Lipid- und Lipoproteinstoffwechsel · Lipid- und Lipoproteinstoffwechsel Eine Zusammenstellung der...

17
Kohlenhydrat- und Lipidstoffwechsel Lipid- und Lipoproteinstoffwechsel Eine Zusammenstellung der pathophysiologischen, pathobiochemischen, pathologischen und klinischen Grundlagen im Bereich Endokrinologie für das 3. und 4. Studienjahr der Medizin an der Universität Zürich Autoren: Prof. G.A. Spinas , Prof. Ph. U. Heitz Darstellung und Programmierung: Dr. med. N. Lüthi Basierend auf der MEGRU-Lernumgebung Endokrinologie: www.megru.unizh.ch/j3/module/endokrinologie/ Dieses Skript wurde direkt aus der WWW-Lernumgebung generiert und dient als ergänzende Informationsquelle und kann respektive will die e-Learning-Umgebung keinesfalls ersetzen. Links zu PatientInnen-Dossiers, Animationen, MC-Fragen usw. sind nicht mehr aktiv.

Transcript of Lipid- und Lipoproteinstoffwechsel · Lipid- und Lipoproteinstoffwechsel Eine Zusammenstellung der...

Page 1: Lipid- und Lipoproteinstoffwechsel · Lipid- und Lipoproteinstoffwechsel Eine Zusammenstellung der pathophysiologischen, pathobiochemischen, pathologischen und klinischen Grundlagen

Kohlenhydrat- und Lipidstoffwechsel

Lipid- und Lipoproteinstoffwechsel

Eine Zusammenstellung der pathophysiologischen, pathobiochemischen, pathologischen und klinischen Grundlagen im Bereich Endokrinologie für das 3. und 4. Studienjahr der Medizin

an der Universität Zürich

Autoren:

Prof. G.A. Spinas , Prof. Ph. U. Heitz

Darstellung und Programmierung:

Dr. med. N. Lüthi

Basierend auf der MEGRU-Lernumgebung Endokrinologie:

www.megru.unizh.ch/j3/module/endokrinologie/

Dieses Skript wurde direkt aus der WWW-Lernumgebung generiert und dient als ergänzende Informationsquelle und kann respektive will die e-Learning-Umgebung keinesfalls ersetzen.

Links zu PatientInnen-Dossiers, Animationen, MC-Fragen usw. sind nicht mehr aktiv.

Page 2: Lipid- und Lipoproteinstoffwechsel · Lipid- und Lipoproteinstoffwechsel Eine Zusammenstellung der pathophysiologischen, pathobiochemischen, pathologischen und klinischen Grundlagen

Lipid- und Lipoproteinstoffwechsel ©2004 Prof. G. A. Spinas, Prof. Ph. U. Heitz

Infos zu diesem Kapitel Lernziele, geschätzter Zeitaufwand, Dossiers und MC-Fragen zum Kapitel Lipid- und Lipoproteinstoffwechsel Lernziele: Nach Durcharbeiten dieses Kapitels....

• ...kennen die Studierenden den prinzipiellen strukturellen Aufbau der Lipoproteine und die Funktion der Hauptklassen (Chylomikronen, VLDL, LDL und HDL).

• ...beschreiben die Studierenden die 3 Transportwege der Lipoproteine und deren Bedeutung für den Lipoproteinstoffwechsel.

• ...kennen die Studierenden die wichtigsten primären und sekundären Hyperlipidämien und die Prinzipien der Therapie.

• ...kennen die Studierenden die pathophysiologischen Auswirkungen einer Hyperlipidämie beim Entstehen einer Atherosklerose.

