LINGUISTIK Zur Klassifikation von Klassifikatoren · LINGUISTIK Mérida (Venezuela, 1993 und 1994)...

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118 L I N G U I S T I K Eine zunehmende Zahl von Unter- suchungen zu unterschiedlichen Gebärdensprachen befasst sich mit den Problemen der linguisti- schen Beschreibung eines Gebär- dentyps, der bildhaft die Handlun- gen oder die äußerlichen Aspekte von Entitäten im Raum darstellt. Daher verfügen Gebärden dieses Typs über keine festen Formen; darüber hinaus erfüllen sie einige strukturelle Aufbauprinzipien von lexikalischen Einheiten der Ge- bärdensprachen nicht (vgl. Johns- ton & Schembri 1999). Diese Ge- bärden werden in der Literatur unterschiedlich bezeichnet: „verbs of motion and location“ (Supalla 1978), „predicate classifiers“ (Lid- dell & Johnson 1987), „polymor- phemic verbs“ (Engberg-Pedersen 1993), „proforms“ (Johnston & Schembri 1999) u.a. m spanischsprachigen Raum La- teinamerikas werden solche Ge- bärden als „predicados con clasi- ficador“ („Prädikate mit Klassifika- tor“), „verbos con clasificador“ („Verben mit Klassifikator“) oder „clasificadores“ („Klassifikatoren“) bezeichnet (Pietrosemoli 1991; Do- mínguez 1996; Gómez 1997; Ovie- do 2000a; 2000b und im Druck). Dieser Tradition entsprechend ver- wende ich im Folgenden den Aus- druck „Gebärden mit Klassifikator- handform“. Das bedeutet jedoch nicht, dass ich mit dieser Bezeich- nung gleichzeitig eine der bereits bestehenden Definitionen zu dieser Art von Gebärden übernehme (vgl. Schembri 2000). 1 Die Gebärden, die ich hier be- handle, werden in der Literatur als Einheiten mit prädikativer Bedeu- tung betrachtet, deren individuelle formale Komponenten bestimmte Bedeutungen haben, beispiels- weise: Die Handform informiert über eine Entität (z.B. den Agens oder das Instrument einer Hand- lung), die mit der Prädikation in Be- ziehung gesetzt wird; die Bewegung informiert über die Aktionen oder die äußerlichen Merkmale der von der Hand dargestellten Entität; die Handstellung zeigt die räumliche Position dieser Entität an. Je nach Kontext nehmen die Gebärden unterschiedliche Formen an: Wenn sich die von der Gebärde dargestellte Entität bewegt, z.B. ge- radeaus, wird die Hand genau so be- wegt; informiert eine Gebärde über einen runden Gegenstand, dann zeichnen die Hände einen Kreis in den Raum usw. (vgl. Valli & Lucas 1995; Sutton-Spence & Woll 1999). Eine mögliche Beschreibung von Gebärden mit Klassifikator- handform wird in der Gebärden- sprachlinguistik seit langem disku- tiert. In den letzten zwei Jahren wur- den interessante Beiträge zu diesem Thema veröffentlicht (Johnston & Schembri 1999; Liddell 2000; Schembri 2000; Cogill, im Druck). Ich werde mich im Folgenden mit diesen Untersuchungen anhand von Beispielen aus der Venezolani- schen (Lengua de Señas Venezolana, LSV) und Kolumbianischen (Lengua de Señas Colombiana, LSC) Gebär- densprache beschäftigen. Ich werde darstellen, dass die Probleme bei der linguistischen Beschreibung der Ge- bärden mit Klassifikatorhandform in LSC und LSV ähnlich denen sind, auf die die diesbezügliche For- schung auch bei anderen Gebärden- sprachen gestoßen ist. Im Einzelnen werden folgende Fragen behandelt: Wie kann die Bedeutung dieser Gebärden erklärt werden, ohne hierbei eine visuelle Analogie zu den Handlungen oder zu äußer- lichen Merkmalen der realen En- titäten zu berücksichtigen? Ist es zutreffend, dass diese Ge- bärden über eine ihnen eigene Struktur (bzw. ein eigenes pho- nologisches System) verfügen? Können Gebärden mit Klassifika- torhandform als eine eigenstän- dige Gruppe von Gebärden defi- niert werden? Aufgrund der Probleme, die durch diese Fragen aufgeworfen werden, nehme ich an, dass Gebärden mit Klassifikatorhandform über eine besondere semiotische Natur verfü- gen: Sie unterscheiden sich von den lexikalischen Gebärden der LSC und der LSV und bilden deshalb ei- ne eigene Gruppe. DIE KOLUMBIANISCHE UND DIE VENEZOLANISCHE GEBÄRDEN- SPRACHE ie im Folgenden herangezo- genen Beispiele stammen aus Videoaufnahmen, die ich in Zusammenarbeit mit Gehörlosen in DZ 55/01 VON ALEJANDRO OVIEDO Das Manuskript zu diesem Artikel wurde von Sophie von Wer- der, Britta Huß und Dr. Con- stanze Schma- ling geduldig korrigiert. Hier- für möchte ich ihnen danken. Zur Klassifikation von Klassifikatoren Ein Beitrag zur laufenden Diskussion über Gebärden mit Klassifikatorhandform 1) Die Verwendung des Terminus „Klassifikator“ wird seit Anfang der 80er Jahre von mehreren Autoren kritisiert (McDonald 1982 und 1985; Engberg-Pedersen & Pedersen 1985). Nach einem neuen Artikel Schembris (2000) missdeutet die Gebärdensprachlinguistik diesen Terminus. Die Kommentare Schembris behandeln aber andere Pro- bleme als diejenigen, die ich hier diskutieren werde. Schembri stimmt mit der Möglichkeit einer linguistischen Ana- lyse dieser Gebärden überein, ich jedoch nicht. I D

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Eine zunehmende Zahl von Unter-suchungen zu unterschiedlichenGebärdensprachen befasst sichmit den Problemen der linguisti-schen Beschreibung eines Gebär-dentyps, der bildhaft die Handlun-gen oder die äußerlichen Aspektevon Entitäten im Raum darstellt.Daher verfügen Gebärden diesesTyps über keine festen Formen;darüber hinaus erfüllen sie einigestrukturelle Aufbauprinzipien vonlexikalischen Einheiten der Ge-bärdensprachen nicht (vgl. Johns-ton & Schembri 1999). Diese Ge-bärden werden in der Literaturunterschiedlich bezeichnet: „verbsof motion and location“ (Supalla1978), „predicate classifiers“ (Lid-dell & Johnson 1987), „polymor-phemic verbs“ (Engberg-Pedersen1993), „proforms“ (Johnston &Schembri 1999) u.a.

