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Gesundes Obst von gesunden Gehölzen
Die Wahl der richtigen Obstsorte ist nicht immer ein-fach. Bei vielen liebgewonnenen Sorten können sich Enttäuschungen einstellen hinsichtlich Ertrag, unregel-mäßigem Fruchtbehang, Schädlingsbefall, Fruchtqua-lität.DaistFachwissen,u.a.termingerechterPflanzen-schutz erforderlich. Am Beispiel Apfel bereiten die im Handel erhältlichen Sorten wie Gala, Braeburn, Elstar, Pinova, Delicious, Cox Orange etc. bei einem Anbauim eigenen Garten meist große Probleme hinsichtlich Anfälligkeit gegen pilzliche Schaderreger, unregelmä-ßigen Erträgen, z.T. unzureichenden Fruchtgrößen, mangelhafter Ausreife spätreifender Sorten, v.a. an un-günstigen Standorten. Ähnlich stellt sich die Situation bei anderen Obstarten dar. Die Situation verschärft sich: Schaderreger nehmen zu; die Pflanzenschutzgesetze2001 und aktuell seit 2012 schränken den Einsatz von Stärkungs- und Pflanzenschutzmittel weiter ein (u.a.Indikationszulassung:MittelnurfürausgewieseneKul-turen und bestimmte Schaderreger). Dennoch besteht der Wunsch, makelloses bzw. ungespritztes Obst zu ernten. Hilfestellung kann dabei die Sortenwahl leisten.
Sortenwahl: Basis für erfolgreiches Gärtnern!
Falsche, im extrem „No-name“-Sorten v.a. branchen-fremder Anbieter, führen zu Misserfolg („Frust statt
Lust“; weniger Interesse am Anbau von Obst), was bei Dauerkulturen wie Obst, Rosen, Ziergehölzen beson-ders gravierend ist.Auf der anderen Seite brachten Institute zahlreiche ro-buste, resistente, ohne Gentechnik gezüchtete Varietä-ten in den Handel.Beispiele dafür sind:• Schorfresistente Apfelsorten• Mehltaufeste Stachel- und Johannisbeeren• Herbsthimbeeren (einjährigeKultur)contraRuten-
krankheit in Sommerhimbeeren• Pilzfeste Tafeltrauben• Feuerbrandresistente Birnensorten• Scharka-resistente bzw. -tolerante Pflaumen-/Zwet-
schensorten
So gilt es, neben bewährten Sorten diese Neuheiten verstärkt zu empfehlen. Als Vorbeuge gegen entspre-chende Schaderreger helfen sie mit, gewisse Proble-me zu lösen. Es liegen vielfältige Erfahrungen an der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) Veitshöchheim vor; zum Beispiel: Johannisbee-re 'Heros' jährlich mit Stachelbeermehltau befallen. Der Strauch kränkelt, ist weit weniger wüchsig; hat in 12 Jah-ren keine gesunden Früchte gebracht. Unmittelbar da-neben standen verschiedene Sorten ohne diesen Schad-erreger: wüchsig, robust, ähnlich einwandfreie Beeren. Dies ist ein typisches Beispiel für unser Motto:„gesundes Obst kann nur von gesunden Gehölzen“ er-zielt werden.Als Innovationen sind derartige Sorten in vielen (Gar-ten-) Baumschulen, Gartenfachcenter und z.T. auch im Versandhandel erhältlich. Nützliche Hinweise und Links: www.artevos.de, www.gartenbaumschulen.com; diverse Versandhandelsgärtnereien.Ein Appell an Gartenbesitzer kann nur lauten:Bevor Sie jedes Jahr Schiffbruch erleiden mit kranken Sorten und viel Geld für Pflanzenschutzmittel ausge-ben – starten Sie mit robusten Sorten, die Ihnen Erfolg bescheren! Auch wenn Neuheiten mehr kosten (u.a. Sortenschutz!) als ältere Sorten, so sind dies über 15–20 Jahre gesehen lediglich „penatus“.
