Leseprobe - Methodenhandbuch

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Für Lehre, Forschung und Praxis in Architektur und Städtebau.

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Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften Departement Architektur, Gestaltung und Bauingenieurwesen

Institut Urban Landscape

Andri Gerber Stefan Kurath Holger Schurk Roland Züger

Methoden - handbuch

für Lehre, Forschung und Praxis

in Architektur und Städtebau

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5Vorwort

Max Bosshard

6Weshalb ein Methodenhandbuch?

Andri Gerber

25Entwerfen und Forschen:

Über die Bedeutung der MethodikHolger Schurk

41Städtebauliche Praxis –

Konzeptioneller StädtebauStefan Kurath

168Abbildungsverzeichnis

172Biografie Autoren

174Dank

175Impressum

57Szenarien

Roland Züger

69TestplanungStefan Kurath

83Städtebauliches Leitbild

Peter Jenni, Roland Züger

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FotografieHolger Schurk

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ModellAndri Gerber

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KartografieAndri Gerber

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SchnittperspektiveStefan Kurath

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DiagrammHolger Schurk

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MorphologieAndri Gerber

InHALTSVERZEIcHnIS

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Methoden beschreiben systematisierte Verfahren zur Errei-chung eines Ziels. Sie sind Grundvoraussetzung, um Studieren-den erklären zu können, wie eine Aufgabe zielgerichtet ange-gangen werden kann und sich relevante Ergebnisse erreichen lassen. In Architektur und Städtebau sind Methoden zudem Grundbestandteil ihrer entwerferischen Praxis: Sie weisen den Weg zur Beantwortung von Fragen und zur Lösung von Proble-men, sie generieren Ideen und führen Entscheidungen herbei und sie machen neue Erkenntnisse und Resultate nachvollziebar. Mit dem Forschungsauftrag der Hochschulen für Angewandte Wissenschaften hat die Auseinandersetzung mit der For-schungsmethodik in Architektur und Städtebau am Institut Urban Landscape (IUL) insbesondere in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Zusammenfassend hat sich das IUL in Forschung und Lehre zum Ziel gesetzt, Methoden und Instru-mente zur Beschreibung und Beurteilung der Eigenschaften ur-baner Landschaften und ihrer Entstehungsbedingungen sowie Methoden und Instrumente zur Beurteilung und Steuerung von Transformationsprozessen in der städtebaulichen Praxis zu prü-fen, weiterzuentwickeln und zu vermitteln. Das vorliegende Handbuch stellt eine erste Auslegeordnung der Verfahren dar, die am Institut im Rahmen der Lehr- und Forschungstätigkeit in den letzten Jahren Anwendung gefunden haben.

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VorwortMax Bosshard

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Das vorliegende Methodenhandbuch versteht sich als Beitrag zur Standortbestimmung des Institut Urban Landscape (IUL) sowie als Grundlage für den Master-Studiengang Architektur. Es will den Studierenden im Kontext der gegenwärtigen Stadtland-schaften ein Verständnis für ihr eigenes Tun – das Entwerfen – vermitteln und stellt Instrumente bereit, derer sie sich auf ihrem Weg bedienen können.

Dieser Weg ist kein einfacher, setzt er doch eine Reihe von Grenzziehungen voraus, die Objekt des vorliegenden Aufsatzes sind. Wie das Aldo Rossi im Einführungszitat bemerkt, führt eine Auseinandersetzung mit der architektonischen Praxis – den Me-thoden des Entwerfens – im Sinne einer Theorie der Architektur als entwerferische Tätigkeit in Abgrenzung zu anderen am Bau beteiligten Disziplinen zu einem Ausloten des Selbstverständnis-ses der Architektur. Die eine Grenze ist also eine innere, sie sucht nach der Definition der Architektur. Die andere ist jene zwischen Architektur und Städtebau und den daran beteiligten Disziplinen.

Im ersten Teil dieses Handbuchs wird eine Einführung in Theo-rie und Praxis des Entwerfens im Kontext der zeitgenössischen Stadtlandschaften präsentiert. Der vorliegende Text versucht den Rahmen für eine solche Diskussion zu eröffnen, indem er eine Reihe von Grenzziehungen vorstellt, die das Problem aus Sicht der Disziplin einschränken sollen. Danach setzt sich Holger Schurk mit dem Wesen des architektonischen Entwer-

Weshalb ein Methoden-

handbuch?Andri Gerber

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fens auseinander, und schliesslich steckt Stefan Kurath das Feld eines städtebaulichen Entwerfens im Kontext zeitgenössischer Stadtlandschaften ab.

Im zweiten Teil des Handbuchs werden einzelne, ausgewähl-te Methoden besprochen, vor einem historischen Hintergrund, der aufzeigt, wann und wie diese Methoden bereits verwendet worden sind. Drei Fragen sind dabei leitend: Welches sind die Vo-raussetzungen einer bestimmten Methode beziehungsweise was spricht dafür, in einem Fall gerade diese und keine andere anzu-wenden? Wie wirkt eine Methode und wie wende ich sie an? Und welche konkreten Folgen kann diese Methode in einem Pro-jekt haben, was kommt dabei heraus? Es sei hier betont, dass be-stimmte Methoden selten alleine verwendet werden. Meist sind sie Teil einer Abfolge von Entwurfsschritten und werden durch weitere Methoden, die hier nicht besprochen werden, ergänzt.

