Manual - Lebensstil in der Pflegeausbildung | PA-TRES · Soziologie und...

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PA-TRE S Manual Ein Unterrichtskonzept für die Pflegeausbildung zur Förderung eines gesundheitsbewussten Lebensstils: Bewegung, gesunde Ernährung, Nicht-Rauchen & Stressbewältigung © Müller, Rösch, Wolf, Küffner, Neuderth & Reusch (2015)

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PA-TRES Manual

Ein Unterrichtskonzept für die Pflegeausbildung

zur Förderung eines gesundheitsbewussten Lebensstils:

Bewegung, gesunde Ernährung, Nicht-Rauchen &

Stressbewältigung

© Müller, Rösch, Wolf, Küffner, Neuderth & Reusch (2015)

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Manual PA-TRES - Unterrichtseinheiten für die Pflegeausbildung (Müller et al., 2015; Universität Würzburg)

Erarbeitet von

Anja Müller, Anja Rösch, Hans-Dieter Wolf, Roland Küffner, Dr. Silke Neuderth & Andrea Reusch

Universität Würzburg, Abteilung für Medizinische Psychologie und Psychotherapie, Medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaften (Prof. Dr. Dr. Hermann Faller)

Das Unterrichtsmanual wurde im Rahmen des Projekts „Pflege-Ausbildung - Tabakkonsumprävention und -reduktion (PATRe)“ erstellt. Der Titel des Manuals wurde an die Unterrichtsthemen angelehnt und lautet „Pflege-Ausbildung - Training, Raucherberatung, Ernährung und Stressbewältigung (PA-TRES)“.

Förderung: Bundesministerium für Gesundheit (2013 - 2015)

Vorbemerkung

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wurde im Manual darauf verzichtet, jeweils die männliche und die weibliche Bezeichnung aufzuführen. Selbstverständlich sind aber stets beide Geschlechter gemeint.

Vorbemerkung Seite 2

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Inhaltsverzeichnis

Einführung ............................................................................................................................................... 7

Die 12 Unterrichtseinheiten im Überblick ............................................................................................. 11

UE 1: Gesunder Lebensstil und Bewegung ............................................................................................ 13

UE 2: Lebensstil Essen ........................................................................................................................... 27

UE 3: Lebensstil Rauchen ...................................................................................................................... 35

UE 4: Lebensstiländerung ...................................................................................................................... 47

UE 5: Rauchmotive & Rauchen als Sucht............................................................................................... 57

UE 6: Tabakentwöhnung und Kurzberatung .......................................................................................... 69

UE 7: Motivierendes Interview .............................................................................................................. 85

UE 8: Verhältnisprävention Rauchen ..................................................................................................... 95

UE 9: Stress, Stresstrias ....................................................................................................................... 107

UE 10: Stressbewältigung .................................................................................................................... 119

UE 11: Burnout und Burnoutprävention ............................................................................................. 129

UE 12: Verhaltens- und Verhältnisprävention ..................................................................................... 139

Anhang ................................................................................................................................................ 147

Inhaltsverzeichnis Seite 3

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Anhangsverzeichnis

A-3 Schokoladenübung ........................................................................................................................ 148

A-5 Einführungsübung „What we have in common“ ........................................................................... 149

A-7 Kreative Gesprächsübung ............................................................................................................. 150

A-10.1 Zitronenübung ......................................................................................................................... 151

A-10.2 Progressive Muskelentspannung (Kurzform) ........................................................................... 152

A-11 Bewegungsübung „Hip Hep Hop Hup Hap“ ................................................................................ 153

Anhangsverzeichnis Seite 5

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Einführung

Hintergrund

Rauchen ist gesundheitsschädlich. In Deutschland sterben jährlich mehr als etwa 110.000 Menschen an den Folgen des Tabakkonsums (Ezzati & Lopez, 2000). Der Raucheranteil unter Mitarbeitern und Auszubildenden in Pflegeberufen ist deutlich höher als in der Allgemeinbevölkerung (DHS, 2010). Der Pflegeberuf muss daher als ein Risikofaktor des Rauchens betrachtet werden. Aus diesem Grunde wurden vom Bundesministerium für Gesundheit (BMG) zwei Projekte gefördert: PA-TRES und astra entwickelten beide Konzepte zur Tabakprävention und -reduktion für Pflegeauszubildende.

Das Projekt PA-TRES steht für „Pflege-Ausbildung - Training, Raucherberatung, Ernährung, Stress-bewältigung“. Das Projekt dauerte von April 2013 bis April 2015 und umfasste die Entwicklung, formative sowie summative Evaluation eines Präventionskonzepts für Pflegeauszubildende. Dieses Präventionskonzept besteht aus drei Unterrichtsblöcken á 4 Zeitstunden und beinhaltet die Themen gesunder Lebensstil, Raucherberatung sowie Stressbewältigung. Dabei werden sowohl verhaltens- als auch verhältnispräventive Aspekte berücksichtigt. Die Unterrichtsblöcke können im Rahmen der Ausbildung eingesetzt werden.

Das vollständige Unterrichtsmanual ist in diesem Heft zusammengestellt. Das Manual und die

Materialien erhalten Sie über die Homepage des Projekts www.pa-tres.de. Hier finden Sie außerdem weitere Informationen zum Projekt, Übungen und Hinweise sowohl für Lehrende als auch für Auszubildende. Für Lehrende wird zudem eine Fortbildung als Train-the-Trainer-Seminar angeboten, um die Inhalte und Methoden des Konzepts besser verstehen und üben zu können.

Im Parallelprojekt astra („Aktive Stressprävention durch Rauchfreiheit in der Pflege“) des Instituts für Therapieforschung München, der Hochschule Esslingen (Fakultät Soziale Arbeit, Gesundheit und Pflege) sowie des Deutschen Netz Rauchfreier Krankenhäuser und Gesundheitseinrichtungen e. V. wurde ebenfalls ein Gesundheitsprogramm für Pflegeauszubildende entwickelt und evaluiert. Weitere

Informationen hierzu finden Sie unter www.astra-pflege-projekt.de.

Ziel des Unterrichtskonzepts

Das PA-TRES Konzept ist ein Präventionskonzept mit dem Ziel, bereits in der Pflegeausbildung zu einem gesundheitsbewussten Lebensstil zu motivieren, einen Einstieg in den Tabakkonsum zu verhindern und Rauchenden den Ausstieg zu erleichtern.

Hinweise zur Anwendung

Zielgruppe

Die Unterrichtseinheiten sind für Auszubildende in Pflegeberufen (Krankenpflege, Kinderkrankenpflege und Altenpflege) konzipiert. Je nach Ausbildungslehrjahr und Vorwissen der Auszubildenden können das PA-TRES Konzept modular angewendet und einzelne Inhalte ausgewählt werden.

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Leitung

Der Unterricht kann von Lehrkräften und Lehrenden in Pflegeberufsfachschulen durchgeführt werden. Das vorliegende Manual stellt dafür alle Lehrziele, Inhalte und Materialien zur Verfügung. Im Idealfall sollten die Lehrkräfte darüber hinaus eine Fortbildung zu PA-TRES erhalten haben. Entsprechende Train-the-Trainer Seminare werden angeboten (siehe www.pa-tres.de).

Gruppengröße

Die Teilnehmerzahl der Unterrichtseinheiten ist nicht beschränkt, sie sollte eine übliche Klassengröße nicht deutlich unter- bzw. überschreiten, da einige Kleingruppenübungen durchgeführt werden. Je kleiner die Klasse, desto intensiver kann ein Austausch zustande kommen.

Aufbau

Das Konzept besteht aus drei Themenblöcken zu jeweils vier Unterrichtseinheiten (UE) à 45 Minuten: gesunder Lebensstil (UE1-UE4), Raucherberatung (UE5-UE8) sowie Stressbewältigung (UE9-UE12). Die einzelnen Einheiten bauen zum Teil aufeinander auf, können jedoch auch als einzelne Bausteine eingesetzt werden. Die angegebenen Zeiten sind ebenfalls variabel und dienen der Orientierung.

Im Manual beginnt jede Unterrichtseinheit mit den Lehrzielen sowie einem tabellarischen Überblick über die Unterrichtseinheiten. Allgemeine Ziele werden erläutert und begründet und das benötigte Material der Unterrichtseinheiten zusammengefasst. Es folgt ein detaillierter Leitfaden zur Durch-führung des Konzepts. Inhalt und Ablauf, didaktische Umsetzung und Vermittlungsmethoden sowie Zeitangaben als Richtwerte sind im Manual festgehalten. Kursivtexte sind Formulierungsbeispiele. Diese sind als Vorschläge und nicht als wörtliche Angaben zu verstehen.

Material

Für die Durchführung werden verschiedene Materialien benötigt. Die Instruktionen zu den Übungen finden sich im Anhang dieses Manuals (A3-A11). Zusätzlich gibt es viele Materialien, die über unsere Homepage angefordert werden können, wie Präsentationen (PDF oder Powerpoint), Arbeitsblätter und Videoclips. Es werden aber auch Materialien empfohlen, die von den Lehrenden selbst zusammen-gestellt werden sollten: Flipchart, Computer mit Internetzugang und Beamer, Schokolade, Flyer und Broschüren professioneller Rauchstoppanbieter sowie Formulare zum klinikeigenen Vorschlagswesen (sofern vorhanden).

Raum

Die Durchführung der Unterrichtseinheiten kann in der Regel im Klassenzimmer stattfinden. Einzelne Übungen können jedoch, sofern möglich, auch draußen durchgeführt werden (Bewegungsübung in UE3, Einführungsübung „What we have in common“ in UE5 sowie die Bewegungsübung in UE11). Im Verlauf des Manuals wird jeweils darauf hingewiesen.

Vermittlungsmethoden

Die Unterrichtseinheiten befassen sich zwar mit Wissen zu gesundem Lebensstil, setzen aber den Schwerpunkt auf die Motivierung der Auszubildenden, sich selbst gesundheitsbewusst zu verhalten. Deshalb werden neben der interaktiven Wissensvermittlung zahlreiche Einzel- oder Gruppenarbeiten und Übungen angeboten. Die Teilnehmenden erarbeiten sich dabei aktiv die Themen und übertragen

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das Gelernte auf ihren persönlichen Alltag. Das Konzept enthält deshalb vielfältige Methoden und verschiedene aktivierende Elemente. Die Methoden sind: Kurzvortrag, interaktiver Kurzvortrag, Gespräch oder Diskussion, Zurufabfrage, Übung, Einzel-, Partner- und Kleingruppenarbeit.

Kurzvortrag

Der Kurzvortrag dient der strukturieren Informationsvermittlung. Die Darstellung der Inhalte wird meist durch Folien begleitet. Der Fokus liegt hierbei weniger auf der Interaktion, jedoch haben die Teilneh-menden jederzeit die Möglichkeit Fragen zu stellen. Im Konzept erläutert die Lehrkraft z. B. auf diese Weise die Mindestkriterien für gesundheitsfördernde Bewegung und Sport. Außerdem wird der genaue Ablauf eines Gruppenprogramms zur Tabakentwöhnung vorgestellt.

Interaktiver Kurzvortrag

Der interaktive Kurzvortrag dient, ebenfalls wie der Kurzvortrag, der strukturierten Informations-vermittlung. Die Teilnehmenden werden jedoch durch Fragen aktiv in den Vortrag miteingebunden. Auf Meinungen oder Äußerungen der Teilnehmenden soll intensiv eingegangen werden, ein Austausch zwischen Teilnehmenden ist möglich. So sollen die Auszubildenden zu den Formen der Stresskompe-tenz nach Kaluza (2012) geeignete Beispiele finden oder zum Thema Tabakabhängigkeit Entzugs-symptome benennen.

Gespräch oder Diskussion

Das Gespräch oder die Diskussion dient der aktiven Auseinandersetzung mit einem Thema. Dabei werden Wissen, Vorstellungen und Überzeugungen der Teilnehmenden ausgetauscht. Die Lehrkraft moderiert dabei, stellt Fragen und setzt Impulse, hält sich mit Bewertungen jedoch zurück. Am Ende können wichtige Punkte zusammengefasst werden. So werden beispielsweise zu Anfang des Unter-richts die Lebensstilveränderungen seit Ausbildungsbeginn besprochen. Eine Diskussion stellt dabei eine Sonderform des Unterrichtsgesprächs dar. Hier werden Themen diskutiert, zu denen es kontro-verse Meinungen geben kann. Argumente für und gegen eine Aussage können hier diskutierend erarbeitet werden. Zum Beispiel wird der Einfluss von Zigarettenwerbung diskutiert.

Zurufabfrage

Die Zurufabfrage hat das Ziel, Informationen zu bestimmten Themen in der Klasse zu sammeln. Die Lehrkraft erfährt so den bisherigen Wissensstand der Teilnehmenden. Zur Veranschaulichung können zentrale Stichpunkte auf Flipchart festgehalten werden. Die Lehrkraft erfragt auf diese Weise zum Beispiel Wege zur Verhinderung einer Gewichtszunahme nach dem Rauchstopp.

Übung

Bei einer Übung können auf verschiedene Weise Inhalte ausprobiert oder praktisch umgesetzt werden. Die Lehrkraft kann so theoretische Aspekte praktisch veranschaulichen und Handlungen können geübt werden. Bei der Genussübung lernen die Teilnehmenden, Schokolade achtsam und genussvoll zu essen. Die Bewegungsübungen vermitteln den Auszubildenden Ideen für Bewegungen im Schul- oder Stationsalltag.

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Einzelarbeit

Die Einzelarbeit beinhaltet ein persönliches Auseinandersetzen mit einem Thema bzw. einer jeweiligen Aufgabe. Ziel hierbei ist, einen eigenen Standpunkt zu reflektieren und ggf. die Selbstwahrnehmung zu steigern. Durch das Ausfüllen des „Wochenprotokolls Bewegung“ können sich die Auszubildenden beispielsweise ihr eigenes Bewegungsverhalten verdeutlichen. Die Checkliste zur Stressprävention zeigt den Teilnehmenden auf, wo noch Handlungsbedarf zur Stressvorbeugung besteht.

Partnerarbeit

Bei der Partnerarbeit soll der Austausch zwischen den Teilnehmenden sowie ein gegenseitiges Verstehen und Unterstützen gefördert werden. So wird das Fallbeispiel zum emotionalen Essverhalten gemeinsam bearbeitet. Außerdem wird das Drehbuch zur Raucherkurzberatung in Partnerarbeit erstellt und präsentiert.

Kleingruppenarbeit

Bei der Kleingruppenarbeit beschäftigen sich die Teilnehmenden in kleineren Gruppen (max. 8 Personen) mit einem Thema. Austausch und gemeinsames Entwickeln von Ideen sollen dabei gefördert werden. Häufig findet im Anschluss an die Kleingruppenarbeit eine Präsentation der Ergebnisse im Plenum statt. Die Auszubildenden sollen zum Beispiel verhaltens- und verhältnispräventive Ideen für Schule und Station sammeln sowie die Vor- und Nachteile einer Verhaltensänderung in den Bereichen Bewegung, Ernährung und Rauchen gemeinsam erarbeiten.

Literatur

Ezzati, M. & Lopez, A.D. (2000). Estimates of global mortality attributable to smoking in 2000. Lancet 362, 847–852.

DHS, Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (Hrsg.). Jahrbuch Sucht 10, ISBN 978-87581-310-4, Geesthacht 2010.

Kaluza, G. (2012). Gelassen und sicher im Stress: Das Stresskompetenz-Buch-Stress erkennen, verstehen, bewältigen. Berlin: Springer.

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Die 12 Unterrichtseinheiten im Überblick

Block I - Gesunder Lebensstil

Im Block I geht es um die zentrale Frage, was sich seit Beginn der Ausbildung hinsichtlich des Lebensstils der Auszubildenden, insbesondere in den Bereichen Bewegung, Essen und Rauchen, verändert hat. Außerdem wird der Prozess der Lebensstiländerung theoretisch durchlaufen.

UE 1 Bewegung persönliches Bewegungsprotokoll Beurteilung anhand von Bewegungsempfehlungen

UE 2 Essen persönliches Ernährungsprotokoll Beurteilung anhand der Ernährungsregeln der DGE emotionales Essen

UE 3 Rauchen Wirkungsweise und Auswirkungen von Tabakkonsum HAPA-Modell - Prozessmodell der Lebensstiländerung

UE 4 Lebensstiländerung persönliche Zielformulierung „Was will ich ändern“ Handlungs- und Bewältigungsplanung

Block II - Rauchen und Raucherberatung

Im Block II geht es um das Thema Rauchen, Raucherberatung und Gesprächsführung mit rauchenden Patienten. Motive und Aspekte der Tabakabhängigkeit werden genauer betrachtet, um ein Verständnis für rauchende Personen zu entwickeln und ggf. das eigene Rauchverhalten kritisch zu prüfen. Letztlich werden Strategien der Tabakentwöhnung und der Verhältnisprävention besprochen.

UE 5 Rauchmotive und Rauchen als Sucht

Gründe und Motive für das Rauchen körperliche und psychische Tabakabhängigkeit

UE 6 Tabakentwöhnung & Kurzberatung

Ablauf Tabakkonsumentwöhnung Gewichtsmanagement nach dem Rauchstopp Raucherkurzberatung

UE 7 Motivierendes Interview Überblick Theorie und Übungen zum Motivierenden Interview UE 8 Verhältnisprävention

Rauchen verhältnispräventive Maßnahmen zur Rauchfreiheit Verhältnisprävention Nicht-Rauchen im Krankenhaus

Block III - Stressbewältigung

Block III beinhaltet die Themen Stress, Stressbewältigung und Burnout. Die Auszubildenden sollen Strategien der Stressbewältigung sowie viele Anregungen zur Stressprävention für die eigenen Schul- und Praxissituationen erhalten.

UE 9 Stress, Stresstrias Ebenen der Stressreaktion (Körper, Gedanken, Emotionen, Verhalten) Stressoren, Stressverstärker und Stressreaktionen

UE 10 Stressbewältigung Formen der Stressbewältigung nach Kaluza (2012) mit praktischen Beispielen und Übungen

UE 11 Burnout- und Burnoutprävention

Definition und Symptome von Burnout Stress- und Burnoutprävention

UE 12 Verhaltens- und Verhältnisprävention

Sammeln von verhaltens- und verhältnispräventiven Ideen zu einem gesundem Lebensstil in Schule und Station

Übersicht - Die 12 Unterrichtseinheiten Seite 11

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UE 1: Gesunder Lebensstil und Bewegung

Übersicht

Themen

Lebensstilveränderung seit Ausbildungsbeginn, Lebensstil Bewegung, Mindestkriterien für gesundheitsförderliche Bewegung, Motive und Motivtypen für Sport und Bewegung

Lehrziele

1.1 Die Auszubildenden können eigene Lebensstilveränderungen seit Beginn der Ausbildung benennen.

1.2 Die Auszubildenden können schildern, in welchem Ausmaß sie sich während einer Schulwoche, Frühdienst- sowie Spätdienstwoche bewegen.

1.3 Die Auszubildenden können ableiten, in welchem Ausmaß Bewegung gesundheitsförderlich ist.

1.4 Die Auszubildenden können verschiedene Motive für Sport und Bewegung benennen.

Lehrziel Themen und Inhalte Methoden Material Zeit (min)

Begrüßung, Einführung und Vorstellung der Unterrichtseinheiten

Kurzvortrag Folien 1.2 5

1.1 Einführung gesunder Lebensstil Lebensstilveränderungen im Ausbildungsalltag

Zurufabfrage, Interaktiver Kurzvortrag mit Gespräch

Folien 1.3 - 1.8 10

1.2 Lebensstil Bewegung Bewegungsprotokoll

Kurzvortrag mit Einzelübung, Interaktiver Kurzvortrag

Folien 1.9 - 1.13 AB_UE1

10

1.3 Mindestkriterien für gesundheitsförderliche Bewegung und Sportaktivitäten

Kurzvortrag mit Einzelübung

Folien 1.14 - 1.15 AB_UE1

10

1.4 Motive und Motivtypen Sport Interaktiver Kurzvortrag, optional: Sporttypen-Bestimmung online

Folien 1.16 - 1.20 Computer mit Internetzugang (+ Beamer)

10

Block 1 - Gesunder Lebensstil, UE 1 - Bewegung Seite 13

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Manual PA-TRES - Unterrichtseinheiten für die Pflegeausbildung (Müller et al., 2015; Universität Würzburg)

Allgemeine Ziele

Am Ende der ersten Unterrichtseinheit kennen die Auszubildenden ihre individuelle sowie die allgemeine Definition eines gesunden Lebensstils und können (Verhaltens-)Bereiche benennen, die einen gesunden Lebensstil ausmachen. Die Auszubildenden berichten individuelle Veränderungen hinsichtlich ihres Lebensstils im Bereich Bewegung, Ernährung, Rauchen und Stress, welche seit Beginn der Ausbildung aufgetreten sind. Sie verstehen den Begriff körperliche Aktivität (Alltagsbewegungen und Sport) sowie die gesundheitsförderlichen Bewegungsempfehlungen, anhand welcher sie ihr eigenes Bewegungsverhalten beurteilen können. Die Auszubildenden kennen Motive und Motivtypen für Sport und Bewegung und wissen, wo sie ihren eigenen Sporttypen berechnen lassen können.

Begründung

Mit der anfänglichen Diskussion zu gesundem Lebensstil sollen die Auszubildenden an das Thema herangeführt werden und gleichzeitig ihre eigene Vorstellung von gesundem Lebensstil benennen. Durch das Ausfüllen des Bewegungsprotokolls werden den Auszubildenden ihr eigenes Bewegungs-verhalten sowie dessen Unterschiede während der verschiedenen Ausbildungsbedingungen (Schichtarbeit, Schule, Freizeit) aufgezeigt. Wenn man die Bewegungsempfehlungen kennt, fällt es leichter, das eigene Bewegungsverhalten einzuschätzen und verändern zu können. Das Wissen über Motive und Motivtypen verdeutlicht den Auszubildenden die unterschiedlichen Gründe für körperliche Aktivität. So ist es wichtig, sich seiner eigenen Motive bewusst zu sein, um das passende Sportpro-gramm für sich auszuwählen. Dies erhöht die Wahrscheinlichkeit einer langfristigen sportlichen Betätigung.

Benötigtes Material

Folien 1.2 - 1.20

AB_UE1 Wochenprotokoll Bewegung

Computer mit Internetzugang (+ Beamer)

Block 1 - Gesunder Lebensstil, UE 1 - Bewegung Seite 14

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Folie 1.2: Übersicht zu den Unterrichtseinheiten.

Inhalt und Ablauf

Einführung und Vorstellung der Unterrichtseinheiten Zeit ca. 5 Min.

Kurzvortrag

Folie 1.1:

Die Lehrkraft begrüßt die Auszubildenden und stellt sich vor (Name, Beruf und Funktion).

Folie 1.2:

Die Lehrkraft stellt Übersicht und Ablauf der PA-TRES-Unterrichtseinheiten vor.

Herzlich willkommen zum PA-TRES Projekt. Die Abkürzung PA-TRES steht für „PflegeAusbildung - Training (im Sinne von Bewegung), Raucherberatung, Ernährung und Stressbewältigung“. Im Projektnamen sind bereits die Themen der drei kommenden Unterrichtstage enthalten. Den genauen Ablauf dieser drei Tage sehen Sie auf dieser Übersicht (Folie 1.2). Am ersten Tag (also heute) wird es um das Thema „Gesunder Lebensstil“ gehen. Dabei beschäftigen wir uns insbesondere mit der Frage, was sich seit Beginn der Ausbildung in Ihrem Leben verändert hat. Im Speziellen geht es dabei um die Lebensstilbereiche Bewegung, Ernährung und Rauchen. Gegen Ende des heutigen Blocks besprechen wir, wie Lebensstiländerungen geplant und umgesetzt werden können. Die Techniken sind dabei für alle Bereiche übertragbar. Sie können sie jederzeit für sich selbst, aber auch bei der Beratung ihrer Patienten einsetzen.

Thema des zweiten Tages ist „Rauchen und Raucherberatung“. Zum einen wird es um Tabakab-hängigkeit und Angebote zur Tabakentwöhnung gehen. Dann besprechen wir, warum Menschen überhaupt rauchen (d. h. die Motive und Gründe für das Rauchen). Es geht also

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darum, rauchende Patienten zu verstehen. Außerdem werden Sie den Ablauf einer Raucher-beratung kennenlernen und üben.

Am dritten Tag behandeln wir das Thema „Stress und Stressbewältigung“ sowie „Burnout“. Dabei werden wir die Besonderheiten im Pflegeberuf berücksichtigen.

In der Übersicht sehen Sie am Ende des zweiten Tages den Punkt „Verhältnisprävention Rauchen“ sowie am Ende des dritten Tages den Punkt „Verhaltens- und Verhältnisprävention“. Worum es in diesen Teilprojekten geht, werde ich Ihnen am jeweiligen Tag mitteilen.

Das PA-TRES Projekt findet an drei Tagen zu jeweils vier Unterrichtseinheiten (also zwei Doppelstunden) statt.

Auf der Homepage www.pa-tres.de finden Sie einige Materialien zu den Themen Bewegung, Ernährung, Rauchen und Stress. Außerdem gibt es dort weiterführende Links zu den Inhalten.

Ich bin gespannt auf Ihre Beiträge und Erfahrungsberichte und freue mich auf eine rege Teilnahme und viel Diskussion.

Block 1 - Gesunder Lebensstil, UE 1 - Bewegung Seite 16

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1.1 Einführung gesunder Lebensstil Lebensstilveränderungen im Ausbildungsalltag

Zeit ca. 10 Min.

Zurufabfrage

Folie 1.3:

Die Lehrkraft führt das Thema „Gesunder Lebensstil“ ein:

Wir beginnen das Thema gesunder Lebensstil mit den Fragen:

1. Was bedeutet gesunder Lebensstil für Sie persönlich? Was verstehen Sie darunter?

2. Was setzen Sie ggf. schon um? Sammeln.

Interaktiver Kurzvortrag

Folie 1.4:

Ihre eigenen Vorstellungen von einem gesunden Lebensstil decken sich sehr gut mit dem, was man in der Medizin und Psychologie darunter versteht. Auf dieser Folie sehen Sie noch einiges ergänzt: Zunächst sehen Sie in den Sprechblasen verschiedene Möglichkeiten, was ein gesunder Lebensstil für die einzelne Person bedeuten kann (z. B. 3x pro Woche ins Fitnessstudio zu gehen). Die allgemeine Definition lautet: Ein gesunder Lebensstil umfasst Verhaltensweisen und Gewohnheiten, die die Gesundheit erhalten. Es handelt sich dabei um relativ stabile und typische Verhaltensmuster, die sich in sozialen und kulturellen Lebensbedingungen entwickelt haben (Beispiel für sozialen Einfluss: Förderung von Bewegung durch Einfluss der Eltern oder Freunde; Beispiel für kulturellen Einfluss: Ernährungsgewohnheiten einer bestimmten Kultur).

Folien 1.5 - 1.7:

Fassen wir noch einmal zusammen. Welche Verhaltensbereiche zu gesundem Lebensstil kennen Sie? Sammeln und Beispiele nennen (Ergänzungen siehe Folie 1.6).

Welche Folgeerkrankungen, die aus einem ungünstigen Verhalten in diesen Bereichen resultieren können, kennen Sie? Sammeln und Beispiele nennen (Ergänzungen siehe Folie 1.7).

Block 1 - Gesunder Lebensstil, UE 1 - Bewegung Seite 17

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Folie 1.7:Auswirkung ungesunden Lebensstils.

Folie 1.8:

Die Lehrkraft stellt die prozentualen Anteile der verschiedenen Risikofaktoren an der Gesamtmortalität vor (WHO, 2009).

Wir haben Bereiche eines ungesunden Lebensstils gesammelt und daraus resultierende mögliche Folgeerkrankungen zusammen getragen. Schauen wir uns nun den Anteil der Lebensstilfaktoren an der Gesamtmortalität an. Gesamtmortalität bedeutet Gesamtsterblich-keit. Wir interessieren uns nun dafür, welchen Anteil die Lebensstilfaktoren daran haben, also zu welchem Anteil sie ursächlich für Todesfälle sind.

Wie Sie der Abbildung entnehmen können, hat Tabak mit knapp 18 % (Originalwert: 17,9 %) den höchsten Anteil an der Gesamtsterblichkeit. Darauf folgen Übergewicht und Adipositas mit ca. 8 % (Originalwert: 8,4 %) sowie Bewegungsmangel mit ca. 8 % (Originalwert: 7,7 %). Ein Mangel an Obst und Gemüse hat einen Anteil von 2,5 % (Originalwert: 2,5 %) sowie Alkohol einen Anteil von ungefähr 1 % (Originalwert: 1,1 %).

Zur Info:

Nicht enthalten in der Abbildung sind weitere Risikofaktoren, die wiederum durch Lebensstil-faktoren beeinflusst werden, wie z. B. Bluthochdruck (16,8 %), ein hoher Blutzuckerspiegel (7 %) oder auch ein hoher Cholesterinspiegel (5,8 %).

Die Zahlen in der Abbildung beziehen sich außerdem auf die westlichen Industrienationen, also Länder mit hohem Einkommen. Bei armen Ländern ist z. B. Untergewicht auf Platz 1 mit 7,8 %. Außerdem liegen dort unsafer sex mit 6,6 % sowie Hygieneprobleme mit 6,1 % weiter vorne. Dennoch liegt der Tabakkonsum auch hier bei 3,9 %, was auch für nicht-industrielle Länder einen hohen Wert darstellt.

Schaut man sich die Risikofaktoren unabhängig vom Einkommen an, belegt Tabakkonsum den zweiten Platz unter den führenden Risikofaktoren mit 8,7 % für die „gesamte Welt“. Auf Platz 1 der Todesursachen steht Bluthochdruck mit 12,8 %.

Block 1 - Gesunder Lebensstil, UE 1 - Bewegung Seite 18

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Zu erwähnen ist außerdem das Ergebnis einer Studie, welche im Februar 2015 veröffentlicht wurde. Die Studie besagt, dass Tabak weitere tödliche Krankheiten begünstigen könnte, die (bisher) nicht offiziell mit Tabakkonsum in Verbindung gebracht wurden. Bei der Untersuchung wurden fast eine Million Personen über zehn Jahre lang begleitet, davon starben 180.000 Personen. Bei den verstorbenen Personen wurden fünf Krankheiten festgestellt, die bei Rauchern überdurchschnittlich häufig vorkamen: Nierenversagen, Infektionen, Mesenterial-infarkte sowie weitere Lungen- und Herzleiden. Dies deutet darauf hin, dass Tabakkonsum noch weitere Folgen nach sich zieht als bisher gedacht. Weitere Untersuchungen sind hierzu notwendig. Grundsätzlich konnte in der Studie bestätigt werden, dass Raucher ein zwei- bis dreimal so hohes Risiko haben, vorzeitig zu sterben im Gegensatz zu Nichtrauchern.

Gespräch

Folie 1.9:

Die Lehrkraft bittet die Auszubildenden über Veränderungen des Lebensstils, die seit Beginn der Ausbildung aufgetreten sind, zu berichten.

Was hat sich seit Beginn Ihrer Ausbildung in Bezug auf Essen, Bewegung, Stress und Alltagsdrogen (Kaffee, Alkohol, Rauchen) verändert? Sammeln.

Anmerkung: Falls die Klasse nicht über persönliche Veränderungen berichten möchte, kann jeder Auszubildende zunächst auf einem Blatt Papier die eigenen Veränderungen für sich notieren. Im Anschluss finden sich üblicherweise Teilnehmende, die dazu auch etwas erzählen möchten.

1.2 Lebensstil Bewegung Bewegungsprotokoll

Zeit ca. 10 Min.

Kurzvortrag

Folie 1.10:

Die Lehrkraft führt die Begriffe körperliche Aktivität und Bewegung ein und erläutert verschiedene Formen von Bewegung.

Befassen wir uns nun mit dem Lebensstilbereich Bewegung. Bewegung bzw. körperliche Aktivität lässt sich einteilen in Alltagsbewegungen und Sport. Zu den Alltagsbewegungen zählen körperliche Aktivitäten in der Freizeit (z. B. mit dem Rad zur Schule fahren), bei der Arbeit (z. B. Patienten heben) und im Haushalt (z. B. Fenster putzen). Sport hingegen umfasst gezieltes, absichtliches Training. Dazu gehören Ausdauersport (Bewegung mittlerer Intensität über einen längeren Zeitraum z. B. Schwimmen), Krafttraining (hohe Intensität, kürzerer Zeitraum z. B. Aerobic) und Spielsportarten (z. B. Badminton, Fußball etc.).

Block 1 - Gesunder Lebensstil, UE 1 - Bewegung Seite 19

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Einzelübung

Folie 1.11:

Die Auszubildenden erhalten das AB_UE1 und haben etwa fünf Minuten Zeit, ihr persönliches Bewegungsprotokoll auszufüllen.

Jetzt haben Sie sicherlich schon für sich selbst überlegt, dass Sie sich an verschiedenen Tagen ganz unterschiedlich bewegen. Auf diesem ersten Arbeitsblatt können Sie mal eintragen, wie viel Sie sich üblicherweise während einer Schulwoche, Frühdienst- sowie Spätdienstwoche bewegen.

Nach Ausfüllen des Protokolls:

Legen Sie Ihr ausgefülltes Protokoll bitte kurz zur Seite. Wir werden gleich wieder darauf zurückgreifen.

Interaktiver Kurzvortrag

Folie 1.12:

Sicherlich ist Ihnen beim Ausfüllen auch aufgefallen, dass Sie teilweise ganz unterschiedliche Bewegungsmuster notiert haben oder sich früher anders bewegt haben. Woran liegt das? Hier sehen Sie eine kurze Übersicht, die zeigt, durch welche Faktoren unser Bewegungsverhalten beeinflusst werden kann. So gibt es Merkmale der Person wie z. B. den sozioökonomischen Status (ein Beispiel hierfür: Training im Fitnessstudio ist relativ teuer). Genauso können aber auch die Freude am Sport oder das Wohlbefinden im Anschluss an eine sportliche Betätigung eine Rolle spielen. Vieles hängt auch damit zusammen, was Sie früher schon oder wobei sie sehr positive Erfahrungen in einer Gruppe oder mit guten Erfolgen gemacht haben. Zudem gibt es auch Merkmale der Umgebung (z. B. die Zeit, die jemand für Bewegung zur Verfügung hat oder die Barrieren durch den Schichtdienst), das ist Ihnen sicherlich am ehesten beim Unterschied zwischen Schulwoche und Stationsdienstwoche aufgefallen. Letztlich können es auch Merkmale der Bewegung selbst sein, die eine Rolle spielen. Hier gilt die „Regel“ – je intensiver und anstrengender eine Bewegung ist, desto höher ist die Aussteigerquote.

Welche Auswirkungen von Bewegung (auf körperlicher und psychischer Ebene) fallen Ihnen ein? Sammeln.

Ergänzungen auf Folie 1.13:

Bewegung hat zum einen günstige Auswirkungen auf die Psyche. So kann Bewegung zu einer Steigerung des Wohlbefindens führen und außerdem die Angst- und Depressionsanfälligkeit verringern. Bewegung kann sich außerdem positiv auf das Selbstwertgefühl sowie günstig auf das Stresserleben auswirken. Zudem steigert Bewegung die Merk- und Konzentrationsfähigkeit.

Block 1 - Gesunder Lebensstil, UE 1 - Bewegung Seite 20

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Folie 1.14: Präventives Bewegungsverhalten.

Auf körperlicher Ebene verringert Bewegung die Krankheitsanfälligkeit, da das Immunsystem gestärkt wird. Außerdem beugt Bewegung Übergewicht vor bzw. kann bei einer Gewichts-abnahme hilfreich sein. Insgesamt kann Bewegung zu einer längeren Lebensdauer sowie einer höheren Lebensqualität führen.

1.3 Mindestkriterien für Bewegung und Sport Zeit ca. 10 Min.

Kurzvortrag

Folie 1.14:

Die Lehrkraft erläutert die Mindestkriterien für gesundheitsförderliche Bewegung und Sportaktivitäten anhand der Bewegungspyramide (Geidl et al., 2012).

Jetzt stellt sich natürlich die Frage, wie oft und wie intensiv man Sport machen oder sich bewegen soll, damit es gesundheitsförderlich ist. Genügt es, einmal in der Woche schwimmen zu gehen, oder bei einem Stationsdienst den ganzen Tag auf den Beinen zu sein? Diese Fragen sind nicht leicht zu beantworten und sicherlich auch individuell verschieden. Es gibt aber große weltweite epidemiologische Studien, die Zusammenhänge der Häufigkeit, Dauer und Intensität der Bewegung und der Gesundheit herausgefunden haben. Es gibt also relativ gute Belege dafür, wie oft, wie lange und wie intensiv man sich bewegen sollte, um eine gesundheits-förderliche Auswirkung zu erzielen.

Sie sehen hier nun eine Bewegungspyramide, die Empfehlungen zur körperlichen Aktivität und Bewegung enthält (Verweis auf Ähnlichkeit zur allgemein bekannten Ernährungspyramide möglich).

