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Jahrgang 13, Ausgabe 25 Dezember 2018 Aus dem Inhalt: Einladung zur Jahreshauptversammlung 2019 Berichte aus dem Verein NEU: Leserbriefe Termine 2019

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  • Jahrgang 13, Ausgabe 25Dezember 2018

    Aus dem Inhalt:

    • Einladung zur Jahreshauptversammlung 2019• Berichte aus dem Verein• NEU: Leserbriefe• Termine 2019

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    Das Jahresende 2018naht mit raschen Schrit-ten. Es bleibt geradenoch Zeit für einenkurzen Rückblick.Die Panzergrenadier-truppe hatte sich indiesem Jahr im Ein-satz und Einsatzglei-chen Verpflichtung-en zahlreichen Her-ausforderungen zu-

    stellen, die sie trotz der derzeitigenPersonal- und Materiallage mit bravourmeisterte. Die finanziellen, personellenund materiellen Trendwenden beginnenerst langsam zu greifen. Daher ist auch2019 in dieser Hinsicht strategischeGeduld gefragt. Auch für unsereKameradschaft war 2018 ein erfolg-reiches und forderndes Jahr.

    Zu den Geschehnissen in Mellrichstadt

    In bewährter Form sammelten sechs Kame-raden am Allerheiligentag für die Kriegs-gräberfürsorge. Das Sammelergebnis konnteerneut gehalten werden und ergab dieSumme von 730,- Euro, die ohne Abzug derKriegsgräberfürsorge überwiesen wurde.Auch bei der Feier zum Volkstrauertag amEhrenmal Großenberg waren wir wieder mitEhrenposten und Abordnungen vertreten,siehe Bericht Seite 9.Ein Angehöriger unseres Freundeskreises hatuns mit einem Videoclip überrascht, der mitseinem Inhalt eine uns fremde rechteGesinnung offenbarte und auf einhelligeAblehnung stieß (siehe auch RubrikLeserbriefe). Am 09.12. hatten die Pensio-

    näre zu ihrem traditionellen Jahresabschluss-essen eingeladen. Es wurde wieder einerichtige Familienfeier in der Bohlenstube inHendungen. Bei einem köstlichen Gänse-braten, wie bei einem richtigen Familien-treffen, gab es fröhliche Unterhaltung undregen Gedankenaustausch. Diese Form desTreffens sollten die Pensionäre in jedem Fallbeibehalten. Ich halte es für einen wichtigenBaustein des Zusammenhalts unseres Freun-deskreises.

    Zum Schluss noch folgende Hinweise:Bitte geben Sie Änderungen Ihrer Anschriftoder der Bankverbindung rechtzeitig an unsweiter. Es wäre fatal, wenn dieser Kurier Sienicht erreicht, nur weil wir Ihre neueAnschrift nicht kennen. Auch möchte ich aufdie neue Rubrik „Leserbriefe“ hinweisen, diewir neu einführen wollen um unseren Lesernund Mitgliedern die Gelegenheit zu gebenihre Meinung kund zu tun.

    Ein kurzes Wort zu unserer nächsten Jahres-hauptversammlung am 16.03.2019 in derDorfschänke in Stockheim. Die Tagesordnungfinden Sie auf Seite 11.

    Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesenunseres Kuriers, viel Spaß bei unseremKreuzworträtsel und verbleibe mit den bestenWünschen für eine beschauliche und fröhlicheWeihnachtszeit und viel Glück, Gesundheitund Erfolg im neuen Jahr.

    Ihr Vorsitzender

    Gerhard Höhn

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  • Das war das erste, wasmir an diesem Montag-abend im Oktober diesenJahres nach dem Öffneneiner neuen Nachricht inunserer WhatsApp-Gruppe(Info-Gruppe KFG) durchden Kopf ging. Aber an-statt mich, wie gelernt, inDeckung zu schmeißen,

    reagierte auch ich geschockt und zunächstganz schön sprachlos.

    Aber, was war geschehen?Ursprünglich wollte ich heute an Sie verehrteDamen, liebe Vereinsmitglieder und werteKameraden ein Vorwort richten, so, wie esunser langjähriger Vorsitzender, KameradGerhard Höhn, in gewohnter Weise macht,jedoch zwingt mich das folgende zu einerStellungnahme aus gegebenen Anlass.Die eingangs erwähnte, vom Vorstand des KFGins Leben gerufene WhatsApp-Gruppe dient inerster Linie dem Vorstand als ein Sprachrohr,um seine Mitglieder zu erreichen, zu infor-mieren und auf dem Laufenden zu halten.Anders herum natürlich als Mittel zur Kritik,konstruktives Feedback zu geben oder Wis-senswertes zu teilen. Kurz, neben dem Kurieroder auch dem vereinsinternen E-Mail- Ver-kehr, ein äußerst wirksames und obendreinkostenloses Kommunikations- und Führungs-mittel. Ganz so, wie es der Kamerad MarkusBudde in seinem Leserbrief „Der digitaleAckerschnacker“ (auf Seite 26) geschilderthat.Dass das Handhaben eines solchen Mittelsnatürlich auch mit Verhaltensregeln, vomKameraden Markus sehr treffend als Funk-disziplin bezeichnet, verbunden ist, sollteselbstverständlich sein und ist in der letztenAusgabe des Kuriers sogar noch einmal an-gesprochen worden. Nichts desto trotz wurdevon einem der Gruppenteilnehmer an diesemTag ein Video mit einer rechtsradikalenBotschaft in dieser Gruppe versendet. Dazulesen sie bitte auch den Leserbrief unseresKameraden Harald Schilk (auf Seite 25), derneben vielen weiteren Kameraden sofort aufdiese Veröffentlichung reagierte und sichdeutlich davon distanzierte.Sprachlos blieb ich aber zum Glück nur einenkurzen Moment, denn die Reaktionen, die vondiesen und anderen aufgewecktenVereinsmitgliedern unverzüglich folgten,

    zeigten mir mehr als deutlich, dass solchesGedankengut keineswegs in „unserem Vereinherumgeistert“.Das beweist mir in eindrucksvoller Weise, dasswir alle an einem Strang ziehen und demPrimärauftrag unseres Kameradschafts- undFreundeskreises gerecht werden. Mit unseremDokumentationszentrum im ehemaligenStabsgebäude erinnern wir zwar an eine ganzandere Epoche der deutschen Geschichte,jedoch bleibt der Konsens, nämlich Krieg undUnrecht anzumahnen, der gleiche. Auch wenneinige wenige Außenstehende uns immer nochals waffenverrückte Militaristen sehen, hatdieser Vorfall doch klar zum Ausdruck ge-bracht, dass dem nicht so ist, weil es ebenMitglieder gibt, die aufmerksam sind und einersolchen Entwicklung, gleich wann und wie,niemals zulassen werden, weil sie sich ent-schieden dagegenstellen.Abschließend darauf angesprochen, entpupptesich der Vorfall als ein unglückliches Versehenund der Kamerad, der diesen auslöste, konnteden Vorstand glaubhaft versichern, dass erdiesen Videoclip statt zu löschen, ungewollt inunsere Gruppe weiterleitete. Von Botschaftenwie dieser distanziert er sich ebenso wie wirund sei ebenfalls nur Empfänger gewesen.Letztendlich aber ist aus diesem Grund in derneusten Ausgabe des Kuriers erstmalig dieRubrik „Was ich schon immer sagenwollte“ zu finden und das war es auch,worauf ich ursprünglich in diesem Artikelhinweisen wollte. Unser Kurier ist somit alsoein Stück umfangreicher geworden und esliegt in meiner und des gesamten VorstandesHoffnung, dass davon auch reger Gebrauchgemacht werden wird. Denn jetzt ist es jedemunserer Mitglieder möglich, sich aktiv in dasVereinsleben mit einzubringen. Sei es umeinfach nur auf interessante Entwicklungendes aktuellen Tages-geschehens hinzuweisenoder auch Anregungen zu geben, was inunserem Kameraden- und Freundeskreisbesser laufen könnte. Ich jedenfalls freue michauf fesselnde Diskussionen, wertvolle Ideenund berechtigte Anstöße, wie z.B. die Aussageim Leserbrief des Kameraden Lutz Nüdling (aufSeite 27): „Soldaten gedenken IhrerGefallenen, … und mahnen an…“ und binüberzeugt, dass diese Möglichkeit sichauszutauschen, den Kurier ein gutes Stücklesenswerter machen wird.

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    So, eigentlich ist es ja gar nicht üblich undvom Leser auch gar nicht gewollt, dassLeserbriefe vom Vorstand kommentiertwerden, vielmehr sind sie eher Plattform umMeinungen vorzubringen und MeinungenAnderer zu kommentieren aber ich denke, dadie Rubrik jetzt neu im Kurier ist und auch inZukunft immer mit erscheinen soll, dassgetrost auch in dieser Form darauf hinge-wiesen werden darf.

    Bleibt mir nur noch, beim Lesen und vor allenDingen beim Verfassen dieser, viel Spaß,Engagement und Herzblut zu wünschen undverbleibe als Ihr stellvertretender Vereinsvor-sitzender und Feuerwerker mit eben derenSchlachtruf, der auch auf uns übertragbarwäre:

    Bei strenger Pflicht, getreu und schlicht!

    Ihr Kai Sell

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    Termine KFG e.V. im Kalenderjahr 2019

    Freitag, 22.03.2019, 18:00 UhrGRÜNER SCHLUCK im Dokumentationszentrum

    Samstag, 18.05.2019, 10:00 Uhr bis 20:00 UhrMuseumsfest im Dokumentationszentrum

    Samstag, 16.03.2019, 18:00 UhrJahreshauptversammlung in Stockheim, Dorfschänke

    Samstag, 09.03.2019, 10:00 Uhr bis 17:00 UhrArbeitseinsatz im Dokumentationszentrum

    Samstag, 30.06.2019, 10:00 Uhr bis 20:00 UhrBeteiligung am Stadtfest in Mellrichstadt

    Mitgliedsanträge unter

  • Sehr konzentrierte, fast fiebrige Aktivitätenhatte der „Kameradschafts- und Freundes-kreis der Garnison Mellrichstadt“ (KFG) inden letzten Augustwochen an den Tag gelegt.Die Mannen um den Vorsitzenden Gerd Höhnerwarteten hohen Besuch im Hainberg-Arealund im dortigen „Dokumentationszentrumeine Grenzgarnison im Kalten Krieg“. BayernsInnenminister Joachim Herrmann nämlichhatte sein Kommen für den vergangenenFreitag angesagt. Die KFG-Männer wolltendarum für den Empfang alles tipptopp vor-bereitet haben.Primärer Zweck seines Besuchs war aller-dings die Teilnahme des Ministers am soge-nannten „Blaulicht-Gespräch“ beim Mellrich-städter THW, das MdL Steffen Vogel orga-nisiert hatte.Doch bevor sich der Minister mit zahlreichenVertretern der „Blaulicht-Organisationen“ ausunserem Landkreis traf, stattete er einenBesuch im Hainberg-Areal und beim Doku-Zentrum des KFG ab. Das hatte einen ein-leuchtenden Hintergrund: Der Minister hatte1975 in der einstigen Hainberg-Kaserne inder Ausbildungskompanie 2/12 seine Grund-ausbildung als Soldat erhalten. Die Organi-satoren vom KFG gingen davon aus, dass derMinister darum ein Interesse haben könntezu sehen, was aus der Kaserne von damalsgeworden ist – zu Recht, wie Herrmanndeutlich erkennen ließ.

    Fast auf die Minute pünktlich war Herrmannmit seinen Begleitern durch das Haupttorgefahren. Zu seinem Empfang hatten sich

    zahlreiche prominente Bürger neben demGebäude des Doku-Zentrums versammelt,unter ihnen der Bayerische Landtags-präsident a. D. Johann Böhm, MdL SteffenVogel, die stellvertretenden Landräte JosefDemar und Peter Suckfüll und die Kandidatinfür den Bayerischen Landtag Juliane Demar.Gerd Höhn hieß den Minister herzlichwillkommen, stellte mit knappen Worten denKFG als ehrenamtlichen Träger des Doku-Zentrums vor und ging kurz ein auf denWandel in dem ehemaligen Kasernengeländeseit der Auflösung der Garnison im Jahr2006.Was sich im Laufe der Zeit im Hainberg-Arealangesiedelt hat, erläuterte MellrichstadtsBürgermeister Eberhard Streit während derBus-Rundfahrt durch das Gelände dann mitgrößerer Ausführlichkeit. Ein neues Gewerbe-gebiet sei hier nach und nach entstanden,fasste Streit seine Erläuterungen zusammen.Minister Herrmann ließ sein Interesseerkennen an den baulichen Veränderungen,die besonders auch in Total-Abrissen oderLeerständen noch erhaltener Unterkunftsge-bäude bestehen. Bei dem Bau, in dem ereinst als Rekrut untergebracht war, erwarteteden Minister eine Überraschung: Denn in denBus stieg Stabsfeldwebel a. D. Alfred Dietrichzu, der damals noch Hauptfeldwebel und derKompaniefeldwebel auch von JoachimHerrmann gewesen war. Es war ein freu-diges, überraschtes Wiedersehen, auch wennbeide Männer sich in der Zeit von damalsnatürlich verändert hatten.

