Limmattaler Zeitung, vom: Montag, 3. Juni 2013 · VON SENADA HARALCIC (TEXT UND FOTO)...

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Montag, 3. Juni 2013 | Nordwestschweiz | www.limmattalerzeitung.ch LIMMATTAL STADT UND KANTON ZÜRICH Alle Organisationen, die für die Si- cherheit in Schlieren zuständig sind, haben sich zum Anlass des Sicher- heitstages auf dem Chilbiplatz einge- funden und verschiedene Stände auf- gestellt. Jedoch haben Polizei und Co. nicht nur Infobroschüren bereitge- stellt. Wer zum Beispiel schon immer einmal hinters Steuer eines Polizei- wagens sitzen wollte, hatte am Sams- tag Gelegenheit dazu. Auch in Feuerwehrgefährten durf- te man Platz nehmen: «Wir haben neben unseren Tanklöschfahrzeugen auch einen Hubretter auf den Platz gestellt», erzählt Feuerwehrkomman- dant Beat Ernst. Wer keine Höhen- angst hatte, durfte sich Schlieren aus 32 Metern Höhe ansehen, was sich als wahrer Publikumsmagnet heraus- stelle. Normalerweise benutzt die Feuerwehr den Hubretter, um die Sa- nität bei Bergungen zu unterstützen. Letztes Jahr sei er acht Mal zum Ein- satz gekommen, ergänzt Ernst. Austausch unter Organisationen Neben vielen neugierigen Schlie- remern war auch Stadtrat Markus Bärtschiger vor Ort. Als Ressortvor- steher für Sicherheit und Gesundheit und als Präsident der Feuerwehrkom- mission gab sich Bärtschiger sehr er- freut über den Anlass: «Ich finde es toll, wie gut das alles funktioniert – und das trotz des schlechten Wet- ters.» Für den Stadtrat sei es auch wichtig, dass die Organisationen ein- mal zusammentreffen und sich aus- tauschen können: «Das Vertrauen steht an erster Stelle, deswegen ist ein kameradschaftlicher Umgang sehr wichtig», ergänz Bärtschiger. Als der Regen kurz aufhörte, ver- sammelten sich die Besucher ge- spannt vor der Wiese neben dem Chilbi-Platz. Bereits aus weiter Ent- fernung hörten sie den Rega-Helikop- ter. Nicht nur die Kleinen, auch die Eltern bestaunten den rot-weissen Flieger nach seiner Landung aus nächster Nähe. «Die Rega hat ihre Ba- sisstation für zwei Stunden hierher verlegt», sagte Ernst. Auch sie beteili- gen sich am Sicherheitstag, um die Dienstleistungen der Blaulichtorga- nisationen vorzustellen. «Ausserdem ist Rekrutierung bei uns immer ein Thema. Wer weiss, vielleicht haben wir hier potenzielle Feuerwehrmänner, Sanitäter und Zi- vilschützer auf dem Platz», ergänzt Ernst abschliessend. VON SENADA HARALCIC (TEXT UND FOTO) Sicherheitstag bot Einblicke in den Alltag von Blaulichtorganisationen Schlieren Im Rahmen des ers- ten «Sicherheitstages» luden Blaulichtorganisationen und der Zivilschutz zu einer Art «Tag der offenen Tür» ein. Die Besucher verfolgen gespannt die Landung eines Rega-Helikopters. Weitere Bilder des Sicherheitstags un- ter www.limmattalerzeitung.ch Was als friedliches Fest geplant war, artete am Samstagabend vor der Stadthalle in Auseinandersetzungen aus, die mehrere Schlägereien in der ganzen Stadt nach sich zogen. Erst durch einen gemeinsamen Grossein- satz von Kantonspolizei und den Ge- meindepolizeien Dietikon und Schlieren/Urdorf konnte die Lage be- ruhigt werden. Die Bilanz: Neun Per- sonen wurden verletzt, zwei verhaf- tet, und das eritreische Fest, das trotz der Vorfälle durchgeführt wurde, er- hielt einen schalen Beigeschmack. Täter und Motive unbekannt Wer hinter dem Angriff steckt und welche Motive die Unbekannten für die Tat hatten, ist unklar. «Wir wissen noch nicht, um was für Leute es sich bei den Angreifern handelt», sagte Beat Jost, Mediensprecher der Kan- tonspolizei Zürich, auf Anfrage. Kan- tonspolizei und Staatsanwaltschaft er- mitteln. Auch