Let´s go to IndIa - spielhaus-sophienstrasse.de fileChance indische Flöte, Mehendi, Rangoli,...

22
LET´S GO TO INDIA Erfahrungen aus einer interkulturellen Jugendbegegnung von Münchner Jugendlichen in Indien im Dezember 2011 / Januar 2012 Veranstalterin: Spielhaus Sophienstraße, Kreisjugendring München-Stadt In Kooperation mit dem Yoga Forum München e.V. und dem Sportinstitut „Shree Samartha Vyayam Mandir“ in Mumbai / Indien

Transcript of Let´s go to IndIa - spielhaus-sophienstrasse.de fileChance indische Flöte, Mehendi, Rangoli,...

1

Let´s go to IndIaErfahrungen aus einer interkulturellen Jugendbegegnung von Münchner Jugendlichen in Indien im Dezember 2011 / Januar 2012

Veranstalterin: Spielhaus Sophienstraße, Kreisjugendring München-StadtIn Kooperation mit dem Yoga Forum München e.V. und dem Sportinstitut „Shree Samartha Vyayam Mandir“ in Mumbai / Indien

2

3

Seit 2004 bietet der Kreisjugendring München-Stadt mit dem Ferienprojekt „Komm doch mit nach Indien“ Münchner Kindern die Möglichkeit, Mallakhamb kennen zu lernen und darüber hinaus die Vielseitigkeit der indischen Kultur zu erfahren. Mallakhamb ist eine traditionelle Form des Yoga am Seil und Pfahl, die in Indien von Kindern und Jugendlichen praktiziert wird.

Die zum Ferienprojekt eingeladenen jungen indischen Gäste werden jedes Jahr in Münch-ner Familien untergebracht. Daraus entstand das Bedürfnis, die Jugendlichen auch einmal in ihrem Heimatland zu besuchen. Die Realisierung dauerte jedoch Jahre. Die erste Reise fand im Dezember 2009/Januar 2010 statt und zwei Jahre später folgte der zweite Besuch im Dezember 2011/Januar 2012.

Zielsetzung der Jugendbegegnung war, Jugendlichen aus Münchner Gastfamilien einen Gegenbesuch in Indien zu ermöglichen und als Multiplikator/inn/en geeigneten Jugendli-chen den kulturellen Kontext, in dem Mallakhamb in Indien unterrichtet wird, zu vermitteln.

Die Jugendlichen wurden sorgfältig auf die Reise vorbereitet. Sie wählten bereits vor der Reise ein Thema aus, zu dem sie während des Aufenthaltes in Mumbai Recherchen anstellten.

Diese Dokumentation bietet den Jugendlichen und Eltern Raum, ihre Erfahrungen einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Alle Beiträge sind gewollt ungekürzt, un-zensiert und daher authentisch.

Die Reise erforderte von allen Beteiligten Mut und ein hohes Maß an Flexibilität und Offenheit. Ich wünsche allen Interessierten viel Freude mit dieser Dokumentation

Jutta Schneider, ProjektleitungKontakt: [email protected]

4

5

Am Gate H28 in München haben wir uns die Wartezeit mit einigen Spaziergängen vertrie-ben. Das letzte Mal Beine vertreten für die nächsten achteinhalb Stunden. Die Flugzeit ließ sich aber mit einigen Filmen ganz gut überbrücken. Während des Flugs konnte man das Rote Meer, Gebirge und allerlei Wolkenformationen sehen, dann den Sonnenuntergang und Mumbai bei Nacht, aber von oben: ein Lichtermeer. Den Flug haben alle mit Ausnahme von meiner Schwester gut überstanden. Nach der Landung hat sie sich noch übergeben und ihr Koffer hatte sich in ihren Haaren verfangen, doch sie blieb tapfer.

Als wir aus dem Flieger kamen, schlug uns eine Duftwolke entgegen, wie wir sie von den indischen Kindern kennen: nach Raucherstäbchen und Sandelholz. Der Geruch war überall und sehr ungewohnt.