    Bei dem Gebäude, in dem er einst als Rekrut seine Grundausbildung erfahren hatte, stieg Alfred Dietrich zu.

    Der KFG-Vorsitzende Gerd Höhn begrüßt Minister Herrmann neben dem Doku-Zentrum

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  • Da wurden bei dem Minister Erinnerungenwach an Apelle, an Waffendrill, anFormalausbildung und den Dienst-Alltag, anden damaligen Kompaniechef und natürlichauch an den „Spieß“ Dietrich. Die Umstellungdes frisch gebackenen Abiturienten auf denDienst als Soldat sei schon beträchtlichgewesen, erinnerte sich Herrmann. Aber dieAusbildung sei nicht unmenschlich gewesen,und die Ausbilder auch nicht unerträglich.„Ich hatte nette Kameraden auf der Stube“,sagte er, bevor er zum Fahnenjunker-lehrgang nach Hammelburg versetzt wordenwar.Herrmann hatte sogar ein Foto aus seinerDienstzeit mitgebracht, das ihn im Kreisseiner Gruppenkameraden zeigt und das erbereitwillig präsentierte. Über seine Dienst-zeit und über Wehrübungen habe er denDienstgrad eines Oberstleutnants erlangt.Damit sei er auch heute noch der Bundes-wehr treu.

    Er fand es „großartig, was der KFG in seinemDoku-Zentrum an Tradition wachhält“, und erlobte nachdrücklich das Engagement deraktiven und ehemaligen Soldaten diesesVereins. Nach dem kurzen Erinnerungs-austausch setzte Siegbert Diemer vom KFG-Vorstand die Führung und die Fahrt über dieRingstraße mit weiteren Erläuterungen zudamals und heute fort. Sie endete beimehemaligen Kommandeursgebäude, in demdas Doku-Zentrum untergebracht ist.Den Vertretern des KFG wäre es natürlich amliebsten gewesen, wenn sie ihren Gast durch

    das ganze Gebäude hätten führen können.Wegen der extrem beschränkten Zeit gingdas natürlich nicht. Einen gewissen Ersatzmusste die Dokumentationsmappe leisten,die Gerd Höhn für den Gast vorbereitet hatte,welche Auskunft über den KFG und dasDoku-Zentrum gibt. So blieb es bei einemGang zum Kasernenmodell und durch einigewenige Ausstellungsräume, damit auch nochZeit für den Eintrag in das Goldene Buch desKFG und die Übergabe von Gastgeschenkenfür Herrmann blieb. Besonders die Chronikdes PzGrenBtl 352 hatte es dem Ministerangetan, er fing sofort an darin zu blättern.Doch auch den Erinnerungskrug des KFG undeinen Agenten-Roman über einen Terror-anschlag auf das Münchner Oktoberfestnahm Herrmann gern entgegen. In demvoluminösen Roman wird das damaligeMellrichstädter Bataillon 352 mehrfach undpositiv erwähnt. Für sein Drängen, pünktlichbei den wartenden Vertretern der Blaulicht-Organisationen vorzufahren, hatte jedermannVerständnis. Auch wenn der Einblick in dasDoku-Zentrum und die ehemalige Kasernenur flüchtig waren, soviel Scharfblick hatteder Minister, um würdigen zu können, washier in Mellrichstadt Enormes geleistetworden ist.

    Anhand des Kasernenmodells im Doku-Zentrum erläuterte der KFG-Vorsitzende Gerd Höhn dem Besucher Innenminister

    Joachim Herrmann, wie die Hainbergkaserne einst ausgesehen hatte und was sich seither alles geändert hat. Die Personen von rechts nach links: Minister Herrmann, MdL Steffen

    Vogel, Gerd Höhn, Juliane Demar (Land-tagskandidatin – verdeckt), Jürgen Martin (CSU-Vorsitzender Bad Königshofen, Ulrich

    Bucher (ASP-Landesvorstand, teilweise verdeckt); ganz links der stellvertretende

    Landrat Peter Suckfüll .

    Innenminister Hermann als Soldat in der Ausbildungskompanie 2/12 (roter Kreis)

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  • Wieder einmal erlebte das Hainberg-Areal beiMellrichstadt einen besonderen Aktionstag,ganz in der Nähe des einstigen Kasernen-Haupttors, genauer: beim Dokumentations-zentrum „Eine Grenzgarnison im KaltenKrieg“. Dort wurde nämlich am 04. August2018 ein Panzerfahrzeug unmittelbar nebendem einstigen Kommandeursgebäude, dasjetzt das Doku-Zentrum beherbergt, aufge-stellt. Dieser Panzer, ein Schützenpanzer„Marder 1 A3“ ist kein Neuerwerb diesesbesonderen Militärmuseums bei Mellrichstadt,sondern stand zusammen mit zwei weiterengepanzerten Fahrzeugen schon einige Zeit aufdem Vorfeld beim Stabsgebäude. Doch dortmusste der „Marder“ Platz machen für einviertes Panzerfahrzeug.War die Frage also: Wohin mit dem „Marder“?Sicher war es keine schlechte Idee, diesendirekt neben das Museumsgebäude zurücken. Denn wer jetzt vom Wiesentalgrabendurch das Haupttor ins Hainberg-Arealhineinfährt, dem fällt dieses spektakuläreFahrzeug sofort ins Auge.

    Die Ortsverlagerung war von einer freund-lichen Firma aus Mellrichstadts Umgebungunentgeltlich mit schwerem Maschineneinsatzausgeführt worden. Der Firmenleitung undden beiden Fahrern hatten der Vorsitzendedes Kameradschafts- und Freundeskreises der

    Garnison Mellrichstadt Gerd Höhn und seinebeiden Stellvertreter Markus Budde und KaiSell herzlichen Dank gesagt. Der KFG ist derTrägerverein des Doku-Zentrums.Früher als erwartet, aber hochwillkommen,war die Ankunft des vierten gepanzertenFahrzeugs am 11.08.2018 beim Doku-mentations-Zentrum „Eine Grenzgarnison imKalten Krieg“ in Mellrichstadts ehemaligerKaserne. Dort hat nun mit dem Mann-schaftstransportwagen „M 113“ ein weiteresspektakuläres Exponat dieses besonderenMuseums in der Nähe des Haupttors seinenPlatz, zusammen mit dem „Schützenpanzerkurz Hotchkiss“ und dem „Schützenpanzerlang HS 30“. Wie jüngst berichtet, hatte derursprünglich dort abgestellte Schützenpanzer„Marder“ Platz gemacht und war direkt nebendas ehemalige Kommandeursgebäude, dasjetzige Doku-Zentrum, verlegt worden. Allevier Panzer waren einst im Dienst derBundeswehr gestanden, und damit war auchdas Panzergrenadierbataillon 352 in Mellrich-stadt einstiger Kaserne ausgerüstet gewesen.Wie schon beim Verlegen des „Marders“ am04. August im Hainberg-Areal hatte auchdiesmal die Firma Streck-Eisenmann ausMellrichstadt tatkräftig und unentgeltlichgeholfen. Ohne den Einsatz des Tiefladers derFirma wäre der Transport des MTW M 113 vonseinem bisherigen Standort in der Rhön-Kaserne von Wildflecken nicht möglichgewesen. Heikel war nicht nur das Aufladendort, sondern auch das Abladen hier imHainberg-Areal. Mit Hilfe eines Radladers undBaggers der Firma aber gelang es, ohneUnfälle oder Komplikationen das rund neunTonnen schwere Gefährt vom Tieflader zuziehen und in die Lücke neben den beidenanderen Panzern zu schleppen. JuniorchefJochen Schumm und dessen Mitarbeiter LouisRoßdeutsch von Streck-Eisenmann bewiesendabei einen meisterhaften Umgang mit demschweren Gerät, das normalerweise für denTiefbau eingesetzt wird. Assistiert wurden sievon Julian Dytrt, der schon vor einer Wochemit dem Radlader dabei gewesen war undnun wieder kräftig mit hinlangte, als es umdie sichere Verzurrung des MTW auf demTieflader ging.

    Wie alle „entmilitarisierte“ Panzerfahrzeugedes Doku-Zentrums ist auch der „Marder“längst nicht mehr fahrtauglich. Er musstedarum von zwei schweren Baustellen-fahrzeugen bei seiner Ortsverlagerung bug-siert werden.

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  • Auch für den M 113 wurde eine Info-Tafelaufgestellt, aus der u. a. hervorgeht, dassdieser leicht gepanzerte Mannschaftstrans-porter bis zu 13 Soldaten aufnehmen konnte,eine Spitzengeschwindigkeit von 60 km/herreichte und 360 l Treibstoff in seinem Tankfasste. Dieser Tank war übrigens bei demMuseums-Exemplar bewusst durchlöchertworden, auch waren sonstige „entmilitari-sierende“ Maßnahmen ergriffen worden,damit das Gefährt nicht einsetzbar ist. Daswar auch die Voraussetzung dafür, dass esder KFG als der Trägerverein des Doku-Zentrums kaufen durfte. Bei der Abwicklungder unvermeidlichen Bürokratie mit denentsprechenden militärischen Behörden hattesich Kai Sell sehr ins Zeug gelegt und damitden Erwerb möglich gemacht. Sell ist einerder beiden stellvertretenden Vorsitzenden des„Kameradschafts- und Freundeskreises derGarnison Mellrichstadt“, der das Doku-Zentrum eingerichtet hat und seither hin-gebungsvoll pflegt und ausbaut.

    Arbeiten beendet waren, trafen sich alleBeteiligte im Bierstüble des Doku-Zentrumszu einer Brotzeit. In einer kurzen Ansprachewürdigte der Vorsitzende des KFG Gerd Höhndie Aktion und zeigte sich froh, dassVerlagerungen und Transport der Panzerreibungslos und ohne Unfälle abgelaufenwaren. Der KFG hätte sich den Erwerb des M113 finanziell nicht leisten können, hob Höhnhervor, wenn nicht Karl-Hermann Reich, dergroße Freund und Sponsor des Doku-

    Zentrums, nicht in seine Privattaschegegriffen und die 3.000 € gespendet hätte,die die Bundeswehr dafür haben wollte. Ihmgehörte darum der ganz besonders großeDank von Gerd Höhn und seinen Freunden.Gleichen großen Dank sprach Höhn auchJochen Schumm und dessen Mitarbeitern vonStreck-Eisenmann für ihre praktische Hilfeaus, die ja ebenfalls Geldes wert und über-haupt unverzichtbar war. Höhn vergaßnatürlich nicht den Dank für seineKameraden, die sich auch bei den beidenjüngsten Aktionen und wie immer mit ihremHerzblut für ihren KFG und das Doku-Zentrumeingesetzt hatten.

    Sie hatten den MannschaftstransportwagenM 113 in Wildfleckens Rhön-Kaserne aufden Tieflader der Firma Streck-Eisenmannaufgeladen und später nach Mellrichstadtins Hainberg-Areal gebracht: (v. l.) LouisRoßdeutsch, Julian Dytrt (oben), beide vonStreck-Eisenmann; Rainer Leeb, PhilippLeeb und KFG-Vorsitzender Gerd Höhn

    Der „Marder“ auf seinem neuen und vor-aussichtlich endgültigen Platz direkt beimehemaligen Kommandeursgebäude; imHintergrund die anderen drei gepanzertenFahrzeuge, einschließlich des neu aufge-stellten MTW M113

    Mit Akribie zieht Jochen Schumm, Junior-chef der Fa. Streck-Eisenmann, dem M113vom Tieflader. Philipp Leeb steht achtsamdabei, um gegebenenfalls das Fahrzeug zustoppen.

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    Volkstrauertag 2018Von Fred Rautenberg

    Am Kriegerdenkmal am Großenberg hattensich am vergangenen Samstag wieder vieleBürger, Vertreter der der Stadt, der Bundes-wehr, der Feuerwehr, der Stadtkapelle undder Vereine eingefunden, um an der jährlichenGedenkfeier zum Volkstrauertag teilzunehmenund sich dessen zu erinnern, was im ver-gangenen Jahrhundert und bis in die Gegen-wart hinein an Kriegen und Schrecklichem inder ganzen Welt geschah und geschieht.

    Mellrichstadts Bürgermeister Eberhard Streithielt die Gedenkansprache. Besonders der jün-geren Generation das Grauen der Ver-gangenheit anschaulich zu machen war ihmein Anliegen. Geschätzte achtzig MillionenMenschenleben hätten allein die beiden Welt-kriege gekostet, ungefähr so viele, wieDeutschland Menschen hat. Auf unser Landübertragen würde das bedeuten, dassDeutschland eine entvölkerte Totenrepublikwäre. Mit einem bei Stalingrad gefallenenSoldaten gab Streit beispielhaft all den vielenanderen Toten ein Gesicht, verdeutlichte, dassKriege schon vom Ansatz her unmoralischsind. Streit warnte: „Was sich wiederholt, sindmenschliche Verhaltensweisen, im Guten wieim Bösen.“ Und er hoffte, dass „wir alle ausden Geschehnissen und Verhaltensmusternvon einst die Notwendigkeit erkennen, heutemit größtmöglichem Einsatz die verhängnis-vollen Mechanismen der Vergangenheit zuvermeiden.“ Junge Menschen würden damit ineine Verantwortungsgemeinschaft treten.Nicht Rache, sondern das friedliche Zusam-menleben der Völker, so wie es in Europagelungen ist, biete den Ausweg, gegen den

    Kult des Terrors, gegen Ideologien einerunfehlbaren Weltanschauung oder Religionoder gegen nationalistisches Denken. Die imKrieg Gefallenen müssten uns vermitteln: Niewieder Krieg!

