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VIELEN DANK AN UNSERE SPONSOREN, OHNE DEREN UNTERSTÜTZUNG DIESES FESTIVAL NICHT MÖGLICH GEWESEN WÄRE: Marienstr. 16 / 76137 Karlsruhe / Tel.: 0721-3 50 00 18 / www.schauburg.de Gestaltung: Christine Kummer / www.kummerdesign.de

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Vielen Dank an unsere sponsoren, ohne Deren unterstützung Dieses FestiVal nicht möglich gewesen wäre:

Marienstr. 16 / 76137 Karlsruhe / Tel.: 0721-3 50 00 18 / www.schauburg.de

Gestaltung: Christine Kummer / www.kummerdesign.de

Schauburg

4. Todd AO 70mm Filmfestival

03.- 05. Oktober 2008

Filmtheater SchauburgMarienstr. 16 / 76137 Karlsruhe / Tel.: 0721-3 50 00 18

Web: www.schauburg.de

Georg Fricker Hooman Afshari Christian Appelt Mychael Berg Jürgen Brückner François Carrin Torsten Frehse Wolfram Hannemann Hans Hänßler Thomas Hauerslev

Christine Kummer Gunter Oehme Dr. Alexander Reynolds Paul Rayton Clemens Scherer Frank Schmitz Norbert Thäder Galina Shaveika Rene Wolf Patrick Wurster Jared Sapolin

Miggi Kaltenbach Andreas Fink Kevin Barret Shawn Belston Jakub Klima Udo Heimansberg Cordula Lau Thorsten Meywald Andrew Youdell

Many ThanKs To:

Team Projektion: Vincent Koch & Marcus Vetter

Perspecta Sound Rekonstruktion: Gunter Oehme

Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe 3

InhaltTitel Seite

„You are in the show with Todd-AO“ (deutsch & englisch) 4 - 5 Von/By Thomas Hauerslev

M.C.S.-70 (deutsch & englisch) 6 - 27 Von/By Christian Appelt

The Last Valley / Das vergessene Tal 28 - 33 Von/By Udo Heimansberg

Die Restaurierung von „Lawrence von Arabien“ (deutsch & englisch) 34 - 45 Von/By Columbia Pictures, 1989

Leben und Werk von Walter Siegmund (deutsch & englisch) 46 - 47

Die Todd-AO Mark III Kopiermaschine (deutsch & englisch) 48

Zur Entstehung von „Hauptmann Florian von der Mühle“ 49

Zur Entstehung von „Song of Norway“ 50 - 51

Zur Entstehung von „Star“ 52

Zur Entstehung von „Das vergessene Tal“ 53 - 54

Zur Entstehung von „Der Kongress amüsiert sich“ 55 - 56

Zur Entstehung von „Pink Floyd - The Wall“ 57 - 58

Zur Entstehung von „Lawrence von Arabien“ 59 - 61

Zur Entstehung von „In 80 Tagen um die Welt“ 62 - 63

Zur Entstehung von „Die Bibel“ 64 - 65

Zur Entstehung von „Exodus“ 66 - 67

Filme des Festivals - auf einen Blick 68 - 73

Generelles zu den Vorführungen 74

Fussnoten 75

Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe 49

Bezogen auf fast fünf Jahrzehnte DDR-Kino ist er allenfalls einer unter vielen. Rund 950 Spielfilme und Kurzspielfilme, 820 Animationsfilme und 5.800 Dokumentarfilme, die heute zum Stock der DEFA-Stiftung gehören, dreht die Deutsche Film AG (das volkseigene Filmstudio mit Sitz in Potsdam-Babelsberg) von 1946 bis ’92. Doch „Hauptmann Florian von der Mühle“ ist auf seine Weise besonders: als erster DEFA-Film im 70mm-Format.

In der Hauptrolle ist einer der weni-gen Schauspieler zu sehen, der es auf beiden Seiten der Mauer zu großer Gunst beim Publikum gebracht hat: Manfred Krug gibt in der Literaturverfilmung aus dem Jahr 1968 den Müller, der als bur-genländischer Freischarhauptmann einer Bauernschwadron gegen Napoleon gekämpft und oben-drein sein letztes Hemd im Befreiungskrieg zerschlissen hat. Nach Verbannung des Feldherren schickte ihm der Kaiser jedoch keinen Dank, sondern den Steuerpfänder. Als wäre es nicht genug, dass er für seine zerstörte Mühle keinerlei Schadensersatz ausbezahlt bekommt, macht sich Florian auf nach Wien, wo der Kongress tanzt und tagt, um dort sein Recht einzuklagen.

Doch unterwegs muss er zuerst die in geheimer Mission reisende Duchessa von Guastalla (Regina Beyer) vor Räubern retten und dann erfahren, dass sie beide denselben Weg vor sich haben: Duchessas Mann ist im Krieg gefallen und Seine Majestät Kaiser Franz II. von Österreich macht der Herzogin zugunsten seiner Tochter, Napoleons Frau, das Erbe streitig. Dass sie außerdem unter ihrem Mieder einen Brief des auf Elba festsitzenden Bonaparte an seine Marie Luise trägt, verschweigt sie Florian. Mit List, publikumswirksa-mer Stupidität, Glück und Degen muss der sich fortan durch höfi-sche Intrigen und geheimpolizeili-che Schikanen arbeiten. Der Weg wird für ihn und seinen Begleiter Amadeus (Rolf Herricht) aber noch

von Spitzeln, (Torten-)Schlachten, (Gift-)Anschlägen und Amouren gesäumt sein.

Sehr frei nach histori-schen Tatsachen und schon mehr der Erzählung „Die Winternachtsabenteuer“ seines Landesgenossen Joachim Kupsch entlehnt, präsentiert sich die tur-bulente Komödie im Mantel- und Degen-Gewand von Werner W. Wallroth, einem der renommier-testen Regisseure der Deutschen Film AG. Auch „Hauptmann Florian“, so der verkürzte west-deutsche Titel, hat daran maß-geblich Anteil: Der 132-Minüter wird an den DDR-Kassen der erfolgreichste von Wallroths elf DEFA-Kinoproduktionen. Für die Musiken ist außerdem mit Karl-Ernst Sasse einer der bedeutend-sten Filmkomponisten der Republik verantwortlich. Biedermeier auf Weltniveau gibt’s aber höchstens bezogen auf seine romantischen Arrangements – und natürlich das Filmformat. Ansonsten ist der breit angelegte DEFA-Pilot mit sichtlich schwerfälliger 70mm-Kamera eher auf äußere Attraktivität bedacht. Aber mit der richtigen Technik bleiben auch selten komische Klamotten bestens im Gedächtnis.

FilminfosDDR 1968Aufgenommen in 65mm DEFA-70 (1:2.21)Präsentiert in 70mm (1:2.21) / 6-Kanal Stereo MagnettonDeutschsprachige Originalfassung mit tschechischen Untertiteln / 132 Minuten / ErstaufführungskopieWestdeutsche Premiere der 70mm-FassungWelturaufführung: 22.11.1968FSK: freigegeben ohne Altersbeschränkung

StabProduktion: Werner LiebscherRegie: Werner W. WallrothBuch: Werner W. WallrothBuchvorlage: Joachim Kupsch (Erzählung „Die Winternachtsabenteuer“)Kamera: Eberhard Borkmann,

Hans-Jürgen KruseMusik: Karl-Ernst SasseSchnitt: Helga Emmrich

DarstellerManfred Krug (Hauptmann Florian), Regina Beyer (Duchessa von Guastalla), Gisela Bestehorn (Freifrau von Colloredo), Rolf Herricht (Amadeus), Jutta Klöppel (Fanny Schauendorf), Eberhard Cohrs (Dorfgendarm), Hartmut Beer (Geheimpolizist), Herbert Köfer (Medicus), Hans Hardt-Hardtloff (Nepomuk), Doris Abeßer (Nanderl), Rolf Hoppe (Polizeidirektor), Werner Lierck (Adjutant), Wolf Sabo (Fürstenkanzler)

Hauptmann Florian von der MühleZUR ENTSTEHUNG

Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe 50

Er ist vor allem im Ausland Synonym für den norwegi-schen Komponisten; schließlich beeinflussen Edvard Griegs romantische Klavier- und Kammermusiken nicht nur nach-folgende Tonkünstlergenerationen, sie genießen von den 1880er Jahren an Popularität in der Hausmusik. Der Verfilmung von „Song Of Norway“, seiner Musical-Biographie und dem ersten Broadway-Stück, das nach dem zweiten Weltkrieg den Atlantik überquert, erging es etwas anders. In Handlung und Musik von der 1944er-Bühnenvorlage abweichend, wurde sie in Deutschland bislang weder offiziell vorgeführt noch fürs Heimkino ver-öffentlicht. Und auch dafür lassen sich gute Gründe finden.

„The Life And Music Of Edvard Grieg“ gibt der Untertitel vor und so erleben wir zu Anfang einen in Armut lebenden Konservatoriums-Absolventen (Torval Maurstad), der bei seiner Familie Anstoß erregt, weil er Cousine Nina (Florence

Henderson in ihrem Filmdebüt) ehelicht. Zugleich pflegt Grieg eine Affäre mit der wohlhabenden Therese Berg (Christina Schollin). Deren einflussreicher Vater (Robert Morley) sieht die Romanze ganz und gar nicht gern. Das theoreti-sche Arrangement: Therese wird die Finger von Edvard lassen, wenn Berg Senior ihm ein karriere-förderndes Konzert in Stockholm arrangiert.

Bereits 1947 steht eine Technicolor-Adaption des Bühnenstoffs mit Produzent Sam Spiegel und Schauspielerin Deanna Durbin zur Debatte, wird aber wegen zu hoher Kosten ein halbes Jahr vor dem anvisierten Drehbeginn wieder verworfen. 23 Jahre später haben dann Andrew (Regie und Buch) und Virginia L. Stone (Schnitt) bei ihrer Produktion zweifelsohne immer noch den Nachhall der Leinwandfassungen von „The Sound Of Music“ und „My Fair Lady” im Ohr. Schließlich waren derartige Formate Mitte der 1960er noch äußerst erfolgreich.

Stattdessen schließen die Eheleute zu den Kassenkatastrophen „Star!“, „Darling Lili“, „Mame“, „Lost Horizon“ oder „Paint Your Wagon“ auf, die an Box-Office wie Zahn der Zeit vorbeibohrten.