Am Flughafen noch ein paar kleine Pausen zum Trinken, Essen, Ratschen und Ausruhen. Hier machten einige von uns auch schon Bekanntschaft mit den Stehtoiletten. Zum Schluss wurden wir alle noch einmal auf unsere Pässe kontrolliert. Anschließend haben wir schon Uday und Rajmudra und weitere Inder gesehen, die uns zum Ausgang geleitet haben. Dort wurde unser Gepäck auf einen Schulbus geladen. Schon hier hat man den Kontrast zwischen den Armen und den Reichen gesehen, die Straßen sehr dreckig und bettelnde Kinder.

Auf der Fahrt sind wir durch Wohnsiedlungen gefahren, die sehr primitiv gebaut waren, teil-weise aus Wellblech und Pappe gebaut und aufeinander gestapelt. Hier hat man gesehen, wie viele Menschen auf geringstem Raum leben müssen und es hat enorm gestunken – aber immer noch dieser Geruch, der irgendwie unbeschreiblich typisch indisch ist und uns die zehn Tage durch begleitet hat, egal wohin wir gingen. Jedoch gewöhnt man sich daran und nimmt ihn dann immer weniger wahr.

Der Bus hatte nur wenige Sitzplätze, doch genug für uns zehn. Die Fahrt war holprig wegen

der Straßen und schenkte uns viele erste Eindrücke, die einem die Kehle abschnüren, das Herz langsamer schlagen lassen und alles einen erdrückt. Es hat wohl uns alle ein wenig zum Nachdenken gebracht, aber es war eh alles sehr ungewohnt und neu, überwältigend und viel zu sehen.

Am Sportinstitut angekommen haben uns viele Menschen umzingelt und begrüßt. Viele von ihnen hab ich gar nicht mehr wieder erkannt, da sich alle verändert haben. Aber ist ja auch zum Teil schon ´ne Weile her seit dem letzten Treffen. Vor dem Eingang wurden wir ganz groß empfangen: mit Blumenketten und einem roten Punkt auf der Stirn beschmückt. Mit Trompeten und Fahnenschwingern seitlich von uns sind wir eingetreten und haben Platz genommen auf den weißen Gartenstühlen, die in einem Kreis aufgestellt waren.

In einer Mappe haben wir unser tägliches Programm bekommen. Danach wurden uns alle Helfer vorgestellt, die sich um unsere Versorgung gekümmert haben und unsere Gast-familien. Nach alledem durften wir dann endlich die Wohnungen unserer Gastfamilien sehen und um halb drei unbesorgt einschlafen. („Irgendwie hab ich jetzt schon Heimweh, doch ich denke das vergeht wieder.“) …

Sebastian, 15 Jahre

6

7

Interview mit unseren Workshop Leiterinnen

Während unseres Indienaufenthaltes haben wir an verschiedenen Workshops teilgenommen und dabei großen Spaß gehabt. Wir hatten die Chance indische Flöte, Mehendi, Rangoli, Lazim, Warli Painting, Hindi, Kathak, Madhubani Painting, Hindustani Classical Vocal und Indo-Contemporary Dance auszuprobieren und zu lernen. Zwei unserer Lehrerinnen habe ich um ein kleines Interview gebeten und Interessantes erfahren.

Unsere Rangoli-Lehrerin Manjiri Prabhulkar unterrichtet schon seit 20 Jahren Rangoli. Das erste Mal sah sie ein Rangoli bei ihrem Nachbarn und war so angetan, dass sie es selbst einmal probieren wollte. Sie war überzeugt davon, dass sie mehr Bilder als nur eine Blume mit den Fingern malen kann. Heute zeigt sie auch anderen, was sie sich damals selbst beibrachte.

Um dieser Kunst eine zweite gegenüberstellen zu können, interviewte ich auch unsere Warli-Painting-Lehrerin, Miss Prachi Chatre. Prachi übt diese Kunst auch schon seit fünf Jahren aus und brachte sich Warli Painting selbst bei. Sie sah Warli Painting zum ersten Mal an der Wand eines Freundes.

