Liebe Leserin, lieber Leser Von SRF bis ZDF: Der ... · grösstem Verlag Axel Springer und...

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Unterstützen Sie die No-Billag-Initiati- ve? Stimmen Sie online ab unter www.aargauerzeitung.ch www.bzbasel.ch www.basellandschaftliche.ch www.solothurnerzeitung.ch www.grenchnertagblatt.ch www.limmattalerzeitung.ch www.oltnertagblatt.ch «Die Umfrage finden Sie online über die Such-Funktion mit dem Stichwort «Ta- gesfrage» Das Ergebnis erscheint in der nächs- ten Ausgabe. Ergebnis letzte Tagesfrage Während Sturm «Ophelia»: Sohn filmt dramatische Landung seiner Eltern. Wir haben gefragt: Fürchten Sie sich vor kriminellen Diebesbanden aus dem Ausland? Video des Tages www.aargauerzeitung.ch/mediathek/videos Frage des Tages Ja Nein HEUTE 17.10.2017 Die Digitalfotografie hat das Zeitungs- machen tiefgreifend verändert. Als ich vor zwanzig Jahren ein Volontariat im AZ-Regionalressort Zurzach absol- vierte, gab es dort noch eine Dunkel- kammer. Heute wandern die Fotos blitzartig von der Kamera auf die Websites und Zeitungsseiten. Ei- ne der Folgen: Archive mit Negativen und Papierabzügen sind überflüssig geworden. Dieser Wandel ist der Hin- tergrund dafür, dass der Medienkon- zern Ringier sein Bildarchiv dem Kan- ton Aargau vermacht hat. Nun sind ei- nige der Foto-Trouvaillen im Museum zu bestaunen (Kulturteil). Liebe Leserin, lieber Leser Patrik Müller REZEPT DES TAGES Präsentiert von Annemarie Wildeisen Zwiebelcremesuppe mit carame- lisierten Thymian-Baumnüssen Für 6 Personen als Vorspeise 300 g Zwiebeln 150 g Sellerie 1 Esslöffel Butter 2 dl Sherry trocken oder Weisswein 5 dl Gemüsebouillon kräftig 3 Lorbeerblätter 3 bis 4 Zweige Thymian 50 g Baumnüsse 2 Esslöffel Zucker 1 Teelöffel rosa Pfefferkörner Salz 180 g Crème fraîche 0,5 dl Rahm schwarzer Pfeffer aus der Mühle Bestellen Sie jetzt via SMS ein Schnupperabo mit 3 Ausgaben für nur 12 Franken. SMS mit SCHNUPPER + Name und Adresse an 919 (20 Rp./SMS) oder Online-Bestellung unter www.wildeisen.ch/schnupperabo www.wildeisen.ch/suche/rezepte ie unheimliche Macht: Wie ARD und ZDF Politik betreiben», titelte das Nachrichtenmagazin «Der Spiegel» kürzlich auf seiner Frontseite. Die Ti- telgeschichte war der bisherige Höhe- punkt der Kritik, die seit Monaten auf die öffentlich-rechtlichen Sender ein- prasselt. Manchmal habe man den Ein- druck, die beiden Anstalten machten un- gefähr so Fernsehen, wie Bundeskanzle- rin Angela Merkel regiere, monierte der «Spiegel». «Irgendwo zwischen ‹Sie ken- nen uns›, ‹In der Ruhe liegt die Kraft› und kulturellem Wachkoma.» Das Unter- haltungsprogramm der beiden Sender scheine vor allem ein Ziel zu haben: «ei- nen Mehltau der Vorhersehbarkeit über die Republik zu legen. Ein ewiges Im- mer-weiter-so.» Und weiter wie bisher, das geht auf gar keinen Fall – da sind sich die Kritiker ei- nig. Es ist ein seltsames Bündnis, das sich in dieser Angelegenheit gefunden hat: Auf der einen Seite kämpft die rechtspopulistische AfD, die ARD und ZDF «Lügenpresse» schimpft und die Rundfunkgebühr abschaffen möchte; auf der anderen Seite wettern Vertreter der privaten TV-Anstalten genauso wie jene der gedruckten Presse. Beispielsweise Mathias Döpfner, Chef von Deutschlands grösstem Verlag Axel Springer und Präsi- dent des Bundesverbands Deutscher Zei- tungsverleger, der ARD und ZDF in Re- den und Interviews als «Staats-Presse» bezeichnet und nicht vor Vergleichen mit Nordkorea zurückschreckt. Vor al- lem online fürchtet Döpfner die gebüh- renfinanzierten Sender – genauso wie sein Schweizer Pendant, Verlegerver- bandspräsident Pietro Supino. Erbitterter Kampf ums Internet Dies nämlich ist die Gretchenfrage: Wer soll im Internet wie viel dürfen? Ei- ne Onlinestudie von ARD und ZDF för- derte vergangene Woche zutage, dass 14- bis 29-Jährige mittlerweile jeden Tag viereinhalb Stunden online sind und da- von knapp zwei Stunden Medien konsu- mieren. Manfred Krupp, Intendant des Hessischen Rundfunks und Vorsitzender der ARD/ZDF-Medienkommission, leitete daraus Forderungen ab: «Wer für diese Generationen relevant bleiben will, muss ihnen attraktive Informations- und Un- terhaltungsangebote auf ihren Plattfor- men machen.» Die privaten Verleger hin- gegen warnen vor einem arg verzerrten Wettbewerb, der das Überleben ihrer Unternehmen gefährde. Sie wollen, dass ARD, ZDF und SRG online nur dann län- gere Texte publizieren dürfen, wenn die- se einen direkten Bezug zu einem Bei- D trag aufweisen. Zudem sollen sie online keinesfalls Werbung schalten dürfen. Noch stärker als die deutschen Sender ist das Schweizer Radio und Fernsehen unter Druck. Voraussichtlich im kom- menden Mai wird über die No-Billag- Initiative abgestimmt, welche die Emp- fangsgebühren abschaffen möchte und deren Annahme das Ende der SRG be- deuten würde. Auch wenn National- und Ständerat das Volksbegehren deutlich verworfen haben und auch der Bundes- rat ein Nein empfiehlt: Es dürfte in der Bevölkerung alles andere als chancenlos sein. Laut einer repräsentativen Umfrage stimmt ihm gegenwärtig gar eine relative Mehrheit von 47 Prozent sicher oder eher zu, während es bloss 37 Prozent si- cher oder eher ablehnen wollen. Beim Streit um die Zukunft der Me- dienplätze in der Schweiz und in Deutschland geht es um dasselbe: Wäh- rend die privaten Verlage den Gürtel en- ger schnallen müssen, weil die Werbe- und Abo-Erträge der gedruckten Ausga- ben sinken und die Zahlungsbereitschaft der Nutzer im Internet wenig entwickelt ist, haben die öffentlichen Medienhäuser immer mehr Geld zur Verfügung. Ers- tens, weil die Rundfunkgebühren im Ver- lauf der letzten 20 Jahre stark angestie- gen sind (siehe Grafik). Zweitens, weil die Bevölkerungen beider Länder wach- sen und somit immer mehr Beiträge zu- sammenkommen. Und drittens, weil die Schweiz im kommenden Jahr auf das in Deutschland schon seit 2013 erprobte System der Haushaltsabgabe wechseln wird: Neu müssen den Rundfunkbeitrag jeder Wohnungsinhaber und jedes Un- ternehmen entrichten, selbst wenn sie gar kein Empfangsgerät besitzen. In diesen Systemwechseln sieht der deutsche Medienwissenschafter Stephan Russ-Mohl, der seit 15 Jahren in Lugano forscht, eine Hauptursache für die wach- sende Kritik. «De facto wurde die Rund- funkgebühr in eine Steuer umgewan- delt», sagt er. «Damit ist ins öffentliche Bewusstsein gedrungen, über wie viel Geld SRG, ARD und ZDF verfügen, und viele Bürger empfinden es womöglich als ungerecht, dass auch Nichtnutzer zur Kasse gebeten werden.» Daran glaubt auch Medienunternehmer und SRF-Mo- derator Roger Schawinski: «Vor allem bei der jüngeren Generation ist die Ab- lehnung von kostenpflichtigen Medien aus grundsätzlichen und finanziellen Motiven enorm angestiegen», sagt er. «Zwangsgebühren sind in dieser Sicht- weise eine Extremform, gegen die es sich für viele zu wehren gilt.» «Ein behäbiger Dinosaurier» Für einen schwerwiegenden medien- politischen Fehler hält den Systemwech- sel in beiden Ländern auch «Spiegel»- Medienredaktor Markus Brauck. In Deutschland hätten die Zuschauer und Zuhörer seither überhaupt keinen Ein- fluss mehr auf die Entwicklung der öf- fentlich-rechtlichen Anstalten. «Die oh- nehin kaum vorhandene Bereitschaft, sich zu erneuern und zu modernisieren, ist damit noch einmal markant gesun- ken.» Die ARD – die Brauck als «behäbi- gen Dinosaurier» bezeichnet – verfügt gemeinsam mit dem ZDF und dem Deutschlandradio über 27 000 Mitarbei- ter und jährliche Etats von insgesamt acht Milliarden Euro. Die SRG muss mit gut 1,2 Milliarden Franken Gebührengeldern auskommen – und damit ein viersprachiges Programm produzieren. Zwar gebe es überall Opti- mierungsmöglichkeiten, sagt Schawins- ki. «Aber im kleinen TV-Markt Schweiz ist ein gutes Service-public-Angebot in al- len Landesteilen allein mit Werbeein- nahmen nicht möglich. Nicht einmal al- lein in der Deutschschweiz durch einen Kanal, der Marktführer ist.» Übermorgen Donnerstag tagt in Deutschland die Rundfunkkommission, der die Ministerpräsidenten und Regie- rungschefs der 16 Bundesländer angehö- ren. Sie entscheidet über Geld und Auf- trag des öffentlich-rechtlichen Rund- funks – und damit über dessen Zukunft. Vor kurzem präsentierten ARD und ZDF ihre während eines Jahres erarbeiteten Reformvorschläge. Allzu weit gehen die- se nicht: Trotz Budgetkürzungen und Entlassungen dürfte der Rundfunkbei- trag ab 2021 von bisher 17.50 auf bis zu 21 Euro pro Monat und Haushalt steigen. Die öffentlich-rechtlichen Anstalten wol- len an ihren sage und schreibe 21 Fern- seh- und 66 Radioprogrammen festhal- ten. Und die Politik dürfte diesen Kurs wohl unterstützen. «Das öffentlich-recht- Von SRF bis ZDF: Der «Staatsfunk» am Pranger In der Schweiz stellt die No-Billag-Initiative die Existenz des Schweizer Radios und Fernsehens infrage. Doch auch anderswo in Europa geraten öffentlich-rechtliche Sender unter