Bieler Chronik 1951

NACHTRAG

Annemarie Geissbühler-Lanz

JANUAR

16.12.1950-14. Weihnachtsausstellung des Kunst-vereins von Biel in der Kreditanstalt: Die Absicht,durch Beizug geladener Maler, die nicht dem hiesi-gen Künstlerkreis angehören, der Ausstellung ein«Gesicht» zu geben, wird nicht überall goutiert.1. Es herrscht Preisanschreibepflicht im Detailhan-del: Ausgenommen sind Waren im Betrag über 250Franken. Die Arbeitgeberkonvention verpflichtet zueiner Teuerungszulage von Fr. —.70 pro Arbeits-stunde, beziehungsweise Fr. —.60 für unter 19jährige.Über die Jahreswende herrscht ausserordentlich star-ker Verkehr auf der Hauptpost in Biel, welcher unterZuzug von 40 Handelsschülern und Studenten be-wältigt wird. Es müssen zum Beispiel 506 630 Neu-jahrskärtchen «behandelt» werden.Volkszählungsergebnisse (Stichtag 1.12.1950):

Wohnbevölkerung Zunahme in 10 JahrenVingelz 468 21,5%Biel 29382 6,6%Bözingen 3387 11,7%Mett 5153 102,5%Madretsch 10 011 30,1%Total Gemeinde Biel 48 401 17%Bewohnte Häuser total 4 927Anzahl Haushaltungen 15348

Grosse Kälte: —10° in der Stadt. Ausgiebige Schnee-fälle und tiefe Temperaturen setzen dem Verkehr zu:Die vereisten Oberleitungsdrähte der Trolleybus-linien führen zu fortwährenden Stromunterbrü-

chen. 38 Arbeitslose nehmen sich der vereisten Stras-sen und Plätze an.Die Berufsberaterinnen und Berufsberater des KantonsBern besichtigen im Laufe ihres Magglinger Weiter-bildungskurses das Photoatelier von Mme Courvoi-sier und die SBB-Werkstätten in Biel.Clara Mühlestein-Leibundgut erhält den Kunstpreis

der Stadt Biel für ihre fruchtbare, 25jährige Tätigkeitim Dienste des Arbeitergesangs: Die in Basel, Salz-burg und Berlin Ausgebildete betrachtet es als ihreMission, das Niveau des gesanglichen Kônnens undden Willen zum guten Gesang, die Liebe für dieKlassiker des Liedes, welche sich durch ihren Bil-dungsgang erklärt, bei Frauen zu fördern, die keinebesondere musikalische oder stimmliche Schulunggeniessen konnten.5. Gründungsversammlung des (ständigen) Thea-

ter-Extra- Chores.Biels «Abbruchloch», jenes des «Weissen Kreuzes» ander Mühlebrücke, gibt Anlass zu einem besonderenAltstadt-Einblick und -Durchblick.Biel ist neu 7. grösster Bahnhof und stellt sich also zwi-

schen Winterthur und Olten.6. Zwei Lastenzüge stossen bei Vingelz zusammen,

hoher Sachschaden.Generalversammlung des Arbeitermännerchores Ma-

dretsch im Madretscherhof: Wegen der Reise desChores in die Ostschweiz weist die Kasse ein Defi-zit von 100 Franken aus.Ruhige und erspriesslich verlaufende Generalver-sammlung der Arbeiter-Turnvereine Biel -Stadt, trotzdem Loch von 2000 Franken in der Kasse, welchesdem Besuch des Verbandsfestes in Lausanne anzu-lasten ist.Die Pläne für die zu schaffende Holzfachschule in Bö-zingen werden im Technikum der Öffentlichkeitvorgestellt.

t Emil Köhli, Spitalverwalter seit 1935 am Bezirksspital.t Walter Lienhard, Wirt im «Tell», Bözingen.Ausstellung der Arbeiten zum Wettbewerb «Umge-staltung Strandbad Nidau».Internationales Boxmeeting im Volkshaussaal.Eröffnung eines «Bieler-Sporttableaus» (20 Informa-tionskasten!)84. Generalversammlung der MusikgesellschaftBözingen.

10. Gastspiel Voli Geiler/Walter Morath.Merkwürdige Verquickung von (grausigem) Sensa-tionsfilm (Erich Strohheim als von Frauen Verrate-ner) und Realität durch den Live-Auftritt des 7jähri-gen Wunderpianisten Roger Pouly im Scala.11. Zwei LkW-Unfälle auf der Neuenburgstrasse.Monatsmarkt: Nebst dem Krammarkt werden 44Kühe, 5 Ochsen, 10 Rinder, 4 Kälber und Jungviehsowie 271 Schweine aufgeführt.12. Schweres Verkehrsunglück auf der Neuenburg-strasse in Vingelz.Soirée der Bäcker in der Tonhalle.13. Die TT-Verwaltung bezieht ihren erneuerten Bü-rotrakt und die neue Wageneinstellhalle.Die als «Jubiláumsparade» betitelte Abendunterhal-tung der Arbeiterturnvereine Madretsch erntet grossenBeifall bei der zahlreich im Volkshaussaal erschie-nenen Anhängerschaft.Generalversammlung der Musikgesellschaft Mett.103. Generalversammlung des Stadtturnvereins.14. Kammermusikkonzert der Jugendgemeinde fürMusik im Rathaussaal.Referat Professor W. Eichrodt, Basel: «Unsere Stel-lung zu Israel im Lichte der Bibel.»Jakob Bertschi, alt Fuhrhalter und Kohlenhändler,Bourbaki, wird 84jährig.

