Mappe Leseprobe 07 2014

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Fassaden- gestaltung Zwischen privatem Geschmack und öffentlicher Wirkung: Wo liegen die Grenzen der Farbgestaltung von Fassaden? WEITER- BILDUNG IN DIE ZUKUNFT INVESTIEREN IM BRENNPUNKT Die Malerzeitschrift 07/2014 Wissen wie’s geht – wissen was kommt Chancen Gemeinsam zum Erfolg Bauen Sie mit Mitarbeitern, Kunden und anderen Betrieben eine profitable Gemeinschaft auf Betonschutz Spezialisten gesucht Betonschutz ist lukrativ, aber anspruchsvoll. Diese Regeln und Anforderungen sollten Sie kennen Mappe Technik Designbeläge Wir zeigen, wie Sie Designböden richtig verlegen und auf welche Besonderheiten Sie achten müssen

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Mappe Leseprobe 07 2014

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Fassaden-gestaltungZwischen privatem Geschmack und öffentlicher Wirkung: Wo liegen die Grenzen der Farbgestaltung von Fassaden?

Weiter-Bildungin die zukunFt

investieren

im Brennpunkt

die malerzeitschrift 07/2014

Wissen wie’s geht – wissen was kommt

ChancenGemeinsam zum ErfolgBauen Sie mit Mitarbeitern, Kunden und anderen Betrieben eine profitable Gemeinschaft auf

BetonschutzSpezialisten gesuchtBetonschutz ist lukrativ, aber anspruchsvoll. Diese Regeln und Anforderungen sollten Sie kennen

mappe technikDesignbelägeWir zeigen, wie Sie Designböden richtig verlegen und auf welche Besonderheiten Sie achten müssen

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im Brennpunktin die Zukunft inve-stieren – diese mög-lichkeiten bietet die Weiterbildung

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Betonschutz Die Betonsanierung ist ein höchst lukratives Geschäftsfeld mit vie-len Regeln und Anforderungen

Werbung Akquise, wie sie anders geht: Unser Erfahrungsbericht zeigt, wie Sie mit Professionalität an Aufträge kommen

trends & ChancenWahlgemeinschaften sind heute wichtiger denn je. Das sollten Sie für Ihren Betrieb nutzen

08 in die Zukunft investierenDas Angebot zur Weiterbildung reizt Mitarbeiter oft mehr als Geld. Sie ist in Zeiten des Fachkräftemangels eine wich-tiges Argument, um bei neuen Fachkräf-ten zu punkten und die Guten im Betrieb zu halten. Geht die Rechnung auf? Wir haben uns umgehört.

im Brennpunkt //

06 meldungen 64 panorama

Aktuell // 22 Werbung Eiskalt an Aufträge kommen

26 marketing Interview: Mit der Marktnische zum Erfolg

28 technik // Designboden Designbeläge verlegen und verkleben

34 Betonschutz Spezialisten gesucht

38 Fassadengestaltung Farben mit Grenzen

43 elektrowerkzeuge Bequemer schleifen

46 kreative Wandgestaltung Künstlerisch erfolgreich sein

kundenAuFtrAg // 54 trends erkennen //Gemeinschaft Die uralte Sehnsucht

58 Chancen nutzen //Gemeinschaft Gemeinsam für mehr Erfolg

03 Editorial 04 Inhalt 18 Dialog//Lieblingsobjekt 20 Dialog//MALERDESJAHRES 48 Schaufenster//Materialien und Produkte 51 Spartipp 52Malerquellen 57 Impressum 66 Vorschau // Heft 08/2014

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43 elektrowerkzeuge Wir informieren darüber, wie Sie Wand- und Deckenflächen bequem und effizient schleifen können

28 technik Wir zeigen, wie Sie Designbelä-ge verkleben und den Unter-grund dafür vorbereiten

inHAlt // AusgAbe 07/2014

4•Mappe 07/14

* gilt für AquaBalance-Fassadenputze in den WDV-Systemen A 100 und A 200 ab einer Dämmstärke von 140 mm

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Regelmäßige Weiterbil-dung bringt Ihre Mitarbei-ter Stufe um Stufe nach oben und bindet Sie damit an den Betrieb

Anteil der Befragten, die folgende Eigen-schaften ihres Arbeitgebers als sehr wichtig oder unverzichtbar einschätzenFür 63 % der Befragten sind Weiterbildungsmöglichkeiten am Arbeitsplatz sehr wichtig oder unverzichtbar.

