MAN TGX vs. Volvo FH Test + Technik · 2014. 5. 16. · MAN TGX vs. Volvo FH raum. Dafür wirft der...

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Test + Technik VerkehrsRUNDSCHAU 20/2014 55 MAN TGX vs. Volvo FH VR/Karel Sefrna Der brandneue Volvo FH 460 muss sich mit dem bewährten MAN TGX 440 messen Altmeister trifft auf Newcomer D er taufrische Volvo wird dem ange- jahrten MAN nicht den Hauch einer Chance lassen – so dachten wir zu Beginn des Vergleichstests TGX gegen FH. In Ermangelung offizieller Test- fahrzeuge akquirierten wir einen Schwe- den bei Pema. Die Vermietprofis lieferten uns einen FH 460 Globetrotter. Und gleich noch einen MAN TGX 440 XXL: Mit 14 Jahren Bauzeit ist die „Trucknology Gene- ration“ eines der älteren Fahrzeuge auf dem Markt. Noch immer behauptet sich der MAN als Nummer zwei in Deutsch- land. Trotzdem ist er schon rein optisch ganz schön in die Jahre gekommen. MAN- Sympathisanten nennen ihn „ausgereift“. Wer nichts für den Münchener übrig hat, für den ist er schlicht und ergreifend alt. Modernes Herz im „alten“ Auto Ein Blick unter die Kabinen zeigt aber, dass der TGX das modernere Motorlayout hat. Common-Rail und Twinturbo beim MAN gegen Pumpe-Düse und Singlelader beim Volvo. Die Papierform bescheinigt dem FH 400 Kubikzentimeter mehr Hub- Die Nummer zwei auf dem deutschen Markt, der modell- gepflegte MAN TGX, muss sich im Vergleich zweier Miet-LKW gegen den komplett neuen Volvo FH behaupten. Ein Test mit überraschendem Ergebnis. VERGLEICHSTEST MAN TGX vs. Volvo FH Ist der MAN nun ausgereift oder doch schon angejahrt? Die Antwort fällt unterschiedlich aus

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    VerkehrsRUNDSCHAU 20/2014 55

    MAN TGX vs. Volvo FHV

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    arel

    Sef

    rna Der brandneue Volvo FH 460

    muss sich mit dem bewährten

    MAN TGX 440 messen

    Altmeister trifft auf Newcomer

    Der taufrische Volvo wird dem ange-jahrten MAN nicht den Hauch einer Chance lassen – so dachten

    wir zu Beginn des Vergleichstests TGX gegen FH. In Ermangelung offizieller Test-fahrzeuge akquirierten wir einen Schwe-den bei Pema. Die Vermietprofis lieferten uns einen FH 460 Globetrotter. Und gleich noch einen MAN TGX 440 XXL: Mit 14 Jahren Bauzeit ist die „Trucknology Gene-ration“ eines der älteren Fahrzeuge auf dem Markt. Noch immer behauptet sich der MAN als Nummer zwei in Deutsch-

    land. Trotzdem ist er schon rein optisch ganz schön in die Jahre gekommen. MAN-Sympathisanten nennen ihn „ausgereift“. Wer nichts für den Münchener übrig hat, für den ist er schlicht und ergreifend alt.

    Modernes Herz im „alten“ Auto

    Ein Blick unter die Kabinen zeigt aber, dass der TGX das modernere Motorlayout hat. Common-Rail und Twinturbo beim MAN gegen Pumpe-Düse und Singlelader beim Volvo. Die Papierform bescheinigt dem FH 400 Kubikzentimeter mehr Hub-

    Die Nummer zwei auf dem

    deutschen Markt, der modell-

    gepflegte MAN TGX, muss sich

    im Vergleich zweier Miet-LKW

    gegen den komplett neuen

    Volvo FH behaupten. Ein Test

    mit überraschendem Ergebnis.