    Die Gedenkfeier hatte mit der Nationalhymnebegonnen, gespielt von der Stadtkapelle. DerSängerverein gestaltete sie mit zwei Lied-beiträgen, Streit und Oberstleutnant a.D. GerdHöhn legten Kränze am Gedenkstein auch imNamen des VdK nieder. Dort und auch amGedenkstein für die einst in Mellrichstadt imDienst ums Leben gekommenen Soldatenhielten uniformierte Vertreter der Bundeswehrmit Fackeln die Ehrenwache. Höhn verlasdanach das Totengedenken des Bundes-präsidenten Frank-Walter Steinmeier. PfarrerAndreas Werner und die PfarrgemeinderätinHeike Pfeiffer gaben der Gedenkfeier denökumenisch-religiösen Akzent. Gedenken unddie Bitte um Vergebung gehörten auch zurchristlichen Überzeugung, sagte Werner, soetwa für das, was den jüdischen Mitbürgerneinst angetan worden war. Die Hoffnung aufein ewiges Reich des Friedens kommt in derOffenbarung des Johannes zum Ausdruck, ausder Pfeiffer die Vision des neuen Jerusalemsvorlas. An die Fürbitten für alle in ElendLebenden und Opfer von Gewaltherrschaftenschloss sich das gemeinsam gebeteteVaterunser an. Mit dem Lied „Ich hatt‘ einenKameraden“ klang die Feier aus.

    Soldaten aus dem „Kameradschafts- und Freun-deskreis der Garnison Mellrichstadt“ hielten am Großenberg an den beiden Gedenkstätten für

    die Toten der Weltkriege und die im Dienst ver-storbenen Bundeswehrsoldaten die Ehrenwache.

    Obertleutnant a. D. Gerd Höhn verliest unter begleitendem Trommelwirbel nach der Anspra-che von Mellrichstadts Bürgermeister Eberhard Streit das Totengedenken des Bundespräsiden-

    ten Frank-Walter Steinmeier. Den religiösen Akzent gaben Pfarrer Andreas Werner und die Pfarrgemeinderätin Heike Pfeiffer der Gedenk-

    feier zum Volkstrauertag.

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    Wie in den Jahren zuvor haben Mitglieder des KFG e.V. für die Erhaltung der Kriegsgräber-stätten gesammelt.Ein Dank gilt allen Spendern mit deren Unterstützung der stolze Betrag von

    730,00 Euro dem Volksbund Deutsche Kriegsgräber e.V. übergeben werden konnte.

    Die Mitglieder des KFG e.V. sammelten am Friedhof in

    Mellrichstadt.

    Auf dem Foto von links: Vorsitzender Gerhard Höhn, Stv.

    Vorsitzender Kai Sell, Wilfried Kahle, Karl Naumann, Albert Wüchner, Stv. Vorsitzender

    Markus Budde, Ingo Werner und Lukas Amberg.

    Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V.Eine Kurzdarstellung

    Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfür-sorge e. V. ist eine humanitäre Organisation.Er widmet sich im Auftrag der Bundes-regierung der Aufgabe, die Gräber derdeutschen Kriegstoten im Ausland zu er-fassen, zu erhalten und zu pflegen. DerVolksbund betreut Angehörige in Fragen derKriegsgräberfürsorge, er berät öffentlicheund private Stellen, er unterstützt dieinternationale Zusammenarbeit auf demGebiet der Kriegsgräberfürsorge und fördertdie Begegnung junger Menschen an denRuhestätten der Toten.Heute hat der Volksbund über 310 000 aktiveFörderer sowie über eine Million Gelegen-heitsspender und Interessierte. Mit ihrenBeiträgen und Spenden, mit Einnahmen ausErbschaften und Vermächtnissen sowie denErträgen aus der jährlichen Haus- undStraßensammlung finanziert der Volksbundzu etwa 70 Prozent seine Arbeit. Den Restdecken öffentliche Mittel des Bundes und derLänder.Volksbund - eine frühe BürgerinitiativeGegründet wurde die gemeinnützige Organi-sation am 16. Dezember 1919 - aus der Notheraus. Die noch junge Reichsregierung war

    weder politisch noch wirtschaftlich in derLage, sich um die Gräber der Gefallenen zukümmern. Diese Aufgabe übernahm derVolksbund, der sich als eine vom ganzen Volkgetragene Bürgerinitiative verstand. BisAnfang der dreißiger Jahre baute derVolksbund zahlreiche Kriegsgräberstättenaus. Ab 1933 unterwarf sich die Führung desVolksbundes aus eigenem Antrieb der Gleich-schaltungspolitik der NS-Regierung. Die Er-richtung von Soldatenfriedhöfen des ZweitenWeltkrieges übernahm der Gräberdienst derWehrmacht.Ab 1946 legte der Volksbund in kurzer Zeitüber 400 Kriegsgräberstätten in Deutschlandan. Die Bundesregierung beauftragte 1954den Volksbund, die deutschen Soldatengräberim Ausland zu suchen, zu sichern und zupflegen.

  • Gemäß § 8 der KFG e.V. Satzung beruft der KFG-Vorstand die Mitgliederversammlung für das Jahr 2019 ein. Teilnahme- und Wahlberechtigt ist jedes KFG-Mitglied.

    Termin:

    Samstag,16.03.2019 ab 18:00 Uhr

    Ort:

    Grasbergstraße 297640 Stockheim, Dorfschänke

    Tagesordnung:

    1. Eröffnung und Begrüßung durch den Vorsitzenden2. Wahl der Versammlungsleitung3. Wahl der Protokollführer4. Ehrungen5. Bericht des Vorsitzenden6. PAUSE7. Bericht des Kassenwartes8. Bericht der Kassenprüfer9. Aussprache über die Berichte10.Entlastung des Vorstandes für das Geschäftsjahr 201811.Anträge der Mitglieder12.Verschiedenes

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    Die Vorstandschaft lädt alle Mitglieder recht herzlich zu dieser Mitgliederversammlung ein und wünscht sich eine rege Beteiligung. Für Speisen und Getränke wird gesorgt.

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    Die Bundeswehr ist seit fünf Jahren inMali. Friedlicher ist es dort nicht ge-worden. Im Gegenteil. Doch in Deutsch-land interessiert das kaum jemanden.Den Soldaten im Einsatz macht das zuschaffen.

    Der Bravo-Zug marschiert über fremdes Land.Roter Sand setzt sich an den Stiefeln derSoldaten fest, er kriecht unter ihre Splitter-schutzwesten und knirscht zwischen ihrenZähnen.Die Männer - sie kommen aus dem Jäger-bataillon 291 in Illkirch - nennen denNovember hier "Wonnemonat". Es sind nur 38Grad im Schatten, nicht 45.Die Soldaten sehen Dinge, die sie ausDeutschland nicht kennen. Auf dem Markthieven Einheimische Kühe auf Pritschen. Siezurren die Tiere mit Tauen für den Transportfest. Die Widerspenstigen unter ihnen packensie bei den Hörnern, drehen und reißen solange an ihnen herum, bis sie in Seitenlageauf die Pritsche krachen. Jeden Moment, soscheint es, müssten die mageren Hälse derTiere brechen, mit einem stumpfen, erlösen-den "Knack".

    Der Bravo-Zug marschiert weiter, vorbei anbarfüßigen Kindern, die nach Wasser fragen,vorbei an Zelten und Lehmhütten. An einerder seltenen befestigten Straßen bleiben dieSoldaten stehen: Wabaria, ein Dorf imNordosten Malis rund 4000 Kilometer vonDeutschland entfernt. Nicht einmal bei GoogleMaps ist der Ort verzeichnet. Was macht dieBundeswehr hier?Seit 2013 beteiligt sich Deutschland am inter-nationalen Einsatz "Minusma". Das Kürzelsteht für "Mehrdimensionale integrierte Stabi-lisierungsmission der Vereinten Nationen inMali". 2013 waren nur etwas mehr als 100deutsche Soldaten dabei, mittlerweile lässtdas Mandat mehr als 1000 Männer und Frauenzu. Mali ist damit der zweitgrößte Einsatz derBundeswehr im Ausland. Er ist nach Afgha-nistan auch der gefährlichste.In der deutschen Öffentlichkeit wird trotzdemnicht viel darüber gesprochen. Die Sahelzonein Westafrika ist weit weg. Selbst die Bundes-wehrsoldaten vor Ort spüren immer wieder,dass es nicht viele Parallelen zwischen derdeutschen und der malischen Lebens-wirklichkeit gibt.

    Probleme mit den DeutschenDer Bravo-Zug teilt sich auf: Einige derMänner bringen sich auf der befestigtenStraße in Stellung - das G36-Sturmgewehr vorder Brust. Andere betreten einen Hinterhof,sie haben eine Audienz bei Salihu, demBerater des Dorfältesten. "Gesprächsauf-klärung" heißt das bei der Bundeswehr.

    Ein Teil des Bravo-Zugs verschafft sich einen Überblick über das Gelände.

    "Zuhause interessiert es doch keinen richtig, was hier eigentlich los ist."

    Gruppenführer Ali (m.) im Gespräch mit dem Berater des

    Dorfältesten (l.).Fortsetzungnächste Seite

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    Die Hauptaufgabe der Deutschen in Mali ist es,Informationen zu sammeln. Diese dieneneinem besseren Lagebild der Blauhelmsol-daten im Land und ihrer Sicherheit. VomStützpunkt der Deutschen im nahen Gao,"Camp Castor", steigen Drohnen auf. Undtäglich rücken Patrouillen aus, so wie die desBravo-Zugs.Der Gruppenführer, ein Deutschtürke, denseine Kameraden "Ali Baba" nennen, beginntdas Gespräch mit Salihu: "Hatten Sie im Dorfschon Probleme mit uns Deutschen?", fragt er.Salihu soll schnell Vertrauen zu den Fremdenmit den Gewehren schöpfen. Es funktioniert.Der elegante Mann mit dem leuchtend grünenTurban nestelt an seinem Autoschlüsselherum, doch seine Antwort kommt einem Jamit Ausrufezeichen gleich. Vor dem Bravo-Zugseien schon andere Deutsche in Wabariagewesen, erzählt er. Die Besucher hätten ihregepanzerten Wagen ausgerechnet auf demDorffriedhof geparkt. "Unsere Leute warendarüber nicht glücklich." Gepanzerte Wagender Bundeswehr rollen über einen Friedhof inMali?Der Gruppenführer entschuldigt sich, erverurteilt den Vorfall als respektlos und ver-sichert, dass Deutsche so etwas nie mit Ab-sicht tun würden. Ali hat damit wohl recht.Trotzdem will keiner so recht ausschließen,dass es nicht schon mehr Vorfälle wie diesengegeben hat. Friedhöfe in Mali sehen nun malanders aus: Keine Grabsteine, keine Zäuneoder Blumenbeete. Die Soldaten vom Bravo-Zug beschreiben sie als "platte Flächen", dievor allem bei Nacht kaum zu erkennen seien.Was tun? Ali und der Berater des Dorfältesteneinigen sich darauf, den Friedhof deutlichsichtbar zu markieren. Anders geht es wohlkaum: Heeres-Soldaten wie die Männer vomZug Bravo bleiben derzeit normalerweisesechs Monate im Land. Bei den vielenKontingentwechseln besteht die Gefahr, dassInformationen wie die genaue Position einesFriedhofs in Aktenbergen untergehen.

    Mit Gaddafis Sturz kamen noch mehrWaffen nach MaliEin weiterer Grund dafür, dass es inDeutschland praktisch keine Debatte über denEinsatz in Mali gibt: Der Konflikt, der ihm zuGrunde liegt, ist unendlich kompliziert. SeitJahrzehnten herrschen in Mali Spannungenzwischen der teils nomadisch lebendenBevölkerung im Norden und der überwiegendsesshaften Bevölkerung, die sich im Süden

    konzentriert. Dort ballt sich auch die politischeMacht im Land. Insbesondere verschiedeneTuareg-Stämme im Norden fühlen sichbenachteiligt. Wiederholt wagten Rebellendeshalb den Aufstand. Die Fronten waren beiden vielen Auseinandersetzungen aber nie soklar, wie sie auf den ersten Blick erscheinen:Immer wieder bekämpften sich Milizengegenseitig.

