Manachos Land - Eine Reise durch Curacao

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Bericht von Linus Geschke Manachos Land Curaçao – das sind Häuser im Kolonialstil, das ist die große Freiheit unter Wasser, das sind Likör und zwei Gegenden, die unterschied- licher nicht sein könnten. DiveInside war vor Ort und besuchte eine Insel, die Tauchen und Karibik verbin- det wie kaum eine andere: ein Erlebnisbericht. EINE REISE DURCH CURAÇAO 22 Reise

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article about diving on Curacao in the german online-magazine Dive Inside

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Bericht von Linus Geschke

Manachos Land

Curaçao – das sind Häuser im Kolonialstil, das ist die große Freiheit unter Wasser, das sind likör und zwei Gegenden, die unterschied-licher nicht sein könnten. diveInside war vor ort und besuchte eine Insel, die tauchen und Karibik verbin-det wie kaum eine andere: ein erlebnisbericht.

eine reise durch curAçAo

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Ewig zieht sich die Straße vom Kreisverkehr aus nach Westen. Sanfte Schlenker, sanfte Steigungen, doch im Prinzip geht es immer nur geradeaus. Es ist die Straße hin zu Mana-chos Land, hinein in den wilden und ursprünglichen Teil Curaçaos, wo Kakteen stehen und die schönsten Tauchgebiete der Insel warten.

Manacho heißt eigentlich Louis Lopez Rami-rez, aber so nennt ihn hier keiner. Der Besit-zer der Allwest Apartments sowie der Tauch-schule „Ocean Encounters West“ ist für mich immer der „Patron Curaçaos“ gewesen, auch

wenn er das selbst nicht so gerne hört. Manacho kennt alles und jeden auf dieser Antilleninsel, hat für jedes Problem eine Lösung: Es gibt wohl keinen geeigneteren Ratgeber, wenn man die größte der ABC-Inseln wirklich kennenlernen will . Der Toyota frisst derweil die Kilometer in sich rein, im Radio 91.5 spielen sie gerade die Pet Shop Boys, „Go West“, wie passend.

die misChUng maChTs

Orte ziehen am Auto vorüber, Tera Kora und Barber, vom Tourismus ist nicht viel zu sehen. Louis sitzt in Westpunt, dem westlichen Ende der Insel, und wer bei ihm vorbei-kommt, hat die Qual der Wahl: Unabhängig

das beliebteste Fotomotiv: die bunten Häuser in Willemstad

Wandmalerei in Punda

eine der vielen Buchten bei Westpunt

Allwest Apartments und Kura Hulanda Lodge

Die Apartments sind durch die Bank gut ausgestat-tet, sehr gepflegt und haben neben einem Wohn-raum auch ein separates Schlafzimmer sowie eine kleine Kochecke zu bieten. Tauchgruppen und ruhe-suchende Reisende werden sich rundum wohlfüh-len. Tipp: Der kleine Aufpreis für die Apartments im Gegensatz zu den noch günstigeren Studios ist gut angelegt. Zwei Wochen inklusive KLM-Linienflug sowie Steuern und Gebühren ab/bis Deutschland gibt es bei Sub Aqua bereits ab 1.860 Euro – den Mietwagen und No-Limit-Tauchen schon einge-rechnet!Wer es luxuriöser und gediegener mag, kann die Kura Hulanda Lodge buchen – eine 4**** Anlage der sympathischen Art: Lockeres Ambiente, freund-liches Personal, extrem geräumige Zimmer. Mittler-weile sind auch hier über 50 Prozent der Gäste Tau-cher. Zwei Wochen inklusive KLM-Linienflug sowie Steuern und Gebühren ab/bis Deutschland kosten bei Sub Aqua ab 2.790 Euro im Doppelzimmer, Frühstück und Transfer inklusive. Mehr Infos zu bei-den Anlagen: http://www.sub-aqua.de/

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wohnen in seinen gut ausgestatteten Apart-ments oder eine ganze Ecke luxuriöser absteigen in der Kura Hulanda Lodge, dem einzigen exklusiven Hotel in diesem Bereich der Insel. Beiden eigen ist, dass sie sich eine Tauchbasis teilen, die Ocean Encounters West – eine der wenigen, die tägliche Bootstouren anbietet auf einer Insel, die sonst eher für unabhängige Tauchgänge von Land aus bekannt ist. Was bei vielen Spots aber gar nicht so dumm ist: Tauch-plätze wie Watamula oder Mushroom Forest lassen sich von Land aus kaum oder nur sehr beschwerlich betauchen, hier macht ein Boot schon Sinn. Bei anderen weniger – aber für die gibt es bei Manacho auch lediglich Flasche und Blei zu leihen; die Mischung machts.

