Macadam spécial mai 2013

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3,00 EUR, Frühjahr 2013 3,00 EUR, Mai 2013 Die Straßenzeitung im Südwesten trott war Entdeckungen Découvertes Photo: © yuran-78 – 123rf.com

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Macadam spécial mai 2013, frano allemand, Trott war

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3,00 EUR, Frühjahr 2013 3,00 EUR, Mai 2013

Die Straßenzeitung im Südwestentrott war

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Engagierte Bürger in Deutschland und Frankreich gesucht!

Haben Sie Verbindungen in unser Partnerland und den Wunsch, sich ehrenamtlich zu engagieren, um über die Grenzen hinweg Dinge zu bewegen? Dann machen Sie mit bei unserem Deutsch-französischen Ideenwettbewerb »On y va – auf geht’s!«, einem Wettbewerb für Bürger, die Lust haben, über den eigenen Tellerrand zu blicken und Verantwortung zu übernehmen. Wir unterstützen bis zu 15 Initiativgruppen mit bis zu 5.000 E bei der Realisierung ihres Projektes. Sie haben Lust bekommen, mehr zu erfahren oder haben bereits eine zündende Idee? Auf der Website www.bosch-stiftung.de/ideenwettbewerb finden Sie alle wichtigen Informationen. Oder schreiben Sie uns eine Nachricht. Wir beraten Sie gerne!

E-Mail [email protected]

Bewerbungsschluss ist der 13. Mai 2013.

On y va – auf geht’s!

Recherchons citoyens engagés de France et d’Allemagne !

Vous avez des contacts en Allemagne et souhaitez vous engager de façon bénévole pour faire bouger les choses au-delà des frontières ? Alors répondez présent et participez au concours franco-allemand « On y va – auf geht’s ! » qui s’adresse à tous les citoyens qui ont envie de s’investir dans un projet et d’élargir leur horizon. Nous soutenons jusqu’à 15 initiatives franco-allemandes par une aide financière maxi- mum de 5000 E par projet. Vous avez déjà une idée en tête ou souhaitez simplement en savoir plus ? Sur le site Internet www.bosch-stiftung.de/ideenwettbewerb vous trouverez toutes les informations concernant le concours. Vous pouvez également nous envoyer un courriel. Nous y répondrons avec plaisir!

Contact par [email protected]

Date butoir pour l’envoi des dossiers : 13 mai 2013.

On y va – auf geht’s !

Die Straßenzeitung im Südwesten

Arbeit – Selbstvertrauen – PerspektiveDas MottoWir beteiligen Menschen, statt sie zu versorgen.

Die IdeeUnsere Verkäufer übernehmen wieder Verantwortung: für sich und für ihr Leben. Sie treffen künftig selbst die dafür notwendigen Entscheidungen. Wir helfen ihnen dabei.

Die Praxis Die Hälfte des Verkaufspreises behalten die Verkäufer. Sie arbeiten zu Zeiten, die sie selbst bestimmen und so viel sie wollen oder können. So wird ihr Selbstwertgefühl gestärkt. Ihnen werden berufliche und persönliche Perspektiven aufgezeigt.

Das Heft Das monatlich erscheinende Magazin wirft einen kritischen Blick auf aktuelle Themen – vom Arbeitsmarkt bis zur Sozialpolitik. Es geht unter die Haut mit berührenden Porträts von Menschen am Rande unserer Gesellschaft und informiert erfrischend anders.

Unsere Projekte • Die alternative Stadtführung mit Thomas Schuler: Bei einem rund

zweistündigen Stadtspaziergang werden unbekannte Seiten Stuttgarts gezeigt – jenseits von schön und teuer (Infos: Telefon 0711 601 97 43 – 23)

• Das Wohnprojekt: Wir geben Verkäufern ein Dach über den Kopf, helfen beim Umzug und vermitteln Möbel und Gebrauchtwarenspenden (Infos: Telefon 0711 601 87 43 – 14)

• Das Theaterprojekt: In Kooperation mit Theater-Profis zeigen Verkäufer von Trott-war selbst verfasste Stücke auf Bühnen in Stuttgart und in der Region (Infos: Telefon 0711 601 87 43 – 11)

• Gegen den namenlosen Tod: Trott-war bietet seinen Verkäufern an, die Totenfürsorge für sie zu übernehmen – von der Trauerfeier bis zu einer eigenen Grabstelle (Infos: Telefon 0711 601 87 43 – 14)

Trott-war e.V. | Geschäftsführer Helmut H. Schmid

Hauptstätter Strasse 138a | D – 70178 Stuttgart

Telefon +49 (711) 601 87 43 – 10 | www.trott-war.de

Trott-war wird unter anderem unterstützt von der Babbelrunde Stuttgart, von Hoch-land, Porsche, W52, Dinkelacker, agency team, Ilg Außenwerbung und zahlreichen weiteren Spendern und Sponsoren.

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Inhaltsverzeichnis Sommaire0 08 Stéphane Hessel

12 Macadam / Trott-war

14 Philippe hat einen Traum: Pariser Perspektivwechsel Von Thomas Krause

19 Stadtführung Trott-war Von/par Alice Koiran

21 Stuttgart von oben Von Alice Koiran 23 Paris – Liebe und Tod Von Rainer Nübel

27 Stuttgart 21 Von Alice Koiran

31 Anti-Sites: Kein Platz für Blumen Von Mathias Becker

35 Strassengesichter Von Evgenia Motz

41 Trott-war-Theater Von Nadya Charvet 45 Großmutter Von Corinne Hyafil

49 Soziales Projekt Von Nadya Charvet

52 Eine pfiffige Antwort! Von Nadya Charvet

56 Denis Von Mathias Becker

59 Sozialstaat unter Druck Von Dominik Grillmayer und Henrik Uterwedde

63 Impressum

0 08 Stéphane Hessel

12 Macadam / Trott-war

14 Paris vu par un vendeur de « Macadam » : Sur les pavés, les pages Par Thomas Krause

19 A stuttgart, la rue se visite Par Alice Koiran

21 Killesberg, le quartier riche: « Stuttgart d’en haut » Par Alice Koiran 23 « …que tout n’est pas fini… » : L’amour et la mort Par Rainer Nübel

27 Stuttgart 21 Par Alice Koiran

31 Anti-Sites : Pas de place pour les fleurs Par Mathias Becker

35 De la rue Par Evgenia Motz

41 La rue a quelque chose à dire à la société: Trott-war en habit de scène Par Nadya Charvet 45 Grand-mère Par Corinne Hyafil

49 Emmaüs Défi Par Nadya Charvet

52 Une réponse chic ! Par Nadya Charvet

56 Denis Par Mathias Becker

59 L État-providence sous pression Par Dominik Grillmayer und Henrik Uterwedde

63 Edition

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Haltung zeigen statt nur wohlfeile Meinungen formulieren, schreibend ganz nah an den Menschen mit ihren Brüchen und Aufbrüchen sein und nicht beifallheischend das Autoren-Ego in „Stories“ spiegeln – all das macht Trott-war und Macadam aus. Und daher sind beide Straßenzeitungen so wichtig. Weil all dies nicht mehr selbstverständlich ist im Journalismus. Diese erste deutsch-französische Ausgabe ist ein Experiment, für das es Courage braucht: den Mut, Realitäten zu vergegenwärtigen, die partout nicht für Hochglanz-Klischees taugen – und gleichzeitig Spuren zu einer anderen, menschlicheren Welt zu legen. Als Visionsarbeit, mitunter melancholisch, oft aber auch keck und knitz. Solche Utopien brauchen die Menschen. In Stuttgart und in Paris. Viel Glück für die Zukunft dieses Projekts, bonne chance!

Rainer Nübel, Zeitenspiegel Reportagen

Trott-war ist ein Forum, in dem sozial benachteiligte Menschen ihre Lebenssituation darstellen können. Ziel der Arbeit von Trott-war ist, eine positive Veränderung dieser Lebenssituation zu erreichen. Ähnliches gilt für die Straßenzeitung Macadam in Frankreich.Trott-war gibt deshalb gemeinsam mit Macadam eine deutsch-französische Straßenzeitung heraus. Im Verbreitungsgebiet von Trott-war erscheint sie als Sonderausgabe, in Paris und ganz Frankreich als „reguläre“ Ausgabe. Die Beiträge wurden unter anderem von Autoren aus Journalistenschulen in Deutschland und Frankreich im jeweils anderen Land „vor Ort“ recherchiert. Augenzeugen und Betroffene, sozial Engagierte, Politiker und Visionäre beiderseits des Rheins wurden befragt. Die Texte und Fotos spiegeln Lebensrealitäten, eröffnen aber auch neue Perspektiven.

Ziel ist, die deutsch-französische Freundschaft auch bei sozial benachteiligten Menschen nachhaltig zu vertiefen und Lobbyarbeit für sie zu leisten sowie Verständnis für sie und ihre Lebenssituation in den Gesellschaften beiderseits des Rheins zu wecken. Auch macht es Sinn, den Verkäuferinnen und Verkäufern von Straßenzeitungen beider Länder die Möglichkeit zu eröffnen, selbst miteinander zu kommunizieren und ihre Lebenssituationen zu vergleichen.

Ziel ist aber auch, angehende Journalisten und Medienvertreter für soziale Themen zu sensibilisieren. Journalismus studierende junge Menschen sollen zudem lernen, professionell in verschiedenen redaktionellen Darstellungsformen zu recherchieren und zu arbeiten. Durch Rainer Nübel (Stern und andere Medien), die Straßenzeitungsredakteure von Trott-war und Macadam sowie Nadya Charvet (arte TV und andere Medien) soll eine dauerhafte Kooperation französischer und deutscher Journalisten aufgebaut werden.Zudem ist ein Austausch von Verkäufern geplant: Einige von Trott-war aus Stuttgart verkaufen die Straßenzeitung in Paris und umgekehrt.Das Kooperationsprojekt soll die positiven deutsch-französischen Beziehungen nach außen demonstrieren. Es wurde durch die Robert Bosch-Stiftung gefördert. Wir danken der Stiftung ebenso wie dem Institut francais in Stuttgart, der Stadt Stuttgart, dem deutsch-französischen Institut in Ludwigsburg, den Layoutern von W 52 und allen beteiligten Autoren, Fotografen, Übersetzern.

Helmut H. Schmid, Geschäftsführer Trott-war e.V.

PrésentationGrußworte

Deux langues entre les lignes,

Faire bouger les lignes de la société, contribuer à ce que tous nous portions un autre regard sur l'exclusion, voilà le pari que font au quotidien les journaux de rue Macadam et Trott war, situé l’un à Paris, capitale qu’on ne présente plus, l’autre à Stuttgart, capitale plus modeste du Bad-Wurtemberg, une région modèle, siège de Bosch et de Daimler, où l’exclusion n’est pas aussi visible au coin de la rue.

Bien qu’éloignés géographiquement, Macadam et Trott-war ont une physionomie et des contenus assez proches. Si bien que l’idée de célébrer ensemble l’anniversaire du couple franco-allemand leur a plu d’emblée. Elle a donné naissance à ce numéro excepti-onnel, en deux langues, réalisé par des journalistes allemands en France, français en Allemagne. Tous, jeunes et moins jeunes, ont travaillé bénévolement sur ce projet, et nous les remercions. Nous avons choisi de leur laisser carte blanche. Le résultat est généreux, parfois inattendu, mélange de ce que les Allemands ont voulu voir chez nous, et de ce qui a retenu notre attention chez eux. Vous y trouverez des articles sur Paris et Stuttgart, des regards croisés sur l’exclusion, la nôtre, celle de nos voisins, réalistes ou utopiques…

Nous avions, fin janvier, sollicité la participation de Stéphane Hessel, parce qu’il était un formidable ambassadeur de la cause franco-allemande, un éternel jeune révolté contre les manquements de nos sociétés si riches, devenues pour beaucoup d’entre nous, si injustes. Il nous manque à l’heure de cette parution, et c’est un honneur de publier aujourd’hui son mot de la fin.

Ce magazine aura-t-il le pouvoir de sceller des liens durables entre ces deux titres ? Nous l’espérons car, est-ce un hasard, ils ne

font pas que se ressembler dans le contenu. Ils ont aussi en commun d'être dirigés par deux personnalités au patronyme également célèbre: lorsqu’on s’appelle Helmut Schmid - directeur de la rédaction de Trott War - et François Fillon - rédacteur en chef de Maca-dam- on a sans doute des raisons supplémentaires de célébrer l’amitié franco-allemande...

Nadya Charvet et Corinne Hyafil, coordinatrices France

Pourquoi Macadam - Trott-war?

« Montrer, concrètement, qu’il existe des deux côtés du Rhin, de belles histoires. Le monde va mal, la situation économique, politique est incertaine mais des femmes et des hommes ont décidé de prendre leur destin en main pour imaginer des solutions. Ils osent rêver d'un autre lendemain, ils osent rêver d'une société plus solidaire où chacun aurait sa place. C'est aussi pour cela que les journaux de rue existent... et c'est ce que Trott-war et Macadam mettent en avant chaque mois.

François Fillon, directeur de la rédaction de Macadam

Macadam et Trott-war célèbrent ensemble le 50eme anniversaire du couple franco-allemandMacadam und Trott-war feiern den 50. Jahrestag der deutsch-französischen Freundschaft

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Indignez-vous !

Der Vater der Empörung

Stéphane Hessel : L`homme d´un siècle/Stéphane Hessel : Ein Jahrhundert-Mensch

Stéphane Hessel, grand résistant, ambassadeur de France, diplomate à la carrière atypique, auteur du livre Indignez-vous! est mort dans la nuit du mardi 26 au mercredi 27 février à l'âge de 95 ans. Nous l’avions rencontré chez lui, un mois auparavant. Physiquement affaibli mais intellectuellement iné-branlable, il avait évoqué pour nous l'importance de l'amitié franco-allemande, et l'urgence des combats à mener pour la démocratie. Fidèle aux principes de la Déclaration universelle des droits de l’homme à laquelle il avait contribué , il avait connu il y a deux ans un succès planétaire avec son manifeste « indignez-vous » ! vendu à plus de 4 millions d'exemplaires. L'annonce de sa mort laisse les indignés orphelins de père. L'homme d'un siècle s'en est allé. Nous publions dans Maca-dam-Trott-war sa dernière interview comme un hommage postume à « ce père » indigné qui nous manque déjà.

Par Nadya Charvet avec Claude-Emmanuel Triomphe (Metis)

Vous dites être un franco-allemand convaincu. Pourquoi ? Plus que jamais l'Europe dont nous avons le plus grand besoin ne peut se bâtir que sur l'entente entre nos deux grands pays. Je ne parle pas seulement au niveau politique. J'ai la chance d'avoir passé ma petite enfance à Berlin et d'avoir pu ensuite suivre ma scolarité en France, j'ai cette double culture. Je mesure combien il est précieux de l'entretenir. Si le siècle der-nier a laissé bien des traumatismes, notre devoir est de nous accorder pour construire ensemble des réponses aux crises que traversent le monde occidental.

Pour vous la France et l'Allemagne ont un socle commun? Bien sûr, il existe des différences culturelles entre nos deux pays, mais songeons aussi à tout ce que nous avons en com-mun : nous sommes les héritiers de l'empire de Charlemagne, lui-même héritier de l'empire Romain, nous sommes porteurs de grandes valeurs politiques, humanistes. Ces valeurs sont un socle solide, indispensable qui devrait inspirer bien des sociétés en mal de démocratie.

Stéphane Hessel – Widerstandskämpfer, französischer Bot-schafter, Diplomat mit ungewöhnlicher Laufbahn, Autor der Streit- schrift „Empört Euch!“ – verstarb in der Nacht auf den 27. Februar 2013 im Alter von 95 Jahren. Noch einen Monat zuvor haben wir Herrn Hessel in seiner Wohnung getroffen. Körperlich bereits sichtlich geschwächt aber geistig hellwach, betonte er die herausragende Bedeutung der deutsch-französischen Freundschaft und erinnerte mit Nachdruck an den Kampf für Demokratie. Den Prinzipien der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, an deren Verfassung Hessel beteiligt war, stets treu geblieben, erlangte er vor rund zwei Jahren mit seinem Manifest „Empört Euch!“, mit über 4 Millionen verkauften Exem-plaren einen Welterfolg. Die Nachricht seines Todes hinterlässt eine trauernde Fangemeinde. Ein bedeutender Mensch unseres Jahrhunderts ist von dannen gegangen. Als posthume Hommage veröffentlichen Macadam/Trott-war das letzte Interview mit dem „Vater der Empörung.“

Von Nadya Charvet und Claude-Emmanuel Triomphe (Metis)/Übersetzung Lara Janitza

Sie bezeichnen sich als Deutsch-Franzosen aus Überzeugung. Weshalb? Mehr als jemals zuvor gründet sich Europa, das wir so sehr brauchen, auf die Verständigung unserer beiden Länder. Damit meine ich nicht allein auf politischer Ebene. Ich hatte das Glück, meine frühe Kindheit in Berlin und meine Schulzeit in Frank-reich verbringen zu dürfen. Beide Kulturen sind ein Teil von mir. Sie gleichermaßen zu pflegen, erachte ich als ungemein wert-voll. Angesichts der Traumata des letzten Jahrhunderts, ist uns die gegenseitige Verständigung umso dringlicher aufgetragen, um auf die Krisen, die die westliche Welt erschüttern, Antworten zu finden.

Haben Frankreich und Deutschland Ihrer Meinung nach eine gemeinsame Basis? Es gibt natürlich Unterschiede zwischen un-seren beiden Ländern, aber rufen wir uns auch all die Gemein- samkeiten in Erinnerung: Wir sind Erben des Kaiserreichs Karls

Vous avez traversé bien des crises. Que vous inspire l'état du monde actuel ? La menace qui pèse sur nos sociétés est grave. Nous traversons une crise qui ébranle notre démocratie. Le monde s'est globalisé. Un Etat ou même un groupe d'états comme l'Europe ne peuvent plus décider seuls de leur fonc-tionnement. L'emprise des forces économiques et financières s'est imposée à tous les gouvernements, à tous les citoyens. Dans démocratie, il y a demos, le peuple, et donc l'opposé de l'oligarchie. Or aujourd'hui, les oligarchies sont dominantes dans nombre de pays qui se disent démocratiques.

Face à cela comment penser la démocratie ? C'est une que-stion qui se pose à tous. Si les citoyens s'indignent aujourd'hui, c'est parce qu'ils voient des gouvernements qui ne peuvent plus faire fonctionner la démocratie. Les besoins essentiels - le bien être, le bien vivre - ne sont plus assurés car ils sont victimes de la recherche du profit. Il faut d'urgence reposer la question d'une répartition plus équitable des profits et du bien être.

Vous dites que nos sociétés ont été bâties sur ces fondamen-taux ? Oui. Le bien-être et le bien vivre ont donné naissance à la sécurité sociale en France, à un modèle social longtemps jugé exemplaire en Allemagne. Ces objectifs ont été trahis par l'oligarchie économique et financière. Il est essentiel de revenir à cette ligne. Un homme comme Obama tente de le faire. Bien sûr ce n'est pas facile. Chez nous, en France en Allemagne, nous voyons bien que les partisans d'une économie plus sociale, plus solidaire ont repris les valeurs inscrites dans la charte de l'organisation internationale du travail. Il faut re-trouver la paix sociale, et pour cela évoluer vers plus de justice dans les rapports sociaux. C'est très loin d'être impossible, le capitalisme néolibéral a fait son temps. Il est grand temps qu'il cède la place à une société plus juste, plus équilibrée.

Vous avez écrit « indignez-vous!» dont le monde entier s'est inspiré. Ce succès vous a surpris ? J'ai été impressionné par les répercussions de mon petit ouvrage dans les pays comme

des Großen, dieser wiederum des Römischen Reiches, das macht uns alle zu Trägern bedeutender politischer Werte, hu-manistischer Werte. Sie bilden eine solide, unerlässliche Basis und sollten einigen Gesellschaften, die sich nach Demokratie sehnen, als Inspiration dienen.

Sie haben schwierige Zeiten erlebt. Was fällt Ihnen zur aktu-ellen globalen Lage ein? Unserer Gesellschaften sind erheblich gefährdet. Wir befinden uns in einer Krise, die unsere Demokra-tien erschüttert. In einer globalisierten Welt, wie der unseren, können einzelne Staaten und selbst Europa, eine Gemeinschaft von Staaten, nicht mehr selbstständig Entscheidungen über ihre Funktionsweise treffen. Alle Regierungen und Bürger stehen unter dem Einfluss wirtschaftlicher und finanzieller Mächte. In Demokratien gibt es Demonstrationen, das Volk, also das Gegenteil einer Oligarchie. Heutzutage sind aber zahlreiche Länder, die sich als demokratisch bezeichnen, Oligarchien.

Wie sollen wir uns in Anbetracht dessen Demokratie vorstellen? Diese Frage müssen wir uns alle stellen. Dass sich Bürger heute empören, liegt daran, dass es Regierungen gibt, denen es nicht gelingt, Demokratien aufrecht zu erhalten. Essenzielle Bedürfnisse – Wohlbefinden, ein gutes Leben – werden nicht mehr gewährleistet, weil sie dem Streben nach Profit zum Opfer fallen. Wir müssen dringend noch einmal die Frage nach einer gerechten Güterverteilung und einem guten Leben stellen.

Sie meinen, unsere Gesellschaften seien auf diesen Funda-menten gegründet? Ja. Wohlbefinden und ein gutes Leben haben die staatliche Sozial- und Krankenversicherung in Frank-reich hervorgebracht, einem Modell, das Deutschland lange als vorbildhaft schätzte. Eine wirtschaftliche und finanzielle Oligarchie verrät diese Ziele. Es ist unabdingbar, zu ihnen zurück zu kehren. Männer wie Obama sind bemüht, dies zu tun. Selbstverständlich ist das nicht einfach. In Frankreich und Deutschland sehen wir sehr gut, dass Befürworter einer sozi-alen, solidarischeren Wirtschaft Werte aus der Satzung der

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Photograph by Perikles, Wikimedia Commons Photograph by Rama, Wikimedia Commons

l'Espagne, l'Italie ou certains pays du Maghreb. Mais cette indignation ne doit pas rester à l'état de protestation, ou de dénonciation. Elle doit trouver son expression. Il nous faut trouver les armes nécessaires pour lutter contre l'exclusion, pour stopper la sur-exploitation de nos ressources naturelles, avant que les dommages faits aux hommes et à la terre ne deviennent irréversibles. Il nous faut réfléchir à de nouvelles formes d'action collectives, et on voit qu'elles émergent et qu'elles sont mondialisées, en partie grâce aux nouvelles technologies.

L’Allemagne et la France doivent montrer l'exemple, dites-vous? Désormais les progrès ne peuvent venir que d'actions entreprises au niveau mondial, mais pour faire travailler en-semble toutes les cultures, il faut une formidable poussée qui peut venir de l'alliance de la France et de l'Allemagne. Nous avons fait progresser nos sociétés par le passé. Nous devrions nous atteler ensemble au combat pour la démocratie et contre l'oligarchie.

UNO- Organisation für Arbeit aufgreifen. Um sozialen Frieden zu erlangen, müssen wir auf mehr Gerechtigkeit in sozialen Bereichen hinarbeiten. Das ist im Rahmen des Möglichen. Die Ära des neoliberalen Kapitalismus geht zu Ende. Es ist schon lange an der Zeit, dass eine gerechtere und ausgewogenere Gesellschaft an dessen Stelle tritt.

Ihre Streitschrift „Empört Euch!“ inspiriert Menschen auf der ganzen Welt. Waren Sie überrascht von diesem großen Erfolg? Ich war beeindruckt von der Resonanz meiner kleinen Schrift in Spanien, Italien oder einigen Ländern im Maghreb. Aber diese aufkommende Empörung darf nicht im Zustand des Protests oder einer Anprangerung verharren. Sie muss Wege des Ausdrucks finden. Wir müssen die erforderlichen Waffen ausfindig machen, um gegen den Ausschluss zu kämpfen und um die maßlose Ausbeutung der natürlichen Ressourcen zu stoppen, bevor die Vergehen an Menschen und an unserem Pla-neten unwiderruflich werden. Wir müssen über neue Aktionen auf Gemeinschaftsebene nachdenken. Wie wir sehen, gibt es davon bereits einige, die teilweise dank der neuen Technologien auch globale Ausmaße annehmen.

