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KZ:: H S -10l. AD\>f 4; J- J i '" L.hrstuhl YHgbidlendt SprachWisSflßsrl,,'l fI dar llaint'siti. WiirU4Ir. Ist die Basiskategorie TEMPORAL als Ausgangspunkt für konjunktionale Bedeutungen ein Universale? Zur Polyfunktionalität von Konjunktionen in indogermanischen Sprachen Vorbemerkung Konjunktionen oder Verbindungswörter sind sprachliche mente, die eine Beziehung zwischen zwei verbundenen Sachverhalts- beschreibungen herstellen. Konjunktionen haben häufig eine eigene Bedeutung; diese muß jedoch mit den beiden verbundenen Sachver- haltsbeschreibungen verträglich sein 1 ). Da also für die Bedeutung von Konjunktionen auch die Art der verbundenen Sachverhalte eine Rolle spielt, ist es nicht verwunderlich, daß Konjunktionen die Funk- tion haben können, unterschiedliche Beziehungen zwischen Sachver- haltsbeschreibungen herzustellen 2 ), also polyfunktional verwendbar sind. Je nachdem, wie ein Sprecher zwei Sachverhalte zueinander in Beziehung setzt, kann eine Konjunktion etwa temporale, modale, kausale oder auch konzessive Bedeutung haben. Ein Beispiel für eine derartige Polyfunktionalität von Konjunktionen ist die lateinische nebensatzeinleitende Konjunktion cum, die im klassischen Latein 'als; dann, wenn; damals, als; seitdem; sooft; jedesmal wenn; sobald', 'indem; dadurch, daß', 'weil' und 'obgleich; obschon' bedeutet. Was nun das Nebeneinander von so unterschiedlichen Bedeutungen bei einer Konjunktion angeht, so soll, wie W. Abraham) annimmt, gene- rell gelten, daß die temporale Bedeutung die älteste ist und daß sich aus der temporalen Bedeutung die übrigen Bedeutungen ergeben ha- ben. Das Nebeneinander der unterschiedlichen Bedeutungen von lat. cum zeigt dabei, daß die temporale Bedeutung keineswegs abgelöst ') W.Abraham, in: Opuscula, S.43. 2) eh. Lehmann, Der Relativsatz, S.23, spricht im Falle derartiger Funktionen von einem teleonomischen Funktionsbegriff: f ist ein Zweck, dem y innerhalb ei- nes umfassenderen Ganzen x dient (z. B. »Die Funktion von englisch -ing (\lI ist die Nominalisierung (f) eines Verbs (x)"). 3) In: Opuscula, S.41. (j lil{9

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Page 1: L.hrstuhl fI llaint'siti. - Suche • dwee.eudwee.eu/Rosemarie_Luehr/userfiles/downloads/Sonderdruck27.pdf · Im Altlatein begegnet quod in der Bedeutung 'daß' nach Verba di cendi

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Ist die Basiskategorie TEMPORAL als Ausgangspunkt fuumlr konjunktionale Bedeutungen ein

Universale

Zur Polyfunktionalitaumlt von Konjunktionen in indogermanischen Sprachen

Vorbemerkung

Konjunktionen oder Verbindungswoumlrter sind sprachliche mente die eine Beziehung zwischen zwei verbundenen Sachverhaltsshybeschreibungen herstellen Konjunktionen haben haumlufig eine eigene Bedeutung diese muszlig jedoch mit den beiden verbundenen Sachvershyhaltsbeschreibungen vertraumlglich sein1) Da also fuumlr die Bedeutung von Konjunktionen auch die Art der verbundenen Sachverhalte eine Rolle spielt ist es nicht verwunderlich daszlig Konjunktionen die Funkshytion haben koumlnnen unterschiedliche Beziehungen zwischen Sachvershyhaltsbeschreibungen herzustellen2) also polyfunktional verwendbar sind Je nachdem wie ein Sprecher zwei Sachverhalte zueinander in Beziehung setzt kann eine Konjunktion etwa temporale modale kausale oder auch konzessive Bedeutung haben Ein Beispiel fuumlr eine derartige Polyfunktionalitaumlt von Konjunktionen ist die lateinische nebensatzeinleitende Konjunktion cum die im klassischen Latein als dann wenn damals als seitdem sooft jedesmal wenn sobald indem dadurch daszlig weil und obgleich obschon bedeutet Was nun das Nebeneinander von so unterschiedlichen Bedeutungen bei einer Konjunktion angeht so soll wie W Abraham) annimmt geneshyrell gelten daszlig die temporale Bedeutung die aumllteste ist und daszlig sich aus der temporalen Bedeutung die uumlbrigen Bedeutungen ergeben hashyben Das Nebeneinander der unterschiedlichen Bedeutungen von lat cum zeigt dabei daszlig die temporale Bedeutung keineswegs abgeloumlst

) WAbraham in Opuscula S43 2) eh Lehmann Der Relativsatz S23 spricht im Falle derartiger Funktionen

von einem teleonomischen Funktionsbegriff f ist ein Zweck dem y innerhalb eishynes umfassenderen Ganzen x dient (z B raquoDie Funktion von englisch -ing (lI ist die Nominalisierung (f) eines Verbs (x))

3) In Opuscula S41

(j lil9

Rosemarie Luumlhr 154 bull oder ersetzt worden zu sein braucht die temporale Bedeutung kann vielmehr neben den anderen Bedeutungen fortbestehen Es fragt sich jedoch ob immer die temporale Bedeutung der Ausgangspunkt fuumlr eine Polyfunktionalitaumlt bei nebensatzeinleitenden Konjunktionen ist Anders ausgedruumlckt Ist die Bedeutungskategorie TEMPORAL als Basis fuumlr andere konjunktionale Bedeutungskategorien ein Univershysale also eine Eigenschaft die allen menschlichen Sprachen gemeinshysam ist4

)

Das Phaumlnomen der Polyfunktionalitaumlt von Konjunktionen soll im folgenden unter dieser Fragestellung betrachtet werden Untersucht werden Konjunktionen in indogermanischen Sprachen die in den betreffenden Sprachen erstens wie der Nominativ Akkusativ Singushylar neutrum des Relativpronomens lauten zweitens polyfunktional verwendet werden und drittens in einem Teil der untersuchten Sprashychen die temporale Bedeutung als haben naumlmlich indoiran yad yal griech Ouml und weiterhin lat quod Von diesen Lautungen sind inshydoiran ydd yal und griech Ouml formal mit dem Akkusativ Singular neutrum des indogermanischen Relativpronomens jod was idenshytischS) Dagegen ist lat quod vom Stamm des Interrogativpronomens kwikwo- gebildete) und an die Stelle des Akkusativs des Relativproshynomens jod getreten) Es geht also einerseits um Sprachen in deshynen das indogermanische Relativpronomen jod erhalten oder ershysetzt worden ist andererseits werden aus folgendem Grund moumlgshy

) Man unterscheidet 1 absolute Universalien wie etwa daszlig jede Sprache Voshykale besitzt 2 implikative Universalien die sich auf Grund-Folge-Beziehungen zwischen zumindest zwei Eigenschaften beziehen (wenn Dual dann auch Plushyral) 3 statistische (tendentielle) Universalien das sind Eigenschaften die sich nicht ausnahmslos beobachten lassen 4 statistische implikative Universalien und 5 beschraumlnkte Biimplikationen d h eine Eigenschaft tritt genau dann (und nur dann) auf wenn auch eine andere Eigenschaft auftritt

) Hierher stellt sich ferner aksl jeie fuumlr das eine Verbindung jod + ghe vorauszusetzen ist (W VondriikJOGrUumlnenthal Vergleichende Syntax II S 84f) Die griechischen Nebensaumltze mit 011 werden im Altbulgarischen in der Reshygel durch Nebensaumltze mit jako wiedergegeben Es handelt sich um Deklarativshysaumltze Kausalsaumltze Konsekutivsaumltze um Saumltze nach Verba sentiendi (Sc Sionski Die Uumlbertragung S 3~

) Im Hethitischen wird wie im Lateinischen die Ableitung vom Interrogativshypronomen kllil als Konjunktion gebraucht

7) Zu der Gruppe die kwi-Iko- relativisch verwenden gehoumlren auszliger dem Italischen das Anatolische Tocharische Keltische und Germanische (0 Szemeshyrenyi Einfuumlhrung S222) Nach HHettrich Untersuchungen S763 standen im Urindogermanischen ein appositiver jo-Relativsatz und ein restriktiver kWi-1 ko- Relativsatz nebeneinander

r Polyfunktionalitaumlt von Konjunktionen 155

lichst alte und insbesondere solche indogermanische Sprachen die sozusagen zum Grundgeruumlst fuumlr die Arbeit des Indogermanisten8) gehoumlren untersucht Es ist zu pruumlfen ob sich Funktionen der geshynannten polyfunktionalen Konjunktionen aus den fuumlr die indogershymanische Grundsprache erschlieszligbaren Gebrauchsweisen des Relashytivpronomens herleiten lassen und wenn ja wie es dann mit der Bedeutungskategorie TEMPORAL als Basis von konjunktionalen Bedeutungen steht Dabei soll ein Problem geloumlst werden das in der Indogermanistik als noch nicht geloumlst gilt der Zusammenhang von idg jod als RelativprOlilOmen und idg jod als Konjunktionlt) Selbst H Hirt10) der in seiner Grammatik der indogermanischen Sprachen ausfuumlhrlich die Konjunktionen behandelt hat hat keinen Loumlsungsvorschlag vorgelegt Bevor aber darauf naumlher eingegangen wird ist es notwendig die vielschichtigen Bedeutungen der Konshyjunktionen indoiran ydd yal griech ouml und lat quod miteinander zu vergleichen Somit ergeben sich folgende Punkte der Untersuchung

1 Polyfunktionalitaumlt der Konjunktionen indoiran yad yaJ griech ouml und lat quod

8) O Szemerenyi Einfuumlhrung S9 9) ESchwyzerADebrunner Griechische Grammatik H S645 gehen von eishy

ner Grundbedeutung wie aus eine Bedeutung die bei den Kontinuanten von uridg jod jedoch kaum nachweisbar ist (zu av hiiat wie vgl H Reichelt Awestisches Elementarbuch S375) Auch PChantraines Grammaire Homerishyque S288 Herleitung von griech on 0 und 0 TE aus einem Akkusativ der Beshyziehung ist fuumlr das Indogermanische nicht moumlglich da der Akkusativ der Bezieshyhung sich wesentlich erst im Griechischen entwickelt hat (B Delbruck Vergleishychende Syntax III S 331) In aumlhnlicher Weise rechnen R KuumlhnerB Gerth Ausshyfuumlhrliche Grammatik II 2 S355 Anm I fuumlr griech 0 mit einem Akkusativ des Inhalts der ganz allgemein die Art und Weise der Handlung bezeichnete Wie das deutsche wie und das griechische dJ~ sich unter Umstaumlnden zur Bedeushy

tung des farblosen dass abschwaumlchen indem nicht mehr die Art und Weise der Handlung sondern die blosse Thatsache der Handlung beruumlcksichtigt wird so erstarrte 0 schon in vorgriechischer Zeit zu einem biossen Mittel der Satzverbinshydung Den gleichen Entwickelungsgang haben on und das lateinische quod (Neutr v qui) durchgemacht K BrugmannA Thumb Griechische Grammashy

S647 lehnen zu Recht die Herleitung der Bedeutung daszlig aus Saumltzen wie ich sehe was du krankst ab Doch zeigen sie keinen Weg auf wie die Umdeushytung vor sich gegangen sein koumlnnte H Rix in Festschrift S734 und H Hettshyrich Untersuchungen S 334 f die sich in juumlngster Zeit mit diesem Problem beshyschaumlftigt haben nehmen zu der Umdeutung von uridg jod zur Konjunktion keine Steilung und bei Ch Lehmann Der Relativsatz S250 findet sich Ein Morphem das lediglich der Subordination dient ist auch wenn es Relativsaumltze einleitet kein Relativpronomen sondern eine Konjunktion (vgl S166f)

10) Indogermanische Grammatik VlI S161 H

156 Rosemarie Luumlhr bull 2 Uumlberschneidung mit Funktionen des indogermanischen Relashy

tivpronomens Am Schluszlig erfolgt eine Antwort auf die Frage ob die Bedeutungsshy

kategorie TEMPORAL als Basis fuumlr die Polyfunktionalitaumlt von Konjunktionen tatsaumlchlich eine universelle Eigenschaft von Sprashychen ist Insgesamt wird deutlich daszlig sich bei der Betrachtung der Polyfunktionalitaumlt von Konjunktionen unter dem Aspekt der Basisshykategorie TEMPORAL als Ausgangspunkt nicht nur Probleme des Bedeutungswandels sondern wie zu erwarten auch Probleme der indogermanischen Syntax stellen

1 Polyunktionalitaumlt der Konjunktionen indoiran yad yaJ griech 0 und lat quod

Die Fortsetzungen von idg jod im Indoiranischen zeigen daszlig wie in vielen anderen Faumlllen das Altindische und das Altiranische auch in dem Bedeutungsreichtum der Konjunktionen ved yad und av yal uumlbereinstimmen Die gemeinsamen Bedeutungen sind als wenn nachdem weil da indem damit und daszlig Zunaumlchst soll die Bedeutung daszlig behandelt werden Ved yad und av yalleiten sogeshynannte Explikativsaumltze ein das sind Nebensaumltze die den Inhalt eines Demonstrativpronomens oder eines abstrakten Substantivs im uumlbershygeordneten Satz spezifizieren 11) Beispiele fuumlr Explikativsaumltze in der Funktion eines Subjekts sind

(I) ved RV 5317a tad In nu te karalalJl dasma vip rashy-hilJl yad ghnann 6jo atramimjthauml~ Das war fuumlrwahr dein Werk du redekundiger Meister daszlig du den Drashychen erlegend an ihm deine Staumlrke gemessen hast 12)

Das erste altindische Wort tad das ist das Bezugswort fuumlr den mit yad daszlig eingeleiteten Nebensatz

(2) av Y 94 laf ahmaumli jasaf aiiaptiJm yaf he pu(rouml uszaiiata das stellte sich als Gluumlck bei ihm ein daszlig ihm ein Sohn geboren wurde

Weit weniger groszlig als im Indoiranischen ist die Bedeutungsvielfalt der bei Homer entsprechenden griechischen Konjunktion 0 neben

) B Delbruumlck Altindische Syntax S 573 fa~t derartige yad-Saumltze als Beshyzeichnung des Inhalts eines Begriffs des Hauptsatzes auf Dagegen spricht er in der Vergleichenden Syntax III S 324 von Explikativsatz

12) Uumlbersetzung nach K F Geldner vgl H Hettrich Untersuchungen S 398 B) H Reichelt Awestisches Elementarbuch S374 H Rix in Festschrift S

733

bullZur Polyfunktionalitaumlt von Konjunktionen 157

der auch on und 0 TB vorkommen Ouml on und 0 TB haben die Bedeushytung daszlig nach Verba sentiendi Bei den Verben des Affekts ist der Inhalt des Gefuumlhls zugleich der Grund des Gefuumlhls 0 on und 0 TE

koumlnnen so mit daszlig und weil wiedergegeben werden Daneben ist bei Homer ort in rein kausaler Funktion belegt Festzuhalten ist der schon im Zusammenhang mit dem Indoiranischen erwaumlhnte explikashytive Gebrauch in Saumltzen wie

(3) IIias T 56ff 4 TCtOll 17 auml(J Tl TOO aWPOTc(JDlaV aumlCIOV ltrAETO aol ai 6jiOf 0 TE vaumlit trE(J azvvJlivw xfj(J (VjiOP4cp l(JIOI jiEvErvajiEV dvEa or5(Jll~

War dieses denn nun fuumlr uns beide besser fuumlr dich und mich daszlig wir beide uns bekuumlmmerten Herzens in mutverzehrendem Streit erzuumlrnten wegen des Maumldchens4)

Im Altlatein begegnet quod in der Bedeutung daszlig nach Verba dishycendi und sentiendi nach Verben des Machens und Bewirkens nach Verben des Affekts wo wie im Griechischen neben daszlig die Bedeushytung weil moumlglich ist quod erscheint auch rein kausal ferner in den Bedeutungen was das betrifft daszlig und wenn 15) Besonders hervorshyzuheben ist wiederum der explikative Gebrauch wie in

(4) Plautus Mercator 596 id ili vitiom maxumust quod nimis tardus est das ist sein groumlszligter Fehler daszlig er zu traumlge ist 16)

Vergleicht man die Funktionen der Konjunktionen in den einzelshynen Sprachen miteinander so kann auf eine bereits in der indogershy

14) P Chantraine Grammaire Homerique S 288 f Uumlbersetzung nach W Schadewaldt

lS) quod hat spaumlter die Funktion einer Universalkonjunktion Die Bedeushytung wie findet sich seit Lucrez spaumltlateinisch sind die Bedeutungen so daszlig und damit U B HofmannA Szantyr Lateinische Syntax S579ff)

16) R KuhnerC Stegmann Ausfuumlhrliche Grammatik II 2 S 271 J B HofshymannA Szantyr Lateinische Syntax S 576 f H Rix in Festschrift S734 Hinzu kommen temporal-explikative Saumltze wie Plautus Amphitruo 302 iam diu est quod ventri victum non datis es ist schon lange her daszlig ihr dem Bauch keine Nahrung gebt Q B HofmannA Szantyr Lateinische Syntax S580) Auch im Hethitischen findet sich der explikative Gebrauch KBo IV 811 12ff amme kaumlsshypatl-asdammeshas kijan l-an dammeshanunun ISTU ILGALLlM_pat-kan kuit kalla uijanun eben dies [ist] meine einzige Maszligregelung damit allein habe ich sie geshymaszligregelt daszlig ich sie eben aus dem Palaste fortgeschickt habe Nach Verba senshytiendi hat kuit die Bedeutung daW daneben bedeutet es weil gelegentlich ershyscheint auch die Bedeutung bei der Gelegenheit als QFriedrich Hethitisches Elementarbuch2 S163)

e 158 Rosemarie Luumlhr

manischen Grundsprache vorhandene Funktion geschlossen werden wenn diese in mindestens zwei indogermanischen Sprachzweigen beshylegt ist In allen behandelten Sprachen sind die Fortsetzung von idg jod und seine Ersatzform als Einleitewoumlrter von Explikativsaumltzen bezeugt Da Satzgefuumlge mit Explikativsaumltzen zu den schwierigeren Satzgefuumlgen gehoumlren und ein in mehreren indogermanischen Sprachzweigen nachweisbares sprachliches Phaumlnomen um so eher der Grundsprache zuzuweisen ist je komplizierter es ist sind die mit einer Konjunktion der Bedeutung daszlig eingeleiteten Explikativsaumltze wie auch H Rixl7) angenommen hat ganz sicher indogermanischen Alters I8) Die Bedeutung daszlig von jod hat also bereits im Indogershymanischen existiert Es fragt sich nun wie die uumlbrigen Bedeutungen der Konjunktionen zu erklaumlren sind

Die Bedeutungen von griech ouml ifn und ouml Te und lat quod kann man ohne weiteres aus der Bedeutung daszlig herleiten Die kausale Bedeutung weil ist bei einem uumlbergeordneten Verb des Affekts entshystanden und die Bedeutung wenn von lat quod ergibt sich aus der Bedeutung was das betrifft daszlig Man vergleiche

(5) Plautus Asinaria 757 qHod illa aut amieum aut patron um nominet [ jores oeclusae omnibus sint nisi tibi was das betrifft daszligwenn jene entweder den Freund oder den Herrn nenshynen mag [ ] die Tuumlren seien allen auszliger dir verschlossen

S733 18) Unrichtig ist somit die des oumlfteren vertretene Auffassung daszlig es im Indoshy

germanischen nur Relativsaumltze gegeben hat E Hermann KZ 33 (1895) S492 zweifelt sogar an der Existenz von Relativsaumltzen Skeptisch in Hinblick auf Konshyjunktionen indogermanischen Alters aumluszligern sich F Sommer Vergleichende Synshytax S107 und RSternemann MIO 11 (1965) S379

19) Es handelt sich wohl um einen optativen Konjunktiv In klassischer Zeit begegnet der Konjunktiv hier nur mehr vereinzelt (J B HofmannA Szantyr Lashyteinische Syntax S579) - Um zu entscheiden ob heth kuit in der Bedeutung weil auch aus der Bedeutung daszlig hervorgegangen sein kann ist es notwendig die Stellung der kuit-Saumltze im Satzgefuumlge zu betrachten Im Hethitischen steht der mit kuit-eingeleitete Kausalsatz gewoumlhnlich voran KBo V 6 IV 13 f annishyfan-ma kuit ANA IMafhuluJa IBILA NUGAL dta nu-za luk lKupanta-dKAL-an DUMU SES-SU IBILA-anni ara dan harta Weil aber seinerzeit dem M kein Erbsohn gewesen war so hatte er dich K den Sohn seines Bruders in Erbshysohnsstellung angenommen (JFriedrich Hethitisches Elementarbuch I S163)

Die Reihenfolge Kausalsatz - Hauptsatz ist darauf zuruumlckzufuumlhren daszlig der Nebensatz eine Voraussetzung fuumlr den im Hauptsatz ausgedruumlckten Inhalt bringt (zu solchen Nebensaumltzen im Vedischen vgl H Hettrich Untersuchungen S 334 H) Der kuit-Satz koumlnnte daher auch als Temporalsatz wiedergegeben

e Zur Polyfunktionalitaumlt von Konjunktionen 159

Bislang ist also bei den behandelten Konjunktionen mit einer Bedeushytung daWals Ausgangspunkt fuumlr weitere konjunktionale Bedeutunshygen zu rechnen

Aus der dargestellten Vielfalt der konjunktionalen Bedeutungen im Indoiranischen ergibt sich neben der Bedeutung daszlig jedoch noch eine weitere Quelle fuumlr konjunktion ale Bedeutungen Die vielshyschichtigen Bedeutungen als wenn nachdem weil da indem dashymit haben als Basis wohl die temporale Bedeutung als Betrachtet man beispielsweise den Uumlbergang von der Bedeutung als zu weil so ist ein solcher Bedeutungswandel in Satzgefuumlgen moumlglich in deshynen der Inhalt des Nebensatzes dem Inhalt des Hauptsatzes zeitlich vorausgeht Man vergleiche

(6) RV 6303a adjli ein m1 eil tad apo nadtnarp yad aumlbhyo arado gaumltum indra Selbst heute noch selbst jetzt noch besteht diese Taumltigkeit der Fluumlsse nachshydem du Indra ihnen die Bahn furchtestzO)

Der mit yad eingeleitete Nebensatz koumlnnte ebensogut als Kausalsatz aufgefaszligt werden weil du lndra ihnen die Bahn furchtest2i) Der Uumlbergang von temporalen zu kausalen Konjunktionen ist haumlushyfig belegt und hat auch bei der eingangs erwaumlhnten lateinischen neshybensatzeinleitenden Konjunktion cum stattgefunden Aus der Vorshyzeitigkeit des im Nebensatz ausgedruumlckten Sachverhalts wird offenshybar auf ein Ursache-Wirkung-Verhaumlltnis geschlossen22)

Was die konditionale Bedeutung wenn im Indoiranischen angeht so kann sich dann ein konditionaler Sinn also eine BedingungshyFolge-Beziehung ergeben wenn die Wiederholbarkeit eines zushynaumlchst rein temporal gesehenen Sachverhalts hervorgehoben wird23) Aus einer Bedingung-Folge-Beziehung aber sind wie hier nicht weishy

werden Als aber seinerzeit dem M kein Erbsohn gewesen war Zumindest in einem Teil der vorangestellten mit kuit eingeleiteten Kausalsaumltze duumlrfte also die Bedeutung weil aus der Bedeutung als die ja im Hethitischen bezeugt ist entstanden sein

20) H Luumlders Varulla 1 S 186 V gl H Hettrich Untersuchungen S 337 f Vgl WAbraham in Opuscula S14 postea ergo propterea Hier spielt

auch die Vorstellung eine Rolle daszlig ein Ereignis x gewoumlhnlich von einem Ereigshynis y begleitet wird

Vgl Als es regnete blieb ich zu Hause gt Jedesmal wenn es regnete blieb ich zu Hause gt Unter der Bedingung daszlig es regnet bleibe ieh zu Hause (W Abraham in Opuscula S52 vgl auch H Hettrich Untersuchungen S4 0)

160 Rosemarie Luumlhr bull ter ausgefuumlhrt werden soll eine Reihe weiterer Beziehungen wie z B auch die Finalbeziehung herleitbar24)

Die Polyfunktionalitaumlt der besprochenen Konjunktionen wurde auf die Bedeutung daszlig und als zuruumlckgefuumlhrt Nun sind diese Beshydeutungen aus Funktionen des Relativpronomens herzuleiten dabei muszlig gepruumlft werden ob ein Zusammenhang mit der Basisbedeutung TEMPORAL hergestellt werden kann25)

2 Uumlberschneidung mit Funktionen des indogermanischen Relativshypronomens

Zunaumlchst eine grundsaumltzliche Uumlberlegung Wenn Relativpronoshymina in Konjunktionen uumlbergehen aumlndert sich der syntaktische Stashytus dieser Woumlrter Relativpronomina haben in Relativsaumltzen die Funktion von Satzgliedern sie stehen fuumlr Subjekte Objekte oder Adverbialia dagegen kommt den Konjunktionen im allgemeinen keine Satzglied funktion zu Dennoch gibt es syntaktische Umgebunshygen in denen ebenso ein Relativpronomen wie eine Konjunktion verwendbar ist

Fuumlr die Bedeutung als ist eine syntaktische Umgebung in der eine Umdeutung eines Relativpronomens zur Konjunktion moumlglich erscheint relativ leicht zu finden In einer Fuumlgung wie der Tag an dem kann anstelle der Praumlposition und des Relativpronomens auch die Konjunktion als gebraucht werden der Tag als Der Uumlbergang von an dem zu als ist hier dadurch bedingt daszlig das semantische Merkmal TEMPUS des Bezugsworts auf den Relativsatz uumlbergeht und zum Ausdruck des temporalen Gehalts des Nebensatzes dann

2) Dazu R Pasch in Sprache S 138 ff Es geht um die Konditionalkonsekushylivbeziehung (Regnet es so bleibe ich zu Hause) die Kausalbeziehung (Weil es regnet bleIbe ich zu Hause) die Konsekulivbeziehung (Es regnet so daszlig ich zu Hause bleibe) die Konzessivbeziehung (Er geht spazieren obwohl er zu arbeiten hat) - hier wird eine Nichtfolge der Bedingung zu verstehen gegeben indem das Gegenteil der erwartbaren Folge zum usdruck gebracht wird - die Finalbezieshyhung HI ~rIi Ffner umJl Reine FiJfgfn in Zimmer kummen) Bei der Finalbeziehung wird ausgedruumlckt dag die Folge von dem Referenten gewollt ist und dag der im Hauptsatz bezeichnete Sachverhalt etwas ist das nach Meinung des Sprechers die Bedingung fuumlr die Folge ist (Wenn Hans das Fenster schlieszligt kommen keine Fliegen ins Zimmer) und deshalb von dem Referenten verwirklicht wird (Hans schlieszligt das Fenster weil er nicht will daszlig Fliegen ins Zimmer komshymen)

25) So BDelbruumlck Vergleichende Syntax III S324 332f (vgl Anm31)

bull 161Zur Polyfunktionalitaumlt von Konjunktionen

eine passende Konjunktion verwendet wird26) Daszlig in einer solchen syntaktischen Konstellation aus einem Relativpronomen aber auch eine Konjunktion werden kann zeigt eindeutig die erwaumlhnte nebenshysatzeinleitende lateinische Konjunktion cum in der Bedeutung als cum hat im Altlatein quom gelautet und geht auf einen Akkusativ Singular maskulinum des Stammes des lateinischen Relativpronoshymens zuruumlck27) Die Bedeutung als ist in einem Satz wie

(8) dies quondam fuit quom ambulati sumus

entstanden den man uumlbersetzen kann mit

Es war einmal ein Tag ~n dem wir spazieren gingen oder Es war einmal ein Tag als wir spazieren gingen28)

Das maskuline Genus von quom beruht dabei auf der Kongruenz zwischen dem maskulinen Bezugswort dies und dem Relativpronoshymen und der Akkusativ des Relativpronomens ist ein Akkusativ der Zeit wie er in den indogermanischen Sprachen auch sonst bezeugt ist man vergleiche etwa ai naktam bei Nacht griech aVrfipa an demselben Tage lat dies noctesque Tag und Nacht29) Waumlhrend wegen der Kongruenz mit dem maskulinen Bezugswort fuumlr Satz (8) nicht zu entscheiden ist ob quom Relativpronomen oder bereits Konjunktion ist verhaumllt es sich in dem folgenden Satz anders

(9) Plautus Truculentus 380 tempestas quondam fuit quom inter nos sordebamus alter alteri Es war einmal eine Zeit als wir uns gegenseitig der eine den anderen anshyekelten lO)

26) Genaueres bei Ch Lehmann Der Relativsatz S 318 ff 27) Altlat quom entspricht osk pun (umbr ponne lt quom-de) apreug kan

wenn lit (dial) k~ av kJm wie (aksl kogda) (A Walde] B Hofmann Lateishynisches etymologisches Woumlrterbuch 11 S 411)

28) Vgl Cato maior 84 0 praeclarum illum diem cum in illud divinum animo rum concilium proficiscar 0 herrlicher Tag an dem ich zu jener Versammlung der goumlttlichen Seelen aufbrechen werde

29) H Hirt Indogermanische Grammatik VI S34 a Friedrich Hethitisches Elementarbuch S120 heth karuariar morgens) ] B HofmannA Szantyr Lateinische Syntax S41

E SchwyzerA Debrunner Griechische Grammatik 11 S70 bemerken zu Recht daszlig der Akkusativ der Ausdehnung in der Zeit sich der Bezeichnung eines Zeitpunktes naumlhern kann Im Hethitischen und Griechischen z B steht daher bei der Bezeichnung des Zeitpunktes der Dativ der Zeit (kuedani UD-ti) apedani UD-ti (an dem Tag an welchem) an jenem Tage nekuz mehuni am Abend amiddot Friedrich S 122 WHHeld The Hittite Relative Sentence S16) ij-lan rrjJ oramp (PChantraine Grammaire Homerique S81)

lO) R KuumlhnerC Stegmann Ausfuumlhrliche Grammatik 11 2 S331

e162 Rosemarie Luumlhr

quom kann hier kein maskulines Relativpronomen sein da das Beshyzugswort ein feminines Substantiv naumlmlich tempestaumls ist quom ist in Satz (9) also eindeutig Konjunktion mit der Bedeutung als Der urshyspruumlnglich auf maskuline Substantive bezogene Akkusativ der Zeit des Relativpronomens hat sich also verselbstaumlndigt und ist zur Konshyjunktion geworden quom konnte dann auch ohne Bezugswort im uumlbergeordneten Satz also als Einleitewort von Temporalsaumltzen und nicht nur von Relativsaumltzen gebraucht werden31)

Ist nun die Bedeutung als des Neutrums des Relativpronomens idg jod dessen Fortsetzung wie erwaumlhnt im Indoiranischen u a als bedeutet32) auf die gleiche Weise wie bei lat cum entstanden so muszlig nach einer neutralen substantivischen Zeitbezeichnung gesucht werden von der ein Relativsatz abhaumlngt Ein Satz in dem eine solshyche syntaktische Konstellation vorliegt ist im Altindischen schon laumlngst gefunden worden

(10) RV 3482a Yii jayathaumls tad ahM asya kame miOb piyuam apibo giriJham

du geboren wurdest trankst du diesen T~g im Verlangen danach den auf dem Berge gewachsenen Rahm des Stengels )

ya kann hier als Akkusativ Singular neutrum des Relativpronomens auf den neutralen substantivischen Zeitbegriff ahar Tag im Hauptshysatz bezogen und das Satzgefuumlge so auch mit Welchen (Tag) du geshy

31) Auch temporal-explikativ wird alat quom verwendet Plautus Mostellaria 470 septem menses sunt quom in hasee aedis pedem nemo intro tetulit sieben Moshynate ist es her daszlig in dieses Haus niemand seinen Fuszlig hinein setzte Derartige Saumltze vermitteln zwischen alat quom als und dem explikativen quom daW wie in Plautus Bacchides 337 istuc sapienter saltem fieit filius J1Qm diviti domini aushyrum id servandum dedit dies hat dein Sohn wenigstens klug gemacht daszlig er das Gold emem Reichen zur Aufbewahrung gab (R KuumlhnerC Stegmann Ausfuumlhrshyliche Grammatik II 2 S329 333) Saumltze wie iam diu est quod die eine Umshydeutung von als zu daszlig ermoumlglichen finden sich im RV nicht

12) Wie bemerkt bedeutet auch heth kuit als H) H Hettrich Untersuchungen S 411 nach K FGeldner Auch BDelbruumlck

Vergleichende Syntax II1 S332 und ihm folgend RSchmitt-Brandt (Anm34) betrachten diesen Satz als Muster fuumlr die in voreinzelsprachlicher Zeit erfolgte Umdeutung von relativischem zu konunktionalem jod H Hettrich S 411 f Anm 209 wendet gegen diese Auffassung ein daszlig in den restriktiven Relativsaumltshyzen de~ RV bei Voranstellung des Relativsatzes und Korrelativum im Hauptsatz der Nukleus normalerweise im Relativsatz steht (S579) Hettrichs Einwand ist jedoch nicht stichhaltig da es hier nur darum geht die Verbindung neutrales substantivisches Bezugswort + Relativsatz mit einem Relativpronomen im Akshykusativ fuumlr eine altindogermanische Sprache nachzuweisen

bull 163Zur Polyfunktionalitaumlt von Konjunktionen

boren wurdest diesen Tag trankst du 34) wiedergegeben werden Wie im Lateinischen war im Altindischen yadmiddot aber auch dann vershywendbar wenn das Bezugswort kein Neutrum war In Satz (11) ist das Bezugswort pratnathauml vormals fuumlr den mit yad eingeleiteten Nebensatz ein Adverb

(11) RV 2171 lad asmai navyam arigirasvad arcata iumauml ydd asya pratnathodfrale vlivauml JIM gotra sahasauml parlvItauml made somasya dJlilhitany airayat Singet ihm dieses (Lied) als neues wie die Angiras damit sich wie vOJmals sein Schnauben rege er mit Gewalt all die eingesperrten Kuhherden die festverschJossenen im Somarausch herschaffte lS)

In solchen Saumltzen war also ydd zur Konjunktion geworden und von da aus wie lat quom dann auch in adverbialen Temporalsaumltzen ohne Bezugswort im Hauptsatz36) verwendbar37)

Aus der Betrachtung der Gebrauchsweisen von lat cum und ai yad als hat sich somit folgendes ergeben Es wurden Beispielsaumltze gefunden in denen ein Relativpronomen zu einer Konjunktion umshygedeutet werden konnte Die Bedingung dafuumlr war daszlig sich der Akshykusativ des Relativpronomens auf einen substantivischen Zeitbegriff im uumlbergeordneten Satz bezog und Bezugswort und Relativpronoshymen im Genus uumlbereinstimmten Was nun das Alter der Umdeutung einer Form des Relativpronomens zur Konjunktion mit der Bedeushytung als angeht so ist nicht sicher ob diese Umdeutung bereits fuumlr das Indogermanische angenommen werden muszlig Wegen der auch in anderen Faumlllen beobachtbaren semantischen Parallelitaumlt von Bezugsshywort und Relativsatz38) liegt ein Uumlbergang eines Relativpronomens

~) R Schmitt-Brandt in Indogermanische und allgemeine Sprachwissenshyschaft S 136

H Hettrich Untersuchungen S 410 f )6) Unwahrscheinlich KBrugmann Kurze vergleichende Syntax S664 lat

quod sei nach dem Vorbild von pnmum zu quom eum umgebildet worden 1) Vgl RV 132 13c

fndrai ca yad yuyudhathe ahii eoshytaparfbhyo magMvauml vi jigye Als Indra und die Schlange gekaumlmpft hatten ist der Herr der Gaben Sieshyger geblieben auch fuumlr alle Zukunft

(Uumlbersetzung nach P Thieme Gedichte S28 H Hettrich Untersuchungen S 335)

)8) Zu den Relativsaumltzen die als Konjunktionalsaumltze verstanden werden koumlnshynen gehoumlren auszliger Fuumlgungen wie zu der Zeit zu der (als) auch aufdie Art auf

164 Rosemarie Lohr bullbull zu einer Konjunktion der Bedeutung als so nahe daszlig er in verschieshydenen indogermanischen Einzelsprachen unabhaumlngig voneinander erfolgen kann Das jedenfalls hat die Betrachtung der Gebrauchsshyweisen von alat quom und ai yad gezeigt deren Entwicklung zur Konjunktion als an den Beispielsaumltzen noch unmittelbar verfolgt werden konnte39)

Anders verhaumllt es sich bei der Bedeutung daszlig von indoiran yad yal griech 0 lat quod die wie ausgefuumlhrt allein in Explikativsaumltzen in allen behandelten Sprachen vorkommt Daher sind zur Erklaumlrung der Umdeutung des Relativpronomens in eine Konjunktion der Beshydeutung daszlig die Explikativsaumltze als Ausgangspunkt zu nehmen Doch befinden sich unter den Belegen keine Explikativsaumltze die unshymittelbar einem Relativsatz gleichgesetzt werden koumlnnen40) Um

die (wie) in dem Maszlig in dem (wie) an dem Ort an dem (wo) (ChLehmann Der Relativsatz S 318 H H Hettrich Untersuchungen S 298 H)

39) Die meist temporal venvendete Konjunktion griech orc (ion att kypr) ora (aumlol) oxa (dor) wenn da erklaumlrt sich allerdings ebenfalls am einshyfachsten durch die Annahme daszlig an die Fortsetzung des Relativpronomens jo-) eine Partikel -TC - Ta -xa angetreten ist (H Frisk Griechisches etymologishysches Woumlrterbuch II S440) Gegen die unmittelbare Gleichsetzung mit griech horn 0 re daW spricht jedoch daszlig die Bedeutung als bei 0 und oumln daszlig fehlt Wie im Falle von lat cum duumlrfte es sich bei griech Ort demnach am ehesten um eine einzelsprachliche Entwicklung handeln Die Bedeutung als von indoiran yad ya und griech ore ist so wohl kein gemeinsames Erbe (vgl K Brugmann Kurze vergleichende Grammatik S665 zum Altindischen) Weniger uumlberzeushygend ist J Wackernagels KZ 67 (1942) S1 H Gleichsetzung von griech o-re mit ai sa ca wenn (der) in sa ced lt ca-id wenn in der Verbindung dJ~ oumlre (nv6shyyo) wie ein Turm denn Beispiele mit einem solchen dJ~o re in Verbindung mit einem Nominativ Singular maskulinum sind selten (E Schwyzer A Debrunner Griechische Grammatik 11 S648 Anm2)

4C) Nach Ch Lehmann Der Relativsatz S 154 H Hettrich Untersuchungen S400 unterscheidet sich eine Fuumlgung wie das Faktum das nicht zutrifft mit Relashytivsatz syntaktisch von der explikativen Fuumlgung das Faktum daszlig es nicht zutrifft durch den unterschiedlichen Satzgliedstatus des Einleitewortes Eine Umdeushytung eines Relativsatzes zu einem Explikativsatz erscheint jedoch moumlglich im Falle von weiszlig ich was sie miteinander gesprochen haben gt Das weiszlig ich jJ sie miteinander gesprochen haben Voraussetzung fuumlr eine solche Umdeutung ist allerdings dafl ein pronominales Bezugswort des Relativsatzes vorhanden ist und daszlig die Wertigkeit des Verbs des Nebensatzes ein nur fakultatives Akkusashytivobjekt vorsieht (vgl oben) Verben die sowohl absolut als auch mit einem pronominalen Akkusativobjekt verbunden werden koumlnnen sind wahrscheinlich Verben der Kommunikation (sprechen) Verben der Gemuumltsstimmung (jamshymern) (c Gaedicke Der Accusativ S 66 ff B Delbruumlck Altindische Syntax S 173f HHapp Grundfragen S51) Umfassende Untersuchungen uumlber die Vashy

bullZur Polyfunktionalitaumlt von Konjunktionen 165

eine Moumlglichkeit aufzuzeigen wie die bezeugten Explikativsaumltze aus Relativsaumltzen herleitbar sind muumlssen vielmehr vier verschiedene Schritte angenommen werden

Als erstes sind Konstruktionen mit Explikativsaumltzen zu betrachshyten in denen sich der Explikativsatz nicht wie in den Beispielen (1) bis (4) auf das Subjekt sondern auf das Objekt des Hauptsatzes beshyzieht Das als Bezugswort fungierende Objekt ist in den beiden folshygenden Saumltzen ein Abstraktum

RV 11314 vid14 te asya vrydsyafiuumlrava~ puro yad indra faradtr aVI1tira~ die Puru kennen diese Heldentat von dir daszlig du die herbstlichen Burgen niedenvarfst 41)

(13) Ilias A 411 f yvq amp xat ~ rF1oumlT~ [ J fjvarTv 0 T a6U1WV itXauijv OVOumllv erelacv und es erkenne auch der Atride [ Jseine Verblendung daszlig er den besten der Achaier fuumlr nichts geachtet hat 42)

Wie koumlnnen nun derartige syntaktische Strukturen zustande geshykommen sein Ein Verb des Wissens oder Erkennens wurde zushynaumlchst mit einem Objekt in der Form einer nominalen Fuumlgung oder eines Nomens verbunden Daraufhin wurde das Objekt ein zweites

lenz von Verben in den altindogermanischen Sprachen die uumlber die Arbeiten von H Happ hinausgehen stehen jedoch noch aus

41) H Rix in Festschrift S734 Auch folgende Stelle gehoumlrt hierher RV 104011 a

na tasya vidma lad u 1U pra vocata yuva ha ydd yuvatya~ kfeti yoniju Wir kennen das nicht versprechet uns das fein daf~ ein juumlngling im Schoszlige der jungfrau ruhe

(Uumlbersetzung nach K F Geldner) H Hettrich Untersuchungen S225 uumlbershynimmt die Uumlbersetzung von B Delbruumlck Vergleichende Syntax III S327 (Wir haben davon keine Kenntnis sagt uns das wohl ob der juumlngling auf dem Lager der jungfrau ruht) und betrachtet den Nebensatz als indirekten Fragesatz Bei yad liege eine semantische Neuentwicklung vor die im juumlngsten Buch des RV aufkomme und danach in Belegen aus der vedischen Prosa in Erscheinung trete Da aber - wie oben gezeigt wird - die Verbindung eines Verbs des Wissens mit einem abstrakten Substantiv und einem Explikativsatz die Konstruktionen wisshysen + daszlig-Satz die den Ausgangspunkt fuumlr die Explikativsaumltze gebildet haben duumlrfte voraussetzt und zudem auch sonst im Vedischen bezeugt ist ist F Geldshyners Auffassung der TextsteIle vorzuziehen tJd u s14 pra vocata wird so als Parshyenthese betrachtet

42) H Rix in Festschrift S733 P Chantraine Grammaire Homerique S 290

166 e

Rosemarie Luumlhr

Mal ausgedruumlckt und zwar diesmal in der Form eines daszlig-Satzes Daszlig Strukturen wie in Satz (12) und (13) so analysiert werden koumlnshynen zeigt ein aus dem Altpersischen stammender Satz in dem taya fuumlr daszlig steht

