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Fraternale relative Deprivation scheint Protestorientierung zu fördern. Eine niedrige politscher Systemunterstützung scheint Probanden zu radikalere Protestformen zu bewegen. Zukünftige Forschung sollte den Zusammenhang zwischen der Wahrnehmung von Missständen und dem Vertrauensverlust in gegebene Autoritäten genauer untersuchen. 2x2x5 ANOVA mit den Faktorstufen relative Deprivation (hoch vs. niedrig) und politische Systemunterstützung (hoch vs. niedrig) sowie Messwiederholung auf dem Faktor Protestszenarien (5 Szenarien): 24. Trierer Empra-Kongress Lords of the flies Relative Deprivation und wahrgenommene Illegitimität als Ursache für Radikalisierung Sonja Bör, Hannah M. Brandt, Sofia M. Hohmann, Anna Möller, Anne S. Puers & Philipp V. Reitz Dozent: Simon D. Isemann Literatur: Easton, David (1975). A Re-Assessment of the Concept of Political Support. British Journal of Political Science, 5(4), 435-457. McCauley, C. & Moskalenko, S. (2008). Mechanisms of political radicalization: Pathways toward terrorism. Terrorism and Political Violence, 20(3) 415-433. Runciman, W. G. (1966). Relative deprivation and social jsutice: A study of attitudes to social unequality in twentieth-century England. Berkeley: University of Califorinia Press. Um die psychologischen Prozesse hinter terroristischen Anschlägen nachzuvollziehen, wurden in jüngster Vergangenheit zahlreiche Radikalisierungsansätze erarbeitet. Radikalisierung kann dabei als “increasing extremity of beliefs, feelings, and behaviors in support of intergroup conflict and violence” (McCauley & Moskalenko, 2008, S. 416) verstanden werden. Als möglicher Risikofaktor der Radikalisierung wird dabei die so genannte fraternale relative Deprivation diskutiert, definiert als das Gefühl der Benachteiligung durch Vergleiche der Ingroup mit anderen Gruppen innerhalb einer Gesellschaft (Runciman, 1966). Ein weiterer wichtiger Faktor, der im Rahmen von Radikalisierungsprozessen diskutiert wird, ist die so genannte politische Systemunterstützung eines Individuums. Bei den Unterstützungsobjekten unterscheidet Easton (1975) erstens die politische Gemeinschaft, zweitens das Regime und drittens die politischen Amtsträger. Darauf aufbauend postulieren wir folgende Hypothesen: Sowohl fraternale relative Deprivation als auch eine geringe politische Systemunterstützung stellen entscheidende Bedingungen für den Radikalisierungsprozess dar. Probanden mit hoher - im Vergleich zu niedriger relativer - Deprivation zeigen höhere Bereitschaft, an Protestaktionen teilzunehmen (p < .001, η2 = .31) Gruppenunterschiede verringern sich mit steigender Radikalität der Szenarien (p < .001, η2 = .10) Probanden mit niedriger - im Vergleich zu hoher - politischer System- unterstützung zeigen höhere Bereit- schaft, an Protestaktionen teilzunehmen (p < .001, η2 = .06) Diese Unterschiede steigen mit steigender Radikalität der Szenarien (p = .003, η2 = .02) Stichprobe N=241 weiblich: 204 Studierende: 220 Alter =19,58 Spanne = 17-74 Jahre Einleitung des fiktiven Inselstaates Gosa Wahl eines Stammes über ein Symbol 1. Manipulation Hohe fraternale relative Deprivation einseitige Hafennutzung des anderen Stammes und ungleiche Verteilung des damit verbundenen Reichtums Niedrige fraternale relative Deprivation Kooperation und gerechte Verteilung von Hafen und Reichtum 2. Manipulation Hohe politische Systemunterstützung Regierung: demokratisch und transparent steht für: Freiheit, Toleranz, Gerechtigkeit Niedrige politische Systemunterstützung Regierung: autoritär, intransparent und korrupt steht für: Nationalstolz, Disziplin, Gehorsam AV: Radikalisierung Bewertung von 5 Szenarien (vorgetestet), die sich in ihrer Radikalität unterscheiden (1 = wenig radikal bis 5 = sehr radikal) Einstellung und Intention teilzunehmen Beispiel: Mit anderen Mitgliedern der Palu entscheiden Sie sich dazu, die jährlich von jedem Haushalt beider Gruppen zu zahlende Hafensteuer an die Regierung von jetzt an nicht mehr zu bezahlen, um Ihrem Protest Ausdruck zu verleihen Demografische Daten, Debriefing Methode Ergebnisse Diskussion

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Fraternale relative Deprivation scheint Protestorientierung zu fördern.

