Leseprobe Uehlinger: Miteinander verschieden sein

7
Christa Uehlinger Miteinander verschieden sein Interkulturelle Kompetenz als Schlüssel zur global vernetzten Welt Versus · Zürich

description

Versus kompakt

Transcript of Leseprobe Uehlinger: Miteinander verschieden sein

Page 1: Leseprobe Uehlinger: Miteinander verschieden sein

Christa Uehlinger

Miteinander verschieden seinInterkulturelle Kompetenz als Schlüssel zur global vernetzten Welt

Versus · Zürich

Page 2: Leseprobe Uehlinger: Miteinander verschieden sein

VERSUS kompakt

4

Zur Reihe «VERSUS kompakt»

Die Bücher der Reihe «VERSUS kompakt» richten sich an alle, diesich mit geringem Zeit- und Arbeitsaufwand gründlich in ein Themaeinlesen und das erworbene Wissen sofort umsetzen möchten. Dasneue Format bietet gesichertes Fachwissen, von Experten geschrie-ben, auf knappem Raum und in gut verständlicher Sprache, mit zahl-reichen Querverweisen, Anwendungsbeispielen und Praxistipps.Die einzelnen Bände setzen sich grundsätzlich aus drei Teilen zu-sammen:

� Der erste Teil enthält eine Einführung, die einen Überblick überdie wichtigsten Fragen und Probleme des Gesamtthemas gebensoll. Zahlreiche � Querverweise auf die Stichwörter im zweitenTeil erleichtern die Orientierung und geben Ihnen die Möglich-keit, zu einzelnen Themen und Sachverhalten die vertiefendenInformationen rasch und einfach zu finden.

� Im zweiten Teil werden einzelne Themen, Modelle und Instru-mente vertieft behandelt und mit Beispielen und Praxistipps ver-anschaulicht. Die einzelnen Stichwörter sind alphabetisch ge-ordnet und werden jeweils auf einer Doppelseite erläutert. Hierhelfen Ihnen die � Querverweise dabei, die einzelnen Stichwör-ter zu vernetzen.

� Ein dritter Teil enthält Fallstudien oder Beispiele.

Auf der Website zur Buchreihe (www.versus-kompakt.ch) könnenSie Formulare und Checklisten abrufen, downloaden und ausdru-cken, um sie in der Praxis verwenden zu können. Hier finden Sie zu-dem Lösungsvorschläge zu den Fallstudien.

Folgende Symbole helfen Ihnen, sich im Buch zurechtzufinden:

Bei der Lupe finden Sie vertiefende Texte. Dies können Beispiele,Exkurse, Regeln, Übungen oder Interviews sein.

Bei der Glühbirne finden Sie Praxistipps, die Ihnen dabei helfen,das Gelesene umzusetzen.

Beim aufgeschlagenen Buch finden Sie weiterführende Literatur-tipps und -empfehlungen.

Bei der Hand mit Stift finden sich Fragen oder Aufgabenstellungenzu den Fallbeispielen im dritten Teil. Zahlreiche Querverweise vorOrt geben Ihnen Hinweise, wo Sie mögliche Antworten finden.

Page 3: Leseprobe Uehlinger: Miteinander verschieden sein

Christa Uehlinger Interkulturelle Kompetenz

5

Vorwort

Beurteile nie einen Menschen, bevor du nicht mindestens einen halben Mond lang seine Mokassins getragen hast. Weisheit der Indianer

Meine erste bewusste interkulturelle Begegnung liegt einige Jahrezurück. Sie geschah irgendwo in England in einem kleinen, düsterenZeitungsladen. Der Verkäufer, ein Herr mit weißen Haaren und Runzelnim Gesicht, schaute mich an und fragte ernst hinter seinen dicken Bril-lengläsern hervor: «Hello love, what would you like, love? How can Ihelp you, love?» Ich war irritiert. Wie kam dieser alte Mann, den ichnoch nie gesehen hatte, dazu, mich «meine Liebe» zu nennen. Mir wardie Situation nicht geheuer. Ich kaufte einen Kaugummi und ver-schwand schleunigst. Heute lache ich über diese Situation. Dochzeigt sie eines: Begegnungen mit Menschen aus anderen Kulturentangieren die eigene «Komfortzone». Auch wenn es nur ein simples«hello, love» ist. Noch herausfordernder wird es, wenn wir mit an-deren Verhaltensweisen und Arbeitsstilen konfrontiert sind, die«nicht normal», uns fremd sind. Für die einen sind solche Auseinan-dersetzungen spannend, für die anderen beängstigend. Doch ge-hören diese Begegnungen im heutigen globalen Umfeld zum täg-lichen Brot. Sie beeinflussen die Zusammenarbeit, entscheiden überErfolg und Misserfolg auf verschiedenen Ebenen: zwischen Einzel-personen, im Team sowie in Organisationen. Und sie haben Kon-sequenzen, auch finanzielle. Im Interkulturellen liegt ein Potenzial,das in der Praxis oftmals nicht aktiv genutzt wird, weil es schwerfassbar und ein sogenannt «weicher Faktor» ist (obwohl bei ge-nauem Hinsehen sehr «hart»). Um es zu nutzen, braucht es inter-kulturelle Kompetenz. Kurz: es gilt, das Anderssein zu verstehen.