Ihre Streitschrift „Empört Euch!“ inspiriert Menschen auf der ganzen Welt. Waren Sie überrascht von diesem großen Erfolg? Ich war beeindruckt von der Resonanz meiner kleinen Schrift in Spanien, Italien oder einigen Ländern im Maghreb. Aber diese aufkommende Empörung darf nicht im Zustand des Protests oder einer Anprangerung verharren. Sie muss Wege des Ausdrucks finden. Wir müssen die erforderlichen Waffen ausfindig machen, um gegen den Ausschluss zu kämpfen und um die maßlose Ausbeutung der natürlichen Ressourcen zu stoppen, bevor die Vergehen an Menschen und an unserem Pla-neten unwiderruflich werden. Wir müssen über neue Aktionen auf Gemeinschaftsebene nachdenken. Wie wir sehen, gibt es davon bereits einige, die teilweise dank der neuen Technologien auch globale Ausmaße annehmen.

Das Motiv des Widerstandes ist die Empörung

Man wagt es uns zu sagen, der Staat könne die Kosten dieser sozialen Errungenschaften nicht mehr tragen. Aber wie kann heute das Geld fehlen, obwohl der Reichtum seit der Befreiung nach 1945 exorbitant angestiegen ist. Dies scheint nur möglich, weil die von der Résistance bekämpfte Macht des Geldes niemals so groß, so anmaßend und egoistisch war wie heute und bis in die höchsten Ränge des Staates hinein, über eigene Interessensvertreter verfügt. Die inzwischen privatisier-ten Banken kümmern sich nur noch um ihre Dividenden und die ausufernden Einkommen ihrer leitenden Manager, nicht aber um das Gemeinwohl. Die Kluft zwischen Arm und Reich wird ständig größer und das Streben nach Geld und Einfluss gewinnt immer mehr an Bedeutung.

Das Grundmotiv des Widerstandes war die Empörung. Wir, die Veteranen der Widerstandsbewegung und der kämp-fenden Kräfte des freien Frankreichs, appellieren an die junge Generation, das Erbe des Widerstandes und die Ideale neu aufleben zu lassen und sie weiter zu verbreiten. Wir sagen ihnen: „nehmt es auf Euch, empört Euch!“ Die Verantwortlichen der Politik, Wirtschaft, die Intellektuellen und die Gesamtheit der Gesellschaft dürfen nicht klein beigeben, sich auch nicht beeindrucken lassen durch die aktuelle internationale Diktatur der Finanzmärkte, die den Frieden und die Demokratie be-drohen.

Ich wünsche Euch allen, jedem einzelnen von Euch, sein eigenes Motiv der Empörung zu seiner Herzensangelegenheit zu machen, denn diese ist ein kostbares Gut. Wenn Euch etwas empört, so wie mich der Nazismus empört hat, dann wird man streitbar, stark und engagiert. So gestaltet man den Lauf der Geschichte mit, und der große Lauf der Geschichte muss sich, dank jedem Einzelnen, hin zu mehr Gerechtigkeit und Freiheit fortsetzen – weg von der „unkontrollierten Freiheit eines Fuchses im Hühnerstall“. Die Rechte, die durch die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte von 1948 zu Papier gebracht wurden, sind universell. Wenn Ihr jemandem begegnet, den man nicht daran Teil haben lässt, empört Euch mit ihm und helft ihm, diese Rechte durchzusetzen.

Le motif de la résistance, c'est l'indignation.

On ose nous dire que l'État ne peut plus assurer les coûts de ces mesures citoyennes. Mais comment peut-il manquer au-jourd'hui de l'argent pour maintenir et prolonger ces conquêtes alors que la production de richesses a considérablement aug-menté depuis la Libération, période où l'Europe était ruinée ? Sinon parce que le pouvoir de l'argent, tellement combattu par la Résistance, n'a jamais été aussi grand, insolent, égoïste, avec ses propres serviteurs jusque dans les plus hautes sphères de l'État. Les banques désormais privatisées se montrent d'abord soucieuses de leurs dividendes, et des très haut salaires de leurs dirigeants, pas de l'intérêt général. L'écart entre les plus pauvres et les plus riches n'a jamais été aussi important ; et la course à l'argent, la compétition, autant encouragée.

Le motif de base de la Résistance était l'indignation. Nous, vétérans des mouvements de résistance et des forces combat-tantes de la France libre, nous appelons les jeunes générations à faire vivre, transmettre, l'héritage de la Résistance et ses idéaux. Nous leur disons : prenez le relais, indignez-vous !

Les responsables politiques, économiques, intellectuels et l'ensemble de la société ne doivent pas démissionner, ni se laisser impressionner par l'actuelle dictature internationale des marchés financiers qui menace la paix et la démocratie.

Je vous souhaite à tous, à chacun d'entre vous, d'avoir votre motif d'indignation. C'est précieux. Quand quelque chose vous indigne comme j'ai été indigné par le nazisme, alors on devient militant, fort et engagé. On rejoint ce courant de l'histoire et le grand courant de l'histoire doit se poursuivre grâce à cha-cun. Et ce courant va vers plus de justice, plus de liberté mais pas cette liberté incontrôlée du renard dans le poulailler. Ces droits, dont la Déclaration universelle a rédigé le programme en 1948, sont universels. Si vous rencontrez quelqu'un qui n'en bénéficie pas, plaignez-le, aidez-le à les conquérir.

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„Empört Euch !“ von Stéphane Hessel (Auszüge)

Indignez vous ! Stéphane Hessel (Extraits)

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Macadam & Trott-war

Mein Trott-war/Mon MacadamZur Feier des Jubiläums der deutsch-französischen Freundschaft geben Trott-War und Macadam, eine deutsche und eine franzö-sische Straßenzeitung, zusammen eine Sondernummer heraus. Die Idee ist in beiden Ländern die zwei Zeitungen, ihre Verkäufer, eine Journalistenschule, Photographen, Grafiker und Übersetzer für dieses Projekt einzusetzen.

Warum diese Sonderausgabe? Wenn es etwas feststellen zu gibt, dann dies: Es geht unserer Gesellschaft schlecht und es geht ihr immer schlechter. Sparpolitik, Arbeitslosigkeit, Armut…

Selbst wenn es stimmt, dass Deutschland sich wirtschaftlich aus der Affäre zieht, vergrößert sich zunehmend das Leck seines Sozialsystems. In den letzten Jahren hat sich die Armut schockierend verstärkt. Auf beiden Seiten der Grenze glaubt niemand mehr an eine rosige Zukunft … Und dennoch tauchen vor Ort schon Lösungen auf.

Diese Sonderausgabe ist mit Absicht optimistisch. Sie lässt jene zu Wort kommen, die von unten an einer Veränderung der Ge-sellschaft arbeiten, neue Projekte entwickeln, unsere Anpassung und unsere Grenzziehungen erschüttern. Als Leser werden Sie auf beiden Seiten der Grenze Leuten begegnen, die, jung oder alt, arm oder reich, sich im Rahmen ihrer Jobs oder ehrenamtlich, für diejenigen einsetzen, die unsere Gesellschaft im Stich lässt. Sicherlich zeigen sie auf ihre Weise einen Weg der Zukunft auf. Indem sie sich in den Dienst für die schwächsten Mitglieder stellen, zeigen sie uns, dass eine Gesellschaft nicht nur von oben aus Fortschritte macht, sondern auch von unten. Und auch, dass die Reichsten unter uns heute nicht unbedingt diejenigen sind, von denen man es glaubt.

Mit ihnen werden wir Leute auf der Straße treffen, und wir werden ihre Träume und Utopien, ihre Wünsche hören, in Deutsch-land… wie auch in Frankreich.

Diese doppelseitige Ausgabe mit 64 Seiten erscheint in zwei Sprachen. Sie wird die Blicke, Erfahrungen, Erlebnisberichte, Unter- suchungen, und die Gepflogenheiten beider Länder gegenüber stellen. Sie wird von Macadam- und Trott-War-Verkäufer angeboten werden.

Von unten gesehen. Im Spiegel unserer Gesellschaften: Stéphane Hessel wird sich zu unserer Gesellschaft äußern, zu ihren höchsten Höhen und ihren tiefsten Tiefen und dazu, warum

man sich darüber empören sollte. Heute so wie gestern.Fünfzigster Geburtstag der deutsch-französischen Freundschaft …

Parallelerzählung des Trott-War- und Macadam-Abenteuers. Wir werden die Geschichte dieser beiden Zeitungen in Erinnerung rufen und auf ihr soziales, wirtschaftliches, kulturelles Projekt zurückkommen … und die kleine Geschichte werden wir mit der großen mischen, und wir werden die Fragen der Ausgrenzung und die mitgelieferten Lösungen in beiden Ländern vergleichen: Erfahrungsberichte im Kontrast.

Damit es sich ändertIn Deutschland wie in Frankreich werden wir die Werkstätten der neuen Ideen für eine Gesellschaft von morgen in den Vorder-

grund stellen. Vereinigungen, Verbände, Zeitungen… Ihr Engagement ermöglicht Leuten, die sehr weit von der Arbeitswelt entfernt gewesen sind, wieder in der Gesellschaft einen Platz zu finden. Ein Bericht über Erneuerungen, die in ganz Europa zunehmen sollten.

Berichte von neuen Sozialarbeitern. Sie kommen aus allen Milieus, haben manchmal eine akademische Ausbildung, manchmal eine Karriere gemacht, manchmal auch nicht. Sie finden sich auf dem Terrain des Engagements, um gegen Ausgrenzung zu kämpfen.

Utopien und Träume

Architektur, Fotos, Design, Filme, Theater… in beiden Länder bringen uns die Projekte zum Träumen.„Pfiffige Porträts“: ein Projekt von Emmaüs Défi, der Arbeitnehmer auf dem Weg zur beruflichen Eingliederung in ihrer Sonntags-

kleidung fotografiert – weil Kleidung magisch ist, und den Blick verändert (Portfolio und Erklärungen der Fotografin).Der Film: Ich könnte eure Großmutter sein/ein Kurzfilm, der für den Césars und den Oscar vorgeschlagen wurde, ein sehr schönes

modernes Märchen über die Straße… und über uns (Porträt des Filmemachers).Berichte von Obdachlosen/wovon du träumst.

Voici l'histoire de deux journaux de rue, dont le contenu est proche mais la situation est loin d'être comparable. Si leurs objectifs sont les mêmes, leurs moyens les séparent. Peut être plus pour longtemps.

Par Nadya Charvet

Ils sont nés à peu près à la même époque, Macadam en 1993, Trott-War en 1994, avec des lignes éditoriales similaires. D'emblée ils veulent offrir à leurs vendeurs un journal avec du contenu, pas un moyen de faire la manche. Helmut Schmid est alors journaliste dans la presse locale à Stuttgart. Plutôt spécialisé dans la culture. Le théâtre est sa marotte et va le rester. Il s'inspire d'autres journaux de rue déjà implantés à Munich, Hambourg ou Berlin. Il a fait ses études à Aix. Il baptise le projet Trott-War, et s'invente des pseudos pour sortir les premiers numéros quasiment tout seul. Très vite la politique sociale de l'Allemagne lui fournit ses meilleurs sujets. La question de l'exclusion est peu traitée. Trott-war en fait son fond de commerce. D'autant qu'il a beaucoup à dire. Le gouvernement Schröeder a mis en place des jobs à un euro de l'heure pour les plus éloignés de l'emploi. Certains employeurs peu scrupuleux utilisent cette manne d'emplois peu chers pour relocaliser leur production, partie en Chine. Les abus sont légion. Y compris dans les structures émanant des églises protestantes et catholiques, très actives sur le marché de la charité. L'exploitation de la misère n'est pas du goût du jeune rédacteur en chef. Il se cherche des financeurs plus loyaux. Stuttgart est la capitale industrielle de l'Allemagne. Une des. Mais pas des moindres. Elle héberge le siège de Bosch, Daimler ou Porsche. C'est là qu'il trouvera l'argent pour construire un journal et un projet social pérenne. Surtout indépendant de l'argent public. Il y tient. Encore aujourd'hui.

Jusqu’à 1 million d'exemplaires En France, Macadam l'a précédé d'un an. Il sera le premier journal de rue créé dans l'Hexagone. Par un belge. A l'époque, son format

est tabloïd. Son contenu journalistique. Ses ventes vont grimper, vite. Certains numéros se vendront, à plus d'un million d'exemplaires. Le journal fait vivre des centaines de vendeurs. Mais il passe dans plusieurs mains. Les ventes baissent. Puis il s'éteint. La France compte alors une multitude de journaux de rue. Beaucoup, sans réel contenu, finissent par achever la crédibilité de la presse de rue, qui périclite au début des années 2000. Macadam meurt en 2006. Il renaitra en 2009.

De vrais contrats de travailTrott-war a alors 19 ans. Et son contenu s'est étoffé. Il s'intéresse à l'actualité politique, sociétale, économique et culturelle mais son ancrage

reste résolument social, et il a conservé son franc parlé. Cela lui vaut le soutien de la presse locale. On le respecte. Stuttgart compte 600 000 habitants. Trott-war se vend à 30 000 exemplaires en moyenne. Et son projet social tire le titre vers le haut. Il ne se contente pas d'offrir à ses vendeurs un moyen de subsistance. Il leur offre de vrais contrats de travail. Leur trouve des logements. Soigne leurs dents abimés. Enterre les morts. Honore les vivants. Trott-war leur offre un nouveau foyer, une famille, une raison d'y croire à nouveau. On y monte même des pièces de théâtre, parce que « la rue, dit Helmut Schmid, a des choses à dire à la société ». Tous les vendredis soirs, on y refait le monde autour d'une bière, deux, trois. « Et alors ? Mieux vaut boire là entre amis que dehors en exclu ». Le petit déjeuner est servi chaque matin. Le café, les gâteaux, les boissons sont offertes par des commerçants alentour. Trott-war sait se faire aimer.

Une vraie renaissance Macadam rêve d'un projet de cette envergure. Mais la route est longue. Gabriel Gaudillat a été parmi les premiers vendeurs du premier

Macadam paru. C'est lui qui en 2009 veut relancer le titre et contacte François Fillon, journaliste, qui en devient bénévolement le rédacteur en chef. Il était déjà rédacteur dans le premier opus. L'exclusion, pour ce journaliste social, reste un combat à mener. Ils remontent Maca-dam. Pas à pas. Numéro après numéro. La nouvelle version ne peut compter que sur elle-même. Elle fait appel à des journalistes profes-sionnels, tous bénévoles. Des éditorialistes de renom lui prêtent leur plume. Certaines rubriques sont réalisées en partenariat avec Courrier International ou Terra Eco. Sa ligne éditoriale permet de porter un nouveau regard sur les solidarités en mettant en avant les hommes, les femmes et les initiatives porteuses de solutions. Le journal trouve son public. Il se vend à 7000/10 000 exemplaires en moyenne. Pour la France, ce n'est pas un mauvais chiffre. Mais le bénévolat a ses limites. L'association Les Artisans de Macadam, porteuse du projet, peut tout de même s'enorgueillir de résultats positifs. Des vendeurs retrouvent un emploi, un logement au cas par cas. L'an dernier, le journal a expérimenté le dispositif “Premières Heures” mis en place par le département de Paris et salarié une quinzaine de vendeurs en leur apportant une formation et un accompagnement sur mesure. Aujourd'hui, Macadam souhaite devenir un chantier d'insertion, proposer de vrais contrats, de vrais parcours vers l'emploi à la centaine de vendeurs colporteurs qu'il compte en France. Il se cherche un partenaire solide capable de l'aider à mener à bien ce projet d'envergure. Le contrat est en cours de négociation.. Affaire à suivre.

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Pariser Perspektivwechsel

Sur les pavés, les pages

Philippe Andernos aime Paris, quoique la ville ne le lui ait pas toujours rendu : il vécut durant plusieurs années sans domicile fixe dans la capitale française. Visite guidée avec un vendeur de „Macadam“.

Par Thomas Krause/Traduction de Claire Saillour

La rue de la Huchette, dans le Quartier Latin, est calme. Les cafés, vendeurs de kebabs et boutiques de souvenirs se succèdent de chaque côté de la rue au pavement inégal. Mais en cette fraîche matinée de février, seuls les marchands de souvenirs commencent à appâter les clients avec leurs T-shirts « Paris » et leurs Tours Eiffel miniatures. « C'est dans ce quartier, dit Philippe Andernos*, que j'ai commencé ma carrière de ven-deur de journaux. ». Cet homme de 48 ans, que ses cheveux châtain en bataille font paraître plus jeune, est l'un des vendeurs du journal de rue Macadam.

Au bout de la rue se trouve le café Le petit pont. Philippe s'installe à la terrasse et commande un expresso. Un rideau de tissu vert épais et des tentures en plastique transparent, séparent la terrasse des touristes qui se pressent sur le chemin de Notre-Dame. Le Paris des touristes n'a que peu de choses en commun avec le Paris de Philippe. Pendant vingt ans, il a vécu là dans « des conditions de logement précaires », comme il dit. Itinéraire d’un homme longtemps resté sans domicile dans la « ville de l'amour ».

Né dans le nord de la France, Philippe termine son service militaire en 1990. Il a 25 ans et pour seul bagage un BEPC, lorsqu’il atterrit à Paris sans savoir où loger. Il aurait aimé prendre des cours de théâtre, mais cela coûte trop cher. Il commence alors à gagner sa vie en enchaînant les petits boulots– dans des restaurants, sur les marchés ou, justement, comme vendeur de journaux.

Le premier magazine qu’il vend dans la rue est une revue de cinéma. Les jours où il gagne suffisamment d'argent, il loue une chambre dans un petit hôtel. « Dans les années 90, il y avait encore des hôtels dans le XVIIIème arrondissement, où la chambre ne coûtait que 80 Francs – environ 12 euros – la nuit

Philippe Andernos liebt Paris, obwohl die Stadt seine Liebe nicht immer erwiderte: Mehrere Jahre lebte er als Obdachloser in der französischen Hauptstadt. Auf Tour mit einem Verkäufer von „Macadam“.

Von Thomas Krause

Ruhig liegt die Rue de la Huchette im Pariser Quartier Latin da. Links und rechts des Kopfsteinpflasters wechseln sich Cafés, Kebabläden und Souvenirshops ab. Doch nur die Souvenir-händler buhlen an diesem kühlen Februarvormittag schon um Käufer für ihre Paris-T-Shirts und Eiffelturm-Miniaturen. „Hier in diesem Viertel“, sagt Philippe Andernos*, „begann meine Karriere als Zeitungsverkäufer“. Der 48-Jährige, der mit seinen dunkelblonden, verwuschelten Haaren jünger aussieht, ist einer der Verkäufer der Pariser Obdachlosenzeitschrift Macadam.

Am Ende der Straße liegt das Café Le Petit Pont. Philippe nimmt auf der Terrasse Platz und bestellt einen kleinen, schwarzen Kaffee. Ein Vorhang aus festem, grünem Stoff mit Fenstern aus durchsichtiger Folie trennt die Terrasse von den Touristen, die auf dem Weg zur Kathedrale Notre Dame vorbeiströmen. Das touristische Paris hat nur wenig mit dem Paris zu tun, das Philippe kennengelernt hat. Zwanzig Jahre hat er in „prekären Wohnver-hältnissen“ gelebt, wie er sagt. Er kennt den Blick auf die „Stadt der Liebe“ auch aus der Perspektive eines Obdachlosen.

Im Norden von Frankreich geboren, beendete Philippe 1990 seine Dienstzeit bei der französischen Armee. Mit 25 Jahren und nur seinem Schulabschluss in der Tasche, landete er in Paris auf der Straße. Eigentlich wollte er eine Schauspielschule besuchen, aber die ist in Frankreich teuer. Also begann er, sich mit Gelegenheitsjobs Geld zu verdienen – in Restaurants, auf Märkten oder eben als Zeitungsverkäufer. Anfangs verkaufte er ein Kinomagazin. Wenn er genug verdient hatte, mietete er sich manchmal in einem billigen Hotel ein. „Früher gab es im 18. Arrondissement noch Hotels, in denen ein Zimmer nur 80 Francs – etwa 12 Euro – pro Nacht kosteten“, sagt Philippe. Doch irgendwann entschloss sich ein Besitzer nach dem anderen, die Hotels zu renovieren. Danach waren die Zimmer für jemanden wie Philippe nicht mehr zu bezahlen. Es war nicht der einzige Wandel, der in diesem Stadtviertel vonstatten ging. „Dort

Foto/Photo: Max Mustermann

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Philippe hat einen Traum/Paris vu par un vendeur de « Macadam ».

Philippe Andernos auf den Straßen von Paris …

Philippe dans les rues de Paris

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in Barbès sind nicht nur die billigen Hotels beinahe komplett verschwunden“, sagt Philippe. „sondern auch die alte Bewoh-nerschaft.“ Philippe hat es vermieden, in einer der Unterkünfte für Obdachlose zu übernachten. Denn viele derer, die auf der Straße leben, haben Sucht- oder psychische Probleme. „Einige etwa werden sehr aggressiv, wenn sie getrunken haben“, sagt er. Um unangenehmen Begegnungen aus dem Weg zu gehen, wandte er einen Trick an: „Ich habe mir in gutbürgerlichen Vierteln wie dem 7. oder 8. Arrondissement einige Türcodes ausgeguckt“, sagt Philippe. „Spätabends bin ich in das Haus und habe mich in der obersten Etage schlafen gelegt, damit ich niemanden störe. Morgens bin ich dann wieder verschwunden.“ Die Mittagspause der Büroangestellten naht. Damit wird es für Philippe Zeit, das Café zu verlassen und wieder an die Arbeit

zu gehen. Er will in die Nähe der Universität Sorbonne, wo er auf gute Kundschaft hofft. Also besteigt er an der Station Saint Michel–Notre Dame den Nahverkehrszug RER. Kaum sind die Türen geschlossen, holt er im schummrigen Licht des Waggons einen Stapel Macadam aus seinem Rucksack. Normalerweise sind die Züge im morgendlichen Berufsverkehr sein Revier. Aber auch diese kurze Fahrt nutzt er, um Macadam anzupreisen. Als er an der Station Luxembourg wieder aus dem Zug steigt, hat er keine Ausgabe verkauft. Dabei läuft es für ihn im Zug meist besser als auf der Straße. „Das schwierigste ist, Passanten zum Anhalten zu bewegen“, sagt er. Trotzdem will er es heute ver-suchen. Sein Ziel: ein kleiner Platz am Boulevard Saint-Michel. Als er dort ankommt, stehen auf dem Platz schon zwei junge Männer und eine Frau in roten Fleece-Pullis: Spendensammler

», dit Philippe. Mais petit à petit, les propriétaires décident de rénover leurs hôtels et les chambres ne sont plus accessibles aux petits budgets comme le sien. Le quartier de Barbès change de physionomie. « Là-bas ce ne sont pas seulement les hôtels bon marché qui ont presque totalement disparu, se souvient-il, mais également les anciens habitants. »

A cette époque, Philippe évite autant que possible de passer la nuit dans les foyers pour SDF (sans domicile fixe). Parmi ceux qui vivent dans la rue, nombreux sont ceux qui ont des problèmes psychiques ou d'addiction. « Certains deviennent très agressifs lorsqu'ils ont bu », dit-il. Pour éviter de fâcheuses rencontres, il a un truc: « Je repérais les codes des portes des immeubles des quartiers riches comme le VII ème ou le VIII ème arrondissement. Puis tard dans la soirée, je rentrais dans l'im-meuble et j'allais m'allonger pour dormir au dernier étage afin de ne gêner personne. Le matin, je disparaissais à nouveau. »

Ce temps est révolu, depuis il a trouvé un logement social où il vit avec sa femme et ses deux enfants. A quatre, ils ont deux chambres, et 2000 euro par mois pour vivre. Ce n'est pas beaucoup, compte-tenu du coût de la vie à Paris.

Midi approche. L’heure de la pause-déjeuner des employés de bureau, il est temps pour Philippe de quitter le café et de retourner travailler. Il prévoit de se poster aux abords de l'univer-sité de la Sorbonne où il espère croiser une clientèle généreuse. Direction le RER à la station Saint-Michel-Notre Dame. A peine les portes refermées, il sort une pile de Macadam de son sac à dos dans la faible lumière de la voiture.

