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EDITORIAL Umfassende Vernetzung für eine optimale Versorgung DIE HAUSZEITUNG DES SPITALS LIMMATTAL / JULI 2.15 Baumeisterarbeiten können bald beginnen Neubauprojekt LimmiViva → Seite 2 Weniger Schmerzen, schnellere Erholung Limmi-Urologie setzt auf roboter- gestützte Eingriffsmethoden → Seite 4 Nach kurzer Zeit ohne «Stützräder» unterwegs Einführungskonzept Pflege → Seite 5 Koordination Altersversorgung Drei Teilprojekte abgeschlossen → Seite 6 Limmi als Ausbildungsort Krönender Abschluss von Physiotherapeutin Christina Appert → Seite 7 Interview mit Pfarrer Joseph Bonnemain 30 Jahre katholische Spitalseelsorge → Seite 8 Technischer Dienst Im Alt- und im Neubau gefordert → Seite 9 Innovation erleichtert Unterhaltsreinigung Eine rundum saubere Sache → Seite 10 Zeitgemäss und modisch Umstellung der Berufswäsche → Seite 10 Liebe Leserinnen und Leser Die vereinbarte Zusammenarbeit mit der RehaClinic Zürich AG im Neubau ist für das Spital Limmattal ein konsequenter weiterer Schritt zu einer umfassenden Vernetzung. Sie steht im Dienst einer optimalen Versorgung der Patientinnen und Patienten vor, während und nach einem Aufenthalt im Akutspital. Schon heute sind wir eng mit anderen Leistungserbringern ver- bunden. Das gilt in der Versorgungs- kette sowohl vertikal, das heisst entlang dem Behandlungspfad, als auch horizontal, das heisst durch Partnerschaften mit Spitälern wie dem UniversitätsSpital Zürich oder dem Triemli. Jüngstes Beispiel in der vertieften Kooperation mit unseren Zuweisern ist die Beteiligung des Limmi an der medVadis AG, wie das 2014 lancierte Praxisnetzwerk Limmattal mittlerweile heisst. Die RehaClinic Zürich AG wird im Spitalneubau ab 2018 auf einem halben Stockwerk 36 bis 40 eigene Betten betreiben. Damit sind wir künftig mit einem etablierten Nach- sorger unter dem gleichen Dach vereint. Der Entscheid zu diesem Schulterschluss entspricht als zu- kunftsträchtige Weichenstellung unserer Strategie und ist Teil einer zeitgemässen, marktorientierten Positionierung und von gesund- heitspolitischen Bestrebungen zur nachhaltig qualitativ guten und effizienten Versorgung. Die direkte Nachbarschaft von stationärem Aufenthalt und Rehabilitation ist eine echte Win-win-Situation für sämtliche Beteiligten. Nutzniesser sind alle: die Patienten, deren Ange- hörigen, die Zuweiser, wir als Akut- spital und die RehaClinic Zürich AG. Etliche betriebliche Vorteile ver- stärken jene, die wir aus der bereits Jahrzehnte währenden Symbiose mit dem Pflegezentrum kennen. Zu nennen sind insbesondere «klassische» Synergien durch eine gemeinsame Infrastruktur. Share Economy ist auch für das Gesund- heitswesen interessant, weil wir so Dienste vom Labor über die Radio- logie bis zur Küche und Wäscherei zusammen nutzen können. Patienten haben selbstverständlich weiterhin uneingeschränkt freie Wahl beim Entscheid, wohin bezie- hungsweise zu welcher Institution sie für eine allfällige Rehabilitation gehen. Dabei ist die Möglichkeit, im Anschluss an den stationären Auf- enthalt im Akutspital ohne zu dislo- zieren im selben Gebäude bleiben zu können, für Patienten sowie de- ren Angehörigen gewiss eine attrak- tive Option. Sie trägt organisato- risch zudem zur Entlastung von Zuweisern bei, die oft schon im Vor- feld des Spitaleintritts beratend wertvolle Unterstützung mit Blick auf die Nachsorge leisten. Die inter- ne Verlegung in ein Zimmer der RehaClinic Zürich AG gestaltet sich während der Rekonvaleszenz mit Sicherheit angenehm und kräfte- schonend. Ein weiter Patienten- transport in andere Kantone entfällt ebenso wie die Eingewöhnungs- phase am neuen Ort. Angehörigen, die wie unsere Patienten mehrheit- lich aus dem Limmattal stammen, kommt die gute Erreichbarkeit bei ihren Besuchen so auch während der Rehabilitationsphase entgegen. Zu erwähnen ist abschliessend ein weiterer zentraler Pluspunkt: Bis- herige Schnittstellen zwischen Akutspital und Rehabilitationszent- rum verschmelzen zu einem naht- losen, für Patienten kaum mehr wahrnehmbaren Kontaktübergang in der Betreuung. Die Zusammenar- beit des Fachpersonals in Pflege, Medizin und Therapien am gleichen Ort erhöht automatisch die Effizi- enz und verbessert die Kommunika- tion. Die räumliche und personelle Verschmelzung erreicht ihre höchste Stufe im anvisierten gemeinsamen Betrieb einer Therapieorganisation. Das bedeutet auch Jobenrichment. Denn es eröffnet Therapeutinnen und Therapeuten die Perspektive einer durchgängigen Betreuung aus einer Hand, das heisst, sie begleiten Patienten auf dem ganzen Weg. Während der stationären Phase, während der folgenden Rehabilita- tion und anschliessend nach der Rückkehr in die eigenen vier Wände – eventuell ambulant – lassen sich so gemeinsam in einer Betreuungs- kontinuität Fortschritte erzielen. Thomas Brack, Spitaldirektor Limmi Inside

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EDITORIAL

Umfassende Vernetzung für eine optimale Versorgung

DIE HAUSZEITUNG DES SPITALS LIMMATTAL / JULI 2.15

Baumeisterarbeiten können bald beginnen

Neubauprojekt LimmiViva → Seite 2

Weniger Schmerzen, schnellere Erholung

Limmi-Urologie setzt auf roboter-gestützte Eingriffsmethoden → Seite 4

Nach kurzer Zeit ohne «Stützräder» unterwegs

Einführungskonzept Pflege→ Seite 5

Koordination Altersversorgung

Drei Teilprojekte abgeschlossen → Seite 6

Limmi als Ausbildungsort

Krönender Abschluss von Physiotherapeutin Christina Appert → Seite 7

Interview mit Pfarrer Joseph Bonnemain

30 Jahre katholische Spitalseelsorge → Seite 8

Technischer Dienst

Im Alt- und im Neubau gefordert→ Seite 9

Innovation erleichtert Unterhaltsreinigung

Eine rundum saubere Sache→ Seite 10

Zeitgemäss und modisch

Umstellung der Berufswäsche→ Seite 10

Liebe Leserinnen und Leser

Die vereinbarte Zusammenarbeit mit der RehaClinic Zürich AG im Neubau ist für das Spital Limmattal ein konsequenter weiterer Schritt zu einer umfassenden Vernetzung. Sie steht im Dienst einer optimalen Versorgung der Patientinnen und Patienten vor, während und nach einem Aufenthalt im Akut spital. Schon heute sind wir eng mit anderen Leistungserbringern ver-bunden. Das gilt in der Versorgungs-kette sowohl vertikal, das heisst entlang dem Behandlungspfad, als auch horizontal, das heisst durch Partnerschaften mit Spitälern wie dem UniversitätsSpital Zürich oder dem Triemli. Jüngstes Beispiel in der

vertieften Kooperation mit unseren Zuweisern ist die Beteiligung des Limmi an der medVadis AG, wie das 2014 lancierte Praxisnetzwerk Limmattal mittlerweile heisst.

Die RehaClinic Zürich AG wird im Spitalneubau ab 2018 auf einem halben Stockwerk 36 bis 40 eigene Betten betreiben. Damit sind wir künftig mit einem etablierten Nach-sorger unter dem gleichen Dach vereint. Der Entscheid zu diesem Schulterschluss entspricht als zu-kunftsträchtige Weichenstellung unserer Strategie und ist Teil einer zeitgemässen, marktorientierten Positionierung und von gesund-heitspolitischen Bestrebungen zur nachhaltig qualitativ guten und effizienten Versorgung. Die direkte Nachbarschaft von stationärem Aufenthalt und Rehabilitation ist eine echte Win-win-Situation für sämtliche Beteiligten. Nutzniesser sind alle: die Patienten, deren Ange-hörigen, die Zuweiser, wir als Akut-spital und die RehaClinic Zürich AG.

Etliche betriebliche Vorteile ver-stärken jene, die wir aus der bereits Jahrzehnte währenden Symbiose mit dem Pflegezentrum kennen. Zu nennen sind insbesondere «klassische» Synergien durch eine

gemeinsame Infrastruktur. Share Economy ist auch für das Gesund-heitswesen interessant, weil wir so Dienste vom Labor über die Radio-logie bis zur Küche und Wäscherei zusammen nutzen können.

Patienten haben selbstverständlich weiterhin uneingeschränkt freie Wahl beim Entscheid, wohin bezie-hungsweise zu welcher Institution sie für eine allfällige Rehabilitation gehen. Dabei ist die Möglichkeit, im Anschluss an den stationären Auf-enthalt im Akutspital ohne zu dislo-zieren im selben Gebäude bleiben zu können, für Patienten sowie de-ren Angehörigen gewiss eine attrak-tive Option. Sie trägt organisato-risch zudem zur Entlastung von Zuweisern bei, die oft schon im Vor-feld des Spitaleintritts beratend wertvolle Unterstützung mit Blick auf die Nachsorge leisten. Die inter-ne Verlegung in ein Zimmer der RehaClinic Zürich AG gestaltet sich während der Rekonvaleszenz mit Sicherheit angenehm und kräfte-schonend. Ein weiter Patienten-transport in andere Kantone entfällt ebenso wie die Eingewöhnungs-phase am neuen Ort. Angehörigen, die wie unsere Patienten mehrheit-lich aus dem Limmattal stammen, kommt die gute Erreichbarkeit bei

ihren Besuchen so auch während der Rehabilitationsphase entgegen.

Zu erwähnen ist abschliessend ein weiterer zentraler Pluspunkt: Bis-herige Schnittstellen zwischen Akutspital und Rehabilitationszent-rum verschmelzen zu einem naht-losen, für Patienten kaum mehr wahrnehmbaren Kontaktübergang in der Betreuung. Die Zusammenar-beit des Fachpersonals in Pflege, Medizin und Therapien am gleichen Ort erhöht automatisch die Effizi-enz und verbessert die Kommunika-tion. Die räumliche und personelle Verschmelzung erreicht ihre höchste Stufe im anvisierten gemeinsamen Betrieb einer Therapieorganisation. Das bedeutet auch Jobenrichment. Denn es eröffnet Therapeutinnen und Therapeuten die Perspektive einer durchgängigen Betreuung aus einer Hand, das heisst, sie begleiten Patienten auf dem ganzen Weg. Während der stationären Phase, während der folgenden Rehabilita-tion und anschliessend nach der Rückkehr in die eigenen vier Wände – eventuell ambulant – lassen sich so gemeinsam in einer Betreuungs-kontinuität Fortschritte erzielen.

Thomas Brack, Spitaldirektor

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NEUBAUPROJEKT LIMMIVIVA

Baumeisterarbeiten können bald beginnenMit dem nahenden Ende der Aushubarbeiten bot sich Interessierten am 27. Juni eine willkommene Gelegenheit zur Baustellenbesichtigung. Seit Mitte Juli werden Grundleitungen verlegt, noch bevor die Bodenplatte entsteht. Bis Ende Juli sind auch alle Erdsonden gesetzt, die dem neuen Limmi künftig als saisonaler Wärme- und Kältetauscher dienen.

Lagebesprechung vor Ort: Baggerführer Herbert Elsener und Bauleiter Fabian Schneider tauschen sich aus.

Im Frühling und Frühsommer kommt es unfallbedingt, zum Beispiel mit Motorrad oder E-Bike, vermehrt zu offenen Brüchen. Seit Februar arbeitet die Chirurgie des Spitals Limmattal in derartigen Fällen für die plastische Rekonstruktion mit dem Facharzttrio der neu gegründeten Zürcher Praxis Swissparc zusammen. Auch bei bariatrischen Patienten – Stichwort Magen-bypass – tragen die drei Belegärzte dazu bei, dass das Limmi seinen Leistungsauftrag umfassend erfüllen kann.

MEDIZINISCHE CODIERUNG

Gefragt ist höchste Sorgfalt

Mit seinem abwechslungsreichen Programm lockte der Tag der offenen Baustelle am 27. Juni zahl reiche Besucher an. An ver­schiedenen Stationen erfuhr man Wissenswertes rund um die aktu­elle Bautätigkeit: zur Sicherheit auf der Baustelle, zu Aushub, Ab­bruch und Baugrubensicherung und zum Setzen der Erdsonden. Der Anlass stiess nicht nur bei den erwachsenen Besuchern, sondern auch beim jüngeren Publikum auf ausgesprochen gute Resonanz. So meinte eine Anwesende: «Das Ganze war wirklich gut organi­siert. Kinder durften selber im echten Bagger Steine baggern. Das war noch viel besser, als nur vor einem Bagger fotografiert zu werden.»

Im Verlauf des Juni konnten sämt­liche Provisorien vollendet wer­den. Noch im Gang sind die letzten Abbrucharbeiten und das Setzen der 96 Erdsonden. Diese reichen bis zu 173 Meter in den Felsboden. Ende Mai nahm eine zweite, spezi­elle Bohrmaschine die Arbeit auf, sodass nun täglich zwei Sonden in die Tiefe getrieben werden können.

