Logistik 2011: Trends und Innovationen

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www.boersen-zeitung.de Börsen-Zeitung spezial Verlagsbeilage zur Börsen-Zeitung I 14. Dezember 2010 I Nr. 241 Logistik 2011: Trends und Innovationen Logistik-Industrie blickt mit Zuversicht auf das nächste Jahr – Vor allem neue IT-Technologien sowie -Anwendungen sind Treiber für Wachstum und Transformation

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Die Börsen-Zeitung ist die Zeitung für Profis und für die, die mit Profis zusammenarbeiten. Und vor allem: Sie ist die Zeitung der Entscheidungsträger. Sie bezieht einen Großteil ihrer Reputation nicht so sehr daraus, wie viele Leser sie hat, sondern daraus, wer ihre Leser sind. In den Spitzenpositionen der Banken und der Industrie wird sie mit besonderer Intensität studiert. Der daraus resultierende Multiplikatoreffekt ist immens.Mit der Börsen-Zeitung schaffen es Anzeigen direkt auf den Tisch wichtiger Entscheider, denn der Leser erlebt die Zeitung als Ganzes. Image-, IR- und Werbeanzeigen erreichen in der Börsen-Zeitung die Akteure der deutschen Finanzwirtschaft ohne Streuverluste.Mehr unter http://www.boersen-zeitung.de

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Börsen-Zeitung spezialVerlagsbeilage zur Börsen-Zeitung I 14. Dezember 2010 I Nr. 241

Logistik 2011:Trends und InnovationenLogistik-Industrie blickt mit Zuversicht auf das nächste Jahr – Vor allem neue IT-Technologiensowie -Anwendungen sind Treiber für Wachstum und Transformation

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Verlagsbeilage 14. Dezember 20102

Konzept, Text und Gestaltung: BOEDDEKER. Gesellschaft für Kommunikation

& Medien mbH & Co. KG, Hamburg, www.boeddeker.com

Redaktion: Claudia Weippert-Stemmer

Anzeigen: Bernd Bernhardt

Technik: Tom Maier

Typografi sche Umsetzung: Josef Welsch

Titelfoto: Ideeah Studio/Fotolia

Druck: Westdeutsche Verlags- und Druckerei GmbH,

Kurhessenstraße 4-6, 64546 Mörfelden-Waldorf

Verlag Börsen-Zeitung in der Herausgebergemeinschaft

WERTPAPIER-MITTEILUNGEN Keppler, Lehmann GmbH & Co. KG,

Düsseldorfer Straße 16, 60329 Frankfurt am Main,

Tel.: 069/27 32-0

Anzeigen Tel.: 069/27 32-115, Fax: 069/23 37 02

Vertrieb Fax: 069/23 41 73

Geschäftsführer: Ernst Padberg

Jahresendrally mitgedämpften ErwartungenVon Prof. Dr.-Ing. Raimund Klinkner, Bundesvereinigung Logistik

Herausforderung Südpol: Mit 1400 Tonnen Stahl ins ewige Eis

Mit dem Wachstum kommtBewegung in die LieferkettenVon Erich L. Gampenrieder, Accenture

Deutsche Post DHL: Den Kundendas Leben vereinfachen

„Grüne Logistik wird die transport logistic 2011 stark prägen“Interview mit Eugen Egetenmeir, Geschäftsführer Messe München

Forschung und Innovation füreine sichere WarenketteProf. Dr.-Ing. Michael Schenk undProf. Dr.-Ing. Klaus Richter, Fraunhofer IFF in Magdeburg

Telematik – Mehr Schutz und Produktivität im Fuhrpark

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Impressum

Inhalt

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Jahresendrally mitgedämpften ErwartungenIndikator erreicht Spitzenwerte – Hervorragende Lagebeurteilung bei Industrie, Handel und Logistik

Die Signale im WirtschaftsbereichLogistik stehen zum Jahresende

2010 auf Grün. Dies ergab die Novem-berumfrage zum Logistik-Indikator, den das Institut für Weltwirtschaft im Auftrag der Bundesvereinigung Logistik (BVL) e.V. Quartal für Quartal erhebt. Börsi-aner sprächen in einer vergleichbaren Situation von einer „Jahresendrally mit gedämpften Erwartungen“. Die aus der aktuellen wirtschaftlichen Lage und den Erwartungen für die nächsten zwölf Mo-nate gebildete Klimakurve erreicht die Spitzenwerte aus der ersten Jahreshälfte 2007 knapp, ist aber bereits besser positi-oniert als in der ersten Jahreshälfte 2008.

Befragt werden regelmäßig Logistikfüh-rungskräfte aus 200 repräsentativ ausge-wählten Unternehmen, in denen Logistik eine wesentliche Rolle spielt. Die Auswahl reicht von mittelständischen Unterneh-men bis hin zu Konzernen. 100 der Befrag-ten sind in Industrie und Handel, weitere 100 bei Logistikdienstleistern tätig. In das Panel einbezogen sind Unternehmen, die für rund ein Viertel des Gesamtumsatzes der deutschen Logistikdienstleister ste-hen. Unter den Anwendern, die befragt werden, fi nden sich bekannte Namen der deutschen Industrie und des Handels wie Audi, Bosch, Siemens, Kraft Foods und Metro. Schwerpunkte der Analyse, die als einzige den Wirtschaftsbereich Logistik in seiner Gesamtheit abbildet, sind die Beurteilung der Lage im aktuellen Quar-tal sowie die Erwartungen für die kom-menden zwölf Monate.

Seit vor drei Jahren dieser Seismograph vorgestellt wurde, hat er seinen festen Platz in der Konjunkturforschung und -berichterstattung gefunden. Damit wur-de eine Lücke geschlossen in der Erfor-schung des Status quo, der Analyse von Entwicklungen und der Prognosen für die Logistik. Schließlich ist sie mit 2,7Millionen Beschäftigten und einemJahresumsatz von voraussichtlich rund 215 bis 220 Mrd. Euro 2011 ein ge-wichtiger Wirtschaftsbereich – wird aber in ihrer Gesamtheit in keiner amtlichen Statistik erfasst. Logistik macht inter-nationalen Handel und die Globalisie-rung durch wirtschaftlich arbeitende Netzwerke erst möglich. Eine optimierte Logistik minimiert das Umlaufvermögen und bietet gerade in wirtschaftlich an-gespannten Zeiten die Chance, Working Capital freizusetzen. In wirtschaftlichen Boomzeiten maximiert Logistik die Aus-bringung von Wertschöpfungsketten und -netzwerken.

Auffällig zum Jahreswechsel 2010/2011 ist die hervorragende Lagebeurteilung in Industrie und Handel, aber gleichzeitig auch bei Logistikdienstleistern. Die Ein-schätzungen der Kapazitätsverfügbarkeit und die relative Preisentwicklung zeigen deutliche Auslastung. Die Aufwärtsent-wicklung aus den Vorquartalen setzt sich auf beiden Marktseiten fort. Demge-genüber geben die Erwartungen für die nächsten zwölf Monate bei den Logistik-dienstleistern leicht nach. Das deutet auf eine bevorstehende Abkühlung auf ho-hem Niveau im Verlauf des kommenden Jahres hin.