Block 1 - Gesunder Lebensstil, UE 1 - Bewegung Seite 21

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In der untersten Zeile sind die Alltagsbewegungen abgebildet wie z. B. Treppen steigen oder Hausarbeit. Diese sollen möglichst täglich durchgeführt werden. Der nächste Bereich umfasst Ausdauersport (z. B. Schwimmen oder Laufen). Hier lautet die Empfehlung an 2 bis 7 Tagen pro Woche mind. 10 Minuten Ausdauersport zu treiben. Beim Krafttraining (nächster Abschnitt) lautet die Empfehlung 2x pro Woche mind. 10 Minuten (z. B. Muskeltraining). Ganz oben, der kleinste Bereich, beinhaltet die sitzende Freizeit, welche ebenfalls in der Pyramide enthalten ist, allerdings „je weniger, desto besser“. Generell gilt die Daumenregel an mindestens fünf Tagen pro Woche 30 Minuten körperlich aktiv zu sein.

Einzelübung

Folie 1.15:

Die Auszubildenden bewerten ihr eigenes Bewegungsverhalten anhand des zuvor ausgefüllten AB_UE 1 und beurteilen, welches Bewegungsverhalten dabei eher gesund / ungesund ist.

Nachdem wir nun die Bewegungsempfehlungen besprochen haben, können Sie jetzt Ihr Bewegungsprotokoll danach bewerten, in welcher der Wochen ausreichend körperliche Aktivität möglich ist. Markieren Sie dies bitte auf Ihrem Protokoll (z. B. mithilfe von Smileys). Sie haben hierfür ein paar Minuten Zeit, anschließend besprechen wir Ihre Ergebnisse gemeinsam.

Bei der anschließenden Besprechung sollten Unterschiede im Bewegungsverhalten zwischen den verschiedenen Wochen deutlich werden. Die Auszubildenden können dabei erste Änderungswünsche entwickeln, die später bei der Handlungs- und Bewältigungsplanung wieder aufgegriffen werden. Die Lehrkraft verweist darauf, dass das Bewegungsprotokoll sowie weitere Informationen und Links aus dem Bereich Bewegung auf der Homepage www.pa-tres.de verfügbar sind.

1.4 Motive und Motivtypen Sport Zeit ca. 10 Min.

Interaktiver Kurzvortrag

Folien 1.16 - 1.17:

Die Lehrkraft sammelt Gründe und Motive, weshalb die Auszubildenden Sport treiben (bzw. gerne Sport treiben würden).

Abgesehen von der Gesundheit, die ja eher abstrakt ist, gibt es zahlreiche Gründe dafür Sport zu treiben. Die Gesundheit alleine ist häufig gar nicht der Grund, warum man sich bewegt, sondern ein positiver Nebeneffekt. Will man sein Bewegungsverhalten aber beeinflussen, ist es sehr gut, wenn man die persönlichen Gründe und eigenen Motive kennt.

Block 1 - Gesunder Lebensstil, UE 1 - Bewegung Seite 22

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Was sind Ihre Gründe und Motive um Sport zu treiben? oder

Wenn Sie aktuell noch keinen Sport treiben – was wären Ihre Motive mit Sport anzufangen? Sammeln.

Im Anschluss:

Wie Sie sehen, haben einige von Ihnen ganz unterschiedliche Gründe genannt. Damit hat sich auch eine Schweizer Forschergruppe auseinandergesetzt. Sie hat sich näher mit den Motiven für Bewegung und Sport beschäftigt und das Konzept der „Motivbasierten Sporttypen“ entwickelt. Hier sehen Sie zunächst die sieben ausgewählten Motive (Folie 1.17).

Das Konzept der Motivbasierten Sporttypen beinhaltet, dass sich ein sogenannter Sporttyp aus bestimmten Motiven zusammensetzt. Das heißt, je nachdem welche Motive eine Person aufweist, resultiert daraus ein bestimmter Sporttyp. Sie sehen hier neben den Motiven die neun verschiedenen Sporttypen, die aus den sieben Motiven berechnet wurden.

Folie 1.18:

Schauen wir uns beispielhaft einen Sporttyp z. B. die Figurbewusste Gesellige an. Beispiel aus Folie 1.18 nennen.

Folie 1.19:

Was bringt uns nun das Wissen über den eigenen Sporttyp? Entscheidend ist, dass je nach Sporttyp ein anderes Sportprogramm geeignet ist. Beispiele Folie 1.19 nennen.

Das Ganze soll Sie motivieren, sich über Ihre Motive bewusst zu werden und daraus ableitend ein passendes Sportprogramm für sich zu wählen. Wenn Sie z. B. der „kontaktfreudige Sportler“ sind, ist alleine joggen zu gehen vermutlich wenig attraktiv für Sie und das Risiko steigt, dass Sie mit dem Joggen wieder aufhören. Suchen Sie sich allerdings eine zu Ihnen passende Sportart, bei welcher Sie Kontakt zu anderen haben, steigt die Wahrscheinlichkeit, bei dieser Sportart dabei zu bleiben.

Folie 1.20:

Auf der Folie befindet sich der Link zur Internetseite der Berner Forschergruppe, bei welcher Sie ganz leicht von Zuhause aus Ihren Sporttyp berechnen lassen können.

Optional: Durchführung der Sporttypen-Bestimmung während des Unterrichts

Wenn im Klassenraum ein Internetzugang vorhanden ist, kann exemplarisch eine Sporttypen-Bestimmung durchgeführt: www.zssw.unibe.ch/befragungen/sportberatung/sporttyp.htm.

Wer von Ihnen hat Lust, jetzt mal seinen Sporttypen gleich exemplarisch zu bestimmen?

Durchführung der Sporttypen-Bestimmung, im Anschluss kurze Besprechung (Abgleich mit Folie 1.18 möglich).

Block 1 - Gesunder Lebensstil, UE 1 - Bewegung Seite 23

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Abschluss Lebensstil Bewegung

Wir schließen nun das Thema Bewegung ab. Wir haben darüber gesprochen, wie sich Ihr Lebensstil durch die Ausbildung verändert hat, welche Sport und Bewegungsarten Sie an verschiedenen Wochentagen machen und ob diese ausreichen, um gesundheitsförderlich zu sein. Wir haben gesehen, dass es neben der Gesundheit noch ganz andere Gründe gibt, Sport zu treiben und dass es wichtig ist, diese Motive gut zu kennen, um eine geeignete Sportart auszuwählen. In dieser Stunde haben Sie viel an „sich selbst“ gearbeitet. Die Anregungen und Ideen können Ihnen aber auch den Blick schärfen, wenn Sie mit Patienten sprechen und ihnen empfehlen möchten, mehr für ihre Gesundheit zu tun.

Gibt es hierzu von Ihrer Seite noch Fragen oder Anmerkungen?

In der nächsten Einheit widmen wir uns dem Thema Essen.

Block 1 - Gesunder Lebensstil, UE 1 - Bewegung Seite 24

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Literatur & Bildquellen

Literatur

Burla, L., Bucher, S. & Abel, T. (2004). Was ist ein gesunder Lebensstil? Managed Care, 5, 5-7.

Carter, B.D., Abnet, C.C., Feskanich, D., Freedman, N.D., Hartge, P., Lewis, C.E., Ockene, J.K., Prentice, R.L., Speizer, F.E., Thun, M.J. & Jacobs, E.J. (2015). Smoking and Mortality – Beyond established causes. The New England Journal of Medicine, 372 (7), 631-640.

Geidl, W., Hendrich, S., & Pfeifer, K. (2012). Entwicklung von Materialien für die Dissemination evidenzgesicherter Konzepte für die Bewegungstherapie in der Rehabilitation. Unveröffentlichter Projektbericht für die Deutsche Rentenversicherung Bund.

Lehnert, K., Sudeck, G. & Conzelmann, A. (2011). BMZI – Berner Motiv- und Zielinventar im Freizeit- und Gesundheitssport. Diagnostica, 57(3), 146-159.

Schwarzer, R. (2004). Psychologie des Gesundheitsverhaltens. Einführung in die Gesundheitspsychologie. Göttingen: Hogrefe.

Sudeck, G. & Conzelmann, A. (2011). Motivbasierte Passung von Sportprogrammen. Sportwissen-schaft, 3, 175-189.

Thirlaway, K. & Upton, D. (2009). The Psychology of Lifestyle: Promoting Healthy Behaviour. London: Routledge.

World Health Organization (Hrsg.). (2009). Global health risks: mortality and burden of disease attributable to selected major risks. World Health Organization.

Bildquellen

In dieser Unterrichtseinheit nicht vorhanden.

Block 1 - Gesunder Lebensstil, UE 1 - Bewegung Seite 25

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Seite 26

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UE 2: Lebensstil Essen

Themen

Lebensstilveränderung seit Beginn der Kranken- und Gesundheitspflegeausbildung, Lebensstil Essen, emotionales Essen

Lehrziele

2.1 Die Auszubildenden können schildern, was sie an einem üblichen Arbeitstag auf Station, in der Schule und an einem freien Tag essen.

2.2 Die Auszubildenden können ableiten, welches Essverhalten gesundheitsförderlich ist.

2.3 Die Auszubildenden können den Begriff emotionales Essen erklären und ihr Wissen anhand einer Fallgeschichte anwenden und überprüfen.

Lehrziel Themen und Inhalte Methoden Material Zeit (min)

2.1 Lebensstil Essen Ernährungsprotokoll

Einzelübung Folien 1.21 AB_UE 2.1

10

2.2 Theorie Essverhalten Ernährungsregeln

Kurzvortrag inkl. Quiz, Einzelübung

Folien 1.22 - 1.27 AB_UE 2.1 AB_UE 2.2

20

2.3 Emotionales Essen mit Fallbeispiel Gespräch, Partnerarbeit

Folien 1.28 - 1.30 AB_UE 2.3

15

Block 1 - Gesunder Lebensstil, UE 2 - Essen Seite 27

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Allgemeine Ziele

In der zweiten Unterrichtseinheit sollen die Auszubildenden ein Verständnis von gesunder Ernährung entwickeln sowie die aktuellen Ernährungsempfehlungen kennen. Sie sollen außerdem ihr eigenes Essverhalten während der unterschiedlichen Ausbildungsbedingungen (Schultag, Stationstag sowie Freizeittag) benennen und beurteilen. Das Konzept des emotionalen Essverhaltens soll verstanden und das neu erlernte Wissen anhand einer Fallgeschichte angewandt werden. Durch die Fallgeschichte lernen die Auszubildenden die Binge-Eating-Störung kennen.

Begründung

Das Ernährungsprotokoll soll den Auszubildenden ihr eigenes Essverhalten während der unter-schiedlichen Tagesbedingungen (Schichtdiensttag, Schultag, Freizeittag) aufzeigen. Wenn man die Ernährungsempfehlungen kennt, fällt es leichter, das eigene Ernährungsverhalten einzuschätzen und verändern zu können. Da während der Ausbildung auch immer wieder emotionale Belastungen auftreten können, ist es wichtig, emotionales Essen als Bewältigungsmuster bei sich selbst zu erkennen. Zudem kann es als Pflegekraft hilfreich sein, solche Muster bei Patienten zu bemerken.

Benötigtes Material

Folien 1.21 - 1.30

AB_UE2.1 Tagesprotokoll Essen

AB_UE2.2 Ernährungsregeln

AB_UE2.3 Nervennahrung

Block 1 - Gesunder Lebensstil, UE 2 - Essen Seite 28

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Inhalt und Ablauf

2.1 Lebensstil Essen Tagesprotokoll Ernährung

Zeit ca. 10 Min.

Einzelübung

Folie 1.21:

Die Lehrkraft führt den Lebensstilbereich Ernährung ein. Die Auszubildenden erhalten das AB_UE2.1 und haben zehn Minuten Zeit, ihr persönliches Ernährungsprotokoll auszufüllen.

Nach der Bewegung beschäftigen wir uns nun mit einem weiteren Lebensstilbereich – dem Essen bzw. der Ernährung. Ähnlich wie bei der Bewegung erhalten Sie zu Beginn ein Arbeitsblatt, auf welchem Sie Ihre Ernährungsgewohnheiten eintragen dürfen. Anders als beim Bewegungs-protokoll, das in verschiedene Wochen eingeteilt war, ist das Ernährungsprotokoll in verschiedene Tage gegliedert. Das heißt, Sie dürfen nun in das Protokoll eintragen, wieviel Sie üblicherweise an einem typischen Schultag, Frühdienst- bzw. Spätdiensttag sowie Freizeittag essen. Keine Sorge, das Blatt dient erneut Ihrem eigenen Überblick und muss später nicht vorgelesen werden.

Nach Ausfüllen des Protokolls:

Legen Sie Ihr ausgefülltes Protokoll bitte kurz zur Seite. Wir werden gleich wieder darauf zurückgreifen.

2.2 Theorie Essverhalten Zeit ca. 20 Min.

Kurzvortrag

Folie 1.22:

Die Lehrkraft nennt Einflussfaktoren auf das Essverhalten.

Sicherlich ist Ihnen auch hier aufgefallen, dass sich Ihre Essgewohnheiten an den verschiedenen Tagen unterscheiden. Auch mag sich Ihre Ernährung seit Beginn der Ausbildung verändert haben, was zeigt, dass unser Essen von verschiedenen Faktoren beeinflusst werden kann. Ähnlich wie bei der Bewegung gibt es auch hier verschiedene Merkmale der Person, die sich auf das Essverhalten auswirken: z. B. Einstellungen (mir ist gesundes Essen wichtig), die Fähigkeit sich selbst regulieren zu können oder auch die Genussfähigkeit beim Essen. Zu den Merkmalen der Umwelt gehören Erziehung (wurde z. B. regelmäßig gegessen und gekocht), kulturelle Einflüsse sowie Lebensumstände und Stress. Auch die Art und Menge der Nahrungsmittel beeinflusst, ob ein Essverhalten gesundheitsförderlich ist.

Block 1 - Gesunder Lebensstil, UE 2 - Essen Seite 29

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Folie 1.26: 10 Regeln der DGE.

Quiz Ernährungsregeln

Wer von Ihnen kennt die Ernährungspyramide (aus dem Unterricht der Krankenpflegeschule oder der Regelschule)?

In der Regel ist den Auszubildenden die Pyramide bekannt. Sollten nur wenige der Teilneh-menden das Modell kennen, kann es kurz erläutert werden.

Sehr schön, dann kennen Sie sich ja bestens mit den Ernährungsempfehlungen aus, sodass wir Ihr Wissen anhand eines Quiz‘ überprüfen können. Ich werde Ihnen nun einige ernährungsbezogene Fragen stellen. Zu jeder Frage kann es mehrere Antwortmöglichkeiten geben. Ich werde zuerst alle Antwortmöglichkeiten vorlesen und im Anschluss stimmen Sie bitte per Handzeichen für Ihre gewählte Antwort ab.

Die Lehrkraft führt das Quiz durch, die Antwortkategorien können im Plenum per Handzeichen abgefragt werden (Folie 1.23 - 1.25).

Lösung:

1b 2a + 2d 3c 4b 5a 6a, 6b + 6e

Folie 1.26:

Im Anschluss an das Quiz gibt die Lehrkraft einen Überblick über die Ernährungsempfehlungen der DGE (Rösch & Jungvogel, 2013) und teilt das AB_UE2.2 aus.

Sie haben sich im Quiz ja sehr gut geschlagen (je nach Anzahl richtiger Antworten). Hier auf der Folie sehen Sie die zehn Regeln der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) im Überblick. Die Lehrkraft kann wich-tige Punkte benennen.

Für Ihre Unterlagen erhalten Sie noch die ausformulierten Ernäh-rungsregeln. Sie müssen diese jetzt nicht durchlesen (nur als Ergänzung zur Folie).

Block 1 - Gesunder Lebensstil, UE 2 - Essen Seite 30

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Einzelarbeit

Folie 1.27:

Die Auszubildenden bewerten ihr eigenes Essverhalten anhand des zuvor ausgefüllten AB_UE2.1 und beurteilen, welches Ernährungsverhalten dabei gesundheitsförderlich ist.

Beurteilen Sie nun bitte auf dem zuvor ausgefüllten Ernährungsprotokoll, welche Ihrer typischen Essgewohnheiten nach den Ernährungsempfehlungen der DGE gesundheitsförderlich sind. Orientieren Sie sich dabei an den zehn Regeln der DGE auf der Übersichtsfolie. Sie haben hierfür wieder ein paar Minuten Zeit.

Anschließend Besprechung. Dabei sollen die Unterschiede zwischen den verschiedenen Tagen deutlich werden. Die Auszubildenden können dabei erste Änderungswünsche entwickeln, die später bei der Handlungs- und Bewältigungsplanung wieder aufgegriffen werden. Die Lehrkraft verweist darauf, dass das Ernährungsprotokoll sowie weitere Informationen und Links aus dem Bereich Ernährung auf der Homepage www.pa-tres.de verfügbar sind.

2.3 Emotionales Essen Zeit ca. 15 Min.

Gespräch

Folie 1.28:

Die Lehrkraft führt das Thema emotionales Essen ein.

Nachdem wir uns angeschaut und in Erinnerung gerufen haben, wie sich gesundes Essen zusammensetzen sollte, kommen wir nun zu einem ganz anderen Aspekt des Essverhaltens: dem emotionalen Essen. Die Frage an Sie ist nun: Was könnte der Begriff emotionales Essen bedeuten? Haben Sie damit (eigene) Erfahrungen? Ideen sammeln.

Folie 1.29:

Die Lehrkraft erläutert den Begriff des emotionalen Essens (Macht, 2005).

Beim emotionalen Essen geht es darum, dass sowohl Emotionen auf das Essverhalten, als auch das Essverhalten auf Emotionen einen Einfluss haben können (Abbildung). Beispiele für die eine Richtung haben Sie eben schon genannt, z. B. dass Trauer den Appetit vermindert oder bei Langeweile die Essensmenge meist ansteigt (abhängig von den Nennungen der Auszubil-denden). Die andere Richtung, der Einfluss des Essverhaltens auf die Emotionen, zeigt sich z. B. beim Essen verdorbener Nahrungsmittel, was die Emotion Ekel zur Folge hat. Essen kann aber auch positive Gefühle zur Folge haben, wie z. B. Freude während oder nach dem Essen leckerer Gerichte.

Block 1 - Gesunder Lebensstil, UE 2 - Essen Seite 31

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Folie 1.29: Was bedeutet „emotionales Essverhalten“?

Partnerarbeit

Folie 1.30:

Die Auszubildenden erhalten das AB_UE2.3 (angelehnt an Lieb et al., 2006) und bearbeiten dies gemeinsam mit ihrem Tischnachbarn.

Nachdem der Begriff des emotionalen Essens nun besprochen ist, erhalten Sie jetzt ein Arbeitsblatt mit einer Fallgeschichte. In der Fallgeschichte geht es um eine Patientin, die ein auffälliges Essverhalten zeigt. Bitte lesen Sie die Geschichte in Ruhe durch und bearbeiten Sie dann zusammen mit Ihrem Tischnachbarn die Fragen auf dem Arbeitsblatt. Anschließend besprechen wir die Antworten gemeinsam.

Im Anschluss Besprechung des Arbeitsblatts. Die Lehrkraft führt während der Besprechung den Begriff der Binge-Eating Störung ein.

Wie Sie richtig erkannt haben, zeigt die Patientin ein Muster emotionalen Essverhaltens, gleichzeitig leidet sie unter „Fressattacken“. Dies geht über das „normale“ Maß des emotionalen Essverhaltens hinaus. Die Patientin leidet unter der sogenannten Binge-Eating Störung. Wer von Ihnen kennt diese Störung und kann sie erklären?

Zum Abschluss dieses Themenbereichs werde ich Ihnen nun die Kriterien der Binge-Eating Störung des DSM-5 (APA, 2013) vorstellen: Die Binge-Eating Störung ist eine Essstörung, bei welcher es wiederholt zu Essanfällen kommt (an mind. zwei Tagen der Woche über einen Zeitraum von sechs Monaten). Die betroffene Person erlebt dabei einen Kontrollverlust über das Essen und nimmt eine solche Menge an Essen zu sich, die definitiv größer ist, als die meisten Menschen in einem ähnlichen Zeitraum unter ähnlichen Umständen zu sich nehmen würden. Es wird schnell und ohne Hungergefühl gegessen, bis zu einem unangenehmen Völlegefühl. Die Person isst häufig alleine, da sie sich für ihr Verhalten schämt. Im Anschluss an einen Essanfall kommt es ebenfalls häufig zu Gefühlen von Scham, Ekel oder Schuldgefühlen. Es werden keine kompensatorischen Maßnahmen wie Fasten, Medikamenteneinnahme oder exzessiver Sport durchgeführt. Die Person leidet stark unter den Essanfällen.

Block 1 - Gesunder Lebensstil, UE 2 - Essen Seite 32

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Literatur & Bildquellen

Literatur

American Psychiatric Association (2013). Diagnostic and statistical manual of mental disorders (DSM-5). Washington DC: American Psychiatric Publication.

Lieb, K., Heßlinger, B. & Jacob, G. (2006). 50 Fälle Psychiatrie und Psychotherapie (2. Auflage). München: Elsevier.

Macht, M. (2005). Essen und Emotion. Ernährungs-Umschau, 52(8), 304-308.

Rösch, R. & Jungvogel, A. (2013). Vollwertig essen und trinken nach den 10 Regeln der DGE (25. überarbeitete Auflage). Bonn: Deutsche Gesellschaft für Ernährung.

Bildquellen

Folie 1.26 http://www.dge.de/ernaehrungspraxis/vollwertige-ernaehrung/ernaehrungskreis/ (zuletzt abgerufen am 04.02.2015)

Folie 1.27 http://www.dge.de/ernaehrungspraxis/vollwertige-ernaehrung/ernaehrungskreis/ (zuletzt abgerufen am 04.02.2015)

Folie 1.29 Macht, M. (2005). Essen und Emotion. Ernährungs-Umschau, 52(8), 304-308.

Block 1 - Gesunder Lebensstil, UE 2 - Essen Seite 33

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Seite 34

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UE 3: Lebensstil Rauchen

Übersicht

Themen

Lebensstilveränderung seit Beginn der Gesundheits- und Krankenpflegeausbildung, Genuss(regeln), Lebensstil Rauchen, Einführung Lebensstiländerung

Lehrziele

3.1 Die Auszubildenden können das Prinzip der Genussübung erläutern und mindestens drei Bedingungen für Genuss nennen.

3.2 Die Auszubildenden können die Auswirkungen sowie die Gesundheitsschäden des Rauchens benennen.

3.3 Die Auszubildenden können die wesentlichen Einflussfaktoren auf eine Verhaltensänderung nennen und erklären.

3.4 Die Auszubildenden können Vor- und Nachteile einer Verhaltensänderung in einem der Bereiche Essen, Bewegung oder Rauchen benennen.

Lehrziel Themen und Inhalte Methoden Material Zeit (min)

3.1 Genuss und Genussregeln Genussübung Folien 1.31 - 1.32 A-3 Schokolade

10

3.2 Lebensstil Rauchen Auswirkungen Tabakkonsum

Interaktiver Kurzvortrag mit Einzelarbeit

Folien 1.33 - 1.39 AB_UE3.1a und AB_UE3.1b

10

3.3 Lebensstiländerung Health Action Process Approach-Modell

Videoanalyse, Kurzvortrag

Folien 1.40 - 1.44 Internetzugang

15

3.4 Vor- und Nachteile einer Verhaltensänderung in den Bereichen Bewegung, Ernährung, Rauchen

Kleingruppenarbeit Folien 1.45 Plakate oder Flipchart

10 + 10 in UE 4

Block 1 - Gesunder Lebensstil, UE 3 - Rauchen Seite 35

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Allgemeine Ziele

Am Ende dieser Unterrichtseinheit sollen die Auszubildenden das Prinzip einer Genussübung verstanden haben und die Genussregeln kennen. Der Anteil der Raucher im Pflegeberuf sowie Inhalts-stoffe, (Aus-)Wirkungen und Gesundheitsschäden des Rauchens sollen bekannt sein. Ziel ist außerdem, den Vorgang einer Verhaltensänderung mithilfe des HAPA-Modells als Prozess zu verstehen und die Elemente des HAPA-Modells erläutern zu können. Die Auszubildenden sollen Vor- und Nachteile von Nicht-Rauchen, gesundem Essen, Bewegung und Sport erarbeiten.

Begründung

Durch die Genussübung sollen die Auszubildenden eine Form von Genuss und achtsamer Ernährung kennenlernen. Die Übung bzw. die Genussregeln sind auch auf andere Verhaltensbereiche übertragbar. Die Auszubildenden sollen sich außerdem mit dem hohen Raucheranteil in der Pflege auseinander-setzen, um diesen zu hinterfragen und den Pflegeberuf als Risikofaktor zu erkennen. Mithilfe des HAPA-Modells soll den Auszubildenden der Prozess einer Verhaltensänderung verdeutlicht werden. Das Modell soll außerdem dabei helfen, eigene Verhaltensänderungen durchzuführen bzw. Verhaltens-änderungen von Patienten zu unterstützen.

Benötigtes Material

Folien 1.31 - 1.45

AB_UE_3.1a und AB_UE3.1b Rauchen verursacht

Internetzugang

Schokolade

A-3_Schokoladenübung

Plakate oder Flipchart

Block 1 - Gesunder Lebensstil, UE 3 - Rauchen Seite 36

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Inhalt und Ablauf

3.1 Genuss Zeit ca. 10 Min.

Übung

Folie 1.31:

Die Lehrkraft leitet die Genussübung ein.

In der letzten Unterrichtseinheit haben wir schon verschiedene Aspekte des Essverhaltens betrachtet. Zum Abschluss des Themas Essen widmen wir uns noch einem positiven Aspekt des Essverhaltens, dem genussvollen Essen. Das bedeutet, dass wir nun eine Genussübung durch-führen werden, bei welcher Sie „genussvoll“ Schokolade essen dürfen. Bei der Übung ist es wichtig, dass Sie auf die Instruktionen achten und sich nicht unterhalten oder lachen, da dies die anderen stört. Ich werde Ihnen nun die Schokolade austeilen. Lassen Sie diese bitte auf Ihrem Tisch liegen und warten Sie noch einen Moment ab.

Die Instruktion zur Genussübung findet sich im Anhang A-3.

Im Anschluss Besprechung der Genussübung.

Wie hat Ihnen die Schokolade geschmeckt? Worin besteht der Sinn einer Genussübung? Was würden Sie anderen empfehlen, wenn sie etwas genießen sollen (welche Regeln

würden Sie ableiten)?

Folie 1.32:

Daran anschließend Besprechung der sieben Genussregeln (nennen und ggf. diskutieren) (Lutz & Koppenhöfer, 1983; Lutz, 2008).

Auf welche Bereiche lassen sich die Genussregeln übertragen?

Block 1 - Gesunder Lebensstil, UE 3 - Rauchen Seite 37

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Folie 1.32: 7 Regeln des Genusses.

3.2 Lebensstil Rauchen Zeit ca. 10 Min.

Interaktiver Kurzvortrag

Folie 1.33:

Die Lehrkraft führt das Thema Rauchen als Lebensstilbereich ein. Nach der kurzen Einführung folgt eine Schätzfrage mit Handzeichen.

Wie zuvor angekündigt ist der dritte Lebensstilbereich, mit welchem wir uns befassen, das Rauchen. Auf der Folie sehen Sie aktuelle Zahlen zum Rauchverhalten in der Bevölkerung. Am häufigsten rauchen junge Erwachsene. In der Allgemeinbevölkerung rauchen insgesamt ca. 30 %.

Was schätzen Sie, wie hoch liegt der Anteil der Rauchenden im Pflegeberuf? Bitte mit Handzeichen abstimmen. Zwischen:

10 % und 20 % ? 20 % und 30 % ? …. 60 % und 70 % ?

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Die Lehrkraft löst die Schätzfrage auf:

Der Raucheranteil im Pflegeberuf liegt zwischen 40 % und 50 % und ist damit höher als in der Allgemeinbevölkerung (ca. 30 %). Somit stellt das Arbeiten in einem Pflegeberuf einen Risiko-faktor für Rauchen dar.

Was denken Sie, was sind die Gründe für den hohen Raucheranteil in der Pflege? Wie beurteilen Sie dies? (Wie ist Ihre Haltung dazu?)

Folie 1.34:

Die Lehrkraft gibt einen kurzen Überblick über die Inhaltsstoffe des Tabakrauchs (DKFZ, 2009).

Wie auch beim Thema Bewegung und Ernährung zunächst ein paar Hintergrundinformationen: Tabak ist ein Gemisch aus über 4.800 Substanzen, darunter zahlreiche giftige und krebser-zeugende Stoffe. Dabei gibt es keinen Grenzwert, unter dem eine Ungefährlichkeit anzunehmen ist (also anders als beim Alkohol). Jede Zigarette ist somit Gift für den Körper.

Folie 1.35:

Die Lehrkraft erfragt die körperlichen und psychischen Wirkungen des Rauchens.

Es gibt verschiedene körperliche und psychische Auswirkungen des Rauchens. Viele davon sind Ihnen sicher bekannt. Welche fallen Ihnen ein? Sammeln.

Ergänzungen Folie 1.36:

Wie Sie schon richtig genannt haben und wie Sie hier auch nochmal auf der Folie sehen können, hat das Rauchen eine Vielzahl körperlicher und psychischer Auswirkungen. Diese können sowohl positiv sein, wie z. B. eine Steigerung des Wohlbefindens oder auch Wachheit und Entspannung. Andererseits hat Rauchen auch negative Folgen, wie z. B. einen erhöhten Blutdruck oder auch die körperliche und psychische Abhängigkeit.

Folie 1.37:

Die Lehrkraft macht die zweifache Wirkungsweise von Nikotin deutlich:

Das Positive bzw. auch das „Tückische“ an Nikotin ist, dass es eine zweifache Wirkungsweise aufweist. So wirkt Nikotin zum einen beruhigend, z. B. bei Anspannung, Nervosität und Konflik-ten. Zum anderen steigert Nikotin aber auch die Konzentration und die Aufmerksamkeit. Somit gilt: „was immer ich gerade brauche, die Zigarette hilft mir dabei“. Aufgrund dessen ist es gut verständlich, dass es vielen schwerfällt auf die Zigarette zu verzichten.

Partnerarbeit

Folie 1.38:

Die Auszubildenden erhalten im Anschluss das AB_UE3.1a (AGT, o.J.) und testen dadurch ihr Vorwissen bzgl. der Gesundheitsschäden, welche durch das Rauchen entstehen können.

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Sie erhalten nun ein Arbeitsblatt, mit dem Sie testen können, wie viel Sie bereits über Gesundheitsschäden durch das Rauchen wissen. Gerne dürfen Sie sich hierfür mit Ihrem Tisch-nachbarn besprechen.

Im Anschluss erhalten die Auszubildenden die Lösung (AB_UE3.1b Rauchen verursacht), kurze Nachbesprechung falls nötig.

Anmerkung: Je nachdem wieviel Zeit vorhanden ist, kann für die Partnerarbeit mehr oder weniger Zeit eingeplant werden. Ist die Zeit nicht ausreichend um das komplette Arbeitsblatt auszufüllen, kann den Auszubildenden das Lösungsblatt mitgegeben werden.

Folie 1.39:

Die Lehrkraft gibt eine kurze Zusammenfassung über die Gesundheitsschäden. Beispiele Folie 1.39 nennen.

Anschließend beendet die Lehrkraft das Thema „Rauchen als Lebensstilbereich“.

Wir beenden nun das Thema Rauchen als Lebensstilbereich. Wie zu Beginn erwähnt, werden wir am zweiten Tag noch einmal unter dem Aspekt der Beratung auf das Rauchen eingehen.

3.3 Lebensstiländerung und Health Action Process Approach (HAPA) Zeit ca. 15 Min.

Videoanalyse

Folie 1.40:

Zur Einführung in das Thema „Lebensstiländerung“ zeigt die Lehrkraft einen Videoclip zur Lebensstil-änderung eines Rauchers, der unter folgendem Link zu finden ist:

http://lebensstil-aendern.de/heart/herzerkrankung-rauchen-entzug/ (zuletzt abgerufen am 26.03.2015).

Anmerkung: Sollte der Link nicht funktionieren, kann der Videoclip von den Autoren der Homepage angefordert werden.

Wir haben mittlerweile drei verschiedene Lebensstilbereiche betrachtet. Nun wollen wir uns damit beschäftigen, wie eine Lebensstilveränderung stattfinden kann. Zur Einführung in dieses Thema sehen Sie zunächst einen kurzen Filmausschnitt.

Im Anschluss sollte eine Diskussion zu Meinungen und Eindrücken zum Film angeleitet werden.

Fragen:

Was sind mögliche Hindernisse für eine Lebensstiländerung? Was braucht es, damit eine Lebensstiländerung gelingt?

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Folie 1.43: Health Action Process Approach-Model.

Kurzvortrag

Die Lehrkraft erläutert das Health Action Process Approach-Modell (kurz HAPA-Modell; Schwarzer, 2008) und veranschaulicht dies durch ein Beispiel.

Folie 1.41:

Wir betrachten nun ein theoretisches Modell, welches die Verhaltensänderung detailliert veranschaulicht: das Health Action Process Approach-Modell, kurz das HAPA-Modell. Das HAPA-Modell ist ein Prozessmodell. Prozessmodell deshalb, weil man das Verhalten nicht einfach so verändert. Wenn man sich an bestimmte Verhaltensmuster sehr gewöhnt hat, ist es meistens ein längerer Prozess über mehrerer Phasen, bis man daran etwas geändert hat.

Folie 1.42:

Was heißt das nun genau? Eine Verhaltensänderung geht in den meisten Fällen nicht von heute auf morgen, sondern durchläuft verschiedene Phasen. Dabei lassen sich fünf Phasen unter-scheiden (siehe Folie). Zuerst geht es darum, Vor- und Nachteile eines Verhaltens abzuwägen, um dann in der zweiten Phase eine Entscheidung für ein bestimmtes Verhalten zu treffen (z. B. „Ja, ich möchte mich mehr bewegen.“). Im dritten Schritt geht es darum, ein konkretes Ziel zu setzen und, Schritt 4, die Erreichung des Ziels dann im Detail zu planen und zu prüfen (Schritt 5). Damit das Konzept für Sie anschaulicher wird, werden wir diese fünf Phasen jetzt Schritt für Schritt durchgehen.

Folie 1.43:

Hier sehen Sie zunächst das HAPA-Modell im Überblick. Dieses Modell lässt sich grob in drei Abschnitte einteilen: die Motivationsphase, die Planungs- und die Handlungsphase.

Block 1 - Gesunder Lebensstil, UE 3 - Rauchen Seite 41

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In der Motivationsphase bildet sich die Absicht heraus, etwas verändern zu wollen (Entscheidung treffen + Ziel setzen). Dabei ist es hilfreich zu erkennen, dass das bisherige Verhalten riskant ist (= Risikowahrnehmung). Wenn ich mich weiter so „ungesund“ verhalte, (z. B. weiterrauche) ist es viel wahrscheinlicher, dass ich einen „Schaden“ (= negative Konsequenz) davontrage. Genauso wichtig ist es zu wissen, dass man diese negativen Konsequenzen verhindern kann (= Ergebniserwartung). Man muss überzeugt sein, dass wenn man sich gesund verhält, (z. B. nicht raucht) positive Auswirkungen auf die Gesundheit folgen.

Erst wenn man von beiden Richtungen überzeugt ist, entsteht die Absicht auch tatsächlich etwas verändern zu wollen. Hier beginnt die Planungsphase, in der konkret geplant wird, was geändert werden soll (= Handlungsplanung: WAS, WANN, WO, WIE) und was man tut, wenn es Schwierigkeiten gibt (= Bewältigungsplanung: mögliche Hindernisse und das Erstellen eines „Plan B“). Diese Phase wird auch häufig als Volition bezeichnet, in Abgrenzung zur weniger konkreten Motivation. Sehen Sie hier auf der Folie die motivationalen Aspekte in roter Farbe sowie die volitionalen Aspekte in grüner Farbe gekennzeichnet.

Erst im dritten Schritt geht es dann tatsächlich um die Veränderung selbst. Die beiden Schritte vorher können bei manchen Menschen recht lange dauern. In der sogenannten aktionalen Phase, der Handlungsphase, geht es um das neue Verhalten und der Prüfung des Verhaltens mit der Möglichkeit zu korrigieren. Wenn ich mir z. B. das Ziel gesetzt habe, 5x pro Woche schwimmen zu gehen und ich merke, dass das auf Dauer nicht umsetzbar ist, besteht die Möglichkeit, das Ziel zu korrigieren (z. B. nur 2x pro Woche schwimmen gehen).

Für alle drei Phasen ist die sogenannte Selbstwirksamkeitserwartung wichtig. Damit ist der Glaube an die eigene Fähigkeit gemeint, also das Selbstvertrauen etwas zu tun oder umzusetzen.

Folie 1.44:

Das Modell werden wir nun langsam anhand eines Beispiels zum Thema Rückentraining durchleuchten.

