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Mainova Marathon Frankfurt Was lief Wahre Sieger waren die Frauen Valery Aiyabei aus Kenia lief mit 2:19:10 h Streckenrekord in Frankfurt. Foto: He. Steffny Von Manfred Steffny Die Frauen standen im Mittelpunkt des Mainova Frankfurt Marathon mit dem Streckenrekord der Kenianerin Valery Aiyabei in 2:19:10 h und der seit Jahren am Main erstrebten Endzeit unter 2:20 h. Bei den Männern zeigten die ersten bei- den Läufer aus Äthiopien zwar die breiten Absätze des neuen Wunderschuhs von Nike, blieben aber zeitmäßig mit 2:07:08 und 2:07:10 unter den Erwartungen. Der 21-jährige Fikre Teferi gewann erstmals einen Marathon. Aiyabei siegte souverän in adidas-Schuhen und zum Ausgleich lag das Asics-Frontrunner Team im Staffel- Marathon in herausragenden 2:19:54 h vorne. Es herrschte auch ein Wettstreit um die zahlenmäßigen Nummer 2 in Deutschland. Da hatte Frankfurt trotz eines mi- nimalen Rückgangs der Finisher auf 10.553, darunter 2.363 Frauen, die Nase vorn als zweitgrößter Marathon in Deutschland vor Hamburg. E ine Medaille hat zwei Seiten. Jo Schindler, der Renndirektor des Frankfurter Marathons, wandte sich erst der glänzenden Seite zu, dem lange erhofften Durchbruch der Frauen- leistungen und dem überragenden Sieg von Valery Aiyabei zu, die in 2:19:10 h einen tollen Streckenrekord herauslief. Erstmals unter 2:20 h in Frankfurt.“Ich freue mich wahnsinnig über dese Zeit, bekundete Schindler. Die Äthiopierin ließ sich in ihrem Sturmlauf zu Beginn (erste 5 km in 15:38 min) weder vom leichten Gegenwind noch vom Versagen ihres Ehemanns als Hasen beeindrucken, der bei ca. km 15 wegen Magenbeschwerden aufgab. Solo rannte die erfahrene Aiyabee in ih- rem 10. Marathonrennen ihrem 6. Sieg entgegen und behielt einen Vorsprung von 1 min auf die zwei Äthiopierinnen Megertu Alemu (2:21:10) und die 1 sec dahinter ins Ziel stürzende Vorjahrssie- gerin und mit bis dahin 2:20:36 h Stre- ckenrekordlerin Meskerem Assefa. „KATHASTARK WIE NIE Das Spitzenfeld der Frauen war so stark wie noch nie. Dass Katharina Steinruck- Heinig auf Rang 10 einkam, war da kei- neswegs ein Makel. Sie war zweitbeste Europäerin hinter der ein überzeugendes Marathondebüt als 8. in 2:26:40 h abge- benden Mittelsrecklerin Steff Twell aus England. Mit ihren 2:27:26 h nahm „Ka- tha“ , dazu als Frankfurterin überzeugend die Rolle von Arne Gabius in früheren Jahren ein. Damit blieb sie eindeutig un- ter der Olympianorm von 2020, stark ver- bessert nach einem Jahr ohne Verletzung. „Sie hat damit ihre Trainingsleistungen bestätigt“ , befand Mutter Katrin Heinig- Dörre, die als Bundestrainerin die bis 2013 vom Vater Wolfgang trainierte Tochter übernommen hatte. Und es soll und kann noch schneller werden nach doch konser- vativ begonnener ersten Hälfte in 1:14:10 h, ganz auf das Erreichen der Olympia- norm abgestellt, in einer dichten Traube beschützt vom Edelhasen Steffen Uliczka. Ob sie auch einmal die Leistung der Mut- ter erreichen kann? Dazu Kathrin: „Das kann schon sein, es wäre schön.“ Das wä- ren 2:24:36 h. Die mittlerweile 29-Jährige „Katha“ ist leichtfüßig-schlank geworden und hat an Statur gewonnen. Frau Stein- ruck ist nicht mehr das früh zum Laufen gebrachteTöchterlein eines überragenden Trainers und einer Läuferinnen-Generati- onen beherrschenden Mutter. „Katha“ hat Fußoperationen überstanden und kann beruhigt in den vorolympischen Winter gehen, wobei es ihr völlig egal ist, ob die Spiele in Tokyo oder Sapporo stattfinden. „Wer Japan kennt, weiß, dass das Publi- kum überall im Land begeistert mitgeht.“ Der Marathon-Pressechef Axel West- hoff hatte nach dem Einlauf der Frauen verkündet: „Wir sind von Platz 8 in der Welt auf Platz 7 vorgerückt.“ , womit er die Streckenrekorde der Frauen meinte. Es gibt größere Marathons in der Welt, in Deutschland ist das Marathon-Netz be- sonders dicht gespannt. Was will man beispielsweise zahlenmäßig Paris im zentralistisch dirigierten Frankreich und deren hauptstädtischen Marathon ent- gegensetzen? Doch nur Qualität, und die war in Frankfurt in jeder Hinsicht vorhan- den. Ein gleich gekleidetes und beschuhtes Trio wollte sich nicht trennen. Hier vor km 42. Foto: Mast. , Innerhalb von 4 sec kamen sie ins Ziel. Fikre Teferi aus Äthiopien siegte in der Frankfurter Festhalle in 2:07:08 h. Foto: Herby

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Mainova Marathon Frankfurt Was lief

Wahre Sieger waren die Frauen

Valery Aiyabei aus Kenia lief mit 2:19:10 h Streckenrekord in Frankfurt. Foto: He. Ste�ny

Von Manfred Steffny

Die Frauen standen im Mittelpunkt des Mainova Frankfurt Marathon mit dem Streckenrekord der Kenianerin Valery Aiyabei in 2:19:10 h und der seit Jahren am Main erstrebten Endzeit unter 2:20 h. Bei den Männern zeigten die ersten bei-den Läufer aus Äthiopien zwar die breiten Absätze des neuen Wunderschuhs von Nike, blieben aber zeitmäßig mit 2:07:08 und 2:07:10 unter den Erwartungen. Der 21-jährige Fikre Teferi gewann erstmals einen Marathon. Aiyabei siegte souverän in adidas-Schuhen und zum Ausgleich lag das Asics-Frontrunner Team im Staffel-Marathon in herausragenden 2:19:54 h vorne. Es herrschte auch ein Wettstreit um die zahlenmäßigen Nummer 2 in Deutschland. Da hatte Frankfurt trotz eines mi-nimalen Rückgangs der Finisher auf 10.553, darunter 2.363 Frauen, die Nase vorn als zweitgrößter Marathon in Deutschland vor Hamburg.

Eine Medaille hat zwei Seiten. Jo Schindler, der Renndirektor des Frankfurter Marathons, wandte

sich erst der glänzenden Seite zu, dem lange erhofften Durchbruch der Frauen-leistungen und dem überragenden Sieg von Valery Aiyabei zu, die in 2:19:10 h einen tollen Streckenrekord herauslief. Erstmals unter 2:20 h in Frankfurt.“Ich freue mich wahnsinnig über dese Zeit, bekundete Schindler.

Die Äthiopierin ließ sich in ihrem Sturmlauf zu Beginn (erste 5 km in 15:38 min) weder vom leichten Gegenwind noch vom Versagen ihres Ehemanns als Hasen beeindrucken, der bei ca. km 15 wegen Magenbeschwerden aufgab. Solo rannte die erfahrene Aiyabee in ih-rem 10. Marathonrennen ihrem 6. Sieg entgegen und behielt einen Vorsprung von 1 min auf die zwei Äthiopierinnen Megertu Alemu (2:21:10) und die 1 sec dahinter ins Ziel stürzende Vorjahrssie-gerin und mit bis dahin 2:20:36 h Stre-ckenrekordlerin Meskerem Assefa.

„KATHA“ STARK WIE NIEDas Spitzenfeld der Frauen war so stark

wie noch nie. Dass Katharina Steinruck-Heinig auf Rang 10 einkam, war da kei-neswegs ein Makel. Sie war zweitbeste Europäerin hinter der ein überzeugendes Marathondebüt als 8. in 2:26:40 h abge-benden Mittelsrecklerin Steff Twell aus England. Mit ihren 2:27:26 h nahm „Ka-tha“, dazu als Frankfurterin überzeugend die Rolle von Arne Gabius in früheren Jahren ein. Damit blieb sie eindeutig un-ter der Olympianorm von 2020, stark ver-bessert nach einem Jahr ohne Verletzung. „Sie hat damit ihre Trainingsleistungen bestätigt“, befand Mutter Katrin Heinig-Dörre, die als Bundestrainerin die bis 2013 vom Vater Wolfgang trainierte Tochter übernommen hatte. Und es soll und kann noch schneller werden nach doch konser-vativ begonnener ersten Hälfte in 1:14:10 h, ganz auf das Erreichen der Olympia-norm abgestellt, in einer dichten Traube beschützt vom Edelhasen Steffen Uliczka. Ob sie auch einmal die Leistung der Mut-ter erreichen kann? Dazu Kathrin: „Das

kann schon sein, es wäre schön.“ Das wä-ren 2:24:36 h. Die mittlerweile 29-Jährige „Katha“ ist leichtfüßig-schlank geworden und hat an Statur gewonnen. Frau Stein-ruck ist nicht mehr das früh zum Laufen gebrachte Töchterlein eines überragenden Trainers und einer Läuferinnen-Generati-onen beherrschenden Mutter. „Katha“ hat Fußoperationen überstanden und kann beruhigt in den vorolympischen Winter gehen, wobei es ihr völlig egal ist, ob die Spiele in Tokyo oder Sapporo stattfinden. „Wer Japan kennt, weiß, dass das Publi-kum überall im Land begeistert mitgeht.“

Der Marathon-Pressechef Axel West-hoff hatte nach dem Einlauf der Frauen verkündet: „Wir sind von Platz 8 in der Welt auf Platz 7 vorgerückt.“, womit er die Streckenrekorde der Frauen meinte. Es gibt größere Marathons in der Welt, in Deutschland ist das Marathon-Netz be-sonders dicht gespannt. Was will man beispielsweise zahlenmäßig Paris im zentralistisch dirigierten Frankreich und deren hauptstädtischen Marathon ent-gegensetzen? Doch nur Qualität, und die war in Frankfurt in jeder Hinsicht vorhan-den.

Ein gleich gekleidetes und beschuhtes Trio wollte sich nicht trennen. Hier vor km 42. Foto: Mast. , Innerhalb von 4 sec kamen sie ins Ziel. Fikre Teferi aus Äthiopien siegte in der Frankfurter Festhalle in 2:07:08 h. Foto: Herby

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Ich bin glücklich, nicht enttäuscht“, rief der 26-Jährige, als er aufstand und mit strahlendem Gesicht seine Hän-

de ebenso in Richtung Himmel streckte wie es die hinter ihm aufragenden Tür-me des Kölner Doms tun. „Köln ist ein gutes Pflaster für mich“, hatte Pfeiffer im Vorfeld des Rennens gesagt und als sein Ziel nicht nur die Wiederholung sei-nes Sieges von 2017, sondern auch die Qualifikation für die Olympischen Spiele ausgegeben. Den Sieg konnte er zwar wiederholen, aber die vom Leichtath-letik-Weltverband IAAF gesetzte Marke von 2:11:30 h verfehlte er mit 2:15:19 h deutlich. Das nahm er aber mit etwas Abstand zum Rennen gelassen. Zu sehr überwog die Freude und Erleichterung, nach einem halben Jahr der Vorberei-tung dieses schwierige Rennen mit dem ersten Platz beendet zu haben.

In der Tat hatte die deutsche Nach-wuchshoffnung im Marathon ein bä-renstarkes Rennen abgeliefert, „obwohl heute so viel daneben gelaufen ist“. Die erste Hälfte hatte er, gut bewacht von seinen Tempomachern, flüssig und pro-blemlos, vielleicht etwas zu aggressiv, unter dem Jubel Zehntausender von begeisterten Zuschauern hinter sich ge-bracht. Doch völlig überraschend und ungeplant verließ ihn bereits bei km 26 der letzte Tempomacher. Pfeiffer, der zu diesem Zeitpunkt bereits einen komfor-tablen Vorsprung von mehreren Minu-ten auf seine Verfolger herausgelaufen hatte, kämpfte nun kilometerlang allein. Das kostete bei den ungünstigen Wind-verhältnissen an diesem spätsommer-lich warmen Herbstsonntag in der Köl-ner Innenstadt enorm viel Kraft. Zudem waren an zwei Verpflegungsstationen seine persönlichen Flaschen mit Elekt-rolyten nicht auffindbar gewesen. „Mir ging es einfach nur noch schlecht.“ Doch der willensstarke Athlet kämpfte sich bravourös ins Ziel. Bei der Ankunft des Zweit- und Drittplatzierten, Erik Hille von der LG Regis Regensburg sowie Phil-ippe Gillen aus Luxemburg, klatschte Pfeiffer strahlend Beifall. Er will sich jetzt erst einmal eine Auszeit nehmen und im Frühjahr die Olympianorm erneut an-greifen.

NACH HENDRIK KAM DEBBIEViel Beifall, nach Veranstalteranga-

ben „einem Lautstärkerekord“, gab es auch für das famose Marathon-Debüt von Debbie Schöneborn. Bei 2:31:18 h blieb die Uhr für die aus dem Rheinland stammende Athletin stehen. Eine Zeit

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Köln Marathon Was lief

Deutsche Sieger allein im WindEr kämpfte, er litt und er gab alles, um auch auf den letzten km des Kölner Mara-thons noch ein starkes Rennen zu absolvieren und ein entsprechendes Resultat zu erzielen. Viele andere Athleten wären in dieser Situation wohl ausgestiegen. Kurz hinter der Ziellinie nach 2:15:19 h ging Hendrik Pfeiffer zu Boden, blieb minu-tenlang mit schmerzverzerrtem Gesicht liegen. Doch die deutsche Marathonhoff-nung von der TV Wattenscheid 01 kam rasch wieder zu Kräften.

von unter 2:35 h hatte sich die für die LG Nord Berlin startende Läuferin vorge-nommen. Mit ihrer Siegerzeit blieb die Schwester der Olympiasiegerin Lena Schöneborn nicht nur fulminant über den selbst gesteckten Erwartungen, sondern schrammte zudem nur relativ knapp an der IAAF-Olympianorm (2:29:30 h) vor-bei. „Ich hatte die Zeit immer im Blick, aber ab km 37 bekam ich Wadenkrämpfe und bin vorsichtiger gelaufen, weil jeder Schritt weh getan hat“. Da habe sie an die vielen Warnungen vor dem ,Mann mit dem Hammer‘ denken müssen, die ihr im Vorfeld ihres Debüts zugegangen waren. „Doch unterm Strich lief es vom Start bis ins Ziel weitestgehend stabil.“

Ähnlich wie Hendrik Pfeiffer lief auch Debbie Schöneborn ein einsames Ren-nen. Die erste Hälfte rannte die ange-hende Humanmedizinerin gut abge-schirmt in einer Männergruppe. Doch bei km 21 verabschiedete sich „für mich völlig überraschend mein letzter Tempo-macher“. Dies bekam, wie die Sportlerin im Ziel berichtete, ein ihr unbekannter Marathonläufer mit, der dann in die Bresche gelaufen ist. „Der kam plötzlich und sagte, dass er jetzt nicht mehr sein Rennen läuft, sondern mich noch etwa 7 km ziehen wird – einfach großartig!“ Doch danach war die 25-Jährige endgül-tig allein. „Die Zuschauer und die viele Karnevalsmusik an der Strecke haben mir riesig geholfen.“ Einst war die Lo-

kalmatadorin in Köln in einer Schulmarathon-Staffel mitge-laufen, nun absolvierte sie die gesamte Distanz – als Siegerin und insgesamt Viertplatzierte.

Eine der ersten Gratulantin-nen im Ziel war Konstanze Klos-terhalfen. Die frisch gebackene Bronzemedaillen-Gewinnerin über 5.000 m der kürzlich been-deten Leichtathletik-Weltmeis-terschaften in Doha hatte sich im Zielbereich eingefunden und insbesondere die Frauen auf der Langdistanz beobachtet. „Ich kann mir gut vorstellen, später

Debbie Schöneborn war die positive Überraschung des köln-marathons. nach ihrem debüt-sieg in 2:31:19 h ist die Olym-pianorm für Tokyo bzw. neuerdings Sapporo 2020 in Sicht.

Die Hasen von Hendrik Pfei�er warfen frühzeitig die Flinte ins Korn. Zu schwach oder zu schlecht bezahlt? Allein auf weiter Flur mit Riesenvor-sprung war für den Wattenscheider der Weg zur Olympianorm von 2:11:30 h zu weit. Pfei�er siegte in 2:!5:19 h.

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Hinter Frodeno und Haug kamen im diesjährigen Rennen ein hart umkämpfter dritter Platz durch

Sebastian Kienle und ein starker vierter Rang für Debütantin Laura Philipp hinzu. Dies bedeuten die 28. und 29. deutsche Männer-Podestplatzierung bei den letz-ten 24 Austragungen. Erfreulich hoch war das deutsche Medieninteresse, das diesmal auch im Vorfeld groß berichte-te und den historischen Doppel-Coup auch im Nachgang gebührend würdig-te. Die verbesserte TV-Berichterstattung in der ARD war diesmal noch vor dem Marathon eingestiegen und präsentier-te mit Co-Moderator Andreas Raelert und Siegerinterview mit Jan Frodeno eine lobenswerte Livesendung.

Jan Frodeno hatte die letzten Kilo-meter endlich einmal genießen können und trotzdem sprang ein neuer Stre-ckenrekord dabei heraus. Die Dominanz des 38-Jährigen mit am Ende mehr als

Laufmagazin SPIRIDON 11-12/19 91

„Annjan“ mit historischem Doppelsieg

Am Schluss des Radfahrens machte Jan Frodeno Dampf.