Industrie und Handel sind etwas optimis-tischer. Fast drei von vier Befragten schät-zen ihre gegenwärtige Geschäftslage als gut ein. Vor 18 Monaten war das Verhält-nis genau umgekehrt. Zur sehr günstigen Einschätzung der Auftragsbestände trägt das lebhafte Auslandsgeschäft besonders bei. Mehr als die Hälfte der Befragten rechnet mit einer weiteren Belebung. Die

Investitionsbereitschaft bleibt hoch. Bei der Beschäftigung wird eine weitere Ex-pansion erwartet. Mit dem hohen Niveau der Logistikaktivitäten kehrt das Thema Fachkräftemangel zurück. Für rund die Hälfte aller Befragten stellt die Knappheit an qualifi zierten Arbeitskräften schon wieder ein Problem dar. Dieser Effekt ist in der Logistik stärker ausgeprägt als im gesamtwirtschaftlichen Durchschnitt.

Es bestätigt sich erneut, dass die Lo-gistik von der Volatilität der Wirt-schaft überproportional betroffen ist. Das galt im Abschwung wie jetzt im Aufschwung. Das aktuelle Bruttoin-landsprodukt-Wachstum des Jahres2010 in Höhe von rund 3,5% lässt dieLogistik um 5% expandieren. Somit ist besondere Flexibilität notwendig, denn bei aller Euphorie über das Wirtschafts-klima müssen Logistiker aktuell mithohen Risiken leben: Mögliche Währungs-krisen fi nanzschwacher Euro-Staaten, ein hartes Ringen der globalen Leitwährungen oder Vertrauen erschütternde terroristi-sche Aktivitäten besitzen das Potenzial, die globale Wirtschaft maßgeblich zu schä-digen und den momentanen Wachstums-kurs ins Gegenteil zu verkehren – schnell und unerbittlich. Wachsamkeit, Flexibili-tät und Umsicht sind zurzeit die obersten Gebote – nicht nur in der Logistik.

Logistikermüssen aktuell mit hohenRisiken leben.

Prof. Dr.-Ing. Raimund KlinknerVorstandsvorsitzen-der der Bundesver-einigung Logistik (BVL) e. V.

Der Logistik-Indikator der BVL gibt Geschäftsklima, Lage und Erwartungen wieder. Dafür werden Logistik-Führungskräfte aus 200 Unternehmen befragt.

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Weihnachten vor 99 Jahren: Roald Amundsen und seine Kollegen

zünden sich Zigarren an. Nichts Besonde-res. Nur: Amundsen befand sich auf der Position 70°39´Süd, 08°15´West. Zehn Tage vor Heiligabend hatte er mit seiner Expedition als Erster den Südpol erreicht und das mit Zigarren und Seehundfl eisch gefeiert. Ob der Tabak auch bis Sylvester gereicht hat, ist nicht überliefert. Fest steht: Nachschub gab es nicht.

Expeditionen ins ewige Eis waren schon immer eine logistische Herausforderung, denn dort gibt es weder eine Supply noch just in time. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Die Herausforderungen an den Transport sind sogar noch größer, denn die Forscherteams kampieren nicht mehr in Zelten, sondern in Hightech-Bauten aus Stahl, etwa in der neuen tonnenschweren Forschungsstation Neumayer III des Bre-mer Alfred-Wegener-Instituts, die ihren Bestimmungsort Position 70°39´Süd, 08°15´West auf dem Seeweg erreichte.

Der Auftrag an die Wurst Stahlbau GmbH im niedersächsischen Bersenbrück lautete: 1400 Tonnen Stahlkonstruktion bauen, in 128000 Teile zerlegen, durchnumme-rieren und seefest verpackt an den Kai von Bremerhaven liefern. Damit der Neu-bau der Forschungsstation noch vor demWintereinbruch abgeschlossen werden konnte, sollte die komplette Konstruk-tion als eine Ladung dort eintreffen. War Amundsens „Fram“ einst mit 100 Huskies, einem Kanarienvogel, 3000 Büchern,einem zerlegbaren Fertighaus und einem Grammofon an Bord in See gestochen, nahm jetzt das dänische Frachtschiff „Nar-ja Artica“ die 1400 Tonnen Stahl und die dazugehörigen Schrauben mit an Bord.

Die neue Polarstation ist ein Hightech-Stahlbau, der dem Schelfeis die nächsten 25 Jahre standhalten soll: Hydraulische

Stelzen bewahren das Gebäude vor dem Versinken ins Eis. 20000 Schrauben, die zusammen ein Gewicht von 13 Tonnen auf die Waage bringen, halten die Stahl-konstruktion zusammen. Damit der Zu-sammenbau klappt, durfte keine einzige davon fehlen.

Nach vier Wochen Produktionszeit inBersenbrück konnte die „Narja Artica“ zwar termingerecht mit ihrer Ladung ablegen, doch das Packeis machte einen Strich durch den Zeitplan. Der Trans-port wurde zur Zitterpartie. 30% Reser-ve-Zeit waren zwar einkalkuliert worden. Aber als Bauzeit kamen nur die antark-tischen Sommermonate von November bis März in Frage. In dieser Zeit mussten die Arbeiten unbedingt abgeschlossen werden, da ein unfertiges Gebäude in der Antarktis kaum einen Winter über-dauern kann. Die Bauarbeiten mussten

daher auf zwei Etappen verteilt werden, da alle Teile bereits angeliefert waren. Das Problem: Die Bauteile, die erst im nächsten Sommer montiert werden konnten, würden unter vier Meter hohen Schneemassen verschwunden sein. Um sie wieder zu fi nden, wurden die einzel-nen Bauteile deshalb aneinander gekettet und per GPS (Global Positioning System) markiert. Die Bauteile konnten dann mit einem Kran geborgen und die Neumayer Station III in zwei Bauabschnitten fertig-gestellt werden.

Wenigstens ein Vierteljahrhundert lang muss das gelieferte Material nun Windund Eiseskälte standhalten, erst dann kommt wieder „Nachschub“. Auf Zigar-ren muss die Forschungsmannschaft aber nicht so lange warten, sie werden auf Wunsch mit dem nächsten Schiff geliefert. Ob just in time, ist allerdings fraglich.

Einzelne Bauteile wur-den aneinan-der gekettet und per GPSmarkiert.

Für den Bau der Forschungsstation

Neumayer III in der Antarktis waren 1400

Tonnen Stahl und rund 20000 Schrau-

ben notwendig.

Ganz rechts: Die fer-tige Station steht auf

der Position 70°39´Süd, 08°15´West.

Mit 1400 Tonnen Stahl ins ewige Eis

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BBörsen-Zeitut ng ng spezial

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Erich L. Gampenrieder Geschäftsführer im Bereich Management Consulting und Fachmann für Supply-Chain- Management bei Accenture

mit der Frage, wie sie sich dauerhaftwettbewerbsfähiger machen können. Der Abschwung hat die Lücken aufgezeigt. Neue Risiken bahnen sich an, wie Un-sicherheiten über die Stabilität von Wäh-rungen, die Lage der US-Wirtschaft und Scharmützel um Ein- und Ausfuhrbe-schränkungen auf dem Weltmarkt. Auch deshalb nimmt der Wunsch von Unter-nehmen zu, künftig beweglicher zu sein.

Eine sehr wichtige Rolle spielt dabei das Supply-Chain-Management – betrifft es doch nahezu die gesamte Wertschöpfung einer Firma. Um sie fl exibler zu machen, setzen Unternehmen bei Strukturen und Abläufen des Lieferketten-Managements an, außerdem bei neuen technologischen Möglichkeiten. Zwei erfolgversprechende Konzepte, strategisches Lieferanten-Management und Service-Level-Diffe-renzierung, bauen darauf auf, KundenProdukt und Dienstleistungen in einzel-ne Portfolien zu segmentieren.