(14) OB I 52f matayamaumlm xsnaumlsaumltiy taya adam naiy Bardiya amiy damit man mich nicht kenne daszlig ich nicht Brdiya bin4l)

Hier ist das erste Objekt kein Abstraktum das dann naumlher erlaumlutert wird sondern ein Personalpronomen der 1 Person der Akk Sg maumlm mich Darauf folgt der mit taya eingeleitete daszlig-Satz als zweishytes Objekt

Explikativsaumltze sind also wahrscheinlich auf die Weise entstanden daszlig das Objekt zu einem Verb des Wissens oder Erkennens auf zweifache Weise einmal nominal das andere Mal als daszlig-Satz ershyscheint Daraus folgt der zweite Schritt Nach Verben des Wissens oder Erkennens ist zu erwarten daszlig neben den komplizierten Explishykativsatz-Konstruktionen auch die einfacheren Konstruktionen naumlmlich daszlig-Saumltze ohne Bezugswort vorgekommen sind Dies ist in der Tat der Fall man vergleiche

(15) lIias P 623 YlyvWaxGf Oumll xal aUTof 0 T ouxin xaTOf -xauiJv

Du erkennst ja auch selbst daB nicht mehr die Kraft ist bei den Achaishycrn l )

(16) Plautus Asinaria 52 equidem seio iam filius flU~d amet meus istanc meretricem ich freilich weiB schon daszlig mein Sohn jenes Freudenmaumldchen liebt 41)

Beim dritten Schritt kommen die Relativpronomina ins Spiel Sollen Relativpronomina eine Umdeutung zu Konjunktionen der Bedeushytung daszlig erfahren haben so muumlssen Verben des Wissens oder Ershykennens auch mit Saumltzen die mit Relativpronomina eingeleitet wershyden belegt sein Auch dies trifft zu man vergleiche etwa den indishyrekten Fragesatz

Vergleichende Syntax III S327 ) Ubersetzung nach W Schadewaldt Weitere Beispiele bei B Delbruck Vershy

gleichende Syntax III S326 41) Nach] B HofmannA Szantyr Lateinische Syntax S 573 ist ein mit quod

daszlig eingeleiteter Nebensatz nach einem Verbum sentiendi im Altlatein ein Sonshyderfall Der Accusativus cum infinitivo waumlre an der angegebenen Stelle zweideushytig gewesen In Anbetracht der altindischen und eriechischen Konstruktionen kann hier jedoch durchaus Altes vorliegen

167Zutyfunktionalitaumlt von Konjunktionen

(17) RV116437a na VI janami yM iveddm asmi Ich verstehe nicht was dem vergleichbar ist wie ich bin 46)

Als viertes schlieszliglich ist nach Fuumlgungen zu suchen in denen in der syntaktischen Konstellation Verb des Wissens oder Erkennens in Verbindung mit einem durch ein Relativpronomen eingeleiteten Neshybensatz das Relativpronomen auch als Konjunktion der Bedeutung daszlig aufgefaszligt werden konnte Zu diesem Zweck ist folgende Stelle aus der Ilias zu betrachten

(18) T 143f OW(JCl oe TOI (eJli1l0VTef tfJi1f 1laVa VTf0f ttovref

Oloova Oumllp(JCl 101]at iJ Tm fJeV08I1tta WO(J)

B Delbruumlck47) hat den mit ouml eingeleiteten Nebensatz als daszlig-Satz bestimmt Dagegen uumlbersetzt W Schadewaldt die Stelle folgendershymaszligen Und die Gaben sollen dir die Gefaumlhrten holen von meinem SchiffUnd bringen daszlig du siehst was ich dir dem Mut Zusagendes gebe Schadewaldt betrachtet also ouml als Relativpronomen doch ebensogut moumlglich erscheint die Uumlbersetzung nach Delbruumlck daszlig du siehst daszlig ich dir dem Mut Zusagendes gebe

Wieso ist nun zwischen Saumltzen wie

(19 a) Du siehst daszlig ich dir Schoumlnes gebe und (19b) Du siehst was ich dir Schoumlnes gebe

semantisch kein allzu groszliger Unterschied Verben des Wissens oder Erkennens sind sogenannte faktive Verben das heiszligt der Sprecher setzt die Wahrheit der Aussage des vom faktiven Verb abhaumlngigen Nebensatzes voraus Faktive Verben aber koumlnnen anscheinend soshywohl mit daszlig-Saumltzen als auch mit indirekten Fragesaumltzen die mit dem Relativpronomen eingeleitet sind verbunden werden48

) Die Voraussetzung fuumlr die Grammatikalitaumlt von (19 a) ist jedoch daszlig die notwendigen Komplemente des Verbs des Nebensatzes vorhanden sind Das bedeutet daszlig bei einem Verb der Bedeutung geben einem nach der Terminologie der Valenz grammatik dreiwertigen Verb aushyszliger dem Subjekt auch das Akkusativobjekt und das Dativobjekt reashylisiert sein muumlssen Dagegen ist in einem Satz wie (20) z B keine Umdeutung moumlglich

46) Vgl HHettrich Untersuchungen S519 47) Vergleichende Syntax III S 327 8) Weitere faktive Verben sind bedauern ignorieren veruumlbeln im Gedaumlchtnis

behalten in Betracht ziehen klar machen herausfinden

168 Rosemarie Luumlhr bullbull (20 a) Du siehst was ich dir bringe (20b) Du siehst ~ ich dir bringe

Ein Verb der Bedeutung bringen fordert ein obligatorisches Akkusativshyobjekt

Nachdem nun der Akkusativ Singular neutrum des Relativpronoshymens zur Konjunktion der Bedeutung daszlig umgedeutet war konnshyten ohne weiteres Verben des Wissens oder Erkennens auszliger mit eishynem nominalen Objekt auch mit einem daszlig-Satz verbunden und so explikative Konstruktionen gebildet werden wie Satz

(13) IliasA411f yvljj 8i xal ) rti1iT7 [ ] ~v arTv D r aUHOV )Xauiiv ou8iv Erttatv und es erkenne auch der Atride [ ] seine Verblendung daszlig er den beshysten der Achaier fuumlr nichts geachtet hat

Fuumlr die Frage nach der Basiskategorie TEMPORAL als Basis von konjunktionalen Bedeutungen ist somit festzuhalten daszlig bei keinem der vier angenommenen Schritte die Bedeutung TEMPORAL eine Rolle gespielt hat Es ist nun zu fragen ob derartige Saumltze wie die angefuumlhrten bereits fuumlr die indogermanische Grundsprache postushyliert werden duumlrfen Wie schon gesagt gilt grundsaumltzlich daszlig eine sprachliche Erscheinung dann als indogermanisch betrachtet werden kann wenn sie in mindestens zwei indogermanischen Sprachzweigen bezeugt ist Dies ist bei allen drei Konstruktionstypen der Fall Das Altindische und Griechische gehen zusammen in dem Typ Verb des Wissens oder Erkennens mit zwei verschiedenen Objekten von deshynen das eine als nominale Fuumlgung und das andere als daszlig-Satz aufshytritt und in dem Typ Verb des Wissens oder Erkennens verbunden mit einem durch das Relativpronomen eingeleiteten indirekten Frashygesatz Dagegen haben den Typ Verb des Wissens oder Erkennens mit daszlig-Satz das Griechische und Lateinische gemeinsam49

) Obshy

49) Nach B Delbruumlck Vergleichende Syntax III S 327 f entspricht den Inshyhaltssaumltzen des Griechischen im RV nicht yad sondern ein Akkusativ in Apposishytion RV 11010 vidma h tvauml viJantamaTJI vajesu havanasrntam denn wir kennen dich als den staumlrksten als den bei Kaumlmpfenden Ruferhoumlrenden Der Uumlbergang vom Partizipium zum Konjunktionalsatz sei dabei entweder uumlber einen Relativshysatz (sie kennen mich der ich X bin) oder uumlber einen Kausalsatz (sie kennen mich weil ich X bin) erfolgt Der Typ Verb des Wissens oder Erkennens + daszlig-Satz muszlig aber auch im Vedischen bestanden haben (vgl oben) Das postulierte Neshybeneinander von Verb des Wissens oder Erkennens + daszlig-Satz oder Partizip findet sich jedenfalls im Griechischen In dieser Sprache ist der explikative Geshybrauch von D der haumlufigste (K BrugmannlA Thumb Griechische Grammatik S647)

r Polyfunktionalitaumlt von Konjunktionen 169

wohl im aumlltesten Altindischen die zuletzt genannte Konstruktion naumlmlich Verb des Wissens oder Erkennens mit daszlig-Satz fehlt muszlig diese Konstruktion auch fuumlr das Vedische angenommen werden die Explikativsaumltze setzen sie voraus Aus all dem ergibt sich Im Indoshygermanischen hat es aller Voraussicht nach ein Nebeneinander aller drei Konstruktionstypen gegebenSO)

SO) Eine weitere Quelle fuumlr die Umdeutung vom Relativpronomen zu einer Konjunktion der Bedeutung daszlig sind mit einem Relativpronomen eingeleitete indirekte Fragesaumltze die voneinem unpersoumlnlichen Ausdruck abhaumlngen vgl (I) Es ist klar was sie miteinander gesprochen haben

Es ist klar ~ sie miteinander gesprochen haben Unter den untersuchten Sprachen finden sich daszlig-Saumltze nach unpersoumlnlichen Ausdruumlcken im Altindischen Griechischen und Lateinischen (2) SB 4146

tat tad avakJptam eva yad braumlhmano raumljanyah syat so (daher) ist das ganz passend daszlig ein Brahmane ohne Koumlnig sei Ilias E 349 r7 oux aAl Dm yvvaixa avaAx18a ~lfE(OlfEr5EI Oder ists nicht genug daszlig du wehrlose Frauen verleitest Ilias P 670 r7 ouZ aAl Dm jUXZT imampr5ojJat Oder ist nicht genug daszlig ich schwaumlcher bin in der Schlacht

(Uumlbersetzung nach Schadewaldt) Der unpersoumlnliche Ausdruck enthaumllt hier ein praumldikatives Adverb (K Hoffmann Aufsaumltze 11 S340) (3) Plautus Aulularia 624

temerest quod corvos cantat mihi nunc ab aeva manu Es ist ohne Grund daszlig der Rabe mir jetzt von der linken Hand singt

quod koumlnnte hier auch mit was wiedergegeben werden Im RV wird ein unpershysoumlnlicher Ausdruck mit einer Absolutivkonstruktion verbunden (4) RV 103411

striyaTJI d[vaya kitavaTJI tataumlpa wenn er ein Weib gesehen hat schmerzte es den Spieler

(zu weiteren unpersoumlnlichen Ausdruumlcken im Altindischen vgl K Hoffmann Aufsaumltze I S 291) Daneben erscheint yadi wenn als Einleitewort eines Nebenshysatzes nach einem unpersoumlnlichen Ausdruck (5) RV 6343

yadi stotarab sataTJI yat sahasraTJI grnanti grvalasaTJI saTJI tad asmai Wenn hundert Saumlnger wenn tausend den Lobliebenden preisen so ist ihm das recht

(Uumlbersetzung nach Geldner) Ein entsprechender Gebrauch findet sich im Grieshychischen (6) Odyssee X345

aurljj rOI jJamproma( axolaaamprat EI XEV aOl8ov lfUumlpVf Selbst wird es dir hinterdrein ein Schmerz sein wenn du den Saumlnger toumltest

bull

Rosemarie Luumlhr 170 bullbull Hinzu kommt daszlig der einer Relativsatzkonstruktion ferner steshy

hende Typ des Explikativsatzes in der Funktion eines Subjekts wie in (1) auszliger im Altindischen und Griechischen auch im Avestischen und Lateinischen vorhanden ist und Explikativsaumltze die an Objektsshystelle stehen) eigentlich voraussetzt

(1) RV 5317a tad In nu te karaarrz dasma vipr5shy-hirrz yad ghnann 6jo atr5mimithaumlb Das war fuumlrwahr dein Werk du redekundiger Meister daszlig du den Drashy

chen erlegend an ihm deine Staumlrke gemessen hast

SchLuszligbemerkung

Nun kann die Frage beantwortet werden ob die Basiskategorie TEMPORAL als Basis fuumlr weitere konjunktionale Bedeutungen also fuumlr die Polyfunktionalitaumlt von Konjunktionen ein Universale ist Vergegenwaumlrtigt man sich noch einmal den Gang der Untersushychung so wurden aus dem Indoiranischen Griechischen und Lateishynischen Konjunktionen betrachtet die formal mit dem Akkusativ Singular neutrum des Relativpronomens identisch sind und in allen

(Uumlbersetzung nach Schadewaldt) (K Brugmann Die Syntax S 51 B Delbruumlck Vergleichende Syntax III S29 H Hettrich Untersuchungen S227 E SchwyshyzerA Debrunner Griechische Grammatik II S646 R KuumlhnerlC Stegmann Ausfuumlhrliche Grammatik II 2 S270 EHermann NGWG (1926) S272f vgl auch K BayerlJ Lindauer Lateinische Grammatik S 216 Anm 1 Quod mihi scrishybis te craumls venturum esse bene accidit Was du mir von deinem morgigen Kommen schreibstgt daszlig du mir von deinem morgigen Kommen schreibst trifft sich gut)

In der Absolutivkonstruktion bzw in dem wenn-Satz der Saumltze (4) und (5) werden uumlberzeitlich guumlltige Einschaumltzungen abgegeben dagegen liegt in dem Nebensatz von (6) Zukunftsbezug vor Wuumlrde ein daszlig-Satz verwendet so beshyzoumlge er sich auf einen zur Sprechzeit aktuell gegebenen Sachverhalt Der folshygende Satz zeigt daszlig in bestimmten Kontexten nach unpersoumlnlichen Ausdruumlkshyken sowohl daszlig- als auch wenn-Saumltze moumlglich sind (7) Es ist skandaloumls daszliglwenn heutzutage noch Vorgesetzte in der Lage sein duumlrfen

ihre Macht aufdiese Weise auszuspielen (Genaueres dazu bei H U Schmid Sprachwissenschaft 12 (1987) S 265 ff)

) Auch R Schmitt-Brandt in Indogermanische und allgemeine Sprachwisshysenschaft S 136 hat versucht die Explikativsaumltze aus Relativsaumltzen herzuleiten Ein Satz wie RV 21311 supravaumlcanarrz tava vira viryam yad ikena kratunauml vinshydase vasu zu preisen ist 0 Held deine Heldentat daszlig du mit einem Entschluszlig das Gut erwirbst sei urspruumlnglich folgendermaszligen konstruiert worden die Heldentat welche ist mit einem Entschluszlig erwirbst du das Gut Gegen diese Herleitung spricht jedoch der Akzent auf dem Verb vinddse da dieser die mit yad eingeleitete Struktur als Nebensatz ausweist

Z~OIYfunktionalitaumlt von Konjunktionen 171

untersuchten Sprachen daszlig und im Indoiranischen auch als bedeushyten Die Bedeutung als war aus syntaktischen Fuumlgungen wie der Tag an dem der Tag als herleitbar demgegenuumlber wurde fuumlr die Bedeutung daszlig kein temporaler Ausgangspunkt gefunden es wurde vielmehr folgender mehrstufiger Ableitungsmechanismus anshygenommen Nach Verben des Wissens oder Erkennens hat es neben explikativen Konstruktionen auch mit daszlig und mit Relativpronomen eingeleitete Nebensaumltze gegeben was durch das Material bestaumltigt wurde Eine Umdeutung vom Relativpronomen zur Konjunktion daszlig war moumlglich wenn die obligatorischen ValenzsteIlen des Verbs des Nebensatzes gefuumlllt waren Waumlhrend also im Falle der Bedeushytung als von indoiran yad yal durch den Bezug auf einen Zeitbeshygriff die Bedeutungskategorie TEMPORAL bei der Entstehung eishyner konjunktionalen Bedeutung beteiligt war war dies bei der Beshydeutung daszlig von idg jod und seiner Ersatzform nicht der Fall Die Bedeutungskategorie TEMPORAL als Basis fuumlr die Polyfunkshytionalitaumlt von Konjunktionen ist somit kein Universale das ausshynahmslos gilt Die Aussage daszlig aus der temporalen Bedeutung anshydere konjunktionale Bedeutungen abgeleitet werden koumlnnen ist wahrscheinlich richtig doch hat die Untersuchung der Bedeutung daszlig der Konjunktionen indoiran yad yal griech ouml und lat quod ergeben daszlig auch die Bedeutung was als Grundlage fuumlr die Polyshyfunktionalitaumlt von Konjunktionen in indogermanischen Sprachen gedient hat

Universitaumlt Regensburg Rosemarie Luumlhr Inst f Germanistik 8400 Regensburg

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Page 2: L.hrstuhl fI llaint'siti. - Suche • dwee.eudwee.eu/Rosemarie_Luehr/userfiles/downloads/Sonderdruck27.pdf · Im Altlatein begegnet quod in der Bedeutung 'daß' nach Verba di cendi

Rosemarie Luumlhr 154 bull oder ersetzt worden zu sein braucht die temporale Bedeutung kann vielmehr neben den anderen Bedeutungen fortbestehen Es fragt sich jedoch ob immer die temporale Bedeutung der Ausgangspunkt fuumlr eine Polyfunktionalitaumlt bei nebensatzeinleitenden Konjunktionen ist Anders ausgedruumlckt Ist die Bedeutungskategorie TEMPORAL als Basis fuumlr andere konjunktionale Bedeutungskategorien ein Univershysale also eine Eigenschaft die allen menschlichen Sprachen gemeinshysam ist4

)

Das Phaumlnomen der Polyfunktionalitaumlt von Konjunktionen soll im folgenden unter dieser Fragestellung betrachtet werden Untersucht werden Konjunktionen in indogermanischen Sprachen die in den betreffenden Sprachen erstens wie der Nominativ Akkusativ Singushylar neutrum des Relativpronomens lauten zweitens polyfunktional verwendet werden und drittens in einem Teil der untersuchten Sprashychen die temporale Bedeutung als haben naumlmlich indoiran yad yal griech Ouml und weiterhin lat quod Von diesen Lautungen sind inshydoiran ydd yal und griech Ouml formal mit dem Akkusativ Singular neutrum des indogermanischen Relativpronomens jod was idenshytischS) Dagegen ist lat quod vom Stamm des Interrogativpronomens kwikwo- gebildete) und an die Stelle des Akkusativs des Relativproshynomens jod getreten) Es geht also einerseits um Sprachen in deshynen das indogermanische Relativpronomen jod erhalten oder ershysetzt worden ist andererseits werden aus folgendem Grund moumlgshy

) Man unterscheidet 1 absolute Universalien wie etwa daszlig jede Sprache Voshykale besitzt 2 implikative Universalien die sich auf Grund-Folge-Beziehungen zwischen zumindest zwei Eigenschaften beziehen (wenn Dual dann auch Plushyral) 3 statistische (tendentielle) Universalien das sind Eigenschaften die sich nicht ausnahmslos beobachten lassen 4 statistische implikative Universalien und 5 beschraumlnkte Biimplikationen d h eine Eigenschaft tritt genau dann (und nur dann) auf wenn auch eine andere Eigenschaft auftritt

) Hierher stellt sich ferner aksl jeie fuumlr das eine Verbindung jod + ghe vorauszusetzen ist (W VondriikJOGrUumlnenthal Vergleichende Syntax II S 84f) Die griechischen Nebensaumltze mit 011 werden im Altbulgarischen in der Reshygel durch Nebensaumltze mit jako wiedergegeben Es handelt sich um Deklarativshysaumltze Kausalsaumltze Konsekutivsaumltze um Saumltze nach Verba sentiendi (Sc Sionski Die Uumlbertragung S 3~

) Im Hethitischen wird wie im Lateinischen die Ableitung vom Interrogativshypronomen kllil als Konjunktion gebraucht

7) Zu der Gruppe die kwi-Iko- relativisch verwenden gehoumlren auszliger dem Italischen das Anatolische Tocharische Keltische und Germanische (0 Szemeshyrenyi Einfuumlhrung S222) Nach HHettrich Untersuchungen S763 standen im Urindogermanischen ein appositiver jo-Relativsatz und ein restriktiver kWi-1 ko- Relativsatz nebeneinander

r Polyfunktionalitaumlt von Konjunktionen 155

lichst alte und insbesondere solche indogermanische Sprachen die sozusagen zum Grundgeruumlst fuumlr die Arbeit des Indogermanisten8) gehoumlren untersucht Es ist zu pruumlfen ob sich Funktionen der geshynannten polyfunktionalen Konjunktionen aus den fuumlr die indogershymanische Grundsprache erschlieszligbaren Gebrauchsweisen des Relashytivpronomens herleiten lassen und wenn ja wie es dann mit der Bedeutungskategorie TEMPORAL als Basis von konjunktionalen Bedeutungen steht Dabei soll ein Problem geloumlst werden das in der Indogermanistik als noch nicht geloumlst gilt der Zusammenhang von idg jod als RelativprOlilOmen und idg jod als Konjunktionlt) Selbst H Hirt10) der in seiner Grammatik der indogermanischen Sprachen ausfuumlhrlich die Konjunktionen behandelt hat hat keinen Loumlsungsvorschlag vorgelegt Bevor aber darauf naumlher eingegangen wird ist es notwendig die vielschichtigen Bedeutungen der Konshyjunktionen indoiran ydd yal griech ouml und lat quod miteinander zu vergleichen Somit ergeben sich folgende Punkte der Untersuchung

1 Polyfunktionalitaumlt der Konjunktionen indoiran yad yaJ griech ouml und lat quod

8) O Szemerenyi Einfuumlhrung S9 9) ESchwyzerADebrunner Griechische Grammatik H S645 gehen von eishy

ner Grundbedeutung wie aus eine Bedeutung die bei den Kontinuanten von uridg jod jedoch kaum nachweisbar ist (zu av hiiat wie vgl H Reichelt Awestisches Elementarbuch S375) Auch PChantraines Grammaire Homerishyque S288 Herleitung von griech on 0 und 0 TE aus einem Akkusativ der Beshyziehung ist fuumlr das Indogermanische nicht moumlglich da der Akkusativ der Bezieshyhung sich wesentlich erst im Griechischen entwickelt hat (B Delbruck Vergleishychende Syntax III S 331) In aumlhnlicher Weise rechnen R KuumlhnerB Gerth Ausshyfuumlhrliche Grammatik II 2 S355 Anm I fuumlr griech 0 mit einem Akkusativ des Inhalts der ganz allgemein die Art und Weise der Handlung bezeichnete Wie das deutsche wie und das griechische dJ~ sich unter Umstaumlnden zur Bedeushy

tung des farblosen dass abschwaumlchen indem nicht mehr die Art und Weise der Handlung sondern die blosse Thatsache der Handlung beruumlcksichtigt wird so erstarrte 0 schon in vorgriechischer Zeit zu einem biossen Mittel der Satzverbinshydung Den gleichen Entwickelungsgang haben on und das lateinische quod (Neutr v qui) durchgemacht K BrugmannA Thumb Griechische Grammashy

S647 lehnen zu Recht die Herleitung der Bedeutung daszlig aus Saumltzen wie ich sehe was du krankst ab Doch zeigen sie keinen Weg auf wie die Umdeushytung vor sich gegangen sein koumlnnte H Rix in Festschrift S734 und H Hettshyrich Untersuchungen S 334 f die sich in juumlngster Zeit mit diesem Problem beshyschaumlftigt haben nehmen zu der Umdeutung von uridg jod zur Konjunktion keine Steilung und bei Ch Lehmann Der Relativsatz S250 findet sich Ein Morphem das lediglich der Subordination dient ist auch wenn es Relativsaumltze einleitet kein Relativpronomen sondern eine Konjunktion (vgl S166f)

10) Indogermanische Grammatik VlI S161 H

156 Rosemarie Luumlhr bull 2 Uumlberschneidung mit Funktionen des indogermanischen Relashy

tivpronomens Am Schluszlig erfolgt eine Antwort auf die Frage ob die Bedeutungsshy

kategorie TEMPORAL als Basis fuumlr die Polyfunktionalitaumlt von Konjunktionen tatsaumlchlich eine universelle Eigenschaft von Sprashychen ist Insgesamt wird deutlich daszlig sich bei der Betrachtung der Polyfunktionalitaumlt von Konjunktionen unter dem Aspekt der Basisshykategorie TEMPORAL als Ausgangspunkt nicht nur Probleme des Bedeutungswandels sondern wie zu erwarten auch Probleme der indogermanischen Syntax stellen

1 Polyunktionalitaumlt der Konjunktionen indoiran yad yaJ griech 0 und lat quod

Die Fortsetzungen von idg jod im Indoiranischen zeigen daszlig wie in vielen anderen Faumlllen das Altindische und das Altiranische auch in dem Bedeutungsreichtum der Konjunktionen ved yad und av yal uumlbereinstimmen Die gemeinsamen Bedeutungen sind als wenn nachdem weil da indem damit und daszlig Zunaumlchst soll die Bedeutung daszlig behandelt werden Ved yad und av yalleiten sogeshynannte Explikativsaumltze ein das sind Nebensaumltze die den Inhalt eines Demonstrativpronomens oder eines abstrakten Substantivs im uumlbershygeordneten Satz spezifizieren 11) Beispiele fuumlr Explikativsaumltze in der Funktion eines Subjekts sind

(I) ved RV 5317a tad In nu te karalalJl dasma vip rashy-hilJl yad ghnann 6jo atramimjthauml~ Das war fuumlrwahr dein Werk du redekundiger Meister daszlig du den Drashychen erlegend an ihm deine Staumlrke gemessen hast 12)

Das erste altindische Wort tad das ist das Bezugswort fuumlr den mit yad daszlig eingeleiteten Nebensatz

(2) av Y 94 laf ahmaumli jasaf aiiaptiJm yaf he pu(rouml uszaiiata das stellte sich als Gluumlck bei ihm ein daszlig ihm ein Sohn geboren wurde

Weit weniger groszlig als im Indoiranischen ist die Bedeutungsvielfalt der bei Homer entsprechenden griechischen Konjunktion 0 neben

) B Delbruumlck Altindische Syntax S 573 fa~t derartige yad-Saumltze als Beshyzeichnung des Inhalts eines Begriffs des Hauptsatzes auf Dagegen spricht er in der Vergleichenden Syntax III S 324 von Explikativsatz

12) Uumlbersetzung nach K F Geldner vgl H Hettrich Untersuchungen S 398 B) H Reichelt Awestisches Elementarbuch S374 H Rix in Festschrift S

733

bullZur Polyfunktionalitaumlt von Konjunktionen 157

der auch on und 0 TB vorkommen Ouml on und 0 TB haben die Bedeushytung daszlig nach Verba sentiendi Bei den Verben des Affekts ist der Inhalt des Gefuumlhls zugleich der Grund des Gefuumlhls 0 on und 0 TE

koumlnnen so mit daszlig und weil wiedergegeben werden Daneben ist bei Homer ort in rein kausaler Funktion belegt Festzuhalten ist der schon im Zusammenhang mit dem Indoiranischen erwaumlhnte explikashytive Gebrauch in Saumltzen wie

(3) IIias T 56ff 4 TCtOll 17 auml(J Tl TOO aWPOTc(JDlaV aumlCIOV ltrAETO aol ai 6jiOf 0 TE vaumlit trE(J azvvJlivw xfj(J (VjiOP4cp l(JIOI jiEvErvajiEV dvEa or5(Jll~

War dieses denn nun fuumlr uns beide besser fuumlr dich und mich daszlig wir beide uns bekuumlmmerten Herzens in mutverzehrendem Streit erzuumlrnten wegen des Maumldchens4)

Im Altlatein begegnet quod in der Bedeutung daszlig nach Verba dishycendi und sentiendi nach Verben des Machens und Bewirkens nach Verben des Affekts wo wie im Griechischen neben daszlig die Bedeushytung weil moumlglich ist quod erscheint auch rein kausal ferner in den Bedeutungen was das betrifft daszlig und wenn 15) Besonders hervorshyzuheben ist wiederum der explikative Gebrauch wie in

(4) Plautus Mercator 596 id ili vitiom maxumust quod nimis tardus est das ist sein groumlszligter Fehler daszlig er zu traumlge ist 16)

Vergleicht man die Funktionen der Konjunktionen in den einzelshynen Sprachen miteinander so kann auf eine bereits in der indogershy

14) P Chantraine Grammaire Homerique S 288 f Uumlbersetzung nach W Schadewaldt

lS) quod hat spaumlter die Funktion einer Universalkonjunktion Die Bedeushytung wie findet sich seit Lucrez spaumltlateinisch sind die Bedeutungen so daszlig und damit U B HofmannA Szantyr Lateinische Syntax S579ff)

16) R KuhnerC Stegmann Ausfuumlhrliche Grammatik II 2 S 271 J B HofshymannA Szantyr Lateinische Syntax S 576 f H Rix in Festschrift S734 Hinzu kommen temporal-explikative Saumltze wie Plautus Amphitruo 302 iam diu est quod ventri victum non datis es ist schon lange her daszlig ihr dem Bauch keine Nahrung gebt Q B HofmannA Szantyr Lateinische Syntax S580) Auch im Hethitischen findet sich der explikative Gebrauch KBo IV 811 12ff amme kaumlsshypatl-asdammeshas kijan l-an dammeshanunun ISTU ILGALLlM_pat-kan kuit kalla uijanun eben dies [ist] meine einzige Maszligregelung damit allein habe ich sie geshymaszligregelt daszlig ich sie eben aus dem Palaste fortgeschickt habe Nach Verba senshytiendi hat kuit die Bedeutung daW daneben bedeutet es weil gelegentlich ershyscheint auch die Bedeutung bei der Gelegenheit als QFriedrich Hethitisches Elementarbuch2 S163)

e 158 Rosemarie Luumlhr

manischen Grundsprache vorhandene Funktion geschlossen werden wenn diese in mindestens zwei indogermanischen Sprachzweigen beshylegt ist In allen behandelten Sprachen sind die Fortsetzung von idg jod und seine Ersatzform als Einleitewoumlrter von Explikativsaumltzen bezeugt Da Satzgefuumlge mit Explikativsaumltzen zu den schwierigeren Satzgefuumlgen gehoumlren und ein in mehreren indogermanischen Sprachzweigen nachweisbares sprachliches Phaumlnomen um so eher der Grundsprache zuzuweisen ist je komplizierter es ist sind die mit einer Konjunktion der Bedeutung daszlig eingeleiteten Explikativsaumltze wie auch H Rixl7) angenommen hat ganz sicher indogermanischen Alters I8) Die Bedeutung daszlig von jod hat also bereits im Indogershymanischen existiert Es fragt sich nun wie die uumlbrigen Bedeutungen der Konjunktionen zu erklaumlren sind

Die Bedeutungen von griech ouml ifn und ouml Te und lat quod kann man ohne weiteres aus der Bedeutung daszlig herleiten Die kausale Bedeutung weil ist bei einem uumlbergeordneten Verb des Affekts entshystanden und die Bedeutung wenn von lat quod ergibt sich aus der Bedeutung was das betrifft daszlig Man vergleiche

(5) Plautus Asinaria 757 qHod illa aut amieum aut patron um nominet [ jores oeclusae omnibus sint nisi tibi was das betrifft daszligwenn jene entweder den Freund oder den Herrn nenshynen mag [ ] die Tuumlren seien allen auszliger dir verschlossen

S733 18) Unrichtig ist somit die des oumlfteren vertretene Auffassung daszlig es im Indoshy

germanischen nur Relativsaumltze gegeben hat E Hermann KZ 33 (1895) S492 zweifelt sogar an der Existenz von Relativsaumltzen Skeptisch in Hinblick auf Konshyjunktionen indogermanischen Alters aumluszligern sich F Sommer Vergleichende Synshytax S107 und RSternemann MIO 11 (1965) S379

19) Es handelt sich wohl um einen optativen Konjunktiv In klassischer Zeit begegnet der Konjunktiv hier nur mehr vereinzelt (J B HofmannA Szantyr Lashyteinische Syntax S579) - Um zu entscheiden ob heth kuit in der Bedeutung weil auch aus der Bedeutung daszlig hervorgegangen sein kann ist es notwendig die Stellung der kuit-Saumltze im Satzgefuumlge zu betrachten Im Hethitischen steht der mit kuit-eingeleitete Kausalsatz gewoumlhnlich voran KBo V 6 IV 13 f annishyfan-ma kuit ANA IMafhuluJa IBILA NUGAL dta nu-za luk lKupanta-dKAL-an DUMU SES-SU IBILA-anni ara dan harta Weil aber seinerzeit dem M kein Erbsohn gewesen war so hatte er dich K den Sohn seines Bruders in Erbshysohnsstellung angenommen (JFriedrich Hethitisches Elementarbuch I S163)

Die Reihenfolge Kausalsatz - Hauptsatz ist darauf zuruumlckzufuumlhren daszlig der Nebensatz eine Voraussetzung fuumlr den im Hauptsatz ausgedruumlckten Inhalt bringt (zu solchen Nebensaumltzen im Vedischen vgl H Hettrich Untersuchungen S 334 H) Der kuit-Satz koumlnnte daher auch als Temporalsatz wiedergegeben

e Zur Polyfunktionalitaumlt von Konjunktionen 159

Bislang ist also bei den behandelten Konjunktionen mit einer Bedeushytung daWals Ausgangspunkt fuumlr weitere konjunktionale Bedeutunshygen zu rechnen

Aus der dargestellten Vielfalt der konjunktionalen Bedeutungen im Indoiranischen ergibt sich neben der Bedeutung daszlig jedoch noch eine weitere Quelle fuumlr konjunktion ale Bedeutungen Die vielshyschichtigen Bedeutungen als wenn nachdem weil da indem dashymit haben als Basis wohl die temporale Bedeutung als Betrachtet man beispielsweise den Uumlbergang von der Bedeutung als zu weil so ist ein solcher Bedeutungswandel in Satzgefuumlgen moumlglich in deshynen der Inhalt des Nebensatzes dem Inhalt des Hauptsatzes zeitlich vorausgeht Man vergleiche

(6) RV 6303a adjli ein m1 eil tad apo nadtnarp yad aumlbhyo arado gaumltum indra Selbst heute noch selbst jetzt noch besteht diese Taumltigkeit der Fluumlsse nachshydem du Indra ihnen die Bahn furchtestzO)

Der mit yad eingeleitete Nebensatz koumlnnte ebensogut als Kausalsatz aufgefaszligt werden weil du lndra ihnen die Bahn furchtest2i) Der Uumlbergang von temporalen zu kausalen Konjunktionen ist haumlushyfig belegt und hat auch bei der eingangs erwaumlhnten lateinischen neshybensatzeinleitenden Konjunktion cum stattgefunden Aus der Vorshyzeitigkeit des im Nebensatz ausgedruumlckten Sachverhalts wird offenshybar auf ein Ursache-Wirkung-Verhaumlltnis geschlossen22)

Was die konditionale Bedeutung wenn im Indoiranischen angeht so kann sich dann ein konditionaler Sinn also eine BedingungshyFolge-Beziehung ergeben wenn die Wiederholbarkeit eines zushynaumlchst rein temporal gesehenen Sachverhalts hervorgehoben wird23) Aus einer Bedingung-Folge-Beziehung aber sind wie hier nicht weishy

werden Als aber seinerzeit dem M kein Erbsohn gewesen war Zumindest in einem Teil der vorangestellten mit kuit eingeleiteten Kausalsaumltze duumlrfte also die Bedeutung weil aus der Bedeutung als die ja im Hethitischen bezeugt ist entstanden sein

20) H Luumlders Varulla 1 S 186 V gl H Hettrich Untersuchungen S 337 f Vgl WAbraham in Opuscula S14 postea ergo propterea Hier spielt

auch die Vorstellung eine Rolle daszlig ein Ereignis x gewoumlhnlich von einem Ereigshynis y begleitet wird

Vgl Als es regnete blieb ich zu Hause gt Jedesmal wenn es regnete blieb ich zu Hause gt Unter der Bedingung daszlig es regnet bleibe ieh zu Hause (W Abraham in Opuscula S52 vgl auch H Hettrich Untersuchungen S4 0)

160 Rosemarie Luumlhr bull ter ausgefuumlhrt werden soll eine Reihe weiterer Beziehungen wie z B auch die Finalbeziehung herleitbar24)

Die Polyfunktionalitaumlt der besprochenen Konjunktionen wurde auf die Bedeutung daszlig und als zuruumlckgefuumlhrt Nun sind diese Beshydeutungen aus Funktionen des Relativpronomens herzuleiten dabei muszlig gepruumlft werden ob ein Zusammenhang mit der Basisbedeutung TEMPORAL hergestellt werden kann25)

2 Uumlberschneidung mit Funktionen des indogermanischen Relativshypronomens

Zunaumlchst eine grundsaumltzliche Uumlberlegung Wenn Relativpronoshymina in Konjunktionen uumlbergehen aumlndert sich der syntaktische Stashytus dieser Woumlrter Relativpronomina haben in Relativsaumltzen die Funktion von Satzgliedern sie stehen fuumlr Subjekte Objekte oder Adverbialia dagegen kommt den Konjunktionen im allgemeinen keine Satzglied funktion zu Dennoch gibt es syntaktische Umgebunshygen in denen ebenso ein Relativpronomen wie eine Konjunktion verwendbar ist

Fuumlr die Bedeutung als ist eine syntaktische Umgebung in der eine Umdeutung eines Relativpronomens zur Konjunktion moumlglich erscheint relativ leicht zu finden In einer Fuumlgung wie der Tag an dem kann anstelle der Praumlposition und des Relativpronomens auch die Konjunktion als gebraucht werden der Tag als Der Uumlbergang von an dem zu als ist hier dadurch bedingt daszlig das semantische Merkmal TEMPUS des Bezugsworts auf den Relativsatz uumlbergeht und zum Ausdruck des temporalen Gehalts des Nebensatzes dann

2) Dazu R Pasch in Sprache S 138 ff Es geht um die Konditionalkonsekushylivbeziehung (Regnet es so bleibe ich zu Hause) die Kausalbeziehung (Weil es regnet bleIbe ich zu Hause) die Konsekulivbeziehung (Es regnet so daszlig ich zu Hause bleibe) die Konzessivbeziehung (Er geht spazieren obwohl er zu arbeiten hat) - hier wird eine Nichtfolge der Bedingung zu verstehen gegeben indem das Gegenteil der erwartbaren Folge zum usdruck gebracht wird - die Finalbezieshyhung HI ~rIi Ffner umJl Reine FiJfgfn in Zimmer kummen) Bei der Finalbeziehung wird ausgedruumlckt dag die Folge von dem Referenten gewollt ist und dag der im Hauptsatz bezeichnete Sachverhalt etwas ist das nach Meinung des Sprechers die Bedingung fuumlr die Folge ist (Wenn Hans das Fenster schlieszligt kommen keine Fliegen ins Zimmer) und deshalb von dem Referenten verwirklicht wird (Hans schlieszligt das Fenster weil er nicht will daszlig Fliegen ins Zimmer komshymen)

25) So BDelbruumlck Vergleichende Syntax III S324 332f (vgl Anm31)

bull 161Zur Polyfunktionalitaumlt von Konjunktionen

eine passende Konjunktion verwendet wird26) Daszlig in einer solchen syntaktischen Konstellation aus einem Relativpronomen aber auch eine Konjunktion werden kann zeigt eindeutig die erwaumlhnte nebenshysatzeinleitende lateinische Konjunktion cum in der Bedeutung als cum hat im Altlatein quom gelautet und geht auf einen Akkusativ Singular maskulinum des Stammes des lateinischen Relativpronoshymens zuruumlck27) Die Bedeutung als ist in einem Satz wie

(8) dies quondam fuit quom ambulati sumus

entstanden den man uumlbersetzen kann mit

Es war einmal ein Tag ~n dem wir spazieren gingen oder Es war einmal ein Tag als wir spazieren gingen28)

Das maskuline Genus von quom beruht dabei auf der Kongruenz zwischen dem maskulinen Bezugswort dies und dem Relativpronoshymen und der Akkusativ des Relativpronomens ist ein Akkusativ der Zeit wie er in den indogermanischen Sprachen auch sonst bezeugt ist man vergleiche etwa ai naktam bei Nacht griech aVrfipa an demselben Tage lat dies noctesque Tag und Nacht29) Waumlhrend wegen der Kongruenz mit dem maskulinen Bezugswort fuumlr Satz (8) nicht zu entscheiden ist ob quom Relativpronomen oder bereits Konjunktion ist verhaumllt es sich in dem folgenden Satz anders

(9) Plautus Truculentus 380 tempestas quondam fuit quom inter nos sordebamus alter alteri Es war einmal eine Zeit als wir uns gegenseitig der eine den anderen anshyekelten lO)

26) Genaueres bei Ch Lehmann Der Relativsatz S 318 ff 27) Altlat quom entspricht osk pun (umbr ponne lt quom-de) apreug kan

wenn lit (dial) k~ av kJm wie (aksl kogda) (A Walde] B Hofmann Lateishynisches etymologisches Woumlrterbuch 11 S 411)

28) Vgl Cato maior 84 0 praeclarum illum diem cum in illud divinum animo rum concilium proficiscar 0 herrlicher Tag an dem ich zu jener Versammlung der goumlttlichen Seelen aufbrechen werde

29) H Hirt Indogermanische Grammatik VI S34 a Friedrich Hethitisches Elementarbuch S120 heth karuariar morgens) ] B HofmannA Szantyr Lateinische Syntax S41

E SchwyzerA Debrunner Griechische Grammatik 11 S70 bemerken zu Recht daszlig der Akkusativ der Ausdehnung in der Zeit sich der Bezeichnung eines Zeitpunktes naumlhern kann Im Hethitischen und Griechischen z B steht daher bei der Bezeichnung des Zeitpunktes der Dativ der Zeit (kuedani UD-ti) apedani UD-ti (an dem Tag an welchem) an jenem Tage nekuz mehuni am Abend amiddot Friedrich S 122 WHHeld The Hittite Relative Sentence S16) ij-lan rrjJ oramp (PChantraine Grammaire Homerique S81)

lO) R KuumlhnerC Stegmann Ausfuumlhrliche Grammatik 11 2 S331

e162 Rosemarie Luumlhr

quom kann hier kein maskulines Relativpronomen sein da das Beshyzugswort ein feminines Substantiv naumlmlich tempestaumls ist quom ist in Satz (9) also eindeutig Konjunktion mit der Bedeutung als Der urshyspruumlnglich auf maskuline Substantive bezogene Akkusativ der Zeit des Relativpronomens hat sich also verselbstaumlndigt und ist zur Konshyjunktion geworden quom konnte dann auch ohne Bezugswort im uumlbergeordneten Satz also als Einleitewort von Temporalsaumltzen und nicht nur von Relativsaumltzen gebraucht werden31)

Ist nun die Bedeutung als des Neutrums des Relativpronomens idg jod dessen Fortsetzung wie erwaumlhnt im Indoiranischen u a als bedeutet32) auf die gleiche Weise wie bei lat cum entstanden so muszlig nach einer neutralen substantivischen Zeitbezeichnung gesucht werden von der ein Relativsatz abhaumlngt Ein Satz in dem eine solshyche syntaktische Konstellation vorliegt ist im Altindischen schon laumlngst gefunden worden