    Die Regierungen in der Hauptstadt Bamakobegegneten der Unruhe mit Demokratisier-ungsversuchen und dem Versprechen, dieMacht zu dezentralisieren. Wirklich durch-schlagend war das nicht. Die Herrschendensahen sich stets dem Vorwurf der Korruptionund der Misswirtschaft ausgesetzt. Und weil esim Norden seit jeher, auch in Kolonialzeiten,an verlässlichen staatlichen Strukturen fehlte,wurde der Einsatz von Waffen zur Problem-lösung Normalität. Einheimische prägtendeshalb schon den Begriff "Demokalashi" alsBeschreibung der malischen Staatsform - eineKalaschnikow-Demokratie.Nach dem Sturz Muhammar al-Gaddafis inLibyen im Jahr 2011 kamen noch mehr Waffenins Land. Einige Tuareg hatten als Söldner inden Reihen des schrillen Despoten gekämpft.Nachdem ihr Auftraggeber hingerichtetworden war, kehrten sie zurück und nahmenihre Maschinengewehre mit.2012 explodierte das Gemisch aus Vernach-lässigung, Korruption und Blei: BinnenMonaten vertrieben Rebellen die malischeArmee aus den Städten und Siedlungen desNordens. Islamisten und Dschihadistensprangen auf den Aufstand auf.

    Der jüngere Bruder Salihus beäugt die Deutschen skeptisch. Ohne internationale

    Truppen in Mali wäre die Lage vielleicht aber noch prekärer.

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    Die zusehends in die Kritik geratene militä-rische Führung in Bamako brach währendeines Putsches in sich zusammen. Ganz Malidrohte der Zerfall.Auf Bitten der kaum installierten Übergangs-regierung schritt die einstige KolonialmachtFrankreich ein, um zu verhindern, dass auchder Süden an die Rebellen und Islamisten fällt.Die hatten bereits angefangen, in denOrtschaften im Norden die Scharia einzu-führen. Die hochgerüsteten westlichen Streit-kräfte eroberten die Gebiete schnell zurück.Hilfreich war dabei, dass sich auch Auf-ständische und Islamisten zusehends zer-stritten. Um nachhaltig für Ruhe in Mali zusorgen, entstand Minusma. 2015 schloss dieRegierung in Bamako einen Friedensvertragmit bewaffneten Gruppen aus dem Norden,den es jetzt umzusetzen gilt. Die EU unter-stützt mit der Mission EUTM überdies die Aus-bildung des malischen Sicherheitsapparats,der eines Tages den Schutz der Zivilisten undder staatlichen Strukturen im Land wiedereigenverantwortlich meistern soll.

    "Die Präsenz der Deutschen gibt uns Zu-versicht"Streit entbrennt wegen der gepanzertenWagen auf Friedhöfen in Wabaria nicht. DerBerater des Dorfältesten, Salihu, sagt: "DiePräsenz der Deutschen gibt uns Zuversicht."Viele Malier ärgern sich zwar über die Unge-rechtigkeit auf der Welt, über die Ausbeutungdes afrikanischen Kontinents durch denWesten. Einige sprechen gar von Postkolo-nialismus. Den Abzug der Blauhelmsoldatenfordern darauf angesprochen, trotzdem nurwenige. Insbesondere die Deutschen habeneinen guten Ruf – nicht zuletzt, weil es in Mali

    oft heißt, dass die Bundesrepublik der ersteStaat war, der Malis Unabhängigkeitserklärungvon 1960 anerkannt hat.Dieser Tage ist etwas anderes aber vielwichtiger. Die Bundeswehr wurde in Mali imVergleich zu anderen Armeen selten ange-griffen. Es gilt: Wo die Deutschen sind,passiert nichts. Salihu bittet Gruppenführer Alideshalb, öfter zu kommen - trotz des Fauxpasseiner Vorgänger.Salihu berichtet, dass in Wabaria einer derwichtigsten Märkte der Region liege. Nomadenwürden hier ihre Waren verkaufen und Vorräteauffüllen. Eine entscheidende Straße allerdingssei nicht sicher, immer wieder würdenReisende überfallen. Die Wirtschaft des Ortesdrohe zu kollabieren, wenn das so bleibt.In Gao und den naheliegenden Ortschaftenmachen sich vor allem Kriminelle das Vakuumstaatlicher Strukturen zunutze. Salihu hofft,dass die Bundeswehr das Treiben derGangster eindämmen kann. Er fordert mitBlick auf das ganze Land aber noch mehr:"Die Deutschen könnten die Probleme Malislösen, wenn sie ihre Aufgabe erfüllen und dieTerroristen hinter jedem Hügel in der Wüstehervorzerren." Gruppenführer Ali antwortet:"Dafür sind wir da."Die Mittel, die die Deutschen im Rahmen vonMinusma im Kampf gegen Dschihadisteneinsetzen dürfen, sind allerdings begrenzt. AufTerroristenjagd gehen in Mali neben denheimischen Kräften nur Frankreichs Soldatender Operation "Barkhane" und ein Bündnis ausfünf Staaten aus der Region. Zusammenhaben sie das Mandat für den Einsatz von fast10.000 Soldaten. Deutsche dürfen nichtmitmachen. Unter Politikern und Militärex-perten in Berlin gab es schon hitzige Debattendarüber, ob die Deutschen ihr Aufklärungs-material mit den französischen Terroristen-jägern teilen dürfen oder ob schon das eineVerletzung des Mandats darstellt. Schließlichsollen die Deutschen vor allem befriedendwirken, keine weiteren Kämpfe provozieren.

    Die verlustreichste Mission der VereintenNationenVielleicht ist es richtig so, dass Deutsche inMali nicht aktiver eingreifen. Vielleicht auchnicht. Kenner des Landes wie Thomas Schiller,der die Konrad-Adenauer-Stiftung in Bamakovertritt, pochen darauf, dass es vor allem aufFortschritte in Politik und Wirtschaft ankommt.Schiller kritisiert überdies, dass in der Bundes-republik über das deutsche Engagement in

    Wabaria ist ein wichtiger Anlaufpunkt für Händler aus der Region.

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    Afrika, zivil und militärisch, insgesamt zuwenig debattiert wird.Dass Mali kein Thema ist, macht unterdessenvor allem eines deutlich: Umfrageinstitutemachen sich gar nicht erst die Mühe,regelmäßig Stimmungsbilder zum Einsatz zuveröffentlichen. Das Mali-Mandat wird unter-dessen Jahr um Jahr vom Bundestag ver-längert. Und ein Ende ist nicht in Sicht.

    In einem Bericht der Vereinten Nationen vomSeptember ist von mehr tödlichen Angriffenauf malische Sicherheitskräfte die Rede, vonmehr zivilen Opfern vor allem im ZentrumMalis und ungebrochen vielen Attacken auf dieUN-Kräfte im Land. Den Blauhelmen scheint

    es zwar zu gelingen, die Eigensicherung zuverbessern, doch bisher verloren bereits 170Soldaten der UN-Truppe das Leben. Der Ein-satz in Mali ist damit schon jetzt derverlustreichste in der Geschichte der VereintenNationen. Die Präsenz internationalerTruppen, so sieht es derzeit zumindest aus,führt bestenfalls dazu, dass die Lage nichtwieder vollends eskaliert. Immer häufiger wirdMali deshalb mit Afghanistan verglichen, wodie Bundeswehr nun seit 17 Jahren ist.Über Wabaria bricht die Nacht herein. DerBravo-Zug macht sich auf den Weg zu seinenFahrzeugen. Die Männer müssen auf ihrerPatrouille noch mehrere kritische Stellungenabfahren. Positionen, von denen Kämpfer dasnahegelegene "Camp Castor" beschießenkönnten. Auf dem Monitor eines der Bord-schützen sind Reisende auf Dromedaren zuerkennen, ein Mann mit einer Kalaschnikowvor einer Lehmhütte, Senken und Hügel. Dannfällt die Wärmebildkamera aus. Die Besatzungsieht nur noch Umrisse an sich vorbeiziehenund hört das Lachen der Hyänen.Der Funker, den alle "Dodo" nennen, sagt:"Zuhause interessiert es doch keinen richtig,was hier eigentlich los ist." Es ist eine ganznormale Nacht in Mali. Eine Nacht, in der sicheinige der Soldaten in diesem fremden Landziemlich allein gelassen fühlen.

    Verteidigungsministerin von der Leyen besucht die Bundeswehr in Mali. Dort wird die von der

    UN geführte Mission immer gefährlicher. Terroristische Gruppen machen sich in der riesigen Wüste rund um Gao breit. Immer

    wieder sterben Blauhelme im Einsatz.

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    Achtung: Winterpause:Das Doku-Z ist in der Winterpause. Wir haben offiziell wieder ab 10.03.2019 jeden 2. und 4. Sonntag für Besucher von 14:00 - 17:00 geöffnet. Sonderführungen können natürlich auch während der Winterpause und außerhalb der Öffnungszeiten gebucht werden.

    Erwachsene: 5,00 Euro

    Schüler ab 13 Jahren: 3,00 Euro

    Kinder bis 13 Jahren: Eintritt frei

    Gruppen ab 10 Personen: 4,00 Euro / Person

    Schulklassen: 2,00 Euro / Person

    ÖffnungszeitenAb März bis einschließlich Oktober haben wir für Sie jeden 2. und 4. Sonntag im Monat von

    14 bis 17 Uhr geöffnet. Informationen auch unter: www.dokumentationszentrum-hainbergkaserne.de

    Anmeldungen an:Siegbert Diemer,

    Tel.: 09779 / 1588

    Eintrittspreise:

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    lm Januar 1967 wurden, unter vielen anderenihres Jahrganges, sieben junge Männer zuihrem ursprünglich achtzehn Monatedauernden Wehrdienst, der damals eineSelbstverständlichkeit und so gut wie un-umgänglich war, nach Unterfranken einge-ogen. Für Franz Aich aus Weingarten beiKarlsruhe, Alfred Heger aus Hanau, FritzImbergeraus Hessigheim, Norbert Kirchneraus Karlsruhe, Wolfgang Liers aus BadHersfeld, Hermann Reinhardt aus Backnangund Karl Schlosser aus Jagstzell standzunächst die dreimonatige Grundausbildungin der Rhön-Kaserne in Wildflecken auf demDienstplan. In den damaligen sehr kalten undschneereichen Wintermonaten, Januar undFebruar, lernten die Rekruten die Rhön vonihrer eher rauen und unwirtlichen Seitekennen.Nach der Grundausbildung wurden dieSoldaten, allesamt Abiturienten, im April 1967nach Mellrichstadt in die 2. Batterie desFeldartilleriebataillons 355 versetzt. In derHainberg-Kaserne erfuhren die siebenSoldaten, die sich mit Ausnahme von AlfredHeger auf zwei Jahre Dienstzeit als Zeit-soldaten verpflichtet hatten, ihre Ausbildungzu Kanonieren der Artillerie. Der Plan derZeitsoldaten war auf die Offizierslaubahnausgerichtet und mit der zu erwartendenUbergangsbeihilfe von über 6.000 DM, dienach der zweijährigen Dienstzeit ausbezahltwerden sollte, wollte man sich das Studiumnach der Bundeswehrzeit mitfinanzieren.Nach der Vollausbildung im April/ Mai 1967 ander Feldhaubitze FH105 mm zu Feuerleit- undRichtkreiskanonieren, erfolgte im Juli/August1967 die Unteroffizier-Vorausbildung in derHainberg-Kaseme. Lm Oktober 1967 wurdedas Feldartilleriebataillon 355 auf die Panzer-haubitze M 109 G umgerüstet und nun inPanzerartilleriebataillon 355 umbenannt. Diesich anschließende Unteroffiziers-/Offiziers-ausbildung (UA/ROA) an der Panzerhaubitzefand ab Oktober 1967 statt und solltemaßgeblich für die bis heute bestehendeFreundschaft der Kameraden werden.Bei einem nächtlichen Ausbildungsmarsch imNovember nach Premich verloren die SoldatenAich, Heger, lmberger, Liers und Reinhardt imSteinacher Forst rechts der Saale die

    Orientierung. Um doch noch im Zeitplan zubleiben, wurde um Mitternacht auf der Straßenach Premich ein Auto angehalten, um damitschneller ans Ziel zu kommen. Jedoch wurdedie so handelnde Gruppe beim Aussteigen inPremich von einer Streife der Lehrgangs-führung erwischt, und dies sollte Folgen nachsich ziehen.Als erstes wurden der Gruppe der bevor-stehende Wochenendurlaub gestrichen, alszweites erfolgte die Ablösung vom laufendenOffizierslehrgang mit der Begründung von„charakterlichen Mängeln“. Damit war derTraum vom Reserve-Offizier für immerbeendet und die erhoffte Übergangsbeihilfe inHöhe von ca. (5.000 DM war auch dahin. Zuallem Überfluss musste kurze Zeit später, alsweitere Strafmaßnahme, der Marsch nachPremich wiederholt werden.Der Wunsch der Soldaten, gemeinsam aufeine Stube verlegt zu werden, wurde vomdamaligen Batteriechef genehmigt. Letzt-endlich war die Ablösung vom Offiziers-lehrgang der Hauptgrund dafür, dass sichdaraus eine eingeschworene Freundschaftergab, die bis heute angehalten hat.Eine geplante Beförderung vom Gefreiten zumObergefreiten lehnten die aufmüpfigenSoldaten im Zeitgeist der 68iger Jahre ab,weil sie ja ursprünglich eine ganz andereZielsetzung, die Offizierslaufbahn, im Sinnegehabt hatten.