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ZukunftIn die

investieren Mitarbeiter Das angebot zur Weiterbildung reizt Mitarbeiter oft mehr als Geld. Sie ist in Zeiten des Fachkräftemangels eine wichtiges argument, um bei neuen Fach-kräften zu punkten und die Guten im betrieb zu halten. Geht die rechnung auf? Wir haben uns umgehört.

E s geht nicht immer nur ums Geld. Weiche Faktoren wie Arbeitsklima, fairer Umgang und die Möglichkeit

zur persönlichen Weiterentwicklung steigen in der Gunst der Arbeitnehmer, vor allem der jungen Leute. Und die werden als Auszubil-dende oder Fachkräfte in Handwerksunter-nehmen immer rarer und daher händerin-gend gesucht. Es lohnt sich also, sich für die Rekrutierung fitter Mitarbeiter etwas einfal-len zu lassen. Und wenn man diese mit beruf-licher und persönlicher Weiterbildung locken und ans Unternehmen binden kann, umso besser, denn davon profitieren die Betriebe ja auch. Arbeitgeber, die Weiterbildungsmög-lichkeiten bieten, sind begehrt. Das zeigen die Ergebnisse der »DUW-Studie zur Mitar-beitermotivation: Motivieren, Binden, Weiter-bilden« der Deutschen Universität für Weiter-bildung: Von allen Befragten würde mehr als die Hälfte (54 %) einen neuen Arbeitgeber gezielt danach aussuchen. Für die Betriebe geht es im Hinblick auf den Fachkräfteman-gel vor allem darum – neben ausländischen Fachkräften – drei Gruppen zu rekrutieren und gebenenfalls weiterzuqualifizieren: Jun-ge Menschen, ältere Arbeitnehmer und Frauen als Fachkräfte.

Jungen Menschen Wissen statt Geld anbieten Bei den jüngeren Er-werbstätigen, also in der für die Zukunft der Betriebe so wichtigen Altersgruppe der 25- bis 35-Jährigen, halten sogar 60 % der Be-fragten Weiterbildungsangebote für aus-schlaggebend bei der Entscheidung für ihren Arbeitgeber. Zu ähnlichen Ergebnissen kommt eine Bevölkerungsumfrage, durchge-führt vom Marktforschungsinstitut forsa im Auftrag von ILS Professional – dem Firmen-service des Instituts für Lernsysteme (ILS), und der Euro-FH: Drei Viertel der Erwerbstäti-gen zwischen 20 und 40 Jahren würden an-gesichts der Wirtschaftslage eine vom Arbeit-geber finanzierte Weiterbildung anstelle ei-ner Gehaltserhöhung akzeptieren. Jeder Drit-te würde dies sogar ohne weitere Bedingun-gen tun, jeder Fünfte würde darauf bestehen, sich die Qualifizierungsmaßnahme selbst aussuchen zu dürfen. Weitere 20 % der Be-fragten würden das Angebot annehmen, wenn sie dadurch die nötige Qualifikation für eine höhere Position erwerben können. Die forsa-Studie belegt insgesamt eine hohe

Wertschätzung von betrieblichen Qualifizie-rungsprogrammen seitens der Mitarbeiter. Auch bei einem Jobwechsel wird darauf ge-achtet: Sieben von zehn Bundesbürgern zwi-schen 20 und 40 finden es besonders wichtig,

dass ein potenzieller Arbeitgeber über ein betriebliches Weiterbildungsprogramm ver-fügt. Dabei gilt: Je höher der formale Bil-dungsgrad ist, desto mehr Wert legt eine Be-werberin bzw. ein Bewerber auf Weiterbil-