En temps normal, son terrain de chasse, ce sont plutôt les trains, métros et bus du matin, au moment où les gens se rendent à leur travail. Mais il profite également de ce court trajet pour faire la promotion de Macadam. Arrivé à la station Luxembourg, il descend sans avoir vendu un seul exemplaire.

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… beim Verkauf der Straßenzeitung Macadam …

… en train de vendre Macadam …

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vom Roten Kreuz. Einerseits sammeln sie gerade, wo Philippe eigentlich Macadam verkaufen möchte, andererseits kommen die Spenden auch Obdachlosen und sozial Schwachen zugute. „Es gibt schon einige Organisationen, die sich um Obdachlose in Paris kümmern“, sagt Philippe. „Manche führen etwa spezielle Kleidergeschäfte, in denen man günstig gebrauchte Kleidung kaufen kann.“ Ein Stück weiter die Straße herunter nimmt Philip-pe mehrere Ausgaben von Macadam in die linke Hand. Dann beginnt er, nach Kundschaft zu schauen. „Bonjour, Madame“, beginnt er sein Verkaufsgespräch mit einer vorbeieilenden Frau mit grauer Wollmütze. 20, 30 Meter läuft er neben ihr her und präsentiert die Inhalte des Heftes. Man merkt ihm an, dass er ein geübter Verkäufer ist. Trotzdem ist ihm das Glück an diesem Tag nicht hold: Nur zwei Exemplare Macadam finden ihre

Abnehmer. Im Monat bringt er normalerweise 500 Hefte an die Leser. „Mein Rekord waren einmal 2000 Stück“, sagt Philippe. Inzwischen lebt er mit Frau und zwei Kindern in einer Sozialwoh-nung. Zu viert haben sie zwei Zimmer und 2000 Euro pro Monat zum Leben. Nicht viel, angesichts der Lebenshaltungskosten in Paris. Dennoch liebt Philippe diese Stadt, die nicht immer gut zu ihm war. „Hier gibt es eine ganz besondere Energie“, sagt er. Vielleicht wird er irgendwann Paris den Rücken kehren. Denn Philippe hat einen Traum: Eines Tages möchte er ein Grundstück kaufen, darauf selbst ein Haus bauen und im Garten Gemüse anbauen. Irgendwo in der Provinz. Dann könnte er Paris auch noch einmal aus Touristen-Perspektive erleben.

* Name geändert

… und im Gespräch mit den möglichen Käufern …

… en discussion avec des acheteurs …

Pourtant, la plupart du temps, cela marche mieux pour lui dans les transports que dans la rue. « Le plus difficile, c'est d'amener les passants à s'arrêter », dit-il. Aujourd'hui, il veut malgré tout faire un essai.

Il a repéré une petite place donnant sur le boulevard Saint-Michel. Quand il arrive, deux jeunes hommes et une femme, en polaire rouge, sont déjà sur les lieux qu’il comptait investir pour recueillir des dons pour la Croix-Rouge. Des dons qui bénéficient également aux SDF et aux personnes en difficulté. « Il y a tout de même des organisations qui s'occupent des SDF à Paris »,dit-il. Et donc là, la place est prise.

En descendant un peu plus bas sur le boulevard, Macadam à la main, Philippe commence à chercher des acheteurs poten-tiels. Il aborde d’un « Bonjour, Madame » une femme pressée

au bonnet de laine gris. Il l'accompagne sur 20 à 30 mètres et lui présente le contenu du journal. On voit qu’il a de l’expérience et connait son sujet. Pourtant, aujourd’hui n’est pas un bon jour: il ne vendra que deux exemplaires de Macadam. Normalement, il en vend 500 exemplaires par mois. « Mon record a été de 2000 exemplaires, une fois. »

Philippe aime cette ville qui n'a pourtant pas toujours été tendre avec lui. « Il y a ici une énergie tout à fait particulière ». Mais peut-être qu'un jour il quittera Paris. Car il a un rêve: il voudrait bien acheter un bout de terrain, et construire lui-même une maison avec un potager. Quelque part en province. De là, il pourrait enfin, de temps à autre, faire l'expérience de Paris en touriste.

* Le nom de famille a été modifié à la demande de l‘intéressé

Vom Leben auf der Straße/La vie dans la rue

Eine Stadtführung der besonderen Art

À Stuttgart, la rue se visite

Rue. Hiver. Une classe grelottante écoute Thomas Schuler expliquer qu’il lui arrivait de se réveiller avec 2,8 g d’alcool dans le sang. Et cette fois où il s’est retrouvé dans le coma. Avec 6,95 dans le sang – oui, 6,95 g d’alcool. Impertur-bable, le guide de cette « visite alternative » de Stuttgart poursuit.

Par Alice Koiran

L’initiative, extraordinaire, a été mise en place en 2006 par le journal de rue Trott-war, très connu dans la ville ; et elle a manifestement du succès : Thomas, ne pouvant pas faire face seul aux demandes, a été rejoint par d’autres pour pouvoir tenir l’agenda des visites, toujours plus rempli.

Engoncé dans son gros manteau rouge qui arbore le logo du journal, cela fait maintenant quelques années qu’il guide des groupes (élèves, jeunes travailleurs sociaux ou simples curieux) à travers la ville pour leur présenter les principales structures dédiées à ceux qui se trouvent aux marges de la société. Parsemant d’anecdotes personnelles le parcours qui peut durer jusqu’à deux heures. « Être à la rue, ce n’est pas dormir deux jours par terre. C’est vivre dehors, dormir dehors, en été comme en hiver. » Car là réside la particularité de la visite : les guides ne se contentent pas de présenter un refuge pour femmes battues ou un centre spécialisé dans la prise en charge d’héroïnomanes ; ils s’arrêtent également dans des lieux emblématiques de la vie quotidienne de ceux qui sont à la rue, des lieux qu’ils connaissent bien eux-mêmes. Thomas, avant d’être vendeur de journaux et guide pour Trott-war, a passé cinq ans à la rue: c’est ainsi qu’il se présente, ajoutant que chacun est libre de lui poser toutes les questions qu’il veut. La remarque semble délier quelques langues. Les ques-tions, pas toujours très fines, voire lourdes, affluent lorsqu’il raconte son alcoolisme, et les trois à quatre bouteilles entières de vodka – pure – qu’il pouvait s’enfiler dans la journée. Les élèves sont sceptiques, puis ébahis. « Trois quatre ? C’est

Auf der Straße. Winter. Eine frierende Schulklasse hört Tho-mas Schuler erzählen, wie er manchmal mit 2,8 Gramm Alkohol im Blut aufwachte. Und wie er einmal ins Koma fiel. Mit 6,95 Gramm im Blut – ja, 6,95 Gramm Alkohol. Unerschüttert fährt der Führer dieser „Alternativen Stadtführung Stuttgarts“ fort.

Von Alice Koiran/Übersetzung Alice Koiran

Dieser außergewöhnliche Spaziergang wird seit 2006 von der Straßenzeitung Trott-war, die in der Stadt sehr bekannt ist, angeboten; und er hat ganz offensichtlich Erfolg: Thomas konnte den Anfragen nicht mehr nachkommen. Weitere Stadt-führer wurden engagiert, um die zahlreich werdenden Termine einzuhalten.

In seinem dicken roten Mantel, auf dem das Logo der Zei-tung zu sehen ist, führt er nun Gruppen von Schülern, jungen Sozialarbeitern oder einfach neugierige Leute durch die Stadt, um ihnen Aufnahmezentren für die Menschen zu zeigen, die am Rande der Gesellschaft leben. Die Stadtführung, die bis zu zwei Stunden dauern kann, belebt er mit persönlichen Anek-doten. „Auf der Straße sein, das bedeutet nicht nur, zwei Tage auf dem Boden schlafen. Das heißt: draußen leben, draußen schlafen, ob im Sommer oder im Winter.“ Und darin liegt die eigentliche Besonderheit der Stadtbesichtigung: Die Führer begnügen sich nicht damit, ein Frauenhaus oder ein Aufnah-meheim für Heroinabhängige vorzustellen; sie halten auch an den charakteristischen Alltagsorten der Obdachlosen – Orte, die ihnen selbst vertraut sind, und das aus gutem Grund.

Bevor Thomas Zeitungsverkäufer und Stadtführer für Trott-war wurde, verbrachte er nach seiner Ankunft in Stuttgart die ersten fünf Jahre auf der Straße. Von Anfang an präsentiert er sich so, wie er ist und fügt hinzu, dass jeder sich frei fühlen solle, ihm jegliche Frage zu stellen. Seine Bemerkung scheint, die Zungen zu lösen. Die nicht immer sehr taktvollen, ja manchmal sogar plumpen Fragen häufen sich, als er seinen Alkoholismus beschreibt und die drei bis vier Flaschen Wodka, die er sich

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täglich – pur – hinunterschüttete. Die Schüler sind erst skeptisch, dann verblüfft. „Drei bis vier? Ist das denn möglich? Aber doch gemischt? Pur? Iiii!“. Wieder dieselbe Ungläubigkeit, als Thomas von jenen Ausreißern berichtet, von denen der Jüngste kaum acht Jahre alt war und die in einem Off-Road-Kids-Kinder-heim aufgenommen werden. Oder als er detailliert kalkuliert, wie oft und wie viel eine junge Heroinsüchtige theoretisch „an-schaffen“ muss, um sich ihren täglichen Schuss zu ermöglichen. Sein Gesicht bleibt gefasst. Im Abseits stehend erklärt er, dass er absichtlich nicht mit Trash-Stories spart, besonders über den Alkohol. Um ihnen Angst zu machen. Um sie dafür effizienter zu sensibilisieren. Zu seinen weißen Zähnen sagt er lächelnd: „Ich trage ein Gebiss, wisst ihr.“ Die Schüler sind schockiert. Ankunft in der Trott-war-Zeitungsredaktion. Ende der Führung. Am Tisch stellt er der Schülergruppe die verschiedenen Projekte der Zeitung vor – einer Zeitung, die viel mehr als bloß eine Zeitung ist: ein Theaterstück, ein Kalender mit den Fotos der Verkäufer … „Es wurde nicht einmal retuschiert!“, sagt er über sein eigenes Foto und lacht, als ob seine Präsenz, die des Tho-mas, ehemaliger Obdachloser, auf den Anhöhen um die Stadt, vor dem Hintergrund des Sonnenaufgangs, vor Glück strahlend, das rechtfertigte. Es ist unmöglich, den Einfluss der Stadtführung auf die Schulklasse einzuschätzen. Sie scheint es vor allem eilig zu haben, sich auf den Winterschlussverkauf zu stürzen. Etwas hat sie jedoch zum Schweigen gebracht: Als Thomas seinen Stolz beschreibt, an dem Tag, an dem er endlich eigenständig seine Miete bezahlen konnte. Und nicht mehr von der Sozialhilfe abhängig war. Da glänzen seine Augen, zum ersten Mal.

possible ? Mais, mélangée ? Pure ? Beûrk ! ». On retrouve la même incrédulité lorsque Thomas raconte les enfants fugueurs désespérés, dont le plus jeune avait à peine huit ans, qui sont recueillis par un centre spécialisé, ou encore lorsqu’il détaille le calcul du nombre de passes qu’une jeune héroïnomane devrait théoriquement faire pour pouvoir se payer sa dose journalière. Impassible. Il expliquera, un peu à l’écart des élèves, que c’est volontairement qu’il ne lésine pas sur les détails un peu trash, en particulier par rapport à l’alcool. Pour leur faire peur. Les sensibiliser plus efficacement. A propos de son sourire et de ses dents blanches : « Je porte un dentier, hein. ». Les élèves sont choqués.

Arrivé à la rédaction de Trott-war, fin de la visite. Assis avec le groupe autour de la table, il présente les différents projets en cours du journal, qui est beaucoup plus qu’un simple journal : une pièce de théâtre, un calendrier avec les photos des vendeurs… « Elle n’a pas été retouchée ! », dit-il avec le sourire à propos de sa propre photo, comme pour justifier de la réalité de sa présence à lui, Thomas, ex sans-abri, sur les hauteurs de la ville, devant une aube naissante qui semble l’irradier de bonheur.

Impossible de jauger de l’impact de la visite sur le groupe, qui semble surtout pressé de se ruer dehors pour faire les soldes. Une chose, pourtant, les a laissés étrangement silen-cieux. Lorsque Thomas raconte sa fierté le jour où, enfin, il a pu payer lui-même son loyer. Et ne plus entièrement dépendre des aides de l’Etat. Ses yeux pétillants brillent pour la première fois.

… um detailliert zu informieren

… pour guider les visiteurs

Thomas Schuler geht voraus …

Thomas se marche devant …

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Stuttgart d´en haut/Stuttgart von oben

Eine unsichtbare Mauer bröckelt

Un mur invisible s est subitement écroulé

Lorsqu’on monte sur le Killesberg, à quelques minutes en voiture du centre de Stuttgart, le vide des rues est frappant. Si âmes qui vivent il y a, elles sont calfeutrées, bien au chaud et à l’abri, dans les immenses maisons de ce quartier singulier.

Par Alice Koiran

Située au milieu d’une cuvette, la ville de Stuttgart s’étale en remontant sur les pentes des collines attenantes ; le quartier de Killesberg trône majestueusement en hauteur, surplombant la ville dans tous les sens du terme.

« Stuttgart d’en haut ». C’est ainsi que l’on appelle le quartier le plus cher de la sixième plus grande ville d’Allemagne, un monde à part où les prix de l’immobilier sont presque pari-siens. Et plus on monte, plus le visage des maisons change : d’une alternance chaotique entre vieux bâtiments du début du siècle et immeubles ultra-modernes construits après la guerre, on passe aux maisons immenses avec jardin et lofts gigantesques au design épuré, le sobre côtoyant le tape-à-l’œil, sans que personne ne s’en formalise.

Le quartier concentre un nombre notable de personnalités. Elles y ont au moins une résidence secondaire. C’est le cas des grands patrons de l’industrie automobile, mais aussi de personnalités bien plus diverses : artistes, héritiers de la mai-son familiale, ou retraités qui cherchent une certaine quiétude s’y côtoient tous les jours.

Dans ces conditions, la grande peur de certains des habi-tants du Killesberg, c’est bien celle d’une « ghettoïsation » inversée, que l’on retrouve déjà dans les « gated communities » américaines ou encore à Paris, villa Montmorency. Car le clivage est parfois plus grand qu’on ne le pense. Les habitants de Stuttgart ne voient pas d’un bon œil ces hauteurs richis-simes qui les dominent, et ressentent une certaine antipathie à l’égard de ce qu’ils prennent pour du mépris de la part des «Meilleurs» («die Besseren») ; c’est comme ça qu’ils appellent les résidents du Killesberg, et que ceux-ci s’appellent en retour. La plupart ont un mode de vie accordé au prix de leur maison: s’ils descendent acheter des vivres, c’est forcément à l’épicerie fine de la ville. Un centre commercial vient aussi d’être ouvert ; de quoi renforcer un enfermement déjà partiellement effectif. Mais la réalité est plus mitigée : sa proximité avec le centre-ville

Wenn man oben auf dem Killesberg, der nur einige Minuten vom Stuttgarter Zentrum entfernt ist, ankommt, fallen einem so-fort die leeren Straßen auf. Falls hier irgendeine Seele wohnt, ist sie in ihrer warmen und sicheren Stube, irgendwo in einem der Häuser dieses außergewöhnlichen Viertels.

Von Alice Koiran/Übersetzung Alice Koiran

Stuttgart liegt in der Mitte eines Talkessels, erstreckt sich bis zu den Abhängen der angrenzenden Hügel hinauf. Das Viertel Killesberg thront fürstlich über der Stadt. « Stuttgart von oben ». So nennt man das teuerste Viertel der sechst größten Stadt Deutschlands. Es ist eine Welt für sich, wo die Immobilienprei-se fast pariserisch erscheinen. Auf dem Weg zum Killesberg verändern sich die Gesichter der Häuser: nach Gebäuden aus der Zeit der Jahrhundertwende und modernen Stadthäusern, entstanden nach dem Zweiten Weltkrieg, folgen großzügige Wohnhäuser mit Parkgärten und lichte Lofts mit nüchternem Design, das Puristische und Gewöhnliche neben dem Exzen-trischen, ohne dass sich irgendjemand über dieses Stilallerlei beschwert.Der Killesberg konzentriert eine bemerkenswerte Anzahl renommierter Persönlichkeiten. Man hat dort zumindest eine Zweitwohnung. Chefs der Automobilindustrie, Künstler, Erben der Familienimmobilien, aber auch Rentner auf der Suche nach Ruhe begegnen sich dort tagtäglich. Angesichts dieser Einheitlichkeit fürchten die Killesberger eine „Ghettoisierung“, die man schon in jenen amerikanischen „gated communities“ oder auch im Pariser Millionärsviertel Villa Montmorency findet. Diese Kluft ist manchmal größer als man denkt. Die Stuttgarter schätzen die herausragenden „steinreichen“ Höhen nicht besonders und empfinden eine gewisse Antipathie für das, was sie für Verachtung der „Besseren“ ihnen gegenüber halten. Die „Besseren“ – so nennen sie die Killesberger, die sich selbst auch so bezeichnen. Die meisten Bewohner haben eine Lebensweise, die dem Preis ihrer Behausung entspricht: Wenn sie hinunterfahren, um einzukaufen, darf es natürlich nur der Feinkostenladen sein. Vor kurzem wurde allerdings ein Einkaufszentrum auf dem Killesberg eröffnet, vielleicht könnte das, das bereits teilweise vollzogene Eingeschlossen-Sein noch verstärken. Die Wirklichkeit ist jedoch zwiespältig: seine Nähe zum Stadtzentrum und seine Besonderheit als Wohngebiet

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2322 „… dass nicht alles vorbei ist …“/ « …que tout n’est pas fini… »

Die Liebe und der Tod

L’amour et la mort

Par Rainer Nübel/Traduction de Claire Saillour

Non, tout Paris ne rêve pas d'amour. En montant en haut de la butte Montmartre, les messieurs trapus au fort l'accent de l'est qui font miroiter avec volubilité aux passants que c'est leur jour de chance ne rêvent que de profits rapides. Et les touristes qui se laissent faire pensent naïvement que l'on peut faire confiance à ces messieurs et qu'ils n'essaient pas de les bercer de faux espoirs. Jusqu'à ce qu'ils prennent conscience qu'il faut tout de même rester sur ses gardes avec les joueurs de bonneteau. Leur argent a disparu aussi vite que ces saltimbanques de la bonne fortune font virevolter les godets. Les naïfs et les cupides sont une clientèle de choix pour ces jeux de plein air. Leur cours est en hausse.

Ils ont moins de succès auprès des amoureux. Ceux-là jouent plutôt avec eux-mêmes et avec leur désir. Dans l'espoir ou la croyance qu'ils ne flamberont pas au jeu, jamais. Là-haut, devant le Sacré-Coeur, les coeurs battent plus vite. Les couples s'asseoient sur le rebord de la terrasse ou sur les marches, inspirent profondément pour admirer ce panorama à couper le souffle, regardent, admirent, s'enlacent et se blottissent l'un contre l'autre. Certains servent de modèles aux artistes de rue, se laissent dessiner et sourient, un peu dubitatifs, une fois le portrait achevé entre les mains. Des images faites pour durer une petite éternité. Ou tout du moins une partie de la vie. Dans la basilique blanche dédiée au coeur du Christ, les couples d'amoureux se mèlent aux autres croyants. En bas, un carroussel tourne.

„L'amour est plus fort que la mort“, dit la chanson de Françoise Hardy, pleine d'espoir mais également mélancolique. On le trouve exprimé autrement, de manière terriblement laconique dans ces ultimes vers : “Leave the informed sense in our wake / you be Christ on this package tour / –Money beats soul– / Last words, last words / out.” Pamela Courson, la petite amie de Jim Morrison, découvrit ces lignes dans un carnet de notes le lendemain de la disparition du chanteur. La lumière descend en biais, s'infiltre à travers les arbres ancestraux, elle s'étale sur le quartier des morts célèbres. Les pavés grossiers claquent à chaque pas sur ce chemin de pélerinage. Il nous guide tout d'abord le long des axes centraux du Père Lachaise, puis nous amène à bifurquer vers des allées plus étroites. Le regard ne

Von Rainer Nübel

Dass ganz Paris von der Liebe träumt, stimmt einfach nicht. Die eher robust aussehenden Herren mit osteuropäischem Akzent, die auf dem Weg hoch zum Montmartre wortreich ihr Spiel mit dem Glück anpreisen, träumen nur vom schnellen Gewinn. Und die Touristen, die sich darauf einlassen, denken ziemlich verträumt, dass die Herren vertrauenswürdig sind und ihnen nicht das Blaue vom Himmel herunterlügen. Bis sie merken, dass man auf der Hut sein sollte vor den Hütchenspielern. Da haben sie ihr Geld schon los, so flink, wie die Glücksgaukler mit den Bechern wirbeln. Gutgläubige und Gierige sind für die Freiluft-Zocker eine sichere Bank. Ihr Kurswert erlebt eine Hausse.

Bei Liebenden kommen sie selten an. Die spielen mit sich und ihrer Sehnsucht. In der Hoffnung oder im Glauben, sich nicht zu verzocken, niemals. Droben, vor Sacré-Coeur, schlagen die Herzen schneller. Pärchen setzen sich nach dem Aufstieg auf die Treppen, holen Luft für den atemberaubenden Blick auf die Stadt, schauen, staunen, schmusen und schmiegen sich anei-nander. Manche stehen den Straßenkünstlern Modell, lassen sich porträtieren und lächeln versonnen, wenn sie das fertige Bild betrachten. Bilder, gedacht für eine kleine Ewigkeit. Oder zumindest für einen Lebensabschnitt. In der weißen Basilika, die dem Herz Christi gewidmet ist, mischen sich die Liebespärchen unter die anderen Gläubigen. Unten dreht sich ein Karussell.

„Die Liebe ist stärker als der Tod“, sang einmal die Chanso-nette Françoise Hardy, voller Hoffnung, aber auch mit großer Melancholie. Er drückte es anders aus, erschreckend lakonisch, in finaler Poesie: „Lass den aufgeklärten Verstand in unserem Kielwasser zurück / du wirst Christus sein auf dieser Pauschal-reise / -Geld schlägt die Seele- / Letzte Worte, letzte Worte / Aus.“ Am Tag nach Jim Morrisons Tod hatte seine Freundin Pamela Courson diese Zeilen entdeckt, in einem Notizbuch. Schräg fällt das Licht durch alte Bäume, legt sich weich auf das Quartier der prominenten Toten. Das grobe Pflaster knackt bei jedem Schritt auf diesem Pilgergang. Erst führt er über die zentralen Achsen von Père Lachaise, dann auf kleinere Wege, Abzweigungen. Immer wieder suchende Blicke auf die Namen und Inschriften an den mächtigen Grabhäusern. Im Friedhofs-plan ist der Ort markiert, wie auf einer sakralen Schatzkarte:

machen den Killesberg noch abhängig vom « Stuttgart von un-ten ». Deshalb ist ein hastiger Vergleich mit der Situation wie mit jener der Villa Montmorency zu vermeiden. Die Bürgerinitiative gegen das Stuttgart 21-Projekt hat gezeigt, dass die verschie-denen sozialen Milieus letztendlich doch nicht so voneinander getrennt sind wie man dachte. Besonders in einer Stadt mit sechshunderttausend Einwohnern. Die massive Mobilisierung der Bürgerinitiative hat die Begegnung von Welten, die sich bislang nicht beachteten, insbesondere der von „Stuttgart von oben“ mit der von „Stuttgart von unten“ ermöglicht. Ob die Gründe dafür ideologisch, ökologisch oder rein finanziell sind (die pekuniären Motive gewisser Killesberger sollen entschei-dend sein) – das Resultat ist das gleiche: eine unsichtbare Mauer ist plötzlich gefallen – zumindest für die Zeit der Mobilisierung.Und als uns ein Bewohner erzählt, dass er regelmäßig Trott-war kauft, die Straßenzeitung die jedem Stuttgarter bekannt ist, und, dass er sicherlich nicht der einzige ist, schließe ich einen Moment die Augen, um zu versuchen, mir dasselbe in Paris vor-zustellen. Selbst wenn die Killesberger Straßen so leer sind wie jene im sechzehnten Arrondissement, so kann man bezweifeln, dass seine Bewohner die Straßenzeitung Macadam kennen. Wie auch immer…

et son caractère résidentiel rendent le quartier a priori (encore) dépendant du Stuttgart «d’en bas».