(10) RV 3482a Yii jayathaumls tad ahM asya kame miOb piyuam apibo giriJham

du geboren wurdest trankst du diesen T~g im Verlangen danach den auf dem Berge gewachsenen Rahm des Stengels )

ya kann hier als Akkusativ Singular neutrum des Relativpronomens auf den neutralen substantivischen Zeitbegriff ahar Tag im Hauptshysatz bezogen und das Satzgefuumlge so auch mit Welchen (Tag) du geshy

31) Auch temporal-explikativ wird alat quom verwendet Plautus Mostellaria 470 septem menses sunt quom in hasee aedis pedem nemo intro tetulit sieben Moshynate ist es her daszlig in dieses Haus niemand seinen Fuszlig hinein setzte Derartige Saumltze vermitteln zwischen alat quom als und dem explikativen quom daW wie in Plautus Bacchides 337 istuc sapienter saltem fieit filius J1Qm diviti domini aushyrum id servandum dedit dies hat dein Sohn wenigstens klug gemacht daszlig er das Gold emem Reichen zur Aufbewahrung gab (R KuumlhnerC Stegmann Ausfuumlhrshyliche Grammatik II 2 S329 333) Saumltze wie iam diu est quod die eine Umshydeutung von als zu daszlig ermoumlglichen finden sich im RV nicht

12) Wie bemerkt bedeutet auch heth kuit als H) H Hettrich Untersuchungen S 411 nach K FGeldner Auch BDelbruumlck

Vergleichende Syntax II1 S332 und ihm folgend RSchmitt-Brandt (Anm34) betrachten diesen Satz als Muster fuumlr die in voreinzelsprachlicher Zeit erfolgte Umdeutung von relativischem zu konunktionalem jod H Hettrich S 411 f Anm 209 wendet gegen diese Auffassung ein daszlig in den restriktiven Relativsaumltshyzen de~ RV bei Voranstellung des Relativsatzes und Korrelativum im Hauptsatz der Nukleus normalerweise im Relativsatz steht (S579) Hettrichs Einwand ist jedoch nicht stichhaltig da es hier nur darum geht die Verbindung neutrales substantivisches Bezugswort + Relativsatz mit einem Relativpronomen im Akshykusativ fuumlr eine altindogermanische Sprache nachzuweisen

bull 163Zur Polyfunktionalitaumlt von Konjunktionen

boren wurdest diesen Tag trankst du 34) wiedergegeben werden Wie im Lateinischen war im Altindischen yadmiddot aber auch dann vershywendbar wenn das Bezugswort kein Neutrum war In Satz (11) ist das Bezugswort pratnathauml vormals fuumlr den mit yad eingeleiteten Nebensatz ein Adverb

(11) RV 2171 lad asmai navyam arigirasvad arcata iumauml ydd asya pratnathodfrale vlivauml JIM gotra sahasauml parlvItauml made somasya dJlilhitany airayat Singet ihm dieses (Lied) als neues wie die Angiras damit sich wie vOJmals sein Schnauben rege er mit Gewalt all die eingesperrten Kuhherden die festverschJossenen im Somarausch herschaffte lS)

In solchen Saumltzen war also ydd zur Konjunktion geworden und von da aus wie lat quom dann auch in adverbialen Temporalsaumltzen ohne Bezugswort im Hauptsatz36) verwendbar37)

Aus der Betrachtung der Gebrauchsweisen von lat cum und ai yad als hat sich somit folgendes ergeben Es wurden Beispielsaumltze gefunden in denen ein Relativpronomen zu einer Konjunktion umshygedeutet werden konnte Die Bedingung dafuumlr war daszlig sich der Akshykusativ des Relativpronomens auf einen substantivischen Zeitbegriff im uumlbergeordneten Satz bezog und Bezugswort und Relativpronoshymen im Genus uumlbereinstimmten Was nun das Alter der Umdeutung einer Form des Relativpronomens zur Konjunktion mit der Bedeushytung als angeht so ist nicht sicher ob diese Umdeutung bereits fuumlr das Indogermanische angenommen werden muszlig Wegen der auch in anderen Faumlllen beobachtbaren semantischen Parallelitaumlt von Bezugsshywort und Relativsatz38) liegt ein Uumlbergang eines Relativpronomens

~) R Schmitt-Brandt in Indogermanische und allgemeine Sprachwissenshyschaft S 136

H Hettrich Untersuchungen S 410 f )6) Unwahrscheinlich KBrugmann Kurze vergleichende Syntax S664 lat

quod sei nach dem Vorbild von pnmum zu quom eum umgebildet worden 1) Vgl RV 132 13c

fndrai ca yad yuyudhathe ahii eoshytaparfbhyo magMvauml vi jigye Als Indra und die Schlange gekaumlmpft hatten ist der Herr der Gaben Sieshyger geblieben auch fuumlr alle Zukunft

(Uumlbersetzung nach P Thieme Gedichte S28 H Hettrich Untersuchungen S 335)

)8) Zu den Relativsaumltzen die als Konjunktionalsaumltze verstanden werden koumlnshynen gehoumlren auszliger Fuumlgungen wie zu der Zeit zu der (als) auch aufdie Art auf

164 Rosemarie Lohr bullbull zu einer Konjunktion der Bedeutung als so nahe daszlig er in verschieshydenen indogermanischen Einzelsprachen unabhaumlngig voneinander erfolgen kann Das jedenfalls hat die Betrachtung der Gebrauchsshyweisen von alat quom und ai yad gezeigt deren Entwicklung zur Konjunktion als an den Beispielsaumltzen noch unmittelbar verfolgt werden konnte39)

Anders verhaumllt es sich bei der Bedeutung daszlig von indoiran yad yal griech 0 lat quod die wie ausgefuumlhrt allein in Explikativsaumltzen in allen behandelten Sprachen vorkommt Daher sind zur Erklaumlrung der Umdeutung des Relativpronomens in eine Konjunktion der Beshydeutung daszlig die Explikativsaumltze als Ausgangspunkt zu nehmen Doch befinden sich unter den Belegen keine Explikativsaumltze die unshymittelbar einem Relativsatz gleichgesetzt werden koumlnnen40) Um

die (wie) in dem Maszlig in dem (wie) an dem Ort an dem (wo) (ChLehmann Der Relativsatz S 318 H H Hettrich Untersuchungen S 298 H)

39) Die meist temporal venvendete Konjunktion griech orc (ion att kypr) ora (aumlol) oxa (dor) wenn da erklaumlrt sich allerdings ebenfalls am einshyfachsten durch die Annahme daszlig an die Fortsetzung des Relativpronomens jo-) eine Partikel -TC - Ta -xa angetreten ist (H Frisk Griechisches etymologishysches Woumlrterbuch II S440) Gegen die unmittelbare Gleichsetzung mit griech horn 0 re daW spricht jedoch daszlig die Bedeutung als bei 0 und oumln daszlig fehlt Wie im Falle von lat cum duumlrfte es sich bei griech Ort demnach am ehesten um eine einzelsprachliche Entwicklung handeln Die Bedeutung als von indoiran yad ya und griech ore ist so wohl kein gemeinsames Erbe (vgl K Brugmann Kurze vergleichende Grammatik S665 zum Altindischen) Weniger uumlberzeushygend ist J Wackernagels KZ 67 (1942) S1 H Gleichsetzung von griech o-re mit ai sa ca wenn (der) in sa ced lt ca-id wenn in der Verbindung dJ~ oumlre (nv6shyyo) wie ein Turm denn Beispiele mit einem solchen dJ~o re in Verbindung mit einem Nominativ Singular maskulinum sind selten (E Schwyzer A Debrunner Griechische Grammatik 11 S648 Anm2)

4C) Nach Ch Lehmann Der Relativsatz S 154 H Hettrich Untersuchungen S400 unterscheidet sich eine Fuumlgung wie das Faktum das nicht zutrifft mit Relashytivsatz syntaktisch von der explikativen Fuumlgung das Faktum daszlig es nicht zutrifft durch den unterschiedlichen Satzgliedstatus des Einleitewortes Eine Umdeushytung eines Relativsatzes zu einem Explikativsatz erscheint jedoch moumlglich im Falle von weiszlig ich was sie miteinander gesprochen haben gt Das weiszlig ich jJ sie miteinander gesprochen haben Voraussetzung fuumlr eine solche Umdeutung ist allerdings dafl ein pronominales Bezugswort des Relativsatzes vorhanden ist und daszlig die Wertigkeit des Verbs des Nebensatzes ein nur fakultatives Akkusashytivobjekt vorsieht (vgl oben) Verben die sowohl absolut als auch mit einem pronominalen Akkusativobjekt verbunden werden koumlnnen sind wahrscheinlich Verben der Kommunikation (sprechen) Verben der Gemuumltsstimmung (jamshymern) (c Gaedicke Der Accusativ S 66 ff B Delbruumlck Altindische Syntax S 173f HHapp Grundfragen S51) Umfassende Untersuchungen uumlber die Vashy

bullZur Polyfunktionalitaumlt von Konjunktionen 165

eine Moumlglichkeit aufzuzeigen wie die bezeugten Explikativsaumltze aus Relativsaumltzen herleitbar sind muumlssen vielmehr vier verschiedene Schritte angenommen werden

Als erstes sind Konstruktionen mit Explikativsaumltzen zu betrachshyten in denen sich der Explikativsatz nicht wie in den Beispielen (1) bis (4) auf das Subjekt sondern auf das Objekt des Hauptsatzes beshyzieht Das als Bezugswort fungierende Objekt ist in den beiden folshygenden Saumltzen ein Abstraktum

RV 11314 vid14 te asya vrydsyafiuumlrava~ puro yad indra faradtr aVI1tira~ die Puru kennen diese Heldentat von dir daszlig du die herbstlichen Burgen niedenvarfst 41)

(13) Ilias A 411 f yvq amp xat ~ rF1oumlT~ [ J fjvarTv 0 T a6U1WV itXauijv OVOumllv erelacv und es erkenne auch der Atride [ Jseine Verblendung daszlig er den besten der Achaier fuumlr nichts geachtet hat 42)

Wie koumlnnen nun derartige syntaktische Strukturen zustande geshykommen sein Ein Verb des Wissens oder Erkennens wurde zushynaumlchst mit einem Objekt in der Form einer nominalen Fuumlgung oder eines Nomens verbunden Daraufhin wurde das Objekt ein zweites

lenz von Verben in den altindogermanischen Sprachen die uumlber die Arbeiten von H Happ hinausgehen stehen jedoch noch aus

41) H Rix in Festschrift S734 Auch folgende Stelle gehoumlrt hierher RV 104011 a

na tasya vidma lad u 1U pra vocata yuva ha ydd yuvatya~ kfeti yoniju Wir kennen das nicht versprechet uns das fein daf~ ein juumlngling im Schoszlige der jungfrau ruhe

(Uumlbersetzung nach K F Geldner) H Hettrich Untersuchungen S225 uumlbershynimmt die Uumlbersetzung von B Delbruumlck Vergleichende Syntax III S327 (Wir haben davon keine Kenntnis sagt uns das wohl ob der juumlngling auf dem Lager der jungfrau ruht) und betrachtet den Nebensatz als indirekten Fragesatz Bei yad liege eine semantische Neuentwicklung vor die im juumlngsten Buch des RV aufkomme und danach in Belegen aus der vedischen Prosa in Erscheinung trete Da aber - wie oben gezeigt wird - die Verbindung eines Verbs des Wissens mit einem abstrakten Substantiv und einem Explikativsatz die Konstruktionen wisshysen + daszlig-Satz die den Ausgangspunkt fuumlr die Explikativsaumltze gebildet haben duumlrfte voraussetzt und zudem auch sonst im Vedischen bezeugt ist ist F Geldshyners Auffassung der TextsteIle vorzuziehen tJd u s14 pra vocata wird so als Parshyenthese betrachtet

42) H Rix in Festschrift S733 P Chantraine Grammaire Homerique S 290

166 e

Rosemarie Luumlhr

Mal ausgedruumlckt und zwar diesmal in der Form eines daszlig-Satzes Daszlig Strukturen wie in Satz (12) und (13) so analysiert werden koumlnshynen zeigt ein aus dem Altpersischen stammender Satz in dem taya fuumlr daszlig steht

(14) OB I 52f matayamaumlm xsnaumlsaumltiy taya adam naiy Bardiya amiy damit man mich nicht kenne daszlig ich nicht Brdiya bin4l)

Hier ist das erste Objekt kein Abstraktum das dann naumlher erlaumlutert wird sondern ein Personalpronomen der 1 Person der Akk Sg maumlm mich Darauf folgt der mit taya eingeleitete daszlig-Satz als zweishytes Objekt

Explikativsaumltze sind also wahrscheinlich auf die Weise entstanden daszlig das Objekt zu einem Verb des Wissens oder Erkennens auf zweifache Weise einmal nominal das andere Mal als daszlig-Satz ershyscheint Daraus folgt der zweite Schritt Nach Verben des Wissens oder Erkennens ist zu erwarten daszlig neben den komplizierten Explishykativsatz-Konstruktionen auch die einfacheren Konstruktionen naumlmlich daszlig-Saumltze ohne Bezugswort vorgekommen sind Dies ist in der Tat der Fall man vergleiche

(15) lIias P 623 YlyvWaxGf Oumll xal aUTof 0 T ouxin xaTOf -xauiJv

Du erkennst ja auch selbst daB nicht mehr die Kraft ist bei den Achaishycrn l )

(16) Plautus Asinaria 52 equidem seio iam filius flU~d amet meus istanc meretricem ich freilich weiB schon daszlig mein Sohn jenes Freudenmaumldchen liebt 41)

Beim dritten Schritt kommen die Relativpronomina ins Spiel Sollen Relativpronomina eine Umdeutung zu Konjunktionen der Bedeushytung daszlig erfahren haben so muumlssen Verben des Wissens oder Ershykennens auch mit Saumltzen die mit Relativpronomina eingeleitet wershyden belegt sein Auch dies trifft zu man vergleiche etwa den indishyrekten Fragesatz

Vergleichende Syntax III S327 ) Ubersetzung nach W Schadewaldt Weitere Beispiele bei B Delbruck Vershy

gleichende Syntax III S326 41) Nach] B HofmannA Szantyr Lateinische Syntax S 573 ist ein mit quod

daszlig eingeleiteter Nebensatz nach einem Verbum sentiendi im Altlatein ein Sonshyderfall Der Accusativus cum infinitivo waumlre an der angegebenen Stelle zweideushytig gewesen In Anbetracht der altindischen und eriechischen Konstruktionen kann hier jedoch durchaus Altes vorliegen

167Zutyfunktionalitaumlt von Konjunktionen

(17) RV116437a na VI janami yM iveddm asmi Ich verstehe nicht was dem vergleichbar ist wie ich bin 46)

Als viertes schlieszliglich ist nach Fuumlgungen zu suchen in denen in der syntaktischen Konstellation Verb des Wissens oder Erkennens in Verbindung mit einem durch ein Relativpronomen eingeleiteten Neshybensatz das Relativpronomen auch als Konjunktion der Bedeutung daszlig aufgefaszligt werden konnte Zu diesem Zweck ist folgende Stelle aus der Ilias zu betrachten

(18) T 143f OW(JCl oe TOI (eJli1l0VTef tfJi1f 1laVa VTf0f ttovref

Oloova Oumllp(JCl 101]at iJ Tm fJeV08I1tta WO(J)

B Delbruumlck47) hat den mit ouml eingeleiteten Nebensatz als daszlig-Satz bestimmt Dagegen uumlbersetzt W Schadewaldt die Stelle folgendershymaszligen Und die Gaben sollen dir die Gefaumlhrten holen von meinem SchiffUnd bringen daszlig du siehst was ich dir dem Mut Zusagendes gebe Schadewaldt betrachtet also ouml als Relativpronomen doch ebensogut moumlglich erscheint die Uumlbersetzung nach Delbruumlck daszlig du siehst daszlig ich dir dem Mut Zusagendes gebe

Wieso ist nun zwischen Saumltzen wie

(19 a) Du siehst daszlig ich dir Schoumlnes gebe und (19b) Du siehst was ich dir Schoumlnes gebe

semantisch kein allzu groszliger Unterschied Verben des Wissens oder Erkennens sind sogenannte faktive Verben das heiszligt der Sprecher setzt die Wahrheit der Aussage des vom faktiven Verb abhaumlngigen Nebensatzes voraus Faktive Verben aber koumlnnen anscheinend soshywohl mit daszlig-Saumltzen als auch mit indirekten Fragesaumltzen die mit dem Relativpronomen eingeleitet sind verbunden werden48

) Die Voraussetzung fuumlr die Grammatikalitaumlt von (19 a) ist jedoch daszlig die notwendigen Komplemente des Verbs des Nebensatzes vorhanden sind Das bedeutet daszlig bei einem Verb der Bedeutung geben einem nach der Terminologie der Valenz grammatik dreiwertigen Verb aushyszliger dem Subjekt auch das Akkusativobjekt und das Dativobjekt reashylisiert sein muumlssen Dagegen ist in einem Satz wie (20) z B keine Umdeutung moumlglich

46) Vgl HHettrich Untersuchungen S519 47) Vergleichende Syntax III S 327 8) Weitere faktive Verben sind bedauern ignorieren veruumlbeln im Gedaumlchtnis

behalten in Betracht ziehen klar machen herausfinden

168 Rosemarie Luumlhr bullbull (20 a) Du siehst was ich dir bringe (20b) Du siehst ~ ich dir bringe

Ein Verb der Bedeutung bringen fordert ein obligatorisches Akkusativshyobjekt

Nachdem nun der Akkusativ Singular neutrum des Relativpronoshymens zur Konjunktion der Bedeutung daszlig umgedeutet war konnshyten ohne weiteres Verben des Wissens oder Erkennens auszliger mit eishynem nominalen Objekt auch mit einem daszlig-Satz verbunden und so explikative Konstruktionen gebildet werden wie Satz

(13) IliasA411f yvljj 8i xal ) rti1iT7 [ ] ~v arTv D r aUHOV )Xauiiv ou8iv Erttatv und es erkenne auch der Atride [ ] seine Verblendung daszlig er den beshysten der Achaier fuumlr nichts geachtet hat

Fuumlr die Frage nach der Basiskategorie TEMPORAL als Basis von konjunktionalen Bedeutungen ist somit festzuhalten daszlig bei keinem der vier angenommenen Schritte die Bedeutung TEMPORAL eine Rolle gespielt hat Es ist nun zu fragen ob derartige Saumltze wie die angefuumlhrten bereits fuumlr die indogermanische Grundsprache postushyliert werden duumlrfen Wie schon gesagt gilt grundsaumltzlich daszlig eine sprachliche Erscheinung dann als indogermanisch betrachtet werden kann wenn sie in mindestens zwei indogermanischen Sprachzweigen bezeugt ist Dies ist bei allen drei Konstruktionstypen der Fall Das Altindische und Griechische gehen zusammen in dem Typ Verb des Wissens oder Erkennens mit zwei verschiedenen Objekten von deshynen das eine als nominale Fuumlgung und das andere als daszlig-Satz aufshytritt und in dem Typ Verb des Wissens oder Erkennens verbunden mit einem durch das Relativpronomen eingeleiteten indirekten Frashygesatz Dagegen haben den Typ Verb des Wissens oder Erkennens mit daszlig-Satz das Griechische und Lateinische gemeinsam49

) Obshy

49) Nach B Delbruumlck Vergleichende Syntax III S 327 f entspricht den Inshyhaltssaumltzen des Griechischen im RV nicht yad sondern ein Akkusativ in Apposishytion RV 11010 vidma h tvauml viJantamaTJI vajesu havanasrntam denn wir kennen dich als den staumlrksten als den bei Kaumlmpfenden Ruferhoumlrenden Der Uumlbergang vom Partizipium zum Konjunktionalsatz sei dabei entweder uumlber einen Relativshysatz (sie kennen mich der ich X bin) oder uumlber einen Kausalsatz (sie kennen mich weil ich X bin) erfolgt Der Typ Verb des Wissens oder Erkennens + daszlig-Satz muszlig aber auch im Vedischen bestanden haben (vgl oben) Das postulierte Neshybeneinander von Verb des Wissens oder Erkennens + daszlig-Satz oder Partizip findet sich jedenfalls im Griechischen In dieser Sprache ist der explikative Geshybrauch von D der haumlufigste (K BrugmannlA Thumb Griechische Grammatik S647)

r Polyfunktionalitaumlt von Konjunktionen 169

wohl im aumlltesten Altindischen die zuletzt genannte Konstruktion naumlmlich Verb des Wissens oder Erkennens mit daszlig-Satz fehlt muszlig diese Konstruktion auch fuumlr das Vedische angenommen werden die Explikativsaumltze setzen sie voraus Aus all dem ergibt sich Im Indoshygermanischen hat es aller Voraussicht nach ein Nebeneinander aller drei Konstruktionstypen gegebenSO)

SO) Eine weitere Quelle fuumlr die Umdeutung vom Relativpronomen zu einer Konjunktion der Bedeutung daszlig sind mit einem Relativpronomen eingeleitete indirekte Fragesaumltze die voneinem unpersoumlnlichen Ausdruck abhaumlngen vgl (I) Es ist klar was sie miteinander gesprochen haben

Es ist klar ~ sie miteinander gesprochen haben Unter den untersuchten Sprachen finden sich daszlig-Saumltze nach unpersoumlnlichen Ausdruumlcken im Altindischen Griechischen und Lateinischen (2) SB 4146

tat tad avakJptam eva yad braumlhmano raumljanyah syat so (daher) ist das ganz passend daszlig ein Brahmane ohne Koumlnig sei Ilias E 349 r7 oux aAl Dm yvvaixa avaAx18a ~lfE(OlfEr5EI Oder ists nicht genug daszlig du wehrlose Frauen verleitest Ilias P 670 r7 ouZ aAl Dm jUXZT imampr5ojJat Oder ist nicht genug daszlig ich schwaumlcher bin in der Schlacht

(Uumlbersetzung nach Schadewaldt) Der unpersoumlnliche Ausdruck enthaumllt hier ein praumldikatives Adverb (K Hoffmann Aufsaumltze 11 S340) (3) Plautus Aulularia 624

temerest quod corvos cantat mihi nunc ab aeva manu Es ist ohne Grund daszlig der Rabe mir jetzt von der linken Hand singt

quod koumlnnte hier auch mit was wiedergegeben werden Im RV wird ein unpershysoumlnlicher Ausdruck mit einer Absolutivkonstruktion verbunden (4) RV 103411

striyaTJI d[vaya kitavaTJI tataumlpa wenn er ein Weib gesehen hat schmerzte es den Spieler

(zu weiteren unpersoumlnlichen Ausdruumlcken im Altindischen vgl K Hoffmann Aufsaumltze I S 291) Daneben erscheint yadi wenn als Einleitewort eines Nebenshysatzes nach einem unpersoumlnlichen Ausdruck (5) RV 6343

yadi stotarab sataTJI yat sahasraTJI grnanti grvalasaTJI saTJI tad asmai Wenn hundert Saumlnger wenn tausend den Lobliebenden preisen so ist ihm das recht

(Uumlbersetzung nach Geldner) Ein entsprechender Gebrauch findet sich im Grieshychischen (6) Odyssee X345

aurljj rOI jJamproma( axolaaamprat EI XEV aOl8ov lfUumlpVf Selbst wird es dir hinterdrein ein Schmerz sein wenn du den Saumlnger toumltest

bull

Rosemarie Luumlhr 170 bullbull Hinzu kommt daszlig der einer Relativsatzkonstruktion ferner steshy

hende Typ des Explikativsatzes in der Funktion eines Subjekts wie in (1) auszliger im Altindischen und Griechischen auch im Avestischen und Lateinischen vorhanden ist und Explikativsaumltze die an Objektsshystelle stehen) eigentlich voraussetzt

(1) RV 5317a tad In nu te karaarrz dasma vipr5shy-hirrz yad ghnann 6jo atr5mimithaumlb Das war fuumlrwahr dein Werk du redekundiger Meister daszlig du den Drashy

chen erlegend an ihm deine Staumlrke gemessen hast

SchLuszligbemerkung

Nun kann die Frage beantwortet werden ob die Basiskategorie TEMPORAL als Basis fuumlr weitere konjunktionale Bedeutungen also fuumlr die Polyfunktionalitaumlt von Konjunktionen ein Universale ist Vergegenwaumlrtigt man sich noch einmal den Gang der Untersushychung so wurden aus dem Indoiranischen Griechischen und Lateishynischen Konjunktionen betrachtet die formal mit dem Akkusativ Singular neutrum des Relativpronomens identisch sind und in allen

(Uumlbersetzung nach Schadewaldt) (K Brugmann Die Syntax S 51 B Delbruumlck Vergleichende Syntax III S29 H Hettrich Untersuchungen S227 E SchwyshyzerA Debrunner Griechische Grammatik II S646 R KuumlhnerlC Stegmann Ausfuumlhrliche Grammatik II 2 S270 EHermann NGWG (1926) S272f vgl auch K BayerlJ Lindauer Lateinische Grammatik S 216 Anm 1 Quod mihi scrishybis te craumls venturum esse bene accidit Was du mir von deinem morgigen Kommen schreibstgt daszlig du mir von deinem morgigen Kommen schreibst trifft sich gut)

In der Absolutivkonstruktion bzw in dem wenn-Satz der Saumltze (4) und (5) werden uumlberzeitlich guumlltige Einschaumltzungen abgegeben dagegen liegt in dem Nebensatz von (6) Zukunftsbezug vor Wuumlrde ein daszlig-Satz verwendet so beshyzoumlge er sich auf einen zur Sprechzeit aktuell gegebenen Sachverhalt Der folshygende Satz zeigt daszlig in bestimmten Kontexten nach unpersoumlnlichen Ausdruumlkshyken sowohl daszlig- als auch wenn-Saumltze moumlglich sind (7) Es ist skandaloumls daszliglwenn heutzutage noch Vorgesetzte in der Lage sein duumlrfen

ihre Macht aufdiese Weise auszuspielen (Genaueres dazu bei H U Schmid Sprachwissenschaft 12 (1987) S 265 ff)

) Auch R Schmitt-Brandt in Indogermanische und allgemeine Sprachwisshysenschaft S 136 hat versucht die Explikativsaumltze aus Relativsaumltzen herzuleiten Ein Satz wie RV 21311 supravaumlcanarrz tava vira viryam yad ikena kratunauml vinshydase vasu zu preisen ist 0 Held deine Heldentat daszlig du mit einem Entschluszlig das Gut erwirbst sei urspruumlnglich folgendermaszligen konstruiert worden die Heldentat welche ist mit einem Entschluszlig erwirbst du das Gut Gegen diese Herleitung spricht jedoch der Akzent auf dem Verb vinddse da dieser die mit yad eingeleitete Struktur als Nebensatz ausweist

Z~OIYfunktionalitaumlt von Konjunktionen 171

untersuchten Sprachen daszlig und im Indoiranischen auch als bedeushyten Die Bedeutung als war aus syntaktischen Fuumlgungen wie der Tag an dem der Tag als herleitbar demgegenuumlber wurde fuumlr die Bedeutung daszlig kein temporaler Ausgangspunkt gefunden es wurde vielmehr folgender mehrstufiger Ableitungsmechanismus anshygenommen Nach Verben des Wissens oder Erkennens hat es neben explikativen Konstruktionen auch mit daszlig und mit Relativpronomen eingeleitete Nebensaumltze gegeben was durch das Material bestaumltigt wurde Eine Umdeutung vom Relativpronomen zur Konjunktion daszlig war moumlglich wenn die obligatorischen ValenzsteIlen des Verbs des Nebensatzes gefuumlllt waren Waumlhrend also im Falle der Bedeushytung als von indoiran yad yal durch den Bezug auf einen Zeitbeshygriff die Bedeutungskategorie TEMPORAL bei der Entstehung eishyner konjunktionalen Bedeutung beteiligt war war dies bei der Beshydeutung daszlig von idg jod und seiner Ersatzform nicht der Fall Die Bedeutungskategorie TEMPORAL als Basis fuumlr die Polyfunkshytionalitaumlt von Konjunktionen ist somit kein Universale das ausshynahmslos gilt Die Aussage daszlig aus der temporalen Bedeutung anshydere konjunktionale Bedeutungen abgeleitet werden koumlnnen ist wahrscheinlich richtig doch hat die Untersuchung der Bedeutung daszlig der Konjunktionen indoiran yad yal griech ouml und lat quod ergeben daszlig auch die Bedeutung was als Grundlage fuumlr die Polyshyfunktionalitaumlt von Konjunktionen in indogermanischen Sprachen gedient hat

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Page 3: L.hrstuhl fI llaint'siti. - Suche • dwee.eudwee.eu/Rosemarie_Luehr/userfiles/downloads/Sonderdruck27.pdf · Im Altlatein begegnet quod in der Bedeutung 'daß' nach Verba di cendi

156 Rosemarie Luumlhr bull 2 Uumlberschneidung mit Funktionen des indogermanischen Relashy

tivpronomens Am Schluszlig erfolgt eine Antwort auf die Frage ob die Bedeutungsshy

kategorie TEMPORAL als Basis fuumlr die Polyfunktionalitaumlt von Konjunktionen tatsaumlchlich eine universelle Eigenschaft von Sprashychen ist Insgesamt wird deutlich daszlig sich bei der Betrachtung der Polyfunktionalitaumlt von Konjunktionen unter dem Aspekt der Basisshykategorie TEMPORAL als Ausgangspunkt nicht nur Probleme des Bedeutungswandels sondern wie zu erwarten auch Probleme der indogermanischen Syntax stellen

1 Polyunktionalitaumlt der Konjunktionen indoiran yad yaJ griech 0 und lat quod

Die Fortsetzungen von idg jod im Indoiranischen zeigen daszlig wie in vielen anderen Faumlllen das Altindische und das Altiranische auch in dem Bedeutungsreichtum der Konjunktionen ved yad und av yal uumlbereinstimmen Die gemeinsamen Bedeutungen sind als wenn nachdem weil da indem damit und daszlig Zunaumlchst soll die Bedeutung daszlig behandelt werden Ved yad und av yalleiten sogeshynannte Explikativsaumltze ein das sind Nebensaumltze die den Inhalt eines Demonstrativpronomens oder eines abstrakten Substantivs im uumlbershygeordneten Satz spezifizieren 11) Beispiele fuumlr Explikativsaumltze in der Funktion eines Subjekts sind

(I) ved RV 5317a tad In nu te karalalJl dasma vip rashy-hilJl yad ghnann 6jo atramimjthauml~ Das war fuumlrwahr dein Werk du redekundiger Meister daszlig du den Drashychen erlegend an ihm deine Staumlrke gemessen hast 12)

Das erste altindische Wort tad das ist das Bezugswort fuumlr den mit yad daszlig eingeleiteten Nebensatz

(2) av Y 94 laf ahmaumli jasaf aiiaptiJm yaf he pu(rouml uszaiiata das stellte sich als Gluumlck bei ihm ein daszlig ihm ein Sohn geboren wurde

Weit weniger groszlig als im Indoiranischen ist die Bedeutungsvielfalt der bei Homer entsprechenden griechischen Konjunktion 0 neben

) B Delbruumlck Altindische Syntax S 573 fa~t derartige yad-Saumltze als Beshyzeichnung des Inhalts eines Begriffs des Hauptsatzes auf Dagegen spricht er in der Vergleichenden Syntax III S 324 von Explikativsatz

12) Uumlbersetzung nach K F Geldner vgl H Hettrich Untersuchungen S 398 B) H Reichelt Awestisches Elementarbuch S374 H Rix in Festschrift S

733

bullZur Polyfunktionalitaumlt von Konjunktionen 157

der auch on und 0 TB vorkommen Ouml on und 0 TB haben die Bedeushytung daszlig nach Verba sentiendi Bei den Verben des Affekts ist der Inhalt des Gefuumlhls zugleich der Grund des Gefuumlhls 0 on und 0 TE

koumlnnen so mit daszlig und weil wiedergegeben werden Daneben ist bei Homer ort in rein kausaler Funktion belegt Festzuhalten ist der schon im Zusammenhang mit dem Indoiranischen erwaumlhnte explikashytive Gebrauch in Saumltzen wie

(3) IIias T 56ff 4 TCtOll 17 auml(J Tl TOO aWPOTc(JDlaV aumlCIOV ltrAETO aol ai 6jiOf 0 TE vaumlit trE(J azvvJlivw xfj(J (VjiOP4cp l(JIOI jiEvErvajiEV dvEa or5(Jll~

War dieses denn nun fuumlr uns beide besser fuumlr dich und mich daszlig wir beide uns bekuumlmmerten Herzens in mutverzehrendem Streit erzuumlrnten wegen des Maumldchens4)

Im Altlatein begegnet quod in der Bedeutung daszlig nach Verba dishycendi und sentiendi nach Verben des Machens und Bewirkens nach Verben des Affekts wo wie im Griechischen neben daszlig die Bedeushytung weil moumlglich ist quod erscheint auch rein kausal ferner in den Bedeutungen was das betrifft daszlig und wenn 15) Besonders hervorshyzuheben ist wiederum der explikative Gebrauch wie in

(4) Plautus Mercator 596 id ili vitiom maxumust quod nimis tardus est das ist sein groumlszligter Fehler daszlig er zu traumlge ist 16)

Vergleicht man die Funktionen der Konjunktionen in den einzelshynen Sprachen miteinander so kann auf eine bereits in der indogershy

14) P Chantraine Grammaire Homerique S 288 f Uumlbersetzung nach W Schadewaldt

lS) quod hat spaumlter die Funktion einer Universalkonjunktion Die Bedeushytung wie findet sich seit Lucrez spaumltlateinisch sind die Bedeutungen so daszlig und damit U B HofmannA Szantyr Lateinische Syntax S579ff)

16) R KuhnerC Stegmann Ausfuumlhrliche Grammatik II 2 S 271 J B HofshymannA Szantyr Lateinische Syntax S 576 f H Rix in Festschrift S734 Hinzu kommen temporal-explikative Saumltze wie Plautus Amphitruo 302 iam diu est quod ventri victum non datis es ist schon lange her daszlig ihr dem Bauch keine Nahrung gebt Q B HofmannA Szantyr Lateinische Syntax S580) Auch im Hethitischen findet sich der explikative Gebrauch KBo IV 811 12ff amme kaumlsshypatl-asdammeshas kijan l-an dammeshanunun ISTU ILGALLlM_pat-kan kuit kalla uijanun eben dies [ist] meine einzige Maszligregelung damit allein habe ich sie geshymaszligregelt daszlig ich sie eben aus dem Palaste fortgeschickt habe Nach Verba senshytiendi hat kuit die Bedeutung daW daneben bedeutet es weil gelegentlich ershyscheint auch die Bedeutung bei der Gelegenheit als QFriedrich Hethitisches Elementarbuch2 S163)

e 158 Rosemarie Luumlhr

manischen Grundsprache vorhandene Funktion geschlossen werden wenn diese in mindestens zwei indogermanischen Sprachzweigen beshylegt ist In allen behandelten Sprachen sind die Fortsetzung von idg jod und seine Ersatzform als Einleitewoumlrter von Explikativsaumltzen bezeugt Da Satzgefuumlge mit Explikativsaumltzen zu den schwierigeren Satzgefuumlgen gehoumlren und ein in mehreren indogermanischen Sprachzweigen nachweisbares sprachliches Phaumlnomen um so eher der Grundsprache zuzuweisen ist je komplizierter es ist sind die mit einer Konjunktion der Bedeutung daszlig eingeleiteten Explikativsaumltze wie auch H Rixl7) angenommen hat ganz sicher indogermanischen Alters I8) Die Bedeutung daszlig von jod hat also bereits im Indogershymanischen existiert Es fragt sich nun wie die uumlbrigen Bedeutungen der Konjunktionen zu erklaumlren sind

Die Bedeutungen von griech ouml ifn und ouml Te und lat quod kann man ohne weiteres aus der Bedeutung daszlig herleiten Die kausale Bedeutung weil ist bei einem uumlbergeordneten Verb des Affekts entshystanden und die Bedeutung wenn von lat quod ergibt sich aus der Bedeutung was das betrifft daszlig Man vergleiche

(5) Plautus Asinaria 757 qHod illa aut amieum aut patron um nominet [ jores oeclusae omnibus sint nisi tibi was das betrifft daszligwenn jene entweder den Freund oder den Herrn nenshynen mag [ ] die Tuumlren seien allen auszliger dir verschlossen

S733 18) Unrichtig ist somit die des oumlfteren vertretene Auffassung daszlig es im Indoshy

germanischen nur Relativsaumltze gegeben hat E Hermann KZ 33 (1895) S492 zweifelt sogar an der Existenz von Relativsaumltzen Skeptisch in Hinblick auf Konshyjunktionen indogermanischen Alters aumluszligern sich F Sommer Vergleichende Synshytax S107 und RSternemann MIO 11 (1965) S379

19) Es handelt sich wohl um einen optativen Konjunktiv In klassischer Zeit begegnet der Konjunktiv hier nur mehr vereinzelt (J B HofmannA Szantyr Lashyteinische Syntax S579) - Um zu entscheiden ob heth kuit in der Bedeutung weil auch aus der Bedeutung daszlig hervorgegangen sein kann ist es notwendig die Stellung der kuit-Saumltze im Satzgefuumlge zu betrachten Im Hethitischen steht der mit kuit-eingeleitete Kausalsatz gewoumlhnlich voran KBo V 6 IV 13 f annishyfan-ma kuit ANA IMafhuluJa IBILA NUGAL dta nu-za luk lKupanta-dKAL-an DUMU SES-SU IBILA-anni ara dan harta Weil aber seinerzeit dem M kein Erbsohn gewesen war so hatte er dich K den Sohn seines Bruders in Erbshysohnsstellung angenommen (JFriedrich Hethitisches Elementarbuch I S163)

Die Reihenfolge Kausalsatz - Hauptsatz ist darauf zuruumlckzufuumlhren daszlig der Nebensatz eine Voraussetzung fuumlr den im Hauptsatz ausgedruumlckten Inhalt bringt (zu solchen Nebensaumltzen im Vedischen vgl H Hettrich Untersuchungen S 334 H) Der kuit-Satz koumlnnte daher auch als Temporalsatz wiedergegeben

e Zur Polyfunktionalitaumlt von Konjunktionen 159

Bislang ist also bei den behandelten Konjunktionen mit einer Bedeushytung daWals Ausgangspunkt fuumlr weitere konjunktionale Bedeutunshygen zu rechnen

Aus der dargestellten Vielfalt der konjunktionalen Bedeutungen im Indoiranischen ergibt sich neben der Bedeutung daszlig jedoch noch eine weitere Quelle fuumlr konjunktion ale Bedeutungen Die vielshyschichtigen Bedeutungen als wenn nachdem weil da indem dashymit haben als Basis wohl die temporale Bedeutung als Betrachtet man beispielsweise den Uumlbergang von der Bedeutung als zu weil so ist ein solcher Bedeutungswandel in Satzgefuumlgen moumlglich in deshynen der Inhalt des Nebensatzes dem Inhalt des Hauptsatzes zeitlich vorausgeht Man vergleiche

(6) RV 6303a adjli ein m1 eil tad apo nadtnarp yad aumlbhyo arado gaumltum indra Selbst heute noch selbst jetzt noch besteht diese Taumltigkeit der Fluumlsse nachshydem du Indra ihnen die Bahn furchtestzO)

Der mit yad eingeleitete Nebensatz koumlnnte ebensogut als Kausalsatz aufgefaszligt werden weil du lndra ihnen die Bahn furchtest2i) Der Uumlbergang von temporalen zu kausalen Konjunktionen ist haumlushyfig belegt und hat auch bei der eingangs erwaumlhnten lateinischen neshybensatzeinleitenden Konjunktion cum stattgefunden Aus der Vorshyzeitigkeit des im Nebensatz ausgedruumlckten Sachverhalts wird offenshybar auf ein Ursache-Wirkung-Verhaumlltnis geschlossen22)

Was die konditionale Bedeutung wenn im Indoiranischen angeht so kann sich dann ein konditionaler Sinn also eine BedingungshyFolge-Beziehung ergeben wenn die Wiederholbarkeit eines zushynaumlchst rein temporal gesehenen Sachverhalts hervorgehoben wird23) Aus einer Bedingung-Folge-Beziehung aber sind wie hier nicht weishy

werden Als aber seinerzeit dem M kein Erbsohn gewesen war Zumindest in einem Teil der vorangestellten mit kuit eingeleiteten Kausalsaumltze duumlrfte also die Bedeutung weil aus der Bedeutung als die ja im Hethitischen bezeugt ist entstanden sein

20) H Luumlders Varulla 1 S 186 V gl H Hettrich Untersuchungen S 337 f Vgl WAbraham in Opuscula S14 postea ergo propterea Hier spielt

auch die Vorstellung eine Rolle daszlig ein Ereignis x gewoumlhnlich von einem Ereigshynis y begleitet wird

Vgl Als es regnete blieb ich zu Hause gt Jedesmal wenn es regnete blieb ich zu Hause gt Unter der Bedingung daszlig es regnet bleibe ieh zu Hause (W Abraham in Opuscula S52 vgl auch H Hettrich Untersuchungen S4 0)

160 Rosemarie Luumlhr bull ter ausgefuumlhrt werden soll eine Reihe weiterer Beziehungen wie z B auch die Finalbeziehung herleitbar24)

Die Polyfunktionalitaumlt der besprochenen Konjunktionen wurde auf die Bedeutung daszlig und als zuruumlckgefuumlhrt Nun sind diese Beshydeutungen aus Funktionen des Relativpronomens herzuleiten dabei muszlig gepruumlft werden ob ein Zusammenhang mit der Basisbedeutung TEMPORAL hergestellt werden kann25)

2 Uumlberschneidung mit Funktionen des indogermanischen Relativshypronomens

Zunaumlchst eine grundsaumltzliche Uumlberlegung Wenn Relativpronoshymina in Konjunktionen uumlbergehen aumlndert sich der syntaktische Stashytus dieser Woumlrter Relativpronomina haben in Relativsaumltzen die Funktion von Satzgliedern sie stehen fuumlr Subjekte Objekte oder Adverbialia dagegen kommt den Konjunktionen im allgemeinen keine Satzglied funktion zu Dennoch gibt es syntaktische Umgebunshygen in denen ebenso ein Relativpronomen wie eine Konjunktion verwendbar ist

Fuumlr die Bedeutung als ist eine syntaktische Umgebung in der eine Umdeutung eines Relativpronomens zur Konjunktion moumlglich erscheint relativ leicht zu finden In einer Fuumlgung wie der Tag an dem kann anstelle der Praumlposition und des Relativpronomens auch die Konjunktion als gebraucht werden der Tag als Der Uumlbergang von an dem zu als ist hier dadurch bedingt daszlig das semantische Merkmal TEMPUS des Bezugsworts auf den Relativsatz uumlbergeht und zum Ausdruck des temporalen Gehalts des Nebensatzes dann

2) Dazu R Pasch in Sprache S 138 ff Es geht um die Konditionalkonsekushylivbeziehung (Regnet es so bleibe ich zu Hause) die Kausalbeziehung (Weil es regnet bleIbe ich zu Hause) die Konsekulivbeziehung (Es regnet so daszlig ich zu Hause bleibe) die Konzessivbeziehung (Er geht spazieren obwohl er zu arbeiten hat) - hier wird eine Nichtfolge der Bedingung zu verstehen gegeben indem das Gegenteil der erwartbaren Folge zum usdruck gebracht wird - die Finalbezieshyhung HI ~rIi Ffner umJl Reine FiJfgfn in Zimmer kummen) Bei der Finalbeziehung wird ausgedruumlckt dag die Folge von dem Referenten gewollt ist und dag der im Hauptsatz bezeichnete Sachverhalt etwas ist das nach Meinung des Sprechers die Bedingung fuumlr die Folge ist (Wenn Hans das Fenster schlieszligt kommen keine Fliegen ins Zimmer) und deshalb von dem Referenten verwirklicht wird (Hans schlieszligt das Fenster weil er nicht will daszlig Fliegen ins Zimmer komshymen)

