Management betrieblicher Risiken bei produzierenden...

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Management betrieblicher Risiken bei produzierenden Unternehmen Von der Fakultät für Maschinenwesen der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen zur Erlangung des akademischen Grades eines Doktors der Ingenieurwissenschaften genehmigte Dissertation vorgelegt von Dipl.-Ing. Roland König aus Köln Berichter: Univ.-Prof. Dr.-Ing. Dipl.-Wirt.Ing. Günther Schuh Univ.-Prof. em. Dr.-Ing. Dipl.-Wirt. Ing. Dr. h. c. mult. Walter Eversheim Tag der mündlichen Prüfung: 3.3.2008 Diese Dissertation ist auf den Internetseiten der Hochschulbibliothek online verfügbar.

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Management betrieblicher Risiken bei produzierenden Unternehmen

Von der Fakultät für Maschinenwesen der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen

zur Erlangung des akademischen Grades eines Doktors der Ingenieurwissenschaften

genehmigte Dissertation

vorgelegt von

Dipl.-Ing. Roland König aus Köln

Berichter:

Univ.-Prof. Dr.-Ing. Dipl.-Wirt.Ing. Günther Schuh

Univ.-Prof. em. Dr.-Ing. Dipl.-Wirt. Ing. Dr. h. c. mult. Walter Eversheim

Tag der mündlichen Prüfung: 3.3.2008

Diese Dissertation ist auf den Internetseiten der Hochschulbibliothek online verfügbar.

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Verzeichnisse I

Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung .....................................................................................................................1

1.1 Problemstellung und Motivation ............................................................................1

1.2 Zielsetzung............................................................................................................4

1.3 Wissenschaftstheoretische Einordnung ................................................................5

1.4 Aufbau der Arbeit ..................................................................................................6

2 Grundlagen ..................................................................................................................9

2.1 Definition des Risikobegriffes................................................................................9

2.2 Abgrenzung möglicher Risiken ...........................................................................12

2.3 Unternehmensrisiken ..........................................................................................15

2.3.1 Darstellung unterschiedlicher Risikotypen................................................19

2.4 Risikomanagement .............................................................................................25

2.4.1 Identifikation des Risikos ..........................................................................27

2.4.2 Analyse und Bewertung des Risikos ........................................................29

2.4.3 Steuerung des Risikos..............................................................................31

2.4.4 Überwachung des Risikos ........................................................................34

2.5 Risikobewertung .................................................................................................36

2.5.1 Risikobewertung in produzierenden Unternehmen...................................37

2.5.2 Risikobewertung in der Finanz- und Versicherungswirtschaft ..................37

2.6 Modellbildung......................................................................................................39

2.7 Simulationsverfahren zur Identifikation und Analyse von Risiken .......................40

2.7.1 Sensitivitätsanalyse ..................................................................................41

2.7.2 Szenarioanalyse.......................................................................................42

2.7.3 Monte Carlo Simulation ............................................................................45

2.7.4 Latin Hypercube Simulation......................................................................50

2.7.5 Historische Simulation ..............................................................................51

3 Methoden zur Identifikation und Bewertung von Produktionsrisiken ..................54

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Verzeichnisse II

3.1 Methode zur Erfassung von Produktionsrisiken ..................................................54

3.2 Unterstützung der Risikoidentifikation durch Nutzung einer erweiterten FMEA..................................................................................................................59

3.3 Identifikation von Produktionsrisiken in produktionstechnisch relevanten Objektklassen .....................................................................................................63

3.4 Interaktion von Produktionsrisiken ......................................................................69

3.5 Bewertung der spezifischen Risiken produzierender Unternehmen....................78

3.6 Methode zur Bewertung des Produktionsrisikos .................................................81

3.6.1 Value at Risk ............................................................................................81

3.6.2 Quantitative Risikobewertung...................................................................85

4 Management betrieblicher Risiken bei produzierenden Unternehmen ................87

4.1 Auswahl von relevanten Maßnahmen zum Risikomanagement..........................87

4.2 Bewertung von Maßnahmen zum Risikomanagement........................................95

4.3 Veränderungen in der Produktionskapazität durch Risiken und Maßnahmen zum Risikomanagement....................................................................................102

5 System zum Management betrieblicher Risiken bei produzierenden Unternehmen ...........................................................................................................108

5.1 Grundlagen der Modellbildung ..........................................................................108

5.2 Grundlagen der Prozessmodellierung...............................................................109

5.3 Gestaltung des Referenzmodells zum Management betrieblicher Risiken bei produzierenden Unternehmen.....................................................................110

5.4 Risikoidentifikation (Schritt 1 im System zum Management betrieblicher Risiken bei produzierenden Unternehmen).......................................................114

5.5 Risikobewertung (Schritt 2 im System zum Management betrieblicher Risiken bei produzierenden Unternehmen).......................................................115

5.6 Maßnahmen zum Risikomanagement (Schritt 3 im System zum Management betrieblicher Risiken bei produzierenden Unternehmen) ............116

5.7 Validierung des Risikomanagements (Schritt 4 im System zum Management betrieblicher Risiken bei produzierenden Unternehmen) ............118

6 Fallstudie..................................................................................................................120

6.1 Organisationsform der EMAG Gruppe und daraus resultierende Risiken für die WZ GmbH ...................................................................................................120

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Verzeichnisse III

6.2 Maßnahmen zum Risikomanagement für die WZ GmbH..................................124

6.3 Bewertung der Maßnahmen des Risikomanagements für die WZ GmbH.........126

6.4 Fazit des Risikomanagements für die WZ GmbH .............................................132

7 Zusammenfassung und Ausblick ..........................................................................133

8 Literaturverzeichnis ................................................................................................136

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Verzeichnisse IV

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Entwicklung der Kapitalkosten für Unternehmen in Abhängigkeit der Ratingklasse 2

Abbildung 2: Einordnung der Arbeit in das Sankt Galler Management Konzept 4

Abbildung 3: Zielsetzung 5

Abbildung 4: Forschungsphasen und Struktur der Arbeit 7

Abbildung 5: Überblick über die drei wichtigsten Definitionen des Risikos aus Sicht von Unternehmen 11

Abbildung 6: Auswirkungen des systemischen Risikos auf die Realwirtschaft aus Sicht eines Rückversicherers 15

Abbildung 7: Risikopyramide nach WIEDEMANN 17

Abbildung 8: Darstellung der wichtigsten Produktionsrisiken 19

Abbildung 9: Übersicht über die zentralen Elemente des Produktionsrisikos 23

Abbildung 10: Unterteilung des Produktionsrisikos in die zentralen Risikotypen 25

Abbildung 11: Schematische Darstellung des Prozesses des Risikomanagements 27

Abbildung 12: Beispiel für eine Risikomatrix anhand einiger möglicher Risiken beim Betrieb einer hydraulischen Presse 30

Abbildung 13: Überblick über die Kategorien der Maßnahmen zum Risikomanagement 33

Abbildung 14: Beispiel für eine Risikomatrix mit veränderten Risiken nach Ergreifung von Maßnahmen anhand einiger möglicher Risiken beim Betrieb einer hydraulischen Presse 34

Abbildung 15: Einfluss des Risikomanagements auf die Risiken des betrachteten Bereichs 36

Abbildung 16: Funktionsweise und Ablauf der Simulation zur Risikobewertung 41

Abbildung 17: Grundsätzliche Funktionsweise der Szenariotechnik 43

Abbildung 18: Vorgehen zur Bildung von Standard- oder Marktszenarien 44

Abbildung 19: Vorgehen zur Bildung von Worst Case Szenarien 44

Abbildung 20: Vorgehen zur Bildung von Stresstests 45

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Verzeichnisse V

Abbildung 21: Analyseschritte bei der Monte Carlo Simulation 48

Abbildung 22: Vorgehen bei der Nutzung der Monte Carlo Simulation zur Risikobewertung 49

Abbildung 23: Berechnung der Simulationsdaten mithilfe der Differenzen- und Quotientenregel 52

Abbildung 24: Schematische Darstellung eines Proplan Prozesselements nach TRÄNCKNER 56

Abbildung 25: Schematische Darstellung eines Prozesselements mit Zuordnung der bedingten Verzweigungen zu den Anforderungen des Risikomanagements 57

Abbildung 26: Proplan Prozesselemente 58

Abbildung 27: Risk Mode and Effect Analysis (RMEA) 61

Abbildung 28: Risikowürfel zur Hierarchisierung von Risiken, die mit der RMEA identifiziert wurden 62

Abbildung 29: Interaktionsmatrix der Produktionsrisiken 70

Abbildung 30: Interaktionsmatrix der Produktionsrisiken unter Einbeziehung möglicher Folgerisiken 72

Abbildung 31: Schematische Darstellung der Entwicklung von Folgerisiken sowie der entstehenden Folgeschäden 73

Abbildung 32: Beispiele für mögliche Folgerisiken die mit der Interaktionsmatrix identifiziert werden können 74

Abbildung 33: Ursache-Wirkungs-Diagramm der Risiken und möglicher Risiko auslösender Ereignisse in produzierenden Unternehmen 77

Abbildung 34: Übersicht zum Datenbedarf im Rahmen der Proplan gestützten Risikoanalyse 79

Abbildung 35: Vorgehensweise und Annahmen der Berechnung des Value at Risk 82

Abbildung 36: Übersicht über Maßnahmen zum Risikomanagement und ihren Einfluss auf die Unterschiedlichen Risiken in produzierenden Unternehmen 88

Abbildung 37: Bewertungskriterien für Maßnahmen zum Risikomanagement 95

Abbildung 38: Auswirkungen von Maßnahmen zum Risikomanagement auf die Entwicklung von Gewinn oder Produktionsvolumen im Schadensfall - Beispiel - 96

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Verzeichnisse VI

Abbildung 39: Entwicklung der OEE im Schadensfall 101

Abbildung 40: Kapazitätshüllkurven nach BREITHAUPT 103

Abbildung 41: Kapazitätshüllkurven für den Ressourcenausfall 105

Abbildung 42: Kapazitätshüllkurven für die Materialverfügbarkeit 106

Abbildung 43: Kapazitätshüllkurven für Verschleiß und Instandhaltung 107

Abbildung 44: Notation für Ablaufpläne nach DIN 66001 111

Abbildung 45: Darstellung von Ablauffolgen mit Notation nach DIN 66001 112

Abbildung 46: Flussdiagramm zum Management betrieblicher Risiken bei produzierenden Unternehmen 113

Abbildung 47: Klassifizierung unterschiedlicher Risiken 126

Abbildung 48: Einbindung der einzelnen Schritte des Fallbeispiels in das entwickelte System zum Management betrieblicher Risiken 127

Abbildung 49: Übersicht über unterschiedliche Maßnahmen zum Risikomanagement und deren Bewertung anhand von Bewertungskriterien 128

Abbildung 50: Darstellung der im Beispiel genannten Konsequenzen aus der geschilderten Maßnahme zum Risikomanagement 131

Abbildung 51: Interaktionsmatrix der Produktionsrisiken entsprechend der Darstellung in Kapitel 3.4 156

Abbildung 52: Interaktionsmatrix der Produktionsrisiken unter Einbeziehung möglicher Folgerisiken entsprechend der Darstellung in Kapitel 3.4 157

Abbildung 53: Flussdiagramm zum Management betrieblicher Risiken bei produzierenden Unternehmen 158

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Verzeichnisse VII

Abkürzungsverzeichnis

Aufl. Auflage

bspw. beispielsweise

bzw. beziehungsweise

CIMOSA Open System Architecture for CIM

d.h. das heißt

DIN Deutsches Institut für Normung

€ Euro

et al. et altera

etc. et cetera

EFQM European Foundation for Quality Management

F&E Forschung und Entwicklung

FMEA Fehler Möglichkeits- und Einflussanalyse

ggf. gegebenenfalls

Hrsg. Herausgeber

i. d. R. in der Regel

i. e. S. im engeren Sinne

i. w. S. im weiteren Sinne

IAO Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation

IFA Institut für Fabrikanlagen

inkl. inklusive

IPA Fraunhofer Institut für Produktionstechnik und Automatisierung

IPT Fraunhofer Institut für Produktionstechnologie

ISI Fraunhofer Institut für Systemtechnik und Innovationsforschung

IuK Informations- und Kommunikationstechnologie

IWB Institut für Werkzeugmaschinen und Betriebswissenschaften

IWF Internationaler Währungsfonds

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Verzeichnisse VIII

Jg. Jahrgang

JIT Just in Time

JIS Just in Sequence

Kap. Kapitel

KonTraG Gesetz zur Kontrolle und Transparenz im Unternehmensbereich

KVP Kontinuierlicher Verbesserungsprozess

MOTION Model for Transforming, Identifying and Optimizing Core Processes

Nr. Nummer

N.N. nomen nescio

REFA Verband für Arbeitsstudien und Betriebsorganisation e.V.

RMEA Risiko Möglichkeits- und Einflussanalyse

RWTH Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule

s. siehe

s. a. siehe auch

s. o. siehe oben

s. u. siehe unten

sog. sogenannte

TQM Total Quality Management

u. a. unter anderem

u. s. w und so weiter

u. U. unter Umständen

VDA Verband der Automobilindustrie e.V.

VDI Verein Deutscher Ingenieure e.V.

VDI-Z Zeitschrift des Vereins Deutscher Ingenieure

vgl. vergleiche

Vol. Volumen

vs. versus

WZL Laboratorium für Werkzeugmaschinen und Betriebslehre

z. B. zum Beispiel

z. T. zum Teil

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Einleitung 1

1 Einleitung

1.1 Problemstellung und Motivation

In vielen Wirtschaftsbereichen spielt das Thema „Risikomanagement“ heutzutage eine wichtige Rolle. Dabei lassen sich zwei zentrale Blöcke unterteilen. Auf der einen Seite steht das Risikomanagement als Selbstschutz vor der Umwelt. Dies sind beispielsweise Unternehmen die sich die Frage stellen: Vor welchen Risiken muss ich mein Unternehmen schützen? Auf der anderen Seite steht das Risikomanagement als Konsequenz aus gesetzlichen Forderungen. Dabei geht es um die Frage: Welche Schutzmechanismen muss ein Unternehmen ergreifen, um die Umwelt zu schützen. Gleichzeitig ergeben sich aus dem Risikomanagement auf Basis gesetzlicher Forderungen natürlich auch Überschneidungen mit dem Risikomanagement der Unternehmen zum Selbstschutz.

Zu den derzeit am meisten diskutierten gesetzlichen Anforderungen an das Risikomanagement von Unternehmen gehören „Basel II“ und „Solvency II“.

Bei Basel II handelt es sich um ein Risikomanagementsystem für Banken1. Ziel ist die präzise Bestimmung der erforderlichen Unterlegung von Krediten mit Eigenkapital auf Seiten der kreditvergebenden Banken. Dadurch sollen die Bank und damit auch die Anleger und Investoren im Falle eines Kreditausfalls vor weiterem Schaden bewahrt werden. Um dies zu erreichen, soll die Abschätzung der Ausfallwahrscheinlichkeit einer Kreditforderung für jeden Kreditnehmer einzeln und nach festgelegten, einheitlichen Bedingungen erfolgen. Als Folge aus dieser Forderung und deren Konsequenzen ändert sich die Höhe der Kapitalkosten für die den Kredit benötigenden Unternehmen. Derzeit kommt es bei Banken häufig zu Quersubventionen zwischen Krediten. Dadurch erhalten Unternehmen mit guten Ratings im Verhältnis schlechtere Konditionen als Unternehmen mit schlechten Ratings. Durch die Berücksichtigung der speziellen Situation der einzelnen Unternehmen im Rahmen der Maßnahmen von Basel II soll es hier zu einer gerechteren Bewertung kommen. Eine Möglichkeit das Rating eines Unternehmens zu verbessern ist dabei der Aufbau eines umfassenden Systems zum Risikomanagement, da sich das Rating unter anderem in Abhängigkeit des im Unternehmen vorhandenen Systems zum Risikomanagement verändert. Somit hat das Risikomanagement einen direkten Einfluss auf die Kapitalkosten des jeweiligen Unternehmens2 (vgl. hierzu auch Abbildung 1).

1 Für weiterführende Informationen zu Basel II vgl. auch die Ausführungen des Basel Committee on Banking Supervision [N.N.01a] und [N.N.01b] sowie auch die Ausführungen des Zentralen Kreditausschusses [N.N.01c] 2 Vgl. hierzu auch die Arbeiten von HUMPERT [Hump03], hier S. 59 ff, BOOS [Boos01], hier S. 549 ff und WAGNER [Wagn02], hier S. 160 ff

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Einleitung 2

AAA BBB Rating

Heute

Zukünftig

Zins

en

CAAA BBB BB

10

20

30

50

40

B schlechter als B

14

26

47

85

Bonitätsbewertung entsprechend den S&P-Ratingklassen

Entwicklung der Kreditkonditionen in Abhängigkeit des Ratings

Abbildung 1: Entwicklung der Kapitalkosten für Unternehmen in Abhängigkeit der Ratingklasse3

Führt man sich nun auch noch vor Augen, dass börsennotierte deutsche Unternehmen im Durchschnitt einen Anteil an Fremdkapital in Höhe von ca. 62,9% haben, so wird schnell deutlich, wie groß der Einfluss der Kapitalkosten auf den Unternehmenserfolg ist4. Vergleichbare Zahlen erhält man auch, wenn man den Bereich der Maschinen- und Metallwarenindustrie betrachtet. Hier liegt der Anteil des Eigenkapitals bei durchschnittlich 30%5. Damit liegt der Fremdkapitalanteil entsprechend um ca. 7% höher als bei den börsennotierten Unternehmen.

Entfernt vergleichbar mit Basel II sind auch die neuen Richtlinien Solvency II6. Bei Solvency II handelt es sich um ein Aufsichtsmodell für Versicherungen. Dabei wird von den Regulierungs- und Kontrollgremien das Ziel verfolgt, eine einheitliche Bewertung der versicherten Risiken zu realisieren und auf Basis dieser Bewertung eine Bestimmung des erforderlichen Eigenkapitals der Versicherungsunternehmen zur Risikoabsicherung durchzuführen. Somit ergibt sich in Analogie zu den Konsequenzen aus Basel II für die versicherten Unternehmen eine Steigerung der Versicherungsprämie mit steigendem Risiko. Auch hier können die Kosten der Unternehmen durch ein effizientes Risikomanagement deutlich gesenkt werden.

3 [KfWB01], hier S. 29 4 Der genannte Wert bezieht sich auf die Untersuchung deutscher, börsennotierter Unternehmen im Jahr 2004, [Jost06], hier S. 10 5 Der genannte Wert bezieht sich auf die Untersuchung österreichischer Unternehmen im Jahr 2003, [Schn06], hier S. 23 6 Für weiterführende Informationen zu Solvency II vgl. auch die Ausführungen der Europäischen Kommission [Shar02] und [ECFI07], der englische Finanzaufsicht [FSA06], und von KNAUTH [Knau03]

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Einleitung 3

Aus den vorangestellten Erläuterungen wird die Bedeutung des Risikomanagements für Unternehmen deutlich. Dabei gibt es besonders im Bereich der Unternehmensführung und der Betriebswirtschaftslehre eine Vielzahl umfassender Konzept. So zum Beispiel die Konzepte von:

KROMSCHRÖDER zur risikoorientierten Unternehmensüberwachung7,

ROMEIKE zur wertorientierten Unternehmenssteuerung durch Risikomanagemen8, oder

ROCKEL zum Risikomanagement im Rahmen der Unternehmens- und Konzernüberwachung9.

Bei all diesen Konzepten erfolgt die Betrachtung des Unternehmens immer entweder aus betriebswirtschaftlicher Sicht oder ganz streng aus Sicht der Unternehmensführung und -organisation.

Des Weiteren gibt es Betrachtungen des Risikomanagements noch für Einzelbereiche innerhalb des Werschöpfungsprozesses. So zum Bespiel die Konzepte von:

DEGEN (Risikomanagementprozess für Unternehmenskooperationen)10 oder

DAHMEN (Prozess zum Risikomanagement von Produktrisiken)11.

Der Bereich der Produktion (bestehend aus Fertigung und Montage) wird bisher nur als einer von vielen Unternehmensbereichen betrachtet. Dies hat zur Folge, dass die Besonderheiten, die durch ihre oft komplexen technischen Prozesse in der Produktion gelten, von den herkömmlichen Konzepten nicht ausreichend betrachtet werden.

Aus diesem Grund ist es besonders für kleine und mittelständische produzierende Unternehmen wichtig, ein Konzept zu entwickeln, welches den Risikomanagementprozess im Bereich der Produktion stärkt. Dabei ist es nicht Ziel dieser Arbeit vorhandene Konzepte zu ersetzen, sondern vielmehr diese um einen wichtigen Baustein zu erweitern. Es soll also die ingenieurwissenschaftliche Sicht auf das unternehmensweite Risikomanagement gestärkt werden.

7 Vgl. hierzu die Arbeit von KROMSCHRÖDER [Krom98] 8 Vgl. hierzu die Arbeiten von ROMEIKE [Rome02] und [Rome04a] 9 Vgl. hierzu die Arbeit von ROCKEL [Rock02] 10 Vgl. hierzu die Arbeit von DEGEN [Dege04] 11 Vgl. hierzu die Arbeit von DAHMEN [Dahm02]

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Einleitung 4

1.2 Zielsetzung

Die Zielsetzung dieser Arbeit ist die Entwicklung einer Methodik zur Analyse und Bewertung von Risiken in produzierenden Unternehmen sowie zur Auswahl und anschließenden Bewertung von geeigneten Maßnahmen zum Risikomanagement.

Die grundsätzliche Einordnung der Arbeit in einen wissenschaftlichen Rahmen und auch die Einordnung in gängige Managementtheorien kann am besten unter Verwendung des Sankt Galler Management Konzeptes erfolgen. Dabei gibt es grundsätzlich die Unterteilung in eine operative und eine strategische Sichtweise, bei der jeweils das gesamte System oder auch der konkrete Inhalt betrachtet werden. Diese Arbeit bewegt sich dabei auf der rein operativen Ebene, betrachtet dabei aber sowohl das Gesamtsystem, als auch einzelne Inhalte12. Dieser Zusammenhang ist in Abbildung 2 noch einmal detailliert dargestellt.

Einbettung in das Gesamtunternehmen

Handhabungspezifischer Risiken

System Inhalt

Betrachtungsfokus

Ope

rativ

Stra

tegi

sch

Bet

rach

tung

shor

izon

t

Fokus der Arbeit

LangfristigeRisiken

Risiken desTagesgeschäfts

Abbildung 2: Einordnung der Arbeit in das Sankt Galler Management Konzept

Die im Rahmen dieser Arbeit entwickelte Methodik basiert zunächst auf der umfassenden Analyse aller Risiken innerhalb des Produktionsprozesses. Anschließen erfolgt für die identifizierten Risiken eine Einzelbewertung. Anhand dieser Bewertung kann eine erste Zuordnung möglicher Maßnahmen erfolgen, bevor konkrete Maßnahmen zur Beeinflussung jedes einzelnen Risikos identifiziert werden.

12 Mit einem auf den ersten Blick ähnlichen Thema, aber vor einem gänzlich anderen Hintergrund befasst sich die Arbeit von HEIN. Hier erfolgt die Untersuchung strategischer Risiken im Maschinen und Anlagenbau. Unter Berücksichtigung des Sankt Galler Management bewegt sich die Arbeit von HEIN im Bereich der Systembetrachtung. Dabei erfolgt der Schwerpunkt der Betrachtungen auf der strategischen Ebene und zu einem kleineren Teil auf der operativen Ebene. Vgl. hierzu die Arbeit von HEIN [Hein07]

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Einleitung 5

Gleichzeitig wird beleuchtet, wie ein vollständiger Prozess zum Risikomanagement aussehen muss. Dabei werden besonders die Anforderungen aus Sicht der Produktion an den Prozess betrachtet.

Neben dem zusammenhängenden Prozess werden im Rahmen der Arbeit auch alle Einzelschritte umfassend behandelt. Dies ist insbesondere erforderlich, damit beim späteren Einsatz der Methodik in der Praxis für unterschiedliche Anwendungsfälle die richtige Vorgehensweise gewählt werden kann (Abbildung 3).

RisikobehaftetesAusgangssystem

Produktionsrisiken

MarktrisikenNetzwerkrisiken

Lagehaltung

Reservekapazitäten

Ausweichlieferanten

Stabilisiertes Zielsystem

RisikobehaftetesAusgangssystem

Produktionsrisiken

MarktrisikenNetzwerkrisiken

Lagehaltung

Reservekapazitäten

Ausweichlieferanten

Stabilisiertes Zielsystem

Abbildung 3: Zielsetzung

Aus der genannten Zielstellung für diese Arbeit resultiert folgende Fragestellung:

Wie muss ein Risikomanagementsystem aussehen, dass produzierenden Unternehmen eine schnelle und praxisnahe Identifikation und Bewertung von Risiken ermöglicht und gleichzeitig die Auswahl geeigneter Maßnahmen zum Risikomanagement hinsichtlich der identifizierten Risiken unterstützt.

1.3 Wissenschaftstheoretische Einordnung

Wissenschaft im herkömmlichen Sinn lässt sich in die Bereiche Forschung und Entwicklung unterteilen. Für die dahinter liegenden Aktivitäten wird in der Literatur in der Regel eine Dreiteilung vorgenommen. Dabei wird in Grundlagenforschung, angewandte

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Einleitung 6

Forschung und Entwicklung unterteilt13. Hier ist besonders die Unterteilung in Grundlagenforschung und angewandte Forschung von Interesse, da es sich bei der Entwicklung in erster Linie um die praktische Umsetzung wissenschaftlicher Erkenntnisse handelt.

Die Grundlagenforschung zeichnet sich dadurch aus, dass das untersuchte Problem nicht unbedingt bekannt sein muss. Hier kann es sich auch um eine Art „Rätsel“ handeln, für welches eine Lösung gesucht wird. Die eigentliche Ursache oder Problemstellung ist dabei im Voraus nicht bekannt14. Die OECD spricht daher bei Grundlagenforschung auch von Arbeit zur Schaffung neuen Wissens über Phänomene und beobachtbare Fakten15. Im Gegensatz dazu ist die angewandte Forschung auf eine konkrete Problemstellung ausgerichtet. Hier ist es also das Ziel, konkrete Einsatzmöglichkeiten vorhandener Erkenntnisse auf reale Problemstellungen zu entwickeln16. Grundsätzlich sind beide Forschungsbereiche nicht strikt voneinander zu trennen, sondern gehen fließend ineinander über17.

Die hier vorliegende Arbeit ist dem Bereich der angewandten Forschung zuzuordnen. Die gesamte Zielrichtung der Arbeit orientiert sich an der Problemstellung mangelnder Verfügbarkeit von Systemen für das Risikomanagement für produzierende Unternehmen mit dem Fokus auf eine nachhaltige Sicherung einer wirtschaftlichen Produktion. Im folgenden Kapitel erfolgt noch eine Eingliederung der Arbeit in den Forschungsprozess nach ULRICH18.

1.4 Aufbau der Arbeit

Die Entwicklung der Methodik und damit auch der Aufbau der Arbeit orientieren sich an den Phasen der angewandten Forschung nach ULRICH. Bei diesem Forschungsprozess steht zu Beginn der Arbeit nicht der Theoriezusammenhang im Vordergrund. Hierbei beginnt die Arbeit im Anwendungszusammenhang, wo sie später auch wieder endet19. Dementsprechend wurde auch die Struktur der hier vorliegenden Arbeit gestaltet. In Abbildung 4 ist die Zuordnung der einzelnen Kapitel zu den Phasen der angewandten Forschung nach ULRICH dargestellt.

13 Vgl. hierzu auch [Broc98], [Schä65], [Ulri76a], [Ulri76b], [Spur98] und [Stac95] 14 Vgl. hierzu auch [Köls99] und [Ulri01] 15 Vgl. hierzu auch [OECD94] und [Ehlk99] 16 s. o. 17 [Mich03], hier S. 12 18 Vgl. hierzu auch [Ulri81] 19 Vgl. hierzu auch die Arbeiten von ULRICH [Ulri81] und [Ulri01]

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Einleitung 7

Die notwendigen Definitionen und das grundlegende Wissen im Bereich des Risikomanagements für produzierende Unternehmen werden in Kapitel 2 vermittelt. Dabei wird besonders auf die Definition des Begriffs „Risiko“ und seine unterschiedlichen Ausprägungen Wert gelegt. Des Weiteren wird das Verständnis verschiedener relevanter Wissenschaftsdisziplinen bezüglich ihrer Sichtweise auf das hier behandelte Thema analysiert.

Die Grundlagen für den späteren Aufbau der Methodik werden in den Kapiteln 3 und 4 gelegt. In Kapitel 3 werden dabei Methoden und Konzepte zur Risikobewertung von Einzelrisiken betrachtet sowie die Interaktion von Risiken in komplexen Wirknetzen. Ferner werden Folgerisiken betrachtet, die sowohl aus einer Ereigniskette als auch als Folge von Maßnahmen zum Risikomanagement entstehen können. Im anschließenden Kapitel 4 werden mögliche Maßnahmen zum Management betrieblicher Risiken bei produzierenden Unternehmen entwickelt und näher erläutert. Gleichzeitig erfolgt in diesem Kapitel (Kapitel 4.2) auch die Diskussion und Vorstellung von Konzepten und Methoden zur Bewertung von Maßnahmen zum Risikomanagement. In Kapitel 4.3 werden dann noch Kapazitätshüllkurven vorgestellt. Hier geht es um die Bestimmung der Auswirkungen von unterschiedlichen Maßnahmen zum Risikomanagement auf das Produktionsvolumen sowie das zeitliche Verhalten unterschiedlicher Maßnahmen.

Erfassung und Interpretationproblemrelevanter Theorien und Hypothesender empirischen Grundlagenwissenschaften

Erfassung und Typisierung praxisrelevanterProbleme

Erfassung und Spezifizierungproblemrelevanter Verfahren der

Formalwissenschaften

Erfassung und Untersuchung des relevantenAnwendungszusammenhangs

Ableitung von Beurteilungskriterien,Gestaltungsregeln und Modellen

Prüfung der Regeln und Modelle imAnwendungszusammenhang

Beratung der Praxis

Kapitel 2:Grundlagen

Kapitel 1:Einleitung

Kapitel 3:Risikobewertung

Kapitel 4:Allgemeines Risikomanagement

Kapitel 5:System zum Risikomanagement

Kapitel 6:Fallbeispiel

Kapitel 7:Zusammenfassung

Phasen der angewandtenForschung nach Ulrich

Struktur der vorliegendenArbeit

Abbildung 4: Forschungsphasen und Struktur der Arbeit

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Einleitung 8

In Kapitel 5 erfolgt die Entwicklung und Detaillierung der Methodik. Dabei werden die unterschiedlichen bisher dargestellten Bausteine zu einem ganzheitlichen System zum Management betrieblicher Risiken bei produzierenden Unternehmen zusammengestellt. Dieses System besteht dabei aus vier eng miteinander verstrickten Bausteinen:

Identifikation

Bewertung

Ableiten von Maßnahmen

Validierung

Im Rahmen der Identifikation erfolgt die Analyse des Betrachtungsbereichs zur Bestimmung aller möglicherweise auftretenden Risiken. Im Rahmen der Bewertung werden die einzelnen Risiken bewertet, bevor im nächsten Schritt Maßnahmen zur Vermeidung oder Reduzierung der Risiken identifiziert werden. Dabei gibt es eine Schleife mit der Bewertung, um sicher zu stellen, dass die Maßnahmen in einem wirtschaftlichen Verhältnis zu den Risiken stehen. Abschließend erfolgt die Validierung der gesamten Vorgehensweise. Dabei wird das neu entstehende System20 erneut bewertet und kontinuierlich überwacht. Alle Bausteine werden in den Kapiteln 5.1 bis 5.4 detailliert erläutert.

Die entwickelte Methodik wird in Kapitel 6 an einem Praxisbeispiel überprüft. Zu diesem Zweck wird exemplarisch ein Unternehmen ausgewählt, für das der beschriebene Prozess des Risikomanagements durchgeführt wird. Dabei erfolgt eine Konzentration auf ausgewählte Einzelrisiken.

In Kapitel 7 erfolgt eine Zusammenfassung aller Ergebnisse der Arbeit. Zusammen mit Kapitel 8 erhält der Leser hier neben dem kurzen Überblick über die Arbeit noch die Möglichkeit, zusammen mit der angeführten Literatur, die unterschiedlichen Themen der Arbeit detailliert nachzuvollziehen.

20 Bei dem neu entstehenden System handelt es sich um das Ausgangssystem, erweitert um die Maßnahmen zum Risikomanagement. Je nach Art der Maßnahme kann das System derart verändert werden (besonders durch Risikointeraktionen und Folgerisiken), dass das neue System bezüglich seiner Risikosituation erneut analysiert werden muss.

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Grundlagen 9

2 Grundlagen

2.1 Definition des Risikobegriffes

Sowohl im allgemeinen Sprachgebrauch als auch in der Literatur gibt es eine Vielzahl von Definitionen und ein oft sehr unterschiedliches Verständnis des Begriffes „Risiko“.

In der Literatur findet sich eine enorme Definitionsvielfalt für den Begriff „Risiko“. Das Wort ist aus dem italienischen Verb „riscare“ abgeleitet, welches übersetzt „etwas wagen“ oder „herausfordern“ bedeutet21. Nach allgemeinem Verständnis wird Risiko definiert als Gefahr oder Wagnis22. Dem Tenor des Wortes „Wagnis“ kann entnommen werden, dass es sich bei einer Risikosituation nicht um eine ausschließlich durch das Schicksal bestimmte, sondern um eine durch eigene Entscheidung herbeigeführte Situation handelt.

Weitgehende Einigkeit besteht in der Literatur über die Existenz einer finalen Komponente des Risikobegriffs, d.h. es wird die Existenz angestrebter Ziele vorausgesetzt. Das Risiko wird dann definiert als die unerwartete Abweichung von einem angestrebten Zielwert23.

Eine konkrete Definition lautet: „Risiko ist der Grad der Wahrscheinlichkeit, dass durch ein bestimmtes Verhalten ein Nachteil eintreten oder ein erwarteter Vorteil ausbleiben kann.“24 Diese Definition, die in der weiterführenden Literatur auch als reines Risiko bezeichnet wird, fokussiert nur auf negative Auswirkungen eines existierenden Risikos. In vielen Punkten unterscheidet sich das Verständnis von Risiko aber bei der Beantwortung von zwei Fragen:

Was ist das Risiko an sich?

Was gehört alles zum Risiko?25

Zur Beantwortung der ersten Frage gibt es wiederum drei Ansatzpunkte die betrachtet werden sollten:

Risiko im engeren Sinne,

Risiko im weiteren Sinne und

aus Sicht von börsennotierten Unternehmen die gesetzliche Definition des Risikos,

Risiko nach KonTraG26.

21 [Hage04], hier S. 9 22 [N.N.92], hier S. 710 23 [Hage04], hier S. 9 24 [Gabl00], hier S. 2655 25 die Beantwortung dieser Frage erfolgt in Kapitel 2.2 26 KonTraG: Gesetz zur Kontrolle und Transparenz im Unternehmensbereich, in Kraft getreten am 5. März 1998. Das KonTraG soll die Basis für eine einheitliche Bewertung von Risiken in Unternehmen gewährleisten.

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Grundlagen 10

Hinter dem Risiko im engeren Sinne verbirgt sich die Betrachtung jener Risiken, deren Eintritt mindestens zu einem Schaden für das betroffene System führen kann. Im ungünstigsten Fall kann dieser Schaden bis hin zu einem Totalverlust des Systems, im Verständnis der Produktionstechnik der Produktionsanlagen und Betriebsmittel, führen. Somit kann ein in diesem Risikoverständnis eintretender Schadensfall je nach Schwere eine existenzbedrohende Situation herbeiführen27. Bei dem Risiko im engeren Sinne bedeutet Risiko das genaue Gegenteil einer möglichen Chance28.

Das Risiko im weitern Sinne umfasst neben dem oben beschriebenen Risiko auch die Chance die sich für ein Produktionssystem ergeben kann. So liegt hier die Annahme zugrunde, dass ein Risiko jede Entwicklung ist, die von einer zu Beginn getroffenen Annahme abweicht. Da in diesem Verständnis auch eine positive Abweichung von der ursprünglichen Planung ein Risiko darstellt, ist in diesem Risikoverständnis auch die Chance enthalten29. Die Definition des Risikos im weiteren Sinne trägt der Tatsache Rechnung, dass alle Erwartungen die eine Prognose in die Zukunft zugrunde legen mehrwertig sind. Sie können sich sowohl positiv als auch negativ im Vergleich zur ursprünglichen Annahme entwickeln30 31. Die daraus resultierende Zielabweichung in Form eines zusätzlichen Gewinns oder eines unerwarteten Verlusts stellt in diesem Verständnis das Gesamtrisiko dar.

Zusammenfassend gilt somit: Risiko im weitern Sinne ist die Summe aus möglichen Schäden mit einem negativen Einfluss auch das betrachtete System und den möglichen Chancen die sich aus positiven Änderungen der aktuellen Rahmenbedingungen ergeben.

Die Definition des Risikos nach KonTraG lehnt sich an das Verständnis des Risikos im engern Sinne an. Auch hier gilt nur die negative Abweichung von einer ursprünglichen Planung als Risiko32. Allerdings wird der Begriff des Risikos in zweierlei Hinsicht noch weiter eingegrenzt. Zum einen werden als Risiko nur jenen Gefahren für mögliche Schäden betrachtet, die in einem direkten Zusammenhang mit den Geschäftstätigkeiten stehen. Im Bezug auf die hier betrachteten Produktionsrisiken wären dies alle Arten von Risiken die in direkten Zusammenhang mit dem Produktionssystem stehen. Des Weiteren geht das KonTraG davon aus, dass von einem Risiko erst dann gesprochen werden sollte, wenn ein Verlust eintritt, der eine als kritisch definierte Grenze überschreitet33. Das Verständnis des Risikos nach KonTraG stellt somit eine Fokussierung der Definition des

27 [Dörn00], hier S. 197 28 [Krom98], hier S. 1573 29 [Dörn00], hier S. 197 30 [Krom98] 31 vergleiche zum grundsätzlichen Verständnis des Risikos im engeren Sinne auch die allgemeine Risikodefinition nach [Nück98], hier S. 5 32 [N.N.00] 33 [Krom98] sowie auch [Happ00], hier S. 228

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Grundlagen 11

Risikos im engeren Sinne dar. Im Grundsatz bauen aber beide auf die gleiche Grundannahme auf, nach der Risiko das Gegenteil einer möglichen Chance ist34.

Zusammenfassend sind die drei Definitionen des Risikos in Abbildung 5 dargestellt.

Risiko im engeren Sinne Risiko im weiteren Sinne

Gefahr von Verlust oder SchadenMöglichkeit einer ungünstigen bis hin zu existenzbedrohenden Entwicklung„Risiko“ als Gegenteil zu „Chance“

Variabilität oder Steuerung des ZukunftserfolgsGleichzeitige Betrachtung von Risiko und Chance (positives Risiko)

Risiko nach KonTraGKonTraG betrachtet Risiko als Gefahren die in direktem Zusammenhang mit den Geschäftstätigkeiten stehen und durch welche Verluste entstehen könnenWesentlich sind Verluste die eine als kritisch definierte Grenze überschreiten können

Abbildung 5: Überblick über die drei wichtigsten Definitionen des Risikos aus Sicht von Unternehmen

Für die Betrachtung von Produktionsrisiken mittelständischer Unternehmen soll die Definition des „Risikos im engeren Sinne“ im Weiteren als Basis dienen. Diese Aussage ergibt sich aus der Überlegung, welchen Gefahren Unternehmen ausgesetzt sind und wie die möglichen Maßnahmen aussehen. Für ein Unternehmen, besonders aus dem Bereich des Mittelstands, kann das Auftreten eines Risikos im Sinne eines Schadens schnell zu einer existenzbedrohenden Situation führen. Daher sollten besonders diese Risiken im Vorfeld gründlich analysiert werden. Je nach Ergebnis der Analyse sind im Anschluss die entsprechenden Maßnahmen der Risikomanagements zu ergreifen. Hier ist dann in der Regel von Maßnahmen zur Schadensvermeidung die Rede.

Im Falle möglicher Chancen ist das Unternehmen keinen Gefahren ausgesetzt, die im Vorfeld untersucht werden müssen. Die einzige negative Auswirkung einer verpassten Chance spiegelt sich für das Unternehmen in einem verlorenen Deckungsbeitrag wieder. Dies bedeutet in der Konsequenz nicht, dass Chancen aus einer frühzeitigen Betrachtung ausgeschlossen werden können. Nur ihre konsequente Betrachtung im Rahmen z. B der System- oder Anlagenplanung ermöglicht es, Chancen zu realisieren. Allerdings fallen damit Chancen aus Unternehmenssicht in einen anderen Bereich als Risiken.

34 [KonT98]

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Grundlagen 12

Dennoch werden Chancen durch ihre möglichen Auswirkungen auf ein Produktionssystem bei der Risikobetrachtung immer mit berücksichtigt. So könnte es in einem einfachen Beispiel so aussehen, dass ein Unternehmen dem plötzlichen, unerwarteten Gewinn von Marktanteilen durch den schnellen Aufbau flexibler Produktionssysteme begegnen möchte. Diese Systeme stellen für das Unternehmen beispielsweise durch den Einsatz neuer Technologien ein höheres Risiko dar als die bisher vorhandenen Anlagen. Somit sind die neuen Anlagen im Rahmen des Risikomanagements besonders gründlich zu untersuchen. Die Betrachtung der sich ergebenden Chancen fällt aber in den Bereich der Unternehmensplanung.

Im Fokus dieser Arbeit stehen also all jene Risiken, deren Eintreten zu einem zeitweisen oder vollständigen Ausfall des betrachteten Systems führen kann. Durch diese Eingrenzung werden alle Risiken, die primär von Seiten des Markts auf das Unternehmen einwirken, wie beispielsweise Marktschwankungen oder -verlagerungen aus der Risikobetrachtung ausgeschlossen. Es erfolgt eine Eingrenzung auf technische Risiken mit direktem Einfluss auf die Funktionsfähigkeit des Produktionssystems.

2.2 Abgrenzung möglicher Risiken

Die zweite zentrale Frage (Was gehört alles zum Risiko?), die zu Beginn zu klären ist, befasst sich mit der Überlegung, welche Risiken aus der Summe aller existierenden Risiken im Rahmen der Risikobewertung für ein produzierendes Unternehmen zu betrachten sind.

Grundsätzlich lassen sich zwei Arten von Risiken unterscheiden, die sich wiederum in vier Kategorien von Risiken unterteilen. Bei den zwei Risikoarten, handelt es sich um35:

Externes Risiko

Internes Risiko

Die vier zu unterscheidenden Risikokategorien sind:

Risiko höherer Gewalt

Politisches Risiko

Systemisches Risiko

Unternehmensrisiko

Diese Risiken in Summe decken alle Bereiche externer und interner Faktoren ab, die ein Risiko für ein Unternehmen darstellen können. Daher ist für ein ganzheitliches,

35 Vgl. hierzu auch [Knap03], [Keit00]

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Grundlagen 13

unternehmensweites Risikomanagement entsprechend eine vollständige Berücksichtigung aller Risiken erforderlich.

Im Folgenden werden sowohl die Risikoarten als auch die -kategorien im Einzelnen vorgestellt.

Externes Risiko:

Diese Art von Risiken umfasst alle Risiken, die von außen auf das betrachtete System einwirken. Dies sind in vielen Fällen Umweltstörungen oder andere Einflüsse die häufig nicht im Einflussbereich des Systems liegen.36 Im Falle des hier betrachteten Produktionssystems können als externe Risiken beispielsweise Technologiesprünge betrachtet werden37, deren Auftreten nicht früh genug erkannt wurde oder Risiken durch Lieferanten wie z. B. der Ausfall eines solchen.

Internes Risiko:

Im Gegensatz zum externen Risiko sind interne Risiken all jede Risiken, die innerhalb des betrachteten Systems liegen.38 Es sind also Risiken, die durch Elemente des Systems verursacht werden oder zumindest von diesen ausgehen. So kann ein internes Risiko in der Nutzung einer Technologie liegen, deren Grundlagen nicht ausreichend beherrscht werden oder deren Prozessstabilität nicht gewährleistet ist.

Das interne Risiko unterteilt sich aus Sicht eines Unternehmens noch zusätzlich in das Unternehmensrisiko und das Betriebsrisiko. Während das Unternehmensrisiko in erster Linie die direkt handelnden Personen und die Entscheidungen des Unternehmens betrachtet, bezieht sich das Betriebsrisiko auf die Vielschichtigkeit des Betriebsaufbaus39. Das Betriebsrisiko greift somit also weiter als das Unternehmensrisiko.

Wie oben bereits erwähnt, existieren unter den zwei beschriebenen Risikoarten vier Risikokategorien. Die Risikoarten beschreiben nur die grundsätzliche Wirkrichtung des Risikos auf das betrachtete System. Diese Wirkrichtung sagt aber noch nichts über den Ursprung des Risikos und seinen Einfluss auf das betrachtete System aus. Eine Unterteilung der Risiken in Risikokategorien führt zu Aussagen über die Art des jeweiligen Risikos, seinen Ursprung und mögliche auslösende Faktoren.

Risiko höherer Gewalt:

Diese Risiken resultieren aus nicht beeinflussbaren externen Faktoren, die auf das betrachtete System wirken. Dazu gehören beispielsweise Erdbeben, Überschwemmungen, Stürme, Brände (aber keine Brände innerhalb des Systems oder welche die durch dieses

36 [Eile85], hier S. 129, [Knap03], hier S. 3 37 [Kram00], hier S. 574 f 38 [Eile85], hier S. 132 39 [Knap03], hier S. 3

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Grundlagen 14

verursacht wurden), Lawinen und Vulkanausbrüche40. Diese Risiken sind sowohl volkswirtschaftlich als auch aus Unternehmenssicht von großer Bedeutung, da sie häufig zu verhältnismäßig hohen Schäden führen.

