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Life Cycle Support Management © Verena Kienda, 2013 Seite 1 von 15 Sven Service ärgert sich… ...er hatte sich schon wieder mit diesem arroganten Ikarus Ingenieur rumgeärgert. Er wollte lediglich eine Betriebsanleitung und einen Ersatzteilvorschlag für das neueste Produkt und hatte sich ein internes Angebot eingeholt. Das hatte er bekommen, aber zu einem horrenden Preis. Auf die Frage was denn an den paar Seiten so teuer wäre, hatte der ihm erklärt, dass er das erst das Produkt verstehen müsse, die Fehleranfälligkeit analysieren müsse, um dann einen Ersatzteilvorschlag ausarbeiten zu können. Dabei hatte Sven doch schon alle Ausfalldaten aus der Nutzung. Ikarus hatte gesagt, dass neue Features die auf Wunsch des Kunden hinzugefügt worden waren, Auswirkungen in der gesamten elektrischen Anlage haben und er sich das erst mal genau ansehen müsse. Bloß weil da ein paar neue Teilkomponenten eingebaut waren, muss man das doch nicht alles nochmal machen! Das GesamtProdukt war doch schon lange aus den Kinderschuhen heraus. Die aus der Luftfahrt waren da immer so genau, soviel Budget für derartig aufwendige Analysen hatte er einfach nicht, würde er wohl wiedermal nach draußen gehen müssen und sich recht und schlecht eine Dokumentation zusammenstricken lassen müssen, statt mit den eigenen Leuten zu arbeiten… Diese Szene erzeugt vielleicht ein Kopfschütteln bei Ihnen, ich hoffe jedoch, dass es mir gelingt, in den nächsten Seiten zu erklären, um was es bei dieser kleinen Geschichte geht. 1 Einleitung In den meisten Firmen sind die Prozesse für die Auftragsgewinnung, die Auftragsabwicklung also Entwicklung und Produktion recht klar geregelt. Danach geht das Produkt in die Nutzung und die Verantwortung geht entweder an den Kunden oder die Serviceabteilungen über. Die zwischen den Phasen stattfindenden TOM (take over meetings) dienen der abgestimmten Übergabe der Verantwortung. Für die Phase nach der Auslieferung - sofern der Kunden weiter betreut wird – gibt es meist keine Prozesse mehr, sie ist von der täglichen Realität („every day reality“) mit ihren Problemen geprägt. Ausfälle erzeugen einen Bedarf an personellen und materiellen Ressourcen. Personal muss ausgebildet werden Ersatzteile müssen bestellt werden, was oft nach Bedarf geschieht. Aber es muss auch die in der Phase der Auftragsabwicklung erzeugte Dokumentation und Ersatzteilvorschlag angepasst werden. Spätestens hier sind Informationen aus der Auftragsabwicklungsphase erforderlich, wenn nicht sogar aus der Auftragsgewinnungsphase: was wurde dem Kunden ursprünglich verkauft? Welche Konfiguration wurde dokumentiert, aus welchem Nutzungsprofil entstammte der Ersatzteilvorschlag. Viele Firmen geben die Verantwortung in dieser Phase, nach der Auslieferung ganz ab, jedoch wird in letzter Zeit von immer mehr Firmen festgestellt, dass hier Potential für eine Geschäftsfelderweiterung und ein hohes Umsatzpotential liegt. Zwischen den einzelnen Teilprozessen findet ein einmaliges Treffen mit einer Übergabe der Verantwortung statt (in einigen Fällen spricht man hier auch von Quality-Gates). In den wenigsten Fällen findet eine überlappende Betreuung oder gar eine Rückkopplung statt. Dass jedoch gerade hier ein großes Potential liegt, dafür möchte ich Sie begeistern oder zumindest sensibilisieren.

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Life Cycle Support Management