Obwohl es für uns nicht immer leicht war, denke ich doch, dass unsere Workshopleiter/innen viel Spaß mit uns hatten. Im Großen und Gan-zen können wir auf unser neu gewonnenes Wissen und Können stolz sein. Somit einen herzlichen Dank an unsere geduldigen Lehrer/innen!

Christina, 16 Jahre

8

� Schubradina – Guten Tag � Schubaratri – Gute Nacht � Subrabhad – Guten Morgen � Namaste – Hallo � Suswagatam – Willkommen

� Marfgarna / Scharmagana – Entschuldigung � Mei, Ham, Ab – Ich, Wir, Ihr/Ihnen � Me … hu – Ich bin … � Ham … hä – Wir sind …

� Ham Germany se ahee. – Wir sind aus Deutschland. � Huschi – Glücklich � Eg – 1 � Do – 2 � Teen – 3 � Tschar – 4

� Pansch – 5 � tschoho – 6 � Saadt – 7 � At – 8 � Now – 9 � das – 10 � Stri – Frau P � Purusch – Mann � Lätiti(ja) – Mädchen

� Lädikä(e) – Junge � Sir – Kopf � Tscherira – Gesicht � Scharier(a) – Körper � Akh – Auge � Nak – Nase � Kaan – Ohr � Muha – Mund

� Hoota – Lippen � Dandte – Zähne � Haath – Hand � Baoh – Bein � Galla – Hals � Bahle – Haare � Painde – Bauch � Peeter – Rücken

9

Hindi-Sprachunterricht

Wir hatten den Hindi-Workshop dreimal während unseres Besuches. Mrs. Alka Tari, Udays Schwester, war unsere Lehrerin, die uns immer mit Hilfe von Bildern oder mit Hilfe der Inder, die uns Sachen vormachen sollten, alles sehr bildlich beigebracht hat. Mir hat der Workshop sehr gefallen. Doch teilweise waren es zu viele Wörter auf einmal, so dass ich Schwierig keiten hatte mir alles zu merken.

Durch den Workshop sind wir der Sprache etwas näher gekommen und konnten teilweise erraten was sie sprechen oder die Inder auf deren Sprache begrüßen, wo wir allerdings zum Großteil nicht verstanden worden sind, da es unerwartet war und wir natürlich auch keine korrekte Aussprache haben. Auch abends oder morgens in den Gastfamilien konnte man einzelne Wörter auch gut gebrauchen, was die Familien mit sehr viel Freude auf-genommen haben.

Ein paar Beispiele:Schubradina – Guten TagSchubaratri – Gute NachtSchubrabad – HalloSuswagatam – WillkommenScharmagana – EntschuldigungHuschi – glücklichAb keinse ho – Wie geht´sMei atchi hu – mir geht es gutAb se milka kuschi hui – ich freue mich, dich zu treffenMera paid paragajam – ich habe keinen Hunger

Annalena, 13 Jahre

� Ungali(a) – Finger � Tschiebh – Zunge � Bus – Genug � Katee he – essen � Baitna – sitzen � Harehona – stehen � Under – rein

� Baha – raus � Aana – kommen � Jana – gehen � Doudena – rennen � Ruckena – stopp � Jallena – gehen � Hasena – lachen

� Rona – weilen � Tabernama – waschen � Marna – schlagen � Surna – schlafen � Taptscharna – Müde sein � Harna – Essen � Bina – trinken

� Scherbat – Saft � Chai – Tee � Dooth – Milch � Lassi – Buttermilch � Vaianjam – Essen � Tscharwal – Reis � Kana – Das essen

� Bollna – Sprechen � Ballna mat – Nicht sprechen � Garna – Singen � Mei karna kati hu – Ich esse Essen � Mera paid paragajam – Ich habe keinen Hunger

� Ab se milka kuschi hui – Ich freue mich dich zu treffen � Mei atchi hu – Mir geht es gut � Ab keinse ho – Wie geht’s? � Mei absi peargata hu! – Ich liebe dich!

