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MARC O´POPEL - ist eine Publikation der Edition Zeittramp in Werne und erscheint als eBook (PDF). Herausgeber, Konzept und Redaktion: Theo Klein, Beckingsbusch 20b, 59368 Werne. Internet: www.zeittramp.de. Exposé/Story: Theo Klein. Cover/Layout/Zeichnungen: Theo Klein. Band 51, Neuauflage, 2011. MARC O'POPEL © 1980 by thunderbolt. Story © 1992 by Theo Klein.

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MARC O'POPEL 51

Neuen Zielen entgegen

Was bisher geschah:Atomkriege bringen es so mit sich. Die Erde wurde in ein finsteres Mittelalter zurückgebomt! Die Mission der Blaugrauen Garde, nämlich die Tochter des Stammesfürsten Burkhard von Aschendorff zu entführen und einen Krieg im bawaringischen Reich zu verhindern, ist gescheitert. Eigentlich fiel die Invasion wegen Inkompetenz von Seiten des Herzogs von Aschendorff aus. Aber dies zu erklären, würde zu weit führen.Marc O'Popel und sein Kampfgefährte Fretz Lihner sehen in einer Fortführung ihres Auftrages keinen Sinn mehr und lassen sich wieder zu ihrer Heimatwelt WOL, einer Parallelwelt der Erde mit dem technischen Stand eines 25. Jahrhunderts, zurückbeamen. Aber leider geht dabei etwas schief und die beiden Agenten bleiben vorerst in den Dimensionen verschollen.Burkhard von Aschendorff indes kann aufatmen. Nach diversen Burggelagen, Plänen, Wikingerinvasionen und Kämpfen um die Hauptstadt sowie der erfolgreichen Abwehr einer Steuerinspektion durch den kaiserlichen Steuereintreiber kehrt Ruhe im Herzogtum Aschendorff und seiner Hauptstadt Morxarden ein. In Morxarden findet sich derweil Wolfram Zackig, ehemals Kommandeur der 547. Volksgrenadierdivision nach einer durchzechten Nacht als ebensolcher Preller im Straßenstaub wieder. Er erreicht Völlan Town, organisiert die Abwehr der Darlton-Brüder, gabelt die Saloondame Pretty Kitty auf und verlässt zusammen mit den Satteltramps Bronco und Hobo die Stadt weiter nach Süden. In Kaarstedt erleben sie das totale Chaos und für sie heißt es, wie auch für Marc und Fretz: Neuen Zielen entegen...

Die Hauptpersonen der Story: Wolfram Zackig – seine Ehre ist besudelt: es gibt für ihn nur einen Weg ...Tristan Trigger – Waffenhändler und Ablassbriefverkäufer mit neuem Auftrag...Bronco und Hobo – two lonesome cowboys goes west ...Pretty Kitty – sie hat etwas zu tragen …Marc O’Popel und Fretz Lihner – ihre Odyssee hat ein Ende ?!Max von Waldschreck – kriegt einen Schreck ...

1.

Der Tag neigte sich dem Ende - irgendwo im südlichen Aschendorff. Ein leichter Wind wehte und wirbelte das Buschwerk durcheinander. Auf einem Hügel stand einsam ein Mann auf ein Schwert gestützt und schaute nach Süden. Seine Rüstung schimmerte im Licht der untergehenden Sonne. "Wir sollten es ihm sagen!" brummte Hobo und rückte seinen Revolvergurt zurecht. Er blickte dabei seinen Kumpan

und Berufsgeächteten Bronco durchdringend an. "So schwer es uns auch fällt..." Hobo stieß Bronco an, denn dieser schien tief in Gedanken versunken. "He, Alter, sach was!" "Äh, ja, wenn du meinst, Hobo. Es ist halt so schwer, sich von einem guten Freund zu trenn..." "Yeah!" Hobo stiefelte los und marschierte in Richtung Hügel. Bronco trottete leicht schniefend hinterher.