25) So BDelbruumlck Vergleichende Syntax III S324 332f (vgl Anm31)

bull 161Zur Polyfunktionalitaumlt von Konjunktionen

eine passende Konjunktion verwendet wird26) Daszlig in einer solchen syntaktischen Konstellation aus einem Relativpronomen aber auch eine Konjunktion werden kann zeigt eindeutig die erwaumlhnte nebenshysatzeinleitende lateinische Konjunktion cum in der Bedeutung als cum hat im Altlatein quom gelautet und geht auf einen Akkusativ Singular maskulinum des Stammes des lateinischen Relativpronoshymens zuruumlck27) Die Bedeutung als ist in einem Satz wie

(8) dies quondam fuit quom ambulati sumus

entstanden den man uumlbersetzen kann mit

Es war einmal ein Tag ~n dem wir spazieren gingen oder Es war einmal ein Tag als wir spazieren gingen28)

Das maskuline Genus von quom beruht dabei auf der Kongruenz zwischen dem maskulinen Bezugswort dies und dem Relativpronoshymen und der Akkusativ des Relativpronomens ist ein Akkusativ der Zeit wie er in den indogermanischen Sprachen auch sonst bezeugt ist man vergleiche etwa ai naktam bei Nacht griech aVrfipa an demselben Tage lat dies noctesque Tag und Nacht29) Waumlhrend wegen der Kongruenz mit dem maskulinen Bezugswort fuumlr Satz (8) nicht zu entscheiden ist ob quom Relativpronomen oder bereits Konjunktion ist verhaumllt es sich in dem folgenden Satz anders

(9) Plautus Truculentus 380 tempestas quondam fuit quom inter nos sordebamus alter alteri Es war einmal eine Zeit als wir uns gegenseitig der eine den anderen anshyekelten lO)

26) Genaueres bei Ch Lehmann Der Relativsatz S 318 ff 27) Altlat quom entspricht osk pun (umbr ponne lt quom-de) apreug kan

wenn lit (dial) k~ av kJm wie (aksl kogda) (A Walde] B Hofmann Lateishynisches etymologisches Woumlrterbuch 11 S 411)

28) Vgl Cato maior 84 0 praeclarum illum diem cum in illud divinum animo rum concilium proficiscar 0 herrlicher Tag an dem ich zu jener Versammlung der goumlttlichen Seelen aufbrechen werde

29) H Hirt Indogermanische Grammatik VI S34 a Friedrich Hethitisches Elementarbuch S120 heth karuariar morgens) ] B HofmannA Szantyr Lateinische Syntax S41

E SchwyzerA Debrunner Griechische Grammatik 11 S70 bemerken zu Recht daszlig der Akkusativ der Ausdehnung in der Zeit sich der Bezeichnung eines Zeitpunktes naumlhern kann Im Hethitischen und Griechischen z B steht daher bei der Bezeichnung des Zeitpunktes der Dativ der Zeit (kuedani UD-ti) apedani UD-ti (an dem Tag an welchem) an jenem Tage nekuz mehuni am Abend amiddot Friedrich S 122 WHHeld The Hittite Relative Sentence S16) ij-lan rrjJ oramp (PChantraine Grammaire Homerique S81)

lO) R KuumlhnerC Stegmann Ausfuumlhrliche Grammatik 11 2 S331

e162 Rosemarie Luumlhr

quom kann hier kein maskulines Relativpronomen sein da das Beshyzugswort ein feminines Substantiv naumlmlich tempestaumls ist quom ist in Satz (9) also eindeutig Konjunktion mit der Bedeutung als Der urshyspruumlnglich auf maskuline Substantive bezogene Akkusativ der Zeit des Relativpronomens hat sich also verselbstaumlndigt und ist zur Konshyjunktion geworden quom konnte dann auch ohne Bezugswort im uumlbergeordneten Satz also als Einleitewort von Temporalsaumltzen und nicht nur von Relativsaumltzen gebraucht werden31)

Ist nun die Bedeutung als des Neutrums des Relativpronomens idg jod dessen Fortsetzung wie erwaumlhnt im Indoiranischen u a als bedeutet32) auf die gleiche Weise wie bei lat cum entstanden so muszlig nach einer neutralen substantivischen Zeitbezeichnung gesucht werden von der ein Relativsatz abhaumlngt Ein Satz in dem eine solshyche syntaktische Konstellation vorliegt ist im Altindischen schon laumlngst gefunden worden

(10) RV 3482a Yii jayathaumls tad ahM asya kame miOb piyuam apibo giriJham

du geboren wurdest trankst du diesen T~g im Verlangen danach den auf dem Berge gewachsenen Rahm des Stengels )

ya kann hier als Akkusativ Singular neutrum des Relativpronomens auf den neutralen substantivischen Zeitbegriff ahar Tag im Hauptshysatz bezogen und das Satzgefuumlge so auch mit Welchen (Tag) du geshy

31) Auch temporal-explikativ wird alat quom verwendet Plautus Mostellaria 470 septem menses sunt quom in hasee aedis pedem nemo intro tetulit sieben Moshynate ist es her daszlig in dieses Haus niemand seinen Fuszlig hinein setzte Derartige Saumltze vermitteln zwischen alat quom als und dem explikativen quom daW wie in Plautus Bacchides 337 istuc sapienter saltem fieit filius J1Qm diviti domini aushyrum id servandum dedit dies hat dein Sohn wenigstens klug gemacht daszlig er das Gold emem Reichen zur Aufbewahrung gab (R KuumlhnerC Stegmann Ausfuumlhrshyliche Grammatik II 2 S329 333) Saumltze wie iam diu est quod die eine Umshydeutung von als zu daszlig ermoumlglichen finden sich im RV nicht

12) Wie bemerkt bedeutet auch heth kuit als H) H Hettrich Untersuchungen S 411 nach K FGeldner Auch BDelbruumlck

Vergleichende Syntax II1 S332 und ihm folgend RSchmitt-Brandt (Anm34) betrachten diesen Satz als Muster fuumlr die in voreinzelsprachlicher Zeit erfolgte Umdeutung von relativischem zu konunktionalem jod H Hettrich S 411 f Anm 209 wendet gegen diese Auffassung ein daszlig in den restriktiven Relativsaumltshyzen de~ RV bei Voranstellung des Relativsatzes und Korrelativum im Hauptsatz der Nukleus normalerweise im Relativsatz steht (S579) Hettrichs Einwand ist jedoch nicht stichhaltig da es hier nur darum geht die Verbindung neutrales substantivisches Bezugswort + Relativsatz mit einem Relativpronomen im Akshykusativ fuumlr eine altindogermanische Sprache nachzuweisen

bull 163Zur Polyfunktionalitaumlt von Konjunktionen

boren wurdest diesen Tag trankst du 34) wiedergegeben werden Wie im Lateinischen war im Altindischen yadmiddot aber auch dann vershywendbar wenn das Bezugswort kein Neutrum war In Satz (11) ist das Bezugswort pratnathauml vormals fuumlr den mit yad eingeleiteten Nebensatz ein Adverb

(11) RV 2171 lad asmai navyam arigirasvad arcata iumauml ydd asya pratnathodfrale vlivauml JIM gotra sahasauml parlvItauml made somasya dJlilhitany airayat Singet ihm dieses (Lied) als neues wie die Angiras damit sich wie vOJmals sein Schnauben rege er mit Gewalt all die eingesperrten Kuhherden die festverschJossenen im Somarausch herschaffte lS)

In solchen Saumltzen war also ydd zur Konjunktion geworden und von da aus wie lat quom dann auch in adverbialen Temporalsaumltzen ohne Bezugswort im Hauptsatz36) verwendbar37)

Aus der Betrachtung der Gebrauchsweisen von lat cum und ai yad als hat sich somit folgendes ergeben Es wurden Beispielsaumltze gefunden in denen ein Relativpronomen zu einer Konjunktion umshygedeutet werden konnte Die Bedingung dafuumlr war daszlig sich der Akshykusativ des Relativpronomens auf einen substantivischen Zeitbegriff im uumlbergeordneten Satz bezog und Bezugswort und Relativpronoshymen im Genus uumlbereinstimmten Was nun das Alter der Umdeutung einer Form des Relativpronomens zur Konjunktion mit der Bedeushytung als angeht so ist nicht sicher ob diese Umdeutung bereits fuumlr das Indogermanische angenommen werden muszlig Wegen der auch in anderen Faumlllen beobachtbaren semantischen Parallelitaumlt von Bezugsshywort und Relativsatz38) liegt ein Uumlbergang eines Relativpronomens

~) R Schmitt-Brandt in Indogermanische und allgemeine Sprachwissenshyschaft S 136

H Hettrich Untersuchungen S 410 f )6) Unwahrscheinlich KBrugmann Kurze vergleichende Syntax S664 lat

quod sei nach dem Vorbild von pnmum zu quom eum umgebildet worden 1) Vgl RV 132 13c

fndrai ca yad yuyudhathe ahii eoshytaparfbhyo magMvauml vi jigye Als Indra und die Schlange gekaumlmpft hatten ist der Herr der Gaben Sieshyger geblieben auch fuumlr alle Zukunft

(Uumlbersetzung nach P Thieme Gedichte S28 H Hettrich Untersuchungen S 335)

)8) Zu den Relativsaumltzen die als Konjunktionalsaumltze verstanden werden koumlnshynen gehoumlren auszliger Fuumlgungen wie zu der Zeit zu der (als) auch aufdie Art auf

164 Rosemarie Lohr bullbull zu einer Konjunktion der Bedeutung als so nahe daszlig er in verschieshydenen indogermanischen Einzelsprachen unabhaumlngig voneinander erfolgen kann Das jedenfalls hat die Betrachtung der Gebrauchsshyweisen von alat quom und ai yad gezeigt deren Entwicklung zur Konjunktion als an den Beispielsaumltzen noch unmittelbar verfolgt werden konnte39)

Anders verhaumllt es sich bei der Bedeutung daszlig von indoiran yad yal griech 0 lat quod die wie ausgefuumlhrt allein in Explikativsaumltzen in allen behandelten Sprachen vorkommt Daher sind zur Erklaumlrung der Umdeutung des Relativpronomens in eine Konjunktion der Beshydeutung daszlig die Explikativsaumltze als Ausgangspunkt zu nehmen Doch befinden sich unter den Belegen keine Explikativsaumltze die unshymittelbar einem Relativsatz gleichgesetzt werden koumlnnen40) Um

die (wie) in dem Maszlig in dem (wie) an dem Ort an dem (wo) (ChLehmann Der Relativsatz S 318 H H Hettrich Untersuchungen S 298 H)

39) Die meist temporal venvendete Konjunktion griech orc (ion att kypr) ora (aumlol) oxa (dor) wenn da erklaumlrt sich allerdings ebenfalls am einshyfachsten durch die Annahme daszlig an die Fortsetzung des Relativpronomens jo-) eine Partikel -TC - Ta -xa angetreten ist (H Frisk Griechisches etymologishysches Woumlrterbuch II S440) Gegen die unmittelbare Gleichsetzung mit griech horn 0 re daW spricht jedoch daszlig die Bedeutung als bei 0 und oumln daszlig fehlt Wie im Falle von lat cum duumlrfte es sich bei griech Ort demnach am ehesten um eine einzelsprachliche Entwicklung handeln Die Bedeutung als von indoiran yad ya und griech ore ist so wohl kein gemeinsames Erbe (vgl K Brugmann Kurze vergleichende Grammatik S665 zum Altindischen) Weniger uumlberzeushygend ist J Wackernagels KZ 67 (1942) S1 H Gleichsetzung von griech o-re mit ai sa ca wenn (der) in sa ced lt ca-id wenn in der Verbindung dJ~ oumlre (nv6shyyo) wie ein Turm denn Beispiele mit einem solchen dJ~o re in Verbindung mit einem Nominativ Singular maskulinum sind selten (E Schwyzer A Debrunner Griechische Grammatik 11 S648 Anm2)

4C) Nach Ch Lehmann Der Relativsatz S 154 H Hettrich Untersuchungen S400 unterscheidet sich eine Fuumlgung wie das Faktum das nicht zutrifft mit Relashytivsatz syntaktisch von der explikativen Fuumlgung das Faktum daszlig es nicht zutrifft durch den unterschiedlichen Satzgliedstatus des Einleitewortes Eine Umdeushytung eines Relativsatzes zu einem Explikativsatz erscheint jedoch moumlglich im Falle von weiszlig ich was sie miteinander gesprochen haben gt Das weiszlig ich jJ sie miteinander gesprochen haben Voraussetzung fuumlr eine solche Umdeutung ist allerdings dafl ein pronominales Bezugswort des Relativsatzes vorhanden ist und daszlig die Wertigkeit des Verbs des Nebensatzes ein nur fakultatives Akkusashytivobjekt vorsieht (vgl oben) Verben die sowohl absolut als auch mit einem pronominalen Akkusativobjekt verbunden werden koumlnnen sind wahrscheinlich Verben der Kommunikation (sprechen) Verben der Gemuumltsstimmung (jamshymern) (c Gaedicke Der Accusativ S 66 ff B Delbruumlck Altindische Syntax S 173f HHapp Grundfragen S51) Umfassende Untersuchungen uumlber die Vashy

bullZur Polyfunktionalitaumlt von Konjunktionen 165

eine Moumlglichkeit aufzuzeigen wie die bezeugten Explikativsaumltze aus Relativsaumltzen herleitbar sind muumlssen vielmehr vier verschiedene Schritte angenommen werden

Als erstes sind Konstruktionen mit Explikativsaumltzen zu betrachshyten in denen sich der Explikativsatz nicht wie in den Beispielen (1) bis (4) auf das Subjekt sondern auf das Objekt des Hauptsatzes beshyzieht Das als Bezugswort fungierende Objekt ist in den beiden folshygenden Saumltzen ein Abstraktum

RV 11314 vid14 te asya vrydsyafiuumlrava~ puro yad indra faradtr aVI1tira~ die Puru kennen diese Heldentat von dir daszlig du die herbstlichen Burgen niedenvarfst 41)

(13) Ilias A 411 f yvq amp xat ~ rF1oumlT~ [ J fjvarTv 0 T a6U1WV itXauijv OVOumllv erelacv und es erkenne auch der Atride [ Jseine Verblendung daszlig er den besten der Achaier fuumlr nichts geachtet hat 42)

Wie koumlnnen nun derartige syntaktische Strukturen zustande geshykommen sein Ein Verb des Wissens oder Erkennens wurde zushynaumlchst mit einem Objekt in der Form einer nominalen Fuumlgung oder eines Nomens verbunden Daraufhin wurde das Objekt ein zweites

lenz von Verben in den altindogermanischen Sprachen die uumlber die Arbeiten von H Happ hinausgehen stehen jedoch noch aus

41) H Rix in Festschrift S734 Auch folgende Stelle gehoumlrt hierher RV 104011 a

na tasya vidma lad u 1U pra vocata yuva ha ydd yuvatya~ kfeti yoniju Wir kennen das nicht versprechet uns das fein daf~ ein juumlngling im Schoszlige der jungfrau ruhe

(Uumlbersetzung nach K F Geldner) H Hettrich Untersuchungen S225 uumlbershynimmt die Uumlbersetzung von B Delbruumlck Vergleichende Syntax III S327 (Wir haben davon keine Kenntnis sagt uns das wohl ob der juumlngling auf dem Lager der jungfrau ruht) und betrachtet den Nebensatz als indirekten Fragesatz Bei yad liege eine semantische Neuentwicklung vor die im juumlngsten Buch des RV aufkomme und danach in Belegen aus der vedischen Prosa in Erscheinung trete Da aber - wie oben gezeigt wird - die Verbindung eines Verbs des Wissens mit einem abstrakten Substantiv und einem Explikativsatz die Konstruktionen wisshysen + daszlig-Satz die den Ausgangspunkt fuumlr die Explikativsaumltze gebildet haben duumlrfte voraussetzt und zudem auch sonst im Vedischen bezeugt ist ist F Geldshyners Auffassung der TextsteIle vorzuziehen tJd u s14 pra vocata wird so als Parshyenthese betrachtet

42) H Rix in Festschrift S733 P Chantraine Grammaire Homerique S 290

166 e

Rosemarie Luumlhr

Mal ausgedruumlckt und zwar diesmal in der Form eines daszlig-Satzes Daszlig Strukturen wie in Satz (12) und (13) so analysiert werden koumlnshynen zeigt ein aus dem Altpersischen stammender Satz in dem taya fuumlr daszlig steht

(14) OB I 52f matayamaumlm xsnaumlsaumltiy taya adam naiy Bardiya amiy damit man mich nicht kenne daszlig ich nicht Brdiya bin4l)

Hier ist das erste Objekt kein Abstraktum das dann naumlher erlaumlutert wird sondern ein Personalpronomen der 1 Person der Akk Sg maumlm mich Darauf folgt der mit taya eingeleitete daszlig-Satz als zweishytes Objekt

Explikativsaumltze sind also wahrscheinlich auf die Weise entstanden daszlig das Objekt zu einem Verb des Wissens oder Erkennens auf zweifache Weise einmal nominal das andere Mal als daszlig-Satz ershyscheint Daraus folgt der zweite Schritt Nach Verben des Wissens oder Erkennens ist zu erwarten daszlig neben den komplizierten Explishykativsatz-Konstruktionen auch die einfacheren Konstruktionen naumlmlich daszlig-Saumltze ohne Bezugswort vorgekommen sind Dies ist in der Tat der Fall man vergleiche

(15) lIias P 623 YlyvWaxGf Oumll xal aUTof 0 T ouxin xaTOf -xauiJv

Du erkennst ja auch selbst daB nicht mehr die Kraft ist bei den Achaishycrn l )

(16) Plautus Asinaria 52 equidem seio iam filius flU~d amet meus istanc meretricem ich freilich weiB schon daszlig mein Sohn jenes Freudenmaumldchen liebt 41)

Beim dritten Schritt kommen die Relativpronomina ins Spiel Sollen Relativpronomina eine Umdeutung zu Konjunktionen der Bedeushytung daszlig erfahren haben so muumlssen Verben des Wissens oder Ershykennens auch mit Saumltzen die mit Relativpronomina eingeleitet wershyden belegt sein Auch dies trifft zu man vergleiche etwa den indishyrekten Fragesatz

Vergleichende Syntax III S327 ) Ubersetzung nach W Schadewaldt Weitere Beispiele bei B Delbruck Vershy

gleichende Syntax III S326 41) Nach] B HofmannA Szantyr Lateinische Syntax S 573 ist ein mit quod

daszlig eingeleiteter Nebensatz nach einem Verbum sentiendi im Altlatein ein Sonshyderfall Der Accusativus cum infinitivo waumlre an der angegebenen Stelle zweideushytig gewesen In Anbetracht der altindischen und eriechischen Konstruktionen kann hier jedoch durchaus Altes vorliegen

167Zutyfunktionalitaumlt von Konjunktionen

(17) RV116437a na VI janami yM iveddm asmi Ich verstehe nicht was dem vergleichbar ist wie ich bin 46)

Als viertes schlieszliglich ist nach Fuumlgungen zu suchen in denen in der syntaktischen Konstellation Verb des Wissens oder Erkennens in Verbindung mit einem durch ein Relativpronomen eingeleiteten Neshybensatz das Relativpronomen auch als Konjunktion der Bedeutung daszlig aufgefaszligt werden konnte Zu diesem Zweck ist folgende Stelle aus der Ilias zu betrachten

(18) T 143f OW(JCl oe TOI (eJli1l0VTef tfJi1f 1laVa VTf0f ttovref

Oloova Oumllp(JCl 101]at iJ Tm fJeV08I1tta WO(J)

B Delbruumlck47) hat den mit ouml eingeleiteten Nebensatz als daszlig-Satz bestimmt Dagegen uumlbersetzt W Schadewaldt die Stelle folgendershymaszligen Und die Gaben sollen dir die Gefaumlhrten holen von meinem SchiffUnd bringen daszlig du siehst was ich dir dem Mut Zusagendes gebe Schadewaldt betrachtet also ouml als Relativpronomen doch ebensogut moumlglich erscheint die Uumlbersetzung nach Delbruumlck daszlig du siehst daszlig ich dir dem Mut Zusagendes gebe

Wieso ist nun zwischen Saumltzen wie

(19 a) Du siehst daszlig ich dir Schoumlnes gebe und (19b) Du siehst was ich dir Schoumlnes gebe

semantisch kein allzu groszliger Unterschied Verben des Wissens oder Erkennens sind sogenannte faktive Verben das heiszligt der Sprecher setzt die Wahrheit der Aussage des vom faktiven Verb abhaumlngigen Nebensatzes voraus Faktive Verben aber koumlnnen anscheinend soshywohl mit daszlig-Saumltzen als auch mit indirekten Fragesaumltzen die mit dem Relativpronomen eingeleitet sind verbunden werden48

) Die Voraussetzung fuumlr die Grammatikalitaumlt von (19 a) ist jedoch daszlig die notwendigen Komplemente des Verbs des Nebensatzes vorhanden sind Das bedeutet daszlig bei einem Verb der Bedeutung geben einem nach der Terminologie der Valenz grammatik dreiwertigen Verb aushyszliger dem Subjekt auch das Akkusativobjekt und das Dativobjekt reashylisiert sein muumlssen Dagegen ist in einem Satz wie (20) z B keine Umdeutung moumlglich

46) Vgl HHettrich Untersuchungen S519 47) Vergleichende Syntax III S 327 8) Weitere faktive Verben sind bedauern ignorieren veruumlbeln im Gedaumlchtnis

behalten in Betracht ziehen klar machen herausfinden

168 Rosemarie Luumlhr bullbull (20 a) Du siehst was ich dir bringe (20b) Du siehst ~ ich dir bringe

Ein Verb der Bedeutung bringen fordert ein obligatorisches Akkusativshyobjekt

Nachdem nun der Akkusativ Singular neutrum des Relativpronoshymens zur Konjunktion der Bedeutung daszlig umgedeutet war konnshyten ohne weiteres Verben des Wissens oder Erkennens auszliger mit eishynem nominalen Objekt auch mit einem daszlig-Satz verbunden und so explikative Konstruktionen gebildet werden wie Satz

(13) IliasA411f yvljj 8i xal ) rti1iT7 [ ] ~v arTv D r aUHOV )Xauiiv ou8iv Erttatv und es erkenne auch der Atride [ ] seine Verblendung daszlig er den beshysten der Achaier fuumlr nichts geachtet hat

Fuumlr die Frage nach der Basiskategorie TEMPORAL als Basis von konjunktionalen Bedeutungen ist somit festzuhalten daszlig bei keinem der vier angenommenen Schritte die Bedeutung TEMPORAL eine Rolle gespielt hat Es ist nun zu fragen ob derartige Saumltze wie die angefuumlhrten bereits fuumlr die indogermanische Grundsprache postushyliert werden duumlrfen Wie schon gesagt gilt grundsaumltzlich daszlig eine sprachliche Erscheinung dann als indogermanisch betrachtet werden kann wenn sie in mindestens zwei indogermanischen Sprachzweigen bezeugt ist Dies ist bei allen drei Konstruktionstypen der Fall Das Altindische und Griechische gehen zusammen in dem Typ Verb des Wissens oder Erkennens mit zwei verschiedenen Objekten von deshynen das eine als nominale Fuumlgung und das andere als daszlig-Satz aufshytritt und in dem Typ Verb des Wissens oder Erkennens verbunden mit einem durch das Relativpronomen eingeleiteten indirekten Frashygesatz Dagegen haben den Typ Verb des Wissens oder Erkennens mit daszlig-Satz das Griechische und Lateinische gemeinsam49

) Obshy

49) Nach B Delbruumlck Vergleichende Syntax III S 327 f entspricht den Inshyhaltssaumltzen des Griechischen im RV nicht yad sondern ein Akkusativ in Apposishytion RV 11010 vidma h tvauml viJantamaTJI vajesu havanasrntam denn wir kennen dich als den staumlrksten als den bei Kaumlmpfenden Ruferhoumlrenden Der Uumlbergang vom Partizipium zum Konjunktionalsatz sei dabei entweder uumlber einen Relativshysatz (sie kennen mich der ich X bin) oder uumlber einen Kausalsatz (sie kennen mich weil ich X bin) erfolgt Der Typ Verb des Wissens oder Erkennens + daszlig-Satz muszlig aber auch im Vedischen bestanden haben (vgl oben) Das postulierte Neshybeneinander von Verb des Wissens oder Erkennens + daszlig-Satz oder Partizip findet sich jedenfalls im Griechischen In dieser Sprache ist der explikative Geshybrauch von D der haumlufigste (K BrugmannlA Thumb Griechische Grammatik S647)

r Polyfunktionalitaumlt von Konjunktionen 169

wohl im aumlltesten Altindischen die zuletzt genannte Konstruktion naumlmlich Verb des Wissens oder Erkennens mit daszlig-Satz fehlt muszlig diese Konstruktion auch fuumlr das Vedische angenommen werden die Explikativsaumltze setzen sie voraus Aus all dem ergibt sich Im Indoshygermanischen hat es aller Voraussicht nach ein Nebeneinander aller drei Konstruktionstypen gegebenSO)

SO) Eine weitere Quelle fuumlr die Umdeutung vom Relativpronomen zu einer Konjunktion der Bedeutung daszlig sind mit einem Relativpronomen eingeleitete indirekte Fragesaumltze die voneinem unpersoumlnlichen Ausdruck abhaumlngen vgl (I) Es ist klar was sie miteinander gesprochen haben

Es ist klar ~ sie miteinander gesprochen haben Unter den untersuchten Sprachen finden sich daszlig-Saumltze nach unpersoumlnlichen Ausdruumlcken im Altindischen Griechischen und Lateinischen (2) SB 4146

tat tad avakJptam eva yad braumlhmano raumljanyah syat so (daher) ist das ganz passend daszlig ein Brahmane ohne Koumlnig sei Ilias E 349 r7 oux aAl Dm yvvaixa avaAx18a ~lfE(OlfEr5EI Oder ists nicht genug daszlig du wehrlose Frauen verleitest Ilias P 670 r7 ouZ aAl Dm jUXZT imampr5ojJat Oder ist nicht genug daszlig ich schwaumlcher bin in der Schlacht

(Uumlbersetzung nach Schadewaldt) Der unpersoumlnliche Ausdruck enthaumllt hier ein praumldikatives Adverb (K Hoffmann Aufsaumltze 11 S340) (3) Plautus Aulularia 624

temerest quod corvos cantat mihi nunc ab aeva manu Es ist ohne Grund daszlig der Rabe mir jetzt von der linken Hand singt

quod koumlnnte hier auch mit was wiedergegeben werden Im RV wird ein unpershysoumlnlicher Ausdruck mit einer Absolutivkonstruktion verbunden (4) RV 103411

striyaTJI d[vaya kitavaTJI tataumlpa wenn er ein Weib gesehen hat schmerzte es den Spieler

(zu weiteren unpersoumlnlichen Ausdruumlcken im Altindischen vgl K Hoffmann Aufsaumltze I S 291) Daneben erscheint yadi wenn als Einleitewort eines Nebenshysatzes nach einem unpersoumlnlichen Ausdruck (5) RV 6343

yadi stotarab sataTJI yat sahasraTJI grnanti grvalasaTJI saTJI tad asmai Wenn hundert Saumlnger wenn tausend den Lobliebenden preisen so ist ihm das recht

(Uumlbersetzung nach Geldner) Ein entsprechender Gebrauch findet sich im Grieshychischen (6) Odyssee X345

aurljj rOI jJamproma( axolaaamprat EI XEV aOl8ov lfUumlpVf Selbst wird es dir hinterdrein ein Schmerz sein wenn du den Saumlnger toumltest

bull

Rosemarie Luumlhr 170 bullbull Hinzu kommt daszlig der einer Relativsatzkonstruktion ferner steshy

hende Typ des Explikativsatzes in der Funktion eines Subjekts wie in (1) auszliger im Altindischen und Griechischen auch im Avestischen und Lateinischen vorhanden ist und Explikativsaumltze die an Objektsshystelle stehen) eigentlich voraussetzt

(1) RV 5317a tad In nu te karaarrz dasma vipr5shy-hirrz yad ghnann 6jo atr5mimithaumlb Das war fuumlrwahr dein Werk du redekundiger Meister daszlig du den Drashy

chen erlegend an ihm deine Staumlrke gemessen hast

SchLuszligbemerkung

Nun kann die Frage beantwortet werden ob die Basiskategorie TEMPORAL als Basis fuumlr weitere konjunktionale Bedeutungen also fuumlr die Polyfunktionalitaumlt von Konjunktionen ein Universale ist Vergegenwaumlrtigt man sich noch einmal den Gang der Untersushychung so wurden aus dem Indoiranischen Griechischen und Lateishynischen Konjunktionen betrachtet die formal mit dem Akkusativ Singular neutrum des Relativpronomens identisch sind und in allen

(Uumlbersetzung nach Schadewaldt) (K Brugmann Die Syntax S 51 B Delbruumlck Vergleichende Syntax III S29 H Hettrich Untersuchungen S227 E SchwyshyzerA Debrunner Griechische Grammatik II S646 R KuumlhnerlC Stegmann Ausfuumlhrliche Grammatik II 2 S270 EHermann NGWG (1926) S272f vgl auch K BayerlJ Lindauer Lateinische Grammatik S 216 Anm 1 Quod mihi scrishybis te craumls venturum esse bene accidit Was du mir von deinem morgigen Kommen schreibstgt daszlig du mir von deinem morgigen Kommen schreibst trifft sich gut)

In der Absolutivkonstruktion bzw in dem wenn-Satz der Saumltze (4) und (5) werden uumlberzeitlich guumlltige Einschaumltzungen abgegeben dagegen liegt in dem Nebensatz von (6) Zukunftsbezug vor Wuumlrde ein daszlig-Satz verwendet so beshyzoumlge er sich auf einen zur Sprechzeit aktuell gegebenen Sachverhalt Der folshygende Satz zeigt daszlig in bestimmten Kontexten nach unpersoumlnlichen Ausdruumlkshyken sowohl daszlig- als auch wenn-Saumltze moumlglich sind (7) Es ist skandaloumls daszliglwenn heutzutage noch Vorgesetzte in der Lage sein duumlrfen

ihre Macht aufdiese Weise auszuspielen (Genaueres dazu bei H U Schmid Sprachwissenschaft 12 (1987) S 265 ff)

) Auch R Schmitt-Brandt in Indogermanische und allgemeine Sprachwisshysenschaft S 136 hat versucht die Explikativsaumltze aus Relativsaumltzen herzuleiten Ein Satz wie RV 21311 supravaumlcanarrz tava vira viryam yad ikena kratunauml vinshydase vasu zu preisen ist 0 Held deine Heldentat daszlig du mit einem Entschluszlig das Gut erwirbst sei urspruumlnglich folgendermaszligen konstruiert worden die Heldentat welche ist mit einem Entschluszlig erwirbst du das Gut Gegen diese Herleitung spricht jedoch der Akzent auf dem Verb vinddse da dieser die mit yad eingeleitete Struktur als Nebensatz ausweist

Z~OIYfunktionalitaumlt von Konjunktionen 171

untersuchten Sprachen daszlig und im Indoiranischen auch als bedeushyten Die Bedeutung als war aus syntaktischen Fuumlgungen wie der Tag an dem der Tag als herleitbar demgegenuumlber wurde fuumlr die Bedeutung daszlig kein temporaler Ausgangspunkt gefunden es wurde vielmehr folgender mehrstufiger Ableitungsmechanismus anshygenommen Nach Verben des Wissens oder Erkennens hat es neben explikativen Konstruktionen auch mit daszlig und mit Relativpronomen eingeleitete Nebensaumltze gegeben was durch das Material bestaumltigt wurde Eine Umdeutung vom Relativpronomen zur Konjunktion daszlig war moumlglich wenn die obligatorischen ValenzsteIlen des Verbs des Nebensatzes gefuumlllt waren Waumlhrend also im Falle der Bedeushytung als von indoiran yad yal durch den Bezug auf einen Zeitbeshygriff die Bedeutungskategorie TEMPORAL bei der Entstehung eishyner konjunktionalen Bedeutung beteiligt war war dies bei der Beshydeutung daszlig von idg jod und seiner Ersatzform nicht der Fall Die Bedeutungskategorie TEMPORAL als Basis fuumlr die Polyfunkshytionalitaumlt von Konjunktionen ist somit kein Universale das ausshynahmslos gilt Die Aussage daszlig aus der temporalen Bedeutung anshydere konjunktionale Bedeutungen abgeleitet werden koumlnnen ist wahrscheinlich richtig doch hat die Untersuchung der Bedeutung daszlig der Konjunktionen indoiran yad yal griech ouml und lat quod ergeben daszlig auch die Bedeutung was als Grundlage fuumlr die Polyshyfunktionalitaumlt von Konjunktionen in indogermanischen Sprachen gedient hat

Universitaumlt Regensburg Rosemarie Luumlhr Inst f Germanistik 8400 Regensburg

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e 158 Rosemarie Luumlhr

manischen Grundsprache vorhandene Funktion geschlossen werden wenn diese in mindestens zwei indogermanischen Sprachzweigen beshylegt ist In allen behandelten Sprachen sind die Fortsetzung von idg jod und seine Ersatzform als Einleitewoumlrter von Explikativsaumltzen bezeugt Da Satzgefuumlge mit Explikativsaumltzen zu den schwierigeren Satzgefuumlgen gehoumlren und ein in mehreren indogermanischen Sprachzweigen nachweisbares sprachliches Phaumlnomen um so eher der Grundsprache zuzuweisen ist je komplizierter es ist sind die mit einer Konjunktion der Bedeutung daszlig eingeleiteten Explikativsaumltze wie auch H Rixl7) angenommen hat ganz sicher indogermanischen Alters I8) Die Bedeutung daszlig von jod hat also bereits im Indogershymanischen existiert Es fragt sich nun wie die uumlbrigen Bedeutungen der Konjunktionen zu erklaumlren sind

Die Bedeutungen von griech ouml ifn und ouml Te und lat quod kann man ohne weiteres aus der Bedeutung daszlig herleiten Die kausale Bedeutung weil ist bei einem uumlbergeordneten Verb des Affekts entshystanden und die Bedeutung wenn von lat quod ergibt sich aus der Bedeutung was das betrifft daszlig Man vergleiche

(5) Plautus Asinaria 757 qHod illa aut amieum aut patron um nominet [ jores oeclusae omnibus sint nisi tibi was das betrifft daszligwenn jene entweder den Freund oder den Herrn nenshynen mag [ ] die Tuumlren seien allen auszliger dir verschlossen

S733 18) Unrichtig ist somit die des oumlfteren vertretene Auffassung daszlig es im Indoshy

germanischen nur Relativsaumltze gegeben hat E Hermann KZ 33 (1895) S492 zweifelt sogar an der Existenz von Relativsaumltzen Skeptisch in Hinblick auf Konshyjunktionen indogermanischen Alters aumluszligern sich F Sommer Vergleichende Synshytax S107 und RSternemann MIO 11 (1965) S379

19) Es handelt sich wohl um einen optativen Konjunktiv In klassischer Zeit begegnet der Konjunktiv hier nur mehr vereinzelt (J B HofmannA Szantyr Lashyteinische Syntax S579) - Um zu entscheiden ob heth kuit in der Bedeutung weil auch aus der Bedeutung daszlig hervorgegangen sein kann ist es notwendig die Stellung der kuit-Saumltze im Satzgefuumlge zu betrachten Im Hethitischen steht der mit kuit-eingeleitete Kausalsatz gewoumlhnlich voran KBo V 6 IV 13 f annishyfan-ma kuit ANA IMafhuluJa IBILA NUGAL dta nu-za luk lKupanta-dKAL-an DUMU SES-SU IBILA-anni ara dan harta Weil aber seinerzeit dem M kein Erbsohn gewesen war so hatte er dich K den Sohn seines Bruders in Erbshysohnsstellung angenommen (JFriedrich Hethitisches Elementarbuch I S163)

Die Reihenfolge Kausalsatz - Hauptsatz ist darauf zuruumlckzufuumlhren daszlig der Nebensatz eine Voraussetzung fuumlr den im Hauptsatz ausgedruumlckten Inhalt bringt (zu solchen Nebensaumltzen im Vedischen vgl H Hettrich Untersuchungen S 334 H) Der kuit-Satz koumlnnte daher auch als Temporalsatz wiedergegeben

e Zur Polyfunktionalitaumlt von Konjunktionen 159

Bislang ist also bei den behandelten Konjunktionen mit einer Bedeushytung daWals Ausgangspunkt fuumlr weitere konjunktionale Bedeutunshygen zu rechnen

Aus der dargestellten Vielfalt der konjunktionalen Bedeutungen im Indoiranischen ergibt sich neben der Bedeutung daszlig jedoch noch eine weitere Quelle fuumlr konjunktion ale Bedeutungen Die vielshyschichtigen Bedeutungen als wenn nachdem weil da indem dashymit haben als Basis wohl die temporale Bedeutung als Betrachtet man beispielsweise den Uumlbergang von der Bedeutung als zu weil so ist ein solcher Bedeutungswandel in Satzgefuumlgen moumlglich in deshynen der Inhalt des Nebensatzes dem Inhalt des Hauptsatzes zeitlich vorausgeht Man vergleiche

(6) RV 6303a adjli ein m1 eil tad apo nadtnarp yad aumlbhyo arado gaumltum indra Selbst heute noch selbst jetzt noch besteht diese Taumltigkeit der Fluumlsse nachshydem du Indra ihnen die Bahn furchtestzO)

Der mit yad eingeleitete Nebensatz koumlnnte ebensogut als Kausalsatz aufgefaszligt werden weil du lndra ihnen die Bahn furchtest2i) Der Uumlbergang von temporalen zu kausalen Konjunktionen ist haumlushyfig belegt und hat auch bei der eingangs erwaumlhnten lateinischen neshybensatzeinleitenden Konjunktion cum stattgefunden Aus der Vorshyzeitigkeit des im Nebensatz ausgedruumlckten Sachverhalts wird offenshybar auf ein Ursache-Wirkung-Verhaumlltnis geschlossen22)

Was die konditionale Bedeutung wenn im Indoiranischen angeht so kann sich dann ein konditionaler Sinn also eine BedingungshyFolge-Beziehung ergeben wenn die Wiederholbarkeit eines zushynaumlchst rein temporal gesehenen Sachverhalts hervorgehoben wird23) Aus einer Bedingung-Folge-Beziehung aber sind wie hier nicht weishy

werden Als aber seinerzeit dem M kein Erbsohn gewesen war Zumindest in einem Teil der vorangestellten mit kuit eingeleiteten Kausalsaumltze duumlrfte also die Bedeutung weil aus der Bedeutung als die ja im Hethitischen bezeugt ist entstanden sein

20) H Luumlders Varulla 1 S 186 V gl H Hettrich Untersuchungen S 337 f Vgl WAbraham in Opuscula S14 postea ergo propterea Hier spielt

auch die Vorstellung eine Rolle daszlig ein Ereignis x gewoumlhnlich von einem Ereigshynis y begleitet wird

Vgl Als es regnete blieb ich zu Hause gt Jedesmal wenn es regnete blieb ich zu Hause gt Unter der Bedingung daszlig es regnet bleibe ieh zu Hause (W Abraham in Opuscula S52 vgl auch H Hettrich Untersuchungen S4 0)

160 Rosemarie Luumlhr bull ter ausgefuumlhrt werden soll eine Reihe weiterer Beziehungen wie z B auch die Finalbeziehung herleitbar24)

Die Polyfunktionalitaumlt der besprochenen Konjunktionen wurde auf die Bedeutung daszlig und als zuruumlckgefuumlhrt Nun sind diese Beshydeutungen aus Funktionen des Relativpronomens herzuleiten dabei muszlig gepruumlft werden ob ein Zusammenhang mit der Basisbedeutung TEMPORAL hergestellt werden kann25)

2 Uumlberschneidung mit Funktionen des indogermanischen Relativshypronomens

Zunaumlchst eine grundsaumltzliche Uumlberlegung Wenn Relativpronoshymina in Konjunktionen uumlbergehen aumlndert sich der syntaktische Stashytus dieser Woumlrter Relativpronomina haben in Relativsaumltzen die Funktion von Satzgliedern sie stehen fuumlr Subjekte Objekte oder Adverbialia dagegen kommt den Konjunktionen im allgemeinen keine Satzglied funktion zu Dennoch gibt es syntaktische Umgebunshygen in denen ebenso ein Relativpronomen wie eine Konjunktion verwendbar ist

Fuumlr die Bedeutung als ist eine syntaktische Umgebung in der eine Umdeutung eines Relativpronomens zur Konjunktion moumlglich erscheint relativ leicht zu finden In einer Fuumlgung wie der Tag an dem kann anstelle der Praumlposition und des Relativpronomens auch die Konjunktion als gebraucht werden der Tag als Der Uumlbergang von an dem zu als ist hier dadurch bedingt daszlig das semantische Merkmal TEMPUS des Bezugsworts auf den Relativsatz uumlbergeht und zum Ausdruck des temporalen Gehalts des Nebensatzes dann

2) Dazu R Pasch in Sprache S 138 ff Es geht um die Konditionalkonsekushylivbeziehung (Regnet es so bleibe ich zu Hause) die Kausalbeziehung (Weil es regnet bleIbe ich zu Hause) die Konsekulivbeziehung (Es regnet so daszlig ich zu Hause bleibe) die Konzessivbeziehung (Er geht spazieren obwohl er zu arbeiten hat) - hier wird eine Nichtfolge der Bedingung zu verstehen gegeben indem das Gegenteil der erwartbaren Folge zum usdruck gebracht wird - die Finalbezieshyhung HI ~rIi Ffner umJl Reine FiJfgfn in Zimmer kummen) Bei der Finalbeziehung wird ausgedruumlckt dag die Folge von dem Referenten gewollt ist und dag der im Hauptsatz bezeichnete Sachverhalt etwas ist das nach Meinung des Sprechers die Bedingung fuumlr die Folge ist (Wenn Hans das Fenster schlieszligt kommen keine Fliegen ins Zimmer) und deshalb von dem Referenten verwirklicht wird (Hans schlieszligt das Fenster weil er nicht will daszlig Fliegen ins Zimmer komshymen)

25) So BDelbruumlck Vergleichende Syntax III S324 332f (vgl Anm31)

bull 161Zur Polyfunktionalitaumlt von Konjunktionen

eine passende Konjunktion verwendet wird26) Daszlig in einer solchen syntaktischen Konstellation aus einem Relativpronomen aber auch eine Konjunktion werden kann zeigt eindeutig die erwaumlhnte nebenshysatzeinleitende lateinische Konjunktion cum in der Bedeutung als cum hat im Altlatein quom gelautet und geht auf einen Akkusativ Singular maskulinum des Stammes des lateinischen Relativpronoshymens zuruumlck27) Die Bedeutung als ist in einem Satz wie

