrecken mittlerer Tiefe)

gering bis mäßig, im Querprofil wechselnd

Kastenform, unregelmäßige Uferlinie, stabile Steilhänge und Uferunterspülungen; Prall- und Gleithänge weniger ausgeprägt

in Tiefe und Breite unregelmäßige Kasten-form, hervorgerufen durch Verlauf in organischen Material des Auekörpers

in Tiefe und Breite unregelmäßige Kasten-form, hervorgerufen durch Verlauf in organischen Material des Auekörpers

mäßig bis groß gering bis mäßig gering

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Referenzgewässer Bach bei Dollerupholz Kirchweddelbek

Einschnittstiefe 20 - 40 cm zirka 25 cm

Profiltiefe

1:5, mäßig tief 1:6, mäßig flach bis mäßig tief

Querbänke

Sohlenstufen Furten, Sohlenstufen

Erosion

nur vereinzelte Erosion aufgrund der stabilen Kiessohle und der nur leicht geschwungenen Laufkrümmung

durch Stabilität des Sohlenmaterials Sohlerosion begrenzt; mäßige Krümmungserosion; regelmäßig stark unterspülte, aber stabile Ufer

Sohlenstruktur Sohlsubstrate (Anteil an Fläche in Prozent) Mesolithal (M) Akal (A) Psammal (P) Schluff + Ton (S+T)

M: 30 A: 46 P: 15 S+T: < 5

M : 10 A : 70 P : 20

Sohlendynamik

Sohle stabil, geringe Substratumlagerungen Sohle stabil, kaum Substratumlagerungen

Substratdiversität

mäßig bis groß mäßig

Besondere Sohlenstrukturen

Rauscheflächen, Schnellen, Totholz, Wurzeln

durchströmte Pools, Schnellen, Rauscheflächen, Wurzelflächen

Uferstruktur Besondere Uferstrukturen

Prallbäume, Sturzbäume

Prallbäume, Unterstände

Ausuferungscharakteristik

seltene Überflutung seltene Überflutung der Aue bei hohem HW

Physiko-chemische Parameter

12.05.98

09.07.98

5.09.98

12.05.98

09.07.98

5.09.98

Elektrische Leitfähigkeit [µS/cm] 747 674 859 418 431 438

pH 8,05 8,20 8,35 8,06 8,10 8,09

Karbonathärte [mmol/l / °dH] 2,6 / 14,6 2,5 / 14,1 3,1 / 17,6 1,1 / 6,0 1,2 / 6,6 1,3 / 7,1

Gesamthärte [mmol/l / °dH] 3,5 / 19,6 3,0 / 17,2 3,9 / 22,1 1,8 / 10,2 1,9 / 10,4 1,9 / 10,8

Gesamteisen [mg/l] 0,07 0,25 0,34 0,2 0,17 0,19

Cl- [mg/l] 56,8 41,2 55 33 33,7 30

Ammonium-N [mg/l] 0,05 0,05 0,04 0,07 0,08 0,05

o-Phosphat-P- [mg/l] 0,03 0,06 0,01 0,01 0,04 0,02

Flora Aquatisch

keine höheren Pflanzen, Moose keine höheren Pflanzen, Moose

Aue

schmaler Bach-Erlen-Auenwald, an den Talhängen Buchenwald mit Esche, Stechplame und Efeu

schmaler Bad-Erlen-Auenwald, hangaufwärts durch Buchenwald abgelöst

Referenzgewässer der Fließgewässertypologie Schleswig-Holsteins (Teil II):

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Referenzgewässer der Fließgewässertypologie Schleswig-Holsteins (Teil I):

Kremper Au Osterau Hellbach

40 - 60 cm zirka 1,2 m zirka 0,6 m

1:4, tief

1:3, sehr tief 1:6, mäßig flach

Wurfbänke durch Totholzbarrieren; Furten

keine keine

durch Stabilität des Sohlenmaterials Sohl-erosion begrenzt; kurzzeitige Erosions-ereignisse, deutliche Krümmungserosion; teils unterspülte Ufer und Uferabbrüche

steile Uferwände in Mäanderbögen (Prall-hang) durch Seitenerosion; kurzzeitige Erosionsereignisse, vereinzelt Krümmungs-erosion, schwache Breitenerosion

durch stark geschwungene Laufkrümmung vereinzelt schwache Krümmungserosion, keine Breitenerosion

M: 10 A: 60 P: 25 S+T: 5

M: 0 A: 5 P: 85 S+T: 10

hohe Anteile organischer Ablagerungen vor-handen, Baumwurzeln M: 0 A: 0 – 20 P: 80 S+T: 20

Sohle relativ stabil, geringe Substratum-lagerungen

Sandrippelmarken im Stromstrich; stärkere Umlagerungen

stabile Sohle, ausschließlich Verlagerung von FPOM*

mäßig bis groß gering bis mäßig Diversität des organischen Materials sehr groß, die des mineralischen gering

