Maestro Gustav Kuhn T A G B L A T T D E R If undeliverable, … · 2017. 3. 20. · Maestro Gustav...

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Diesmal soll es mit den Ortsnamen endlich klappen LANDTAG: Gesetz frühestens Samstagabend über die Bühne – SVP: „Ziehen es durch“ – Klotz: „Bis zum Umfallen“ Bericht Seite 13 TERRORISMUS: Wütende Proteste gegen Mohammed-Film nehmen immer bedrohlichere Ausmaße an KAIRO/WASHINGTON (dpa). Bei einer Serie wütender Protes- te gegen diplomatische Vertre- tungen der USA in der islami- schen Welt sind gestern vier Menschen getötet und Dutzen- de verletzt worden. Aus Empö- rung über ein Schmäh-Video über den Propheten Moham- med griffen Demonstranten im Jemen und Ägypten diplomati- sche US-Vertretungen an. In Sa- naa wurden mindestens vier De- monstranten getötet, in Kairo Dutzende Menschen verletzt. Zuvor waren in dieser Woche vier Amerikaner in Libyen getö- tet worden, unter ihnen auch der US-Botschafter. Auch mit Blick auf die Freitagsgebete ver- suchte Ägyptens Präsident Mo- hammed Mursi die Wogen zu glätten. Im Jemen stürmten Demons- tranten die US-Botschaft in Sa- naa. Sie setzten Autos in Brand, ehe sie von Sicherheitskräften zurückgedrängt wurden. Dabei wurden vier Angreifer getötet, wie die Behörden meldeten. Zehn Menschen wurden ver- letzt. Lokale Medien berichte- ten, Präsident Abed Rabbo Man- sur Hadi habe sein Bedauern über die Gewalt ausgedrückt. Die Demonstranten hätten sich verantwortungslos verhalten, sagte er. Gewalt vor US-Botschaften In Kairo lieferten sich De- monstranten vor der US-Bot- schaft blutige Straßenschlachten mit der Polizei. Dabei wurden nach Angaben der Gesundheits- behörden mindestens 80 Men- schen verletzt. Unter den Ver- letzten seien auch zahlreiche Polizisten, hieß es. Vereinzelte Proteste wurden auch aus Afghanistan und Pakis- tan gemeldet. Aus Angst vor ge- walttätigen Demonstrationen gegen den umstrittenen Film be- gannen die afghanischen und die pakistanischen Behörden am Donnerstag mit der Sper- rung der Zugänge zur Internet- plattform Youtube. Höchste Zeit Zeit wär's! Höchste Zeit sogar. Dass aus „Bolzano“ ein amtli- ches „Bozen“ wird. Oder die Etsch auch als solche offiziell fließen darf. Es klingt wie ein schlechter Witz, ist aber traurige Realität: Die historisch gewach- senen Ortsnamen in Südtirol sind nach wie vor nur geduldet. Formell zählen nur die italieni- schen Bezeichnungen. Da- runter auch viele lachhafte Er- findungen. Jetzt scheint es end- lich möglich, den gordischen Knoten zu zerschlagen. Ohne Kompromiss wird es dabei aber kaum gehen. Auch wenn es nur ein fauler sein kann. Denn jede festgeschriebene faschistische Lüge ist ein Dolchstich zu viel. Und auch wenn jeder einzel- ne wehtut, ich kann damit le- ben. Viele Orte tun dies bereits seit Jahrzehnten, und wenn ein VORAUSGESCHICKT Italiener irgendwann einmal ein Schwammerl dort gefunden hat, wird es auch dabei bleiben. Von mir aus. Wichtiger ist mir, dass unsere Namen endlich verbind- lich werden und immer an ers- ter Stelle stehen, ich ein Navi be- komme, in dem Kaltern tatsäch- lich Kaltern heißt, und dass deutsche Kollegen ausnahmslos über den Armin Zöggeler aus Völlan und nicht aus „Foiana“ berichten. Zeit wär’s! [email protected] von Günther Heidegger SÜDTIROL 14 Ermittler zweifeln an Aussagen von Montolli BOZEN. Die Selbstschutz- These, mit der Kevin Montolli, der mutmaßliche Mörder von Svetla Fileva, das Mitführen der Tatwaffe rechtfertigt, scheint die Ermittler nicht zu überzeugen. Service. . ............................ 