© Verena Kienda, 2013 Seite 1 von 15

Sven Service ärgert sich…

...er hatte sich schon wieder mit diesem arroganten Ikarus Ingenieur rumgeärgert. Er wollte lediglich eine Betriebsanleitung und einen Ersatzteilvorschlag für das neueste Produkt und hatte sich ein internes Angebot eingeholt. Das hatte er bekommen, aber zu einem horrenden Preis. Auf die Frage was denn an den paar Seiten so teuer wäre, hatte der ihm erklärt, dass er das erst das Produkt verstehen müsse, die Fehleranfälligkeit analysieren müsse, um dann einen Ersatzteilvorschlag ausarbeiten zu können. Dabei hatte Sven doch schon alle Ausfalldaten aus der Nutzung. Ikarus hatte gesagt, dass neue Features die auf Wunsch des Kunden hinzugefügt worden waren, Auswirkungen in der gesamten elektrischen Anlage haben und er sich das erst mal genau ansehen müsse. Bloß weil da ein paar neue Teilkomponenten eingebaut waren, muss man das doch nicht alles nochmal machen! Das GesamtProdukt war doch schon lange aus den Kinderschuhen heraus. Die aus der Luftfahrt waren da immer so genau, soviel Budget für derartig aufwendige Analysen hatte er einfach nicht, würde er wohl wiedermal nach draußen gehen müssen und sich recht und schlecht eine Dokumentation zusammenstricken lassen müssen, statt mit den eigenen Leuten zu arbeiten…

Diese Szene erzeugt vielleicht ein Kopfschütteln bei Ihnen, ich hoffe jedoch, dass es mir gelingt, in den nächsten Seiten zu erklären, um was es bei dieser kleinen Geschichte geht.

1 Einleitung In den meisten Firmen sind die Prozesse für die Auftragsgewinnung, die Auftragsabwicklung also Entwicklung und Produktion recht klar geregelt. Danach geht das Produkt in die Nutzung und die Verantwortung geht entweder an den Kunden oder die Serviceabteilungen über. Die zwischen den Phasen stattfindenden TOM (take over meetings) dienen der abgestimmten Übergabe der Verantwortung.

Für die Phase nach der Auslieferung - sofern der Kunden weiter betreut wird – gibt es meist keine Prozesse mehr, sie ist von der täglichen Realität („every day reality“) mit ihren Problemen geprägt. Ausfälle erzeugen einen Bedarf an personellen und materiellen Ressourcen. Personal muss ausgebildet werden Ersatzteile müssen bestellt werden, was oft nach Bedarf geschieht. Aber es muss auch die in der Phase der Auftragsabwicklung erzeugte Dokumentation und Ersatzteilvorschlag angepasst werden. Spätestens hier sind Informationen aus der Auftragsabwicklungsphase erforderlich, wenn nicht sogar aus der Auftragsgewinnungsphase: was wurde dem Kunden ursprünglich verkauft? Welche Konfiguration wurde dokumentiert, aus welchem Nutzungsprofil entstammte der Ersatzteilvorschlag.

Viele Firmen geben die Verantwortung in dieser Phase, nach der Auslieferung ganz ab, jedoch wird in letzter Zeit von immer mehr Firmen festgestellt, dass hier Potential für eine Geschäftsfelderweiterung und ein hohes Umsatzpotential liegt.

Zwischen den einzelnen Teilprozessen findet ein einmaliges Treffen mit einer Übergabe der Verantwortung statt (in einigen Fällen spricht man hier auch von Quality-Gates). In den wenigsten Fällen findet eine überlappende Betreuung oder gar eine Rückkopplung statt. Dass jedoch gerade hier ein großes Potential liegt, dafür möchte ich Sie begeistern oder zumindest sensibilisieren.

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Ich möchte es

Life Cycle Support (Management) LCSM oder auf Deutsch „lebenszyklusübergreifende Betreuung“ nennen. Natürlich geht es zu einem hohen Anteil um Management, jedoch geht es im Wesentlichen um den Support, also die Unterstützung. Unterstützt wird der Kunde und zwar von der Wiege bis zum Grabe. Dies bedeutet er wird von seiner Idee oder Anforderung bis hin zur Entsorgung am Ende des Lebenszyklus begleitet.

Der Lebenszyklus beginnt mit einer Idee oder einem Kundenwunsch und lässt sich grob einteilen in:

• Entwicklungsphase: hier wird das Produkt „auf dem Papier entworfen“ bzw. konstruiert.

• Produktionsphase: das Produkt wird anhand der Konstruktionsunterlagen und aus am Markt aktuell verfügbaren Einzelkomponenten hergestellt.

• Nutzungsphase: das Produkt geht in den realen Betrieb bzw. die operative Nutzung.

Am Ende des Lebenszyklus muss das Produkt entsorgt oder ausgesondert werden.

Das wichtigste Bild des LCSM ist die sogenannte Feedbackschleife.

Auf der linken Seite sehen Sie den Service bzw. die Nutzungsunterstützung in der die „every day reality“ mit den täglichen Problemen das treibende Element darstellt. Man spricht hier auch von In-Service-Support (ISS), Technisch-logistischer Betreuung (TLB) oder After Sales (AS). In dieser Phase findet die Instandhaltung des Produktes statt.