10

11

Rangoli-Workshop

Rangoli ist eine Sandmalerei. Schon als Kinder lernen die indischen Mädchen die Kunst des Rangolis von ihren Müttern oder Großmüttern.

Mit den Fingern wird der bunte Sand meistens vor den Haustüren als Willkommenszeichen in eine schöne Form gestreut. Manchmal werden sogar frische Blumen dazu dekoriert.

Auf trockenem Boden wird der bunte Sand als Punkt oder Linie aufgetragen. Daraus ent-steht dann erst das richtige Muster, indem man mit den Fingern entweder ein paar Striche durchzieht oder verschieden große Kreise herausdreht.

Im Laufe des Tages wird die Malerei, durch Wind oder darüber Laufen wieder zerstört. So müssen die Mädchen oder Frauen das jeden Tag mehrmals wiederholen.

Es werden nicht nur Blumen oder schöne Muster dargestellt, sondern auch oft Götter und Göttinnen.

In Mumbai waren die Rangoli Malereien zwar nicht wirklich auf den Straßen, aber dafür vor fast jeder Haustüre. Manchmal waren sogar frische Blumen dabei.

Im Workshop war das alles gar nicht mal so einfach, wie es sich anhört! Aber es hat uns allen trotzdem viel Spaß gemacht!

Sophie, 11 Jahre

Wenn Gäste ins Haus kommen und über das Rangoli-Muster treten, wird das Glück mit ins Haus getragen. Des-halb bedeutet ein am Abend zerstörtes Muster, dass an dem Tag besonders viel Glück ins Haus getragen wurde. Ergänzung durch Jutta Schneider

12

13

Amani, 10 Jahre

14

15

Das Schulsystem in Maharashtra

Als wir in Indien waren habe ich mich damit beschäftigt herauszufinden, wie das Schulsys-tem in Indien ungefähr aussieht und das war das Ergebnis davon:

Vom Aufbau her sieht das indische Schulsystem unserem ganz schön ähnlich. Aber es gibt schon die Unterschiede, die man vielleicht erst merkt, wenn man wie wir in einer solchen Schule zu Besuch war.

Für Kinder zwischen 6 und 14 Jahren besteht die allgemeine Schulpflicht. Kinder dieser Altersgruppe müssen für öffentliche Bildungseinrichtungen kein Schulgeld bezahlen, da diese staatlich finanziert sind.

Die Unterrichtssprache an Schulen ist entweder Hindi/ Marathi oder Englisch. Die meisten Eltern möchten, dass ihre Kinder auf eine englische Schule gehen, die meist teurer sind als die an denen Englisch eine Fremdsprache ist. Die englische Sprache in Indien ist auch sehr wichtig.

Monatliche Kosten für ein Schulkind liegen je nach Schule zwischen 660 bis 1,300 indische Rupien (12 - 25 Euro). In der Gebühr sind die Schuluniform, Lehrbücher und die Schulgebühr enthalten.

Das indische College ist wie bei uns die Fachoberschule und kann auch nur dann besucht werden, wenn man die 10. Klasse mit guten Noten abgeschlossen hat. Auch kann man dort verschiedene Zweige – Kunst, Naturwissenschaft oder Wirtschaft – wählen. Nach dem College können an der Universität verschiedene Kurse belegt werden. Dies ist aber nicht einfach. Es wird durchschnittlich nur 1 aus 50 Bewerbern genommen.

Jana, 14 Jahre

Pre-PrimaryNursery JuniorSeniorPrimary 1. 2. 3. 4. Secondary 5. 6. 7. 8. 9. 10.Junior College11. 12.

College

Kunst Naturwissen-schaft

Wirtschaft

12. 13. 14.

