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Ältere Menschen mit Migrationshintergrund Dokumentation einer Tagung des Deutschen Städtetages und der Bertelsmann Stiftung

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Ältere Menschen mit Migrationshintergrund Dokumentation einer Tagung des Deutschen Städtetages und der Bertelsmann Stiftung

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Ältere Menschen mit Migrationshintergrund als Handlungsfeld für Kommunen Tagungsdokumentation einer gemeinsamen Veranstaltung am 13. Oktober 2008 in Berlin Herausgeber: Deutscher Städtetag unter Mitarbeit von • Verena Göppert, Deutscher Städtetag • Dr. Uda Bastians-Osthaus, Deutscher Städtetag • Dr. Elke Olbermann, Institut für Gerontologie an der TU Dortmund • Birgit Ottensmeier, Bertelsmann Stiftung • Jutta Troost, Deutscher Städtetag Deutscher Städtetag Hauptgeschäftsstelle Berlin, Straße des 17. Juni 112, 10623 Berlin, Tel. 030/3992671-0, Fax 030/3992671-9 Hauptgeschäftsstelle Köln, Lindenallee 13 - 17, 50968 Köln, Tel. 0221/3771-0, Fax 0221/3771-128 Internet: www.staedtetag.de; eMail: [email protected]

© Deutscher Städtetag Berlin und Köln, 2009.

Alle Rechte vorbehalten. Printed in Germany

Tagungsdokumentation Ältere Menschen mit Migrationshintergrund als Handlungsfeld für Kommunen

Seite Vorwort • Dr. Stephan Articus, Deutscher Städtetag 7 Begrüßung und Eröffnung • Dr. Stephan Articus, Deutscher Städtetag 9 • Dr. Johannes Meier, Bertelsmann Stiftung 13 Alter, Migration und Kommune – Handlungsansätze und Perspektiven • Dr. Eckart Schnabel – 15

Institut für Gerontologie an der Technischen Universität Dortmund Ergebnisse der Workshops (Kurzprotokolle) • Bürgerschaftliches Engagement und Partizipation 58

Moderation: Birgit Ottensmeier, Bertelsmann Stiftung • Gesundheit und Pflege 60

Moderation: Dr. Elke Olbermann, Institut für Gerontologie an der TU Dortmund • Wohnen und Wohnumfeld 62

Moderation: Jutta Troost, Deutscher Städtetag

• Interkulturelle Begegnung 63 Moderation: Dr. Uda Bastians-Osthaus, Deutscher Städtetag

Anhang • Interkulturelles Gesundheitsnetzwerk Bremen (IGN Bremen) 67 • Check-up-Tage München – Gesundheitsvorsorgeangebot 77 • Kom.zen: Workshop Bürgerschaftliches Engagement und Partizipation 87 • Kom.zen: Beteiligung an Gremien 95 • Das Gerhard Kersting-Haus in Essen 97 • Rechercheergebnisse zu guten Praxisbeispielen in den Kommunen 109

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Vorwort Unter dem Titel „Ältere Menschen mit Migrationshintergrund als Handlungsfeld für Kommunen“ veranstaltete der Deutsche Städtetag zusammen mit der Bertelsmann Stiftung am 13. Oktober 2008 im Ernst-Reuter-Haus in Berlin eine Fachtagung mit Wissenschaft, Praxis und Politik. Das Anliegen der Städte, die Integration und Teilhabe von älteren Migrantinnen und Migranten zu verbessern, um ihnen ein selbstbestimmtes Leben im Alter in ihrer „neuen“ Heimat Deutschland zu ermöglichen, sollte vertieft diskutiert und bearbeitet werden. Ziel der Tagung war es auch, die Kommunen für die Personengruppe der älteren Migran-tinnen und Migranten weiter zu sensibilisieren und anhand von bereits bestehenden guten Beispielen aus den Städten Wege aufzuzeigen, wie angesichts der demografischen Verän-derung und der steigenden Zahl von älteren Menschen mit Migrationshintergrund, spezifi-sche Angebote und passgenaue Konzepte entwickelt werden können. Erfreulich deutlich wurde hierbei, dass sich die Städte bereits seit längerer Zeit mit dem Thema befasst haben und sich in den lebhaften Diskussionen in den Workshops sehr interessiert an neuen Modellen, Projekten und Möglichkeiten der Vernetzung zeigten. Die nun vorliegende Veröffentlichung dokumentiert Wortbeiträge zur Eröffnung der Tagung und die Ergebnisse der vier Workshops. Weitere Informationen zu den in den Workshops vorgestellten Projekten aus den Städten sowie Ergebnisse einer Recherche zu konkreten Beispielen zur Integration älterer Migrantinnen und Migranten in den Städten befinden sich im Anhang der Dokumentation. Ich bin sicher, dass die Tagung und die nun vorliegende Dokumentation dazu beitragen, die kommunalen Integrationsprozesse zu fördern und voranzubringen. Dieser Aufgabe hat sich der Deutsche Städtetag auch im Rahmen des Nationalen Integrationsplans verpflichtet und wird sie weiter verfolgen. Ich bedanke mich herzlich bei allen an der Tagung Beteiligten für ihr großes Engagement!

Dr. Stephan Articus Geschäftsführendes Präsidialmitglied des Deutschen Städtetages

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Begrüßung und Eröffnung Dr. Stephan Articus, Deutscher Städtetag Sehr geehrter Herr Minister Laschet, sehr geehrter Herr Dr. Meier, meine sehr verehrten Damen und Herren, herzlich willkommen zur heutigen Tagung bei uns im Ernst-Reuter-Haus. Es freut uns sehr, dass das Thema der Tagung so viele interessierte Teilnehmer heute nach Berlin geführt hat. Dies zeigt deutlich, dass die Integration in all ihren Facetten die Stadtpolitik und die Stadtge-sellschaft beschäftigt und bewegt. Der Deutsche Städtetag befasst sich intensiv mit den Her-ausforderungen und Anforderungen an eine gelingende Integrationspolitik und hat daher auch seine Hauptversammlung im vergangenen Jahr diesem Thema gewidmet. Aber auch persönlich bin ich davon überzeugt, dass eine funktionierende Stadtgesellschaft, das verträg-liche Miteinander der verschiedenen Kulturen Antworten auf die Fragen der Integration braucht. Bundespolitisch hat das Thema „Integration“ neuen Schub erhalten durch die gemeinsame Verabschiedung des Nationalen Integrationsplanes im Jahre 2007, dem ein intensiver Dis-kussionsprozess der relevanten Akteure vorausging. Der Deutsche Städtetag hat sich mit den anderen kommunalen Spitzenverbänden im Natio-nalen Integrationsplan selbst verpflichtet, die kommunalen Integrationsprozesse weiter zu befördern und zu stärken. Die Integrationsbemühungen in den Städten sind durch den Pro-zess, der mit dem Integrationsplan auch auf Bundesebene angestoßen wurde, stärker in den Mittelpunkt des Interesses gerückt. Wir wollen heute speziell die älteren Menschen mit Migrationshintergrund in den Blick neh-men. Für diese Menschen gab es keine Integrationskonzepte, als sie nach Deutschland ka-men. Denn zu lange war in der Bundesrepublik kein Konsens darüber zu erzielen, ob wir uns als Einwanderungsland verstehen oder nicht. Die Zuwanderung wurde als vorübergehender Zustand betrachtet, der sich von selbst erledigen werde, wenn die Zuwanderer wieder in ihr Herkunftsland zurückkehren. Insbesondere die sogenannten Gastarbeiter kamen auf Bitten Deutschlands zu uns und hatten ursprünglich wirklich die Absicht, in ihre jeweiligen Her-kunftsländer zurückzukehren. Die Entwicklung nahm jedoch einen anderen Verlauf. Vielfach mehr zufällig als geplant haben diese Menschen hier Wurzeln geschlagen, sie haben ihre Kinder in die Schulen und in Ausbildungen geschickt, die zweiten und dritten Generationen sind in Deutschland geboren. Die älteren Zuwanderer bleiben hier bei ihrer Familie. War frü-her ihr Ziel, nach der aktiven beruflichen Schaffensphase in die alte Heimat zurückzugehen und dort den Lebensabend zu genießen, sieht die Wirklichkeit heute vielfach deutlich anders aus. Immer mehr Zuwanderinnen und Zuwanderer kommen „in die Jahre“ und ins Rentenalter. Ein Vergleich der Jahre 1995 und 2005 verdeutlicht das: Lebten 1995 laut Angaben des sta-tistischen Bundesamtes knapp 250.000 ältere, also über 65-jährige Ausländerinnen und Aus-länder in Deutschland, so stieg diese Zahl bis zum Jahr 2005 bereits auf ca. 534 000 – das ist mehr als eine Verdoppelung innerhalb von nur zehn Jahren. Und diese Zahl wird weiter ansteigen. Denn es lebten bereits im Jahre 2006 insgesamt 1,8 Mio. Menschen mit Migra-tionshintergrund in Deutschland, die älter als 60 Jahre sind. Ältere Migrantinnen und Migranten schätzen in ihrer „neuen“ Heimat verstärkt die Sozial- und Gesundheitssysteme, während des Berufslebens gewachsene Bindungen und Gewohnhei-

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ten wollen nicht aufgegeben werden, zumal man in der „alten“ Heimat doch fremd geworden ist und Kinder und Enkelkinder in Deutschland arbeiten und leben. Ein „Doppelleben“ lässt die finanzielle Situation der älter gewordenen Migrantinnen und Migranten oftmals nicht zu, da viele der ehemaligen „Gastarbeiter“ in den Unternehmen oft körperlich schwere Arbeiten verrichtet haben. Vielfach sind sie durch gesundheitliche Ein-schränkungen früher in Rente gegangen oder haben Arbeiten im Niedriglohnbereich verrich-tet mit der Folge, dass sie dementsprechend geringere Renten beziehen als die „deutschen Alten“. So bleiben sie in Deutschland und richten sich hier aufs Älter- und Altwerden ein. Die altersbedingten Schwierigkeiten belasten sowohl deutsche als auch ausländische älter werdende Menschen. Beispielhaft seien hier erwähnt die veränderte oder die zu verändern-de Wohnsituation, der Eintritt von Pflegebedürftigkeit oder der eingeschränkte Zugang zu kulturellen Einrichtungen aufgrund nachlassender Mobilität. Die Situation von ältere Migran-ten wird darüber hinaus erschwert durch Hemmnisse wie Sprachbarrieren, andere kulturelle und religiöse Traditionen sowie bestehende Ängste, die es schwer machen, sich aus dem sicheren familiären und Wohn-Umfeld zu lösen und alternative Lebens- und Wohnformen zu suchen. Politik und Gesellschaft müssen sich auf diese Situation einstellen und spezielle Konzepte für die älteren und alten Mitbürger mit Migrationshintergrund entwickeln. Dies betrifft insbe-sondere die Städte, in denen naturgemäß die Mehrzahl der Zuwanderer leben und in denen der Anteil an Zuwanderern im Verhältnis zur deutschen Bevölkerung weiter ansteigen wird. Deshalb fühlen wir uns gerade als Städtetag aufgefordert, diesem Thema einen großen Stel-lenwert beizumessen. Aktuell zielen viele notwendigen Aktivitäten insbesondere auf junge Menschen mit Migrati-onshintergrund. Das Thema frühkindliche Bildung, insbesondere der Erwerb der deutschen Sprache, ist nicht denkbar ohne einen besonderen Fokus auf Kinder aus Migrationsfamilien zu legen. Dies setzt sich fort im Übergang zur Schulausbildung und zur Berufsausbildung. Diese Fokussierung ist wichtig und zeigt den richtigen Weg auf. Kindern und Jugendlichen ohne ausreichende Sprachkenntnisse haben geringe Chancen auf einen Schulabschluss, eine Ausbildung und damit auf einen Arbeitsplatz. Hier können wir vorbeugend und steuernd wirken. Integrationserfolge bei Kinder und Jugendlichen sind schneller sichtbar und beson-ders lang anhaltend wirksam. Wir dürfen darüber aber nicht die älteren Menschen mit Migrationshintergrund vergessen, die an solchen Maßnahmen nicht teilhaben konnten und deren Problemlagen mit diesen Mitteln nicht zu verbessern sind. Mit der heutigen Veranstaltung wollen wir diese Menschen in den Blick nehmen. Es geht uns dabei nicht nur darum, auf die spezifische Lebenslage älterer Migranten hinzuweisen, son-dern auch darzustellen, wo es gelungene Konzepte gibt, die Integration und Teilhabe zu be-fördern. Ich freue mich sehr, dass wir dieses wichtige Thema gemeinsam mit der Bertelsmann Stif-tung, für deren Engagement ich mich ausdrücklich bedanken will, und den vielen interessier-ten Praktikern, die ich hier vor mir sehe, diskutieren können. Ich hoffe, dass wir aus dieser Tagung über die am Nachmittag in den Workshops vorgestellten Praxisbeispiele hinaus ge-nerelle Hinweise und Ideen für eine verbesserte Integration älterer Menschen mit Migrati-onshintergrund gewinnen werden. Besonders freue ich mich, dass Herr Minister Armin Laschet, der erste Integrationsminister in der Bundesrepublik, die Sicht eines Landes auf den demographischen Wandel und die Mig-

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ration als Gestaltungsaufgabe für Kommunen darlegen wird. Das verdeutlicht, dass die In-tegration von Menschen mit Migrationshintergrund eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist, die nur gemeinsam von Kommunen, Ländern und Bund zu bewältigen ist. Vielen Dank auch an das Institut für Gerontologie der Universität Dortmund. Herr Dr. Schna-bel wird uns heute Vormittag Beispiele für praktische Handlungsansätze und Perspektiven vorstellen, die in Kommunen angewandt und umgesetzt werden. Heute Nachmittag haben wir Gelegenheit, uns in vier Workshops mit verschiedenen Themenfeldern zu beschäftigen, die von den Fragen des bürgerschaftlichen Engagements und Partizipation über Gesundheit und Pflege, Wohnumfeld bis hin zu interkulturellen Begegnungsmöglichkeiten reichen. Hier werden anhand der bereits erwähnten Beispiele aus verschiedenen Städten aus dem ge-samten Bundesgebiet die Faktoren herausgearbeitet werden, die für das Gelingen städti-scher Integrationsaktivitäten für ältere Migranten notwendig sind. In einer abschließenden Podiumsdiskussion mit Frau Klier von der BAGSO, Herrn Hesse aus der Stadt Hamm, Frau Steege aus der Stadt Chemnitz, Herrn Vicente vom Bundesaus-länderbeirat und Frau Göppert vom Deutschen Städtetag werden wir die Ergebnisse zu-sammenführen und über die Erfolgsfaktoren diskutieren können. Ich wünsche uns eine informative und anregende Veranstaltung, aus der wir viele Anregun-gen für die praktische Arbeit in den Städten vor Ort mitnehmen können. Herzlichen Dank!

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Begrüßungsrede

Dr. Johannes Meier In Deutschland leben 7,3 Millionen Menschen ohne deutschen Pass. Ihr Altersdurchschnitt ist relativ niedrig, der Anteil der Senioren liegt erheblich unter dem in der deutschen Bevölkerung. Eine demographische Herausforderung für Staat, Wirtschaft und Gesellschaft scheint hier nicht zu existieren. Wirklich nicht? Ein genauer Blick in die offiziellen Statistiken zeigt ein anderes Bild. Modellrechnungen des Bundesinnenministeriums belegen, dass die Zahl älterer ausländischer Menschen überproportional ansteigt und ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung deutlich größer wird. Überdies müssen wir von 15 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund ausgehen, der oft entscheidender ist als der Pass. Zahlen bilden aber die Vielfalt der Kulturen, der Lebensentwürfe, der Bildungsgrade oder kurzum das, was den Einzelnen ausmacht, nicht ab. Es gibt Spätaussiedler, die kaum deutsch sprechen, den hier geborenen Sohn koreanischer Eltern, der in Jura promoviert, eingebürgerte Analphabeten oder hochqualifizierte Green-Card-Zuwanderer. Sie alle werden älter und früher oder später als Senioren mit Migrationshintergrund für die Kommunen zu einer zahlenmäßigen und qualitativen Herausforderung, etwa bei der Schaffung von altersgerechtem Wohnraum oder von Pflegeplätzen. Deutlich komplexer wird die Aufgabe, wenn man bedenkt, dass es nicht den typischen Menschen mit Migrationshintergrund gibt. Die kulturelle Vielfalt zeichnet diesen Prozess aus, wie jüngst im Forum Demographie des Bundespräsidenten deutlich wurde. Welche Fragen sollten sich die Kommunen stellen? Zunächst müssen sie ausreichend Transparenz über die Ausgangssituation herstellen, das heißt auf einer robusten Zahlen- und Faktenlage analysieren. Im zweiten Schritt ist zu klären, ob die vorhandenen Versorgungs- und Betreuungsstrukturen für Senioren mit Blick auf die kulturelle Vielfalt und die große Zahl Älterer noch die richtigen sind, da sie ursprünglich nicht für Menschen aus anderen Kulturkreisen angelegt wurden. Dies zeigt sich beispielsweise beim Waschen von pflegebedürftigen Menschen aus unterschiedlichen Kulturen sehr deutlich. In einigen Kulturen beginnt man beim Kopf, in anderen beim Fuß. Drittens ist die Frage wichtig, inwieweit sich bestehende Versorgungsstrukturen verstärkt für Menschen mit Migrationshintergrund öffnen lassen. Öffnen bedeutet zunächst auch die Fähigkeit zum Umgang mit Vielfalt seitens der offiziellen Anbieter von Betreuungsleistungen. Wie gut sind die Kommunen darauf vorbereitet? Wie gut sind die deutschen Mitbürger, die Administration und die Pflegekräfte darauf vorbereitet? Vergleicht man das Verständnis von Kultur als "Culture in the making" beispielsweise in Kanada mit einem eher statischen Kulturverständnis in Deutschland, so ahnt man, welche Hürden wir noch überwinden müssen, bevor ein offener Umgang mit älteren Menschen aus anderen Kulturkreisen möglich ist.

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Sicherlich sind auch manche Bedarfslagen von Senioren mit Migrationshintergrund so spezifisch, dass neue Angebote geschaffen werden müssen. Welche Rolle kommt den Quartieren und den Familien bei solchen Angeboten zu? Wie lässt sich die nächste Runde der Segregation vermeiden? Sie sehen schon: Kritische Fragen lassen sich nicht leicht top-down beantworten. Es bedarf hier differenzierter lokaler Lösungen. Die sollten wir allerdings nicht ohne die Einbindung der Betroffenen erarbeiten. Nach Erfahrungen in unserer Stiftungsarbeit, insbesondere im Projekt NAIS, bei dem es um „Neues Altern in der Stadt“ geht, ist Partizipation ein zentraler Erfolgsfaktor. Das heutige Thema ist keine Nebensache. Es fordert von den Kommunen sowohl quantitativ als auch qualitativ großes Engagement und manchen Sprung über den eigenen Schatten. Vielleicht gehen sie mit der Öffnung ihrer Einrichtungen und der Einbindung von Menschen verschiedener Kulturen einen ersten notwendigen Schritt. Ich freue mich auf die Diskussion heute.

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Institut für Gerontologie an der technischen universität dortmund

Alter, Migration und Kommune –Handlungsansätze und PerspektivenHandlungsansätze und Perspektiven

Tagung „Ältere Menschen mit Migrationshintergrund als Handlungsfeld für Kommunen“

13.10.2008, Berlin

Dr. Eckart Schnabel

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c a Sc abe

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Aufbau

• Die Gesellschaft altert…• Anforderungen an eine moderne Seniorenpolitik• Ältere Migranten als Handlungsfeld für Kommunen –

Bestandsaufnahme / Rechercheergebnisse• Perspektiven

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Institut für Gerontologie an der technischen universität dortmund

Die Gesellschaft altert…

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Institut für Gerontologie an der technischen universität dortmund

Determinanten der demografischen Entwicklung

Fertilität

d h h ittli h Ki d hl- durchschnittliche Kinderzahl

- Altersstruktur der MütterDemografische

Mortalität

- Lebenserwartung

altersspezifische

Veränderung der Altersstruktur der B ölk

Alterung

- altersspezifische Sterbewahrscheinlichkeiten

Zu und Fortzüge

BevölkerungVerjüngung der B ölkZu- und Fortzüge

- Wanderungsvolumen

- Altersstruktur der zu- und

Bevölkerung

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fortgezogenen Menschen

- Verweildauer

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Altersstruktur der deutschen und ausländischen Bevölkerung 2006g

www.ffg.uni-dortmund.deQuelle: BMI (Hg.) Migrationsbericht 2006

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Institut für Gerontologie an der technischen universität dortmund

Zu und Fortzüge und Gesamtbevölkerung nachZu- und Fortzüge und Gesamtbevölkerung nach Altersgruppen in Prozent im Jahr 2006

www.ffg.uni-dortmund.deQuelle: BMI (Hg.) Migrationsbericht 2006

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Zuwanderung in NRW

www.ffg.uni-dortmund.deQuelle: Seifert, Statistische Analysen und Studien NRW, Band 4821

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Zuwanderinnen und Zuwanderer in NRW 2006 nach Artder besuchten Bildungseinrichtung, Zuwanderungsperiode und GeschlechtGeschlecht

www.ffg.uni-dortmund.deQuelle: Seifert, Statistische Analysen und Studien NRW, Band 4822

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E b täti t Z d i d Z d iErwerbstätigenquoten von Zuwanderinnen und Zuwanderern in NRW 2006 nach Altersgruppen, Zuwanderungsperiode und Geschlecht

www.ffg.uni-dortmund.deQuelle: Seifert, Statistische Analysen und Studien NRW, Band 4823

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Relative Zuwachsraten der Gesamtbevölkerung und Bevölkerung mit Migrationshintergrund nach Altersgruppen in NRW 2006 2020 (in Prozent)Altersgruppen in NRW 2006-2020 (in Prozent)

68,180

40

60

0 3,5 3,8

20,113,5

0

20Bevölkerung insgesamt Quelle: 1.), 2.)