Die Mehrheit junger Menschen entscheidet sich

aufgrund von Weiterbil-dungsangeboten für einen

Betrieb

im BrEnnpunkt // Weiterbildung

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Gutes Image in der Fachpresse 90 %

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71 %

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Gutes Betriebsklima

Gute Aufstiegs-, Karriere-,Entwicklungsmöglichkeiten

Gutes Gehaltsniveau

Ausgewogene Work-Life-Balance

Gute Weiterbildungsmöglich-keiten

Arbeitsplatzsicherheit

Soziale Verantwortung

Gutes Image in der Öffentlichkeit

Attraktive Budgetverantwortung

Attraktiver Standort

Führungsqualität der Vorgesetzten

Internationales Arbeiten möglich

Feste, geregelte Arbeitszeiten

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Heike von Küstenfeld, Leiterin WerbungDie Aufmachung, die Kriterien und die Ver-marktung des Wettbe-werbs – initiiert von einem Verlag – hat uns beeindruckt. Vor allem aber die eigentlich so naheliegende Idee, einen Wettbewerb für den Maler oder Malerin ins Leben zu rufen. Beindruckt hat uns auch der Mut des Call-wey-Verlags, ein neues Format auf den Weg zu bringen. Wir begleiten MALER DES JAH-RES in den kommenden Jahren weiterhin, da uns insbesondere die professionelle Aufma-chung und die mediale Begleitung mit der zielgerichteten Ansprache der Maler zusagt.

Besucht ein Kunde die Webseite eines der sechs MDJ-Gewinner aus dem Jahr 2013, so sieht er gleich: Dieser Maler kann was!

Stolz präsentiert das Team der Vander Vreken Malerwerkstätte seine Auszeichnung MALER DES JAHRES Fo

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E s ist einfach ein schönes Gefühl, wenn sich die Kunden mit einem freuen und ihren Freunden und Be-

kannten berichten, dass ›ihr Maler‹ zum MA-

LER DES JAHRES gekürt wurde«, strahlt Günter Wein aus Richtheim-Berg, der 2013 die begehrte Auszeichnung in der Kategorie Gestaltungskonzept privat errang. Er ist einer

von sechs Preisträgern, die in verschie-denen Kategorien gekürt wurden. Der Preis hat sich in den letzten beiden Jahren be-währt und etabliert, immer mehr Betriebe erkennen und schätzen die Möglichkeiten, die sich daraus für sie ergeben. So setzten die Preisträger der Jahre 2012 und 2013 die Trophäe, eine Urkunde und das Siegel MA-LER DES JAHRES werbewirksam für Ihren Betrieb ein: auf der Webseite, den Ge-

schäftsunterlagen, auf den Betriebsfahrzeu-gen, der Gerüstplane und wo immer es ge-fällt und auffällt. Und sie feierten ihren Preis mit öffentlichkeitswirksamen Aktionen und mit Berichten in der Lokalzeitung, im Radio und anderen Medien und zeigten somit be-stehenden Kunden und potenziellen Auf-traggebern, dass ihr Betrieb in der vordersten Liga mitspielt. Einige veranstalteten auch ei-ne Feier mit ihren Mitarbeitern und Kunden.

»Ich habe mir gedacht, das ist eine gute Geschichte, da kann man ganz vorn mitspie-len und dann habe ich eine Woche Gas gege-ben, um die Bewerbung zu erstellen«, erläu-tert Thorsten Rosenberger aus Hürth, Maler des Jahres 2013. Mit seinem jungen Unter-nehmen Wandkult / Art Antico hat der krea-tive Malermeister aus einer Metallspachtel-

ERFOLGE So unterschiedlich die Motive auch gewesen sein mögen, bei MALER DES JAHRES mitzumachen, das Ergebnis überzeugt alle: Das öffentliche Interesse und die positive Resonanz der Branche bringen Gewinner und Sponsoren zum Strahlen.