Beschuss. Inbesondere in Deutschland. VON DENNIS BÜHLER GEBÜHRENEINNAHMEN 2016 SRG ARD, ZDF, DEUTSCHLANDRADIO 1,2 MILLIARDEN FRANKEN 8 MILLIARDEN EURO QUELLE: SRG, ARD, ZDF GRAFIK: MTA «Spiegel»-Cover: ARD und ZDF als «unheimliche Macht». Das Schweizer Fernsehen sucht die Nä Europaweit ist kein anderes öffent- liches Medienhaus so gut alimen- tiert wie die SRG: Rund 194 Fran- ken pro Jahr und Einwohner ste- hen ihr zur Verfügung, wie das Eu- ropean Journalism Observatory berechnet hat. Allerdings muss sie im Unterschied zu ausländischen Sendern mit 1,2 Milliarden Franken Gebührengeldern und rund 330 Millionen Franken Werbeeinnah- men auch ein viersprachiges An- gebot produzieren. In Rumänien, Lettland und Polen betrug das Budget der öffentlich-rechtlichen Sender 2016 ungefähr 11 bis 13 Franken pro Person, in Deutsch- land und England 88 respektive 93 Franken. Für ihre Vergleichsstudie haben die Forscher die Fernseh- und Radioanstalten von neun eu- ropäischen öffentlichen Medien- häusern analysiert. (DBÜ) TV- UND RADIOGEBÜHREN 194 Franken pro Person Öffentlich-rechtliche Sender Der politische Druck wächst nicht nur in der Schw liche System wird von den Bundeslän- dern auch aus Eigennutz verteidigt», erklärt «Spiegel»-Autor Brauck. «Die dritten Programme der ARD bieten den Ministerpräsidenten eine Bühne, die diese sicherlich nicht einreissen wer- den – auch, weil sie die Arbeitsplätze in den Sendeanstalten ihrer Bundeslän- der keinesfalls gefährden wollen.» Werden SRG-Kritiker bestraft? Auch in der Schweiz wird der Vor- wurf erhoben, die meisten Politiker schonten die SRG auch aus Eigennutz. So beschwerte sich CVP-Präsident Ger- hard Pfister jüngst in der «Weltwoche», man gebe ihm seitens der SRG indirekt zu verstehen, er müsse mit Konsequen- zen rechnen für seine kritische Hal- tung. Von SRG-Funktionären habe er zu hören bekommen: «Sie schaden Ih- ren Ambitionen nur, wenn Sie die SRG kritisieren.» Am Leutschenbach weist man diese Unterstellung zurück. Pfis- ter will sich inzwischen nicht mehr zur Thematik äussern, um den Parteifrie- den nicht zu gefährden. Seine CVP nämlich ist traditionell SRG-freundlich – und wird die Nein-Kampagne zur No- Billag-Initiative anführen. Vorwurf der Linkslastigkeit SVP, FDP und CVP-Chef Pfister hal- ten die SRG für politisch viel zu links, während SP, Grüne und der Grossteil der CVP der Ansicht sind, das Fernse- hen lasse sich seine Agenda zu oft von der SVP diktieren. Die «Tageswoche» zählte kürzlich nach: Von den 43 «Are- na»-Sendungen seit Januar 2016 thema- tisierten deren sechs die Beziehungen der Schweiz zur EU, fünf den Islam, sieben unseren Umgang mit Auslän- dern und Flüchtlingen sowie vier den «Volkswillen» und dessen Umsetzung. In Deutschland wie der Schweiz eilte die Wissenschaft den kritisierten Sen- dern in den letzten Wochen zu Hilfe: «Gäbe es den öffentlich-rechtlichen Rundfunk nicht, müsste man ihn gera- de jetzt erfinden», heisst es in einem offenen Brief an die Ministerpräsiden- ten, den knapp 50 deutsche Wissen- schafter verfasst haben. Gar über 70 Schweizer Persönlichkeiten haben ein Thesenpapier der extra gegründeten Vereinigung «media forti» unterzeich- net mit der Kernaussage: «Die Schweiz braucht starke Medien. Wir fordern deshalb eine starke SRG, die einen Ser- vice-public-Auftrag erfüllt.» Nicht unterzeichnet hat den Aufruf Russ-Mohl. In seinem vergangene Wo- che erschienenen neuen Buch «Die in- formierte Gesellschaft und ihre Fein- de» zeigt sich der 67-jährige Professor ausgesprochen kritisch gegenüber den öffentlichen Medienhäusern. Zwar ge- fährdeten diese nicht absichtlich die Zukunft der privaten Medien, sagt er: «Wenn aber nur oder nahezu aus- schliesslich der Journalismus von SRG, ARD und ZDF vom Steuerzahler finan- ziert wird, sieht es für die privaten Wettbewerber zappenduster aus.» We- gen der hohen Rundfunkgebühren bleibe im Budget eines jeden nun mal nur noch wenig Geld für andere Me- dienanbieter übrig. 100 200 300 400 500 97 98 99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17 pro Haushalt 210 € 451.10 Fr. ENTWICKLUNG DER EMPFANGSGEBÜHREN QUELLE: SRG, ARD, ZDF GRAFIK: MTA Schweiz Deutschland «SRF Schweizer Film» ARD-Fernsehfilm am Freitag 1,6 Mio. 1,6 Mio. Schweizer «Tatort» Durchschniswert aller ARD-«Tatorte» 2,1 Mio. 1,4 Mio. «Der Bestaer» «Die Kanzlei», ARD 705 000 1,4 Mio. «Eco» «Plusminus», ARD 70 000 60 000 «Rundschau» «Frontal 21», ZDF 108 000 126 000 «#SRFGlobal» «auslandjournal», ZDF 41 000 57 000 «Literaturclub» «Das literarische Quarte» 59 000 80 000 SRF (in CHF) ARD/ZDF (in €) Fernsehfilm «Tatort» Eigenproduzierte Serie Wirtschasmagazin Nachrichtenmagazin Auslandsmagazin Literaturdebae PREIS EINZELNER SENDUNGEN QUELLE: SRG, ARD, ZDF GRAFIK: MTA ähe zum Publikum: «Hallo SRF!»-Sendung von letzter Woche (links am Moderatorenpult Nik Hartmann). GIAN VAITL/SRF 3 weiz «Ophelia» hat gestern mit Windge- schwindigkeiten von bis zu 150 Stunden- kilometern die irische Küste erreicht. Die drei Personen kamen bei Unfällen im Zusammenhang mit dem Sturm ums Leben. Eine Frau und ein Mann starben im Südosten des Landes, als ein umstür- zender Baum ihr Auto traf. Ein Mann kam bei einem Unfall mit einer Motorsä- ge in Südirland um. Er hatte versucht, einen umgestürzten Baum zu beseitigen, wie die Polizei mitteilte. Dem Energieunternehmen ESB Net- works zufolge waren um die Mittagszeit etwa 120 000 Menschen von der Strom- versorgung abgeschnitten. Schulen und Behörden blieben geschlossen, Fähr- verbindungen wurden vorübergehend einge- stellt, Gerichtsverhand- lungen verschoben. Pa- tienten wurden aufge- fordert, Arzttermine zu verschieben. Der Flug- hafen in Dublin teilte mit, rund 130 Flüge seien gestrichen worden. Der Flughafen von Cork im Südwesten annullierte ebenfalls zahl- reiche Flüge. Teile der irischen Armee wurden in Bereitschaft versetzt. Irlands Minister- präsident Leo Varadkar leitete eine Sit- zung des nationalen Krisenstabs. «Blei- ben Sie drinnen, bis der Sturm vorbei- gezogen ist», sagte Varadkar bei einer Medienkonferenz in Dublin. «Es ist ein sehr gefährlicher Sturm. Als es zuletzt so einen heftigen Sturm gab, verloren elf Menschen ihr Leben.» Bereits der zehnte Hurrikan Auch Teile Grossbritanniens rechne- ten mit einem Sturm. Der britische Wetterdienst warnte vor umherfliegen- den Trümmerteilen; in Küstennähe sei mit Stromausfällen und Überschwem- mungen zu rechnen. In Nordirland öff- neten die Schulen am Montag nicht. Starke Winde wurden auch für den Norden und Westen Grossbritanniens vorausgesagt. «Ophelia» ist bereits der zehnte Hur- rikan, der sich in dieser Saison über dem Atlantik zusammengebraut hat. Der Hurrikan erreichte Mitte vergangener Wo- che südwestlich der Azoren seinen Höhe- punkt, seitdem bewegt er sich in Richtung Nordosten. Mit dem Eintritt in kühlere Re- gionen verlor «Ophelia» an Kraft und war kein Hurrikan mehr. Doch die Re- de ist vom heftigsten Sturm in Irland seit 50 Jahren. Die Sturmsaison über dem Atlantik dauert noch bis Ende No- vember. (SDA) Ein Sturm legt Irland lahm Unwetter «Ophelia» hat drei Menschenleben gefordert. Die Schulen bleiben geschlossen, das öffentliche Leben steht still VON CLAUDIO DULIO Hohe Wellen in Porthleven im Südwesten Englands. BEN BIRCHALL/KEYSTONE «Bleiben Sie drin- nen, bis der Sturm vorbeigezogen ist.» Leo Varadkar Irlands Minister- präsident Online halten wir Sie auf dem Laufenden. Welch sonniges Herbstwetter: Das Hochdruckgebiet «Tanja» verwöhnt die Schweiz seit vielen Tagen mit Son- ne und spätsommerlichen Temperatu- ren. An Messstationen wie Basel, Dels- berg und Sitten wurden teilweise über 23 Grad gemessen, im Mittelland stieg das Thermometer ebenfalls über 20 Grad. Die ausgedehnte Schönwetterperio- de mag aussergewöhnlich erscheinen – sie ist es aber nicht, wie Meteonews- Meteorologe Nicola Möckli sagt: «Sol- ches Wetter haben wir im Oktober ab und zu.» Temperaturen von über 20 Grad gebe es fast immer um diese Jah- reszeit. Von den Wärmerekorden ist der aktuelle Monat noch ein gutes Stück entfernt: Im Oktober 1985 wur- den in Basel 29,6 Grad und in Rünen- berg BL 25,7 Grad gemessen. In Aarau war es im Oktober nie wärmer als 2009, als das Thermometer 26,7 Grad anzeigte. Mit dem Wirbelsturm «Ophe- lia» (siehe Artikel oben) hat das aktuell warme Wetter nichts zu tun, wie Möck- li sagt. Die gute Nachricht: Es bleibt schön und bis Mittwoch auch warm. Erst auf das Wochenende hin erreichen Wolken und eventuell erster Regen die Schweiz. In der Nacht auf Sonntag er- wartet Meteonews dann eine kräftigere Störung. Was den ausbleibenden Regen angeht, so macht sich Meteorologe Möckli noch keine Sorgen. Im Tessin herrsche erhöhte Waldbrandgefahr, an- sonsten sei die Trockenheit nicht be- sorgniserregend. (MWA) «Tanja» und das Schweizer Wetterglück Sonnig Der Herbst hat es hier- zulande in sich. Doch von Temperatur-Rekorden kann keine Rede sein.