4 Leute heute. . ..................... 7 Todesanzeigen. . ................ 8 Ladinia. . ........................... 11 Kleinanzeiger. . .................. 12 was&wo. . .......................... 34 Leserbriefe. . ...................... 36 Rätsel. . .............................. 12 INHALT WETTER 36 Strahlender Sonnenschein BOZEN. Internet-User, die bereit sind, bei online-Um- fragen mitzumachen, wer- den belohnt: Sie können Punkte sammeln und damit Gutscheine für Athesia oder Despar erhalten. Bei Umfragen mitmachen lohnt sich SÜDTIROL 15 Renzi reicht seine Kandidatur ein ROM (mit). Der Bürgermeister von Florenz, Matteo Renzi, hat gestern offiziell seine Kandida- tur für das Premieramt im Mitte- links-Lager vorgestellt. Der 35- Jährige will an den Vorwahlen der Demokratischen Partei (PD) am 25. November teilnehmen und geht gegen Parteichef Pier- luigi Bersani ins Rennen. „Ich reiche meine Kandidatur für die Führung Italiens während der nächsten fünf Jahren ein“, erklär- te Renzi kampfeslustig. Er hege die Ambition, die Stimmen ent- täuschter Anhänger von Ex-Pre- mier Silvio Berlusconi zu gewin- nen. „Ich habe keine Angst, auch die Stimmen derjenigen zu ge- winnen, die für das Mitte-rechts- Lager gewählt haben“, so Renzi. BOZEN. Unter dem Motto „Learning“ feiert die Fakultät für Design an der Freien Uni- versität Bozen während des Design-Festivals ihr zehnjäh- riges Bestehen. Bekannte De- signer sind vor Ort. Lernen bedeutet an der Uni mehr KULTUR 5 BOZEN 19 Besitzer will seinen Leguan zurück BOZEN. Der Besitzer des am vergangenen Freitag eingefan- genen Leguans wurde gestern im Tierheim Sill vorstellig und wollte sein Haustier zurück. 20914 755004 771722 9 Redaktion Tel. 0471/925400 Fax 0471/925440 Anzeigen Tel. 0471/925344 Fax 0471/925318 Abo Tel. 0471/925590 Fax 0471/925599 [email protected] Poste Italiane SpA – Versand im Postabonnement – ges. Dekr. 353/2003 (abgeändert in Ges. 27/02/2004 Nr. 46) Art. 1, Komma 1, CNS Bozen Poste Italiane SpA – Versand im Postabonnement – ges. Dekr. 353/2003 (abgeändert in Ges. 27/02/2004 Nr. 46) Art. 1, Komma 1, CNS Bozen 130. Jahrgang, Nummer 212 Freitag, 14. September 2012 - www.dolomiten.it 1,70 € Südtirol u. Trentino - 2,20 € Gardasee, restl. Italien u. Ausland I.P. BOZEN. Dass Deutschland sich nun am europäischen Rettungs- schirm beteiligen darf, hat in ganz Europa für ein Aufatmen gesorgt. Auch die Südtiroler Fi- nanzrechtsexperten Walter Stein- mair (kleines Bild oben) und Peter Hilpold (unten) werten dies als „einzigen richtigen Schritt“. Aus Südtiroler Sicht sei es nun wichtig, dass in Italien die Dis- kussionen über die Finanzau- tonomie in Gang kämen. Denn diese seien „auf halbem Weg stehen geblieben“. Bericht Seite 18 Protest erreicht neuen Höhe- punkt. APA/epa/KHALED ELFIQI T AGBLATT DER S ÜDTIROLER If undeliverable, please return to Bozen – Italy – "TASSA PAGATA / TAXE PERCUE" „Diskussion um Finanzautonomie auf halbem Weg stehen geblieben“ HEUTE IM MAGAZIN: Maestro Gustav Kuhn und die Festspiele Südtirol MAGAZIN Heute mit