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"He, Zackig, altes Haus! Dürfen wir Sie einen Moment stören?" Hobos kräftige Stimme sorgte dafür, dass der Mann in der Rüstung vom Schwertknauf abrutschte und fast den Hügel hinunterrollte. Dabei verlor er seine Pickelhaube. "Vermalledeit und Marschmusik... Da wird doch der Hund in der Pfanne verrückt!" Wolfram Zackig, Ex-Oberst der 547. Volksgrenadierdivision von Aschendorff, wirbelte herum und stand bereit zum Kampf. Glücklicherweise erkannte er rechtzeitig seine beiden Völlentowner Begleiter, die mit gezückten Colts in den Fäusten vor ihm standen. "Ganz ruhig, werter Zackig. Wir wollten Sie nur sprechen!"beruhigte Hobo und Bronco nickte eifrig dazu. Sie steckten ihre Schießeisen weg. "Müsst Ihr mich so aus meinen Gedankengängen reißen, werte Kampfgefährten!? " Zackig fasste sein Monokel und schob es noch tiefer in die Augenhöhle seines rechten Auges. "Was kann ich für Euch tun, Männer!" "Öh ja ..." meinte Bronco und verfiel urplötzlich in heftiges Schluchzen. "Hüäääääääääää ..." "Was hat er?" fragte Zackig indigniert und hob die linke Augenbraue etwas an. "Der Schmerz .... Der Abschied... Oh ja..." meinte Hobo und verpasste Bronco eine Kopfnuss. Sein blonder Freund ging bewusstlos zu Boden und rührte sich nicht mehr. "Potzblitz! Warum jenes und nicht dieses ???" "Wir wollen gen Westen, über das weite Meer in das verheißene Land, wo es unendliche Weiten und viele Abenteuer zu erleben gibt: Endlose Prärien, hohe Berge, wilde Bären, grauenhafte Indianer und heiße Bräute --- wir suchen halt die Ruhe, Zackig, die Ruhe vor der ewigen Verfolgung durch Sheriffs und wild gewordene Henker. Es ist uns zu heiß

geworden, hier in Aschendorff. Überall dort, wohin wir Sie begleiten, geht alles in Flammen auf und versinkt im Chaos: Völlantown - Karstedt!" Nach Hobos Vortrag schwiegen die drei Männer (Bronco sowieso).Ein Vogel sang leise ein Lied ("Muss i denn, muss i denn zum Städtele hinaus..."). "Wahrlich keine gute Nachricht, Hobo, wahrlich!" knurrte Zackig und kraulte sich am Schädel. "Ich hatte mit Euch, Hobo, noch so manch Großes vor. Welch eine stählerne Faust Aschendorffs wären wir geworden." Zackig wandte seinen Blick wieder südwärts. "Ähm," räusperte sich Hobo, "dann werde ich mir mal meinen Kumpan schnappen und die Pferde satteln. Wir werden noch heute Abend reiten." Zackig sagte nichts. Er nickte nur. Hobo legte ihm seine rechte Hand auf die Schulter und drückte sie vertraut. Im gleichen Augenblick verzog er das Gesicht und schüttelte seine Hand aus. Es tat schon weh, wenn man eine eiserne Rüstung drücken wollte. "Bis denn, Zackig, Soldier! Wir werden immer an Sie denken. Es war eine geile Zeit an Ihrer Seite. So long." Hobo tippte mit dem rechten Zeigefinger an die Hutkrempe, bückte sich, packte Bronco, schulterte ihn und stiefelte in Richtung Pferde. So konnte er nicht sehen, wie sich Zackig umwandte und ihm nachschaute, eine kleine Träne hinter dem Monokel versteckend.

2.