Erwähnt im "Swiss Catalogue of Learning Objectives for Undergraduate Medical Training" sind

• Hyperlipidämie Level 2 • Dyslipidämie Level 2

Seite 2 von 17

Page 3: Lipid- und Lipoproteinstoffwechsel · Lipid- und Lipoproteinstoffwechsel Eine Zusammenstellung der pathophysiologischen, pathobiochemischen, pathologischen und klinischen Grundlagen

Lipid- und Lipoproteinstoffwechsel ©2004 Prof. G. A. Spinas, Prof. Ph. U. Heitz

Physiologische Grundlagen

Seite 3 von 17

Page 4: Lipid- und Lipoproteinstoffwechsel · Lipid- und Lipoproteinstoffwechsel Eine Zusammenstellung der pathophysiologischen, pathobiochemischen, pathologischen und klinischen Grundlagen

Lipid- und Lipoproteinstoffwechsel ©2004 Prof. G. A. Spinas, Prof. Ph. U. Heitz

Lipide- und Lipoproteine Struktur und Aufbau der Lipoproteine

• da Lipide hydrophob sind, werden sie zusammen mit bestimmten Proteinen (Apolipoproteine) transportiert:

o freie Fettsäuren (FFS) binden an Albumin (sog. Lipalbumin) o die restlichen Serumlipide werden als Lipoproteinkomplexe transportiert

Lipoproteine sind sphärische Komplexe, die einen Kern aus hydrophoben Lipiden (Triglyzeride, Cholesterin-Ester) und eine Hülle (monolayer) aus amphophilen Lipiden (Phospholipide, freies Cholesterin) enthalten in der Hülle sind ausserdem verschiedene Apolipoproteine verankert (durch nicht-kovalente Bindungen), welche für die hydrophilen Eigenschaften und für die Stoffwechselregulation (Bindung an Rezeptoren, Enzyme etc.) wichtig sind

• die Lipoproteine werden aufgrund ihrer Dichte in 5 Hauptklassen eingeteilt, die sich in ihrer Apolipoprotein- und Lipidzusammensetzung unterscheiden:

o High-density lipoprotein (HDL) o Low-density lipoprotein (LDL) o Intermediate-density lipoprotein (IDL) o Very low-density lipoprotein (VLDL) o Chylomikronen

Eigenschaften der Lipoproteine Chylomikronen VLDL IDL LDL HDL

Dichte <0.95 <1.006 1.006-1.019 1.019-1.063 1.063-1.21 Grösse [ø in nm] 100-1000 30-70 27 22 8 Elektrophorese keine Wanderung Prä-b b b a Haupt-Apoproteine B-48, C, E,

A-I, A-II, A-IV B-100 C, E

B-100 wenig C und E

B-100 A-I, A-II C, D, E

Zusammensetzung1 Protein

1-2 10 20 25 50

Cholesterin 3-4 15 35 50 20 Phospholipide 5 18 20 20 25 Triglyzeride 90 57 25 5 5 Halbwertszeit 2-4 h 2-4 h 3 d Tage Synthese Darm Darm, Leber VLDL-Katabolismus VLDL-Katabolismus Darm, Leber Hauptfunktion Transport der

exogenen Triglyzeride

Transp. der endogenen Triglyzeride von Leber zu den extrahepatischen Geweben

Cholesterintransport zu den extrahepatischen Geweben

reverser Transport des Cholesterins von extrahepatischen Geweben zur Leber

(1): Angaben in Prozent

Seite 4 von 17

Page 5: Lipid- und Lipoproteinstoffwechsel · Lipid- und Lipoproteinstoffwechsel Eine Zusammenstellung der pathophysiologischen, pathobiochemischen, pathologischen und klinischen Grundlagen

Lipid- und Lipoproteinstoffwechsel ©2004 Prof. G. A. Spinas, Prof. Ph. U. Heitz

Übersicht über den Lipid- und Lipoproteinstoffwechsel

Komponenten der Lipoproteine

Cholesterin

• essentieller Bestandteil von Zellmembranen und Myelinscheiden; ausserdem für die Synthese von Steroidhormonen (Gonaden, NNR) und Gallensäuren (Leber) benötigt

• Tagesproduktion von ca.1.2 g hauptsächlich in Leber (70%) und Dünndarm (30%) • Gallensäuren wirken hemmend auf Cholesterinsynthese • wird v.a. in LDL transportiert

Triglyzeride

• Neutralfette, wichtiger Energiespeicher im Fettgewebe • durch TG-Lipase (hormonsensitive Lipase) in freie Fettsäuren aufgespaltet • exogene (Nahrungs-) Triglyzeride werden durch Pankreaslipase in β-Monoglyzeride

und freie Fettsäuren (FFS) aufgespaltet und resorbiert; in der Dünndarmepithelzelle entstehen dann wieder TG, die durch Chylomikronen weitertransportiert werden (über Ductus thoracicus in Blutbahn)

