Leonardo – Projekt ‚Bali II’ – Kaufmännische Schulen...

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Leonardo – Projekt ‚Bali II’ – Kaufmännische Schulen Offenburg, Projekt Nr.: D/2004/PL/4303500136 1 Leonardo – Projekt ‚Bali II’ Kaufmännische Schulen Offenburg Projekt Nr.: D/2004/PL/4303500136 vorgelegt von: Anémone Roth, Katrin Schreck, Martina Neu- maier und Marco Keller Im Dezember 2005

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Leonardo – Projekt ‚Bali II’ – Kaufmännische Schulen Offenburg, Projekt Nr.: D/2004/PL/4303500136

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Leonardo – Projekt

‚Bali II’

Kaufmännische

Schulen Offenburg

Projekt Nr.: D/2004/PL/4303500136

vorgelegt von:

Anémone Roth, Katrin

Schreck, Martina Neu-

maier und Marco Keller

Im Dezember 2005

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Samstag, 15.10.2005 Treffpunkt war um 13:30 Uhr am Gleis 2 des Offenburger Bahnhofs. Unser be-gleitender Lehrer aus, Herr Ludolph, aus Freiburg kommend war bereits im Zug und so gings gleich weiter nach Frankfurt direkt in den Flughafen. Aufgrund einiger Komplikationen z.B. durch Blockaden auf unserem Gleis kamen wir mit etwas Verspätung an. Nach einem lauten Flug, auf dem es übrigens nichts zu Essen gab, sind wir trotz turbulenter Landung heil in Tallinn angekommen. Dort nahmen wir ein Taxi Richtung Unterkunft. Schon auf dem Hinweg konnten wir die Differenzen zwischen arm und reich bzw. alter und neuer Gebäude in Estland feststellen. Noch immer sind viele Gebäude aus der sowjetischen Vergangenheit vorhan-den. Diese sind meist viereckige Backsteinhäuser, die wie Betonklötze wirken. Im Wohnheim angekommen wurden uns die Zimmer zugeteilt – SCHOCK: Strikte Geschlechtertrennung und Verständigungsprobleme führten dazu, dass wir drei Mädels getrennt von Marco sowie von Herrn Ludolph in separate Zim-mer gesteckt wurden – Herr Ludolph sollte das Appartment für sich alleine be-kommen. Nach unserem ersten Einkauf bei “Kristiine”, einem recht üppigen Einkaufszentrum gerade um´s Eck, bei dem wir die nötigsten Lebensmittel besorgten, gingen wir ins Stadtzentrum, um im “Beerhouse” den ersten Samstagabend zu verbringen. Wir aßen hier eine Kleinigkeit und amüsierten uns über die verrückten Esten, die auf deutsche Volksmusik tanzten. Zu vorgerrückten Stunde machten wir uns auf den Weg zurück in die Nõmme Tee1, wo sich unser Wohnheim befand. Gott sei Dank hat sich die Wohnsituation zumindest für uns drei Mädels mitten in der Nacht doch noch klären lassen. Gemeinsam mit Herrn Ludolph bezogen wir das Apartment, dass über drei Schlafräume, eine Küche, eine Dusche und eine Toilette verfügt. Wer sich das Zimmer mit zwei Schlafgelegenheiten teilen musste entschieden wir per Los. Es fiel auf Katrin und Anémone. Total er-schöpft von der anstrengenden Reise zogen sich alle sofort in ihre Zimmer zu-rück. 1 Tee heißt auf estnisch Straße!

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Sonntag, 16.10.2005 Nach unserem ersten gemeinsamen Frühstück hat uns Herr Ludolph durch die Altstadt ‚gejagt’. Erstaunt mit einem „Aaaaaaahhhh“ bewunderten wir die rus-sisch- orthodoxe Kirche auf dem Domberg. In dieser prachtvoll geschmückten Kirche wurde gerade ein Gottesdienst gehalten. Leider war es nicht gestattet, die Kirche von innen zu fotografieren.

Zur Mittagszeit gingen wir in einen Pub der unter Jugendlichen und Studenten sehr beliebt ist und als Geheimtipp zum Pfannekuchenessen gilt. Es gibt dort Pfannekuchen in allerlei Varianten. Ob man etwas Süßes oder lieber etwas Def-tiges mag, im „Kompressor“ gibt es für jeden Geschmack etwas.

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Mit vollen Mägen gingen wir weiter durch die Altstadt wo wir das Parlament Estlands und weitere historische Gebäude wie z.B. das Kornhaus (altes Rat-haus) am Marktplatz besichtigten. Der Ausblick, der sich uns vom Domberg über Tallinn, den Hafen und das Meer bot, war verblüffend:

Nachdem wir uns im Wohnheim frisch gemacht hatten, machten wir uns auf den Weg zu einem indischen Restaurant direkt am Marktplatz von Tallinn. Ab-geschreckt durch die scharfe Vorspeise die Herrn Ludolph für uns bestellte, warteten wir gespannt auf unseren Hauptgang. Zu unserer Erleichterung fiel dieser positiver aus als erwartet. Nach dem scharfen Essen machten wir uns auf die Suche nach einem laut Herr Ludolph angesagten Pub, das “Hell Hunt”. Noch immer auf der Suche durch die Altstadt, wurde Herr Ludolph von einer bildhübschen Estin für einen Rockstar gehalten (verständlicherweise). Zielstrebig ging sie auf ihn zu und sprach ihn auf estnisch an, Herr Ludolph, überrascht über seine hohe Popularität in Estland, antworte lei-der nur mit einem “Wat is?” – uns so wissen wir nicht, wie diese Geschichte hätte ausgehen können. Aber immerhin hatten wir ersten estnischen Kontakt!2

2 Das ‚wat is’ schlug die Dame in die Flucht. Und das Hell Hunt wurde – an diesem Abend – auch nicht mehr gefunden. Dafür aber reichlich in der Folgezeit. Wie noch zu lesen sein wird.

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Montag, 17.10.2005 Heute Mittag hatten wir unseren ersten offiziellen Termin in Tallinn. Wir gingen zusammen in die Majanduskool, um uns mit dem Schulleiter, Herr Raivo Täht und seiner Stellvertreterin Frau Tuppits zu treffen. Bei Kaffee, Tee und Gebäck bekamen wir eine kurze Einführung über das Schulsystem in Estland, stellten uns und unsere Berufe kurz vor und redeten über dies und das. Dank der her-vorragenden Deutschkenntnisse von Frau Tuppits konnten wir schnell ein inte-ressantes Gespräch führen, dass Herr Täht ergänzte. Nach dieser ersten Inforunde führte uns Frau Tuppits durch das Schulgebäu-de. Wir waren sehr erstaunt über die Gemeinsamkeiten mit unserer Schule, zum Beispiel der Aufbau des Stundenplans der verschiedenen Ausbildungsbe-rufe. Wir hatten nicht damit gerechnet, dass die Klassenräume so modern ein-gerichtet sind und die EDV auf einem technisch so hochwertigen Niveau ba-siert.