Il ne faudrait alors pas tomber dans une comparaison hâtive avec des structures telles que la villa Montmorency. Le mouve-ment de révolte à propos du projet «Stuttgart 21» a démontré combien les couches sociales ne sont pas aussi imperméables qu’on aurait pu le croire, surtout dans une ville de 600 000 habitants. Leur mobilisation massive a permis la rencontre de mondes qui s’ignoraient jusque-là ; dont, évidemment, Stuttgart « d’en haut » et Stuttgart « d’en bas ». Que les raisons soient idéologiques, écologiques ou purement financières (d’aucuns expliquent que les intérêts pécuniaires de certains habitants du Killesberg étaient grands dans l’affaire) le résultat est le même : un mur invisible s’est subitement écroulé. Au moins le temps de cette mobilisation.

Et alors qu’un résident nous affirme qu’il achète régulièrement Trott-war, le journal de rue de la ville que tous connaissent, et qu’il n’est certainement pas le seul, on ferme un instant les yeux pour essayer de s’imaginer la même chose à Paris. Si les rues du Killesberg sont aussi vides que celles du 16ème arrondissement, on doute pourtant que les habitants de ce dernier connaissent tous Macadam. Comme quoi…

Photo: Joachim Hempel

Der Blick von oben in den Talkessel

La ville vue d'en haut

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cesse de scruter les noms et inscriptions sur les immenses tom-beaux. Sur le plan du cimetière l'endroit est indiqué comme sur une carte au trésor sacré: 6ème division, 2ème rangée, tombe n°5. D'autre pélerins sont déjà rassemblés, ils regardent sa tombe en silence, protégée par un grillage métallique, certains se signent. D'autre tiennent leur téléphone portable devant la photo jaunie du jeune poète sauvage du rock au visage et à la crinière d'ange, devant les roses blanches et rouges déposées là pour le „très cher ami“, les cierges allumés, la petite plaque sur laquelle est gravée une colombe aux ailes d'or, immorta-lisent chaque relique. On photographie sans répit. Un homme d'une cinquantaine d'années en jean et veste en cuir s'allume une Gitane, aspire profondément la fumée, la rejette dans l'air en un large souffle et observe le lieu de pélerinage. Plusieurs minutes durant il reste là à fixer la tombe, scannant chaque détail des yeux. Sa compagne caresse ses longs cheveux noirs en silence. Il jette alors son mégot, qui atterrit entre deux tombes. „Jim était grand“, dit-il. La femme acquiesce. Puis ils s'en vont. Light my fire. Il ne faut pas grand chose pour devenir sentimental en se promenant dans le cimetière parisien des grands hommes. Autour de la tombe de Frédéric Chopin retentit doucement une musique pour piano du compositeur ; un groupe écoute, pensif. Une femme allume un cierge et le dépose près de tulipes fraîches. Presque personne ne passe devant Molière et Balzac, cet après-midi-là. Près du tombeau de Marcel Proust, des hommes en pull noir discutent en chuchotant. Parlent-ils du temps perdu? Ne pas être oublié est aussi l'espoir des vivants.

6. Division, 2. Reihe, Grab 5. Andere Pilger haben sich schon versammelt, stumm schauen sie auf sein Grab, abgesperrt mit einem Metallgitter, manche bekreuzigen sich. Andere halten mit dem Handy auf das vergilbte Foto, das den jungen wilden Rock-Poeten mit der Mähne und dem Engelsgesicht zeigt, auf die roten und weißen Rosen, die für den „très cher ami“ nieder-gelegt wurden, auf die brennende Kerze, auf die kleine Tafel, in die eine Taube mit goldenen Flügeln eingraviert ist, auf jede einzelne Reliquie. Es klickt im Sekundentakt. Ein Mann um die fünfzig, in Jeans und Lederjacke, zündet sich eine Gitane an, zieht den Rauch tief ein, bläst ihn breit in die Luft und starrt da-bei auf die Pilgerstätte. Minutenlang steht er so da, das Grab fixierend, jedes Detail mit den Augen scannend. Seine Partnerin streichelt ihm übers lange schwarze Haar, schweigend. Dann wirft er die Kippe weg, sie landet zwischen zwei Sarkophagen. „Jim war ein Großer“, sagt der Mann. Die Frau nickt. Dann gehen sie. Light my fire.

Es ist keine Kunst, beim Gang über den Pariser Prominenten-friedhof sentimental zu werden. Am Grab von Frédéric Chopin erklingt leise Klaviermusik des Komponisten, eine Gruppe von Menschen lauscht ihr andächtig. Eine Frau zündet eine Kerze an und legt sie neben die frischen Tulpen. Bei Molière und Balzac schaut an diesem Nachmittag kaum jemand vorbei. Männer in schwarzen Pullis stehen am dunklen Sarkophag von Marcel Proust und tauschen sich flüsternd aus. Über die verlorene Zeit? Nicht vergessen werden, auch so eine Hoffnung der Lebenden. Fans haben es Gilbert Bécaud versprochen, dem großen Sänger

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und Entertainer, in gravierten Worten: „Merci, Gilbert.“ Sein Publikum werde immer an ihn denken. „Dieu réunit ceux qui s’aiment“, steht am Grabmal von Edith Piaf. Viele kommen hierher, zum Spatz von Paris, der so hoch flog und dem der Himmel über Paris doch zu weit war. „Gott vereint die, die sich lieben.“ Am Grab von Abaelard und Heloise, dem berühmten tragischen Liebespaar aus dem Mittelalter, rührt dieser Satz bis in die Seele.

Merkwürdig leise kreischen die Krähen auf, wenn sich Men-schen den Monumenten der Trauer und der Erinnerung nähern. Es ist still auf Père Lachaise, obwohl die Wege voll sind von Grabpilgern. Ihre Gesichter wirken ernst, nachdenklich, mitunter fast verklärt. Es ist wohl die größte Sehnsucht des Menschen, gerade heute: dass nicht alles vorbei ist, wenn das Leben zu Ende ist. Dass etwas bleibt – von dem Ich, das man war, von der eigenen Geschichte, von den gelebten Träumen. Und der Liebe, gelebt, bis zum Ende der Welt.

Mit freundlicher Genehmigung aus: Rainer Nübel/Christina Brecht-Benze: Aufbrechen. Wie Sehnsucht die Gesellschaft verändert. Klöpfer Meyer Verlag Tübingen

Des fans l'ont promis à Gilbert Bécaud en lettres gravées : „Merci, Gilbert.“ Son public ne l'oubliera jamais. On peut lire „Dieu réunit ceux qui s’aiment“, sur la tombe d'Edith Piaf. Beau-coup viennent ici voir la môme Piaf qui a volé si haut et pour laquelle le ciel de Paris restait pourtant inaccessible. „Dieux réunit ceux qui s'aiment“. Cette phrase nous touche à l'âme lorsque l'on atteint la tombe d'Héloïse et Abélard, ce célèbre couple tragique du Moyen Age. Le croassement des corbeaux se fait étonnamment discret lorsque les gens s'approchent des sépultures et des monuments de recueillement et de souvenir. C'est calme au Père Lachaise, malgré les nombreux pélerins qui arpentent les allées. Leurs visages sont sérieux, pensifs, semblent parfois illuminés. C'est bien le désir le plus ardent de l'homme, à notre époque tout particulièrement: que tout ne soit pas fini lorsque la vie prend fin. Qu'il reste quelque chose – de soi, de ce que l'on fut, de sa propre histoire, de ses rêves. Et de l'amour que l'on a vécu, jusqu'à la fin du monde.

Avec l’aimable autorisation de Rainer Nübel / Christina Brecht-Benze: Aufbrechen. Wie Sehnsucht die Gesellschaft verändert. Klöpfer Meyer Verlag Tübingen

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Eine deutsch-französische Kooperation zeigt ihr Gesicht!

Fotoausstellung der Straßenzeitungen TROTT-WAR und MACADAM

Bis zum 2. Mai 2013

im Erdgeschoss des Stuttgarter RathausesMarktplatz 1, 70173 Stuttgart

Stuttgart 21

Une ville en résistanceEine Stadt im Widerstand

VERNISSAGE DER FOTOAUSSTELLUNG

PORTRAITS DE RUE /STRASSEN­GESICHTER

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Jetzt, da die Kameras sich vom Schlachtfeld im Streit um den geplanten neuen Großflughafens nördlich von Nantes in der Bretagne entfernen und eine Gruppe unnachgiebiger Gallier sich noch und für immer der Verweisung tausend Kilometer weiter östlich widersetzt, ist eine Gruppe Germanen bemüht, eine zwar ermattete aber nicht aufgegebene Mobilisierung wie-der zu beleben. Der Kampf ist zwar verloren, dieser Ausgang scheint für sie aber nicht unabwendbar.

Von Alice Koiran/Übersetzung Lara Janitza

Dank dieser Ziffern ist Stuttgart seit zwei, drei Jahren auch vielen Franzo-

sen ein Begriff – dieser friedliche, steinreiche Marktflecken, der 130 km von der französischen Grenze entfernt, die schönsten Industrien des Landes beherbergt. Diese Stadt ist der Schauplatz einer unvergleichlichen Mobilisierung gegen das Großprojekt eines neuen futuristischen unterirdischen Bahnhofs, der mit seinen mehrere dutzend Kilometer langen Tunneln eine Modell-stadt als Umschlagplatz Deutschlands begründen soll. Seine direkten und indirekten Auswirkungen sind jedoch seitenfüllend. Projekt-Gegner vereinen sich zu Tausenden aus den unterschied-lichsten Gesellschaftsschichten, die bis dahin noch so akkurat voneinander getrennt waren.

Die Stadt hat bereits einen Bahnhof, ein historisches Gebäude zudem, mitten im Zentrum, der an einen gewaltigen Park grenzt und als grüne Lunge der Stadt sehr gut besucht ist, insbesondere von der Jugend. Man erzählt sich, die Anwohner seien hier wäh-rend des Krieges lieber den Kältetod gestorben als Jahrzehnte alte Bäume zu fällen. Stuttgart 21 wird einen Teil des Parks in Anspruch nehmen und dafür diese Giganten abholzen (und somit dessen Bewohner, den Eremiten oder auch Juchtenkäfer, eine streng geschützte Rosenkäfer-Art, bedrohen). Um den Bau der unterirdischen Konstruktion zu ermöglichen, müssen die Grundgewässer, die Mineralwässer, der ganze Stolz der Stadt, partiell ausgepumpt werden. Die Hauptkritik der Gegner: das Projekt sei hauptsächlich im Interesse des Großkapitals und der amtierenden Machthaber und sei zudem ein Fass ohne Boden. Seine Kosten schießen unerbittlich in die Höhe und erreichen astronomische Summen: 1994 hat die Deutsche Bahn das Bud-get mit 2,5 Milliarden Euro beziffert. Sechs Jahre später hat sich der Betrag mit 4, 5 Milliarden Euro fast verdoppelt. Eine Schätzung des Bundesrechnungshofs 2008 belief sich bereits auf Kosten in Höhe von 5,3 Milliarden Euro. Laut gegnerischer Seite verschlingt das Projekt 6,9 bis 8,7 Milliarden Euro.

Von Mai bis Juni 2010 organisiert

sich eine Mobilisierung; besonders Hartnäckige besetzen den

A l’heure où les caméras s’éloignent du champ de bataille pour l’aéroport de Notre-Dame-des-Landes, et où un groupe d’irréductibles gaulois résiste encore et toujours à l’expulsion, à quelques mille kilomètres à l’est, un groupe de germains tente de poursuivre une mobilisation qui, bien qu’essoufflée, n’a pas déposé les armes. Si la bataille a été perdue, l’issue de cette guerre ne leur semble pas inéluctable.

Par Alice Koiran

C’est accolé à ce chiffre que beau-coup de Français ont découvert, il y

a deux ou trois ans, l’existence de Stuttgart, paisible et richissime bourgade située à 130 kms de la France, abritant les plus belles industries du pays. Elle est alors le siège d'une mobilisation sans précédent contre un projet de nouvelle gare futuriste, souterraine -avec ses dizaines de kilomètres de tunnels- qui doit ériger cette ville modèle en carrefour de l'Allemagne. Mais ses implications, directes et indirectes, pourraient être énumérées sur des pages et des pages. Les opposants au projet vont se mobiliser par milliers, issus de toutes les couches de cette société si bien compartimentée jusque-là.

La ville possède déjà sa propre gare,

classée monument historique, située en plein centre-ville. Elle

Eine Stadt im Widerstand

Ende 2011, die Mobilisierung lässt nach

Anfang 2013

jouxte un parc immense, véritable poumon vert de la cité, très fréquenté, en particulier par la jeunesse locale. On raconte ici que pendant la guerre les habitants ont préféré mourir de froid plutôt que d'abattre ses arbres centenaires. Stuttgart 21 prévoit d'annexer une partie du Parc et d'en abattre les géants (qui abritent aussi une espèce de scarabée strictement protégée, le pique-prune, qui est par la même occasion menacée). Les nappes phréatiques, fierté de la cité, devront être en partie pompées pour permettre la construction des infrastructures souterraines. Surtout, les opposants reprochent au projet de servir les intérêts du grand capital et du pouvoir en place et d'être un gouffre financier. Son coût, inexorablement croissant, frise maintenant l’astronomique. En 1994, la Deutsche Bahn (SNCF allemande) en chiffrait le budget à 2,5 milliards d’euros. En 2010, ce chiffre a presque doublé : 4, 5 milliards. La Cour des comptes fédérale, elle, évaluait – déjà en 2008 – les coûts à 5,3 milliards. Les opposants estiment eux le cout du projet entre 6,9 et 8,7 milliards d’euro.

La mobilisation s’organise en mai-

juin 2010 ; les plus acharnés investissent le parc, y plantent leur tente. Un petit village d'irréductibles prend forme; il attire toutes les composantes de la société, des mamies qui apportent des repas aux écolos pur jus installés dans les arbres même, pour les protéger. Un événement va souder les « contres » irrémédi-ablement. Le 29 septembre 2012, une manifestation pacifiste

Park und schlagen ihre Zelte darin auf. Ein kleines standhaftes Dorf entsteht; es setzt sich aus den verschiedensten Mitglie-dern der Gemeinschaft zusammen und auch Omas bringen waschechten Umweltschützern, die in Bäumen sitzen, um diese zu beschützen, warmes Essen. Ein Ereignis am 29. September 2012 schweißt die Gegner hoffnungslos zusammen: die Polizei zerschlägt eine friedliche Demonstration mit dem Einsatz von Reizgas gewaltsam. Die Bilanz: 114 Verletzte, ein Mann verliert sein Augenlicht. Zu seinem Leidwesen wird er zum Symbol des Widerstandes gegen die Oligarchie.

Eine regionale Volksabstimmung entscheidet mit fast 60 Pro-zent für die Fortführung von Stuttgart 21. Unter den Gegnern werden Manipulationsanschuldigungen laut: die Formulierung der Frage des Referendums sei mehr als uneindeutig gewesen (anstatt der klassischen Version „dafür oder dagegen“, war die Fragestellung missverständlich) außerdem seien die Ergebnisse nicht repräsentativ für den Willen der Stuttgarter Bevölkerung, da die Wahl schließlich im ganzen Bundesland durchgeführt wurde. Aber die Würfel scheinen gefallen zu sein.

Auf den Ruinen des Nordflügels von Stuttgarts Hauptbahnhof, der Ende

September 2010 im Rahmen des Unternehmens zerstört wur-de, ist noch nichts erbaut worden. Die Bauarbeiten sind zum Stillstand gekommen und dieser Zustand erfüllt seine Gegner

„Stuttgart 21“ « Stuttgart 21 »

Was werfen sie dem Projekt vor?

Que lui reprochent-ils ?

Une ville en résistance

Ein Projekt zwischen Abbruch und einem fernen Ende …

Un projet sans cesse tiraillé entre l’avortement et le terme, qui ne se rapproche pas …

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mit einer fast wahnwitzigen Hoffnung. Sie demonstrieren noch immer all-montäglich gegen das aus ihrer Sicht absurde Groß-projekt. Ein regelrechter Informationskrieg ist ausgerufen, die Befürworter haben sogar einen Teil des aktuellen Bahnhofs in ein Museum verwandelt, in dem man alles rund um „Stuttgart 21“ findet, vom Flyer mit Tipps, Contra-Argumente auszuhebeln, über T-Shirts bis zu Herz-Pins.

Mittlerweile ist kein einziges Zelt mehr im Park zu sehen: die Besetzer wurden, einer nach dem anderen, von der Polizei des Geländes verwiesen.

Zwischenzeitlich fand am Rande eine andere kleine Revolution statt: Bei den Kommunalwahlen im Jahr 2012 hat der Sitz von Porsche, Mercedes und Bosch (und geschichtsträchtiger Sitz der CDU) einen Grünen als Oberhaupt ernannt. Bereits ein Jahr zuvor ist Baden-Württembergs bislang konservative Regierung unter der Führung von SPD und den Grünen gekippt. Stuttgart 21 hat keinen geringen Anteil daran. In ganz Deutschland herrscht Verblüffung, unter Konservativen Besorgnis. Der Grund: die Verkehrsminister des Landes verkündete, keinen einzigen Cent mehr für das Projekt auszugeben, zumal die Obergrenze schon seit Langem überschritten ist. Die letzte Hoffnung der Befürworter bleibt, dass Merkel, die kurz zuvor noch bestä-tigte, das Projekt nicht mehr auf Landesebene zu unterstützen, zu ihrer ehemaligen Position zurückkehre. Was wiederum ist größte Angst der Gegner ist, welche ihrerseits befürchten, die Kanzlerin könne dem Druck nachgeben.

Selten war der Park so menschenleer. Die gefällten Bäume haben eine seltsam anmutende, beinahe aufdringliche Leere hinterlassen. Eben wie die von leeren, ungenutzten Gerüsten gesäumte Landschaft, Zeugnis dieses unaufhörlich zwischen Abbruch und einem sich nicht nähernden Ende hin und her ge-worfenen Projekts. Die Käfer sieht man nicht. Aber was macht das schon?

est sévèrement réprimée. La police charge et utilise des gazs. Bilan 114 blessés, un homme y perdra la vue, devenant malgré lui le symbole d'une guerre des anonymes contre l'oligarchie.

Un référendum organisé à l’échelle du Land (région) se pro-nonce à presque soixante pour cent en faveur de la continuation du projet Stuttgart 21. Les opposants dénoncent une manipu-lation : la formulation de la question du référendum aurait été plus qu’ambiguë (au lieu d’une formulation classique « pour ou contre », la question était particulièrement tordue) et les résul-tats ne seraient pas réellement représentatifs de la volonté de la population de Stuttgart, puisque le suffrage était organisé à l’échelle du Land. Mais les dés semblent jetés.

Sur les ruines de l’aile nord de la gare de Stuttgart, détruite fin septembre 2010

dans le cadre du projet, rien n’a encore été construit. Les travaux sont au point mort, et ce statu quo gonfle d’un espoir presque insensé les opposants qui continuent d’aller manifester tous les lundis, contre ce projet qui leur paraît toujours plus absurde. C’est une véritable guerre de l’information qui a été déclarée, les partisans ayant même transformé une partie de la gare actuelle en musée « Stuttgart 21 » où on trouve pêle-mêle des dépliants pour défaire les arguments « contre », des t-shirt ou des pin’s dédiés avec des coeurs.

Aujourd’hui, plus aucune tente n’est visible dans le parc : les occupants ont été expulsés, les uns après les autres, par la police.

Entre temps, une petite révolution a elle été menée à

son terme : aux élections municipales de 2012, la ville de Porsche, Mercedes et Bosch, siège historique du CDU, a élu un vert à sa tête. Un an auparant, le Land historiquement à droite basculait aux mains du SPD et des verts. Stuttgart 21 y est pour beaucoup. Stupeur dans toute l’Allemagne. Inquiétude chez les conservateurs. Et pour cause : le ministre des transports a désormais fait savoir qu’elle ne comptait plus débourser un seul centime pour le projet alors que le plafond est depuis longtemps dépassé. Seul espoir des « pour »: que Merkel, qui avait pourtant affirmé que l’Etat fédéral ne donnerait plus rien non plus, revienne sur sa position. C’est la plus grande peur des opposants, qui craignent eux que la chancelière ne cède sous la pression.

Dans le parc, les passants se font rares. Les arbres abattus laissent un vide étrange, presque oppressant. Les sites en travaux le sont encore plus, carcasses vides et immobiles d’un projet sans cesse tiraillé entre l’avortement et le terme, qui ne se rapproche pas. Les scarabées sont invisibles. Mais qu’est-ce que cela peut bien faire ?

Seit dem Regierungswechsel kommt die Stadt ins Schwanken

Fin 2011, la mobilisation a faiblit

Début 2013

Après le Land passé CDU, la ville bascule

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Chassés par des fleursKein Platz für Blumen

Grillages, pierres, pots de fleurs : Paris s'arme contre les SDF. Un duo d'artistes dévoile la transformation rampante de leur ville.

Par Mathias Becker / Traduction de Claire Saillour

Il étaient encore là lorsque Google a filmé les rues de Paris, assis devant la Poste de l'avenue de Saint Ouen. Jean-Philippe, assis en tailleur, et près de lui l'un des potes qui venaient tout le temps lui rendre visite. Les bouteilles de vin à portée de main. C'est ainsi qu'on les voyait tous les jours, c'est ainsi que Google les a saisis. „Tout le monde les connaissait, ici, je discutais souvent avec eux“, dit un habitant du quartier. Une employée du bureau de poste affirme : „Ils insultaient les clients du dis-tributeur.“ La Poste a donc fait installer des barres métalliques à l'endroit où Jean-Philippe et son pote étaient toujours assis.

„L'expulsion des SDF est un processus muet“, dit Arnaud Elfort, 37 ans. L'artiste observe depuis plus de dix ans la manière dont la ville s'équipe contre tous les gens qui pourraient ternir son image : les zones qui servent d'endroit pour dormir ou des coins qui offrent un abri contre la pluie sont systématiquement équipés de grillages, de barres métalliques ou d'aiguillons. Des structures qui ressemblent beaucoup à celles qui servent à éloigner les pigeons. Elfort et son collègue Guillaume Schal-ler, 37 ans, les nomment „Anti-Sites“ et se font un devoir de témoigner de leur progression. Leur collection de photos, que l'on peut voir sur le site www.survivalgroup.com, témoigne de la minutie avec laquelle la ville et les propriétaires immobiliers travaillent à réduire jusqu'à la plus minuscule partie de l'espace public. Ces photos démasquent également la tentative de faire passer la ségrégation pour de la décoration: il n'est pas rare que ce soient des plantes vertes ou des sculptures qui rendent impossible de stationner à certains endroits.

„C'est à la fin des années 1990 que j'ai pour la première fois pris conscience de ce problème“, raconte arnaud Elfort. Ayant grandi dans une banlieue de Paris, il voyageait souvent en métro, et il remarqua tout d'abord les sièges qui furent installés dans les stations de la ligne 1. Sur cette ligne empruntée par la plupart des touristes, on ne s'assit soudain plus sur des bancs, mais sur des sièges vissés à 50 cm l'un de l'autre. S'allonger? Impossible. Plus tard on y ajouta des bancs presque verticaux,

„Die Vertreibung von Obdachlosen ist ein stummer Prozess“, sagt Arnaud Elfort, 37. Der Künstler beobachtet seit mehr als zehn Jahren, wie die Stadt sich gegen all jene Menschen rüstet, die ihr Erscheinungsbild stören könnten: Flächen, die als Schlafplatz taugen oder Ecken, die Schutz vor einem Regen-schauer bieten, werden systematisch mit Gittern, Streben oder Dornen versehen. Konstruktionen, die jenen sehr ähneln, mit denen man Tauben fernhält „Anti-Sites“ nennen Elfort und sein Kollege Guillaume Schaller, 37, sie – und haben es sich zur Aufgabe gemacht, ihren Vormarsch zu dokumentieren. Ihre Bildersammlung, zu sehen auf www.survivalgroup.com, zeugt von der Gründlichkeit, mit der Stadt und Hauseigentümer jedes noch so kleine Stück öffentlichen Raumes beschneiden. Zugleich entlarvt sie den Versuch, die Segregation als Dekoration zu tarnen: Nicht selten sind es Pflanzen oder Skulpturen, die einen Aufenthalt unmöglich machen sollen.