Darum sinD Wir sponsor von maLEr DEs JaHrEs gEWorDEn: Werner schwerdt, sales & marketing Director Ideenreichtum, Professi-onalität, Leidenschaft – das sind 3 Begriffe, die für MALER DES JAHRES stehen. MALER DES JAHRES 2013 hat gezeigt, welche herausragenden Leistungen und neue Lösungen das Malerhandwerk hervor-bringt. Die Ehrung der besten Leistungen in einer besonderen Atmosphäre setzt aus un-serer Sicht neue Impulse für die gesamte Branche. Wir möchten das Malerhandwerk auch in Zukunft stärken und unterstützen darum auch in diesem Jahr den Wettbe-werb.

annika Windmöller, Leiterin unterneh-menskommunikationWir unterstützen MA-LER DES JAHRES, weil wir es sehr positiv fin-den, dass in einem sol-chen Wettbewerb die be-sten handwerklichen Leis-tungen der Malerbranche präsentiert und vor einem breiten Publikum gewürdigt werden. Auch bietet sich uns damit die Möglichkeit, unsere noch junge Dachmarke wineo®, die erst im Januar 2013 eingeführt wurde, dem Malerhandwerk zu präsentie-ren und die Zusammenarbeit mit ihm wei-ter zu festigen.

technik mit Glimmerzuschlag eine höchst in-dividuelle Tapete gefertigt, die er in einem Spa-Bereich auf gekrümmte Flächen auf-brachte. Der Preis MALER DES JAHRES hat aber auch breite Auswirkungen auf die öf-fentliche Wahrnehmung der gesamten Bran-che. »Wir möchten mit dem Preis außerge-wöhnliche Leistungen im Malerhandwerk würdigen und auszeichnen. Damit können

wir einer breiten Öffentlichkeit zeigen, wie kreativ, innovativ und modern das Maler-handwerk ist«, freut sich Matthias Heilig.

Die Preisverleihung findet im Rahmen eines großen Galaabends statt, zu dem alle Teilnehmer eingeladen sind. Bis dahin weiß keiner außer der Jury aus Fachleuten, wer die Preise in den fünf Kategorien Marketing, Ge-staltungskonzept gewerblich/öffentlich, Ge-

staltungskonzept privat, innovative Oberflä-che und Spezial-Arbeitsgebiet gewonnen hat.

Malerbetriebe, übrigens auch aus dem Ausland, können sich bis noch zum 17. Sep-tember 2014 zum MALER DES JAHRES be-werben. Alle notwendigen Informationen und die Ausschreibungsunterlagen finden Sie unter www.maler-des-jahres.de

OskarEin kleinerfür außergewöhnliche Maler

DiaLog // Maler Des Jahres

20 • Mappe 07/14 Mappe 07/14 • 21

Einige der Gewinner feierten ihren Preis noch

einmal groß mit Mitarbei-tern und Kunden

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Farbenmit Grenzen Farbgebung eine Fassade ist immer auch öffentlich und wirkt in den raum. In-wiefern ist also die Farbgestaltung reine Privatsache und welche Verantwortung haben Planer und Maler? Wir zeichnen das Spannungsfeld auf und zeigen, wie die Verantwort-lichen damit umgehen.

S ollte einfach alles erlaubt sein, ist es die Freiheit des Einzelnen an seinem Haus, an seiner Fassade machen zu

können, was er will? Oder zählt nicht viel-mehr das Gesamtbild, die Wirkung auf die Gemeinschaft? Mit dieser Problematik be-schäftigen sich Wissenschaftler, Planer und die Farbenhersteller, aber auch Städte und Gemeinden, die konkret davon betroffen sind. Dazu gibt es wissenschaftliche Ab-handlungen, die das Thema philosophisch-analytisch angehen und den gesellschaft-lichen Zusammenhang in den Mittelpunkt ihrer Betrachtungen stellen. Wann gefällt et-was der breiten Masse und wann wird eine Fassadengestaltung zur Verunstaltung?