Das Handbuch will damit zwei Ebenen der Lektüre er­möglichen: einerseits die gezielte Befragung einzelner Me­thoden im konkreten Anwendungsbereich und andererseits jene der Methodologie im Sinne eines allgemeineren Ver­ständnisses der Methoden im grösseren Kontext des Entwer­fens. Die Auswahl der Methoden erfolgte aufgrund der Bewäh-rung im Rahmen der städtebaulichen Praxis der Dozierenden sowie der didaktischen Eignung für die Lehre am IUL. Das Hand-buch dient insofern als anregender und hilfreicher Begleiter und kann immer wieder zu Rate gezogen werden.

GrenzziehungenEine Einführung über Methoden des Entwerfens setzt zunächst eine Auseinandersetzung mit zwei Grenzziehungen der Archi-tektur voraus: erstens jene innerhalb der Architektur selber und zweitens jene im Rahmen der Teilnahme an der Umgestaltung der Stadt.

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WESHALB EIn METHODEnHAnDBUcH?

Beginnen wir mit der ersten. Es fällt dem Architekten nicht immer leicht, die eigene Arbeit und die eigene Position ange-sichts sich stetig verändernder gesellschaftlicher und politischer Rahmenbedingungen sowie technischer Entwicklungen, von denen er weitgehend abhängig ist, zu rechtfertigen. Der Archi­tekt gibt einer bestimmten Kultur und Gesellschaft einen räumlichen Ausdruck. Da Kultur und Gesellschaft sich aber in einem stetigen Veränderungsprozess befinden, wirkt das wiede-rum zurück auf die Architektur.

Schaut man sich die Definition des römischen Architekten Vitruv in seinen Zehn Bücher[n] über die Baukunst an, so ist man erstaunt über deren Aktualität. Der Architekt musste immer wieder um seine Rolle in der Gesellschaft kämpfen. Damit ver-bunden war ein stetes Aushandeln von Fremd- und Selbstver-ständnis. Erschwerend kam hinzu, dass die Architektur dabei weniger bei sich selbst, als vielmehr nach aussen, auf dem Umweg über andere Disziplinen, nach einer Definition des eige-nen Wesens gesucht hat. Dies lässt sich nicht zuletzt daran mes-sen, wie oft Metaphern verwendet werden, um die Architektur zu beschreiben. Mechanische, organische, musikalische oder sprachliche Metaphern finden sich in der gesamten Geschichte der Architektur in grosser Anzahl und zeigen, wie der Architek-tur selbst eine eigene Sprache fehlt. Um die Architektur zu er-klären, ist man gezwungen, Anleihen von ausserhalb der Diszip-lin zu machen, über Metaphern oder Analogien. Damit verbun-den ist auch die notwendigkeit der Architektur, über ebendiese metaphorischen Anleihen ihren Status als Kunst oder als Wis-senschaft zu rechtfertigen, wie dies zum Beispiel in der Renais-sance der Fall gewesen ist. Leon Battista Alberti (1404–1472) baute sein Architekturtraktat nach den Regeln der Rhetorik auf, um zu beweisen, dass auch die Architektur, wie die Rhetorik, zu den artes liberales – dem damaligen Wissenschaftskanon – ge-

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Entwerfen und Forschen:

Über die Bedeutung der Methodik

Holger Schurk

nimmt man den Titel wörtlich, dann sind die beiden Begriffe Ent-werfen und Forschen zunächst einmal als getrennte Tätigkeiten zu verstehen. Das bedeutet auch, dass vorerst unklar bleibt, ob die Methodik, über die im Folgenden nachgedacht werden soll, zum Entwerfen, zum Forschen oder sowohl zum einen wie auch zum anderen gehört.

Als entwerfende Architekten sind uns derartige Trennun-gen grundsätzlich eher fremd, genauso wie auch die notwendig-keit derartiger Klärungsversuche, denn in unserer täglichen Ar-beit haben wir es vorwiegend mit Mischungen, Überlappungen oder Hybriden zu tun. Wenn wir entwerfen, dann blicken wir in aller Regel auf ein heterogenes und widersprüchliches Feld aus Fragen, Antworten, Gedanken, Akteuren, Orten und Ma­terialien. Dass die Dinge klar und sortiert vor uns liegen könnten und uns einen vollständigen Überblick erlauben würden, erleben wir selten, und wenn es dann ab und zu doch einmal vorkommt, dann erscheint uns das immer ein wenig suspekt. Dabei ist es nicht so, dass uns der Überblick nicht interessieren würde und dass wir den Gegenstand unserer Arbeit oder auch unser eige-nes Tun nicht verstehen wollten. nur haben wir zu oft erfahren müssen, dass wir durch vermeintliche Klarheiten getäuscht und früher oder später aufs Glatteis geführt werden. Unsere Ent-

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wurfsleistung ist vor allem anderen eine Form der Produktion, und diese fordert ein physisches Resultat, auch wenn viele der Fragen, die wir dabei aufwerfen, bis zum Schluss offen bleiben. So haben wir also gelernt, uns mit dem «Durcheinander» zu ar-rangieren, und meistens gefällt uns das auch gar nicht so schlecht, denn die fehlende Klarheit verleiht unserer Arbeit die Aura des Rätselhaften und, bei besonders gelungenem Resultat, auch die des Genialen.