Auf der rechten Seite befindet sich in dieser Richtung der Darstellung die Entwicklungs-begleitung bzw. Planung der Nutzung mit Prognosen. Wenn diese Phase nach außen wahrgenommen wird, so werden die Tätigkeiten als Integrated Logistik Support (ILS) bezeichnet. In vielen Fällen findet man die einzelnen Prognosen, Analysen und

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Planungen innerhalb des Unternehmens verteilt vor. Beteiligte sind Entwicklung, Qualitätssicherung, Logistik, Einkauf meist jedoch unabhängig und ohne fest installierte Kommunikation.

Der Übergang (Pfeil von links nach rechts) von Nutzung und (Weiter-)Entwicklung sichert ein Feedback mit den Erfahrungen der Nutzung, um das Produkt zu optimieren.

Der Übergang (Pfeil von rechts nach links) von (Neu-)Entwicklung (ILS) in die Nutzung definiert die logistische Planung und Erstversorgung durch theoretische Analysen.

Auf welche Seite die beiden Hauptknoten gezeichnet sind, ist nicht wesentlich, es sollte sich jedoch immer eine Schleife ergeben.

Die Schleife muss sich nicht immer auf das gesamte Produkt oder den gesamten Lebenszyklus beziehen, kleinere schnellere Feedbackschleifen für Teilkomponenten können diejenige des Gesamtproduktes überlagern und einen kürzeren Lebenszyklus starten.

Besonders wichtig ist der Zusammenhang zum Konfigurationsmanagement.

Die Konfiguration eines Produktes beschreibt die Einzelelemente aus denen sich ein Produkt zusammensetzt, sowie die Schnittstellen die die Einzelelemente (Konfigurationselemente) zu einem funktionierenden Ganzen zusammensetzt (Architektur, Struktur). Jede „Feedback-Schleife“ entlang des Lebenszyklus erzeugt eine Variante oder Version des Produktes und beschreibt seine aktuelle Konfiguration oder seinen Bauzustand.

Entlang des Lebenszyklus muss das LCSM jede Änderung der Konfiguration mitverfolgen.

Zusammenhang Lebenszyklus – Konfigurationsmanagement - LCSM In der Entwicklungsphase wird ein Produkt entworfen und konstruiert, an deren Ende eine Konfiguration „eingefroren“. Bereits hier sollten erste logistische Analysen stattfinden, welche die logistischen Parameter Zuverlässigkeit und Sicherheit, Versorgbarkeit und Kosteneffizienz betrachten. Man spricht hier auch von Key Performance Indikatoren (KPI). Im Idealfall wird bereits der mit dem Kunden vertraglich festgelegte Grobentwurf auf logistische Aspekte hin beleuchtet. Auf diese Weise werden nicht nur Entwicklungs- und Produktionskosten sondern auch Betriebskosten ermittelt, was sowohl für den Kunden als auch den Hersteller von Interesse sein sollte.

(siehe Skript LCS Entwicklungsphase). Die physikalische Umsetzungen eines Entwicklungsentwurfes anhand der Konstruktionsunterlagen in der Produktion mit aktuell am Markt verfügbaren Komponenten stellen ein nutzbares Produkt zur Verfügung. Ich möchte dies als Ausprägung oder Bereitstellung eines Produktes bezeichnen. Diese Ausprägung hat weiteren Einfluss auf die die Versorgbarkeit des Produktes.

In der Nutzungsphase führen Instandhaltungsmaßnahmen und Weiterentwicklungen zu Änderungen der Konfiguration, die Einfluss auf die logistischen Parameter haben kann. Daher muss jede Änderung den Verantwortlichen für den LCSM mitgeteilt werden.

Kostenaspekte All diese Prozesse verursachen Kosten, welche nicht immer direkt vom Kunden bezahlt werden. Beispielsweise wird der Kunde in der Regel weder für eine Zuverlässigkeitsanalyse noch für die Erstellung von Dokumentation explizit bezahlen. Implizit wird sie jedoch jeder Nutzer fordern bzw. erwarten, wenn sie nicht wie die Bedienungsanleitung (in der jeweiligen Landessprache) eine gesetzliche Forderung darstellen. Daher müssen alle Elemente finanziell berücksichtigt und kalkuliert werden, um einen Überblick über die Kosten

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gegenüber dem erzielten Umsatz zu behalten und mit anderen Produkten und Wettbewerbern vergleichen zu können. Dieser Aspekt wird in der kommerziellen Betrachtung beleuchtet.

Produkte werden von Menschen bedient diese

• machen Fehler (Fehlbedienung) und

• müssen geschützt werden (Sicherheit).

