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15 Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 169 I Bezeichnungen II Waffenteile in Englisch und Deutsch gemäß der US-Vorschriften III Produktionsstückzahlen IV Das Codierungsssystem V Stempel- und Waffennummern VI Bodenstempel und Patronenhersteller VII Ersatzteilverzeichnis des .30 Carbine VIII Zielfernrohrmontagen IX Ersatzteilnummern der Werkzeuge X Produktion des .30 Carbine bis 1945 XI US- Militärhilfe für Südostasien bis 1975 XII Schießkarten des österreichischen Bundesheeres XIII Die Nahkampfmesser der US-Streitkräfte ab 1917 Vorwort 1 Die US Army am Vorabend des 2. Weltkrieges 2 Die Ausbildung am Karabiner 3 Carbine Williams: David Marshall Williams 4 Entwicklung und Produktion des M1 5 Die Waffe im Detail 6 Der M1 und seine Abarten I 7 Der M1 und seine Abarten II Umbauten, Prototypen und Schalldämpfer 8 Der Karabiner M1 in fremden Diensten 9 Die Patrone .30 Carbine 10 Nachbauten und Übungswaffen 11 Trench Knife M3 12 Gewehrgranaten und Granatgerät 13 Zubehör 14 Reinigung und Pflege . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 . . . . . . . . . . . . . 17 . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 . . . . . . . 27 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37 . . . . . . . . . . . . . . 63 . . . . 85 . . . . . . 95 . . . . . . . . . . . . . . . . 115 . . . . . . . . . . 125 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 137 . . . . . . . . 147 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 165 Inhalt

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15 Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 169

I Bezeichnungen

II Waffenteile in Englisch und Deutsch gemäß der US-Vorschriften

III Produktionsstückzahlen

IV Das Codierungsssystem

V Stempel- und Waffennummern

VI Bodenstempel und Patronenhersteller

VII Ersatzteilverzeichnis des .30 Carbine

VIII Zielfernrohrmontagen

IX Ersatzteilnummern der Werkzeuge

X Produktion des .30 Carbine bis 1945

X I US- Militärhilfe für Südostasien bis 1975

XII Schießkarten des österreichischen Bundesheeres

XIII Die Nahkampfmesser der US-Streitkräfte ab 1917

Vorwort

1 Die US Army am Vorabenddes 2. Weltkrieges

2 Die Ausbildung am Karabiner

3 Carbine Williams:David Marshall Williams

4 Entwicklung und Produktion des M1

5 Die Waffe im Detail

6 Der M1 und seine Abarten I

7 Der M1 und seine Abarten II Umbauten, Prototypen und Schalldämpfer

8 Der Karabiner M1 in fremden Diensten

9 Die Patrone .30 Carbine

10 Nachbauten und Übungswaffen

11 Trench Knife M3

12 Gewehrgranaten und Granatgerät

13 Zubehör

14 Reinigung und Pflege

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7

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Inhalt

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7Vorwort

gedachten Zweck als ideal. Auch in den Entfernun-gen bis auf etwa 70 Meter (etwa 200 Yards) und dar-unter gilt der M1 als ausgewogen und ausreichend.

Die Ausbildung in verschiedenen Ländern wirdanhand von Originalunterlagen beschrieben. Es hilftnichts, eine Waffe technisch zu beschreiben, es müs-sen auch die Einsatzgrundsätze für diese Waffe, fürdie sie geschaffen wurde, gekannt werden.

Es wurde auch versucht, die verschiedensten Vari-anten, Stempelungen etc aufzuzeigen – ein fast sinn-loses Unterfangen. Bei über 1600 Produktionsfirmenkann dies nur ein Versuch sein. Jeder stempelte wilddrauf los, änderte natürlich diese Stempelungen(Markierungen) und das war's auch schon. Aber – eskonnten viele dieser Zeichen/Markierungen/Stempe-lungen – auch dank der Leser – nachgewiesen wer-den. Auch der Nachkriegsweg des .30 Carbine (Kara-biner M1) konnte etwas aufgehellt werden.