Von Christian Werth

Aus deutscher Sicht war es ein geschichtsträchtiger Tag auf Kona, an den man sich wohl noch lange zurückerinnern dürfte. Der erste deutsche Hawaii-Doppel-sieg durch Jan Frodeno und Anne Haug war ein Spektakel. So drücken deutsche Eisenathleten dem Rennen von Jahr zu Jahr mehr ihren Stempel auf und domi-nierten - nach jahrelanger männlicher Vormachtstellung - nun sogar in beiden Ent-scheidungen. Der Triumph durch Anne Haug war der erste einer deutschen Frau. Die Braunschweigerin Nina Kraft war zwar 2004 als Erste ins Ziel gelaufen, jedoch nachträglich wegen EPO-Dopings disqualifiziert worden. Bei den Männern war es nach Sebastian Kienle, zweimal Jan Frodeno und zweimal Patrick Lange der sechste deutsche Sieg hintereinander und der neunte seit 2004, womit man die klar erfolgreichste Ironman-Nation ist. Seit 2004 gab es abgesehen von dem 2013-Sieger Frederik van Lierde aus Belgien ausschließlich deutsche oder australische Sieger.

Hawaii Triathlon-Magazin

8 min Vorsprung war so groß, dass sein Sieg schon zu einem frühen Zeitpunkt des Marathons so gut wie feststand. Hinzu kam, dass „Frodo“ endlich ein-mal verletzungsfrei blieb und - ganz im Gegensatz zu seinen bisherigen beiden Siegen - diesmal bis zum Ziel ohne Pro-bleme durchkam. Während er vor zwei Jahren verletzungsbedingt ausgestie-gen war bzw. sich nur noch unter ferner liefen ins Ziel quälte, hatte er im Vorjahr wenige Tage vor dem Rennen wegen ei-ner Stressfraktur in der Hüfte absagen müssen.

STRECKENREKORD FRÜH IM VISIERBereits zu Beginn des Marathons

hatten Frodenos Betreuer neben dem Vorsprung auf die Konkurrenz auch sein Polster auf den letztjährigen Stre-ckenrekord Patrick Langes zugerufen. Den hatte er neben seinen Siegambitio-nen ganz bewusst ins Visier genommen und war damit erfolgreich den Gegen-

beweis zur weit verbreiteten Experten-meinung angetreten, dass Langes bei historisch guten Bedingungen erzielte Fabelzeit noch viele Jahre als Rekord bestehen bliebe. Die neue Bestmar-ke ist umso höher einzustufen, als die Radfahrbedingungen bei weitem nicht so gut wie im Vorjahr waren, als nahezu Windstille herrschte und man im Schnitt 5 min schneller fuhr. Überhaupt war die Genugtuung, nach großen Verletzungs-rückschlägen zurückgekehrt zu sein und es mit 38 Jahren doch noch einmal allen gezeigt zu haben, beim neuen Dreifach-Weltmeister riesengroß. Nach einer makellosen Saison, bei der wie schon im Vorjahr der Frankfurt-Sieg he-raussprang, bewies Frodeno zugleich, dass man nicht nur zu einem bestimm-ten Zeitpunkt der Saison in perfekter Ironman-Form sein kann. So waren die Frankfurt-Sieger der vergangenen Jah-re auf Hawaii zumeist hinter den Erwar-tungen zurückgeblieben, während die letzten Hawaii-Champions wie zuletzt Lange zuvor stets eine eher schwache Saison hinter sich gebracht hatten. Für 2008-Olympiasieger Frodeno war es der insgesamte fünfte WM-Titel, denn auch auf der 70.3-Distanz war er bereits zweimal Titelträger 2015 und 2018.

Aus deutscher Sicht hatte es abermals gleich mehrere Sieganwärter gegeben. Während bei Dominator Jan Frodeno an diesem Tag durchweg alles wie am Schnürchen lief, zeigte 2014-Sieger Se-bastian Kienle bei seinem dritten Rang eine tolle kämpferische Leistung. Mit Vorjahressieger und Streckenrekord-In-haber Patrick Lange sowie Roth-Sieger Andreas Dreitz mussten zwei deutsche Vertreter in verheißungsvoller Position liegend zu Beginn des Radparts aufge-ben. Vor allem Patrick Lange hatte mit einem für seine Verhältnisse überra-schend starken Schwimmpart brilliert. So war er rund 3 min schneller als im Vorjahr und in direkter Schlagdistanz zur Spitze um Frodeno aufs Rad gestiegen. Hier kam jedoch nach 65 km das bittere Aus, als ihn plötzlich ein Schwindelan-fall ereilte, nachdem er der Spitze nicht mehr folgenden konnte und zurückge-fallen war - wohl als Folge eines Infekts. Nach dem Rennen wurde bekannt, dass er in der Vornacht sogar Fieber gehabt hatte. Dass Lange eine schlechte Saison hingelegt hatte, in Frankfurt nach Pan-ne und Magenproblemen aussteigen musste und auch bei der 70.3-WM als 22. enttäuschte, musste im Vorfeld ei-gentlich noch nichts heißen - so waren die Vorleistungen im letzten Jahr ähn-lich schwach ausgefallen. Diesmal war jedoch für den 34-Jährigen noch er-schwerend hinzugekommen, dass sei-ne Frau wenige Wochen zuvor schwer mit dem Rad gestürzt war und dass sein Trainer Faris Al-Sultan nicht mit in die USA einreisen durfte.

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Bei Sonnenschein und blauem Himmel stellten sich rund 200 Läuferinnen und Läufer dem Star-

ter. Von der Hochfellnbahn führte die an-spruchsvolle Strecke vorbei an der Mit-telstation und Bründlingalm zum Ziel knapp unterhalb des Hochfelln-Gipfels.

Bei den Männern sah es zunächst nach einem Zweikampf zwischen Petro Mamu und seinem eritreischen Lands-mann Filmon Abraham aus. Bis km 6 liefen die beiden zusammen, danach forcierte Mamu das Tempo und lief sei-nem Landsmann davon. Mamu siegte in 43:41 min. Für Mamu war es der vier-te Sieg in Bergen. „Ich wollte gewinnen, das war mein Ziel.“ Filmon Abraham, der im nahegelegenen Traunstein lebt und für die LG Rupertiwinkel startet, belegte in 43:55 min den zweiten Platz. Damit ge-lang ihm erstmals der Sprung aufs Sie-gerpodest. „Dass ich gegen Petro keine Chance hatte war mir klar, daher bin ich mit dem zweiten Platz sehr zufrieden“, so Abraham, der in dieser Saison den Großglocknerlauf gewonnen hat und in der Weltcup-Zwischenwertung, vor dem letzten Lauf auf Platz zwei stand. Dritter wurde Timotej Becan (Slowenien) vor Jan Janu (Tschechien). Jonas Lehmann (TuS Heltersberg) und Marc Schulze (Running Citylauf Dresden) belegten als beste Deutsche die Plätze 7 und 8.

Da die Berglauf-Weltmeisterin von 2017 und 2018, Lucy Wambui Murigi (Kenia) wegen einer Verletzung kurzfris-tig abgesagt hat, fiel die alleinige Favo-ritenrolle an Andrea Mayr. Und sie wur-de, wie so oft, dieser gerecht und siegte in 49:51 min. Nach 2008 lief sie zehn Mal beim Hochfelln-Berglauf und been-dete den Lauf zehn Mal als Siegerin.

„Als ich 2008 zum zweiten Mal nach Bergen fuhr, hatte ich noch schlechte Erinnerungen an den Hochfelln-Berg-lauf. Bei der WM 2000 belegte ich nur Platz 36. Ab 2008 begann ich mit dem noch heute gültigen Streckenrekord (Anmerkung:47:28) meine Siegesserie“, so die nun zehnfache Hochfelln-Berg-lauf-Siegern. „Die Zeit spielte heute für mich keine Rolle. Ich hatte gar keine Uhr an, ich wollte den Lauf einfach nur genießen. Einen so bedeutenden Lauf

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46 .Internationaler Hochfelln-Berglauf Was lief

Andrea wollte „die Zehn“ genießenVon Winfried Stinn (Text und Fotos)

Beim 46. Internationalen Hochfelln-Berglauf des SC Bergen war die Österreicherin Andrea Mayr der Top-Star. Die mehrfache Welt- und Europameisterin erreichte auf der 8,9 km langen Strecke mit einem Höhenunterschied von 1.074 m nach 49:51 min zum zehnten Mal als Siegerin das Ziel unterhalb des 1.674 m hohen Hochfelln-Gipfels. Bei den Männern gewann der Berglauf Weltmeister von 2012 Petro Mamu aus Eritrea zum, vierten Mal. Mit Andrea Mayr und Petro Mamo setzten sich die Favoriten durch.

zehn Mal zu gewinnen, macht mich na-türlich stolz. Beim Hochfelln-Berglauf stimmt einfach alles, ein einmaliges Panorama, eine gute Stimmung, tolle Atmosphäre und gute Organisation“, führte die erfolgreiche Sportlerin weiter aus.

Mit einem Rückstand von rund drei-einhalb Minuten kam, wie schon beim Kitzbühelerhorn-Berglauf Sintayehu Kibebo aus Äthiopien auf Platz 2. „Ge-gen Andrea Mayr habe ich mir keine Chance ausgerechnet, deshalb muss ich mit Platz zwei zufrieden sein. Es war ein sehr harter Lauf“, so die Äthiopierin. Dritte und beste Deutsche wurde die mehrfache Medaillengewinnerin bei WM und EM der Juniorinnen Sarah Kistner in 54:18 min. „Mit dem dritten Platz bin ich sehr zufrieden, mit der Zeit nicht, da war ich vor zwei Jahren um einiges schneller“, sagte Sarah Kistner, die bei der deutschen Berglaufmeister-schaft in Breitungen/Thüringen auf eine mögliche Titelverteidigung verzichtet hatte. „Mir waren zu viele und zu lan-ge Abwärtspassagen auf der Strecke. Da ich erst seit einigen Wochen wieder verletzungsfrei bin, wollte ich nichts ris-kieren“. Auf Platz vier kam Melanie Noll (TuS 06 Heltersberg) vor Waltraud Ber-ger (TG Salzachtal) und Nadia Dietz (LG Brandenkopf).

Diesmal gehörte der Hochfelln-Ber-glauf nicht zum Berglauf Weltcup. Das „Nein“ der Bergener zeichnete sich schon im Anschluss des vergange-nen Hochfelln-Berglaufes ab. Jürgen Schmid, der 1. Vorsitzende des SC Ber-gen dazu: „Ausschlaggebend für unse-re Entscheidung war die Terminkollision mit der Masters-Weltmeisterschaft und unser Wille, an unserem angestamm-ten Termin festhalten zu wollen. Für uns ist es nicht machbar und zum Teil auch ärgerlich, wenn bis zum Lauf immer wieder Neuerungen und Änderungen kommen und Regularien, z.B. um die Preisgeldstaffelung, diskutiert werden. Das alles sollte frühzeitig feststehen.“ Doch von einem endgültigen Aus kann keine Rede sein. „Wenn der Berglauf-weltverband uns rechtzeitig endgültige und auch akzeptable Regularien vorlegt, werden wir gerne in die Verhandlungen einsteigen.“

Mit Nr.1 zum ersten Sieg. Petro Mamu

Mit Nr. 10 zum ersten Sieg. Andrea Mayr

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SPIRIDON-Laufschuhtest (Alle Kategorien - Vorschau auf 2020) Rat und Tat

// Laufmagazin SPIRIDON 11-12/19

Asics Gel-Cumulus 21 Empf. Verkaufspreis: 139,95 EUR (Damen- und Herrenmodell)Größen: 7 – 13, 14, 15 (m), 6 – 12 (w)Gewicht: 295 g (m); 240 g (w) Laufschuhtechnologie: FlyteFoam Mittelsohle; Gel-Elemente im Vor- und Rückfuß; 10 mm Sprengung

Der Cumulus ist jetzt in der 21. Au�age auf dem Markt. Der Sohlenbereich beim neuen Update blieb im Wesentlichen unverändert. Der Kunststo�mix aus FlyteFoam Lyte und FlyteFoam Propel sowie den Gel-Kissen im Vor- und Rückfuß bewirkt komfortables Laufen, etwa eine Stufe unter dem Niveau der Modelle Nimbus und Kayano aus gleichem Hause. Der überarbeitete Schaft mit Jacquard-Mesh sorgt für guten Luft-austausch. Der Cumulus erweist sich nach wie vor als ein zuverlässiger Allrounder.Testläufer: „Der Cumulus war stets und ist es noch: ein solider, zuverlässiger Laufpartner“. - Testläuferin: „Mit gefällt der Cumulus, er dämpft und gibt guten Halt“. Für Läufer/innen mit neutralem Fuß-aufsetzverhalten, die einen gut gedämpften, komfortablen Allrounder suchen.

Komfortables Laufen „Gesundheit und Fitness“ * * * *Hohe TrainingsumfängeZielrichtung „Wettkampf“ * * * *Wettkampfeinsatz * * *Vorfußläufer * * * * *Mittelfußaufsetzer * * * *

Fersenläufer * * * *Überpronierer * *Leichtere Läufer * * * *Schwerere Läufer * * * *Straße, Asphalt; Ebene Flächen * * * * *Gelände; unebene Wege; Wald* *Orthopädische Einlagen * * *

Asics Gel -Kayano 26 Empf. Verkaufspreis: 179,90 EUR (Damen- und Herrenmodell)Größen: 8 – 14, 15, 16 (m); 6 – 12 (w), Gewicht: 315 g (m); 275 g (w)Laufschuhtechnologie: Mittelsohle aus FlyteFoam; DYNAMIC – DUOMAX-Stützelement; Gel-Dämpfungssystem; 10 mm Sprengung

Ein Klassiker unter den Stabilschuhen: der Kayano - nunmehr in 26. Au�age. Er bleibt in der bewährten Tradition: DUOMAX-Stütze, feste Mittelfußbrücke, Fersenspange, Guidance-Line, steife Sohle .Die Kayano-Anhänger erfreut es. Das neue elastische Obermaterial aus Jacquard-Mesh steht für gute Fußbelüftung und optimierte Passform. Der Ladenpreis ist seit Jahren unverändert. Testläufer: „Bei meiner Überpronation hilft der Kayano, in der Spur zu bleiben. Er stützt sehr gut den Fuß. Ein 2-Stundenlauf über Stock und Stein – kein Problem.“ - Testläuferin: „Ein Schuh, der mich rundum überzeugt. Überraschend anders, überraschend gut! Der Mercedes unter den Laufschuhen!“ Für schwerere und/oder größere Läufer mit neutralem Fußaufsetz-verhalten sowie Läuferinnen und Läufer mit Pronationsproblemen.

Komfortables Laufen „Gesundheit und Fitness“ * * * * *Hohe TrainingsumfängeZielrichtung „Wettkampf“ * * * * *Wettkampfeinsatz * *Vorfußläufer * *Mittelfußaufsetzer * * * *

Fersenläufer * * * * *Überpronierer * * * * *Leichtere Läufer * * *Schwerere Läufer * * * * *Straße, Asphalt; Ebene Flächen * * * * *Gelände; unebene Wege; Wald * * *Orthopädische Einlagen * * * *

10 neue Laufschuhe zum Jahresende 2019Von Prof. Dr. Alexander Weber (Text und Fotos)

* * * * * sehr gut geeignet * * * * gut geeignet * * * geeignet * * weniger gut geeignet * bedingt geeignet

Bis vor wenigen Jahren präsen-tierten die Laufschuhhersteller ihre Neuheiten gewöhnlich im Frühjahr. Dieser Usus ist passé. Neue Model-le, ob als Neukonstruktion oder als Update, werden unabhängig von Konjunkturzyklen das ganze Jahr über angeboten und beworben. Wir Laufschuhtester haben uns diesem Trend längst angepasst, berichten über unsere Testbeobachtungen in zeitlich kürzeren Abfolgen.

Was bietet der Laufschuhmarkt derzeit an spektakulär Neuem? Eine Reihe besonders interessierter Läu-ferinnen und Läufer an dieser Frage hat da möglicherweise etwas über den fulminanten Rekordlauf auf der Marathonstrecke gelesen. Über den der Ausnahmeläufer Eliud Kipchoge aus Kenia, der kürzlich diese Distanz in einer Zeit unter 2 Stunden (genau: 1:59:40) absolviert hat. Und zwar in einem Nike-Schuh, einem Prototyp des Modells Vapor�y Next %,dem

Update des Vapor�y 4 %. Diesen Schuh erprobte Kipchoge bereits in Monza (beim Unter-2-Std.- Versuch). Seither �ndet das neue Nike-Modell großes Aufsehen, weckt Begierden auch und gerade bei ehrgeizigen Langstreckenläufern aller Alters-klassen. Das Besondere an diesem neuen Nike-Schuh, der bislang nur in Form von Prototypen existiert, besteht kurz in Folgendem: Die Mit-telsohle ist dreischichtig aufgebaut. Sie besteht aus drei Platten (Kar-bonfaser?) mit dazwischen liegen-den Klammern, die von Strängen („tensile strands“) durchzogen sind. Werden die Kammern, in denen sich die Flüssigkeit be�ndet, zusammen-gedrückt und die Stränge unter Zug gesetzt, verändern die Kammern ihre Form. Was genau nun ist de-ren Funktion bezüglich Dämpfung, Stabilität, Energierückgewinnung? Diese Frage bleibt o�en, kann beim derzeitigen Kenntnisstand (noch)

nicht genau beantwortet werden. Nike hat die Neukonstruktion als Pa-tent angemeldet. Es bleibt abzuwar-ten, ob und wann der neue Schuh in Serie geht.

Der vorliegende SPIRIDON-Lauf-schuhtest stellt eine Auswahl von zehn neuen Modellen dar. Die eine Hälfte besteht aus 5 Neuau�agen, die andere aus 5 brandneuen Mo-dellen. Zu letzteren zählen: die Trails Wave Rider TT von Mizuno und der Sense Ride 3 von Salomon – beide auch deshalb von besonderem In-teresse, weil sie sich als Allrounder erweisen. Sie sind sowohl trailtaug-lich als auch für den Straßenlauf gut geeignet.

