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Dipl-Hdl. Karl-Heinz Schimpf Logistik Informationshandbuch mit Aufgaben Fachschule für Wirtschaft. Fachrichtung Betriebswirtschaft Schwerpunkt: Logistik 2. Auflage, 2018

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Dipl-Hdl. Karl-Heinz Schimpf

LogistikInformationshandbuch mit Aufgaben

Fachschule für Wirtschaft. Fachrichtung Betriebswirtschaft Schwerpunkt: Logistik

2. Auflage, 2018

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LogistikInformationshandbuch und Aufgaben

für die

Fachschule für Wirtschaft Fachrichtung Betriebswirtschaft

Schwerpunkt: Logistik

von

Dipl.-Hdl. Karl-Heinz Schimpf

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2. Auflage 2018

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über dnb.dnb.de abrufbar.

@Karl-Heinz Schimpf, 2018

Herstellung und Verlag: BoD – Books on Demand, NorderstedtISBN 9783746057330

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IInhalt

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Inhalt

1 Grundlagen der Logistik 1

1.1 Definitionen 11.2 Entwicklungsstufen der Logistik 21.3 Abgrenzung der Teilsysteme der Unternehmenslogistik 3

1.3.1 Verrichtungsspezifische Subsysteme der Logistik 31.3.2 Phasenspezifische Subsysteme der Logistik 6

1.4 Akteure der Logistik 111.4.1 Industrie und Handel 121.4.2 Dienstleister 16

1.5 Ziele und Zielkonflikte in der Logistik 231.5.1 Logistikziele 231.5.2 Zielkonflikte 25

A-01 Logistische Konzeptionen entwickeln 26A-02 Logistische Zielsetzungen der SUNNY GmbH 29

2 Transportlogistik 33

2.1 Verkehrsträgervergleich 332.2 Straßenverkehr 38

2.2.1 Infrastruktur und Verkehrsmittel 392.2.2 Verkehrsformen 422.2.3 Rechtliche Rahmenbedingungen 432.2.4 Beteiligte und Vertragsrecht 46

2.3 Eisenbahnverkehr 472.3.1 Infrastruktur und Verkehrsmittel 472.3.2 Verkehrsformen 492.3.3 Rechtliche Rahmenbedingungen 502.3.4 Beteiligte und Vertragsrecht 512.3.5 Kombinierter Verkehr Lkw-Bahn 53

2.4 Binnenschifffahrt 562.4.1 Infrastruktur und Verkehrsmittel 562.4.2 Rechtliche Rahmenbedingungen 602.4.3 Beteiligte und Vertragsrecht 62

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II Inhalt

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2.5 Luftfracht 652.5.2 Verkehrsformen 682.5.3 Rechtliche Rahmenbedingungen 692.5.4 Beteiligte und Vertragsrecht 70

2.6 Seeschifffahrt 752.6.1 Infrastruktur und Verkehrsmittel 762.6.2 Verkehrsformen 812.6.3 Rechtliche Rahmenbedingungen 822.6.4 Beteiligte und Vertragsrecht 832.6.5 Incoterms, und Akkreditive 872.6.6 Kombinierter Verkehr Sea-Air 90

A-03 Alternativer Einsatz von Verkehrsträgern 92A-04 Gründung eines LKW-Unternehmens 95A-05 Bahntransporte im kombinierten Verkehr 97A-06 Gütertransporte mit dem Binnenschiff 103A-07 Luftfracht-Exporte nach Südafrika 106A-08 Seefracht-Exporte in die USA 109

Hapag Lloyd Atlantic Express 1 (AX1) 110

3 Lagerlogistik Einleitung 113

3.1 Lagersysteme 1143.1.1 Lagereinrichtung 1143.1.2 Fördermittel 1183.1.3 Lagerplatzvergabe, Ein- und Auslagerungsstrategien 1203.1.4 Kommissionierung 122

3.2 Lagerlayout 1263.3 Lagerkosten 129

3.3.1 Kostenarten und Kostenzuordnung 1293.3.2 Kalkulationsschema 1303.3.3 Prozesskosten 132

3.4 Lagerkennziffern 1353.5 Lagervertrag 136

3.5.1 Beteiligte am Lagervertrag 1363.5.2 Inhalte des Lagervertrages 137

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IIIInhalt

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3.5.3 Lagerdokumente 1403.5.4 Haftung des Lagerhalters 141

A-09 Lagereinrichtung und Lagerlayout 143A-10 Lagerkennziffern und ABC-Analyse 147A-11 Lagerkostenkalkulation 149A-12 Lagerkostenkalkulation 150A-13 Prozesskostenkalkulation 152

4 Marketing 159

4.1 Grundlagen 1594.2 Marketingziele 1604.3 Marketingstrategien 164

4.3.1 Marktwahlstrategien 1644.3.2 Strategische Analyseinstrumente 1654.3.2 Portfolioanalysen und Normstrategien 1684.3.3 Marktbearbeitungsstrategien 173

4.4 Marketingforschung 1784.4.1 Begriff und Ziele der Marketingforschung 1784.4.2 Methoden der Marketingforschung 178

4.5 Marketinginstrumente 1894.5.1 Produktpolitik (Leistungspolitik) 1894.5.2 Preispolitik 1964.5.3 Kommunikationspolitik 2004.5.4 Vertriebspolitik / Distributionspolitik 213

A-15 Marketing Einführung 217A-16 Marketingziele (1) 218A-17 Marketingziele (2) 220A-18 Marketingstrategien 222A-19 Marktforschung 223A-20 Datenanalyse 225A-21 Produktpolitik 227A-22 Preispolitik 228A-23 Kommunikationspolitik 230A-24 Verkaufsförderung / Vertriebspolitik 231

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IV Inhalt

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5 Beschaffungslogistik 233

5.1 Grundlagen 2335.1.1 Definitionen 2335.1.2 Aufgaben/Ziele 234

5.2 Beschaffungsstrategien 2355.2.1 Klassifizierung der Beschaffungsartikel 2355.2.2 Analyse des Beschaffungsmarktes 2385.2.3 Strategische Positionierung und

Handlungsempfehlungen 2395.2.4 Praxismodelle zur Lieferantenbewertung 240

5.3 Beschaffungsformen 2425.3.1 Einzelbeschaffung 2435.3.2 Vorratsbeschaffung 2455.3.3 Produktions- oder einsatzsynchrone Beschaffung 2495.3.4 Differenzierung der Bereitstellungspolitik 255

5.4 Bezugspolitik 2565.4.1 Bezugskonzepte 2575.4.2 Sourcing-Konzepte 259Sourcing-Konzepte 259

A-25 Beschaffung Einführung 263A-26 Beschaffungsstrategien 264A-27 Beschaffungsstrategien Übung 265A-28 ABC-Analyse 267A-29 Beschaffungsformen 269A-30 Einzelbeschaffung / Gozintograph 270A-31 Just in Time / Just in Sequence 273A-32 Kanban 274A-33 Vorratsbeschaffung/Bestellmenge 275A-34 Bezugspolitik 276

6 Distributionslogistik 277

6.1 Grundlagen 2776.2 Inhalte 277

6.2.1 Distributionskanäle 278

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VInhalt

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6.2.2 Absatzhelfer 2796.2.3 Distributionsstruktur und Lagerstandorte 2806.2.4 Eigen- oder Fremdlagerung (Make-or-Buy) 282

6.3 Neue Konzepte der Distributionslogistik 2826.3.1 Quick Response-System 2826.3.2 Efficient Consumer Response (ECR) 2836.3.4 eLogistik 287

A-35 Distributionsstruktur 289A-36 Absatzkanäle 290A-37 ECR-Strategien 291A-38 Make or Buy 292

