Magazin deutschland juli'13

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So etwas hat der Shaolin Hung Gar begeisterteSchüler noch nicht gesehen. Hier geht es

um die erste Partnerform im HungGar Programm; Die Gung GeeFook Fu Doy Dar! Um mit einemPartner bis an die Grenze desrealistischen Kampfestrainieren zu können, ist esabsolut notwendig dieseForm zu erlernen. Mithilfezwei seiner Instruktorenzeigt Meister MartinSewer, 8. Dan, dieDetails und Finessendieser kämpferischenForm aus verschiedenenRichtungen. Nichtumsonst wird der GungGee Fook Fu Doy Darnachgesagt, dass derlernbereite Schüler mit ihr

neue Kampffähigkeitenerreicht und seine Skills sich um

ein vielfaches verbessern. Lass Dirdas nicht entgehen und erfahre noch

heute wahres Wissen aus dem ShaolinKloster und somit das wahre Hung Gar Kung Fuvon Meister Sewer!

REF.: • SEWER5 REF.: • SEWER5

Alle DVDs, die von Budo Internationalproduziert werden, sind mit einemspeziellen Hologramm-Aufkleber versehenund werden allein in den Formaten DVD-5oder MPEG-2, jedoch niemals in VCD,DivX o. ä. angeboten. Zudem zeichnensich unsere DVD Hüllen durch die hoheQualität in Druck und Material aus. Fallsdiese DVD und/oder die DVD Hülle nichtden oben genannten Ansprüchenentspricht, handelt es sich um ein illegaleRaubkopie.

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m Januar 2012 erschien die letzte deutsche Ausgabe der „KI“ amKiosk. Ich kann mich genau daran erinnern:

Zu diesem Zeitpunkt schrieb ich Monat für Monat Beiträge für die„KI“. Über Promis aus dem Kampfsport, herausragendeVeranstaltungen, stellte Kämpfer vor oder berichtete vonFilmprojekten mit Martial Arts Hintergrund. Der Artikel für die

Februar-Ausgabe war fertig und lag mit Fotos und ausgearbeitetemLayout vor mir. Plötzlich erreichte mich ein Anruf, dass die Februar-Ausgabe nicht mehr an den Kiosk kommen wird. Das kam für mich völligunerwartet. Die Freunde der „Kampfkunst International“ konnten es auchnicht fassen, dass es von heute auf morgen keine „KI“ mehr geben sollte.Die Gründe für die Einstellung des Magazins lagen im finanziellen undvertraglichen Bereich.

Nach nunmehr über 16 Monaten liegt die „KI“ dem digitalen Zeitalter angepasst zunächst auch in digitaler Form vor.Zudem auch noch kostenlos und für jeden erhältlich.

Zum Neu-Start seht ihr vor euch eine Doppelausgabe für die Monate Juli/August. In Zukunft wird die „KI“ monatlicherscheinen und euch über die Welt der Kampfkunst informieren. Alfredo Tucci, der Herausgeber und verantwortlicheKoordinator aus Spanien ist von dort aus für den Internationalen Teil des Magazins zuständig. Ihr werdet diesen Teil auchin der spanischen, italienischen, englischen und französischen Fassung des Magazins wiederfinden.

Um den deutschsprachigen Raum (Deutschland, Österreich, Schweiz) werde ich mich kümmern. Dabei zähle ich aufeure tatkräftige Unterstützung, was diesen nationalen Bereich angeht.

Wir möchten über eure Veranstaltungen berichten, mehr von euren Lehrgängen mit hervorragenden Meistern undLehrern erfahren und die letzten Neuigkeiten aus dem Kampfsportbereich einem breiten Publikum zugänglich machen.Also, nehmt mit uns Kontakt auf.

Die „Kampfkunst International“ ist nicht nur ein Magazin, das euch informiert, sondern euch auch die Möglichkeit gibt,es selbst mit interessanten Beiträgen zu bereichern.

Stellt eure Sportschule vor, macht uns eure nächste Veranstaltung schmackhaft und begeistert mich und die Leser miteuren tollen Beiträgen und Ideen.

Ich freue mich auf die gemeinsame Arbeit.

EuerOlaf Schönau

Kontakt:Olaf SchönauGneisenaustr.810961 Berlin+49 30 691 95 [email protected]

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BUDO INTERNATIONAL PUBLISHING CO.Internationale Central:Andrés Mellado, 4228015 Madrid - Spanien

Local Sites: Olaf Schoenau. [email protected] Websites: Alfredo Tucci:[email protected]

John Bens erste Rolle warausgerechnet in “Die siebenGlorreichen” (“The magnificentseven” 1960), in welchem er einender Banditen verkörperte, gegen dieSteve McQueen, Charles Bronson, EliWallach und Yul Brynner kämpften.Er arbeitete auch in “Die Nacht desLeguan” (“The night of the iguana”1964) mit Richard Burton undElizabeth Taylor zusammen. OhneZweifel war die Rolle, die ihm zuinternationaler Bekanntheit verhalf,die des Paten in “Way of the dragon”.Als Bruce Lee ihn kennenlernte,sagte er zu ihm: “John, ich werdedich mit diesem Film nicht reichmachen, aber ich werde dichberühmt machen...”

BRUCE LEE

s. 06

Wie ich Steven Seagalkennenlernte.Im Juni 1974 fuhr ich

nach Amerika, umverschiedene Dojos zubereisen, zusammen mitSetsu Morimoto (inAmerika nannten sie sienur Setsu), die damals zurselben Zeit im Butoko-kann in Kobe trainiertewie ich und sechs Jahreälter war.

MIYAKO FUJITANI

s. 16

A n d m u w H v

KAMPFKUNSTKINO

s. 90

Wenn wir einemMann gegenüberstehen, der einMesser trägt undunser Lebenbedroht, kann jederFehler - egal wieklein er auch seinmag - tödlich sein…

KRAV MAGA

s. 34

Haftung: Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt.Vorbehaltlich der gesetzlich zulässigen Ausnahmen ist eine Verwendung ohne schriftliche Einwilligung desVerlages strafbar. Für unverlangt eingesendete Manuskripte, Fotos und Zeichnungen etc. übernehmen Verlagund Redaktion keinerlei Haftung. Durch Annahme des Materials erwirbt der Verlag das ausschließliche Rechtaus Veröffentlichung und Wiederveröffentlichung. Sollten dem Verlag Manuskripte angeboten werden, somüssen diese frei von Rechten Dritter und zur ausschließlichen Verwendung durch den Verlag geeignet sein.Wenn die Manuskripte auch anderen Verlagen angeboten werden, so ist darauf bei Einreichungunmissverständlich hinzuweisen. Der Verlag behält sich Kürzungen des eingesendeten Materials vor.Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion oder des Verlageswieder. Bei unverschuldeter Nichtlieferung oder Nichterscheinen z.B. infolge Streiks oder höherer Gewaltbestehen gegenüber dem Verlag und der Redaktion keine Ansprüche.

Die Macht des kiri Otoshi in der Ja-panischen SchwertkunstHeutzutage ist Kiri Otoshi eine Be-

wegung, die zu der Schwertkunstzählt. Es wird als Technik unterrichtet,um den Gegner zu spalten. Darüberhinaus, dass es als schwere Technikangesehen wird, kann es extrem effi-zient sein, wenn es mit Schlüssigkeitund technischem Urteilsvermögenausgeübt wird.

s. 20

HARAGEI„Exklusivinterview mit

einer Größe desBoxsports, die sich anMMA wagte, eineGoldmedaille bei denolympischen Spielengewann und einemärchenhafte Karrierehinter sich hat. Anlassdes Interviews ist diePräsentation seiner 6DVDs, die als Lehr-

DVDs für den Boxkampfkonzipiert sind.“

s. 26

BOXING

Unser Gast ist viel leicht derKyokushin-Meister mit dem größtenRuhm weltweit. Shigeru Oyama(dessen Familie dem Kanji ihrenNachnamen schuldet, die ganzeWelt weiß ja, dass Oyama Koreanerwar) l ieß sich 1967 in Amerikanieder, was ihn sehr wahrscheinlichum die Möglichkeit brachte, deroffizielle Nachfolger des legendärenSchöpfers des Kyokushin zu sein.Unser Mitarbeiter Salvador Herraizist kürzlich nach New York gereist,

um sich mit dem Meister Shigeru Oyama zutreffen.

s. 78

KARATE

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Im Gebiet des Martial-Arts-Film waren vielleichtnur wenige dazu fähig,die Rolle des Schurkenmit so viel Ernsthaftigkeitund Härte darzustellen,wie es der KoreanerHwang Jang Leevermochte.

NO

Herausgeber: Alfredo Tucci. Werbung: Olaf Schoenau. E-mail: [email protected] Internationale Werbung: Alfredo Tucci.

[email protected] Autoren und freie Mitarbeiter: Don Wilson, Yoshimitsu Yamada, Cass Magda, Antonio Espinós, Jim

Wagner, Coronel Sanchís, Marco De Cesaris, Lilla Distéfano, Maurizio Maltese, Bob Dubljanin, Marc Denny, Salvador Herráiz, Shi de

Yang, Sri Dinesh, Carlos Zerpa, Omar Martínez, Manu, Patrick Levet, Mike Anderson, Boulahfa Mimoum, Franco Vacirca, Bill Newman,

José Mª Pujadas, Paolo Cangelosi, Emilio Alpanseque, Sueyoshi Akeshi, Marcelo Pires, Angel García, Juan Díaz. Fotos: Carlos

Contreras, Alfredo Tucci.

Er ist einer der großenMeister der russischenKampfkünste; hinterdiesen Wolfsaugenversteckt sich einMeister der slawischenKünste. Einer, der dieganze Welt bereist hatund dadurch dier e v o l u t i o n ä r e n

Formendes in der Sowjetunionentwickelten Kampfes bekanntgemacht hat.

s. 100

RUSSISCHE KUNSTE

Entwicklung Partnerform.Obwohl mit Formen wie derGung Gee Fook Fu Kuenwichtige Meilensteine in derAusbildung des Hung Gargelegt wurden, strebtenPraktizierende immer wiederdanach, das System zuperfektionieren und neueWege zu finden, um denSchüler schneller ans Ziel zubringen: Nämlich einausgebildeter Kämpfer zuwerden.

s. 64

BOXING

Um die Techni-ken effizienter zumachen, mussman die Zahl derSchritte verrin-gern, was die Ge-schwindigkeit beiihrer Ausführungerhöht…

HWA RANG DO®

s. 120

Hellebarde undSäbel, königlicheWaffen.

VOVINAM VIET BO DAO

s. 134

Chin' Na o KhamNah, die Kunst fest-zuhalten, kontrollie-ren, Gelenke, Seh-nen, Muskeln zuzerstören und denAtem abzuschnei-den, ist die Wahrheitund Essenz desKung Fu Grappling

s. 114

KUNG- FU

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erehrte Leser, hier sind wir wieder! DieKampfkunst International nimmt ihren Kurswieder auf, um euch jeden Monat dasBeste aus der Welt der Kampfkünste zuliefern, diesmal aber in digitalem Formatund gratis. Die Welt verändert sich schnell

und wir alle sollten die Möglichkeiten dieserVeränderung nutzen, um an ihnen zu wachsen und unsselbst zu übertreffen. In Deutschland bedeutete diesePraxis zeitweise das Verschwinden der Printmedien überKampfkunst. Die Gewohnheiten haben sich vielleichtverändert, nicht aber unser Interesse an unserermartialischen Welt. Die Ausgabe in anderen Sprachen,nun nach fast einem Jahr Erfahrung, hat bewiesen, dassdem so ist. Unsere Online-Versionen haben nämlich eineMenge Leser erreicht, mehr als wir je bei der gedrucktenVersion gesichtet hatten. Das letzte Magazin hat auf der Plattform ISUU.com,

bei der die Herausgeber keinerlei Möglichkeit haben dieStatistiken der Downloads zu beeinflussen, die 15.000gedruckten Exemplare in nur vier Ausgaben überhol.Das Kommunikationspotential ist immens. Und nichtnur im Sinne der Anzahl der Leser, sondern auch imSinne der interaktiven Möglichkeiten die dieses neueFormat mit sich bringt. Ein einfacher Klick bringt dich indiesem Moment auf einige Videos, nimmt dich mit aufdie Website des Autors des Artikels oder ermöglicht esdir dieses eine Produkt, das dich genau jetztinteressiert, zu kaufen. Unsere DVDs kann man jetztauch als Download kaufen und zweifellos wird das mitden Büchern bald ebenso sein. Aber über die sofortverfügbaren Güter und Dienstleistungen hinaus könnenunsere Leser nun auch unverzüglich Kontakt mitGruppen, Personen, Organisationen und Inhalten habenals früher. Noch vor nur ein paar Jahren wäre das ohnelange Wartezeiten oder hohe Kosten unmöglichgewesen.Warum ein Magazin, wenn die Autoren, Meister und

Organisationen ihre Arbeit bereits im Internetbesitzen? Die Antwort ist ganz einfach: Wie wir esimmer gemacht haben, bereiten wir für euch eineAuswahl mit dem Besten, was in der Welt sopassiert, vor. In einem angenehmen Format. Mit fürunser Team ausreichend tiefgründigen undvielfältigen Inhalten. Leicht genug, damit ihr erfahrenkönnt was andere, fern von eurem Stil odergewöhnlichen Interessen, in den Kampfkünstengerade so tun. Unser Hauptfokus liegt nicht auf denNachrichten, die es natürlich auch geben wird,sondern auf den Leitartikeln, Interviews undqualitativen Informationen. Unsere Position alsEINZIGES internationales Magazin, das in fünfSprachen übersetzt wird, macht es möglich, uns miteinigen der hervorragendsten Kolumnisten undAutoren in Verbindung zu setzen und deren Inhalteund Arbeiten aufzubereiten.

Das Internat hat natürlich auch seine Tücken…es gibtviel Müll und ungeprüfte Informationen. Ein 12-jährigeJunge z.B. kann sich hinter einem Pseudonymverstecken und einen großen Meister von 70 Jahren perdu ansprechen. “Gratis” muss nicht “schlecht”bedeuten. Das Magazin Kampfkunst zeichnete sichimmer schon durch seine Qualität bei Fotos und Inhaltenaus. Wie ihr seht bleibt dieses Unterscheidungsmerkmalunversehrt. Das Magazin besitzt eine hervorragendeBildschirmauflösung und ihr könnt es mit hoher Qualitätauf Papier ausdrucken, wenn ihr es trotzdem auf Papieraufbewahren wollt. Das heißt, was wir veröffentlichen,besitzt bereits ein Gütesiegel seiner Kategorie. Zeit istGeld und Aufmerksamkeit ist Energie, wir werden euchbeides nicht verschwenden lassen. Jeden Monatbringen wir vollständige Informationen über die für euchvorbereiteten Themen und Gebiete mit und falls euchein vorliegender Artikel nicht interessiert, klick…und ihrblättert um! Von unserer Seite aus versprechen wirQualität, große Autoren, Klassiker der Kampfkunst,große Lehrer und Meister aus der ganzen Welt, Expertenin den unterschiedlichsten Künsten und Fächern. Undnatürlich auch neue Größen, die auf dem kriegerischenPanorama auftauchen, sich Platz machen wollen, diehöchste Liga erklimmen und ihre Arbeit allen bekanntmachen wollen. Ganz unabhängig von Grenzen durchandere Sprachen oder Länder und das durch dasinternationalste Magazin in der Geschichte derKampfkünste. Mein Unternehmen Budo International Publishing Co

hatte von Anfang an diesen Namen. Nun sind 27 Jahreseit seiner Gründung vergangen und dieses neueFormat ermöglicht es ihm jedes Mal mehr demtreuzubleiben, was ihm seine fundamentale Naturanweist. Es ist eine neue Ära, in der ich nocherreichbarer für eure Fragen bin. Wie immer wird meineEmail-Adresse auf dieser Seite sein und ich antworteimmer. Jeder der einen Traum hat und dazu bereit istdafür zu kämpfen, wird gehört und beachtet werden, wieich es die letzten 27 Jahre gemacht habe. Heutzutageist es noch leichter! Sich mit dem Cursor über meineEmail bewegend, muss man nur eines machen: klick.

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Alfredo Tucci ist Geschäftsführer von BUDO INTERNATIONAL PUBLISHING CO.e-mail: [email protected]

https://www.facebook.com/alfredo.tucci.5

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DER PATE VON “WAY OF THE DRAGON”

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ank der Technologieexistieren heute keineEntfernungen mehr unddeshalb ist diesesInterview auch möglichgeworden.

John Bens erste Rolle war ausgerech-net in “Die sieben Glorreichen” (“Themagnificent seven” 1960), in welchem ereinen der Banditen verkörperte, gegendie Steve McQueen, Charles Bronson,Eli Wallach und Yul Brynner kämpften. Erarbeitete auch in “Die Nacht desLeguan” (“The night of the iguana” 1964)mit Richard Burton und Elizabeth Taylorzusammen. Ohne Zweifel war die Rolle,die ihm zu internationaler Bekanntheitverhalf, die des Paten in “Way of thedragon”. Als Bruce Lee ihn kennenlern-te, sagte er zu ihm: “John, ich werdedich mit diesem Film nicht reichmachen, aber ich werde dich berühmtmachen...”

“Wie Recht er hatte! Seitdem habe ichviel Ruhm genossen.”

John Benn wurde 1935 geboren , istalso heute 77 Jahre alt, lebt in Shanghaiund für ihn ist die Schauspielerei einunterhaltsames Hobby, mit dem er Geldverdient.

Er erschien in 51 Filmen, die Mehrheit inAsien gedreht. Zudem wirkte er bei 14Serien des CCTV (das zentrale chinesi-sche Fernsehprogramm) mit. Die Liste derSchauspielerkollegen, die ihn begleitetund seinen Werdegang unterstützt haben,ist lang. Er arbeitete mit den Größen deröstlichen Welt: Bruce Lee, Jackie Chan,Jet Li, Yuen Woo Ping und ebenso miteinigen der großen westlichen Stars, in„The Man with the Iron Fists” zumBeispiel, einer Hollywoodproduktion, diekürzlich in Shanghai gedreht wurde, teilteer das Set mit Russel Crowe, Luciy Liuund Pam Grier.

Demnach erzählt er uns: „MeineArbeit als Schauspieler war nichtetwas, was ich geplant hatte, aber esist etwas, was mir Spaß macht. Und ichhabe die Möglichkeit, viele berühmteSchauspielerinnen kennenzulernen unddas freut mich”.

Obwohl John eine ausgedehnteKarriere als Filmdarsteller vorweisen kann,lebt er nicht für die Schauspielerei, wie erselbst zugibt: “Meine Arbeit alsSchauspieler war immer eineTeilzeitbeschäftigung, ich mache es zumVergnügen und ich mache es sehr gerne.”

Tatsächlich ist John einGeschäftsmann, der seine eigene Firmahat, Unisono Cina Ltd., in der er dieFunktion des Gutachters, Lebensmittel-,Lizenzberater etc. ausübt. John kenntsich gut aus in der Welt der Hotellerie,hat in der Tat mehrere Hotels geleitet.Aus Neugier führte er eine zeitlang dreiTapas-Restaurants in Hong Kong, diedie ersten Ihresgleichen in ganz Asienwaren und sehr viel Erfolg einbrachten.

John ist in viele Projekte verwickelt. „Inletzter Zeit habe ich an einem großenProjekt mitgearbeitet und eine Art japani-

schen Salon mit Restaurant unterhalb desJW Marriott-Hotels auf dem Tomorrow-Platz in Shanghai hergerichtet.”

In Bezug auf seine Filmkarriere spielter fast immer, für gewöhnlich wegen sei-ner äußerlichen Merkmale, denSchurken des Films. Wenn man ihn fragtob das deshalb so ist, weil er gefährlichist oder hässlich, oder wirklich einBösewicht, antwortet er: “EineKombination aus all diesen Faktoren,aber trotzdem verärgert es mich nicht.Aber nicht alle Rollen waren die einesSchurken, vor ein paar Jahren arbeiteteich mit Fan Bingbing, eine der berühm-testen Schauspielerinnen Chinas, aneinem Film. Er hieß „East wind rain”(2010) und in diesem Film hatte ich dieRolle eines guten Priesters.”

Wie bereits oben erwähnt, war JohnBenn, um das Maß vollzumachen, dereinzige Schauspieler, der das Set mitBruce Lee, Jackie Chan und Jet Ligeteilt hat, drei Größen im Bereich derKampfkunst-Filme. Aus diesem Grundwar es unvermeidbar, auf einenVergleich zwischen den dreien zu beste-hen. Im konkreten Fall von Jackie Chanhatten sie beide Bruce Lee kennenge-lernt und arbeiteten zusammen mit ihm.Jackie, erinnern wir uns, dass er in “Fistof Fury” (“Bruce Lee - Todesgrüße ausShanghai“, 1972) und „Enter the dra-gon“ („Der Mann mit der Todeskralle“,1973) beteiligt war. Jackie Chan undBruce Lee waren Nummer-Eins-Starsdes Südosten Asiens, zuerst der eineund später der Andere, der heutzutageder bekannteste asiatische Schauspielerin der westlichen Welt ist. Trotzdem sinddie Rollen, die sie auf der Leinwand dar-stellen, gänzlich unterschiedlich, wieJackie Chan John gestand: „Ich bin einSpezialist. Bruce Lee war einKampfkünstler.“

John hatte einen Cameo-Auftritt imDokumentarfilm “Jackie Chan: mystunts, 1999”. “Ich kenne Jackie seitlangem, wir lernten uns in Hong Kongkennen und er kam neulich für einFernsehinterview nach Shanghai. Ichbefand mich mitten im Publikum und ersah mich, kam auf mich zu und gab mireine feste herzliche Umarmung. Er erin-nert sich immer noch an mich.”

Mit Jet Li arbeitete John in “Fearless”.Wie kann man die tödlicheGeschicklichkeit dieses Mannes, einWushu-Champion Chinas, d.h. die klas-sische, traditionelle Kampfkunst, mit dervon Bruce Lee, einem Meister der inno-vativen, revolutionären Ideen, welcheroffen die konventionellen Kampfkünstekritisierte, vergleichen?

Bruce Lee erschuf und perfektionierteeinen Kampfstil. Jet Li war in zahlreichenWettkämpfen in China Champion deslange etablierten Wushu. Trotzdemwaren und sind beide in ihrer Kategoriedie Besten, diesbezüglich scheint Johnkeine Zweifel zu haben: „Auf jeden Fallist Jet Li ein außergewöhnlich guterKampfkünstler, vergleichbar mit Bruce

Lee, aber ich glaube dass die Mehrheitder Kampfkünstler dasselbe denken undsagen würden: Viele versuchten, anBruce Lee heranzukommen, aber keinerhat es geschafft..”

John hat uns erklärt, wie er Jackie Chanund Jet Li kennengelernt hat und mitihnen zusammengearbeitet hat. Aber wieergab sich die Möglichkeit, in „Way of thedragon“ mitzuspielen? „Es war Zufall,eines Tages lernte ich auf einer Feier einenProduzenten kennen, Raymond Chow,und er fragte mich: „Hättest du Lust, ineinem Film von Bruce Lee mitzuspielen?“In jenem Moment hatte ich keine Ahnungwer Bruce Lee war, trotzdem sagte ich„klar“. Ich dachte, es könnte witzig sein, ineinem chinesischen Film aufzutauchen,wir verhandelten mein Gehalt und am fol-genden Tag holten sie mich um acht Uhrmorgens ab. Nachdem ich den Vertragunterschrieben hatte, nahmen sie michmit aufs Set, um neun Uhr war ich dort.Sie gaben mir eine Zigarre und ich muss-te mich an einen Tisch setzen, um einenPaten der Mafia zu spielen.Währenddessen erklärte mir meinAssistent, dass Chuck Norris auf demWeg war, um im Film gegen Bruce Lee zukämpfen. Ein bisschen später drehten wirdie erste Szene, ohne jegliche Probleme,in nur ungefähr zwanzig Minuten.“

Vielleicht mag diese Art zu drehen unddas Fehlen jeglicher Vorproduktion eini-ge erstaunen. Zu diesem Thema erläu-tert John: „Bruce Lee verwendete nie-mals ein typisches Filmdrehbuch, erhatte nur einige beschriebene BlätterPapier in der Hand. Er führte Regie nachdem, was er fühlte, weshalb alles sichauf „Ok, jetzt sag das“ reduzierte. Alsohat er es gesagt und normalerweise kametwas Gutes dabei heraus, weshalb wiruns dann für die nächste Szene vorbe-reiteten. Ich vermute, dass diese Art zudrehen einige verwundern wird, es istnatürlich nicht die Art und Weise Filmezu machen wie in Hollywood, aber inHong Kong wurden 1972 alle sogemacht.“

John war Zeuge einer gänzlich unbe-kannten Facette im Leben Bruce Lees,und zwar der des Regisseurs. Zu demersten und einzigen Film, den Lee leitete,berichtet John: „Er war sehr gut…erarbeitete sehr schnell und effizient. Er warsich sicher, dass er einen großen Filmmachen würde. Ich erinnere mich, dasser niemals schrie oder sich mit jemandemstritt, aber weil er Perfektionist war, hielter die ganze Arbeit im Gang, bis dieDinge gelangen. Weil er so perfektionis-tisch war, mochte er es, vor derAufnahme viele Male zu proben, undobwohl er alle zum Arbeiten anhielt, warer immer am Scherzen, und machte denDrehort zu einem angenehmen undunterhaltsamen Platz. Oft litt er an star-ken Kopfschmerzen. Wenn sie auftraten,setzte er sich üblicherweise hin und war-tete, bis sie weggingen, dann entschul-digte er sich für die Verspätung und wirsetzten den Dreh fort.“

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Tödliches KinoText: Pedro Conde in Zusammenarbeit mit Salvador MúgicaFotos mit freundlicher Genehmigung von John BennTitelbild: mit freundlicher Genehmigung von Miguel Tudela

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Das erste Treffen John Benns mitBruce Lee fand in den Studios vonGolden Harvest statt, nach der erstenUnterschrift auf dem Vertrag. Vom ers-ten Augenblick an existierte zwischenden Beiden eine große Empathie.Zudem hatten sie einige Dinge gemein-sam, wurden zum Beispiel beide in SanFrancisco geboren, waren beidebegeistert vom Kino, beide warengroße Optimisten und, laut John, hat-ten sie noch andere Vorlieben…„BruceLee alberte die ganze Zeit am Set undoft nahm ich Mädchen mit zum Dreh,weil ihn alle kennenlernen wollten.Einmal sagte er mir: John, stell sicher,dass du morgen keine mitbringst, weilmeine Frau wird hier sein…Bruce Leeliebte es, mit ihnen zu kokettieren undalle wollten sie ihn kennenlernen. Hiernennen sie mich den „Hugh Hefner vonShanghai“, vermutlich ist das also auchetwas, was wir gemeinsam haben.“

Offensichtlich hat John eineSchwäche für Bruce Lee, denn wenner von ihm spricht, hört er nicht auf ihnzu loben: “Ich glaube, dass Bruce Leeder intelligenteste Typ ist, den ichkenne, er hat sechs Bücher überPhilosophie geschrieben, und nichtnur das, er war auch der stärkste

Mann, den ich kennengelernt habe,und ein unglaublich angenehmerMensch.“

Bezüglich Bruce Lees Stärke kenntJohn sich sehr gut aus, weil er einmalselbst die Möglichkeit hatte, sie zuüberprüfen und während dem Dreh ameigenen Körper zu spüren: „In einerSzene stand ich vor einem Bürosessel.Ich sollte mich mit einem Ruck aufBruce setzen, aber er versetzte mir mitseinen Schultern einen solchenSchlag, dass ich in den Sessel fiel unddieser umkippte. Sich entschuldigendhalf Bruce mir auf die Beine und sagte:Oh, es tut mir so leid. In der folgendenAufnahme platzierte er einen großenMann hinter den Stuhl, damit dieserihn festhalte und er so nicht umfiele. Erschlug mich also nochmals, wiederumziemlich kräftig, er war sich seinereigenen Stärke nicht bewusst. Er warsehr stark, ich kann es bezeugen.

Der Schauspieler war nicht nurperplex angesichts seiner Kraft,sondern auch hinsichtl ich seinerSchnelligkeit: “Er war der Beste derBesten, so dass sie sogar dieGeschwindigkeit der Kamerasverringern mussten, weil niemandgeglaubt hätte, wie schnell er war.”

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Während dem Dreh von “Way of thedragon” verblüffte Bruce Lee Johnimmer wieder und jeden Tag bei derArbeit am Set wuchs seineBewunderung für ihn: „In einer Szene,an der ich nicht beteiligt war, abertrotzdem am Set sein musste, saß ichentspannt auf meinem Sessel, wäh-rend Bruce Lee in meinem Bürokämpfte und nachdem er seinenAnhängern eine Tracht Prügel versetzthatte, sah ich ihn springen und mit sei-nem Fuß die Lampe zersplittern, die ander Decke hing. Ich hatte in meinemLeben nichts Vergleichbares gesehen,ich konnte es einfach nicht glauben;ich war wie versteinert in Anbetrachtder Stärke seines Schlags.“

Dies war nicht die einzige Situation,in welcher ihn Bruce Lee mit seinenTritten verblüffte. John erinnert sich zudiesem Thema an einen Scherz, denBruce ihm einmal spielte: „Ein ander-mal, als ich gerade eine Zigarre rauch-te und darauf wartete, bis alles für die

kommende Szene vorbereitet war,setzte sich Bruce Lee an meine Seite,ich aber bemerkte es nicht, dannschleuderte er mir einen Fußtritt ent-gegen und berührte leicht die Ascheder Zigarre, nur die Asche, der Restregte sich gar nicht. Er hatte dieseSelbstkontrolle, er konnte neben deinGesicht treten - und du konntest wahr-nehmen, wie die Luft sich bewegte -ohne dass sein Fuß auch nur annä-hernd deine Nase berührte.“

Wenn John einmal Feuer gefangenhat, wird er nicht müde, den „KleinenDrachen“ zu loben: “Bruce war einunglaublicher Typ. Hinsichtlich seinesKörpers machte er unmögliche Dinge.Er mochte es, sich zur Schau zu stel-len, er war der Beste und das wussteer. Nur um sich zu präsentieren, mach-te er hunderte Ausdauerübungen, trittund kickte hunderte Male, ich glaube,was ihm am meisten gefiel, war,Grenzen zu überschreiten. Er hatte eineSporthalle in seinem Haus und einen

Großteil der Trainingsgeräte, die erbesaß, hatte er selbst designt.Während wir am Dreh waren, manch-mal mehr als acht Stunden am Tag,machte er Konditionstraining zwischenden Aufnahmen, und wenn wir fertigwaren, fuhr er nach Hause und trainier-te mehrere Stunden in seinemFitnessraum. Er konnte nicht still ste-hen. Ich erinnere mich, dass er einenApparat besaß, eine spezielleSchachtel, die er selbst entworfenhatte. Sie hatte mehrere Löcher, dasgrößte mit 4 Zoll Durchmesser (10,16cm.) und die anderen drei (7,62 cm.),zwei (5,08 cm.) und ein Zoll (2,54 cm.).Die Kanten der Löcher waren scharf. Erschleuderte seine Faust auf das größteund eine Berührung löste eine Lampeaus. Er machte es sehr, sehr schnell,danach machte er dasselbe mit denanderen Löchern und verwendete dreiFinger, zwei und schließlich einen. Zuversagen bedeutete, dich an denKanten zu schneiden. Jedes Mal, wenn

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Interview

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Bruce sie berührte, wurde ihm einkleiner elektrischer Schock ver-passt. Das trug dazu bei, dassseine Reflexe so schnell waren. DieKameras mussten seineBewegungen verlangsamen, weilihm niemand seine fantastischeGeschwindigkeit abnehmen konn-te. Ich glaube, dass dieser Apparatviel mit der Schnelligkeit zu tun hat,über die er verfügte.“

Obwohl ein Anfänger imKampfsport, war er Zeuge derVorbereitung einiger Kampfszenenund konnte dort dieAufwärmübungen, Techniken undweiteres sehen, die die unter-schiedlichen Kampfkünstleranwendeten. Trotzdem hat er nichtden geringsten Zweifel daran, werder Beste war: „Es war offensicht-lich, dass Bruce besser war alsjeder von ihnen, eingeschlossenChuck Norris.“

Bruce Lee hob sich allemal vonden großen Champions, die beidem Film beteiligt waren, ab. „Inallen Kampfszenen war deutlichspürbar, dass alle zeigen wollten,dass sie die Besten waren; esbestand eine Art Rivalität zwischenihnen, es war ungefähr so wie „Ichkann es besser als du“ und trotz-dem war Bruce Lee Lichtjahre vonihnen entfernt, ich kann keinenVergleich anstellen, weil es einfachkeinen gab.“

John beschäftigte sich mit die-sem Thema nicht während desDrehs mit Chuck Norris, Bob Walloder Ing Sik Whang und trotzdem,als er es lange Zeit später miteinem seiner Protagonistenbesprechen konnte, lassen seineErklärungen keinen Zweifel übrig:„Einmal, als ich in Manila(Philippinen) war, einige Jahre nachdem Dreh von „Way of the dra-gon“, fand ich mich in einer kleinenBar ein, begleitet von zwei kleinenSchönheiten, eine an jeder Seite.Als ich den Blick hebe, sah ich aufder anderen Seite des TresensChuck Norris sitzen, ebenfalls mitje einer Frau an jeder Seite.Nachdem wir uns begrüßt und einwenig geplaudert hatten, entschie-den wir, zusammen Abendessenzu gehen. Nach einem kurzenangenehmen Gespräch fragte ichihn: „Sag, Chuck, wer hättegewonnen, wenn ihr wirklich umLeben und Tod gekämpft hättet, duoder Bruce?“ Chuck äußerte kei-nerlei Unschlüssigkeit oder Zögernbei seiner Antwort: „Bruce natür-lich, niemand konnte ihn besie-gen.“ Chuck war ein Weltchampionin Karate, deshalb betrachte ichseine Meinung als bedeutend.“

Einige Experten derKampfkünste und Schauspielerglauben, dass Bruce niemand

Besonderes war in der Kampfkunstund sind der Meinung dass er einKinomärchen war oder jemandseine Fehler gut choreografiert hat.Dazu meint John: „Sie wissennicht, was sie da sagen, vielleichtsind sie neidisch, weil sie nicht sogut sind wie Bruce. Für mich exis-tiert die unbestreitbare Tatsache,dass mehr als 30 Jahre vergangensind und niemand dazu fähig war,ihn zu übertrumpfen.“

Wahrscheinlich weiß John, waser da sagt, er hat schließlich dieLeinwand mit einigen der Klone desDrachen in “The cloens of BruceLee, 1977” geteilt, in welchem ereinen Professor darstellte. In die-sem Film arbeitete er mit Bruce Lee,Dragón Lee, Bruce Thai y Bruce Lai,und das Ziel all dieser„Schauspieler“ auf filmischer Ebenegesehen, war, die Leere zu beset-zen, die Bruce Lee hinterlassenhatte, doch John ist sich sicher: „Esgeht nicht darum, seine Gesten zuimitieren, oder seine Schreie, es isteine Frage von Talent, Charismaund Genialität. Zudem war BruceLee kein schlechter Schauspieler,seit er ein Kind war, drehte er mehrals 20 Filme. Er begann mit sechsJahren, sein Vater war ebenfallsSchauspieler, er hatte es einfach imBlut.“

Unumstritten ist, dass Bruce Leedem Publikum auch noch dreißigJahre später zu Herzen geht, seinRuhm ist gegenwärtig. Und nichtnur seiner, auch der all derer, diedas Glück hatten, ihn kennenzuler-nen und mit ihm zu arbeiten: „Dukannst dir nicht vorstellen, wieviele Millionen Fans Bruce Lee inChina hat: jeden Tag, wenn ich aufdie Straße gehe, bleibt irgendwerstehen und fragt mich: Hast dunicht mit Bruce Lee in einem seinerFilme mitgespielt?“ Wenn dieLeute John Benn nach so langerZeit wiedererkennen, kann das auszwei Gründe sein: einmal, weil sieBruce Lee immer noch nicht ver-gessen haben, oder, weil die Jahrebeinahe spurlos an ihm vorbeige-gangen sind. „Ich bin mehr oderweniger gleich geblieben, früherhatte ich keine Haare und heuteimmer noch nicht, im Hinblick aufRuhm bin ich niemand verglichenmit Bruce Lee, aber trotzdem, seinLeben in Hong Kong muss dieHölle gewesen sein. Für ihn war esschwierig, die Straße entlang zuspazieren, weil es immer eineMenge Fans gab, die mit ihm spre-chen und bei ihm sein wollten.“

Fans von Bruce Lee gibt es über-all und nicht nur in derVergangenheit, sondern auch in derGegenwart. Als der GitarristSantana in Hong Kong ankam, wardas erste, was er tat, nach einem

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Tödliches Kino

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Bruce-Lee-Museum zu fragen, worauf sie ihm antworteten, dassdies nicht existiere. Und das war kein Einzelfall, viele andereTouristen und Liebhaber fragten dasselbe bei ihrer Ankunft in sei-nem Stadtviertel, weshalb John sich dazu entschloss, ein Bruce-Lee Museum, Café und Restaurant in Hong Kong zu eröffnen.„Das war das einzige Bruce-Museum in Hong Kong. Es war einLaden mit drei Stockwerken und einer Bar. Im Erdgeschoss wardas Museum, in dem es einen Haufen Fotos, Original-Eintrittskarten, Nunchakus, eine Replikation der Maske, die BruceLee in Green Hornet trug etc., gab. Mehr als 20.000 Personen ausaller Welt kamen, um es zu besuchen. Die Regierung Hong Kongsernannte mich zu so etwas wie dem Botschafter des gutenWillens, weil ich geholfen hatte, so viele Touristen nach HongKong zu schaffen. Es war eine unvergessliche Zeit, aber es kamder Moment, ab dem es schwierig wurde, das Museum zu unter-halten. Aufgrund seiner Lage war es schwierig aufzufinden, ichbat um Hilfe bei unterschiedlichen Gesellschaftsständen, aber dieDinge in Hong Kong funktionieren nur sehr langsam und ichmusste es aufgeben. In dieser Zeit stieg Hong Kong wirtschaftlichab und Shanghai war im Aufschwung. Ich beschloss, es zu schlie-ßen und wegzuziehen. Heute ist es ein billiges China-Restaurant…es ist sehr traurig. Alle Objekte derMuseumskollektion findet man in den Lagerhallen der Firma, diedie Vertriebsrechte von Bruce Lees Filmen hat.“

Als es eingeweiht wurde, tauchte die Nachrichtüber das Museum & Café in zahlreichenZeitungen im Westen auf, nicht nur in derAA.MM., auch in der „Los Angeles Times“, imMagazin „Newsweek“ und in der „FinancialTimes“. „Ich habe sechs Alben vollZeitungsausschnitte über das Museum, sogarLinda, Bruce' Frau und Shannon, seine Tochter,besuchten das Bruce Café und sagten mir, dasssie sehr schätzten, was ich getan hatte. Ich weißnicht, warum die Regierung sich weigerte, mehrzu tun.“

Viele jener Touristen fragten John, ob BruceLee ihnen einige Tricks der Kampfkunst beibrin-gen könnte. „Ich lernte einige Grundlagen vonihm, aber ich habe nie ernsthaft trainiert odereine Disziplin verfolgt, obwohl die Leute dasGegenteil glauben müssen, weil niemand michbehelligt.“

John fand sich in Hong Kong ein, als BruceLee starb, vor allem erinnert er sich anFolgendes: „Als ich vom Tod Bruce Lees hörte,dachte ich zuerst, es wäre ein Scherz. Als ich esbestätigt sah, ging ich zum Bestattungsinstitut,wo bereits mehrere zehntausend Menschenwaren. Ich ging zum Begräbnis, betrat den Saalund in der Nähe waren mehr als 20.000Personen, ich konnte nicht näher herangehen.Nachdem ich es kurz versucht hatte, war es ein-fach nicht möglich, ihn zu erreichen und ich gingtraurig weg. Alle seine Fans dort waren erschüt-tert, man konnte es ihnen nicht verdenken. BruceLee war ihr Idol, er war derjenige, der für das chi-nesische Volk Respekt in der ganzen Welt erlang-te und sie wussten es, sie hatten ihren Held ver-loren.“

Über die Ursachen seines Todes ist sich Johnim Klaren: „Mit seinem Training ging Bruce bisans Äußerste, überschritt Grenzen, bis am Endein seinem Gehirn eine Vene durchriss und so denTod verursachte.“

John war einer der wenigen Auserwählten,der das Glück hatte, den “Kleinen Drachen”kennenzulernen und mit ihm zu arbeiten, er hatsein Leben beeinflusst und für immer verändert:„Meine Arbeit am Dreh dauerte zwei Wochen.Bruce lebte nicht nur ein sehr intensives Leben,jeder, der sich in seiner Gesellschaft befand, tatdasselbe. In einigen Fällen, wie in meinem bei-spielsweise, hat er es so für immer geprägt, biszu dem Punkt, dass nun vierzig Jahre vergan-gen sind und die Leute sich wegen meinemAuftritt in „The return of the Dragón“ immernoch an mich erinnern. Es gibt Leute, die inzwei Wochen das leben, wofür andere Jahrebrauchen. Bruce war einer dieser außerge-wöhnlichen Fälle und ich sehe es als ein großesGlück an, dass ich ihn kennenlernen und mitihm arbeiten durfte.“

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m Juni 1974 fuhr ich nachAmerika, um verschiedene Dojoszu bereisen, zusammen mit SetsuMorimoto (in Amerika nannten siesie nur Setsu), die damals zur sel-ben Zeit im Butoko-kann in Kobetrainierte wie ich und sechs Jahreälter war.