Spitaltypische Gegenstände in Grundstein eingemauertAnlässlich der Grundsteinlegung am 6. Mai übergaben in Ausbildung stehende Nachwuchskräfte aus den verschiedenen Departementen des Limmi symbolträchtige Ge­genstände der Obhut der speziellen Zeitkapsel. Diese Kartusche wurde danach feierlich verschlossen und

im Boden eingemauert. Sie birgt unter anderem einen Gamma­nagel, ein Stethoskop, einen Augen­spiegel, Reflexhammer und Stimm­gabel, eine Patientenglocke, ein Telefon, einen Würfel mit dem Layout des neuen Spitalbaus sowie eine Tageszeitung. Auch die Seel­sorger des Spitals beteiligten sich mit der Beigabe eines Bronze­engels und der Segnung des Neu­bauprojekts. Praktikantin Leonie Happle erinnert sich an den denk­würdigen Augenblick: «Als an­gehende Facility­Managerin fiel mir das Privileg zu, für das Depar­tement Logistik und Hotellerie ein schnurloses Telefon in die Zeitkap­sel zu legen. Das technische Gerät versinnbildlicht den permanenten Fortschritt in der Kommunikation und den steten Wandel, den wir durchlaufen. Dafür steht auch der Spitalneubau.»

Besucher zeigten sich am Tag der öffentlichen Besichtigung von den Dimensionen der Baugrube beeindruckt.

Damit das Limmi seine Fälle korrekt abrechnen und entsprechend fair vergütet bekommen kann, leisten die medizinischen Codierer einen wichtigen Beitrag. 20 Fälle kann ein Profi täglich im Durchschnitt bewäl-tigen. Unerlässlich dabei ist eine fundierte Kenntnis sämtlicher an einem Akutspital behandelten Krankheits-bilder, der Codierrichtlinien sowie des Krankenver-sicherungsgesetzes KVG.

Simone Hruschka hat als Leiterin des Codierteams am Limmi einen interessanten Werdegang. Sie ist von Haus aus Physiotherapeutin und kam über einen Master of Advanced Studies an der FH St. Gal­len bzw. das Prozess­ und Projekt­management zur Codierung. Doch was gab für sie den Ausschlag zu diesem beruflichen Wechsel?

Zweifellos ist die Tätigkeit in der Codierung erheblich weniger personen­ und körperorientiert als in der Physiotherapie. Simone Hruschka: «Ich stellte über die Jahre fest, dass die Physiotherapie immer mehr Restrik tionen unter­worfen wurde und damit eine rasche und effektive Therapie er­schwert.» Als Leiterin des Codier­

teams am Limmi konzentriert sie sich nicht nur auf Führungsauf­gaben, sondern packt selbst be­herzt an. «Wir sind gegenwärtig für die Codierung intern zu dritt. Ein weiteres Teammitglied ist für die Beantwortung von Dokumenten­anfragen der Krankenkassen zu­ständig. Bis zur Besetzung einer noch vakanten weiteren Stelle

haben wir aktuell die Codierung aller Fälle der Medizin an eine externe Firma ausgelagert.»

Umfassendes Wissen gefragtBis ein Codierer sein Metier aus dem Effeff beherrscht, sind mindestens anderthalb Jahre Voll­zeiteinsatz «on the job» nötig. Auch die «Meisterprüfung», das heisst die eidgenössische Prüfung zum medizinischen Codierer bzw. zur Codiererin, verlangt zur Zulas­sung zwei Jahre im Rahmen eines 100­Prozent­Pensums erworbene Berufspraxis. Im Limmi­Team ver­fügen zwei Mitglieder über diesen Abschluss. Mit Blick auf das Codier­spektrum machen indessen grund­sätzlich alle alles. Simone Hruschka: «Eine Subspezialisierung ergibt in ganz grossen Spitälern wie zum Beispiel im USZ Sinn, weil dort bei Herz­ und Lungenerkrankungen oder Geburten öfters ein ausge­sprochen hoher Komplexitätsgrad vorliegt.» Ein Teammitglied im Limmi sollte täglich 20 Fälle kor­rekt codieren können. Dazu ist umfassendes Wissen gefragt, so­wohl medizinisch, medikamentös, zu Krankheitsbildern als auch Be­handlungsabläufen, Operationen und zum KVG. Es gilt einerseits die oft vielschichtige Patientendoku­mentation zu durchdringen bzw. zu verstehen und andererseits einen regelkonformen Erlös für das Spital als Unternehmen zu sichern. Gutes Codieren erfordert daher nicht nur fundierte Fachkenntnisse, sondern Sorgfalt und nochmals Sorgfalt. Deshalb beansprucht das Studium der Patientendokumentation im Gesamtprozess der Codierung gut und gern die Hälfte der Zeit. 30 bis 40 Prozent entfallen auf die eigent liche Codierung der korrek­ten Codes. Und die übrigen 10 bis 20 Prozent? «Diese verwenden wir vor allem für die Validierung und Überprüfung administrativer Kri­terien. Dazu gehören viele Einzel­heiten wie Beatmungsstunden auf der Intensivstation sowie zu Ein­ und Austritten. Geht ein Patient von uns zum Beispiel nicht direkt nach Hause, sondern wird in ein

AUF DER BAUSTELLE GELTEN HOHE SICHERHEITSSTANDARDS

Umfassender EmissionsschutzBeim Betrieb einer Grossbaustelle direkt neben dem Akutspital sind diverse zusätzliche Aspekte zu beachten. Fabian Schneider, Bauleiter von Losinger Marazzi AG: «Lärm, Staub und Erschütterungen haben wir ganz besonders im Auge und messen die entsprechenden Emissionen permanent.» Werde einer der definierten Grenzwerte überschritten, erhalte der Bauleiter innert kürzester Frist eine SMS auf sein Handy, um der Ursache auf den Grund zu gehen beziehungsweise diese zu beseitigen. Seit Beginn der Abbruch­ und Aushubarbeiten lag man indessen immer unter den entsprechenden Schwellenwerten.

Schneekanone bindet StaubDie Massnahmen, um Emissionen möglichst gering zu halten, sind vielfältig. Unter anderem versieht sogar eine Schneekanone ihren Dienst. Doch sie sorgt nicht wie in einem Skigebiet für weisse Pracht, sondern bindet beim feinen Versprühen von Wasser Staub. Diese Methode ist in der Baubranche schon länger bekannt. Imposant mutete der Abbruch des gegen 40 Meter hohen Kamins Ende Mai an. Baggerführer Herbert Elsener der Baufirma Eberhard geht sowohl mit dem 100­Tonnen­Bagger wie mit dem speziellen Seilbagger sehr vorsichtig zu Werk: «Eine nicht zu unterschätzende Gefahr ist zum Beispiel möglicher Stein­schlag beim Abbruch. Uns in der Führerkabine könnte es zuerst treffen.» Beim Rückbau des Kamins schützte ein neben dem Seilbagger positionierter Pneukran zudem mit einem riesigen, hängenden Leinwandpanel die Umgebung. Das Führen der «Knabberzange» erforderte hier besonders viel Fingerspitzengefühl. Fabian Schneider: «Durch die Höhe des Kamins kam keine andere Rückbaumethode in Betracht. Die Zange hängt lediglich am Seil. Der Baggerführer braucht sein ganzes Talent, um sie in die richtige Position zu bringen. Da die Technik und das Wetter mitspielten, war auch diese diffizile Arbeit im vorgesehenen Zeitfenster von drei Tagen erledigt.»

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Die Codier-Expertinnen am Limmi (von links): Simone Hruschka, Anna-Lena Fitz, Elvira Heitele und Marlise Heer.

VORTEILHAFTE PARTNERSCHAFT

Eingespieltes Belegarzttrio für plastisch-rekonstruktive ChirurgieIm Frühling und Frühsommer kommt es unfallbedingt, zum Beispiel mit Motorrad oder E-Bike, vermehrt zu offenen Brüchen. Seit Februar arbeitet die Chirurgie des Spitals Limmattal in derartigen Fällen für die plastische Rekonstruktion mit dem Facharzttrio der neu gegründeten Zürcher Praxis Swissparc zusammen. Auch bei bariatrischen Patienten – Stichwort Magen-bypass – tragen die drei Belegärzte dazu bei, dass das Limmi seinen Leistungsauftrag umfassend erfüllen kann.

Besucher zeigten sich am Tag der öffentlichen Besichtigung von den Dimensionen der Baugrube beeindruckt.

teams am Limmi konzentriert sie sich nicht nur auf Führungsauf-gaben, sondern packt selbst be-herzt an. «Wir sind gegenwärtig für die Codierung intern zu dritt. Ein weiteres Teammitglied ist für die Beantwortung von Dokumenten-anfragen der Krankenkassen zu-ständig. Bis zur Besetzung einer noch vakanten weiteren Stelle

haben wir aktuell die Codierung aller Fälle der Medizin an eine externe Firma ausgelagert.»

Umfassendes Wissen gefragtBis ein Codierer sein Metier aus dem Effeff beherrscht, sind mindestens anderthalb Jahre Voll-zeiteinsatz «on the job» nötig. Auch die «Meisterprüfung», das heisst die eidgenössische Prüfung zum medizinischen Codierer bzw. zur Codiererin, verlangt zur Zulas-sung zwei Jahre im Rahmen eines 100-Prozent-Pensums erworbene Berufspraxis. Im Limmi-Team ver-fügen zwei Mitglieder über diesen Abschluss. Mit Blick auf das Codier-spektrum machen indessen grund-sätzlich alle alles. Simone Hruschka: «Eine Subspezialisierung ergibt in ganz grossen Spitälern wie zum Beispiel im USZ Sinn, weil dort bei Herz- und Lungenerkrankungen oder Geburten öfters ein ausge-sprochen hoher Komplexitätsgrad vorliegt.» Ein Teammitglied im Limmi sollte täglich 20 Fälle kor-rekt codieren können. Dazu ist umfassendes Wissen gefragt, so-wohl medizinisch, medikamentös, zu Krankheitsbildern als auch Be-handlungsabläufen, Operationen und zum KVG. Es gilt einerseits die oft vielschichtige Patientendoku-mentation zu durchdringen bzw. zu verstehen und andererseits einen regelkonformen Erlös für das Spital als Unternehmen zu sichern. Gutes Codieren erfordert daher nicht nur fundierte Fachkenntnisse, sondern Sorgfalt und nochmals Sorgfalt. Deshalb beansprucht das Studium der Patientendokumentation im Gesamtprozess der Codierung gut und gern die Hälfte der Zeit. 30 bis 40 Prozent entfallen auf die eigent liche Codierung der korrek-ten Codes. Und die übrigen 10 bis 20 Prozent? «Diese verwenden wir vor allem für die Validierung und Überprüfung administrativer Kri-terien. Dazu gehören viele Einzel-heiten wie Beatmungsstunden auf der Intensivstation sowie zu Ein- und Austritten. Geht ein Patient von uns zum Beispiel nicht direkt nach Hause, sondern wird in ein

anderes Spital verlegt, müssen wir dies als erlösschmälernde Kompo-nente in der Codierung berück-sichtigen.» Erleidet ein Patient einen Herzinfarkt und wird für die Herzkatheteruntersuchung in ein anderes Spital verlegt, so erhält das Limmi nur etwa einen Drittel der Fallpauschale. Ebenso ist es wichtig, die Krankenpflege-Leis-tungsverordnung zu kennen. Nicht alle Operationen werden von den Kassen bezahlt und dürfen daher auch in der Codierung nicht in die Verrechnung mit einfliessen. Bei all diesen Vorgaben darf der daraus resultierende Erlös nicht aus den Augen verloren werden, denn für die erbrachte Dienstleistung soll auch eine faire Vergütung erfolgen.

Immer weiter dazulernenSwissDRG ist bewusst als «lernen-des System» konzipiert worden. Daher heisst es auch für die Codie-rerinnen im Limmi immer neu dazulernen. Jeweils im vierten Quartal gibt das dafür zuständige Bundesamt für Statistik BFS bekannt, welche Änderungen im Regel- und Operationskatalog per Anfang nächsten Jahres in Kraft treten. Per Januar 2015 waren das

rund 400 Modifikationen im Ope-rationskatalog und ein Dutzend relevanter Anpassungen im Regel-katalog. So ist beispielsweise mit konkreten Kriterien hinterlegt, unter welchen Voraussetzungen eine Blutvergiftung bzw. Sepsis als Hauptdiagnose klassifizierbar ist.

Um die Neuerungen im Codierall-tag jeweils ab Stichtag der Umstel-lung zu beherrschen, besucht das Limmi-Team daher auch die eigens vom BFS angebotenen Schulungen. Besteht aus Sicht des BFS dringen-der Anpassungsbedarf, erlässt die Behörde mit sehr kurzer Vorankün-digungszeit nicht selten unter-jährige Modifikationen. Simone Hruschka: «Es ist daher gut, wenn wir mit dem ganzen Codiervolumen möglichst à jour sind respektive nicht erst Wochen nach einem ab-geschlossenen Fall codieren. Der Qualitätsdruck auf uns ist hoch und wächst weiter, denn Kranken-kassen und die Gesundheitsdirek-tionen sowie das Departement von Bundesrat Alain Berset schauen allen Spitälern bei der Codierung sehr genau über die Schulter.»