m spanischsprachigen Raum La-teinamerikas werden solche Ge-bärden als „predicados con clasi-

ficador“ („Prädikate mit Klassifika-tor“), „verbos con clasificador“(„Verben mit Klassifikator“) oder„clasificadores“ („Klassifikatoren“)bezeichnet (Pietrosemoli 1991; Do-mínguez 1996; Gómez 1997; Ovie-do 2000a; 2000b und im Druck).Dieser Tradition entsprechend ver-wende ich im Folgenden den Aus-druck „Gebärden mit Klassifikator-

handform“. Das bedeutet jedochnicht, dass ich mit dieser Bezeich-nung gleichzeitig eine der bereitsbestehenden Definitionen zu dieserArt von Gebärden übernehme (vgl.Schembri 2000).1

Die Gebärden, die ich hier be-handle, werden in der Literatur alsEinheiten mit prädikativer Bedeu-tung betrachtet, deren individuelleformale Komponenten bestimmteBedeutungen haben, beispiels-weise: Die Handform informiertüber eine Entität (z.B. den Agensoder das Instrument einer Hand-lung), die mit der Prädikation in Be-ziehung gesetzt wird; die Bewegunginformiert über die Aktionen oderdie äußerlichen Merkmale der vonder Hand dargestellten Entität; dieHandstellung zeigt die räumlichePosition dieser Entität an.

Je nach Kontext nehmen dieGebärden unterschiedliche Formenan: Wenn sich die von der Gebärdedargestellte Entität bewegt, z.B. ge-radeaus, wird die Hand genau so be-wegt; informiert eine Gebärde übereinen runden Gegenstand, dannzeichnen die Hände einen Kreis inden Raum usw. (vgl. Valli & Lucas1995; Sutton-Spence & Woll 1999).

Eine mögliche Beschreibungvon Gebärden mit Klassifikator-handform wird in der Gebärden-sprachlinguistik seit langem disku-tiert. In den letzten zwei Jahren wur-den interessante Beiträge zu diesemThema veröffentlicht (Johnston &Schembri 1999; Liddell 2000;Schembri 2000; Cogill, im Druck).Ich werde mich im Folgenden mit

diesen Untersuchungen anhandvon Beispielen aus der Venezolani-schen (Lengua de Señas Venezolana,LSV) und Kolumbianischen (Lenguade Señas Colombiana, LSC) Gebär-densprache beschäftigen. Ich werdedarstellen, dass die Probleme bei derlinguistischen Beschreibung der Ge-bärden mit Klassifikatorhandformin LSC und LSV ähnlich denen sind,auf die die diesbezügliche For-schung auch bei anderen Gebärden-sprachen gestoßen ist. Im Einzelnenwerden folgende Fragen behandelt:● Wie kann die Bedeutung dieser

Gebärden erklärt werden, ohnehierbei eine visuelle Analogie zuden Handlungen oder zu äußer-lichen Merkmalen der realen En-titäten zu berücksichtigen?

● Ist es zutreffend, dass diese Ge-bärden über eine ihnen eigeneStruktur (bzw. ein eigenes pho-nologisches System) verfügen?

● Können Gebärden mit Klassifika-torhandform als eine eigenstän-dige Gruppe von Gebärden defi-niert werden?

Aufgrund der Probleme, die durchdiese Fragen aufgeworfen werden,nehme ich an, dass Gebärden mitKlassifikatorhandform über einebesondere semiotische Natur verfü-gen: Sie unterscheiden sich von denlexikalischen Gebärden der LSCund der LSV und bilden deshalb ei-ne eigene Gruppe.

DIE KOLUMBIANISCHE UND DIEVENEZOLANISCHE GEBÄRDEN-SPRACHE

ie im Folgenden herangezo-genen Beispiele stammen ausVideoaufnahmen, die ich in

Zusammenarbeit mit Gehörlosen in DZ

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VON ALEJANDRO OVIEDODas Manuskriptzu diesem Artikel

wurde von Sophie von Wer-der, Britta Huß

und Dr. Con-stanze Schma-

ling geduldigkorrigiert. Hier-für möchte ichihnen danken.

Zur Klassifikation von KlassifikatorenEin Beitrag zur laufenden Diskussion über Gebärdenmit Klassifikatorhandform

1) Die Verwendung des Terminus „Klassifikator“ wird seit Anfang der 80er Jahre von mehreren Autoren kritisiert(McDonald 1982 und 1985; Engberg-Pedersen & Pedersen 1985). Nach einem neuen Artikel Schembris (2000)missdeutet die Gebärdensprachlinguistik diesen Terminus. Die Kommentare Schembris behandeln aber andere Pro-bleme als diejenigen, die ich hier diskutieren werde. Schembri stimmt mit der Möglichkeit einer linguistischen Ana-lyse dieser Gebärden überein, ich jedoch nicht.

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Mérida (Venezuela, 1993 und 1994)und Cali (Kolumbien, 1998) ge-macht habe. Die Aufnahmen wur-den von Teams gehörloser und hö-render Forscher in beiden Länderntranskribiert.

LSV und LSC sind im Laufe derletzten 10 Jahre in Teilen beschrie-ben worden.2 Ein Teil der Untersu-chungen sind Grammatik- und Dis-kursanalysen, andere behandeln so-zio- und psycholinguistische Frage-stellungen und es wurden auch ei-nige Wörterbücher erstellt.

Die Literatur bietet keine genau-en Informationen darüber, wievieleMenschen die jeweilige Gebärden-sprache verwenden – die nationalenGehörlosenverbände gehen von et-wa 9.000 Personen in Venezuela und13.000 in Kolumbien aus.3

Obwohl sich der Wortschatzbeider Sprachen stark voneinanderunterscheidet, berichten Gehörloseaus beiden Ländern, sich gut mit-einander verständigen zu können.4

Aufgrund einiger schriftlicher Hin-weise, die über die Geschichte derLSC und der LSV zur Verfügung ste-hen, kann vermutet werden, dassbeide Sprachen ihre Wurzeln in ver-schiedenen lokalen Gebärdenspra-chen haben. Diese regionalen Sys-teme könnten sich im Laufe des 20.Jahrhunderts zu nationalen Spra-chen vereinigt haben. Es wirdaußerdem angenommen, dass dieLSC und die LSV im letzten Jahr-hundert unter dem Einfluss auslän-

discher Gebärdensprachen (näm-lich der Spanischen und der Ameri-kanischen) gestanden haben (Do-mínguez 1996; Ramírez 1998).Hierdurch ließen sich heutige Cha-rakteristika der LSC und LSV erklä-ren.

Die Regierungen Kolumbiens(Präsidentengesetz 324, 1996) undVenezuelas (Verfassung 1999, Arti-kel 81 und 104) erkennen die jewei-lige Gebärdensprache als Minder-heitensprache an und fordern, siegesetzlich zu schützen.