Kern des strategischen Lieferantenma-nagements ist es, ein Wertschaffungs-

Das Supply-Chain-Management betrifft nahezu die gesamte Wertschöp-fungskette.

Das Wachstum ist zurück in deut-schen Unternehmen. Mit Blick auf

die überstandene Krise und neue Risiken beschäftigt die Verantwortlichen vor al-lem die Frage nach nachhaltiger Wett-bewerbsfähigkeit. Wichtiger Punkt dabei ist die Flexibilisierung des Lieferketten-managements mit seinen Abläufen und Technologien.

Für das Jahr 2011 prognostiziert die OECD Deutschland das höchste Wirt-schaftswachstum in der Eurozone.Der Ifo-Geschäftsklimaindex hat seinen höchsten Stand seit 20 Jahren erreicht, die erwarteten Dividenden der Dax-Un-ternehmen liegen fast auf Rekordniveau. Die gesamtwirtschaftlichen Kennzah-len spiegeln wider, was ein Großteil der deutschen Firmen erlebt: die Rückkehr des Wachstums. Binnen- und Export-nachfrage ziehen an, die Auftragsbücher sind voll. Damit kommt auch Zug auf die Lieferketten.

Statt in den Vorkrisen-Gang zurückzu-schalten, beschäftigen sich Unternehmen

Nach der Krise beschäftigen sich Unternehmen mit der Frage, wie siedauerhaft wettbewerbsfähiger werden können

Mit dem Wachstum kommt Bewegung in die Lieferketten

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Richtig eingesetzt, stärkt Service-Level-Differenzierung die Kundenbindung und ermöglicht Cross- und Up-Selling. Der richtige Mehrwert wird jedoch nur entfaltet, wenn die dahinterliegenden Regeln konsequent und transparent an-gewendet werden, etwa im Vertrieb. Ser-vice-Level-Differenzierung setzt außer-dem voraus, dass sich eine Supply Chain entsprechend dynamisch konfi gurieren lässt. Hier mangelt es vielfach an Inte-gration mit Abnehmern und Zulieferern, sowohl auf strategischer, prozessualer als auch auf technologischer Ebene.

Lieferketten werden zunehmend von IT unterstützt. Neue Technologien wie Cloud-Computing und Software as-a-Service bieten Möglichkeiten, Abläufe der Lieferketten reaktionsfähiger zu ma-chen und zum Beispiel Lastspitzen im Weihnachtsgeschäft vorübergehend ab-zufangen. Beispielhafte Anwendungen für den Logistikbereich sind eProcure-ment, Warehouse-Management-Systeme (WMS), Transport-Management-Sys-tems (TMS), Supply-Chain-Planung oder Freight-Audit- und Payment-Dienstleis-tungen.

Ein großer Vorteil der Cloud-Technolo-gie liegt darin, dass Leistungen sich be-darfsabhängig (on-demand) einkaufen lassen, in beliebig großem oder kleinem Maßstab, je nach Situation. Das wiede-rum verwandelt fi xe Kosten in variable Kosten und erhöht damit die Beweglich-keit. Das US-Unternehmen US Postal Service setzt zum Beispiel eine Cloud-Lösung ein, um Barcode-Doubletten bei mehreren hundert Millionen Waren-stücken abzugleichen. Die Lösung ver-arbeitet in weniger als fünf Minuten das Datenvolumen eines Monats und kostet rund 100000 Euro jährlich. Um eine ähn-liche Leistung selbst zu erreichen, müss-te das Unternehmen High-end-Server für über 3 Mill. Euro anschaffen.

Eine Schnittstelle im Supply-Chain-Ma-nagement, die zwischen Prozessen und Technologien liegt, ist die Analyse von Daten (Supply-Chain-Analytics). Immer mehr Firmen erkennen ihr Potenzial. Supply-Chain-Analytics umfasst den in-

telligenten Einsatz von Daten über Pro-dukte und Abnehmer sowie von äußeren Einfl üssen wie des Wetters auf Übersee-transporte. So lassen sich Kapazitäten effi zienter planen, auf Bedürfnisse der Kunden kann schneller reagiert werden, und neue Angebote mit Mehrwert wer-den möglich.

Einer der weltgrößten Hersteller von Baumaterialien bedient sich zum Bei-spiel eines Datenanalyse-Modells, das es ihm erlaubt, Kunden von verderblichem Spezialzement ein Lieferfenster von 20 Minuten zu garantieren. Das Modell ver-arbeitet unter anderem Verkehrs- und Wetter-Daten zu einer optimal geplanten Route. Die Zwanzig-Minuten-Garantie ist einer der Hauptgründe, dass das Un-ternehmen einen Premium-Preis für sein Produkt auf dem Markt durchsetzen konnte.

Was den meisten Firmen Probleme bei der smarten Verwendung ihrer Daten macht, sind die uneinheitlichen, zum Teil nicht kompatiblen Datenbestände. So existieren viele Datensätze in doppelter und dreifacher Ausführung in mehreren Datenbanken und Systemen, ohne dass hier automatisch abgeglichen wird. Die Qualität der Daten zu verbessern und sich auf die wirklich relevanten Daten zu fokussieren, ist oft der erste wichtige Schritt bei Initiativen, Lieferketten im Angesicht vom Wachstum neuer Risiken zu fl exibilisieren.

Eine Einsicht lautet, dass „günstig“ nicht immer das Beste ist.

Netzwerk mit Lieferanten und Zulie-ferern zu schaffen. Dahinter stecken mehrere Einsichten. Zum einen, dass „günstig“ nicht immer das Beste ist. Mit Lieferanten lässt sich ein strategi-scher Mehrwert erzielen, etwa durch gemeinsame Innovation, zum Beispiel bei Technologien und Produktdesign. Was bei Automobilherstellern seit Jah-ren praktiziert wird, erhält nun Einzug in Branchen wie den Flugzeugbau und die Telekommunikation. Mit seinem App-Store hat Apple ein Paradebeispiel für ein unkonventionelles Innovations-netz geschaffen.

Zum zweiten lassen sich deutlich höhere Einsparungen im Einkauf erzielen, wenn Lieferanten in Qualitäts- und Entwick-lungsinitiativen und anderen Wertschöp-fungsprozessen eingebunden werden. Sich auf das Senken von Einkaufspreisen zu konzentrieren, ist nur in ausgewähl-ten Bereichen sinnvoll.

Enge Lieferantenbeziehungen helfen beispielsweise, Entwicklungszyklen zu verkürzen, ermöglichen aber auch ra-scheres Reaktionsvermögen auf volatile Preisentwicklungen. Es entsteht mehr Transparenz – und somit die Grundlage für ein besseres Risikomanagement in fi nanzieller Hinsicht und auch bei Qua-lität, Produktion und Logistik. Produk-tionsbedingungen lassen sich besser kon-trollieren und Imageschäden vorbeugen. Im Fokus steht Servicequalität, weniger der Preis.

Natürlich müssen Unternehmen auch weiterhin bei Qualität und Kosten dif-ferenzieren. Das gilt auch in Richtung der Kunden, die nach wie vor sensibel beim Preis sind. Es zählt der richtige Produkt-Service-Mix, mit dem sich Firmen zunehmend auseinanderset-zen. Steuern lässt er sich durch Ser-vice-Level-Differenzierung gegenüber den Abnehmern von Produkten und Dienstleistungen. So wird zum Beispiel wichtigen Kundengruppen die Mög-lichkeit eingeräumt, Kleinstmengen zu bestellen, Aufträge am Telefon zu über-mitteln und Bestellungen kurzfristig zu ändern.

