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LIA.nrw www.lia.nrw Ruhezeiten und Erholung als wichtige Eckpfeiler einer flexibilisierten Arbeitswelt Dr. Kai Seiler Lisa Schüßler LIA.nrw Düsseldorf, 12. Juli 2017 © electriceye /Fotolia.com

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Ruhezeiten und Erholung als wichtige Eckpfeiler einer flexibilisierten Arbeitswelt

Dr. Kai Seiler Lisa Schüßler LIA.nrw Düsseldorf, 12. Juli 2017

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Das LIA.nrw berät und unterstützt die Landesregierung NRW und die Dienststellen des staatlichen Arbeitsschutzes in Fragen der Sicherheit, des Gesundheitsschutzes und der Gesundheitsförderung in der Arbeitswelt.

Landesinstitut für Arbeitsgestaltung des Landes Nordrhein-Westfalen.

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Agenda Warum ist das ein wichtiges Thema?

Erklärungsmodelle und Zusammenhänge

Empirische Ergebnisse

Schlussfolgerungen und Ausblick

Diskussion

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Auswirkungen arbeitsbezogener Belastungen im Trend 1994-2014

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Beanspruchung und Erholung - Teufelskreis

1. Beanspruchung ↑

2. Erholung

3. Robust-

heit ↓

4. Beanspruchungsfol

gen ↑

5. Gleich-gewicht

1. Sorgen, Stress, Überforderung

2. Einschlaf-, Durch-Schlafschwierigkeiten sowie Erholungsbarrieren

3. Verringerung psych. Robustheit/ Immunsystem

4. Erkrankungen, Ausfälle, Leistungseinbußen

5. Synchronisierungsprobleme privat / bei der Arbeit

nach Seiler & Lehmann, 2011

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Wettbewerb und ständige Optimierung

Technische Beschleunigung

Beschleunigung der „Lebens-

geschwindigkeit“

Beschleunigung des sozialen Wandels

Entgrenzung

nach Rosa, 2013

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Repräsentativbefragung, transfer 3 (2012)

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Erholungshemmnisse

Quelle: LIA.nrw, 2012

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0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50

Umstrukturierungsmaßnahmen

Angst vor Arbeitsplatzverlust

schlechte Arbeitsumgebungsbedingungen(z. B. Lärm, Hitze)

Konflikte am Arbeitsplatz (z. B. mit Kollegen,Vorgesetzten oder Kunden)

ungünstige Arbeitszeiten (z. B. Schichtarbeit,Arbeit an Wochenenden)

emotionale Belastungen(z. B. Umgang mit Kranken)

psychische Belastungen (z. B. hoher Zeitdruck,mangelnde Handlungsspielräume)

körperliche Belastungen(z. B. schwere Arbeit)

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Anteil der befragten abhängig Beschäftigten und Selbständigen in %

"Gedanken an die Arbeit": Erholungshemnis: ja (N=459) "Gedanken an die Arbeit": Erholungshemnis: nein (N=546)

Gedanken an die Arbeit und Belastung am Arbeitsplatz (eher stark belastet oder sehr stark belastet)

Quelle: Erholungsbefragung 2012, LIA.nrw

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bis 30 Stunden(n=213)

31 bis 42 Stunden(n=319)

43 bis 49 Stunden(n=147)

50 Stunden und mehr(n=201)

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Stärkstes Erholungshemmnis „Gedanken an die Arbeit“ und Wochenarbeitszeit

Quelle: Erholungsbefragung 2012, LIA.nrw

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Arbeitsorganisation und Gedanken an die Arbeit

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Ich kann nicht bei Bedarfeinen Teil meiner Arbeit zu Hause verrichten (N=656)

Ich kann bei Bedarfeinen Teil meiner Arbeit zu Hause verrichten (N=346)

die Arbeit erfordert keinen hohen Grad an Mobilität(viele Dienstreisen) (N=701)

die Arbeit erfordert einen hohen Grad an Mobilität(viele Dienstreisen) (N=301)

Ich arbeite nicht in einem Team (N=224)

Ich arbeite in einem Team (N=777)

die Arbeit ist nicht projektförmig organisiert (N=684)

die Arbeit ist projektförmig organisiert (N=312)

abhängig Beschäftigte, Selbständige (N=1.007)

Anteil der befragten abhängig Beschäftigten und Selbständigen in %

"Gedanken an die Arbeit": Erholungshemmnis: ja "Gedanken an die Arbeit": Erholungshemmnis: neinQuelle: Erholungsbefragung 2012, LIA.nrw