Blick in den Schülerarbeitsraum der Tallinna Majanduskool Während der Schulbesichtigung trafen wir in der Bibliothek zufälligerweise auf die Studentensprecher der Schule. Mairi, die stellvertretende Studentensprecherin, spricht ausgezeichnet deutsch. Sie hat uns auf Anhieb ihre E-Mail-Adresse gegeben und uns angebo-ten, sich bei Fragen gerne an sie zu wenden.

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Nach der Führung nahmen wir eine kleine Mahlzeit in der Schulkantine zu uns. Wieder gestärkt gingen wir zurück in das Büro von Frau Tuppits, um weitere Termine zu vereinbaren. Wir haben Frau Tuppits angeboten, zu unserem Termin bei der Deutschen Botschaft am Mittwoch mitzukommen. Direkt von der Schule aus versuchten wir den richtigen Bus nach „Roqua al Mare“ zu finden. Nach zweistündiger Irrfahrt mit Bus und Bahn quer durch Tal-linn gaben wir die Suche auf und wollten uns auf den nach – Hause - Weg ma-chen. Auch dies stellte sich dank Herrn Ludolphs „hervorragendem” Orientie-rungssinn als größeres Problem heraus. Nach einer geschlagenen Stunde war endlich unser Wohnheim in Sicht.3 Dienstag, 18.10.2005 Um 10.00 Uhr machten wir uns mit dem Schiff auf den Weg von Tallinn nach Helsinki. Nach eineinhalbstündiger Schifffahrt wurden wir in Helsinki von strahlendem Sonnenschein empfangen. Mit der U-Bahn machten wir uns auf den Weg in die Innenstadt. Dort fiel uns sofort ein beeindruckendes Bauwerk auf. Wir fanden heraus, dass es sich da-bei um das Theater von Helsinki handelt.. Unser Hungergefühl brachte uns dazu, uns nach einem geeigneten Restaurant umzuschauen. Leider sind wir in einer verkommenen Dönerbude gestrandet. An den Resten auf unseren Tellern konnte man erkennen wie “gut” das Essen war. Weitere Details möchten wir unseren Lesern nicht antun. Nach unserer erfolgreichen Mittagspause besichtigten wir die wunderschöne russisch-orthodoxe Kirche, die uns von außen sehr beeindruckte. Von dem Standort dieser Kirche hat man einen tollen Ausblick auf den Domplatz und den Dom, den wir als nächstes besichtigten. Dieser beeindruckte uns mit seiner interessanten Bau-

3 Hinweis: Dies hatte selbstverständlich nichts mit männlichem Orientierungssinn zu tun – denn auch Marco war der Meinung, dass nur so die mitreisenden Damen auch den letzten Winkel Tallins kennen-lernen würden. Dies ist uns zweifellos geglückt J.

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weise und seinem schlichten Inneren. Besonders nennenswert ist die Orgel, die in dem Dom ist. Sie ist die größte Orgel Finnlands.

Auf dem Weg zu den verschiedenen Sehenswürdigkeiten sind wir an zwei ver-schiedenen Häfen vorbei gekommen. An einem dieser Häfen, in dem auch die großen Fähren standen, war ein kleiner Markt aufgebaut. Überwältigend waren für uns auch die unterschiedlichen Bauarten der Gebäu-de der Innenstadt, die trotz der vielen Renovierungen ihren antiken Stil nicht verloren haben. Bevor wir uns auf den Weg zurück nach Tallinn begaben, machten wir Mädels noch die Stadt unsicher. Die Männer mussten sich während dessen vor den finnischen Frauen retten. Zurück in Tallinn und immer noch mit leeren Mägen, machten wir uns erneut auf den Weg zum „Hell Hunt“ – uns siehe da, diesmal fand unser Lehrer den Weg (und das ganz ohne Bus!) und wir genossen das ausgesprochen gute und preiswerte Abendessen und wussten schon jetzt, dass wir uns im Hell Hunt öfter aufhalten wür-den.

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Mittwoch, 19.10.2005: Gleich morgens machten wir uns auf den Weg in ein neues Einkaufszentrum, das Ülimiste in der Nähe des Flughafens. Es ist das größte Einkaufszentum in Estland. Wir schauten uns die verschiedenen Läden an und Herr Ludolph ließ sich von einer netten jungen Dame die Haare schneiden. Nachmittags war unser Termin zusammen mit Frau Tuppits bei der deutschen Botschaft in Tallinn. Strenge Sicherheitsvorschriften sorgten dafür, dass wir unsere Handys abgeben mussten und keine Fotos im Botschaftsgebäude ma-chen durften. Herr Seibel, Kultur- und Presseverantwortlicher bei der Botschaft, führte ein spannendes Gespräch mit uns und beantwortete eine gute Stunde unsere Fra-gen bezüglich der Botschaft. Er beeindruckte uns mit seinem Wissen über Est-land, obwohl er selbst erst seit drei Monaten hier in Tallinn lebt und arbeitet. Dies kommt daher, dass jeder Botschaftsmitarbeiter alle drei bis vier Jahre das Land in dem er arbeitet wechseln muss. Zudem beherrscht er bereits die Spra-che nahezu perfekt. Eine echte leistung in Anbetracht der Tatsache, dass die Sprache sehr schwer zu erlernen ist und selbst von 1,4 Millionen Esten diese nur von einer Million gesprochen wird. Überdies konnte uns Herr Seibel noch darüber aufklären, dass „Hell Hunt“ Freundlicher Wolf bedeutet – wir hätten aber auch auf Grund des Schildes nichts anderes gedacht.

Am Abend hatten wir Besuch von Mairi und zwei weiteren estnischen Freun-den. Wir haben einen schönen Abend miteinander verbracht und einige nützli-che Informationen rund um Estland und Tallinn erhalten. Die wohl wichtigste

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Erkenntnis an diesem Abend war bestimmt, dass wir von den Taxifahrern gna-denlos abgezockt wurden. Und trotzdem relativ billig davonkamen.