• endogene TG (aus Leber und Fettgewebe) werden in VLDL und IDL transportiert

Freie Fettsäuren

• rasch verfügbare Energiespeicher (v.a. für Herz, Muskel) • für Transport im Serum an Albumin gebunden

Phospholipide

• heterogene Gruppe von Lipiden, Bausteine der Zellmembranen • grösster Anteil in den HDL

Seite 5 von 17

Page 6: Lipid- und Lipoproteinstoffwechsel · Lipid- und Lipoproteinstoffwechsel Eine Zusammenstellung der pathophysiologischen, pathobiochemischen, pathologischen und klinischen Grundlagen

Lipid- und Lipoproteinstoffwechsel ©2004 Prof. G. A. Spinas, Prof. Ph. U. Heitz

Enzyme des Lipidstoffwechsels

Pankreas-Lipase

• spaltet Nahrungstriglyzeride zu β-Monoglyzeriden und FFS → Aufnahme in Dünndarmzelle (als Mizellen zusammen mit Cholesterin und Gallensäuren)

• aktiviert durch Gallensäuren

Lipoproteinlipase

• gebunden an Kapillarendothel von Herz- und Skelettmuskulatur, Fettgewebe • aktiviert durch Insulin • benötigt ausserdem mehrere Co-Faktoren: Heparin (sog. «clearing-factor», löst LPL

vom Endothel) und Apo-Protein C-II • LPL spaltet FFS aus Triglyzeriden von Chylomikronen und VLDL ab

Hepatische Lipase

• an Zelloberflächen (Leber) • spaltet verbleibende TG der IDL → LDL, wandelt HDL2 in HDL3 um

ACAT

• intrazellulär gelegen • verestert freies, überschüssiges (intrazelluläres) Cholesterin (Speicherung)

LCAT

• verestert freies, überschüssiges (Plasma-) Cholesterin, das von HDL aufgenommen wurde

CETP

• transferiert Cholesterinester von HDL auf VLDL und Chylomikronen, im Austausch mit Triglyzeriden

Seite 6 von 17

Page 7: Lipid- und Lipoproteinstoffwechsel · Lipid- und Lipoproteinstoffwechsel Eine Zusammenstellung der pathophysiologischen, pathobiochemischen, pathologischen und klinischen Grundlagen

Lipid- und Lipoproteinstoffwechsel ©2004 Prof. G. A. Spinas, Prof. Ph. U. Heitz

HMG-CoA-Reduktase

• Schlüsselenzym der Cholesterinsynthese • Aktivität durch Cholesterin und (medikamentös) durch Statine (cholesterinsenkende

Medikamente) gehemmt

Funktion und Wirkung der verschiedenen Lipoprotein-Klassen

Chylomikronen

• postprandiale Lipoproteine, bestehen zu 90% aus Nahrungs-Triglyzeriden (exogene TG)

• Lipoproteinlipase (LPL) spaltet FFS ab → Chylomikron Remnants, die in Leber aufgenommen und abgebaut werden

VLDL

• transportieren v.a. TG aus Eigensynthese (Nüchtern-TG, endogene TG) • VLDL werden in der Leber in Abhängigkeit der Aufnahme von FFS gebildet • VLDL-Sekretion wird durch Faktoren gesteigert, welche die Konzentration der FFS in

den Leberzellen steigern (hyperkalorische Ernährung, Typ 2-Diabetes, Ethanolaufnahme, Östrogene)

• Lipoproteinlipase (LPL) spaltet FFS ab → IDL → Aufnahme in Leber (via Apo-E-Rezeptor) oder Abspaltung von restlichen TG durch hepatische Lipase (HL) → LDL

LDL

• Hauptträger des Plasmacholesterins • klinisch sehr wichtige Lipidfraktion: LDL spielen entscheidende Rolle in der

Atherogenese • LDL entstehen aus den IDL • erhöhte LDL-Werte können durch erhöhte VLDL-Produktion, durch verminderte

Aufnahme von IDL in die Leber, oder durch verminderte Aufnahme von LDL (in Leber oder peripheren Zellen) bedingt sein