Dabei spendieren sie ihrem 138-Minüter einen wilden Aufgalopp: Yakima Canutt, Koordinator des Wagenrennens in „Ben Hur“, leitet die Second Unit und jagt gleich zu Filmbeginn mehrere Pferdegespanne über Stock und Stein. Dann wird es zusehends ruhiger. Die im Handlungsverlauf mit Griegs Vorankommen zurückbleibende skandinavische Landschaftsschönheit – fließende Bäche, reißende Ströme, andäch-tige Seen zwischen schneebe-deckten Gebirgsketten, sattgrünen Wäldern und schafsverzierten Blumenwiesen – unterstützt das Kitschklischee und kann samt ihrer Zeichentrickbewohner manche in Super Panavision 70 gedreh-te, dilettantische Umsetzung nur schwer übertünchen.

Song of NorwayZUR ENTSTEHUNG

Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe 51

Die Komponisten sollten Andrew L. Stone kein Glück mehr brin-gen: Auch mit dem zwei Jahre nach „Song Of Norway“ vollen-deten Film-Musical „Der große Walzer“ um den jungen Johann Strauß bleibt er erfolglos, wes-halb der Produzent, Regisseur

und einst „Oscar“-nominierte Drehbuchschreiber (1957 mit dem Doris-Day-Thriller „Mord in den Wolken“) eine langjährige Karriere beendet, die 1939 noch mit der Musikerbiographie Victor Herberts „Im Dreivierteltakt am Broadway“ einigermaßen vielversprechend

begonnen hat; und doch zeitle-bens nie gleichbedeutend war mit den großen Namen der Zunft.

FilminfoSong Of Norway (OT: Song Of Norway)USA 1970Aufgenommen in 65mm Super Panavision (1:2.21)Präsentiert in 70mm (1:2.21) / 6-Kanal Stereo MagnettonEnglischsprachige Originalfassung / 138 Minuten / ErstaufführungskopieRoadshow-PräsentationWelturaufführung: 4.11.1970Deutsche Erstaufführung

StabProduktion: Andrew L. Stone, Virginia L. StoneRegie: Andrew L. Stone Buch: Andrew L. StoneBuchvorlage: Milton Lazarus (Musical), Homer Curran (Theaterstück)Kamera: Davis BoultonMusik: Chet Forrest, Bob WrightSchnitt: Virginia L. Stone

DarstellerToralv Maurstad (Edvard Grieg), Florence Henderson (Nina Grieg), Christina Schollin (Therese Berg), Frank Porretta (Richard Nordraak), Harry Secombe (Bioernstjerne Bjoernson), Robert Morley (Berg), Edward G. Robinson (Krogstad), Elizabeth Larner (Mrs. Bjoernson), Oskar Homolka (Engstrand), Frederick Jaeger (Henrik Ibsen), Henry Gilbert (Franz Liszt), Richard Wordsworth (Hans Christian Andersen), Bernard Archard (George Nordraak), John Barrie (Mr. Hagerup), Wenche Foss (Mrs. Hagerup), Ronald Adam (Gade), Aline Towne (Mrs. Thoresen)

Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe 52

Julie Andrews ist längst eine Broadway-Größe, als sie in die Rolle der Schauspielerin Gertrude Lawrence schlüpft, die einst als Anna Leonowens mit dem noch unbekannten Yul Brynner in „The King And I“ und 15 weiteren Stücken bezau-

berte. Andrews’ Karriere auf den Brettern New Yorks beginnt zwar bereits mit 19 Jahren, trotzdem wirkt sie bis 1964 in keinem Kinofilm mit. Denn obgleich die ausgebildete Sängerin und Tänzerin lange Zeit das Blumenmädchen Eliza Doolittle im Musical „My Fair Lady“ gespielt hat, muss sie mit ansehen, wie ihr Part auf der Leinwand von Audrey Hepburn vorgetragen wird, die dabei nicht einmal selbst singt. Doch dann holt sich Andrews in der Titelrolle von „Mary Poppins“ mit ihrem ersten Spielfilm gleich den „Oscar“ als „Beste weib-liche Hauptdarstellerin“ – der Durchbruch und erfolgreiche Bewerbung für Robert Wises und Saul Chaplins Publikumsrenner „Meine Lieder – meine Träume“, die Kinoversion des Rodgers-Hammerstein-Musicals „The Sound Of Music“ über die Trapp-Familie, das in den USA das Bild von Österreich im Dritten Reich so nachhaltig geprägt hat. Dann kommt „Star!“. Doch das Ende der Epoche großer Film-Musicals ist bereits eingeläutet.

Kommentiert und begleitet von ihrem Freund Noel Coward (Daniel Massey, der für seine Performance eine „Oscar“-Nominierung für die „Beste Nebenrolle“ und einen „Golden Globe“ erhält), zeigt die aufwän-dige Musical-Verfilmung den dramatischen Lebensabschnitt der 1952 gestorbenen englisch-dänischen Film- und Broadway-Schauspielerin Gertrude „Gertie“ Lawrence zwischen den beiden Weltkriegen. Aus ärmlichen Verhältnissen stammend, hat sie sich vom einfachen Chormädchen

zur gefeierten Diva in die großen Music-Halls hochgearbeitet und in Europa Theater- wie Filmpublikum begeistert. Andrews trägt ins-gesamt 125 Originalkostüme und stellt damit einen Rekord in der konkurrenzlosen Kategorie „Garderobenwechsel in einem Film“ auf. Allein die Lawrence-Kollektion von Kostümbildner Donald Brooks kostet 350.000 Dollar und obendrein gilt es, 10.000 Statisten einzukleiden.

In Rückblenden werden wir somit zu Zeitzeugen eines Aufstiegs in den 20er und 30er Jahren; der Erfolg belastet jedoch zusehends Lawrence’ Privatleben – bis sie am Erfolg zerbricht. So ist es bei-nahe auch der 20th Century Fox ergangen, die mit allen Mitteln den Triumph des fünffachen „Oscar“-Siegers „The Sound Of Music“ wiederholen und in den kommenden drei Jahren jeweils ein protziges Musical produzie-ren will: Erst „Doctor Dolittle“ und „Star!“, dann „Hello, Dolly!“. Doch der Publikumsgeschmack ist bereits beim ersten Projekt im Wandel begriffen und die Einspielergebnisse spiegeln dies wieder. Die Fox gerät Ende der 60er in eine bedrohliche Krise, die bezeichnenderweise erst durch eine Wiederaufführung von „The Sound Of Music“ 1973 abgewen-det werden kann.

Wenig hilfreich sind derweil die Versuche, das in Todd-AO gedrehte Dreistunden-Musical „Star!“ mit seinen sieben „Oscar“-Nominierungen (neben Masseys Nebenrolle waren Szenenbild, Kamera, Kostümdesign, Filmmusik, Song und Ton erkoren) und Varieté-Einlagen nach dem Flop an der Kinokasse gründlich zu kürzen, um es dann abermals unter dem Titel „Those Were The Happy Times“ auf die Leinwand zu bringen. Regisseur Robert Wise – seit seinem zehnfach „Oscar“-bedachten „West Side Story“ erwiesener Mann vom Musical-Fach – glaubt indes von Anfang an nicht daran, dass sein Werk in verkürzter Fassung besser würde. Er lehnt es ab, selbst zu schnei-den; lässt das Studio aber gewäh-ren. Allerdings verlangt er, dass die Zeile „Ein Film von Robert Wise“ gleichfalls im Schneideraum bleibt. Und so macht sich Cutter William Reynolds unter Anweisung des Fox-Produzenten Richard D.

Zanuck abermals an die Arbeit und stutzt den Film auf 120 Minuten.

Mittlerweile ist „Star!“ vollstän-dig restauriert, so dass die von Michael Kidd choreographierten Songs wieder über die volle Länge wirken dürfen: „Piccadilly“, „Oh, It‘s A Lovely War!“, „Limehouse Blues“, „Physician“, das im Duett vorgetragene „Dear Little Boy (Dear Little Girl)“ oder die dem Weill-Gershwin-Musical „Lady In The Dark“ entnommenen „My Ship“ und „The Saga Of Jenny“. Und über all dem schwebt die wunderbare Julie Andrews – All Singing, All Dancing, All Acting!

FilminfoStar(OT: Star!)USA 1967Aufgenommen in 65mm Todd-AO (1:2.21) Präsentiert in 70mm (1:2.21) / 6-Kanal-Stereo-Digitalton (DTS)Englischsprachige Originalfassung / 176 Minuten / Restaurierte Filmkopie von 2008Europapremiere der kom-plett restaurierten Fassung / Roadshow-PräsentationWelturaufführung: 18.7.1968Deutsche Erstaufführung: 11.10.1968FSK: freigegeben ab 12 Jahren

StabProduktion: Saul ChaplinRegie: Robert WiseBuch: William FairchildKamera: Ernest LaszloMusik: Lennie HaytonSchnitt: William Reynolds

DarstellerJulie Andrews (Gertrude Lawrence), Richard Crenna (Richard Aldrich), Michael Craig (Sir Anthony Spencer), Daniel Massey (Noel Coward), Robert Reed (Charles Fraser), John Collin (Jack Roper), Bruce Forsyth (Arthur Lawrence), Beryl Reid (Rose), Jenny Agutter (Pamela), Alan Oppenheimer (Andre Charlot), John Collin (Jack Roper), Richard Karlan (David Holtzmann), Lynley Laurence (Billie Carleton), Garrett Lewis (Jack Buchanan), Anthony Eisley (Ben Mitchell), Jock Livingston (Alexander Woollcott), J. Pat O‘Malley (Dan), Harvey Jason (Bert)

Star!ZUR ENTSTEHUNG

Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe 53

Es sollte für viele Jahre der letz-te seiner Art bleiben; das in der Endphase des Dreißigjährigen Krieges angesiedelte „Vergessene Tal“ von Produzent, Regisseur und Autor James Clavell. Bis zu Ron Frickes „Baraka“ aus dem Jahr 1992 wird kein Kinofilm mehr im Todd-AO-Format gedreht. Eine schwere im Nachhinein auferlegte Bürde für die beiden Hauptdarsteller Michael Caine und Omar Sharif.