Sicherheitsvorstand Heinz Illi war beim Polizeieinsatz zu- gegen. Während die Ermittlungen lau- fen, wollte er sich gegenüber der Lim- mattaler Zeitung jedoch nicht zum Vorfall äussern. Typisch sei der Fall nicht. «Mit Eri- treern gibt es meines Wissens sonst wenig Probleme», sagt Jost. Die Kan- tonspolizei geht nicht davon aus, dass der Vorfall rassistisch motiviert gewesen sei. Auch weil die Angreifer eine ähnliche Hautfarbe wie die Fest- besucher gehabt hätten. «Es ist nicht auszuschliessen, dass sie aus dem Umfeld der Besucher stammen», so Jost. Von den neun Verletzten, die mit der Ambulanz ins Krankenhaus gefahren werden mussten, befinden sich zwei noch in Spitalpflege. Die mehreren Hundert Eritreer hatten sich eigentlich in der Dietiker Stadthalle eingefunden, um gemein- sam 22 Jahre Unabhängigkeit des nordostafrikanischen Staates zu fei- ern. Als sich die Halle kurz vor 18 Uhr langsam füllte, und weitere Be- sucher vor dem Gebäude eintrafen, gesellte sich eine Gruppe von Unbe- kannten zur Festgesellschaft, wie Jost erklärte. Diese zettelten vor der Stadthalle einen Streit an, der schliesslich eskalierte. Die Dietiker Polizei konnte alleine wenig gegen die Massenprügelei aus- richten. «Anfangs waren relativ wenig Patrouillen vor Ort. So konnten die Streitenden Richtung Bahnhof flüch- ten», so Jost. Als die Kantonspolizei eingriff, hatten sich die Streitereien bereits auf verschiedene Orte im Ge- biet zwischen Stadthalle und Bahnhof verlagert. Vor allem beim Bahnhof gab es Auseinandersetzungen. Nur zwei Personen festgenommen Mit vereinten Kräften konnten Kantons- und Gemeindepolizeien zu- sammen mit der Feuerwehr Dietikon die Situation entschärfen. «Definitiv beruhigt war die Lage erst um 21 Uhr», so Jost. Von den mehreren Dut- zend Störenfrieden konnten nur zwei festgenommen werden. Diese befinden sich nun bei der Staatsan- waltschaft. «Weil anfangs wenig Poli- zisten vor Ort waren, konnten die meisten entwischen», hält Jost fest. Die Streithähne seien während län- gerer Zeit durch ganz Dietikon ge- rannt, das habe es schwierig ge- macht, sie zu fassen. Das Fest wurde trotz der Auseinan- dersetzungen durchgeführt. Weil es sich bei den Aggressoren nur um ei- ne kleine Gruppierung gehandelt hatte, sah die Polizei keinen Grund, die restlichen Eritreer vom Feiern ab- zuhalten. «Die Polizei war aber die ganze Nacht vor Ort und hat die Si- tuation weiter beobachtet», so Jost. Dietikon Neun Personen wurden verletzt, nachdem Unbekannte ein Fest in der Stadthalle störten. Die Polizei war mit einem Grossaufgebot vor Ort Verletzte bei Angriffen auf Besucher von Eritreer-Fest VON SOPHIE RÜESCH «Weil anfangs wenig Polizisten vor Ort waren, konnten die meisten An- greifer entwischen.» Beat Jost, Kapo-Mediensprecher Die Hochwasser-Lage im Kanton Zürich hat sich mit dem Abneh- men der Regengüsse gestern zwar deutlich beruhigt. Im Lim- mattal sind die Spuren der hefti- gen Regenfälle der letzten Tage aber nicht zu übersehen. Leserin Helen Rudolf von Rohr etwa wur- de auf ihrem sonntäglichen Spa- ziergang am Altberg von einem abgesunkenen Weg überrascht. Auf dem Bild von Rolf A. Baur ist zu sehen, dass auch der Kloster- Fahr-Weg bei Oberengstringen von der über das Ufer tretenden Limmat geschwemmt wurde. Ein Abfalleimer der Stadt Dietikon beim Pontonierhaus hielt den reis- senden Wassermassen tapfer stand, wie das Bild von Leser John Daniels zeigt. Trotz allgemei- ner Entwarnung ruft der Kanton Spaziergänger am Wasser immer noch zu Vorsicht auf. (RUE) LESERFOTOS: HELEN RUDOLF VON ROHR/JOHN DANIELS/ROLF A. BAUR (VON OBEN) Limmattal kämpft mit den Wassermassen