7 Kontraktlogistik 295

7.1 Kontraktlogistik und Outsourcing 2957.1.1 Kontraktlogistik 2957.1.2 Outsourcing 297

7.2 Nutzen und Risiken der Kontraktlogistik 2997.2.1 Nutzeneffekte 2997.2.2 Risiken 300

7.3 Phasen der Kontraktlogistik 3027.3.1 Ausschreibung 3027.3.2 Vertragsinhalte 3037.3.3 Implementierung und Betrieb 304

7.4 Rechtsgrundlagen der Kontraktlogistik 3057.4.1 Vertragstyp 3057.4.2 Vertragsbedingungen in Logistikverträgen 3067.4.3 Inhalte der Logistik-AGB 3097.4.4 Inhalt von Kontraktlogistikverträgen 310

A-39 Grundlagen 313A-40 Ausschreibung 314A-41 Logistikrecht 315

8 Produktionslogistik 317

8.1 Grundlagen 3178.2 Produktionsplanung 318

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VI Inhalt

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8.2.1 Fertigungsstrukturen 3188.2.2 Fabriklayout 3258.2.3 PPS-Systeme 329

A-42 Fertigungsstrukturen 336A-43 Fabriklayout I 338A-45 Fabriklayout III 339A-46 Produktionsplanung und –steuerung (PPS) 340

9 Entsorgungslogistik 341

9.1 Definition und Konzeption 3419.2 Ziele, Aufgaben und Objekte 3439.3 Aufgaben des logistischen Teilbereichs 346

9.3.1 Kernleistungen 3479.3.2 Zusatzleistungen 349

9.4 Entsorgungskonzepte 3519.4.1 Grundsätze 3519.4.2 Spezialregelungen 352

A-47 Objekte der Entsorgungslogistik 354A-48 Objekte der Entsorgungslogistik 355

10 Business Process Management 357

10.1 Funktional- und Prozessorganisation 35710.2 Business Process Reengineering (BPR) 36010.3 Geschäftsprozessoptimierung (GPO) 365A-49 Business Process Management 367

Literaturverzeichnis 371

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11 Grundlagen der Logistik

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1 Grundlagen der Logistik

Die Logistik spielt in der globalisierten Wirtschaft eine zentra-le Rolle. In den letzten Jahrzehnten hat die Arbeitsteilung zwi-schen den Unternehmen erheblich zugenommen. Dabei steigen die Wertschöpfungsanteile der Zulieferer in der Produktion er-heblich an. In der Automobilindustrie beträgt dieser Anteil über 70%. Zugleich wurde die Beschaffung der Zulieferteile globali-siert, der Einkauf erfolgt weltweit.

Die Globalisierung wirkt sich aber auch im Bereich der Distri-bution aus. Große Hersteller verkaufen Ihre Produkte weltweit. Der Außenhandelsanteil am Bruttoinlandsprodukt Deutschlands ist entsprechend hoch. „Im Jahr 2015 exportierte Deutschland nach vorläufigen Ergebnissen des Statistischen Bundesamtes Waren im Wert von 1.195,9 Milliarden Euro und importierte im Gegenzug Waren im Wert von 948,1 Milliarden Euro.“ Die Au-ßenhandelsquote1 liegt für Deutschland bei 70,7 % (Entwick-lung des deutschen Außenhandels | bpb, 2016).

Die Folge dieser Entwicklungen ist eine erhebliche Zunahme von Transportleistungen weltweit. So hat sich die Transportleistung der Verkehrsträger im Bundesgebiet von 1990 bis 2014 mehr als verdoppelt (von 300 Mrd. auf 645 Mrd. Tonnennkilometer). Der weltweite Seetransport ist von 2.905 Mio. t (1970) auf 9.842 Mio. t (2014), also auf 378 % gestiegen (UNCTAD, 2015, S. 6). Die Organisation logistischer Dienstleistungen ist die Basis für diese Entwicklung zu einer arbeitsteiligen und globalisierten Wirtschaftsform.

1.1 Definitionen

Es gibt verschiedene Definitionen für den Begriff „Logistik“. Eine der Definitionen aus den 70er Jahren sind die „sieben R‘s“. Gleisner und Femerling definieren sie wie folgt:

1 Anteil der Summe von Exporten und Importen am Bruttoinlandsprodukt (BIP)

Zwischenbetriebliche Arbeitsteilung

Außenhandelsquote, Exporte und Importe

Zunahme logistischer Leistungen

Seven-Rights-Definition der Logistik

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2 1 Grundlagen der Logistik

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Elemente der logistischen AufgabenstellungDas

richtige Produkt

in der richtigen Menge

in der richtigen Qualität

am richtigen

Ort

zur richtigen

Zeit

zu richtigen Kosten

für den richtigen Kunden

(Gleissner, Femerling, 2008, Pos. 179)

Christof Schulte definiert den Begriff der Logistik als „marktori-entierte, integrierte Planung, Gestaltung, Abwicklung und Kon-trolle des gesamten Material- und dazugehörigen lnformations-flusses zwischen einem Unternehmen und seinen Lieferanten, innerhalb eines Unternehmens sowie zwischen einem Unter-nehmen und seinen Kunden“ (Schulte, 2013, S. 1).

1.2 Entwicklungsstufen der Logistik

In den letzten Jahrzehnten hat die Vorstellung von Logistik gro-ße Wandlungen erfahren. Diese Entwicklung wurde durch die zunehmende Bedeutung der Logistik für die Wirtschaftsent-wicklung ausgelöst.

Der Logistikbegriff wurde in der Vergangenheit in militärischen Zusammenhängen für die Organisation von Nachschub für die Truppen und die Verlegung von Truppenteilen verwendet. In den 60er Jahren wird der Begriff auch im zivilen Bereich verwendet (vgl. Ehrmann, 2014, S. 26).

Für die folgenden Jahrzehnte werden fünf Entwicklungsphasen der Logistik unterschieden:

Phase Inhalt der Betrachtung Zielsetzung1970er Jahre

Klassische Logistik: Transport-, Umsatz- und Lagervorgänge (TUL-Prozesse) zwischen Beschaffung, Produktion und Absatz

Optimierung abgegrenzter Funktionen

1980er Jahre

Logistik als QuerschnittsfunktionLogistik als fraktionsübergreifende Auf-gabe des Unternehmens. TUL-Prozesse an verschiedenen Stellen des Unterneh-mens werden gemeinsam betrachtet.

Optimierung funk-tionsübergreifen-der Prozesse

Material- und Informa-tionsfluss

Entwicklungsphasen der Logistik

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31 Grundlagen der Logistik

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1990er Jahre

Logistik und funktionale Integrati-onEinbeziehung von Produktentwicklung und Entsorgung in die logistische Pro-zesskette und ganzheitliche Betrachtung der Logistik bei Einbeziehung der mo-dernen Information- und Kommunikati-onstechnologie.

Optimierung von bereichsübergrei-fenden Prozess-ketten

2000er Jahre

Logistik und geografische Integra-tionDie Logistik erhält zunehmend die Auf-gabe, globale Wertschöpfungsketten zu weltweiten integrierten logistischen Netzwerken zu verbinden und zu diese Netzwerke zu organisieren.

Optimierung glo-baler Netzwerke

(Schulte, 2013, S. 22; Gleissner, Femerling, 2008 Pos. 199)

1.3 Abgrenzung der Teilsysteme der Unternehmens­logistik

Die logistischen Systeme lassen sich nach unterschiedlichen Kri-terien voneinander abgrenzen. Traditionell können die logisti-schen Systeme nach den logistischen Tätigkeiten (verrichtungs-spezifische Subsysteme der Logistik) unterschieden werden. Eine weitere Betrachtungsweise knüpft an die logistischen Systeme im Ablauf des Unternehmensprozesses (phasenspezifische Sub-systeme der Logistik) an.

