Lern- und Lebensalter

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Lern- und Lebensalter Kleine Frage Glaubst du Du bist noch zu klein um große Fragen zu stellen? Dann kriegen die Großen dich klein noch bevor du groß genug bist. Erich Fried

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Lern- und Lebensalter Kleine Frage Glaubst duDu bist nochzu kleinum große Fragen zu stellen? Dann kriegendie Großendich kleinnoch bevordu groß genug bist. Erich Fried

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Frage der Lernvoraussetzung und Altersspezifik historischen Lernens

• Kinder durchlaufen eine geistigen Entwicklungsprozess, dessen Geschwindigkeit und Qualität durch äußere Einflüsse nachdrücklich beeinflusst werden kann.

• Schüler dort abholen, wo sie stehen, aber zugleich ein zusätzliches und weiterführendes Anregungs-, Forderungs- und damit Förderungspotenzial entwickeln

• Aufgabe der Pädagogik und Didaktik, den sachstrukturell jeweils optimalen Aufbau der Lernsequenzen zu Stande zu bringen

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Interpretationsmodell

ältere Entwicklungspsychologie

• hohe Bedeutung des Lebensalters• alters- und geschlechtstypischer

Verlauf mit geringer Varianz• Schul- und Lernskepsis • Entwicklung als Ergebnis von

Reifungseffekten ähnlich wie Zahnwechsel und Geschlechtsreife (endogen)

• Sozialisation nur Randbedingung bzw. Anregungschance

neuere Erziehungssoziologie• hohe Bedeutung des Lernalters• schichtenspezifischer Verlauf

mit beliebiger Varianz• Schul- und Lernenthusiasmus,

pädagogischer Optimismus• Entwicklung als

Sozialisationseffekte aufgrund von Lernprozessen (exogen)

• Reifung nur als Mindestvoraussetzung bzw. untere Grenze

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Folgerungen

ältere Entwicklungspsychologie

• alters- und bedürfnisgerechte Angebote

• Fiktion, Erzählung, Emotion, Anschauung

• affine statt diffuger Stoffe• Vermeidung von Verfrühung

und Überforderung

neuere Erziehungssoziologie• lerngünstige und

sozialisationsfördernde Angebote

• Gegenwartsbezug, Quellen, Rationalität, Begriffsbildung

• Abstraktionsübungen statt Anschaulichkeitsfixierung

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Jean Piaget

Modell• Entwicklung von Kindern =

Stufenfolge verschiedener geistiger Operationen

• Gleichgewicht zwischen Denkwahrnehmungen und Umwelteinflüssen

• stark von reformpädagogischen Ansätzen geprägt

• Eigentätigkeit des Kindes• Schule als Arbeitsschule• Einfluss des Lehrers: kann

Entwicklungen anregen, aber nicht produzieren

Stufen• 0-1 Neugeborene / Säugling• 2-7 präoperationale Phase• 7-11 konkret-operationale

Phase• ab 11 formal-operationale

Phase

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Entwicklung des Zeitverständnisses

• Geschichte = Geschehen im Ablauf von Zeit• Historisches Denken = an Zahlenangaben gebundenes

Zeitwissen• Zeit ist eine für Kinder abstrakte Größe, lässt sich nicht

anfassen, riechen, schmecken …• Piaget: Reflexion über Zeit erst für das 11. und 12.

Lebensjahr nachgewiesen (Zeiträume in ihrer Dauer und Tiefe / relativierende Größe der Geschwindigkeit)

• ‹7 kindliches Zeiterleben ist der konkreten Anschauung verbunden (Denkfehler: ich bin älter, weil ich größer bin)

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Alter Zeitvorstellungen

bis 1,5 Jahre Kind lebt anfangs zeitlos

1,5-7 Jahre Kind lässt warten zu, lernt Zeitbegrenzungen „gleich, später, bald“

7-11 Jahre Kind löst sich aus egozentrischer Weltbetrachtung

kann Ereignisse gliedern

sein größeres Zahlenverständnis ist hilfreich

11 bis 15 Jahre Kind kann größere Zeitabschnitte betrachten

in dieser Phase setzt der planvolle Geschichtsunterricht ein,

großes Interesse an Personen, Fakten, Rekorden

Interesse für früher und heute

ab 16 Jahre Veränderte Qualität von Zeiterleben (Geburt, Krankheit und Tod etc.)

Jugendliche erleben erstmals die eigene Geschichtlichkeit und können

daraus ein Geschichtsverständnis entwickeln

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Unterrichtspraktische Anregungen

berücksichtigen:• dass sich räumliches Verständnis deutlich früher ausbildet als

zeitliches Verständnis • verschiedene Anschauungshilfen, um sich Zeit „bildlich“ vorstellen

zu können (Vergleich mit den Jahresringen eines Baumes) • Auch Zeitleiste setzt das Abstraktum Zeit räumlich um und soll zur

Ausbildung historisch-chronologischen Orientierungswissen beitragen.