Deren in ihren Wertvorstellungen unvereinbaren Charaktere treffen in einem abgelege-nen Alpental aufeinander, das wie durch ein Wunder von Plünderung, Brandschatzung, Vergewaltigung und Mord ver-schont geblieben ist; der eine als Söldnertruppenkommandant und der andere in der Rolle des auf der Flucht befindlichen Gelehrten Vogel. Der kann den Captain überzeugen, das Dorf und seine Bewohner unversehrt zu lassen und in der gesegneten Senke zu überwintern. Doch nicht etwa als Gäste, sondern als neue Herren:

Der Dorfobere Gruber (Nigel Davenport) ist schnell entmachtet und es dauert nur ein Würfelspiel lang, bis der Captain dessen Frau Erica (Florinda Bolkan) zu der seinen nimmt. Den Männern ver-spricht er die Unverheirateten und Witwen.

Ein Entzünden der Spannungen zwischen dem in militärischer Zweckmäßigkeit verhafteten Captain und dem pazifistischen Idealisten Vogel verhindert einzig die gegenseitige Achtung. Nur der Glaube kann die Hierarchie noch nachhaltig erschüttern: Als protestantische und atheistische Soldatengruppen den schüt-zenden Dorfschrein auf Geheiß ihres Anführers versetzen wollen, begehrt der vom Katholizismus besessene Pater Sebastian (Per Oscarsson) auf. Vogel, mittler-weile widerwillig zum offiziellen Schlichter zwischen Bauern und Besatzern ernannt, kann eine Eskalation verhindern. Zum Dank kommt der Captain seinem Wunsch nach und entbindet die junge Inge (Madeleine Hinde) vom

Schicksal, in die grobschlächtigen Hände seines ihm Untergebenen Hansen (Michael Gothard) zu geraten. Der reitet erzürnt von Dannen, um sich zu verstärken und bei Wiederkehr das Meer des Krieges auch in die letzte friedliche Oase zu leiten.

Gegen Ende gewinnt der Kitsch die Oberhand in einem über zwei Stunden Laufzeit unter-haltsamen, mit Paradiesparabel und hoffnungslos überladener Friedensbotschaft angereicher-ten Kostümabenteuer. Sein Publikum konnte Clavell 1970 mit der großteils in Tirol gedrehten Adaption des Romans von J.B. Pick ganz offensichtlich nicht bekehren; es ließ ihn sieben Millionen Dollar Produktionskosten einbüßen. Anbetracht des Endes einer Format-Ära, die 15 Jahre zuvor mit der Musical-Verfilmung „Oklahoma!“ begonnen hatte und auf Klassiker wie „In 80 Tagen um die Welt“ oder „Cleopatra“ verweisen kann, ein genregemäß sang-, aber auch eher klangloser Abgang.

Das vergessene TalZUR ENTSTEHUNG

Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe 54

Filminfo The Last Valley (DT: Das vergessene Tal)Großbritannien/USA 1970Aufgenommen in 65mm Todd-AO (1:2.21) Präsentiert in 70mm (1:2.21) / 6-Kanal-Stereo-MagnettonEnglischsprachige Originalfassung / 128 Minuten / ErstaufführungskopieDeutschlandpremiere der 70mm-Kopie / Roadshow-PräsentationWelturaufführung: Dezember 1970Deutsche Erstaufführung: 12.3.1971FSK: freigegeben ab 18 Jahren

StabProduktion: James ClavellRegie: James ClavellBuch: James ClavellBuchvorlage: J.B. Pick (Roman)Kamera: John WilcoxMusik: John BarrySchnitt: John Bloom

DarstellerMichael Caine (Captain), Omar Sharif (Vogel), Per Oscarsson (Pater Sebastian), Nigel Davenport (Gruber), Florinda Bolkan (Erica), Michael Gothard (Hansen), Arthur O‘Connell (Hoffman), Madeleine Hinde (Inge), Christian Roberts (Andreas), Yorgo Voyagis (Pirelli), Ian Hogg (Graf), Leon Lissek (Czeraki), George Innes (Vornez), Miguel Alejandro (Julio), Vladek Sheybal (Mathias), Brian Blessed (Korski)

Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe 55

„Das gibt‘s nur einmal“? Nein, gleich dreimal wurde der „Der Kongress tanzt“ verfilmt. 1965 macht sich der ungarische Regisseur Géza von Radványi an ein weiteres (wenn auch loses) Remake des deutschen UFA-Revuefilms von 1931, des-sen bekanntestes Musikstück sicher ein jeder im Ohr hat. Bereits zehn Jahre vor von Radványi hatte Franz Antel die Operette mit beträchtlichem Ausstattungsaufwand neu auf-legt; es blieb allerdings beim Versuch, in Spiel und Regie den Charme des ersten großen deut-schen Musikfilms fortzuführen, der heute allenfalls noch von historischem Reiz sein dürfte. Von Radványi dagegen legt sein „Der Kongress amüsiert sich“ als karikierendes Prunkgemälde an und gibt die Verantwortung fürs Bild wie schon beim ähnlich bunten Vorgängerwerk „Onkel Toms Hütte“ in die Hände Heinz Hölschers, der in den 60er und 70er Jahren zu den meistbeschäf-tigten Kameraleuten des bundes-deutschen Unterhaltungskinos

zählt. Und vor der Linse geht es bei der farbenprächtig abgelichte-ten Historienkomödie sogar noch etwas prominenter zu.

An der Seite Curd Jürgens’, der schon damals zu den wenigen deutschsprachigen Schauspielern von internationalem Ruhm gehört, spielt mit Lilli Palmer ein weiterer Star des Nachkriegskinos Motive von Hans Habes Roman nach. Von Radványi eröffnet mit einer Führung (angeleitet von Walter Slezak) durchs Wachsmuseum. Ein Grüppchen Touristen steht vor der Figur des Fürsten Metternich (Hannes Messemer). Mit einem Mal erwacht der zu neuem Leben und mit ihm die Geschichte. Klemens Wenzel Lothar von Metternich tritt durch die Museumstür; und eine Zeit der Intrigen und Liebschaften, der Politik und Diplomatie auf Seidenkissen im Spätherbst 1814 tut sich auf. Nach Sturz und Elba-Verbannung Napoleons ver-handeln europäische Fürsten und Staatsmänner auf dem „Wiener Kongress“ die Neuordnung der

Grenzlinien und Kräfteverhältnisse zwischen den Ländern des Kontinents. Der österreichische Außenminister von Metternich, mächtigster Mann in Europa und mit allen diplomatischen Wässerchen gewaschen, findet in der Donaumetropole aber immer noch genügend Zeit, um als galanter Liebhaber die Damenwelt, zu beglücken – ganz wie es Geschmack und diploma-tische Notwendigkeit erforderlich machen.

Und er ist nicht der einzige, der sich zwischen Verhandlung und Intrige gerne Amüsement und sexueller Eskapade hingibt: Auch Zar Alexander I. von Russland (Jürgens) ist Genussmensch und soll schnelles Opfer der bezirzenden polnischen Gräfin Kopinskaja (Françoise Arnoul), einer Verbündeten des Außenministers, werden. Der Zar interessiert sich aber noch mehr fürs Wiener Madel Anni (Helga Anders), das ihn gerade vor dem Schlafzimmer-„Attentod“ bewahrt hat. Selbst Metternichs stets mit-

Der Kongress amüsiert sichZUR ENTSTEHUNG

Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe 56

denkende Gattin (Palmer) lässt nichts unversucht; schließlich ist auch ihr bewusst, dass sich Politik nicht nur im Konferenzsaal machen lässt, sondern ebenso in verschwiegenen Boudoirs. Einzig der französische Graf Talleyrand (Paul Meurisse), dem weder die französische Revolution noch seine wechselnden Gebieter etwas anhaben konnten, versteht sich im Spiel mit List und Tücke genauso gut wie der Gastgeber. Dem droht derweil ein kompro-mittierender Liebesbrief an seine Lieblingsmätresse, der Sängerin Rosa (Anita Höfer), zum politi-

schen Verhängnis zu werden. Und dann kündigt sich den hohen Herren auch noch ein Eroberer ganz anderen Kalibers an: Napoleon (Wolfgang Kieling) ist von Elba geflüchtet und bereits auf dem Weg zurück nach Europa, um einen blutigen Rachefeldzug zu starten.

Dieser historische Hintergrund ist während der 96 Minuten jedoch nicht mehr als bloße Szenerie. Von Radványi, der in der deutsch-österreichisch-französischen Co-Produktion mit Fred Denger und Aldo von Pinelli auch das

Drehbuch verfasst hat, stellt die von Peter Thomas’ Kompositionen getakteten politischen und amou-rösen Wirren des diplomatischen Corps pompös in den Mittelpunkt seines Kostümreigens. Und nicht zuletzt plädiert die ursprüngliche FSK-16-Etikette vom 15. März 1966 ebenso wie die zeitge-nössische Kritik dafür, dass der Kongress in Eastmancolor und 70mm-Superpanorama seinen Teilnehmern auf der Leinwand mit-unter mehr Amüsement bereitet als jenen davor.

FilminfoDer Kongress amüsiert sichDeutschland/Österreich/Frankreich 1965Aufgenommen in 65mm MCS-70 Superpanorama (1:2.21)Präsentiert in 70mm (1:2.21) / 6-Kanal Stereo MagnettonDeutschsprachige Originalfassung / 96 Minuten / ErstaufführungskopieWelturaufführung: 18.3.1966FSK: freigegeben ab 12 Jahren

StabProduktion: Heinz PollakRegie: Géza von RadványiBuch: Fred Denger, Géza von Radványi, Aldo von PinelliBuchvorlage: Hans Habe (Motive)Kamera: Heinz HölscherMusik: Peter ThomasSchnitt: Hermine Diethelm

DarstellerLilli Palmer (Fürstin Metternich), Curd Jürgens (Zar Alexander I.), Hannes Messemer (Fürst Metternich), Paul Meurisse (Graf Talleyrand), Anita Höfer (Rosa), Françoise Arnoul (Gräfin

Kopinskaja), Franz Muxeneder (Hauptmann Grasl), Brett Halsey (Stefan Abonyi), Lukas Ammann (Friedrich von Gentz), Wolfgang Kieling (Napoleon), Helga Anders (Anni), Bibi Jelinek (Sophie), Else Rambausek (Zofe), Walter Slezak (Führer), Kurt Meisel (Semmelbein), Philippe March (M. Beauregard), Ulla Moritz (Herzogin Talleyrand), Hannelore Bollmann (Herzogin Sagan), Sieglinde Koch (Marie-Louise), Walter Regelsberger (Graf Neippberg), Hannes Schiel (Kaiser Franz Josef), Max Maxen (König von Dänemark), Sascha Reuther (König von Rom), Fritz Weiss (König von Bayern), Karl Zarda (König von Württemberg)

Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe 57

Die „High Hopes“ auf eine Reunion sind von heute auf morgen begra-ben. Pink-Floyd-Mitbegründer Richard „Rick“ Wright ist am 15. September 2008 im Alter von 65 Jahren gestorben. Beim ambitio-niertesten Projekt der britischen Giganten des Progressive- und Art-Rocks – der Konzeption des Albums „The Wall“ aus dem Jahr 1979 – war der Keyboarder schon nur noch sporadisch dabei, hatte die meisten Tastenparts Produzent Bob Ezrin und Sessionmusiker Peter Wood überlassen und mach-te die anschließende Tour nicht mehr als Bandmitglied, sondern nur noch angestellt mit. Und als der ehemalige Werbefilmer Alan Parker drei Jahre später das letz-te große Pink-Floyd-Werk (und außerdem eines der bestverkauften Rock-Alben der Musikgeschichte) mit Bob Geldof in der Hauptrolle visualisiert, haben ihn Roger Waters, das Mastermind am Bass, und Gitarrist David Gilmour bereits ausgeschlossen.