GEBÄRDEN MIT KLASSIFIKATOR-HANDFORM IN LSV UND LSC

ach Gómez (1997) und Ovie-do (1999, 2000a und imDruck) verfügt LSC über Ge-

bärden, die den so genannten Ge-bärden mit Klassifikatorhandformgenau zu entsprechen scheinen.Nach Pietrosemoli (1991), Oviedo(1996) und Domínguez (1996 und1998) finden sich derartige Gebär-den auch in LSV. Den Untersuchun-gen zufolge sind die Struktur dieserGebärden und die Regeln ihrer Ver-wendung identisch mit denen ent-sprechender Gebärden in anderenGebärdensprachen. Ein genauerVergleich zeigt allerdings kleineUnterschiede bei den verwendetenHandformen und ihren Bedeutun-gen (vgl. Oviedo 1999 und 2000b).

DIE BESCHREIBUNGSANSÄTZE VON DeMATTEO UND SUPALLA

ereits in den ersten Untersu-chungen zu Gebärdenspra-chen Gehörloser wurde er-

wähnt, dass eine linguistische Be-schreibung der Gebärden mit Klas-sifikatorhandform schwierig (wennnicht gar unmöglich) sei. In jenenUntersuchungen, die sich auf ASLbezogen, galten diese Gebärden als„Pantomime“ und wurden als nicht-linguistische Phänomene angese-hen (vgl. Stokoe et al. 1965; Hoe-mann 1975).

Ende der 70er Jahre entwickel-ten DeMatteo (1977) und Supalla(1978) gegensätzliche Beschrei-bungsansätze zu diesen Gebärden.Beide sollen im Folgenden zu-sammengefasst werden.

DeMatteo: Die Bedeutung vonGebärden mit Klassifikatorhand-form ist visuellen Ursprungs

eMatteo argumentiert, dasssowohl Verständnis als auchAnwendung der Gebärden

mit Klassifikatorhandform von vi-suellen Bildern („visual imagery“)abhängen, die im Gehirn, ausge-hend von der Beobachtung derWelt, aufgebaut werden.

Nach DeMatteo ist die Formdieser Gebärden derart variabel,dass ihre Analyse nicht im Rahmeneiner linguistischen Theorie durch-führbar ist. Diese Variabilität ließesich nach DeMatteo folgenderma-ßen erklären: Entweder verfügenGebärdensprachen über eine un-endliche Anzahl lexikalischer Ein-heiten oder sie bestehen aus einerunendlichen Zahl von Morphe-men. Beide Möglichkeiten sind in-D

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2) Vgl. Pietrosemoli 1991; Oviedo 1996 und im Druck; Domínguez 1996; Soto de Newmann1998; Rojas 1997; Buitrago et al. 1996; Gómez 1997; Mejía 1993 und 1996.3) Laut Auskunft der Vorsitzenden der Gehörlosenverbände Venezuelas (FEVENSOR. Cara-cas, November 1997) und Kolumbiens (FENASCOL, Cali, Februar 1998).4) Laut Auskunft von Mitgliedern des Gehörlosensportverbandes von Mérida (Venezuela,Mai 1998) und des Gehörlosenverbandes von Cali (April und Juni 1998). Die befragten Per-sonen haben sich Videoaufnahmen von Gebärdensprache des jeweils anderen Landes ange-sehen und sowohl Zusammenfassungen als auch Kommentare zu den Inhalten der Videoserstellt.

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akzeptabel. Hingegen könnten Ge-bärdende diesen Gebärdentyp ver-stehen und anwenden, weil sie diejeweilige Form und Bewegung alsanaloge Darstellung der entspre-chenden Form und Bewegung derrealen Entität erkennen.

Entgegen dem Beschreibungs-ansatz DeMatteos können Gebär-den mit Klassifikatorhandform je-doch nicht immer als Analogien zuHandlungen realer Entitäten ange-sehen werden. Stattdessen folgendiese Gebärden eigenen Regeln,von denen in bestimmten Fällenauch ihre Bedeutung abhängt. Bei-spielsweise weisen Gebärden, diedie Verortung einer Entität in LSCund LSV anzeigen, immer eine Ab-wärtsbewegung der Hand auf. DieseBewegung bedeutet nicht, dass sichdie durch die Hand dargestellte En-tität nach unten bewegt, sonderndass diese Entität sich an dem ent-sprechenden Punkt im Raum befin-det. Es handelt sich also nicht umeine Analogie zur Wirklichkeit (vgl.Liddell 2000).

Supalla: Die Bedeutung dieserGebärden ist morphologischenbzw. linguistischen Ursprungs

ach Supalla kann die formaleVariabilität von Gebärden mitKlassifikatorhandform als

Kombination bestimmter Morphe-me erklärt werden. Das heißt, dassdiese Gebärden als linguistischesSystem betrachtet werden. Obwohlsie eine deutliche Ikonizität aufwei-sen, bedeutet dies nach Supallanicht, dass sie als analoge Darstel-lungen realer Entitäten verstandenwerden dürfen. Gebärden mit Klas-sifikatorhandform sollten wie poly-morphemische Verben beschrieben

werden (vgl. Supalla 1978; McDo-nald 1982; Wilbur 1987).

Mit dieser Position wider-spricht Supalla DeMatteo, wobei ersich vor allem auf folgende zwei Ar-gumente stützt: ● Die Möglichkeiten, formale Kom-

ponenten der Gebärden mit Klas-sifikatorhandform zu kombinie-ren, sind beschränkt. Zur Veran-schaulichung ein Beispiel ausLSV: Die eine Hand mit der einePerson darstellenden Handformkann sich nicht auf der anderen,welche ein fahrendes Fahrzeugdarstellt, mitbewegen. Wärendiese Gebärden jedoch analogeDarstellungen der Wirklichkeit,ließe sich diese Beschränkungnicht erklären, denn in der Rea-lität können Personen durchausauf Fahrzeugen mitfahren (vgl.auch Liddell & Johnson 1987).Begründet ist die Beschränkungdadurch, dass Gebärden mit Klas-sifikatorhandform eigenen lin-guistischen Regeln folgen, sie so-mit keine analogen Darstellun-gen der Wirklichkeit sind.

● Untersuchungen über den Er-werb der Gebärden mit Klassifi-katorhandform in ASL zeigen,dass diese Gebärden sukzessiv inTeilen erworben werden, d.h. dieKinder beherrschen einige Kom-ponenten der betreffenden Ge-bärde eher als andere. Hierdurchwird bestätigt, dass diese Gebär-den komplexe morphophonolo-gische Einheiten sind (vgl. Wil-bur 1979; Kantor 1980; Newport& Meier 1987).

Kritisch anzumerken ist, dass Supal-la DeMatteos Ansatz ablehnt, ohnehierfür ausreichende Argumente zuliefern. Aus dem Umstand, dass dieVerwendung von Gebärden mit

Klassifikatorhandform bestimmtenRegeln unterliegt, kann nicht auto-matisch geschlossen werden, dassdiese Gebärden linguistischer Natursind. Regeln und linguistische Sys-teme können nicht gleichgesetztwerden: Jedes symbolische Systemfolgt Regeln, um systemimmanenteEinheiten miteinander zu kombi-nieren (Cogill, im Druck; vgl. auchLotman 1972 und Eco 1991).