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Montag, 3. Juni 2013 | Nordwestschweiz | www.limmattalerzeitung.ch

LIMMATTALSTADT UND KANTON ZÜRICH

Alle Organisationen, die für die Si-cherheit in Schlieren zuständig sind,haben sich zum Anlass des Sicher-heitstages auf dem Chilbiplatz einge-funden und verschiedene Stände auf-gestellt. Jedoch haben Polizei und Co.nicht nur Infobroschüren bereitge-stellt. Wer zum Beispiel schon immereinmal hinters Steuer eines Polizei-wagens sitzen wollte, hatte am Sams-tag Gelegenheit dazu.

Auch in Feuerwehrgefährten durf-te man Platz nehmen: «Wir habenneben unseren Tanklöschfahrzeugenauch einen Hubretter auf den Platzgestellt», erzählt Feuerwehrkomman-dant Beat Ernst. Wer keine Höhen-angst hatte, durfte sich Schlieren aus32 Metern Höhe ansehen, was sichals wahrer Publikumsmagnet heraus-stelle. Normalerweise benutzt dieFeuerwehr den Hubretter, um die Sa-nität bei Bergungen zu unterstützen.Letztes Jahr sei er acht Mal zum Ein-satz gekommen, ergänzt Ernst.

Austausch unter OrganisationenNeben vielen neugierigen Schlie-

remern war auch Stadtrat MarkusBärtschiger vor Ort. Als Ressortvor-steher für Sicherheit und Gesundheit

und als Präsident der Feuerwehrkom-mission gab sich Bärtschiger sehr er-freut über den Anlass: «Ich finde estoll, wie gut das alles funktioniert –und das trotz des schlechten Wet-ters.» Für den Stadtrat sei es auchwichtig, dass die Organisationen ein-mal zusammentreffen und sich aus-tauschen können: «Das Vertrauensteht an erster Stelle, deswegen istein kameradschaftlicher Umgangsehr wichtig», ergänz Bärtschiger.

Als der Regen kurz aufhörte, ver-sammelten sich die Besucher ge-spannt vor der Wiese neben demChilbi-Platz. Bereits aus weiter Ent-fernung hörten sie den Rega-Helikop-ter. Nicht nur die Kleinen, auch dieEltern bestaunten den rot-weissen

Flieger nach seiner Landung ausnächster Nähe. «Die Rega hat ihre Ba-sisstation für zwei Stunden hierherverlegt», sagte Ernst. Auch sie beteili-gen sich am Sicherheitstag, um dieDienstleistungen der Blaulichtorga-nisationen vorzustellen.

«Ausserdem ist Rekrutierung beiuns immer ein Thema. Wer weiss,vielleicht haben wir hier potenzielleFeuerwehrmänner, Sanitäter und Zi-vilschützer auf dem Platz», ergänztErnst abschliessend.

VON SENADA HARALCIC (TEXT UND FOTO)

Sicherheitstag bot Einblicke in denAlltag von BlaulichtorganisationenSchlieren Im Rahmen des ers-ten «Sicherheitstages» ludenBlaulichtorganisationen und derZivilschutz zu einer Art «Tag deroffenen Tür» ein.

Die Besucher verfolgen gespannt die Landung eines Rega-Helikopters.

Weitere Bilder des Sicherheitstags un-ter www.limmattalerzeitung.ch

Was als friedliches Fest geplant war,artete am Samstagabend vor derStadthalle in Auseinandersetzungenaus, die mehrere Schlägereien in derganzen Stadt nach sich zogen. Erstdurch einen gemeinsamen Grossein-satz von Kantonspolizei und den Ge-meindepolizeien Dietikon undSchlieren/Urdorf konnte die Lage be-ruhigt werden. Die Bilanz: Neun Per-sonen wurden verletzt, zwei verhaf-tet, und das eritreische Fest, das trotzder Vorfälle durchgeführt wurde, er-hielt einen schalen Beigeschmack.

Täter und Motive unbekanntWer hinter dem Angriff steckt und

welche Motive die Unbekannten fürdie Tat hatten, ist unklar. «Wir wissennoch nicht, um was für Leute es sichbei den Angreifern handelt», sagteBeat Jost, Mediensprecher der Kan-tonspolizei Zürich, auf Anfrage. Kan-tonspolizei und Staatsanwaltschaft er-mitteln. Auch SicherheitsvorstandHeinz Illi war beim Polizeieinsatz zu-gegen. Während die Ermittlungen lau-fen, wollte er sich gegenüber der Lim-mattaler Zeitung jedoch nicht zumVorfall äussern.