Beginnen wir mit der Motivationsphase. Die Risikoerwartung zum Thema Rückentraining kann z. B. lauten: „Wenn ich mich einseitig bewege, bekomme ich Rückenschmerzen.“. Ich weiß also, dass durch mein ungünstiges Verhalten das Risiko Rückenschmerzen zu bekommen, erhöht ist. Die Ergebniserwartung kann lauten: „Ich weiß, dass spezielle Rückengymnastik meinen Rücken stärken und mich schützen kann.“. „Mir sind die positiven Auswirkungen von Rückengymnastik bekannt.“. Die Selbstwirksamkeitserwartung kann in diesem Fall heißen: „Ich kenne Rücken-übungen, die ich gut alleine durchführen kann.“. Die Selbstwirksamkeitserwartung umfasst hier das Zutrauen, die Übungen alleine durchführen zu können.

Aus diesen Überzeugungen folgt die Absicht: „Ich möchte meinen Rücken stärken.“. Nun kann die Planungsphase beginnen. Zunächst wird in der Handlungsphase der Plan gefasst, 3x die Woche 30 Minuten Rückengymnastik durchzuführen. Da Schichtdienst eines der Hindernisse in der Umsetzung des Trainings darstellen kann, nehme ich mir vor, die Übungen „bei Spätdienst morgens nach dem Aufstehen und bei Frühdienst abends vor dem zu Bett gehen“ durchzu-führen. Die Selbstwirksamkeitserwartung in der Planungsphase lautet: „Ich traue mir zu, die Rückenübungen auch bei viel Stress weiter zu machen.“.

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Die Verhaltensänderung wird dann umgesetzt, in dem 3x die Woche Rückengymnastik durchge-führt wird. Die Selbstwirksamkeitserwartung in dieser Phase kann folgendermaßen aussehen: „Wenn ich es mal schleifen lassen habe, dann kann ich mich danach wieder aufraffen.“.

Nachdem Sie nun ein Beispiel kennen gelernt haben, führen wir nun selbst Schritt für Schritt den Weg zur Verhaltensänderung durch.

3.4 Vor- und Nachteile einer Verhaltensänderung Zeit ca. 10 Min.

Kleingruppenarbeit

Folie 1.45:

Die Auszubildenden sollen sich in Kleingruppen zu max. fünf Personen zusammenfinden. Jede Klein-gruppe entscheidet sich für einen der zuvor besprochenen Verhaltensbereiche und sammelt Vor- und Nachteile dieses Verhaltens. Es wäre günstig, wenn sich zu jedem Verhaltensbereich mindestens eine Gruppe findet. Die Vor- und Nachteile werden auf einem Plakat aufgelistet (Flipchart) und anschließend präsentiert.

Auf unserem Weg zum gesundheitsbewussten Verhalten beinhaltet die erste Phase das Abwägen von Vor- und Nachteilen des jeweiligen Verhaltens (siehe Folie). Diesen ersten Schritt wollen wir nun erarbeiten. Hierzu bilden Sie bitte Kleingruppen. Jede Kleingruppe wählt sich einen der drei Verhaltensbereiche und sammelt die Vor- und Nachteile von:

a) Nicht-Rauchen b) Gesund Essen c) Sport & Bewegung

Nachdem Sie sich für einen der drei Verhaltensbereiche entschieden haben, besprechen Sie sich zunächst in Ihrer Kleingruppe und erstellen Sie ein Plakat. Anschließend präsentieren Sie Ihr Ergebnis den anderen Kleingruppen. Sie haben hierfür insgesamt zwanzig Minuten Zeit.

Anmerkung: Kleingruppenarbeit wird in der nächsten Unterrichtsstunde fortgeführt.

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Literatur & Bildquellen

Literatur

Brinker, T. (2011). Aufklärung gegen Tabak (AGT). Verfügbar unter http://gegentabak.de/schulen-oesterreich/

Deutsches Krebsforschungszentrum (2009). Tabakatlas Deutschland 2009. Heidelberg: Steinkopff Verlag.

DHS, Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (Hrsg.): Jahrbuch Sucht 10, ISBN 978-87581-310-4, Geesthacht 2010.

Evivi UG (2001). Energize your life. Genusstraining – Stressbewältigung und Gewichtsreduktion in nur wenigen Minuten. Verfügbar unter http://www.evivi.de/portfolio/newsarchiv/details/article/ genusstraining-stressbewaeltigung-und-gewichtsreduktion-in-nur-wenigen-minuten.html

Ezzati, M. & Lopez, A.D. (2000). Estimates of global mortality attributable to smoking in 2000. Lancet, 362, 847–852.

International Agency for Research on Cancer, & IARC Working Group on the Evaluation of Carcinogenic Risks to Humans. (2004). IARC monographs on the evaluation of carcinogenic risks to humans, (Vol. 85). IARC.

Kolleck, B. (2004). Rauchen in der pflegerischen Ausbildung. Pflege, 17(2), 98-104.

Lampert, T., von der Lippe, E., & Müters, S. (2013). Verbreitung des Rauchens in der Erwachsenenbevölkerung in Deutschland. Ergebnisse der Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschlande (DEGS1). Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheits-schutz, 56(5/6), 802-808.

Lutz, R. & Koppenhöfer, E. (1983). Kleine Schule des Genießens. In R. Lutz (Hrsg.), Genuß und Genießen. Zur Psychologie genussvollen Erlebens und Handelns. (S. 112 - 125). Weinheim: Beltz

Lutz, R. (2008). Gesundheit und Genuss: Euthyme Grundlagen der Verhaltenstherapie. In J. Margraf & S. Schneider (Hrsg.), Lehrbuch der Verhaltenstherapie 1: Grundlagen und Verfahren (3. Aufl., S. 238-243). Heidelberg: Springer.

Schwarzer, R. (2008). Modeling Health Behavior Change: How to Predict and Modify the Adoption and Maintenance of Health Behaviors. Applied Psychology: An International Review, 57(1), 1-29.

Bildquellen

Folie 1.31 http://www.healthindex.de/ernaehrung/schokolade.php (zuletzt abgerufen am 04.02.2015)

Folie 1.33

http://www.rauchfrei-info.de/informieren/verbreitung-des-rauchens/raucherquote-bei-erwachsenen/

Folie 1.33 Deutsches Krebsforschungszentrum (2009). Tabakatlas Deutschland 2009. Heidel-berg: Steinkopff Verlag.

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Folie 1.36 Deutsches Krebsforschungszentrum (2009). Tabakatlas Deutschland 2009. Heidel-berg: Steinkopff Verlag.

Folie 1.38 http://gegentabak.de/schulen-oesterreich/ (zuletzt abgerufen am 25.03.2015) Folie 1.40 http://rlv.zcache.de/retro_film_kamera_silhouette_aufkleber

r9fc81a86ca7b46438e7c67538efc2734_v9waf_8byvr_512.jpg (zuletzt abgerufen am 13.02.2015)

Folie 1.45 http://www.redensarten.net/Zuenglein.html (zuletzt abgerufen am 13.02.2015)

Block 1 - Gesunder Lebensstil, UE 3 - Rauchen Seite 45

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UE 4: Lebensstiländerung

Übersicht

Themen

Lebensstilveränderung seit Beginn der Pflegeausbildung, Konsequenzen, Veränderungsziele, Handlungs- und Bewältigungsplanung

Lehrziele

4.1 Die Auszubildenden können den Unterschied zwischen kurz- und langfristigen Konsequenzen eines (un)gesunden Lebensstils erläutern.

4.1. Die Auszubildenden können Ideen für Bewegungsübungen im Alltag nennen.

4.2 Die Auszubildenden können ein eigenes Veränderungsziel definieren.

4.3 Die Auszubildenden können eine Handlungs- und Bewältigungsplanung für ihr persönliches Ziel erstellen.

Lehrziel Themen und Inhalte Methoden Material Zeit (min)

Fortsetzung Kleingruppenarbeit: Vorstellen der Ergebnisse

Kleingruppenarbeit + Zusammentragen im Plenum

Flipchart 10

4.1 Lebensstiländerung Motivation: Konsequenzen

Interaktiver Kurzvortrag Folien 1.46 - 1.47 5

4.2 Bewegungsübungen im Arbeits-und Schulalltag

Bewegungsübung Folien 1.48 - 1.51 10

4.3 Veränderungsziele Persönliche Zieldefinition

Interaktiver Kurzvortrag mit Einzel- oder Partner-arbeit

Folien 1.52 - 1.56 AB_UE4

10

4.4 Lebensstiländerung Volition: Handlungs- und Bewältigungsplanung

Kurzvortrag mit Einzel- o-der Partnerarbeit

Folien 1.57 - 1.61 AB_UE4

10

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Allgemeine Ziele

Am Ende dieser Unterrichtseinheit kennen die Auszubildenden (eigene) Vor- und Nachteile von Nicht-Rauchen, gesundem Essen sowie Bewegung und Sport. Dabei wird der Unterschied zwischen kurz- und langfristigen Vor- und Nachteilen bzw. Konsequenzen vermittelt. Bei der Bewegungsübung entwickeln die Auszubildenden Ideen für kurze Bewegungsübungen im Schul- und Stationsalltag. Die Auszubilden-den können Veränderungsziele konkret und passend formulieren sowie einen Handlungs- und Bewältigungsplan erstellen.

Begründung

Durch die Gruppenübung setzen sich die Auszubildenden mit persönlichen Vor- und Nachteilen des jeweiligen Verhaltens auseinander. Dabei hilft die Unterscheidung in kurz- und langfristige Konsequen-zen, das eigene Handeln und das der Patienten besser zu verstehen. Die selbst entwickelten Bewegungsideen können im Schul- oder Stationsalltag umgesetzt werden. Ziele konkret und passend zu formulieren ist eine wichtige Voraussetzung für die Zielerreichung. Die Handlungs- und Bewäl-tigungsplanung hilft, das eigene Verhalten zu konkretisieren und zu planen, dabei auftretende Hinder-nisse zu antizipieren und einen „Plan B“ zu erstellen.

Benötigtes Material

Folien 1.46 - 1.61

AB_UE4 Ziele Handlungs- und Bewältigungsplanung

Flipchart

Block 1 - Gesunder Lebensstil, UE 4 - Lebensstiländerung Seite 48

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Inhalt und Ablauf

Fortsetzung Kleingruppenarbeit aus UE 3 Zeit ca. 10 Min.

Kleingruppenarbeit

Zusammentragen der Ergebnisse im Plenum

Die Kleingruppen stellen ihre selbst erarbeiteten Vor- und Nachteile des jeweiligen Verhaltensbereichs vor. Möglichkeit zur Ergänzung.

4.1 Lebensstiländerung Motivation: Konsequenzen Zeit ca. 5 Min.

Interaktiver Kurzvortrag

Folie 1.46:

Die Lehrkraft erklärt den Auszubildenden das Vierfelderschema und nennt Beispiele.

Wir haben nun Ihre selbst erarbeiteten Vor- und Nachteile der verschiedenen Verhaltens-bereiche betrachtet. Doch nicht jeder Vor- oder Nachteil ist sofort für die Person spürbar. Manche Vorteile wirken sich erst nach längerer Zeit aus. Deshalb ist es sinnvoll, kurz- und langfristige Vor- und Nachteile bzw. kurz- und langfristige Konsequenzen zu unterscheiden. Schauen wir uns das Ganze anhand des sogenannten Vierfelderschemas an. Sie sehen hier, dass ein kurzfristiger Vorteil des Nicht-Rauchens z. B. ein besserer Atem ist. Ein kurzfristiger Nachteil ist, dass die Entspannung durch die Zigarette wegfällt, langfristiger Vorteil ist ein längeres Leben. Einen langfristigen Nachteil des Nicht-Rauchens gibt es nicht. (Oder fällt Ihnen was ein?)

Auch bei den anderen Verhaltensbereichen lassen sich kurz- und langfristige Vor- und Nachteile finden, so z. B. das Völlegefühl, das durch gesundes Essen eher entfällt (kurzfristiger Vorteil). Gleichzeitig kann der Verzicht auf Süßigkeiten einen kurzfristigen Nachteil darstellen. (Vorlesen weiterer Beispiele möglich, siehe Folie 1.46).

Wonach richtet sich Ihrer Meinung nach menschliches Verhalten eher aus, nach kurz- oder langfristigen Konsequenzen?

An dieser Stelle erläutert die Lehrkraft das häufige Dilemma der Verhaltensänderung: Meist muss man für eine Veränderung auf kurzfristige positive Konsequenzen (Genuss bei Süßigkeiten) verzichten, um langfristig positive Konsequenzen zu erreichen (angemessenes Gewicht). Oder kurzfristige negative Konsequenzen in Kauf nehmen (nach Rauchstopp nicht mehr mit Zigarette beruhigen können) um langfristige negative Konsequenzen zu verhindern (COPD, Lungenkrebs). Um gesundes Verhalten aufzu-bauen oder ungesundes abzubauen, ist die Betrachtung der positiven kurzfristigen Konsequenzen (besserer Atemgeruch) handlungsleitender als die Betrachtung langfristiger Konsequenzen (länger leben).

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Folie 1.47:

Die Lehrkraft stellt das Prinzip der Kosten-Nutzenwaage vor.

Neben der Unterscheidung in kurz- und langfristige Konsequenzen ist es möglich, Vor- und Nachteile zu gewichten (z. B. von 1-10 kg). Je „schwerwiegender“ ein Vorteil ist, desto bedeutsamer ist er für eine Person. Sie sehen hier die Kosten-Nutzen-Waage zum Thema Bewegung. Obwohl offensichtlich mehr Vor- als Nachteile von „Bewegung“ für die Person bestehen, kann die Entscheidung zugunsten des ungünstigen Verhaltens ausfallen, da die Nachteile „mehr ins Gewicht fallen“ (wie z. B. der Zeitaufwand).

Das Verfahren der Kosten-Nutzen-Waage kann dabei hilfreich sein, sich der eigenen Bedeut-samkeit von Vor- und Nachteilen bewusst zu werden. Außerdem erklärt sich dadurch auch häufig, weshalb ein Patient sein Verhalten trotz offensichtlich vieler Nachteile nicht ändert.

4.2 Freie Bewegungsübung Zeit ca. 10 Min.

Übung

Folie 1.48:

Die Lehrkraft leitet die Bewegungsübung ein und bittet die Auszubildenden, mit nach draußen zu kommen. Eine Durchführung der Übung im Klassenzimmer ist ebenfalls möglich.

So, wir machen jetzt mal etwas Praktisches und führen eine Bewegungsübung durch, die Sie fast überall und zwischendurch machen können. Da frische Luft ebenfalls gesund ist, gehen wir hierfür nach draußen (abhängig von den örtlichen Gegebenheiten).

Die Lehrkraft führt die Bewegungsübung durch.

Stellen Sie sich bitte nebeneinander in zwei Kreisen auf. Lassen Sie dabei ausreichend Platz zwischen Ihnen und Ihren Nachbarn, sodass Sie sich gut bewegen können.

Wir führen jetzt eine Bewegungsübung durch, bei welcher Sie selbst kreativ werden dürfen. Stellen Sie sich zunächst vor, Sie haben entweder einen anstrengenden Arbeitstag oder einen langen Schultag hinter sich. Welche Art von Bewegung würde Ihnen jetzt gut tun? (kurze Pause).

Die Übung läuft nun folgendermaßen ab: ein Teilnehmer beginnt eine Bewegung vorzumachen, die anderen Teilnehmer machen die Bewegung nach. Wenn Sie diese ausreichend ausgeführt haben (scherzhaft: oder nicht mehr können), macht der nächste Teilnehmer eine Bewegung vor, die anderen machen diese nach. Dies geht reihum im Kreis, bis jeder Teilnehmer eine Bewegungsübung vorgemacht hat (zweiter Durchlauf optional).

Nochmal zur Erinnerung: langer Schultag oder anstrengender Arbeitstag – welche Bewegung würde gut tun? Und los geht’s.

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Zurück im Klassenzimmer ist eine kurze Nachbesprechung der Übung möglich.

Wie hat Ihnen die Übung gefallen? Wie fühlen Sie sich jetzt? Wie ging es Ihnen?

An dieser Stelle sollte die Lehrkraft herausarbeiten, dass auch eine kurze Bewegungspause schon deutliche Wirkungen auf den Körper (Kreislauf und Atmung kommen in Schwung, Verspannungen lösen sich…) und die Psyche (Spaß, Freude, Frische, Aufmerksamkeit) hat. Ebenfalls positiv hervorzuheben ist, dass in der Regel jeder der Teilnehmenden bereits eigene Ideen zu Übungen hat, sei es auf Grund des Sportunterrichts in der Schule oder einem sportlichen Hobby.

Anmerkungen: Die Bewegungsübung kann drinnen oder draußen stattfinden, es muss jedoch ausreichend Platz vorhanden sein. Sollte kein zusätzlicher Raum zur Verfügung stehen, können die Übungen auch im Klassenzimmer am Platz durchgeführt werden (Arme kreisen, auf den Stuhl steigen, Kniebeugen, gegen die Wand drücken).

Falls die Übung draußen stattfindet und die Sonne scheint, kann im Anschluss eine kurze „Genussübung Sonne“ durchgeführt werden. Hierzu kurz die Augen schließen und die Sonne wahrnehmen lassen.

Folien 1.48-1.51:

Die Lehrkraft hat im Anschluss an die Bewegungsübung die Möglichkeit, auf regionale Angebote der Volkshochschule (VHS), der Krankenkassen oder sonstige Kurse und Angebote im Bereich Bewegung, Ernährung und Stress zu verweisen. Siehe beispielhaft hierzu Folien 1.49-1.51. Die Auszubildenden können so die Angebote in ihre Zielformulierung und Handlungsplanung (z. B. Angebote für Schicht-dienstler) mit aufnehmen bzw. berücksichtigen.

4.3 Veränderungsziele Zeit ca. 10 Min.

Interaktiver Kurzvortrag

Folie 1.52:

Die Lehrkraft führt den theoretischen Ablauf der fünf Phasen einer Verhaltensänderung fort (erster Schritt: Vor- und Nachteile abwägen, zweiter Schritt: Entscheidung treffen).

Auf unserem Weg zum gesundheitsbewussten Verhalten haben wir bereits die Vor- und Nachteile von Ernährung, Bewegung und Rauchen abgewogen.

Wir tun jetzt mal so, als hätten Sie die Entscheidung getroffen, ein bestimmtes Verhalten zu ändern. Dabei darf sich jeder von Ihnen einen bestimmten Verhaltensbereich aussuchen. Optimal wäre der Verhaltensbereich, bei welchem Sie die Vor- und Nachteile abgewogen haben. Es kann jedoch sein, dass dies für Sie im Moment nicht bedeutsam ist oder generell keine Rolle spielt (z. B. das Rauchen beim Nichtraucher). Suchen Sie sich daher den Bereich aus, bei dem Sie am ehesten etwas verändern möchten.

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Wir sind nun bei Schritt drei angelangt: der Zieldefinierung.

Folie 1.53

Im HAPA-Modell sind wir hier beim Schritt „Intention“ angelangt.

Folie 1.54:

Sie sehen hier auf dieser Folie verschiedene Zielformulierungen. Wir werden die Ziele nun gemeinsam durchgehen und Sie dürfen überlegen, welche Ziele günstig und welche eher ungünstig formuliert sind.

Die Lehrkraft liest den ersten Satz vor und lässt diesen von den Auszubildenden bewerten. Im Anschluss folgen die weiteren Beispielsätze mit anschließender Bewertung.

Lösung:

Günstig formulierte Ziele, weil konkret formuliert:

„Nach dem Wochenende werde ich jeden Tag zusätzlich zum Frühstück einen Apfel essen.“ „Ab nächster Woche beginne ich täglich 10 Minuten mit dem Rad zur Arbeit und zurück zu

fahren, anstatt den Bus zu nehmen.“

Eher ungünstig, weil noch nicht so konkret formuliert:

„Ab morgen will ich mehr Sport treiben.“ „Ich werde noch dieses Jahr mit dem Rauchen aufhören.“ „Ich möchte mich regelmäßig nach der Arbeit entspannen.“

Folie 1.55:

Fassen wir nochmal zusammen, wie Ziele formuliert sein sollen, damit diese auch umgesetzt werden.

Erstens: Ziele sollten konkret formuliert sein. Ein Ziel sollte also enthalten:

„Was genau nehme ich mir vor?“ „Ist das Ziel konkret und planbar?“ „Woran merke ich, ob ich das Ziel erreicht habe?“.

Zweitens: Ziele sollten passend formuliert sein. Dies bedeutet zu überprüfen:

„Passt das Ziel zu mir und meinem Alltag?“ „Ist es realistisch, dass ich das Ziel erreiche?“ „Liegt es größtenteils in meiner Hand, ob ich das Ziel erreiche?“ „Ist das Ziel attraktiv genug?“

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Folie 1.55: Veränderung braucht Ziele.

Einzelarbeit

Folie 1.56:

Die Lehrkraft teilt das AB_UE4.1 aus. Betont dabei, dass zunächst nur das obere Drittel des Arbeitsblatts ausgefüllt werden soll.

Sie erhalten nun das letzte Arbeitsblatt für heute. Zunächst können Sie Ihr eigenes Veränderungsziel konkret und passend formulieren. Hierzu füllen Sie bitte nur den oberen (kleinen) Bereich des Arbeitsblatts aus. Sie können sich hierfür gerne mit Ihrem Tischnachbarn besprechen und gemeinsam überlegen, ob Ihre Ziele konkret und passend formuliert sind. Sie können das aber auch alleine machen, wenn Ihr Ziel eher privat ist und Sie es den anderen gegenüber nicht preisgeben möchten.

4.4 Lebensstiländerung Volition: Handlungs- und Bewältigungsplan Zeit ca. 10 Min.

Kurzvortrag

Folien 1.57 - 1.58:

Die Lehrkraft erläutert die Durchführung einer Handlungs- und Bewältigungsplanung mit Beispiel.

Nachdem Sie nun Ihr Ziel definiert haben, folgt nach unserem Modell im nächsten Schritt die Handlungs- und Bewältigungsplanung (Folie 1.58). Zur Erinnerung: die Handlungsplanung beinhaltet eine detaillierte Planung eines Verhaltens, also was, wann, wo & wie ein Verhalten ausgeführt wird. Bei der Bewältigungsplanung geht es darum, typische Hindernisse vorherzu-sehen, die bei der Umsetzung des Verhaltens in die Quere kommen können. Hierfür soll ein „Plan B“ aufgestellt werden. Wenn Sie solche konkreteren Pläne gemacht haben, wird es wahrschein-licher, dass Sie Ihr Ziel erreichen. Das ließ sich mittlerweile in vielen Studien belegen.

Block 1 - Gesunder Lebensstil, UE 4 - Lebensstiländerung Seite 53

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Folie 1.61: Der Weg zum gesundheitsbewussten Verhalten.

Folie 1.59:

Sehen Sie auf dieser Folie zunächst das Beispiel einer Handlungs- und Bewältigungsplanung für eine Entspannungsübung. Beispiel vorlesen.

Einzelarbeit

Folie 1.60:

Im Anschluss daran führen die Auszubildenden zu ihrem formulierten Ziel die Handlungs- und Bewälti-gungsplanung durch.

Ergänzen Sie nun auf dem Arbeitsblatt für Ihr soeben formuliertes Ziel Ihre eigene Handlungs- und Bewältigungsplanung.

Nach Ausfüllen des Arbeitsblatts besteht die Möglichkeit, exemplarisch die Zieldefinition sowie die Handlungs- und Bewältigungsplanung eines Auszubildenden vorstellen zu lassen (falls Bereitschaft bei den Auszubildenden vorhanden).

Anmerkung: Diese Einzelarbeit kann auch gut als Partnerarbeit durchgeführt werden.

Im Anschluss an die Einzelarbeit:

Folie 1.61:

Auch den vierten Schritt, das „Planen“, haben Sie (erfolgreich) durchgeführt. Vielleicht probieren Sie es jetzt auch tatsächlich einmal aus und setzen Ihren Plan in die Tat um.

Als letzter Schritt fehlt noch das „Prüfen“, was wir hier und heute nicht durchführen können. Wenn Sie Ihren Plan umsetzen, ist es wichtig, dass Sie Zuhause überprüfen, ob Sie gut geplant haben.

Block 1 - Gesunder Lebensstil, UE 4 - Lebensstiländerung Seite 54

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Um ein Stimmungsbild zu erhalten kann die Lehrkraft die Absicht der Teilnehmenden auch konkret erfragen:

Wer von Ihnen hat sich denn nun ein konkretes Ziel gesetzt, das Sie tatsächlich Zuhause umsetzen möchten? Wer möchte, bitte kurz die Hand heben? , danke.

Dann wünsche ich Ihnen auf jeden Fall viel Erfolg bei der Umsetzung.

Blitzlicht

Wir sind nun am Ende des ersten Tages angelangt. Ich würde mich über ein kurzes Feedback zu dem heutigen Thema freuen. Was können Sie vom heutigen Tag für sich mitnehmen?

Vielen Dank für die Rückmeldungen. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag und freue mich auf den zweiten Unterrichtsblock zum Thema Rauchen und Raucherberatung.

Block 1 - Gesunder Lebensstil, UE 4 - Lebensstiländerung Seite 55

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Literatur & Bildquellen

Literatur

Schwarzer, R. (2008). Modeling Health Behavior Change: How to Predict and Modify the Adoption and Maintenance of Health Behaviors. Applied Psychology: An International Review, 57(1), 1-29.

Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. (1999). Zielfindung und Zielformulierung – Ein Leitfaden. Materialien zur Qualitätssicherung in der Kinder- und Jugendhilfe. Bonn: BMFSFJ. Verfügbar unter http://www.univation.org/download/QS_21.pdf

Bildquellen

Folie 1.47 http://www.redensarten.net/Zuenglein.html (zuletzt abgerufen am 13.02.2015) Folie 1.49 https://www.vhs-wuerzburg.info/programm (zuletzt abgerufen am 13.02.2015) Folie 1.50 https://www.aok.de/bayern/gesundheit/gesundheitsangebote-58700.php (zuletzt

abgerufen am 13.02.2015) Folie 1.51 https://www.aok.de/baden-wuerttemberg/gesundheit/reiseangebote-142715.php

(zuletzt abgerufen am 13.02.2015) Folie 1.52 http://www.redensarten.net/Zuenglein.html (zuletzt abgerufen am 13.02.2015) Folie 1.53

http://hiddenbenefit.com/images/maennchen---lupe_sbp.jpg (zuletzt abgerufen am 13.02.2015)

Folie 1.58 http://hiddenbenefit.com/images/maennchen---lupe_sbp.jpg (zuletzt abgerufen am 13.02.2015)

Block 1 - Gesunder Lebensstil, UE 4 - Lebensstiländerung Seite 56

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UE 5: Rauchmotive & Rauchen als Sucht

Übersicht

Themen

Rauchmotive, Tabakabhängigkeit, TTM, Strategien der Tabakentwöhnung

Lehrziele

5.1 Die Auszubildenden reflektieren ihren eigenen Standpunkt zum Thema Sucht und Beratung.

5.2 Die Auszubildenden können verschiedene Motive und Gründe für das Rauchen benennen.

5.3 Die Auszubildenden können Aspekte zum Thema Tabakabhängigkeit benennen.

5.4 Die Auszubildenden können die Stadien des Transtheoretischen Modells benennen und ihr Wissen anhand von Fallgeschichten anwenden und überprüfen.

5.5 Die Auszubildenden können die Strategien der Tabakentwöhnungsbehandlung beschreiben.

Lehrziel Themen und Inhalte Methoden Material Zeit (min)

5.1 Gemeinsamkeiten zum Thema Sucht und Beratung

Übung „What we have in common“

Folie 2.1 A-5

10

5.2 Motive und Gründe für das Rauchen Kleingruppenarbeit + Zusammentragen im Ple-num

Folie 2.2 AB_UE5a AB_UE5b AB_UE5c Flipchart

20

5.3 Tabakabhängigkeit Interaktiver Kurzvortrag Folien 2.3 - 2.12 5

5.4 Theorie Transtheoretisches Modell (TTM) Interaktiver Kurzvortrag, Gespräch

Folien 2.13 - 2.15 5

5.5 Aktuelle Strategien der Tabakentwöhnung Kurzvortrag Folie 2.16 5

Block 2 - Rauchen und Raucherberatung, UE 5 - Rauchmotive und Rauchen als Sucht Seite 57

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Allgemeine Ziele

Am Ende dieser Unterrichtseinheit sollen die Auszubildenden unterschiedliche Motive und Gründe für das Rauchen kennen. Sie sollen außerdem den Begriff der Tabakabhängigkeit, dabei insbesondere die Unterscheidung zwischen körperlicher und psychischer Abhängigkeit, sowie die Entzugssymptome erläutern können. Das Transtheoretische Modell der Verhaltensänderung (TTM) soll verstanden und eine Zuordnung zu den fünf Stufen des TTM anhand von Fallgeschichten durchgeführt werden. Ein weiteres Ziel ist, aktuelle Strategien der Tabakentwöhnung zu kennen.

Begründung

Durch die Übung „What we have in common“ sollen die Auszubildenden an das Thema Sucht und Beratung herangeführt werden. Die Arbeit mit den Fallgeschichten zeigt, dass jeder Raucher seine eigenen Motive und Beweggründe für das Rauchen hat. Die Motive einer Person zu kennen und zu verstehen, ist eine der Voraussetzungen, um die Person gut beraten zu können. Gleichzeitig ist es wichtig, die körperlichen und psychischen Aspekte der Tabakabhängigkeit zu beachten. Durch das Transtheoretische Modell der Verhaltensänderung lernen die Auszubildenden ein Modell kennen, das Rauchende je nach ihrer Änderungsmotivation verschiedenen Veränderungsstadien zuordnet. Dabei werden für jede Motivationsstufe unterschiedliche Strategien der Beratung angewandt.

Benötigtes Material

Folien 2.1 - 2.16

AB_UE5a Mike Koch

AB_UE5b Diana Sevcik

AB_UE5c Jens Linke

A-5_What we have in common

Block 2 - Rauchen und Raucherberatung, UE 5 - Rauchmotive und Rauchen als Sucht Seite 58

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Inhalt und Ablauf

5.1 Einführungsübung „What we have in common“ Zeit ca. 10 Min.

Übung

Folie 2.1:

Die Lehrkraft begrüßt die Auszubildenden und stellt den Ablauf des heutigen Tages vor.

Herzlich willkommen zum zweiten PA-TRES Unterrichtsblock. Wie schon angekündigt beschäf-tigen wir uns heute mit dem Thema Rauchen und Raucherberatung. Auf der Übersichtsfolie sehen Sie den Ablauf des heutigen Tages. Zunächst werden Sie in Kleingruppen unterschiedliche Motive und Gründe für das Rauchen erarbeiten. Anschließend befassen wir uns mit dem Thema „Rauchen als Sucht“. Dabei geht es insbesondere um körperliche und psychische Aspekte der Tabakabhängigkeit. Sie lernen außerdem den typischen Ablauf einer Tabakentwöhnung als Gruppenprogramm kennen. Im Anschluss werde ich Ihnen die Regeln zur Raucherkurzberatung vorstellen. Als Alternative dazu werden Sie eine weitere Beratungsform bzw. Gesprächstechnik, das Motivierende Interview, kennenlernen. Zuletzt sehen Sie hier noch den Punkt „Verhältnis-prävention Rauchen“ aufgelistet. Hier geht es nicht mehr um die Veränderung des Rauchver-haltens, sondern um Veränderungen in den Umgebungsverhältnissen, die das Rauchen gar nicht erst ermöglichen.

Die Lehrkraft führt die Übung „What we have in common“ durch. Die Auszubildenden sollen sich während der Übung in einer Reihe aufstellen. Hierzu bietet sich ein großer Raum bzw. Flur an. Gerne kann die Übung auch draußen stattfinden.

Zur Einstimmung möchte ich mit Ihnen zunächst eine kleine Übung durchführen. Ich bitte Sie hierzu (wieder) mit nach draußen zu kommen (abhängig von den örtlichen Gegebenheiten).

Die Instruktion zu dieser Übung findet sich im Anhang A-5.

5.2 Fallgeschichten - Motive und Gründe für das Rauchen Zeit ca. 20 Min.

Kleingruppenarbeit

Folie 2.2:

Bei der Kleingruppenarbeit sollen drei Gruppen gebildet werden. Jede Gruppe bearbeitet eine Fallge-schichte und bringt die Rauchmotive bzw. die Gründe für das Rauchen der Fallperson auf ein Flipchart. Anschließend sollen die Plakate den anderen Gruppen präsentiert werden. Beginn der Präsentation mit

Block 2 - Rauchen und Raucherberatung, UE 5 - Rauchmotive und Rauchen als Sucht Seite 59

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der Gruppe „Mike Koch“, anschließend „Diana Sevcik“ und zuletzt „Jens Linke“ (AB_UE5a-c; Rapp et al., 2006). Dabei sollen die drei Plakate zum Vergleich sichtbar nebeneinandergehängt werden.

Die Lehrkraft führt die Kleingruppenarbeit ein und teilt die Arbeitsblätter aus (AB_UE5a-c).

Bei der Beratung von Patienten ist es wichtig, ein Verständnis für die Patienten und ihre persönlichen Beweggründe und Motive zu entwickeln, denn nicht alle Raucher rauchen aus den gleichen Gründen.

Wir führen nun eine Kleingruppenarbeit durch. Bilden Sie bitte drei Gruppen. Jede Gruppe erhält ein Arbeitsblatt mit einer Fallgeschichte. Ihre Aufgabe ist es, die Gründe und Motive für das Rauchen der Person in der Fallgeschichte herauszufinden. Erstellen Sie bitte ein Plakat, auf dem Sie Ihre Fallperson und deren Gründe für das Rauchen festhalten. Hierfür haben Sie ungefähr zehn Minuten Zeit. Im Anschluss dürfen Sie Ihr Ergebnis bzw. Ihre Fallperson den anderen Auszu-bildenden präsentieren. Für die Präsentation sind ebenfalls zehn Minuten Zeit eingeplant.

Zusammentragen der Ergebnisse im Plenum

Die Auszubildenden tragen die Ergebnisse der Kleingruppenarbeit vor. Nach der Präsentation besteht die Möglichkeit zur Diskussion.

Sie haben nun drei verschiedene Fallpersonen und deren Gründe für das Rauchen kennen-gelernt.

Was fällt Ihnen auf, wenn Sie diese drei Fälle vergleichen? Welche Person kann das Rauchen genießen? Welche der drei Personen ist tabakabhängig?

Anmerkung: Die Einteilung in Kleingruppen kann durch die Klasse selbstständig erfolgen oder von der Lehrkraft durchgeführt werden.

5.3 Tabakabhängigkeit Zeit ca. 5 Min.

Interaktiver Kurzvortrag

Die Lehrkraft führt das Thema Tabakabhängigkeit ein.

Wie wir soeben bei der Kleingruppenarbeit diskutiert haben, weisen alle drei Fallpersonen eine Tabakabhängigkeit auf. Tabak ist ein starkes Suchtmittel und weist hohe Abhängigkeitsraten auf. Der Übergang von gelegentlichem Rauchen hin zur Sucht verläuft häufig fließend. Was zunächst harmlos beginnen mag, kann relativ schnell zur Abhängigkeit führen.

Block 2 - Rauchen und Raucherberatung, UE 5 - Rauchmotive und Rauchen als Sucht Seite 60

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Folie 2.5: Tabakabhängigkeit – ICD-10 Kriterien

Folie 2.3 - 2.5:

Zunächst die Frage an Sie: Welche Zeichen einer Tabakabhängigkeit kennen Sie? Sammeln (häufig werden ausschließlich Entzugssymptome genannt).

Folie 2.4:

Tabakabhängigkeit zeichnet sich zum einen durch ein starkes Verlangen zu rauchen aus. Es entwickelt sich also ein zwanghafter Wunsch, eine Zigarette zu rauchen. Zum anderen tritt ein körperliches Unwohl-Fühlen bei längeren Rauchpausen auf. Häufig leidet die Person auch unter einem schlechten Gewissen („Eigentlich müsste ich ja aufhören.“). Weiteres Kriterium ist ein sogenannter Beschaffungs- und Vorratszwang – es müssen also immer genügend Zigaretten zu Hause oder in der Tasche sein. Bei längeren Rauchpausen kommt es außerdem zu einem Vor- und Nachrauchen. Gesundheitsschäden sowie die hohen Kosten durch Zigaretten werden in Kauf genommen. Die meisten abhängigen Raucher haben zudem bereits mehrere Aufhör-versuche hinter sich.

Folie 2.5:

Unter ICD-10, F 17.2 werden sechs Kriterien genannt, von denen drei in den letzten 12 Monaten in Erscheinung getreten sein müssen, damit die Diagnose „Tabakabhängigkeit“ gestellt werden kann: Starker Wunsch oder Zwang, Tabak zu konsumieren. Eingeschränkte Kontrolle über Beginn, Beendigung und Menge des Konsums. Entzugserscheinungen bei Reduktion oder Beendigung des Konsums sowie Konsum, um die Entzugserscheinungen zu mildern. Toleranzentwicklung: Um eine gleichbleibende Wirkung zu erzielen, sind zunehmend höhere Dosen erforderlich. Zunehmende Vernachlässigung anderer Aktivitäten und Interessen zugunsten des Konsums. Anhaltender Konsum trotz des Nachweises von Folgeschäden.