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Unterstützen Sie die No-Billag-Initiati-ve?

Stimmen Sie online ab unterwww.aargauerzeitung.chwww.bzbasel.chwww.basellandschaftliche.chwww.solothurnerzeitung.chwww.grenchnertagblatt.chwww.limmattalerzeitung.chwww.oltnertagblatt.ch«Die Umfrage finden Sie online über dieSuch-Funktion mit dem Stichwort «Ta-gesfrage»Das Ergebnis erscheint in der nächs-ten Ausgabe.

Ergebnis letzte Tagesfrage

Während Sturm «Ophelia»: Sohn filmtdramatische Landung seiner Eltern.

Wir haben gefragt: Fürchten Sie sichvor kriminellen Diebesbanden ausdem Ausland?

Video des Tageswww.aargauerzeitung.ch/mediathek/videos

Frage des Tages

Ja Nein

HEUTE17.10.2017

Die Digitalfotografie hat das Zeitungs-machen tiefgreifend verändert. Als ichvor zwanzig Jahren ein Volontariat imAZ-Regionalressort Zurzach absol-vierte, gab es dort noch eine Dunkel-kammer. Heute wandern die Fotosblitzartig von der Kamera auf dieWebsites und Zeitungsseiten. Ei-ne der Folgen: Archive mit Negativenund Papierabzügen sind überflüssiggeworden. Dieser Wandel ist der Hin-tergrund dafür, dass der Medienkon-zern Ringier sein Bildarchiv dem Kan-ton Aargau vermacht hat. Nun sind ei-nige der Foto-Trouvaillen im Museumzu bestaunen (Kulturteil).

Liebe Leserin, lieber Leser

Patrik Müller

REZEPT DES TAGESPräsentiert von Annemarie Wildeisen

Zwiebelcremesuppe mit carame-lisierten Thymian-Baumnüssen

Für 6 Personen als Vorspeise

300 g Zwiebeln150 g Sellerie1 Esslöffel Butter2 dl Sherry trocken oder Weisswein5 dl Gemüsebouillon kräftig3 Lorbeerblätter3 bis 4 Zweige Thymian50 g Baumnüsse2 Esslöffel Zucker1 Teelöffel rosa PfefferkörnerSalz180 g Crème fraîche0,5 dl Rahmschwarzer Pfeffer aus der Mühle

Bestellen Sie jetzt via SMS ein Schnupperabomit 3 Ausgaben für nur 12 Franken.SMS mit SCHNUPPER + Name und Adresse an919 (20 Rp./SMS) oder Online-Bestellung unterwww.wildeisen.ch/schnupperabowww.wildeisen.ch/suche/rezepte

ie unheimliche Macht:Wie ARD und ZDF Politikbetreiben», titelte dasNachrichtenmagazin«Der Spiegel» kürzlich aufseiner Frontseite. Die Ti-

telgeschichte war der bisherige Höhe-punkt der Kritik, die seit Monaten aufdie öffentlich-rechtlichen Sender ein-prasselt. Manchmal habe man den Ein-druck, die beiden Anstalten machten un-gefähr so Fernsehen, wie Bundeskanzle-rin Angela Merkel regiere, monierte der«Spiegel». «Irgendwo zwischen ‹Sie ken-nen uns›, ‹In der Ruhe liegt die Kraft›und kulturellem Wachkoma.» Das Unter-haltungsprogramm der beiden Senderscheine vor allem ein Ziel zu haben: «ei-nen Mehltau der Vorhersehbarkeit überdie Republik zu legen. Ein ewiges Im-mer-weiter-so.»