"Da reiten Sie dahin." murmelte Zackig und drückte Pretty Kitty fest an sich. Die Saloonlady wedelte mit einem blütenweißen Haushaltstuch, leicht schniefend. Bronco und Hobo

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verschwanden gen Westen in einer Staubwolke. Es schien, als würden sie von der untergehenden Sonne verschluckt. "Nun denn, trauern gilt nicht, es geht an die Arbeit. Kitty, mach uns ein gutes Abendbrot!" "Ja, mein Gebieter." hauchte das Westerngirl und tippelte zur Kochstelle, die am Waldrand lag. "Trigger!" rief Zackig und schaute sich nach dem ehemaligen Waffenhändler und Ablassbriefverkäufer um. Die dunkle Gestalt mit langem Mantel und großem Schlapphut schlich heran, wie es so seine Art war. "Ja, mon General!" schmeichelte er unterwürfig. Nach dem Chaos in Karstedt war er ganz froh, bei diesem kriegsgeilen Möchtegerninvasor untergekommen zu sein. "Trigger!" Zackig stellte sich in Pose, die rechte Hand auf den Schwertknauf gestützt. "Trigger, ich hatte eine Vision!" "Oh Gott!" "Bittttteeeee!" "Oh Gott, wundervoll, mein Ritter!"

"Schon besser! Also, mein Plan für unsere Zukunft lautet wie folgt: Wir werden Kaiser Franz Josef I. von seinem Thron stürzen und an seiner Statt unseren Herzog Burkhard von Aschendorff zum neuen Kaiser von Bawaringien ausrufen!"

Er starrte Tristan Trigger bedeutungsvoll an und erwartete nun eine große Zustimmung. Trigger schluckte. "Ich hab’s geahnt..." "Bitte, Junker Trigger !?!" "Öh, wenn es nicht mehr ist, Sire ... Ich bin ... äh ... natürlich ... äh ... sofort mit dabei. Für unseren (schluck) Burkhard tu ich alles ... fast alles..." "Jawoll! Dies ist die einmalige Chance, mich vor Burkhard zu rehabilitieren. Es kann nicht angehen, dass ich als Verräter von Morxarden in die Geschichte eingehe, nur weil ich glaubte, dass Burkhard mit den Wikingern gemeinsame Sache machte, damals, vor ein paar Monaten. Nein, so nicht. Ich werde allen beweisen, was für ein grandioser Feldherr ich bin. - Verstanden, Trigger!!!?"

Sprachlos vor Staunen nickte der düstere Mann nur. Das war ihm ja noch nie passiert. Es gab schon genug Spinner in der Gegend hier, aber dieser Zackig übertraf sie alle. "Was ist zu tun, großer Feldherr?" fragte er nun eilig. Er wollte es sich nicht verderben mit einem zukünftigen Invasor. "So gefallt Ihr mir, Trigger. Ich ernenne Euch zu meinem Lordadjutanten. Ihr dürft mich General nennen." "Jawohljawohlja...." "Euer erster Auftrag, Lordadjutant Trigger. Geht im Land umher und schart Mannen um Euch und sammelt Waffen... "Bei dem letzten Wort stand Trigger kerzengerade. Waffen! Sein Fach! Wahnsinn!"...Versprecht den zukünftigen Kriegern Sold und Ruhm und Ehre. Sie werden uns folgen, folgen in einen heroischen Kampf für Burkhard von Aschendorff....!" "Soll ich sofort los?" Trigger lief der Seiber aus den Wundwinkeln. Er war scharf. Scharf auf das Besorgen von Waffen.

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"Nein. Des Morgens brecht Ihr auf. Wir werden nun zu Abend essen. Folgt mir!"

3.