Typisch sei der Fall nicht. «Mit Eri-treern gibt es meines Wissens sonstwenig Probleme», sagt Jost. Die Kan-tonspolizei geht nicht davon aus,

dass der Vorfall rassistisch motiviertgewesen sei. Auch weil die Angreifereine ähnliche Hautfarbe wie die Fest-besucher gehabt hätten. «Es ist nichtauszuschliessen, dass sie aus demUmfeld der Besucher stammen», so

Jost. Von den neun Verletzten, diemit der Ambulanz ins Krankenhausgefahren werden mussten, befindensich zwei noch in Spitalpflege.

Die mehreren Hundert Eritreerhatten sich eigentlich in der DietikerStadthalle eingefunden, um gemein-sam 22 Jahre Unabhängigkeit desnordostafrikanischen Staates zu fei-ern. Als sich die Halle kurz vor 18Uhr langsam füllte, und weitere Be-sucher vor dem Gebäude eintrafen,gesellte sich eine Gruppe von Unbe-kannten zur Festgesellschaft, wie Josterklärte. Diese zettelten vor derStadthalle einen Streit an, derschliesslich eskalierte.

Die Dietiker Polizei konnte alleinewenig gegen die Massenprügelei aus-

richten. «Anfangs waren relativ wenigPatrouillen vor Ort. So konnten dieStreitenden Richtung Bahnhof flüch-ten», so Jost. Als die Kantonspolizeieingriff, hatten sich die Streitereienbereits auf verschiedene Orte im Ge-biet zwischen Stadthalle und Bahnhofverlagert. Vor allem beim Bahnhofgab es Auseinandersetzungen.

Nur zwei Personen festgenommenMit vereinten Kräften konnten

Kantons- und Gemeindepolizeien zu-sammen mit der Feuerwehr Dietikondie Situation entschärfen. «Definitivberuhigt war die Lage erst um 21Uhr», so Jost. Von den mehreren Dut-zend Störenfrieden konnten nurzwei festgenommen werden. Diesebefinden sich nun bei der Staatsan-waltschaft. «Weil anfangs wenig Poli-zisten vor Ort waren, konnten diemeisten entwischen», hält Jost fest.Die Streithähne seien während län-gerer Zeit durch ganz Dietikon ge-rannt, das habe es schwierig ge-macht, sie zu fassen.

Das Fest wurde trotz der Auseinan-dersetzungen durchgeführt. Weil essich bei den Aggressoren nur um ei-ne kleine Gruppierung gehandelthatte, sah die Polizei keinen Grund,die restlichen Eritreer vom Feiern ab-zuhalten. «Die Polizei war aber dieganze Nacht vor Ort und hat die Si-tuation weiter beobachtet», so Jost.

Dietikon Neun Personen wurden verletzt, nachdem Unbekannte ein Festin der Stadthalle störten. Die Polizei war mit einem Grossaufgebot vor Ort

Verletzte bei Angriffen aufBesucher von Eritreer-Fest

VON SOPHIE RÜESCH

«Weil anfangs wenigPolizisten vor Ort waren,konnten die meisten An-greifer entwischen.»Beat Jost,Kapo-Mediensprecher

Die Hochwasser-Lage im KantonZürich hat sich mit dem Abneh-men der Regengüsse gesternzwar deutlich beruhigt. Im Lim-mattal sind die Spuren der hefti-gen Regenfälle der letzten Tageaber nicht zu übersehen. LeserinHelen Rudolf von Rohr etwa wur-de auf ihrem sonntäglichen Spa-ziergang am Altberg von einemabgesunkenen Weg überrascht.Auf dem Bild von Rolf A. Baur ist

zu sehen, dass auch der Kloster-Fahr-Weg bei Oberengstringenvon der über das Ufer tretendenLimmat geschwemmt wurde. EinAbfalleimer der Stadt Dietikonbeim Pontonierhaus hielt den reis-senden Wassermassen tapferstand, wie das Bild von LeserJohn Daniels zeigt. Trotz allgemei-ner Entwarnung ruft der KantonSpaziergänger am Wasser immernoch zu Vorsicht auf. (RUE)

LESERFOTOS: HELEN RUDOLF VON ROHR/JOHN DANIELS/ROLF A. BAUR (VON OBEN)

Limmattal kämpft mit den Wassermassen