HDL

• transportieren Cholesterin aus den Zellen (z.B. Endothelzellen) zurück in die Leber und in andere Lipoproteine (reverse cholesterol transport)

• werden in Leber und im Dünndarm synthetisiert

Seite 7 von 17

Page 8: Lipid- und Lipoproteinstoffwechsel · Lipid- und Lipoproteinstoffwechsel Eine Zusammenstellung der pathophysiologischen, pathobiochemischen, pathologischen und klinischen Grundlagen

Lipid- und Lipoproteinstoffwechsel ©2004 Prof. G. A. Spinas, Prof. Ph. U. Heitz

Synopsis des Lipid- und Lipoproteinstoffwechsels • Der Lipoproteinstoffwechsel kann in 3 Bereiche gegliedert werden, die aber in engem

Zusammenhang stehen: o 1 exogener Transportweg der intestinal resorbierten Lipide (Chylomikronen) o 2 endogener Transportweg der hepatischen Lipide (VLDL, LDL) o 3 reverser Cholesterintransport von nicht-hepatischen Zellen zur Leber (HDL)

Seite 8 von 17

Page 9: Lipid- und Lipoproteinstoffwechsel · Lipid- und Lipoproteinstoffwechsel Eine Zusammenstellung der pathophysiologischen, pathobiochemischen, pathologischen und klinischen Grundlagen

Lipid- und Lipoproteinstoffwechsel ©2004 Prof. G. A. Spinas, Prof. Ph. U. Heitz

Lipidstoffwechselstörungen

Seite 9 von 17

Page 10: Lipid- und Lipoproteinstoffwechsel · Lipid- und Lipoproteinstoffwechsel Eine Zusammenstellung der pathophysiologischen, pathobiochemischen, pathologischen und klinischen Grundlagen

Lipid- und Lipoproteinstoffwechsel ©2004 Prof. G. A. Spinas, Prof. Ph. U. Heitz

Lipoproteine und Atherosklerose Pathogenese der Atherosklerose

• bei der «Response to injury»-Hypothese steht an erster Stelle ein Endothelzellschaden bzw. -dysfunktion, verursacht durch erhöhte Konzentration von oxidiertem LDL (Gewebeschaden durch freie Radikale) und die übrigen Risikofaktoren der Atherosklerose (Hypertonie, Rauchen, Hyperglykämie, prokoagulatorische Faktoren etc.)

• in der Folge lagern sich Monozyten- und Thrombozyten an das geschädigte Endothel an und treten durch in die Intima

Frühstadium einer Atherosklerose der Abdominal-Aorta.

Seite 10 von 17

Page 11: Lipid- und Lipoproteinstoffwechsel · Lipid- und Lipoproteinstoffwechsel Eine Zusammenstellung der pathophysiologischen, pathobiochemischen, pathologischen und klinischen Grundlagen

Lipid- und Lipoproteinstoffwechsel ©2004 Prof. G. A. Spinas, Prof. Ph. U. Heitz

Schwere Atherosklerose der Aorta abdominalis.

Angiogramm der Oberschenkelarterien bei schwerer Atherosklerose: der Blutfluss rechts im Bild ist unterbrochen, die Konturen der Arteria femoralis mit schwerer Atherosklerose sind sehr unregelmässig und es bestehen Stenosen.

• Monozyten und glatte Muskelzellen wandern in die Intima ein und nehmen dort Lipide - z.T. mittels spezieller Mechanismen (scavenger-receptor) - auf → es entstehen Schaumzellen (foam-cells) → morphologisch «fatty-streak»

• verschiedenste Wachstumsfaktoren (von Endothelzellen, Monozyten u.a. produziert) stimulieren die Proliferation von glatten Muskelzellen sowie die Synthese von extrazellulärer Matrix (Kollagen, Proteoglykane) → fibröse Plaque

Seite 11 von 17

Page 12: Lipid- und Lipoproteinstoffwechsel · Lipid- und Lipoproteinstoffwechsel Eine Zusammenstellung der pathophysiologischen, pathobiochemischen, pathologischen und klinischen Grundlagen

Lipid- und Lipoproteinstoffwechsel ©2004 Prof. G. A. Spinas, Prof. Ph. U. Heitz

Mikroskopische Übersicht einer relativ frühen, sogenannten 3 bis 4 weichen Plaque mit eben beginnender Überwachsung durch kollagenes Bindegewebe. Im Zentrum Makrophagen, die teilweise zugrunde gegangen sind und Cholesterin. Copyright-Hinweis Aus Böcker, W.; Denk, H.; Heitz, Ph.U.; (Hrsg.) Pathologie, 2.Auflage, 2001 Urban & Fischer Verlag, München, Jena. Mit freundlicher Genehmigung des Verlages.