Donnerstag 20.10.2005 Dieser Morgen begann für uns schon sehr früh. Wir frühstückten gemeinsam um 7:30 Uhr, um unseren Termin bei der Sampo-bank um 9:30 Uhr pünktlich wahrnehmen zu können. Dieses Treffen diente hauptsächlich der weiteren Planung unserer Termine bei der Sampobank. Frau Külli Meier, die Abteilungsleiterin der Personalentwick-lung empfing uns herzlich. Nach einer kurzen Kennenlernphase, verabredeten wir uns auf Montag den 31.10.2005 um einen Einblick in die Abläufe der Sam-pobank zu bekommen. Gegen 11:00 Uhr mieteten wir uns ein Auto um das Land außerhalb von Tallinn zu erkunden. Direkt um die Ecke des Wohnheims liegt eine Autovermietung, bei der wir preiswert und problemlos einen Wagen für 24 Stunden mieten konn-ten. Da Estland über einige schöne Inseln verfügt, fiel es uns recht schwer, das passende Reiseziel zu finden. Nach kurzer Diskussion beschlossen wir, nicht auf die größte Insel des Landes (Saaremaa) sondern auf die nahe gelegene In-sel Hiiumaa zu fahren. Am Hafen von Haapsalu angekommen, informierten wir uns, ob es noch möglich sei, kurzfristig mit der Fähre nach Hiiumaa zu fahren. Da die nächste Fähre aber erst in 1 ½ Stunden abgefahren wäre, entschlossen wir uns dazu, auf diese Fahrt zu verzichten. Weil unser Frühstück schon lange zurück lag hatten wir großen Hunger und machten uns auf die Suche nach einem geeigneten Restaurant. Mehr durch Zu-fall stießen wir auf einen wunderschönen Kurort auf einer Landzunge direkt bei Haapsalu. In einem noblen Kurhaus entdeckten wir dann ein Restaurant, wel-ches auf den ersten Blick sehr schick und teuer aussah. Da wir von diesem

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Restaurant aus einen sehr schönen Blick auf das Meer hatten, beschlossen wir uns dazu, trotzdem hier zu bleiben.

Blick auf die Ostsee in Hapsaalu

Zu unserer Verwunderung waren die Preise dann doch nicht so hoch, wie wir anfangs dachten. Ganz im Gegenteil, das Preis-Leistungs-Verhältnis der Speisen und Getränke war hervorragend. Passend zum Ambiente waren auch die Gerichte liebevoll garniert und waren sehr köstlich. Auch ein Dessert konnten wir uns bei diesen

Preisen ohne Probleme leisten, außerdem war unsere Neugierde auf ein Des-sert aufgrund des Hauptgangs geweckt. Nach diesem Höhepunkt fuhren wir entlang des Meeres, in südliche Richtung auf der Su-che nach der Steilküste von Panga. Auch wenn wir diese Küste nicht gefunden haben entdeckten wir viele schöne Orte auf unserer Fahrt, die wir nun nicht alle aufzählen können.

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Freitag 21.10.2005 Angetrieben von den Erlebnissen des vorherigen Tages machten wir uns voller Freude wieder auf den Weg mit unserem Auto, um an diesem Vormittag den nördlichen Teil Estlands zu erkunden. Auf dieser Tour fanden wir noch einige Denkmale aus der geschichtlichen Entwicklung Estlands. Zum Beispiel die al-ten Seemannsfriedhöfe und ein Judendenkmal. Auf direktem Wege begaben wir uns Richtung Paldiski, eine Stadt, die durch ihr Leid und ihre Armut ge-prägt ist. Dies ist vor allem auf die russische Vergangenheit zurückzuführen. Denn Paldiski war damals ein wichtiger Mitlitärsstützpunkt für die Russen. Auf unserer Fahrt zurück nach Tallinn kamen wir an einer schönen Steilküste vorbei. Trotz der Kälte und des starken Windes ließen wir uns einige Minuten dieser Aussicht nicht entgehen. Bevor wir das Auto wieder abgeben mus-sten, haben wir Herrn Ludolph an der Majanduskool abgesetzt. Er hatte noch einmal einen Termin mit Frau Tuppits vereinbart, um die Aufnahme estnischer Schülerinnen und Schüler in Deutsch land abzuklären. Nach einem kleinen Mittagsschläfchen machten wir uns startklar um endlich das Nachtleben von Tallinn erleben. Hierzu sind wir in eine Cocktailbar (Moskva) gegangen. Gegen 23:00 Uhr wurden dort die Tische beiseite gescho-ben und somit die Tanzfläche freigegeben. Leider hatten wir an diesem Abend etwas Pech, denn das Publikum war vom DJ nicht zu begeistern. Also machten wir uns gegen 1:00 Uhr zu Fuß auf den nach- Hause- Weg. Samstag/ Sonntag, 22./23.10.2005: Nachdem jeder von uns ausgeschlafen hatte, frühstückten wir noch einmal gemeinsam mit Herrn Ludolph, bevor er sich von uns verabschiedete und sich auf den Weg zurück nach Deutschland machte. Kaum war Herr Ludolph zur Tür

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hinaus, packte Marco seine Sachen und zog bei uns im Appartement ein. Da-nach war putzen angesagt. Nachdem wir nachmittags ausgiebig shoppen wa-ren, kochten wir uns zu Hause ein leckeres chinesisches Essen zur Stärkung für den Abend. Wir machten uns auf den Weg, um das tallinnistische Nachtleben näher kennen zu lernen. Hierzu bekamen wir von Taivo (einem der Studentensprechen, der ebenfalls im Wohnheim lebt) einen Tipp. Er empfahl uns, heute Abend in eine kleine Discothek („Riff“) zu gehen, denn heute war Studentenparty. Das heißt: Mädels haben freien Eintritt und die Getränke kosten bis 00:00 Uhr nur die hälf-te. Der Abend war wirklich klasse! Wir waren sehr erstaunt wie aus den tags-über verschlossenen Esten plötzlich wildgewordene Tanztiere wurden. Am Sonntag haben wir erstmal richtig ausgeschlafen, denn die vergangene Woche war sehr stressig, wie man dem Bericht entnehmen kann. Nach einem gemütlichen Frühstück, haben wir einen Teil des Nachmittags am Computer verbracht, um E-Mails an Freunde und Bekannte zu verschicken. Außerdem waren wir sehr lange damit beschäftigt, den Projektbericht für die vergangene Woche zu schreiben, denn wir hatten ja so viel spannende Sachen erlebt. Gegen Abend haben wir noch einen kleinen Spaziergang durch Tallinns Alt-stadt unternommen und beschlossen im uns bereits bekannten “Beerhouse”, in der heute sogar deutsche Schlager liefen, noch eine Kleinigkeit zu essen. Montag, 24.10.2005 Nach einem gemeinsamen Frühstück am Morgen haben wir uns auf den Weg zur Touristeninformation in der Altstadt gemacht. Wir wollten uns über eine Fahrt nach Riga, Musseen in Tallinn und den Nationalpark (Lahemaa) in der Nähe von Tallinn informieren. Leider stießen wir in dieser Touristeninformation auf eine äusserst unfreundliche Dame. Lediglich einige Infobroschüren konnten wir ergattern. Also machten wir uns auf den Weg in ein nahe gelegenes Café, um unser weiteres Vorgehen zu besprechen. Wir waren uns schnell einig, dass wir auf jeden Fall nach Riga wollten. Auf Grund dieser Entscheidung gingen wir in ein Reisebüro. Dort trafen wir auf eine sehr nette und hilfsbereite Dame, die uns wichtige Informationen gegeben konnte. Zu unserer Verwunderung konnte Sie uns eine Busverbindung nach Riga und zurück zu einem sehr günstigen Preis anbieten. Die komplette Fahrt kostete uns, da wir einen Studentenrabatt bekamen, nur noch 315 EEK (ca. 21,00 €). Wir enstschieden uns spontan, dieses Angebot anzunehmen, da nur noch wenige Plätze für unsere Verbindung frei waren. Auch zu anderen Fragen bzgl.