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  • Diesmal soll es mit denOrtsnamen endlich klappenLANDTAG: Gesetz frühestens Samstagabend über die Bühne – SVP: „Ziehen es durch“ – Klotz: „Bis zum Umfallen“ �Bericht Seite 13

    TERRORISMUS: Wütende Proteste gegen Mohammed-Film nehmen immer bedrohlichere Ausmaße anKAIRO/WASHINGTON (dpa).Bei einer Serie wütender Protes-te gegen diplomatische Vertre-tungen der USA in der islami-schen Welt sind gestern vierMenschen getötet und Dutzen-de verletzt worden. Aus Empö-rung über ein Schmäh-Videoüber den Propheten Moham-med griffen Demonstranten imJemen und Ägypten diplomati-sche US-Vertretungen an. In Sa-naa wurden mindestens vier De-monstranten getötet, in KairoDutzende Menschen verletzt.

    Zuvor waren in dieser Wochevier Amerikaner in Libyen getö-tet worden, unter ihnen auchder US-Botschafter. Auch mit

    Blick auf die Freitagsgebete ver-suchte Ägyptens Präsident Mo-hammed Mursi die Wogen zuglätten.

    Im Jemen stürmten Demons-tranten die US-Botschaft in Sa-naa. Sie setzten Autos in Brand,ehe sie von Sicherheitskräftenzurückgedrängt wurden. Dabeiwurden vier Angreifer getötet,wie die Behörden meldeten.Zehn Menschen wurden ver-letzt. Lokale Medien berichte-ten, Präsident Abed Rabbo Man-sur Hadi habe sein Bedauernüber die Gewalt ausgedrückt.Die Demonstranten hätten sichverantwortungslos verhalten,sagte er.

    Gewalt vor US-BotschaftenIn Kairo lieferten sich De-

    monstranten vor der US-Bot-schaft blutige Straßenschlachtenmit der Polizei. Dabei wurdennach Angaben der Gesundheits-behörden mindestens 80 Men-schen verletzt. Unter den Ver-letzten seien auch zahlreichePolizisten, hieß es.

    Vereinzelte Proteste wurdenauch aus Afghanistan und Pakis-tan gemeldet. Aus Angst vor ge-walttätigen Demonstrationengegen den umstrittenen Film be-gannen die afghanischen unddie pakistanischen Behördenam Donnerstag mit der Sper-rung der Zugänge zur Internet-plattform Youtube.

    Höchste ZeitZeit wär's! Höchste Zeit sogar.Dass aus „Bolzano“ ein amtli-ches „Bozen“ wird. Oder dieEtsch auch als solche offiziellfließen darf. Es klingt wie einschlechter Witz, ist aber traurigeRealität: Die historisch gewach-senen Ortsnamen in Südtirolsind nach wie vor nur geduldet.Formell zählen nur die italieni-schen Bezeichnungen. Da-runter auch viele lachhafte Er-findungen. Jetzt scheint es end-lich möglich, den gordischenKnoten zu zerschlagen. Ohne

    Kompromiss wird es dabei aberkaum gehen. Auch wenn es nurein fauler sein kann. Denn jedefestgeschriebene faschistischeLüge ist ein Dolchstich zu viel.