Fast 15 Jahre sind seit dem Erscheinen der Erst-auflage des Buches »Der Karabiner .30 M1 Waffe undZubehör« im Motorbuchverlag vergangen. Es konn-ten viele Sachverhalte und damals vorsichtig ge-nannte Zusammenhänge bestätigt werden. Z.B.tauchten auf den US Surplusmärkten in Japanerzeugte KM1 auf . Es wurde auch versucht, anhandvon Bildern und Gegenüberstellungen die kleinenUnterschiede von späteren Exemplaren darzustellen.

Das Buch dokumentiert erstmals die Länder indenen der .30 Carbine verwendet wurde. Darüberhinaus werden die verschiedenen US Nachschubsys-teme und Codierungen angeführt. Stocknummern,FOM.-FSN.-NSN.-Systeme betreffend den .30 Carbinewerden aufgelistet.

Der von den Entwicklern ungewollte und nie insAuge gefasste Werdegang zur Kampfwaffe im 2.WK,in Korea und Vietnam wird ebenso nachvollzogenwie die daraus resultierenden Abarten und Zubehö-re wie Gewehrgranaten, Schalldämpfern, Infrarot-waffen und Zielfernrohren.

Es wurde auch versucht bei »signifikanten Begrif-fen« die vorgegebene US Schreibweise in Englisch,Amerikanisch oder »Baby-Amerikanisch« – in den USVorwörtern meistens so genannt! – in der dazu gehö-

Der Karabiner M1 löste für die amerikanischeArmee ein dringendes Problem: Der aufziehendeund nach Amerika überschwappende Krieg verlang-te raschest »waffentragende« Soldaten. Und diesemussten in kürzester Zeit ausgerüstet werden kön-nen. Die neue Waffe war für einen Personenkreisgeschaffen, der nach alter amerikanischer Traditionmit einer großkalibrigen Pistole als Waffe ausgerü-stet war.

Kein Problem ohne Lösung, findige Geschäftsleu-te (also keine Techniker oder Fachleute der Waffen-branche) machten sich daran, der Armee alle nochso obskuren und unerprobten Waffen anzubieten.Und die Armee kaufte sie alle, aber auch wirklichalle, Geld spielte anscheinend keine Rolle. Alle dieseEntwicklungen erschienen natürlich im US-Stan-dardkaliber .45 ACP, eine neue Patrone wollte mandann doch nicht.

Der Druck auf die US Army bzw. deren Bewaff-nungsprobleme nahm aber ständig zu und warschließlich so groß geworden, dass man sich endlichdazu entschloss, Nägel mit Köpfen zu machen undPatrone wie Waffe neu zu schaffen. Kurioserweisewar die dritte Standardpatrone im Prinzip zuerst da.Die Waffe war quasi nur das Werkzeug um diesePatrone zu verarbeiten und wurde aus der Not her-aus geboren.

Und dafür funktionierte die Angelegenheit ganzvorzüglich. Generationen von Soldaten, Personenund Leuten (die US Militär-Vorschriften unterschie-den da sehr genau) der verschiedensten Nationen inverschiedensten Funktionen wurden und werdennoch immer an diesem Waffensystem ausgebildetund führten/führen es, auch zu ihrem eigenenSchutz, und dies nun schon seit sieben Jahrzehnten.Sie lernten ihn wegen seiner Einfachheit und Zuver-lässigkeit auch in schwierigsten Situationen kennen.Auch im Zivilgebrauch – zum Eigenschutz – z.B. im Amazonas. Noch heute gilt der .30 Carbine für den

Vorwort

1 | Der Autor im Gespräch mit einem seit 1975 (gesamt)-vietnamesischen Waffenoffizier über den .30 Carbine. Demons-tration des »Running Carbine« durch den Autor. Der am Rackstehende Offiziers M2 mit Zf durfte nicht fotographiert werden. Warum ist unbekannt.*

* Auch S. 110 Abb. 141 und 142

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8 Vorwort

renden Schrift (Großbuchstaben, Kleinschreibenusw.) original wiederzugeben. Das US Nachschub-magazin PM verwendet seit 20 Jahren für den einfa-chen US Soldaten BLOCKSCHRIFT (auch in Sprech-blasen), für den NCO Sätze mit bis zu fünf Wörternund für den Offizier die Fließschrift ...