Problematisch an Supallas An-satz sind weiterhin die Schlussfol-gerungen, die in Bezug auf denkindlichen Spracherwerb gezogenwerden. Nach Schick (1990) ist beiKindern ein sukzessiver Erwerb ein-zelner Komponenten insbesonderebei denjenigen Gebärden mit Klas-sifikatorhandform zu beobachten,welche räumliche Aktionen der En-titäten darstellen; gleichzeitig be-herrschen kleine Kinder aber bereitsGebärden mit Klassifikatorhand-form, die körperliche Aktionen imi-tieren. Schick interpretiert diesenBefund folgendermaßen: Die Struk-tur dieser Gebärden bestehe ausbildhaften Komponenten, die dieKinder erkennen. Supalla (1978)teilt diese Auffassung nicht: Ikoni-zität sei eine Eigenschaft von Gebär-den, aber sie habe keinen Einflussauf deren Struktur, deren Verständ-nis oder deren Erwerb.

Cogill (im Druck) argumentiertaußerdem, dass Kinder auch einigenicht-linguistische Systeme aufanalytische Art und Weise erwür-ben. Die Tatsache des schrittweisenErwerbs einiger Gebärden mit Klas-sifikatorhandform könne auch alsBestätigung interpretiert werden,dass diese Gebärden einem nicht-linguistischen symbolischen Sys-tem angehören.

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EINE MORPHOLOGISCHE ERKLÄ-RUNG IST UNANGEMESSEN

ie linguistische Beschreibungvon Gebärden mit Klassifika-torhandform beinhaltet zu-

dem das Problem, die formale Va-riabilität dieser Gebärden als Kom-bination diskreter Einheiten zu er-klären. Zwar sind die Handformendieser Gebärden ausführlich be-schrieben worden, jedoch wurdebisher kein vollständiges Inventarder anderen Komponenten (Bewe-gung, Handstellung, usw.) erstellt,anhand dessen die Bedeutung die-ser Gebärden detailliert erklärt wer-den könnte (Liddell 2000).

Zur Illustration sei auf eine Ge-bärde5 verwiesen, deren allgemeineBedeutung als „Zwei belebte Entitä-ten gehen von unterschiedlichenOrten aus aufeinander zu“ um-schrieben werden kann (Abb. 1).Aus der Gebärde ist ersichtlich, dass● die beiden Entitäten zu Beginn

der Bewegung voneinander ent-fernt stehen;

● sie aufeinander zugehen; ● sie dies auf kürzestem Wege tun;● sie sich am Ende gegenüberste-

hen;● ihre endgültigen Positionen

zwar nah beieinander liegen,aber doch so weit voneinanderentfernt sind, dass die Entitätensich nicht berühren.

Laut Supalla (1978) sollen jeder Be-deutungskomponente ein odermehrere Morpheme zugeordnetwerden. Hierdurch wird es seinerMeinung nach möglich, die betref-fende Gebärde zu verstehen, ohneauf deren jeweilige visuelle Analo-

gie zu den dargestellten Aktionenzurückgreifen zu müssen.

Zwischen den formalen Merk-malen und den Bedeutungen ließesich folgende Verbindung herstel-len: ● Die Handformen und die ent-

sprechenden Ausführungsstellenbedeuten „belebte Entität“ (nor-malerweise eine Person);

● beide Hände sind beteiligt – diesbedeutet, dass sich die Gebärdeauf zwei „belebte Entitäten“ be-zieht;

● beide Hände bewegen sich direktaufeinander zu – d.h., jede vonden Händen dargestellte Entitätfolgt einem Bewegungspfad.

Alle diese Einzelinformationen ge-hören zu Gruppen formaler Kom-ponenten, denen bestimmte Bedeu-tungen zugrunde liegen (vgl. Supal-la 1978). Somit können diese Ein-zelinformationen als „Morpheme“betrachtet werden, die die Bedeu-tung der Gebärde erklären: Zwei be-lebte Entitäten bewegen sich auf ei-nem geraden Pfad.

Es treten jedoch dann Problemeauf, wenn neue Morpheme in dieBedeutungsanalyse mit einbezogenwerden sollen. Ich werde zwei mög-liche Probleme schildern.6

Die räumliche Lokation der Entitäten

ach Pietrosemoli (1991) undOviedo (im Druck) wird we-der in LSV noch in LSC lin-

guistisch zwischen „links“ und„rechts“ unterschieden. Die Rolleder linken bzw. rechten Hand sindbei Einhand- und Zweihandgebär-den austauschbar. Deshalb werdendie Horizontalebenen des Gebär-denraums in „gleiche Seite“ (dieKörperseite der aktiven Hand) und„Gegenseite“ (die Körperseite derpassiven Hand) aufgeteilt. DiesesPrinzip gilt jedoch nicht für die Ge-bärde in Abb. 1: Nach der Auftei-lung des Gebärdenraums in LSVund LSC würden die Hände zur Aus-führung der Gebärde in der seit-lichen Position ansetzen, die ich alsmV2Brust bezeichne (vgl. Abb. 7) –die Bewegung stoppt auf der seitlichäquivalenten Position: mV1Brust.Um nun aber zu erklären, dass sichbeide Entitäten einander nähern,müsste der Gebärdenraum andersaufgeteilt werden, damit die linkeund die rechte Seite nicht länger aus-tauschbar wären. Das heißt, eineHand würde ihre Bewegung auf Posi-tion mV2Brust/links beginnen, die an-dere auf Position mV2Brust/ rechts.Dies müsste gleichfalls für die End-lokation gelten: Eine Hand beendetihre Bewegung auf mV1Brust/links,die zweite auf mV1Brust/rechts.

Zum einen würden hierdurchRegeln, die für die Raumnutzunganderer Gebärden gelten, verletzt;D

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5) Diese Gebärde ist in LSC und LSV identisch.6) Ich folge hier der Analyse, die Liddell (2000) in seiner Kritik an Supalla gibt.

ZWEI-BELEBTE-ENTITÄTEN- GEHEN-AUFEINANDER-ZU

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zum anderen ist die so gegebene Er-klärung nicht ausreichend: DieHände beginnen und beenden diejeweilige Bewegung zwar an unter-schiedlichen Ausführungsstellen,aber wie ist zu erklären, dass diedurch sie dargestellten Entitäten zu-nächst weit voneinander entfernt,am Ende aber nah beieinander ste-hen? Die räumlichen Punkte habenselbst keine feste Beziehung zu denBedeutungen „entfernt“ und „nah“.