Aus der Überzeugung heraus, dass interdisziplinäre Ansätzefruchtbarer und den heutigen komplexen Herausforderungen bessergerecht werden, berücksichtigt dieses Buch Theorien und Forschun-gen aus verschiedenen Fachgebieten und unterschiedlichen Län-dern. Auch die Beispiele, die gewollt hauptsächlich auf verschie-dene Länder fokussieren, sollen erlauben, Einblicke zu gewähren:Sie zeigen bewusst unterschiedliche Situationen auf und sind nichtnur auf ein Fachgebiet fokussiert. Auch legen sie immer nur mög-liche Reaktionen und Lösungsansätze dar. Es kann so sein, mussaber nicht.

Page 4: Leseprobe Uehlinger: Miteinander verschieden sein

VERSUS kompakt

6

Im Interkulturellen gibt es keine Sicherheit. Man kann einziglernen, mit der Ungewissheit umzugehen, sich auf die Menschenund die Situation einzulassen. Im Kern ist interkulturelle Kommuni-kation primär Menschsein. Denn man begegnet nicht dem Russen,dem Chinesen oder dem Zürcher, sondern tritt in Beziehung mitdem Menschen aus Russland, China oder dem Kanton Zürich.

Dieses Buch ist nicht zuletzt auch über viele inspirierendeDiskussionen mit Freunden, Bekannten und Klassen an Fachhoch-schulen sowie an einer Universität in Südkorea entstanden. Siemachten mir die Feinheiten der kulturellen Unterschiede noch be-wusster.

Ein solches Gespräch gab den Anstoß, dieses Buch zu schreiben.Dafür und für die Unterstützung danke ich Jean-Paul Thommen unddem Versus Verlag. Besonders danken möchte ich Carlo Giovan-noni, Irene Landolt, Annette Pfeiffer und René Schrackmann, diemir Texte durchlasen, sie mit mir diskutierten und mir wertvolleHinweise gaben. Danken möchte ich auch Mirjam Lauber undMaria von Ballmoos, die mir zusätzlich zu spannenden Anregungenauch ihre Gästezimmer zur Verfügung stellten. Sie ermöglichten esmir, mich in Ruhe in schöner Umgebung auf das Schreiben zukonzentrieren. Und last but not least danke ich Kathrin Pasta für ihrewitzigen Illustrationen, die mit einem Augenzwinkern zu genießensind, sowie Makiko Tadokoro für den schönen, japanischen Schrift-zug.

Aus Gründen der Lesbarkeit wird ausschließlich die männlicheForm verwendet, die jedoch ausdrücklich alle Leserinnen ein-schließt.

Nun wünsche ich Ihnen beim Lesen inspirierende und augen-öffnende Momente.

Winterthur, im September 2012 Christa Uehlinger

Page 5: Leseprobe Uehlinger: Miteinander verschieden sein

Christa Uehlinger Interkulturelle Kompetenz · Überblick

7

Inhaltsverzeichnis

Interkulturelle Kompetenz im Überblick

1 Um was geht es? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12

2 Was ist Kultur? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 152.1 Worum geht es? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 152.2 Welche Arten von Kultur gibt es? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 192.3 Was ist unter interkulturell, multikulturell, soziokulturell

und transkulturell zu verstehen? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 212.4 Wie beeinflusst Kultur die Zusammenarbeit? . . . . . . . . . . . . . 232.5 Welche Mythen gibt es rund um Kultur? . . . . . . . . . . . . . . . . . 25