    Von Hermann Reinhardt

    Ehemalige Soldaten der Hainberg-Kaserne haben auch nach50 Jahren engen Kontakt

    Gruppenbild aus dem Jahr 1968 von links: FritzImberger, Wolfgang Liers, Alfred Heger (+),Hermann Reinhardt, Franz Aich, und KarlSchlosser. Auf dem Bild fehlt Norbert Kirchner.

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    lm Juni 1968 erfolgte dann die verspäteteErnennung zum Unteroffiziers-Anwärter(Gefreiter UA), weil die Soldaten imvorhergehenden Jahr, von Juli bis September,am Uffz-Vorausbildungs-Lehrgang teilge-nommen hatten, den sie mit Erfolg be-standen. Die gesamte Dienstzeit der siebenSoldaten war geprägt vom sogenannten„Kalten Krieg“ und der grenznahen Lage derHainberg-Kaserne in Mellrichstadt zur DDRund den sowjetischen Streitkräften imbenachbarten Meiningen. Damals wurdeschnell klar, dass das Soldatenleben durchausmit unwägbaren Risiken verbunden sein kann.Eine gefechtsbereite Panzerhaubitze auf demExerzierplatz der Hainberg-Kaserne und dasBeziehen des Bereitstellungsraumes durchdas Panzerartilleriebataillon 355 im RaumMellrichstadt verdeutlichten zudem den Ernstder damaligen politischen Lage.

    Seit der Entlassung aus der Bundeswehr imDezember 1968, die noch den Rang„Unteroffizier der Reserve“ eingebracht hat,treffen sich die ehemaligen Kameraden, vondenen Alfred Heger im Jahr 2014 verstorbenist, regelmäßig. Fanden die Treffen bis 1994jährlich in den Wohnorten der Freunde statt,hat man sich seit 1999 darauf geeinigt, dieFreundschaftstreffen im zweijährigen Turnusauswärts stattfinden zu lassen. Natürlich istimmer wieder ein Treffen am ehemaligenStandort Mellrichstadt durchgeführt worden,um alte Erinnerungen aufzufrischen, und umzu sehen, wie sich das unterfränkische Städt-chen weiterentwickelt hat.Im 50. Jubiläumsjahr seit der gemeinsamenBundeswehrzeit treffen sich die nun über 70-jährigen und im Ruhestand lebendenehemaligen Bundeswehrkameraden in Würz-burg.

    In Deutschland gibt es jetzt offiziell Vetera-nen. Nach jahrelangem Streit haben sich dasBundesverteidigungsministerium, der Bundes-wehrverband und der Reservistenverband aufeine gemeinsame Definition geeinigt.Es ist derjenige Veteran, der entwe-der aktiver Soldat ist oder bei der Bundeswehrgedient hat und nicht unehrenhaft entlassenwurde. Damit ist die Bezeichnung Veterannicht an Dienstzeitlänge oder Funktion inner-halb der Bundeswehr gebunden. Auch einAuslandseinsatz ist keine Bedingung. Diejetzige Einigung ist die breitest möglicheDefinition.Nach ihr gibt es nun mehr als zehn MillionenVeteranen in Deutschland. Bundesverteidi-gungsministerin Ursula von der Leyen sagte:"Alle Veteranen eint, ob sie in Auslands-einsätzen, im Kalten Krieg oder im Grund-betrieb gedient haben, dass sie sich in derUniform der Bundeswehr für Frieden undFreiheit unseres Landes eingesetzt haben.Dafür gebührt ihnen ein Leben lang Respektund Anerkennung." Andre Wüstner, Vor-sitzender des Bundeswehrverbandes, freutesich über die Definition: "Sie grenzt nieman-

    den aus, heute ist alles Einsatz."Der Vorsitzende des Reservistenverbandes,Oswin Veith, erklärte: "Einsätze hinterlassenSpuren. Viele Heimkehrer haben das Be-dürfnis, diesen Spuren einen Namen zugeben." Wie die Würdigung von Veteranenkonkret aussehen soll, ist unklar. DasVerteidigungsministerium will Vorschlägeerarbeiten.Bundeswehr-Verbandschef Wüstner betonte:"Inwieweit es tatsächlich einen Bedarf aneinem Veteranen-Abzeichen gibt, wird sichzeigen. Viel wichtiger sind eine bessere Für-sorge wie Familientherapien für Einsatz-versehrte und mehr Wertschätzung. Ein gutesZeichen wäre, dass Deutschland bald Aus-tragungsort der Invictus Games, derParalympics für Veteranen wird."Ex-Verteidigungsminister Thomas de Maizière(CDU) hatte 2012 die Diskussion um denVeteranenbegriff gestartet, das Ministeriumbestellte sogar schon tausende Veteranen-Abzeichen. Die lagern aber seither in einemBundeswehrkeller, weil sich die Soldaten-verbände bislang über die Veteranen-Definition gestritten haben.

    Wer beim Bund ist oder war, ist jetzt VeteranMinisterium und Soldatenverbände einigen sich auf Veteranenbegriff

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    Großer Arbeitseinsatz am vergangenen Sams-tag am Dokumentationszentrum „Eine Grenz-garnison im Kalten Krieg“: Mitglieder desKameradschafts- und Freundeskreises derGarnison Mellrichstadt (KFG) kratzten, fegtenund schaufelten nasses Herbstlaub zusammenund leerten den Schmutz von Jahren aus denGully-Senkbehältern aus. Die siebenArtilleristen der damaligen 3. Batterie des Ar-tilleriebataillons 355, die an diesem Tag ihrerehemaligen Hainberg-Kaserne einen Besuchabstatteten, hätten meinen können, dasDoku-Zentrum und sein Außenbereich wurdeihretwegen so herausgeputzt. Natürlich wardies nur ein zufälliges, wenn auch willkom-menes Zusammentreffen. Konnten die Gästedoch an einem Beispiel sehen, unter welchemArbeitseinsatz das Doku-Zentrum gepflegtwird.

    Nein, es war Josef Hansen, der, angeregt vonseinem Kameraden Robert Bieber, die Ideeverwirklicht hatte, einmal mit Kameraden ausder gemeinsamen Dienstzeit die Kaserne auf-zusuchen, in der sie vor 50 Jahren stationiertgewesen waren. Über die Suche im Internetwar es Hansen gelungen, Kontakt mit einerReihe der Ehemaligen aufzunehmen und siefür das Treffen in Mellrichstadts einstigerKaserne zu gewinnen. Bei dieser Suche,erzählte Hansen, hatte er erfahren, dasseinige der damaligen Kameraden schonverstorben sind.Acht der ehemaligen Artilleristen und zweiihrer Ausbilder hatten zugesagt, gekommen

    waren dann tatsächlich nur sieben, und zwarschon am Freitag. Diese wurden am Samstagaber von Siegbert Diemer vom KFG vor demDoku-Zentrum freundlich empfangen und inden Tagungsraum des Museums geführt.Heute, erfuhr Diemer, haben sie alle zivileBerufe wie Bauunternehmer, Gesamtschul-rektor, Gymnasiallehrer, Wirtschaftsingenieuroder führen ein Markt- und Meinungsfor-schungsunternehmen. Nur einer sei beimBund als Zeitsoldat auf 12 Jahre geblieben.Sie waren aus Aachen und Aschaffenburgangereist, die Mehrzahl stammt aus denLandkreisen Bad Kissingen und Rhön-Grabfeld.Am Tisch erzählten sie bereitwillig von sichund ihrer Dienstzeit. 1968, das war das Jahrder Studentenrevolte. Es war aber auch dasJahr, in dem russische Panzer zusammen mitTruppen aus anderen Ländern des WarschauerPakts den sog. Prager Frühling gewaltsamerstickten. Die Erinnerung an diese Zeitgrößter internationaler Spannungen warprägend für die damals jungen Soldaten.Ihnen sei schon mulmig gewesen, bekanntensie. Es war das einzige Mal in ihrer Dienstzeit,dass ihre Panzerhaubitzen vom Typ M 109 Gscharf aufmunitioniert wurden.Doch die sieben Besucher erinnerten sich auchgern an erfreulichere Episoden. Einmal hattedie ganze Batterie ihren hochnäsigenBatteriefeldwebel auf den Arm genommen, alssie alle summend angetreten waren und sichdurch keinen Befehl davon abbringen ließen.Seither hießen sie die „Insekten-Batterie“.Oder sie erzählten von dem sog. Rennpferd.Das war immer der Kamerad, der bei einemUmtrunk am tiefsten in das Glas geguckthatte. Dem schmierten seine Stuben-kameraden im Schlaf die Beine bis zum Kniemit schwarzer Schuhcreme voll. Zu ihrenErinnerungen zählten auch die Vereidigung inWildflecken und die Parade in Bad Neustadt,wo sich die schweren gepanzerten Fahrzeugedurch das Hohntor quetschten. Oder, beimWachdienst, war es einmal so kalt, dass einemSoldaten die Ohren am Stahlhelm anfroren.Ihre gemeinsame Dienstzeit setzte sich auchbei Unteroffiziers- und Fahnenjunkerlehr-gängen fort. Sie waren bis auf eine Ausnahmealle Wehrpflichtige auf 18 Monate, doch keinerbezeichnete dies als verlorene Zeit.

    Aufbruch zum Rundgang durch das ehemalige Kasernengelände. Die Personen sind (v. l.) Hans

    Weiß, Josef Hansen, Robert Bieber, Jochen Steinbach, Herbert Odenwald, Peter Kadow, Felix Bongard und der Gästeführer vom KFG Siegbert

    Diemer.

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    Siegbert Diemer führte dann die Besucher beieinem Rundgang durch das Hainberg-Arealund zeigte ihnen, was sich hier alles geänderthat. Danach geleitete er sie durch alle Räume

    des Doku-Zentrums. Den Tag setzten dieEhemaligen fort mit der Fahrt zur Gaststättein der Birkighütte, dem ehemaligen Munitions-lager der Kaserne, wo sie den gemeinsamenTag in kameradschaftlicher Runde ausklingenließen.

    Albert Wüchner und Uwe Münch beim Arbeits-einsatz „Winterfest“

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    Gabriele DorstDr. Gert GeorgeHorst SulzerBernd SeydBurkhard HelmckeJürgen IllekMaximilian LammSteffen PfeifferUwe-Lutz MünchTizian Bauer

    Wir begrüßen als neue Mitgliederin unserem Verein:

    OberstreuWeselWürzburgWillmarsHöchstadt/ D.TauberbischofsheimMellrichstadtMellrichstadtMellrichstadtMellrichstadt

    Im Kalenderjahr 2018 besuchten außerhalb der normalen Öffnungszeiten

    18 Gruppen mit ca. insgesamt

    320 Teilnehmerndas

    Dokumentationszentrum.

    Streck-Eisenmann GmbH & Co. KGSand- und Schotterwerk, Tiefbau

    Hendunger Straße 5097638 Mellrichstadt

    Telefon 09776 6651Fax 09776 6636

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  • Denkmal für das 39. Füsilier-Regiment,am Reeser Platz in DüsseldorfFoto: picture alliance/imageBROKER

    Kritiker nannten es „Denkmal im Hinterhof“:das 2009 eingeweihte, in der Kaserne desVerteidigungsministeriums in Berlin versteckteEhrenmal der Bundeswehr. Nicht unpassendfür eine Armee, die mit dem Motto antrat „DerFriede ist der Ernstfall“ und die sich seitJahren widerstrebend der Realität anpasst. Andem Bau sieht man, wie sich eine Armee, dieihre Traditionslinien abgeschnitten hat,schwertut, nach den ersten Scharmützelnplötzlich ein „Kriegerdenkmal“ errichten zumüssen.Die Ehrenhaine, die die Truppe spontan imEinsatzland für ihre gefallenen Kameradenangelegt hat, sind da überzeugender, abergenauso vergänglich wie die Wirkung derEinsätze selbst. Und die Zweifel am Sinndieser Opfer werden mit den Jahren wachsenund die kühne Inschrift herausfordern, „DenToten unserer Bundeswehr – Für Frieden,Recht und Freiheit“.„In seiner Nüchternheit“, sagte Bundes-präsident Horst Köhler klischeesicher bei derEinweihung, treibe es keine „falsche Helden-verehrung“ und pflege keinen „Opferkult“. Alsorichtige, politisch korrekte Heldenverehrung?Oder gar keine Helden? Kein deutscher Opfer-kult mehr? Wohl nur für Soldaten. Wie dünnist doch unser Phrasen-Firnis!