    Und auch wenn jeder einzel-ne wehtut, ich kann damit le-ben. Viele Orte tun dies bereitsseit Jahrzehnten, und wenn ein

    VORAUSGESCHICKT

    Italiener irgendwann einmal einSchwammerl dort gefunden hat,wird es auch dabei bleiben. Vonmir aus. Wichtiger ist mir, dassunsere Namen endlich verbind-lich werden und immer an ers-ter Stelle stehen, ich ein Navi be-komme, in dem Kaltern tatsäch-lich Kaltern heißt, und dassdeutsche Kollegen ausnahmslosüber den Armin Zöggeler ausVöllan und nicht aus „Foiana“berichten. Zeit wär’s!

    [email protected]

    vonGünther Heidegger

    SÜDTIROL �14

    Ermittler zweifeln anAussagen von MontolliBOZEN. Die Selbstschutz-These, mit der Kevin Montolli,der mutmaßliche Mörder vonSvetla Fileva, das Mitführender Tatwaffe rechtfertigt,scheint die Ermittler nicht zuüberzeugen.

    Service. ............................. 4Leute heute. ...................... 7Todesanzeigen. ................. 8Ladinia. ............................ 11Kleinanzeiger. ................... 12was&wo. ........................... 34Leserbriefe. ....................... 36Rätsel. ............................... 12

    INHALT

    WETTER �36

    StrahlenderSonnenschein

    BOZEN. Internet-User, diebereit sind, bei online-Um-fragen mitzumachen, wer-den belohnt: Sie könnenPunkte sammeln und damitGutscheine für Athesia oderDespar erhalten.

    Bei Umfragenmitmachen lohnt sich

    SÜDTIROL �15

    Renzi reicht seineKandidatur einROM (mit). Der Bürgermeistervon Florenz, Matteo Renzi, hatgestern offiziell seine Kandida-tur für das Premieramt im Mitte-links-Lager vorgestellt. Der 35-Jährige will an den Vorwahlender Demokratischen Partei (PD)am 25. November teilnehmenund geht gegen Parteichef Pier-luigi Bersani ins Rennen. „Ichreiche meine Kandidatur für dieFührung Italiens während dernächsten fünf Jahren ein“, erklär-te Renzi kampfeslustig. Er hegedie Ambition, die Stimmen ent-täuschter Anhänger von Ex-Pre-mier Silvio Berlusconi zu gewin-nen. „Ich habe keine Angst, auchdie Stimmen derjenigen zu ge-winnen, die für das Mitte-rechts-Lager gewählt haben“, so Renzi.

    BOZEN. Unter dem Motto„Learning“ feiert die Fakultätfür Design an der Freien Uni-versität Bozen während desDesign-Festivals ihr zehnjäh-riges Bestehen. Bekannte De-signer sind vor Ort.

    Lernen bedeutetan der Uni mehr

    KULTUR �5

    BOZEN �19

    Besitzer will seinenLeguan zurückBOZEN. Der Besitzer des amvergangenen Freitag eingefan-genen Leguans wurde gesternim Tierheim Sill vorstellig undwollte sein Haustier zurück.

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    Poste Italiane SpA – Versand im Postabonnement – ges. Dekr. 353/2003 (abgeändert in Ges. 27/02/2004 Nr. 46) Art. 1, Komma 1, CNS BozenPoste Italiane SpA – Versand im Postabonnement – ges. Dekr. 353/2003 (abgeändert in Ges. 27/02/2004 Nr. 46) Art. 1, Komma 1, CNS Bozen 130. Jahrgang, Nummer 212

    Freitag, 14. September 2012 - www.dolomiten.it 1,70 € Südtirol u. Trentino - 2,20 € Gardasee, restl. Italien u. Ausland

    I.P.

    BOZEN. Dass Deutschland sichnun am europäischen Rettungs-schirm beteiligen darf, hat inganz Europa für ein Aufatmengesorgt. Auch die Südtiroler Fi-nanzrechtsexperten Walter Stein-mair (kleines Bild oben) undPeter Hilpold (unten) werten diesals „einzigen richtigen Schritt“.Aus Südtiroler Sicht sei es nunwichtig, dass in Italien die Dis-kussionen über die Finanzau-tonomie in Gang kämen. Denndiese seien „auf halbem Wegstehen geblieben“.