Bestimmte, vom Autor als wesentlich erachteteUS Texte wurden – des Inhaltes und der Aussagewegen – in der Originalschreibweise und nicht inDeutsch wiedergegeben.

Zahlreiche Gespräche mit Soldaten, Polizisten,Ausbildnern Sportfreunden sowie auch die eigeneErfahrung des Autors mit dem .30 Carbine fanden indiesem Buch ihren Niederschlag.

Trotz aller Begeisterung für das Thema aber musseines ganz klar sein: Eine Waffe ist nun einmal inletzter Konsequenz ein Werkzeug zum Töten, dasvon Menschen bedient wird.

Daher soll an dieser Stelle auch der gefallenenSoldaten aller Nationen, Freunde sowie Kriegsbe-richterstatter gedacht werden. Man sollte sie nichtvergessen, denn auch sie hatten einen Vater, eineMutter, eine Frau… Aber auch ein Land, einen Befehl, einen Auftrag...

Strasshof, 2009Professor Wolfdieter Hufnagl

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9Danksagung

Um diesen breiten Themenkreis bearbeiten zu kön-nen, war ich auf die Mithilfe verschiedener Personenund Stellen angewiesen. An dieser Stelle möchte ichallen Dank sagen, die einen Beitrag zum Gelingendieses Werkes geleistet haben.

Den verschiedenen Botschaften für ihre oft unbüro-kratische Hilfedem Bundesministerium für Inneres dem damaligen Gendarmerie- LGK NÖ, der COBRA,der Bundespolizeidirektion Wien mit der WEGAder Finanz/Zollwache dem österreichischen Bundesheer mit dem Jagd-kommando, dem FMB1, dem HBF, der BH Zeitschrift „Truppendienst”meinen holländischen Freunden der Koninglijke Landmacht, der niederländischen Polizei, dem holländischen .30 Carbine Club verschiedenen Ausbildern und Offizieren der US Army (USARV) der südvietnamesischen Armee (vor 1975),der vietnamesischen Armee (nach 1975), dem Bundesamt für Wehrtechnik der Home Guard, Englandder UN KFOR und IFOReiner sowj.LLDivision

Viele Helfer wollten oder mussten ungenannt blei-ben, ihnen sei jedoch nochmals mein besondererDank ausgesprochen.

Professor Wolfdieter Hufnagl

Danksagung

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Die US-Army am Vorabend des 2. Weltkrieges

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der Heereskommission des US Senates, dass »dieNeubewaffnung des Berufsheeres und der Bürger-wehr zu einer Lebensnotwendigkeit geworden wäre ... dass der Ersatz unserer nunmehr 34 Jahre alt ge-wordenen Gewehre durch neuere Waffen nun nichtmehr verzögert werden dürfe ... «.

Diese Bestandaufnahme ist umso interessanter, wenn man bedenkt, dass Japan seit 1937 mit ChinaKrieg führte. Die USA indes unterstützten indirektChina, indem sie Japan den Rohstoffhahn abdrehten.Eine bewaffnete Reaktion Japans war zumindest vorhersehbar, zumal sich die Japaner praktisch seit1937 in China auf dem Vormarsch befanden. Dankseiner Armee dehnte Nippon seinen Einflussbereichüber den ostasiatischen Raum bereits in RichtungAustralien aus.

Die Lage in Europa war in den Staaten, die mitden USA sympathisierten, ebenfalls bedrückend. Die polnische Armee, die nach dem Vorbild der französi-schen Armee und deren modernen Strategien aufge-stellt und ausgebildet worden war, sollte wenigeMonate später von der Wehrmacht in kürzester Zeitzerschlagen werden. Der französischen Armee, dieals die modernste Armee der Zeit galt, sollte es imFrühjahr 1940 nicht besser ergehen.