    Das Opfer des Soldaten taucht nicht mehraufIn der „Erinnerungskultur“, wie sie alljährlichzum Volkstrauertag inszeniert wird, ist erstrecht kein Platz für die Würdigung dessoldatischen Opfers. Die Inschrift in der NeuenWache in Berlin, der zentralen Gedenkstätte,wie auch die aktuelle Formel des Totenge-denkens, lautet: „Den Opfern von Krieg undGewaltherrschaft“. Die ganze Welt in ihremJammer wird umfasst: „Kinder, Frauen,Männer aller Völker“. Das ist Buchstäblich einMassengrab, vor dem wir stehen. Bei Konrad

    Adenauer (1956) klang das noch etwassensibler: „Das deutsche Volk gedenkt heutein Trauer und in Liebe aller derer, die in denbeiden großen Kriegen (…) ihr Lebenhingegeben haben.“Heute sind alle, Soldaten wie Zivilisten, nurnoch Opfer (victima), um die getrauert wird.Das Opfer des Soldaten (sacrificium), der seinLeben für die Gemeinschaft einsetzt, und dases zu ehren gilt, taucht nicht mehr auf. Esstößt in unserer postheroischen Gesellschaftauf Unverständnis. Relikt einer Epoche, dieman intellektuell und moralisch überwundenglaubt. Die sonst so geschwätzige Republikfindet kein Wort des Dankes für die MillionenSöhne, Männer, Väter, Brüder, die im gutenGlauben angetreten sind, „wie das Gesetz esbefahl“, und die gefallen sind für unser Land –in einer Epoche, die sie sich nicht ausgesuchthaben.

    „Normalität“ ist uns nicht vergönntWie begehen unsere Nachbarn solcheFeiertage? Auch deren Jugend drängt nichtgerade zur Fahne. Aber sie präsentieren stolzihre lange Militärgeschichte, selbst wenn siemanchmal kräftig retuschieren müssen. Dennsie wissen: Ein Staat, der die soldatischeLeistung früherer Epochen geringschätzt, wirdauch die heutigen Opfer verraten, sobald derWind dreht oder die ideologische Brilleverrutscht.Diese „Normalität“ anderer Nationen ist unsnicht vergönnt. „Die Deutschen werden dieAugen vor ihrer Vergangenheit nicht ver-schließen können“, stellte André Glucksmann1985 fest, „man hat ihnen die Liderabgeschnitten“. Wir sind also nicht nur einepostheroische, wir sind eine „posttrauma-tische“ Gesellschaft, der die Therapie ver-weigert wird. Die Wunden der Vergangenheitdürfen nicht verheilen, sie müssen offenbleiben. Altes statt Neues Testament.Dies erklärt auch das Paradox, warum derPatient nicht im Laufe der Zeit „normaler“wird. Wer unsere Debatten beobachtet, stelltkopfschüttelnd fest: „Der Widerstand gegenHitler nimmt von Jahr zu Jahr zu in Deutsch-land“ (Johannes Gross). Wenn jemand dieMahnung der Gefallenen nach Frieden undVersöhnung mit aufgenommen und umgesetzthat, dann war es die heute geschmähte Wehr-machtsgeneration.

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    Sie hat längst die Deutungshoheit verloren.Aber der ehemalige Gegner, mit dem siegemeinsam die heutige Friedensordnunggeschaffen hat, ist es, der ihre soldatischeLeistung würdigt – nicht die eigene Nation.Denn außerhalb der „geschlossenen Anstalt“unserer Erinnerungskultur genießen diedeutschen Soldaten beider Weltkriege nachwie vor höchstes Ansehen.Der Blick auf die Zukunft ist getrübtDer Staat des Grundgesetzes versteht sich inallen Facetten als „Gegenentwurf“ zum DrittenReich. Wie die Karikatur eines Generals, derunbedingt den vergangenen Krieg wiedergewinnen will. Diese Obsession trübt nicht nurunseren Blick auf die Zukunft, die ganz neueGefahren bereithält, sie nimmt uns auch dieinnere Souveränität, mit der große Nationenmit ihrer wechselvollen Geschichte – und nicht

    zuletzt auch mit ihren Soldaten – umgehen.Wie aus einer anderen Welt stammt das Wortdes unverdächtigen Karl Jaspers, das man aneinem solchen Tag unseren Soldaten beiderKriege als bescheidenen Trost auf das Grablegen möchte:„Das Bewußtsein soldatischer Ehre bleibtunbetroffen von allen Schulderörterungen.Wer in Kameradschaftlichkeit treu war, inGefahr unbeirrbar, durch Mut und Sachlichkeitsich bewährt hat, der darf etwasUnantastbares in seinem Selbstbewußtseinbewahren. Dies rein Soldatische und zugleichMenschliche ist allen Völkern gemeinsam. Hierist Bewährung nicht nur keine Schuld, sondernwo sie unbefleckt durch böse Handlungen (…)war, ein Fundament des Lebenssinnes.“– – – – –Fritz Zwicknagl, Jahrgang 1946,Oberst a.D., war unter anderem Leiter vonGeneralstabslehrgängen.

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    Alle bisherigen Ausgaben des Kuriers auch alsPDF-Datei erhältlich.

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  • Seite 22

    Im Februar wenn's kalt und schneit,dann ist für uns Manöverzeit.Große Planung ging voraus,Stress und Hektik stand ins Haus.

    Es wurd verpackt und aufgeladen,alles ohne Übungsschaden,auch die Marder sind gefahren,hin zur Bahn um zu verladen.

    Dann ging der Marsch in Richtung Norden,Soldaten ganz schön müd geworden,Rast, TH, bleibt keiner liegen?Chef mit allen sehr zufrieden.

    Angekommen dann im Wald,warn die Nächte ganz schön kalt,doch die Befehlsausgaben, ach,hielten uns dann wieder wach.

    Küche machte gutes Essen,da kannst den Käfer glatt vergessen,Erbsen, Bohnen, Wurst und Kuchen,alles musst du mal versuchen.

    Am zweiten Tag dann, in der Nacht,der Darm dich plagt und zwickt „und krachtdein Nachbar davon aufgewacht,er darüber gar nicht lacht.

    Verflucht, rechts ran, hier ist kein Klo,-ja draußen im „Busch“ da ist das so,und plötzlich hörst du lautes Schnaufen,siehst alle in den Wald rein-laufen,allen wurd es ganz schön warm,Stufe eins „Alarm im Darm“.

    Letzte Hürde dann genommen,im Lager endlich angekommen,müd und etwas abgeschlafft,sagt man sich endlich gute Nacht.

    Am nächsten Tag da geht's dann los,schießen, endlich, wie famos,Landser sind schon richtig wild,auf ein gutes Trefferbild.

    Auch der Stab wird jetzt mobil, macht Dienstaufsicht und das recht viel, Kommandeur steht vorne dran, und lobt auch oft den „Einzel-Mann“. Der Höhepunkt steht noch bevor, der Schuss aus großem und kleinem Rohr, alle müssen kräftig ran, das fordert einen ganzen Mann.

    Viele Gäste sind geladen, um zu schauen den Panzerwagen, der den Feind zwingt in die Knie, so kämpft die deutsche Infanterie.

    So geht die Woche dann zu Ende, Soldaten klatschen in die Hände, die Tage sind nun schnell gezählt, bis es dann nach Hause geht.

    Dies war ein Streifzug hier beim Bier, von einem Deutschen Grenadier, wir wünschen uns ganz ohne Frage, ein gutes Gelingen für den Rest der Tage, bleibt aufrecht und ehrlich und zeigt euren Stolz, wie ein Grenadier ihn nur hat, wir freuen uns auf Mellrichstadt.

    Ein ManövergedichtVon Harald Sternberger

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  • Seite 23

    Berichte von Fred Rautenberg

    Bevor der KFG-Vorsitzende Gerd Höhn zum Fachvortrag über Scharfschützengewehr in den

    Schulungsraum des Doku-Zentrums bat, begrüßte er die Besucher des „Grünen

    Schlucks“ im Bierstüble, unter ihnen auch den Landrat von Rhön-Grabfeld Thomas Habermann

    (auf dem Hochstuhl an der Theke).

    Mit kundigen Griffen demonstrierte Carl-Christian Bittorf seinen Zuhörern, wie das neu entwickelte Hochpräzisionsgewehr G29 zu handhaben ist.

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    Grüner Schluck am 16.09.2018Der zweite „Grüne Schluck“ des Kamerad-schafts- und Freundeskreises der GarnisonMellrichstadt“ (KFG) am vergangenen Freitagbewährte sich nicht nur durch eine nochgrößere Zahl von Besuchern als beim erstenMal. Gerd Höhn, der KFG-Vorsitzende, konnteim Dokumentationszentrum „Eine Grenz-garnison im Kalten Krieg“ in der ehemaligenMellrichstädter Hainberg-Kaserne zusammenmit seinen Kameraden und vielen vertrautenFreunden auch den Landrat von Rhön-Grabfeld Thomas Habermann begrüßen,ebenso den ehemaligen Bürgermeister vonWülfershausen Peter Schön, Ulrich Buchervom Landesvorstand des Außen- und Sicher-heitspolitischen Arbeitskreises (ASP) undGabriele Dorst zusammen mit WolfgangBecker vom ASP-Kreisverband Rhön-Grabfeld.

    Besonders herzlich hieß Höhn auch Carl-Christian Bittorf, Geschäftsmann aus Mellrich-stadt, als Referenten willkommen. Denn dieserFachmann für Jagd- und Sportwaffen ist auchExperte für Handfeuerwaffen, die für dasMilitär entwickelt wurden. Bittorf hielt einenVortrag über Präzisionsgewehre, die für Sport-schützen und vor allem auch für Scharf-schützen entwickelt wurden. Eines von denfünf Gewehren, die er zur Anschauung mitge-bracht hatte, hob Bittorf besonders hervor:das sog. RS9 der Suhler Firma Haenel. Dieses

    völlig neue Gewehr wurde nun im Zuge derNeuausrichtung und Neuausstattung als G29in die Bundeswehr eingeführt. Zunächstallerdings nur für das Kommando Spezial-kräfte (KSK). Die Truppe wird es mit Ver-zögerung erhalten, denn die Bundeswehrmuss erst ein breites Scharfschützenwesenaufbauen. Angedacht ist wohl, in jeder Gruppeeinen Schützen als Scharfschützen auszu-bilden und mit einem Präzisionsgewehr auszu-statten. Bittorf führte aus, welche Vorstufendie Bundeswehr bisher dazu hatte, z. B. mitdem Scharfschützengewehr G22 einer engli-schen Firma. Dieses aber war wie andereGewehre der Bundeswehr in die Kritik geraten.So kam es zu einer Ausschreibung für einneues Scharfschützengewehr, bei der sichüberraschend Haenel mit dem G29 durchges-etzt hatte.

    Dieses Repetiergewehr stand nun leibhaftigauf dem Tisch des Schulungsraums des Doku-Zentrums. In aller Ruhe konnte Bittorf denAnwesenden die durchdachten Funktionen undtechnischen Daten dieser Neuentwicklung vor-führen. Es wiegt gut siebeneinhalb Kilogramm,teilte er mit, hat eine einklappbare undmehrfach verstellbare Schulterstütze und kannmit einem Zweibein versehen werden. DasMagazin nimmt zehn Schuss vom schwerenKaliber 8,6 x 70 mm auf. Die maximaleKampfentfernung liegt bei 1.500 Meter.

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    Nächster Grüner Schluck am

    Freitag, 22.03.2019, 18:00 Uhr

    im DoKuZentrum

    Der vor nicht allzu langer Zeit wiederbelebte„Grüne Schluck“ hat sich inzwischen als festeEinrichtung des Kameradschafts- und Freun-deskreises der Garnison Mellrichstadt eta-bliert. Das jüngste Treffen dieser Art für dieKFG-Mitglieder und Freunde und Bekannte inden Räumen des Dokumentationszentrums„Eine Grenzgarnison im Kalten Krieg“ dientewieder dem geselligen Beisammensein, demGedankenaustausch, dem Auffrischen von Er-innerungen an die gemeinsame Dienstzeit inMellrichstadts ehemaliger Hainberg-Kaserne,aber auch, ohne eine feste Themenvorgabe,dem Gespräch über politische Entwicklungen.Besonders intensiv war der Gedankenaus-tausch zum aktuellen Ukraine-Konflikt undzum Kalten Krieg, zu dem besonders dieälteren ehemaligen Soldaten viel Inter-essantes beizutragen wussten. Auch kom-munalpolitische und sicherheitspolitischeThemen wurden angeschnitten.Markus Budde, einer der Stellvertreter desKFG-Vorsitzenden Gerd Höhn, freute sich,

    dass er rund 25 Personen willkommen heißenkonnte. Unter ihnen befanden sich auch Karl-Hermann Reich, Seniorchef der in Mellrich-stadt angesiedelten Reich GmbH, und derstellvertretende Landrat von Rhön-GrabfeldPeter Suckfüll.Dieser Grüne Schluck war auch als Jahres-Abschlusstreffen der KFG-Mitglieder mit weih-nachtlichem Akzent gedacht. Darum standenu. a. auch von den Frauen der KFG-Mitgliedergebackene Weihnachtsplätzchen auf demTisch. Auch sonst fehlte es nicht an Speisenund Trank. Der Vereinsvorstand war mit demVerlauf und dem Besucherzuspruch sehrzufrieden und fühlt sich bestätigt, dieseTradition der ehemaligen Panzergrenadiere inMellrichstadts Kaserne auch im nächsten Jahrfortzusetzen.