1.3.1 Verrichtungsspezifische Subsysteme der Logistik

Pfohl (2010, S. 67 ff.) unterscheidet die verschiedenen logisti-schen Tätigkeiten vor dem Hintergrund der Logistik in Industrie- und Handelsunternehmen. Er benennt er die „Auftragsabwick-lung, Lagerhaltung, Lagerhaus, Verpackung [und] Transport als verrichtungsspezifische Subsysteme

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4 1 Grundlagen der Logistik

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Diese Systeme werden auch als Kernprozesse der Logistik be-zeichnet.

KernprozesseTransport Umschlag Lagerung Kommissionie­

rungÜberwinden räumlicher Distanzen

Überwinden von Mengenunter-

schieden

Überwinden zeitlicher Diffe-

renzen

Überwinden von Sortimentsunter-

schieden.(Heiserich et al., 2010, S. 53)

Transportlogistik

Kernleistung der Logistik ist der Transport von Gütern zwischen zwei Orten. Transporte finden innerbetrieblich und zwischen den Betrieben und den Konsumenten statt. Der externe (außer-betriebliche) Transport wird durch unterschiedliche Verkehrs-träger mit den entsprechenden Verkehrsmitteln durchgeführt.

Straßengüter-verkehr

Schienengü-terverkehr

Luftfracht-verkehr

Binnenschiff-fahrt

See schiff- fahrt

(Heiserich et al., 2010, S. 82) [ohne Rohrleitungsverkehr]

Landverkehr Luftverkehr Schiffsverkehr

Der innerbetriebliche Transport wird über Förderzeuge abgewi-ckelt. Häufig wird diese Transportart aber auch den Kernprozes-sen Umschlag oder Lagerei zugeordnet.

Umschlag

Bei Beginn und Ende der Transportvorgänge werden die Güter umgeschlagen. Das geschieht bei der Be- und Entladung der Güter auf das Verkehrsmittel. Transportvorgänge werden aber häufig nicht nur mit einem Verkehrsmittel (oder Verkehrsträger) durchgeführt.

Kernprozesse der Logistik

Innerbetrieblicher Gütertransport

Umschlag zwischen den Verkehrsmitteln

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51 Grundlagen der Logistik

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Im Sammelgut werden Güter mit Nahverkehrsfahrzeugen vor-geholt, im Lager des Versandspediteurs umgeschlagen, mit Fernverkehrsfahrzeugen zum Em pfangsspediteur transportiert und dort wieder auf Nahverkehrsfahrzeuge umgeschlagen und dem Empfänger zugestellt (vgl. Voth, Hesse, 2015 Kapitel 12 Lkw-Sammelgutverkehr).

Im Schienen-, Luftfracht- und Schiffsverkehr sind Umschlagsvor-gänge zwischen Vorlauf, Hauptlauf und Nachlauf systembedingt immer notwendig.

Lagerlogistik

Das Lager „stellt den Bestand an Gütern dar, der nicht am Leis-tungserstellungsprozess beteiligt ist. Güter sind bereits verfüg-bar, werden jedoch erst zu späteren Zeitpunkten benötigt“ (Ehr-mann, 2014, S. 409).

LagerfunktionenAusgleichs­

funktionSicherungs­

funktionSpekulations­

funktionVeredelungs­

funktion ❙ zeitliche Disso-

nanz ❙ Mengendissonanz

❙ Produktionssi-cherung

❙ Lieferfähigkeit

❙ Nutzung von Preis-schwankungen im Beschaffungsmarkt

❙ Qualitätsverbes-serung durch Lagerung

(Ehrmann, 2014, S. 413)

Die Läger werden häufig von den Industrie und Handelsunter-nehmen als Beschaffungs- oder Distributionslager betrieben. Viele Unternehmen verlagern die Lagerei aber auch auf externe Logistikdienstleister (Outsourcing).

Kommissionieren

„Kommissionieren beinhaltet das Zusammenstellen bestimmter Teilmengen (Artikel) aus einer bereitgestellten Gesamtmenge [Sortiment) auf Grund von Bedarfsinformationen. Hierbei er-folgt eine Umwandlung von einem lagerspezifischen in einen verbrauchsspezifischen Zustand. In der Regel ist dem Kommis-sionieren eine Lagerfunktion vorgelagert und eine Verbrauchs-funktion (z.B. Produktion, Montage, Versand) nachgelagert“ (Schulte, 2013, S. 268).

Lagerfunktionen

Definition: Kommissionieren

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6 1 Grundlagen der Logistik

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Dabei werden aus einem großen Lagerbestand einzelne Liefer-aufträge zusammengestellt. Diese Aufträge werden danach an die Produktion (bei einem Beschaffungslager) oder in den Ver-sand an den Kunden (bei einem Distributionslager) gebracht. Eine besondere Bedeutung hat die Kommissionierung im Ver-sandhandel. Im Zusammenhang mit der Kommissionierung wer-den die Aufträge verpackt, gekennzeichnet und versandfertig gemacht.

Auftragsabwicklung

Logistische Vorgänge werden durch „Aufträge“ angestoßen. Dabei sind externe Aufträge (Kundenaufträge) und interne Auf-träge (von verschiedenen Stellen des Unternehmens, z. B. von der Produktion an das Beschaffungslager) zu unterscheiden2.

Aufträge an logistische Dienstleister, bestimmte Logistikleistun-gen zu erbringen, werden als externe Aufträge angesehen. Spe-diteure erhalten solche Aufträge und erbringen die Logistikleis-tungen selbst oder vergeben Teilbereiche an Subunternehmer, welche die Leistungen ausführen.

1.3.2 Phasenspezifische Subsysteme der Logistik

Logistische Prozesse können einzelnen Phasen der Unterneh-menstätigkeit zugeordnet werden. Sie sind dann jeweils ande-ren Unternehmensprozessen vor- oder nachgelagert.

➜ ➜ ➜

➜ ➜ ➜

Die phasenspezifischen Subsysteme enthalten jeweils verschie-dene Kernprozesse der Logistik. So gehört zu Beschaffungslogis-tik z. B. der Transport der Güter vom Lieferanten zum Hersteller, der Umschlag und die Lagerung im Beschaffungslager sowie die Kommissionierung und Lieferung der Güter in die Produktion.

2 Eine Gesamtdarstellung der Auftragsabwicklung findet sich bei Pfohl (2010, S. 70 ff.) und bei (Kummer et al., 2013, S. 354 ff.)

Aufträge an Logistik-dienstleister

(Schimpf, Oppenberg, 2014, S. 179)

Zusammenhang von ver richtungs- und pha-senspezifischer Subsys-teme der Logistik

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71 Grundlagen der Logistik

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Auch bei der Produktions-, Distributions- und Entsorgungslogis-tik existiert der gleiche Zusammenhang von verrichtungs- und phasenspezifischer Subsysteme der Logistik.

Beschaffungslogistik

Produzierende Unternehmen benötigen eine Vielzahl von Gü-tern für die Produktion. Es handelt sich um Fertigteile oder Mo-dule, die vom Hersteller montiert und in die eigenen Produk-te eingebaut werden, sowie Roh-, Hilf- und Betriebsstoffe um die Produkte selbst herzustellen. Die Beschaffungslogistik spielt auch bei den Handelsunternehmen eine große Rolle, da die Ver-sorgung der Verkaufsstellen mit Handelswaren abgesichert sein muss.

“Die Beschaffungslogistik ist ein marktverbundenes Logistiksys-tem. Sie stellt die Verbindung zwischen der Distributionslogistik der Lieferanten und der Produktionslogistik eines Unternehmens dar. Objekte der Beschaffungslogistik sind Güter (...), die dem Unternehmen bedarfsgerecht zur Verfügung zu stellen (bereit-zustellen) sind“ (Pfohl, 2010, S. 169).