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    MAN TGX

    vs. Volvo

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    Ist der MAN nun ausgereift oder

    doch schon angejahrt? Die

    Antwort fällt unterschiedlich aus

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    MAN TGX vs. Volvo FH

    raum. Dafür wirft der TGX einen deutlich größeren Hub in die Waagschale und lässt fülliges Drehmoment erwarten. Tatsäch-lich arbeiten beide Reihensechszylinder eher unauffällig. Weil es in der MAN-Ka-bine ein wenig lauter zugeht, glaubt man subjektiv, im stärkeren Auto zu sitzen. Letztlich bringen die nominell 20-Mehr-PS und ein Plus von 200 Nm an Drehmo-

    ment dem Volvo nur geringe Vorteile. Kommt er an der Steigung näher, liegt es eher am geringeren Ladedruckverlust und am schneller schaltenden Getriebe.I-Shift schaltet schneller, I-Shift kuppelt besser, I-Shift hat am Ende die klügere Schaltstrategie. Nicht zu vergessen nutzt der FH das sogenannte I-Roll (Rollen in Neutral), wann immer es geht. Diese Funk-

    tion haben wir beim Vorgänger oft kriti-siert, weil sie oft überlaufen wurde und zu unharmonischem Fahrverhalten führte. Im aktuellen Modell funktioniert es gut. Der MAN lässt weder in Neutral rollen, noch kann er mit einer sonderlich hohen Schaltgeschwindigkeit glänzen. Zudem wechselt Tipmatic beim Beschleunigen Gang für Gang und kuppelt oft so unhar-

    Die großen Kühlluftöffnungen

    machen den TGX nicht attraktiver.

    Er wirkt unharmonisch und zerklüftet

    Ausgereift – nicht veraltet

    Mit Umstellung auf Euro 6 profitiert der MAN

    vom hubraumgrößeren Motor, der im

    Hauptfahrbereich lebhafter zu Werke geht –

    obwohl er nominell nicht mehr Leistung und

    Drehmoment hat. Das automatisierte Getrie-

    be erfüllt nur noch Grundbedürfnisse – es

    fehlt an höherer Schaltgeschwindigkeit und

    Eco-Roll. Dem großzügigen Kabinenlayout

    stehen eine schlechtere Ergonomie am Fah-

    rerplatz sowie ein zerklüftetes Staufachkon-

    zept gegenüber. Vor allem der Lenkradver-

    stellbereich ist zu klein. Qualitativ wirkt der

    TGX hochwertig – da klappert nichts!

    + sparsamer Motor, große und bequeme

    Betten, gute Rundumsicht, gelungene

    Fahrwerkabstimmung– wenig Schaltkomfort, niedrige Schaltge-

    schwindigkeit, (zu) große Scheibe statt

    ordentliches Stauvolumen

    F A Z I T M A N T G X

    Das gerade Armaturenbrett schafft einen guten Durchstieg und verbessert die Bewegungs-

    freiheit. Die Bedienung, speziell des Tastenfeldes rechts, leidet aber darunter

    Der Kühlschrank ist umständlich zu bedienen, die Stau-

    fächer sind zerklüftet, der Bettaufstieg eine Zumutung

    Die Schaltkonsole ist überflüssig – das

    könnte man alles verlegen

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    vs.Volvo

    FH

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    MAN TGX vs. Volvo FH

    monisch, dass man sich in der weich gefe-derten Kabine vorkommt wie in der Schiffschaukel. Der Löwen-Motor heult auch gerne mal nach, wenn die Kupplung schon offen, aber das E-Gas noch nicht zurückgenommen ist.Einziger Trost für die Münchener: Der Volvo ist auch nicht ohne Fehler. Nach wie vor sein größtes Manko: Er genehmigt ma-

    nuelle Schaltwechsel nur, wenn ihm der Sinn danach steht – was nicht oft der Fall ist. So lässt er an Steigungen die Drehzahl weit fallen, ehe er zurückschaltet. Auf der Landstraße verharrt er bis 70 km/h im elf-ten Gang. Zwar bleibt der MAN bei Land-straßentempo ebenfalls im Elften. Greift der Fahrer aber manuell ein, hält der TGX – im Gegensatz zum Volvo – die höchste

    Stufe. Nicht zu vergessen, halten wir die Schaltmimik am Fahrersitz des FH nach wie vor für eine anachronistische Lösung. Abgesehen vom Gang hebel präsentiert sich der Volvo in fast perfekter Ergonomie. Mit dem bequem per Fußpedal verstellba-ren Volant und einem riesigen Verstellbe-reich sowie den im Halbrund um den Fah-rer angeordneten Instrumenten und den