Stillwasserpools, durchströmte Pools, Schnellen, Totholz, Flachwasser

Kolke hinter Totholzbarrieren und dichten Makrophytenbeständen, Kehrwasser

Makrophytenpolster, Wurzelflächen

Unterstände

Unterstände, Sturzbäume, Nistwände

Unterstände, Erlenumläufe

seltene Überflutung (heute keine) der Aue bei hohem HW

Ausuferung bei höheren HW Bei HW Überflutung größerer Auenbereiche; lange Retentionszeiten

14.04.98

8.06.98

5.08.98

4.06.98

5.08.98

16.09.98

19.05.98

22.07.98

22.09.98

518 402 312 462 461 450 512 516 515

8,32 7,77 8,72 7,85 7,73 7,83 7,88 7,60 7,40

1,6 / 9,2 1,7 / 9,6 1,6 / 9,3

2,4 / 13,8 2,5 / 13,9 2,3 / 13,2

0,54 0,71 0,47

21,0 12,0 21,0 25,0 29,0 25,0 32,5 29,0 30,0

0,04 0,04 0,06 0,06 0,05 0,05 0,21 0,12 0,10

0,04 0,1 0,13 0,05 0,05 0,05 0,02 0,02 0,01

Ranunculus aquaticus agg., Elodea canadensis, Iris pseudacorus, Callitriche spec.

Rorippa amphibia, Sparganium emersum, S. erectum

Erlen-Eschenwälder und Erlenbruchwälder hangaufwärts von Buchenwäldern abgelöst

in der Bachniederung Erlen-Gebüsch, Eschen und Schilfröhrichte, im weiteren Umfeld Grünland, Acker

in der Bachniederung Erlen-bruchwälder, Weidengebüsche und Schilfröhrichte, im weiteren Umfeld Grünland, Acker

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Referenzgewässer der Fließgewässertypologie Schleswig-Holsteins (Teil II):

Referenzgewässer Sielzug St. Peterskoog Trave

TK25-Nr., Blatt-Name : 1620, Friedrichstadt 2027, Bad Segeberg

Fließgewässertyp

Schlickgeprägte Fließgewässer der Küstenmarschen

Stein- und blockgeprägte Fließgewässer der Durchbruchstäler

Fließgewässerlandschaft

FG-Landschaft der Marschen FG- Landschaft des Östlichen Hügellandes

Oberflächenform

aus holozänen Gezeitenablagerungen entstandene ebene Landschaft

flachwellige Hügellandschaft der Weichselvereisung

Geologisch-pedologische Kennzeichnung des Einzugsgebietes

Geologie [Ausgangsmaterial im Einzugsgebiet des Gewässers in Prozent]

Marine Sedimente 65

Brackische Sedimente 35

Geschiebelehm 73

Fließerden über Geschiebelehm 11

Schmelzwassersand 9

Niedermoor 7

Bodentypen (im Einzugsgebiet des Gewässers in Prozent)

Kalkmarsch, Kleimarsch 65

Kleimarsch, Kalkmarsch 18

Dwogmarsch 17

Parabraunerde, Parabraunerde-Pseudogley 73

Braunerde-Parabraunerde, Braunerde über Parabraunerde 11

Braunerde 9

Niedermoor 7

Morphologie Sohlbreite

10 m

6 - 8 m

Talform

keine erkennbareTalform, reliefarm Muldental

Talbodengefälle < 0,1 0/00 5 – 15

Sohlgefällestruktur

flach stufig

Strömungscharakteristik Strömungsbild Fließgeschwindigkeit

sehr langsam fließend, teils kein Fließen erkennbar < 0,1 m/s

schnell fließend; zum Teil turbulent 0,2 - 0,4 m/s

Strömungsdiversität keine mäßig bis groß

Laufentwicklung Laufkrümmung

geradlinig bis gestreckt

schwach geschwungen bis geschwungen

Längsbänke keine vereinzelte Uferbänke

Besondere Laufstrukturen keine vereinzelte Uferbänke und Totholzansammlungen

Längsprofil Tiefenvarianz

keine bis sehr gering

mäßig bis vereinzelt groß

Querprofil Bachbettform

Ausbauprofil

Ausbauprofil

Breitenvarianz keine keine

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Referenzgewässer der Fließgewässertypologie Schleswig-Holsteins (Teil II):

Referenzgewässer Sielzug St. Peterskoog Trave

Einschnittstiefe 50 - 200 cm 150 - 250 cm

Profiltiefe

mäßig tief tief

Querbänke

keine Furten, Wurfbänke

Erosion

aufgrund der geringen oder zum Teil fehlenden Fließgeschwindigkeit keine Sohlerosion

Sohlenstruktur Sohlsubstrate (Anteil an Flächen in Prozent) Mesolithal (M) Akal (A) Psammal (P) Schluff + Ton (S+T)