Insgesamt repräsentiert dieser Schuhtest eine Mischung von Lauf-schuhen aller gängigen Kategorien - von Stabil bis Light. Möge er mit dazu beitragen, die Entscheidung über den Erwerb des individuell rich-tigen Laufschuhs zu erleichtern.

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Der Weg ins Ziel schien mit je-dem Schritt länger und länger zu werden. Miriam Zirk war

müde, unendlich müde. „Die ersten 15 Kilometer waren ein wahres Vergnü-gen. Ab Kilometer 25 wurden die Beine immer schwerer, dann musste ich nur noch kämpfen.“ Doch die Marathon-Amazone ist heil durchgekommen. Mit 2:44:31 h zauberte sie in Münster vor heimischer Kulisse eine neue PB aufs Pflaster und schaffte den Sprung in die deutsche Top Ten.

„Zum Schluss habe ich den Kopf ausgeschaltet.“ Ihre blonden Haare wa-ren vom Schweiß verklebt. Auf ihrem Gesicht lagen der Staub der Straße und die Erschöpfung. Miriam Zirk war geschafft. Als David Schönherr, Klub-kollege von den Laufsportfreunden Münster, ihr ein Handtuch reichte, griff sie sofort zu und meinte „Das war hart. Knüppelhart.“

Die 26-Jährige aus dem nahen Sen-denhorst, einer Kleinstadt im Kreis Wa-rendorf, hatte ihren Traum erfüllt. „Ich wusste, dass ich gut drauf war“, keuchte sie mit leiser Stimme, „und jetzt bin ich total happy.“ Ihr Traum von einer Zeit unter 2:45 h war wahr geworden. Ihre alte PB stand bei 2:46:56 h, aufgestellt im April in Düsseldorf.

Als ihr Flüssigkeitspegel wieder aufgefüllt war, dachte sie an ihr Mara-thondebüt an gleicher Stätte: „Ganz so anstrengend hatte ich die Strecke hier in Münster gar nicht in Erinnerung.“ Da-mals finishte sie in 3:43 h, nun war sie fast 1 h schneller auf den Beinen.

Schritt für Schritt hat sie sich in die nationale Spitze vorgeschoben. 17 Jah-re jung war sie, als alles angefangen hat. „Mit einer Freundin drehte ich mei-ne Runden, zunächst nur einmal die Woche“, blickte sie zurück, „das berei-tete mir riesig Spaß.“ Ihre ersten 800-m-Läufe machten Lust auf mehr. „Dann habe ich das Pensum gesteigert und wurde immer schneller.“ Und immer er-folgreicher: 2018 bei der DM in Düssel-dorf wurde sie Marathon-Mannschafts-meisterin mit der LG Region Landshut, ihrem Ex-Verein. Mit Regina Högl und Elisabeth Jensen feierte Miriam Zirk, DM-Sechste in 2:48:52 h, den Titelge-winn, und dieses erfolgreiche Trio wur-de hinterher zum Team des Jahres im Bezirk Niederbayern gekürt.

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Porträt Miriam Zirk Was lief

„Knüppelhart“ - aber Bestzeit

Mittlerweile trägt Miriam Zirk den weiß-roten Dress von LSF Münster.

Nach ihrem Studium der Sportwis-senschaften an der TU München ist Zirk in die Heimat zurückgekehrt und seit Oktober 2018 Lehrkraft an der Westfä-lischen Wilhelms-Universität (WWU) Münster. für Bewegungswissenschaft. Derzeit feilt sie an ihrer Doktorarbeit und hat noch genügend Freiraum für ein strammes Trainingsprogramm, das Marcel Reinold, ihr engagierter Coach, ausgetüftelt hat.

Die Power-Frau rennt stets mit den flotten Männern aus Münster. „Die sind verdammt gut. Da muss ich mich kräftig ins Zeug legen, um deren Tem-po zu halten.“ Das spornt sie an, treibt sie vorwärts. „Wer weit kommen will, muss sich quälen.“ Münster war ihr neunter und auch ihr bester Marathon. Mit 2:44:31 h und 2.000 € Preisgeld als beste Deutsche in Münster wurde sie reich belohnt für den hohen Trainings-aufwand.

Neben langen Dauerläufen in wech-selndem Tempo, Intervallen auf der Bahn, Übungen zur Koordination und Stabilisation stehen auch alternative Sportarten wie Radfahren und Schwim-men auf ihrem Trainingsplan. „Als Ma-rathonläuferin“, betonte Miriam Zirk, „muss man echt viel investieren.“ Doch ihr macht die Plackerei nichts aus. Denn sie läuft für ihr Leben gern, je länger, umso lieber. Ulrich Hörnemann

Steckbrief Miriam Zirk

* 1992 in Sendenhorst/Westfalen Beruf: SportwissenschaftlerinVerein: Laufsportfreunde MünsterBestzeiten:3000 m 10:23,78 Karlsfeld 20175000 m 17:54,87 Karlsfeld 201710 km Straße 35:05 Berlin 2019Halbmarathon 1:18:36 Münster 2019Marathon 2:44:31 Münster 2019 Titel: deutsche Mannschaftsmeisterin Marathon 2018 mit der LG Region Landshut

Miriam Zirk im Interview nach ihren 2:44:31 von Münster und während des Marathons. Fotos: Hörnemann

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Weltranglisten Bahnlauf 2019 Was lief

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Gesa und Konstanze statt Ingebrigtsen

MÄNNER:800 m:1:41,89 Nijel Amos, BOT Monaco1:42,34 Donavan Brazier, USA Doha1:42.54 Ferguson Rotich, KEN Monaco1:43,11 Timothy Cheruiyot, KEN Nairobi1:43.47 Amel Tuka, BIH Doha1:43,48 Wyclife Kinyamal, KEN London1:43,51 Brandon McBride, CAN Zürich1:43,69 Emmanuel Korir, KEN Zürich1:43,70 Michael Saruni, KEN Monaco1:43,74 Marcin Lewandowski, POL London(10)1:43,83 Wesley Vazquez, PUR Paris1:43,90 Corneliua Tuwei, KEN London1:43,94 Clayton Murphy, USA Zürich1:44,25 Marco Arop, CAN Lima1:44,25 Bryce Hoppel, USA Doha1:44,33 Abubaker Abdalla, QAT Doha1:44,38 Ayanleh Souleiman, DJI, Barcelona1:44,42 Collins Kipruto, KEN Rovereto1:44,50 Jomathan Ktilit, KEN Narobi1:44,50 Alfred Kipketer, KEN Madrid(20)1:45,22 (40) Marc Reuther, GER Mannheim1:46,75 (121) Robert Farken, GER Göteborg1:47,44 (179) Julius Lawnik, GER Mannheim1:47:58 (193) Timo Benitz, GER Mannheim1.500 m:3:28,77 Timothy Cheruiyot, KEN Lausanne3:30,16 Jakob Ingebrigtsen, NOR Lausanne3:30,58 Ronald Musagala, UGA Monaco3:30,62 Charlie Da`Vall Grice, GBR Monaco3:30,66 Ayanleh Souleiman, DJI Paris

3:30,82 Filip Ingebrigtsen, NOR Lausanne3:31,38 Taou�k Makhlou�, ALG Doha3:31,39 Samuel Tefera, ETH Lausanne3:31,45 Bethwell Birgen, KEN Paris3:31,46 Marcin Lewandowski, POL Doha(10)3:31,49 George Manangoi, KEN Monaco3:31,64 Abdelaati Iguider, MAR Paris3:31,81 Stewart McSweyn,AUS Monaco3:31;87 Jake Wigthman, GBR Doha3:32,21 Elijah Mangoi, KEN Doha3:32,52 Josh Kerr, GBR Doha3:32,72 Ronald Kwemoi, KEN Doha3:32,81 Matthew Centrowiz, USA Doha3:33,11 Rabii Doukkana, FRA Paris3:33,21 Vincent Kibet, KEN Doha(20)3:36,29 (50) Amos Bartelsmeyer, GER Seattle3:37,46 (76) Sam Parsons, GER Portland 3:38,98 (131) Marius Probst, GER Dordegem 3:39,02 (133) Karl Bebendorf, GER Dessau3:40,19 (192) Marvin Heinrich, GER DessauMeile:3:49,45 Samuel Tefera, ETH London3:49,60 Filip Ingebrigtsen, NOR Palo Alto3:50,49 Timothy Cheruiyot, KEN Palo Alto3:51,22 Ayanleh Souleiman, DJI Palo Alto3:51,30 Jakob Ingebrigtsen, NOR Palo Alto 3:53,33 (16) Amos Bartelsmayer, GER London3.000 m:7:32,17 Selemon Barega, ETH Oslo7:33,26 Joshua Cheptegei, UGA Oslo7:34,85 Nicholas Kimeli, KEN Oslo 7:36,85 Henrik Ingebrigtsen, NOR Oslo7:37,37 Birhanu Balew, BRN Oslo(5)

7:43,62 (18) Julien Wanders, SUI Luzern7:43,43 (19) Sam Parsons, GER Luzern5. 000 m:12:52,98 Telahun Bekele, ETH Rom12:53.04 Selemon Barega, ETH Rom12:54,92 Hagos Gebrhewit, ETH Rom12:56,26 Birhanu Balew, BRN Rom12:56,48 Abadi Hadis, ETH Rom12:57,41 Joshua Cheptegei, UGA Zürich12:57,90 Nicholas Kimeli, KEN Hengelo12:58,10 William Kincaid, USA Beaverton12:58,16 Mohammed Ahmed, CAN Rom12:58,85 Muktar Edris, ETH Doha(10)13:00,13 Lopez Lomong, USA Beaverton13:00,39 Matthew Centrowitz,USA Beaverton13:00,56Yomif Kejelcha, ETH Lausanne13:02,03 Jakob Ingebrigtsen, NOR London13:02,08 Solomon Berihu, ETH Hengelo13:03,08 Jacob Krop, KEN Doha13:03,19 Edward Pingua, KEN Rom13:04,44 Edward Cheserek, KEN Hesden13:04,60 Paul Chelimo, USA Doha13:05,21 Stanley Mburu, KEN Heusden(20)13:13,84 (41) Julien Wanders, SUI Lausanne13:14,43 (43) Richard Ringer, GER Heusden13:22,32 (76) Sam Parsons, GER Palo Alto13:22,52 (77) Amanal Petros, GER Heusden13:34,16 (159) Florian Orth, GER Heusden

3.000 m Hindernis:8:01,35 Conseslus Kipruto, KEN Doha8:01,36 Lamecha Girma, ETH Doha8:03,76 Sou�ane El Bakkali, MAR Doha8:05,12 Benjamin Kigen, KEN Monaco8:05,21 Getnet Wale, ETH Doha8:05,23 Djilali Bedrani, FRADoha8.05,69 Fernando Carro, ESP Monaco8:05,72 Abraham Kibiwot, KEN Monaco8:06,48 Chala Beyo, ETH Rabat8:08,41 Hillary Bor, USA Doha(10)8:08,61 Leonard Bett, KEN Doha8:09,50 Takele Nigate, ETH Monaco8:11,15 Stanley Kebenei, USA Doha8:11,26 Lawrece Kipsang, KEN Nanjing8:11.47 Nicholas Bett, KEN Monaco8:12,29 Albert Chemutai, UGA Monaco8:12,47 Andrew Ayer, USA Doha8:12,89 Mohamed Tindouft, MAR Rabat8:12,93 Barnabas Kiopyego, KEN Nanjing8:13,12 Matthew Hughes, CAN Doha(20)8:26,79 (56) Martin Grau, GER Doha8:27,52 (62) Karl Bebendorf, GER Pfungstadt8:38,39 (149) Patrick Karl, GER Berlin8:41,04 Johannes Motschmann, Jacksomville

10.000 m:26:48,36 Joshua Cheptegei, UGA Doha,26:48,95 Hagos Gebrehiwet, ETH Hengelo26:49,34 Yomif Kejelcha, ETH Doha26:49,46 Selemon Barega, ETH Hengelo26:50.16 Rhonex Kipruto, KEN Stockholm26:53,15 Andamlak Belihu, ETH Hengelo26:54,39 Jemal Mekonnen, ETH Hengelo26:55,36 Rodgers Kwemoi, KEN Doha26:56,46 Abdi Hadis, ETH Hengelo26:59,35 Mohammed Ahmed, CAN Doha(10) 27:00,73 Berehanu Taegu, ETH Hengelo27:02,26 Solomon Berihu, ETH Hengelo

27:04,72 Lopez Lomong, USA Doha27:10,76 Yemaneberhan Crippa, ITA Doha27:17.29 Julien Wanders, SUI Hengelo27:18,10 Tamirat Tola, ETH Hengelo27:22,89 Abdalla Mande, UGA Hengelo 27:23,49 Mogos Tuemay, ETH Hengelo27:24,09 Vincent Kibet, KEN Hengelo27:24,74 Shadrack Kipchirchir, USA Doha(20) 27:52,25 (50) Amanal Petros, GER London28:27,11 (157) Sebastian Hendel, GER London28:28,89 (169) Richard Ringer, GER Essen

FRAUEN:800 m: 1:54,98 Caster Semenya, RSA Doha DL*1:57,72 Ajee Wilson, USA Des Moines1:57,75 Francine Niyonsaba, BDI Doha DL*1:57,90 Natoya Goule, JAM Monaco 1:58,04 Halimah Nakaayi, UGA Doha WM1:58,18 Raeveyn Rogers, USA Doha WM1:58:19 Hanna Green, USA Des Moines1:58,42 Laura Muir, GBR Monaco1:58,61 Lynsey Sharp, GBR London 1:58,78 Catriona Bisset, AUS London(10)1:58,79 Jackline Wambui, KEN Nairobi1:58,83 Winnie Wambui, KEN Nairobi1:58,99 Eunice Sum, KEN Nairobi1:59,00 Nelly Jepkosgei, BRN Doha DL 1:59,04 Rosemary Almanza, CUB Goleniew1:59,13 Olha Lyakowa, UKR Paris1:59,23 Emily Tuei, KEN Nairobi1:59,25 Habitam Alemu, ETH Palo Alto1:59,33 Kate Grace, USA Paris(20)

Auf der Bahn gab es 2019 auf den Mittel- und Langstrecken nur einen Weltrekord über die selten gelaufene Meile durch die Neu-Holländerin Sifan Hassan in 4:12,33 min, die sich dann auch den Weltmeistertitel über 1.500 m sicherte. Und weil es der Zeitplan nicht erlaubte, 5.000 m zu lau-fen, schnappte sie sich vorweg auch die 10.000 m von Doha.

Das war ein Glück für Konstanze Klosterhalfen, es fehlten über 5.000 m bei der WM neben Hassan auch die Schottin Laura Muir, die ihr bei einem „Double“ gewiss eine Medaille streitig gemacht hätten. Doch Klosterhalfen nahm als einzige starke Europäerin den Kampf mit den Afrikanerinnen auf und sicherte sich einen glänzen-den dritten Platz.

Ebenfalls Bronze errang Gesa Felicitas Krause, ein Erfolg mit einem nicht erwar-teten deutschen Rekord von 9:03,33 min, den man nicht hoch genug werten kann gegen jüngere und stärkere Gegnerinnen aus Kenia. Statt der Äthiopierinnen wie über 5.000 m und vor allem 10.000 m sind hier die US-Amerikanerinen dominie-rend. Hinter der Ausnahmeathletin Beatrice Chepkoech kam die Weltmeisterin von London, Emma Coburn, als Zweite ins Ziel. Dies ist auch die Reihenfolge der Welt-rangliste.

Auf den Mittel- und Langstrecken gab es gegenüber 2018 wenig Veränderungen in der Weltspitze. In 14 Wettbewerben waren sieben Leistungen besser und sieben schwächer als 2018. Rechtzeitig in Form gekommen sind die verletzt gewesenen Muktar Edris (Äthiopien) als wiederum 5.000-m-Weltmeister und Conseslus Kipru-to (Kenia) über 3.000 m Hindernis. Über 800 m löste der US-Amerikaner Donavan Brazier die afrikanischen Weltmeister ab. Timothy Cheruiyot aus Kenia bleibt über 1.500 m auf Kurs als Nr. 1. Und Joshua Cheptegei aus Uganda sammelt Titel als Commonweatlh-Champion, als Weltmeister im Cross und nun über 10.000 m und erneut Weltranglisten-Erster.

Medaillenlos in Doha blieb das norwegische Ingebrigtsen-Trio, das den Kampf ge-gen die Afrikaner aufgenommen hatte. Jakob Ingebrigtsent riskierte zuviel mit 1.500 m (Vierter) und 5.000 m, wo er zu früh losspurtete und nur Fünfter wurde. So blieb es von 800 m bis 10.000 m bei den einzigen Medaillen für gebürtige Europäer durch zwei deutsche Frauen, Gesa Kraus und Konstanze Klosterhalfen. Wer hätte das ge-dacht? (Siehe auch WM-Berichte in SPIRIDON 10/19. M.St.

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Laufmagazin SPIRIDON 12/18 5

Marathon-Hitparade 2019 Was lief

ⓒ SPIRIDON 2019

Ort, Datum Ges.- Läufer Frauen- Sub Teiln.-

1. Mann

1. Frau Zeit-

Note im Ziel Anteil 3:00 h Note Note

Wertung: Teilnahme-Note bis 15.000 ein Punkt pro 1.000 + Promille-Anzahl. Frauen; 1 P. pro 333 sub 3:00 h; Zeitnote max. 10.