    Langsamer Reifeprozess

    Aufgrund seines ergonomischen Fahrerplat-

    zes und der markanten Front ist der Volvo

    das modernere Auto. Weniger zeitgemäß präsentiert sich der FH im Test infolge seines hohen Verbrauchs. Trotz besserer Aerodyna-mik und fehlendem Retarder fällt der Abstand zum MAN deutlich aus. Zudem ist der Schwede auch noch erheblich schwerer. Dafür punktet der Volvo mit einem durch-dachten Stauraumkonzept, übersichtlichen Armaturen und feiner Materialauswahl. Das automatisierte Getriebe ist bis auf Kleinig-keiten, wie die Defizite bei der manuellen Bedienbarkeit, ein Gedicht. + sehr guter Fahrerplatz mit klarem Bedien-

    konzept, hohe Schaltgeschwindigkeit, ausgezeichnete Kupplungssteuerung

    – hoher Diesel- und Adblue-Verbrauch, hohes Fahrgestellgewicht

    F A Z I T V O L V O F H

    Auch beim Volvo zeigen sich die Staufächer klein und

    zerklüftet. Die Schaltkonsole am Sitz ist schlecht

    Durch das vorne platzierte Glasdach kommt viel Licht

    in die Kabine. Dafür passt keine Standklima mehr

    Der Volvo lässt sich sehr gut bedienen. Die „Vogeltränke“ war als Gag gedacht – hat es aber bis in die Serie

    geschafft. Speziell an das Multifunktionslenkrad gewöhnt sich der Fahrer schnell

    Keine gute Lösung: Der Kühlschrank ist während der Fahrt nicht zu erreichen

    Schubladen, variable Becherhalter und großzügige Ablagen überzeugen

    Der neuen Volvo gibt sich als modern gezeichneter LKW mit guter

    Aero dynamik und gefälligem Äußeren

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    leicht bedienbaren Lenkradtasten ist er dem MAN um Längen voraus. Ausgerech-net der kurze Längsverstellbereich des Sitzes fällt da als kleiner Makel auf. Wie umständlich ist dagegen die Lenkradver-stellung des MAN via Knopf, der kleine Verstellbereich und das schlecht bedien-bare Multifunktionslenkrad. Zwar hat der FH viel mehr Tasten am Lenkrad (Tempo-mat, Radio, Telefon, Bordcomputer etc.). Doch die sind nach kurzer Eingewöhnung leicht zu verstehen und zu betätigen.Apropos Lenken: Die Steueranlage des Volvo ist offenbar Geschmackssache. Während der VR-Testerkollege gut damit klarkommt, moniert der Autor ein synthe-tisches Lenkgefühl. Zwar ist die Lenkung des MAN direkter und straffer. Weil sich aber die weich gefe-derte Kabine durch starke Nick- und

    Schaukelbewegungen bemerkbar macht, leitet der Fahrer unwillkürlich immer ein paar Grad Lenkwinkel ein. Ergebnis ist eine ziemlich „eckige“ Kurventechnik. Einmal mehr bestätigt sich, dass der FH auch ohne Einzelradaufhängung mit einem sehr guten Fahrwerk aufwartet. Die Zweiblatt-Parabelfeder an der Vorderach-se spricht sanfter an als das viel trockener federnde Einblatt-Pendant beim MAN. Dafür glänzt der TGX mit seiner am X-Lenker aufgehängten Hinterachse mit sehr guter Feder-, Dämpfer- und Spurfüh-rungsarbeit. Letztlich finden beide einen

    guten Kompromiss aus sicherem Fahrver-halten und langstreckentauglicher Kom-fortabstimmung.Während der TGX auf klassische Rund-instrumente setzt, gibt sich der FH futu-ristisch: ein verschachtelter Drehzahlmes-ser und ein über die Außenskala wandern-des Zeigerfragment sind „Ansichtssache“. Vorteilhaft ist in jedem Fall das rechts zum Fahrer hin angewinkelte Armaturenbrett des Schweden. Zudem hat Volvo die Be-dienelemente sinnvoll in Funktionsgrup-pen unterteilt. Das schafft eine viel bessere Bedienbarkeit und Übersicht.Die klare Unterteilung in Primäraufgaben (Fahrzeugbedienung/-funktion) und Se-kundäraufgaben (Navigation, Entertain-ment etc.) auf zwei Bildschirmen mit ge-trennt am Lenkrad regelbaren Bedienebe-nen im FH gefällt ebenfalls.