„Zum ersten Mal wurde ich Ende der 1990er Jahre auf dieses Thema aufmerksam“, erzählt Arnaud Elfort. Aufgewachsen in der Pariser Vorstadt war er viel mit der Metro unterwegs – da mussten ihm die Sitzgelegenheiten auffallen, die zunächst auf den Stationen der Linie 1 installiert wurden. Dort, wo die meis-ten Touristen unterwegs sind, saß man plötzlich nicht mehr auf Bänken, sondern auf Schalensitzen, die jeweils im Abstand von 50 Zentimetern verschraubt waren. Sich hinlegen? Unmöglich.

Gitter, Steine, Pflanzenkübel: Paris rüstet sich gegen Obdach-lose. Ein Künstler-Duo dokumentiert den schleichenden Umbau ihrer Stadt.

Von Mathias Becker

Als Google die Straßen von Paris abfilmte, saßen sie noch vor der Post in der Avenue de Saint Ouen. Jean-Philipe im Schneidersitz, neben ihm einer der Kumpel, die ihn dort immer besuchten. Die Weinflaschen in Griffweite. So sah man sie hier jeden Tag, so hat Google sie geknipst. „Die kannte hier jeder, ich habe mich oft mit ihnen unterhalten“, sagt ein Anwohner. Eine Mitarbeiterin der Postfiliale behauptet: „Sie haben Kun-den am Geldautomaten belästigt.“ Dann ließ die Post dort, wo Jean-Philippe und sein Kumpel immer saßen, Metallstreben verschrauben.

Anti-Sites auf dem Vormarsch/Anti-Sites en avant 3332

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contre lesquels on s'appuie plus qu'on ne s'asseoit. „Beaucoup de gens ne comprennent pas ce que cela signifie pour une homme de vivre dans la rue“, dit Elfort. Paris compte 7000 SDF, mais on estime qu'ils sont au moins 12 000 à vivre dans les rues de la capitale. Beaucoup d'entre eux évitent les foyers d'urgence, qui comptent en tout environ 5 000 places, par peur de la violence et des vols. Et même ceux qui trouvent un toit pour la nuit vivent encore dans la rue durant la journée, et sont assignés à l'un des nombreux petits coins qui permettent de se protéger un peu ou de se reposer un moment. Mais leur nombre diminue.

„Ca a commencé au centre ville, avec des barres métalliques devant les entrées d'immeubles“, raconte Hélio Borges. Ce travailleur social de 50 ans a travaillé presque un quart de siècle dans la rue, il la connaît presque aussi bien que les SDF eux-mêmes. Aujourd'hui, on soude en outre des étais en métal sur les conduits d'aération et de nombreuses surfaces sont recouvertes de bornes de manière à ce que personne ne puisse plus s'y allonger. „On trouve ces constructions partout dans la ville, mais tout particulièrement au centre ville“, dit Hélio. Prises individuellement elles ne posent pas vraiment problème aux SDF, selon Hélio. „Ces gens sont habitués à devoir se trouver une nouvelle place.“ Mais, additionnés, elles modifient l'image de la ville: plus de métal, moins de SDF. Beaucoup d'entre eux se sont entre temps même retirés hors de la ville, dans les bois, et vivent dans des cabanes. C'est ainsi qu'on émergé depuis quelques temps de petites communautés qui rappellent les bidonvilles. „Pour ceux qui vivent là dehors, il est difficile de se réintégrer“, dit-il.

„Avec la fracture de la société, croît aussi le ressentiment des gens“, dit Arnaud Elfort. „Celui qui a l'air différent est automatiquement douteux“. Il en a assez fait l'expérience, des „anti-sites“ dans les têtes des gens. Fils d'un guyanais, il a le teint mat. Il est rarement rasé de frais et a une démarche volontiers nonchalante. „Les agents de sécurité des magasins me suivent et j'ai été plusieurs fois contrôlés par la police dans de grandes gares“, raconte-t-il.

Arnaud Elfort et Guillaume Schaller ne croient pas qu'ils puissent entreprendre vraiment quoi que ce soit contre les anti-sites dans leur ville. „Les images ne sont pas assez fortes“, dit Arneud Elfort. Ils continuent pourtant, ont toujours leur appareil photo avec eux, mettent leurs photos en ligne, donnent un visage à un changement qui vient en rampant, comme l'herbe qui pousse.

Depuis que la Poste de l'avenue de Saint Ouen a fait installer des barres de métal devant sa façade, on n'a plus beaucoup vu Jean-Philippe. Il est dans une station de métro, croit savoir un voisin. Il passe souvent la nuit dans l'église Saint-Michel, toute proche. Il va trouver une autre place et y rester – jusqu'à ce que l'on y plante des aiguillons ou y visse des barres de métal.

Später kamen Stehbänke hinzu, an denen man mehr lehnt, als dass man auf ihnen sitzt. „Viele begreifen gar nicht, was das für Menschen bedeutet, die auf der Straße leben“, sagt Elfort.

7.000 Obdachlose sind in Paris registriert, Schätzungen leben mindestens 12.000 von ihnen auf den Straßen der franzö-sischen Hauptstadt. Viele von ihnen meiden die Notunterkünfte, mit insgesamt etwa 5.000 Schlafplätzen, aus Angst vor Gewalt und Diebstahl. Und selbst wer sich ein Dach für die Nacht sucht, lebt tagsüber doch auf der Straße – und ist auf die vielen kleinen Winkel angewiesen, die ein wenig Schutz versprechen oder eine kurze Rast erlauben. Doch ihre Zahl schmilzt.

„Es fing im Zentrum an, mit Gittern vor Hauseingängen“, erzählt Hélio Borges. Der 50-jährige Streetworker arbeitete fast ein Vierteljahrhundert auf der Straße, er kennt das Leben draußen fast so gut wie die Obdachlosen selbst. Heute würden zudem Metallstreben auf Lüftungsschächten verschweißt und viele Flächen mit Schrägen überdacht, damit sich niemand mehr niederlassen kann. „Man findet diese Konstruktionen in der ganzen Stadt, am häufigsten aber im Zentrum“, sagt Helio. Jede einzelne von ihnen stellt für einen Obdachlosen kaum ein Problem dar, so Helio. „Diese Menschen sind es gewohnt, sich einen neuen Platz zu suchen.“ Doch in der Summe verändern sie das Bild der Stadt: Mehr Metall, weniger Obdachlose. Viele von ihnen sind mittlerweile gar in Hütten, weit draußen in den Wäldern gezogen. Auf diese Weise sind mittlerweile kleine Siedlungen entstanden, die an Slums erinnern. „Wer da draußen lebt, ist schwer zu reintegrieren“, sagt er.

„Mit der Spaltung der Gesellschaft wächst auch der Arg-wohn der Menschen“, sagt Arnaud Elfort. „Wer anders zu sein scheint, ist automatisch verdächtig“. Er hat sie oft genug erlebt, diese Anti-Sites in den Köpfen der Menschen. Als Sohn eines Guayaners hat er einen dunklen Teint. Er ist selten frisch rasiert und läuft gern etwas nachlässig herum. „Kaufhausdetektive folgen mir und an großen Bahnhöfen wurde ich schon öfter von der Polizei durchsucht“, erzählt er.

Arnaud Elfort und Guillaume Schaller glauben nicht, dass sie wirklich etwas ausrichten können gegen die Anti-Sites in ihrer Stadt. „Die Bilder sind nicht mächtig genug“, sagt Arnaud Elfort. Sie machen dennoch weiter, haben die Kamera stets dabei, stellen ihre Fotos online, geben einer Veränderung ein Gesicht, die schleichend kommt, wie Gras das wächst.

Seit die Post in der Avenue de Saint Ouen vor ihrer Fassade Metall verschrauben ließ, wurde Jean-Philippe kaum noch gesehen. Er ist in der Metro-Station, will ein Nachbar wissen. Die Nächte verbringt er oft in der nahen Saint-Michel-Kirche. Er wird einen neuen Platz finden und bleiben – bis Dornen gepflanzt oder Streben verschraubt werden.

Straßen-gesichter Portraits

de rue

Graffitis und Kritzeleien prägen derzeit das Pariser Zentrum/Les graffitis et tags s'implantent dans le centre de Paris 35

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Graffiti prägen heute jedes westliche Stadtbild – manch freches und brutales, manches witziges Straßengesicht entsteht. Ohne sie wäre das Stadtbild nicht komplett. Die Akzeptanz der Bevölkerung variiert, je nach Alter und Wohngebiet. Trotz der massiven Verfolgung widersetzen sich die Sprayer bislang allen Versuchen, ihre Kunst zu verbieten. Große Gemälde an Gebäuden, auch unter Einsatz der Graffiti in der Straßengestal-tung, sind keine Seltenheit mehr und werden zum neuen Mode-Stil. So machen Gebäude, Nutzgegenstände und Passanten gleichzeitig große Augen.

Von Evgenia Motz

Was ist ein Graffiti? Es ist ein dynamischer Begriff und befin-det sich ständig im Bedeutungswandel, verursacht durch neue Produktionen der Jugendkultur (Writing), die besonders in den letzten Jahrzehnten offizielle und legale Flächen für sich erober-ten. In der Variante des graffiti-writings der Sprayer bezieht der Begriff „umgangssprachlich“ auch offiziell ausgeführte Auftrags-arbeiten und künstlerische Produktionen mit ein, was eigentlich im Widerspruch zur klassischen Graffiti-Definition steht. Im wissenschaftlichen Bereich wurden einige Begriffe entwickelt, die Differenzierungen ermöglichen: Spraycan-Art, Post-Graffiti, Aerosol-Art, Art-Graffiti und andere. Auch Street-Art wird oft auf Produktionen der Can-Kultur (Spraydosen mit hohem Druck) angewandt, sofern die künstlerischen Aspekte darin überwie-gen, wie etwa bei den großen Pieces (= Stück, anderer Name [Slang] für Graffiti). Das wichtigste Klassifikationsmerkmal bei der Zuordnung zum klassischen Graffiti-Begriff ist und bleibt aber, dass eine Botschaft „ungefragt“ – ohne den Besitzer der Fläche um Erlaubnis zu fragen – entstanden ist, also Graffiti als Kunst und politische Kommunikation oder Bombe (= von engl. to bomb, eine Fläche illegal bemalen). Wie man schon merkt, entwickelte sich eine eigene „Fachsprache“ anhand der Graffiti. Tag (früher auch Hit genannt) ist hier die einfarbige, grafisch gestaltete Graffiti-Signatur und besteht in der Regel nur aus dem Decknamen (oder Pseudonym) des Sprayers. Der Sinn des taggens besteht darin, das entsprechende Pseudo an unmögli-chen Orten anzubringen, z. B. in schwindelerregender Höhe, an viel befahrenen und riskanten Stellen, also nicht immer nur an „normalen“ Wänden. Graffiti gehören zu jeder Großstadt. Paris gilt hier als eine der wichtigen Welt-Metropolen der Szene, die auch für Geburtsstunden der Straßenkunst wichtig ist. Wenn man die deutschen Graffiti-Städte nennen wird, kommt man eher auf Hamburg, Köln, Berlin. In Bremen gibt es sogar schon ein Graffiti-Viertel, wo Führungen angeboten werden. Stuttgart steht in diesem Zusammenhang eher in der zweiten Reihe. Warum eigentlich? Natürlich gilt das Centre Pompidou-Viertel als Treffpunkt der Straßenkunst in Paris: Die Asphalt-Flächen werden in riesige Leinwände verwandelt, die Eingänge zum

Les graffitis font aujourd'hui partie intégrante de toutes les villes occidentales, portraits parfois provocants et brutaux, parfois drôles. Sans eux, il manquerait quelque chose au décor de la ville. La population les accepte plus ou moins bien en fonction de son âge et de son quartier de résidence. Malgré la répression massive, graffeurs tagueurs résistent à toutes tentatives d'interdic-tion de leur art. Il n'est plus rare, c'est même la nouvelle tendance, de voir de grandes fresques murales sur les immeubles, parfois intégrées dans des projets d'urbanisme.

Par Evgenia Motz/Traduction de Claire Saillour

Qu'est-ce qu'un graffiti? C'est un mot dynamique dont la signification évolue sans cesse au gré des nouvelles inventions issues de la culture des jeunes générations (Writing). Elles se sont appropriées, en particulier ces dernières décennies, des espaces publics, officiellement et illégalement. Le graffiti, dans sa version „graffiti-writing“ inclut aussi des productions artistiques et des commandes officielles, ce qui est en fait en contradiction avec la définition classique du graffiti. Certains concepts, développés dans le champ universitaire, permettent d'effectuer des distinctions: le Spraycan-Art, l'art Post-Graffiti, l'Aerosol-Art, l'Art-Graffiti, etc. Le terme de „Street-Art“ est sou-vent employé pour désigner des productions issues de la Can-culture (emploi de bombes aérosol à haute pression) à partir du moment où la dimension artistique domine, comme par exemple dans les grande „pieces“ (= autre nom du graffiti en „slang“).

La caractéristique la plus marquante permettant d'attribuer à une oeuvre le nom de „graffiti“ est et reste le fait qu'un message émerge sans qu'une autorisation préalable ait été demandée au propriétaire de la surface considérée, c'est-à-dire que le graffiti est un art et un moyen de communication politique, un art de „bomber“ (de l'anglais „to bomb“, qui signifie peindre illéga-lement une surface). Comme on peut le remarquer, le graffiti a donné lieu au développement d'un jargon spécifique. Le tag (autrefois également appelé „hit“) est ici la signature graphique et monochrome du graffiti et ne représente en règle générale que le nom d'emprunt, ou le pseudonyme du graffeur. L'idée du tag consiste à faire apparaître son pseudonyme en des endroits impossibles, par exemple à des hauteurs vertigineuses, dans des lieux où la circulation est dense et dangereuse, c'est-à-dire à ne pas taguer simplement sur des murs „normaux“.

Les graffitis font partie intégrante de toute grande ville. Paris est considérée comme l'une des plus grandes métropoles mon-diales de cette scène artistique, qui eut, dès la naissance de l'art de rue, une importance significative. Lorsque l'on doit nommer les villes allemandes du graffiti, on pense plutôt à Hambourg, Cologne, Berlin. A Brême, il y a même un quartier dédié au graf-fiti, où l'on propose des visites guidées. Stuttgart se situe plutôt au second plan dans ce domaine. Mais pourquoi donc? Bien sûr, le quartier du Centre Pompidou est le centre de ralliement

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Pompidou-Gebäude zur Open-Air-Theater-Bühne, die Häuser drum herum werden zu einer Art Straßen-Galerie! Nicht nur hier setzen sich Passanten mit der Straßenkunst auf ihrem Weg aus-einander. Eine ganz besondere Bedeutung für die Writer-Kultur haben die Metro/S-Bahn sowie andere öffentliche Schienen-Verkehrssysteme. Hier denkt man gleich an die bemalten Züge oder Autos (Panel Piece = unter Fenster und zwischen die Türen eines Zuges gesprühtes Bild und im Gegensatz dazu T2B, Top to Bottom oder Whole Cars = die gesamte Wagenhöhe von Dach bis zum Boden). Hier tritt Stuttgart in den Vordergrund. Die Sprayer-Leinwand aus Beton befindet sich in der Nähe vom Hauptbahnhof. So bekommt man bei einer Paris-Stuttgart-Reise mit dem Zug mehrmals ein Aha-Erlebnis: willkommen im Graffiti-Land! In Stuttgart wurden im vergangenen Jahr 250.000 Euro

für das Buffen (= von engl. to buff , Ablaugen eines Graffitis) der Schmierereien ausgegeben. Im Gegensatz können Wände, Gegenstände und Nutzfahrzeuge auch durch großflächige Bemalungen auf Auftragsbasis oder in Eigeninitiative „verschö-nert“ werden. Die Straßen sind offen für die Veränderungen und neue Gesichter. Rooftops (= Graffiti an Häusergiebeln) und Murals (= gesprühte oder gemalte Mauerbilder im Großformat) sind ein wichtiges Mittel dafür.Die Pariser Graffiti-Dunkelziffer ist nicht bekannt. Vielleicht ist es auch besser so, weil man sich fragt, ob es sich lohnt, dagegen zu kämpfen. Die ganze Stadt ist voll mit (Graffiti-)Kritzeleien, in denen klar wird: Hier drückt sich das französischen Multi-Kulti-Volk aus gegen das Versagen von Politik und Finanzsystem. Hier fängt die Rebellion oft mit der Kunst an: die Pariser Posse (= Writergruppen) lassen ihre Wut

mit einem Graffiti-Tsunami raus. Graffitis und Kritzeleien deko- rieren derzeit das Pariser Zentrum. Wie HTP-Vertriebsleiter Etienne Kiraly berichtet, ist die Zahl der Klagen der Verwal-tung in diesem Jahr um rund 25 Prozent gestiegen. Das Un-ternehmen HTP wurde von der Stadt mit dem Entfernen der Graffitis beauftragt. Innerhalb von zehn Tagen sollten sie nach der Anweisung der Stadt verschwunden sein. Anderseits sind Mauern, Briefkästen, Häuserfassaden manchmal so kunstvoll bemalt, dass man ihre eigentliche (oft nicht so spektakuläre) Funktion nicht mehr erkennt. Graffiti bilden das Gesamtbild der Umgebung, sind oftmals die einzigen bunten Farbtupfer auf langweiligen Gleisfeldern, Brückenpfeilern oder Unterfüh-rungen. Legal sind sie deshalb noch lange nicht. Deswegen rocken (sprühen) die meisten Writer (Sprayer) immer noch bei

des arts urbains à Paris : les grandes surfaces d'asphalte sont transformées en toiles géantes, les entrées du musée en théâtre de plein air, les maisons alentour en galerie des arts de la rue! Mais il n'y a pas qu'ici que les passants rencontrent les arts urbains.

Les metros, RER et tramways ont une signification toute particu-lière pour la culture du writing. On pense alors immédiatement aux trains bariolés ou aux voitures de métro (Panel Piece: graffiti bombé sous la fenêtre et entre les portes, et a contrario T2B, Top to Bottom, ou Whole Cars = bombage de l'ensemble de la voiture du toit jusqu'au sol).

Dans ce domaine, Stuttgart revient sur le devant de la scène. Les murs de béton décorés par les graffeurs se trouvent à proxi-mité de la gare centrale. Un voyage entre Paris et Stuttgart en train est ponctué à plusieurs reprises de découvertes étonnantes : bienvenue au pays du graffiti!

A Stuttgart, l'année dernière, 250.000 Euro ont été investis pour le nettoyage des graffitis et tags. A contrario, pourtant, les murs, objets et véhicules utilitaires peuvent être „embellis“ par de grandes fresques, que les artistes soient engagés ou qu'ils le fassent de leur propre initiative. Les rues sont ouvertes au changement et peuvent prendre un nouveau visage. Les Roof-tops (= Graffitis au fronton des maisons) et Murals (= images de grand format peintes ou bombée sur des murs) sont un bon moyen d'y parvenir.

On ne connaît pas le nombre des graffitis parisiens. C'est peut-être mieux ainsi, car on se demande si cela sert à quelque chose de lutter contre les graffitis. La ville entière est remplie de tags et graffitis dont le message est clair: le peuple multiculturel de France s'exprime contre l'échec de la politique et du système financier. Ici, la rébellion commence souvent par l'expression

artistique: les „Posse“ parisiens (groupe de writers) expriment leur colère en un tsunami de graffitis. Tags et graffitis ornent aujourd'hui le centre ville de Paris. Comme le rapporte le direc-teur des ventes de l’entreprise de nettoyage HTP Etienne Kiraly, le nombre de plaintes de l'administration a cru cette année d'environ 25%. L'entreprise HTP a été mandatée par la ville de Paris pour effacer dare dare les graffitis. Ils doivent avoir disparu dans les dix jours.

D'un autre côté, les murs, boîtes aux lettres, façades d'im-meubles sont parfois si artistiquement travaillées que l'on ne reconnaît même plus leur fonction initiale. Les graffitis sont constitutifs de l'image d'ensemble d'un quartier, ils sont souvent les seules taches de couleur dans un environnement de champs de rails, de piles, de ponts et de passages souterrains. Mais ce n'est pas pour autant qu'ils sont légaux, loin s'en faut. C'est la

raison pour laquelle la plupart des writers (grafeurs) viennent encore bomber ou peindre la nuit, sans autorisation, dans la crainte des gardiens de l'ordre public. Que se passerait-il si l'interdiction était levée? Y aurait-il plus de „gribouillages“? Et l'art, alors? Est-ce que des oeuvres aussi belles pourraient être conçues sans cette montée d'adrénaline? Est-ce que stress ne fait pas simplement partie intégrante de la scène du graffiti? Pas nécessairement! Dans les deux „Halls of Fame“ de Stuttgart (dans le passage souterrain sous le pont König-Karl à Bad Cann- statt et sur une voie désaffectée en face des wagons de Nord-bahnhof), les grafeurs de Stuttgart peuvent s'exprimer librement et légalement sur les murs. Là se rencontrent la Old School et la New School, le Blockbuster (grandes lettres) et le Wild-Style.

Nous avons exploré Paris et Stuttgart et choisi quelques graffi-tis. Ce n'est pas l'art, le message qui nous intéressait ou même le

Nacht, ohne Erlaubnis, immer mit der Angst vor Ordnungs- hütern. Wie wäre es, wenn man das Verbot aufheben würde? Gäbe es wirklich mehr Schmierereien? Was ist mit der Kunst? Würden ganz adrenalinfreischublos auch tolle Bilder entstehen können? Gehört Stress in der Graffiti-Szene einfach dazu? Nicht unbedingt! In beiden Stuttgarter Halls of Fame (in der Unterführung unter der König-Karl-Brücke in Bad Cannstatt und an einem stillgelegten Gleis gegenüber den Waggons am Nord- bahnhof) können Stuttgarts Sprüher ganz legal die Wände bemalen. Hier trifft die Old School auf New School, Block- buster (Großbuchstabe) auf Wild-Style.Wir haben uns in Stutt-gart und Paris umgeschaut und einige Graffiti ausgewählt. Da-bei ging es uns nicht um Kunst, um eine Message oder gar um eine Beurteilung mit Ranking, sondern um die Wahrnehmung

Phot

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des einen oder anderen Straßengesichts. Vor allem eine Frage war uns wichtig: Wie empfinden wir als Passanten die Graffiti in Stuttgart oder vom Pariser Trottoir. Erhalten haben wir die verschiedensten Antworten: künstlerische, politische, werbende. Und die Parallelen zwischen diesen zwei Städten sind auf ein- mal sichtbar geworden: Uns wird etwas geschenkt. Wie diese Art des Beeindruckens sich nun nennt – Graffiti, Street-Art, Straßen- Kunst oder moderner Stuck – ist im Grunde genommen gleich. Wir können davon kaum unberührt bleiben. Und gerade in der Zeit der allgemeinen Ignoranz und vom Desinteresse am eigenen Lebensraum und zum eigenen Nächsten ist diese Kunst sicher eine Bereicherung.

fait de porter un jugement et d'effectuer un classement, mais sim-plement la perception de quelques visages urbains. Une ques-tion était surtout importante pour nous : Comment ressentons- nous, passants, les graffitis à Stuttgart ou sur les trottoirs de Paris? Nous avons recueilli les réponses les plus diverses: artistiques, politiques, racoleuses. Le parallèle entre ces deux villes nous est devenu évident: on nous offre quelque chose. Peu importe com-ment on nomme cet art de l'“impression“ – Graffiti, street-art, art urbain ou „piece“ moderne - c'est, au fond, la même chose. Difficile de ne pas être touché. Et justement, à une époque d'ignorance généralisée et de désintérêt pour son prochain comme pour les espaces communs, cet art représente une richesse évidente.

Von oben betrachtet entstehen durch Graffiti dreidimensionale Objekte mit Gesicht

Vus d'en haut, des objets tridimensionnels à visage humain émergent du graffiti

Ein „Zwischenspiel“

Cristina

Tombée de la nuit. Intérieur. Réunion avant la représentation.Les personnages, assis autour d’une table, discutent.