Neue IT-Technologien wie Cloud Computing können Abläufe der Lieferketten reaktionsfähiger machen und zum Beispiel Lastspitzen abfangen.

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Den Kunden das Leben vereinfachenDeutsche Post DHL bietet innovative Logistik-Lösungen für Bürger und Online-Handel

Die Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache: Der Siegeszug des Online-

Handels ist ungebrochen, seit einem Jahrzehnt legen Umsatz und Sendungs-menge mit zum Teil zweistelligen Um-satzraten zu.

So prognostiziert das US-Marktfor-schungsunternehmen Forrester Research, dass im Jahre 2014 bereits 114 Mrd. Euro im westeuropäischen Online-Handel ausgegeben werden. Zum Vergleich: In 2009 waren es lediglich 68 Mrd. Euro. Für dieses Jahr rechnet der Hauptver-band des deutschen Einzelhandels (HDE) für Deutschland mit einem Umsatz von rund 23,7 Mrd. Euro im Online-Handel – ein Umsatzzuwachs von 8% gegenüber 2009. Die Gründe für diese Steigerung sind naheliegend: Immer mehr Online-Shopper kaufen immer mehr via Inter-net ein, ihre Warenkörbe werden immergrößer. Die Forrester-Analysten gehendavon aus, dass im Jahre 2014 fast

die Hälfte aller westeuropäischen Ver-braucher – also rund 190 MillionenMenschen – im Durchschnitt für 600 Euro online einkaufen wird.

Der Durchmarsch des Online-Handels, der gerade in der Vorweihnachtszeit sei-nen jährlichen Höhepunkt erlebt, gründet auf zwei Säulen: Das Shoppen von zu-hause aus ist zum einen einfach undbequem, Produkte und Preise lassen sich per Mausklick miteinander vergleichen. Zum anderen ist die logistische Abwick-lung einer Bestellung, also der Prozess vom Klicken des Bestell-Buttons auf der Website bis zur Ablieferung des Pakets an der Haustür, in den vergangenen Jahren immer weiter perfektioniert worden.

Denn sehr früh haben führende Logis-tik-Partner der Online-Händler wie die Deutsche Post DHL das Potenzial des Internet-Handels, aber auch die Wünsche und Erwartungen der Konsumenten er-

kannt. Die lauten, vereinfacht: heute be-stellt, morgen gebracht. Online-Händler und Logistiker, die sich mit Versand und Transport der Waren zu lange Zeit ließen, waren schnell raus aus dem Geschäft. Die Konkurrenz war und ist schließlich nur einen Mausklick entfernt.

Die Deutsche Post DHL hat vor diesem Hintergrund eine Vielzahl von Lösungen auf den Weg gebracht, sowohl auf der Ebene der Versender, als auch auf je-ner der Konsumenten. Vier interessanteBeispiele, die eine bemerkenswerte Inno-vationskraft belegen:

> Mit DHL eParcel hat Deutschlandsführender Paketdienst DHL Paket jetzt eine Komplettlösung für Einzelhändler geschaffen, die ihre Geschäfte über das Internet abwickeln wollen. Neben dem klassischen DHL Versand- und Logis-tikspektrum umfasst DHL eParcel auch Aufbau und Hosting von Webshops, Integration eines Warenwirtschaftssys-tems, sowie Kunden- und Debitorenma-nagement. Prozesse und Schnittstellen sind untereinander eng abgestimmt und werden für den Internethändler einfach und zuverlässig aus einer Hand von DHL Paket bereitgestellt. Andrej Busch, Mar-ketingvorstand von DHL Paket Deutsch-land: „Wir verfolgen mit dieser neuen Lösung konsequent unsere Strategie weiter, unseren Geschäftskunden einen

Die Konkurrenz war und ist schließlich nur einen Maus-klick entfernt.

Eine Zustellerin von DHL mit Paketsendun-gen von Versandhänd-lern. Der Online-Handel in Deutschland legt immer weiter zu, in die-sem Jahr werden laut Schätzungen rund23,7 Mrd. Euro um-gesetzt.

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schnellen und unkomplizierten Zugang zum Online-Handel zu eröffnen.“

> Als erster Paketdienstleister Deutsch-lands hat DHL Paket unlängst ein eigenes Online-Shopping-Portal eröffnet: Mit www.MeinPaket.de richtet sich DHL vor allem an kleinere und mittlere Händler. Ihnen wird ein zusätzlicher Kanal gebo-ten, um Produkte attraktiv und verkaufs-stark im Internet zu platzieren. So besteht etwa auf MeinPaket.de die Möglichkeit einer eigenen Shop-in-Shop-Integration. Das Portal verbindet Online-Shops der Branchen Technik, Wohnen, Mode, Hob-by sowie Leben und Genießen. Der Zu-gang wird nach einer Registrierung über ein einziges, von DHL gesteuertes Loginmöglich. Nur dort sind die Daten der Käu-fer hinterlegt, was dem zunehmen-den Sicherheitsbedürfnis von Online-Shoppern entgegenkommt. Dabei bietet DHL Paket den Vertragspartnern einen umfassenden Service – von der gesam-ten Abwicklung über die Bezahlung bishin zu einer Absicherung gegen Zahlungsausfälle.

> Ein Beispiel für innovative Logistik-Lösungen für Privatkunden ist die erst-mals 2006 installierte DHL Packstation. Sie fi ndet regen Anklang, mehr als 1,5 Millionen Kunden haben sich bereits registriert. Bei den Packstationen gilt 24/7: Man kann 24 Stunden am Tag an 7Tagen in der Woche Pakete aufgeben oder abholen. Insgesamt sind derzeit 2500 Packstationen in ganz Deutschland auf-gestellt. An 45 besonders beliebten Stand-orten in deutschen Großstädten wurden die Kapazitäten in diesem Jahr deutlich erhöht. Unter anderem in Berlin, Ham-burg, Köln oder München wurden neuemodulare Systeme mit bis zu 390 Fä-chern aufgebaut. Jürgen Gerdes, Kon-zernvorstand BRIEF der Deutschen Post DHL: „Die Packstation gehört mittler-

weile genauso zum Alltag, wie die Filialeoder der Briefkasten. Die Nutzerzahlenzeigen: Sie ist in Deutschland wirklich an-gekommen.“

> Das derzeit größte Post-Projekt, das un-ter die Überschrift „Innovation“ gestellt werden kann, ist der E-Postbrief (siehe auch Interview rechts). Der E-Postbrief macht im Internet die sichere und ver-trauliche Schriftkommunikation für jeder-mann möglich. Dabei hat der E-Postbrief die gleichen Qualitätsmerkmale wie ein klassischer Papierbrief: Er ist verbindlich, weil Absender und Empfänger eindeutig identifi ziert sind; er ist vertraulich, weil alle Nachrichten verschlüsselt sind; und er ist verlässlich, weil die Deutsche Post sowohl elektronisch als auch physisch fl ächendeckend zustellt. Deshalb ist derE-Postbrief für den herkömmlichen Briefin den allermeisten Fällen eine voll-wertige Alternative. Um ihn zu nutzen, braucht man keine zusätzliche Hard- oder Software, nur einen PC mit Internetan-schluss. Und durch die Hybridfunktion desE-Postbriefs sind alle – auch Nonliner –erreichbar. Seit dem Start des Produkts im Sommer konnten inzwischen mehr als eine Million Kunden gewonnen werden. Zudem wollen immer mehr Unternehmen und Institutionen, etwa die Allianz Ver-sicherung, SAP, Mercedes-Benz Motor-sport, große Banken und kommunaleEinrichtungen, den E-Postbrief in ihre Brief-Kommunikation einbinden.