    MAN TGX vs. Volvo FH

    Wie viele MAN und Volvo hat Pema im Fuhr-park?Udo Brestel: Pema hat von beiden je über 1000 Einheiten im Fuhrpark. In Deutschland

    davon über 250 Volvo Euro 6 und etwa 125

    MAN Euro 6. Euro 6 wird noch nicht honoriert,

    die Nachfrage nimmt aber zu. Dennoch domi-

    niert Euro 5 ganz klar. Volvo und MAN liegen in

    der Miete auf vergleichbarem Niveau. Bei Euro

    6 liegt der Volvo geringfügig über MAN, was

    für ein neues Fahrzeug schlüssig ist.

    Wie sind Ihre Erfahrun-gen mit dem MAN TGX und Volvo FH als Euro-6- Fahr zeuge?Beide Fahrzeuge laufen

    sehr stabil. Technisch domi-

    niert der gänzlich neue Volvo. Insbesondere

    das I-Shift-Getriebe kommt sehr gut an.

    Anfänglich traten kleinere, nichtsdestotrotz

    ärgerliche Probleme auf: über Nacht leergezo-

    gene Batterien oder sich lösende Tankbänder.

    Bei den Kundenfeedbacks zeichnet sich ab,

    dass der Volvo weniger Diesel verbraucht – von

    1 bis 1,5l/100 km wird berichtet. Allerdings

    weist er auch einen leicht erhöhten Adblue-

    Verbrauch auf.

    Wie gestaltet sich die Nachfrage der Kunden nach beiden Marken?Die Nachfrage nach beiden Marken ist ähnlich.

    Der MAN profitiert von seinen Erfahrungswer-

    ten, der Volvo weckt zunehmend Interesse.

    Wobei bei BDF-Fahrzeugen die Tendenz noch

    zu MAN geht. Volvo leidet hier weiterhin unter

    den Negativthemen Rahmen und Hubhöhe.

    Objektiv konnte das Volvo-Fahrerhaus im Ver-

    gleich zum MAN in punkto Platzangebot und

    individuell gestaltbarer Ausstattung wesent-

    lich aufholen.

    Wieso hat Pema nur wenige Assistenz-systeme installiert?Leider honorieren die Kunden im Bereich der

    Standardfahrzeuge Assistenzsysteme – noch –

    nicht. Die Ausstattung mit Assistenzsystemen

    nehmen wir aber durchaus zunehmend bei

    kundenspezifischen Neuordern wahr.

    Wie ist Ihre persönliche Meinung zu MAN TGX und Volvo FH?Der MAN hat unverändert eine hohe Akzeptanz

    und positioniert sich als ausgereiftes Fahrzeug.

    Aber der Newcomer von Volvo hebt in der Nach-

    frage, vor allem im Sattelbereich, gerade ab.

    Optik und Technik sind State of the Art. gg

    Vollständiges Interview im Internet unter:

    www.verkehrsrundschau.de/testdatenbank

    Der MAN hat als XXL unverändert seine Fans

    für ein neues Fahrzeug schlüss

    Wie sind Igen mit deund VolvFahr zeuBeide Fahr

    sehr stabi

    Udo Brestel ist Ressortleiter Vertrieb beim Nutzfahrzeugvermieter Pema. Seiner Ansicht nach genießt der MAN hohe Akzeptanz und ist ausgereift. Der Volvo punktet dagegen bei Optik und Modernität.

    I N T E R V I E W

    Udo Brestel

    Zur Vorbereitung des Tests gehört eine vernünftige Vorbereitung der Fahrzeuge. Die Ergebnisermittlung erfolgt über Nachtankung

    In punkto Fahrwerk und Lenkung

    kann sich der Volvo nur wenig

    Vorsprung herausarbeiten

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    vs. Volvo

    FH

    PEM

    A

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    Nur in einem Punkt ist der MAN dem Volvo im Interieur überlegen: Er hat mehr Ablagen. Die „Vogeltränke“ haben wir bei der Vorstellung des FH als netten Gag empfunden. Offensichtlich war es aber schwedischer Spaß – aus dem Ernst wurde! Eine in beiden Fällen traurige Lö-sung sind die Kühlschränke. Schlecht be-dienbar beim MAN, während der Fahrt nicht zu erreichen beim Volvo. Offensicht-lich fuhren deren Designer noch nie meh-rere Tage in einem LKW.Auch bei den Betten finden wir im Volvo keine befriedigende Lösung. Noch immer sind die Matratzen viel zu weich. Eine Zu-mutung ist in beiden Fällen der Aufstieg zum oberen Bett. Wer sich im Volvo die Staukästen für die Kabinenrückwand gönnt, kann das obere Bett sowieso verges-sen. Da bleibt gar keine Kopffreiheit.