Par Alice Koiran

L’ambiance est joyeuse, détendue, enfumée. Les voix prennent un timbre gêné. Cristina. Je l’ai vue dans des extraits vidéo, on la remarque tout de suite ; à la fois abîmée par la vie et irradiant d’une envie de la mordre à pleines dents. Cristina n’est pas là aujourd’hui. N’était pas là la dernière fois, ni les fois d’avant. Cris-tina ne vient pas souvent aux répétitions ; elle passe, en coup de vent. Se confond en excuses sincères. Elle dit qu’elle adore jouer, qu’elle voudrait en faire son métier. Mais Cristina n’est pas fiable. Vient trop peu souvent. Sans prévenir. Ça énerve le metteur en scène, qui doit faire avancer la pièce, qui ne peut pas tout faire en fonction d’elle. Il faut faire avec. Il faudra le faire sans elle. Les autres sont tristes, mais compréhensifs. La pièce se joue dans de vrais théâtres, devant de vrais publics. Ils ne peuvent pas se le permettre. Une voix fait remarquer que Cristina partie, il ne reste plus beaucoup de gens comme elle. Les autres, ce sont finalement des bénévoles. Vies rangées, ordonnées. Facile de se déblo-quer quelques heures par semaines, d’aller régulièrement aux répétitions. Cristina, elle, vit dans la rue. Le jour comme la nuit. Le soir, quand elle repart des répétitions, elle ne sait pas où elle va dormir. Et pour y aller régulièrement, encore faudrait-il savoir où elle sera juste avant. Cristina n’est pas venue ce soir-là. Elle ne jouera pas dans la pièce, dit le metteur en scène. Rideau.

Einbruch der Dunkelheit. Drinnen. Versammlung kurz vor der Vorführung. Personen sitzen um einen Tisch, diskutieren.

Von Alice Koiran/Übersetzung Lara Janitza

Die Stimmung ist heiter, entspannt, verraucht. Als Cristina erwähnt wird, macht sich ein betretener Ton breit. Ich habe sie in Videoausschnitten gesehen, sie ist unverwechselbar – vom Leben gezeichnet, strahlt sie zugleich eine unbändige Lust aus, es in vollen Zügen genießen zu wollen. Heute ist Cristina nicht da. Sie war auch das letzte Mal und die Male davor nicht da. Cristina kommt nicht oft zu den Proben, eher mal auf einen Sprung vorbei. Sie sagt, sie liebe die Schauspielerei und wolle sie zu ihrem Beruf machen. Aber auf Cristina ist kein Verlass, dafür lässt sie sich zu oft ohne Vorwarnung nicht blicken. Das geht dem Regisseur auf die Nerven, schließlich muss er das Stück voranbringen und kann nicht alles nach ihr ausrichten. Nichts zu machen. Dann findet es eben ohne sie statt.

Die anderen bedauern das sehr, haben aber Verständnis. Das Stück wird vor Publikum an etablierten Theatern aufgeführt. Einen Fauxpas können sie sich nicht erlauben. Wenn Cristina nicht mehr kommt, gäbe es nicht mehr viele wie sie, wirft jemand ein. Die anderen sind letztlich Freiwillige aus geordneten Lebens- verhältnissen. Da ist es leicht, sich ein paar Stunden in der Woche frei zu schaufeln und regelmäßig zu den Proben zu kommen.

Cristina hingegen lebt auf der Straße. Tag und Nacht. Kommt sie abends von den Proben, weiß sie noch nicht wo sie die Nacht verbringen wird. Und um regelmäßig zu kommen, müsste sie auch wissen, wo sie kurz zuvor sein wird.

Cristina ist an diesem Abend nicht mehr gekommen. In diesem Stück wird sie nicht mitspielen, sagt der Regisseur. Vorhang

Quand le rideau tombe/Wenn der Vorhang fällt

Cristina, wie sie bei der Premiere des Stücks noch auf der Bühne gestanden hatte …

Cristina, sur scène, à la première de la piècePhoto: Joachim Hempel

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Das Trott-war Theater-Team (ttt) Le théâtre de Trott-war

Note de l'auteur : difficile d'écrire sur le théâtre sans se livrer un peu soi-même, car comment recevoir une leçon d'émotion et n'en être pas touché ? Le petit théâtre de Trott-war n'a rien d'un gadget social. On n'y joue pas seulement la comédie, on y réapprend le vivre ensemble sans lesquel nous ne sommes personne.

Par Nadya Charvet

J'entre dans la grande pièce du fond où s'entasse en journée des piles de journaux, le paperbord, des tables et des chaises en pagaille. Celle où le comité de rédaction se réunit, celle qui accueille les visites alternatives de la ville (voir le papier d'Alice Koiran). Il est 19 heures, et Christopher, un vendeur, met à dernière main au décor de la pièce qu'ils répéteront ce soir. Il bricole une porte. Renverse une table, une chaise. Ferme les rideaux. L'action se passe dans une vieille maison aban-donnée, de nuit, où des vagabonds s'introduisent. La pièce est

Anmerkung der Autorin: Es ist schwierig über Theater zu schreiben, ohne sich ein wenig fallen zu lassen. Wie könnte man emotional dazu lernen, ohne Gefühle an sich heran zu lassen? Das kleine Trott-war Theater ist alles andere als ein soziales Gadget. Hier wird nicht nur geschauspielert, hier wird gelernt, wieder in Gesellschaft zu leben.

Von Nadya Charvet/Übersetzung Lara Janitza

Ich betrete das große Hinterzimmer, wo tagsüber Stapel von Zeitungen, eine Flipchart, Tische und Unmengen an Stühlen ge- lagert werden. Dort versammelt sich auch die Chef-Redaktion und alternative Besucher der Stadt werden in Empfang genom-men (siehe Notiz von Alice Koiran). Es ist 19 Uhr und Christopher, ein Verkäufer, legt für die Probe an diesem Abend letzte Hand an das Szenenbild an. Er bastelt eine Tür, stellt einen Tisch und einen Stuhl auf den Kopf, zieht die Vorhänge zu. Die Handlung spielt nachts in einem verlassenen alten Haus, zu dem sich

Aus dem Theater in die Gesellschaft/De la scène à la ville

plongée dans l'obscurité. Des ombres circulent avec des lampes de poche. Et découvrent les lieux, cherchent à s'y repérer, se cognent, guettent le danger. Rien, personne. Ils s'apostrophent. Déjà on devine qu'ils sont en chasse. Ou traqués. Bientôt on comprend que ce sont des voleurs. La lumière s'allume. Et ils sont devant moi, certains plus reconnaissables que d'autres, mais ce sont bien des vendeurs de Trot war, ceux-là même qui, le jour, arpentent les rues de Stuttgart avec leurs journaux. Un boulot qui leur permet de reprendre le cours de leur vie.

Le mardi soir, Trott-war revêt son habit de scène. Le rideau s'est refermé sur la journée de travail, les va et vient ; les cas-quettes et les gilets rouges sont raccorchés, la pièce à vivre, à fumer, seule, reste allumée. Toute à l'heure on y prendra une bière, ensemble à la fin de la répétition. Ou un café . On échan-gera des propos sur tout. Hanne, femme de thêatre connue, qui soutient la troupe depuis sa création, sera là aussi. Pour parler du théatre et de la vie, de ce qui fait que nous n'avons pas

Obdachlose Zutritt verschafft haben. Der Raum ist in Dunkelheit gehüllt. Schatten wandeln umher, mit Taschenlampen erforschen sie die Umgebung. Sie versuchen, sich zurechtzufinden, stoßen sich an, spähen nach Gefahr. Nichts, niemand. Sie herrschen einander an. Man ahnt schon, dass sie auf der Jagd sind. Oder verfolgt werden. Dann versteht man sehr bald, dass sie Diebe sind. Das Licht geht an. Und dann stehen sie direkt vor mir; einige erkennt man sehr leicht wieder, andere weniger, aber sie sind alle Trott-war-Verkäufer, die gleichen, die tagsüber mit ihren Zei- tungen die Straßen von Stuttgart durchkämmen. Eine Arbeit, die ihnen hilft, einen zurück in ein geregeltes Leben zu finden.Dienstagabends werden bei Trott-war die Kostüme angelegt. Sie lassen das Auf und Ab des Arbeitstages hinter sich und legen die roten Basketball-Mützen und Westen ab. Nur das Wohn- und Raucherzimmer bleibt beleuchtet. Später, nach der Probe trinken wir hier gemeinsam ein Bier. Oder einen Kaffee. Wir werden uns über alles und nichts unter- halten. Hanne, unter Theaterkreisen bekannt und Mäzenin

Photo: Joachim Hempel

Die Schauspieler bei der Premiere des Stücks „Schiller to go“ im Dezember vergangenen Jahres

Les comédiens à la première de la pièce en decembre dernière

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„Großmutter“« Grand-mère »

Par Corinne Hyafil

« Il y a quand même plus grave que d’aider les SDF à survivre, non ? »

Depuis quelques années les pancartes en carton fleurissent sur le bitume aux côtés des SDF , des retraités sans le sous ou des immigrés roumains. Petits mots griffonnés dans un français parfois hésitant, pour faire réagir les passants. L’art de faire du message avec ce matériau noble et résistant, c’est le pro-pos d’un moyen métrage « Je pourrais être votre grand mère » réalisé par Joel Catherin et Bernard Tanguy, à partir de la propre histoire de Joël. Le film a reçu de nombreux prix dans des festivals dont le Grand Prix, Trieste 2011, Prix du Public & Prix d'aide à la création, Grenoble 2011. Il a également été nommé aux César 2012 et présélectionné pour les Oscars 2012

Paris, quartier cossu de La Madeleine. Un appartement spa-cieux et clair. C'est là qu'habite Olivier, jeune avocat d'affaire aux dents longues. Il travaille dans un cabinet américain aux clients argentés. Moquette feutrée, costumes trois pièces, et train d'enfer. Chaque matin, au moment de démarrer son scooter , Ioana Geonea le salue. Elle s'est installée devant son immeuble. Une vieille dame au sourire modeste, assise au milieu de cartons et de sacs. Elle ne parle pas un mot de français. Elle vient de Roumanie.Touché par une ressemblance avec sa propre grand-mère, Olivier l'aborde un matin. Il dessine/écrit pour Ioana Geonea (jouant son propre rôle dans le film), une nouvelle pancarte, « je pourrais être votre grand-mère », et les passants, concernés, s’arrêtent pour donner. Dès le lendemain, Olivier croise dans les rues de Paris d’autres roumains, des jeunes, des femmes, des vieux qui ont reproduit la pancarte, sur les conseils de Ioana, sans comprendre ce qui était écrit dessus. Olivier hésite. Les aider ? Il va finalement s'y employer et devenir rapidement l'auteur de messages originaux qui touchent les parisiens au porte-feuille : ‘Parti de rien, arrivé nulle part’. ‘Dehors 24/24‘. ‘1E, ‘Etre humain’ ‘Une histoire à coucher dehors’ … Olivier s’attache à Ioana. Au bureau, personne ne comprend sa démarche… « Il va falloir choisir : le social ou le cabinet ». Olivier, l’avocat aux pancartes, finira par changer de vie …

Von Corinne Hyafil/Übersetzung Lara Janiatza

„Es gibt Schlimmeres, als Obdachlosen im Kampf ums Über-leben zu helfen, oder?"

Seit einigen Jahren zieren solche Pappschilder den Asphalt neben Obdachlosen oder rumänischen Einwanderern. Krake-lige Worte oft in holprigem Französisch, um Passanten eine Reaktion zu entlocken. Die Kunst, Botschaften auf diesem noblen und widerstandsfähigen Material zu verbreiten, das ist das Thema von „Ich könnte Ihre Großmutter sein“ (Original: „Je pourrais être votre grand-mère“, nicht in Deutschland er-schienen), einem Film des Regieduos Joël Catherin und Bernard Tanguy. Der Film hat zahlreiche Auszeichnungen erhalten, war für den César 2012 nominiert und schaffte es in die Vorauswahl für den diesjährigen Oscar.

Paris, im wohlhabenden Viertel La Madeleine. Hier wohnt Olivier, ein junger Anwalt für Unternehmensrecht mit schönen, großen Zähnen. Allmorgendlich, wenn er auf seinen Roller steigt, begrüßt ihn Ioana Geonea. Die alte Dame mit dem unscheinbaren Lächeln hat sich inmitten von Kartons und Tüten vor seinem Häuserblock niedergelassen. Sie kommt aus Rumänien und spricht kein einziges Wort Französisch.

Gerührt von der Ähnlichkeit mit seiner eigenen Großmutter, spricht er sie eines Morgens schließlich an. Er malt Ioana (die sich im Film selber darstellt) ein neues Pappschild, „Ich könnte Ihre Großmutter sein“ steht darauf. Seitdem halten viele Passanten, die sich betroffen fühlen, inne, um ihr etwas zu geben. Olivier begegnen nun in den Straßen von Paris andere Rumänen, darunter Jugendliche, Frauen und Alte, die seinen Spruch auf Ioanas Empfehlung hin abgemalt haben – ohne zu wissen, was darauf steht. Olivier zögert. Soll er ihnen helfen? Er nimmt sich ihnen schließlich an und wird so schnell zum Urheber rührender Sprüche, die den Parisern das Portemonnaie öffnen. „Aus dem Nichts gekommen, im Nirgendwo gelandet“, „24/24 Std. draußen“, „1,– E“, „Mensch“, „Eine unaussprech- liches Schicksal“... Olivier gewinnt Ioana lieb. Im Büro stößt sein Verhalten auf Ablehnung... „Ich muss mich wohl entscheiden: Soziales Engagement oder die Kanzlei“. Er verlässt die Kanzlei und krempelt sein Leben um.

Vom Nichts ins Nirgendwo/De nulle part a nulle part

toujours le beau rôle, et parfois même jamais. Mais que ceux qui ont eu à se mettre à nu ont quelque chose qui les différencie des autres. Ils jouent justes, ils ne font pas semblants. Helmut sera là aussi. Il est à l'initiative de ce projet. Il en a ressenti très vite le besoin. Il dirige le journal depuis 17 ans, mais il écrit des pièces et le théâtre est sa passion. Lorsqu'il a soulevé le couvercle de la rue, il a su d'emblée y trouver des choses à dire à la société. Une de ces pièces précédentes se déroulait dans un futur proche. L'histoire d'un camp d'entrainement où l'on enfermerait les chômeurs, privés de leurs droits élémentaires, et où l'on s'employerait à les rééduquer au travail... « Tres avant-gardiste, notera Helmut, mais terriblement prophétique ».

En cercle, ce mardi là l'échauffement se déroule comme d'habitude. On vocalise. On derouille les corps. On improvise. La colère. La joie. La peur. On se donne en spectacle. A tour de rôle. Et puis ensemble. J'observe les deux vendeurs que je connais de vue. Christophe a le corps émacié, le cheveu hir-sute et le mouvement gauche. Chez lui les mots volent, le débit est rapide, mais le geste ne suit pas. L'autre est son contraire. Incroyable présence physique, presque brutale.. mais les mots ne viennent pas. «Tu t'aperçois que ces gens ne sont pas diffé-rents des autres personnes dans la société. Certains sont dans leur corps, d'autres restent dans leur tête. Certains sont très intel-ligents, bardés de diplômes parfois. D'autres pas», m'explique Helmut en sortant. Il dit que le theâtre leur redonne une place. Il permet aux autres de les voir avec d'autres lunettes que celles du statut social, de la performance , et à eux de percevoir ce regard. « Cela leur redonne confiance ». Hanne lit des contes, écoute beaucoup, complimente. Elle aime ce qu'elle reçoit en échange. « Il en est passé tant dans cette troupe, des gens de toutes sortes. Je les ai tous gardés en mémoire ». Elle se souvient de Gisela, cette ancienne prostituée, totalement désinhibée, qui allait jusqu'à se mettre nue en scène. « Elle était tout simplement impressionnante . c'était drôle de voir la tête des gens ». Elle était aussi amoureuse de son proxénète. Elle a fini par grossir et mal vieillir mais son culot est resté intact et son théâtre fasci-nait les spectateurs. « Il y avait une sacré gonzesse dans cette bonne femme ».

Toutes les pièces de Trott-war ont été jouées dans de grand théatres. Et toutes ont reçues les honneurs de la presse. Parfois trop d'honneurs C'est comme si ces critiques en rajoutaient, mesurant la distance qui les séparaient d'avec les vivants. Helmut lui a choisi son camp, et son sujet. « Avec le théatre, conclut-il, on peut changer la société ».

von der ersten Stunde an, wird auch da sein. Sie erzählt von ihrem Beruf und ihrem Leben und enthüllt uns, weshalb man nicht immer oder gar nie die schönen Rollen bekommt. Sie spielen authentisch, geben es nicht nur vor. Helmut wird auch da sein. Das Projekt ttt entstand auf seine Initiative hin. Er leitet die Zeitung seit nunmehr 17 Jahren und schreibt auch Stücke. Als er mit dem Leben auf der Straße in Kontakt kam, spürte er auf Anhieb, dort auf Dinge zu stoßen, die er der Gesellschaft mitteilen musste. Eines der Stücke spielt in der nahen Zukunft. Es ist die Geschichte eines Trainingslagers, in dem Obdachlose ihrer Grundrechte beraubt, eingesperrt werden, um zu in die Arbeitswelt zu resozialisieren… „Sehr avantgardistisch, aber schrecklich prophetisch“, bemerkt Helmut.Wie jeden Dienstag, findet heute die Aufwärmung statt. Im Kreis werden Stimmübungen und Muskellockerungen gemacht. Wut, Freude, Angst – bei der Improvisation geben sie sich alle dem Schauspiel hin. Ich beobachte die beiden Verkäufer, die ich vom Sehen kenne. Christopher, ein überzeugter Linker, ist von ausgemergelter Statur, sein Haar zerzaust. Die Worte sprudeln in so wahnsinnigem Tempo aus ihm heraus, dass seine Gesten nicht hinterher kommen. Ein anderer ist genau das Gegenteil von ihm. Von beeindruckendem, fast brutalem Äußeren… aber er sagt kaum ein Wort. „Du wirst sehen, diese Leute sind nicht anders als andere Menschen unserer Gesellschaft. Manche sind sehr expressiv, andere introvertiert. Einige sind sehr intelligent, teilweise sogar diplomiert. Andere nicht.“, erklärt mir Helmut. Das Theater weise ihnen wieder einen Platz zu, den wir nicht aus dem sozialen Blick betrachten, wir schenken ihren Leistun-gen Beachtung. Diese wahrzunehmen liegt wiederum in ihrer Hand. „Das gibt ihnen ihr Vertrauen zurück.“. Hanne liest Mär-chen, hört viel zu. Sie macht gerne Komplimente, weil sie die Reaktionen darauf mag. „In dieser Truppe waren schon die unterschiedlichsten Menschen.“ Da wäre zum Beispiel Gisela, eine ehemalige Prostituierte, die sich ohne Hemmungen auch nackt auf der Bühne zeigte. „Sie war einfach nur beeindruckend.“. Gisela war auch mal in ihren Zuhälter verliebt. Seitdem hat sie zugenommen und ist sichtlich älter geworden, aber sie hat den Mut nie verloren und konnte die Zuschauer mit ihrem Spiel in den Bann ziehen. „Diese Frau hatte es in sich.“Alle Stücke von Trott-war wurden auf großen Bühnen aufgeführt und die Presse lobte sie in den höchsten Tönen. Mitunter zu viel; als würden diese Kritiken die Distanz zwischen den obdachlosen Darstellern und den Normalsterblichen noch vergrößern. Helmut hat sein Trainingslager und sein Thema gefunden. „Theater kann die Gesellschaft ändern!“, fasst er zusammen.

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Treffen mit Bernard Tanguy, Regisseur von „Ich könnte Ihre

Großmutter sein“

Rencontre avec Bernard Tanguy réalisateur de « Je pourrais être votre grand-mère »

Par Corinne Hyafil

Comment s’est construit le film ? Je connais Joël depuis très longtemps. Il m’a raconté son histoire et j’ai trouvé ça drôle et touchant : preuve qu'on faire le bien à peu de frais. On a dé-cidé d'en faire un film. Joël espérait que le regard de passants sur les SDF puisse changer. Pour lui ce film avait un rôle social, il se sentait très concerné, très militant. Moi j’ai cherché à faire un film drôle et artistiquement réussi. C’est la conjonction de nos deux personnalités qui a permis de faire un film léger mais profond en même temps. Lors des projections, les gens sortaient émus et affectés par le film, plus que je n’aurais pu l’imaginer.

Comment s’est passé le tournage dans le monde de la rueCela a été un tournage très difficile. Le fait de faire un film

avec des SDF roumains a suscité des jalousies dans la commu-nauté. D’autres Roumains sont venus perturber le tournage. Ca a été assez loin, il y a eu des menaces de mort, des bagarres sur le plateau, on a dû appeler la police. Je pense qu’il y a eu aussi un problème d’argent. Ils se sont dit : certains SDF gagnent de l’argent, pourquoi pas nous ? La plupart d’entre eux pensaient que la production était « Hollywood » alors que nous tournions un moyen métrage à 80.000 euros de budget. Ca a été vraiment pénible surtout pour les comédiens amateurs SDF qui ont tourné dans le film.La plupart ont dû quitter Paris, ils étaient devenus persona non gratta. Après, est-ce qu’il y avait des histoires de mafia là dedans, j’en sais rien, je n’en suis pas sûr, je pense que c’est avant tout un phénomène de jalousie et de territoires.

Avez vous eu peur qu’il puisse y avoir récupération de votre scénario? Comme une prémonition, nous l’avions évoqué un

Von Corinne Hyafil/Übersetzung Lara Janitza

Wie ist der Film entstanden? Ich kenne Joël seit Langem. Er hat mir seine Geschichte erzählt und ich fand sie witzig und berüh-rend: ein Beweis, dass man ohne großen Aufwand Gutes tun kann. Wir wollten einen Film daraus machen. Joël wollte damit auch das Image von Obdachlosen ändern. Ihm liegt die soziale Botschaft des Films sehr am Herzen, da sie Teil seines Lebens ist. Deshalb hat er sich sehr dafür eingesetzt. Ich selbst wollte einen witzigen und künstlerisch ansprechenden Film machen. Die Verschmelzung unserer Ideen und Intentionen ergab einen heitereren und zugleich tiefgründigen Film. Die Reaktion des Publikums haben meine Erwartungen übertroffen: die Zuschauer waren wirklich gerührt und tief bewegt.

Wie gestalteten sich die Dreharbeiten mit den Obdachlosen? Der Dreh war ziemlich kompliziert. Dass wir einen Film mit ru-mänischen Obdachlosen gemacht haben, hat viel Neid unter diesen Kreisen hervorgerufen. Andere Rumänen haben versucht, die Dreharbeiten zu sabotieren. Das ging ziemlich weit, es gab Morddrohungen und Schlägereien vor laufender Kamera, sodass wir die Polizei rufen mussten. Wahrscheinlich dachten sie sich: „Die verdienen Geld damit, das wollen wir auch!“. Aber es war alles andere als eine Hollywood-Produktion, unser Budget lag nur bei 80.000 Euro. Das war wirklich hart, vor allem für die obdachlosen Laien-Darsteller. Die meisten wurden regelrecht zu personae non grata und mussten Paris verlassen. Ich bin mir nicht sicher, ob nicht auch eine Art Mafia dabei eine Rolle spielte, aber ich glaube, es ging vor allem um Neid und Revier-Kämpfe.

Hatten Sie Angst, dass ihr Drehbuch in abgewandelter Form wieder aufgegriffen wird? In einer Art Vorahnung haben wir am

Ende des Films darauf angespielt. Der Direktor der Kanzlei sagt zu Jérôme: „Bravo, die Aktionäre sind zufrieden, das trifft sich gut für den Ruf der Firma!“. Dass auch die uneigennützigste Tat am Ende zweckentfremdet wird, ist eine der Botschaften unseres Films

Was ist aus den Schauspielern geworden? Wir konnten nicht einfach mit ihnen drehen und sie danach wieder fortschicken. Die Hälfte von ihnen ist aus Angst vor Vergeltungsmaßnahmen untergetaucht. Für die anderen, vor allem unsere „Großmutter“ Ioana Geonea, haben wir uns eingesetzt. Wir haben Ioana ge-fragt, ob sie in Paris bleiben oder nach Rumänien zurück gehen möchte. Sie hat sich für Rumänien entschieden und ist dorthin zu ihrer Familie zurückgekehrt. Über drei Ecken haben wir je-manden ausfindig gemacht, der ihr monatlich finanzielle Unter- stützung bietet. Mit dem Betteln und Schilder-Bemalen ist’s nun vorbei.

petit peu dans le scénario puisqu’à la fin du film le patron du cabinet d’avocat dit à Jérôme : « bravo, les actionnaires sont contents, c’est très bon pour l’image de la boite » ; C’est aussi un des messages du film : que même les bonnes actions les plus désintéressées finissent toujours par être récupérées.

