Mähdrescher. Im Juni und Juli bildet der Ko-Koriander … · Früchte zeigen zur Ernte ihre...

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Nach der Übernahme wird der Koriander auf Reinheit und Feuchte untersucht. Der Anbau des Koriander erfolgt im März bis April, sobald dies die Witterung erlaubt. Nach einigen Wochen zeigen sich erste zarte Be- stände, die der heimischen Petersilie zum Verwechseln ähnlich sind. Der Koriander ist nicht nur Brotgewürz, sondern gibt vielen Speisen eine besondere Note. Werden die Koriandersamen im Mörser zerstoßen, duftet es nach einer Mischung aus Zedernholz, Honig und Pfeffer. Kurz vor der Blüte hat sich der Bestand bestens entwickelt und macht mit seinem charakteristischen, würzigen Duft auf sich aufmerksam. Im Juni und Juli bildet der Ko- riander weißlich bis zartrosa Blütendolden aus. Koriander ist auch für die Bienen eine wichtige Pflanze und wird während der Blüte stark beflogen. Die „Koriander-Landwirte“ wer- den von den Mitarbeitern der Saatbau Linz beraten. Die Ernte der reifen Körner er- folgt etwa ab August mit dem Mähdrescher. Im Center Kefermarkt wird der Koriander aufbereitet und pro- duktspezifisch gelagert. Direkt nach der Ernte wird das Erntegut zu den Übernahmestel- len der Saatbau Linz geliefert. Vom Blatt zum Samen Fotos: Saatbau Linz, Kotányi Würze ist sein Lebenselixier Lust aufs Land: Einst waren Gewür- ze Luxusgut und wertvolles Geschenk, das Abenteurer von Reisen mitbrach- ten. Heute sind sie in jeder Küche zu finden. Welche Entwicklung haben die Gewürze gemacht? Erwin Kotányi: Die Bedeutung der Gewürze hat sich im Lauf der Jahrtau- sende völlig verändert. Früher wurden Safran, Vanille, Macis und andere exo- tische Gewürze mit Gold aufgewogen, machten so manche Städte und Herr- scher reich und veranlassten Koloni- almächte um die besten Gewürzrouten zu kämpfen. Heutzutage ist ein gut bestücktes Gewürzregal in der Küche ganz normal. In Zentral- und Osteuro- pa haben wir durch unsere mehr als 130-jährige Expertise mit Sicherheit dazu beigetragen, dass regionale und exotische Körner, Samen und Schoten zum festen Bestandteil in der hei- mische Küche geworden sind. Gewürze geben nicht nur Ge- schmack, ihre gesundheitliche Wir- kung wird immer stärker in den Vor- dergrund gestellt. Spürt man hier ei- nen Bedeutungswandel und wird das in der Kommunikation genützt? Kotányi: Die gesundheitliche Be- deutung von Kräutern und Gewürzen ist keine neue Entdeckung. Bereits die alten Ägypter hatten vor 4000 bis 5000 Jahren Zwiebel, Knoblauch, Wa- cholder und Kümmel nicht nur als Speisezutaten, sondern auch als Arz- neien und Schönheitspflege in Verwen- dung. Den Philosophen und Ärzten im alten Griechenland und Rom waren viele der Kräuter und Gewürze, die auch heute verwendet werden, schon vor 2500 Jahren bekannt. Sie wurden damals vor allem als Heilpflanzen ein- gesetzt. Hildegard von Bingen hatte im zwölften Jahrhundert große Bedeu- tung für den Anbau von Gewürz- und Heilpflanzen, weil sie das überlieferte Wissen der Griechen und Römer mit der Volksmedizin kombinierte und damit für einen größeren Per- sonenkreis zugänglich machte. In Bezug auf unsere Produkte stehen die drei Leitmotive Gesundheit, Innovation und Genuss im Mittelpunkt. Auch wenn unsere Gewürze eine große Vielfalt von ge- sundheitlichen Aspekten aufweisen, die ja auch in der Medizin eingesetzt werden, sind wir in unserer Kommu- nikation betreffend Wirkungsverspre- chen sehr vorsichtig. Welche Rolle spielt der regionale, sprich österreichische