Tauchen oder Ausflüge mit dem Mietwagen – ansonsten kann man in Westpunt kaum etwas machen. Es sei denn, man reist als Pärchen und ist arg leidenschaftlich. Was es dafür im Überfluss gibt, ist Natur und Ruhe – und jede Menge kleiner Sandbuch-

ten, die an der Küstenstraße liegen. Playa Forti, Playa Lagun, Boka Santa Cruz heißen einige von ihnen, allesamt auch tolle Tauch-plätze, die man individuell mit dem Auto ansteuern kann. Ist an einer Bucht zuviel Betrieb, fährt man halt in die nächste. Alles ganz relaxt: Hey, du bist in der Karibik, don´t worry, be happy! Watamula muss man unter Wasser gesehen haben, ebenso Porto Marie, Playa Lagun oder Playa Grandi, welches sowas wie das Hausriff der Allwest Apart-ments darstellt. Den Mushroom Forest kann man sich dagegen – trotz seiner Popularität – eher schenken, hier ist der Bekanntheits-grad größer als das Erlebnis unter Wasser.

zeiT FÜr adrenalin

Doch auch, wenn die meisten Tauchplätze gut zu erreichen sind, ist nicht alles perfekt. Gerade im Vergleich zu Bonaire fällt auf, dass es hier ein wenig an Infrastruktur fehlt. Ein kleiner Tisch zum Anlegen der Ausrüs-tung, ein fester Untergrund zum Umziehen würde den Komfort schon deutlich erhöhen

Kennzeichnung jedes einzelnen tauchplatzes

Fotos: Arne Richter24

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– Kleinigkeiten, die nicht viel kosten, das unabhängige Tauchen jedoch deutlich ange-nehmer machen. Wenn die Sonne untergeht und der Hunger kommt, hat man zwei Alternativen: Selbst-versorgung in den Apartments oder Essen in der Kura Hulanda Lodge. Doch so toll und angenehm das Hotel ansonsten auch ist, Küche und Service haben nicht das Niveau von vier Sternen. Also Manacho fra-gen, und der empfiehlt das „Landhuis Miesje“, direkt am Ortseingang von Wil-lemstad gelegen. Nur acht Tische, ein lie-bevoller Service und ganz große Könner in der Küche: Die Nudeln mit Shrimps oder die Lammkoteletts sind eine Freude, alles zu Preisen zwischen 14 und 18 Euro pro Hauptgericht. Dazu einen guten Wein oder ein eisgekühltes Bier und der Tag ist dein Freund.In Westpunt verlaufen die Tage wie ein lan-ger, ruhiger Fluss. Haben wir heute Mittwoch oder Donnerstag? Keine Ahnung, Hauptsa-che, noch genügend Urlaubstage vor der Brust. Nach vielen Tauchgängen an sanften Riffabhängen, die von Hartkorallen und Schwämmen gesäumt sind und mir diesmal extrem fischreich vorkommen, wird es mal

wieder Zeit für ein wenig Adrenalin. Ein wenig Tiefe. Ein wenig Abenteuer. Was tun? Manacho fragen! Und so lande ich einen Tag später in der Vaersenbaai, wo es fünf-

zehn Minuten an der Oberfläche hin zu einer Boje geht, die den Weg zu rund zwei Dutzend amerikanischer Autowracks aus den vierziger und fünfziger Jahren weist. Diese fangen erst bei 25 Meter an und rei-chen dann bis in über 50 Meter Tiefe. Prima. Klingt nach einem Spot, der mir gefällt. Ist auch einer: Eine Stunde später und nach Absitzen einer Deko-„Strafe“ im zweistelli-gen Minutenbereich erreiche ich gesättigt vor Glück wieder die Oberfläche. Immer nur relaxt am Riff entlang flösseln ist auf Dauer meine Sache nicht, ganz egal, was gängige Spor ttaucherregularien davon halten mögen. Ich bin in der Karibik: Viva la Revo-lutión!

im reiCh der kreUzFahrer

Nach einer Woche heißt es, von Manacho Abschied zu nehmen. Schweren Herzens. Doch der Ostteil der Insel will auch noch

erkundet werden. Zuerst jedoch steht ein Besuch bei den sehenswerten Hato-Caves in der Nähe des Flughafens an, bevor der Toyota Richtung Willemstad gesteuert wird. Dabei fällt mir wieder auf, dass die Fahrweise der Einheimischen (nennen wir sie mal: schnarchnasig) und meine (nennen wir sie mal: zügig) nicht unbedingt kompatibel sind. Wenigstens hupt hier keiner, wenn er kurz vor der Kurve noch überholt wird.Willemstad selbst ist ein Musterbeispiel kolonialen Baustils in der Karibik. Häuser in