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Tallinn und Umgebung konnte sie uns einige hilfreiche Tipps und Informationen geben. Anschliessend haben wir uns voller Freude, jedoch mit leeren Magen auf den Weg zum beliebten “Pannekuchenhaus” (Kompressor) gemacht. Nach der Stärkung gingen wir einmal entlang der Stadtmauer auf der Suche nach der “Dicken Margarethe”, dem grössten Verteidigungsturm in Tallinn. Er ist in Richtung Meer errichtet worden und wurde benutzt um den Hafen vor Angriffen feindlicher Schiffe zu beschützen. Das Museum, welches sich im inneren des Turms befindet war jedoch leider geschlossen, doch wir beschlossen, dieses noch zu besuchen.

Von dort aus fuhren wir mit Bus und Bahn in nördliche Richtung, um auf den Fernesehturm zu gelangen. Es kostete uns 50 EEK, um auf die Aussichtsplattform des Turms zu gelangen. Mit dem Fahrstuhl fuhren wir in den 21. Stock der etwa auf 170 m Höhe lag. Die Aussicht von dieser Ebene war für uns sehr verblüffend. Man hatte einen Blick über die nördliche Region Estlands und vor allem Tallinn. Wir waren erstaunt darüber, wie viele und vor allem große Waldgebiete wir von diesem Punkt aus sehen konnten.

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Nach dem uns der Fahrstuhl wieder heil auf den Boden gebracht hatte machten wir uns auf den Weg entlang der Strandpromenade. Trotz eisiger Kälte liesen wir uns den Sonnenuntergang direkt am Meer nicht entgehen. Auf diesem Weg

stießen wir auf ein Gebäude, dass unser Interesse sofort weckte. Wie sich nach näherer Betrachtung feststellte, handelte es sich hierbei um das historische Museum von Tallinn. Auch dies erweckte unser Interesse und wir werden in den nächsten Tagen sicherlich einen Blick in das Museum werfen.

Total durchgefrohren machten wir uns auf den Heimweg um erst einmal eine heisse Tasse Tee zu trinken. Nach einer kurzen Aufwärmphase haben wir gemeinsam zu Abend gegessen. Dieser Tag war nach dem ruhigen Wochenende wieder ein richtiges Highlight. Die Vorfreude auf Riga war bei uns allen nun sehr gross. Gespannt auf die anstehenden Tage machten wir uns einen gemütlichen Abend in unserem Appartment und gingen recht früh in unser Bett. Dienstag, 25.10.2005 Nach einem ausgiebigen Frühstück, mit allem was uns Kristiine zu bieten hatte, haben wir uns auf den Weg in die “Tallinna Majanduskool” gemacht. Zum Glück sind wir ehrliche Schüler und Schülerinnen, die stets mit einem gültigen Fahrausweis unterwegs sind, denn auf unsere Fahrt zur Schule, haben sich drei unscheinbare Omas plötzlich als knallharte Fahrkartenkontrolleure entpuppt. Wer kein Ticket hatte, musste raus und wurde in einen kleinen, roten Bus verschleppt…. In der Schule angekommen, haben wir unsere ersehnten, estnischen Schülerausweise erhalten, mit denen wir einige Vergünstigungen wahrnehmen konnte. Anschliessend hat uns Frau Tuppits empfangen und zu unserer Deutschklasse begleitet. Dort erwarteten uns sechs wissbegierige Schüler und eine robuste Deutschlehrerin in einem winzigen Klassenzimmer, um die nächsten eineinhalb Stunden mit uns zu verbringen. In dieser Zeit haben wir uns in kleinen Gruppen, mit je zwei estnischen Schülern und einer bzw. einem

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von uns versucht zu verständigen. Dies war jedoch aufgrund der guten Deutschkenntnisse der estnischen Schüler kein Problem und brachte uns allen sehr viel Freude. Zu Beginn stellte jeder sich selbst und danach auch seine Familie vor. Anschliessend haben wir uns über Schule, Freizeit und Essen unterhalten, um möglichst viele verschiedene deutsche Wörter zu benutzen. Für die estnischen Schüler war dies ein sehr abwechslungsreicher Unterricht, in dem jeder sehr viel sprechen und dadurch sein Deutsch verbessern konnte. Für uns war es interessant zu sehen, wo die Schwierigkeiten für Ausländer in der deutschen Sprache liegen. Zu unserem Entsetzen, wurden wir zum Unterrichtsende noch dazu verdonnert mit den Esten zusammen das Lied “Oh Tannenbaum” zu singen….und das mitten im Oktober… Nach dem Unterricht gingen wir wieder zurück zu Frau Tuppits, die uns erfreulicherweise noch am gleichen Nachmittag einen Termin bei der Aussenhandelskammer arrangieren konnte. Somit war nur noch Zeit für ein kurzes Mittagessen in der Kantine der Schule. Gleich danach haben wir uns auf den Weg zu Herrn Sirkel in der Aussenhandelskammer gemacht. Dort angekommen, führte uns Herr Sirkel in sein Büro im obersten Stock des Gebäudes, das sich direkt an der Tallinner Stadtmauer befindet. Herr Sirkel informierte uns in Kürze über die Hauptaufgaben der Aussenhandelskammer, dazu gehören vor allem die Unterstützung deutscher Unternehmen, welche sich im Ausland niederlassen wollen oder auf der Suche nach Handelspartnern sind. Weiter erklärte Herr Sirkel uns im Groben den Aufbau der IHKs und AHKs. In Deutschland befinden sich derzeit ca. 83 IHKs und mit AHKs ist Deutschland in ca. 130 Ländern vertreten. Als wir Herrn Sirkel auf Industrieunternehmen in Tallinn ansprachen, war er sofort bereit für uns Kontakte herzustellen und konnte uns, zu unserer Freude auch einen Termin bei der Firma Clyde & Bergemann vermitteln. Zum Schluss unseres Gespräches stellte Herr Sirkel uns noch seine deutsche Praktikantin Karin vor, die sofort einen sehr sympatischen Eindruck machte. Wir haben unsere E-Mail-Adressen mir ihr ausgetauscht um ein Treffen noch für diese Woche zu vereinbaren, um weitere Details über Tallinn zu erfahren und sich näher kennenzulernen. Nach diesem erfolgreichen Gespräch, haben wir uns auf den Heimweg gemacht und uns was leckeres zu Abend gekocht. Mittwoch, 26.10.05 Nachdem wir heute ziemlich früh aufgestanden waren und ein gemeinsames Frühstück zu uns genommen hatten, machten wir uns auf den Weg ins “Mari-time Museum” in der “Dicken Magarethe”. Die Dicke Magarethe diente damals zum Schutz gegenüber feindlicher Schiffe, die in den Hafen Tallinns einfallen wollten. Sie ist der größte aller Türme, die in