Personen mit

-14,6

-7,8-4

40

-20

Migrationshintergrund Quelle: 3.)

-49,8-60

-40

bis 15 15-25 25-40 40-65 65+

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Quelle: 1.) Fortschreibung des Bevölkerungsstandes auf Basis der VZ 19872.) Vorausberechnung d. Bevölkerung in den kreisfreien Städten und Kreisen NRW 2005-2025/503.) Modellrechnung Personen mit Migrationshintergrund, LDS NRW

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Strukturwandel des Alters

• zeitliche Ausdehnung der Altersphase

• Differenzierung des Alters

• Ethnisch-kulturelle Differenzierung des AltersEthnisch kulturelle Differenzierung des Alters

• Verjüngung des Alters

F i i i d Alt• Feminisierung des Alters

• Singularisierung des Alters

• Hochaltrigkeit

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Politik in einer alternden Gesellschaft -Herausforderungeng

• Soziale Sicherheit • Gesundheit, -förderung und Prävention• BeschäftigungBeschäftigung• Generationenverhältnisse• Partizipation und BürgerorientierungPartizipation und Bürgerorientierung• Chancen des demografischen Wandels• veränderte Altersbilderveränderte Altersbilder• Integration

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„Alter ist mehr ein Feld von Widersprüchen als von Gemeinsamkeiten.(…) Es wird immer bedeutungsloser, ‚Alter‘ mit einer gemeinsamen sozialen Identität in Verbindung zu bringen oder ältere Menschen‘ als eineVerbindung zu bringen oder ‚ältere Menschen als eine klar abgrenzbare Gruppe zu behandeln, die aus gemeinsamer Betroffenheit und gemeinsamen g gInteressen heraus handelt.“

www.ffg.uni-dortmund.deGilleard / Higgs (2000): Cultures of ageing,8

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Not adding years to life, but life to years…

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Active Ageing

WHO: Active Ageing: a policy framework, 2002

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WHO: Active Ageing: a policy framework, 2002

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Konzept Active Ageing

•Nützlichkeitsbezug, und zwar bezogen auf sich selbst (z.B. Gesundheit, Selbständige Lebensführung) wie auf dritte (Z.B.: Hilfe für andere Ältere);Ei b ll G ält M h d h V id i l•Einbezug aller Gruppen älterer Menschen, d.h. Vermeidung von sozialem

Ausschluss (z.B. mit Blick auf die Hochaltrigen, einkommensschwache Ältere);•Prävention und Lebenslauforientierung, d.h. Altern ist als Prozess verstehen, aktives Altern gilt es im Lebenslauf zu entwickeln;•Streben nach intergenerationeller Gerechtigkeit;•Im Alter gibt es nicht nur Rechte sondern auch Pflichten;•Ermöglichung von Beteiligung und Empowerment der Betroffenen (z.B. im Bereich der Dienste);im Bereich der Dienste);•Respektierung nationaler und kultureller Unterschiede.

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(Quelle: Walker 2002)

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Grundzüge einer modernen Seniorenpolitik

Kennzeichen:Kennzeichen:

Querschnittsaufgabe

Orientierung an realistischen Altersbildern

Orientierung an Lebensstileng

Berücksichtigung der verschiedenen Zielgruppeng pp

Von der Fürsorge zum Empowerment

P ti i tiPartizipation

wissensbasiert

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Recherche zu kommunalen Projekten / Initiativenoje te / t at e

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Handlungsfelder

• Bürgerschaftliches Engagement und PartizipationBürgerschaftliches Engagement und Partizipation• Gesundheit und Pflege• Wohnen und Wohnumfeld• Wohnen und Wohnumfeld• Interkulturelle Begegnung• Bildung Spracherwerb• Bildung, Spracherwerb• Ökonomische Potenziale• Arbeit und Beschäftigung• Arbeit und Beschäftigung

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Recherchequellen

• IKoM-Newsletter 1/02 bis 2/08• IKoM-Rechercheauftrag unter spezifischer Fragestellung• Stiftungen• Deutscher Präventionspreis 2005• Nationaler Integrationswettbewerbg• Programm Soziale Stadt• Forum für kultursensible Altenhilfe• Koordinierungsgruppe und Regionalgruppen des BBE g g pp g g pp• Projekt „Innovative Konzepte zur sozialen Integration älterer Migranten/innen“

www.migranten-initiativen.org• Ergebnisse LAGA Tagung 16.01.2008Ergebnisse LAGA Tagung 16.01.2008• www.gesundheitliche-chancengleichheit.de• www.demographiekonkret.de• www wegweiser-kommune de

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www.wegweiser kommune.de

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Kriterien für die Beurteilung / Auswahl der Projekte

• Innovation• Partizipation• Vernetzung/kommunale Verankerung• Nachhaltigkeit• Übertragbarkeit

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Übersicht Handlungsfelder

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Bürgerschaftliches Engagement und Partizipation

Allgemeine Zielsetzung:• Integration statt Segregation und Marginalisierung

Ält Mi t l Akt d i ht l Ad t• Ältere Migranten als Akteure und nicht als Adressaten bürgerschaftlichen Engagements

• Stärkung der Selbstorganisation älterer Migrantinnen und Migranten g a te

Themenschwerpunkte:• Angebote überwiegend in den BereichenAngebote überwiegend in den Bereichen − Biographiearbeit− Sprachförderung − Nachbarschaftshilfe

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Bürgerschaftliches Engagement und Partizipation

Umsetzung:• Angebote überwiegend in Einrichtungen der offenen Altenhilfe• Multiplikatorenschulungen

Entwicklungsbedarf:• Schaffung (weiterer) niedrigschwelliger Angebote• Mehr Unterstützung durch (muttersprachliche) Information und• Mehr Unterstützung durch (muttersprachliche) Information und

Beratung• Direkte Ansprache älterer Migrantinnen und Migranten

S ibili i d t tli h d i ht t tli h I tit ti• Sensibilisierung der staatlichen und nichtstaatlichen Institutionen für das Thema

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Wohnen und Wohnumfeld

Allgemeine Zielsetzung:Allgemeine Zielsetzung:• Verbesserung der Wohnsituation älterer Migranten• Interkulturelle Öffnung der Akteure (Wohnungswirtschaft,

)Kommune etc.)

Themenschwerpunkte:Themenschwerpunkte:• Neubau• Umbau (Abbau von Barrieren)• Quartiersgestaltung (Integration)• Quartiersgestaltung (Integration)• Identifizierung und bauliche Umsetzung von kulturellen

Besonderheiten

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Wohnen und Wohnumfeld

Umsetzung:• Miteinbeziehung der Zielgruppe:

a) Aktiv durch bspw Runden Tisch Arbeitskreisea) Aktiv durch bspw. Runden Tisch, Arbeitskreise b) Passiv durch Bedarfserhebungen o.ä.

• Umbau von bestehenden Wohneinheiten• Bau von neuen Wohneinheiten

E t i kl b d fEntwicklungsbedarf:• Wohnprojekte bisher eher „Leuchtturmprojekte“• „Good“ und „Best Practice“ Projekte sind auf ihre Übertragbarkeit j g

zu überprüfen

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Interkulturelle Begegnung

Allgemeine Zielsetzung:• Kulturübergreifende Begegnung und Austausch• Förderung der Kommunikation • Interkulturelle Öffnung der offenen Altenhilfe

Themenschwerpunkte:• Kulturübergreifende Mittagstische und kulinarische Angebote• Theaterprojekte• Garten- und Naturprojekte• Reisen und internationale AustauscheReisen und internationale Austausche

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Interkulturelle Begegnung

Umsetzung:• Umsetzung findet überwiegend statt in Einrichtungen der offenen

Altenhilfe (bspw Wohlfahrt Caritas Diakonie)Altenhilfe (bspw. Wohlfahrt, Caritas, Diakonie)• Konzeption der Projekte auf unterschiedliche (vergleichsweise

kurze) Laufzeiten ausgerichtetD h ft I l ti i d b t h d R l b t• Dauerhafte Implementierung in das bestehende Regelangebot bisher in wenigen Einrichtungen

Entwicklungsbedarf:• Stadtteilbezogene Integration von Migrationsprojekten in das

bestehende Regelangebotbestehende Regelangebot

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Handlungsfeld „Gesundheit und Pflege“

Allgemeine Zielsetzung:

Ä• Ältere Migranten gehören zu den Bevölkerungsgruppen, die im Alter in besonderem Maße von gesundheitlichen Beeinträchtigungen betroffen sind und ein hohes Risiko für eine frühzeitige Hilfe- und Pfl b dü f i k iPflegebedürftigkeit tragen

• Vermeidung ungleicher Zugänge, Benachteiligungen, Fehl- und UnterversorgungG äh l i t l i h T ilh b h d h i k lt ibl• Gewährleistung gleicher Teilhabechancen durch eine kultursensible gesundheitliche und pflegerische Versorgung

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Handlungsfeld „Gesundheit und Pflege“ThemenschwerpunkteThemenschwerpunkte

• Großes Spektrum von Aufgaben • Informationen zu Fragen und Angeboten der Gesundheit und Pflege

im Alter • Vernetzung von örtlichen Akteuren im Bereich Gesundheit und PflegeVernetzung von örtlichen Akteuren im Bereich Gesundheit und Pflege• Multiplikatoren- und Mediatorenarbeit • Bestandsaufnahmen zur gesundheitlichen und pflegerischen

V ält Mi tVersorgung älterer Migranten • Modellprojekte zu spezifischen Aspekten der Gesundheitsförderung

und Gesundheitsversorgung älterer Migranten

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Handlungsfeld „Gesundheit und Pflege“

Umsetzung / Akteure

• Kommunale Verwaltung: Ämter für Gesundheit und Soziales (mit Überschneidungen der Zuständigkeiten insbesondere in den Bereichen Beratung, Prävention und Pflege), Ausländer- und Seniorenbeiräte, Gremien und örtliche Stelle der Integrationsarbeit

• Sonstige lokale Akteure: Wohlfahrtsverbände, Vereine, Mi t i ti K k kMigrantenorganisationen, Krankenkassen

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Handlungsfeld „Gesundheit und Pflege“

Perspektiven/Entwicklungsbedarfe:

V tä kt A t i d bi l hlä i t B i h• Verstärkte Anstrengungen in den bislang vernachlässigten Bereichen der Prävention und der häuslichen Pflege älterer Migranten und dem zukünftig wichtiger werdenden Bereich der kultursensiblen Versorgung bei DemenzVersorgung bei Demenz

• Etablierung nachhaltiger, effektiver Strukturen der Zusammenarbeit lokaler Akteure im Handlungsfeld Gesundheit und Pflege älterer Mi tMigranten

• Entwicklung aussagekräftiger migrationssensitiver Gesundheits- und Pflegestatistiken

• systematische und strukturell verankerte Maßnahmen zur interkulturellen Öffnung/kultursensiblen Ausrichtung von Regeleinrichtungen der gesundheitlichen und pflegerischen

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g g g p gVersorgung

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Ergebnisse der Recherche, Empfehlungen

• Vielfältige Ansätze in den KommunenW it S ibili i t di• Weitere Sensibilisierung notwendig

• Systematische Erhebung von Bedarfenä• Komplexität der Lebenslagen abbilden

• Stärkere Nutzerorientierung, Einbindung der Zielgruppe• Effektivität, Effizienz und Responsiveness von Projekten• Querschnittsaufgabe für Kommunen

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es fehlt häufig noch an übergreifenden….es fehlt häufig noch an übergreifenden, integrierten Konzepten

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Good Practice, Bsp. München

• Referatsübergreifende Zusammenarbeit zum Thema Ältere Menschen mit Migrationshintergrund“‚Ältere Menschen mit Migrationshintergrund

• Auf Grundlage des 2006 vorgelegten Integrationskonzepts der Stadt München wurdenIntegrationskonzepts der Stadt München wurden verschiedene Leitprojekte initiiert, u.a.

• „Interkulturelle Orientierung und Öffnung der„Interkulturelle Orientierung und Öffnung der Stadtverwaltung und der städtischen Einrichtungen“

• Übergreifend „Ziele und Indikatorenentwicklung für g „ gIntegration“

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E t i kl i üb if d d• Entwicklung einer übergreifenden und strukturbezogenen GesamtstrategieInformationspolitik• Informationspolitik

• Sprachliche VerständigungM lti lik t litik• Multiplikatorenpolitik

• Beschäftigungspolitik• Offene Altenhilfe• Ambulante Pflege• Stationäre Pflege• Krankenhaus

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Partizipation

bei Planungsprozessen

bei der Ausgestaltung von Angebotenbei der Ausgestaltung von Angeboten

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Partizipation braucht …

I f ti– Information– organisatorische Rahmenbedingungen: realistische

Planung Überschaubarkeit KalkulierbarkeitPlanung, Überschaubarkeit, Kalkulierbarkeit– Anerkennung

T d E b i– Transparenz der Ergebnisse– Qualifikation

www.ffg.uni-dortmund.de

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Institut für Gerontologie an der technischen universität dortmund

Engagement und gesundes Altern

• Ernährung• BewegungBewegung• Vermeidung von Stress• Soziale Kontakte

Kö li h d i ti Akti ität• Körperliche und geistige Aktivität• Positive Lebenseinstellung• Wohlbefinden, Glück und ein sinnerfülltes Leben

• Engagement • ….aktive Menschen sind durchschnittlich gesünder, haben mehr soziale

K t kt d i d f i d it ih L bKontakte und sind zufriedener mit ihrem Leben

www.ffg.uni-dortmund.de

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Institut für Gerontologie an der technischen universität dortmund

… von den Defiziten zu den Potenzialen…

• Potenziale älterer Migranten in der Arbeitswelt fördern

• Potenziale in der Bildung entwickeln• Potenziale in der Bildung entwickeln

• Interkulturelle Öffnung fördern

• Potenziale im Gesundheitsbereich nutzen

• Potenziale in der Familie und in anderen ethnischen Netzwerken erhalten und fördern

• Freiwilliges soziales Engagement fördern, Partizipationsmöglichkeiten verbessern

www.ffg.uni-dortmund.de• Transparenz und Verbreitung innovativer Ansätze gewährleisten

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Institut für Gerontologie an der technischen universität dortmund

www.ffg.uni-dortmund.de

55

Institut für Gerontologie an der technischen universität dortmund

Danke für Ihre Aufmerksamkeit.

Dr. Eckart Schnabel

[email protected]

www.ffg.uni-dortmund.de

56

57

1

Tagung "Den demografischen Wandel gestalten: Ältere Menschen mit Migrationshintergrund als Handlungsfeld für Kommunen" Kurzprotokoll Workshop I: Bürgerschaftliches Engagement und Partizipation Moderation: Birgit Ottensmeier (Bertelsmann Stiftung) Input: Sigi Clarenbach - TreffpunktSenior, Stuttgart und Ulrika Zabel, KompetenzZentrum "Interkulturelle Öffnung der Altenhilfe", Berlin Frage 1: Begründung und Intention

⇒ gesetzlicher Auftrag; ⇒ Initiative von Einzelpersonen (z.B. Bürgermeister);

Frage 2: Erfolgsfaktoren

⇒ kommunale Entscheidungsträger müssen bereit sein, Bürgerinnen und Bürger zu beteiligen;

⇒ es müssen personelle und finanzielle Ressourcen bereit gestellt werden. Es bedarf der professionellen Unterstützung;

⇒ es bedarf zugehender Strukturen und die Migrantinnen und Migranten müssen in ihrer Arbeit unterstützt werden (z.B. durch Weiterbildungsangebote);

⇒ die Migrantinnen und Migranten müssen direkt angesprochen werden;

⇒ die verschiedenen Angebote und Akteure müssen vernetzt werden;

⇒ es muss ein politischer Wille der kommunalpolitischen Entscheidungsträger vorhanden sein;

⇒ die ehrenamtlich und bürgerschaftlich Engagierten benötigen einen Freiraum für ihre Arbeit;

⇒ es wird eine Aufwandsentschädigung (Fahrtkosten etc.) gezahlt; ⇒ Erfolge der Arbeit müssen veröffentlicht werden, positive

Berichte fördern ein positives Bild des Engagements und fördern die Zusammenarbeit;

⇒ dem Engagement und den Engagierten muss Wertschätzung, Achtung und Respekt entgegengebracht werden. Die Arbeit erfordert eine vertrauensvolle Bezugsperson;

Frage 3: Hemmnisse und Barrieren

⇒ die Strukturen des Ehrenamtes und des bürgerschaftlichen Engagements müssen an die Bedürfnisse der Migrantinnen und Migranten angepasst werden;

⇒ nur ehrenamtliche und keine professionelle Unterstützung – es gibt keine oder nur unzureichende personelle und finanzielle Ressourcen;

⇒ die Arbeit ist sehr aufwendig und zeitintensiv und bedarf einer längeren Vorlaufzeit;

58

2

⇒ die politischen Entscheidungsträger müssen bereit sein, sich auf eine langfristige Perspektive einzustellen. Kurzfristige Zielsetzungen sind kaum zu realisieren;

Web-Adressen: TreffpunktSenior, Stuttgart: http://www.treffpunkt-senior.de/intro.htm KompetenzZentrum "Interkulturelle Öffnung der Altenhilfe", Berlin: http://www.kompetenzzentrum-altenhilfe.de/de/de-veroeffentlichungen/veroeffentlichungen.html

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Tagung "Den demografischen Wandel gestalten: Ältere Menschen mit Migrationshintergrund als Handlungsfeld für Kommunen" Kurzprotokoll Workshop 2: Gesundheit und Pflege Moderation: Dr. Elke Olbermann (Institut für Gerontologie an der TU Dortmund) Input: Eckhard Lotze, Interkulturelles Gesundheitsnetzwerk Bremen / AG „Ältere

und pflegebedürftige Migranten“, Gesundheitsamt Bremen Susann Schmidt, Check-up-Tage, Gesundheitsamt München Frage 1: Begründung und Intention

� Umsetzung auf der Grundlage kommunaler Leitlinien und Konzepte � Vermeidung von Benachteiligungen und Abbau von Zugangs-

barrieren von älteren Migranten im Bereich der gesundheitlichen und pflegerischen Versorgung

� Erweiterung der Wissensbasis zu Gesundheit und Pflege älterer Migranten

Frage 2: Erfolgsfaktoren

� Netzwerk von Schlüsselpersonen � Kooperationen mit lokalen Akteuren und Institutionen, die Zugänge

zur Zielgruppe haben � Einbeziehung informeller Gruppen � referatsübergreifende Zusammenarbeit � konzeptionelle und strukturelle Verankerung: ältere Migranten

müssen explizit als Zielgruppe in die kommunale Planung (Leitlinien der Gesundheitsversorgung, Integrations- und Altenpläne etc.) einbezogen werden

� Einrichtung von zielgruppenbezogenen Gremien der kommunalen Gesundheitsförderung

� Konzeption und Umsetzung von Maßnahmen zur interkulturellen Öffnung von Strukturen, Einrichtungen und Diensten der gesundheitlichen und pflegerischen Versorgung nicht als befristetes Projekt, sondern als dauerhaft angelegter Prozess

� Dezentralisierung: Maßnahmen und Angebote müssen wohnortnah, in den Stadtteilen und Wohnquartieren bereitgestellt werden

� niedrigschwellige muttersprachliche Information und Beratung zu Gesundheitsfragen

Frage 3: Hemmnisse und Barrieren

� Kommstruktur der kommunalen Verwaltung � Misstrauen gegenüber amtlichen Stellen (z.B. Gesundheitsamt) � Sprachvermittler fehlen � Zurückhaltung der Krankenkassen � Schwierigkeiten der Evaluation/ Entwicklungsbedarf im Bereich

kultursensibler Evaluationsmethoden und -kriterien

60

� Geringe finanzielle Ausstattung der Netzwerkarbeit in den Kommunen

� Unzureichende Bedarfsermittlung/ Bedarf an kommunalen Untersuchungen und Auswertungen zur gesundheitlichen und pflegerischen Situation älterer Migranten

Web-Adressen: Interkulturelles Gesundheitsnetzwerk, Bremen: www.gesundheitsamt.bremen.de (dort „Erwachsene“, dann „Migration und Gesundheit“ anklicken) Check-up-Tage, München: http://www.muenchen.de/cms/prod1/mde/_de/rubriken/Rathaus/85_soz/04_wohnenmigration/31_interkulti/downloads/int_konzept_grundsatz.pdf (S. 64/ 65)

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Tagung „Den demografischen Wandel gestalten: Ältere Menschen mit Migrationshin-tergrund als Handlungsfeld für Kommunen“ Kurzprotokoll workshop III: Wohnen und Wohnumfeld Moderation: Jutta Troost (Deutscher Städtetag) Erfolgsfaktoren:

• Starke Zusammenarbeit mit den Migranten und mit Vertrauenspersonen (z.B Kontakt über Moschee, Integrationsbeauftragtem)

• Persönliche oder filmische Ansprache (Keine Broschüren!) • Kommunikation der Migranten untereinander („Herumsprechen“) • Schulung und Fortbildung von muttersprachlichen Multiplikatoren, Betreuern, An-

sprechpartner in Beratungsstellen • Niedrigschwellige Angebote, „an die Hand nehmen!“ • Anbindung an das Quartier und an weitere Angebote (Gesundheit, Bildung) • Thema breit streuen • Bestands- und Bedürfniserhebung im Quartier

Hemmnise:

• Zugang • Sprachliche Barrieren • Mangelnder Informationsfluss (Angebote in der Pflege, Rentenberatung, Wohnbera-

tung usw.) • „Deutsche glauben man weiß, was Migranten wollen und brauchen“ • Abweichen von althergebrachten Familienstrukturen • Zurückhaltung und Abwarteposition bei den Migranten • Zuwenig gute Beispiele, keine Daten über Ist-Zustand • Finanzierung

Initiative:

• Über Modellprogramme • Über Migrationsrat • Nachbarschaftliches Engagement • Wohnungsbaugesellschaften

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Tagung „Den demografischen Wandel gestalten: Ältere Menschen mit Migrationshin-tergrund als Handlungsfeld für Kommunen“ Kurzprotokoll workshop IV: Interkulturelle Begegnung Moderation: Dr. Uda Bastians-Osthaus (Deutscher Städtetag) Nach der Vorstellung des „Theaters der Erfahrung“ im Nachbarschaftsheim Schöneberg e.V. durch Frau Johanna Kaiser wurden vorrangig die Erfolgsfaktoren sowie die Hemmnisse und Barrieren für interkulturelle Begegnungen diskutiert. Notwendige Bedingung für interkulturelle Begegnung sind nach Ansicht der Teilnehmer: • Hohes persönliches Engagement

• Fachkräfte

• Gute Vernetzung (Räume, Kontakte)

• Gute Kooperationspartner (z.B. Schulen)

• Anerkennungskultur für „Durststrecken“

• Es spielt auch eine wesentliche Rolle, dass sich die Ehrenamtlichen wirklich selbst ein-

bringen können.