Morena Eco Resort

Alle Apartments haben einen großen Wohnraum mit Kochecke, eine große Terrasse und zwei sepa-rate Schlafzimmer und können somit von bis zu vier Personen belegt werden. Noch größer sind die Villen – hier passen maximal sechs Personen hin-ein. Das an das Hotel angeschlossene Restaurant ist eine zusätzliche Empfehlung wert: Super Service, tolles Essen, faire Preise. Zwei Wochen im Morena Eco Resort inklusive KLM-Linienflug sowie Steuern und Gebühren ab/bis Deutschland kosten bei Sub Aqua 2.035 Euro im Doppelzimmer, das Frühstück bereits inklusive. Und mehr braucht man auch nicht auszugeben: Die in unmittelbarer Nachbarschaft liegenden Anlagen Papagayo und Livingstone sind entweder deutlich teurer oder deutlich ungemütlicher. Mehr Infos unter: http://www.sub-aqua.de/

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Besser wohnen im eco resort Morena

der „Floating Market“ in Willemstad

Bild oben und rechts von Morena Resort25

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vaersenbaai: Hier warten Us-Cars aus den 40er

und 50er Jahren auf taucher.

auffällig: der große Fischreichtum an vielen

spots

augen auf: seepferdchen gibt es an

vielen tauchplätzen zu sichten.

Bild links Arne Richter, Bilder rechts von All West26

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Pastellfarben, schöne Cafés, die schwin-gende Pontonbrücke, die die beiden Stadt-teile Punda und Otrobanda miteinander verbindet. Besonders erhaben ist der Anblick, wenn eines der großen Kreuzfahrtschiffe dort anlegt: Man kann es mir hundertmal erklären und nie, wirklich nie werde ich innerlich verstehen, wie diese auf Kiel geleg-ten Hochhäuser schwimmen können! Auch östlich von Willemstad gibt es einige emp-fehlenswerte Hotels wie das Lions Dive oder das Kontiki, die den Vorteil haben, vom Nachtleben und dem Shoppingbereich der Insel nicht so weit abgeschieden zu sein. Taucherisch jedoch wird dieser Teil Curaçaos dominiert von Manachos Partner, der hier die Tauchschule „Ocean Encounters“ betreibt. Und zwar ganz anders, als dies im Westen der Fall ist. Zwei Zahlen verhindern, dass dieses Center und ich jemals Freunde wer-den: Maximal 30 Meter, maximal 45 Minuten. Dies mögen Amis ganz normal finden, ich nicht. Und deshalb schnell rein in den Toyota und weiter gen Osten, wo Curaçao immer mehr zu Holland wird – nur bei 35 Grad Außentemperatur.Wer nach Curaçao reist, sollte die Kosten für den Mietwagen unbedingt einplanen oder sich direkt nach günstigen Paketen

a u s Fl u g, U n t e r k u n f t u n d Fa h r ze u g umschauen. Denn ohne Auto kann man der Insel kaum gerecht werden. Man sitzt mit mehreren Leuten im Bus der Tauchschule,

anstatt individuell dann tauchen zu können, wann immer man will. Man verpasst Aus-flugsziele wie die Straußenfarm, diverse Höhlen und Naturschutzgebiete und viele

gute Restaurants, die Essen meist besser und günstiger als die jeweiligen Hotelan-lagen anbieten. Außerdem: Die Cocktails in der Hemingway Bar des Lion Dive Resort oder am Cabana Beach würde ich mir nicht entgehen lassen – ehrlich nicht! Zumindest, wenn man einen nüchternen Fahrer hat, d e r e i n e n w i e d e r z u r ü c k i n s H o t e l bringt…

sCUba do!

Aus dem Radio dudeln lateinamerikanische Rhythmen, Palmen wiegen sich im Passat-wind, die Villas und Apartments sind in einem warmen Rotton gestrichen: Willkom-men im Morena Eco Resort, welches sich mit einer ganzen Flut an Maßnahmen betont umweltfreundlich gibt. Wasser wird gespart, aufbereitet und für den Garten genutzt, alles ist aus schnell nachwachsenden Holz-arten gebaut, die Häuser klimatechnisch optimiert und was-weiß-ich-noch-alles. Unter den ganzen Hotels der Jan Thiel-Area (Papagayo, Livingstone etc.) ist das Morena