Es ließe sich argumentieren,dass meine Aufteilung des Gebär-denraums falsch ist, und dass beideHände ihre Bewegung auf derselbenPosition beenden (beide befindensich zu diesem Zeitpunkt im so ge-nannten neutralen Raum; vgl. Sto-koe et al. 1965). So könnte folgen-des Morphem konzipiert werden,um das Problem zu erklären: Begin-nen die Hände ihre Bewegung anunterschiedlichen Positionen, be-enden sie aber an derselben, so mussdie Aktion der durch die Hände dar-gestellten Entitäten als „aufeinan-der zugehen“ interpretiert werden.

An anderer Stelle wurde bereitsdargestellt, dass bei den Gebärdenmit Klassifikatorhandform schongeringe Unterschiede in der räum-lichen Entfernung der Hände aus-reichen, um die Bedeutung einerGebärde zu verändern (vgl. Liddell1980, 1996). Wenn z.B. die Händebeim Halt noch näher beieinanderstünden, wäre diese Veränderunginsofern bedeutungstragend, als diedurch die Hände dargestellten En-titäten ebenfalls sehr nah gegen-überstünden. Hieraus muss ge-schlossen werden, dass es unmög-lich ist, die Bedeutung „zwei Entitä-ten gehen aufeinander zu“ eindeu-tig zu verstehen, ohne die visuelleAnalogie der Gebärde zu berück-sichtigen.

Die Handstellung als Merkmal

eide Hände der Gebärde zei-gen die gleiche Handstellung:„Handansatz zur Horizontal-

ebene“. Dieses Merkmal kann alsMorphem mit folgender Bedeutungangesehen werden: „Die dargestell-te Entität steht“. Die Bedeutung„die Entitäten stehen sich gegen-über“ kann jedoch nicht einfach alsformales Merkmal identifiziert wer-den, da beide Hände die so genann-te neutrale Handgelenkspositionaufweisen. Liddell (2000) schlägtdeshalb vor, ein Morphem für dieBedeutung „die Entitäten stehensich gegenüber“ zu konzipierenund zwar in der Form: „Handflä-chen stehen sich gegenüber“.

Liddell selbst führt jedoch alsGegenargument an, dass dies einesehr komplizierte Lösung sei.Schwieriger würde es, wenn manden formalen Wert dieses Mor-phems für andere, aufeinander be-zogene Lokationen dieser Handfor-men definieren wollte: Zwei Entitä-ten stehen nebeneinander; sie ste-hen mit dem Rücken zueinanderusw. Noch problematischer wäre es,die Bedeutung von Handstellungenbei der Kombination unterschied-licher Handformen morphologischzu erklären: ein zweirädriges Fahr-zeug und eine Person; eine Personund ein vierbeiniges Tier usw. (vgl.Liddell 2000).

Es bedarf eines anderen theoretischen Modells

ine mögliche Erklärung wäre,dass die Gebärdenden die Be-deutung der Beispielgebärde

zumindest teilweise durch deren vi-suelle Analogie zur Wirklichkeit

richtig interpretieren. Diese Erklä-rung wird durch eine weitere Tatsa-che gestützt: Personen, die keineKenntnisse von LSC oder LSV ha-ben, verstehen die Bedeutung vonGebärden mit Klassifikatorhand-form ohne große Schwierigkeiten.Eventuelle Verständnisproblemebeziehen sich in einigen Fällen aufdie Bedeutung einzelner Handfor-men, in anderen auf die Interpreta-tion einer Bewegungsart.

Man kann daraus schließen,dass Gebärden mit Klassifikator-handform sowohl aus Komponen-ten bestehen, die durch das linguis-tische System bestimmt werden, alsauch aus formalen Komponenten,welche visuelle Analogien zur rea-len Welt darstellen. Eine derart ge-mischte semiotische Natur voraus-gesetzt, ließen sich die oben be-schriebenen Phänomene erklären.

Eine vergleichbare theoretischeLösung haben bereits mehrere Au-toren vorgeschlagen (Schick 1990;Ebbinghaus & Heßmann 1991; Lid-dell 2000; Cogill, im Druck). Wiediese gemischten Komponenten inden Gebärden genau zusammen-wirken, muss aus theoretischerSicht noch geklärt werden. Da ichdie verfügbaren Modelle jedochnoch nicht auf meine Daten ange-wandt habe, kann ich an dieser Stel-le dazu keine weiteren Ausführun-gen machen.

GEBÄRDEN MIT KLASSIFIKATOR-HANDFORM UNTERLIEGEN EIGE-NEN REGELN

ch habe oben bereits beschrie-ben, wie Gebärden mit Klassifika-torhandform in LSC und LSV die

räumliche Unterscheidung in„links“ und „rechts“ nutzen. Eine D

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derartige Verwendung des Gebär-denraums ist bei anderen Gebärdendieser Sprachen nicht festzustellen.Im folgenden Kapitel sollen weitereRegelbeispiele angeführt werden,die ausschließlich für Gebärden mitKlassifikatorhandform gelten.

Die zweifache Gliederung beiGebärden mit Klassifikator-handform

ie zweifache Gliederung istbei Gebärden mit Klassifika-torhandform in LSV und LSC

problematisch: Bei anderen Gebär-den dieser Sprachen findet sich ei-ne Beziehung zwischen der Bedeu-tungs- und der Formebene – jedeformale Veränderung bei einer Ge-bärde führt entweder zu einer ande-ren – sich von der ersten unter-scheidenden – oder zu einer nichtexistierenden Gebärde (vgl. Pietro-semoli 1991; Oviedo, im Druck).Wird jedoch ein Merkmal bei einerGebärde mit Klassifikatorhandformverändert, führt dies zu einer vor-aussagbaren Veränderung der vor-herigen Bedeutung (vgl. Cogill, imDruck).

Änderte man z.B. die Handfor-men der Gebärde in Abb. 1, so wür-de die Gebärde etwas über die An-näherung andersartiger Entitätenmitteilen; änderte man die Ausfüh-rungsstelle, bliebe die Bedeutungannähernd gleich, nur würden diesich nähernden Entitäten eine an-dere Raumposition aufzeigen; än-derte man die Art der Bewegung,hieße das, dass sich zwei Entitätenwie dargestellt einander näherten.

Aus dem Gesagten kann ge-schlossen werden, dass die Beispiel-gebärde keine zweifache Gliederungaufweist (vgl. Cogill, im Druck).

Einige Autoren haben bereitsauf diese Tatsache aufmerksam ge-macht (vgl. Wilbur 1979; Schick1990; Schembri 2000) und sie mitden aus Lautsprachen bekanntenMonomorphemen verglichen.7 Die-ser Interpretation zufolge wäre jedesformale Merkmal der Gebärden mitKlassifikatorhandform zugleichauch ein Morphem. Auf diese Weisekönnte man das Problem mit derzweifachen Gliederung lösen.