1. Berlin (29.9.) 45,0 44.093+ 13.295 2.331/138 35,0 Kenenisa Bekele 2:01:41 ETH Ashele Bekere 2:20:14 ETH 10,0

2. Frankfurt (27.10.) 25,2 10.553- 2.363 474/52 15,7 Fikre Tefera 2:07:08 ETH Valery Aiyabei 2:19:10 KEN 9,5

3. Hamburg (28.4.) 23,2 10.001- 2.327 474/52 13,7 Tadu Abate 2:08:25 ETH Dibube Kuma 2:24:41 ETH 9,0

4. Köln (13.10.) 13,1 4.378- 1.041 88/9 5,6 Hendrik Pfei�er 2:15:19 GER Debbie Schöneborn 2:31:18 GER 8,5

5. München (13.10.) 12,4 4.226- 945 107/5 5,4 Andreas Straßner 2:28:52 GER Alexandra Morozowa 2:48:00 RUS 7,0

6. Düsseldorf (28.4.) 12,1 2,498- 503 210/23 3,6 Tom Gröschel 2:13:49 GER Anja Scherl 2:32:55 GER 8,5

7. Hannover (7.4.) 11,9 2.223+ 449 96/15 2,9 Silas Mwetich 2:09:37 KEN Racheal Mutga 2:26.15 KEN 9,0

8. Münster (8.9.) 11,4 1.730+ 374 81/10 2,4 James Barmusai 2:11:40 KEN Chalfa Negasa, 2:30:59 ETH 9,0

9. Rennsteig (18.5.) 9,9 3.144- 885 6/0 4,0 Sebastian Nitsche 2:40:27 GER Jana Baum 3:09:53 GER 6,0

13. Mainz (5.5.) 8,9 1.018+ 215 33/6 1,4 Andrzej Rogiewicz 2:21:24 POL Remulda Kergyte 2:41:39 LTU 7,5

12. Bremen (6.10.) 9,0 1.098+ 227 70/5 1,5 Fabian Fiedler 2:28:08 GER Kristina Ziemons 2:50:50 GER 7,5

10. Dresden (27.10.) 9,6 1.158+ 221 49/1 1,6 Ezekiel Koech 2:10:02 KEN Jasmin Klotz 2:58:44 GER 8,0

19. Mannheim (12.05.) 8,9 500- 19,2 % 6 2,4 Nikki Johnstone Merle Brunnee 6,5 xxx GBR, DUS 2:28:20 GER 3:01:12

10. Bodensee (6.10.) 9,5 1.116+ 278 63/3 1,5 Patrik Wägeli 2:17:51 SUI Sandra Urach 2:42:33 AUT 8,0

Laufmagazin SPIRIDON 12/18 5

Marathon-Hitparade 2019 Was lief

ⓒ SPIRIDON 2019

Ort, Datum Ges.- Läufer Frauen- Sub Teiln.-

1. Mann

1. Frau Zeit-

Note im Ziel Anteil 3:00 h Note Note

Wertung: Teilnahme-Note bis 15.000 ein Punkt pro 1.000 + Promille-Anzahl. Frauen; 1 P. pro 333 sub 3:00 h; Zeitnote max. 10.

15. Karlsruhe (22.9.) 7,6 844 169 20/0 1,1 Janik Arbogast 2:28:59 GER Gabriela Rocha 3:02:03 BRA 6,5

Laufmagazin SPIRIDON 12/18 5

Marathon-Hitparade 2019 Was lief

ⓒ SPIRIDON 2019

Ort, Datum Ges.- Läufer Frauen- Sub Teiln.-

1. Mann

1. Frau Zeit-

Note im Ziel Anteil 3:00 h Note Note

Wertung: Teilnahme-Note bis 15.000 ein Punkt pro 1.000 + Promille-Anzahl. Frauen; 1 P. pro 333 sub 3:00 h; Zeitnote max. 10.

a.K. Berlin Frauen (29.9.) 23,6 13.295 0/138 13,7 -------------------------------------- Ashele Bekere 2:20:14 ETH 10

14. Oberelbe (28.4.) 8,0 797- 162 19/1 1,0 Marcel Bräutigam 2:22:52 GER Dioni Gorla 2:56:46 GRE 7,0

16. Freiburg (7.4.) 7,5 800 148/0 32/0 1,0 Romaric Communod 2:29:29 FRA Sabine Schmay 3:04:31 GER 6,5

16. Bonn (7.4.) 7,5 817 135/0 26/0 1,0 Nikki Johnstone 2:23:06 SCO Claudia Henneken 3:16:24 GER 6,5

Hitparade 2019 Was lief

19. Mannheim (12.05.) 8,9 500- 19,2 % 6 2,4 Nikki Johnstone Merle Brunnee 6,5 96 GBR/Düss. 2:28:20 GER 3:01:12

Laufmagazin SPIRIDON 12/18 5

Marathon-Hitparade 2019 Was lief

ⓒ SPIRIDON 2019

Ort, Datum Ges.- Läufer Frauen- Sub Teiln.-

1. Mann

1. Frau Zeit-

Note im Ziel Anteil 3:00 h Note Note

Wertung: Teilnahme-Note bis 15.000 ein Punkt pro 1.000 + Promille-Anzahl. Frauen; 1 P. pro 333 sub 3:00 h; Zeitnote max. 10.

Hitparade der deutschen Marathonläufe 2019

H I T P A R A D E

hitparade.2019.indd 1 14.11.2019 10:45:51

Heft 11-12/2019

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Local hero ist ja ganz schön, aber….“ sagt Gernot Weigl vom Veranstalter runabour. Jahrelang hatte man auf

Preisgelder und Einladungen von Spitzen-läufern verzichtet und sich auf regionale Läuferinnen und Läufer konzentriert. Na-türlich konnte kommen, wer wollte. Doch nach den deutschen Meisterschaften, die hier veranstaltet wurden, ist es an der Isar ruhiger geworden. Mit dem Namensspon-sor Generali und dem Bewusstsein einer sehr attraktiven Strecke bieten sich neue Möglichkeiten, z,B, mit dem Marathon von Mailand, Hier ist der italienische Ver-sicherer Generali ebenfalls Namensspon-sor. Generali da Milano und Generali da Monaco de Bavaria klingt ja ganzgut. „Mailand ist im Mai und wir im Oktober, da kann man sich sogar gegenseitig Athleten einladen“, erläutert Weigl. Das Generali-Personal nimmt schon in hellen Scharen an der Münchner Veranstaltung teil.

Für das Bronze Label ist erforderlich, dass man einige Athleten bei Männern

16 Laufmagazin SPIRIDON 11-12/19

2020 mit Spitzenläufern Was lief

Kursschwenk beim München MarathonAndreas Straßner wird wohl nicht zumn dritten Mal den München Marathon ge-winnen, Diesmal genügten bei einem bayrisch gestimmten Rennen durch die große Runde vom und zum Olympiastadion 2:28:52 h, womit der Bayer bei wär-merem Wetter seinen Vorjahrssieg wiederholte.Diesmal vor dem Passauer Maxim Fuchs. Bei den Frauen ging es internationaler zu. Die Russin Alexandra Morosowa gewann in 2:48:00 vor der Brasilianerin Ariana da Silva. Und internationaler soll es 2020 bleiben. Denn der München Marathon macht einen Kursschwenk und will mit dem Bronze Label der IAAF internationale Elite anlocken.

und Frauen der Klasse 1-300 in der Welt-ragliste zu der Veranstaltung verp�ichtet. Die organisatorischen Anforderungen kann München gut erfüllen, „Wir begin-nen zunächst mit Bronze“, sagt Weigel, der bei einer Tagung der Label-Veranstalter in China anwesend war. In Deutschland zäh-len Berlin und Frankfurt zur Gold-Klasse.

Beim diesjährigen Lauf gab es im Ma-rathon mit 4.226 Finishern erneut einen leichten Rückgang gegenüber den Vor-jahren. O�ensichtlich hat sich nicht mehr herumgesprochen, dass München einen sehr �achen Kurs mit der grünen Lunge Englischer Garten anbietet. Seit dem Jahr 2000 steht der Streckenrekord durch den Kenianer Kite bei 2:09:45 h , und der Zwei-te lag nur 1 sec dahinter, „Unser Ziel ist es, dass 2020 der Streckenrekord gebrochen wird“ schließt der Marathon-Chef seine die Betrachtung ab.

Beim 34. Marathon in München war es zu warm. Darunter litten die Zeiten, so sehr die Zuschauer ihren Spaß hatten. An-

dreas Straßner hatte bei seinen 2:28:52 h brutto leichtes Spiel, wenn er auch hinter seiner vorjährigen Siegeszeit zurückblieb. Doch er litt unterwegs auch an Krämpfen so kurz nach der 50-km-Weltmeisterschaft, wo er mit dem deutschen Team Vizewelt-mester geworden war. Auch die Siegerin Alexandra Morozowa lief mit ihren auf der zweiten Hälfte herausgelaufenen 2:48:00

Das Läuferfeld in der Ludwigstraße Zuschauermagnet Marienplatz

Schon zum zweiten Male in Folge warf das Münchner Kindl dem Marathon-Sieger Andreas Straßner im Ziel den Lorbeer-kranz über. Fotos(3): Moses, München-Marathon

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Geoffrey Kamworor lief siegreich ins Ziel des New York Marathons und drehte nach links ab, wo Trai-

ningspartner Eliud Kipchoge ihn herzlich umarmte. 2:08:13 h waren keine große Zeit für den mehrfachen Halbmarathon-Weltmeister und seit Oktober in Kopen-hagen auch Weltrekordler über diese Distanz in 58:01 min. Doch der Stil, in dem er auf den letzten 5 km das Rennen im Kampf gegen zwei Außenseiter an sich riss, war schon imponierend. 29:01 min waren für ihn für die letzten 10 km mit dem welligen Central Park gestoppt worden.

Kamworor wiederholte seinen Erfolg von 2017 mit ähnlicher Taktik. Doch dies-mal schien er nicht nur durch seine Nike-Wunderschuhe beflügelt, sondern auch durch das Training mit Eliud Kipchoge, der ihn 2013 in Berlin am Schluss deut-

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New York City Marathon Was lief

Kamworor schlug nach Bummelei zu

Jepkosgei nah am Streckenrekord. Kamworor auf dem Weg zum Sieg. Fotos (2): He. Ste�ny

Es war nicht der Tag der Rekorde in New York. Das gute Wetter schlug am ehesten bei der Zahl der Gesamt-Finisher durch mit 53.508, darunter 22.714 Frauen. Zum fünften Mal überquerten damit mehr als 50.000 die Ziellinie nahe Tavern on The Green im Central Park. Die vorjährige Rekordzahl von 52.704 wurde damit über-troffen. Im Männerrennen wurde anfangs gebummelt, was dem Halbmarathon-Weltrekordler Geoffrey Kamworor bei seinen 2:08:13 h entgegen kam. Überzeu-gender war die Siegeszeit von Joyciline Jepkorir in 2:22:38 h. Schon jetzt fiebert man in New York 50 Jahren Marathon am 1. November 2020 entgegen.

Von Gregor Orlitz

lich distanziert hatte. Seither galt Kam-woror, der als Supertalent ausgerechnet in Berlin in die Marathonszene einge-stiegen war, als Mann zwischen den Di-stanzen. In Kenia hatte er die 10.000-m-Ausscheidung für die Weltmeisterschaft gewonnen, doch auf den Start verzichtet. Das Doha-Gold ging nach Uganda an den Crosslauf-Weltmeister Cheptegei.

Albert Korir war der Endbeschleuni-gung von Kamworor nicht gewachsen und wurde Zweiter in 2:08:36 h, fast noch abgefangen von Girma Bekele, ei-nem Nobody mit der Startnummer 446. Dieser Girma lebt in New York, erhielt eine Elite-B-Startnummer. Nach einem zweiten Rang in Pittsburgh in 2:13:49 h konnte er sich ein monatelanges Training in Addis Abeba finanzieren und kehrte zurück in ein Elitefeld, das er zeitweise anführte. Er ließ äthiopische Laufgrö-

ßen wie Tamirat Tola (Wien-Sieger) und Shura Kitata hinter sich. Äthiopiens Star Elisa Desisa, der Vorjahrssieger, hatte schon bei Meile 7 in Brooklyn aufgege-ben. Dem Hitze-Weltmeister von Doha steckte das Rennen ver Wochen zuvor in den Knochen.

Wer auf der Quensboro Bridge führt, heisst es, hat schon verloren. Diesmal war es der Australier Jessie Robinson, der in Manhattans First Avenue auf der langen Gerade sofort eingefangen wurde. Auf der Brücke befand sich der deutsche Rekordler Arne Gabius noch in einer 15-köpfigen Führungsgruppe, hatte HM in 64:49 min passiert, doch dann konnte er nicht mehr mithalten. Alleine fiel er zurück, konnte sich aber im Central Park wieder fangen, auf Platz 11 vorstoßen und erzielte mit 2:12:57 h letzteendlich noch eine in deutsche Jahresbestzeit, die bis dahin der in der zweiten Jahreshälfte verletzte Tom Grö-schel aus Rostock mit 2:13:49 h gehalten hatte. Platz 10 in New York oder 2:11:30 h waren der Qualifikatonsmodus für To-kyo/Sapporo. „Ich überlege jetzt in Ruhe, wo ich im Frühjahr laufen soll“, gab er zum besten und fuhr wie viele deutsche Marathon-Touristen weiter zum Urlaub nach Florida.

Durch die Anwesenheit von Eliud Kipchoge und seinem Trainer Paul Sang wurde spekuliert, ob Eliud zum 50-Jährigen Jubiläum des New Yor-ker Marathons und dessen Wurzeln im Central Park antreten werde, ob es gar zum Traumrennen Kipchoge, Kenenisa Bekele und Kamworor kommen werde oder ob London mehr biete, u.a. den vorolympischen Termin. Oder doch Ber-lin bei einem Olympiaverzicht, denn in Sapporo ist es nur im Winter kalt.

Zur Schuh-Diskussion trug schon das Frauenrennen bei, wo Amerikas vorjäh-rige Boston-Siegerin Desiree Linden an-geblich den Wunderschuh erhalten hatte, den auch Kamworor an den Füßen hat-te. Linden führte anfangs, fiel aber dann zurück. Die Frauen begannen forscher. Es bildete sich ein Führungstrio mit der viermaligen Gewinnerin Mary Keitany und der Halbmarathon-Weltrekordlerin Joyciline Jepkosgei. Die feierte nach ei-nigen Verschiebungen ihren Marathon-Einstand. Die beiden Frauen aus Iten in Kenia und Ruti Aga aus Äthiopien, der noch der Marathon von Doha in den Knochen steckte. Die 25-jährige paus-bäckige Jepkosgei setzte sich mit „kna-benhafter Eleganz“ – so Herbert Steffny - sicher gegen die zierliche 37-Jährige Keitany durch, Mit 2:22:38 h kratzte sie am Streckenrekord ihrer Landsfrau Mar-gret Okayo, die 7 sec schneller war. Der Sieg wurde mit insgesamt $145.000 belohnt, während sich Kamworor mit $115.000 begnügen musste.

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Das Stadtbild Bukarests ist in weiten Tei-len noch vom sozialistischen Baustil geprägt: Breite Straßen und mächtige

Gebäude, die man heute eher „Protzbauten“ nennen würde. Das gilt insbesondere für den riesigen Präsidentenpalast, den Ex-Diktator Nicolae Ceauescu in den 1980er-Jahren er-richten ließ: 275 m lang, 235 m breit, 5.000 Zimmer. Das ehemalige „Haus des Volkes“ gilt nach dem Pentagon als zweitgrößtes Verwal-tungsgebäude der Welt und überragt bildlich auch den Marathon: Das Veranstaltungszent-rum am Platz der Verfassung und der Zielein-lauf liegen in seinem Schatten. Die breiten Boulevards kommen einer Laufveranstaltung sehr entgegen, es ist reichlich Platz vorhan-den. Mehr als man für die meist knapp 1.000 Marathonläufer bräuchte, 2019 kamen 915 ins Ziel, 2018 war es nur wenig mehr. Hinzu kommen nur einige Hundert Sta�elläufer. Deutlich größer ist das Feld der gleichzeitig startenden Halbmarathonläufer, hier kamen in diesem Jahr 2.150 ins Ziel. Das größte Feld der Veranstaltung ist da bereits durch, die über 3.000 Starter über 10 km gehen bereits morgens um 8 Uhr auf die Strecke. Durch den

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Marathon Bukarest /Rumänien Was lief

Auf dem Unirii-Boulevard, die Marathonläufer passieren ihn mehrfach.

Die Walachei steht hierzulande in sa-loppen Bemerkungen für eine voll-kommen abgelegene Gegend. Dass es diesen Landstrich tatsächlich gibt und wo er liegt, ist dabei nicht jedem geläu�g. Es ist der Süden des heuti-gen Rumäniens und mittendrin liegt die Hauptstadt Bukarest mit ihren knapp 2 Millionen Einwohnern. Aus heutiger geopolitischer Sicht be�n-det sich das 2007 der EU beigetretene Rumänien gar nicht so abseits, aller-dings auch nicht unbedingt im Blick-punkt. Das gilt auch für den seit 2008 bestehenden Marathon in Bukarest. Der benötigt ergänzende Wettbewer-be über 10 km und Halbmarathon um zur Großveranstaltung zu werden, bietet aber soliden internationalen Standard. In diesem Jahr siegte der Kenianer Hosea Kipkemboi mit neu-em Streckenrekord in 2:10:51 h.

Von Udo Möller

Strecken-Mix summieren sich letztlich rund 7.000 Starter, dazu kommen noch Kinder und Jugendliche, die bereits am Vortag laufen. Trotz der vergleichsweise eher überschau-baren Teilnehmerzahl der beiden längeren Strecken mischen sich hier erstaunlich viele ausländische Starter ins Feld, insbesondere aus Westeuropa. Das hängt damit zusammen, dass Bukarest zunehmend zumGeheimtipp für Wochenendtrips geworden ist. Das quir-lige Altstadtviertel Lipscani lockt mit zahlrei-chen Bars, Kneipen, Restaurants und Bouti-quen und braucht den Vergleich mit anderen europäischen Großstädten nicht zu scheuen. Und das bei einem niedrigen Preisniveau.