Künstler sehen Biel und seine Umgebung: RudolfSchindler stellt aus im Schaufenster des Verkehrsbüros.16. 3. Abonnementskonzert, mit dem Orchestre dela Suisse Romande unter Carl Schuricht als Dirigentund dem Geiger H.H. Schneeberger als Solist.

t Robert Chopard, Bieler Radsportpionier.19.1./22.1 Volkshochschule Biel: Erlebtes Leben/Glau-ben und Aberglauben. Referenten: Dres. A. Friede-mann/Schmid.21. Soirée des FC Biel in der Tonhalle.Touring-Ball des TCS Biel im Hotel Elite.Ball der Gymnasia im Hotel Bielerhof.22. Das geschichtsträchtige Haus «Zum hohenEck» soll zum modernen Eckhaus werden (Winklerund Spiess).Friedrich Dürrenmatt liest im Rathaus aus unveröf-fentlichten Werken, auf Einladung der LiterarischenGesellschaft Biel.Ausserordentliche Versammlung des Theatervereins

Biel — Genehmigung neuer Statuten: zweisprachigerVerein, zweisprachige Tätigkeit, Vereinsziele undanderes, Inszenierung von künstlerisch hochwerti-gen Schauspielen schweizerischer Herkunft, Unter-stützung der — noch nicht bestehenden — Fürsorge-einrichtung des Personals, Theaterneubau.Die Gemeindeschreiber des Seelandes und BielerGemeindefunktionäre werden im Rahmen einerFortbildungsveranstaltung durch V. Adamina, Vor-steher der kantonalen Fremdenpolizei, über frem-denpolizeiliche Vorschriften und deren Anwendungenim Kanton Bern orientiert.23. W. Keller, Bibliothekar SGB Bern, referiert inMett über «Kirche und Arbeiterschaft».Volkshochschule Biel: Laientheater, Referent RektorE. Sutter.Glanzpremiere der «Arlesienne» von Georges Bizet,gesungen von den welschen Bieler Chören im Capitol-saal.Das städtische Trinkwasser ist hyperchloriert.24. Einige Fahrer des internationalen Rallys Monte

Carlo—Monte Carlo, die den rechten Weg von Bernnach Basel verpasst haben, verursachen Blechschä-den auf dem Bieler Strassennetz.Premiere im Stadttheater mit Kleists «Amphy-trion».

Die Bundesbahnen testen einen Kinowagen mit einerPressefahrt.25. Die Kohlehändler Biels erlassen einen Aufruf,um Vorratskäufe zu verhindern, damit zumindestder Jetzt-Bedarf in der Stadt gedeckt werden kann.Der Neubau des «Falken», ehemals «Augustiner»,sorgt für Beunruhigung an der alten Bahnhofstrasse.Dr. Robert Zumbühl, Präsident des Landesverban-des für Leibesübungen, spricht im «De la Gare» überJugend, Sport und Politik.

26. An der Generalversammlung der schweizeri-schen Vereinigung der Chefbeamten der kommuna-len Einwohnerkontrolle spricht Dr. Jezler, stell-vertretender Abteilungschef der EidgenössischenPolizeiabteilung über ein neues Bundesgesetz betref-fend den Erwerb/den Verlust des Schweizer-Bürger-Rechts.27. Die Guttempler-Logen «Einigkeit» und «Wachtam Jura» führen an ihrem Ehrenabend das Mund-artstück «Us der Fuhre» von P. Burkolter auf, wel-ches die Probleme der Landflucht erörtert.Stadttheater: «Der Schwarze Hecht.»Generalversammlung der Musikgesellschaft Ma-dretsch im Hotel Madretscherhof.Generalversammlung des Schweizerischen Werk-meisterverbandes, Sektion Biel.29. Ingenieur Kappeler von der Autophon AG inSolothurn versucht durch seinen Vortrag verschie-denste Kreise am Fernsehen zu interessieren: Vorabzukünftige Zuschauer, zugleich aber die Apparate-industrie.Konrad Lorenz, Wien, spricht nicht nur mit dem Vieh,den Vögeln und den Fischen, sondern in der Aulades Gymnasiums mit dem zahlreich erschienenenPublikum.Jahresversammlung des gemischten Chores «Lieder-kranz». Neuer Dirigent: Rudolf Bigler.Gemeinderat — Wohn bausubventionen-Beschluss: Nachholbedarf: 450 Wohnungen. Privates Baugewerbe er-stellt gegenwärtig 165 Wohnungen, 85 weitere sind

geplant. Durchschnittliche Mietpreise 150 Franken.Um wenig begüterten Kreisen zu anstándigen Woh-nungen zu verhelfen, erhalten die Wohnbaugenos-senschaften «Wyttenbach», «Vogelsang», «Sonnen-schyn», «Daheim» und «Mettlenweg» 7,5%/10%0Gemeindesubventionen, wodurch sich folgendeEnd-Mietzinse ergeben: Drei-Zimmer-Wohnungen:85/125 Franken, Vier-Zimmer-Wohnungen 110/135Franken. Terrains im Baurecht, mit Ausnahme

«Mettlenweg».Verbesserte Arbeitsmarktlage in Biel: Nur noch 18 Stel-lensuchende gegenüber 329 im Vorjahr.30. Der Damenchor Caecilia Biel führt in der Ton-halle das Dialekt-Lustspiel von Otto von Greyerz«Knörri und Wunderli oder Hei si, wei si, chöi si»auf.In der ganzen Stadt finden verschiedene Sammlun-gen und Veranstaltungen zugunsten der Lawinenge-

schädigten statt.Der Vortrags- und Diskussionsabend in Vingelz be-treffend Strassenverhältnisse mündet in einer Reso-lution aus, die sich — trotz der vielen Unfälle — vehe-ment gegen die Verlagerung des West-Ost- Verkehrs ansSüdufer wendet, den raschen Ausbau der nordseiti-gen Seestrasse und als erste Massnahme ein Trottoirverlangt.Gut besuchter Monats- und Krammarkt: 40 Kühe(1800-2200 Franken), 2 Ochsen (1300-1900), 67 Rin-der (1400-2000), 337 Schweine (60-220), 1 Ziege; üb-liches Angebot auf dem Krammarkt.Zur Deckung des dringendsten Bedarfes müssenwieder in vermehrtem Masse ausländische Arbeits-

kräfte bewilligt werden.