Verunstaltungsabwehr Interessant sind die Interpretationen und Erläuterungen zur niedersächsischen Landesbauordnung (NBauO), die Studierende der Niedersäch-sischen Fachhochschule für Verwaltung und Rechtspflege aus Oldenburg unter Prof. Heuer in einer Broschüre zusammengefasst haben, welche auch im Internet veröffentli-cht ist. Grundsätzlich regeln ja die Landes-bauordnungen das Bauen in den einzelnen Bundesländern und somit auch die Fassa-dengestaltung. In der niedersächsichen Lan-desbauordnung ist in § 53 NbauO veran-kert, dass bauliche Anlagen das bestehende oder geplante Straßen-, Orts- oder Land-schaftsbild nicht verunstalten dürfen. Die Erläuterungen der Oldenburger Studenten

hierzu lauten: »§ 53 NBauO dient der Ver-unstaltungsabwehr. Eine Verunstaltung ist ein hässlicher, das ästhetische Empfinden des Betrachters nicht bloß beeinträchti-gender, sondern verletzender Zustand. Maßgebend ist nach der Rechtsprechung das Empfinden jedes für ästhetische Eindrü-cke offenen Betrachters, also des so genann-ten gebildeten Durchschnittsmenschen.«

Dazu schrieb Gerrit Manssen in seiner Dissertation zur Erlangung des Doktorgra-des der Juristischen Fakultät der Universi-tät Regensburg bereits 1990: »Der gebil-dete Durchschnittsbetrachter ist nicht mehr als der Repräsentant einer hinrei-chend breiten Masse potentieller Betrach-ter, die durch den Anblick eines verunstal-tet wirkenden Gebäudes in hinreichend qualifiziertem Maß betroffen, also ›verletzt‹ werden, oder in denen ›Unlust‹ erregt wird. Käme es zu solchen Wirkungen nur bei we-nigen ›geschulten‹ Betrachtern, würde di-es für eine eigentumsbeschränkende Re-gelung nicht ausreichen.« Das hieße, wenn sich nur wenige an einem knallgrün be-schichteten Gebäude stören, dann reicht das nicht aus, um hier Vorschriften zu ma-chen. Und wie steht es mit der im Grund-gesetz Art. 5 Abs. 3 verankerten Kunstfrei-heit? Hier argumentieren die Studenten, dass daraus nicht gefolgert werden könne, dass der Urheber eines Baukunstwerks ei-nen Rechtsanspruch auf Befreiung vom Verunstaltungsverbot habe.

Wann verunstaltet ein gebäude die umgebung? Nach Meinung der Ol-denburger Studenten wirken »Bauten oder Bauteile nach der Rechtsprechung verunstal-tet, wenn ihre Proportionen, Werkstoffe oder Farben so disharmonisch geraten sind, dass sie das ästhetische Empfinden des Betrachters verletzen. Die Verunstaltung, die § 53 NBauO verbieten will, resultiert in den weitaus mei-sten Fällen nicht aus misslungenem baukünst-lerischen Bemühungen, sondern aus man-gelndem Interesse an der Gestaltung, schlich-tem Streben nach Kostenersparnis, Bequem-lichkeit oder handwerklichem Unvermögen. Ein Bauwerk verunstaltet die Umgebung ins-besondere dann, wenn es sich nicht in sie ein-fügt, sondern in einem ›belastenden‹, ›Unlust erregenden‹ Gegensatz zu ihr steht.

Das ist z. B. der Fall, wenn seine Farben ei-nen hässlichen Kontrast zur Umgebung bil-

den, wenn es durch seine unmaßstäbliche Größe benachbarte Bauten sozusagen ›er-schlägt‹ oder wenn es von einer Auffälligkeit ist, die im Verhältnis zu seiner Bedeutung grob unangemessen ist und aufdringlich

wirkt. Je schöner, wertvoller oder empfind-licher die Umgebung ist, umso sorgfältiger und rücksichtsvoller sind die Bauwerke zu ge-stalten. Verunstaltet wirkt ein Bau aber auch in einer Umgebung, die schon weitgehend