3 Was ist interkulturelle Kompetenz? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 263.1 Worum geht es? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 263.2 Weshalb ist interkulturelle Kompetenz so schwer fassbar

und komplex? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 283.3 Welche Modelle zur interkulturellen Kompetenz gibt es? . . 293.4 Kann man sich interkulturelle Kompetenz von heute auf

morgen aneignen? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 303.5 Welche Mythen gibt es rund um interkulturelle

Kompetenz? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32

4 Wie reagiert der Einzelne auf eine andere Kultur? . . . . . . . . . . . . 334.1 Worum geht es? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 334.2 Was sind Stereotype und Generalisierungen? . . . . . . . . . . . . 334.3 Welchen persönlichen Prozess durchläuft jemand in

einer anderen Kultur? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37

5 Was geschieht, wenn kulturell unterschiedliche Menschen interagieren? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44

6 Welche Hilfsmittel gibt es in der interkulturellen Zusammenarbeit? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 476.1 Worum geht es? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 476.2 Welche Kulturdimensionen gibt es? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 516.3 Welche Kommunikationsstile gibt es? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61

Page 6: Leseprobe Uehlinger: Miteinander verschieden sein

VERSUS kompakt

8

7 Welche Handlungsoptionen gibt es in interkulturellen Situationen? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 667.1 Worum geht es? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 667.2 Ausgangspunkt: In welchem Spannungsfeld befinde

ich mich? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 677.3 Welche Handlungsoptionen sind in interkulturellen

Situationen denkbar? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69

8 Was sollte bei einem multikulturellen Team bedacht werden? . 728.1 Worum geht es? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 728.2 Welches sind Herausforderungen bei multikulturellen

Teams? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 738.3 Wie produktiv ist ein multikulturelles Team? . . . . . . . . . . . . . 748.4 Welches sind Chancen und Risiken multikultureller

Teams? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 768.5 Was ist in der multikulturellen Teamarbeit zu

berücksichtigen? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78

9 Auf was ist in der interkulturellen Zusammenarbeit zu achten? 81

Interkulturelle Kompetenz von A bis Z

Akkulturation nach Grove und Torbiörn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86Akkulturation nach Ward . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88Aktives Zuhören . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90Ansehen: Status erreicht versus Status zugeschrieben . . . . . . . . . . . . 92Beziehung eingehen: spezifisch versus diffus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94Dos and Don’ts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96Eigengruppe und Fremdgruppe (Ingroup and Outgroup) . . . . . . . . . . . 98Emotionale Intelligenz (EQ) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100Entwicklungsmodell interkultureller Sensibilität . . . . . . . . . . . . . . . . . 102Erkennen der eigenen Kultur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104Ethnozentrismus und Ethnorelativismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 106Expatriate Management . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 108Gefühle: affektiv versus neutral . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 110Geschlechterrollen: Maskulinität versus Femininität . . . . . . . . . . . . . 112Gesicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 114Global Mindset . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 116Indirektes Neinsagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 118Interkulturelles Logbuch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 120Kommunizieren mit Menschen aus Kulturen mit hohem Kontext . . . 122Konzepte der Kultur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 124

Page 7: Leseprobe Uehlinger: Miteinander verschieden sein

Christa Uehlinger Interkulturelle Kompetenz · Überblick

9

Kulturelle Intelligenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 126Kulturschock vorbeugen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 128Kulturschock – WHO-klassifiziert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 130Kulturstandard . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 132Langzeit- gegenüber Kurzzeitorientierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 134Lernen zu beschreiben: B-D-E . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 136Melting Pot und Salad Bowl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 138Prozessmodell interkultureller Kompetenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 140Regeln: Universalismus versus Partikularismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . 142Schweigen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 144Stereotype in Generalisierung umwandeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 146Transkulturelle Kompetenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 148Umgang mit Ungewissheit: Unsicherheitsvermeidung . . . . . . . . . . . . 150Umgang mit Ungleichheiten: Machtdistanz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 152Verhältnis zur Natur: innen- versus außenbestimmt . . . . . . . . . . . . . . 154Vorurteil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 156Wertschätzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 158Zeiteinstellung: monochron versus polychron . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 160

Interkulturelle Kompetenz: Beispiele

Ein guter Preis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 164Auf Geschäftsreise in Mexiko City . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 165

Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 167

Stichwortverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 172

Die Autorin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 176