Für alle Risiken höherer Gewalt gilt, dass sie sich grundsätzlich durch Notfallplanungen und Versicherungen steuern lassen41. Dies ist besonders beim Betrieb von kapitalintensiven Produktionssystemen von Bedeutung. Da diese Arbeit auf produktionstechnische Risiken von Unternehmen fokussiert ist, und diese Risiken weder direkt auf das Produktionssystem wirken, noch von dem Unternehmen durch produktionstechnische Maßnahmen beeinflusst werden können, sollen sie im weiteren Verlauf nicht genauer betrachtet werden. Dennoch sind auch Risiken höherer Gewalt im Rahmen eines ganzheitlichen Risikomanagements nicht zu vernachlässigen.

Politisches Risiko:

Politische Risiken werden durch hoheitliche Einflussnahme des Staates verursacht. Dabei kann es sich sowohl um den Staat handeln in dem ein Vertragspartner sitzt, als auch um den Heimatstaat der eigenen Niederlassung. Die Ursachen für das Risiko liegen nicht im eigenen Handeln oder dem des Vertragspartners sondern ausschließlich auf Seiten des Staates42.

In gleicher Weise wie die Risiken höherer Gewalt lassen sich politische Risiken nur bedingt durch produktionstechnische Maßnahmen beeinflussen. Des Weiteren können sie zwar durchaus Auswirkungen auf ein Unternehmen und damit auch auf das Produktionssystem haben, sind in ihrer Wirkungsweise aber grundsätzlich von den internen Risiken des Produktionssystems zu unterscheiden.

Systemisches Risiko:

Systemisches Risiko ist die Gefahr, dass ein Ereignis zu einem Verlust an ökonomischen Werten und/oder Vertrauen in das Finanzsystem führt und schwerwiegende realwirtschaftliche Auswirkungen nach sich zieht43. Ein Beispiel für ein systemisches Risiko ist der Rückgang der wirtschaftlichen Wertschöpfung durch den Zusammenbruch technischer Systeme wie z. B.: Verkehrs-, Kommunikations- oder Energienetz. Dieses Risiko hat in der Regel keinen direkten Einfluss auf ein Unternehmen, sondern wird durch mangelnde Deckung in der Versicherungsbranche auf das Unternehmen übertragen. Der beispielartige Ablauf eines systemischen Risikos aus Sicht eines Rückversicherers ist in Abbildung 6 dargestellt.

40 [Keit00], hier S.11 41 [Schm00], hier S. 537 42 [Stoc97], hier S.32f 43 [N.N.03a], hier S. 7

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Grundlagen 15

Externer Schaden

Konkurs Finanzinstitut/Bank

Kein Versicherungsangebot

Konkurs Erstversicherer

Schwerwiegende Schäden für die Realwirtschaft

Internes Versagen

Rückversicherer bietet keine Deckung an oder kann nicht zahlen

Abbildung 6: Auswirkungen des systemischen Risikos auf die Realwirtschaft aus Sicht eines Rückversicherers44

Das systemische Risiko ist, genau wie die zuvor genannten Risiken, zwar von Relevanz für das Unternehmen in Summe, aber für die Betrachtung der reinen Produktionssystems von untergeordneter Bedeutung.

Unternehmensrisiko:

Hinter dem Unternehmensrisiko verbergen sich alle Risiken, die unmittelbar auf das Unternehmen wirken und somit sowohl das Unternehmen im Ganzen als auch den Produktionsprozess im Besonderen beeinflussen. Im Gegensatz zu den oben genannten Risiken, sind diese Risiken im Grundsatz durch das Unternehmen beeinflussbar. Dieser Risikobereich mit seinem direkten Einfluss auf das Produktionssystem produzierender Unternehmen stellt den zentralen Betrachtungsbereich dieser Arbeit dar und wird im Folgenden genauer betrachtet.

2.3 Unternehmensrisiken

Nach Ansicht von ROLFES und KIRMßE besteht das Unternehmensrisiko aus den drei Bereichen strategische Risiken, Markterfolgsrisiken und operative Risiken45. Dabei umfassen die strategischen Risiken die sich aus der Unternehmensstrategie bzw. der verfolgten Geschäftsstrategie ergebenden Risiken. Die Markterfolgsrisiken resultieren aus den Unsicherheiten bezüglich der erzielbaren Absatzmenge, der von Markt geforderten

44 s. o. 45 [Rolf00], hier S. 627

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Variantenvielfalt und dem erzielbaren Preis. Die operativen Risiken46 resultieren aus der Beschaffung und dem Einsatz von Personalressourcen und weiteren (insbesondere technischen) Produktionsfaktoren. Weiterhin wird hier das Zusammenspiel dieser Produktionsfaktoren im Produktionsprozess betrachtet.47 48

Eine andere Unterteilung des Unternehmensrisikos stellt KPMG auf. Dieses Schema unterteilt das Unternehmensrisiko in die Bereiche: Allgemeine externe Risiken, leistungswirtschaftliche Risiken, finanzwirtschaftliche Risiken und Risiken aus Corporate Governance49. Dabei wird deutlich, dass diese Unterteilung allgemeiner ist als die von ROLFES. Gleichzeitig gibt es einige Überschneidungen mit den oben genannten Risikokategorien.

Nach KEITSCH unterteilen sich die Unternehmensrisiken wiederum in die drei Bereiche Betriebsrisiken, Geschäftsrisiken und Finanzrisiken50. Betriebsrisiken umfassen dabei all jene Risiken, die in den Unternehmensabläufen und Strukturen zu finden sind. Die Geschäftsrisiken51 beschreiben das Risiko, dass die mit Investitionen erzielbaren Erträge von einem erwarteten Referenzwert negativ abweichen52. Die damit verbundenen Risiken beziehen sich, wie das operative Risiko nach ROLFES, auf das Kerngeschäft des Unternehmens.

Nach WIEDEMANN lassen sich die in einem Unternehmen angesiedelten Risiken durch eine Pyramide veranschaulichen (vergleiche hierzu auch Abbildung 7). Dabei wird auf der obersten Stufe zwischen finanziellen und betrieblichen Risiken unterschieden. Die finanziellen Risiken lassen sich wiederum in Marktpreisrisiken (Wechselkursrisiken, Zinsrisiken etc.), Ausfallrisiken (Adressen- oder Sachwertrisiken) und Liquiditätsrisiken (Refinanzierungs- und Terminrisiken) unterteilen. Unter den betrieblichen Risiken werden diejenigen Risiken subsumiert, die enger mit dem eigentlichen Prozess der Leistungserstellung eines produzierenden Unternehmens verbunden sind (z.B.: EDV- oder Beschaffungsrisiken)53.

46 Aus dem englischen Sprachraum ist auch die Bezeichnung „Operational Risk“ bekannt. Diese wird in der deutschsprachigen Literatur häufig mit „Operationelle Risiken“ übersetz, ist aber vergleichbar dem „Operativen Risiko“. Aus dem englischsprachigen Sprachraum stammt die Definition: Operationelles Risiko ist die Gefahr von direkten oder indirekten Verlusten, die infolge der Unangemessenheit oder des Versagens von internen Prozessen, Menschen und Systemen und/oder externen Ereignissen eintreten. [Boos01], [Stoc01] 47 s. o., hier S. 627 48 [Mose95], hier S. 665 49 [Nück98], hier S. 18 50 [Keit00], hier S. 11ff 51 [Perr02], hier S. 499 52 [Wöhe02], hier S. 414 53 [Wied98], hier S. 4ff

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Grundlagen 17

Finanzielle Risiken Betriebliche Risiken

Erfolgsrisiken Liquiditätsrisiken

AusfallrisikenMarktpreisrisiken

• Absatzrisiken

• Beschaffungsrisiken

• Produktionsrisiken

• Personalrisiken

• EDV-Risiken

• Refinanzie-rungsrisiken

• Terminrisiken

• Wechselkursrisiken

• Zinsrisiken

• Rohstoffpreisrisiken

• Sonstige Preisrisiken

• Adressenausfallrisiken

• Sachwertausfallrisiken

Finanzielle Risiken Betriebliche Risiken

Erfolgsrisiken Liquiditätsrisiken

AusfallrisikenMarktpreisrisiken

• Absatzrisiken

• Beschaffungsrisiken

• Produktionsrisiken

• Personalrisiken

• EDV-Risiken

• Refinanzie-rungsrisiken

• Terminrisiken

• Wechselkursrisiken

• Zinsrisiken

• Rohstoffpreisrisiken

• Sonstige Preisrisiken

• Adressenausfallrisiken

• Sachwertausfallrisiken

Abbildung 7: Risikopyramide nach WIEDEMANN

Der im Fokus dieser Arbeit stehende Unternehmensbereich ist die Produktion vor allem mittelständischer Unternehmen. Dementsprechend werden diejenigen Risiken betrachtet, die im Falle ihres Eintritts geeignet sind, eine Reduktion der produzierten Stückzahlen zu erzwingen oder schlimmstenfalls einen Produktionsausfall zu verursachen. Dies sind nach der oben genannten Systematisierung nach WIEDEMANN in erster Linie die betrieblichen Risiken.

Die finanziellen Risiken sind für die betrachteten Unternehmen natürlich in gleichem Maße von Relevanz. Da es in diesem Bereich jedoch eine Vielzahl etablierter Methoden der Risikoquantifizierung gibt, erfolgt in dieser Arbeit eine Fokussierung auf den Bereich der betrieblichen Risiken.

Zusammenfassend lässt sich somit festhalten, dass es in der Literatur einen Konsens gibt, was den Bereich der produktionstechnisch beeinflussbaren Risiken angeht. Im weiten soll auf die grundsätzliche Definition des operativen Risikos nach ROLFES zurückgegriffen werden. Auf Grund der Allgemeingültigkeit dieser Definition erfolgt zunächst noch eine Präzisierung bezüglich des „Produktionsrisikos“.

Im Folgenden findet dann noch eine weitere Detaillierung und Präzisierung bezüglich der Risikotypen produktionstechnischer Risiken in kleinen und mittelständischen Unternehmen statt.

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Grundlagen 18

Im Rahmen dieser Arbeit werden unter Produktionsrisiken jene Risiken aus dem Bereich der Operativen Risiken54 verstanden, die in einem direkten Zusammenhang mit den produktionstechnischen Einrichtungen stehen55 56. Der Grund dafür besteht darin, dass es auch für kleine und mittelständische Unternehmen inzwischen eine Vielzahl von funktionierenden Ansätzen zum ganzheitlichen Risikomanagement gibt57. Diese Ansätze betrachten die Produktion allerdings gleichbedeutend mit allen anderen Unternehmensbereichen. Da aber die Produktion häufig ein dominierender Faktor in den Unternehmen ist, ist es erforderlich sie gesondert und intensiv zu betrachten58.

Unter dem Produktionsrisiko sind all jene Risiken zusammengefasst, die unmittelbar auf das Produktionssystem des Unternehmens wirken. Das Produktionssystem setzt sich aus technischen Ressourcen (Maschinen und Transport- / Verkettungssysteme), Humanressourcen, Informationen und Material zusammen59 (siehe hierzu auch Abbildung 8). Risiken sind dabei alle möglichen und ungeplanten Ereignisse, die zu einer Beeinträchtigung des Gesamtsystems führen. Auswirkung der Beeinträchtigung ist die Verminderung des geplanten Produktionsvolumens60. Diese Verminderung kann von einer kurzzeitigen Reduktion des Produktionsvolumens bis hin zu einem längerfristigen oder sogar vollständigen Ausfall führen.

54 Vgl. zur Begriffsdefinition auch ROMEIKE. Operativer (0perationelles) Risiko: Alle von innen und von außen kommenden Störungen, welche ein Unternehmen bei der Erbringung der Leistungserstellung behindern können. Als Risikokategorien gelten dabei vor allem das Personal (einschließlich Management), die Organisation im weitesten Sinne, die eingesetzte Technologie und externe Einflüsse. … [Rome04b], hier S. 88. Besondere Bedeutung hat das operative Risiko im Rahmen der Einführung von Basel II erhalten. Aus diesem Grund hat auch das Baseler Komitee für Bankenaufsicht eine entsprechende Definition veröffentlicht: Operationelles Risiko ist die Gefahr von Verlusten, die in Folge der Unangemessenheit oder des Versagens von internen Verfahren, Menschen und Systemen oder in Folge externer Ereignisse eintreten. [N.N.01a], [N.N.01b] und [N.N.01c], hier S. 94 55 [Jörg02], hier S. 5f sowie im weiteren Sinne auch [Cesk00], hier S. 2 56 [Keit04], hier S. 94 57 Vergleiche hierzu unter anderem auch die Arbeiten von HERMANN [Herm96], HAINDL [Hain96] und HÄRTERICH [Härt87] 58 Unterstützt durch die Studie [BBA97], hier S. 6 59 Vergleiche Hierzu auch die Darstellung von WIENDAHL zur Beschreibung eines Produktionssystems [Wien01], hier S. 161; sowie die Darstellung von WILDEMANN zur Beschreibung der Einflussgrößen auf die Risikosituation in der Produktion und die damit verbundenen Ausführungen zu Beschreibung interner und externen Produktionsrisiken [Wild05], hier S. 189f 60 Vergleiche hierzu auch die Ausführungen von KUHN zu Stillstandszeiten durch technische Ausfälle einzelner Stationen in einem verketteten Produktionssystem. [Kuhn02], hier S. 117

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Grundlagen 19

Maschinen

Personal

innerbetriebliches Produktionssystem

ProduktZukaufteile

Hilfs- und Verbrauchsstoffe

Rohmaterial

Beschaffungsrisiken Produktionsrisiken Marktrisiken

Information

Umfeldrisiken(z. B.: Währungsschwankungen,

Feuer, Wasser)

Produktions-steuerung

Produktions-steuerung

Transportmittel

Abbildung 8: Darstellung der wichtigsten Produktionsrisiken

Interessant ist noch der Fall der Produktion des geplanten Produktionsvolumens bei gleichzeitiger Qualitätseinbuße. Dieser Fall ist der Verringerung des Produktionsvolumens insofern gleichzusetzen, als dass das geplante Produktionsvolumen in dem Moment nicht erreicht ist, in dem die gefertigten Teile in Stückzahl oder Qualität nicht den gesetzten Anforderungen entsprechen.

In dem hier aufgebauten Verständnis sind Produktionsrisiken beispielsweise der Ausfall einer Maschine, der krankheitsbedingte Ausfall eines Mitarbeiters, ein durch einen Mitarbeiter verursachter Fehler oder das Ausbleiben von Material eines Lieferanten.

2.3.1 Darstellung unterschiedlicher Risikotypen

Betrachtet man nur den Produktionsprozess eines Unternehmens, so gibt es drei Bereiche aus denen sich dieser Zusammensetzt. Dies sind der Produktionsprozess selber mit den enthaltenen Ressourcen, die Input-Seite welche Primär aus Lieferanten für Material und Hilfsstoffe besteht und die Output Seite bestehend aus dem belieferten Markt. Somit lassen sich die Risiken in Produktions-, Beschaffungs- und Marktrisiken unterteilen (siehe auch Abbildung 8). Eine Definition der drei aus Produktionssicht wichtigsten Risiken wird im Folgenden gegeben.

Produktionsrisiken:

Unter den Produktionsrisiken sind im Sinne dieser Arbeit alle Risiken zusammengefasst, die innerhalb des betrachteten Produktionssystems entstehen bzw. direkt von Elementen ausgelöst werden, die sich innerhalb der Bilanzhülle des Produktionssystems befinden und

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Grundlagen 20

in unmittelbarer Interaktion mit dem System stehen, also für dessen Funktionsweise von elementarer Bedeutung sind. Dabei handelt es sich in erster Linie beispielsweise um die eingesetzten Maschinen, die Transportmittel zur Materialversorgung innerhalb des Systems, dass für die Bedienung bzw. generell den Produktionsprozess erforderliche Personal sowie IT-seitig die zur Produktionssteuerung erforderlichen Informationen.

Grundsätzlich sind Produktionsrisiken all jene potenziellen Störungen innerhalb eines definierten Prozesses zur Herstellung eines Produktes, die zu einer Abweichung von dem ursprünglich definierten oder angestrebten Produktionsziel führen61. Somit führen Produktionsrisiken mit hoher Wahrscheinlichkeit einen Verlust für das Unternehmen herbei.

Aus unternehmensinterner Sicht kommt den Risiken, die sich direkt aus dem Betrieb des Produktionssystems ergeben, eine entscheidende praktische Relevanz zu. Trotz dieser entscheidenden Relevanz dieser Risiken für die Gesamtsituation des Unternehmens liegen bisher nur ansatzweise Lösungen für das Management dieser Lösungen vor62. Daher wird sich diese Arbeit intensiv mit der Frage der Auswahl von Maßnahmen und auch der Bewertung dieser Risiken befassen.

Da die Produktion an sich sehr stark von der Bereitstellung von Material und Hilfsstoffen sowie dem Absatz am Markt abhängt, sollen auch die daraus resultierenden Risiken hier betrachtet werden.

Beschaffungsrisiken:

Obwohl die Beschaffungsrisiken außerhalb des Produktionssystems auftreten, so sind sie an dieser Stelle dennoch zu berücksichtigen, da sie unmittelbar die Funktionsfähigkeit des Produktionssystems beeinflussen. Durch die Abhängigkeit jedes Produktionssystems von der Verfügbarkeit von Rohmaterial, Zukaufteilen sowie Hilfs- und Verbrauchsstoffen sollen im weiteren Verlauf der Arbeiten die auf Seiten der Beschaffung auftretenden Risiken mit betrachtet werden.

Neben den genannten Risiken gibt es im Zusammenhang mit einem Produktionssystem noch die Marktrisiken. Im direkten Zusammenhang mit den Produktionsrisiken können die Marktrisiken nicht gesehen werden. Dennoch sind sie für die ganzheitliche Betrachtung der Produktionsrisiken von Bedeutung.

Marktrisiken:

Wenn an dieser Stelle die Absatzrisiken, auf welche die Produktion nur einen begrenzten Einfluss hat, ausgeklammert werden, bleiben auf der Marktseite noch die Risiken der Verprellung eines bestehenden oder neu erschlossenen Marktes. Sind zugesagte

61 [Höls02] 62 [Wild05], hier S. 187

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Grundlagen 21

Produkte nicht zum zugesagten Termin oder nicht in ausreichender Qualität und Stückzahl verfügbar, kann dies je nach Marktlage kurz- bis langfristige Auswirkungen auf die Position eines Unternehmens am Markt haben. Die daraus resultierenden Marktrisiken in Form von Absatzschwankungen haben dann zwar erst zu einem späteren Zeitpunkt einen Einfluss auf das Produktionssystem, beeinflussen dieses aber in jedem Fall und werden zu einem Teil auch durch das System selber verursacht. Aus diesem Grund können die Marktrisiken an dieser Stelle nicht vollständig vernachlässigt werden.

Die drei genannten Risiken sind nur ein kleiner Teil der in Summe auftretenden Risiken mit Einfluss auf ein Unternehmen und im speziellen dessen Produktionssystem. So sind besonders die geläufigen Risiken wie beispielsweise Feuer, Wasser oder Währungsrisiko noch zu nennen. Diese Risiken können aus Sicht des innerbetrieblichen Produktionssystems ohne weiteres als Umfeldrisiken zusammengefasst werden. Unter den Umfeldrisiken verbergen sich somit alle oben nicht erwähnten Risiken, die einen direkten oder indirekten Einfluss auf das innerbetriebliche Produktionssystem haben. Entsprechend der zuvor getroffenen Einschränkungen für diese Arbeit sollen die Umfeldrisiken im weiteren Verlauf nicht mehr detailliert betrachtet werden.

Die drei bisher beschriebenen Risikotypen befassen sich allesamt mit den Risiken aus Sicht eines Unternehmens. Vor dem Hintergrund der zunehmenden Vernetzung von Unternehmen üben netzwerkbasierte Risiken einen immer stärkeren Einfluss auf die Produktion aus63. Daher sollen auch diese externen Risiken hier zunächst einmal betrachtet werden.

Netzwerkrisiken:

Unter diesen Risken sind alle Risiken zu verstehen, die sich aus der Kooperation eines Unternehmens mit anderen Unternehmen ergeben. Dabei sind aus Sicht der Produktion besonders die Schnittstellen von Interesse, die einen Einfluss auf das unternehmensinterne Produktionssystem des Unternehmens haben, das die Risikoanalyse betreibt. In diesem Zusammenhang sind als Risiken die durch die Kooperation mit anderen Unternehmen resultieren zu nennen:

Lieferausfall,

Abnahmeausfall und

Qualitätsmängel

Unter dem Lieferausfall ist das Ausbleiben einer erwarteten Lieferung eines Vorproduktes oder eines fertigen, verkaufsfähigen Produktes zu verstehen, das im Rahmen der vereinbarten Kooperation von einem Partnerunternehmen hätte bereitgestellt (geliefert)

63 [Gott04], hier S. 716

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Grundlagen 22

werden müssen. Der Lieferumfang hängt dabei von der Art der zuvor vereinbarten Kooperation ab.

Abnahmeausfall: Bedingt durch die häufig enge Kooperation in einem Netzwerk treten Unternehmen gegenüber dem Kunden auf, die selber nur eine Teilleistung an dem später zu liefernden Produkt durchführen. Dabei sind die Unternehmen auf die Erbringung von Arbeitsumfängen angewiesen, die im Anschluss an ihre eigene Wertschöpfung erfolgen. Von einem Abnahmeausfall ist die Rede, wenn ein Unternehmen das an einem späteren Punkt der Wertschöpfungskette steht seiner Verpflichtung nicht nachkommt, dem vorgelagerten Unternehmen die Ware also nicht abnimmt und somit das Gesamtprodukt nicht wie geplant an den Endkunden geliefert werden kann. Aus Sicht des betroffenen Unternehmens kann die bereits erbrachte Leistung somit nicht am Markt abgesetzt werden.

Unter Qualitätsmängeln sind alle an einer beliebigen Stelle der Wertschöpfungskette innerhalb des Produktionsnetzwerks entstehenden Abweichungen von den Qualitätsvorgaben zu verstehen. Allerdings gibt es noch eine Unterteilung in Qualitätsmängel die zu einem früheren oder späteren Zeitpunk als der Produktion im internen Produktionssystem entstehen. Zu einem früheren Zeitpunkt entstehende Risiken können aus Unternehmenssicht wie jede Art von fehlerhafter Materiallieferung betrachtet werden. Zu einem späteren Zeitpunkt verursachte Qualitätsmängel sind zwar durchaus ein Risiko für das gesamte Produktionsnetzwerk, aber ohne direkte Bedeutung für das interne Produktionssystem.

Im Grundsatz lässt sich für alle Risiken des Produktionsnetzwerks festhalten: Aus Sicht des internen Produktionssystems eines Unternehmens sind diese Risiken nicht anders zu behandeln als jedes externe Produktionsrisiko64. Hierbei spielt es für die Risiken aus Produktionssicht auch keine Rolle, dass es sich um andere juristische und wirtschaftliche Beziehungen zwischen den Partnern eines Netzwerks handelt, als dies bei einer klassischen Kunden / Lieferantenbeziehung der Fall ist.

Eine Übersicht über die genannten Risikotypen wird in Abbildung 9 gegeben. In dieser Übersicht sind die Beschaffungsrisiken den Produktionsrisiken zugeteilt sofern es sich um Material, Zukaufteile oder Hilfsstoffe handelt. Beschaffungsrisiken von Zulieferteilen (Teile oder Zwischenprodukte von Kooperationspartnern) sind den Netzwerkrisiken zugeordnet.

64 Diese Aussage stimmt in dieser Form nur für die Produktion. Aus Sicht des Unternehmens bestehen besonders durch die häufig unterschiedlichen Vertragskonstrukte die zwischen dem unternehmen und seinen Lieferanten bzw. dem Unternehmen und seinen Kooperationspartnern geschlossen werden deutliche Unterschiede besonders in den Auswirkungen die ein eintretender Schaden verursacht (z. B. Gesamthaftung des Unternehmensverbunds für einen durch einen Partner verursachten Schaden, Imageverlust für das Unternehmen durch einen nicht selber zu verantwortenden Schaden).

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Grundlagen 23

MarktrisikenVolumenschwankungen

– langfristige Marktverlagerung

– kurzfristiger Markteinbruch / Kundenverlust

– Lieferterminunsicherheiten (sinkende Lieferzeiten)

Variantenwechsel in einem Markt

ProduktionsrisikenAusfall von Anlagen

– Brand– Defektes Werkzeug– Defekte Anlage

Ausfall von MitarbeiternVerlust von Material (z. B. Lagerbrand, Diebstahl)

Produktionsausfall durch Lieferprobleme bei Partnern (fehlendes (Roh-) Material)

NetzwerkrisikenLieferantenausfall Zusammenbruch einer strategischen PartnerschaftKurzfristig fehlende Zulieferteile (z. B. Lieferprobleme)

Langfristig fehlende Zulieferteile (z. B. Zusammenbruch einer Kooperation)

Transport (Verzögerung oder Verlust)

Produktionsnetzwerk

ProduktionerCommunity*

Unternehmen

* Summe aller möglichen Partner für ein Produktionsnetzwerk

Abbildung 9: Übersicht über die zentralen Elemente des Produktionsrisikos

Die Abbildung verdeutlicht noch einmal, dass die Bereiche der Produktions- und Marktrisiken eng miteinander verknüpft sind. So gibt es zwischen beiden Bereichen eine hohe Überdeckung, die sich primär in der Sichtweise und nur wenig in den Auswirkungen unterscheidet. Zentraler Unterschied sind die zu Grunde liegenden Systemgrenzen vor denen das Produktionssystem betrachtet wird. Die Marktrisiken hingegen fallen aus der Betrachtung heraus, da sie weder direkt von dem Produktionssystem beeinflusst werden, noch einen Einfluss auf das System haben.

Das gleiche gilt neben Risiken aus einem Produktionsnetzwerk auch für Risiken die sich aus der Kooperation unterschiedlicher Produktionsstätten eines Unternehmens ergeben. Dabei ist das externe Produktionssystem65 des Unternehmens genau so zu behandeln wie ein anderes Unternehmen.

Zusammenfassend lässt sich also festhalten, aus Sicht der Produktion sind als Risikoquellen von Interesse66: Risiken welche die Produktionsressourcen betreffen (z. B. Ausfall von Mitarbeitern oder Maschinen), Risiken die sich aus dem Materialeinsatz ergeben (z. B. fehlende oder fehlerhafte Rohstoffe) und Risiken bezüglich der Produktqualität.

65 Der Begriff „externes Produktionssystems eines Unternehmens“ bezeichnet einen Produktionsstandort des gleichen Unternehmens dem auch der die Risikoanalyse durchführende Standort / Unternehmensteil angehört. Allerdings muss die Voraussetzung erfüllt sein, dass das als extern bezeichnete System formal vom internen System getrennt ist und es keine Überschneidungen zwischen beiden Systemen gibt. Im Falle von Überschneidungen zwischen beiden Systemen (z. B. durch Nutzung gemeinsamer Ressourcen) müssen die Systeme gemeinsam betrachtet werden. 66 Vergleiche hierzu auch die Unterteilung von WILDEMANN [Wild05]

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Grundlagen 24

Eine vergleichbare Systematisierung der Produktionsrisiken nach WILDEMANN geht von den drei Risikobereichen Produktionsfaktorenrisiko, Produktionsprozessrisiko und Produktrisiko aus67. Dabei umfasst das Produktionsfaktorenrisiko sowohl die oben genannten Risiken der Produktionsressourcen als auch die Risiken des Materialeinsatzes. Das Produktrisiko ist gleichzusetzen mit dem oben genannten Qualitätsrisiko. Nicht in der oben getroffenen Unterteilung enthalten ist das Produktionsprozessrisiko. Nach Auffassung von WILDEMANN bezieht sich dieses Risiko auf den Leistungserstellungsprozess und umfasst das Produktionsprogrammrisiko, das Produktionsverfahrensrisiko, das Losgrößenrisiko, das Betriebszeitrisiko und das Standortrisiko68. Diese Risiken behandeln alle in unterschiedlicher Weise den Produktionsprozess. Um die Risikobewertung der Produktionsrisiken umfassend durchführen zu können, werden die oben genannten Risikoquellen der Produktion noch um das Produktionsverfahrensrisiko erweitert.

Unter dem Produktionsverfahrensrisiko verbergen sich alle Risiken, die im direkten Zusammenhang mit den eingesetzten verfahren und Technologien stehen69. Diese Gruppe von Risiken ist somit weiter gefasst, als nur die direkt auf den eingesetzten Ressourcen basierenden Risiken.

Das von WILDEMANN genannte Standortrisiko bezieht sich im Verständnis dieser Arbeit auf ein Risiko das außerhalb der Produktion liegt. Zusammenfassend sind die in dieser Arbeit im Verständnis des Produktionsrisikos enthaltenen Risiken in Abbildung 10 dargestellt.

67 [Wild05], hier S. 188 68 [Rogl02] sowie auch [Wild05], hier S. 188 69 [Rogl02], [Wild05]

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Grundlagen 25

Produktionsrisiko

Ressourcenrisiko Materialrisiko Qualitätsrisiko ProzessrisikoMaschinenausfall PersonalausfallUnterbrechung oder Ausfall von Transportmitteln …

Fehlendes oder fehlerhaftes Rohmaterialfehlende Hilfsstoffe…

mangelhafte Produktqualität nach dem Produktions-prozess…

Risiken durch die eingesetzten Technologien…

Umsatzausfall durch Betriebsunterbrechung oder durch fehlende oder nicht verkaufsfähige Produkte

Abbildung 10: Unterteilung des Produktionsrisikos in die zentralen Risikotypen

2.4 Risikomanagement

Ziel des Risikomanagements in jedem Bereich ist es, existierende Risiken zu identifizieren, Mögliche Auswirkungen auf das betrachtete System zu bewerten und Maßnahmen zur Kontrolle des Risikos zu ergreifen. Bezogen auf ein Unternehmen steht dabei immer das Gesamtrisiko als Summe der aus den verschiedenen Entscheidungen und Tätigkeiten resultierenden Einzelrisiken im Vordergrund70 71. Die ganzheitliche Betrachtung aller Risiken die auf das System (z. B. ein Unternehmen) wirken, ist besonders vor dem Hintergrund der Interaktion unterschiedlicher Einzelrisiken von Bedeutung.

Im Vordergrund des Risikomanagements steht die Aufgabe, zukünftige Entwicklungen sowohl des Unternehmens als auch seines Umfelds zu überwachen, dabei risikobehaftete Entwicklungen frühestmöglich zu identifizieren, zu analysieren, zu bewerten und zu überwachen. Ziel ist die langfristige Anpassung des überwachten Bereichs an die ihn beeinflussenden, sich stetig verändernden Umfeldbedingungen und somit die nachhaltige Existenzsicherung des Unternehmens sicherzustellen72. Das Risikomanagement bildet somit den formalen Überbau für alle systematischen Maßnahmen der Identifikation, Analyse, Bewertung und Steuerung der Risiken, die in irgendeinem Widerspruch zu den definierten Unternehmenszielen stehen73 74.

70 [Dahi91], hier S.10 71 [Farn79], hier S. 19f 72 [Horn99], hier S. 319 73 [Fall98], hier S. 220

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Grundlagen 26

Die Behandlung lediglich von Einzelrisiken, wie z. B. der Produktion ist dennoch gerechtfertigt, wenn dieser Bereich eine hohe Bedeutung für das Unternehmen hat75. In diesem Fall kann aus einem Einzelrisiko oder aber einer Summe von bereichsbezogenen Einzelrisiken ein Gesamtrisiko für ein Unternehmen werden76. Diese Arbeit wird sich daher auf den Bereich der Produktionsrisiken konzentrieren, da der Produktionsbereich mit seinem hohen Stellenwert Industrieunternehmen deutlich dominiert.

Trotz der Fokussierung auf einen einzelnen Unternehmensbereich darf dennoch die Gesamtverantwortung für das Risikomanagement nicht aus den Augen verloren werden. Die Gesamtverantwortung muss, besonders noch verstärkt durch die Bedeutung des Teilbereichs für das gesamte Unternehmen, in der Verantwortung der Unternehmensführung bleiben77 78. An dieser Stelle kommt neben den hier genannten Erfordernissen aus Sicht des Risikomanagements auch die juristische Erfordernis zum tragen. So stellen primär das deutsche Aktiengesetz, das GmbH-Gesetz und das Betriebsverfassungsgesetz detaillierte Anforderungen an die Überwachung von Risiken in Unternehmen79. Auf diese Anforderungen soll an dieser Stelle nicht weiter eingegangen werden, da sie nicht zum Kern dieser Arbeit gehören80.

Der gesamte Prozess des Risikomanagements lässt sich als Regelkreis darstellen, in dem die einzelnen Schritte des Risikomanagements kontinuierlich ablaufen. Dieser Prozess ist in Abbildung 11 dargestellt.

74 [Weiß02], hier S. 481f 75 [Farn96], hier Sp. 1800 76 [Weck92], hier S. 29 77 [Poll99], hier S. 395 78 [Vogl98], hier S. 2378 79 Weitere Informationen zu den gesetzlichen Anforderungen an Unternehmen bezüglich der Überwachung von Risiken allgemein sowie Unternehmensrisiken im speziellen sind in Folgenden Quellen zu finden: [Sche95], [Sche00] sowie [Kont98], [GmbH05] und [AktG04] 80 Einen Überblick über die organisatorische Verbindung zwischen der Unternehmensführung und den operativen Bereichen im Rahmen des Risikomanagements gibt die Arbeit von DICKINSON [Dick01]. Hierbei sind insbesondere die Seiten 364 und 365 zu beachten.

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Grundlagen 27

Restrisiko nach dem Risikomanagement

Ursprüngliches Risiko im System

Pro

zess

des

R

isik

oman

agem

ents

Risikoidentifikation

Risikoanalyse

Risikosteuerung

Risikoüberwachung

Pro

zess

des

R

isik

oman

agem

ents

RisikoidentifikationRisikoidentifikation

RisikoanalyseRisikoanalyse

RisikosteuerungRisikosteuerung

RisikoüberwachungRisikoüberwachung

Abbildung 11: Schematische Darstellung des Prozesses des Risikomanagements

Die Risikobewertung stellt einen Baustein innerhalb des Risikomanagements dar. Aus diesem Grund sollen im Folgenden zunächst die unterschiedlichen Prozessschritte des Risikomanagements genauer erläutert werden. In diesem Zusammenhang erfolgt dann auch eine explizite Einbindung der Risikobewertung in den Prozess des Risikomanagements.

2.4.1 Identifikation des Risikos

Die strukturierte und detaillierte Erfassung aller wesentlichen Risiken ist der erste Schritt im Risikomanagementprozess (Risikoidentifikation). Ziel der Risikoidentifikation ist im Sinne des in dieser Arbeit verwendeten Gedankens des Risikos im engeren Sinne die Suche nach sämtlichen gefährdenden Entwicklungen und Ereignissen die eine negative Störung, Unterbrechung oder sonstige negative Beeinflussung für das betrachtete System darstellen. Sollte der Risikobegriff im Sinne des Risikos im weiteren Sinne zum Einsatz kommen, so sind im Rahmen der Risikoidentifikation auch mögliche ungeplante positive Entwicklungen zu betrachten.

In dieser Arbeit geht es bei der Risikoidentifikation um sehr unterschiedliche Risikoarten (wie strategische-, Unternehmer-, operrationale- und physische Risiken), die mitunter wechsel- oder rückwirkend miteinander verwoben sind81.

81 [Leid02], hier S. 242f

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Grundlagen 28

Da sich die Risiken in jedem Unternehmen anders darstellen und stark von den unternehmensspezifischen Rahmenbedingungen abhängen, ist es erforderlich die Risiken unternehmensspezifisch und möglichst vollständig zu erfassen. Dabei stehen im Grundsatz zwei Kategorien von Instrumenten zur Verfügung. Auf der einen Seite sind dieses Analyseinstrumente zur Auswertung der aktuellen Situation, auf der anderen Seite Prognoseinstrumente82 um eine Abschätzung über zukünftige Entwicklungen treffen zu können.

Zu den Analyseinstrumenten83 gehören unter anderem Experteninterviews, Input- / Outputanalyse oder die Auswertung von Historiendaten (Schadens-, Unfall- und Defektanalyse). Das Instrument der Experteninterviews, häufig kombiniert mit Kreativitätstechniken wie z. B. Brainstorming ermöglicht eine schnelle Identifikation möglicher Risiken sowie die gezielte Einbindung der eigenen Mitarbeiter. Unterstützt werden können diese Interviews durch bereichs- oder themenspezifische Fragebögen die eine Strukturierung der Interviews erleichtern84. Es ist darauf zu achten, dass Mitarbeiter oder andere Experten aus allen Bereichen an der Risikoidentifikation beteiligt sind, um ein möglichst breites Spektrum an Risiken zu erfassen.

Die Input- / Outputanalyse zeigt auf, an welchen Schnittstellen eventuell mit Risiken zu rechnen ist. Gleichzeitig bietet sie die Möglichkeit, Informationen über Interaktionen von Risiken zu sammeln, die später bei der Risikoanalyse zum Einsatz kommen. Interaktionen können beispielsweise auftreten, wenn zwei risikoreiche Prozesse miteinander starr verkettet sind.

Die Auswertung von Historiendaten bietet einen Überblick über alle in der Vergangenheit bereits aufgetretenen Risiken. Ihr Vorteil besteht darin, dass häufig neben der reinen Information über das Risiko auch Daten über die Schadenshöhe etc. vorliegen. Der Nachteil ist allerdings darin zu sehen, dass mit diesem Instrument nur Risiken erfasst werden, die in der Vergangenheit bereits einmal aufgetreten sind.

Zu den Prognoseinstrumenten zählen heuristische, intuitive bzw. qualitative Methoden wie z. B. Befragungen oder Szenario-Technik und analytische bzw. quantitative Methoden wie z. B. Regressionsanalyse oder Trendrechnung85.

Da in der Regel ein einzelnes Verfahren nicht ausreicht um alle Risiken vollständig zu erfassen, wie dies bei der Beschreibung der Analyseinstrumente zu erkennen ist, sollten

82 [Schi01], hier S. 281 83 Zum Thema der Analyseinstrumente vergleiche unter anderem auch die Arbeiten von MIKUS, GUTMANNSTHAL-KRIZANTIS und PAPE, [Miku99], hier S. 31, [Miku01], hier S. 192ff, [Gutm94], hier S. 293ff, [Pape93], hier S. 15ff 84 Ein Beispiel für einen solchen Fragenkatalog aus den Bereichen Leistungswirtschaftliche Risiken, Finanzwirtschaftliche Risiken und Risiken aus Corporate Governance findet sich bei NÜCKE [Nück98], hier S. 19. Ein Katalog mit produktionstechnischen Risiken ist in dieser Arbeit in Kapitel 3.4 zu finden. 85 [Schi01], hier S. 281

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Grundlagen 29

im praktischen Einsatz immer unterschiedliche Analyse- und Prognoseinstrumente miteinander kombiniert werden.

2.4.2 Analyse und Bewertung des Risikos

Der Schritt der Risikoanalyse setzt sich aus der Analyse der identifizierten Risiken bezüglich möglicher quantitativer Daten und deren anschließender Bewertung zusammen86. Die Analyse der identifizierten Risiken betrachtet dabei im ersten Schritt in der Regel die Erfassung der zwei Größen Eintrittswahrscheinlichkeit und zu erwartende Schadenshöhe. Dabei können die Werte qualitativ bzw. auf einer Skala erfasst werden, was aber im Weiteren zu allgemeineren und unpräziseren Aussagen führt. Anzustreben ist daher eine quantitative Analyse der identifizierten Risiken. Dies steigert die Qualität der anschließenden Bewertung und erhöht die Aussagekraft des Risikomanagements.

Anschließend an die Analyse der Einzelrisiken gilt es die für das Unternehmen relevanten Risiken zu identifizieren. Dazu kann unter anderem ein auf Basis der Ergebnisse der Analyse der einzelnen Risiken aufgebautes Risikoportfolio dienen oder auch ein vergleichbarer „Risk scorecard report“87. In dem Risikoportfolio werden auf zwei Achsen die Eintrittswahrscheinlichkeit und die erwartete Schadenshöhe dargestellt (siehe auch Abbildung 12)88. Diese Darstellung ermöglicht es, die Risiken entsprechend ihrer Relevanz zu unterteilen. So sind Risiken mit einer hohen Eintrittswahrscheinlichkeit und hohem Schadenpotenzial intensiver und vorrangig vor Risiken zu untersuchen die nur eine geringe Eintrittswahrscheinlichkeit mit niedrigem Schadenpotenzial aufweisen89 90. Dennoch sollte keines der identifizierten Risiken vollständig vernachlässigt werden. So kann ein Risiko mit sehr geringer Eintrittswahrscheinlichkeit dennoch ein so hohes Schadenspotenzial aufweisen, dass sein Eintritt für das Unternehmen existenzbedrohend werden könnte. Gleichzeitig liegen zum jetzigen Zeitpunkt des Risikomanagementprozesses noch keine ausgewerteten Informationen über mögliche Interaktionen von Risiken vor. Daher kann zu diesem Zeitpunkt noch nicht ausgeschlossen werden, dass ein für einen Teilbereich unterdurchschnittliches Risiko in Interaktion mit anderen Risiken für eine der betrachteten Risiken zu einem nennenswerten Gesamtrisiko wird.

86 [Helt02], hier S.260 87 [Ande03], hier S. 48 88 Vergleiche hiezu unter anderem auch [Kpmg00], hier S. 6 89 [Nück98], hier S. 23 90 [Braa02], hier S. 87

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Grundlagen 30

1a.Biegeanlage defekt1b.Biegeanlage defekt (Verschleißteil)2. Bauteilschmierung defekt3. Vorformeinrichtung defekt (kleine

Presse)4a.Mechanischer Defekt der Presse

(Bruch des Pressenhaupts)4b.Steuerungstechnischer Defekt der

Presse4c. Elektrischer Defekt der Presse4d.Hydraulischer Defekt (Wasser und

Öl) verursacht durch Verschleißoder Materialfehler

5. Werkzeug defekt, Ersatzwerkzeug vorhanden

6. Werkzeugwartung (z. B. Einlaufkanal, Dichtstempel)

7. Werkzeug defekt, kein Ersatzwerkzeug vorhanden

8. Werkzeugeinsatz defekt9. Werkzeugblock defekt10.Endenbeschnitt defekt11.Waschanlage defekt

Schadenshöhe (Intensität)

gering

Eint

ritts

wah

rsch

einl

ichk

eit

unw

ahr-

sche

inlic

hm

öglic

hW

ahr-

sche

inlic

hunbedeutend moderat wesentlich

gering mittel

gering mittel hoch

mittel hoch hoch

gering

Eint

ritts

wah

rsch

einl

ichk

eit

unw

ahr-

sche

inlic

hm

öglic

hW

ahr-

sche

inlic

hunbedeutend moderat wesentlich

gering mittel

gering mittel hoch

mittel hoch hoch

1b1b

22

33

4a4a

4c4c 4d4d

5577

1010

1111

4b4b4b4b

inkl. 8+9inkl. 8+9

66

Ausfall des Systems durch Wartung

Abbildung 12: Beispiel für eine Risikomatrix anhand einiger möglicher Risiken beim Betrieb einer hydraulischen Presse

Die Untersuchung der Interaktion von Risiken beruht zunächst auf der Betrachtung möglicher Abhängigkeiten zwischen den einzelnen Risiken. Dies kann im Grundsatz dadurch unterstützt werden, dass, aufbauend auf den Ergebnissen der vorhergehenden Input- / Outputanalyse bereits die wichtigsten Abhängigkeiten zwischen unterschiedlichen Prozessschritten bekannt sind. In diesem Fall sind für jeden Prozessschritt die Risiken des vor- und des nachgelagerten Bereichs mit zu berücksichtigen. Eine weitere Möglichkeit ist die Durchführung einer vollständigen Prozessanalyse wie sie z. B. mit der Proplan91 Methode durchgeführt werden kann. Dabei werden alle Abhängigkeiten zwischen den Prozessen erfasst. Anhand dieser Abhängigkeiten können dann Wechselwirkungen zwischen unterschiedlichen Einzelrisiken identifiziert und auf ein mögliches Gesamtrisiko geschlossen werden.

Um nun zu einer Bewertung der Risiken über die ermittelten Daten hinaus zu kommen bietet es sich an, eine Sensitivitäts- und Szenarioanalyse für die bisher ermittelten Daten durchzuführen92. Mit Hilfe dieser Methoden lässt sich auf Basis von aktuellen Werten und Vergangenheitswerten auf eine mögliche zukünftige Entwicklung schließen93 94. Dabei

91 Vergleiche hierzu auch die Arbeit von TRÄNCKNER [Trän90] 92 [Pfen97], hier S. 1009 93 [Gaus98], hier S. 114 94 [Brau86], hier S. 631

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Grundlagen 31

können mit Standardszenarien (Marktszenarien)95, Worst Case Szenarien (historischen Szenarien)96 97 oder Stresstest unterschiedliche Situationen dargestellt werden.

Es ist bei der Bewertung der Gesamtrisikolage eines Unternehmens „Risk Exposure“ zu berücksichtigen, dass auf Grund von kompensatorischen und kumulativen Effekten der Einzelrisiken das Gesamtrisiko nicht identisch mit der Summe der Einzelrisiken ist98.

2.4.3 Steuerung des Risikos

Die aktive und gezielte Beeinflussung der wesentlichen Risiken mittels eines umfassenden risikosteuernden Instrumentariums ist das Ziel der Risikosteuerung. Die Aufgabe hierbei ist angemessene Maßnahmen zur Steuerung und Überwachung einzuleiten99 mit dem Ziel, die aktuelle Risikosituation des Unternehmens zu beeinflussen100. Die Beeinflussung erfolgt dabei vor dem Hintergrund die aktuell existierenden Risiken derart zu beeinflussen, dass sie der Risikostrategie des Unternehmens entsprechen. Welche Risiken dabei primär betrachtet werden und welche nur sekundär betrachtet werden ergibt sich aus den Ergebnissen der Risikoanalyse und -bewertung.