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der Stadtmauer integriert sind. Ihr Durchmesser beträgt etwa 25 Meter und er ist etwa 20 Meter hoch. Hierin werden viele nachgebildete Schiffe (darunter auch ein deutsches), altes Seemanswerkzeug, Schiffsgeschosse und viele Karten ausgestellt. Man konnte sich in diesem Museum ein gutes Bild davon machen, wie wichtig die Schiff-fahrt für die Esten in der Vergangenheit war. Nur schade war, dass viele Be-schreibungen (z.B. von Kriegsabläufen vor der Bucht von Tallinn) nur auf Est-nisch und Russisch ausgeschrieben waren. So mussten wir uns einiges zu-sammenreimen, was uns zwar ab und zu gelang, jedoch nicht immer einen Sinn ergab. Alles in allem war das Museum sehr interessant, zumal wir dank unseres Stu-dienausweises nur zehn EEK Eintritt bezahlen mussten. Nach diesem Besuch gingen wir auf dem Heimweg noch bei “Kristiine” durch, um die nötigsten Einkäufe zu tätigen. Anschließend legten wir uns Zuhause noch ein bis zwei Stunden aufs Ohr, um für unsere Abfahrt nach Riga um Mit-ternacht fit zu sein. Nachdem wir alles gerichtet hatten gingen wir ins “Hell Hunt” um direkt vor der Abreise noch eine warme Mahlzeit zu uns zu nehmen. Unser Bus, der uns heil nach Riga bringen sollte, startete vom Busbahnhof in Tallinn. Wir mussten lediglich eine Straßenbahn zu diesem nehmen und waren rechtzeitig zur Abfahrt bereit. Donnerstag, 27.10.05 Unser Tag in Riga startet gegen 5:40 Uhr. Wir fuhren mit dem Bus, der von Tallinn aus kommend den Busbahnhof in Riga anfuhr. Der Busbahnhof war nicht weit vom Zentrum von Riga entfernt, doch es war noch zu früh um sich etwas anzusehen. Also entschlossen wir uns, in ein Café zu gehen, um einen Wachmacher zu trinken. Leider waren die meisten Läden noch geschlossen. Auf unserer Suche sahen wir dann einen Türken, der wohl schon geöffnet hatte. Als wir dann die Strasse überqueren wollten, wurde Katrin, die ein kleines Stück vorausging, von einem Auto erfasst. Auf dieses unglückliche Ereignis wollen wir an dieser Stelle nicht weiter eingehen. Wir versuchten so schnell als möglich einen Krankenwagen zu rufen, jedoch waren die Verständigungsmöglichkeiten nicht die Besten. Im Krankenhaus angekommen, organisierten wir mit viel Mühe ei-nen Rücktransport nach Deutschland, da die Bedingungen im Krankenhaus in Riga miserabel waren und wir keinesfalls wollten, dass Katrins Beinverletzung hier weiter behandelt wird. Als wir Riga gegen 18:00 Uhr verlassen mussten, um zurück nach Tallinn zu kommen, konnten wir sicher sein, dass Katrin mit der Deutschen Rettungsflugwache sicher in die Heimat geflogen wird. Wir drei kamen gegen Mitternacht in unserem Wohnheim an.

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Freitag, 28.10.2005 Nach diesem unangenehmen Tag schliefen wir erst einmal aus. Anschließend, nach einem späten Frühstück machten sich Martina und Marco auf den Weg zum Einkaufen. Währenddessen kümmerte sich Anémone um die Sauberkeit unseres Appartements. Am Abend wollten wir uns mit Karin, der Praktikantin der deutschen Aussen-handelskammer treffen. Sie lud uns zu einer interessanten Ausstellungseröff-nung des Goethe- Instituts ein. Leider haben wir über eine Stunde lang vergeb-lich nach der Kulturhalle, in der die Ausstellung stattfindet, gesucht. Letztendlich sind wir in der Cocktail-Bar “Island” gelandet. Da zu dieser Zeit Happy Hour war und wir zwei Getränke zum Preis von einem bekamen, ver-sumpften wir für zwei Stunden mit 12 Cocktails und einigen neuen estnischen Freunden.

Währenddessen nahmen wir Kontakt zu Karin auf, um uns anschliessend auf einen Drink zu treffen. Karin und drei weitere deutsche Praktikanten gingen nach der Ausstellung ins Moskva, wo wir uns nach unseren leckeren Cocktails dazugesellten. Eine der Praktikantinen, Kathrin, die momentan bei der deut-schen Botschaft in Talllinn tätig ist, war alles andere als begeistert von der Botschaftstätigkeit. Sie beschrieb es als langweilige Verwaltungstätigkeit und wies darauf hin, dass man ein sehr einsames Leben führt, wenn man für das auswärtige Amt arbeitet. Vorallem für Frauen sei es schwer, bei diesem Job ein stabiles soziales Umfeld aufzubauen. Karin und Kathrin verliessen gegen 1.30 Uhr das Moskva, um in eine Discothek zu wechseln. Für uns war es bereits zu spät, da wir bis 3.00 Uhr zurück im Wohnheim sein mussten. Wir verbrachten noch eine schöne Stunde im Moskva und trafen beim Verlas-sen des Clubs zufällig auf Mairi. Sie lud uns für nächsten Abend ins “Riff” ein, um sie, Lisa und einige Bekannte dort zu treffen. Eigentlich wollten wir an die-sem Samstag in die Discothek “Hollywood”, in der Altstadt, jedoch ist uns der Kontakt zu den estnischen Schülern wichtiger. Zurück zum Wohnheim wollten wir ein Taxi nehmen, aber die Taxifahrer wiesen sich als Touriabzocker aus. Mittlerweile kannten wir den Unterschied zwischen

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Touristenpreisen und estnischen Preisen, so dass wir es nicht eingesehen ha-ben, einen überteuerten Preis zu bezahlen. Wir hatten das Gefühl, wenn man einen Taxifahrer auf Englisch anspricht, drückt er sofort den “Touriknopf”. Al-so machten wir uns aus Stur- und Dickköpfigkeit zu Fuss auf den Heimweg. Samstag, 29.10.2005 Nachdem wir, wie üblich am Wochenende, ausgeschlafen hatten, freuten wir uns über das herrliche Wetter. Die Sonne lachte uns entgegen und lud uns nach “Rocca al Mare” ein. Diesmal fanden wir auf Anhieb den richtigen Bus, der uns direkt bis vor den Eingang des Freilichtmuseums fuhr. Auf diesem Gelände, das sich bis zum Meer hin ausdehnte, kann man viele alte Holzhäuser aus dem 19. Jahrhundert begutachten. Wir machten einen gemütlichen Spaziergang durch das wunderschöne, parkähnliche Gelände, mit alten Bäumen und grossen Wiesenflächen am Meer, auf denen man im Sommer picknicken und grillen kann. Auf den folgenden Bildern, sieht man die einfache Bauweise der damaligen Häuser, der Windmühlen und einer Kirche.