Mit dem Anspruch einer Methodenbetrachtung müssen wir unser Tun nun aber mit anderen Augen sehen. Wir brauchen einen uneitlen und unbestechlichen analytischen Blick auf das entwerferische Arbeiten. Er muss unser Tun von innen – aus der Sicht des involvierten Akteurs – und von aussen – aus der Sicht des distanzierten Kritikers – beobachten. Er muss auf Einzelhei-ten fokussieren und die Gesamtheit im Auge behalten, und schliesslich muss das, was dabei zusammengetragen wird, in Denkmodelle münden, die der Vielschichtigkeit des Entwerfens gerecht werden können, ohne diese zu banalisieren. Es wird sich zeigen, dass die verbreitete Furcht vor einer Entzauberung des Entwerfens unbegründet ist, denn gerade in der Architektur ist Methodik ein Spiel zwischen bewusstem und unbewusstem Handeln – bleibt also immer relativ. Die vollständige Klärung der Abläufe beim Entwerfen kann daher gar nicht das Ziel sein, eher schon das Erhellen jener Bereiche, denen tatsächlich eine ratio-nale und systematische Ordnung zugrunde liegt und, infolgedes-sen, ein selbstbewusster Umgang mit Lücken. Auch wird sich zeigen, dass wir nur profitieren können, als Entwerfer, wenn wir genauer wissen, was wir gerade tun, was wir als nächstes tun könn-ten oder wann der Moment kommt, um unser Tun zu überdenken, und als Forscher, wenn uns ein ergiebiges Feld erschlossen wird, um an neues Wissen zu gelangen. Vielleicht lassen sich beide Rol-len ja sogar vereinen.

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ÜBER DIE BEDEUTUnG DER METHODIK

Damit wir so weit kommen, müssen wir zunächst allerdings einen etwas umständlichen Weg beschreiten und eine ganze Reihe grundsätzlicher Begriffe und Zusammenhänge untersu-chen und klären. Am Anfang steht dabei die Zuordnung der Be-griffe Forschen und Entwerfen.

Entwerfen vs. ForschenForschen ist die Kerntätigkeit der Wissenschaft. Ihr Ziel ist die Gewinnung von Erkenntnissen, und dieses Ziel wird mithilfe ver-schiedener Methoden – Messung, Experiment oder Interpretati-on – verfolgt. Die Methodik der Arbeit ist dabei essenziell wich-tig. Sie muss innerhalb der Wissenschaft anerkannt sein und wird aus Gründen der nachprüfbarkeit immer und in allen Einzelhei-ten offengelegt. Erst durch diese Praxis kann «neues» von «altem» Wissen zweifelsfrei unterschieden werden, wodurch der eigentliche Zweck der Forschung, der Zugewinn von Wissen, erfassbar wird (Eco 2007).

Entwerfen hingegen ist die Kerntätigkeit einer Reihe von Disziplinen, die sich über eine bestimmte Art der Produktion definieren. Dazu gehören beispielsweise Produkt- und Grafik-design wie auch Architektur und Städtebau. Die Produktions-form ist mit der künstlerischen, handwerklichen und technischen Produktion verwandt, kann von dieser aber auch klar unterschie-den werden. Die reale Herstellung eines physischen Produkts stellt auch das primäre Ziel dieser sogenannten entwerfenden Disziplinen dar.

Soweit lassen sich die Begriffe Forschen und Entwerfen also trennen. Das eine führt zu Erkenntnissen und das andere zu Produkten. Aber, gewinnt man nicht auch beim Entwerfen Er-kenntnisse? Und was genau ist das Spezifische in der entwerfe-rischen Produktion? Die Antwort ist ambivalent, denn Entwer-fen ist vor allem ein Hybrid. Im Entwerfen finden sich zwar die

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Wie Stadt auszusehen hat, darüber scheint es klare Vorstellun-gen zu geben. Sie hat dicht und kompakt zu sein. Sie soll einen klaren Übergang hin zur Landschaft schaffen. Sie soll übersicht-lich sein und geordnet erscheinen. Von camillo Sitte bis Le cor-busier sind uns unzählige Projekte und Beschreibungen überlie-fert mit konkreten Vorstellungen darüber, wie eine Idealstadt zu sein hat. So ist gerade der heutige Planungs- und nachhaltig-keitsdiskurs wieder verstärkt von solchen ideengeschichtlich hergeleiteten Stadtbildern beispielsweise der kompakten, euro-päischen Stadt des 18. und 19. Jahrhunderts geprägt. Betrachten wir die heutigen Stadtlandschaften, offenbart sich eine Dis­krepanz zwischen den Vorstellungswelten der Architektinnen und Architekten und dem Zustand, wie sich die Raumwirklich­keit zeigt – und gemeinhin als «Zersiedelung» geschimpft wird. Diese Feststellung stellt die Wirksamkeit der Raum- und Stadt-planung grundlegend infrage.

Mit seiner Grundsatzfrage «What ever happened to urba-nism?» thematisierte Rem Koolhaas die in dieser Erkenntnis be-gründete Krise des Städtebaus (Koolhaas/Mau 1995, 958). Dabei kritisiert Koolhaas vorrangig die im Städtebau vorherrschende Zwillingsfantasie Ordnung durch Planung sowie Omnipotenz der Architektur (ebd., 969). Insbesondere der Glaube an eine Omni-