Anbau der Ge- würze? Kotányi: Da uns neben der Qualität auch die Regionalität unserer Produkte sehr wichtig ist, suchen wir immer nach Möglichkeiten unsere Rohware aus heimischer Ernte zu beziehen. So stammen beispielsweise 80 Prozent des Jahresbedarfs an Kotányi-Kümmel aus Anbaugebieten rund um Linz, den wir anschließend in 18 Länder expor- tieren. Auch beim Koriander sind wir sehr daran interessiert, regionale Be- zugsquellen in entsprechender Quali- tät und Menge zu finden. Womit würzen Sie am liebsten? Kotányi: Mein berufliches Leben ist auch stark von einer großen Leiden- schaft für unsere Produkte geprägt und so gibt es eine ganze Reihe von Lieb- lingsgewürzen. Mein Fa- vorit ist aber Rosmarin, ein Gewürz mit einer sehr starken und einzigartigen Geschmacksgebung, und als Fan der italienischen Küche, mit vielfältigen Anwendungen wie zum Beispiel das Rosmarin- huhn, ein nach Hausre- zept überliefertes Gericht meiner Frau. Fotos: Kotànyi Interview Erwin Kotányi, Leiter des Gewürzunternehmens Kotányi, im Gespräch. Erwin Kotányi lebt für seine Ge- würze. Koriander – Gewürz aus 1001 Nacht K oriander gehört zu den ältesten Kräutern, die als Gewürz- und Heilpflanze kultiviert wurden. Archäologische Funde dokumentieren, dass die Verwendung von Coriandrum sativum als Heilpflanze bis in die Stein- zeit zurückreicht und deren Samen- körner auch fernab in den Gräbern der Pharaonen beigelegt wurden. Auch Griechen und Römer würzten Speisen und Wein mit Koriander, das ist etwa im ältesten erhaltenen Kochbuch der Antike „De re coquinaria“ (Über die Kochkunst) belegt, in dem Koriander für mehr als 70 verschiedene Speisen empfohlen wird. Mit den frühen Kul- turvölkern fand der Koriander den Weg von Vorderasien bis nach Mitteleuropa und wird mittlerweile weltweit ange- baut, so auch in Österreich. Würze von Samen und Blättern Erst bei völliger Reife entwickelt Koriander sein angenehm würziges Aroma. Werden die Samenkörner im Mörser zerstoßen, duftet es nach einer Mischung aus Zedernholz, Honig und Pfeffer, beim Rösten denkt man un- willkürlich an ofenfrisches Brot. Da verwundert es nicht, dass Koriander im deutschsprachigen Raum zu den beliebtesten Brot- und Lebkuchenge- würzen zählt. Frisch gemahlener Ko- riandersamen eignet sich auch hervor- ragend zum Würzen von Fisch- und Fleischgerichten sowie zum Verfeinern von Salaten, Suppen, Saucen sowie Reis- und Gemüsespeisen. Hierzulan- de werden die Früchte auch für Pas- teten- und Wurstwürzmischungen sowie zum Einlegen von Gemüse ver- wendet. Das Aroma der Samen harmonisiert auch mit Obst und Mar- meladen z. B. aus Apfel, Birne oder Zwetschke. Weiters werden Öl und Samen zur Herstellung von Likören wie etwa Gin verwendet. Während die kugelförmigen Samen sich sowohl für süße als auch pikante Gericht bestens eignen, sind die Blätter von scharf-öligem Geschmack. Wegen des ähnlichen Aussehens mit unserer glattblättrigen Petersilie und des vor- wiegenden Gebrauchs in der fernöst- lichen Küche, wird Koriander auch als „Chinesische Petersilie“ bezeichnet. In der heimischen Küche verwendet, verleiht Koriandergrün Kohl- und Kür- bisgerichten, gedünsteten Karotten sowie Eier- oder Tomatensalat ein in- teressantes Aroma. Trostspender und Magenwunder Wie in der Küche findet der Korian- der seit der Antike auch in der Pflan- zenheilkunde Verwendung. Der hohe Gehalt an gesundheitsfördernden Phy- tonährstoffen und ätherischen Ölen im Koriander soll der Grund für dessen heilsame Wirkung sein. Koriander kann man wahlweise als Tee oder