P: 20 S+T: 80

M: 10 - 30 A:40 - 70 P: 20 - 40 S+T: 0 - 10

Sohlendynamik

Sohle stabil, keine Substratverlagerung, evtl. von FPOM*

Sohle stabil, kaum Substratumlagerungen

Substratdiversität

keine bis sehr gering mäßig bis vereinzelt groß

Besondere Sohlenstrukturen

keine keine

Uferstruktur Besondere Uferstrukturen

keine

keine

Ausuferungscharakteristik

Wasserführung i. d. R. durch Siele reguliert, Ausuferung bei andauernden Niederschlägen und Sturm möglich

Physiko-chemische Parameter

12.05.98

9.07.98

5.09.98

19.05.98

22.07.98

22.09.98

Elektrische Leitfähigkeit [µS/cm] 974 877 1166 619 547 555

pH 7,93 7,95 7,77 7,95 7,80 7,4

Karbonathärte [mmol/l / °dH] 3,2 / 18,2 3,3 / 18,6 4,6 / 25,7 1,7 / 9,8 1,6 / 9,3 1,7 / 9,5

Gesamthärte [mmol/l / °dH] 3,5 / 19,9 3,3 / 18,6 4,8 / 26,8 2,7 / 15,0 2,5 / 14,1 2,4 / 13,8

Gesamteisen [mg/l] 0,35 0,21 0,57 0,06 0,14 0,48

Cl- [mg/l] 96,6 80,2 130,0 40,1 36,0 36,0

Ammonium-N [mg/l] 0,14 0,10 0,95 1,20 0,34 0,25

o-Phosphat-P- [mg/l] 0,63 0,49 0,40 0,03 0,04 0,09

Flora aquatisch

Potamogeton pectinatus, Potamogeton div. spec., Myriophyllum spicatum, Lemna div. spec., Elodea canadensis

Elodea canadensis Ranunculus aquatilis, agg., Sparganium emersum

Aue

Schilfröhricht, Hochstaudenfluren auf Treibselsäumen, im Umfeld Grünland, Acker

Eschenwälder auf wasserzügigen Lehm- und Mergelhängen, hangaufwärts durch Buchenwälder abgelöst. Erlen-Eschenwald im weiteren Umfeld Grünland

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Deutscher Verband für Wasserwirtschaftund Kulturbau e.V. (DVWK) (1999):Ermittlung einer ökologischen begründe-ten Mindestwasserführung mittelsHalbkugelmethode und Habitat-Prognose-Modell. Erarbeitet von U. FUCHS & H.JÄGEL. (= DVWK-Schriften 123). 112 Seiten(ISBN 3-89554-095-1)

Fränzle (1988): Glaziäre, periglaziäre undmarine Reliefformen im nördlichenSchleswig-Holstein. Sammlung geologi-scher Führer Bd. 15. Berlin/Stuttgart(Bornträger).

Länderarbeitsgemeinschaft Wasser(LAWA) (1998):Gewässerstrukturgütekartierung in derBundesrepublik Deutschland. Verfahrenfür kleine und mittelgroße Fließgewässer.Vorabdruck zur Schulung: 144 S..

Landesamt für Natur und UmweltSchleswig-Holstein (LANU) (1996): Emp-fehlungen zum integrierten Fließgewäs-serschutz.

Landesumweltamt Nordrhein-Westfalen(LUA NRW, Hrsg.) (1998):Gewässerstrukturgüte in Nordrhein-Westfalen - Kartieranleitung. Erarbeitetvon G. FRIEDRICH, D. GLACER, K.-J. HESSE, J.LACOMBE, S. MEYER-HÖLTZL, A. MÜLLER, T.ZUMBROICH. (= LUA-Merkblätter 14).Münster: 1-160.

Literaturverzeichnis

Landesumweltamt Nordrhein-Westfalen(LUA NRW, Hrsg.) (1999): Referenzgewäs-ser der Fließgewässertypen Nordrhein-Westfalen. Teil I: Kleine bis mittelgroßeFließgewässer. (= LUA-Merkblätter 16.)Erarbeitet von: TIMM T., M. SOMMERHÄUSER,A. VAN DEN BOMM, T. EHLERT, P. PODRAZA, T.POTTGIESSER & H. SCHUHMACHER, Düsseldorf:235 S. + 1 Karte.

Landesumweltamt Nordrhein-Westfalen(LUA NRW, Hrsg.) (1999): Leitbilder fürkleine bis mittelgroße Fließgewässer inNordrhein-Westfalen. Gewässerland-schaften und Fließgewässertypen. (= LUA-Merkblätter 17.) Erarbeitet von: TIMM T., A.VAN DEN BOMM, T. EHLERT, P. PODRAZA, H.SCHUHMACHER & M. SOMMERHÄUSER, Düssel-dorf: 88 S. + 1 Karte.

Otto, A. & U. Braukmann (1983):Gewässertypologie im ländlichen Raum. -Schriftenreihe des Bundesministers fürErnährung, Landwirtschaft und Forsten288. Münster: 1-61.

Sommerhäuser, M. & H. Schuhmacher:Handbuch der FließgewässerNorddeutschlands. Typologie, Bewertung,Management, Atlas für die limnologischePraxis. Landsberg (ecomed): im Druck.

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