AFRIKANER DOMINIEREN AUCH HIERLäufer der ersten Garde starten hier man-

gels entsprechender Antritts- und Preisgelder nicht. Es dominiert die zweite und dritte Reihe afrikanischer Läufer. Bei den Männern kamen die Sieger in zwölf bisherigen Au�agen 11x aus Kenia, nur 2010 gewann Tekla Getu aus Äthiopien. Bei den Frauen siegten immerhin mehrfach Rumäninnen, seit einigen Jahren aber Afrikanerinnen. So auch in diesem Jahr, mit Sophia Chesir in 2:33:36 h triumphier-te - nach vier äthiopischen Siegen erstmals eine Kenianerin. Fast 5 min lag sie vor ihrer Landsfrau Gladys Chepkuri (2:38:34 h) und noch deutlicher �el der Sieg bei den Männern aus. Hosea Kipkemboi, der schon 2018 hier in

2:11:31 h gewonnen hatte, verbesserte qua-si im Alleingang den Streckenrekord (wobei die Strecke im Lauf der Jahre leicht variierte). Mit 2:10:51 h ließ er seiner Konkurrenz keine Chance. Die bestand weitgehend aus Lands-leuten, die vier Ersten kamen aus Kenia. Jesari Cherui Jacob in 2:17:25 h lag auf Rang 2.

Der Kurs wäre für schnellere Zeiten durch-aus geeignet, es gibt kaum Höhenunterschie-de und viele lange Geraden. Man bekommt da-bei einiges von der Stadt zu sehen, durchläuft den hübschen Cismigiu-Park und absolviert einige km am Fluss Dambovita, der Bukarest durch�ießt und wendet später am bekannten Triumphbogen. Der Halbmarathon (hier ge-wann der Moldawier Maxim Raileanu in 64:43 min) ist identisch mit den ersten 21 km des Ma-rathons und endet am monströsen Palast. Die Marathonis gehen dann auf eine neue Runde und wie so häu�g ist das eher ein Wurmfort-satz. Auf verschiedenen Wendepunktstücken werden km „gesammelt“, bei km 28 kommt man sogar noch einmal am Ziel vorbei. Dann geht es noch einmal in den Südosten der Stadt, wo der Kurs unspektakulär bleibt. Erst zum Ende kommt wieder Flair auf, der breite Unirii-Boulevard mit seinen Springbrunnen und Wasserspielen geleitet zurück zum Ziel am weithin sichtbaren Palast. Insgesamt ein gefälliger Kurs, als Lauf-Tourist könnte man sich mit dem Halben begnügen. Die Organi-sation ist tadellos, die Strecke bleibt bis zum Schluss verkehrsfrei, der Zuschauerzuspruch ist eher verhalten, aber freundlich. Mit eini-gen Bands und Musikeinlagen versucht man die Stimmung aufzupeppen. Die ist allerdings ohnehin gut, die Helfer sind motiviert, die At-mosphäre stimmt. In diesem Jahr sicher auch wegen des Wetters. Trotz des Oktober-Termins kletterte das Thermometer auf 25 Grad, was eher das Publikum als die Teilnehmer freute. Die wurden allerdings bestens mit Flüssigkeit und Obst versorgt und das auch schon vor dem Rennen: Mit dem Starterbeutel erhielten die Teilnehmer eine Dose Ananas. Man muss-te also nicht mehr um „die goldene Ananas“ laufen, sondern hatte sie schon. Der nächste Bukarest-Marathon, der unter dem allgegen-wärtigen Slogan „City of joy- city of running“ steht, �ndet am 11.Oktober 2020 statt.

„City of joy, city of running“

Der ehemalige Präsidentenpalast dominiert die Zielgerade des Marathons von Bukarest. Fotos (2): Udo Möller

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Die Top 100 des Jahres 2020

Deutsche Meisterschaften29.03. DM 21,1 km Freiburg 26.04. DM 42,195 km Hannover20.09. DM 10 km Uelzen

10 km:*05.01. Ratingen06.01. Schwäbisch Hall10.03. Leverkusen15.03. Dresden29.03. Werl (15 km)19.04. Düsseldorf Brückenlauf26.04. Würzburg Residenz26.04. Korschenbroich16.05. Frauenlauf Berlin20.05. Köln06.06. Neuß06.06. Oelde06.06. Emden19.06. Waldniel05.07. Eßlingen11.07. Ludwigsburg01.08. Berlin Night Run06.09. Hamburg Alster01.11. Hockenheim

Halbmarathon:*08.03. Frankfurt05.04. Berlin11.04. Paderborn20.04. Kempten26.04. München09.05. Ingolstadt07.06. Salzkotten21.06. Leverkusen 27.06. Stuttgart27.06. Trier28.06. Hamburg Hella05.07. Coburg29.08. Maare-Mosel06.09. Düsseldorf,Kö06.09. Bochum06.09. Bocholt13.09. Altötting13.09. Neumarkt20.09. Hamburg Wandsbek20.09. Gmund Tegernsee03.10. Dortmund-Phoenixsee06.12. Tübingen

Marathon:02.02. Bad Füssing08.03. Kandel22.03. Bensberg Königsforst05.04. Bad Dürkheim, Weinstraße19.04. Hamburg19.04. Burg Spreewald26.04. Düsseldorf

26.04. Dresden, Oberelbe26.04. Bonn26.04. Leipzig09.05. Mannheim10.05. Mainz10.05. Würzburg17.05. Heilbronn,Trollinger17.05. Gelsenkirchen07.06. Duisburg07.06. Görlitz27.06. Löningen13.09. Münster20.09. Kassel20.09. Karlsruhe27.09. Berlin27.09. Ulm04.10. Köln04.10. Bremen04.10. Lindau (3-Länder)11.10. München11.10. Halle-Leipzig,mitteldeutsch11.10, Essen, Baldeneysee11.10. Bräunlingen11.10. Lübeck18.10. Dresden25.10. Frankfurt25.10. Oldenburg

Ultra-Distanzen:25.01. Rodgau 50 km29.02. Marburg 5028.03. Grünheide 100 km25.04. Harzgebirgslauf 51 km16.05. Rennsteig 73,5 km20.06. Karlsruhe 80 km09.08. Monschau 56 km22.08. Leipzig 100 km18.10. Bottwartal 54 km25.10. Remscheid 63,3km

Sonstige Distanzen:08.03. Celle 20 km29.03. Kiel 30 km26.04. Hermannslauf Bielefeld 31 km03.05. Berlin 25 km 30.05. Kröv 9,4 km17.06. Darmstadt 7,6 km15.08. Schortens 10 Meilen03.10. Hamburg (Köhlbrandbrücke) 12,3km18.10. Steinheim 50 (54km)01.11. Bottrop 50 km31.12. Trier 8 km31.12. Werl-Soest 13 km 31.12. Bietigheim 11,1 km

* Hier wurden nur 10-km-Läufe bzw. Halbmarathonläufe als Hauptwettbe-werb eingestuft. Unter Marathon be-�nden sich zahlreiche weitere Läufe.

(Lauf jeweils dem längsten Streckenangebot zugeordnet)

Ausgewählt von der SPIRIDON-Redaktion

LAUFKALENDER

www.scc-events.comfacebook.com/sccevents

Mehr Infos & Anmeldungen: SCC EVENTS GmbH, Olympiapark Berlin Hanns-Braun-Straße / Adlerplatz 14053 Berlin fon (030) 30 12 88 10

1. Januar 2020 49. Berliner Neujahrslauf 3. April – 4. April 2020 HALBMARATHON EXPO 5. April 2020 40. GENERALI BERLINER HALBMARATHON 16. Mai 2020 37. AVON Frauenlauf Berlin 3. – 5. Juni 2020 21. Berliner Wasserbetriebe 5 x 5 km TEAM-Sta�el 4. Juni 2020 3. GERMAN MANAGEMENT RUN 11. Juni 2020 5. AOK TEAM-Sta�el Brandenburg 13. – 14. Juni 2020 VeloCity Berlin 21. Juni 2020 5. SwimRun Rheinsberg Voraussichtlich Sommer 2020 7. Barmer Women´s Run 1. August 2020 29. adidas Runners City Night 23. August 2020 12. SportScheck RUN BLN 24. – 26. September 2020 MARATHON EXPO 26. September 2020 BMW BERLIN-MARATHON Inlineskating 27. September 2020 47. BMW BERLIN-MARATHON 25. Oktober 2020 7. Youth Challenge 9. Cross Challenge Voraussichtlich November 2020 57. Cross Country 31. Dezember 2020 45. Spielbank Berlin Silvesterlauf Änderungen vorbehalten!

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Als beim Stadtwerke Halbmara-thon nach 2:16:50 h eine Dame mit der Startnummer 517 das Ziel

erreichte, haben wohl nur wenige Zu-schauer geahnt, was in der Läuferin im weißen T-Shirt mit der Aufschrift „Lau-fen gegen den Krebs“ innerlich vorging. Hinter Stefani Toelle lag mehr als nur ein Halbmarathon. Für sie schloss sich ein dunkles Kapitel. Ein Kapitel, in dem es buchstäblich um Leben und Tod ging.

SCHOCKDIAGNOSE BRUSTKREBS„Im Februar 2018 wurde bei einer Vor-

sorgeuntersuchung ein schnell wach-sender Tumor in meiner rechten Brust entdeckt“, blickt Toelle zurück. Der Schock saß besonders tief, da die Krankheit nicht zum ersten Mal mit voller Wucht in ihr Leben trat: „Als ich die Diagnose bekam, brach meine Welt zusammen. Denn schon meine Mutter ist viel zu früh an Krebs gestorben, und es hat mit der gleichen Diagnose wie bei mir ange-fangen. Sie starb, als ich noch ein Kind war.“ Die leidenschaftliche Läuferin blieb nach dem erneuten Schicksalsschlag ein weiteres Mal stark. Ihr war sofort klar, dass sie der tückischen Krankheit die Stirn bieten wollte, nicht nur für sich, sondern auch für ihre Mutter, egal wie lang und schwer der Weg sein würde. Die Chemotherapien begannen, es folg-ten drei Operationen, und Schmerzen wurden zum ständigen Begleiter. „Die Chemo habe ich nicht gut vertragen. Ich war froh, wenn ich wenigstens alleine stehen konnte“, erinnert sich Toelle, die noch heute unter den Folgen leidet und von Narben gezeichnet ist. Ihre Haarfar-be hat sich durch die radikalen Eingriffe verändert und die Nervenschäden an Händen und Füßen setzen ihr bis heute stark zu.

Ihrer Leidenschaft – dem Laufen – konnte sie während der Therapie gar nicht mehr nachgehen. Ein schwerer Schlag, war doch das regelmäßige Lau-fen eine wichtige Konstante in ihrem Le-ben. „Es half mir, mein Leben besser zu meistern. Beim Laufen kann ich sehr gut nachdenken, mich auspowern und alles Schlechte des Alltags auf der Strecke las-sen“. Dass ihr Hobby gar zum Lebensret-ter wurde, konnte sie vor der Diagnose noch nicht absehen. „Die Ärzte erklärten mir, dass mein Herz durch das Laufen stark genug war, die Krankheit mit ho-her Wahrscheinlichkeit zu überleben und die Chemo besser zu verarbeiten. Das ist leider nicht immer so und auch nicht selbstverständlich“, sagt Toelle.

GROSSES ZIEL HALBMARATHON Auch während der schweren Thera-

piezeit, als sie körperlich am Boden war, schöpfte Stefani Toelle aus dem Laufen neue Kraft. „Am tiefsten Punkt meiner Krankheit habe ich mir geschworen, dass

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Stadtwerke Halbmarathon Bochum Was lief

Wenn Laufen zum Lebensretter wird

Toelle auf der Strecke beim Stadtwerke Halbmarathon 2019.

Von Hendrik Pfeiffer

ich - wenn ich diesen Kampf gewinne – noch einmal einen Halbmarathon laufen werde.“ Also setzte sie sich das Ziel. Eine Trotzreaktion. Jetzt erst recht! Für sich selbst, ihre verstorbene Mutter und alle anderen, die dieser Krankheit ausge-setzt sind. Je weiter Toelles Genesung mit großer Unterstützung ihrer Freundin Claudia voranschritt, desto mehr nahm der Plan Konturen an. „Ich habe nach der Chemo mit kleinen Spaziergängen im Park angefangen und bin von Bank zu Bank gelaufen“, blickt Stefani Toelle zurück. „So habe ich mir langsam die Kraft zurückgeholt. Ich habe nach kei-nem Rückschlag aufgehört, an mein Ziel zu glauben.“

COMEBACK INS LEBENMit eisernem Willen und von ihrem

Ziel angespornt meisterte sie die stei-genden Trainingsbelastungen und wei-teren Therapiemaßnahmen, bis sie am 1. September tatsächlich mit hunderten weiteren Läufern am Start des Stadtwer-ke Halbmarathons in der Bochumer City stand. Auf ihrem „Laufen gegen Krebs“-Shirt stand ein Name: Monika. Der Name ihrer Mutter. Selten steckte in sechs Buchstaben wohl eine solche Bedeu-tung. Selten konnten sechs Buchstaben so beflügeln. Stefani Toelle meisterte die 21,097 km durch Bochum – eineinhalb Jahre nachdem sie die Krebsdiagnose erhielt. „Das war der härteste Lauf mei-nes Lebens, aber ich habe jeden Schritt genossen. Während des Laufs habe ich alles nochmal in Gedanken durchlebt“, erinnert sich Toelle. „Ich habe geweint und gelacht und war so dankbar, dass ich das erleben durfte. Der Lauf war mein Comeback ins Leben.“ Aus dem Wechselbad der Gefühle zwischen Wut, Trauer, Liebe und Hoffnung zog Toelle die Kraft, das Rennen durchzuziehen. Eine Wadenzerrung bei km 19 zwang sie dazu, die letzten km humpelnd zurück-zulegen. Doch in ihren Gedanken war sie längst woanders – bei ihrer Mutter. „Heute weiß ich, dass sie einen noch viel härteren Kampf zu führen hatte, den sie leider verlor. Ich kenne jetzt den Weg, den Schmerz und das Leid, das damit verbunden ist. Ich habe mich ihr noch nie so nah gefühlt. Ich trug ihren Namen mit Stolz auf meinem Rücken und wollte so an eine verdammt starke Frau erinnern“, erzählt Toelle, die den Lauf auch als Auf-forderung an andere vom Krebs betrof-fene Menschen versteht. „Ich möchte allen Betroffenen raten: Glaubt an euch! Nutzt die Gefühle, die in euch sind und lasst sie raus. Das ist es, was uns Kraft gibt. Und ganz wichtig: Nehmt die Hilfe eurer Lieben an, kämpft gemeinsam und seid füreinander da. Die Menschen um uns herum leiden nicht weniger, wenn auch anders und fühlen sich oft hilflos. Auch sie sehen die Erfolge und schöpfen daraus Kraft und Hoffnung.“

Stefani beim Lauftraining. Sie ist 44 Jahre alt und ist bisher immer nur „just for fun“ gelaufen und kennt keine Bestzeiten. Fotos(2): privat

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Es war Pflaumenzeit. Ich hatte mir schon ewig lange vorgenommen, die Marathondistanz von 42 Kilo-

metern und 195 Metern zu laufen. Jetzt sollte es passieren. Es war an einem Samstagmorgen. Der Himmel war be-deckt mit Wolken, es wehte ein leichter Wind, die Temperatur mit 17 °C fast ide-al. Ich hatte Zeit …

Ich dachte zurück: Wie war ich über-haupt dazu gekommen, immer länger und immer weiter zu laufen? Es fing wohl damit an, dass wir fünf Freunde glaubten, etwas für unsere Gesundheit tun zu müssen. Das bisschen Fußball-spielen oder Radfahren reichte wohl nicht. Also verabredeten wir uns auf dem nächsten Sportplatz. Eine Runde sind 400 m. In der zweiten Runde war ich bereits restlos fertig und überlegte, wie ich unser Rennen in Ehren zu Ende bringen könnte. Wir hatten nichts aus-gemacht über die Distanz, die wir laufen wollten. Am Ende der zweiten Runde rief ich den anderen zu: „Tausend Meter ist das Ziel! Noch eine halbe Runde!“

TAUSEND METER ALS ZIEL

Meine vier Freunde gingen darauf ein, vielleicht waren sie genauso froh, wie ich, das Ziel vor Augen zu haben. Wir gaben noch einmal alles für den Endspurt. Auch ich schaffte noch die letzte halbe Runde. Keuchend lief ich ins Ziel. Als Letzter. Aber immerhin musste ich nicht noch weiter laufen.

Später, bei meinen richtigen Wett-kämpfen, konnte ich mich so leicht nicht mehr retten. Da wurde vorgege-ben, wieviel Kilometer zu laufen waren. Ich erinnere mich an meinen allerersten Wettkampf. Ich war hingefahren, um 5 km zu laufen. Das traute ich mir damals gerade zu. Bei der Anmeldung merkte ich, dass die kurze Distanz nur für Wan-derer ausgeschrieben war, die Laufwett-bewerbe begannen mit 10 km. Mir blieb also nichts anderes übrig, als 10 km zu laufen und ich hab`mich gequält …

Nun aber zu meinem Pflaumen-Lauf. Ich hatte eine Laufstrecke unmittelbar

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Mein besonderer Lauf Was lief

Die P�aumen haben mich gerettetVon Gottfried Schäfers

Für 1984 hatte George Orwell den absoluten Überwachungsstaat angedroht. Ein wenig lebten wir mit der Angst, dass es so kommen könnte, überwiegend aber glaubten wir daran, weiterhin unser freiheitliches Leben genießen zu können. Im Nachhinein bedeutet mir das Jahr 1984 etwas ganz anderes: Nämlich den Durch-bruch zu meinem persönlichen Glück. Ich sollte die Süße dieser Erde in besonde-rer Weise kennenlernen.

vor der Tür unserer Sommerfrische von gut 5 km. Sie führte an Feldern vorbei, durch einen Wald, überquerte eine Ei-senbahnlinie, auf der nie ein Zug fuhr, ging dann über in einen asphaltierten Landwirtschaftsweg mit einer Reihe von Obstbäumen, darunter auch einen Pflaumenbaum, um schließlich nach ei-nem Stück Straße und durch eine kurze Kastanienallee zum Startpunkt zu ge-langen.