16

17

Mallakhamb-Training in Indien

In dem Sportinstitut Shree Samartha Vayam Mandir können Kinder Mallakhamb er-lernen. Derzeitig werden 97 Mädchen und 61 Jungen von 20 Trainern trainiert. Um täglich Mallakhamb trainieren zu können, muss man in dem jährlichen Mallakhamb Camp im Juni teilnehmen und mehr als 60% bei einer Abschlussprüfung erreichen. Das Sportinstitut ist täglich, außer Sonntag, von 5.30 bis 22.30 Uhr geöffnet. Am Morgen von 6.30 bis 9.30 Uhr können die Kinder ein zusätzliches Training in Anspruch nehmen.

Als wir in Indien waren, hatte unser jährlicher Mallakhamb Trainer Uday Deshpande die Kinder auch unterrichtet. Die Mallakhamb Schüler, die noch die Schule besuchen, können dieses Angebot nur in den Ferien nutzen. Außerdem wird hier noch mal für besondere Anlässe Mallakhamb trainiert.

Das tägliche Mallakhamb Training findet am Abend von 17.00 bis 22.00 Uhr statt. Hier gibt es drei Hauptgruppen, die nach Alter getrennt sind: Class III von 5 bis 10 Jahren, Class II von 10 bis 15 Jahren und Class I über 15 Jahren. Diese Gruppen sind noch mal in A, B, C, … unterteilt und werden ein oder zwei Mal im Jahr geändert. Die ranghohen Trainer (Uday, Neeta, Aditi, …) nehmen diese Gruppenänderungen vor.

Uday Deshpande hat ein Prinzip entwickelt, in dem ein Schüler der Class I der Trainer für die Class II ist und ein Schüler der Class II der Trainer der Class III ist. Dieses System wird im Sportinstitut seit 1970 durchgeführt. Jeder Trainer ist einer Gruppe fest zu-geordnet und trainiert diese täglich. Die ranghöheren Trainer unterstützen und helfen diesen noch zusätzlich, falls es nötig ist.

Jeden Abend wird von den Trainern geplant, wer am Seil bzw. am Pfahl trainiert. Die Gruppen, die nicht am Seil trainieren, legen sich im Shivaji Park Laken oder Matten auf den Boden, auf denen sie dann Yoga Positionen trainieren.

Ich war in Indien von der Zielstrebigkeit und Eigeninitiative der indischen Schüler sehr beeindruckt. Jeden Morgen haben sich die indischen Kinder eine Matte geholt, um sich aufzuwärmen und Yogapositionen zu machen, um ihre Flexibilität zu verbessern. Danach wurde am Seil und Pfahl trainiert. Dort trainiert man aber nicht nach einer festen Rei-henfolge, wie bei uns in Deutschland, sondern wer zuerst am Seil bzw. Pfahl ist, kann trainieren. Am Abend kommen die Kinder in Strömen und die meisten Kinder trainieren am Boden ihre Yogapositionen, da es nur drei Seile gibt, an denen man trainieren kann. Ich habe mit Begeisterung den indischen Kindern bei dem täglichen Training zugeschaut und es war für mich sehr inspirierend für das Mallakhamb Training hier in München.

Ruth, 17 Jahre, Mallakhamb-Trainerin in München

18

19

Der Abschied & Abreise

…… („ Irgendwie hab ich jetzt schon Heimweh, doch ich denke das vergeht wieder.“)

Doch bei der Abreise war alles anders. Den Leuten, die einem in der Zeit ans Herz gewach-sen sind, tschüss zu sagen, ist schwer.

Das alles wird uns allen fehlen, der rote Sand, der nicht nur auf dem Sportplatz, sondern auch in allen Räumen ist. Die Leute, das Essen und die Lässigkeit, mit dem Zeitplan umzu-gehen, usw. Wir haben eine Menge gelernt, wie Hindi, Rangoli und Flöte, Warli-Painting und die Tänze. All das werden wir in Deutschland nicht mehr brauchen und vermissen. Es tut weh, von den Leuten Abschied zu nehmen, bei denen man zehn Tage lang gelebt hat, die sich um einen gekümmert und einen immer begleitet haben.