Zu den Aufgaben der Beschaffungslogistik gehören aber nicht nur die Organisation und Durchführung der Beschaffung der Güter (Transport, Lagerung, Bereitstellung) sondern sie „be-inhalten [auch] die Gestaltung der Beschaffungsstruktur, begin-nen somit bereits bei der Bedarfsermittlung und der Auswahl der Lieferanten“ (Ehrmann, 2014, S. 312).

Die Lieferantenauswahl wird von Ehrmann den Beschaffungs-strategien zugeordnet, die Teil der Beschaffungslogistik sind. Schulte ordnet diese Tätigkeiten der Kategorie „Einkauf“ zu.

Definition

Bedarfsermittlung und Lieferantenauswahl

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8 1 Grundlagen der Logistik

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Beschaffungsmanagement

Einkauf Beschaffungslogistik

Funktionsumfang:

❙ Beschaffungsmarktforschung ❙ Preis- und Wertanalyse ❙ Einholung und Auswertung von

Angeboten ❙ Lieferantenauswahl ❙ Preisverhandlungen ❙ Einkaufsabschlüsse ❙ Beschaffungsverwaltung

Funktionsumfang:

❙ Bedarfsermittlung ❙ Warenannahme und -prüfung ❙ Lagerhaltung ❙ Lagerverwaltung ❙ Innerbetrieblicher Transport ❙ Planung, Steuerung und Kont-

rolle des Material- und Informa-tionsflüsse

(Schulte, 2013, S. 283)

Produktionslogistik

Für den Bereich der Produktionslogistik liegen engere und wei-tere Definitionen vor. Eine enge Definition enthält das Gabler Wirtschaftslexikon:

Unter Produktionslogistik kann die Planung, Steuerung und Durchfüh-rung des Transports und der Lagerung von Rohmaterial, Hilfsstoffen, Be-triebsstoffen, Kaufteilen, Ersatzteilen, Halbfertig- und Fertigprodukten und der damit zusammenhängenden unterstützenden Aktivitäten inner-halb des Produktionssystems eines Unternehmens verstanden werden (Definition » Produktionslogistik « | Gabler Wirtschaftslexikon, 2016).

In dieser Definition werden die Begriffe „Produktion“ und „Pro-duktionslogistik“ deutlich unterschieden. Unter Produktion (Er-zeugung, Herstellung) versteht man die Kombination der Pro-duktionsfaktoren zur Herstellung von Produkten (Werkstücke, Geräte). Die Produktionslogistik umfasst die verrichtungsspezifi-schen Subsysteme der Logistik (Transport, Umschlag, Lagerung) im Bereich der Produktion.

Die Definition von Schulte ist dagegen erheblich umfassender. Er bezieht in den Begriff Produktionslogistik auch die Planung und Steuerung der Produktion sowie die Schaffung einer ma-terialflussgerechten Fabrikstruktur (Fabrikplanung) in die Defi-nition mit ein (vgl. Schulte, 2013, S. 359; Gleissner, Femerling, 2008 Pos. 225).

Definition Gablers Wirtschaftslexikon

Definition Schulte

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91 Grundlagen der Logistik

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Inhalt der Produktionslogistik sind nach Heiserich et al. daher die Bereiche

❙ Gestaltung der Abläufe der Lager- und Transportsysteme in der Fertigung,

❙ Fabriklayoutplanung und ❙ Produktionsplanung und -steuerung (PPS) (2010, S. 196).

Die logistische Aufgabenstellung wird durch die Gestaltung von Produktionssystemen beeinflusst. Dabei wird zwischen „pro-grammbezogenen und prozessbezogenen Produktionstypen“ (Pfohl, 2010, S. 183) unterschieden.

Programmbezogene Produktionstypen sind die Massenferti-gung, Sorten- und Serienfertigung sowie die Einzelfertigung. Prozessbezogene Produktionstypen (Organisationstypen der Fertigung) sind die Werkstattfertigung, die Fließfertigung (Rei-henproduktion, Transferstraße, Fließproduktionslinie) und die Zen trenfertigung (Flexibles Fertigungssystem, Produktionsin-seln).

Distributionslogistik

Die Distributionslogistik ist Verantwortlich für die logistischen Tätigkeiten zwischen der Produktionslogistik und der Beschaf-fungslogistik des Kunden. Sie „umfasst alle Aktivitäten, die in einem Zusammenhang mit der Belieferung des Kunden mit Fertigfabrikaten und Handelsware stehen. Die Belieferung kann dabei direkt aus dem Produktionsprozess oder vom bei der Pro-duktionsstätte liegenden Absatzlager und gegebenenfalls über weitere regionale Auslieferungslager erfolgen“ (Pfohl, 2010, S. 198).

Ehrmann verwendet einen umfassenderen Begriff der Distributi-onslogistik/Marketinglogistik. „Die Marketinglogistik beinhaltet zwar die physischen Distributionstätigkeiten, berücksichtigt darüber hinaus jedoch die grundsätzlichen Überlegungen und Entscheidungen, die Grundlage für die physischen Tätigkeiten sind“ (Ehrmann, 2014, S. 530). Neben der Organisation und Durchführung der Lagerung und der Transportvorgänge werden auch Fragen der Vertriebsstruktur (Lagerstandorte, Absatzmittler und Absatzhelfer) sowie Fragen der Lieferungssteuerung (ECR /

Bereiche der Produkti-onslogistik

Organisationstypen der Fertigung

Definition

Die Begriffe Distribu-tionslogistik und Mar-ketinglogistik werden synonym verwendet.

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10 1 Grundlagen der Logistik

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Effizient Consumer Response) und der Gestaltung der Absatzka-näle als der Distributionslogistik zugehörig betrachtet.

Die wichtigsten Problemstellungen der Distributionslogistik be-treffen

❙ die Standortwahl der Distributionsläger, ❙ die Lagerhaltung. ❙ Auftragsabwicklung. ❙ Kommissionierung und Verpackung. ❙ Warenausgang und Ladungssicherung sowie ❙ Transport (Schulte, 2013, S. 493).

Eine wesentliche Ausprägung der Distributionslogistik ist die Er­satzteillogistik. Für die Kunden ist die Versorgung mit Ersatz-teilen häufig ein wesentliches Element für den Kauf des Primär-produktes.

Die Ersatzteillogistik hat gegenüber der sonstigen Distributions-logistik einige wichtige Besonderheiten.

❙ Der Verbrauch und damit der Umfang der Lagerhaltung lässt sich nur schwer prognostizieren.

❙ Ersatzteile müssen über eine lange Zeit zur Verfügung ge-stellt werden, weit über die Gewährleitungszeit hinaus.

❙ Ersatzteile werden von den Kunden besonders schnell be-nötigt. Es müssen also schnelle Transportmöglichkeiten zur Verfügung gestellt werden.

Durch eine funktionierende Ersatzteilversorgung kann vermieden werden, dass der Kunde bei Folgekäufen den Anbieter wechselt. „Die Ersatzteillogistik stellt damit ein wichtiges Erfolgspotenzial im Rahmen der Marketing- und Vertriebsstrategie sowie Wett-bewerbsdifferenzierung dar“ (Schulte, 2013, S. 507).

Entsorgungslogistik

Bei der Produktion von Gütern, dem Konsum der Güter und bei der Logistik fallen Rückstände an, die entsorgt werden müssen. Dazu gehören z. B.

❙ Produktionsrückstände: nicht mehr verwendbare Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe, alte Maschinen, Ausschuss

Problemstellungen der Distributionslogistik

Ersatzteillogistik

Besonderheiten der Ersatzteillogistik

Zu entsorgende Rück-stände

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111 Grundlagen der Logistik

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❙ Konsumrückstände: ausgediente Produkte und Produkt-rückstände (Rücknahmeverpflichtung von Geräten)

❙ Transferrückstände bei Logistikprozessen: ❙ Transport- und Umverpackungen oder ❙ Retouren (vgl. Schulte, 2013, S. 517).