Post-Vorstandschef Frank Appel fasst wie folgt die Strategie seines Unternehmens zusammen: „Wir stellen uns konsequent auf die Bedürfnisse unserer Kunden ein und entwickeln in allen Geschäftsbe-reichen Lösungen, die ihnen das Leben erleichtern. Auf diese Weise werden wir unser Ziel erreichen, die Post für Deutsch-land zu bleiben und der Logistikdienstleis-ter für die Welt zu werden.“

Durch die Hybridfunktion des E-Postbriefs sind alle – auch Nonliner – erreichbar.

„Der E-Postbrief ist das prominenteste Projekt“

Jürgen Gerdes (o.), Konzernvor-stand BRIEF der Deutschen Post DHL, über den E-Postbrief und weitere Innovationen.

Welchen Stellenwert nimmt der E-Postbrief in der Strategie 2015 ein?

Die Digitalisierung von Kommu-nikationsprozessen ist ein fester Bestandteil der Unternehmens-strategie 2015 des Konzerns Deutsche Post DHL. Der E-Post-brief ist dafür ein sehr wichtiges Beispiel und zurzeit sicherlich das prominenteste Projekt des Konzernbereichs Brief. Der Brief ist unser Kernprodukt, der Bereich Brief eine der zwei Unterneh-menssäulen. Diesen Brief bieten wir jetzt auch im Internet an. Insofern ist der E-Postbrief für die Deutsche Post eines der wichtigs-ten strategischen Produkte der vergangenen Jahre.

Plant die Deutsche Post für die Zukunft weitere digitale Projekte?

Bei der Konzeption unserer Online-Produkte und Dienstleis-tungen setzen wir genau auf die Vorteile, die den Kanal Internet so attraktiv machen. Beispiel kunden-individuelle Angebote: Das Web bietet die Möglichkeit, Produkte mit einigen Mausklicks individuell zu konfi gurieren. Dieses Prinzip nutzen wir für unseren Plusbrief individuell – mit großem Erfolg. Beispiel Schnel-ligkeit: Geschäfte lassen sich online in Echtzeit tätigen. Warum also nicht auch Briefmarken kaufen? Mit unserem Service Internetmarke konnten wir den Umsatz im Vergleich zum Vorjahr deutlich steigern. Jüngstes Beispiel für Online-Innovationen ist unser Werbemanager, der im Sommer gestartet ist. Mit ihm ermöglichen wir es kleinen und mittelständischen Unternehmen, regional Werbung im Internet zu schalten. Ganz ohne spezielles Know-how, mit wenigen Maus-klicks und klarem Kostenrahmen.MeinPaket.de, das neue Shopping-Portal der Deutschen Post DHL,

richtet sich vor allem an kleine und mittlere Händler.Der E-Postbrief ist seit Sommer am Start. Mehr als eine Million Kunden konnten bislang gewonnen werden.

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Verlagsbeilage 14. Dezember 201010

„Grüne Logistik wird die transportlogistic 2011 stark prägen“

Interview mit Eugen Egetenmeir über die Leitmesse der Branche

Herr Egetenmeir, die Logistik-

branche ist wieder zunehmend

positiv gestimmt. Wie sehen Sie

das?

Das sehe ich genauso. Wir haben es hier allerdings auch mit einer besonders agilen und fl exiblen Branche zu tun. Das haben wir als Messeveranstalter selbst im Krisenjahr 2009 so empfun-den. Damals verzeichnete die transport logistic entgegen der Konjunktur ein Wachstum bei Fläche und Ausstellern. Dies zeigt, die Transport- und Logis-tikwirtschaft hat selbst in der Krise die Chance gesucht. Bietet sie doch Indus-trie und Handel die unterschiedlichsten Möglichkeiten, ihre Distributionsabläu-fe zu vereinfachen, zu rationalisieren und auszulagern. Dienstleistungen und Produkte, die helfen, Zeit-, Kosten- und Umweltressourcen effi zienter zu nut-zen, waren selbst im Krisenjahr oder ge-rade da durchaus gefragt, jedenfalls auf der Leitmesse der Branche. Umso zügi-ger geht es jetzt auch wieder deutlich aufwärts. Das Wirtschaftswachstum 2010, das für Deutschland mit 3,5% prognostiziert wird, steigt schneller als erwartet und bietet damit den richtigen Rahmen dafür, dass die Branche wieder im Aufwind ist.

Wirkt sich das bereits auf die An-

meldungen für die transport logistic

2011 aus?

Ja, in jedem Fall. Etliche Aussteller, die letztes Mal nicht teilnehmen konnten,

sind wieder zurückgekommen. Dank der wirtschaftlichen Erholung nimmt der weltweite Güterverkehr wieder Fahrt auf und wir erleben eine steigende Flä-chennachfrage. So wie sich die Nach-frage abzeichnet, werden wir 2011 eine neue, neunte Halle aufmachen. 2009 hatten wir noch acht Hallen der Messe München belegt.

Gibt es Segmente innerhalb der

Transport- und Logistikbranche,

die sich wieder stärker auf der

transport logistic präsentieren als

auf den vorherigen Messen?

Alle Formen der Logistik-Dienstleistung werden im kommenden Jahr stärker vertreten sein, vor allem der maritime Güterverkehr legt kräftig zu und wird zwischen zwei und drei Hallen bean-spruchen. Die Air Cargo Europe, die Leistungsschau der Luftfracht, ist be-reits zum jetzigen frühen Zeitpunkt fast schon ausgebucht. Auch die Nutzfahr-zeug-Branche ist wieder im Aufwind. Fast alle großen Hersteller haben sich längst angemeldet. Die Gleisanlagen im Freigelände, auf denen die neuesten Fahrzeuge für den Schienengüterver-kehr vorgestellt werden, sind auch so gut wie ausgebucht. Ein Trend, den wir beobachten, betrifft das Standortmarke-ting. Immer mehr Städte, Regionen und Länder bündeln sich auf Gemeinschafts-ständen, um gezielt für sich als Logistik-standort zu werben. Dies spiegelt auch wider, dass mittlerweile die Industrie

der Logistik nachzieht: Industry follows Logistics – wo Infrastruktur und Ange-bot stimmen, siedelt sich Industrie an. Früher war das noch umgekehrt.

Grüne Logistik ist ein großes

Thema. Wie grün präsentiert sich

die transport logistic?

Grüne Logistik ist bei vielen Ausstellern ein großes Thema und wird die transport logistic 2011 stark prägen: Egal, ob es sich um die IT dreht, um Abläufe zu op-timieren, wie Leerfahrten zu verringern und Transportmittel optimal auszulasten – oder es bei der Hardware darum geht, Emissionen zu reduzieren. Die Messe-Auftaktdiskussion wird sich auch mit diesem Thema beschäftigen. Bundesmi-nister Ramsauer, Bahn-Chef Grube, Luft-hansa-Cargo-Chef Garnadt und weitere Branchengrößen werden unter dem Titel „Zwischen Ökogewissen und Ökonomie-zwang – wie viel Grün kann (sich) dieLogistik leisten?“ diskutieren. Zudem werden sich Green-Logistics-Themen auch inhaltlich durch eine ganze Reihe der 30 Fachforen auf der Messe ziehen.

