Marató de Barcelona - daten.verwaltungsportal.de · Espanya. Start und Ziel des...

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SPORT 1 BAUERNZEITUNG 12. WOCHE 2010 A uf in den Frühling nach Spanien. Wer hat diesen Wunsch nicht. Allerdings wollten wir vier Läufer vom Team Oberhavel dort nicht nur Blumen pflücken, sondern erst einmal die Marathonstrecke über 42,195 km in Barcelona be- wältigen. Dafür hatten wir uns zu Hause im nördlichen Gefilde bei Schnee und Eis so gut es ging vorbereitet. Als wir allerdings in der katalanischen Hauptstadt ankamen, pfiff uns ein kalter Wind um die Ohren. Doch ein paar Sonnenstrahlen und freundliche Menschen ließen unsere Herzen bald erwärmen. Kultur auf Schritt und Tritt Bevor es am nächsten Tag ins Rennen ging, sollte die Kultur nicht zu kurz kommen. Aber wo- hin in eine Metropole, die von Picasso, Gaudi und Carreras ge- prägt wurde. Wir entscheiden uns für die La Sagrada Familia, dem Sühnetempel der Heiligen Familie. An dieser gewaltigen Ka- thedrale, die teils als Einsiedler- höhle und teils als futuristischer Turmbau zu Babel erscheint, wird schon seit über 100 Jahren gewerkelt. Viele grandiose Bau- elemente hat ihr Architekt Gaudi der Natur nachempfunden. Nachdem wir uns auf der Ma- rathonmesse, wo wir die Start- unterlagen abholten, noch für den nächsten Tag mit Kraft spendender Pasta nudelten, reichten uns am Abend in einem kleinen Restaurant einige Tapas mit gebackenen Kartoffeln, ge- toasteten Brot – bestrichen mit einer Mischung aus Tomaten- fleisch und Olivenöl – sowie dünne Scheiben vom Serano- schinken und andere Spezialitä- ten aus Katalonien. Dazu noch etwas vom Roten aus den nahen Weinbergen. Dann aber schnell ins Bett, denn um 8.30 Uhr startete am nächsten Tag der Marathon. Viel zu früh erwacht, kommt nun doch Unruhe auf. Quälende Ge- danken: Hat man sich ausrei- chend auf den großen Lauf vor- bereitet? Was zieht man an? Der Wetterbericht hat 5 °C und hohe Regenwahrscheinlichkeit vo- rausgesagt. Also werden lange Sachen angezogen, kurze einge- packt, ein Regenumhang in die Gürteltasche verstaut. Mit der U-Bahn geht es ab zum Placa Espanya. Start und Ziel des Ma- rathon-Rundkurses ist auf der Avenida Reina Christina, die von zwei hohen Türmen gesäumt wird. Die Straße führt hinauf zum Font Magica, wo sich auch die Marató Expo befindet und wir unsere überzähligen Laufsa- chen abgeben. Ich entscheide mich für lang und behalte die Regenjacke in der Gürteltasche. Auf den Spuren der Olympiasieger Vor dem Start sind alle Spring- brunnen und Fontänen einge- schaltet. Die Stimmung ist trotz kühler Luft und Wolken verhan- genem Himmel prächtig. Punkt 8.30 Uhr machen sich über 12 000 Läufer auf die Strecke, wo 1992 schon Olympiasieger ihre Spuren hinterließen. Es ist ein großer Rundkurs durch Barcelo- na. Besser hätte sich ein Frem- denführer die Route auch nicht aussuchen können, schließlich führt sie an den meisten Sehens- würdigkeiten der Stadt vorbei. Zunächst geht es leicht bergan Richtung Camp Nou, dem Heimstadion des FC Barcelona – mit knapp 100 000 Besucher- plätzen das größte Fußballstadi- on Europas. Dann führt die Stre- cke zurück zur Gran Via und auf den Passeig de Gracia, eine prächtige Einkaufsstraße. Aller- dings schliefen wohl angesichts der frühen Morgenstunde die meisten Anwohner dieses Vier- tels noch. Unvermittelt taucht inmitten der endlosen Häuserzeilen die Sagrada Familia mit ihren ge- waltigen Türmen auf, die wir am Vortag schon besichtigt hatten. Weiter führt der Kurs über die lange Meridiana Richtung Nord- osten und dann endlich Rich- tung Süden ins Havenviertel. Beim Halbmarathon zeigt die Uhr, als ich die Linie überlaufe, 1:55:54 Stunden an. Ich liege al- so vier Minuten unter mein ge- stelltes Zeitlimit. Doch da ist erst Marató de Barcelona Vier mutige Sportler und eine Begleiterin vom Team Oberhavel hinterließen beim Marathon in der katalanischen Hauptstadt ihre Spuren. Andreas Borowiak, Werner Merkel, Jörg und Petra Bartz, Fritz Fleege Die Türme der La Sagrada Familia recken sich in den Himmel. Ein Apostel findet überall Platz.