• Kontinuität gerade in der Arbeit mit Älteren.

• Wichtig sei auch die Niedrigschwelligkeit in der Altenarbeit, die älteren Menschen müss-ten dort abgeholt werden, wo sie sind.

Als Hemmnisse und Barrieren wurden genannt: • Finanzielle Ressourcen

• Kontakt zu Migranten/-innen herstellen geht nur über persönliche Kontakte/Ansprache,

möglichst an bereits vorhandenen interkulturellen Orten.

• Problematisch erschien auch die Kontakte zu älteren Deutschen, die oft große Berührungs-ängste und Vorurteile hegen.

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Anhang

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66

Das Interkulturelle Gesundheitsnetzwerk Bremen (IGN Bremen)

Gliederung:Gliederung:• IGN - Warum mit dem Gesundheitsamt (GA)?

Schwerpunkt Ältere Migranten beim GA• Schwerpunkt Ältere Migranten beim GA• Intention des IGN: Warum gibt es das Netzwerk?

Si d i f l i h?• Sind wir erfolgreich?• Schwierigkeiten, Barrieren ...und Möglichkeiten

167

IGN Bremen – Warum mit dem GA?G ü d 1993 l R f t M di i i h U t h d• Gründung 1993 als Referat „Medizinische Untersuchung und Betreuung von Zuwanderern“.

• Damals Beginn des Bremer Gesundheitsprogramms mit ä tli h S h t d i E t d F l t kü ftärztlichen Sprechstunden in Erst- und Folgeunterkünften (ärztliche Primärversorgung von Asylbewerbern, Flüchtlingen, Aussiedlern – gesetzliche Grundlage: Asylverfahrensgesetz, IFSG), sog. „Bremer Modell“S it 2003 S h kt ält / fl b dü fti Mi t• Seit 2003: Schwerpunkt ältere / pflegebedürftige Migranten (Pflegewissenschaftler), Umbenennung in Referat „Migration und Gesundheit“Ei i ht i D l t h di t (A f b S h d• Einrichtung eines Dolmetscherdienstes (Aufgabe: Sprach- und Kulturmittlung im Gesundheitsbereich) im Jahr 2005. Bsp: „...medizinische Anamneseerhebung war nicht möglich,

il P ti t k i D t h i ht “ (K k hweil Patient kein Deutsch spricht.“ (Krankenhaus-Entlassungsbericht Bremen, 2003)

• Initiative für IGN ist zu neu, um im Integrationskonzept 2007-2011 t h !

2

2011 zu stehen!

68

Schwerpunkt Ältere Migranten beim GA:

Aus dem Leitbild GA Bremen: „Das Gesundheitsamt wirkt darauf hin, dass alle Bevölkerungsschichten an Maßnahmen der Gesundheitsförderung, der Prävention, der Krankenbehandlung und Rehabilitation angemessenKrankenbehandlung und Rehabilitation angemessen partizipieren können. Insbesondere unterstützt es Maßnahmen, die der defizitären Inanspruchnahme aß a e , d e de de tä e a sp uc a evon Gesundheitsangeboten infolge sozialer Benachteiligung entgegenwirken.“

369

Schwerpunkt Ältere Migranten beim GA:• Verbesserung des kommunalen Wissens über ältere Migranten

(Auswertung Pflegegutachten GA, Befragung amb. Pflegedienste in Bremen, Erfassung von Migranten in heimstationären Einrichtungen)

• Kooperation mit Wohlfahrtsverbänden, Sozialressort etc. in Projekten (z.B. muttersprachliche Pflegekurse für pflegende Migranten)

• Erstellung muttersprachlichen Infomaterials (zur Pflegeversicherung, zu Angeboten der Altenhilfe, zu Krankheit und Gesundheit im Alter) und muttersprachlicher Infoveranst.

• Organisation von Seminaren für Anbieter der Altenhilfe zum Thema Interkulturelle Öffnung

• Aufbau von Kontakten zu Migranten(organisationen) undAufbau von Kontakten zu Migranten(organisationen) und Anbietern: Schlüsselpersonen/Multiplikatoren

Ältere Migranten sind meist noch junge Alte – noch ist Zeit für Prävention am System“

4

„Prävention am System

70

Intention des IGN: Warum gibt es das Netzwerk?

Initiatoren des Netzwerks:• ZERP (Zentrum für Europäische Rechtspolitik/ Uni Bremen) –

VW-Stiftungs-Projekt: Giving new subjects a voice“VW Stiftungs Projekt: „Giving new subjects a voice• LVG e.V. (Landesvereinigung für Gesundheit)• Gesundheitsamt Bremen – Migration und Gesundheit

• Vorbild: Bezirksamt Berlin-Neukölln (Frau Papies-Winkler)• Insgesamt 5 Personen bilden „Steuerungsgruppe“Insgesamt 5 Personen bilden „Steuerungsgruppe• Koordination durch GA Bremen• Über 50 Bremer Institutionen/ Personen Gründungsmitglieder

Üb d t Zi l• Übergeordnetes Ziel:Herstellung von Chancengleichheit und Verbesserung der gesundheitlichen und psychosozialen Situation von

5

Migrantinnen und Migranten in Bremen

71

Intention des IGN: Warum gibt es das Netzwerk?

Struktur des Netzwerks: freiwillig, offen, „hierarchiefrei“, in10 AGs

10 AGs: Koordinator Steuerungsgruppe1. Psychische Gesundheit

2. IKÖ Gesundheitswesen3 Papierlose/ Asylbew3. Papierlose/ Asylbew. 4. Migrantinnengesundheit 5. Ältere Migranten/Pflege

G f /

Plenum AG 16. Gesundheitsförderung/

Prävention7. Gesundheits-Selbst-

hilfe/ Stadtteilbezug

AG 2

e/ S ad e be ug8. Behinderung9. Suchtkrankenhilfe10 Qualifizierung

6

AG 2AG 3etc.

10.Qualifizierung

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Sind wir erfolgreich?

• Wichtig: IGN ist kein Projekt!• Gründung des IGN: März 2008 – zu jung, um erfolglos zu sein!• 10 aktive AGs mit über 50 aktiven Teilnehmern10 aktive AGs mit über 50 aktiven Teilnehmern• Positive kommunalpolitische Rückmeldung• Arbeitsergebnisse werden zu messen sein an folgenden

gemeinsam beschlossenen Kriterien:gemeinsam beschlossenen Kriterien:Werden Zugangsbarrieren identifiziert und abgebaut?Wird die Interkulturelle Öffnung eines Angebots forciert?Wird die Kooperation und interdisziplinäre Vernetzung gefördert?Werden Verantwortliche (Politik, Kassen, Behörden, etc.) und Betroffeneeinbezogen?Gelingt die bessere Verbindung von Praxis und Wissenschaft?

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Schwierigkeiten Barrieren und MöglichkeitenSchwierigkeiten, Barrieren ...und MöglichkeitenSchwerpunkt Ältere Migranten im GA:

pot Wahrnehmung als Konkurrent durch Anbieter- pot. Wahrnehmung als Konkurrent durch Anbieter- GA für viele (Arbeits-)Migranten negativ besetzt- Migranten sogar intern nicht überall als Querschnittsaufgabe

erkannt- kein gewachsenes Vertrauen ins GA – Koop.notwendigkeit- keine Bring-Struktur möglich, wenig direkte Zielgruppenarbeitkeine Bring Struktur möglich, wenig direkte Zielgruppenarbeit+ inhaltl./personelle Kontinuität der Arbeit, keine „Projektpanik“+ anbieterneutral, keine finanzielle Gewinnerwartung

d tli h Si l k l liti h V t t+ deutliches Signal kommunalpolitischer Verantwortung+ GA als „seriöser Sachwalter“, politische „Advocacy-Funktion“ + qualifizierte sozialmedizinische Gesundheitsarbeit für/mit q

vulnerable(n) Gruppen (vs. „traditionelle“ Sozialberatung)+ GA fördert allgemeine IKÖ, ist Impulsgeber über

Gesundheitsbereich hinaus (Altenhilfe, Soziales, Bildung etc.)

8

( , , g )

74

Schwierigkeiten, Barrieren ...und MöglichkeitenIGN Bremen:- bislang keine Finanzierung (stud. Hilfskraft (Uni Bremen), keine

Einwerbung von Spenden, Zuwendungen, etc. (Vereinslösung?)- unverbindliche Mitarbeitunverbindliche Mitarbeit- (noch) zu wenig Betroffene und Entscheider beteiligt- Koordination des Netzwerks aufwändig

N t k b it ( b i d k ti h“)+ Netzwerkarbeit („basisdemokratisch“)+ Kennenlernen der Akteure und Aktivitäten (behörden-,

verbands- , anbieter-, vereinsübergreifend)+ Bündelung von Aktivitäten+ neue Kooperationsbezüge+ bessere Öffentlichkeitsarbeit möglich+ bessere Öffentlichkeitsarbeit möglich

975

KontaktGesundheitsamt BremenMigration und Gesundheit

Eckhard LotzeHorner Str. 60-70

28203 BremenTel: 0421/361-15170Tel: 0421/361-15170

Mail: [email protected]

Infos zum IGN Bremen: www.gesundheitsamt.bremen.degesu d e sa b e e de

(dort „Erwachsene“, dann „Migration und Gesundheit“ anklicken)

10

Gesundheit anklicken)

76

Check-up-TageCheck up Tage

GesundheitsvorsorgeangebotGesundheitsvorsorgeangebot

Berlin, 13.10.2008 1

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Kommunale Leitlinien undKommunale Leitlinien und Konzeptep

•Leitlinie GesundheitLeitlinie Gesundheit•Integrationskonzept•Altenhilfeplanung

Berlin, 13.10.2008 2

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Historie der Check-up-Tage•Angebot existiert seit 10 Jahren durch Landeshauptstadt München•Im zentral gelegenen Gesundheitshaus Dachauerstr.Dachauerstr. •Seit 2005 verstärkte Öffnung fürMenschen mit MigrationshintergrundMenschen mit Migrationshintergrund•Seit 2007 Einbindung in das Konzept „Alt werdenim Quartier“ Dezentralisierung desim Quartier , Dezentralisierung des Veranstaltungsortes

Berlin, 13.10.2008 3

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Zielsetzung der Check-up-Tage

•Förderung der Gesundheitsprävention durch niedrigschwellige Angebote•Aufbau bzw. Weiterentwicklung von gKooperationen •Erhöhung des Anteils von Menschen mitErhöhung des Anteils von Menschen mit Migrationshintergrund•Stärkung des Empowerments•Stärkung des Empowerments

Berlin, 13.10.2008 4

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Angebot der Check-up-Tage•Kostenfrei, anonym, ohne Voranmeldung •Dolmetscher/ innen in fünf Sprachen•Dolmetscher/-innen in fünf Sprachen•Messung von Blutdruck, Blutzucker, Cholesterin VenenfunktionCholesterin, Venenfunktion•ErnährungsberatungH t t h•Hautuntersuchung

•Medizinische Beratung

Berlin, 13.10.2008 5

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Kooperationspartner

•Münchenstift GmbHD bil / MiMi•Donna mobile/ MiMi

•Münchner Aktionswerkstatt G´sundheit •Sanitätshäuser/ Apotheken•KrankenhäuserKrankenhäuser•Alten- und ServicezentrenO tik / i Hö k tik / i•Optiker/-innen, Hörakustiker/-innen

•Weitere regionale EinrichtungenBerlin, 13.10.2008 6

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Erfolgsfaktoren

•Besucher/-innenzahl konstant nach Dezentralisierung•Anteil von Menschen mit•Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund stabil bei ca. 45 %•Zusammenarbeit mit Donna Mobile•Zugangswege über SchlüsselpersonenZugangswege über Schlüsselpersonen und informelle Gruppen

Berlin, 13.10.2008 7

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Hemmnisse und Barrieren•Dolmetscher/-innen nur in den gängigen SprachenSprachen•Evaluation bei Menschen mit Migrationshintergrund und fehlenden Sprachkenntnissen nurfehlenden Sprachkenntnissen nur eingeschränkt möglich

Berlin, 13.10.2008 8

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Perspektive•Entwicklung von „Gesundheitstagen“ und

Tagen der Sinne“„Tagen der Sinne•Grundsätze:

–Lebenslagenorientierung–Sozialraumorientierung–Sozialraumorientierung–Zielgruppenorientierung

Berlin, 13.10.2008 9

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KontaktKontaktSusann SchmidtSusann SchmidtLandeshauptstadt MünchenReferat für Gesundheit und UmweltReferat für Gesundheit und UmweltAbt. Gesundheitliche Vorsorge und PräventionBayerstr 28 aBayerstr. 28 a80335 MünchenTel 089 233 475 44Tel. 089- 233 475 [email protected]

Berlin, 13.10.2008 10

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Ältere Menschen mit Migrationshintergrund g gals Handlungsfeld für die Kommunen

13. Oktober 2008Berlin

Workshop: Bürgerschaftliches Engagement und Partizipation

mit freundlicher Unterstützung

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Beteiligung in Gremien (1)g g ( )…dauerhaftes Mittun braucht gelegentliches Neutun…

• Allgemeine Themen aus dem direkten Umfeld aufgreifenAllgemeine Themen aus dem direkten Umfeld aufgreifen

• Darstellung von Erfolgen in der Öffentlichkeit und MigrantencommunitiesMigrantencommunities

• Zusammenarbeit mit der ethnischen Presse zur Herstellung vonÖffentlichkeit und zur Gewinnung von ehrenamtlichenÖffentlichkeit und zur Gewinnung von ehrenamtlichen zugewanderten Menschen

mit freundlicher Unterstützung

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…ältere Zuwanderinnen und Zuwanderer

• Etablierte Ehrenamtsstrukturen verändert werden

engagieren sich eigenverantwortlich wenn…

Etablierte Ehrenamtsstrukturen verändert werden

• Programme und Rahmenbedingungen für informelles Lernen gegeben sindgegeben sind

• Bei der Begegnung und Zusammenarbeit von konkreten Vorhaben die Option der Existenz von Angeboten nebeneinander unddie Option der Existenz von Angeboten nebeneinander und miteinander berücksichtigt wird

mit freundlicher Unterstützung

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…ältere Zuwanderinnen und Zuwandererengagieren sich eigenverantwortlich wenn…

• Vertrauen in ihre Kompetenzen und Fähigkeiten gegeben wirdz.B. Mehrsprachigkeit

• Respekt vor unterschiedlichen Biografien und Lebensläufen gegeben ist

• Wissen und Lebenserfahrung vor dem Hintergrund der Migrationabgefragt werden

mit freundlicher Unterstützung

90

…ältere Zuwanderinnen und Zuwanderer

B l it b i d A üb d h tli h Täti k it

engagieren sich eigenverantwortlich wenn…

• Begleitung bei der Ausübung der ehrenamtlichen Tätigkeiten zurVerfügung steht

• Die migrationsspezifischen Bedürfnisse der ersten Zuwanderer-g pgeneration berücksichtigt werden in Bezug auf deren Pendelsituation

mit freundlicher Unterstützung

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Was ist erforderlich, damit ältere Zuwanderinnen und Zuwanderer sich

• Kulturelle Vielfalt als Strukturprinzip anerkennen

Zuwanderinnen und Zuwanderer sich ehrenamtlich beteiligen und einmischen?

• Kulturelle Vielfalt als Strukturprinzip anerkennen

• Selbstorganisation von freiwilliger Arbeit baut Zugangsbarrieren ab undfördert Eigenverantwortungfördert Eigenverantwortung

• An Erfahrungen aus der familiären Sozialstruktur anknüpfen

• Weniger institutionelle Rahmenvorgaben mehr selbstbestimmte VorhabenWeniger institutionelle Rahmenvorgaben mehr selbstbestimmte Vorhabenfördern

mit freundlicher Unterstützung

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Im Wohn- und Lebensfeld (1)Verbindendes suchen Verschiedenheit zulassen…Verbindendes suchen – Verschiedenheit zulassen…

• Mitsprache- und Mitwirkungsmöglichkeiten an Projekten, die einen direktem Bezug zur ihrer Lebenssituation haben

• Ältere Zuwanderinnen und Zuwanderer von Anfang an mit in die Vorhaben einbeziehen

• Ansprache sollte so direkt wie möglich sein

mit freundlicher Unterstützung

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Im Wohn- und Lebensumfeld (2)…Verbindendes suchen – Verschiedenheit zulassen…

P j kt d V h b llt di kt B L b f ld

…Verbindendes suchen Verschiedenheit zulassen…

• Projekte und Vorhaben sollten direkten Bezug zum Lebensumfeldd.h. praxisnahe Beteiligung Gestaltung einer Hofbegrünung

• Besondere Fähigkeiten und Kompetenzen beachten:z.B. Einbringen von handwerklichen Fähigkeiten

• Nach eignen Ideen und Kompetenzen fragen

• Nicht nach Defiziten

mit freundlicher Unterstützung

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Beteiligung in Gremien (1)…dauerhaftes Mittun braucht gelegentliches Neutun…

• Beteiligung von älteren Zuwanderinnen und Zuwanderer bedeutet eineHerausforderung

• Informationen knapp und übersichtlich darstellen

• Spezifische Ansprachen für ein Vorhaben wählen

• Migrationsspezifische Themen aufgreifen

mit freundlicher Unterstützung

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"Den demographischen Wandel gestalten: Ältere Menschen mit Migrationshintergrund als Handlungsfeld für Kommunen" Recherche zu Beispielen guter Praxis in Kommunen Im Auftrag der Bertelsmann-Stifung Oktober 2008 Ansprechpartner: Dr. Eckart Schnabel (Projektleitung) Britta Sporket Peter Enste Dr. Elke Olbermann

109

2

Inhaltsverzeichnis

EINLEITUNG 3

1. BÜRGERSCHAFTLICHES ENGAGEMENT UND PARTIZIPATION 4 Arbeitskreis „Ältere Migranten in Stuttgart“ 4 KompetenzZentrum „Interkulturelle Öffnung der Altenhilfe“, Berlin 9

2. GESUNDHEIT UND PFLEGE 13 Gesundheitsförderung älterer Migranten in Wiesbaden 13 Interkulturelles Gesundheitsnetzwerk Bremen 15 Integrationsprogramm der Stadt Nürnberg 18

3. WOHNEN UND WOHNUMFELD 22 Ältere MigrantInnen im Stadtteil – Leben, Rüsselsheim 22 Pro Wohnen – Internationales Wohnen Oberhausen Tackenberg 25 Stiftungsdorf Bremen 29

4. INTERKULTURELLE BEGEGNUNG 32 Theatergruppe „Bunte Zellen“, Berlin 32 Interkulturelle Gärten 35

5. INTEGRIERTE HANDLUNGSKONZEPTE 38 Landeshauptstadt München 38 Seniorenbüros Dortmund 45 Bunter Tisch „Ältere Migranten“, Freiburg 50

ANHANG 53

110

3

Einleitung

Dem allgemeinen Trend des demografischen Wandels folgend wird auch bei den Menschen mit Migrationshintergrund der Anteil der Älteren in den kommenden Jahren zunehmen. So verbleibt ein Großteil der älteren Migrantinnen und Migranten, oftmals entgegen ihrer ur-sprünglichen Intention, nach dem Berufsleben in Deutschland und wird somit auch hierzu-lande alt.

Vor diesem Hintergrund stellen sich mittlerweile viele Städte der Herausforderung, die Integ-ration und gesellschaftliche Teilhabe ihrer älteren Migrantinnen und Migranten sicher zu stel-len und weiter auszubauen.

Vor allem in den letzten Jahren wurden auf kommunaler Ebene eine Vielzahl von Aktivitäten angeschoben und umgesetzt, die sich stärker an den - auch innerhalb dieser Gruppe durch-aus unterschiedlichen – Bedürfnissen orientieren. Die interkulturelle Öffnung der Seniorenpo-litik wird in diesem Kontext mehr und mehr als Querschnittsaufgabe der Städte verstanden und fordert die Vernetzung aller mit der Thematik verbundenen Akteure.

Ziel der vorliegenden Recherchearbeit ist es, einen Überblick über kommunale Projekte und Vorhaben im Bereich der älteren Migrantinnen und Migranten zu vermitteln und gute kom-munale Praxisbeispiele aufzuzeigen und zu beschreiben.