Noch heute kommt diese Bauweise bei Massivholzhäusern zum tragen. Dank unserer Schülerausweise bezahlten wir nur 10 EEK für den Eintritt.

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Sonntag, 30.10.2005 Nachdem auch in Estland in der letzten Nacht die Uhren eine Stunde zurückge-stellt wurden, sind wir heute relativ früh aus unseren Betten geschlüpft. Wir machten uns auif zu einem gemütlichen Vormittag mit frühstücken, duschen und “Internetti”, wie es auf estnisch heißt. Anschließend machten wir uns mit Bus und Bahn auf den Weg zu den Kloster-ruinen des Brigittenklosters, “Pirita klooster”, um diesmal noch innerhalb der kurzen Öffnungszeiten bis 15.45Uhr die alten Gemäuer besichtigen zu können. Das Kloster befindet sich schon seit dem 16. Jahrhundert in diesem zerstörten Zustand. Während des Sommers finden im alten Klosterhof Theateraufführun-gen statt.

Bei einem Spaziergang über den dazugehörigen alten Friedhof und durch die noch erhaltenen Steinmauern der Klosterruinen fällt einem sofort das neben-anstehende neue Kloster ins Auge, gebaut in moderner Bauweise aus Holz und Glas. Dieses dient auch Urlaubern als Übernachtungsmöglichkeit. Nach der Klosterbesichtigung machten wir uns zu Fuß auf den Weg an der Strandpromenade entland zur „Rusalka“, einem Denkmal, das an ein U-Boot-Unglück aus dem ersten Weltkrieg vor der Küste Tallinns erinnnert und dem 95 Seeleute zum Opfer fielen.

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Wir konnten es uns nicht entgehen lassen, bei dem wunderschönen Wetter noch einige Bilder am Sandstrand von Tallinn zu machen. Wir haben sogar zwischen den feinen Sandkörnern einige estnische Muscheln finden können und hätten am liebsten noch etwas echten estnischen Sand mit eingepackt, wozu uns leider die Behälter fehlten.

Da unsere Mägen so langsam immer starker knurrten, gingen wir zurück in die Stadt, um bei der estnischen Fast-Food-Kette “Hesburger” ein Menü zu genießen- im Nachhinein wären wir doch lieber zu McDonald gegangen. Da wir noch immer nichts für unsere Lieben zu Hause

gefunden haben, machten wir uns in der Altstadt nochmals auf die Suche nach passenden Souvenirs- leider vergeblich. Außer dicken Stricksocken und über-teuertem Kitsch gibt es nicht viel, über das man sich freuen könnte. Also machten wir uns mit einem kurzen Zwischenstop bei Kristiine auf den Heim-weg.

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Montag, 31.10.2005 Heute morgen wurden wir von angenehmen Sonnenstrahlen der estnischen Sonne aus unseren Federn gelockt. Gut gelaunt machten wir uns auf den Weg zu unserem zweiten Termin bei Frau Meier in der Sampo Bank. Sie empfing uns in der Eingangshalle und ging mit uns in ein Gebäude nebenan, in dem sich die Seminarräume der Bank befinden. Zu Beginn wurden wir mit Kaffee und heisser Schokolade versorgt. In ihrem ca. einstündigen Vortrag berichtete Frau Meier mit Hilfe eines Beamers über die Wirtschaft Estlands und die Sampo Bank. Sie verwies kurz auf die geringe Bevölkerungsanzahl in Estland von 1,4 Millionen, das enorm hohe Wirtschaftswachstum von ca. 6% und verglich Estland mit Norwegen, Finnland und auch Deutschland. Im Bereich Banken zeigte sie uns ein Schaubild, auf dem deutlich wird, dass auch in Estland in den letzten Jahren immer mehr Banken fusionierten und es somit immer weniger wurden. Zudem ist zu sagen, dass im Gegensatz zu Deutschland, die meisten Banken in Estland ausländische Banken sind, die lediglich eine bzw. mehrere Niederlassungen in Estland haben. Die Sampo Bank gehört beispielsweise einer finnischen Bankengruppe an. Sie beherrscht ca. 8% des estnischen “Bankenmarktes”, davon sind 80% Privatkunden. Betreut werden alle Kunden in Estland von insgesamt 510 Mitarbeitern, davon arbeiten 300 im Hauptsitz in Tallinn. Interessant ist, dass das Durchschnittsalter bei 32 Jahren liegt und 85% der Mitarbeiter zwischen 18 und 35 Jahren alt sind. Ausserdem arbeiten über 2/3 Frauen bei der Sampo Bank. Anschließend führte uns Frau Meier durch die verschiedenen Abteilungen der SampoBank. Die meisten Mitarbeiter arbeiten in Großraumbüros und sind von ihren Kollegen lediglich durch eine Spanplatte abgetrennt. Die Kundenberatungszimmer sind kleine, unattraktive Räume, die nichteinmal über ein Fenster verfügen. In einem dieser Räume hat uns Kristjan Veges, ein Kundenbetreuer der Sampobank, noch weitere Informa-tionen über die Sampobank und den Markt in Estland gegeben.