Städtebauliche Praxis –

Konzeptioneller Städtebau

Stefan Kurath

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potenz der Architektur und damit auch durch Architektur zeugt heute noch davon, wie wir Architektinnen und Architekten uns in der Herleitung unserer ideengeschichtlich geprägten Stadtidea-le zusehends von den realen Rahmenbedingungen der Raument-wicklung gelöst haben. Wir haben uns eine eigene (Aussen-)Welt erschaffen, in der wir davon ausgehen, als alleinige Herrscher über Stadt und Raum bestimmen zu können (vgl. Latour 2000, 10). Die in dieser Welt vorherrschende Einschätzung, dass allei-ne über eine gesetzlich verankerte, technokratisch aufgestellte und mit «schönen» Einzelbauten versetzte Raum- oder Stadtpla-nung Ordnung in die Stadt einkehrt – also die Stadt Folge von Planung ist –, erweist sich jedoch empirisch belegbar als falsch. Die heutige Raumwirklichkeit zeigt vielmehr auf, dass die Gesell-schaft den städtebaulichen Vorgaben von uns Architekten und Architektinnen offenbar nicht bedingungslos Folge leistet (vgl. Eisinger 2004; Kurath 2011). Da wir Architekten und Architektin-nen wie auch die übrigen Planenden bisher aber davon ausge-gangen sind, dass städtebauliche und raumplanerische Ziele (wenn sie erst einmal in Zonenplänen, Masterplänen oder ande-ren Planwerken abgedruckt sind) ohne grösseren Widerstand ihre Umsetzung finden, delegieren wir diese an Verwaltungen und Gesetzestexte. Da wir dadurch nicht aktiv am Umsetzungs-prozess beteiligt sind, erkennen wir zu spät, dass sich auch «un-heilige» Allianzen zwischen Investoren, Grundbesitzern, Politi-kern, Verwaltungen etc. bilden können, die über das Aushandeln von «Sonderregelungen» planerische und gestalterische Vor-gaben zu umgehen und damit zu unterspülen wissen. Vor verän-derte Tatsachen gestellt, ist ein «Reagieren im nachhinein» kaum mehr möglich (vgl. Kurath 2011, 455ff.). Es sind folglich diese nicht intendierten Folgen, die das heutige Bild der Stadtlandschaften prägen.

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Dem eigenen Tun Realismus hinzufügenSoll die Krise überwunden werden, müssen wir uns unvoreinge-nommen und vertieft mit dem eigenen Tun und den daraus resul-tierenden Wirkungen auseinandersetzen. Dies sollte auf der Ebene des Gegenstandes der Bearbeitung, der Entwurfsarbeit und des beruflichen Selbstverständnisses stattfinden (vgl. Pfei-fer 2004). Eine vorurteilsfreie Auseinandersetzung mit dem Phänomen der Stadtlandschaft verschafft ein Bewusstsein darü-ber, wie «Stadt» entsteht, wie gesellschaftliche Dynamiken die Umsetzung planerischer Bestrebungen mitbestimmen und wie Planung wirkt – oder eben nicht wirkt. Wer sich Wirkungszusam-menhängen bewusst wird, kann seine städtebaulichen Konzepti-onen darauf ausrichten und Strategien entwickeln, die die unter-schiedlichsten, auch nichtintendierten Entwicklungsdynamiken produktiv einsetzen – ohne sie im nachhinein als kontraproduk-tiv beschimpfen zu müssen. Dies beeinflusst wiederum das be-rufliche Selbstverständnis. Nur wer sich mit den Wirkungskräf­ten, Abhängigkeiten und der eigenen Rolle als Architekt oder Architektin befasst, kann wirksamen Städtebau betreiben, vermag Allianzen mit anderen Akteuren einzugehen, um damit die Realisierungschancen der eigenen, städtebaulichen Ziele zu verbessern. Eine Auseinandersetzung mit den Grenzen und Möglichkeiten der städtebaulichen Praxis verhilft also dazu, selbstbewusst und ohne das Aufgeben disziplinärer Ziele mit ge-sellschaftlichen Unwägbarkeiten umgehen zu lernen.

Am Institut Urban Landscape (IUL) der Zürcher Hochschu-le für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) hat sich seit dessen Gründung, basierend auf den zuvor beschriebenen Auseinander-setzungen, das Verständnis eines konzeptionellen Städtebaus etabliert. Zwei grundlegende Lektüren unserer Stadtlandschaf-ten haben dabei unsere Lehre, Forschung und Praxis geprägt. Zum einen verstehen wir die Stadt als Resultat gesellschaftlicher

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STÄDTEBAULIcHE PRAxIS – KOnZEPTIOnELLER STÄDTEBAU

Aushandlungsprozesse (vgl. Amin/Thrift 2002; Graham/Marvin 2001; Latour/Yaneva 2008). An diesen nehmen unzählige Ak-teure mit teilweise kontroversen Interessen teil. In diesem Ver-ständnis bestimmen die Eigendynamiken der Aushandlungspro-zesse die Figurationen des Raums. Der Stadtraum ist dadurch in stetiger Veränderung begriffen, Entwicklungsrichtungen sind kaum vorhersehbar. Der Städtebau steht demnach in Wechsel-wirkung zu gesellschaftlichen Veränderungen, ist damit immer auch Gesellschaft und umgekehrt (Eisinger 2004, 280). Dieses prozessuale Raumverständnis wird ergänzt durch die Erkenntnis, dass geo- und siedlungsmorphologische Raumstrukturen gesell-schaftliche Veränderungen auch überdauern können. Solche Permanenzen prägen das Bild der Stadtlandschaften, da sie sich gegenüber gesellschaftlichen Transformationsprozessen als widerstandsfähig (resilient) erweisen (vgl. Rossi 2006, 28). Das Prozessuale wie auch das Permanente bestimmen damit den Rahmen einer städtebaulichen Praxis, der bei planerisch mo­tivierten Handlungen zu berücksichtigen ist.