(8) dies quondam fuit quom ambulati sumus

entstanden den man uumlbersetzen kann mit

Es war einmal ein Tag ~n dem wir spazieren gingen oder Es war einmal ein Tag als wir spazieren gingen28)

Das maskuline Genus von quom beruht dabei auf der Kongruenz zwischen dem maskulinen Bezugswort dies und dem Relativpronoshymen und der Akkusativ des Relativpronomens ist ein Akkusativ der Zeit wie er in den indogermanischen Sprachen auch sonst bezeugt ist man vergleiche etwa ai naktam bei Nacht griech aVrfipa an demselben Tage lat dies noctesque Tag und Nacht29) Waumlhrend wegen der Kongruenz mit dem maskulinen Bezugswort fuumlr Satz (8) nicht zu entscheiden ist ob quom Relativpronomen oder bereits Konjunktion ist verhaumllt es sich in dem folgenden Satz anders

(9) Plautus Truculentus 380 tempestas quondam fuit quom inter nos sordebamus alter alteri Es war einmal eine Zeit als wir uns gegenseitig der eine den anderen anshyekelten lO)

26) Genaueres bei Ch Lehmann Der Relativsatz S 318 ff 27) Altlat quom entspricht osk pun (umbr ponne lt quom-de) apreug kan

wenn lit (dial) k~ av kJm wie (aksl kogda) (A Walde] B Hofmann Lateishynisches etymologisches Woumlrterbuch 11 S 411)

28) Vgl Cato maior 84 0 praeclarum illum diem cum in illud divinum animo rum concilium proficiscar 0 herrlicher Tag an dem ich zu jener Versammlung der goumlttlichen Seelen aufbrechen werde

29) H Hirt Indogermanische Grammatik VI S34 a Friedrich Hethitisches Elementarbuch S120 heth karuariar morgens) ] B HofmannA Szantyr Lateinische Syntax S41

E SchwyzerA Debrunner Griechische Grammatik 11 S70 bemerken zu Recht daszlig der Akkusativ der Ausdehnung in der Zeit sich der Bezeichnung eines Zeitpunktes naumlhern kann Im Hethitischen und Griechischen z B steht daher bei der Bezeichnung des Zeitpunktes der Dativ der Zeit (kuedani UD-ti) apedani UD-ti (an dem Tag an welchem) an jenem Tage nekuz mehuni am Abend amiddot Friedrich S 122 WHHeld The Hittite Relative Sentence S16) ij-lan rrjJ oramp (PChantraine Grammaire Homerique S81)

lO) R KuumlhnerC Stegmann Ausfuumlhrliche Grammatik 11 2 S331

e162 Rosemarie Luumlhr

quom kann hier kein maskulines Relativpronomen sein da das Beshyzugswort ein feminines Substantiv naumlmlich tempestaumls ist quom ist in Satz (9) also eindeutig Konjunktion mit der Bedeutung als Der urshyspruumlnglich auf maskuline Substantive bezogene Akkusativ der Zeit des Relativpronomens hat sich also verselbstaumlndigt und ist zur Konshyjunktion geworden quom konnte dann auch ohne Bezugswort im uumlbergeordneten Satz also als Einleitewort von Temporalsaumltzen und nicht nur von Relativsaumltzen gebraucht werden31)

Ist nun die Bedeutung als des Neutrums des Relativpronomens idg jod dessen Fortsetzung wie erwaumlhnt im Indoiranischen u a als bedeutet32) auf die gleiche Weise wie bei lat cum entstanden so muszlig nach einer neutralen substantivischen Zeitbezeichnung gesucht werden von der ein Relativsatz abhaumlngt Ein Satz in dem eine solshyche syntaktische Konstellation vorliegt ist im Altindischen schon laumlngst gefunden worden

(10) RV 3482a Yii jayathaumls tad ahM asya kame miOb piyuam apibo giriJham

du geboren wurdest trankst du diesen T~g im Verlangen danach den auf dem Berge gewachsenen Rahm des Stengels )

ya kann hier als Akkusativ Singular neutrum des Relativpronomens auf den neutralen substantivischen Zeitbegriff ahar Tag im Hauptshysatz bezogen und das Satzgefuumlge so auch mit Welchen (Tag) du geshy

31) Auch temporal-explikativ wird alat quom verwendet Plautus Mostellaria 470 septem menses sunt quom in hasee aedis pedem nemo intro tetulit sieben Moshynate ist es her daszlig in dieses Haus niemand seinen Fuszlig hinein setzte Derartige Saumltze vermitteln zwischen alat quom als und dem explikativen quom daW wie in Plautus Bacchides 337 istuc sapienter saltem fieit filius J1Qm diviti domini aushyrum id servandum dedit dies hat dein Sohn wenigstens klug gemacht daszlig er das Gold emem Reichen zur Aufbewahrung gab (R KuumlhnerC Stegmann Ausfuumlhrshyliche Grammatik II 2 S329 333) Saumltze wie iam diu est quod die eine Umshydeutung von als zu daszlig ermoumlglichen finden sich im RV nicht

12) Wie bemerkt bedeutet auch heth kuit als H) H Hettrich Untersuchungen S 411 nach K FGeldner Auch BDelbruumlck

Vergleichende Syntax II1 S332 und ihm folgend RSchmitt-Brandt (Anm34) betrachten diesen Satz als Muster fuumlr die in voreinzelsprachlicher Zeit erfolgte Umdeutung von relativischem zu konunktionalem jod H Hettrich S 411 f Anm 209 wendet gegen diese Auffassung ein daszlig in den restriktiven Relativsaumltshyzen de~ RV bei Voranstellung des Relativsatzes und Korrelativum im Hauptsatz der Nukleus normalerweise im Relativsatz steht (S579) Hettrichs Einwand ist jedoch nicht stichhaltig da es hier nur darum geht die Verbindung neutrales substantivisches Bezugswort + Relativsatz mit einem Relativpronomen im Akshykusativ fuumlr eine altindogermanische Sprache nachzuweisen

bull 163Zur Polyfunktionalitaumlt von Konjunktionen

boren wurdest diesen Tag trankst du 34) wiedergegeben werden Wie im Lateinischen war im Altindischen yadmiddot aber auch dann vershywendbar wenn das Bezugswort kein Neutrum war In Satz (11) ist das Bezugswort pratnathauml vormals fuumlr den mit yad eingeleiteten Nebensatz ein Adverb

(11) RV 2171 lad asmai navyam arigirasvad arcata iumauml ydd asya pratnathodfrale vlivauml JIM gotra sahasauml parlvItauml made somasya dJlilhitany airayat Singet ihm dieses (Lied) als neues wie die Angiras damit sich wie vOJmals sein Schnauben rege er mit Gewalt all die eingesperrten Kuhherden die festverschJossenen im Somarausch herschaffte lS)

In solchen Saumltzen war also ydd zur Konjunktion geworden und von da aus wie lat quom dann auch in adverbialen Temporalsaumltzen ohne Bezugswort im Hauptsatz36) verwendbar37)

Aus der Betrachtung der Gebrauchsweisen von lat cum und ai yad als hat sich somit folgendes ergeben Es wurden Beispielsaumltze gefunden in denen ein Relativpronomen zu einer Konjunktion umshygedeutet werden konnte Die Bedingung dafuumlr war daszlig sich der Akshykusativ des Relativpronomens auf einen substantivischen Zeitbegriff im uumlbergeordneten Satz bezog und Bezugswort und Relativpronoshymen im Genus uumlbereinstimmten Was nun das Alter der Umdeutung einer Form des Relativpronomens zur Konjunktion mit der Bedeushytung als angeht so ist nicht sicher ob diese Umdeutung bereits fuumlr das Indogermanische angenommen werden muszlig Wegen der auch in anderen Faumlllen beobachtbaren semantischen Parallelitaumlt von Bezugsshywort und Relativsatz38) liegt ein Uumlbergang eines Relativpronomens

~) R Schmitt-Brandt in Indogermanische und allgemeine Sprachwissenshyschaft S 136

H Hettrich Untersuchungen S 410 f )6) Unwahrscheinlich KBrugmann Kurze vergleichende Syntax S664 lat

quod sei nach dem Vorbild von pnmum zu quom eum umgebildet worden 1) Vgl RV 132 13c

fndrai ca yad yuyudhathe ahii eoshytaparfbhyo magMvauml vi jigye Als Indra und die Schlange gekaumlmpft hatten ist der Herr der Gaben Sieshyger geblieben auch fuumlr alle Zukunft

(Uumlbersetzung nach P Thieme Gedichte S28 H Hettrich Untersuchungen S 335)

)8) Zu den Relativsaumltzen die als Konjunktionalsaumltze verstanden werden koumlnshynen gehoumlren auszliger Fuumlgungen wie zu der Zeit zu der (als) auch aufdie Art auf

164 Rosemarie Lohr bullbull zu einer Konjunktion der Bedeutung als so nahe daszlig er in verschieshydenen indogermanischen Einzelsprachen unabhaumlngig voneinander erfolgen kann Das jedenfalls hat die Betrachtung der Gebrauchsshyweisen von alat quom und ai yad gezeigt deren Entwicklung zur Konjunktion als an den Beispielsaumltzen noch unmittelbar verfolgt werden konnte39)

Anders verhaumllt es sich bei der Bedeutung daszlig von indoiran yad yal griech 0 lat quod die wie ausgefuumlhrt allein in Explikativsaumltzen in allen behandelten Sprachen vorkommt Daher sind zur Erklaumlrung der Umdeutung des Relativpronomens in eine Konjunktion der Beshydeutung daszlig die Explikativsaumltze als Ausgangspunkt zu nehmen Doch befinden sich unter den Belegen keine Explikativsaumltze die unshymittelbar einem Relativsatz gleichgesetzt werden koumlnnen40) Um

die (wie) in dem Maszlig in dem (wie) an dem Ort an dem (wo) (ChLehmann Der Relativsatz S 318 H H Hettrich Untersuchungen S 298 H)

39) Die meist temporal venvendete Konjunktion griech orc (ion att kypr) ora (aumlol) oxa (dor) wenn da erklaumlrt sich allerdings ebenfalls am einshyfachsten durch die Annahme daszlig an die Fortsetzung des Relativpronomens jo-) eine Partikel -TC - Ta -xa angetreten ist (H Frisk Griechisches etymologishysches Woumlrterbuch II S440) Gegen die unmittelbare Gleichsetzung mit griech horn 0 re daW spricht jedoch daszlig die Bedeutung als bei 0 und oumln daszlig fehlt Wie im Falle von lat cum duumlrfte es sich bei griech Ort demnach am ehesten um eine einzelsprachliche Entwicklung handeln Die Bedeutung als von indoiran yad ya und griech ore ist so wohl kein gemeinsames Erbe (vgl K Brugmann Kurze vergleichende Grammatik S665 zum Altindischen) Weniger uumlberzeushygend ist J Wackernagels KZ 67 (1942) S1 H Gleichsetzung von griech o-re mit ai sa ca wenn (der) in sa ced lt ca-id wenn in der Verbindung dJ~ oumlre (nv6shyyo) wie ein Turm denn Beispiele mit einem solchen dJ~o re in Verbindung mit einem Nominativ Singular maskulinum sind selten (E Schwyzer A Debrunner Griechische Grammatik 11 S648 Anm2)

4C) Nach Ch Lehmann Der Relativsatz S 154 H Hettrich Untersuchungen S400 unterscheidet sich eine Fuumlgung wie das Faktum das nicht zutrifft mit Relashytivsatz syntaktisch von der explikativen Fuumlgung das Faktum daszlig es nicht zutrifft durch den unterschiedlichen Satzgliedstatus des Einleitewortes Eine Umdeushytung eines Relativsatzes zu einem Explikativsatz erscheint jedoch moumlglich im Falle von weiszlig ich was sie miteinander gesprochen haben gt Das weiszlig ich jJ sie miteinander gesprochen haben Voraussetzung fuumlr eine solche Umdeutung ist allerdings dafl ein pronominales Bezugswort des Relativsatzes vorhanden ist und daszlig die Wertigkeit des Verbs des Nebensatzes ein nur fakultatives Akkusashytivobjekt vorsieht (vgl oben) Verben die sowohl absolut als auch mit einem pronominalen Akkusativobjekt verbunden werden koumlnnen sind wahrscheinlich Verben der Kommunikation (sprechen) Verben der Gemuumltsstimmung (jamshymern) (c Gaedicke Der Accusativ S 66 ff B Delbruumlck Altindische Syntax S 173f HHapp Grundfragen S51) Umfassende Untersuchungen uumlber die Vashy

bullZur Polyfunktionalitaumlt von Konjunktionen 165

eine Moumlglichkeit aufzuzeigen wie die bezeugten Explikativsaumltze aus Relativsaumltzen herleitbar sind muumlssen vielmehr vier verschiedene Schritte angenommen werden

Als erstes sind Konstruktionen mit Explikativsaumltzen zu betrachshyten in denen sich der Explikativsatz nicht wie in den Beispielen (1) bis (4) auf das Subjekt sondern auf das Objekt des Hauptsatzes beshyzieht Das als Bezugswort fungierende Objekt ist in den beiden folshygenden Saumltzen ein Abstraktum

RV 11314 vid14 te asya vrydsyafiuumlrava~ puro yad indra faradtr aVI1tira~ die Puru kennen diese Heldentat von dir daszlig du die herbstlichen Burgen niedenvarfst 41)

(13) Ilias A 411 f yvq amp xat ~ rF1oumlT~ [ J fjvarTv 0 T a6U1WV itXauijv OVOumllv erelacv und es erkenne auch der Atride [ Jseine Verblendung daszlig er den besten der Achaier fuumlr nichts geachtet hat 42)

Wie koumlnnen nun derartige syntaktische Strukturen zustande geshykommen sein Ein Verb des Wissens oder Erkennens wurde zushynaumlchst mit einem Objekt in der Form einer nominalen Fuumlgung oder eines Nomens verbunden Daraufhin wurde das Objekt ein zweites

lenz von Verben in den altindogermanischen Sprachen die uumlber die Arbeiten von H Happ hinausgehen stehen jedoch noch aus

41) H Rix in Festschrift S734 Auch folgende Stelle gehoumlrt hierher RV 104011 a

na tasya vidma lad u 1U pra vocata yuva ha ydd yuvatya~ kfeti yoniju Wir kennen das nicht versprechet uns das fein daf~ ein juumlngling im Schoszlige der jungfrau ruhe

(Uumlbersetzung nach K F Geldner) H Hettrich Untersuchungen S225 uumlbershynimmt die Uumlbersetzung von B Delbruumlck Vergleichende Syntax III S327 (Wir haben davon keine Kenntnis sagt uns das wohl ob der juumlngling auf dem Lager der jungfrau ruht) und betrachtet den Nebensatz als indirekten Fragesatz Bei yad liege eine semantische Neuentwicklung vor die im juumlngsten Buch des RV aufkomme und danach in Belegen aus der vedischen Prosa in Erscheinung trete Da aber - wie oben gezeigt wird - die Verbindung eines Verbs des Wissens mit einem abstrakten Substantiv und einem Explikativsatz die Konstruktionen wisshysen + daszlig-Satz die den Ausgangspunkt fuumlr die Explikativsaumltze gebildet haben duumlrfte voraussetzt und zudem auch sonst im Vedischen bezeugt ist ist F Geldshyners Auffassung der TextsteIle vorzuziehen tJd u s14 pra vocata wird so als Parshyenthese betrachtet

42) H Rix in Festschrift S733 P Chantraine Grammaire Homerique S 290

166 e

Rosemarie Luumlhr

Mal ausgedruumlckt und zwar diesmal in der Form eines daszlig-Satzes Daszlig Strukturen wie in Satz (12) und (13) so analysiert werden koumlnshynen zeigt ein aus dem Altpersischen stammender Satz in dem taya fuumlr daszlig steht

(14) OB I 52f matayamaumlm xsnaumlsaumltiy taya adam naiy Bardiya amiy damit man mich nicht kenne daszlig ich nicht Brdiya bin4l)

Hier ist das erste Objekt kein Abstraktum das dann naumlher erlaumlutert wird sondern ein Personalpronomen der 1 Person der Akk Sg maumlm mich Darauf folgt der mit taya eingeleitete daszlig-Satz als zweishytes Objekt

Explikativsaumltze sind also wahrscheinlich auf die Weise entstanden daszlig das Objekt zu einem Verb des Wissens oder Erkennens auf zweifache Weise einmal nominal das andere Mal als daszlig-Satz ershyscheint Daraus folgt der zweite Schritt Nach Verben des Wissens oder Erkennens ist zu erwarten daszlig neben den komplizierten Explishykativsatz-Konstruktionen auch die einfacheren Konstruktionen naumlmlich daszlig-Saumltze ohne Bezugswort vorgekommen sind Dies ist in der Tat der Fall man vergleiche

(15) lIias P 623 YlyvWaxGf Oumll xal aUTof 0 T ouxin xaTOf -xauiJv

Du erkennst ja auch selbst daB nicht mehr die Kraft ist bei den Achaishycrn l )

(16) Plautus Asinaria 52 equidem seio iam filius flU~d amet meus istanc meretricem ich freilich weiB schon daszlig mein Sohn jenes Freudenmaumldchen liebt 41)

Beim dritten Schritt kommen die Relativpronomina ins Spiel Sollen Relativpronomina eine Umdeutung zu Konjunktionen der Bedeushytung daszlig erfahren haben so muumlssen Verben des Wissens oder Ershykennens auch mit Saumltzen die mit Relativpronomina eingeleitet wershyden belegt sein Auch dies trifft zu man vergleiche etwa den indishyrekten Fragesatz

Vergleichende Syntax III S327 ) Ubersetzung nach W Schadewaldt Weitere Beispiele bei B Delbruck Vershy

gleichende Syntax III S326 41) Nach] B HofmannA Szantyr Lateinische Syntax S 573 ist ein mit quod

daszlig eingeleiteter Nebensatz nach einem Verbum sentiendi im Altlatein ein Sonshyderfall Der Accusativus cum infinitivo waumlre an der angegebenen Stelle zweideushytig gewesen In Anbetracht der altindischen und eriechischen Konstruktionen kann hier jedoch durchaus Altes vorliegen

167Zutyfunktionalitaumlt von Konjunktionen

(17) RV116437a na VI janami yM iveddm asmi Ich verstehe nicht was dem vergleichbar ist wie ich bin 46)

Als viertes schlieszliglich ist nach Fuumlgungen zu suchen in denen in der syntaktischen Konstellation Verb des Wissens oder Erkennens in Verbindung mit einem durch ein Relativpronomen eingeleiteten Neshybensatz das Relativpronomen auch als Konjunktion der Bedeutung daszlig aufgefaszligt werden konnte Zu diesem Zweck ist folgende Stelle aus der Ilias zu betrachten

(18) T 143f OW(JCl oe TOI (eJli1l0VTef tfJi1f 1laVa VTf0f ttovref

Oloova Oumllp(JCl 101]at iJ Tm fJeV08I1tta WO(J)

B Delbruumlck47) hat den mit ouml eingeleiteten Nebensatz als daszlig-Satz bestimmt Dagegen uumlbersetzt W Schadewaldt die Stelle folgendershymaszligen Und die Gaben sollen dir die Gefaumlhrten holen von meinem SchiffUnd bringen daszlig du siehst was ich dir dem Mut Zusagendes gebe Schadewaldt betrachtet also ouml als Relativpronomen doch ebensogut moumlglich erscheint die Uumlbersetzung nach Delbruumlck daszlig du siehst daszlig ich dir dem Mut Zusagendes gebe

Wieso ist nun zwischen Saumltzen wie

(19 a) Du siehst daszlig ich dir Schoumlnes gebe und (19b) Du siehst was ich dir Schoumlnes gebe

semantisch kein allzu groszliger Unterschied Verben des Wissens oder Erkennens sind sogenannte faktive Verben das heiszligt der Sprecher setzt die Wahrheit der Aussage des vom faktiven Verb abhaumlngigen Nebensatzes voraus Faktive Verben aber koumlnnen anscheinend soshywohl mit daszlig-Saumltzen als auch mit indirekten Fragesaumltzen die mit dem Relativpronomen eingeleitet sind verbunden werden48

) Die Voraussetzung fuumlr die Grammatikalitaumlt von (19 a) ist jedoch daszlig die notwendigen Komplemente des Verbs des Nebensatzes vorhanden sind Das bedeutet daszlig bei einem Verb der Bedeutung geben einem nach der Terminologie der Valenz grammatik dreiwertigen Verb aushyszliger dem Subjekt auch das Akkusativobjekt und das Dativobjekt reashylisiert sein muumlssen Dagegen ist in einem Satz wie (20) z B keine Umdeutung moumlglich

46) Vgl HHettrich Untersuchungen S519 47) Vergleichende Syntax III S 327 8) Weitere faktive Verben sind bedauern ignorieren veruumlbeln im Gedaumlchtnis

behalten in Betracht ziehen klar machen herausfinden

168 Rosemarie Luumlhr bullbull (20 a) Du siehst was ich dir bringe (20b) Du siehst ~ ich dir bringe

Ein Verb der Bedeutung bringen fordert ein obligatorisches Akkusativshyobjekt

Nachdem nun der Akkusativ Singular neutrum des Relativpronoshymens zur Konjunktion der Bedeutung daszlig umgedeutet war konnshyten ohne weiteres Verben des Wissens oder Erkennens auszliger mit eishynem nominalen Objekt auch mit einem daszlig-Satz verbunden und so explikative Konstruktionen gebildet werden wie Satz

(13) IliasA411f yvljj 8i xal ) rti1iT7 [ ] ~v arTv D r aUHOV )Xauiiv ou8iv Erttatv und es erkenne auch der Atride [ ] seine Verblendung daszlig er den beshysten der Achaier fuumlr nichts geachtet hat

Fuumlr die Frage nach der Basiskategorie TEMPORAL als Basis von konjunktionalen Bedeutungen ist somit festzuhalten daszlig bei keinem der vier angenommenen Schritte die Bedeutung TEMPORAL eine Rolle gespielt hat Es ist nun zu fragen ob derartige Saumltze wie die angefuumlhrten bereits fuumlr die indogermanische Grundsprache postushyliert werden duumlrfen Wie schon gesagt gilt grundsaumltzlich daszlig eine sprachliche Erscheinung dann als indogermanisch betrachtet werden kann wenn sie in mindestens zwei indogermanischen Sprachzweigen bezeugt ist Dies ist bei allen drei Konstruktionstypen der Fall Das Altindische und Griechische gehen zusammen in dem Typ Verb des Wissens oder Erkennens mit zwei verschiedenen Objekten von deshynen das eine als nominale Fuumlgung und das andere als daszlig-Satz aufshytritt und in dem Typ Verb des Wissens oder Erkennens verbunden mit einem durch das Relativpronomen eingeleiteten indirekten Frashygesatz Dagegen haben den Typ Verb des Wissens oder Erkennens mit daszlig-Satz das Griechische und Lateinische gemeinsam49

) Obshy

49) Nach B Delbruumlck Vergleichende Syntax III S 327 f entspricht den Inshyhaltssaumltzen des Griechischen im RV nicht yad sondern ein Akkusativ in Apposishytion RV 11010 vidma h tvauml viJantamaTJI vajesu havanasrntam denn wir kennen dich als den staumlrksten als den bei Kaumlmpfenden Ruferhoumlrenden Der Uumlbergang vom Partizipium zum Konjunktionalsatz sei dabei entweder uumlber einen Relativshysatz (sie kennen mich der ich X bin) oder uumlber einen Kausalsatz (sie kennen mich weil ich X bin) erfolgt Der Typ Verb des Wissens oder Erkennens + daszlig-Satz muszlig aber auch im Vedischen bestanden haben (vgl oben) Das postulierte Neshybeneinander von Verb des Wissens oder Erkennens + daszlig-Satz oder Partizip findet sich jedenfalls im Griechischen In dieser Sprache ist der explikative Geshybrauch von D der haumlufigste (K BrugmannlA Thumb Griechische Grammatik S647)

r Polyfunktionalitaumlt von Konjunktionen 169

wohl im aumlltesten Altindischen die zuletzt genannte Konstruktion naumlmlich Verb des Wissens oder Erkennens mit daszlig-Satz fehlt muszlig diese Konstruktion auch fuumlr das Vedische angenommen werden die Explikativsaumltze setzen sie voraus Aus all dem ergibt sich Im Indoshygermanischen hat es aller Voraussicht nach ein Nebeneinander aller drei Konstruktionstypen gegebenSO)

SO) Eine weitere Quelle fuumlr die Umdeutung vom Relativpronomen zu einer Konjunktion der Bedeutung daszlig sind mit einem Relativpronomen eingeleitete indirekte Fragesaumltze die voneinem unpersoumlnlichen Ausdruck abhaumlngen vgl (I) Es ist klar was sie miteinander gesprochen haben

Es ist klar ~ sie miteinander gesprochen haben Unter den untersuchten Sprachen finden sich daszlig-Saumltze nach unpersoumlnlichen Ausdruumlcken im Altindischen Griechischen und Lateinischen (2) SB 4146

tat tad avakJptam eva yad braumlhmano raumljanyah syat so (daher) ist das ganz passend daszlig ein Brahmane ohne Koumlnig sei Ilias E 349 r7 oux aAl Dm yvvaixa avaAx18a ~lfE(OlfEr5EI Oder ists nicht genug daszlig du wehrlose Frauen verleitest Ilias P 670 r7 ouZ aAl Dm jUXZT imampr5ojJat Oder ist nicht genug daszlig ich schwaumlcher bin in der Schlacht

(Uumlbersetzung nach Schadewaldt) Der unpersoumlnliche Ausdruck enthaumllt hier ein praumldikatives Adverb (K Hoffmann Aufsaumltze 11 S340) (3) Plautus Aulularia 624

temerest quod corvos cantat mihi nunc ab aeva manu Es ist ohne Grund daszlig der Rabe mir jetzt von der linken Hand singt

quod koumlnnte hier auch mit was wiedergegeben werden Im RV wird ein unpershysoumlnlicher Ausdruck mit einer Absolutivkonstruktion verbunden (4) RV 103411

striyaTJI d[vaya kitavaTJI tataumlpa wenn er ein Weib gesehen hat schmerzte es den Spieler

(zu weiteren unpersoumlnlichen Ausdruumlcken im Altindischen vgl K Hoffmann Aufsaumltze I S 291) Daneben erscheint yadi wenn als Einleitewort eines Nebenshysatzes nach einem unpersoumlnlichen Ausdruck (5) RV 6343

yadi stotarab sataTJI yat sahasraTJI grnanti grvalasaTJI saTJI tad asmai Wenn hundert Saumlnger wenn tausend den Lobliebenden preisen so ist ihm das recht

(Uumlbersetzung nach Geldner) Ein entsprechender Gebrauch findet sich im Grieshychischen (6) Odyssee X345

aurljj rOI jJamproma( axolaaamprat EI XEV aOl8ov lfUumlpVf Selbst wird es dir hinterdrein ein Schmerz sein wenn du den Saumlnger toumltest

bull

Rosemarie Luumlhr 170 bullbull Hinzu kommt daszlig der einer Relativsatzkonstruktion ferner steshy

hende Typ des Explikativsatzes in der Funktion eines Subjekts wie in (1) auszliger im Altindischen und Griechischen auch im Avestischen und Lateinischen vorhanden ist und Explikativsaumltze die an Objektsshystelle stehen) eigentlich voraussetzt

(1) RV 5317a tad In nu te karaarrz dasma vipr5shy-hirrz yad ghnann 6jo atr5mimithaumlb Das war fuumlrwahr dein Werk du redekundiger Meister daszlig du den Drashy

chen erlegend an ihm deine Staumlrke gemessen hast

SchLuszligbemerkung

Nun kann die Frage beantwortet werden ob die Basiskategorie TEMPORAL als Basis fuumlr weitere konjunktionale Bedeutungen also fuumlr die Polyfunktionalitaumlt von Konjunktionen ein Universale ist Vergegenwaumlrtigt man sich noch einmal den Gang der Untersushychung so wurden aus dem Indoiranischen Griechischen und Lateishynischen Konjunktionen betrachtet die formal mit dem Akkusativ Singular neutrum des Relativpronomens identisch sind und in allen

(Uumlbersetzung nach Schadewaldt) (K Brugmann Die Syntax S 51 B Delbruumlck Vergleichende Syntax III S29 H Hettrich Untersuchungen S227 E SchwyshyzerA Debrunner Griechische Grammatik II S646 R KuumlhnerlC Stegmann Ausfuumlhrliche Grammatik II 2 S270 EHermann NGWG (1926) S272f vgl auch K BayerlJ Lindauer Lateinische Grammatik S 216 Anm 1 Quod mihi scrishybis te craumls venturum esse bene accidit Was du mir von deinem morgigen Kommen schreibstgt daszlig du mir von deinem morgigen Kommen schreibst trifft sich gut)

In der Absolutivkonstruktion bzw in dem wenn-Satz der Saumltze (4) und (5) werden uumlberzeitlich guumlltige Einschaumltzungen abgegeben dagegen liegt in dem Nebensatz von (6) Zukunftsbezug vor Wuumlrde ein daszlig-Satz verwendet so beshyzoumlge er sich auf einen zur Sprechzeit aktuell gegebenen Sachverhalt Der folshygende Satz zeigt daszlig in bestimmten Kontexten nach unpersoumlnlichen Ausdruumlkshyken sowohl daszlig- als auch wenn-Saumltze moumlglich sind (7) Es ist skandaloumls daszliglwenn heutzutage noch Vorgesetzte in der Lage sein duumlrfen

ihre Macht aufdiese Weise auszuspielen (Genaueres dazu bei H U Schmid Sprachwissenschaft 12 (1987) S 265 ff)

) Auch R Schmitt-Brandt in Indogermanische und allgemeine Sprachwisshysenschaft S 136 hat versucht die Explikativsaumltze aus Relativsaumltzen herzuleiten Ein Satz wie RV 21311 supravaumlcanarrz tava vira viryam yad ikena kratunauml vinshydase vasu zu preisen ist 0 Held deine Heldentat daszlig du mit einem Entschluszlig das Gut erwirbst sei urspruumlnglich folgendermaszligen konstruiert worden die Heldentat welche ist mit einem Entschluszlig erwirbst du das Gut Gegen diese Herleitung spricht jedoch der Akzent auf dem Verb vinddse da dieser die mit yad eingeleitete Struktur als Nebensatz ausweist

Z~OIYfunktionalitaumlt von Konjunktionen 171

untersuchten Sprachen daszlig und im Indoiranischen auch als bedeushyten Die Bedeutung als war aus syntaktischen Fuumlgungen wie der Tag an dem der Tag als herleitbar demgegenuumlber wurde fuumlr die Bedeutung daszlig kein temporaler Ausgangspunkt gefunden es wurde vielmehr folgender mehrstufiger Ableitungsmechanismus anshygenommen Nach Verben des Wissens oder Erkennens hat es neben explikativen Konstruktionen auch mit daszlig und mit Relativpronomen eingeleitete Nebensaumltze gegeben was durch das Material bestaumltigt wurde Eine Umdeutung vom Relativpronomen zur Konjunktion daszlig war moumlglich wenn die obligatorischen ValenzsteIlen des Verbs des Nebensatzes gefuumlllt waren Waumlhrend also im Falle der Bedeushytung als von indoiran yad yal durch den Bezug auf einen Zeitbeshygriff die Bedeutungskategorie TEMPORAL bei der Entstehung eishyner konjunktionalen Bedeutung beteiligt war war dies bei der Beshydeutung daszlig von idg jod und seiner Ersatzform nicht der Fall Die Bedeutungskategorie TEMPORAL als Basis fuumlr die Polyfunkshytionalitaumlt von Konjunktionen ist somit kein Universale das ausshynahmslos gilt Die Aussage daszlig aus der temporalen Bedeutung anshydere konjunktionale Bedeutungen abgeleitet werden koumlnnen ist wahrscheinlich richtig doch hat die Untersuchung der Bedeutung daszlig der Konjunktionen indoiran yad yal griech ouml und lat quod ergeben daszlig auch die Bedeutung was als Grundlage fuumlr die Polyshyfunktionalitaumlt von Konjunktionen in indogermanischen Sprachen gedient hat

Universitaumlt Regensburg Rosemarie Luumlhr Inst f Germanistik 8400 Regensburg

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Page 5: L.hrstuhl fI llaint'siti. - Suche • dwee.eudwee.eu/Rosemarie_Luehr/userfiles/downloads/Sonderdruck27.pdf · Im Altlatein begegnet quod in der Bedeutung 'daß' nach Verba di cendi

160 Rosemarie Luumlhr bull ter ausgefuumlhrt werden soll eine Reihe weiterer Beziehungen wie z B auch die Finalbeziehung herleitbar24)

Die Polyfunktionalitaumlt der besprochenen Konjunktionen wurde auf die Bedeutung daszlig und als zuruumlckgefuumlhrt Nun sind diese Beshydeutungen aus Funktionen des Relativpronomens herzuleiten dabei muszlig gepruumlft werden ob ein Zusammenhang mit der Basisbedeutung TEMPORAL hergestellt werden kann25)

2 Uumlberschneidung mit Funktionen des indogermanischen Relativshypronomens

Zunaumlchst eine grundsaumltzliche Uumlberlegung Wenn Relativpronoshymina in Konjunktionen uumlbergehen aumlndert sich der syntaktische Stashytus dieser Woumlrter Relativpronomina haben in Relativsaumltzen die Funktion von Satzgliedern sie stehen fuumlr Subjekte Objekte oder Adverbialia dagegen kommt den Konjunktionen im allgemeinen keine Satzglied funktion zu Dennoch gibt es syntaktische Umgebunshygen in denen ebenso ein Relativpronomen wie eine Konjunktion verwendbar ist

Fuumlr die Bedeutung als ist eine syntaktische Umgebung in der eine Umdeutung eines Relativpronomens zur Konjunktion moumlglich erscheint relativ leicht zu finden In einer Fuumlgung wie der Tag an dem kann anstelle der Praumlposition und des Relativpronomens auch die Konjunktion als gebraucht werden der Tag als Der Uumlbergang von an dem zu als ist hier dadurch bedingt daszlig das semantische Merkmal TEMPUS des Bezugsworts auf den Relativsatz uumlbergeht und zum Ausdruck des temporalen Gehalts des Nebensatzes dann

2) Dazu R Pasch in Sprache S 138 ff Es geht um die Konditionalkonsekushylivbeziehung (Regnet es so bleibe ich zu Hause) die Kausalbeziehung (Weil es regnet bleIbe ich zu Hause) die Konsekulivbeziehung (Es regnet so daszlig ich zu Hause bleibe) die Konzessivbeziehung (Er geht spazieren obwohl er zu arbeiten hat) - hier wird eine Nichtfolge der Bedingung zu verstehen gegeben indem das Gegenteil der erwartbaren Folge zum usdruck gebracht wird - die Finalbezieshyhung HI ~rIi Ffner umJl Reine FiJfgfn in Zimmer kummen) Bei der Finalbeziehung wird ausgedruumlckt dag die Folge von dem Referenten gewollt ist und dag der im Hauptsatz bezeichnete Sachverhalt etwas ist das nach Meinung des Sprechers die Bedingung fuumlr die Folge ist (Wenn Hans das Fenster schlieszligt kommen keine Fliegen ins Zimmer) und deshalb von dem Referenten verwirklicht wird (Hans schlieszligt das Fenster weil er nicht will daszlig Fliegen ins Zimmer komshymen)

25) So BDelbruumlck Vergleichende Syntax III S324 332f (vgl Anm31)

bull 161Zur Polyfunktionalitaumlt von Konjunktionen

eine passende Konjunktion verwendet wird26) Daszlig in einer solchen syntaktischen Konstellation aus einem Relativpronomen aber auch eine Konjunktion werden kann zeigt eindeutig die erwaumlhnte nebenshysatzeinleitende lateinische Konjunktion cum in der Bedeutung als cum hat im Altlatein quom gelautet und geht auf einen Akkusativ Singular maskulinum des Stammes des lateinischen Relativpronoshymens zuruumlck27) Die Bedeutung als ist in einem Satz wie

(8) dies quondam fuit quom ambulati sumus

entstanden den man uumlbersetzen kann mit

Es war einmal ein Tag ~n dem wir spazieren gingen oder Es war einmal ein Tag als wir spazieren gingen28)

Das maskuline Genus von quom beruht dabei auf der Kongruenz zwischen dem maskulinen Bezugswort dies und dem Relativpronoshymen und der Akkusativ des Relativpronomens ist ein Akkusativ der Zeit wie er in den indogermanischen Sprachen auch sonst bezeugt ist man vergleiche etwa ai naktam bei Nacht griech aVrfipa an demselben Tage lat dies noctesque Tag und Nacht29) Waumlhrend wegen der Kongruenz mit dem maskulinen Bezugswort fuumlr Satz (8) nicht zu entscheiden ist ob quom Relativpronomen oder bereits Konjunktion ist verhaumllt es sich in dem folgenden Satz anders

(9) Plautus Truculentus 380 tempestas quondam fuit quom inter nos sordebamus alter alteri Es war einmal eine Zeit als wir uns gegenseitig der eine den anderen anshyekelten lO)

26) Genaueres bei Ch Lehmann Der Relativsatz S 318 ff 27) Altlat quom entspricht osk pun (umbr ponne lt quom-de) apreug kan

wenn lit (dial) k~ av kJm wie (aksl kogda) (A Walde] B Hofmann Lateishynisches etymologisches Woumlrterbuch 11 S 411)

28) Vgl Cato maior 84 0 praeclarum illum diem cum in illud divinum animo rum concilium proficiscar 0 herrlicher Tag an dem ich zu jener Versammlung der goumlttlichen Seelen aufbrechen werde

29) H Hirt Indogermanische Grammatik VI S34 a Friedrich Hethitisches Elementarbuch S120 heth karuariar morgens) ] B HofmannA Szantyr Lateinische Syntax S41

E SchwyzerA Debrunner Griechische Grammatik 11 S70 bemerken zu Recht daszlig der Akkusativ der Ausdehnung in der Zeit sich der Bezeichnung eines Zeitpunktes naumlhern kann Im Hethitischen und Griechischen z B steht daher bei der Bezeichnung des Zeitpunktes der Dativ der Zeit (kuedani UD-ti) apedani UD-ti (an dem Tag an welchem) an jenem Tage nekuz mehuni am Abend amiddot Friedrich S 122 WHHeld The Hittite Relative Sentence S16) ij-lan rrjJ oramp (PChantraine Grammaire Homerique S81)

lO) R KuumlhnerC Stegmann Ausfuumlhrliche Grammatik 11 2 S331

e162 Rosemarie Luumlhr

quom kann hier kein maskulines Relativpronomen sein da das Beshyzugswort ein feminines Substantiv naumlmlich tempestaumls ist quom ist in Satz (9) also eindeutig Konjunktion mit der Bedeutung als Der urshyspruumlnglich auf maskuline Substantive bezogene Akkusativ der Zeit des Relativpronomens hat sich also verselbstaumlndigt und ist zur Konshyjunktion geworden quom konnte dann auch ohne Bezugswort im uumlbergeordneten Satz also als Einleitewort von Temporalsaumltzen und nicht nur von Relativsaumltzen gebraucht werden31)

Ist nun die Bedeutung als des Neutrums des Relativpronomens idg jod dessen Fortsetzung wie erwaumlhnt im Indoiranischen u a als bedeutet32) auf die gleiche Weise wie bei lat cum entstanden so muszlig nach einer neutralen substantivischen Zeitbezeichnung gesucht werden von der ein Relativsatz abhaumlngt Ein Satz in dem eine solshyche syntaktische Konstellation vorliegt ist im Altindischen schon laumlngst gefunden worden

(10) RV 3482a Yii jayathaumls tad ahM asya kame miOb piyuam apibo giriJham

du geboren wurdest trankst du diesen T~g im Verlangen danach den auf dem Berge gewachsenen Rahm des Stengels )

ya kann hier als Akkusativ Singular neutrum des Relativpronomens auf den neutralen substantivischen Zeitbegriff ahar Tag im Hauptshysatz bezogen und das Satzgefuumlge so auch mit Welchen (Tag) du geshy

31) Auch temporal-explikativ wird alat quom verwendet Plautus Mostellaria 470 septem menses sunt quom in hasee aedis pedem nemo intro tetulit sieben Moshynate ist es her daszlig in dieses Haus niemand seinen Fuszlig hinein setzte Derartige Saumltze vermitteln zwischen alat quom als und dem explikativen quom daW wie in Plautus Bacchides 337 istuc sapienter saltem fieit filius J1Qm diviti domini aushyrum id servandum dedit dies hat dein Sohn wenigstens klug gemacht daszlig er das Gold emem Reichen zur Aufbewahrung gab (R KuumlhnerC Stegmann Ausfuumlhrshyliche Grammatik II 2 S329 333) Saumltze wie iam diu est quod die eine Umshydeutung von als zu daszlig ermoumlglichen finden sich im RV nicht

12) Wie bemerkt bedeutet auch heth kuit als H) H Hettrich Untersuchungen S 411 nach K FGeldner Auch BDelbruumlck

Vergleichende Syntax II1 S332 und ihm folgend RSchmitt-Brandt (Anm34) betrachten diesen Satz als Muster fuumlr die in voreinzelsprachlicher Zeit erfolgte Umdeutung von relativischem zu konunktionalem jod H Hettrich S 411 f Anm 209 wendet gegen diese Auffassung ein daszlig in den restriktiven Relativsaumltshyzen de~ RV bei Voranstellung des Relativsatzes und Korrelativum im Hauptsatz der Nukleus normalerweise im Relativsatz steht (S579) Hettrichs Einwand ist jedoch nicht stichhaltig da es hier nur darum geht die Verbindung neutrales substantivisches Bezugswort + Relativsatz mit einem Relativpronomen im Akshykusativ fuumlr eine altindogermanische Sprache nachzuweisen

bull 163Zur Polyfunktionalitaumlt von Konjunktionen

boren wurdest diesen Tag trankst du 34) wiedergegeben werden Wie im Lateinischen war im Altindischen yadmiddot aber auch dann vershywendbar wenn das Bezugswort kein Neutrum war In Satz (11) ist das Bezugswort pratnathauml vormals fuumlr den mit yad eingeleiteten Nebensatz ein Adverb

(11) RV 2171 lad asmai navyam arigirasvad arcata iumauml ydd asya pratnathodfrale vlivauml JIM gotra sahasauml parlvItauml made somasya dJlilhitany airayat Singet ihm dieses (Lied) als neues wie die Angiras damit sich wie vOJmals sein Schnauben rege er mit Gewalt all die eingesperrten Kuhherden die festverschJossenen im Somarausch herschaffte lS)

In solchen Saumltzen war also ydd zur Konjunktion geworden und von da aus wie lat quom dann auch in adverbialen Temporalsaumltzen ohne Bezugswort im Hauptsatz36) verwendbar37)

Aus der Betrachtung der Gebrauchsweisen von lat cum und ai yad als hat sich somit folgendes ergeben Es wurden Beispielsaumltze gefunden in denen ein Relativpronomen zu einer Konjunktion umshygedeutet werden konnte Die Bedingung dafuumlr war daszlig sich der Akshykusativ des Relativpronomens auf einen substantivischen Zeitbegriff im uumlbergeordneten Satz bezog und Bezugswort und Relativpronoshymen im Genus uumlbereinstimmten Was nun das Alter der Umdeutung einer Form des Relativpronomens zur Konjunktion mit der Bedeushytung als angeht so ist nicht sicher ob diese Umdeutung bereits fuumlr das Indogermanische angenommen werden muszlig Wegen der auch in anderen Faumlllen beobachtbaren semantischen Parallelitaumlt von Bezugsshywort und Relativsatz38) liegt ein Uumlbergang eines Relativpronomens