Zu jenem Zeitpunkt war ich zweiter Danund sie erster. Wir packten unsere Aikido-Kleidung

und unsere Hakama; als erstes fuhren wirnach San Francisco, aber als wir dort amFlughafen ankamen, war unser Aikido-Kollege Yohei nicht da, um uns abzuho-len. Ich weiß nicht, ob es Mut oderDummheit war, aber ich war in keinsterWeise besorgt.Vor dem Flughafen standen viele

Busse, mit laufenden Motoren.„Was sollen wir tun?“, fragte Setsu. Ich

sah die Leute in die Busse einsteigen,sogar mit ihren schweren Koffern.„Lass uns den Bus nehmen“, schlug ich

vor.„In welchen sollen wir einsteigen?“,

fragte sie.„In diesen hier“, antwortete ich, auf

einen nahen Bus verweisend.„Warte, wohin fährt er?“„Ich weiß es nicht. Egal, er wird irgend-

wo hinfahren, wir werden nicht sterben...““Du kannst doch nicht einsteigen, ohne

zu wissen, wo er hinfährt!”Während wir darüber diskutierten,

näherte sich uns auf einmal ein großerMann, ca. 20 Jahre alt, verstellte uns denWeg und began, auf uns in sehr schnel-lem Englisch einzureden.

Ich blieb einfach dort stehen, ohneetwas zu sagen, dachte nur: „Was pas-siert gerade?“ Aber dann sagte ich ihm in gebroche-

nem Englisch „wir sind Japanerinnen“.Als er dies hörte, wechselte er insJapanische: „Gut, wenn ihr Japanerinnenseid, dann…“ und er fing an, mit mir zusprechen, sagte: „Gab es noch ein ande-res Japanisches Mädchen, das dir ähneltund mit euch gereist ist? In welchemFlugzeug seid ihr gekommen? Mit wel-chem Flug? Von Tokio aus?” ohne unsjedoch die Möglichkeit zu geben, ihm zuantworten. Er fragte uns: „Was macht ihr? Wohin

fahrt ihr?“Setsu antwortete, „Die Person, die uns

vermutlich abholen sollte, ist nichtgekommen und wir wissen nicht, was wirtun sollen.“Daraufhin meinte er: „ich kenne ein

altes Hotel, von einem Japaner geleitet,ich werde euch dorthin mitnehmen. Aberals erstes fahren wir zu mir nach Hause,ich werde euch ein Foto meiner Freundinzeigen.“Kann sein, dass er uns zeigen wollte,

dass er nicht gelogen hatte und wir ihmglauben würden, wenn wir das Foto sei-ner Freundin sehen würden, die mir ähn-lich sah. Es war mir egal, ich wollte ein-fach nur in einem Hotel sein und michausruhen. Wir hatten keinerlei Ahnung,was für eine Person er war, aber seinemAussehen nach zu urteilen schien er kein

schlechter Mensch zusein, also begabenwir uns in sein Autound fuhren zu jenemOrt.Wenn ich heute

daran denke, seheich, dass es etwasgefährlich war, aber injenem Moment tatenwir es wahrscheinlich,weil wir einfach Lustauf ein Hotel hatten,wie er es uns angebo-ten hatte, und zudemwaren wir geradedabei, Aikido zu ler-nen, was uns unbe-wusst gewagtermachte.Wir kamen an sei-

nem Apartment anund dort zeigte er unsbesagte Fotos; ichdachte, dass jenesMädchen mir über-haupt nicht ähnlichsah. „Du ähnelst ihr!“,beharrte er, was aberweder Setsu noch ichfanden. Vielleicht erriet er unsereGedanken, weil er sagte: „Es könnte sein,dass ihr euch auf diesem Foto nicht soähnlich seid“. Und so zeigte er uns ande-re, die jedoch dieselbe Reaktion hervor-riefen. Er schien aufzugeben und fuhr unsmit dem Auto zum Hotel.Vom Hotel aus riefen wir Yohei an, der

erklärte: „Ich habe euren Brief bekom-men, aber ich wusste nicht, wann genauihr ankommt, ob heute oder wannanders.“Wir verblieben dabei, dass er uns am

kommenden Tag vom Hotel abholenwürde. Zuerst fuhren wir zu einem Dojo in San

Francisco und dort stellte Yohei uns Marievor, eine Lehrerin, die uns netterweisedazu einlud, die zwei Monate in ihremHaus zu verweilen. Yohei und Marie heira-teten später und haben heute zwei Kinder.Bis heute weiß ich ihre Hilfe von damalssehr zu schätzen.Wir verbrachten eine Woche in San

Francisco. Danach waren wir auf einAikido-Seminar eingeladen, das in LosAngeles stattfand, und wir entschiedenuns, mit dem Auto dorthin zu fahren.Der Teilnahmebeitrag war 100 Dollar fürdie ganze Woche. Zur damaligen Zeit war der Wechselkurs bei 283 Yen für einen Dollar, deshalb entsprachder Betrag des Seminares fast dem eines Monatseinkommens einerBerufsanfängerin (ungefähr 30.000 Yen).

Nach einigen Zwischenstopps auf derlangen Reise nach Los Angeles gelangtenwir schließlich an den Ort, an dem ich jeneschicksalhafte Begegnung machen sollte.Die Leute, die von weither kamen, wur-

den in den Apartments der Universitätuntergebracht. Nachdem wir dieZahlungsformalitäten und die Registrierungdes Seminars und der Unterkunft erledigthatten, wurde entschieden, zusammen

zum Flughafen zu fahren, um den großenSensei Fujihira, ein Nachfolger des Aikido-Begründers, zu begrüßen. Wir fuhren allezum Flughafen. Während Setsu und ich inder Flughafenhalle saßen und die Ankunftdes Meisters erwarteten, setzte sich eingroßer Mann (ungefähr 1,90m), der eben-falls am Aikido-Seminar teilnahm, einHawaiihemd trug und langes welliges Haarhatte, neben Setsu und fragte sie aufEnglisch: „Ist sie deine Freundin?“ Setsubejahte und er fing an, Dinge zu sagen wie„Sie ist hübsch, oder?“ Yohei wandte sichzu mir und sagte: „Ich glaube, er ist einAufreißer, also sei vorsichtig.“ Dieser Mann verstand kein Japanisch

und wir vermuteten, er würde vielleichtdenken, wir redeten schlecht über ihn unddeshalb, nachdem wir kurz geplauderthatten, aufbrechen, aber stattdessensetzte er sich neben mich und sprachmich an.Ich war etwas erschrocken und weil ich

ja nicht viel <Englisch sprach, begriff ichnicht wirklich, was er sagte, ich verstandnur, dass er mir sagte „du bist hübsch“.Dies war mein erstes Zusammentreffen

mit Steven Seagal.Als Setsu und ich die Toiletten aufsuch-

ten, stand er in der Nähe an eine Wandgelehnt, mit verkreuzten Armen undBeinen. Ich glaube, er wusste, dass ichihm bezüglich vorsichtig war und in jenemMoment sagte er nichts. Er war einBekannter, der ebenfalls Aikido praktizier-te, und ich war grob zu ihm gewesen. Umes etwas auszubügeln, drehte ich mich zuihm hin und grüßte ihn mit einemKopfnicken. Er sagte zu Setsu: „DeineFreundin denkt, ich bin gefährlich, und istvorsichtig, ist es nicht so?“ und ich erwi-derte „Nein, nein“, den Kopf schüttelnd. Da kam Sensei Fujihira an und alle lie-

fen wir hin, um ihn zu begrüßen. Ich fühl-te mich ein bisschen schlecht wegen mei-nem Verhalten gegenüber Seagal und es

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erleichterte mich zu hören, dass er beidem Begrüßungsfest dabei sein würde.Obwohl ich mich weiterhin vorsichtig ihmgegenüber benahm, tauschten wir einigeWorte aus. Das Seminar fand in einer großen

Sporthalle statt. Wir legten uns unsereAikido-Kleidung an und ich trainierte mitSetsu in einer Ecke. Seagal war auch da, aber zu keinem

Zeitpunkt trainierte ich mit ihm. Als dieÜbung zu Ende war, kehrten wir auf derLadefläche eines Lastwagens, die nichteinmal eine Abdeckung besaß, in dieZimmer der Universität zurück. Seagalund ich saßen im hinteren Teil desLastwagens. Der Fahrer amüsierte sich, indem er über den Weg voller Schlaglöcherraste. Alle kreischten nervös; ich glaubezumindest, ich war nicht die Einzige, dieschrie! Seagal hielt mich an den Schulternund zeigte auf einen Hasen, der, durchLichter und Hupe erschrocken, aus derDunkelheit sprang und die Fahrbahnüberquerte. Es war das erste Mal, dassich einen Hasen in seinem natürlichenLebensraum sah, es ergriff mich und ichrief: „Wow, ein Hase!“Der Lastwagen erwischte ein gewalti-

ges Schlagloch und ich vollführte einenkleinen Salto in der Luft. Für eine Sekundekonnte ich die Fahrbahn sehen. Ich würdefallen! Aber Seagal packte mich schnell,um mich auf meinen Platz auf derLadefläche zurückzuholen. Er rettete mirdamit das Leben! Ich war so erleichtert,ich wollte etwas sagen, zitterte jedochnoch vor Angst. Nach diesem Schocklegte er seinen Arm um mich und hieltmich so fest, dass ich nicht mehr umkipp-te. Ich lehnte mich an ihn, um dasSchlingern zu verhindern.

Wir kamen bei unserer Unterkunft an,und wurden zu unterschiedlichenGruppen in jeweilige Zimmer aufgeteilt. Das Zimmer bestand aus einem

Schrank, einem Schreibtisch, einemFrisiertisch und einem Bad. Ich war über-rascht, wie groß alles war. Setsu und ichverstanden wenig von den Gesprächen,die im Zimmer von Sensei Fujihira statt-fanden, aber alle Leute schienen emotio-nal und sehr bewegt davon zu sein, neueFreunde kennenzulernen.In der Woche des Seminares fuhren wir

mit Seagal zum Einkaufen und zumSupermarkt und als das Seminar aufhör-te, fuhren wir in eine Stadt in OrangeCounty zu dem Dojo, in welchem Seagalselbst praktizierte und welches von HarryIshizaki geleitet wurde. Der SenseiIshizaki hatte einen Bart und war sehr gutaussehend und wenngleich er jung aus-sah, hatte er bereits Neffen. Er warJapaner, hatte aber die amerikanischeStaatsbürgerschaft und erzählte, dass ermit den amerikanischen Streitkräftennach dem Krieg an der Besetzung vonKyushu, Japan, beteiligt war.Nach dem Seminar beschlossen wir,

anstatt nach San Francisco zurückzukeh-ren, für eine Weile zu bleiben und im Dojovon Sensei Ishizake in Orange County zutrainieren. Während wir dort waren, entschieden

wir, mit einem Bekannten nach Arizona zufahren.Sein Name war Sr. Takagi und er hatte

ein Dojo in Phoenix, er war aus Korea. Erwar ein schöner, großer Mann. Seineamerikanische Frau war ebenfalls sehr

hübsch, aber sie besuchte während derSommerferien mit den Kindern ihreHeimatstadt und er erklärte, dass sie erstspäter wieder zusammentreffen würden.Ich glaube, dass ich in jenem Moment

plötzlich die ganze Anstrengung derReisen, die ich seit meinem Aufbruch ausJapan unternommen hatte, spürte; undnachdem wir in Arizona angekommenwaren, sah ich nichts von den einheimi-schen amerikanischen Stämmen, son-dern blieb einfach im Auto und schlief. DieLeute müssen sich gedacht haben, dassich mich seltsam verhielt.Etwas später hörte ich, dass Seagal zu

Sensei Ishizaki gesagt hatte: „Mir gefälltMiya-chan, wann kehren sie zum Dojo inOrange County zurück? Könntest du unsdie Möglichkeit verschaffen, uns zusehen?“ Deshalb fuhren Setsu, Seagal und ich

zu dem Haus seiner Eltern, in der Nähevon Long Beach. Es war nahe beim Meerund an einem klaren Tag konnte manMexiko erspähen.Wir kehrten zum Dojo in Orange County

zurück, aber als ich mich bereits als einesehr gute Freundin Seagals fühlte, riet ermir, mich ihm gegenüber vorsichtig zuverhalten, deshalb distanzierte ich michim Dojo ein bisschen von ihm. Sobald ichdas tat, sah ich Seagal sehr traurig undniedergeschlagen sich an einer Wandabstützend. Er hatte sehr schöne blaueAugen und sein warmer Blick gelangte bisin mein Herz. Er sprach sanft. Vielleichtbin ich etwas lärmempfindlich und mirgefallen Menschen, die mit leiser Stimmesprechen. Als ich ein kleines Mädchen

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war, hatte ich Angst vor meinemVater, der schrie, und wenn ichjemanden höre, der auf aggressiveArt und Weise spricht, rege ichmich sofort darüber auf. Er tat mir leid und ich fragte ihn:

„Was ist los?“ Er deutete mit seinerriesigen Hand auf seine Brust undsagte: „Herzschmerz.“ Obwohl ichwusste, dass dies meine Schuldwar, fragte ich ihn „Warum?” und ererwiderte: “Weil du mich meidest.”„Das stimmt nicht“, sagte ichimmer wieder und obwohl es nutz-los erschien, setze ich mich nebenihn. Schließlich raffte er sich auf.Einmal nahm er mich zusammen

mit Setsu zu einer JapanischenAufführung mit und einmal zu einerVorführung mit Delphinen. Wieimmer, wenn wir nach Hausezurückkehrten, entspannte ichmich so sehr, dass ich einschlief. Wir fingen an, viel miteinander zu

unternehmen, gingen einkaufen,hatten einige Dates, und nachgeraumer Zeit fing er an, mir in sei-nem schlechten Japanisch zusagen: „Du und ich, wir lieben uns.Ich will dich heiraten.“Eines Tages, als er bereits eine

bezahlten Arbeit ausübte - er spielteGitarre in einer Bar - gingen Setsuund ich mit und hörten ihn spielen.Als er seine Arbeit beendete, kam erzu unserem Tisch und kostete etwasvon meinem Brandy. Danach gingenwir mit Setsu in ein JapanischesRestaurant. Er aß fast gar nichts,aber Setsu und ich bestellten Aal,deshalb fragte ich ihn: „Möchtest duprobieren?“ Er antwortete, kauend, inantiquiertem Japanisch: „Der Ruhmeines Samurai liegt in der ehrenwer-ten Armut“ und wartete, bis wir fertig geges-sen hatten. Setsu fragte ihn: „Warum isst dunichts? Machst du eine Diät?“. Er schüttelteden Kopf und sagte: „Nein.“ In diesem Moment dachte ich, er wäre

eine komplizierte Person, aber spätererfuhr ich, dass er Geld sparte, um nachJapan zu fahren. Er war immer mit Jeans und einem

Hawaiihemd, oder einem Hemd und eineschwarzen Lederjacke bekleidet und trugseine Gitarre mit sich.Im Dojo in Los Angeles fand eine

Prüfung des Ranges statt und Seagalmachte sie, um erster Dan zu sein. Setsuund ich fuhren mit ihm zum Dojo.Für die Abnahme des Examens stellte

sich der Fujihira mit den Prüfungsunterlagenin der Hand gegenüber einer Ecke desDojos auf. Was danach geschah, über-raschte uns. Während der Prüfung schliefder Sensei ein und sein Körper wiegte vorund zurück wie der eines Ruderers in einemBoot! Obwohl das etwas Unerhörtes ist, warjeder still und der schlafende Meister schienniemanden zu verwundern. Während dieser seltsamen Szene

betrachteten Setsu und ich die Gesichterder Leute, wir versuchten nicht einmal, unser Erstaunen zu verbergen.Schließlich bemerkte jemand unserenGesichtsausdruck, und er lächelte, wie

um uns zu sagen: „Ja, wir wissen schon“,was uns etwas entspannter machte.Danach erfuhren wir, dass der Sensei

augenscheinlich immer während derPrüfungen einnickte. Wir fragten uns, wieein Schüler so sein Niveau heben könne,aber sie erklärten uns, dass, als ein Schülerdiese Frage an Sensei Fujihira richtete, die-ser geantwortet hatte: „Selbst wenn ichschlafe, kann ich wissen, ob sie bestehenoder nicht, weil mein Ki sie beobachtet.“ Während dem Seminar hatten wir uns

ebenfalls mit einer anderen Frau ange-freundet, ich glaube sie hieß Shelly. Siewar sehr nett zu uns, lud uns ein, mit ihr indie Berge zu fahren, und wir verbrachtendort eine Nacht.Danach kehrten wir nach San Francisco

zurück. Marie hatte einige Geschichtenüber uns von Leuten, die ebenfalls amSeminar teilgenommen hatten, gehört,und sie sagte zu mir: „Miyako, ich habegehört, dass du jetzt einen Freund hast.“Einige Tage später kamen Seagal und

andere Leute nach San Francisco undwir trafen uns ein paar Mal, wirklich nichtoft, gingen einfach in den Dojo und ineinige Restaurants, oder in das Hauseines Freundes. Wir verbrachten nichtviel Zeit allein. Der Tag meiner Rückkehr nach

Japan rückte näher, und wir beschlos-

sen, mit dem Auto nach Seattlezurückzufahren. Der Meister des Dojosin Seattle erlaubte uns, in seinem Hauszu bleiben und einer seiner Schülerbrachte uns sogar zum Flughafen. Undso ging unsere Reise von 2 Monaten zuEnde und wir kamen Ende August inJapan an. Seagal hatte bereits Pläne, nach Japan

zu gehen, bevor er mich kennengelernthatte, und im Dojo in Orange County hatteer mir mitgeteilt: „Ich werde definitiv nachJapan gehen.“Nachdem ich nach Japan zurückge-

kehrt war, schickte er mir oft Karten, einevon ihnen mit einem Plektrum einerGitarre darin.Seagal kam im Oktober nach Japan, im

selben Jahr. Er fand sich in meinem Hauseinige Tage nach Weihnachten ein, nach-dem ich mehrere Male nach Tokio gefah-ren war und er nach Osaka, damit wir unssehen konnten. Im Januar des folgenden Jahres hatten

wir eine schlichte Hochzeit. Meine Mutterakzeptierte meine Heirat mit einemAusländer ohne Einwände, aber aufgrundmeines Antrags, damit K-shihan den Dojomitnehmen konnte, hatte ich ihr bereitsviele Probleme bereitet.Diese Heirat war der Beginn eines lan-

gen Lebens in Armut!

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DIE MACHT DES KIRI OTOSHI IN DERJAPANISCHENSCHWERTKUNSTHeutzutage ist Kiri Otoshi eine

Bewegung, die zu der Schwertkunstzählt. Es wird als Technik unterrichtet,um den Gegner zu spalten. Darüberhinaus, dass es als schwere Technikangesehen wird, kann es extrem effizientsein, wenn es mit Schlüssigkeit undtechnischem Urteilsvermögen ausgeübtwird. Trotzdem ist es notwendig,bestimmte technische Aspekte zwi-schen Kiri Otoshi, Makko-giri und Kiri-Oroshi zu unterscheiden.Im Japanisch bedeutet Kiri-Oroshi

dasselbe wie „in die Hocke gehendohne Unterbrechung durchschneiden“(gerader Schnitt abwärts). Im techni-schen Sinne heißt das, dass dieserSchnitt mit der Kissaki (=derKlingenspitze) beginnt, während beimKiri Otoshi und Makkogiri die Kissakierst sekundär verwendet wird, d.h. nachdem Ausführen eines Schlages mit derMetalloberfläche des Schwertes. Dieser, der Kiri-Oroshi, sollte beim

Kopf beginnen und in Höhe desBauchnabels oder maximal in Hüfthöheenden. Diese Höhe zu überschreitenwürde, hinsichtlich der Position des Tori,innerhalb der Charakteristika desSchnitts als Fehler aufgefasst werden.Kiri Otoshi, so viel wie „niederfallen

lassen, niederstoßen“, bezieht sich aufeine Technik, die mit dem knienden Toriendet, und zwar in einer Weise, dass dieSchnittlinie bis zum Boden vollständigist. Dafür fängt der Schnitt beim Kopfan, erstreckt sich auf die gesamteKörperlänge und zwingt damit den Tori,sich am Ende dieser Technik auf dieKnie zu begeben.Es gibt einen Unterschied zwischen den

ersten beiden hier vorgestellten Formenund auch ihre Auswirkungen sind jeweilsverschieden. Die japanische Mystik bestä-tigt, dass einmal ein gut trainierter Samuraidazu fähig war, einen Menschen zu halbie-ren. Gewiss würde der Kiri Otoshi so etwasleichter möglich machen. Der Kiri-Oroshiwird, weil die Kraft des Schlages kaum inder Kissaki liegt, eher als eine kraftvolle,aber nicht sehr tiefgehende Technikbeschrieben. Der Kiri Otoshi hingegenunterscheidet sich hier durch eine größereStoßkraft. Dieser Stoß, verstärkt durch diekorrekte Position der Hände und verbun-den mit Hüftbewegungen des Toris - einefallende Bewegung - ermöglicht eine kon-tinuierliche Kraft beim Schnitt, indem er sodie Stabilität des Schwertes erhält.Allerdings nur unter der Bedingung, dassdie im Körper aufgewandte Kraft den Stoßbegleitet.Auch wenn beide Stoßarten fatal sind,

ist es unvermeidbar, die Unterschiedezwischen ihnen hervorzuheben. Es istdie Mühe wert, sich daran zu erinnern,dass ein Samurai im Schlachtfeld starkdurch das Tragen eines Yorois und eines

Kabutos geschützt ist, was sicherlichdie Durchführung eines jeden solchenSchnittes erschwert. Der eigene Kabuto,der im Schlachtfeld benutzt wird unddafür gemacht ist, seine Wirkung imSchutz des Samurai zu entfalten, besitzteine hohe Widerstandskraft.Es versteht sich von selbst, dass

gewalttätigen Arten wie der Kiri Otoshifür eine bestimmte Technik stehen, beider das Schwert beiseite geräumt wer-den muss, um - wenn auch mit hohemSchwierigkeitsgrad - den Körper treffenzu können.Wenn wir beispielsweise an das

Mittelalter denken, als die ständigenKämpfe die Krieger dazu zwangen, ein-zigartig in ihren Fähigkeiten zu sein, indieser Zeit traf der erste Schnitt desSchwertes die Schädelknochen unddanach das Brustbein, bis er durch dieHüftknochen stoßen würde.Schwierig, meint ihr nicht? Stellt euch nur die Position des auf die

Hände gerichteten Qi vor, um sich ohneUnterbrechung in Harmonie mit demKörper nach unten neigen zu können. Analysieren wir einmal den Schädel,

der das Gehirn einschließt und schützt,beim Menschen und bei denWirbeltieren verortet in der oberenQuerebene.Der Kopf besitzt 22 Knochen, wovon

8 eng miteinander verbunden sind; inei-nandergefügt (fest) bilden diese denSchädel oder das Schädeldach, wel-ches das Gehirn schützt. Diese Knochensind: Stirnbein, Scheitelbein (im seitlich-oberen Teil), das Schläfenbein und dasHinterhauptbein (Genick); das Keilbein(die Basis des Schädels) und dasSiebbein (zwischen diesem letzten unddem Stirnbein). Das Gesicht besteht aus folgenden

Knochen: Kieferknochen, Jochbein,Nasenbein, Tränenbein, Pflugscharbein,Nasenmuschelbein und Unterkiefer, derzum Kauen dient und der einzigebewegbare Knochen des Kopfes ist;und im inneren Teil des Mundes dasGaumenbein.Stirnbein - Stirnknochen, mit

der Funktion das Gehirn zu schützenScheitelbein - ein Paar Knochen,

die die Seiten und die Wölbung desGehirns formenHinterhauptbein - der untere hintere

Teil des Kopfes; HinterkopfSchläfenbein - zusammenhängend

mit den Schläfen des Kopfes.Unregelmäßige Form, unterhalb-seitlichsitzend, beinhalten sie das GehörKeilbein - unpaariger Knochen, zwi-

schen den Knochen der Schädelbasis Backenknochen - paarig, hebt

Wangen des Gesichts an und bildet Teilder Seitenwand der AugenhöhlenOberkiefer - einer der Knochen, an

dem sich die Zähne befinden. EinKnochen, der sich mit dem Unterkieferverbindet;Unterkiefer - Einzelknochen, in Form

eines Hufeisens, der die unteren

Kinnbacken des Menschen bildet undan dem sich die unteren Zähne befindenPflugscharbein - platter, unpaariger

Knochen, der den hinteren unteren Teilder Nasenscheidewand bildetSiebbein - Schädelknochen, der zwi-

schen Stirnbein und Keilbein sitzt undTeil der Schädelbasis, der Augenhöhlenund Nasenhöhlen ist. Durch eine seinerOberflächen verlaufen die Nervenfaserndes RiechnervsGaumenbein - paarig, L-förmig, bil-

det das hintere Drittel vom knöchernenGaumenNasenbein - Knochen, der die Nase

formtTränenbein - kleiner Knochen, zwei

an der Zahl, beide jeweils in derAugenhöhle in der Mittelwand sitzend

Gehör (Paarknochen):Hammer - kleiner seitlicher

Knochen des Mittelohrs in Formeines HammersAmboss - mittleres

Knöchelchen der Knochendes Mittelohrs, zwischenHammer und Steigbügel Steigbügel - kleines

Knöchelchen desOhres neben derSagittalebeneUnteres Nasenmuschelbein -

Knochenpaar, das die hintereNasenhöhle formt, zwischen denKinnbacken und dem Knochenfortsatzdes KeilbeinsOberes Nasenmuschelbein -

Knochenpaar, das die vordereNasenhöhle formt

Um diese Stärke, die das Gehirnbesitzt, zu durchstoßen, müssen wirzuerst untersuchen, ob der Gegnereinen Kabuto-Helm trägt oder nicht.Falls wir dies bejahen, wird es unmög-lich sein, dessen Struktur mit einemSchnitt zu durchbohren.Daher gehen wir davon aus, dass der

Gegner keinen Helm trägt.Das Hara des Kenshi oder Fechters

muss flach sein, damit er in dem Maße,wie er seinen Körper herabbeugt, denStoß nur einmal ausführen muss. Zuerstlenkt er ihn in Richtung der Hüften, umihn daraufhin auf die Schultern zu len-ken. Nur innerhalb dieses Weges, mitangespannten Brustmuskeln und festenArmen, die dafür sorgen werden, dassdas Qi übertragen wird, können wirdiese Bewegung ausführen.In der Vergangenheit verwendeten die

Meister die Vorstellung, dass die ganzeEnergie des Himmels in den Rücken ein-strömte, damit er in einem angeblichmagischen Moment die Rüstung desGegners durchschneiden würde.Gewiss dachte man früher, dass derGeist den Körper sogar soweitbeherrscht, dass er ihn zu unmöglichenDingen befähigen konnte. Aber natürlich spielt es sich nicht so

ab. So sehr Unübliches oder

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Paranormales geschehen kann, verlangt diese Technik einwissenschaftliches Verständnis, damit sie mit Präzision vollzo-gen werden kann. Viele Techniken wurden entwickelt, wie zumBeispiel sich vorzustellen, ein Handtuch zu verdrehen, uner-müdliche Wiederholungen sogenannter Uchi-Komi oder das

Training mit einer schweren Machete.Mit der letztgenannten erge-ben sich für uns einige

Ungereimtheiten.

Vermeintlich werden bei dieserTechnik, angeführt vom Tameshigiri(=ein bestimmter Schnitttest), die Armelocker gelassen und der Rücken so belas-tet, dass er leicht fließen und damit auf dasreagieren kann, was Arme und Finger anord-nen - man vermutet, dass sie sich auf dieseWeise mit Qi füllen. Deshalb kann man danach miteiner nur halb angespannten Bewegung den Schnittbeginnen - ich sage halb, die vollständige Anspannung soll-te man nur am Ende dieser Technik anwenden - wie da mit einerschweren Machete üben und so eine Hypotrophie der Muskeln,die den Schnitt ausführen, verursachen? So wird das heiß ersehn-te technische Resultat nur verfälscht.Sobald das Schwert das erste Hindernis trifft, sollte das

Hara einen bestimmten Bewegungsablauf ausführen, in der esselbst wenig angespannt ist, denn wenn es verkrampft ist,wird das begehrte Qi nicht fließen und wenn es vollkommenentspannt ist, wird er nicht das benötigte Gleichgewichtbeherrschen können. Das heißt, das hier ist nicht gera-

de einfach…Viele Meister der Vergangenheit erzählen,dass Versuche mit Leichen gemacht wurdenund viele Schnitte, mit entspanntem Haraausgeführt, nur schlechte Ergebnisseerzielten. Wie sehr es auch bizarr

erscheinen mag, es existierenAufzeichnungen mit Proben vonSchwertoberflächen, die inmenschliche Körper gesteckt

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wurden. Trotzdem wissen wir bestimmt,dass viele Legenden ohne wirklichesUrteilsvermögen, was durchaus Nervengekostet hätte, überliefert wurden.Wenn wir mit der anatomischen

Analyse fortfahren, nach diesemAbschnitt über den Schädel, gelangenwir zum Brustbein. In der Vergangenheitpflegte man zu sagen dass das Schwertbei einem schlecht ausgeführten Schnittim Brustbein stecken blieb. Um dieseTechnik zu simulieren, wurde der KiriOtoshi mit einer Bambusart, die „Moso“genannt wird, geübt. Mit dieser Technikwurde die Übung begonnen. Sobald derSchüler es schaffte, das ganze Ende desBambus zu durchbohren, musste ereinen fortgeschrittenen Versuch an demBrustbein eines Ochsen üben. Aber diesletzte ist nicht vollständig bestätigt.Zum Brustbein zurück, sollte sich das

Hara in diesem Moment entspannenund, nachdem es diesen Knochendurchstoßen hat, anspannen, um sicherst am Ende zu entspannen.Um den Brustkorb zu formen, arbeiten

zusammen: im hinteren Teil die Brust-und Rückenwirbel; vorne ein unpaarigerKnochen, das Brustbein; schließlich,zwischen Brustbein und den Wirbeln,befinden sich die Rippen.Das Brustbein ist ein mittelgroßer, fla-

cher Knochen, der einem römischenDolch gleicht. In ihm kann man drei Teileunterscheiden: den oberen, derHandgriff genannt wird, den dazwi-schenliegenden namens Körper undeinen unteren, kleinen, der alsSchwertfortsatz bezeichnet wird. DerHandgriff bildet mit dem Rest desKnoches einen Winkel, genannt Angulussterni oder Ludovici, der sehr ausge-prägt und deutlich erscheint, wenn dieEntwicklung des Brustkorbes rückläufigist oder bei Personen in kränklicherVerfassung. An den Rändern desHandgriffs und des Körpers fügen sichdas Schlüsselbein und die ersten siebenRippen ein. Die obere Kante besitzt einekleine Mulde, sehr deutlich bei schlan-ken Menschen: die sog. Drosselrinne.Um sie durchzuschneiden, muss die

rechte Hand, die sich vorn am Schwertbefindet, einen Winkel beschreiben,womit sich das ganze Gewicht in demTeil vor dem Ende des Tsuka konzen-triert. So wird das Qi direkt bis zu derKissaki fließen - der Spitze desSchwerts. Damit das Schwert nicht feststeckt,

sollte die Bewegung der linken Handeine aufsteigende sein. So schafft sie imFall des Falles Platz, damit dieOberfläche des Schwertes gedreht,gewendet und zurückgezogen werdenkann.Um zu verstehen, was es bedeutet,

dass das Schwert stecken bleibt, ist esnotwendig, die Anatomie dieser Zoneein bisschen näher zu erklären. DieRippen sind zwölf an der Zahl und ver-binden das Brustbein mit derWirbelsäule, wo sich die Rückenwirbel

einfügen (ebenfalls zwölf Stück); sie sindkurvenförmig, beschreiben einen Bogenund ihre Ausrichtung ist nicht horizontal;ausgehend von dem Brustwirbel, richtetsich die Rippe nach unten. Ihr vorderes Ende (sternal) ist weiter

unten als das hintere (vertebral). Es gibtzwei Gelenke zwischen Rippen undBrustwirbeln: ein Gelenk mit dem Körperund eines mit dem Querfortsatz. Die vor-deren Enden der Rippen setzen beimBrustbein mit Einschub desRippenknorpels an.Die ersten sieben Rippenpaare heißen

„echte Rippen“; in ihnen fügt sich derRippenknorpel direkt in das Brustbeinein. Im Gegensatz dazu hören der sieb-te, achte, neunte und zehnteRippenbogen nicht im Brustbein auf,sondern im unteren Rand der jeweiligenRippe, die sich darüber befindet.Der elfte und zwölfte Rippenbogen

sind nicht an das Brustbein fixiert, son-dern bleiben frei und werden deshalb„fliehende Rippen“ genannt.Im gesamten unteren Rand der

Rippen befinden sich dieInterkostalnerven und -blutgefäße.Zwischen einer Rippe und einer ande-ren, also in den Zwischenräumen, sinddie Muskeln.Die erste Rippe hat eine spezielle

Form, wohingegen die anderen eineäußere und eine innere Fläche besitzen,ist die erste Rippe von oben nach untenabgeflacht und weist deshalb eine obereund eine untere Fläche auf. Auf der obe-ren Fläche findet man einen kleinenVorsprung, den Lisfranc-Knoten, wich-tig, weil neben ihm dieUnterschlüsselbeinarterie ist. DieserKnoten ist also ein Orientierungspunktfür die Unterschlüsselbeinarterie, unddas ist nützlich, wenn man diese Arterieverbinden oder vernähen muss. Sohaben wir nun einzelne Elemente, diezum Brustkorb beitragen. Nun werdenwir den Brustkorb als Ganzes betrach-ten. Er hat die Form eines abgeflachtenKegels, mit der kleineren Fläche nachoben. Die äußere Oberfläche desBrustkorbes weist hinten einenVorsprung auf, der von oben nach untenverläuft und zur Serie der Dornfortsätzegehört. Daneben verlaufen jeweilsBänder, die die Wirbelsäule stabilisierenund der Bewegung durch die Muskelndienen.Der Brustkorb ist nach oben hin geöff-

net, in Richtung des Genicks, undermöglicht am Ende den Zugang für dieSpeiseröhre, die Luftröhre und großeBlutgefäße; im Gegenteil dazu ist ernach unten hin geschlossen durch einenkuppelförmigen Muskel: das Zwerchfell.Das Innere des Brustkorbs besteht ausder Brusthöhle, seitlich besetzt mit denLungen und in der Mitte mit dem Herz,mit der Hauptschlagader, die, nachdemsie einen Bogen beschreibt, bis zumUnterleib geht und das Zwerchfelldurchdringt. Der Brustkorb wird vornevon der Luftröhre durchzogen, die sich

in zwei Bronchien teilt, die in die jeweili-gen Lungenflügel führen. Hinten erstreckt sich die Speiseröhre

über den Brustkorb, die das Zwerchfellkreuzt und sich ebenfalls bis in denUnterleib ausbreitet.Der Brustkorb enthält die zwei

Hohlvenen und den Ductus thoracicus.Die Form der Brusthöhle verändert sichmit dem Alter und den physischenBedingungen jedes Einzelnen und ist jenach Geschlecht unterschiedlich. BeimMann hat ist sie kegelförmig, währendsie bei der Frau im mittleren Teil abge-rundet ist und an die Form eines Fass'erinnert. Der Unterschied liegt an denverschiedenen Atemweisen: Die Frauatmet durch den Brustkorb, währendder Mann durch den Unterleib atmet.Auch diese Verschiedenheit hat ihreBerechtigung und ihren Nutzen: Für dieFrau wäre die Atmung durch denUnterleib während einerSchwangerschaft sehr schädlich.Die Bewegungen des Brustkorbs

während der Atmung sind Folgende:beim Einatmen, wenn der Brustkorb sichausdehnt, heben sich die Rippen undverlängern sich (mehr bei der Frau alsbei dem Mann). Beim Ausatmen, wennder Burstkorb sich einengt, senken sichdie Rippen und rücken zusammen.Dadurch vergrößert und verkleinert sichder Durchmesser des Brustkorbsabwechselnd, und zwar so, dass dieLungen, die passiv die Bewegungen desBrustkorbs vollführen, sich zuerst aus-dehnen und mit Luft füllen und dann imFolgenden zusammenziehen und Teileder eingeschlossenen Luft herauslas-sen.Und um zum Ende zu kommen, nun

eine anatomische Analyse des Schnitts:das Hüftbein zu schneiden ist etwasSurreales. Es kommt vor, dass in einemMoment die eigene Bewegung desKörpers des Kenshi für ein „Ma-Ai“sorgt, und zwar so, dass wenn er sichauf die Knie begibt, er sich ein bisschenentfernt und knapp den Darm und dieBlase durchschneidet. Man glaubt, dieswäre eine natürliche Bewegung und istmit der vorgestellten Technik einverstan-den. In diesem Moment sollte das Haravollständig entspannt sei, zusammenmit den Armen, die sich auf eine erneu-te Anspannung vorbereiten, die diedarauffolgende Bewegung im Falle,dass der Kiri Otoshi erfolglos war, erfor-dert.Die Energie des Körpers muss sich in

den Beinen befinden, die auf demBoden ruhen und sich auf einem Knieabstützen können. Im gegenteiligen Fallwird das Hara Zentrum desGleichgewichts sein und die restlicheEnergie auslöschen.So verstehen wir also, dass viele der

zu dieser Bewegung überliefertenLegenden, sich letztendlich in ihrerStrategie, dem Körpergewicht dieseTechnik des langen und tiefgehendenSchnitts anzubieten, entsprechen.