Block 2 - Rauchen und Raucherberatung, UE 5 - Rauchmotive und Rauchen als Sucht Seite 61

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Folien 2.6-2.7:

Die Lehrkraft erläutert die Begriffe der körperlichen und psychischen Abhängigkeit (DKFZ, 2011).

Bei der Tabakabhängigkeit (sowie auch bei vielen anderen Süchten) unterscheidet man zwischen einer körperlichen und einer psychischen Abhängigkeit. Entscheidend für die körperliche Abhängigkeit ist die Wirkung von Nikotin im Gehirn. Das Nikotin wirkt auf das Belohnungszentrum im Gehirn. Es kommt zur Ausschüttung des Neurotransmitters Dopamin, wodurch Freude und Glücksgefühle empfunden werden („High-Gefühl“ bei Drogen). Das Gehirn möchte diesen Zustand der Belohnung immer wieder herbeiführen, sodass ein zwingendes Verlangen nach Nikotin entsteht (Craving genannt).

Durch den regelmäßigen Tabakkonsum findet jedoch auch eine Anpassung im Gehirn statt: neue Nikotinrezeptoren werden gebildet. Es kommt zur sognannten Toleranzentwicklung. Dies hat zur Folge, dass mehr Nikotin nötig ist, um den gleichen belohnenden Effekt zu erzielen. Bei gleich bleibender Nikotinmenge können also Entzugssymptome entstehen, woraufhin die Anzahl der Zigaretten häufig gesteigert wird.

Folie 2.7:

Bei der psychischen Abhängigkeit geht es darum, dass Nikotin den Hirnbereich stimuliert, der an Lernvorgängen beteiligt ist. Das Gehirn lernt also, die Zigarette mit bestimmten Dingen zu verknüpfen. Dies können bestimmte Außenreize wie z. B. eine Tasse Kaffee oder eine Party sein, aber auch körperliches Befinden oder seelische Stimmungen (z. B. Anspannung oder Nieder-geschlagenheit) können mit der Zigarette verbunden werden. Das positive Gefühl, welches die Zigarette hervorruft, wird mit der jeweiligen Situation verknüpft, in der Fachsprache heißt das konditioniert. Dies hat zur Folge, dass die Situation, z. B. das Kaffeetrinken, ein starkes Verlan-gen nach einer Zigarette hervorruft. Auch lange nach einem Rauchstopp können solche Situationen oder Hinweisreize das Verlangen nach einer Zigarette auslösen.

Folie 2.8:

Auf dieser Folie sehen Sie das Prinzip des (psychischen) Lernens in einem Modell abgebildet. Das Modell ist entwickelt worden, um Lernvorgänge zu beschreiben. Sogenannte Schlüsselreize (Stimuli), die eine bestimmte Person wahrnimmt, lösen bei dieser Person eine bestimmte Reaktion aus, die wiederum zu verschiedenen Konsequenzen führt.

Im Beispiel hier befassen wir uns natürlich mit dem Rauchen.

Folie 2.9:

Die auslösenden Reize sind, wie schon erwähnt, z. B. Situationen (wie das Treffen rauchender Kollegen, der Feierabend oder eine Rauchpause) oder innere Auslöser (Gefühle von Erschöp-fung, Ärger oder Stress). Natürlich rauchen nicht alle Personen automatisch, wenn Sie Feier-abend haben. Das Gehirn des Rauchers hat jedoch gelernt, Situationen mit dem Rauchen bzw. dem positiven Gefühl, das durch das Rauchen ausgelöst wird, zu verknüpfen.

Zudem liegt bei vielen Rauchern eine Tabakabhängigkeit, also eine Suchterkrankung zu Grunde, die das Rauchverhalten der Person mitbestimmt.

Block 2 - Rauchen und Raucherberatung, UE 5 - Rauchmotive und Rauchen als Sucht Seite 62

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Folie 2.9: Rauchen ist gelernt.

Es ist also wahrscheinlich, dass ein Raucher bei bestimmten situativen oder inneren Reizen automatisch diese Reaktion zeigt; er wird rauchen.

Dieses Verhalten hat wiederum verschiedene Konsequenzen zur Folge. Die Konsequenzen können positiv sowie negativ sein und sind hier in Form von Smileys abgebildet.

Eine positive Konsequenz des Rauchens ist z. B. das Gefühl, das durch die Zigarette ausgelöst wird. Das kann Entspannung oder Anregung sein, viele Raucher bezeichnen das Rauchen als Genuss. Außerdem fallen möglicherweise Entzugssymptome weg. Der Wegfall eines unange-nehmen Zustands wirkt sehr stark auf unser Verhalten und führt dazu, dieses Verhalten wieder zu zeigen.

Das Rauchen hat jedoch auch negative Konsequenzen. So könnte es z. B. Streit mit dem Partner geben, der das Rauchen lästig findet oder es können natürlich auch negative gesundheitliche Auswirkungen und Erkrankungen die Folge sein. Auch hier spielt wieder die Unterteilung in kurz- und langfristige Konsequenzen eine Rolle. Das Verhalten richtet sich ja, wie wir schon aus den vorangegangen Stunden wissen, häufig nach den kurzfristigen, direkt spürbaren Konsequenzen aus. Lerntheoretisch ist es daher zunächst verständlich, dass die Person raucht, da es ein sofortiges „Gefühl der Belohnung“ und den Wegfall von Entzugssymptomen mit sich bringt. Es ist daher wichtig, sich auch langfristige Konsequenzen bewusst zu machen, um sich ggf. für ein alternatives Verhalten zu entscheiden.

Folie 2.10-2.11:

Kommen wir noch einmal auf die körperliche Abhängigkeit zurück. Wie schon erwähnt, kann die körperliche Abhängigkeit zu Entzugssymptomen führen. Welche Entzugssymptome kennen Sie? Sammeln.

Block 2 - Rauchen und Raucherberatung, UE 5 - Rauchmotive und Rauchen als Sucht Seite 63

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Ergänzungen Folie 2.11:

Die Stärke der Entzugsbeschwerden ist individuell und auch nicht alle Rauchenden weisen überhaupt Entzugssymptome auf. Wenn Entzugssymptome auftreten, ist es generell so, dass diese in der ersten Woche nach der letzten Nikotinaufnahme am stärksten sind und über die nächsten Wochen und Monate abnehmen. Die Entzugssymptome können ggf. durch Nikotin-ersatzpräparate gelindert werden.

Folie 2.12:

Die Lehrkraft gibt einen kurzen Überblick über die Behandlungsmöglichkeiten.

Wichtig bei der Behandlung einer Tabakabhängigkeit ist, dass körperliche und psychische Aspekte berücksichtigt sowie kurz- und langfristige Therapieelemente durchgeführt werden. Professionelle Unterstützungsmöglichkeiten umfassen Beratungstelefone, Selbsthilfehand-bücher, Internetprogramme, Tabakentwöhnungskurse oder auch Einzelberatung. Körperliche Unterstützung kann in Form von Nikotinersatzpräparaten gefunden werden, wie z. B. Nikotin-pflaster oder Nikotinkaugummi.

5.4 Transtheoretisches Modell der Verhaltensänderung Zeit ca. 5 Min.

Interaktiver Kurzvortrag

Folie 2.13

Die Lehrkraft führt das Transtheoretische Modell der Verhaltensänderung (TTM, Prochaska & DiClemente, 1984) ein.

Am ersten Tag haben Sie bereits das HAPA-Modell kennengelernt, welches eine Verhaltens-änderung als Prozess über verschiedene Phasen beschreibt. Nun lernen Sie ein zweites Modell kennen, das Transtheoretische Modell der Verhaltensänderung, kurz TTM genannt, welches speziell für die Verhaltensänderung im Suchtbereich entwickelt wurde.

Folie 2.14:

Das TTM wird auch „Stufenmodell“ genannt, da es besagt, dass eine Verhaltensänderung mehrere Stufen durchläuft. Dabei ist die Änderungsmotivation einer Person entscheidend. Das heißt: je nachdem welche Motivation eine Person hat ihr Verhalten zu ändern, befindet sie sich auf einer anderen (Motivations-)Stufe des TTM. Je nach Stufe können dann unterschiedliche Strategien angewandt werden, um die Person in ihrer Verhaltensänderung zu unterstützen.

Sie sehen hier auf der Folie die fünf Stufen des TTM abgebildet. Im Verlauf der Stufen, von unten nach oben betrachtet, steigt die Änderungsmotivation einer Person. Außerdem verbessert sich die Selbstwirksamkeitserwartung, welche uns schon aus dem HAPA-Modell bekannt ist. Also das Zutrauen, die Verhaltensänderung, hier den Rauchstopp zu schaffen, wird stärker. Gleichzeitig verschiebt sich die Entscheidungsbalance zum Positiven. Das bedeutet, dass die

Block 2 - Rauchen und Raucherberatung, UE 5 - Rauchmotive und Rauchen als Sucht Seite 64

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erwarteten Vorteile steigen bzw. bedeutsamer werden und die Nachteile abnehmen. Schauen wir uns jetzt die einzelnen Stufen genauer an.

Die erste bzw. unterste Stufe ist die Stufe der Absichtslosigkeit. Personen, die sich auf dieser Stufe befinden, haben noch keine Absicht an ihrem Verhalten etwas zu ändern. Sie sind sorglos und machen sich keine Gedanken z. B. mit dem Rauchen aufzuhören.

Die zweite Stufe ist die Stufe der Absichtsbildung. Personen auf dieser Stufe sind sich bewusst, dass ihr Verhalten problematisch ist bzw. negative Konsequenzen zur Folge hat. Allerdings sind sie (noch) ambivalent, also hin- und hergerissen, ob sie etwas an ihrem Verhalten ändern möchten. Die Vorteile des Weiterrauchens überwiegen noch. Häufig bildet sich die Absicht, irgendwann in den nächsten Monaten mit dem Rauchen aufzuhören. Auch Silvestervorsätze wie „(Irgendwann) dieses Jahr werde ich mit dem Rauchen aufhören.“ fallen in diese Kategorie. Bei Pflegeschülerinnen: „Spätestens wenn ich schwanger werde, höre ich auf zu Rauchen.“ Je nach Studie befinden sich zwischen 40 % und 50 % der rauchenden Personen auf der Stufe der Absichtslosigkeit sowie 40 % bis 50 % auf der Stufe der Absichtsbildung.

Die dritte Stufe ist die Stufe der Vorbereitung. Die Person ist hoch motiviert, innerhalb der nächsten vier Wochen mit dem Rauchen aufzuhören. Eine klare Entscheidung ist getroffen und erste Vorbereitungen werden durchgeführt z. B. die Teilnahme an einem Tabakentwöhnungs-kurs oder das Besorgen von Nikotinersatzpräparaten.

Die Vierte Stufe ist die Handlungsstufe und beinhaltet den Rauchstoppversuch selbst. In dieser Stufe besteht das höchste Rückfallrisiko.

Die letzte Stufe, die Stufe der Aufrechterhaltung wird erreicht, wenn das Nicht-Rauchen länger als sechs Monate aufrechterhalten wird.

Gespräch

Folie 2.15:

Die Auszubildenden sollen das TTM auf die Personen der Fallgeschichten anwenden (Rapp et al., 2006).

Sie dürfen nun Ihr neu erworbenes Wissen über das TTM auf unsere Personen in den Fallge-schichten anwenden.

Auf welcher Stufe befindet sich:

Mike Koch? Woran erkennen Sie das? o Lösung: Stufe der Absichtslosigkeit

Diana Sevcik? Woran erkennen Sie das? o Lösung: Stufe der Vorbereitung

Jens Linke? Woran erkennen Sie das? o Lösung: nicht eindeutig, Zwischenstufe zwischen Absichtslosigkeit und Ab-

sichtsbildung (soll zeigen, dass Modelle auch ihre Grenzen haben)

Block 2 - Rauchen und Raucherberatung, UE 5 - Rauchmotive und Rauchen als Sucht Seite 65

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Bevor wir die aktuellen Strategien der Tabakentwöhnung betrachten, zunächst noch folgende Fragen an Sie:

Was denken Sie, ist bei der Beratung von Mike Koch wichtig bzw. was ist bei der Bera-tung von „absichtslosen Rauchern“ grundsätzlich wichtig? Ideen sammeln.

Wie könnte Diana Sevcik gut beraten bzw. unterstützt werden? Was ist in der Vorberei-tungsstufe wichtig? Ideen sammeln.

Was ist bei der Beratung von Jens Linke hilfreich? Ideen sammeln.

5.5 Aktuelle Strategien der Tabakentwöhnung Zeit ca. 5 Min.

Kurzvortrag

Folie 2.16:

Die Lehrkraft führt die aktuellen Strategien der Tabakentwöhnung ein (Bölcskei et al., 2013).

Sie haben soeben ja schon gute Ideen gesammelt, was bei der Beratung von Rauchenden auf den unterschiedlichen Stufen wichtig ist. Die aktuellen Strategien einer (professionellen) Tabak-entwöhnung orientieren sich an den Stufen des TTM. Einige der Strategien werde ich Ihnen nun kurz vorstellen.

Auf der Stufe der Absichtslosigkeit werden sachlich und neutral Informationen zu Vor- und Nachteilen angeboten. Ziel ist es, bei Rauchenden Diskrepanzen zu wecken, also die Person ins Nachdenken oder Zweifeln zu bringen, dabei jedoch nicht belehrend und aufdringlich zu wirken. Hier können z. B. die Vor- und Nachteile - Waage oder andere Techniken eingesetzt werden.

In der Phase der Absichtsbildung werden emotionale Aspekte angesprochen. So wird zum Beispiel darauf verwiesen, für Kinder oder auch Patienten ein positives Vorbild zu sein. Außerdem soll die Selbstwahrnehmung des Rauchverhaltens gestärkt werden. Häufig werden Zigaretten „nebenher“ geraucht und die Menge an Zigaretten wird nicht bewusst wahrge-nommen. Ziel ist hier, dass sich die Rauchenden das ungünstige Verhalten bewusst(er) machen.

Hilfreich ist, an dem Punkt anzusetzen, den die Rauchenden selbst am Rauchverhalten negativ oder am Nicht-Rauchen positiv bewerten und diesen zu verstärken.

In der Vorbereitungsphase soll der Rauchstopp ganz konkret geplant werden. Therapeutische Techniken wie Selbstbeobachtung mit Registrierkarten können zum Einsatz kommen. Meistens werden den Rauchenden dazu Strichlisten mitgegeben, die in der Zigarettenschachtel mitgenommen werden. Bevor sie sich eine Zigarette anstecken, werden sie dadurch erinnert, bewusst zu rauchen und markieren z. B. den Grund für diese Zigarette oder ob diese Zigarette notwendig war. Auch Verträge werden eingesetzt, um die Eigenverantwortlichkeit zu steigern. Die Rauchenden erhalten Empfehlungen und Anregungen dazu, soziale Unterstützung von

Block 2 - Rauchen und Raucherberatung, UE 5 - Rauchmotive und Rauchen als Sucht Seite 66

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Folie 2.16: Aktuelle Strategien der Tabakentwöhnung.

Freunden und Familie zu nutzen. Des Weiteren wird der Umgang mit Entzugssymptomen thematisiert.

Die Lehrkraft verweist darauf, dass auf der Homepage www.pa-tres.de ein Rauchprotokoll verfügbar ist, das auch als Instrument zur Selbstbeobachtung in der Vorbereitungsphase eingesetzt werden kann. Außerdem gibt es dort Informationen und Links zu den verschiedenen Phasen der Tabakentwöhnung.

Für die konkrete Handlungsphase hat sich die sogenannte Schlusspunkt-Methode gegenüber der schrittweisen Reduktion besser bewährt. Bei der Schlusspunkt-Methode wird ein bestimmter Tag festgelegt, an dem der Rauchstopp durchgeführt wird (keine schleichende Reduktion der Zigaretten). Dabei ist eine Unterstützung durch Nikotinersatzpräparate möglich. Außerdem können therapeutische Techniken zur Selbstkontrolle und Belohnung angewandt werden.

In der Aufrechterhaltungsphase geht es unter anderem darum, eventuell schwierige Situation zu vorherzusehen und zu erkennen und Hilfestellung bei der Bewältigung zu geben.

Block 2 - Rauchen und Raucherberatung, UE 5 - Rauchmotive und Rauchen als Sucht Seite 67

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Literatur & Bildquellen

Literatur

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Bölcskei, P.L., Davis-Wagner, P., Grundnig, J. & Pommer, P. (2013). Aktuelle Strategien der Raucherentwöhnung. Deutsche Medizinische Wochenschrift, 138, 902 – 907.

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Bildquellen

Folie 2.4 Folie 2.6 Folie 2.7

http://www.technologiepark-heidelberg.de/uploads/pics/dkfz01_02.gif (zuletzt ab-gerufen am 15.02.2015)

Folie 2.5 http://medicaid.ohio.gov/providers/billing/icd10.aspx (zuletzt abgerufen am 15.02.2015)

Folie 2.13 http://www.zm-online.de/hefte/Lust-auf-Veraenderung-wecken_103816.html#1 (zuletzt abgerufen am 02.04.2015)

Block 2 - Rauchen und Raucherberatung, UE 5 - Rauchmotive und Rauchen als Sucht Seite 68

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UE 6: Tabakentwöhnung und Kurzberatung

Übersicht

Themen

Ablauf Tabakentwöhnung, Tabakentwöhnungsangebote, Regeln der Raucherkurzberatung

Lehrziele

6.1 Die Auszubildenden können die Elemente bzw. den Ablauf einer Tabakkonsumentwöhnung benennen.

6.2 Die Auszubildenden können Angebote zum Rauchstopp benennen und kennen Wege, Rauchstoppangebote zu finden.

6.3 Die Auszubildenden können die Kriterien eines guten Beratungsgesprächs aus der Beobachtung eines schlecht geführten Gesprächs ableiten.

6.4 Die Auszubildenden können die Stufen einer Kurzberatung nach den amerikanischen Richtlinien (5-A, 5-R) nennen.

6.5 Die Auszubildenden können geeignete Gesprächssequenzen nach den Regeln der Raucherkurzberatung (5-A, 5-R) formulieren.

Lehrziel Themen und Inhalte Methoden Material Zeit (min)

6.1 Ablauf Tabakkonsumentwöhnung (inkl. Gewichtsmanagement)

Kurzvortrag, Zurufabfrage

Folien 2.17 - 2.29 10

6.2 Verweis auf bestehende Angebote zur Ta-bakprävention und -reduktion

Interaktiver Kurzvortrag, Diskussion

Folien 2.30 - 2.46 Material professi-oneller Anbieter (Flyer, Aufkleber) Videoclip exsmo-kers

10

6.3 Raucherberatung im Krankenhaus Kriterien Beratungsgespräch

Videoanalyse Folien 2.47 - 2.48 Videoclip zur Raucherberatung

10

6.4 Die Regeln der Raucherkurzberatung nach amerikanischen Richtlinien (5-A, 5-R)

Kurzvortrag Folien 2.49 - 2.51 5

6.5 „Drehbuch Raucherkurzberatung“ Partnerarbeit Folie 2.52 AB_UE6

10+ 10 in UE 7

Block 2 - Rauchen und Raucherberatung, UE 6 - Tabakentwöhnung und Kurzberatung Seite 69

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Allgemeine Ziele

Am Ende dieser Unterrichtseinheit sollen die Auszubildenden den Ablauf einer Tabakentwöhnungs-therapie in Form eines verhaltenstherapeutischen Gruppenprogramms kennen. Im Rahmen dessen wird das Thema Gewichtsmanagement nach dem Rauchstopp behandelt. Vielfältige Unterstützungs-möglichkeiten und Angebote werden präsentiert, mit dem Ziel, Rauchstoppangebote für die individuelle Nutzung oder auch zur Weitergabe an Patienten zu kennen. Außerdem sollen die Auszubildenden an einem Videobeispiel Aspekte eines schlechten Beratungsgesprächs (er)kennen und Kriterien für ein gutes Gespräch ableiten. Die Regeln der Raucherkurzberatung (5-A, 5-R) werden präsentiert und sollen von den Auszubildenden geübt werden.

Begründung

Den Ablauf einer Tabakentwöhnungstherapie zu kennen, soll die Bereitschaft bei den Auszubildenden steigern, selbst an einem Kurs teilzunehmen oder diesen (gut informiert) an Patienten weiterzu-empfehlen. Die Diskussion professioneller Angebote soll zum Nachdenken anregen bzw. die Offenheit gegenüber solchen Angeboten erhöhen. Durch die Videoanalyse lernen die Auszubildenden die Kriterien eines schlechten Beratungsgesprächs und deren Auswirkung auf den Patienten erkennen. Daraus können sie Hinweise für ein gutes Beratungsgespräch ableiten. Die Regeln der Raucherkurz-beratung (5-A, 5-R) zeigen den Auszubildenden eine Struktur eines guten Beratungsgesprächs (einen Leitfaden) auf.

Benötigtes Material

Folien 2.17 - 2.52

AB_UE6 Raucherberatung

Materialien professioneller Angebote

Videoclip „Exsmokers“

Videoclip „Raucherberatung im Krankenhaus“

Block 2 - Rauchen und Raucherberatung, UE 6 - Tabakentwöhnung und Kurzberatung Seite 70

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Folie 2.17: Übliches Vorgehen von Tabakentwöhnungstherapie.

Inhalt und Ablauf

6.1 Ablauf Tabakentwöhnung inkl. Gewichtsmanagement Zeit ca. 10 Min.

Kurzvortrag

Folie 2.17:

Die Lehrkraft stellt das typische Vorgehen einer Tabakentwöhnungstherapie vor.

Eine Tabakentwöhnungstherapie findet in der Regel als stan-dardisiertes Programm mit 5-10 Einheiten über mehrere Wochen hinweg statt. Die Einheiten werden meistens in Form von Gruppen-treffen, aber auch als telefonische Beratung zur Nachsorge ange-boten. Die Inhalte des Gruppen-programms sind angelehnt an die Phasen und Strategien des TTM, die Sie soeben kennengelernt haben. Die Kernpunkte des Programms sind: Vorbereitung, Schlusspunkt-methode und Unterstützung bei der Aufrechterhaltung.

Folie 2.18:

Die Lehrkraft zeigt eine Auswahl aus den zahlreichen Tabakentwöhnungsprogrammen. Anschließend stellt die Lehrkraft beispielhaft das Rauchfrei Programm des Instituts für Therapieforschung vor (IFT-Gesundheitsförderung, 2007). Alternativ können auch andere (regionale) Programme beschrieben werden.

Damit Sie sich vorstellen können wie ein Tabakentwöhnungsprogramm genau abläuft, werde ich Ihnen nun das Rauchfrei Programm vorstellen. Das Programm ist am Institut für Therapie-forschung (IFT) in München entwickelt und wissenschaftlich geprüft worden und wird seit vielen Jahren deutschlandweit durchgeführt. Die optimale Gruppengröße beträgt acht bis zwölf Teilnehmer (die minimale Teilnehmerzahl liegt bei sechs Personen). Das Programm ist für erwachsene Raucher konzipiert und es besteht eine Basisversion, die sich über maximal acht Wochen erstreckt sowie eine kürzere Kompaktversion über drei Wochen ab dem ersten

Block 2 - Rauchen und Raucherberatung, UE 6 - Tabakentwöhnung und Kurzberatung Seite 71

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Gruppentreffen. Ein Gruppentreffen dauert in der Basisversion 90 Minuten, in der Kompakt-version sind es 180 Minuten. Die beiden Versionen sind inhaltlich ähnlich aufgebaut und unterscheiden sich nur im formalen Ablauf. Die Kompaktversion eignet sich aufgrund ihrer kürzeren Dauer z. B. gut für Betriebe und Arbeitsstätten. Vorstellen werde ich Ihnen heute das Basisprogramm.

Folie 2.19:

Auf der Folie sehen Sie zunächst den Überblick über das Rauchfrei Programm. Wie schon erwähnt ist es grob in die Bereiche Vorbereitung, Rauchstopp und Stabilisierung unterteilt, was Sie anhand der Farben erkennen können. Dem Programm ist eine Informationsveranstaltung vorgeschaltet, in welcher Inhalte und Ablauf des Trainings vorgestellt werden. Das eigentliche Programm startet dann mit zwei Gruppentreffen zur Vorbereitung des Rauchstopps, welcher gemeinsam während des dritten Gruppentreffens stattfindet. Im Anschluss beginnt die Stabilisierungsphase mit dem ersten Telefontermin, darauf folgen zwei weitere Gruppentreffen und ein abschließender Telefontermin. Schauen wir uns nun auf den nächsten Folien den Ablauf noch genauer an.

Folie 2.20:

Die Vorbereitung zum Rauchstopp startet u. a. mit Informationen, Vorträgen und einem Quiz zum Rauchen. Außerdem erhalten die Teilnehmer einen Überblick über die medikamentöse Unterstützung, sodass bei Bedarf frühzeitig weitere Informationen durch Arzt oder Apotheker eingeholt werden können. Zu Beginn wird das Teilnehmerhandbuch mit vielen Informationen, Tipps und Arbeitsmaterialien ausgeteilt.

In der Vorbereitungsphase geht es unter anderem darum, die Motivation der Teilnehmenden zu stärken und vorhandene Ambivalenzen herauszuarbeiten. Dies findet z. B. spielerisch mit einer „Engel & Teufel“-Übung statt, in welcher Vor- und Nachteile des Rauchens verdeutlicht werden. Außerdem erarbeiten die Teilnehmenden ihre ganz individuellen Ziele.

Folie 2.21:

Mithilfe von Registrierkarten werden die Teilnehmenden zur Selbstbeobachtung angeleitet. Dazu sollen sie ein Rauchprotokoll führen, in dem genau angegeben werden kann, wann und weshalb (z. B. aus Stress oder Langeweile) geraucht wird. Auf diese Weise bekommt die rauchende Person einen Überblick über ihr ganz persönliches Rauchverhalten. Schwierige Situationen, in denen ein Rückfallrisiko hoch ist, werden identifiziert und alternative Verhaltens-weisen gesucht. Außerdem wird erarbeitet, was die Teilnehmenden beim Auftreten von Entzugssymptomen tun können. Im Speziellen werden der Umgang mit Suchtdruck thematisiert und Lösungsmöglichkeiten gesucht wie z. B. das Erstellen einer persönlichen Notfallkarte. Die Notfallkarte enthält Anweisungen, was in einer Situation mit starkem Suchtdruck zu tun ist. Des Weiteren werden notwendige Vorbereitungen für die rauchfreie Zeit geplant (und Zuhause ggf. umgesetzt).

Block 2 - Rauchen und Raucherberatung, UE 6 - Tabakentwöhnung und Kurzberatung Seite 72

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Folie 2.22:

Beim dritten Gruppentreffen findet schließlich der gemeinsame Rauchstopp statt. Direkt im Anschluss daran werden die Rauchutensilien weggeworfen sowie die ersten rauchfreien 24 Stunden konkret geplant.

Folie 2.23:

Zur Stabilisierung findet drei bis vier Tage nach dem Rauchstopp der erste Telefontermin statt. Die Dauer eines solchen Telefonats beträgt ca. zehn Minuten. Dabei wird versucht, ganz individuell auf die Person einzugehen und diese ggf. zum Durchhalten zu motivieren.

Im ersten Gruppentreffen nach dem Rauchstopp werden Erfahrungen ausgetauscht und positive Veränderungen besprochen. Der Unterschied zwischen einem Rückfall und einem Vorfall wird erklärt. Weitere Themen sind Gewichtsmanagement sowie das Finden alternativer Belohnungsmöglichkeiten (anstelle der Zigarette). Außerdem wird die Identität als rauchfreie Person gestärkt.

Folie 2.24:

Auf der letzten Folie sehen Sie hier noch den Link zur Homepage des Rauchfrei Programms. Sie finden dort nochmals Informationen zum Programm und zum Ablauf. Außerdem ist es möglich, Kursangebote in der Nähe zu suchen.

Falls hier ein oder mehrere Kurse in der eigenen Region angeboten werden, kann die Lehrkraft diese konkret darstellen und zeigen, wie die Auszubildenden sich hier weiter informieren oder melden können.

Folie 2.25:

Die Lehrkraft thematisiert die Gewichtszunahme nach dem Rauchstopp und zeigt Strategien des Gewichtsmanagement auf (BZgA, 2010).

Da die Angst vor einer Gewichtszunahme nach dem Rauchstopp bei vielen Menschen groß ist, wollen wir uns mit diesem Thema nun näher auseinandersetzen.

Wie wir bereits wissen, hat Nikotin einen stimulierenden Effekt auf den Stoffwechsel, weshalb es nach dem Rauchstopp zu einer Gewichtszunahme kommen kann. Viele Menschen nehmen (leichter) zu, wenn sie mit dem Rauchen aufhören. Objektiv lässt sich leicht sagen, dass zu den drohenden Gesundheitsschäden, die durch das Rauchen verursacht werden, eine (kleine) Gewichtszunahme im Vergleich nicht so dramatisch ist. Allerdings ist für viele Menschen eine gute Figur (bzw. Gewicht) verständlicherweise sehr wichtig. Daher ist dies ein häufiger und nachvollziehbarer Grund, nicht mit dem Rauchen aufzuhören.

Ein Rauchstopp kann zwar eine Gewichtszunahme zur Folge haben, es gibt jedoch verschiedene Maßnahmen, dieser entgegen zu wirken.

Block 2 - Rauchen und Raucherberatung, UE 6 - Tabakentwöhnung und Kurzberatung Seite 73

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Zurufabfrage

Folie 2.26-2.27:

Welche Ideen oder Wege kennen Sie, um eine Gewichtszunahme zu verhindern (oder auch gering zu halten)? Worauf könnte man achten? Denken Sie auch an die Themen, die wir in den letzten Stunden bearbeitet hatten. Sammeln (je nach Zeit auf Flipchart notieren).

Ergänzungen Folie 2.27:

Sie haben bereits viele gute Vorschläge gemacht, was Sie unter anderem auch schon hier im Unterricht kennengelernt haben (Sport und Alltagsbewegungen, achtsames Essen etc.). Schauen wir uns nun noch an, welche Tipps die BZgA zu diesem Thema bereithält: Erste Idee vor dem Rauchstopp: Es besteht bereits vor dem Rauchstopp die Möglichkeit 2-3 kg an Gewicht zu reduzieren. Eine andere Möglichkeit besteht darin, im Vorhinein festzulegen, wie viele Zusatzpfunde man sich für die Anfangszeit erlaubt. Dies reduziert zunächst den Druck und lässt etwas Spielraum.

Wenn eine Person vorher etwa eine Schachtel Zigaretten pro Tag geraucht hat, hat sie damit automatisch ca. 200 Kilokalorien verbrannt. Nach dem Rauchstopp fehlt diese Verstoff-wechselung, der Körper muss sich erst anpassen. Ein besonderer Risikozeitraum für eine Gewichtszunahme ist in den ersten beiden Jahren gegeben.

Es ist wie gesagt wichtig, diese Kalorien auf andere Weise zu verbrennen. Der günstigste Weg hierfür ist, wie Sie selbst schon gesagt haben, Bewegung. Weiterhin ist es sinnvoll, regelmäßig zu essen (keine Diäten, da diese zu einem Jojo-Effekt führen können) und das Essen dennoch zu genießen. Des Weiteren können sich auch Nikotinersatzpräparate zunächst günstig auf das Gewicht auswirken.

Anmerkung: Je nachdem welche Vorschläge die Auszubildenden zuvor gebracht haben, passt die Lehrkraft seinen Vortrag an.

Man sollte sich bewusst machen, dass die Stoffwechselumstellung eine gewisse Zeit in Anspruch nimmt, bis sie sich langfristig wieder einpendelt.

Menschen nehmen aber nach einem Rauchstopp gar nicht unbedingt wegen der Stoff-wechselumstellung zu, sondern weil eine Art „Suchtverlagerung“ stattfindet, also dass die Zigaretten z. B. durch Süßigkeiten ersetzt werden. Das ist besonders naheliegend, denn einen Schokoladenriegel oder ein Bonbon kann man ebenso gut in der Tasche mitnehmen und zwischendurch zu sich nehmen wie zuvor die Zigaretten.

Was könnte man speziell gegen dieses Problem tun?

Die Auszubildenden sollen Ideen entwickeln, was sie gegen eine „Suchtverlagerung“ tun können. Beispiele hierfür:

Nahrungsmittel zu sich nehmen, die keine bis wenig Kalorien haben z. B. geschnittenes Ge-müse (und dies evtl. schon im Kühlschrank bereithalten) und Obst

Süßigkeiten aus der Wohnung verbannen Kaugummi kauen

Block 2 - Rauchen und Raucherberatung, UE 6 - Tabakentwöhnung und Kurzberatung Seite 74

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Folie 2.28: Gewichtsmanagement.

Lippenbalsam zur Ablenkung auftragen Kugelschreiber zum Rumklicken (Beschäftigung für die Hände)

Kurzvortrag

Folie 2.28:

Hier noch ein paar Tipps der BZgA zum Gewichtsmanagement.

Nennen bzw. Vorlesen.

Folie 2.29:

Abschließend zu diesem Thema sehen Sie hier noch die Ergebnisse einer Langzeitstudie zur Gewichtsveränderung von Rauchern und Nichtrauchern. Die Studie wurde über fünf Jahre bei 300 000 Personen in neun europäischen Ländern durchgeführt. Es zeigte sich, dass Männer nach dem Rauchstopp im Schnitt 440 g mehr zunehmen als Männer, die weiterrauchen. Frauen nehmen nach dem Rauchstopp im Schnitt 460 g mehr zu als Frauen, die weiterrauchen. Die zusätzliche Gewichtszunahme findet hauptsächlich in den ersten Jahren nach dem Rauchstopp statt. Langfristig nähert sich das Gewicht von Rauchern und Nichtrauchern wieder an.

Die Exraucher denken also, sie haben nur aufgrund des Rauchstopps zugenommen. Das Risiko zuzunehmen ist dadurch zunächst auch erhöht. Allerdings ist es (leider) wahrscheinlicher, dass im Laufe der Jahre das Gewicht unabhängig vom Rauchstatus steigt.

6.2 Verweis auf bestehende Angebote Zeit 10 Min.

Inhalt und Ablauf

Interaktiver Kurzvortrag

Folie 2.30:

Die Lehrkraft führt das Thema Angebote und Unterstützungsmöglichkeiten für einen Rauchstopp ein.

Block 2 - Rauchen und Raucherberatung, UE 6 - Tabakentwöhnung und Kurzberatung Seite 75

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Folie 2.30: Weitere Angebote & Unterstützung.

Sie haben nun den Ablauf einer Tabakentwöhnungstherapie kennengelernt. Neben dem Rauchfrei Programm gibt es eine Vielzahl weiterer professioneller Angebote und Unter-stützungsmöglichkeiten in diesem Bereich. Wie Sie der Folie entnehmen können, gibt es Gruppenprogramme, Telefonberatungen, online-Angebote sowie auch eine Vielzahl an Broschüren zur Unterstützung des Rauchstopps.

Folien 2.31-2.43:

Videoclip „Exsmokers are unstoppable“

Die Lehrkraft stellt aktuelle Angebote und Unterstützungsmöglichkeiten vor und zeigt den Videoclip.

Anmerkung: Die jeweiligen aktuellen Angebote sollen von der Lehrkraft selbst recherchiert und aktualisiert werden. Die Folien im Manual (Folie 2.31 - 2.43) sind dabei beispielhaft für mögliche Angebote.

Auf folgenden Seiten haben wir zum Zeitpunkt der Manualerstellung [März 2015] Informationen zu Angeboten gefunden:

Folie 2.31: Angebote der Krankenkassen (Beispiel AOK) (http://www.aok.de/bundesweit/leis-tungen-service/ratgeber-foren-rauchen-und-nichtrauchen-22395.php)

Folie 2.32: Suchtberatung der Uni Würzburg (für Beschäftigte der Uni Würzburg) (http://www.uni-wuerzburg.de/fuer/beschaeftigte/beratung_und_hilfe/suchtberatung/start-seite/)

Folien 2.33 - 2.34: HelpLine-Bayern des Instituts für Raucherberatung und Tabakentwöhnung in Bayern (www.helpline-rauchfreiwerden.de)

Folie 2.35: Rauchfreifax der HelpLine-Bayern für Patienten während bzw. nach einem Klini-kaufenthalt (http://www.helpline-rauchfreiwerden.de/fileadmin/user_upload/down-loads/pdf/Faxformular_Helpline_Klinik_Praxis_2013.pdf)

Folien 2.36 - 2.39: Internetseite der BZgA: www.rauchfrei-info.de

Block 2 - Rauchen und Raucherberatung, UE 6 - Tabakentwöhnung und Kurzberatung Seite 76

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o Möglichkeit der Materialbestellung (Broschüren, Flyer, „Startpakete“) Folie 2.40: Telefonberatung der BZgA (http://www.rauchfrei-info.de/informieren/rauch-

stopp/unterstuetzung-beim-rauchstopp/telefonberatung/) Folie 2.41: Onlinedatenbank zum Suchen (http://www.anbieter-raucherberatung.de/) Folie 2.42 - 2.44: Kampagne der europäischen Kommission „Ex-Raucher sind nicht aufzuhal-

ten“ inkl. Videoclip : www.exsmokers.eu

Diskussion

Die Lehrkraft leitet die Diskussion über professionelle Angebote ein.