In den ausgewählten Aufgabenbereichen 1.) Bürgerschaftliches Engagement und Partizipa-tion, 2.) Gesundheit und Pflege, 3.) Wohnen und Wohnumfeld, 4.) Interkulturelle Begegnung, sowie 5.) Integrierte Handlungskonzepte, wurden nach aktuellen Beispielen guter Praxis re-cherchiert. Grundlage der Recherche bildeten verschiedene Projektdatenbanken wie bei-spielsweise die Datenbank der Informations- und Kontaktstelle für die Arbeit mit älteren Migrantinnen und Migranten (IKoM) oder das Bund-Länder-Programm „Soziale Stadt“ des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung. Des Weiteren wurde bei landes- und bundesweiten Stiftungen nach Initiativen, Wettbewerben und dazugehörigen Projektda-tenbanken recherchiert. Aufzuführen sind hier „Demographie konkret“ und der „Wegweiser Kommune“ der Bertelsmann-Stiftung. Darüber hinaus wurden über die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) Projekte aus dem Kooperationsverbund „Gesundheitliche Chancengleichheit“ sowie die Bewerberliste des Deutschen Präventionspreises 2005 „Ge-sund in der zweiten Lebenshälfte“ auf mögliche good-practice-Projekte überprüft. Letztlich wurden Mitglieder des Netzwerks des Forums für kultursensible Altenhilfe sowie Mitglieder des Netzwerks der Koordinierungsgruppen und der Regionalgruppen des Bundesnetzwerks bürgerschaftliches Engagement (BBE) zur aktuellen Projektlage im Bereich ältere Migrantin-nen und Migranten befragt. Eine komplette Liste unserer Informationsquellen findet sich im Anhang.

In einem weiteren Schritt wurde ein Leitfaden zur einheitlichen Erfassung der Projekte entwi-ckelt und fünf good-practice Kriterien bestimmt, anhand derer die Bewertung der Projekte vollzogen wurde. Alle Projekte wurden auf ihren Innovationsgehalt, den Grad der Partizipati-on, das Ausmaß der Vernetzung/kommunalen Verankerung, ihrer Nachhaltigkeit und ihrer Übertragbarkeit hin überprüft und bewertet.

Insgesamt sind in diesem Bericht 13 Beispiele guter Praxis aufgeführt, die eine Vielfalt von Aktivitäten und Inhalt widerspiegeln.

111

4

1. Bürgerschaftliches Engagement und Partizipation Projekt: Arbeitskreis „Ältere Migranten in Stuttgart“

Kommune: Stuttgart

Träger: Evangelische Akademie Bad Boll

Sozialamt der Stadt Stuttgart

Kontakt: Sigi Clarenbach

Rotebühlplatz 28

70173 Stuttgart

Tel.: 0711-351459-35

Fax: 0711-351459-55

[email protected]

Laufzeit der Maßnahme: 1991, Treffpunkt Senior besteht seit 1979

Kommunale Beteiligung: Sozialamt der Stadt Stuttgart

Stabstelle für Integrationsarbeit

Weitere Kooperations-partner:

Arbeiterwohlfahrt

Caritasverband

Deutsches Rotes Kreuz

Dt. Paritätischer Wohlfahrtsverband

Evangelisches Bildungswerk

Evangelische Gesellschaft

Katholisches Bildungswerk

Landesbank Baden-Württemberg

Paritätisches Bildungswerk

Schwäb. Heimatbund

Schwäb. Turnerbund

Volkshochschule

Kulturamt

Finanzierung: Stadt Stuttgart, Mittel der Kooperationspartner

Personal/Mitarbeiter: 2 Mitarbeiter- und 2 Sekretariatstellen. Leitung: Pfarrer Dr. Karlheinz Bartel

Inhaltlicher Schwer-punkt:

X Bürgerschaftliches Engagement

X Partizipation

Gesundheit

112

5

Pflege

Wohnen

Wohnumfeld

Interkulturelle Begegnung

Integriertes Handlungskonzept

Sonstiges:

Beschreibung der Maß-nahme:

Entstehungszusammenhang

Der Treffpunkt Senior im TREFFPUNKT Rotebühlplatz ist eine von der Evangelischen Akademie Bad Boll getragene Einrichtung der Erwach-senenbildung und zugleich Geschäftsstelle der Arbeitsgemeinschaft Treffpunkt Senior.

Im Rahmen der Arbeit des Treffpunkt Senior wurde der Arbeitskreis „Ältere Migranten in Stuttgart“ (AKÄMiS) gegründet, um die besondere Lebenslage älter gewordener Arbeitsmigrantinnen und -migranten in Stuttgart in den Blick zu nehmen. Neben den in der evangelischen Akademie tätigen Sozialberatern sowie den Trägern der Migrations-dienste sind auch das Sozialamt und der Ausländerbeauftragte der Stadt Stuttgart Mitglied im Arbeitskreis. Der Kreis trifft sich vier bis fünf Mal im Jahr. Zusätzlich kümmern sich Unter- bzw. Planungsgruppen um die Umsetzung konkreter Vorhaben.

Zielsetzung

Der Anteil der älteren Migrantinnen und Migranten über 55 Jahre an der Stadtbevölkerung liegt in Stuttgart schon heute an der Spitze deut-scher Großstädte. Reduzierte Migrationsdienste für einzelne Ethnien und geringe Deutschkenntnisse bei älteren Migranten verstärken die Gefahr ihrer Vereinsamung. Die Stadt Stuttgart und ihre Institutionen der Altenhilfe versuchen sich dieser Herausforderung auf verschiede-nen, miteinander verzahnten Ebenen zu stellen.

Aktivitäten

• TriNationale Seniorenbegegnungen

Im AKÄMiS wurden in den Jahren 2000 und 2004 TriNationale Senio-renbegegnungen auf Samos mit griechischen, türkischen und deut-schen Senioren aus Stuttgart durchgeführt. Ziel dieser ein- bis zwei-wöchigen Reisen war es, den hiesigen Migrantinnen und Migranten in ihren Heimatländern positive Migrationserfahrungen zu ermöglichen, einen lebensnahen Beitrag zur Verständigung zwischen Völkern mit belastender Geschichte zu leisten und allen Beteiligten einen Zuge-winn an interkultureller Kompetenz zu verschaffen. Ergänzt wurden die interkulturellen Begegnungen durch gesundheitsfördernde Aktivitäten: Ein ausgewogenes, auf die körperlichen Gegebenheiten der Teilneh-mer abgestimmtes Bewegungsprogramm sowie Vorträge und Ge-sprächsrunden, in denen die Grundpfeiler der mediterranen Ernährung in Theorie und Praxis vermittelt wurden. Mit der 3. TriNationalen Seni-orenbegegnung 2006 in Stuttgart, also einem Gegenbesuch der sami-otischen Teilnehmer und Verantwortlichen, hat sich das Modell zu ei-ner europäischen Lernpartnerschaft weiter entwickelt. Gemeinsame Themen waren: Integration (Griechenland und Samos sind inzwischen selbst Einwanderungsland und stehen vor der Herausforderung der

113

6

Integration vorwiegend albanischer Einwanderer); Ökologie und sanf-ter Tourismus; Bürgerengagement und Freiwilligenarbeit.

• „Unterm Regenbogen“ und Projektwochen zu aktuellen Themen

Die Projektwochen bestehen aus einer Reihe von Veranstaltungen mit multiethnischen Hauptveranstaltungen und Einzelnachmittagen in den Muttersprachen, bei denen deutschsprachige Referenten übersetzt werden. Thematische Beispiele für Projektwochen der letzen Zeit sind „Gesundheitswochen“, „Sterben, Tod und Bestattung in der zweiten Heimat“ und „Erbrecht“.

• Projekt „Bürgerengagement von Migranten für Migranten“

Ein weiteres Projekt „Bürgerengagement von MigrantInnen für Migran-tInnen“ wurde 2006 von der Stuttgarter Bürgerstiftung zusammen mit der Stadt Stuttgart und dem TS initiiert. Das Projekt ist auf drei Jahre angelegt und wird vom TS koordiniert. Es soll die Zugangsmöglichkei-ten älterer Migrantinnen und Migranten in die Regelangebote der Al-tenhilfe verbessern. Dazu sollen ältere Migranten gewonnen werden, die sich als ehrenamtliche Integrationshelfer, Türöffner und Lotsen für ihre Landsleute qualifizieren lassen. Diese Ziele sollen über zwei sich ergänzende Angebote erreicht werden: 1.) Info-Bus-Touren und 2.) Orientierungskurse.

Die Info-Bus-Touren werden für ein erstes Kennenlernen der beste-henden Einrichtungen und Angebote für die ältere Generation in Stutt-gart durchgeführt. Der Orientierungskurs will Interessenten mit der notwendigen Gesprächskompetenz ausstatten, über Regelangebote der Altenhilfe in Stuttgart informieren, Kontakte zu wichtigen Schlüs-selpersonen vermitteln, die eigene Motivation zur Freiwilligenarbeit und das zur Verfügung stehende Zeitbudget sowie die bevorzugten Einsatzfelder klären. Mit dem Bus fahren die Migranten in einzelne Stadtgebiete und lernen dabei die dortigen Regelangebote der offenen Altenhilfe und deren Mitarbeiter kennen, z.B.

- Informationen „Bürgerservice Leben im Alter“ der Stadt Stuttgart

- Sozialstationen/ambulante Pflegedienste verschiedener Träger

- Nachbarschaftshilfen

- unterschiedliche Wohnformen im Alter (Betreutes Wohnen, Alten- und Pflegeheime, Kurzzeit- und Tagespflege)

- „Hospiz Stuttgart“ und „Hospiz St. Martin“

- Krankenhäuser mit geriatrischen Abteilungen und „Geriatrischem Konsil“

- Begegnungsstätten

Jede Info-Bus-Tour endet in einer Begegnungsstätte für Ältere, in der bereits Migrantengruppen beheimatet sind. Bei Kaffee und Kuchen besteht Gelegenheit, miteinander ins Gespräch zu kommen, das Wis-sen über die besuchten Einrichtungen zu vertiefen und möglichst viel über Hilfen für den Stuttgarter Alltag im Alter zu erfahren.

Die Orientierungskurse „Freiwilliges Engagement - Mehr vom Leben haben“ finden an zwei Nachmittagen in Begegnungsstätten statt. Das Programm besteht aus vier Teilen:

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Teil 1: Erzählcafé

Freiwillige erzählen aus ihrer Arbeit. Fachleute informieren über Mög-lichkeiten freiwilligen Engagements.

Teil 2: Beratung

Persönliche Anleitung zum Entdecken der eigenen Stärken mit dem Ziel, das passende Engagement zu finden.

Teil 3: Schnuppermöglichkeiten

Mögliche Einsatzbereiche in der Praxis kennen lernen

Teil 4: Auswertung der Erfahrungen

Bisher wurden drei Info-Bus-Touren und zwei Orientierungskurse mit Teilnehmern aus acht Ländern durchgeführt. Sie wurden von den Teil-nehmenden sehr positiv bewertet und entsprechen den Fragestellun-gen und Wünschen der Teilnehmenden. Es hat sich gezeigt, dass das Besichtigungsprogramm nicht zu umfangreich sein darf - weniger ist mehr. Auch ergeben sich immer neue wichtige Fragen, z.B. zur Finan-zierung und zum Umzug in betreutes Wohnen. Die Teilnehmenden haben auch positiv festgestellt, dass neue Kontakte zu anderen Men-schen mit Migrationshintergrund entstanden sind und man bisher un-bekannte Stadtteile Stuttgarts kennen gelernt hat. So lernte man neue Schlüsselpersonen von bisher im Verborgenen gebliebenen Migran-tengruppen und -treffpunkten kennen, die als Multiplikatoren in die weitere Arbeit eingebunden werden konnten.

• Initiativen für Frauen mit Migrationshintergrund

Neben den bisher beschriebenen Angeboten sind seit langem Initiati-ven für Frauen mit Migrationshintergrund beim TS angesiedelt:

„Donne Italiane“: Italienische Frauen tauschen Erfahrungen aus, wol-len die Muttersprache pflegen, sich Gedanken über das Älterwerden in Deutschland machen und das Verhältnis zu eigenen Wünschen und Vorstellungen klären.

„Türkisch-deutscher Frauentreff“: monatliche themenorientierte Zu-sammenkünfte mit guter Resonanz, je hälftig Deutsche und Türken.

Ein generationsverbindendes Angebot im Treffpunkt Senior sind die regelmäßigen Konversationsnachmittage für Schüler von Deutschkur-sen mit Stuttgarter Senioren.

Good-Practice Begrün-dung:

Innovation

Bei dem Treffpunkt Senior handelt es sich um ein deutschlandweit einmaliges Modell einer von der Kommune geförderten, institutionell verankerten kommunalen Netzwerkarbeit aller wichtigen Akteure der Seniorenarbeit. Im Treffpunkt wird das Konzept der interkulturellen Öffnung der Altenhilfe praktisch umgesetzt und angewendet. Dabei geht es einerseits um Integration in die bestehenden Angebote, ande-rerseits um die Schaffung neuer integrativer Angebote und nicht zu-letzt um die Bereitstellung von Räumen für die speziellen Bedürfnisse der ausländischen Mitbürgerinnen und -bürger.

Vernetzung/kommunale Verankerung

Im Rahmen des Arbeitskreises „Ältere Migranten in Stuttgart“ kommen alle wichtigen Einrichtungen der offenen Altenhilfe zusammen. Durch

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die Arbeit des Treffpunkt Senior und des AKÄMiS im Speziellen ist Integration in Stuttgart zum „Stadtthema“ geworden.

Weitere Informationen (Dokumentation, Pro-jektbericht, Link etc.)

www.treffpunkt-senior.de

IKoM-Newsletter 1-08: Ältere Migranten in Baden-Württemberg. Teil 2: Kommunale Netzwerke für ältere Migranten in Baden-Württemberg. S. 2-4

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Projekt: KompetenzZentrum „Interkulturelle Öffnung der Alten-hilfe“, Berlin

Kommune: Berlin

Träger: Arbeiterwohlfahrt Friedrichshain-Kreuzberg e.V.

Caritasverband für das Erzbistum Berlin e.V.

ESF

Kontakt: Meltem Baskaya

Ulrika Zabel

Simplonstr. 27

10245 Berlin

Tel: 030-319891630

Fax: 030-319891640

[email protected]

Laufzeit der Maßnahme: Seit 1999 fortlaufend

Weitere Kooperations-partner:

Vitanas Pflegen und Wohnen

European Network on Intercultural Elderly Care

Personal/Mitarbeiter: Meltem Baskaya, Sozialwissenschaftlerin M.A.

Ulrika Zabel, Dipl. Sozialpädagogin

Inhaltlicher Schwer-punkt:

X Bürgerschaftliches Engagement

X Partizipation

Gesundheit

Pflege

Wohnen

Wohnumfeld

Interkulturelle Begegnung

Integriertes Handlungskonzept

Sonstiges:

Beschreibung der Maß-nahme:

Entstehungszusammenhang

Das KompetenzZentrum ist das Referenzmodell des Landes Berlin zum Thema „Interkulturelle Öffnung der Altenhilfe“. Es stößt notwendi-ge Fachdebatten an und bringt Bewegung in die Diskussionen. Es fungiert als Brücke zwischen den Bereichen der Altenhilfe, Migration und der Öffentlichkeit und gibt Impulse zur Entwicklung und Förderung stabiler Netzwerke.

Entstanden ist das KompetenzZentrum 1999 aus dem Zusammen-

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schluss des Projekts „Fachberatung ältere MigrantInnen“ der AWO Berlin und dem Projekt „Altwerden in der Fremde“ der Caritas Berlin.

Zielsetzung

Das KompetenzZentrum

• ist Lotse für alle, die sich für das Thema Alter und Migration inte-ressieren,

• ist eine Beratungsstelle, die die Fachwelt für die Bedürfnisse älte-rer Migrantinnen und Migranten sensibilisiert,

• informiert professionell vor Ort, mit Projektpräsentation und Erfah-rungsaustausch,

• ist ein Treffpunkt für Interessierte,

• ist der Fachpartner für Medien und Öffentlichkeit sowie Ratgeber für Politik und Verwaltung im Umgang mit multilateralen Kulturen.

Arbeitsansatz

Das Kompetenz Zentrum hat sich zum Ziel gesetzt

• Zugangsbarrieren zu Altenhilfe zu identifizieren

• Lösungsmöglichkeiten für einen niedrigschwelligen Zugang zu er-arbeiten,

• gesellschaftliche und fachliche Debatten zu Integration und Migra-tion anzuregen,

• die Entwicklung von Good Practice-Modellen zu unterstützen,

• vom Referenzmodell zur Leitstelle der Interkulturellen Öffnung der Altenhilfe im Land Berlin zu werden.

Aktivitäten

1.) Information und Service

• Bereitstellung von Materialien und Literatur zu Thema "Alter und Migration"

• Laufende Informationen zu aktuellen Forschungen in der Öffnung der Altenhilfe

• Vermittlung von weiterführenden Kontakten

2.) Beratung

• Allgemeine Beratung im Themenfeld "Alter und Migration"

• Konzeptberatung

• Struktur- und organisationsbegleitende Unterstützung

• Fachpartner für die Verankerung in kultursensiblen Lehrinhalten in der Ausbildung

3.) Vermittlung von fachlichen Know-how für

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• politische Entscheidungsträger

• Ressourcenverantwortliche und Leitungskräfte der Altenhilfe

• Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Einrichtungen für Ältere wie in Familien- und Begegnungszentren

• Pflegepersonal aus stationären und ambulanten Einrichtungen der Altenhilfe

• Studierende und Auszubildende in den Bereichen Gesundheit und Soziales

• Initiativen, Vereine, Stiftungen und Verbände für bürgerschaftli-ches Engagement

4.) Weitere Angebote

• Ausweitung von Netzwerken

• Referentinnentätigkeit

• Initiierung von Arbeitsgruppen

• Organisation von interdisziplinären Workshops und Fachgesprä-chen

Erfahrungen

Ein Meilenstein auf dem Weg zu einer kultursensibeln Pflege war die bundesweite Kampagne für eine kultursensible Altenhilfe im Jahr 2005, an der die Mitarbeiterinnen des KompetenzZentrums maßgeb-lich beteiligt waren.

Aus den Erfahrungen und Ergebnissen dieser Kampagne lässt sich ablesen, von welcher Bedeutung die Vernetzung verschiedener Träger und verschiedener Berufsgruppe ist. Folgerichtig ist die Netzwerkarbeit weiterhin ein zentraler Bestandteil des Konzepts des KompetenzZent-rums. Die Mitarbeiterinnen bringen Akteure aus Altenhilfe und Migrati-onsdiensten bzw. Migrantenorganisationen zusammen, pflegen Ko-operationen, geben wertvolle Anregungen und streuen wichtige Infor-mationen.

Good-Practice Begrün-dung:

Innovation

Die Arbeit und das Engagement der Mitarbeiterinnen des Kompetenz-Zentrums war Vorreiter und Wegbegleiter der interkulturellen Öffnung der Altenhilfe in Berlin. Aus dem Zusammenschluss der Projekte der AWO und der Caritas wurden zum einen Kapazitäten gebunden, zum anderen aber auch Synergien freigesetzt, die der Arbeit des Kompe-tenzZentrums neue Handlungsräume eröffnet haben.

Ziel der Arbeit des KompetenzZentrums ist, dass weniger institutionel-le Rahmenvorgaben und mehr selbstbestimmte Vorhaben gefördert werden. So werden etablierte Engagementstrukturen aufgebrochen und für ältere Migrantinnen und Migranten zugänglich gemacht.

Partizipation

Oft werden ältere Migrantinnen und Migranten nur als „Hilfeempfän-ger“ im Rahmen sozialer Arbeit wahrgenommen. Dabei wird häufig

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verkannt, über welche Ressourcen sie verfügen und welche Flexibili-tät, welchen Pioniergeist sie in ihrer Lebensgeschichte gezeigt haben.

Das KompetenzZentrum weiß um die Bedeutung der Partizipation von älteren Migrantinnen und Migranten und unterstützt z.B. Seniorenver-treter mit Migrationshintergrund. Erfahrungen aus der Arbeit des Kom-petenzZentrums zeigen, dass Selbstorganisation von freiwilliger Arbeit Zugangsbarrieren abbaut und Eigenverantwortung fördert. Zudem sind die älteren Zuwanderinnen und Zuwanderer von Anfang an in die Vor-haben des KompetenzZentrums einbezogen worden.

Vernetzung/kommunale Verankerung

Kooperationen mit allen Berliner Institutionen und Instanzen die sich mit dem Thema Ältere Migranten auseinandersetzen wie beispielswei-se stationäre und offene Einrichtungen der Altenhilfe, MIgranten-selbsthilfevereine und Begegnungsstätten.

Weitere Informationen (Dokumentation, Pro-jektbericht, Link etc.):

www.kompetenzzentrum-altenhilfe.de

KompetenzZentrum (Hrsg.) 2006: Ältere Migrantinnen und Migranten in Berlin. Eine Handreichung.

KompetenzZentrum (Hrsg.) 2007: Älter werden in Berlin. Eine Hand-reichung

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2. Gesundheit und Pflege

Projekt: Gesundheitsförderung älterer Migranten in Wiesbaden

Kommune: Wiesbaden

Träger: Einwohner- und Integrationsamt

Kontakt: Jeanine Rudolph

Einwohner – und Integrationsamt

Alcide-de-Gasperi-Str. 2

65197 Wiesbaden

Tel: 0611-31-4422

[email protected]

Laufzeit der Maßnahme: Entwicklung eines Integrationskonzepts 2002; Gründung eines ge-samtstädtischen Steuerungskreises 2005

Kommunale Beteiligung: Interdisziplinäre Zusammenarbeit von Ausländerbeirat, Migrantenor-ganisationen, sowie sämtlichen betroffenen Ämtern der Wiesbadener Stadtverwaltung

Weitere Kooperations-partner:

Freie Träger

Krankenkassen, -häuser

Ärzte

Finanzierung: Stadt Wiesbaden

Inhaltlicher Schwer-punkt:

Bürgerschaftliches Engagement

Partizipation

X Gesundheit

Pflege

Wohnen

Wohnumfeld

Interkulturelle Begegnung

Integriertes Handlungskonzept

Sonstiges:

Beschreibung der Maß-nahme:

Entstehungszusammenhang

Auf Grundlage des Berichts „Lebenslagen älterer Migranten/innen in Wiesbaden“ 2007 befasst sich der Steuerungskreis Gesundheit mit dem Thema der Gesundheitsförderung älterer Migrantinnen und Migranten. Die unten erwähnten Projekte werden ausgebaut und neue eingerichtet, bemessen an den Wünschen und Bedürfnissen der älte-ren Migranten. Dazu gehört unter anderem das Projekt „Migrant-

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friendly-hospital“, eine Schulung zur Interkulturellen Kompetenz bei Krankenhauspersonal an den Dr.-Horst-Schmidt-Kliniken sowie der Aufbau einer institutionalisierten, kultursensiblen muslimischen Seel-sorge für den Krankenhausbereich und in Einrichtungen der Altenpfle-ge.