Fruchtqualität…
…ist ein Produkt aus•kulturtechnischen Maßnahmen: Schnitt/Formieren,
Fruchtausdünnung, Standortwahl, Düngung, Bewäs-serung,Pflanzenschutz
•sortenspezifischen Eigenschaften: äußere Merkma-le wie Fruchtgröße, -ausfärbung, Anfälligkeit gegen Schaderreger, Alternanz, Ertragshöhe, sowie innere Qualitätsmerkmale wie Gehalt an Zucker, Säuren, Vit-
Gesundes Obst von gesunden Gehölzen – Robuste Sorten für den Kleingarten
Dipl.-Ing. Hubert SieglerBayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau,Veitshöchheim
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aminen,Mineralstoffen,diversen„SekundärenPflan-zeninhaltsstoffen“, Saftgehalt, etc.
•Einfluss der Veredlungsunterlagen und der Baumer-ziehung
Wie bereits angemerkt müssen auch robuste Sorten qualitativ, v.a. geschmacklich gut sein, damit sie Ihre Berechtigung behalten, falls Resistenzen durchbrochen werden.
Die vorgestellte Sortenempfehlung basiert auf
• jahrelangerPrüfungundBeobachtunganderBayer.Landesanstalt LWG Veitshöchheim
• Erfahrungsaustausch durch viele Führungen undVorträge
• Zahlreichen eigenen Verkostungen und Ge-schmackstests (v. a. Apfel, Trauben, Zwetschen) incl. Messung von Zuckergehalten
• DieempfohlenenSortenbesitzenhohesQualitätsni-veau, wurden aus einem sehr umfangreichen Sorti-ment ausgewählt; die Empfehlung wird stets aktua-lisiert, da weitere Sortenneuheiten mit ständig sich besserndem Niveau dazukommen.
Jedochkommtnichtjedex-beliebigeSorteindieEmp-fehlung, denn das eigen erzeugte Obst soll v. a. gut schmecken! Neben den „Gaumenfreuden“ (Fruchtnut-zen) werden die Sinne auch durch das „Erlebnis Frucht“ (Blüte; Fruchtwachstum, -reife) und durch einen erheb-lichen Zierwert mancher Obstarten (Austrieb, Blüte, Fruchtschmuck, Raumgestaltung, z.T. auch Herbstfär-bung) angesprochen. Der Ertrag, der je nach Jungbaum-größefrüheinsetzt(2./3.Jahr),stehtnichtimVorder-grund; aber zum mehrfachen Naschen reicht es allemal!
Empfehlenswerte robuste, geschmacklich gute Obstsorten
1. Apfel
Schorfresistente Sorten, z.B.: 'Topaz', 'Rajka', Florina, Mars, Merkur, Luna, Sirius (alle Anfang X) 'Rubinola (MitteIX),Re-Sortenwie 'Retina' (M/EVIII), 'Rebella'(M IX), 'Resi' (E IX) u. a., 'Gerlinde' (E VIII), 'Santana' (A IX), 'Otava', 'Resista', Solaris usw.Bei nicht resistenten Sorten ist v.a. in regenreiche-ren Gebieten mit Schorfbefall zu rechnen. Diese – auf
schwachen Unterlagen – besser in Kübeln halten, diezur Schorfinfektionsperiode bis Anfang Juni unterge-stellt werden können: z.B.: 'Pia', 'Piros' (beide A. VIII), 'Pinova' (A. X) u. a. Pi-Sorten, 'Elstar', (A-M IX), 'Jona-gold' (A X), 'Alkmene' (M. IX), Boskoop (A X) Sorten mit speziellen Wuchsformen:1) Säulenäpfel: a) resistent/tolerant gg. Schorf gelten 'Arbat', 'Sona-
te' (Anf.–Mitte IX), 'Red River', 'Rhapsodie' (gegen Ende IX), 'Rondo', 'Pompink' (= Ginover ®, Anfang X); Moonlight, Sunlight, Sorten der Campanilo®- und Starline®-Serie. Diese Sorten bevorzugt zum AuspflanzenimGarten.
b) die nicht schorfresistenten Säulenäpfel, u.a. Suncats, Starcats,Redcats,Goldcats=>diesebesserimKübelhalten; zur Schorfinfektionsperiode trocken unter-stellen!