Eine Studiengruppe hat einmal eine Befragung bei rauchenden Pflegeauszubildenden durchgeführt. Sie haben folgenden Satz vervollständigen lassen: „Wenn ich aufhören will zu rauchen, dann werde ich das tun…“. Was meinen Sie, wurde von den Schülern häufig genannt? Sammeln.

Folie 2.44

Sehen Sie hier, was von den Pflegeschülern genannt wurde.

Die Lehrkraft erläutert die Abbildung auf Folie 2.44 oder lässt diese von den Auszubildenden erläutern.

Folie 2.45

Auch im PA-TRES Projekt wurden Pflegeauszubildende befragt (2014). Sehen Sie hier die Ergebnisse.

Die Lehrkraft zeigt die Folie auf. Kurze Diskussion bzw. Abgleich mit den Ergebnissen der Studiengruppe (Folie 2.44) sind möglich.

Folie 2.46

Im Anschluss daran stellt die Lehrkraft folgende Fragen zur Diskussion.

Überrascht Sie dieses Ergebnis?

1. Was sind mögliche Gründe dafür, dass professionelle Angebote eher nicht in Erwägung ge-zogen wurden? (Was würde Sie selbst hindern, solche Angebote wahrzunehmen?)

2. Wovon hängt es ab, ob ein Rauchstopp (mit oder ohne professionelle Hilfe) erfolgreich durchgeführt und aufrechterhalten wird?

3. Welchen Patienten würden Sie professionelle Hilfe näherbringen bzw. empfehlen?

Die Lehrkraft schließt das Thema „professionelle Angebote zur Tabakprävention und -reduktion“ ab.

Sie haben nun vielfältige Angebote und Unterstützungsmöglichkeiten kennengelernt. Wie wir gerade besprochen haben, besteht häufig eine Unkenntnis über diese vielfältigen und individuell nutzbaren Angebote. Ich würde mich freuen, wenn Sie heute auch mehr dazu erfahren konnten. Die Programme sind bewährt und effektiv. Ich kann Sie Ihnen (also den Rauchenden unter Ihnen) empfehlen und hoffe, dass Sie sie auch im Bekanntenkreis und Ihren Patienten bei Bedarf weiterempfehlen werden.

Block 2 - Rauchen und Raucherberatung, UE 6 - Tabakentwöhnung und Kurzberatung Seite 77

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6.3 Videoanalyse: Raucherberatung im Krankenhaus Zeit ca. 10 Min.

Inhalt und Ablauf

Videoanalyse

Folie 2.47:

Die Lehrkraft führt in das Thema (Raucher-)Beratung ein und instruiert die Auszubildenden zur Videoanalyse.

Jetzt haben wir die Tabakabhängigkeit besprochen und professionelle Angebote kennengelernt. Was aber tun Sie, wenn Sie in einem typischen Pflegegespräch mit Ihren Patienten über deren Rauchen und das Aufhören sprechen? Wie können Sie in einem kurzen Beratungsgespräch Ihre Patienten unterstützen, das Rauchen aufzugeben und sich eventuell professionelle Hilfe zu holen? Ist es überhaupt möglich in einem kurzen Gespräch Menschen zum Aufhören zu motivieren? Diesen Fragen wenden wir uns jetzt zu:

Ich werde Ihnen gleich ein kurzes Video eines Beratungsgesprächs am Krankenbett eines Patienten zeigen. Bitte versuchen Sie zu beurteilen, wie die Krankenpflegerin den Patienten berät bzw. mit ihm spricht und sich dabei verhält (was macht sie dabei gut, was macht sie weniger gut).

Die Lehrkraft zeigt das Video Raucherberatung am Krankenbett.

Im Anschluss sind folgende Fragen möglich:

Wie beurteilen Sie das Verhalten der Krankenpflegerin? Wie hat sich Ihrer Meinung nach der Patient gefühlt? Was sind die Rahmenbedingungen eines guten Beratungsgesprächs?

Folie 2.48:

Die Lehrkraft fasst die Kriterien eines guten Beratungsgesprächs zusammen.

Zum Abschluss sehen Sie hier auf der Folie nochmal die Elemente eines guten Beratungs-gesprächs zusammengefasst. Wie schon besprochen ist es günstig, gewisse Rahmen-bedingungen zu beachten. So ist es wichtig, sich ausreichend Zeit für die Beratung zu nehmen. Wenn möglich, soll das Beratungsgespräch in einem geeigneten Raum ohne Störungen von außen stattfinden. Die Sitzposition soll auf Augenhöhe und in einer angenehmen Distanz sein. Für den Gesprächspartner ist es sehr hilfreich vorab zu wissen, wie viel Zeit das Gespräch in Anspruch nehmen kann und worüber Sie sprechen wollen. Wenn Sie vorab sagen können, dass für dieses Gespräch etwa 15 Minuten Zeit ist, kann sich der Gesprächspartner besser orientieren, was in dem Gespräch möglich sein kann und was ggf. vertagt werden sollte.

Kommen wir nach den Rahmenbedingungen nun zu den Kriterien eines guten Beratungs-gesprächs: Zum einen ist es wichtig, ausreichend Informationen zu geben. Voraussetzung hierfür ist, dass der Beratende selbst über ausreichend Informationen verfügt (im Vorhinein

Block 2 - Rauchen und Raucherberatung, UE 6 - Tabakentwöhnung und Kurzberatung Seite 78

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recherchieren). Dies kann ggf. durch Anschauungsmaterial wie z. B. Broschüren und Flyer unter-stützt werden. Ein strukturierter Aufbau sowie eine ruhige und sachliche Darstellung sind günstig. Nach dem Informieren ist es wichtig, der beratenen Person aktiv zuzuhören und Raum für eine eventuelle Entscheidungsfindung zu lassen. Insgesamt soll der beratenen Person jederzeit mit Wertschätzung und Offenheit begegnet werden.

6.4 Regeln der Raucherkurzberatung Zeit ca. 5 Min.

Kurzvortrag

Folien 2.49-2.51

Die Lehrkraft führt in die Raucherkurzberatung ein.

Sie haben jetzt schon selbst eine ganze Reihe von wichtigen Aspekten genannt, die man bei einem solchen Beratungsgespräch beachten sollte. Ich zeige Ihnen nun einen Leitfaden für eine schrittweise aufgebaute Beratung einer rauchenden Person, die sogenannten 5-A und 5-R der Raucherkurzberatung. Je nach Zeit und vorhandener Motivation des Patienten kann sich dies über mehrere Gespräche erstrecken.

Die Lehrkraft stellt die 5A und 5R der Raucherkurzberatung vor (Fiore et al., 2008; Perkins et al., 2008):

Der erste Schritt ist ganz banal, es wird nämlich erst einmal danach gefragt, ob die Person überhaupt raucht, wie lange sie schon raucht und wie viele Zigaretten durchschnittlich pro Tag geraucht werden (Ask). Der nächste Schritt sollte immer sein, der Person zu raten, mit dem Rauchen aufzuhören. Dabei kann man auch schon Gründe nennen, wichtiger ist aber die eigene Überzeugung deutlich zu machen, dass man sicher ist, dass das Rauchen für diese Person nicht gut ist (Advise). Viele Berater machen hier den Fehler, dass sie denken „das habe ich der Person ja schon öfter gesagt“ oder „das hat die Person ja bestimmt schon vom Arzt gehört“. Dennoch ist es wichtig hier nochmal deutlich zu machen, dass es für die Person besser wäre, aufzuhören. Das ist dann auch schon die Überleitung zum nächsten Schritt, nämlich zu erfassen, wie motiviert die Person ist, mit dem Rauchen aufzuhören (Assess). Wenn die Person signalisiert, überhaupt keine Absicht zu haben mit dem Rauchen aufzuhören, kommen die 5R-Schritte der Beratung ins Spiel (Folie 2.49). Man kann dann die Bedeutung für die Gesundheit aufzeigen (Relevance). Das ist für Sie im Pflegeberuf eigentlich immer naheliegend, denn der Patient, den Sie beraten, ist ja gerade aus gesundheitlichen Gründen in Behandlung. Das Weiterrauchen kann die Heilung oder Besserung deutlich behindern (Risks), während das Aufhören die Heilung oder Besserung unterstützt (Rewards). Der Gewinn sollte auf jeden Fall in den Vordergrund gerückt werden. Meist sieht der Patient dann unmittelbar auch Hindernisse (Roadblocks), die sie thematisieren sollten. Hier könnten Sie im Gespräch genauer nachfragen, was das Aufhören so schwierig macht und welche Unterstützung der Patient brauchen könnte. Diese Gesprächs-sequenzen können immer wiederkehrend wiederholt werden (natürlich nicht während eines Gesprächstermins), bis sich abzeichnet, dass die Motivation geweckt wurde (Repetition). (Folie 2.50) Erst dann ist es sinnvoll im Gespräch auch konkrete Unterstützung anzubieten (Assist) und weitere Schritte und Gespräche zu vereinbaren (Arrange).

Block 2 - Rauchen und Raucherberatung, UE 6 - Tabakentwöhnung und Kurzberatung Seite 79

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Folie 2.51: Kurzberatung 5 A und 5 R.

Wenn Sie hier genau hinschauen, kommen Ihnen sicherlich einige Schritte bekannt vor. Bereits im HAPA-Modell und auch im TTM wurde ja grob unterschieden zwischen Absichtslosen, eher Unmotivierten und Absichtsvollen oder eher motivierten Rauchern. Auch in beiden Modellen gibt es die Unterschiede in den Strategien, die notwendig sind, um „weiterzukommen“. Bei Unmotivierten eher die Information und das Abwägen von Vor- und Nachteilen, bei den Motivierten eher die konkrete Unterstützung. Wichtig ist eine gewisse Sensibilität für die Phase, in der die Person gerade steckt und dann die geeignete Unterstützung im Gespräch. Unmotivierte fühlen sich durch konkrete Tipps und Tricks eher überrannt, überredet und blockiert oder reagiert mit Widerstand. Motivierte fühlen sich eher genervt von Risikoinformationen, denn sie „hängen“ eher an der konkreten Umsetzung und kommt da nicht weiter. Es braucht also nicht immer ein fünfstündiges Gruppenprogramm, sondern eher die richtigen Gespräche zur rechten Zeit. Das muss dann auch gar nicht lange dauern. Sie haben im Pflegeberuf auf Station dazu die beste Gelegenheit. Häufig sehen Sie die Patienten täglich mehrmals über einen längeren Zeitraum und können immer mal wieder das Rauchen und Aufhören thematisieren und ggf. ein paar Tage später wieder darauf zurückkommen.

6.5 „Drehbuch Raucherkurzberatung“ Zeit ca. 10 Min.

Partnerarbeit

Folie 2.52

Die Lehrkraft führt die Partnerarbeit „Raucherberatung im Krankenhaus“ ein und teilt das AB_UE6 aus.

Sie haben soeben die Vorgehensweise einer Raucherkurzberatung kennengelernt. Ihre Aufgabe ist es nun, mit ihrem Tischnachbarn zusammen, die Szene am Krankenbett aus dem Video umzu-schreiben. Ich werde Ihnen hierfür ein Arbeitsblatt austeilen. Die Antworten des Patienten sind

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vorgegeben und Sie sollen nun die Aussagen der Krankenpflegerin mithilfe der 5-A/5-R Regeln günstig formulieren, also das „Drehbuch vervollständigen“. Im Anschluss dürfen Sie zu zweit Ihre Version der Szene vorstellen. Insgesamt haben Sie für Ausarbeitung und Präsentation 20 Minuten Zeit.

Anmerkung: Diese Übung dauert insgesamt etwa 20 Minuten und wird deshalb in der folgenden Unterrichtseinheit fortgesetzt.

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Literatur & Bildquellen

Literatur

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Kröger, C. B. & Lohmann, B. (2007). Tabakkonsum und Tabakabhängigkeit. Hogrefe Verlag.

Lindinger, P. & Batra, A. (2010). Ja ich werde rauchfrei. Köln: BZgA.

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Bildquellen

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r9fc81a86ca7b46438e7c67538efc2734_v9waf_8byvr_512.jpg (zuletzt abgerufen am 13.2.2015)

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UE 7: Motivierendes Interview

Übersicht

Themen

Raucherkurzberatung, Aktives Zuhören, Motivierendes Interview

Lehrziele

7.1 Die Auszubildenden können den Effekt des Aktiven Zuhörens beschreiben.

7.2 Die Auszubildenden können Elemente des Motivierenden Interviews benennen.

7.3 Die Auszubildenden sind motiviert, Techniken des Motivierenden Interviews anzuwenden.

7.4 Die Auszubildenden können für sich mindestens drei Kriterien für ein gelungenes Motivierungsgespräch nennen.

Lehrziel Themen und Inhalte Methoden Material Zeit (min)

Fortsetzung „Drehbuch Raucherkurzberatung“

Partnerarbeit mit an-schließend Präsentation

Folie 2.52 AB_UE6

10

7.1 Aktives Zuhören Übung Folie 2.52 A-7

10

7.2 Überblick Motivierendes Interview Interaktiver Kurzvortrag Folien 2.53 - 2.58 10

7.3 Techniken des Motivierenden Interviews Zuordnungsaufgabe, Gesprächsübung

Folien 2.59 - 2.67 AB_UE7

10

7.4 Zusammenfassung Motivierungsgespräch Kurzvortrag, Gespräch 5

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Allgemeine Ziele

Ziel der Partnerarbeit ist, dass die Auszubildenden selbstständig geeignete Gesprächssequenzen nach den Regeln der Raucherkurzberatung bewerten und formulieren können. Der Effekt des Aktiven Zuhörens soll in der Übung deutlich werden. Die Auszubildenden sollen außerdem einen Überblick über das Motivierende Interview (MI) erhalten und die verschiedenen Methoden des MI mit Beispielen kennenlernen und zuordnen.

Begründung

Die Auszubildenden sollen die Regeln der Raucherkurzberatung im Stationsalltag anwenden können. Sie sollen außerdem den Unterschied zwischen Aktivem Zuhören und nicht-Aktivem Zuhören erfahren. Als Alternative zur Raucherkurzberatung lernen die Auszubildenden das Motivierende Interview kennen. Das Motivierende Interview ist eine aufwändigere und komplexere Gesprächstechnik, welche sich insbesondere bei Patienten mit geringer (Aufhör-)Motivation eignet. Durch die Zuordnungs-aufgabe soll das Wissen darüber angewandt und geübt werden.

Benötigtes Material

Folien 2.52 - 2.67

AB_UE6.1 Raucherberatung

AB_UE7 Motivierendes Interview

A-7_Motivierendes Interview

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Inhalt und Ablauf

Fortsetzung „Raucherberatung im Krankenhaus“ Zeit ca. 10 Min.

Partnerarbeit

Fortsetzung der Übung aus UE6 und Besprechung der Ergebnisse. Dabei das „Drehbuch“ von verschiedenen Partnern vorlesen („vorspielen“) lassen. Anschließend Bewertung durch die Klasse.

Abschließende Fragen zur Diskussion:

Welche Elemente der Beratung haben Ihnen gut gefallen? Was wollen Sie selbst mal ausprobieren? Welche Elemente der Raucherkurzberatung sind in Ihrem Stationsalltag umsetzbar?

7.1 Kreative Gesprächsübung Zeit ca. 10 Min.

Kreative Gesprächsübung

Die Lehrkraft leitet die Gesprächsübung ein.

Wir schließen nun die Raucherkurzberatung ab und kommen zu einer weiteren Beratungs- bzw. Gesprächsform, dem Motivierenden Interview (MI). Bevor wir uns dem MI jedoch widmen, führen wir noch eine kurze Gesprächsübung durch.

Die Instruktion zur Übung findet sich im Anhang A-7.

Nachbesprechung der Übung

Wie ging es Ihnen in der Rolle der Erzählenden? Was haben Sie bemerkt? Wie ging es Ihnen als Zuhörende? Welche Schlüsse ziehen Sie aus dieser Übung?

Die Lehrkraft fasst noch einmal zusammen und erläutert die drei Stufen des Aktiven Zuhörens (Schmidt, 2006).

Wie Sie schon richtig erkannt haben, geht es bei dieser Übung darum, den Unterschied zwischen aufmerksam und interessiert zuhören und nicht aufmerksam und interessiert zuhören zu erfahren. „Zuhören“ ist dabei die erste Stufe der Methode des Aktiven Zuhörens. Das Aktive Zuhören ist eine Gesprächstechnik, die auf der „Zuhörerseite“ (Empfängerseite) der Kommuni-kation eingesetzt werden kann. Außerdem stellt Aktives Zuhören eine Methode des Motivieren-den Interviews dar.

Eines der wichtigsten Elemente eines motivierenden Gesprächs ist es, die motivationale und emotionale Lage des Gegenübers richtig zu erfassen. Oft verliert man sich in einem Gespräch

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zu schnell auf der sachlichen Ebene und logischen Argumenten. Bevor eine Person motiviert werden kann, muss man aber erst einmal genau erfassen, wo sie gerade steht. Dazu hat sich die Technik des Aktiven Zuhörens bewährt.

Das aktive Zuhören besteht aus drei Stufen:

Auf der ersten Stufe geht es wie gesagt um „Zuhören“, also darum, dem Gesprächspartner aufmerksam zuzuhören, Interesse zu zeigen und ihm durch Worte oder Mimik zu signalisieren, ihn verstanden zu haben („Mhm“, „Aha“). Bei der zweiten Stufe ist nicht mehr nur das Zuhören wichtig, sondern auch das Verstehen. Hierzu wird der Kern des Gehörten in eigenen Worten zusammengefasst. Dies dient nicht nur dem Verständnis, sondern hilft auch dem Gesprächs-partner seine Gedanken zu ordnen. Bei der dritten Stufe des Aktiven Zuhörens geht es darum, die Gefühle und Bedürfnisse des anderen zu verstehen und widerzuspiegeln und somit die motivationale und emotionale Lage des Gesprächspartners zu erfassen.

Wie schon gesagt stellt das Aktive Zuhören eine Methode des Motivierenden Interviews dar, welches wir nun anschließend näher betrachten.

7.2 Motivierendes Interview Zeit ca. 10 Min.

Interaktiver Kurzvortrag

Folie 2.53:

Die Lehrkraft führt das MI ein (Burke et al., 2003; Miller & Rollnick, 2005; Körkel & Veltrup, 2003). Dabei stellt er zunächst die vier Grundsätze des MI vor. Im Anschluss daran erläutert die Lehrkraft die sieben Methoden des MI mit Beispielen.

Wie wir zuvor diskutiert haben, kann es manchmal passieren, dass man mit der Raucherkurzberatung nicht weiterkommt, da ein zu starker Widerstand gegen die Beratung (oder gegen das gewünschte Zielverhalten) beim Patienten vorhanden ist. Als Alternative zur 5-A/5-R-Methode lernen Sie nun das Motivierende Interview kennen. Das MI wurde ursprünglich als Konzept zur Beratung von Suchtpatienten entwickelt. Diese Art des Gesprächs berücksichtigt ebenfalls die Änderungsmotivation des Patienten. Dies ist vor allem dann wichtig, wenn Patienten nicht freiwillig oder nur ungern an einem Beratungsgespräch teilnehmen. Wenn z. B. eine Ärztin versucht, einen Patienten zu mehr Bewegung oder zum Nichtrauchen zu motivieren, anstatt auf Wunsch des Patienten ein Medikament zu verschreiben. Es ist deshalb wichtig, mit diesen Patienten gute Gespräche zu führen. Das MI versucht hierzu wichtige Grundhaltungen und Methoden zu vermitteln.

Das MI beinhaltet vier Grundsätze:

1. Zeigen von Empathie bzw. empathisch sein: hier geht es darum Mitgefühl und Verständnis für den Patienten zu haben, offene Fragen zu stellen und aktiv zuzuhören.

2. Erzeugen von Diskrepanz: der Patient soll ins Nachdenken und wenn möglich ins Zweifeln gebracht werden; es geht darum Ambivalenzen und Zwiespalt innerhalb des Patienten zu erkennen und zu benennen.

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Folie 2.54: Motivierendes Interview - Übersicht.

3. Umlenken von Widerstand: es ist entscheidend, die Widerstände des Patienten nachzuvoll-ziehen und anzuerkennen; Überredungsversuche und Gegenargumente sind ungünstig und sollten unterlassen werden (keine pro-contra Diskussionen).

4. Stärken von Zuversicht: hier geht es darum, den Patienten zu motivieren und zu loben, also den Glauben an die eigene Fähigkeit zu stärken (siehe auch Selbstwirksamkeitserwartung).

Folie 2.54:

Auf dieser Folie sehen Sie einen Überblick über das Konzept des MI. Ziel des MI ist das Fördern der Motivation für ein bestimmtes Ziel (z. B. Nichtrauchen). Wenn ausreichend Motivation des Patienten vorhanden ist, soll das Ziel gefestigt und der Patient bei der Erreichung des Ziels unterstützt werden.

Die vier Prinzipien des MI haben wir soeben besprochen (nochmal nennen), nun wollen wir uns die sieben Methoden oder auch die sieben Gesprächstechniken anschauen. Ganz unten in der Grafik sehen Sie zunächst alle Methoden im Überblick: offene Fragen, aktives Zuhören, Würdigung, „Change Talk“, mit Widerstand umgehen, Selbstbewusstsein stärken, Zusammen-fassen. Betrachten wir nun die verschiedenen Methoden:

Folie 2.55:

„Anklopfen“: Zunächst sehen Sie hier noch eine Methode vorgeschoben, die sich „Anklopfen“ nennt und nicht in der Übersichtsfolie enthalten ist. Wie der Name schon sagt, dient diese Methode dazu „anzuklopfen“, also vorzufühlen, ob der Patient zu einem Gespräch bereit ist. Das Gespräch soll in beiderseitigem Interesse sein.

Beispiel: „Wären Sie damit einverstanden, wenn ich mit Ihnen noch über das Rauchen spreche?“

Block 2 - Rauchen und Raucherberatung, UE 7 - Motivierendes Interview Seite 89

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Offene Fragen: Die Technik der offenen Fragen führt dazu, dass sich der Patient mit dem eigenen Rauchverhalten auseinandersetzt. Offene Fragen dienen also nicht primär der Informa-tionsbeschaffung, sondern der Selbstexploration des Patienten (soll zum Nachdenken angeregt werden).

Beispiel: „Was gefällt Ihnen, was mögen Sie am Rauchen?“

Folie 2.56:

Aktives Zuhören: Wie schon zuvor erwähnt, geht es beim aktiven Zuhören zum einen darum, dem Gesprächspartner aufmerksam und interessiert zuzuhören. Zum anderen geht es aber auch darum, die Inhalte der Aussagen des Gesprächspartners in eigenen Worten zusammen-zufassen und seine Emotionen und Bedürfnisse widerzuspiegeln. Das klingt zunächst komisch, ist aber wichtiger, als man zunächst denkt. Häufig passiert es nämlich, dass man glaubt so einigermaßen verstanden zu haben, um was es dem Patienten gerade geht. Wiederholt man dann diesen Inhalt in eigenen Worten, wird dem Patienten deutlich, was man selbst von ihm verstanden hat. Das kann bedeuten, dass sich der Patienten verstanden und unterstützt fühlt. Es kann aber auch passieren, dass der Patient merkt, dass er nicht ganz verstanden wurde und nochmal nachkorrigieren kann.

Beispiel: „Sie haben im Moment mit vielen Belastungen zu kämpfen und da ist die Zigarette für Sie momentan die einfachste Form der Entspannung.“

Würdigung: Hier geht es noch einmal explizit darum, Verständnis und Anerkennung für die Situation des Patienten zu zeigen. Auch das ist eine Gesprächstechnik, die zunächst simpel klingt, aber gar nicht so einfach ist. Es wird schnell deutlich, wenn man einfach nur so antwortet „Ich verstehe Sie gut“, oder „Das haben Sie prima gemacht“. Besser ist es, konkreter zu benennen, was man gut versteht oder gut findet „Ihre Enttäuschung nach einer solchen Erfahrung kann ich gut verstehen.“ „Ich kann mir vorstellen, dass es eine Menge Kraft gekostet hat, trotz der Enttäuschung nicht ganz aufzugeben“, „Das … muss wirklich sehr schwer für Sie gewesen sein“.

Folie 2.57:

Change Talk: Beim Change-Talk geht es um Äußerungen des Patienten, mit denen er seine Fähigkeit, seine Wünsche, seine Gründe und seine Selbstverpflichtung für eine Veränderung zum Ausdruck bringt. Dabei gibt es wiederum acht Methoden, solche Aussagen zu fördern.

Einige der folgenden Methoden bzw. Beispiele zur Förderung von „Change Talk“ können hier erläutert werden:

Offene Fragen s.o. Wichtigkeitsrating: „Auf einer Skala von 0 bis 10: Wie wichtig ist Ihnen eine Verände-

rung Ihres Zigarettenkonsums?“ 4-Felder-Entscheidungsmatrix: „Was sind bei Ihnen persönlich die Vor- und Nachteile,

wenn Sie mit dem Rauchen aufhören?“ Veränderungsmotive genau erkunden: „Wie stellen Sie sich so einen Tag ohne Zigaret-

ten vor? Was würden Sie anders machen?“

Block 2 - Rauchen und Raucherberatung, UE 7 - Motivierendes Interview Seite 90

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Extrementwicklungen erfragen: „Was sind Ihre schlimmsten Befürchtungen, was pas-sieren könnte, wenn Sie so weitermachen wie bisher?“

Rückschau halten: „Wenn Sie zurückdenken an die Zeit, als der Zigarettenkonsum noch keine Probleme verursacht hatte: Was war da anders?“

Zukunft nach Konsumreduktion imaginieren: „Wenn Sie sich entscheiden würden, an Ihrem Zigarettenkonsum etwas zu ändern, was würden Sie sich davon versprechen?“

Lebensziele explorieren und Dissonanzen zum Suchtmittelkonsum eruieren: „Wenn ich Sie richtig verstehe, ist Ihnen Ihre Partnerschaft wichtig. Gleichzeitig haben Sie geschil-dert, dass Ihr Zigarettenkonsum zu ständigen Auseinandersetzungen führt. Ich stelle mir vor, dass Sie das in die Zwickmühle bringt.“

Mit Widerstand umgehen: Diese Methode haben wir bereits bei den vier Prinzipien des MI besprochen (ist also beides: Technik und Grundhaltung), was zeigt, wie wichtig dieser Punkt ist. Zur Wiederholung: es geht darum den Widerstand des Patienten anzunehmen und nicht gegen seine Meinung zu argumentieren.

Beispiel: „Wir haben die Vor- und Nachteile des Aufhörens besprochen und die Nachteile über-wiegen. Sie sind glücklich mit dem Rauchen und wollen im Grunde nichts verändern.“

Folie 2.58:

Selbstbewusstsein stärken: Auch dieser Punkt umfasst eine der vier Prinzipien des MI.

Beispiel:. „Sie haben in der Vergangenheit schon manche schwierige Hindernisse überwunden. Solche Erfahrungen können auch jetzt dabei helfen, erfolgreich mit dem Rauchen aufzuhören.“

Zusammenfassen: Ähnlich wie beim Aktiven Zuhören geht es bei dieser Technik nochmal explizit darum, die Situation des Patienten zusammenzufassen und wiederzugeben, so dass dieser sich verstanden fühlt. Zudem ist für beide Gesprächspartner eine Struktur erkennbar.

Beispiel: Wir haben jetzt viel über das Verhalten in Ihrem Freundeskreis gesprochen. Das scheint Sie zu bewegen.“

7.3 Zuordnungsaufgabe MI Zeit ca. 10 Min.

Zuordnungsaufgabe

Die Lehrkraft führt die Übung zum MI ein und teilt das AB_UE7 aus.

Sie haben nun einen Überblick über das MI erhalten. Bei der folgenden Übung geht es darum, das, was ich versucht habe zu erklären, auch selbst anzuwenden. Auf dem Arbeitsblatt befinden sich sieben Aussagen und sieben Methoden des MI. Ihre Aufgabe ist es, die Aussagen der jeweiligen Methode zuzuordnen. Jeder Aussage soll eine Methode zugeordnet werden (zu jeder Zahl gehört ein Buchstabe), was nicht immer ganz einfach ist, da vereinzelt auch mehrere Antworten passend erscheinen. Sie haben hierfür ungefähr 5 Minuten Zeit.

Block 2 - Rauchen und Raucherberatung, UE 7 - Motivierendes Interview Seite 91

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Im Anschluss Besprechung des Arbeitsblatts. Dabei der zeitlichen Abfolge der sieben Methoden ent-sprechend auflösen. Hierzu kann die Übersichtsfolie nochmals gezeigt werden (Folie 1.54).

Lösung des AB_UE7 (unter Beachtung folgender Reihenfolge):

1. Anklopfen: 6E 2. Offene Fragen: 2C 3. Aktives Zuhören: 7B 4. Würdigung: 1A 5. Change Talk: 5F 6. Mit Widerstand umgehen: 4D 7. Selbstbewusstsein stärken: 3G

optional: Gesprächsübung (zwei Varianten)

Wenn noch Zeit vorhanden ist, kann abschließend eine kurze Gesprächsübung durchgeführt werden. Die Auszubildenden erhalten Patientenaussagen und sollen geeignete Antworten formulieren oder auswählen. Die Dauer der Übung beträgt ungefähr 10 Minuten. Dabei kann die Übung in zwei Varianten durchgeführt werden. Variante 1 ist etwas schwerer, jedoch freier, da sich die Auszubildenden selbst Antworten überlegen dürfen. Bei der Variante 2 erhalten die Auszubildenden vorgegebene Antwort-möglichkeiten und dürfen die richtige Antwort auswählen.

Variante 1:

Folien 2.59-2.64:

Zum Abschluss des Themas MI führen wir noch eine kurze Gesprächsübung durch. Sie sehen hier auf der Folie Aussagen von Patienten und dürfen sich eine Antwort überlegen, die im Sinne des MI passend ist.

Die Lehrkraft liest die jeweilige Patientenaussage vor und gibt den Auszubildenden kurz Zeit, sich eine Antwort zu überlegen. Die Antworten auf den Folien dienen nur als Beispiel.

Variante 2:

Folien 2.65-2.67:

Zum Abschluss des Themas MI führen wir noch eine kurze Gesprächsübung durch. Sie sehen hier auf der Folie Aussagen von Patienten und sollen sich überlegen, welche Antwort im Sinne des MI passend ist. Lediglich eine Antwort auf der Folie ist die „richtige“.

Die Lehrkraft liest die jeweilige Patientenaussage und die Antwortalternativen vor.

Block 2 - Rauchen und Raucherberatung, UE 7 - Motivierendes Interview Seite 92

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7.4 Zusammenfassung Motivierungsgespräch Zeit ca. 5 Min.

Kurzvortrag

Die Lehrkraft schließt das Thema des MI ab.

Eines der wichtigsten Elemente zur Motivierung in einem Gespräch ist ein Kontakt auf Augenhöhe. Es geht darum, dass Sie versuchen, den Gesprächspartner zu verstehen und sich in ihn hineinzuversetzen. Dies bedeutet nicht, den Überzeugungen des Anderen zuzustimmen, sondern diesen so mit seinen Ansichten anzunehmen, wie er ist. Erst wenn sich der Andere verstanden und angenommen fühlt, ist es möglich, seine Ambivalenz herauszuarbeiten. Der Ansatz des Motivierenden Interviews geht davon aus, dass jeder Mensch diese Ambivalenz in sich trägt und diese in einer vertrauensvollen Beziehung auch äußern kann. Ist die Beziehung noch nicht vertrauensvoll genug, reagiert der Gesprächspartner mit Widerstand. Erst sehr viel später, wenn dieser es geschafft hat, seine Bereitschaft für eine Veränderung zu zeigen, kann man ihn dabei unterstützen und hilfreiche Tipps geben.

Leider ist eine Unterrichtsstunde nur wenig Zeit um die Theorie des MI komplett zu verstehen und ausreichend Übungen dazu zu machen. Um die Technik richtig anwenden zu können, benötigt es einer längeren Aus- oder Fortbildung und vor allem sehr viel Übung. Für den Umgang mit Patienten kann das dennoch sehr hilfreich sein. Vielleicht haben Sie Lust bekommen, später die Technik einmal richtig zu erlernen. Genau wie bei der 5A-5R-Raucherkurzberatung können Sie jetzt schon die eine oder andere Technik im Hinterkopf behalten und in einem Ihrer nächsten Patientengespräche ausprobieren.

Gespräch

Zum Abschluss wollen wir noch einmal kurz zusammenfassen, welche Kriterien aus Ihrer Sicht ein gutes Beratungsgespräch ausmachen und welche Ideen und Anregungen Sie auf jeden Fall mitnehmen und selbst einmal ausprobieren möchten. Jetzt geht es nicht mehr um die Voll-ständigkeit oder eine besondere Technik (wie die 5A-5R-Methode oder das MI), sondern um Ihre eigenen Vorstellungen und Ideen, die Sie hier heute mitnehmen möchten.

Antworten der Auszubildenden zusammentragen.

Block 2 - Rauchen und Raucherberatung, UE 7 - Motivierendes Interview Seite 93

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Literatur & Bildquellen

Literatur

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Körkel, J. & Veltrup, C. (2003). Motivational Interviewing: Eine Übersicht. Suchttherapie, 4, 115-124.

Lindinger, P., Batra, A. & Pötschke-Langer, M. (2006). Leitfaden zur Kurzintervention bei Raucherinnen und Rauchern. Köln: BZgA.

Miller, W.R. & Rollnick, S. (2005). Motivierende Gesprächsführung. Freiburg: Lambertus.

Schmidt, T. (2006). Kommunikationstrainings erfolgreich leiten. Bonn: managerSeminare.

Bildquellen

In dieser UE nicht vorhanden.

Block 2 - Rauchen und Raucherberatung, UE 7 - Motivierendes Interview Seite 94

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UE 8: Verhältnisprävention Rauchen

Übersicht

Themen

Verhaltens- und Verhältnisprävention, Verhältnisprävention Rauchen (FCTC, Werbung, DNRfK)

Lehrziele

8.1 Die Auszubildenden kennen die Unterschiede zwischen Verhaltens- und Verhältnisprävention.

8.2 Die Auszubildenden können verhältnispräventive Aspekte der Framework Convention on Tobacco Control (FCTC) benennen.

8.3 Die Auszubildenden können am Beispiel der Zigarettenwerbung Möglichkeiten der Verhältnisprävention erklären und ableiten.

8.4 Die Auszubildenden kennen das Deutsche Netz Rauchfreier Krankenhäuser (DNRfK).

Lehrziel Themen und Inhalte Methoden Material Zeit (min)

8.1 Definition Verhaltens- und Verhältnisprä-vention

Partnerarbeit, Kurzvortrag

Folien 2.68 - 2.69 10

8.2 Verhältnisprävention Rauchen FCTC

Interaktiver Kurzvortrag Folien 2.70 - 2.76 10

8.3 Verhältnisprävention Rauchen Werbung und Zigaretten

Interaktiver Kurzvortrag inkl. Quiz, Diskussion

Folien 2.77 - 2.89 15

8.4 Verhältnisprävention Rauchen DNRfK

Interaktiver Kurzvortrag, Blitzlicht

Folien 2.90 - 2.92 10

Block 2 - Rauchen und Raucherberatung, UE 8 - Verhältnisprävention Rauchen Seite 95

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Allgemeine Ziele

Die Auszubildenden können die Begriffe Verhaltens- und Verhältnisprävention erläutern und eigene Beispiele im Bereich Ernährung, Bewegung Nichtrauchen und Stressprävention finden. Sie lernen zudem die Tabakkontrollpolitik anhand der FCTC kennen. Außerdem können die Auszubildenden verhältnispräventive Aspekte bzgl. Zigarettenwerbung benennen (bzw. den Einfluss von Werbung auf die Konsumenten). Zuletzt lernen die Auszubildenden das DNRfK und dessen verhältnispräventive Ziele und Aktivitäten kennen.

Begründung

Nachdem in den vorherigen Stunden verhaltenspräventive Maßnahmen besprochen wurden, liegt der Fokus in dieser Unterrichtseinheit auf verhältnispräventiven Aspekten. Dabei insbesondere auf den Maßnahmen und Gesetzen im Rahmen der FCTC. Durch die Auseinandersetzung mit „Werbung & Zigaretten“ wird den Auszubildenden der Einfluss von Werbung aufgezeigt und daraus die Ansätze der Verhältnisprävention in diesem Bereich abgeleitet oder begründet. Als Mitarbeiter eines Kranken-hauses ist es wichtig, verhältnispräventive Maßnahmen am Arbeitsplatz zu kennen und über Institutio-nen wie das DNRfK Bescheid zu wissen.

Benötigtes Material

Folien 2.68 - 2.92

Block 2 - Rauchen und Raucherberatung, UE 8 - Verhältnisprävention Rauchen Seite 96

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Folie 2.69: Verhaltens- und Verhältnisprävention.

Inhalt und Ablauf

8.1 Verhaltens- und Verhältnisprävention Zeit ca. 10 Min.

Partnerarbeit

Folie 2.68-2.69:

Die Lehrkraft führt in das Thema Verhältnisprävention ein.