Die im Rahmen der Risikosteuerung zu ergreifenden Maßnahmen sind genau so vielfältig wie die Anzahl unterschiedlicher Risiken und Unternehmen. In letzter Konsequenz muss jedes Unternehmen entsprechend der von ihm identifizierten Risiken spezifische Maßnahmen ergreifen die zu seiner aktuellen Situation und Strategie passen. Es gibt im Rahmen der Risikosteuerung keine pauschalen Maßnahmen die sich für alle Bereiche eignen. Dennoch lassen sich die Maßnahmen für die Steuerung von Risiken in vier grundsätzlichen Vorgehensweisen zusammenfassen101:

Vermeiden des Risikos

Vermindern des Risikos

Übertragen des Risikos

Akzeptieren des Risikos

Diese Vorgehensweisen werden im Folgenden genauer beschrieben.

Risikovermeidung:

95 Vergleiche zu einer genaueren Betrachtung auch die Ausführungen von GROß [Groß96] 96 Vergleiche zu einer genaueren Betrachtung auch die Ausführungen von BÜRGER [Bürg95] 97 Für ein praktisches Beispiel in technischem Zusammenhang vergleiche an dieser Stelle auch BRUNNER [Brun02], hier S. 313 98 [Rome03], hier S. 193 99 [Died04], hier S. 189 100 [Horn99], hier S. 321 101 Vergleiche hierzu unter anderem auch die Arbeit von HALLER [Hall86], hier S. 31ff

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Grundlagen 32

Die Risikovermeidung gilt in erster Linie für gravierende, die Existenz bedrohende Risiken. Dabei sollte der Prozess oder die Tätigkeit aus der das Risiko resultiert nicht eingegangen werden. Daraus resultiert für das Unternehmen natürlich im Gegenzug auch der Verlust der Chancen, die mit der Tätigkeit oder den Aktivitäten in diesem Geschäftsfeld verbunden sind.

Mögliche operative Maßnahmen zur Risikovermeidung im Hinblick auf Produktionsrisiken sind der Verzicht auf ein Produkt oder einen Absatzmarkt oder auch die Wahl einer alternativen Technologie.

Aus Sicht der meisten Unternehmen ist eine solche Maßnahme häufig nicht akzeptabel, da die angebotenen Produkte oder genutzten Technologien feste Vorgaben sind. Sollte dies der Fall sein, so ist der nächste mögliche Schritt die Risikominderung.

Risikominderung:

Dabei handelt es sich um die Reduzierung des Risikos bei Geschäftsprozessen die sich nicht vermeiden lassen. Dies sind z. B. das Ergreifen technischer Maßnahmen zur Stabilisierung oder Absicherung von Prozessen oder organisatorische Maßnahmen zur Reduzierung von Schadenseintrittswahrscheinlichkeit und Schadenausmaß (z. B. die Nutzung von Lieferanten oder Lagersystemen zur Pufferung einer Produktionsunterbrechung)102. Wenn man den Fokus auf externe Risiken erweitert, so kann auch das Unterlassen von Geschäftsbeziehungen zu unsicheren Lieferanten als Risikominderung betrachtet werden. Dieser Punkt gehört nicht zur Risikovermeidung, da alternativ zu dem ausgeschlossenen Lieferanten ein anderer Lieferant in die Prozesskette zu integrieren ist oder der fehlende Prozess im eigenen Unternehmen aufzubauen ist. Beide Maßnahmen wiederum bergen ihrerseits neue Risiken.

Für produzierende Unternehmen sind die Maßnahmen dieser Gruppe von größter Bedeutung, da sich hier drunter alle technischen Maßnahmen verbergen, die ein Unternehmen ergreifen kann.

Risikoübertragung / Risikoüberwälzung:

Hinter dem Begriff der Risikoübertragung verbirgt sich die Übertragung eines Risikos auf einen Dritten. Dabei wird das risikobehaftete Geschäft in Verbindung mit einem zusätzlichen Geschäft eingegangen, welches das vorhandene Risiko vollständig oder zu Teilen an andere weitergibt103. Bei dem Dritten handelt es sich in diesem Zusammenhang in der Regel um Versicherungen oder Bürgschaften. Gängige Maßnahmen aus diesem Bereich sind entsprechend der Abschluss von Versicherung wie z. B. einer Betriebsunterbrechungsversicherung oder auch einer Produkthaftpflichtversicherung.

102 [Schi02], hier S. 373 103 [Horn99], hier S. 321

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Grundlagen 33

Risikoakzeptanz / Risikoübernahme:

Die Maßnahmen aus dem Bereich der Risikoakzeptanz können nur für verhältnismäßig unbedeutende Risiken ergriffen werden. Dabei nimmt ein Unternehmen die Risiken bewusst in kauf und trägt einen möglichen Schaden selber104. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass auch kleine Risiken in Summe ein hohes Schadenpotenzial erreichen können. Daher sollte besonders im Bereich der Risikoakzeptanz eine genau Betrachtung erfolgen, wie groß das Gesamtrisiko im Maximalfall werden kann und ob dieses Gesamtrisiko noch der Risikostrategie des Unternehmens entspricht.

Des Weiteren bedeutet die einmalige Akzeptanz eines Risikos nicht, dass es aus der zukünftigen Risikobetrachtung herausgenommen werden kann105. Genau wie alle anderen Risiken unterliegen auch einmal akzeptierte Risiken einer ständigen Veränderung und sind somit in den Prozess der Risikoüberwachung mit einzubeziehen.

Einen zusammenfassenden Überblick über die bisher beschriebenen Maßnahmenkategorien zum Risikomanagement gibt die folgende Abbildung 13. In Abbildung 14 ist dann noch einmal dargestellt, welchen Einfluss die Maßnahmen auf die zuvor identifizierten Risiken haben können und wie sich dieser Einfluss in einer Risikomatrix darstellt.

Risikovermeidung

Verzicht auf einen Geschäftsprozess oder eine Tätigkeit von der ein inakzeptabel hohes Risiko ausgeht

– Verzicht auf ein Produkt oder eine Produktvariante

– Verzicht auf einen Absatzmarkt– Wahl einer alternativen Technologie

Risikominderung

Reduzierung des Risikos bei unvermeid-lichen Geschäftsprozessen oder Tätig-keiten durch adäquate Maßnahmen

– technische Maßnahmen– organisatorische Maßnahmen zur

Reduzierung von Schadenseintritts-wahrscheinlichkeit und Schadenausmaß

Risikoübertragung

Übertragung des Risikos auf Dritte– Versicherung (z. B. Betriebs- oder

Produkthaftpflichtversicherung)– Vertragsgestaltung (allgemeine

Geschäftsbedingungen oder Qualitätsmanagementverein-barungen mit Lieferanten)

Risikoakzeptanz

Risiken die in jedem Fall bei dem Unternehmen verbleiben und von diesem getragen werden

– nicht versicherbare Risiken– nicht versicherte Risiken– Selbstbehalte

Abbildung 13: Überblick über die Kategorien der Maßnahmen zum Risikomanagement

104 [N.N.03b], hier S. 6 105 [Nück98], hier S. 24

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Grundlagen 34

1a.Biegeanlage defekt1b.Biegeanlage defekt (Verschleißteil)2. Bauteilschmierung defekt3. Vorformeinrichtung defekt (kleine

Presse)4a.Mechanischer Defekt der Presse

(Bruch des Pressenhaupts)4b.Steuerungstechnischer Defekt der

Presse4c. Elektrischer Defekt der Presse4d.Hydraulischer Defekt (Wasser und

Öl) verursacht durch Verschleißoder Materialfehler

5. Werkzeug defekt, Ersatzwerkzeug vorhanden

6. Werkzeugwartung (z. B. Einlaufkanal, Dichtstempel)

7. Werkzeug defekt, kein Ersatzwerkzeug vorhanden

8. Werkzeugeinsatz defekt9. Werkzeugblock defekt10.Endenbeschnitt defekt11.Waschanlage defekt Legende:

ursprünglich identifiziertes Risiko

verbleibendes Restrisiko

Maßnahmen

1

1

Legende:

ursprünglich identifiziertes Risiko

verbleibendes Restrisiko

Maßnahmen

11

11

Schadenshöhe (Intensität)

geringEi

ntrit

tsw

ahrs

chei

nlic

hkei

t

unw

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sche

inlic

hm

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hW

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inlic

h

unbedeutend moderat wesentlich

gering mittel

gering mittel hoch

mittel hoch hoch

Schadenshöhe (Intensität)

geringEi

ntrit

tsw

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chei

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hkei

t

unw

ahr-

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inlic

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hW

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unbedeutend moderat wesentlich

gering mittel

gering mittel hoch

mittel hoch hoch

66

1010

1111

1010

7755

1111

66

4a4a

inkl. 8+9inkl. 8+9

5577

4a4a8,98,9 8,98,9

Abbildung 14: Beispiel für eine Risikomatrix mit veränderten Risiken nach Ergreifung von Maßnahmen anhand einiger möglicher Risiken beim Betrieb einer hydraulischen Presse

2.4.4 Überwachung des Risikos

Die drei bisher durchlaufenen Schritte dienen zunächst der einmaligen Bewertung der zum Zeitpunkt der Durchführung des Risikomanagementprozesses bekannten Risiken. Durch die Einbindung von Mitarbeitern und ggf. auch externen Experten wird zu diesem Zeitpunkt angestrebt, alle existierenden Risiken zu erfassen und in dem Prozess zu berücksichtigen. Dennoch kann nicht ausgeschlossen werden, dass einzelne Risiken dabei nicht oder nicht in ausreichendem Maße berücksichtigt werden. Daraus resultiert der erste Grund für die kontinuierliche Wiederholung des gesamten Prozesses des Risikomanagements106.

Es wurde bereits mehrfach auf die Beeinflussung des Produktionsrisikos durch das Unternehmensumfeld eingegangen. Diese Beeinflussung des Produktionsrisikos durch externe, vom Unternehmen häufig nicht oder nur begrenzt beeinflussbare Faktoren stellt den zweiten Grund für eine kontinuierliche Wiederholung des gesamten Prozesses des Risikomanagements dar. Nur durch diese Wiederholung ist eine Berücksichtigung insbesondere kleinerer oder kontinuierlicher Veränderungen in den Umfeldfaktoren

106 In Anlehnung an [Seli99], hier S. 171

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Grundlagen 35

möglich. Der gleiche Grund gilt dabei auch für kontinuierliche Veränderungen im Produktionssystem selber107.

Für die kontinuierliche Wiederholung des Risikomanagementprozesses gibt es keine zwingenden Vorgaben bezüglich der Größe des Zeitintervalls. Diese hängt in Starkem Maße von der Änderungsgeschwindigkeit der beeinflussenden Faktoren, aber auch der Komplexität des betrachteten Systems und der Schwere der betrachteten Risiken ab.

Der dritte Grund für die Wiederholung des gesamten Prozesses des Risikomanagements ist das Auftreten gravierender Änderungen im Produktionsprozess sowie grundlegende oder gravierende Änderungen im Unternehmensumfeld. Solche grundlegenden Änderungen können beispielsweise die Veränderung gesetzlicher Bestimmungen oder der Einsatz von für das Unternehmen neuen Technologien im Produktionsprozess sein. In diesem Fall sollten die Veränderungen nicht im Rahmen der kontinuierlichen Wiederholung des Risikomanagementprozesses berücksichtigt werden, sondern unmittelbar überprüft werden108. Im Hinblick auf sich abzeichnende Änderungen sollte sogar ein proaktives Durchlaufen des Risikomanagementprozesses z. B. im Rahmen der Investitionsplanung neuer Maschinen und Anlagen angestrebt werden109. Dies ermöglicht es dem Unternehmen die zu erwartenden Risiken und somit eventuell entstehende Kosten für Risikomanagementmaßnahmen bereits in die Investitionsplanung mit einzubeziehen.

Abgesehen von der Reaktion auf sich verändernder Risiken hat der Prozessschritt der Risikoüberwachung auch die Aufgabe als Kontrolle des Risikomanagementprozesses selber zu dienen. Die in den ersten drei Prozessschritten durchgeführten Analysen sowie die dort ergriffenen Maßnahmen fanden alle vor dem Hintergrund der zu diesem Zeitpunkt aktuellen Risikopolitik des Unternehmens statt110. Somit spiegelt auch die Risikobewertung bezüglich der Frage welches Maß an Risiko als akzeptabel eingestuft wird und welche Maßnahmen zu ergreifen sind die zu diesem Zeitpunkt aktuelle Risikopolitik wieder. Ändert sich nun die Risikopolitik des Unternehmens und werden andere Grenzwerte z. B. für die Schadenshöhe die als noch akzeptabel erachtet wird festgelegt, so müssen alle bisherigen Risiken hinsichtlich dieser Veränderungen neu betrachtet und ggf. neue Maßnahmen ergriffen werden.

Zusammenfassend ist in Abbildung 15 dargestellt, welchen Einfluss das Risikomanagement mit den beschriebenen vier Schritten auf die Risiken hat. Dabei liegt der Fokus auf der Veränderung des Risikos in Folge des Einflusses des Risikomanagements. Weiterhin ist dargestellt, welche Möglichkeiten der Risikosteuerung

107 [Nück98], hier S. 25 108 [Nück98], hier S. 25 109 Für eine weitergehende Betrachtung von Investitionsrisiken kann in diesem Zusammenhang auch auf die Arbeit von WECK verwiesen werden [Weck93], hier insbesondere S. 18ff 110 [Nück98], hier S. 26

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Grundlagen 36

im Grundsatz existieren und wie diese in dem Prozess des Risikomanagements eingebunden sind.

Unternehmensrisiko vor Beginn des Risikomanagements

Identifiziertes Unternehmensrisiko

Bewertetes Unternehmensrisiko

Unternehmensrisiko nach dem Risikomanagement (Restrisiko)

Risiko-steuerung

Risiko-analyse

Risiko-identifikation

Risiko-überwachung

Vermeiden

Vermindern

Übertragen

Akzeptieren

Überwachung des Risiko-managementsystrems

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des

Ris

iko

Externe Risiken

Interne Risiken

Abbildung 15: Einfluss des Risikomanagements auf die Risiken des betrachteten Bereichs111

2.5 Risikobewertung

Nachdem nun der gesamte Prozess des Risikomanagements erläutert wurde, soll die Frage der Möglichkeiten zur Risikobewertung noch einmal genauer betrachtet werden. In Kapitel 2.4.2 wurde bereits kurz dargestellt welche grundsätzlichen Möglichkeiten für die Bewertung von Risiken existieren. Diese Möglichkeiten werden im Folgenden unter zwei Aspekten noch weiter ausgearbeitet. Der erste Aspekt sind gängige Methoden der Bewertung technischer Risiken wie sie bereits in der industriellen Praxis Anwendung finden. Dabei handelt es sich in den meisten Fällen um Methoden zur qualitativen Risikobewertung.

111 In Anlehnung an [Nück98], hier S. 26, [Zünd00], hier S. 733 und [Erns00], ohne Seitenzahl

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Grundlagen 37

Anschließend werden einige Methoden der Risikobewertung in der Finanzwirtschaft dargestellt. Diese Methoden, die in aller Regel eine qualitative Bewertung ermöglichen, stellen die Basis für die Übertragung vorhandener Methoden der qualitativen Risikobewertung auf produzierende Unternehmen dar.

2.5.1 Risikobewertung in produzierenden Unternehmen

Bei der Risikobewertung produzierender Unternehmen liegt im Rahmen dieser Arbeit der Fokus auf den technischen Risiken primär der Anlagen des Produktionsprozesses. Die dabei im Vordergrund stehenden technischen Risiken lassen sich im Grundsatz in fünf Gruppen unterteilen. Dabei handelt es sich um Unsicherheiten in der eingesetzten Technologie, der Prozessstabilität, der Gestaltung des Prozesses, dem eigentlichen Produktionsprozess und der Verknüpfung unterschiedlicher Prozesselemente112. Auf diese Gruppen wird im Verlauf der Arbeit noch genauer eingegangen.

2.5.2 Risikobewertung in der Finanz- und Versicherungswirtschaft

Ein besonders in der Finanzwirtschaft häufig genutztes Verfahren zur Risikobewertung eines Portfolios ist die Barwertermittlung113.

Bei der Barwertermittlung erfolgt eine periodische Berechnung des aktuellen Marktwertes aller von der Bank abgeschlossenen Geschäfte. Der Berechnung liegt dabei zunächst der tagesaktuelle Wert aller betrachteten Positionen zugrunde. Eine Abschätzung zukünftig zu erwartender Risiken kann durch die Veränderung der zugrunde liegenden Daten wie z. B. der Zinsentwicklung oder des Kursverlaufs an der Aktienbörse erfolgen114.

Die Barwertermittlung ermöglicht sowohl eine schnelle Berechnung der aktuellen Situation in einem Portfolio als auch die Betrachtung unterschiedlicher zukünftiger Entwicklungen. Für die Risikobewertung im Hinblick auf technische Risiken ist die Methode jedoch nicht geeignet. Hier fehlen in erster Linie die rein monetären Daten die für die Barwertmethode unverzichtbar sind. Gleichzeitig lassen sich zeitweilige Ausfälle oder kurzfristige Unterbrechungen nicht ausreichend genau in langfristigen Verläufen darstellen. Die Darstellung länger- bis langfristiger Verläufe wiederum ist aber Bedingung für die Nutzung der Barwertermittlung.

112 [Kuja02], hier S. 195 113 Vgl. hierzu auch u. a. die Arbeiten von RUDOLPH [Rudo88], BENKE, GEBAUER und PIASKOWSKI [Benk91], KREMERS [Krem02], hier insbesondere S. 277, LOHMANN [Lohm95] und HEIDORN [Heid06] 114 [Rudo93], hier S. 123 und S. 125

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Grundlagen 38

Eine in der Finanzwirtschaft und auch der Versicherungswirtschaft genutzte Methode zur Risikobewertung ist die Fuzzy Logic115 116. Dabei helfen mathematische Modelle eine Vielzahl von Einflussfaktoren zu erkennen und gleichzeitig auch gegeneinander zu gewichten. Die Methode der Fuzzy Logic wird in der Finanz- und Versicherungswirtschaft seit den 90er Jahren eingesetzt. Sie hat die Qualität der Bewertungen dahingehend verbessert, dass besonders Entscheidungen deutlich schneller und mit höherer Genauigkeit getroffen werden als dies bei den herkömmlichen Bewertungsmethoden der Fall war 117. Der Grund insbesondere für die höhere Genauigkeit liegt darin begründet, dass die Fuzzy Logic neben der rein binären Entscheidung zwischen „richtig“ und „falsch“ auch unscharfe Entwicklungen zulässt. Somit ermöglichen die auf der Fuzzy Logic basierenden Modelle die Bewertung von theoretisch unendlich vielen Entscheidungsgrößen118.

Neuerdings wird sowohl in der Finanz- als auch in der Versicherungswirtschaft vermehrt der Ansatz des Value at Risk (VaR) genutzt119.

Der Value at Risk Ansatz ist eine aus der Finanzwirtschaft stammende Methode zur Ermittlung der Verlustrisiken, die aus dem Besitz unterschiedlichster Finanzpositionen resultieren120. In der Finanzwirtschaft, besonders im Bereich des Investmentbankings, bezeichnet er den absoluten Wertverlust einer Risiko-Position, der mit einer definierten Wahrscheinlichkeit (Konfidenzniveau) innerhalb eines bestimmten Zeitraums (Halteperiode) nicht überschritten wird121.

Bisher wird das mathematische Verfahren zur Berechnung des Value at Risk fast ausschließlich im finanziellen Bereich eingesetzt122. Es soll aber aufgrund seiner breiten Akzeptanz in diesem Sektor im Rahmen dieser Arbeit auf seine Eignung für den Einsatz bei der quantitativen Risikomessung mittelständischer, produzierender Unternehmen untersucht werden. Eine genauere Betrachtung des VaR erfolgt daher noch in Kapitel 3.6.1.

115 Die Fuzzy Logic wurde bereits 1965 von dem amerikanischen Elektrotechnikprofessor LOTFI A. ZADEH an der University of California in Berkeley entwickelt. Für weitere Informationen vgl. auch [Zade65a] und [Zade65b] 116 Vgl. hierzu auch u. a die Arbeiten von FEND, ZWIZLO und LUTZ [Fend05], hier insbesondere S. 36 ff 117 [N.N.05] 118 [Kona05], hier S. 5 f. 119 [Holt03], hier S. 14. sowie [Eise04], hier S. 2 f. 120 [Bald04], hier S. 50 121 [Bald03], hier S. 41 122 [Sarm03], hier S. 337

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Grundlagen 39

2.6 Modellbildung

Um die Risiken innerhalb eines komplexen Systems identifizieren zu können bietet es sich an, das System zunächst zu vereinfachen. Dies geschieht im Rahmen der Modellbildung.

Bei jedem Modell handelt es sich um eine vereinfachte Abbildung der Realität. Dabei besteht das Ziel beim Aufbau des Modells darin, die Realität soweit zu vereinfachen, dass sie vollständig abgebildet werden kann. Gleichzeitig darf die Vereinfachung aber auch nicht soweit gehen, dass sie mit der Realität nicht mehr übereinstimmt123 124.

Der Aufbau von Modellen zur Untersuchung von Geschäftsprozessen wird seit den 90er Jahren in der Wirtschaftsinformatik genutzt125. In den vergangenen Jahren hat sich herausgestellt, dass sich zur Darstellung von Geschäftsprozessen in Unternehmen besonders Pertri-Netze126 eignen127. Petri-Netze sind in der Lage, ein System sowohl anhand seiner statischen Strukturen als auch seines dynamischen Verhaltens gleichermaßen zu beschreiben.

In den vergangenen Jahren haben sich besonders 2 Arten der Erstellung von Modellen herauskristallisiert, die sich für die Beschreibung von Geschäftsprozessen auch vor dem Hintergrund der anschließenden IT-technischen Nutzung anbieten. Dabei handelt es sich um UML128 (Unified Modeling Language)129 und ARIS (Architektur integrierter Informationssysteme)130 131.

Neben den hier erwähnten Methoden zur Modellierung von Geschäftsprozessen gibt es auch Methoden die sich besonders bei der Betrachtung von risikobehafteten Prozessen eignen. Dabei handelt es sich zum einen um die Modellierung im Rahmen der

123 Vgl. hierzu auch u. a. die Arbeiten von RIECK [Riec06] und RICHERT [Rich05] 124 Die wohl beste Definition der Modellbildung findet man bei CELLIER: Modellbildung ist die qualitative oder quantitative Beschreibung von physikalischen, biologischen, soziologischen oder sonstigen Systemen. [Cell91] 125 [Laut05], hier S. 10 126 Die Entwicklung der Petri-Netze geht auf C. A. PETRI zurück. Sie wurden in den sechziger Jahren entwickelt. Ziel war die Entwicklung einer verständlichen mathematischen Spezifikation, mit deren Hilfe grundlegende Eigenschaften und das Verhalten informationsverarbeitender, diskreter Systeme, wie beispielsweise Kommunikation, Synchronisation, Informationsfluss und Nebenläufigkeit, ausgedrückt werden können. Vgl. hierzu auch die Arbeiten von PETRI [Petr62] und ABEL [Abel90] 127 [Grab96], hier S. 17-43 128 UML wurde entwickelt von der Object Management Group (OMG), vgl. hierzu auch [N.N.07] 129 Die Modellierungssprache UML wurde Ursprünglich entwickelt, um die Dokumentation, Spezifikation und Visualisierung von komplexen Softwaresystemen zu vereinfachen. Für weiterführende Informationen vgl. auch die Arbeiten von WEILKIENS und OESTEREICH [Weil04] und JECKLE et. al. [Jeck04] 130 ARIS als Mittel zum Aufbau von Modellen besonders von Geschäftsprozessen ist keine reine Modellierungssprache. Es handelt sich bei ARIS vielmehr um eine Architektur die unterschiedliche Modellierungssprachen miteinander verknüpft. Bei der Modellierung könne unterschiedliche Sichtweisen wie Organisation und Steuerung unterschieden werde. Zwischenzeitlich hat sich ARIS vor allem für große Unternehmen als Standard für Abbildung von Geschäftsprozessen durchgesetzt. Vgl. hierzu [Sche02], [Seid06] und [Öste05] 131 Einen umfassenden Überblick über die unterschiedlichen Modellierungssprachen bietet die Arbeit von FETTKE und LOOS [Fett04]

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Grundlagen 40

Risikobewertung nach SCHOLZ132. Zum anderen eignet sich eine Modellierung anhand der Proplan-Methode. Beide Methoden werden in Kapitel 3.1 genauer erläutert und hinsichtlich ihres Nutzens bewertet.

2.7 Simulationsverfahren zur Identifikation und Analyse von Risiken

Ein wichtiger Teil der Risikobewertung ist die Simulation der in Zukunft zu erwartenden Entwicklungen innerhalb des betrachteten Produktionssystems. Dabei wird das Ziel verfolgt, die vorhandenen Informationen und Daten auf Basis von Regeln zu variieren, um eine möglichst gute Übersicht über zu erwartende zukünftige Entwicklungen zu bekommen und über die anschließende Verdichtung der Einflussgrößen zu aussagekräftigen Kennziffern zu kommen133. Im einfachsten Fall lassen sich im Rahmen der Simulation die zuvor erhobenen Werte der Eintrittswahrscheinlichkeit und erwarteten Schadenshöhe variieren. Sobald für ein Risiko genauere Parameter vorliegen, können aber auch beliebige andere quantitativ erfassbare Werte variiert werden.

Im Rahmen der zur Risikobewertung durchzuführenden Simulation lassen sich zwei grundlegende Verfahren unterscheiden134, die in Summe eine simulationsgestützte Risikoanalyse ermöglichen:

Sensitivitätsanalyse

Szenarioanalyse

Sowohl die Sensitivitätsanalyse als auch die Szenarioanalyse bieten auf Basis des aufgestellten Modells und der zuvor ermittelten Ausgangsdaten die Eingangsinformationen für die Berechung im Rahmen der Simulation (siehe Abbildung 16).

132 Vgl. hierzu auch [Scho04] 133 [Pfen97], hier S. 1009 134 [Pfen97], hier S. 1009

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Grundlagen 41

Sensitivitätsanalyse

Szenarioanalyse

Simulation zur Risikobewertung

Untersuchung der Reaktion eines Systems auf Veränderungen der Umweltbedingungen

Untersuchung der Veränderung von Output Größen bei Variation der Input Größen

Simulation der Reaktion des Systems auf Basis der zuvor bestimmten Daten

Eingangsdaten aus der Analyse

Abbildung 16: Funktionsweise und Ablauf der Simulation zur Risikobewertung

Die einzelnen Bausteine werden im Folgenden detailliert beschrieben.

2.7.1 Sensitivitätsanalyse

Die Sensitivitätsanalyse ist ein besonders aus der Investitionsrechnung bekanntes Verfahren, welches in der betriebswirtschaftlichen Literatur ausführlich diskutiert wird135. Bei der Sensitivitätsanalyse werden die Eingangsgrößen eines Modells variiert und gleichzeitig die Veränderungen der Ziel- oder Outputgrößen quantifiziert. Durch dieses Verfahren lässt sich der Einfluss der Eingangsgrößen und ihrer Veränderungen auf das betrachtete System bestimmen. Es ist bei der Anwendung der Sensitivitätsanalyse hilfreich, zunächst nur einzelne Eingangswerte zu variieren und deren Einfluss auf das System zu ermitteln. Erst im zweiten Schritt sollten dann mehrere Eingangswerte gleichzeitig variiert werden. Auf diese Weise lässt sich zunächst der Einfluss jedes einzelnen Wertes auf das System bestimmen, ohne dass die Aussagen durch andere Einflüsse (variierende Werte) verfälscht werden. Die anschließende Variation beliebiger Wertepaare ermöglicht dann im zweiten Schritt eine Gewinnung von Aussagen über mögliche Interaktionen innerhalb des Systems.

Die Sensitivitätsanalyse kann zur Beantwortung verschiedener Fragen hilfreich sein. So wird z. B. in der Kritische-Werte-Rechnung untersucht, wie stark sich die Eingangsgrößen verändern dürfen, damit die Zielgrößen bestimmte zuvor festgelegte Grenzen nicht über- oder unterschreiten136. Für produktionstechnische Systeme kann dies beispielsweise die Dauer des Ausfalls der Materialversorgung sein, bevor ein dem betrachteten Prozess vorgelagerter Puffer aufgebraucht ist.

135 Vgl. hierzu auch u. a. die Arbeiten von DINKELBACH [Dink69], HAX [Hax93] und KRUSCHWITZ [Krus95] 136 [Kilg65], hier S. 341ff.

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Grundlagen 42

In der Sensitivitätsanalyse im engeren Sinne hingegen geht es nicht um die Analyse von Extremsituationen, sondern um die Überprüfung des Systemverhaltens bei Standardsituationen. Bei der Sensitivitätsanalyse im engeren Sinne wird bestimmt, wie sich die Zielgrößen verhalten, wenn die Eingangsgrößen in einem vordefinierten Schwankungsbereich vom Ursprungswert abweichen137.

Die im Rahmen der Sensitivitätsanalyse gewonnen Aussagen138 stützen sich ausschließlich auf die Angabe der Wirkung deterministischer Veränderungen eines oder mehrerer Eingangswerten139. Gleichzeitig wird angenommen, dass alle nicht betrachteten Eingangswerte konstant bleiben. Somit lässt sich mit der Sensitivitätsanalyse nur die Veränderung des Systems um einen Zustandspunkt herum betrachten. Für die Untersuchung unterschiedlicher Zustandspunkte des betrachteten Systems ist eine Szenarioanalyse erforderlich.

2.7.2 Szenarioanalyse

Die Szenarioanalyse orientiert sich an unterschiedlichen Umweltbedingungen für eine Situation und versucht daraus Aussagen über mögliche unterschiedliche Systemzustände zu generieren, wobei Interdependenzen zwischen den veränderlichen Faktoren zu berücksichtigen sind140 141. Von Bedeutung ist, dass mit der Szenariotechnik sowohl qualitative als auch quantitative Informationen verarbeitet werden können. In jedem Fall werden als Resultat der Szenarioanalyse alternative Versionen einer möglichen Zukunft generiert142.

Detaillierte Informationen über die Funktionsweise der Szenariotechnik können den Arbeiten von GAUSEMEIER entnommen werden143. Die grundsätzliche Funktionsweise ist in Abbildung 17 dargestellt. Im Rahmen dieser Arbeit wird auf die grundsätzliche Funktionsweise der Szenarioanalyse nicht weiter eingegangen. Dafür werden im Folgenden die unterschiedlichen Methoden der Szenarioanalyse dargestellt, durch deren Verwendung für die Risikobewertung relevante Szenarien bestimmt werden können.

137 [Dink69], hier S. 26f. 138 Einige Beispiele für Sensitivitätskennzahlen aus dem Bereich der Finanzwirtschaft sind die Duration zur Beschreibung der Zinssensitivität des Marktwertes von Rentenpapieren, Optionskennzahlen zur Risikobeurteilung derivater Positionen (Delta, Gamma, Theta) sowie Faktorladungen im Rahmen von Einfaktor- (z. B. Beta-Faktor) und Mehrfaktormodellen (z. B. Drei Faktoren Modell zur Bestimmung der Zinsstrukturkurve) der Rendite (bzw. der Marktpreise) von Kassa- und Termintiteln. Vgl. hierzu auch: [Pfen96], hier S. 1009; [Kahn95], hier S. 94ff.; [Scha00], hier S. 264ff. 139 [Pfen97], hier S. 1009 140 [Brau86], hier S.631f. 141 Für vergleichbare Definitionen vergleiche in der Literatur auch: [Beck83], hier S. 95f., [Gesc79], hier S. 71, [Gode83], hier S. 184, [Ober76], hier S.7 und [Sari78], hier S. 53 142 [Reib81], hier S. 37 143 Vgl. hierzu unter anderem: [Reib92], [Gaus95], [Gaus96], [Gaus98b] sowie [Bätz02],

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Grundlagen 43

Maschinen

Personal Transportmittel

Deskription:Beschreibung des globalen Umfelds durch Bestimmung der Einflussgrößen auf das betrachtete System(Struktur des Produktionssystems, verwendete Ressourcen, Marktentwicklung, …)

Feldanalyse:Darstellung wichtiger WirkzusammenhängeIdentifikation von SchlüsselfaktorenKonfiguration der Ausgangsszenarios

Prognostik:Entwurf von Trend-projektionen für alle identifizierten Kenn-zahlenZeichnung auch extremer Zukunftsbilder zur Berücksichtigung etwaiger Diskon-tinuitäten

Szenariobildung:Auswahl widerspruchsfreier KombinationenVerknüpfung (Clustering) zu divergierenden Szenarien

Szenario 1

Szenario 2++-- --

-- --++

++++

Abbildung 17: Grundsätzliche Funktionsweise der Szenariotechnik144

Bei der Szenariotechnik kann man zwischen drei Methoden unterscheiden, welche für die Risikobewertung von Relevanz sind:

Standard- oder Marktszenarien,

Worst Case Szenarien und

Stresstests.

Standard- und Marktszenarien:

Diese Szenarien beruhen in der Regel auf Erfahrungen und Entwicklungen der jüngeren Vergangenheit. Hierbei werden durchschnittliche Parameterschwankungen betrachtet und anhand dieser Schwankungen unterschiedliche neue Kombinationen bestimmt145. (siehe auch Abbildung 18)

144 In Anlehnung an GAUSEMEIER [Gaus98], hier S. 118 145 [Groß96], hier S. 92

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Grundlagen 44

Legende:

Ereignisse und Entwicklungen in der Vergangenheit

Prognosen für die Zukunft

Legende:

Ereignisse und Entwicklungen in der Vergangenheit

Prognosen für die Zukunft

Zeit

Aus

präg

ung

des

über

wac

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Wer

tes

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Prognose von Ereignissen und ihren Auswirkungen auf Basis von Vergangenheitswerten

Szenarien für Einzelwerte

Zeit

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ung

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T0 (heute)

Prognose von Ereignissen und ihren Auswirkungen auf Basis von Vergangenheitswerten

Szenarien für Einzelwerte

Identifikation von mög-lichen Ereignissen in der ZukunftBestimmung der Ausprägung die beeinflussten VariablenKombination der Ereignisse und Ausprägungen der Variablen zu Zukunftsszenarien

Abbildung 18: Vorgehen zur Bildung von Standard- oder Marktszenarien

Worst Case Szenarien:

Diese Szenarien spiegeln schwerwiegende Einflüsse auf das System wider. Sie entsprechen häufig schwerwiegenden historischen Ereignissen welche in die Zukunft projiziert werden. Dementsprechend sind die Parameterschwankungen wesentlich stärker als bei Standardszenarien146. (siehe auch Abbildung 19)

Identifikation von gravierenden Ereignissen in der VergangenheitPrognose der Ereignisse in die ZukunftBestimmung der Ausprägung die beeinflussten Variablen für die EreignisseKombination der Ereignisse und Ausprägungen der Variablen zu Zukunftsszenarien

Zeit

Aus

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T0 (heute)

Prognose von Ereignissen und ihren Auswirkungen auf Basis von Vergangenheitswerten

Szenarien für Einzelwerte

Legende:

Ereignisse und Entwicklungen in der Vergangenheit

Extreme Ereignisse und Entwicklungen in der Vergangenheit

Prognosen für die Zukunft auf Basis extremer historischer Situationen

Zeit

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Prognose von Ereignissen und ihren Auswirkungen auf Basis von Vergangenheitswerten

Szenarien für Einzelwerte

Zeit

Aus

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T0 (heute)

Prognose von Ereignissen und ihren Auswirkungen auf Basis von Vergangenheitswerten

Szenarien für Einzelwerte

Legende:

Ereignisse und Entwicklungen in der Vergangenheit

Extreme Ereignisse und Entwicklungen in der Vergangenheit

Prognosen für die Zukunft auf Basis extremer historischer Situationen

Legende:

Ereignisse und Entwicklungen in der Vergangenheit

Extreme Ereignisse und Entwicklungen in der Vergangenheit

Prognosen für die Zukunft auf Basis extremer historischer Situationen

Abbildung 19: Vorgehen zur Bildung von Worst Case Szenarien

Sowohl für die Erstellung von Standardszenarien, als auch von Worst Case Szenarien ist eine genaue Kenntnis über die Ereignisse in der Vergangenheit des betrachteten

146 [Bürg95], hier S. 246

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Grundlagen 45

Produktionssystems erforderlich. Die entsprechenden Historiendaten sind Basis für die Erstellung der Szenarien.

Gleichzeitig ist aber bei den verwendeten Daten darauf zu achten, dass diese nicht so alt sind, dass das betrachtete System in der Zwischenzeit signifikant verändert wurde und die vorliegenden Daten somit nur noch eine begrenzte Aussagekraft für das aktuell vorliegende System haben.

Stresstest:

In diesem Fall werden unübliche, in der Vergangenheit nicht aufgetretene Situationen dargestellt und ihr Einfluss auf das System untersucht. Somit ist der Stresstest das einzige der drei genannten Verfahren, das nicht auf der Nutzung realer Daten beruht147 148. (siehe auch Abbildung 20)

Identifikation von möglichen zukünftigen Ereignissen, die einen gravierenden Einfluss aus das betrachtete System haben könntenBestimmung der Ausprägung die beeinflussten Variablen für die EreignisseKombination der Ereignisse und Ausprägungen der Variablen zu Zukunftsszenarien

Zeit

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Legende:

Prognosen für die Zukunft auf Basis extremer historischer Situationen

Zeit

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T0 (heute)

Legende:

Prognosen für die Zukunft auf Basis extremer historischer Situationen

Abbildung 20: Vorgehen zur Bildung von Stresstests

2.7.3 Monte Carlo Simulation

Der Name Monte Carlo wird wohl zuerst mit dem unabhängigen Staat Monaco an der französischen Mittelmeerküste in Verbindung gebracht. Monte Carlo, heute ein Stadtteil von Monaco, ist vor allen durch sein Spielcasino berühmt. In einem Spielcasino wird bekanntlich unter anderem das Glücksspiel Roulette gespielt. Dieses Spiel ist nichts anderes, als ein einfacher mechanischer Zufallszahlen-Generator. Monte Carlo hat sich

147 [Pfen97], hier S. 1010 148 An dieser Stelle sei noch darauf hingewiesen, dass in der Literatur teilweise Worst Case Szenarien und Stresstests synonym verwendet werden. Aus dem Grund der oben beschriebenen Unterschiede in den zu Grunde liegenden Daten, wird an dieser Stelle an der Unterteilung der beiden Verfahren festgehalten. Vergleiche für die synonyme Nutzung der Begriffe auch die Arbeit von SCHARPF. [Scha00], hier S. 264f.

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Grundlagen 46

offenbar schon zu Beginn des letzten Jahrhunderts als Begriff für Glücksspiel etabliert und hat dann bei der systematischen Entwicklung und Namensgebung der neuen Methode zur quantitativen Risikoanalyse Pate gestanden. Wer nun aber letztendlich genau für die Namensgebung verantwortlich war, ist nicht bekannt.

Die Bezeichnung der Monte Carlo Simulation wurde durch die geheimen Arbeiten der Wissenschaftler VON NEUMANN149 und ULAM150 an der Entwicklung der Atombombe im 2. Weltkrieg in Los Alamos (USA) geprägt. Das Codewort für diese Arbeiten war „Monte Carlo“. VON NEUMANN und ULAM benutzten die Technik der Simulation, um mathematische Funktionen, die nicht explizit programmiert werden konnten, abzubilden. Diese Forschungsarbeiten enthalten auch die direkte Simulation von Wahrscheinlichkeiten betreffend der zufälligen Verbreitung von radioaktiven Teilchen in der Umwelt. Seither ist die dort verwendete Simulationsmethode als Monte Carlo Simulation bekannt151.

Grundsätzlich lässt sich sagen, dass sich die Monte Carlo Simulation für die Risikoanalyse bei Vorhandensein einer Vielzahl von Variablen eignet152. Besonders wenn den Variablen nicht mit einigermaßen hoher Wahrscheinlichkeit eine bestimmte Ausprägung zugeordnet werden kann.

Die Monte Carlo Simulation ist ein Simulationsverfahren auf der Basis von Zufallszahlen. Sie findet Anwendung bei der Analyse komplexer, unübersichtlicher Sachverhalte in unterschiedlichsten Wissenschafts- und Wirtschaftsbereichen. Definiert ist die Monte Carlo Simulation inzwischen in der VDI-Richtlinie VDI 4008153. Die Versicherungsindustrie nutzt die Monte Carlo Simulation beispielsweise zur Bewertung finanzieller Risiken ihrer Portfolios auf Basis des Value at Risk154 Ansatzes. Dieser gibt an, welcher maximale Verlust mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit innerhalb einer festgelegten Periode nicht überschritten wird. Aber auch in Naturwissenschaften wie Physik und Chemie wird die Monte Carlo Simulation häufig eingesetzt. Sie dient der Entscheidungsunterstützung, kann jedoch nicht alleiniges Entscheidungskriterium sein155 156.

Die Grundlage einer jeden Monte Carlo Simulation ist ein Modell des zu untersuchenden Objektbereichs, welches sowohl die angestrebten Zielgrößen als auch die die Erreichung

149 János Neumann, * 28. Dezember 1903 in Budapest (Österreich-Ungarn) als Margittai János Lajos Neumann, † 8. Februar 1957 in Washington DC, Chemie-Ingenieur, Mathematiker und Physiker. Während seiner Zeit in Deutschland nannte er sich Johann von Neumann. Heutzutage ist er vor allem unter seinem in den USA gewählten Namen John von Neumann bekannt. 150 Stanisław Marcin Ulam auch bekannt als Stanley Ulam, * 3. April 1909 in Lwów (Lemberg), † 13. Mai 1984 in Santa Fe, polnischer Mathematiker 151 [Frey01], hier S. 15f 152 [Braa02], hier S. 86 153 [VDI4008], hier Blatt 6 154 Für weitere Ausführungen zur Risikobewertung mit dem Value at Risk Ansatz vergleiche die Ausführungen in Kapitel 3.6.1 im Rahmen der „Methoden zur Bewertung des Produktionsrisikos“ (Kapitel 3.6) 155 [Hage04], hier S. 53 156 [Frey01], hier S. 11 ff

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Grundlagen 47

dieser Ziele bestimmenden Einflussfaktoren enthalten muss. Im Betrachtungsfall dieser Arbeit sind die Einflussfaktoren die Risiken (Risikofaktoren) die einer genaueren Analyse unterzogen werden sollen. Weiterhin muss ein funktionaler Zusammenhang zwischen den Einflussfaktoren und den Zielgrößen modelliert werden. Dabei handelt es sich um das Wirkungsdiagramm, in dem die Zusammenhänge der betrachteten Objekte abgebildet werden157.

Als Ausgangspunkt für die Simulation sind für die Risikofaktoren Ober- und Untergrenzen festzulegen. Durch diese Grenzen wird der denkbare Schwankungsbereich bestimmt. Die Werte innerhalb dieser Bereiche werden mit Wahrscheinlichkeitsverteilungen wie z. B. der Standardnormalverteilung hinterlegt. Mit diesen Randbedingungen generiert nun ein Rechner mithilfe eines Algorithmus eine beliebige Anzahl Zufallszahlen für jeden Risikofaktor. Sind Abhängigkeiten unter den Risikofaktoren zu berücksichtigen, so werden die unkorrelierten Zufallszahlen meist durch Anwendung der Cholesky-Zerlegung158 in korrelierte Zufallszahlen überführt159 160. Die so entstandenen Zufallszahlen dienen als Basis für eine vorher zu bestimmende Menge an Simulationsberechnungen. Die daraus resultierenden Ergebnisse für die Zielgrößen werden statistisch ausgewertet. So kann z. B. eine Aussage darüber getroffen werden, mit welcher Wahrscheinlichkeit ein bestimmter Zielwert über- bzw. unterschritten werden wird. Die einzelnen Schritte der Monte Carlo Simulation sind in Abbildung 21 dargestellt161.

157 Vergleiche hierzu auch die Ausführungen in Kapitel 3.4 158 Satz zur Cholesky-Zerlegung: Zu jeder positiv definierten n x n-Matrix A gibt es genau eine untere n x n-Dreiecksmatrix L, lik = 0 für k > i, mit lii > 0, i = 1, 2, …, so dass A = LLT. [Gail05] Im Rahmen der Nutzung der Cholesky Zerlegung werden die unkorrelierten, normalverteilten Zufallszahlen (stammend aus der Monte Carlo Simulation) in korrelierte Zufallszahlen überführt. Dazu wird jede Zeile mit zwei Zufallszahlen als ein Zeilenvektor betrachtet und mit der transponierten Matrix multipliziert, woraus sich wieder ein Zeilenvektor mit zwei Elementen ergibt. Die Elemente des daraus resultierenden Zeilenvektors sind in dem gewünschten Maß mit einander korreliert. Auf diese Weise werden Zeile für Zeile unkorrelierte, normalverteilte Zufallszahlen in korrelierte, normalverteilte Zufallszahlen transformiert. [Hage04], hier S. 145 ff 159 [Deut01], hier S. 174 ff 160 [Joha96], hier S. 293, für weitere Informationen vergleiche auch [Stam95], hier S. 47 sowie [Smit96], hier S. 25-26 161 Vergleiche für eine alternative Darstellung der Vorgehensweise bei der Monte Carlo Simulation auch die Arbeiten von GLEIßNER. [Glei04], hier S. 32

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Grundlagen 48

Bestimmung der funktionalen Zusammenhänge

Modellierung des Objektbereichs durch Zielgrößen und Risikofaktoren

Definition von Wahrscheinlichkeitsverteilungen für die Risikofaktoren innerhalb bestimmter Schwankungsbereiche

Generierung der Zufallszahlen für die Risikofaktoren

Berücksichtigung evt. vorhandener Korrelationen

Durchführung der Simulationsberechnungen

Statistische Auswertung der Ergebnisse

Abbildung 21: Analyseschritte bei der Monte Carlo Simulation

Überträgt man die dargestellten Analyseschritte der Monte Carlo Simulation auf die Erfordernisse der Risikosimulation, so ergibt sich eine leicht veränderte Darstellung. Diese Darstellung gibt Abbildung 22 in Anlehnung an die Arbeit von BRAASCH162 wieder.