Diese Projekte befinden sich zurzeit im Aufbau.

Weitere Aktivitäten

In Deutschland lebende (ältere) Türkinnen und Türken haben doppelt so häufig Diabetes mellitus wie der Durchschnitt der deutschen Bevöl-kerung. Aufgrund dieser Tatsache führt der Steuerungskreis Gesund-heit in Kooperation mit der Diabetiker-Solidaritäts-Union Mainz seit 2006 einen Gesundheitstag für türkische Migrantinnen und Migranten durch. Um ein niedrigschwelliges, spezifisches Angebot für diese Ziel-gruppe zu schaffen, und um für Nachhaltigkeit zu sorgen, wurde von der Integrationsabteilung in Kooperation mit dem Gesundheitsamt die deutschlandweit erste türkische Diabetiker-Selbsthilfegruppe gegrün-det. In dieser Gruppe werden Kochabende in türkischer Sprache durchgeführt und gängige Rezepte in einer dem Krankheitsbild ent-sprechenden Veränderung gemeinsam durchgesprochen und auspro-biert.

Good-Practice Begrün-dung:

Innovation

Entwicklung eines Konzepts auf Grundlage der Ergebnisse der Unter-suchung zu den Lebenslagen älterer Migrantinnen und Migranten in Wiesbaden. Darüber hinaus Schaffung neuer kommunaler Strukturen zur Implementierung neuer Projekte und Angebote für ältere Migran-tinnen und Migranten.

Vernetzung

Zusammenarbeit aller vom Thema betroffener Ämter der Wiesbadener Stadtverwaltung. Zudem Kooperationen mit Migrantenorganisationen, Krankenhäusern, Einrichtungen der Altenpflege und ambulanten Pfle-gediensten.

Weitere Informationen (Dokumentation, Pro-jektbericht, Link etc.):

Landeshauptstadt Wiesbaden (Hrsg.). Wiesbadener Stadtanalysen. Lebenslagen älterer Migranten/innen in Wiesbaden. Wiesbaden: Ei-genverlag, 2008

www.wiesbaden.de

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Projekt: Interkulturelles Gesundheitsnetzwerk Bremen

Kommune: Bremen

Träger: Koordination: Referat Migration und Gesundheit des Gesundheitsamts Bremen

Kontakt: Eckhard Lotze

Migration und Gesundheit

Gesundheitsamt

Horner Straße 60-70

28203 Bremen

Tel.: 0421-36115170

Fax: 0421-36115554

[email protected]

Laufzeit der Maßnahme: 2003 wurde das Referat „Migration und Gesundheit“ in der Abteilung „Sozialmedizinischer Dienst für Erwachsene“ um das Schwerpunkt-thema „Ältere Migranten“ erweitert.

Kommunale Beteiligung: Initiator und Koordinator ist das Gesundheitsamt Bremen

Weitere Kooperations-partner:

Rund 50 Institutionen und einige Einzelpersonen sind Mitglied dieses Netzwerks

Finanzierung: Stadt Bremen und Senat Bremen

Personal/

Mitarbeiter:

Eberhard Piltz, Pflegewissenschaftler,

Leiter AG Ältere Migrantinnen und Migranten und Pflege

u.a.

Inhaltlicher Schwer-punkt:

Bürgerschaftliches Engagement

Partizipation

X Gesundheit

X Pflege

Wohnen

Wohnumfeld

Interkulturelle Begegnung

Integriertes Handlungskonzept

Sonstiges:

Beschreibung der Maß-nahme:

Entstehungszusammenhang

In Zusammenarbeit mit dem Referat Ältere Menschen der Senatorin für Arbeit, Frauen, Gesundheit, Jugend und Soziales arbeitet das Re-

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ferat Migration und Gesundheit gegenwärtig an einem Konzept und ersten Planungen für einen Runden Tisch Gesundheit der älteren Migrantinnen und Migranten.

Zielsetzung

In diesem Gremium sollen zuständige Einrichtungen und Organisatio-nen, vor allem auch unter Beteiligung der Betroffenen selbst, die Mög-lichkeit haben, über die sozialen Bedürfnisse und gesundheitlichen Belange der älteren Migrantinnen und Migranten in Bremen auf Au-genhöhe in Dialog zu treten, Meinungen auszutauschen, Netzwerke zu knüpfen und Impulse zu geben.

Übergeordnetes Ziel ist die Herstellung von Chancengleichheit und Verbesserung der gesundheitlichen und psychosozialen Situation von Migrantinnen und Migranten in Bremen.

Arbeitsansatz

Eine wichtige zukünftige Aufgabe des Netzwerks besteht einerseits darin, Migrantinnen und Migranten als Vertreter ihrer eigenen Interes-sen für eine aktive Mitwirkung zu gewinnen. Andererseits gilt es auch, das Netzwerk in Bremen als wichtiges Forum der trägerübergreifenden Aktivitäten und des freiwilligen, offenen und hierarchiefreien Aus-tauschs im Sinne einer guten integrativen Arbeit politisch zu etablie-ren.

Die 10 Arbeitsfelder des Interkulturellen Gesundheitsnetzwerks Bre-men sind:

• Psychosoziale und psychische Gesundheit

• Interkulturelle Öffnung des Bremer Gesundheitswesens (Kommu-nikation, Sprache, Dolmetschen)

• Papierlose, Asylbewerber

• Migrantinnengesundheit (inkl. Geburtshilfe)

• Ältere Migrantinnen und Migranten und Pflege

• Gesundheitsförderung und Prävention

• Gesundheits-Selbsthilfe Gruppen, Einbeziehung stadtteilbezoge-ner Migrantinnen und Migranten

• Migration und Behinderung

• Suchtkrankenhilfe

• Strukturierte Personalentwicklung und Qualifizierung

Ergebnisse

Bislang erzielte die Arbeit des IGN durchweg positive kommunalpoliti-sche Rückmeldungen. Im folgenden werden die Arbeitsergebnisse des Kreises zu messen sein an folgenden gemeinsam beschlossenen Themen:

• Werden Zugangsbarrieren identifiziert und abgebaut?

• Wird die Interkulturelle Öffnung eines Angebots forciert?

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• Wird die Kooperation und interdisziplinäre Vernetzung gefördert?

• Werden Verantwortliche (Politik, Kassen, Behörden, etc.) und Be-troffene einbezogen?

• Gelingt die bessere Verbindung von Praxis und Wissenschaft?

Good-Practice Begrün-dung:

Partizipation

Grundlage der Arbeit des Interkulturellen Netzwerks ist die Kooperati-on mit den Migranten selbst. Bremer Migrantinnen und Migranten ist eingeladen, an den Sitzungen der Arbeitsgruppen teilzunehmen und diese mitzugestalten. Die Handlungsempfehlungen der Arbeitsgruppen werden über die Kontakte des Netzwerks an die jeweils zuständige Stelle weitergeleitet.

Vernetzung/kommunale Verankerung:

Auch wenn das interkulturelle Netzwerk erst seit kurzem besteht, ver-zeichnet das Netzwerk bereits ca. 50 Mitglieder aus unterschiedlichen Bremer Gesundheits- und Sozialbereichen sowie engagierte Privat-personen.

Weitere Informationen: (Dokumentation, Pro-jektbericht, Link etc.)

Gesundheitsamt Bremen (2007): Pflegegutachten bei Migrantinnen und Migranten. Ein Bericht zu Daten des Gesundheitsamtes Bremen. Bremen

Gesundheitsamt Bremen (2004): Ältere Migrantinnen und Migranten in Bremen. Bremen

www.gesundheitsamt-bremen.de

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Projekt: Integrationsprogramm der Stadt Nürnberg

Kommune: Nürnberg

Träger: Stadt Nürnberg

Kontakt: Brigitte Fischer-Brühl

Gewerbemuseumsplatz 1

90317 Nürnberg

Tel.: 0911-2314676

Fax: 0911-2314310

[email protected]

Kommunale Beteiligung: Verwaltungsinterne Koordinierungsgruppe „Integration“ der Stadt Nürnberg seit 2004

Weitere Kooperations-partner:

Kommunale Integrationspolitik in Nürnberg ist ein vernetztes System verschiedener Gremien.

Auf der Ebene des Stadtrats ist die Stadtratskommission für Integrati-on der zuständige Fachausschuss, in dem auch die Beschlüsse und Anliegen von Ausländerbeirat und Aussiedlerbeirat als Interessenver-tretungsgremien der Nürnberger Migrantinnen und Migranten behan-delt werden.

Zur Begleitung des Integrationsprogramms wurde zusätzlich ein Kura-torium gegründet, dem Verbände, Kammern, Hochschulen, Kirchen, Polizei usw. angehören.

Finanzierung: Stadt Nürnberg

Inhaltlicher Schwer-punkt:

X Bürgerschaftliches Engagement

Partizipation

X Gesundheit

X Pflege

Wohnen

Wohnumfeld

Interkulturelle Begegnung

Integriertes Handlungskonzept

Sonstiges:

Beschreibung der Maß-nahme:

Entstehungszusammenhang Integrationsprogramm:

Die verwaltungsinterne Koordinierungsgruppe "Integration" hat Ende 2004 den ersten Teil des neuen Integrationsprogramms fertiggestellt, in dem die Rahmenbedingungen und Leitlinien der kommunalen Integ-rationspolitik der Stadt Nürnberg bestimmt werden.

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Neben den Leitlinien enthält der erste Teil des Integrationsprogramms einen Rückblick auf die Nürnberger Integrationspolitik der letzten Jahr-zehnte, eine Bestimmung der Zielgruppen, die in dem Programm be-rücksichtigt werden sollen, eine Analyse der Veränderungen der politi-schen Rahmenbedingungen und eine ausführliche Situationsbeschrei-bung mit umfangreichen Auswertungen statistischer Daten.

Die Vorlage wurde am 7. Oktober 2004 in der Kommission für Integra-tion des Nürnberger Stadtrats vorgestellt und sowohl von den Stadt-ratsfraktionen als auch von Ausländerbeirat und Aussiedlerbeirat als wichtige Grundlage für die weiteren integrationspolitischen Überlegun-gen begrüßt.

Im Rahmen des Integrationsprogramms bilden ältere Migrantinnen und Migranten einen eigenen Themenschwerpunkt.

Aktivitäten Mit der Zentralen Anlaufstelle Pflege (ZAPf), der Beratungsstelle des Seniorenamtes, der Angehörigenberatung e. V. und der Beratungsstel-le für die „Hilfe zur Pflege in Heimen“ gibt es vier unabhängige Stellen, die mit unterschiedlichen Schwerpunkten neutral beraten und deren fachliche Kompetenz auch von den Migrationsberatungsstellen genutzt wird. ZAPf arbeitet zurzeit an einem muttersprachlichen Beratungsan-gebot für die größten ausländischen Sprach- bzw. Seniorengruppen. Nach entsprechenden Schulungen durch eine Vertreterin des Zent-rums für Altersmedizin (Klinikum Nürnberg) gibt es seit September 2006 ein punktuelles Beratungsangebot durch muttersprachliche Kräf-te von Pflegediensten.

Die finanzielle Unterstützung der Lernenden Region Nürnberg-Fürth-Erlangen ermöglichte 2005 die Herausgabe der zweiten muttersprach-lichen Broschüre zur „Altenhilfe in Deutschland“, in der die „Hilfen für Zuhause“, also die breite Palette der ambulanten Versorgungsleistun-gen dargestellt werden. Beide Broschüren wurden über die Wohl-fahrtsverbände, Arztpraxen, Kliniken usw. an Senioren mit Migrations-hintergrund und nicht ausreichenden Deutschkenntnissen verteilt. Die Broschüren fanden reges Interesse auch in anderen Städten und wur-den in der „Kampagne für eine kultursensible Altenpflege“ des Kurato-riums Deutsche Altershilfe als positive Beispiele verwendet.

In Kooperation mit dem Südstadtladen und freien Mitarbeiterinnen wurde ein Deutschkurs für Frauen sowie ein Gesprächskreis-Konzept mit dem Titel „Gesund älter werden in Deutschland“ erarbeitet. Beides wurde unter verschiedenen Bedingungen erfolgreich erprobt. Der Deutschkurs hat sich als sehr flexibel einsetzbar erwiesen: eigentlich für Frauen mit Mittelstufenkenntnissen entwickelt, haben sich die Un-terrichtsmodule z. B. auch als geeignete Grundlage für Konversations-kurse bewährt. Die Kurse wurden für Teilnehmerinnen ab 55 Jahre ausgeschrieben und waren gut besucht. Die Gesprächskreise werden nach den ersten Versuchen in deutscher Sprache nun ausschließlich muttersprachlich angeboten. Die Erfahrungen zeigen, dass unter den Frauen über 55 Jahre ein großes Bedürfnis nach Information, aber auch nach Austausch besteht, dem nur in der Muttersprache Rech-nung getragen werden kann. Männer interessierten sich für das The-ma „Alter“ weitaus weniger. Eine Gruppenzusammensetzung aus mehreren Frauen und nur einem Mann hat sich aber für die Diskussio-nen als sehr hinderlich erwiesen. Die Gesprächskreise in türkischer Sprache werden daher nur für Frauen angeboten. An den russisch-

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sprachigen Gesprächkreisen nehmen dagegen auch Männer teil. Es hat sich bewährt, dass die Leitung der Gesprächskreise von Frauen aus dem Herkunftsland der Seniorinnen und Senioren übernommen wird.

In Nürnberg gibt es bereits einige Seniorenclubs für Migranten, die z.T. durch die Stadt finanziell gefördert werden (Richtlinien zur Förderung der nichtstädtischen offenen Altenhilfe). Die Gruppen sind für diese Senioren wichtige soziale Netzwerke und werden auch weiterhin un-terstützt. Die im Projekt „Migration und Alter“ entwickelten Bausteine (z. B. im Hinblick auf die Vorbereitung auf das Alter) bieten hier gute Ansätze für eine Weiterentwicklung der Clubs. Vor dem Hintergrund der zu erwartenden Zunahme der Zahl älterer Migranten ist im Blick zu behalten, ob die Anzahl und Verteilung der Clubs in den einzelnen Stadtgebieten auch künftig noch ausreichend ist.

Aufbauend auf den Ergebnissen und mit Mitarbeiterinnen des Projek-tes „Krank sein in der Fremde – Interkulturelle Kommunikation im Krankenhaus“ am Klinikum Nürnberg, wurden verschiedene Formen der Fortbildung „Kultursensible Altenpflege“ für Pflegekräfte entwickelt und erprobt. Durch die Fortbildungen ist es gelungen, für diesen Be-reich ein informelles Netzwerk von qualifizierten Kräften zu bilden, de-ren Kompetenz bei Bedarf für weitere Fortbildungen und Schulungen abgerufen werden kann.

Neben dem Engagement in den Migrantenselbstorganisationen und in der eigenen Familie ist aber in den letzten Jahren deutlich geworden, dass – gerade im Zusammenhang mit ihren Enkeln – ältere Migranten im Bereich Kindergarten und Kindertagesstätten ehrenamtliche Arbeit leisten, etwa in einer Musikgruppe mit Kindern. In dem Projekt „Orte für Familien“ z. B. sind inzwischen über 30 meist jüngere Senioren mit Migrationshintergrund auch in Bereichen aktiv, die über die eigene Familie und Migrantenvereinigungen hinausgehen.

Interkulturelle Öffnung der Stadtverwaltung:

Die Stadt Nürnberg strebt nach den Leitlinien ihres Integrationspro-gramms in ihrer Verwaltung und in den städtischen Unternehmen eine verstärkte Beschäftigung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mit Migrationshintergrund an und will damit auch eine Vorbildfunktion als Arbeitgeber übernehmen. Die Mehrsprachigkeit und die Kenntnisse anderer Sprachen und Kulturen sind bei Bewerbungen als wichtige Zusatzqualifikation anzusehen. Generell wird interkulturelle Kompe-tenz als wichtige Schlüsselqualifikation städtischer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betrachtet. Die Stadt Nürnberg sieht daher zwei Auf-träge, die gleichzeitig verfolgt werden müssen, um erfolgreich zu sein. Zum einen bedarf es einer gezielten interkulturellen Qualifizierung der städtischen Mitarbeiter/innen, zum anderen der verstärkten Einstellung von Mitarbeiter/innen mit Migrationshintergrund. Es gibt bereits seit Jahrzehnten eine Vielzahl von Maßnahmen zur interkulturellen Qualifi-zierung der städtischen Mitarbeiter/innen. Dieses Angebot wurde in-tensiviert, ausgebaut und ergänzt. Auch die bisherigen Maßnahmen zur Gewinnung von Beschäftigten mit Migrationshintergrund wurden intensiviert, stärker vernetzt und durch neue Maßnahmen ergänzt. Durch diese ineinander greifenden systematischen Personalent-wicklungs- und Qualifizierungsmaßnahmen wird ein wesentlicher Bei-trag zur interkulturellen Öffnung der Stadtverwaltung geleistet.

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Zu den Maßnamen gehören:

1. Projekt interkulturelle Qualifizierung der Stadtverwaltung – ein Multiplikatorenmodell

2. Interkulturelle Qualifizierung der Verwaltungsnachwuchskräfte

3. Interkulturelle Qualifizierung der Führungskräfte

4. Verstärkte Beschäftigung von Mitarbeitern/innen mit Migrations-hintergrund

5. Qualifizierung zweisprachiger Mitarbeiter zu Ad-hoc Dolmetschern

Good-Practice Begrün-dung:

Innovation

Entwicklung eines Integrationsprogramms auf dessen Grundlage sich die verwaltungsinterne Koordinierungsgruppe mit Bestandsaufnahmen und daraus abgeleiteten Vorschlägen für Maßnahmen zur Förderung speziell von Senioren mit Migrationshintergrund beschäftigt.

Darüber hinaus Schaffung neuer kommunaler Strukturen zur Imple-mentierung neuer Projekte und Angebote für ältere Migrantinnen und Migranten.

Vernetzung

Zusammenarbeit aller vom Thema betroffener Ämter der Nürnberger Stadtverwaltung. Zudem Kooperationen mit Migrantenorganisationen, Krankenhäusern, Einrichtungen der Altenpflege und ambulanten Pfle-gediensten.

Weitere Informationen (Dokumentation, Pro-jektbericht, Link etc.):

www.stadt.nuernberg.de

http://www.nuernberg.de/internet/integration/

http://www.nuernberg.de/imperia/md/content/internet/obm/integration/senioren_migrationshintergrund.pdf

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3. Wohnen und Wohnumfeld Projekt: Ältere MigrantInnen im Stadtteil – Leben, Rüsselsheim

Kommune: Stadt Rüsselsheim

Träger: Neue Wohnraumhilfe gGmbH

Stadtteilwerkstatt Dicker Busch

Kontakt: Stadtteilwerkstatt Dicker Busch

Ayten Kacmaz

Hessenring 84a

65428 Rüsselsheim

Tel.: 06142-942254

[email protected]

Laufzeit der Maßnahme: Mitte 2007 – Mitte 2010

Kommunale Beteiligung: Finanzielle Förderung, Ansprache und Beratung

Weitere Kooperations-partner:

Ausländerbeirat

Leitstelle Älterwerden

Mobile Hilfsdienste

Kulturvereine

Christliche und muslimische Einrichtungen

Teilnahme am Bund-Länder-Programm „Soziale Stadt“

Finanzierung: • Drittelung der Kosten durch 1.) dem Bundesministerium für Ver-kehr, Bau und Stadtentwicklung, 2.) dem hessischen Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung, sowie 3.) der Stadt Rüsselsheim

Personal/Mitarbeiter: Betreuung durch zwei Mitarbeiter der Stadtteilwerkstatt Dicker Busch

Inhaltlicher Schwer-punkt:

Bürgerschaftliches Engagement

Partizipation

Gesundheit

Pflege

Wohnen

X Wohnumfeld

Interkulturelle Begegnung

Integriertes Handlungskonzept

Sonstiges:

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Beschreibung der Maß-nahme:

Entstehungszusammenhang Das Projekt ist in dem Rüsselsheimer Stadtteil „Dicker Busch II“ ange-legt. In diesem Stadtteil leben ca. 6.200 Einwohner, rund 20% sind älter als 60 Jahre. 2.200 Einwohner, also etwa 35%, verfügen über keinen deutschen Pass. Der gesamte Anteil der Menschen mit Migra-tionshintergrund beträgt in Rüsselsheim 22%, in dem Stadtteil „Dicker Busch II“ leben somit überdurchschnittlich viele Bewohner ohne deut-schen Pass.

Das Projekt soll Menschen mit Migrationshintergrund ab 55 Jahre an-sprechen, also insgesamt 17,5% der Bewohner in diesem Stadtteil. Der größte Teil dieser Gruppe ist oder war bei Opel beschäftigt und ist im Rahmen der Anwerbemaßnahmen in den 50er und 60er Jahren nach Deutschland gekommen. Die ursprüngliche Rückkehrerabsicht wurde meist nicht realisiert. Im Vergleich zur deutschen Bevölkerung ist die Einkommenssituation, der Gesundheitszustand und die Wohnsi-tuation als schlechter zu beurteilen. Zudem ist zu beobachten, dass nach dem Ausstieg aus dem Berufsleben der Kontakt zur deutschen Bevölkerung meist abbricht.