Nach diesem ca. ein-stündigen Gespräch haben wir uns auf den Weg in die Altstadt gemacht, um eine Abend-mahlzeit in unserem Lieblingspub “Hell Hunt” zu uns zu nehmen. Hier trafen wir zufälligerweise auf Herrn Sirkel, von der Außenhandels-

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kammer. Da wir bei unserem Termin bei der Außenhandelskammer vergessen hatten, ein Bild mit Herrn Sirkel zu machen baten wir Rainer, seinen Chef, dar-um ein spontanes Bild von uns zu schießen. Anschließend unterhielten wir uns noch mit Rainer und Herrn Sirkel über unse-ren Aufenthalt in Estland und das Projekt. Wir waren begeistert über die Offenheit und Freundlichkeit der beiden Geschäftsmänner im Freizeitlook. Dienstag, 01.11.2005 Um an diesem Morgen ein leckeres Frühstück mit Pfannkuchen beim Kom-pressor in der Altstadt genießen zu können, sind wir heute sehr früh aufge-standen. Zu unserer Enttäuschung mussten wir feststellen, dass der Kompres-sor erst um die Mittagszeit öffnet. Deshalb machten wir uns auf die Suche nach einer anderen Frühstücksmöglichkeit. Wir fanden einen kleinen Pub am Rande der Altstadt, der sich PifPaf nennt. Hier bekamen wir ein kleines Frühstück, mit Kaffee und Gebäckstückchen. Etwas gesättigt machten wir uns mit dem Bus Nr. 16 auf den Weg zur Majanduskool. Der Bus war uns von Anfang an nicht ganz geheuer. Kurz vor unserem Ziel gab der alte Schüttler endgültig den Geist auf, sodass wir ihn verlassen und auf den nächsten Bus warten mussten. Letztendlich kamen wir jedoch pünktlich bei Frau Tuppits in der Schule an. Da Frau Tuppits sehr viel Mühe und Arbeit damit hatte, dass es uns in Tallinn so gut ging, besorgten wir zuvor noch ein kleines Präsent. Mit “Merci” bedankten wir uns für ihre Unterstützung und dafür, dass sie uns so herzlich aufgenommen hat. Sie bedankte sich und begleitete uns zum anstehenden Englischunterricht. Uns erwartete eine Klasse mit vierzehn Schülerinnen, die ihre letzte Unter-richtsstunde vor ihrer Englischprüfung hatten. Wir stellten uns und das Aus-bildungssystem in Deutschland vor und beantworteten die Fragen der Estinen.

Auch die estnischen Schülerinnen berichteten über ihr Studium und die darin enthaltenen Praktikaphasen. Da die Schülerinnen noch einige wichtige Fragen zu der anstehenden Prüfung und zum Unterrichtsstoff hatten, bekamen wir diesmal die Möglichkeit, einem gewöhnlichen,

estnischen Englischunterricht zu lauschen. Nachdem der Englischunterricht zu Ende war, gingen wir zurück zu Frau Tuppits, die uns mit Tee und leckeren Fruchttörtchen erwartete. Wir redeten noch über unseren Aufenthalt in Estland, die Unterschiede zu Deutschland und luden sie nochmals herzlichst ein, zu-sammen mit estnischen Schülern nach Deutschland zu kommen. Bei unserer Verabschiedung machten wir noch das nachfolgende Foto vor dem Hauptein-gang der Majanduskool.

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Da unsere Mägen noch immer nicht besonders gesättigt waren, entschlossen wir uns dazu, doch noch in den Kompressor zu gehen, um ein paar deftige Pfannkuchen zu genießen. Am Abend, als wir in unserem Zimmer relaxten, kam der Schülersprecher (Tai-vo) bei uns vorbei. Er richtete uns von Mairi aus, dass sie für morgen bereits eine Bowlingbahn für uns alle reserviert hatte. Wir verabredeten uns also für den nächsten Abend, um gemeinsam mit dem Bus zur Bowlinghalle zu fahren. Wir bemerkten allmählich, dass doch noch ein bisschen Sommeresten in den verschlossenen Winteresten steckte. Wir sind sehr glücklich darüber, dass wir diesen Kontakt so gut ausbauen konnten und freuen uns sehr auf den gemein-samen Abend. Mittwoch, 02.11.2005 Heute sollte ein recht stressiger Tag für uns werden, denn wir hatten zwei Ter-mine bei der Sampobank und waren anschliessend gleich bei der Firma Clyde & Bergemann geladen. Also standen wir schon früh auf um pünktlich bei Frau Meier in der Hauptstelle der Sampobank zu sein. Sie führte uns direkten Weges zu einem ihrer Kolle-gen, der uns über die Tochterfirma, die für Lebensversicherungen bei der Sampobank zuständig ist, informieren sollte. Die Präsentation, die insgesamt eine viertel Stunde ging war, für uns recht ernüchternd, was aber nicht an der Präsenatation selbst lag: Wir erfuhren viel über den estnischen Versiche-rungsmarkt und welche Versicherungsprodukte die Bevölkerung bevorzugt. In Estland denken nicht so viele Leute darüber nach, wie ihre finanzielle Lage in der Zukunft aussehen wird. Im Moment befindet sich die Wirtschaft im Auf-schwung und deshalb ist die Bevölkerung total auf den Konsum konzentriert. Anschliessend brachte uns Frau Meier zu einer Zweigstelle der Sampobank am Rande des Stadtkerns. Dort empfing uns eine Kollegin von ihr, die sehr gut deutsch spricht. Sie erklärte uns die alltäglichen Abläufe, die in einer Zweig-stelle vor sich gehen. Wir machten gemeinsam einen kleinen Rundgang durch die überschaubare Filliale. Dabei fiel uns direkt auf, dass alle Mitarbeiterinnen das gleiche Kostüm tragen. Des weiteren erläutert sie uns ihre Hauptaufgaben in dieser Niederlassung. Sie beschäftigt sich hauptsächlich mit der Vergabe von Krediten an Privatperso-nen. Hierbei wies sie uns darauf hin, dass im Moment ein grosser Teil der Be-völkerung verschuldet sei, denn die Zinsen sind gering und jeder möchte zum Wachstum beitragen. Während sie uns noch einige Fragen beantwortet hat, sind wir auf das Thema Immobilien und Grundstücke näher eingegangen. Wir haben erfahren, dass die Grundstückspreise in den letzten Jahren stark angestiegen sind, für unsere