162 [Braa02], hier S. 88

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Grundlagen 49

Für n-Versuche

Zufällige Auswahl der Anfangsbedingungen

Berechnung des Systemverhaltens

Ermittlung des Systemzustands zu einem definierten Endzeitpunkt

Eventuell Berücksichtigung risikovermeidender Maßnahmen

Speicherung der Anzahl durchgeführter Simulationen

Berechnung der Eintrittswahr-scheinlichkeit eines Schadens

Wie

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Für n-Versuche

Zufällige Auswahl der Anfangsbedingungen

Berechnung des Systemverhaltens

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Abbildung 22: Vorgehen bei der Nutzung der Monte Carlo Simulation zur Risikobewertung

Ein wesentlicher Vorteil der Monte Carlo Simulation liegt in ihrer flexiblen Anwendbarkeit in den unterschiedlichsten Bereichen. Sie bietet die Möglichkeit, durch die vorangehende Modellbildung und die Hinterlegung der Risikofaktoren mit Wahrscheinlichkeitsverteilungen eine Vielzahl von Sachverhalten abzubilden, bei denen andere Methoden versagen würden. So können beispielsweise bei der quantitativen Risikomessung in der Finanzwirtschaft auch Portfolios mit einem erhöhten Anteil von Optionen mit ausreichender Aussagekraft analysiert werden, wohingegen andere gängige Methoden wie das Varianz-Kovarianz-Modell163 hierbei teilweise Fehlerraten aufweisen164. Ebenso ist die

163 Bei dem Varianz-Kovarianz-Modell liegt die Annahme zugrunde, dass alle Risikofaktoren einer Normalverteilung entsprechen, wohingegen bei der Monte Carlo Simulation beliebige Verteilungen gewählt werden können. 164 [Hage04], hier S. 103 ff

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Grundlagen 50

Berücksichtigung von nicht linearen Zusammenhängen und Extremszenarios bei entsprechender Modellierung der Risikofaktoren möglich.

Als ein Nachteil der Monte Carlo Simulation ist dagegen der vergleichsweise hohe Rechenaufwand zu erwähnen. Dieser Rechenaufwand wird einerseits durch die gewählte Anzahl auszuführender Simulationsberechnungen beeinflusst andererseits wird er durch die Anzahl und Komplexität der Modellelemente bestimmt. Es besteht daher die Möglichkeit, durch Reduktion der Berechnungen den Aufwand zu begrenzen wodurch aber im Gegenzug auch die Genauigkeit der Ergebnisse abnimmt 165 166 167 168.

2.7.4 Latin Hypercube Simulation

Vom Grundgedanken gleich der Monte Carlo Simulation, aber eine andere Art der Datenerzeugung nutzend ist die Latin Hypercube Simulation. Dieses Simulationsverfahren ist in der Regel deutlich präziser bei der Erzeugung einer beliebigen Anzahl Datensätze in einem vorgegebenen Schwankungsbereich. Somit kann entweder bei der gleichen Anzahl an Berechnungen wie bei der Monte Carlo Simulation ein deutlich besseres Ergebnis erzielt werden, oder aber ein vergleichbares Ergebnis mit geringerem Rechenaufwand169.

Diese Methode wird hier ergänzend zur Monte Carlo Simulation vorgestellt, um zu verdeutlichen, dass es unterschiedliche Möglichkeiten zur Generierung der erforderlichen Simulationsdaten gibt. Die Vorgehensweise entspricht dabei immer der bei der Monte Carlo Simulation gezeigten Vorgehensweise.

Durch die „gleichmäßige“ Verteilung aller generierten Werte bei der Monte Carlo Simulation kann es passieren, dass extremwerte im Schwankungsbereich nicht oder nicht ausreichend abgedeckt werden. Somit werden unter Umständen Ereignisse mit einer extrem niedrigen Eintrittswahrscheinlichkeit innerhalb des definierten Schwankungsbereichs bei der Simulation nicht ausreichend genau dargestellt.

Bei der Bestimmung der Daten unter Verwendung der Latin Hypercube Simulation wird der gesamte Schwankungsbereich in einzelne Intervalle unterteilt. Anschließend wird für jedes dieser Intervalle der passende Wert der zugrunde liegenden Funktion berechnet. Bei diesem Verfahren muss die zu berechnende Funktion bekannt sein. Da bei dem hier vorliegenden Fall, in dem die Monte Carlo Simulation typischerweise zum Einsatz kommt, aber diese Funktion nicht bekannt ist, kommt eine Abwandlung der klassischen, oben

165 [Hage04], hier S. 53 ff 166 [Frey01], hier S. 11 ff 167 [Mack97], hier S. 23 ff 168 Für weitergehende Betrachtungen der Monte Carlo Simulation vergleiche auch die Arbeiten von DROP und DUFFEY [Drop99] sowie HACURA, JADAMUS-HACURA und KOCOT [Hacu01] 169 [Crys04], ohne Seitenangabe

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Grundlagen 51

beschriebenen Latin Hypercube Simulation zum Einsatz. In diesem Fall wird der erforderliche Wert des Intervalls zufällig gewählt. Die Anzahl der erforderlichen Werte wird auch hier durch die Anzahl der zu berechnenden Intervalle bestimmt.

2.7.5 Historische Simulation

Die Historische Simulation ähnelt in ihrem Vorgehensprinzip der Monte Carlo Simulation. Sie findet ebenfalls hauptsächlich Anwendung bei der Risikobewertung von Portfolios durch die Finanzwirtschaft mithilfe des Value at Risk170 Ansatzes.

Die hier durchgeführten Berechnungen beruhen nicht auf von einem Rechner generierten Zufallszahlen, sondern auf Daten, welche durch die Beobachtung der Vergangenheit gewonnenen werden171. Dabei kommt der Auswahl des zu berücksichtigenden Zeitraumes besondere Bedeutung zu. Bei sehr kurzzeitigen Betrachtungen besteht die Gefahr größerer Schätzfehler aufgrund mangelnder Repräsentativität der Werte. Umgekehrt können die Ergebnisse auch durch zu lange gewählte Zeiträume in ihrer Prognosegenauigkeit beeinträchtigt werden, da die Relevanz sehr alter Daten unter Umständen für zukünftige Entwicklungen nicht mehr gegeben ist.

Wie bei der Monte Carlo Simulation müssen auch bei der Historischen Simulation zunächst die Zielgrößen, Risikofaktoren und die zwischen diesen Variablen bestehenden Abhängigkeiten definiert werden. Für die Risikofaktoren wird dann eine Betrachtung der historischen (Wert-) Entwicklung über den gewünschten Zeitraum durchgeführt. Zur Generierung der als Berechnungsgrundlage benötigten Daten werden entweder die Differenzen-172 oder die Quotientenregel angewandt173. Beide Methoden setzen aufeinander folgende Werte der Risikofaktoren dem Namen der jeweiligen Regel nach ins Verhältnis (siehe auch exemplarische Darstellung in Abbildung 23).

170 Für weitere Ausführungen zur Risikobewertung mit dem Value at Risk Ansatz vergleiche die Ausführungen in Kapitel 3.6.1 im Rahmen der „Methoden zur Bewertung des Produktionsrisikos“ (Kapitel 3.6) 171 [Butl99], hier S. 50 f; [Jori97], hier S. 193 ff; [Oehl01], hier S. 161 172 [Husc00], hier S. 6 f und 12 ff 173 [Hage04], hier S. 45

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Grundlagen 52

Zeitpunkt

Wert des Risikofaktors

Differenzen-methode

Quotienten-methode

x = tn+1 - tn x = tn+1 / tn -1t 198 1465,50t 197 1450,00 -15,50 -0,010577t 196 1433,75 -16,25 -0,011207t 195 1415,00 -18,75 -0,013078t 194 1421,50 6,50 0,0045936t 193 1421,50 0,00 0t 192 1441,00 19,50 0,0137179

Abbildung 23: Berechnung der Simulationsdaten mithilfe der Differenzen- und Quotientenregel

Die so erzeugten Daten dienen als Eingangswerte für die anschließenden Simulationsberechnungen. Dabei kann zwischen dem Faktor- und Portfolioansatz gewählt werden, welche sich durch die Berücksichtigung der zwischen den Risikofaktoren bestehenden Korrelationen unterscheiden174.

Beim Faktoransatz werden die Simulationsberechnungen für jeden Risikofaktor einzeln durchgeführt, ohne dass gegenseitige Abhängigkeiten berücksichtigt werden. Die daraus resultierenden, unkorrelierten Ergebnisse für die Zielgrößen werden anschließend mit Hilfe eines aus den historischen Daten gewonnenen Korrelationsfaktors angepasst175.

Beim Portfolioansatz werden die Risikofaktoren vor der Durchführung der Simulationsberechnungen verknüpft. Während bei dem Faktoransatz die Ergebnisse für jeweils die schlechtesten bzw. günstigsten Werte der Risikofaktoren korreliert werden, ergibt sich beim Portfolioansatz ein Satz Werte aus den tatsächlich existierenden Vergangenheitskombinationen. Mit jedem dieser Kombinationssätze wird dann eine Simulationsrechnung durchgeführt.

Wie bei der Monte Carlo Simulation werden die Aussagen über bestimmte Wahrscheinlichkeiten von Verlusten bzw. Gewinnen durch die statistische Auswertung der berechneten Ergebnisse gewonnen.

Im Vergleich zur Monte Carlo Simulation hat die Historische Simulation den Vorteil eines geringeren Rechenaufwandes. Dies liegt an dem vergleichsweise geringen mathematischen Anspruch, da nahezu keine statistischen Größen verwendet werden. Dies

174 [Husc00], hier S. 6 f 175 [Hage04], hier S. 48

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Grundlagen 53

hat weiterhin den Vorteil, dass die Methode einfacher zu implementieren ist und auch ohne umfangreiche mathematische Kenntnisse genutzt werden kann.

Von Nachteil ist dagegen, dass eine große Menge an Daten über die Vergangenheit verarbeitet werden muss, da diese die Basis für die Simulationsberechnungen bilden. Dies setzt eine ausreichende Kenntnis der zurückliegenden Entwicklungen voraus. Ist diese nicht verfügbar, kann die Methode nicht angewandt werden. Weiterhin besteht der durchaus in Frage zu stellende Grundgedanke bei der Historischen Simulation darin, dass in der Zukunft nichts passieren wird, was nicht auch in der Vergangenheit passiert ist. Dadurch sind die Berücksichtigung zukünftiger (Extrem-) Szenarien und die Anwendung z.B. bei gerade am Markt erschienenen Finanzinstrumenten ausgeschlossen. Umgekehrt bedürfen in der Vergangenheit aufgetretene Extremsituationen einer besonderen Berücksichtigung, um die Ergebnisse der Simulation nicht unbeabsichtigt zu verfälschen.

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Methoden zur Identifikation und Bewertung von Produktionsrisiken 54

3 Methoden zur Identifikation und Bewertung von Produktionsrisiken

3.1 Methode zur Erfassung von Produktionsrisiken

Im Hinblick auf den Fokus dieser Arbeit und auch in Anlehnung an die Darstellung in Abbildung 8 lässt sich noch einmal kurz zusammenfassen, welche Risiken im hier betrachteten Fall von besonderer Bedeutung sind. Dies sind:

Umfeldrisiken,

Beschaffungsrisiken,

Produktionsrisiken die sich direkt aus dem Betrieb von Anlagen und dem eigentlichen Produktionsprozess ergeben sowie

in eingeschränktem Maße Marktrisiken.

In Anlehnung an den British Standard zum Management der Sicherheit in Informationssystemen176 lässt sich für diese Risiken ein hierarchisches Risikomanagement177 nutzen.

Bei den derzeit gängigen Arbeiten zum Thema Risikomanagement wird grundsätzlich von der Notwendigkeit der Erfassung aller möglichen Risiken gesprochen. Diese vollständige Erfassung ist in der Regel, besonders durch die Komplexität der Systeme, nicht ohne weiteres möglich. Aus diesem Grund bietet sich eine prozessorientierte Identifikation der Risiken an. Dabei basiert die Identifikation der Risiken auf einem prozessorientierten Modell des betrachteten Produktionssystems.

Bei diesem Verfahren wird für jeden betrachteten Produktionsprozess ein Prozessorientiertes Modell erstellt. Dieses Modell enthält als Knoten alle relevanten Prozesse die top-down entlang der Wertschöpfungskette aufgenommen werden178. Bei einem Knoten kann es sich dabei sowohl um eine Maschine, als auch um ein Materiallagen oder einen Unterstützungsprozess handeln. Die Verknüpfungen zwischen den Prozessen werden im Modell durch Verbindungen zwischen den Knoten dargestellt.

Für die anschließende Risikobewertung nach SCHOLZ179 sind für jeden Knoten die folgenden Daten zu ermitteln:

176 Vgl. in diesem Zusammenhang auch grundsätzlich [Brit02] 177 [Scho04], hier S. 21 178 [Scho04], hier S. 21 179 [Scho04], hier S. 22

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Methoden zur Identifikation und Bewertung von Produktionsrisiken 55

Verfügbarkeitsanforderung (Soll-Verfügbarkeit), die für den Knoten geforderte Verfügbarkeit welche als Zielwert in der späteren Risikobewertung dient.

Ist-Verfügbarkeit, die aktuelle Verfügbarkeit des Knotens. Diese kann grundsätzlich aus Erfahrungswerten abgeschätzt werden. Bevorzugt sind hier aber statistische Daten, die sich aus der kontinuierlichen Überwachung des Systems ergeben. Allerdings ist darauf zu achten, dass die genutzten Daten einen repräsentativen Zeitraum abdecken.

Plan-Verfügbarkeit, die für spätere Planspiele genutzt wird. Die Plan-Verfügbarkeit bietet unter anderem die Möglichkeit zu analysieren, mit welchem Risiko zukünftig zu rechnen ist, sollte davon ausgegangen werden, dass sich die Ist-Verfügbarkeit ändert, die angestrebte Soll-Verfügbarkeit aber nicht erreicht wird.

Erwartetes Risiko mit Eintrittswahrscheinlichkeit und erwartetem Schaden für die abschließende Risikobewertung.

Eine Alternative zu dem beschriebenen Vorgehen nach SCHOLZ bietet die Adaption der Proplan-Methode auf den vorliegenden Anwendungsfall. Proplan ermöglicht eine prozessorientierte Darstellung von Geschäftsprozessen und ist besonders für den Einsatz zur Modellierung von Produktionsprozessen in produzierenden Unternehmen geeignet. Die Proplan-Methodik180 bietet bei der Aufnahme von Geschäftsprozessen und deren Modellierung den Vorteil gegenüber der reinen Aufnahme des Prozesses, dass standardisierte Prozesselemente verwendet werden können. Im vorliegenden Fall kann gleichzeitig der Vorteil genutzt werde, dass sich die zu Grunde liegenden Prozesselemente in der Vergangenheit bereits bewehrt haben181. Dies ist besonders vor dem Hintergrund zu sehen, dass in dem vorliegenden Fall die Modellierung nur ein Baustein ist, der zur Identifikation und möglicherweise auch Simulation der Risiken dient, aber nicht Kernelement der zu entwickelnden Methode ist.

Im Grundsatz basiert bei Proplan jedes Prozesselement auf einer vorgegebenen Struktur in der alle relevanten Daten abgelegt werden. Diese Struktur ist in Abbildung 24 schematisch dargestellt und wird im Weiteren genauer erläutert.

180 Für weitergehende Informationen vgl. auch die Arbeiten von EVERSHEIM [Ever95a] und [Ever95b], HEUSER [Heus96] und KRUMM [Krum94] 181 [Schu02], hier S. 58

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Methoden zur Identifikation und Bewertung von Produktionsrisiken 56

Eingang AusgangProzess-elementProzess-element

Unterbrechung

Verzweigung

Abbildung 24: Schematische Darstellung eines Proplan Prozesselements nach TRÄNCKNER182

Über den Eingang und den Ausgang werden alle Material- und Informationsflüsse geleitet. Sie sind für die Verkettung der Prozesselemente miteinander von elementarer Bedeutung, spielen aber im Falle der Risikoanalyse und -bewertung nur eine untergeordnete Rolle. Hier sind die beiden Ausgänge „Verzweigung“ und „Unterbrechung“ von größerer Bedeutung.

Die beiden Ausgänge „Verzweigung“ und „Unterbrechung“ entsprechen bedingten Verzweigungen des Prozesselements.

Verzweigung:

Bedingungen die im Rahmen der Abwicklung des im Prozesselement definierten Auftrags immer abgefragt werden, können zu einer Verzweigung führen, sollte die überprüfte Bedingung nicht erfüllt sein. Bei einer solchen Abfrage kann es sich beispielsweise um die Überprüfung der Verfügbarkeit eines CNC Programms handeln. Ist die Bedingung erfüllt, kann der Auftrag ausgeführt werden. In diesem Fall verlässt der Auftrag das Prozesselement über den Ausgang und wird an den folgenden Prozessschritt übergeben. Sollte die abgefragte Bedingung hingegen nicht erfüllt sein, tritt die Verzweigung in Kraft und der an diesem Ausgang definierte Prozessschritt kommt zum Zuge. Im oben genutzten Beispiel könnte hier ein Prozesselement „CNC Programm erstellen“ folgen183.

Bei einer Verzweigung handelt es sich somit um ein zu Prozessbeginn bekanntes und damit planbares Ereignis. Daher ist einer Verzweigung grundsätzlich ein Prozess hinterlegt, der erneut am Eingang des Prozesselements endet, von dem er ausgeht.

Unterbrechung:

182 [Trän90], hier S. 79 183 [Trän90], hier S. 80

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Methoden zur Identifikation und Bewertung von Produktionsrisiken 57

Innerhalb des betrachteten Prozesses kann es zu Situationen kommen, die eine Unterbrechung des Prozesses erfordern. Dies kann beispielsweise eine technische Störung sein, durch die es zu einer Unterbrechung des Bearbeitungsprozesses kommt. Für diesen Fall können keine standardisierten Prozesse vorgehalten werden, um alle Eventualitäten abzudecken. So ist im Beispiel der technischen Störung z. B eine Zwischenlagerung des Auftrags oder eine alternative Bearbeitung vorzusehen. Grundsätzlich sind nach Überschreitung eines Unterbrechungskriteriums (z. B. Zeitgrenze) Entscheidungsprozesse anzustoßen184.

Aus dieser Betrachtung lässt sich ableiten, dass der Unterbrechungsausgang eines Prozesselementes immer dann genutzt wird, wenn ein Risiko eingetreten ist. Das System über den Unterbrechungsausgang ein Prozesselements verlassende Aufträge konnten durch nicht im Vorfeld planbare Ereignisse nicht beendet werden. Somit entsprechen diese Aufträge den im Rahmen der Risikobewertung produktionstechnischer Risiken zu erfassenden Größen.

Die Zuordnung der bedingten Verzweigungen zu den Anforderungen die an ein Prozesselement aus Sicht des Risikomanagements gestellt werden ist in Abbildung 25 dargestellt.

Eingang AusgangProzess-elementProzess-element

Unterbrechung eines Auftrags durch Eintreten eines Produktionsrisikos

(z. B. techn. Störung)

Unterbrechung eines Auftrags durch Eintreten einer planbaren

Verzögerung (z. B. fehlendes CNC Programm, da Konstruktion eines Teils und somit Arbeitsvorbereitung noch nicht abgeschlossen; regelmäßig auftretende

Situation)

Abbildung 25: Schematische Darstellung eines Prozesselements mit Zuordnung der bedingten Verzweigungen zu den Anforderungen des Risikomanagements

184 [Trän90], hier S. 80

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Methoden zur Identifikation und Bewertung von Produktionsrisiken 58

Die Beschreibungssprache zur prozessorientierten Darstellung der Auftragsabwicklung setzt sich aus direkten und indirekten Prozesselementen zusammen. Die direkten Elemente beschreiben solche Prozesse, die direkt zu einer Wertschöpfung beitragen (z.B. Zeichnungserstellung, Teilefertigung). Die indirekten Elemente dagegen dienen der Beschreibung von Prozessen, die entweder nur mittelbar zur Wertschöpfung beitragen (z.B. Transportieren, Entscheiden) oder wertverzehrend (z.B. Liegezeit) sind. Analysen von realen Auftragsabwicklungen, die mittels dieser Beschreibungssprachen durchgeführt wurden, belegen, dass die Anzahl der indirekten Prozesse die Anzahl der direkten (wertschöpfenden) deutlich übersteigt. Aufgabe ist es, dieses Verhältnis zugunsten der wertschöpfenden Prozesse zu verbessern185.

Eine Übersicht über alle Elemente aus denen sich der Proplan-Baukasten zusammensetzt ist in Abbildung 26 dargestellt.

Montage-element

Besprechungs-element

Beschaffungs-element

Konstruktions-element

Arbeitsplanungs-element

Fertigungs-element

Direkte Prozesselemente

Indirekte Prozesselemente

Koppel-element

Entscheidungs-element

Kommunikations-element

Transport-element

Grobterminierungs-element

Ressourcentest-element

Registrierungs-element

Splitt-element

Abbildung 26: Proplan Prozesselemente186

Im vorliegenden Fall der Modellierung eines Produktionsprozesses zur Risikoanalyse sollen nach Möglichkeit nur die direkten Prozesselemente verwendet werden. Ziel ist es,

185 [Trän90], hier S. 104 186 Die dargestellten Elemente wurden im Grundsatz von TRÄNCKNER entwickelt. Vgl. hierzu [Trän90], hier S. 104. Allerdings wurden die von TRÄNCKNER entwickelten Elemente von PFEIFER noch um das Besprechungselement erweitert. Vgl. hierzu [Pfei94], hier S. 213

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Methoden zur Identifikation und Bewertung von Produktionsrisiken 59

die Aufwände für die abzubildenden Geschäftsprozesse möglichst gering zu halten. Dabei sollen die modellierten Prozesse auf das wesentliche konzentriert werden. Im Rahmen der Modellierung ist daher fallweise zu entscheiden, ob aus einem indirekten Prozess ein Produktionsrisiko resultieren kann, dessen weitere Betrachtung im Rahmen des Risikomanagements erforderlich ist.

Da das entstehende Modell aber genutzt werden soll, um die Risiken innerhalb des Produktionsprozesses zu untersuchen, ist davon auszugehen, dass die Abbildung der direkten Prozesse im Modell ausreichend ist, um die gestellten Anforderungen zu erfüllen. Bei der Anwendung der Methode mit den direkten Prozesselementen werden voraussichtlich alle relevanten Risikobereiche abgedeckt. Sollten sich bei der Identifikation der Produktionsrisiken dennoch Bereiche herausstellen, in denen eine Modellierung mit den direkten Prozesselementen keine ausreichende Genauigkeit bietet, so besteht in der Nutzung der indirekten Prozesselemente keinerlei Einschränkung für die Gültigkeit der Methode.

3.2 Unterstützung der Risikoidentifikation durch Nutzung einer erweiterten FMEA

Die in Kapitel 3.1 beschriebene Ermittlung der ein Risiko verursachenden Prozesselemente lässt sich durch die Erweiterung mit einer Risk Mode and Effect Analysis (RMEA) noch deutlich verbessern. Bei der RMEA handelt es sich um eine Erweiterung der aus dem Qualitätsmanagement bekannten FMEA.

Mit Hilfe der Fehler Möglichkeits- und Einflussanalyse (FMEA) werden Konstruktions- bzw. Fertigungsentwürfe untersucht und potentielle Schwachstellen identifiziert. Diese können durch die rechtzeitige Einleitung geeigneter Maßnahmen beseitigt werden187. Die FMEA ist daher bei konsequenter Nutzung eines der wirksamsten Mittel, um die Entstehung von Fehlern bereits vor Beginn des Fertigungsanlaufes zu vermeiden und damit entscheidend zur Reduktion von Fehlerkosten beizutragen188. Hinzu kommt, dass es mit Hilfe der FMEA möglich ist, das in einem Unternehmen vorliegende Erfahrungswissen über Fehlerzusammenhänge und Qualitätseinflüsse auf systematische Weise zu sammeln und damit auch verfügbar zu machen189.

Es kann grundsätzlich zwischen drei Arten von FMEAs unterschieden werden190:

System-FMEA

187 [Pfei93], hier S. 59ff 188 [Pfei90], hier S. 437ff 189 [Pfei96] ,hier S. 13-31 190 [Börc04], hier S. 57

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Methoden zur Identifikation und Bewertung von Produktionsrisiken 60

Konstruktions-FMEA

Prozess-FMEA

Über den Einsatz der FMEA im Rahmen der Risikoanalyse gibt es bereits eine Reihe von Arbeiten. Dabei kommt immer wieder die FMEA zum Einsatz, um eine strukturierte Aufnahme möglicher Risiken zu erreichen. So nutzt z. B. LENK die FMEA um alle an einem Produkt als stark risikobehaftet befundenen Komponenten einer zweiten Analyse mittels einer FMEA zu unterziehen191.

Relativiert wird die bisherige Nutzung der FMEA zur Risikoanalyse und Bewertung in der Arbeit von MOCK. Aus seiner Arbeit wird deutlich, dass die FMEA in ihrer bisherigen Form zur Analyse von Prozessrisiken nur unzureichend geeignet ist192. Des weiteren führt MOCK aus, dass die FMEA durch ihren Umfang und erforderlichen Zeitaufwand in der Praxis häufig nicht effizient eingesetzt werden kann193. Ein weiteres Beispiel für die Nutzung einer abgewandelten Form der FMEA ist das von GIMPEL erläuterte Riskman-Verfahren194 zur Durchführung einer produktorientierten Risikoanalyse. Bei dem Riskman-Verfahren wird die klassische FMEA um die Kreativitätstechnik des Mind Mappings erweitert195. Ziel des Verfahrens ist es dabei, Risiken schneller und gezielter identifizieren zu können.

Um das im Grundsatz sehr mächtige Tool FMEA dennoch für die Risikoanalyse einsetzen zu können, wird im Folgenden die auf der FMEA196 basierende RMEA vorgestellt.

Im Rahmen der RMEA werden ausgehend von einem möglichen Risiko zunächst einmal die Eintrittswahrscheinlichkeit des Risikos sowie die von diesem Risiko ausgehende erwartete Schadenshöhe bestimmt. Bis zu diesem Punkt ist das Vorgehen noch analog zu dem Vorgehen bei der „klassischen“ Risikoanalyse. Für beide Kriterien werden auf einer Skala die üblicherweise von 1 bis 10 verläuft Werte für das jeweilige Kriterium vergeben. „1“ ist dabei der niedrigste, „10“ der höchste Wert.

Zusätzlich wird im Rahmen der RMEA für jedes Risiko auch noch die Wahrscheinlichkeit des Entdeckens des Risikos bestimmt. Dabei handelt es sich um die Wahrscheinlichkeit, mit der ein potenzielles Risiko entdeckt wird, bevor es einen Schaden verursacht. Auch der Entdeckungswahrscheinlichkeit wird ein Wert auf einer Skala von 1 bis 10 zugewiesen. Im Gegensatz zu den beiden zuvor genannten Werten steht hier „1“ für den

191 [Lenk95], hier S. 846 192 [Mock01], hier S. 41 193 [Mock01], hier S. 41 194 [Gimp02], hier S. 646 195 [Gimp02], hier S. 646 196 Auf eine genau Beschreibung der Funktionsweise der FMEA soll an dieser Stelle verzichtet werde. Hierzu können beispielsweise die Arbeiten von PFEIFER genutzt werden. [Pfei96], [Pfei01], [Pfei03] Oder auch die Arbeit von BÖRCSÖK bietet einen guten Überblick über Funktionsweise und Nutzung. [Börc04]

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Methoden zur Identifikation und Bewertung von Produktionsrisiken 61

Wert der wahrscheinlichsten Entdeckung und „10“ für den Fall der unwahrscheinlichen Entdeckung.

In Abbildung 27 ist das Verfahren der RMEA dargestellt.

RMEA - Risk Mode and Effect AnalysisEine Methode zur Risikoidentifikation und Bewertung

Auftreten Bedeutung Entdecken

Eintrittswahr-scheinlichkeit

Erwartete Schadenshöhe

Wahrscheinlichkeit des Entdeckens

Wie hoch ist die Wahrschein-lichkeit, dass es zum Eintritt des betrachteten Risikos und damit zu einem Schaden kommt?

Wie hoch ist der in Folge des Risikoeintritts und unter Berücksichtigung bereits ergriffener Maßnahmen des Risikomanagements zu erwartenden Schaden?

Wie schnell wird ein durch das Risiko entstandener Schaden entdeckt?

1: sehr niedrig 10: sehr hoch1: sehr niedrig 10: sehr hoch1: sehr wahrscheinlich 10: sehr unwahrscheinlich

Abbildung 27: Risk Mode and Effect Analysis (RMEA)

Das Produkt der drei Werte ergibt den Risikowert des betrachteten Risikos. Bei der klassischen FMEA erfolgt anhand der Höhe des so ermittelten Risikowerts die Bestimmung der Reihenfolge, in der Fehler bearbeitet werden müssen. Je höher dieser Wert ist, umso wichtiger ist die genauere Untersuchung des Fehlers und die Ergreifung von Maßnahmen zur Fehlerverhütung.

Eine Übertragung dieses Ansatzes auf die Risikountersuchung in der RMEA wirkt augenscheinlich als sinnvoll. So ergibt sich als Bewertungskriterium das Produkt aus Eintrittswahrscheinlichkeit, erwartete Schadenshöhe und Wahrscheinlichkeit des Entdeckens. Dies kann in der praktischen Anwendung allerdings dazu führen, dass ein Risiko mit sehr geringer Eintrittswahrscheinlichkeit (Wert 1), sehr hoher erwarteter Schadenshöhe (Wert 10) und sehr hoher Wahrscheinlichkeit des Entdeckens (Wert 1) den Risikowert 10 erhält. Mit diesem Wert rutscht es an das Ende aller zu betrachteten Risiken. Da aber, wie in Kapitel 2 bereits erläutert, alle Risiken mit hoher erwarteter Schadenshöhe unbedingt im Rahmen des Risikomanagements zu untersuchen sind, kann das Ergebnis der reinen Produktbildung nicht als hinreichendes Mittel zur Hierarchisierung dienen.

Abhilfe schafft der Risikowürfel (siehe Abbildung 28). Die Einordnung der Risiken in den Risikowürfel bietet eine schnelle Übersicht, in welchem Quadranten sich ein Risiko

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Methoden zur Identifikation und Bewertung von Produktionsrisiken 62

befindet. Gleichzeitig lässt sich für alle Quadranten festlegen, in welcher Reihenfolge die enthaltenen Risiken im Rahmen des Risikomanagements zu behandeln sind. Innerhalb der Quadranten kann die Reihenfolge der zu ergreifenden Maßnahmen wieder über die Produktbildung erfolgen.

Entdec

kung

1

Eintrittswahrscheinlichkeit

1

10

1 10…

Sch

aden

shöh

e10

…III

III

II

IV

IVV

II

III

III

II

IV

IVV

II

Quadrant mit Risiken von höchster

Bedeutung für das Produktionssystem.

Risiken in Quadranten der Gruppe II haben mindestens in zwei

Bewertungspunkten hohe Werte

Quadrant mit Risiken die durch die Höhe des

erwarteten Schadens unbedingt genauer betrachtet werden

müssen

Risiken in Quadranten der Gruppe IV haben in nur einem Bewertungs-

punkt hohe Werte

Quadrant mit Risiken die nahezu vernachlässigbar

sind.

Risiko

Abbildung 28: Risikowürfel zur Hierarchisierung von Risiken, die mit der RMEA identifiziert wurden

Aus der RMEA lassen sich für die Risikobewertung zwei wichtige Ergebnisse ziehen. In Kombination mit der risikoorientierten Prozessanalyse ergibt die RMEA neben der Liste aller zu behandelnden Risiken eine Übersicht über die Dringlichkeit der Ergreifung von Maßnahmen zum Risikomanagement für unterschiedliche Risiken.

Ferner ermöglicht die Bewertung der im Rahmen der RMEA betrachteten Risiken eine erste Aussage über das Gesamtrisiko innerhalb des betrachteten Systems. Somit können bereits in einer frühen Phase des Prozesses des Risikomanagements wenn erforderlich erste Maßnahmen ergriffen werden und das weiter Vorgehen lässt sich entsprechend der Anforderungen des Systems lenken und beeinflussen.

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Methoden zur Identifikation und Bewertung von Produktionsrisiken 63

3.3 Identifikation von Produktionsrisiken in produktionstechnisch relevanten Objektklassen

Im vorhergehenden Kapitel (Kapitel 3.1) wurde unter Nutzung der Proplan-Methode dargestellt, wie Produktionsrisiken erfasst werden können. Weiterhin wurde dargestellt, welche grundsätzlichen Informationen im Rahmen der Risikoanalyse zu erfassen sind. Im Folgenden soll nun, nachdem die Frage des „Wie werden die Risiken erfasst“ beantwortet ist, dargestellt werden, welche Risiken im Rahmen der Risikoanalyse erfasst werden müssen. Des Weiteren werden auch die Auswirkungen der Risiken und dabei vor allem die möglichen Interaktionen der Risiken untersucht werden.

Im Grundsatz besteht ein sehr stark abstrahiertes Modell des Produktionssystems nur aus drei Objektklassen197. Dies sind:

Produktionsobjekte, die in einem direkten Zusammenhang mit dem Produktionsprozess stehen.

Beschaffungsobjekte, welche für die Versorgung des Produktionsprozesses mit allen erforderlichen Materialien verantwortlich zeichnen.

Marktobjekte, welche Einflüsse des Kunden auf den Produktionsprozess darstellen.

Die einzelnen Objektklassen werden im Folgenden genauer dargestellt. Dabei werden auch die zu den Objektklassen gehörenden Risiken und Unsicherheiten dargestellt.

Die zentralen Objektklassen sind die Produktionsobjekte, aus welchen sich der im Rahmen dieser Arbeit im Vordergrund stehende Produktionsprozess zusammensetzt. Die Produktionsobjekte haben dabei als wesentliche Unterklassen:

Betriebsmittel

Verkettungselemente bzw. Transporteinrichtungen

Personal

Informationssysteme

Lagersysteme

Betriebsmittel:

In der Klasse der Betriebsmittel198 finden sich alle Elemente des direkten Produktionsprozesses wieder199. Dazu gehören in erster Linie alle Maschinen und

197 Vergleiche hierzu auch die Ausführungen in Kapitel 2.3 sowie die Darstellung in der dortigen Abbildung 8. 198 Der allgemeine Begriff Betriebsmittel ist in den DIN-Normen nicht definiert. VDI 2815 erklärt Betriebsmittel als „Gesamtheit der Anlagen, Geräte und Einrichtungen, die zur betrieblichen Leistungserstellung dienen“. Vgl. hierzu auch [Ever96], hier S. 7-107 sowie [VDI2815], auch wenn die hier aufgeführte VDI Richtlinie 2001 zurückgezogen wurde, so behält ihre Ausführung dennoch grundsätzlich Gültigkeit. 199 Siehe hierzu beispielhaft auch [Schu04], für eine Übersicht über modulare, flexible Betriebsmittel.

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Methoden zur Identifikation und Bewertung von Produktionsrisiken 64

Vorrichtungen die in einem direkten Zusammenhang mit dem Produktionsprozess (Fertigung200 oder Montage201) stehen.

Verkettungselemente und Transportmittel:

Die Verkettungselemente und Transportmittel werden in der Literatur häufig mit den Betriebsmitteln in einer Klasse zusammengefasst202. Im vorliegenden Fall werden diese allerdings in einer eigenen Klasse zusammengefasst und somit von den Betriebsmitteln getrennt, um ihrem unterschiedlichen Stellenwert im Produktionsprozess sowie den deutlich unterschiedlichen Arten möglicher Risiken gerecht zu werden. Beispiele für Verkettungselemente und Transportmittel sind u. a. Stapler, Transportband, fahrerloses Transportsystem (FTS), Roboter- oder Automatisierungssysteme.

Personal:

Als ein zentrales Element in jedem Produktionssystem kommt dem Personal im Bereich der Fertigung primär die Aufgabe der Bedienung und Wartung von Maschinen und Anlagen zu. Wird der Bereich der Montage betrachtet, so erweitert sich der Aufgabenbereich des Personals auch auf den eigentlichen Montageprozess (besonders bei manueller Montage). Entsprechend wird die Klasse „Personal“ den Produktionsobjekten zugeordnet. Bei der späteren Risikoanalyse sind aber die unterschiedlichen Risiken in Abhängigkeit der jeweiligen Tätigkeitsfeldes zu berücksichtigen.

Informationssystem:

Unter der Klasse der Informationssysteme sind alle informationsverbreitenden Medien und die aus ihnen resultierenden Risiken im Falle von Ausfall oder Fehlinformation zusammengefasst die der Bereitstellung und Übergabe von unmittelbar produktionsrelevanten Informationen dienen. Dabei kann es je nach betrachtetem Produktionssystem zu deutlichen Unterschieden kommen die sich aus der Art der eingesetzten Informationssysteme ergeben (z. B.: SAP-gestützte Produktionsplanung und -steuerung vs. Kleinunternehmen mit manueller Produktionsplanung und -steuerung). Das durch Verlust von Daten und auch die Weitergabe fehlerhafter Daten entstehende Risiko hat dabei keine Abhängigkeit vom verwendeten Informationssystem. Dies führt dazu, dass im Falle der Klasse der Informationssysteme die erwartete Schadenshöhe maßgeblich

200 An dieser Stelle sei der Vollständigkeit halber erwähnt, dass der Begriff „Fertigung“ nach DIN 8580 definiert ist. Nach der DIN 8580 sind die Fertigungsverfahren in sechs Hauptgruppen unterteilt. Merkmal der Einteilung ist der Begriff Zusammenhalt als Zusammenhalt von Teilchen eines festen Körpers oder als Zusammenhalt der Teile eines zusammengesetzten Körpers. Der Zusammenhalt wird entweder geschaffen (Urformen), beibehalten (Umformen, Umlagern von Stoffteilchen), vermindert (Trennen, Aussondern von Stoffteilchen) oder vermehrt (Fügen, Beschichten, Einbringen von Stoffteilchen). 201 An dieser Stelle sei der Vollständigkeit halber erwähnt, dass der Begriff „Montage“ nach DIN 8593 definiert ist und alle Prozesse des Fügens umfasst. Darüber hinaus erweitern die VDI-Richtlinien 3239, 3240 und 3241 den Begriff der Montage zusätzlich um alle Funktionen der Werkstückhandhabung. 202 Siehe hierzu sowohl [Ever96] als auch [VDI2815]

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Methoden zur Identifikation und Bewertung von Produktionsrisiken 65

durch die Konsequenzen von Datenverlust und Weitergabe fehlerhafter Daten beeinflusst wird, wohingegen die Eintrittswahrscheinlichkeit nennenswert durch die Art des genutzten Informationssystems bestimmt wird.

Lagersystem:

Die Klasse der Lagersysteme enthält alle Bereiche und Vorrichtungen in der Produktion die zur Lagerung sowohl von Zukaufteilen als auch von Hilfs- und Verbrauchsstoffen dienen. Diese Klasse bildet gleichzeitig auch die Schnittstelle von den Produktionsobjekten zu den Beschaffungsobjekten.

Die Objektklasse der Beschaffungsobjekte setzt sich aus den folgenden Unterklassen203 zusammen:

Zukaufteile

Hilfsmittel, Verbrauchsmaterial, Hilfsstoffe

Beschaffungsobjekte:

In der Klasse der Zukaufteile werden alle Materialien zusammengefasst, die direkt in den Produktionsprozess einfließen. Dabei handelt es sich sowohl um Rohmaterial, das innerhalb des Fertigungsprozesses zu einem Produkt weiterverarbeitet wird, als auch um Komponenten und Module die innerhalb eines Montageprozesses Eingang in das zu montierende Produkt erhalten. Alle Zukaufteile finden formal über ein Lagerelement Eingang in die Produktion. Bei dem Lagerelement kann es sich dabei sowohl um ein klassisches Lager wie z. B. ein Regal handeln als auch um eine Just in Time (JiT) Anlieferung. Im Falle der JiT Anlieferung übernimmt aus Sicht des produzierenden Unternehmens das Transportmittel des Lieferanten die Lagerfunktion.

Die Klasse der Hilfsmittel etc. umfasst alle Materialien und Medien die innerhalb des Fertigungs- oder Montageprozesses von der jeweiligen Ressource zur Ausführung der produktionsrelevanten Aktivitäten benötigt werden. Diese Klasse hat nur eine untergeordnete Funktion, da von ihr als reinem Unterstützungsprozess in der Regel nicht mit nennenswerten Risiken zu rechnen ist.

Marktobjekte:

Die letzte Objektklasse sind die Marktobjekte. Diese Klasse hat keine weiteren Unterklassen. Marktobjekt aus Sicht des Produktionssystems ist der Kunde an einem bestimmten Standort. Dabei muss es sich bei dem Kunden nicht zwingend um einen Endkunden im Sinne des Endverbrauchers handeln. Kunde aus Sicht des Produktionssystems kann auch ein Werk im selben Unternehmen, ein Kooperationspartner oder ein weiterverarbeitendes Unternehmen sein.

203 Für eine genaue Klassifizierung der zu beschaffenden Materialien vergleiche auch [Jüne96], hier S. 16-88 f.

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Methoden zur Identifikation und Bewertung von Produktionsrisiken 66

Wie zu Beginn des Kapitels bereits erwähnt, können allen genannten Klassen Risiken und Unsicherheiten zugeordnet werden. Diese Zuordnung und damit auch die Übersicht aller grundsätzlichen Risiken innerhalb einer Objektklasse wird im Folgenden dargestellt.

Für die Produktionsobjekte existieren die Folgenden Produktionsrisiken:

Betriebsmittel:

Ausfall eines Betriebsmittels: Der resultierende Schaden besteht in der ausbleibenden Produktion. Unter dem Ausfallrisiko eines Betriebsmittels wird an dieser Stelle auch die Produktion von einer niedrigeren als der geplanten Stückzahl verstanden. Für diesen Schaden muss es nicht zwingend zu einem Ausfall des Betriebsmittels im Sinne des Stillstands kommen. Dennoch kann die Produktion einer zu geringen Menge als ein Stillstand über einen gewissen Zeitraum verstanden werden, wenn für den verbleibenden Produktionszeitraum von einer Produktion mit geplanter Kapazität gerechnet wird.

Qualitätsmängel im Sinne von zu geringer oder mangelhafter Qualität sind das zweite aus den Betriebsmitteln resultierende Produktionsrisiko. Dabei sind unter zu geringer Qualität alle Qualitätsmängel zu verstehen, die eine Nacharbeit oder vergleichbare Maßnahmen erfordern. Hier steht die geplante Stückzahl nicht zum geplanten Termin als Fertigprodukt zur Verfügung. Falsche Qualität hingegen umfasst alle Qualitätsmängel die zur Produktion von Ausschuss führen.

Verkettungselemente:

Für den Ausfall eines Verkettungselements gelten die gleichen Annahmen wie auch für den Ausfall eines Betriebsmittels. Daher soll an dieser Stelle auf die aus einem Ausfall resultierenden Produktionsrisiken nicht weiter eingegangen werden.

Die zweite Kategorie von Produktionsrisiken sind Funktionsfehler eines Verkettungselements. Funktionsfehler können dabei z. B. der Transport von Material an einen falschen Ort sein. Wenn man die Annahme zu Grunde legt, dass Fehler die zum Transport einer falschen Teilemenge führen in den Bereich des Ausfalls fallen (siehe analog Ausfall von Betriebsmitteln), so kommen für Funktionsfehler im hier aufgeführten Sinn primär durch Mitarbeiter verursachte Fehler in Frage.

Personal:

Ausfall als Personalrisiko deckt den zeitweiligen oder langfristigen Ausfall von Mitarbeiter und das daraus resultierende niedrigere Produktionsvolumen des Systems ab.

Fehlbedienung deckt alle Produktionsrisiken ab, bei denen durch menschliches Versagen eine Störung des Produktionssystems eintritt. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass die Konsequenz dieses Risikos z. B. ein Ausfall eines Betriebsmittels sein kann. Bei der Risikoanalyse ist sicherzustellen, dass die unterschiedlichen Risiken nicht mehrfach

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Methoden zur Identifikation und Bewertung von Produktionsrisiken 67

berücksichtigt werden und somit bei der späteren Auswertung Redundanzen entstehen die zu einer zu hohen Gewichtung einzelner Risiken führen.

Informationssysteme:

Der Ausfall eines Informationssystems verursacht, dass eine für den Produktionsprozess erforderliche Information nicht zum geforderten Zeitpunkt verfügbar ist. In Konsequenz eines solchen Ausfalls steht die Produktion im Extremfall für den Zeitraum bis zur erneuten Verfügbarkeit von Informationen still.

Gravierender als der Ausfall eines Informationssystems und damit die fehlende Verfügbarkeit von benötigten Informationen ist das Vorhandensein falscher Information. Falsche Informationen können beispielsweise durch Systemfehler, falsche Eingabewerte oder Bedienfehler entstehen. In der Konsequenz handelt es sich dabei um jede Information die nicht nutzbar ist oder bei Nutzung zu falschen Ergebnissen führt. Sollte die Information ausschließlich nicht nutzbar sein, so entsteht eine hohe Überdeckung mit dem oben genannten Ausfall des Produktionssystems (ähnliche Konsequenz), nur dass die Ursache eine Andere ist. Problematischer ist das Auftreten von Informationen die zu falschen Ergebnissen führen, da hier der entstehende Schaden durch Verschwendung von Ressourcen gegebenenfalls deutlich höher ist. So sind Beispiele für Schäden aus falschen Informationen die Produktion zu großer Stückzahlen, die Produktion einer falschen Variante oder die Produktion von Ausschussteilen.

Lagersystem:

Mit dem Ausfall eines Lagersystems ist in erster Linie bei automatisierten Lagersystemen zu rechnen (z. B. automatisierte Hochregallager) bei denen beispielsweise ein technischer Defekt die Entnahmen von eingelagertem Material verhindert.

Beispiele für Produktionsrisiken, die aus der Qualität des Lagersystems resultieren, sind ein falscher Ort innerhalb des Lagers, falsche Bedingung/Behandlung des Lagerguts, zu lange Lagerdauer. Durch diese Risiken ist das eingelagerte Material nicht mehr auffindbar und somit für den Produktionsprozess nicht verfügbar oder durch Beschädigung in einer Form beeinträchtigt das es entweder gar nicht oder erst nach Überprüfung und ggf. Reparatur erneut nutzbar ist.