Raumstruktur, Prozess und über die Handlungstheorie des Entwerfens

Darauf bezugnehmend bildet beim konzeptionellen Städtebau das bewusste Unterscheiden zwischen Raumstruktur und Pro-zess eine zentrale Rolle (vgl. Bormann et al. 2005). So bilden die Raumstrukturen wie Verkehrswege, Landschaftsräume, Gewäs-ser, Topografie, Siedlungsstrukturen etc. das resiliente, also wi-derstandsfähige Grundgerüst der städtebaulichen Konzeption. Durch ein Aufnehmen, Stärken und Weiterentwickeln der Raumstrukturen können entwerferisch nicht nur die Figuration, also die Struktur, Form und Gestalt der Region, zukunftsfähig mitbestimmt, sondern auch funktionalräumliche Zusammenhän-ge über das Entwerfen von Mobilitäts-, Siedlungs- und Kompen-

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Theorie

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Wie können Triebkräfte der Raumentwicklung erkannt und von ihnen abgeleitete planerische Zukünfte beschrieben werden? Wie kann ich nutzungen entwickeln, die ein Gebiet zukünftig prägen werden?

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SzenarienDa der Städtebau sich nicht mehr vor einem prognostizierbaren Entwicklungshorizont abspielt, müssen adäquate Arbeitsmetho-den gefunden werden. Die folgende Methode beschreibt die systematische Entwicklung von möglichen Zukünften, die die Form von Erzählungen und Geschichten annehmen. Da die Sze-narien in die Zukunft greifen, werden sie aufgrund verschiede-ner Annahmen konstruiert. Als Möglichkeiten der Zukunft schweben sie immer zwischen Fiktion und Realität. Postuliert man Szenarien, beschreiben sie kraft ihrer Behauptung eine Re-alität, die sich oftmals selbst erfüllt («self-fulfilling prophecy») resp. zerstört, zumindest immer stark beeinflusst.

Das Szenario ist keine Prognose, geht aber gleichwohl von gesellschaftlichen, politischen und ökonomischen Trends aus. Dies beinhaltet eine räumliche wie bildliche Vorstellung von zu-künftigen Lebenswelten und ihren Bewohnern (vgl. Schnittpers-pektive). Die Entwicklung mehrerer gleichberechtigter Geschich-ten befreit vom Drang, zwingend eine allgemeingültige Lösung für ein Problem zu finden. Bekanntlich ist bei komplexen Zusammen-hängen nicht einmal das Problem klar. nicht die Identifikation der wahrscheinlichsten Zukunft, sondern Erkenntnisse aus dem Ver-gleich mehrerer Möglichkeiten sind das Ziel. Das schärft den Blick für Zusammenhänge und die entscheidenden Einflussgrössen und bereitet dadurch den Weg in die Zukunft vor. Dieser Ver-gleich kann abschliessend beispielsweise in Form einer Überlage-rung der verschiedenen Szenarien dargestellt werden. In diesem Sinne wird der Ansatz oft als «Vergleichende Szenariomethode» (Salewski 2012, 300) verstanden. In einer Überlagerungszeich-nung lassen sich die relevanten Elemente, die in mehreren Szena-rien berücksichtigt worden sind, leicht erkennen.

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Wichtigste Voraussetzung für ein gelungenes Szenario ist seine Plausibilität sowie ein nachvollziehbarer Weg in die Zu-kunft, den es aufzeigt. Szenarien wirken suggestiv, entwickeln Überzeugungskraft, befördern Interesse und polarisieren, damit die Zukunft plastisch vorstellbar wird und richtungweisende Ent-scheidungen gefällt werden können.

Hintergrund Geschichte/TheorieUrsprünglich stammt die Methode der strategischen Planung aus den Wirtschaftswissenschaften und vom Militär und wurde seit den 1970er-Jahren für die Stadtplanung adaptiert (Salewski 2012). Die schillernde Vaterfigur ist der Zukunftsforscher Her-man Kahn, der in Stanley Kubricks Film Dr. Strangelove or: How I Learned to Stop Worrying and Love the Bomb (1964) verewigt wurde. Weitere Wegbereiter waren die Studie Die Grenzen des Wachstums, geleitet von Dennis und Donella Meadows, mit der der club of Rome 1972 erstmals in Erscheinung trat, sowie die Szenarien des Teams rund um Pierre Wack (1922–1997) für den Eintritt einer Ölkrise; dank derer die Firma Shell nach der Kata-strophe schneller als erwartet die neuausrichtung des Konzerns vorantreiben konnte.

Die Szenariomethode findet seit mehreren Jahren am Insti-tut Urban Landscape Anwendung und ist in unterschiedlichen Abläufen erprobt worden: als abgekürztes Verfahren mit vorge-gebenen Szenariogeschichten (z. B. im Projekt «Rijeka» MSST UP HS 2008 oder der Sommerschule Leibnitz 2009) sowie als ausführliches Verfahren (z. B. Projekt «Latente Landschaften» MSST UP HS 2009) mit durch die Studierenden entwickelten Geschichten. Dabei ist sie weiter verfeinert worden hin zu einem dreistufigen Modell: Szenariogeschichte, Szenarioprojekt sowie Szenariovergleich. Der Vergleich in Form einer Überlagerungs-zeichnung zum Schluss des Semesters (Projekt «Milchbuck»

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MSST UP FS 2011) ermöglichte erstmals, aus der Schnittmenge der Entwürfe Rückschlüsse für die Planung zu ziehen.