Ehrmann definiert die logistischen Prozesse im Entsorgungspro-zess wie folgt:

[Die] logistischen Prozesse ... erstrecken sich auf die Planung, Steue-rung, Durchführung und Kontrolle der gesamten Abfallströme mit ihren dazugehörenden Informationen sowie die Gestaltung aller ... relevanten physischen, informatorischen, organisatorischen und psychologischen Prozesse innerhalb und außerhalb des Unternehmens (2014, S. 617).

Entsorgungslogistik grenzt sich von den anderen logistischen Prozessen durch die Art der Objekte (Reststoffe), die Fluss­richtung der Produkte (entgegengesetzt zur Versorgung der Produktion oder der Kunden) sowie die Zielorientierung (neben die primär ökonomische Zielorientierung tritt bei der Entsor-gungslogistik die Orientierung an ökologischen Zielen) (vgl. Schulte, 2013, S. 517).

1.4 Akteure der Logistik

Logistische Leistungen haben einen erheblichen Umfang in der Gesamtwirtschaft angenommen. Nach einer Untersuchung von 2014

ergibt sich, dass der Wirtschaftsbereich Logistik sich in 2014 insgesamt auf rund 235 Mrd. Euro in Deutschland ... beläuft. Davon entfallen ca. 105 Mrd. Euro auf den Transport von Gütern, 54 Mrd. Euro auf Lager- und Umschlagaktivitäten, 58 Mrd. Euro auf Bestände sowie 16 Mrd. Euro auf administrative und Managementaufgaben (Kille, Meißner, 2016, S. 13).

Die Logistikaufgaben werden dabei intern von Industrie und Handel (48%) oder durch externe Dienstleister (52%) er-bracht. „Grundsätzlich werden hierbei mehr Transport- (ca. 71%) als Lagerleistungen (ca. 55%) an externe Dienstleister übertragen“ (Kille, Meißner, 2016, S. 13).

Retourenlogistik als Teil der Entsorgungs-logistik

Definition

Umfang Logistik

Interne und externe Logistikleistungen

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Für die Industrie und den Handel sind die Logistikkosten von besonderer Bedeutung. „In der Industrie liegt dieser Anteil im-merhin bei sieben Prozent. Erwartungsgemäß liegt der Anteil im Handel noch deutlich höher, hier betrug er durchschnittlich knapp 16 Prozent an den Gesamtkosten (BME Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf, und Logistik, 2013).

1.4.1 Industrie und Handel

Industrie

Das Statistische Bundesamt gliedert die gesamte Wirtschaft nach Wirtschaftssektoren. Dabei ist die Land und Forstwirtschaft (Pri-märsektor) mit nur 0,7% der Bruttowertschöpfung der kleinste Sektor. Das produzierende Gewerbe hat noch einen Anteil von 30,3%, die Dienstleistungen haben einen Anteil von 69%. Un-ter den Dienstleistungen ist der größte Bereich der Handel mit 15,5% (Statistisches Bundesamt, 2016, S. 103 ff.).

Die Industrie ist in verschiedene Industriezweige gegliedert. Fol-gende Gliederung wurde von der Nomenclature générale des activités économiques (NACE) der EU aufgestellt: ❚ Montanindustrie / Schwerindustrie ❚ Metallindustrie

• Eisen- und Stahlindustrie• Kleineisenindustrie• Maschinenbau und Ausrüstung• Automobilindustrie / Fahrzeug-

bau• Luft- und Raumfahrtindustrie• Schiffbauindustrie• Elektroindustrie• Büromaschinen• Radio- und Fernsehgeräte• Feinmechanik-, Optik-,

Uhrenindu strie ❚ Chemische Industrie

• Mineralölindustrie• Zementindustrie

• Glasindustrie• Kunststoffindustrie• Papierindustrie• Pharmazeutische Industrie

❚ Recycling; Abfallindustrie ❚ Holz- und Korkartikel ❚ Konsumgüterindustrie / Leichtindustrie

• Lebensmittelindustrie• Tabakindustrie• Textilindustrie, Bekleidungsindus-

trie inkl. Pelz- und Lederwaren• Möbelindustrie• Spielwarenindustrie• Druckindustrie• Computerindustrie

VERORDNUNG (EG) Nr. 1893/2006, ANHANG I NACE REV. 2

Für Deutschland ist die Industrie (das verarbeitende Gewerbe) von sehr großer Bedeutung. Das verarbeitende Gewerbe be-schäftigt (in Betrieben mit 50 und mehr Mitarbeitern) insgesamt

Anteil der Logistik-kosten

Wirtschaftsbereiche

Industrie: Gliederung

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131 Grundlagen der Logistik

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5,35 Mio. Personen (Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, 2016).

Die größten Industriebranchen 2015

Branche Umsatz in Mrd. Euro

Beschäftigte in Tsd.

Kfz-Industrie 405 793

Maschinenbau 224 940

Metallindustrie 186 754

Chemische/Pharmazeutische Industrie 181 422

Ernährungsgewerbe 150 463

Elektroindustrie 159 639

Bauhauptgewerbe 101 763

50325009

5095

5215

5063

4941

5089

52135247

5300

5353

4700

4800

4900

5000

5100

5200

5300

5400

2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015

Beschäftigte im Verarbeitenden Gewerbe, 2005 - 2015 in Tausend

Quelle: Statistisches Bundesamt;Betriebe mit 50 und mehr tätigen Personen

Handel

Neben der Industrie ist der Handel ein weiterer bedeutender Wirtschaftszweig, der erhebliche logistische Leistungen erbringt. „Handel im funktionellen Sinne liegt vor, wenn Marktteilnehmer Güter, die sie in der Regel nicht selbst be- oder verarbeiten (Han-delsware), von anderen Marktteilnehmern beschaffen und an Dritte absetzen“ (Müller-Hagedorn, Toporowski, 2006, S. 5).

Definition

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14 1 Grundlagen der Logistik

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Das Statistische Bundesamt weist für den Wirtschaftszweig „Handel, Verkehr, Gastgewerbe“ eine Bruttowertschöpfung von 404,1 Mrd. € aus, was 15,5% des gesamten Wertschöp-fung in Deutschland darstellt. Für den Handel werden 9,4% der Bruttowertschöpfung angegeben (Statistisches Bundesamt, 2015, S. 324).

Gliederung des Handels

Der Handel kann nach verschiedenen Kriterien gegliedert wer-den. Eine Unterscheidung betrifft das Marktgebiet. Hier wird der Binnenhandel (Handel innerhalb eines Landes (z. B. Deutsch-land). Viele Handelsbetriebe sind auch im Außenhandel und Transithandel tätig. Außenhandel kann nach Import und Export unterschieden werden. Transithandel ist „Lieferung von Waren aus einem Ursprungsland in ein Bestimmungsland über einen Händler (Transithändler, Transitär) in einem dritten Land (Durch-fuhrland)“ (Müller-Hagedorn, Toporowski, 2006, S. 8).

Betriebsformen des Großhandels

Bezeichnung BESCHREIBUNGSpezialgroßhandel ❙ bietet nur eine Warenart an; das Sortiment ist schmal

und tiefSortimentsgroß-handel

❙ bietet mehrere Warenarten an; das Sortiment ist breit und kann tief oder flach sein.

Zustellgroßhandel ❙ verkaufte Waren werden den Kunden mit eigenen Fahr-zeugen oder durch Logistikdienstleister geliefert.