Für die Beschaffungsobjekte existieren die folgenden Beschaffungsrisiken

Zukaufteile:

Grundsätzlich wird an dieser Stelle vom Vorhandensein aller verfügbaren Teile innerhalb der Bilanzhülle des Produktionssystems ausgegangen. Der Grund hierfür ist die Konzentration auf unternehmensinterne Produktionsrisiken im Rahmen dieser Arbeit. Die mangelnde Verfügbarkeit von Material z. B. durch den Ausfall eines Lieferanten stellt ein

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Methoden zur Identifikation und Bewertung von Produktionsrisiken 68

unternehmensexternes Risiko dar und wird an dieser Stelle daher nicht weiter berücksichtigt.

Die Anlieferung von Teile in zu schlechter Qualität stellt das zentrale Produktionsrisiko in Bezug auf Zukaufteile dar. Dabei ist allerdings noch ein Unterschied in der Lieferart des Unternehmens und dem Umgang des Unternehmens mit Zukaufteilen. Bei allen Teilen, die vom Unternehmen in einem Verfahren wie beispielsweise JiT Anlieferung bezogen werden und ohne Qualitätskontrolle die Produktion erreichen, führt mangelnde Qualität zu einer Produktionsunterbrechung oder aber zur Erfordernis von kostenintensiven Nacharbeiten.

Der Bezug von Teilen mit zu hohem Preis stellt nur ein indirektes Produktionsrisiko dar. Durch dieses Risiko wird der Produktionsprozess zunächst in keiner Weise beeinflusst. Dennoch hat dieses Risiko potenziell Einfluss auf das Verhalten von Kunden, an welche die Materialkosten weitergegeben werden. Verursacht dieses Risiko längerfristig eine Änderung im Kundenverhalten (z. B. Abwanderung zu anderen Anbieter), so entstehen in der Konsequenz direkte Produktionsrisiken.

Durch die Anlieferung von Teilen zu einem falschen Termin können Risiken in zwei Richtungen ausgelöst werden. Durch eine zu frühe Anlieferung entstehen dem Produktionssystem Lagerkosten, die nicht zwingend an den Kunden oder den Lieferanten weitergegeben werden können. Die Konsequenzen (Schaden) die aus diesem Risiko entstehen sind aber für den praktischen Anwendungsfall eher zu vernachlässigen. Ein deutlich größeres Risiko stellt die Lieferung von Material zu einem späten Termin dar (Terminverzug). Dies führt in dem Produktionssystem zu mangelnder Verfügbarkeit von Material wie sie oben bereits angesprochen wurde. Dieser Punkt ist hier der Vollständigkeit halber aufgenommen, wird aber aus den oben genannten Gründen an dieser Stelle nicht weiter betrachtet.

Eine Besonderheit stellt die unvollständige Lieferung dar. Eine solche unvollständige Lieferung kann entweder dadurch entstehen, dass nur eine Teilmenge der bestellten Produkte geliefert wird, oder ein Teil der vollzählig gelieferten Produkt von zu schlechter Qualität für die weitere Nutzung sind. In diesem Fall entsteht ein indirektes Produktionsrisiko, da mit der verfügbaren Teilmenge zunächst eine weitere Produktion möglich ist. Dennoch sind schnelle Maßnahmen zur Risikovermeidung erforderlich, da ansonsten mit einem mittelfristigen Produktionsausfall zu rechnen ist.

Hilfsmittel, Verbrauchsmaterial, Hilfsstoffe:

Für die Produktionsrisiken bezüglich von Hilfsmitteln, Verbrauchsmaterial und Hilfsstoffen gelten die gleichen Aussagen wie sie oben bereits für die Zukaufteile getroffen wurden.

Für die Marktobjekte existieren die folgenden Marktunsicherheiten:

Volumenschwankungen:

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Methoden zur Identifikation und Bewertung von Produktionsrisiken 69

Dabei handelt es sich um Bedarfs- und Bestellschwankungen sowie die Stornierung von Aufträgen.

Verschiebung des Variantenspektrums:

Die Verschiebung des Variantenspektrums beeinflusst das Produktionssystem durch eine Änderung der realen Auslastung der verfügbaren / erforderlichen Ressourcen gegenüber der ursprünglichen Planung.

Produktwechsel:

Das Aufkommen neuer bzw. Auslaufen aktueller Produkte kann nicht immer schon im Rahmen der Planung präzise vorhergesagt werden. Alle Abweichungen von der ursprünglichen Planung können als Produktionsrisiken im laufenden Betrieb des Produktionssystems verstanden werden.

Die Marktrisiken stellen keine direkten Produktionsrisiken dar, können durch ihren Einfluss auf das Produktionssystem an dieser Stelle aber auch nicht vollständig vernachlässigt werden204. Ihre Bedeutung besonders bei der Interaktion von Risiken wird im Weiteren noch dargestellt205.

Alle hier aufgeführten Produktionsrisiken für die unterschiedlichen Objekte decken auf einem hohen, abstrakten Niveau alle möglichen Produktionsrisiken ab. Im speziellen Anwendungsfall für ein konkretes Produktionssystem sind diese Risiken auf den konkreten Fall des betrachteten Systems anzupassen. Dabei sind dann die einzelnen Risiken für den speziellen Anwendungsfall weiter auszuarbeiten. Die hier genannten Risiken dienen dabei als Eckpfeiler für alle zu beachtenden Themen.

3.4 Interaktion von Produktionsrisiken

Für alle in Kapitel 3.3 dargestellten Risiken lassen sich im Rahmen der Risikoanalyse für jedes Produktionssystem die jeweiligen Risiken ableiten und bewerten. Auf die qualitative Risikobewertung wird zu einem späteren Zeitpunkt genauer eingegangen. Zunächst einmal wird an dieser Stelle die Frage der Interaktion von Risiken behandelt.

Alle zuvor genannten Risiken können zwar unabhängig voneinander auftreten, beeinflussen aber gegebenenfalls neben dem das Risiko auslösenden Element auch weitere Elemente innerhalb des Produktionssystems. Weiterhin können durch das Eintreten eines Risikos Folgerisiken auftreten.

204 Vgl. hierzu auch die Ausführungen in Kapitel 2.3.1 205 Vgl. hierzu die Ausführungen in Kapitel 3.4

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Methoden zur Identifikation und Bewertung von Produktionsrisiken 70

Da die Betrachtung dieser Interaktionen und Folgen von zentraler Bedeutung für die spätere Analyse und Bewertung ist, soll dieses Thema nun im Vorfeld behandelt werden.

Basierend auf den Ausführungen in Kapitel 3.3 sind in Abbildung 29 die Risiken und ihre wichtigsten Interaktionen dargestellt. Bei diesen Interaktionen handelt es sich nicht um alle in irgendeiner Weise möglichen Interaktionen, sondern um jene, die im Regelfall in einem generischen System eintreten können. Im Falle der Risikoanalyse in einem Produktionssystem sind die Interaktionen hinsichtlich der Gegebenheiten im betrachteten System noch einmal genau zu untersuchen. Dabei dient die hier dargestellte Interaktionsmatrix als Hilfsmittel.

Wahrscheinliche Beziehung, starke Bindung zwischen den Risiken

Beziehung unter besonderen Bedingungen, Schwache Bindung zwischen den Risiken

(1) Diese Verknüpfung existiert nur beim Umgang mit Gefahrstoffen.

(2) Durch den im Normalfall geringen Anteil der Hilfsstoffe an den Gesamtkosten wird dieses Preisrisiko vernachlässigt

(3) Hier werden nur Informationen zur Produktionssteuerung betrachtet. Informationen zur Beschaffungsplanung oder der Informationsrückfluss aus der Produktion in andere Bereiche werden nicht berücksichtigt, da sie nicht zu den direkten Produktionsrisiken zu zählen sind

(4) Personenschäden, die durch eine Fehlfunktion einer Maschine verursacht werden, werden hier nicht weiter betrachtet. Der Grund ist die Annahme, dass jede Anlage entsprechend der maximalen Sicherheit von Bediener und anderen Mitarbeitern auszulegen ist. Sollte dies nicht möglich sein, oder ein signifikantes Restrisiko bestehen bleiben, so liegt mindestens eine schwache Bindung zwischen den Risiken vor. Aus Sicht des Arbeitsschutzes kann es zu keiner starken Bindung kommen.

(5) Eine schwache Bindung liegt nur vor, wenn einzelne Varianten von den Produktionsrisiken unterschiedlich stark betroffen sind

Wahrscheinliche Beziehung, starke Bindung zwischen den Risiken

Beziehung unter besonderen Bedingungen, Schwache Bindung zwischen den Risiken

(1) Diese Verknüpfung existiert nur beim Umgang mit Gefahrstoffen.

(2) Durch den im Normalfall geringen Anteil der Hilfsstoffe an den Gesamtkosten wird dieses Preisrisiko vernachlässigt

(3) Hier werden nur Informationen zur Produktionssteuerung betrachtet. Informationen zur Beschaffungsplanung oder der Informationsrückfluss aus der Produktion in andere Bereiche werden nicht berücksichtigt, da sie nicht zu den direkten Produktionsrisiken zu zählen sind

(4) Personenschäden, die durch eine Fehlfunktion einer Maschine verursacht werden, werden hier nicht weiter betrachtet. Der Grund ist die Annahme, dass jede Anlage entsprechend der maximalen Sicherheit von Bediener und anderen Mitarbeitern auszulegen ist. Sollte dies nicht möglich sein, oder ein signifikantes Restrisiko bestehen bleiben, so liegt mindestens eine schwache Bindung zwischen den Risiken vor. Aus Sicht des Arbeitsschutzes kann es zu keiner starken Bindung kommen.

(5) Eine schwache Bindung liegt nur vor, wenn einzelne Varianten von den Produktionsrisiken unterschiedlich stark betroffen sind

Volumen Variante Produkt

Preis Qualität Termin Preis Qualität Termin Ausfall Fehler Ausfall Qualität Ausfall Fehler Ausfall Qualität Ausfall Fehler

Preis

Qualität (1)

Termin

Preis

Qualität (1)

Termin

Ausfall (5)

Fehler (5)

Ausfall (5)

Qualität (4) (5)

Ausfall (5)

Fehler (5)

Ausfall (5)

Qualität (5)

Ausfall (5)

Fehler (5)

Volumen

Variante

ProduktMar

ktris

iken

Bes

chaf

fung

sris

iken

Zukaufteile

Hilfsstoffe (2)

Prod

uktio

nsris

iken

Verkettung

Maschine

Personal

Lager

Information(3)

Beschaffungsrisiken ProduktionsrisikenMarktrisiken für eigene

Produkte

Zukaufteile Hilfsstoffe (2) Verkettung Maschine Personal Lager Information (3)

hat

aufEinfluss

Abbildung 29: Interaktionsmatrix der Produktionsrisiken206

In der Matrix wird zwischen wahrscheinlichen Beziehungen und Beziehungen unter besonderen Bedingungen unterschieden. Bei den wahrscheinlichen Beziehungen handelt

206 Für eine größere Darstellung vergleiche Abbildung 51 im Anhang

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Methoden zur Identifikation und Bewertung von Produktionsrisiken 71

es sich um jene Interaktionen, bei denen es mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit zu einer Wechselwirkung zwischen den Objekten kommen wird. So ist es beispielsweise sehr wahrscheinlich, dass ein Bedienfehler des Personals an einer Maschine zu Qualitätsproblemen an der Maschine oder gar zu deren Ausfall führt.

Bei den „Beziehungen unter besonderen Bedingungen“ handelt es sich um Interaktionen zwischen Risiken unterschiedlicher Objekte, die mit deutlich niedrigerer Wahrscheinlichkeit auftreten. So kann die Verwendung eines gelieferten, falschen Teiles durch die Verwendung im Fertigungsprozess zu Fehlern führen. Wenn dieses Teil gleichzeitig vom Personal in der Form verwendet wird, in der das Originalteil hätte verwendet werden sollen, tritt eine Verstärkung des primären Risikos ein. Bei diesen Interaktionen handelt es sich also um dass, was der Volksmund als „Verkettung unglücklicher Umstände“ bezeichnet.

Im Folgenden werden einige der Interaktionen beispielhaft erläutert. So fällt in der Matrix auf, dass der Ausfall von Maschinen oder Personal keinen Einfluss auf andere Objekte hat und somit keine weitern Risiken auslöst. Der Grund hierfür ist in der Absolutheit eines Ausfalls zu sehen. So steht im Falle des Ausfalls einer Maschinen dieser Prozessschritt nicht zur Verfügung bzw. im Falle eines verketteten Produktionssystems steht das gesamte Produktionssystem nicht zur Verfügung. Als Schaden aus diesem Risiko resultiert im nahe liegendsten Fall der durch den Stillstand der Produktion entstehende Umsatzausfall. Da aber von den genannten Produktionssystemen keine weiteren Aktionen ausgehen, kann es auch zu keinen Folgerisiken kommen.

Dabei ist zu berücksichtigen, dass diese Aussage in ihrer Absolutheit nur für technische Produktionssysteme gilt. Betrachtet man den Fall von Kernkraftwerken oder verfahrenstechnischen Anlagen, so führt ein Ausfall zu deutlich anderen Ergebnissen. Hier kann es durch den Ausfall eines für die Versorgung des ablaufenden Prozesses erforderlichen Betriebsmittels zu unkontrollierten Folgereaktionen kommen, die weitere Risiken nach sich ziehen. Allerdings sei an dieser Stelle noch einmal auf den Objektbereich dieser Arbeit hingewiesen, in dem im Normalfall mit solchen Interaktionen nicht zu rechnen ist.

Dennoch verdeutlicht dieses Beispiel die Notwendigkeit, im Rahmen der prozessorientierten Aufnahme der Risiken sehr sorgfältig alle Prozessschritte zu betrachten, um Interaktionen dieser Art für das betrachtete Produktionssystem mit Sicherheit ausschließen zu können.

Ein weiters Beispiel, das an dieser Stelle betrachtet werden soll, sind Risiken, welche durch Fehler des Personals ausgelöst werden. Dieses Risiko kann alle weiteren Produktionsobjekte beeinflussen. Die starke Beeinflussung resultiert aus der Mittlerfunktion des Personals. Neben der Tatsache, dass ein Fehler des Personals, besonders bei einer manuellen Montage, einen direkten Einfluss auf das Produkt haben

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Methoden zur Identifikation und Bewertung von Produktionsrisiken 72

kann, kommt es in den meisten Fällen zu einer Beeinflussung eines Produktionsobjektes wodurch dann der eigentliche Schade entsteht. Ein mögliches Beispiel ist dabei der Bedienfehler eines Mitarbeiters an einer Maschine. In Folge dieses Bedienfehlers kommt es zu einem Ausfall der betreffenden Maschinen. Der entstehende Produktionsausfall stellt den entstehenden Schaden dar.

Für welche Objekte konkret diese Abhängigkeiten gelten und wie stark die Abhängigkeiten ausgeprägt sind, ist wiederum von der fallspezifischen Risikoanalyse abhängig.

Das zweite Beispiel weist bereits auf Verkettungen / Folgerisiken zwischen den einzelnen Produktionsrisiken hin. Diese Verkettung wird in Abbildung 30 anhand eines Beispiels genauer dargestellt.

Volumen Variante Produkt

Preis Qualität Termin Preis Qualität Termin Ausfall Fehler Ausfall Qualität Ausfall Fehler Ausfall Qualität Ausfall Fehler

Preis

Qualität (1)

Termin

Preis

Qualität (1)

Termin

Ausfall (5)

Fehler (5)

Ausfall (5)

Qualität (4) (5)

Ausfall (5)

Fehler (5)

Ausfall (5)

Qualität (5)

Ausfall (5)

Fehler (5)

Volumen

Variante

ProduktMar

ktris

iken

Bes

chaf

fung

sris

iken

Zukaufteile

Hilfsstoffe (2)

Prod

uktio

nsris

iken

Verkettung

Maschine

Personal

Lager

Information(3)

Beschaffungsrisiken ProduktionsrisikenMarktrisiken für eigene

Produkte

Zukaufteile Hilfsstoffe (2) Verkettung Maschine Personal Lager Information (3)

hat

aufEinfluss

Abbildung 30: Interaktionsmatrix der Produktionsrisiken unter Einbeziehung möglicher Folgerisiken207 208

Die genaue Kenntnis über mögliche Folgerisiken ist ein wichtiges Element des Risikomanagements. So kann der Eintritt eines Risikos, wie oben am Beispiel von personalbedingten Fehlern dargestellt, in unmittelbarer Folge zum Auftritt weiterer, mit dem ersten Risiko in enger Verbindung stehenden, Risiken führen. In diesem Fall verursacht der Eintritt eines Risikos den Eintritt einer weiteren Kaskade von Risiken. Weiterhin können unabhängig voneinander unterschiedliche Risiken eintreten, die zwar

207 Bezüglich der Legende zu Abbildung 30 vergleiche die Angaben in Abbildung 29. 208 Für eine größere Darstellung vergleiche Abbildung 52 im Anhang

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Methoden zur Identifikation und Bewertung von Produktionsrisiken 73

nicht in direktem Zusammenhang zueinander stehen, deren entstehenden Einzelschäden sich aber summieren.

Diese Zusammenhänge zwischen Risiken lassen sich mit der Interaktionsmatrix darstellen. So ergibt sich aus der Matrix im ersten Schritt die Aussage, welches Objekt durch einen eintretenden Schaden beeinflusst werden kann. Bei diesem Schaden handelt es sich um den Primärschaden. Dieser Primärschaden kann sich verändern, wenn ein weiteres Risiko eintritt, dass zu einem Schaden am gleichen Objekt führt. In diesem Fall kommt es zu einer Schadensaddition.

Weiterhin ist der Primärschaden Ausgangspunkt für weitere Risiken. Darunter ist zu verstehen, dass ein eintretender Schaden gleichzeitig für andere Bereiche des Produktionssystems ein Risiko darstellen kann. Dabei führt ein Schaden in einem Bereich unter Umständen zu weiteren Schäden in anderen Bereichen, die von dem Primären Ereignis zunächst einmal gar nicht betroffen waren.

Bezüglich des Schadens ist an dieser Stelle festzuhalten, dass es sich ausschließlich um eine qualitative Aussage handeln kann, dass es zu einem Schaden kommen wird und welcher Art der Schaden sein kann. Dabei gibt es zu diesem Zeitpunkt noch keine präzise Aussage über die Art des zu erwartenden Schadens. Auch eine Aussage über die zu erwartende Schadenshöhe oder die Eintrittswahrscheinlichkeit mit der es zu einem Schaden kommen wird, sind hier noch nicht berücksichtigt. Allerdings lässt sich bereits festhalten, dass für alle eintretenden Schäden die grundsätzliche Aussage gilt, dass der zu erwartende Gesamtschaden steigt, sobald er durch eine Mehrzahl von Risiken verursacht wird.

In Abbildung 31 und Abbildung 32 sind sowohl die Schadensentwicklung im Falle der Verkettung unterschiedlicher Risiken schematisch dargestellt, als auch zwei Beispiele wie sich eine solche Verkettung auswirken kann.

Primärrisiko

Sekundärrisiko

Szenario 1

Szenario 2

Szenario …

Szenario n

unmittelbare Folgerisiken

Sekundär-schaden

Schaden 1

Schaden 2

Schaden …

Schaden n

Tertiärrisiken

Risiken auf der

Marktseite

Tertiärschaden

Risiken auf der

MarktseitePrimärschadenPrimärschaden

Risiko und Schadensentwicklung durch Interaktion

Abbildung 31: Schematische Darstellung der Entwicklung von Folgerisiken sowie der entstehenden Folgeschäden

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Methoden zur Identifikation und Bewertung von Produktionsrisiken 74

Besonders in Hinblick auf die Marktrisiken und die am Markt auftretenden Schäden ist von Tertiärrisiken bzw. Tertiärschäden zu sprechen. Bei der Fokussierung auf Produktionsrisiken und durch diese Risikogruppe auftretende Schäden ist die Annahme zulässig, dass ein Marktrisiko nicht unmittelbar auftreten kann. Ein solches Risiko würde dann in den Bereich der Absatzrisiken fallen. Dennoch kann ein Marktrisiko dadurch ausgelöst werden, dass zunächst ein Produktionsrisiko eingetreten ist. So ist es denkbar, dass ein Maschinenausfall dazu führt, dass eine bestimmte Produktvariante nicht termingerecht geliefert werden kann. Durch diese Lieferverzögerung wiederum entscheidet sich der Markt mittelfristig auf andere Varianten oder Produkte umzusteigen. Der hierdurch entstehende Schaden hat dann keinen direkten Einfluss mehr auf das Produktionssystem sondern ist nur aus Unternehmenssicht von Interesse.

fehlerhaftes Zukaufteil schlechte Qualität

schlechte Qualität (ggf. des oben genannten Schadens)Maschinenfehler

Ausfall der Produktion / Verspätung im LieferterminMaschinenausfall

Reparaturkosten

Fehlbedienung schlechte Qualität

schlechte Qualität (ggf. des oben genannten Schadens)Maschinenfehler

Ausfall der Produktion / Verspätung im LieferterminMaschinenausfall

Reparaturkosten

Ausfall der ProduktionMaschinenausfall

Reparaturkosten

Bei

spie

l 1B

eisp

iel 2

Abbildung 32: Beispiele für mögliche Folgerisiken die mit der Interaktionsmatrix identifiziert werden können

Die Darstellung der Risikoverknüpfung in Abbildung 32 stellt die direkten Abhängigkeiten zwischen unterschiedlichen Risiken dar. Diese Darstellung basiert in ihrer Basis auf der Methode des Urasche-Wirkungs-Diagramms bzw. dem Ishikawa-Diagramm209 (benannt nach Prof. Kaoru Ishikawa). In diesen Diagrammen lassen sich die Zusammenhänge (Beziehungen) zwischen unterschiedlichen Elementen darstellen. Elemente können dabei sowohl unterschiedliche Risiken sein als auch Risiken auslösende Ereignisse.

209 Vergleiche hierzu im Grundsatz die Arbeiten von ISHIKAWA [Ishi80] und [Ishi85]

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Methoden zur Identifikation und Bewertung von Produktionsrisiken 75

Grundgedanke beider Diagramme ist, dass jede Wirkung (in diesem Fall der entstehende Schaden) mindestens eine, meist aber mehrere Ursachen (in diesem Fall die betrachteten Risiken) hat.

Die Untersuchung und damit verbunden die Identifikation der unterschiedlichen Einflüsse auf die betrachteten Elemente des Produktionssystems erfolgt in enger Anlehnung an die Methode des vernetzten Denkens nach DAENZER und HUBER. Das systemische bzw. vernetzte Denken hat zum Ziel, Wirkzusammenhänge in Systemen so zu beschreiben, dass das Verhalten des Systems bei veränderten Bedingungen vorhersehbar wird210. Im hier angewendeten Fall stellen die zu untersuchenden Risiken die variablen Bedingungen dar, auf welche das System durch Veränderungen reagiert.

Die Methodik des vernetzten Denkens ermöglicht es, sowohl die Art und Stärke der Abhängigkeiten zwischen einzelnen Einflussgrößen eines Produktionssystems, als auch deren dynamisches Verhalten abzubilden211. Darüber hinaus lassen sich mit einer Einfluss Analyse bzw. Cross Impact Analyse die Elemente des Ursache-Wirkungs-Diagramms in die Folgenden Faktoren klassifizieren212:

Aktive Faktoren: Einflussfaktoren, die einen zumeist starken Einfluss auf andere Faktoren haben. Dies entspricht Risiken, die eine Vielzahl von Folgerisiken auslösen.

Passive Faktoren: Einflussfaktoren die überwiegend von anderen Faktoren beeinflusst werden. Dies entspricht Elementen, die zwar einen hohen Schaden verursachen können, von denen selber aber nur ein geringes Risiko ausgeht.

Träge Faktoren: Einflussfaktoren mit nur geringen Auswirkungen auf das System die gleichzeitig durch das System nur in geringem Maße beeinflusst werden.

Kritische Faktoren: Einflussfaktoren die einen starken Einfluss auf das System ausüben und gleichzeitig durch andere Faktoren des Systems beeinflusst werden.

Diese Betrachtung der Einflussfaktoren entspricht im weitesten Sinne auch den Betrachtungen die mit Hilfe der Risikomatrix für jeden einzelnen Parameter durchgeführt wurde213.

Nach DAENZER und HUBER kann bei der Erstellung eines Ursache-Wirkungs-Diagramms zwischen vier charakteristischen Betrachtungsweisen differenziert werden, die im Folgenden genauer erläutert werden. Dabei stehen alle Betrachtungsweisen in enger

210 [Prob91], [Bern97] , hier S. 55 ff 211 [Dohm00], hier S. 65 212 Vergleiche hierzu auch: [Vest02], [Hub94], [Prob87], hier S. 65 sowie [Prob 91] 213 Vergleiche hierzu den Ausführungen in Kapitel 2.4.2

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Methoden zur Identifikation und Bewertung von Produktionsrisiken 76

Korrelation. Sie können sowohl wechselseitig als auch simultan zur Anwendung kommen214:

Systemorientierte Betrachtung: Diese geht vom Systemdenken aus und hilft dabei, die Ausgangssituation vor allem hinsichtlich der Funktionsweise zu strukturieren. Mittels einer Einflussgrößenanalyse können Quellen, Art und Umfang sowohl von äußeren Einflüssen auf das System betrachtet werden, als auch von wechselseitigen Einflüssen. Teilweise können auch Auswirkungen auf Dritte ermittelt und herausgearbeitet werden.

Ursachenorientierte Betrachtung (auch diagnostische Betrachtung): Dabei werden die Symptome einer unbefriedigenden Situation den Elementen einer Situationsbeschreibung zugeordnet. Die unbefriedigende Situation kann dabei sowohl eine ungenutzte Chance als auch ein Risiko sein. Auf Basis der Zuordnung werden anschließend mögliche Ursachen für die beschriebene Situation herausgearbeitet.

Lösungsorientierte Betrachtung (auch therapeutische Betrachtung): Dabei werden in erster Linie mögliche Lösungsideen sowie Eingriffsmöglichkeiten für eine gegebene Situation betrachtet.

Zukunftsorientierte Betrachtung: Dies überlagert die drei zuvor genannten Betrachtungsweisen. Bei der zukunftsorientierten Betrachtung wird nicht die aktuelle Situation betrachtet, sondern die mögliche zukünftige Entwicklung. Dabei werden beispielsweise folgende Fragen analysiert:

o Wie wird sich die Situation in Zukunft entwickeln, wenn zum jetzigen Zeitpunkt keine Maßnahmen ergriffen werden?

o Welche wichtigen Entwicklungen sind innerhalb des Betrachtungsbereichs (hier dem betrachteten Produktionssystem) zu erkennen?

o Welche Auswirkungen kann das Ergreifen von Maßnahmen zukünftig hervorrufen?

Durch die konsequente Anwendung dieser Vorgehensweise kann sichergestellt werden, dass die relevanten Beziehungen und Einflussfaktoren beim Aufbau des Ursache- Wirkungs-Diagramms Berücksichtigung finden.

Im Grundverständnis des Urasche-Wirkungs-Diagramms können die zu untersuchenden Wirkungen sowohl positiv als auch negativ, erwünscht als auch unerwünscht sein. Somit kann die Methode auch genutzt werden, um einer zunächst „unerklärlichen“ Prozessverbesserung auf den Grund zu gehen. Dabei werden, ausgehend von einem

214 [Daen97], hier S. 109 ff sowie [Dohm00], hier S. 66 f

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Methoden zur Identifikation und Bewertung von Produktionsrisiken 77

konkreten Problem, systematisch alle potentiellen Ursachen erfasst und schließlich der Wirkung zugeordnet215. Da im Rahmen dieser Arbeit die Risiken produzierender Unternehmen untersucht werden, ist davon auszugehen, dass die im Urasche-Wirkungs-Diagramm betrachteten Ursachen in erster Linie negativ und unerwünscht sind.

Zusätzlich zu den Risiken und den die Risiken auslösenden Ereignissen ist in dem Ursache-Wirkungs-Diagramm auch immer das resultierende Ereignis abgebildet. Dieses resultierende Ereignis ist das Element, auf das die dargestellten Wirkbeziehungen einen direkten Einfluss haben. Dabei ist festzuhalten, dass ein Ursache-Wirkungs-Diagramm durchaus mehr als ein resultierendes Ereignis aufweisen kann.

In letzter Konsequenz lassen sich aus einem solchen Ursache-Wirkungs-Diagramm die gleichen Informationen ableiten wie aus der zuvor dargestellten Methode zur Identifikation von Folgerisiken. Beide Darstellungen führen über eine Verkettung möglicher Risiken auf unterschiedlichen Wegen zu einem resultierenden Ereignis. Dabei sind jedes Mal alle beteiligten Risiken zu berücksichtigen. Ein Beispiel für ein Ursache-Wirkungs-Diagramm mit den hier betrachteten Risiken produzierender Unternehmen ist in Abbildung 33 dargestellt. In der Darstellung ist die Auswirkung auf den Gewinn des Unternehmens das resultierende Ereignis. Da sich der Gewinn formal gesehen auch steigern kann216, in Abhängigkeit der Entwicklungen der einzelnen Risiken, enthält das Ursache-Wirkungs-Diagramm keine Aussage über die Tendenz mit der sich der zu erwartende Gewinn entwickeln wird.

Maschinen-verfügbarkeit

Material-verfügbarkeit

Produktivität je Maschine

Lagerbestand

Auslastung je Mitarbeiter

Umsatz der Produktion

Gewinn

Produktivität des Systems

Herstellkosten

Work in Progress (WIP)

Qualität der Produktionsmittel

Zuverlässigkeit von Lieferanten

Lieferfähigkeit des Unternehmens

Qualität der Produkte

Verfügbarkeit von Mitarbeitern

Qualität der Zukaufteile

Abbildung 33: Ursache-Wirkungs-Diagramm der Risiken und möglicher Risiko auslösender Ereignisse in produzierenden Unternehmen217

215 [Hase87], hier S. 48 216 Vergleiche hierzu die Erläuterung zu „Risiko im weiteren Sinne“, Kapitel 2.1 sowie auch [Dörn00], hier S. 197 217 Zur Lesart des Diagramms sei an dieser Stelle noch angemerkt: Die zwischen den Elementen des Ursache-Wirkungs-Diagramms bestehenden Beziehungen werden durch Pfeile abgebildet. Dies kennzeichne zum einen die

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Wenn es vollständig aufgebaut wird, ist das Ursache-Wirkungs-Diagramm die deutlich umfassendere der beiden dargestellten Methoden zur Identifikation möglicher Folgerisiken. Dies resultiert besonders daraus, dass im Ursache-Wirkungs-Diagramm neben den reinen Folgerisiken auch noch weitere Informationen wie z. B verstärkende oder abschwächende Effekte dargestellt werden können.

Dennoch kann die erste dargestellte Methode, bei der die Interaktionen durch die direkte Verkettung möglicher Risiken identifiziert wird, als für den hier betrachteten Fall ausreichend angesehen werden. Es ist zwar zutreffend, dass bei dieser Betrachtung zunächst Informationen unterschlagen werden, die im Ursache-Wirkungs-Diagramm betrachtet werden. Da aber in jedem Fall alle Risiken sowohl einzeln als auch in ihrem Zusammenspiel im Rahmen der Bewertung betrachtet werden, bietet diese Information an dieser Stelle keinen signifikanten Mehrwert für den Anwender. Bei Bedarf ließen sich diese Informationen jedoch auch in die erstgenannte Methode integrieren.

3.5 Bewertung der spezifischen Risiken produzierender Unternehmen

Zur Bewertung der Produktionsrisiken sind spezifische Informationen für jedes zu betrachtende Risiko nötig. Bei den benötigten Informationen handelt es sich im einfachsten Fall um die Eintrittswahrscheinlichkeit mit der es zu dem Risiko kommt und den zu erwartenden Schaden den der Eintritt des jeweiligen Risikos verursacht.

In einer qualitativen Form wurden diese Daten bereits im Rahmen der ersten Risikoanalyse und der in diesem Zusammenhang durchgeführten RMEA218 aufgenommen. Wie in diesem Zusammenhang aber bereits dargestellt wurde, sind diese Informationen alleine für eine quantitative Bewertung des Risikos nicht ausreichend.

Im Hinblick auf die quantitative Bewertung des Produktionsrisikos bieten sich drei Vorgehensweisen an, auf die im weiteren Verlauf der Arbeit detailliert eingegangen wird:

Bewertung des Produktionsrisikos über die Umsatzentwicklung

Bewertung des Produktionsrisikos über die Entwicklung des Materialflusses

Bewertung des Produktionsrisikos über die Entwicklung der Gesamtanlageneffektivität (OEE - Overall Equipment Effectiveness)

In diesem Kapitel wird nun zunächst der gesamte Datenbedarf für alle später eingesetzten Verfahren vorgestellt. Dabei ergibt sich aus der Aufnahme und Auswertung der Daten

Richtung der Wirkung. Zum anderen kann durch ein neben dem Pfeil angeordnetes Plus- oder Minuszeichen zwischen verstärkender / erhöhender und abschwächender / verringernder Wirkung unterschieden werden. Bei Bedarf wird durch unterschiedliche Strichstärken der Pfeile auch die Intensität der Beziehungen verdeutlicht. ([Adam05], hier S. 12f) Auf die beiden letztgenannten Darstellungsmöglichkeiten wird bei dieser allgemein gehaltenen Darstellung verzichtet. 218 Vgl. hierzu die Ausführungen in Kapitel 3.2

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zugleich eine Aussage über das jeweils betrachtete spezifische Produktionsrisiko. Eine Aussage über das Gesamtrisiko lässt sich dann anschließend durch die Bewertung des Gesamtsystems erzielen.

Entsprechend der Vorgaben die sich aus der Nutzung der Proplan-Methode für die Risikoanalyse ergeben, ist auch die Datenaufnahme strukturiert. So werden die Daten entsprechend der Definition für den Eingang und die drei unterschiedlichen Ausgänge entsprechend der Anforderungen der Bewertungsmethoden bestimmt.

Formal bietet sich für alle risikobehafteten Prozesselemente eine Unterteilung der Daten in Prozessdaten und organisatorische Daten an. Dabei enthalten die Prozessdaten alle Daten, die für die quantitative Beschreibung des Prozesses im Rahmen der Risikobewertung erforderlich sind. Die organisatorischen Daten hingegen enthalten ausschließlich Informationen die für die weitere Nutzung der Daten von Interesse sind, aber keinen direkten Einfluss auf das Bewertungsverfahren haben. Einen Überblick über die benötigten Daten gibt Abbildung 34, bevor im Weiteren eine genaue Erläuterung folgt.

Prozessnummer Folgeprozesse an Ausgang , Verzweigung und UnterbrechungProzessbeschreibung

Materialfluss zu den FolgeprozessenDurchlaufzeitRessourcenbedarf (Personalbedarf, eventuell Materialbedarf, etc)Prozesskosten (Personalkosten, Maschinenstundensatz, Zuschläge, etc.)Prozessspezifische Risikoinformationen

organisatorische Daten

Prozessdaten

Abbildung 34: Übersicht zum Datenbedarf im Rahmen der Proplan gestützten Risikoanalyse

Die organisatorischen Daten setzen sich zusammen aus:

Prozessnummer,

Folgeprozesse und

Prozessbeschreibung.

Die beiden erstgenannten Daten dienen der Identifikation des betrachteten Prozesses sowie der Folgeprozesse an den unterschiedlichen Ausgängen des betrachteten

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Methoden zur Identifikation und Bewertung von Produktionsrisiken 80

Prozesses. Mit Hilfe dieser Daten wird bei der IT-gestützten Weiterverarbeitung der Daten in Programmen wie z. B. Microsoft (MS) Visio oder MS Excel eine eindeutige Identifikation der Datensätze ermöglicht. Die Prozessbeschreibung hingegen dient nur dem Anwender als kurze Beschreibung des Prozesses, um diesen auch zu späteren Zeitpunkten eindeutig identifizieren zu können.

Die Prozessdaten setzen sich zusammen aus:

Materialfluss,

Durchlaufzeit,

Ressourcenbedarf,

Prozesskosten und

Risikoinformation.

Jedes Prozesselement verfügt über drei mögliche Ausgänge, über die sich der Materialfluss, der das Prozesselement über den Eingang erreicht, verzweigen kann. Der Datensatz „Materialfluss zu den Folgeprozessen“ enthält die Information über die durchschnittliche, prozentuale Verteilung des Materialflusses an den möglichen Ausgängen. Die Summe aller drei Ausgänge ergibt immer 100 Prozent.

Die Durchlaufzeit beschreibt die Durchlaufzeit des Materials im jeweiligen Prozess. In der ersten Beschreibung handelt es sich dabei um die reale Durchlaufzeit des betrachteten Prozesses. Somit ermöglicht diese Information, zusammen mit dem Materialfluss grundsätzlich eine Simulation des Prozesses.

In Abhängigkeit der identifizierten Risiken, sowie deren Einfluss auf den betrachteten Prozess, können sowohl der Materialfluss als auch die Durchlaufzeit mit Intervallen oder Szenarien hinterlegt werden, die den Einfluss eines Risikos auf den Prozess abbilden. Besonders die Nutzung von Intervallen (Schwankungsbereichen in denen sich die Ausgangswerte verändern können) bietet sich an, wenn die Auswirkungen eines oder mehrerer Risiken mit Hilfe einer Monte Carlo Simulation ermittelt werden sollen.

Der Ressourcenbedarf beschreibt die innerhalb des Prozesses eingesetzten Ressourcen nach Art und Umfang. Diese Werte können bei der Risikobeschreibung variieren, wenn ein Risiko nicht von außen auf den Prozess einwirkt, sondern der Prozess selber das Risiko beinhaltet. Somit kann dieser Wert, wie auch die beiden zuvor genannten, mit einer Schwankungsbreite oder Szenarien beaufschlagt werden.

Als Prozesskosten sind die durch den betrachteten Prozessschritt entstehenden Kosten zu hinterlegen. Diese Information hat in erster Linie keinen Nutzen für die Risikobetrachtung, sondern dient der Bewertung des Risikos mit Finanzdaten und zu einem späteren Zeitpunkt der Bewertung möglicher Maßnahmen des Risikomanagements.

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Methoden zur Identifikation und Bewertung von Produktionsrisiken 81

Die prozessspezifischen Risikoinformationen dienen der Verknüpfung des betrachteten Prozesses mit unterschiedlichen Szenarien. So kann bei einer eventuellen Simulation der betrachtete Prozess direkt mit unterschiedlichen Szenarien in Zusammenhang gebracht werden.

Das Zusammenspiel aller Daten ermöglicht eine vollständige Beschreibung der betrachteten Prozesse des Unternehmens sowie der auf diese Prozesse wirkenden und von ihnen ausgehenden Risiken.

3.6 Methode zur Bewertung des Produktionsrisikos

3.6.1 Value at Risk

Wie bereits in Kapitel 2.5.2 dargestellt, stammt der Value at Risk ursprünglich aus dem Bereich der Finanzmathematik. Im folgenden Text wird der Value at Risk genauer betrachtet und es kommt zu einer Bewertung hinsichtlich der Nutzbarkeit für die Risikobewertung in produzierenden Unternehmen.

Der Value at Risk ist definiert als „der geschätzte, maximal erwartete Verlust, der unter üblichen Marktbedingungen innerhalb einer bestimmten Periode mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit eintreten kann“219. Seine Berechnung erfolgt mit Hilfe statistischer Methoden auf Basis von Vergangenheitsdaten. Das komplette, sechsstufige Verfahren ist in Abbildung 35 dargestellt. Die Berechnungen basieren auf der Annahme, dass die Beobachtung und Auswertung vergangener Entwicklungen Prognosen über zukünftige Ausprägungen der zu bewertenden Finanzinstrumente zulässt. Des Weiteren wird von einer Normalverteilung der Risikoparameter und einem linearen Zusammenhang zwischen den Risikoparametern und den angestrebten Zielwerten ausgegangen.

219 [Schi97], hier S. 3 ff

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Methoden zur Identifikation und Bewertung von Produktionsrisiken 82

Value at Risk: geschätzter, maximal erwarteter Verlust, der unter üblichen Marktbedingungen innerhalb einer bestimmten Periode mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit eintreten kann

Definition der relevanten Risikoparameter (Aktienkursrendite, Zinssatzänderung, Kostenabweichung, etc.)

Berechnung der Standarbabweichung des Risikoparameters aus historischen Daten

Bestimmung einer Risikomesszahl durch Fixierung des Konfidenzintervalls mit Auswahl des Z-Wertes

Ableitung des Risikofaktors: RF(RP)=eRMZ(RP)

Ermittlung des Risikovolumens (dem Risiko ausgesetztes Finanzvolumen) zu Marktwerten

Verknüpfung der Stufen 1-5 über eine Korrelationskoeffizientenmatrix zum VaR bei einem oder mehreren Risikoparametern

Zugrunde liegende Annahmen:

Prognostizierte Entwicklungen der Risikoparameter entsprechen in ihrer Art den Veränderungen des Parameters innerhalb des Analysezeitraums

Entwicklungen der Risiko-parameter sind normalverteilt

Beziehungen zwischen Renditen, Veränderungsrate und Wertver-änderung sind linear

Abbildung 35: Vorgehensweise und Annahmen der Berechnung des Value at Risk

Den ersten Schritt stellt die Definition der zu untersuchenden Risikoparameter dar. Als solche dienen bei der finanzwirtschaftlichen Nutzung z. B. die sich aus der Entwicklung eines Aktienkurses ergebenden gewinn- bzw. verlustrelevanten Veränderungsraten (Renditen), nicht jedoch die Aktienkurse selber. Übertragen auf die Produktionstechnik könnten dies mögliche Schwankungen in der Termintreue von Lieferanten sein.

Anschließend sind die Standardabweichungen der Risikoparameter aus den Daten früherer Wertentwicklungen zu berechnen. Dabei kommt der Wahl eines geeigneten Beobachtungszeitraums – wie auch bei der historischen Simulation – entscheidende Bedeutung zu. Ist der Zeitraum eher kurz gewählt, so unterliegen die Risikowerte stärkeren Schwankungen. Ein größerer Betrachtungszeitraum hat den Vorteil, dass sich die ergebende Werteverteilung mehr der dem Verfahren der Value at Risk Berechnung zugrunde liegenden Normalverteilung annähert. Wird jedoch ein zu großes Beobachtungsintervall gewählt, besteht die Gefahr einer zu starken Glättung der aufgenommenen Entwicklungswerte. Letztendlich muss der gewählte Zeitraum dem Zweck angepasst werden, zu dem die Value at Risk Berechnung durchgeführt werden soll. Auch hier noch einmal ein Beispiel aus der Finanzwirtschaft: Erfolgt die Analyse zur Abschätzung des Risikos, welches mit dem Erwerb eines Aktienpaketes mit einer geplanten Haltedauer von einem halben Jahr verbunden ist, so ist es sicherlich nicht sinnvoll, die Kursentwicklungen der letzten zwanzig Jahre einzubeziehen.

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Methoden zur Identifikation und Bewertung von Produktionsrisiken 83

Im dritten Schritt des Verfahrens wird aus der zuvor berechneten Standardabweichung unter Verwendung folgender Formel eine Risikomesszahl berechnet220:

)RP()RP( STDZRMZ ×= mit: RMZ = Risikomesszahl

STD = Standardabweichung

Z = Standardnormalverteilte Zufallsvariable

RP = Risikoparameter

Mit ihrer Hilfe lässt sich die mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit eintretende Entwicklung des Risikoparameters ermitteln. Dem liegt die Annahme der Standardnormalverteilung des Risikoparameters zugrunde. Dies wird durch die Definition der Zufallszahl Z durch ihre Standardabweichung = 1 und einem Erwartungswert = 0 deutlich. Die Standardnormalverteilung enthält die Aussage, dass beliebige Z-Werte mit einer genau definierten Wahrscheinlichkeit erreicht werden. So liegen z. B. 84,14% aller Z-Werte über -1221.

Da in der praktischen Anwendung die Standardabweichung nicht gleich 1 ist, muss die Zufallsvariable Z durch folgende Transformationsregel222

)RP(

)RP()RP(

STDEWX

Z−

= mit: X = Normalverteilte Zufallsvariable

EW = Erwartungswert

den tatsächlichen Gegebenheiten angepasst werden. Dadurch ist gewährleistet, dass die aus der Vergangenheit gewonnenen Beobachtungswerte in die Standardnormalverteilung überführt werden.

In der vierten Stufe wird aus der oben berechneten Risikomesszahl ein Risikofaktor ermittelt. Seine Einführung ist erforderlich, um der logarithmischen Verknüpfung der zur Berechnung herangezogenen Vergangenheitswerte Rechnung zu tragen. Durch diese Operation werden die exemplarisch bereits mehrfach verwendeten Aktienkurse an verschiedenen zurückliegenden Tagen in stetige Kennziffern überführt. Diese ergeben sich durch die Bildung des natürlichen Logarithmus aus dem Quotienten zweier aufeinander folgender Werte aus der Beobachtungsdatenmenge. Für den Aktienkurs eines Wertpapiers, das zum Zeitpunkt t = 0 € 100,-- und in t = 1 € 110,-- kostete, ergibt sich beispielsweise eine stetige Rendite von:

220 [Schi97], hier S. 5 221 Vergleiche hierzu auch die detaillierten Ausführungen von ROMEIKE [Rome03], hier S. 188 222 [Schi97], hier S. 5

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Methoden zur Identifikation und Bewertung von Produktionsrisiken 84

%53,9%100100110ln =×⎟

⎠⎞

⎜⎝⎛

Der Risikofaktor ist dann definiert als223:

1eRF )RP(RMZ)RP( −= mit: RF = Risikofaktor

In der fünften Stufe ist das einem Risiko ausgesetzte finanzielle Volumen festzulegen. Dabei können sowohl Ist- als auch Plangrößen einbezogen werden, die Wertschwankungen unterliegen.