Tinktur anwenden. Neben dem Kori- anderkraut, welches in der naturheil- kundlichen Therapie zur Unterstüt- zung von Entgiftungs- und Reinigungs- kuren eingesetzt wird, und den Ko- rianderfrüchten, die bei Magen- und Darmbeschwerden empfehlenswert sind, kommt insbesondere dem Kori- anderöl eine besondere Bedeutung zu. Korianderöl ist ein ätherisches Öl, das vorwiegend aus reifen, getrockneten Früchten aber auch aus Blättern ge- wonnen werden kann. In der Volks- medizin wird Korianderöl traditionell bei schlecht heilenden Wunden ver- wendet. Das Öl wirkt antibakteriell, antiseptisch sowie leicht entzündungs- hemmend. Bei äußerlicher Anwen- dung des ätherischen Öls hat man eine positive Wirkung auf Muskeln und Gelenke. Korianderölhaltige Zuberei- tungen haben sich auch in der unter- stützenden äußerlichen Behandlung von Neurodermitis bewährt. Über die anregende Produktion von Encephalin – dies sind chemische Bo- tenstoffe, die heiter stimmen sollen und Schmerzen lindern können – zeigt Koriander seine positive Wirkung auf das geistige Wohlbefinden. Er hilft seelische Erschöpfung und Antriebs- schwäche zu überwinden, gereizte Nerven werden besänftigt und wirkt harmonisierend in stressigen und hek- tischen Zeiten. Koriander steht für die Klarheit und Reinheit der Gefühle. Er symbolisiert die Urkraft des Universums und der Schöpfung. Sein Duft weckt Sinnlich- keit und gibt Trost bei allen seelischen Verletzungen. Er inspiriert uns, die Gefühlsebene klarer und bewusster wahrzunehmen. Vielseitig – Koriander bringt Würze in die Küche und hilft bei Wehwehchen. Foto: Fotolia – seagames50 Foto: Fotolia – emuck Volksglaube Im Mittelalter war Koriander ein bewährtes Mittel, um sich Flöhe und Läuse vom Leib zu halten. Zudem sorgte das Kauen von Kori- andersamen für frischen Atem. Nicht nur in der arabischen Welt wird Koriander in den Legenden als Aphrodisiakum erwähnt. Dieser Ruf trug den Körnern den Namen Hoch- zeitskügelchen ein. Für einen Lie- bestrank werden – so sagt der Volksmund – reife Koriandersamen zerstoßen und Wein beigegeben. In China wiederum wurde der Kori- ander als Symbol für Unsterblichkeit verehrt. Top Qualität Im August ist der Bestand in Vollreife. Die anfangs grünlich-weißlichen Früchte zeigen zur Ernte ihre charakteristische gelblich bis rötlich- braune Färbung. Foto: Fotolia – unpict Zutaten: 50 g Meersalz 20 g Bohnenkraut 20 g Kerbel 20 g Basilikum 20 g Liebstöckelkraut 20 g Rosmarinblätter 20 g Koriander 20 g Bärlauchkraut 7-Kräuter-Salz Kalbfleischsülzchen Zutaten für ca. 4 Portionen: 35 dag Salatgurken, 40 dag gekochtes Kalbfleisch (z.B. Nuss, Schulter), 1/4 l klare Suppe, 4 Blatt Gelatine, 1 TL Petersilie (gehackt), Salz, Pfeffer, Essig, Öl Koriandersauce: 1 gestr. TL Korianderkörner, 1 TL gehackte Korianderblätter, 1/4 l Sauerrahm, Salz, Pfeffer, Zitronensaft Zubereitung: Für die Koriandersauce Korianderkörner ca. 1/2 Minute in einer trockenen Pfanne erhitzen und auskühlen lassen. Korianderblätter fein hacken. Beides mit dem Sauerrahm vermischen. Mit Salz, Pfeffer und ein paar Tropfen Zitronensaft abschmecken. Für die Sulz Terrinenform mit Frischhaltefolie auslegen. Gurke und gekochtes Kalbfleisch in kleine Würfel schneiden. Suppe erhitzen und mit Salz, Pfeffer und ei nigen Tropfen Essig abschmecken. Gelatine einweichen, ausdrücken und in der Suppe auflösen. Suppe abkühlen lassen, Petersilie sowie Gurken- und Fleischstückchen untermischen. In die Form geben, mit Folie zudecken und zum Festwerden mindestens sechs Stunden kühl stellen. Sulz aus