    Wer bremst, verliert ...Schwer nachvollziehbar ist die Philosophie von Volvo, auf einen Retarder zu verzich-ten – außer vielleicht, dass der FH dann noch mehr verbraucht hätte und noch schwerer geworden wäre. Das Problem: Der FH fängt viel zu spät an zu bremsen und überläuft in den meisten Fällen das im Tempomat gesetzte Limit. Also bleibt dem Fahrer mangels Leistung der Motorbrem-se nur, die Betriebsstopper zu nutzen. Dann aber fliegt der Tempomat raus. Da fragt man sich, warum so viel Elektronik

    und Unterstützung, wenn sie dem Fahrer am Ende nicht hilft?Dann schon eher der weniger ausgeklügel-te MAN mit Retarder. Ist seine Marschge-schwindigkeit auf 85 km/h gesetzt, verzö-gert er bergab zuverlässig bei 90 km/h. Das

    lässt sich mit einem Knopfdruck erledigen, bietet zwar keine Wahlmöglichkeit, aber funktioniert wenigstens.Abseits der gegenüber dem Vorgänger nicht weiterentwickelten Tempomat-Philosophie hat der Volvo aber zwei viel größere Prob-

    MAN TGX vs. Volvo FH

    Der Neue ist nicht besser

    Den aktuell längsten Serviceintervallen von 150.000 Kilometern hängen MAN und Volvo etwas hinterher. Der Münchener um 30.000, der Göteborger sogar um 50.000 Kilometer. Dafür bieten beide ein wartungsfreies Chassis. Der bei Euro 6 obligate Partikelfilter wird beim TGX erstmals nach dem vierten Ölwechsel geprüft, dann bei jedem weiteren Service. Volvo macht dazu keine Angaben. Die derzeit hohen Kosten für den Wartungsvertrag beim FH lassen allerdings vermuten, dass der Schwede recht aufwendig im Service ist.Der Bordcomputer des Volvo bietet – speziell für die Werkstatt – ein paar mehr Möglichkei-ten und ist auch einfacher zu bedienen. Grund-sätzlich unterstützen die Servicerechner den Fahrer aber bei beiden Fahrzeugen ganz gut. Kleinere Reparaturen, wie sie übers Jahr schon mal unterwegs vorkommen können, lassen sich im MAN leichter erledigen – etwa der Leuchtmittelwechsel oder die Sichtprüfung vieler Betriebsflüssigkeiten. Ein nettes Gim-mick beim MAN ist der Teleskopstab vorne unter der War tungsklappe zum Scheibenreini-gen. Deutlich hilfreicher ist dagegen die Teles-kop-Einfüllöffnung zum Ergänzen des Öls. Da

    hat mal einer richtig mitgedacht. Die Kupplung arbeitet bei beiden Fahrzeugen wartungsarm pneumatisch. Unterm Strich gilt auch in die-sem Kapitel, dass man vom viel neueren Volvo ein wenig mehr erwartet hätte. Nur ein sehr gutes Bi-Xenon-Licht zu haben, reicht nicht aus, um Punkte zu sammeln.

    Bewertung (MAN/Volvo)*

    Service-Intervall (150.000 km = 100 Pkt.) 80/67Abfahrtskontrolle (max. 90) 75/77Service Arbeiten (max. 80) 66/67Fahrerfreundlichkeit (max. 90) 79/59Kleinreparaturen (max. 70) 57/56Gesamtpunkte (max. 430) 357/326

    *Detailwertung: www.verkehrsrundschau.de

    Der Wartungsvertrag kostet bei Volvo mehr

    M A N U N D V O L V O I M T Ü V S Ü D C H E C K

    Einige Nutzer berichten von hohen Adblue- und Dieselverbräuchen. Hat Volvo das Pro-blem jetzt im Griff?