Diese Aspekte werden in der „Human Faktor Analyse“ betrachtet.

Alle Prozesse verarbeiten und erzeugen Daten, die zu Informationen und Wissen werden. Diese müssen erfasst und gespeichert werden. Diese Aspekte werden im Wissens- und Informationsmanagement berücksichtigt.

Im Überblick sieht dies dann so aus:

Lebenszyklusübergreifende Unterstützung unterstützt die Herausforderungen der heutigen Marktgegebenheiten, muss sich aber auch gleichzeitig diesen stellen

• Kostendruck und verkürzte Entwicklungszeiten

• Geringes Verwaltungsbudget

• Steigende technische Komplexität

• Produkthaftung, Umweltverträglichkeit und Nachhaltigkeit

• Kurze Produktzyklen, schnellere Obsoleszenz (Lebensdauer)

• Heterogene, modulare Produkte, viele Kaufteile (Commercial of the shelf COTS)

Kosteneffizienz Das Ziel des LCSM ist es ein sicheres und zuverlässiges

Produkt mit hoher Verfügbarkeit bei geringen Kosten bereitzustellen.

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Ein Beispiel für Ziele an das LCSM ist ausformuliert in den

Top Level System Goals (Business Drivers) eines Luftfahrtkonzerns

• Sicheres Fliegen • Ausgereifte, wartbare und versorgbare Produkte • Erfüllen der Kundenerwartungen

bezüglich logistischer und funktionaler Effizienz • 100% Verfügbarkeit (Produkt und Ersatzteile) • Aircraft (A/C) Betrieb unter allen Bedingungen • Niedrige (und prognostizierbare) Lebensdauerkosten • Nachhaltigkeit (Ökologie, Ökonomie) • Zuverlässigkeit in Betrieb und Service

Die folgende Kurve veranschaulicht dieses Ziel graphisch:

Ein Produkt soll – neben dem sicheren Betrieb - eine möglichst hohe Verfügbarkeit bei möglichst geringen Kosten aufweisen. Reduzierung der Kosten bei gleichbleibender oder sogar erhöhter Verfügbarkeit ist die generelle Optimierungsaufgabe des LCSM.

Im Folgenden finden Sie eine kleine Auflistung von weiteren Herausforderungen die das Erreichen dieses Zieles erschweren oder behindern

• Logistische Überlegungen beginnen erst mit der Nutzung • Obsoleszenzen • fehlende Fehlererkennungsmöglichkeiten • Mangelnde Konfigurationsüberwachung • Zufall • Alterung • der „Faktor Mensch“ • Mangelnde Kommunikation, fehlende Prozesse

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2 Definition eines Systems Als Definition für weitere Informationen dieser Skriptreihe nehmen Sie bitte folgendes mit: Ein System besteht aus dem Produkt welches funktionale Anforderungen erfüllen muss und dem (logistischen) Lieferelementen (engl. Equipment) zu dem unter anderem gehören:

• (Spezial)werkzeuge, Meß&Prüfgeräte • Dokumentation (beschreibend, Ersatzteilkataloge und Instandhaltungsanweisungen) • (Ersatzteile) • Ausbildung und Ausbildungsmittel (Simulatoren und elektronische Lernmittel) • Werkstätten, Lager (engl. facilities) • In einigen Fällen wird auch die Software hinzugezählt.

Diese Definition mag nicht überall in der Literatur so zu finden sein, sie soll uns helfen, zu unterscheiden, ob wir vom Produkt – dem Ding das eine Funktion, Qualität und einen Preis hat – oder vom System mit allen benötigten Unterstützungselementen sprechen.

3 Lebenszyklus

3.1 Phasen Der Lebenszyklus beginnt mit einer Idee, einer funktionalen Anforderung oder einem Optimierungsbedarf aus der Nutzungsphase. In der Akquisitionsphase (Auftraggewinnung) wird diese Idee soweit konkretisiert, dass ein Vertrag abgeschlossen werden kann. Je nach gewählter Strategie werden bereits hier logistische Überlegungen getroffen und ein grobes Konzept festgelegt. Muss das Produkt oder eine seiner Komponenten neu oder weiterentwickelt werden, schließt sich die Entwicklungsphase an, in der die Machbarkeit analysiert und das Design des Produktes festgelegt wird. Nach dem Design folgt die Konstruktion, die das Design in (Nach-)baufähige Unterlagen umsetzt. Nach dieser Konstruktionsunterlage werden die Komponenten beschafft und/oder produziert und zu einem Produkt integriert. Wenn alle Qualitätsanforderungen erfüllt sind und gegebenenfalls eine Zulassung (e.g. durch einen TÜV) erwirkt wurde, geht das Produkt in die Nutzung.