der Form stürzen und Folie abziehen. Sulz in gleich dicke Scheiben schneiden und mit Koriandersauce anrichten. Quelle: AMA, Kalbfleischküche Zutaten: 30 g Koriandersamen 100 g weißer Kandis 3/4 l Korn (38 %) Zubereitung: Die Koriander- samen im Mör- ser zerstoßen. Den gestoßenen Koriander mit dem Kandis in den Korn geben. Die Flasche an einen warmen Ort stellen, ab und zu schütteln. Nach zirka drei Wochen alles durch einen Kaffeefilter gießen und den fertigen Kori- anderlikör kühlstellen. Gut für den Magen und verdauungsför- dernd. Quelle: „Gewürze“ von Markusine Gut- jahr, erschienen im Cadmos Verlag Korianderlikör Foto: Fotolia – Zerbor Foto: Stefan Liewehr Für ca. 4 Portionen: 500 g Karotten (gewürfelt), 1 großer Kohlrabi (gewürfelt), 1 Zwiebel (feinwürfelig), 2 EL Limetten- oder Zitronen- saft, 100 ml Weißwein, 1 EL Butter, 1 EL Öl, 1 Prise Kori- ander (getrocknet und gerie- ben), 900 ml Gemüsefond, 4 EL Sauerrahm, 5 EL frischer Koriander Zubereitung: Öl mit der Butter erhitzen, Zwiebel, Karotten und Kohlrabi darin anschwitzen. Mit dem Weißwein ablöschen und mit dem Gemüsefond aufgießen und zum Kochen bringen. Geriebenen Koriander hinzufügen und 10 bis 15 Min. köcheln lassen, bis das Gemüse weich ist. Mit dem Pürierstab mixen und mit Limetten-/ Zitronensaft und Salz abschmecken. Den Sauerrahm verrühren und jeweils 1 EL auf die in Tellern angerichtete Suppe geben. Den frischen Koriander hacken und darüber streuen. Karotten-Koriander-Suppe Foto: Fotolia – Fontanis Koriander aus heimischem Anbau Zubereitung: Alle Zutaten werden mit dem Mörser so lange gemahlen, bis das Salz die grüne Farbe der Kräuter angenommen hat. Gemischt mit ein paar Blüten verfeinert es nicht nur die verschiedensten Speisen, sondern sieht auch schön aus. Quelle: Altes Kräuterwissen neu entdeckt, erschienen im BLV Buchverlag Saatbau Linz Der überwiegende Teil des Korianderbedarfs wird von Österreich importiert, vor allem aus Kasachstan. In den letzten Jahren stieg aber der Wunsch von Konsumenten nach Produkten aus regionalem Anbau. Die Saatbau Linz produziert daher Koriander mit Landwirten in Österreich. Die Bauern werden vom Anbau bis zur Ernte fachmännisch betreut und liefern die Rohware direkt vom Feld in Übernahmestellen ab. Dort wird sie auf Reinheit, Feuchtigkeit und Besatz untersucht und in unterschiedliche Qualitäten eingeteilt. Nach einer schonenden Trocknung durchläuft der Koriander im Kräuter- und Gewürze-Center in Kefermarkt die Vorreinigung. Die nun fertige Rohware wird bis zum nächsten Arbeitsschritt, der Hauptreinigung, zwischengelagert. Dabei durchläuft der Koriander technisch unterschiedliche Reinigungsmaschinen. Bevor das fertige Produkt abgefüllt bzw. ausgeliefert wird, erfolgen eine Vielzahl an Analysen durch externe akkredi- tierte Untersuchungsanstalten auf Lebensmittelsicherheit. Nur dadurch kann die Qualität ge- währleistet werden, die Kunden hinsichtlich Hygiene und Pro- duktsicherheit verlangen. Center Kefermarkt Die Saatbau Linz betreibt in Kefer- markt eine der modernsten Anlagen seiner Art in Europa. Hier werden der geerntete Koriander, aber auch viele andere Gewürze und Backsaaten nach höchsten Standards und strengen Qualitäts- und Hygienekriterien aufbe- reitet und produktspezi- fisch gelagert. Seit 2010 ist der Betrieb bio-zertifiziert, sodass neben konventionellen Produkten auch Bio-Produkte angeboten wer- den können. Diese einzigartigen technischen Res- sourcen bilden die Basis für eine erfolgreiche Ver- marktung. Foto: Fotolia – emuck Foto: Kotànyi