Cogill (im Druck) äußert gegen-über diesem Erklärungsmodell je-doch folgende Kritik: Es könnte nurdann zutreffen, wenn Gebärden mitKlassifikatorhandform dieselbenformalen Einheiten und Aufbau-prinzipien wie andere Gebärden derjeweiligen Sprache aufwiesen. Diefolgenden Abschnitte zeigen je-doch, dass Gebärden mit Klassifika-torhandform in LSC und LSV dieseBedingungen nicht erfüllen.

Kombinationsbeschränkungenvon Zweihandgebärden

an findet in der LSC undLSV Einhand- und Zwei-handgebärden. Letztere um-

fassen drei Typen: symmetrische(beide Hände zeigen jeweils die glei-che Form und Aktion), asymmetri-sche (diese können sowohl symme-trisch wie asymmetrisch sein; die

Hände bewegen sich jedoch imWechsel) und alternierende (dieHände stellen eine jeweils unter-schiedliche Form und/oder Aktiondar, tun dies aber im Wechsel). Fürjeden Typ gibt es bestimmte Struk-turprinzipien (Pietrosemoli 1991;Oviedo, im Druck). Im Folgendenzeige ich, wie Gebärden mit Klassi-fikatorhandform einige dieserStrukturprinzipien nicht befolgen,nämlich:● Die Gebärde in Abb. 1 sieht wie

eine symmetrische Gebärde aus.Jede Hand hat jedoch eine selb-ständige Bedeutung und Funk-tion: Sie bildet ein Prädikat, dassich mit einem anderen, eben-falls selbständigen Prädikat ver-bindet.

● Jede formale Veränderung derzweihändigen symmetrischenStruktur führt zu einer neuenoder einer nicht existierendenGebärde. Dies sei anhand dersymmetrischen Gebärde HAUS il-lustriert (Abb. 2a; identisch inLSC und LSV): Die Gebärde wür-de falsch verstanden oder alsnicht wohlgeformte beurteiltwerden, wenn sich bei der Aus-führung nur eine Hand bewegte,während die zweite Hand am Aus-gangspunkt stehen bliebe (Abb.2b). Dies würde auch gelten,wenn die Gebärde nur einhändigausgeführt würde (Abb. 2c).

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7) Beispiel für ein Monomorphem ist das spanische Richtungsmorphem „a“, das identischmit dem spanischen Phonem /a/ ist.

Abb. 2

a) HAUS b) HAUS, ?? c) ??

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Würden gleiche formale Änderun-gen an der Gebärde in Abb. 1 vorge-nommen, änderte sich die Bedeu-tung ein wenig, die Grundbedeu-tung aber bliebe erhalten, und dieGebärde gelte noch als wohlge-formt (vgl. Abb. 3).● Asymmetrische Gebärden in LSV

und LSC weisen in Bezug auf diepassive Hand nur bestimmteHandformen auf. Von diesenHandformen, die in Abb. 4 zu se-hen sind, gibt es 8 für die LSC(Oviedo, im Druck) und 7 für dieLSV8 (Oviedo 2000b).

In beiden Sprachen handelt es sichbei über 95 % der Vorkommen umunterschiedliche Kombinationenmit allen Fingern (Handform 1–6);von diesen Handformen wiederummacht Nummer 1 mehr als die Hälf-te aus. Wenn bei einer asymmetri-schen Gebärde die passive Hand dieHandform 7 oder 8 zeigt, muss dieaktive Hand die ausgewählten Fin-

ger der passiven Hand berühren(Oviedo 2000b und im Druck). Die-ses gilt nicht für Gebärden mit Klas-sifikatorhandform, wie anhand derBeispiele in Abb. 5 illustriert wird:Die jeweils passive Hand bei der Ge-bärdenproduktion weist eine Hand-form auf, die in Abb. 4 nicht zu fin-den ist, während die jeweils aktiveHand die passive Hand nicht be-rührt.

Abb. 6 zeigt ein noch extreme-res Beispiel aus der LSC. Diese Ge-bärde stellt dar, dass ein Flugzeugauf eine laufende Person hinunter-stürzt. Jede Hand hat eine deutlichaktive Rolle, bewegt sich selbstän-dig und benutzt unterschiedlicheHandformen. Sie verletzt alle Kom-binationsbeschränkungen für Zwei-handgebärden in der LSC.9

Die Nutzung des Gebärdenraums

ür Gebärden mit Klassifikator-handform in LSV und LSC wer-den häufig Teile des Gebärden-

raums genutzt, die für andere Gebär-den dieser Sprachen nicht zur Verfü-gung stehen. Abb. 7 stellt die hori-zontale Aufteilung des Gebärden-raums beider Gebärdensprachendar. Die dort dargestellte horizonta-le Ebene kann sich in beliebiger Hö-he zwischen Kopf und Bauch befin-den. Die grau unterlegte Fläche ent-spricht dem Raum, in dem die Ge-bärden der LSC und LSV normaler-weise ausgeführt werden. Die Buch-staben „m“, „h“ und „k“ verweisenauf die Streckung des Armes: mini-male (m), halbe (h) und komplette(k) Streckung (Oviedo 2000b).

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EINE-BELEBTE-ENTITÄT-GEHT-AUF EINE-ANDERE-STEHEN-

DE-BELEBTE-ENTITÄT-ZU

Abb. 3

EINE-BELEBTE-ENTITÄT-GEHT

1) 2) 3) 4)

5) 6) 7) 8)

Abb. 4

JEMAND-SCHNEIDET-MIT-EINER-SCHERE-EIN-SICH-OBEN-BEFINDENES-DÜNNES-OBJEKT

Abb. 5

EINE-BELEBTE-ENTITÄT-GEHT-ZU-DREI-BELEBTEN-ENTITÄTEN

LSC LSV

Abb. 6

EIN-FLUGZEUG-STÜRZT-AUF-EINE-LAUFENDE-BELEBTE-ENTITÄT-HINUNTER

F

8) Handform 2in Abb. 4 habeich bei LSV-Ge-

bärden bezüglichder passivenHand nicht

gesehen.9) Das Beispiel

gilt genauso fürdie LSV.

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Gebärden mit Klassifikator-handform nutzen häufig die weißunterlegte Fläche: Mehrere Gebär-den dieses Typs werden mit kom-plett gestrecktem Arm und außer-halb der V2-Linie (s. Abb. 7) ausge-führt. Ein Beispiel hierfür zeigt Abb.8 (LSV): Die Bewegung der Händesetzt außerhalb des gekennzeichne-ten Feldes ein.

Bilden Gebärden mit Klassifikatorhandform eine eigene Gruppe?

isher war ich davon ausgegan-gen, dass die so genannten Ge-bärden mit Klassifikatorhand-

form eine eigene Gruppe bilden.Diese Gebärden verfügen jedochweder über gemeinsame formale Ei-genschaften noch über gemeinsa-me grammatikalische Funktionen.Die einzigen gemeinsamen Eigen-schaften sind der Mangel an einerfestgelegten Form und die Fähig-keit, phonologische Beschränkun-gen zu verletzen. Diese Eigenschaf-ten entstehen nicht aus sich selbstheraus, sondern können nur imVergleich zu anderen Gebärden derLSC und LSV definiert werden. Die-se Idee soll in den folgenden Ab-schnitten diskutiert werden.