Literatur, WeiterführendesKoolhaas, Rem, und Bruce Mau: S, M, L, XL, new York: Monacelli

Press, 1995Meadows, Dennis L., et al.: Die Grenzen des Wachstums, Stuttgart:

Deutsche Verlags-Anstalt, 1972 (engl.: The Limits to Growth)Salewski, christian: Dutch New Worlds. Scenarios in Physical Plan-

ning and Design in the Netherlands, 1970–2000, Rotterdam: 010 Uitgeverij, 2012

Scholles, Frank: «Szenariotechnik», in: Dietrich Fürst et al. (Hrsg.): Handbuch für Theorien + Methoden der Raum- und Umweltpla-nung, Dortmund: Dorothea Rohn, 2001, 206–212

Schurk, Holger: Research Design 1 – Architektonisches Arbeiten zwischen Kunst, Technik und Wissenschaft, Winterthur: Studi-engang Architektur, ZHAW, 2008

Schurk, Holger: Research Design Methoden 1 – Erkenntnisse und Produkte in architektonischen Prozessen, Winterthur: Studi-engang Architektur, ZHAW, 2009

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«The Great Escape – Europe of contrasts» beschreibt das dritte von fünf Szenarien über die Zukunft unseres Kontinents. Das Projekt

namens «Prelude» wurde von der European Environment Agency der Europäischen Union in Auftrag gegeben. In anschaulichen Kurzfilmen wurden 2007 fünf Geschichten über mögliche Zukünfte der europäischen

Raumplanung als Zusammenfassung des technischen Reports gedreht. Ihre eingängige Form, ihre unterschiedlichen Genres und die überzeugen-

den, wenngleich manchmal überzogenen Geschichten machen sie zu Musterbeispielen für Szenarien. Filme: www.eea.europa.eu/multimedia/

interactive/prelude-scenarios/prelude

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O. M. A./Rem Koolhaas, Zuidstad: Wie entwickelt sich Holland als eine Stadt mit der Dichte von Manhattan oder Los Angeles, wenn man

ihre Bebauung räumlich konzentriert? Diese Frage verwandelt Rem Koolhaas in ein Gedankenspiel, das sein Büro O. M. A. in einer Serie

einfacher Grafiken durchspielt, die die Szenarien anschaulich und über zeugend vermitteln.

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Holger Schurk, Diagramm zur Visualisierung der Szenariomethode: Das Diagramm visualisiert das System der Szenariomethode

basierend auf einer Analyse von Triebkräften (Systemanalyse), dem Aufzeichnen mehrerer möglicher Entwicklungsrichtungen

(Entwicklungspfade) innerhalb eines Rahmens (Szenariotrichter) sowie den daraus resultierenden Szenarien (Zukunftsbilder). Innerhalb

des Trichters wird die tatsächliche Entwicklung vermutet.

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BEISPIELE IUL

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Szenariogeschichte: Quartier der Senioren und FamilienWährend in der Schweiz mit einer Stabilisierung der Geburtenrate

bei 1,5 Kindern pro Frau zu rechnen ist, wird die Lebens-

erwartung der Menschen zunehmen. Als Folge davon steigt der

Anteil älterer Menschen an der Gesamtbevölkerung. Das

Altern der Gesellschaft wird sich auf zahlreiche Lebensbereiche

auswirken: auf das Bildungs- und Gesundheitswesen ebenso

wie auf den Arbeitsmarkt, auf die soziale Sicherheit, das Wohnen

wie auf die Mobilität. Gemäss Bevölkerungsentwicklungs-

szenarien der Stadt Zürich werden künftig sowohl mehr ältere

Menschen als auch mehr Familien mit Kindern in Zürich leben.

Insbesondere das Milchbuck-Quartier mit seiner ruhigen Wohn-

atmosphäre in zentraler Lage bietet sich als Wohnstandort für

beide Gruppen an. Der vielerorts sanierungsbedürftige Gebäude-

bestand ist in Hinblick darauf für unterschiedliche Einkommens-

schichten zu adaptieren oder zu ergänzen. An Standorten mit

zentralen Funktionen und guter öffentlicher Erschliessung wird

die Nachfrage nach betreuten Alterswohnungen, Alters-

residenzen, Pflege in der Familie und weiteren neuen Wohn-

formen steigen. Der Anpassung der Wohnungstypologien, dem

Angebot an Infrastruktur im Wohnungsumfeld wie auch

der Berücksichtigung möglicher Potenziale und Konflikte in der

Nutzung privater und öffentlicher Räume ist städtebaulich

besondere Aufmerksamkeit zu schenken.

Die Geschichte speist sich aus unterschiedlichen Quellen: Trends und Herausforderungen in der Raumentwicklung – Hintergrund-

informationen zum Raumkonzept Schweiz, UVEc, 2010; Sozio- demografischer Wandel – Raumentwicklung und Demographie, Forum

Raumentwicklung 2/2007 ARE; Bevölkerungsprognose der Stadt Zürich, Ausgabe 2010; Kurz, Daniel, «Wohnen im Alter – Bauen für

das Alter», in: Axel Simon (Hrsg.), Wohnen in Zürich – Reflexionen und Beispiele 1998–2006, Sulgen: niggli, 2006.

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BEISPIELE IUL

Adrian Zwahlen, Urban Project FS11: Adrian Zwahlen übersetzt sein Szenario in eine Schnittperspektive als

erstes Bild der zukünftigen Lebenswelten. Das Szenariothema beschreibt eine Zukunft des Milchbuck- Quartiers, das für Senioren und

Familien an Attraktivität gewinnt. Auf diese Segmente angepasste Wohntypologien, die gute Anbindung an öffentliche Verkehrsinfrastruktur,

die bauliche Verdichtung entlang der Strassenränder und ein vielfältiges nutzungsangebot in den grünen Hofbereichen sind als erste

Massnahmen visualisiert.