Geldof, damals Frontmann der Boomtown Rats, spielt in seinem

Leinwanddebüt einen verkriselten, Selbstmissbrauch betreibenden Rockmusiker zwischen Phobie und Psychose. Zu viel Applaus, zu viele Drogen; Pink durchlebt auf seinem Hotelzimmer einen halluzinogenen Trip. Während er vor dem Fernseher kauert, auf dem immer wieder Szenen aus Michael Andersons „The Dambusters“ vorbeiflimmern, bereisen seine Erinnerungen in wilden Zeitsprüngen Stationen der tristen, vaterlosen Kindheit zu Zeiten des Zweiten Weltkriegs, als ihn die Liebe seiner „Atom Heart Mother“ (Christine Hargreaves) schier erdrückte. Er blickt bildge-flutet zurück auf die unschönen Schuljahre in der Ziehanstalt mit einem Konformitätsdruck ausübenden Lehrkörper (Alex McAvoy); die Karriere und den mit Aufputschmitteln erkauften Ruhm, der sein gesamtes Privatleben ver-schlungen hat. Ein Anruf zuhause bringt bittere Gewissheit über die Affäre seiner Frau (Eleanor David). Dies sind die Ziegelsteine, die ein isolierter, kommunikationsun-fähiger und offenbar gefühlloser

Mitläufer samt faschistischen Anwandlungen zu einem immer höher werdenden Schutzwall türmt, der ihm zusehends zum Gefängnis wird.

Parker verbildlicht diese visio-nären Fragmente von Pinks Delirium durch collagenhafte Rückblenden aus Real- und Zeichentricksequenzen, in denen Alptraum und Wirklichkeit ohne echten Dialog verschmel-zen. Die grell-monströsen Illustrationen des englischen Cartoonisten Gerald Scarfe gehörten schon wesentlich zur Bühenshow, die an lediglich fünf Orten live aufgeführt wurde: Neben Los Angeles waren dies 1981 New York, London und Dortmund; kurz nach dem Fall der Berliner Mauer zogen Roger Waters und prominen-te Gastmusiker wie Sinéad O’Connor, Bryan Adams, Cyndi Lauper, Van Morrison oder die Scorpions „The Wall“ noch ein-mal auf dem Mauerstreifen zwi-schen Brandenburger Tor und Potsdamer Platz hoch.

Pink Floyd - The WallZUR ENTSTEHUNG

Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe 58

Mit dem kriegsbedingten Verlust des Vaters (zu Filmbeginn im Zusammenspiel mit Pinks Geburt in Form einer Gefechtsszene verbildlicht, in der deutsche Bomber einen Bunker zerstö-ren) und der daraus folgenden, ebenfall früh angedeuteten müt-terlichen Vereinnahmung trägt das überwiegend von Waters geschriebene und dem Plot zugrundeliegende Konzeptalbum stark autobiografische Züge. Es will dokumentieren, dass Teile der Nachkriegsgeneration vernarbte Seelen und innere Mauern davon-getragen haben. Waters versucht sie einzureißen – mit Musik. Die Sonderstellung in Film und Band unterstreicht sein Cameo-Auftritt in der Hochzeitsszene. Von Anbeginn trägt der Protagonist Pink aber auch markant den Lebenswandel Syd Barretts zur Schau; jenem vornehmlich an LSD-Experimenten gescheiterten Sänger und Gitarristen aus den psychedelischen Anfangsjahren, der die Gruppe abgeleitet von den Vornamen seiner beiden Lieblings-Blueser Pink Anderson und Floyd Council einst auf The Pink Floyd Sound taufte und 1968 von David Gilmour abgelöst wurde.

Vom Album unterscheidet sich das Movie marginal: Nur wenige Songs bleiben außen vor („Hey You“, „The Show Must Go On“), manche werden frisch aufge-nommen oder abgemischt, die einen erweitert („Bring The Boys Back Home“), andere verkürzt („Run Like Hell“, „Waiting For The Worms“), ein Track bekommt einen veränderten Text („Mother“), „What Shall We Do Now?“ ersetzt „Empty Spaces“, das wesentliche „Comfortably Numb“ lässt eine neue Bassline heraushören und als dramaturgisch notweniger Neuling kommt der Titel „When The Tigers Broke Free“ hinzu. Dazwischen erklingt wie gewohnt die in drei Sequenzen aufgeteilte Berühmtheit „Another Brick In The Wall“, deren zweiter Teil als Single veröffentlicht wird und sich zur anarchistischen Protesthymne auf-schwingt. Dabei soll Part II weder als ein wortwörtliches Plädoyer für „We Don’t Need No Education“ verstanden werden, noch sich für ein Aufwachsen ohne Autoritäten

stark machen. Dies verdeutlicht die Szene, in der die Kinder in eine fabrikartige Schule einmarschieren und mit gesichtslosen Masken an ihren Pulten sitzend wieder herausfahren. Anschließend tap-sen sie blindlings in einen großen Fleischwolf, um zu einer Masse vermengt in einem Akt sinnlo-ser Zerstörung über jegliches Rebellionsziel hinauszuschießen. Sie ist zugleich eines der bekann-testen Videos von Pink Floyd.

Der Film als ganzes ist bei aller Totalität augenfällig Produkt dreier Künstler, die sich ständig aneinander reiben: dem selbstge-fällig inszenierenden Parker und Waters im Bunde mit Trickfilmer Scarfe; ein Aufeinandertreffen der Egos. Erstaunlicherweise halten viele Kritiker dem auf akustische wie optische Reizüberflutung angelegten Werk ausgerechnet seine Inhaltsleere vor. Es mag kein Einfaches sein, sich mit der symbolismenüberladenen Wirre im Stil moderner Videoclip-Ästhetik anzufreunden. Dafür ist der poetisch-psychedelische Anderthalbstundentrip viel zu negativ, zu depressiv, zu aggres-siv und in subversiver Weise ignorant gegenüber erzähleri-schen Normen. Aber wenn sich eine geschundene Seele wie das schreiende Elend auf dem Filmplakat Ausdruck verschafft, kann dies bildlich vielleicht nur in einer derartig überlagerten Aufbereitung passieren. Die Gefahr für den Betrachter ist natürlich gegeben, im assoziativen Bildersturm einer ebenso zerrisse-nen wie vielschichtigen Kunstform zwischen Anti-Spielfilm und Nicht-Musikfilm verloren zu gehen.

Pink Floyd indes bekommt ihr Meisterwerk nicht, es folgt der „Final Cut“, nachdem Roger Waters ein Album für seinen bei Anzio in Italien gefallenen Vater Eric Fletcher komponiert, das die Band einspielt, obgleich sie musi-kalisch nicht vollkommen dahinter steht. Man trennt sich 1983, Waters begibt sich auf Solopfade, erklärt Pink Floyd für aufgelöst. David Gilmour und Schlagzeuger Nick Mason machen nach langem Rechtsstreit um den Bandnamen weiter – und holen zwei Jahre

später Richard Wright zurück ans Keyboard. Nur eine der vielen Endlosschleifen, nach denen auch das Album „The Wall“ angelegt ist. Und wo sich ein Kreis schließt, tut sich nicht selten ein neuer auf: Am 6. November und damit 26 Jahre nach der Deutschlandpremiere wird der Mauerzyklus einmal mehr seine Runden in den deut-schen Kinoprojektoren drehen: Wiederaufführung. Endlich mal wieder eine positive Pink-Floyd-Schlagzeile.

FilminfoThe Wall (OT: The Wall)Großbritannien 1982Aufgenommen in 35mm Panavision Anamorphic (1:2.35)Präsentiert in 70mm (1:2,21) / 6-Kanal Dolby (A) Stereo Magnetton mit Split SurroundEnglischsprachige Originalfassung / 95 Minuten / ErstaufführungskopieWelturaufführung: 23.5.1982Deutsche Erstaufführung: 1.10.1982FSK: freigegeben ab 16 Jahren

StabProduktion: Alan Marshall Regie: Sir Alan Parker Buch: Roger Waters Buchvorlage: Pink Floyd (gleichna-miges Album)Kamera: Peter Biziou Musik: Roger Waters, David Gilmour Schnitt: Gerry Hambling

DarstellerBob Geldof (Pink), Kevin McKeon (Pink als Junge), Christine Hargreaves (Pinks Mutter), James Laurenson (Pinks Vater), Eleanor David (Pinks Frau), Bob Hoskins (Manager), David Bingham (Pink als Kind), Alex McAvoy (Lehrer), Margery Mason (Frau des Lehrers), Ellis Dale (Englischer Arzt), Robert Bridges (Amerikanischer Arzt), Winston Rose (Sicherheitsbeamter), James Hazeldine (Liebhaber), Jenny Wright (Groupie), Joanne Whalley (Groupie), Michael Ensign (Hotel-Manager)

Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe 59

Dass heldenhafte Kämpfer in der Schlacht zu fallen haben, ist eine romantische Kinovorstellung. Regisseur David Lean, der dieser Tage 100 Jahre alt geworden wäre und sich für Meisterwerke wie „Oliver Twist“, „Die Brücke am Kwai” und „Dr. Schiwago” verantwortlich zeichnet, bedient sie in seinem bildmächtigen Wüstenepos „Lawrence Of Arabia“ nicht. Sein Einstieg ein Abstieg – mit tödlichen Folgen: Thomas Edward Lawrence stirbt am 19. Mai 1935 in Clouds Hill nach einem Motorradunfall mit seiner Brough Superior. Ein Ende, das in geradezu wüstem Gegensatz zu einem an bedroh-lichen Szenarien reichen Leben steht. Ein Mythos umrankt T. E. Lawrence schon lange bevor sich Lean und Produzent Sam Spiegel daran machen, den 1926 erschienenen autobiografischen Kriegsbericht „Die sieben Säulen der Weisheit“ zu verfilmen. Dabei ist ihre an Originalschauplätzen in der jordanischen und marok-kanischen Wüste unter extremen klimatischen Bedingungen in

285 Drehtagen entstande-ne Arbeit aus dem Jahr 1962 weder Abbild von Lawrence‘ Aufschrieb noch der historischen Ereignisse zu Zeiten des Ersten Weltkriegs, sondern mehr monu-mentales, höchst subjektives Porträt des Offiziers, Hobby-Archäologen, Geheimagenten und Schriftstellers, der den von Seiten Englands forcierten Aufstand der Araber gegen die Besatzer des Osmanischen Reichs anzettelt und anführt.