2) Compact- und Minitrees: 'Pidi', 'Croquella', 'Super-compact','Spurkoop','Minicox',sowie'Cactus'(letz-tere ist schorfresistent)
2. Birne
keine Sorte gegen Gitterrost resistent => in Containern von Blüte bis Anfang Juni unterstellen! a) Geschmacklich gute Sorten auf schwachen Unter-
lagen: Williams Christ (M/E VIII), 'Harrow Sweet'(Feuerbrand-tolerant; A IX), 'Condo', 'Concorde' (E IX), Spätsorten (Anf. X): 'Uta', 'Novemberbirne' (=Novembra®)
b) spezielle Wuchsformen: b1) "Säulenbirnen": 'Decora', ‘Obelisk’, ('Condora') b2) Compactsorten: ‘Garden Gem', 'Garden Pearl'
3. Süßkirsche nur auf schwachen Unterlagen, die eine Einnetzung ge-gen Vögel ermöglichen!! a) als madenfrei gelten Frühsorten wie 'Burlat', 'Jo-
hanna', 'Merchant', 'Naprumi', 'Celeste' (sf = selbst-fruchtbar), 'Early Star' (sf), 'Sweet Early' (sf).
Qualitativ hochwertige Sorten, Madenbefall jedoch möglich: 'Samba', 'Kordia', 'Regina', sowie die selbst-fruchtbaren Sorten: 'Sunburst', 'Sweetheart', 'Lapins' (die letzten 3 Sorten jedoch sensibel für Platzen; daher nur in Trockengebieten), hingegen sind 'Grace Star', 'Black Star' weniger platzanfälligb) „Säulenkirschen“: das sind eher kompakt wachsen-
de Sorten wie 'Claudia' (sf), 'Sara' (sf); beide früh reifend und i.d.R. madenfrei.
Weitere:'Silvia'u."Campanilo-Kirsche"(mittelspätrei-fend; Madenbefall möglich)
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4. Sauerkirsche Monilia-toleranteSortenwie'Morina','Safir','Karneol','Favorit', 'Achat, 'Jade', 'Ungarische Traubige' bevorzu-gen. Auf hoch anfällige Sorten wie Schattenmorelle (zu-dem stark verkahlend), Morellenfeuer verzichten!
5. Zwetsche Katinka(EVII),Tegera(MVIII),'Hanita','Topfive'(bei-deM/EVIII),'Toptaste','Haroma'(beide:EVIII-MIX),jeweils für Frischverzehr und Verwertung.
6. Mirabelle 'von Nancy': kirschengroß, rotbackig, wohlschmeckend-aromatisch; neu: 'Aprimira'(„Aprikosenmirabelle“): aromatisch, süß,festes,gelborangesFruchtfleisch,ovale Fruchtform, gelbe Schale mit pinkfarbenen Bäck-chen
7. Reneklode 'Graf Althans': blau-violett, süß mit feiner Säure, saftig'Große Grüne Reneklode': gelbgrün, süß, saftig; benö-tigt Befruchtersorte
8. PfirsichWeißfleischigeSorte:'Benedicte';keinegelbfleischigenSorten,diesesindhöchstanfälligfürKräuselkrankheit. Sonderformen = Zwergpfirsich (z.B.: Bonfire, Amber, Diamond), Zwergnektarine (z.B.: Rubis) sind günstig imKübelzukultivieren,umsieabKnospenschwellen(vorbeugend gegen Kräuselkrankheit!) unterstellen zukönnen; bei Blütenfrösten abdecken.
9. Aprikose 'Pinkcot'(A-MVII),'Goldrich','Kioto'(M-EVII),'Har-grand' (A VIII), 'Bergeron' (A-M VIII). Evtl. als Fächer-spalier ziehen, um sie bei Regen während der Blüte (gegen Moniliaspitzendürre) und bei Frost abdecken zu können.
10. Johannisbeere rot: 'Jonkheer van Tets' (E. VI), 'Rolan' (M. VII), 'Rova-da' (E VII), weiß: 'Werdavia', 'Zitavia' (beide ab E. VI), schwarz: 'Bona' (E VI; Frucht: groß, mild), 'Titania', 'Ometa' 'Josta' (alle M. VII).