Aufbruch einer Plaque in der Intima einer Koronararterie mit Cholesterin im Lumen und Thrombosebildung. Copyright-Hinweis Aus Böcker, W.; Denk, H.; Heitz, Ph.U.; (Hrsg.) Pathologie, 2.Auflage, 2001 Urban & Fischer Verlag, München, Jena. Mit freundlicher Genehmigung des Verlages.

Schwere Koronarsklerose: deutliche Einengung des Arterienlumens, (welches sich bis knapp zur Lamina elastica interna erstrecken sollte), wegen einer deutlichen Verdickung und Fibrosierung der Intima (sog. kritische Plaque). Copyright-Hinweis Aus Böcker, W.; Denk, H.; Heitz, Ph.U.; (Hrsg.) Pathologie, 2.Auflage, 2001 Urban & Fischer Verlag, München, Jena. Mit freundlicher Genehmigung des Verlages.

• in der Plaque: nekrotischer Untergang der Schaumzellen → Freisetzung von Lipiden und Cholesterin → Ca++-Einlagerung → Cholesterinkristalle

• im Endstadium ist schliesslich auch die Media betroffen mit Zerstörung der m. elastica interna → Verlust der elastischen Eigenschaften

• ohne LDL gibt es keine Atherosklerose; je höher die LDL-Konzentration, desto grösser die Wahrscheinlichkeit, dass eine Atherosklerose bzw. Arteriosklerose sich entwickelt oder fortschreitet

• HDL fördern den Abtransport von Cholesterin aus dem Gewebe; je höher das HDL desto geringer ist das Risiko für eine atherosklerotische Erkrankung (z.B. KHK)

Seite 12 von 17

Page 13: Lipid- und Lipoproteinstoffwechsel · Lipid- und Lipoproteinstoffwechsel Eine Zusammenstellung der pathophysiologischen, pathobiochemischen, pathologischen und klinischen Grundlagen

Lipid- und Lipoproteinstoffwechsel ©2004 Prof. G. A. Spinas, Prof. Ph. U. Heitz

Pathogenese der Atherosklerose

Rolle des LDL-Cholesterins bei der Entstehung atherosklerotischer Plaques

Seite 13 von 17

Page 14: Lipid- und Lipoproteinstoffwechsel · Lipid- und Lipoproteinstoffwechsel Eine Zusammenstellung der pathophysiologischen, pathobiochemischen, pathologischen und klinischen Grundlagen

Lipid- und Lipoproteinstoffwechsel ©2004 Prof. G. A. Spinas, Prof. Ph. U. Heitz

Hyperlipidämien/Dyslipidämien

Hyperlipidämien/Dyslipidämien: • Störung des Lipid- und Lipoprotein-Stoffwechsels mit abnorm erhöhten bzw. abnorm

verteilten Lipid- und Lipoprotein-Fraktionen im Plasma • Gliederung: Primäre Hyperlipidämien; sekundäre Hyperlipidämien • Einteilung in Hypercholesterinämien, Hypertriglyzeridämien und gemischte

Hyperlipidämien (Cholesterin und TG erhöht)

Primäre und sekundäre Hyperlipidämien Primäre Hyperlipidämien Sekundäre Hyperlipidämien

Primäre Hypercholesterinämie

• Polygene Hypercholesterinämie • Familiäre Hypercholesterinämie

o heterozygote Form o homozygote Form

Primäre gemischte Hyperlipidämien

• Familiäre kombinierte Hyperlipidämie • Remnant-disease (Hyperlipidämie Typ III, broad-β-

disease)

Primäre Hypertriglyzeridämien

• Familiäre Hypertriglyzeridämie • Familiärer Lipoproteinlipase-Mangel • Familiärer Apoprotein-CII-Mangel