FEBRUAR

1. 1. Sitzung der 2. Hälfte der Legislaturperiodedes Stadtrates: Der Rat befasst sich, ausweichend,mit Museums-Standortfragen (Kunstmuseum, Lokal-historisches Museum...), dem geplanten Neubau der

Holzfachschule, dem Kauf des Florabades, dem genos-senschaftlichen Wohnungsbau sowie verschiedenenSchul- und Strassengeschäften.Tagung des landwirtschaftlichen Vereins Biel-Nidau imRawyler.Der Kultursoziologe Dr. Hans Zbinden äussert sichvor grossem Publikum zu Europa als Fiktion undWirklichkeit.2. Liederabend Elisabeth Wyss im Rathaussaal.Jubilarenfeier des SMUV-Biel, wobei die beachtens-werte Zahl von 17 Jubilarinnen hervorgehoben wird.3. Der Arbeiterschützenverband tagt im Volkshaus.Offenbar bezeugt die Weltlage, dass ein wachsamesAuge not tut und der Förderung des Schiesswesensalle Beachtung zu schenken ist.Brand im Hotel Walliserkeller.102. Generalversammlung des Grütli-Männerchores.61. Generalversammlung des Frauen- und Töchter-chores Biel in der Kronenhalle.4. Am Kirchensonntag predigen zum Thema «DieWürde des Menschen in biblischer Sicht» National-rat Aebersold in der Stadtkirche, Dr. AdolpheKuenzi in der Pauluskirche und Hans Berchtold inder Kirche Mett.Gemeindeabend/Hauptversammlung des prote-stantisch-kirchlichen Hilfsvereins im Wyttenbachhaus.Zum Thema «Abschaffung des Gottesdienstes» äussernsich in der anschliessenden Woche in der Pauluskir-che die bekannten Theologen Prof. A. Schädelin,Pfarrer Dr. Walter Lüthi, Pfarrer Dr. Johannes Dürrund Pfarrer Walter Hutzli.1- Anna Bertha Schöchlin-Römer, alt Zeichnungslehre-rin, im hohen Alter von 91 Jahren.Kegler-Städtematch Biel—Basel im Restaurant Salz-haus.5. Eine Kuh rammt das Schaufenster Stämpflistrasse113.Eine Resolution, gefasst im Anschluss an eine öffent-liche Versammlung, verlangt von den zuständigenBehörden das sofortige Weiterführen der zweiten Jura-

gewässerkorrektion gemäss den Anträgen der inter-kantonalen Kommission.6. In einem äusserst gehaltvollen und formvollen-deten Vortrag streift Gunther Schärer an der monatli-chen freien öffentlichen Zusammenkunft der Litera-rischen Gesellschaft die verschiedenen Aspekte desliterarischen Vergessens und beschliesst seine Aus-führungen mit Texten ebensolcher «Vergessener»:Danmor, Grete Auer, Hermann Aellen, JohannesVincent Venner und Ulrich Amstutz.Künstler sehen Biel: Georges Item, in Biel geborenund aufgewachsen, jetzt in St. Remy lebend, stelltvier Pastelle aus.10./12. Bieler Fastnacht mit grossem, leider verreg-netem Umzug. Zum ersten Mal wird die Fastnachtbereits am Samstagabend eingetrommelt, bezie-hungsweise eingepfiffen. Grosser Betrieb in «Ton-halle», «Fantasio», «Elite», «Rössli» Bözingen sowieauf den Strassen und in Gaststätten.15. Prima-Abend im Volkshaussaal: Aufführungdes Urfaust von J. W. Goethe, Leitung Dr. Leuenber-ger. Eindrückliche Manifestation der Bereitschaft,neben der Schule und ohne den Unterricht zu beein-trächtigen, sich in eines der grössten Werke der dra-matischen Literatur zu versenken und wiederzuge-ben, was aus diesen Problemen Jugend selbst zu be-greifen vermag.17. Stadttheater: Gastspiel des Tänzers HaraldKreutzberg.Generalversammlung des Samaritervereins Ma-

dretsch.19. Neuer Verwalter des Bezirksspitals Biel wird Ar-nold Kellerhals, bislang Direktor der Berner Alpen-milchgesellschaft Stalden-Konolfingen.Künstler sehen Biel und Umgebung: Betty Fankhau-ser, in Biel aufgewachsen, in Biel, München undParis ausgebildet, stellt aus.19./20. Ausgezeichnete Darbietung des «Cid» vonCorneille durch die Compagnie Noël Vincent ausParis im Stadttheater.

Eine hochkarätige amerikanische Handelsdelegationbesucht die Bieler Uhrenfirmen, eingeladen von derFH.22. Kirchenmusik-Konzert des Damenchors Concor-dia in der Stadtkirche.Vortrag von Frau Dr. H. Thalmann-Antenen über diegesetzlichen Regelungen der Familienmutter im schwei-zerischen Recht.Chefredaktor W. Bretscher referiert über «Schweize-rische Aussenpolitik in der Nachkriegszeit».Der Bernische Polizeidirektor, Dr. E. Freimüller, in-formiert das Gewerkschaftskartell eingehend überdas neue Gesundheitsgesetz.23. Die Graphische Anstalt Schüler AG begeht miteinem vergnüglichen «Familienabend» in Twanndas 100jährige Bestehen der Firma: Sehr gelungeneDarbietungen verschiedenster Art aus den Reihender Belegschaft tragen zum guten Gelingen bei.Brand im Cinema Roxy.Generalversammlung des Emmentaler-Vereins imHotel Seeland.24. Die Theatergruppe Ornis spielt im grossenVolkshaussaal das moderne Stück «Der wahreJakob».Künstlerfest des Stadttheaters in der Tonhalle: Unterder Leitung der Herren Dewald und Kennedy, un-termalt durch Conférencier Alfred Rasser, geht einAbend über die Bühne, der Unterhaltung, Spassund ausgezeichnete Arbeit der vielen Beteiligtenbietet.25. Gemeindeabend des Zwinglibundes im Wytten-bachsaal mit dem Laienspiel «Die Judasspieler».26. Abstimmungs-Wochenende: Biel nimmt mit3330 gegen 3287 Stimmen die eidgenössische Auto-transport-Ordnung an — im Einklang mit der West-schweiz und im Unterschied zur deutlichen Verwer-fung in der Deutschschweiz —, verwirft das Kanto-nale Gesundheitsgesetz mit 3500 gegen 3046 Stimmenund stimmt der Erweiterung der kommunalen Wasser-versorgung mit 5558 gegen 756 Stimmen zu.