    Bittorf gab auch einen Einblick in die Ballistik,die ein Scharfschütze beim Schießen be-denken muss. Vor allem braucht er ein leis-tungsfähiges Zielfernrohr, wie das G29 eineshat. Das ist auf fünf- bis 25fache Ver-größerung einstellbar und hat eine elektroni-sche Entfernungsmessung. Das bedingt, dassder Schütze das Gewehr aufliegen lässt undnach dem Richten nur noch den Abzugbetätigt. Der aufsetzbare Schalldämpfer be-wirkt, dass der Mündungsknall nicht mehrgeortet werden kann. Das verwirrt z. B. auchdas Wild bei der Jagd, so dass es nicht weiß,wohin es fliehen soll. Unkalkulierbar istallerdings der Seitenwind, der die Geschoss-Flugbahn beeinflusst und für deren Korrekturder Schütze eine Intuition entwickeln muss.Die Durchschlagskraft des schweren Magnum-

    geschosses reicht, um ein ungepanzertesFahrzeug auch auf 1.000 Meter Entfernung,durch einen Schuss in den Motor z. B., be-wegungsunfähig zu machen. Das G29 ist keinSturmgewehr, das jeder Soldat bekommt,sondern eines, das von Spezialisten bis zu1.000 Meter hinter der Kampflinie zum Einsatzkommt. Wann die Bundeswehr ein solches,neues Sturmgewehr nach dem G36 bekommt,ist noch ungewiss. Zwei Firmen bewerben sichzurzeit darum, Haenel ist die eine, Heckler &Koch die andere.Am Ende seiner Ausführungen zeigte Bittorfnoch das finnische Modell Tzikka, das einebestechende Zieloptik hat. Ein ballistischerRechner ermittelt automatisch den Halte-punkt, um ein Ziel sicher zu treffen. „Das wirddie Zukunft sein“, ein Schritt in Richtungautomatische Waffen, war Bittorf überzeugt.

    Grüner Schluck am 30.11.2018

    TerminNotieren!

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    Hinweise zu den Leserbriefen undGegendarstellungen.

    Wir veröffentlichen ab sofort in regel-mäßigen Abständen ausgewählte Leser-briefe. Im Falle der Veröffentlichungweisen wir den Klarnamen des Ein-senders aus.

    Bitte beachten Sie:Wir lesen alle Einsendungen, diesewerden aber nicht beantwortet. Esbesteht kein Anspruch auf Veröffent-lichung eines Leserbriefs. Veröffentlichtwerden nur Leserbriefe, die auf einenArtikel bzw. ein Thema seriös undsachbezogen eingehen. Die Redaktionbehält sich vor, Leserbriefe zu kürzen.Für veröffentlichte Leserbriefe ge-währen Sie uns das unentgeltliche,

    Über WhatsApp schnell mal eine SMS, eineSprachnachricht oder ein Video verschicken.Praktisch ist das, denn damit können ganzeGruppen erreicht werden – und gruselig ist eszugleich. Gruselig dann, wenn man dieseneuen Medien zur schnellen und harmloserscheinenden Verbreitung von Gedankengutmissbraucht, das ganz stark an 1933 erinnert.So ist es mir ergangen an einem Montagabendim Oktober. Ich bekam über WhatsApp in derInfogruppe der Mitglieder des Dokumentati-onszentrums der ehemaligen Hainberg Kaser-ne in Mellrichstadt ein Video zugeschickt. Das,was zu sehen war, macht mich noch immersprachlos. Nicht, weil ich nicht gewusst hatte,dass solche Videos kursieren, sondern dass sietatsächlich unseren Kameradenkreis betreffen.Ich bin erschüttert, traurig und fühle michnaiv, weil ich das nicht für möglich gehaltenhatte.

    Ich bin über 30 Jahre Berufssoldat, war inverschiedensten Funktionen eingesetzt. Ichwar immer der Meinung, zusammen mitmeinen Kameraden einem Vaterland zudienen, das faschistisches und rassistischesGedankengut und jede Art von Nazi-Organisation ächtet. Ich möchte und mussmich von einem Verein (der überwiegend ausSoldaten und Ehemaligen besteht!) dis-tanzieren, wenn solch abscheuliches Ge-dankengut herumgeistert.Es ist höchste Eisenbahn, die rote Linie, dieüberschritten wurde, neu zu ziehen. Ich stehejetzt auf gegen Rassismus und Faschismus,denn das ist nun wahrlich keine Alternative.Ich stehe auf, wenn Menschen aufgrund vonReligion, Herkunft, Hautfarbe oder sexuellerOrientierung aus der Gesellschaft ausge-schlossen werden sollen. Ich stehe auf und ichbaue auf Kameraden, die mit mir stehen!

    Leserbrief von Harald Schilk, Stabsfeldwebel a.D. vom 02.10.2018

    zeitlich und örtlich unbegrenzte und nicht ausschließliche Recht, diese Aussagen ganz oder teil-weise zu nutzen, zu vervielfältigen, anzupassen, zu veröffentlichen, zu bearbeiten, zu ver-breiten, aufzuführen und darzustellen. Wir weisen darauf hin, dass die Redaktion für den Inhaltnicht verantwortlich ist.

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    „Männer, Verbindung halten…!!!“Wer erinnert sich nicht an diese Worte seinesGruppen- oder Zugführers vor langer Zeit?Verbindung halten, Fühlung aufnehmen oderschlicht: einfach miteinander reden war schonimmer die einfachste Möglichkeit, Informa-tionen zu geben oder auch zu bekommen.Beim Militär durchexerziert bis zum Umfallen,ohne, dass es manchmal wahrgenommenwurde. Und doch ist eine gut funktionierendeVerbindung untereinander das wichtigsteFührungsmittel schlechthin.Die technischen Errungenschaften unserer Zeitmachen es uns da sehr leicht. Wer ist heut zuTage nicht mehr online oder ständig erreich-bar? Wer ohne Handy oder Smartphone dasHaus verlässt gilt schnell als out oder einfachnicht mehr up to date, wie man heute zu„rückständig“ zu sagen pflegt.Und um die Wege möglichst kurz zu haltenwurde diese Info-Gruppe des KFG in derWhatsApp-Funktion für Smartphones insLeben gerufen. Dadurch ist es möglichgeworden nahezu ALLE Mitglieder des KFG,egal ob wohnhaft in Mellrichstadt oder auf denBahamas, auf den schnellsten Weg zuerreichen bzw. zu verknüpfen. Noch nie zuvorgelangten Nachrichten schneller um denErdball als mit dieser einfachen und obendreinkostenlosen Funktion.

    Vielleicht ist es ja schon dem einen oderanderen aufgefallen, dass sich der von EuchAnfang des Jahres neu gewählte Vorstandbemüht, mehr und mehr Informationen überdas Geschehen im Verein an seine Mitgliederweiter zu geben. Dies geschieht z.B. über E-Mail, indem nach jeder Vorstandssitzung diedort besprochenen Punkte darüber verteilt

    werden. Das ist zwar ein großer Schritt,jedoch kann nicht jeder davon profitieren, weilnicht alle E-Mail nutzen. Gleiches gilt natürlichauch für WhatsApp. Aber je mehr Vereins-mitglieder sich dafür registrieren lassen, destovernetzter wird unser Freundschafts-undKameradenkreis und Informationen könnenfließen und zwar nach beiden Seiten. Dasmacht es z.B. dem jungen Kameraden, dergerade einer Ausstellungspuppe in unseremDokuZ eine „Filzlaus“ anzieht sehr einfach, maleben schnell die älteren Vereinsmitgliederabzufragen, ob zu der Zeit, als dieser Anzugnoch von vielen von uns getragen wurde, dieHose in oder über die Stiefel kommt. Oder einKamerad fällt zu Allerheiligen, der Sammlungfür die Stiftung zur Pflege der Kriegsgräber,die jedes Jahr durch den KFG durchgeführtwird, aus und muss kurzfristig ersetzt werden,dann greift man zum Handy und kann über dieInfo-Gruppe des KFG so schnell unzähligehilfsbereite Kameraden erreichen. Auch dieNachricht, dass der bayerische Innenministerunser Dokumentationszentrum besuchenkommt, die den Vorstand selbst äußerst kurz-fristig in diesem Sommer gegeben wurde,hätte so in Echtzeit an alle Mitglieder weiter-gegeben werden können.So etwas funktioniert bisweilen sehr gut, weilsich im Großen und Ganzen doch an fürjedermann verständliche Regeln gehalten wird.Diese Funkdisziplin sieht vor allem vor, dassnicht jede Anfrage kommentiert werden muss,sondern nur, wenn es dem Anfragenden auchweiterhilft. Genauso sind diverse Spaßvideosnatürlich fehl am Platz, denn das Verbreitenvon Witzen oder gar persönlichen Meinungenist mit dieser Gruppe nicht gewollt, denn dasverfehlt ihren Zweck.So Kameraden, um Euch an diesen digitalen„Ackerschnacker“ anzuklemmen, um mitredenzu können und auf dem Laufenden zu bleiben,schickt mir einfach eine kurze E-Mail mitAngabe Eurer Handynummer [email protected] oder ruft micheinfach an (0151- 12445545) und Ihr werdetin Kürze von dieser Info-Gruppe des KFGprofitieren. Je mehr sich hier von Euch an-klemmen, desto sinnvoller und profitabler istdie ganze Aktion.Dran, drauf, drüber!

    Euer Markus Budde (Stv Vorsitzender)

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    Liebe Kameraden und Vereinsmitglieder,dieses Jahr wiederholt sich zum 100. Mal dasEnde des 1. Weltkrieges und zum 80. Mal diePogromnacht in Deutschland. Wer sich zumdiesjährigen Volkstrauertag Gedanken ge-macht hat, kam vermutlich nicht umher, sicheines der genannten Themen in den Sinn zurufen.Aber über welches Ereignis soll man nunnachdenken, mahnen und sich erinnern? Überdas Ende des 1. Weltkrieges mit 10 Millionentoten Zivilisten oder über den Anfang desHolocaust mit über 10 Millionen toten Juden,KZ-Häftlingen und Zivilisten?Letztendlich ist es aber egal über was mansich Gedanken macht. Es starben bei beidenEreignissen Millionen und Abermillionen vonunschuldigen Menschen. Es sterben bis heuteUnschuldige an Krieg und Terror. Weltweitfallen mittlerweile auch Soldaten derBundeswehr und werden verwundet imAuftrag den Frieden zu sichern oder zuerhalten. Und genau deshalb, um an dieseTaten und Verbrechen zu erinnern und sie anzu mahnen, begehen wir den Volkstrauertag.Wir erinnern uns ihrer hierbei und mahnensomit an, dass sich Ereignisse, wie diese, nichtmehr wiederholen dürfen.Ja, wir erinnern und gedenken – aber immerweniger gedenken mit uns!Ja, dieser Trend zeichnet sich leider ab, nichtnur bei uns. Ist es nicht auch Aufgabe unseresKameradschafts- und Freundeskreises, zumahnen? Mahnen nicht auch wir mit unseremDokumentationszentrum Kalter Krieg gegeneine Zeit in Deutschland und der ganzen Welt,der viele zum Opfer fielen und die Menschheitan den Rand des nuklearen Irrsinns brachte?Waren es nicht letztlich Soldaten, die diesenVerein ins Leben riefen? Soldaten abergedenken ihrer Gefallenen, ganz gleich wieviel Zeit inzwischen verging. Soldaten mahnenan, weil letztlich sie es sind, die reinenGewissens ihren Auftrag erfüllen wollen.In diesem Jahr haben erschreckend wenigMitbürger an der feierlichen Gedenkstunde amTag vor dem Volkstrauertag am Großenberg inMellrichstadt teilgenommen. Es dürfte einneuer trauriger Negativrekord aufgestelltworden sein. Wenn die ortsansässigen Vereineund Hilfsorganisationen keine Abordnungenstellen würden, wäre der Gedenkplatz ge-spenstisch leer gewesen und die mahnendenWorte der Redner, allen voran unser Bürger-

    meister, wären ungehört im Winde verhallt.Aber warum begehen immer weniger Men-schen den Volkstrauertag?Vielleicht liegt es einfach daran, dass dieGeneration, die die Weltkriege noch erlebte,immer kleiner wird? Immer weniger das WortKrieg überhaupt noch deuten können? Odergeht es uns einfach nur zu gut?Aber gerade heute, wo Deutschland als einerder größten Truppensteller, im Kampf gegenden internationalen Terrorismus agiert, unsereSoldaten täglich unter Einsatz ihres Lebensversuchen für Frieden zu sorgen, dürfen wirnicht vergessen! Wir dürfen nicht vergessen,was Terror und Gewalt den Menschen antun.Wir sind uns selbst und unserer nachkom-menden Generation verpflichtet zu erinnernund anzumahnen.Abschließend habe ich noch eine Bitte:Wenn Ihr das nächste Mal im Familienkreis,mit den Kindern und Enkelkindern, amStammtisch oder auch im Verein, zusam-mensitzt, redet mal über diesen Tag. Helftmit, dass nicht vergessen wird! ErmutigtAngehörige, Freunde und Bekannte imkommenden Jahr dabei zu sein, amGroßenberg in Mellrichstadt.Denkt bitte daran, uns geht es gut und so solles auch bleiben, denn das war nicht immer so.