Diese große Runde war ich während unseres Urlaubs immer wieder gelau-fen. Zuerst einmal in der Woche, dann öfter und auch gelegentlich schon zwei-mal oder dreimal hintereinander, so dass ich auf 10 oder 15 km kam. Ich hat-te mir überlegt, wenn ich diesen Weg achtmal laufen würde, dann käme ich auf gute 40 km, also fast auf die Mara-thondistanz.

Es sollte die Generalprobe werden. Ich lief los wie immer. Ohne mich vor-zubereiten, dachte nicht an Wasser oder andere Getränke, auch nicht an Bana-nen oder Verpflegung für unterwegs. Ein langer Trainingslauf: Wenn ich vier Runden schaffe, habe ich 20 km, bei sechs Runden 30 km und acht Runden … Nur Zahlen gingen mir durch den Kopf. Hoffnungsvoll lief ich los. Doch schon in der ersten Runde fiel mir ein, dass ich nicht an die Verpflegung gedacht hatte. Aber als ich den Pflaumenbaum sah, wusste ich: Das ist meine Ret-tung! Die Pflaumen würden mir helfen, durchzuhalten. Ich stoppte kurz, merkte aber, dass die Pflaumen am Baum viel zu hoch hingen. Da kam ich nicht dran. Im Gras lagen reife Pflaumen, die be-reits heruntergefallen waren. Und die schmeckten richtig süß und lecker.

Auf zur zweiten Runde. Natürlich, das schaffte ich, hatte es mir ja schon oft bewiesen. Hinter der Bahnlinie parkte jetzt ein Mercedes. Der Mann und die junge Frau darin waren wohl ein Liebespaar. Die hatten es gut! Für mich galt es: weiterlaufen. Wieder bis zum Pflaumenbaum, wieder hingen die Pflaumen zu hoch, wieder musste ich mir ein paar im Gras suchen.

Am Start-Ziel-Punkt begann die drit-te Runde. Soweit hatte ich es ja früher auch schon einmal geschafft. Zuerst lief ich an den Feldern vorbei, dann durch den Wald und über die Eisenbahnschie-nen hinweg. Der Mercedes stand im-mer noch da. Der Pflaumenbaum kam in Sicht. Er wurde von Runde zu Runde wichtiger. Die auf den Boden liegenden Pflaumen wurden schon weniger. Ich musste im hohen Gras danach suchen. Ich behielt die Pflaumen jetzt länger im Mund, schmeckte intensiv, wie süß sie waren. Erst als ich weiterlief, spuckte ich die Kerne aus.

Ein Stück Straße, die kurze Allee. Ich war wieder am Startpunkt. Die vierte Runde, natürlich, jetzt nur nicht auf-geben. Ich kam zum Pflaumenbaum, steckte ein paar Pflaumen in den Mund, spuckte die Kerne aus. Weiter. Ich hatte im Startbereich vier Runden geschafft, 20 km, die Hälfte meiner Marathonstrecke, soweit wie vorher noch nie. Ich jubelte innerlich. Jetzt auf-geben? Nie! Dann hätte ich ein anderes Mal ja wieder von vorn anfangen müs-sen. Also weiter.

Die fünfte Runde. Ich musste mich schon erheblich quälen. Mein Lauf-hemd und meine Laufhose waren durchnässt vom Schweiß. Arme und Beine und der Kopf mit Salz überzo-gen. Wenn ich mit der Zunge über die Lippen fuhr, schmeckte es eklig salzig. Die Muskeln an den Oberschenkeln schmerzten, die Waden spannten sich und taten weh. Der zweite Zeh am lin-ken Fuß schmerzte. Da würde sich eine dicke Blase bilden. Und eigentlich hätte ich schon lange etwas trinken und das Gesicht abwaschen müssen. Aber da war ja nichts. Nur der Pflaumenbaum, er gab mir Hoffnung.

Ich weiß inzwischen, dass der Fruchtzucker der Pflaumen sehr schnell ins Blut übergeht, schneller wirkt als etwa Bananen. Bei einem Ultralauf quer durch Nordamerika hatten bei-spielsweise getrocknete Pflaumen als Geheimrezept gegolten.

Welch ein Glück für mich, dass ich mein Abenteuer in der Pflaumenzeit er-lebte. Und ich muss es noch einmal sa-gen: die Pflaumen waren meine einzige Rettung. In der fünften Runde musste ich noch länger suchen, weil ich die guten und heilen Pflaumen schon ge-gessen hatte. Halbfaul oder auch nicht, egal. Gut, dass ich nicht eine Wespe er-wischte.

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Karl-Walter Trümper hat zeitlebens nie viel Aufhebens um seine Person gemacht. Daher hat der erfolgreiche

Senioren-Langstreckler des LC Rapid Dort-mund still im Kreise seiner Familie am 7. Ok-tober seinen 80. Geburtstag gefeiert.

Eine Entzündung im linken Schienbein hat den nimmermüden „Rapido“ in letzter Zeit ausgebremst, doch inzwischen kommt er wieder auf drei Trainingseinheiten pro Woche.

Auch wettkampfmäßig war er wieder unterwegs und zeigte bei einer Leichtath-letik-Veranstaltung im August in Obera-den in seiner Alterskategorie über 1.000 m in 4:21,7, über 1.500 m in 6:43,8 und über 3.000m in 14:41,0 min allen die Fersen

Seit 1956, als er beim TuS Brackel als Sprinter begann, betreibt Karl-Walter Trüm-per Leichtathletik. Erst im Alter von 32 Jah-ren wechselte er auf die Mittel-und Lang-strecken, auf denen er seine größten Erfolge feierte. So errang er in den verschiedenen Seniorenklassen vier Welt- und zwölf Euro-pameisterschaften. Darüber hinaus stehen auf seiner sportlichen Visitenkarte 30 DLV-Titel bei den Senioren.

Während seiner erfolgreichen Laufbahn hat Karl-Walter Trümper mehrere Rekorde aufgestellt. Am höchsten bewertet er dabei den Senioren- Europarekord in der Klasse M 75, den er 2014 beim Halbmarathon „Rund um den Baldeneysee“ auf 1:30:06 h ver-besserte. Recht hoch stuft er auch seinen deutschen 10.000-m- Rekord in der M70 mit 39:06,40 min (2010) ein. An beiden Re-korden haben sich in der Folgezeit mehrere Senioren-Läufer die Zähne ausgebissen. Be-sonders stolz ist Karl-Walter Trümper auch auf seine 5.000-m-Zeit von 14:54,6 min, die er 1977 bei den Westfalenmeisterschaften in Gelsenkirchen erzielte.

Der frühere Sprinter bringt soviel Veran-lagung für den Mittel-und Langstreckenlauf mit, dass er mit einem Minimum an Auf-wand einen optimalen Erfolg erzielt. Im Ge-gensatz zu seinen Läufer-Kollegen, die sich oft täglich die Laufschuhe schnürten, kam er stets mit höchstens vier Trainingseinhei-ten pro Woche aus. Ca. 100.000 Trainings-Ki-lometer hat Karl-Walter Trümper bisher auf seinem „Tacho“ stehen, und es werden si-cherlich noch einige hinzukommen. Dass er über jede Menge Ausdauer verfügt, bewies er auch im vergangenen Jahr, als er mit sei-ner Enkelin Ann-Kathrin den 5.685m-hohen Kilimandscharo bestieg.

Der mehrfache Senioren-Welt- und Euro-pameister ho�t, dass seine Schienbein-Ent-zündung weiter abschwillt, denn er möchte in diesem Jahr noch an zwei 10km-Straßen-läufen teilnehmen. Im neuen Jahr will er bei den NRW-Senioren-Hallenmeisterschaften am 12. Januar 2020 in Düsseldorf und bei den Europäischen Seniorenmeisterschaf-ten im Straßenlauf vom 2. bis 5. April auf Madeira wieder auf Medaillenjagd. Bei beiden Titelkämpfen möchte er seinen Er-folgskurs der letzten Jahre fortsetzen. (Peter Middel)

Laufmagazin SPIRIDON 11-12/19 85

80er Jahre Was lief

Karl-Walter Trümper :Ehrgeiz mit Achtzig

Karl-Walter Trümper bleibt ambitioniert. Foto: Middel

Wo ist Walter Koch geblieben? fra-gen sich viele. Ist er verletzt, fei-ert er ein Comeback? Nichts da,

der ehemalige Seniorenrekord-Jäger aus Filderstadt hat seit sieben Jahren schlicht aufgehört, sich am Wettkampfsport zu beteiligen. „Ich halte immer noch alle deutschen Seniorenrekorde von M50 bis M70 im Marathon“, stellt Walter Koch fest, „das genügt. Ich habe jetzt ein neues Hobby.“

So blieb der Läufer, der am 25. Novem-ber 80 Jahre alt wird, schon der Klasse M75 fern. Er startet jetzt für „Sängerlust Harthausen“, einen Verein in einem Orts-teil von Filderstadt. Nächster Auftritt ist beim Adventssingen in Harthausen mit Walter Koch als Bass. „Wir singen nicht nur Volkslied, sondern üben anspruchsvollen Gesang, manchmal mit Verstärkung von Künstlern des SWR“, betont er. 35 aktive Chorsänger, Männer und Frauen, hat der Verein, insgesamt 65 Mitglieder. Koch ist außerdem Kassenwart im Vorstand, als pensionierter Wirtschaftsprüfer von „Ernst &Young“ die Idealbesetzung. Gerade hat er an der 100-Jahrfeier des Consultings-Unternehmens in Stuttgart teilgenommen.

Mit seinem ersten Marathon mit 37 in 2:49 h �ng die Chose an. Der schnellste

Walter Koch 80:Sänger statt Läufer

war dann 1986 mit 47 Jahren in 2:25:49 h in Berlin. Er errang fünf Weltmeister- und sechs Europameistertitel als Senior (siehe auch Läufergeburtstage). 52 Mal lief der bärenstarke Läufer Marathon, immer zu-verlässig. 9 x in New York: „1986 mit Grete Waitz als 106. im Ziel, mein bester Rang war 74.“ 6 x lief er in Antalya, einmal ließ man ihn wegen verspäteter Meldung – es war eine Schande – leider nicht mitlaufen. Oft lief er gegen den zwei Jahre jüngeren Peter Lessing, auch ein Klassemann, der jedoch Koch im Marathon nie besiegen konne. Ich erinnere mich an Wien 1991. Dort war ich in 2:39 Marathon-Zweiter der M50 und Walter Koch als 1. der M50 weit vor mir in 2:30:28 h. Oft ist er mit Ed-mund Schlenker, auch im Team gelaufen, der heute noch Meistertitel sammelt.

„Im Rückblick hat mir Laufen großen Spaß gemacht, allerdings mit Ehrgeiz, ohne geht es nicht, „betont Koch, „Ich war immer gut vorbereitet, habe einen Tag Urlaub genommen, bin einen Tag vor dem Wettkampf angekommen und mon-tags wieder in der Firma gewesen.“

Verletzt sei er nie gewesen, trotz seiner kräftigen Statur. Zur Zeit spürt er schon mal die Plantarfaszie unter dem Fuß. Das hindert ihn nicht, regelmäßig beim Lauftre� Harthausen mitzumachen. Den Wettkampfsport überläßt er seinem Sohn Dr. Matthias Koch und freut sich, dass der gerade Dritter der M55 beim Marathon in Frankfurt geworden ist. M.St.

Walter Koch mit Siegerlächeln. Foto: Mast

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In der Veranstaltungsszene in Deutsch-land ist seit einigen Jahren wenig Be-wegung. Das Angebot ist mittlerweile

so groß, dass wenig Platz für Neues bleibt. Dafür blüht es weiterhin Nischen, insbeson-dere bei den Marathons. Es gibt mittlerwei-le sehr zahlreiche mehr oder minder privat veranstaltete Rennen, die zwar meist öf-fentlich ausgeschrieben werden, sich aber mit minimalem Aufwand an einen relativ eng begrenzten Teilnehmerkreis von 5 bis 50 wenden. Viele dieser Läufe �nden sogar mehrfach im Jahr statt. Einen guten Über-blick, was da „im Angebot“ ist, gibt die Seite www.100marathon-club.de

Das Handtuch geworfen haben zwei Läu-fe am Niederrhein: Der seit 2003 im Januar ausgetragene Marathon in Kevelaer �ndet nicht mehr statt, ebenso eingestellt wurde der Marathon in Mönchengladbach. Der hatte ohnehin viel Pech, schon die Premiere �el wegen einer Unwetterwarnung ins Was-ser. Die beiden durchgeführten Au�agen wurden dann nicht wie gewünscht ange-nommen. Terminlich und regional springt der neue Marathon von Wesel in die Lücke von Kevelaer: Am 5. Januar geht es dort auf einer 7-km-Runde um den Auesee, auch 21,1 km werden angeboten. Vieles am Kon-zept erinnert an Kevelaer. Siehe www.ma-rathon-wesel.de. Bereits am 4. Januar kann man nur wenige km entfernt in Dinslaken beim 1.Kartbahn-Marathon auf die Strecke gehen. Gelaufen wird dort auf einem 2,5 km Rundkurs auf einer Kartbahn, zum Teil in ei-ner Halle, zum Teil draußen. Es werden auch kürzere Strecken (HM, 10 und 5 km) ange-boten. www.kartbahnlauf.wordpress.com

IM ZWEI-JAHRES-RHYTHMUSDer Weiltalweg-Landschaftsmarathon

in Oberursel, sonst stets im April, pausiert nach 17 Jahren 2020 erst einmal, 2021 soll dann mit verändertem Konzept ein Neu-anfang gewagt werden. Der Veranstalter beklagt zurückgehende Teilnehmerzahlen und verweist auf einen hohen Organisati-onsaufwand. Den haben auch andere, die ihre Kräfte lieber bündeln und nur alle zwei Jahre eine Veranstaltung durchführen. Be-kanntestes Beispiel ist der Marathon Deut-sche Weinstraße, der 2020 wieder „dran“ ist. Am 5.April geht es erneut von Bockenheim nach Bad Dürkheim und zurück. Obwohl das Limit beim Halbmarathon von 1.500 auf 1.700 erhöht wurde, ist dieser bereits ausgebucht. Meldungen sind noch für Ma-rathon und Duo-Marathon möglich. www.marathon-deutsche-weinstrasse.de. Auch die Riesenbecker Sixdays �nden nur alle zwei Jahre statt und können sich dann vor Zuspruch kaum retten. Der Etappenlauf zwi-schen Rheine und Osnabrück �ndet vom 16. - 20. Mai statt. Freie Startplätze gibt es nicht mehr. Man könnte nur noch über einen Startnummerntausch an einen Platz gelan-gen. www.riesenbecker-sixdays.de

Der Vivawest-Marathon (17.Mai) ändert sein Konzept. Statt einer großen Runde durchs Ruhrgebiet werden jetzt zwei Run-den mit Start und Ziel in Gelsenkirchen gelaufen. Kern wird der Halbmarathon,

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Ausblick Laufszene 2020 Was läuft

Was ist neu, was ändert sich?Ein Ausblick von Udo Möller

Marathonläufer können nach 21,1 km ent-scheiden, ob sie eine zweite Runde drehen wollen. Der 10 km Lauf wird in Gladbeck gestartet und endet auch in Gelsenkirchen. www.vivawest-marathon.de

Neue Wege auch in München, allerdings mehr bei der Ausrichtung der Gesamtver-anstaltung. Für die 35. Au�age des Mara-thons am 11. Oktober sind einige Neuerun-gen geplant: So will man sich ganz auf den Hauptlauf konzentrieren und auch weg vom jahrelang praktizierten Konzept mit „Local Heros“. Geplant ist jetzt die Verp�ichtung von internationalen Topathleten und das Erreichen des IAAF Bronze Status. Die 10 km Strecke wird modi�ziert, vom Hauptlauf weggerückt und hat mit dem Odeonsplatz ein neues Ziel. www.generalimuenchenma-rathon.de

Beim Königsforst-Marathon in Bensberg bei Bergisch-Gladbach am 22.März gibt es ab 2020 eine Duo-Wertung: Zwei Läufer oder Läuferinnen oder „Mixed-Teams“ tei-len sich die 42,195 km. Eine Variante, die sich wachsender Beliebtheit erfreut. www.koenigsforst-marathon.de

Beim Stadtlauf in Trier am 28. Juni zieht man die Startzeiten aufgrund von Hitzeer-fahrungen aus 2019, als man die Starts kurz-fristig vorverlegen musste, regulär deutlich nach vorn. Die 10 km werden jetzt bereits um 8 Uhr gestartet, der Halbmarathon um 8.20 Uhr. Das wird es auch anderenorts noch geben, ähnlich wie die auch in Trier erforder-liche leichte Erhöhung der Startgebühren. www.triererstadtlauf.de

Der Blick über die Grenzen geht zunächst nach Ita-lien. Dort sind für Stars keine Gesund-heitszeugnisse mehr erforderlich. Diese Vorschrift hatte in der Vergangenheit immer wieder Prob-leme bereitet, Man-cherorts wurde die Regel lax ausgelegt, andere Veranstalter erkannten nur be-stimmte Formulare an. Damit ist es nun vorbei.