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Nach der Übernahme wird der Koriander auf Reinheit und Feuchte untersucht.

Der Anbau des Koriander erfolgt im März bis April, sobald dies die Witterung erlaubt. Nach einigen Wochen zeigen sich erste zarte Be-stände, die der heimischen Petersilie zum Verwechseln ähnlich sind.

Der Koriander ist nicht nur Brotgewürz, sondern gibt vielen Speisen eine besondere Note. Werden die Koriandersamen im Mörser zerstoßen, duftet es nach einer Mischung aus Zedernholz, Honig und Pfeffer.

Kurz vor der Blüte hat sich der Bestand bestens entwickelt und macht mit seinem charakteristischen, würzigen Duft auf sich aufmerksam.

Im Juni und Juli bildet der Ko-riander weißlich bis zartrosa Blütendolden aus.

Koriander ist auch für die Bienen eine wichtige Pfl anze und wird während der Blüte stark befl ogen.

Die „Koriander-Landwirte“ wer-den von den Mitarbeitern der Saatbau Linz beraten.

Die Ernte der reifen Körner er-folgt etwa ab August mit dem Mähdrescher.

Im Center Kefermarkt wird der Koriander aufbereitet und pro-duktspezifi sch gelagert.

Direkt nach der Ernte wird das Erntegut zu den Übernahmestel-len der Saatbau Linz geliefert.V

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Würze ist sein LebenselixierLust aufs Land: Einst waren Gewür-

ze Luxusgut und wertvolles Geschenk, das Abenteurer von Reisen mitbrach-ten. Heute sind sie in jeder Küche zu finden. Welche Entwicklung haben die Gewürze gemacht?

Erwin Kotányi: Die Bedeutung der Gewürze hat sich im Lauf der Jahrtau-sende völlig verändert. Früher wurden Safran, Vanille, Macis und andere exo-tische Gewürze mit Gold aufgewogen, machten so manche Städte und Herr-scher reich und veranlassten Koloni-almächte um die besten Gewürzrouten zu kämpfen. Heutzutage ist ein gut bestücktes Gewürzregal in der Küche ganz normal. In Zentral- und Osteuro-pa haben wir durch unsere mehr als 130-jährige Expertise mit Sicherheit dazu beigetragen, dass regionale und exotische Körner, Samen und Schoten zum festen Bestandteil in der hei-mische Küche geworden sind.

Gewürze geben nicht nur Ge-schmack, ihre gesundheitliche Wir-kung wird immer stärker in den Vor-dergrund gestellt. Spürt man hier ei-nen Bedeutungswandel und wird das in der Kommunikation genützt?

Kotányi: Die gesundheitliche Be-deutung von Kräutern und Gewürzen ist keine neue Entdeckung. Bereits die alten Ägypter hatten vor 4000 bis 5000 Jahren Zwiebel, Knoblauch, Wa-cholder und Kümmel nicht nur als Speisezutaten, sondern auch als Arz-neien und Schönheitspflege in Verwen-dung. Den Philosophen und Ärzten im alten Griechenland und Rom waren viele der Kräuter und Gewürze, die auch heute verwendet werden, schon

vor 2500 Jahren bekannt. Sie wurden damals vor allem als Heilpflanzen ein-gesetzt. Hildegard von Bingen hatte im zwölften Jahrhundert große Bedeu-tung für den Anbau von Gewürz- und Heilpflanzen, weil sie das überlieferte Wissen der Griechen und Römer mit der Volksmedizin kombinierte und damit für einen größeren Per-sonenkreis zugänglich machte.

In Bezug auf unsere Produkte stehen die drei Leitmotive Gesundheit, Innovation und Genuss

im Mittelpunkt. Auch wenn unsere Gewürze eine große Vielfalt von ge-sundheitlichen Aspekten aufweisen, die ja auch in der Medizin eingesetzt werden, sind wir in unserer Kommu-nikation betreffend Wirkungsverspre-chen sehr vorsichtig.

Welche Rolle spielt der regionale, sprich österreichische Anbau der Ge-würze?