Der Bieler Armin Scheurer wird als verdienstvollsterSportler des Jahres 1950 gefeiert.4. Abonnementskonzert: Unter der Leitung von Wil-helm Arbenz spielt das Berner Stadtorchester im Ca-pitol Willy Burkhards «Piccola Symphonia giocosa»und dann mit dem Solisten Walter Gieseking dieKlavierkonzerte in B-Dur von Mozart und in G-Dur

von Beethoven.Der Gemeinderat beauftragt den Architekten GianPeter Gaudy, seinen aus einem Wettbewerb als erst-prämiert hervorgegangenen Entwurf betreffendStrandbaderneuerung, Sport- und Erholungsanlagenim Erlenhof abstimmungsreif zu überarbeiten, be-ziehungsweise im Sinne der wenig zukunftsgläubi-gen Stimmbürgerschaft zu redimensionieren. Dis-kussionsstoff bilden die vorgesehene Etappierung,das geplante Restaurant am Seespitz — als dem freienAusblick abträglich —, die Verlegung des Sportbe-triebes in das Wäldchen und der Finanzbedarf vonrund einer Million Franken.Unter der Leitung von Fürsorgedirektor AlbertFawer diskutieren die Spitalkommission und 31 Bie-ler Ärzte anstehende Probleme des Bezirksspitals: Er-

weiterungsbau mit vorgesehenem Ausbau der Pri-vatabteilung und finanzielle Konsequenzen bezie-hungsweise Sachzwänge.100 Jahre Schüler AG: In der Offizin, welche unter an-derem die Revolutionszeitung «Die junge Schweiz»herausgegeben hat, zeugen seltene Monotype-Setz-maschinen vom Streben, stets das Neuste und Bestein den Dienst zu stellen: Habent sua Fata libri.Saisoneröffnung auf dem Flugplatz Biel-Bözingenmit einer «Landungskonkurrenz»: Um die CoupeVinca streiten sich A. Girod, G. Nicol und Ch. Mat-

they.Bevölkerung Stadt Biel: 32298 deutschsprachige(66,7%) stehen 14532 französischsprachigen (30%)und 1304 italienischsprachigen (2,7%) gegenüber. Esbekennen sich 37986 Personen als Protestanten(78,5%), 8590 als Katholiken (17,7%) und 278 als Is-

raeliten: Biel ist also eine zu gut 'A protestantische, zugut zwei Dritteln deutschsprachige ausgeprägtschweizerische Stadt mit leichter Tendenz zu stärke-rer konfessioneller Mischung.Volkshochschule-Kurs von Redaktor Otto Kunz:

«Wien, das östliche Bollwerk westlicher Kultur.»27. Volkshochschule-Kurs von Pfarrer Ed. Eris-mann: «Soeren Kirkegaard, der Philosoph und Theo-loge und was er uns heute noch zu sagen hat.»An einer Presseorientierung wird das neue Rech-nungssystem der Gas- und Wasserwerke Biel vorge-stellt, welches grosse Vorteile in verschiedensterHinsicht bringen soll.27.-3.3. 144 Schüler und Schülerinnen des hiesi-gen Gymnasiums geniessen in einem Skilager dieausgezeichneten Schneeverhältnisse auf dem Sö-renberg.Rene Brotbeck, der seine Künstlerausbildung an derkunstgewerblichen Abteilung des hiesigen Techni-kums begann, bevor er sich im In- und Ausland wei-terbildete, stellt im Rahmen von «Künstler sehenBiel und seine Umgebung» sechs äusserst originelle,graphische Werke aus.

MÄRZ

1. Rund 30 Knirpse zwischen vier und acht Jahren,zelebrieren klassische Musik in der Stadtkirche(Bébé-Orchestre de Strasbourg).2. Der Bundesrat genehmigt den Zusatzvertrag fürdie Gemeinden Biel und Nidau zum Gesamtarbeits-vertrag für das Schweizerische Coiffeurgewerbe.3. Wegen dem sprunghaften Auftreten der Maul-und Klauenseuche verbietet der Regierungsrat desKantons Bern bis auf weiteres das Abhalten desViehmarktes im Amtsbezirk Biel.Im Wettbewerb um die genauesten Chronometer desJahres 1950 erzielen die Produkte der Firma Omegadie ersten Plätze, dank den Regleuren A. Jaccard undG. Ith.

4. Die JM-Mitglieder und das Bieler Publikumhaben das Privileg, klassische Musik gespielt vomTrio n cordes de Paris zu hören.Der Gemeinderat will nochmals über die Büchergehen und einen Platz ausfindig machen, wo die

Riesenzange, mit der 1880 die vor Wingreis gesun-kene «Neptun» gehoben wurde, der Nachwelt erhal-ten bleiben könnte.5. Empfang von Armin Scheurer, dem SchweizerSportler des Jahres.Das journalistische Schaffen Gotthelfs, vor allem aberseine Auseinandersetzungen mit Fellenberg unddem Schultheissen Karl Neuhaus stehen im Zen-trum einer sehr fundierten Betrachtung, die FritzHuber-Renfer in einer Veranstaltung der Literari-schen Gesellschaft darlegt.Die sehr gute Inszenierung von G. Hauptmanns«Fuhrmann Henschel» macht deutlich, dass sogar dierealistische Theatersprache der Jahrhundertwendezeitverhaftet ist.B. Stadtratssitzung: Viel zu reden gibt der vom Ge-meinderat vorgeschlagene Kauf der ehemaligen Wirt-schaftbesitzung Linde, dem aber schliesslich im Sinneeiner Wirtschaftsförderungs-Massnahme zuge-stimmt wird.Die vorjährige Absatzkrise in der Kirschenernte istder Anlass eines Vortrages über biologischen Land- undGartenbau, der ausserordentlich grossen Zulauf hat.12. Der Jahresversammlung der Sozialdemokrati-schen Partei Biel-Stadt verlangt vom Bundesrat diesofortige Wiedereinführung der Preiskontrolle.Grund: Die Lebenskosten sind um volle zwei Index-punkte gestiegen, wegen Gerüchtemacherei, Angst-käufen, Warenverknappung und Preistreibereien imDetailhandel.15. Da in Biel auf den kommenden Umzugstermin50 Familien ohne Wohnung dastehen, beantragt derGemeinderat beim Regierungsrat des Kanton Berneinen Aufschub des Umzugstermins vom 1. Mai zubeantragen.