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Am Ende seiner Lebensdauer muss das Produkt gegebenenfalls ausgesondert und evtl. gefährliche Stoffe entsorgt oder wiederverwendbare dem Recyling zugeführt werden. In der militärischen Welt kommt hier noch die sogenannte Demilitarisierung hinzu.

3.2 Rekursionen und Schleifen Der in 2.1 linear dargestellte Lebens-Ablauf wird zu einem Lebens-Zyklus durch Schleifen und Rekursionen. Schleifen entstehen durch Verbesserungen und Modifikationen (Feedbackschleife!!), die sich aus den Erfahrungen im Verlauf der Nutzung ergeben. Diese müssen sich nicht immer auf das gesamte Produkt beziehen und können zu allen Zeitpunkten im Lebensablauf stattfinden können.

3.3 Einsatzbedingungen Ein Produkt muss in seinem Leben unterschiedlichen Einsatzbedingungen oder Anforderungen gerecht werden.

Umweltbedingungen: klimatische Bedingungen wie Temperatur, Wind, Regen Staub, Strahlung, Salzwasser, Druck onshore/offshore (Windkraftanlage) Nutzungsbedingungen: Nutzungshäufigkeit gemessen in e.g. Betriebsstunden,

Fahrkilometer oder Standzeiten Nutzungsumgebung (e.g. Nutzung in einem Krankenhaus oder Privathaushalt (Bedeutung!), Nutzung in Krieg oder Frieden (Stress!)

Die Einsatzbedingungen müssen bei der Planung des Supports berücksichtigt werden Einsatzbedingungen haben u.a. Einfluss auf

• Gefährdungen ( Fehlerquellen) • Zugänglichkeit ( Reparaturdauer) • Abnutzung ( Lebensdauer) • Bedienungsfehler • Kritikalität eines Fehlers

Definition: Einsatzbedingungen setzen sich aus den Umweltbedingungen und den Nutzungsbedingungen zusammen.

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4 Teilaufgaben des LCSM Im Folgenden sollen nun die einzelnen Teilaufgaben und –prozesse des LCSM kurz dargestellt werden. In den weiteren Skripten werden Sie jeweils die Details finden:

- Skript LCS – Entwicklungsphase - Skript LCS – Nutzungsphase - Skript LCS – Konfigurationsmanagement

An dieser Stelle soll nur ein kurzer Überblick gegeben werden um den Gesamt-zusammenhang zu verstehen.

4.1 Entwicklungsbegleitende Unterstützung Die Entwicklungs-begleitende Unterstützung besteht aus logistischen Analysen und der Bereitstellung der logistischen Lieferanteile. Die Analysen erfolgen mehr oder weniger standardisiert und bilden eine logistische (Analyse) Kette (siehe Details im Skript „Entwicklungsbegleitende Unterstützung“). Das Produkt wird als erstes auf mögliche Fehler (auch: Risiken, Hazards, Sicherheitslücken) hin untersucht. Diese können im Wesentlichen „inherent“ technisch begündet, durch Fehlbedienung oder falsche Abläufe bedingt oder von außen verursacht sein (Beschädigung). Die Untersuchungen ermitteln Fehler und die Häufigkeit deren Auftretens und beschreiben damit Sicherheit und Zuverlässigkeit, des Weiteren bestimmt die Ausfallhäufigkeit maßgeblich den Ersatzteilvorschlag. Maßnahmen vorzuschlagen welche diese Fehler präventiv oder korrektiv abstellen, ist Aufgabe der Instandhaltbarkeitsanalyse. In der Versorgbarkeitsanlayse wird der personellen und materiellen Bedarf für die vorgeschlagenen Maßnahmen ermittelt. Die Ressourcen – definieren die logistischen Anteile der Lieferung. In der Regel findet eine Erstversorgung für die ersten drei Jahre statt, danach spricht man von Folgebedarf. Das ILS-Management sorgt für die Definition und Einhaltung eines geregelten Prozess, sowie dafür, dass die Lieferanteile zeitlich und ihrem Tiefgang zusammenpassen.

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4.1.1 Logistische Analysen Logistische Analysen haben das Ziel das Ausfallverhalten und die Instandhaltbarkeit des Produktes zu prognostizieren. Ziel ist eine Verbesserung des Designs, sowie die Sicherstellung der Versorgbarkeit.