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„Die Energie des Körpers muss sich in denBeinen befinden, die auf dem Boden ruhen und

sich auf einem Knie abstützen können. Im gegenteiligen Fall wird das Hara Zentrum

des Gleichgewichts sein und die restlicheEnergie auslöschen“

„In der Vergangenheitpflegte man zu sagen dass

das Schwert bei einemschlecht ausgeführtenSchnitt im Brustbein

stecken blieb. Um diese Technik zu

simulieren, wurde der Kiri Otoshi mit

einer Bambusart, die Moso“

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Große Kämpfer

• Goldmedaille bei den olympischen Spielen in Seoul 1988• Weltmeister im Schwergewicht

„Exklusivinterview mit einer Größe des Boxsports,die sich an MMA wagte, eine Goldmedaille bei den

olympischen Spielen gewann und einemärchenhafte Karriere hinter sich hat.

Anlass des Interviews ist die Präsentation seiner6 DVDs, die als Lehr-DVDs für den Boxkampf

konzipiert sind.“

Ray “ohne Gnade” Mercer

Budo International: (deutsch: schwarzer Gürtel): Erzählen Sie uns ein bisschen vonIhrem Leben und wie Sie den Entschluss gefasst haben, diese DVDs zu realisieren.Ray Mercer: Ich war Olympiasieger in Seoul 1988, hatte alle Kämpfe durch K.o. gewonnen.

Ich war der erste aktive Soldat, der eine olympische Medaillegewonnen hatte. Danach machte ich das Boxen zum Berufund schaffte es bei der Weltmeisterschaft der WBO (WorldBoxing Organization) im Schwergewicht zu siegen. Als ich inden Boxring stieg, war ich sicher, dass ich gewinnen würde,weil ich mein Glücksamulett in meinem rechten Stiefel mitge-nommen hatte. Für mich ist es ein sehr wichtiges Amulett.Seit den olympischen Spielen habe ich es immer bei mirgetragen.Auch später, als ich anfing professionell bei derWBO zu arbeiten hat es mir immer Erfolg beschert.

Außerdem bedeutet dieses Amulett sehr viel für mich,weil es mir dabei hilft, nie zu vergessen, wer ich bin und wasich erreicht habe. Ich war das letzte amerikanischeSchwergewicht und der siebte amerikanische Boxer über-haupt, der die Goldmedaille gewonnen hat. Ich glaube des-halb, dass meine Leistung für sich spricht und jeder, derdiese DVD-Serie anschaut, wird wissen, dass das, was dortgezeigt wird, echt ist.B.I.: Schildern Sie uns ein bisschen mehr Ihr Leben

und Ihren Werdegang.Ray Mercer.: Ich bin am 4. April 1961 in Jacksonville,

Florida, geboren. Ich hatte mit Sicherheit eine sehr glückli-che Kindheit. Mein Vater war Soldat, meine Mutter

Hausfrau und wir lebten alle zusammen. Mein Vater, meine Mutter,meine Oma, meine vier Schwestern und ich. Ich erinnere mich an dieZeit, als ich sechs Jahre alt war, was ich mit meinen Freunden machte,

als wir spielen gingen und in den Laden, um Süßigkeiten zu kau-fen. Als ich ungefähr neun Jahre alt war, kam mein Vater aus

Vietnam zurück und wurde in eine Kaserne nach Georgiaversetzt und wir zogen dorthin. Dieser Ort begeistertemich, ich erinnere mich an viele schöne Dinge. Ich erin-nere mich daran, dass ich mit meinen FreundenFahrrad fuhr und zum Schwimmen ging. Es war eineglückliche Kindheit. Ich schaue auf einige Raufereienmit meinen Schwestern zurück, vor allem mit denÄlteren, und im Nachhinein betrachtet half mir dassehr, um meine Fertigkeiten im Boxen zu entwickeln.

Als ich ungefähr 15 Jahre alt war, wurde mein Vater

6 großartige DVDs. Die Box fürKampfkünstler!Das beste DVD-Paket, dasjemals über das Boxenveröffentlicht wurde!

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nach Deutschland geschickt. Aus dieserZeit erinnere ich mich an meinen Afro,die Diskomusik und an das Institut, woich Fußball spielte. Damals war dasmein Lieblingssport. Ich spielte Fußball,ich machte nichts mit Boxen. Ich weißnoch, dass meine Mannschaft zweiJahre unbesiegt blieb. Danach kehrtenwir in die USA zurück, wo ich mich inder Richmond Academy einschrieb. Einpaar Jahre später und nach einigen klei-nen unwichtigen Jobs, heuerte ich beider Armee an. Mich begeisterte es, inder Armee zu sein. Das Leben war hart,man musste sich anstrengen, früh auf-stehen, marschieren, putzen und trainie-ren. Es war hart, aber ich mochte es. Ichverdanke diesem Lebensabschnitt imMilitär sehr viel. In jener Zeit wurde ich

nach Deutschland abkommandiert undes war in diesem Land, wo ich micheiner Boxmannschaft anschloss, in derich das einzige Schwergewicht war. Ichfing an mit der Mannschaft zu trainieren.Sie brachten mir die Grundlagen derSchläge bei, die Positionen, die Fintenund bald fing ich an zu kämpfen. Injenem Jahr in Deutschland nahm ich an13 Kämpfen teil und erlangte einenRekord von 13 Siegen und 0Niederlagen. Es war eine großartigeZeit. Das Boxen begeisterte mich undviele Leute kamen gerne, um michboxen zu sehen. Ich lernte viel und hatteeinige großartige Trainer. Einige dieserTrainer waren für mich Vaterfiguren. Ichhörte auf alles, was sie mir sagten,sogar außerhalb des Boxrings befolgte

ich ihreRatschlägeund das istmit eines

der Dinge, die mich zum Championgemacht haben.B.I.: Welcher war dein härtester

Kampf?RM.: Mein schwierigster Kampf war

gegen Bert Cooper, es war einer über 12Runden. Er hinterließ viele Spuren, icherlitt einen Schnitt in der Lippe, mehrereWunden im Gesicht, ich riss mir ein paarVenen im Kiefer auf, die stark bluteten.Ich erinnere mich an ein Bild nach demKampf, bei dem Bert Cooper und ich inder Krankenstation waren und uns vonden Wunden erholten. Zwei Tage nachdem Wettkampf musste ich insKrankenhaus fahren, weil ich mich sehrschwach fühlte und Fieber hatte. Ichwar aufgrund des Kampfes und der har-ten Vorbereitung dehydriert. Wir hattennämlich eine Strategie vorbereitet, diedarin bestand, zu versuchen, für jedenSchlag, den ich erhielt, 3 Schlägezurückzugeben. Ich musste mich sehr

Große Kämpfer

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anstrengen, um diese Strategie beimKampf bis zum Ende beizubehalten. Eswar ein so harter Kampf, dass er alsKampf des Jahres 1990 betitelt wurde. B.I.: Bitte sprechen Sie etwas über

ihren Rivalen in jener Nacht, BertCooper.R.M.: Bert Cooper war ein großer

Kämpfer, ein sehr harter Boxer, schnellund zäh. Er konnte problemlos mehrereaufeinanderfolgende Kinnhaken austei-len. Er konnte auch gut einstecken, ichversetzte ihm in dieser Nacht vieleSchläge, er hielt viel aus. Ich glaube,dass sein Kampfstil so war wie der vonJoe Frazier. Ich hatte einen kleinenKampf gegen Joe Frazier, für mich ist eswie die Kämpfe von Mohammad.B.I.: Was war der bedeutendste

Moment in deiner Karriere?R.M.: Der Weltmeistertitel im

Schwergewicht war sehr wichtig fürmich, aber ohne Zweifel bleibe ich dabei,dass es die Goldmedaille bei den olym-pischen Spielen in Seoul war. Die olym-pischen Spiele sind ein Ereignis, an demalle teilnehmen wollen. Ich war Teil derMannschaft und habe mein Land vertre-ten. Am Anfang dachte ich nicht, dassich gewinnen könnte, aber ich trainiertesehr hart, ich hörte auf all meine Trainerund erlangte das nötige Vertrauen, um zugewinnen. Wenn du eine olympischeMedaille gewinnst, wird die ganze Weltauf dich aufmerksam, alle Blicke sind aufdie olympischen Spiele gerichtet. Als ichdas Boxen zum Beruf machte und esschaffte die Weltmeisterschaft zu gewin-nen, war das sehr schön und sehr bewe-gend. Damit hatte ich alles. Aber was ichfühlte, als ich die Goldmedaille in derOlympiade gewann, ist unvergleichlich.Es ist wirklich großartig, zu einerOlympiade mit all den Sportlern, die ihreLänder repräsentierten, zu fahren undmit einer Goldmedaille zurückzukom-men. Als ich klein war, boxte ich nichtund dachte auch nicht daran es zu tun.Aber ich sah die Boxer bei den olympi-schen Spielen und dachte, wie grandioses für die Boxer sein musste, die Goldgewannen. Und wie alle Jungs träumteich davon in irgendeinem Sport eineGoldmedaille zu gewinnen und letztend-lich ist dieser Traum wahr geworden.Deshalb behaupte ich, dass dieGoldmedaille in Olympia die größteErrungenschaft in meiner Karriere ist.Und die ganze Welt erinnert sich daran.B.I.: Was ist die beste Erinnerung an

dieses Ereignis?R.M.: Meine beste Erinnerung ist der

Moment, als ich auf dem Podium stand,mit der Goldmedaille um meinen Halsund die Nationalhymne meines Landeshörte. Ich weinte vor Emotionen, meineMutter, die die olympischen Spielebesuchte weinte, und mein Vater, der siezuhause anschaute, weinte auch. Ichgriff nach der Medaille, um in sie zu bei-ßen. Nun ja, alles was man so macht,wenn man eine Medaille gewinnt. Das istdie beste Erinnerung. Zudem, dieTatsache dass die Koreaner versuchten,

uns einzuschüchtern, macht diesen Siegnoch zusätzlich wertvoll. Auf demPodium der olympischen Spiele zu seinund die Goldmedaille zu erhalten istetwas Unvergessliches. B.I.: Welche Boxer hältst du für die

wichtigsten in der Geschichte diesesSportes? R.M.: Ich glaube, die Besten waren

Mohammad Ali, George Foreman undJoe Frazier. Sie waren die besten Boxeraller Zeiten. Es gab andere sehr gute undwichtige Boxer, aber ich glaube, dassdiese wirklich die Besten sind und auchdie, die am meisten aus diesem Sportherausstechen. Außerdem sind das dieBoxer, auf die ich besonders geachtethabe und die großen Einfluss auf micham Anfang meiner Karriere ausgeübthaben. Sie waren so zäh, sie konntenlocker die 15 Runden aushalten undmehr, falls das nötig gewesen wäre, siehatten kleinere Handschuhe, waren inbester Verfassung und schlugen kräfti-ger. Wenn ich über das Boxen rede,kommen mir immer diese drei in denSinn. George Formen und Joe Frazierund Mohamed Ali. Ich würde es sogarwagen, diesen letzten hervorzuheben.Ich glaube, Mohamed Ali wäre auf demersten Platz und danach George Formanund Joe Frazier. Wenn ich von jedemeine Eigenschaft hervorheben müsste,wäre das der Kinnhaken von Joe Frazier,die Schnelligkeit von Ali und die Kraftvon George Foreman. Sie waren uner-müdliche Kämpfer, sie boxten bis zumEnde und gaben niemals auf. Deshalbglaube ich, dass die Kämpfer von heuteverlieren würden, wenn sie sich ihnengegenüberstellen würden .Sie warenkräftigere Boxer, die unter härterenBedingungen kämpften.B.I.: Was glaubst du würde passie-

ren, wenn du dich diesen Männernstellen müsstest?R.M.: Wenn ich es mit ihnen aufneh-

men würde, würde ich härter trainieren,als ich es jetzt tue, um gegen dieKämpfer meiner Zeit anzutreten. Wennich gegen Mohamed Alí kämpfen müss-te, würde ich es so tun wie Joe Frazier,viel Druck auf ihn ausüben, um ihn nichtseinen explosiven Jab und seineGeschwindigkeit benutzen zu lassen.Wenn ich mich mit Joe Frazier messenmüsste, ich glaube das wäre ein Krieg.Dieser Mann hat immerzu Druck ausge-übt, ununterbrochen Fäuste ausgespielt.Das wäre ein Kopf-an-Kopf-Kampf, ichmüsste versuchen ihn k.o. zu schlagenund wenn nicht, könnte ich diesen Mannnicht besiegen. Wenn ich den Kampf mitGeorge Foreman aufnehmen müsste,würde ich besonders an meiner Kraftarbeiten. Aber nicht, um ihn direkt k.o. zuschlagen, sondern um ihn mit kräftigenSchlägen aufzureiben und gleichzeitigmit dem Spiel der Füße zu arbeiten, umseinen Attacken zu entfliehen. B.I.: Welche ist deine

Lieblingstechnik?R.M.: Meine bevorzugte Technik ist

der Jab, ich mag es den Jab zu verwen-

den, um immer weiter nach vorne zukommen und meinen Rivalen unterDruck zu setzen. Wenn ich Druck auf ihnausübe, passiert es leichter, dass ereinen Fehler macht, was mir erlaubt, ihnk.o. zu schlagen oder einen Vorteil imKampf daraus zu ziehen. B.I.: Erzähl uns eine lustige

Anekdote, die während deinerLaufbahn passiert ist.R.M.: Es war in einem Kampf gegen

Tommy Morrison, er fing sehr stark an, erattackierte mich wie ein Löwe. Er fing an,mir Schläge am Körper zu verpassenund beim zweiten Schlag, der mich imBauch traf, entwischte mir eine kleine“Blähung”; die Wahrheit ist, dass ich esgar nicht bemerkte, der Kampf ging wei-ter. Und als die Glocke läutete und ichauf meinen Platz zurückkehrte, lachtendie Leute in meiner Ecke, sie hatten esnämlich gehört und erzählten es mir. Ichweiß, das ist nicht das erste Mal, dass soetwas in einem Boxring vorkommt, aberin jenem Moment fand ich es sicher nichtbesonders lustig. Aber naja, mittlerweilekann ich sagen dass das die witzigsteAnekdote ist, die mir während einesKampfes passiert ist. B.I.: Was ist das beste und das

schlechteste daran, professionellerBoxer zu sein?R.M.: Das Beste daran ein professio-

neller Boxer zu sein ist, dass du dafürbezahlt wirst, etwas zu tun, was dumagst. Und das Schlimmste ist, das siedich schlagen. Gut, im Ernst, das Besteist die Anerkennung vom Publikum undden Fans. Und das Schlimmste ist, wenndu hart trainierst, dich bewusst auf denKampf vorbereitest, im Boxring dasabsolut Beste gibst und am Ende desKampfes die Schiedsrichter entscheiden,den Sieg dem Rivalen zuzusprechen. Dasist es was ich am wenigsten mag. B.I.: Gegen wen hättest du gerne

gekämpft?R.M.: Ich hätte sehr gerne gegen Mike

Tyson gekämpft, ich glaube er war einexzellenter Boxer. Tatsächlich war ichkurz davor, gegen ihn zu kämpfen, eswar schon alles vorbereitet, aber amEnde entschieden sie, dass ich gegenLennox Lewis kämpfen würde. B.I.: Warum hast du dich dazu ent-

schieden, an MMA und K1-Kämpfenteilzunehmen?R.M.: Naja, ich habe festgestellt, dass

meine Boxkarriere dem Ende entgegenging, aber trotzdem hatte ich weiterhinKraft und Energie, um die Dinge fortzu-führen. Deshalb hielt ich diese Art vonSport für eine Möglichkeit, um aktiv zubleiben. Und warum sollte ich es nichtsagen, weiterhin Geld zu verdienen. B.I.: Vielen Dank für die Mitarbeit an

unserem Magazin und dafür, IhreErfahrungen mit uns geteilt zu haben.R.M.: Es war mir ein Vergnügen.

Während des Interviews hat derInterviewer zwischen Sie und dugewechselt, deshalb auch so die Über-setzung.

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Große Kämpfer

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eister Sueyoshi Akeshi wurde am15. April 1958 in Osaka, Japan,geboren. Er begann mit zwanzigJahren bei Meister KonoYoshinori das Batto Jutsuzu praktizieren. Er ist

weltweiter Leiter des Mugen Kai mit Sitz inPortugal, einer der angesehensten Mönchedes Shugendo, er hat Akupunktur undShiatsu studiert, ist ein großer Liebhaberdes Buddhismus und der antiken KünsteJapans und heutzutage einer derbekanntesten und berühmtesten Meisterin und außerhalb des “Landes deraufgehenden Sonne”.Seine große Fähigkeit und

Leidenschaft für dieKampfkünste zeigte sich sofort,sobald er damit anfing. SeinRuhm erreichte Europa, als ergegen Ende der 90er Jahrenach Portugal und auch nachSpanien kam, um hier zuleben. Er nützte die Jahre, dieer auf der Iberischen Halbinsellebte, um seine Kunst zuverbreiten und so hat er inFolge dessen seine Gruppeder ältesten Schüler in Portugal,das er drei bis vier Mal pro Jahrbesucht und wo er fast fünf Jahrewohnte. Seit über einem Jahrzehnthalten seine Schüler in Portugalseine Lehre am Leben. Seine angeborene Fähigkeit,

was die Kampfkünste angeht, istbemerkenswert. Zum Beispiel

wie er die Katana beherrscht,mit so schnellen

Bewegungen, dass siefast fotografisch

wirken; er

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Großmeister

M

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Wer ist wer im Budo?

kann das Schwierige in Leichtes verwandeln. Dieser Mannkann uns auf die Reise durch die Zeit schicken, so viel weißer über die alten japanischen Künste. Das Geschick und dieWeichheit, die er bei seiner exzellenten Technik an den Taglegt, sind von unbeschreiblicher Schönheit und Effizienz, sodass man es kaum in Worte fassen kann.

Mit bereits zehn publizierten DVDs und dem Weg zumvierten Buch zeigt er deutlich, dass er nicht vorhat, seineGeheimnisse für sich zu behalten, ganz im Gegenteil, seinHauptziel ist, dass sein Wissen zu allen Interessiertengelangt und seine Lehren nicht in Vergessenheit geraten.

Als Mönch des Shugendo hat er an zahlreichen Zeremonienextremer physischer und psychischer Härte teilgenommen,so wie die Feuerzeremonie, bei der man ganz nah vor einemriesigen Ofen sitzt, dabei Mantras rezitiert und am Endebarfuss über ihn steigt. Der “okugake”, ein Pilgerweg in dieBerge des Ominesan, der für die Mönche von Shugendo sehrwichtig ist und jedes Jahr im August angetreten wird, bestehtdaraus, eine Woche durch felsiges Terrain zu laufen, mitzahlreichen Aufenthalten in Tempeln, um Zeremonien derMeditation abzuhalten, hier hat er Pilger keinen Zugang zumateriellen Gütern, er steht nur in Kontakt mit der Natur undder unaufhörlichen Suche nach dem inneren Frieden. AmEnde jeden Tages nehmen die neueren Mönche anEinstiegsritualen teil, einige davon gefährlich, wie sich aufeinem zerklüfteten Felsen über einem Abhang umzudrehenohne jede Stütze oder Seil oder mit den Füßen an einemBerg aufgehängt zu werden, damit einem die Sündenvergeben werden, all das nach durchschnittlich 25 MeilenWeg und knapp drei Kugeln Reis am Tag als Nahrung,wobei man den Reis mit einem Gefährten teilt.

Eines der härtesten Rituale, denen er sich unterzog und die erzwei Mal gemacht hat, ist zwanzig Tage fasten, von denen manzehn in einem Loch von nur einem Quadratmeter eingeschlos-sen ist, so dass man nur in zwei Haltungen sein kann, stehendund sitzend. Am Ende ist man körperlich sehr schwach undkann sich nur noch mit mentaler Kraft aufrecht halten.

Laut Erzählungen aus seinen Erfahrungen ist die beste Art,den Geist zu stärken, den Körper zu bestraften, so dassnicht nur Geist und Verstand gestärkt werden, sondern auch

der Körper dazu erzogen wird, extremeBedingungen zu ertragen. Jeder

Kampfkunstschüler sollte Körper,Geist und Verstand gleich

trainieren, denn wenn wir einen vergessen, kommen dieübrigen aus dem Gleichgewicht.

Die Zeremonie der “zehntausend Gummis” besteht darin,vor einem Ofen zu sitzen und für jedes Holz, das man ausdem Feuer zieht, ein Mantra aufzusagen. Diese Zeremoniekann vier Wochen dauern, mit man die “zehntausendGummis” voll hat.

Eine der härtesten Prüfungen war die der hundert Tage imGebirge, ähnlich wie Okugake, aber viel länger. Es warenhundert Tage der Isolation, in der er nur in direktem Kontaktmit der Natur und dem Buddhismus war; für ihn war derhärteste Teil, dass er täglich nur drei bis vier Stundenschlafen konnte und einige Tage einfach nicht schlief, um allden Erfordernissen dieses harten Rückzugs von hundertTagen nachkommen zu können.

Die Schlussfolgerung ist, dass dieser Mann ein Kunstwerkder menschlichen Natur ist, der besessen ist von derReligion, Kultur und den alten Kampfkünsten Japans. Diegute Nachricht ist, dass seine Lehren für alle zugänglich sind,die gleichermaßen dem unheilbaren Laster derKampfkünsten verfallen sind.

Text:Fotos:

Carlos Martins© www.budointernational.com

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MesserLaut der Unterteilung in Rangstufen und

Gürtel, die Imi am 16. August 1971beschloss, nach Abschluss des erstenKurses für Ausbilder des Krav Maga, enthältdas Programm für den blauen Gürtel imKrav Maga die Mehrzahl der Verteidigungengegen einen bewaffneten Gegner aus dieserisraelischen Kunst des Budo. DieProgramme für den braunen und schwarzenGürtel beinhalten nur Angriffstechniken. Das bedeutet, dass der Teil derSelbstverteidigung des Krav Maga mit demblauen Gürtel beendet ist. Tatsächlich sindes die Verteidigungsübungen aus demProgramm für den blauen Gürtel, die dasKrav Maga auf der ganzen Welt so beliebtgemacht haben.

Auf dieser Serie von DVDs, die BudoInternational hier vorstellt, wird es zumersten Mal in der Geschichte des KravMaga komplett und der Weise gezeigt,wie Imi es geschaffen hatte. DieOriginalmethode Imis zu lernen ist keineleichte Aufgabe, es verlangt eine großekörperliche und mentale Anstrengung.Das zwingt uns, der Aufgabe so viel Zeitwie möglich zu widmen. Aberschlussendlich bedeutet das, einKampfkünstler zu sein, ein Künstler desKrav Maga.

Wenn wir einem Mann gegenüberstehen, der ein Messer trägt und unserLeben bedroht, kann jeder Fehler - egalwie klein er auch sein mag - tödlich sein.Daher entschied Imi, dass dieVerteidigungen gegen einen Messerangriffim Programm für den blauen Gürtelgelehrt würden, denn auf diese Weisekönnen wir die Bewegungen, aus denendiese Techniken bestehen, ohne Angstausführen, da wir zu diesem Zeitpunktbereits Vertrauen in Imi gefasst habenwerden, in sein Krav Maga und vor allemin uns selbst.

Imis Weg während der Erschaffung desKrav Maga war kein leichter, und um jedeeinzelne der Techniken zu schaffen, die erin das Krav Maga aufnahm, suchte erimmer die beste und wirksamste Art desAngriffs, gegen den wir uns verteidigenmüssen. Imi suchte eine Reihe von

Verteidigungen gegen ein Messer, die eserlauben würden, dass man lernt, sichgegen alle möglichen Messerangriffe zuwehren. Er f ing dabei mit demSchwierigsten an, was bedeutete, dassdie Verteidigungen geprüft werdenmussten, ausgehend von derAngriffstechnik, welche die größtmöglicheKonzentration von Kraft erforderte, um dieBewegung des Zustechens mit dem Armzu machen, bis hin zur einfachsten undsanftesten Weise, mit der ein Angreiferseinen Gegner töten kann. Ein Beispiel fürdiese Bewegungen ist das Dekirat Shisuf(Gleiten). Erst später, als wir bereits dievöllige Kontrolle über die Verwendung desMessers hatten, begann er, uns dieVerteidigungen beizubringen - die Ideedahinter war, dass nur derjenige, der aufdem Tatami Erfolg hatte und sich gegendie perfekten Angriffstechniken wehrenkonnte, die er entwickelt hatte, fähig sei,sich immer und überall zu verteidigen.

Imi erklärte uns, seinen zehn einzigenSchwarzgurtschülern, dass diese Ideebeim gesamten Prozess der Erschaffungdes Krav Maga Pate gestanden habe.

Das Thema der zehn Schüler Imiswurde bereits im offiziellen Buch von J.T.Tuchman und G. Mayers über dieGeschichte des Krav Maga „Genesis - dieGeschichte des Krav Maga“ im Kapitel„Die zehn größten“ ausführlich behandelt.

Imi gründete seine Verteidigungen aufvier mögliche Angriffspositionen. Natürlichkönnten aus diesen vier Positionen auchviele andere Situationen entwickeltwerden; aber jemand, der sich gegendiese vier grundlegenden Optionenverteidigen könne, sei auch in der Lage,sich gegen fast jeden anderen möglichenMesserangriff zu wehren. Aber bevor manmit dem Lernen der Prinzipien dieserVerteidigungen beginnt, muss manverstehen, dass sie nicht wie diejenigensind, die wir gegen Faustschläge undTritte machen. Das Messer ist eine sehrgefährliche Waffe und es besteht immerdie Möglichkeit, dass wir im Laufe einerVerteidigung auf der Strasse oder anirgendeinem anderen Ort verletzt werden.Aber ein Schnitt oder ein leichter Kratzersind nicht tödlich. Wenn Du eine der

Verteidigungen von Imi machst, ist esmöglich, dass Du etwas davon in einemFall siehst, aber der Angreifer wird amEnde den höheren Preis zahlen.

Zwei große amerikanische Schriftsteller,Jeffrey Tuchman und George Mayers,haben in ihrem Buch „Genesis - dieGeschichte des Krav Maga“ erklärt, wieund warum Imi seine gesamte Kunst auf14 grundlegenden Regeln aufbaute undwas die Bedeutung, das Ziel und dieAbsicht dieser Regeln ist.

Da uns jede einzelne dieser Regeln dabeihelfen kann, unsere Fähigkeiten zuverbessern, sowohl die physischen wieauch die mentalen, dürfen sie nichtgetrennt werden. Die erste und wichtigstevon allen Regeln lautet „minimaleLaufbahn, maximale Geschwindigkeit“. Dasbedeutet unter anderem, dass unsereKörperbewegungen umso schnellergemacht werden, je kürzer sie sind. Unddas, liebe Leser, ist der Schlüssel zum Sieg.

Jetzt wollen wir versuchen, dieMesserattacken im Krav Maga zuverstehen. Die erste ist Dekira Regila(normaler Stich). Diese Art desZustechens basiert auf der Kraft. Sie istleicht zu lernen und viele ziehen ihreVerwendung der anderer vor, weil dieKraft, die der Angreifer in der Bewegunganwendet, von oben nach unten geht.

Diese Weise des Zustechens ist auchbei denen die beliebteste, die lieber dierohe Kraft als sofortige Lösung einsetzen.Es existiert eine Theorie, dass diese heutebekannte Form des Erstechens in Wahrheitvon den Ausbildern des Marinekorpsentwickelt und verbessert wurde.

Die Art und Weise, wie das Messergegriffen wird und die Menge an Kraft, diewir einsetzen, gibt uns das Gefühl, dassder Angreifer unbesiegbar ist. DerMesserstich an sich wird ausgeführt,indem man mit dem linken Bein einenSchritt nach vorne macht, während mandie rechte Hand hebt, die später kraftvollgegen die Schulter des Gegners nachunten geht.

Die Kombination aus einem Schrittnach vorne und der absteigendenBewegung der Hand verleiht demAngreifer große Kraft, wogegen es in der

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Krav Maga

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Theorie sehr schwer ist, sich zu verteidigen. Trotzdem oder vielleicht gerade deswegen ist es relativleicht, die Verteidigung gegen diesen Typ Messerstich zu lernen und damit Erfolg zu haben.

Man muss eine weitere Regel kennen und verstehen, die Imi in das Krav Magaaufgenommen hatte. Regel Nummer 14 sagt, dass man immer, in jeglicherSituation, die Distanz eines Schrittes zu unserem Gegner behalten soll, egal ob erbewaffnet ist oder nicht. Nur bei der Verteidigung gegen eine Pistole findet diesegoldene Regel des Krav Maga keine Anwendung.

Der zweite Typ Messerstich ist Dekirat Beten (Messerstich zum Magen).Imi gab diesem Stich viele Namen, da sein ursprünglicher Name überJahre hinweg immer wieder geändert werden musste. Anfangs nannteer ihn „orientalischer Stich“. Der Grund dafür lag darin, dass Imi, alser im britischen Heer zuerst in der Sahara-Wüste und später inÄgypten diente, das Messer der Beduinen entdeckte, das„Shabria“ genannt wird, und das als die traditionelle Waffe indiesem Teil der Welt gilt. Die Technik des Messerstichs zumMagen wurde speziell für dieses Messer geschaffen, dahergab Imi ihr den Namen „orientalischer Stich“. Später wollteer „politisch korrekter sein“ und änderte den Namen in dendes Stichs zum Magen. Der Stich wird ausgeführt, indemman das Messer mit der rechten Hand hält (als Beispiel),mit dem linken Bein einen Schritt nach vorne macht undmit der rechten Hand zusticht. Die Bewegung desStichs ist in Richtung auf den Magen, von oben nachunten. Die einzige Klinge der Shabria der Beduinen(sie existiert seit den Zeiten Mohammeds zuBeginn des Islam) erlaubt, den Magen desGegners mit einer weichen und schnellenBewegung komplett zu „öffnen“. Wir könnenuns leicht vorstellen, dass diese Art desAngriffs sehr viel gefährlicher ist als dasvorangegangene Dekira Regila.

Die Verteidigungstechnik gegen Messerim Krav Maga zeigt, lehrt und erklärt, wienotwendig es ist, eine große Kontrolleüber eine große Zahl von Tritten zuhaben, die Imi in das Krav Magaaufgenommen hatte. Sein ursprünglicherGedanke, als er die Tritte des Krav Magaentwickelte, war der, dass das Bein immer längerals der Arm ist, insbesondere, wenn der Gegner miteinem Messer bewaffnet ist. Nur wenn wir denrichtigen Tritt einsetzen, werden wir in der Lagesein, unseren Gegner zu erreichen, ohne dass eruns vorher berührt. Ohne das werden wir unfähigsein, uns wirksam gegen ein Messer zuverteidigen.

Die dritte Angriffstechnik ist Yeshara(direkter Messerstich). Diese Form istbekanntermaßen die beliebteste, daher schufImi im Krav Maga mehr Verteidigungengegen diesen Messerstich als gegen jedenanderen. Heute gibt es viele, diebehaupten, Krav Maga sei keineKampfkunst im klassischen Sinn desWortes. Daher gibt es nur ein paarwenige, die wirklich das notwendigeVertrauen aufbringen, sich einem miteinem Messer bewaffneten Angreifer zustellen, wissend, dass sie in der Lage seinwerden, die geeignete Verteidigungstechnikgegen den Messerangriff anzuwenden. Nurdas richtige und präzise Erlernen aller

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Verteidigungen sowie ein mentales und physisches Verständnis jeder von Imigeschaffenen Bewegung führt dazu, dass man Krav Maga als eine Kampfkunst

versteht und uns selbst als Kampfkünstler; nur dann sieht man das Krav Magaals das israelische „Budo“, mit Imis Regeln der Ehre darin.

Eine Kampfkunst, egal welchen Typs, erfordert Geschicklichkeit, umgewisse Dinge zu machen. Bei jeder Kampfkunst wird an

irgendeinem Punkt von uns verlangt unsereFähigkeiten und Verteidigungen gegen einen

Angreifer mit einem Messer zu beweisen; imKrav Maga wird das mehr als alles andere

gelehrt. Der Lernprozess dieserVerteidigungen im Krav Maga dauert

lang. Man kann unmöglich in ein paarLektionen lernen, sich wirksam gegen

ein Messer zu verteidigen. Jeder, derdiese Erfahrung einmal gemachthat, kann das bestätigen.

Ein Angriff mit einem Messerdurch einen Trainingspartner istnie mit dem eines Banditen aufder Strasse vergleichbar. Dasist der Grund, warum vieledenken (und damit irren),dass es sehr schwer ist,sich gegen einenMesserangriff zu verteidi-gen. Aber eins ist sicher:im komplettenOriginalprogramm des

Krav Maga, das Imigeschaffen hat, finden wiralle Antworten. Wir müsseneinfach nur lernen, alle klei-nen Details zu kontrollieren.Natürlich darf nicht unerwähntbleiben, dass ein paar zusätz-liche körperliche Requisitennotwendig sind, wie Flexibilität,Schnelligkeit und eine präziseFähigkeit der Reaktion.

Imi schuf 7 verschiedeneTechniken gegen Dekira Yeshara,so dass wir in der Lage sein wer-den, uns aus jeder Richtung und injeder Situation gegen diesenAngriff zu verteidigen. Das bein-haltet auch ein paar Angriffsstile,mit denen das normalePublikum nicht vertraut ist, unddie auf dieser DVD zum erstenMal außerhalb des geschlos-senen Kreises der Schülervon Imi gelehrt werden.

Der vierte und letzteMesserstich ist Dekirat Shisuf

(gleitender Stich). Es ist diesmöglicherweise eine derschwierigsten Verteidigungen

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GroßeMeister

Page 40: Magazin deutschland juli'13

gegen jegliche Waffe im Krav Maga. DieseAngriffstechnik ist sehr gefährlich und es istschwer, sich gegen sie zu wehren; wirmüssen verstehen, dass es unmöglich ist,völlig unversehrt aus einem Messerangriffhervorzugehen, insbesondere, wenn es sichum diesen Typ Angriff handelt. Aber wennwir die Verteidigungstechnik nicht üben, beider wir das Risiko eingehen, ein paarSchnitte zu bekommen, werden wir sterben.

Vor der Zeit der modernenWegwerfrasierer rasierte sich fast die ganzeWelt mit einem Rasiermesser. Dieses Messerhatte eine sehr feine und scharfe Klinge,man benötigte nur eine leichte Bewegung,um jemandem den Hals durchzuschneiden.Während Imis Dienst im Zweiten Weltkriegtrugen fast alle Soldaten ein Rasiermesserbei sich, sei es, um sich zu rasieren, sei es,um es als Waffe einzusetzen. Die Art undWeise, wie die Klinge gegriffen wurde unddie Schnittbewegungen, die man mit ihrausführen konnte, machten diese Waffe sehrgefährlich. Und wieder einmal könnt Ihrsehen, wie Imi der erste Mensch auf derWelt war, der eine Möglichkeit fand (dieeinzige, die es in Wirklichkeit gibt), sichgegen ein so gefährliche Technik wie dasDekirat Shisuf zu verteidigen.