Und weiter wie bisher, das geht auf garkeinen Fall – da sind sich die Kritiker ei-nig. Es ist ein seltsames Bündnis, dassich in dieser Angelegenheit gefundenhat: Auf der einen Seite kämpft dierechtspopulistische AfD, die ARD undZDF «Lügenpresse» schimpft und dieRundfunkgebühr abschaffen möchte; aufder anderen Seite wettern Vertreter derprivaten TV-Anstalten genauso wie jeneder gedruckten Presse. BeispielsweiseMathias Döpfner, Chef von Deutschlandsgrösstem Verlag Axel Springer und Präsi-dent des Bundesverbands Deutscher Zei-tungsverleger, der ARD und ZDF in Re-den und Interviews als «Staats-Presse»bezeichnet und nicht vor Vergleichenmit Nordkorea zurückschreckt. Vor al-lem online fürchtet Döpfner die gebüh-renfinanzierten Sender – genauso wiesein Schweizer Pendant, Verlegerver-bandspräsident Pietro Supino.

Erbitterter Kampf ums InternetDies nämlich ist die Gretchenfrage:

Wer soll im Internet wie viel dürfen? Ei-ne Onlinestudie von ARD und ZDF för-derte vergangene Woche zutage, dass 14-bis 29-Jährige mittlerweile jeden Tagviereinhalb Stunden online sind und da-von knapp zwei Stunden Medien konsu-mieren. Manfred Krupp, Intendant desHessischen Rundfunks und Vorsitzenderder ARD/ZDF-Medienkommission, leitetedaraus Forderungen ab: «Wer für dieseGenerationen relevant bleiben will, mussihnen attraktive Informations- und Un-terhaltungsangebote auf ihren Plattfor-men machen.» Die privaten Verleger hin-gegen warnen vor einem arg verzerrtenWettbewerb, der das Überleben ihrerUnternehmen gefährde. Sie wollen, dassARD, ZDF und SRG online nur dann län-gere Texte publizieren dürfen, wenn die-se einen direkten Bezug zu einem Bei-

D

trag aufweisen. Zudem sollen sie onlinekeinesfalls Werbung schalten dürfen.

Noch stärker als die deutschen Senderist das Schweizer Radio und Fernsehenunter Druck. Voraussichtlich im kom-menden Mai wird über die No-Billag-Initiative abgestimmt, welche die Emp-fangsgebühren abschaffen möchte undderen Annahme das Ende der SRG be-deuten würde. Auch wenn National- undStänderat das Volksbegehren deutlichverworfen haben und auch der Bundes-rat ein Nein empfiehlt: Es dürfte in derBevölkerung alles andere als chancenlossein. Laut einer repräsentativen Umfragestimmt ihm gegenwärtig gar eine relativeMehrheit von 47 Prozent sicher odereher zu, während es bloss 37 Prozent si-cher oder eher ablehnen wollen.

Beim Streit um die Zukunft der Me-dienplätze in der Schweiz und inDeutschland geht es um dasselbe: Wäh-rend die privaten Verlage den Gürtel en-ger schnallen müssen, weil die Werbe-und Abo-Erträge der gedruckten Ausga-ben sinken und die Zahlungsbereitschaftder Nutzer im Internet wenig entwickeltist, haben die öffentlichen Medienhäuserimmer mehr Geld zur Verfügung. Ers-tens, weil die Rundfunkgebühren im Ver-lauf der letzten 20 Jahre stark angestie-gen sind (siehe Grafik). Zweitens, weildie Bevölkerungen beider Länder wach-sen und somit immer mehr Beiträge zu-sammenkommen. Und drittens, weil dieSchweiz im kommenden Jahr auf das inDeutschland schon seit 2013 erprobteSystem der Haushaltsabgabe wechselnwird: Neu müssen den Rundfunkbeitragjeder Wohnungsinhaber und jedes Un-ternehmen entrichten, selbst wenn siegar kein Empfangsgerät besitzen.

In diesen Systemwechseln sieht derdeutsche Medienwissenschafter Stephan

Russ-Mohl, der seit 15 Jahren in Luganoforscht, eine Hauptursache für die wach-sende Kritik. «De facto wurde die Rund-funkgebühr in eine Steuer umgewan-delt», sagt er. «Damit ist ins öffentlicheBewusstsein gedrungen, über wie vielGeld SRG, ARD und ZDF verfügen, undviele Bürger empfinden es womöglichals ungerecht, dass auch Nichtnutzer zurKasse gebeten werden.» Daran glaubtauch Medienunternehmer und SRF-Mo-derator Roger Schawinski: «Vor allembei der jüngeren Generation ist die Ab-lehnung von kostenpflichtigen Medienaus grundsätzlichen und finanziellenMotiven enorm angestiegen», sagt er.«Zwangsgebühren sind in dieser Sicht-weise eine Extremform, gegen die essich für viele zu wehren gilt.»

«Ein behäbiger Dinosaurier»Für einen schwerwiegenden medien-

politischen Fehler hält den Systemwech-sel in beiden Ländern auch «Spiegel»-Medienredaktor Markus Brauck. InDeutschland hätten die Zuschauer undZuhörer seither überhaupt keinen Ein-fluss mehr auf die Entwicklung der öf-fentlich-rechtlichen Anstalten. «Die oh-nehin kaum vorhandene Bereitschaft,sich zu erneuern und zu modernisieren,ist damit noch einmal markant gesun-ken.» Die ARD – die Brauck als «behäbi-gen Dinosaurier» bezeichnet – verfügtgemeinsam mit dem ZDF und demDeutschlandradio über 27 000 Mitarbei-ter und jährliche Etats von insgesamtacht Milliarden Euro.

Die SRG muss mit gut 1,2 MilliardenFranken Gebührengeldern auskommen –und damit ein viersprachiges Programmproduzieren. Zwar gebe es überall Opti-mierungsmöglichkeiten, sagt Schawins-ki. «Aber im kleinen TV-Markt Schweizist ein gutes Service-public-Angebot in al-len Landesteilen allein mit Werbeein-nahmen nicht möglich. Nicht einmal al-lein in der Deutschschweiz durch einenKanal, der Marktführer ist.»

Übermorgen Donnerstag tagt inDeutschland die Rundfunkkommission,der die Ministerpräsidenten und Regie-rungschefs der 16 Bundesländer angehö-ren. Sie entscheidet über Geld und Auf-trag des öffentlich-rechtlichen Rund-funks – und damit über dessen Zukunft.Vor kurzem präsentierten ARD und ZDFihre während eines Jahres erarbeitetenReformvorschläge. Allzu weit gehen die-se nicht: Trotz Budgetkürzungen undEntlassungen dürfte der Rundfunkbei-trag ab 2021 von bisher 17.50 auf bis zu21 Euro pro Monat und Haushalt steigen.Die öffentlich-rechtlichen Anstalten wol-len an ihren sage und schreibe 21 Fern-seh- und 66 Radioprogrammen festhal-ten. Und die Politik dürfte diesen Kurswohl unterstützen. «Das öffentlich-recht-

liche System wird von den Bundeslän-dern auch aus Eigennutz verteidigt»,erklärt «Spiegel»-Autor Brauck. «Diedritten Programme der ARD bieten denMinisterpräsidenten eine Bühne, diediese sicherlich nicht einreissen wer-den – auch, weil sie die Arbeitsplätze inden Sendeanstalten ihrer Bundeslän-der keinesfalls gefährden wollen.»