Bewegte Bilder der Unterwasserwelt, ein Video des ersten Tauchgangs? Der 28-jährige Deutsche Arne Richter arbeitet mit seiner brasilianischen Freundin Letícia Duran als Unterwasserfilmer mit allen genannten Tauchcentern zusammen. Für eine Hand-voll Dollar gibt es die perfekte Urlaubserinnerung auf CD, auf seiner Webseite viele Aufnahmen der karibischen Rifflandschaften und Meeresbewohner. Kontaktadresse: http://www.turtleandray.com/

lUst aUF vIdeos?schutzpatron von Manachos Hausriff:

die neptunfigur

Überbleibsel der wechselvollen Geschichte

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das deutlich sympathischste: Dass es dazu auch noch mit am günstigsten angeboten wird, macht es im Osten Curaçaos zu dem Hoteltipp schlechthin.

Für alles rund ums Tauchen gibt es in der Jan Thiel Bay nur eine Adresse: Scuba Do. Dies klingt erst einmal negativ, da unbe-wusst das Wort „Monopol“ mitschwingt. In der Praxis jedoch kann der Kunde ganz offiziell behaupten, bei der besten Tauch-basis der Karibik abgestiegen zu sein. Die-sen Titel haben ihr die Leser der Zeitschrift „tauchen“ verliehen; sowohl 2008 als auch 2010. Und so wenig ich auch sonst auf sol-che Wahlergebnisse gebe, in diesem Fall sind sie durchaus nachzuvollziehen. Die Deutsche Kathrin hat mit ihrem holländi-schen Mann Stefan eine Basis auf die Beine gestellt, die in allen Bereichen vorbildlich ist: Angefangen von der Freundlichkeit des Personals über die perfekt gewarteten tech-nischen Einrichtungen bis hin zum wie neu wirkenden Leihequipment. Scuba Do gehört nicht zu den billigsten Basen auf Curaçao – sicher jedoch zu den besten, an denen ich jemals war.

WraCks miT kleinen naChTeilen

Der bekannteste Tauchspot im Osten dürfte das Tug-Boat sein, ein kleiner Schlepper, der in gerade mal fünf Meter Wassertiefe liegt. Über und über bewachsen, ist er eines

der besten Fotomotive der gesamten Kari-bik. Man sollte ihn sich allerdings für das Ende des Tauchgangs aufbewahren und sich zuerst der kurz dahinter beginnenden Wand widmen, die – mit dem Riff an der linken Schulter – steil abfällt, viele Einbuch-tungen und Kerben aufweist und etliche Fischschwärme beherbergt: Viel besser als hier kann man in der Karibik kaum tauchen gehen. Weitere empfehlenswerte Tauch-plätze in der Region sind die Director´s Bay und das Wrack der Superior Producer; ein mittelgroßer Frachter, welcher 1977 unweit der Hafeneinfahrt von Willemstad gesunken ist. Wenn jedoch am direkt daneben gele-genen Megapier die größten aller Kreuz-fahrtschiffe festgemacht haben, herrscht an der Superior Producer striktes Tauchver-bot. Und noch einen Nachteil hat das Wrack: Zwar ist der Tauchplatz ausgeschildert, jedoch nur bis zu dem 300 Meter breiten Uferbereich, an dem man ins Wasser geht: Wo das Schiff dort genau liegt, darüber gibt es keine Angaben, dies sollte man sich im Vorfeld von der Tauchschule genau beschrei-ben lassen.

Ist es nun der ursprüngliche Westen der Insel, welcher Taucher glücklich macht, oder eher der lebhafte Osten? Weder noch: Wer Curaçao, das Inselleben und die bes-

ten Tauchspots erkunden möchte, ist mit der Kombination aus beiden am besten bedient – eine Woche Westen, eine Woche Osten. In den zwei Wochen meines Auf-enthaltes hat der Mietwagen 1.600 zusätz-liche Kilometer bekommen, und dies kam nicht von ungefähr. Nach Curaçao sollte man nicht wegen des Tauchens reisen, zumindest nicht ausschließlich. Die Insel mit ihrem gelebten Pragmatismus, der hier zur Tugend erhoben wird, ist ein Wohl-fühlort und einer der wenigen Beweise dafür, das Multikulti funktionieren kann. Es ist dieses ganz besondere Miteinander, die Leichtigkeit des Lebens, die die größte aller ABC-Inseln ausmacht. Curaçao liegt rund 70 Kilometer von Venezuela entfernt: Irgendwo dort, wo Holland auf Latein-amerika trifft. lG

Mikronesien

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spanish Waters: eine der schönsten

Buchten Curaçaos

anlegestelle der Giganten: der Megapier in otrobanda

Bilder von Linus Geschke (außer speziell gekennzeichnet)28

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