Doch erst mit Kriegsausbruch in Europa war manin den USA geneigt, den Forderungen des MilitärsGehör zu schenken. Innerhalb kürzester Zeit wur-den die US-Streitkräfte durch die Notstandspro-klamation vom 8.9.1939 (limited emergency) auf 210 000, dann auf 227 000 Mann aufgestockt undeine Überschreitung der vom Kongress genehmig-

»Ein Soldat darf nur auf Befehl handeln. Dem Schützenwerden Feuereröffnung, Zielvorgaben, Entfernung usw.befohlen. Eine Waffe, die nicht auch ein noch so einfa-cher Soldat innerhalb kürzester Ausbildungszeit be-herrscht, ist für ihn zwecklos und lebensgefährlich«. Diese Tatsache führte letztlich zum .30 KM1.

Am 1. Juli 1929 wurde General G.C. Marshall zumStabschef der US Army ernannt. Seine Bestandaufnah-me der gesamten US-Landstreitkräfte sah düster aus:

Innerhalb der Vereinigten Staaten gab es keinFeldheer. Über die Hälfte der Divisionen war nur zuetwa 50 % ihrer Sollstärke vorhanden. Divisions-manöver konnten auf Grund fehlender Motorfahr-zeugen nicht durchgeführt werden. Es gab keineKorpsverbandtruppen, keine Armeeorganisationund - kurz gesagt - keine durchschaubare Truppen-organisation. Die Ausrüstung der Armee war zumTeil veraltet und entsprach in vielen Punkten nurdem Stand am Ende des Ersten Weltkrieges. VieleWaffen rangierten im internationalen Vergleich aufden hinteren Plätzen.

Im Februar 1939 erklärte Marshall (er sollte am1. September 1939 Generalstabschef werden) vor

2 | Die Waffen der US Armee vor dem Kriegseintritt 1942.V.l.n.r.: Colt M1911A1, U.S. Rifle, cal. .30 M1903, aus Ersatz-teilen von Remington 1942 zusammengebaut, U.S. Rifle, cal. .30 M1903 A4 (Snipers) mit Weaver No.330C, Rifle M1mit originaler Leder-Backenauflage die dann beim M14 »stan-dardisiert« wurde. Alle drei Gewehre haben den Gewehrriemen»Sling M1907« Typ 1 (Messing). Der Typ 2 hatte parkerisierteEisenkrallen.

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ten Kredite durch das Kriegsministerium gestattet.Zwölf Millionen Dollar wurden für den Ankauf vonzivilen Motorfahrzeugen ausgegeben. Die Bürger-wehr wurde auf eine Stärke von 235 000 Manngebracht. Die Waffenübungstage der Bürgerwehrkonnten erstmals von 48 Tagen auf 60 Tage (Soll)angehoben werden. Im Frühling 1940 führten erst-mals in der Geschichte der USA 70 000 Berufssolda-ten Korps- und Armeemanöver - echte Heeresmanö-ver - durch, bis dato hatten die vorhandenen vierDivisionen nur auf dem Papier geübt. In dem Jahrschien der Krieg in Europa zu stagnieren, so dassdas Budget der Armee wieder verkleinert wurde,allerdings nur für eine kurze Zeitspanne.

Bereits am 16. Mai 1940 bewilligte der Kongresseine Milliarde Dollar für den Ausbau der Landesver-teidigung und 732 Millionen Dollar für den Ankaufvon Waffen, man folgte damit einer Empfehlung desUS-Präsidenten.

Am 31. Mai 1940 empfahl der US-Präsident in seiner zweiten Botschaft die Bereitstellung einer wei-teren Milliarde Dollar für die Landesverteidigung.Am 20. Mai erhöhte die Budgetkommission den Lan-desverteidigungskredit um weitere 50 Millionen Dol-lar und verstärkte die Armee um 25 000 Mann.Danach genehmigte der Kongress eine weitere Erhö-hung um 322 Millionen Dollar und eine Aufstockungauf 375 000 Mann. Im Sommer erfolgte dann dieÜberleitung der Bürgerwehr in die Armee, EndeAugust wurde sie regulärer Bestandteil der US Army.Die Ausschüsse des Kongresses bewilligten nunbereits von sich aus weitere Milliarden für die Vertei-digung. Damit sollten Uniformen und bereits im Okt-ober 1940 (!) zu liefernde Waffen bezahlt werden.