Heutzutage tragen nur wenige LeuteRasiermesser in ihren Taschen, und nochweniger könnten es bei einem Kampfeinsetzen. Sogar Imi selbst sagte, dass die

Epoche des Einsatzes von Rasiermessernvorbei ist. Aber wichtig ist nicht dasMesser, das uns angreift, sondern unserephysische Fähigkeit und mentaleVorbereitung, um uns dem Angreifer zustellen und alle Verteidigungen machen zukönnen. Nur so erlangen wir diekörperlichen und mentalen Fähigkeiten,die wir brauchen. Das ist der einzige Weg,wie wir in uns selbst den Mut und denWillen finden können, uns in einemMoment der Gefahr zu verteidigen. Einegenerelle Idee von Gefahr, dass uns einesTages etwas passieren kann, ist nichtausreichend. Die großen Krieger dieserWelt haben darüber geschrieben. Wirmüssen spüren und uns jeden Tag und zujedem Moment vorstellen, dass wir unsder Realität stellen. Das ist auch einweiterer Grund dafür, dass BUKANbesondere Trainingseinheiten im Wingate-Institut in Israel organisiert. Wingatebefindet sich in der Nähe der achtenAusbildungsbasis der IDF, dem Ort, wo Imibegann, seine Methode zu entwickeln, dieheute als Krav Maga bekannt ist.

Während des zehntägigen Aufenthaltsin Israel integrieren sich die Schüler in denLebensstil des Landes, mit dem täglichenGefühl von Stress und Gefahr. Nur aufdiese Weise kann man den Geist von ImisSchöpfung verstehen, Krav als einzigeisraelische Kampfkunst.

Das Wingate-Institut hat sichentschlossen, einen Beitrag zurBewahrung des Krav Maga zu leisten,und uns erlaubt, seine Einrichtungen zubenutzen; dort werden Vorträge gehaltenund den Teilnehmern beglaubigteDiplome ausgehändigt. DieseTrainingseinheiten stehen allen offen, allenVerbänden und Föderationen. Imi schufdas Krav Maga, indem er diese Technikenuntereinander kombinierte, was bedeutet,dass jede Technik innerhalb einer anderenkonstruiert ist und diese vervollständigt,wie die Schichten einer Zwiebel, eine aufder anderen, bis man das Herz erreicht. Inunserem Fall ist das Herz unsereFähigkeit, uns zu verteidigen, was dasWesen unseres Selbstvertrauens ist.

Bevor ich ende, möchte ich noch eineweitere Sache erklären. Die Verteidigungist nie gegen das Messer, sie ist immergegen den Gegner gerichtet, der dasMesser trägt. Man muss die 14 Regelndes Krav Maga Imis lernen und behalten.Nur durch sie werden wir in der Lage sein,uns in den Momenten der Notwendigkeitund der Gefahr zu verteidigen. Imi schriebeinmal in der BUKAN-Schule:

„Körperliche Fähigkeit = mentaleFähigkeit, beide zusammen bedeutenSelbstvertrauen. Das ist die geheimeFormel des Krav Maga.“

So sprach Imi.

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FOTO AUF DER VORIGEN SEITE:

Das Foto wurde 1984 in der Bukan School of Krav-Maga in der Stadt Rehovot, Israel, aufgenommen.Dieses Training mit Imi in Bukan ist bis heute das letzteMal, dass Imi all seine Schüler mit schwarzem Gurt beieinem Spezialtraining versammelte. Der Zweck des Trainings war, die Bukan-Schule derganzen Welt zu präsentieren. Einige der älteren Schüler kamen mit ihren eigenenSchülern. Offiziell war dies das letzte Training mit dieser Gruppevon Pionieren.Auf dem Foto mit dem Gurt der damaligen Zeit:Stehend von rechts nach links:Eli Ben Ami, blauer GurtOskar Klein, brauner Gurt

Yaron Lichtenstein, schwarzer Gurt 4. DanImiNeben Imi, seine Sekretärin GilaHinter Gila - Shmulik Kurtzveil, schwarzer GurtHaim Zut, 2. DanBeni, grüner GurtHaim Hakani, schwarzer GurtTani Maimom, Schüler der BukanSitzend: von rechts nach links:Boaz Hagai, brauner GurtReuven, Schüler von Eli AvikzarUri Refaeli, Schüler von Eli AvigzarEyal Yanilov, schwarzer Gurt, Schüler von Eli AvigzarGuy, Schüler von Haim ZutEitan Savir, brauner Gurt, Schüler der Bukan.Haim Gideon, schwarzer Gurt, Schüler von Eli AvigzarEyal Savir, brauner Gurt, Schüler der Bukan.

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Alle DVDs, die von Budo Internationalproduziert werden, sind mit einemspeziellen Hologramm-Aufkleber versehenund werden allein in den Formaten DVD-5oder MPEG-2, jedoch niemals in VCD, DivXo. ä. angeboten. Zudem zeichnen sichunsere DVD Hüllen durch die hohe Qualitätin Druck und Material aus. Falls diese DVDund/oder die DVD Hülle nicht den obengenannten Ansprüchen entspricht, handeltes sich um ein illegale Raubkopie.

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Page 44: Magazin deutschland juli'13

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Nervendruckpunkte

“Schaden zufügen ist leichter als hei-len“. Dieser Spruch würde perfekt denKerngedanken der Veränderungzusammenfassen, zu der uns dergroße Meister Pantazi führen will. Nach vielen Jahren, in denen ersich der Frage “wie man schadet”gewidmet hat, bringt Evan Pantaziendlich eine DVD darüber heraus,wie man „heilt“. Diese DVD übererste Hilfe ist für allePraktizierenden derKampfkünste, die früheroder später auf Situationentreffen, in denen man „helfen“muss, ein unentbehrlichesWerkzeug. Es handelt sich um eineArbeitsserie, die auf die „andereSeite“ von Kyusho konzentriert ist:jene Seite, die den Wissenschaften der„Energie“, der Gesundheit und desWohlbefindens Aufmerksamkeit schenkt,welche jedoch so oft mit geheimen und tiefgreifenden Lehren der Kampfschulen ver-knüpft sind. Wir begleiten freudig dieseVeränderung, denn wir glauben an sieund setzen fest auf diesen neuenWeg und wollen auch unsere Leserdazu anregen, über Fausthiebe„hinaus“ zu gehen.

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Reportage

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Reportage

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Kyusho erste HilfeDie neue Produktion über Erste-Hilfe-

Leistung im Kyusho ist der endgültigeund entscheidende Schlüssel in derSerie der Kyusho-Kampfkünste. Obwohles dort nicht enden wird, handelt es sichwirklich um eine Enzyklopädie über dieGrundbestandteile von Kyusho und sei-nem Zusammenhang mit denKampfkünsten und ihren Ausübenden.Ich nenne es entscheidend, weil es unsnicht nur die vollständige Gesamtheit anFertigkeiten darlegt, sondern auch daswahre Wissen der Kampfkünste und einekomplette Übersicht von Ying und Yangveranschaulicht. Es handelt sich hiernicht um eine Dissertation über Chi oderEnergie, es konzentriert sich nicht auf diechinesische Heilmedizin, sondern esgeht um eine direkte Berichterstattungund Veranschaulichung von Grund undUrsache. Das ist nichts Neues, habendoch bereits die alten Kämpfer festge-stellt, was bei ihren Gegnern auf demSchlachtfeld Schmerz erzeugte.

Sie erinnerten sich daran und erzähl-ten darüber, was ein Nervendruckpunktist und welcher Effekt erzeugt wird, wennman diesen Punkt geeignet angreift. Siemussten es tun, weil sie nur durch dieseNeuerungen innerhalb ihrer Fähigkeitenund ihres Geschicks am Leben bleibenkonnten. Es ist die Rede vonVerbesserung oder Reanimierung derDisfunktionen, die Kyusho im menschli-chen Körper verursacht hat. Dafür wer-den die auf dem Schlachtfeld gesammel-

ten Informationen verwendet, aus Zeiten,in denen die Populationen sehr viel klei-ner waren und die verwundeten Männerdamit weitermachen mussten, dieKleinstädte zu beschützen oder an denSchlachten teilzunehmen, in denengekämpft wurde. Sie waren darauf ange-wiesen, dass die große Mehrheit der ver-letzten Männer (immer wenn es keinetödlichen Verletzungen waren) zumHandlungsgeschehen zurückkehrte.

Vor kurzem erforschten wir die unter-schiedlichen Aspekte eines alten militäri-schen Handbuchs, genannt “Bubishi”.Ich habe jenes Buch nicht ausgewählt,weil es bezüglich Techniken oderKenntnisse besonders war; ich habe esausgesucht, weil es die bekanntestenoder zugänglichsten Texte beinhaltet. Esgibt viele andere Texte, die die Leutenicht kennen, weil sie eigentümlich oder

wegen ihrer Altertümlichkeit schwierig zuverstehen sind. Das Bubishi wurde aus-gewählt, weil es jeder lesen und dieWechselbeziehungen verstehen kann,die wir dazu im Kyusho darlegen. DieNervendruckpunkte sind die Grundlagenaller Kampfkünste (nicht in denKampfsportarten). Ein anderer interes-santer Punkt an diesem Buch ist, dasses auch Heilmittel und -methoden, ein-schließlich aus Kräutern hergestellteArzneimittel zur Genesung von Soldaten,Feldoffizieren und auch Milizen(Kampfkünstler der Städte), enthält.

Ich würde fast sagen, dass derKommandant des Heeres dieseInformationen dafür brauchte, um diepositiven und negativen Verzweigungenjeder Sache zu begreifen. Sie benötigtennicht nur die effizientesten Kämpfer, son-der auch die wirkungsvollsten Ärzte, diedazu fähig waren, die größtmöglicheAnzahl an Soldaten wiederherzustellen.Als professioneller Kampfkünstler seitdreißig Jahren kann ich nicht nachvollzie-hen, dass einige Ausbilder sich keinWissen über erste Hilfe aneignen, selbstwenn sie nicht Kyusho praktizieren. Injeder Schule, in der es Kämpfe oder ein-fach nur harten körperlichen Kontakt gibt,hat es bisher irgendeinen Schüler oderAusbilder gegeben, der geschlagenwurde oder eine Verletzung erlitten hat.Vielleicht wurden sie k.o. geschlagen, hat-ten Atemschwierigkeiten, Muskelkrämpfe,Schwindel, Übelkeit oder irgendein ande-res Leiden, das durch schädigendes

Und wenn du dieNerven vonjemandem

beruhigen kannst,damit er schneller

und effizienterantwortet und

reagiert?

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Training hervorgerufen wurde. Die„Unfälle“ sind genauso wirklich wie die,die man in den Serien über Kyusho sieht,im Unterricht zweifelt niemand an ihnen.Auf diese Weise müssen sie so schnellwie möglich behandelt werden, weil dieverursachte Funktionsstörung bereits dasdoppelte Ausmaß eines einfachen Unfallserreichen kann. Sollte diese Informationnicht vielleicht obligatorisch für alle„Ausbilder“ sein, einfach nur, um dieSicherheit und das Wohlergehen derStudenten zu schützen?

Ich werde noch einen Schritt weiterge-hen; ich glaube fest daran, dass egal wel-cher Gehilfe oder Arzt am Boxring, injedem sportlichen Turnier, jeder Judo- oderJujitsu-Meisterschaft, jedem Box- oderMMA-Kampf ein Zertifikat über diesesWissen besitzen sollte. Wir alle warenZeugen von vielen „zufälligen“ Kyusho-Attacken, bei denen die Gehilfen rein garnichts für die Opfer tun konnten. Eines derProbleme ist, dass es nicht als solches auf-gefasst wird, auch nicht vom Gesetz. Es istauch deshalb ein großes Problem, weil esbereits an Hilfeleistung- oderNotfallmaßnahmen mangelt. Das ist abersehr wichtig, weil wir bereits wissen, dass,je länger eine Person sich eines Schlagesoder einer Strangulierung nicht bewusst istoder sich nicht angemessen davon erholt,es desto schlechter für diese Person ist.

Denke an alle Kämpfe, in denen dueinen der Kontrahenten niederstürzengesehen hast und dieser nicht wusste,wo er war (wie bei einem technischen

k.o. im Boxen), bis 8 gezählt wurde, umzu sehen, ob sie den Kampf fortsetzenkonnten.

Die typische Antwort ist hier meistens,seine Augen und Ohren zu überprüfenoder ihm wohlriechende Salze zu verab-reichen (meistens chemische Produkte,die den Hirnzellen schaden), die oft nichtwirksam sind.

Eigentlich haben sie nur wenige ande-re oder wirkliche Entgegnungen! DieTechnik, die Kyusho verwendet, ist eineneurologische und nicht chemische. Sieist effektiv und hält die Nachwirkungenauf, die diese Athleten möglicherweiseeinige Tage, sogar wochenlang, erleidenkönnen. Das kann für jeden benutzbarsein, genauso haben wir es auf der gan-zen Welt an tausenden Personen aus-probiert. Kannst du dir vorstellen, dassein schwindliger Kämpfer dazu fähig ist,seine Sehkraft, sein Gleichgewicht undseine Sinneswahrnehmungen zurückzu-erobern, während der Kampfrichterzählt? Das ist möglich und es ist auch einfach, es sei denn, man weißnicht, wie…

Wie viele legendäre Kämpfe hätten einanderes Ergebnis gehabt? Oder denkeinfach nur an dich, zusammengeschla-gen, schwindlig, oder handlungsunfähig.Würdest du nicht gerne eine einfacheund schnelle Methode kennen, um deinekörperliche Fähigkeit wiederzuerlan-gen…oder würdest du einfach nurgeschwächt und deinem Gegner ausge-liefert bleiben wollen?

Wir können sogar noch weiter gehen!Die professionellen Sportmannschaftenvon Fußball bis Hockey, die genausoVerletzungen erleiden können wie dieKampfkünstler, könnten dieseFertigkeiten nutzen. Und wenn sie diesesWissen und diese Fähigkeit hätten, umVerletzungen zu vermindern, dieKonzentration zu steigern und denSchmerz zu lindern? Denk daran, was dasin Bezug auf Sicherheit, Stabilität, undBefindlichkeit bedeuten könnten.Stattdessen erholen sich viele professio-nelle Kampfkünstler dadurch, dass sieSalze inhalieren oder Ammoniakkapselneinnehmen, um die Klarheit des Verstandsund das Adrenalin zu erhöhen…mit mög-lichen Risiken für Gehirn oder innereOrgane. Sie können das nicht langemachen, ihre Karrieren enden vorzeitig.Und wenn sie oder du einen Punkt auf derRückseite des Arms kennen würden, deralle Muskeln entspannt, um einem nervö-sen Wettkämpfer zu helfen oder jeman-den zu behandeln, der Muskelkrämpfeerleidet? Und wenn du die Nerven vonjemandem beruhigen könntest, damit die-ser schneller und effizienter antwortet undreagiert? Und wenn du es schaffen wür-dest, jemanden mit einer einfachenBerührung der Nerven wachsamer zumachen oder ihm beizubringen, dasselbst egal wann und wo zu tun? DieWichtigkeit dieser Information wirdgewöhnlich unterschätzt oder ignoriert.

Um zum Ende zu kommen, es war einegroße Kyusho-Reise mit allem, was ihr

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Page 48: Magazin deutschland juli'13

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Nervendruckpunkte

mithilfe dieser Publikationen gesehen und gelesen(und ich hoffe, gelernt) habt. Es existieren vieleGerüchte, dass es im Kyusho oder Dim Mak Punktegibt, die man wirklich nicht verwenden kann, weilsie tödlich sind oder starken Schmerz im Körperverursachen. Das ist einfach falsch. Ihr habt wäh-rend dieser Jahre (seit dem ersten Artikel und demersten Video über internationales Budo imSeptember 2002) gesehen, dass obwohl dieEffekte dramatisch sein können, man sie komplettkontrollieren und rückgängig machen kann und sienicht tödlich sind. Tatsächlich wurde bisher nie-

mand verletzt oder hat diese Effekte während derAnwendung der erste-Hilfe-Techniken erlitten.

Wir haben viele Leuten getroffen, die uns gesagthaben, wir wären leichtsinnig oder verrückt, weil wir unse-

re Trainingskollegen in Gefahr bringen…Es handelt sicheinfach um eine Gruppe von Leuten, die leugnen, wasKyusho ist, oder nur wenig darüber wissen. Eigentlichwurde innerhalb dieser 30 Jahre, in denen es öffentlich

bekannt wurde, keine einzige ernsthafte Verletzungoder Gesundheitsstörung verursacht…Welche

andere Kampfkunst kann das von sichbehaupten?

Ich hoffe, dass dieseVideos, Bücher und

vor allem diese

Page 49: Magazin deutschland juli'13

DVDs euch gezeigt haben, was Kyushowirklich ist. Es ist nichts Magisches oderMystisches, sondern gründet sich aufder menschlichen Anatomie undPsychologie. Mein Ziel war es, diesenmystischen Schleier beiseite zu schie-ben, damit die Leute über die ganzen irr-tümlichen Informationen im Web, inBüchern und anderen Videos hinaus dieEinfachheit und echten Methoden ver-stehen können.

Wir hoffen, dass wir weiterhin Licht indiese Sache bringen können und einigeMythen mehr in den folgenden Serienentschlüsseln können. Währenddessenkönnt ihr damit fortfahren, uns Zweifelund Fragen an [email protected] zusenden, damit wir diese in unserer

monatlichen Kolumne beant-worten können.

Erklärende Notiz:Nicht jeder im

Kyusho (oder der von sich behauptet, ermacht Kyusho) hat diese Fähigkeit, dasWissen oder Geschick. Es wurde in derinternationalen Kyusho-Gruppe unddarüber hinaus in anderen Gruppen undOrganisationen gefördert und erweitert.Das wird hier besprochen, damit derLeser weiß, wo er suchen kann und sich

über den facettenreichen Bereichseiner Kyusho-Ausbildung

informieren kann.

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Reportage

Page 51: Magazin deutschland juli'13

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Page 53: Magazin deutschland juli'13

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Page 54: Magazin deutschland juli'13

“Der Weg zeigt sich beim Gehen”. Der alte bekannte Weisheitsspruchbestätigt sich einmal mehr in diesem Monat, in dem Sifu Salvador Sanchezseine erste DVD über internationales Budo präsentieren wird. Ihn ehren dieinteressanten Texte, die er die letzten Monate in diesem Magazin publizierthat, genau wie sein letztes Buch, der Beststeller „Wing Chun, hohesNiveau“. Aber ein Video ist immer etwas anderes, weil einer sich nicht

hinter Theorien verstecken kann. Man muss die Dinge vorführen, umsie zu erklären und zu unterrichten und genau das ist es, was du

auf dieser DVD finden wirst. Heute denkt Sifu Sanchez überdie Natur des Wing Chun nach, und zwar so, wie wires von ihm gewohnt sind: immer einebodenständige und versöhnliche Empfehlung,die Dinge beim Namen nennend, aberimmer mit Respekt für die Anderenvor ihm.

Page 55: Magazin deutschland juli'13

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WingTsun„Man sagt, wer seine

Vergangenheit vergisst, begräbt seine Zukunft. Betrachtenwir die Geschichte dieses Stils und

viele der Probleme, die unsheutzutage beschäftigen,

werden verschwinden, wenn wirimmer mehr begreifen,

dass der einzige Weg einesKampfkünstlers die tägliche

Übung ist.“

„Der großeReichtum dieses

Stils erlaubt uns,unterschiedliche Stilezu beobachten,

so verschieden wie meinSingung K. Kernspecht,

mein Sfiu Victor, Sifu Saly Avcy, Sifu Emin,

Sifu Tasos, und ein langes etc.

Obwohl alle ihrerErscheinung nach sehr

unterschiedlich, sind sie auf

kämpferischemNiveau

außergewöhnlich.“

Page 56: Magazin deutschland juli'13

WingTsun

Stile innerhalb eines Stils

Vor ein paar Tagen und dank der neugierigen Welt desInternets, konnte ich im Blog eines bekannten Wing Chun-Sifus

einen interessanten Artikel über die verbale Hemmungslosigkeitvieler Praktizierenden lesen, die beim Betrachten irgendeines Übungs-stils, der anders als der ihre wirkte, ohne jegliche Schamesrötebehaupten: „Das ist nicht Wing Chun“.Gewiss haben wir uns alle in bestimmten Phasen in unseren Leben

dazu versucht gesehen, die Arbeit anderer zu kommentieren oder „zuverurteilen“, indem wir das „Aussehen“ dessen, was sie machen, ver-glichen haben, ohne genauer hinzuschauen. Das ist ein schwererFehler, der meiner Meinung nach einen permanenten Brennpunkt anSpannungen und Diskussionen in der Kampfkunst generell und imWing Chun speziell bedeutet.In einem System wie dem unseren, bei dem die Lernmethode große

Veränderungen während der letzten Jahre hinnehmen musste, darineinig, dass das Wesen dieses Systems besonders auf persönlichenEmpfindungen beruht, ist es nicht seltsam festzustellen, wie unter-schiedliche Formen des „MACHENS“ existieren. Verschiedene STILEinnerhalb des STILS. Das ist zweifellos eines der wichtigsten Charakteristika des Wing

Chun. Auf der einen Seite wagen die weniger fortgeschrittenenAusübenden, mit weniger technischem Urteilsvermögen zu sagen:„Das ist nicht Wing Chun.“ Ich kann mir vorstellen, dass dies Ihnen,Leser dieser Publikation über Kampfkunst, unabhängig vom Stil denSie praktizieren, bekannt vorkommen wird. Natürlich werden wirdiese Frage überdenken, um zu versuchen, das Problem aufzuklä-ren und gleichzeitig „zu vereinen“ statt „zu trennen“.

Um zu bestätigen, ob etwas Wing Chun ist oder nicht, verpflich-tet uns diese Fragestellung dazu, einen Blick zurück zu werfenund die Geschichte dieses Stils zu untersuchen. Dafür würde ichmich gerne auf den Meister der Meister unseres Stils berufen:Yip Man.

Er war einer von denjenigen, die sich seinerzeit mit ähnli-chen Situationen beschäftigen musste. Letztendlich begreiftman, dass die Geschichte ein Pendel ist…und sich dieGegebenheiten hinsichtlich menschlicher Wesen in einerzyklischen Form wiederholen.

Yip Man war ein untypischer Fall in der Tradition desWing Chun. Er hatte ZWEI Lehrmeister: Chan Wah-Sum und Leung Bik. Diese Tatsache, die zuerst garnicht relevant erscheint, hat die Art, das Wing Chundes Großen Meisters Yip Man auszuüben und zubegreifen und die Entwicklung dieses Systemsvon Grund auf verändert.

„Wenn ich diePrinzipien des

Wing Chunbefolge...“

Yip Man

Page 57: Magazin deutschland juli'13

Es wird erzählt, dass, als Yip Manfast zufällig den großen Meister LeungBik kennenlernte, er diesen nicht alsPraktizierenden seines eigenenSystems wiedererkannte. Als er LeungBik nach dessen Stil fragte, schien YipMan, der von sich behauptete er übeWing Chun, erstaunt über die „Ästhe-tik“ der Praxis des Meisters Leung Bik.Es waren absolut UNTERSCHIEDLI-CHE Dinge! Die Frage, die ich heuteaufzuwerfen wage ist: Wie ist ein so unterschiedlicher Stil

unter zwei Schülern desselben Lehrersmöglich?Untersuchen wir ein bisschen die

Geschichte des Stils...Der berühmte Professor des Wing

Chun, Dr. Leung Jan de Foshan,schrieb drei Bücher über diesen Stil.Diese Bücher waren handgeschriebenund wurden niemals veröffentlicht(ungeprüfte Geschichte). Sicher istjedoch, dass sich in der Geschichtedieses Systems zweifelsohne bestä-tigt, dass das Auftauchen Dr. LeungJans ein Vorher und Nachher bezüg-lich des Ruhms von Wing Chun mar-kiert. Es ist deshalb ein unstrittigerHinweis und wichtiger Punkt, um zuversuchen, das heutige Thema klarund deutlich zu erklären…Unter den Schülern von Dr. Leung

Jan war niemand geringeres als ChanWah Shun („der Schillernde desGeldes“) und Leung Bik (sein eige-ner Sohn).Yip Man lernte sein Wing

Chun vom Meister ChanWah Shun( F o s h a n ) ,aber wiedurch einenschicksalshaftenZufall hatte er eine ungeahnteBegegnung, aus der sich als„Konsequenz“ ergab, dass ihn weni-ge Zeit später Leung Bik als Schülerakzeptierte. Deshalb hatte Yip Mandie Ehre, der einzige Schüler vonLeung Bik während seiner erstenJahre in Hong Kong zu sein.Yip Man kam 1908 im Alter von 15

Jahren nach Hong Kong. Das Jahrindem er Leung Bik kennenlernteund daraufhin für Jahre von ihmalle Feinheiten und Geheimnissedes Wing Chun Kuen lernte.Darum hat Yip Man von LeungBik immer als Si Pak gespro-chen (Überraschend in jenerZeit, in der jeder, der mit sei-nem Sifu diskutiert, sich vonihm lossagt und einen neuenSIFU sucht...)

Leung Bik hatte fast keine finanziel-len Mittel und lebte am Rande derArmut in Hong Kong. Er lebte deshalbbei einem Verwandten und konnte sichfast nicht ernähren. Weil er an ihm undseiner Situation interessiert war, ludYip Man den Meister ein, bei ihm zuwohnen. Das sorge tatsächlich für einegroße Vertiefung der persönlichenund kriegerischen Verbindungenzwischen ihnen. Leung Biklehrte Yip Man Wing Chun bis1912. Während dieser Jahreerlernte Yip Man

das gesamte System unter Leung BiksFührung und vor allem übte er uner-müdlich über Jahre hinweg täglich diefeinsinnigsten und anspruchsvollstenAufgaben. Nach dem Tod Leung Bikskehrte er nach Fatshan zurück, umseinen Brüdern beim Kung-Fu zu hel-fen mit dem Wissen, das er in HongKong erhalten hatte. Und genau an

diesem Punkt beginnen dieProbleme...

Zwei MEISTER, die genaudenselben MEISTER desSELBEN STILS

Page 58: Magazin deutschland juli'13

gehabt hatten, hatten beide KOMPLETT UNTERSCHIEDLICHESTILE. Verschiedene Perspektiven und Lebenssituationen machtendie Unterschiede innerhalb des Wing Chun deutlich: Chan WaShun war ein Mann mit geringem kulturellen Bewusstsein, grob inseinen Umgangsformen und besaß das Wissen und die

Ausdrucksformen eines gewöhnlichen Mannes. Auf der anderenSeite Leung Bik, der ein gebildeter Mann war und dessen Ideale, seine

Art zu üben und den Stil aufzuzeigen sehr beeinflusst von derPhilosophie waren. Sein Wissen über die Prinzipien des Wing Chun warsehr viel tiefgehender und höchst raffiniert.

Obwohl Yip Man genauso viel von Chan Wan Shun lernte wie vonLeung Bik und obwohl es sich bestätigen wird, dass Leung Biks Linie

Page 59: Magazin deutschland juli'13

sehr viel weitgehender, tiefgreifender und beeindruckender war, sagte Yip Man niemals,dass Leung Bik sein Sifu sei. Yip Man war sich klar über den Respekt, den ein Schülerfür seinen Professor haben sollte! Einmal mehr sollten wir diese Lektion des RES-PEKTS und Kung Fu eindringlich betrachten…Aber kehren wir zum heutigen Thema zurück. In diesem historischen Moment: als Yip

Man nach Fatshan zurückkommt und seine von Leung Bik (direkte Abstammungvon Leung Jan) erworbenen Fähigkeiten seinen Trainingskollegen, älteren Brüderder Schule und dem Rest der Wing Chun-Gemeinschaft in Fatshan zeigt, empören siesich und behaupten ohne

Scham: DAS ISTNICHT WING CHUN!Ich möchte mir die tiefe

Enttäuschung vorstellen, dieder große Meister spüren musste

beim Versuch sein System zu verbes-sern und die feinsten Aromen dieses hinrei-ßenden Stils aufzuzeigen. Und er von sei-nen Kollegen weggedrängt wurde, weil erkeine „Ästhetik“ besaß, die jener ähnelte,die seit Jahren praktiziert wurde. Heute pas-siert genau dasselbe.Beobachten wir neugierig: Obwohl er alle

und jeden einzelner seiner Kameraden an techni-schem und kämpferischem Niveau übertraf, fuhr die

große Mehrheit von ihnen damit fort, den großen Meister „Verräter des Stils“zu nennen. Nur weil er andere Dinge trainierte und ausübte als die, die ihmsein Sifu unterrichtet hatte. Aber es ist mehr, er hatte mit einem Meister SEI-NER EIGENEN SCHULE, seines EIGNEN STILES geübt! Unglaublich! SagtIhnen das was? Gut...heute passiert genau dasselbe. Eine Frage desPendels...Jahre später, als er danach gefragt wurde, was Wing Chun war und wasnicht, gebrauchte Yip Man einige weise Worte, die für mich dieses Systemzusammenfassen und jeglichen Zweifel ausräumen. Er behauptete: „Wennich die Prinzipien des Wing Chun befolge...“ Die Prinzipien des Wing Chunwerden oft lauthals von Ausübenden dieses Stils wiedergegeben, aber sel-ten studieren sie diese tiefgehender für ihre Übungen

1. - Wenn der Weg frei ist, stoße vor2. - Wenn du mit deinem Gegner zusammenstößt, bleib kleben3. - Wenn seine Kraft größer ist als deine, gib nach4. - Wenn sich der Gegner zurückzieht…folge ihm.Ich würde heute gerne die Wing Chun-Praktizierenden dazu einladen,

ihr Tun kritischer und besonnener zu betrachten und zu vermeiden, denpersönlichen Stil anderer zu verurteilen. Ich glaube fest daran, dass die-ses System außergewöhnliche Kampfkünstler hervorgebracht hat(und weiter tun wird) und die einfache Tatsache, dass ihre Ästhetiksich von der Ästhetik Anderer unterscheidet, gibt ihnen kein „Patent“.Umso mehr sie beobachten und reflektieren, werden sie bemerken,dass es oft Personen gibt, die zwar Bewegungen mit einer gewis-sen Ästhetik ausführen, die „Wing Chun“ genannt wird, hinter deraber keinerlei Prinzip steht. Nur Choreographie.

Man sagt, wer seine Vergangenheit vergisst, begräbt seineZukunft. Betrachten wir die Geschichte dieses Stils und viele derProbleme, die uns heutzutage beschäftigen, werden ver-schwinden, wenn wir immer mehr begreifen, dass der einzigeWeg eines Kampfkünstlers die tägliche Übung ist. Was dieandern tun oder ihr persönlicher Stil, sollte uns gerade ineiner per Definition INDIVIDUALISTISCHEN Kunst weniginteressieren. Der große Reichtum dieses Stils erlaubt uns, unterschied-

liche Stile zu beobachten, so verschieden wie mein SingungK. Kernspecht, mein Sifu Victor, Sifu Saly Avcy, Sifu Eminund Sifu Tasos. Obwohl alle ihrer Erscheinung nach sehrunterschiedlich, sind sie auf kämpferischem Niveau außer-gewöhnlich. Deshalb sollten wir niemanden für seineÄsthetik verurteilen und versuchen, das Gute in jedem vonihnen zu sehen, um zu versuchen, unsere eigene individu-elle Praxis zu verbessern. Ich hoffe, dies hilft Ihnen dabei, dieses System besser

zu begreifen.

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WingTsun

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Wenn diePolizeibeamten voneiner Straßeneckeaus Ausschau haltenwollen, um eine “roteZone” zu betreten, in derder bewaffnete Verdächtigefür einen Überfall bereits vor-bereitet ist, verwenden sieeinen taktischen Spiegel, umhinter die Ecke zu spähen und

so zu verhindern geschlagen odererschossen zu werden. Natürlich, wenn die Zeit es erlaubt, wirft derPolizeibeamte gebückt einen ersten Blick aufden Boden, um den Spiegel dort zu platzie-ren. Man hofft, dass der Verdächtige denSpiegel nicht aufspürt, weil die Mehrheitder Leute ihre Zielobjekte, einschließlichhinter einer Ecke, in Brusthöhe suchen.In einer solchen Situation ist esschwierig, einen in Bodennähe ange-brachten Spiegel zu entdecken. InSpezialoperationen sind die Teamsschon einen Schritt voraus, wenn siejemanden hinter einer Ecke suchen,weil sie eine an einer teleskopi-schen Röhre befestigte Kameraverwenden, die ihnen auf einenMonitor ein elektronisches Bildsendet. Es ist nicht notwendigzu erwähnen, dass dieseAusrüstung sehr teuer ist.

60

Nach einer wahren Begebenhei

Das Telefon zu benutzen kann dir das Leben retten

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Vor einigen Monaten kam mir die Idee,mein Telefon zu benutzen, da ja die meis-ten Smartphones gute Film-undFotokameras besitzen. Seit 20 Jahren binich dabei Polizeipatrouillen und Soldatender Spezialoperationen Methoden zurschnellen Veranschaulichung zu lehren.Und ich habe meine Techniken mit denneuen Technologien, die aufgekommensind, kombiniert. Manchmal sind die ein-fachsten Ideen am schwierigsten durch-zuführen.Die Verwendung von Handykameras

hat für mich eine Entwicklung in diesemProzess bedeutet. Als mir diese Ideen in

den Sinn kamen und die Möglichkeiten,sie in Situationen der persönlichenVerteidigung zu verwenden, habe ich sieletztendlich in die Techniken undMethoden des Selbstschutztrainings ein-gegliedert.

In meinem beliebten Tageskurs desNiveaus 2, Kenntnis der Situationgenannt, bringe ich meinen Studentenbei, Film-und Fotokameras von Handyszu benutzen um ein „Verbrechen imGange“ aufzunehmen. Ich bereite dieSimulation eines Streits vor, einen realis-tischen Schauplatz und bringe dieZeugen dazu, den Vorfall mit ihremHandy von einer „sicheren Entfernung“aus zu filmen. Es kann sich um egal wel-che Situation handeln. Von einem häusli-chen Streit, bei dem der Mann seineFreundin festhält, bis zu einem terroristi-schen Angriff. Diese Bilder eines echten

Verbrechens in einer realenSituation können für dieBehörden viel wert sein, um dieSchuldigen zu orten und zu ver-folgen. Nicht zu vergessennatürlich die Tatsache, dass manso ein Exklusivvideo zumVerkauf an die Medien besitzt.Nach häufigem Trainieren ist

der Verstand bereits dafür aus-gebildet, um ein Handy alsWerkzeug gegen dasVerbrechen zu verwenden, undfast die ganze Welt trägt einesmit sich. 2012 habe ich in mei-nen Kursen überSpezialoperationen, wie jederandere Kurs beinhaltet dieserauch das Betreten von Zimmernund Fahndung in Gebäuden,viele männliche Mitglieder desMilitär-und Polizeipersonals trai-niert. Ich bringe meinenStudenten bei, wie sie taktischeBlicke hinter gefährliche Eckenbewerkstelligen können. Zuerstmit ihren eigenen Augen unddann mit Spiegel. Ein guter takti-scher Spiegel ist ein flacher undrechteckiger, ausgestattet miteiner Schutzabdeckung auf derRückseite.Warum flach und rechteckig?

Weil hinter eine Ecke zu spähenkeine leichte Aufgabe ist, wennman nicht dafür ausgebildetwurde. Es scheint einfach, aberAnfänger verlieren beim erstenMal normalerweise viel Zeit. Umjemanden auf der anderen Seitehinter einer Ecke schnell undeinfach aufzustöbern, musst dudeinen Spezialspiegel hervorho-len und ihn auf dem Boden vordir aufstellen. Man muss zuerst den Horizont auszuma-chen. Das ist dein ersterOrientierungspunkt. Natürlich,wenn du bewaffnet bist, solltestdu mit der Spitze deiner Waffeauf die Ecke zielen, wo derVerdächtige bereits gerüstet ist,um dich zu überfallen und über-raschen, während du in den

Spiegel schaust. Wenn du einmal denHorizont gefunden hast, was mit einemrechteckigen Spiegel einfach ist, fängstdu an, den Spiegel zu drehen, um dieHorizontlinie zu finden. Zuerst versuchstdu, die Füße des Verdächtigen zu orten

und danach, wenn du sie siehst, fängstdu an, den Spiegel zu bewegen, um denKörper des Verdächtigen zu sehen.Natürlich ist die Mehrheit der Handysflach und rechteckig mit einemBildschirm, auf dem man das Bild sehenkann. Anstatt des Spiegels kannst du ein-fach die Handykamera verwenden. Ichhabe wirklich oft ein Zimmer besser mitmeinem Handy gesichtet als mit einemSpiegel, und zudem kann ich aufnehmen,was ich sehe.Natürlich kannst du erkennen, wie

wertvoll deine Bilder deinerHandykamera sind, wenn du Opfer einesTerroranschlags bist und hinter einerEcke von deinem Versteck aus sehenwil lst, ob einer der Terrorristen dirhinterherkommt. Oder es kann sich umeinen Überfall in einem Büro handelnoder einer Schule oder irgendein andererFall. Anstatt dass du geschlagen oder inden Kopf geschossen wirst, wenn duversuchst einen Blick zu riskieren, kannstdu den Horizont vor dir sehen und damitbeginnen die Linse deiner Kamera inRichtung der „heißen Zone“ zu bewegen.Und nur ein kleiner Teil deines Handysragt aus der Ecke heraus. So kannst duwissen, was dort draußen passiert.Trotzdem, du musst beachten, dass einSpezialspiegel und eine Handykamera,für taktische Ziele verwendet, ihreGrenzen haben. Du kannst mit ihnenzum Beispiel große Objekte nicht sehen,oder in schattigen Gegenden oderdunklen Zimmern. Und apropos dunkleZimmer: der Bildschirm des Handysleuchtet und in Situationen mit sehrgeringer Sicht geben sie viel Licht. Abertrotzdem solltest du nicht deine Positionerleuchten, auch deshalb ist dieAufnahmefunktion sehr nützlich. Dukannst den Teil des Bildschirms, derLicht abgibt, bedecken, die „heiße Zone“aufnehmen und danach an einensicheren Platz gehen, um das Video zusehen. Trotzdem, ab dem Moment, indem du deine Augen vom Objektabwendest, einschließlich in derselbenSekunde, gehst du das Risiko ein, nichtdie aktuellsten Informationen zu haben.Während du das Video siehst, kann derSchütze den Ort gewechselt oder sich indeine Richtung bewegt haben.Das augenblickliche Sehen ist immer

das Beste, aber der Kampf ist fließendund du musst das Beste geben. Halt dicheinfach von der Gefahr fern.Wie du siehst, nützt diese Technik nicht

nur dem Spezialisten und wurde für die-sen erfunden, sondern für jeden, der sichin einer Gefahrensituation wiederfindetund sich hinter einer Ecke aufhält. Wie für jede Technik musst du deinMuskelgedächtnis mithilfe von Übungenvorbereiten. Das jemand in deinemZimmer ist, ohne dir zu sagen wo, undnun fang an die Technik zu üben, so wieich sie dir beschrieben habe. Mit diesemTraining wirst du dazu fähig sein, ver-steckte Personen und Objekte hintereiner Ecke aufzuspüren, jedes Malschneller.Es ist ein schwieriges Ziel.