• die Lebens- und Erfahrungswelt (im Vergleich mit den Großeltern) • eine Früher-Heute-Bearbeitung der Lebensumwelt der Schüler

(Bildmontage, Schule von heute, Klasse aus der Zeit als die Großeltern zur Schule gingen

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Früher-Heute-Bearbeitung

LB: Geschichte plus, Klasse 6 (Ausgabe Mecklenburg-Vorpommern), S. 9.

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Zeitverständnis im Sach- und Anfangsunterricht

Einführung in zyklische Zeitabläufe• Tages-, Wochen-, Monats- und

Jahresverlauf

lineares Zeitverständnis• Geschichte: historische

lineare Zeit ist nicht wiederholbar

• wichtiger Beitrag zur Förderung von Zeitbewusstsein

• parallel zur Beschäftigung mit zyklischen Zeitabläufen Beginn ab der 1. Klasse

LB: Das waren Zeiten, Bd. 1 (Ausgabe Thüringen), S. 30.

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Grundschule Sachunterricht, Nr. 43, 3 (2009)

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LB: Das waren Zeiten, Bd. 1 (Ausgabe Thüringen), S. 14

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Zeitleisten

• Kinder entwerfen selbst Zeitleisten

• Zeitleisten miteinander vergleichen

• Nachdenken über Kriterien für die Erstellung von Zeitleisten

• erste einfache Zeitleisten ohne Zahlenabschnitte und feste Maßeinheiten (individueller Ablauf eines Tages)

• eigene Biografie• Familiengeschichte• Klassenleben• Zeitleisten und –rollen zu

historischen Unterrichtsthemen

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Zeitrollengeeignetes Medium, um größere Zeiträume sinnlich erfahrbar zu machenkein Arbeitsmittel, das einen Überblick über Zeiträume und Entwicklungen bietet rote Bänder für 100 Jahre, blaue für 1000 JahreKugeln und Kärtchen markieren Ereignisseum in die entsprechende Zeit zu gelangen, müssen die Bänder abgerollt werden

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LB: Das waren Zeiten, Bd. 1 (Ausgabe Thüringen), S. 28f.

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Relationen von Zeiträumen

Zeichne eine Zeitleiste von genau 1 m Länge und trage in die Leiste die verschiedenen Zeiträume ein:

• Altsteinzeit 9994 mm• Mittelsteinzeit 2,5 mm• Jungsteinzeit bis Gegenwart 3,5 mm

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Didaktische Umsetzung im MuseumGeschichte des Ruhrgebiets (Ruhr-Museum. Zeche Zollverein)

„Gegenwartsbefunde werden ergänzt durch symbolische Objekte, in denen sich die individuellen Erinnerungen der Bevölkerung an ein kollektives Gedächtnis von zentralen Erfahrungen und wichtigen Ereignissen im Ruhrgebiet knüpfen: die Arbeit unter Tage und am Hochofen, Hausarbeit und Leben in der Kolonie, Kindheit im Krieg, aber auch Kulturerlebnisse im sich wandelnden Ruhrgebiet am Ende des Industriezeitalters. Und diese Zeitzeichen – Wimpernschläge der vergehenden Gegenwart – werden konfrontiert mit Objekten der Erdgeschichte, mit geologischen Zeitzeugen, die von den Ewigkeiten der Erdzeitalter erzählen, in denen das Ruhrgebiet mit seiner heutigen Gestalt und seinen Rohstoffen entstanden ist.“Ulrich Borsdorf, Heinrich Theodor Grütter (hg.), Ruhr Museum. Natur. Kultur. Geschichte, Essen 2009, S. 64.

Baumscheibe / Jahresringe,zeitliche Einordnung der Industrialisierung

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Themen frühen historischen Lernens

• obwohl von Rahmenplänen nicht gefordert, dominieren Themen der Vor- und Frühgeschichte und des Mittelalters gegenüber zeitgeschichtlichen Themen

• Engführung sollte korrigiert werden• Thema Nationalsozialismus und Holocaust in

der Grundschule bereits ernst nehmen• in Deutschland ist historische Orientierung

ohne Wissen um die NS-Zeit undenkbar

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Geschichtskultur - lebensweltliche Erfahrungen • aufgegriffen in

Fernsehsendungen „neuneinhalb“, „Die Sendung mit der Maus“,

• in der Kinder- und Jugendliteratur

• Internetsuchmaschinen für Kinder beinhalten Artikel über Adolf Hitler und Anne Frank.

Google: • 34.300.000 Treffer „Anne Frank“• 33.600.000 Treffer „Adolf Hitler“

SPD-Wahlwerbung zum Europäischen Parlament, 2006

Mode in Thailand 2012

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Youtube: Türkische Reklame für ein Shampoo

http://www.youtube.com/watch?NR=1&v=LLzxuiQtzqE&feature=fvwp, download 18.5.2012.