Que sont devenus vos acteurs ? On ne pouvait pas tourner avec des gens à la rue pendant le film et après leur dire tchao et basta. La moitié d’entre eux ont disparu dans la nature par peur des représailles. Pour les autres en particulier la grand-mère, Ioana Geonea, nous avons essayé de faire quelque chose. Nous lui avons demandé si elle voulait rester à Paris ou si elle voulait retourner vivre en Roumanie. Elle a choisit la Roumanie, est repartie là bas retrouver sa famille et nous avons trouvé, par connaissance, un mécène qui lui verse de l’argent tous les mois. Fini la manche et les écriteaux de carton.

Photos: Charlotte Tanguy

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AuswirkungenENCADRE

Par Corinne Hyafil

La communication se nourrit dans la rue. Deux ans après sa création, « Je pourrais être votre grand-

mère » a-t-il inspiré le monde de la communication? Petit tour d’horizon

Un humoriste, Luigi Li, a lancé une opération « Un sourire svp » ; Accompagné d’un photographe, il a traversé Paris à la rencontre de SDF pour leur proposer de remplacer l’habituelle pancarte « 1 euro SVP » par des pancartes « vanne ». Les messages ? "Abracadra !!! ...Et merde, je suis encore dans la rue…", "J’ai perdu ma situation… vous ne l’auriez pas retrouvée par hasard ?!!", ..

Côté agence de communication, une entreprise américaine, et non des moindres, Olvigny, a donné la parole aux SDF et transformé chacun d’entre eux en client privilégié, les aidant à réaliser un écriteau « au plus près de leur personnalité ».

De l’autre côté de la Manche, cette fois, une agence britan-nique l’Agence Purplefeather, a surfé sur le pouvoir des mots « The power of word ». Un aveugle attend depuis de longues heures avec son écriteau: « je suis aveugle ». Une femme passe, retourne la pancarte et écrit « c’est un merveilleux jour et je ne peux pas le voir ». Comme dans la vie rêvée, la soucoupe se remplit d’argent sonnant. ..

Von Corinne Hyafil/Übersetzung Lara Janitza

Die öffentliche Meinung entsteht in den Straßen Hat sich, zwei Jahre nach „Ich könnte Ihre Großmutter sein“,

in der öffentlichen Meinung etwas getan? Ein kleiner Überblick.Der Komiker Luigi Li hat die Aktion „Ein Lächeln bitte“ ins

Leben gerufen, für die er, einen Fotografen im Schlepptau, Paris durchquert und Obdachlosen vorschlägt, ihr Standard-Schildchen „1 Euro bitte“ mit witzigeren einzutauschen. Die neuen Botschaften lauten „Abrakadabra !!! … Mist, immer noch auf der Straße…“, „Ich habe meinen Job verloren... Haben Sie ihn zufällig gefunden?!!“.

Was Kommunikationsagenturen angeht, gibt ein amerika-nisches Unternehmen, noch dazu nicht irgendeines, Olvigny, Obdachlosen eine Stimme und hilft ihnen als privilegierte Klien-ten, bei dem Entwurf eines „ihrer Persönlichkeit entsprechenden Aushängeschildes“.

Auf der anderen Seite des Ärmelkanals hat sich mit Purple- feather auch eine britische Agentur der Macht der Worte bedient. „The power of word“: Ein Blinder mit dem Schild „Ich bin blind“ wartet stundenlang vergebens auf Almosen. Eine vorbeikommende Frau dreht es um und kritzelt: „Ein großartiger Tag und ich kann ihn nicht sehen“ darauf – wie aus Zauber- hand klirrt das Geld.

Soziales Projekt mit Aussicht

Projet social avec vue

Par Nadya Charvet

A l'image de ces « Portraits chics » (voie p. 52-55) qui pré-sentent les salariés en insertion de Défi « tels qu'ils sont vraiment : rieurs, souriants, drôles, touchants et beaux souvent », voici l'histoire d'une entreprise qui réenchante le social.

Ce n'est pas du cinéma mais ça y ressemble. Au mois de décembre dernier, le Président de la république, François Hollande, s'est invité à l'inauguration des nouveaux locaux d´Emmaüs Défi. Il ne l'a pas fait au hasard. « La France, a t'il dit en subtance, a besoin d'entreprises comme la vôtre pour inventer les moyens de ne plus laisser personne sur le bord du chemin ». C'était chic, et c'était mérité.

Emmaüs Défi est une entreprise atypique dans le secteur social. Il suffit de passer la porte du 40 rue Riquet dans le XIXeme arrondissement de Paris pour s'en persuader. A pre-mière vue, l'endroit évoque un de ces concepts store branchés de la capitale, déco lèchée, couleurs acidulées, meubles et présentoirs en matériaux de récup, déclinaison par univers (la femme, l'homme, le jouet, le livre, etc). Bienvenue dans le plus grand magasin de France alimenté par des dons.

Ces dons viennent de particuliers ou

d'entreprises partenaires, comme le distributeur Carrefour qui rétrocède à Emmaüs Défi une partie de ses invendus. Au 40 rue Riquet, on achète à peu près de tout à des prix défiants toute concurrence. Pour faire tourner la boutique, Emmaüs Défi emploie plus d'une centaine de personnes à récupérer la mar-chandise, la trier, la retaper au besoin, la mettre en magasin, et bien sûr la vendre ou la recycler.

Signe particulier, ici on recrute tous ceux que le monde du travail a rejeté : des sans qualif, des étrangers, des trop vieux, des malades, et des gens à la rue. Pas de critères à l'embauche, pas de sélection à l'entrée.

Défi est à l'ori-gine d'un dispo-

sitif unique baptisé Premières heures qui lui permet d'embau-cher des gens très désocialisés, d'abord quelques heures par semaine, puis en travaillant étroitement avec les services sociaux de la ville qui se chargent en même temps de leur trouver un toit, d'augmenter leurs heures jusqu'à les intégrer. Sur 10 personnes entrées par ce dispositif, 8 ont ensuite signé

Von Nadya Charvet/Übersetzung Lara Janitza

Angesichts der „Portraits chics" (siehe Seite 52 ff.), die Angestellte des Emmaüs Défi in Paris zeigen, „wie sie wirklich sind: lachend, lächelnd, witzig, rührend, und oft schön“, hier die Geschichte eines Unternehmens, das den sozialen Bereich wieder aufleben lässt.

Auch wenn es kein Kino ist, erinnert es daran. Vergangenen Dezember hat sich der französische Präsident, François Hol-lande, zur Eröffnung der neuen Emmaüs Défi-Geschäfts- und -Verkaufsräume eingeladen. Das kommt nicht von ungefähr. „Frankreich“, sagt er im Wesentlichen, „braucht Unternehmen wie das Ihre, um Mittel und Wege zu finden, niemanden auf der Strecke zu lassen.“ Das war edel und ein verdientes Lob. Im sozialen Sektor ist Emmaüs Défi ein atypisches Unterfangen. Man muss nur durch die Tür der Rue Riquet Nummer 40 im 19. Pariser Arrdonissement treten, um sich selbst davon zu überzeu-gen. Auf den ersten Blick scheint es einer dieser angesagten concept stores der französischen Hauptstadt zu sein, ausgefeilte Deko, grelle Farben, Möbel und Präsentationsflächen aus ge-brauchten Materialien, thematische Anordnung der Bereiche (Frauen, Männer, Spielwaren, Bücher, usw.). Willkommen im größten Geschäft Frankreichs, dessen Angebot allein aus Spenden besteht.

Die Spenden stam-men allesamt von

Privatpersonen oder Partnerunternehmen wie der Vertriebsgesell-schaft Carrefour, die einen Teil ihrer Restposten Emmaüs Défi überlässt. In der Rue Riquet Nr. 40 kann man fast alles zu Preisen ergattern, die außer Konkurrenz stehen. Um den Laden zu schmeißen, beschäftigt Emmaüs über hundert Mitarbeiter, die die Ware einsammeln, aussortieren, bei Bedarf reparieren, im Geschäft platzieren und sie natürlich verkaufen oder recyceln.

Unverkennbares (Marken-)Zeichen: hier werden ausschließ-lich solche angeworben, die der Arbeitsmarkt ausgestoßen hat, also Menschen ohne besondere Qualifikationen, Ausländer, zu Alte, Kranke und Menschen von der Straße. Keine Einstellungs-kriterien, keine Auslese beim Einstieg.

Emmaüs Déf i ha t

eine einmalige Maßnahme namens Premières heures in die Wege geleitet, deren Ziel es ist, von der Gesellschaft ausge-

Jeder kann sich beteiligen

Tout le monde met au pot

A la pointe de l’innovation

Auf dem Innovationshöhepunkt

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Emmaüs Défi, l´innovateur social/Vom Kopf auf die Füße

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stoßene Menschen wider einzugliedern. Hierzu werden sie zunächst für ein paar Wochenstunden angestellt, ihnen werden, in enger Zusammenarbeit mit städtischen Sozialeinrichtungen, Unterkünfte zur Verfügung gestellt und ihre Arbeitszeit wird schließlich erhöht.

Von zehn Personen, die diese Maßnahme in Anspruch nehmen, unterzeichnen acht einen Arbeitsvertrag, erhalten einen Wohn-heimplatz und finden zurück zu einem geregelten Leben …

Die Reformierung des Sozialwesens ist für Emmaüs Défi Pro-gramm: Innerhalb von fünf Jahren hat das Unternehmen eine Art solidarisches Telefonieren ins Leben gerufen, das Mittellosen Zugang zu Mobiltelefonen ermöglicht, das heutzutage ver-gleichsweise essentiell ist wie Transportmöglichkeiten. Finanziert wird das Projekt vom französischen Anbieter SFR.

Emmaüs Défi hat auch eine solidarische Bank gegründet, die Familien für den Erstbezug ihrer Unterkunft eine Grundausstat-tung zur Verfügung stellt: Bett, Tisch, Ofen oder Fernseher, alles wird von der Vertriebsgesellschaft Carrefour geliefert, die diese originelle soziale Maßnahme unterstützt.

Was moti-viert SFR oder Carrefour, die Société Géné-

ral oder die Gruppe Vinci, um nur einige zu nennen, sich an einem solchen Unterfangen zu beteiligen? Selbstverständlich gibt es hierauf vielerlei Antworten. Ein Grund für ihr Engage-

ment lässt sich zurückführen auf den Gründer von Emmaüs Défi: Charles-Edouard Vincent ist selbst eine Art leuchtendes UFO am Himmel des Sozialen. Nach seinem Studium an der Stanford University war der Polytechniker als Marketing-Leiter namhafter Unternehmen tätig. Vor fünf Jahren entschied Vincent sich, sein Können in den Dienst eines sozialen und solidarischen Projekts zu setzen. Emmaüs bot dafür die Gelegenheit. Der Weg dorthin war nicht einfach. Um Emmaüs Défi aus dem Nichts aufzubauen, hat er sich mit Persönlichkeiten unterschiedlichster Branchen umgeben: mit Bänkern, Unternehmensberatern, Werbe- Experten und natürlich solchen aus dem Sozialwesen. Allesamt Partner, die den Unternehmensdschungel durchschauen oder die örtlichen Gegebenheiten kennen und in sozialer Betreuung glänzen. Und es hat funktioniert. Dass namhafte Firmen Vincent auf dem Fuße folgen, an die 200 Freiwillige jeden sozialen Milieus für Emmaüs Défi arbeiten und auch die Behörden dieses kleine aufsteigende Gefüge fördern, dann deshalb, weil Solida- rität gegenüber Benachteiligten unserer Gesellschaft, dem Begriff der Arbeit einen Sinn verleiht. Angesichts der derzeiti- gen Krise mausert sich ein solches Ansinnen zum heiß ersehnten heiligen Gral.

un contrat, obtenu une place dans un foyer, et retrouvé le cours d'une vie plus normale...

L'innovation sociale est ici une raison d'être. En 5 ans, Défi a inventé la téléphonie solidaire, financé par l'opérateur SFR, qui offre aux plus démunis l'accès à un téléphone mobile, tant il qu'être privé de téléphone est aujourd'hui un handicap social au même titre qu'être privé de transport. Elle a monté une banque solidaire de l'équipement qui fournit à des familles qui accèdent pour la première fois à un logement, leur kit de départ : lit, table, four ou téléviseur, le tout livré par Carrefour qui appuie ce dispositif social inédit.

Mais qu'est ce que SRF ou Car-refour , la Société Générale ou le

groupe Vinci, pour n'en citer que quelques-uns, viennent faire dans une telle entreprise ? La réponse est évidemment multiple.

Une des raisons de leur investissement tient à la personnalité du créateur de Défi. Charles-Edouard Vincent est une sorte d'Ovni du social. Polytechnicien, diplômé de Standford, il a occupé des postes de direction marketing dans de grandes entreprises. Il y a cinq ans, il a décidé de mettre ses compétences au services d'un projet social et solidaire. Emmaüs lui en a donné l'occasion. La suite ne va pas de soi, mais pour bâtir Défi, en partant de rien, il s'est entouré de personnalités venues d'horizons aussi divers que la banque d'affaires, le conseil, la publicité et le social bien entendu ; des collaborateurs qui connaissent bien le monde de l'entreprise, d'autres qui ont la maîtrise du terrain et de l'accompa-gnement social. Et ca fonctionne. Si des entreprises prestigieuses lui en emboitent le pas, si près de 200 bénévoles de tous les milieux travaillent régulièrement pour Défi, si les pouvoirs publics encouragent cette petite structure qui monte, c'est parce qu'aider les plus fragiles, redonne du sens au mot travail. Avec la crise que nous traversons, cette exigence est devenue un sacré graal !

Mehr Informationen im Internet unter www.emmaus-defi.orgWWW

Blick in die Verkaufsräume

À l´interieur du Marché Riquet

François Hollande besucht Emmaüs Dèfi

François Hollande chez Emmaüs Dèfi

Ein Spitzenreiter gleich einem UFO des Sozialwesens

Un leader qui s’apparente à un ovni du social

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Une réponse chic !

Eine pfiffige Antwort!

Par Nadya Charvet

L'histoire des portraits chics remonte à 2008. Elle a pour origine un article paru dans un quotidien français, un de ces papiers mal torché, écrit par un journaliste peu regardant. L'exclusion n'est pas un sujet facile à traiter mais pour rater sa cible à ce point, il fallait vraiment être mirot. L'article était titré : « Emmaüs Défi fait la retape de ses meubles». Les salariés n'ont pas apprécié; lorsqu'on en a un peu, beaucoup bavé dans la vie, ce qui est le cas de la plupart d'entre eux, on n'aime pas ceux qui tirent sur les ambulances. Même sans faire exprès.

« En réponse, j'ai eu l'idée de réaliser des portraits des salariés en installant un vrai studio photo dans les coulisses du magasin, en composant avec eux des personnages, en récu-pérant des accessoires, vêtements, pour les habiller, les coiffer, les rendre beaux, glamours, tellement loin de l'image qu'on se fait ordinairement de gens « comme eux » », explique Eve.

Brune, typée, toujours habillée à la façon de quelqu'un qui a quelque chose à retaper quelque part, Eve est le monsieur bricolage d'Emmaüs Défi. Elle dessine des magasins en forme d'appartement, créée des univers visuels que même les bou-tiques de luxe lui envient, retape des meubles en fin de vie ou transforme des objets ordinaires en création unique. « Les gens qui achètent chez nous n'ont pas d'argent, ce n'est pas une raison pour leur faire des magasins moches avec des produits au rabais». Elle dit que le beau aide les gens qui se sentent mal à aller mieux. Et elle le prouve. C'est une artiste du social, une militante du « qui peut le moins, peut le plus ». Avec elle c'est toujours le plus qui l'emporte.

Issue du monde la production audiovisuelle, Eve a longtemps sillonné l'Afrique, où elle s'est entichée de bricolage, couture, menus travaux, entre deux tournages, aidant des femmes à monter un atelier de stylisme, tissant ici, retapant là. Le social

Von Nadya Charvet/Übersetzung Lara Janitza

Die Geschichte der „Portraits chics” geht bis auf das Jahr 2008 zurück. Anlass war ein Artikel in einer französischen Tageszeitung, einem dieser dahin geschmierten Blätter, verfasst von einem ungenau arbeitenden Journalisten. Soziale Ausgren- zung ist sicherlich kein einfach zu behandelndes Thema, aber um seine Ziel derart zu verfehlen, muss man schon blind sein. Den Titel des Artikels „Emmaüs Défi geht auf Möbel-Strich“ haben die Mitarbeiter gar nicht zu schätzen gewusst; die meisten von ihnen haben in ihrem Leben gelitten – manche viel, manche weniger – und können als solche nichts mit der-art rücksichtslosen Menschen anfangen. Auch wenn diese es unabsichtlich sind.

„Als Gegenantwort hatte ich die Idee, eine Porträt-Serie von den Angestellten zu machen. Und zwar in einem Studio direkt in den Geschäften, um mit ihnen gemeinsam wahre Persönlich- keiten darzustellen. Wir haben Accessoires und Kleidung zu-sammen gesucht und sie frisiert, um sie schön und glamourös zu zeigen, so ganz anders als man sich „solche Leute“ vorstellt.“, erklärt Eve Gasparin. Angezogen wie jemand, der immer irgendwo etwas zu reparieren hat, ist die dunkelhaarige Eve die Bastlerin bei Emmaüs Défi. Sie streicht Läden wie Wohnun-gen an, entwirft Welten, um die sie selbst von Luxusboutiquen beneidet wird, sie poliert Möbel auf, die ihre besten Tage schon lange hinter sich haben oder verwandelt Alltagsgegen-stände in außergewöhnliche Einzelstücke. „Die Leute, die bei uns einkaufen, haben kein Geld, das ist kein Grund, hässliche Geschäfte mit zweitklassigen Produkten für sie zu machen.“ Eve ist überzeugt: Schönes hilft Menschen, denen es schlecht geht, sich besser zu fühlen. Und das beweist sie. Sie ist eine Künstlerin des Sozialen, eine Verfechterin des Mottos „Hat man erst einmal den Berg bezwungen, ist der Rest ein Kinderspiel“. Sie liebt Bergsteigen.

Eve kommt aus dem audiovisuellen Bereich und ist lange durch Afrika gezogen. Dort hat sie auch ihre Leidenschaften entdeckt: Heimwerken, Nähen, kleine Basteleien zwischen zwei Drehs, Weben hier und Zurechtbiegen da. Sie half auch Frauen bei der Gründung ihrer eigenen Designateliers, soziales Engagement war schon ihr zweiter Beruf geworden. Also mach-te Eve schließlich ihren einzigen daraus. Bis zur Fertigstellung der „Portraits chics“ hat es ein Jahr gebraucht: „Jeden Samstag, wenn der Verkauf losging, haben wir die Hinterräume des Ladens in ein Fotostudio verwandelt. Mit jedem Modell habe ich Stunden verbracht und über hundert Abzüge gemacht. Sie haben das Foto für den Katalog selbst ausgesucht.“ Und dann wurde für die Veröffentlichung des Katalogs ein sehr schicker

était déjà son deuxième métier. Elle a fini par en faire son métier tout court. Les portraits chics ont mis un an à voir le jour : « Chaque samedi, au moment de la vente, on transformait l'arrière boutique en studio. J'ai passé des heures avec chaque modèle, réalisés plus d'une centaine de clichés pour chacun d'eux. A la fin c'est eux qui ont choisi la photo qui figurerait sur le catalogue ». Et puis, il y a eu une soirée très chic pour sa sortie, avec tout le gratin parisien, du champagne, des petits fours. L'histoire ne dit pas si le journaliste par qui tout cela est arrivé était invité, mais pour les salariés, ce jour là, ces photos là, resteront pour toujours un magnifique pied de nez à nos idées reçues sur l'exclusion.

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Porträts – einmal anders/Changer le regard

Abend mit der ganzen Pariser Prominenz, mit Champagner und feinstem Gebäck veranstaltet. Es wurde uns nicht verraten, ob der Journalist, dem dies alles zu verdanken ist, auch eingeladen war, den Mitarbeitern zumindest bleiben dieser Tag und ihre Porträts in Erinnerung als gelungene Lektion, mit der sie uns mitsamt unseren Vorurteilen über sozial Ausgegrenzte an der Nase herum geführt haben.

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Bruno und der kleine Hund

Bruno et le petit chien

Franck und seine Souveniers

Franck et ses souvenirs

Les „portraits chics“ Bruno et Franck racontent „Portraits chics“ Bruno

und Franck erzählenBruno: Bruno arbeitete über zwei Jahre bei Emmaüs Défi. Für

den Ruhelosen war das schon lange. Er ist nicht zu übersehen, ein Mann von der Sorte, die nichts mehr aus der Ruhe bringt und vom Format XXL. Als Eve ihn zum ersten Mal fragte, ob sie ihn porträtieren dürfe, sagte er „Nein.”. Aber da sie sie sich nicht so leicht geschlagen gibt, gibt man ihr besser nach, um seine Ruhe zu haben. Mit ein wenig Geduld, Nadel und Faden haben die beiden einen Anzug für Bruno gefunden. Der kleine Hund war Eves Idee. Er gehört einer Stammkundin, die begeistert von der Idee war, ihn so der Nachwelt zu erhalten; Wenn auch in für ihn viel zu großen Händen. Bruno gefiel sein Porträt. So viel Aufmerksamkeit, wie er daraufhin folgte, ist Bruno nicht gewohnt. Seit dieser kurzen Phase ist er bereits seiner Wege gezogen. Dabei hatte er in einem Sozialwohn-heim sein eigenes Zimmer. „Das im Boden verschraubte Bett, der Schrank, der Tisch, die aussichtslosen Wände, wenn man arbeitet, geht das. Aber wenn man nicht mehr arbeitet...“ Momentan wohnt er in der Nähe vom Friedhof Père Lachaise – mit einem Kumpel, in einem Hauseingang.

Franck: Seine Laufbahn begann er in der Armee und so wollte Franck in Uniform mit dem Foto von General De Gaulle in den Händen für sein Porträt posieren. „Ich habe ihn schon immer bewundert.“. Seither hängen beide Fotos, sein eigenes und das des Generals bei ihm zu Hause. … Er ist ein kleines Schlitzohr, er hat dieses leichte Lispeln, das einen irgendwie davon abhält, ihn wirklich ernst zu nehmen. Das geht ihm mit uns allerdings genauso. Franck arbeitet nun als Aushilfe, er winkt Schüler morgens, mittags und abends über die Straße. Ein kleiner Verdienst neben dem Arbeitslosengeld. Er schlägt sich durch, wie er sagt, so habe er es schon immer getan. Und das durchaus mit Erfolg: „Stellen Sie sich vor, 1987 habe ich im nationalen Schulwesen als Angestellter 4.500 Euro im Monat verdient“. Nicht schlecht! Die Anstellung bei Emmaüs Défi kam gerade Recht während einer schlechten Phase. Nicht wirklich von der Straße: Wohnheimplätze, Gewieftheit und R.S.A. (= revenu de solidarite active, vergleichbar mit Hartz IV in Deutschland), reichen zum Überleben. Zwei Jahre ist er im Unternehmen geblieben. Ein Schlauberger, an den sich jeder erinnert, mit seinen Wortspielen, immer für ein Späßchen zu haben, ein Aufreißer und Angeber. Kurz, ein kleiner Mann mit großem Mundwerk.