Bislang gibt es sehr wenige soziale Angebote, die sich an ältere Migranten richten. Diese werden zudem von der Zielgruppe nur sehr stark begrenzt genutzt.

Zielsetzung Übergeordnete Ziele des Projektes:

• Aktivierung der älteren Migranten im Stadtteil: Stärkung des bür-gerschaftlichen Engagements

• Kulturelle Öffnung der Institutionen

• Schaffung von Strukturen, die nach Ende der Laufzeit soweit auf-gebaut sind, dass sie aus eigener Kraft weitergeführt werden kön-nen

• Verbesserung der Lebensqualität für alle Bewohner im Stadtteil: interkultureller Gedanke

Die einzelnen Ziele des Projekts in der praktischen Umsetzung können wie folgt beschrieben werden:

• Identifizierung der Lebenssituation der älteren Menschen mit Migrationshintergrund in dem Stadtteil

• Verbesserung der Lebenssituation

• Aktivierung der sozialen Partizipation

• Interkulturelle Öffnung von Seiten der kommunalen Institutionen

• Aufklärung und Beratung

• Vernetzung der unterschiedlichen Akteure

Arbeitsweise Baustein: Strukturen schaffen und Vorarbeiten

• Erfassung bestehender Strukturen

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• Kontaktaufnahme zu Institutionen und Zielgruppe

• Literaturrecherche zur Erschließung theoretischer Grundlagen

Baustein: Durchführung sofortiger Maßnahmen

• Beratung der Zielgruppe vor Ort

• Öffentlichkeitsarbeit

• Informationsveranstaltungen

• Vermittlung zwischen Hilfesuchenden und Hilfeanbietenden

Baustein: Empirische Arbeiten

• Durchführung einer Befragung der Zielgruppe zur Bedarfsermitt-lung und zur Beschreibung der Lebenssituation

• Auswertung der Ergebnisse

• Erstellung von umsetzbaren Konzepten auf der Basis der Befra-gung

Baustein: Umsetzung der erstellten Konzepte

• Kooperation von professionellen Anbietern und Ehrenamtlichen

• Interkulturelle Öffnung der Institutionen

Good-Practice Begrün-dung:

Innovation

Das Projekt ist landesweit das erste in Hessen, das einen speziellen Fokus auf die Zielgruppe der Migranten setzt und wird daher als Pilot-projekt angesehen. Integration im Stadtteil wird in diesem Projekt vor-rangig als doppelter Prozess gesehen: Ein besonderer Fokus wird einerseits auf die Nutzung von bestehenden Strukturen und anderer-seits deren interkulturellen Öffnung gelegt. Es wird nicht „über die Zielgruppe“ sondern „mit der Zielgruppe“ diskutiert. Hierbei wird in ei-nem großen Umfang auf die Potenziale der Zielgruppe und deren Akti-vierung gesetzt.

Partizipation

Die Zielgruppe ist von Beginn an in alle Bausteine involviert. Es wer-den nicht nur ihre Wünsche und Bedürfnisse erfasst, sondern die ge-wonnenen Ergebnisse werden mit ihnen diskutiert und sie erhalten einen aktiven Part in der Erstellung und Umsetzung der Konzepte. Sie sind nicht nur Leistungsempfänger sondern auch Leistungserbringer.

Weitere Informationen (Dokumentation, Pro-jektbericht, Link etc.):

Projektkonzeption unter: http://www.sozialestadt.de/praxisdatenbank/projekte/dokumente/482_projektkonzeption_aeltere_migrantinnen.pdf

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25

Projekt: Pro Wohnen – Internationales Wohnen Oberhausen Ta-ckenberg

Kommune: Stadt Oberhausen

Träger: Stadt Oberhausen

WohnBund-Beratung NRW GmbH

Sekundär verschiedene gemeinnützige Träger

Kontakt: Koordinierungsstelle „Leben im Alter“

Nese Özcelik

Tel.: 0208-8253967

WohnBund-Beratung NRW GmbH

Birgit Karhoff

Herner Straße 299

44809 Bochum

Tel.: 0234-90440-0

Fax: 0234-90440-11

[email protected]

Kommunale Beteiligung: Die Stadt Oberhausen ist Hauptinitiator des Projekts

Weitere Kooperations-partner:

Seniorenbüro der Stadt Oberhausen

örtliche Mevlana-Moschee

Ev. Apostelkirche

Stadtteilzentrum Tackenberg

Migrationsrat der Stadt Oberhausen

Finanzierung: Das Projekt wird gefördert durch den „Experimentellen Wohnungs- und Städtebau“ im Rahmen des Bundesprogramms „Familien- und altengerechtes Wohnen im Quartier“.

Das Baugrundstück gehört der Stadt Oberhausen.

Personal/Mitarbeiter: Eine Halbtagsstelle in der Beratungsstelle

Inhaltlicher Schwer-punkt:

Bürgerschaftliches Engagement

Partizipation

Gesundheit

Pflege

X Wohnen

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Wohnumfeld

Interkulturelle Begegnung

Integriertes Handlungskonzept

Sonstiges:

Beschreibung der Maß-nahme:

Entstehungszusammenhang Mit dem Projekt reagiert die Stadt Oberhausen auf den wachsenden Anteil älterer Menschen mit Migrationshintergrund in der Bevölkerung. Es wurde dieser Standort gewählt, weil er mit 53% den höchsten Anteil an Migranten-Haushalten in Oberhausen hat.

Es handelt sich um eine Wohnungssiedlung aus den 50er Jahren. Mit der Privatisierung dieser Siedlung hat ein großer Teil der Migranten Wohnungseigentum erworben. Die Familienstrukturen haben sich zum Teil erheblich geändert, die Familien sind kleiner geworden, ein Teil der Bewohner pendelt auch zwischen Herkunftsland und Deutschland. Daher werden häufig Umbaumaßnahmen in Angriff genommen, um die Wohnung auf die Wünsche und Bedürfnisse zurechtzuschneiden. Der große Teil der Umbaumaßnahmen wird in Eigenregie durchge-führt. Um den teilweise ungesteuerten baulichen Aktivitäten entgegen-zuwirken, hat die Stadt Oberhausen mit einer Veränderungssperre und einem Offenlegungsverfahren für einen Bebauungsplan reagiert. Hier-für gibt es ein umfangreiches Beratungsangebot vor Ort.

In Tackenberg existiert seit mehreren Jahren ein breites sehr aktives Netzwerk von Einzelpersonen, Einrichtungen, Vereinen und Verbän-den, deren Zielsetzung es ist, das gemeinschaftliche Miteinander im Stadtteil zu verbessern.

Diese Akteure hatten im Jahr 2006 die Idee, ein modellhaftes Wohn-projekt zu initiieren.

Zielsetzung Übergeordnete Ziele des Projekts:

• Bau einer altengrechten Wohnanlage für Migranten mit besonde-rem Fokus auf „Pendler“

• Ausbau einer attraktiven Nachbarschaft für Jung und Alt

Neben dem Neubauprojekt sind weitere Ziele definiert worden:

• Aufbau eines Gemeinschaftsraumes als Anlaufstelle für Beratung und Service und zur Eigennutzung

• Serviceangebote für Ältere zum Erhalt der Selbstständigkeit

• Ausbau für Informationsangebote für Jung und Alt

• Beratung für den barrierefreien Umbau und mögliche Finanzie-rung

Pro Wohnen will einen interaktiven Prozess stimulieren, um somit die Lebensqualität der älteren Migranten zu erhöhen:

• Bestehende Akteursnetzwerke sollen voll in die Projektarbeit in-tegriert werden

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27

• Das Konzept soll Teil eines Gesamterneuerungskonzepts sein

• Bewohner sollen in Entscheidungsprozesse involviert werden

Arbeitsansatz Von Anfang an wurde ein besonderer Schwerpunkt auf die aktive Mit-arbeit der Zielgruppe gesetzt. Durch Nutzung von Multiplikatoren und bestehender Netzwerke war die Resonanz und die damit verbundene Beteiligung sehr hoch.

Das Projekt beinhaltet folgende Projektbausteine:

• Aufbau einer Hausgemeinschaft

• Informationsangebote für Jung und Alt

• Aufbau von Dienstleistungen für ältere Menschen

• Einrichtung eines Nachbarschaftsteffs

• Einrichtung eines „Kümmerers“ vor Ort, der für Beratung und In-formation vor Ort zuständig ist

• Weiterentwicklung bestehender Netzwerke

Schritt 1: In Werkstattseminaren wurden die Wünsche und Bedürfnisse der älteren Migranten ermittelt. Durch Wegfall der Sprachbarriere und eine breite Öffentlichkeitsarbeit über die jeweiligen Multiplikatoren war die Teilnahme und Akzeptanz der Menschen mit Migrationshintergrund sehr hoch. Die Teilnehmer äußerten ihre Wünsche, Erfahrungen und möglichen Unterstützungsbedarf. Die Gespräche fanden in den Räum-lichkeiten der Moschee und der Kirchengemeinde oder in Wohnungen statt. Der geplante Gemeinschaftsraum wurde bereits realisiert und seit dem Jahr 2007 hat „die Kümmerin“ ihre Arbeit aufgenommen.

Schritt 2: Überprüfung unterschiedlicher Umsetzungsverfahren

• Variante A: Neubau

• Variante B: Umnutzung und Modernisierung

Am Neubauprojekt haben bereits mehrere türkische Investoren, die Moschee und örtliche Wohnungsgenossenschaften Interesse gezeigt. Es gibt auch eine Reihe von Interessenten innerhalb der Zielgruppe, die sich gut vorstellen können in einer solchen Anlage eine Wohnung zu mieten.

Good-Practice Begrün-dung:

Innovation

Bislang wurden in Deutschland nur sehr wenige Projekte realisiert, die sich der Zielgruppe der älteren Migranten zuwenden.

Einzigartig ist in Oberhausen der integrierte Ansatz: Es werden Migranten als Mieter, Eigentümer und Investoren (als Erbringer von Dienstleistungen rund um das Thema Pflege und haushaltsnahe Dienste und Nahversorgung) angesprochen.

Beim Bau von neuen Wohnungseinheiten sollen besonders die Wün-sche von Pendlern berücksichtigt werden: Kleine und vor allem günsti-ge Wohnungseinheiten.

Partizipation

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28

Die Zielgruppe (ältere Migranten) ist direkt in die jeweiligen Prozesse involviert. Auf den Werkstattseminaren wird ihnen direkt die Möglich-keit gegeben, Wünsche und Bedürfnisse zu äußern, wie sie sich vor-stellen, in Zukunft leben zu wollen. Durch Ansprache in Muttersprache und Miteinbezug der Multiplikatoren ist die Akzeptanz innerhalb der Gruppe der Migranten sehr hoch.

Weitere Informationen (Dokumentation, Pro-jektbericht, Link etc.)

http://www.wohnbund-beratung-nrw.de

http://www.ikom-bund.de/ikom/n_projekte2.htm

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Projekt: Stiftungsdorf Bremen Neue Wohnformen für ältere türkische Migrantinnen und Migran-ten

Kommune: Stadt Bremen

Träger: Bremer Heimstiftung

Kontakt: Stiftungsdorf Gröpelingen

Sabine Schöbel

Elbinger Straße 6

28237 Bremen

Tel.: 0421-38040

[email protected]

Kommunale Beteiligung: Bremer Heimstiftung

Weitere Kooperations-partner:

Zentrum für Migration

Kooperationen mit ambulanten Pflegediensten

Inhaltlicher Schwer-punkt:

Bürgerschaftliches Engagement

Partizipation

Gesundheit

Pflege

X Wohnen

X Wohnumfeld

Interkulturelle Begegnung

Integriertes Handlungskonzept

Sonstiges:

Beschreibung der Maß-nahme:

Entstehungszusammenhang

Der Anteil der Bevölkerung mit Migrationshintergrund ist in dem Bre-mer Stadtteil Gröpelingen besonders hoch. In dem traditionellen Arbei-terviertel mit den Industrieansiedlungen mit Stahlwerken und Indust-riehäfen kamen im Rahmen der Anwerberkampagnen viele Arbeits-migranten. Nach Schließung der Weser AG kam es zu einem hohen Teil an Arbeitslosen in diesem Viertel. Insgesamt leben in Bremen rund 10.000 Menschen mit Migrationshintergrund, die älter als 55 Jah-re sind. 60% davon leben in Gröpelingen.

Das Projekt ist in das Stiftungsdorf Bremen-Gröpelingen integriert, einem multikulturellen Zentrum, das über die Altenhilfe hinaus Vernet-zungen zu anderen sozialen und kulturellen Institutionen sicherstellen soll.

Zielsetzung

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Das Stiftungsdorf versteht sich als Stadtteil im Stadtteil. Es sollen Strukturen geschaffen werden, die die Wohnsituation und Lebensqua-lität verbessern.

Es sollte eine Wohnanlage geschaffen werden, in die Wohnungsein-heiten für ältere Menschen mit Migrationshintergrund integriert wer-den.

Arbeitsansatz

Der Bau der Wohnanlage kann in zwei Bauabschnitte unterteilt wer-den. Im ersten Bauabschnitt wurde eine Wohnanlage mit 45 Woh-nungseinheiten erstellt, die vornehmlich für eine deutsche Mieterschaft geschaffen wurde.

Im Vorfeld der Projektrealisierung bestand ein reger Kontakt zur dort ansässigen türkischen Bevölkerung. Es stellte sich heraus, dass sich ein großer Teil der ausländischen Bevölkerung spezielle Wohnunfor-men mit besonderen Anforderungen, die auf die Wünsche und Bedürf-nisse der muslimischen Kultur zugeschnitten sind, wünscht. Diese Gespräche wurden intensiviert und es entstand der Plan, eine eigene Anlage mit 14 Wohnungseinheiten speziell für die türkische Bevölke-rung zu erbauen. In Absprache mit türkischen Architekten wurden Plä-ne entwickelt und im 2. Bauabschnitt wurde zum Ende des Jahres 2004 die Anlage fertig gestellt. Die Wohnanlage ist ein fester Bestand-teil des Stiftungsdorfs.

Bauliche Besonderheiten:

Die Wohnungseinheiten weisen einige Besonderheiten auf: Die WCs sind so aufgestellt, dass sie nicht gen Mekka ausgerichtet sind. Es ist allerdings anzumerken, dass die muslimische Mieterschaft, die die Wohnungen bewohnt, dies nicht unbedingt verlangt. In allen Bade-zimmern besteht die Möglichkeit, ein Bidet problemlos zu installieren. Die Anschlüsse sind bereits vormontiert.

Es wurde ein Gemeinschaftsraum eingerichtet, mit einer Empfangsan-lage, die ein bereites Spektrum an türkischen TV- Programmen emp-fangen kann. Zudem besteht die Möglichkeit, den Raum als Gebets-raum zu nutzen.

Die Wohnungen liegen in der Größe zwischen 30 und 50qm. Die rela-tiv kleine Fläche ermöglicht einen günstigen Mietpreis. Die Mieter-schaft verfügt in der Regel über ein geringes Einkommen und pendelt häufig mehrmals jährlich zwischen Deutschland und der Türkei.

Im Stiftungsdorf ist auch das Zentrum für Migranten angesiedelt. Hier fungiert eine türkischsprechende Mitarbeiterin als Ansprechpartnerin.

Es besteht guter Kontakt zu ambulanten Pflegediensten, der auch re-ge genutzt wird.

Die Wohnungen wurden weitestgehend barrierefrei gebaut.

Erfahrungen

Die Erfahrungen sind durchweg positiv. Wenn eine Wohnungseinheit frei wird, braucht diese nicht inseriert werden, da es eine Reihe von Interessenten für Wohnungen gibt.

Auch von den Mietern gibt es sehr positive Rückmeldungen: Wenn Pflegebedürftigkeit entsteht, wollen die Betroffenen ambulant versorgt werden, solange es geht. Dies konnte bislang immer realisiert werden

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und kann als Zeichen gewertet werden, dass sich die Mieterschaft „heimisch“ fühlt.

Sehr positiv wird auch der interkulturelle Austausch der Bevölkerung bewertet.

Good-Practice Begrün-dung:

Innovation

Im Raum Bremen ist es die einzige Anlage, die speziell auf die Wün-sche und Bedürfnisse der türkischen älteren Menschen ausgerichtet ist.

Partizipation und Integration

Der partizipative Gedanke ist in sofern hoch, weil das Projekt letztend-lich durch die Zielgruppe selbst angestoßen wurde. Durch Gespräche und Kooperationen war die Bevölkerung bei der Bedarfsermittlung involviert.

Ein weiterer Schwerpunkt wird auf die Integration gelegt. Es gibt inter-kulturelle Gesprächskreise, an denen Deutsche und Türken teilneh-men und der zu einer deutlichen Verbesserung der deutschen Sprach-kompetenz bei den türkischen Mietern führt. Besonders hervorzuhe-ben ist zudem das Angebot der türkischen Frauen, die ehrenamtlich einmal pro Woche für die Wohnanlage in der Gemeinschaftsküche türkisch kochen. Dieses Angebot wird von der deutschen Bevölkerung sehr gut angenommen.

Weitere Informationen (Dokumentation, Pro-jektbericht, Link etc.)

http://www.bremer-heimstiftung.de/

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4. Interkulturelle Begegnung Projekt: Theatergruppe „Bunte Zellen“, Berlin

Kommune: Berlin

Träger: Theater der Erfahrungen im Nachbarschaftsheim Schöneberg e.V.

Kontakt: Theater der Erfahrungen im Nachbarschaftsheim Schöneberg e.V.

Johanna Kaiser, Eva Bittner

Cranachstr. 7

12157 Berlin

Tel.: 030 8554206

[email protected]

Laufzeit der Maßnahme: Seit 2005, fortlaufend

Kommunale Beteiligung: Kooperationen mit dem Kulturamt Neukölln und dem Saalbau Neukölln

Weitere Kooperations-partner:

Theater der Erfahrungen im Nachbarschaftsheim Schöneberg e.V.

Frauenladen Kidöb im Nachbarschaftsheim Schöneberg e.V.

Finanzierung: Berliner Kulturamt

Spenden

Personal/

Mitarbeiter:

Johanna Kaiser

Eva Bittner

Inhaltlicher Schwer-punkt:

X Bürgerschaftliches Engagement

X Partizipation

Gesundheit

Pflege

Wohnen

Wohnumfeld

X Interkulturelle Begegnung

Integriertes Handlungskonzept

Sonstiges:

Beschreibung der Maß-nahme:

Entstehungszusammenhang Seit 1980 spielen im Theater der Erfahrungen die vier Gruppen „Spät-zünder“, „Graue Zellen“, „Ostschwung“ und „Bunte Zellen“. Aus den „Grauen Zellen“ entstand die Idee, die Theatergruppe interkulturell zu öffnen und ältere Türkinnen und Türken als Mitspieler zu gewinnen. Zum Jahresbeginn 2005 wurde unter der Leitung einer Theaterpäda-gogin mit der Theaterarbeit begonnen. Drei Monate lang haben sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer gegenseitig ihr Leben erzählt,

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Geschichten dazu improvisiert, Fotos gezeigt und Lieder gesungen: Kindheit, Jugend, die erste Liebe, Abschied und Aufbaujahre waren ihre Themen.

Ergebnis ist ein Theaterprogramm in deutscher und türkischer Spra-che mit viel Musik, in dem die Spieler ihre Erinnerungen auf der Bühne umsetzen.

Zielsetzung Gemäß der Arbeit des Theaters der Erfahrungen soll auch in der Gruppe „Bunte Zellen“ biographisch gearbeitet werden. Die Erfahrun-gen der Älteren werden unter theaterpädagogischer Anleitung erarbei-tet und in den Stücken thematisiert. Grundlage bieten kulturübergrei-fende Themen wie Liebe, Erziehung oder Kindheit.

Aktivitäten Weitere gemeinsame Erfahrungen werden in Workshops mit Kindern und Jugendlichen gemacht, in denen neben dem spielerischen und persönlichen Kontakt auch jede Menge Wissensvermittlung auf beiden Seiten stattfindet. Mittlerweile ist der intergenerationelle Austausch mit Grund- und Oberschulen gang und gäbe und fester Bestandteil der Arbeit der Bunten Zellen.

Erfahrungen Die Konstellation „deutsche und türkische Senioren“ war und ist nicht immer konfliktfrei. Vor allem zu Beginn des Projekts gab es eine Reihe von Vorbehalten und Berührungsängsten. Aber das Konzept, Verbin-dendes in den Vordergrund zu stellen und gemeinsam herauszuarbei-ten, welche ähnlichen Erfahrungen neben den vielen trennenden Er-lebnissen in den Lebensgeschichten der Teilnehmer verborgen sind, hat sich bewährt.

Dennoch gestaltet es sich für die „Bunten Zellen“ schwieriger, Spielor-te zu finden als beispielsweise für die „Grauen Zellen“, da es nach wie vor in der Seniorenarbeit Vorbehalte gegenüber der interkulturellen Seniorenarbeit gibt. Besuche von interkulturellen Orten an denen nach der Vorstellung Werbung für die Gruppe gemacht wurde, stießen hin-gegen auf großes Interesse seitens des Publikums.

Good-Practice Begrün-dung:

Innovation Im Theater der Erfahrungen wurde durch die Gründung der Bunten Zellen eine bestehende Seniorentheatergruppe interkulturell geöffnet. Somit handelt es sich um eines der wenigen kulturellen Angebote für ältere Migranten. Ungewöhnlich ist auch, dass ältere Migranten nicht „Empfänger“ sondern aktiver Teil und Mitgestaltende der kulturellen Arbeit sind.