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http://www.helles-koepfchen.de/?suche=anne+frank&abschicken=&abschicken=1, 20.5.2012.

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http://www.helles-koepfchen.de/?suche=adolf+hitler&Seite=10, download 20.5.2012.

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Argumente für frühes historisches Lernen

• Bildung und Erziehung von politischen Urteilen, Verhaltensmustern setzt im frühen Kindesalter ein

• veränderte Kindheit, erweitertes bereichsspezifisches Wissen

• frühe Lernerfahrungen mit neuen Medien (Computer, Fernsehen)

• Mobilität durch Reisen, Migration

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NS-Zeit als Thema des Sachunterrichtsmethodische Überlegungen

• Bezüge zur kindlichen Lebenswelt, konkrete Fragen und Unterrichtssituationen, nicht vordergründig aufklärerisches Interesse und moralisierendes Anliegen von Erwachsenen sind ausschlaggebend

• Schicksal einzelner Personen• positive Orientierung auf die Überlebenden, Retter

und Helfer oder in Bezug auf die Erinnerung an die Opfer des Holocaust

• nicht die genauen Mechanismen des Gewaltapparates in den Mittelpunkt stellen

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Stufung der Lernprogression nach ausgewählten Funktionsbereichen

• Leistungsmotivation• begriffliches Denken• Gedächtnis• Wertbewusstsein und moralisches Urteil

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LeistungsmotivationAlter Merkmale

Vorschulalter Kinder ruhen in sich selbst,suchen nur selten Vergleich mit anderen

Grundschulalter ausgeprägt sozial-normativ

reife Kindheit, Pubertät

Integration von individuellen und normativen Qualitätsmaßstäben

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Begriffliches Denken

Alter Merkmale Beispiel

Vor- und Grundschulalter

aktionales Kirche = Gottesdienst

bis 10 Jahre ikonisches Kirche wird auf ihre Architektur bezogen

ab 11 Jahren symbolisch Kirche als Inbegriff einer spirituellen Lebensform, Institution abendländischer Geschichte, Gegenpol zur weltlichen Herrschaft

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Gedächtnis

episodisches• Erinnerungen haben

Ordnung, die stärker den Entstehungsbedingungen als innerer Logik entspricht

• behalten verblüffend viele unverbundene Einzelheiten

• starke Eindrücke prägen Erinnerungen

semantisches• mit zunehmendem Alter wird

Sinngedächtnis wichtig• Organisationsprinzip der

Bedeutung• Kodierungen,

anschauungsentleerte Kürzel, die voluminöse Stoffmassen kondensieren

• mit dem Lernmaterialien erhalten SuS Gesichtspunkte für eine sinnvolle Ordnung , Sachlogik (Tafelbilder, Begriffe)

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Moralisches Urteil (Lawrence Kohlberg)Niveau Merkmal

prämoralisch / vorkonventionell

hedonistische Orientierung an externen Handlungskonsequenzen

Moral der konventionellen Rollenkonformität

verbindlich ist, was in den gesellschaftlichen Lebensordnungen anerkannt ist

Moral der selbstakzeptierten moralischen Prinzipien / postkonventionell

Anerkennung frei vereinbarter Regelungen oder universeller EinsichtenBegründung mittels des Maßstabes sozialen Konsenses

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Literatur

• Holger Viereck, Haben Sie eigentlich den Kaiser gekannt? Die Entwicklung von Zeitvorstellungen im GU, in: Geschichte lernen (62) 1998, S. 33-37.

• Kerstin Michalik, Historische Zeit sichtbar machen, in: Sachunterricht 43 (2009), S. 38-40.• Joachim Rohlfes, Geschichte und ihre Didaktik, 3. Aufl. Göttingen 2005, S. 160-171.• Michael Sauer, Geschichte unterrichten , 3. Aufl., Seelze-Velber 2004, S. 22-31.• Bodo von Borries, Genese und Entwicklung von Geschichtsbewusstsein. Lern- und

Lebensalter als Forschungsproblem der Geschichtsdidaktik, in: Zeitschrift für Geschichtsdidaktik (2002), S. 44-57.

• Bodo von Borries, Alters- und Schulstufendifferenzierung („Lernprogression“), in: Ulkrich Mayer (Hg.), Handbuch Methoden im geschichtsunterricht, Schwalbach 2004, S. 113-134.

• von Reeken, Dietmar, Historisches Lernen im Sachunterricht. Didaktische Grundlegungen und unterrichtspraktische Hinweise, Seelze-Velber 1999.

• Klaus Bermann, Rita Rohrbach (Hg.), Kinder entdecken Geschichte. Theorie und Praxis historischen Lernens in der Grundschule und im frühen Geschichtsunterricht, 2. Aufl., Schwalbach / Ts. 2005.