Von den indischen Kindern im Gym hatten wir uns schon verabschiedet, doch die Fahrt zum Flughafen hab ich noch genossen, die letzten Minuten mit meiner Gastfamilie. Ich saß vorne und habe mir den Beifahrersitz mit meinem Gastbruder geteilt. Auf der Rückbank war auch alles besetzt.

Abschied zu nehmen ist bei mir normalerweise kein Problem, aber es zerreißt einem förm-lich das Herz, wenn alle sagen, dass man sich ja eh nächstes Jahr sieht, dass ich ja wieder komme, aber ich wusste es würde nicht so sein. Ich hatte schon begriffen, dass ich jetzt für immer Lebewohl sagen und für immer Abschied nehmen muss und wir uns wohl nie wieder sehen. Es war, als ob ein Teil in mir sterben würde. Und obwohl ich mir vorgenom-men hatte nicht zu weinen konnte ich nicht anders, aber ich war nicht der Einzige.

Nach der Verabschiedung haben wir unsere Koffer gepackt und sind in Richtung unseres Fluges gegangen. Während wir in der Schlange warten mussten, kamen bettelnde Kinder, die uns von hinten angetippt heben und uns angefleht haben, aber wir haben auch gelernt, in solchen Situationen hart zu bleiben und sie zu ignorieren, obwohl es einem nahe geht und schwer fällt. Nach einer Weile haben sie dann aufgegeben und sind weiter gegangen. Der Check-In hat ziemlich lange gedauert und die Stimmung war gedrückt.

Im Flugzeug hatten dann endlich die meisten von uns die Möglichkeit zu schlafen, doch nicht für mich, mir war schlecht und es war zu laut um einen Film anzuschauen. Also ver-brachte ich ca. sieben Stunden damit, zu warten, Löcher in die Luft zu schauen, Däumchen zu drehen und mich zu übergeben (2mal), obwohl ich sonst nicht reiseempfindlich bin.

In Deutschland angekommen, war ich der Letzte, der aus dem Flieger ausstieg. Es war sehr kalt und so leer und alles einerseits eine Umstellung, aber auch ein vertrautes Gefühl. Es war nichts los und irgendwie tot, keine Ausstrahlung und keine Emotionen. Öde, aber ein Aufatmen, wieder zuhause zu sein, denn daheim ist es am schönsten – doch vermissen werden wir alle Indien. Es ist das, was uns verbindet und wir werden das immer teilen. Bei unseren Familien angekommen, gab es endlich mal eine „freiwillige“ Mahlzeit und was Bayrisches: Brez’n!

Nun ist es auch Zeit, von unseren Wegefährten Abschied zu nehmen. Doch hier liegt keine so große Entfernung vor. Ein großer Teil sieht sich ja jeden Dienstag beim Mallakhamb. Tja, und jetzt fängt das Alltagsleben wieder von vorne an und wir schreiten einem neuen Jahr entgegen und auch unsere Wege werden sich ab hier trennen.

Sebastian,15 Jahre

20

Rückmeldung der Jugendlichen beim Abschlusstreffen im Spielhaus Sophienstraße

Workshops mit den höchsten Punktezahlen waren:� Mallakhamb am hängenden Pfahl, � Mehendi (Körperbemalung), � Rangoli (farbige Muster vor der Eingangstür), � Mallakhamb am Seil

Aktivitäten mit den höchsten Punktezahlen waren:� Open Bus Trip durch Mumbai mit allen Gastfamilien und indischen Jugendlichen,� Happy New Year Party,� Einladungen bei indischen Familien zuhause,� Besuch im Tempel Siddhi Vinayak

Ich möchte gerne wieder zurück nach Indien. (5 Nennungen von 7 Jugendlichen)

Ich vermisse die indische Lässigkeit.

Die viele Presse und das Fernsehen sind zwar anstrengend, aber sich dann zu sehen ist supercool.

Der Nachteil, wenn die Presse und das Fernsehen nur selten kommen ist: „einmal versaut – immer versaut.

Ich fand es toll, alle Inder und Inderinnen wieder zu sehen. Auch beim Mallakhamb.