Einen neuen Ma-rathonlauf gibt es in Kroatien in Split. Bis-lang wurde dort stets nur Halbmarathon gelaufen, am 23. Fe-bruar wird es bei der 20. Au�age auch eine große Runde über 42,195 km geben. Der Kurs verspricht reich-lich Aussicht auf die dalmatinische Küste, für einen Badeurlaub liegt der Termin aber zu früh. www.split-marathon.com

EXOTISCHE REISANGEBOTEDer Trend, rein kommerziell ausgerich-

tete Marathonläufe an möglichst ausge-fallenen und exotischen Plätzen anzubie-ten, hält weiter an. Der Markt dafür ist da, zahlreiche Läufer, die schon „alles“ gelaufen sind, interessieren sich für solche Angebote und könnten beispielweise am 25. Juli beim Vulkan Marathon auf Island starten. Buch-bar ist der aber nur im Reisepaket, Einzelan-meldungen sind nicht möglich. Veranstalter ist die Agentur Albatros aus Kopenhagen. www.iceland-volcano-martahon.com Gera-dezu skurril mutet der 1.Sokotra Marathon am 12.März an. Sokotra ist eine Insel im Golf von Aden zwischen Somalia und dem Jemen, zu dem sie politisch auch gehört. Der Jemen ist derzeit wegen eines erbit-terten Bürgerkriegs gar nicht zu bereisen. Diese Kriegswirren sind auch Ursache für eine de facto Besetzung der Insel durch die Vereinigten Arabischen Emirate. Das macht diesen Marathon möglich. Eine einwöchi-ge Tour ab Kairo kostet stolze 3.575 Dollar – zuzüglich Hotelkosten. Der Veranstalter „Z Adventures“ verspricht Sammlern dafür, dass sie dann das weltweit einzige Land mit Y am Anfang erlaufen hätten. Yemen ist die englische Schreibweise. „Z Adventures“ hat noch mehr derlei im Angebot, so kann man im Oktober 2020 an fünf Tagen fünf Mara-thons in fünf Ländern absolvieren: Turkme-nistan, Kasachstan, Kirgistan, Tadschikistan, Usbekistan.

Wer realistischere (Lauf )Ziele hat, infor-miert sich in den jeweiligen Ausgaben von SPIRIDON, der Terminkalender nationaler und internationaler Läufe wird ständig ak-tualisiert.

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Wer erinnert sich noch an Liane Winter vom VfL Wolfsburg und Michael Spöttel von der LGK

Verden? Viele Spiridon-Leser werden die Hand heben: „Ich!“. Lang ist es her. Vor fast genau 40 Jahren, am 1. September 1979, wurden beide Deutsche Marathon-meister (2:56:29 bzw. 2:20:25 h) auf den Wirtschaftswegen in Hamburg-Neugra-ben.

In diesem Jahr folgte die halbrunde 45. Ausgabe an der Süderelbe, dort wo Hamburg fast schon in Niedersachsen übergeht. Aus dem Marathon wurde bereits vor vielen Jahren konsequenter-weise ein Halber. Die großen Stadtmara-thon-Läufe hatten der kleinen, aber feinen Veranstaltung die Läufer weggezogen. 545 hatten heute gemeldet, 463 kamen ins Ziel, davon 209 beim Halbmarathon. Weit weg zwar vom Rekord von 855 aus 2005, aber doch zufriedenstellend für Renndirektor Daniel Neidhold von der 5.300 Mitglieder starken Hausbruch-Neu-grabener Turnerschaft (HNT), die auch weitere traditionelle Läufe wie den Cross im Januar, die 3er Serie „Straßenlauf-Cup“ 10, 15 und 21,1 km als Vorbereitung auf den Haspa-Marathon-Hamburg, den „Halbmarathon durch das Alte Land“ und den neuen „Rosengartenlauf“ an-bietet. Der „Straßenlauf-Cup“ soll in der Zeitaddition die realistische Marathonzeit darstellen. So jedenfalls das traditionelle Angebot für eine Teilnahme an allen drei Rennen.

Strahlender Sonnenschein begleitete die Läufer auf 21,1, 10 und 5 km, aber der Wind sorgte für eine durchdringende Käl-te. Der ist im Alten Land, einem der größ-ten Obstanbaugebiete Deutschlands, aber Standard. Das weiß und akzeptiert man. Sören Jeßen siegte auf der Lang-strecke, für die er 1:16:02 h benötigte. Kurz darauf folgte mit Sandra Morchner (LT Kassel) schon die Siegerin (1:17:29 h). Die 10 km gewannen Christian Hartwig vom SSC Hanau-Rodenbach (38:11 min) und Justyna Kwiatkowska von der LG Nordheide (41:43 min). Hailezgi Merezie startet für den Veranstalter und gewinnt die Mittel- und Langstrecken in Hamburg, abgesehen vom Marathon, wie er gerade will. So auch den Kurzen über 5 km (15:20 min). Armelia Sprenger vom SC Urania siegte bei den Frauen (19:43 min).

Aber die HNT bot noch mehr als pu-ristisches Geradeausrennen und Obst-baumbesichtigungen. Ganz im Sinn der mittlerweile weltweit beachteten Ham-burger „Active City“ rief man einen „Ak-tivtag“ ins Leben. Groß und Klein, jeder kam bei FitHus-Kursen, Spinning, Ciu-Punch, Klettern am höchsten mobilen Kletterturm Deutschlands, Vorträgen und Workshops auf kreative Weise in Bewe-gung oder relaxte einfach bei einer fei-nen Sportmassage.

Die Koordination von Süderelbe-Halbmarathon und Aktivtag nutzte man sinnigerweise zur Eröffnung fünf neuer Fitnessinseln im Stadtteilpark Vogel-

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Elbe-Lauf / Heimliche Sieger

Die Süderelbe bewegt sich

Die heimlichen Sieger. Foto: Veranstaltung

kamp. Die Trendsportart „Calisthenics“ wurde professionell präsentiert. Hierbei wird das eigene Körpergewicht für simp-le, oft rhythmische Bewegungen genutzt. Was in der Ghetto- und Streetworkout-Szene begann, wird heute in Sportparks und auf Spielplätzen weltweit praktiziert. Die hier vorhandenen Stangen, Gerüste und Bänke werden sinnvoll in das Trai-ning integriert. Aus New York kommend verbreitet sich die Sportart in rasender Geschwindigkeit um die ganze Welt.

Angelika Tiedemann vom Organisa-tionsteam der HNT brachte ein gesell-schaftliches Grundproblem im Spiridon-Gespräch zum Ausdruck und benannte das Credo der gesamten Veranstaltung: „Wir wollen die Leute aus dem Sessel holen und in Bewegung bringen.“ Start zum 45. Süderelbe-Halbmarathon. Foto: Carolin Müller

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Auch hierzulande sind Meisterschaf-ten nicht immer meisterlich. Wenn es auf die Straße geht, macht dem

DLV die Deutsche Triathlon Union einiges vor. So war die deutsche Sprintmeister-schaft der DTU vor aufgebauten Tribü-nen auf dem Olympischen Platz in Berlin zwei Nummern größer als die 10-km-DM in Siegburg. Zu einer Koordination der beiden Sportarten für die Finals in Berlin ist es nicht gekommen. Zu schön wäre eine DM über 10 km live im Fernsehen gewesen auf dem abgesperrten Par-cours wie die Triathleten gewesen. Neue Synergien wären freigemacht worden. Auf entsprechende Nachfrage von SPI-RIDON reagierten die DLV-Vertreter mit Verwunderung. Erstens, so der Präsident Kessing, seien deutsche Meisterschaftem zwei Jahre im voraus vergeben, zwei-tens, so der Generaldirektor Gonschins-ka, verstehe man sich ja in erster Linie der Leichtathletik auf der Bahn verbun-den. Das heisst: die Straßenläufer sind halt „stadionfern“, wie es im offiziellen Sprachgebrauch heißt. Also fünftes Rad am Wagen.

Aber auch das fünfte Rad kann ganz schön rollen, womit wir bei der Pro-grammgestaltung einer 10-km-Meis-terschaft wären. Siegburg wählte einen Kurs von 2,5 km und zwei Läufe hinterei-nander. Alle jungen Männer und Frauen wurden in Lauf 1 gesteckt, der Rest in den zweiten.

Man wollte sich einen dritten Lauf ersparen. Sportlich interessanter wäre und ist ein Elitelauf der Männer bis 35 Jahre, ein Männerlauf ab M40, um auch die besten Senioren herauszustellen und ein reiner Frauenlauf mit allen Klassen. So mögen es auch die meisten Frauen am liebsten, obwohl einige lieber einen männlichen Hasen brauchen, die ggf. ein Endergebnis verschieben können. Eine Runde von 2,5 km ist zu klein, wenn sich Läufer zwischen 29 min und 45 min auf der Strecke befinden und man reihen-weise Überrundungen vermeiden will. Bei 20 km/h an der Spitze gegen 15 km/h

Steffnys Lauftipps Rat+Tat

Minirunden, Linkshänder und HochstaplerVon Manfred Steffny hinten ist dies kein Problem mehr. Um

als Veranstalter die Dynamik eines Feldes zu berechnen ist die Geschwindigkeit die beste Richtschnur.

Drei Läufe wie beschrieben und oft durchgeführt wären schön, doch es geht auch. Zwei Läufe sind besser zu organi-sieren, wenn die Männer bis M35 eine Viertelstunde vor den Frauen bis W35 starten. Lässt man umgekehrt die Frauen 15 min vor den Männern loslaufen, ergibt sich eine Art Handicap-Rennen, aber Ein-holungen am Schluss durch die Männer-spitze. Bei einem größeren Abstand wie z.B. bei den Marathonläufen von London und New York haben alle, ob sie selbst laufen, Leute coachen oder fotografieren oder kampfrichten - die beste Übersicht. Der zweite Lauf wäre dann ein reiner Se-nioren- und Seniorinnen-Lauf.

Natürlich gelten diese Maßstäbe für alle Straßenwettbewerbe, auch die be-liebten Stadtläufe auf kleineren Runden könnten sich an diesen Vorgaben orien-tieren. Anders beim Halbmarathon: aus sportlichen Gründen sollte der bei zu erwartenden Endzeiten zwischen 65 min und 2:30 h auf einer oder zwei großen Runden oder auf einer Wendepunktstre-cke stattfinden.

*Bei dieser Gelegenheit kann man ein

anderes Problem ansprechen, das der Verpflegungstische unterwegs, bei de-nen man jezt immer mehr darauf achtet, dass recyclebare Becher eingesetzt wer-den und möglichst schnell beseitigt wer-den. Oft sind die Stationen ungünstig aufgebaut. Ein „no go“ sind Trinktische auf der rechten Seite in eine Linkskurve hinein. Da müssen die Läufer die Stra-ßenseite queren und stoßen mit ande-ren zusammen, die nur weiterlaufen wollen. Wenn diese Position erforderlich ist, können die Tische auch auf der linken Seite aufgestellt werden, denn auch ein Rechtshänder hat einen linken Arm zum Greifen und hat beim Essen mit Messer und Gabel diese zur Benutzung links lie-gen. Diese Situation tritt auf, weil meis-tens links herum gelaufen wird wie auf

der Laufbahn. Auch das ist kein Dogma, obwohl vor Urzeiten entstanden, weil das Herz auf der linken Körperseite schlägt. Legt man die Strecke rechtsherum an, können die über 80% Rechtshänder wie gewohnt rechts nach dem Wasser grei-fen. Die Linkshänder fühlen sich dadurch nicht diskriminiert, denn diese können auch mit rechts Wasser fassen! Bei gro-ßen Läufen und genug Proviant sollten die Getränkestationen zur Entzerrung übersichtlich an beiden Seiten liegen.

*Das Hochrechnen von Marathon-

Zwischenzeiten, populär durch entspre-chende Tabellen, wird oft zur Hochsta-pelei. Der Läufer selbst richtet sich nach den eigenen Maßstäben, hat vielleicht ein Armbändchen mit seinen Wunsch-Zwischenzeiten oder die Uhr vorpro-grammiert. Am sichersten ist er, wenn er sich von Zug- und Bremsläufern führen lässt. Für Verwirrung sorgen indessen Fernsehreporter und Live-Reports im In-ternet. So wieder beim diesjährigen Ber-lin Marathon, als es um Philipp Pflieger ging. Sein Halbmarathon-Split betrug 65:31. „Er läuft auf 2:11:02!“ hieß es da. bei km 25 „Errechnete 2:11:22“ Zwischen 25 und 30 km lief Pflieger 16:22 min „Das ergibt 2:12:15“ hieß es da. Im fernen Qa-tar rechnete ich ganz anders: Wenn er das Tempo einigermaßen hält wird er bis zum Ziel 40 min benötigen und eine hohe 2:14 h laufen. Das ist ihm zu lang-sam und er wird aussteigen. So geschah es dann.

Was kann man daraus lernen? Eine Hochrechnung für sich oder für ande-re) ist erst vernünftig, wenn sich das Lauftempo stabilisiert hat. Praktikabel ist es,von der 15-km-Zwischenzeit den 10-km-Split abzuziehen, diese Zeit für den weiteren Rennverlauf mit fünf zu multi-plizieren und zu den 15 km zu addieren. Dazu entsprechend eine Zeit für die rest-lichen 2,195 km. Je nach der Kondition kann man noch ein Minus von 1-2 min zur Endzeit hinzuzählen. Klingt kompli-ziert, erfahrene Läufer und Trainer mit Köpfchen kriegen es hin.

Getränketische nach Nationen bei der WM. Hier die Spitzengruppe mit der späteren Weltmeisterin Chepgngetich an der Spitze. Foto: Mast

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Bereits um 8 Uhr wurde das Ren-nen auf einer welligen Runde in Brasov gestartet. Der Kurs

begann mit einer Vorrunde von 5 km, dem sich neun Runden mit jeweils 9 km anschlossen. Insgesamt ergab dies auf dem gut zu belaufenden Stadtkurs ei-nen Höhenunterschied von 275 m. Die führenden Läufer aus den Ultralauf-Na-tionen Japan, Südafrika und Großbri-tannein belauerten sich anfangs trotz angnehmer Lauftemperaturen von 15-17 °C, so dass sich bis km 22 eine große Spitzengruppe mit ca. 20 Läufern gebil-det hatte. Nach einer Tempoverschär-fung blieben zwölf Läufe vorne, dar-unter die beiden schnellen Deutschen Marcel Bräutigam und Andreas Straß-ner zusammen. Benedikt Hoffmann hatte sich anmgesichts der zunehmen-den Wärme bis 23 °C sicherheitshalber

Laufmagazin SPIRIDON 10/19 25

50 km WM Brasov/Rumänien Was lief

Team-Silber für deutsche UltrasMit der Teilnahme von 29 Nationen und einer tadellosen Organisation brachte sich der 50-km-Lauf als neue WM-Dis-ziplin der IAAF (World Athletics) in Bra-sov in Rumänien ein. Erste Titelträger wurden der Spanier Iraitz Arrospide in 2:47:12 h und die Britin Alyson Dixon in der Weltrekordzeit von 3:07:20 h. Die Mannschaftssiege gingen an Südafri-ka und Großbritannien. Das DLV-Team errang in der Dreierwertung einen her-vorragenden zweiten Platz, die Frauen wurden Vierte.

zurückgehalten und kontrollierte mit Blick auf das Team die zweite Gruppe. Sah es zunächst so aus, als könnten die drei Südafrikaner das Feld dominie-ren, so setzte sich schließlich auf den letzten km der Spanier Iraitz Arrospide durch. Lungile Gongqa wurde Zweiter vor dem Briten Daniel Nash. Als bester Deutscher kam der amtierende deut-schen 50-km-Meister Marcel Bräutigam (Rennsteiglaufverein) auf einen sehr guten vierten Rang. Mit 2:49:26 h blieb er trotz nicht idealer Bedingugen nur 20

sec über dem deutschen Rekord und ließ den 100.km-Wetrekordler Nao Kaz-ami aus Japan hinter sich, der Fünfter wurde. Andreas Srassner kam auf den achten Rang in 2:51:17 h. Während der Team-Sieg von Südafrika sicher war, wartete man auf den dritten Deutschen. Benedikt Hoffmann (TSG Heilbronn) hielt in einer Dreiergruppe zwei Briten in Schach und wurde mit einer schnel-len letzten Runde 13. in 2:55:05 h. Er blieb damit nur 55 sec über seiner PB. Damit war überraschend die Silber-medaille für das DLV-Team durch zwei Marathon-Spezialisten und einen All-roundläufer gesichert.

Hoffmann konnte sich durch die er-folgreich gestaltete Berglauf-Saison nur fünf Wochen auf die 50 km vobereiten und ist jetzt schon wieder im Training für die Langdistanz bei der Berglauf-WM in Argentinien im November, nur unterbrochen durch den geplanten Ma-rathonlauf am Baldeneysee in Essen..

Erste von 84 gestarteten Frauen wur-de die das ganze Rennen vorne liegen-de Britin Alyson Dixon. Ihre Zeit von 3:07:20 h bedeutet Weltrekord. Zweite wurde mit ebenfalls starken 3:09:16 h ihre Landsfrau Helen Davies. Großbr-tiannein gewann auch den WM-Titel in der Mannschaft. Als beste Deutsche wurden Nele Alder-Baerens (Marburg) 14.Die Ränge von Almut Dressle aus Berlin (23 in 3:32:12 h und Malin Pfäffle (35. n 3:44:35 h) brachten den vierten Rang in der Teamwertung.

Neben dem WM-Lauf nahmen an der offenen Wertung eine Reihe lokaler Läufer an dem sehr gut organisierten Wettkampf teil, wassich mit einer ge-lungenen Abschlussfeier in der rumäni-schen Mittelstadt fortsetzte.

Start zur 50-km-Weltmeisterschaft im rumänischen Brasov. Fotos(2): DUV

Deutsches Team-Silber mit von links Frank Merrbach, Andreas Strussner, Benedikt Ho�mann, Jan Kerkmann und Marcel Bräutigam

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Jede Meisterschaft bekommt ihr Etikett umge-hängt. Die Olympischen Spiele in München 1972 galten als die „heiteren Spiele“. Bis zu

dem Moment des palästinensischen Terroran-gri�s auf die israelischen Sportler. Eher zufällig er-innert Udo Möller in seinen „Blitzlichtern“ wieder einmal an diese schmerzlichen Momente. In Qa-tar - ich benutze die internationale Schreibweise - �el man mit der Tür ins Haus. Der erste Wettbe-werb, der Marathonlauf der Frauen, wurde für die Presse und andere Beobachter zur „Katastrophe für Katar“ mit den vielen Ausfällen. Eine Reihe vor allem männlicher Topathleten hatte in den Mo-naten zuvor schon ihre Teilnahme abgehakt und einen Start bei einem Herbstmarathon vorgezo-gen. Abgesehen davon hätte ich persönlich aus gesundheitlichen Gründen auf eine Marathon-Teilnahme unter solchen Verhältnissen verzichtet. Auf die Höhe von Mexiko bei den Olympischen Spielen 1968 konnte man sich einigermaßen vorbereiten und bei 28 °C, aber niedriger Luftfeuchtigkeit „lief der Tod nicht mit“, wie vorher prognosti-ziert.