Primäre Hypolipoproteinämien

• Hypoalphalipoproteinämie o Tangier disease o Fish eye disease

• Abetalipoproteinämie

Sekundäre Hypercholesterinämie

• Cholestase (Gallengangsverschluss) • Nephrotisches Syndrom • Hypothyreose • Menopause • Diabetes mellitus (gemischt)

Sekundäre Hypertriglyzeridämie

• Diabetes mellitus Typ 2*/1 (häufig gemischt) • Äthylabusus • Kontrazeptive Östrogene • Glukokortikoide • medikamentös (Proteasehemmer bei HIV-Erkrankung)

*) geht meist mit erniedrigtem HDL-Cholesterin einher

Seite 14 von 17

Page 15: Lipid- und Lipoproteinstoffwechsel · Lipid- und Lipoproteinstoffwechsel Eine Zusammenstellung der pathophysiologischen, pathobiochemischen, pathologischen und klinischen Grundlagen

Lipid- und Lipoproteinstoffwechsel ©2004 Prof. G. A. Spinas, Prof. Ph. U. Heitz

Ursachen der Hyperlipidämien/Dyslipidämien

Sekundäre Hypercholesterinämien Cholestase durch Gallengangsverschluss

• Cholesterinsynthese im Dünndarm gesteigert wegen Wegfall der Sekretionshemmung durch die Gallensäuren

Nephrotisches Syndrom

• Hypalbuminämie ( ↓ onkotischer Druck) geht einher mit Hypercholesterinämie bzw. erhöhten LDL-Konzentrationen (ev. «kompensatorische» Erhöhung)

Hypothyreose

• LDL erhöht, verminderter Katabolismus • verminderte Anzahl von LDL-Rezeptoren • verminderte Ausscheidung von Gallensäuren und Cholesterin

Menopause

• Östrogenmangel → LDL-Anstieg, Abfall des HDL ( → Anstieg des Risikos für Atherosklerose nach Menopause)

Sekundäre Hypertriglyzeridämien Typ 1-Diabetes mellitus

• bei schlecht eingestellten Patienten (mangelnde Insulinsubstitution): ↑ Lipolyse → ↑ FFS-Aufnahme in Leber → ↑ VLDL-Produktion, ↓ VLDL-Abbau ( ↓ LPL-Aktivität bei Insulinmangel)

• häufig liegen gemischte Hyperlipidämien vor (leicht erhöhtes Cholesterin und TG)

Typ 2-Diabetes mellitus

• Adipositas, Überernährung, Hyperglykämie → ↑ FFS → ↑ VLDL-Produktion; Insulinresistenz → LPL-Aktivität ↓ → VLDL-Abbau ↓)

• Anstieg der TG und Abfall von HDL (Dyslipidämie) • Zusammensetzung von VLDL und LDL ist abnorm («small dense LDL»): hohe

atherogene Potenz

Alkoholüberkonsum (>30g/d)

• Alkohol hemmt die Fettsäureoxidation in der Leber; es werden mehr Fette synthetisiert (lokal → Fettleber) und abgegeben (VLDL-Anstieg)

• → häufig Hypertriglyzeridämie (meist bei Pat. mit zusätzlicher genetischer Hyperlipidämie)

Mässiger Alkoholkonsum (

Seite 15 von 17

Page 16: Lipid- und Lipoproteinstoffwechsel · Lipid- und Lipoproteinstoffwechsel Eine Zusammenstellung der pathophysiologischen, pathobiochemischen, pathologischen und klinischen Grundlagen

Lipid- und Lipoproteinstoffwechsel ©2004 Prof. G. A. Spinas, Prof. Ph. U. Heitz

• führt bei Individuen ohne Veranlagung zu Hyperlipidämie zu einem diskreten Anstieg des HDL-Cholesterins

Mässiger Alkoholgenuss vermindert das Risiko für Atherosklerose («French Paradox»)

Therapie der Hyperlipidämien/Dyslipidämien

Ernährungsumstellung

• Cholesterinsenkung: verminderte Zufuhr von Fetten (v.a. gesättigte Fette); verminderte Zufuhr von Nahrungscholesterin