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Selbstverteidigung

Anmerkungen zu den FotosFoto 1: Wenn man einen taktischen Spiegel in Polizei-und

Militäreinsätzen verwendet, wird das Telefon unten amBoden positioniert, um den Horizont zu finden. Man bewegtdas Telefon um die Ecke herum, um die Füße der Person, dieeinen Hinterhalt plant, zu finden.

Foto 2: Du kannst es nicht nur für das Training in einemZimmer benutzen und vermeiden, gefangen oder erschossenzu werden, sondern auch ein Foto als Beweismittelaufnehmen.

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Der erste Schritt des“Erwachsenwerdens” ineiner traditionellenHung Gar Ausbildungbeschreiben vieleSchüler als das erler-nen der erstenHauptform des Systems. Der Gung Gee Fook FuKuen. Oder zu Deutsch “Die Tiger besiegendeFaust”. Zu antiken Zeiten war der Tiger in Chinadas stärkste bekannteste Tier. Weder imTierreich noch unter den Menschen konnte esjemand mit diesem majestätischen Geschöpf auf-

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nehmen. Und genau dass soll uns derName der Form sagen: “HastDu diese Form gelernt, sowirst Du selbst dasStärkste, den Tiger,besiegen.”Doch dies ist nicht

nur Aberglaube.Tatsächlich, sobezeugen erfahre-ne Meister, hebtdie Gung GeeFook Fu Kuen denSchüler auf eineneue Stufe imHung GarProgramm undbringt ihn in allenAspekten desSystems weiter. Inkörperlicher, gesund-heitlicher sowie men-taler Hinsicht.

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Entwicklung Partnerform

Obwohl mit Formen wie der Gung Gee Fook Fu Kuen wichtigeMeilensteine in der Ausbildung des Hung Gar gelegt wurden, strebten

Praktizierende immer wieder danach, das System zu perfektionierenund neue Wege zu finden, um den Schüler schneller ans Ziel zu brin-gen: Nämlich ein ausgebildeter Kämpfer zu werden. Mit demTrainieren von Formen, also festgelegte Abläufe von Bewegungen,kämpft der praktizierende Schüler gegen imaginäre Feinde und trai-niert so seine Fähigkeiten. Dies funktioniert so gut, dass man selbstals Schüler ohne abgeschlossene Grundschule, durch reinesFormentraining, verbesserte Kampfskills erarbeiten kann. Trotz die-ser Tatsache, fehlte eine Zwischenstufe. Einen Übergang zwischenFormen und dem echten Kampf mit Gegner oder Sparringpartner.Aus solchen und ähnlichen Überlegungen entstanden sogenanntePartnerformen.

Anders als gewöhnliche Formen, werden diese in der Regelzu zweit ausgeführt und führen zugegeben, zu vorbestimm-

ten, aber nicht minder gefährlichen Kampfsituationenzwischen den Ausübenden. Der Vorteil solcher

Partnerformen liegt ganz klar auf der Hand: Man arbei-tet mit einem Partner und somit mit solidem

Körperkontakt. Man erhältaktiven Input und kann

diesen mit vorge-geben Technikensinnvoll verwer-

ten und dabei seineSkills verbessern. Dies

motivierte die Hung GarMeister eine Partnerform,mit den Vorzügen einerGung Gee Fook Fu Kuen,zu kreie-

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ren. Es entstand die Gung Gee FookFu Doy Dar!

Bei Formen wie der Gung Gee FookFu Doy Dar geht es wie erwähnt ummehr als einen Ablauf zu absolvieren.Man hat einen Trainingspartner, einengespielten Gegner. Das Timing und die“Echtheit” der genutzten Kraft spieleneine enorme Rolle. Denn der Partnerwird darauf eingehen und für seineTechnik wiederum Timing und Kraftbestimmen. Daraus resultiert imEndeffekt ein echter Kampf, bei dembeide Seiten zwar wissen, was alsnächstes folgt, man sein Gegenüberaber immer noch durch echte Skills

austricksen und somit “besiegen”kann. Gerade mit Techniken aus derGung Gee Fook Fu Kuen entsteheneinige, nicht ungefährliche Situationenzwischen den Ausübenden.

Damals und Heute

Das erlernen der Gung Gee Fook FuDoy Dar war schon immer eine beson-dere Herausforderung für Schüler desHung Gar. Insbesondere der ChiuLinie. Gerade unter Grossmeister ChiuChi Ling (10. Dan), der als kampferfah-renes Stiloberhaupt die genauen

Abläufe natürlich kennt, die Form abervöllig frei und improvisiert vermittelt.War es der linke Fuss, oder doch derRechte? “Spielt keine Rolle” meint derGrossmeister. “Am Ende musst Du mitdem arbeiten können, was Du alsInput bekommst”. Ein wahrer traditio-neller Grossmeister eben. Etwasanders verhält es sich da bei seinemoffiziellen Stilnachfolger undMeisterschüler, Meister Martin Sewer(8. Dan). Als Europäer hatte er als einervon wenigen, die Herausforderunggepackt und selbst eine so komplexeForm wie die Doy Dar in das struktu-rierte Ausbildungsprogramm seiner

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Kung Fu Schule, der KUNG FU SCHU-LE MARTIN SEWER, aufgenommen.Zum Vorteil seiner Schüler.

Viele Schüler streben auf ihremHung Gar Weg nach der Gung GeeFook Fu Doy Dar, da auch in ihr lehrrei-che Lektionen und Prinzipien erwartetwerden. Zu recht! Doch der erfahreneSchüler weiss: Es gilt nicht nur denAblauf in den Kopf zu bekommen.Sondern die Form zu verstehen, ihreFeinheiten zu erkennen und schlus-sendlich in seine eigenen Skills ein-fliessen zu lassen. Und auch überseine Mitschüler lernt manmehr:_“Sigung sagte mireinmal, dass man den wah-ren Charakter einerPerson aus einem Duellsofort ableiten kann” soein eifriger Aspirant fürden 2. Dan. “Und erhatte natürlich recht!Sobald Du mit jeman-

den die GungGee Fook FuDoy Dar prakti-zierst, kannstDu sehr gute inschätzen ,was für ein TypMensch dasist”. Um so mehrfreut es die

Schülerschaft und Fans der KUNG FUSCHULE MARTIN SEWER, dass dieVeröffentlichung der offiziellen GungGee Fook Fu Doy Dar Lehr-DVD naht.

Unter der Leitung von MeisterMartin Sewer selbst, zeigen zwei sei-ner Instruktoren die Partnerform involler Länge und Einsatz. Natürlichbeinhaltet der Lehrfilm auch geführteAusschnitte von speziell ausgesuch-ten Anwendungen der Form, erklärtund bes-c h r i e b e nvon Sifu

Martin Sewer selbst. Genau mit Hilfesolcher Lehrfilme kann der Schülersein eigenes Training unterstützen,seinen Horizont im Verständnis umdas Hung Gar System erweitern undseinen Fortschritt noch schneller

vorantreiben. Auch für Fans einabsolutes Must Have!

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Weng Chun's 6Prinzipien Langstock

Teil 1Zunächst ist es wichtig zu erwähnen,

dass die Hauptwaffen des Weng Chun derLangstock und die Doppelmesser sind.Ein wichtiges, altes Weng ChunSprichwort lautet: „Die Faustformen sind die Samen, der

Langstock ist der Lehrer und dieDoppelmesser sind Mutter und Vater.“Dies ist der erste Artikel, der sich mit

Waffen beschäftigt. Sein Gegenstand istder Langstock, da er einen der Anfängeder chinesischen Kampfkünste darstellt. Die historischen Shaolin Mönche waren

für ihre Meisterschaft mit dem Langstockbekannt. Ihre friedfertige Philosophieerlaubte ihnen lange Zeit keinerleiGebrauch scharfer Waffen und so wurdensie Experten für den Langstock. Weiterhinbesiegten sie japanische Piraten, die mitSamurai Schwertern bewaffnet waren undmachten es sich zur Aufgabe die Armenund Unschuldigen vor bewaffnetenBanditen zu beschützen. Einer Legende zufolge verteidigte ein

Shaolin Koch den Tempel mit seinemLangstock gegen eine Räuberbande. Eineähnliche Geschichte erzählt uns vom letz-ten Abt Südshaolins, Chi Sim, der auf derRoten Dschunke anheuerte und TigerWong besiegte. Diese beiden ShaolinMönche repräsentieren eine Emanationdes buddhistischen Shaolin SchützersKimnaro (im Indischen wird er Vajrapanigenannt), der einen Langstock in derHand hält und in einem eigenen Tempel inNordshaolin verehrt wird. Das gut konzi-pierte Weng Chun Trainingssystemermöglicht es, den Gebrauch desLangstocks leicht zu erlernen. DiePrinzipien können auf jegliche Art vonWaffen und Kampfwerkzeuge übertragenwerden. Besonders interessant ist auch,dass die Körperarbeit und die Strategienebenso für waffenloses Kämpfengebraucht werden. Demnach besteht alsoein fließender Übergang zwischen allen

Kampfdistanzen sowohl mit als auchohne Waffen. Auch mein Lehrer Großmeister Wai Yan

gebrauchte den Langstock, um seinGeschäft auf dem Marktplatz in Hong Kongzu verteidigen. Seine Meister benutzten ihn,um Dörfer und Ländereien, zu einer Zeit inder Banditen durch das Land streiften,beschützen zu können. Aus diesem Grundwurden die Weng Chun Großmeister vonden Leuten auch „Könige der Langstöcke“genannt. An dieser Stelle möchte ich dieVerdienste von Großmeister Fung SiuChing, Großmeister Tang Suen undGroßmeister Pak Cheung hervorheben. Eininteressanter Fakt ist zudem, dass derberühmte Wing Chun Stil des Yip Man einenTeil der Weng Chun Langstock Methodeübernahm und in sein System integrierte. Vor mehr als einhundert Jahren prakti-

zierte Wong Wah Bo die Langstock Formauf der Roten Dschunke, später lernte derWing Chun Großmeister Leung Jan Teiledieser Form von Großmeister Fung SiuChing. Auch Großmeister Yip Man lernteTeile der Weng Chun Langstock Form ander berühmten Kung Fu Schule Wai Yans,genannt Dai Duk Lan, wo auch ich vonihm unterrichtet wurde. Da der Gebrauch von Waffen für viele

chinesische Meister geheim war, wurdedie richtige Anwendung nur an sehr loya-le Studenten weitergegeben, die selbst-verständlich lange Zeit vorher geprüftwurden. Wie schon erwähnt, wird der Langstock

im Weng Chun als Lehrer bezeichnet (chi-nesisch: kwun wai si). Er veranschaulichtnicht nur die räumlichen Dimensionen derKung Fu Techniken für den Übenden,seine Anwendungen können auf jeglichesalltägliche Objekt und den waffenlosenKampf übertragen werden. Da derLangstock keine Klinge besitzt, muss derKämpfer in der Lage sein, seine Kraft aufdie Spitze des Stocks zu bringen. Wenn erseine Waffe effektiv nutzen möchte, somuss er eins mit ihr werden. Das Sprichwort „Kwun Mo Leung

Heung“ (im Chinesischen: „Der Langstock

macht nie zwei Geräusche“), beschreibtsehr gut die Art des Kämpfens mit demWeng Chun Langstock: man versucht denAngreifer (seinen Arm) direkt zu treffen,anstatt seine Waffe zu blocken. Ist diesnicht möglich, wird seine Waffe sozusa-gen als Spur benutzt, um Zugang zu sei-nen Armen zu erlangen und ihn zu ent-waffnen und seine Balance zu zerstören.Eine weitere Möglichkeit besteht darin,den Gegner dadurch zu kontrollieren,dass man schnelle Schrittarbeit anwendetund er seine Waffe dadurch nicht mehreinsetzen kann. In diesem Stadium besitztder Gegner lediglich ein „tote“ Waffe,während der Weng Chun Kämpfer eine„lebendige“ Waffe sein eigen nennenkann. Versucht der Angreifer zu blocken,so verwendet man seine Energie gegenihn, um ihn zu attackieren. Im nächsten Artikel werde ich das

Weng Chun LangstockTrainingsprogramm beschreiben. Diesbeinhaltet:- Ging (Kraft) Übungen mit dem

Langstock- grundlegendes Kampftraining mit den

6 Schlüsseltechniken- die Anwendung der Luk Dim Boon

Kwun im Kampf gegen einen einzelnenGegner mit verschiedenen Waffen- Chi Kwun Bewusstseinstraining mit

dem Langstock, im Kampf gegen einensich wehrenden Angreifer. Die Strategiehierbei beinhaltet das Überbrücken desGegners auf eine sichere Art und Weise,indem man seine Waffe und seine Kraftablenkt, ihn aus dem Gleichgewicht bringtund seinen zunächst “lebendigen“Langstock in einen „toten“ verwandelt.- das Verständnis und die Anwendung

der 6 1/2 Prinzipien Langstockform LukDim Boon Kwun- die Langstock Puppe Kwun Chong- Bagua Kwun Kampf gegen multiple

Gegner- spezielle kreisende Kiu (Brücken)

Kwun Übungen unter Anwendung dervierzehn Bagua Kwun LangstockPrinzipien

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Text und Fotos: Salvador Herraiz, 7. Dan de KarateNew York, 2010

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Ja, du liest gerade “Budo International” undnicht ein Reisemagazin, und ja…das ist dieSkyline von New York, dem „Big Apple“, dieStadt, in der der Meister Oyama lebt. EineSchlüsselfigur in der Geschichte des Karate desOyama Masutatsu. Unser Gast ist vielleicht der Kyokushin-Meistermit dem größten Ruhm weltweit. Shigeru Oyama(dessen Familie dem Kanji ihren Nachnamenschuldet, die ganze Welt weiß ja, dass OyamaKoreaner war) ließ sich 1967 in Amerika nieder,was ihn sehr wahrscheinlich um die Möglichkeitbrachte, der offizielle Nachfolger des legendärenSchöpfers des Kyokushin zu sein. UnserMitarbeiter Salvador Herraiz ist kürzlich nachNew York gereist, um sich mit dem MeisterShigeru Oyama zu treffen. Er bringt uns heuteseine Geschichte, Gedanken und Worte aus einerseiner epischen Erzählungen nahe, die Schritt fürSchritt gehen, Monat für Monat und von diesenSeiten aus die Geheimnisse der Geschichte desKarate enthüllen. Lasst es euch nicht entgehen!

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Sehr zentral in Manhattan, aber fast ver-steckt in einem augenscheinlichenBürogebäude findet man das Dojo vonShigeru Oyama. Während meinesAufenthalts in New York finde ich mich eini-ge Tage im Dojo ein. Das Ambiente istfreundschaftlich und ehrlich. Ich fühle michwohl dort. Shigeru Oyama behandelt michherzlich, sympathisch, ja sogar witzig, alsdie Vertrautheit zunimmt.Shigeru Oyama wurde 1936 in Tokio

geboren, genauer gesagt am 7. Juli. Shigeru war der zweite von vier Söhnen

einer in Japan wohnhaften koreanischenFamilie mit großem geschäftlichem Erfolg.Nach kurzer Zeit wurde er in die Praxis desKarate durch einen Verwandten namensNauru eingeführt. Nauru war Biologie-Professor an der Universität in Kyoto undübte manchmal Karate im Garten des weit-läufigen Hauses, mit Zustimmung vonShigerus Vater, der selbst Liebhaber dieserKampfkunst war. „Mein Onkel war einMeister des Goju-Ruy mit demselbenNiveau wie Gogen“. Ehrlich? „Ja. Es warnur so, dass er nicht von der Linie desChojun Miyagi kam.”Es trafen sich viele Koreaner dort und

einer von ihnen fing an, für die Familie sounterschiedliche Arbeiten (oder vielleichtnicht) wie Babysitter und Bodyguard aus-zuführen. Es handelte sich um Yong I Choi,später bekannt als Masutatsu Oyama, zuEhren der Familie unseres heutigenProtagonisten, die ihm einen Unterschlupfund Unterstützung gab. Shigeru erinnertsich gut an jene Momente: „MasutatsuOyama war Schüler eines anderenKoreaners seiner Provinz, der ebenfallsKarate im Garten meines Hauses lehrte,Nei Chu So. Und der auch mit anderen trai-niert hatte, wie mit Funakoshi…AberMasutatsu hatte kein Geld, um ein Dojo zueröffnen, weshalb er eine bedeutendeGruppe im Garten meines Hauses unter-richtete.“ Interessanter Garten, der seinesHauses. „In Wirklichkeit war mein Onkelderjenige, der Masutatsu den NamenOyama gab, nachdem dieser aus Koreagekommen war.“ In Wahrheit aber scheintes so zu sein, dass der neue Name fürMasutatsu später kam, durchVermittlungen des ersten koreanischenBotschafters in Japan nach dem2.Weltkrieg, Mr. Lee.Der 2. Weltkrieg machte die Geschäfte

der Familie zunichte, und zusätzlich ver-wandelten sie sich in ein terroristischesZiel der kommunistischen Guerilla, weil derVater Shigerus der Gründer der südkorea-nischen demokratischen Partei war undseinen Sitz in Tokio hatte. Masutatsu halfim Rahmen des Möglichen der Familie undbesonders Shigeru, der sich deshalb in dieUniversität von Japan einschreibt und ihndarum bittet, mit ihm Karate zu lernen.„Von Beginn an begeisterte mich Karate.Ich war so konzentriert auf Karate, dass ichalles um mich herum vergas. Nach demÜben fühlte ich mich großartig. MasutatsuOyama war wie ein zweiter Vater für mich.Es waren viele gemeinsame Jahre. Erpflegte Sanchin mit der Ibuki-Atmung zumachen, aber was er nicht mochte, warder Kampf. Für ihn war Kihon und Kumitewichtig. Unsere Übungen dauerten vierStunden und davon war nur eine halbe

Stunde für das Kata. Die restliche Zeit warKampf und viel körperliche Vorbereitung.“Mitte der 60er Jahre ersucht Masutatsu

Oyama Shigeru, nach Amerika zu gehenund sich der Entwicklung von Karate dort zuwidmen. Richard Bernard hatte Masutatsugeschrieben und ihn darum gebeten ihmeinen japanischen Ausbilder zu schicken.Shigeru versuchte mehrere Male abzuleh-nen, was Mas Oyama jedoch nur dazuherausforderte, ihn als „Angsthase“ darzu-stellen und ihn mit dem Gerücht „Shigeruwill nicht nach Amerika, weil die Amerikanerzu groß und zu stark für ihn sind“ inVerlegenheit zu bringen. Shigeru versuchtMasutatsu zu erklären, dass das nicht wahrsei, aber der Gründer des Kyokushin hältdagegen: „Beweis es“. Aber Masutatsuhatte sogar noch eine weitere Überra-schung für Shigeru parat, bevor dieser nachAmerika aufbrauch. Du musst davor dieBewährungsprobe der 100 Kämpfemachen, sagte er ihm. Shigeru bereitetesich bewusst während des Unterrichts, dener im Honbu Dojo erteilte, wo er bereitsChefausbilder war, vor. „Ich habe sie ohneSchwierigkeiten bestanden, ich war bereitsgut ausgebildet und das fühlte ich undwusste es. Als ich aufhörte, ließich mich röntgen und entde-cken mehrere gebrocheneRippen. Es war das Härteste,was ich je getan hatte. Dukämpfst nicht nur mit deinemKörper, sondern mit deinemGeist. Es sind 50 Personen unddu kämpfst mit jeder zweimal.Nach der Hälfte der Kämpfewird die Sache schwierig, weildu keine physische Kraft mehrhast, aber auf der anderenSeite kennst du die Gegnerbereits gut und sie wissen, dassdu für etwas wichtiges kämpfstund dass du dazu bestimmtbist, es zu schaffen.“1967 zieht Shigeru, bereits

verheiratet, nach Amerika undließ sich von Beginn an in NewYork nieder. Fast ohne ein Wortenglisch sprechen zu könnenund mit knapp einer HandvollDollars in der Tasche. Nachsieben Jahren in WhitePlains hatte sich Oyamaeinen Namen gemacht.Aber es kostete Shigeruviel, sich dort einzuge-wöhnen. Alles war soanders! Oft war er ver-sucht, nach Japanzurückzukehren, aberMasutatsu kümmertesich darum, ihm dieseAbsicht zu nehmen. „Icherhielt einen Brief vonMasutatsu Oyama, indem er mir sagte: Kommnicht nach Japan. Bleibin Amerika und stirb inAmerika.“ Ich bliebbesorgt, aber schließlichwurde alles gut.“ Er zognach Fairfield,Connecticut und weiter-hin wuchs seineBerühmtheit. Sein Bruder

Yashuiko kam ebenfalls nach Amerika underöffnete ein Dojo in Alabama.Aber mit der Zeit können Entwurzelung,

Unterschiede vorbeischauen…. Und tat-sächlich, im November 1975, hatte dieBeziehung Shigerus zur Kyokushi-Organisation sich verringert und 1981,nach 30 Jahren mit ihr, gründet er unab-hängig die sog. World Oyama KarateOrganization (WOKO). Ein bisschen später,1983, lässt sich Oyama in Manhattan nie-der, wo sein Dojo zu einem Angelpunkt desKarate in Amerika wird. Am 20. Januar 1984 überreicht

Masutatsu Oyama Shigeru ein wunder-schönes graviertes Schild, auf dem erseine Dankbarkeit für eine lange und wich-tige Arbeit mit den folgenden Worten aus-drückt: “Für Shigeru Oyama. DieseAuszeichnung ist der Beweis unsererAnerkennung für seine lange Widmung undHingabe für die Verbreitung von Karate inseinem Land, und für seineAnstrengungen, alle Hindernisse zu über-winden, um dabei zu helfen, die Ideologiedes Karate Kyokushin zu entwickeln.Internationale Karate OrganizationKyokushin Kaikan. Kanji Mas Oyama.“

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Reportage

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Reportage

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Masutatsu Oyama hatte immer den Ruf, eine strenge, grobe,fast unsympathische Person zu sein. Ich glaube nicht, dass ich esje vergessen werde, als ich ihn 1988 bei einer meiner Reisen nachJapan um ein Treffen bat. In jenem Moment besann ich mich nichtdarauf, dass seine Organisation in Spanien sich gerade mit derFederacion Española de Karate abplagte und ich stellte mich imNamen des Magazins dieser Federacion vor. Als MasutatsuOyama mich das sagen hörte, wurde er wütend und sagte mir,wenn er mir seine Erklärungen über Karate gäbe und ich diesespäter verändern oder verfälschen würde, würde ich Probleme mitihm bekommen. Probleme? Ich wollte nicht nur keine Probleme,sondern in diesem Moment stürzte auch der Mythos Oyamazusammen. Er, in einem Versuch, mit mir auf einen Nenner zukommen, schlug mir später vor, dass ich ihm die Themen, andenen ich interessiert war, angab und er es mir schon sagenwürde. Aber alles hatte sich verändert und ich hatte das Interessean ihm verloren. Letztendlich blieb die Angelegenheit dort stehen.Dadurch wurde ich wieder draran erinnert als Masutatsu Spanienbesucht hatte, um an einem Turnier in Barcelona teilzunehmen. Ichwar aus Neugier dort gewesen und ich erinnere mich, wie derBegründer wie ein Filmstar vorgestellt wurde, umringt vonBodyguards, tragbare Kameras ihm vorhergehend. EinDrumherum, das mich bereits zum damaligen Zeitpunkt ein biss-chen enttäuschte. Im Unterschied dazu traf ich mich vor kurzem inTokio mit Kikuko (Kuristina), der Tochter von Masutatsu und ihrVerhalten mir gegenüber war exzellent. Natürlich habe ich ihr nichterzählt, was sich vor mehr als 22 Jahren mit ihrem Vater ereigne-te. Jetzt sind wir bei Shigeru, der Masutatsus Benehmen mit „dieArt des Trainings des ganzen Lebens. Ein sehr intensives körperli-ches Training für die Abhärtung“, abtat.Aber Oyama ist wirklich sympathisch und freundlich im und

außerhalb des Unterrichts. Das sorgt für die Änderung meinerMeinung hinsichtlich dessen, was ich erwartet hatte (ich hatte ihngrober im Umgang eingeschätzt). Bezüglich dessen hatte ichbereits mit anderen Meistern meine Überraschungen erlebt. MitMasatoshi Nakayama war es eine sehr positive, mit TsutomuOshima in Los Angeles (Kalifornien) und trotz seinerFreundlichkeit…er vermittelte nichts dessen, was ich erhofft hatte,genauso wie Hidetaka Nishiyama. Shigeru Oyama erteilt den Unterricht, der in Wirklichkeit aus nicht

mehr als einem Häufchen Personen besteht, mit Sympathie undFreundlichkeit. Er kann kaum etwas selbst machen. Vielleicht ist dasjetzt die Rechnung für die exzessiven Trainings und die lebenslangeHärte. Über die Tatami bewegt er sich mit Natürlichkeit, aber ohneviel körperliche Aktivität ausüben zu können. Wir verbringen nun schon ein gutes Stückchen Zeit mit Oyama im

Dojo. Er hat keinen Stress und wir auch nicht. Das ist das legendä-re Meisterdojo, das das weltweite Pilgerzentrum für das Kyokushinwar? „Hier sind wir seit zehn Jahren. Davor waren wir sehr vieleJahre an einem anderen Ort, hier in der Nähe, in der 6th Avenue.Dort habe ich einen großen Teil meines Lebens verbracht. Aber seitzehn Jahren wollten sie das Gelände, um dort ein neues Gebäudezu errichten. Und weil sie mich gut auszahlten gingen wir.“Momentan leitet, angesichts der Situation des Rückzugs des

Oyama Sensei, der Meister Daisuke Matsumoto das Dojo, demich hier übrigens danken möchte für seine Erleichterung für meinTreffen mit Shigeru Oyama, der selbstverständlich Matsumotosehr hoch schätzt. “Matsumoto kümmert sich um das Dojo, und ich komme nur

noch ab und zu vorbei.”In der Eingangshalle können wir ein paar Fotos des Meisters

Oyama sehen. In einem zerbricht er gerade eine gute AnzahlZiegelsteine (ein sehr bekanntes Foto in der Welt des Karate) undein anderes, auf dem er zusammen mit Ronald Reagan im OvalOffice des Weißen Hauses erscheint. Er erklärt mir stolz: „RonaldReagan war einer meiner Schüler. Er besitzt den 5. Dan.” Aber seinSchüler in Washington oder hier in New York? „Hier.“Als Shigeru Oyama sein Dojo an diesen anderen Ort des „Big

Apple“ umlagerte, wurde ein Großteil seiner Erinnerungen undTrophäen in eine Garage einer seiner Schüler gebracht. Er fuhr dort-hin und als er das Schild sah, das ihm Masutatsu 1984 verliehenhatte, konnte er es nicht lassen, sich einige Momente der Melancholiehinzugeben und sagte: „Ich wollte Kyokushin niemals verlassen. Ichwar sein ältester Schüler und ich vermisse meinen Sensei.“In Japan waren die geschehenen Aufteilungen im Kyokushin wie

in allen Karatestilen sehr wesentlich und alle fordern ihre Originalitätund treue Nachkommenschaft. Tatsächlich waren nach dem Tod des

Begründers die Gruppen, Reibungen, Untreuen etc., die sich ereig-neten, beschämend. Wie verstehen Sie sich mit den unterschiedli-chen Gruppen, die aus dem Kyokushin hervorgegangen sind? “Es ist sehr schade. Alle Schulen teilen sich nach dem Tod des

Begründers. Immer kommen Probleme auf, und es gibt dazwi-schen Ehefrauen, Söhne, ehemalige Schüler…“, erklärt mirShigeru Sensei mit einem Blick, jetzt ein wenig verloren auf demBoden. „Es gibt acht Kyoku-Gruppen in Japan. Ich verstehe michmit allen gut. In der Vergangenheit gab es einige Probleme aberjetzt nicht mehr.“ Shigeru redet durchgängig immer mit einemleichten Lächeln zu mir. In einigen bestimmten Momenten änderter es für ein ernsteres Gesicht. Jetzt ist einer dieser Momente. „Masutatsu selbst hat Sokei Matsui als Oberhaupt hinterlassen.

Später gab es einige Probleme mit der Familie. Ich habe eine guteBeziehung zu ihm. Vor seiner Weltmeisterschaft 1987 kam er oft,um mit mir zu trainieren. Ich half ihm, seinen Geist zu verbessern.Später siegte er in jener Weltmeisterschaft.“

Ich werde nicht derjenige sein, der das mit Shigeru Sensei aus-diskutiert, aber es scheint mir, dass die Form, wie Matsui das Erbeeines sehr ramponierten Oyama im Krankenhaus, sehr krank undmüde, erhielt, keine geeignete war. Tatsächlich erklärte dasGericht ein wenig später das berühmte Erbe wegen seinerBeschaffungsmethode für ungültig. Aber wer bin ich um solchillustren Persönlichkeiten zu widersprechen? Außerdem ist daseine andere Geschichte.Während meines Aufenthalts in New York, um Meister Shigeru

Oyama zu treffen, konnte ich mich eben einfach nicht ruhig haltenund so schaute ich noch beim Dojo von Tadashi Nakamura vorbei.Eine andere Kyoku-Legende, die heute das sogenannte Seido Karate anführt. Beachtliches Dojo!Zwei Geschosse Fitnesshalle, die untere mit einermodernen Tatami, Eingangshalle, Rezeption, einLaden, Umkleiden...und das obere, mein bevorzug-tes, mit einer enormen Tatami aus Holz.Beeindruckend! Weil Tadashi sich mittlerweile vomUnterrichten zurückgezogen hat, ist es nun sein SohnNidaime, der die Kurse gibt. Ich verpasse kein einzi-ges Detail in einer seiner Unterrichtsstunden. Er ist einangenehmer und offensichtlich sehr respektvoller undgastfreundlicher junger Mann. Ich frage Oyamabezüglich Nakamura: “Wir haben uns immer sehr gutverstanden. Er war wie ein Bruder für mich. Er istsechs Jahre jünger als ich. Ich glaube, wenn er imSchoß von Masutatsus Organisation geblieben wäre,hätte er sein Nachfolger sein sollen.”Shigeru Oyama ist gegenwärtig 75 Jahre alt. Sein

Leben war sehr aktiv und er hat zuerst in Japan undspäter in vielen Orten in Amerika, Kanada, u.v.m.Karate gelehrt. „Ich habe immer Karate trainiert, meinganzes Leben. Niemals ist es mir langweilig gewor-den. Das Wichtigste ist die Basis und danach dieTechnik auf jeden Einzelnen abzustimmen. Später istes Üben und Üben, wie wenn du einen Berg bestei-gen würdest, von dessen Gipfel aus du einen weitenund schönen Horizont wirst sehen können. MeinKarate hilft dabei, den Geist zu veredeln und dabei,dass die Schüler an sich glauben, gestützt auf dieGrundlagen der Geduld, Tradition und Disziplin“.Während meines Besuchs begleiten mich meine

Frau Olga und mein Sohn Brandon, die kein Detailmeiner Unterhaltung mit Shigeru Oyama verpassen,weshalb der Meister erklärt...„Salvador, ich habe mit Masutatsu Oyama gelernt,

seit ich ein Junge im Alter deines Sohnes Brandon war“.Jetzt frage ich ihn, Sie haben zwei Kinder, oder? „Ja. Siesind beide Schauspieler.” Die Wahrheit ist, dass beide,sein Sohn Ted und seine Tochter Nahye, auch Karateauf hohem Level trainiert haben, vor allem sein Sohn.Jetzt ist es Oyama, der mich fragt. „Weißt du, wer SoniChiba ist? Kennst du ihn?” Natürlich. Ein Karateka desKyokushin aus Japan, der Actionfilme machte, oder?„Jawohl, allerdings. Er hat nämlich einen Film über meinLeben gemacht. “Ach, wirklich? “Klar.”Was kennt er von Spanien? “Ich kenne die Stiere,

wie die, denen Masutatsu die Stirn bot”. Gut, erlaubtmir es anzuzweifeln, ob dieser wirklich dieselbe Größeund Kraft besaß, aber das spielt hier jetzt keine Rolle.

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Karate

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Für Sifu Cangelosi gibt es nur ein Kung Fu, in dem die Stilenur Äste des gleichen Stammes sind und ein echterKampfkünstler sollte alle üben. In dieser Gelegenheit

präsentiert er uns eine Arbeit über das Chin Na,die Kunst des Greifens und Kontrollierens

des Gegners. Es ist keine traditionelleKampfmethode, sondern einraffiniertes und ausgiebigestechnisches Gepäck, das in allenchinesischen Kampfkunststilenzu finden ist, vor allem beimTang Lang, Pa Kua oder TaiChi Chuan, unter anderem. ImLaufe der Jahrhunderte hates eine Entwicklung erlebtmit Techniken der Gelenke,Druck auf nervöse Punkte,Block von Sehnen undMuskeln, Würgen der Atem-und Blutwege, Würfe, Schlägeund Erschütterungen. Auf derfortgeschritteneren Ebene,

sucht das Chin Na stets den Wegder Energie, das Chi und wird zur

patenten Waffe, deren Kraft undEffizienz sich einstellen lassen und so

vollkommenen Respekt für den Gegnererhalten. Eine ausgezeichnete Alternative um

konfrontative Situationen unbeschadet zu lösen. Indiesem zweiten Band geht Meister Cangelosi auf dieGelenkhebel gegen Ellbogen und Schultern, Handgelenkeund Finger ein.

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Anlässlich des 100. Geburtstages von Imi Lichtenfeldentschied Yaron Lichtenstein, weltweit höchster

Grad im Krav Maga und als 9. Dan von Imiselbst zertifiziert, ein ausführliches Projekt

als Andenken des Schöpfers durchzu-führen: eine Serie von 6 DVDS mit demoffiziellen Originalprogramm desBlauen Gurts, so wie er im von Imi1971 veröffentlichten Handbuchsteht. Die ganze Essenz desSystems, sowohl der physische,als auch der geistige Aspekt,taucht auf dem Niveau desBlauen Gurts auf, dem höch-sten Niveau, das ein Schülererreichen kann. In dieser Serieund mit Hilfe seines SohnesRotem, erklärt uns Großmeister Yaron detailliert alle

Verteidigungen gegenüber fron-talen unbewaffneten Angriffen,

gegenüber Kicks, speziellen Übun-gen, mehreren Angreifer, Übungen

für Situationen mit Würgen oderGreifen, alle Verteidigungen gegenüber

Stock-, Messer- und Pistolenattacken,Messer gegen Messer und schließlich, die fort-

geschritteneren Übungen des Programms: dieVerteidigung gegenüber Gewehr mit Bajonette undseine Varianten. Ein Werk, mit dem Ihr die Größte vonImis Kreation begreifen könnt, die Größe des Krav-Magaals Selbstverteidigungskunst. Dieser 4. Band ist vorallem der Verteidigung gegen Messerattacken gewid-met, die für viele die größte Angst auslösen. In dieserArbeit lehrt uns Großmeister Yaron, wie Imi diese Art vonSituationen erfolgreich löste.

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wang Jang Lee ist ein sehr angesehe-ner Großer Meister der koreanischenKampfkünste. Die Geschwindigkeitseiner Tritte ist bekannter als seinName, was nicht zuletzt an derRomanisierung des Koreanischen,

Madarin oder Kantonesischen. (Hwang Jang Leeauch Hwang Jung Lee, Hwang Jeong Ri, HuangZheng Li, Wong Cheng Li)Gegenwärtig besitzt er den 9. Dan des Tang Soo Do

der World Moo Duk Kwan General Federation - undhat als Martial-Arts-Filmschauspieler mehr als 350Filme auf seinem Konto. Diese Produktionen stammenvor allem aus Hong Kong, aber auch aus Südkoreaund Taiwan, in denen er die Leinwand mit allen großenMeisters des Martial-Arts-Film teilte, von Bruce Lee-Klonen bis Jackie Chan und Sammo Hung.

ANFÄNGE UND ERSTE ARBEITEN1944 in Japan von koreanischen Eltern geboren, kehr-

ten Hwang und seine Familie nach Korea zurück, als er

Im Gebiet des Martial-Arts-Filmwaren vielleicht nur wenige dazufähig, die Rolle des Schurken mit soviel Ernsthaftigkeit und Härte dar-zustellen, wie es der KoreanerHwang Jang Lee vermochte. Jeden, der ihn einmal gesehen hat,

wird die ungeheure Kraft wahrneh-men können, die er durch technischeGeschicklichkeit seiner Beine entfal-tet, genauso wie das Charisma vorder Kamera.Deshalb haben wir die folgende

Monographie vorbereitet.