Die Hauptrolle wird nach der Absage von Marlon Brando ganz bewusst mit einem noch unbe-kannten Schauspieler besetzt. Als auch Albert Finney zurück-zieht, übernimmt Bühnenakteur Peter O’Toole den Part des in Kairo stationierten, zunächst noch unbedeutenden britischen Behördenmitarbeiters, der dort Landkarten des Vorderen Orients anfertigt. Aufgrund seiner guten Kenntnisse der arabischen Welt, Mentalität und Lebensweise wird Lawrence für drei Monate auf die Halbinsel entsandt, um der

Großmacht Bericht über die Lage unter den zerstrittenen Stämmen zu erstatten. Deren Ländereien befinden sich größtenteils in tür-kischer Hand und aufgrund der Kollaboration mit dem Deutschen Reich sind sie von bedeuten-dem Interesse fürs Empire. Und nicht zuletzt geht es den Landesrepräsentanten natürlich um Einflussnahme im arabischen Raum. Bei Ankunft im Lager von Prinz Feisal (Alec Guinness) findet der wenig militärisch auftretende Lawrence allerdings einen noch völlig unorganisierten, von den Möglichkeiten der modernen Kriegsführung nichts ahnenden Haufen vor.

Mit der Drehbuchkreation Sherif Ali Ibn El Kharisch (Omar Sharif) – der ihn auf dem Weg zum Prinzen noch den Begleiter kostete, weil dieser trotz unglei-cher Stammeszugehörigkeit sich erdreistet hatte, aus Alis Brunnen zu trinken – nimmt Lawrence den beschwerlichen Wüstenweg durch die Dürren von Nafud zur türkenbesetzten Hafenstadt

Lawrence von ArabienZUR ENTSTEHUNG

Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe 60

Akaba (gedreht wurde im süd-spanischen Almería) auf sich. Es gelingt ihm mit psychologi-schem Geschick, den dortigen Stammesführer Auda Abu Tayi (Anthony Quinn mit künstlicher Nase) zu gewinnen. Da die Türken ihre Abwehrgeschosse aufs Rote Meer gerichtet haben und nicht mit einem Angriff vom Festland rechnen, glückt der Einfall – „El Awrence“ ist allumjubelter Held. Nach dem Willen seiner Regierung soll er die neu gewonnenen Gefolgsleute jetzt nach Damaskus führen, um dem kolonierenden Empire die Vormachtsstellung im Nahen Osten zu bringen. Doch der geliebte Ungläubige, der sich längst den Arabern zugewandt fühlt, weiß, dass im Panarabischen Großreich ein unlösbarer Interessenskonflikt zwi-schen Stammesfürsten und ihren Alliierten schwelt.Diese innere Tragik der Titelfigur spaltet auch den Film; Lawrence, hier strahlender Erlöser, dort blindwütiger Rächer mit maso-chistischen Anwandlungen, der sich einerseits verpflichtet fühlt, der arabischen Sache zu Sieg und Selbständigkeit zu verhel-fen, wo er auf der anderen doch seinem Land dienlich sein soll-te. Ein glänzend nachgespielter klassischer Auf- und Abstieg des Protagonisten, für des-sen Darstellung Peter O’Toole seine erste von insgesamt acht „Oscar“-Nominierungen als „Bester Hauptdarsteller“ und

den „Golden Globe“ als „Bester Nachwuchsdarsteller“ erhält. Auch Omar Sharif, von der Akademie nominiert für den Preis des Nebendarstellers, ging im Santa Monica Civic Auditorium, wo die Verleihung zwischen 1961 und ’68 stattfand, leer aus. Academy Awards Of Merit (wie der „Oscar“ offiziell heißt) gibt’s für eines der größten Kino-Abenteuer, die je gefilmt wurden, dennoch reichlich: innovativer, weil des öfteren bereits zum Ende der Vorgängerszene einsetzender Ton, der vom Direct Cutting der Nouvelle Vague inspirierte Schnitt (etwa als Lawrence das Streichholz ausbläst, dem unmit-telbar der Sonnenaufgang folgt), Ausstattung, die Musiken von Maurice Jarre, die Kameraführung von Leans Vertrautem Freddie Young und eine Regie-Ehrung zeichnen schließlich den „Besten Film“ des Jahres 1962 aus; einen der ersten in Super Panavision 70 gedrehten. Während zu Overture, Entr‘acte und Exit Music die Leinwand minutenlang schwarz bleibt, dürfen Jarres Kompositionen besonders wirken. Dazwischen verherrlicht Young die Weite der Wüste ebenso wie den am Ende tragischen Helden.

Sein Arbeitsgerät wird bei den hohen Drehtemperaturen mit Sonnenschirm und feuch-tem Lappen vor Überhitzung geschützt, bevor die Filmnegative ins Kühlhaus kommen. Einzig

der sengenden Sonne in den Sanddünen von Nafud kann auch er nichts entgegenhalten – ein gemaltes Bild muss Abhilfe schaf-fen. Bei dem via 450mm-Objektiv in einem Take aufgenomme-nen, vielleicht eindrucksvollsten Entree der Filmgeschichte wird in umgekehrter Richtung nach-geholfen: Als Omar Sharif, zuerst Luftspiegelung, dann Beduine, seinen Brunnen verteidigt, strahlt die Mitte der Leinwand nur dank Production-Designer John Box in weißem Nichts, während dezente Spuren auf den heranreitenden Sharif zuführen und zwei im Kreis fahrende Jeeps in einer Meile Entfernung den Sand aufwirbeln.

Kurz nach der Premiere am 10. Dezember 1962 in London ist die Nachfrage immens. So immens, dass man sich dem Druck der Kinobetreiber beugt und kürzt, da ansonsten ledig-lich zwei Vorführungen pro Tag möglich gewesen wären: Lean 20 Minuten, Spiegel acht. Anfang 1963 wird die verknappte Fassung von der Werbekampagne einem Kriegs- oder Westernfilm gleich verkauft. Verschwunden ist das mysteriöse Gesicht des ursprüng-lichen Plakats. Sieben Jahre später steht der TV-Termin an und abermals müssen 15 Minuten im Schnittraum bleiben. Gegen den Willen David Leans kommt der Film in dieser Verfassung und einer Laufzeit von drei Stunden erneut ins Kino. Der als Klassiker ange-

Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe 61

priesene „Lawrence von Arabien“ wird auf den Aushängen einer griechischen Statue gleich vergöt-tert. 1990 startet der Film dann zum Dritten – und diesmal in der originalen, von Robert A. Harris in mühevoller Kleinarbeit restau-rierten und von Lean autorisierten Fassung. Exempel des Aufwands: Die Negative wurden gefunden, doch der Ton blieb verschwunden, so dass Peter O’Toole und andere Schauspieler die Szenen 25 Jahre nach Drehschluss erneut einspre-chen mussten. Die Drei-Stunden-42-Minuten-Version (in der es nach wie vor nicht eine weibliche Sprechrolle gibt) besann sich nicht nur äußerlich des ursprüng-lichen Lawrence, der auf dem Werbeplakat wie ein Heiliger aus-sieht. Sie gewährt vor allem der gebrochenen Führerpersönlichkeit, die auch zusehends unter ihrer homophilen Neigung leidet, wieder mehr Entfaltungsraum. Hier hält sich ein ansonsten in Historie, Chronologie und Geographie man-che Freiheit und Ungenauigkeit leistendes Drehbuch, für das Verfasser Robert Bolt ebenso eine „Oscar“-Nominierung verbuchen durfte, denn ausnahmsweise mal an die Realität.

Objektive Ansprüche haben sich aber weder Lean noch Lawrence zum Maßstab gesetzt, der in „Die sieben Säulen der Weisheit“ schreibt: „Die Geschichte auf die-sen Seiten ist nicht die Geschichte der arabischen Bewegung,

sondern die meiner Beteiligung daran. Es ist die Erzählung des täglichen Lebens, unbedeutender Geschehnisse kleiner Menschen. Hier gibt es keine Lektionen für die Welt, keine Enthüllungen, um die Menschen zu schockieren. Sie ist voll von trivialen Dingen. Zum Teil deshalb, dass niemand die Überreste, aus denen ein Mann eines Tages Geschichte machen könnte, fälschlich für Geschichte hält.“ An Filmgeschichte dürfte er dabei jedoch ganz bestimmt noch nicht gedacht haben.