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Verhältnisse jedoch immer noch sehr preiswert zu erwerben sind. Zum Beispiel ein Grundstück direkt am Meer, in gehobener Umgebung (In Richtung Rocca al Mare) kostet gerademal 150 €/qm. Dieses Gespräch war für uns sehr hilfreich, denn unsere Fragen wurden direkt und praxisbezogen beantwortet. In unserer Mittagspause, die gerademal eine Stunde dauerte, sind wir bei Mc Donalds eingekehrt, um eine schnelle Mahlzeit zu uns zu nehmen. Dann machten wir uns gleich auf den Weg in die “Mustamäe Tee”, wo die Fir-ma “Clyde & Bergemann” ihren Sitz hat. Dort hatten wir einen Termin mit Tomas Ondraczek, einem jungen, deutschen Ingenieur, der gerade sein Studium abgeschlossen hatte. Seine Aufgabe be-steht darin, die Produktionsstätte des deutschen Unternehmens umzustruktu-rieren, um damit die Produktionskosten deutlich zu senken. Er erzählte uns ei-niges über die Geschichte des deutschen Unternehmens und warum es eine Tochterfirma in Estland gibt. Hauptsächlich auf Grund niedriger Lohnkosten entschloss sich Clyde & Bergemann vor 14 Jahren dazu, eine Produktionsstät-te in Tallinn zu errichten. Heute ist jedoch das Problem zu erkennen, dass die Lohnkosten immer höher werden und es sehr schwierig ist, qualifiziertes Per-sonal zu finden. Dies führt Herr Ondraczek hauptsächlich auf das Ausbil-dungssystem für handwerkliche Berufe zurück, denn in einer dreijährigen, the-oretischen Ausbildung erlernen sie kaum die benötigten technische Fähigkei-ten. Er führte uns durch die Produktionsstätte, die sehr schmutzig und unlo-gisch strukturiert ist. Wir verstanden recht schnell, welch wichtige Funktion er in diesem Unternehmen übernommen hat, denn wenn seine Umstrukturie-rungspläne nicht zur Kostensenkung führen, wird diese Produktion voraus-sichtlich in andere Länder verlegt. Nach ca. einer Stunde verabschiedeten wir uns von Herrn Ondraczek und dankten ihm, dass er uns einen Einblick in seine Arbeit gegeben hat. Voller interessanter Eindrücke machten wir uns auf den Nach-Hause-Weg, um eine Abendmahlzeit zuzubereiten. Am Abend luden wir unsere estnischen Freunde zu einer Runde Bowling im Zentrum Tallinns ein. Es war ein sehr unterhaltsamer und spassiger abend, denn wir hatten viel zu lachen und jede Menge “Strikes”.

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Donnerstag, 03.11.2005 Nach unserem langen Abend gestern standen wir heute erstmal etwas später auf. Nachdem wir gefrühstückt hatten, machten wir uns auf den Weg, um Sou-venirs für unsere Liebsten zu Hause zu besorgen. Hierzu gingen wir zu den Omis an der Stadtmauer, die uns selbstgestrickte Kleidungsstücke zu fairen Preisen anboten. Im Anschluss fuhren wir mit Bus und Bahn in Richtung Nor-den, um uns das Gebiet Kadriorg anzusehen. Hier kann man durch einen schön angelegten Park spazieren und den symetrisch angelegten Schwanen-teich besichtigen. Von dem früher 100 ha grossen Park ist heute nur noch ein kleiner Teil erhalten. Am Rande dieses Park steht der “Kadriorg Palace”, den Peter der Erste 1718 zu Ehren seiner Frau Cathrine erbauen liess. Dieses Schloss wird heute als Kunstmuseum genutzt.

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Freitag, 04.11.2005 Der heutige Tag stand eindeutig im Sinne der Heimreise. Wir alle wollten am liebsten heute schon ins Flugzeug sitzen um möglichst bald wieder bei den Liebsten zu Hause zu sein. Wir packten also unsere und Katrins Koffer, dass wir das hinter uns hatten. Anschließend machten wir uns noch mal auf den Weg in die Stadt, um unsere letzten Geldreserven auf den Kopf zu hauen. Die Mädels waren schon am Vortag in einem Sportgeschäft, das gerade Ausverkauf hatte. So fiel es uns nicht schwer, unser Geld unter die Leute zu bringen. Als wir wieder in unserem Appartement angekommen waren, wurde uns klar, dass wir noch einiges putzen mussten. Wir machten uns also daran, die Zim-mer komplett zu entstauben, nass aufzuwischen und die Mülleimer zu leeren. Abends hatten wir uns mit Mairi und Taivo verabredet, denn wir wollten, nach unserem lustigen Bowlingabend noch einen gemeinsamen Abend verbringen. Wir machten uns also hübsch um abends in einer Disco keinen schlechten Eindruck zu hinterlassen. Als Mairi und Taivo kamen machten wir uns erstmal auf den Weg zu Kristiine um uns etwas zu trinken zu besorgen. Taivo erklärte uns, dass es üblich sei, dass sich die Jugendlichen vor der Disco „schon einen antrinken“. Wir mixten also typisch estnische Drinks. Was bei diesen auf kei-nen Fall fehlen darf, ist der Wodka! Nachdem wir die Flaschen geleert hatten und eine weitere estnische Studentin (Siegrid) kennengelernt hatten, machten wir uns mit dem Bus auf den Weg in Richtung Stadt, um das Hollywood zu besuchen. Hier angekommen mussten wir uns erstmal eine ganze Weile in der Warte-schlange aufhalten. Es war echt der Hammer, wie viel an diesem Abend hier los war. Später stellte sich heraus, dass an diesem Abend die bekannte Hi-pHop-Gruppe (The Alcoholics) einen Auftritt hatten. Zu unserer Freude konnt Mairi über ihren Freund Flyer dieser Veranstaltung besorgen, sodass wir etwas günstiger (100 EEK) in den Club kamen. Der Abend war richtig klasse. Der Schuppen war gerammelt voll, die Mehrzahl des Publikums ebenso und die Musik war genau nach unserem Geschmack. Als die Alcoholics dann ihren Auftritt hatten, war kaum noch Platz auf der Tanzfläche, sodass wir uns setzten und einen Drink zu uns nahmen. Leider mussten wir auch heute wieder um 3:00 Uhr in der Früh zurück im Wohnheim sein. Wir wären sicher noch gerne länger geblieben, aber so teilten wir uns zu-sammen ein Taxi und fuhren (diesmal zu Einheimischentarif) zurück zum Wohnheim.

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Samstag, 05.11.2005 Heute ist Abreisetag. Trotz voller Freude unsere Liebsten in Deutschland wie-der in die Arme schließen zu können, verlassen wir Estland auch mit einem weinenden Auge. Diese drei Wochen waren für uns sehr beeindruckend. Die vielen Erlebnisse und Erfahrungen, die wir sammeln durften, bedeuteten für uns eine einmalige Chance, die man im Leben nicht so schnell wieder bekommt. Wir packten morgens unsere restlichen Sachen zusammen und nach einem letzten Check, ob auch wirklich niemand etwas vergessen hatte, verabschiede-ten wir uns von Kathrin, der Leiterin des Wohnheims und machten uns mit dem Taxi auf den Weg zum Flughafen. Dort angekommen, konnten wir bereits drei Stunden vor dem Flug mit unserem Gepäck einchecken und mussten trotz „heavy weight“ glücklicherweise nicht nachzahlen. Da wir nun noch genug Zeit hatten bis zum Abflug, gingen wir noch in das Ein-kaufszentrum Ülemiste, um unsere letzten Kronen los zu werden und noch et-was zu Mittag zu essen. Diesmal wussten wir ja, dass wir auf unserem Flug nichts zu Essen erwarten konnten. Unser Flieger startete pünktlich und brachte uns heil wieder nach Deutschland, wo wir nach zwei chaotischen Zugfahrten mit der Deutschen Bahn schließlich am Abend, um 21:30, Uhr in Offenburg angekommen sind.