19. Edzard Schaper beschliesst die Wintertätigkeitder Literarischen Gesellschaft Biel durch Vorlesenseiner (gekürzten) Erzählung aus dem ostkareli-schen Raum «Der grosse, offenbare Tag».Die Sekundarschule der Ostquartiere Bözingen-Mett verabschiedet das Schuljahr mit der Aufführung«Das Feuerzeug», nach Chr. Andersen. Die Oberstu-fen-Schülerinnen der Primarschule Biel tun ein glei-ches in der Stadtkirche: Sie singen sich unter der Lei-tung von Alice Boder — notabene auswendig — durchein anspruchsvolles, mehrsprachiges Programm.Der in Biel geborene Hans Hotz beschliesst die Ak-tion des Verkehrsbureaus «Künstler sehen Biel undseine Umgebung» mit sechs Bildern.25. Weisse Ostern — auch in Biel, was der SBB trotz-dem 42 Extrazüge bringt.27. Das gemeinsame Auftreten von Deutsch undWelsch am Schulschlusskonzert der Mädchen-Sekun-darschule bietet interessante, kulturbezogene Ein-sichten.29.-1.4. Premiere der Wanderausstellung der GeneralMotors im Werk Biel «Die neuesten Automobile desJahres», wo zugleich Geschichte und Produktion derGM — nebst Autos Kühlschränke, Diesel- und Flug-zeugmotoren — publik gemacht werden.Abbruch des Schollschen «Malakow-Turmes» an derSchützengasse.Waldarbeiter finden beim Heidenstein unter einemuralten Stock eine vom Rost nahezu zerfressene, ei-serne Kassette. Die nähere Untersuchung förderteine grössere Anzahl Gold- und Silbermünzen aus dem17 Jahrhundert zutage, fein säuberlich geordnet und

in Pergamentpapier eingepackt. Da der Fundort ber-nisches Staatsland ist, gehört der Fund der kantona-len Forstdirektion.Arbeitslage: Anhaltend starke Nachfrage in der Ma-schinen-, Metall- und Uhrenindustrie, im Bau-,Gastwirtschafts- und Hauswirtschaftsgewerbe.«Was ihr wollt» bietet im Stadttheater beste Shake-spearesche Komödiantenkunst.

APRIL

3. In einer öffentlichen, kontradiktorischen Veran-staltung kreuzen Oberstdivisionär Jahn und Natio-nalrat Dr. Hans Oprecht die Klingen betreffendschweizerisches Rüstungsprogramm.11. Die 70 Anwesenden der Gesamtkirchge-meinde-Versammlung beschliessen bauliche Mass-nahmen in der Höhe einer halben Million Franken:Renovation der Eglise du Pasquart, Umgestaltung derLiegenschaft Schützengasse 19 zu einer Pfarrwoh-nung und Einbau einer neuen Orgel in der KircheMett.13. Der Gemeinderat beschliesst, 100 Original-zeichnungen zum Werk «Flore Alpine» von Philippe

Robert zu kaufen und sie den Bieler Schulen zur Ver-fügung zu stellen.Ausserordentlich befriedigender Jahresabschlussder SIH für 1950.14./15. Abstimmungswochenende: Biel verwirft —wie die ganze Eidgenossenschaft — die Freigeldinitia-tive mit 3631 zu 915 Stimmen und bejaht den Vor-schlag der Bundesversammlung mit 2835 gegen1641 Stimmen. Stimmbeteiligung schlecht: 29,6%.An der Nidaugasse werden neuartige Fussgänger-streifen, nämlich gelbe, mit Drahtgittern unterlegteKunststoffplättchen, verlegt.Konzert des Thomanerchores aus Leipzig in der Stadt-kirche, Zeichen einer Normalisierung der kulturel-len Beziehungen zu unserem nördlichen Nachbarn.26. Der Stadtrat entschliesst sich, im Stadttheaternur die dringendst notwendigen baulichen Mass-nahmen anzugehen, da mit dem teureren Vorschlag(110 000 Franken) ohnehin nicht zu erreichen wäre,dass der Bau eines neuen Theaters auf einige Jahr-zehnte hinausgeschoben werden könnte. Dem Neu-bau einer Tribüne auf der Gurzelen für 388000 Fran-ken wird zugestimmt, ebenso der Erstellung vonzwei neuen Kindergärten in der Rittermatte für 162 000

Franken.

MAI

1. Eröffnung einer Erfrischungsstätte «GlacerieNeptun» in der umgebauten Tankstelle am Strand-boden/Neuenburgstrasse.Die Nationalräte Robert Bratschi und Emile Giroudsprechen auf dem Neumarktplatz zu rund 3500 Per-sonen über den Weg, der zu einer gerechteren Wirt-schaftsordnung führt. Rund 400 Kinder beteiligensich am nachmittäglichen Kinderprogramm.Die Firma Tschäppät an der Kanalgasse feiert ihr80jähriges Bestehen. Seit 1932, als die integrierteEisenwarenhandlung aufgegeben wurde, ist sieauf Haushaltungs- und Geschenkartikel speziali-siert.Die Ausstellung Paul A. Robert, Jorat, des Zentral-strassleistes löst unterschiedliche Reaktionen aus.Diskussion: Könner oder Künstler???10. Die Filmgilde Biel bekräftigt an ihrer 2. Jahres-versammlung ihren Einsatz für den Film als Kunst inunserer Zeit.15. Im Borromini-Saal zu Rom erfolgt die feierlicheÜbergabe der «Kapitolinischen Silberlöwin» an Dr.Konrad Müller aus Biel. Mit seiner Übersetzung deraus dem Jahre 1892 stammenden historischen Phan-tasie «Statthalter von Judà» von Anatole France hatder junge Autor 58 Konkurrenten geschlagen undbedankt sich für die Ehrung mit einer lateinischenRede aus dem Stegreif — unter grossem Beifall derAnwesenden.18. Unter dem Vorsitz von Polizeikorporal A. Traf-felet findet die Gründungsversammlung der Armbrust-schützen Biel, einer Untersektion des Altstadtleistes,statt.19. Eröffnung der Badesaison im Strandbad Biel.Neu: ein eigenes Planschbecken für Kleinkinder.Robert Baumann übernimmt von Gerant Moser dieDirektion des Volkshausbetriebes, wo der Hotelbetrieb,nach Auszug sämtlicher Gewerkschaftssekretariate,auf 46 Hotel- und 10 Angestelltenbetten erweitert