Wie bereits angekündigt, beschäftigen wir uns heute in den letzten 45 Minuten mit dem Thema „Verhältnisprävention“.

Zu Beginn zunächst die Frage an Sie: Was ist Prävention und worin liegt der Unterschied zwischen Verhaltens- und Verhältnisprävention? Spekulieren Sie mal. Sammeln Sie hierzu bitte zunächst in Partnerarbeit jeweils ein Beispiel für Verhaltens- und Verhältnisprävention im Bereich:

gesunde Ernährung Sport und Bewegung Nichtrauchen Stressprävention

Beispiele sammeln lassen und anschließend besprechen.

Ergänzungen und Definition Folie 2.69:

Hier noch einmal der Überblick: Zur Prävention zählen Maßnahmen, die der Vorbeugung oder der Verhinderung von Krankheiten, Unfällen oder gesellschaftlich unerwünschtem Verhalten dienen.

Block 2 - Rauchen und Raucherberatung, UE 8 - Verhältnisprävention Rauchen Seite 97

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Bei der Verhaltensprävention geht es um Maßnahmen, die auf eine Veränderung im Verhalten einer Einzelperson oder auch von Gruppen abzielen. Beispiele hierfür sind (wie ggf. schon besprochen): die Teilnahme an einem Tabakentwöhnungskurs, 3x pro Woche joggen gehen, der Kauf gesunder Lebensmittel sowie das Durchführen einer Entspannungsübung.

Bei der Verhältnisprävention geht es um strukturelle Veränderungen, also Veränderung in der Lebensumwelt der Bevölkerung. Beispiele hierfür sind das Rauchverbot in öffentlichen Gebäuden, Tischtennisplatten auf dem Schulhof, der Veggie-Tag in der Kantine oder auch festgelegte Pausenregelungen.

Anmerkung: Das Nennen der Beispiele ist nicht mehr notwendig, wenn in der Partnerarbeit zuvor bereits alle Beispiele erarbeitet wurden.

8.2 Verhältnisprävention Rauchen - FCTC Zeit ca. 10 Min.

Interaktiver Kurzvortrag

Folie 2.70:

Die Lehrkraft stellt die Tabakkontrollpolitik über die Framework Convention on Tobacco Control (FCTC) vor (DKFZ, 2009).

Wir haben mittlerweile schon viel über das Rauchen gesprochen. Am ersten Tag haben wir Rauchen als Lebensstil(bereich) betrachtet. Heute haben wir uns mit der Tabakabhängigkeit sowie der Raucherberatung beschäftigt. Als Letztes befassen wir uns jetzt mit verhältnis-präventiven Möglichkeiten, um das Rauchen zu reduzieren. Dies ist durchaus interessant, da sich in den letzten Jahren einiges getan hat.

Eine entscheidende Rolle hierbei spielt die Framework Convention on Tobacco Control, kurz FCTC (zu Deutsch: das Rahmenübereinkommen der WHO zur Eindämmung des Tabak-gebrauchs). Die FCTC ist ein zwischenstaatlicher Vertrag im Bereich Gesundheit unter der Leitung der WHO und hat das Ziel, vor gesundheitlichen, gesellschaftlichen, ökologischen und wirtschaftlichen Folgen des Rauchens sowie des Passivrauchens zu schützen. Bis April 2009 haben 176 Staaten und die EU das Abkommen unterzeichnet.

Block 2 - Rauchen und Raucherberatung, UE 8 - Verhältnisprävention Rauchen Seite 98

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Folie 2.70: Verhältnisprävention Rauchen.

Folie 2.71:

Auf dieser Folie sehen Sie die Mitgliedsstaaten, die die FCTC unterzeichnet haben. In Deutsch-land hat dies 2003 stattgefunden.

Folie 2.72:

Bevor ich Ihnen verschiedene Maßnahmen und Gesetze der FCTC erläutere, zunächst die Frage an Sie: Was könnten Ansatzpunkte einer weltweiten Tabakkonsumprävention sein? Ideen sammeln.

Antwortmöglichkeiten: Preise, Steuern, Rauchverbote in öffentlichen Räumen, gesetzliche Regelungen zum Produkt, Verbote, Einschränkungen bei Werbung etc.

Folie 2.73:

Wie Sie bereits richtig bemerkt haben, wird durch Preise und Steuern versucht, auf das Rauch-verhalten Einfluss zu nehmen. So gab es z. B. zwischen 2002 und 2005 fünf Tabaksteuer-erhöhungen.

Des Weiteren stellt der Schutz vor Passivrauchen einen zentralen Themenschwerpunkt dar. So wurden über die letzten Jahre immer wieder neue Rauchverbote erlassen. Die Einrichtung von Raucherräumen hingegen ist nach wie vor erlaubt. Rauchverbote sind außerdem in den verschiedenen Bundesländern unterschiedlich geregelt.

Schätzfrage:

Schätzen Sie einmal, wie viel Prozent der Deutschen das Rauchverbot in Gaststätten gut finden.

Lösung: Wie Sie hier auf der Folie sehen können, hat sich das Bewusstsein gegenüber Rauchverboten ebenfalls verändert. Fast drei Viertel der deutschen Bevölkerung befürworten mittlerweile ein Rauchverbot in Gaststätten. Das war früher noch anders. D. h. durch die veränderten Verhältnisse hat sich auch die Einstellung der Menschen verändert.

Block 2 - Rauchen und Raucherberatung, UE 8 - Verhältnisprävention Rauchen Seite 99

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Folie 2.74:

Auf der Folie sehen Sie die verschiedenen Zigarettenpreise in der EU.

Folie 2.75:

Weitere wichtige Regelungen des FCTC betreffen die Inhaltsstoffe von Zigaretten. So sind z. B. die Höchstmengen für Nikotin und Teer festgelegt. Außerdem gibt es Bestimmungen zu Verpackung und Etikettierung (Warnhinweise – Bild bzw. Text). Ein weiterer Punkt stellt die Aufklärung, Schulung, Information und Bewusstseinsbildung in der Öffentlichkeit dar. Darunter fallen z. B. auch aufklärende Seiten im Netz, wie die rauchfrei-info Seite der BZgA.

Folie 2.76:

In der FCTC geht es des Weiteren um Maßnahmen zur Verminderung der Nachfrage im Zusammenhang mit Tabakabhängigkeit und der Aufgabe des Tabakkonsums. Das klingt kompliziert, gemeint sind damit u. a. Tabakentwöhnungsprogramme. Die Bekämpfung des illegalen Handels und der Verkauf an und durch Minderjährige sind ebenfalls wichtige Aspekte in der FCTC. Als letzter Punkt ist noch die Unterstützung wirtschaftlich realisierbarer alternativer Tätigkeiten aufzuführen. Damit sind Alternativen für Tabakarbeiter, Tabakanbauer und ggf. Einzelverkäufer gemeint.

8.3 Verhältnisprävention Rauchen - Werbung Zeit ca. 15 Min.

Interaktiver Kurzvortrag

Folie 2.77:

Die Lehrkraft führt den Aspekt der Verhältnisprävention bzgl. Werbung ein.

Werbung für Tabakprodukte unterliegt genauen Regeln, auch schon vor der FCTC. So wurde bereits 1975 Tabakwerbung in Fernsehen und Hörfunk verboten. Weitere Regelungen folgten: 2002 wurde im Rahmen des Jugendschutzgesetzes ein Verbot von Tabakwerbung im Kino vor 18.00 Uhr erlassen. 2007 wurde das Verbot der Werbung in Zeitungen, Zeitschriften und im Internet durchgesetzt.

Folie 2.78:

Auf dieser Folie sehen Sie die Verbote von Außenwerbung für Tabakprodukte in Europa.

Was fällt Ihnen auf?

Den Auszubildenden sollte auffallen, dass Außenwerbung in Deutschland erlaubt ist.

Erlaubt sind in Deutschland außerdem:

Tabakwerbung auf Plakaten und am Verkaufsort Tabakwerbung im Kino nach 18.00 Uhr

Block 2 - Rauchen und Raucherberatung, UE 8 - Verhältnisprävention Rauchen Seite 100

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Brand Streching bzw. Brand sharing. Brand Stretching ist eine indirekte Form der Wer-bung. Dabei werden Zigarettenmarkennamen, Logos oder andere charakteristische Elemente der Zigarettenmarke für Nicht-Tabakprodukte wie z. B. Kleidung und Parfüm verwendet, z. B. Camelboots

Quiz

Die Lehrkraft führt das Quiz ein.

Dass Werbung versucht einen Einfluss auf den Konsumenten zu haben ist offensichtlich. Meist soll durch (Zigaretten)-Werbung ein gewisses Image oder eine gewisse Botschaft vermittelt werden.

Sie dürfen nun anhand eines Quiz testen, welche Werbung Sie kennen und wir überlegen gemeinsam, welche Botschaft die Werbung vermitteln soll.

Anmerkung: Im Quiz sind auch zwei Alkoholwerbungen versteckt, was den Auszubildenden jedoch zuvor nicht mitgeteilt wird.

Folien 2.79-2.84:

Die Lehrkraft führt das Quiz durch und diskutiert mit den Auszubildenden die Aussagen der jeweiligen Werbung.

Folie 2.79:

Lösung: Marlboro Werbung („Marlboro Man“)

Mögliche Aussagen der Werbung mit den Auszubildenden sammeln.

Hintergrundinfo:

fiktive Werbefigur der Zigarettenmarke Marlboro gehört zu den weltweit bekanntesten Werbefiguren der berühmteste Darsteller war 1976 Wayne McLaren, der nach langjährigem und starkem Zi-

garettenkonsum im Alter von 51 Jahren an Lungenkrebs verstarb auch weitere „Marlboro-Männer“ verstarben an den Folgen des Rauchen

Folie 2.80:

Lösung: Becks Werbung

Mögliche Aussagen der Werbung mit den Auszubildenden sammeln.

Folie 2.81:

Lösung: Camel Werbung

Mögliche Aussagen der Werbung mit den Auszubildenden sammeln.

Block 2 - Rauchen und Raucherberatung, UE 8 - Verhältnisprävention Rauchen Seite 101

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Weitere mögliche Fragen:

Welche Gründe gibt es, mit dem Camel (Dromedar) zu werben und nicht mit den Zigaretten selbst?

o Verharmlosung des Rauchens durch „süßes“ Tier Welche Altersgruppe könnte diese Werbung besonders ansprechen?

o Kinder und Jugendliche: süßes Kuscheltier und Jugendsprache

Hintergrundinfo:

Eine amerikanische Studie zeigte, dass Joe Camel (das Dromedar) bei Vorschulkindern zeit-weise bekannter war als Micky Maus.

Vor dieser Werbekampagne rauchten Jugendliche praktisch keine Camels. Durch die Kampagne erreichte Camel bedeutende Marktanteile bei Jugendlichen.

Wegen des starken öffentlichen und politischen Drucks wurde die Werbekampagne 1997 schließlich eingestellt.

Camel hat stets behauptet, dass sich diese Werbung nur an Erwachsene gerichtet habe.

Folie 2.82:

Lösung: Gauloises Werbung

Mögliche Aussagen der Werbung mit den Auszubildenden sammeln.

Folie 2.83:

Lösung: Jägermeister Werbung

Mögliche Aussagen der Werbung mit den Auszubildenden sammeln.

Folie 2.84:

Lösung: Lucky Strike Werbung

Mögliche Aussagen der Werbung mit den Auszubildenden sammeln.

Folien 2.85- 2.88:

Zum Abschluss des Quiz noch ein kleiner Exkurs in die Filmwelt. Hier dürfen Sie nun die Filme erraten.

Lösung Folie 2.85 (Bild 1): Pulp Fiction Lösung Folie 2.86 (Bild 2): Sex and the City Lösung Folie 2.87 (Bild 3): Fight Club Lösung Folie 2.88 (Bild 4): Herr der Ringe

Mögliche Fragen:

Was soll durch das Rauchen vermittelt werden? Wie bewerten Sie das Rauchen in (Kino-)Filmen? Welche Auswirkungen hat das Rauchen auf die Zuschauer?

Block 2 - Rauchen und Raucherberatung, UE 8 - Verhältnisprävention Rauchen Seite 102

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Diskussion

Folie 2.89:

Die Lehrkraft leitet die Diskussion über Werbung und Zigaretten ein.

Mögliche Fragen:

Was wird durch Werbung beeinflusst? Wo sehen Sie Gefahren der Werbung? Denken Sie, dass die derzeit bestehenden Tabakverbote ausreichend sind?

8.4 Verhältnisprävention Rauchen - DNRfK Zeit ca. 10 Min.

Interaktiver Kurzvortrag

Folie 2.90:

Die Lehrkraft leitet das Thema Tabakkonsumprävention in Krankenhäusern ein.

Kommen wir nun nach der Werbung zu einem weiteren wichtigen Aspekt: der Tabakkonsum-prävention in Krankenhäusern. Wo sehen Sie Ansatzpunkte für die Tabakprävention in deutschen Krankenhäusern?

Folie 2.91

Wie soeben schon diskutiert wurde, haben Krankenhäuser in Bezug auf Nichtraucherschutz eine große Bedeutung. Eine rauchfreie Umgebung für Patienten und Beschäftigte soll gewährleistet sein. Außerdem soll aktiv bei der Tabakentwöhnung unterstützt werden.

Im Rahmen eines dreijährigen Modellprojekts des Bundesministeriums für Gesundheit wurde das Deutsche Netz Rauchfreier Krankenhäuser entwickelt. Seit 2011 setzt das DNRfK als unabhängig finanziertes Netzwerk dieses Modellprojekt fort. Mittlerweile sind über 170 Gesundheitseinrichtungen an über 250 Standorten beteiligt.

Block 2 - Rauchen und Raucherberatung, UE 8 - Verhältnisprävention Rauchen Seite 103

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Folie 2.91: Deutsches Netz Rauchfreier Krankenhäuser (DNRfK).

Folie 2.92:

Das DNRfK unterstützt Krankenhäuser in Deutschland rauchfrei zu werden und orientiert sich dabei am Standard des European Network for smoke-free hospitals. Die Krankenhäuser verpflichten sich bei der Reduzierung des Tabakkonsums und dessen Folgen aktiv mitzuwirken. Je nach Umsetzungsgrad des Standards erhalten die Krankenhäuser Zertifikate in Bronze, Silber und Gold.

Anmerkung: Die Lehrkraft kann hier aufzeigen, ob die eigene Klinik Mitglied des DNRfK ist bzw. welche verhältnispräventiven Maßnahmen (auch unabhängig davon) umgesetzt werden.

Blitzlicht

Abschluss des heutigen Themenblocks.

Wir sind nun am Ende des zweiten Tages angelangt. Ich würde mich wieder über ein kurzes Feedback freuen. Was können Sie vom heutigen Tag für sich mitnehmen?

Block 2 - Rauchen und Raucherberatung, UE 8 - Verhältnisprävention Rauchen Seite 104

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Literatur & Bildquellen

Literatur

Deutsches Krebsforschungszentrum (2009). Tabakatlas Deutschland 2009. Heidelberg: Steinkopff Verlag.

Kalke, J. & Buth, S. (2009). Verhältnisorienierte Suchtprävention. proJugend, 3, 4-8.

Mühlig, S. et al. (2013). Das Deutsche Netz Rauchfreier Krankenhäuser & Gesundheitseinrichtungen (DNRfK). Ergebnisse einer Totalerhebung zur Umsetzung des Standards zur Tabakkontrolle und –entwöhnung. Gesundheitswesen, 75(11), e168-e174.

Schaller, K., Kahnert, S., Schunk, S., Pötschke-Langer, M., Schneider, N.K. & Schmitt, S. (2012). Zigarettenwerbung in Deutschland – Marketing für ein gesundheitsgefährdendes Produkt. Heidelberg: DKFZ.

Bildquellen

Folie 2.70 http://www.citizen-news.org/2010/09/asean-health-advocates-push-for_19.html (zu-letzt abgerufen am 17.02.2015) Deutsches Krebsforschungszentrum (2009). Tabakatlas Deutschland 2009. Heidelberg: Steinkopff Verlag.

Folie 2.71 Deutsches Krebsforschungszentrum (2009). Tabakatlas Deutschland 2009. Heidelberg: Steinkopff Verlag.

Folie 2.73 http://www.stern.de/wirtschaft/geld/tabaksteuererhoehung-teurer-qualmen-520923.html (zuletzt abgerufen am 17.02.2015) http://www.rundschau-online.de/politik/rauchverbot-in-nrw--schonfrist-fuer-knei-pen,15184890,15614114.html (zuletzt abgerufen am 17.02.2015)

Folie 2.74 Deutsches Krebsforschungszentrum (2009). Tabakatlas Deutschland 2009. Heidelberg: Steinkopff Verlag.

Folie 2.75 http://www.manager-magazin.de/politik/artikel/a-872786.html (zuletzt abgerufen am 17.02.2015) http://nintendo-online.de/forum/showthread.php?65173-quot-Don-t-be-a-maybe-quot-Eure-Meinung-zu-Zigaretten-Werbung (zuletzt abgerufen am 17.02.2015)

Folie 2.76 http://www.praxis-feigenspan.de/images/rauchfrei1.jpg (zuletzt abgerufen am 17.02.2015)

Folie 2.77 http://images.fotocommunity.de/bilder/motive/alltagsdesign/hb-maennchen-aadf86c7-d148-45a5-9d76-2f07cb022e02.jpg (zuletzt abgerufen am 17.02.2015)

Folie 2.78 Deutsches Krebsforschungszentrum (2009). Tabakatlas Deutschland 2009. Heidelberg: Steinkopff Verlag.

Folie 2.79 http://www.gotitans.com/threads/rip-marlboro-man.90955/ (zuletzt abgerufen am 17.02.2015)

Folie 2.80 http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/5/52/Alexander_von_Hum-boldt_1.JPG (zuletzt abgerufen am 17.02.2015)

Folie 2.81 http://www.kmdd.de/unterrichtseinheit-nikotin.htm (zuletzt abgerufen am 17.02.2015)

Folie 2.82 http://www.500er-fiat.de/wp-content/uploads/Bilder/Werbung/gauloises.jpg (zuletzt abgerufen am 17.02.2015)

Folie 2.83 http://i.ytimg.com/vi/c2BaKuS9Vdk/0.jpg (zuletzt abgerufen am 17.02.2015)

Block 2 - Rauchen und Raucherberatung, UE 8 - Verhältnisprävention Rauchen Seite 105

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Folie 2.84 http://www.saxoprint.de/blog/plakatwerbung-bekannte-beispiele/ (zuletzt abgerufen am 17.02.2015)

Folie 2.85 - 2.88

http://www.playbuzz.com/chriss19/which-pulp-fiction-character-are-you (zuletzt ab-gerufen am 17.02.2015) http://www.smokersnews.net/tobacco-in-movies/ (zuletzt abgerufen am 17.02.2015) http://www.strengthfighter.com/2012/04/brad-pitt-in-fight-club.html (zuletzt abgeru-fen am 17.02.2015) http://theleatherlibraryblog.com/concerning-pipes-pipes-and-tobacco-in-the-tolkien-legendarium/ (zuletzt abgerufen am 17.02.2015)

Folie 2.91 http://www.hartwaldklinik.de/pix/logo_dnrkg.jpg (zuletzt abgerufen am 17.02.2015) Folie 2.92 http://www.dnrfk.de/fileadmin/images/website/dnrfk/top_left.gif (zuletzt abgerufen

am 17.02.2015) http://www.dnrfk.de/typo3temp/pics/a41d944d18.jpg (zuletzt abgerufen am 17.02.2015)

Block 2 - Rauchen und Raucherberatung, UE 8 - Verhältnisprävention Rauchen Seite 106

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UE 9: Stress, Stresstrias

Übersicht

Themen

Stresswahrnehmung, Theorie Stress, Stresstrias

Lehrziele

9.1 Die Auszubildenden können zwischen körperlichen, kognitiven, emotionalen und verhaltensbezogenen Stressreaktionen differenzieren.

9.2 Die Auszubildenden können den evolutionären Sinn einer Stressreaktion erläutern und den Übergang von akutem zu chronischem Stress sowie dessen Folgen benennen.

9.3 Die Auszubildenden können den Einfluss von kognitiven Bewertungen auf das Stresserleben erklären (gemäß transaktionalem Stressmodell von Lazarus).

9.4 Die Auszubildenden können ihre individuelle Definition von Stress benennen und in die Bereiche Stressoren, Stressverstärker und Stressreaktionen einteilen.

9.5. Die Auszubildenden können ihre eigenen Wege der Stressbewältigung benennen.

Lehrziel Themen und Inhalte Methoden Material Zeit (min)

9.1 Stresswahrnehmung Stressinduktions-übung Folie 3.1 10

9.2 Theorie zu Stress Zurufabfragen mit Folien-ergänzungen, Interaktiver Kurzvortrag

Folien 3.2 - 3.14 15

9.3 Einfluss kognitiver Bewertungen Interaktiver Kurzvortrag Folien 3.15 - 3.16 5

9.4 Stresstrias Stressoren, Stressverstärker, Stressreak-tion

Einzelarbeit Folien 3.17 - 3.18 Blatt Papier

10

9.5 Stressbewältigung Partnergespräch Folie 3.19 5

Block 3 - Stressbewältigung; UE 9 - Stress, Stresstrias Seite 107

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Allgemeine Ziele

Am Ende dieser Unterrichtseinheit können die Auszubildenden zwischen kognitiven, emotionalen, körperlichen und verhaltensbezogenen Stressreaktionen unterscheiden. Sie lernen zudem verschiedene theoretische Aspekte zu Stress kennen: den evolutionären Sinn bzw. Nutzen einer Stress-reaktion, die körperlichen Veränderungen, die bei einer Stressreaktion stattfinden sowie die „zwei Pfade einer Stressreaktion“. Außerdem soll der Unterschied bzw. Übergang von akutem zu chronischem Stress und dessen gesundheitliche Auswirkungen verdeutlicht werden. Als kognitives Modell lernen die Auszubildenden das Transaktionale Stressmodell von Lazarus kennen. Die Auszubildenden sollen anschließend ihre eigenen typischen Stressoren, persönlichen Stressverstärker und Stressreaktionen reflektieren und lernen so das Konzept der Stresstrias am eigenen Bespiel anzuwenden. Zum Abschluss soll über eigene Strategien der Stressbewältigung berichtet bzw. diskutiert werden.

Begründung

Durch die Stressinduktionsübung zu Beginn der Unterrichtseinheit machen die Auszubildenden eine akute Stresserfahrung. Am Beispiel dieser Erfahrungen kann die Lehrkraft konkret auf die verschiedenen Ebenen der Stressreaktion hinweisen. Gleichzeitig zeigt die Übung, dass sowohl Ähnlichkeiten in den Stressreaktionen von Personen bestehen, jedoch auch interindividuelle Unter-schiede auftreten können. Durch den theoretischen Hintergrund sollen die Auszubildenden ein Basiswissen zum Stresskonzept erhalten. Das Transaktionale Stressmodell zeigt zudem den Einfluss von Bewertungen und Gedanken. Bei der Einzelarbeit wird gelernt, Stress in die Bereiche Stressoren, Stress-verstärker und Stressreaktionen einzuteilen, wodurch das Konzept der Stresstrias an eigenen Bei-spielen deutlich wird.

Benötigtes Material

Folien 3.1 - 3.19

Blatt Papier

Block 3 - Stressbewältigung; UE 9 - Stress, Stresstrias Seite 108

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Inhalt und Ablauf

9.1 Stresswahrnehmung – Wie zeigt sich Stress? Zeit ca. 10 Min.

Übung

Die Lehrkraft begrüßt die Auszubildenden und führt die Übung zur Stressinduktion durch.

Herzlich willkommen zum dritten und letzten Tag unseres PA-TRES Unterrichts. Heute geht es um das Thema Stress und Stressbewältigung und damit wir uns besser konzentrieren können, machen wir erstmal eine kleine Entspannungsübung.

Bei der Übung müssen Sie nichts weiter tun als ruhig auf Ihrem Platz zu sitzen und zuzuhören.

Achten Sie zunächst darauf, dass Sie bequem sitzen. Die Füße stehen fest und sicher auf dem Boden, der Rücken ist locker angelehnt, die Hände liegen entspannt auf den Oberschenkeln. Richten Sie Ihre Aufmerksamkeit nach innen auf Ihren Körper. Schließen Sie die Augen. Beobachten Sie, wie sich Ihre Bauchdecke beim Einatmen hebt und beim Ausatmen langsam wieder senkt. Nehmen Sie einige tiefe Atemzüge. Pause.

Ich werde jetzt gleich aufstehen und jemanden an die Schulter tippen, der oder die dann anschließend einen Vortrag zum Thema „Raucherberatung“ halten soll.

Die Lehrkraft geht möglichst hörbar im Klassenzimmer umher, bleibt gelegentlich hinter einem Teilnehmer stehen, tippt aber niemandem auf die Schulter. Nach einer kurzen Weile geht die Lehrkraft wieder zurück zu ihrem Platz und fährt mit der Instruktion fort.

Bitte sagen Sie sich nun, dass Sie die Übung gleich beenden werden. Nehmen Sie wieder Ihren Körper wahr, die Füße auf dem Boden, den Rücken, die Hände.

Strecken Sie sich, atmen Sie tief durch… und öffnen Sie die Augen.

Mögliche Fragen im Anschluss an die Übung:

Was ging in Ihnen während der Übung vor? Was haben Sie wahrgenommen? Wie haben Sie sich in der Situation gefühlt? Was haben Sie körperlich gespürt? Sind Ihnen bestimmte Gedanken durch den Kopf gegangen? Was war der Sinn der Übung?

Bei der Übung soll deutlich werden, dass die äußerlich gleiche Situation von verschiedenen Personen ähnlich wahrgenommen werden kann, jedoch auch interindividuelle Unterschiede auftreten. D. h. nicht jeder reagiert, empfindet oder bewertet die Situation gleich (verhaltensbezogene, körperliche, emotionale und gedankliche Unterschiede). Es soll deutlich werden, dass der Sinn der Übung in einer akuten Stresserfahrung besteht (keine Entspannungsinduktion).

Block 3 - Stressbewältigung; UE 9 - Stress, Stresstrias Seite 109

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Anmerkung: Bei der Stressinduktionsübung ist darauf zu achten, als Lehrkraft nicht zu laut durch das Klassenzimmer zu „gehen“, da die Auszubildenden sonst (zu schnell) den eigentlichen Sinn der Übung entdecken (wirkt zu Beginn wie eine Entspannungsübung). Außerdem soll beobachtet werden, ob die Auszubildenden die Augen öffnen, was von der Lehrkraft (evtl. auch von den Auszubildenden) als verhaltensbezogene Stressreaktion (Sicherheitsverhalten) benannt werden kann.

Folie 3.1:

Die Lehrkraft gibt eine kurze Übersicht zum heutigen Tag.

Wie schon gesagt, befassen wir uns heute mit dem Thema Stress, Stressbewältigung und Burnout. Dabei wollen wir insbesondere die stressbezogenen Aspekte der Pflegeausbildung sowie des Pflegeberufs im Allgemeinen betrachten. Wie auch am Tag zwei, beschäftigen wir uns am Ende nochmal mit dem Thema Prävention.

9.2 Theorie zu Stress Zeit ca. 15 Min.

Zurufabfragen mit Folienergänzungen

Folie 3.2

Wie wir soeben bei der Übung festgestellt haben, kann sich Stress auf verschiedenen Ebenen zeigen: auf der gedanklichen Ebene, der Gefühlsebene, der körperlichen und der Verhaltens-ebene (siehe Folie). Diese Ebenen wollen wir noch einmal genauer anschauen:

Befassen wir uns zunächst mit den Kognitionen: Wie kann sich Stress auf unsere Gedanken auswirken? Was kennen Sie aus eigener Erfahrung? Was haben Sie diesbezüglich schon bei Patienten beobachtet? Sammeln.

Ergänzende Beispiele auf Folie 3.3:

Stress kann verschiedene Einflüsse auf unsere Kognitionen haben. So können mangelnde Konzentration, unstrukturierte Gedankengänge, Vergesslichkeit oder auch Gedankenrasen Anzeichen von Stress sein. Gleichzeitig können bei Stress typische Gedankenmuster auftreten wie „Das schaffe ich nie.“, „Wie soll ich das durchhalten?“. Solche Gedankenmuster führen häufig dazu, dass sich das Stresserleben noch verstärkt.

Wie wirkt sich Stress auf die Gefühle aus? Sammeln.

Ergänzende Beispiele auf Folie 3.4:

(Zu viel) Stress kann verschiedene Emotionen zur Folge haben, wie z. B. Angst, Ärger oder Lustlosigkeit. Vor allem bei länger anhaltendem Stress kann ein Gefühl der Hilflosigkeit oder Überforderung auftreten.

Wie kann sich Stress auf der körperlichen Ebene bemerkbar machen? Welche körperlichen Auswirkungen fallen Ihnen ein? Sammeln.

Block 3 - Stressbewältigung; UE 9 - Stress, Stresstrias Seite 110

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Folie 3.6: Stress zeig sich auf mehreren Ebenen.

Ergänzende Beispiele auf Folie 3.5:

Stress kann zu vielerlei körperlichen Symptomen führen wie z. B. Magenproblemen oder häufigen Erkältungen. Bei akutem Stress treten unter anderem meist Herzklopfen, Schwindel oder Zittern auf.

Wie kann sich Stress im Verhalten zeigen? (Kleiner Tipp: Denken Sie an die Themen, die wir bisher behandelt haben). Sammeln.

Anmerkung: Hier werden häufig schon Stressbewältigungsmechanismen aufgezählt.

Ergänzende Beispiele auf Folie 3.6:

Stress kann verschiedene Verhaltensweisen zur Folge haben. Viele Menschen neigen dazu, bei Stress verstärkt emotional zu essen oder auch mehr zu rauchen. Andere Menschen neigen aber auch zu Resignation, also zu „Kopf-in-den-Sand stecken“.

Interaktiver Kurzvortrag

Die Lehrkraft leitet die Theorie zu Stress ein (u.a. Kaluza, 2012).

Folie 3.7:

Kommen wir nun zu verschiedenen theoretischen Aspekten von Stress. Dabei beschäftigen wir uns zunächst mit dem ursprünglichen, evolutionären Sinn von Stress sowie dem genauen Ablauf im Gehirn. Außerdem befassen wir uns mit akutem sowie chronischem Stress und dessen Auswirkung.

Schauen Sie sich bitte das Bild auf dieser Folie an. Was hat das Ihrer Meinung nach mit Stress zu tun?

Block 3 - Stressbewältigung; UE 9 - Stress, Stresstrias Seite 111

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Wie Sie richtig erkannt haben, löst die Verfolgung durch einen Dinosaurier enormen Stress aus. Heute gibt es ja nun keine Dinosaurier mehr, aber denken Sie trotzdem einmal an den Urmenschen, der auf seiner Suche nach Nahrung gefährlichen Tieren begegnet. Oder denken Sie an Tiere in freier Wildbahn, die sich Angriffen rivalisierender Artgenossen ausgesetzt sehen. In solchen Situationen gibt es prinzipiell zwei Möglichkeiten: Kampf oder Flucht.

In beiden Fällen heißt das intensive körperliche Aktivität. Und genau das ist es, wozu uns die Stressreaktion befähigt. Sie bereitet uns innerhalb kürzester Zeit in optimaler Weise darauf vor, einer drohenden Gefahr durch eine große motorische Aktion, eine Kampf- oder Fluchtreaktion zu begegnen (fight or flight-Syndrom nach Cannon). Stress mobilisiert also den Organismus und ist somit ein natürlicher Schutzmechanismus, der schnell zusätzliche Energie bereitstellt.

Folie 3.8:

Die körperliche Stressreaktion umfasst eine Vielzahl physiologischer Veränderungen. Welche sind Ihnen bekannt? Sammeln und weitere Beispiele nennen.

Bei einer akuten Stressreaktion kommt es unter anderem zu einer verstärkten Durchblutung des Gehirns, die Bronchien werden erweitert und der Atem beschleunigt. Außerdem erhöhen sich die Muskelspannung sowie der Blutdruck. Zusätzlich wird Energie in Form von Blutzucker und Fetten bereitgestellt (abhängig von Nennungen der Auszubildenden, weitere Beispiele siehe Folie).

Folie 3.9:

Befassen wir uns nun damit, was während einer Stressreaktion im Gehirn bzw. im Körper abläuft. Dabei sind die sogenannten „zwei Pfade der Stressreaktion“ bedeutsam.

Die wichtigste Steuerungszentrale für die Stressreaktion ist das Gehirn. Trifft das Gehirn die Einschätzung, dass eine bedrohliche Situation vorliegt, wird der Alarmzustand ausgerufen. Es kommt zu einer unmittelbaren körperlichen Aktivierungsreaktion („Notfallreaktion“) über die Hypothalamus-Nebennierenmark-Achse, bei welcher durch die Freisetzung von Noradrenalin der Sympathikus aktiviert wird. Der Sympathikus schüttet ebenfalls Noradrenalin aus, sodass Atmung, Puls und Kreislauf „hochgetrieben“ werden. Im Nebennierenmark kommt es zur Frei-setzung von Adrenalin, dem wichtigsten Stresshormon. Während dieser Notfallreaktion wird innerhalb von Sekunden Energie bereitgestellt, damit der Organismus entsprechend reagieren kann (Kampf oder Flucht). Ist die Situation bewältigt, kommt es zum Abbau von Adrenalin und der Körper erholt sich.

Bleibt der Stressor bzw. die Bedrohung weiterhin bestehen, wird die zweite Achse aktiviert, die Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse, bei der es zu einer Reihe hormoneller Reaktionen kommt: im Hypothalamus: Ausschüttung des Hormons CRH, in der Hypophyse: Ausschüttung von ACTH. ACTH regt die Nebennierenrinde zur Ausschüttung von Cortisol an. Cortisol ist das zweitwichtigste Stresshormon und macht verschiedene Anpassungen möglich. Es führt dazu, dass der Körper länger in der Lage ist, sich einer Stresssituation anzupassen bzw. diese zu bewältigen. Durch eine negative Rückkopplungsschleife begrenzt sich die hormonelle Stressreaktion selbst. Das heißt, der Körper regelt selbst, wie viele und welche Hormone im Körper aktiv sind. Normalerweise gibt es dann eine Erholungsphase. Bei chronischem Stress ist

Block 3 - Stressbewältigung; UE 9 - Stress, Stresstrias Seite 112

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das anders. Hier werden die Hormone, vor allem Cortisol, dauerhaft ausgeschüttet, was dazu führen kann, dass der Körper krank wird.

Folie 3.10:

Befassen wir uns zunächst noch einmal mit akutem Stress. Wie zuvor festgestellt, steigert akuter Stress zunächst die Leistungsfähigkeit des Körpers. Ob bei der Verfolgung durch einen Dinosaurier oder z. B. beim Schreiben einer Prüfung: Stress führt kurzfristig dazu, dass der Körper Energie bereitstellt: man kann sich besser konzentrieren, schnell entscheiden und Probleme lösen, außerdem werden weniger Fehler gemacht. Stress ist also nicht per se schädlich. Wichtig ist jedoch, dass nach einer „Stressphase“ eine Phase der Entspannung folgt (siehe nächste Folie), um sich vom Stress zu erholen. Außerdem ist es wichtig, dass der Anspannungslevel auch nicht zu hoch ist, da man sonst überfordert ist. Dies hängt unter anderem davon ab, wie stark man emotional aktiviert ist. Generell kann man sagen, dass ein mittleres Anspannungsniveau zu einer guten kognitiven Leistung führt.

Folie 3.11:

Auf dieser Folie können Sie sehen, was während einer akuten Stresssituation passiert. Durch den Stressor, z. B. eine Prüfung, kommt es zunächst zu einer gesteigerten Leistungsfähigkeit. Man kann schnell reagieren und sich besser konzentrieren. Nach der Stresssituation sinken das Stressniveau und die Leistungsfähigkeit wieder ab. Es folgt eine Erholungsphase, in welcher sich der Körper regeneriert, um dann wieder auf sein ursprüngliches Ausgangsniveau zurück-zukehren.

Folie 3.12:

Wie Sie sicher schon selbst erfahren haben, hat Stress jedoch zwei Seiten. Zum einen steigert Stress die Leistungsfähigkeit kurzfristig. Die „biologisch sinnvolle“ Stressreaktion hat sich für eben solche Stresssituationen von kurzer Dauer entwickelt. Hält Stress jedoch zu lange an und es kommt zu einer dauerhaften Belastung, fehlt die nötige Erholungsphase. Der Körper schafft es zwar eine Zeit lang, sich an die chronische Belastung anzupassen, irgendwann bricht das Anpassungsvermögen des Organismus jedoch zusammen und die Leistungsfähigkeit fällt ab. Man ist erschöpft und kann keine Leistung mehr erbringen.

Folie 3.13:

Chronischer Stress kann viele Auswirkungen auf den Körper haben. Welche Krankheiten infolge von chronischem Stress sind Ihnen bekannt? Sammeln.

Ergänzende Beispiele auf Folie 3.14 nennen.