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SPORT1 BAUERNZEITUNG 12. WOCHE 2010

Auf in den Frühling nachSpanien. Wer hat diesenWunsch nicht. Allerdings

wollten wir vier Läufer vomTeam Oberhavel dort nicht nurBlumen pflücken, sondern ersteinmal die Marathonstreckeüber 42,195 km in Barcelona be-wältigen. Dafür hatten wir unszu Hause im nördlichen Gefildebei Schnee und Eis so gut es gingvorbereitet. Als wir allerdings inder katalanischen Hauptstadtankamen, pfiff uns ein kalterWind um die Ohren. Doch einpaar Sonnenstrahlen undfreundliche Menschen ließenunsere Herzen bald erwärmen.

Kultur auf Schrittund Tritt

Bevor es am nächsten Tag insRennen ging, sollte die Kulturnicht zu kurz kommen. Aber wo-hin in eine Metropole, die vonPicasso, Gaudi und Carreras ge-prägt wurde. Wir entscheidenuns für die La Sagrada Familia,dem Sühnetempel der HeiligenFamilie. An dieser gewaltigen Ka-thedrale, die teils als Einsiedler-höhle und teils als futuristischerTurmbau zu Babel erscheint,wird schon seit über 100 Jahrengewerkelt. Viele grandiose Bau-elemente hat ihr Architekt Gaudider Natur nachempfunden.

Nachdem wir uns auf der Ma-rathonmesse, wo wir die Start-unterlagen abholten, noch fürden nächsten Tag mit Kraftspendender Pasta nudelten,reichten uns am Abend in einemkleinen Restaurant einige Tapasmit gebackenen Kartoffeln, ge-toasteten Brot – bestrichen miteiner Mischung aus Tomaten-fleisch und Olivenöl – sowiedünne Scheiben vom Serano-schinken und andere Spezialitä-ten aus Katalonien. Dazu nochetwas vom Roten aus den nahenWeinbergen.

Dann aber schnell ins Bett,

denn um 8.30 Uhr startete amnächsten Tag der Marathon. Vielzu früh erwacht, kommt nundoch Unruhe auf. Quälende Ge-danken: Hat man sich ausrei-chend auf den großen Lauf vor-bereitet? Was zieht man an? DerWetterbericht hat 5 °C und hohe

Regenwahrscheinlichkeit vo-rausgesagt. Also werden langeSachen angezogen, kurze einge-packt, ein Regenumhang in dieGürteltasche verstaut. Mit derU-Bahn geht es ab zum PlacaEspanya. Start und Ziel des Ma-rathon-Rundkurses ist auf der

Avenida Reina Christina, die vonzwei hohen Türmen gesäumtwird. Die Straße führt hinaufzum Font Magica, wo sich auchdie Marató Expo befindet undwir unsere überzähligen Laufsa-chen abgeben. Ich entscheidemich für lang und behalte dieRegenjacke in der Gürteltasche.

Auf den Spuren derOlympiasieger

Vor dem Start sind alle Spring-brunnen und Fontänen einge-schaltet. Die Stimmung ist trotzkühler Luft und Wolken verhan-genem Himmel prächtig. Punkt8.30 Uhr machen sich über12 000 Läufer auf die Strecke, wo1992 schon Olympiasieger ihreSpuren hinterließen. Es ist eingroßer Rundkurs durch Barcelo-na. Besser hätte sich ein Frem-denführer die Route auch nichtaussuchen können, schließlichführt sie an den meisten Sehens-würdigkeiten der Stadt vorbei.Zunächst geht es leicht berganRichtung Camp Nou, demHeimstadion des FC Barcelona –mit knapp 100 000 Besucher-plätzen das größte Fußballstadi-on Europas. Dann führt die Stre-cke zurück zur Gran Via und aufden Passeig de Gracia, eineprächtige Einkaufsstraße. Aller-dings schliefen wohl angesichtsder frühen Morgenstunde diemeisten Anwohner dieses Vier-tels noch.