sowie das Rotonde-Restaurant renoviert wordensind.Wiedereröffnung der ältesten, 1825 gegründetenBieler Confiserie, Aimé Perret, welcher nun ein Tee-Salon angegliedert worden ist.Jahresversammlung des Altstadtleistes Biel. Zahl-reich finden sich Mitglieder mit ihren Frauen imTheaterfoyer ein und beschliessen, dafür einzuste-hen, dass der städtebauliche Charakter der Altstadtgewahrt bleibt, weshalb auch erneut die Forderungnach einer Kleinpflästerung erhoben wird. Eine neugegründete Armbrustsektion dient der Stärkung derWehrhaftigkeit. Anschliessender Imbiss, Musik undTanz fördern den engeren Zusammenschluss allerAltstadtbewohner und die Verbundenheit mit der«Neustadt».Pfingsten — Reiselust: Im Bahnhof Biel werden, trotzungastlicher Witterung, 35 Extra- und Entlastungs-züge abgefertigt.CH-Industrie: Steigender Beschäftigungsgrad in allenBereichen, allen voran im Sektor Chemie, Textil, Ma-schinen-, Metall- und Uhrengewerbe. Das Bauge-werbe hat um 20 Indexpunkte zugelegt.Hearing der amerikanischen Zolltarif-Kommission: Die

Vertreter der schweizerischen Uhrenindustrie weh-ren sich gegen das Ansinnen der amerikanischenElgin und Hamilton Watch auf Erhöhung der Im-portzölle.Die in Biel und Umgebung ansässigen FHD gründenden FHD-Landesverband Biel-Seeland.Gemäldeausstellung in der Bieler Gilde, einer neu-gegründeten, der Büchergilde entsprechenden Bil-dervermittlungsgenossenschaft: Fred und Ruth Stauf-fer, Georges Item.Sämtliche Bieler Musikkorps schmettern im Stadtparkihre Frühlingsouvertüre in die laue Nacht hinaus.20. Symphoniekonzert des Stadtorchesters in derStadtkirche: Simon Bakmann und Hans Flückiger,Konzertante Symphonie von W.A. Mozart, LeitungWilhelm Arbenz.

21. In der Leistvereinigung der Stadt Biel erhitzensich die Gemüter am Umbau des «Weissen Kreuzes»an der Mühlebrücke (Coop).28. 3. Orgelabend in der Stadtkirche: Umrahmtvon zwei Orgelvorträgen, gespielt durch HermannEngel, singt der Kirchenchor zwei Werke grösserenAusmasses unter Leitung von Samuel Daepp.Gespannt verfolgen Bieler und Porter die Diskussio-nen im Bernischen Grossen Rat betreffend Einge-meindung: «Dank» bürgerlicher Parolen, gegen die-jenige der gesamten Stimmen der lokalen Grossräte,lehnt der Rat das Eingemeinden ab...Das Entfernen der Tramschienen wirbelt von Nidau bisBözingen echten und anderen Staub auf.Es herrscht auf Stadtgebiet ein Bauboom, dem zumBeispiel das alte Moll-Gut zum Opfer fällt: Auf 94Baustellen entstehen Wohn- und Geschäftsbauten.Gänzlich arbeitslose Männer und Frauen Ende Mai inBiel: sechs Personen.Verschiedene Interpellationen weisen auf schlechteKontrollen bei neulich entstandenen Neubauten hin.

JUNI

1. Im Gurzelenquartier verletzt ein abspringendesStahlringsegment den ein Rad aufpumpenden Last-wagenchauffeur lebensgefährlich.2. Offene Türen für die Betriebsangehörigen derSafag AG aus Anlass des 50-Jahr-Fabrikationsjubi-läums, anschliessend Jubiläumsveranstaltung imHotel de la Gare: Behörden, Personal und Direktion.Die Eisen- und Kohlenhandlung F. und H. Engel be-geht ihr 75-Jahr-Firmenjubiläum.Das längst zur Tradition gewordene Soiree der Pfad-finderabteilung Orion vereinigt Freunde, Gönner undEltern in der Tonhalle.Gegen Mitternacht brennt der Burgerschuppen an derReuchenettestrasse lichterloh. Trotz widriger Um-stände gelingt es der Feuerwehr, den Fahrzeug- undMaschinenpark und auch den Wohnteil zu retten.

4. Gründung des Angestellten-, Beamten- und Lehrer-

kartells ABLK von Biel und Umgebung im Hotel dela Gare.7. Grundsteinlegung zur Schweizerischen Holzfach-

schule in Bözingen, im Beisein von viel Prominenz.Das Jugendkorps marschiert mit wehender Fahneund klingendem Spiel durch die Stadt.11. Alt Regierungsrat Dr. W. Bösiger orientiert imHotel de la Gare über Strassenprojekte längs des Bieler-

sees.

12. Emil Good, der als Bub den Bourbaki-«Ein-marsch» in Biel erlebte, wird 97jährig.Da der zum Gedenken der 14 «Neptun»-Op fer ent-

worfene Obelisk bei der Umwandlung des altenFriedhofes zum Stadtpark umgelegt und zerschlagenworden ist, möchten die Bieler jetzt nicht die «Zangevon Neuenstadt» erben — und aufstellen müssen.

Der Verkehrsverein von Biel zeichnet als Herausgebereiner Anzahl kleiner Broschüren im Taschenformat,die auf 152 Seiten zum Preis von Fr. 1.30 Auskunftgeben über Biel und Umgebung.16. Die Taubenlochgesellschaft nimmt an ihrer Gene-ralversammlung erfreut vom guten Zustand desWeges, aber ernüchtert von sich häufenden Vanda-lenakten an den Einrichtungen Kenntnis. An Stelledes zurücktretenden Fr. Haag wählt sie dessen SohnEm. Haag zum Vorsitzenden der Gesellschaft.

20. Premiere des Braderiefilmes «Biel als Ausflugs-zentrum», gedreht durch C. Schneeberger undF. Schmid.21. Die Jugendkorpsmusik konzertiert auf der Burg.In der ganzen Stadt finden im Rahmen der Verkehrser-

ziehungsaktion Veloprüfungen für Schulkinder statt.Zugleich machen die Bieler probeweise mit demKreiselverkehr zwischen Elite, Volkshaus und MigrosBekanntschaft.Die Schulhausbauten auf der Rittermatte verursacheneine heftige Pressekampagne, ausgelöst durch un-sachgemässe Darstellungen des BT-RedaktorsDr. Schafroth.