Partizipation Grundlage der Arbeit der „Bunten Zellen“ bilden die vielen unterschied-lichen Biographien der Protagonisten. So können türkische und deut-sche Senioren einander gleichberechtigt ihre kreativen Potentiale ein-bringen und sichtbar machen.

Durch das Theaterspielen findet interkulturelles Lernen auf Augenhöhe statt. Zudem fördern öffentliche Auftritte die gesellschaftliche und kul-turelle Partizipation der türkischen Senioren und tragen zum Abbau von Vorurteilen und Berührungsängsten bei.

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Kultursensibilität Sprachbarrieren werden durch nonverbale Kommunikationsformen überwunden. Zudem gewährleistet die zweisprachige Inszenierung Alltagsnähe und eine höhere Identifizierung mit dem Gespielten. Es wird Raum gegeben für kulturell geprägte Darstellungs- und Aus-drucksformen, auf Grundlage einer Kultur es Miteinanders und der gegenseitigen Achtung.

Weitere Infos www.theater-der-erfahrungen.de

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Projekt: Interkulturelle Gärten

Kommune: Deutschlandweit

Träger: Interkulturelle Gärten unterliegen der Rechtsform des eingetragenen Vereins.

Koordinierend werden sie unterstützt von Stadtteilbüros, Bürgerhäu-sern, Migrantenorganisationen, Wohlfahrtsverbänden, Kirchengemein-den, Umweltorganisationen, Bildungswerken u.a. der jeweiligen Kom-mune.

Kontakt: Stiftung Interkultur

Netzwerk Interkulturelle Gärten

Dr. Christa Müller (Geschäftsführung)

Daiserstr. 15

81371 München

Tel.: 089 74746022

Fax: 089 74746030

[email protected]

Laufzeit der Maßnahme: Erster interkultureller Garten in Deutschland wurde 1996 gegründet

Kommunale Beteiligung: Finanzielle Unterstützung und/oder Bereitstellung der Fläche (meist vom Bau- oder Umweltamt oder der Stadtteilplanung)

Weitere Kooperations-partner:

Migrations- und Flüchtlingsverbände

Kirchen

Lokale Agena 21

(Vertreter der) Landes- und Kommunalpolitik

Sonstige

Finanzierung: Geld- und Sachspenden zur Deckung des Startkapitals

Personal/Mitarbeiter: Ausschließlich ehrenamtlich

Inhaltlicher Schwer-punkt:

X Bürgerschaftliches Engagement

X Partizipation

Gesundheit

Pflege

Wohnen

X Wohnumfeld

X Interkulturelle Begegnung

Integriertes Handlungskonzept

Sonstiges:

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Beschreibung der Maß-nahme:

Entstehungszusammenhang

Anfang der 90er Jahre wurde der erste interkulturelle Garten von bos-nischen Flüchtlingsfrauen in Göttingen gegründet. Hintergrund war, sich ein Stück Heimat in der Fremde zu schaffen.

Zielsetzung

Interkulturelle Gärten verfolgen das Ziel, über die reine Bewirtschaf-tung der eigenen Parzelle hinaus die Integration von Menschen unter-schiedlicher Kulturen, Religionen, Migrationsbiographien, sozialer Mi-lieus und Altersgruppen zu fördern und die soziale Teilhabe von Migranten zu stärken. Die aktive, gemeinsame Betätigung dient dazu, Vertrauen bei den Migranten zu bilden, ihre Isolation aufzubrechen und Kontakte zu erleichtern. Integration setzt bei den interkulturellen Gärten nicht bei den Schwächen an, sondern bei den Stärken und Ressourcen der Beteiligten.

Arbeitsansatz

Nach Möglichkeit befinden sich die interkulturellen Gärten in den Stadtteilen, in denen die Beteiligten ansässig sind und sind gut an den öffentlichen Nahverkehr angebunden.

Zumeist sind die Gärten selbst organisiert und unterliegen der Rechts-form des eingetragenen Vereins. Projekte, die über die Gartenarbeit hinausgehen, orientieren sich an den Bedürfnissen und Interessen der Beteiligten und werden eigenverantwortlich organisiert.

Good-Practice Begrün-dung:

Innovation

Die interkulturellen Gärten orientieren sich in hohem Maß an den Kompetenzen, Ressourcen und Interessen der Beteiligten. Oft verfü-gen ältere Migranten über fundierte Kenntnisse im Bereich des Gärt-nerns und können so ihr Wissen gewinnbringend in die Arbeit in den interkulturellen Gärten mit einfließen lassen. Darüber hinaus fördern interkulturelle Gärten das Gemeinschaftsgefühl zwischen Migranten und Deutschen. So sind interkulturelle Gärten auch Orte, an denen Kommunikation stattfindet, gemeinsam gefeiert wird und oftmals über die landwirtschaftliche Arbeit hinaus integrierte Projekte und Initiativen entstehen, wie beispielsweise Alphabetisierungskurse oder Nachbar-schaftshilfen.

Partizipation

Alle Beteiligten sind aktiv an der Gestaltung der interkulturellen Gärten beteiligt. Insbesondere das Erfahrungswissen der Ältern bereichert das Leben der Gärten. Darüber hinaus ist es den Mitgliedern möglich, über die Bewirtschaftung der Gärten hinaus eigene Projekte und Maß-nahmen auf den Weg zu bringen und somit ihre eigenen Interessen zu vertreten.

Besonders älteren Migranten können interkulturelle Gärten helfen, aus der Isolation herauszutreten, ein Stück Heimat (und somit auch Identi-tät) wiederzuerlangen und sich zugleich ein Stück neue Heimat zu erschließen.

Nachhaltigkeit

Die vielfältige Praxis in den Interkulturellen Gärten und ihr besonderer Ressourcenreichtum weckt zunehmend das Interesse von Wissen-

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schaftlern verschiedener Disziplinen, die die Gärten als Forschungs-gegenstand entdecken. Die wachsende Aufmerksamkeit führte im Mai 2004 zur Gründung des Forschungsnetzwerkes Interkulturelle Gärten. An diesem Netzwerk nehmen Diplomanden und Doktoranden aus den Sozial-, Kultur- und Naturwissenschaften teil.

Diese Vernetzung soll dazu dienen, die Gärten als neuartigen interkul-turellen Kontext für sensible Formen der Forschung zu erschließen. Eine wissenschaftliche Reflexion wiederum soll den Gärten zu Gute kommen, denn erst der Transfer der dort geleisteten Arbeit in "Reso-nanzräume" wie Wissenschaft und Politik ermöglicht eine adäquate Wahrnehmung dieser neuen Sozialräume für Integrationsprozesse und für die Gestaltung der Einwanderungsgesellschaft.

Übertragbarkeit

Das Konzept der interkulturellen Gärten lässt sich problemlos auf an-dere Kommunen und Zielgruppen übertragen. Einzige Voraussetzung ist der Zugang zu ausreichend landwirtschaftlicher Fläche und einem Startkapital, welches oftmals von Sponsoren (auch in Form von Sach-spenden) übernommen wird.

Zudem gibt die Stiftung Interkultur auf ihrer Homepage nützliche Tipps und Hilfestellungen zur Gründung eines interkulturellen Gartens.

Bisher gibt es deutschlandweit 76 interkulturelle Gärten, weitere befin-den sich im Aufbau.

Zukunftsperspektive: Eine mögliche Finanzierungsquelle zur Umsetzung eines interkulturel-len Gartenprojekts ist das LOS-Programm „Lokales Kapital für soziale Zwecke“ des Bundesministeriums für Familien, Senioren, Frauen und Jugend.

Weitere Informationen (Dokumentation, Pro-jektbericht, Link etc.):

www.stiftung-interkultur.de

Weiteres siehe auch unter „Publikationen“ und „Medienecho“ der Ho-mepage.

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5. Integrierte Handlungskonzepte Kommune: Landeshauptstadt München

Träger: Sozialreferat der Stadt München:

Amt für Soziale Sicherung, Abteilung Hilfen im Alter und bei Behinde-rung, sowie die Stelle für interkulturelle Arbeit

Kontakt: Friedrich Graffe

Sozialreferent der Landeshauptstadt München

Landeshauptstadt München

Amt für Soziale Sicherung,

Abteilung Hilfen im Alter und bei Behinderung

Orleonsplatz 11

81667 München

Tel.: 089-23348351

Fax: 089-23348378

[email protected]

Stelle für interkulturelle Arbeit

Franziskanerstr. 8

81669 München

Tel.: 089-23340542

Fax: 089-23340699

Email: [email protected]

Laufzeit der Maßnahme: Verschiedene Aktivitäten seit Mitte der 1990er Jahren.

Seit 2005 verstärktes Engagement der Stadt und Entwicklung eines integrierten Ansatzes.

Kommunale Beteiligung: Das Sozialreferat kooperiert bezogen auf das Handlungsfeld „Integrati-on und Versorgung älterer Menschen mit Migrationshintergrund“ mit weiteren Referaten der Stadt und verschiedenen kommunalen Gre-mien. So u.a.:

• Stadtratskommission für Integration

• verschiedene Abteilungen des Referates für Gesundheit und Um-welt

• Ausländerbeirat

• Seniorenbeirat

• Antidiskriminierungsstelle für Menschen mit Migrationshintergrund - AMIGRA

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Weitere Kooperations-partner und Netzwerke:

• Wohlfahrtsverbände

• Migrantenorganisationen

• Arbeitskreis „Interkulturelle Altenarbeit“ (Unterarbeitskreis der Ar-beitsgemeinschaften der freien und öffentlichen Wohlfahrtspflege)

• Internationales Seniorenforum (Zusammenschluss von deutschen und ausländischen Senioren, Ausländer- und Seniorenbeirat, Al-ten- und Service-Zentren)

• weitere kommunale Akteure, z.B. Volkshochschule, ev. Bildungs-werk, Initiativgruppe Interkulturelle Begegnung und Bildung e.V.

Inhaltlicher Schwer-punkt:

Bürgerschaftliches Engagement

Partizipation

Gesundheit

Pflege

Wohnen

Wohnumfeld

Interkulturelle Begegnung

X Integriertes Handlungskonzept

Sonstiges:

Beschreibung der Maß-nahme:

Entstehungszusammenhang

Hilfen und Angebote für ältere Migranten wurden in den letzen Jahren (vor allem seit 2005) auf der Basis des Auftrages der interkulturellen Öffnung der Regeldienste in Beschlüssen der Altenpolitik und der Wei-terentwicklung der Altenhilfe als Querschnittsaufgabe stets mitberück-sichtigt.

2005 wurde das im Rahmen der bundesweiten Kampagne für eine kul-tursensible Altenhilfe entwickelte Memorandum von der Landeshaupt-stadt München und der Arbeitsgemeinschaft der freien Wohlfahrtspfle-ge unterschrieben. Damit verpflichtete sich die Stadt München ihre in-stitutionellen und fachlichen Möglichkeiten dahingehend zu nutzen, das ältere Menschen unterschiedlicher Herkunft und Kultur besseren Zu-gang zu den Institutionen der Altenhilfe erhalten und die Unterstützung bekommen, die sie für ein würdevolles Leben brauchen.

Zudem wurden über den Ausländerbeirat und das internationale Senio-renforum in den letzten Jahren wichtige Anregungen gegeben und Maßnahmen in die Wege geleitet sowie zwischen den Migrations-diensten und Einrichtungen der Altenhilfe Annäherungen erreicht.

2006 wurde dem Stadtrat das Integrationskonzept der Stadt München vorgelegt. Auf dieser Grundlage wurden auch die Aufgaben der Alten-hilfe der Pflege und Versorgung älterer Migranten weiterentwickelt. Das Integrationskonzept enthält im Wesentlichen den Rahmen für alle An-forderungen, die an die Integration und Versorgung älterer Migranten gestellt werden. Darin wird ein Verständnis von Integration verdeutlicht, dass es sowohl Aufgabe der Zugewanderten als auch der Aufnahme-gesellschaft ist, gemeinsam daran zu arbeiten und eine gemeinsame

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Stadtgesellschaft zu gestalten, in der kulturelle Vielfalt respektiert und wertgeschätzt wird. Damit wurde ein längerfristiger Prozess der Ein-gliederung und Einbindung von Zuwanderern in alle gesellschaftlichen Kernbereiche eingeleitet. Dieser umfasst auch gesellschaftliche Kern-bereiche, die ältere Bürger betreffen, wie Beteiligung und Partizipation, bürgerschaftliches Engagement, Selbsthilfe, Bildung und lebensbeglei-tendes Lernen, Wohnen, soziale Versorgung, Gesundheit und Pflege etc.

Die inhaltlichen Schwerpunkte des Integrationskonzepts spiegeln sich in insgesamt fünf sog. „Leitprojekten“ wieder. Sie bündeln städtische Ressourcen auf strategisch bedeutsamen Handlungsfeldern. Im Hin-blick auf ältere Zugewanderte erscheinen vor allem folgende Leitprojek-te relevant:

1.) Leitprojekt „Interkulturelle Orientierung und Öffnung der Stadtver-waltung und der städtischen Einrichtungen“ (u.a auch Einrichtungen der Altenhilfe)

2.) Leitprojekt „Check-up-Tage“

sowie das

3.) handlungsfeldübergreifende Leitprojekt „Ziele und Indikatorenent-wicklung für Integration“ (alle Referate und Ämter sind beteiligt. Die Fachreferate analysieren in ihrem jeweiligen Aufgabenfeld die Aus-gangslage in Bezug auf das Integrationskonzept und beteiligen sich an der Erstellung des Integrationsberichtes. In 2010 wird dem Stadtrat erstmals der Integrationsbericht vorgelegt, danach Berichterstattung alle drei Jahre)

Zielsetzung

• Förderung des Zugangs von älteren Menschen unterschiedlicher Herkunft und Kultur zu Institutionen der Altenhilfe.

• Gewährleistung einer Versorgung, die ältere Migranten für ein würdevolles Lebens brauchen.

Arbeitsansatz

• Interkulturelle Arbeit als Querschnittsaufgabe der Altenhilfe.

• Interkulturelle Öffnung von Einrichtungen der Altenhilfe.

• Integrierte Versorgung zum Teil mit ergänzenden speziellen Ange-boten.

Aktivitäten

Über die Altenhilfe des Sozialreferates wurden zu dem Querschnitts-thema interkulturelle Arbeit folgende Projekte und Angebote gefördert:

1.) Beratung, Pflegebörse, Information, Qualifizierung/Schulungen:

In 7 der 13 Sozialbürgerhäuser stehen Beratungs-Fachstellen zur häuslichen Versorgung zur Verfügung. Im Rahmen der interkulturellen Arbeit werden zweisprachige Pflegekurse angeboten und bei Bedarf wird für die Beratung ein Dolmetscherdienst hinzugezogen. Die Fach-stellen sind in die Netzwerkarbeit der Sozialregion eingebunden und beteiligen sich an der türkischen Informationsreihe „Älter werden in

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Deutschland“, die in den Sozialbürgerhäusern durchgeführt werden. Nach der Besetzung der Fachstellen in allen Sozialbürgerhäusern wird ein Flyer zu den Angeboten der Fachstellen zur gezielten Information in mehreren Sprachen herausgegeben.

Über die Münchner Pflegebörse können örtliche Pflegeanbieter u.a. über vorhandene Fremdsprachenkenntnisse, muttersprachliches Per-sonal und besondere kulturspezifische Angebote informieren.

Seit 1999 wird ein eigener Beratungsdienst der Inneren Mission e.V. zur Integration älterer Aussiedler bezuschusst.

Das Projekt Donna Mobile (Mobile Gesundheitsberatung für Migrantin-nen und ihre Familien) erhält Zuschüsse vom Sozialreferat und dem Referat Gesundheit und Umwelt. Zu den Aufgaben gehört die mutter-sprachige Gesundheitsberatung, die Durchführung von Informations-veranstaltungen zu Gesundheitsthemen, die Umsetzung von Angebo-ten in den Alten- und Service-Zentren, die Unterstützung der interkultu-rellen Öffnung von Regeldiensten und der Zusammenarbeit mit den Migrationsdiensten, die Fachberatung von Einrichtungen sowie die Schulung von Leiterinnen von Selbsthilfegruppen und die Anleitung freiwilliger Helfer mit Migrationshintergrund.

2.) Alten- und Service-Zentren: Interkulturelle Orientierung, Öffnung und Qualitätsentwicklung:

München verfügt seit 1979 über ein Netz von Alten- und Service-Zentren, Derzeit gibt es 28 von der Stadt finanzierte Alten- und Service-Zentren überwiegend in Trägerschaft der Wohlfahrtsverbände. Sie sind Anlaufstellen für ältere Menschen und deren Angehörige in den Stadt-teilen und verfolgen als Einrichtungen der offenen Altenhilfe die Grundsatzziele, den Verbleib in der eigenen Häuslichkeit zu unterstüt-zen, soziale Isolation älterer Menschen zu vermeiden sowie Lebens-qualität und Selbstständigkeit im Alter zu erhalten. In einer Fortschrei-bung der ersten Konzeption wurde 1995 das Thema der Öffnung für die „ausländische ältere Bevölkerung“ erstmals aufgegriffen und einige ASZ begannen Angebote für Migranten zu entwickeln. In der Neukon-zeption der ASZ ist seit 2006 die interkulturelle Orientierung und Öff-nung als Querschnittsaufgabe für alle Schwerpunktbereiche ihrer Arbeit (Beratung und Versorgung, Demenz und psychische Veränderungen, Gruppen und Kurse, Begegnung, Ehrenamt) fest verankert. Die ASZ tragen der Heterogenität der älteren Migrantenbevölkerung und den unterschiedlichen Bedingungen in den Stadtteilen Rechnung, indem sie sich regional abstimmen, wer schwerpunktmäßig für welche Teilgruppe Einzelangebote macht. Seit 2006 wurde die interkulturelle Öffnung mit besonderem Nachdruck vorangetrieben. Es sind viele neue Angebote, häufig in Kooperation mit anderen Akteuren, entstanden. So z.B.

• der Ausbau der muttersprachlichen Beratung in Kooperation mit den Migrationsdiensten.

• Ergänzung des Beratungsangebotes durch Vorträge und Informa-tionsveranstaltungen in verschiedenen Sprachen (u.a. in Koopera-tion mit Donna Mobile), u.a. auch speziell für Migrantinnen.

• Pilotprojekt „Interkulturelle Tagesbetreuung für demenziell oder psychisch veränderte alte Menschen in ASZ“, u.a. Aufbau einer eh-renamtlichen Helfergruppe.

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• Fachtag zum Thema „Demenz und Migration“ für Mitarbeiter der offenen Altenhilfe (in Kooperation mit dem AK „Interkulturelle Al-tenhilfe“, der Stelle für interkulturelle Arbeit und einer Fachreferen-tin mit Migrationshintergrund).

• Ausweitung des Angebotes kostengünstiger Deutsch-, Konversati-ons- und Alphabetisierungskurse sowie Erweiterung muttersprach-licher Gruppenangebote für ältere Menschen aus verschiedenen Herkunftsländern.

• Veranstaltung interkultureller Begegnungsfeste.

• Weitentwicklung der professionellen Begleitung und der Engage-mentmöglichkeiten von Ehrenamtlichen mit Migrationshintergrund, u.a. durch die Erarbeitung eines Schulungskonzeptes für zwei-sprachige Helfer (in Kooperation mit Inneren Mission und Donna Mobile und durch die Initiierung von Freiwilligen-Projekten mit in-terkulturellen und generationsübergreifenden Ansätzen.

• Programm- und Informationsmaterialien in verschiedenen Spra-chen.

• Qualifizierung der Mitarbeiter durch Beteiligung an dem Modellpro-jekt „Interkulturelle Qualitätsentwicklung in Münchner Sozialregio-nen“.

3.) Bildung und lebenslanges Lernen:

Für 2008 plant die VHS spezielle Angebote für ältere Migranten. Mit besonders günstigen Kursgebühren sollen auch wirtschaftlich schwä-cher gestellte Personen erreicht werden und ein höherer Anreiz zum Einstieg geschaffen werden.

Mit dem Ev. Bildungswerk München e.V. wird ein Konzept entwickelt, um ältere berufstätige Migranten in Betrieben zu erreichen. Das Kon-zept zur Vorbereitung auf den Ruhestand wird speziell für Firmen an-geboten, die ältere Arbeitnehmer nichtdeutscher Herkunft beschäftigen. Für die Kursentwicklung und die Schulungskosten werden Sondermittel der Kommune bereitgestellt.

Darüber hinaus ist das Sozialreferat zusammen mit anderen Akteuren in folgenden Handlungsfeldern beteiligt:

1.) Partizipation, Bürgerschaftliches Engagement, Gremien, Vernet-zung

Schulungsreihe zur Initiierung und Leitung von Selbsthilfegruppen und bürgerschaftlichem Engagement von und für Migranten.

Seit 2004 satzungsgemäße Verankerung der Partizipation der auslän-dischen Bevölkerung in Seniorenbeirat: Vertretung durch 3 ausländi-sche Mitglieder des Seniorenbeirats.

Abstimmung wichtiger Themen über das Internationale Seniorenforum und den AK interkulturelle Altenarbeit.

2.) Sprachbarrieren, Dolmetscherdienst:

Dolmetscherleistungen durch kulturkompetente Dolmetscher können über das Bayrische Zentrum für Transkulturelle Medizin e. V. in über 50

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Sprachen (gegen eine Gebühr) abgerufen werden. Dieser Dolmet-scherdienst wird von der Landeshauptstadt München und dem Bezirk Oberbayern gefördert.