Block 3 - Stressbewältigung; UE 9 - Stress, Stresstrias Seite 113

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Folie 3.16: Transaktionales Stressmodell.

9.3 Einfluss kognitiver Bewertungen auf Stress Zeit ca. 5 Min.

Interaktiver Kurzvortrag

Folie 3.15:

Kommen wir nun zu einem anderen Aspekt von Stress. Hören Sie hierzu zunächst zwei Beispiele:

Die erste Situation beschreibt eine Stresssituation auf der Arbeit: Anna und Peter sollen zum ersten Mal in ihrem Praxiseinsatz einen Katheter legen. Anna freut sich darauf, endlich darf sie das üben. Peter macht sich hingegen große Sorgen, was alles schief gehen kann. Er hat Angst, dem Patienten weh zu tun.

Beim zweiten Beispiel geht es um eine Prüfungssituation: Anna und Peter schreiben in einer Woche eine Klausur. Beide haben noch nichts gelernt und sind schon etwas in Zeitnot. Anna kann sich kaum konzentrieren, da sie perfekt abschneiden möchte. Peter hingegen nimmt es gelassen, da er weiß, dass er die Prüfung auf jeden Fall bestehen wird.

Nun die Frage an Sie: Wer hat in den beiden Situationen jeweils mehr Stress und warum?

Folie 3.16:

Wie wir soeben in den Beispielen gesehen haben, reagieren Menschen auf denselben Stressor in unterschiedlicher Weise. Entscheidend ist dabei die individuelle Bewertung in Form von Wahr-nehmungen, Gedanken oder Schlussfolgerungen.

Lazarus und Folkman haben hierzu ein Modell, das „Transaktionale Stressmodell“, entwickelt. Transaktional bedeutet, dass Wechselwirkungen zwischen der Person und der Situation bestehen. Also nicht der objektive Stressor allein ist entscheidend, ob ein Mensch Stress empfindet, sondern auch die subjektive Bewertung der Person. Lazarus und Folkman unter-scheiden drei Stufen (siehe Abbildung):

Block 3 - Stressbewältigung; UE 9 - Stress, Stresstrias Seite 114

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Erstens: Bewertung der Situation, auch primäre Bewertung genannt. Hier wird der Stressor bzw. die Stresssituation entweder als

irrelevant (also nicht wichtig für die Person), angenehm-positiv (also alles in Ordnung) oder als stressig beurteilt. Wenn die Situation oder der Reiz als stressbezogen beurteilt wird, lässt dieser sich

weiter unterteilen in

Schädigung, Bedrohung oder Herausforderung.

Bei der Schädigung handelt es sich um eine bereits eingetretene Schädigung z. B. eine körper-liche Erkrankung, ein Todesfall in der Familie oder auch Kritik vom Stationsleiter. Meist treten dabei Gefühle von Trauer oder Ärger auf.

Bei einer Bedrohung geht es um eine Schädigung, die noch nicht eingetreten ist. Sie wird jedoch erwartet, z. B. Angst vor den Folgen einer OP oder Angst bei einer Prüfung durchzufallen. Hierbei wird häufig der Selbstwert der Person bedroht.

Bei der Herausforderung geht es um eine Situation, die zwar schwer erreichbar und evtl. risiko-reich ist, aber deren Bewältigung mit positiven Folgen verbunden ist.

Zweitens: Bewertung der Bewältigungsmöglichkeiten, auch sekundäre Bewertung genannt. Hierbei schätzt die Person eigene Möglichkeiten und Fähigkeiten zur Bewältigung der Situation ein. Dabei können sich die primäre und sekundäre Bewertung gegenseitig beeinflussen und finden nicht zwangsweise nacheinander statt.

Drittens: Neubewertung. Als letzte Form der Bewertung kann es nach der Bewältigung der Situation zu einer Neubewertung der Situation kommen und somit die ursprünglichen primären und sekundären Bewertungen verändern.

Gehen wir das Modell nochmal praktisch an den zuvor genannten Beispielen durch:

Wie bewertet Anna die Situation, also das Katheter legen? Wie Peter?

Lösung: Anna bewertet das Katheter legen als positiv, für Peter hingegen bedeutet es Stress. Er empfindet die Situation als „Bedrohung“, da er Angst hat, dem Patienten weh zu tun. Er hat Angst, die Aufgabe nicht angemessen zu bewältigen. Falls er diese doch wider Erwarten erfolg-reich löst, kann es zu einer Neubewertung der Situation kommen.

Wie bewertet Anna die Prüfungssituation? Wie Peter?

Lösung: Anna empfindet die Prüfung als große Belastung und somit als Bedrohung. Da sie perfekt abschneiden möchte und nur noch wenig Zeit vorhanden ist, sieht sie die Erfolgs-chancen als gering an und ihr Selbstwert ist ggf. bedroht. Je nachdem wie sie in der Prüfung abschneidet, könnte es zu einer Neubewertung der Situation kommen. Für Peter hingegen ist die Situation zwar ebenfalls stressig, aber er sieht seine Bewältigungsfähigkeiten als aus-reichend an.

Block 3 - Stressbewältigung; UE 9 - Stress, Stresstrias Seite 115

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Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Stressempfinden abhängig von der jeweiligen Bewertung der Person ist. Man ist Stress nicht passiv ausgesetzt, sondern setzt sich selbst zu dem Stress ins Verhältnis (= transaktional). Je nachdem welche Erfahrungen ich bereits in meinem Leben gemacht habe oder welche Erwartungen und Ansprüche ich an mich habe, können Stresssituation völlig unterschiedlich bewertet werden.

9.4 Stresstrias - Übung und Theorie Zeit ca. 10 Min.

Einzelarbeit

Folie 3.17:

Die Lehrkraft führt die Übung zum Konzept der Stresstrias ein:

Wer von Ihnen hat den Satz „Ich bin im Stress.“ in den letzten vier Wochen von Freunden, Familienmitglieder, Kollegen etc. zu hören bekommen? (Handzeichen).

Wer von Ihnen hat den Satz „Ich bin im Stress“ in den letzten vier Wochen selbst von sich gegeben? (Handzeichen).

Bei diesem Satz scheinen alle zu wissen, was gemeint ist. Letztlich hat jeder doch seine ganz eigenen Vorstellungen und Erfahrungen von Stress. Deshalb sollten wir schauen, was jeder für sich unter Stress versteht und wie dieser erlebt wird.

Nehmen Sie bitte ein Blatt Papier und machen Sie drei Spalten. In der ersten Spalte soll stehen „Ich gerate in Stress, wenn…“, also WAS stresst mich. In der zweiten Spalte „Ich setze mich unter Stress, indem…“, also wie verstärke ich meinen Stress und in der dritten Spalte „Wenn ich gestresst bin, dann…“, also WIE zeigt sich Stress auf den verschiedenen Ebenen. Sie können sich dabei an der Folie orientieren.

Anschließend Besprechung der Einzelarbeit und Überblick über die Stresstrias (Folie 3.18).

Auf dieser Folie sehen Sie die Stresstrias im Überblick. Die Stresstrias ist ein Konzept, dass Stress in die drei Bereiche Stressoren, Stressverstärker und Stressreaktionen einteilt. In der dritten Spalte sehen Sie nochmal Beispiele zusammengefasst, von denen Sie auch schon einige genannt haben.

Block 3 - Stressbewältigung; UE 9 - Stress, Stresstrias Seite 116

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Folie 3.18: Stresstrias.

9.5 Stressbewältigung Zeit ca. 5 Min.

Partnergespräch

Folie 3.19:

Die Lehrkraft leitet ein Partnergespräch zum Thema Stressbewältigung ein. Die Auszubildenden können sich zunächst mit ihrem Tischnachbarn austauschen.

Bevor wir nun zu den Stressbewältigungsmechanismen kommen, die Frage an Sie – über welche Strategien verfügen Sie bereits, um gut mit Stress umzugehen? Was tun Sie, um Stress abzuschwächen? Und tun Sie etwas, um Stress vorzubeugen?

Besprechen Sie sich kurz mit Ihrem Tischnachbarn. Im Anschluss tragen wir Ihre Ergebnisse zusammen, bevor wir uns in der nächsten Einheit mit verschiedenen Strategien der Stress-bewältigung befassen.

Im Anschluss Nachbesprechung mit der ganzen Klasse.

Anmerkung: Falls die Zeit nicht ausreicht, kann das Partnergespräch gerne in der nächsten Unterrichts-einheit fortgeführt werden.

Block 3 - Stressbewältigung; UE 9 - Stress, Stresstrias Seite 117

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Literatur & Bildquellen

Literatur

Kaluza, G. (2004). Stressbewältigung: Trainingsmanual zur psychologischen Gesundheitsförderung. Berlin: Springer.

Kaluza, G. (2012). Gelassen und sicher im Stress: Das Stresskompetenz-Buch-Stress erkennen, verstehen, bewältigen. Berlin: Springer.

Lazarus, R.S. & Folkman, S. (1984). Stress, Appraisal and Coping. New York: Springer.

Yerkes, R. M. & Dodson, J. D. (1908). The relation of strength of stimulus to rapidity of habit-formation. Journal of comparative neurology and psychology, 18(5), 459-482.

Bildquellen

Folie 3.7 Wittchen et al. (1995). Hexal-Ratgeber Angst: Angsterkrankungen, Behandlungs-möglichkeiten. Basel: Karger.

Folie 3.8 http://www3.uni-bonn.de/die-universitaet/informationsquellen/presseinformatio-nen/2005/137 (zuletzt abgerufen am 03.04.2015)

Folie 3.9 http://stuff4kids.hubpages.com/hub/Why-Do-We-Get-Bored (zuletzt abgerufen am 18.02.2015)

Folie 3.13 + Folie 3.14

http://www.br.de/radio/bayern2/sendungen/gesundheitsgespraech/themen/stress-schueler-gymnasium-holbein-100.html (zuletzt abgerufen am 18.02.2015)

Folie 3.18 Kaluza, G. (2012). Gelassen und sicher im Stress: Das Stresskompetenz-Buch-Stress erkennen, verstehen, bewältigen. Berlin: Springer.

Block 3 - Stressbewältigung; UE 9 - Stress, Stresstrias Seite 118

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UE 10: Stressbewältigung

Übersicht

Themen

Drei Säulen der Stresskompetenz (instrumentelle, mentale und regenerative Stresskompetenz), eigene Belastungserfahrungen im Berufsalltag

Lehrziele

10.1 Die Auszubildenden können den Begriff instrumenteller Stresskompetenz definieren und Beispiele nennen.

10.2 Die Auszubildenden können den Begriff mentaler Stresskompetenz definieren und Beispiele nennen.

10.3 Die Auszubildenden können den Begriff regenerativer Stresskompetenz definieren und Beispiele nennen.

10.4 Die Auszubildenden können typische Arbeitsbelastungen des Pflegeberufs benennen.

Lehrziel Themen und Inhalte Methoden Material Zeit (min)

10.1 Instrumentelle Stresskompetenz Interaktiver Kurzvortrag Folien 3.20 - 3.22 5

10.2 Mentale Stresskompetenz Übungen, Interaktiver Kurzvortrag

Folien 3.23 - 3.30 10

10.3 Regenerative Stresskompetenz Interaktiver Kurzvortrag, Übung, Einzelarbeit

Folien 3.31 - 3.32 A-10.1 A-10.2 AB_UE10

15

10.4 Arbeitsbelastungen des Pflegeberufs eigene Erfahrungen

Gespräch, Interaktiver Kurzvortrag, Zurufabfrage

Folie 3.33 - 3.35 10

Block 3 - Stressbewältigung; UE 10 - Stressbewältigung Seite 119

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Allgemeine Ziele

Am Ende der Unterrichtseinheit können die Auszubildenden die drei Säulen der Stresskompetenz benennen. Sie können die instrumentelle Stresskompetenz definieren und praktische Beispiele aus dem Arbeitsalltag finden. Sie können ebenso die mentale und die regenerative Stresskompetenz sowie Beispiele und Übungen hierzu erläutern. Zum Abschluss sollen die Auszubildenden besondere Be-lastungen des Pflegeberufs nennen und ihre eigenen Erfahrungen schildern.

Begründung

Durch die praktischen Beispiele zur instrumentellen Stresskompetenz sollen die Auszubildenden erste Ideen sammeln, wie sie ihren Arbeitsalltag stressfrei(er) gestalten können. Die Zitronenübung der mentalen Stresskompetenz zeigt den Einfluss von Gedanken auf den Körper, was zum Nachdenken über eigene automatische Gedankenmuster anregen soll. Durch die Übung „Gedanken verändern“, sollen die Auszubildenden Gedanken hinterfragen und günstigere Gedanken formulieren. Die Auszubildenden sollen außerdem eine bewährte Entspannungsübung in Form der Progressiven Muskelentspannung kennenlernen. Die Liste angenehmer Aktivitäten zeigt die Vielfalt der regenerativen Stresskompetenz und soll den Auszubildenden Ideen aufzeigen, ihren Alltag aktiv und angenehm zu gestalten.

Benötigtes Material

Folien 3.20 - 3.35

AB_UE10 Angenehme Aktivitäten

A-10.1_Zitronenübung

A-10.2_PME

Block 3 - Stressbewältigung; UE 10 - Stressbewältigung Seite 120

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Inhalt und Ablauf

10.1 Instrumentelle Stresskompetenz Zeit ca. 5 Min.

Interaktiver Kurzvortrag

Folie 3.20:

Die Lehrkraft gibt zunächst einen Überblick über die drei Säulen der Stresskompetenz (Kaluza, 2012).

Nach dem Sammeln eigener Stressbewältigungsstrategien beschäftigen wir uns jetzt mit den drei Säulen der Stresskompetenz. Wie durch die Theorie der Stresstrias deutlich wurde, lässt sich Stress in drei Bereiche einteilen. Die drei Säulen der Stresskompetenz setzen an diesen drei Teilen an, wie Sie hier auf der Folie sehen können (Folie 3.20). Zunächst die grobe Zuteilung: bei der instrumentellen Stresskompetenz geht es um den Umgang mit Stressoren, bei der mentalen Stresskompetenz um die persönlichen Stressverstärker und bei der regenerativen Stresskompe-tenz um die Stressreaktionen. Wie das genau aussieht, schauen wie uns jetzt im Detail an.

Folien 3.21-3.22:

Die Lehrkraft erläutert die Definition der instrumentellen Stresskompetenz.

Die instrumentelle Stresskompetenz beinhaltet, wie bereits erwähnt, den Umgang mit Stressoren. Es geht darum, den Alltag stressfrei(er) zu gestalten. Anforderungen im Alltag soll aktiv begegnet werden. Ziel ist es zu verhindern, dass Stress überhaupt entsteht, indem Stressoren „ausgeschaltet“ oder reduziert werden.

Wenn Sie an Ihren Arbeitsbereich denken – welche Möglichkeiten fallen Ihnen ein, Ihren Alltag stressfreier zu gestalten? Sammeln und anschließend Beispiele auf Folie 3.22 aufzeigen.

10.2 Mentale Stresskompetenz Zeit ca. 10 Min.

Übung

Die Lehrkraft führt die Zitronenübung ein (Kaluza, 2012).

Bevor wir uns damit beschäftigen, was es mit der mentalen Stresskompetenz auf sich hat, führen wir eine kurze Übung hierzu durch. Ähnlich wie bei der ersten Übung dürfen Sie auf Ihrem Platz sitzen bleiben und zuhören. Keine Sorge, trotz ähnlichem Beginn der Übung geht es nun nicht mehr darum Stress zu erzeugen.

Die Instruktion ist im Anhang A-10 zu finden.

Block 3 - Stressbewältigung; UE 10 - Stressbewältigung Seite 121

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Nachbesprechung der Zitronenübung.

Was haben Sie bei der Übung wahrgenommen? Was denken Sie, soll diese Übung zeigen? Wenn Einfluss von Gedanken auf Körper genannt wurde: Kennen Sie die Erfahrung, dass durch

bestimmte Gedanken auch körperliche Anspannung, Nervosität, Herzklopfen und Ähnliches ausgelöst oder verstärkt werden?

Was schlussfolgern Sie aus dieser Übung?

Die Übung soll zeigen, dass kognitive Prozesse einen Einfluss auf den Körper bzw. körperliche Re-aktionen haben können. So ist es wahrscheinlich, dass einige Teilnehmer bei der Übung einen vermehr-ten Speichelfluss wahrnehmen oder z. B. vermehrt schlucken müssen (tritt nicht bei allen Teilnehmern auf). Diese Reaktionen werden allein durch den Gedanken an die Zitrone hervorgerufen.

Die Auszubildenden sollen diese Übung auf ihr eigenes Stresserleben übertragen und den Einfluss stressverschärfender Gedanken auf körperliche Reaktionen erkennen.

Interaktiver Kurzvortrag

Folien 3.23 - 3.24:

Die Lehrkraft erläutert die Definition der mentalen Stresskompetenz.

Wie wir stressige Situationen und Umstände bewerten bzw. was wir darüber denken, hat einen großen Einfluss darauf, wie wir mit Stress umgehen. Deshalb ist es hilfreich, förderliche Ein-stellungen und Bewertungen zu entwickeln.

Ziel bei der mentalen Stresskompetenz ist zunächst, stresserzeugende oder -verschärfende Motive, Einstellungen und Bewertungen, also die oben genannten Stressverstärker, zu ent-decken. Anschließend sollen diese hinterfragt und durch alternative, günstigere Gedanken ersetzt werden.

Wenn Sie wieder an Ihren Ausbildungsalltag denken (Schule und Station) – welche Einstellungen und Bewertungen könnten hilfreich sein? Sammeln und anschließend Beispiele Folie 3.24 aufzeigen.

Übung

„Gedanken verändern“

Bei der nächsten Übung hinterfragen bzw. ersetzen wir ungünstige, stressverschärfende Gedanken mit einem günstigen, alternativen Gedanken. Nehmen wir zum Beispiel an, Sie neigen vor Prüfungen dazu, zu denken: „Ich schaffe das alles nicht.“ So könnten Sie diesen Gedanken ersetzen, durch: „Ich habe bisher schon so viele Prüfungen in meinem Leben geschafft.“ oder auch „Ich habe noch eine Woche Zeit, in der ich richtig viel tun kann.“. Sie sehen, es gibt bei dieser Übung viele verschiedene Antwortmöglichkeiten. Sie dürfen also kreativ sein.

Block 3 - Stressbewältigung; UE 10 - Stressbewältigung Seite 122

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Folien 3.25 - 3.30

Die Lehrkraft führt die Übung durch, die günstigen Gedanken werden jeweils animiert nach den Vor-schlägen der Teilnehmenden gezeigt.

Kurze Nachbesprechung.

Die Übung soll Ihnen einen ersten Ansatzpunkt geben, ihre typischen ungünstigen Gedanken-muster zu erkennen und diese durch günstige, stressreduzierende Gedanken zu ersetzen. Vielleicht können Sie sich ja bei der nächsten Stresssituation einmal selbst beobachten und ggf. Ihr Stresserleben günstig beeinflussen.

Die Lehrkraft verweist darauf, dass die Übung „Gedanken verändern“ sowie weitere Informationen und Links aus dem Bereich Stressbewältigung auf der Homepage www.pa-tres.de verfügbar sind.

10.3 Regenerative Stresskompetenz Zeit ca. 15 Min.

Interaktiver Kurzvortrag

Folien 3.31 - 3.32

Die Lehrkraft erläutert die Theorie der Regenerativen Stresskompetenz.

Die regenerative Stresskompetenz ist die Form der Stressbewältigung, die vermutlich am bekanntesten ist. Es geht dabei um Entspannung, Erholung und darum, einen Ausgleich zu schaffen. Ziel ist also, Anspannung und innere Unruhe zu lösen und, auch präventiv (!), eigene Widerstandskraft gegenüber Belastungen aufzubauen. Als Methode hierzu dienen zum einen ganz klassisch Entspannungsübungen, zum anderen aber auch ausgleichende Aktivitäten.

Welche Beispiele fallen Ihnen hierzu ein? Sammeln und anschließend Beispiele Folie 3.32 nennen.

Übung

Progressive Muskelentspannung nach Jacobson (angelehnt an Mock & Schlitt, 2000)

Die Lehrkraft führt die Progressive Muskelentspannung ein.

Wie schon gesagt, zählen u. a. Entspannungsverfahren zu den Methoden der regenerativen Stress-kompetenz, weshalb wir jetzt eine klassische und evtl. manchen schon bekannte Entspannungs-übung durchführen.

Wer von Ihnen kennt die Progressive Muskelentspannung, kurz PME genannt? Wer von Ihnen hat sie als Teilnehmer durchgeführt? Wer hat die PME schon einmal selbst in der Klinik durchgeführt?

Block 3 - Stressbewältigung; UE 10 - Stressbewältigung Seite 123

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Hintergrund:

Die Progressive Muskelentspannung, kurz PME genannt (oder auch PMR für Progressive Muskelrelaxation), wurde in den 30er Jahren von Edmund Jacobson, einem amerikanischen Arzt und Neurophysiologen entwickelt. Dieser ging davon aus, dass sich seelische Anspannung auch in muskulärer Anspannung zeigt. Im Umkehrschluss gilt, durch muskuläre Entspannung seelische Entspannung herbeizuführen.

Prinzip:

Das Grundprinzip besteht aus einem Wechsel zwischen Anspannung und Entspannung verschiedener Muskelgruppen:

1. Aufmerksamkeit auf bestimmte Körperregion lenken 2. Muskeln anspannen 3. Spannung kurz halten (5-7 sec) 4. Mit dem Ausatmen Spannung lösen und entspannen (30-45 sec )

Wir führen nun die Übung durch. Sie müssen erneut nichts weiter tun, als entspannt auf Ihrem Platz meinen Instruktionen zu folgen. Dabei ist es wichtig, dass Sie die anderen Teilnehmenden nicht stören. Versuchen Sie, sich auf die Übung einzulassen.

Siehe Instruktion im Anhang A-10.2.

Anmerkung: Die Übung kann im Sitzen oder Liegen durchgeführt werden. Die Instruktion ist für das Sitzen formuliert und muss ggf. an die Liegeposition angepasst werden.

Nachbesprechung

Wie hat Ihnen die Übung gefallen? Wie fühlen Sie sich jetzt? Was haben Sie wahrgenommen?

Sie haben nun eine klassische Entspannungsmethode kennengelernt, die auch in vielen Kliniken zur Behandlung psychischer bzw. psychosomatischer Beschwerden durchgeführt wird. Wichtig ist, dass PME bzw. Entspannungsübungen generell geübt werden sollten. Die gewünschte Entspannung klappt häufig nicht sofort, sodass viele Teilnehmer (zu) schnell aufgeben. Daher ist regelmäßiges Üben wichtig (z. B. mithilfe von Instruktionen auf CD).

Einzelarbeit

„Angenehme Aktivitäten“

Die Lehrkraft führt die nächste Übung ein und teilt das AB_UE10 (angelehnt an Kaluza, 2004) aus.

Nach einer klassischen Entspannungsübung folgt nun eine weitere „Übung“ die zeigt, wie viel-fältig die regenerative Stresskompetenz ist, bzw. wie viele Bereiche sie umfasst.

Block 3 - Stressbewältigung; UE 10 - Stressbewältigung Seite 124

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Sie bekommen nun eine Liste mit Aktivitäten, die von vielen Menschen als angenehm erlebt werden. Sie sollen nun beurteilen, wie gerne und wie häufig Sie diese Aktivitäten in der letzten Zeit ausgeführt haben. Bitte kreuzen Sie einfach an, was Ihnen Spaß macht oder gut tut und wie häufig Sie die jeweilige Aktivität durchführen.

Kurze Nachbesprechung:

Was ist Ihnen aufgefallen? Wie häufig schaffen Sie es im Alltag angenehme Aktivitäten einzuplanen? (Unterschiede zwischen Schul- und Stationstag?) Gibt es Bereiche, die besonders zu kurz kommen?

Durch die Liste angenehmer Aktivitäten haben Sie einen Überblick über die Vielfalt der regenera-tiven Stresskompetenz und vielleicht (neue) Ideen und Anregungen für Erholung und Entspannung bekommen, die Sie in Ihren Alltag einbauen können.

10.4 Arbeitsbelastungen des Pflegeberufs Zeit ca. 10 Min.

Gespräch

Folie 3.33:

Die Lehrkraft leitet die Auszubildenden an, über das eigene Berufsbild und damit einhergehende Erfahrungen zu berichten.

Wir lassen jetzt die drei Säulen der Stresskompetenz hinter uns und beschäftigen uns mit den Arbeitsbelastungen im Pflegeberuf.

Hierzu möchte ich, dass Sie das folgende Bild erst einmal in Ruhe betrachten.

Fragen im Anschluss:

Was sagen Sie zu dieser Karikatur? Trifft dies auf Ihren Beruf bzw. Ihr Berufsbild zu? Sind Sie bereits diesen verschiedenen Blickwinkeln bezüglich Ihres Berufs begegnet? Wie belastet bzw. gestresst fühlen Sie sich selbst seit Beginn Ihrer Ausbildung im Vergleich

zu vorher? Haben Sie Angst vor zukünftigen Belastungen in Ihrem Arbeitsbereich?

Sammeln eigener Erfahrungen mit Belastungen.

Block 3 - Stressbewältigung; UE 10 - Stressbewältigung Seite 125

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Folie 3.34: Belastung am Arbeitsplatz.

Interaktiver Kurzvortrag

Folie 3.34:

Die Lehrkraft gibt einen Überblick über die organisationsbedingten psychischen Belastungen im Pflege-beruf.

Nachdem wir ausführlich Ihre eigenen Erfahrungen gesammelt haben, sehen Sie auf dieser Folie noch einen Überblick über organisationsbedingte psychische Belastungen im Pflegeberuf aus dem DAK-BGW Gesundheitsreport 2005. Als stärkste Belastung wird „Zeitdruck“ genannt, darauf folgen „Unterbrechungen“ und „fehlende Pausen“.

Die Zahlen liegen nun schon ein paar Jahre zurück. Würden Sie dem Ergebnis (noch) zustimmen?

Folie 3.35:

Auf dieser Folie sehen Sie die Ergebnisse der PA-TRES Befragung zu den wahrgenommenen Belastungen während der Pflegeausbildung.

Die Lehrkraft erläutert die Abbildung oder lässt diese von den Auszubildenden erläutern.

Zurufabfrage

Welche Formen der Stresskompetenz könnten bei den genannten Belastungen hilfreich sein?

Die Lehrkraft lässt die Auszubildenden erarbeiten, dass die instrumentelle Stresskompetenz in Form von Strukturierung, Planung und auch Abgrenzung bei organisationsbedingten Belastungen wichtig ist. Da häufig jedoch auch Unvorhergesehenes passieren kann, ist es jedoch ebenso hilfreich, sich „mental zu lockern“ (es verläuft nicht alles so, wie man es geplant hat) und man günstige Gedanken entwickelt wie „Ich kann nicht allem und jedem gerecht werden.“ oder „Dinge gehen auch mal schief.“. Natürlich spielt die dritte Form der Stresskompetenz ebenso eine Rolle, um sich Zuhause von den Belastungen der Arbeit zu erholen.

Block 3 - Stressbewältigung; UE 10 - Stressbewältigung Seite 126

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Literatur & Bildquellen

Literatur

Kaluza, G. (2004). Stressbewältigung: Trainingsmanual zur psychologischen Gesundheitsförderung. Berlin: Springer.

Kaluza, G. (2012). Gelassen und sicher im Stress: Das Stresskompetenz-Buch-Stress erkennen, verstehen, bewältigen. Berlin: Springer.

Mock, A. & Schlitt, K. (2000). Psychologie in der Krankenpflege: Materialien für Unterricht und Fortbildung. Tübingen: dgvt-Verlag.

Versorgungsmanagement, D. A. K. (2005). DAK-BGW Gesundheitsreport 2005 – Stationäre Krankenpflege. Hamburg: DAK.

Bildquellen

Folie 3.33 http://www.bildschirmarbeiter.com/pic/bildschirmarbeiter_-_picdump_24.05.2013/ (zuletzt abgerufen am 03.04.2015)

Block 3 - Stressbewältigung; UE 10 - Stressbewältigung Seite 127

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Seite 128

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UE 11: Burnout und Burnoutprävention

Übersicht

Themen

Stresstyp am Arbeitsplatz (AVEM), Burnout, Burnoutprävention

Lehrziele

11.1 Die Auszubildenden können ihr eigenes Arbeitsmuster bestimmen.

11.2 Die Auszubildenden können eine Bewegungsübung als Methode der regenerativen Stresskompetenz durchführen.

11.3 Die Auszubildenden können die Definition, Symptome und Entstehung von Burnout beschreiben und mit eigenen Erfahrungen in der Krankenpflege verknüpfen.

11.4 Die Auszubildenden können präventive Strategien zur Vermeidung von Burnout nennen.

11.5 Die Auszubildenden können eigene Vorsätze zur Stressprävention definieren.

Lehrziel Themen und Inhalte Methoden Material Zeit (min)

11.1 Arbeitsbezogene Verhaltens- und Erle-bensmuster (AVEM Selbstcheck)

Übung AVEM Folien 3.36 - 3.41 AB_UE11.1a AB_UE11.1b

15

11.2 Bewegung in der Gruppe (Übung regenerative Stresskompetenz)

Bewegungsübung A-11 10

11.3 Burnout - Theorie und Hintergrund Interaktiver Kurzvortrag Folien 3.42 - 3.47 5

11.4 Präventionsstrategien Burnout Stressmanagement

Einzelarbeit „Checkliste“ Folie 3.48 AB_UE11.2

5

11.5 Eigene Vorsätze zur Stressprävention Einzelarbeit „Brief an mich selbst“

Folien 3.49 - 3.50 Blatt Papier ggf. Briefumschlag

10

Block 3 - Stressbewältigung; UE 11 - Burnout und Burnoutprävention Seite 129

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Allgemeine Ziele

Die Auszubildenden sollen in dieser Unterrichtseinheit ihr individuelles Arbeitsmuster mithilfe des Selbstchecks zu „Arbeitsbezogenen Verhaltens- und Erlebensmustern“ erfassen. Außerdem lernen sie eine Bewegungsübung als Methode der regenerativen Stresskompetenz durchzuführen. Die Auszu-bildenden sollen die Definition von Burnout, Symptome sowie das Teufelskreismodell des Burnouts beschreiben. Zudem kennen Sie die Unterschiede zwischen Burnout und Depression sowie zwischen Burnout und Stress. Die Auszubildenden können außerdem präventive Strategien zur Vermeidung von Burnout und eigene Vorsätze zur Stressprävention benennen.

Begründung

Die Durchführung des AVEM zeigt den Auszubildenden ihr persönliches Arbeitsmuster auf. Da eine verkürzte Version des AVEM, ein sogenannter Selbstcheck, durchgeführt wird, ist das Arbeitsmuster lediglich als Tendenz zu bewerten. Dennoch kann die Vorlage eines kritischen Arbeitsmusters (Typ Anstrengung und Typ Burnout) als ungünstig bewertet werden und soll zum Nachdenken und ggf. zur Veränderung des Arbeitsverhaltens anregen. Die Durchführung einer Bewegungsübung als weitere Methode der regenerativen Stresskompetenz soll zur Entspannung und Auflockerung dienen. Durch die Vermittlung theoretischen Wissens zum Thema Burnout sollen die Auszubildenden ein klares Verständnis von Burnout erhalten. Zudem sollen mögliche Risiken für Burnout im Pflegeberuf bekannt sein. Die Burnoutprävention „Checkliste“ dient als Zusammenfassung der Stressbewältigungs-mechanismen. Durch die Einzelübung „Brief an mich selbst“ sollen die Auszubildenden konkrete, individuelle Vorsätze erarbeiten. Der Erhalt des Briefs nach sechs Wochen dient zur Erinnerung bzw. Überprüfung der Vorsätze.

Benötigtes Material

Folien 3.36 - 3.50

AB_UE11.1a AVEM

AB_UE11.1b AVEM Auswertung

AB_UE11.2 Checkliste Stressmanagement

A-11_Bewegungsübung

Blatt Papier + ggf. Briefumschlag

Block 3 - Stressbewältigung; UE 11 - Burnout und Burnoutprävention Seite 130

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Inhalt und Ablauf

11.1 Arbeitsbezogenes Verhaltens- und Erlebensmuster (AVEM) Zeit ca. 15 Min.

Übung

Folie 3.36:

Die Lehrkraft führt die Übung zum Arbeitsbezogenen Verhaltens- und Erlebensmuster (AVEM, Schaarschmidt & Fischer, 2001) ein und teilt das AB_UE 11.1a aus.

Wir haben bereits über Ihre bisherigen Stress- und Belastungserfahrungen im Stationsalltag gesprochen. Mit diesem kurzen Selbstcheck zur Erfassung von Arbeitsbezogenen Verhaltens- und Erlebensmustern, kurz AVEM, können Sie jetzt Ihr persönliches Arbeitsmuster ermitteln. Füllen Sie den Fragebögen zunächst aus. Im Anschluss teile ich Ihnen das Auswertungsblatt aus. Nach der Auswertung werden wir dann die Ergebnisse besprechen.

Die Auszubildenden füllen den Fragebogen aus.

Sie erhalten nun den Auswertungsbogen zum soeben ausgefüllten Selbstcheck. Bevor ich Ihnen den Auswertungsbogen austeile, ist es wichtig, Sie auf zwei Dinge hinzuweisen: Zum einen enthält dieser Fragebogen, wie Sie sehen können, nur 11 Items und stellt somit eine sehr verkürzte Version des Standardfragebogens mit 66 Items dar. Der Selbstcheck zeigt also lediglich eine Tendenz zu einem bestimmten Arbeitstyp auf und ist auch nur als Tendenz bzw. Hinweis für ein bestimmtes Arbeitsmuster zu bewerten. Zum anderen beachten Sie bitte, wie nah die Punktzahlen der vier Arbeitstypen beieinanderliegen. Liegen diese eng beieinander, zeigt dies an, dass verschiedene Arbeitsmuster (gleichzeitig) hoch ausgeprägt sein können und eine Mischform vorliegt.

Die Lehrkraft teilt im Anschluss das Auswertungsblatt AB_UE11.1b aus.

Die Beschreibung der Auswertung finden Sie auf dem Blatt, das ich Ihnen jetzt austeilen werde. Bei Schwierigkeiten hierzu bzw. Unklarheiten stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung. Aus-wertungsinstruktion evtl. vorlesen bzw. erklären (siehe AB_UE11.1b AVEM Auswertung).

Die Auszubilden führen die Auswertung durch (ggf. mit Hilfe der Lehrkraft).

Wie schon erwähnt, besprechen wir nun die verschiedenen Arbeitstypen. Dabei dürfen Sie gerne verraten, welches Arbeitsmuster Sie ermittelt haben und Fragen stellen oder mitdiskutieren. Sie können Ihr Ergebnis aber auch für sich behalten, wenn Sie möchten.

Folie 3.37:

Wir beginnen mit dem Typ G „Gesundheit“. Dieses Arbeitsmuster zeichnet sich durch ein starkes, aber nicht exzessives Arbeitsengagement aus. Einer Person mit diesem Muster fällt es leicht, sich von Problemen auf der Arbeit emotional zu distanzieren. Dies heißt jedoch nicht, dass die Person gleichgültig gegenüber Problemen ist. Es wird hingegen versucht, Probleme offen zu

Block 3 - Stressbewältigung; UE 11 - Burnout und Burnoutprävention Seite 131

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bewältigen. Der Arbeitstyp Gesundheit zeichnet sich außerdem durch eine hohe Widerstandskraft gegenüber Belastungen auf. Wie Sie symbolisch an dem Bildchen mit der Katze sehen können, weist die Person sowohl vor als auch nach der Arbeit ein positives Lebens-gefühl auf.

Folie 3.38:

Der nächste Typ ist der Typ S „Schontyp“. Eine Person mit diesem Arbeitsmuster weist ein geringes Arbeitsengagement auf und distanziert sich stark von Arbeitsproblemen. Gegenüber Belastungen auf der Arbeit ist diese Person sehr widerstandsfähig, weist allerdings auch nur eine relative Zufriedenheit bzgl. ihrer Arbeit auf. Insgesamt macht die Person eher „Dienst nach Vorschrift“, hat ggf. innerlich schon gekündigt. Außerdem ist es häufig so, dass „Schontypen“ eher ein stressiges Privatleben haben, weshalb sie sich auf der Arbeit erholen (siehe Katzenbild).

Wo sehen Sie Vor-, wo Nachteile des Schontyps? Welche Elemente des Schontyps können (zumindest zeitweise) günstig sein? Haben Sie bereits „Schontypen“ im Stationsalltag erlebt?

Folie 3.39:

Kommen wir nun zum Typ A „Anstrengung“. Dieses Arbeitsmuster zeichnet sich durch ein überhöhtes Engagement sowie Selbstüberforderung über einen längeren Zeitraum hinweg aus. Die Person schafft es nur schwer, sich von der Arbeit zu distanzieren und weist eine reduzierte psychische Widerstandsfähigkeit gegenüber Belastungen auf. Vor der Arbeit fühlt die Person sich noch gut, nach der Arbeit ist sie jedoch erschöpft und ausgepowert.