Am 2. August stellte der US-Präsident aus seinemReservefonds 29,5 Millionen Dollar für den Ausbauvon Übungsplätzen zur Verfügung, weitere 128 Milli-onen Dollar, die man für den Ausbau der Divisionsla-ger in Fort Dix in New Jersey benötigte, wurden am9. September bewilligt. Am 16. September wurdedann die allgemeine Wehrpflicht eingeführt. Dasneue Wehrgesetz erlaubte eine Aufstockung desamerikanischen Heeres von 375 000 Mann auf insge-samt 1 400 000 Mann, von denen 500 000 Angehörigeder Berufsarmee, 270 000 Angehörige der Bürger-wehr und 630 000 Wehrpflichtige zugeordnet werdensollten. Während jeder größeren Divisions- undKorpsübung wurde den raschest ernannten temporä-ren Offizieren in dreitägigen Kursen die Handhabungeiner regulären und auf volle Mannschaftsstärkegebrachten Division beigebracht. Temporäre Offizie-re waren Veteranen des Ersten Weltkrieges, die vonihren Mannschaftsdienstgraden temporär (auf Zeit)einfach zu Offiziersdienstgraden befördert wurden.

In Amerika wuchsen die Sorgen dennoch. Manbrauchte eine den Deutschen und Japanern ebenbür-tige, wenn nicht überlegene und daher besser ausge-

bildete und disziplinierte Streitmacht, immerhin warjeder zehnte US-Soldat wegen irgendeines Deliktesvorbestraft. Die Probleme, die sich daraus ergaben,waren gigantisch. Nur - der amerikanische Pionier-geist war noch immer vorhanden oder er wurde wie-der geweckt und zum Teil durch die Medien neugeschaffen. Sie schufen mit gesteuerten Propaganda-kampagnen eine einheitliche Stimmungslage unterder Bevölkerung und richteten sie auf ein Ziel aus -einen Krieg gegen Japan. Aber die Armee brauchteWaffen, Millionen an Waffen und Ausbildern, um dieSoldaten in deren Gebrauch zu schulen.

Und bloßer Patriotismus reichte nicht aus, um dienoch nicht ausgebildeten und ausgerüsteten Solda-ten für den bevorstehenden Feuersturm zu wapp-nen. Deshalb wagte man das Unmögliche: Manbegann, eine neue, unbekannte und im Denken derMilitärs nicht existente Waffenart zu entwickeln,obwohl man dafür auch eine neue Logistik aufbauenmusste. Und Patronen dafür waren auch noch nichtvorhanden.

Was sich hier so einfach liest, war in Wirklichkeitein gigantischer, unvergleichlicher Kraftakt, der dagegen alle Widerstände einer monströsen Militärbü-rokratie durchgesetzt wurde. Durch einen kurzenBlick auf die Hintergründe lassen sich die Dimensio-nen des Unterfangens begreifen: Eine Faustregel desUS-Nachschubwesens besagte, dass für jeden Solda-ten insgesamt drei Gewehre (Waffen) vorrätig seinmüssen, bevor mit der Ausgabe an die Truppe begon-nen werden kann: Eine Waffe für den Soldaten, einebei der Truppe in Reserve und eine im Depot.

Andererseits war eine Waffe wie der spätereKarabiner .30 M1 unerlässlich, denn es gab nichtgenug Ausbildungspersonal, um die ständig wach-sende Zahl der Rekruten an den bisherigen Waffenauszubilden. Außerdem galt es, die Ausbildungszy-klen zu verkürzen und die Länge der Ausbildungs-zeit stark zu verringern, zu senken oder teilweisegar ganz einzusparen.