    Lutz Nüdling (Obergefreiter d. Res.)

  • Seite 28

    Wozu Militärgeschichte heute und in Zu-kunft gut istDas Bauen und Instandhalten von dreiBrücken: in die Fachwissenschaft der Ge-schichte, die interessierte Öffentlichkeit unddie Bundeswehr, so die Drei-Brücken-TheorieHans-Meier Welckers, machte in der Ver-gangenheit und macht bis heute denWesenskern und die Stellung des ZMSBW imRessort des Bundesministeriums der Ver-teidigung aus. Man kann zu Recht fragen,warum sich eine Armee eine solcheEinrichtung leistet. Darauf gibt es mehrereAntworten. Ich beginne mit einer reinpragmatischen.Zu allen Zeiten haben Armeen versucht, ihrenNachwuchs mit der eigenen Geschichte undder Militärgeschichte im Besonderen vertrautzu machen. Dies resultierte aus der richtigenEinschätzung, dass der Soldatenberuf histo-risch eingebettet, ja bedingt ist und in einganz zentrales Verhältnis des Einzelnen zumStaat, seiner Geschichte, seiner Verfassungund seines Rechtssystems gerückt werdenmuss. Deshalb ist es als einzelner Soldat auchso wichtig zu erkennen, welchem Staat mandient. Die Bundeswehr hat, insbesondere auchunter dem Eindruck zahlreicher Reform-bemühungen, in ihrer Geschichte recht früherkannt, dass der Soldatenberuf, vor allemjedoch der Offizierberuf auch ein geistigerBeruf ist. Auch wenn wir heute im„Trainingsbereich“ vom Erwerb zahlreicherKompetenzen sprechen, so geht es doch imKern darum, eine Persönlichkeit als Offizier zuprägen, die ganzheitlich gebildet, sowohl inkognitiver als auch emotionaler Hinsicht, dievielfältigen anspruchsvollen Führungs- undErziehungsaufgaben angemessen wahr-nehmen kann. Alle Bildungsbemühungen unddie diesen vorausgehen -den Forschungs-anstrengungen müssen sich auf eine sichereund solide fachwissenschaftliche Basis berufenkönnen.Das Metier der Militärgeschichte ist keinSpielfeld für Dilettanten, die Geschichte keinSteinbruch, aus dem Wir uns nehmen können,was uns gefällt (Forschungs- undBildungsfunktion).

    Eine weitere Funktion der institutionalisiertenMilitärgeschichte besteht heute darin,zwischen den Vorstellungen der Bürger in der

    Demokratie und den Streitkräften zuvermitteln. Wie viele andere Organisationen,die sich mit demSicherheits- und Gewaltspektrum in unsererGesellschaft befassen, ist auchdie Bundeswehr darauf angewiesen, für ihreMaßnahmen, Entscheidungenund Taten Legitimation zu erwerben. Kritischemilitärhistorische und neuerdings auchmilitärsoziologische Forschung kann nicht nurden Wandel von Streitkräften in offenenGesellschaften erklären und begleiten, sickann auch zeigen, warum vieles so gewordenist, wie es sich heute darstellt. Der Blick aufKonstellationen, die im Laufe der Zeit unsererAufmerksamkeit entgangen sind, mag unsermutigen, einen neuen Weg einzuschlagenund mit Zuversicht Dinge anzupacken, die unszunächst neu erscheinen, aber nicht in allemneu sind. Insbesondere vor vermeintlichneuen Herausforderungen, die die Streitkräftezu meistern haben, ist es immer wiederwichtig darauf hinzuweisen, dass es Sach-verhalte gibt, die die Organisation Bundeswehrschlichtweg über die Jahre verlernt hat; siesind dem Vergessen anheimgefallen. Für das„Vergessen“ sind Wir zum Teil selberverantwortlich, weil wir z.B. durch ständigeFormveränderungen Fähigkeiten nicht mehrabbilden, die aber für die Erfüllung bestimmterAufgaben von Bedeutung sind. Organisations-soziologische und historische Forschungenkönnen solche Sachverhalte offenlegen und inunser Bewusstsein zurückbringen. Damitleistet das ZMSBW einen nicht zu unter-schätzen den Beitrag für die Fortentwicklungder Streitkräfte und deren Integration in diepluralistische, offene Gesellschaft der Bundes-republik Deutschland.Das Interesse der Menschen aller nurdenkbaren Zirkel unserer Gesellschaft:Schulklassen, Berufsschulen, Rentner-Vereine,Berufsverbände, Kirchen, der Polizei, Kultur-einrichtungen, Stiftungen an unserer Arbeitbestätigt uns inder Auffassung, dass das, waswir tun, von kultureller Bedeutung ist. Dassdies natürlich über den nationalen Rahmenhinausweist, liegt auf der Hand. Nicht nur dasZMSBW, sondern auch das ihm truppen-dienstlich unterstellte MilitärhistorischeMuseum der Bundeswehr (MHM) in Dresden

    Fortsetzung des Gastbeitrages aus dem Kurier 23 und 24 (letzter Teil) -von Hans-Hubertus Mack

    Fortsetzung nächste Seite

  • und Gatow sind nicht nur Stätten derForschung und Veranschaulichung derMilitärgeschichte, sondern auch Kulturträgervon internationalem Rang. Allein bei derdeutschen Rezeption der Ereignisse des ErstenWeltkrieges seit 2014 (100 Jahre ErsterWeltkrieg), um nur ein Beispiel herauszu-greifen, kam dem Zentrum für Militärge-schichte und Sozialwissenschaften und demMHM die Aufgabe zu, den deutschen Anteil andieser „Urkatastrophe“, seine Rezeption im ln-und Ausland in zahlreichen Veranstaltungen,Symposien, Druckerzeugnissen und Besuchenaus neuer wissenschaftlicher Perspektivedarzustellen. Keine andere Institution inDeutschland hat die deutsche Militärgeschichteauf diese Weise vertreten. Dabei warengemeinsame Veranstaltungen mit franzö-sischen, englischen, belgischen, österreich-ischen, australischen kanadischen, neusee-ländischen, slowenischen und italienischenPartnern selbstverständlich. Das gemeinsameGedenken in Verdun, umfangreiche Vortrags-reisen nach Canberra und Wellington, Chinaund Kanada legten Zeugnis dafür ab(Vermittlungs-- und lntegratíonsfunkti-on).

    Kommen wir zur letzten Begründung.Im schönen und traditionsreichen Schloss inVincennes bei Paris residiert der ServiceHistorique der französischen Streitkräfte. Indiesem Gebäudekomplex gibt es einen „salled'honeur“, einen Ehrensaal. Dort hängen aneinem überdimensionierten Kronleuchter alleRegimentsfahnen des französischen Heeresseit dem 17. Jahrhundert. Wenn ein Regimenteiner Struktur zum Opfer fällt, wird seineFahne dort aufbewahrt. Zugleich wird dieGeschichte des Regiments mit einer aus-sagekräftigen Chronik, die dem Besucherzugänglich ist, hinterlegt. Sobald ein neuerTruppenteil aufgestellt wird, erhält dieser eineFahne aus dem Arsenal. Damit vertritt derneue Verband die Geschichte seines Paten, derVerband lebt fort. Dessen Fahne wirdübernommen und dann mitgeführt. Was wirddamit erreicht? Der Ort Vincennes ist nicht nureine würdevolle Heimstatt der Fahnen,sondern auch ein Ort der Selbstverge-wisserung der französischen Armee. Erbewahrt diesen Truppenkörper davor, seineSpuren in der Geschichte gänzlich zuverwischen.Auch die Geschichte der Bundeswehr ist eineGeschichte des Wandels. Der MilitärhistorikerMartin Rink hat in Anlehnung an Goethes

    Faust einmal davon gesprochen, dass bei derBundeswehr „Strukturen um die Wettebrausen“. Dies trifft den Sachverhalt rechtpräzise. Wer kümmert sich um all jeneEinheiten, die es in der Bundeswehr nichtmehr gibt? Zwar werden im Falle derSchließung die Fahnen an dasMilitärhistorische Museum abgegeben, aberkann man die Veränderungen überhaupt nochim Blick behalten? Beim Einsatzgeschehen,das den Dienst in der Bundeswehr seit den1990er Jahren prägt, fragen vermehrt dieEinsatz-soldaten nach ihrer eigenenGeschichte. Zahlreiche Anfragen zu Namen,Begebenheiten und Truppenstellern oderKontingentszusammensetzungen liegen vor.Dies führt uns dazu, eben diese Geschichte zudokumentieren, nicht nur, um die Datenauszuwerten, sondern auch um Rechenschaftgegenüber künftigen Generationen abzulegen.Das ZMSBW hat eine Datenbank geschaffen,in der sämtliche je existierende Einheiten undVerbände der Bundeswehr erfasst werden.Bisher haben über 26000 Datensätze darinEingang gefunden. Ähnliches in Form einerStandortdatenbank ist bereits für die NVA, dieNationale Volksarmee der ehemaligen DDR,unternommen worden. Auch hier gilt es,diesen Teil der deutschen Militärgeschichte vordem Vergessen zu bewahren (Selbst-vergewisserungs-und Dokumentations-funktion).

    AusblickDie deutsche Militärgeschichte hat sich in denletzten 70 Jahren zu einem achtbaren Zweigder Geschichtswissenschaften in Deutschlandentwickelt. Vorbehalte der Militärgeschichtegegenüber sind weitgehend entfallen. Dort, wosie noch vorhanden sind, kann man jedochkritisch und konstruktiv argumentieren und ihreinen Platz auch in der Wissenschafts-landschaft sichern. Mit der Einrichtung einesLehrstuhls für Militärgeschichte-Kulturge-schichte der Gewalt in Potsdam im Jahre2007 sind Grundlagen für eine nationale undinternationale Weiterentwicklung des Fachesgelegt. Dies spiegelt auch die Einrichtungeines neu konzipierten Masterstudiengangs„War and Conflict Studies“ wider, derzunehmend auf Interesse stößt und dazubeitragen kann, die Genese und den Aufbauvon Konflikten und die strategische Dimensionmöglicher Entscheidungssituationen in Zahl-reichen Anwendungsbereichen von Politik,Militär und Wirtschaft zu erhellen. Es kommtfür das ZMSBw nun darauf an, auch für die

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    Fortsetzung von Seite 28

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  • Militärsoziologie ähnliche Schritte zu unter-nehmen und sie in der Wissenschafts-landschaft der Bundesrepublik zu verankern.Erst wenn dies gelungen ist, ist auch dasZMSBW von seiner Gründungsidee hervollends an seinem Ziel angekommen. Auchdie dringende Notwendigkeit des Verstehensmilitärhistorischer Perspektiven in einer Weltim Umbruch ist für die Soldatinnen undSoldaten der Bundeswehr unabdingbar. DasZMSBw legt hierzu aussagekräftige, aufwissenschaftlicher Grundlage beruhendeMaterialien für den Grundbetrieb und denEinsatz vor, die dazu befähigen, über dieBegebenheiten zu informieren und die zahl-reichen historischen Gemengelagen multiper-spektivisch auszuleuchten. Ein besonderes

    Augenmerk muss von uns auf die Geschichteder europäischen Verhältnisse gelegt werden.Der rasante gesellschaftliche Wandel, in demsich unsere Gesellschaft befindet und der ihminnewohnende Mechanismus zur Beschleu-nigung aller Lebensbereiche haben nachhaltigeAuswirkungen auf die ldentitätsbildungunserer Mitarbeiter. Soldatinnen und Soldaten,vor allem aber auch unsere zivilenMitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen nichtnur sich selbst, sondern auch ihre Aufgabenund Einsätze verstehen. Sie müssen gegenden Extremismus aller Lager und denPopulismus in seinen unterschiedlichenSpielarten gerüstet werden. Die „geistigeRüstung“ nach Baudissin ist aktueller dem je.

    Ende

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    Fortsetzung von Seite 29

    16 Ehemalige Patengemeinde im Landkreis

    17 Schwermetall in Patronen18 Bauteil von einem Panzer19 Einzelteil einer Waffe20 US Beobachtungspunkt bei

    Eußenhausen21 Einkehr im ehemaligen Munitionslager22 Panzertyp im Dokumentationszentrum23 Ehemaliger Bürgermeister von

    Mellrichstadt24 Ehemaliger Landrat von Rhön-Grabfeld25 Waffe der Bundeswehr26 Vogel27 Stadtteil von Mellrichstadt28 Gewässer der Region29 Bekannter Bürger von Mellrichstadt

    Mitmachen und gewinnen?

    1 Kompaniefeldwebel (Kurzwort)2 Fahrzeug vor dem Dokumentationszentrum3 Ehemaliger Kommandeur von Mellrichstadt4 Übungsplatz in Kanada5 Bezei