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Kampfkunstkino

Text: Emilio AlpansequeFotos: FL CITY PRODUCTIONSEIN LEGENDÄRER SCHURKE

H

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noch ein Baby war. 1958 begann der junge Hwang seinen Weg mitTaekwondo, gegen den Willen seiner Eltern. Nach sieben Jahrenharten Trainings wurde er von der koreanischen Armee angewor-ben, als er gerade dabei war, den 7. Dan zu erreichen. Er wurdeAusbilder der Kampfkünste, sowohl in der koreanischen als auch inder vietnamesischen Armee. Genau während dieser Zeit passierteeine seiner unglücklichsten Geschichten. Ein nordamerikanischerSoldat, ins vietnamesische Heer versetzt, bestand darauf, Hwangleicht mit seinem Kampfstil mit einem Messer besiegen zu können.Und nachdem er eine Überraschungsattacke mit dem Messer ver-suchte, versetzte ihm Hwang instinktiv einen kreisförmigen Tritt indie Schläfe, und tötet ihn damit sofort. Die Tatsache, dass er den 7. Dan im Taekwondo innehatte,

öffnete ihm auch die Türen des Martial-Arts-Film, und nach-dem er an einigen südkoreanischen Produktionen mitgewirkthatte, wurde Hwang vom Produzenten Ng See-Yuen inHongkong unter Vertrag genommen, welcher nach dem Toddes legendären Bruce Lee auf der Suche nach neuenTalenten war. Der Film, der sein Debüt im Kino der ehemali-gen britischen Kolonie kennzeichnete, war „DieZwillingsbrüder von Bruce Lee“ (1976), zusammen mit JohnLiu, danach versuchte er sein Glück in kleineren Filmstreifenwie „Bruce Lee - Gigant des Kung Fu“ (1976), „Bruce Lee -wir rächen dich“ (1977), „Eine Prise für tödliche Pfeifen“(1977) und viele mehr. Damit wurde sein wahrer Aufstieg alsSchurke bereits auf den Weg gebracht.

DIE STÄRKUNG SEINER KARRIERE1978, als er seine Suche nach einem neuen Ansatz, der

später den Martial-Arts-Film revolutionierten sollte, fortsetzte,übernahm Ng See-Yuen die Produktion zweier sehr wichtigerFilme: „Die Schlange im Schatten des Adlers“ (1978) und „EinHalleluja für 2 Schlitzohren“ (1978). Beide waren unter Regiedes weltweit bejubelten Yuen Woo-Ping, die Hauptrolle wurdevom internationalen Superstar Jackie Chan besetzt, derlobenswerte Simon Yuen Siu-Tien beteiligte sich und alsOberbösewicht der knallharte Hwang Jang Lee. Das Resultathätte nicht grandioser sein können: Der Film brach mit allendamaligen Einnahmerekorden, einschließlich derer von BruceLee. Diese Filme wurden so unvermeidlich zu Klassikern desMartial-Arts-Films und öffneten einem neuen Stil innerhalbdes Genres Tür und Tor: der Komödie des Kung Fu.Für seinen Teil setzte sich Hwang mit seinem speziellen Stil

des „bösartigsten Bösewichts“ und seinen erstaunlichen

Beinpraktiken und Tritten im Flug in Szene und es gelang ihmauch, den Martial-Arts-Film auf seine Art und Weise zu revo-lutionieren. Deshalb war er einer der ersten, der praktischnicht die Fäuste beim Kämpfen benutzte, sondern der einzi-ge, der dazu fähig war, in einem einzigen Schwung unter-schiedliche Kombinationen aus drei Tritten in der Luft zu voll-bringen. Und er schaffte es, ohne Seile Bösewichte auf dieLeinwand zu bringen, die wirklich den Eindruck machten,unschlagbar zu sein. Dank alldem und mit diesen zwei großenErfolgen unterm Arm, erhielt Hwang große Resonanz von derFachkritik und verdiente sich einige Beinamen wie„Thunderleg“, „Thunderkick“, „Superkick“ und viele mehr.

RUHM UND LAUFBAHNIronischerweise haben die zwei Filme, die den größten Erfolg

bedeuteten, ihn fast seine Filmkarriere gekostet. Natürlich ist essicher, dass die komplizierten Choreographien Yuen Woo-PingsHwang erlaubten, seine besten Techniken so wie niemals zuvorzur Schau zu stellen. Es ist offen bekannt, dass es während derDrehs zu vielzähligen Problemen zwischen ihm undProtagonisten Jackie Chan kam. Man sagt, dass Chan, nach-dem er von Hwang immer wieder geschlagen wurde, ein-schließlich eines Tritts in der Schlussszene von „Die Schlangeim Schatten des Adlers“ (1978), der ihn ein paar Zähne verlierenließ, erklärte, dass er niemals wieder zusammen mit Hwangarbeiten würde. Chan warf Hwangeinen Mangel an Präzision, anKontrolle seiner Fähigkeiten imMoment der Aufnahmen vor. Und sowar es, sie arbeiteten nie mehrzusammen. Auch als Chan anfing,Regie in seinen eigenen Filmen zuführen, wie in „Meister aller Klassen“(1980) und „Lord Dragón“ (1982),bevorzugte er es, statt dem namhaf-ten „Thunderleg“ einen anderen gro-ßen koreanischen Experten, HwangIn-Shik, zu engagieren.Allerdings änderte diese Tatsache

nichts an der Beliebtheit Hwangs,der seinen luxuriösen Status alsZweitrangiger während der folgen-den Jahre mit Titeln wie„Knochenbrecher schlägt wieder

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zu“ (1979), „Bruce Lee - mein letzter Kampf“ (1981),und „Im Auge des Taifun“ (1981) behielt. Letzteres eindenkwürdiger Streifen, der sein Debüt hinter denKameras bedeutete und in dem wir ihn glaubhaft dieHauptperson der Geschichte und nicht den Schurkenspielen sehen, obwohl der Film kaum vom Publikumbeachtet wurde. 1982 schloss sich Hwang mit seinem Schüler und

Schauspielkollegen Roy Horan zusammen, um dengewichtigen Dokumentarfilm „Art of High ImpactKicking“ (1982) zu produzieren, einesder besten und vollständigstenAnleitungsvideos über unterschiedlicheBeintaktiken, das jemals gedrehtwurde.

DIE HÄNDE ÖFFNENTÜREN, DIE BEINE REISSEN SIE NIEDERAuf ewig charakterisiert durch seinen

ernsten Anschein und seinen vernichten-den Blick, blieb Hwang jahrelang derbevorzugte Gegner und teilte dieseBesetzung mit einigen der bestenSchauspieler des Martial-Arts-Film, wieSammo Hung und Yuen Biao in „ShanghaiPolice - die wüsteste Truppe der Welt“(1986), Michelle Yeoh in „DynamiteFighters“ (1986), Cynthia Rothrock undLoren Avedon in „Karate Tiger 2“ (1987)und viele mehr. Sein Geschick nicht nurmit den Beinen, sondern auch mit denHänden und zusätzlich noch seineFähigkeit mit unzähligen Waffen umzuge-hen, unterschied ihn von anderenFilmberühmtheiten wie Casanova Wong,Dorian Tang, Hwang In-Shik, John Liuetc., die nur ihre Beine einsetzten. Hwangwar immer dazu fähig, stundenlangeSequenzen mit Säbeln, Stöcken, Messer,etc. oder mit gut ausgearbeiteten KungFu-Stilen, für seine Filme erst erfunden,problemlos zu drehen.Anfang der 90er kehrte Hwang nach

Seoul zurück, um zahlreiche Geschäftezu übernehmen, unter ihnen eineBodyguard-Agentur, ein Hotel und eineFabrik für Golfprodukte. Unter seinenletzten Filmen stechen vor allem dernordamerikanische Film „Street Soldiers“(1991) und die koreanischenProduktionen „Emperor of the

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Underworld“ (1994) und „Boss“ (1996)hervor. Der letzte Film, manifestierte sei-nen Rückzug von der großen Leinwand,damit er sich vollkommen seinenUnternehmen und der Arbeit alsKampfkunst-Meister widmen kann.Hwang ist technischer Berater der MooDuk Kwan General Federation underteilt sehr oft Trainings undSchulungen auf nationalem und interna-tionalem Gebiet. Er erhielt den 9. Danim Jahr 2003.

LETZTE NOTIZENNachdem er sich fast dreizehn Jahre

vom Kino zurückgezogen hatte, kehrteHwang vor die Kameras zurück, um nie-

mand geringeren als die Samurai-Legende Miyamoto Mushashi in derkoreanischen TV-Serie „Return of Iljimae“(2009) zu verkörpern. Anschließend über-nahm die Filmgesellschaft Fl CityProductions die Edition desDokumentarfilms „Hwang Jung Lee, theGood Bad Boy“ (2012). Eine sehr interes-sante Reise über das Leben und Werkdes „ewigen Bösewichts“, vollerInterviews, Anekdoten und Geheimnissebis hin zu Ratschlägen. Höchst empfeh-lenswert nicht nur für von seiner Karrierebegeisterte Filmfreunde, sondern auchfür Anhänger von Martial-Arts-Filmengenerell.Derzeit wird von einer möglichen

Teilnahme Hwangs in einer französi-

schen Produktion namens “Eagle'sKing“ gesprochen, in der er mit sei-nen 68 Jahren die Rolle eines skru-pellosen Bodyguards und Söldnerseines korrupten Unternehmens spie-len soll. Der Film dreht sich um dasLeben des chinesischen Meisters LiuLihong, ein berühmter Wushu-Meister und Spezialist im StilYanyingquan. Von diesen Zeilen aushoffen wir, dass dieses Projekt reali-siert werden wird, um einmal mehrdem „Bösewicht der Schatten“ beidem zuzusehen, was er am bestenkann!Für mehr Informationen über “Hwang

Jung Lee, the Good Bad Boy” besucheinfach www.flcity.org

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Kampfkunstkino

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CHOY LAY FUT: DIM MAK (KUNST DER TÖDLICHENBERÜHRUNG)In diesem Artikel werden wir euch mit einem fortgeschrittenen Training, das innerhalb des Choy Lay

Fut-Stils ausgeübt wird, bekanntmachen. Er verdankt seine Wurzelndem Einfluss von Süd- und Nordländerschulen, die die

Persönlichkeit des Choy Lay Fut geformt haben.Der Choy Lay Fut enthält eine große Bandbreite an

Schlägen, die Dim Mak genannt werden. Diese Art vonTraining wurde aufgrund seiner Wirksamkeit und seinerzerstörenden Kraft in der Regel nur sehr wenigenSchülern gelehrt. Es war ein System, das drei Jahre langkontinuierlich geübt werden musste. In dieser Technikmuss der fortgeschrittene Schüler vier wichtige

Punkte lernen:• Ein körperliches Training auf hohem Niveauund physischem Anspruch

• Er muss die unterschiedlichen DimMak-Schlagtypen kennen• Er muss ein Arzneimittel für dieses

Training herzustellen wissen, das soge-nannte Dit Da Jow (die Salbe der„Eisenhand“ / „la palma de hierro“ -Technik)• Er muss die 12 Meridiane kennen,

an denen die Nervendruckpunkte lie-gen, ebenso wie den Zeitplan deshöchsten Energielevels lebensnot-wendiger Organe Es ist sehr wichtig hervorzuheben,

dass dieses Training von einemerfahrenen Meister und Dim Mak-Kenner, das heißt, er hat es prakti-ziert, angeleitet werden muss. Imgegenteiligen Fall kann dieseTechnik Kampfkunst-Ausübendenebenso äußerliche wie auch innereSchäden zufügen. Auf irgendeineWeise sollte der Meister, der dieDim Mak-Technik unterrichtet,Kenntnisse der Dit Da Jow-Arzneihaben und mit ihr pflegen undheilen können. Das Dit Da Jowals Salbe wird nur rein äußerlichaufgetragen, um Muskeln,Sehnen, Gelenkentzündungen,Schläge, etc. zu behandeln.Wenn die Schädigung beimAusüben von Dim Mak inner-lich wäre, hätte man dassel-be Empfinden wie bei Übel-keit, einschließlich, dass esbis zum Erbrechen kommenkann. Das bedeutet, dassdas Chi zerstört ist undman mit dem Training auf-hören muss. In diesem Fallwird das Dit Da Jow inner-lich angewendet, indemman Kapseln oder auchdas Arzneimittel in Teeaufgelöst einnimmt.Beim Choy Lay Fut

kann man mit dem bloßenAuge diese Art vonTechnik erkennen. Es existie-ren einige spezielle Formen für dieseArt von Schlägen. Wir können ver-schiedene Arten nennen, bei denen

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Jie-Gao Pedro Rico Shaolin Choy Li Fut Schulec/ Bélgica nº 11 local976533296Zaragoza - Spanienhttp://shaolinchoylifut.blogspot.com.es

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Dim Mak-Schläge kontinuierlich ange-wendet werden, zum Beispiel:Zui Quan, auch bekannt als

„Betrunkene Faust” oder „DrunkenBoxing“Die Form des KranichsDie Form der SchlangeDie Handfläche Buddhas etc. Die bekanntesten Dim Mak-Schläge

des Choy Lay Fut können wir in zweiGruppen einteilen: Schläge derHandfläche oder geöffneten Hand undSchläge der geschlossenen Faust.Zwischen den Schlägen derHandflächen können wir unterscheiden:Jing-ji, twei-jeung, dan-lan, dat-jeung,kup-jeung, pak-jeung, gong-jeung,chan-jeung. Bei den Schlägen dergeschlossenen Faust haben wir pek-choe, chinan-choe, yum-tsop, chor-choe, pin-choe, hok-ji, etc.

Die Schläge der Handflächeoder offenen

Hand müssen am sogenannten Tisch derEisenhand/“Palma de hierro“ geübt wer-den, der aus einem Fundament ausEichenholz oder aus einer Steinplattebesteht. Auf die Unterlage werden einigemit harten und trockenen Beeren gefüllteSäcke (man kann auch zum BeispielKichererbsen verwenden) gelegt. Wennman bereits weiter vorangeschritten imTraining ist, wird die Füllung der Säckeausgetauscht. Früher legte manEisenspäne hinein, heutzutage werdendiese nicht mehr verwendet, weil dasPulver, was sich beim Dagegenschlagenvom Metall ablöst, giftig ist. Deshalbpflegten die alten Meister sich ein Tuchumzubinden, was Nase und Mundbedeckte. Tatsächlich hatten viele jenerMeister Lungenleiden. Bei meinem per-sönlichen Training habe ich mich dafürentschieden, die Säcke mitKieselsteinen oder auchden Steinen, die man fürAquarien verkauft, zu

befüllen (egal

in welchem Fall, sie müssen gewaschensein, damit sich kein Pulver löst).Im Fall von Faustschlägen, was ein

fortgeschrittenes und präziseres Trainingist, werden Ching-Jong oderHolzpuppen verwendet. Es gibt im ChoyLay Fut einige Ching-Jong speziell fürdiese Art von Training.Hat der Schüler einmal diese zwei

Trainingsformen gemeistert, muss der Meister ihm die Nervendruckpunktefür die Schläge beibringen. Davonabhängig wo, können unterschiedlicheReaktionen hervorgerufen werden.Schlägt man bestimmteNervendruckpunkte, kann man unter-schiedliche Körperstellen lahmlegen:Arme, Beine, Gelenke…wohingegenman mit anderen „verstummt“, dieAtmung der Person, die geschlagenwurde, wird unterbrochen und sie verliertdas Bewusstsein. Die dritte Art vonSchlag wäre dieser, der direkt auf dielebensnotwendigen Organe wirkt undschwere Verletzungen und innereBlutungen (möglicherweise den Tod)

verursacht. Deshalb wurde dieseTechnik nur sehr wenigenSchülern beigebracht. Washeutzutage unterrichtetwird, ist, wohin man nichtschlagen sollte, weil essonst großen Schmerzverursachen würde,jenes Training jedochwird nicht gelehrt.Die Lehre ist eine der

größten Tugenden, dumusst sie üben,bearbeiten, siehüten und amEnde ver-s c h e n k e n .Jie-Gao

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Choi Li Fut

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ieses System derKampfkünste hat seinenUrsprung in denSpezialdiensten der eins-tigen Sowjetunion, wiedem KGB, (FSB), GRU,

I n n e n m i n i s t e r i u m ,V e r t e i d i g u n g s m i n i s t e r i u m(Luftbewegliche Infanterie, SWAT) undauch in der kulturellen Tradition derdamaligen Sklaven.

Viele Aspekte dieses Stils sindStaatsgeheimnisse. Unter denOperationsbedingungen des modernenKampfes ist die russische Kampfkunstgenauso zeitgemäß wie die militärischenFlugzeuge und ihre Ausrüstung. Sie isteine mächtige Waffe, der Umgang mit ihrschwer zu erlernen, aber im Gegensatzzu den üblichen Waffen auch schwer wie-der zu verlieren.

1923, nach der Aufspaltung des Heeresder Sowjetunion, brach der Krieg derPartisanen aus. Die Partisanen waren dieKrieger, die die Nachhut des Angreiferslähmen mussten. Die Kämpfer brauchtenein militärisches Kampfsystem, um denHerausforderungen des Gegners trotztenzu können. Die Männer desInnenministeriums (KGB) brauchten eben-falls ein Kampfsystem, um gegen dieTerroristen, Banditen und illegalen Kriegerzu kämpfen. Dank des Dinamo-Vereinsentstand so der erste Verein derSelbstverteidigung, organisiert von VictorSpiridonov. Spiridonov hatte seineFähigkeiten im zaristischen Heer erwor-ben - die Techniken der Plastunen(Kosaken), die sich auf jeder Oberflächebewegen konnten, ohne einen Laut zuverursachen und die Gegner unterschwierigsten Bedingungen schnappenkonnten. Vladimir Ascshepkov undAnatoly Kharlampiev schlossen sichebenfalls zusammen, um ein System dermilitärischen Selbstverteidigung zu ent-werfen. Das System der beiden besaßseinen Ursprung in dem Sambo-Kampf(Selbstverteidigung ohne Waffen). DerSambo wurde zu einer machtvollen Waffefür die Männer des Dienstes.

Während des 2. Weltkrieges - 1941,gründete sich eine motorisierte Brigade

für Spezialmissionen. Sie bestand ausausgebildeten Sportlern, Meister inKampfsportarten, Boxen, Tiro, Ski, etc.die speziell trainiert wurden.

1942 gründete sich der SMERSCH(„Tod den Spionen“), um gegen die deut-schen Invasoren zu kämpfen. Es organi-sierten sich ebenfalls Spezialgruppen,um Gefangene festzunehmen. 1950 bil-dete sich ein Spezialkommando inner-halb des GRU (Hauptverwaltung fürAufklärung beim Generalstab derStreitkräfte der Russischen Föderation).1979 entstanden die Spezialeinheiten“GROM” und “ZENIT”, Vorgänger desbekannten “ALFA”.

1986 war ein Jahr des Wiederauflebensdes militärischen Systems derKampfkünste. Es wurde einForschungszentrum der russischenKampfkünste gegründet. Es bildete sicheine Schule, geleitet von AlexeyKadochnikov. Es wurdenForschungsarbeiten in den Gebieten derBiomechanik, Kinematik und Bioenergiedurchgeführt. Das System basiert auf demPrinzip der maximalen Zurückhaltung derAnstrengung. Der Algorithmus derSituationsanalyse bildet sich auf einerunterbewussten mentalen Ebene, genauwie der der Voraussage und Entdeckungder optimalen Lösung für die Aufgabe. DasGeschick, um mit einem aggressivenSystem zu agieren und sich diesesUntertan zu machen, indem man diePsychologie des Kampfes untersucht,bringt einer Person ein Wissen von unbe-grenzten Möglichkeiten. Wer diesesKampfsystem dominiert kann spüren, dasser eine unsichtbare Bedrohung ausübt undso den Gegner schlägt, ohne körperlichenKontakt zu haben, einfach nur indem erdiese Energie benutzt. 1994 fingen dieSpezialkommandos des GRU und desFSB an, diese modernisierte Methode zuverwenden.

Dmitri Skogorev, der Autor

Dmitri Skogorev - ein Beamter einerspeziellen Abteilung (Dienst des körperli-chen Schutzes) unter der Verwaltung des

Bundesdienstes der Steuerbehörde undder Steuerpolizei in der RegionNovosibirsk von 1995 bis 2001.

Momentan ist er einer der wesentlichenSpezialisten in der Lehre der russischenKampfkünste, in Russland wie imAusland. Er ist Direktor der russischenSchule der Kampfkünste „Sibirski Vjun“(SYSTEM „SV“) und Präsident des inter-nationalem Zentrum der russischenKampfkünste. Er ist Autor einer VielzahlBücher und einer stattlichen Anzahl vonProgrammen den Nahkampf betreffend.Er organisiert Kurse über dieses Thema inRussland und im Rest von Europa. Er istein ehrenwertes Mitglied derOrganisation der Veterinäre der luftbe-weglichen Infanterie und der Streitkräfteder Spezialoperationen “GUARDIA”.

Er fing 1980 damit an, dieKampfkünste in der Sambo-Sektion desDinamo zu lernen.

1981 bis 1984 wurde er in Karate vonSergey Danilov trainiert (ein internationalzertifizierter Taekwondo-Richter, 5. Dan).

1985 bis 1987 war er Teil des sowjeti-schen Heeres, in der AbteilungNahkampf.

Seit 1991 koordiniert er Treffen mitunterschiedlichen Vertretern der russi-schen Kampfkünste.

1998, 1999 und 2002 organisierte erSeminare unter der Führung von AlexeyKadochnikov (in der Stadt Krasnodar,Russland).

1991 nimmt er an einer Versammlungbrillanter Repräsentanten der russischenKampfkünste teil, wie G.N.Bazlov (Twer);1992, mit A.I.Retjunsky (Präsident derrussischen Vereinigung der Kampfkünste,St. Petersburg); 1992, 1995, 1996 und1997, mit dem Fürst B.V.Golitsyn, (St.Petersburg, Familienstil); 1998, 1999,2002, mit A.A.Kadochnikov (Krasnodar).Mit E.Bogaev 1994, 1995, 2000. MitA.L.lavrov 2008 (Selenograd). MitM.V.Ryabko 2009 (Moskau).

Seit 1988 war Dmitri Skogorev dabei,eine strukturelle Analyse des Systemsder russischen Kampfkünste zu systema-tisieren und auszuführen; er forschtedabei über angewandte Psychologie undBioenergie, dessen theoretische

D

Er ist einer der großen Meister der russischen Kampfkünste; hinterdiesen Wolfsaugen versteckt sich ein Meister der slawischen Künste.Einer, der die ganze Welt bereist hat und dadurch die revolutionärenFormendes in der Sowjetunion entwickelten Kampfes bekannt gemachthat. Heute stellt er seine erste DVD über internationales Budo vor. Lasstes euch besser nicht entgehen! Dimitri hat viel zu sagen, viel zu lehren.Beeindruckend!

Fotos: Giuseppe D "Angelo (Porträt) Mira Grande Axelsson (naturgetreue Fotos)

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Resultate und die daraus folgende prakti-sche Entwicklung in die Programme derLehre “Sibirski Vjun” mit einflossen.

2000: verbessert er seine professionel-len Fertigkeiten am staatlichen Institutder Erziehung "Staatliches Institut fürGesundheit" (Gruppierung ausNovosibirsk) im "Traditionellem Systemzur Verbesserung des russischenEinzelkampfes":

(Registratsionyj 0300072).D.V. Skogorev besitzt den Status eines

internationalen Ausbilders (GroßerMeister des RMA (Rusian Martial Arts,Anm. d. Ü.)-Systems „SV“ („SibirskiVjun“)

2007 ist er der Hauptgründer undKoordinator der weltweitenSelbstverteidigungsorganisation (RMASystem “SV”)

Die LehreDie Schule der russischen

Kampfkünste „Sibirski Vjun“ wurde vonDmitri Skogorev 1988 in Novosibirsk(Sibirien, Russland) gegründet.

Die derzeitige Trainingsmethoden derrussischen Kampfkünste, entwickelt vonDmitiri Skogorev, wurden durch die

Administración del Servicio Federal deHacienda y Policía de Hacienda enMoscú (No. 3/114 fecha 20.06.97.) undauch durch die Administración delServicio Federal de Hacienda y la Policíade Hacienda en la región de Novosibirsk(No.134/18 fecha 12-05-97) y por laEscuela Secundaria Especial de la Miliciade Novosibirsk, dependiente delMinisterio del Interior. (No.19 con fecha7-05-97.) genehmigt.

Das russische System derKampfkünste beinhaltet unterschiedlicheAspekte: Militär (Heer, Polizei) undgemeinsame Selbstverteidigung (für dieZivilbevölkerung).

Die Prinzipien der “Sibirskyi Viun”-Schule gestatten den Ausbildern, denSchülern die Grundlagen des russischenNahkampfes zu vermitteln. DieBedeutung der russischen Kampfkünsteliegt in der Schlichtheit ihrerWahrnehmung und Philosophie. IhreLehre basiert auf einer Struktur (System),die erstens das Erlernen der Fundamenteder Nahkampf-Verteidigung und dasBeherrschen des Waffengebrauchsermöglichen. Genauso wie den Erwerbder Geschicklichkeit, um auf einerbegrenzten Fläche gegen zahlreiche

bewaffnete Gegner zu kämpfen und psy-cho-energetische Elemente anzuwenden.

Die Schüler der “Sibirskyi Viun”-Schulelernen den Nahkampf mit DmitriSkogorev, entsprechend seiner persönli-chen Methodologie, nehmen bei militäri-schen Aktionen des russischenVerteidigungsministeriums teil, führenvom russischen Innenministerium ver-traulich erteilte Aufgaben durch undkoordinieren die Einsätze. Sie werdenfähig sein, in Extremsituationen ihr eige-nes Leben und das ihrer Kameraden zuretten. Sowohl das russischeMilitärsystem generell als auch die Arbeitdes Ausbilder im Speziellen werden hochgeschätzt.

Die Verwendung der russischenNahkampftechnik befähigt zum aktivenHandeln, um das Leben zu retten, wennman in Extremsituationen kämpft, undzwar indem man folgende Schlüsselbeachtet:

• Es gibt keine bestimmten Methodenfür bestimmte Aktionen (nur grundlegen-de Handlungen, auf den Naturgesetzenberuhend)

• Es wirkt nicht “Kraft gegen Kraft”(man bemüht das Geschick, um die geg-nerische Kraft zu spüren und zu lenken)

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Russische Künste

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• Die Anstrengung stimmt mit derSituation überein (die Situation verändertsich kontinuierlich in Zeit und Raum)

Das alles erlangt man imTrainingsprozess beim Lernen derSchlüsselprinzipien, der physischen undbiomechanischen Gesetze des menschli-chen Körpers genauso wie der Gesetzeder menschlichen Interaktion, wenn maneinen Dialog aufnimmt.

Die Abwesenheit spezifischerMethoden gegen bestimmte Aktionenbedeutet, dass es Schlüsselanwendungender Verteidigung, mit Schlag-undUmwerftechniken kombiniert, gibt. Diese,zusammen mit dem Wissen über diePraktiken der Beeinflussung und dieMethode, um den Gegner physisch undmental aus dem Gleichgewicht zu bringen,dienen dazu, den Angreifer in jeglicherSituation zu besiegen.

Man strengt nicht “Kraft gegen Kraft” ineinem physischen Sinn an, was dieAblehnung von harten Formen bedeutet(die Verlangsamung oder Verzögerung derAttacke des Gegners mit Händen undFüßen ausgeschlossen), sondern verwen-det die Kraft und Trägheit desKontrahenten und wird schneller. So ver-meidet man den Gebrauch der rohenKraft und kontrolliert sie danach. DieBewegungen der Verteidigung sind aus-reichend kurz und rational, und dadurchverleihen sie einen Vorsprung an Kraft und

Zeit. Der Nicht-Widerstand wird auf allenNiveaus durchgeführt, aber mit genausoviel körperlicher wie mentaler Kontrolle.

Die Anstrengung ist in Übereinstim-mung mit der Situation: Hier bezieht mansich darauf, dass wenn man dieselbeAktion wiederholt, zum Beispiel wennderselbe Schlag mehrere Male blockiertwird, die Verteidigungsstrategien unter-schiedlich sein müssen. Schließlich wan-delt sich die Situation ja immer, dieBeschaffenheit des Schlags (wie Kraft,Geschwindigkeit, Länge, etc.) solltedadurch auch differieren, was ermöglicht,dass der Prozess des Koordinierens sichauf die reale Situation einstellt. DasTraining konstruiert sich über diese Basisauf eine „blättrige“ Methode - einZusammenschluss von Aktionen stütztsich auf eine grundlegende Bewegung.Wählt man viele Grundfiguren aus, so hatman die Möglichkeit, einen Kämpfer nichtnur in der Anwendung unerschütterlichgut geübten Bewegungen zu trainieren.Sondern vielmehr darin, in jeder einzel-nen Situation die Geschwindigkeit undKraft auszuüben, die in einer relativ kur-zen Zeitspanne möglich ist.

Das SystemDas Trainingsprogramm des

Nahkampfes der russischen Methodebeinhaltete Elemente wie:

Spezielle Akrobatik:Die Fähigkeit, sicher auf eine

Oberfläche zu fallen, die nicht mit etwasWeichem bedeckt ist. Man gebrauchtden Fall als Verteidigung gegen eineAttacke, als eine spätere Arbeit imKampf. Biomechanik:Die Mechanik beschäftigt sich mit einer

bestimmten Analyse der unterschiedli-chen Bewegungen im Raum. Die mecha-

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Russische Künste

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nischen Gesetze, die auf jeglichen leben-den Organismus angewendet werden,definiert man als Biomechanik.

Die Biomechanik ist eine Wissenschaft,die die Gesetze untersucht, nach denenjeder lebende Organismus handelt, die esihm ermöglicht, viele mechanische (stati-sche und dynamische) Aufgaben mit dergeringsten Muskelaktivität auszuführen

Ein Lebewesen wird als eine biome-chanische Struktur angesehen, die auseinem hebelähnlichen System ausKnochen, die durch Gelenke und Sehnenverbunden sind - ein Muskelsystem, des-sen Bewegungsfähigkeit unabhängigmehr als 250 muskuläre Stufen umfasst

• Psychophysik, Bioenergetik:Psychophysik ist die Wissenschaft, die

die physischen und psychologischen

Phänomene und ihre Verbindung zuei-nander erforscht. Für den Nahkampfbetrachtet man Elemente (sowohl innerli-che wie äußerliche) wie das Bewusstsein,die Wahrnehmung, das Gedächtnis, dieAufmerksamkeit etc.…als Erwiderungdes Gegners auf diese oder jenenHandlungen und die psychischeBeherrschung des Gegners.

• Sich von einer Blockierung befreien• Die wichtigsten Umklammer-

Methoden und wie man sich davonbefreit. Möglichkeiten zur Kontrolle.

• Schlagpraktiken mit Händen undBeinen.

• Untersuchung der wellenförmigenLinien und Vibrationen der Schläge.

• Schlagtechniken: Lernen und Trainieren der Schläge

unter der Bedingung des Kontakts(Schultern, Unterarme, Bizeps,Ellenbogen, Knie etc.)

• Verteidigung gegen Schläge derHände und Beine

• Erlernen der Grundkonzepte und -prinzipien.

• Den Gegner aus dem Gleichgewichtzu bringen und ihn auf dem Boden zukontrollieren; Unterwerfung

• Verteidigung gegen den Stock• Verteidigung gegen die Bedrohung mit

einer Pistole (im Kontakt und auf Entfernung)• Verteidigung gegen ein Messer im

Kontakt und auf Entfernung• Verteidigung gegen unterschiedliche

Attacken mit oder ohne Waffen• Gruppenarbeit (Einheit), gegenseitige

Hilfe

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Russische Künste

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Page 110: Magazin deutschland juli'13

• Art und Weise, eine Waffe zu beherr-schen

• Arbeit unter schwierigenBedingungen in unterschiedlichenKombinationen

• Arbeit auf dem Boden• Gebrauch von einer Pistole, einem

Stock etc.. gegen eine andere Waffe(Messer, Stock, etc.)

• Arbeit mit improvisierten Objekten,um sie als Waffen zu verwenden.

• Arbeit auf begrenzter Fläche, gegeneine Wand, sitzend, etc.

Das Trainingssystem beinhaltetdarüber hinaus:

Allgemeine körperliche Vorbereitung,Gelenkgymnastik, Atmungsmethoden,Psychophysik, Psychologie,Neuropsychologie.

Kampftraining - Sparring, Einzelkampf,Wettkämpfe in: Kampf, Boxen,Messerkampf etc.

Um einen Gegner erfolgreich die Stirnzu bieten, ist es notwendig, drei Artenvon Entfernungen zu beherrschen, diemit folgenden Übungen trainiert werden: 1. Faustkampf - um diesen Kampf zu

meistern, übt man die mittlereEntfernung. Verteidigungsmethoden.Schlagtechniken mit Händen und Füßen.Bestimmte Bewegungen. 2. Fechten - in dieser Art von Kampf soll-

te man die weite Entfernung dominieren,den Messerkampf, Arten der Verteidigungmit einem Stock (Stockkampf). 3. Freier Kampf - in dieser Kategorie

sollte man zur kurzen Entfernung imStande sein, Methoden, um sich voneiner Umklammerung mit einem Arm zu

befreien. Erlenen und Trainieren vonUmwerfbewegungen, Ringen mit demGegner auf dem Boden. Das Geschick,um einen Kontaktkampf zu führen.

Zertifikat derQualifikation

Das Zertifikat der russischenKampfschule “Sibirskyi Viun” bestimmtdas Niveau der Beherrschung der grund-legenden Aktionen, die dazu führen, dassdie Schüler zu Ausbildern werden.

Das Zertifikat erhält man, wenn man einTrainingsprogramm, das zwischen vierund sechs Jahren dauert, vollzogen hat,bei dem es Prüfungen gibt, um die sechsunterschiedlichen Stufen zu bestehen.

Diejenigen, die diese Einstufungsexamenbestehen, bekommen ein Zertifikat des

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Russische Künste

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Neue DVD

Ausbilders des Nahkampfes der russischenKampfschule “Sibirskyi Viun”, verifiziertdurch entsprechende Unterschriften undStempel.

Während der Jahre der Arbeit in derSchule werden mehr als 60 vertiefendeKurse der Methode durchgeführt, genausowie Trainingssitzungen von 24 Stunden.

Von 1993 bis 2012 haben an diesenWorkshops mehr als tausend Personenteilgenommen. Diese permanente Arbeitermöglicht der Schule eine gut entwickel-

te Trainingsmethodologie, effizienteKommunikationsweisen und alles, wasdazu nötig ist, um Geschicklichkeit in derNahkampf-Technik zu gewinnen.

Die Schule “Sibirskyi Viun” (System SV)wird von ihren Büros in Städten wie Gorno-Altaisk, Angarsk, Seversk, Kiselevsk,Kazan, Ufa (Russland), Almaty(Kasachstan) etc. repräsentiert. Zudem hatsie Dienststellen in Deutschland (Dir.Fuhrmann), wo von 1997 bis 2012 achtKurse durchgeführt wurden. Ebenso in

Belgien (Aleksandr Balandin); 2007, 2010,2012 in Israel (Haifa, Tel Aviv, Leiter - Mr.Michelson). Im August 2010 undNovember 2012 in Bulgarien (Sofia,Albena). 2011 in der Slowakei (Stará Turá,Bratislava); in Mexiko (Tuxtla Gutierrez inChiapa, Leiter: Fidel Alfonso LeónCastillejos Calzada. In Kanda (Mr.Krivoshein), Schweden 2009, 2011 (Mr.Igor Sadonskiy). In Italien (es wurden sechsSeminare gegeben: 2006, 2007, 2008,2009, 2010, 2011/2012 - Luigi Soprano), inAmerika (2012, Andrey Patenko). InFrankreich (Stephan Surdi). Es gibt zahl-reiche Kontakte mit Nahkampf-Vereinen inGroßbritannien.

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Das Punch-Prove-Prinzipim Gracie Jiu-JitsuGrossmeister Hélio Gracies erste

Regel bei der Entwicklung seinerSelbstverteidigung legte die Effektivitätder Techniken und Prinzipien fest undmachte das Gracie Jiu-Jitsu zu demwas wir heute kennen und trainieren.Im Englischen nennt man es Punch-

ProveIm Deutschen kann man es sinn-gemäß übersetzten mit: die realistischeAnwendbarkeit von Techniken auf derStrasse, insbesondere wenn der Gegnerzurückschlagen oder -treten kann.Wie sieht dies aber im Training bzw.

in der Realität aus? Einfach erklärt, kann man sagen,

dass jede Technik und somit aber auchjeder Ablauf geprüft werden muss, obes auch gegen einen Gegner funktio-niert, der sich nicht mit Ring- oder ring-ähnlichen Techniken auskennt. Gemeintsind Kickboxer, Boxer oder einfachjemand der das Kämpfen auf offenerStrasse gelernt hat und der instinktivnicht ringen sondern eben zuschlagenwürde. Oft vergisst man, dass dieeigentlichen „Angreifer“ in einer realenStrassensituation, beispielsweise wäh-rend einem Raubüberfall, keineKampfkünstler sind, sondern Menschendie ihr Handwerk auf der Strasse gelernthaben. Diese Menschen haben andereGrundwerte und Ansichten des(Über)Lebens. Ich denke da an Städte inder Weltwie New York, Rio de Janeiro,

Mexiko City, aber auch hier bei uns inEuropa.

Die heutigen Kampfkunst-Lehrer,insbesondere beim Unterrichten einermodernen Selbstverteidigung, müssensich mit diesen veränderten Umständebefassen. Dies ist Teil unserer Aufgabeum das System den neustenAnforderungen anzupassen, ohnejedoch die Grundprinzipien und Regelnzu verletzen. Im Brazilian Jiu-Jitsu,dem sportlichem Wettkampfteil desGracie Jiu-Jitsu müssen sich BJJAthleten immer wieder auf die neuenWettkampfregeln, Kampfzeiten undPunktesystemen einstellen um top vor-bereitet zu sein. Sehen wir uns einigedieser Szenarien an und besprechenkurz worauf man darauf achten sollte:

Die Mount PositionDas Szenario sieht wie folgt aus: Sie

befinden sich mit dem eigenen Rückenam Boden (Rückenlage) und derGegner sitzt auf ihnen. Wir nennendiese Position „Mount“ - hat nichts mitden Schweizer Bergen zu tun, aber sokann man es sich auch merken!Jedoch sollte man noch hinzufügen,dass der Gegner zehn, zwanzig odergar mehr Kilogramm schwerer als siesein könnte, und er sitzt nicht nur aufihnen, sondern versucht sie sogar zukontrollieren, in dem er sein Gewichteinsetzt oder gar würgt oder zusätzlichauf das Gesicht. Also ein absoluterAlbtraum für jeden Menschen.Ein weiterer Vorteil in dieser Szene

für den Gegner und dass wird oft gernevon Experten ohne Gracie Jiu-JitsuErfahrung vergessen, dass er von oben

herab das eigene Körpergewicht auchbeim schlagen bzw. würgen einsetzenwird. Würde er also nur mit einer Handgegen ihren Kehlkopf drücken, bliebenihnen etwa 5 bis 10 Sekunden Zeitbevor sie in Ohnmacht fallen würden,und er mit ihnen dass anstellen kannwas er sich schon vorgenommen hatte.Oft sehe ich da Experten der

Selbstverteidigung die meinen, maneinfach gegen die Genitalien schlagenoder in die Augen stechen. In diesemFall, glauben sie mir, sollten sieschnellsten die Sportschule wechseln.Dieser Experte erzählt ihnen einMärchen, das sie vielleicht hören wol-len, das sie aber sicher nicht rettenwird. Fakt ist, dass schon die Armlängeeinen grossen Unterschied macht,sollten sie aus der Rückenlage versu-chen die Augen des Gegeners zuberühren. Womöglich schlagen sie ein-mal gegen die Genitalien, aber in der-selben Zeit wird der Gegner von obenherab ihr Gesicht zerschmettern kön-nen. Hier trennen sich Realität undFantasie.