Kotányi: Da uns neben der Qualität auch die Regionalität unserer Produkte sehr wichtig ist, suchen wir immer nach Möglichkeiten unsere Rohware aus heimischer Ernte zu beziehen. So stammen beispielsweise 80 Prozent des Jahresbedarfs an Kotányi-Kümmel aus Anbaugebieten rund um Linz, den wir anschließend in 18 Länder expor-tieren. Auch beim Koriander sind wir sehr daran interessiert, regionale Be-zugsquellen in entsprechender Quali-tät und Menge zu finden.

Womit würzen Sie am liebsten?Kotányi: Mein berufliches Leben

ist auch stark von einer großen Leiden-schaft für unsere Produkte geprägt und so gibt es eine ganze Reihe von Lieb-

lingsgewürzen. Mein Fa-vorit ist aber Rosmarin, ein Gewürz mit einer sehr starken und einzigartigen Geschmacksgebung, und als Fan der italienischen Küche, mit vielfältigen Anwendungen wie zum Beispiel das Rosmarin-huhn, ein nach Hausre-zept überliefertes Gericht meiner Frau.

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Interview – Erwin Kotányi, Leiter des Gewürzunternehmens Kotányi, im Gespräch.

Erwin Kotányi lebt für seine Ge-würze.

Koriander – Gewürz aus 1001 NachtKoriander gehört zu den ältesten

Kräutern, die als Gewürz- und Heilpflanze kultiviert wurden.

Archäologische Funde dokumentieren, dass die Verwendung von Coriandrum sativum als Heilpflanze bis in die Stein-zeit zurückreicht und deren Samen-körner auch fernab in den Gräbern der Pharaonen beigelegt wurden. Auch Griechen und Römer würzten Speisen und Wein mit Koriander, das ist etwa im ältesten erhaltenen Kochbuch der Antike „De re coquinaria“ (Über die Kochkunst) belegt, in dem Koriander für mehr als 70 verschiedene Speisen empfohlen wird. Mit den frühen Kul-turvölkern fand der Koriander den Weg von Vorderasien bis nach Mitteleuropa und wird mittlerweile weltweit ange-baut, so auch in Österreich.

Würze von Samen und Blättern

Erst bei völliger Reife entwickelt Koriander sein angenehm würziges Aroma. Werden die Samenkörner im Mörser zerstoßen, duftet es nach einer Mischung aus Zedernholz, Honig und Pfeffer, beim Rösten denkt man un-willkürlich an ofenfrisches Brot. Da verwundert es nicht, dass Koriander im deutschsprachigen Raum zu den beliebtesten Brot- und Lebkuchenge-würzen zählt. Frisch gemahlener Ko-riandersamen eignet sich auch hervor-ragend zum Würzen von Fisch- und Fleischgerichten sowie zum Verfeinern von Salaten, Suppen, Saucen sowie

Reis- und Gemüsespeisen. Hierzulan-de werden die Früchte auch für Pas-teten- und Wurstwürzmischungen sowie zum Einlegen von Gemüse ver-wendet. Das Aroma der Samen harmonisiert auch mit Obst und Mar-meladen z. B. aus Apfel, Birne oder Zwetschke. Weiters werden Öl und Samen zur Herstellung von Likören wie etwa Gin verwendet.

Während die kugelförmigen Samen sich sowohl für süße als auch pikante Gericht bestens eignen, sind die Blätter von scharf-öligem Geschmack. Wegen des ähnlichen Aussehens mit unserer glattblättrigen Petersilie und des vor-wiegenden Gebrauchs in der fernöst-lichen Küche, wird Koriander auch als „Chinesische Petersilie“ bezeichnet. In der heimischen Küche verwendet, verleiht Koriandergrün Kohl- und Kür-bisgerichten, gedünsteten Karotten sowie Eier- oder Tomatensalat ein in-teressantes Aroma.