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Quelle: Beschäftigtenbefragung NRW 2016, LIA.nrw

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Wochenarbeitszeiten in NRW 2016

Vollzeitbeschäftigte arbeiten vertraglich vereinbart 39 Stunden/Woche, tatsächlich aber 43 Stunden

45% der Frauen und 88% der Männer arbeiten Vollzeit in KMU ist der Anteil Vollzeitbeschäftigter geringer

58% der Beschäftigten möchten ihre Arbeitszeit gerne reduzieren, 11%

möchten sie erhöhen, 32% möchten sie beibehalten – bei entsprechender Verringerung des Lohns (Rundungsfehler)

Quelle: Beschäftigtenbefragung NRW 2016, LIA.nrw

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Schlussfolgerungen und Ausblick

Erholung und Schlaf sind zentrale Faktoren für • die Gesundheit der Beschäftigten • sichere Arbeit und • Leistungsfähigkeit

Erholung verdient eine kulturelle und ökonomische Aufwertung

Ungünstige Erholungsvoraussetzungen sind mit bestimmten Formen der Arbeitsorganisation und Arbeitszeit verbunden

Eine moderne mobile Arbeitswelt erfordert neue bzw. angepasste Pausen- und Erholungskonzepte

Insbesondere der fehlenden Distanzierungsfähigkeit sowie den körperlichen Beschwerden als Erholungshemmnis muss Beachtung geschenkt werden

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Schlussfolgerungen und Ausblick

Erholung beeinflusst psychische Beanspruchung und umgekehrt – daher sollte dieser Zusammenhang bei Gefährdungsbeurteilungen mit berücksichtigt werden (§5 ArbSchG: Pflicht zur Gefährdungsbeurteilung schließt das ArbZG ein: Arbeitszeit ist eine wesentliche Gefährdung)

Arbeitsdauer begrenzt die Beanspruchung und ermöglicht Zeit für Erholung und Rückführung auf Ausgangsniveau

Arbeitswissenschaftliche Erkenntnisse untermauern die bestehenden Arbeitszeitregelungen (Pausen, Ruhezeiten, tägliche Höchstarbeitszeiten etc.)

Zu Auswirkungen mobiler Arbeit und zu kurzen Unterbrechungen der Ruhezeiten gibt es noch Forschungsbedarf

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www.lia.nrw/erholungsbericht

www.lia.nrw/erholungsleitfaden

Erholungscheck (bald wieder verfügbar)

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LIA.nrw gesünder arbeiten und leben.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

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Literaturhinweise

Caruso, C.C.; Hitchcock, E.M.; Dick, R.B.; Russo, J.M.; Schmidt, J.M.: Overtime and Extended Work Shifts: Recent Findings on Illnesses, Injuries, and Health Behaviors. Cincinnati, 2004a

Dinges, D.F.; Pack, F.; Williams, K.; Gillen, K.A.; Powell, J.W.; Ott, G.E.; Dawson, D.; Reid, K.: Fatigue, alcohol and performance impairment. Nature 38, (1997), 235

Sonnentag S (2001). Work, recovery activities, and well-being: A diary study. In: Journal of Occupational Health Psychology, 6, 196–210.

Spurgeon, A.; Harrington, J.M.; Cooper, C.L.: Health and safety problems associated with long working hours: a review of the current position. J Occup Environ Med 54 (1997), 367-375

Van der Hulst, M.; Veldhoven, M.; Beckers, D.: Overtime and need for recovery to job demands and job control. J Occup Health 48 (2006), 11-19

Wendsche, J. (2015). Optimale Erholung während der Arbeit: Wie man Pausensysteme bewerten kann. Wirtschaftspsychologie aktuell, 22(1), 9-12.

Wirtz A (Dissertation)- Gesundheitliche und soziale Auswirkungen langer Arbeitszeiten (veröffentlicht durch die BAuA, 2010)

Zijlstra F R H, Sonnentag S (2006). After work is done: Psychological perspectives on recovery from work. In: European Journal of Work and Organizational Psychology, 15 (2), 129–138.