~) R Schmitt-Brandt in Indogermanische und allgemeine Sprachwissenshyschaft S 136

H Hettrich Untersuchungen S 410 f )6) Unwahrscheinlich KBrugmann Kurze vergleichende Syntax S664 lat

quod sei nach dem Vorbild von pnmum zu quom eum umgebildet worden 1) Vgl RV 132 13c

fndrai ca yad yuyudhathe ahii eoshytaparfbhyo magMvauml vi jigye Als Indra und die Schlange gekaumlmpft hatten ist der Herr der Gaben Sieshyger geblieben auch fuumlr alle Zukunft

(Uumlbersetzung nach P Thieme Gedichte S28 H Hettrich Untersuchungen S 335)

)8) Zu den Relativsaumltzen die als Konjunktionalsaumltze verstanden werden koumlnshynen gehoumlren auszliger Fuumlgungen wie zu der Zeit zu der (als) auch aufdie Art auf

164 Rosemarie Lohr bullbull zu einer Konjunktion der Bedeutung als so nahe daszlig er in verschieshydenen indogermanischen Einzelsprachen unabhaumlngig voneinander erfolgen kann Das jedenfalls hat die Betrachtung der Gebrauchsshyweisen von alat quom und ai yad gezeigt deren Entwicklung zur Konjunktion als an den Beispielsaumltzen noch unmittelbar verfolgt werden konnte39)

Anders verhaumllt es sich bei der Bedeutung daszlig von indoiran yad yal griech 0 lat quod die wie ausgefuumlhrt allein in Explikativsaumltzen in allen behandelten Sprachen vorkommt Daher sind zur Erklaumlrung der Umdeutung des Relativpronomens in eine Konjunktion der Beshydeutung daszlig die Explikativsaumltze als Ausgangspunkt zu nehmen Doch befinden sich unter den Belegen keine Explikativsaumltze die unshymittelbar einem Relativsatz gleichgesetzt werden koumlnnen40) Um

die (wie) in dem Maszlig in dem (wie) an dem Ort an dem (wo) (ChLehmann Der Relativsatz S 318 H H Hettrich Untersuchungen S 298 H)

39) Die meist temporal venvendete Konjunktion griech orc (ion att kypr) ora (aumlol) oxa (dor) wenn da erklaumlrt sich allerdings ebenfalls am einshyfachsten durch die Annahme daszlig an die Fortsetzung des Relativpronomens jo-) eine Partikel -TC - Ta -xa angetreten ist (H Frisk Griechisches etymologishysches Woumlrterbuch II S440) Gegen die unmittelbare Gleichsetzung mit griech horn 0 re daW spricht jedoch daszlig die Bedeutung als bei 0 und oumln daszlig fehlt Wie im Falle von lat cum duumlrfte es sich bei griech Ort demnach am ehesten um eine einzelsprachliche Entwicklung handeln Die Bedeutung als von indoiran yad ya und griech ore ist so wohl kein gemeinsames Erbe (vgl K Brugmann Kurze vergleichende Grammatik S665 zum Altindischen) Weniger uumlberzeushygend ist J Wackernagels KZ 67 (1942) S1 H Gleichsetzung von griech o-re mit ai sa ca wenn (der) in sa ced lt ca-id wenn in der Verbindung dJ~ oumlre (nv6shyyo) wie ein Turm denn Beispiele mit einem solchen dJ~o re in Verbindung mit einem Nominativ Singular maskulinum sind selten (E Schwyzer A Debrunner Griechische Grammatik 11 S648 Anm2)

4C) Nach Ch Lehmann Der Relativsatz S 154 H Hettrich Untersuchungen S400 unterscheidet sich eine Fuumlgung wie das Faktum das nicht zutrifft mit Relashytivsatz syntaktisch von der explikativen Fuumlgung das Faktum daszlig es nicht zutrifft durch den unterschiedlichen Satzgliedstatus des Einleitewortes Eine Umdeushytung eines Relativsatzes zu einem Explikativsatz erscheint jedoch moumlglich im Falle von weiszlig ich was sie miteinander gesprochen haben gt Das weiszlig ich jJ sie miteinander gesprochen haben Voraussetzung fuumlr eine solche Umdeutung ist allerdings dafl ein pronominales Bezugswort des Relativsatzes vorhanden ist und daszlig die Wertigkeit des Verbs des Nebensatzes ein nur fakultatives Akkusashytivobjekt vorsieht (vgl oben) Verben die sowohl absolut als auch mit einem pronominalen Akkusativobjekt verbunden werden koumlnnen sind wahrscheinlich Verben der Kommunikation (sprechen) Verben der Gemuumltsstimmung (jamshymern) (c Gaedicke Der Accusativ S 66 ff B Delbruumlck Altindische Syntax S 173f HHapp Grundfragen S51) Umfassende Untersuchungen uumlber die Vashy

bullZur Polyfunktionalitaumlt von Konjunktionen 165

eine Moumlglichkeit aufzuzeigen wie die bezeugten Explikativsaumltze aus Relativsaumltzen herleitbar sind muumlssen vielmehr vier verschiedene Schritte angenommen werden

Als erstes sind Konstruktionen mit Explikativsaumltzen zu betrachshyten in denen sich der Explikativsatz nicht wie in den Beispielen (1) bis (4) auf das Subjekt sondern auf das Objekt des Hauptsatzes beshyzieht Das als Bezugswort fungierende Objekt ist in den beiden folshygenden Saumltzen ein Abstraktum

RV 11314 vid14 te asya vrydsyafiuumlrava~ puro yad indra faradtr aVI1tira~ die Puru kennen diese Heldentat von dir daszlig du die herbstlichen Burgen niedenvarfst 41)

(13) Ilias A 411 f yvq amp xat ~ rF1oumlT~ [ J fjvarTv 0 T a6U1WV itXauijv OVOumllv erelacv und es erkenne auch der Atride [ Jseine Verblendung daszlig er den besten der Achaier fuumlr nichts geachtet hat 42)

Wie koumlnnen nun derartige syntaktische Strukturen zustande geshykommen sein Ein Verb des Wissens oder Erkennens wurde zushynaumlchst mit einem Objekt in der Form einer nominalen Fuumlgung oder eines Nomens verbunden Daraufhin wurde das Objekt ein zweites

lenz von Verben in den altindogermanischen Sprachen die uumlber die Arbeiten von H Happ hinausgehen stehen jedoch noch aus

41) H Rix in Festschrift S734 Auch folgende Stelle gehoumlrt hierher RV 104011 a

na tasya vidma lad u 1U pra vocata yuva ha ydd yuvatya~ kfeti yoniju Wir kennen das nicht versprechet uns das fein daf~ ein juumlngling im Schoszlige der jungfrau ruhe

(Uumlbersetzung nach K F Geldner) H Hettrich Untersuchungen S225 uumlbershynimmt die Uumlbersetzung von B Delbruumlck Vergleichende Syntax III S327 (Wir haben davon keine Kenntnis sagt uns das wohl ob der juumlngling auf dem Lager der jungfrau ruht) und betrachtet den Nebensatz als indirekten Fragesatz Bei yad liege eine semantische Neuentwicklung vor die im juumlngsten Buch des RV aufkomme und danach in Belegen aus der vedischen Prosa in Erscheinung trete Da aber - wie oben gezeigt wird - die Verbindung eines Verbs des Wissens mit einem abstrakten Substantiv und einem Explikativsatz die Konstruktionen wisshysen + daszlig-Satz die den Ausgangspunkt fuumlr die Explikativsaumltze gebildet haben duumlrfte voraussetzt und zudem auch sonst im Vedischen bezeugt ist ist F Geldshyners Auffassung der TextsteIle vorzuziehen tJd u s14 pra vocata wird so als Parshyenthese betrachtet

42) H Rix in Festschrift S733 P Chantraine Grammaire Homerique S 290

166 e

Rosemarie Luumlhr

Mal ausgedruumlckt und zwar diesmal in der Form eines daszlig-Satzes Daszlig Strukturen wie in Satz (12) und (13) so analysiert werden koumlnshynen zeigt ein aus dem Altpersischen stammender Satz in dem taya fuumlr daszlig steht

(14) OB I 52f matayamaumlm xsnaumlsaumltiy taya adam naiy Bardiya amiy damit man mich nicht kenne daszlig ich nicht Brdiya bin4l)

Hier ist das erste Objekt kein Abstraktum das dann naumlher erlaumlutert wird sondern ein Personalpronomen der 1 Person der Akk Sg maumlm mich Darauf folgt der mit taya eingeleitete daszlig-Satz als zweishytes Objekt

Explikativsaumltze sind also wahrscheinlich auf die Weise entstanden daszlig das Objekt zu einem Verb des Wissens oder Erkennens auf zweifache Weise einmal nominal das andere Mal als daszlig-Satz ershyscheint Daraus folgt der zweite Schritt Nach Verben des Wissens oder Erkennens ist zu erwarten daszlig neben den komplizierten Explishykativsatz-Konstruktionen auch die einfacheren Konstruktionen naumlmlich daszlig-Saumltze ohne Bezugswort vorgekommen sind Dies ist in der Tat der Fall man vergleiche

(15) lIias P 623 YlyvWaxGf Oumll xal aUTof 0 T ouxin xaTOf -xauiJv

Du erkennst ja auch selbst daB nicht mehr die Kraft ist bei den Achaishycrn l )

(16) Plautus Asinaria 52 equidem seio iam filius flU~d amet meus istanc meretricem ich freilich weiB schon daszlig mein Sohn jenes Freudenmaumldchen liebt 41)

Beim dritten Schritt kommen die Relativpronomina ins Spiel Sollen Relativpronomina eine Umdeutung zu Konjunktionen der Bedeushytung daszlig erfahren haben so muumlssen Verben des Wissens oder Ershykennens auch mit Saumltzen die mit Relativpronomina eingeleitet wershyden belegt sein Auch dies trifft zu man vergleiche etwa den indishyrekten Fragesatz

Vergleichende Syntax III S327 ) Ubersetzung nach W Schadewaldt Weitere Beispiele bei B Delbruck Vershy

gleichende Syntax III S326 41) Nach] B HofmannA Szantyr Lateinische Syntax S 573 ist ein mit quod

daszlig eingeleiteter Nebensatz nach einem Verbum sentiendi im Altlatein ein Sonshyderfall Der Accusativus cum infinitivo waumlre an der angegebenen Stelle zweideushytig gewesen In Anbetracht der altindischen und eriechischen Konstruktionen kann hier jedoch durchaus Altes vorliegen

167Zutyfunktionalitaumlt von Konjunktionen

(17) RV116437a na VI janami yM iveddm asmi Ich verstehe nicht was dem vergleichbar ist wie ich bin 46)

Als viertes schlieszliglich ist nach Fuumlgungen zu suchen in denen in der syntaktischen Konstellation Verb des Wissens oder Erkennens in Verbindung mit einem durch ein Relativpronomen eingeleiteten Neshybensatz das Relativpronomen auch als Konjunktion der Bedeutung daszlig aufgefaszligt werden konnte Zu diesem Zweck ist folgende Stelle aus der Ilias zu betrachten

(18) T 143f OW(JCl oe TOI (eJli1l0VTef tfJi1f 1laVa VTf0f ttovref

Oloova Oumllp(JCl 101]at iJ Tm fJeV08I1tta WO(J)

B Delbruumlck47) hat den mit ouml eingeleiteten Nebensatz als daszlig-Satz bestimmt Dagegen uumlbersetzt W Schadewaldt die Stelle folgendershymaszligen Und die Gaben sollen dir die Gefaumlhrten holen von meinem SchiffUnd bringen daszlig du siehst was ich dir dem Mut Zusagendes gebe Schadewaldt betrachtet also ouml als Relativpronomen doch ebensogut moumlglich erscheint die Uumlbersetzung nach Delbruumlck daszlig du siehst daszlig ich dir dem Mut Zusagendes gebe

Wieso ist nun zwischen Saumltzen wie

(19 a) Du siehst daszlig ich dir Schoumlnes gebe und (19b) Du siehst was ich dir Schoumlnes gebe

semantisch kein allzu groszliger Unterschied Verben des Wissens oder Erkennens sind sogenannte faktive Verben das heiszligt der Sprecher setzt die Wahrheit der Aussage des vom faktiven Verb abhaumlngigen Nebensatzes voraus Faktive Verben aber koumlnnen anscheinend soshywohl mit daszlig-Saumltzen als auch mit indirekten Fragesaumltzen die mit dem Relativpronomen eingeleitet sind verbunden werden48

) Die Voraussetzung fuumlr die Grammatikalitaumlt von (19 a) ist jedoch daszlig die notwendigen Komplemente des Verbs des Nebensatzes vorhanden sind Das bedeutet daszlig bei einem Verb der Bedeutung geben einem nach der Terminologie der Valenz grammatik dreiwertigen Verb aushyszliger dem Subjekt auch das Akkusativobjekt und das Dativobjekt reashylisiert sein muumlssen Dagegen ist in einem Satz wie (20) z B keine Umdeutung moumlglich

46) Vgl HHettrich Untersuchungen S519 47) Vergleichende Syntax III S 327 8) Weitere faktive Verben sind bedauern ignorieren veruumlbeln im Gedaumlchtnis

behalten in Betracht ziehen klar machen herausfinden

168 Rosemarie Luumlhr bullbull (20 a) Du siehst was ich dir bringe (20b) Du siehst ~ ich dir bringe

Ein Verb der Bedeutung bringen fordert ein obligatorisches Akkusativshyobjekt

Nachdem nun der Akkusativ Singular neutrum des Relativpronoshymens zur Konjunktion der Bedeutung daszlig umgedeutet war konnshyten ohne weiteres Verben des Wissens oder Erkennens auszliger mit eishynem nominalen Objekt auch mit einem daszlig-Satz verbunden und so explikative Konstruktionen gebildet werden wie Satz

(13) IliasA411f yvljj 8i xal ) rti1iT7 [ ] ~v arTv D r aUHOV )Xauiiv ou8iv Erttatv und es erkenne auch der Atride [ ] seine Verblendung daszlig er den beshysten der Achaier fuumlr nichts geachtet hat

Fuumlr die Frage nach der Basiskategorie TEMPORAL als Basis von konjunktionalen Bedeutungen ist somit festzuhalten daszlig bei keinem der vier angenommenen Schritte die Bedeutung TEMPORAL eine Rolle gespielt hat Es ist nun zu fragen ob derartige Saumltze wie die angefuumlhrten bereits fuumlr die indogermanische Grundsprache postushyliert werden duumlrfen Wie schon gesagt gilt grundsaumltzlich daszlig eine sprachliche Erscheinung dann als indogermanisch betrachtet werden kann wenn sie in mindestens zwei indogermanischen Sprachzweigen bezeugt ist Dies ist bei allen drei Konstruktionstypen der Fall Das Altindische und Griechische gehen zusammen in dem Typ Verb des Wissens oder Erkennens mit zwei verschiedenen Objekten von deshynen das eine als nominale Fuumlgung und das andere als daszlig-Satz aufshytritt und in dem Typ Verb des Wissens oder Erkennens verbunden mit einem durch das Relativpronomen eingeleiteten indirekten Frashygesatz Dagegen haben den Typ Verb des Wissens oder Erkennens mit daszlig-Satz das Griechische und Lateinische gemeinsam49

) Obshy

49) Nach B Delbruumlck Vergleichende Syntax III S 327 f entspricht den Inshyhaltssaumltzen des Griechischen im RV nicht yad sondern ein Akkusativ in Apposishytion RV 11010 vidma h tvauml viJantamaTJI vajesu havanasrntam denn wir kennen dich als den staumlrksten als den bei Kaumlmpfenden Ruferhoumlrenden Der Uumlbergang vom Partizipium zum Konjunktionalsatz sei dabei entweder uumlber einen Relativshysatz (sie kennen mich der ich X bin) oder uumlber einen Kausalsatz (sie kennen mich weil ich X bin) erfolgt Der Typ Verb des Wissens oder Erkennens + daszlig-Satz muszlig aber auch im Vedischen bestanden haben (vgl oben) Das postulierte Neshybeneinander von Verb des Wissens oder Erkennens + daszlig-Satz oder Partizip findet sich jedenfalls im Griechischen In dieser Sprache ist der explikative Geshybrauch von D der haumlufigste (K BrugmannlA Thumb Griechische Grammatik S647)

r Polyfunktionalitaumlt von Konjunktionen 169

wohl im aumlltesten Altindischen die zuletzt genannte Konstruktion naumlmlich Verb des Wissens oder Erkennens mit daszlig-Satz fehlt muszlig diese Konstruktion auch fuumlr das Vedische angenommen werden die Explikativsaumltze setzen sie voraus Aus all dem ergibt sich Im Indoshygermanischen hat es aller Voraussicht nach ein Nebeneinander aller drei Konstruktionstypen gegebenSO)

SO) Eine weitere Quelle fuumlr die Umdeutung vom Relativpronomen zu einer Konjunktion der Bedeutung daszlig sind mit einem Relativpronomen eingeleitete indirekte Fragesaumltze die voneinem unpersoumlnlichen Ausdruck abhaumlngen vgl (I) Es ist klar was sie miteinander gesprochen haben

Es ist klar ~ sie miteinander gesprochen haben Unter den untersuchten Sprachen finden sich daszlig-Saumltze nach unpersoumlnlichen Ausdruumlcken im Altindischen Griechischen und Lateinischen (2) SB 4146

tat tad avakJptam eva yad braumlhmano raumljanyah syat so (daher) ist das ganz passend daszlig ein Brahmane ohne Koumlnig sei Ilias E 349 r7 oux aAl Dm yvvaixa avaAx18a ~lfE(OlfEr5EI Oder ists nicht genug daszlig du wehrlose Frauen verleitest Ilias P 670 r7 ouZ aAl Dm jUXZT imampr5ojJat Oder ist nicht genug daszlig ich schwaumlcher bin in der Schlacht

(Uumlbersetzung nach Schadewaldt) Der unpersoumlnliche Ausdruck enthaumllt hier ein praumldikatives Adverb (K Hoffmann Aufsaumltze 11 S340) (3) Plautus Aulularia 624

temerest quod corvos cantat mihi nunc ab aeva manu Es ist ohne Grund daszlig der Rabe mir jetzt von der linken Hand singt

quod koumlnnte hier auch mit was wiedergegeben werden Im RV wird ein unpershysoumlnlicher Ausdruck mit einer Absolutivkonstruktion verbunden (4) RV 103411

striyaTJI d[vaya kitavaTJI tataumlpa wenn er ein Weib gesehen hat schmerzte es den Spieler

(zu weiteren unpersoumlnlichen Ausdruumlcken im Altindischen vgl K Hoffmann Aufsaumltze I S 291) Daneben erscheint yadi wenn als Einleitewort eines Nebenshysatzes nach einem unpersoumlnlichen Ausdruck (5) RV 6343

yadi stotarab sataTJI yat sahasraTJI grnanti grvalasaTJI saTJI tad asmai Wenn hundert Saumlnger wenn tausend den Lobliebenden preisen so ist ihm das recht

(Uumlbersetzung nach Geldner) Ein entsprechender Gebrauch findet sich im Grieshychischen (6) Odyssee X345

aurljj rOI jJamproma( axolaaamprat EI XEV aOl8ov lfUumlpVf Selbst wird es dir hinterdrein ein Schmerz sein wenn du den Saumlnger toumltest

bull

Rosemarie Luumlhr 170 bullbull Hinzu kommt daszlig der einer Relativsatzkonstruktion ferner steshy

hende Typ des Explikativsatzes in der Funktion eines Subjekts wie in (1) auszliger im Altindischen und Griechischen auch im Avestischen und Lateinischen vorhanden ist und Explikativsaumltze die an Objektsshystelle stehen) eigentlich voraussetzt

(1) RV 5317a tad In nu te karaarrz dasma vipr5shy-hirrz yad ghnann 6jo atr5mimithaumlb Das war fuumlrwahr dein Werk du redekundiger Meister daszlig du den Drashy

chen erlegend an ihm deine Staumlrke gemessen hast

SchLuszligbemerkung

Nun kann die Frage beantwortet werden ob die Basiskategorie TEMPORAL als Basis fuumlr weitere konjunktionale Bedeutungen also fuumlr die Polyfunktionalitaumlt von Konjunktionen ein Universale ist Vergegenwaumlrtigt man sich noch einmal den Gang der Untersushychung so wurden aus dem Indoiranischen Griechischen und Lateishynischen Konjunktionen betrachtet die formal mit dem Akkusativ Singular neutrum des Relativpronomens identisch sind und in allen

(Uumlbersetzung nach Schadewaldt) (K Brugmann Die Syntax S 51 B Delbruumlck Vergleichende Syntax III S29 H Hettrich Untersuchungen S227 E SchwyshyzerA Debrunner Griechische Grammatik II S646 R KuumlhnerlC Stegmann Ausfuumlhrliche Grammatik II 2 S270 EHermann NGWG (1926) S272f vgl auch K BayerlJ Lindauer Lateinische Grammatik S 216 Anm 1 Quod mihi scrishybis te craumls venturum esse bene accidit Was du mir von deinem morgigen Kommen schreibstgt daszlig du mir von deinem morgigen Kommen schreibst trifft sich gut)

In der Absolutivkonstruktion bzw in dem wenn-Satz der Saumltze (4) und (5) werden uumlberzeitlich guumlltige Einschaumltzungen abgegeben dagegen liegt in dem Nebensatz von (6) Zukunftsbezug vor Wuumlrde ein daszlig-Satz verwendet so beshyzoumlge er sich auf einen zur Sprechzeit aktuell gegebenen Sachverhalt Der folshygende Satz zeigt daszlig in bestimmten Kontexten nach unpersoumlnlichen Ausdruumlkshyken sowohl daszlig- als auch wenn-Saumltze moumlglich sind (7) Es ist skandaloumls daszliglwenn heutzutage noch Vorgesetzte in der Lage sein duumlrfen

ihre Macht aufdiese Weise auszuspielen (Genaueres dazu bei H U Schmid Sprachwissenschaft 12 (1987) S 265 ff)

) Auch R Schmitt-Brandt in Indogermanische und allgemeine Sprachwisshysenschaft S 136 hat versucht die Explikativsaumltze aus Relativsaumltzen herzuleiten Ein Satz wie RV 21311 supravaumlcanarrz tava vira viryam yad ikena kratunauml vinshydase vasu zu preisen ist 0 Held deine Heldentat daszlig du mit einem Entschluszlig das Gut erwirbst sei urspruumlnglich folgendermaszligen konstruiert worden die Heldentat welche ist mit einem Entschluszlig erwirbst du das Gut Gegen diese Herleitung spricht jedoch der Akzent auf dem Verb vinddse da dieser die mit yad eingeleitete Struktur als Nebensatz ausweist

Z~OIYfunktionalitaumlt von Konjunktionen 171

untersuchten Sprachen daszlig und im Indoiranischen auch als bedeushyten Die Bedeutung als war aus syntaktischen Fuumlgungen wie der Tag an dem der Tag als herleitbar demgegenuumlber wurde fuumlr die Bedeutung daszlig kein temporaler Ausgangspunkt gefunden es wurde vielmehr folgender mehrstufiger Ableitungsmechanismus anshygenommen Nach Verben des Wissens oder Erkennens hat es neben explikativen Konstruktionen auch mit daszlig und mit Relativpronomen eingeleitete Nebensaumltze gegeben was durch das Material bestaumltigt wurde Eine Umdeutung vom Relativpronomen zur Konjunktion daszlig war moumlglich wenn die obligatorischen ValenzsteIlen des Verbs des Nebensatzes gefuumlllt waren Waumlhrend also im Falle der Bedeushytung als von indoiran yad yal durch den Bezug auf einen Zeitbeshygriff die Bedeutungskategorie TEMPORAL bei der Entstehung eishyner konjunktionalen Bedeutung beteiligt war war dies bei der Beshydeutung daszlig von idg jod und seiner Ersatzform nicht der Fall Die Bedeutungskategorie TEMPORAL als Basis fuumlr die Polyfunkshytionalitaumlt von Konjunktionen ist somit kein Universale das ausshynahmslos gilt Die Aussage daszlig aus der temporalen Bedeutung anshydere konjunktionale Bedeutungen abgeleitet werden koumlnnen ist wahrscheinlich richtig doch hat die Untersuchung der Bedeutung daszlig der Konjunktionen indoiran yad yal griech ouml und lat quod ergeben daszlig auch die Bedeutung was als Grundlage fuumlr die Polyshyfunktionalitaumlt von Konjunktionen in indogermanischen Sprachen gedient hat

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e162 Rosemarie Luumlhr

quom kann hier kein maskulines Relativpronomen sein da das Beshyzugswort ein feminines Substantiv naumlmlich tempestaumls ist quom ist in Satz (9) also eindeutig Konjunktion mit der Bedeutung als Der urshyspruumlnglich auf maskuline Substantive bezogene Akkusativ der Zeit des Relativpronomens hat sich also verselbstaumlndigt und ist zur Konshyjunktion geworden quom konnte dann auch ohne Bezugswort im uumlbergeordneten Satz also als Einleitewort von Temporalsaumltzen und nicht nur von Relativsaumltzen gebraucht werden31)

Ist nun die Bedeutung als des Neutrums des Relativpronomens idg jod dessen Fortsetzung wie erwaumlhnt im Indoiranischen u a als bedeutet32) auf die gleiche Weise wie bei lat cum entstanden so muszlig nach einer neutralen substantivischen Zeitbezeichnung gesucht werden von der ein Relativsatz abhaumlngt Ein Satz in dem eine solshyche syntaktische Konstellation vorliegt ist im Altindischen schon laumlngst gefunden worden

(10) RV 3482a Yii jayathaumls tad ahM asya kame miOb piyuam apibo giriJham

du geboren wurdest trankst du diesen T~g im Verlangen danach den auf dem Berge gewachsenen Rahm des Stengels )

ya kann hier als Akkusativ Singular neutrum des Relativpronomens auf den neutralen substantivischen Zeitbegriff ahar Tag im Hauptshysatz bezogen und das Satzgefuumlge so auch mit Welchen (Tag) du geshy

31) Auch temporal-explikativ wird alat quom verwendet Plautus Mostellaria 470 septem menses sunt quom in hasee aedis pedem nemo intro tetulit sieben Moshynate ist es her daszlig in dieses Haus niemand seinen Fuszlig hinein setzte Derartige Saumltze vermitteln zwischen alat quom als und dem explikativen quom daW wie in Plautus Bacchides 337 istuc sapienter saltem fieit filius J1Qm diviti domini aushyrum id servandum dedit dies hat dein Sohn wenigstens klug gemacht daszlig er das Gold emem Reichen zur Aufbewahrung gab (R KuumlhnerC Stegmann Ausfuumlhrshyliche Grammatik II 2 S329 333) Saumltze wie iam diu est quod die eine Umshydeutung von als zu daszlig ermoumlglichen finden sich im RV nicht

12) Wie bemerkt bedeutet auch heth kuit als H) H Hettrich Untersuchungen S 411 nach K FGeldner Auch BDelbruumlck

Vergleichende Syntax II1 S332 und ihm folgend RSchmitt-Brandt (Anm34) betrachten diesen Satz als Muster fuumlr die in voreinzelsprachlicher Zeit erfolgte Umdeutung von relativischem zu konunktionalem jod H Hettrich S 411 f Anm 209 wendet gegen diese Auffassung ein daszlig in den restriktiven Relativsaumltshyzen de~ RV bei Voranstellung des Relativsatzes und Korrelativum im Hauptsatz der Nukleus normalerweise im Relativsatz steht (S579) Hettrichs Einwand ist jedoch nicht stichhaltig da es hier nur darum geht die Verbindung neutrales substantivisches Bezugswort + Relativsatz mit einem Relativpronomen im Akshykusativ fuumlr eine altindogermanische Sprache nachzuweisen

bull 163Zur Polyfunktionalitaumlt von Konjunktionen

boren wurdest diesen Tag trankst du 34) wiedergegeben werden Wie im Lateinischen war im Altindischen yadmiddot aber auch dann vershywendbar wenn das Bezugswort kein Neutrum war In Satz (11) ist das Bezugswort pratnathauml vormals fuumlr den mit yad eingeleiteten Nebensatz ein Adverb

(11) RV 2171 lad asmai navyam arigirasvad arcata iumauml ydd asya pratnathodfrale vlivauml JIM gotra sahasauml parlvItauml made somasya dJlilhitany airayat Singet ihm dieses (Lied) als neues wie die Angiras damit sich wie vOJmals sein Schnauben rege er mit Gewalt all die eingesperrten Kuhherden die festverschJossenen im Somarausch herschaffte lS)

In solchen Saumltzen war also ydd zur Konjunktion geworden und von da aus wie lat quom dann auch in adverbialen Temporalsaumltzen ohne Bezugswort im Hauptsatz36) verwendbar37)

Aus der Betrachtung der Gebrauchsweisen von lat cum und ai yad als hat sich somit folgendes ergeben Es wurden Beispielsaumltze gefunden in denen ein Relativpronomen zu einer Konjunktion umshygedeutet werden konnte Die Bedingung dafuumlr war daszlig sich der Akshykusativ des Relativpronomens auf einen substantivischen Zeitbegriff im uumlbergeordneten Satz bezog und Bezugswort und Relativpronoshymen im Genus uumlbereinstimmten Was nun das Alter der Umdeutung einer Form des Relativpronomens zur Konjunktion mit der Bedeushytung als angeht so ist nicht sicher ob diese Umdeutung bereits fuumlr das Indogermanische angenommen werden muszlig Wegen der auch in anderen Faumlllen beobachtbaren semantischen Parallelitaumlt von Bezugsshywort und Relativsatz38) liegt ein Uumlbergang eines Relativpronomens

~) R Schmitt-Brandt in Indogermanische und allgemeine Sprachwissenshyschaft S 136

H Hettrich Untersuchungen S 410 f )6) Unwahrscheinlich KBrugmann Kurze vergleichende Syntax S664 lat

quod sei nach dem Vorbild von pnmum zu quom eum umgebildet worden 1) Vgl RV 132 13c

fndrai ca yad yuyudhathe ahii eoshytaparfbhyo magMvauml vi jigye Als Indra und die Schlange gekaumlmpft hatten ist der Herr der Gaben Sieshyger geblieben auch fuumlr alle Zukunft

(Uumlbersetzung nach P Thieme Gedichte S28 H Hettrich Untersuchungen S 335)

)8) Zu den Relativsaumltzen die als Konjunktionalsaumltze verstanden werden koumlnshynen gehoumlren auszliger Fuumlgungen wie zu der Zeit zu der (als) auch aufdie Art auf

164 Rosemarie Lohr bullbull zu einer Konjunktion der Bedeutung als so nahe daszlig er in verschieshydenen indogermanischen Einzelsprachen unabhaumlngig voneinander erfolgen kann Das jedenfalls hat die Betrachtung der Gebrauchsshyweisen von alat quom und ai yad gezeigt deren Entwicklung zur Konjunktion als an den Beispielsaumltzen noch unmittelbar verfolgt werden konnte39)

Anders verhaumllt es sich bei der Bedeutung daszlig von indoiran yad yal griech 0 lat quod die wie ausgefuumlhrt allein in Explikativsaumltzen in allen behandelten Sprachen vorkommt Daher sind zur Erklaumlrung der Umdeutung des Relativpronomens in eine Konjunktion der Beshydeutung daszlig die Explikativsaumltze als Ausgangspunkt zu nehmen Doch befinden sich unter den Belegen keine Explikativsaumltze die unshymittelbar einem Relativsatz gleichgesetzt werden koumlnnen40) Um

die (wie) in dem Maszlig in dem (wie) an dem Ort an dem (wo) (ChLehmann Der Relativsatz S 318 H H Hettrich Untersuchungen S 298 H)

39) Die meist temporal venvendete Konjunktion griech orc (ion att kypr) ora (aumlol) oxa (dor) wenn da erklaumlrt sich allerdings ebenfalls am einshyfachsten durch die Annahme daszlig an die Fortsetzung des Relativpronomens jo-) eine Partikel -TC - Ta -xa angetreten ist (H Frisk Griechisches etymologishysches Woumlrterbuch II S440) Gegen die unmittelbare Gleichsetzung mit griech horn 0 re daW spricht jedoch daszlig die Bedeutung als bei 0 und oumln daszlig fehlt Wie im Falle von lat cum duumlrfte es sich bei griech Ort demnach am ehesten um eine einzelsprachliche Entwicklung handeln Die Bedeutung als von indoiran yad ya und griech ore ist so wohl kein gemeinsames Erbe (vgl K Brugmann Kurze vergleichende Grammatik S665 zum Altindischen) Weniger uumlberzeushygend ist J Wackernagels KZ 67 (1942) S1 H Gleichsetzung von griech o-re mit ai sa ca wenn (der) in sa ced lt ca-id wenn in der Verbindung dJ~ oumlre (nv6shyyo) wie ein Turm denn Beispiele mit einem solchen dJ~o re in Verbindung mit einem Nominativ Singular maskulinum sind selten (E Schwyzer A Debrunner Griechische Grammatik 11 S648 Anm2)

4C) Nach Ch Lehmann Der Relativsatz S 154 H Hettrich Untersuchungen S400 unterscheidet sich eine Fuumlgung wie das Faktum das nicht zutrifft mit Relashytivsatz syntaktisch von der explikativen Fuumlgung das Faktum daszlig es nicht zutrifft durch den unterschiedlichen Satzgliedstatus des Einleitewortes Eine Umdeushytung eines Relativsatzes zu einem Explikativsatz erscheint jedoch moumlglich im Falle von weiszlig ich was sie miteinander gesprochen haben gt Das weiszlig ich jJ sie miteinander gesprochen haben Voraussetzung fuumlr eine solche Umdeutung ist allerdings dafl ein pronominales Bezugswort des Relativsatzes vorhanden ist und daszlig die Wertigkeit des Verbs des Nebensatzes ein nur fakultatives Akkusashytivobjekt vorsieht (vgl oben) Verben die sowohl absolut als auch mit einem pronominalen Akkusativobjekt verbunden werden koumlnnen sind wahrscheinlich Verben der Kommunikation (sprechen) Verben der Gemuumltsstimmung (jamshymern) (c Gaedicke Der Accusativ S 66 ff B Delbruumlck Altindische Syntax S 173f HHapp Grundfragen S51) Umfassende Untersuchungen uumlber die Vashy

bullZur Polyfunktionalitaumlt von Konjunktionen 165

eine Moumlglichkeit aufzuzeigen wie die bezeugten Explikativsaumltze aus Relativsaumltzen herleitbar sind muumlssen vielmehr vier verschiedene Schritte angenommen werden

Als erstes sind Konstruktionen mit Explikativsaumltzen zu betrachshyten in denen sich der Explikativsatz nicht wie in den Beispielen (1) bis (4) auf das Subjekt sondern auf das Objekt des Hauptsatzes beshyzieht Das als Bezugswort fungierende Objekt ist in den beiden folshygenden Saumltzen ein Abstraktum

RV 11314 vid14 te asya vrydsyafiuumlrava~ puro yad indra faradtr aVI1tira~ die Puru kennen diese Heldentat von dir daszlig du die herbstlichen Burgen niedenvarfst 41)

(13) Ilias A 411 f yvq amp xat ~ rF1oumlT~ [ J fjvarTv 0 T a6U1WV itXauijv OVOumllv erelacv und es erkenne auch der Atride [ Jseine Verblendung daszlig er den besten der Achaier fuumlr nichts geachtet hat 42)

Wie koumlnnen nun derartige syntaktische Strukturen zustande geshykommen sein Ein Verb des Wissens oder Erkennens wurde zushynaumlchst mit einem Objekt in der Form einer nominalen Fuumlgung oder eines Nomens verbunden Daraufhin wurde das Objekt ein zweites

lenz von Verben in den altindogermanischen Sprachen die uumlber die Arbeiten von H Happ hinausgehen stehen jedoch noch aus

41) H Rix in Festschrift S734 Auch folgende Stelle gehoumlrt hierher RV 104011 a

na tasya vidma lad u 1U pra vocata yuva ha ydd yuvatya~ kfeti yoniju Wir kennen das nicht versprechet uns das fein daf~ ein juumlngling im Schoszlige der jungfrau ruhe

(Uumlbersetzung nach K F Geldner) H Hettrich Untersuchungen S225 uumlbershynimmt die Uumlbersetzung von B Delbruumlck Vergleichende Syntax III S327 (Wir haben davon keine Kenntnis sagt uns das wohl ob der juumlngling auf dem Lager der jungfrau ruht) und betrachtet den Nebensatz als indirekten Fragesatz Bei yad liege eine semantische Neuentwicklung vor die im juumlngsten Buch des RV aufkomme und danach in Belegen aus der vedischen Prosa in Erscheinung trete Da aber - wie oben gezeigt wird - die Verbindung eines Verbs des Wissens mit einem abstrakten Substantiv und einem Explikativsatz die Konstruktionen wisshysen + daszlig-Satz die den Ausgangspunkt fuumlr die Explikativsaumltze gebildet haben duumlrfte voraussetzt und zudem auch sonst im Vedischen bezeugt ist ist F Geldshyners Auffassung der TextsteIle vorzuziehen tJd u s14 pra vocata wird so als Parshyenthese betrachtet

42) H Rix in Festschrift S733 P Chantraine Grammaire Homerique S 290

166 e

Rosemarie Luumlhr

Mal ausgedruumlckt und zwar diesmal in der Form eines daszlig-Satzes Daszlig Strukturen wie in Satz (12) und (13) so analysiert werden koumlnshynen zeigt ein aus dem Altpersischen stammender Satz in dem taya fuumlr daszlig steht

(14) OB I 52f matayamaumlm xsnaumlsaumltiy taya adam naiy Bardiya amiy damit man mich nicht kenne daszlig ich nicht Brdiya bin4l)

Hier ist das erste Objekt kein Abstraktum das dann naumlher erlaumlutert wird sondern ein Personalpronomen der 1 Person der Akk Sg maumlm mich Darauf folgt der mit taya eingeleitete daszlig-Satz als zweishytes Objekt

Explikativsaumltze sind also wahrscheinlich auf die Weise entstanden daszlig das Objekt zu einem Verb des Wissens oder Erkennens auf zweifache Weise einmal nominal das andere Mal als daszlig-Satz ershyscheint Daraus folgt der zweite Schritt Nach Verben des Wissens oder Erkennens ist zu erwarten daszlig neben den komplizierten Explishykativsatz-Konstruktionen auch die einfacheren Konstruktionen naumlmlich daszlig-Saumltze ohne Bezugswort vorgekommen sind Dies ist in der Tat der Fall man vergleiche

(15) lIias P 623 YlyvWaxGf Oumll xal aUTof 0 T ouxin xaTOf -xauiJv

Du erkennst ja auch selbst daB nicht mehr die Kraft ist bei den Achaishycrn l )

(16) Plautus Asinaria 52 equidem seio iam filius flU~d amet meus istanc meretricem ich freilich weiB schon daszlig mein Sohn jenes Freudenmaumldchen liebt 41)

Beim dritten Schritt kommen die Relativpronomina ins Spiel Sollen Relativpronomina eine Umdeutung zu Konjunktionen der Bedeushytung daszlig erfahren haben so muumlssen Verben des Wissens oder Ershykennens auch mit Saumltzen die mit Relativpronomina eingeleitet wershyden belegt sein Auch dies trifft zu man vergleiche etwa den indishyrekten Fragesatz

Vergleichende Syntax III S327 ) Ubersetzung nach W Schadewaldt Weitere Beispiele bei B Delbruck Vershy

gleichende Syntax III S326 41) Nach] B HofmannA Szantyr Lateinische Syntax S 573 ist ein mit quod

daszlig eingeleiteter Nebensatz nach einem Verbum sentiendi im Altlatein ein Sonshyderfall Der Accusativus cum infinitivo waumlre an der angegebenen Stelle zweideushytig gewesen In Anbetracht der altindischen und eriechischen Konstruktionen kann hier jedoch durchaus Altes vorliegen

167Zutyfunktionalitaumlt von Konjunktionen

(17) RV116437a na VI janami yM iveddm asmi Ich verstehe nicht was dem vergleichbar ist wie ich bin 46)

Als viertes schlieszliglich ist nach Fuumlgungen zu suchen in denen in der syntaktischen Konstellation Verb des Wissens oder Erkennens in Verbindung mit einem durch ein Relativpronomen eingeleiteten Neshybensatz das Relativpronomen auch als Konjunktion der Bedeutung daszlig aufgefaszligt werden konnte Zu diesem Zweck ist folgende Stelle aus der Ilias zu betrachten

(18) T 143f OW(JCl oe TOI (eJli1l0VTef tfJi1f 1laVa VTf0f ttovref

Oloova Oumllp(JCl 101]at iJ Tm fJeV08I1tta WO(J)

B Delbruumlck47) hat den mit ouml eingeleiteten Nebensatz als daszlig-Satz bestimmt Dagegen uumlbersetzt W Schadewaldt die Stelle folgendershymaszligen Und die Gaben sollen dir die Gefaumlhrten holen von meinem SchiffUnd bringen daszlig du siehst was ich dir dem Mut Zusagendes gebe Schadewaldt betrachtet also ouml als Relativpronomen doch ebensogut moumlglich erscheint die Uumlbersetzung nach Delbruumlck daszlig du siehst daszlig ich dir dem Mut Zusagendes gebe

Wieso ist nun zwischen Saumltzen wie

(19 a) Du siehst daszlig ich dir Schoumlnes gebe und (19b) Du siehst was ich dir Schoumlnes gebe

semantisch kein allzu groszliger Unterschied Verben des Wissens oder Erkennens sind sogenannte faktive Verben das heiszligt der Sprecher setzt die Wahrheit der Aussage des vom faktiven Verb abhaumlngigen Nebensatzes voraus Faktive Verben aber koumlnnen anscheinend soshywohl mit daszlig-Saumltzen als auch mit indirekten Fragesaumltzen die mit dem Relativpronomen eingeleitet sind verbunden werden48

) Die Voraussetzung fuumlr die Grammatikalitaumlt von (19 a) ist jedoch daszlig die notwendigen Komplemente des Verbs des Nebensatzes vorhanden sind Das bedeutet daszlig bei einem Verb der Bedeutung geben einem nach der Terminologie der Valenz grammatik dreiwertigen Verb aushyszliger dem Subjekt auch das Akkusativobjekt und das Dativobjekt reashylisiert sein muumlssen Dagegen ist in einem Satz wie (20) z B keine Umdeutung moumlglich

46) Vgl HHettrich Untersuchungen S519 47) Vergleichende Syntax III S 327 8) Weitere faktive Verben sind bedauern ignorieren veruumlbeln im Gedaumlchtnis

behalten in Betracht ziehen klar machen herausfinden

168 Rosemarie Luumlhr bullbull (20 a) Du siehst was ich dir bringe (20b) Du siehst ~ ich dir bringe

Ein Verb der Bedeutung bringen fordert ein obligatorisches Akkusativshyobjekt

Nachdem nun der Akkusativ Singular neutrum des Relativpronoshymens zur Konjunktion der Bedeutung daszlig umgedeutet war konnshyten ohne weiteres Verben des Wissens oder Erkennens auszliger mit eishynem nominalen Objekt auch mit einem daszlig-Satz verbunden und so explikative Konstruktionen gebildet werden wie Satz