Trigger hatte am frühen Morgen das Lager verlassen, um im südlichen Aschendorff nach Freiwilligen für Zackiges 1. Sturmdivision Burkhard I." zu suchen. Später Nachmittag. Zackig lag im Gras und neben ihm Pretty Kitty, seine getreue Geliebte. Er träumte von zukünftigem Glanz am Hofe Burkhards und sie ... "Wolfi!" "Ja." brummelte der große Eroberer traumverschlafen. "Wolfi, ich habe dir etwas ... äh ... wichtiges mitzuteilen!" "Ja!" brummelte Zackig erneut. "Wolfi, es ist von entscheidender Bedeutung für unser gemeinsames Leben in der Zukunft und jetzt." "So so, was ist es denn, holde Pretty?" Langsam erwachte Zackig aus seinem Traum vom Ruhm. Pretty Kitty schmiegte sich fest an ihn, küsste seine Rüstung und schnurrte: "Was hältst du von einem kleinen Wolfram?" "Gut" murmelte er - "Waaaaassssss ?"Zackig sprang wie von einem Tarantel gestochen auf und blickte entgeistert auf Kitty hernieder. "Willst du damit sagen, werte Kitty, willst du damit ernsthaft sagen, dass ich dich geschwängert habe?" "Ja, Wolfi..."hauchte sie und klapperte mit den Augenwimpern. "Kolossal. Phantastisch. Grandios. Derer von Zackig, die aus dem edlen Kriegergeschlecht werden nicht aussterben. Ha, und mein ungeborenes Kind wird mich schon auf seinem ersten Feldzug begleiten. Wenn das nicht zukunftsweisend ist..." Bei den letzten Worten war Kitty ganz blass geworden.

"Wolfram", sagte sie scharf, "ich habe erwartet, dass du ob dieser freudigen Nachricht von deinen unsinnigen Eroberungsplänen ablassen würdest!" Jetzt wurde Zackig blass. "Was, Weib, was verlangst du von mir? Nimmer werde ich ein braver Bauer, nein, ich bin Krieger, jawoll." Pretty schluchzte leise und fing an zu weinen. "Weinet nicht, teure Geliebte. Mein Truppenarzt wird dich bestens versorgen."

"Ach Quatsch mit Soße, Wolfram. Hier hörst Du meine Entscheidung: Ich werde dich sofort verlassen und ins nächste Dorf gehen. Dort lebt eine Cousine elften Grades von mir, Miss Dolly Dollar Parton. Ich habe mit Ihr schon gesprochen, vor Tagen. Sie nimmt mich bei sich auf. Wolfram, ich werde dort warten, bis du zur Vernunft gekommen bist. Dein Kind soll ohne Mord- und Totschlag aufwachsen, klaro!?!" Ihre Stimme war im Laufe des Monologs immer lauter und schärfer geworden. Zackig schrumpfte merklich zusammen. "Aber, liebste Kitty, ich bin ein Krieger, der eine Schmach von sich abzuwaschen hat. Ich muss handeln..." "Argggghhh" stieß Kitty wütend hervor, drehte auf den Absätzen, packte an der Feuerstelle ihre Habseligkeiten zusammen und marschierte in Richtung Osten, dort wo ihre Cousine lebte. "Leb wohl, Zackig. Wenn du deinen unseligen Feldzug beendet und auch überlebt hast, kannst du dich ja wieder bei mir melden. Und bring dem Kind was Schönes mit. So long!" Der Ex-Oberst und zukünftige General starrte mit offenem Mund hinter Pretty Kitty her. Das Monokel fiel aus seinem Auge und klimperte auf der Rüstung herum. Nach dreimaligem Schlucken brachte Zackig einen Ton hervor: "Grmpf".

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Pretty Kitty verschwand hinter den Hügeln. "Grmpf", versuchte Zackig wieder ein Wort zu sprechen, doch es klappte nicht. Womit habe ich das verdient, dachte er, denn das klappte noch ganz gut. Erst Bronco und Hobo, nun Kitty. Was hab' ich falsch gemacht? --- Nichts! Nein, nichts. Mit solchen Gedanken gestärkt, setzte sich Zackig ans Feuer, denn es wurde wieder frisch, um auf Tristan Trigger und die neuen Krieger im Auftrag Burkhards zu warten.

4.