Trostspender und Magenwunder

Wie in der Küche findet der Korian-der seit der Antike auch in der Pflan-zenheilkunde Verwendung. Der hohe Gehalt an gesundheitsfördernden Phy-tonährstoffen und ätherischen Ölen im Koriander soll der Grund für dessen heilsame Wirkung sein. Koriander kann man wahlweise als Tee oder Tinktur anwenden. Neben dem Kori-anderkraut, welches in der naturheil-kundlichen Therapie zur Unterstüt-

zung von Entgiftungs- und Reinigungs-kuren eingesetzt wird, und den Ko-rianderfrüchten, die bei Magen- und Darmbeschwerden empfehlenswert sind, kommt insbesondere dem Kori-anderöl eine besondere Bedeutung zu. Korianderöl ist ein ätherisches Öl, das vorwiegend aus reifen, getrockneten Früchten aber auch aus Blättern ge-wonnen werden kann. In der Volks-medizin wird Korianderöl traditionell bei schlecht heilenden Wunden ver-wendet. Das Öl wirkt antibakteriell, antiseptisch sowie leicht entzündungs-hemmend. Bei äußerlicher Anwen-dung des ätherischen Öls hat man eine positive Wirkung auf Muskeln und Gelenke. Korianderölhaltige Zuberei-tungen haben sich auch in der unter-stützenden äußerlichen Behandlung von Neurodermitis bewährt.

Über die anregende Produktion von Encephalin – dies sind chemische Bo-tenstoffe, die heiter stimmen sollen und Schmerzen lindern können – zeigt Koriander seine positive Wirkung auf das geistige Wohlbefinden. Er hilft seelische Erschöpfung und Antriebs-schwäche zu überwinden, gereizte Nerven werden besänftigt und wirkt harmonisierend in stressigen und hek-tischen Zeiten.

Koriander steht für die Klarheit und Reinheit der Gefühle. Er symbolisiert die Urkraft des Universums und der Schöpfung. Sein Duft weckt Sinnlich-keit und gibt Trost bei allen seelischen Verletzungen. Er inspiriert uns, die Gefühlsebene klarer und bewusster wahrzunehmen.

Vielseitig – Koriander bringt Würze in die Küche und hilft bei Wehwehchen.

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Im Mittelalter war Koriander ein

bewährtes Mittel, um sich Flöhe

und Läuse vom Leib zu halten.

Zudem sorgte das Kauen von Kori-

andersamen für frischen Atem.

Nicht nur in der arabischen Welt

wird Koriander in den Legenden als

Aphrodisiakum erwähnt. Dieser Ruf

trug den Körnern den Namen Hoch-

zeitskügelchen ein. Für einen Lie-

bestrank werden – so sagt der

Volksmund – reife Koriandersamen

zerstoßen und Wein beigegeben.

In China wiederum wurde der Kori-

ander als Symbol für Unsterblichkeit

verehrt.

Top Qualität

Im August ist der Bestand in Vollreife. Die anfangs grünlich-weißlichen Früchte zeigen zur Ernte ihre charakteristische gelblich bis rötlich-braune Färbung.

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Zutaten: 50 g Meersalz20 g Bohnenkraut20 g Kerbel20 g Basilikum20 g Liebstöckelkraut20 g Rosmarinblätter20 g Koriander20 g Bärlauchkraut

7-Kräuter-SalzKalbfleischsülzchen

Zutaten für ca. 4 Portionen:35 dag Salatgurken, 40 dag gekochtes Kalbfleisch (z.B. Nuss, Schulter), 1/4 l klare Suppe, 4 Blatt Gelatine, 1 TL Petersilie (gehackt), Salz, Pfeffer, Essig, ÖlKoriandersauce: 1 gestr. TL Korianderkörner, 1 TL gehackte Korianderblätter, 1/4 l Sauerrahm, Salz, Pfeffer, Zitronensaft

Zubereitung: Für die Koriandersauce Korianderkörner ca. 1/2 Minute in einer trockenen Pfanne erhitzen und auskühlen lassen. Korianderblätter fein hacken. Beides mit dem Sauerrahm vermischen. Mit Salz, Pfeffer und ein paar Tropfen Zitronensaft abschmecken. Für die Sulz Terrinenform mit Frischhaltefolie auslegen. Gurke und gekochtes Kalbfleisch in kleine Würfel schneiden. Suppe erhitzen und mit Salz, Pfeffer und ei nigen Tropfen Essig abschmecken. Gelatine einweichen, ausdrücken und in der Suppe auflösen. Suppe abkühlen lassen, Pe tersilie sowie Gurken- und Fleischstückchen un termischen. In die Form geben, mit Folie zudecken und zum Festwerden mindes tens sechs Stunden kühl stellen. Sulz aus der Form stürzen und Folie abziehen. Sulz in gleich dicke Scheiben schneiden und mit Koriandersauce anrichten. Quelle: AMA, Kalbfleischküche