• Reliability: Zuverlässigkeit und Sicherheit – Fehler und deren Häufigkeit, Kritikalität und Erkennenswahrscheinlichkeit

• Maintainability: Instandhaltbarkeit, Zugänglichkeit, Modularität inkl. Ergonometrieüberlegungen (Human Factor Analyse)

• Supportability: Versorgbarkeit, Ressourcenbedarf (siehe Kapitel 4.1.2) • Testability: Fehlererkennbarkeit/Prüfbarkeit (auch Detectability)

Für diese „-ilitys“ existieren Leistungsparameter (key performance indicators KPI), die das Ergebnis messbar machen. Ziel ist es eine möglichst hohe Verfügbarkeit (engl. Availability) des Produktes zu erreichen:

• Availability: Verfügbarkeit für die dem Produkt zugedachte Mission oder Funktion. (Funktion aus Zuverlässigkeit, Instandhaltbarkeit und Versorgbarkeit)

In modernen Verträgen wird die Verfügbarkeit als Leistungsparameter festgehalten und deren Unter- oder Überschreitung für die Bezahlung festgehalten. Klassische Verträge stellen die logistische Lieferanteile „organisch“ auf Abruf zur Verfügung. Der Umfang der logistischen Analysen wird in der Regel in einer sogenannten Guidance-Konferenz mit dem Kunden abgestimmt oder ergibt sich aus der Definition der Leistungsparameter in den vertraglichen Forderungen. Natürlich ist eine Durchführung umfangreicher logistischer Analysen nur bei einer (Neu-)Entwicklung sinnvoll. Ein in der Nutzung befindliches Produkt wird beobachtet und durch die erfassten empirischen Daten nachgesteuert.

4.1.2 Logistische Erstversorgung und logistische Lieferanteile Unter den logistischen Lieferanteilen versteht man in der Regel folgende Produkte:

• Dokumentation & Ausbildungsbedarf (ggfls. Trainingsgeräte) • Ersatzteile • Prüfgeräte • Infrastruktur (Werkstätten) • Personal und erforderliche Ausbildungsstufe • Lagerung, Transport, Verpackung und Handhabung • Software

Die logistischen Lieferanteile müssen zeitlich aufeinander abgestimmt werden und in das Supportkonzept integriert werden. Beispielsweise muss vor einer Ausbildung eine technische Dokumentation geliefert werden. Ein Ersatzteil zu definieren macht nur Sinn, wenn auch Prüfungen (und Prüfgeräte) sowie Werkzeuge vorhanden sind, welche diese Komponente als fehlerhaft erkennen können.

Definition: RAMS = Reliability (&Safety), Availability, Maintainability, Supportability Analytische Prognose von Fehlern, Maßnahmen und Ressourcen (Material & Personal) bezüglich eines Produkts nach meist festgelegten Vorgehensweisen (Standards)

manchmal RAMST; T = Testability

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4.2 Unterstützung der Nutzung

Haupt-Ziel der Unterstützung der Nutzungsphase ist eine kosteneffiziente und kundenorientierte Unterstützung von Kunde und Produkt

• Unterstützung des Kunden bei technischen Fragen und Auftragsannahme • möglichst unterbrechungsfreie Bereitstellung (des Systems!) • schnelle und kostengünstige Beseitigung von Unterbrechungen • Erfassung von Daten zur Verbesserung des Produktes

4.2.1 Kundenbetreuung In erster Linie sollte dem Kunden in der Nutzungsphase ein Ansprechpartner für technische Probleme geboten werden (one-face-to-the-customer). Erfolgt die Betreuung organisch oder auf Anforderung, so sind dies zunächst die Auftragsannahme und die Abwicklung der Aufträge (hauptsächlich Instandhaltung und Ersatzteilversorgung) und die nachvollziehbare Rechnungslegung. Im Falle einer leistungsbasierten Bezahlung müssen Parameter erfasst werden, welche die Leistungsfähigkeit (z.B. Verfügbarkeit) messen und eine leistungsgerechte Bezahlung ermöglichen. Zu den Aufgaben der Kundenbetreuung zählt auch die Bereitstellung Service-Portalen (Help-Desks und Fernwartung (engl. Telemaintenance)).