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Adrian Zwahlen, Urban Project FS11: Eine bauliche Verdichtung entlang der Strassen stärkt die «Insel»-Ränder. Adrian Zwahlen überträgt

das aktuelle credo der Schweizer Raumplanung, die Forderung «Innerer Verdichtung», auf das Milchbuck-Quartier. Der Entwurfsansatz

stärkt dadurch den öffentlichen Raum und baut gleichzeitig die Frei-raumstruktur aus. Darin eingebettet sind geschützte Verkehrswege

für Fussgänger und Radfahrer, Familien und Senioren.

Collage

Das Milchbuckquartier ist durch das bestehende öffentliche Verkehrsnetz sehr gut abgedeckt und wird durch das geplante Rosengartentram noch ge-stärkt werden. Die neuralgischen Punkte, also die Knotenpunkte des öfffent-lichen Verkehrs von wo aus sich die Bewohner im Quartier verteilen weisen zwar teilweise urbane Qualitätn auf, decken aber meist nur wenige Grund-bedürfnisse der Bewohner ab. Für die Senioren, aber auch für die junge Fa-milien, bilden diese Zentren mit Kurzen Wegen zu Wohnen, Verkehrsmitteln, und Dienstleistungen kombiniert mit den eingangs erklärten Qualitäten des Milchbuckquartiers optimale Wohnlagen.

Durch de Ausbau dieser zentralen Orten könnten Quartierzentren entstehen die betreutes, aber auch andere, individuelle Wohnformen für die Szena-riogruppen ermöglichen. Sie gewährleisten Mittagstische, Medizinische Ver-sorgung und Orte für den Austausch und sozialen Kontakt zwischen den Bewohnern und ihrem Umfeld. Diese Begegnungs- und Betreuungszonen können auch in Kombination mit Kindertagesstätten, Quartiervereinen, etc. funktionieren und so für weite Be-völkerungsschichten von Nutzen sein, bzw. diese ergänzen. Ein ausgebautes Dienstleistungs und Gewerbe-Angebot lässt es zu die täglichen Bedürfnisse „unterwegs“ abzudecken. Der Problematik eines anonymen Wohnquartieres wird durch eine Belebung der Freifl ächen und mit gemischten Wohnungsty-pologien vorgebeugt. Neue öffentliche Plätze fördern die Gemeinschaft und den Austausch zwischen allen Altergruppen und Bevölkerungsschichten. Hartbeläge anstelle der nur mässig benutzbaren Grünfl ächen erlauben viel-fältigere Nutzungsmöglichkeiten und einfacheren Unterhalt. Das Sicherheits-empfi nden der Senioren wird durch die Durchmischung mit Jungen Familien und der daraus resultierenden sozialen Kontrolle gestärkt.

Neben dem Ausbau der „Urbanen Zentren“ sollen die Ränder entlang der Insel verdichtet werden. Die Strassenränder werden mit verdichteten, 6-7 Geschossigen Zeilenbauten gestärkt und dadurch die Grünräume sowie die Lebensqualität im Innern der „Inseln“ geschützt und erhalten.

Analyse & Konzept

A B C

A Inselbildung

Durch die Verkehrsachsen lässt sich das Quartier in verschiedene Inseln unterteilen. Jede Insel besitzt Ihre spezifi schen und unterschiedlichen Qualitäten bezüglich Wohn- Frei- und Erholungsraum. Durch die Reali-sierung des Waidhaldentunnels und der Fortsetzung bis zur Schnittstel-le Irchel werden Rosengartenstrasse, Bucheggplatz sowie Bucheggstrasse entlastet und attraktiver.

B Urbane Zentren

Die Haltestellen des öffentlichen Verkehrs werden Aufgrund der räumli-chen Begebenheit in zwei Typen von Haltestellen unterschieden: Sol-che mit Urbanem- und solche mit Quartiers-Charakter. Jede Insel verfügt über Anschluss an mindestens ein solches „Urbanes Zentrum“. Durch eine Stärkung und Ergänzung des Diestleistungs-, Gewerbe- und Wohnangebot dieser Punkte, könne die Grundbedürfnisse der Bewohner in unmittelbarer Nähe zu ihrem Wohnraum abgedeckt werden. Zudem ist der Anschluss ans öffentliche Verkehrsmittel-Netz für die Bewohner der Insel gewährleistet.

C Verdichten der Inselränder

Neben den Urbanen Zentren sollen die Ränder entlang der Insel verdichtet werden. Neue 6-7 Geschossige Zeilenbauten defi nieren den Strassenraum, und fassen die „Insel“. Die Grünräume und die Lebensqualität im Inselin-nern können so geschützt und erhalten werden.

Breitere Fussgängerzonen entlang der Strassen schützen die Fussgänger besser vor dem Verkehr. Alle Neubauten entlang der Inselränder tragen dazu bei das die behindertenfreundliche Zugäng-lichkeit für die Wohnungen in Nähe der öffentli-chen Verkehrsanschlüsse gewährleistet ist

BEISPIELE IUL

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BEISPIELE IUL

Peter Jenni, Stefan Kurath, Überlagerungszeichnung aller Szenarien für den Milchbuck: Die Erkenntnisse aus den Szenarien

werden erst in ihrem Vergleich wirklich sichtbar. Ein Mittel dazu ist es, eine Überlagerung der städtebaulichen Strukturen aller Szenarien zu

zeichnen. Orange hervor gehoben ist das Projekt «Inseln». Im Zusammenspiel mit den anderen Projekten offenbaren sich die strukturel-len Eigenheiten, die auch zukünftig von grosser Bedeutung sein werden.