    Florian Kühl: Höhere Dieselverbräuche sind uns nicht bekannt. Unsere Kunden geben uns fast ausschließlich positive Rückmeldungen. Es gibt jedoch zwei Punkte, die den Verbrauch negativ beeinflussen können: Erstens beob-achten wir noch ein hohes Maß an Fehlbedie-nungen, was das Effizienzpotenzial unseres

    neuen Volvo FH noch nicht rich-tig nutzt. So konnten wir nach

    Fahrerschulungen feststel-len, dass sechs Prozent Kraftstoff einsparung dauer-haft möglich sind. Wir emp-

    fehlen daher jedem Kunden, eine Fahrerschulung auf

    unseren neuen Fahrzeugen durchführen zu lassen.Zweitens können etwas höhere Diesel-Ver-bräuche dadurch entstehen, dass unser neues vorausschauendes Assistenzsystem I-See noch nicht reibungslos arbeitet. Wir haben dieses Problem bereits per Software update behoben. Zusätzlich wird es weitere Softwareupdates für I-See geben, die die Funktionalität bei Bergab-fahrten und die Bedienung verbessern werden. Die Updates werden in den meisten Fällen per Funk übertragen und automatisch installiert. Bei den Euro-6-Motoren steigt der Adblue-Anteil konstruktiv, weil wir bei der Reduzie-rung von NOx den Schwerpunkt auf die SCR-Einheit und nicht auf die Abgasrückführung setzen. Die Effizienz dieses Motorenkonzepts ist, wie auch die Partikelemission, besser als die der gekühlten Abgasrückführung. Diese Vorteile wiegen den Adblue-Verbrauch auf.

    Oft ist die Rede von Qualitätsmängeln.

    Ist das inzwischen gelöst?

    Bei den ersten neuen Volvo FH gab es in Einzel-fällen tatsächlich diese Mängel. Diese sind aber bereits auf Garantie abgestellt und in der Produktion behoben. Vor dem Hintergrund, dass es sich um ein völlig neu konstruiertes Fahrzeug handelt, sehen wir keine außeror-dentlichen Qualitätsmängel.

    Viele Nutzer warten auf den I-Torque-

    Antriebsstrang und weitere Euro-6-Trieb-

    werke. Wann ist es so weit?

    Der D16-Motor wird ab Juni 2014 ausgeliefert. Der I-Torque-Antriebsstrang kommt später, um diese Neuentwicklung weiter abzustimmen und zu optimieren. gg

    Vollständiges Interview im Internet unter: www.verkehrsrundschau.de/testdatenbank

    Das komplett neue Fahrzeug muss man erst kennenlernen

    ng , zpneuen Volvo FH

    tig nutzt. So koFahrerschululen, dass sechKraftstoff einhaft möglich

    fehlen dahereine Fahrersch

    Florian Kühl, Media Relations Manager der Volvo Group, räumt anfängliche Qualitätsprobleme beim neuen FH ein. Ein regelmäßiges Update vermeidet lang anhaltende Probleme.

    I N T E R V I E W

    Florian Kühl

    Volv

    o

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    MAN TGX vs. Volvo FH

    leme: Er verbraucht in unserem Test zu viel Diesel wie auch Adblue und er ist zu schwer. Der MAN realisiert identische Fahrleistun-gen mit zehn Prozent weniger Kraftstoff-kosten und wiegt trotz Retarder 400 Kilo weniger. Zieht man jetzt noch in Betracht, dass er preislich attraktiver ist und die War-tungsverträge auch noch weniger kosten, muss man der neuen Technik und dem schicken Interieur gegenüber schon sehr viele Sympathien entgegenbringen.Als Neuentwicklung kann der Volvo mit Fahrerassistenzsystemen glänzen, die MAN erst in der nächsten Generation ein-führt. Wenn aber – wie im Fall der Leih-fahrzeuge – diese Assistenten nicht bestellt werden, kommt das dem inzwischen 14 Jahre alten TGX entgegen. In der vorlie-genden „Spar-Konfiguration“ der Miet-LKW fällt der Unterschied in dieser Hin-sicht viel kleiner aus als gedacht. Letztlich ist der Schwede das weit moder-nere und modischer gezeichnete Auto. Seine bessere Vorderachsabstimmung kompensiert der MAN durch die sehr gute Hinterachsfederung. Da zeigen sich keine zehn Jahre Entwicklungsvorsprung. Mit Retarder punktet der MAN sogar mit hö-herem Bedienkomfort und einem Plus an Sicherheit. Um also echte Kaufargumente zu liefern, muss Volvo noch an der Wirt-schaftlichkeitsschraube drehen.