4.2.2 Instandhaltung Hauptaufgabe der Nutzungsphase ist natürlich die Instandhaltung. Instandhaltung hat das Ziel der möglichst unterbrechungsfreien Bereitstellung bzw. schnellen und kostengünstigen Beseitigungen von Unterbrechungen. Standard DIN 31051/2012 unterteilt in:

• Wartung • Inspektion • Instandsetzung • Modifikation

4.2.3 Produktbeobachtung Bei der Produktbeobachtung werden Daten zu auftretende Ereignisse (Fehler, Ausfälle, Dauer von Tätigkeiten, administrative und logistische Verzögerungen) erfasst. Optimal wäre eine gleichzeitige Erfassung der Einsatzbedingungen (Klimatische Bedingungen, Betriebsstunden, gefahrene Kilometer etc.). Ergebnisse der sich anschließenden Analysen sind Trends und Verbesserungspotential welche zu Produktweiterentwicklungen führen.

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Wichtige Teilaufgabe ist die Beobachtung und Beseitigung von Obsoleszenzen (nicht mehr am Markt verfügbare Teile).

4.3 Konfigurationsmanagement

Konfigurationsmanagement bedeutet zu jedem Zeitpunkt zu wissen, aus welchen logischen und physikalischen Komponenten (Teilen) ein Produkt besteht und welche Schnittstellen zwischen diesen Einzelkomponenten existieren (Konfiguration oder Bauzustand). Demzufolge unterteilt sich das Konfigurationsmanagement in Identifizieren, Strukturieren Überwachen und Bereitstellen. Die Verantwortlichen des LCSM müssen die Konfiguration bzw. den Bauzustand kennen bzw. für die Unterstützung berücksichtigen.

4.3.1 Erfassen Die sogenannten Konfigurationsitems (KI) müssen erfasst, eindeutig identifiziert und beschrieben werden. Die Funktion im Produkt muss klar definiert und allen Beteiligten bekannt sein.

4.3.2 Strukturieren Die Konfigurationsitems werden zu größeren Einheiten zusammengesetzt, denen wiederum eine Funktion zugeordnet ist. Insgesamt bildet sich eine Produkt-Struktur oder auch Architektur gegebenenfalls mit Schnittstellen zwischen den Einzelteilen. Das Produkt hat eine Mission zu erfüllen. Um dieses Gesamtprodukt zusammensetzen (integrieren) zu können ist ein „Bauplan“ erforderlich (Zeichnungssatz und Stücklisten).

4.3.3 Überwachen Das Produkt und seine Einzelteile durchlaufen während ihrer Lebensdauer Änderungen (Modifikationen, Fehlerbeseitigungen, Tausch von Komponenten), wodurch Varianten und Versionen entstehen, welche überwacht werden müssen, unter anderem um die richtigen logistischen Lieferungen (engl. Equipment) bereitzustellen. (Anpassung der Dokumentation, Ersatzteile, Prüfwerte etc.).

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4.3.4 Bereitstellen Zuletzt muss die Version oder Variante eines Produktes mit den jeweils am Markt verfügbaren Ausprägungen der einzelnen Teile bereitgestellt werden. Die Erstausprägung wird als Konfiguration mit einer Stückliste (bill of material) festgehalten. In Produkten mit hohem Obsoleszenzrisiko sollten Alternativteile und –quellen bestimmt werden, für komplexe Komponenten wird oft zusätzlich die Serialisierung erfasst (Bauzustand).

4.4 Weitere Aufgaben des LCSM

4.4.1 Wissens- und Informationsmanagement In jedem Produkt fällt eine Menge von Daten an, welche einer möglichst durchgehenden einheitlichen Syntax und einer verständlichen Semantik folgen. Des Weiteren müssen die Daten nützlich für den Empfänger (pragmatisch) und zum richtigen Zeitpunkt verfügbar sein ( Semiotik). Ein Informations- oder Datenmodell ist hilfreich, die Zusammenhänge zu erkennen und mit den Prozessen in Deckung zu bringen. Die Qualität der Daten muss ständig überprüft werden. Erst dann werden Daten zu brauchbarer Information. Im Laufe des Lebenszyklus sammelt sich dann (Erfahrungs-)wissen an, welches erhalten und verfügbar gemacht werden muss.

4.4.2 Standards und Normen In Standards und Normen wird folgendes geregelt:

• Prozessfestlegungen bezüglich der Vorgehensweise • Teilprozesse und deren Zusammenhänge • Auflistung

o der einzelnen Prozesschritte o notwendiger Input o erwartetes Ergebniss o Klassifizierungsysteme

• Beschreibung der geforderten Dokumentation • Templates und Datenformate

Ein Beispiel für einen lebenszyklusübergreifenden Standard ist die ISO 10303-239 “Product Life Cycle Support (PLCS) is an ISO STEP standard (ISO 10303-239) that enables the creation and management through time of an Assured set of Product and Support Information (APSI) which can be used to specify and control required support activities throughout a complex product's life.”