11. Stachelbeere Mehltautoleranz der Sorten beachten! Diese hängt sehr stark vom Befallsdruck am Standort ab! grün/gelb: 'Invicta', 'Mucurines'; rot: 'Remarka', 'Rokula' (je A-M VII), 'Redeva' (E VII), stachellos: 'Captivator', 'Spinefree','Larell (M-E VII)
12. Himbeere – herbsttragend – 'Polka', 'HimboTop', 'Aromaqueen': geschmackliche Verbesserungen zur bisherigen Standartsorte 'Autumn Bliss'. Herbsttragende Sorten sind frei von Maden und Rutenkrankheiten,wennsiealseinjährigeKulturaus-gangs des Winters komplett an der Basis der Ruten ab-geschnittenwerden.NeueRuten ineinDrahtgeflecht,das auf Querjochen aufliegt, einwachsen lassen. Dieserspart das Anbinden an ein Drahtgerüst.
13. Himbeere – sommertragend –Lockerer, humoser Boden. Abgetragene Ruten unmittel-bar nach der Ernte, sowie überzählige Jungruten entfer-nen (10–15 Ruten pro lfm reichen aus!). Sommersorten wie 'Elida', 'Meeker', 'Glen Ample', 'Tulameen' fruchten im 2. Jahr. Allerdings sehr anfällig für Rutenkrankheit, die sich stark ausbreitet. Dabei werden die Jungtriebe bereits im 1. Jahr infiziert. Die Tragruten vertrocknen kurz vor der Ernte! Problemlösung: Herbsthimbeeren ineinjährigerKultur!
14. Brombeere Dornenlos 'Loch Ness' (lange Ranken), 'Asterina', 'Trip-le Crown' bzw. 'Navaho' (kompakter im Wuchs, als V-Spalier). Früchte müssen vollreif sein: beim Pflückenohne zu reißen in die Hand fallen. Dann haben sie ihr Aroma entfaltet.
15. Heidelbeere'Duke' (früh), 'Patriot' (frühmittel), 'Bluecrop' (mittel), 'Darrow' u. 'Elisabeth' (beide spät). Viele gute Sorten vorhanden. Entscheidend ist saurer Boden bzw. Sub-strat (sinnvoll: Rhododendronerde; mit Regenwasser gießen!).KulturingroßenKübelnerweistsichwuchs-freudig.
16. Minikiwi Stachelbeergroß, glattschalig, aromatisch, ab Anfang Oktober reifend; winterfrosthart. 'Weiki', 'Ambro-sia', 'Maki' sind zweihäusige (männliche + weibliche) Schlingpflanzen,dieganzeWändebegrünen.Drahtge-rüst erforderlich. Günstig ist Spaliererziehung mit 3–4 Drähten; an diesen werden 6 –8 Langtriebe, an denen sichfruchtendeKurztriebebilden,flachgestelltundan-gebunden.'Issai' ist einhäusig (selbstfruchtbar), aber deutlich klei-nere Frucht.
17. Tafeltraube (Hausrebe) Pilzfeste Sorten wie 'Muskat bleu' oder 'Ontario' (beide blau), die gelben 'Garant' (A IX), 'Birstaler Muskat' (A-M IX), 'FrumoasaAlba' (Mitte/Ende IX).Kernlos, jedochklein-beerig: 'New York' = 'Lakemont' (grüngelb), Venus (blau),Kischmisch',‘Vanessa‘(beiderosé).
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18. Erdbeere Wichtig:Flächenwechsel,2-(maximal3-)jährigeKultur.Stroh bereits zur Blüte unterlegen.'Polka', 'Sonata', 'Korona', 'Salsa', 'Mieze Schindler','Mieze Nova'.Immertragende Sorten: 'Mara des Bois', 'Elan', 'Ostara', 'Seascape'
Qualitätsförderung im Erwerbsanbau
Erwerbsmäßiger Obstanbau muss gesetzliche Forde-rungen/Verordnungenerfüllen,Handelsklasseneinhal-ten (bezügl. inneren und äußeren Qualitätsmerkmalen), Lagerfähigkeit und Markterfordernisse berücksichtigen, regelmäßigen Ertrag erzeugen. Dies ist nur mit Fach-
wissen,Einsatzmoderner,technischerVerfahren/Gerä-te,gezieltemPflanzenschutzmöglich.Auch die Freizeitgärtner wollen einwandfreie Produk-te erzeugen, jedoch werden Abstriche hingenommen (Fruchtgröße,Schorffleck,Ausfärbung,Ertrag,Lagerfä-higkeit). Auch Standorte sind nicht immer ideal!Außerdem besteht vielfach der Wunsch nach „ande-ren“ Sorten als es das eingeschränkte Obstsortiment im LEH/Discounterdarstellt.