Bei einem offenen Bruch ist nebst dem im Haus vorhandenen chirur-gischen Know-how zur Versorgung des Knochens besondere Expertise zur plastischen Rekonstruktion der Weichteile gefragt. Durch die seit Februar bestehende Kooperation mit der Facharztpraxis Swissparc können interne und externe Spezi-alisten bei Bedarf am Limmi ge-meinsam Seite an Seite operieren. PD Dr. med. Merlin Guggenheim,

Gründungsmitglied von Swissparc und zuvor Leitender Arzt am USZ, veranschaulicht: «Bei der Behand-lung offener Brüche gilt es, stets zwei Aspekte im Auge zu haben: den Knochen an sich und das ver-sehrte umliegende Gewebe. Die definitive Versorgung des Bruchs inklusive Weichteildeckung muss innert weniger Tage erfolgen. Wir wissen, dass der Knochen bei der Regeneration von einer möglichst gut durchbluteten, ihrerseits rasch heilenden Gewebeumgebung pro-fitiert. Das durchblutete Gewebe legt sich zudem auch als wirk-samer Infektionsschutz über Fremd körper wie die operativ zur Bruch fixierung eingebrachten Metall elemente beziehungsweise Titanleisten und Schrauben.»

Offene Brüche können an sich an allen Extremitäten, das heisst Armen und Beinen erfolgen. Ein Stück weit prädestiniert ist indes-sen der Unterschenkel, das heisst das Schienbein. Dort liegt der Kno-chen nur wenige Millimeter unter der Haut. Ist das Gewebe rund um den Bruch stark beschädigt, be-schaffen sich plastische Chirurgen geeigneten Ersatz unter Umstän-den von einer weiter weg liegen-den Körperstelle. PD Dr. med. Merlin Guggenheim: «Da Entnahme und Wiedereinsetzung inklusive An-schliessen an ein Blutgefäss schnell

gen Monaten so gut frequentiert, dass in absehbarer Zeit eine Aus-dehnung auf den Nachmittag in Betracht zu ziehen ist. Die Sprech-stunde besuchen vor allem auch bariatrische Patientinnen und Patienten, die beispielsweise bei Adipositas nach Erhalt eines Magenbypasses am Limmi noch eine Rekonstruktion der Körper-kontur vornehmen lassen möch-ten. In den zwölf Monaten nach dem bariatrischen Eingriff kann das Körpergewicht (durchaus er-wünscht) um bis zu 50 Kilogramm zurückgehen. Um den dadurch entstandenen Hautüberschuss im Bauch-, Gesäss- oder Beinbereich zu reduzieren, kommt ebenfalls die plastische Chirurgie zum Zug. Es gibt hierbei nebst der funktio-nalen eine psychische Ebene zu beachten. Einerseits bergen Haut-falten funktional etwa beim Liegen beziehungsweise Schlafen durch das Einklemmrisiko eine Verlet-zungsgefahr. Andererseits will und soll man sich als Patientin oder Patient im «neuen» Körper auch wohl fühlen. PD Dr. med. Merlin Guggenheim: «Wir tragen basie-rend auf dem Austausch mit den Patienten in der Sprechstunde beidem Rechnung. Je nach indivi-duellem Patientenbedürfnis sind ein, zwei oder drei gestaffelte Eingriffe vorzusehen, um Bauch, Gesäss, Oberarme und Beine im

und qualitativ absolut einwandfrei vonstattengehen müssen, arbeiten wir hier immer als Tandem.» PD Dr. med. Urs Zingg verweist als Chefarzt der Chirurgischen Klinik am Limmi auf die Vorteile der Kooperation: «Die drei Fach- be-ziehungsweise Belegärzte decken als Gemeinschaftspraxis für uns auf 52-Wochen-Basis ein zusätzli-ches Kompetenzfeld ab, dank des-sen wir Patienten in Erfüllung un-seres Leistungsauftrags lückenlos hier im Haus behandeln können.»

Auf Anhieb gut frequentierte SpezialsprechstundeDie jeweils am Donnerstagvor-mittag stattfindende plastische Sprechstunde ist schon nach weni-

gewünschten Mass zu straffen. Auch hier zahlt es sich aus, dass die drei Fachärzte aus der gleichen Praxis kommen beziehungsweise methodisch gleich vorgehen. PD Dr. med. Merlin Guggenheim: «Bei einer Bauchstraffung können wir etwa zu zweit, das heisst von links und rechts operieren, sodass wir uns exakt in der Mitte treffen. Das verkürzt die Operationsdauer und führt mit unter dazu, dass insge-samt unter Umständen schon zwei statt drei Eingriffe zur Gesamt-verbesserung der Körperkontur genügen.»

Die erfahrenen Fachärzte PD Dr. med. Merlin Guggenheim (links), Dr. med. Natasha Forster und Dr. med. Angelo Biraima verstärken als Belegärzte der Praxis Swissparc das Chirurgie-Team. Die Buchstaben p a r c im Praxisnamen stehen für die Begriffe plastische, ästhetische und rekonstruktive Chirurgie.

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AUSWEITUNG WIRD GEPRÜFT

Neben der Urologie wird das Da-Vinci®-System immer häufiger auch in der Gynäkologie und in der Chirurgie eingesetzt. Eine mögliche Ausweitung des Einsatzspektrums wird im Spital Limmattal in nächster Zeit geprüft.

HÄUFIGSTE INFEKTIONSURSACHEN IN SPITÄLERN

LungenentzündungBlutvergiftung bei VenenkatheterBlasenentzündung mit Blutvergiftung bei VenenkatheterDurchfall mit ClostridienPostoperative Wundinfektionen

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LIMMI-UROLOGIE SETZT AUF ROBOTERGESTÜTZTE EINGRIFFSMETHODEN

Weniger Schmerzen, schnellere ErholungDank des im April eingeführten Da-Vinci®-Systems profitieren Urologiepatienten bei Grosseingriffen von einer schonenden und zugleich äusserst präzisen Operations-methode. Die komplexen Eingriffe führt am Spital Limmattal das Operateurteam Dr. med. Hartmut Knönagel und Dr. med. Remo André Largo gemeinsam durch. Dabei ergänzen sich die grosse Erfahrung des Chefarztes und die spezifische tech-nische Expertise des stv. Leitenden Arztes ideal.

Das Da-Vinci®-Robotersystem ist sowohl für Patienten als auch für den operierenden Urologen von grossem Nutzen. Dr. med. Remo Largo: «Es sind verschiedene Fak-

(sitzend) während der Operation wird ein Zittern der Finger durch das Da-Vinci®-System erkannt und nicht auf die Instrumente über-tragen. Es «untersetzt» dieses, wie es fachsprachlich heisst, bezie-hungsweise überträgt es nicht auf die Operationsinstrumente. Die roboter gestützte Eingriffsmetho-de re duziert den Blutverlust, führt zu kleineren Narben und verrin-gert postoperative Schmerzen. Das alles trägt zur schnelleren Er-holung des Patienten gegenüber den herkömmlichen Verfahren bei. Breites SpektrumRoboterassistiert lässt sich ein breites Spektrum urologischer Grosseingriffe abdecken. Dazu zählen unter anderem die radikale Prostataentfernung bei Krebs, Harnblasenentfernung oder Lymph-knotenentfernung im kleinen Becken ebenso wie Nierenbecken-plastik. Dr. med. Remo Largo er-gänzt: «Eine weitere Errungen-schaft ist, dass wir mit dem Da-

Vinci®-System bei Tumoren in der Niere je nach Grösse des Ge-schwürs sowohl organerhaltend als auch minimalinvasiv operieren können.» Selbstverständlich erfor-dert die Beherrschung roboterge-stützter Eingriffsmethoden gründ-liche Kenntnisse der Anatomie, eine exakte Planung der Operation und deren präzise Umsetzung. Das nötige Rüstzeug erhielt Dr. med. Remo Largo unter anderem am UniversitätsSpital Zürich. Das USZ verfügt über einen Operations- simulator und über eine Teaching-konsole. Bei Letzterer ist das Lernsetting vergleichbar mit dem Fahrunterricht im speziell ausge-rüsteten Auto eines Fahrlehrers mit doppelt angelegtem Lenkrad, Gas- und Bremspedal.

Obwohl der Roboterchirurg im Zentrum steht, ist ein ausgepräg-ter Teamgeist gefragt. Die perfekte Abstimmung zwischen Operateur, dem Assistenten und den Instru-mentierspezialisten spielt eine es-senzielle Rolle für die erfolgreiche Durchführung dieses hochspeziali-sierten Verfahrens. Dr. med. Remo

Largo: «Aus diesem Grund haben wir ein eigenes Da-Vinci®-Team zusammen gestellt. Dieses besteht aus einer Oberärztin der Anästhesie, einer Anästhesiepflegerin, einem Lagerungspfleger und Instrumen-tierspezialisten, die dafür eigens geschult wurden.»

Erheblich kürzere HospitalisationsdauerBei roboterassistierten Eingriffen ist der Blutverlust sehr gering. Die Patienten sind zudem in der Regel deutlich weniger lange rekonva-leszent. Selbst bei diesen Gross-eingriffen erlangen viele schon am Operationstag, das heisst kurz nach dem Eingriff, wieder eine weitgehend normale Mobilität. Sie haben erheblich weniger Schmerzen und fühlen sich entsprechend schneller wieder fit. Im Normalfall steht einer Entlassung nach Hause und der Rückkehr in den Alltag drei bis vier Tage nach einer radikalen Prostataoperation nichts im Wege.

toren, die in ihrer Summe ent-scheidende Vorteile mit sich brin-gen: Durch die 3D-Sicht und die exzellente Zoomfunktion mit einer bis zu zehnfachen Vergrösserung lassen sich kleinste Details scharf abbilden. Deshalb können wir selbst bei sehr engen Platzver-hältnissen und ansonsten schwie-rig zugänglichen Orten komplexe Operationsschritte hochpräzise und damit schonend durchführen.» Zudem verfügen die Instrumente des robotergestützten Systems über eine höhere Beweglichkeit als die menschliche Hand, was gegenüber den herkömmlichen mi-nimalinvasiven Techniken (Laparo-skopie) eine deutliche Verbesse-rung mit sich bringt. Nebst der bequemen ergonomischen Position

Dr. med. Remo André Largo: «Die Zoomfunktion ist exzellent.»

Beim Operieren mit dem Da-Vinci®-Robotersystem ist Teamwork gefragt.

INTERVIEW MIT DR. MED. ROBERTO BUONOMANO

«Bei Teilaspekten ist weniger mehr»Spitalhygiene ist ein entscheidender Faktor zur Prävention von Infektionen im stationären Bereich. Limmi Inside ging mit Infektiologe Dr. med. Roberto Buonomano der Frage auf den Grund, warum sich die Isolationszahlen am Limmi künftig spürbar senken lassen. Mit Blick auf die globale Problematik von Antibiotikaresistenzen meint der Leitende Arzt: «Es ist fünf vor zwölf Uhr. Zugleich zeigen sich Silberstreifen am Horizont.»

Infektionen im Spital: Erleben Sie dies als Spezialist ein Stück weit als Kampf gegen Windmühlen?Ja und nein. Auf der einen Seite ist unser heutiger Erkenntnisstand hoch und das Wissen rund um Handhygiene ja durchaus greifbar beziehungsweise wird von uns an Schulungen regelmässig aktiv vermittelt. Die Überzeugung für wirksame Massnahmen beziehungs-

weise das permanent hohe Be-wusstsein für die Gesamt thematik Spitalhygiene kann allerdings im Arbeitsalltag auch erodieren. Ge-rade wenn es um Handhygiene geht, sollten wir die fünf überge-ordneten Regeln der WHO konse-quent anwenden: Wir desinfizieren die Hände vor Patientenkontakt, vor einer aseptischen Tätigkeit, nach Kontakt mit potenziell infektiösem Material, nach einem Patienten-

beispielsweise postoperative Wundinfektionen wirkungsvoll vermeiden.

Derzeit führen Sie am Limmi eine gezielte Messung im Bereich Handhygiene durch, was künftig jährlich stattfinden soll. Erstmals setzen Sie dabei auf eine App, die der Verein Swissnoso entwickelt hat. Was steckt dahinter?

Wenn wir ‒ wie letztmals 2013 ‒ die Handhygiene im Haus messen, gehen meine zwei Kolleginnen im Spitalhygieneteam, Tarja Kläntschi und Christine Klein, unangemel-det auf eine Station. Hier beob-achten sie Mitglieder der unter-schiedlichen Funktionsgruppen bei der Arbeit: Ärzte, diplomierte Pflegende, FaGe, Pflegeassisten-tinnen oder auch Physiotherapeu-tinnen beim Einsatz am Patienten-bett. Wir protokollieren, ob die Handhygiene in jeder beobachteten Situation in erforderlicher Weise beziehungsweise Häufigkeit vor-genommen wird. Dies erfassen wir bei der diesjährigen Messung von Juni bis August nicht mehr wie früher auf Formularen von Hand, sondern dank der neuen App

direkt durch die Eingabe auf dem Handy. Entsprechend automatisiert und schnell lässt sich die Messung dann auch auswerten.

Worin liegt abgesehen von der Handhygiene eine wirksame Prävention zur Vermeidung von Spitalinfektionen?Etwas verkürzt lässt sich sagen: Bei gewissen Teilaspekten ist weniger mehr. Wir wissen heute zum Bei-

kontakt und nach dem Kontakt mit der unmittelbaren Patienten-umgebung. Dadurch lassen sich

spiel, dass die Hälfte aller Blasen-katheter – ein spezifischer Risiko-faktor für Infektionen – verzichtbar ist. Ebenso plädiere ich für stärkere Zurückhaltung bei der Verschrei-bung von Antibiotika. Ein Beispiel: Antibiotika haben automatisch Einfluss auf die Darmflora. Unge-wollt können sie zu Durchfall mit Clostridien ‒ einer speziellen Bakterienart ‒ führen. Man treibt somit den Teufel mit Beelzebub aus. Die Indikation, ob es Antibio-tika braucht, wird tendenziell zu oft bejaht. Zudem kommen zu häufig Breitbandantibiotika zum Einsatz und die Therapie dauert zu lange.