• Triglyzeridsenkung: weniger Fett, weniger Zucker, weniger Alkohol • Ernährungsumstellung ist eine sehr wirksame Massnahme zur TG-Senkung; der

Cholesterinspiegel wird durch Ernährungsumstellung aber nur wenig beeinflusst (max. 20% Senkung)

• zur Senkung eines erhöhten Cholesterinspiegels ist deshalb praktisch immer der Einsatz eines lipidsenkenden Medikamentes notwendig

Medikamentöse Therapie HMG-CoA-Reduktase-Hemmer (Statine)

• Hemmung der Cholesterinsynthese → intrazelluläre Cholesterindepletion → vermehrte Aktivität der LDL-Rezeptoren → Cholesterinaufnahme erhöht → Senkung des LDL-Cholesterins

Fibrate

• Wirkmechanismus nur teilweise geklärt (vorwiegend aber Aktivierung der LPL) • Senkung der Triglyzeride und Steigerung des HDL-Cholesterins

Cholestyramin

• Harz (Ionenaustauscher), das im Darm Gallensalze bindet und Gallensäureausscheidung hemmt (→ verminderte Lipidresorption) → Senkung des LDL-Cholesterins

Seite 16 von 17

Page 17: Lipid- und Lipoproteinstoffwechsel · Lipid- und Lipoproteinstoffwechsel Eine Zusammenstellung der pathophysiologischen, pathobiochemischen, pathologischen und klinischen Grundlagen

Lipid- und Lipoproteinstoffwechsel ©2004 Prof. G. A. Spinas, Prof. Ph. U. Heitz

Infos zu diesem Kapitel.............................................................................................................. 2

Lernziele, geschätzter Zeitaufwand, Dossiers und MC-Fragen zum Kapitel Lipid- und Lipoproteinstoffwechsel..................................................................................................... 2

Physiologische Grundlagen........................................................................................................ 3 Lipide- und Lipoproteine........................................................................................................ 4

Struktur und Aufbau der Lipoproteine ............................................................................... 4 Eigenschaften der Lipoproteine ......................................................................................... 4

Übersicht über den Lipid- und Lipoproteinstoffwechsel........................................................ 5 Komponenten der Lipoproteine ......................................................................................... 5

Cholesterin ..................................................................................................................... 5 Triglyzeride .................................................................................................................... 5 Freie Fettsäuren .............................................................................................................. 5 Phospholipide ................................................................................................................. 5

Enzyme des Lipidstoffwechsels ......................................................................................... 6 Pankreas-Lipase ............................................................................................................. 6 Lipoproteinlipase............................................................................................................ 6 Hepatische Lipase .......................................................................................................... 6 ACAT............................................................................................................................. 6 LCAT ............................................................................................................................. 6 CETP .............................................................................................................................. 6 HMG-CoA-Reduktase.................................................................................................... 7

Funktion und Wirkung der verschiedenen Lipoprotein-Klassen ....................................... 7 Chylomikronen............................................................................................................... 7 VLDL ............................................................................................................................. 7 LDL ................................................................................................................................ 7 HDL................................................................................................................................ 7

Synopsis des Lipid- und Lipoproteinstoffwechsels ........................................................... 8 Lipidstoffwechselstörungen ....................................................................................................... 9

Lipoproteine und Atherosklerose ......................................................................................... 10 Pathogenese der Atherosklerose....................................................................................... 10 Pathogenese der Atherosklerose....................................................................................... 13

Rolle des LDL-Cholesterins bei der Entstehung atherosklerotischer Plaques............. 13 Hyperlipidämien/Dyslipidämien .......................................................................................... 14

Hyperlipidämien/Dyslipidämien: ..................................................................................... 14 Primäre und sekundäre Hyperlipidämien......................................................................... 14 Ursachen der Hyperlipidämien/Dyslipidämien................................................................ 15

Sekundäre Hypercholesterinämien............................................................................... 15 Sekundäre Hypertriglyzeridämien................................................................................ 15

Therapie der Hyperlipidämien/Dyslipidämien................................................................. 16 Ernährungsumstellung.................................................................................................. 16 Medikamentöse Therapie ............................................................................................. 16

Seite 17 von 17