Gebärden mit Klassifikatorhand-form haben keine gemeinsamegrammatikalische Funktion

n der Literatur wird Gebärden mitKlassifikatorhandform eine prä-dikative Bedeutung zugeschrie-

ben (vgl. u.a. Supalla 1978; McDo-nald 1982; Liddell & Johnson1987). Das gilt auch für die LSC unddie LSV (Domínguez 1996 und1998; Oviedo 1999 und im Druck);dennoch gibt es auch viele Gebär-den mit Klassifikatorhandform, de-nen eine adjektivische oder einesubstantivische Bedeutung zugrun-de liegt.

Die adjektivische Funktionwird traditionell als prädikativ an-gesehen (vgl. Supalla 1978; McDo-nald 1982; Brennan 1990; Johnston& Schembri 1999). Einige Autorenstimmen hiermit nicht überein(vgl. Bergman 1983; Engberg-Peder-sen 1993; Schembri 2000). Ich wer-de dies nicht weiter diskutieren,sondern lediglich einige Beispielefür Gebärden mit Klassifikator-handform zeigen, deren Bedeutungsubstantivisch ist (s. (1)).

Dieses Beispiel aus LSC (Ovie-do, López & Osorno1998) enthält(im fettgedruckten Teil) eine sub-stantivische Gebärde mit Klassifika-torhandform: Die Gebärde bildetdas direkte Objekt des Verbs BRAU-CHEN und zeigt einen rechteckigenGegenstand, der vorher als Führer-schein eingeführt worden war. Ei-nen ähnlichen Fall bietet der nach-folgende Auszug aus LSV (Oviedo1996). Die in Fettdruck transkribier-te Gebärde bezeichnet einen zylin-drischen Behälter, der als Ziel derBewegung des Verbs fungiert (s.(2)).

Eine spezielle Handformgruppe?

n der Literatur wird betont, dassdie Handformen der Gebärdenmit Klassifikatorhandform ein

morphologisches Subsystem bilden(vgl. u.a. McDonald 1982; Supalla1986; Liddell & Johnson 1987;Brennan 1990). Einige Autoren be-richten, dass die Anzahl der Klassifi-katorhandformen größer ist als dieder Handformen, die in anderen

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Abb. 7

ZWEI-BELEBTE-ENTITÄTEN-GEHEN-VON-OBEN-NACH-UNTEN-AUFEINANDER-ZU

Abb. 8

(1) PRO 1 BRAUCHEN (2H)KL:C(rechteckiges Objekt)IN-hVOBrust (…)Subjekt Verb direktes ObjektIch brauche ihn (einen Führerschein).

(2) ALTER MANN HERR (…) KL:Q(rundes Objekt)VON-Brust-BIS-hVOBauch (2H)KL:C(zylindrisches Objekt)IN-hVOBauchSubjekt Verb lokatives ObjektDer alte Mann wirft (das Obst) in einen vor ihm stehenden zylindrischen Behälter hinein.

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Gebärdentypen auftreten (vgl. Co-gill, im Druck).

Es ist aus zwei Gründen proble-matisch, in LSC und LSV eine sol-che ausschließliche Klassifikator-handformgruppe zu definieren:

Bei Gebärden mit Klassifikator-handform sind praktisch alle in LSVund LSC vorkommenden Handfor-men möglich. In früheren Untersu-chungen habe ich 22 Handformenin LSV (Oviedo 2000b) und 21 inLSC (Oviedo 1999) gefunden. Vorkurzem konnte ich jedoch beobach-ten, dass bei Gebärden mit Klassifi-katorhandform darüber hinausnoch weitere Handformen möglichsind. Zwei der Beispiele möchte ichhier vorstellen: Das erste Beispielstammt aus der LSC. Jemand erzähltvon seinen Schwierigkeiten, Spa-nisch lesen zu lernen. Die Handfor-men des Erzählers bilden die Buch-staben „A“ und „P“ des kolumbiani-schen Fingeralphabets und be-wegen sich im Raum, um zu zeigen,wie verwirrend ein schriftlicherText sein kann.

Das zweite Beispiel (LSV) han-delt davon, dass ein Mensch (durchdie Handform in Abb. 1 dargestellt)von einem riesigen Vogel verfolgtwird, der ihn verschlingen will. DerVogel wird durch die Gebärde VO-GEL eingeführt (der Zeigefinger undder Daumen werden vor dem Mundgeöffnet und geschlossen). Die Ver-folgung wird dadurch dargestellt,dass die Gebärde VOGEL vom Mundwegbewegt wird und der „Person-handform“ durch den Raum folgt.

Beide Beispiele zeigen Handfor-men, die in den Listen der Klassifi-katorhandformen in LSC und LSVnicht auftauchen. Jetzt ließe sichanführen, dass die Listen unvoll-ständig seien. Lässt man sich aufdiese Kritik ein und ergänzt die LSV-

Liste um eine „Vogelspechtklassifi-katorhandform“, bleibt das Pro-blem dennoch in Bezug auf LSC be-stehen: Welche Art von Klassifika-toren bilden die Buchstaben desFingeralphabets? Meiner Meinungnach weisen diese Beispiele auf einanderes Problem hin: Jede in LSCund LSV bekannte Handform kannpotenziell in einer Gebärde erschei-nen, die als eine Gebärde mit Klassi-fikatorhandform gilt; diese Gebär-den besitzen daher keine eigeneHandformgruppe.

Johnston und Schembri (1999)haben bereits auf dieses Phänomenaufmerksam gemacht und schlageneine neue Interpretation desselbenvor: Die Gebärden mit Klassifikator-handform bilden keine bestimmteGebärdengruppe, sondern bezeu-gen lediglich die produktive Fähig-keit von Gebärdensprachen. Dieseermöglicht es ihnen, ihre semanti-schen Einheiten auf immer neueWeise zu kombinieren, um neuekommunikative Bedürfnisse zu er-füllen. Die Handformen gelten alsdie reichste semantische Kompo-nente der Gebärdensprachen(Johnston & Schembri 1999), unddaher schenkt man ihnen besonde-re Aufmerksamkeit. Diese semanti-sche Komponente findet sich je-doch bei allen Gebärden einer Ge-bärdensprache, nicht nur in einerbestimmten Gebärdengruppe.