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Autoren

Max Bosshard (geb. 1949): Studium der Architektur an der ETH Zürich. 1974–1976 Mitarbeit im Büro Aldo Rossi, Mailand. 1976–1982 Mitarbeiter von Prof. Paul Hofer am Lehrstuhl Städtebaugeschichte und im Entwurfskurs der Professoren Bernhard Hoesli, Paul Hofer und Aldo Rossi, ETH Zürich. 1980–1982 Assistent von Prof. Flora Ruchat, ETH Zürich. 1982–1989 Mitarbeit im Büro Peter Baumann, Luzern. Seit 1988 Dozent an der ZHAW, seit 1991 Architekturbüro mit christoph Luchsinger in Luzern. Seit 2003 Leiter Zentrum Urban Landscape. Seit 2012 Leiter Institut Urban Landscape.

Andri Gerber (geb. 1974): Studium der Architektur an der ETH Zürich. 2000–2002 Projektmitarbeiter und Projektleiter bei Peter Eisenman, new York. 2008 Promotion an der ETH Zürich, mit ETH-Medaille ausgezeichnet. 2008–2011 Assistenzprofessor an der École Spéciale d’Architecture in Paris. 2010–2012 Dozent für Architekturtheorie und -geschichte an der Universität Liechtenstein. Seit 2011 Dozent für Städtebaugeschichte an der ZHAW. Seit 2012 Habilitationsprojekt an der ETH Zürich, gta Institut, gefördert durch ein SnF-Ambizione Stipendium.

Stefan Kurath (geb. 1976): Studium der Architektur in der Schweiz und den niederlanden, MAS in Landschaftsarchitektur an der ETHZ. 2010 Promo-tion zum Dr.-Ing. im Fachbereich Stadtplanung an der Hafencity Universi-tät in Hamburg. Inhaber von www.urbanplus.ch in Zürich und Teilhaber bei Iseppi-Kurath GmbH in Graubünden. Seit 2010 Dozent, seit 2012 Professor für Architektur und Städtebau an der ZHAW.

Holger Schurk (geb. 1969): 1997 Architekturdiplom an der Universität Stuttgart. 1998–2001 Mitarbeit in verschiedenen Architekturbüros in Stuttgart, Rotterdam und Amsterdam. Seit 2001 Architekturbüro dform in Zürich. 2001–2004 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl von Prof. Marc Angélil. 2005–2008 Dozent im Studiengang Joint Master of Architecture der Berner Fachhochschule. Seit 2008 Dozent an der ZHAW.

Roland Züger (geb. 1975): Studium der Architektur in Winterthur und Berlin. Seit 2007 selbstständige Tätigkeit als Architekt, seit 2010 Kessel Züger Architekten in Berlin/Zürich. Zwischen 2002 und 2004 Dozent F+F Schule für Kunst und Mediendesign Zürich, seit 2007 Dozent an der ZHAW. Seit 2003 fachjournalistische Tätigkeit für Bauwelt, L’architecture d’aujourd’hui, Trans etc., seit 2011 Redaktor bei werk, bauen + wohnen.

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Dank

An dieser Stelle sei auf jene Personen verwiesen, die dieses Buch möglich gemacht haben. Die Idee eines Methodenhandbuchs für das Institut Urban Landscape hatte Max Bosshard, der zudem die ganze Entwicklung kritisch mitverfolgt und massgeblich beeinflusst hat. Stephan Mäder, Departementsleiter, und Oya Atalay Franck, Studiengangleiterin, haben das Projekt von Anfang an unterstützt und sich für eine Veröffentlichung eingesetzt. Silvain Malfroy und Michael von Allmen haben das Manu- skript gelesen und wertvolle Kommentare einfliessen lassen. Peter Jenni hat uns im Kapitel «Städtebauliches Leitbild» unterstützt. Bedanken möchten wir uns vor allem auch bei den Studierenden, die uns mit ihren gehaltvollen Arbeiten immer wieder überraschen. Zuletzt gilt unser Dank unseren Kolleginnen und Kollegen am Institut, die in den vergangenen Jahren die unterschiedlichen Methoden in die Lehre und Forschung eingebracht und weiterentwickelt haben. Ohne ihre Arbeit wäre dieses Methodenhandbuch ohne Inhalt.

Andri Gerber, Stefan Kurath, Holger Schurk, Roland Züger

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Impressum

Herausgeber: Andri Gerber, Stefan Kurath, Holger Schurk, Roland ZügerIm Eigenverlag: Institut Urban Landscape, Departement Architektur, Gestaltung und Bauingenieurwesen, ZHAW

Gestaltung: Bernet & Schönenberger, ZürichLektorat: Miriam Wiesel, BerlinHerstellung: Freiburger Graphische Betriebe GmbH, FreiburgPapier: Munken Premium cream / Munken Polar

Die Autoren haben sich bemüht, alle Inhaber von Urheberrechten ausfindig zu machen und zu benennen. Die Autoren entschuldigen sich, falls dies nicht in allen Fällen gelungen sein sollte. Fehlende Angaben werden in folgenden Ausgaben ergänzt.

Zürcher Hochschule für Angewandte WissenschaftenDepartement Architektur, Gestaltung und BauingenieurwesenStudiengang Architektur

Institut Urban LandscapeHalle 180Tössfeldstrasse 11Postfach8401 Winterthur

© 2013 ZHAW, IUL und bei den Autoren1. Auflage/September 2013

www.archbau.zhaw.ch

ISBn 978–3-9522466–5-8ISBN 978-3-95224665-8

9 7 8 3 9 5 2 2 4 6 6 5 8