Werden SRG-Kritiker bestraft?Auch in der Schweiz wird der Vor-

wurf erhoben, die meisten Politikerschonten die SRG auch aus Eigennutz.

So beschwerte sich CVP-Präsident Ger-hard Pfister jüngst in der «Weltwoche»,man gebe ihm seitens der SRG indirektzu verstehen, er müsse mit Konsequen-zen rechnen für seine kritische Hal-tung. Von SRG-Funktionären habe erzu hören bekommen: «Sie schaden Ih-ren Ambitionen nur, wenn Sie die SRGkritisieren.» Am Leutschenbach weistman diese Unterstellung zurück. Pfis-ter will sich inzwischen nicht mehr zurThematik äussern, um den Parteifrie-den nicht zu gefährden. Seine CVPnämlich ist traditionell SRG-freundlich

– und wird die Nein-Kampagne zur No-Billag-Initiative anführen.

Vorwurf der LinkslastigkeitSVP, FDP und CVP-Chef Pfister hal-

ten die SRG für politisch viel zu links,während SP, Grüne und der Grossteilder CVP der Ansicht sind, das Fernse-hen lasse sich seine Agenda zu oft vonder SVP diktieren. Die «Tageswoche»zählte kürzlich nach: Von den 43 «Are-na»-Sendungen seit Januar 2016 thema-tisierten deren sechs die Beziehungender Schweiz zur EU, fünf den Islam,sieben unseren Umgang mit Auslän-dern und Flüchtlingen sowie vier den«Volkswillen» und dessen Umsetzung.

In Deutschland wie der Schweiz eiltedie Wissenschaft den kritisierten Sen-dern in den letzten Wochen zu Hilfe:«Gäbe es den öffentlich-rechtlichenRundfunk nicht, müsste man ihn gera-de jetzt erfinden», heisst es in einemoffenen Brief an die Ministerpräsiden-ten, den knapp 50 deutsche Wissen-schafter verfasst haben. Gar über 70Schweizer Persönlichkeiten haben einThesenpapier der extra gegründetenVereinigung «media forti» unterzeich-net mit der Kernaussage: «Die Schweizbraucht starke Medien. Wir forderndeshalb eine starke SRG, die einen Ser-vice-public-Auftrag erfüllt.»

Nicht unterzeichnet hat den AufrufRuss-Mohl. In seinem vergangene Wo-che erschienenen neuen Buch «Die in-formierte Gesellschaft und ihre Fein-de» zeigt sich der 67-jährige Professorausgesprochen kritisch gegenüber denöffentlichen Medienhäusern. Zwar ge-fährdeten diese nicht absichtlich dieZukunft der privaten Medien, sagt er:«Wenn aber nur oder nahezu aus-schliesslich der Journalismus von SRG,ARD und ZDF vom Steuerzahler finan-ziert wird, sieht es für die privatenWettbewerber zappenduster aus.» We-gen der hohen Rundfunkgebührenbleibe im Budget eines jeden nun malnur noch wenig Geld für andere Me-dienanbieter übrig.

Von SRF bis ZDF:Der «Staatsfunk»am PrangerIn der Schweiz stellt die No-Billag-Initiative die Existenzdes Schweizer Radios und Fernsehens infrage. Dochauch anderswo in Europa geraten öffentlich-rechtlicheSender unter Beschuss. Inbesondere in Deutschland.

VON DENNIS BÜHLER

GEBÜHRENEINNAHMEN 2016

SRG ARD, ZDF,DEUTSCHLANDRADIO

1,2 MILLIARDENFRANKEN

8 MILLIARDENEURO

QUELLE: SRG, ARD, ZDF GRAFIK: MTA

100

200

300

400

500

97 98 99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17

pro Haushalt

210 €

451.10 Fr.

ENTWICKLUNG DER EMPFANGSGEBÜHREN

QUELLE: SRG, ARD, ZDF GRAFIK: MTA

Schweiz Deutschland

«SRF Schweizer Film» ARD-Fernsehfilm am Freitag 1,6 Mio. 1,6 Mio.

Schweizer «Tatort» Durchschni�swert aller ARD-«Tatorte» 2,1 Mio. 1,4 Mio.

«Der Besta�er» «Die Kanzlei», ARD 705 000 1,4 Mio.

«Eco» «Plusminus», ARD 70 000 60 000

«Rundschau» «Frontal 21», ZDF 108 000 126 000

«#SRFGlobal» «auslandjournal», ZDF 41 000 57 000

«Literaturclub» «Das literarische Quarte�» 59 000 80 000

SRF (in CHF) ARD/ZDF (in €)

Fernsehfilm

«Tatort»

Eigenproduzierte Serie

Wirtscha�smagazin

Nachrichtenmagazin

Auslandsmagazin

Literaturdeba�e

PREIS EINZELNER SENDUNGEN

QUELLE: SRG, ARD, ZDF GRAFIK: MTA

«Spiegel»-Cover: ARD und ZDF als«unheimliche Macht».

Das Schweizer Fernsehen sucht die Nähe zum Publikum: «Hallo SRF!»-Sendung von letzter Woche (links am Moderatorenpult Nik Hartmann). GIAN VAITL/SRF

Europaweit ist kein anderes öffent-liches Medienhaus so gut alimen-tiert wie die SRG: Rund 194 Fran-ken pro Jahr und Einwohner ste-hen ihr zur Verfügung, wie das Eu-ropean Journalism Observatoryberechnet hat. Allerdings muss sieim Unterschied zu ausländischenSendern mit 1,2 Milliarden FrankenGebührengeldern und rund 330Millionen Franken Werbeeinnah-men auch ein viersprachiges An-gebot produzieren. In Rumänien,Lettland und Polen betrug dasBudget der öffentlich-rechtlichenSender 2016 ungefähr 11 bis 13Franken pro Person, in Deutsch-land und England 88 respektive 93Franken. Für ihre Vergleichsstudiehaben die Forscher die Fernseh-und Radioanstalten von neun eu-ropäischen öffentlichen Medien-häusern analysiert. (DBÜ)

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TV- UND RADIOGEBÜHREN

194 Franken pro Person

2Öffentlich-rechtliche SenderDer politische Druck wächst nicht nur in der Schweiz

«Ophelia» hat gestern mit Windge-schwindigkeiten von bis zu 150 Stunden-kilometern die irische Küste erreicht.Die drei Personen kamen bei Unfällenim Zusammenhang mit dem Sturm umsLeben. Eine Frau und ein Mann starbenim Südosten des Landes, als ein umstür-zender Baum ihr Auto traf. Ein Mannkam bei einem Unfall mit einer Motorsä-ge in Südirland um. Er hatte versucht,einen umgestürzten Baum zu beseitigen,wie die Polizei mitteilte.

Dem Energieunternehmen ESB Net-works zufolge waren um die Mittagszeitetwa 120 000 Menschen von der Strom-versorgung abgeschnitten. Schulen undBehörden blieben geschlossen, Fähr-verbindungen wurdenvorübergehend einge-stellt, Gerichtsverhand-lungen verschoben. Pa-tienten wurden aufge-fordert, Arzttermine zuverschieben. Der Flug-hafen in Dublin teiltemit, rund 130 Flüge seien gestrichenworden. Der Flughafen von Cork imSüdwesten annullierte ebenfalls zahl-reiche Flüge.

Teile der irischen Armee wurden inBereitschaft versetzt. Irlands Minister-präsident Leo Varadkar leitete eine Sit-zung des nationalen Krisenstabs. «Blei-ben Sie drinnen, bis der Sturm vorbei-gezogen ist», sagte Varadkar bei einer

Medienkonferenz in Dublin. «Es ist einsehr gefährlicher Sturm. Als es zuletztso einen heftigen Sturm gab, verlorenelf Menschen ihr Leben.»

Bereits der zehnte HurrikanAuch Teile Grossbritanniens rechne-

ten mit einem Sturm. Der britischeWetterdienst warnte vor umherfliegen-den Trümmerteilen; in Küstennähe seimit Stromausfällen und Überschwem-mungen zu rechnen. In Nordirland öff-neten die Schulen am Montag nicht.Starke Winde wurden auch für denNorden und Westen Grossbritanniensvorausgesagt.