Alle Formen der Logistik-Dienstleistung werden im kommenden Jahr stärker vertreten sein.

Eugen EgetenmeirGeschäftsführer der Messe München

Die transport logistic 2011 auf einen Blick

Die 13. internationale Fach-messe für Logistik, Telematikund Verkehr fi ndet vom 10. bis13. Mai 2011 auf dem Gelände der Neuen Messe München statt. Die transport logistic ist die weltweit größte Messe für den vielschichtig strukturierten Güterverkehr auf Straße, Schiene, Wasser und in der Luft. Das Portfolio umfasst Logistik und Güterverkehr, Telematik sowie innerbetrieblichen Transport und Materialfl uss. In die transport logis-tic 2011 ist die Air Cargo Europe integriert, eine zum fünften Mal stattfi ndende Ausstellung der globalen Luftfrachtindustrie.Die transport logistic 2009 zählte 1764 Aussteller aus 55 Ländern und rund 48000 Besucher aus112 Ländern.

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Verlagsbeilage 14. Dezember 2010 11

Sonderbeilagen

Börsen-Zeitung

20 11 Themen Erscheinungstag Anzeigenschluss

Rückversicherer 29. 01. 2011 05. 01. 2011

Sparkassen-Finanzgruppe 12. 02. 2011 19. 01. 2011

Nachhaltigkeit 26. 02. 2011 02. 02. 2011

Finanzplatz Frankfurt 16. 03. 2011 18. 02. 2011

Strukturierte Anlageprodukte 18. 03. 2011 22. 02. 2011

Deutscher Bankentag 30. 03. 2011 04 .03. 2011

Leasing & Factoring 09. 04. 2011 16. 03. 2011

Asset Management 16. 04. 2011 23. 03. 2011

Wirtschaftsraum NRW 07. 05. 2011 13. 04. 2011

Wirtschaftsraum Bayern 14. 05. 2011 20. 04. 2011

Investor Relations 04. 06. 2011 18. 05. 2011

Förderbanken 18. 06. 2011 25. 05. 2011

Finanzen & Fußball 25. 06. 2011 01. 06. 2011

Die deutschen Pfandbriefbanken 02. 07. 2011 08. 06. 2011

Volks- und Raiffeisenbanken 27. 08. 2011 03. 08. 2011

Energie & Umwelt 03. 09. 2011 10. 08. 2011

Exchange Traded Funds (ETF) 17. 09. 2011 24. 08. 2011

Immobilien 30. 09. 2011 31. 08. 2011

Finanzplatz Luxemburg 15. 10. 2011 19. 09. 2011

Optionsscheine & Zertifikate 22. 10. 2011 26. 09. 2011

Wirtschaftsraum Niedersachsen 05. 11. 2011 12. 10. 2011

Wirtschaftsraum Baden-Württemberg 12. 11. 2011 19. 10. 2011

Eigenkapital 19. 11. 2011 26. 10. 2011

Investmentfonds 26. 11. 2011 02. 11. 2011

Jahresschlussausgabe 31. 12. 2011 01. 12. 2011

Kontakt

Börsen-Zeitung - Anzeigenabteilung - [email protected] - www.boersen-zeitung.de

Bernd Bernhardt, Telefon 0 69/27 32-189 - Andrea Kineke, Telefon 0 69/27 32-223 - Hans Peter Nonnen, Telefon 0 69/27 32-247

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Forschung und Innovation für eine sichere WarenketteAuf dem Galileo-Testfeld in Sachsen-Anhalt entwickelt und überprüft das Fraunhofer Institut IFF neue, zukunftsweisende Technologien für die Logistik-Industrie

Galileo wird kommen. Mit den hochaufl ösenden Daten des euro-

päischen Satellitennavigationssystems lassen sich in Zukunft völlig neue Or-tungslösungen realisieren, die nicht nur für die Logistikbranche von Interesse sind. Schon heute aber stehen weitere, eng mit dem System verknüpfte neue Technologien für eine verbesserte Or-tung, Navigation und Kommunikation bereit. Entwickelt werden sie unter an-derem in Magdeburg. Dort befi ndet sich Deutschlands modernste Einrichtung für diese Thematik – das Entwicklungslabor des Galileo-Testfelds Sachsen-Anhalt. Das Testfeld wurde im März 2010 eröff-net, seine Infrastruktur verläuft über die Städte Magdeburg und Halle (Saale).

Smartbox, intelligenter Container, Wechselbehälter oder RFID-Tunnel – im Entwicklungslabor des Galileo-Testfelds Sachsen-Anhalt wird derzeit eine ganze Reihe neuester Technologie-Anwendungen für den Einsatz in der Wirtschaft vorbereitet. Mit ihnen kön-nen sich Distributionsdienstleister und Produktionsunternehmen das Leben erheblich erleichtern. Hauptverant-wortlich für die neuen Entwicklungen sind das Fraunhofer-Institut für Fabrik-betrieb und -automatisierung IFF, die Otto-von-Guericke-Universität und das Institut für Automation und Kommuni-kation ifak in Magdeburg. Gemeinsam mit ihren Wirtschaftspartnern arbeiten die Forschungseinrichtungen an neuen

Lösungen für eine durchgängige und extrem genaue Ortung von Fahrzeugen, Waren und Transporten.

Im Rahmen des Testfelds sind in Magde-burg Technologien entwickelt worden, die eine vollständige Transportdoku-mentation ohne Brüche ermöglichen, bis hin zu einer zentimetergenauen Echtzeitbeobachtung der Warenwege auf den Unternehmensgeländen. Mit ih-rer Hilfe sollen Firmen bereits während des Transports Rückschlüsse auf den aktuellen Zustand ihrer Waren ziehen können, dank digitaler Kommunikation sogar von jedem Standort der Welt aus.

Vorreiter dafür ist das Fraunhofer-Insti-tut für Fabrikbetrieb und -automatisie-rung IFF. Es arbeitet unter anderem an neuen RFID- und Telematik-Systemen sowie innovativen Logistikkonzepten, etwa neue Umschlagkonzepte für intel-ligente Wechselbehälter. Das patentier-te System ist nicht mehr fest mit einem Transporter verbunden, sondern kann, ohne Gabelstapler, schnell und leicht abgenommen werden. Die Behälter sind für den Einsatz auf 3,5-Tonnen-Fahrzeu-gen konzipiert und können bei längeren Strecken auf normalen Lkw gebündelt transportiert werden. Im Innenstadt-verkehr besitzen sie dann die perfekte Größe, um auf der „letzten Meile“ be-darfsgerecht und zielgenau die Ware zum Endkunden zu bringen. Da bei der Feinverteilung der gesamte Behälter

umgeschlagen wird, entfällt die Neu-kommissionierung der Waren zwischen Ferntransport und Zielverkehren – das beschleunigt die Abläufe und erhöht die Sicherheit der Transportkette. Sogar für den Einsatz in zukünftig emissions-freien Innenstadtzonen sind die Fahr-zeuge gerüstet. Ausgestattet mit einem Akku-Schnellwechselsystem dient der Wechselbehälter gleichzeitig als Quelle kontinuierlicher Energieversorgung für Elektro-Kleintransporter.