Die Tage vergingen für Wolfram Zackig in Einsamkeit. Abgesehen von seinem Pferd hatte er niemanden, mit der er sich unterhalten konnte. So fand er Trost bei manchem Becher Wein. "Edel ist dieser Tropfen - so edel wie mein Blut!" murmelte er und prostete Heinrich, seinem treuen Gaul zu. Dieser schnaubte dabei jedes Mal verächtlich und ließ einen Pferdeapfel fallen. So häuften sich die leeren Flaschen und der dampfende Kot. Eines Mittags nahm der Ex-Oberst am Horizont eine Staubwolke wahr. Er rieb sich die Augen, erhob sich aus dem Schneidersitz und wankte zum Feldherrenhügel. "Oh, Mann. Der eiert ja wie eine Stute nach meinem Besuch bei ihr!" wieherte Heinrich, wissentlich, dass Zackig ihn ja doch nicht verstand. Wankend, wie eine dünne Birke im Wind, stand Zackig derweil auf dem Hügel, die rechte Hand zum Schutz vor der Sonne über die Augen gelegt. "Mein Gott, sie sind es!" rief er aus und warf die letzte Flasche "Aschendorffer Brüllgeister" fort.

"Mit diesem Trigger habe ich einen guten Fang gemacht." Schlagartig ward Zackig wieder nüchtern. Er strich sich seine Uniform glatt, polierte seinen Brustharnisch und setzte sich die Pickelhaube vorschriftsmäßig auf. Die Staubwolke wurde indes immer größer und schon bald konnte Zackig die ersten Gestalten erkennen. An ihrer Spitze ritt eindeutig Tristan Trigger, erkennbar an seinem seltsamen Hut. Danach folgte die Meute: Zu Fuß, zu Pferd oder auf Ochsenkarren. Zackigs Begeisterung legte sich zusehends, je näher die Kriegshorde kam. "Haderlumpen, Gassenjungen, Hurenböcke!" kommentierte er mit säuerlichem Gesicht. Über dreihundert Mann zählte er, auch ein paar Weibsen erkannte er, eindeutig dem horizontalen Gewerbe zugehörend. Nun ja, das war nicht einmal so übel, so konnten sich die Krieger immerhin zwischen den Schlachten erholen oder auch abreagieren. "Mon General!" rief Trigger, als er in Rufweite heran war. "Mon General, seht her, was ich geschafft habe. Eine Armee von Kriegern, Waffen, Nachschub, einfach alles. War das ein Spaß!" "Ja, ja, Trigger. Ganz ordentlich, ganz ordentlich. Lasst den Sauhauf... äh ... die Truppe antreten, aber rasch!" Unter "Antreten" konnte sich Trigger zwar nicht allzu viel vorstellen, aber irgendwie brachte er Ruhe in den schwatzenden, völlig disziplinlosen Haufen. Zackig begann mit seiner Eröffnungsrede: "Männer!" Verblüfftes Schweigen. Zackigs Monokel blinkte im Sonnenlicht. "Männer! Dies ist ein historischer Tag, ein Tag, der Geschichte machen wird. Ihr, Männer, seid ausersehen, Ruhm und Ehre über die Häupter des Landes Aschendorffs zu bringen. Mit Eurer Hilfe, mit Eurem Mut und Eurer Tapferkeit wird es mir gelingen, den