Fangen und DrehenGrossmeister Carlos und Hélio

Gracie legten viel Wert auf diesePosition. Im Gegensatz zu den „Ungläubigen“

die gegen sie im Vale-Tudo in den Ringstiegen, wurden binnen Sekunden zuBoden geworfen und anschliessendaus der Mount Position dominiert. Mitdem richtigen Ansatz funktioniert einSchulter- oder Armhebel in einer

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Page 113: Magazin deutschland juli'13

sekundenschnellen Bewegung ohnesich in Gefahr zu bringen und demGegner keine zweite Chance zu geben(Bild 1).Hier beginnt die erste Lektion des

Gracie Jiu-Jitsu. Zu Hause können sie einen Test

machen: Bitten sie einen Freund sieaus der Mount Position zu kontrollie-ren. Das erste das sie bemerken wer-den ist, dass ihre Atmung immerschlechter und schwerer wird. Sollte ersogar nicht nur auf dem Bauch sitzenbleiben, sondern langsam seinKörpergewicht Richtung Lungen hoch-bringen, dann erschwert er ihreAtmung nochmals um das Doppelte.Wer denkt schon in diesem Augenblickdass der Gegner mit einem Schlag zuschlagen ist - eigentlich nur jemand derdiese Situation nie richtig erlebt hat.Die Gracies hingegen machten sichdiese Position zur Nr. 1 und studiertensie in allen Details.Daraus resultierten natürlich auch die

e n t s p r e c h e n d e nVerteidigungstechniken aus dieserPosition heraus. Man wollte einerseitswissen, wie man den Gegner aus dieserPosition zu dominieren hatte, aber auchwie man effizient aus dieser Positionwieder herauskommen sollte. So ent-stand das erste Prinzip der Mount-Verteidigung, das „Fangen undDrehen“. Bei diesem Prinzip muss manverstehen, dass schon das richtige„Liegen“ ein wichtiger Teil der Technikist. Hinzu kommt die Ellbogenposition,die den Gegner zwingt auf seinemBauch zu bleiben.

Das 'Fangen' meint einen gegneri-schen Arm zu kontrollieren. Sollte bei-spielsweise der Gegner versuchen siezu würgen, dann haben sie gleich dieMöglichkeit diesen Arm unter Kontrollezu bringen, in dem sie seine Hand undden Ellbogen fangen. Gleichzeitig kon-trollieren wir auch auf der gleichenSeite den Fuss von aussen her, um soseine Beweglichkeit der Beine zu redu-zieren. Das andere Bein stellen wirebenfalls hoch, aber in die Mitte desGegners damit die Hüfte genügendKraft bekommt. Durch das Hochhebender eigenen Hüfte wird der Gegner mitseinem ganzen Körpergewicht nachvorne fallen, so bietet sie dieGelegenheit den Gegner zu „drehen“.Das gleiche Prinzip wird angewen-

det, wenn der Gegner seinen Arm untermeinem Nacken positioniert. Dies wirdoft gemacht um den Kopf zusätzlich zublockieren. Fakt ist jedoch, dass derGegner mir damit schon seinen Armgegeben hat. Man kann ihn also nocheinfacher kontrollieren und die gleicheVerteidigungstechnik anwenden.Eine dritte Variante des „Fangens

und Drehens“ kommt zum Einsatz,wenn der Gegner mich nicht nur runterdrückt oder würgt, sondern eher drauflos schlägt. Im ersten Augenblick müs-sen sie daran denken, dass sie sichgegen Schläge zum Kopf schützenmüssen, somit bewegen wir unserenRumpf und Kopf gegen den Bauch desGegners und schützen unser Gesicht,indem wir es gegen seinen Bauch drü-cken. Benutzen sie ihre freien Armeund Hände um den Rücken des

Gegners zu halten. Mit dieserRumpfumklammerung können sie nunwieder den Gegner zu Boden ziehen.Sollte ihr Gegner weiterhin ansSchlagen denken, dann wird er unterGarantie mit dem eigenen Gesicht zuBoden fallen. Deshalb wird der Gegnerversuchen sich abzufangen. Nutzen siediese Zeit um sich mit kleinenBewegungen zur Schulter des Gegnershoch zu arbeiten, um anschliessendeiner seiner Arme von innen nach aus-sen herum „fangen“ zu können. Wennsie beispielsweise mit ihrem rechtenArm den gegnerischen Arm gefangenhalten, dann müssen sie auch hier wie-der mit ihrem rechten Fuss denn geg-nerischen Fuss blockieren. Ihre linkeHand können sie nun an seiner Hüfteoder unter seinem Unterarm anbrin-gen, um bei der Drehung mehrHebelkraft zu erzeugen. Vergessen siejedoch nicht die Hüfte hochzuheben,denn aus der Hüfte heraus erzeugensie die eigentliche Hebelkraft.An dieser Stelle möchte ich mich

auch bei meinem Triangle-AcademyTeam in Zürich bedanken, denn ohneihre langjährige Zusammenarbeit undihr unermüdliches Engagement wärenichts von dem jemals zu Standegekommen wäre. Ein speziellesDankeschön geht an (Foto, v.l.n.r.)Jonas Ambühl, Luca Gorgoni,Jonathan Bradley, Daniel Lehmann,Domenic Schnoz und meinem BruderDemetrio Vacirca.Laufende Instruktor-Ausbildungen

finden bei uns auch in Zürich statt(www.triangleacademy.ch)

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REF.: • OSHIRO1REF.: • OSHIRO1Alle DVDs, die von Budo Internationalproduziert werden, sind mit einemspeziellen Hologramm-Aufkleber versehenund werden allein in den Formaten DVD-5oder MPEG-2, jedoch niemals in VCD,DivX o. ä. angeboten. Zudem zeichnensich unsere DVD Hüllen durch die hoheQualität in Druck und Material aus. Fallsdiese DVD und/oder die DVD Hülle nichtden oben genannten Ansprüchenentspricht, handelt es sich um ein illegaleRaubkopie.

Budo international. net

ORDERS:

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Sifu Cangelosi, eineinzigartiger undaußergewöhnlicher Meister.Seit Jahren ist mir diesbekannt und bei der 30-Jahr-Feier seiner Schule hat essich mal wieder gezeigt: Erwird von derKampfgemeinschaft alsExperte anerkannt.Auch Cynthia Rothrock war

dort und sagte mir damalswundervolle Dinge über SifuCangelosi, die ich bereitsveröffentlicht habe. Aber ichmuss sagen, dass keinKampfmeister, auch nichtdie Leute, die das Kung Fu(Joe Lewis) nichtbesonders schätzen, sichbei seiner Vorführungwunderten. Sifu Cangelosihat all meinen Respektnach Jahren derZusammenarbeit, in derer sich stets als Manndes Wortes gezeigthat.

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UND DER SCHATTEN DES VERSTANDES

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Mit diesem zweiten Band vervollständigtPaolo Cangelosi seine Präsentation über diesechinesische Kampfform, die sich auf Grapplingund Griffarbeiten konzentriert. Zwei DVDsund ein Buch bieten den Schülern eineeinzigartige Referenz für das Studium übereinen der unbekanntesten und vielleichtinteressantesten chinesischenKampfkünste.

Alfredo Tucci

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"Chin' Na o Kham Nah, die Kunst festzuhalten,kontrollieren, Gelenke,Sehnen, Muskeln zu

zerstören und den Atemabzuschneiden, ist die

Wahrheit und Essenz desKung Fu Grappling"

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hin'Na o Kham Nah, die Kunst den Gegnerfestzuhalten, zu kontrollieren; seine Gelenke,Sehnen, Muskeln zu zerstören und den Atemabzuschneiden. Das ist die Wahrheit undEssenz des Kung Fu Grappling. Eine Methode, die den ganzen Körper mit

einbezieht, die kurze Distanzen und den Nahkampf vorziehtund Situationen, die einen aufrechten Körper und denBodenkampf vorsehen. Das Chin'na ist in allen Kampfstilen präsent. Wir finden es

in der detaillierten Analyse der Bewegungen eines klassi-schen Stils und können ihn wie eine wahre Kampfkunst ent-

wickeln und spezialisieren. Dieses System erlangtseine Wirksamkeit, durchdie Techniken desGreifens und durch dieKontrolle über die Vital-u n dAkupunkturzentren. Inder Tat sind dies dieHauptbereiche: fen jin o zhua jin =

Muskeln und Sehnengreifen und teilen cuo gu o jiu gu =

Knochen in Unordnungbringen

bi qi = für die Luftzirkulation dian mai = Energiezirkulation blockieren dian xue =

Blutfluss unterbrechen. Cagelosis großer Vorteil ist seine Vielseitigkeit und die

Möglichkeit diese mit anderen Techniken der Faustkunst zumischen und dabei dem klassischen “Strike” vorauszuge-hen oder nachzufolgen oder mit den Kampftechniken"shuai jiao" zu verschmelzen. Ich habe in dieser Zeitschrift schon öfter vom Chin'na

gesprochen, zum Beispiel in einem Artikel vom Januar2011, in dem ich die technischen Strukturen undEigenschaften sowie den historischen Ursprung vertiefthabe. Daher werde ich diese Argumente nun nicht wieder-holen, aber wir werden vom sogenannten psychologischenAspekt dieser Techniken sprechen, wenn man sie ausführt,oder sie erleidet.

Über die Physische Aktion hinausZunächst wollte ich die Aufmerksamkeit auf einen kleinen

Vergleich mit dem technischen Bereich lenken, der alsGegenspieler des Chin'na auftritt Die Fechtkunst derSchläge, wobei Gefühle und Empfindungen erleben, dieunsere Psyche während der Aktion begleiten. Einen Schlagzu erleiden ist häufig ein "Schock". Im Bruchteil einerSekunde hat das Gehirn einen "black-out" und schaltet imklassischen KO ab. Das heißt, dass wir in diesem Augenblick nicht wahrneh-

men, was geschieht und keine Zeit ist, sich dessen bewusstzu werden. Es geschieht alles zu plötzlich. Psychologischgesehen ist das Leiden, das unser Verstand uns auf emo-tionaler Ebene vermitteln kann gleich Null. Beim Aufwachenfühlen wir uns erschlagen, verwirrt und schwach.Manchmal können wir uns nicht einmal an den Schlag erin-nern, der uns “ausgeknipst” hat. Manche denken, dassein totales KO den Charakter und die psychische Kraftdes Fighters zermürbt, aber im Gegenteil, wir nutzenes als „Panzer“, der uns noch widerstandsfähigerund kühner im Kampf macht. Natürlich will mandiese Art von Situation möglichst selten erleben,obwohl sie in der Karriere eines Profikämpfersnahezu unvermeidlich ist.

Dies ist ein weiterer psychologischer Vorteil,der dem Kämpfer Mut und Selbstvertrauengibt. Obwohl wir sagen können, dass dieAktionen in der Fechtschlagkunst nichtimmer das KO anstreben, können zahlrei-

C

Reportage

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che Schlagarten ausgetauscht wer-den, die den gegnerischen Körperschwächen oder mehr oder wenigerschwer verletzen können. Selbst indieser Situation kann man immereinen Weg zum Überleben und zumAushalten des Schmerzes finden. D.h.wenn man Schläge einsteckt, mussman weiter machen. Wir haben versucht, den psycholo-

gischen Aspekt der Aktion derSchlagschemata in wenigen Worten zubeschreiben. Zurück zu unserem Chin'na kom-

men wir zu einem technischenBereich, der die Überlebensreaktionendes Kämpfers aufwühlen und zerstö-ren kann. Es handelt sich darum, diesen

Moment des Kampfes psychologischso zu leben, als wären es die letztenAugenblicke unseres Lebens. Und

zwar weil die Chin'na Techniken, vorallem „Gelenkhebel“ und"Würgegriffe", zeitlich und von derIntensität her schrittweise und aufei-nander aufbauend angewendet wer-den können.

Wenn wir eine dieser Technikenerleiden, können wir innerhalb vonBruchteilen einer Sekunde zusam-menbrechen, aber je nachdem wieschnell diese Techniken sind, kannunser Verstand sich auf dasGeschehene konzentrieren und dieGefahr wahrnehmen, in der wir sind. Das starke Gefühl von

Machtlosigkeit, das zunehmende kör-perliche Leiden und in manchen Fällendie Lähmung unseres Körpers, dasFlimmern im Nervensystem und Herzenbestimmen den Reaktionsmangelunseres Bewegungssystems. Es gibtTechniken für die Kontrolle über unsereGelenke, die Atmung und den Blutfluss,welche schwer verletzt sogar tödlichsein können. Ich denke auch in diesem Fall, dass

jemand der mit dem Chin'na trainiert,merken wird, dass wenn wir diesenTechniken unterliegen, unser Instinktuns dazu bringen wird, uns demGegner zu ergeben. Man wird nichtversuchen mit zusammengebissenenZähnen den Helden zu markieren, umweiterzumachen. Das wäre nicht sehr

“Es geht darum,diesen Momentdes Kampfespsychologisch wie die letztenAugenblicke

unseres Lebens zu leben "

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Reportage

weise und auch unmöglich, weil wir in jenen kurzenMomenten mit Augen, Verstand und Körper bemerken wer-den, in welcher Lage wir uns befinden.Daher wird der Moment des KO im Chin'na, anders als

bei der Fechtschlagkunst, wahrgenommen und erlebt. Inuns bleibt eine gewisse Furcht und Respekt gegenüber die-sen tödlichen Techniken, mit deren Hilfe wir einstecken undweitermachen können. Heute gibt es in den MMA- oder Vale Tudo Kämpfen viele

Beispiele, in denen die Kämpfer, wenn sie durch einenGelenkhebel oder einen Würgegriff besiegt wer-den, den Kampf ohne Zweifel verlieren. Ich weiß noch, dass auch ich meine

Kampferfahrungen bei den Free-Style oder Kung fu ContactBegegnungen machte und

häufig ungeschütztund ohne

zu viele Regeln gegen Leute kämpfte, die oft schwererwaren, als ich. Aber ich konnte die Gegner mit gut platzier-ten Schlägen oder in Kombination und Kontinuität derFechtkunst und auch mit Techniken der Chin'na besiegen.Aber ich machte auch eine bittere Erfahrung. Die

Erfahrung mich machtlos zu fühlen, physisch gelähmt undpsychisch zerstört. Es war die Niederlage während einesKampfes in Südchina, und zwar eben wegen einer Chin'naTechnik, die mich halb gelähmt auf dem Boden ließ. Ich möchte diese Situation ein wenig mehr erklärensie

dauerte fast eine Woche dauerte an. Und erst nach einigenHeilkuren der Traditionellen Chinesischen Medizin von Ärz-ten und Meistern erlangte ich meine Hoffnungen zurück,weiter machen zu können und zu meinen Lieben zurück-kehren zu können. Ich versichere Euch, dass diesesErlebnis viel überwältigender war, als ein klassischesKO.

Deshalb will ich die Praktizierenden der verschie-denen Kampfkünste für das Risiko sensibilisieren,das bei der unbewussten und unkontrolliertenAusübung dieser Techniken besteht und zugleichdie Effizienz bewusst machen, die das Chin'na ineinem echten traditionellen Kampf haben kann. Vergessen wir nicht, dass die wahren Krieger auf

der ganzen Welt diese Techniken stets benutzthaben, um Feinde zu vernichten.

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Er ist ein absoluter Ausnahme-Meister! Erbe einesder angesehensten traditionellen Systeme

Koreas, Taejoon Lee das lebende Abbild derKampfqualität, die uns der Osten bietet.Auf seiner neuen DVD erklärt er präziseund meisterhaft die Details seines Stilsauf dieser neuen DVD.

Grundthema des ganzen Systems, sinddie Gelenkmanipulationen. Eine der bestenMöglichkeiten, um einen Str eit mitkontrolliertem Schaden beim Gegner undder absoluten Kontrolle über ihn zubeenden. Die koreanische Tradition desHwa Rang Do leistet sehr interessanteBeiträge zu diesem Themenfeld.

Und all das aus der Hand eines derbesten Kampfkunstlehrer unsererTage, ein Meister von gr oßemCharakter und gr oßar tigerPersönlichkeit. Ein Werk, das mansich nicht entgehen lassen sollte.

Alfredo Tucci

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Koreanische Kunst

Das Hwa Rang Do® - Manipulationen von Gelenken

Auf den ersten beiden Promovideos haben wirKampfstrategien beim Messerkampf gesehen, Manipulationvon Gelenken und das Umwerfen. Wir haben gesehen, wiewir uns gegen einen bewaffneten Gegner wehren können,insbesondere, wenn er ein Messer trägt, indem wirselbst ein Messer einsetzen, um uns zu verteidigen.Außerdem haben wir untersucht, wie wir uns vonder Position eins (1 - Deckung im Stehen) derPosition zwei (2 - auf kurze Distanz) nähern kön-nen. Und wir haben gesehen wie wir denGegner wirksam umwerfen können, um ihndanach unter Kontrolle zu bringen und denKampf zu beenden.

Auf dieser dritten DVD werden wirnun sehen, wie dieGelenkmanipulationen einge-setzt werden können, um denGegner umzuwerfen. DieGelenkmanipulationen wer-den normalerweise nicht alsTechniken zum Umwerfenangesehen. Aber wir werdenlehren, wie man geeignetenDruck ausüben kann, indem manden Winkel und den Hebel korrektbeibehält, um den Gegner so zuBoden ziehen zu können und dabeiselbst eine vorteilhafte Position einzu-nehmen. Damit kann er später unterwor-fen werden, falls es notwendig sein sollte.

Bei der ersten Technik werden wir unsgegen einen Schlag auf den Kopf verteidigen.Normalerweise macht man, wenn man einen Waffeoder etwas zum Schlagen in der Hand hält, den Angriffüber dem Kopf und bewegt den Arm von oben nach unten inRichtung des Gegners. Aber für jetzt betrachten wir einen Angriffmit der leeren Hand. Zuerst müssen wir uns aus der Schußlinie bewe-gen. Um das zu verstehen ist folgendes wichtig zu wissen: egal, woher derAngriff kommt, das Ziel des Angreifers ist die zentrale Linie, die wir

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“Schußlinie” nennen. Daher muss diesezentrale Linie zuerst geschützt werden,dafür bewegen wir uns auf eine ihrer Seiten.

Die Gelenkmanipulationen werden miteiner sanften / kreisenden Bewegung aus-geführt; man muss das Fließen in derBewegung beibehalten, um den Impuls undden geeigneten Hebel zu erhalten und sodie Techik mit Erfolg ausführen zu können.Auf koreanisch werden die sanftenTechniken Yusul genannt (auf JapanischJuijitsu), die harten / linearen hingegenKangsul. Wenn wir daher dieKreisbewegungen anwenden, müssen wireinen Block mit der offenen Hand machen,um den Arm des Gegners richtig zu fassenund die Kontrolle zu behalten. Deswegenwerden keine harten Blocks eingesetzt,denn das würde das Ergreifen derGliedmaßen des Gegners nicht erleichtern.Die harten Blocks sind dafür gedacht, denAngriff abzufangen und abzulenken, abersie können nicht für Griffe eingesetzt wer-den. Daher sieht man in den harten oderlinearen Stilen wie Karate oder Taekwondo

nur wenige Techniken derGelenkmanipulation.

Die Gelenkmanipulation muss mit einerkontinuierlichen und fließenden Bewegungausgeführt werden. Man muss sicher stel-len, dass der Griff fest ist, dafür muss dieganze Hand anliegen. Um den Körper effek-tiv einzusetzen und so die beste Ausführungzu erreichen, damit man sich bei einerAuseinandersetzung verteidigen kann, mussman die Funktion und die Anatomie vonjedem Körperteil komplett verstehen.

Die Hand ist auf eine bestimmteWeise gemacht, für besondereZwecke. Der Daumen und derZeigefinger sind für dieGeschicklichkeit gedacht, umkomplizierte und detaillierteAufgaben zu erledigen. Das isteines der Dinge, die den Menschenvom Primaten unterscheidet. Dieanderen drei Finger der Hand sinddazu da, zu greifen. Der Zeigefingerist lang und spitz, er ist allgemeinals „die Verlängerung des KI“bekannt. Das ist der Grund, wes-wegen wir den Zeigefinger dafürverwenden, auf jemand zu zeigen,denn so wird der Energie eineRichtung gegeben. Daher kannder geeignete Einsatz dieserKenntnisse die Effektivitätder Techniken derGelenkmanipulationerhöhen.

122

“Die Technikendes Hwa Rang

Do können sehrgefährlich sein,abhängig vom

Resultat, das manwünscht”

“Die Gelenkmanipulationenwerden mit einer sanften /

kreisenden Bewegungausgeführt; man muss das

Fließen in der Bewegungbeibehalten, um den Impuls und

den geeigneten Hebel zuerhalten und so die Techik mitErfolg ausführen zu können”

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123

Koreanische Kunst

Um die Techniken effizienter zumachen, muss man die Zahl der Schritteverringern, was die Geschwindigkeit beiihrer Ausführung erhöht. Aber bevor mandazu übergeht, muss es immer Schrittfür Schritt gemacht werden, langsam,und wiederholt trainiert werden. Wennjemand fragt, ob Du alles aufnehmenkannst, so lautet die Antwort ja - jedenTeil zu seiner Zeit. Alles Wissen kanngelernt werden, aber es muss in kleinereTeile unterteilt werden. Wenn wir einmalmit den Dingen vertraut sind, können wirdie Anzahl der Schritte verringern, sowird das Ganze sehr viel effektiver.

Die Techniken des Hwa Rang Do kön-nen sehr gefährlich sein, abhängig vomResultat, das man wünscht. Bei derSelbstverteidigung setzen wir dieGelenkmanipulationen dafürein, die Gelenke auszuren-ken; bei einem Wettkampfwenden wir hingegen kon-stanten Druck an, um denGegner zur Aufgabe zubringen. Um auszurenkenmüssen wir daher ler-nen, die Vibrationskraftzu verwenden. Die Ideeist, dass Du versuchst,einen Stock ausKaramell in Teile zu bre-chen; um ihn zu zerbre-chen nimmst Dubeide Enden, ent-spannst Dich undzerbrichst dasK a r a m e l l

mit einem harten Stoß, dann wird es inviele Stücke zerbrechen. Wenn Du hin-gegen konstanten Druck auf dasZentrum ausübst, zerbricht es nur inzwei Teile. Vergleichbar dazu darf manbei der Selbstverteidigung nicht vonBeginn der Technik an Kraft einsetzen,denn dann wird der Gegner seinenWiderstand erhöhen und so die Techniksabotieren.

Es ist wichtig, die Technik weich zubeginnen, ohne viel Kraft oder Schmerzfür den Gegner, bis man den richtigen

Winkel erreichthat. Dann,

und erstdann, führt

man eine Stoß-und Vibrationsbewegung

aus. Das ist der Schlüssel füreine Technik der

Gelenkmanipulation, um denGegner umzuwerfen und zu

bezwingen.Einige der Techniken, die auf der DVD

enthalten sind, sind Techniken im unterenKreis, sowohl innen, wie auch außen.Wenn man die untere äußere Kreistechnikausführt, ist das Wichtigste, einen festenGriff zu sichern, mit den Daumen auf derHand desG e g n e r s

“DieGelenkmanipulation

muss mit einerkontinuierlichenund fließenden

Bewegungausgeführt

werden”

Page 126: Magazin deutschland juli'13

(nicht auf dem Handgelenk). Danach muss man unter dem Arm desGegners von seinem Körper weg nach außen drehen. DieseKreisbewegung wird das Handgelenk in einen umgekehrten Griff Cbringen, der leicht dazu verwendet werden kann, den Gegner umzuwer-fen oder sein Handgelenk auszurenken. Eines der wichtigsten Dinge ist,dem Gegner nicht viel Platz zu lassen, nah an ihm zu bleiben undden Griff beizubehalten, den Druck anzuwenden, ohne eineLücke zu schaffen. Schafft man einen Raum in einem Griff,gibt man damit generell die Möglichkeit zur Flucht.

Eine klassische Anwendung beider Typen des Griffs C,sowohl nach außen wie nach innen, ist bei derVerteidigung gegen einen direkten Faustschlag; aber dieTechniken des unteren Kreises können immer dann ein-gesetzt werden, wenn wir in der Lage sind, den Griff zusichern. Die DVD zeigt ein paar Anwendungen undVariationen dieser Techniken, gegen verschiedene Angriffe.Diese Techniken sind sehr effektiv und intelligent, denn siekönnen mit vielen verschiedenen Kombinationen undVariationen verwendet werden, und die Rotationskraft, die mitdem gesamten Körpergewicht auf den Arm des Gegners wirkt, istunglaublich stark. Dieses Prinzip kann bei geschlossenen Griffen,Angriffen mit Waffen, Kleidergriffen, Griffen an Teilen des Körpers etc.angewendet werden. Das ist der Grund, warum das Hwa Rang Do soviele Techniken und kämpferische Anwendungen hat. Das richtigeErlernen dieser Prinzipien versetzt den Ausübenden in die Lage,Techniken für jede Situation zu schaffen.

Zuletzt, aber deswegen nicht weniger wichtig: die Fußarbeit. Sie istwesentlich. Bei der Ausführung dieser Techniken muss man anstellevon großen Schritten und ausladenden Bewegungen kleine Schrittemachen und die Füße auf dem Boden behalten. Man darf sie nichthochheben, denn das erhöht die Möglichkeit, dass man stolpertund hinfällt.

All diese Dinge helfen dabei, bei der Ausführungdieser Techniken besser das Gleichgewicht zuhalten. Für jegliche Anwendung derSelbstverteidigung ist es sehr wichtig, großeSchritte und das Kreuzen der Füße zu vermeiden.

Schlussendlich wollen wir daran erinnern, dass dasUmwerfen mit Gelenkmanipulationen nicht effektiv ausge-führt werden kann, wenn wir keine gute Position, gutesGleichgewicht und ein tiefes Verständnis der Technikendes Ausrenkens haben. Die besten Techniken sindohne Gleichgewicht und den richtigen Einsatz derWinkel und Hebel nichts wert.

Willkommen in der Welt des Hwa Rang Do.Detaillierte Sammlung von 4000 Techniken derSelbstverteidigung. Ich hoffe, ihr genießt sie.

Wir haben noch viel zu sagen!

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Alle DVDs, die von Budo Internationalproduziert werden, sind mit einemspeziellen Hologramm-Aufkleber versehenund werden allein in den Formaten DVD-5oder MPEG-2, jedoch niemals in VCD, DivXo. ä. angeboten. Zudem zeichnen sichunsere DVD Hüllen durch die hohe Qualitätin Druck und Material aus. Falls diese DVDund/oder die DVD Hülle nicht den obengenannten Ansprüchen entspricht, handeltes sich um ein illegale Raubkopie.

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er sportliche Aspekt jegli-cher Kampfkunst wider-legt vollständig denZweck, wofür sie eigent-lich, in Kriegszeiten,geschaffen wurde. Wie wir

wissen werden all dieAnwendungstechniken und - formensowie Einsatzbereiche der Fäuste, die „inechten Begegnungen wirksamer“ sind,verboten, damit eine Kampfkunst inTurnieren oder Wettkämpfen ebenfallssportlich durchgeführt werden kann. Es werden Regeln geschrieben über

das, was man tun kann und was nicht.Alles, was verwarnt und bestraft wird unduns eine sportliche Zusammenkunft ein-büßen lässt, ist das, was in der Realitätfunktioniert. Darum sind die großenMeister von Spanien, Europa oder derWelt in Straßenprügeleien von einfältigenHalbstarken zusammengeschlagen wor-den. Die nicht daran gewohnt sindPunkte zu zählen, um zu siegen, sonderneher daran zu zerstören, zerschlagen undwenn nötig, schwer zu verwunden. Oderden Gegner in einer gewöhnlichenDiskothek im Viertel zu ermorden.Das ist etwas, dass ich bereits in den

80er Jahren in anderen Artikeln jener Zeit vermittelte. Was mir einigeMissverständnisse einfuhr zwischen den-jenigen, die andere Stile praktizieren undnicht zu verstehen wussten, was ich nunmit der Zeit aufzeigen konnte.Ein Kampfkünstler für sich genommen

wird ehrlich in einem Streit sein, wirdBedenken haben, seinem Gegner über-mäßigen Schmerz zuzufügen. Er wirdaußerdem das Gesetz beachten und juris-tische Strafanzeigen vermeiden wollen.Ein Straftäter oder gewöhnlicher

Bandit wird versuchen, dir so vielSchmerz wie möglich zuzufügen, er wirdnoch nicht einmal Ethik, Gemeinsinn,Gesetze oder das Gericht verstehen. Hater ein Messer in seiner Hand, wird er ver-suchen, es dir tief hineinzustoßen. Miteinem Baseballschläger wird er versu-chen, dir den Kopf abzuschlagen undbesitzt er eine Feuerwaffe, wird er dasMagazin leermachen. Er denkt nicht andeine Familie und auch nicht an dieseine, er respektiert dich nicht, er machtsich keine Sorgen, ins Gefängnis zu kom-men, denn offensichtlich glaubt er, auchder Justiz entfliehen zu können. Das sind Faktoren, die immer gegen

uns spielen werden. Wir werden immerhilflos gegenüber diesem Typ Individuumsein. Das Beste ist, darum zu bitten, nie-mals an einem konfliktreichen Ort zu sein.Den aufkommenden Streitereien so gutwie möglich aus dem Weg zu gehen, undbei einem Konflikt mit aller Logik,Intelligenz, Taktik und Psychologie zuagieren. Und am Ende, wenn es kein

anderes Hilfsmittel mehr gibt, mithilfeeiner hohen Dosis Schlagkraft vorgehenund unser Wissen und Training vieler, vie-ler Jahre anwenden. Um unserenGegnern ein bestimmtes Maß anSchmerz zu bereiten, der sie schwächt,ohne irreparable Schäden zu verursa-chen.Das ist in der Realität abhängig vom

Typ Gegner den wir uns gegenüberhaben - keine einfache Sache.Das ist ungefähr so wie die Polizei mit

ihrer Uniform und ihrer komplettenBewaffnung unter legalen Bedingungen:Sie muss den Kriminellen aufhalten, aber„mit Sanftheit, dafür sorgen, dass ihmkeinerlei Schaden verursacht wird,Wunde oder Schmerz”. Im Gegenteil,dieser könnte dich nämlich anzeigen unddamit erreichen, dass der Verwarnteletztlich zum eigenen Gesetzeshüter wird.Etwas absolut Lächerliches, aber vonunserer Gesellschaft akzeptiert. Wir, diewir ja an unseren Nächsten und unsselbst denken, wollen nicht in Problemegeraten, respektieren die anderen und dieIhrigen; wir lieben die Unseren, wir wün-schen uns das Leben miteinander zu tei-len und zu genießen, in Frieden undHarmonie zu leben. Aber das alles stelltsich manchmal als sehr kompliziert undschwierig heraus. Trotzdem, wir werdenes versuchen...immer.Oft pflegt man mir zu sagen, dass

meine Techniken zum polizeilichenGebrauch zu aggressiv, gewalttätig undgefährlich sind, aber ich habe niemalseinen irreparablen Schaden der vorGericht angezeigt werden konnte verur-sacht. Dies ist nur möglich, wenn man diegeeignete Technik an einem angemesse-nen Ort und mit der notwendigen Härteoder dem erforderlichen Grad anSchmerz anwendet. Und das wiederumbedarf Wissen, kontinuierliches Training,effektive Ausbildung unserer natürlichen,körperlichen Mittel, Taktik, Methodik undKenntnis der Schwachpunkte und welche

Art von Schlag oder Aktion diese verlangen. Das Fu-Shih Kenpo ist also eine

Zusammenstellung realer Erfahrungen imLaufe meines Lebens, das Training ver-schiedener Kampfstile und weltweit aner-kannter Meister und Spezialisten. Ein 45-Jahre altes Gepäck bestehend ausTurnieren und Weltmeisterschaften,Kontakt mit der Polizei seit meiner Kindheit,Sicherheits-und Polizeitrainings auf profes-sionellem Niveau seit 1981 und andereTätigkeitsfelder wie selbst das Kino.Viele Jahre der Wiederholung verschie-

dener Techniken, Methoden undBewegungen durch das kontinuierlicheTraining unterschiedlicher Kampfstile, bisman entdeckt, dass in jedem von ihnensehr viel fruchtbares und kostbaresWissen steckt. Und andere nicht nur fürnichts gut sind, sondern uns auch nochZeit verlieren lassen und ihre eigeneAbsicht entkräften. So verstehe ich es und danach handele

ich. Einen Großteil unserer Trainings wie-derholen wir Jahr für Jahr. DieselbeSequenz oder einzelne Bewegungen,obwohl wir wissen, dass sich diese nichtfür den eigentlichen Gebrauch, nämlich dieeffektive Selbstverteidigung, eignet. Oftfühlen wir uns unwohl mit bestimmtenTechniken, sie gefallen uns nicht, sie füllenuns nicht aus, sie überzeugen uns nicht.Dies ist ein Hinweis, genauso wie derSchmerz. Wenn uns etwas wehtut und dasimmer wieder, sagt uns das klar, dassetwas nicht funktioniert, dass wir uns beimArzt einfinden sollten. Genau auf diese Artund Weise sollten wir das ganze Strohbeseitigen, das in jeder Technik und Stil derKampfkünste oder des Kampfsportes exis-tiert. Wegschaffen oder herausfinden, woder Fehler liegt, um ihn zu beheben.Deshalb funktioniert das Fu-Shih Kenpo als kontinuierliches System der Untersuchung, Aktualisierung undVerbesserung. Nicht das System ist bes-ser, welches mehr Bewegungen,Techniken oder Katas innehat, sonderndasjenige, welches wirklich funktioniertund Erfolg in seinen unterschiedlichenBereichen erzielt: Ausbildung, Anwendungund Endresultat. Im kommenden Monatwerde ich euch die aktuelle Struktur unse-rer Kampfkunst aufzeigen. Für diese habeich den Namen “Das Herz unseres Stils Fu-Shih Kenpo” ausgewählt. Bis bald, Freunde, ich hoffe ihr werdet

meine Ausdrucksweise über das, wasich martialisch fühle, verstehen. Es ist aufkeinen Fall meine Absicht, andere Stile,Meister oder Personen herabzuwürdigen.Alles hängt davon ab, was jeder einzelnemit seinem Training zu finden versucht.Es gibt verschiedene Wege, ich hoffe, ihrschafft es, den Euren zu finden. Danke...