«Ophelia» ist bereits der zehnte Hur-rikan, der sich in dieser Saison überdem Atlantik zusammengebraut hat.

Der Hurrikan erreichteMitte vergangener Wo-che südwestlich derAzoren seinen Höhe-punkt, seitdem bewegter sich in RichtungNordosten. Mit demEintritt in kühlere Re-

gionen verlor «Ophelia» an Kraft undwar kein Hurrikan mehr. Doch die Re-de ist vom heftigsten Sturm in Irlandseit 50 Jahren. Die Sturmsaison überdem Atlantik dauert noch bis Ende No-vember. (SDA)

Ein Sturm legtIrland lahmUnwetter «Ophelia» hat drei Menschenleben gefordert. DieSchulen bleiben geschlossen, das öffentliche Leben steht still

VON CLAUDIO DULIO

Hohe Wellen in Porthleven im Südwesten Englands. BEN BIRCHALL/KEYSTONE

«Bleiben Sie drin-nen, bis der Sturmvorbeigezogen ist.»Leo Varadkar Irlands Minister-präsident

Online halten wir Sie aufdem Laufenden.

Welch sonniges Herbstwetter: DasHochdruckgebiet «Tanja» verwöhntdie Schweiz seit vielen Tagen mit Son-ne und spätsommerlichen Temperatu-ren. An Messstationen wie Basel, Dels-berg und Sitten wurden teilweise über23 Grad gemessen, im Mittelland stiegdas Thermometer ebenfalls über20 Grad.

Die ausgedehnte Schönwetterperio-de mag aussergewöhnlich erscheinen –sie ist es aber nicht, wie Meteonews-Meteorologe Nicola Möckli sagt: «Sol-ches Wetter haben wir im Oktober abund zu.» Temperaturen von über 20Grad gebe es fast immer um diese Jah-

reszeit. Von den Wärmerekorden istder aktuelle Monat noch ein gutesStück entfernt: Im Oktober 1985 wur-den in Basel 29,6 Grad und in Rünen-berg BL 25,7 Grad gemessen. In Aarauwar es im Oktober nie wärmer als2009, als das Thermometer 26,7 Gradanzeigte. Mit dem Wirbelsturm «Ophe-lia» (siehe Artikel oben) hat das aktuellwarme Wetter nichts zu tun, wie Möck-li sagt.

Die gute Nachricht: Es bleibt schönund bis Mittwoch auch warm. Erst aufdas Wochenende hin erreichen Wolkenund eventuell erster Regen dieSchweiz. In der Nacht auf Sonntag er-wartet Meteonews dann eine kräftigereStörung. Was den ausbleibenden Regenangeht, so macht sich MeteorologeMöckli noch keine Sorgen. Im Tessinherrsche erhöhte Waldbrandgefahr, an-sonsten sei die Trockenheit nicht be-sorgniserregend. (MWA)

«Tanja» und dasSchweizer WetterglückSonnig Der Herbst hat es hier-zulande in sich. Doch vonTemperatur-Rekorden kannkeine Rede sein.

Unterstützen Sie die No-Billag-Initiati-ve?

Stimmen Sie online ab unterwww.aargauerzeitung.chwww.bzbasel.chwww.basellandschaftliche.chwww.solothurnerzeitung.chwww.grenchnertagblatt.chwww.limmattalerzeitung.chwww.oltnertagblatt.ch«Die Umfrage finden Sie online über dieSuch-Funktion mit dem Stichwort «Ta-gesfrage»Das Ergebnis erscheint in der nächs-ten Ausgabe.

Ergebnis letzte Tagesfrage

Während Sturm «Ophelia»: Sohn filmtdramatische Landung seiner Eltern.

Wir haben gefragt: Fürchten Sie sichvor kriminellen Diebesbanden ausdem Ausland?

Video des Tageswww.aargauerzeitung.ch/mediathek/videos

Frage des Tages

Ja Nein

HEUTE17.10.2017

Die Digitalfotografie hat das Zeitungs-machen tiefgreifend verändert. Als ichvor zwanzig Jahren ein Volontariat imAZ-Regionalressort Zurzach absol-vierte, gab es dort noch eine Dunkel-kammer. Heute wandern die Fotosblitzartig von der Kamera auf dieWebsites und Zeitungsseiten. Ei-ne der Folgen: Archive mit Negativenund Papierabzügen sind überflüssiggeworden. Dieser Wandel ist der Hin-tergrund dafür, dass der Medienkon-zern Ringier sein Bildarchiv dem Kan-ton Aargau vermacht hat. Nun sind ei-nige der Foto-Trouvaillen im Museumzu bestaunen (Kulturteil).

Liebe Leserin, lieber Leser

Patrik Müller

REZEPT DES TAGESPräsentiert von Annemarie Wildeisen

Zwiebelcremesuppe mit carame-lisierten Thymian-Baumnüssen

Für 6 Personen als Vorspeise

300 g Zwiebeln150 g Sellerie1 Esslöffel Butter2 dl Sherry trocken oder Weisswein5 dl Gemüsebouillon kräftig3 Lorbeerblätter3 bis 4 Zweige Thymian50 g Baumnüsse2 Esslöffel Zucker1 Teelöffel rosa PfefferkörnerSalz180 g Crème fraîche0,5 dl Rahmschwarzer Pfeffer aus der Mühle

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ie unheimliche Macht:Wie ARD und ZDF Politikbetreiben», titelte dasNachrichtenmagazin«Der Spiegel» kürzlich aufseiner Frontseite. Die Ti-

telgeschichte war der bisherige Höhe-punkt der Kritik, die seit Monaten aufdie öffentlich-rechtlichen Sender ein-prasselt. Manchmal habe man den Ein-druck, die beiden Anstalten machten un-gefähr so Fernsehen, wie Bundeskanzle-rin Angela Merkel regiere, monierte der«Spiegel». «Irgendwo zwischen ‹Sie ken-nen uns›, ‹In der Ruhe liegt die Kraft›und kulturellem Wachkoma.» Das Unter-haltungsprogramm der beiden Senderscheine vor allem ein Ziel zu haben: «ei-nen Mehltau der Vorhersehbarkeit überdie Republik zu legen. Ein ewiges Im-mer-weiter-so.»

Und weiter wie bisher, das geht auf garkeinen Fall – da sind sich die Kritiker ei-nig. Es ist ein seltsames Bündnis, dassich in dieser Angelegenheit gefundenhat: Auf der einen Seite kämpft dierechtspopulistische AfD, die ARD undZDF «Lügenpresse» schimpft und dieRundfunkgebühr abschaffen möchte; aufder anderen Seite wettern Vertreter derprivaten TV-Anstalten genauso wie jeneder gedruckten Presse. BeispielsweiseMathias Döpfner, Chef von Deutschlandsgrösstem Verlag Axel Springer und Präsi-dent des Bundesverbands Deutscher Zei-tungsverleger, der ARD und ZDF in Re-den und Interviews als «Staats-Presse»bezeichnet und nicht vor Vergleichenmit Nordkorea zurückschreckt. Vor al-lem online fürchtet Döpfner die gebüh-renfinanzierten Sender – genauso wiesein Schweizer Pendant, Verlegerver-bandspräsident Pietro Supino.

Erbitterter Kampf ums InternetDies nämlich ist die Gretchenfrage:

Wer soll im Internet wie viel dürfen? Ei-ne Onlinestudie von ARD und ZDF för-derte vergangene Woche zutage, dass 14-bis 29-Jährige mittlerweile jeden Tagviereinhalb Stunden online sind und da-von knapp zwei Stunden Medien konsu-mieren. Manfred Krupp, Intendant desHessischen Rundfunks und Vorsitzenderder ARD/ZDF-Medienkommission, leitetedaraus Forderungen ab: «Wer für dieseGenerationen relevant bleiben will, mussihnen attraktive Informations- und Un-terhaltungsangebote auf ihren Plattfor-men machen.» Die privaten Verleger hin-gegen warnen vor einem arg verzerrtenWettbewerb, der das Überleben ihrerUnternehmen gefährde. Sie wollen, dassARD, ZDF und SRG online nur dann län-gere Texte publizieren dürfen, wenn die-se einen direkten Bezug zu einem Bei-

D

trag aufweisen. Zudem sollen sie onlinekeinesfalls Werbung schalten dürfen.