Zutaten: 30 g Koriandersamen100 g weißer Kandis3/4 l Korn (38 %)

Zubereitung:Die Koriander-samen im Mör-ser zerstoßen. Den gestoßenen Koriander mit dem Kandis in den Korn geben. Die Flasche an einen warmen Ort stellen, ab und zu schütteln. Nach zirka drei Wochen alles durch einen Kaffeefilter gießen und den fertigen Kori-anderlikör kühlstellen. Gut für den Magen und verdauungsför-dernd. Quelle: „Gewürze“ von Markusine Gut-jahr, erschienen im Cadmos Verlag

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Für ca. 4 Portionen:500 g Karotten (gewürfelt), 1 großer Kohlrabi (gewürfelt), 1 Zwiebel (feinwürfelig), 2 EL Limetten- oder Zitronen-saft, 100 ml Weißwein, 1 EL Butter, 1 EL Öl, 1 Prise Kori-ander (getrocknet und gerie-ben), 900 ml Gemüsefond, 4 EL Sauerrahm, 5 EL frischer Koriander

Zubereitung: Öl mit der Butter erhitzen, Zwiebel, Karotten und Kohlrabi darin anschwitzen. Mit dem Weißwein ablöschen und mit dem Gemüsefond aufgießen und zum Kochen bringen. Geriebenen Koriander hinzufügen und 10 bis 15 Min. köcheln lassen, bis das Gemüse weich ist. Mit dem Pürierstab mixen und mit Limetten-/Zitronensaft und Salz abschmecken. Den Sauerrahm verrühren und jeweils 1 EL auf die in Tellern angerichtete Suppe geben. Den frischen Koriander hacken und darüber streuen.

Karotten-Koriander-Suppe

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Koriander aus heimischem Anbau

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Zubereitung:Alle Zutaten werden mit dem Mörser so lange gemahlen, bis das Salz die grüne Farbe der Kräuter angenommen hat. Gemischt mit ein paar Blüten verfeinert es nicht nur die verschiedensten Speisen, sondern sieht auch schön aus.

Quelle: Altes Kräuterwissen neu entdeckt, erschienen im BLV Buchverlag

Saatbau Linz Der überwiegende Teil des Korianderbedarfs wird von Österreich importiert, vor allem aus Kasachstan. In den letzten Jahren stieg aber der Wunsch von Konsumenten nach Produkten aus regionalem Anbau. Die Saatbau Linz produziert daher Koriander mit Landwirten in Öster reich. Die Bauern werden vom Anbau bis zur Ernte fachmännisch betreut und liefern die Rohware direkt vom Feld in Übernahmestellen ab. Dort wird sie auf Reinheit, Feuchtigkeit und Besatz untersucht und in unterschiedliche Qualitäten eingeteilt. Nach einer schonenden Trocknung durchläuft der Koriander im Kräuter- und Gewürze-Center in Kefermarkt die Vorreinigung. Die nun fertige Rohware wird bis zum nächsten Arbeitsschritt, der Hauptreinigung, zwischengelagert. Dabei durchläuft der Koriander technisch unterschiedliche Reinigungsmaschinen.

Bevor das fertige Produkt abgefüllt bzw. ausgeliefert wird, erfolgen eine Vielzahl

an Analysen durch externe akkredi-tierte Untersuchungsanstalten auf Lebensmittelsicherheit. Nur dadurch kann die Qualität ge-währleistet werden, die Kunden hinsichtlich Hygiene und Pro-duktsicherheit verlangen.

Center Kefermarkt Die Saatbau Linz betreibt in Kefer-markt eine der modernsten Anlagen seiner Art in Europa. Hier werden

der geerntete Koriander, aber auch viele andere Gewürze

und Backsaaten nach höchs ten Standards und strengen Qualitäts- und

Hygienekriterien aufbe-reitet und produktspezi-

fisch gelagert. Seit 2010 ist der Betrieb bio-zertifiziert, sodass neben konventionellen Produkten auch Bio-Produkte angeboten wer-den können. Diese einzigartigen technischen Res-sourcen bilden die Basis für eine erfolgreiche Ver-marktung.

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