Bruno : Bruno a travaillé 27 mois chez Emmaüs Défi . Et pour ce nomade de caractère, c'était déjà beaucoup. Le bonhomme ne passe pas inaperçu. Il a l'épaisseur des gens qui ont tout vécu, et la carrure qui va. XXXL. Lorsque Eve lui a proposé de lui tirer le portrait, sa première réaction a été : « non ». Mais comme Eve insiste toujours, mieux vaut dire oui, pour être tranquille. Il a fallu du temps et un peu de rafistolage pour lui trouver un costume à sa taille. Le mini chien c'était une idée de Eve. Il appartenait à une cliente fidèle, elle a été ravie à l'idée qu'il passe à la postérité. Même dans des mains trop grandes pour lui. Bruno a bien aimé son portrait. Les honneurs qui ont suivi. Ce n'est pas vraiment courant dans la vie de Bruno, les honneurs. Depuis cet épisode, il a repris la route. Il avait pour-tant une chambre à lui dans une résidence sociale. « Quand tu travailles, le lit à barreaux bloqué au sol, le placard, la table, les murs sans perspective, ca passe. Mais pas quand tu ne travailles plus ..». En ce moment, il loge près du Père Lachaise, avec un pote. Dans une entrée d'immeuble.

Franck : l'armée a été son premier métier. Il a voulu poser sur la photo en uniforme, avec le portrait du général De Gaulle. «Je l'ai toujours admiré». Les deux portraits, le sien et celui du grand homme, sont désormais accrochés chez lui... Sacré Franck, bonhomme et affable, avec ce léger cheveu sur la langue qui fait qu'on n'arrive pas vraiment à le prendre au sérieux. Lui nous plus d'ailleurs. Aujourd'hui, Franck fait les sorties d'école, comme vacataire, il fait traverser les enfants au feu, matin, midi et soir. Un petit boulot qu'il cumule avec le chômage. Il se débrouille comme il dit, il l'a toujours fait, à toutes les époques. Avec des hauts : « rendez-vous compte, dans l'éducation nationale, en 1987, comme agent, je gagnais 4500 francs par mois ». Pas mal ! Son embauche chez Emmaüs Défi est arrivée après une période basse. Pas vraiment la rue : les foyers, la démerde et le RSA pour survivre (475 euros par mois). Il est resté deux ans dans l'entreprise. Un lascar dont tout le monde se souvient, capable des jeux de mots les plus rapides du far ouest, amuseur, dragueur, fanfaron. En résumé un petit homme avec une grande bouche. Ca vous rappelle pas une blague ca ? Côa .

Porträts – einmal anders/Changer le regard

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5756 Robinson von der Verkehrsinsel/Robinson de la rocade

„C’est comme ça dans la rue“

„So ist das auf der Straße“

Denis vit depuis trois ans dans une baraque en bois près d'une rocade à Paris. Il va de petit boulot en petit boulot – et ne désespère pas de trouver un travail fixe.

Par Mathias Becker/Traduction de Claire Saillour

En ce soir de février, le froid s’insinue sous les vêtements, mais Denis ne pense pas à boutonner sa veste. Il vit depuis des années dans la rue, il a connu des jours plus froids. « Encore une demi-heure » dit, avec un sourire malicieux, ce Russe cos-taud. Encore une demi-heure et les lampadaires seront allumés ; et le câble qui sort de l’un d’entre eux servira à alimenter en électricité le radiateur soufflant de son réduit. « Quand je ferme la porte, ça chauffe vite », dit Denis, 33 ans, qui se grille un mégot de cigarette qu’il a pêché sur le chemin, aspire une bouffée et regarde défiler le trafic de fin de journée.

La maison de Denis fait trois mètres carrés et se trouve sur une bande effilée de no-man’s-land, coincée entre un haut mur et la sortie du périphérique, Denis l’a fabriquée lui-même il y a trois ans, avec des planches de bois et des bâches de plastique : le toit est posé en diagonale contre le mur, et forme ainsi une pièce triangulaire. La façade et les murs latéraux empêchent le vent de s’engouffrer. A l’intérieur, il y a de la place pour deux sacs de couchage, un petit coin cuisine, une radio, un radiateur soufflant. Une image de Jésus orne la porte d’entrée. Dans un camping on dirait : « normal ». Mais ici, plusieurs centaines de voitures passent quotidiennement en vrombissant devant son oreiller.

Si on demande aujourd’hui à Denis depuis quand il est arrivé de sa ville d’origine, il répond : « depuis 10 ans et 4 mois ». Comme s’il était en prison. Mais il se perçoit comme un homme libre et dort plus volontiers ici, dehors, que dans un foyer d’hébergement pour SDF. Il gagne un peu d’argent sur les chantiers. Et pourtant, sa vie est devenue une longue attente. 10 ans et 4 mois.

Denis avait 23 ans lorsqu’il voulut partir à la découverte du monde. Il avait une formation d'électricien, était en bonne san-té, fort, intelligent. Pourquoi ne parviendrait-il pas à construire quelque chose ? Il échoua à Paris, fut tout d’abord hébergé chez des amis et finit par atterrir dans la rue.

Denis lebt seit drei Jahren in einem Holzverschlag neben einer Umgehungsstraße in Paris. Er hangelt sich von Job zu Job – und gibt die Hoffnung auf eine feste Stelle nicht auf.

Von Mathias Becker

Die Kälte kriecht einem unter die Klamotten an diesem Februar- abend, doch Denis denkt nicht dran, seine Jacke zuzuknöpfen. Er lebt seit Jahren auf der Straße, er hat kältere Tage gesehen. „Eine halbe Stunde noch“, sagt der stämmige Russe und lächelt verschmitzt. Eine halbe Stunde noch, dann springen die Straßen- laternen an, und das Kabel, das aus einer von ihnen wächst, wird den Heizlüfter in seinem Verschlag mit Strom versorgen. „Wenn ich die Tür zumache, wird es schnell warm“, sagt Denis, 33, steckt sich einen Zigarettenstummel an, den er vom Gehweg gefischt hat, nimmt einen Zug und blickt dem vorbeiziehenden Feierabendverkehr nach.

Denis' Heim misst drei Quadratmeter und liegt auf einem spitz zulaufenden Streifen Niemandsland, eingeklemmt zwischen einer hohen Mauer und der Ausfahrt einer Umgehungsstraße in Paris. Denis hat es selbst gezimmert, vor drei Jahren, aus Holzplanken und Plastikfolie: Das Dach lehnt schräg an der Mauer, schafft einen dreieckigen Raum. Front- und Stirnwand verhindern, dass der Wind hindurchzieht. Drinnen haben zwei Schlafsäcke Platz, eine kleine Kochstelle, ein Radio, der Heiz- lüfter. Die Eingangstür schmückt ein Jesusbild. Auf einem Zelt-platz würde man sagen: Standard. Doch hier rauschen jeden Tag viele Hundert Autos an seinem Kopfkissen vorbei.

Wenn man Denis jetzt im Februar fragt, wann er aus seiner Heimatstadt kam, sagt er: „Vor zehn Jahren und vier Monaten.“ Als säße er im Knast. Dabei fühlt er sich eigentlich als freier Mann, schläft lieber hier draußen als in einer Obdachlosen- unterkunft, verdient sich ein wenig Geld auf Baustellen. Und doch ist sein Leben zu einem Warten geworden. Zehn Jahre und vier Monate. Denis war 23, als er in die Welt hinaus wollte. Er hatte Elektroinstallateur gelernt, war gesund, kräftig, clever. Warum sollte er es nicht schaffen, sich etwas aufzubauen? Er strandete in Paris, kam zunächst bei Bekannten unter und stand schließlich auf der Straße.

Heute sind seine Hände rau, ja hölzern vom Leben hier draußen, doch sein Lächeln ist sanft geblieben. Mit einem Schmun- zeln zeigt er auf seinen kleines Zuhause mit Sitzgruppe auf der Veranda und Wäscheleine im Vorgarten, sagt: „Voilà, das ist es!“ Sein kleines Anwesen. Seine Trutzburg der Willensstärke, geschaffen aus dem Nichts vom Robinson der Verkehrsinsel.

Denis duftet. Eben hat er sich in einer öffentlichen Dusche um die Ecke gewaschen und rasiert. Die Tüte mit dem Waschzeug hängt er zurück an ihren Haken, ehe er sich vor seine Hütte in einen Campingstuhl setzt. Seine Arbeitsschuhe glänzen, wie immer, wenn er mal wieder auf Jobsuche ist. Auftraggeber schätzen sein Geschick und seine Zuverlässigkeit. Und wollen doch nur 30 Euro pro Tag zahlen. „Aber manchmal hält ein Auto an, das Fenster fährt herunter und jemand drückt mir einen Schein in die Hand“, erzählt er. „Einfach so.“

Der Tag geht zur Neige. Denis sitzt auf einem Campingstuhl und beißt in ein Sandwich, das er vom „Resto du Coeur“, der Pariser Tafel, bekommen hat. Lieber würde er für seine Mahl-zeiten arbeiten, doch die Jobs kommen unregelmäßig. Ohne festen Wohnsitz kein Vertrag – und umgekehrt. Kürzlich sah es so aus, als würde ein Auftraggeber eine Ausnahme machen, dann hätte Denis sich vielleicht ein kleines Zimmer leisten können. Doch der Mann verschwand von der Bildfläche. „Vielleicht kommt er ja wieder“, sagt Denis und streckt die müden Beine von sich.

Mittlerweile leuchten die Straßenlaternen, doch der Abschnitt, auf dem Denis’ Stromquelle steht, ist dunkel geblieben. In der Nacht sollen die Temperaturen auf drei Grad sinken, doch Denis’ Heizung wird ausbleiben. „Wahrscheinlich liegt das an der Baustelle“, sagt Denis und reibt sich das rechte Auge. Es ist gerötet, entzündet, eine Salbe soll helfen. „Das wird schon wie-der.“ Das mit dem Strom, das mit dem Auge, das mit dem Job. So ist das auf der Straße, sagt Denis. Immer, wenn du denkst, du bist am Ende, kommt jemand und reicht dir die Hand.

Grafik/Graphiste: Lukas Taschler

Aujourd’hui ses mains sont rugueuses, raides mêmes d’avoir tant vécu dehors, et pourtant son sourire est resté doux. Il montre en souriant son petit chez-soi avec les chaises dans la véranda et les fils à étendre le linge dans le jardinet et dit : « Voilà, c’est ça ! » Sa petite propriété. Sa forteresse, construite comme par bravade par la force de sa volonté, créée à partir de rien par ce Robinson de la rocade.

Denis sent bon. Il vient tout juste de se doucher et de se raser aux bains publics du coin de la rue. Il accroche le sac plastique contenant ses affaires de toilette à un crochet, avant de s’asseoir sur l’une des chaises de camping devant sa cabane. Ses chaussures de travail brillent, comme toujours lorsqu’il est de nouveau à la recherche d’un travail. Les employeurs estiment son habileté et sa fiabilité. Mais ne veulent le rémunérer que 30 Euros par jour. « Parfois une voiture s’arrête, la vitre s’abaisse et quelqu’un me glisse un billet dans la main », raconte-t-il. « Juste comme ça. »

La journée touche à sa fin. Denis, sur une chaise de camping, mord dans un sandwich qu'on lui a donné aux Restos du cœur. Il préférerait travailler pour pouvoir se payer ses repas, mais le travail est irrégulier. Sans adresse fixe, pas de contrat, et récipro-quement. Récemment, un employeur avait semblé prêt à faire une exception, et Denis aurait peut-être pu se louer une petite chambre. Mais l'homme a disparu de la circulation. « Peut-être qu'il reviendra », dit Denis en étirant ses jambes fatiguées devant lui.

Entre temps, les lampadaires se sont allumés, mais le tronçon où se trouve la source de courant de Denis est resté dans le noir. Cette nuit, la température doit descendre à 3 degrés, et le radiateur de Denis restera éteint. „Ca vient probablement du chantier“, dit Denis qui se frotte l'oeil droit. Il est rouge, irrité, une crème lui ferait du bien. « Ca va aller ». Le courant, l'oeil, le travail. C'est comme ça dans la rue, dit Denis. Et quand tu penses que tu es au bout du rouleau, il y a toujours quelqu'un qui vient pour te tendre la main.

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Sozialstaat unter Druck

L’État-providence sous pression

Leere Sozialkassen/Les caisses sociales sont vidés

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La France et l’Allemagne connaissent un niveau de protection sociale qui se situe au premier rang en Europe. La somme des dépenses sociales correspond à un tiers de la richesse nationale (PIB), 33 pour cent en France et 31 pour cent en Allemagne. Pourtant, la croissance en berne et la montée du chômage ont vidé les caisses sociales et poussé nos deux pays à des réformes importantes et difficiles.

Deutschland und Frankreich zählen zu den europäischen Staaten mit dem höchsten sozialen Schutzniveau. Die Summe der sozialen Leistungen macht jeden dritten Euro der jährlichen Wirtschaftsleistung (Bruttosozialprodukt) aus, genauer: 33 Pro- zent in Frankreich, 31 Prozent in Deutschland. Verlangsamtes Wirtschaftswachstum und Arbeitslosigkeit haben über die Jahre aber erhebliche Löcher in die Sozialkassen gerissen und in bei-den Ländern einen erheblichen Reformdruck ausgelöst.

Von Dominik Grillmayer und Henrik Uterwedde

Der moderne Sozialstaat in Deutschland und Frankreich deckt Risiken wie Krankheit, Arbeitslosigkeit oder Berufsunfähigkeit ab, sichert die Finanzierung der Renten und sorgt für eine Grund- sicherung bei Bedürftigkeit. Ziel ist es, allen Menschen eine soziale Grundversorgung, aber auch die Teilhabe am öffent- lichen Leben zu erhalten. Das Sozialstaatsprinzip (Deutschland) oder die soziale Republik (Frankreich) sind Kerngedanken unse-rer politischen Verfassungen.

Dabei unterscheidet sich der Sozialstaat in seiner konkreten Form von Land zu Land teilweise erheblich. Er ist jeweils ein Er-gebnis der nationalen Geschichte. So hat in Deutschland Reichs-kanzler Bismarck schon 1878 die Grundlagen der heutigen Sozialversicherung gelegt – nicht ganz uneigennützig: Es galt, der aufstrebenden Arbeiterbewegung und der Sozialdemokratie das Wasser abzugraben. In Frankreich dagegen ist die heutige Sécurité sociale, im Volksmund auch gerne „La Sécu“ genannt, in ihrem Kern erst nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden.

Auch Organisation und Leistungen unterscheiden sich. Frank-reich ist für seine hohen Ausgaben für Familien bekannt – von der Versorgung mit Krippen, Tagesmüttern, Vorschulen und Ganz-

Par Dominik Grillmayer et Henrik Uterwedde

En Allemagne comme en France, l’État-providence couvre des risques individuels comme la maladie, le chômage ou l’invalidité, assure le financement des retraites et un revenu minimum. L’objectif est d’assurer une assistance de base maté-rielle mais l’inclusion sociale à tous les citoyens. Les principes de l’Etat social (Sozialstaat) en Allemagne et de la République sociale en France font partie du noyau dur de nos constitutions démocratiques.

Ceci n’empêche pas des différences parfois notables dans l’organisation concrète de nos modèles sociaux. Ceux-ci ont été forgés par l’histoire nationale respective. En Allemagne, le Chancelier Bismarck a posé les fondements de la sécurité sociale moderne dès 1878 – une politique de récupération accompagnant la répression du mouvement ouvrier et de la social-démocratie de l’époque. En France, la création de la Sécurité sociale moderne est plus récente avec les ordonnances de 1945.

Les différences se montrent aussi dans l’organisation et le type de prestations. La France est connue pour l’importance de l’ensemble de ses dépenses familiales – crèches et maternelles, prise en charge des enfants à l’école, allocations familiales,

tagsschulen über Kindergeld bis zu einem familienfreundlichen Steuerrecht. Nicht von ungefähr ist die Geburtenrate auch die höchste in Europa. Hier besteht in Deutschland noch großer Nachholbedarf, vor allem bei der Versorgung mit Kindertages-stätten und Ganztagsschulen. Umgekehrt gibt es in Deutschland seit 1995 die Pflegeversicherung; hier steht Frankreich noch vor der schwierigen Aufgabe, eine dauerhafte Finanzierung des Pflegerisikos zu organisieren.

Gemeinsam ist beiden Ländern, dass der Sozialstaat überwie-gend aus Arbeitgeber- und Arbeitnehmerbeiträgen finanziert wird, die jeweils vom Bruttolohn berechnet werden – im Gegen-satz zu den skandinavischen Ländern oder Großbritannien, wo die Finanzierung aus Steuermitteln erfolgt. Dabei sind wiederum große Unterschiede in der Verteilung der Lasten festzustellen: Während in Deutschland Arbeitgeber und Arbeitnehmer in etwa gleich viel beitragen, zahlen die Unternehmen in Frankreich deutlich mehr als die Beschäftigten in die Sozialkassen ein. Hier beginnen aber auch die Probleme. Die Einnahmen der Sozial-versicherung schwanken je nach Konjunkturlage. Gibt es kein Wachstum, gibt es weniger Beschäftigung, weniger Gehälter und damit auch weniger Einnahmen – und das gerade in einer Situation, wo die Ausgaben des Sozialstaats stark zunehmen. Dann geraten, wie derzeit in Frankreich, die Sozialkassen ins Defizit. In Wachstumsjahren dagegen sprudeln die Einnahmen aus Löhnen und Abgaben, wie aktuell in Deutschland, wo die einzelnen Sozialversicherungszweige Überschüsse aufweisen.

Aber nicht nur die Abhängigkeit von der Konjunktur ist ein Problem. Die Ausgaben des Sozialstaates sind in den vergangenen Jahrzehnten stärker gestiegen als die Wirtschaftsleistung: weil die Kosten im Gesundheitswesen wegen des medizinischen Fortschritts unaufhörlich

fiscalité favorable aux familles. Le lien avec le taux de natalité la plus haute en Europe paraît évident. Sur ce terrain, le besoin de rattrapage de l’Allemagne est énorme, notamment en ce qui concerne les infrastructures d’accueil des enfants dans le préscolaire et le scolaire. Par contre, la dépendance figure depuis 1995 parmi les risques sociaux assurés en Allemagne alors que la France cherche encore un mode de financement adéquat et durable.

Avec un poids dominant des cotisations sociales des em-ployeurs et des salariés, le financement de la sécurité sociale dans les deux pays se ressemble, et contraste avec le Royaume-Uni ou les pays scandinaves où le financement est assuré par les recettes fiscales. Encore qu’il y a des différences notables entre l’Allemagne, où les charges sont à peu près partagés par les employeurs et les salariés, et la France où les entreprises assurent la grande majorité des cotisations sociales. Ce mode de financement est à l’origine de nombre de problèmes de la sécurité sociale des deux pays : les recettes sont tributaires de la conjoncture économique. Quand la croissance n’est pas au rendez-vous, il y a moins d’emplois, moins de salaires, moins de cotisations – d’où un manque à gagner des caisses sociales exactement au moment où les besoins, et les dépenses, montent. Le résultat : un déficit des caisses sociales, comme actuellement en France. Avec la croissance allemande actuellement plus forte par contre, les salaires et par conséquent les cotisations sont en hausse, et les différentes branches de l’assurance sociale connaissent des excédents notables.

Il n’y a pas que la fluctuation des recettes au gré de la conjoncture qui fait problème. De manière régulière pendant les dernières décennies, les dépenses ont augmenté plus rapi-dement que les recettes, ceci pour plusieurs raisons : hausse des

Photo: © Felix Pergande – 123rf.com

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zunehmen, weil aufgrund der gestiegenen Lebenserwartung die Renten länger gezahlt werden müssen, oder weil die Zahl der Pflegebedürftigen stark anwächst.

Woher das Geld nehmen? Zunächst sind die Sozialversiche- rungsbeiträge angehoben worden, wodurch allerdings die Arbeitskosten der Unternehmen erhöht und damit Arbeitsplätze gefährdet werden. Deshalb ist in beiden Ländern zusätzlich der Staat durch direkte Zuschüsse an die Sozialkassen eingesprun-gen. Das belastet wiederum die öffentlichen Haushalte. Deshalb wurde versucht, alternative Finanzierungsquellen zu erschließen und damit Löhne und Gehälter zu entlasten. So hat Frankreich 1991 eine neue Sozialversicherungsabgabe geschaffen, die nicht nur Löhne, sondern auch andere Einkommen, z.B. aus Kapitalvermögen, besteuert.

Doch all das reicht nicht aus. In beiden Ländern versucht die Politik, auch die Ausgaben zu bremsen. Die Eigenbeteiligung steigt, etwa bei der Krankenversicherung; der Renteneintritt wird nach hinten verschoben; es gelten mitunter strengere Regeln für die Inanspruchnahme von Sozialleistungen. Deutschland hat zudem vor rund zehn Jahren den Einstieg in die private Vorsorge beschlossen, um den Druck auf die Sozialkassen zu lindern (Stichwort Riester-Rente). Ein weitreichender Schritt, den Frankreich bislang nicht vollzogen hat.

So sind Frankreich und Deutschland unter Reformstress: Beide wollen den Sozialstaat retten, müssen aber Leistungen kürzen oder begrenzen, um seine Finanzierbarkeit zu erhalten. Das schafft Unbehagen in der Bevölkerung. Für die derzeit bestehen-den Sozialsysteme in beiden Ländern bleibt der Schlüssel die Konjunktur. Wir erleben gerade in Deutschland, wie sehr Wachs-tum und steigende Beschäftigung die Situation entspannen, weil sie mehr Geld in die Sozialkassen spülen. Auch deshalb scheint es dringend geboten, den gegenwärtigen Sparkurs in Deutschland, Frankreich und Europa auch durch eine wachstums-fördernde Politik zu flankieren.

coûts de santé avec les progrès médicaux, meilleure espérance de vie et retraites payées pendant plus longtemps, développe-ment important du nombre des personnes en dépendance…

D’où prendre l’argent nécessaire ? On a d’abord augmenté les cotisations sociales, mais ceci a augmenté le coût du travail des entreprises et fini par menacer l’emploi. C’est pourquoi l’Etat a pris en charge une partie importante des coûts, et équilibré les budgets des caisses sociales. Mais cela a aggravé l’endet-tement des pouvoirs publics. Une alternative est d’élargir ou de redéployer le financement de la sécurité sociale, en le faisant porter par tous les revenus. C’est ce que la France a fait avec l’introduction de la CSG en 1991 qui taxe, en dehors des salaires, d’autres types de revenus (par exemple, sur le capital).

Néanmoins, l’élargissement des recettes ne suffit pas pour équilibrer les comptes. C’est pourquoi en France comme en Alle-magne, la politique s’efforce à freiner les dépenses : Le niveau de remboursement baisse dans l’assurance-maladie ; le départ en retraite est repoussé ; les prestations sociales sont soumises à des conditions plus strictes. De surcroît, une partie des risques se trouve privatisé comme c’est le cas en Allemagne, où les salariés sont poussés à souscrire des contrats d’épargne-retraite afin de compenser la baisse du taux de remplacement des retraites. C’est un pas que la France n’a pas (encore ?) franchi.

Ainsi, la France et l’Allemagne se trouvent dans la contrainte et sont poussées à la réforme de leurs systèmes de sécurité sociale. Les deux pays veulent sauvegarder leur modèle social, mais se voient contraints de rogner sur les prestations afin d’assurer leur financement durable. Ceci ne peut que provoquer des conflits sociaux. On voit aussi le rôle clé de la conjoncture, notamment de la croissance pour l’avenir de nos systèmes sociaux. Les Allemands peuvent en témoigner, qui ont vu à quel point la croissance et la dynamique de l’emploi ont amélioré la situation des caisses sociales du pays. C’est pourquoi il est impératif, en France, en Allemagne et en Europe, de compléter le nécessaire redressement des finances publiques par une véritable politique de la croissance.

Das Ludwigsburger Deutsch-Französische Institut besteht seit 1948 und ist ein unabhängiges Forschungs-, Dokumentations- und Beratungszentrum für Frankreich und die deutsch-französischen Beziehungen in Europa. Seine Tätigkeiten umfassen praxisorientierte Forschung, Erfahrungs- und Informationsaustausch, eine Fachbibliothek, Medienarbeit sowie Vorträge und Fortbildungen.

Le Deutsch-Französisches Institut (Institut Franco-Allemand) de Ludwigsburg est un institut indépendant de recherche, de documentation et d’expertise consacré à la France et aux relations franco-alle-mandes dans un contexte européen. Il réunit des activités de recherche orientées vers la pratique, la promotion ciblée de l’échange d’information et d’expérience d’un pays à l’autre, une bibliothèque spécialisée, ainsi que des conférences et des activités de formation.

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Herausgeber Trott-war e.V. Hauptstätter Straße 138a D-70178 Stuttgart (zugleich Anschrift aller Verantwortlichen) Homepage: www.trott-war.de

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