Noch stärker als die deutschen Senderist das Schweizer Radio und Fernsehenunter Druck. Voraussichtlich im kom-menden Mai wird über die No-Billag-Initiative abgestimmt, welche die Emp-fangsgebühren abschaffen möchte undderen Annahme das Ende der SRG be-deuten würde. Auch wenn National- undStänderat das Volksbegehren deutlichverworfen haben und auch der Bundes-rat ein Nein empfiehlt: Es dürfte in derBevölkerung alles andere als chancenlossein. Laut einer repräsentativen Umfragestimmt ihm gegenwärtig gar eine relativeMehrheit von 47 Prozent sicher odereher zu, während es bloss 37 Prozent si-cher oder eher ablehnen wollen.

Beim Streit um die Zukunft der Me-dienplätze in der Schweiz und inDeutschland geht es um dasselbe: Wäh-rend die privaten Verlage den Gürtel en-ger schnallen müssen, weil die Werbe-und Abo-Erträge der gedruckten Ausga-ben sinken und die Zahlungsbereitschaftder Nutzer im Internet wenig entwickeltist, haben die öffentlichen Medienhäuserimmer mehr Geld zur Verfügung. Ers-tens, weil die Rundfunkgebühren im Ver-lauf der letzten 20 Jahre stark angestie-gen sind (siehe Grafik). Zweitens, weildie Bevölkerungen beider Länder wach-sen und somit immer mehr Beiträge zu-sammenkommen. Und drittens, weil dieSchweiz im kommenden Jahr auf das inDeutschland schon seit 2013 erprobteSystem der Haushaltsabgabe wechselnwird: Neu müssen den Rundfunkbeitragjeder Wohnungsinhaber und jedes Un-ternehmen entrichten, selbst wenn siegar kein Empfangsgerät besitzen.

In diesen Systemwechseln sieht derdeutsche Medienwissenschafter Stephan

Russ-Mohl, der seit 15 Jahren in Luganoforscht, eine Hauptursache für die wach-sende Kritik. «De facto wurde die Rund-funkgebühr in eine Steuer umgewan-delt», sagt er. «Damit ist ins öffentlicheBewusstsein gedrungen, über wie vielGeld SRG, ARD und ZDF verfügen, undviele Bürger empfinden es womöglichals ungerecht, dass auch Nichtnutzer zurKasse gebeten werden.» Daran glaubtauch Medienunternehmer und SRF-Mo-derator Roger Schawinski: «Vor allembei der jüngeren Generation ist die Ab-lehnung von kostenpflichtigen Medienaus grundsätzlichen und finanziellenMotiven enorm angestiegen», sagt er.«Zwangsgebühren sind in dieser Sicht-weise eine Extremform, gegen die essich für viele zu wehren gilt.»

«Ein behäbiger Dinosaurier»Für einen schwerwiegenden medien-

politischen Fehler hält den Systemwech-sel in beiden Ländern auch «Spiegel»-Medienredaktor Markus Brauck. InDeutschland hätten die Zuschauer undZuhörer seither überhaupt keinen Ein-fluss mehr auf die Entwicklung der öf-fentlich-rechtlichen Anstalten. «Die oh-nehin kaum vorhandene Bereitschaft,sich zu erneuern und zu modernisieren,ist damit noch einmal markant gesun-ken.» Die ARD – die Brauck als «behäbi-gen Dinosaurier» bezeichnet – verfügtgemeinsam mit dem ZDF und demDeutschlandradio über 27 000 Mitarbei-ter und jährliche Etats von insgesamtacht Milliarden Euro.

Die SRG muss mit gut 1,2 MilliardenFranken Gebührengeldern auskommen –und damit ein viersprachiges Programmproduzieren. Zwar gebe es überall Opti-mierungsmöglichkeiten, sagt Schawins-ki. «Aber im kleinen TV-Markt Schweizist ein gutes Service-public-Angebot in al-len Landesteilen allein mit Werbeein-nahmen nicht möglich. Nicht einmal al-lein in der Deutschschweiz durch einenKanal, der Marktführer ist.»

Übermorgen Donnerstag tagt inDeutschland die Rundfunkkommission,der die Ministerpräsidenten und Regie-rungschefs der 16 Bundesländer angehö-ren. Sie entscheidet über Geld und Auf-trag des öffentlich-rechtlichen Rund-funks – und damit über dessen Zukunft.Vor kurzem präsentierten ARD und ZDFihre während eines Jahres erarbeitetenReformvorschläge. Allzu weit gehen die-se nicht: Trotz Budgetkürzungen undEntlassungen dürfte der Rundfunkbei-trag ab 2021 von bisher 17.50 auf bis zu21 Euro pro Monat und Haushalt steigen.Die öffentlich-rechtlichen Anstalten wol-len an ihren sage und schreibe 21 Fern-seh- und 66 Radioprogrammen festhal-ten. Und die Politik dürfte diesen Kurswohl unterstützen. «Das öffentlich-recht-

liche System wird von den Bundeslän-dern auch aus Eigennutz verteidigt»,erklärt «Spiegel»-Autor Brauck. «Diedritten Programme der ARD bieten denMinisterpräsidenten eine Bühne, diediese sicherlich nicht einreissen wer-den – auch, weil sie die Arbeitsplätze inden Sendeanstalten ihrer Bundeslän-der keinesfalls gefährden wollen.»

Werden SRG-Kritiker bestraft?Auch in der Schweiz wird der Vor-

wurf erhoben, die meisten Politikerschonten die SRG auch aus Eigennutz.

So beschwerte sich CVP-Präsident Ger-hard Pfister jüngst in der «Weltwoche»,man gebe ihm seitens der SRG indirektzu verstehen, er müsse mit Konsequen-zen rechnen für seine kritische Hal-tung. Von SRG-Funktionären habe erzu hören bekommen: «Sie schaden Ih-ren Ambitionen nur, wenn Sie die SRGkritisieren.» Am Leutschenbach weistman diese Unterstellung zurück. Pfis-ter will sich inzwischen nicht mehr zurThematik äussern, um den Parteifrie-den nicht zu gefährden. Seine CVPnämlich ist traditionell SRG-freundlich

– und wird die Nein-Kampagne zur No-Billag-Initiative anführen.

Vorwurf der LinkslastigkeitSVP, FDP und CVP-Chef Pfister hal-

ten die SRG für politisch viel zu links,während SP, Grüne und der Grossteilder CVP der Ansicht sind, das Fernse-hen lasse sich seine Agenda zu oft vonder SVP diktieren. Die «Tageswoche»zählte kürzlich nach: Von den 43 «Are-na»-Sendungen seit Januar 2016 thema-tisierten deren sechs die Beziehungender Schweiz zur EU, fünf den Islam,sieben unseren Umgang mit Auslän-dern und Flüchtlingen sowie vier den«Volkswillen» und dessen Umsetzung.

In Deutschland wie der Schweiz eiltedie Wissenschaft den kritisierten Sen-dern in den letzten Wochen zu Hilfe:«Gäbe es den öffentlich-rechtlichenRundfunk nicht, müsste man ihn gera-de jetzt erfinden», heisst es in einemoffenen Brief an die Ministerpräsiden-ten, den knapp 50 deutsche Wissen-schafter verfasst haben. Gar über 70Schweizer Persönlichkeiten haben einThesenpapier der extra gegründetenVereinigung «media forti» unterzeich-net mit der Kernaussage: «Die Schweizbraucht starke Medien. Wir forderndeshalb eine starke SRG, die einen Ser-vice-public-Auftrag erfüllt.»

Nicht unterzeichnet hat den AufrufRuss-Mohl. In seinem vergangene Wo-che erschienenen neuen Buch «Die in-formierte Gesellschaft und ihre Fein-de» zeigt sich der 67-jährige Professorausgesprochen kritisch gegenüber denöffentlichen Medienhäusern. Zwar ge-fährdeten diese nicht absichtlich dieZukunft der privaten Medien, sagt er:«Wenn aber nur oder nahezu aus-schliesslich der Journalismus von SRG,ARD und ZDF vom Steuerzahler finan-ziert wird, sieht es für die privatenWettbewerber zappenduster aus.» We-gen der hohen Rundfunkgebührenbleibe im Budget eines jeden nun malnur noch wenig Geld für andere Me-dienanbieter übrig.