Abholgroßhandel ❙ Waren werden vom Kunden beim Großhändler abgeholt.Crash-and-carry-Großhandel

❙ (Selbstbedienungsgroßhandel), der Kunde sucht sich die gewünschten Waren selbst aus (Selbstbedienung), bezahlt den Kaufpreis bar (cash) und nimmt sie selbst mit (carry); die gebräuchlichste Abkürzung für diese Ver -kaufsform ist C & C.

Regalgroßhandel (Rack Jobber)

❙ dem Großhändler werden vom Einzelhändler Regale zur Verfügung gestellt, z. B. durch Mietvertrag. Diese Rega-le füllt der Großhändler mit seinen Waren, außerdem übernimmt er die Betreuung dieser Regale und trägt das alleinige Absatzrisiko. Der Einzelhändler erhält eine Ver-gütung.

(Stichwort Großhandel | Wikipedia, 2016)

Umfang der Handelstä-tigkeit (Anteile)

Binnen- und Außen-handel

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151 Grundlagen der Logistik

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Betriebsformen des Einzelhandels

KRITERIUM BESCHREIBUNGBranchen ❙ Bekleidung, Lebensmitteln, Möbeln, Kosmetik, Sportarti-

keln, Spielzeug oder Elektronik (Einzelhandel im engeren Sinne)

❙ EH mit Kfz, Tankstellen, und auch Apotheken (Einzelhan-del im weiteren Sinne)

Sortiment ❙ Vollsortimenter führen das volle Sortiment einer Bran-che.

❙ Spezialgeschäfte führen ein spezialisiertes Sortiment ei-ner Branche, in der Regel tiefer sortiert als Fachgeschäf-te.

❙ Discountbetriebe führen in der Regel ein begrenztes Sortiment („Schnelldreher”), vor allem im Lebensmittel-handel.

❙ Concept Stores führen das selektive Sortiment einiger weniger Branchen, häufig in unregelmäßigen Abständen wechselnd.

❙ Waren-/Kaufhäuser führen ein umfangreiches Warenan-gebot aus einer Vielzahl von Warengruppen, Warenhäu-ser immer auch Lebensmittel.

Flächenintensität ❙ Automaten-Verkauf: Warenvertrieb über Automaten, die wenig Fläche (ab 1 m²) beanspruchen. Diese Vertriebs-form wird häufig mit ihrer englischen Entsprechung als „Vending“ bezeichnet.

❙ Shop-Zonen: Laden-Bereiche in Tankstellen, Raststätten oder anderen Orten mit Publikumsverkehr, in denen Wa-ren dem Endverbraucher angeboten werden. Diese Zo-nen sind in der Regel unter 100 m² groß.

❙ Lebensmittel-Bedienungsgeschäft: Auf Lebensmittel in Bedienung spezialisierter Einzelhandelsbetrieb mit we-niger als 200 m² Verkaufsfläche. Zu dieser Kategorie zählt auch der altbekannte „Tante-Emma-Laden“ und der Kiosk.

❙ Lebensmittel SB-Geschäft: Auf Lebensmittel in Selbstbe-dienung spezialisierter Einzelhandelsbetrieb mit weniger als 200 m² Verkaufsfläche.

❙ Lebensmittel SB-Markt: Lebensmittelgeschäft mit 200 m² bis 400 m² Verkaufsfläche.

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16 1 Grundlagen der Logistik

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❙ Supermarkt: Lebensmittelgeschäft in Selbstbedienung mit einer Verkaufsfläche von 400 und < 1.500 m². Neben Frischwaren bietet es umfangreichere Non-Food-Sorti-mente an. SB-Geschäfte und Supermärkte führen 7.000 bis 11.000 Artikel.

❙ Verbrauchermarkt: Auf Selbstbedienung gründendes Einzelhandelsgeschäft mit Verkaufsflächen zwischen 1.500 m² und < 5.000 m², überwiegendem Lebensmit-telangebot und einem Anteil von häufig über 25 % an Non-Food-Artikeln.

Ort ❙ stationärer Handel (in Ladengeschäften) ❙ ambulanter Handel (auf Märkten, durch Haustürgeschäf-

te) ❙ Versandhandel, darunter auch E-Commerce und Te-

le-ShoppingAnzahl Betriebsstät-ten

❙ Einbetriebsunternehmen ❙ Mehrbetriebsunternehmen (Filialunternehmen)

Lage ❙ Galerien, ❙ Ladenpassagen, ❙ Fachmarktzentren, ❙ Multifunktionszentren

(Stichwort Einzelhandel | Wikipedia, 2016)

Der Direktvertrieb stellt eine Sonderform des Warenvertriebs an Verbraucher dar, ohne zum Einzelhandel zu zählen. Dabei werden einige Handelsfunktionen und der Warenvertrieb vom Hersteller übernommen. Innerhalb des Direktvertriebs gibt es eine Vielzahl von Erscheinungsformen, wie E-Commerce, Haus-tür-Vertrieb, Factory-Outlet, Ab-Hof-Verkauf etc.

1.4.2 Dienstleister

Logistische Leistungen werden von unterschiedlichen logisti-schen Anbietern erbracht. Pfohl unterscheidet dabei

1. Transportleistungen2. Umschlag, Lagerung, Verpackung und Kommissionierung3. Beratung, Vermittlung, Organisation und Verkauf von Ver-

kehrsleistungen (Pfohl, 2010, S. 265)

Die Anbieter von Transport-, Lager- und Umschlagsleistungen werden als TUL-Anbieter bezeichnet. Beratung, Vermittlung,

Direktvertrieb

TUL-Anbieter Speditionsdienstleister

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171 Grundlagen der Logistik

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Organisation und Verkauf von Verkehrsleistungen beschreibt die Tätigkeit der Speditionsdienstleister.

Darüber hinaus haben sich eine Anzahl von speziellen Dienst-leistern etabliert, die KEP-Dienste (Kurier- Express- und Paket-dienste) anbieten. Schließlich sind auf dem Verkehrsmarkt auch Unternehmen tätig, die „Systemangebote und komplexe logis-tische Dienstleistungspakete“ (Pfohl, 2010, S. 265) offerieren.

a) TUL-Anbieter

TUL-Anbieter bieten logistische Basisfunktionen, den Transport, die Lagerei und den Umschlag an. „Es handelt sich um logis-tische Einzelleistungen, die unabhängig voneinander erbracht werden. Im Mittelpunkt steht dabei die operative Ausführung der Funktionen“ (Winter, 2013, S. 57).

Transportunternehmen

Unter Transport versteht man „Raumüberbrückung von Gütern mithilfe von Transportmitteln“ (Definition » Transport « | Gabler Wirtschaftslexikon, 2016).

Man unterscheidet den innerbetrieblichen Transport innerhalb eines Werkes oder eines Lagerhauses vom außerbetrieblichen Transport von den Lieferanten zu den Kunden oder zwischen den verschiedenen Werken oder Lagerhäusern eines Unterneh-mens.

Transportleistungen werden von Frachtführern (§ 407 HGB) und Verfrachtern im Seetransport (§ 481 HGB) erbracht. Dabei werden unterschiedliche Verkehrsträger eingesetzt:

❙ Landverkehr

Frachtführer ❙ Eisenbahn ❙ Straßenverkehr ❙ Binnenschifffahrt

❙ Luftverkehr ❙ Seeschifffahrt Verfrachter

Zu den Grundpflichten der Frachtführer gehören der Transport und die Auslieferung der Güter. Zu den Nebenpflichten der Frachtführer gehören

KEP-Dienste Logistische System-dienstleister

Inner- und außerbe-trieblicher Transport

Transportleistungen

Verkehrsträger

Grund- und Neben-pflichten der Fracht-führer

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18 1 Grundlagen der Logistik

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a) Unterzeichnung des Frachtbriefes auf Verlangen des Absen-ders (§ 408 Abs. 2 Satz 2 HGB)

b) Prüfung des Frachtgutes ( § 409 Abs. 3 HGB)c) Betriebssichere Verladung des Gutes ( § 412 Abs. 1 S. 2 HGB)d) Verantwortung für Begleitpapiere ( § 413 Abs. 1 HGB)e) Befolgung von Weisungen (Vgl. §§ 418, 419 HGB)f) Einziehung der Nachnahme (§ 422 HGB).