Wo sehen Sie bei diesem Typ Vor- und Nachteile? Wer von Ihnen kennt zumindest phasenweise dieses Arbeitsmuster von sich selbst?

Folie 3.40:

Als Letztes kommen wir nun zum Typ B „Burnout“. Der Burnout-Typ zeichnet sich durch ein reduziertes Arbeitsengagement aus. Außerdem weist dieser Typ eine geringe Distanzierungs-fähigkeit sowie eine verminderte Widerstandsfähigkeit gegenüber Belastungen auf. Personen mit diesem Arbeitsmuster haben häufig resigniert, die Arbeit wird als sinnlos erlebt. Dieses Erleben geht soweit, dass die Person sowohl vor als auch nach der Arbeit ein eingeschränktes Lebensgefühl aufweist. Auf die genaue Definition des Krankheitsbilds Burnout kommen wir nachher noch zu sprechen.

Wie kann verhindert werden, dass aus dem Typ A ein B-Typ entsteht? Was sollten Personen mit Typ-B tun?

Die Lehrkraft fasst die vier Arbeitstypen nochmal zusammen.

Sie haben nun die vier Arbeitstypen des AVEM kennengelernt und Ihren eigenen Arbeitstyp ermittelt. Die Kurzversion zeigt, wie gesagt, nur eine Tendenz an. Dennoch kann diese Tendenz hilfreich sein, das eigene Arbeitsverhalten ggf. zu überdenken und evtl. kleine Veränderungs-schritte durchzuführen. Später werden Sie hierzu in einer weiteren Übung Gelegenheit haben.

Block 3 - Stressbewältigung; UE 11 - Burnout und Burnoutprävention Seite 132

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Folie 3.41:

Die Lehrkraft zeigt die Übersichtsfolie zu den Arbeitsmustern in verschiedenen Berufen (Schaarschmidt et al., 2004). Bei Interesse der Auszubildenden besteht die Möglichkeit zur weiteren Diskussion.

Sie sehen zum Abschluss noch eine Übersichtstabelle zu den Arbeitsmustern in verschiedenen Berufsgruppen.

11.2 Bewegungsübung zur regenerativen Stresskompetenz Zeit ca. 10 Min.

Bewegungsübung

Die Lehrkraft führt die Bewegungsübung („Hip Hep Hop Hup Hap“) zur regenerativen Stresskompetenz ein.

Wie zuvor schon erwähnt, zählen nicht nur Entspannungsverfahren zu den Methoden der regenerativen Stresskompetenz, sondern auch aktivierende Übungen. Wir werden deshalb nun gemeinsam (draußen) eine kleine Bewegungsübung zur Auflockerung und Erholung durchführen.

Nachdem sich alle Auszubildenden draußen oder in einem geeigneten Raum befinden (Auszubildende sollen einen großen Kreis bilden), gibt die Lehrkraft die Anweisungen für die Übung.

Siehe Instruktion im Anhang A-11.

Kurze Nachbesprechung

Wie hat Ihnen die Übung gefallen? Wie fühlen Sie sich jetzt?

11.3 Burnout - Theorie und Hintergrund Zeit ca. 5 Min.

Interaktiver Kurzvortrag

Folien 3.42 - 3.43:

Die Lehrkraft erläutert den Begriff „Burnout“.

Wie schon angekündigt, kommen wir nun zum Thema Burnout. Ob in den Medien oder auch im privaten bzw. beruflichen Umfeld, Burnout scheint mittlerweile weit verbreitet zu sein. Doch was ist das eigentlich genau?

Burnout ist ein andauernder, schwerer und arbeitsbezogener Erschöpfungszustand infolge einer chronischen Stressreaktion auf der Arbeit. Burnout geht einher mit verschiedenen körperlichen und seelischen Beschwerden. Dabei wird die Arbeit als sinn- und nutzlos empfunden.

Block 3 - Stressbewältigung; UE 11 - Burnout und Burnoutprävention Seite 133

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Folie 3.44: Teufelskreismodell.

Mögliche Fragen:

Was denken Sie, weshalb kann es zu Burnout im Pflegeberuf kommen? In der Literatur findet man hierzu auch Folgendes (siehe Folie 3.43): Erschöpfung auf-

grund emotionaler Belastung durch Helfen ohne adäquate Belohnung (Anerkennung und Wertschätzung). Können Sie dem zustimmen?

Folie 3.44:

Wie entsteht denn nun Burnout? Eine Erklärung liefert das Teufelskreismodell des Burnouts, das Sie hier auf der Folie sehen können. Zunächst gibt es längere Phasen erhöhter Anforderung und starken Engagements (siehe Typ-A Muster), so dass sich nach einer Weile erste Symptome der Erschöpfung zeigen. Diese werden von der betroffenen Person jedoch mehr oder weniger ignoriert. Stattdessen folgen ein verstärkter Einsatz, noch mehr Arbeit und noch mehr Engage-ment. Mit der Zeit wird die Arbeit ineffektiver, da die Leistungsfähigkeit nachlässt (Erholung wäre dringend nötig). Es zeigen sich weitere Erschöpfungsgefühle. Diese werden durch weiteren gesteigerten Einsatz und weiteres Engagement versucht zu kompensieren. Nach einer Weile bricht die Person dann zusammen und es kommt zum Burnout („man kann nicht mehr“).

Folien 3.45-3.46:

Welche Burnout-Symptome kennen Sie? Sammeln und im Anschluss Folie 3.46 ergänzend aufzeigen.

Folie 3.47:

Was ist nun der Unterschied zwischen Burnout, Depression und Stress?

Zunächst ist zu sagen, dass Burnout kein fest beschriebenes Krankheitsbild darstellt, also keine eigenständige (psychiatrische) Diagnose umfasst. Es gibt jedoch einige Überlappungen zwischen Burnout und Stress bzw. Burnout und Depression.

Block 3 - Stressbewältigung; UE 11 - Burnout und Burnoutprävention Seite 134

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Der Unterschied zwischen Burnout und Depression ist der, dass Burnout klar auf die Arbeit bezogen ist. Beispielsatz hierfür: „Als mein Arzt sagte, ich solle nicht mehr zur Arbeit, war ich der glücklichste Mensch der Welt.“ Wenn der Faktor Arbeit „ausgeschaltet“ ist, erholt sich ein Burnout-Patient relativ schnell. Eine Depression bezieht sich dagegen auf mehrere Lebens-bereiche und ist umfassender. Jedoch weisen Burnout und Depression ähnliche Symptome auf und Burnout kann häufig zu einer Depression führen.

Der Unterschied zwischen Burnout und Stress: Burnout wird als Ergebnis lange anhaltenden Stresses betrachtet. Außerdem entwickelt sich beim Burnout eine negative, resignierte Ein-stellung gegenüber der Arbeit, was bei Stress nicht unbedingt der Fall sein muss (man kann zwar gestresst sein, die Arbeit aber dennoch als positiv betrachten).

11.4 Präventionsstrategien Burnout Zeit ca. 5 Min.

Einzelarbeit

„Checkliste“

Folie 3.48:

Die Lehrkraft führt die Einzelarbeit zur Burnoutprävention ein und teilt das AB_UE11.2 aus.

Als Abschluss zum Thema Burnoutprävention erhalten Sie nun eine Checkliste, mit welcher Sie für sich überprüfen können, in welchen Bereichen der Stresskompetenz Sie noch Verbesserungs-möglichkeiten bzw. Änderungsbedarf sehen, um Burnout und Stress vorzubeugen. Durch die Checkliste erhalten Sie Ihre persönliche Zusammenfassung der Stresskompetenz. Die Checkliste ist außerdem für die nächste und letzte Übung hilfreich.

11.5 Eigene Vorsätze zur Stressprävention Zeit ca. 10 Min.

Einzelarbeit

„Brief an mich selbst“

Folien 3.49.-3.50:

Die Lehrkraft führt die letzte Aufgabe ein und schließt damit das Thema Stress und Burnout ab.

Zum Abschluss des Stress-Themas sollen Sie nun einen Brief an sich selbst verfassen, in welchem Sie festhalten, was Sie sich für die nächste Zeit vornehmen, um Stress und Belastungen vorzubeugen. Denken Sie nochmal an die Themen, die wir behandelt haben. Es muss kein großes Vorhaben sein. So könnte dieser Brief beispielsweise aussehen (Folie 3.50 aufzeigen). Gerne dürfen Sie sich auch einen netten Satz zur Ermunterung aufschreiben. Sie dürfen hier kreativ werden.

Block 3 - Stressbewältigung; UE 11 - Burnout und Burnoutprävention Seite 135

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Nachdem Sie den Brief geschrieben haben, geben Sie ihn bitte Ihrem Tischnachbarn. Dieser ist dafür verantwortlich, Ihnen den Brief sechs Wochen später zur Erinnerung zurückzugeben. Damit können Sie für sich überprüfen, ob Sie Ihre Vorsätze umgesetzt haben und wo vielleicht noch Änderungsbedarf nötig ist. Falls Ihnen der Inhalt Ihres Briefs zu intim ist, können Sie ihn auch gerne in einen Umschlag stecken und anschließend Ihrem Tischnachbarn geben.

Anmerkung: Es besteht auch die Möglichkeit, alle Briefe der Lehrkraft in Umschlägen mitzugeben, so dass dieser die Briefe sechs Wochen später wieder an die Auszubildenden austeilt.

Die Lehrkraft schließt das Thema Stress und Stressbewältigung ab.

Wir haben nun ausführlich über Stress, Möglichkeiten zur Stressvorbeugung und -bewältigung gesprochen. Gibt es hierzu noch Fragen?

Block 3 - Stressbewältigung; UE 11 - Burnout und Burnoutprävention Seite 136

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Literatur & Bildquellen

Literatur

American Psychiatric Association (2013). Diagnostic and statistical manual of mental disorders (DSM-5). Washington DC: American Psychiatric Publication.

Freudenberger, H. J. (1974). Staff burn-out. Journal of social issues, 30(1), 159-165.

Kaluza, G. (2007). Gelassen und sicher im Stress. Heidelberg: Springer.

Schaarschmidt, U. (2004). Die Beanspruchungssituation von Lehrern aus differenzial-psychologischer Perspektive. In A. Hillert & E. Schmitz (Hrsg.), Psychosomatische Erkrankungen bei Lehrerinnen und Lehrern (S. 97–112). Stuttgart: Schattauer.

Schaarschmidt, U., & Fischer, A. W. (2001). Bewältigungsmuster im Beruf: Persönlichkeitsunterschiede in der Auseinandersetzung mit der Arbeitsbelastung. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.

Bildquellen

Folie 3.36 - Folie 3.40

Schaarschmidt, U., & Fischer, A. W. (2001). Bewältigungsmuster im Beruf: Persön-lichkeitsunterschiede in der Auseinandersetzung mit der Arbeitsbelastung. Göttin-gen: Vandenhoeck & Ruprecht.

Folie 3.42 Folie 3.43 Folie 3.45 - Folie 3.47

http://www.monografias.com/trabajos5/taber/taber.shtml (zuletzt abgerufen am 18.02.2015)

Folie 3.49 http://www.das-eselskind.com/2013/06/schreibe-auch-du-einen-brief-der.html (zu-letzt abgerufen am 18.02.2015)

Block 3 - Stressbewältigung; UE 11 - Burnout und Burnoutprävention Seite 137

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Seite 138

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UE 12: Verhaltens- und Verhältnisprävention

Übersicht

Themen

Verhaltens- und Verhältnisprävention in der Schule und auf Station, Vorschlagswesen

Lehrziele

12.1 Die Auszubildenden können verhaltenspräventive Ideen sowie Ansätze zur Verhältnisprävention in der Schule und auf Station benennen.

12.2 Die Auszubildenden können das Prinzip eines Vorschlagswesens erläutern und kennen das klinikeigene Vorschlagswesen.

12.3 Die Auszubildenden können für sich ein persönliches Fazit aus dem gesamten PA-TRES-Unterricht ableiten.

Lehrziel Themen und Inhalte Methoden Material Zeit (min)

12.1 Verhaltens- und Verhältnisprävention in der Schule und auf Station

Kleingruppenarbeit mit anschließender Präsenta-tion und Diskussion

Folie 3.51 Flipchart

30

12.2 Vorschlagswesen der Kliniken Interaktiver Vortrag Folien 3.52 - 3.54 ggf. klinikinternes Material (Formu-lare zum Vor-schlagswesen)

10

12.3 Abschluss der dreitägigen PA-TRES- Einheiten Feedback zu den Inhalten und Methoden Dank und Verabschiedung

Feedbackrunde Folie 3.55 5

Block 3 - Stressbewältigung; UE 12 - Verhaltens- und Verhältnisprävention Seite 139

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Allgemeine Ziele

Die Auszubildenden können verhaltens- und verhältnispräventive Ideen für den Schul- sowie Stationsalltag benennen. Dabei sollen Ideen in den Bereichen Bewegung, Ernährung, Rauchen und Stress entwickelt werden. Die Auszubildenden kennen außerdem das Prinzip eines Vorschlagswesens und wissen, was sie tun müssen, um das klinikeigene Vorschlagswesen zu finden.

Begründung

Die Auszubildenden sollen erste Ideen zur Umsetzung verhaltens- und verhältnispräventiver Ideen im Schul- und Stationsalltag entwickeln. Dabei sollen die bisher erarbeiteten Themen (gesunder Lebens-stil, Verhaltensänderung, Stressprävention) konkret auf den Schul- bzw. Stationsalltag angewandt werden. Durch das Kennenlernen des Vorschlagswesens sollen die Auszubildenden einen Weg erfahren, verhältnispräventive Aspekte (mit) zu beeinflussen.

Benötigtes Material

Folien 3.51 - 3.55

Flipchart

Beispielformular des klinikeigenen Vorschlagswesens

Block 3 - Stressbewältigung; UE 12 - Verhaltens- und Verhältnisprävention Seite 140

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Inhalt und Ablauf

12.1 Verhaltens- und Verhältnisprävention in der Schule und auf Station Zeit ca. 30 Min.

Gruppenarbeit

Folie 3.51

In der Gruppenarbeit sollen zwei Fragen bearbeitet werden:

Wie könnte ich mich verhalten, dass ich in der Schule bzw. auf Station einen möglichst gesunden Lebensstil haben kann?

Wie müssten die Verhältnisse (geschaffen) sein, dass Pflegeauszubildende einen gesunden Lebensstil in der Schule und auf Station haben?

Die Gruppenarbeit kann je nach Bedarf und Diskussionsfreude in der Klasse in zwei Varianten durchge-führt werden. Bei der ersten Variante bearbeiten die Kleingruppen beide Fragen. Bei der zweiten Variante haben die Auszubildenden mehr Zeit zur Ideenentwicklung, allerdings wird nur eine Frage pro Kleingruppe bearbeitet.

Variante 1: Klasse wird in Gruppen zu maximal acht Personen aufgeteilt. Die Gruppen erarbeiten nacheinander verhaltens- und verhältnispräventive Ideen auf Schule und Station.

Die Lehrkraft führt die Gruppenarbeit zur Verhaltens- und Verhältnisprävention in der Schule und auf Station ein:

Wie wir ja schon besprochen haben, betrifft ein gesunder Lebensstil nicht nur Ihre Freizeit, sondern auch Ihren Schul- und Stationsalltag. Zum Abschluss des PA-TRES Unterrichts werden wir deshalb noch einmal ganz konkret verhaltens- und verhältnispräventive Maßnahmen in Ihrer Schule bzw. auf Station erarbeiten.

Gehen Sie bitte gleich in Kleingruppen mit etwa acht Teilnehmern zusammen.

(Anmerkung: die Lehrkraft kann die Auszubildenden auch zulosen).

Bearbeiten Sie in Ihrer Kleingruppe zunächst folgende Frage:

Wie könnte ich mich verhalten, dass ich in der Schule bzw. auf Station einen möglichst gesunden Lebensstil haben kann?

Denken Sie dabei an die Themen, die wir hier im Unterricht behandelt haben, also Ernährung, Bewegung, Rauchen und Stress. Überlegen Sie sich in Ihrer Kleingruppe Ideen und halten Sie diese auf einem Flipchart fest. Sie haben hierfür circa zehn Minuten Zeit.

Für die nächste Aufgabe stellen Sie sich vor, Sie sind in einer Expertengruppe in der Leitung des Krankenhauses. Sie beschäftigen sich dabei mit folgender Frage:

Block 3 - Stressbewältigung; UE 12 - Verhaltens- und Verhältnisprävention Seite 141

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Wie müssten die Verhältnisse (geschaffen) sein, dass Pflegeauszubildende einen gesunden Lebensstil haben? Sie können die Übung eingrenzen auf die Verhältnisse auf Station oder in der Schule.

Bearbeiten Sie gemeinsam die Fragen und halten Sie Ihre Ergebnisse wieder auf einem Flipchart fest. Hierfür haben Sie nochmal zehn Minuten Zeit. Anschließend dürfen Sie Ihre Ideen den anderen Gruppen vorstellen.

Die Auszubildenden präsentieren nach der Kleingruppenarbeit ihre Gruppenplakate (ca. 10 Minuten). Im Anschluss ist Zeit für Diskussion (ca. 10 Minuten).

Variante 2: Klasse wird in vier Gruppen (max. acht Personen pro Gruppe) aufgeteilt. Zwei Gruppen erarbeiten verhaltenspräventive Ideen, die anderen zwei Gruppen verhältnispräventive Ideen auf Schule und Station.

Anmerkung: Instruktion (s.o.) der zweiten Variante anpassen.

12.2 Vorschlagswesen der Kliniken Zeit ca. 10 Min.

Kurzvortrag

Folien 3.52

Die Lehrkraft erläutert das Prinzip des Vorschlagswesens.

Soeben haben Sie in der Gruppenarbeit verhaltens- und verhältnispräventive Aspekte für den Stationsalltag gesammelt. Für das eigene Gesundheitsverhalten ist natürlich jeder selbst ver-antwortlich und frei in seiner Entscheidung. Anders ist es aber mit den situativen Bedingungen. Diese günstig zu gestalten, fasst man als Verhältnisprävention zusammen. Gibt es Möglich-keiten die Verhältnisse auf Station zu beeinflussen? – Die gute Nachricht lautet „ja“, zumindest zum Teil. Und zwar durch das Nutzen eines Vorschlagswesens. Ein Vorschlagswesen ist ein System in einem Betrieb, in Ihrem Fall in der Klinik, bei dem es darum geht, die Mitarbeiter miteinzubeziehen. Die Mitarbeiter sollen aktiv Ideen und Verbesserungsvorschläge einreichen. Hierzu gibt es meist Formulare in den verschiedenen Kliniken. Für (gute) Vorschläge werden häufig auch Prämien ausbezahlt. Die Höhe der Prämien richtet sich dabei nach den erzielten Einsparungen, die durch die Umsetzung des Verbesserungsvorschlags erreicht werden (können).

Block 3 - Stressbewältigung; UE 12 - Verhaltens- und Verhältnisprävention Seite 142

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Folie 3.52: Verhältnisprävention.

Folie 3.53:

Die Lehrkraft stellt exemplarisch das Vorschlagswesen der Uniklinik Würzburg, genannt Ideenbörse, vor.

Um Ihnen dies konkreter zu veranschaulichen, stelle ich Ihnen nun beispielhaft das Vorschlags-wesen der Uniklinik Würzburg, genannt „Ideenbörse“, vor. Die Ideenbörse ist vor mehr als zehn Jahren entstanden und bietet die Möglichkeit, sich mit Verbesserungsvorschlägen aktiv ins Klinikgeschehen einzubringen. Hierzu gibt es ein Formular im Intranet der Uniklinik, worauf die Mitarbeiter zugreifen können. Wie schon erwähnt, werden häufig Prämien ausbezahlt. In der Uniklinik gibt es Geldprämien, Sachprämien, Dienstbefreiung sowie Anerkennungsprämien für abgelehnte Vorschläge.

Folie 3.54:

Auf dieser Folie sehen Sie Beispiele für prämierte und auch abgelehnte Vorschläge. Nennen (siehe Folie).

Anmerkung: Wenn möglich gibt die Lehrkraft anschließend einen Überblick über das klinikeigene Vorschlagswesen, beschreibt das Vorgehen und zeigt ggf. vorhandene Formulare.

Die Lehrkraft schließt das Thema ab.

Sie haben nun das System des Vorschlagswesens kennen gelernt. Das Vorschlagswesen stellt somit auch für Sie als Klinikmitarbeiter eine Möglichkeit dar, Ihre Ideen aktiv einzubringen und soll Ihnen einen Weg zeigen, wie verhältnispräventive Ideen umgesetzt bzw. mitbestimmt werden können.

Block 3 - Stressbewältigung; UE 12 - Verhaltens- und Verhältnisprävention Seite 143

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Folie 3.55: Fazit.

12.3 Abschluss PA-TRES Zeit ca. 5 Min.

Feedbackrunde

Abschluss des PA-TRES Unterrichts.

Folie 3.55:

Wir sind nun am Ende der PA-TRES Unterrichtseinheiten angelangt. Die Plakate geben ja schon einen sehr guten Überblick über das, was Sie ggf. verändern oder beibehalten möchten, um möglichst gesund durch die Ausbildung zu kommen.

Was können Sie insgesamt von den drei Unterrichtsblöcken für sich mitnehmen? Was hat Ihnen gefallen, was weniger? Gibt es etwas, was Sie für sich persönlich herauspicken und zukünftig anders machen wollen?

Die Lehrkraft bedankt sich und verabschiedet die Auszubildenden.

Block 3 - Stressbewältigung; UE 12 - Verhaltens- und Verhältnisprävention Seite 144

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Literatur & Bildquellen

Literatur

Universitätsklinikum Würzburg (2009). Ideenbörse. Verfügbar unter http://www.ukw.de/allgemeines/ideenboerse.html

Bildquellen

Folie 3.52 http://www.istockphoto.com/stock-photo-8567379-hand-drawing-light-bulb-isola-ted-on-white.php (zuletzt abgerufen am 18.02.2015)

Folie 3.53 + Folie 3.54

http://www.ukw.de/typo3temp/pics/d126d763c5.jpg (zuletzt abgerufen am 18.02.2015)

Block 3 - Stressbewältigung; UE 12 - Verhaltens- und Verhältnisprävention Seite 145

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Anhang

Anhang Seite 147

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A-3 Schokoladenübung

Setzen Sie sich bequem auf Ihrem Stuhl zurecht. Atmen Sie entspannt ein und aus.

Nehmen Sie ein kleines Stück Schokolade in die Hand. Schauen Sie dieses Stück ganz genau an.

Welche Form hat die Schokolade? Welche Farbe? Ist die Schokolade gefüllt? Wie sieht die Füllung aus? Ist das Stück eben oder hat es ein Symbol?

Lassen Sie sich ruhig eine Minute Zeit damit.

Nun fühlen Sie die Schokolade mit Ihren Fingern.

Wie fühlt sie sich an? Ist sie zart, weich klebrig? Bleibt vielleicht etwas Schokolade an den Fingern kleben? Tasten Sie die Ränder ab oder streichen Sie über die Oberfläche. Lassen Sie sich auch hier Zeit damit.

Als nächstes riechen Sie an der Schokolade.

Riechen Sie das Aroma? Nehmen Sie sich genügend Zeit dafür und atmen Sie die Aromen tief ein. Schließen Sie da-bei ruhig die Augen.

Stecken Sie nun das Stück in den Mund. Lassen Sie die Schokolade ruhig auf der Zunge liegen. Ohne zu kauen!

Wie fühlt es sich an? Fängt das Stück an zu Schmelzen? Lassen Sie das Stück in Ihrem Mund liegen. Auch hier dürfen Sie sich ruhig ein bis zwei Mi-nuten Zeit lassen.

Danach fangen Sie an ganz leicht und langsam die Schokolade zu zerkauen. Ohne zu schlucken!

Fühlen Sie wie das Stück nachgibt?

Nach etwa einer Minute dürfen Sie langsam nacheinander die zerkauten Teile schlucken. Nehmen Sie nun den bleibenden Geschmack im Mund wahr.

Evivi UG (2001). Energize your life. Genusstraining – Stressbewältigung und Gewichtsreduktion in nur wenigen Minuten. Verfügbar unter http://www.evivi.de/portfolio/newsarchiv/details/article/genusstraining-stressbewaeltigung-und-gewichtsreduktion-in-nur-wenigen-minuten.html (zuletzt abgerufen am 09.02.2015)

Anhang A-3 Schokoladenübung Seite 148

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A-5 Einführungsübung „What we have in common“

Zur Einführung in das heutige Thema werde ich Ihnen jetzt ein paar Fragen stellen. Zu den Fragen sind gestufte Antworten möglich, die wir uns jetzt als diagonale Linie quer durch den Raum (oder draußen) vorstellen. Sie sollen sich dann je nach Antwort auf dieser Linie im Raum aufstellen. Die Antwortmöglichkeiten werde ich Ihnen jeweils vorgeben. Hier kommt die erste Frage:

1. Wer denkt, er habe irgendeine Sucht (z. B. Kaffee, „Smartphone“, Nikotin etc.)?

Folgende Antwortmöglichkeiten gibt es:

nein – Tendenz eher nein – Tendenz eher ja – ja

Stellen Sie sich die Antwortmöglichkeiten als eine Linie vor und verteilen Sie sich bitte. „Nein“ bedeutet ganz links zu stehen, „Tendenz eher nein“ bedeutet etwas links zu stehen, „Tendenz ja“ weiter nach rechts zu gehen, „Ja“ heißt ganz rechts zu stehen.

Nachdem die Auszubildenden sich positioniert haben, folgt die nächste Frage usw.

2. Wer hat schon mal geraucht?

Verteilen Sie sich bitte von links nach rechts anhand folgender Antwortmöglichkeiten:

nie – 1x versucht – mehrmals versucht – regelmäßig wenig – regelmäßig viel (mehr als 10)

3. Wie viele Raucher haben Sie in Ihrer Umgebung?

Verteilen Sie sich bitte von links nach rechts

keine – wenige – viele – sehr viele

4. Wer hat schon mehrmals probiert mit dem Rauchen aufzuhören (alternativ für Nichtraucher:

sich mehr zu bewegen / gesünder zu ernähren)?

Verteilen Sie sich bitte von links nach rechts anhand folgender Antwortmöglichkeiten:

nie - einmal – ein paar Mal probiert – erfolgreich geschafft

5. Wie kompetent fühlen Sie sich bei der Beratung von Patienten hinsichtlich deren Lebensstilän-

derung?

Verteilen Sie sich bitte von links nach rechts anhand folgender Antwortmöglichkeiten:

gar nicht – ein wenig – ziemlich – sehr

Anmerkung: Die Lehrkraft kann ggf. Zeit für entstehende Diskussionen geben.

Nach Beendigung der Übung bittet die Lehrkraft die Auszubildenden zurück ins Klassenzimmer zu gehen.

Anhang A-5 What we have in common Seite 149

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A-7 Kreative Gesprächsübung

Instruktion an die ganze Klasse

Setzen Sie sich paarweise zusammen. Bei der Übung gibt es einen Erzähler und einen Zuhörer. Machen Sie untereinander aus, wer welche Rolle übernimmt.

Alle Erzähler bitte ich nun, sich ein möglichst spannendes Erlebnis zu überlegen, welches Sie gleich Ihrem Zuhörer schildern. Ihre Aufgabe ist es, eine möglichst interessante Geschichte zu erzählen. Die Geschichte darf höchstens 6 Minuten dauern.

Damit Sie sich vorbereiten können, nehmen Sie doch bitte ein Papier und einen Kugelschreiber und machen Sie sich draußen ein paar Notizen zu Ihrer Geschichte.

Instruktion Zuhörer

Sobald Erzähler weg sind, Instruktion für Zuhörer:

Ihre Aufgabe lautet folgendermaßen: In den ersten 3 Minuten hören Sie Ihrem Gesprächspartner möglichst aufmerksam und aktiv zu.

Das heißt Sie suchen Blockkontakt, signalisieren, dass Sie die Geschichte interessant finden, indem Sie nicken, „mhm“, „aha“ und ähnliches sagen und von Ihrer Körperhaltung und Mimik her signalisieren, dass Sie voll bei der Sache sind. Außerdem fragen Sie nach, fassen an wichtigen Stellen zusammen und gehen auf die Gefühle Ihres Gesprächspartners ein.

In der zweiten Hälfte des Gesprächs machen Sie das genaue Gegenteil. Sie werden unaufmerksam, schauen woanders hin, gähnen und zeigen weitere Anzeichen von offensichtlichem Desinteressen.

Den Wechsel signalisiere ich Ihnen, indem ich sage, dass noch 3 Minuten Zeit sind.

Achten Sie aber darauf, dass Sie den Wechsel nicht zu auffällig gestalten, so dass der Erzähler nicht sofort merkt, was sich verändert hat.

Gibt es Fragen?

Instruktion im Gespräch

Nach 3 Minuten:

So, jetzt sind es noch 3 Minuten Zeit. Das heißt, die Erzähler haben nochmal so lange Zeit, um ihre Geschichte zu erzählen.

Schmidt, T. (2006). Kommunikationstrainings erfolgreich leiten. Bonn: managerSeminare.

Anhang A-7 Kreative Gesprächsübung Seite 150

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A-10.1 Zitronenübung

Achten Sie zunächst bitte darauf, dass Sie bequem sitzen. Die Füße stehen fest und sicher auf dem Boden, der Rücken ist angelehnt, die Hände ruhen locker auf den Oberschenkeln. Richten Sie Ihre Aufmerksamkeit nach innen, auf Ihren Körper. Schließen Sie die Augen. Beobachten Sie, wie sich Ihre Bauchdecke beim Einatmen hebt und beim Ausatmen langsam wieder senkt. Atmen Sie sanft ein und aus…

Stellen Sie sich nun bitte eine Zitrone vor. Eine schöne, gelbe Zitrone…, die vor Ihnen auf einem Tisch liegt… Stellen Sie sich diese Zitrone vor, ihre Form… und ihre Farbe… Stellen Sie sich nun bitte vor, wie Sie ein Messer in die Hand nehmen und die Zitrone langsam in der Mitte durchschneiden…, wie der Saft der Zitrone an den Schnittflächen herausquillt… und die Zitrone jetzt in zwei Hälften vor Ihnen liegt… Wenn Sie nun die Luft durch die Nase einziehen, können Sie vielleicht auch einen Hauch des Zitronengeruchs spüren…

Nehmen Sie nun eine Zitronenhälfte in die Hand und führen Sie sie langsam zu Ihrem Mund… Lecken Sie an der Zitrone… ganz leicht nur vielleicht… und spüren Sie den Geschmack der Zitrone auf der Zunge…

Legen Sie die Zitronenhälfte nun bitte wieder zurück…, lassen Sie das Bild der Zitrone allmählich verblassen. Und nehmen Sie wieder Ihren Körper wahr…, die Füße auf dem Boden…, den Rücken…, die Hände…

Ballen Sie nun bitte Ihre Hände zu Fäusten und strecken und räkeln Sie sich…, atmen Sie ein paar Mal kräftig tief durch… und öffnen Sie dann die Augen.

nach Kaluza, 2012

Anhang A-10.1 Zitronenübung Seite 151

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A-10.2 Progressive Muskelentspannung (Kurzform)

Entspannungsinstruktion: Setzen Sie sich möglichst bequem auf Ihrem Stuhl zurecht, der Rücken ist angelehnt. Die Beine stehen fest und sicher auf dem Boden, die Arme liegen locker auf den Oberschenkeln. Richten Sie Ihre Aufmerksamkeit auf Ihren Körper. Schließen Sie Ihre Augen, wenn dies zu schwierig ist, fixieren Sie einen Punkt an der Wand. Lassen Sie Ihre Muskeln so locker wie möglich und atmen Sie ruhig ein und aus.

Hände und Arme: Richten Sie Ihre Aufmerksamkeit auf Ihre rechte Hand. Ballen Sie Ihre rechte Hand zur Faust und halten Sie die Spannung (ca. 7 sec). Mit der nächsten Ausatmung lassen Sie die Hand wieder locker. Achten Sie auf den Unterschied zwischen der Anspannung und der lockeren Entspannung (ca. 30 sec). Richten Sie Ihre Aufmerksamkeit auf Ihre linke Hand. Ballen Sie Ihre linke Hand zur Faust und halten Sie die Spannung (ca. 7 sec). Mit der nächsten Ausatmung lassen Sie die Hand wieder locker. Achten Sie auf den Unterschied zwischen der Anspannung und der lockeren Entspannung (ca. 30 sec). Ballen Sie nun beide Hände zur Faust, ziehen Sie außerdem beide Arme zu Ihrem Oberkörper und spannen Ihre Arme und Hände an. Fühlen Sie die Anspannung (ca. 7 sec). Mi dem nächsten Ausatmen lassen Sie die Arme und Hände wieder locker (ca. 30 sec).

Gesicht und Nacken: Runzeln Sie die Stirn, ziehen Sie die Augenbrauen zusammen und kneifen Sie die Augen zu. Pressen Sie Ihr Kinn in Richtung Brust. Fühlen Sie die Anspannung (ca. 7 sec). Mit dem nächsten Ausatmen lassen Sie wieder alle Muskeln locker. Spüren Sie, wie sich Ihre Stirn immer mehr glättet und wie das Gesicht ganz entspannt ist. Lassen Sie ganz locker (ca. 30 sec).

Schultern: Ziehen Sie Ihre Schultern hoch, atmen Sie tief ein und halten die Luft kurz an (ca. 7 sec). Mit dem nächsten Ausatmen lassen Sie wieder ganz locker. Atmen Sie ruhig weiter (ca. 30 sec).

Bauch und Rücken: Spannen Sie Brust, Bauch und Ihre Rückenmuskeln fest an. Fühlen Sie die Anspannung in diesem Bereich (ca. 7 sec). Beim nächsten Ausatmen lassen Sie wieder ganz locker. Spüren Sie die Entspannung in den Muskeln und atmen Sie ruhig weiter (ca. 30 sec).

Gesäß, Beine und Füße: Ziehen Sie Ihre Füße in Richtung Oberkörper, spannen Sie Ihre Waden, Oberschenkel und Ihr Gesäß fest an und halten Sie die Spannung (ca. 7 sec). Beim nächsten Ausatmen lassen Sie wieder ganz locker. Spüren Sie die Entspannung in den Muskeln und atmen Sie ruhig weiter (ca. 30 sec). Genießen Sie den Zustand von Ruhe und Entspannung. Gehen Sie nun mit Ihrer Aufmerksamkeit nochmal durch alle Körperregionen. Ihre Füße, Waden, Oberschenkel und Gesäß, den Rücken und den Bauchraum, Schulter und Nacken, das Gesicht, Arme und Hände (ca. 30 sec). Genießen Sie den Zustand der Ruhe und Entspannung. Kommen Sie mit Ihrer Aufmerksamkeit nun langsam wieder in den Raum zurück. Strecken Sie sich, atmen Sie kräftig durch und öffnen Sie die Augen. angelehnt an Mock & Schlitt, 2000

Anhang A-10.2 Progressive Muskelentspannung Seite 152

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A-11 Bewegungsübung „Hip Hep Hop Hup Hap“

Wir führen nun eine Bewegungsübung mit Namen „Hip Hep Hop Hup Hap“ durch. Dies mag zunächst etwas albern klingen, kann jedoch viel Spaß machen.

Stellen Sie sich bitte in einen großen Kreis und drehen Sie sich nach rechts. Dabei lassen Sie ausreichend Platz zwischen Vorder- und Hintermann. Ich bitte Sie nun, zunächst im Kreis zu laufen.

Ich sehe das kriegen Sie hin (scherzhaft). Die Übung wird jetzt allerdings etwas anspruchsvoller. Ich werde Ihnen jetzt nacheinander verschiedene Instruktionen geben, die Sie dann ausführen sollen.

Die ersten beiden Instruktionen lauten:

1. Wenn ich das Wörtchen Hip rufe, laufen Sie rechts herum, 2. bei Hep laufen Sie links herum.

Das probieren wir gleich einmal aus.

Die Lehrkraft ruft abwechselnd die Befehle Hip und Hep (auch mehrmals das gleiche Wort hintereinander möglich). Nach einer Weile führt die Lehrkraft die Begriffe Hop und Hup ein.

Das funktioniert ja schon hervorragend. Die nächsten zusätzlichen Instruktionen lauten:

3. Bei Hop drehen Sie sich um 180°, 4. bei Hup drehen Sie sich um 360°.

Wenn die Teilnehmenden dies verstanden und erfolgreich ausgeführt haben, kann der Begriff HAP eingeführt werden.

Letzte Instruktion:

5. Wenn Sie das Wörtchen Hap hören, halten Sie bitte an.

Das Spiel kann so lange gespielt werden, bis alle Teilnehmenden fehlerfrei den Anweisungen folgen. Das Lauftempo kann nach einer Weile gesteigert werden. Anschließend gehen alle ins Klassenzimmer zurück.

Zusammenfassung der Instruktionen:

Instruktion Bedeutung HIP „rechts herum gehen“ HEP „links herum gehen“ HOP Drehung um 360°, danach weiterlaufen HUP Drehung um 180°, danach weiterlaufen HAP „Stopp“, anhalten

Anhang A-11 Hip Hep Hop Hup Hap Seite 153