Der Leitgedanke, dass unter Umständen weniger mehr ist, hat unter Ihrer Anleitung am Limmi nun auch zu einem punktuell gelockerten Regime für Isolationen bei ESBL beziehungsweise multi resistenten Darmbakterien geführt. Was gab den Ausschlag dazu?Zunächst kurz zur Erläuterung: ESBL bezeichnet eine Gruppe von Enzymen, die Antibiotika buch-stäblich ausser Gefecht setzen. Es gibt verschiedene Bakterien, die ESBL produzieren. Darunter fällt auch das E-Coli-Bakterium. Dieses ist sogar für rund 80 Prozent der spezifischen Antibiotikaresisten-zen verantwortlich. Empirisch ist mittlerweile nachgewiesen, dass die Übertragungsgefahr bei E-Coli-Bakterien glücklicherweise sehr gering ist. Daher können wir in die-sen Fällen grundsätzlich auf eine

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SWISSNOSO …

… ist eine Gruppe von Ärztinnen und Ärzten in Kaderpositionen in Universitäts-spitälern, kantonalen Spitalverbänden und dem Bundesamt für Gesundheit (BAG). Formal ist Swissnoso ein Verein.Die Gruppe entstand 1994 auf Anregung des BAG, um Empfehlungen gegen nosokomiale Infektionen und Antibiotikaresistenz im Schweizer Gesundheits-wesen auszuarbeiten, internationale Richtlinien an nationale Bedürfnisse anzupassen und über aktuelle Entwicklungen im Gebiet der Infektprävention zu informieren.

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EINFÜHRUNGSKONZEPT PFLEGE

Nach kurzer Zeit ohne «Stützräder» unterwegsEin Schlüsselelement im Einführungskonzept des Pflegedienstes des Limmi ist das Patensystem für neu ins Team eintretende Pflegende. Limmi Inside hatte Gelegen-heit, sich bei Heidemarie Naffin als «Gotte» und Madeleine Boelter als «Patenkind» vom hohen Praxisnutzen der Patenschaften zu überzeugen.

Madeleine Boelter kommt aus Mecklenburg-Vorpommern. Dort schloss sie an einem Spital in der Nähe von Schwerin 2008 die Pflegefachausbildung ab und blieb dort bis zu ihrem Wechsel in die Schweiz Anfang März. Bereits nach einem Schnuppertag im vergange-nen November hatte sie das Limmi unter drei Spitälern im Kanton Zürich als Kronfavorit identifiziert: «Ich fühlte mich hier sofort wohl. Alle waren beziehungsweise sind ausgesprochen hilfsbereit und freundlich.» Dass sich ihr erster Eindruck auch während der Probe-zeit bestätigte, liegt nicht zuletzt an Heidemarie Naffin, welche der neuen Teamkollegin im 9. Stock als «Gotte» zur Seite stand.

Schnell selbstständig arbeitenFür Heidemarie Naffin ist es mit sieben Jahren am Limmi und dem-nächst vierzig Jahren Berufserfah-rung seit ihrem eigenen Abschluss eine Selbstverständlichkeit, neuen Teamkolleginnen mit ihrem Know-how zur Seite zu stehen. «Während der ersten Zeit habe ich Madeleine in der Frühschicht permanent be-gleitet. Da wir am Limmi mit haus-spezifischen Standards pflegen, ist es wichtig, deren Spektrum als neues Teammitglied rasch zu er-fassen und sie korrekt umzusetzen.» Wie erlebte Madeleine Boelter diese schwebende Präsenz ihrer

«Gotte»? Kein Anflug von «big brother is watching you» bezie-hungsweise dem Gefühl, bevor-mundet zu werden? «Ganz im Ge-genteil. Dank der Gegenwart einer Patin wie Heidemarie fühlt man sich von Anfang an sicher. Man kann jederzeit nachfragen und erhält direkt am Patientenbett Hinweise, wie das und jenes zu machen ist. Dazu gehört unter anderem der VAC-Verband. Ich er-hielt eine individuelle Anleitung, welche Materialien dazu benötigt werden. Sämtliche Standards sind überdies im Limminet hinterlegt beziehungsweise nachlesbar. Doch es ist einfach natürlicher, diese direkt ‹on the job› zu ver- innerlichen.» Auch das Vertraut-werden mit der Bezugspflege, die in Deutschland nicht verbreitet ist, sei ihr auf der Basis der persönli-chen Betreuung durch Heidemarie Naffin leicht gefallen.

Richtiger Moment für den SwitchWie lange die Phase der engen Be-gleitung durch eine Gotte bezie-hungsweise einen Götti exakt in Anspruch nimmt, lässt sich nicht vorhersagen. Heidemarie Naffin meint: «Es gehört zur Aufgabe als Patin, den richtigen Moment für den Switch zu erkennen.» Nach zwei Wochen intensiver Initialbe-treuung hatte Madeleine Boelter ihre eigenen Patienten und war, wie sie selbst sagt, «ohne Stütz-räder unterwegs. Doch ich wusste, dass Heidemarie weiterhin für mich da ist und ich jederzeit nach-fragen könnte.» Das Patensystem ermöglicht es somit, dass neue Teamkollegen nach einer relativ kurzen und engmaschigen Einfüh-rungsbegleitung auf eigenen Bei-nen stehen und sehr selbstständig unterwegs sind. Beim Spätdienst hatte Madeleine Boelter das er-

forderliche Niveau hierzu bereits nach drei gemeinsamen Einsätzen mit Heidemarie Naffin erreicht.

Stimmiges Gesamtpaket Am Ende der Probezeit blicken die beiden auf eine spannende Zeit zurück, während deren sie bereits stark zusammengewachsen sind. Madeleine Boelter resümiert: «Wenn man neu anfängt bezie-hungsweise in meinem Fall von ausserhalb der Schweiz an ein Spital

«PERSONALZIMMER IST GENAU DAS RICHTIGE»

Madeleine Boelter lässt sich mit der Suche einer eigenen Wohnung gerne noch etwas Zeit. Denn in der Anfangsphase hat sie festgestellt: «Mein Limmi-Personalzimmer ist derzeit genau das Richtige. Man lernt rasch viele Leute kennen. Näher beim Arbeitsplatz kann man nicht sein und obendrein ist es günstig.»

kommt, darf man die Komplexität der spitaleigenen Pflegestandards nicht unterschätzen. Ich bin rück-blickend extrem schnell mit der Materie vertraut geworden und konnte rasch selbstständig arbei-ten. Das ist ein schönes Gefühl und genau das, was man sich als neue Mitarbeiterin innerlich wünscht.» Der Mix mit der kompakten Wis-sensvermittlung am Einführungs-tag, dem Einsatz der Einführungs- verantwortlichen sowie dem Paten-system und der Ergänzung mit gut verteilten Online-Lernsnacks spricht für sich. Das Gesamtpaket zur Einführung neuer Teammitglie-der ist stimmig und ausgewogen.

BERUFSBILDNERIN JESSICA SCHOLZ

«Personen in Ausbildung beobachten sehr genau»Angehende FaGe, HF- und FH-Studierende auf dem Weg zum Pflegefachdiplom finden auf dem 8. Stock in Jessica Scholz eine Berufsbildnerin mit grosser Kompetenz. Auch dank ihrem ausgeprägten Einfühlungsvermögen sowie ihrer langjährigen Berufs-erfahrung weiss sie, wie man stufengerecht und individuell fordert und fördert.

«Der Einsatz als Berufsbildnerin macht wirklich viel Spass. Gerade die FaGe begleitet man während einer sehr intensiven Phase des Erwachsenwerdens. Aus Jugend-lichen werden gereifte Personen am Anfang ihrer Laufbahn.» Jessica

Scholz ist seit 2012 Berufsbildnerin im Limmi und sieht – sozusagen als Gegenpol zum Abwechslungs-reichtum ihrer Tätigkeit – zugleich die unweigerlich mit ihr einher-gehende grosse Verantwortung. «Als Berufsbildnerin ist mir klar,

wie intensiv meine Vorbildfunktion ist. Als diplomierte Pflegende er-achten wir es zu Recht als Teil unserer Aufgabe, den Auszubil-denden zuzuschauen und sie dem-entsprechend anzuleiten. Weniger präsent ist indessen oft die Tat-

Largo: «Aus diesem Grund haben wir ein eigenes Da-Vinci®-Team zusammen gestellt. Dieses besteht aus einer Oberärztin der Anästhesie, einer Anästhesiepflegerin, einem Lagerungspfleger und Instrumen-tierspezialisten, die dafür eigens geschult wurden.»

Erheblich kürzere HospitalisationsdauerBei roboterassistierten Eingriffen ist der Blutverlust sehr gering. Die Patienten sind zudem in der Regel deutlich weniger lange rekonva-leszent. Selbst bei diesen Gross-eingriffen erlangen viele schon am Operationstag, das heisst kurz nach dem Eingriff, wieder eine weitgehend normale Mobilität. Sie haben erheblich weniger Schmerzen und fühlen sich entsprechend schneller wieder fit. Im Normalfall steht einer Entlassung nach Hause und der Rückkehr in den Alltag drei bis vier Tage nach einer radikalen Prostataoperation nichts im Wege.

Beim Operieren mit dem Da-Vinci®-Robotersystem ist Teamwork gefragt.

Wenn wir ‒ wie letztmals 2013 ‒ die Handhygiene im Haus messen, gehen meine zwei Kolleginnen im Spitalhygieneteam, Tarja Kläntschi und Christine Klein, unangemel-det auf eine Station. Hier beob-achten sie Mitglieder der unter-schiedlichen Funktionsgruppen bei der Arbeit: Ärzte, diplomierte Pflegende, FaGe, Pflegeassisten-tinnen oder auch Physiotherapeu-tinnen beim Einsatz am Patienten-bett. Wir protokollieren, ob die Handhygiene in jeder beobachteten Situation in erforderlicher Weise beziehungsweise Häufigkeit vor-genommen wird. Dies erfassen wir bei der diesjährigen Messung von Juni bis August nicht mehr wie früher auf Formularen von Hand, sondern dank der neuen App

direkt durch die Eingabe auf dem Handy. Entsprechend automatisiert und schnell lässt sich die Messung dann auch auswerten.

Worin liegt abgesehen von der Handhygiene eine wirksame Prävention zur Vermeidung von Spitalinfektionen?Etwas verkürzt lässt sich sagen: Bei gewissen Teilaspekten ist weniger mehr. Wir wissen heute zum Bei-

Isolation verzichten. Denn diese ist für die Patienten unangenehm ‒man ist auch sozial sehr abge-schottet – und für das Spital zu-gleich ausserordentlich aufwändig. Wir gehen davon aus, dass sich die Isolationen daher signifikant redu-zieren lassen. 2014 registrierten wir am Limmi zum Beispiel 31 Fälle, was 273 Isolationstagen entsprach (Vorjahr 45 Fälle beziehungsweise 534 Isolationstage).

spiel, dass die Hälfte aller Blasen-katheter – ein spezifischer Risiko-faktor für Infektionen – verzichtbar ist. Ebenso plädiere ich für stärkere Zurückhaltung bei der Verschrei-bung von Antibiotika. Ein Beispiel: Antibiotika haben automatisch Einfluss auf die Darmflora. Unge-wollt können sie zu Durchfall mit Clostridien ‒ einer speziellen Bakterienart ‒ führen. Man treibt somit den Teufel mit Beelzebub aus. Die Indikation, ob es Antibio-tika braucht, wird tendenziell zu oft bejaht. Zudem kommen zu häufig Breitbandantibiotika zum Einsatz und die Therapie dauert zu lange.

Der Leitgedanke, dass unter Umständen weniger mehr ist, hat unter Ihrer Anleitung am Limmi nun auch zu einem punktuell gelockerten Regime für Isolationen bei ESBL beziehungsweise multi resistenten Darmbakterien geführt. Was gab den Ausschlag dazu?Zunächst kurz zur Erläuterung: ESBL bezeichnet eine Gruppe von Enzymen, die Antibiotika buch-stäblich ausser Gefecht setzen. Es gibt verschiedene Bakterien, die ESBL produzieren. Darunter fällt auch das E-Coli-Bakterium. Dieses ist sogar für rund 80 Prozent der spezifischen Antibiotikaresisten-zen verantwortlich. Empirisch ist mittlerweile nachgewiesen, dass die Übertragungsgefahr bei E-Coli-Bakterien glücklicherweise sehr gering ist. Daher können wir in die-sen Fällen grundsätzlich auf eine

Antibiotikaresistenz ist eine der grossen globalen Herausforde-rungen unserer Zeit. Ist es fünf vor zwölf, um wirksam Gegen-steuer zu geben?Ja, als Infektiologe ist es für mich fünf vor zwölf, doch ich sehe auch Silberstreifen am Horizont. Ein wirksames neuartiges Mittel, um der Antibiotikaresistenz Herr zu werden, existiert nicht. Ebenso wenig zeichnet sich in der For-schung ab, dass diesbezüglich in näherer Zukunft ein Durchbruch gelingen könnte. Man muss sich zudem vergegenwärtigen, dass für die Pharmaindustrie kein allzu grosser Anreiz besteht, neue Anti-biotika zu entwickeln, die primär für die Reserveliste vorgesehen sind. Das heisst, sie kämen dann zum Einsatz, wenn alle anderen versagen. Damit lässt sich kein Umsatz generieren. Antibiotika in der Humanmedizin sowie in der Lebensmittelproduktion zurückhal-tender einzusetzen, ist die einzige Möglichkeit.