Umschlagsbetriebe

Umschlagsunternehmen befinden sich häufig in See- und Bin-nenhäfen. Diese Unternehmen Be- oder Entladen die Schiffe und Be- oder Entladen die LKW oder Bahnwaggons für den Vor- und Nachlauf der Güter. Große Umschlagsbetriebe befin-den sich ebenfalls in den Flughäfen.

Der Umschlag im Lkw-Bereich zwischen verschiedenen Fernver-kehrstansporten bzw. zwischen Nah- und Fernverkehrstranspor-ten wird häufig von Speditionsunternehmen im Sammelgutver-kehr als Teil einer logistischen Gesamtleistung angeboten.

Lagerhalter

Die Externe Lagerung wird von Lagerhaltern durchgeführt. „Durch den Lagervertrag wird der Lagerhalter verpflichtet, das Gut zu lagern und aufzubewahren (HGB § 467).

Neben diesen Grundpflichten hat der Lagerhalter noch Neben-pflichten, z. B.

❙ das Gut zu kontrollieren (§ 471 HGB) und ❙ Maßnahmen zum Schutz und zur Erhaltung des Gutes zu

treffen (§ 471 HGB) ❙ Lagerquittungen und Lagerscheine auszustellen (§ 475d

HGB) ❙ das Gut versichern (§ 472 HGB).

Man unterscheidet folgende Lagerarten

❙ Eingangs- (Beschaffungs­) Läger zur Vorratshaltung der Eingangsmaterialien

❙ Zwischenläger zur Bevorratung zwischen verschiedenen Stufen des Fertigungsprozesses

Umschlagslogistik siehe Seite 4

Lagerlogistik siehe Seite 5

Grundpflichten des Lagerhalters

Nebenpflichten

Lagerarten

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191 Grundlagen der Logistik

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❙ Absatzläger zum Ausgleich zeitlicher Unterschiede zwi-schen Produktionsprozessen und Absatzvorgängen (vgl. Schulte, 2013, S. 245).

Bestandteil der Lagerlogistik ist die Kommissionierung des Gu-tes. Dabei werden einzelne Lieferungen aus einem größeren La-gerbestand zusammengestellt. Die Lieferungen sind Bestellung von Kunden oder in der Produktion benötigte Teile.

b) Speditionsdienstleister

Spediteure

Spediteure sind Dienstleister, welche die Verpflichtung überneh-men, die „Versendung des Gutes zu besorgen“ (§ 453 HGB). Sie planen Verkehrsmittel und Verkehrswege und beauftragen andere Spediteure, Frachtführer und Lagerhalter mit der Aus-führung von Transport- Lager- und Speditionsleistungen.

In der Praxis werden Spediteure aber auch

❙ im Selbsteintritt (§ 558 HGB) ❙ als Sammelladungsspediteure (§ 460 HGB) und ❙ als Fixkostenspediteur (§ 459 HGB)

tätig.

Selbsteintritt ist die Durchführung von Transporten durch den Spediteur mit eigenen Fahrzeugen. Sammelladung ist der ge-meinsame Transport mehrerer Sendungen im Hauptlauf zwi-schen zwei Speditionsbetrieben. Abholung und Zustellung im Nahverkehr finden vor und nach dem Sammeltransport statt.

Kurier­, Express­ und Paketdienste (KEP)

In den letzten Jahrzehnten haben sich spezialisierte Speditions-betriebe herausgebildet, die sich mit Kuriersendungen, Express-gutsendungen und Paketsendungen befassen. Es handelst sich um den „Transport von Sendungen mit eher geringem Gewicht, insbesondere die Dokument-und Paketbeförderung, sowie mit sehr kurzen Transportzeiten“ (Krampe et al., 2012, S. 325).

Kurierdienste: Transport von Kleinsendungen (Dokumente, Datenträger, Kleinteile) mit Begleitung und

Definition

Selbsteintritt Sammelladung Fixkostenspedition

Definition

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20 1 Grundlagen der Logistik

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Übergabe der Sendungen in der Transport-kette.

Expresssdienste: geben den Kunden ein auf die Laufzeit be-zogenes Serviceversprechen, welches unter (fast) allen Umständen einzuhalten ist. So werden dem Kunden oftmals garantierte Zustellzeiten in einer großen Region zugesi-chert.

Paketdienste: Transport von Paketen (Einstücksendungen mit geringem Gewicht und Maximalmaßen)3

Der Transport im Rahmen der KEP-Dienste erfolgt in der Regel im Hub­and­Spoke­System. Dabei werden die Sendungen aus den einzelnen Sammelpunkten (Depot) zu einem zentralen Um-schlagsplatz (Hub) transportiert und dort auf die einzelnen De-pots umverteilt und vom Hub an die Depots zurück befördert.

Viele KEP-Dienste sind weltweit tätig. Dabei „verfügen Inte­gratoren normalerweise über eine eigene Luftfahrzeug- und Fahrzeugflotte und übernehmen die gesamte Transportdurch-führung vom Absender bis zum Empfänger“ (FIS Forschungsin-formationssystem, 2014).

c) Logistikdienstleister

Logistikdienstleister sind Unternehmen, deren „Tätigkeits-schwerpunkt in der Erbringung von logistischen Dienstleistun-gen für andere Unternehmen“ liegt (Geiger, 2013, S. 61). Dabei werden die logistischen Basisleistungen (TUL) mit verschiedenen logistischen Zusatzleistungen (Mehrwertleistungen, value-add-ed-services) kombiniert als Leistungspaket angeboten.

Die Allgemeinen Deutschen Spediteurbedingungen (ADSp) un-terscheiden

❚ sonstige üblicherweise zum Speditionsgewerbe gehörende Geschäfte (z. B. Zollabwicklung, Sendungsverfolgung, Um-schlag)

3 Bei DHL z. B. bis 31,5 kg und 120 x 60 x 60 cm

Hub-and-Spoke-System

Integratoren

Ziff. 2.1 ADSp

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211 Grundlagen der Logistik

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❚ speditionsübliche logistische Leistungen, wenn diese mit der Beförderung oder Lagerung von Gütern in Zusammenhang stehen, insbesondere für Tätigkeiten wie Bildung von Lade-einheiten, Kommissionieren, Etikettieren und Verwiegen von Gütern und Retourenabwicklung.

❚ logistische (Zusatz-) Leistungen, die nicht von einem Ver-kehrsvertrag nach Ziffer 2.1 der Allgemeinen Deutschen Spediteurbedingungen (ADSp) ... erfasst werden, jedoch vom Auftragnehmer im wirtschaftlichen Zusammenhang mit einem solchen Vertrag erbracht werden.

❚ Die logistischen Leistungen können Tätigkeiten für den Auf-traggeber oder von ihm benannte Dritte sein, wie z. B. die Auftragsannahme (Call-Center), Warenbehandlung, Waren-prüfung, Warenaufbereitung, länder- und kundenspezifische Warenanpassung, Montage, Reparatur, Qualitätskontrolle, Preisauszeichnung, Regalservice, Installation oder die Inbe-triebnahme von Waren und Gütern oder Tätigkeiten in Be-zug auf die Planung, Realisierung, Steuerung oder Kontrolle des Bestell-, Prozess-, Vertriebs-, Retouren-, Entsorgungs-, Verwertungs- und Informationsmanagements.