Der Value at Risk eines jeden Risikoparameters wird in der sechsten Stufe durch Multiplikation des Risikovolumens mit dem Risikofaktor berechnet:

)RP()RP()RP( RFRVVaR ×= mit: RV = Risikovolumen

Im Falle der Berücksichtigung mehrerer Risikoparameter sind die bestehenden Risikoverbundeffekte durch die Verwendung einer Korrelationsmatrix zu berücksichtigen. Der gesamte Value at Risk ergibt sich dann aus der Wurzel des Vektors aller VaR(RP)

multipliziert mit der Korrelationsmatrix multipliziert mit dem transponierten VaR – Vektor224.

Die Methode der Berechnung des Value at Risk hat den Vorteil, dass sie problemlos mit Hilfe geeigneter Algorithmen von Rechnern durchgeführt werden kann, solange eine ausreichende Zahl von Beobachtungswerten für den entsprechenden Risikoparameter vorliegt. Darüber hinaus wird auch hier wie bei der quantitativen Risikobewertung industrieller Einzelrisiken nach HELTEN eine Risikoeinschätzung über eine große Bandbreite möglicher Entwicklungen generiert. Jedem durch die Definitionsbereiche der Risikofaktoren festgelegtem Wert der Zielgröße wird eine eindeutige Eintrittswahrscheinlichkeit zugeordnet. Dies ermöglicht es, unabhängig von der Risikofreudigkeit eine Aussage über die zu erwartende Entwicklung zu treffen.

Als nachteilig kann die dem Verfahren zugrunde liegende Annahme gewertet werden, dass sich zukünftige Ereignisse durch die Analyse historischer Daten erfassen lassen. Indem jede Aussage auf der Auswertung von Vergangenheitsdaten basiert, können außergewöhnliche Entwicklungen, die in der Vergangenheit zuvor noch nicht aufgetreten sind auch nicht prognostiziert werden. Es ist daher nicht ratsam, Entscheidungen alleine auf Basis einer VaR – Berechnung zu treffen225.

223 [Schi97], hier S. 7 224 Für weitergehende Betrachtungen des Value at Risk bezüglich der genauen Berechnung vergleiche auch die Arbeiten von DOWD, BLAKE und GRAINS [Dowd01], YANG [Yang00], GOERG [Görg04], hier S. 111, TARDIVO [Tard02], HUSCHENS [Husc99] und LUCIANO et. al. [Luci03] 225 Vergleiche im Allgemeinen auch: [Albr01], hier S. 4 ff sowie [Krem02], hier S. 277 ff

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Wie aus den Ausführungen deutlich wird, basiert der VaR auf umfassenden mathematischen Untersuchungen und Überlegungen. Betrachtet man nun aber, dass in der hier vorliegenden Arbeit besonders produktionsnahe Zusammenhänge betrachtet werden, so stellt sich die Frage, ob in diesem Zusammenhang die erforderlichen Daten überhaupt verfügbar oder auch nur erfassbar sind.

Mit Sicherheit allerdings vorhanden sind Informationen über Maschinenkosten, Personalkosten, Ausfallzeiten, etc. Gleichzeitig können Informationen über mögliche Ausfalldauern, oder Zeitverzug bis zum Greifen möglicher Maßnahmen oder auch über die Dauer von Maßnahmen leicht quantifiziert werden. Daher bietet es sich in diesem Zusammenhang an, die Risikobewertung unter Nutzung dieser schnell quantifizierbaren Daten durchzuführen.

Aus diesem Grund wird im folgenden Kapitel eine zweite Möglichkeit dargestellt, wie die Risikobewertung erfolgen kann.

3.6.2 Quantitative Risikobewertung

Eine weitere Möglichkeit neben dem VaR zur Berechnung des reinen Risikos, im hier betrachteten Fall also des Schadens, kann über die Berechnung der zu erwartenden Schadenshöhe erfolgen. Dabei gilt die Annahme, dass es im Falle eines Schadens zu einer zeitweisen Ertragsminderung kommt. Diese Ertagsminderung wiederum lässt sich quantifizieren durch:

Kosten zur Schadensbeseitigung (z. B. erforderliche Reparaturen)

Kosten für Maschinenstillstand (z. B. laufende Fixkosten)

Kosten für Umsatz- / Erlösausfall (z. B. entfallendes Produktionsvolumen)

Kosten für Konventionalstrafen, etc.

Alle anfallenden Kosten sind zunächst für den Zeitraum des eingetretenen Schadens zu betrachten. Allerdings darf die Tatsache nicht unberücksichtigt bleiben, dass Schäden wie Konventionalstrafen auch mit deutlicher zeitlicher Verzögerung eintreten können226.

Gleichzeitig ist in der Berechnung die Eintrittswahrscheinlichkeit zu berücksichtigen. Sie gibt Auskunft über die Wahrscheinlichkeit mit der es zu dem betrachteten Risiko kommen kann.

226 Diese Ausführungen erfolgen zum Teil als Vorgriff auf Kapitel 4.2. Dort erfolgt noch eine vollständige Erläuterung der Berechnung eines Risikos unter Berücksichtigung der Maßnahmen zum Risikomanagement sowie dem nach Ergreifen möglicher Maßnahmen verbleibenden Restrisiko. Die hier angesprochene Risikobewertung unterliegt den gleichen Regeln wie sie auch später Anwendung finden werden. Der Unterschied besteht nur darin, dass die Werte für die Berücksichtigung der möglichen Maßnahmen noch nicht bekannt sind. Somit entfallen in der Rechnung die Terme, die zu einer Minderung der Schadenshöhe führen. Es bleiben also nur die Terme zur Berechnung des ursprünglichen Risikos in der Rechnung erhalten.

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Methoden zur Identifikation und Bewertung von Produktionsrisiken 86

An dieser Stelle dürfen die Erläuterungen aus Kapitel 3.2 (Nutzung der RMEA zur Identifikation von Risiken) nicht außer Acht gelassen werden. Durch die frühzeitige Klassifizierung der Risiken hinsichtlich der Eintrittswahrscheinlichkeit und der Relevanz für das Unternehmen erfolgt bereits eine Selektion der Einzelrisiken. Somit erfolgt die Berechnung für Risiken, die sich in einer bestimmten Kategorie der RMEA befinden. Daraus resultiert, dass bei der Bewertung nur noch die mögliche Schadenshöhe zu untersuchen ist, nicht aber die Frage ob und mit welcher Wahrscheinlichkeit das betrachteten Risiko eintreffen kann. Die Frage, ob sich das Unternehmen vor dem betrachteten Risiko schützen muss oder möchte wurde bei dieser Vorgehensweise bereits im Vorfeld geklärt.

Als Konsequenz resultiert nun, dass die Eintrittswahrscheinlichkeit bei der Berechnung mit 100% anzusetzen ist. Denn aus Unternehmenssicht ist hier nur noch die Frage zu klären wie hoch der Schaden sein wird, wenn das betrachtete Risiko eintritt. Nicht aber die Frage ob das Risiko eintreten wird. Durch den Faktor für die Eintrittswahrscheinlichkeit wird aber nur mathematisch die Unsicherheit berücksichtigt, dass ein betrachtetes Risiko eventuell auch nie oder nur sehr selten eintreten könnte.

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4 Management betrieblicher Risiken bei produzierenden Unternehmen Bereits in Kapitel 2.4 wurde das Thema Risikomanagement hinsichtlich des damit verbundenen Prozesses sowie seiner Einbindung in Unternehmen diskutiert. Dabei wurde das allgemeine Vorgehen für ein effizientes Risikomanagement vorgestellt. Gleichermaßen wurde die Notwendigkeit erläutert, den Prozess des Risikomanagements als einen kontinuierlichen Prozess im Unternehmen zu etablieren.

In den darauf folgenden Kapiteln wurden die einzelnen Elemente eines Systems zum Management betrieblicher Risiken bei produzierenden Unternehmen erläutert. Im nun folgenden Kapitel werden zunächst die noch ausstehenden Maßnahmen erläutert, die produzierende Unternehmen im Falle eines eintretenden Risikos ergreifen können.

Auf die Diskussion der möglichen Maßnahmen folgt in Kapitel 4.2 die Beschreibung der Bewertung der Maßnahmen als ein zusätzlicher Baustein zu der in Kapitel 3 beschriebenen Bewertung von Produktionsrisiken.

Alle damit vorliegenden Bausteine werden anschließend in Kapitel 5 zu einem vollständigen System zum Management betrieblicher Risiken bei produzierenden Unternehmen zusammengefasst.

4.1 Auswahl von relevanten Maßnahmen zum Risikomanagement

Im vorangehenden Kapitel wurden die unterschiedlichen Risiken dargestellt, die auf den Produktionsbereich eines produzierenden Unternehmens einwirken können. Mit der Kenntnis über diese Risiken ist ein erster wichtiger Schritt getan, um sowohl einem möglichen Schaden frühzeitig entgegen wirken zu können, als auch um seine Auswirkungen aus das Unternehmen einschätzen und bewerten zu können.

Für die Reaktion auf ein Risiko sind im zweiten Schritt des Risikomanagements nun Maßnahmen zu ergreifen, mit denen eine Steuerung des identifizierten Risikos möglich wird227. Dabei gibt es für die verschiedenen Risiken unterschiedliche Maßnahmen. Diese sind jeweils in Abstimmung mit dem konkreten Risiko, der Unternehmenssituation und den Unternehmenszielen abzustimmen. Wie auch schon bei der Diskussion der Risiken erläutert, können die möglichen Maßnahmen im Rahmen dieser Arbeit nur allgemein erläutert werden. Im praktischen Einsatz ist dann jeweils fall- und unternehmensspezifisch die am besten geeignete Methode auszuwählen.

227 Vergleiche hierzu auch Abbildung 11 und Abbildung 15

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Im Folgenden werden die möglichen Maßnahmen zum Risikomanagement für produzierende Unternehmen genauer erläutert. Einen ersten Überblick über die möglichen Maßnahmen sowie eine Zuordnung zu den Produktionsrisiken die durch die Maßnahmen beeinflusst werden gibt Abbildung 36.

Zu

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(BU

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Zukaufteile

Hilfsstoffe

Verkettung

Maschine

Personal

Lager

Information(1)

(1) Die Verfügbarkeit falscher Informationen oder auch das vollständige Fehlen von Informationen lässt sich besonders durch eine hohe Qualifikation der Mitarbeiter kompensieren.

Maßnahmen zum Risikomanagement

Prod

uktio

nsris

iken

Bes

chaf

f-un

gsris

iken

Lagerhaltung

Abbildung 36: Übersicht über Maßnahmen zum Risikomanagement und ihren Einfluss auf die Unterschiedlichen Risiken in produzierenden Unternehmen

Lagerhaltung: Lagerhaltung kann als kurzfristiges Mittel zur Absicherung von Risiken dienen, die auf Lieferausfälle zurückgehen, oder bei denen nur einzelne Elemente des Produktionssystems betroffen sind. Bezüglich der Lieferung sowohl von Zukaufteilen im Rahmen des Produktionsprozesses als auch von Hilfsstoffen können über die Lagerhaltung der betroffenen Teile Sicherheitsbestände im Unternehmen aufgebaut werden. Im Falle der Lieferung fehlerhafter Teile, der Lieferverzögerung durch einen Lieferanten oder dem vollständigen Ausfall einer Lieferung kann der Lagerbestand als kurzfristiger Puffer dienen.

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Für Hilfsstoffe im Verständnis dieser Arbeit lässt sich darstellen, dass teilweise unternehmerisches Handeln und Risikomanagement sehr eng miteinander verbunden sind. Aus Sicht des Risikomanagements bietet sich für die meisten Arten von Hilfsstoffen (z. B. Schmiermittel, Schneidstoffe, Kleinteile und sonstiges Verbrauchsmaterial) die Bevorratung eines Sicherheitsbestands an. Dieser Sicherheitsbestand soll das Unternehmen vor dem Ausfall des Produktionssystems auf Grund fehlenden Verbrauchsmaterials schützen. Dabei kommt zusätzlich zum Tragen, dass die meisten Verbrauchsmaterialien einen verhältnismäßig niedrigen Wert haben. Somit sind die entstehenden Lagerhaltungskosten deutlich geringer als ein eventueller Ausfall des Produktionssystems. Für den Unternehmer ergibt sich bei dem Verbrauchsmaterialien unabhängig vom Risikomanagement die Thematik der niedrigen Beschaffungskosten. Dabei steht die Thematik im Vordergrund, dass viele Verbrauchsmaterialien nicht bedarfsbezogen bestellt werden, sondern zur Reduzierung der Beschaffungs- und Transportkosten in größeren Einheiten bestellt werden.

Für alle Verbrauchsmaterialien die einen zu hohen Wert aufweisen, als das sie uneingeschränkt bevorratet werden können, ist im Sinne des Risikomanagements der erforderliche Mindestbestand zu definieren. Hierbei ist vor allem zu berücksichtigen, wie genau der Verbrauch prognostiziert werden kann (Verbrauchsschwankungen) und wie lang die zu erwartenden Lieferzeiten (Wiederbeschaffungszeit) sind.

Bei der Lagerung von Eigenfertigungsteilen bietet sich dem Unternehmen die Möglichkeit, kurzfristige Produktionsausfälle durch einen entsprechenden Lagerbestand aufzufangen. In die gleiche Richtung zielt die Möglichkeit, den Work in Progress (WIP) als Puffer zu nutzen. Hierbei wird ein höherer Lagerbestand im Produktionsprozess durch das Unternehmen in Kauf genommen, um hierdurch kurzfristige Unterbrechungen auszugleichen.

Die Risikoabsicherung durch Bevorratung von Eigenfertigungsteilen ist ein Mittel, dass Unternehmen nur sehr begrenzt einsetzen sollten. Der Grund hierfür besteht in zwei Aspekten. Zum einen erzeugt die Lagerung eine hohe Kapitalbindung und dementsprechend hohe Kapitalbindungskosten für das Unternehmen. Gleichzeitig wird die Flexibilität des Unternehmens eingeschränkt. Bei der Produktion variantenreicher Produkte ist eine Vielzahl von Produkten zu bevorraten wodurch es zu unverhältnismäßigen Lagerhaltungskosten kommt. Werden hingegen nur einige ausgewählte Varianten bevorratet werden im Falle eines Schadens auch nur diese Varianten gegen den Schaden abgesichert. Bei einem verketteten Prozess stellt sich für das Unternehmen weiterhin noch die Frage, welches Zwischenprodukt zu welcher Prozessstufe bevorratet werden soll.

Somit wird schnell deutlich, dass sich die Lagerhaltung von Eigenfertigungsteilen nur für Prozessschritte lohnt, die für den Unternehmenserfolg von zentraler Bedeutung sind und

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für die keine anderen Methoden des Risikomanagements genutzt werden können. Weiterhin muss es sich um einen sehr instabilen Prozess handeln, wenn diese Art des Risikomanagements zum Einsatz kommt. Ein instabiler, aber erfolgsentscheidender Prozessschritt spricht aus Sicht des Unternehmens und des Risikomanagers wiederum dafür, zunächst den Prozess zu verbessern und einen stabilen Prozess aufzubauen. Dieses Vorgehen würde das eigentliche Problem lösen. Die Lagerhaltung als Maßnahme des Risikomanagements hingegen behebt nur die Symptome.

Abschließend lässt sich also festhalten, dass die Lagerhaltung von Eigenfertigungsteilen zwar als Methode zum Risikomanagement genutzt werden kann. Sie stellt aber nur in Ausnahmefällen eine sinnvolle und empfehlenswerte Lösung dar. Sowohl ihre begrenzte Wirkung, als auch die hohen Kosten (primär Lagerhaltungs- und Kapitalbindungskosten) schränken ihren Nutzen deutlich ein.

Reservekapazitäten im Unternehmen: Bei der Nutzung von Reservekapazitäten zur Risikoabsicherung nutzt das Unternehmen die Möglichkeit, auf Prozessschritte zurückzugreifen, die im Unternehmen mehrfach verfügbar sind. So können bei einem nicht verketteten Fertigungsprozess mit mehreren artgleichen oder zumindest funktionsgleichen Maschinen einfach Reservekapazitäten vorgehalten werden. Hierbei werden die vorhandenen Maschinen im Rahmen der Prozessplanung nicht vollständig ausgelastet. Die verbleibenden Kapazitäten dienen dann im Falle eines Schadens als Reservekapazität, um Produktionsvolumen von der betroffenen Produktionseinheit auf andere Produktionseinheiten zu verlagern. Das Risikomanagement nutzt somit in diesem Fall die gleichen Maßnahmen, mit denen im Rahmen der Flexibilitätsplanung Auftragsschwankungen oder auch ein steigender Marktbedarf gedeckt werden.

Mit dieser Methode des Risikomanagements kann das Unternehmen sehr kurzfristig auf Schadensereignisse reagieren. Im Falle einer Werkstattfertigung ohne starre Verkettung zwischen den einzelnen Maschinen ist im besten Falle nur der Produktionsplan anzupassen und gegebenenfalls Personal für zusätzliche Schichten bereitzustellen. Gleichzeitig kann diese Maßnahme für einen langen Zeitraum aufrechterhalten werden. Sie ist nicht wie etwa die Lagerhaltung auf eine kurze Reichweite beschränkt.

Problematisch an dieser Methode sind die hohen Kosten für die Bereitstellung. Jede nicht vollständig ausgelastete Maschine verursacht Kosten durch die entsprechend höheren Maschinenstundensätze für die im Normalfall gefertigten Produkte. Gleichzeitig müssen die gegebenenfalls erforderlichen Investitionen für zusätzliche Ressourcen im Rahmen einer vollständigen Investitionsrechnung berücksichtigt werden. Für diese Maßnahme ist somit mit verhältnismäßig hohen Kosten zu rechnen. Gleichzeitig bestehen nennenswerte Vorteile in der ständigen Verfügbarkeit und der langen möglichen Einsatzdauer im Falle eines eintretenden Schadens.

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Reservekapazitäten durch Kooperationspartner: Die Nutzung von Reservekapazitäten bei Kooperationspartnern ist vergleichbar mit der Nutzung von Lieferanten oder der Vergabe von Aufträgen im Sinne der verlängerten Werkbank. Hierbei werden Produktionskapazitäten anderer Unternehmen genutzt, um den eigenen Produktionsausfall zu kompensieren.

Diese Maßnahme eignet sich jedoch nur für Prozesse oder einzelne Prozessschritte, die auf dem Markt zugekauft werden können und die nicht zum strategischen Know-How Vorsprung des betrachteten Unternehmens gehören. Zu unterscheiden ist des Weiteren zwischen zwei Arten der Nutzung externer Ressourcen:

Nutzung der verfügbaren Marktkapazitäten oder

Nutzung von reservierten Marktkapazitäten.

Bei der erstgenannten Methode werden die benötigten Kapazitäten im Falle des Eintritts eines Schadens auf dem Markt zugekauft. Dabei ist die Zeit für die Geschäftsanbahnung zu berücksichtigen und das zusätzliche Risiko der gegebenenfalls in entscheidenden Moment fehlenden Verfügbarkeit von Kapazitäten am Markt. Der Preis für die benötigten Kapazitäten ergibt sich hierbei durch den aktuellen Stand von Angebot und Nachfrage.

Diese Methode des Risikomanagements ist auf den ersten Blick verhältnismäßig kostengünstig für das vom Schaden betroffenen Unternehmen, da keinerlei Kapital- oder Ressourcenbindung im Unternehmen erfolgt. Durch die genannten Ungewissheiten wie z. B. Verfügbarkeit von Kapazitäten am Markt und die erforderliche Zeit bis die Maßnahme im Schadensfall Wirkung zeigt, ist die Maßnahme nur begrenzt geeignet. Besonders für strategisch wichtige Produkte sollte die Maßnahme nur in Kombination mit anderen Maßnahmen zum Einsatz kommen, welche eine schnelle Reaktion ermöglichen.

Die zweite Methode (reservierte Marktkapazitäten) bietet dem Unternehmen die Möglichkeit die Verfügbarkeit der gewünschten Kapazitäten vertraglich zu vereinbaren. Dabei wird ein Lieferant damit beauftragt, die gewünschten Kapazitäten jederzeit bereitzustellen. Dieses Vorgehen ist vergleichbar mit der oben bereits beschriebenen Bereitstellung von Reservekapazitäten im Unternehmen, nur dass die Reservekapazitäten bei einem Kooperationspartner fix installiert werden. Dieses Verfahren bietet dem Unternehmen im Schadensfall ein hohes Maß an Sicherheit bei schneller Verfügbarkeit der erforderlichen Kapazitäten. Allerdings ist dieses Verfahren für das Unternehmen mit hohen Kosten verbunden, da dem Kooperationspartner vergleichbare Kosten entstehen wie dem sich absichernden Unternehmen bei Nutzung der Methode der internen Reservekapazitäten.

Multi sourcing: Multi sourcing, also die Nutzung unterschiedlicher Lieferanten für ein Produkt kann bei kritischen Zukaufteilen das Risiko des Produktionsausfalls im Unternehmen deutlich reduzieren. Dabei werden die Ausfallrisiken eines Lieferanten

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dadurch reduziert, dass das Risiko auf mehrere Lieferanten verteilt wird. So ist es als unwahrscheinlich anzusehen, dass mehrere Lieferanten gleichzeitig ausfallen und Lieferunterbrechungen zu einem Ausfall der Produktion im betrachteten Unternehmen führen. Sollte das Multi sourcing darauf ausgelegt sein, dass sämtliche Lieferanten die vollständige Belieferung des Unternehmens übernehmen können, würde der Ausfall eines Lieferanten zu keinen nennenswerten Auswirkungen auf das Unternehmen führen. In den meisten Fällen wird aber jeder Lieferant nur einen Teil der in Summe erforderlichen Lieferungen übernehmen können. In diesem Fall kann durch die Maßnahme des Multi sourcing zumindest ein Rückgang in der Produktion nicht verhindert werden.

Leih- / Zeitarbeiter: Ein Risiko in produzierenden Unternehmen besteht im Ausfall von qualifiziertem Personal. Diesem Risiko kann durch den kurzfristigen Zugriff auf Leih- oder Zeitarbeiter begegnet werden. In diesem Fall kann durch den Zugriff auf Ressourcen von entsprechenden Leiharbeitsfirmen der personalbedingte Produktionsausfall kurzfristig aufgefangen werden. Dabei ist zu berücksichtigen, dass sich dieses Vorgehen nur für Tätigkeiten eignet, die mit einem allgemeinen Qualifikationsprofil erfüllt werden können, oder zumindest mit einem Qualifikationsprofil, welches durch die verfügbaren Leiharbeiter erfüllt wird. Sobald für die betreffenden Aufgaben ein komplexeres Qualifikationsprofil erforderlich ist, bietet diese Maßnahme dem betroffenen Unternehmen keine Lösung. In diesem Fall besteht die Möglichkeit der Nutzung eigener qualifizierter Mitarbeiter (siehe die folgende Maßnahme).

Flexibler Mitarbeitereinsatz durch hohe Qualifizierung: Besonders bei Know How intensiven Tätigkeiten kann die Schulung von Mitarbeitern die flexibel eingesetzt werden können das Risiko einer Produktionsunterbrechung reduzieren. Dabei besteht für das Unternehmen der Vorteil in der Tatsache, dass Mitarbeiter für alle wichtigen Tätigkeiten anforderungsbezogen qualifiziert werden können. Weiterhin stehen diese qualifizierten Mitarbeiter im Falle eines Mitarbeiterausfalls unmittelbar zur Verfügung. Diese Maßnahme kann vom Unternehmen schnell ergriffen werden, solange die qualifizierten Mitarbeiter zur Verfügung stehen. Weiterhin gibt es keine zeitliche Beschränkung für diese Maßnahme sowie keine weiteren Zusatzkosten. Allerdings ist zu berücksichtigen, dass durch diese Maßnahme Personal an anderen Stellen des Unternehmens abgezogen wird. Hierdurch kommt es im betroffenen Unternehmen zu entsprechenden Kapazitätsausfällen an den Prozessschritten an denen qualifiziertes Personal abgezogen wurde.

Diese Maßnahme ist entsprechend um eine Maßnahme wie beispielsweise den Einsatz von Leih- oder Zeitarbeitern zu ergänzen. Dabei ließen sich insbesondere einfachere Tätigkeiten auf Leiharbeiter übertragen, während die anspruchsvollen, qualifikationsintensiven Tätigkeiten von Mitarbeitern des betroffenen Unternehmens übernommen werden.

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Wartung und Instandhaltung: Bei allen bisher genannten Maßnahmen zum Risikomanagement handelt es sich um reaktive Maßnahmen. Diese Maßnahmen kommen also erst zum Einsatz, wenn ein Schaden eingetreten ist. Ihr Ziel ist es dabei jeweils den entstehenden Schaden so niedrig wie möglich zu halten. Bei der Wartung und damit verbundenen Instandhaltung insbesondere der Ressourcen des Produktionssystems handelt es sich hingegen um eine präventive Maßnahme zum Risikomanagement. Dabei wird das Ziel verfolgt, mögliche Schwachstellen und somit auch potenzielle Schäden frühzeitig zu identifizieren und die so gefundenen Probleme zu beheben, bevor es zu einem Schaden kommt.

Im Gegensatz zu den bisher genannten Maßnahmen verursacht die Wartung und Instandhaltung neben Kosten für die Durchführung in der Regel auch Kosten durch einen zumindest kurzfristigen Produktionsausfall. So sind in der Regel Maschinen und Anlagen an denen Wartungsarbeiten durchgeführt werden für den Zeitraum dieser Arbeiten außer Betrieb zu nehmen. Bei Produktionssystemen die nicht im Dauerbetrieb laufen, können diese Arbeiten auf die existierenden Freischichten gelegt werden, wodurch ein Einfluss auf das Produktionssystem im laufenden Betrieb ausbleibt. In diesem Fall entstehen, wie auch bei den reaktiven Maßnahmen, nur Kosten für die Durchführung der Maßnahme. Diese sind bei der Bewertung der Maßnahme entsprechend zu berücksichtigen.

Sobald ein Produktionssystem in einem kontinuierlichen Betrieb läuft, sind neben den oben bereits erwähnten Kosten auch die durch die Produktionsunterbrechung entstehenden Kosten zu berücksichtigen. Dabei dürfte es sich in den meisten Fällen um das durch die Produktionsunterbrechung entgangene Produktionsvolumen handeln. Dieser Ausfall lässt sich in Einzelfällen durch die Nutzung von Pufferbeständen zwischen Produktionsschritten oder eine entsprechende Vorproduktion zumindest reduzieren. Welche dieser Maßnahmen aber in einem Produktionssystem genutzt werden kann und in welchem Umfang dies einen Einfluss auf den Produktionsprozess hat ist einzellfallspezifisch zu prüfen.

Betriebsunterbrechungsversicherung: Alle bisher genannten Maßnahmen zum Risikomanagement umfassen produktionstechnische oder personelle Lösungen im Falle einer Produktionsunterbrechung. Neben diesen hier bisher genannten Maßnahmen steht produzierenden Unternehmen aber auch noch eine finanzwirtschaftliche Methode des Risikomanagements zur Verfügung. Dabei handelt es sich um die so genannte Betriebsunterbrechungsversicherung. Die Betriebsunterbrechungsversicherung deckt dabei den Schaden ab, der Unternehmen aus der vorübergehenden nicht Nutzbarkeit von Produktionsressourcen entsteht. Dabei ist der Zeitraum zwischen der Zerstörung der bisherigen Ressourcen, bis zur Wiederbeschaffung oder Wiederherstellung der neuen Ressourcen von der Betriebsunterbrechungsversicherung abgedeckt. Der von der Betriebsunterbrechungsversicherung abgedeckte Schaden ist also zeitraumbezogen und

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wird wesentlich durch den Zeitbedarf für die Wiederherstellung oder -beschaffung der ursprünglichen Produktionsressourcen bestimmt. Die Anbieter (Versicherungen) der Betriebsunterbrechungsversicherung ersetzen dem betroffenen Unternehmen die unplanmäßigen Ausfälle von Leistungen bzw. Ausfälle der entsprechenden Umsatzerlöse. Aus diesem Grund wird die Betriebsunterbrechungsversicherung oft auch als „Einnahmen- oder Ertragsversicherung“ bezeichnet.228, 229 Der Vollständigkeit halber ist noch zu erwähnen, dass im Rahmen dieser Arbeit in erster Linie die Maschinen-Betriebsunterbrechungsversicherung betrachtet wird. Die in die gleiche Kategorie fallende Feuer-Betriebsunterbrechungsversicherung wird an dieser Stelle nicht betrachtet230. Sie fällt aus Sicht dieser Arbeit unter die gesondert zu betrachtenden Unternehmensrisiken.

Aus der Definition der Betriebsunterbrechungsversicherung nach FARNY wird deutlich, dass diese Maßnahme zum Risikomanagement geeignet ist, um die Schäden eines Ausfalls von Produktionsressourcen im eigenen Unternehmen zu reduzieren. Allerdings bietet die Betriebsunterbrechungsversicherung keinen Schutz vor Personalausfällen oder dem Ausfall eines Lieferanten. Sie sollte also, wie alle zuvor bereits genannten Maßnahmen zum Risikomanagement für produzierende Unternehmen nur in Kombination mit anderen Maßnahmen zum Einsatz kommen. Sollte die Betriebsunterbrechungsversicherung als einzige Maßnahmen zum Risikomanagement genutzt werden, ist ein umfassender Schutz / Absicherung nicht gewährleistet.

Einen zusammenfassenden Überblick über die unterschiedlichen Bewertungskriterien für die genannten Maßnahmen zum Risikomanagement gibt Abbildung 37.

228 [Farn80], hier S. 407 229 Für weitere Informationen zur Betriebsunterbrechungsversicherung vergleiche auch: [Blan69]; [Fußh67]; [Hax65]; [Hax72a], hier S. 301-306;[Hax72b] hier S. 365-369; [Hemm77]; [Hono70], [Gaml92] 230 Vergleiche hierzu auch: [Rogl02], hier S. 195; [Krug88], hier S. 187 und [Rame88], hier S. 849

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Management betrieblicher Risiken bei produzierenden Unternehmen 95

Einsatzgeschwin-digkeit Einsatzdauer

Schadenmin-derungspotenzial

Zukaufteile niedrig kurz niedrigEigenfertigungsteile im Lager niedrig kurz niedrig

Eigenfertigungsteile im Prozess (WIP) niedrig kurz sehr niedrig

Hilfsstoffe niedrig kurz niedrigReservekapazitäten im Unternehmen niedrig mittel - lang mittel - hoch

Reservekapazitäten durch Kooperationspartner hoch mittel - lang hoch

Multi sourcing mittel mittel - lang hochLeih- / Zeitarbeiter mittel mittel hoch

Flexibler Mitarbeitereinsatz durch hohe Qualifizierung niedrig lang mittel - hoch

Wartung und Instandhaltung kurz (1) --- (2) hoch

Betriebsunterbrechungs-versicherung (BUV) niedrig mittel hoch

(1) hier bezieht sich die Einsatzdauer auf die Unterbrechung des Produktionsprozesses zur Durchführung der Maßnahme(2) nicht relevant, da präventive Maßnahme

Bewertungskriterien für Maßnahmen zum RisikomanagementM

aßna

hmen

zum

Ris

ikom

anag

emen

t

Lage

rhal

tung

Abbildung 37: Bewertungskriterien für Maßnahmen zum Risikomanagement

4.2 Bewertung von Maßnahmen zum Risikomanagement

Die beschriebenen Maßnahmen ermöglichen alle eine Begrenzung des Schadens durch Produktionsrisiken. Wie aber bereits dargestellt wurde, sind die Auswirkungen der Maßnahmen auf das Unternehmen unterschiedlich. Um also eine zuverlässige Aussage über den Nutzen einer Maßnahme für das betroffenen Unternehmen und das betrachtete Produktionsrisiko treffen zu können, müssen die Maßnahmen einzeln bewertet werden. Für diese Bewertung bieten sich die oben bereits genannten Kriterien:

Einsatzgeschwindigkeit,

Einsatzdauer und

Schadenminderungspotenzial an.

Diese Kriterien sowie die Methode zur Bewertung der im Vorfeld dargestellten Maßnahmen werden im Folgenden genauer beschrieben. Dabei erfolgt zunächst eine Beschreibung der erforderlichen Kennzahlen und anschließend die Beschreibung der Bewertungsmethode.

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Management betrieblicher Risiken bei produzierenden Unternehmen 96

Gew

inn/

Pr

oduk

tions

volu

men

Gewinn vor dem Ereignis

Gewinn nach dem Ereignis

Zeitts

tedteg

Se

Sv

Sm

pZeitlich begrenzte BUV Kooperation / Zukauf

Interne Reservekapazitäten

Legende:

Schadensfall, eintretendes Risiko

Umsatz / Produktionsvolumen vor und nach dem Schadensfall

BUV = Betriebsunterbrechungsversicherung

ts = Schadensdauer

teg = Einsatzgeschwindigkeit

ted = Einsatzdauer

Se = eingetretene Schadenshöhe

Smp = Schadenminderungspotenzial

Sv = verbleibender Schaden

G = erwarteter Gewinn

G‘ = verbleibender Gewinn im Schadensfall

G‘‘ = realer Gewinn im Schadensfall

Legende:

Schadensfall, eintretendes Risiko

Umsatz / Produktionsvolumen vor und nach dem Schadensfall

BUV = Betriebsunterbrechungsversicherung

ts = Schadensdauer

teg = Einsatzgeschwindigkeit

ted = Einsatzdauer

Se = eingetretene Schadenshöhe

Smp = Schadenminderungspotenzial

Sv = verbleibender Schaden

G = erwarteter Gewinn

G‘ = verbleibender Gewinn im Schadensfall

G‘‘ = realer Gewinn im Schadensfall

G

G‘

G‘‘

Abbildung 38: Auswirkungen von Maßnahmen zum Risikomanagement auf die Entwicklung von Gewinn oder Produktionsvolumen im Schadensfall - Beispiel -

ts = Schadensdauer: Dabei handelt es sich um die Zeit zwischen dem Eintritt des Schadens und dessen vollständiger Behebung. Innerhalb dieser Zeitspanne kann es zu den im Beispiel dargestellten sprungfixen Zustandsänderungen des Systems kommen, wenn der Schaden beispielsweise ein Maschinenausfall ist, der nach einer gewissen Zeit behoben werden kann. Sollte hingegen der Schaden der Ausfall einer komplexeren Anlage sein, die einen erneuten langsamen Hochlauf erfordert, so gestaltet sich der Umsatzverlauf entsprechend kontinuierlich.

teg = Einsatzgeschwindigkeit: Die Einsatzgeschwindigkeit bezeichnet den Zeitverlust zwischen dem Eintritt des Schadens und dem Zeitpunkt zu dem die getroffenen Maßnahmen greifen. Bei Maßnahmen wie beispielsweise der Lagerhaltung von Zwischenprodukten ist dieser Zeitraum entsprechend geringer als bei der Verlagerung von Produktionsumfängen zu Lieferanten. Dementsprechend ist hier bereits eine erste

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Management betrieblicher Risiken bei produzierenden Unternehmen 97

Unterteilung der möglichen Maßnahmen des Risikomanagements möglich. So können Maßnahmen mit einer kurzen Einsatzgeschwindigkeit auch bei kleineren Schäden genutzt werden, bei denen die gesamte Schadensdauer kurz ist. Maßnahmen mit einer langen Einsatzgeschwindigkeit hingegen eignen sich in aller Regel nur bei großen Schäden, die eine entsprechend längere Schadensdauer zur Folge haben.

ted = Einsatzdauer: Die Einsatzdauer ist die Zeit, für die eine Maßnahme maximal genutzt werden kann. Im Falle der oben bereits erwähnten Maßnahme „Lagerhaltung„ ist die Einsatzdauer die Reichweite des Lagers. In gleicher Weise wie die Einsatzgeschwindigkeit ermöglicht auch die Einsatzdauer eine Zuordnung von Maßnahmen zu möglichen Schäden. So ist eine Maßnahme mit einer kurzen Einsatzdauer nicht als einzige Maßnahme geeignet, wenn es sich um einen Schaden mit einer langen Schadensdauer handelt. Hier kommt es auf die sinnvolle Kombination der Maßnahem an. So lassen sich Maßnahmen mit einer kurzen Einsatzgeschwindigkeit und kurzen Einsatzdauer nutzen, um unmittelbar nach einem Schadensfall die Produktion aufrecht zu halten, bevor längerfristige Maßnahmen mit einer längeren Einsatzgeschwindigkeit und langen Einsatzdauer greifen.

Se = eingetretene Schadenshöhe: Die eingetretene Schadenshöhe beschreibt das Ausmaß des eingetretenen Schadens. In welcher Einheit die Eingetretenen Schadenshöhe gemessen wird, hängt ausschließlich von dem betrachteten System und den verfügbaren Kennzahlen ab. In einer ersten Betrachtung wird in fast jedem produzierenden System die produzierte Stückzahl, also das Produktionsvolumen, als Kennzahl dienen können. Im zweiten Schritt kann dann gegebenenfalls eine Verbindung zwischen dem durch den Schaden fehlenden Produktionsvolumen und dem Umsatz oder Gewinn des Unternehmens getroffen werden. Diese Kopplung im zweiten Schritt ist von Bedeutung, um eine monetäre Aussage über den eingetretenen Schaden treffen zu können. Mit Hilfe dieser monetären Größe können die Kosten für Maßnahmen des Risikomanagements in ein Verhältnis zu dem entstehenden Schaden gesetzt werden.

Smp = Schadenminderungspotenzial: Das Schadenminderungspotenzial beschreibt den Einfluss der möglichen Maßnahmen auf den Schaden. Dies ist beispielsweise das Produktionsvolumen welches durch Reservekapazitäten oder Kooperationsvereinbarungen mit Lieferanten abgedeckt werden kann.

Sv = verbleibender Schaden: Der verbleibende Schaden ist der Schaden, der durch keine Maßnahmen des Risikomanagements abgedeckt wird. Dieser Schaden verbleibt bei dem Unternehmer und muss durch diesen bewältigt werden. Im Rahmen des ganzheitlichen Risikomanagements im Unternehmen sind hier entsprechende finanzielle Rücklagen zu bilden oder die Belastung des laufenden Geschäfts bewusst in Kauf zu nehmen.

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Management betrieblicher Risiken bei produzierenden Unternehmen 98

Wie in Abbildung 38 dargestellt, besteht die erreichbare Reduktion eines eingetretenen Schadens nicht aus einer einzelnen Maßnahme. Besonders bei größeren Schäden kommt es auf die Kombination unterschiedlicher Maßnahmen an, um eine möglichst vollständige Deckung des Schadens zu erreichen. Die insgesamt erreichbare Schadensminderung ergibt sich aus der Summe aller zu ergreifenden Maßnahmen. Dabei ist für jede Maßnahme einzeln der maximale Nutzungszeitraum zu berücksichtigen.

Die dargestellten Zusammenhänge lassen sich mathematisch wie folgt erfassen:

Der Umsatz eines Unternehmens stellt immer eine Funktion über die Zeit dar.

(t)fUmsatz U≅ oder auch darstellbar als ( )∫=t

0x dxUUmsatz

Der Umsatz selbst ist definiert als die produzierte Menge multipliziert mit dem Preis. Daraus ergibt sich, dass der Umsatz steigt, sobald der Preis ansteigt. Die produzierte Menge muss sich dabei nicht zwingend ändern. In dem hier vorliegenden Betrachtungsfall bedeutet dieser Zusammenhang, dass sich der Umsatz auch erhöht, wenn durch Maßnahmen zum Risikomanagement der Preis steigt.

Aus diesem Grund erscheint der Umsatz bei näherer Betrachtung nicht als geeignet, um für die Bewertung sowohl der Risiken als auch möglicher Maßnahmen genutzt zu werden Er kann nur als Bewertungsgröße herangezogen werden, wenn konstante, innerbetriebliche Faktoren betrachtet werden die keiner risikobedingten Beeinflussung unterliegen. In diesem Fall kann auch das Produktionsvolumen zur Bewertung genutzt werden.

Für alle anderen Fälle soll im Folgenden der Gewinn als maßgebliche Kennzahl dienen. Der Gewinn ist definiert als:

fixvariabel Kosten - Kosten-sUmsatzerlö Gewinn =

PreissvolumenProduktionsUmsatzerlö ×=

Wie der Umsatz ist auch der Gewinn eine Funktion über die Zeit. Dabei gilt für den Gewinn in Annäherung:

tGGewinn ×=

Diese Annäherung gilt in gleicher Weise für alle betrachteten Verläufe. Sowohl der Verlauf des Gewinns als auch der Verlauf des Schadens sowie die Maßnahmen zum Risikomanagement können nur näherungsweise als linear betrachtet werden. Bei einer exakten Betrachtung ist zu berücksichtigen, dass alle genannten Verläufe Funktionen über die Zeit sind.

Da diese realen Verläufe aber in keiner Weise im Vorfeld abgebildet werden können, werden sie im Folgenden näherungsweise als linear betrachtet. Diese lineare Betrachtung

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Management betrieblicher Risiken bei produzierenden Unternehmen 99

ergibt auch in der praktischen Anwendung zuverlässige und ausreichend genaue Ergebnisse.

SS tG'tGSchaden ×−×=

Se

S

tSt)G'(GSchaden

×=×−=

∑=

×=n

1iedmp )t(SMaßnahmenderPotenzial

ii

∑=

×−×=n

1iedmpsev )t(StS)(SSchadenderVerbleiben

ii

Vs

n

1iedmpses

StG

)t(StStG)'(G'GewinnRealerii

−×=

×−×−×= ∑=

Für alle Maßnahmen die zum Risikomanagement ergriffen werden, sind wie bereits dargestellt die entstehenden Kosten zu bestimmen. Diese Kosten werden im Folgenden als Risikomanagementkosten (KRm) bezeichnet. Dabei wird in jedem Fall das Ziel verfolgt, dass die Risikomanagementkosten deutlich unterhalb der Potenziale der jeweiligen Maßnahme zum Risikomanagement liegen. Das bedeutet, der durch die Maßnahme erzielbare Gewinn muss größer sein als der Aufwand zur Durchführung der Maßnahme.

edmpRm tSK ×<< mit dem gleichzeitigen Ziel: eged tt >>

In den obigen Formeln wurde zunächst nur die Entwicklung von Gewinn, Schaden und Maßnahmen des Risikomanagements betrachtet. Die Risikomanagementkosten haben bisher noch keinen weiteren Eingang in die Betrachtung gefunden. Um aber die Wirksamkeit der Maßnahmen und auch die Auswirkungen auf den Unternehmenserfolg bewerten zu können, ist diese Betrachtung unbedingt erforderlich. Daher werden im Folgenden die wichtigsten oben genannten Formeln noch einmal unter Berücksichtigung der Risikomanagementkosten aufgestellt.

Rmegmp KtSMaßnahmenderEinsatzzumbisVerlust +×=

Rm

n

1iedmpsev K)t(StS)(SSchadenderVerbleiben

ii+×−×= ∑

=

Rm

n

1iedmpses K)t(StStG)'(G'GewinnRealer

ii+×−×−×= ∑

=

Die hier dargestellte Bewertungsmethode basiert auf der Verwendung des Gewinns des Unternehmens als Bezugsgröße für den erwarteten beziehungsweise eintretenden Schaden. Als Alternative zu dieser Bewertung bietet sich die Nutzung von speziellen

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Management betrieblicher Risiken bei produzierenden Unternehmen 100

Unternehmenskennzahlen an. Besonders gut geeignet ist die Kennzahl „Gesamtanlageneffektivität“ (OEE: Overall Equipment Effectiveness). Die OEE eines Produktionssystems ergibt sich dabei aus der Multiplikation des Gesamtnutzungsgrads (GNG), des Leistungsgrads (LG) und des Qualitätsgrads (QG)231 232 233.

B

Lauf

TTGNG= mit: TLauf = Planlaufzeit; TB = Planbelegungszeit

Lauf

gefertigtgeplant

Tnt

LG×

= mit: tgeplant = geplante Taktzeit; ngefertigt = Anzahl der gefertigten Teile

gefertigt

gefertigt

nAANAn

QG−−

= mit: NA = Nacharbeit; AA = Ausschuss

Daraus ergibt sich der OEE zu:

⎟⎟⎠

⎞⎜⎜⎝

⎛ −−×⎟⎟⎠

⎞⎜⎜⎝

⎛ ××⎟⎟⎠

⎞⎜⎜⎝

⎛=

gefertigt

gefertigt

Lauf

gefertigtgeplant

B

Lauf

nAANAn

Tnt

TTOEE

An dieser Stelle erhält man zunächst nur eine Aussage über die Effektivität des betrachteten Produktionssystems. Um eine Risikobewertung durchführen zu können, ist diese Kennzahl zunächst speziell für den Bereich des Produktionssystems zu ermitteln, der von dem identifizierten Risiko beeinflusst wird. Weiterhin sind für diesen Bereich die zu erwartende Ausfalldauer des Systems (taus), die daraus resultierende Menge nicht produzierter Teile (nAusfall) und die Eintrittswahrscheinlichkeit des Risikos (ERisk) zu bestimmen (siehe auch Abbildung 39).

231 [Radh95], hier S. 35 232 [Naka88], hier S. 25 233 [Naka95], hier S. 43

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Management betrieblicher Risiken bei produzierenden Unternehmen 101

Zeit

OEE

allgemeine Betriebsstörungen

taus

unterschiedliche Entwicklung der OEE bei Produktionsanlauf nach einem Schaden (abhängig von

Schwere des Schadens)

durchschnittliche OEE gemittelt über

die Zeit

geplante OEE gemittelt über die Zeit

Potenzial

Legende:

Schadensfall, eintretendes Risiko

OEE vor und nach dem Schadensfall

OEE gemittelt über die Zeit

geplante bzw. ohne Risiko erreichbare OEE

Abbildung 39: Entwicklung der OEE im Schadensfall

Somit ergibt sich die risikoabhängige Gesamtanlageneffektivität (OEERisk) zu:

( )×⎟⎟⎠

⎞⎜⎜⎝

⎛ ×−=

B

RiskausLaufRisk T

EtTOEE( )( )

( ) ×⎟⎟⎠

⎞⎜⎜⎝

⎛×−

×−×

RiskausLauf

RiskAusfallgefertigtgeplant

EtTEnnt

( )( )( )( ) ⎟

⎟⎠

⎞⎜⎜⎝

×−

−−×−

RiskAusfallgefertigt

RiskAusfallgefertigt

EnnAANAEnn

Durch das Ergreifen von Maßnahmen zum Risikomanagement verändern sich die Werte taus, nAusfall und ERisk wodurch eine Bewertung der Maßnahmen möglich wird. Dabei ist, wie auch im ersten Verfahren gezeigt, zu berücksichtigen, dass:

Risk_m.M.Risk_v.M.Maßn. KKK −≤ mit: KMaßn. = Kosten für Maßnahmen; KRisk_v.M. = Kosten Risiko

vor Maßnahme und KRisk_m.M = Kosten Risiko mit Maßnahme

und

RiskRisk_m.M.Risk_v.M.Maßn. S)K(KK ×−≤ mit: SRisk = Sicherheitsfaktor

Um abschließend die Formeln für „Kosten für Maßnahmen“ und „Kosten für Maßnahmen mit Sicherheitsfaktor“ nutzen zu können, ist noch eine Umrechnung der OEE in Kosten erforderlich. Dies kann über die geplanten bzw. real produzierten Stückzahlen und die damit erzielbaren Einnahmen oder auch den erzielbaren Deckungsbeitrag erfolgen.