Den Silberstreifen am Horizont sehe ich indessen durchaus, weil die Problematik wirklich erkannt ist. Die Staatengemeinschaft be-ginnt sich zu koordinieren. Länder, in denen Antibiotika bisher im Supermarkt um die Ecke erhältlich waren, gehen sukzessive zur Ver-schreibungspflicht über, wie wir sie in der Schweiz kennen. Das ist angesichts der über alle Kontinente reichenden Mobilität – sie be-schleunigt die Verbreitung resis-tenter Keime – ein wichtiger Schritt.

Dr. med. Roberto Buonomano: «Es kommen zuhäufig Breit-bandantibiotika zum Einsatz und die Therapie dauert zu lange.»

Madeleine Boelter (vorne) und Heidemarie Naffin blicken auf eine gute Einführungsphase zurück.

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sache, dass Personen in Ausbil-dung uns Diplomierte praktisch permanent beobachten und über unser Vorgehen reflektieren.» Das Vertrauensverhältnis, das Jessica Scholz zu den FaGe-Lernenden unterhält, zahlt sich nicht zuletzt in einer wertvollen, offenen Gesprächs kultur aus. Im direkten Austausch lässt sich differenziert veranschaulichen, warum und in welchem Mass bei einer im Lehr-

buch als Standard beschriebenen Methode in der Praxis ein situativer, angemessener Interpretationsspiel-raum besteht.

Wohlwollende StrengeAls Berufsbildnerin mit 17 Jahren Erfahrung seit ihrem eigenen Pflege-fachdiplom hat sich Jessica Scholz in positivem Sinn eine durchaus jugendliche Neugier bewahrt. Auf dieser Basis gelingt ihr der Balance-

STETS EIN OFFENES OHR FÜR FRAGEN

Jenifer Brunner ist angehende FaGe im zweiten Ausbildungsjahr und schätzt es sehr, in Jessica Scholz als Berufsbildnerin eine Ansprechperson zu haben. «Sie hat immer ein offenes Ohr für meine Fragen. Ihre Erklärungen helfen mir weiter, wenn ich etwas noch nicht richtig verstanden habe ‒ sei es im Zusammenhang mit einem bestimmten Krankheitsbild oder einer speziellen Operation. Sie begleitet uns durch den Pflegealltag und hat dabei ein Auge darauf, dass bis ins Detail exakt gearbeitet wird. Das ist gut so, denn damit vermittelt sie uns einen ausgeprägten Sinn für Qualität.»

akt zwischen Kollegialität und Auto-rität gut. Denn nebst dem Aus-tausch auf Augenhöhe ist von ihr auch wohlwollende Strenge, das heisst die konsequente Orientie-rung an einem hohen professio-nellen Massstab gefragt. Ihm zu genügen haben FaGe beispiels-weise bei dem auf der Station stattfindenden Qualifikationsver-fahren im Rahmen der individuellen praktischen Arbeit, IPA. Das Quali-fikationsverfahren dauert zwischen vier und sechs Stunden, während deren eine FaGe gemäss Vorgaben und unter den Augen von Jessica Scholz ihr Können in den Kompe-tenzbereichen Pflege und Betreu-ung, Medizinaltechnik, Alltags-gestaltung sowie Administration und Logistik unter Beweis zu stellen hat.

Den Rollenwechsel schaffenAuch die Betreuung der FH-Stu-dierenden erlebt Jessica Scholz als durch und durch bereichernd. Hier liegt der Fokus ihrer Unter-stützung unter anderem auf einer mentalen und fachlichen Ebene: «Heute sind viele auf dem Weg zum Pflegefachdiplom von Haus aus bereits FaGe. Hier gilt es, mit dem Rollenwechsel in eine höhere Verantwortungsstufe klarzukom-men; im übertragenen Sinn den Schritt vom Copiloten zum Piloten zu schaffen. Schliesslich sind dip-lomierte Pflegende für den ganzen Pflegeprozess von der Anamnese über die Diagnose bis zu Zielen und Massnahmen zuständig.»Ein weiterer Mosaikstein im Aufga-bengebiet der Berufsbildnerin ist die Tätigkeit als Prüfungsexpertin

am Careum bei den Fachgesprä-chen anlässlich der Abschlussprü-fungen. Diese werden von einer Fachdozentin der Fachhochschule als Examinatorin geführt, während sich Jessica Scholz in erster Linie auf das Protokollieren konzent-riert. «Das ist zugleich sehr an-strengend und spannend. Man muss äusserst genau zuhören und entwickelt seine eigene Art von Stenografie, um die inhaltlichen Eckpunkte des Gesprächs lücken-los zu dokumentieren. Ein High-light wird ein Fachgespräch dann, wenn es sich zum angeregten Dialog zwischen Berufsprofis ent-wickelt. Dann ist die halbe Stunde im Flug vorbei und die Rollenzutei-lung ‹Kandidat› beziehungsweise ‹Examinator› tritt in den Hinter-grund.»

Jessica Scholz (rechts) im Gespräch mit Jenifer Brunner, welche im zweiten Ausbildungsjahr zur FaGe steht.

Die Betagtenbetreuung der Zukunft verlangt ange-sichts des demografischen Wandels im Limmattal schlüssige Antworten auf eine Vielzahl von Fragen. Mit dem Abschluss der ersten drei von sechs Teil-projekten per Mitte Jahr ist ein wichtiges Etappenziel für die weitere Ausgestaltung der Koordination der Altersversorgung im Einzugsgebiet des Spitalverbands Limmattal erreicht. Das trägt auch zur Klärung der künftigen Rolle des Pflegezentrums bei.

Alle Teilprojekte wurden mit Betei-ligung von internen sowie exter-nen Partnern aus den Gemeinden und umliegenden Institutionen bearbeitet.

Teilprojekt spezialisierte PflegeDieses Teilprojekt widmete sich einer weiteren Differenzierung des Begriffs «komplexe Bewoh-ner» in vier Gruppen, auf die an dieser Stelle punktuell eingegan-gen wird. Die Bedürfnisse der Pro-jektteilnehmer aus der Region wurden dabei ebenfalls integriert. Das Pflegezentrum Spital Limmat-tal erbringt beispielsweise schon heute oft Leistungen im Bereich der «Drehscheibenpflege». Sei es, damit jemand wieder ins ange-stammte Umfeld zurückkehren kann, oder an der Schnittstelle zu anderen Institutionen wie dem Akutspital sowie den umliegenden Heimen. Diese Tendenz widerspie-

gelt sich auch in der sinkenden Aufenthaltsdauer. Eine spezifische Bewohnergruppe bilden Personen mit Demenzsymptomen und/oder psychiatrischen Krankheitsver-läufen. Ebenfalls werden invasive Behandlungen wie zum Beispiel VAC-Wundtherapien und Infusions-behandlungen angeboten. In einem nächsten Schritt soll die Finanzie-rung anhand von Lösungsmodel-len angegangen werden, um den erhöhten Aufwand abzugelten.

Teilprojekt KoordinationsstelleHier stehen drei Modelle zur Dis-kussion, wie die Gemeinden die Vernetzung unter den verschiede-nen Koordinationsstellen künftig stärken beziehungsweise durch eine dosierte Zentralisierung Synergie-potenzial ausschöpfen können. Die Gemeinden konnten sich dazu in einer schriftlichen Vernehmlas-sung äussern. An einem vorgängig

durchgeführten Infoanlass wurde grosses Interesse an diesem sowie an den anderen Teilprojekten sig-nalisiert.

Teilprojekt Gerontologische Beratungsdienstleistungen Hier lässt sich zwischen geria-trisch-ärztlicher Beratung durch das Pflegezentrum Spital Limmat-tal zum Beispiel gegenüber den Hausärzten einerseits und pflege-rischen Dienst leistungen gegen-über anderen Institutionen ande-rerseits unterscheiden. Bei den pflegerischen Dienstleistungen kristallisierte sich bei den Heimen in der Region unter anderem der

Wunsch nach ausgewählten Fall-besprechungen und Demenzbera-tungen heraus. Das Alterszentrum Weihermatt in Urdorf und das Pflegezentrum setzen ein entspre-chendes Angebot nun erstmals gemeinsam um. Ärztliche Bera-tungsdienstleistungen an Externe werden ebenfalls angeboten und umgesetzt.

Mit Schwung in die zweite Etappe Am 2. Juli fand für die Mitglieder der Teilprojektgruppen sowie der Begleitgruppe ein Orientierungs-anlass statt. Die Teilnehmer der ersten Etappe wurden über die

Resultate und Umsetzungsschritte informiert. Zugleich fand der Kick-off für die zweite Etappe statt. Susanne Vanini, Co-Gesamt-projektleiterin: «Wir starten mit viel Schwung in diese zweite Etappe, das Interesse am Gesamtprojekt ist nach wie vor gross. Die Zusam-menarbeit mit allen Stakeholdern verläuft sehr zukunfts- und lösungs-orientiert. Die Zusammensetzung der interprofessionellen Teilprojekt-teams unter massgeblicher Mit-wirkung des Pflegezentrums Spital Limmattal hat sich mit den rund 25 Mitgliedern grundsätzlich be-währt. Es kommt daher für die zweite Etappe lediglich zu kleinen personellen Rochaden.» Bis Ende Jahr liegen somit auch die Ergeb-nisse zu den drei Teil projekten Akut-/Übergangspflege, Wissens-austausch und Entlastungsange-bote vor.

Spezialisierte Pflege

Akut- und Übertragungs-

pflege

Koordinations-stelle

Wissensaustausch Aus- und

Weiterbildung

Gerontologische Beratungs-

dienstleistungen

Entlastungs-angebote

Etappe 1

Etappe 2

Gesamtprojektleitung und -koordination

Die Arbeiten an den drei Teilprojekten der zweiten Etappe haben mittlerweile begonnen.

BODENPFLEGEKONZEPT IM PFLEGEZENTRUM

16 Quadratmeter mausern sich zur WohlfühloaseSturzgefährdung und gleichzeitiger Bewegungsdrang stellen in der Betreuung von betagten Demenzerkrankten mitunter eine echte Herausforderung dar. Für die 22 Bewohnenden im ersten Stock setzt das Pflegezentrum auf eine interessante Angebotsentwicklung. Seit der Renovation steht dort ein eigener Raum mit einer flächenfüllenden XXL-Matratze zur Bodenpflege zur Verfügung. Limmi Inside wollte wissen, was genau hinter dem innovativen Ansatz steckt.

Mit dem im Haus selbst entwickel-ten Bodenpflegekonzept geht das Pflegezentrum Spital Limmattal in der Langzeitpflege neue Wege. Bei hochbetagten Personen mit einer Demenzerkrankung steht man ab und zu vor einem Dilemma: Jemand ist motorisch unruhig und unter Umständen ausserordentlich aktiv und zugleich sturzgefährdet. Andrea Hemm, Stationsleiterin 1. Stock: «Die Kombination der herkömmli-chen, bewegungseinschränken-den Massnahmen mit der Abgabe sedierender Medikamente bietet aus unserer Sicht Verbesserungs-potenzial. Daher packten wir die Gelegenheit der Sanierung unserer Etage beim Schopf und richteten auf 16 Quadratmetern das zwei-jährige Provisorium definitiv als Bodenpflegezimmer ein. Die Er-fahrungen, die wir und die Bewoh-nenden damit sammelten, waren bereits in der Testphase rundum positiv.»

Vorteile einer grossen, multifunktionalen FlächeIn welchen Formen lässt sich der Bodenpflegeraum konkret nutzen?

Christina Appert ist einstweilen am Ziel. Anfang Juli hat sie ihre Ausbildung zur Physiotherapeutin abgeschlossen. Ihr fünftes und letztes Praktikum führte die Ostschweizerin ans Spital Limmattal. Das Physioteam behält sie aus verschiedenen Gründen in bester Erinnerung.

Nach der Matura galt es für Chris-tina Appert zunächst, die Vorstel-lungen über den weiteren Berufs-weg zu klären. «Medizin hätte mich thematisch schon interessiert. Doch die knappe Freizeit während des Studiums und die lange Ausbil-dungszeit, bis man wirklich fertig ist, schreckten mich ein Stück weit ab. Ich suchte etwas im therapeu-tischen oder sozialpädagogischen Bereich.» Schliesslich schwankte sie noch zwischen Physio- und Er-gotherapie. «Den Ausschlag gab beim Schnuppern, dass ich mich selbst weniger als Kreativtyp mit ausgeprägtem manuellem Ge-schick sehe. Ich blühe auf, wenn den Patienten dank meines Ein-satzes möglichst bald sichtbare Fortschritte gelingen, zum Beispiel

KOORDINATION DER ALTERSVERSORGUNG IM LIMMATTAL

Die ersten drei Teilprojekte sind abgeschlossen

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LIMMI ALS AUSBILDUNGSORT

Krönender Abschluss

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am Careum bei den Fachgesprä-chen anlässlich der Abschlussprü-fungen. Diese werden von einer Fachdozentin der Fachhochschule als Examinatorin geführt, während sich Jessica Scholz in erster Linie auf das Protokollieren konzent-riert. «Das ist zugleich sehr an-strengend und spannend. Man muss äusserst genau zuhören und entwickelt seine eigene Art von Stenografie, um die inhaltlichen Eckpunkte des Gesprächs lücken-los zu dokumentieren. Ein High-light wird ein Fachgespräch dann, wenn es sich zum angeregten Dialog zwischen Berufsprofis ent-wickelt. Dann ist die halbe Stunde im Flug vorbei und die Rollenzutei-lung ‹Kandidat› beziehungsweise ‹Examinator› tritt in den Hinter-grund.»