Schon 1937 hatte der US-General Lynch einLeichtgewehr gefordert, dessen Aufgaben und Aus-stattung er in einem Punktekatalog niederschrieb.Aber zu diesem Zeitpunkt konzentrierten sich dieUS-Streitkräfte noch voll und ganz auf ihre brand-neue Garand Rifle M1 im Kaliber (.276) .30-06. Die-ser in der Praxis ausbildungsintensivere Halbauto-mat war im Januar 1936 zur Standardisierung einge-reicht worden. Die robuste Waffe bewährte sich später auch, gar keine Frage.

1945 bezeichnete General McArthur in einemTelegramm an den US-Kongress das Garand-Gewehr M1 als den größten Wurf der (Kriegs-)Geschichte. Vom Karabiner .30 M1 war nirgends dieRede. Diese Anmerkung sei gestattet, um posthumenJubelberichten zum .30 Carbine den richtigen Stel-lenwert zu geben. Unbestritten aber ist, dass der

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Karabiner M1 einen wertvollen Beitrag zu Mobilisie-rung leistete und General George C. Marshall 1943mit Stolz vor dem Kongress verkündete, dass »manerstmals mit gutem Gewissen ausgebildete Soldaten in den Kampf schicken konnte«. Und nur missgünsti-ge Zeitgenossen fragten damals, wie es denn vorherum die Soldaten gestanden habe ... ? Zu diesen Zei-ten war der Karabiner übrigens am Ende seinerLaufbahn angelangt und die Produktion wurdeschließlich 1944 nach über sechs Millionen Stückeingestellt.

1936 setzte sich die Handfeuerwaffen-Palette der US-Streitkräfte aus folgenden Modellen und Kalibernzusammen:

S&W Revolver in.38 und.45; Pistole 1911/1911A1in.45; Thompson Submachine Gun, Cal.45 M1928 A1(erst ab 1.März 1942 u.a. mit FM 23-40 sowie TM 9-1215 offiziell eingeführt); Rifle, U.S., Cal. .30, M1903Springfield; Rifle, U.S., Cal. .30, M1903 A1 (ca. 1 295000 Ex. erzeugt); Rifle, U.S., Cal. .30, M1903 A3 (ein-gef. am 21.Mai 1942, 945 846 Ex.); Garand-Selbstlade-gewehr M1 in .30-06 (ca. 4 040 000 Ex.); BAR M1918in.30-06; Browning-MG M1917 mit den Abarten in .30-06; Modell 1942 Scharfschützengewehr ausgerüstetmit 10 x Unerti ZF sowie Rifle, U.S., Cal. .30, M1903 A4Springfield (Snipers, 2,2-faches .22er ZF M73B1).

Grundsätzlich waren bei den US-Streitkräftennur zwei Standard-Einheitspatronen vorhanden.Eine .45er Einheits-Pistolenpatrone und eine .30 erGewehr/MG-Einheitspatrone. Alle anderen notwen-digen Kaliber wurden begrenzt gelagert und als»limited standard« bezeichnet.

Hauptproblem war aber die Tatsache, dass in denDepots nicht genügend Waffen lagerten. Zwei Bei-spiele: Vom modernen Springfield-SelbstladegewehrRifle M1 (Garand), dem angeblich größten Wurf inder Geschichte, waren lange nicht genügend Exem-plare vorhanden. 1937 lagerten 1025 Stück in denDepots, 1938 dann 6904, 1939 schon 23 335, 1940immerhin 102 548 und 1941 dann 398 664 Stück.Höhepunkt war das Jahr 1942, als sich immerhin 1 157 231 Stück in den Lagern stapelten und mangelsAusbildungsvorschriften nicht ausgegeben wurden.Von der Colt-Selbstladepistole 1911 und deren ver-bessertem Modell 1911 A1 standen der Army insge-samt 760 000 Stück zur Verfügung.