• Product Breakdown • Faults • Task • Work Package Definition • Maintenance plan • Operational Feedback • Product as Individual • Work Package Report • System requirements • Aviation maintenance

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Ein weiteres Beispiel ist die ASD 3000L (http://www.asd.org) Sie definiert einen Prozess für

• Logistic Support Analysis • Konfigurationsmanagement als integraler Bestandteil • Obsolsezenzenmanagement • RAMS – Analysen • In-Service Feedback • Disposal

Im Daten- oder Informationsmodell dieses Standards wird festgelegt:

• Produktkonfiguration • Breakdown • Faults • Task • Resources • Maintenance plan • Feedback

4.4.3 Verträge und Kommerzielles

4.4.3.1 Verträge Die einzelnen Unterstützungs-Dienstleistungen und logistischen Lieferanteile müssen in Verträgen geregelt sein. Je genauer dies zu Anfang geschieht, desto weniger Diskussionen ist eine Tür geöffnet. Für Unterstützungsverträge gibt es viele Möglichkeiten und Ausprägungen

• Organische Versorgung – Lieferung auf Abruf (engl. on demand) contra • leistungsbasierte Verträge - Kunde zahlt für Verfügbarkeit oder ähnliche

„Effizienzmaße nicht für die logistischen Elemente im Einzelnen (engl. Performance Based Logistik). es wird on-demand geliefert, was benötigt wird Kunde behält Verantwortung für Verfügbarkeit

es wird nach Leistungsparametern (e.g. Verfügbarkeit) bezahlt Lieferant erhält Verantwortung für Verfügbarkeit

Gedankenspiel: Was sind die Vorteile eines leistungsbasierten Vertrages für den Kunden?

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Weitere Vertragsmöglichkeiten • Verträge können bereits in der Entwicklungsphase die Unterstützungselemente

berücksichtigen oder es wird ein eigener „Support-Vertrag“ abgeschlossen. • Unterstützungsverträge können mit dem Hersteller abgeschlossen werden oder es

werden unabhängige Dienstleister eingebunden • Verträge können über einen bestimmten Zeitraum des Lebenszyklus oder die

gesamte geplante Lebensdauer abgeschlossen werden (Geltungsdauer, Unterstützungsgarantien)

• Verträge System-/Musterverantwortung

4.4.3.2 Kommerzielle Aspekte Natürlich geht es bei allen Lieferungen um Geld, welches der Auftragnehmer vom Auftraggeber für seine Leistungen erhält (Preis, Umsatz). Um ein Produkt liefern zu können, fallen beim Liefernden Kosten an. Preise müssen aus den Kosten kalkuliert werden um den Gewinn abschätzen zu können. Am einfachsten fällt dies, wenn in möglichst kleine Kostenatome unterteilt wird. Dies schafft Transparenz und Handlungssicherheit. Kostenatome fallen für Material und Dienstleistungen in allen Phasen des Lebenszyklus an. Am sichtbarsten sind diese Kosten in der Operation bzw. Nutzungsphase.

Die Kostenaspekte können und müssen durch das LSCM beeinflusst werden:

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Beispiel:

Durch die RAMS Analysen –bzw. Berücksichtigung deren Leistungsparameter- die Kosten beeinflusst, die für jede Maßnahme anfallen (direct maintenance costs: Personalkosten und Ersatzteilekosten - Kostenatome der Operation bzw. Nutzungsphase).

Man spricht hier von recurring costs, da sie jedes Mal auftreten, wenn die Tätigkeit anfallen.

• Reduzierung der Fehlerrate häufigere Reparatur höhere Kosten

Instandhaltungsanalysen beeinflussen die Kosten für Personal, Weiterbildung, periodische Instandhaltung und natürlich die Einmalkosten (non-recurring)

• Reduzierung der Dauer einer Maßnahme kürzere Reparatur geringere Kosten

• Vereinfachung oder Automatisierung der Instandhaltung geringere Kosten für Dokumentation und Ausbildung

Eine Ersatzteiloptimierung beeinflusst die Kosten für Ersatzteile und Verbrauchsmaterial aber auch für Transport- und Lagerkosten.

• Geringerer Bestand an Ersatzteil Reduzierung der Ersatzteilkosten, kleinere Lager, kürzere Wege

Die Kosten, die für die Analysen und die eingesetzten SW-Werkzeuge anfallen (Personalkosten) müssen der möglichen Ersparnis gegenüber gestellt werden.