28. Der Stadtrat stimmt dem Kaufantrag des Ge-meinderates für die Besitzung des (alten) Spitals imPasquart zu. Joliat, PdA, regt an, darin später zumBeispiel ein Kunstmuseum unterzubringen.30. Starkes Wachstum der Bevölkerung, dement-sprechend knappstes Wohnungsangebot.Beängstigendes, chronisches Ansteigen der Teue-rung: Index ist in diesem Monat von 159,2 auf 166,9Punkte gestiegen.30.-1.7. Braderie.

JULI

2. 4. Orgelabend in der Stadtkirche, mit dem schwe-dischen Domorganist Gotthard Arner.3. Eine Rangierlokomotive macht sich selbständig,reisst den Zementblock des Prellbockes aus derVerankerung und stösst diesen auf den glückli-cherweise menschenleeren Fussweg bei derSchwanengasse. Die Lok selber bleibt im Dreckstecken.4./5./6. «Bajazzo» und «Schwanensee» gehenunter der Leitung von Peter Maag als Freilicht-Auf-führungen im Stadtpark «über die Bühne».6./ 7. Aus Anlass des 2. Nationalkongresses der Ju-gendgemeinde für Musik (Jeunesse Musicale) spieltdas Gambenquartett der Schola Cantorum Basilien-sis im Rathaussaal Werke französischer, deutscherund italienischer Meister.6./7./8. Zum «Grand Rallye Aerien International dela montre suisse» auf dem Flugplatz Biel-Bözingen er-scheinen 36 Flugzeuge aus sieben verschiedenenNationen. Ein tödlicher Unfall (Absturz) überschat-tet das Treffen.Kantonale Abstimmung: Die sogenannte «Beute-zug-Initiative» (Besteuerung der gemeindeeigenen Be-triebe) wird in Biel deutlich abgelehnt.11./17. Freilichtspiel des Stadttheater-Ensembles imStadtpark: «Cavalleria Rusticana» und «Die Pup-penfee».

16. In Anwesenheit des vollzähligen Gemeindera-tes übergibt Maurice Vaucher der Stadt das auf seineInitiative hin entstandene Werk über den KünstlerPhilippe Robert (Verfasser H. Chevenard).17. Die Unzufriedenheit der Bieler Bau- und Holz-

arbeiter über verschleppte Verhandlungen betref-fend Teuerungszulagen manifestiert sich durch eineArbeitsniederlegung ab 15.30 Uhr auf sämtlichen Bie-ler Baustellen und einer anschliessenden Protestver-sammlung im Volkshaus, an der rund 1400 Betrof-fene teilnehmen.21. Beginn der Uhrmacherferien: Die SBB fertigen 42Entlastungs- und Extrazüge ab.Die Arbeitsmarktlage ist unverändert gut: Es sindzahlreiche Arbeitsgelegenheiten für Gelernte und Un-gelernte zu vergeben, vor allem in der Uhrenindu-strie und verwandten Branchen.

AUGUST

1. An der Bundesfeier im Ring knüpft der Redner,Stadtpräsident Dr. Guido Müller, an den Geist von1848 an, an den Übergang des alten, absterbendenStaatenbundes zum neuen, lebens- und entwick-lungsfähigen Bundesstaat. Im nachfolgenden Frei-lichtspiel «Das Bundesfeuer» von H. Kägi sitzen dieSchauspieler der Liebhaberbühne zu Gericht überdie jetzige Zeit.20. 5. Orgelabend: Erich Füri, Hans Flückiger undHermann Engel spielen Werke von Eberlin, Haydnund Mozart.21. Der neue «Falken», an der alten Bahnhofstrassean Stelle der abgebrochenen «Bierhalle zum Augu-stiner» in einjähriger Bauzeit neuerstanden, eröffnetmit viel Prominenz seinen Betrieb.Die Pfadfinderinnen- und Pfadfindergruppen von Biel,

deutsch und welsch, treten gemeinsam vor die Öf-fentlichkeit und machen während einer Woche aufihre Tätigkeit aufmerksam, unter anderem durcheinen Schaufenster-Wettbewerb, einen Filmnach-

mittag und ein Modell-Lager auf dem Strandbo-den.

SEPTEMBER

1./2. Ein Bläserchor eröffnet frühmorgens die Alt-stadt-Chilbi, die mit Marktbetrieb, Kinderkorso,Preis-Kegeln in der Untergasse ein grosser Publi-kumserfolg ist.

OKTOBER

1. Glanzvoller Auftakt der Filmgilde Biel mit Strei-fen von Charly Chaplin und Jean Vigo.5. Premiere von Mozarts «Entführung aus dem Se-rail» im Stadttheater.Grosses Fischsterben in der Stadt -Schüss, verursachtdurch Industrieabwasser.Die Konsumgenossenschaft Biel zahlt ihren Mitglie-dern aus dem im Geschäftsjahr erwirtschafteten Be-triebsüberschuss nahezu 0,75 Millionen Franken alsRückvergütung aus.14. Das Gewerkschaftskartell organisiert eine Rot-pfeil-Rundfahrt an die Ausstellung «Meisterwerkeeuropäischer Malerei» in Schaffhausen.Mit dem Pianisten Vlado Perlemutter eröffnet die Ju-gendgemeinde für Musik ihren Jahreszyklus «Vari-ationen».15./16. Probeabstimmung über das Frauenstimmrechtin allen Läden der Konsumgenossenschaft.Beginn der französischen Theatersaison mit «CharlotteBrontê» von Michel Phillipot.18. Als Auftakt zur «Schweizer Woche» spielt dasStadttheater Paul Burkards Revue-Operette «Hopsa».20. Zibelemärit auf dem Neumarktplatz, mit Bu-denbetrieb in der Marktgasse. Aufgeführt werden:18450 kg Zwiebeln (Fr. —.55/—.90), 3100 kg Schalot-ten (1.60/2.10), 1045 kg Knoblauch (2.50), 890 kgLauch (—.45), 560 kg Sellerie (—.70). Vertreten sind18 Seeländer Ortschaften mit total 97 Ständen.