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Management betrieblicher Risiken bei produzierenden Unternehmen 102

Die hier dargestellte Bewertung ermöglicht eine Untersuchung des sich aus der Nutzung einer Maßnahme zum Risikomanagement ergebenden Vorteils für ein Unternehmen. Gleichzeitig werden die verbleibenden Schäden berücksichtigt. Wie bereits in den Kapiteln 2.4.1 und 2.4.2 gezeigt wurde, ist bei der Bewertung darauf zu achten, dass die zu Grunde liegenden Daten ausreichend belastbar sind, um zu sicheren und nachvollziehbaren Ergebnissen zu gelangen.

Sowohl die dargestellten Maßnahmen zum Risikomanagement als auch die Methode zur Bewertung sind in den Gesamtkontext eines Risikomanagementsystems zu stellen. Diese Einbindung in ein solches System verhindert die isolierte Betrachtung von Teilaspekten und damit die Gefahr Risiken auszublenden oder unzureichend zu betrachten. Ein solches System, abgestimmt auf die Ansprüche die aus den Produktionsrisiken produzierender Unternehmen resultieren wird im Folgenden vorgestellt.

4.3 Veränderungen in der Produktionskapazität durch Risiken und Maßnahmen zum Risikomanagement

Der Grundgedanke zur Berechnung der Auswirkungen von Maßnahmen zum Risikomanagement auf die Produktivität des betrachteten Produktionssystems wurde im vorhergehenden Kapitel dargestellt (vergleiche dazu Abbildung 38). Die dort gewählte Betrachtungsweise entspricht dem Gedanken der Kapazitätshüllkurven nach BREITHAUPT.

Die Kapazitätshüllkurven nach BREITHAUPT stellen dar, mit welcher Reaktionszeit zusätzliche Kapazität an einem Arbeitsplatz bereitgestellt oder abgebaut werden kann. Darüber hinaus ist aus den Kapazitätshüllkurven der Zeitraum ersichtlich in dem die kapazitätsverändernde Maßnahme aufrechterhalten werden kann234. Der untere Teil der Hüllkurve in Abbildung 40 stellt den Kapazitätsbetrag und die zugehörige Reaktionszeit bei einem möglichen Kapazitätsabbau dar235.

234 [Wind01], hier S. 106 235 [Wind01], hier S. 106

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Management betrieblicher Risiken bei produzierenden Unternehmen 103

Legende:

∆ KAP: zusätzlicher / verminderter Kapazitätsbetrag [Std./BKT]

BKT : Betriebskalendertag

TR : Reaktionszeit [BKT]

Kap

azitä

tsve

ränd

erun

gen

[Std

./BKT

]

-1

-2

-3

-4

-5

1

2

3

4

5

6

7

8

0

TR

∆K

AP

Kapazitätshüllkurve

Kapazitätsfläche zusätzlicher Kapazität [Std.]

Kapazitätsfläche verminderter Kapazität [Std.]

Reaktionszeit [BKT]5 10 15

Legende:

∆ KAP: zusätzlicher / verminderter Kapazitätsbetrag [Std./BKT]

BKT : Betriebskalendertag

TR : Reaktionszeit [BKT]

Kap

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2

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TR

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Kapazitätshüllkurve

Kapazitätsfläche zusätzlicher Kapazität [Std.]

Kapazitätsfläche verminderter Kapazität [Std.]

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Kap

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gen

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Kap

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-2

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1

2

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4

5

6

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8

0

TR

∆K

AP

Kapazitätshüllkurve

Kapazitätsfläche zusätzlicher Kapazität [Std.]

Kapazitätsfläche verminderter Kapazität [Std.]

Reaktionszeit [BKT]5 10 15 Reaktionszeit [BKT]5 10 155 10 15

Abbildung 40: Kapazitätshüllkurven nach BREITHAUPT236

Übertragen auf die Bewertung von Risiken müssen die Kapazitätshüllkurven darstellen, welche Kapazitäten im Falle eines eintretenden Schadens (zeitweilig) verloren gehen. Bezogen auf die Maßnahmen zum Risikomanagement ist in gleicher Weise zur originalen Nutzung der Kapazitätshüllkurven vorzugehen.

Wie in der Arbeit von WINDT zu den Kapazitätshüllkurven ausgeführt ist, ist für jede Ressource (hier jede Maßnahme und jedes Risiko) eine Kapazitätshüllkurven zu erstellen. Diese spezifischen Kapazitätshüllkurven dienen dazu, die Maßnahmen bewerten zu können und auch Risiken und passende Maßnahmen miteinander in Einklang zu bringen.

Im Folgenden werden die Kapazitätshüllkurven für die bereits im Vorfeld beschriebenen Risiken und Maßnahmen zum Risikomanagement dargestellt. Dabei werden die Risiken und die zugehörigen Maßnahmen in drei Gruppen zusammengefasst:

Ressourcenausfall

236 [Brei98]

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Management betrieblicher Risiken bei produzierenden Unternehmen 104

Materialausfall durch Lager- oder Lieferantenausfall

Maschinenverschleiß und Instandhaltung

Der Ressourcenausfall kann in drei Arten unterteilt werden, die sich durch unterschiedliche Kapazitätshüllkurven beschreiben lassen (siehe Abbildung 41).

Beim teilweisen Ausfall einer Ressource handelt es sich entweder um einen Schaden, der dazu führt, dass eine Ressource nur noch mit einem Teil ihrer ursprünglich geplanten Kapazität genutzt werden kann. Oder aber, es handelt sich um den Ausfall einer von mehreren alternativ nutzbaren Ressourcen. Im zweiten Fall fällt die betroffene Ressource zwar zunächst vollständig aus, die Produktion kann aber zumindest teilweise durch alternativ nutzbaren Ressourcen (oder externer Lieferant mit sofort verfügbarer Kapazität) aufrechterhalten werden. Die Produktivität des Systems wird beeinträchtigt, fällt aber nicht auf Null. Gleichzeitig ist in den hier genannten Fällen keine Reaktionszeit erforderlich, um die Veränderungen zu aktivieren.

Sollte eine Ressource ausfallen, für die es innerhalb des betrachteten Produktionssystems keine alternativen Ressourcen gibt und für die auch keine sonstigen Maßnahmen ergriffen wurden, kommt es zu dem im Diagramm „Ausfall einer Ressource“ dargestellten Verlauf der Kapazitätshüllkurve. In diesem Diagramm wird deutlich, dass bei einem solchen Ausfall das betrachtete Produktionssystem zum erliegen kommt. Daher sind in diesem Fall unbedingt entsprechende Maßnahmen zum Risikomanagement zu ergreifen.

Ähnlich dem teilweisen Ausfall verläuft auch der stufenweise Ausfall einer Ressource. Hier kann der Ausfall innerhalb der Produktionssystems zumindest zeitweise und eventuell nur mit eingeschränkter Produktivität aufgefangen werden. Ein solches zeitweiliges Kompensieren eines Maschinenausfalls kann beispielsweise durch Materialpuffer zwischen den einzelnen Prozessschritten erfolgen. Im Rahmen des Risikomanagements entspricht die Zeitspanne, in der der Prozess aufrechterhalten werden kann der verfügbaren Reaktionszeit zum Ergreifen und Aktivieren von Maßnahmen.

Jeder Ersatz einer ausgefallenen Ressourcen führt zum erneuten Anstieg der Kapazitätshüllkurve. Wie bereits in Abbildung 38 dargestellt, hängt es dabei von der Art der ergriffenen Maßnahme ab, in welchem Umfang die Produktivität des betrachteten Systems wieder hergestellt werden kann. Auch die Dauer der Ausfallzeit des Produktionssystems, die in diesem Fall gleichbedeutend mit der erforderlichen Reaktionszeit ist, hängt spezifisch von der zu ergreifenden Maßnahme ab. Aus diesem Grund ist bereits in der Planung für jede in Frage kommende Maßnahme genau zu bestimmen, unter welchen Bedingungen sie wie eingesetzt werden kann. Gleichzeitig ist dabei auch zu betrachten, welche Auswirkungen die jeweilige Maßnahme auf das betrachtete System hat und in welchem Umfang sie Ausfälle kompensieren kann.

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ikosteilweiser Ausfall einer Ressource Ausfall einer Ressource

stufenweiser Ausfall einer Ressource Ersatz einer ausgefallenen Ressource

Reaktions-zeit

Kapazitätshüllkurve Kapazitätsfläche verfügbarer Kapazität

Abbildung 41: Kapazitätshüllkurven für den Ressourcenausfall

Die Kapazitätshüllkurve für den Materialausfall beschreibt im Grundsatz jede Art des Materialausfalls in der Produktion (siehe Abbildung 42). Dabei ist es egal, ob Material aus einem Lager nicht bereitgestellt wird, oder Lieferungen von Lieferanten ausbleiben. In jedem Fall fällt die Produktivität einer verketteten Anlage auf null, sobald kein Material verfügbar ist. Dabei ergibt sich unter Umständen eine Zeitverzögerung zwischen dem Eintritt des Schadens und dem Ausfall der Produktion. So kann Material, das über ein zentrales Lager oder Puffer in der Produktion verfügbar ist, im Falle eines eintretenden Risikos sofort, aber nur für einen begrenzten Zeitraum (Lagerreichweite) weiterhin genutzt werden. Im dem Fall, dass das Lager unmittelbar durch das Risiko betroffen ist, sinkt die Materialverfügbarkeit unmittelbar auf Null.

Gleichbedeutend mit dem Materialausfall ist auch die Verfügbarkeit von fehlerhaftem Material. In diesem Fall liegt das Material zwar physisch vor, kann aber auf Grund seiner Qualität nicht genutzt werden. Daher steht es für die Produktion faktisch nicht zur Verfügung.

Eine Möglichkeit Materialausfälle zu kompensieren besteht darin, alternative Lieferanten zu nutzen. Eine solche Maßnahme führt zu der Zweiten in Abbildung 42 dargestellten Kapazitätshüllkurve. Bei dieser Maßnahme ist zu berücksichtigen, dass kurzfristig

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Management betrieblicher Risiken bei produzierenden Unternehmen 106

aktivierte Lieferanten nicht zwingend die gesamte erforderliche Kapazität aufbringen können. Weiterhin ist eine gewisse Reaktionszeit zu berücksichtigen, so wie eventuell eine maximale Verfügbarkeitsdauer.

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Ersatzkapazität durch Lieferanten

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Materialausfall

Abbildung 42: Kapazitätshüllkurven für die Materialverfügbarkeit

Das Thema Maschinenverschleiß237 ist im Rahmen dieser Arbeit von untergeordneter Bedeutung. Dennoch soll es an dieser Stelle der Vollständigkeit halber erwähnt werden. Im Gegensatz zu allen bisher genannten möglichen Verläufen der Kapazitätshüllkurven ist der Verlauf für den Verschleiß nicht sprungfix sondern weißt zunächst eine kontinuierliche Reduktion der Produktivität auf, bevor es zum Ausfall der Ressource kommt. Als Beispiele für den Verlauf kann die Produktivitätsreduktion durch abgenutzte Schneidwerkzeuge oder abgenutzte Maschinenkomponenten genannt werden. Besonders wenn Maschinen die wichtigsten Produktionsressourcen darstellen, ist der kontinuierliche Verschleiß, der zu einem beliebigen Zeitpunkt zum Ausfall führt, bei der Risikobetrachtung zu berücksichtigen.

Der im Diagramm für den Maschinenverschleiß dargestellte Totalausfall kann durch frühzeitige Instandhaltung der betreffenden Ressourcen vermieden werden. Durch die Instandhaltung wird die Produktivität der betrachteten Ressource in die Nähe des Ausgangszustands zurück gebracht. Produktivitätseinbußen während der Instandhaltung (z. B. durch kurzfristig unterbrochene Verfügbarkeit) werden an dieser Stelle als vernachlässigbar angesehen. Sie finden daher in der Darstellung keine Betrachtung.

237 Definition von „Verschleiß“ nach DIN 50320: Verschleiß ist der fortschreitende Materialverlust aus der Oberfläche eines festen Körpers (Grundkörper), hervorgerufen durch mechanische Ursachen, d.h. Kontakt- und Relativbewegung eines festen, flüssigen oder gasförmigen Gegenkörpers. [DIN50320]

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ikos Maschinenverschleiß

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vorbeugende Instandhaltung

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Abbildung 43: Kapazitätshüllkurven für Verschleiß und Instandhaltung

Die dargestellten Kapazitätshüllkurven stellen nur einen Ausschnitt aus allen möglichen Risiken und Maßnahmen dar. Auf Grund der Vielfalt der unternehmensspezifischen, individuellen Situationen kann an dieser Stelle keine vollständige Darstellung erfolgen. Dennoch werden alle relevanten Bereiche abgedeckt.

In der praktischen Nutzung im Unternehmen sind die jeweiligen Kapazitätshüllkurven entsprechend der spezifischen Situation für jede betrachtete Ressource zu erstellen. Diese Informationen fließen dann sowohl in die Risikobewertung ein, als auch in die Auswahl möglicher Maßnahmen zum Risikomanagement.

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System zum Management betrieblicher Risiken bei produzierenden Unternehmen 108

5 System zum Management betrieblicher Risiken bei produzierenden Unternehmen In Anlehnung an die klassische FMEA verfolgt auch die Systematik zum Risikomanagement die vollständige Betrachtung des Systems beziehungsweise des zu analysierenden Prozesses. Dabei sollen nach Möglichkeit alle erdenklichen Risiken aufgespürt und in die Betrachtung integriert werden. Die hierzu in Detail erforderlichen Bausteine sind in den vorherigen Kapiteln bereits hergeleitet und beschrieben worden. An dieser Stelle erfolgt nun die Zusammenfassung zu einem ganzheitlichen System. Dazu werden hier auch noch einmal die Grundlagen der Modellbildung und der Themenbereich der Prozessmodellierung diskutiert.

5.1 Grundlagen der Modellbildung

Bei einer rein technischen Betrachtung ist ein Modell „die Abbildung eines Systems in ein anderes begriffliches oder gegenständliches System, das auf Grund der Anwendung bekannter Gesetzmäßigkeiten, einer Identifikation oder auch getroffener Annahmen gewonnen wird und das System bezüglich ausgewählter Fragestellungen hinreichend genau abbildet“238.

Somit stellt das Modell grundsätzlich eine vereinfachte Abbildung eines realen Zusammenhangs dar. Gleichzeitig dient das Modell auch als Hilfsmittel, um in einem realen System existierende Probleme vereinfacht darstellen zu können, genau so wie auch in einem realen System ablaufende Prozesse239. Des Weiteren besteht für das Modell jederzeit die Möglichkeit der Betrachtung bestimmter Fragestellung bei gleichzeitiger Berücksichtigung unterschiedlicher Zielsetzungen240. In diesem Fall kann das Verhalten des dem Modell zu Grunde liegenden Systems analysiert werden.

Die Zentrale Aufgabe der Modellbildung ist es nun, alle im realen System existierenden Parameter zu berücksichtigen, um eine Verfälschung zwischen Realsystem und Modell zu verhindern. Gleichzeitig ist eine Vereinfachung der im Realsystem vorliegenden Zusammenhänge zwingend erforderlich, da sonst die mit der Modellbildung angestrebte

238 Vergleiche hierzu [DIN19226] sowie die Ausführungen von DECKERT [Deck02], hier S. 43 239 Vergleiche hierzu auch die Ausführungen von MEYER [Meye97], hier S. 101 sowie die Ausführungen von KRAH [Krah99], hier S. 18 240 Vergleiche hierzu auch die Ausführungen von KATZY [Katz94] sowie die Ausführungen von SCHNEEWIND [Schn94]

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System zum Management betrieblicher Risiken bei produzierenden Unternehmen 109

Vereinfachung existierender Zusammenhänge ausbleibt. Aus diesem Gegensatz ergibt sich die zentrale Herausforderung bei der Modellbildung241.

5.2 Grundlagen der Prozessmodellierung

Bei der Prozessmodellierung werden die im Vorherigen Kapitel genannten Regeln der Modellbildung eingesetzt, um einen Prozess mit allen relevanten Prozessschritten zu beschreiben.

Neuerdings kommt es dabei häufig zu einer objektorientierten Darstellung der Geschäftsprozesse. Dabei werden in einem Modell die relevanten Geschäftsprozesse und die Geschäftsobjekte, welche Gegenstand des Geschäftsprozesses sind, integriert242. Im hier vorliegenden Fall wäre der Geschäftsprozess das Risikomanagement, als Geschäftsobjekte könnten die betroffenen Unternehmensbereiche betrachtet werden.

Egal welche Form der Darstellung für das Prozessmodell gewählt wird, so müssen nach BECKER in jedem Fall 6 Grundsätze berücksichtigt werden243. Bei diesen Grundsätzen handelt es sich um die Richtigkeit, Relevanz, Wirtschaftlichkeit, Klarheit, Vergleichbarkeit und die Systematik im Aufbau des Modells. Durch diese Grundsätze kann die Richtigkeit und somit Gültigkeit eines Modells sichergestellt werden.

Das im Rahmen dieser Arbeit entwickelte und im Folgenden zusammenhängend dargestellte Referenzmodell hat die Aufgabe, den Grundsätzlichen Ablauf des Risikomanagements für den hier betrachteten Fall darzustellen. Im Folgenden wird das Referenzmodell auch als „System zum Management betrieblicher Risiken bei produzierenden Unternehmen“ bezeichnet. Dieses Referenzmodell soll die allgemeine Anwendung schildern und bei der Implementierung im konkreten Fall unterstützen. Dabei zeichnet sich das Modell dadurch aus, dass es zumindest innerhalb der betrachteten Branche eine gewisse Allgemeingültigkeit besitzt. Dennoch kann es in einzelnen Fällen erforderlich sein, das Modell auf die konkreten Anforderungen eines Unternehmens noch einmal detailliert anzupassen.

241 Für weitere Ausführungen zur Modellbildung vergleiche auch die Ausführungen von STACHOWIAK [Stac73], hier S. 131ff und S. 157f, SCHÜTTE [Schü98], hier S. 42, WEGEHAUPT [Wege04], hier S. 71 und ZIMMERMANN [Zimm95], hier S. 22. 242 [Dand99], hier S. 14 243 [Beck95], hier S. 435ff, sowie auch in Anlehnung an [Hein07]

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System zum Management betrieblicher Risiken bei produzierenden Unternehmen 110

5.3 Gestaltung des Referenzmodells zum Management betrieblicher Risiken bei produzierenden Unternehmen

Die vier Elementen des Risikomanagements die bereits zu Beginn der Arbeit erläutert wurden244:

Identifikation,

Analyse und Bewertung,

Steuerung und

Überwachung

stellen das zentrale Element eines allgemeinen Systems zum Risikomanagement dar. Um dieses allgemeine System an die operativen Anforderungen eines produzierenden Unternehmens anzupassen, wird ein System zum Risikomanagement eingeführt, dass eine geänderte Struktur aufweist. Die Inhalte und auch die zu Beginn der Arbeit definierten Anforderungen werden dabei vollständig erfüllt.

Das System basiert, entsprechend der oben dargestellten Unterteilung, auf den vier Schritten:

Risikoidentifikation

Risikobewertung

Maßnahmen zum Risikomanagement

Validierung des Risikomanagements

Das System ist in Abbildung 46 dargestellt, und wird im Folgenden genauer beschrieben. Dabei werden sowohl die einzelnen Schritte im Prozess des Risikomanagements erläutert, als auch der gesamte Zusammenhang. Die unterschiedlichen Schritte setzen sich dabei aus den bisher vorgestellten Methoden und Vorgehensweisen zusammen.

Für die Darstellung des Systems wurden die Sinnbilder zur Visualisierung von Prozessen genutzt. Dabei erfolgt die Darstellung gemäß der Vorgaben und Definitionen aus DIN 66001245. Für eine kurze Übersicht über die wichtigsten Elemente der DIN 66001 vergleiche an dieser Stelle auch Abbildung 44246. Die dazugehörigen Ablauffolgen sind in Abbildung 45 dargestellt247.

244 Vergleiche hierzu die Kapitel 2.4.1 bis 2.4.4 245 Vergleiche auch [DIN66001] 246 Für weitere Informationen vergleiche auch [Büch97], hier insbesondere S. 184 und S. 350 sowie [Raub02], hier S. 33 247 Für grundsätzliche Ausführungen vergleiche auch [Ropo75], hier insbesondere S. 1-22

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System zum Management betrieblicher Risiken bei produzierenden Unternehmen 111

Operation, allgemeinOperation, allgemein

Verzweigung

UnterprogrammUnterprogramm

ProgrammmodifikationProgrammmodifikation

Operation, manuellOperation, manuell

Eingabe, AusgabeEingabe, Ausgabe

ZusammenführungZusammenführung

Übergangsstelle

GrenzstelleAA

BemerkungBemerkung

AblauflinieAblauflinie

Abbildung 44: Notation für Ablaufpläne nach DIN 66001

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System zum Management betrieblicher Risiken bei produzierenden Unternehmen 112

Kette Und-Verzweigung

Oder-Verzweigung

Oder-Rückkopplung

Oder-Verknüpfung

Und-Verknüpfung

Abbildung 45: Darstellung von Ablauffolgen mit Notation nach DIN 66001248

248 In Anlehnung an [Raub02], hier S. 33

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System zum Management betrieblicher Risiken bei produzierenden Unternehmen 113

Abbildung 46: Flussdiagramm zum Management betrieblicher Risiken bei produzierenden Unternehmen249

249 Für eine große Darstellung siehe im Anhang Abbildung 53

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System zum Management betrieblicher Risiken bei produzierenden Unternehmen 114

5.4 Risikoidentifikation (Schritt 1 im System zum Management betrieblicher Risiken bei produzierenden Unternehmen)

Zu Beginn der Risikoidentifikation steht der Aufbau des Modells des betrachteten Produktionssystems. Dieses Modell bildet die Basis, um anschließend für jeden Prozessschritt die jeweiligen Produktionsrisiken und auch die möglichen Auswirkungen der Risiken auf das betrachtet Prozesselement zu analysieren.

Das Modell besteht aus zwei eng miteinander verbundenen Teilen. Dies ist zum einen die reine Beschreibung der Prozesselemente. Hierzu kann die Proplan-Methode genutzt werden. Zusätzlich zu dem Aufbau des Modells aus den Prozesselementen werden auch die Wirkbeziehungen zwischen den Elementen dargestellt. Diese sind von Bedeutung, um später Interaktionen von Risiken innerhalb des betrachteten Systems darstellen zu können.

Im Anschluss an den Aufbau des Prozessmodells steht die eigentliche Identifikation der Produktionsrisiken. Dabei werden parallel zwei Schritte durchgeführt. Zum einen werden für jedes Prozesselement die internen, aus dem Produktionsprozess resultierenden Risiken identifiziert. Zum anderen werden entsprechend die externen, also von außerhalb auf den Produktionsprozess wirkenden, Risiken identifiziert. Bei diesem Schritt sind zunächst alle Elemente des Prozessmodells einzeln zu betrachten, und für jeden Prozessschritt die einzelnen Risiken (intern und extern) zu bestimmen. Gleichzeitig sollten globalere Risiken, die nicht unmittelbar einem Prozessschritt zugeordnet werden können, identifiziert werden. Um später eine vollständige Risikobewertung gewährleisten zu können, sind diese Risiken auf alle betroffenen Prozessschritte aufzuteilen.

Basierend auf der zunächst durchgeführten Identifikation der Risiken lassen sich nun die einzelnen Risiken zumindest quantitativ bewerten. Bei dieser Bewertung sind zunächst einmal zumindest die zu erwartende Schadenshöhe und die Eintrittswahrscheinlichkeit zu bestimmen. Durch die starken Abhängigkeiten einzelner Prozesselemente untereinander innerhalb eines Produktionssystems bietet die Bewertung der einzelnen Risiken noch keine relevante Aussage. Daher sind die Einzelrisiken noch mit Hilfe der bereits genannten Wirkbeziehungen zusammenzufassen.

Durch diese Zusammenfassung entstehen im letzten Schritt der Risikoidentifikation Risikoszenarien. In diesen Szenarien sind die unterschiedlichen miteinander agierenden Risiken zusammengefasst sowie die möglichen Ausprägungen welche die Risiken aufweisen können. Die Ausprägungen (z. B. Höhe des möglichen Schadens) werden dabei sowohl für die Einzelrisiken betrachtet, als auch für die möglichen Interaktionen mit anderen Risiken innerhalb des Szenarios.

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System zum Management betrieblicher Risiken bei produzierenden Unternehmen 115

5.5 Risikobewertung (Schritt 2 im System zum Management betrieblicher Risiken bei produzierenden Unternehmen)

In Schritt 2 (Risikobewertung) werden zunächst einmal die Veränderungen am Produktionssystem betrachtet, die sich ergeben, wenn sowohl die einzelnen Risiken als auch die Risikoszenarien auf das System wirken. Diese Bewertung ergibt eine erste Aussage über die Auswirkungen, welche die Risiken auf das betrachtete System haben können.

Aus dieser Betrachtung ergeben sich die Werte, die in der zweiten Stufe dieses Schrittes zur Berechnung der zu erwartenden Schadenshöhe genutzt werden können. So ergeben sich aus der ersten Betrachtung Daten wie der möglicherweise eintretende Maschinenstillstand, der somit entstehende Verlust an produzierten Gütern, oder die erforderlichen Änderungen am Produktionsprozess und somit möglicherweise veränderte Ressourcenauslastungen.

Somit können anschließend allgemeine oder unternehmensspezifische Kennzahlen ermittelt werden, die Auskunft über die Höhe des zu erwartenden Schadens für das Unternehmen geben250. Diese Informationen fließen zu einem späteren Zeitpunkt in die Auswahl der Maßnahmen zum Risikomanagement mit ein.

In der formalen Reihenfolge der Schritte des Prozesses zum Risikomanagement folgt nun zunächst die Identifikation von Maßnahmen zum Risikomanagement. Im Rahmen der Risikobewertung folgt als nächster zu erläuternder Schritt die Bewertung der Situation des Produktionssystems unter Betrachtung geänderter Rahmenbedingungen nach der Implementierung von Maßnahmen zum Risikomanagement.

Die im Rahmen der Risikobewertung folgende erneute Bewertung basiert auf den Ergebnissen aus Schritt 4 (Validierung des Risikomanagements) auf die an dieser Stelle zugegriffen wird. Wie auch bei der ersten Bewertung, die im oberen Teil dieses Kapitels erläutert wurde, wird nun das veränderte Produktionssystem bewertet.

Die Ergebnisse dieser zweiten Bewertung sind anschließend mit den Ergebnissen der ersten Bewertung zu vergleichen. Dabei ergibt das Delta der beiden Werte eine Aussage über den Nutzen der ergriffenen Maßnahmen in Bezug auf ihre Befähigung das ursprüngliche Risiko zu reduzieren. Mit dieser Information ist zunächst für jede Maßnahme die grundsätzliche Frage zu beantworten: „Verbessern sich die Erwartungen des Unternehmens im Vergleich zur ersten Betrachtung?“ Sollte dies nicht der Fall sein, eignet sich die betrachtete Maßnahme nicht zum Risikomanagement und ist nach Möglichkeit durch eine andere Maßnahme zu ersetzen. Zumindest aber sollte diese Maßnahme auf Grund ihres mangelnden Einflusses auf die betrachteten Risiken nicht im realen

250 Vergleiche hierzu die Ausführungen in Kapitel 4.2

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System zum Management betrieblicher Risiken bei produzierenden Unternehmen 116

Produktionssystem implementiert werden. Wenn die Maßnahme aber einen positiven Einfluss auf das System hat, ist eine zweite Frage zu beantworten: “Amortisieren sich die Kosten für die Durchführung der Maßnahme zum Risikomanagement durch eine entsprechende Reduzierung der zu erwartenden Schäden?“

Die durch jede Maßnahme zum Risikomanagement entstehenden Kosten dürfen nicht höher sein, als der durch die Maßnahme erzeugte Nutzen. Sollten die Kosten höher sein als der zu erwartende Nutzen, ist eine erneute Suche nach alternativen Maßnahmen durchzuführen oder die grundsätzliche Strategie des Umgangs mit dem betrachteten Risiko zu ändern. Es kommt dabei dann ein grundsätzlicher der Verzicht auf den Versuch der Risikominderung oder -übertragung in Betracht. Anstelle dessen kann über eine Risikoakzeptanz in sinnvollem Maße nachgedacht werden251.

Ist hingegen die Amortisation der Maßnahme gewährleistet, so ist dem Betroffenen Bereich /Unternehmen die Empfehlung der Implementierung der bewerteten Maßnahme in das reale Produktionssystem zu geben.

5.6 Maßnahmen zum Risikomanagement (Schritt 3 im System zum Management betrieblicher Risiken bei produzierenden Unternehmen)

Im Gegensatz zu den bisher vorgestellten Schritten 1 und 2 beginnt Schritt 3 nicht mit einer Betrachtung des Prozesses oder der Risiken sondern ist davon zunächst weitestgehend unabhängig. Zu Beginn von Schritt 3 werden mögliche Maßnahmen zum Risikomanagement identifiziert, die sowohl vor dem allgemeinen Hintergrund des betrachteten Produktionssystems als auch vor dem Hintergrund der identifizierten Produktionsrisiken möglicherweise ergriffen werden könnten. Zeitlich gesehen ist dieser Schritt somit zumindest teilweise unabhängig von den Schritten 1 und 2. Schritt 3 kann daher parallel bearbeitet werden.

Die identifizierten Maßnahmen sollten zusammen mit einer Beschreibung ihrer Wirkungsweise und den zu erwartenden Kosten im Falle einer Implementierung in einer Datenbank abgelegt werden. Diese Dokumentation ermöglicht insbesondere bei einem späteren erneuten durchlaufen des Prozesses zum Risikomanagement einen schnellen Zugriff auf bereits vorhandene Informationen.

Anschließend an die erfolgreiche Identifikation von Maßnahmen zum Risikomanagement werde diese mit den Ergebnissen der ersten Risikobewertung aus Schritt 2 kombiniert. Dabei werden, in Abhängigkeit von den identifizierten Risiken und deren Auswirkung auf

251 Vergleiche hierzu die Ausführungen in Kapitel 2.4.3 sowie in Abbildung 13

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das betrachtete Produktionssystem, mögliche Maßnahmen zum Risikomanagement identifiziert.

Diese Maßnahmen sind mit dem ursprünglich in Schritt 1 aufgebauten Modell des Produktionssystems in Einklang zu bringen. Dieses so erweiterte Modell dient dann als Eingangsinformation für die Validierung in Schritt 4.

Wie in Kapitel 5.5 bereits erwähnt kann es vorkommen, dass eine zweite Bewertung zu dem Ergebnis kommt, dass eine gewählte Maßnahme zum Risikomanagement nicht den definierten Anforderungen entspricht. In diesem Fall kommt es in Schritt drei noch einmal zu der Abfrage: “Stehen weitere Maßnahmen zum Risikomanagement zur Verfügung?“ Sollte diese Abfrage (bei möglicher Nutzung der oben genannten Datenbank mit Maßnahmen) zu einem positiven Ergebnis führen, ist die entsprechende Maßnahme auszuwählen. Die oben erläuterte Vorgehensweise aus Schritt 3 ist dann entsprechend zu wiederholen.

Sollten hingegen keine weitern Maßnahmen verfügbar sein (ein Zustand der in der Praxis durchaus häufig eintreten kann), ist die gewählte Strategie zum Risikomanagement zu überprüfen. In diesem Fall bietet sich der Abteilung / dem Unternehmen nicht die Möglichkeit der Risikovermeidung, -minderung oder -übertragung. Somit bleibt nur die Möglichkeit der Risikoakzeptanz252. Mit dieser Änderung der Strategie gehen unter anderem mögliche Fragen der Bildung von Rückstellungen für potenzielle Schäden einher. Die Ergebnisse dieser Diskussion können bei Bedarf noch einmal mit den zuvor betrachteten Maßnahmen abgeglichen werden. Somit ließe sich noch die Maßnahme mit dem geringsten Verlustpotenzial ermitteln.

Da dieses Vorgehen nun analog zu der bereits geschilderten Vorgehensweise zur Bewertung von Maßnahmen ist, soll auf diese Option an dieser Stelle nicht weiter eingegangen werden.

Abschließend gehört zu Schritt 3 noch die Herausgabe der Empfehlung der zu ergreifenden Maßnahmen an die Abteilung / das Unternehmen. Die Herausgabe der Empfehlung erfolgt, sobald die Maßnahmen in Schritt 2 bei der 2. Bewertung ein positives Ergebnis erhalten haben.

252 Vergleiche hierzu die Ausführungen in Kapitel 2.4.3 sowie in Abbildung 13

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System zum Management betrieblicher Risiken bei produzierenden Unternehmen 118

5.7 Validierung des Risikomanagements (Schritt 4 im System zum Management betrieblicher Risiken bei produzierenden Unternehmen)

Als Ergebnis aus Schritt 3 (Maßnahmen zum Risikomanagement) liegen nun Maßnahmen vor, die zu einer Veränderung des ursprünglich betrachteten Produktionssystems führen. Um also eine vollständige Risikobewertung durchzuführen, ist das so entstehende neue System erneut einer Risikobewertung zu unterziehen.

Dazu ist zunächst das ursprünglich betrachtete Modell des Produktionssystems um die neuen oder veränderten Elemente zu ergänzen. In gleicher Weise sind, wenn dies erforderlich sein sollte, auch die ursprünglich identifizierten Wirkbeziehungen zu überprüfen. Der Umfang der hierbei erforderlichen Änderungen ist vollständig abhängig von Anzahl und Umfang der identifizierten und zu implementierenden Maßnahmen zum Risikomanagement.

Nun ist es nahe liegend, dass mit diesen Änderungen auch Veränderungen an den internen und externen Risiken einhergehenden, die zu Beginn für alle Prozesselemente identifiziert wurden. So werden einige der ursprünglich identifizierten Risiken nicht mehr, oder in veränderter Form vorliegen. Der Grund: würden sich die ursprünglich vorliegenden Risiken nicht verändern, hätten die implementierten Maßnahmen zum Risikomanagement keine Auswirkungen auf das betrachtete System. Somit könnte auf diese Maßnahmen auch vollständig verzichtet werden.

Gleichzeitig gehen von den ergriffenen Maßnahmen aber auch neue Risiken aus, die, in gleicher Weise wie die ursprünglichen Produktionsrisiken, in die Risikobewertung einzubeziehen sind253. Nur durch eine solche vollständige Betrachtung kann vermieden werden, dass durch die Maßnahmen neue Risiken auf das System wirken, die zu nicht berücksichtigten Schäden führen können.

Somit erfolgen nun für das veränderte Modell des Produktionssystems die erneute Identifikation der internen und externen Risiken sowie deren Bewertung254. Anschließend sind die Risikoszenarien entsprechend der veränderten Rahmenbedingungen neu aufzustellen.

Alle Informationen fließen anschließend erneut in Schritt 2 (Risikobewertung), so dass das gesamte System mit allen Veränderungen einer erneuten Bewertung unterzogen werden kann.

Erneute Bedeutung erhält Schritt 4 am Ende des gesamten Prozesses des Risikomanagement, sobald konkrete Maßnahmen im realen System implementiert worden

253 Vergleiche hierzu die Ausführungen in Kapitel 3.4 sowie in Abbildung 30 254 Vergleiche hierzu die Ausführungen in Kapitel 5.4

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System zum Management betrieblicher Risiken bei produzierenden Unternehmen 119

sind und das Risikomanagement in die Unternehmensprozesse aufgenommen wurde. Dabei ist in Schritt 4 die kontinuierliche Pflege und Anwendung des Risikomanagementsystems enthalten.

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Fallstudie 120

6 Fallstudie Die Fallstudie für die vorliegende Arbeit erfolgt anhand der Werkzeugmaschinenfabrik Zerbst GmbH (WZ GmbH). Die WZ GmbH ist ein Unternehmen der EMAG Gruppe mit Sitz in Salach. Bei der WZ GmbH erfolgt die Teilefertigung und Montage von Werkzeugmaschinen. Dabei handelt es sich jeweils um so genannte „Grundmaschinen“. Das sind voll funktionsfähige Werkzeugmaschinen die in anderen Unternehmensteilen des Konzerns kundenspezifisch konfiguriert werden. Diese kundenspezifische Konfiguration besteht in den meisten Fällen aus einer Verkettung mehrerer Maschinen zu einem Fertigungssystem sowie der Ausrüstung der Maschinen mit kundenspezifischen Spannmitteln für den jeweiligen Anwendungsfall.

Die WZ GmbH beschäftigt derzeit rund 400 Mitarbeiter. Der Umsatz lag im Geschäftsjahr 2006 bei knapp unter 100 Mio. €. Dabei wurden ca. 550 Maschinen und Maschinenbaugruppen gefertigt und montiert. Auf die größte Baureihe, vertikale Drehmaschinen vom Typ VSC, entfiel dabei ein Umsatzanteil von ca. 35 Mio. €. Diese Baureihe wird im Folgenden auch als zentrales Element der Fallstudie dienen.

6.1 Organisationsform der EMAG Gruppe und daraus resultierende Risiken für die WZ GmbH

Im Grundsatz ist die EMAG Gruppe in vier Bausteine zu unterteilen. An der Spitze steht die EMAG Holding als Dach über allen einzelnen Unternehmensteilen. Darunter befinden sich drei Arten von Unternehmen. Zum ersten sind dies so genannte Technologiefirmen. Zum andern Marktfirmen und zum Schluss Produktionsunternehmen wie die WZ GmbH.

In den Technologiefirmen erfolgt die Forschung und Entwicklung sowie die Konstruktion neuer Maschinenkonzepte und Baureihen. Zu diesem Zeitpunkt erfolgt die Konstruktion noch nahezu kundenneutral. Einzige Ausnahme ist hier die Konstruktion von Sondermaschinen die vollständig für einen speziellen Anwendungsfall eines einzelnen Kunden entwickelt werden. Die Technologiefirmen sind innerhalb der EMAG noch einmal nach Produktgruppen unterteilt.

Die Marktfirmen bilden den Kontakt der EMAG Gruppe mit dem Kunden. Über Sie laufen zunächst der Kundenkontakt im Falle einer Angebotserstellung (Vertriebsorganisation) sowie im Falle eines Vertragsabschlusses die gesamte Kunden- und Projektbetreuung. Das bedeutet, die Marktfirmen führen die gegebenenfalls erforderliche kundenspezifische Konstruktion der gewünschten Fertigungssysteme durch, tragen die Projektverantwortung gegenüber dem Kunden. Sie sind später im Falle von Garantie und Service Ansprechpartner für den Kunden. Im Falle aufwendiger Projekte erhalten die Marktfirmen

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Fallstudie 121

bei der Konstruktion Unterstützung durch die Technologiefirmen. Die Marktfirmen sind nach Verkaufsregionen unterteilt. Es werden dabei von der EMAG weltweit verteilte Standorte unterhalten.

Das letzte Glied in der Kette sind die Produktionsunternehmen. Hier erfolgt die Fertigung und Montage von Maschinen sowie Baugruppen für den Service im Auftrag der Marktunternehmen. Im Normalfall haben die Produktionsunternehmen somit keinen direkten Kontakt mit dem Kunden. Der Verkauf der Produkte erfolgt ausschließlich an die jeweiligen Marktfirmen. Dabei werden Standardmaschinen zu einem Festpreis verkauft, wohingegen bei Sondermaschinen der Verkauf nach einer auftragsspezifischen Kalkulation erfolgt. Das im Folgenden betrachtete Unternehmen, die WZ GmbH ist das größte Produktionsunternehmen der EMAG Gruppe.

Die Organisationsform der EMAG Gruppe mit ihren engen Verstrickungen zwischen den unterschiedlichen Gruppenmitgliedern führt dazu, dass sich die Marktrisiken, die sich aus dem Verhalten des Endkunden ergebe, über die Marktfirma direkt an das Produktionsunternehmen weitergereicht werden. Die WZ GmbH ist von den Marktrisiken wie z. B. Schwankungen im Auftragseingang direkt betroffen. Da sie ihre Produkte ausschließlich innerhalb des Konzerns vertreibt, hat sie allerdings keine Möglichkeit auf andere Marktsegmente oder Kunden auszuweichen. Gleichzeitig hat die WZ GmbH keinen direkten Einfluss auf den Kunden, da der Kundenkontakt ausschließlich über die Marktfirmen abgewickelt wird. Von der WZ GmbH kann nur über niedrige Produktionskosten und damit sinkende Preise der Produkte sowie möglichst kurze Durchlaufzeiten in Fertigung und Montage ein Kaufanreiz geschaffen werden.

Alternativ bieten sich für die WZ GmbH nur reaktive Maßnahmen an, um sich vor Folgen von Marktrisiken wie dem Wegfall von Kundensegmenten oder Volumenschwankungen über die erwarteten Stückzahlschwankungen hinaus zu schützen. Dazu gehören als Maßnahmen unter anderem die Möglichkeit des Auf- und Abbaus von Kapazitäten insbesondere in den Montagebereichen. Die Verlagerung von Kapazitäten zwischen den unterschiedlichen Bereichen des Unternehmens. Sowie in der Fertigung das Insourcing oder Outsourcing von Produktionsvolumen.

Zusammenfassend lässt sich für die Marktrisiken festhalten, dass diese von der gesamten Gruppe getragen werden. Aber durch den fehlenden direkten Marktzugang und die starke Bindung innerhalb der Gruppe sind die Produktionsunternehmen von den Marktrisiken in besonderer Weise betroffen.

Innerhalb der WZ GmbH gibt es zunächst eine Unterteilung in Fertigung und Montage. Die Fertigung erfolgt kundenauftragsneutral entsprechend den eingehenden Produktionsaufträgen. Somit können Fertigungsaufträge für unterschiedliche Montageaufträge oder sogar unterschiedliche Montagebereiche zusammengefasst werden. Gleichzeitig werden in der Fertigung der WZ GmbH bei Bedarf auch

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Fallstudie 122

Fertigungsaufträge für andere Unternehmen der Gruppe durchgeführt. Dies liegt darin begründet, dass der mit Abstand größte Teil der Fertigung der EMAG Gruppe am Standort Zerbst zusammengefasst ist.

Die WZ GmbH verfügt über eine hohe Eigenfertigungstiefe von ca. 70%. Dabei werden alle relevanten Teile für die spätere Montage der Werkzeugmaschinen im eigenen Haus gefertigt. Der Zukauf von Fertigungsteilen am Markt erfolgt in erster Linie zum Ausgleich von Kapazitätsspitzen sowie vereinzelt bei speziellen Technologien. Dabei handelt es sich in erster Linie um Technologien für die spezielle Maschinen erforderlich sind, die mit dem vorhandenen Produktspektrum nicht sinnvoll ausgelastet werden können. Während, wie oben bereits erwähnt, die Verantwortung für die Konstruktion in den Technologie- und Marktfirmen liegt, so liegt die Verantwortung für die Weiterentwicklung von Fertigungstechnologien bei der WZ GmbH. Dazu gehört auch die Auswahl der geeigneten Fertigungstechnologie für ein Bauteil sowie die Integration neuer Technologien in den vorhandenen Maschinenpark.

Die Montage ist in die Vor- und die Endmontage zu unterteilen. Die Vormontage ist in drei Bereiche unterteilt, die produktübergreifend der jeweiligen Endmontage zuarbeiten. Bei den drei Vormontagebereichen handelt es sich um die Baugruppenmontage in der Baugruppen montiert werden, die in mehrere Produkt einfließen, den Grundkörperbau in dem die Montage von Granitangrundkörpern erfolgt und der Schaltschrankbau in dem die Montage der Schaltschränke und sonstiger Elektrokomponenten erfolgt.

Die Endmontage ist wiederum in drei Bereiche unterteilt die sich aus den Produktgruppen der von der WZ GmbH montierten Maschinen ergeben. Einer dieser Bereiche ist die oben bereits erwähnte VSC-Montage. Alle Montagebereiche arbeiten auftragsspezifisch anhand der vorliegenden Aufträge der Marktfirmen. Dabei tragen sie die Verantwortung für die Kapazitätsplanung innerhalb des Bereichs, die termin- und kostengerechte Abwicklung des Auftrags sowie die kontinuierliche Optimierung des Montageprozesses.

Aus dieser Konstellation ergibt sich innerhalb des Unternehmens für den betrachteten Montagebereich die folgende Risikosituation auf Grund seiner Abhängigkeiten innerhalb der Firma. Zusätzlich zu den Risiken die innerhalb des betrachteten Endmontagebereiches (VSC-Maschinen) existieren, haben alle ungeplanten Entwicklungen in den drei oben genannten Vormontagebereichen einen direkten Einfluss auf die Montage der VSC Maschinen. Des Weiteren hat die Fertigung mit allen direkt an den betrachteten Bereich gelieferten Teilen einen Einfluss auf die zu untersuchenden Risiken. Durch die enge Verknüpfung zwischen der Fertigung und der Baugruppenmontage gibt es hier noch einen zweiten Risikopfad. So haben die Risiken die sich aus der Interaktion der Fertigung mit der Baugruppenmontage ergeben zumindest einen indirekten Einfluss auf die Endmontage. Dieser Einfluss kann reduziert werden, wenn die Fertigung beziehungsweise die Baugruppenmontage über effiziente Maßnahmen

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Fallstudie 123

zum Risikomanagement verfügt. Somit hat aber dennoch die Fertigung im Sinne der Risikoanalyse einen zweifachen Einfluss auf die Endmontage. Einmal direkt und einmal durch die Verknüpfung mit der Baugruppenmontage.