FilminfoLawrence von Arabien (OT: Lawrence Of Arabia)Großbritannien 1962Aufgenommen in 65mm Super Panavision (1:2.21) Präsentiert in 70mm (1:2.21) / 6-Kanal-Stereo-Digitalton (DTS)Englischsprachige Originalfassung / 227 Minuten / Restaurierte FilmkopieDeutschlandpremiere der neuen 70mm-DTS-Kopie / Roadshow-Präsentation der restaurierten FassungWelturaufführung: 10.12.1962 / Neufassung: 8.2.1989Deutsche Erstaufführung: 15.3.1963 / Neufassung: 2.10.1990FSK: freigegeben ab 12 Jahren

StabProduktion: Sam SpiegelRegie: David LeanBuch: Robert Bolt, Michael WilsonBuchvorlage: Thomas Edward Lawrence (Bericht)Kamera: Freddie YoungMusik: Maurice JarreSchnitt: Anne V. Coates

DarstellerPeter O‘Toole (T.E. Lawrence), Omar Sharif (Sherif Ali Ibn El Kharisch), Alec Guinness (Prinz Feisal), Anthony Quinn (Auda Abu Tayi), Jack Hawkins (General Allenby), José Ferrer (türkischer Bey), Anthony Quayle (Colonel Harry Brighton), Claude Rains (Mr. Dryden), Arthur Kennedy (Jackson Bentley), Donald Wolfit (General Sir Archibald Murray), I.S. Johar (Gasim), Michel Ray (Farraj), Gamil Ratib (Majid), John Dimech (Daud), Zia Mohyeddin (Tafas)

OscarsBeste Ausstattung: Farbe (John Box, Dario Simoni, John Stoll), Beste Kamera: Farbe (Freddie Young), Beste Originalmusik (Maurice Jarre), Beste Regie (David Lean), Bester Film (Sam Spiegel), Bester Schnitt (Anne V. Coates), Bester Ton (John Cox)

Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe 62

Jules Verne hat nicht nur Flugmaschinen, Unterseeboote und Fernsehen, er hat auch das Kino kommen sehen. Schließlich starb er erst 1905 und damit elf Jahre nach der ersten öffentli-chen Filmvorführung. Doch man könnte dem kühnen Vorhersager und Erfinder des Science-Fiction-Romans auch eine andere Ahnung andichten: Denn sein 1873 ver-öffentlichter Roman „Le tour du monde en quatre-vingt jours“ um einen britischen Ehrenmann, der in Folge einer Wette in Rekordzeit die Erde umrunden muss, verteilt die Handlungsorte titelgemäß über den gesamten Globus und ist damit geradezu prädestinierte Vorlage für einen Monumentalfilm.

Im Kino sah man die „Reise um die Erde in 80 Tagen“ – so der

ursprüngliche Buchtitel – zuletzt 2004. Regisseur Frank Coraci hält sich aber einzig an Schauplätze und zeitliche Einordnung, seine Reiseführer sind ausgerechnet Martial-Arts-Vorkämpfer Jackie Chan in der Rolle des französi-schen Dieners und jede Menge Slapstick. Doch betrachtet ein Engländer eine Wette bekannt-lich niemals als Scherz. Wohl deshalb ist die im Ballon begon-nene Reise aus Sicht des Briten Michael Anderson – der 1957 mit der Literaturverfilmung eine „Oscar“-Nominierung und damit seinen internationalen Durchbruch auf dem Regiestuhl feiert – im Gegensatz zur Neuauflage bis heute so fesselnd.

Als maßgeschneidert bezeichnen lassen muss sich vornweg die

Besetzung des Phileas Fogg mit einem, der wie kaum ein anderer seines Metiers über Jahrzehnte das Rollenfach des britischen Gentlemans so nachhaltig bedient hat: David Niven spielt jenen Snob, der im Londoner Upper-Class-Club die aberwit-zige Behauptung in den Raum stellt, er könne ohne weiteres in 80 Tagen die Erde umreisen. Die Umstehenden bieten ihm für dieses zur damaligen Zeit schier unmögliche Unterfangen Stirn und 20.000 Pfund. Er soll seine abenteuerliche These unter Beweis stellen. Topp, die Wette gilt! Fogg startet, ihm zur Seite sein frisch in Diensten befindli-cher Hausknecht Passepartout (Cantinflas). Fogg kauft einen Heißluftballon (den die Vorlage gar nicht kennt und der aufgrund einer der größten Werbekampagnen der Filmgeschichte dennoch zum Markenzeichen des Titels wurde) und entschwebt über Frankreich und Spanien gen Orient.

Seine überstürzte Abreise mit jeder Menge Bargeld führen aller-dings dazu, dass ihm Scotland Yard einen Spürhund hinter-herschickt; im Irrglauben er sei derjenige, der kürzlich die Bank Of England ausgeraubt hat.

Inspektor Fix (Robert Newton in seiner letzten Rolle) hat Fogg seit Suez bereits im Auge, als die Wettflieger, -fahrer, -reiter und -renner in Bombay eines ihrer ersten Abenteuer bestehen und Prinzessin Aouda (Shirley MacLaine) vor dem Feuertod bewahren. Die junge indische Witwe vergrößert fortan die Reisegesellschaft, der noch ereig-nisreiche Stationen bevorstehen ehe sie über Kalkutta, Hongkong, Yokohama, San Francisco und New York auf die Insel zurückkeh-ren kann. Trotz aller Widrigkeiten und dank einer aberwitzigen Dampferfahrt scheint die Wette gewonnen – da schreitet am Liverpooler Bahnhof der Inspektor zur Tat. Bis die Umstände sich klären, vergeht viel Zeit. Das Trio erreicht London und Bridge-

In 80 Tagen um die WeltZUR ENTSTEHUNG

Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe 63

Partner geschlagen. Für den ver-hinderten Wettkönig Fogg heißt das Pech im Spiel Glück in der Liebe: Seine Prinzessin und er sind sich längst schon zugetan, wollen heiraten. Dann entsinnt sich der Mann von Welt, dass man mit dem Pazifischen Ozean auch die Datumsgrenze überquert hat…

Und manch andere Ziellinie hat die Verfilmung von Jules Vernes auflagenstärkstem Buch genom-men: Mit schlussendlich sechs Millionen Dollar Kosten lässt die erste und letzte Produktion des damaligen Broadway-Impresarios und Filmnovizen Michael Todd alles Dagewesene hinter sich – die Ära der großen Budgets und Spezialeffekte ist angebro-chen. „In 80 Tagen um die Welt“ bucht über 16 Monaten die Kinos aus und verzeichnet etliche Kassenrekorde. Zum zweiten Mal wird nach Fred Zinnemanns Musical-Verfilmung „Oklahoma!“ aus dem Jahr 1955 in Todd-AO gedreht, wobei der Film im üblichen Quadratrahmenformat beginnt und während des Prologs (mit dem Journalisten Edward R. Murrow, der frühen 35mm-Verne-Umsetzung „Von der Erde zum Mond“ von Filmpionier Georges Méliès und einem von Todd selbst gefilmten Raketenstart) breitwan-dig aufzieht, um dem Publikum die Möglichleiten von Todd-AO zu ver-anschaulichen. Gedreht wird das Spektakel sowohl mit 24 Bildern pro Sekunde für die 35mm-Fassung als auch letztmalig mit einer Bildrate von 30 fps, um die Roadshow-Version in 70mm zu generieren. Dabei kommen auch zwei Kameras zum Einsatz, die parallel aufgestellt dasselbe ablichten. Andernfalls wird die Kamerageschwindigkeit für den zweiten Take verändert oder (in den dialoglosen Szenen) dieselbe Aufnahme verwendet. Alle spä-teren Todd-AO-Werke zählen nur noch 24 Bilder pro Sekunde.

In den 75 Drehtagen der Superproduktion kamen nahezu 35.000 Kostüme zum Einsatz; mehr als in jedem anderen Film. Und gerade in den kleinsten Rollen steckt die prominenteste Besetzung. Die ursprünglich 178 (und später auf 143 gekürz-ten) Minuten begründeten die bis heute gängige Spielerei der veredelnden Cameo-Auftritte: An die 50 Gaststars machen

ihre Aufwartung, darunter etwa Marlene Dietrich als Barbesitzerin, Red Skelton ist als Betrunkener zu sehen, Buster Keaton tritt als Schaffner in Erscheinung, Charles Boyer spielt den Monsieur Gasse, Fernandel gibt einen schwerbegrifflichen Pariser Droschkenkutscher, Peter Lorre den japanischen Steward und Frank Sinatra ist für eine Kopfdrehung als Pianist im Bild.

Bei den Academy Awards spielt der Cast – obgleich der mexi-kanische Komiker Cantinflas bereits einen Darsteller-„Golden Globe“ bekommen hat – dennoch keine Rolle. Nominierungen in Szenenbild und Kostümdesign unterstreichen die prächtige Ausstattung, können aber gleich-falls keinen Stich machen. Seine „Oscars“ gewinnt der „Beste Film“ des Jahres 1956 mit dem Schnitt, Victor Youngs Musik (Bing Crosbys „Around The World” wird auch ungeehrt ein internationa-ler Hit), der Kameraführung und dem „Besten Drehbuch“ nach literarischer Vorlage. Nachdem zu Veröffentlichung an dieser Stelle nur S.J. Perelman genannt ist, klagen sich James Poe und John Farrow in den Nachspann. Letzterer ist anfänglich sogar Anweiser, wird aber von Todd noch in der ersten Drehwoche während der Spanienaufnahmen durch den jungen, holly-woodunerfahrenen Michael Anderson ersetzt; wobei man die Stierkampfsequenz wohl allein deshalb ersinnt, weil Cantinflas mit entsprechenden Erfahrungswerten aufwarten kann.

Der Erfolg gibt Todd Recht, mag sein Vorgehen auch noch so riskant erscheinen. Angefangen damit, dass er nach seinem Cinerama-Ausstieg auch die Anteile am zuvor mit American Optical entwickelten 70mm-Format verkauft und (einem Phileas Fogg nicht ganz unähn-lich) das gesamte Vermögen auf eine Karte setzt: Jules Vernes und einen an 140 Hollywood-Studiosets und in 13 Ländern gedrehten Reisebilderbogen zu Lande, zu Wasser und in der Luft – der sich noch eine weite-re bemerkenswerte Bestmarke nachsagen lassen darf: Mike Todd gewann die zweifel-los längste Außenwette der Unterhaltungsgeschichte.