Zur Erinnerung: Drei Waffen für einen Soldatenund zwar eine im Nachschub, eine bei der Kompanieund eine am Mann sollten vorhanden sein. Bei einergeplanten Truppenstärke von 1 400 000 Mann waralso mindestens die dreifache Menge an Waffenerforderlich. Doch damit nicht genug: Außerdemmussten erst die Ausbildung an einer neuen Selbst-ladewaffe und deren neuer Technik reglementiertund einheitliche Vorschriften geschaffen werden.Und das brauchte sein Zeit.

13Die US-Army am Vorabend des 2. Weltkrieges

Scharfschützen – oder auch nicht

Um das Zusammenwirken mit der Bedienungs-mannschaft des 7.62-mm und 12,7-mm-Maschi-nengewehres eines Zuges zu verbessern, deuteteder Gruppenkommandante mit seinem Spring-field per Leuchtspurpatrone das Ziel an (»dip-per«), und das Browning-MG beschoss danachdas Ziel. Daher kam nur die 2,2-fache Zielhilfezum Einsatz; ein Glas auf einem Gewehr kannnie mehr als nur eine Zielhilfe sein. Ordonanz-mäßige Scharfschützengewehre waren bei derUS Army/Marines immer das M1942 mit dem10fachen UNERTI-Zf (im Einsatz auch in Koreaund Vietnam), das Garand M1C / M1D(Korea,Vietnam) sowie das M1A(Vietnam) und dasXM770.

Nicht jeder „Scharfschütze” war übrigens einsolcher. Bei der Ausbildung am Carbine zumBeispiel gab es einen Schützen 2.Klasse, einenSchützen 1.Klasse und einen Sharpshooter. DieBezeichnung kennzeichnete den besten Schüt-zen, der aber nicht unbedingt auch ein »Scharf-schütze« war. Auch bei der deutschen Reichs-wehr und später Wehrmacht hieß der besteSchütze »Scharfschütze«, was bedeutete, dass ervon fünf Zielen mindestens ZWEI getroffen hat-te. Zur Verbesserung der Trefferquote erhielt erdann für seinen 98k das ZF41.

Aus diesem Grund wurde 1941 das Garand-GewehrM1 nur beschränkt (etwa 100 000 Stück) an US-Spe-zialeinheiten vorwiegend in England ausgegeben,während man nun Ausbildungsrichtlinien für diesesGewehr (Rifle M1) erarbeitete. Erst 1942 konntenkleine Teile der US-Kampftruppen an dem Garand-M1 geordnet ausgebildet werden. Außerdem lief erstzu dieser Zeit auch die Produktion dieses Gewehresin großen Stückzahlen. Aber es fehlten noch immergroße Mengen von einsatzfähigen Waffen für dieeinrückenden Soldaten. In aller Eile wurden aus die-sem Grund aus den in den Arsenalen lagerndenErsatzteilen Springfield-Repetiergewehre zusam-mengebaut - mit ausgebesserten (geflickten) altenSchäften.

Um dem Mangel abzuhelfen fanden vielleichtvom Grundsatz her gute, aber leider unerprobte undexotische Waffen ihren Weg zur Truppe. Ihren Ein-satz verdankten sie einzig und allein der Tatsache,dass sie schnellstmöglich gefertigt werden konnten.Das wirklich gute, jedoch für die einfachen Soldatenvon seiner Technik her unverständliche und dahernicht ausbildungsfähige Johnson-Gewehr M1941wurde ebenso wie die unerprobte MP Reising unddie MP M2 zur Ausgabe gebracht. Diese im Kampfunerprobten Waffen wurden überhastet ausgegebenund dann beim ersten Einsatz schnellstmöglich ent-

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3 | Das Johnson M1941 der MARINES. Der Lauf (mit Bajo-nett!) betätigte durch seinen ungewohnten und unverstande-nen Rücklauf den Verschlußmechanismus.

4 | Fallschirmjägeroffizier (Feldstecher) mit Cal.45 ReisingMaschinenpistole M55 und Colt M1911A1. Von Dezember1941 bis 1945 (?) etwa 100 000 Stück M50, M55 (verkürzteM50 mit Drahtschulterstütze) und M60, von Harrington &Richardson erzeugt und noch vor dem Einsatz weggeworfen.