Farbplanung in Seminar und StudiumFortbildung

Der Stuckateurverband Ausbau und Fassade (SAF) schult in einem Seminar zum »gestalter für Farbe und raum SAF« mit Diplom, bei dem die Teilnehmer in den Ab-schlussarbeiten u.a. auch Farbleitpläne oder Fassadengestaltungen sowie Raumgestal-tungen erstellen. Die Hochschule für Angewandte Wissenschaft und Kunst (HAWK) an der Fakultät Ge-staltung in Hildesheim bietet die neu akkreditierten Studiengänge BA und MA Gestal-tung im Rahmen der Spezialisierung »Zukunftsforschung in der gestaltung« mit einem möglichen Schwerpunkt Farbmasterplanung an, der die in der Abhandlung »Stadtfarben« diskutierten Themen behandeln wird.

Harmonische Farbge-staltungen wie in dieser Häuserzeile prägen das

Stadtbild positiv

KundenAuFtrAg // Fassadengestaltung

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Zum Glück braucht der Mensch die Ge-meinschaft – damals wie heute

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Einpersonenhaushalte nahmen zwischen 1970 und 1991 von rund 25 auf 33 % zu und klet-terten bis zum Jahr 2011 auf rund 40 %. Auch die Zahl der Zweipersonenhaushalte stieg im selben Zeitraum an, bei drei und mehr Personen sind nur Rückgänge zu verzeichnen.

Haushalte nach Zahl der Personen

Sehnsucht Gesellschaft für die meisten Menschen ist Gemeinschaft ebenso wichtig wie Wasser und Nahrung. Neben der familie werden aktuell Wahlgemeinschaften immer beliebter, ob in der freizeit, in einem chor, einer Walking-Gruppe oder in einem Ge-meinschaftswohnprojekt.

E s gibt im Leben jedes Menschen Phasen des mehr oder weniger frei-willigen Alleinseins, die mal genos-

sen, mal ertragen werden, aber als soziales Wesen sucht der Mensch immer wieder die Gemeinschaft. Während bis vor wenigen Jahrzehnten die Großfamilie das gängige ge-sellschaftliche Modell des Zusammenlebens war, wächst seit einiger Zeit die Zahl der Sin-gle-Haushalte in Deutschland – schwer-punktmäßig stärker in Großstädten. Lebten 1991 beispielsweise noch rund 34 % der Bun-desbürger allein, liegt der Anteil der Einper-sonenhaushalte heute laut der Studie »GfK Bevölkerungsstrukturdaten 2013« bei 40 %.

telt im Stau oder hetzen von zu Hause zur Arbeit und wieder zurück, um endlich vor Facebook und Co entspannen zu können?

feste Beziehungen bleiben erhal-ten Die Bertelsmann-Studie »Kohäsionsra-dar: Zusammenhalt messen. Gesellschaft-licher Zusammenhalt in Deutschland – ein erster Überblick« kommt zu dem Ergebnis, dass die Menschen in Deutschland gut in Freundes- und Bekanntenkreise integriert sind und in schwierigen Zeiten auf Hilfe von anderen zählen können. »Ein Zerfall sozialer Netzwerke ist anhand vorhandener Daten nicht festzustellen. (...) Weiterhin ist die Möglichkeit, soziale Unterstützung zu erfah-ren, vom sozioökonomischen Status der Menschen abhängig«, stellt die Studie fest.

Auch Singles verlernen es nicht, Gemein-schaften zu bilden, im Gegenteil: »Singles haben nachweislich größere Netzwerke als Verheiratete. Sie haben mehr Freunde und Bekannte, sind öfter in Bürgerinitiativen

oder Vereinen organisiert. Sie leisten wahre Beziehungsarbeit«, weiß der Soziologe Ste-fan Hradil. Allerdings sind die Netzwerke von Singles bei großen Herausforderungen weniger verlässlich, als es die Bindungen innerhalb einer Familie wären. Die meisten Singles arrangieren sich aber sehr gut mit ihrer Situation: Weniger als die Hälfte aller Alleinlebenden sucht aktiv einen Lebens-gefährten. »Es schlagen zwei Seelen in der Brust der meisten Singles: Zum einen stre-ben sie nach Autonomie und Selbstver-wirklichung, zum anderen verspüren sie Sehnsucht nach Gemeinschaft und Sicher-heit«, weiß Soziologe Hradil.