Bleiben wir bei den positiven Aspekten in Doha. Die Bedin-gungen im „Khalifa-Stadion“ im Aspire Park waren ausgezeich-net. Trotz des späten Zeitpunkts im Herbst gab es hervorra-gende Leistungen. Das Innere des Stadion wurde durch eine mobile Klimaanlage hoch über den Köpfen der Athleten auf ca. 25 °C abgesenkt, die Luftfeuchtigkeit sank! Es waren Stunden der mutigen Tempomacher, packende Kämpfe, in die sich die Athleten freudig hineinstürzten. Zahlreiche Championship-Re-korde und Landesrekorde sank ebenfalls. wurden auf hervorra-genden Anlagen aufgestellt.

Es waren vor allem auch die Spiele der Frauen, paradoxer-weise in einem streng islamischem Land: einige positive Bei-spiele seien genannt. Im 800-m-Lauf sah man im Jahr 1 nach der Eliminierung der Medaillengewinnerinnen von London 2017 und Rio 2016 wieder echten Frauensport statt betrete-ne Gesichter. Als die beiden Uganderinnen Halima Nakaay als Erste und Winnie Nanyondo als Vierte im Stadion ein Tänzchen au�ührten, da blickten auch die Qataris erstaunt auf. Ein voller

Erfolg war auch, dass das 50 km Gehen bereits bei der zweiten WM-Veranstaltung von Frau-en aus aller Welt mit einem ansehnlichen Feld angenommen wurde. Auch die vorher umstrit-tene Mixed Team Relay über 4x400 m mit zwei Männern und zwei Frauen bei freier Wahl der Startplätze schlug voll ein. Das US-Team mit der Siegerleistung von 3:09,34 min erzielte einen be-achtlichen Weltrekord, der mit einer Prämie von 100.000 belohnt wurde. Zweimal 45 sec und 2 x 50 sec ergeben 3:10 min. Mit dabei war eine Iko-ne der Leichtathletik: die 33-jährige Allyson Felix, die ihr 12. internationales Gold gewann. Und ihr 13. über 4x400 m der Frauen. So gab es 49 Wett-bewerbe in Doha statt 50 wie in London, auch diesmal ausgewogen zwischen Männern und

Frauen bei gleichem Preisgeld. Der neue Wettbe-werb hat eine große Zukunft. Er ist attraktiv und spannend und gibt auch kleinen Nationen, die keine guten vier Frauen über 400 m haben, neue Möglichkeiten.

Der Fokus auf die Frauen wurde auch durch eine geschickte Zeitplanung gelegt. So fanden überwiegend Mittel- und Langstre-cken der Frauen im ersten Drittel der WM statt und entsprechend Marathon und 10.000 m für Männer am Ende. Mittendrin dann beide Mehrkämpfe, Siebenkampf der Frauen und Zehnkampf der Männer, die viele Zuschauer zum ersten Mal am Stück erlebten, weil die Kämpfe erst am späten Nachmittag begannen.

Das Paradoxon ist, dass die Aufwertung des Frauensports in ei-nem arabischen Land geschah, wo das Interesse an Frauensport gering ist und sich aktive Sportlerinnen mit Bekleidungsvorschrif-ten und oft Ablehnung konfrontiert sehen. Dies war Lektion und Anschauungsunterricht zugleich für die Sportwelt des Mittleren Ostens. Und die weibliche Jugend hat mit der neuen, erst 21-jäh-rigen Bahrainerin Salwa Eid Naser ein Vorbild. Die gebürtige Nige-rianerin gewann den WM-Titel über 400 m in 48,14 sec, der bisher drittschnellsten Zeit überhaupt. Marita Koch hält hier aus DDR-Zei-ten mit 47,40 sec einen dubiosen Weltrekord. Zuvor gewann Naser in der Mixed Sta�el bereits für Bahrain die Bronzemedaille. Sie lebt in Bahrain, ist zum Islam übergetreten, doch mit Tattoos und schon mal Gesichtsringen tritt sie als moderne junge Frau auf.

Die Weltmeisterschaft der Frauen Aufgespießt: Leichtathletik-WM Doha

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Ein stattliches Feld war im 50km Gehen der Frauen versammelt, links die spätere Siegerin Liang. Titelverteidigerin Henriques (daneben) gab auf.

Im Jahr nach Semenya wurde über 800m echter Frauensport geboten. Dennoch kam keine Europäerin ins Finale Fotos (2): Mast

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Shaul Paul Ladany ist ein außergewöhnli-cher Mann. Er wirkt ein wenig aus der Zeit gefallen mit seiner riesigen, das halbe Ge-

sicht bedeckenden Brille. Man ahnt nicht, was die Augen dahinter schon alles gesehen haben in den zurückliegenden 83 Jahren. Ladany wur-de 1936 im damaligen Königreich Jugoslawi-en geboren, 1941 �oh er mit seinen Eltern vor der Verfolgung durch die Nationalsozialisten nach Ungarn, wurde aber dort später verhaftet und in das Konzentrationslager Bergen-Belsen deportiert. Er gehörte dann zu den sehr weni-gen jüdischen Häftlingen, die im Rahmen des sogenannten „Kasztner-Transportes - einem spannenden und fast unbekannten Stück Ge-schichte - nach Verhandlungen mit der SS in die Schweiz ausreisen durften. Andere Famili-enangehörige starben im KZ Auschwitz. Nach dem Krieg wanderte Ladany mit seinen Eltern nach Palästina, auf dessen Gebiet der Staat Israel entstand, aus. Er studierte, wurde Maschinenbau-Ingenieur, Wissenschaftler, schrieb Bü-cher, hielt Vorträge.

Und er wurde begeisterter Sportler. Am Anfang seiner Kar-riere noch als Läufer mit Distanzen bis zum Marathon, doch bald wechselte er ins Lager der Geher und das sehr erfolg-reich. Mehrfach wurde er Landesmeister und nahm 1968 an den Olympischen Spielen in Mexiko teil, wurde 32. über 50 km. Ladany hält sogar noch heute einen Weltrekord, wenn auch auf einer eher „exotischen“ Distanz. Im April 1972 absolvierte er in New Jersey, USA, die 50 Meilen (entsprechen 80,45 km) in 7:23:50 h. Dank Bernd Kannenberg war Gehen zu diesem Zeit-punkt auch in Deutschland recht populär. Kannenberg stellte in 3:52:44 h fast zum gleichen Zeitpunkt, im Mai 1972, in Bre-men einen neuen Weltrekord über 50 km auf. Auch Kannen-berg hatte als Läufer begonnen. Er und Ladany trafen dann im September 1972 im Wettkampf zusammen: Bei den Olym-pischen Spielen in München. Kannenberg holte in 3:56:11 h Gold, Ladany belegte mit 4:24:38 h Rang 19. Aber das war es nicht, was von diesen Spielen haften blieb. Zwei Tage nach dem Wettkampf ereignete sich der terroristische Anschlag auf die israelische Mannschaft, bei dem 11 Geiseln, die Attentäter und ein Polizist ihr Leben verloren. Ladany hatte Glück, er be-fand sich zum Zeitpunkt der Geiselnahme in einem anderen Gebäude. Die Spiele wurden zwar unterbrochen, aber fortge-setzt. Unvergessen ist der fast zum ge�ügelten Wort gewor-dene Satz des damaligen IOC-Präsident Avery Brundage: „The games must go on“ So fand auch der Marathonlauf, bei dem Herausgeber Manfred Ste�ny gemeinsam mit Lutz Phillip in 2:24:25 h auf Rang 31 kam, wenige Tage danach statt.

Die israelische Delegation war natürlich abgereist – mit ei-ner Ausnahme: Shaul Ladany. Er wolle sich dem Terror nicht beugen, so war seine Begründung. 47 Jahre sind seitdem vergangen, Ladany geht noch immer. Schlagzeilen machte er in diesem Jahr im August, als er bei den jüdischen Maccabi-Spielen in Budapest beim Halbmarathon an den Start ging – als Teil des deutschen Maccabi-Teams. Dass er mit Schwarz-Rot-Gold und dem Schriftzug „Deutschland“ auf dem Trikot an einem Wettkampf teilnehmen würde, überrascht nach seinen Erlebnissen schon. Doch Ladany sagt: „Deutschland hat sich geändert. Deutschland hat Verantwortung für das übernom-men, was im Dritten Reich geschehen ist.“ Aussöhnung ist sein Thema und dafür ist er rastlos unterwegs, ebenso rastlos wie er seinen Weg weiter geht. Ob beim „Vierdaagse“, dem großen 4-Tage-Marsch im niederländischen Nijmegen, wo er Stamm-gast ist, oder beim Training daheim in der Nähe von Be’er Sche-va in der Negev-Wüste. Er dreht noch täglich seine Runden.

Ladany war und ist aber auch Sammler. Er hat zahlreiche

Fotos und Erinnerungsstücke zusammenge-tragen, die sein bewegtes und bewegendes Leben belegen und beleuchten. „Lebensläu-fe. Verfolgung und Überleben im Spiegel der Sammlung Shaul Ladany“ heißt die Ausstel-lung, die noch bis zum 20.Dezember in der Gedenkstätte im niedersächsischen Bergen-Belsen zu sehen ist. Genau an dem Ort, an dem Ladany als Kind inhaftiert war. Zur Aus-stellungserö�nung im September kam er in seinem blauen Olympia-Jackett von 1972. Wer die Ausstellung nicht besuchen kann, sich aber für diese interessante Biographie interessiert: Bereits 2008 erschien sein Buch „King of he road – from Bergen-Belsen to Olympic games“, das sich intensiv mit seiner sportlichen Karriere beschäftigt. Leider liegt es nur in Englisch vor.

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Während sich Eliud Kipchoge auf seine umstrittene „1:59-Challenge“ in Wien vorbereitet hat, fand im spanischen Grana-da unter sehr viel weniger Getöse und unter geringer ö�ent-licher Beachtung bereits ein Angri� auf die 2 Stunden-Grenze statt. Wenngleich man diesen auch von vornherein nicht so ganz ernst nehmen konnte. Nicht weniger als „The world fas-test Marathon“, so der o�zielle Eventname, sollte es werden. Veranstalter: Eine dänische Reiseagentur, die ansonsten Läufe anbietet, die nicht frei buchbar, sondern nur als Reisepaket zu haben sind. In Grönland beispielweise. Wenn es immer nur ordentlich bergab geht, muss doch eine superschnelle Zeit möglich sein, so der (kommerzielle) Grundgedanke. Dazu kre-ierte man einen Kurs mit Start in der Sierra Nevada auf 2605 Meter Höhe und dem Ziel in Granada auf 667 Meter. 1938 m abwärts, also mehr als 46 Meter Gefälle pro km! Das konnte natürlich nicht gut gehen, abgesehen davon, dass eine mög-liche „Bestzeit“ natürlich irregulär gewesen wäre. Mangels zu verdienendem Geld nahm auch kein namhafter Läufer diese „Challenge“ an. Der international bislang nicht groß in Erschei-nung getretenen Kenianer Antony Mutai allerdings wagte das Experiment und stürzte sich den Berg hinab. Er lieferte er-staunliche Zwischenzeiten ab: 10 km in 27:56 min und 20 km in 56:16 min. Zum Vergleich: Kipchoge lief bei seinem Weltre-kord in Berlin 2018 29:01 und 57:56 min. Bei km 25 wies Mutai mit 1:10:21 min sogar eine schnellere Zeit auf, als der aktuelle Weltrekord von Dennis Kimetto auf dieser Distanz (1:11:18 h). Das dicke Ende kam zum Schluss. Bei km 30 brach er vollkom-men ein und lief von da an nur noch einen Schnitt von 3:30 min pro km. Am Ende reichte es zu 2:09:38 h. Den 59:30 min für den ersten Halbmarathon folgte ein Split von 70:08 min auf der zweiten Hälfte. Es war nicht das erste Mal, dass ein Veran-stalter ho�te, mit extremen Bergab-Kursen für herausragende Zeiten sorgen zu können.

Im österreichischen Innsbruck reiften auch einst solche Blütenträume. Beim „Tirol Speed Marathon“ mit einem Start am Brenner direkt auf der österreichisch-italienischen Gren-ze auf 1.370 m Höhe führte der Marathonkurs hinunter nach Innsbruck auf 574 m. Nachdem der damals erst 17-jährige Ke-nianer Eliat Kurgat bei einem Testlauf über Halbmarathon auf dieser Strecke 2003 mit 58:43 min einen „Weltrekord“ erzielte, ho�te man auch über die volle Distanz auf Fabelzeiten. Die Wünsche erfüllten sich allerdings nie, mehr als eine mäßige Zeit von 2:12:04 h von Ben Chebet Kipruto, gelaufen 2005, sprang nie dabei heraus. Auch die Freizeitläufer honorierten das Bergab-Spektakel nicht wie erwartet, der Lauf wurde nach vier Durchführungen eingestellt.

... und das Leben geht weiterxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx

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Natürlich hatte man Kenenisa Be-kele eine starke Zeit zugetraut, immerhin ist er amtierender Welt-

rekordhalter über 5.000 und 10.000 m, hat 16 Weltmeistertitel auf der Bahn und im Cross geholt und hatte 2016 in Berlin in 2:03:03 h gewonnen. Zuletzt konnte er an die ganz großen Erfolge aber nicht anknüpfen. Das Thema Weltrekord, das er selbst noch vor zwei Jahren vor dem Ren-nen in Dubai (bei dem er dann ausstieg) ins Spiel brachte, war keines. Auch sei-tens der SCC dämpfte man die Erwartun-gen. In Abwesenheit des dominierenden Eliud Kipchoge, der sich auf sein Show-Rennen in Wien vorbereitet, rechnete nie-mand mit einem Rekordtempo. Genau das aber wurde von Beginn an angeschla-gen: Bekele und die Spitze passierten km 5 in 14:24 min, der exakten Zwischenzeit von Kipchoge 2018, bei km 10 war man mit 28:53 min gar schon 8 sec schneller. Die Halbmarathon-Marke wurde in 61:05 min passiert. Zur Führungsgruppe gehör-ten Birhanu Legese, Sisay Lemma und Leul Gebreselassie sowie der Kenianer Jonathan Korir. Kurzzeitig bekam Bekele Oberschenkelprobleme und es schien, als würde Legese, der ihn sogar abschütteln konnte, die Oberhand gewinnen. Aber der 1,65 m große und 55 kg leichte Bekele fing sich und kämpfte sich wieder heran.

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Berlin Marathon Was lief

Ein bittersüßer Sieg

Bekele mit Renndirektor Mark Milde

Mit der Rekordzahl von 44.065 Finishern legte der Berlin Marathon noch einmal ordentlich zu und überflügelte sogar das bisher stets an Teilnehmern stärkere Lon-don. Das Plus von 3.414 Zieleinläufen - etwa so viel wie beim Rennsteig-Marathon insgesamt - bedeuten eine Steigerung von über 8 %. Gemeldet hatten nach Veran-stalterangaben knapp 47.000. Eine Riesenüberraschung war die Siegerzeit des Äthi-opiers Kenenisa Bekele: Mit 2:01:41 h verfehlte er den von Eliud Kipchoge vor einem Jahr an gleicher Stelle aufgestellten Weltrekord von 2:01:39 h nur hauchdünn. Auch Birhanu Legese als 2. in 2:02:48 h und Sisay Lemma als 3. in 2:03:36 h lieferten noch Top-Zeiten ab und komplettierten den äthiopischen Dreifach-Erfolg. Ein ähnliches Bild bei den Frauen: Ashete Bekere siegte in 2:20:14 h vor Mare Dibaba in 2:20:21 h. Hinter den beiden Äthiopierinnen holte Sally Chepyego in 2:21:06 h den einzigen Podestplatz für Kenia. Die äußeren Bedingungen waren zunächst gut, die Spitze kam noch trocken ins Ziel. Später setze anhaltender Regen den Läufern zu.

Von Udo Möller

Legeses Vorsprung, der bei km 35 auf 10 sec angewachsen war, schmolz dahin und ab km 38 war Bekele nicht mehr zu brem-sen. Er forcierte und lag bei km 40 noch 2 sec unter der Weltrekord-Zwischenzeit von Kipchoge. Und doch reichte es am Ende nicht ganz, mit 2:01:41 h erzielte er „nur“ die zweitschnellste jemals gelaufe-ne Zeit. Angesichts dessen konnte er sich zunächst auch nicht so ganz richtig freuen. Gewonnen, aber irgendwie auch denkbar knapp gescheitert. Legese, der im März in 2:04:48 h den Tokyo Marathon gewonnen hatte, muss die späte Attacke demorali-siert haben. Er lief die letzten km plötzlich in einem Schnitt von über 3 min, obwohl er so lange auf Weltrekordkurs lag. An-dere bauten noch stärker ab, Korir zum Beispiel, der auf der zweiten Hälfte über 4 min verlor und in 2:06:45 min 4. wurde.

Es wurden zehn Zeiten unter 2:10 h erzielt, starke 69 unter 2:20 h. Darunter als bester Deutscher Jens Nerkamp in 2:14:54 auf Rang 37. Er stammt aus Garrel in Niedersachsen und startet für das Lauf Team Kassel, in Berlin verbesserte er sich um mehr als 2 min. Auch Simon Stützel (49. in 2:16:09 h) und Lorenz Baum (63. in 2:18:42 h) blieben unter 2:20 h. Phillip Pflieger stieg nach km 30 aus, den Halb-marathonmarke hatte er noch in 1:05:31 h absolviert.

Gruppe um Anna Hahner, links Ste�en Uliczka als Hase Fotos(6): He. Ste�ny Ein internationales Feld passiert das Kanzleramt

Melat Kejeta aus Kassel beste Deutsche in 2:23:57 (6.)

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