Ihre besondere „Intelligenz“ erhalten die Wechselbehälter durch die verwendete neue RFID- und Telematik-Technologie. Schon seit Jahren arbeitet das Fraunho-fer IFF daran, mit intelligenter Logistik Warenketten sicherer zu machen. Dafür wurden neben dem Wechselbehälter noch verschiedene andere intelligente Behälterkonzepte entwickelt. Die neuen Technologien nehmen eine automa-tisierte, stetige Inventarisierung der transportierten Ladung vor. So lassen sich mit ihnen Transportgüter durch-gängig verfolgen und identifi zieren. Dazu sind die Behälter mit speziellen RFID-Systemen ausgerüstet, die eine starke Verwirbelung der Funkwellen er-zeugen, sozusagen die „Moden rühren“. Über den Aufbau einer homogenen Feld-stärkeverteilung schaffen sie die Grund-lage für etwas, was mit herkömmlichen vergleichbaren Technologien noch nicht immer funktioniert: eine sichere Identifi zierung aller im Behälter be-fi ndlichen Objekte. Und das auch unter schwierigsten Bedingungen und mit für RFID-Verfahren schwer handhabbaren Materialien, wie Metall oder Flüssigkei-ten. Auch die Umgebungssituation und Umwelteinfl üsse, etwa Erschütterungen oder Stöße, werden registriert. So lassen sich direkte Rückschlüsse auf den Zu-stand eines Transportguts ziehen.

Einer der Gründe für die umfassende Warenüberwachung sind die zuneh-menden Kontrollanforderungen von

Kontinuierliche Warenverfol-gung für mehr Sicherheit.

Prof. Dr.-Ing. Michael SchenkLeiter Fraunhofer IFF in Magdeburg

Prof. Dr.-Ing. Klaus RichterMaterialfl usstechnik und

-systeme, Fraunhofer IFF

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produzierenden Unternehmen und Dis-tributoren. Nicht nur das Wissen über eventuelle Beschädigungen von Gütern während eines Transports ist dabei von Bedeutung. Weil nämlich zunehmend feste Lagerkapazitäten auf die Straße verlagert werden, steigen auch die An-zahl der Transportvorgänge sowie der Wert der transportierten Waren und Güter.

So ist nach Einschätzungen namhafter Logistikunternehmen davon auszu-gehen, dass 80% der Unregelmäßig-keiten innerhalb der Transportkette im Bereich der Umschlagsknoten auf-treten. Diese sind sowohl prozessual bedingt als auch auf gezielte Eingriffe zurückzuführen. Noch gravierender ist der Anteil der Eingriffe im Bereich der Straßentransporte. Es wird geschätzt, dass der wirtschaftliche Schaden durch Frachtdiebstähle jährlich mehrere Milli-arden Euro umfasst – Tendenz steigend. Die Folge: Sowohl bei den Transporten als auch bei den Umschlagsknoten be-steht wachsender Bedarf am Einsatz intelligenter Transportmittel und Infra-strukturen.

Dafür hat das Fraunhofer IFF das Prinzip des intelligenten Transportbehälters auf die Gate-Anwendungen erweitert. So

gelingt es, die lückenlose Überwachung der Waren aufrechtzuerhalten und einen Bruch während der Umschlagvorgänge zu vermeiden. Die neu entwickelten, ebenfalls patentierten RFID-Reader-Gates sind in der Lage, markierte Güter und Waren absolut sicher und extrem schnell zu identifi zieren. Ihre Technik gleicht jener, die bereits in die Wech-selbehälter integriert wurde. So bleiben alle Vorteile des intelligenten Trans-portbehälters erhalten. Zudem sind sie ebenso fl exibel und branchenübergrei-fend einsetzbar. Ganze Lkw-Ladungen voll Waren können mit ihnen auf einmal fehlerfrei ausgelesen und identifi ziert werden.

Auf diesem Weg kann eine lückenlose Zustandsüberwachung von Transpor-

ten bis in Gebäude hinein gewährleistet werden. Das bietet große Vorteile nicht nur für sicherheitsrelevante, sondern auch für temperaturgeführte Ware. Für diesen Fall kommen kostengünstige-re, passive Transponder mit integrier-ter Sensorik zum Einsatz. Die auf den speziellen Chips abgespeicherten Log-Daten werden ständig ausgelesen und in Echtzeit ausgewertet. Das homogene Funkfeld im RFID-Tunnel erhält dabei die Energieversorgung der auf dem Tag befi ndlichen Sensoren immer aufrecht, sodass die Sensordaten durchgehend zyklisch ermittelt werden. Vor allem bei der Übergabe von Kühl- und Frische-gütern an den Schnittstellen von Liefer-ketten ist das von Bedeutung.

Das Galileo-Testfeld Sachsen-Anhalt ist eine hervorragende Plattform, auf der verschiedene Lösungen für die Schaffung einer geschlossenen Transportkette und -überwachung entwickelt werden. Es dient aber auch der Auftragsforschung und als Testinfrastruktur für Unterneh-men. Dafür stehen modernste Systeme zur Identifi kation und Ortung für den Innen- und Außenbereich bereit. Dieses Angebot und die daraus hervorgehenden Entwicklungen haben bereits Unterneh-men wie DHL oder den neuen Logistik-dienstleister FreshParcel überzeugt.

U.l.: Als Ergänzung zum Entwicklungslabor im Wissenschaftshafen lassen sich auf der Logistik-Plattform im Magdeburger Hafen die Technologien unter realen Bedingungen untersuchen.

U.r.: RFID-Gate im Entwicklungslabor des Galileo-Testfeldes Sachsen-Anhalt. Sogar die lückenlose Zustands-überwachung von tem-peraturgeführter Ware ist möglich.

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Noch vor wenigen Jahren warTelematik ein Hype-Thema.

Mittlerweile hat sie sich als Sicher-heitstechnik, insbesondere bei der

Wartung von Fahrzeugen etab-liert. Im hart umkämpften Lo-gistikgeschäft überlebt nur, wer seine Kosten im Griff hat. Im

Tagesgeschäft der Spedition Johann Müller etwa ist diese Lösung längst ein wirksamer Hebel, um die Produktivi-tät des Fuhrparks zu steigern und dieSicherheit von Fracht und Fahrer zugewährleisten.

Wenn die Lkw-Fahrer der Spedi-tion Johann Müller ihre Fahrzeuge

starten, gehen sie automatisch online. Das mittelständische Familienunternehmen setzt

ausschließlich auf Trucks, die mit einem Telematiksystem

ausgerüstet sind. Damit sind die schweren Fahrzeuge permanent

mit der Einsatzzentrale in Mülheim an der Mosel verbunden. Sie sen-

den per Mobilfunk selbständig Statusmeldungen an die

Zentrale und empfangen neue Nachrichten. Die Disponenten er-

kennen auf einer digitalen Karte am

PC, wo sich die Fahrzeuge be-

fi nden, wie viel Restlenkzeit

sie noch haben und ob sie neue Aufträge annehmen können.