Fazit: das Sortiment im Freizeitgartenbau hebt sich von den Sorten des professionellen Erwerbsanbaus ab!
Tab.2: Qualitätsfördernde Aspekte im Obstbau
Aspekte Erwerbsobstbau Haus- und Kleingarten
Sortenwahl Markterfordernisse, z.T. enges Sortiment, Ertrag, Handelsklasse
Individuell, eigene Bedürfnisse, primär Geschmack, bewährte Sorten. Resistente Neuheiten forcieren!
Unterlagen Schwachwüchsig für Intensivanbau; angepasste Kulturtechnik (Pfahl, Bewässerung, Schnitt…)
Schwach, (v.a. früher:) auch mittelstark, extensiv, Eigenarten beachten (Standfestigkeit, Wurzelaus-läufer)! Düngung, Bewässerung, Schnitt anpassen
Standort Kaltluftabfluß, Flächenwechsel; Unterlagen (Wuchsstärke) je nach Standortgegebenheiten wählen
Gartenparzellen meist vorgegeben! Einschränkun-gen bei Standortwahl, Wechselflächen; Nachbau über Jahrzehnte
Bodenbearbeitung-verbesserung
Tiefenlockerung, Einarbeitung Kompost/organisches Material, unkrautfreier Baumstreifen
Einsatz Kompost, organische Substanz, Gesteins-mehle… oft Konkurrenz durch Unterpflanzung; fehlende Baumscheiben. Wichtig bei Neuanlagen: Bodenverdichtungen beheben
Jungpflanzenqualität Hochwertig, von professionellen Obstbaumschulen. Meist gut verzweigte Obstbäume
Nicht immer ideal, v. a. von branchenfremden Anbietern. Aufwändige „Nachbearbeitung“. Schwierig, vor Ort die gewünschte Sorte zu finden
Baumerziehung Schlanke Spindel: bremst Wuchs; vereinfacht Erziehung, Ernte und Pflege. Gute Belichtung.
Oft: Rundkrone u. Spalier => arbeitsintensiv, fördert Wuchs =>Spindelerziehung forcieren!
Fruchtbehangregulierung Ausdünnung von Blüten bzw. Jungfrüchten (Juni!) => wenig Alternanz; gute Fruchtqualität
Fruchtausdünnung kaum praktiziert bzw. meist zu spät! Daher starke Alternanz
Sommerschnitt/Sommerriss
bessere Belichtung; überzählige Neutriebe entfernen; dies beruhigt das Triebwachstum
Oft zu früh / gar nicht; wenn Stummel verbleiben, erfolgt erneuter Austrieb. Riss kaum praktiziert
Bedarfsgerechte Düngung Bedarf Obstarten-spezifisch; berücksich-tigt Bodenanalysen; ggf. Einzelnährstoff-dünger
unterschiedlicher Bedarf von Obst, Gemüse, Blumen. Vielfach werden Volldünger + zusätzlich Kompost eingesetzt: Phosphorgehalt daher hoch
Bewässerung Gezielt, meßbar, 2–3 x je Woche Unregelmäßig, oft zu kleine Einzelgaben
Gezielter Pflanzen-schutz
Witterungsabhängig; Belagsfungizide vor Regen. Termingerechte Behandlungen (Prognosen)
Oft nach Gutdünken; z.T. fehlendes Wissen über Schaderregerverlauf, -befallshöhe
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Wichtige Unterlagen für kleinkronige Obstbäume
Baumobstarten – auch die zwergigen und säulenartigen Exemplare – sind i.d.R. veredelt. Die Unterlage sorgtu.a. auch für einen Ausgleich bezüglich der Wuchskraft des Obstbaumes.Die früher meist verwendeten Sämlingsunterlagen bil-denBäumemitgroßenKronenaus,dieinKleingarten-parzellen nicht erlaubt sind. Schwachwuchsinduzie-rende Unterlagen, wie sie intensiven Erwerbsobstanbau verwendet werden, bieten eine Lösung an:
Tab. 3: Empfehlenswerte schwachwuchsinduzierende Obstunterlagen für „herkömmliche“ kleinkronige Obst-bäume, auch zur Verwendung in Kübeln