Unvermittelt taucht inmittender endlosen Häuserzeilen dieSagrada Familia mit ihren ge-waltigen Türmen auf, die wir amVortag schon besichtigt hatten.Weiter führt der Kurs über dielange Meridiana Richtung Nord-osten und dann endlich Rich-tung Süden ins Havenviertel.Beim Halbmarathon zeigt dieUhr, als ich die Linie überlaufe,1:55:54 Stunden an. Ich liege al-so vier Minuten unter mein ge-stelltes Zeitlimit. Doch da ist erst

Marató deBarcelona

Vier mutige Sportler und eine Begleiterin vom

Team Oberhavel hinterließen beim Marathon in der

katalanischen Hauptstadt ihre Spuren.

Andreas Borowiak, Werner Merkel, Jörg und Petra Bartz, Fritz Fleege

Die Türme der La Sagrada Familia recken sich in den Himmel. Ein Apostel findet überall Platz.

SPORT 212. WOCHE 2010 BAUERNZEITUNG

die Hälfte der Strecke absolviert.Weiter geht es über die Pont Ca-latraua, einer großen Brücke,zum Hafen. Auf der Via Diago-nala, der längsten Straße Barce-lonas, wo sich am Wendepunkt,am Placa les Glories der TorreAgbar, ein 142 m hoher Büro-turm, einer der neuesten Attrak-tionen Barcelonas befindet, istdie Spitze der Läuferschar beiKilometer 30 schon längst ent-schwunden, wo ich erst bei Kilo-meter 25 bin. Aber Jörg Bartzkann ich noch um die Kurve hu-schen sehen. Auf der langen Ge-raden vor dem Turm kommt mirdann auch Andreas Borowiakentgegen. Werner Merkel kannich gerade noch erkennen, alsich mit der Läuferschar weiter-ziehe.

Durchs Eingangstorzur Weltausstellung

Bald zeigt sich das Meer, wo ander sonnigen Costa Brava sonstpralles Leben herrscht, mit düs-teren Wolken. Ein Kilometernach dem anderen muss nochbewältigt werden, bis es am Tor-res Mampfre, dem Olympiaha-fen, wieder in die nun schon vonMenschen brodelnde Innen-stadt geht.

Der Kurs führt am schönen Parcde la Ciutadella vorbei, danndurch den Arc de Triomf, der1888 als Eingangstor zur Welt-ausstellung errichtet wurde, undweiter in die Ronda St. Pere zumPlaca Catalunya. Was soll mirnun noch – wenn auch die Beineschwer werden –passieren?Doch Vorsicht! Die Wolken hal-ten zum Glück dicht, meine Re-genjacke kann ich in der Taschelassen. Das Ziel ist nicht mehrallzu fern. Auf der La Rambla,der quirligsten Einkaufsstraßevon Barcelona, fluten bei Sam-bamusik und anspornendemBeifall erste Glückshormonedurch meinen Körper. Abernoch vier lange Kilometer, alsodurchhalten, aufgeben kommtnicht in Frage. Endlich die PlacaEspanya in Sicht, links undrechts die beiden Türme unddann im Enspurt durchs Ziel.Welche Freude, auch wenn dieUhr 4:05:01 zeigt. Mein lang-samster Marathon in meinemlangen Läuferleben, dafür abereiner meiner schönsten. VivaEspanya.

Die Ergebnisse der anderenLäufer vom Team Oberhavel:Jörg Bartz: 3:13:07, Andreas Bo-

rowiak: 3:44:38, Werner Merkel:4:52:23. Gewonnen hat den Ma-rató de Barcelona in Bestzeit derKenianer Jackson Kotut(2:07:30).

Nachtrag: Am Abend setztStarkregen und Sturm ein. Amnächsten Morgen müssen wiruns recht warm anziehen. Wirsuchen noch das Gotische Vier-tel auf, um den wunderbarenStadtteil mit seinen unzähligenKunstschätzen näher in Augen-schein zu nehmen. In der Markt-halle bestaunen wir die prächti-gen Gemüse- und Obstangeboteaus aller Welt. Mit Ziegenkäseund Wildschweinschinken wirdunser Proviantbeutel aufgefüllt.In der Kathedrale sehen wirnoch die schnatternden Gänse,die einst nachts auf Diebe auf-merksam machen sollten. AmNachmittag setzt Schneetreibenein. Unser Flugzeug kann erstnach Stunden starten, weil dieTragflügel enteist werden müs-sen und man in Barcelona nichtdarauf vorbereitet ist. So bleibtZeit, die nächsten Pläne zuschmieden. Der Berlin-Mara-thon steht auf dem Programm,aber dann wieder ein Rennen inweiter Ferne. FRITZ FLEEGEFritz Fleege nach dem Zieleinlauf.

Auf zum Stierkampf, Torrero!

Ruhiger Spaziergang auf der La Rambla.

Gemüseallerlei.

Der Goldläufer.

Immer schön langsam.

Gut gebettet. Geld ist alles.