3.) Rechtliche Betreuung für Migranten:

Durchführung des Projektes „Rechtliche Betreuung für Migranten“ (2002- 2004) zur Gewinnung und Schulung von ehrenamtlichen rechtli-chen Betreuerinnen mit Migrationshintergrund

Durchführung des Projektes „Gewinnung und Begleitung von Berufsbe-treuer mit Migrationshintergrund“ (2006- 2008)

4.) Wohnen im Alter für Migranten:

Entwicklung spezieller Angebote, um die zunehmende Zahl von älteren Bewohnern mit Migrationshintergrund in Altenwohnanlagen des sozia-len Wohnungsbaus zu betreuen und zu integrieren.

Fortschreibung des Konzeptes für das Gemeinschaftszentrum Integ-riertes Wohnen (Projekt des betreuten Wohnens im sozialen Woh-nungsbau), um der zunehmenden Belegung mit Migranten gerecht zu werden.

Gemäß Beschluss des Sozialausschusses von 2005 wurde eine Studie zur Lebenssituation älterer Migranten in München durchgeführt. Ziel war die Untersuchung der bisherigen Angebote der Hilfen im Alter so-wie bestehender Hemmschwellen ihrer Inanspruchnahme, um daraus gezielte Schritte zur Verbesserung der Angebote abzuleiten.

Die Studie umfasste Interviews mit Experten, älteren Migranten und deren Vertrauenspersonen sowie zwei Gruppendiskussionen.

Die Studie diente der Evaluation und Qualitätssicherung und leistete einen Beitrag zur bedarfsgerechten Weiterentwicklung der interkulturel-len Altenhilfe auf kommunaler Ebene.

Arbeitsweise

s.o.

Ergebnisse/ Erfahrungen

• Interkulturelle Öffnung wurde als Querschnittsaufgabe konzeptio-nell verankert.

• Die Vernetzung, Abstimmung und Zusammenarbeit verschiedener Handlungsfelder und Akteursgruppen wurde verbessert (u.a. über-greifende Gremienarbeit).

• Angebotslücken und zusätzliche Bedarfe werden erfasst und an zuständige Stellen zurückgemeldet.

• Das Angebotsspektrum für ältere Migranten und deren Angehörige hat sich erheblich erweitert.

• Schwellenängste gegenüber der Inanspruchnahme von Versor-gungs- und Pflegeleistungen konnten zumindest teilweise über-wunden werden (wichtig hierfür muttersprachliche Angebote und Ansprechpartner, Gewinnung und Qualifizierung von Multiplikato-ren und Gruppenbildung).

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• Angebote und Einrichtungen der Altenhilfe werden stärker wahr-genommen. So zeigen z.B. die Jahresberichte der ASZ, das 10,9% der Nutzer aller Angebote der ASZ Menschen mit Migrationshin-tergrund waren und ihr Anteil an den Stammbesuchern bei 12% Iag. Dies übersteigt ihren Anteil an der 65jährigen und älteren Be-völkerung, der in München 9,9% beträgt.

Weitere Informationen (Dokumentation, Pro-jektbericht, Link etc.):

Landeshauptstadt München, Sozialreferat (2008). „Ein bisschen dort, ein bisschen hier...“. Konsequenzen der Landeshauptstadt München aus der Untersuchung von Dr. Philip Anderson zur Lebenssituation älterer Migrantinnen und Migranten in München. München 2008.

Landeshauptstadt München, Sozialreferat, Stelle für interkulturelle Ar-beit (2008). Interkulturelles Integrationskonzept. Grundsätze und Struk-turen der Integrationspolitik der Landeshauptstadt München. München 2008.

www.muenchen.de/interkult

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Kommune: Seniorenbüros Dortmund

Träger: Stadt Dortmund, Sozialamt, Abteilung für Senioren

und Verbände der Freien Wohlfahrtspflege

Kontakt: Reinhard Pohlmann

Bereichsleiter für Senioren der Stadt Dortmund

Hoher Wall 5-7

44122 Dortmund

Tel.: 0231-5022505

Laufzeit der Maßnahme: Seit 2006 flächendeckende Umsetzung des Modells Seniorenbüros als Konzept einer integrativen und wohnortnahen Versorgung und Betreu-ung älterer Menschen in den 12 Dortmund Stadtbezirken.

Sonstige kommunale Beteiligung:

Seniorenbeirat

Ausländerbeirat

Demenz-Service-Zentrum Dortmund

„Seniorenbüro Wohnen“ im Wohnungsamt der Stadt Dortmund

Weitere Kooperations-partner:

Arbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege

Migrantenorganisationen

Multiplikatoren aus den verschiedenen Migrantengruppen

Arbeitskreise und runde Tische mit relevanten Akteuren in den Stadt-bezirken

Freiwilligenagentur

Finanzierung: Finanzierung ist durch Ratsbeschluss als Grundlage der Zuwendungs-vereinbarungen mit Wohlfahrtsverbänden dauerhaft abgesichert

Personal/Mitarbeiter: Pro Seniorenbüro jeweils ein/e städtische/r Mitarbeiter/in (Vollzeit/38 Stunden) und ein/e Mitarbeiter/in der Wohlfahrtsverbände (30 Stun-den).

Z.T. wird besonderen Strukturmerkmalen durch entsprechende Mitar-beiterzusammensetzung Rechnung getragen, so z.B. Beschäftigung einer türkischen Sozialarbeiterin in einem Stadtteil mit hohem Anteil türkischer Migranten.

Inhaltlicher Schwer-punkt:

Bürgerschaftliches Engagement

Partizipation

Gesundheit

Pflege

Wohnen

Wohnumfeld

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Interkulturelle Begegnung

X Integriertes Handlungskonzept

Sonstiges:

Beschreibung der Maß-nahme:

Entstehungszusammenhang

Bereits in den 90er Jahren wurden in ausgewählten Kommunen des Landes NRW wertvolle Erfahrungen gesammelt, mit verschiedenen Akteuren in den Wohnquartieren eine engere Zusammenarbeit in der örtlichen Altenhilfe zu erreichen. Orientiert am altenpolitischen Ziel, die Menschen auch im hohen Alter so lange wie möglich zu Hause zu versorgen, um ihre selbständige Lebensführung zu stabilisieren, soll-ten kleinräumige kommunale Strukturen für Altenhilfe aufgebaut wer-den. Wie in anderen Kommunen sind die damals teilweise rudimentär entstandenen Netzwerk- und Beratungsstrukturen auch in Dortmund zunächst nur zögerlich fortentwickelt worden. Es fehlte das politische Bewusstsein für die Herausforderungen der zunehmenden Alterung und die Einsicht, welchen hohen Stellenwert ein vernetztes Arbeiten für eine effektive Altenhilfe in den Kommunen hat. Dies hat sich inzwi-schen grundlegend geändert.

2003 hat die Stadt Dortmund ein Gutachten zur Reform der kommuna-len Seniorenarbeit in Auftrag gegeben, das von der Forschungsgesell-schaft für Gerontologie erstellt wurde. U.a. auf dieser Grundlage sind in einem breiten Beteiligungsprozess zunächst in zwei Stadtbezirken Dortmunds Pilotmodelle für die Entwicklung kleinräumiger Beratungs- und Netzwerkstrukturen in der Altenarbeit entstanden. Basis hierfür waren hauptamtlich geführte Seniorenbüros. Angesichts der erfolgrei-chen Arbeit hat der Rat der Stadt Dortmund bereits nach kurzer Zeit entschieden, Seniorenbüros flächendeckend und dauerhaft in enger Kooperation mit den Wohlfahrtsverbänden einzurichten.

Impulse speziell für die Berücksichtigung und adäquate Einbeziehung älterer Menschen mit Migrationshintergrund in der kommunalen Alten-hilfe resultierten u.a. aus der Mitwirkung der Stadt Dortmund an meh-reren Bundes- und Landesprojekten sowie von 2002 bis 2006 an ei-nem europäischen Projekt zur Bekämpfung der Ausgrenzung von älte-ren Migranten und Angehörigen ethnischer Minderheiten.

Zielsetzung

Grundlegende Zielsetzung ist die Gewährleistung einer integrativen und wohnortnahen Versorgung und Betreuung von älteren Menschen (mit und ohne Migrationshintergrund).

Arbeitsansatz

• Ergänzend zu den traditionellen Angeboten der offenen Senioren-hilfe und den Pflegeangeboten wurden in allen 12 Dortmunder Stadtbezirken Seniorenbüros eingerichtet. Die Seniorenbüros werden gemeinsam von der Stadt Dortmund und den Freien Wohlfahrtsverbänden geführt. Je ein/e Mitarbeiter/in der Stadt In-formation u.a. zu Begegnungsmöglichkeiten, Besuchs- und Be-gleitdienste, Wohnungsanpassung, Wohnformen im Alter, ambu-lante und stationäre Pflegedienste und –angebote.

• Beratung über unterstützende Hilfen zu Hause, Entlastungsmög-

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lichkeiten von Angehörigen, sozialhilferechtliche Fragen und Fi-nanzierungsmöglichkeiten sowie spezielle Angebote bei Demenz-erkrankungen.

• Aufbau von örtlichen Altenhilfenetzwerken durch die enge Zu-sammenarbeit mit allen örtlichen Pflegeanbietern, ambulanten Diensten und Krankenhäusern, Freizeit- und Begegnungsstätten, Vereinen, Ärzten und Polizei bis hin zu Wohnungsbaugesellschaf-ten.

• Hilfe im Einzelfall bei schwierigen Problemen und umfassendem Hilfebedarf. Dazu gehört die Erstellung eines Hilfeplanes, die Klä-rung finanzieller Aspekte bis hin zur Koordinierung von notwendi-gen Dienstleistungen.

• Förderung des bürgerschaftlichen Engagements durch die Initiie-rung und Begleitung ehrenamtlich getragener oder unterstützter Projekte mit und für Senioren in enger Zusammenarbeit mit der Freiwilligenagentur, den Verbandsgliederungen und anderen Or-ganisationen vor Ort.

Dortmund und der Wohlfahrtsverbände arbeiten partnerschaftlich in einem Seniorenbüro zusammen und bieten älteren Bürgerinnen und Bürgern und deren Angehörigen einen wohnortnahen Beratungs- und Hilfeservice an.

Arbeitsbereiche

Neben der Altenhilfe- und Pflegeberatung verfolgen die Seniorenbüros also das Ziel, für die älteren Menschen und ihre Angehörigen ein wohnortnahes Netzwerk für Altenhilfe aufzubauen, damit bei Bedarf eine schnelle Hilfe organisiert werden kann. Dazu soll eine systemati-sche Zusammenarbeit von Diensten und Einrichtungen sowie von Or-ganisationen im Wohnquartier aufgebaut werden, damit die notwendi-ge Altenhilfe „Hand in Hand“ funktioniert. Wie ein „Lotse“ sollen die Seniorenbüros die Ratsuchenden bei der Suche nach einer für sie geeigneten Hilfe navigieren.

Eingebettet in dieses Aufgaben- und Tätigkeitsprofil der Seniorenbüros ist die Verbesserung der Zugänge zu kommunalen Altenhilfeangebo-ten für ältere Menschen mit Migrationshintergrund. Ziel ist es, bedarfs-gerechte und kultursensible Formen der Altenhilfe in den Wohnquartie-ren und Versammlungsorten älterer Menschen aus anderen Herkunfts-ländern anzubieten und gleichzeitig das bürgerschaftliche Engage-ment zu beleben. Hierzu werden meist in enger Zusammenarbeit mit Multiplikatoren und Organisationen aus den Migrantengruppen gezielt Angebote und Projekte mit und für ältere Migranten initiiert und beglei-tet. So z.B.:

• Aufbau und Organisation eines interkulturellen Frühstückstreffs in einer Seniorenbegegnungsstätte

• Organisation eines Deutschkurses für türkischsprachige Senioren

• Organisation eines Kurses für pflegende Angehörige in türkischer Sprache

• Aufbau und Organisation einer Betreuungsgruppe für Demenzer-

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krankte in türkischer Sprache

• Organisation eines interkulturellen und intergenerativen Kochtreffs

• Informationsveranstaltungen mit Akteuren aus dem Stadtbezirk zu seniorenrelevanten Themen für den Verein für internationale Freundschaften, für die Moschee-Vereine und muslimische Frau-engruppen

• Projekt „Nachbarschaftshelfer“ – Gewinnung Ehrenamtlicher für eine aktive Nachbarschaft

Darüber hinaus werden ältere Migranten als Zielgruppe auch in der Netzwerk- und Öffentlichkeitsarbeit explizit berücksichtigt, u.a. durch die Initiierung bzw. Beteiligung an Runden Tischen mit interessierten Migrantenselbstorganisationen und anderen Akteuren des Stadtbezir-kes, die in der Arbeit mit MigrantInnen aktiv sind, durch Präsentation der Angebote der Seniorenbüros auf Straßenfesten und in öffentlichen Räumen, wie z.B. Einkaufszentren sowie die Bereitstellung mehrspra-chiger Flyer und Informationsmaterialien.

Die hauptsächlich als Sozialarbeiter ausgebildeten Mitarbeiter der Se-niorenbüros wurden innerhalb einer mehrwöchigen Schulung auf ihre neuen Aufgaben vorbereitet und werden laufend über ein eigenes Qualitätsmanagement fachlich unterstützt. Das „Lernen am Prozess“ wird zudem durch themenbezogene Workshops und Arbeitskreise ergänzt, denn die Arbeit der Seniorenbüros ist bisher in dieser Form ohne Beispiel.

Um die notwendigen Abstimmungen der Entscheidungsträger auf Sei-ten der Stadt und der Wohlfahrtsverbände zu steuern, wurde eine ge-meinsame Geschäftsstelle eingerichtet. Unterstützt wird die Arbeit durch einen Beirat, bestehend aus Führungskräften der Verbände und der Stadt Dortmund.

Ergebnisse/ Erfahrungen

Die paritätische Organisationsstruktur unterstützt die Vernetzung und Kooperation zwischen Stadt und Verbänden der freien Wohlfahrtspfle-ge bzw. deren Einrichtungen. Die anfänglichen Berührungsängste sind inzwischen weitestgehend einer vertrauensvollen und engen Zusam-menarbeit gewichen. Insofern bieten die Seniorenbüros eine gute Ba-sis, auf beiden Seiten vorhandene Fähigkeiten und Ressourcen ge-meinsam zum Wohle der älteren Menschen zu nutzen.

Das allgemeine Interesse an den Seniorenbüros ist groß und sie sto-ßen nach anfänglicher Skepsis auch bei den im Wettbewerb stehen-den Pflegeanbietern sowie anderen Akteuren in den Stadtbezirken auf eine hohe Bereitschaft an den runden Tischen mitzuwirken und die vorhandenen Angebotsstrukturen gemeinsam weiterzuentwickeln.

Durch die Arbeit der Seniorenbüros konnten nicht zuletzt auch neue Zugangswege zur örtlichen Altenhilfe und Seniorenarbeit für die Grup-pe der älteren Migranten erschlossen und das ehrenamtliche Enga-gement von und für ältere Menschen mit Migrationshintergrund erwei-tert werden.

Weitere Informationen (Dokumentation, Pro-

http://dev.senioren.dortmund.de/senioren/project/assets/template1.jsp?smi=2.0&tid=74743

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jektbericht, Link etc.): http://dev.senioren.dortmund.de/project/assets/template1.jsp?smi=1.0&tid=80560

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Projekt: Bunter Tisch „Ältere Migranten“, Freiburg

Kommune: Freiburg im Breisgau

Träger: Stadt Freiburg

Kontakt: Ursula Konfitin

Leiterin Seniorenbüro

Stadt Freiburg im Breisgau

Kaiser-Joseph-Straße 268

79098 Freiburg

Tel.: 0761-201-3033

[email protected]

Laufzeit der Maßnahme: Seit 1994, fortlaufend

Kommunale Beteiligung: Die Stadt Freiburg hat im Bereich der Altenarbeit und Altenhilfe keine eigenen Einrichtungen. Dies ist für das Seniorenbüro u.a. Grundlage für eine neutrale, trägerunabhängige Position gegenüber allen Interes-senten, Anbietern, Diensten und Einrichtungen.

Weitere Kooperations-partner:

Südwind Freiburg e.V.

Caritasverband Freiburg-Stadt e.V.

Büro für Migration und Integration der Stadt Freiburg

Finanzierung: Stadt Freiburg im Breisgau

Personal/Mitarbeiter: Fünf Mitarbeiter- und eine Sekretariatsstelle

Inhaltlicher Schwer-punkt:

Bürgerschaftliches Engagement

Partizipation

Gesundheit

Pflege

Wohnen

Wohnumfeld

Interkulturelle Begegnung

X Integriertes Handlungskonzept

Sonstiges:

Beschreibung der Maß-nahme:

Entstehungszusammenhang Gründung des Runden (jetzt: Bunten) Tisches „Situation älterer Migrantinnen und Migranten“ im Februar 2004 mit der Ausländerinitia-tive Freiburg e.V. (jetzt Südwind Freiburg e.V.) in Kooperation mit dem Fachdienst Migration des Caritasverbands Freiburg-Stadt e.V. und dem Büro für Migration und Integration der Stadt Freiburg sowie ver-

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schiedenen MIgrantInnengruppen.

Zielsetzung Ziele sind der Austausch und die Information über die Bedürfnisse von älteren MigrantInnen sowie die spezifischen Angebote und Probleme in den Einrichtungen der Altenhilfe. Darüber hinaus sollen über den Bunten Tisch neue Angebote geschaffen und Projekte angestoßen werden, welche die Betreuung und Pflege von älteren MigrantInnen verbessern und die Einrichtungen der Altenarbeit interkulturell öffnen.

Arbeitsansatz Recherchearbeiten haben ergeben, dass sich in Freiburg viele ver-schiedene, lose organisierte Migrantengruppen mit dem Thema „Alter und Migration“ beschäftigen. Mit dem Bunten Tisch verfolgt das Senio-renbüro das Ziel, zunächst die Thematik in die Öffentlichkeit zu trans-portieren, sich darüber hinaus einen Überblick über bestehende Aktivi-täten zu schaffen und daraus letztlich Handlungsbedarfe ermitteln zu können.

Aktivitäten Erstellung einer Datenbank für den ambulanten und stationären Be-reich, die im Seniorenbüro geführt und von dort aus laufend aktuali-siert wird. Hier können den einzelnen ambulanten und stationären Ein-richtungen mehrsprachige MitarbeiterInnen zugeordnet werden.

2005 wurde mit einer Foto- und Biographieausstellung die interkultu-relle Seniorenwoche eröffnet. Das Seniorenbüro und die bereits ge-nannten Kooperationspartner waren unter Mitwirkung der Einrichtun-gen des Bunten Tischs maßgeblich an der Konzeption und Organisati-on der Ausstellung und des umfangreichen Rahmenprogramms mit 13 Veranstaltungen beteiligt.

Ebenfalls im Oktober 2005 hat das Seniorenbüro das Faltblatt „Älter werden in der Fremde – Information und Beratung über die Hilfeange-bote für ältere Menschen verschiedener Nationalitäten und deren An-gehörige“ in russischer Sprache herausgegeben.

Der Stadtseniorenrat veranstalteter aus Anlass seines 30-jährigen Be-stehens im Oktober 2006 eine Seniorenwoche mit verschiedenen Schwerpunktthemen. Am Tag der Begegnungsstätten wurde die Be-gegnung von MigrantInnen mit Deutschen in den Vordergrund gestellt. Vom Bunten Tisch Migration ausgehend wurde in einigen Begeg-nungsstätten ein interkulturelles Programm angeboten. Das Senioren-büro veranstaltete gemeinsam mit Südwind e.V. und einer Kulturgrup-pe Türk Hog einen Nachmittag in der Begegnungsstätte Stühlinger zum Thema „Ambulante Pflege“.

Good-Practice Begrün-dung:

Vernetzung/kommunale Verankerung Gute, umfassende Vernetzung zum einen innerhalb der Stadtverwal-tung (Amt für Migration und Integration), zum anderen mit anderen Trägern und Institutionen (Universität Freiburg, Südwind Freiburg e.V., Caritasverband Freiburg e.V.). Darüber hinaus gute Zusammenarbeit mit Einrichtungen der Altenpflege, Migrantenorganisationen und Pri-vatpersonen.

Nachhaltigkeit Ein Ziel war es, auf die in der Stadt lebenden älteren Migrantinnen und

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Migranten aufmerksam zu machen und deren Bedürfnisse und An-sprüche in die Öffentlichkeit zu transportieren. Durch ein breites Me-dienecho bei den Veranstaltungen des Bunten Tisches sowie durch die Aufgreifung der Thematik durch den Stadtseniorenrat wurde und wird dem Bunten Tisch die nötige Aufmerksamkeit zuteil.

Weitere Informationen (Dokumentation, Pro-jektbericht, Link etc.):

Dezernat für Kultur, Jugend, Soziales und Integration (Hrsg.): Kurzin-formation 03/2008. Seniorenbüro. Freiburg im Breisgau, 2008

Dezernat für Kultur, Jugend, Soziales und Integration (Hrsg.): Bericht 2004 bis 206. Seniorenbüro. Freiburg im Breisgau, 2007

http://www.freiburg.de/servlet/PB/PB/menu/1146312_l1/index.html

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Anhang

Recherchequellen:

• IKoM-Newsletter 1/02 bis 2/08 • IKoM-Rechercheauftrag unter spezifischer Fragestellung • Stiftungen:

• Bürger für Bürger • Schader • Bosch • Bertelsmann • Konrad Adenauer • Robert Jungk

• Deutscher Präventionspreis 2005 • Nationaler Integrationswettbewerb • Programm Soziale Stadt • Forum für kultursensible Altenhilfe • Koordinierungsgruppe und Regionalgruppen des BBE • Datenbank www.healthproelderly.com • Landesinitiative Seniorenwirtschaft NRW • Projekt „Innovative Konzepte zur sozialen Integration älterer Migranten/innen“ • www.migranten-initiativen.org • Ergebnisse LAGA Tagung 16.01.2008 • www.gesundheitliche-chancengleichheit.de • www.demographiekonkret.de • www.wegweiser-kommune.de • Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung

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