    �Bericht Seite 18

    Protest erreicht neuen Höhe-punkt. APA/epa/KHALED ELFIQI

    T A G B L A T T D E R S Ü D T I R O L E R If undeliverable, please return to Bozen – Italy – "TASSA PAGATA / TAXE PERCUE"

    „Diskussion um Finanzautonomieauf halbem Weg stehen geblieben“

    HEUTE IM MAGAZIN:Maestro Gustav Kuhnund die Festspiele Südtirol

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    Kurse von 18 Uhr

    US-$/je Barrel %Rohöl (Brent) 115,98 +0,07

    18 Wirtschaft Freitag, 14. September 2012 -

    EURO-STOXX2.537,33 -0,93 %

    ATX2.131,87 -0,80 %

    Nikkei 2258.995,15 +0,39 %

    FTSE 1005.819,92 +0,65 %

    Euro hält sich bei 1,29 US-DollarFRANKFURT (dpa). Der Euro hat sich gestern stabil bei 1,29 US-Dollar gehalten. Die Gemeinschaftswährung profitierte weitervon wichtigen Weichenstellungen der Europäischen Zentralbankim Kampf gegen die Euro-Schuldenkrise und von der Zustim-mung des Bundesverfassungsgerichts zum ESM-Rettungsschirm.

    „Das war die einzig mögliche Entscheidung“FINANZEN: Die Finanzrechtsexperten Walter Steinmair und Peter Hilpold über die Entscheidung des deutschen Bundesverfassungsgerichtes

    „Dolomiten“: Wie beurteilen Siedie Entscheidung des deutschenBundesverfassungsgerichts vomMittwoch?Walter Steinmair: Diese Ent-scheidung war die einzig richti-

    ge, ja die einzig mögliche. Wäredie Bundesregierung gezwungenworden, den Verträgen zum Ret-tungsschirm fern zu bleiben, sowären die Folgen unvorstellbargewesen. Möglicherweise wäreÄhnliches eingetreten wie nachdem Zusammenbruch der US-Investmentbank Lehman Brot-hers.Peter Hilpold: Gleichzeitig hatdas BundesverfassungsgerichtRealitätssinn bewiesen. Die Eu-ro-Rettungsdiskussion ist längstschon zum Spielball innenpoliti-scher Profilierungsbestrebungengeworden. Die breite Masse er-kennt die Vorteile nicht, die derEuro gerade auch Deutschlandbringt. Im Vergleich dazu sinddie Kosten der Unterstützungs-leistungen durchaus vertretbar.

    „D“: Aber die Gefahr, dass nunin einigen EU-Staaten der alteSchlendrian wieder einreißt, istdoch nicht von der Hand zu wei-sen?Hilpold: Das ist zutreffend. Andie Inanspruchnahme der EU-Hilfe werden aber – und daswird oft übersehen – strengeAuflagen geknüpft. Es ist wederpolitisch noch wirtschaftlich er-strebenswert, unter den Ret-tungsschirm schlüpfen zu müs-sen.Steinmair: Wer unter den Ret-tungsschirm muss, hat mit strik-ten Auflagen und Kontrollen zurechnen. Diesem Makel will sichkeine Regierung aussetzen. Al-lerdings muss dafür Sorge getra-gen werden, dass diese Bedin-gungen auch ernst genommenwerden.Hilpold: Und das Bundesverfas-sungsgericht hat nochmals be-tont, dass die SolidaritätDeutschlands Grenzen kennt.Auch das war eine wichtige War-nung für die Zukunft.