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Tyrannen in Münchar vom Thron zu stoßen und Burkhard ..." Ein Stiefel traf Zackig am Kopf, es folgten mehrere Helme, auch vereinzelte Messer waren unter den Wurfgeschossen. "Was will der Fatzke!" ertönte es aus den Reihen der Krieger. "Stopft ihm das Maul - Wo ist die Beute? - Wann geht es denn endlich los? - Hat den da einer eingeladen? - Kennt den überhaupt einer?" Zackig war sprachlos vor Staunen. "Öh!" Trigger ahnte Schlimmes und beruhigte den Mob. Dann eilte er zum Feldherrnhügel. "General, General. Redet nicht soviel. Das verstehen die Jungens nicht so richtig. Die sind nicht so pathetisch drauf, versteht Ihr?" "Nö!" "Also - Freiwillige für den ruhmreichen Kampf konnte ich nicht gewinnen. Es tat nun Not und ich musste fette Beute, heiße Bräute und so allerlei Zeugs versprechen. Also erwähnt nichts von Burkhard und dem Kaiser und so. Das kapieren die nicht!" Zackig verstand. So war es immer. Diese Trottel lockte nur der schnöde Mammon. Sei's drum, dachte er und fuhr fort zu sprechen: "...wir marodieren und massakrieren uns nach Süden durch, brandschatzen und vergewaltigen, machen fette Beute, plündern die Dörfer und Städte..." Der Mob johlte und brüllte vor Vergnügen. Schlagartig war Zackig die Nummer eins. Erschöpft hockte sich Zackig auf den Feldherrnhügel nieder. Trigger stapfte heran. Bei ihm befand sich ein kleines, verhutzeltes Männlein. "Mon General. Darf ich vorstellen"?" "Äh, wenn es sein muss." "Das ist Doctor Feelgood, unser Feldarzt."

Das Männchen grinste von einem Ohr zum anderen und versuchte, zu salutieren. Dabei rülpste es laut. Zackig zog seine Nase kraus.

"Oha! - Ihr Atem sagt mir: Ihr habt einen "36er Gelsenkirchener Stollengurgler" genossen!" "Jajajawwwwww...woll...ja!" lallte Feelgood. Dabei zauberte er eine Flasche Wein unter seiner Lederweste hervor. "Ich... hicks ... hab nnnn...nnoch.. aaaa...ei..ei...ne!"Zackig erhob sich schnurstracks, fasste Feelgood am rechten Arm und sagte gönnerhaft: "Wir werden uns einmal um sanitärlogistische Probleme unterhalten, Feldarzt. Das erscheint mir eminent wichtig. - Trigger !" "Äh, General???" "Lasst die Krieger ein Lager errichten und beginnt augenblicklich mit der Ausbildung der Männer. Ich erwarte heute Abend die ersten Erfolgsmeldungen! - Fragen ?" "Äh ... !" "Gut, keine! Wegtreten!" Er schob Feelgood vor sich her und beide wankten leichten Schrittes zur Feuerstelle. "Irgendwie habe ich das Gefühl, dass mir die ganze Sache über den Kopf wächst!" murmelte Trigger und starrte dem ungleichen Paar nach. "Es scheint, dass mein General sich zum Inspekteur des Sanitätswesens entwickelt. Prost Mahlzeit..." Er wandte sich um und marschierte auf die wilde Horde zu. Was meinte Zackig wohl mit Ausbildung ...

5.

Weiter im Norden des Landes ritten zwei Gestalten in der Uniform der herzoglichen Armee durch die nachmittäglichen Lande.

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Sie schienen frohgemut zu sein, denn der dunkelhaarige Krieger pfiff fröhlich vor sich hin. Sein Partner grinste hin und wieder und genehmigte sich einen Schluck Wasser aus der Feldflasche. "Es ist irgendwie erhebend, sich dem Ende seiner Odyssee zu nähern, nicht wahr, Fretz?" Der Dunkle brach sein Pfeifen ab und sagte gelassen: "So ist es!" Geneigten Lesern dürften diese beiden markanten Gestalten nicht unbekannt sein, handelt es sich doch hierbei um die legendären Hauptakteure unserer Serie, Marc O'Popel und Fretz Lihner. "Bald haben wir Irrowia erreicht. Wir werden uns unsere Ausrüstung zusammensuchen und versuchen, mit WOL irgendwie Kontakt aufzunehmen. Ich hoffe, dass wir entsprechende Geräte finden werden, die man zu einer Zeitboje umfunktionieren kann." "Ach, die tollen Weiber auf WOL oder in den Orbitalstationen - oder auf dem Mond. Schwereloser Sex - Marc, das habe ich richtig vermisst!" Fretz weilte schon in anderen Dimensionen. "Noch sind wir nicht da. Lass uns beten, das Max von Waldschreck die Überwachung über diesen Sektor nicht eingestellt hat." "Das glaub' ich nicht. Der Transmitter war auf Irrowia fixiert." "Technische Pannen...". "... haben die Jungs um Oki Elai garantiert schon behoben." "Wir werden den Lordoberst über die Lage auf der Erde endlich aufklären können. Ein Krieg wird hier niemals drohen. Dieser Burkhard ist zu blöde zu so etwas und seine Tochter zu hässlich und schrecklich, um damit von irgend jemandem etwas erpressen zu können. Unsere Mission war völlig umsonst."