Logistikdienstleister werden nach ihrer Angebotsbreite differen-ziert. Dabei werden Einzeldienstleister, die nur „einen ein-zelnen Teilbereich des logistischen Gesamtspektrums“ (Schick, 2009, S. 25) anbieten von Verbunddienstleistern, die Logis-tiknetzwerke betreiben, unterschieden.

Von Logistikdienstleistern werden komplexe und umfassende Dienstleistungsangebote offeriert, die den Einsatz von Subun-ternehmen zur Durchführung einfacherer logistischer Leistun-gen beinhalten.

Geiger unterscheidet Komponenten-, Teilsystem- und System-logistikunternehmen. Komponentendienstleister sind einfach austauschbare Logistikdienstleister, die einzelne Leistungskom-ponenten als standardisierte Produkte anbieten (Frachtführer, Lagerhalter). Spediteure, die Komponentenlogistikunternehmen als Subunternehmer einsetzen und neben der Organisation von Transport- und Lagerleistungen auch logistische Zusatzleistun-

Ziff. 2.2 ADSp

Ziff. 1 Logistik-AGB

Einzel- und Verbund-dienstleister

Komponenten-, Teilsys-tem- und Systemlogis-tikunternehmen

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22 1 Grundlagen der Logistik

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gen erbringen, sind Teilsystemlogistikunternehmen. In vielen Fällen übernehmen Logistikunternehmen ganze Teilbereiche der Logistik, die dann über Teilsystemlogistikunternehmen ausge-führt werden. So könnte ein Unternehmen z. B. die gesamte Be-schaffungslogistik eines Herstellers übernehmen und als System-logistikunternehmen tätig werden (Geiger, 2013b, S. 63–68).

Diese Systemlogistikunternehmen werden als Kontraktlogistik-dienstleister bezeichnet.

Im angloamerikanischen Raum werden die Logistikdienstleister mit den Begriffen „First/Second/Third/Fourth Party Logistics Pro-vider“ bezeichnet (vgl. Intralogistik, 2015).

4PL

3PL

2PL

1PL

Fourth Party Logistics Provider (4PL)Planung und Steuerung der gesamten Sup-ply-Chain ohne eigene AssetsThird Party Logistics Provider (3PL)Kontraktlogistiker, die als Systemdienstleis-ter komplexe Leistungen übernehmenSecond Party Logistics Provider (2PL)Klassische Spediteure, die den TUL-Prozess organisierenFirst Party Logistics Provider (1PL)Unternehmen, die einfache TUL-Leistun-gen anbieten.

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231 Grundlagen der Logistik

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1.5 Ziele und Zielkonflikte in der Logistik

Die Ziele der Logistik sind Leistungs- und Kostenziele. Zwischen den verschiedenen Zielen existieren verschiedene Zielkonflikte, die einer Lösung zugeführt werden müssen.

1.5.1 Logistikziele

Logistik soll einen Beitrag zur Zielerreichung im Unternehmen leisten. Heiserich definiert Logistikziele wie folgt: „Ziel ist es, die logistischen Aufgaben im Unternehmen derart durchzuführen, dass die Unternehmensziele bestmöglich unterstützt werden“ (Heiserich et al., 2010, S. 19). Wesentliche Unternehmenszie-le sind der operative Gewinn und die Steigerung der Wettbe-werbsfähigkeit. Daneben sind auch weitere soziale und ökologi-sche Ziele zu beachten.

Aus diesen übergeordneten Zielen kann für die Logistik das Ziel „Logistikerfolg“ abgeleitet werden, dass sich aus „Logistik­leistung“ und „Logistikkosten“ zusammensetzt (Schulte, 2013, S. 7).

Logistikerfolg(Schulte, 2013, S. 7-10)

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24 1 Grundlagen der Logistik

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Logistikleistungen ❙ Lieferzeit ist die Zeit zwischen Auftragseingang und der

Verfügbarkeit der Ware beim Kunden ❙ Lieferzuverlässigkeit meint die Wahrscheinlichkeit, dass

vereinbarte Liefertermine eingehalten werden. ❙ Flexibilität ist die Fähigkeit auf gewünschte Änderungen

während der Laufzeit des Auftrages einzugehen sowie un-terschiedliche Liefermodalitäten anzubieten.

❙ Lieferqualität beschreibt die Liefergenauigkeit (richtige Art und Menge und der Zustand der Lieferung).

❙ Informationsfähigkeit ist die „Möglichkeit, Kundenanfra-gen vor und nach der Auftragserteilung schnell und genau beantworten zu können“ (Schulte, 2013, S. 9).

Logistikkosten ❙ Systemkosten bezeichnen die Kosten für die Gestaltung,

Planung, Steuerung und Kontrolle des Materialflusses. ❙ Bestandskosten setzen sich den Kapitalbindungs- und Ver-

sicherungskosten des Lagerbestandes und den eigentlichen Lagerkosten zusammen.

❙ Handling­ und Transportkosten bilden die Kosten für die internen und externen Transportkosten und die Kosten für das Bearbeiten der Güter im Zusammenhang mit den Trans-port- und Lagervorgängen ab.

Diese Ziele sind allerdings schwer operationalisierbar. Die Zielgrößen sind schwer messbar. Daher wird in der Praxis „das sog. „magische Viereck der Logistik“ eta-bliert, in dem die folgenden Ziele zusammengefasst sind:

❙ hohe Kapazitätsauslas-tung;

❙ kurze Durchlaufzeiten; ❙ niedrige Bestände und ❙ hohe Termintreue“(Hei-

serich et al., 2010, 20).

Logistikleistungen

Logistikkosten

hoheTermintreue

kurzeDurchlaufzeit

niedrigeBestände

hoheAuslastung

Magisches Ziel­Viereck der Logistik

Magisches Viereck der Logistik

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251 Grundlagen der Logistik

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Die Kapazitätsauslastung der Lager- und Transportkapazitä-ten beeinflusst die Kosten der Logistik für die einzelnen Stücke. Niedrige Kapazitätsauslastung erhöht die Logistikkosten. Eine kurze Durchlaufzeit „erhöht die Lieferbereitschaft sowie die Lieferflexibilität und unterstützt den Kapitalumschlag der Vor-räte“ (Heiserich et al., 2010, S. 20). Niedrige Bestände senken die Bestandskosten des Unternehmens. Schließlich verbessert die hohe Termintreue die Lieferzeit und die Lieferflexibilität.

1.5.2 Zielkonflikte

Die logistischen Ziele aus dem magischen Viereck der Logistik stehen miteinander zum Teil im Zielkonflikt. Heiserich nennt fol-gende Zielkonflikte:

❙ Niedrige Bestände und Durchlaufzeit der Aufträge

❙ Hohe Kapazitätsaus-lastung und niedrige Bestände

❙ Niedrige Bestände und Termintreue (vgl. Heiserich et al., 2010, S. 21-23).

Zielkonflikte können durch eine Priorisierung der Ziele aufgelöst werden. Die Priorisierung wird aus den Unternehmenszielen und den Marktverhältnissen abgeleitet. Mit dem Wandel der Märk-te von Verkäufermärkten auf Käufermärkte ändern sich die Schwerpunkte der Zielsetzungen. Nicht mehr die Kostensen-kung durch hohe Kapazitätsauslastung steht im Vordergrund, sondern die Befriedigung der Kundenansprüche.

Schulte weist darauf hin, dass es notwendig ist, die Entschei-dungen zur Lösung der Konflikte „bereichsübergreifend ge-troffen werden. Hierbei gilt es, jeweils die Auswirkungen auf alle Funktionen zu berücksichtigen“ (Schulte, 2013, S. 16)

Zielkonflikte

(Heiserich et al., 2010, S. 23)

Priorisierung

Bereichsübergreifende Entscheidungen