    „D“: Wie wirkt sich diese Ent-scheidung auf Italien aus?Hilpold: Die Entscheidung inDeutschland ist in Italien mitgroßer Erleichterung zur Kennt-nis genommen worden. Dies

    BOZEN. Das deutsche Bun-desverfassungsgericht hatden Weg frei gegeben für den„Europäischen Stabilitätsme-chanismus“. Für Italien wardies ein wichtiger Schritt, umdie Krise überwinden zu kön-nen, wie die an der Universi-tät Innsbruck lehrenden Fi-nanzrechtsexperten WalterSteinmair und Peter Hilpoldim „Dolomiten“-Interview er-klären.

    war bereits der zweite Erfolg in-nerhalb einer Woche, nachdemder Chef der Europäischen Zen-tralbank, Mario Draghi, vorigenDonnerstag den unbegrenztenAnkauf von Staatsanleihen inAussicht gestellt hat.Steinmair: Damit sind auch diesehr schlechten Wirtschaftsda-ten besser verkraftbar. Und für2013 sieht MinisterpräsidentMonti bereits einen ersten Auf-

    schwung. Italien hat also wiederGrund zur Hoffnung – das, wasbislang gefehlt hat.

    „D“: Die Krise ist also „nur“ einpsychologisches Phänomen?Steinmair: Auch, aber nicht nur.Die großen strukturellen Refor-men in den Bereichen Politik,Justiz und Verwaltung stehennoch aus. Aber das Problembe-wusstsein ist nun – auch dank

    der EU – sicher ganz anders aus-geprägt als vor Monti. Die ent-scheidenden Schritte muss Itali-en dann aber aus eigener Kraftschaffen.

    „D“: Wie beurteilen Sie die Aus-wirkungen dieser Entwicklun-gen auf Südtirol?Hilpold: Die Finanzkrise und dieitalienischen Bemühungen zurSanierung des Staatshaushaltshaben die Südtiroler Finanzau-tonomie vor die schwerste Be-lastungsprobe seit ihrem In-krafttreten gestellt. Gewisse Ver-besserungen kann man sichvom Verfassungsgerichtshof er-warten. Das grundsätzliche Be-kenntnis zur Autonomie mussaber von der Politik kommen.

    „D“: Das Augenmerk ist damitbereits auf die Zeit nach denWahlen 2013 gerichtet?Steinmair: Der italienische Staatmuss sein Verhältnis zu den Au-tonomieregelungen von Grundauf neu definieren. AußerhalbSüdtirols hat Autonomie aberauch zu Misswirtschaft und Ver-schwendung geführt. Das mussman auch sehen. Und da gilt esanzusetzen.Hilpold: Die Diskussion um dieFinanzautonomie ist italienweitauf halbem Wege stehen geblie-ben. Der neue Zentralismus istverfehlt. Es muss die Erkenntnisheranreifen, dass es auch demGesamtstaat nur nützt, wennAutonomieregelungen einge-führt werden, die funktionieren.Steinmair: Und das setzt dieÜbernahme zusätzlicher Ver-antwortung und zusätzlicherKompetenzen voraus. Genaudiesen Weg hat Südtirol in denVerhandlungen als Ziel vorgege-ben.

    Nasdaq 1002.800,99 +0,29 %

    Dow Jones13.335,47 +0,13 %

    Seit klar ist, dass Deutschland sich am „Europäischen Stabilitätsmechanismus“ beteiligen darf, kann Europa aufatmen. Denn ohne Deutschland könnte der Rettungsschirm nicht aufgespannt werden. APA/epa/Oliver Berg

    „Hätte dasBundesverfassungsgerichtanders entschieden, wäremöglicherweise Ähnlicheseingetreten wie nach demZusammenbruch derUS-InvestmentbankLehman Brothers.“

    Walter Steinmair

    „Die Euro-Rettungsdiskussion istlängst schon zum SpielballinnenpolitischerProfilierungsbestrebungengeworden. Die breite Masseerkennt die Vorteile desEuro nicht.“

    Peter Hilpold

    FTSE/MIB16.244,28 -1,07 %

    DAX7.310,32 -0,45 %

    tit-01--14.09.2012Dolomiten - 14.09.2012