"Klaro, Marc. Bald gibt`s wieder Aufträge auf fremden Planeten in unserer

Zeitdimension und moderne Weiber und so. Und herrliche Drinks auf herrlichen Urlaubsplaneten..." "Mensch, Fretz, denk' nicht immer an das eine..." "Okay, denk' ich an das andere..." So näherten sich unsere Freunde Irrowia, in der Annahme, den Planeten Erde als friedliches, zwar etwas chaotisches und seltsam perverses Fleckchen verlassen zu können. Konnten sie ahnen, dass Ihr Saufkumpan (Band 27) und Möchtegern-Eroberer Wolfram Zackig von ganz anderem Kaliber war als Little Tiger Burkhard? Konnten Sie nicht. Wie auch - die Zusammenhänge kennt eh keiner mehr - vielleicht einer der Leser?

6.

Das Hauptquartier der Blaugrauen Garde schien einem Ameisenhaufen zu gleichen. Aufgeregt hetzten Uniformierte und Nichtuniformierte hin und her, scheinbar ziellos, hektisch und planlos. Das hatte seinen Grund. Nach verschiedenen Katastrophen, wie einem Roboteraufstand und einer Wikingerinvasion aus einer anderen Dimension, zog der Chef der Garde, Max von Waldschreck, andere Seiten auf. Wer schlampte, bekam acht WochenSonderdienst auf dem Pluto: Schneeschippen. Besonders heiß her ging es im Forschungszentrum. Dortiger Chefwar Oki Elai, der einst Marc und Fretz und auch Strawberry Fields und Blueberry Hills (zur Unterstützung von Marc und Fretz) zur Erde geschickt hatte. "Zeitkommando - Alles herhören!" rief er in den Raum, von dem aus alle Zeitschlauchaktionen geleitet wurden.

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Gustav Reentsma spuckte eine angekaute Wolboro Ligths in den Raum und verschluckte sich am Rauch. Conrad Colonia, die Schwuchtel im Team, beendete seinen Annäherungsschleichgang auf Gustav und Sandy Williams, die Nymphomanin, schaltete den TV aus, der gerade die 34.000 Folge von California Clan brachte. "Leute," innerlich schüttelte es Oki Elai ob solcher Dekadenz in seiner Truppe, "gleich erscheint der ehrenwerte Max von Waldschreck und wird unserer Aktion "Rückholung der Verlorenen"beiwohnen. Noch Fragen?" "Willste ne Kippe, Mann?" knurrte Gustav, "is'ne ganz leichte!" Bevor Oki etwas erwidern konnte, erschien Max von Waldschreck im Zimmer, ganz der Lordoberst, korrekt gekleidet, den Blick stolz geradeaus gerichtet. "Elai. Beginnen Sie, bevor ich mich hier übergeben muss. Immer, wenn ich Ihre Truppe sehe, wird mir ganz schlecht! Ich frage mich, wie sie zu Ihren guten Leistungen kommen...!" "Äh ... ich auch !" murmelte der Projektleiter und aktivierte seine Leute. Binnen kürzester Zeit arbeiteten alle Computer und der Interdimensionstransmitter gab beruhigend surrende Geräusche von sich. "Sir, wir habe Irrowia angepeilt. Wir können den Ort der Nieder... äh ... Ankunft von O'Popel und Lihner lokalisieren. Sobald die beiden auftauchen - nach den Wahrscheinlichkeitsberechnungen von Conrad Colonia müssen die beiden ja irgendwann in Irrowia wieder auftauchen - werden sie von einem Fesselfeld erfasst, entstofflicht und in unsere Zeitebene zurückgeholt. Die Maschinen laufen auf Hochtouren, sind gewartet und die Erfolgsaussichten liegen bei 99,99 Prozent."