    Gerhard Grünig

    Alle Tests und Fahrberichte seit dem Jahr

    2008 für Premium-Abonnenten unter

    www.verkehrsrundschau.de/testdatenbank

    VR-RedakteurGerhard Grünig

    Erst der zweite Wurf sitzt

    Der Volvo ist klar das modernere Auto. Und wer

    Wert auf gute Ergonomie, neueste Sicherheits-

    technik und Fahrassistenzsysteme sowie frische

    Optik legt, ist mit dem Schweden besser

    bedient. Allerdings spielten wohl die ersten

    Kunden Testfahrer. Das wurde erst im Lauf der

    Modellpflege besser. MAN-Kunden haben da

    gut lachen. Der Münchner ist ausgereifter und

    punktet trotz des Alters mit gutem Verbrauch.

    Kontakt: [email protected]

    K O M M E N T A R

    T E C H N I S C H E D AT E N

    MAN TGX 18.440 Volvo FH 460

    Motor

    Typ / Bauart / Ventile pro Zylinder /

    Schadstoffnorm

    D2676 / R6 / 4 / Euro 6 D13K / R6 / 4 / Euro 6

    Bohrung x Hub (mm), Hubraum (l) 126 x 166 / 12,4 131 x 158 / 12,8

    Einspritzsystem / Abgasreinigung Common-Rail / SCR, EGR,

    DPF, Twinturbo

    Pumpe-Düse / SCR, EGR,

    DPF, Singleturbo

    max. Leistung PS (kW) bei 1/min 440 (324) bei 1700 - 1800 460 (338) bei 1400 - 1800

    max. Drehmoment (Nm) bei 1/min 2100 bei 1000 - 1400 2300 bei 1000 - 1400

    Getriebe/Kupplung

    Hersteller / Typ ZF / 12 AS 2331 DD

    AS-Tronic / Tipmatic

    Volvo / AT2612D I-Shift

    Schaltung 12 Gänge, automatisiert 12 Gänge, automatisiert

    Getriebespreizung 15,86 - 1,00 14,94 -1,00

    Kupplung / Durchmesser (mm) ZF Sachs / MFZ 430 ZF Sachs / MFZ 430

    Lenkung/Fahrwerk/Bremse

    Lenkungs-Hersteller / Typ /

    ÜbersetzungZF / Servocom 8098 /

    19,1:1ZF Servocom 8098 /

    20,0:1

    Lenkraddurchmesser (mm) 460 450

    Federung

    vorne Einblatt-Parabel Zweiblatt-Parabel

    hinten Vierbalg-Luft Vierbalg-Luft

    Hinterachse

    Hersteller / Typ MAN / HY-1350 Arvin Meritor / RSS-1356

    Hinterachsübersetzung i=2,53 i=2,64

    Vorderachse

    Hersteller / Typ MAN / Faustachse VOK-07 Volvo / Faustachse FST-PAR

    Räder

    Reifendimension v: 315/70 R 22.5 h: 315/70 R 22.5

    v: 315/70 R 22.5 h: 315/70 R 22.5

    Reifentyp Goodyear Marathon Goodyear Marathon

    Bremse

    vorne / hinten Scheiben / Scheiben Scheiben / Scheiben

    Motorbremse / Retarder EVBec / ZF-Intarder VEB+ / ohne

    Maße

    L x B x H (mm) 5960 x 2490 x 3900 5885 x 2490 x 3810

    Radstand (mm) 3600 3800

    Gewicht (Testgewicht; 400 l Diesel; 60 l Adblue) (kg)

    7300 7700

    Geräusche (Stand / Bett / 85 km/h / Motorbrems betrieb) in dB(A)

    56 / 58 / 57 / 66 50 / 58 / 60 / 63

    Assistenzsysteme

    Spurbindung / Abstandstempomat / ESP nein / nein / ja nein / nein / ja

    Notbremsassistent ja ja

    GPS-Tempomat nein nein

    T E S T W E R T E D e t a i l s u n t e r w w w. v e r k e h r s r u n d s c h a u . d e )

    Verbrauch / Geschw. Landstraße 38,8 l / 55,0 km/h 41,8 l / 55,0 km/h

    Verbrauch / Geschw. Autobahn 29,3 l / 82,0 km/h 31,8 l / 82,0 km/h

    Verbrauch / Geschw. gesamt 34,8 l / 63,7 km/h 37,6 l / 63,7 km/h

    Adblue-Verbrauch (%, anteilig zum gemittelten Dieselverbrauch)

    4,0% (1,34) l / 100 km 8,6% (3,22) l / 100 km

    Wirtschaftlichkeit (max. 500) 358 327

    VERGLEICHSTES

    T

    MAN TGX

    vs. Volvo

    FH