Zu beachten sind „richtiges“ Wässern (bei Trockenheit 2–3x wöchentlich durchdringend anstelle täglichem,nuroberflächigemGießen– jedochkeineStaunässe!),maßvolles Düngen (ausgehend von 5–6 g Stickstoff pro m²Standfläche,wasbeiVolldüngeroderbeiHornmehlca.35–40gprom²bzw.proPflanzeimContainerund
somit eher einer halben anstelle einer voll Dünger ge-füllten Hand bedeutet, am besten auf 2 Gaben im April undEndeMaiaufgeteilt),möglichstkeinestarkePflan-zenkonkurrenz im Container (ansonsten Düngung und Bewässerung anpassen!) und die Mäusegefahr (auch auf Terrassen und im Winterquartier) beachten.Da die starkwachsenden, für gute Verankerung sorgen-den Hauptwurzeln fehlen, benötigen schwachwuchsin-duzierende Obstunterlagen einen Pfahl.Fragen Sie beim Obstbaumkauf stets nach der Unter-lage, damit Sie keine unangenehme Überraschung in kleinenGärtenbzw.beiVerwendunginKübelndurchsehr großkronige Objekte erleben.In den letzten Jahren wird vielfach über kleinbleiben-de Obstbäume berichtet. Neben den allgemein klein-kronigen Bäumen beliebiger Sorten, die auf schwach-
wuchsinduzierten Unterlagen (siehe Tab.2) veredelt sind, erscheinen unter der Bezeichnung „Minibaum“ bzw. „Zwergobst“ eine ganze Reihe von schwachwachsenden Obstbäumen auf dem Markt. Man unterscheidet:•säulenförmigebzw.kompaktwach-
sende Obstsorten, die auf Grund von Mutationen und weiterer Züch-tung entstanden sind
•durch Mutation genetisch beding-ten Zwergwuchs
Sie können im Garten ausgepflanztodersogareinigeJahreinKübelnge-halten werden. Da Mini- und Säulen-sorten wenige bis keine Schnittein-griffe benötigen, gelten sie als ideal für „Neueinsteiger“ bzw. für obstbau-lich weniger versierte Personen, die sich v. a. den „richtigen“ Obstbaum-schnitt nicht zutrauen.
Besonderheit: Obst im Kübel
Zunehmende Beliebtheit erfreuen sichObstgehölze inKübeln.Hierbeilassen sich auf Balkon und Terrasse der Zierwert (Blüte, Fruchtschmuck, Gestaltung) mit dem Nutzen platz-sparend verbinden und die Obstkul-
tur zusätzlich bei ungünstiger Witterung schützen. Ne-ben dem Unterstellen bzw. Abdecken (Vlies bzw. Folie) bei Frost und Hagel können Pilzinfektionen bei Stein-obstwieTriebmonilia,Schrotschuss,Sprühflecken,beiKernobst wie Schorf, Birnengitterrost teilweise oderganzabgehaltenwerden,wenndieKübelzudenHaup-
Obstart Unterlage Anmerkung
Apfel Busch, für Spindelerziehung• M9
(Standard; Hauptunterlage)• M27(fürstarkwachsende
Edelsorten, z.B.Boskoop,Jonagold,Rubinola)
• M26fürschwachwachsendeund/oderkleinfruchtige,reichtragendeEdelsorten,z.B.Resi,Cox, Alkmene,Pinova,Gala
für Ballerinas:mittelstarkeUnterlagenwieMM106,M111,dasielanglebigersindbzw.fürBallerinas einen ausreichenden Zuwachsermöglichen
jeweils:– Ertrag früh einsetzend und
meistregelmäßig(er);– positiveFruchtqualität– vereinfachtePflege,Ernte,
Fruchtausdünnung– begrenzteLebensdauer;– zeitlebensPfahlerforderlich;– durchlässigeBöden/
Substrate– Wühlmausgefahr
(ggf.Wühlmauskorb)!
Birne Quitte AQuitteC
QuitteAwächstetwasstärkeru.istetwasfrosthärteralsQuitteC.BeidebenötigeneinenPfahl.