FilminfoIn 80 Tagen um die Welt (OT: Around The World In 80 Days)USA 1956Aufgenommen in 65mm Todd-AO (1:2.21, 24fps)Präsentiert in 35mm CineStage (1:2.21) / 4-Kanal Stereo Magnetton mit 3-Kanal Perspecta SurroundFranzösischsprachige Fassung / 132 Minuten / ErstaufführungskopieRoadshow-PräsentationWelturaufführung: 17.10.1956Französische Erstaufführung: 15.5.1957Deutsche Erstaufführung: 4.10.1957FSK: freigegeben ab 6 Jahren

StabProduktion: Michael ToddRegie: Michael AndersonBuch: S.J. Perelman, John Farrow, James PoeBuchvorlage: Jules Verne (Roman)Kamera: Lionel LindonMusik: Victor YoungSchnitt: Gene Ruggiero, Paul Weatherwax

DarstellerDavid Niven (Phileas Fogg), Cantinflas (Passepartout), Robert Newton (Inspektor Fix), Shirley MacLaine (Prinzessin Aouda), Trevor Howard (Falletin), Charles Boyer (Monsieur Gasse), Marlene Dietrich (Barbesitzerin), Fernandel (Droschkenkutscher), Buster Keaton (Schaffner), Peter Lorre (Japanischer Steward), Frank Sinatra (Klavierspieler), George Raft (Saloon Bouncer), John Carradine (Oberst Proctor), Red Skelton (Betrunkener), Noel Coward (Hesketh-Baggott), Robert Cabal (Elefantenführer), Jack Oakie (Kapitän der Henrietta), John Gielgud (Mr. Foster), Ronald Squire (Reform-Club-Mitglied), Basil Sydney (Reform-Club-Mitglied)

OscarsBeste Kamera (Farbe: Lionel Lindon), Beste Musik: Drama (Victor Young), Bester Film (Michael Todd), Bester Schnitt (Gene Ruggiero, Paul Weatherwax), Bestes Drehbuch nach einer literarischen Vorlage (John Farrow, S.J. Perelman, James Poe)

Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe 64

„Du sollst dir kein Bildnis machen.“ Es lag nun sicher nicht an der Verletzung des obersten Gebots, dass das italienisch-amerikanische Großprojekt „La bibbia“ von Produzent Dino De Laurentiis und seinem Regisseur John Huston unter keinem guten Kinostern stand. Obgleich eine Nominierung für den „Golden Globe“ und sogar eine „Oscar“-Kandidatur (jeweils in der Kategorie „Beste Musik“) zu Buche stehen, markiert sein am Einspielergebnis gemessener Misserfolg das sich anno 1966 bereits abzeichnende Ende der Monumentalfilme.

„Die Bibel“ ist der erste von nur zwei in Dimension 150 gedrehten Filmen; die 70mm-Variante soll den Marktanteil von Todd-AO stärken. Doch das verbesserte Linsensystem mit einem maxi-malen Blickwinkel von 150 Grad kann sich nicht durchsetzen und wird lediglich 1970 noch einmal in Franklin J. Schaffners „Patton – Rebell in Uniform“ mit George C. Scott in der Hauptrolle verwendet. „The Bible... In The Beginning“ (so warb man für die US-Ausgabe, obgleich der eigentliche Screentitel „The Bible: In The Beginning…“ lautet) schlägt die altestamen-tarische Heilige Schrift römisch-

katholischer Prägung auf und erzählt aus dem ersten der fünf Bücher Mose: Seinen Anfang bei der Schöpfungsgeschichte nehmend, wird knapp die Hälfte, nämlich 22 Kapitel, des Buches Genesis nachgespielt. Wir sehen wie Adam (Michael Parks) und Eva (Ulla Bergryd) in Folge des Sündenfalls aus dem edenschen Paradiesgarten vertrieben wer-den; ihr erster Sohn Kain (Richard Harris) seinen jüngeren Bruder Abel (Franco Nero) erschlägt; Noah (John Huston) die Arche zimmert, um der Sintflut zu ent-gehen; Nimrod (Stephen Boyd) den Turm zu Babel bauen lässt; Abraham (George C. Scott) sein unfruchtbares Weib Sarah (Ava Gardner) verstößt und auf Gottes Geheiß nach Kanaan zieht, wo er seinen mit Hagar (Zoe Sallis) gezeugten Sohn Isaak (Alberto Lucantoni) opfern soll. Dazwischen erfahren wir noch vom Schicksal Lots (Gabriele Ferzetti), Abrahams gottgefälligem Neffen, der mit sei-ner später zur Salzsäule erstarren-den Frau (Eleonora Rossi Drago) in der unzüchtigen Stadt Sodom lebt und von Gott die Engel Gabriel, Michael und Raphael (Peter O’Toole) gesandt bekommt, um sich neben Sodom auch das der Sünde anheimgefallene Gomorrha vorzunehmen.

Die Laufzeit ist mit drei Stunden ebenso monumental wie das Budget. De Laurentiis investiert für sein gewagtes Mammutspektakel – das er ursprünglich als das erste in einer Reihe von bibel-basierten Kinofilmen ankün-digt – in Materialfülle und Ausstattungspathos: Allein 200.000 Dollar werden aufge-bracht, um am Fuße des Ätnas die Ruinen von Sodom und Gomorrha zu errichten. Weitere 375.000 Dollar kostet das über 40 Meter hohe Fundament des babyloni-schen Turms – den Rest an Höhe besorgen Matte Paintings, gemal-te Kulissen auf Leinwand. Die fast 70 Meter lange und 20 Meter brei-

Die BibelZUR ENTSTEHUNG

Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe 65

te Arche baut man aus Hunderten von Baumstämmen, um die sich auf dem Studiogelände von Cinecittà – dem berühmten Filmstudiokomplex südöstlich von Rom – über 300 Säugetiere und an die 1.000 Vögeln scharen. Die großen Namen gehen dabei nicht selten zwischen den gewal-tigen Kulissen und Unmengen an Statisten unter; so ist es schon etwas weniger paradox, dass der Film trotz allen Pomps und der Gigantomanie am besten zu gefallen weiß, wenn der Schöpfer zu Anfang mit recht einfachen Mitteln die Welt formt. Während des Drehs wird aber kaum mit Beleuchtung gearbeitet, so dass selbst der Garten Eden als schatti-ger Urwald verwuchert. Geschickt abgefilmt sind dabei Parks und Bergryd alias Adam und Eva, die sich für eine der ersten freizügigen Szenen in einem amerikanischen Mainstream-Movie nicht doubeln lassen. Und es werde doch noch Licht: Denn der Auftritt des Regisseurs überstrahlt alles. Die Rolle des Noah hat sich John Huston – einer der stilbildendsten Filmemacher des amerikanischen Kinos, der zu dieser Zeit bereits an Klassikern wie den Humphrey-Bogart-Filmen „Die Spur des Falken“ und „African Queen“ oder auch dem Abenteuerfilm „Moby Dick“ nach Herman Melville gearbeitet hat – mit sachter Parodie zurechtge-legt. Eigentlich sollte nach seinen Vorstellungen Charles Chaplin den Part übernehmen. Doch der war nicht eben davon angetan in einem Film mitzuspielen, bei dem er nicht selbst Regie füh-ren konnte. Auch Alec Guinness sagte ab, also springt Huston selbst in die Bresche. Und auch auf dem Stuhl ist er zweite Wahl: Als Regisseur verpflichtet wurde ursprünglich von de Laurentiis der Franzose Robert Bresson, den allerdings der künstlerische Übermut vom Set gespült hat: Für seine Aufnahmen der Sintflut wur-den ihm wunschgemäß sämtliche Tiere aus dem römischen Zoo ans Set gekarrt. Als die Produzenten dann aber mitbekamen, dass er die Kameralinse lediglich auf deren Spuren im Sand gerichtet hatte, wurde ihm die anweisende Allmacht entzogen.

John Huston übernimmt und wählt für seine 22 Genesis-Kapitel eine episodenhafte Darstellung, welche die Bibel nicht wie religiös verklär-te Überlieferungen, sondern mehr als ein verbürgtes Geschichtsbuch liest. Ganz gleich welcher der beiden Auffassungen man denn nun eher zuzustimmen geneigt ist – es soll auf beiden Seiten Menschen geben, die glauben, der Zeitvertreib mit der Vorlage sei zuweilen unterhaltsamer.

FilminfoThe Bible: In The Beginning... (DT: Die Bibel)USA/Italien 1965Aufgenommen in 65mm Dimension-150 (1:2.21) Präsentiert in 70mm (1:2.21) / 6-Kanal-Stereo-Digitalton (DTS)Englischsprachige Originalfassung / 174 Minuten / Restaurierte Filmkopie von 2008Welturaufführung der restaurierten Fassung / Roadshow-PräsentationWelturaufführung: 28.9.1966Deutsche Erstaufführung: 28.10.1966FSK: freigegeben ab 12 Jahren

StabProduktion: Dino De LaurentiisRegie: John HustonBuch: Christopher Fry, Jonathan Griffin, Ivo Perilli, Vittorio BonicelliKamera: Giuseppe RotunnoMusik: Toshiro MayuzumiSchnitt: Ralph Kemplen

DarstellerMichael Parks (Adam), George C. Scott (Abraham), Ava Gardner (Sarah), Ulla Bergryd (Eva), Peter O‘Toole (Gabriel, Michael, Raphael), Richard Harris (Kain), Franco Nero (Abel), John Huston (Noah), Pupella Maggio (Noahs Frau), Stephen Boyd (Nimrod), Claudie Lange (Nimrods Frau), Zoe Sallis (Hagar), Alberto Lucantoni (Isaak), Gabriele Ferzetti (Lot), Eleonora Rossi Drago (Lots Frau), Adriana Ambesi (Lots Tochter), Peter Heinze (Shem), Anna Orso (Shems Frau), Angelo Boscariol (Ham), Gabriella Pallotta (Hams Frau), Eric Leutzinger (Japheth), Rossana Di Rocco (Japheths Frau), Luciano Conversi (Ismael)

Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe 66

Bis heute ist kein Frieden in Sicht. 60 Jahre Israel, das sind sechs Jahrzehnte jüdischer Existenzkampf und palästinensi-scher Widerstand, zwischen beid-seitigen Friedensbemühungen, Gebietsausdehnung und Ins-Meer-Treiben. Als Otto Preminger sein Historiendrama über die Gründung des Staates Israel in Super Panavision 70 dreht, ist der UN-Teilungsplan seit 13 Jahren verabschiedet. Der österreichisch-amerikanische Filmregisseur und -produzent blickt zurück auf die Zeit, in der Juden aus aller Welt gen Palästina reisen, um im Gelobten Land, das seit Ende des ersten Weltkriegs unter briti-schem Völkerbundsmandat steht, endlich die lang versprochene Heimat zu finden. Und die Rolle des Führers der Hagana, einer zionistischen, paramilitärischen Untergrundorganisation, die immer wieder Juden auf legalem wie illegalem Weg nach Palästina schleust, spielt die am 26. September im Alter von 83 Jahren gestorbene Hollywood-Legende Paul Newman.