Von SRF bis ZDF:Der «Staatsfunk»am PrangerIn der Schweiz stellt die No-Billag-Initiative die Existenzdes Schweizer Radios und Fernsehens infrage. Dochauch anderswo in Europa geraten öffentlich-rechtlicheSender unter Beschuss. Inbesondere in Deutschland.

VON DENNIS BÜHLER

GEBÜHRENEINNAHMEN 2016

SRG ARD, ZDF,DEUTSCHLANDRADIO

1,2 MILLIARDENFRANKEN

8 MILLIARDENEURO

QUELLE: SRG, ARD, ZDF GRAFIK: MTA

100

200

300

400

500

97 98 99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17

pro Haushalt

210 €

451.10 Fr.

ENTWICKLUNG DER EMPFANGSGEBÜHREN

QUELLE: SRG, ARD, ZDF GRAFIK: MTA

Schweiz Deutschland

«SRF Schweizer Film» ARD-Fernsehfilm am Freitag 1,6 Mio. 1,6 Mio.

Schweizer «Tatort» Durchschni�swert aller ARD-«Tatorte» 2,1 Mio. 1,4 Mio.

«Der Besta�er» «Die Kanzlei», ARD 705 000 1,4 Mio.

«Eco» «Plusminus», ARD 70 000 60 000

«Rundschau» «Frontal 21», ZDF 108 000 126 000

«#SRFGlobal» «auslandjournal», ZDF 41 000 57 000

«Literaturclub» «Das literarische Quarte�» 59 000 80 000

SRF (in CHF) ARD/ZDF (in €)

Fernsehfilm

«Tatort»

Eigenproduzierte Serie

Wirtscha�smagazin

Nachrichtenmagazin

Auslandsmagazin

Literaturdeba�e

PREIS EINZELNER SENDUNGEN

QUELLE: SRG, ARD, ZDF GRAFIK: MTA

«Spiegel»-Cover: ARD und ZDF als«unheimliche Macht».

Das Schweizer Fernsehen sucht die Nähe zum Publikum: «Hallo SRF!»-Sendung von letzter Woche (links am Moderatorenpult Nik Hartmann). GIAN VAITL/SRF

Europaweit ist kein anderes öffent-liches Medienhaus so gut alimen-tiert wie die SRG: Rund 194 Fran-ken pro Jahr und Einwohner ste-hen ihr zur Verfügung, wie das Eu-ropean Journalism Observatoryberechnet hat. Allerdings muss sieim Unterschied zu ausländischenSendern mit 1,2 Milliarden FrankenGebührengeldern und rund 330Millionen Franken Werbeeinnah-men auch ein viersprachiges An-gebot produzieren. In Rumänien,Lettland und Polen betrug dasBudget der öffentlich-rechtlichenSender 2016 ungefähr 11 bis 13Franken pro Person, in Deutsch-land und England 88 respektive 93Franken. Für ihre Vergleichsstudiehaben die Forscher die Fernseh-und Radioanstalten von neun eu-ropäischen öffentlichen Medien-häusern analysiert. (DBÜ)

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TV- UND RADIOGEBÜHREN

194 Franken pro Person

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«Ophelia» hat gestern mit Windge-schwindigkeiten von bis zu 150 Stunden-kilometern die irische Küste erreicht.Die drei Personen kamen bei Unfällenim Zusammenhang mit dem Sturm umsLeben. Eine Frau und ein Mann starbenim Südosten des Landes, als ein umstür-zender Baum ihr Auto traf. Ein Mannkam bei einem Unfall mit einer Motorsä-ge in Südirland um. Er hatte versucht,einen umgestürzten Baum zu beseitigen,wie die Polizei mitteilte.

Dem Energieunternehmen ESB Net-works zufolge waren um die Mittagszeitetwa 120 000 Menschen von der Strom-versorgung abgeschnitten. Schulen undBehörden blieben geschlossen, Fähr-verbindungen wurdenvorübergehend einge-stellt, Gerichtsverhand-lungen verschoben. Pa-tienten wurden aufge-fordert, Arzttermine zuverschieben. Der Flug-hafen in Dublin teiltemit, rund 130 Flüge seien gestrichenworden. Der Flughafen von Cork imSüdwesten annullierte ebenfalls zahl-reiche Flüge.

Teile der irischen Armee wurden inBereitschaft versetzt. Irlands Minister-präsident Leo Varadkar leitete eine Sit-zung des nationalen Krisenstabs. «Blei-ben Sie drinnen, bis der Sturm vorbei-gezogen ist», sagte Varadkar bei einer

Medienkonferenz in Dublin. «Es ist einsehr gefährlicher Sturm. Als es zuletztso einen heftigen Sturm gab, verlorenelf Menschen ihr Leben.»

Bereits der zehnte HurrikanAuch Teile Grossbritanniens rechne-

ten mit einem Sturm. Der britischeWetterdienst warnte vor umherfliegen-den Trümmerteilen; in Küstennähe seimit Stromausfällen und Überschwem-mungen zu rechnen. In Nordirland öff-neten die Schulen am Montag nicht.Starke Winde wurden auch für denNorden und Westen Grossbritanniensvorausgesagt.

«Ophelia» ist bereits der zehnte Hur-rikan, der sich in dieser Saison überdem Atlantik zusammengebraut hat.

Der Hurrikan erreichteMitte vergangener Wo-che südwestlich derAzoren seinen Höhe-punkt, seitdem bewegter sich in RichtungNordosten. Mit demEintritt in kühlere Re-

gionen verlor «Ophelia» an Kraft undwar kein Hurrikan mehr. Doch die Re-de ist vom heftigsten Sturm in Irlandseit 50 Jahren. Die Sturmsaison überdem Atlantik dauert noch bis Ende No-vember. (SDA)

Ein Sturm legtIrland lahmUnwetter «Ophelia» hat drei Menschenleben gefordert. DieSchulen bleiben geschlossen, das öffentliche Leben steht still

VON CLAUDIO DULIO

Hohe Wellen in Porthleven im Südwesten Englands. BEN BIRCHALL/KEYSTONE

«Bleiben Sie drin-nen, bis der Sturmvorbeigezogen ist.»Leo Varadkar Irlands Minister-präsident

Online halten wir Sie aufdem Laufenden.

Welch sonniges Herbstwetter: DasHochdruckgebiet «Tanja» verwöhntdie Schweiz seit vielen Tagen mit Son-ne und spätsommerlichen Temperatu-ren. An Messstationen wie Basel, Dels-berg und Sitten wurden teilweise über23 Grad gemessen, im Mittelland stiegdas Thermometer ebenfalls über20 Grad.

Die ausgedehnte Schönwetterperio-de mag aussergewöhnlich erscheinen –sie ist es aber nicht, wie Meteonews-Meteorologe Nicola Möckli sagt: «Sol-ches Wetter haben wir im Oktober abund zu.» Temperaturen von über 20Grad gebe es fast immer um diese Jah-

reszeit. Von den Wärmerekorden istder aktuelle Monat noch ein gutesStück entfernt: Im Oktober 1985 wur-den in Basel 29,6 Grad und in Rünen-berg BL 25,7 Grad gemessen. In Aarauwar es im Oktober nie wärmer als2009, als das Thermometer 26,7 Gradanzeigte. Mit dem Wirbelsturm «Ophe-lia» (siehe Artikel oben) hat das aktuellwarme Wetter nichts zu tun, wie Möck-li sagt.

Die gute Nachricht: Es bleibt schönund bis Mittwoch auch warm. Erst aufdas Wochenende hin erreichen Wolkenund eventuell erster Regen dieSchweiz. In der Nacht auf Sonntag er-wartet Meteonews dann eine kräftigereStörung. Was den ausbleibenden Regenangeht, so macht sich MeteorologeMöckli noch keine Sorgen. Im Tessinherrsche erhöhte Waldbrandgefahr, an-sonsten sei die Trockenheit nicht be-sorgniserregend. (MWA)

«Tanja» und dasSchweizer WetterglückSonnig Der Herbst hat es hier-zulande in sich. Doch vonTemperatur-Rekorden kannkeine Rede sein.