(13) IliasA411f yvljj 8i xal ) rti1iT7 [ ] ~v arTv D r aUHOV )Xauiiv ou8iv Erttatv und es erkenne auch der Atride [ ] seine Verblendung daszlig er den beshysten der Achaier fuumlr nichts geachtet hat

Fuumlr die Frage nach der Basiskategorie TEMPORAL als Basis von konjunktionalen Bedeutungen ist somit festzuhalten daszlig bei keinem der vier angenommenen Schritte die Bedeutung TEMPORAL eine Rolle gespielt hat Es ist nun zu fragen ob derartige Saumltze wie die angefuumlhrten bereits fuumlr die indogermanische Grundsprache postushyliert werden duumlrfen Wie schon gesagt gilt grundsaumltzlich daszlig eine sprachliche Erscheinung dann als indogermanisch betrachtet werden kann wenn sie in mindestens zwei indogermanischen Sprachzweigen bezeugt ist Dies ist bei allen drei Konstruktionstypen der Fall Das Altindische und Griechische gehen zusammen in dem Typ Verb des Wissens oder Erkennens mit zwei verschiedenen Objekten von deshynen das eine als nominale Fuumlgung und das andere als daszlig-Satz aufshytritt und in dem Typ Verb des Wissens oder Erkennens verbunden mit einem durch das Relativpronomen eingeleiteten indirekten Frashygesatz Dagegen haben den Typ Verb des Wissens oder Erkennens mit daszlig-Satz das Griechische und Lateinische gemeinsam49

) Obshy

49) Nach B Delbruumlck Vergleichende Syntax III S 327 f entspricht den Inshyhaltssaumltzen des Griechischen im RV nicht yad sondern ein Akkusativ in Apposishytion RV 11010 vidma h tvauml viJantamaTJI vajesu havanasrntam denn wir kennen dich als den staumlrksten als den bei Kaumlmpfenden Ruferhoumlrenden Der Uumlbergang vom Partizipium zum Konjunktionalsatz sei dabei entweder uumlber einen Relativshysatz (sie kennen mich der ich X bin) oder uumlber einen Kausalsatz (sie kennen mich weil ich X bin) erfolgt Der Typ Verb des Wissens oder Erkennens + daszlig-Satz muszlig aber auch im Vedischen bestanden haben (vgl oben) Das postulierte Neshybeneinander von Verb des Wissens oder Erkennens + daszlig-Satz oder Partizip findet sich jedenfalls im Griechischen In dieser Sprache ist der explikative Geshybrauch von D der haumlufigste (K BrugmannlA Thumb Griechische Grammatik S647)

r Polyfunktionalitaumlt von Konjunktionen 169

wohl im aumlltesten Altindischen die zuletzt genannte Konstruktion naumlmlich Verb des Wissens oder Erkennens mit daszlig-Satz fehlt muszlig diese Konstruktion auch fuumlr das Vedische angenommen werden die Explikativsaumltze setzen sie voraus Aus all dem ergibt sich Im Indoshygermanischen hat es aller Voraussicht nach ein Nebeneinander aller drei Konstruktionstypen gegebenSO)

SO) Eine weitere Quelle fuumlr die Umdeutung vom Relativpronomen zu einer Konjunktion der Bedeutung daszlig sind mit einem Relativpronomen eingeleitete indirekte Fragesaumltze die voneinem unpersoumlnlichen Ausdruck abhaumlngen vgl (I) Es ist klar was sie miteinander gesprochen haben

Es ist klar ~ sie miteinander gesprochen haben Unter den untersuchten Sprachen finden sich daszlig-Saumltze nach unpersoumlnlichen Ausdruumlcken im Altindischen Griechischen und Lateinischen (2) SB 4146

tat tad avakJptam eva yad braumlhmano raumljanyah syat so (daher) ist das ganz passend daszlig ein Brahmane ohne Koumlnig sei Ilias E 349 r7 oux aAl Dm yvvaixa avaAx18a ~lfE(OlfEr5EI Oder ists nicht genug daszlig du wehrlose Frauen verleitest Ilias P 670 r7 ouZ aAl Dm jUXZT imampr5ojJat Oder ist nicht genug daszlig ich schwaumlcher bin in der Schlacht

(Uumlbersetzung nach Schadewaldt) Der unpersoumlnliche Ausdruck enthaumllt hier ein praumldikatives Adverb (K Hoffmann Aufsaumltze 11 S340) (3) Plautus Aulularia 624

temerest quod corvos cantat mihi nunc ab aeva manu Es ist ohne Grund daszlig der Rabe mir jetzt von der linken Hand singt

quod koumlnnte hier auch mit was wiedergegeben werden Im RV wird ein unpershysoumlnlicher Ausdruck mit einer Absolutivkonstruktion verbunden (4) RV 103411

striyaTJI d[vaya kitavaTJI tataumlpa wenn er ein Weib gesehen hat schmerzte es den Spieler

(zu weiteren unpersoumlnlichen Ausdruumlcken im Altindischen vgl K Hoffmann Aufsaumltze I S 291) Daneben erscheint yadi wenn als Einleitewort eines Nebenshysatzes nach einem unpersoumlnlichen Ausdruck (5) RV 6343

yadi stotarab sataTJI yat sahasraTJI grnanti grvalasaTJI saTJI tad asmai Wenn hundert Saumlnger wenn tausend den Lobliebenden preisen so ist ihm das recht

(Uumlbersetzung nach Geldner) Ein entsprechender Gebrauch findet sich im Grieshychischen (6) Odyssee X345

aurljj rOI jJamproma( axolaaamprat EI XEV aOl8ov lfUumlpVf Selbst wird es dir hinterdrein ein Schmerz sein wenn du den Saumlnger toumltest

bull

Rosemarie Luumlhr 170 bullbull Hinzu kommt daszlig der einer Relativsatzkonstruktion ferner steshy

hende Typ des Explikativsatzes in der Funktion eines Subjekts wie in (1) auszliger im Altindischen und Griechischen auch im Avestischen und Lateinischen vorhanden ist und Explikativsaumltze die an Objektsshystelle stehen) eigentlich voraussetzt

(1) RV 5317a tad In nu te karaarrz dasma vipr5shy-hirrz yad ghnann 6jo atr5mimithaumlb Das war fuumlrwahr dein Werk du redekundiger Meister daszlig du den Drashy

chen erlegend an ihm deine Staumlrke gemessen hast

SchLuszligbemerkung

Nun kann die Frage beantwortet werden ob die Basiskategorie TEMPORAL als Basis fuumlr weitere konjunktionale Bedeutungen also fuumlr die Polyfunktionalitaumlt von Konjunktionen ein Universale ist Vergegenwaumlrtigt man sich noch einmal den Gang der Untersushychung so wurden aus dem Indoiranischen Griechischen und Lateishynischen Konjunktionen betrachtet die formal mit dem Akkusativ Singular neutrum des Relativpronomens identisch sind und in allen

(Uumlbersetzung nach Schadewaldt) (K Brugmann Die Syntax S 51 B Delbruumlck Vergleichende Syntax III S29 H Hettrich Untersuchungen S227 E SchwyshyzerA Debrunner Griechische Grammatik II S646 R KuumlhnerlC Stegmann Ausfuumlhrliche Grammatik II 2 S270 EHermann NGWG (1926) S272f vgl auch K BayerlJ Lindauer Lateinische Grammatik S 216 Anm 1 Quod mihi scrishybis te craumls venturum esse bene accidit Was du mir von deinem morgigen Kommen schreibstgt daszlig du mir von deinem morgigen Kommen schreibst trifft sich gut)

In der Absolutivkonstruktion bzw in dem wenn-Satz der Saumltze (4) und (5) werden uumlberzeitlich guumlltige Einschaumltzungen abgegeben dagegen liegt in dem Nebensatz von (6) Zukunftsbezug vor Wuumlrde ein daszlig-Satz verwendet so beshyzoumlge er sich auf einen zur Sprechzeit aktuell gegebenen Sachverhalt Der folshygende Satz zeigt daszlig in bestimmten Kontexten nach unpersoumlnlichen Ausdruumlkshyken sowohl daszlig- als auch wenn-Saumltze moumlglich sind (7) Es ist skandaloumls daszliglwenn heutzutage noch Vorgesetzte in der Lage sein duumlrfen

ihre Macht aufdiese Weise auszuspielen (Genaueres dazu bei H U Schmid Sprachwissenschaft 12 (1987) S 265 ff)

) Auch R Schmitt-Brandt in Indogermanische und allgemeine Sprachwisshysenschaft S 136 hat versucht die Explikativsaumltze aus Relativsaumltzen herzuleiten Ein Satz wie RV 21311 supravaumlcanarrz tava vira viryam yad ikena kratunauml vinshydase vasu zu preisen ist 0 Held deine Heldentat daszlig du mit einem Entschluszlig das Gut erwirbst sei urspruumlnglich folgendermaszligen konstruiert worden die Heldentat welche ist mit einem Entschluszlig erwirbst du das Gut Gegen diese Herleitung spricht jedoch der Akzent auf dem Verb vinddse da dieser die mit yad eingeleitete Struktur als Nebensatz ausweist

Z~OIYfunktionalitaumlt von Konjunktionen 171

untersuchten Sprachen daszlig und im Indoiranischen auch als bedeushyten Die Bedeutung als war aus syntaktischen Fuumlgungen wie der Tag an dem der Tag als herleitbar demgegenuumlber wurde fuumlr die Bedeutung daszlig kein temporaler Ausgangspunkt gefunden es wurde vielmehr folgender mehrstufiger Ableitungsmechanismus anshygenommen Nach Verben des Wissens oder Erkennens hat es neben explikativen Konstruktionen auch mit daszlig und mit Relativpronomen eingeleitete Nebensaumltze gegeben was durch das Material bestaumltigt wurde Eine Umdeutung vom Relativpronomen zur Konjunktion daszlig war moumlglich wenn die obligatorischen ValenzsteIlen des Verbs des Nebensatzes gefuumlllt waren Waumlhrend also im Falle der Bedeushytung als von indoiran yad yal durch den Bezug auf einen Zeitbeshygriff die Bedeutungskategorie TEMPORAL bei der Entstehung eishyner konjunktionalen Bedeutung beteiligt war war dies bei der Beshydeutung daszlig von idg jod und seiner Ersatzform nicht der Fall Die Bedeutungskategorie TEMPORAL als Basis fuumlr die Polyfunkshytionalitaumlt von Konjunktionen ist somit kein Universale das ausshynahmslos gilt Die Aussage daszlig aus der temporalen Bedeutung anshydere konjunktionale Bedeutungen abgeleitet werden koumlnnen ist wahrscheinlich richtig doch hat die Untersuchung der Bedeutung daszlig der Konjunktionen indoiran yad yal griech ouml und lat quod ergeben daszlig auch die Bedeutung was als Grundlage fuumlr die Polyshyfunktionalitaumlt von Konjunktionen in indogermanischen Sprachen gedient hat

Universitaumlt Regensburg Rosemarie Luumlhr Inst f Germanistik 8400 Regensburg

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173

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delberg 1972

Page 7: L.hrstuhl fI llaint'siti. - Suche • dwee.eudwee.eu/Rosemarie_Luehr/userfiles/downloads/Sonderdruck27.pdf · Im Altlatein begegnet quod in der Bedeutung 'daß' nach Verba di cendi

164 Rosemarie Lohr bullbull zu einer Konjunktion der Bedeutung als so nahe daszlig er in verschieshydenen indogermanischen Einzelsprachen unabhaumlngig voneinander erfolgen kann Das jedenfalls hat die Betrachtung der Gebrauchsshyweisen von alat quom und ai yad gezeigt deren Entwicklung zur Konjunktion als an den Beispielsaumltzen noch unmittelbar verfolgt werden konnte39)

Anders verhaumllt es sich bei der Bedeutung daszlig von indoiran yad yal griech 0 lat quod die wie ausgefuumlhrt allein in Explikativsaumltzen in allen behandelten Sprachen vorkommt Daher sind zur Erklaumlrung der Umdeutung des Relativpronomens in eine Konjunktion der Beshydeutung daszlig die Explikativsaumltze als Ausgangspunkt zu nehmen Doch befinden sich unter den Belegen keine Explikativsaumltze die unshymittelbar einem Relativsatz gleichgesetzt werden koumlnnen40) Um

die (wie) in dem Maszlig in dem (wie) an dem Ort an dem (wo) (ChLehmann Der Relativsatz S 318 H H Hettrich Untersuchungen S 298 H)

39) Die meist temporal venvendete Konjunktion griech orc (ion att kypr) ora (aumlol) oxa (dor) wenn da erklaumlrt sich allerdings ebenfalls am einshyfachsten durch die Annahme daszlig an die Fortsetzung des Relativpronomens jo-) eine Partikel -TC - Ta -xa angetreten ist (H Frisk Griechisches etymologishysches Woumlrterbuch II S440) Gegen die unmittelbare Gleichsetzung mit griech horn 0 re daW spricht jedoch daszlig die Bedeutung als bei 0 und oumln daszlig fehlt Wie im Falle von lat cum duumlrfte es sich bei griech Ort demnach am ehesten um eine einzelsprachliche Entwicklung handeln Die Bedeutung als von indoiran yad ya und griech ore ist so wohl kein gemeinsames Erbe (vgl K Brugmann Kurze vergleichende Grammatik S665 zum Altindischen) Weniger uumlberzeushygend ist J Wackernagels KZ 67 (1942) S1 H Gleichsetzung von griech o-re mit ai sa ca wenn (der) in sa ced lt ca-id wenn in der Verbindung dJ~ oumlre (nv6shyyo) wie ein Turm denn Beispiele mit einem solchen dJ~o re in Verbindung mit einem Nominativ Singular maskulinum sind selten (E Schwyzer A Debrunner Griechische Grammatik 11 S648 Anm2)

4C) Nach Ch Lehmann Der Relativsatz S 154 H Hettrich Untersuchungen S400 unterscheidet sich eine Fuumlgung wie das Faktum das nicht zutrifft mit Relashytivsatz syntaktisch von der explikativen Fuumlgung das Faktum daszlig es nicht zutrifft durch den unterschiedlichen Satzgliedstatus des Einleitewortes Eine Umdeushytung eines Relativsatzes zu einem Explikativsatz erscheint jedoch moumlglich im Falle von weiszlig ich was sie miteinander gesprochen haben gt Das weiszlig ich jJ sie miteinander gesprochen haben Voraussetzung fuumlr eine solche Umdeutung ist allerdings dafl ein pronominales Bezugswort des Relativsatzes vorhanden ist und daszlig die Wertigkeit des Verbs des Nebensatzes ein nur fakultatives Akkusashytivobjekt vorsieht (vgl oben) Verben die sowohl absolut als auch mit einem pronominalen Akkusativobjekt verbunden werden koumlnnen sind wahrscheinlich Verben der Kommunikation (sprechen) Verben der Gemuumltsstimmung (jamshymern) (c Gaedicke Der Accusativ S 66 ff B Delbruumlck Altindische Syntax S 173f HHapp Grundfragen S51) Umfassende Untersuchungen uumlber die Vashy

bullZur Polyfunktionalitaumlt von Konjunktionen 165

eine Moumlglichkeit aufzuzeigen wie die bezeugten Explikativsaumltze aus Relativsaumltzen herleitbar sind muumlssen vielmehr vier verschiedene Schritte angenommen werden

Als erstes sind Konstruktionen mit Explikativsaumltzen zu betrachshyten in denen sich der Explikativsatz nicht wie in den Beispielen (1) bis (4) auf das Subjekt sondern auf das Objekt des Hauptsatzes beshyzieht Das als Bezugswort fungierende Objekt ist in den beiden folshygenden Saumltzen ein Abstraktum

RV 11314 vid14 te asya vrydsyafiuumlrava~ puro yad indra faradtr aVI1tira~ die Puru kennen diese Heldentat von dir daszlig du die herbstlichen Burgen niedenvarfst 41)

(13) Ilias A 411 f yvq amp xat ~ rF1oumlT~ [ J fjvarTv 0 T a6U1WV itXauijv OVOumllv erelacv und es erkenne auch der Atride [ Jseine Verblendung daszlig er den besten der Achaier fuumlr nichts geachtet hat 42)

Wie koumlnnen nun derartige syntaktische Strukturen zustande geshykommen sein Ein Verb des Wissens oder Erkennens wurde zushynaumlchst mit einem Objekt in der Form einer nominalen Fuumlgung oder eines Nomens verbunden Daraufhin wurde das Objekt ein zweites

lenz von Verben in den altindogermanischen Sprachen die uumlber die Arbeiten von H Happ hinausgehen stehen jedoch noch aus

41) H Rix in Festschrift S734 Auch folgende Stelle gehoumlrt hierher RV 104011 a

na tasya vidma lad u 1U pra vocata yuva ha ydd yuvatya~ kfeti yoniju Wir kennen das nicht versprechet uns das fein daf~ ein juumlngling im Schoszlige der jungfrau ruhe

(Uumlbersetzung nach K F Geldner) H Hettrich Untersuchungen S225 uumlbershynimmt die Uumlbersetzung von B Delbruumlck Vergleichende Syntax III S327 (Wir haben davon keine Kenntnis sagt uns das wohl ob der juumlngling auf dem Lager der jungfrau ruht) und betrachtet den Nebensatz als indirekten Fragesatz Bei yad liege eine semantische Neuentwicklung vor die im juumlngsten Buch des RV aufkomme und danach in Belegen aus der vedischen Prosa in Erscheinung trete Da aber - wie oben gezeigt wird - die Verbindung eines Verbs des Wissens mit einem abstrakten Substantiv und einem Explikativsatz die Konstruktionen wisshysen + daszlig-Satz die den Ausgangspunkt fuumlr die Explikativsaumltze gebildet haben duumlrfte voraussetzt und zudem auch sonst im Vedischen bezeugt ist ist F Geldshyners Auffassung der TextsteIle vorzuziehen tJd u s14 pra vocata wird so als Parshyenthese betrachtet

42) H Rix in Festschrift S733 P Chantraine Grammaire Homerique S 290

166 e

Rosemarie Luumlhr

Mal ausgedruumlckt und zwar diesmal in der Form eines daszlig-Satzes Daszlig Strukturen wie in Satz (12) und (13) so analysiert werden koumlnshynen zeigt ein aus dem Altpersischen stammender Satz in dem taya fuumlr daszlig steht

(14) OB I 52f matayamaumlm xsnaumlsaumltiy taya adam naiy Bardiya amiy damit man mich nicht kenne daszlig ich nicht Brdiya bin4l)

Hier ist das erste Objekt kein Abstraktum das dann naumlher erlaumlutert wird sondern ein Personalpronomen der 1 Person der Akk Sg maumlm mich Darauf folgt der mit taya eingeleitete daszlig-Satz als zweishytes Objekt

Explikativsaumltze sind also wahrscheinlich auf die Weise entstanden daszlig das Objekt zu einem Verb des Wissens oder Erkennens auf zweifache Weise einmal nominal das andere Mal als daszlig-Satz ershyscheint Daraus folgt der zweite Schritt Nach Verben des Wissens oder Erkennens ist zu erwarten daszlig neben den komplizierten Explishykativsatz-Konstruktionen auch die einfacheren Konstruktionen naumlmlich daszlig-Saumltze ohne Bezugswort vorgekommen sind Dies ist in der Tat der Fall man vergleiche

(15) lIias P 623 YlyvWaxGf Oumll xal aUTof 0 T ouxin xaTOf -xauiJv

Du erkennst ja auch selbst daB nicht mehr die Kraft ist bei den Achaishycrn l )

(16) Plautus Asinaria 52 equidem seio iam filius flU~d amet meus istanc meretricem ich freilich weiB schon daszlig mein Sohn jenes Freudenmaumldchen liebt 41)

Beim dritten Schritt kommen die Relativpronomina ins Spiel Sollen Relativpronomina eine Umdeutung zu Konjunktionen der Bedeushytung daszlig erfahren haben so muumlssen Verben des Wissens oder Ershykennens auch mit Saumltzen die mit Relativpronomina eingeleitet wershyden belegt sein Auch dies trifft zu man vergleiche etwa den indishyrekten Fragesatz

Vergleichende Syntax III S327 ) Ubersetzung nach W Schadewaldt Weitere Beispiele bei B Delbruck Vershy

gleichende Syntax III S326 41) Nach] B HofmannA Szantyr Lateinische Syntax S 573 ist ein mit quod

daszlig eingeleiteter Nebensatz nach einem Verbum sentiendi im Altlatein ein Sonshyderfall Der Accusativus cum infinitivo waumlre an der angegebenen Stelle zweideushytig gewesen In Anbetracht der altindischen und eriechischen Konstruktionen kann hier jedoch durchaus Altes vorliegen

167Zutyfunktionalitaumlt von Konjunktionen

(17) RV116437a na VI janami yM iveddm asmi Ich verstehe nicht was dem vergleichbar ist wie ich bin 46)

Als viertes schlieszliglich ist nach Fuumlgungen zu suchen in denen in der syntaktischen Konstellation Verb des Wissens oder Erkennens in Verbindung mit einem durch ein Relativpronomen eingeleiteten Neshybensatz das Relativpronomen auch als Konjunktion der Bedeutung daszlig aufgefaszligt werden konnte Zu diesem Zweck ist folgende Stelle aus der Ilias zu betrachten

(18) T 143f OW(JCl oe TOI (eJli1l0VTef tfJi1f 1laVa VTf0f ttovref

Oloova Oumllp(JCl 101]at iJ Tm fJeV08I1tta WO(J)

B Delbruumlck47) hat den mit ouml eingeleiteten Nebensatz als daszlig-Satz bestimmt Dagegen uumlbersetzt W Schadewaldt die Stelle folgendershymaszligen Und die Gaben sollen dir die Gefaumlhrten holen von meinem SchiffUnd bringen daszlig du siehst was ich dir dem Mut Zusagendes gebe Schadewaldt betrachtet also ouml als Relativpronomen doch ebensogut moumlglich erscheint die Uumlbersetzung nach Delbruumlck daszlig du siehst daszlig ich dir dem Mut Zusagendes gebe

Wieso ist nun zwischen Saumltzen wie

(19 a) Du siehst daszlig ich dir Schoumlnes gebe und (19b) Du siehst was ich dir Schoumlnes gebe

semantisch kein allzu groszliger Unterschied Verben des Wissens oder Erkennens sind sogenannte faktive Verben das heiszligt der Sprecher setzt die Wahrheit der Aussage des vom faktiven Verb abhaumlngigen Nebensatzes voraus Faktive Verben aber koumlnnen anscheinend soshywohl mit daszlig-Saumltzen als auch mit indirekten Fragesaumltzen die mit dem Relativpronomen eingeleitet sind verbunden werden48

) Die Voraussetzung fuumlr die Grammatikalitaumlt von (19 a) ist jedoch daszlig die notwendigen Komplemente des Verbs des Nebensatzes vorhanden sind Das bedeutet daszlig bei einem Verb der Bedeutung geben einem nach der Terminologie der Valenz grammatik dreiwertigen Verb aushyszliger dem Subjekt auch das Akkusativobjekt und das Dativobjekt reashylisiert sein muumlssen Dagegen ist in einem Satz wie (20) z B keine Umdeutung moumlglich

46) Vgl HHettrich Untersuchungen S519 47) Vergleichende Syntax III S 327 8) Weitere faktive Verben sind bedauern ignorieren veruumlbeln im Gedaumlchtnis

behalten in Betracht ziehen klar machen herausfinden

168 Rosemarie Luumlhr bullbull (20 a) Du siehst was ich dir bringe (20b) Du siehst ~ ich dir bringe

Ein Verb der Bedeutung bringen fordert ein obligatorisches Akkusativshyobjekt

Nachdem nun der Akkusativ Singular neutrum des Relativpronoshymens zur Konjunktion der Bedeutung daszlig umgedeutet war konnshyten ohne weiteres Verben des Wissens oder Erkennens auszliger mit eishynem nominalen Objekt auch mit einem daszlig-Satz verbunden und so explikative Konstruktionen gebildet werden wie Satz

(13) IliasA411f yvljj 8i xal ) rti1iT7 [ ] ~v arTv D r aUHOV )Xauiiv ou8iv Erttatv und es erkenne auch der Atride [ ] seine Verblendung daszlig er den beshysten der Achaier fuumlr nichts geachtet hat

Fuumlr die Frage nach der Basiskategorie TEMPORAL als Basis von konjunktionalen Bedeutungen ist somit festzuhalten daszlig bei keinem der vier angenommenen Schritte die Bedeutung TEMPORAL eine Rolle gespielt hat Es ist nun zu fragen ob derartige Saumltze wie die angefuumlhrten bereits fuumlr die indogermanische Grundsprache postushyliert werden duumlrfen Wie schon gesagt gilt grundsaumltzlich daszlig eine sprachliche Erscheinung dann als indogermanisch betrachtet werden kann wenn sie in mindestens zwei indogermanischen Sprachzweigen bezeugt ist Dies ist bei allen drei Konstruktionstypen der Fall Das Altindische und Griechische gehen zusammen in dem Typ Verb des Wissens oder Erkennens mit zwei verschiedenen Objekten von deshynen das eine als nominale Fuumlgung und das andere als daszlig-Satz aufshytritt und in dem Typ Verb des Wissens oder Erkennens verbunden mit einem durch das Relativpronomen eingeleiteten indirekten Frashygesatz Dagegen haben den Typ Verb des Wissens oder Erkennens mit daszlig-Satz das Griechische und Lateinische gemeinsam49

) Obshy

49) Nach B Delbruumlck Vergleichende Syntax III S 327 f entspricht den Inshyhaltssaumltzen des Griechischen im RV nicht yad sondern ein Akkusativ in Apposishytion RV 11010 vidma h tvauml viJantamaTJI vajesu havanasrntam denn wir kennen dich als den staumlrksten als den bei Kaumlmpfenden Ruferhoumlrenden Der Uumlbergang vom Partizipium zum Konjunktionalsatz sei dabei entweder uumlber einen Relativshysatz (sie kennen mich der ich X bin) oder uumlber einen Kausalsatz (sie kennen mich weil ich X bin) erfolgt Der Typ Verb des Wissens oder Erkennens + daszlig-Satz muszlig aber auch im Vedischen bestanden haben (vgl oben) Das postulierte Neshybeneinander von Verb des Wissens oder Erkennens + daszlig-Satz oder Partizip findet sich jedenfalls im Griechischen In dieser Sprache ist der explikative Geshybrauch von D der haumlufigste (K BrugmannlA Thumb Griechische Grammatik S647)

r Polyfunktionalitaumlt von Konjunktionen 169

wohl im aumlltesten Altindischen die zuletzt genannte Konstruktion naumlmlich Verb des Wissens oder Erkennens mit daszlig-Satz fehlt muszlig diese Konstruktion auch fuumlr das Vedische angenommen werden die Explikativsaumltze setzen sie voraus Aus all dem ergibt sich Im Indoshygermanischen hat es aller Voraussicht nach ein Nebeneinander aller drei Konstruktionstypen gegebenSO)

SO) Eine weitere Quelle fuumlr die Umdeutung vom Relativpronomen zu einer Konjunktion der Bedeutung daszlig sind mit einem Relativpronomen eingeleitete indirekte Fragesaumltze die voneinem unpersoumlnlichen Ausdruck abhaumlngen vgl (I) Es ist klar was sie miteinander gesprochen haben

Es ist klar ~ sie miteinander gesprochen haben Unter den untersuchten Sprachen finden sich daszlig-Saumltze nach unpersoumlnlichen Ausdruumlcken im Altindischen Griechischen und Lateinischen (2) SB 4146

tat tad avakJptam eva yad braumlhmano raumljanyah syat so (daher) ist das ganz passend daszlig ein Brahmane ohne Koumlnig sei Ilias E 349 r7 oux aAl Dm yvvaixa avaAx18a ~lfE(OlfEr5EI Oder ists nicht genug daszlig du wehrlose Frauen verleitest Ilias P 670 r7 ouZ aAl Dm jUXZT imampr5ojJat Oder ist nicht genug daszlig ich schwaumlcher bin in der Schlacht

(Uumlbersetzung nach Schadewaldt) Der unpersoumlnliche Ausdruck enthaumllt hier ein praumldikatives Adverb (K Hoffmann Aufsaumltze 11 S340) (3) Plautus Aulularia 624

temerest quod corvos cantat mihi nunc ab aeva manu Es ist ohne Grund daszlig der Rabe mir jetzt von der linken Hand singt

quod koumlnnte hier auch mit was wiedergegeben werden Im RV wird ein unpershysoumlnlicher Ausdruck mit einer Absolutivkonstruktion verbunden (4) RV 103411

striyaTJI d[vaya kitavaTJI tataumlpa wenn er ein Weib gesehen hat schmerzte es den Spieler

(zu weiteren unpersoumlnlichen Ausdruumlcken im Altindischen vgl K Hoffmann Aufsaumltze I S 291) Daneben erscheint yadi wenn als Einleitewort eines Nebenshysatzes nach einem unpersoumlnlichen Ausdruck (5) RV 6343

yadi stotarab sataTJI yat sahasraTJI grnanti grvalasaTJI saTJI tad asmai Wenn hundert Saumlnger wenn tausend den Lobliebenden preisen so ist ihm das recht

(Uumlbersetzung nach Geldner) Ein entsprechender Gebrauch findet sich im Grieshychischen (6) Odyssee X345

aurljj rOI jJamproma( axolaaamprat EI XEV aOl8ov lfUumlpVf Selbst wird es dir hinterdrein ein Schmerz sein wenn du den Saumlnger toumltest

bull

Rosemarie Luumlhr 170 bullbull Hinzu kommt daszlig der einer Relativsatzkonstruktion ferner steshy

hende Typ des Explikativsatzes in der Funktion eines Subjekts wie in (1) auszliger im Altindischen und Griechischen auch im Avestischen und Lateinischen vorhanden ist und Explikativsaumltze die an Objektsshystelle stehen) eigentlich voraussetzt

(1) RV 5317a tad In nu te karaarrz dasma vipr5shy-hirrz yad ghnann 6jo atr5mimithaumlb Das war fuumlrwahr dein Werk du redekundiger Meister daszlig du den Drashy

chen erlegend an ihm deine Staumlrke gemessen hast

SchLuszligbemerkung

Nun kann die Frage beantwortet werden ob die Basiskategorie TEMPORAL als Basis fuumlr weitere konjunktionale Bedeutungen also fuumlr die Polyfunktionalitaumlt von Konjunktionen ein Universale ist Vergegenwaumlrtigt man sich noch einmal den Gang der Untersushychung so wurden aus dem Indoiranischen Griechischen und Lateishynischen Konjunktionen betrachtet die formal mit dem Akkusativ Singular neutrum des Relativpronomens identisch sind und in allen

(Uumlbersetzung nach Schadewaldt) (K Brugmann Die Syntax S 51 B Delbruumlck Vergleichende Syntax III S29 H Hettrich Untersuchungen S227 E SchwyshyzerA Debrunner Griechische Grammatik II S646 R KuumlhnerlC Stegmann Ausfuumlhrliche Grammatik II 2 S270 EHermann NGWG (1926) S272f vgl auch K BayerlJ Lindauer Lateinische Grammatik S 216 Anm 1 Quod mihi scrishybis te craumls venturum esse bene accidit Was du mir von deinem morgigen Kommen schreibstgt daszlig du mir von deinem morgigen Kommen schreibst trifft sich gut)

In der Absolutivkonstruktion bzw in dem wenn-Satz der Saumltze (4) und (5) werden uumlberzeitlich guumlltige Einschaumltzungen abgegeben dagegen liegt in dem Nebensatz von (6) Zukunftsbezug vor Wuumlrde ein daszlig-Satz verwendet so beshyzoumlge er sich auf einen zur Sprechzeit aktuell gegebenen Sachverhalt Der folshygende Satz zeigt daszlig in bestimmten Kontexten nach unpersoumlnlichen Ausdruumlkshyken sowohl daszlig- als auch wenn-Saumltze moumlglich sind (7) Es ist skandaloumls daszliglwenn heutzutage noch Vorgesetzte in der Lage sein duumlrfen

ihre Macht aufdiese Weise auszuspielen (Genaueres dazu bei H U Schmid Sprachwissenschaft 12 (1987) S 265 ff)

) Auch R Schmitt-Brandt in Indogermanische und allgemeine Sprachwisshysenschaft S 136 hat versucht die Explikativsaumltze aus Relativsaumltzen herzuleiten Ein Satz wie RV 21311 supravaumlcanarrz tava vira viryam yad ikena kratunauml vinshydase vasu zu preisen ist 0 Held deine Heldentat daszlig du mit einem Entschluszlig das Gut erwirbst sei urspruumlnglich folgendermaszligen konstruiert worden die Heldentat welche ist mit einem Entschluszlig erwirbst du das Gut Gegen diese Herleitung spricht jedoch der Akzent auf dem Verb vinddse da dieser die mit yad eingeleitete Struktur als Nebensatz ausweist

Z~OIYfunktionalitaumlt von Konjunktionen 171

untersuchten Sprachen daszlig und im Indoiranischen auch als bedeushyten Die Bedeutung als war aus syntaktischen Fuumlgungen wie der Tag an dem der Tag als herleitbar demgegenuumlber wurde fuumlr die Bedeutung daszlig kein temporaler Ausgangspunkt gefunden es wurde vielmehr folgender mehrstufiger Ableitungsmechanismus anshygenommen Nach Verben des Wissens oder Erkennens hat es neben explikativen Konstruktionen auch mit daszlig und mit Relativpronomen eingeleitete Nebensaumltze gegeben was durch das Material bestaumltigt wurde Eine Umdeutung vom Relativpronomen zur Konjunktion daszlig war moumlglich wenn die obligatorischen ValenzsteIlen des Verbs des Nebensatzes gefuumlllt waren Waumlhrend also im Falle der Bedeushytung als von indoiran yad yal durch den Bezug auf einen Zeitbeshygriff die Bedeutungskategorie TEMPORAL bei der Entstehung eishyner konjunktionalen Bedeutung beteiligt war war dies bei der Beshydeutung daszlig von idg jod und seiner Ersatzform nicht der Fall Die Bedeutungskategorie TEMPORAL als Basis fuumlr die Polyfunkshytionalitaumlt von Konjunktionen ist somit kein Universale das ausshynahmslos gilt Die Aussage daszlig aus der temporalen Bedeutung anshydere konjunktionale Bedeutungen abgeleitet werden koumlnnen ist wahrscheinlich richtig doch hat die Untersuchung der Bedeutung daszlig der Konjunktionen indoiran yad yal griech ouml und lat quod ergeben daszlig auch die Bedeutung was als Grundlage fuumlr die Polyshyfunktionalitaumlt von Konjunktionen in indogermanischen Sprachen gedient hat

Universitaumlt Regensburg Rosemarie Luumlhr Inst f Germanistik 8400 Regensburg

Literatur

WAbraham Die Rolle von Trugschluumlssen in der Diachronie von Satzkonnektoshyren in Opuscula slavica et linguistica Festschrift fuumlr A Issatschenko hg von H D PohiM Salnikow Schriftenreihe Sprachwissenschaft Universitaumlt fuumlr Bildungswissenschaften Klagenfurt 1 Klagenfurt 1976 SII-72

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K Brugmann Die Syntax des einfachen Satzes im Indogermanischen Berlinl Leipzig 1925 Kurze vergleichende Grammatik der indogermanischen Sprachen Berlinl Leipzig 1933

173

t shybull 172 Rosemarie Luumlhr

K BrugmannA Thumb Griechische Grammatik Lautlehre Stammbildungsshyund Flexionslehre Syntax Muumlnchen 1913

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BDelbruumlck Altindische Syntax Halle an der Saale 1888 [1968] - Vergleichende Syntax der indogermanischen Sprachen 111 Grundriszlig der vershy

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Series 33 34 35 LondonLeipzig 1951 H Happ Grundfragen einer Dependenz-Grammatik des Lateinischen Goumlttinshy

gen 1976 W H Held The Hittite Relative Sentence Language Dissertation 55 1957 E Hermann Gab es im Indogermanischen Nebensaumltze KZ 33 (1895) SAH 1shy

525 - Die subjektlosen Saumltze bei Homer und der Ausdruck der Taumltigkeit des Vorshy

gangs und des Zustands NGWG (1926) S265-297 H Hettrich Untersuchungen zur Hypotaxe im Vedischen Untersuchungen zur

indogermanischen Sprach- und Kulturwissenschaft 4 BerlinNew York 1988 H Hirt Indogermanische Grammatik VI Syntax I Syntaktische Verwendung

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HLuumlders Varula Aus dem Nachlaszlig hg von LAlsdorf I Varula und die Wasshyser 11 Varula und das ~ta Goumlttingen 1951 1959

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H Reichelt Awestisches Elementarbuch Indogermanische Bibliothek I 5 Heishydelberg 1909

H Rix Abstrakte Komplemente im Urindogermanischen in Festschrift fuumlr O Szemerenyi on the Occasion of his 65th Birthday ed by B Brogyanyi Am-

e Zur Polyfunktionalitat von Konjunktionen

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W Schadewaldt [Uumlbersetzung von] Homer Die Odyssee Hamburg 1970 _ [Uumlbersetzung von] Homer I1ias Frankfurt am Main 1975 H U Schmid Uumlberlegungen zu Syntax und Semantik ergaumlnzender wenn-Saumltze

Sprachwissenschaft 12 (1987) S265-292 R Schmitt-Brandt Vergleich der indogermanischen Nebensatzkonstruktionen

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E SchwyzerA Debrunner Griechische Grammatik Auf der Grundlage von Karl Brugmanns griechischerGrammatik Il Syntax und syntaktische Stilishystik Handbuch der klassischen Altertumswissenschaft 11 I 2 Muumlnchen 1966

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O Szemerenyi Einfuumlhrung in die vergleichende Sprachwissenschaft Darmstadt 3A1989

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A WaldeJ B Hofmann Lateinisches etymologisches Woumlrterbuch H 5 A Heishy

delberg 1972

Page 8: L.hrstuhl fI llaint'siti. - Suche • dwee.eudwee.eu/Rosemarie_Luehr/userfiles/downloads/Sonderdruck27.pdf · Im Altlatein begegnet quod in der Bedeutung 'daß' nach Verba di cendi

166 e

Rosemarie Luumlhr

Mal ausgedruumlckt und zwar diesmal in der Form eines daszlig-Satzes Daszlig Strukturen wie in Satz (12) und (13) so analysiert werden koumlnshynen zeigt ein aus dem Altpersischen stammender Satz in dem taya fuumlr daszlig steht

(14) OB I 52f matayamaumlm xsnaumlsaumltiy taya adam naiy Bardiya amiy damit man mich nicht kenne daszlig ich nicht Brdiya bin4l)

Hier ist das erste Objekt kein Abstraktum das dann naumlher erlaumlutert wird sondern ein Personalpronomen der 1 Person der Akk Sg maumlm mich Darauf folgt der mit taya eingeleitete daszlig-Satz als zweishytes Objekt

Explikativsaumltze sind also wahrscheinlich auf die Weise entstanden daszlig das Objekt zu einem Verb des Wissens oder Erkennens auf zweifache Weise einmal nominal das andere Mal als daszlig-Satz ershyscheint Daraus folgt der zweite Schritt Nach Verben des Wissens oder Erkennens ist zu erwarten daszlig neben den komplizierten Explishykativsatz-Konstruktionen auch die einfacheren Konstruktionen naumlmlich daszlig-Saumltze ohne Bezugswort vorgekommen sind Dies ist in der Tat der Fall man vergleiche

(15) lIias P 623 YlyvWaxGf Oumll xal aUTof 0 T ouxin xaTOf -xauiJv

Du erkennst ja auch selbst daB nicht mehr die Kraft ist bei den Achaishycrn l )

(16) Plautus Asinaria 52 equidem seio iam filius flU~d amet meus istanc meretricem ich freilich weiB schon daszlig mein Sohn jenes Freudenmaumldchen liebt 41)

Beim dritten Schritt kommen die Relativpronomina ins Spiel Sollen Relativpronomina eine Umdeutung zu Konjunktionen der Bedeushytung daszlig erfahren haben so muumlssen Verben des Wissens oder Ershykennens auch mit Saumltzen die mit Relativpronomina eingeleitet wershyden belegt sein Auch dies trifft zu man vergleiche etwa den indishyrekten Fragesatz

Vergleichende Syntax III S327 ) Ubersetzung nach W Schadewaldt Weitere Beispiele bei B Delbruck Vershy

gleichende Syntax III S326 41) Nach] B HofmannA Szantyr Lateinische Syntax S 573 ist ein mit quod

daszlig eingeleiteter Nebensatz nach einem Verbum sentiendi im Altlatein ein Sonshyderfall Der Accusativus cum infinitivo waumlre an der angegebenen Stelle zweideushytig gewesen In Anbetracht der altindischen und eriechischen Konstruktionen kann hier jedoch durchaus Altes vorliegen

167Zutyfunktionalitaumlt von Konjunktionen

(17) RV116437a na VI janami yM iveddm asmi Ich verstehe nicht was dem vergleichbar ist wie ich bin 46)

Als viertes schlieszliglich ist nach Fuumlgungen zu suchen in denen in der syntaktischen Konstellation Verb des Wissens oder Erkennens in Verbindung mit einem durch ein Relativpronomen eingeleiteten Neshybensatz das Relativpronomen auch als Konjunktion der Bedeutung daszlig aufgefaszligt werden konnte Zu diesem Zweck ist folgende Stelle aus der Ilias zu betrachten

(18) T 143f OW(JCl oe TOI (eJli1l0VTef tfJi1f 1laVa VTf0f ttovref

Oloova Oumllp(JCl 101]at iJ Tm fJeV08I1tta WO(J)

B Delbruumlck47) hat den mit ouml eingeleiteten Nebensatz als daszlig-Satz bestimmt Dagegen uumlbersetzt W Schadewaldt die Stelle folgendershymaszligen Und die Gaben sollen dir die Gefaumlhrten holen von meinem SchiffUnd bringen daszlig du siehst was ich dir dem Mut Zusagendes gebe Schadewaldt betrachtet also ouml als Relativpronomen doch ebensogut moumlglich erscheint die Uumlbersetzung nach Delbruumlck daszlig du siehst daszlig ich dir dem Mut Zusagendes gebe

Wieso ist nun zwischen Saumltzen wie

(19 a) Du siehst daszlig ich dir Schoumlnes gebe und (19b) Du siehst was ich dir Schoumlnes gebe

semantisch kein allzu groszliger Unterschied Verben des Wissens oder Erkennens sind sogenannte faktive Verben das heiszligt der Sprecher setzt die Wahrheit der Aussage des vom faktiven Verb abhaumlngigen Nebensatzes voraus Faktive Verben aber koumlnnen anscheinend soshywohl mit daszlig-Saumltzen als auch mit indirekten Fragesaumltzen die mit dem Relativpronomen eingeleitet sind verbunden werden48

) Die Voraussetzung fuumlr die Grammatikalitaumlt von (19 a) ist jedoch daszlig die notwendigen Komplemente des Verbs des Nebensatzes vorhanden sind Das bedeutet daszlig bei einem Verb der Bedeutung geben einem nach der Terminologie der Valenz grammatik dreiwertigen Verb aushyszliger dem Subjekt auch das Akkusativobjekt und das Dativobjekt reashylisiert sein muumlssen Dagegen ist in einem Satz wie (20) z B keine Umdeutung moumlglich