Resultate und Umsetzungsschritte informiert. Zugleich fand der Kick-off für die zweite Etappe statt. Susanne Vanini, Co-Gesamt-projektleiterin: «Wir starten mit viel Schwung in diese zweite Etappe, das Interesse am Gesamtprojekt ist nach wie vor gross. Die Zusam-menarbeit mit allen Stakeholdern verläuft sehr zukunfts- und lösungs-orientiert. Die Zusammensetzung der interprofessionellen Teilprojekt-teams unter massgeblicher Mit-wirkung des Pflegezentrums Spital Limmattal hat sich mit den rund 25 Mitgliedern grundsätzlich be-währt. Es kommt daher für die zweite Etappe lediglich zu kleinen personellen Rochaden.» Bis Ende Jahr liegen somit auch die Ergeb-nisse zu den drei Teil projekten Akut-/Übergangspflege, Wissens-austausch und Entlastungsange-bote vor.

Die Arbeiten an den drei Teilprojekten der zweiten Etappe haben mittlerweile begonnen.

BODENPFLEGEKONZEPT IM PFLEGEZENTRUM

16 Quadratmeter mausern sich zur WohlfühloaseSturzgefährdung und gleichzeitiger Bewegungsdrang stellen in der Betreuung von betagten Demenzerkrankten mitunter eine echte Herausforderung dar. Für die 22 Bewohnenden im ersten Stock setzt das Pflegezentrum auf eine interessante Angebotsentwicklung. Seit der Renovation steht dort ein eigener Raum mit einer flächenfüllenden XXL-Matratze zur Bodenpflege zur Verfügung. Limmi Inside wollte wissen, was genau hinter dem innovativen Ansatz steckt.

Mit dem im Haus selbst entwickel-ten Bodenpflegekonzept geht das Pflegezentrum Spital Limmattal in der Langzeitpflege neue Wege. Bei hochbetagten Personen mit einer Demenzerkrankung steht man ab und zu vor einem Dilemma: Jemand ist motorisch unruhig und unter Umständen ausserordentlich aktiv und zugleich sturzgefährdet. Andrea Hemm, Stationsleiterin 1. Stock: «Die Kombination der herkömmli-chen, bewegungseinschränken-den Massnahmen mit der Abgabe sedierender Medikamente bietet aus unserer Sicht Verbesserungs-potenzial. Daher packten wir die Gelegenheit der Sanierung unserer Etage beim Schopf und richteten auf 16 Quadratmetern das zwei-jährige Provisorium definitiv als Bodenpflegezimmer ein. Die Er-fahrungen, die wir und die Bewoh-nenden damit sammelten, waren bereits in der Testphase rundum positiv.»

Vorteile einer grossen, multifunktionalen FlächeIn welchen Formen lässt sich der Bodenpflegeraum konkret nutzen?

Anita Fischer, Pflegeexpertin Pfle-gezentrum: «Der Raum neben der Stube ist frei zugänglich und steht grundsätzlich für alle Bewohnen-den zur Verfügung.» Auf der einen Seite kann das Pflegepersonal dort jene Bewohnerinnen und Bewohner betreuen, die stark agitiert sind beziehungsweise bei denen zu-gleich eine Selbst- sowie Fremd-gefährdung vorliegt. Die Nutzung des Raums erfolgt dann wie bei anderen bewegungseinschränken-den Massnahmen auf ärztliche Verordnung durch Dr. med. Marion Baumann, Leitende Ärztin Geriatrie und Medizin. Andrea Hemm: «Be-wohnende erhalten im Bodenpfle-geraum persönliche Zuwendung, zum Beispiel durch Gespräche, eine Massage, oder sie können Musik hören. Das erweist sich als guter Weg, damit sie sukzessive in eine ruhigere Gemütsverfassung kommen und zum Beispiel ein-schlafen.» Der Raum beziehungs-weise die Schaumstoffunterlage ist so gross, dass sich durchaus mehrere Bewohnende und Pfle-gende gleichzeitig dort aufhalten können. Dass die überdimensionale,

quadratische und abwaschbare Matratze ein angenehmer Ort ist, haben die Bewohnenden rasch er-blickt. Anita Fischer: «Ein älterer Mann kehrte nach einem Ober-schenkelhalsbruch aus dem Akut-spital ins Pflegezentrum zurück. Er bevorzugte den Bodenpflegeraum zur Rehabilitation. Eine andere Person äusserte den Wunsch, ‹im ganz grossen Bett› zu übernachten, was selbstverständlich möglich ist.»

Ambiente weiter ausfeilen Im Bodenpflegeraum kann man nicht runterfallen beziehungsweise umfallen tut nicht weh. Das ist ein wesentlicher Aspekt, warum sich Bewohnende dort sicherer fühlen und gerade dadurch wieder eine bessere Körperwahrnehmung er-langen. Ob Momente der Musse oder aktives Verweilen, der Raum soll sich Schritt für Schritt zur Wohlfühloase im ersten Stock mausern. Deshalb feilen Andrea Hemm und Anita Fischer weiter am Ambiente. Eine dezente Farb-gebung ist ebenso wichtig wie moderne, transparente Vorhänge oder inspirierender Wandschmuck.

Andrea Hemm: «Wir möchten mit-telfristig zudem einen grossen Flachbildschirm anschaffen, den wir im Rahmen der individualisier-ten Betreuung einsetzen können.» Jeder hat die Erfahrung schon selbst gemacht: Ob Landschaften,

Tieraufnahmen, Ballett oder Sport ‒ bewegte Bilder können ein Ge-fühl der inneren Ruhe durchaus fördern.

Haben bereits Ideen zur weiteren Ausgestaltung: Anita Fischer (links) und Andrea Hemm.

Christina Appert ist einstweilen am Ziel. Anfang Juli hat sie ihre Ausbildung zur Physiotherapeutin abgeschlossen. Ihr fünftes und letztes Praktikum führte die Ostschweizerin ans Spital Limmattal. Das Physioteam behält sie aus verschiedenen Gründen in bester Erinnerung.

Nach der Matura galt es für Chris-tina Appert zunächst, die Vorstel-lungen über den weiteren Berufs-weg zu klären. «Medizin hätte mich thematisch schon interessiert. Doch die knappe Freizeit während des Studiums und die lange Ausbil-dungszeit, bis man wirklich fertig ist, schreckten mich ein Stück weit ab. Ich suchte etwas im therapeu-tischen oder sozialpädagogischen Bereich.» Schliesslich schwankte sie noch zwischen Physio- und Er-gotherapie. «Den Ausschlag gab beim Schnuppern, dass ich mich selbst weniger als Kreativtyp mit ausgeprägtem manuellem Ge-schick sehe. Ich blühe auf, wenn den Patienten dank meines Ein-satzes möglichst bald sichtbare Fortschritte gelingen, zum Beispiel

wenn jemand nach einer Operation wieder sicher ohne Hilfsmittel gehen kann.»

Wissen als «kollektives Eigentum»Um auch den Fachbereich Chirurgie abzudecken, kam Christina Appert für ihr fünftes Praktikum ans Spital

Limmattal. Der tägliche Arbeits-weg beansprucht von ihrem Wohn-ort Sirnach im Thurgau zwar mit dem ÖV hin und zurück insgesamt vier Stunden. Doch trotz dieses zeitintensiven Pendelns erlebte Christina Appert ihre fünf Monate im Limmi als krönenden Abschluss

der insgesamt vierjährigen Ausbil-dung: «Qualität und Atmosphäre im Physiotherapieteam hier sind ausgesprochen gut. Besonders be-eindruckt hat mich das Bewusst-sein für vernetztes, kollektives Wissen. Wenn ein Teammitglied eine Frage von mir selbst nicht be-antworten konnte, hiess es sofort: ‹Geh mal auf diese Kollegin zu. Sie ist auf diesem Gebiet Expertin und kann dir sicher Auskunft geben.› Diese Haltung, Know-how für alle zugänglich zu machen, das heisst Wissen wie ‹kollektives Eigentum› zu pflegen, ist ein echter Vorteil.» Mit ihrem Diplom als Physiothera-peutin in der Tasche gibt sich Christina Appert indessen noch nicht zufrieden. Sie hat vor, schon bald den Master in Health Eco-nomics und Health Care Manage-ment in Angriff zu nehmen.

Beruflicher Abstecher nach Indien An einen besonderen Ort führte Christina Appert auch das dem Einsatz im Limmi vorangegangene Praktikum. Sie packte die Gele-genheit beim Schopf und ging dafür nach Indien. Genauer gesagt ans Kiran Centre in Varanasi, einer Millionenstadt am Ganges im Nor-den Indiens zwischen den Mega-

metropolen Delhi und Kalkutta. Das Kiran Centre, mit dem die ZHAW als Ausbildungsinstitut für Physiotherapeuten eine Partner-schaft unterhält, ist eine Schule mit rund 350 Kindern und Jugend-lichen. Die Hälfte von ihnen ist körperlich oder geistig behindert. Christina Appert: «Dieser beruf-liche Tapetenwechsel in ein Schwel-lenland hat mir über das Fachliche hinaus extrem viel gebracht. Bei der Betreuung der Kinder gehen dort Physiotherapie und Ergothe-rapie faktisch Hand in Hand: Lauf-übungen, Unterstützung bei der Körperpflege oder Hilfsmittel wie Speziallöffel, um selbstständiges Essen zu ermöglichen, bilden ein sinnvolles Gesamtpaket.» Einge-prägt haben sich bei Christina Appert auch klimatische Auswir-kungen beziehungsweise Extrem-situationen im Schulalltag: «Als ich im September ankam, war es noch 45 Grad. Im Januar fiel das Thermo-meter auf wenig über null Grad. Deshalb gab es Kälteferien im Kiran Centre. Die Gebäude auf dem Campus verfügen über keine Hei-zung, und vor allem behinderte Kinder, die draussen in den Dörfern auf den Schulbus warten, hätten sich leicht Erkrankungen geholt.»

Nebst der Zeit am Limmi hat sich Christina Appert auch ihr voran ge - gangenes Praktikum in Indien tief ein-geprägt.

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LIMMI ALS AUSBILDUNGSORT

Krönender Abschluss

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DIENSTJUBILÄEN MAI BIS AUGUST 2015

30 Mai Soon-Ok Lee Station 4. Stock PZ

25 Mai Beena Pazhepurackel-John Anästhesieabteilung Rosa Widmer Hausdienst Tagesreinigung Juni Slavica Jovanovic Station 3. Stock PZ Margaret Nüesch Station 5. Stock Juli Andrea Link Anästhesieabteilung

20 Juni Sandra Müller-Häusermann Notfallstation August Pascal Jost Pool Medizin Tarja Maula Station 5. Stock

15 Mai Maria Carmen Deus Casas Garcia Operationsabteilung Juni Susanne Frganja Station 2. Stock PZ Judith Franken Ärzte Notfall Juli Ingrid Burkhard Archiv/Bibliothek Idalina Da Conceiçao Da Cruz Vieira Hausdienst Abendreinigung Katrin Grolimund Labor Rosa Maria Resende Fernandes Hausdienst Tagesreinigung Sandra Manuela Ribeiro Carvalho Hausdienst Tagesreinigung Mary Stephen Station 6. Stock Belinda Tenorio Perea Labor Praphai Thurnes Hausdienst Abendreinigung August Aldo Mergola Empfang/Telefonzentrale Ponnaiah Poopalasingam Hausdienst Equipe

10 Mai Cornelia Berisha Station 13. Stock Mirjam Regez Notfallstation Juni Alex Kälin Station 5. Stock PZ Daniela Palladino Station 2. Stock PZ Juli Danica Tekic Küche Silvia Jacqueline Vetter-Baumann Geburtenabteilung Samedin Nimani Küche August Fernanda Alves de Oliveira Fonseca Hausdienst Tagesreinigung Renato Müller Ärzte Frauenklinik

PENSIONIERUNGENMAI BIS AUGUST 2015

Mai Susanne Bachmann ChirurgieJuni Salete Bitdinger-Häfliger HotellerieJuli Monica Müller Radiologie Pierina Lopez Labor

TODESFÄLLEDAS SPITAL LIMMATTAL HAT ABSCHIED GENOMMEN:

28. März Theres Kalt Geschäftsführerin Coiffeursalon, Spital Limmattal

WER VIEL ARBEITET, DARF SICH AUCH ERHOLEN

Anpassungen im Personalreglement

Die zusätzliche Ferienwoche ist mit Sicherheit die willkommenste Anpassung für die Limmi-Mitar-beitenden im revidierten Personal-reglement. Matthias Gehring, Lei-ter Human Resources: «Wir setzen damit ein Zeichen, dass uns auch die Erholung unserer engagierten Mitarbeitenden wichtig ist.» Das neue Reglement schafft zudem grundsätzlich dieselben fixen Kün-digungsfristen für alle Angestell-ten. Die Kündigungsfristen von einem Monat im ersten Dienstjahr und von drei Monaten ab dem zweiten Dienstjahr gelten nun für alle Mitarbeitenden, sofern der Einzelarbeitsvertrag nichts anderes vorsieht. Mit dem ordentlichen Pensionierungsalter von 65 Jahren

Nachdem die Delegiertenversammlung grünes Licht gegeben hat, ist das revidierte Personalreglement per 1. Juli 2015 in Kraft getreten. Nebst mehr Ferien für alle bringt es das gleiche ordentliche Pensionierungs-alter für beide Geschlechter. Werdende Väter dürfen sich über eine zweitägige Aufstockung des Vaterschafts-urlaubs freuen.