Mir war der Besuch im Tempel fast unangenehm und peinlich gegenüber allen Menschen aus Indien, die von weither angereist kommen und lange in der Schlange anstehen, um endlich reinzukommen. Aber wir durften als besondere Gäste durch einen besonderen Eingang ohne Wartezeit einfach rein.

Die Reise sollte mehr Tage sein.

Ich hätte gerne mehr Zeit mit der Gastfamilie gehabt.

Es war stressig, dass bei den Aktivitäten so viele Mütter zuschauten.

Weniger Workshops wären besser, dann ist die Wertschätzung für den Workshop größer und man kann es mehr genießen.

21

Rückmeldung der Eltern beim Abschlusstreffen im Spielhaus Sophienstraße

Perspektiven

Die E-Mail Berichte in die Heimat waren super!

Die Gastfreundschaft der indischen Familie ist hervorragend gewesen – wie die eigene Familie.

Großartiges Programm – die Kinder haben unglaublich viel erlebt.

Gut geplant mit viel Erfahrung. Wir hatten ein sehr sicheres Gefühl, dass für unser Kind gut gesorgt wird.

Diese vielen Geschenke, die aus den Koffern quollen, haben mich fast überwältigt ….

Schön ist, dass die Jugendlichen viel über die indische Kultur / Menschen erfahren haben.

Ich bin dankbar und glücklich, dass meine Tochter diese großartige Erfahrung machen konnte. Einfach toll!

Die Reise und die dabei gemachten Erfahrungen bleiben eine wunderbare Erinnerung!

Obwohl die meisten mir davon abgeraten, war ich von Anfang an überzeugt, dass die Reise gut geplant war und die Kinder gut vorbereitet wurden. Daher hatte ich stets ein gutes Gefühl dabei.

Ein super tolles Projekt für die Kids/Jugendlichen und auch für die Eltern.

Ich möchte das auch erleben, so nah an dem „indischen Leben“ teilzunehmen.

Eigentlich sollte es die letzte Reise nach Indien werden…

… aber aufgrund der guten Erfahrungen und des hohen Motivationsschubs, den die Jugendlichen durch den Aufenthalt in Indien erfahren, sich auch nach der Reise weiter zu engagieren, wird es im Dezember 2013/ Januar 2014 wieder eine Reise geben.

Nach unserer ersten Reise in 2009/2010 ist in München ein fortlaufender wöchentlicher Mallakhamb-Kurs entstanden, in dem Kinder ihre Kenntnisse in Mallakhamb vertiefen kön-nen. Der Kurs wird von einer Jugendlichen zusammen mit einer Yogalehrerin (YF) geleitet.

Seit der ersten Reise arbeiten Jugendliche, die mit uns in Mumbai waren, verstärkt in unserem Ferienprojekt „Komm doch mit nach Indien“ mit und geben ihre Kenntnisse aus den Workshops in Indien an Münchner Kinder weiter.

Ruth Anzenberger, die den Mallakhamb Unterricht in München durchführt, wird im August 2012 allein nach Mumbai reisen um ihre Kenntnisse in Mallakhamb zu vertiefen und ein offizielles Zertifikat als autorisierter Mallakhamb Coach zu erwerben.

Die Kontakte zu den indischen Familien in Mumbai haben sich durch die zwei Reisen so vertieft, dass inzwischen auch Jugendliche ohne uns in Mumbai willkommen sind.

Mittlerweile können sich noch mehr Jugendliche vorstellen, Mallakhamb in München zu unterrichten. Das unterstützen wir gerne.

22

Ein Dankeschön geht an:

Uday Deshpande und Neeta Tatke vom Sportinstitut Mumbai für die gute Organisation vor Ort; an alle in Mumbai, die uns so herzlich empfangen und uns während der Reise begleitet haben, Brigitte Karczmarek, Yogalehrerin (YF), für ihr ehrenamtliches Engagement als Reisebegleitung; Doris Wüst, Yogalehrerin (YF), für ihr ehrenamtliches Engagement als Reisebegleitung.