"Wasssss !" brüllte von Waldschreck, "nur 99,99 Prozent !?! Wo bleibt das fehlende hundertstel Prozent ?" Oki Elai wurde bleich. Er starrte Sandy Williams an. "Hast Du es ... vernascht ?" stammelte er. "Häh ... ey, Mann, ich steh' nicht auf Prozente. Ich steh' auf ganze Männer!" Hilflos blickte Oki seinen Chef an. Der winkte ab. "Egal, ich hab' schon unter schlechteren Voraussetzungen gearbeitet. Fangen Sie an!" Die Zeit des Wartens begann.

7.

Marc und Fretz erreichten das Haus, in dem sie vor über einem halben Jahr - oder so - transmittiert waren. Die versteckten Geräte waren schnell gefunden und Fretz begann mit der Arbeit. "Wie sieht es aus, Fretz. Klappt es?" "Sieht nicht gut aus, Alter. Mir fehlen ein paar wichtige Teile. Wir können nur hoffen, dass Waldschreck eine Möglichkeit gefunden hat, uns so zurückzubeamen." In diesem Augenblick begann es in dem Wohnraum zu flimmern. Marc und Fretz warfen sich sofort zu Boden - ganz die gedrillten Blaugraugardisten. "Was ist das?" rief Fretz. "Ich glaub, die Zeit wird aufgerissen..." "Das bedeutet..." begann Fretz, aber den Satz konnte er nicht mehr aussprechen. Er sah, wie sich Marc aufzulösen begann. Marc blickte mit vor Schreck geweiteten Augen auf Fretz. Auch dieser löste sich auf. "Bis bald, Fretz!" Sein Kamerad konnte nichts mehr sagen. Er hatte sich schon aufgelöst. Die Rückreise begann ...

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"Wir haben Sie, Lordoberst!" rief Oki, als er die entsprechenden Werte auf dem Monitor ablas. "Holt Sie zurück!" ordnete von Waldschreck, vor Erregung auf seinem Schnurrbart kauend, an. Sandy Williams stöhnte laut auf, Conrad Colonia seufzte und Gustav Reentsma zog an einer "Heavy Tabacco". Der Zeittransmitter erfasste die beiden vermissten Agenten und holte sie zurück. Jeden Augenblick mussten sie auf der Landplattform rematerialisieren. Alles starrte gebannt dort hin. Da schrillte der Alarm. "Alarm, Alarm," kam es aus den Lautsprechern des

Computers. "Misserfolg, Misserfolg! Es fehlen ein hundertstel Prozent. Wo sind sie, wo sind sie!?!?!?!" Max von Waldschreck wurde kreidebleich. Auf der Plattform rematerialisierte etwas. "Mein Gott, " entfuhr es ihm, "was ist das?" Oki Elai eilte zur betreffenden Stelle, hob den Gegenstand auf, betrachtete ihn und meinte dann atemlos: "Das ist ein Einsatzschuh der Blaugrauen Garde. Größe 44. Das ist die Schuhgröße von Fretz Lihner... Sir ... Ich stelle fest, dass die beiden Gardisten Marc 0'Popel und Fretz

Lihner verschollen sind, entweder verloren in der Zeit oder zurückgeschleudert auf die Erde!" Alles starrte von Waldschreck an, eine Entscheidung oder ein Wort des Trostes erwartend. "Scheiße .... "

Fortsetzung folgt...

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