30 JAHRE KATHOLISCHE SPITALSEELSORGE: INTERVIEW MIT PFARRERJOSEPH BONNEMAIN

«Das Limmi ist für mich ein Zuhause geworden»Über die zurückliegenden drei Jahrzehnte hat sich die Spitalseelsorge stark gewandelt. Im Gespräch mit Limmi Inside erzählt Pfarrer Joseph Bonnemain, warum er Arzt, Theologe und Rechtsgelehrter wurde. Für ihn steht fest, unsere Existenz ist kein Zufall.

Sie haben abgesehen von Theologie noch weitere Studien absolviert. Warum diese Vielfalt?Ich habe zunächst Medizin an der Universität Zürich studiert und da-nach als Assistenzarzt am USZ ge-arbeitet. Schon während des Medi-zinstudiums begann ich mit dem Theologiestudium. Dieses schloss ich mit einer Dissertation im Kir-chenrecht ab. Mich interessiert generell das Praktische; als Arzt hätte ich wohl eine chirurgische Laufbahn eingeschlagen. Und durch diese Vorliebe für Konkretes fiel meine Wahl für die Doktor- arbeit auf Kirchenrecht. Ein Feld, das zum Beispiel im Vergleich zu Dogmatik sehr fassbar ist.

Was hat Sie konkret dazu bewogen, Priester beziehungs-weise Pfarrer zu werden?Ich wuchs in Barcelona in einem religiös geprägten Elternhaus auf. Meine Mutter war Katalanin und mein Vater stammte aus dem heu-tigen Kanton Jura. Als Kind las ich mit grosser Faszination speziell für Jugendliche aufbereitete Bio-grafien von Persönlichkeiten wie Albert Schweitzer, seinerseits Me-diziner und Theologe, dem engli-schen Humanisten Thomas Morus sowie dem belgischen Pater Damian de Veuster, bekannt als Apostel der Leprakranken. Die Fähigkeit, an-dern zur Seite zu stehen und zu helfen, übte grosse Anziehungs-kraft aus.

Und wie sind Sie ans Limmi beziehungsweise zur Spital-seelsorge gekommen?Nach meinen Abschluss 1980 be-gann ich als Jurist beim Bistum Chur zu wirken, dessen kanoni-sches Gericht ich bis heute präsi-diere. Durch eine Vakanz am Limmi

machte mich der damalige General-vikar für den Kanton Zürich auf das Spital aufmerksam und meinte, das wäre doch etwas für mich mit meinem Background als Arzt und Theologe.

Was steht bei Ihrer Tätigkeit am Limmi im Vordergrund? Mit welchen Bedürfnissen kommen die Patienten oder gegebenen-falls auch Angehörige oder Mitarbeitende auf Sie zu?Seelsorge erinnert in ihrer ganzen Dimension an ein Meer ohne Ufer. Im Vordergrund steht die Begeg-nung mit Menschen, das Mit- hören, Mittragen und Begleiten. Ich möchte betonen, dass es für mich ein ausgeprägtes Geben und Empfangen ist, da jedes Indivi-duum einen grossen Reichtum mitbringt. Gerade die Schwächs-ten und Gebrechlichsten sind für die so genannten Gesunden eine unersetzliche Schule echter Mensch lich keit.Mit einzelnen Mitarbeitenden konnte ich im Verlaufe der Jahre glückliche und schmerzliche Situ-ationen, harte Schicksalsschläge und erfüllende Momente teilen. Ich habe für ihre Angehörigen die Abdankung gefeiert oder die Taufe gespendet. Kürzlich stand ich in Rheinau der Trauung einer Pflege-fachfrau vom Limmi vor.

Was macht für Sie das Limmi zu einem besonderen Ort?Über die Jahre lernte ich viele Mit-arbeiterinnen und Mitarbeiter gut kennen. Es ist für mich beeindru-ckend, wie professionell jeder und jede seinen wertvollen Beitrag in und zu diesem grösseren Ganzen leistet, ob in der Logistik, in der Küche, in den Kernbereichen Pfle-ge und Medizin oder in der Admi-nistration. Das Limmi ist für mich ein Zuhause geworden, weil sich hier Menschen dafür einsetzen, dass andere sich wohl fühlen. Das ist in der heutigen Zeit nicht im-mer einfach. Der Leistungsdruck und das Tempo haben seit meinem Beginn vor dreissig Jahren auch im Gesundheitswesen spürbar zu-genommen.

Inwiefern haben sich Akzente der seelsorgerischen Tätigkeit im Spital im Verlauf der Jahrzehnte verschoben?

An die Donau und die MoldauCarmen Bärtsch, Personalassis-tentin: «Ich freue mich auf ausge-wählte Städtereisen während ver-längerter Weekends: Auf meiner Wunschliste stehen zum Beispiel europäische Kulturstädte wie Wien und Prag, die ich bisher noch nicht besucht habe.»

Früher standen Gottesdienste, Gebete und Rituale wie zum Bei-spiel die Krankensalbung stärker im Mittelpunkt. Heute ist es primär der menschliche Austausch, das heisst die Begleitung, das Mit-tragen von Sorgen, Zweifeln und natürlich auch Hoffnungen. In diesen Jahren sind die Palliativ- und die Demenzstation eröffnet worden. Da ergibt sich eine neue grosse Herausforderung für die Pflegenden, für die Angehörigen, aber auch für die Seelsorgenden.

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Page 9: LimmiInside - Schlieren · nagel, ein Stethoskop, einen Augen spiegel, Reflexhammer und Stimm gabel, eine Patientenglocke, ein Telefon, einen Würfel mit dem Layout des neuen Spitalbaus

WER VIEL ARBEITET, DARF SICH AUCH ERHOLEN

Anpassungen im Personalreglement

Die zusätzliche Ferienwoche ist mit Sicherheit die willkommenste Anpassung für die Limmi-Mitar-beitenden im revidierten Personal-reglement. Matthias Gehring, Lei-ter Human Resources: «Wir setzen damit ein Zeichen, dass uns auch die Erholung unserer engagierten Mitarbeitenden wichtig ist.» Das neue Reglement schafft zudem grundsätzlich dieselben fixen Kün-digungsfristen für alle Angestell-ten. Die Kündigungsfristen von einem Monat im ersten Dienstjahr und von drei Monaten ab dem zweiten Dienstjahr gelten nun für alle Mitarbeitenden, sofern der Einzelarbeitsvertrag nichts anderes vorsieht. Mit dem ordentlichen Pensionierungsalter von 65 Jahren

Nachdem die Delegiertenversammlung grünes Licht gegeben hat, ist das revidierte Personalreglement per 1. Juli 2015 in Kraft getreten. Nebst mehr Ferien für alle bringt es das gleiche ordentliche Pensionierungs-alter für beide Geschlechter. Werdende Väter dürfen sich über eine zweitägige Aufstockung des Vaterschafts-urlaubs freuen.

für Frauen und Männer ist ein Gleichstellungsschritt getan, der zugleich die altersdemografische Situation berücksichtigt. Ein wei-teres attraktives Element im Regle-ment ist die Ausweitung des Vater-schaftsurlaubs von drei auf neu fünf Tage. Abgesehen von kleineren inhaltli-chen beziehungsweise terminolo-gischen Präzisierungen ist im revi-dierten Reglement neu auch die Beibringung und Anerkennung der Fachdiplome geregelt. Die Aufla-gen der Behörden haben diesbe-züglich in den letzten Jahren klar zugenommen, sodass diesem As-pekt Rechnung getragen werden musste.

TECHNISCHER DIENST

Im Alt- und im Neubau gefordertDer parallele Betrieb des Akutspitals rund um die Uhr sowie der direkt anliegenden Grossbaustelle bringen mit den Provisorien auch für den Technischen Dienst an-spruchsvolle Aufgaben. Jüngstes Beispiel ist die Einrichtung des temporären Haupt-eingangs beim Pflegezentrum. Über ihn betritt man das Spital nun bis zur Vollen-dung des Neubaus. Während sich der Technische Dienst bereits mit Details zum ausgeklügelten Innenleben im Neubau befasst, darf der Unterhalt im Altbau nicht vergessen gehen. Dieser wird bis zum letzten Betriebstag voll in Schuss gehalten.

Auf der Ostseite des Akutspitals klafft eindrücklich die Baugrube für den Neubau. Auch der Laie fragt sich, was wohl alles für Lei-tungen hier bis vor kurzem unter Parkboden, Teich und Kapelle zur Versorgung umliegender Gebäude durchführten. Marco Schönenber-ger, Betriebselektriker: «Wir muss-ten in der Tat verschiedene Zulei-tungen für Strom, Telefonie und Netzwerke für die Personalhäuser, das heisst für die Blocks 11 und 4, neu verlegen. Die Leitungen zu diesen Liegenschaften führen jetzt über das Pflegezentrum unter der Urdorferstrasse durch, da die-ser Baukörper noch am längsten bestehen bleibt.» Diffizil gestalte-te sich auch die Verlegung des Knotenpunktes für das bestehen-de Gebäudeleitsystem aus dem mittlerweile abgerissenen Block 8 ins Hauptgebäude. Bei all diesen vor allem im Schlepptau der Pro-visorien erforderlichen Umstellun-gen ist sicherzustellen, dass schein-bare Selbstverständlichkeiten wie die bestehende Aussenbeleuch-tung oder Lift alarme weiterhin ein-wandfrei funktionieren.

Wo möglich vorhandene Systeme fördernDer Bezug des Neubaus bezie-hungsweise seine Inbetriebnahme mit sämtlichen komplexen Gewer-ken liegt zwar noch in weiter Ferne. Doch stellen sich zum Beispiel

durch die Verlegung des Hauptein-gangs bereits Fragen, die durchaus schon konkrete Details zur künfti-gen technischen Infrastruktur tangieren. Marco Schönenberger veranschaulicht: «Die mit Gebäu-detechnik dicht bepackte Portier-loge und Telefonzentrale haben wir bewusst nicht transferiert. Der Aufwand hätte in keinem Verhält-nis zur nur noch relativ kurzen Nut-zungsdauer bis 2018 gestanden. Doch damit man von der Portierlo-ge aus insbesondere nachts sieht, wer ins Gebäude möchte, wurden sieben neue, hochauflösende Ka-meras installiert. Beim Gerätetyp und bei der Software nahmen wir vor der definitiven Wahl noch einen

Augenschein im Hotel 25 hours in Zürich West. Dort arbeitet man be-reits mit diesem System. Vor allem die Übersichtlichkeit auf dem Hauptbildschirm in der Portierlo-ge war ein wesentliches Entschei-dungskriterium. Sukzessive werden nun auch die zwölf bestehenden, um die Jahrtausendwende instal-lierten Kameras ausgewechselt. Das gesamte Equipment können wir später problemlos im Neu- bau anschliessen. Bei derartigen Anschaffungen achten wir somit darauf, dass wir sie möglichst langfristig nutzen können.» Wo es machbar ist, spricht vieles dafür (zum Beispiel Schulungsaufwand), vorhandene Systeme wie die über Badge gesteuerte Schliessanlage nicht komplett auszutauschen, sondern weiterzuentwickeln.

Voller Komfort und Sicherheit im Altbau Die Tage des Altbaus sind gezählt. Doch was heisst das eigentlich für den Unterhalt im Hochhaus? Kann man diesen eventuell schon be-hutsam «herunterfahren»? Marco Schönenberger winkt entschlos-sen ab: «Das kommt keinesfalls in Frage. An Komfort und Sicherheit können wir keinerlei Abstriche machen. Ob Glühbirne, Wasser-hahn oder Lüftung; Defekte wer-den behoben ‒ bis zum letzten Betriebstag im Altbau.» Klar ist indessen, dass man keine um- fassenden Sanierungen, sondern gezielte Reparaturen vornimmt. Auch Umbauten sind nicht mehr vorgesehen. Ganz anders dagegen im Pflegezentrum, das in seiner jetzigen baulichen Form noch einige Jahre vor sich hat. Hier steht zum Beispiel während der Sommerferienzeit der Umbau des zweiten Stocks an.

SPANNENDER WECHSEL VOM KLEIN- ZUM GROSSBETRIEB

Marco Schönenberger ist von Haus aus Elektromonteur und bildete sich direkt nach der Lehre zum Elektrozeichner weiter. Bis zum Wechsel ans Limmi im Frühling 2014 war er während 14 Jahren in einem kleineren Installationsbetrieb mit sieben Mitarbeitern tätig. Am Akutspital schätzt er sowohl die thematische Vielfalt als auch die Projektdimensionen eines Grossbetriebs mit 1250 Mitarbei-tenden. Er meint: «Es ist eine äusserst spannende Phase, in der ich hier zum Technischen Dienst des Limmi stossen konnte.»

30 JAHRE KATHOLISCHE SPITALSEELSORGE: INTERVIEW MIT PFARRERJOSEPH BONNEMAIN

«Das Limmi ist für mich ein Zuhause geworden»Über die zurückliegenden drei Jahrzehnte hat sich die Spitalseelsorge stark gewandelt. Im Gespräch mit Limmi Inside erzählt Pfarrer Joseph Bonnemain, warum er Arzt, Theologe und Rechtsgelehrter wurde. Für ihn steht fest, unsere Existenz ist kein Zufall.

machte mich der damalige General-vikar für den Kanton Zürich auf das Spital aufmerksam und meinte, das wäre doch etwas für mich mit meinem Background als Arzt und Theologe.