„Das erleichtert die Einsatzplanung er-heblich“, sagt Nadja Geiter, Chefi n der Spedition, die einen Fuhrpark mit 20 Lkw managt. „Früher war bei uns jeden Morgen die Hölle los. Alle Fahrer muss-ten bis zehn Uhr ihren Standort durch-geben.“ Danach legten die Disponenten auf einem tischtuchgroßen Papier die Touren fest. Stand der Plan, wurde jeder Fahrer wieder antelefoniert, um mit ihm die Route detailliert zu besprechen. Fiel ein Fahrer aus oder meldete sich zu spät, musste der halbe Plan umgeschrieben werden. „Das kostete Zeit und Geld“, erklärt die Betriebswirtin mit Fachrich-tung Transport und Logistik. „Seitdem wir 2007 Telematik eingeführt haben, arbeiten wir viel wirtschaftlicher.“

Der auf Weintransporte spezialisierte Familienbetrieb gehört mit dem konse-quenten Einsatz von Telematik noch im-mer zu einer Minderheit in der Branche. Obwohl auf der diesjährigen IAA für Nutzfahrzeuge in Hannover Telematik eine zentrale Rolle einnahm, sind nur wenige Lkw mit mehr als einem Navi-gationssystem ausgestattet. Zwar geht eine gesamteuropäische Studie des Marktforschungsinstituts Canalys davon aus, dass sich zwischen 2007 und 2010 die Zahl der Systeme um rund 150%erhöht hat. Dies würde aber bei etwa zwei Millionen Telematikanwendungen nur rund 6,5% aller in der EU zugelas-senen Fahrzeuge ausmachen.

Dabei scheinen die Vorteile von Telema-tiksystemen unbestritten. Die Spedition Johann Müller sammelt mit den Bordmo-dulen ihres MAN-Fuhrparks ständig Da-ten wie Kraftstoffverbrauch, Geschwin-digkeit, Gaspedalstellung, Drehzahlen, Schaltvorgänge oder Bremsbetätigun-gen. Unter den Fahrern sei inzwischen regelrecht ein Wettbewerb entbrannt, wer mit seinen Zugmaschinen am we-

Wettbewerb unter denFahrern, wer am wenigsten Sprit ver-braucht.

Telematik – Mehr Schutzund Produktivität im Fuhrpark

Mit der Implementierung von Telematiksystemen in Lkw erhöht sich die Wettbewerbsfähigkeit der Flotte

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Fahrzeuge werden stärker miteinander und mit der Außenwelt vernetzt.

nigsten Sprit verbraucht. „Wenn wir bei 20 Fahrzeugen jeweils fünf Liter Diesel weniger auf 100 Kilometer verbrauchen, kommen wir bei 120000 Kilometern pro Jahr und Lkw auf eine Ersparnis von insgesamt 120000 Euro“, rechnet Nadja Geiter vor. Dafür kann sich die Spedition ein neues Fahrzeug kaufen. Der geringere Treibstoffverbrauch des Transportunternehmens spiegelt die Er-gebnisse einer Umfrage des Fraunhofer Instituts. Sie ergab, dass sich mit On-board-Systemen im Mittel 5,5% Sprit einsparen lassen.

Neuere Studien zum Einsatz von Tele-matiksystemen sind Mangelware, doch hat eine ältere Untersuchung von Nav-teq Research weitere Vorteile der Tele-matik für Fuhrparkbetreiber taxiert. So sinken die Kommunikationskosten um bis zu 40% und die Auftragskapazität eines Logistikunternehmens steigt um bis zu 10%. Nadja Geiter bestätigt, dass ihre Fahrer unterwegs direkt mit der Speditions-Software verbunden sind. „Per Mausklick schieben Disponenten Waren und Aufträge von einem System in das andere. Ein neuer Auftrag wird den Fahrern direkt im Bordcomputer angezeigt.“ Das Navigationssystem führt sie dann unter Berücksichtigung der Straßenart und eventueller Staus auf dem schnellsten Weg zum Ziel.

„Mit gleicher Disponentenanzahl lässt sich ein um ein Drittel größerer Fuhr-park managen“, betont Marc Avril von MAN. „Dazu kommen weniger Leer-fahrten, geringere Standzeiten und es verlängert sich die Lebensdauer der Fahrzeuge.“ 5000 MAN-Lkw etwa sind derzeit mit einer gemeinsam mit T-Systems entwickelten Telematikan-wendung unterwegs, die eine mobile Fahrzeugeinsatzanalyse ermöglicht. Sie erstellt einen Bericht über den Status verschleißabhängiger Teile wie Motoröl oder Bremsbeläge. Diese Daten fl ießen in das Wartungsdatenportal, das neben

den Speditionen auch die angeschlosse-nen Werkstätten einsehen können. So errechnen sie den optimalen Zeitpunkt für anstehende Inspektionen und reser-vieren frühzeitig einen Termin. Das re-duziert Standzeiten und verlängert die Lebensdauer der Fahrzeuge.

Auch Nadja Geiter entgeht mit der monatlichen Auswertung von Daten wie Geschwindigkeit, Gaspedalstel-lung, Drehzahlen, Schaltvorgänge oder Bremsbetätigungen nichts. „Anhand der Werte erkenne ich genau, wie meine Fahrer unterwegs sind und welche Ver-besserungsmöglichkeiten es gibt. Davon waren die Fahrer am Anfang nicht be-geistert. Aber inzwischen verstehen sie, dass wir alle davon profi tieren.“

Mit den Anwendungen in den MAN-Fahrzeugen steht die Telematikentwick-lung aber erst am Anfang. Das Projekt simTD – Sichere Intelligente Mobilität – etwa hat zum Ziel, Fahrzeuge stärker miteinander und mit der Außenwelt zu vernetzen und damit mehr Sicherheit auf die Straße zu bringen. Neben allen deutschen Autoherstellern beteiligen sich Zulieferer wie Continental oder Bosch, wissenschaftliche Institute und die Deutsche Telekom als Netzbetrei-ber an diesem Forschungsprojekt. Die

Projektpartner wollen beispielsweise herausfi nden, wie sich aktuelle von Sen-soren erfasste Verkehrsinformationen aus einem Fahrzeug automatisiert an andere Autos und Lkw senden lassen. Mit Hilfe dieser Car-to-X-Kommunika-tion könnten sich Fahrzeuge gegensei-tig über gefährliche Stauenden warnen oder lokale Wetterinfos für den Trans-portweg weitergeben.

Einen anderen Weg schlagen Telekom und Continental mit AutoLinQ ein. Automobilzulieferer und Kommunika-tionsunternehmen vernetzen das Fahr-zeug mit dem Internet und setzen dabei auf die Technologie, die den Handy-markt aufgewirbelt hat. Gemeinsam mit der weltweiten Entwicklergemeinschaft bringen sie auf die Fahrsituation ange-passte Apps in Auto und Lkw. Es lohne sich, in ein Telematiksystem zu investie-ren, haben auch die Analysten von Frost & Sullivan gerechnet. Durch erfolgrei-che Implementierung einer solchen Software in den Fahrzeugen würden Flotten wettbewerbsfähiger und ver-besserten den Kundenservice. „Zuerst ergeben sich direkte Kosteneinsparun-gen, dann steigt die Kundenzufrieden-heit und -loyalität und damit auch der Umsatz“, unterstreicht Michael Minich, Consultant bei Frost & Sullivan.

Bordcomputer im Lkw. Die Fahrer sind über die Telematik-Software mit der Spedition verbunden, sodass ihnen neue Aufträge umgehend ange-zeigt werden können.

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1 Quelle: International Monetary Fund, World Economic Outlook Database, gemessen am BIP zu Kaufkraftparitäten, Stand April 2010.2 In Deutschland sind PIMCOund RCMEinheiten der Allianz Global Investors KapitalanlagegesellschaftmbH.Weitere Informationen erhältlichbei Allianz Global Investors Kapitalanlagegesellschaft mbH, Mainzer Landstraße 11–13, 60329 Frankfurt amMain.

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