Die sehnsucht nach Gemein-schaft wächst Der Zukunftsforscher Norbert Bolz führt an, dass empirische Un-tersuchungen zum Wohlbefinden immer wieder zeigten, dass nichts für das eigene Glück wichtiger ist, als mit anderen in enger Verbindung zu stehen. Laut Werte-Index 2014, den das Trendbüro von Prof. Peter

Wippermann und TNS Infratest durch Re-cherche und Umfrage feststellen und publi-zieren, nimmt der Wert Gemeinschaft 2014 den 5. Platz auf der Rangliste der wich-tigsten Werte ein. Die Forscher sind sich si-cher: » Der Einzelne braucht keine Unterstüt-zung vom Staat für ein besseres Leben. Die Gemeinschaft wird wichtiger denn je. Ge-meinschaften vermitteln jene Unterstüt-zung und den Beistand, der von der Gesell-schaft vermisst wird. Wurde die traditionelle Dorfgemeinschaft noch durch die Geschich-te zusammengehalten, verbindet die Ge-meinschaft heute die Perspektive einer wünschenswerten Zukunft. Entscheidend wird, was verbindet: gemeinsame Werte, Ziele und Interessen. Wo Werte geteilt wer-den, entsteht Vertrauen.« Einen Struktur-wandel konstatiert auch die Bertelsmann-studie: »Soziale Beziehungen sind demnach heute stärker freiwillig und selbstgewählt, unverbindlicher und weniger dauerhaft. Be-ziehungen werden zunehmend unabhän-gig vom Wohnort aufgebaut und betreffen immer mehr nur bestimmte Lebensbe-reiche, die sich jeweils nicht überschnei-den.«

es sind also bewusst gewählte Ge-meinschaften, Wahlgemeinschaften, die das soziale Netzwerk der Zukunft be-stimmen. Menschen, die allein leben, suchen

12,9 5,0 3,4

13,5 9,4

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Mai 1970

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Westdeutschland Deutschland

Haushalte mit 5 und mehr Personen

Haushalte mit 4 Personen

Haushalte mit 3 Personen

Haushalte mit 2 Personen

Einpersonen- haushalt

April 1991 2011

Die Statistik zeigt die Anzahl der Haushalte in Deutsch-land nach Anzahl der Personen im Haushalt

Das Statistische Bundesamt nennt meh-rere Ursachen für diese Entwicklung. So wer-den die Menschen immer älter und gerade die älteren sind es, die allein leben. Aber vor allem das veränderte Heiratsverhalten be-einflusst die Haushaltsgröße. Die Zahl der Eheschließungen sank zwischen 1991 und 2010 um rund 16 %, während die Zahl der Scheidungen im selben Zeitraum um mehr als 37 % zunahm.

singles in der stadt, familien auf dem land Und wo wohnen aktuell die meisten Singles? Wie in den Vorjahren liegt der Stadtkreis Regensburg mit einem Anteil

von 55,7 % im Vergleich der deutschen Kreise bei den Single-Haushalten ganz vorn. Der zweitplatzierte Stadtkreis Berlin folgt mit 54,3 %, weiter geht es mit den Stadtkrei-sen Würzburg, München und Hamburg. Am niedrigsten ist der Single-Haushaltsanteil im Landkreis Cloppenburg mit 23,1 %. Ebenso wie die Einpersonenhaushalte am häu-figsten in den Groß- oder Universitätsstäd-ten zu finden sind, ist der Anteil der Haus-halte mit Kindern in ländlichen Regionen oft besonders hoch. Sitzt also dann eine Viel-zahl der Singles isoliert in ihren Wohnungen und ebenso isoliert in ihren Büros? Stehen sie dazwischen isoliert und blech-umman-

Die uralte

TrEnds ErkEnnEn // Gemeinschaft

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