Was steht bei Ihrer Tätigkeit am Limmi im Vordergrund? Mit welchen Bedürfnissen kommen die Patienten oder gegebenen-falls auch Angehörige oder Mitarbeitende auf Sie zu?Seelsorge erinnert in ihrer ganzen Dimension an ein Meer ohne Ufer. Im Vordergrund steht die Begeg-nung mit Menschen, das Mit- hören, Mittragen und Begleiten. Ich möchte betonen, dass es für mich ein ausgeprägtes Geben und Empfangen ist, da jedes Indivi-duum einen grossen Reichtum mitbringt. Gerade die Schwächs-ten und Gebrechlichsten sind für die so genannten Gesunden eine unersetzliche Schule echter Mensch lich keit.Mit einzelnen Mitarbeitenden konnte ich im Verlaufe der Jahre glückliche und schmerzliche Situ-ationen, harte Schicksalsschläge und erfüllende Momente teilen. Ich habe für ihre Angehörigen die Abdankung gefeiert oder die Taufe gespendet. Kürzlich stand ich in Rheinau der Trauung einer Pflege-fachfrau vom Limmi vor.

Was macht für Sie das Limmi zu einem besonderen Ort?Über die Jahre lernte ich viele Mit-arbeiterinnen und Mitarbeiter gut kennen. Es ist für mich beeindru-ckend, wie professionell jeder und jede seinen wertvollen Beitrag in und zu diesem grösseren Ganzen leistet, ob in der Logistik, in der Küche, in den Kernbereichen Pfle-ge und Medizin oder in der Admi-nistration. Das Limmi ist für mich ein Zuhause geworden, weil sich hier Menschen dafür einsetzen, dass andere sich wohl fühlen. Das ist in der heutigen Zeit nicht im-mer einfach. Der Leistungsdruck und das Tempo haben seit meinem Beginn vor dreissig Jahren auch im Gesundheitswesen spürbar zu-genommen.

Inwiefern haben sich Akzente der seelsorgerischen Tätigkeit im Spital im Verlauf der Jahrzehnte verschoben?

Für Betriebselektriker Marco Schönenberger gehören Fragen rund um den künftigen Betrieb im Neubau bereits zum Alltag.

Wofür verwenden Sie die zusätzlichen Ferientage?

An die Donau und die MoldauCarmen Bärtsch, Personalassis-tentin: «Ich freue mich auf ausge-wählte Städtereisen während ver-längerter Weekends: Auf meiner Wunschliste stehen zum Beispiel europäische Kulturstädte wie Wien und Prag, die ich bisher noch nicht besucht habe.»

Erweiterte Tour d’Horizon in PortugalBettina Gübeli, stv. Stationsleiterin Chirurgie: «Im September heiratet eine meiner Freundinnen in der Nähe von Lissabon. Die zusätz-lichen Ferientage ermöglichen mir eine leicht erweiterte Tour d’Horizon in Portugal.»

Früher standen Gottesdienste, Gebete und Rituale wie zum Bei-spiel die Krankensalbung stärker im Mittelpunkt. Heute ist es primär der menschliche Austausch, das heisst die Begleitung, das Mit-tragen von Sorgen, Zweifeln und natürlich auch Hoffnungen. In diesen Jahren sind die Palliativ- und die Demenzstation eröffnet worden. Da ergibt sich eine neue grosse Herausforderung für die Pflegenden, für die Angehörigen, aber auch für die Seelsorgenden.

Wir alle entdecken dabei, dass der Mensch bis zuletzt eine unantast-bare Würde besitzt.

Wie sieht die Zusammenarbeit mit den reformierten Seel-sorgern am Limmi aus? Gibt es zudem interreligiöse Berüh-rungspunkte mit Repräsentanten anderer Glaubensgruppen wie Juden und Muslimen? Ohne einen gut eingespielten öku-menischen Ansatz wäre die Spital-seelsorge in ihrer heutigen, prag-

matischen Form am Limmi gar nicht möglich. Wir orientieren uns in erster Linie an den Bedürfnissen der Patienten beziehungsweise Menschen und fragen am Kranken-bett nicht zuerst nach der Konfes-sion. Interreligiöse Berührungs-punkte gibt es sehr wohl. In unserem Raum der Stille, der uns bis zum Neubau als Ersatz für die Spital-kapelle dient, liegt ein Gebetstep-pich für Muslime bereit, und eine Markierung zeigt an, wo Mekka liegt. Beides haben muslimische

Mitarbeitende beigesteuert. Ein Zürcher Rabbiner schenkte uns ein hebräisch-deutsches Psalmbuch, das dort aufliegt.

Wir leben unbestreitbar in einer säkularisierten Zeit. Religion und der Glaube an eine höhere gute Macht haben angesichts der modernen Wissenschaften und ihrer Erkenntnisse keinen leichten Stand. Was bestärkt Sie persönlich im Glauben?

Auch wenn die Erde im Kosmos winzig klein erscheint; für mich ist es unvorstellbar, dass die Schöp-fung ein Zufallsprodukt ist. Uns alle prägt – und das seit Menschen-gedenken – eine zeitlose Sehn-sucht nach Geborgenheit und un-verfälschter, wahrhaftiger Liebe. Wir sind hier, um ihr Schritt für Schritt im Verlauf unseres Daseins trotz aller oder gerade wegen aller Widrigkeiten näher zu kommen. Davon bin ich überzeugt.

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Page 10: LimmiInside - Schlieren · nagel, ein Stethoskop, einen Augen spiegel, Reflexhammer und Stimm gabel, eine Patientenglocke, ein Telefon, einen Würfel mit dem Layout des neuen Spitalbaus

Limmi Inside 2.15Sommer 2015

Redaktionskommission• Nadja Tamler, Kommunikations-

verantwortliche (Leitung)• Helene Baumgartner, Leiterin Therapien• Dr. med. Jörg Genstorfer,

Oberarzt Chirurgische Klinik• Vesna Markovic, stv. Stationsleiterin• Nanda Samimi, Leiterin Management

Services• Bianca Schaffert, Pflegeexpertin MSN• Dr. med. Daniel Stefka, Oberarzt Institut

für klinische Notfallmedizin

Redaktion• Nadja Tamler, Kommunikations -

verantwortliche [email protected]

• Thomas Ammann [email protected] Ammann Public Relations, Zürich

Gerne nehmen wir Ihr Feedback entgegen.

KonzeptCrafft, Zürich

DruckNeidhart + Schön AG, Zürich

Auflage2000 Exemplare

Nächste AusgabeNovember 2015

Redaktionsschluss16. Oktober 2015

Limmi Inside ist die Hauszeitung des Spitals Limmattal und erscheint dreimal jährlich.

Nachdruck einzelner Artikel nur auf Anfrage gestattet.

IMPRESSUM

UMSTELLUNG DER BERUFSWÄSCHE

Zeitgemäss und modischSchon kurz nach der flächendeckenden Einführung der unpersönlichen Berufs-wäsche ist eine gewisse Routine bei der Ausgabestelle eingekehrt. Auch während der morgendlichen Rushhour zwischen 6.20 und 8.00 Uhr sind genügend Kleidungsstücke in allen Grössen verfügbar. An den vier Erfassungsstationen lassen sich Bezüge selbst bei Hochbetrieb ohne Wartezeit mit dem Badge elektronisch registrieren.

Die Verantwortlichen hatten den Stichtag der Umstellung auf das neue System detailliert geplant. Nadia Truog, Junior Projektleiterin Logistik, erinnert sich: «Mit dem 21. April 2015 haben wir bewusst einen Dienstag gewählt. Wir wollten uns zu Wochenbeginn gemeinsam nochmals vergewissern, dass wir startklar sind und die Ausgabestel-len dem morgendlichen Ansturm gewachsen sind.» Schliesslich be-deutete der Schritt nicht nur ein neu entwickeltes Ausgabesystem, sondern auch eine Umstellung auf neue Berufswäsche. Und das alles noch an einem neuen Standort. Die sorgfältigen Vorbereitungen mit Infoveranstaltungen und indi-viduellen Anproben für alle Mit-arbeitenden, die Berufskleidung tragen, haben sich gelohnt. Noch-mals Nadia Truog: «Die Feuertaufe haben wir gut bestanden. Zu Be-ginn waren wir am Initialtag zu fünft, um als Ansprechpersonen bei Bedarf helfen zu können.

Schon bald zeigte sich, dass eine Präsenz von zwei Personen in der Anfangsphase nötig ist. Wichtig ist, dass man beim Registrieren am Ende nicht vergisst, die OK-Taste zu drücken.» Auch die Rückgabe der Berufs wäsche ist benutzer-freundlich. Katharina Schibli, Leite-rin Hotellerie: «Die Berufswäsche wird lediglich in eine Rückgabe-

klappe eingeworfen und Antennen im Schmutzwäscheraum buchen die Artikel automatisch zurück.»

Poloshirts sind der RennerDie Trägerinnen und Träger von Berufskleidern erkannten rasch, dass die neue Berufswäsche modi-scher geworden ist und man zwi-schen Poloshirts und Kasak wählen

kann. Dr. med. Rita Sager, Leitende Ärztin Notfall: «Ich war im Vorfeld etwas skeptisch, sehe nun aber die grossen Vorteile des technischen Systems.» Katharina Schibli schiebt nach: «Uns freuen derartige Rück-meldungen. Denn uns war klar, dass wir mit dem Wechsel, mit dem eine Komprimierung der Gardero-ben einherging, nicht nur Begeis-terung auslösen würden.» Das neue System entspricht jedenfalls mit Sicherheit unserer Zeit. Regis-trierungen mittels Touchscreen und Badge beziehungsweise elek-tronischen Karten sind bereits anderswo im Alltagsleben gang und gäbe; von der Ausleihe und Rückgabe der Bücher in Biblio-theken bis zum «Self-Checkout» an den Kassen von Migros und Coop. Nadia Truog, Junior Projekt-lei terin Logistik: «Jetzt haben wir bis zum Bezug des Neubaus Zeit, das Berufswäschesystem weiter-zuentwickeln.»

Nadia Truog (links) und Katharina Schibli in der Ausgabestelle.

EINE RUNDUM SAUBERE SACHE

Innovation erleichtert die UnterhaltsreinigungUnbestritten gilt Sauberkeit als Visitenkarte eines Spitals. Und es ist – gerade im Altbau insbesondere im Zusammenhang mit der Neubau-Baustelle und entsprechendem Baustaub – ein harter Job, sie auf dem gewünschten Standard täglich aufrecht zuerhalten. Das im Frühling eingeführte neue Reinigungssystem für die Unterhaltsreinigung macht die Arbeit ergonomischer und körperlich weniger anstrengend. Zudem ist die Ökobilanz erheblich besser.

Das Bild hat sich unbewusst sicher-lich bei vielen eingeprägt: Ein Teammitglied der Unterhaltsreini-gung schiebt mit der einen Hand vor sich den Reinigungswagen und zieht zugleich mit der anderen Hand den Doppelfahreimer. Die Körperhaltung ist verkrümmt und zugleich gebückt. Nicht eben das, was man unter Ergonomie ver-steht. Damit ist jetzt Schluss. Katharina Pinggera, Projektmit ar-beiterin Logistik: «Die alten Reini-gungswagen erwiesen sich beina-he als unverwüstlich. Doch nach über dreissig Jahren Dauereinsatz war ein Ersatz fällig. Das nutzten wir als Chance, um das Konzept für die Unterhaltsreinigung grund-sätzlich zu überprüfen beziehungs-

weise nach einer innovativen Lö-sung Ausschau zu halten.»

Innovativ, praktisch, flexibelÜberzeugend am neuen System ist der Gesundheitsschutz für die rund 60 Mitarbeiterinnen und Mit-arbeiter der Unterhaltsreinigung. Melanie Meister, Leiterin Unter-haltsreinigung: «Bei der Evaluation beziehungsweise Auswahl des neuen Modells hatten wir mehrere ergonomische Kriterien im Auge.» Die ungünstige Körperhaltung beim früheren Schieben und Zie-hen der Wagen entfällt ebenso wie das dutzendfache, kraftzehrende Betätigen der Mopp-Presse und das Auswringen der Tücher. Die im Limmi neu eingesetzte, zurzeit

neueste Technologie auf dem Markt erklärt sich wie folgt: Die Reinigungstextilien enthalten in Trockenform bereits das Reini-gungsmittel. Es gelangt über den letzten Spülvorgang in der Wäscherei in die Textilien. Die Mit arbeitenden der Unterhalts-reinigung geben noch die richtige Menge Wasser dazu. Anschlies-send sind alle Tücher und Mopp-bezüge für den ganzen Arbeits-einsatz gebrauchsfertig. Die ökologischen Vorteile liegen auf der Hand: Man braucht deutlich weniger Wasser, und die Gefahr, dass Reinigungsmittel überdosiert wird, ist gebannt. Weitere Plus-punkte sind die höhenverstell-baren Moppgeräte und die gute

Steuerbarkeit des Reinigungs-wagens.

Mit Ausblick auf den NeubauDer Reinigungswagen besteht üb-rigens aus mehr als 20 Komponen-ten, die sich flexibel und individu-ell anordnen lassen. Somit sind sie auch in den einzelnen Bereichen des Neubaus optimal einsetzbar. Durch die neuen abrasiveren Tex-tilien und die neu geschulte Reini-gungsmethode wird künftig nicht nur ein besserer Reinigungseffekt erzielt, sondern auch ein hygieni-scheres Ergebnis erreicht. Speziell für die bevorstehende Bauzeit ist dies für die Mitarbeitenden der Reinigung eine Erleichterung. So-mit hat sich die Anschaffung der 39 Reinigungswagen als Investition in die Gesundheit der Mitarbeiten-den und in die Sauberkeit gelohnt.

Individuelle Handlichkeit: Die mehr als 20 Komponenten lassen sich auf dem neuen Reinigungswagen flexibel anordnen.

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