Andere formale Komponentenvon Gebärden mit Klassifikator-handform

uch den sonstigen formalenKomponenten von Gebärdenmit Klassifikatorhandform in

LSC und LSV fehlen gemeinsame Ei-genschaften, welche die Zusam-

menfassung in einer Gruppe recht-fertigten:● Die Ausführungsstellen werden

durch die räumlichen Aktionender dargestellten Entitäten be-stimmt (d.h., sie werden vomKontext definiert) und tragen da-her keine Bedeutung. Die Bedeu-tung körperlicher Ausführungs-stellen wäre jedoch eine Ausnah-me von der Regel, weil es hier ei-ne unveränderliche Verbindungzwischen Form und Bedeutunggibt: So wird jeder Hinweis auf dasGesicht als Ausführungsstelle im-mer auf dem Gesicht ausgeführt.

● Die Bewegungen folgen ebenfallskeinem gemeinsamen Schema.Nur zwei Arten von Bewegungscheinen eine feste Verbindungvon Bedeutung und Form zu ha-ben; dieses sind – kurze, gerade und abwärts ge-

richtete Bewegungen, mit Hil-fe derer Entitäten räumlichverortet werden; und

– gerade Bewegungen, die dieÄnderung der räumlichen Po-sition einer Entität beinhalten.Das gilt für alle Bewegungenim Raum ohne markierte Mo-dalität. Wenn aber eine Gebär-de darüber informiert, wie diePositionsänderung vorgenom-men wird – schnell, torkelnd,wütend usw. –, scheinen dieBewegungen keinem festenSchema zu folgen.

Weiterhin verfügen nur die LSC-und LSV-Gebärden, die äußerlicheMerkmale von Gegenständen be-schreiben, über gemeinsame Struk-turprinzipien. Hierbei handelt essich normalerweise um Zweihand-gebärden, bei denen sich die Händeam Anfang oder am Ende der Bewe-gung berühren. D

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IDEOLOGISCHE VORBEHALTEGEGENÜBER EINEM NEUEN THEORETISCHEN ANSATZ

ei dem Versuch, Gebärden mitKlassifikatorhandform zu be-schreiben, ergeben sich Pro-

bleme, die ein neues theoretischesModell erfordern. Diese Notwen-digkeit haben einige Autoren be-reits Anfang der 90er Jahre erkannt.Ein Beispiel dafür bietet das deskrip-tive Modell von Schick (1990), indem die visuelle Ikonizität als inter-pretative Komponente der Gebär-den gilt. Radikaler ist die Positionvon Ebbinghaus und Heßmann(1991), deren Meinung nach dieProbleme der Analyse von Gebär-den mit Klassifikatorhandform alsbeweiskräftiges Argument dafür gel-ten könnte, dass Gebärdenspracheneine andere semiotische Natur alsden Lautsprachen zugrundeliegt.Macken, Perry und Haas (1993)schlagen vor, Gebärdensprachen alshybride Systeme zu betrachten, beidenen mehrere semiotische Subsys-teme gleichzeitig funktionieren.Gebärden mit Klassifikatorhand-form wären das deutlichste Beispieldieses Phänomens.

Den oben erwähnten Modellenwurde viele Jahre lang keine Auf-merksamkeit geschenkt. Erst inneuester Zeit wird das Problem derBeschreibung von Gebärden mitKlassifikatorhandform in der Lite-ratur wieder behandelt (vgl. Johns-ton & Schembri 1999; Schembri2000; Liddell 2000; Cogill, imDruck).

Die oben disktutierten Frage-stellungen, die sich bei der Be-schreibung von Gebärden mit Klas-sifikatorhandform ergeben, bildenein wesentliches theoretisches Pro-blem für die Gebärdensprachwis-

senschaft, weil sie die semiotischeNatur der Gebärdensprachen be-treffen. Alles bisher Gesagte läuftauf die Annahme hinaus, dass Ge-bärdensprachen eine im Vergleichzu Lautsprachen andersartige se-miotische Natur zugrunde liegenkönnte.

Obwohl diese theoretischeMöglichkeit seit langem in Betrachtgezogen worden ist (DeMatteo1977), wurde ihr in den vergange-nen Jahren keine breite Aufmerk-samkeit zuteil, weil ein solcher An-satz offensichtlich ein Tabu in derGebärdensprachlinguistik darstellt.

Man hat den Eindruck, dass dieGebärdensprachwissenschaftlerlange Jahre unter einem starkenideologischen Druck gearbeitet ha-ben: Sie mussten einer skeptischenGesellschaft und Wissenschaft be-weisen, dass Gebärdensprachen re-ale Sprachen sind. Als Hauptargu-ment dienten hierbei strukturelleÄhnlichkeiten zwischen Laut- undGebärdensprachen (vgl. u.a. Beha-res 1997; Liddell 2000). In einemsolchen akademischen Kontext wares inakzeptabel, dass eine bestimm-te Gruppe von Gebärden anderer se-miotischer Natur sein könnte alsWörter der Lautsprachen.

Heute wird nicht mehr in Fragegestellt, dass Gebärdensprachen re-ale Sprachen sind. Dieser Punktwurde durch 40 Jahre Forschungzur Genüge bewiesen. Mit zuneh-mendem Interesse werden heutzu-tage spezifische Eigenschaften vonGebärdensprachen als mögliche Er-scheinungsform menschlicherSprache betrachtet (Hoiting & Slo-bin 2000). Vor diesem Hintergrundkann man sich auf eine fachwissen-schaftliche Diskussion der in die-sem Beitrag erörterten Fragestellun-gen freuen.

FAZIT

ie so genannten Gebärdenmit Klassifikatorhandform inLSC und LSV sind anhand lin-

guistischer Methoden schwierig zubeschreiben, da sie anderen Regelnfolgen als die sonstigen Gebärdendieser Sprachen. Des Weiteren tei-len diese Gebärden wenige gemein-same Eigenschaften; ihre Defini-tion als Gruppe wird in der Literaturin erster Linie an zwei Tatsachenfestgemacht: Erstens haben sie kei-ne feste Form, wodurch es zweitensschwierig wird, diese Gebärden zubeschreiben.

Verständnis und Anwendungdieser Gebärden sind dennochmöglich. Hierfür könnte ein ge-mischter Mechanismus verantwort-lich sein: Dieser Mechanismuskombiniert linguistische Prinzipienmit einer visuellen Analogie zur re-alen Welt.

Bei der Beschreibung der Ge-bärden mit Klassifikatorhandformin LSC und LSV werden dieselbenProbleme offenbar, die von zahlrei-chen Forschern in anderen Gebär-densprachen beobachtet wordensind. Keines der theoretischen Mo-delle, die in der Literatur zur Verfü-gung stehen, bietet eine Lösung die-ser Probleme. Diese Tatsache wurdebereits vor einem Jahrzehnt er-kannt, stößt aber erst seit kurzemauf das Interesse der Fachwissen-schaftler.

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VerfasserAlejandro Oviedo, c/o Institut fürDeutsche Gebärdensprache, Universität Hamburg, Binderstr. 34, 20146 Hamburg,e-mail: [email protected]

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