Eine niedrige politscher Systemunterstützung scheint Probanden zu radikalere Protestformen zu bewegen.

Zukünftige Forschung sollte den Zusammenhang zwischen der Wahrnehmung von Missständen und dem Vertrauensverlust in gegebene Autoritäten

genauer untersuchen.

2x2x5 ANOVA mit den Faktorstufen relative Deprivation (hoch vs. niedrig) und

politische Systemunterstützung (hoch vs. niedrig) sowie Messwiederholung auf dem

Faktor Protestszenarien (5 Szenarien):

24. Trierer Empra-Kongress

Lords of the flies Relative Deprivation und wahrgenommene Illegitimität als Ursache für Radikalisierung

Sonja Bör, Hannah M. Brandt, Sofia M. Hohmann, Anna Möller, Anne S. Puers & Philipp V. Reitz

Dozent: Simon D. Isemann

D

d

D

Literatur: Easton, David (1975). A Re-Assessment of the Concept of Political Support. British Journal of Political Science, 5(4), 435-457.

McCauley, C. & Moskalenko, S. (2008). Mechanisms of political radicalization: Pathways toward terrorism. Terrorism and Political Violence, 20(3) 415-433.

Runciman, W. G. (1966). Relative deprivation and social jsutice: A study of attitudes to social unequality in twentieth-century England. Berkeley: University of Califorinia Press.

Um die psychologischen Prozesse hinter terroristischen Anschlägen nachzuvollziehen,

wurden in jüngster Vergangenheit zahlreiche Radikalisierungsansätze erarbeitet.

Radikalisierung kann dabei als “increasing extremity of beliefs, feelings, and behaviors in

support of intergroup conflict and violence” (McCauley & Moskalenko, 2008, S. 416)

verstanden werden. Als möglicher Risikofaktor der Radikalisierung wird dabei die so

genannte fraternale relative Deprivation diskutiert, definiert als das Gefühl der

Benachteiligung durch Vergleiche der Ingroup mit anderen Gruppen innerhalb einer

Gesellschaft (Runciman, 1966). Ein weiterer wichtiger Faktor, der im Rahmen von

Radikalisierungsprozessen diskutiert wird, ist die so genannte politische

Systemunterstützung eines Individuums. Bei den Unterstützungsobjekten unterscheidet

Easton (1975) erstens die politische Gemeinschaft, zweitens das Regime und drittens die

politischen Amtsträger. Darauf aufbauend postulieren wir folgende Hypothesen:

Sowohl fraternale relative Deprivation als auch eine geringe politische

Systemunterstützung stellen entscheidende Bedingungen für den Radikalisierungsprozess

dar.

Probanden mit hoher - im Vergleich zu

niedriger relativer - Deprivation zeigen

höhere Bereitschaft, an Protestaktionen

teilzunehmen (p < .001, η2 = .31)

Gruppenunterschiede verringern sich

mit steigender Radikalität der

Szenarien (p < .001, η2 = .10)

Probanden mit niedriger - im Vergleich

zu hoher - politischer System-

unterstützung zeigen höhere Bereit-

schaft, an Protestaktionen teilzunehmen

(p < .001, η2 = .06)

Diese Unterschiede steigen mit

steigender Radikalität der Szenarien

(p = .003, η2 = .02)

Stichprobe

N=241 weiblich: 204

Studierende: 220

𝑀Alter=19,58 Spanne = 17-74 Jahre

Einleitung des fiktiven Inselstaates Gosa

Wahl eines Stammes über ein Symbol

1. Manipulation

Hohe fraternale relative Deprivation

einseitige Hafennutzung des anderen

Stammes und ungleiche Verteilung des

damit verbundenen Reichtums

Niedrige fraternale relative Deprivation

Kooperation und gerechte Verteilung von Hafen und Reichtum

2. Manipulation

Hohe politische Systemunterstützung

Regierung: demokratisch und transparent

steht für: Freiheit, Toleranz, Gerechtigkeit

Niedrige politische Systemunterstützung

Regierung: autoritär, intransparent und

korrupt

steht für: Nationalstolz, Disziplin,

Gehorsam

AV: Radikalisierung

Bewertung von 5 Szenarien (vorgetestet),

die sich in ihrer Radikalität unterscheiden

(1 = wenig radikal bis 5 = sehr radikal)

Einstellung und Intention teilzunehmen

Beispiel:

Mit anderen Mitgliedern der Palu

entscheiden Sie sich dazu, die jährlich von

jedem Haushalt beider Gruppen zu

zahlende Hafensteuer an die Regierung von

jetzt an nicht mehr zu bezahlen, um Ihrem

Protest Ausdruck zu verleihen

Demografische Daten, Debriefing

Methode

Ergebnisse

Diskussion