Das «Früchtefest» der Kinderfreunde in Magglingenvereinigt zahlreiche Kinder und Eltern bei spieleri-scher Unterhaltung.Zugleich mit der Einweihung des neuen Schulgebäudes

am Friedweg feiert das 1920 eingemeindete DorfMadretsch das 50jährige Bestehen seines Sekundar-schul-Vereins.24. Rund 800 Uhrmacher stimmen ohne Begeiste-rung dem Abkommen über Lohnanpassungen zu.Neu sind sechs statt vier bezahlte Ferientage.27./28. Eidgenössische Wahlen: Ernst Aebersold(SP), Hermann Kurz (PS), Georges Luterbacher(BGB), Hans Hofer (BGB), Andre Calame (PLJ),Hans Müller (FDP), Arnold Seematter (FDP) sind alsSeeländer Nationalräte gewählt.Gemeindeabstimmung: Die Besitzung Spital Pas-

quart wird an die Stadt Biel verkauft.Grosser Wirbel um durch Separatisten in Umlauf ge-

setzte gefälschte Wahlzettel.Künstler sehen Biel und Umgebung: Ernst Luchsin-

ger stellt aus. Die Bieler Malerin Betty Fankhauser

stellt im FH-Gebäude das Ergebnis ihrer Künstler-reise nach Algier aus.29. Explosions- und Brandunglück im alten MetterBierkeller, verursacht durch unvorsichtiges Hantie-ren mit Benzin.Arbeitslosenkontrolle: Kein einziger Stellensuchendereingeschrieben. Nach wie vor ist der Bedarf an Per-sonal in allen Betrieben grösser als das Angebot.

NOVEMBER

1. Der Stadtrat genehmigt in seiner Sitzung denVoranschlag 1952, mit einem Einnahmenüberschussvon 12 662 Franken.Das Städtebundtheater bringt «Die drei Gesichter des

Dschingis -Khan» von Jakob Bührer in einer vielbe-achteten Aufführung.6.-9. 17 Bieler Spezialgeschäfte veranstalten einekleine Mustermesse in der Tonhalle.

12. Einen kulturellen Dreiklang bietet die Litera-rische Gesellschaft im Rathaussaal an: Max Muh-menthaler, Satiren und Gedichte, Otto Zinniker,Lyrik, und Hans Roelli, Liedermacher und Lauten-sänger.18. Dr. E. Eschmann eröffnet die Doppelausstel-lung in der Neumarktpost «Das gute Jugendbuch/Er-lebnis der Strasse».

Im Stadttheater läuft eine vielbeachtete Aufführungder Tragödie «Antigone» von Jean Anouilh.Der Schriftsteller Hermann Hiltbrunner spricht inder Stadtkirche zu den mehr als 300 Jungbürgerinnenund Jungbürgern von Biel.Der «Chœur mixte de Bienne», der sich als Oratorien-chor versteht, bringt unter Georges-Louis Pantillondie «Jahreszeiten» von Haydn zu Gehör.Die Galas Karsenty vermitteln im Capitol «Ce soir àSamarcande» von Jacques Deval, mit der Truppe ausdem Pariser Théâtre de la Renaissance.Die Steigerung der Mietpreise wirkt sich aus: Der Lan-desindex, basierend auf dem Index von 1939 als 100,ist auf 170,8 gestiegen, Vormonat 169,9.

DEZEMBER

2. Gründung eines Kinderchores, angeregt durch dieKinderfreunde und das Arbeiter-Sängerkartell Bielunter Leitung von Frau Rehnelt, Chorleiterin.3. 100. Sitzung des Bieler Gewerbegerichts, heute,wegen der Konjunktur, eher Schutz der Arbeitgeberals der Arbeitnehmer.7. 60 Anwesende genehmigen den vom Gesamt-kirchgemeinderat vorgelegten Voranschlag 1952, derbeim gleichbleibenden Steueransatz von 7 Prozentder Staatssteuer Einnahmen von 634625 Frankenvorsieht. Verhandelt wird ein Protest der solothur-nischen Kantonssynode betreffend Werbung für denAdvents-Sonntagsverkauf.10. Die Burgerversammlung ernennt Stadtarchi-var Werner Bourquin zum Ehrenburger von Biel.

Dr. Charlotte von Dach spricht in der literarischen Ge-sellschaft über die literarische Spätblüte Österreichs.

11. Die Einweihung der erneuerten Turmuhr derStadtkirche bereichert das Programm des traditionel-len «Bieler Chlouser-Märits» in der Altstadt. Zahl-reiche «Chlöis» zirkulieren auch in den Aussenquar-tieren.12. In der Aula der neuen Sekundarschule Ma-dretsch werden die besten Balkongärtner der Aktion«Biel in Blumen» geehrt.13. Der Stadtrat stimmt unter anderem dem Land-kauf der Ochsenbein-Besitzung «Bellevue» in Bell-mund zum Betrag von 60000 Franken und einer See-uferparzelle in Vingelz für 59000 Franken zu.17. Zwei Arbeiter, mit dem Reinigen der Wändedes Kanals im Neuhausareal beschäftigt, werdendurch eine Explosion, Folge einer chemischen Reak-tion im Abwasser, erheblich verletzt.18. Die Faschingszunft Biel genehmigt an ihrer Jah-resversammlung sämtliche Traktanden und siehteinem Einnahmenüberschuss von 6000 Franken für1952 entgegen.12. Konzert der Musikschule Biel in der Stadtkirche.20.12.-13.1.1952 Weihnachtsausstellung des Kunst-vereins in der Neumarktpost.21. Die vom Eidgenössischen Volkswirtschaftsde-partement verfügte Beschränkung der Uhrenausfuhrennach gewissen Ländern des Sterling-Blockes führtzu zahlreichen Protesten betroffener Firmen.Dr. Konrad Müller wird durch den Gemeinderat zumneuen Stadtbibliothekar berufen.24.12: Die Pfadfinder verteilen in bestimmten Quar-tieren ab 18 Uhr ihre Weihnachtssuppe als bescheide-nen, aber ehrlichen Festtagsgruss.24. Der Bahnhof Biel fertigt 28 Extra- und Entla-stungszüge ab.31. Das traditionelle Silvesterkonzert um Mitternachtauf dem Burgplatz wird von der Arbeitermusik be-stritten.