Einen weiteren direkten Einfluss auf die Endmontage innerhalb des Produktionsunternehmens haben Netzwerkrisiken. Dabei handelt es sich hier in erster Linie um Lieferantenausfälle die zu fehlenden Zukaufteilen in der Montage führen. Dabei kann es sich zum einen um kurzfristige Risiken handeln aber auch um langfristige Risiken. Kurzfristige Risiken sind hierbei Lieferschwierigkeiten eines Lieferanten für bearbeitete Teile (Outsourcing) oder auch eine fehlerhafte Charge im Bereich der Versorgung der Fertigung mit Rohmaterial. Bei den langfristigen Risiken handelt es sich für das hier betrachtete Beispiel um die unerwartete Veränderung von Wiederbeschaffungszeiten für wichtige Bauteile auf die der Lieferant ein Monopol besitzt sowie das grundsätzliche Fehlen von Kapazitäten am Markt.

Anhand der bisherigen Schilderung erfolgt nun die Identifikation der primären Produktionsrisiken für den betrachteten Bereich. Dabei wird der Fokus auf einige repräsentative Risiken gelegt werden. Somit haben die folgenden Erläuterungen keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Die im Rahmen dieser Arbeit schon mehrfach erwähnten primären Produktionsrisiken sind (angewendet auf das hier vorliegende Beispiel) ein möglicher Maschinenstillstand, der unplanmäßige Ausfall von Mitarbeitern sowie die allgemeinen Produktionsrisiken. Das Risiko des Maschinenstillstands kommt hier nur in der Fertigung zum Tragen. Durch die oben geschilderten Verknüpfungen hat ein solches Risiko dennoch einen direkten Einfluss auf die Montage. Bei dem Maschinenausfall ist zu unterscheiden zwischen dem geplanten Ausfall auf Grund von Wartung oder Instandhaltung und dem ungeplanten Ausfall einer Maschine. Der ungeplante Ausfall wiederum kann in einem Defekt der Maschine begründet sein. Somit ist der Ausfall technisch bedingt. Oder es handelt sich um einen Ausfall der Maschine auf Grund eines Unfalls. In diesem Fall wäre der Ausfall mitarbeiterverschuldet und somit aus das eingesetzte Personal zurück zu führen.

Der Ausfall eines Mitarbeiters hat in der Fertigung und in der Montage Konsequenzen. So führt der Ausfall eines Mitarbeiters in der Fertigung zunächst unweigerlich zu einem Maschinenstillstand. Dieser Maschinenstillstand kann zwar gegebenenfalls kurzfristig durch den Einsatz zusätzlicher Mitarbeiter oder eine vorübergehende Mehrmaschinenbedienung kompensiert werden, ist aber zunächst einmal präsent. In der Montage führt der Ausfall eines Mitarbeiters direkt zu einer Reduzierung der verfügbaren Montagekapazität. Hier kann im Einzelfall noch eine Kompensation durch Überstunden anderer Mitarbeiter erfolgen. Aber in der Regel hat ein solcher Ausfall sehr schnell Verzögerungen im Liefertermin zur Folge.

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Fallstudie 124

Zu den allgemeinen Produktionsrisiken gehören unter anderem Brand und Stromausfall. Diese Risiken werden hier nicht näher betrachtet. Dafür erfolgt aber die Betrachtung des Fehlens von Rohmaterial in der Fertigung. Im einfachsten Fall führt das Fehlen von Rohmaterial zu einem Produktionsausfall. Durch das fehlende Material kann ein Auftrag nicht bearbeitet werden, es kommt zunächst zu einem Maschinenstillstand und in der Folge zu einer verzögerten Lieferung der Fertigung an die Montage und in letzter Konsequenz zu einer Verschiebung des Liefertermins.

Unter anderem an dem letztgenannten Punkt werden im Folgenden mögliche Maßnahmen zum Risikomanagement aber auch die Konsequenzen aus Verkettungen von Risiken (Risikointeraktion) dargestellt.

6.2 Maßnahmen zum Risikomanagement für die WZ GmbH

Im oben geschilderten Fall der ausbleibenden Lieferungen von Rohmaterial an die Fertigung besteht zunächst für den Fertigungsbereich das Risiko der Unterauslastung, des daran geknüpften Maschinenstillstands und in der Folge der fehlenden Einnahmen bei unverändert anfallenden Kosten. Für die Montage und damit für das gesamte Unternehmen besteht das Risiko in der Verzögerung der Maschinenlieferung.

Um das Risiko in der Fertigung zunächst zu reduzieren bietet es sich an, einen neuen Auftrag für den Rohmaterial verfügbar ist, unverzüglich in die Fertigung einzusteuern. Somit kann zunächst ein Maschinenstillstand vermieden werden.

Diese Maßnahme hat allerdings zur Folge, dass mit hoher Wahrscheinlichkeit die Maschine mit einem laufenden Fertigungsauftrag belegt ist, sobald das benötigte Material für den zunächst unterbrochenen Auftrag eintrifft. Somit kommt es zu Wartezeiten vor der Maschine wodurch sich die Lieferung des fertigen Teils an die Montage weiter verzögert. Der Zeitverlust der Montage zwischen geplanter und realer Anlieferung des gefertigten Teils ist also größer als die Lieferverzögerung des Rohmaterials aus Sicht der Fertigung. Gleichzeitig reagiert auch die Montage auf die Lieferunterbrechung mit einer Anpassung ihres Produktionsprogramms. Diese Anpassung erfolgt wie auch schon in der Fertigung mit dem Ziel unnötigen Stillstand in der Produktion zu vermeiden. Aber auch hier gilt, wie auch in der Fertigung, dass die Änderung des Produktionsablaufs mit hoher Wahrscheinlichkeit dazu führt, dass das fehlende Fertigungsteil bei Eintreffen in der Montage nicht unverzüglich weiterverarbeitet wird. Auch hier ist noch einmal mit einer zusätzlichen Verzögerung zu rechnen. Daher ist die Verzögerung in der Montage noch einmal größer als die Lieferverzögerung der Fertigung.

Die Konsequenzen der hier geschilderten Maßnahmen zum Risikomanagement sehen wie folgt aus: Eine Unterbrechung der Produktion konnte durch schnelles Reagieren auf die Situation vermieden werden. Somit fallen keine Kosten für Maschinenstillstand oder

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Fallstudie 125

Wartezeiten von Mitarbeitern in der Montage an. Dennoch ergeben sich aus der Lieferunterbrechung Stillstandszeiten für die zu montierende Maschine und somit eine verlängerte Durchlaufzeit der Maschine sowie eine verspätete Auslieferung. Die längere Durchlaufzeit macht sich dabei in den anfallenden Kosten durch Kapitalbindung bemerkbar. Die verspätete Auslieferung kann im schlimmsten Fall zu Konventionalstrafen führen.255

Legt man nun die in Abbildung 29 dieser Arbeit dargestellte Interaktionsmatrix für Risiken der weiteren Betrachtung zu Grunde, so ergeben sich weitere Erkenntnisse über mögliche Risiken. Bedingt durch einen Fehler eines Mitarbeiters kommt es zumindest vorübergehend zu einem Maschinenstillstand. Die Konsequenzen sind in diesem Fall für die Montage die gleichen wie bei dem oben geschilderten Zustand. Dieser wiederum resultiert, wie bereits geschildert in einem sinkenden Produktionsvolumen. Gleiches gilt natürlich auch bezüglich eines Terminverzugs bei der Verfügbarkeit von Zukaufteilen.

Ein Punkt der besonders bei der Montage ins Gewicht fällt ist das Fehlen von Informationen zu Beginn der Montage. So führt die Unkenntnis der Mitarbeiter über besondere Kundenvorschriften besonders in der Montage häufig zu Fehler. Der erforderliche Mehraufwand zur Beseitigung dieser Fehler wiederum reduziert unmittelbar das realisierbare Produktionsvolumen.

So wie hier an einigen Beispielen dargestellt lässt sich eine zuverlässige Übersicht über die zu erwartenden Markt-, Netzwerk- und Produktionsrisiken für den betrachteten Bereich erstellen.

Im hier geschilderten Fall erfolgte die Risikoanalyse primär auf Basis von Interviews mit Mitarbeitern der verantwortlichen Bereiche. In diesen Interviews wurden mögliche Risiken und deren zu erwartenden Auswirkungen erläutert. Eine szenariobasierte Risikoanalyse, wie sie in Kapitel 2.7 vorgestellt wurde, wurde in diesem Fall nicht durchgeführt. Grund dafür war in erster Linie die fehlende Datenbasis des Unternehmens bezüglich Vorfällen in der Vergangenheit

255 An dieser Stelle wird die in Abbildung 29 dargestellt Interaktion von Risiken deutlich. So führt das fehlende Ausgangsmaterial neben dem Primärschaden (Verzögerung in der Fertigung) auch zu dem Sekundärschaden (Verzögerte Maschinenlieferung durch den Montagebereich). Vergleiche hierzu auch die Erläuterungen zu Abbildung 31 und Abbildung 32, alle Kapitel 3.4.

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Fallstudie 126

55

22

77

66

44

III

III

II

IV11

IV33V

II

Entdec

kung

1

Eintrittswahrscheinlichkeit

1

10

1 …

Scha

dens

höhe

10…

10

1. Maschinenausfall (technisch)2. Maschinenausfall

(mitarbeiterbedingt)3. Lagerschaden4. Mitarbeiterausfall in der

Montage5. Fehlende Kapazität in der

Montage6. Fehlende Zukaufteile in der

Fertigung7. Fehlende Zukaufteile in der

Montage

Abbildung 47: Klassifizierung unterschiedlicher Risiken

In Abbildung 47 sind unterschiedliche Risiken klassifiziert, die im Rahmen der Fallstudie identifiziert wurden. Auf diese Risiken wird im Folgenden noch genauer eingegangen.

6.3 Bewertung der Maßnahmen des Risikomanagements für die WZ GmbH

Basierend auf den identifizierten Risiken und den dazu passenden Maßnahmen zum Risikomanagement erfolgt nun die Bewertung der unterschiedlichen Maßnahmen. Diese Bewertung erfolgt zunächst qualitativ256 anhand festgelegter Bewertungskriterien und anschließend quantitativ257.

Dabei handelt es sich sowohl um den dritten Schritt innerhalb des erarbeiteten Systems zum Management betrieblicher Risiken, als auch um die Iteration zwischen den Schritten 2 und 4. Diese Überschneidungen ergeben sich daraus, dass zwar die Auswahl von Maßnahmen in Schritt drei einen eigenständigen Ablauf darstellt, aber es durch die Betrachtung möglicher Folgerisiken zu Rückkopplungen von der Validierung zur Bewertung kommt. Dieser Zusammenhang ist in Abbildung 48 noch einmal dargestellt.

256 Vergleiche hierzu auch die Ausführungen in Kapitel 4.1 sowie dort in Abbildung 37 257 Vergleiche hierzu auch die Ausführungen in Kapitel 4.2

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Fallstudie 127

Risikomanagement für produzierende Unternehmen

Validierung des RisikomanagementsMaßnahmen zum RisikomanagementRisikobewertungRisikoidentifikation

nein

nein

ja

ja

ja

nein

Integration der identifizierten Maßnahmen in das Modell des

Produktionssystems

Identifikation von unternehmens-

externen Produktionsrisiken,

die das Unternehmen direkt

beeinflussen

Vergleich zu den am Computer berechneten erwarteten

Ergebnissen

Identifikation von Maßnahmen zum Risikomanagement, die im

betrachteten Fall zur Anwendung kommen sollten

Berechnung der zu erwartenden Entwicklung von Umsatz, O.E.E.,

..., Quantifizierung gängiger Risikomaße durch Simulationen

statisch/dynamisch (CFaR, Ruinwahrscheinlichkeit, weitere Konzepte aus Versicherungs-/

Bankenbereich)

Identifikation grundsätzlicher Maßnahmen zum Risiko-

management bei produzier-enden Unternehmen (vor dem Hintergrund

von Produktionsrisiken)

Berechnung der Veränderungen im Modell des

Produktionssystems bei Nutzung der Risikoszenarien als

Eingangsinformation (Szenario-und Worst Case Analyse,

historische Simulation, Vergleich zum Branchendurchschnitt ) Dokumentation möglicher

Maßnahmen zum Risikomanagement

Verbessern sich die Umsatzerwar-

tungen im Vergleich zur ersten Berech-

nung?

Identifikation von unternehmens-

internen Produktionsrisiken

Erneute Berechnung der Veränderungen im Modell unter

Berücksichtigung von RM-Maßnahmen (siehe oben)

Aufbau von Risikoszenarien: Quantifizierung von Kombination

der Einzelrisiken, unterschiedliche Entwicklungen über die Zeit,

Interaktionen

Quantitative Bewertung der Einzelrisiken (Eintritts-

wahrscheinlichkeit, zu erwartende Schadenshöhe, …) nach RM

Vergleich der ermittelten Risikomaße

Berechnung der zu erwartenden Entwicklung von Umsatz, O.E.E.,

… unter Berücksichtigung von RM-Maßnahmen (siehe oben)

Berechnung der zu erwartenden Entwicklung von Umsatz, Nettoeizahlungen (CF)

Shareholder Value, … in Abhängigkeit der

Risikoszenarien und ihrer Eintrittswahrscheinlichkeiten

Amortisieren sich die tatsäch-

lichen Kosten durchgeführter RM-Maßnahmen durch

Reduktion des Gefahren-potentials?

Entwickeltes RM-System langfristig im Unternehmen verankern

(Verantwortungsbereiche klar definieren, Risikobewußtsein der

Mitarbeiter fördern etc.)

Prototypische Implementierung von RM-Maßnahmen Modell des

Produktionssystems

Quantitative Bewertung der Einzelrisiken

(Eintritts-wahrscheinlichkeit, zu erwartende Schadens-

höhe, …)

Stehen weitere geeignete

risikopolitische Maßnahmen zur Auswahl (je nach

Risikopräferenz)

Aufbau von Risikoszenarien:

Quantifizierung von Kombination der

Einzelrisiken, unterschiedliche

Entwicklungen der Risiken über die Zeit,

Interaktionen zwischen den Eineilrisiken (z. B. unter Verwendung von Korrelationsmatrizen)

Identifikation von unternehmens-

internen Produktionsrisiken nach Ergreifung von Maßnahmen

Identifikation von unternehmens-

externen Produktionsrisiken nach Ergreifung von Maßnahmen

Aufbau eines Modells des betrachteten

Produktionssystems ggf. Nutzung bestehender

Geschäftsprozess-modelle mit

Wirkzusammenhängen zwischen allen

Elementen

Empfehlung an das Unternehmen die Maßnahmen zum

Risikomanagement durchzuführen

Selbstbehalt, ggf. Eigenkapitalunter-legung, Rückstell-

ungsbildung

Risiken und erste Bewertung:Ausfall vorgelagerterBereicheAusfall in der FertigungAusfall von Lieferanten

Folgerisiken:Steigender LagerbestandAbhängigkeit von Lieferanten

Maßnahmen:Erhöhung des LagerbestandMultiple SourcingKooperationen

Erweiterte Bewertung:Betrachtung verbleibender RisikenBewertung von Folgerisiken

12

3

4

Abbildung 48: Einbindung der einzelnen Schritte des Fallbeispiels in das entwickelte System zum Management betrieblicher Risiken

Bei der Bewertung wird auf die Erkenntnisse der vorangegangenen Ausführungen zurückgegriffen. So war eines der zentralen Risiken in der Fertigung der Maschinenstillstand auf Grund von fehlendem Rohmaterial. Die oben genannte Reaktion (Anpassung des Produktionsprogramms) führt in den drei Bewertungskriterien Einsatzgeschwindigkeit, Einsatzdauer und Schadenminderungspotenzial zu folgender Einstufung. Die Einsatzgeschwindigkeit ist niedrig, da diese Maßnahme sofort genutzt werden kann. Hierbei wird vorausgesetzt, dass die Produktion im Grundsatz ausgelastet ist und somit ausreichend Aufträge vorliegen die alternativ bearbeitet werden können. Die Einsatzdauer ist lang. Dies liegt daran, dass die Produktion im Grundsatz für eine beliebige Zeit verändert werden kann. Dies bedeutet, dass der betroffene Auftrag im Zweifelsfall sogar ganz aus der Produktion ausgesteuert werden kann (z. B. wenn der Auftrag anschließend extern vergeben wird). Hier ist allerdings die Folge für die Montage gesondert zu berücksichtigen. Das Schadenminderungspotenzial ist abschließend mit niedrig zu bewerten. Der Grund für diese Bewertung besteht in der Betrachtung aus Sicht der Montage die dem Fallbeispiel zu Grunde liegt. Die Maßnahme führt zwar in der Fertigung zu einer kontinuierlichen Produktion, hat aber die oben bereits geschilderten gravierenden Auswirkungen auf die Montage und damit auf das gesamte Unternehmen.

Neben den oben genannten Reaktionen der Fertigung besteht für das betrachtete Risiko eine weitere mögliche Maßnahme in der Lagerhaltung von Rohmaterial. Für diesen Fall sähe die Bewertung anhand der drei Bewertungskriterien wie folgt aus: Die Einsatzgeschwindigkeit ist niedrig, da das benötigte Material in diesem Fall sofort

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Fallstudie 128

verfügbar ist. Die Einsatzdauer ist kurz bis mittel. Sie hängt vollständig von der Reichweite des Lagers ab. Da die Kapitalbindung besonders bei großen Rohteilen sehr hoch ist, kann man davon ausgehen, dass die Lagerhaltung entsprechend auf ein Minimum reduziert wird. Das Schadenminderungspotenzial für diese Maßnahme ist hoch. Solange der Lagervorrat anhält, kann die Fertigung ohne Störungen erfolgen. Somit wird eine Auswirkung dieses Risikos auf die Montage vollständig unterbunden.

Anhand der bisher geschilderten Bewertung sind in Abbildung 49 weitere Maßnahmen und deren Bewertung dargestellt.

Lagerschaden Fehlendes Rohmaterial

Kontinuierliche Lagerprüfung

Einsatzgeschwindigkeit: niedrigEinsatzdauer: langSchadenminderungspotenzial: mittel – hoch (zusätzlicher Personalaufwand)

Lagerschaden Fehlendes Rohmaterial

Kontinuierliche Lagerprüfung

Einsatzgeschwindigkeit: niedrigEinsatzdauer: langSchadenminderungspotenzial: mittel – hoch (zusätzlicher Personalaufwand)

Fehlende Zukaufteile in der Montage

Montageausfall Multiple sourcing Einsatzgeschwindigkeit: mittelEinsatzdauer: mittel – lang Schadenminderungspotenzial: hoch (allerdings sind schlechtere Einkaufskonditionen zu erwarten, da das Volumen je Lieferant sinkt.)

Fehlende Zukaufteile in der Montage

Montageausfall Multiple sourcing Einsatzgeschwindigkeit: mittelEinsatzdauer: mittel – lang Schadenminderungspotenzial: hoch (allerdings sind schlechtere Einkaufskonditionen zu erwarten, da das Volumen je Lieferant sinkt.)

Risiko Konsequenz Maßnahme BewertungRisiko Konsequenz Maßnahme Bewertung

Höherer Lagerbestand

Einsatzgeschwindigkeit: niedrigEinsatzdauer: kurz – mittel (abhängig von jeweiligen Lagervolumen)Schadenminderungspotenzial: hoch (allerdings steigt die Kapitalbindung durch zusätzlichen Lagerbestand)

Höherer Lagerbestand

Einsatzgeschwindigkeit: niedrigEinsatzdauer: kurz – mittel (abhängig von jeweiligen Lagervolumen)Schadenminderungspotenzial: hoch (allerdings steigt die Kapitalbindung durch zusätzlichen Lagerbestand)

Steigender Auftragseingang

Fehlende Fertigungskapazität

Reservekapazität durch Kooperation

Einsatzgeschwindigkeit: hochEinsatzdauer: mittel – lang Schadenminderungspotenzial: hoch (Nachteil sind höhere Kosten für den externen Teilezukauf)

Steigender Auftragseingang

Fehlende Fertigungskapazität

Reservekapazität durch Kooperation

Einsatzgeschwindigkeit: hochEinsatzdauer: mittel – lang Schadenminderungspotenzial: hoch (Nachteil sind höhere Kosten für den externen Teilezukauf)

Flexibler, bereichsüber-greifenderMitarbeitereinsatz

Einsatzgeschwindigkeit: niedrig (Verfügbarkeit ist von der Auslastung anderer Unternehmensbereiche abhängig)Einsatzdauer: langSchadenminderungspotenzial: mittel – hoch

Fehlende Montagekapazität

Flexibler, bereichsüber-greifenderMitarbeitereinsatz

Einsatzgeschwindigkeit: niedrig (Verfügbarkeit ist von der Auslastung anderer Unternehmensbereiche abhängig)Einsatzdauer: langSchadenminderungspotenzial: mittel – hoch

Fehlende Montagekapazität

Leiharbeiter Einsatzgeschwindigkeit: mittelEinsatzdauer: mittelSchadenminderungspotenzial: hoch (es entstehen höhere Personalkosten und der Erfahrungsschatz der Leiharbeiter ist in der Regel begrenzt im Vergleich zu den ständigen Mitarbeitern)

Leiharbeiter Einsatzgeschwindigkeit: mittelEinsatzdauer: mittelSchadenminderungspotenzial: hoch (es entstehen höhere Personalkosten und der Erfahrungsschatz der Leiharbeiter ist in der Regel begrenzt im Vergleich zu den ständigen Mitarbeitern)

Abbildung 49: Übersicht über unterschiedliche Maßnahmen zum Risikomanagement und deren Bewertung anhand von Bewertungskriterien

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Fallstudie 129

Bei einer genauen Analyse lassen sich sowohl für die genannten Risiken als auch für die dazu identifizierten Maßnahmen jeweils Kosten ermitteln. Dabei ergeben sich die Kosten für das Risiko aus dem zu erwartenden Verlust beziehungsweise aus den ausbleibenden Mehreinnahmen. Bei den Kosten für die Maßnahmen ist noch zu berücksichtigen, dass diese zu unterschiedlichen Zeitpunkten anfallen. So entstehen die Kosten für eine erhöhte Lagerhaltung zunächst einmalig bei Aufbau des Lagerbestands und dann kontinuierlich durch die aus dem höheren Lagerbestand resultierende Kapitalbindung. Zusätzliche Kosten für die Nutzung von Leiharbeitern hingegen fallen erst bei Nutzung der Maßnahme an. Durch eine Gegenüberstellung aller anfallenden Kosten lässt sich eine Bewertung der unterschiedlichen Maßnahmen durchführen.

Die Bewertung erfolgt im Folgenden exemplarisch für zwei Beispiele:

Externe Vergabe eines Fertigungsteils auf Grund fehlender Kapazitäten in der Fertigung

Nutzung von Leiharbeitern zum Ausgleich eines Kapazitätsengpasses in der Montage

Beispiel 1:

Bei der externen Vergabe eines Fertigungsteils, das im Normalfall in der eigenen Fertigung produziert wird, sind unterschiedliche Kostenfaktoren zu berücksichtigen. Dies sind zunächst Transportkosten für das Rohmaterial zum Lieferanten, da dieses bei Guss- und Schmiedeteilen in der Regel durch den Kunden beigestellt wird. Die Kosten für die externe Bearbeitung und anschließend die Kosten für den Rücktransport des fertigen Teils. Gleichzeitig sind die Kosten für den innerbetrieblichen Mehraufwand zu berücksichtigen.

Im vorliegenden Fall, wie auch bei der oben geschilderten Situation des fehlenden Materials erfolgt die externe Auftragsvergabe aus einer Notsituation des Unternehmens heraus (Überlastung der eigenen Fertigung oder ungeplanter Maschinenstillstand). Dies führt in der Regel dazu, dass sowohl das Material als auch später das fertige Produkt mit Sondertransporten zum Kunden und zurück transportiert werden. Für diese Sondertransporte fallen im Durchschnitt pro Fahrt 400,00 € an. Daraus ergeben sich für diese Maßnahme Transportkosten in Höhe von 800,00 €.

Die Kosten für die externe Fertigung unter Termindruck liegen deutlich über den Kosten für die eigene Fertigung. Hier kommt in der Regel ein Faktor von 2-3 zum tragen. Daraus ergeben sich im Durchschnitt für ein Bauteil Mehrkosten von 1.000,00 € für die externe Fertigung.

Der innerbetriebliche Mehraufwand für die externe Auftragsvergabe besteht in der Suche nach einem geeigneten Lieferanten, Auftragsvergabe, Terminverfolgung, etc. Für diese Tätigkeiten kann in Summe ein Zeitbedarf von ca. 6 Stunden angenommen werden.

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Fallstudie 130

Daraus ergeben sich Kosten von 420,00 € die dieser Maßnahme zusätzlich anzurechnen sind.

Die Gesamtkosten für die Maßnahme belaufen sich somit auf 2.220,00 €. Auf Grund der somit entstehenden hohen Kosten ist der Nutzen der Maßnahme kritisch zu prüfen. Es ist in jedem Fall anzunehmen, dass der Verzicht auf die Maßnahme zu einer Verzögerung bei der Lieferung der Maschine führt. Sollte es sich dabei „nur“ um eine Verzögerung handeln, die ansonsten aber keine weiteren Auswirkungen hat, so ergibt sich der Nutzen der Maßnahme aus der reduzierten Durchlaufzeit der Maschine im Unternehmen. Bei einem Maschinenwert von ca. 150.000,00 € ergibt sich bei einer Reduzierung der Durchlaufzeit um eine Woche ein wirtschaftlicher Vorteil von 144,00 €. Somit ist in diesem Fall von der Maßnahme Abstand zu nehmen. Besonders da eine Reduktion der Durchlaufzeit um mehr als 15 Wochen nicht realistisch ist.

Fallen für die Maschine aber im Falle einer Lieferverzögerung Konventionalstrafen an, ist der Nutzen anders zu bewerten. Hier treten die Vorteile durch eine reduzierte Durchlaufzeit in den Hintergrund. Dafür sind die Vorteile für nicht zu zahlende Konventionalstrafen zu berücksichtigen. Besonders da Konventionalstrafen oft bis zu 5% des Maschinenwerts pro Woche betragen können ist in einem solchen Fall die oben genannten Maßnahme in jedem Fall in Erwägung zu ziehen. Die Zusammenhänge zwischen den Kosten für Maßnahmen zum Risikomanagement und dem zu bewertenden Nutzen sind in Abbildung 50 noch einmal dargestellt. In jedem Fall einzeln zu betrachten und nicht monetär zu bewerten ist noch ein möglicher Imageschaden. So führt eine Lieferverzögerung häufig auch zu „unangenehmen Fragen“ auf Seiten des Kunden. Diese können besonders im Maschinenbau bis hin zu zusätzlichen Kontrollbesuchen in Fertigungsstätten führen. Durch diese Reaktionen entstehen wiederum Aufwände die durch entsprechende Maßnahmen vermieden werden können.

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Fallstudie 131

Gew

inn/

Pr

oduk

tions

volu

men

Gewinn vor dem Ereignis

Gewinn nach dem Ereignis

Zeitts

tedteg

S e

S vS m

p

Externe Vergabe

Legende:

Schadensfall, eintretendes Risiko

Umsatz / Produktionsvolumen vor und nach dem Schadensfall

ts = Schadensdauer (Zeitraum für die externe Auftragsabwicklung der über die eigenen Fertigungsdauer hinausgeht)

teg = Einsatzgeschwindigkeit (Zeitverzögerung durch externe Auftragsvergabe)

ted = Einsatzdauer

Se = eingetretene Schadenshöhe (geplanter Gewinn je Maschine abzüglich der anfallenden Konventionalstrafe)

Smp = Schadenminderungspotenzial (der Geldbetrag der durch Ergreifen der Maßnahme als Schaden abgewendet werden konnte)

Sv = verbleibender Schaden

G = erwarteter Gewinn

G‘‘ = realer Gewinn im Schadensfall (Entspricht dem Gewinn abzüglich der Kosten für die Maßnahme und eventuell verbleibender Schäden wie z. B. einer Anteilig zu zahlenden Konventionalstrafe)

Legende:

Schadensfall, eintretendes Risiko

Umsatz / Produktionsvolumen vor und nach dem Schadensfall

ts = Schadensdauer (Zeitraum für die externe Auftragsabwicklung der über die eigenen Fertigungsdauer hinausgeht)

teg = Einsatzgeschwindigkeit (Zeitverzögerung durch externe Auftragsvergabe)

ted = Einsatzdauer

Se = eingetretene Schadenshöhe (geplanter Gewinn je Maschine abzüglich der anfallenden Konventionalstrafe)

Smp = Schadenminderungspotenzial (der Geldbetrag der durch Ergreifen der Maßnahme als Schaden abgewendet werden konnte)

Sv = verbleibender Schaden

G = erwarteter Gewinn

G‘‘ = realer Gewinn im Schadensfall (Entspricht dem Gewinn abzüglich der Kosten für die Maßnahme und eventuell verbleibender Schäden wie z. B. einer Anteilig zu zahlenden Konventionalstrafe)

G

G‘

G‘‘

Abbildung 50: Darstellung der im Beispiel genannten Konsequenzen aus der geschilderten Maßnahme zum Risikomanagement

Beispiel 2:

Im betrachteten Fall der Endmontage von VSC-Maschinen bei der WZ GmbH liegen die reinen Lohnkosten für die Mitarbeiter bei durchschnittlich 14,00 €/Std.. Die von den Leiharbeitsfirmen für ihre Mitarbeiter abgerechneten Kosten hingegen bewegen sich in einer Preisspanne von 17,00 €/Std. bis 21,00 €/Std.. Somit liegen die Lohnkosten für Leiharbeiter im Durchschnitt um 5,00 €/Std. über den Kosten für die eigenen Mitarbeiter.

Die vollständige Maschinenmontage (mechanisch) erfolgt in ca. 300 Montagestunden. Somit ergeben sich bei der Montage der Maschine durch Leiharbeiter zunächst Mehrkosten in Höhe von 1.500,00 €, sollte die Maschinenmontage ausschließlich durch Leiharbeiter erfolgen. Gleichzeitig ist zu berücksichtigen, das Leiharbeiter auf Grund ihres geringeren Erfahrungsschatzes in der Regel ca. 15% langsamer Arbeiten als erfahrenen Mitarbeiter. Wird dieser Umstand mit berücksichtigt, so ergeben sich durch den Einsatz von Leiharbeitern zunächst Mehrkosten in Höhe von 1.725,00 €/Maschine.

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Fallstudie 132

Schon die hier ausgewiesenen Kosten liegen deutlich unter dem zu erwartenden Gewinn je Maschine. Somit ist diese Maßnahme im Grundsatz als positiv zu bewerten. Des Weiteren ist an dieser Stelle zu berücksichtigen, dass in der Realität der Anteil von Leiharbeiter in der Endmontage nicht mehr als 10% der Mitarbeiter ausmacht. Somit reduzieren sich die Mehrkosten auf 172,50 €/Maschine.

6.4 Fazit des Risikomanagements für die WZ GmbH

Alleine die hier gezeigten Beispiele machen deutlich, welche umfangreichen Betrachtungen sowohl bei der Risikoanalyse als auch bei der Identifikation von Maßnahmen und der anschließenden Bewertung erforderlich sind, zumal zu jedem Zeitpunkt der Betrachtung sichergestellt sein muss, dass die wirtschaftlichen Interessen des gesamten Unternehmens gewahrt werden. Insbesondere dann, wenn die Interessen des Unternehmens im Widerspruch zu den Interessen eines einzelnen Bereichs stehen.

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Zusammenfassung und Ausblick 133

7 Zusammenfassung und Ausblick In allen produzierenden Unternehmen kommt es zu einem zunehmenden Wettbewerbsdruck. Dieser Wettbewerbsdruck hat sich in den letzten Jahren derart verstärkt, dass Unternehmen, die nicht vollständig und ohne Einschränkungen auf Marktanforderungen eingehen können, zunehmend in einem Verdrängungswettbewerb unter Druck geraten. Aus diesem Grund spielt es für Unternehmen eine immer größere Rolle, sich als zuverlässiger Partner gegenüber ihren Kunden zu etablieren. Dabei sind Lieferunterbrechungen oder auch Terminverschiebungen gegenüber dem Kunden eine Kardinalssünde die der Markt in vielen Fällen nicht akzeptiert. Gleichzeitig steigt bei den Kunden die Forderung nach sinkenden Produktionskosten und die Weitergabe der resultierenden Einsparungen an den Markt. Dies begrenzt bei den Unternehmen den Spielraum um durch üppige Lagerhaltung oder lange Lieferzeiten komfortable Puffer für die Produktion aufzubauen. Somit resultiert aus dieser Entwicklung für die Industrie die Verpflichtung, den gesamten Produktionsprozess nachhaltig abzusichern, um weder Unterbrechungen in der Belieferung des Marktes zu riskieren, noch durch umfangreiche Vorsichtsmaßnahmen die Produktionskosten in die Höhe zu treiben.

Gerade im Maschinen- und Anlagenbau kommt bei dieser Thematik auch noch der starke Einfluss der auftragsspezifischen Produktion zum tragen. In dieser Branche wird, mehr als in anderen Branchen üblich, auftragsspezifische Einzelfertigung betrieben. Durch diesen Umstand gibt es für die Unternehmen neben dem starken Projektcharakter der Aufträge auch immer neue technische Herausforderungen deren Bewältigung oft nur einmalig in Aufträge einfließt. Dieser Umstand führt sowohl in der Fertigung als auch in der Montage dazu, dass von den Unternehmen eine Einzelfertigung mit allen damit verbundenen Risiken realisiert werden muss. Somit können auch viele der herkömmlichen Maßnahmen zur Absicherung der Lieferfähigkeit, wie sie in der industriellen Serienfertigung eingesetzt werden, hier nicht genutzt werden.

Zielsetzung dieser Arbeit ist die Entwicklung einer Methodik, mit der Unternehmen die für sie relevanten Risiken identifizieren können und die Auswahl von Maßnahmen zur effizienten Risikoprävention und Schadensbegrenzung unterstützt werden kann. Schwerpunkt ist dabei die Zusammenfassung der einzelnen Bausteine. Hierbei wurde ein durchgängiger Leitfaden entwickelt, der eine sinnvolle Interaktion der einzelnen Bausteine gewährleistet. Von besonderer Bedeutung war dabei die Betrachtung der wirtschaftlichen Auswirkungen sowohl der möglichen Risiken als auch der zur Verfügung stehenden Maßnahmen. Handlungsraum zur Zielerreichung eines ganzheitlichen Risikomanagements sind alle drei Ebenen eines Unternehmens (normativ, strategisch und operativ), wobei der Schwerpunkt im Rahmen dieser Arbeit auf der strategischen und operativen Ebene lag.

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Zusammenfassung und Ausblick 134

In Kapitel 2 sind zunächst die relevanten Forschungsobjekte identifiziert und beschrieben worden. Weiterhin sind die für die Arbeit relevanten Begriffe wie z. B. Risiko, Schaden, Risikomanagement, etc. identifiziert und definiert worden. Gleichzeitig erfolgte immer wieder die Betrachtung anderer Arbeiten zu dem Thema und die Untersuchung konkurrierender Ansätze besonders aus dem Bereich der Betriebswirtschaftslehre.

Neben der Erarbeitung der Grundlagen erfolgte in Kapitel 2 auch die Abgrenzung des Objektbereichs. Durch die Fokussierung der Arbeit auf einen bestimmten Bereich produzierender Unternehmen kam dieser Abgrenzung besondere Bedeutung zu. Die hier vorgenommene Unterteilung der Risiken in Markt-, Produktions- und Netzwerkrisiken ist später bei der Identifikation von Maßnahmen von Bedeutung.

Basierend auf den in Kapitel 2 erläuterten Grundlagen kam es in Kapitel 3 zur Risikobewertung. Hier wurden zunächst unterschiedliche Methoden vorgestellt, die sowohl eine qualitative als auch eine quantitative Risikobewertung ermöglichen. Damit bildet dieses Kapitel die Basis, um sowohl relevante Risiken (Risiken die einer näheren Analyse unterzogen werden müssen) zu identifizieren, als auch die Bewertung der Einzelrisiken durchzuführen. Gleichzeitig wurde in Kapitel 2 die Risikointeraktion erläutert und deren Relevanz für die Bestimmung möglicher von einem Risiko ausgehender Schäden sowie ihre Bedeutung bei der Bestimmung möglicher Folgerisiken die auf die Auswahl von Maßnahmen zurückzuführen sind. Das dabei vorgestellte Modell ermöglicht eine schnelle Identifikation möglicher Interaktionen. Im konkreten Anwendungsfall bedarf es dabei einer unternehmensspezifischen Anpassung.

Aufbauend auf den Grundlagen aus Kapitel 2 und den in Kapitel 3 erarbeiteten Bausteinen erfolgte in Kapitel 4 die Erarbeitung und Vorstellung von Maßnahmen zum Risikomanagement. Dabei wurden die Maßnahmen kategorisiert und auf die schon in Kapitel 2 ausgearbeiteten Risikogruppen angepasst. Ferner wurde das Modell zur Risikobewertung soweit mathematisch ausgearbeitet, dass eine quantitative Bewertung sowohl des ursprünglich betrachteten Risikos als auch des in Abhängigkeit der Maßnahmen verbleibenden Restrisikos möglich ist. Durch die Vorstellung der Kapazitätshüllkurven für unterschiedliche Maßnahmen konnte gleichzeitig das zeitliche Verhalten unterschiedlicher Maßnahmen dargestellt werden. Somit liegen am Ende von Kapitel 4 alle Einzelbausteine für den Aufbau eines durchgängigen Risikomanagements in produzierenden Unternehmen vor.

In Kapitel 5 erfolgte die durchgängige Darstellung der Methode zum Management betrieblicher Risiken bei produzierenden Unternehmen. Dabei wurde jeweils die Vorgehensweise in den vier zentralen Bereichen (Identifikation, Analyse, Steuerung und Überwachung) des Risikomanagements dargestellt sowie deren Zusammenspiel bei der Gestaltung eines durchgängigen Prozesses. Neben der Darstellung des daraus resultierenden Prozessplans erfolgte eine genaue Erläuterung jedes einzelnen

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Zusammenfassung und Ausblick 135

Themengebiets. Gleichzeitig wurden auch die Abhängigkeiten der einzelnen Bausteine voneinander dargestellt, um auf die Schnittstellen sowie Auswirkungen einzelner Handlungen bei der Anwendung der Methode hinzuweisen.

In Kapitel 6 erfolgte anschließend die Überprüfung der Methodik anhand eines Fallbeispiels aus der industriellen Praxis. Hierbei konnten nach Beschreibung der relevanten Daten mögliche Risiken identifiziert, sinnvolle Maßnahmen ausgewählt und eine wirtschaftliche Bewertung durchgeführt werden.

Die entwickelte Methodik unterstützt die systematische Durchführung des Risikomanagementprozesses in produzierenden Unternehmen und damit die frühzeitige und effiziente Reaktion auf mögliche zukünftige Entwicklungen. Dabei wurden die speziellen Anforderungen und Rahmenbedingungen des Maschinen- und Anlagenbaus berücksichtigt. Durch diese Vorgehensweise kann eine schnelle, effiziente und praxisnahe Nutzung der Methodik im Maschinen- und Anlagenbau gewährleistet werden.

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Anhang 156

Abbildung 51: Interaktionsmatrix der Produktionsrisiken entsprechend der Darstellung in Kapitel 3.4

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Page 167: Management betrieblicher Risiken bei produzierenden ...publications.rwth-aachen.de/record/49989/files/Koenig_Roland.pdf · aus dem Risikomanagement auf Basis gesetzlicher Forderungen

Anhang 157

Abbildung 52: Interaktionsmatrix der Produktionsrisiken unter Einbeziehung möglicher Folgerisiken entsprechend der Darstellung in Kapitel 3.4

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Page 168: Management betrieblicher Risiken bei produzierenden ...publications.rwth-aachen.de/record/49989/files/Koenig_Roland.pdf · aus dem Risikomanagement auf Basis gesetzlicher Forderungen

Anhang 158

Abbildung 53: Flussdiagramm zum Management betrieblicher Risiken bei produzierenden Unternehmen

Risikomanagement für produzierende Unternehmen

Validierung des RisikomanagementsMaßnahmen zum RisikomanagementRisikobewertungRisikoidentifikation

nein

nein

ja

ja

ja

nein

Integration der identifizierten Maßnahmen in das Modell des

Produktionssystems

Identifikation von unternehmens-

externen Produktionsrisiken,

die das Unternehmen direkt

beeinflussen

Vergleich zu den am Computer berechneten erwarteten

Ergebnissen

Identifikation von Maßnahmen zum Risikomanagement, die im

betrachteten Fall zur Anwendung kommen sollten

Berechnung der zu erwartenden Entwicklung von Umsatz, O.E.E.,

..., Quantifizierung gängiger Risikomaße durch Simulationen

statisch/dynamisch (CFaR, Ruinwahrscheinlichkeit, weitere Konzepte aus Versicherungs-/

Bankenbereich)

Identifikation grundsätzlicher Maßnahmen zum Risiko-

management bei produzier-enden Unternehmen (vor dem Hintergrund

von Produktionsrisiken)

Berechnung der Veränderungen im Modell des

Produktionssystems bei Nutzung der Risikoszenarien als

Eingangsinformation (Szenario-und Worst Case Analyse,

historische Simulation, Vergleich zum Branchendurchschnitt ) Dokumentation möglicher

Maßnahmen zum Risikomanagement

Verbessern sich die Umsatzerwar-

tungen im Vergleich zur ersten Berech-

nung?

Identifikation von unternehmens-

internen Produktionsrisiken

Erneute Berechnung der Veränderungen im Modell unter

Berücksichtigung von RM-Maßnahmen (siehe oben)

Aufbau von Risikoszenarien: Quantifizierung von Kombination

der Einzelrisiken, unterschiedliche Entwicklungen über die Zeit,

Interaktionen

Quantitative Bewertung der Einzelrisiken (Eintritts-

wahrscheinlichkeit, zu erwartende Schadenshöhe, …) nach RM

Vergleich der ermittelten Risikomaße

Berechnung der zu erwartenden Entwicklung von Umsatz, O.E.E.,

… unter Berücksichtigung von RM-Maßnahmen (siehe oben)

Berechnung der zu erwartenden Entwicklung von Umsatz,

Nettoeizahlungen (CF) Shareholder Value, … in

Abhängigkeit der Risikoszenarien und ihrer

Eintrittswahrscheinlichkeiten

Amortisieren sich die tatsäch-

lichen Kosten durchgeführter RM-Maßnahmen durch

Reduktion des Gefahren-potentials?

Entwickeltes RM-System langfristig im Unternehmen verankern

(Verantwortungsbereiche klar definieren, Risikobewußtsein der

Mitarbeiter fördern etc.)

Prototypische Implementierung von RM-Maßnahmen Modell des

Produktionssystems

Quantitative Bewertung der Einzelrisiken

(Eintritts-wahrscheinlichkeit, zu erwartende Schadens-

höhe, …)

Stehen weitere geeignete

risikopolitische Maßnahmen zur Auswahl (je nach

Risikopräferenz)

Aufbau von Risikoszenarien:

Quantifizierung von Kombination der

Einzelrisiken, unterschiedliche

Entwicklungen der Risiken über die Zeit,

Interaktionen zwischen den Eineilrisiken (z. B. unter Verwendung von Korrelationsmatrizen)

Identifikation von unternehmens-

internen Produktionsrisiken nach Ergreifung von Maßnahmen

Identifikation von unternehmens-

externen Produktionsrisiken nach Ergreifung von Maßnahmen

Aufbau eines Modells des betrachteten

Produktionssystems ggf. Nutzung bestehender

Geschäftsprozess-modelle mit

Wirkzusammenhängen zwischen allen

Elementen

Der Schritt „Validierung des Risikomanagements“ muss Eingang

in die 2. Bewertung erhalten. Basierend auf den ausgewählten

Maßnahmen des Risikomanagements ist damit zu rechnen, dass sich für die Unternehmen neue Risiken ergeben. Dies wiederum führt zu veränderten

Eingangsinformationen für die 2. Bewertung. Sollten wir an dieser Stelle die Bewertung mit den zu

Beginn ermittelten Risiken durchführen, so vernachlässigen wir

die Veränderte Unternehmenssituation.

Dient der Auswahl weiterer RM-Maßnahmen,

sollten im ersten Schritt

Maßnahmen ergriffen worden sein, die nicht zu der erwünschten

Verbesserung führten.

Empfehlung an das Unternehmen die Maßnahmen zum

Risikomanagement durchzuführen

Selbstbehalt, ggf. Eigenkapitalunter-legung, Rückstell-

ungsbildung

Page 169: Management betrieblicher Risiken bei produzierenden ...publications.rwth-aachen.de/record/49989/files/Koenig_Roland.pdf · aus dem Risikomanagement auf Basis gesetzlicher Forderungen

Lebenslauf

Persönliche Daten

Name: Roland König

Geboren: 30.9.1976 in Köln

Familienstand: ledig

Staatsangehörigkeit: deutsch

Beruflicher Werdegang

seit Januar 2006 Abteilungsleiter im Bereich Endmontage der Werkzeugmaschinenfabrik Zerbst GmbH

August 2001 - Dezember 2005 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Produktionssystematik des Werkzeug-maschinenlabors der RWTH Aachen im Bereich Produktionsbetrieb und -optimierung

Studium

Juli 2001 Abschluss als Diplom-Ingenieur

März 1999 Abschluss des Vordiploms

Oktober 1996 - Juli 2001 Studiums des Maschinenbaus an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen (RWTH Aachen)

Wehrdienst

Oktober 1995 - September 1996 Stabs und Fernmeldebataillon 5

Schulische Ausbildung

Juni 1995 Erlangung der allgemeinen Hochschulreife

August 1986 - Juni 1995 Königin Luise Gymnasiums in Köln

August 1982 - Juli 1986 Grundschule Köln Lebensbaumweg

Zerbst, im März 2008