14 Die US-Army am Vorabend des 2. Weltkrieges

sorgt. Die bei den Kämpfen um Guadalcanal wegge-worfenen Reising-MP finden sich nebst anderenunbrauchbaren US-Ausrüstungsgegenständen auchnoch heute im Flussbett des Lunga-Flusses.

Zur Durchführung der vorgesehenen Schutzmo-bilmachung von 1 400 000 Mann (1941) fehlte es anQuartieren, Waffen und Uniformen - auch weiterhin.Im Rechnungsjahr 1941 (7/41-6/42) konnten auchbereits 900 000 halbautomatische Gewehre (.30 Car-bine M1) bezahlt, aber noch nicht gefertigt werden.

Das nun vorhandene und sofort verfügbare Geld(bei der Bestellung wurde bereits bezahlt) spornte obskure Firmen und deren Konstrukteure an,zusätzlich Waffen zu entwickeln, zu erzeugen unddem nach Waffen hungernden Militär ohne Rück-sicht auf die Verwendungsfähigkeit zu verkaufen.

Die etwa mit dem .30 Carbine zu gleicher Zeitentstandene MP Reising (Modelle 50 und 55) imStandardkaliber .45 ist ein Beispiel dafür. Reising konstruierte eine einfache Waffe, für Einzel- undDauerfeuer, die einfach und schmutzunempfindlich sein sollte. Deshalb hatte die Waffe relativ kompakteAusmaße. Der Spannschieber wurde in einen Schaft-

ausschnitt auf die Unterseite der Waffe verlegt.Durch diese Eigenart muss die Waffe zum Span-

nen um 90 Grad in der Längsrichtung gedreht werden. Danach wird mit dem Finger in den Schaft-ausschnitt gegriffen und dort in den Spannschiebereingehakt. Ein kräftiger Ruck mit dem Finger betä-tigt den Spannschieber. Da die Reising als Angriffs-waffe für Fallschirmjäger gedacht war, fiel das auf-gelegte Schießen mit den sich aus der Lage desSpannschiebers ergebenden Verschmutzungsproble-men aus Deckungen weg.

Diese aufwendige Spannprozedur war für vieleSoldaten zu kompliziert und daher in der kurzen Aus-bildungszeit drillmäßig nicht erlernbar. Daran konn-te auch die Ausgabe der Waffen nur an besser ausge-bildete Fallschirmtruppen (US Parachute Troopers)und Marineinfanteristen (Marines) nichts ändern. InNeuguinea und auf den Salomonen füllten sich dieBäche und Strände mit diesen Waffen, die die Solda-ten zum Teil gleich nach der Landung wegwarfen:Die durch die spezielle Waffenkonstruktion erzwun-gene Taktik erwies sich als Fehlschlag.

Auch die Deutschen versuchten es damit. So wur-de das seitliche Magazin der deutschen MP 28, dieals lMG für Straßenkämpfe ohne Deckung gedachtwar, bei der neuen MP 38, MP 40 und MP 41 bewusstnach unten verlegt, damit der angreifende Soldatnicht aus der Deckung schießen konnte. Sie warenreine Angriffswaffen. Im Gegensatz dazu wurde 1940nach Dünkirchen der englische STEN Carbine (StenMP der Modellreihe 1-3 ) als Verteidigungswaffe fürden Kampf aus dem Graben heraus konstruiert. Umein gedecktes Schießen aus den Gräben heraus oderaus dem »Liegen« (Verteidigung) zu ermöglichen,wurde das Magazin seitlich angebracht. Auch an ein Bajonett für den Grabenkampf oder die »Abwehr«(»Kampf bis aufs Messer«) dachte man. Die Waffewar außerdem so einfach und primitiv konstruiert,dass alle Reservisten in kürzester Zeit an ihr ausge-bildet werden konnten.

Vor diesem Hintergrund fiel die Entscheidungfür eine neue dritte Patrone und ein neues Waffen-system. Die Entwicklung des .30 Carbine mit derneuen Patrone erfolgte mit höchster Priorität. Nach