46) Vgl HHettrich Untersuchungen S519 47) Vergleichende Syntax III S 327 8) Weitere faktive Verben sind bedauern ignorieren veruumlbeln im Gedaumlchtnis

behalten in Betracht ziehen klar machen herausfinden

168 Rosemarie Luumlhr bullbull (20 a) Du siehst was ich dir bringe (20b) Du siehst ~ ich dir bringe

Ein Verb der Bedeutung bringen fordert ein obligatorisches Akkusativshyobjekt

Nachdem nun der Akkusativ Singular neutrum des Relativpronoshymens zur Konjunktion der Bedeutung daszlig umgedeutet war konnshyten ohne weiteres Verben des Wissens oder Erkennens auszliger mit eishynem nominalen Objekt auch mit einem daszlig-Satz verbunden und so explikative Konstruktionen gebildet werden wie Satz

(13) IliasA411f yvljj 8i xal ) rti1iT7 [ ] ~v arTv D r aUHOV )Xauiiv ou8iv Erttatv und es erkenne auch der Atride [ ] seine Verblendung daszlig er den beshysten der Achaier fuumlr nichts geachtet hat

Fuumlr die Frage nach der Basiskategorie TEMPORAL als Basis von konjunktionalen Bedeutungen ist somit festzuhalten daszlig bei keinem der vier angenommenen Schritte die Bedeutung TEMPORAL eine Rolle gespielt hat Es ist nun zu fragen ob derartige Saumltze wie die angefuumlhrten bereits fuumlr die indogermanische Grundsprache postushyliert werden duumlrfen Wie schon gesagt gilt grundsaumltzlich daszlig eine sprachliche Erscheinung dann als indogermanisch betrachtet werden kann wenn sie in mindestens zwei indogermanischen Sprachzweigen bezeugt ist Dies ist bei allen drei Konstruktionstypen der Fall Das Altindische und Griechische gehen zusammen in dem Typ Verb des Wissens oder Erkennens mit zwei verschiedenen Objekten von deshynen das eine als nominale Fuumlgung und das andere als daszlig-Satz aufshytritt und in dem Typ Verb des Wissens oder Erkennens verbunden mit einem durch das Relativpronomen eingeleiteten indirekten Frashygesatz Dagegen haben den Typ Verb des Wissens oder Erkennens mit daszlig-Satz das Griechische und Lateinische gemeinsam49

) Obshy

49) Nach B Delbruumlck Vergleichende Syntax III S 327 f entspricht den Inshyhaltssaumltzen des Griechischen im RV nicht yad sondern ein Akkusativ in Apposishytion RV 11010 vidma h tvauml viJantamaTJI vajesu havanasrntam denn wir kennen dich als den staumlrksten als den bei Kaumlmpfenden Ruferhoumlrenden Der Uumlbergang vom Partizipium zum Konjunktionalsatz sei dabei entweder uumlber einen Relativshysatz (sie kennen mich der ich X bin) oder uumlber einen Kausalsatz (sie kennen mich weil ich X bin) erfolgt Der Typ Verb des Wissens oder Erkennens + daszlig-Satz muszlig aber auch im Vedischen bestanden haben (vgl oben) Das postulierte Neshybeneinander von Verb des Wissens oder Erkennens + daszlig-Satz oder Partizip findet sich jedenfalls im Griechischen In dieser Sprache ist der explikative Geshybrauch von D der haumlufigste (K BrugmannlA Thumb Griechische Grammatik S647)

r Polyfunktionalitaumlt von Konjunktionen 169

wohl im aumlltesten Altindischen die zuletzt genannte Konstruktion naumlmlich Verb des Wissens oder Erkennens mit daszlig-Satz fehlt muszlig diese Konstruktion auch fuumlr das Vedische angenommen werden die Explikativsaumltze setzen sie voraus Aus all dem ergibt sich Im Indoshygermanischen hat es aller Voraussicht nach ein Nebeneinander aller drei Konstruktionstypen gegebenSO)

SO) Eine weitere Quelle fuumlr die Umdeutung vom Relativpronomen zu einer Konjunktion der Bedeutung daszlig sind mit einem Relativpronomen eingeleitete indirekte Fragesaumltze die voneinem unpersoumlnlichen Ausdruck abhaumlngen vgl (I) Es ist klar was sie miteinander gesprochen haben

Es ist klar ~ sie miteinander gesprochen haben Unter den untersuchten Sprachen finden sich daszlig-Saumltze nach unpersoumlnlichen Ausdruumlcken im Altindischen Griechischen und Lateinischen (2) SB 4146

tat tad avakJptam eva yad braumlhmano raumljanyah syat so (daher) ist das ganz passend daszlig ein Brahmane ohne Koumlnig sei Ilias E 349 r7 oux aAl Dm yvvaixa avaAx18a ~lfE(OlfEr5EI Oder ists nicht genug daszlig du wehrlose Frauen verleitest Ilias P 670 r7 ouZ aAl Dm jUXZT imampr5ojJat Oder ist nicht genug daszlig ich schwaumlcher bin in der Schlacht

(Uumlbersetzung nach Schadewaldt) Der unpersoumlnliche Ausdruck enthaumllt hier ein praumldikatives Adverb (K Hoffmann Aufsaumltze 11 S340) (3) Plautus Aulularia 624

temerest quod corvos cantat mihi nunc ab aeva manu Es ist ohne Grund daszlig der Rabe mir jetzt von der linken Hand singt

quod koumlnnte hier auch mit was wiedergegeben werden Im RV wird ein unpershysoumlnlicher Ausdruck mit einer Absolutivkonstruktion verbunden (4) RV 103411

striyaTJI d[vaya kitavaTJI tataumlpa wenn er ein Weib gesehen hat schmerzte es den Spieler

(zu weiteren unpersoumlnlichen Ausdruumlcken im Altindischen vgl K Hoffmann Aufsaumltze I S 291) Daneben erscheint yadi wenn als Einleitewort eines Nebenshysatzes nach einem unpersoumlnlichen Ausdruck (5) RV 6343

yadi stotarab sataTJI yat sahasraTJI grnanti grvalasaTJI saTJI tad asmai Wenn hundert Saumlnger wenn tausend den Lobliebenden preisen so ist ihm das recht

(Uumlbersetzung nach Geldner) Ein entsprechender Gebrauch findet sich im Grieshychischen (6) Odyssee X345

aurljj rOI jJamproma( axolaaamprat EI XEV aOl8ov lfUumlpVf Selbst wird es dir hinterdrein ein Schmerz sein wenn du den Saumlnger toumltest

bull

Rosemarie Luumlhr 170 bullbull Hinzu kommt daszlig der einer Relativsatzkonstruktion ferner steshy

hende Typ des Explikativsatzes in der Funktion eines Subjekts wie in (1) auszliger im Altindischen und Griechischen auch im Avestischen und Lateinischen vorhanden ist und Explikativsaumltze die an Objektsshystelle stehen) eigentlich voraussetzt

(1) RV 5317a tad In nu te karaarrz dasma vipr5shy-hirrz yad ghnann 6jo atr5mimithaumlb Das war fuumlrwahr dein Werk du redekundiger Meister daszlig du den Drashy

chen erlegend an ihm deine Staumlrke gemessen hast

SchLuszligbemerkung

Nun kann die Frage beantwortet werden ob die Basiskategorie TEMPORAL als Basis fuumlr weitere konjunktionale Bedeutungen also fuumlr die Polyfunktionalitaumlt von Konjunktionen ein Universale ist Vergegenwaumlrtigt man sich noch einmal den Gang der Untersushychung so wurden aus dem Indoiranischen Griechischen und Lateishynischen Konjunktionen betrachtet die formal mit dem Akkusativ Singular neutrum des Relativpronomens identisch sind und in allen

(Uumlbersetzung nach Schadewaldt) (K Brugmann Die Syntax S 51 B Delbruumlck Vergleichende Syntax III S29 H Hettrich Untersuchungen S227 E SchwyshyzerA Debrunner Griechische Grammatik II S646 R KuumlhnerlC Stegmann Ausfuumlhrliche Grammatik II 2 S270 EHermann NGWG (1926) S272f vgl auch K BayerlJ Lindauer Lateinische Grammatik S 216 Anm 1 Quod mihi scrishybis te craumls venturum esse bene accidit Was du mir von deinem morgigen Kommen schreibstgt daszlig du mir von deinem morgigen Kommen schreibst trifft sich gut)

In der Absolutivkonstruktion bzw in dem wenn-Satz der Saumltze (4) und (5) werden uumlberzeitlich guumlltige Einschaumltzungen abgegeben dagegen liegt in dem Nebensatz von (6) Zukunftsbezug vor Wuumlrde ein daszlig-Satz verwendet so beshyzoumlge er sich auf einen zur Sprechzeit aktuell gegebenen Sachverhalt Der folshygende Satz zeigt daszlig in bestimmten Kontexten nach unpersoumlnlichen Ausdruumlkshyken sowohl daszlig- als auch wenn-Saumltze moumlglich sind (7) Es ist skandaloumls daszliglwenn heutzutage noch Vorgesetzte in der Lage sein duumlrfen

ihre Macht aufdiese Weise auszuspielen (Genaueres dazu bei H U Schmid Sprachwissenschaft 12 (1987) S 265 ff)

) Auch R Schmitt-Brandt in Indogermanische und allgemeine Sprachwisshysenschaft S 136 hat versucht die Explikativsaumltze aus Relativsaumltzen herzuleiten Ein Satz wie RV 21311 supravaumlcanarrz tava vira viryam yad ikena kratunauml vinshydase vasu zu preisen ist 0 Held deine Heldentat daszlig du mit einem Entschluszlig das Gut erwirbst sei urspruumlnglich folgendermaszligen konstruiert worden die Heldentat welche ist mit einem Entschluszlig erwirbst du das Gut Gegen diese Herleitung spricht jedoch der Akzent auf dem Verb vinddse da dieser die mit yad eingeleitete Struktur als Nebensatz ausweist

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untersuchten Sprachen daszlig und im Indoiranischen auch als bedeushyten Die Bedeutung als war aus syntaktischen Fuumlgungen wie der Tag an dem der Tag als herleitbar demgegenuumlber wurde fuumlr die Bedeutung daszlig kein temporaler Ausgangspunkt gefunden es wurde vielmehr folgender mehrstufiger Ableitungsmechanismus anshygenommen Nach Verben des Wissens oder Erkennens hat es neben explikativen Konstruktionen auch mit daszlig und mit Relativpronomen eingeleitete Nebensaumltze gegeben was durch das Material bestaumltigt wurde Eine Umdeutung vom Relativpronomen zur Konjunktion daszlig war moumlglich wenn die obligatorischen ValenzsteIlen des Verbs des Nebensatzes gefuumlllt waren Waumlhrend also im Falle der Bedeushytung als von indoiran yad yal durch den Bezug auf einen Zeitbeshygriff die Bedeutungskategorie TEMPORAL bei der Entstehung eishyner konjunktionalen Bedeutung beteiligt war war dies bei der Beshydeutung daszlig von idg jod und seiner Ersatzform nicht der Fall Die Bedeutungskategorie TEMPORAL als Basis fuumlr die Polyfunkshytionalitaumlt von Konjunktionen ist somit kein Universale das ausshynahmslos gilt Die Aussage daszlig aus der temporalen Bedeutung anshydere konjunktionale Bedeutungen abgeleitet werden koumlnnen ist wahrscheinlich richtig doch hat die Untersuchung der Bedeutung daszlig der Konjunktionen indoiran yad yal griech ouml und lat quod ergeben daszlig auch die Bedeutung was als Grundlage fuumlr die Polyshyfunktionalitaumlt von Konjunktionen in indogermanischen Sprachen gedient hat

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Sprachwissenschaft 12 (1987) S265-292 R Schmitt-Brandt Vergleich der indogermanischen Nebensatzkonstruktionen

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A WaldeJ B Hofmann Lateinisches etymologisches Woumlrterbuch H 5 A Heishy

delberg 1972

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168 Rosemarie Luumlhr bullbull (20 a) Du siehst was ich dir bringe (20b) Du siehst ~ ich dir bringe

Ein Verb der Bedeutung bringen fordert ein obligatorisches Akkusativshyobjekt

Nachdem nun der Akkusativ Singular neutrum des Relativpronoshymens zur Konjunktion der Bedeutung daszlig umgedeutet war konnshyten ohne weiteres Verben des Wissens oder Erkennens auszliger mit eishynem nominalen Objekt auch mit einem daszlig-Satz verbunden und so explikative Konstruktionen gebildet werden wie Satz

(13) IliasA411f yvljj 8i xal ) rti1iT7 [ ] ~v arTv D r aUHOV )Xauiiv ou8iv Erttatv und es erkenne auch der Atride [ ] seine Verblendung daszlig er den beshysten der Achaier fuumlr nichts geachtet hat

Fuumlr die Frage nach der Basiskategorie TEMPORAL als Basis von konjunktionalen Bedeutungen ist somit festzuhalten daszlig bei keinem der vier angenommenen Schritte die Bedeutung TEMPORAL eine Rolle gespielt hat Es ist nun zu fragen ob derartige Saumltze wie die angefuumlhrten bereits fuumlr die indogermanische Grundsprache postushyliert werden duumlrfen Wie schon gesagt gilt grundsaumltzlich daszlig eine sprachliche Erscheinung dann als indogermanisch betrachtet werden kann wenn sie in mindestens zwei indogermanischen Sprachzweigen bezeugt ist Dies ist bei allen drei Konstruktionstypen der Fall Das Altindische und Griechische gehen zusammen in dem Typ Verb des Wissens oder Erkennens mit zwei verschiedenen Objekten von deshynen das eine als nominale Fuumlgung und das andere als daszlig-Satz aufshytritt und in dem Typ Verb des Wissens oder Erkennens verbunden mit einem durch das Relativpronomen eingeleiteten indirekten Frashygesatz Dagegen haben den Typ Verb des Wissens oder Erkennens mit daszlig-Satz das Griechische und Lateinische gemeinsam49

) Obshy

49) Nach B Delbruumlck Vergleichende Syntax III S 327 f entspricht den Inshyhaltssaumltzen des Griechischen im RV nicht yad sondern ein Akkusativ in Apposishytion RV 11010 vidma h tvauml viJantamaTJI vajesu havanasrntam denn wir kennen dich als den staumlrksten als den bei Kaumlmpfenden Ruferhoumlrenden Der Uumlbergang vom Partizipium zum Konjunktionalsatz sei dabei entweder uumlber einen Relativshysatz (sie kennen mich der ich X bin) oder uumlber einen Kausalsatz (sie kennen mich weil ich X bin) erfolgt Der Typ Verb des Wissens oder Erkennens + daszlig-Satz muszlig aber auch im Vedischen bestanden haben (vgl oben) Das postulierte Neshybeneinander von Verb des Wissens oder Erkennens + daszlig-Satz oder Partizip findet sich jedenfalls im Griechischen In dieser Sprache ist der explikative Geshybrauch von D der haumlufigste (K BrugmannlA Thumb Griechische Grammatik S647)

r Polyfunktionalitaumlt von Konjunktionen 169

wohl im aumlltesten Altindischen die zuletzt genannte Konstruktion naumlmlich Verb des Wissens oder Erkennens mit daszlig-Satz fehlt muszlig diese Konstruktion auch fuumlr das Vedische angenommen werden die Explikativsaumltze setzen sie voraus Aus all dem ergibt sich Im Indoshygermanischen hat es aller Voraussicht nach ein Nebeneinander aller drei Konstruktionstypen gegebenSO)

SO) Eine weitere Quelle fuumlr die Umdeutung vom Relativpronomen zu einer Konjunktion der Bedeutung daszlig sind mit einem Relativpronomen eingeleitete indirekte Fragesaumltze die voneinem unpersoumlnlichen Ausdruck abhaumlngen vgl (I) Es ist klar was sie miteinander gesprochen haben

Es ist klar ~ sie miteinander gesprochen haben Unter den untersuchten Sprachen finden sich daszlig-Saumltze nach unpersoumlnlichen Ausdruumlcken im Altindischen Griechischen und Lateinischen (2) SB 4146

tat tad avakJptam eva yad braumlhmano raumljanyah syat so (daher) ist das ganz passend daszlig ein Brahmane ohne Koumlnig sei Ilias E 349 r7 oux aAl Dm yvvaixa avaAx18a ~lfE(OlfEr5EI Oder ists nicht genug daszlig du wehrlose Frauen verleitest Ilias P 670 r7 ouZ aAl Dm jUXZT imampr5ojJat Oder ist nicht genug daszlig ich schwaumlcher bin in der Schlacht

(Uumlbersetzung nach Schadewaldt) Der unpersoumlnliche Ausdruck enthaumllt hier ein praumldikatives Adverb (K Hoffmann Aufsaumltze 11 S340) (3) Plautus Aulularia 624

temerest quod corvos cantat mihi nunc ab aeva manu Es ist ohne Grund daszlig der Rabe mir jetzt von der linken Hand singt

quod koumlnnte hier auch mit was wiedergegeben werden Im RV wird ein unpershysoumlnlicher Ausdruck mit einer Absolutivkonstruktion verbunden (4) RV 103411

striyaTJI d[vaya kitavaTJI tataumlpa wenn er ein Weib gesehen hat schmerzte es den Spieler

(zu weiteren unpersoumlnlichen Ausdruumlcken im Altindischen vgl K Hoffmann Aufsaumltze I S 291) Daneben erscheint yadi wenn als Einleitewort eines Nebenshysatzes nach einem unpersoumlnlichen Ausdruck (5) RV 6343

yadi stotarab sataTJI yat sahasraTJI grnanti grvalasaTJI saTJI tad asmai Wenn hundert Saumlnger wenn tausend den Lobliebenden preisen so ist ihm das recht

(Uumlbersetzung nach Geldner) Ein entsprechender Gebrauch findet sich im Grieshychischen (6) Odyssee X345

aurljj rOI jJamproma( axolaaamprat EI XEV aOl8ov lfUumlpVf Selbst wird es dir hinterdrein ein Schmerz sein wenn du den Saumlnger toumltest

bull

Rosemarie Luumlhr 170 bullbull Hinzu kommt daszlig der einer Relativsatzkonstruktion ferner steshy

hende Typ des Explikativsatzes in der Funktion eines Subjekts wie in (1) auszliger im Altindischen und Griechischen auch im Avestischen und Lateinischen vorhanden ist und Explikativsaumltze die an Objektsshystelle stehen) eigentlich voraussetzt

(1) RV 5317a tad In nu te karaarrz dasma vipr5shy-hirrz yad ghnann 6jo atr5mimithaumlb Das war fuumlrwahr dein Werk du redekundiger Meister daszlig du den Drashy

chen erlegend an ihm deine Staumlrke gemessen hast

SchLuszligbemerkung

Nun kann die Frage beantwortet werden ob die Basiskategorie TEMPORAL als Basis fuumlr weitere konjunktionale Bedeutungen also fuumlr die Polyfunktionalitaumlt von Konjunktionen ein Universale ist Vergegenwaumlrtigt man sich noch einmal den Gang der Untersushychung so wurden aus dem Indoiranischen Griechischen und Lateishynischen Konjunktionen betrachtet die formal mit dem Akkusativ Singular neutrum des Relativpronomens identisch sind und in allen

(Uumlbersetzung nach Schadewaldt) (K Brugmann Die Syntax S 51 B Delbruumlck Vergleichende Syntax III S29 H Hettrich Untersuchungen S227 E SchwyshyzerA Debrunner Griechische Grammatik II S646 R KuumlhnerlC Stegmann Ausfuumlhrliche Grammatik II 2 S270 EHermann NGWG (1926) S272f vgl auch K BayerlJ Lindauer Lateinische Grammatik S 216 Anm 1 Quod mihi scrishybis te craumls venturum esse bene accidit Was du mir von deinem morgigen Kommen schreibstgt daszlig du mir von deinem morgigen Kommen schreibst trifft sich gut)

In der Absolutivkonstruktion bzw in dem wenn-Satz der Saumltze (4) und (5) werden uumlberzeitlich guumlltige Einschaumltzungen abgegeben dagegen liegt in dem Nebensatz von (6) Zukunftsbezug vor Wuumlrde ein daszlig-Satz verwendet so beshyzoumlge er sich auf einen zur Sprechzeit aktuell gegebenen Sachverhalt Der folshygende Satz zeigt daszlig in bestimmten Kontexten nach unpersoumlnlichen Ausdruumlkshyken sowohl daszlig- als auch wenn-Saumltze moumlglich sind (7) Es ist skandaloumls daszliglwenn heutzutage noch Vorgesetzte in der Lage sein duumlrfen

ihre Macht aufdiese Weise auszuspielen (Genaueres dazu bei H U Schmid Sprachwissenschaft 12 (1987) S 265 ff)

) Auch R Schmitt-Brandt in Indogermanische und allgemeine Sprachwisshysenschaft S 136 hat versucht die Explikativsaumltze aus Relativsaumltzen herzuleiten Ein Satz wie RV 21311 supravaumlcanarrz tava vira viryam yad ikena kratunauml vinshydase vasu zu preisen ist 0 Held deine Heldentat daszlig du mit einem Entschluszlig das Gut erwirbst sei urspruumlnglich folgendermaszligen konstruiert worden die Heldentat welche ist mit einem Entschluszlig erwirbst du das Gut Gegen diese Herleitung spricht jedoch der Akzent auf dem Verb vinddse da dieser die mit yad eingeleitete Struktur als Nebensatz ausweist

Z~OIYfunktionalitaumlt von Konjunktionen 171

untersuchten Sprachen daszlig und im Indoiranischen auch als bedeushyten Die Bedeutung als war aus syntaktischen Fuumlgungen wie der Tag an dem der Tag als herleitbar demgegenuumlber wurde fuumlr die Bedeutung daszlig kein temporaler Ausgangspunkt gefunden es wurde vielmehr folgender mehrstufiger Ableitungsmechanismus anshygenommen Nach Verben des Wissens oder Erkennens hat es neben explikativen Konstruktionen auch mit daszlig und mit Relativpronomen eingeleitete Nebensaumltze gegeben was durch das Material bestaumltigt wurde Eine Umdeutung vom Relativpronomen zur Konjunktion daszlig war moumlglich wenn die obligatorischen ValenzsteIlen des Verbs des Nebensatzes gefuumlllt waren Waumlhrend also im Falle der Bedeushytung als von indoiran yad yal durch den Bezug auf einen Zeitbeshygriff die Bedeutungskategorie TEMPORAL bei der Entstehung eishyner konjunktionalen Bedeutung beteiligt war war dies bei der Beshydeutung daszlig von idg jod und seiner Ersatzform nicht der Fall Die Bedeutungskategorie TEMPORAL als Basis fuumlr die Polyfunkshytionalitaumlt von Konjunktionen ist somit kein Universale das ausshynahmslos gilt Die Aussage daszlig aus der temporalen Bedeutung anshydere konjunktionale Bedeutungen abgeleitet werden koumlnnen ist wahrscheinlich richtig doch hat die Untersuchung der Bedeutung daszlig der Konjunktionen indoiran yad yal griech ouml und lat quod ergeben daszlig auch die Bedeutung was als Grundlage fuumlr die Polyshyfunktionalitaumlt von Konjunktionen in indogermanischen Sprachen gedient hat

Universitaumlt Regensburg Rosemarie Luumlhr Inst f Germanistik 8400 Regensburg

Literatur

WAbraham Die Rolle von Trugschluumlssen in der Diachronie von Satzkonnektoshyren in Opuscula slavica et linguistica Festschrift fuumlr A Issatschenko hg von H D PohiM Salnikow Schriftenreihe Sprachwissenschaft Universitaumlt fuumlr Bildungswissenschaften Klagenfurt 1 Klagenfurt 1976 SII-72

K Bayerlj Lindauer Lateinische Grammatik Auf der Grundlage der Lateinishyschen Schulgrammatik von Landgraf-Leitschuh BambergMuumlnchen 1974

K Brugmann Die Syntax des einfachen Satzes im Indogermanischen Berlinl Leipzig 1925 Kurze vergleichende Grammatik der indogermanischen Sprachen Berlinl Leipzig 1933

173

t shybull 172 Rosemarie Luumlhr

K BrugmannA Thumb Griechische Grammatik Lautlehre Stammbildungsshyund Flexionslehre Syntax Muumlnchen 1913

PChantraine Grammaire Homerique 11 Syntaxe Collection de philologie c1assique 4 Paris 1963

BDelbruumlck Altindische Syntax Halle an der Saale 1888 [1968] - Vergleichende Syntax der indogermanischen Sprachen 111 Grundriszlig der vershy

gleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen 5 Straszligburg 1900 J Friedrich Hethitisches Elementarbuch I Kurzgefaszligte Grammatik 2 A Heishy

delberg 1960 H Frisk Griechisches etymologisches Woumlrterbuch H Heidelberg 1970 C Gaedicke Der Accusativ im Veda Breslau 1880 K F Geldner [Uumlbersetzung von] Der Rig-Veda 1 H III IV Harvard Oriental

Series 33 34 35 LondonLeipzig 1951 H Happ Grundfragen einer Dependenz-Grammatik des Lateinischen Goumlttinshy

gen 1976 W H Held The Hittite Relative Sentence Language Dissertation 55 1957 E Hermann Gab es im Indogermanischen Nebensaumltze KZ 33 (1895) SAH 1shy

525 - Die subjektlosen Saumltze bei Homer und der Ausdruck der Taumltigkeit des Vorshy

gangs und des Zustands NGWG (1926) S265-297 H Hettrich Untersuchungen zur Hypotaxe im Vedischen Untersuchungen zur

indogermanischen Sprach- und Kulturwissenschaft 4 BerlinNew York 1988 H Hirt Indogermanische Grammatik VI Syntax I Syntaktische Verwendung

der Kasus und Verbalformen VII Syntax II Die Lehre vom einfachen und zusammengesetzten Satz Indogermanische Bibliothek I I 13 Heidelberg 19341937

K Hoffmann Aufsaumltze zur Indoiranistik I 11 hg von J N arten Wiesbaden 1975 1976

J B HofmannA Szantyr Lateinische Syntax und Stilistik Mit dem allgemeinen Teil der lateinischen Grammatik Handbuch der Altertumswissenschaft II 22 Muumlnchen 1965

RGKent Old Persian Grammar Texts Lexikon 2A New HavenConnectishycut 1953

R KuumlhnerB Gerth Ausfuumlhrliche Grammatik der griechischen Sprache Satzshylehre Il 4 A Hannover 1955

R KuumlhnerCo Stegmann Ausfuumlhrliche Grammatik der lateinischen Sprache II Satzlehre 2 Hannover 1914

ChLehmann Der Relativsatz Typologie seiner Strukturen Theorie seiner Funktionen Kompendium seiner Grammatik Language Universals Series 3 Tuumlbingen 1984

HLuumlders Varula Aus dem Nachlaszlig hg von LAlsdorf I Varula und die Wasshyser 11 Varula und das ~ta Goumlttingen 1951 1959

R Pasch IlIokutionsstrukturtypen und Typen der Verknuumlpfung von Inhalten i1shylokutiver Handlungen in Sprache Text sprachliche Handlung hg von W Motsch studia grammatica 25 Berlin 1987 S119-161

H Reichelt Awestisches Elementarbuch Indogermanische Bibliothek I 5 Heishydelberg 1909

H Rix Abstrakte Komplemente im Urindogermanischen in Festschrift fuumlr O Szemerenyi on the Occasion of his 65th Birthday ed by B Brogyanyi Am-

e Zur Polyfunktionalitat von Konjunktionen

sterdam Studies in the Theory and History of Linguistic Science IV Current Issues in Linguistic Theory 11 Amsterdam 1979 S 725-747

W Schadewaldt [Uumlbersetzung von] Homer Die Odyssee Hamburg 1970 _ [Uumlbersetzung von] Homer I1ias Frankfurt am Main 1975 H U Schmid Uumlberlegungen zu Syntax und Semantik ergaumlnzender wenn-Saumltze

Sprachwissenschaft 12 (1987) S265-292 R Schmitt-Brandt Vergleich der indogermanischen Nebensatzkonstruktionen

in Indogermanische und allgemeine Sprachwissenschaft Akten der IV Fachshytagung der Indogermanischen Gesellschaft Bern 18Juli lAugust 1969 hg von G Redard Wiesbaden 1973 S125-141

E SchwyzerA Debrunner Griechische Grammatik Auf der Grundlage von Karl Brugmanns griechischerGrammatik Il Syntax und syntaktische Stilishystik Handbuch der klassischen Altertumswissenschaft 11 I 2 Muumlnchen 1966

St Sionski Die Uumlbertragung der griechischen Nebensatzkonstruktionen in den altbulgarischen Sprachdenkmnaumllern Phi Diss Leipzig Kirchhain 1908

f Sommer Vergleichende Syntax der Schulsprachen (Deutsch Englisch Franzoumlshysisch Griechisch Lateinisch) mit besonderer Beruumlcksichtigung des Deutshyschen 2 A LeipzigiBeriin 1925

R Sternemann Temporale und konditionale Nebensaumltze des Hethitischen MIO 11 (1965) S231-274 378-415

O Szemerenyi Einfuumlhrung in die vergleichende Sprachwissenschaft Darmstadt 3A1989

P Thieme [Uumlbersetzung von] Gedichte aus dem Rig-Veda Aus dem Sanskrit uumlbertragen und erlaumlutert Stuttgart 1964

WVondniklOGrUnenthal Vergleichende slavische Grammatik Il Formenshylehre und Syntax 2A Goumlttingen 1928

J Wackernagel Indogermanisch -que als alte nebensatzeinleitende Konjunktion (Aus dem Nachlaszlig hg von J Lohmann) KZ 67 (1942) S 1-5 [== Kleine Schriften I Goumlttingen 1953 S 257 -261]

A WaldeJ B Hofmann Lateinisches etymologisches Woumlrterbuch H 5 A Heishy

delberg 1972

Page 10: L.hrstuhl fI llaint'siti. - Suche • dwee.eudwee.eu/Rosemarie_Luehr/userfiles/downloads/Sonderdruck27.pdf · Im Altlatein begegnet quod in der Bedeutung 'daß' nach Verba di cendi

bull

Rosemarie Luumlhr 170 bullbull Hinzu kommt daszlig der einer Relativsatzkonstruktion ferner steshy

hende Typ des Explikativsatzes in der Funktion eines Subjekts wie in (1) auszliger im Altindischen und Griechischen auch im Avestischen und Lateinischen vorhanden ist und Explikativsaumltze die an Objektsshystelle stehen) eigentlich voraussetzt

(1) RV 5317a tad In nu te karaarrz dasma vipr5shy-hirrz yad ghnann 6jo atr5mimithaumlb Das war fuumlrwahr dein Werk du redekundiger Meister daszlig du den Drashy

chen erlegend an ihm deine Staumlrke gemessen hast

SchLuszligbemerkung

Nun kann die Frage beantwortet werden ob die Basiskategorie TEMPORAL als Basis fuumlr weitere konjunktionale Bedeutungen also fuumlr die Polyfunktionalitaumlt von Konjunktionen ein Universale ist Vergegenwaumlrtigt man sich noch einmal den Gang der Untersushychung so wurden aus dem Indoiranischen Griechischen und Lateishynischen Konjunktionen betrachtet die formal mit dem Akkusativ Singular neutrum des Relativpronomens identisch sind und in allen

(Uumlbersetzung nach Schadewaldt) (K Brugmann Die Syntax S 51 B Delbruumlck Vergleichende Syntax III S29 H Hettrich Untersuchungen S227 E SchwyshyzerA Debrunner Griechische Grammatik II S646 R KuumlhnerlC Stegmann Ausfuumlhrliche Grammatik II 2 S270 EHermann NGWG (1926) S272f vgl auch K BayerlJ Lindauer Lateinische Grammatik S 216 Anm 1 Quod mihi scrishybis te craumls venturum esse bene accidit Was du mir von deinem morgigen Kommen schreibstgt daszlig du mir von deinem morgigen Kommen schreibst trifft sich gut)

In der Absolutivkonstruktion bzw in dem wenn-Satz der Saumltze (4) und (5) werden uumlberzeitlich guumlltige Einschaumltzungen abgegeben dagegen liegt in dem Nebensatz von (6) Zukunftsbezug vor Wuumlrde ein daszlig-Satz verwendet so beshyzoumlge er sich auf einen zur Sprechzeit aktuell gegebenen Sachverhalt Der folshygende Satz zeigt daszlig in bestimmten Kontexten nach unpersoumlnlichen Ausdruumlkshyken sowohl daszlig- als auch wenn-Saumltze moumlglich sind (7) Es ist skandaloumls daszliglwenn heutzutage noch Vorgesetzte in der Lage sein duumlrfen

ihre Macht aufdiese Weise auszuspielen (Genaueres dazu bei H U Schmid Sprachwissenschaft 12 (1987) S 265 ff)

) Auch R Schmitt-Brandt in Indogermanische und allgemeine Sprachwisshysenschaft S 136 hat versucht die Explikativsaumltze aus Relativsaumltzen herzuleiten Ein Satz wie RV 21311 supravaumlcanarrz tava vira viryam yad ikena kratunauml vinshydase vasu zu preisen ist 0 Held deine Heldentat daszlig du mit einem Entschluszlig das Gut erwirbst sei urspruumlnglich folgendermaszligen konstruiert worden die Heldentat welche ist mit einem Entschluszlig erwirbst du das Gut Gegen diese Herleitung spricht jedoch der Akzent auf dem Verb vinddse da dieser die mit yad eingeleitete Struktur als Nebensatz ausweist

Z~OIYfunktionalitaumlt von Konjunktionen 171

untersuchten Sprachen daszlig und im Indoiranischen auch als bedeushyten Die Bedeutung als war aus syntaktischen Fuumlgungen wie der Tag an dem der Tag als herleitbar demgegenuumlber wurde fuumlr die Bedeutung daszlig kein temporaler Ausgangspunkt gefunden es wurde vielmehr folgender mehrstufiger Ableitungsmechanismus anshygenommen Nach Verben des Wissens oder Erkennens hat es neben explikativen Konstruktionen auch mit daszlig und mit Relativpronomen eingeleitete Nebensaumltze gegeben was durch das Material bestaumltigt wurde Eine Umdeutung vom Relativpronomen zur Konjunktion daszlig war moumlglich wenn die obligatorischen ValenzsteIlen des Verbs des Nebensatzes gefuumlllt waren Waumlhrend also im Falle der Bedeushytung als von indoiran yad yal durch den Bezug auf einen Zeitbeshygriff die Bedeutungskategorie TEMPORAL bei der Entstehung eishyner konjunktionalen Bedeutung beteiligt war war dies bei der Beshydeutung daszlig von idg jod und seiner Ersatzform nicht der Fall Die Bedeutungskategorie TEMPORAL als Basis fuumlr die Polyfunkshytionalitaumlt von Konjunktionen ist somit kein Universale das ausshynahmslos gilt Die Aussage daszlig aus der temporalen Bedeutung anshydere konjunktionale Bedeutungen abgeleitet werden koumlnnen ist wahrscheinlich richtig doch hat die Untersuchung der Bedeutung daszlig der Konjunktionen indoiran yad yal griech ouml und lat quod ergeben daszlig auch die Bedeutung was als Grundlage fuumlr die Polyshyfunktionalitaumlt von Konjunktionen in indogermanischen Sprachen gedient hat

Universitaumlt Regensburg Rosemarie Luumlhr Inst f Germanistik 8400 Regensburg

Literatur

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K Bayerlj Lindauer Lateinische Grammatik Auf der Grundlage der Lateinishyschen Schulgrammatik von Landgraf-Leitschuh BambergMuumlnchen 1974

K Brugmann Die Syntax des einfachen Satzes im Indogermanischen Berlinl Leipzig 1925 Kurze vergleichende Grammatik der indogermanischen Sprachen Berlinl Leipzig 1933

173

t shybull 172 Rosemarie Luumlhr

K BrugmannA Thumb Griechische Grammatik Lautlehre Stammbildungsshyund Flexionslehre Syntax Muumlnchen 1913

PChantraine Grammaire Homerique 11 Syntaxe Collection de philologie c1assique 4 Paris 1963

BDelbruumlck Altindische Syntax Halle an der Saale 1888 [1968] - Vergleichende Syntax der indogermanischen Sprachen 111 Grundriszlig der vershy

gleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen 5 Straszligburg 1900 J Friedrich Hethitisches Elementarbuch I Kurzgefaszligte Grammatik 2 A Heishy

delberg 1960 H Frisk Griechisches etymologisches Woumlrterbuch H Heidelberg 1970 C Gaedicke Der Accusativ im Veda Breslau 1880 K F Geldner [Uumlbersetzung von] Der Rig-Veda 1 H III IV Harvard Oriental

Series 33 34 35 LondonLeipzig 1951 H Happ Grundfragen einer Dependenz-Grammatik des Lateinischen Goumlttinshy

gen 1976 W H Held The Hittite Relative Sentence Language Dissertation 55 1957 E Hermann Gab es im Indogermanischen Nebensaumltze KZ 33 (1895) SAH 1shy

525 - Die subjektlosen Saumltze bei Homer und der Ausdruck der Taumltigkeit des Vorshy

gangs und des Zustands NGWG (1926) S265-297 H Hettrich Untersuchungen zur Hypotaxe im Vedischen Untersuchungen zur

indogermanischen Sprach- und Kulturwissenschaft 4 BerlinNew York 1988 H Hirt Indogermanische Grammatik VI Syntax I Syntaktische Verwendung

der Kasus und Verbalformen VII Syntax II Die Lehre vom einfachen und zusammengesetzten Satz Indogermanische Bibliothek I I 13 Heidelberg 19341937

K Hoffmann Aufsaumltze zur Indoiranistik I 11 hg von J N arten Wiesbaden 1975 1976

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RGKent Old Persian Grammar Texts Lexikon 2A New HavenConnectishycut 1953

R KuumlhnerB Gerth Ausfuumlhrliche Grammatik der griechischen Sprache Satzshylehre Il 4 A Hannover 1955

R KuumlhnerCo Stegmann Ausfuumlhrliche Grammatik der lateinischen Sprache II Satzlehre 2 Hannover 1914

ChLehmann Der Relativsatz Typologie seiner Strukturen Theorie seiner Funktionen Kompendium seiner Grammatik Language Universals Series 3 Tuumlbingen 1984

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H Reichelt Awestisches Elementarbuch Indogermanische Bibliothek I 5 Heishydelberg 1909

H Rix Abstrakte Komplemente im Urindogermanischen in Festschrift fuumlr O Szemerenyi on the Occasion of his 65th Birthday ed by B Brogyanyi Am-

e Zur Polyfunktionalitat von Konjunktionen

sterdam Studies in the Theory and History of Linguistic Science IV Current Issues in Linguistic Theory 11 Amsterdam 1979 S 725-747

W Schadewaldt [Uumlbersetzung von] Homer Die Odyssee Hamburg 1970 _ [Uumlbersetzung von] Homer I1ias Frankfurt am Main 1975 H U Schmid Uumlberlegungen zu Syntax und Semantik ergaumlnzender wenn-Saumltze

Sprachwissenschaft 12 (1987) S265-292 R Schmitt-Brandt Vergleich der indogermanischen Nebensatzkonstruktionen

in Indogermanische und allgemeine Sprachwissenschaft Akten der IV Fachshytagung der Indogermanischen Gesellschaft Bern 18Juli lAugust 1969 hg von G Redard Wiesbaden 1973 S125-141

E SchwyzerA Debrunner Griechische Grammatik Auf der Grundlage von Karl Brugmanns griechischerGrammatik Il Syntax und syntaktische Stilishystik Handbuch der klassischen Altertumswissenschaft 11 I 2 Muumlnchen 1966

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O Szemerenyi Einfuumlhrung in die vergleichende Sprachwissenschaft Darmstadt 3A1989

P Thieme [Uumlbersetzung von] Gedichte aus dem Rig-Veda Aus dem Sanskrit uumlbertragen und erlaumlutert Stuttgart 1964

WVondniklOGrUnenthal Vergleichende slavische Grammatik Il Formenshylehre und Syntax 2A Goumlttingen 1928

J Wackernagel Indogermanisch -que als alte nebensatzeinleitende Konjunktion (Aus dem Nachlaszlig hg von J Lohmann) KZ 67 (1942) S 1-5 [== Kleine Schriften I Goumlttingen 1953 S 257 -261]

A WaldeJ B Hofmann Lateinisches etymologisches Woumlrterbuch H 5 A Heishy

delberg 1972

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173

t shybull 172 Rosemarie Luumlhr

K BrugmannA Thumb Griechische Grammatik Lautlehre Stammbildungsshyund Flexionslehre Syntax Muumlnchen 1913

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gleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen 5 Straszligburg 1900 J Friedrich Hethitisches Elementarbuch I Kurzgefaszligte Grammatik 2 A Heishy

delberg 1960 H Frisk Griechisches etymologisches Woumlrterbuch H Heidelberg 1970 C Gaedicke Der Accusativ im Veda Breslau 1880 K F Geldner [Uumlbersetzung von] Der Rig-Veda 1 H III IV Harvard Oriental

Series 33 34 35 LondonLeipzig 1951 H Happ Grundfragen einer Dependenz-Grammatik des Lateinischen Goumlttinshy

gen 1976 W H Held The Hittite Relative Sentence Language Dissertation 55 1957 E Hermann Gab es im Indogermanischen Nebensaumltze KZ 33 (1895) SAH 1shy

525 - Die subjektlosen Saumltze bei Homer und der Ausdruck der Taumltigkeit des Vorshy

gangs und des Zustands NGWG (1926) S265-297 H Hettrich Untersuchungen zur Hypotaxe im Vedischen Untersuchungen zur

indogermanischen Sprach- und Kulturwissenschaft 4 BerlinNew York 1988 H Hirt Indogermanische Grammatik VI Syntax I Syntaktische Verwendung

der Kasus und Verbalformen VII Syntax II Die Lehre vom einfachen und zusammengesetzten Satz Indogermanische Bibliothek I I 13 Heidelberg 19341937

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J B HofmannA Szantyr Lateinische Syntax und Stilistik Mit dem allgemeinen Teil der lateinischen Grammatik Handbuch der Altertumswissenschaft II 22 Muumlnchen 1965

RGKent Old Persian Grammar Texts Lexikon 2A New HavenConnectishycut 1953

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R KuumlhnerCo Stegmann Ausfuumlhrliche Grammatik der lateinischen Sprache II Satzlehre 2 Hannover 1914

ChLehmann Der Relativsatz Typologie seiner Strukturen Theorie seiner Funktionen Kompendium seiner Grammatik Language Universals Series 3 Tuumlbingen 1984

HLuumlders Varula Aus dem Nachlaszlig hg von LAlsdorf I Varula und die Wasshyser 11 Varula und das ~ta Goumlttingen 1951 1959

R Pasch IlIokutionsstrukturtypen und Typen der Verknuumlpfung von Inhalten i1shylokutiver Handlungen in Sprache Text sprachliche Handlung hg von W Motsch studia grammatica 25 Berlin 1987 S119-161

H Reichelt Awestisches Elementarbuch Indogermanische Bibliothek I 5 Heishydelberg 1909

H Rix Abstrakte Komplemente im Urindogermanischen in Festschrift fuumlr O Szemerenyi on the Occasion of his 65th Birthday ed by B Brogyanyi Am-

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