Süßkirsche schwach:GiSelA3,Weiroot720mittelstark:GiSelA5,GiSelA6,PiKu1
Spindelerziehungwirktzusätzlichwuchsbremsend.SehrfrüherErtragseintritt.Pflegeu.Erntever-einfacht.KulturschutznetzegegenKirschfruchtfliege/Vögelmöglich
Sauerkirsche wurzelechteAnzuchtwirktwuchs-bremsend!Neuerdings:mancheSortenauchaufGiSelA5,GiSelA6,PiKU1,Maxma14
KleinkronigerBaum,derjährlichenRückschnittbenötigt.Daherschwachwuchsinduzierende Unterlagennichtzwingend,fürKübeljedochsinnvoll
Zwetsche,Pfirsich,Aprikose
Wangenheimbzw.Wavit,St.JulienA:jeweilspositiveFruchtqualitätund keine/wenigeAusläufer/Stockaus-schläge
St.Julien655/2(wegenstarkerAusläuferbildung)bzw.Fereley(wegenproblematischerFrosthärteunddannsekundäremErreger-befall)nichtempfehlenswert
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tinfektionszeiten trocken stehen, indem sie z.B. unter das Vordach oder Überdachungen gerückt werden.
An der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau, Veitshöchheim kultivieren wir ebenfalls Obstgehölze in Containern. 2-jährige, verzweigte Jung-bäume werden zunächst in ca. 12-L-Gefäße in handels-übliche,aufgedüngteContainer-Substrategepflanzt.Inden weiteren Jahren düngen wir jährlich mineralisch: 20 –25 g (später 35 –40 g) Volldünger oder 3–4 Pellets (à 5 g) Langzeitdünger. Je nach Wuchsstärke erfolgt ein Umtopfen in einen größeren Topf nach 3 Jahren (ca. 25–30 L) und dann nach weiteren 3 Jahren (40 –50 L). Dann haben sie eigentlich ihren Zweck erfüllt und es empfiehlt sich, wieder mit neuen, jungen Obstgehölzen neu zu starten.
Johannis-, Stachel- und Heidelbeeren, sowie Sonder-formen lassen sich in mittelgroßen Gefäßen halten. Erdbeeren hingegen auch in Blumenkästen. Selbst Ta-feltraubenoderFeigenkönneningroßenKübelnsehrlange kultiviert werden.
Aufmerksamkeit gilt dabei der Überwinterung. Ein Platz im Garten zum Eingraben mitsamt dem Topf wäre diebesteWahl.AnsonstendieKübelaufBalkon,Terras-se trocken und geschützt stellen, Seite und Bodenober-fläche gut einpacken (Luftpolsterfolie,Dämm-Materia-lien). Von Vorteil ist es, wenn der Obstcontainer in ein größeresGefäß(oderKarton)gestelltwirdunddieses/rdann mit 20 –30 cm dicken Schichten locker eingefüll-tem trockenen Laub, Stroh, Rindenmulch abgedeckt wird. „Isolieren“ ist inkaltenKlimaregionenebenfallsratsam, wenn man in das Gartenhäuschen einquartiert.
Sonderformen beim Baumobst
SpezielleZüchtungenmitKompakt-oderZwergwuchssind besonders prädestiniert für die Kultur in Contai-nern bzw. im kleinen Garten. Da die Edelsorten schwach wachsen, sind sie auf mittelstarken Unterlagen veredelt, sonst würden sie zu mickrig wachsen, sehr schnell ver-greisen und zu kleine Früchte bringen. Am bekanntesten sind die „Ballerina-“ oder Säulenäpfel. Sie bilden einen dominierenden Mitteltrieb, der mit Blüten und Früch-ten besetzt ist, sowie kurze Seitentriebe = Fruchtspieße. DerschlankeWuchserlaubteinenPflanzenabstandvon30 –50 cm, sodass viele Ballerinatrees nebeneinander (z. B. als Hecke zur Abgrenzung oder Beeteinfassung) stehen können. Der Schnitt gestaltet sich einfach. Der gewohnteAnschnittderMittelachsebeimPflanzen,dereine hier nicht gewünschte Verzweigung auslösen wür-de, entfällt für die ersten Jahre. Eine Höhenbegrenzung
erfolgt oft erst nach 6 –7 Standjahren durch Ableitung auf eine Seitenverzweigung (günstig im August; somit Neuaustrieb im folgenden Frühjahr moderat). Sollten Seitentriebe stärker durchtreiben, so werden sie an der Mittelachse abgeschnitten. Für viele Liebhaber ist auch eine mehrtriebige Säule („Fastigiata“) akzeptabel. Zu-mindest bei Apfelsäulen ist davon abzuraten, da weitere Fruchtachsen zu extremen Behängen führen, was dieäußere und innere Fruchtqualität deutlich mindert und die Alternanzgefahr potenziert. Die üppige Blüte erfor-dert bei starkem Fruchtbehang generell ein Ausdünnen überzähliger Jungfrüchte bereits Anfang Juni. Somit lässt sich einer Alternanz (= periodisches Fruchten: 1 Jahr Massenbehang, im Folgejahr Nullertrag) und zu kleinen Früchten entgegenwirken.