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Quellen der Daten

K. Seiler, E. Beerheide, M. Figgen, A. Goedicke, F.Alaze, R. Rack, S. Mayer, A. Van Loocke-Scholz, G. Evers. (2013). Arbeit, Leben und Erholung. Ergebnisse einer Repräsentativbefragung in Nordrhein-Westfalen transfer 3

S. Mayer, K. Seiler, P. Langer, S. Meier. Erholungsleitfaden Richtig erholen – zufriedener arbeiten – gesünder leben. Erholung und Arbeit im Gleichgewicht. Ein Leitfaden für Beschäftigte. https://www.lia.nrw.de/_media/pdf/service/Publikationen/lia_praxis/LIA_praxis1.pdf (Zugriff am 04.07.2017).

Landesinstitut für Arbeitsgestaltung des Landes Nordrhein-Westfalen (LIA.nrw) (Hrsg.) (2012). Gedanken an die Arbeit beeinträchtigen die Erholung. In: LIA.fakten 07/2012.

Landesinstitut für Arbeitsgestaltung NRW. Ergebnisse der Beschäftigtenbefragungen 2015 und 2016. unveröffentlichtes Manuskript.

A. M. Wöhrmann, S. Gerstenberg, L. Hünefeld, F. Pundt, A. Reeske-Behrens, F. Brenscheidt, B. Beermann: Arbeitszeitreport Deutschland 2016. 1. Auflage. Dortmund: Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin 2016. ISBN: 978-3-88261-206-6, Seiten 187, Projektnummer: F 2398, Papier, PDF-Datei, DOI: 10.21934/baua:bericht20160729

A. Lohmann-Haislah: Stressreport Deutschland 2012. Psychische Anforderungen, Ressourcen und Befinden 1. Auflage. Dortmund: Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin 2012. ISBN: 978-3-88261-725-208

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Richtlinie 2003/88/EG des Europäischen Parlaments und des Rates „ausreichende Ruhezeiten: die Arbeitnehmer müssen über regelmäßige

und ausreichend lange und kontinuierliche Ruhezeiten verfügen, deren Dauer in Zeiteinheiten angegeben wird, damit sichergestellt ist, dass sie nicht wegen Übermüdung oder wegen eines unregelmäßigen Arbeitsrhythmus sich selbst, ihre Kollegen oder sonstige Personen verletzen und weder kurzfristig noch langfristig ihre Gesundheit schädigen.“ (s. Kapitel 1, Art. 2 , Absatz 9, RICHTLINIE 2003/88/EG DES EUROPÄISCHEN PARLAMENTS UND DES RATES vom 04. November 2003 ).

„Die Mitgliedstaaten treffen die erforderlichen Maßnahmen, damit jedem Arbeitnehmer pro 24-Stunden Zeitraum eine Mindestruhezeit von elf zusammenhängenden Stunden gewährt wird.“ (Kapitel 2 , Art. 3, RICHTLINIE 2003/88/EG DES EUROPÄISCHEN PARLAMENTS UND DES RATES vom 04. November 2003 )

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Abschalten von der Arbeit (Detachment)

Abschalten von der Arbeit

während der Ruhezeit

Personenmerkmale Arbeitsbedingungsfaktoren Personenmerkmale Beanspruchungsfolgen

Arbeitsanforderungen

Arbeitsressourcen

Gesundheit

Befinden

Arbeitsmotivation

Leistung Ausführen von Arbeitstätigkeiten während der Ruhezeit

• exzessive Arbeitsneigung

• „Job Involvement“ • negative Affektivität

• qualitative Anforder. • soziale Konflikte • Emotionale Anforder. • Arbeitszeit • Rollenkonflikte

• Soziale Unterstützung • Handlungsspielraum • Entscheidungsspielraum

• Burnout-Erschöpfung • Schlaf • Psychisches Wohlbefinden • Lebenszufriedenheit • körperliche

Beschwerdefreiheit • Burnout – andere Merkmale

• Ermüdung • Erholung • Aktives Wohlbefinden

• Arbeitsleistung • Kontextuelle Leistung Quelle: Lohmann-Haislah & Wendsche, BAuA

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Flexibilität und Gesundheit bzw. Arbeitsfähigkeit

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Belastungen am Arbeitsplatz

Quelle: Beschäftigtenbefragung 1994 - 2016, LIA.nrw

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BAuA-Stressreport 2012

- Knapp ein Drittel der Beschäftigten verzichtet regelmäßig auf Pausen

- Die berichteten Beanspruchungsfolgen durch Arbeit haben zugenommen

- Längere Arbeitszeiten sind mit erhöhter wahrgenommener psychischer Belastung verbunden