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Die Kolumne von Raúl Gutiérrez

Kampfkünste und Sport

D“Der sportlicheAspekt jeglicher

Kampfkunstwiderlegt

vollständig denZweck, wofür sie

eigentlich, in Kriegszeiten,

geschaffen wurde”

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Die „CONTRAS”Wenn es ein spezielles Merkmal der philippinischen

Kampfkünste, oder besser gesagt, in einigen ihrer Gebiete, wiezum Beispiel dem Stock gibt, sind es die Contras. Es ist unge-fähr wie eine Schachpartie. Alle Sinne sind wachsam, inDeckung, berechnen die Antwort auf eine vorformulierte Frage. Das Contra fließt ohne Nachdenken, behält diesen stetigen

Fluss und eine zum Zerreißen gespannte Sensibilität bei. Dortwo diese Brücke voll Energie sich von den ihr entgegengesetz-ten Mächten nährt und diese in komplementäre Kräfte verwan-delt. Wie viel Weisheit sich zwischen diesen augenscheinlichchoreographierten Übungen vor den Augen des Anfängers,alles bis zur Perfektion koordiniert, kontrolliert bis zum allerletz-ten Detail, um nicht den Gegner zu verletzen, außer man willdas Gegenteil, versteckt. Dieses ganze Fließen bringt eine sichwiederholende Bewegung hervor, die in einem Ende gipfelt unddie Kontrolle über die Materie bezeugt die zerstörerischeMacht eines Stabes in den Händen eines Eskrima-Meisters. Der persönliche Ausdruck kennt keine Grenzen, die Ideen

fließen und manifestieren sich mit absoluter Sicherheit, ohnefestgesetzt worden zu sein. Es entsteht ein Dialog von extre-mem Reichtum. Mit raffinierten Nuancen, die ein unwiederhol-bares Schauspiel kreieren. Es entsteht in diesem bestimmtenMoment, es entspringt und stirbt in seinem maximalen Glanzwie eine japanische Kirschblüte, die uns aus dem Lebenerweckt, sich der Fragilität des Augenblicks bewusst. Immerbegleitet von den Gefühlen, die die Bewegung tragen. Das Hierund Jetzt offenbart sich in einem Ereignis, bei dem sich derBeobachter in einen Komplizen verwandelt und seinenZeitpunkt des Ruhmes erhofft. Der Glanz durch die unschätz-bare Hilfe seines Kameraden. Die Brücke wird ihn dabei unter-stützen, auf die andere Seite zu gelangen, wo ihn die Weisheitmit offenen Armen erwartet, um ihn zum klügsten Punkt derPartie zurückzubringen, dem Nirwana. Einigen wenigenAuserwählten vorbehalten, die uns mit ihrer Aura den Weg, denwir beschreiten, erhellen. Im technischen Teil entsteht die Dynamik der Bewegung beim

Angreifen, Ablenken und Gegenangreifen ohne Unterbrechung.Manchmal mit festem Modell gegen Sombrada, Faust-Sombrada, drei oder fünf Bewegungen. Bei anderen freierenGelegenheiten hilft man dem Gegner nicht den Rhythmus zu ver-lieren. Die Sensibilität ist von größter Bedeutung, genau wie dieGeschwindigkeit und die Ausweichbewegung, die Blockaden,die Scheinangriffe und die Umklammerungen. Mittel die wir aufdie Form Aktion-Reaktion anwenden werden, genauso mitWaffen wie mit der leeren Hand. Die Ähnlichkeit derBewegungen, wenn man ein Messer, einen Stab oder dieleere Hand verwendet, ist überwältigend. Den Unterschiedfindet man in der Entfernung oder in den ihr eigenenNuancen jeder Waffe. Manchmal schlägt sie, manchmalschneidet sie. Das Messer kann länger oder kürzer sein,mit nur einer Schneide oder einer doppelseitigen. Aberdie Konzepte bleiben bestehen. Es ist nicht notwendig,das Kämpfen speziell in jeder Gelegenheit zu erlernen.Das Wissen über die Winkel einer Attacke zusammenmit den Typen von Blockaden, der Fußarbeit, dengrundlegenden Bewegungen der Verteidigung unddes Angriffs, werden ausreichen, um anzufangen zufließen, lernen zu tanzen. Unseren Vorteil des Wissensüber Dreiecke, Rauten, Kreise, das X, die 8 und Kreuzeanzuwenden und die ganze Symbolkunde, die unsdabei hilft das Wie und Warum jede einzelne derTechniken, die wir Tag für Tag von unseren Meisternlernen zu interpretieren und zu verstehen. Letzten Endes sind die Contras zufällige, konti-

nuierliche Antworten von einer anfänglichen einfa-chen Aktion ausgelöst, um sich daran zu nährenund sich exponentiell auszuweiten. Das alles führt uns zur Selbstverteidigung, zur

erhabenen Ausführung einer konkreten oderdefinitiven Technik. Der echte Kampf, nichtgezeichnet durch Regeln, Bedeutungen undStile. Es ist wahr, dass die Praxis jeglicher

Kampfkunst mit einem erfahrenen Helfer in einem Stil hervorra-gende Ergebnisse hervorbringt. Aber das echte Leben ist eineandere Geschichte. Auch wenn es weiterhin dasselbe ist wiedas was wir im Training üben. Natürlich folgt der Schlag ver-schiedenen Modellen und die Folgen sind immer negativ fürbeide Teile. Unter diesen Umständen wird uns das Wissen überdie Contras während des Kampfes beweisen, dass es keineunbekannten Schläge gibt. Wir erkennen die universaleSprache und das ermöglicht es uns zu handeln, zu interpretie-ren und eine Antwort auf eine unerwartete Aktion zu geben.Versuch und Fehler, das sollte unser Prinzip sein. Wir könnennicht immer gewinnen, aber wir können unserBestes in jeder Minute im Training geben,uns dadurch Tag für Tag verbessern,all jenes genießen, was unsgeschenkt wird, jenes, wasman nicht kaufen kann, dasuns gut fühlen lässt, ohne andas Scheitern zu denken, anden Sieg oder dieZerstörung, an den Schlussund das Ende, wie oft imLeben streiten wir uns…Wie ich immer meinen

Schülern sage “ichlehre euch nicht jemandanderen zu überwälti-gen, sondern zu über-zeugen. Vor allemeuch selbst, mehrals die Übrigen.“

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Page 134: Magazin deutschland juli'13

Lichter in der Dunkelheit

„Ich persönlich hasse die Dunkelheit und die Zartheitdes Geistes.

Ich mag aber die Unendlichkeit des Denkens.“Carlos Castaneda

Wissen ist analog zum Licht ein seltenes und kleines Gutin einem Universum, das von der Dunkelheit beherrscht wird.Das Licht beleuchtet, was wir sehen, es holt uns ausFinsternis der Ignoranz und lässt uns die Natur der Dingeoder ihre Existenz verstehen. Wir Menschen haben viel dafürgetan, unser Verständnis zu verbessern, unsere Fähigkeit,mit dem Sichtbaren zu interagieren, und wir haben ein paarbemerkenswerte Erfolge erreicht - aber betrachtet man sieaus der Ferne, sind viele davon eher scheinbareErrungenschaften, als wirklich tiefgehende.

Das Geheimnis bleibt im Wesentlichen gewahrt und wirhaben eigentlich auf keine der großen Fragen eine Antwort.Immerhin erleuchten wir uns seit ein paar Jahrzehnten mitden Glühbirnen, die uns aus der Tyrannei der Tageszyklengeholt haben, wir bewegen uns in Maschinen, die vonMotoren angetrieben werden, kommunizieren über weiteEntfernungen mithilfe technischer Geräte anstelle vonSchreien und, verwenden spezielle Arsenale gegen die„Feinde“ unserer Spezies.

Aber das sichtbare Universum verbirgt weiterhin dasGeheimnis unserer Existenz. Ihr Sinn ist nur ein Meer vonHypothesen, dasselbe gilt für unseren Ursprung und unserSchicksal. Selbst die Wissenschaft hat schon mit der einfa-chen Definition von „Leben“ Probleme. Wir wissen viel mehrals früher über seine Mechanismen, aber wir sind nicht in derLage festzustellen, was sie im Grunde antreibt. Das Feld desUnbekannten hat sich in Bezug auf das Sichtbare etwas ver-ringert, aber gegenüber dem Unsichtbaren hat sich unserePosition so gut wie nicht verändert. In diesem Bereich habenwir seit den Priestern und Schamanen des Altertums fast keineFortschritte gemacht. Diese hatten sich damals mit sehr vielmehr Entschlossenheit und gesundem Menschenverstanddazu aufgemacht, das Mysterium zu erkunden, als unsereheutigen Wissenschaftler es tun. Sie sind mehr mit demNachweis, ob es „gibt oder nicht gibt“ beschäftigt sind, alsdamit, wie man eine Interaktion damit erreichen könnte.

Der Mumm, der unendliche Mut und die Willenskraft jeneralten Weisen hat diesen Sprung in die Leere aus zweiGründen möglich gemacht: der erste und Hauptgrund warder Pragmatismus der Schamanen gegenüber demMysterium. Der zweite - das mag paradox erscheinen - wardie eigene Unwissenheit, die sie dazu zwang, imUnsichtbaren alle Gründe für das Sichtbare zu suchen, wasjedoch die heutige Wissenschaft mit ziemlichem Erfolg undauf sehr sachdienliche Weise erreicht hat. Ein Luxus, denman damals nicht hatte.

Für die Miryoku Shizen, oder Amerikanischen Schamanen,kam jedes Wissen von ihrer Beziehung zu zwei wesentlicheTypen von Kraft. Derjenigen, die dem Materiellen innewohnt undder Energie, welche die Dinge vom Unsichtbaren aus belebt.

Als sie sich auf die Suche nach Antworten machten, ver-wendeten sie ihre inneren Werkzeuge der Wahrnehmung.Ihre untrügliche und tiefgehende Beobachtungsfähigkeitkanalisierten sie mithilfe einer analogen Methode derInterpretation der Realität. Anstelle einer analytischenMethode (von der Einheit ausgehen, um zu verstehen) ver-suchten sie, die Interaktionen der Einheit über die Ähnlichkeitund die Unterschiede zu den Kräften zu interpretieren, ausdenen das Universum besteht. Da es sich um undifferenzier-te Kräfte handelte, nahmen sie an, dass alle anderen Welten(die unsichtbaren) analog mit diesen großen Kräften funktio-nieren würden und dass jene Kräfte nichts anderes wären,als die Polarisierung einer großen Kraft, die unter allenDingen läge. Als Ergebnis ihrer Forschungen fanden sie einganzes Universum verschiedener unsichtbarer Dimensionen,welche sie die spirituelle Welt nannten.

Jahrhunderte der Suche und Interaktion mit diesenunsichtbaren Ebenen haben große Kulturen hervorgebracht.

Von denen sind viele verloren und vergessen oder im bestenFall auf monumentale archäologische Reste reduziert wor-den, deren wahres Wesen unmöglich erkannt werden kann.Das liegt daran, dass die Hüter des Wissens einige wenigePriester waren, die es nur mündlich von Lehrer zu Schülerweitergaben, im Rahmen der heiligen Initiationen.

Das Wissen blieb so auf ein Gremium oder eine Kastebeschränkt, und auch innerhalb dieser war die letzte Essenznur dem Zentrum ausgewählter pyramidenförmigerHierarchien zugänglich. All das trägt den Samen der eigenenZerstörung bereits in sich, so dass letzten Endes diese erbit-terte Geheimniskrämerei, die über so lange Zeit seineLebenskraft und Fortdauern verteidigt hatte, paradoxerweisezur Auslöschung des Wissens geführt hat...

Die Mehrzahl dieser Kulturen hat nichts Schriftliches hin-terlassen - und wo sie es getan haben, blieb ihre Spracheunverständlich, um das Geheimnis zu bewahren. Denn werdie Texte las, musste auch über die Schlüssel verfügen, siezu interpretieren Auf diese Weise garantierte man, dass dieKenntnisse für die Augen des Feindes undurchlässig waren,sollten sie in falsche Hände geraten.

Der zweite Grund, der zur Zerstörung von so großemWissen beitrug, war vielleicht die menschliche Natur, oderdass die Entwicklung jener Individuen nicht darauf vorberei-tet war, die Folgen der Verwendung dieses Wissens zu tra-gen. Aber das ist schon wieder eine andere Geschichte.

Die Arroganz und der Ethnozentrismus unserer moder-nen Kultur hilft nicht gerade bei der Interpretation der weni-gen Daten, die sich finden, um jene Kulturen zu verstehen.Denn wir gehen davon aus, dass sie unwissend waren undwir - natürlich - sehr clever. Es scheint jedoch paradox,dass der Massstab der Wissenschaft einige ihrer materiel-len Errungenschaften immer noch weder erklären kann,noch es ihnen gleich tun - um nicht von einigen ihrer wis-senschaftlichen oder mathematischen Kenntnisse zu spre-chen. Sie waren viel weiter fortgeschritten, als unsere zujener Zeit. Wie das Konzept der Ziffer Null bei den Mayas,die perfekte Verortung ihrer Gebäude in Bezug auf dieKardinalpunkte, das Himmelsgewölbe und viele andereDinge, die heute noch die Forscher faszinieren. Religionund Wissenschaft haben dem Wenigen, das von jenemWissen übrig geblieben war, den Garaus gemacht und sodie Unwissenheit des gewöhnlichen Sterblichen in Bezugauf die unsichtbare Welt aufrecht erhalten.

Die alten Traditionen wie das Shizen sind ein großesRätsel. Woody Allen sagte einmal, dass die Tradition dieIllusion des Fortbestehens sei. Aber von der Moderne bleibtuns nur die Anklage und das Jammern über etwas, das wirschon nicht einmal mehr empfangen. Die Traditionen desUnsichtbaren, die wir im Westen von unseren Großväterngeerbt haben, sind größtenteils formelle Fetzen fern jeglicherSpiritualität, ein Rahmen ohne Bild darin oder bestenfallseine Ansammlung frommen Aberglaubens. Das Wenige, wasdem historischen Stoß der religiösen Gespenster widerstand,versteckte sich in kleinen geheimen Splittergruppen und esscheint, dass sie jetzt langsam aus ihren Schlupfwinkeln auf-tauchen, aber ohne die Liebhaber der Scheiterhaufen ausden Augen zu verlieren, die es immer geben wird, oder dieFanatiker, die immer darauf bedacht sind, die anderen vonetwas zu überzeugen, von dem sie noch dazu nichts wissenoder verstehen.

In allen Kulturen sterben wir, leben aber symbolisch in denRitualen derjenigen weiter, die auf uns folgen. Heutzutagegibt es in den postmodernen Gesellschaften nicht einmaldas, denn wir leben mit dem Rücken zum Tod, inSelbsttäuschung und der Angst davor, das Offensichtliche zuleugnen: das alles vergänglich ist und dass jeder seinVerfallsdatum hat. Im Westen ist die Wissenschaft unserneues Maß, denn die Religionen sind niedergeschlagen undfast das gesamte alte Wissen ist in unseren Kulturen verlorengegangen. Der Rest der Welt lebt in seinem eigenenRhythmus, in seine eigenen Chronologien vertieft, von deneneinige, wie wir wissen, die Andersdenkenden immer nochunbedingt töten wollen. Wenn das jetzt so ist, was wundertIhr Euch noch, dass die alten Schamanen ihre Kenntnissewie Geheimnisse bewahrt haben?

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Hellebardeund Säbel,königliche Waffen

Kampfkünste...Schlachten..In allenZivilisationen und Kulturen war die Entwicklungdes Menschen immer eng verbunden mit demFortschritt der Waffen und Kriegstechniken, die in den dama-ligen Jahrhunderten als überlebenswichtige Mittel benötigt wur-den. Glücklicherweise ist der Platz, den die Kriege im täglichenLeben einnahmen, heutzutage praktisch in Europa ver-schwunden, obwohl sie in vielen Ländern der Erde leiderimmer noch von Bedeutung sind.

Im Westen findet man Waffen und Techniken desMittelalters nur noch in Museen oder in guten Händeneiniger weniger Sammler und Antiquitätenliebhaber. Inder fernöstlichen Welt jedoch, haben die Kampfkünstediesen Teil ihrer Geschichte bis dahingehend kulti-viert, dass sie die Praxis der sog. kalten Waffen bei-behielten, als man bereits außer dem Bajonette unddem Kampfdolch keine schneidenden Waffen mehrin einem modernen Heer verwendete.

Die Anwendung der Kampfkünste in Vietnam,unabhängig von Stil und Strömungen, schließt fastimmer die Arbeit mit Waffen wie dem Säbel, demKrummschwert, der Hellebarde, dem Kriegsbeil oderder Lanze ein. Diese Sorge um Beibehaltung entsteht vorallem aus dem Willen, einen kulturellen Schatz zu bewah-ren und ihn an die zukünftigen Generationen weiterzugeben,mit dem Wissen, dass diese niemals in einer echtenSchlacht Gebrauch von ihm machen werden.

Es handelte sich hier um ein kulturelles Phänomen, ver-mischt mit einem nationalistischen Gefühl. Von einem kul-turellen Blickwinkel aus ist Vietnam, ein Land, das sehrstark unter ausländischen Invasionen gelitten hat, derGeist der Freiheit omnipräsent. Mögen wir, als westlicheBürger, auch denken, dass die Vietnamesen das, waswir als Freiheit in einem politischen und sozialen Sinnverstehen, nicht haben. Das, was sie vor allem alsFreiheit ansehen, ist die Tatsache, nicht unter derHerrschaft eines fremden Landes zu stehen. Dieshat lange Zeit im Volk das Phänomen hervorge-bracht, alles Fremde abzulehnen und gleichzeitighat dieses Volk unzählige ausländische Konzepteund Methoden angenommen und sie abgewan-delt, sie sozusagen „vietnamisiert“. Das war tat-sächlich eine der grundsätzlich bewiesenenVoraussetzungen dafür, dass der verschwundeneMeister Nguyen Loc den Vovinam entwickelte.

Es ist trotzdem sehr heikel, ausländische Wurzelnin einigen Teilen der vietnamesischen Kultur zuerwähnen. Seit ein paar Jahren streute ich in einemInterview für eine vietnamesische Zeitung Salz in dieWunde, als ich daran erinnerte, dass einige Aspekteder vietnamesischen Kampfkünste chinesischenUrsprungs sind. Zum Beispiel die traditionell vietnamesi-sche Musik und auch soziale Bezüge wie die Monate desMondkalenders, die Neujahrsfeste, die Familie, die Religion,die Metaphysik, etc.

Trotz all diesen echten und historischen Tatsachen löste die-ser Artikel eine große Kontroverse aus, sowie eine gewisse Artvon „Druck“, der mich dazu brachte, zu verstehen, dass in denhöheren Instanzen der vietnamesischen Presse jenes Thema delikatwar, auf das man besser nicht anspielen sollte.

Die Unabhängigkeit, die die Vietnamesen jetzt haben, kostete sie soviele Menschenleben und Leid, dass sie es bevorzugten, die chinesi-schen und ausländischen Wurzeln ihrer Kultur nicht zu sehr in denVordergrund zu stellen.

Es ist genau dieser Kampf gegen die ausländischen Invasoren der, vieleJahrhunderte lang, die Kampfkünste Vietnams schmiedete. Wenn diesesLand friedlich und nicht Beute der großen Mächte gewesen wäre, hättensich vielleicht auch nie die Kampfkünste entwickelt.

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Große Meister

Nach 1000 Jahren direkter chinesischer Besetzung, darauffast 10 Jahrhunderte als Vasallenstaat Chinas, danach einJahrhundert unter französischer Kolonialherrschaft, 4 Jahrejapanische Invasion, und ungefähr 30 Jahre moderner undzerstörerischer Krieg zwischen Nord und Süd (in den zahlrei-che große westliche Mächte verwickelt waren), lebt Vietnamnun in Frieden und erholt sich von den Folgen dieser Kriege.Das Land kann nun endlich seine Kultur zur Geltung bringen,in der die Kampfkünste einen Teil bilden.

In der Kampfkultur Vietnams sind zwei Waffen besonderswichtig: die Hellebarde und der Säbel. Das Studium, um diesebeiden Waffen bedienen zu können, ist unentbehrlich für allePraktizierenden der vietnamesischen Kampfkünste, weildiese die beiden größten Kampfwerkzeuge auf demSchlachtfeld darstellen. Tatsächlich lässt uns der jetzigeKontext der Hallen der Kampfkünste öfters den eigentlichenOrt vergessen, wo diese Waffen angewendet wurden: dasSchlachtfeld. Ohne jegliche Matten, Wändeoder flache Böden. Nur einige große Flächenauf denen man zwischen Kriegspferden undSoldaten kämpfte. Das sind alles Faktoren,derer man sich bewusst sein sollte, denn derGebrauch einer Waffen ist immer durch dieUmgebung bedingt, in der man sie benutzt.

Die Hellebarde oder Dai DaoDer Ruhm des Säbels, teilweise auch den

im Westen verbreiteten japanischen Filmen

geschuldet, verdrängt die einstige Bedeutung der Hellebardein den damaligen Kriegen des Fernostens, im speziellen inChina, Vietnam, Korea und bis nach Japan, mit derHellebarde „Naginata“. Die Reichweite der Hellebarde ist biszu drei Mal größer als der des Säbels, und überdies kann dieHellebarde als Waffe sehr vielfältig eingesetzt werden.

Wenn wir den Säbel und die Hellebarde vergleichen, ist derSäbel beschränkt auf Schnitte, Stiche und Blockaden mithilfedes hinteren Teils der Klinge. Ein Teil der nicht schneidet, umnicht die Schneide der Klinge zu beschädigen, obgleich manauch mit der Schneide blocken kann. In manchen Fällen kannman den Schaft des Säbels zum Schlagen benutzen und denhakenförmigen Griff des vietnamesischen Säbels, um dieKlingen einzuhaken, aber das sind einige der letztenMöglichkeiten, wenn alle Stricke reißen.

Angesichts dessen ist die Hellebarde als Waffe wirklich fürvielfache Anwendungsgebiete konzipiert.

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• Schnitt: direkt mit der Klinge, undrückseitig mit einer der Spitzen derKlinge

• Stich: direkt mit geringerEntfernung mit der Spitze der Klinge,und mit weiter Entfernung, indem manden Stab der Waffe gleiten lässt

• Blockade : mit der Rückseite derKlinge, mit der Mitte und Spitze desStabs

• Verkeilen: man kann die Waffe desGegners mit dem hinteren Teil derKlinge der Hellebarde und dem Griffeinhaken

• Griffteil: der Griff, der manchmalaus einem schneidenden Teil besteht,dient für den Krieg und wird fürStichwunden und kreisförmige Stößeverwendet

• Schläge : mit der Klinge, derRückseite der Klinge oder des Stabes

Dank all dieser Anwendungsmöglichkeiten,ist der Wirkungsbereich der Hellebardevielfältig und breitgefächert, was sie zueiner idealen Waffe macht, um sichgegen einen Feind auf einem Pferd zuverteidigen. Denn im Gegensatz zumSäbel, bietet die Länge der Hellebardemehr Sicherheit angesichts einesReiters.

Aber die Vielfalt ihres Gebrauchs gabder Hellebarde noch einen zusätzlichenVorteil, weil man sie gleichzeitig gegeneinen Fußsoldat vom Boden aus odergegen einen auf einem Pferd reitendenOffizier verwenden konnte. Ihr vietna-mesischer Name „Dai Dao“ heißt wört-lich „großer Säbel“ und kommt von dervietnamesischen Lautschrift der zweiSchriftzeichen ¥Û groß (Dai), und µ∂Säbel (Dao). Das letzte Zeichen sollteman nicht mit der Schreibweise desvietnamesischen Wortes „dao“ miteinem „d“ ohne Schrägstrich, das „Yao“oder „Zao“ gelesen wird und Messerbedeutet, verwechseln.

UrsprüngeObwohl zahlreiche Meister der vietna-

mesischen Kampfkünste den nationalenCharakter ihrer Stile betonen, oft dieZeitangabe der Entstehung dieserLehren älter machen und die chinesi-schen Einflüsse auslassen, sind diese,ob in kleinem oder großem Umfangnicht zu leugnen.

Hinsichtlich der Form der Hellebarde,verglichen mit unterschiedlichen Typenvon chinesischen Hellebarden, ähneltdiese sehr der Form des “Guan Dao”,eine seit ungefähr zweitausend Jahrenbei einem Kolonisierungskrieg impor-tierte chinesische Hellebarde. Anderechinesische Waffen sind ebenfalls sehrähnlich, wie der „Zhang Ma Dao“, derein langes Blatt wie das eines Säbelshat, oder der „Pu Dao“, der ein schma-les und quadratisches Blatt besitzt.

Jedoch besitzt die Hellebarde desVovinam im Gegensatz zu denTrainingswaffen der chinesischen Stile,

kein spitzes Stabende. Diese wurdedurch einen Griff ersetzt.

Die Hellebarde ist eine schwereWaffe, die in der Tradition nur von gro-ßen und starken Kämpfern geführt wer-den konnte. Sie symbolisiert die pureMacht und die Fähigkeit, etwas voll-ständig einzuhauen oder Rüstungen zudurchbohren, die nicht einmal dieschärfsten Säbel schneiden konnten.Sie war eine gefürchtete Waffe imSchlachtfeld.

Trotzdem wird heutzutage in dentechnischen Vovinam-Wettkämpfeneine vollständig aus Aluminium beste-hende Waffe verwendet, die eineschnelle Handhabung erlaubt, diejedoch nichts mehr mit dem mächtigenGeist der Hellebarde zu tun hat. In dentechnischen Wettkämpfen in Vietnamwerden die Hellebarden der neustenGeneration aus einem hohlen Rohr miteiner Legierung gefertigt. Es ist feder-leicht und sehr zart, nur einige Grammwiegend, an das eine Klinge, aus einerPlatte mit einer sehr feinen Legierunggeschnitten, beigefügt wurde. An derKlinge sind einige Glöckchen ange-bracht, um einen Klangeffekt zu erzeu-gen, und in seiner Gesamtheit ist dieseHellebarde immer noch schneller hand-zuhaben als ein einfacher Weidenstock.

Weit entfernt von dieser Maskierungsollte die Arbeit mit einer Hellebardegenauso ernst genommen werden wiedie mit einem Säbel.

Der Vovinam ist immer noch weit ent-fernt vom Geist des Budo, der vomGroßteil der japanischen oder koreani-schen Schulen erhalten wird, welche dieAuthentizität in der Arbeit mit Waffen zubewahren wussten. In den chinesischenKampfkünsten sind demnach vieleWaffen des Wettkampfes sehr leicht. Esexistieren einige chinesische Hellebardenfür das Training und den Wettkampf, diezwischen 3,5 und 5 kg wiegen, wasbereits die Handhabung und das voll-ständige Ausführen der Waffe erschwert.Trotzdem sind diese immer noch leichterals eine echte Kriegshellebarde.

Es sind also zwei Konzepte, die sichgegenüberstehen: die wenigen Grammdes Wettkampfinstrumentes desVovinam, und die legendäre Hellebardevon 40 kg des chinesischen GeneralsGuan Yu. Ohne ins Extreme zu gehen,hatte ich die Möglichkeit, eine echte alteHellebarde von 8 Kg mitzunehmen unddas Gefühl, welch körperliche Kraft fürihren Gebrauch notwendig ist, war abso-lut fantastisch. Aber auf den Geist diesermachtvollen Waffe, dazu fähig alles zuzerschneiden, sollte sich der Umgangmit der Hellebarde konzentrieren.

Im Vovinam gibt es ohne Zweifel eini-ge Zusammenschlüsse oder Gruppen,die es ablehnen, Vovinam in einen einfa-chen Sport zu verwandeln. Und zwarmit dem Ziel, den kriegerischen Geistdes Vovinam zu erhalten. Dieser Geistist neben anderen Dingen unentbehrlich

für die Arbeit mit der Hellebarde. Es isttatsächlich sehr einfach, nachdem mandie kompletten Bewegungsabläufe(Quyen) mit einer superleichtenHellebarde des Wettkampfs durchge-führt hat, sie mit einer echten, sehrschweren Hellebarde zu realisieren.

Zuerst haben wir vielleicht das Gefühlkörperlicher Schwäche, gefolgt von einerFrage, die uns in den Sinn kommt: Wieschafften sie es, sich in einer ernsthaftlebensbedrohlichen Situation mit einerso schweren Hellebarde zu verteidigen?

Das TrainingLeider wird die Hellebarde wie der

Großteil der Waffen in zahlreichen viet-namesischen Kampfkunst-Schulennicht so unterrichtet, wie sie sollte.

Die logische Form des Fortschreitens,genau wie die für die Techniken der lee-ren Hände, sollte die Arbeit mit denGrundangriffen sein, in einer wiederho-lenden Weise. Danach die Arbeit mit den Blockaden, gefolgt vonAusweichstrategien, Übungen, um denGegner zu verketten. Alles mithilfe vonpermanenten Wiederholungsübungenmit dem Ziel, die Prozesse so besser auf-nehmen zu können. Danach folgen zuerstAnwendungsübungen mit Partner, bevorman letztendlich bei der Phase anlangt,die die vollständige Form sein sollte(Quyen). Diese dient und das sind wir oftversucht zu vergessen, dazu dieVerkettungsübungen ohne Partner oderdie Techniken, die man normalerweisemit Partner übt, zu überprüfen.

Leider macht die Anwendungslehreder Hellebarde nicht mehr dieseEtappen durch. Der Hauptfaktor, der dieLehrmethoden und deren Prozessumgeändert hat, ist der Mangel an Zeit.Gewiss braucht der Vovinam, reich anunterschiedlichen Techniken, viel Zeit,möchte man das ganze Programm undalle darin enthaltenen Waffen beher-schen. In zahlreichen Vereinen inVietnam haben einige Meister folgendeLösung: jeder Schüler hat eineSpezialität, die er bis zur Perfektionbeherrschen soll. Diese Meister werdenso einige Schüler haben, die zumBeispiel im Faust und Beinkampf exzel-lent, aber mittelmäßig bis sehr schlechtin Quyen sind. Andere werden Expertensein im Gebrauch der Hellebarde, aberein niedriges Niveau auf anderenAnwendungsgebieten des Vovinamhaben. Es ist nicht selten zu beobach-ten, dass in einigen „sportlichen“Vovinam-Clubs in Vietnam ein seit vie-len Jahren unbesiegter Meister, wenn ereinen ausländischen Praktizierenden ineinem Quyen-Lehrgang unterrichtet,dabei viele Fehler macht.

Dies kann sogar soweit kommen,dass er einige Quyen überhaupt nichtkennt, die eigentlich im Programm sei-nes Ranges enthalten sind. Im Westeneine undenkbare Situation: ein Athlet

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Große Meister

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oder Praktizierender mit hohem Niveausollte das Programm seiner Stufe ken-

nen sowie den Gebrauch allerWaffen, die dieses Konzept

zusammensetzen. Dieser westli-

che Fokus beimArbeiten mitVovinam wird vonvielen Meistern

Vietnams begrüßt,die überrascht von

der Fähigkeit westli-cher Bürger sind, sich

mit einem so komplexenKonzept wie dem desVovinam sehr detailliertund genau auszuken-nen. Wenn ein westli-cher Wettkämpferm e h r e r eGoldmedaillen in

einer Weltmeisterschaft in zahl-reichen technischen Kategorien

gewinnt, wird dieser Athlet alsaußergewöhnlich angesehen,weil vietnamesische Athletennormalerweise das Risiko, an vie-len unterschiedlichen Kategorienteilzunehmen, nicht eingehen. Sieschreiben sich nur für ein paarKategorien ein, hauptsächlicheigentlich nur für eine Kategorie:ihre Spezialität.

Natürlich wäre für dieHellebarde, würde man dieseNeigung zur „Spezialisierung“auch auf das Wissen und dieGeschicklichkeit bei den paar-weisen Anwendungsmethodenerweitern, ideal. Aber in der

Wirklichkeit beschränkt sichdiese „Spezialisierung“ nur

darauf, das Quyen fürden Wettkampf am

schnellsten undäs the t i schs tenauszuführen. Aus

diesem Grund wirdmit der Hellebarde im Vovinam immerauf einfachste und wenig wirksame Artund Weise gearbeitet: Man lernt denvollständigen Ablauf, indem manBewegungen wiederholt, ohne ihreAnwendung oder Kombinationen imKampf zu kennen.

Außerdem läuft das Quyen, weil es eine„absolute“ Form ist, Gefahr, sich nicht aufeine einheitliche Art zu verbreiten.

Tatsächlich: Wenn man die vollständi-ge Form nur als Ablauf vonBewegungen erlernt hat, ohne

Anknüpfungspunkte für die Anwendungim Kampf und ohne Einteilung inSektionen mit einem jeweiligen präzisenSinn, ist es möglich, dass eine MengeProbleme die genaue Merkfähigkeitlangfristig behindert. Zusätzlich werdenso Unterschiede zwischen den anderenPraktizierenden generiert: Zweifel überdie exakten Bewegungen, Fehler undformveränderte Techniken. Hinzukommt die Wettbewerbssituation, dieebenfalls zahlreiche Auswirkungen hat.Eine Veränderung der Bewegungen, umdie Ästhetik zu verbessern, zusätzlicheSprünge für ein größeres Spektakel,

S c h l e u d e r nder Waffe inirreale Höhe füreine Waffe diesesTyps, übertriebeneGeschwindigkeit beider Ausführung…

Deshalb ist die tra-ditionelle Arbeit mitWaffen, und imBesonderen mit derHellebarde, viel praktischerund wirksamer, als das Erlernen dervollständigen Form des Quyen in einereinzigen Einheit.

Es ist also mehr wert, längere Zeit derArbeit mit Grundlagen der Handhabungund danach deren Anwendung zu ver-bringen und zu warten, bis man sich

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„Das Studium,um diese beidenWaffen bedienen

zu können, istunentbehrlich für

alle Praktizierendender

vietnamesischenKampfkünste,

weil diese die beidengrößten

Kampfwerkzeugeauf dem

Schlachtfelddarstellen“

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diese Techniken wirklich angeeignethat, bevor man anfängt sich die kom-plette Form des Quyen zu erarbeiten.

Quyen des Mondes und der SonneEs ist generell Brauch in den vietna-

mesischen Kampfkünsten, den QuyenNamen zu geben, die gleichzeitig einigemetaphysische Prinzipien der Lehresind. Wird die Verbindung zwischendem Namen des Quyen und dem meta-physischen oder philosophischenPrinzip den westlichen Bürgern, dieQuyen erlernen, nicht gut erklärt, wirdsich dieses verlieren, wenn sie Quyenmit in ihr Heimatland nehmen.

Wenn auch die Mehrheit der westli-chen Professoren, die in den Vietnamreisen, um sich ausbilden zu lassen,so ausgeprägte Lust zu Lernenhaben, dass sie sich sowohl das meta-physische Konzept als auch dieTechniken sehr gut aneignen, passiertes trotzdem manchmal, dass die Über-setzung des Namens des Quyen feh-lerhaft in den Westen gelangt undlange Zeit so bestehen bleibt. Wieim Fall Ngoc Tran Quyen, was zu oft

übersetzt wurde

mit „Quyen des betrunkenen Mannes“,obwohl kein einziges Quyen des betrun-kenen Mannes im Vovinam existiert.Das Ngoc Tran Quyen ist das Quyen„Kelch der Jade“. Der Fehler kommtvon der Tatsache, dass einige Meistermeinen, dieser Kelch der Jade enthielteAlkohol. Zudem behaupten sie, dassviele Bewegungen denen einer Stilartdes chinesischen Boxens, nämlich der„betrunkenen Faust“ (Zui Quan) glei-chen. Aber das metaphysische Prinzipdes Ngoc Tran Quyen ist das des

Gegensatzes zwischen„Behälter“ und „Inhalt“.Die Frage, die derMeister dem Schülerstellt und ihm dabei auf-erlegt, auszuwählen und

nicht „beide“ zu ant-worten, ist: „Was ist

wichtiger, dasBehältnis oder

d e rInhalt?“

Dieses Prinzip, fundamental in denKampfkünsten, ist auch das desDilemmas zwischen der Bedeutung desleeren Glases (das nichts enthält) unddes vollen Glases. Damit es voll seinkann, muss es zuerst leer sein. Es wur-den unzählige Dissertationen über die-ses Thema geschrieben und eine derAnwendungen im Vovinam ist Folgende:Angenommen, dass es in den Kämpfendes Vovinam kein Unentschieden gibt,muss es, damit es einen Gewinner gibt,einen Verlierer geben.

Das heißt, dass der weniger Starkedem Stärkeren Größe gibt, denn ohneden weniger Starken, wäre diesernicht stärker. Im ganzen Ngoc TranQuyen werden diese entgegengesetz-ten Elemente in die Übungen einge-baut: mit der maximalen Kraft ausge-führte Schläge gegen sanfte und kur-venförmige Techniken; kurze, schnelle,kraftvolle Ausweichbewegungengegen andere lange und sanfte; harteBlockaden gegen geschmeidigeAusweichbewegungen…

Dementsprechend verliert das Quyen,wenn man den Sinn seines Namensändert, seinen ganzen Wert, was einer

der fundamentalen Unterschiedezwischen einem Sport und einer

Kampfkunst ist: die

Große Meister

„Die Anwendung derKampfkünste in Vietnam,unabhängig von Stil und

Strömungen, schließt fastimmer die Arbeit mit Waffen

wie dem Säbel, demKrummschwert, der

Hellebarde, dem Kriegsbeiloder der Lanze ein“

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Anwendung metaphysischer Prinzipienauf einige Kampftechniken. Genau das-selbe passiert mit dem Namen des Quyen der Hellebarde: Nhat NguyetDai Dao.

Dieses Quyen der Hellebarde bestehtin perfekter Harmonie zu seinemNamen. Die Sonne (»' Nhat) und derMond ('¬ Nguyet) sind zwei traditionellgegensätzliche Gestirne. Es ist klar,dass wir hier nicht von wissenschaftli-chen und derzeitigen astronomischenwestlichen Kenntnissen sprechen, son-dern von dem Wissen, der Präsenz unddem Einfluss dieser zwei Gestirne aufdie fernöstliche Bevölkerung, und zwarvor allem auf die chinesische.Tatsächlich müssen wir uns daran erin-nern, dass praktisch die ganze vietna-mesische Metaphysik auf der chinesi-schen basiert, welche vor fast 2Jahrtausenden in der Zeitspanne derchinesischen Präsenz (direkteBesetzung und Vasallenstaat) von allenBevölkerungen in jenem Territorium,was wir heutzutage Vietnam nennen,aufgenommen wurde.

Die zwei Gestirne Mond und Sonnesind Elemente, deren Gegensatz manwährend der Ausführung des Quyender Hellebarde veranschaulichen muss:während des gesamten Quyen gibt esBewegungen der weiten und langsa-men Schnitte, die einigen geradlinigenund schnellen Stichen entgegenstehen;es gibt geradlinige und schwereAusweichbewegungen gegenüber klei-nen, schnellen, gekreuzten und kreis-förmigen Schritten. Genau dieserGebrauch der Waffe ist verbunden mitdem gegensätzlichen Wesen der zweiGestirne: die zwei polarisierendenHauptfunktionen der Hellebarde sindder Schnitt (das heißt, die Klinge, derobere Teil) und die Schläge desGriffteils (das heißt der Griff, mit demunterem, der Klinge entgegengesetz-tem Teil).

Wir müssen also, während desgesamten Quyen die zwei GestirneSonne und Mond in Harmonie führen.Aber dem müssen sich weitereElemente hinzufügen: auf dieselbeWeise wie für die zwei Gestirne, gibt

es unterschiedlichen Positionen inAbhängigkeit von Tag und Nacht. Wennwir einen Großteil der Zeit nur eines derbeiden Gestirne sehen (mit anderenWorten, einige Techniken „Nhat“ odereinige „Nguyet“), ist der Mittelpunkt derzwei Gestirne von der Erde aus gesehennahegelegen oder fast identisch. Unddie Klinge und der Griff sind auf dersel-ben Linie der Attacke oder werden innur einer Kampftechnik zusammen ver-wendet. Andere Male sind Sonne undMond gleichzeitig am Himmel sichtbar,aber mit einer gegenübergestelltenEntfernung und die Techniken desQuyen spiegeln diese Prinzipien wieder,sei es im Gebrauch der Waffe oder inder Position des Körpers und derAusweichbewegungen.

Im Vovinam bedeutet die Arbeit mitder Hellebarde viel mehr als nur der ein-fache Gebrauch einer Waffe, die dieKönigin auf dem Schlachtfeld war. Es istalles zur gleichen Zeit eine technische,kriegerische und philosophischeEinheit, die diese schwere Waffe,Kriegskameradin des Säbels, huldigt.

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