Andere Baumobstarten liefern keine klassischen Säulen ab, wie wir sie von den Ballerinas kennen, sondern ei-nen sortenbedingt ggf. kompakten Wuchs. Dieser lässt sich durch einen Verzicht auf Anschnitt des Mitteltrie-besundKurzhaltenvon(waagrechten)Fruchtästenamehesten erreichen. „Säulenkirschen, -zwetschgen, -apri-kosen, -birnen“ sind dann als kompaktwachsende Ele-mente erzielbar. Lediglich die „Säulenbirne“ 'Decora' zeigt einen sehr schmalen, fast säulenartigen Wuchs.Sorten siehe Tabelle 1.Die aufgeführten Sorten können ± alternieren (Ausdün-nen unabdingbar!), gegen Schorf (und z.T. auch Mehl-tau)resistent/tolerantseinundklassisch„säulenförmig“wachsen. Treten Seitenachsen auf, diese entfernen! Die Lagerfähigkeit variiert von kurz (Frühsorten ab August) bis ca. Weihnachten (im Oktober reifende Früchte); bei guten Lagerbedingungen auch darüber hinaus.
Neben den Ballerinas erscheinen verstärkt auch Zwerg-apfelsorten (z. B. Pidi, Croquella oder Cactus mit seinem sehr bizarren Wuchs), Mini-Trees und Spurtypen (Super-compact, Spurkoop, Mini-Cox), von denen noch keine(längere) Erfahrung an der LWG Veitshöchheim vorlie-gen. In holländischen Baumschulen, sowie der Schweiz (www.lubera.ch, bzw. www.haeberli-beeren.ch) sind ebenfalls Säulen- und zwergige Apfelbäume zu finden.
Spindelerziehung bei Baumobst
Neben schwachwuchsinduzierenden Unterlagen sorgt die Spindelerziehung von Obstbäumen für einen schwächeren Wuchs. Die rel. einfache Erziehung mit demFlachstellen/FormierenvonSeitenästen,dienichteingekürzt werden sollen, führt zu einer raschen Aus-bildung von Blütenknospen. Der frühe Ertragseintritt sorgt gleichzeitig für eine schnellere Beruhigung des Triebwachstums.
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Skizze: Spindelerziehung bei Baumobstarten
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Spindelerziehung bei Johannis- und Stachelbeere – neben der Verwendung von Stämmchen eine weite-re platzsparende Möglichkeit: Hier wird ein Strauch (Busch) zu einer Spindelform umgewandelt
Am einfachsten ist es, schon als Spindel angezogene Jungware zu beziehen. Ansonsten von einem mehrtrie-bigen Busch ein, zwei oder drei Triebe im Abstand von etwa 50 Zentimetern an einem Stab oder Zaun zu be-festigen, hochzuleiten und nicht einzukürzen. Wenn sich an den senkrechten Haupttrieben längere flacheSeitentriebe bilden, so werden diese auf 20 Zentimeter eingekürzt. Die zahlreichen neuen, aus dem Wurzelbe-reich wuchernden Neutriebe werden bereits im jungen Stadium (etwa Mitte Mai) bodennah ausgerissen. Von Zeit zu Zeit bleibt jedoch ein neuer Trieb stehen, denn nach vier Jahren müssen die älteren Haupttriebe ersetzt werden.Details: www.lwg.bayern.de Freizeitgarten Info-schriften Obst Erziehung und Schnitt
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