Seine Filmfigur Ari Ben Canaan will sich nicht damit abfinden, dass mehr als 30.000 Juden auf der Mittelmeerinsel Zypern durch die britische Militäradministration in Internierungslagern festge-halten werden. Man befürchtet mit der Einreise so genannter Displaced Persons – nicht weni-ge von ihnen haben deutsche Konzentrationslager überlebt – eine Destabilisierung des zuvor zum Osmanischen Reich gehö-rigen Patronats Palästina. Ben Canaan lässt als Offizier ver-kleidet mit gefälschtem Geheiß über 600 Heimatlose auf die Exodus flüchten. Als die Briten ankündigen, das nach dem zweiten Buch Mose benannte Immigrantenschiff zu kapern, kann er die Weiterfahrt des ehemaligen US-Truppentransporters nach Haifa durch Hungerstreik und Selbstsprengungsandrohung erzwin-gen. Mit der Überfahrt beginnt nicht nur die zum Scheitern ver-urteilte Romanze zwischen Ben Canaan und der amerikanischen Krankenschwester Kitty (Eva Marie Saint); es brechen auch die letzten

Monate der britischen Mandatszeit an. Und so gilt es im zweiten Teil des Dreistundenwerks vornehm-lich, den neu gegründeten Staat gegen arabische Anfeindungen zu verteidigen.

Vorlagenautor Leon Uris distan-zierte sich von der Filmfassung seines 1958 erschienenen Monumentalromans, den der österreichische Hollywood-Emigrant Preminger zu einem aktionsreichen Epos ver-dichtet. Die politisch-histori-schen Hintergründe, wahre Begebenheiten und reale Personen (wie etwa der Anschlag auf das King David Hotel in Jerusalem oder Irgun-Führer Akiva Ben Canaan, der den späteren Ministerpräsidenten Israels, Menachem Begin, nach-stellt) mischen sich (wie teilwei-se schon im Buch) mit fiktiven Handlungssträngen und werden dabei nicht nur stark verein-facht, sondern stellenweise auch verzerrt dargestellt. Das lässt die Geschichte zum beweg-ten Plädoyer für den seinerzeit

ExodusZUR ENTSTEHUNG

Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe 67

umstrittenen palästinensischen UN-Teilungsplan von 1947 und die Unabhängigkeitserklärung des Staates Israel werden. Arabische Positionen sind bestenfalls Randnotiz, wenn der samt Hagana glorifizierte Ari Ben Canaan seinen Jugendfreund Taha (John Derek) trifft, der sich als einziger Araber im Film ein friedliches Zusammenleben mit den Juden vorstellen mag. Das aufrichtige Bemühen, bei allem abenteuerlichen Geschehen einen allgemeingültigen Anspruch auf Freiheit und Menschenwürde zu proklamieren, sichert dem Film dennoch Sympathie bei Publikum wie Kritikern.

Das Spannungsstück über die Geburt eines Staates geht 1961 dreifach nominiert und mit einem „Golden Globe“ für Sal Mineo und seine Verkörperung des Dov Landau ins „Oscar“-Rennen. Dort ist er gleichfalls als „Bester Nebendarsteller“ am Start. Obendrein vorgeschla-gen: Sam Leavitts Kameraarbeit. Durchsetzen kann sich dann aber nur Komponist Ernest Gold, der für das elegische Leitmotiv neben dem „Grammy“ auch mit einem „Oscar“ belohnt wird. Dass Dalton Trumbos Name nach Jahren des Drehbuchschreibens unter Pseudonym erstmals wie-der im Nachspann erscheinen darf, ist eine zusätzliche Weihe für „Exodus“. Als Teil der unter Kommunistenverdacht stehenden Hollywood Ten, die sich 1947 dem Komitee für unamerikanische Aktivitäten verweigerten, prang-te er bis dato auf der Blacklist nicht mehr zu beschäftigender Personen.

Mitglied dieses Ausschusses war einst auch der spätere US-Präsident Richard Nixon. Und dessen berühmte Feindesliste mit den 20 bedeutendsten politischen Gegnern führte auf Rang 19 einen gewissen Paul Newman, was dieser als eine seiner größten Auszeichnungen gepriesen haben soll. Zu unironi-schen Ehren gereicht es ihm aber schließlich doch noch: Sieben (von insgesamt neun) „Oscar“-Nominierungen muss es dauern, bis Newman 1987 die Trophäe für den „Besten Hauptdarsteller“ (als Poolbillardspieler Fast Eddie

Felson in Martin Scorseses „Die Farbe des Geldes“) über-reicht bekommt. Bereits im Jahr zuvor hat ihm die Filmakademie einen Ehren-„Oscar“ für sein Lebenswerk zugesprochen; 1994 wird sein soziales Engagement mit einem weiteren gewürdigt.

Sam Mendes’ „Road To Perdition“ bleibt Newmans letzter Kinofilm, nachdem er im vergangenen Herbst Robert Redford (mit welchem er in seinen bekann-testen Arbeiten „Butch Cassidy und Sundance Kid“ und „Der Clou“ vor der Kamera stand) ein Mitwirken an der für 2009 ange-kündigten Romanverfilmung „A Walk In The Woods“ absagt. Er müsse sich nach fünf Jahrzehnten im Filmgeschäft zurückziehen. Wohl weil der passionierte Autorennfahrer, Soßenfabrikant, Friedensaktivist und Charakterdarsteller schon damals schwer lungenkrebskrank gewe-sen ist. Jetzt hat Paul Newman seinen Frieden gefunden.

FilminfoExodus (OT: Exodus)USA 1960Aufgenommen in 65mm Super Panavision 70 (1:2.21) Präsentiert in 70mm (1:2.21) / 6-Kanal-Stereo-MagnettonDeutsche Synchronfassung / 205 Minuten / ErstaufführungskopieRoadshow-PräsentationWelturaufführung: 15.12.1960Deutsche Erstaufführung: 5.10.1961FSK: freigegeben ab 12 Jahren

StabProduktion: Otto PremingerRegie: Otto PremingerBuch: Dalton TrumboBuchvorlage: Leon Uris (Roman)Kamera: Sam LeavittMusik: Ernest GoldSchnitt: Louis Loeffler

DarstellerPaul Newman (Ari Ben Canaan), Eva Marie Saint (Kitty Fremont), Ralph Richardson (General Sutherland), Lee J. Cobb (Barak Ben Canaan), Sal Mineo (Dov Landau), Peter Lawford (Major Caldwell), John Derek (Taha), David Opatoshu (Akiva Ben Canaan), Hugh Griffith (Mandria),

Gregory Ratoff (Lakavitch), Felix Aylmer (Dr. Lieberman), Jill Haworth (Karen Johansson), Marius Goring (Von Storch), Alexandra Stewart (Jordana Ben Canaan), Michael Wager (David Ben Ami), Martin Benson (Mordekai), Paul Stevens (Reuben), Betty Walker (Sarah), Martin Miller (Dr. Odenheim), George Maharis (Yaov), Dahn Ben Amotz (Uzi), Peter Madden (Dr. Clement), Joseph Fürst (Avidan), Marc Burns (Lieutenant O’Hara), Zipora Peled (Mrs. Frankel), Philo Hauser (Novak), Esther Ofarim (Mrs. Hirschberg)

OscarBeste Musik: Drama (Ernest Gold)

Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe 68

lanD / Jahr: DDR 1968

Besetzung:Manfred Krug (Hauptmann Florian), Regina Beyer (Duchessa von Guastalla), Gisela Bestehorn (Freifrau von Colloredo), Rolf Herricht (Amadeus), Jutta Klöppel (Fanny Schauendorf), Doris Abeßer , Rolf Hoppe , Eberhard Cohrs (Dorfgendarm)

staB:Produktion: Werner LiebscherRegie: Werner W. WallrothBuch: Werner W. WallrothBuchvorlage: Joachim Kupsch (Erzählung „Die Winternachtsabenteuer“)Kamera: Eberhard Borkmann, Hans-Jürgen KruseMusik: Karl-Ernst SasseSchnitt: Helga Emmrich

inhaltZur Zeit des Wiener Kongresses: Ein burgen-ländischer Exhauptmann setzt seine Schaden-ersatzforderungen durch, gerät jedoch durch eine vom Zufall gestiftete Liebesgeschichte mit einer in geheimer Mission reisenden Herzogin in diplo-matische Verwicklungen. (Westdeutscher Titel: „Hauptmann Florian“)*

Westdeutsche Premiere der 70mm-FassungAufgenommen in 65mm DEFA-70® (1:2.21)70mm (1:2.21)6-Kanal Stereo MagnettonDt. OV, tschechischen UT132 Min.ErstaufführungskopieWelturaufführung: 22.11.1968FSK: o.A.

lanD / Jahr: USA 1970

Besetzung:Toralv Maurstad (Edvard Grieg), Florence Henderson (Nina Grieg), Christina Schollin (Therese Berg), Frank Porretta (Richard Nordraak), Harry Secombe (Bioernstjerne Bjoernson), Robert Morley (Berg), Edward G. Robinson (Krogstad), u. A.

staB:Produktion: Andrew L. Stone, Virginia L. StoneRegie: Andrew L. StoneBuch: Andrew L. StoneBuchvorlage: Milton Lazarus (Musical), Homer Curran (Theaterstück)Kamera: Davis BoultonMusik: Chet Forrest, Bob WrightSchnitt: Virginia L. Stone

inhaltMusikalische Biographie des norwegischen Komponisten Edvard Grieg. Der nach dem Studium an einem Musik-Konservatorium in Armut lebenden Grieg, schockiert seine Familie durch die Heirat mit seiner Cousine Nina und hat eine Affäre mit Therese Berg, einer wohlhabenden Frau. Sie macht einen Deal mit ihrem einflussreichen Vater. Sie will die romantische Beziehung beenden, wenn er für Grieg ein Konzert in Stockholm organisiert. Schließlich reist Grieg nach Rom, wo seine Bedeutung als Künstler Anerkennung findet. Seine Beziehung zu Therese ist aber nicht beendet, und das Geschenk von Nina, ein einfaches Klavier, wird überschattet durch das Geschenk von Therese, einem wertvollen Flügel.

OT: Song of Norway DeutschlandpremiereAufgenommen in 65mm Super Panavision® (1:2.21)70mm (1:2.21)6-Kanal Stereo MagnettonEngl. OV138 Min.ErstaufführungskopieRoadshow-PräsentationWelturaufführung: 04.11.1970 / Dt. Erstaufführung: der Film wurde nie in Deutschland veröffentlicht

(Quelle: All Movie Guide)

Song of Norway

Hauptmann Florian von der Mühle

Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe 69

lanD / Jahr: USA 1967

Besetzung:Julie Andrews (Gertrude Lawrence), Richard Crenna (Richard Aldrich), Michael Craig (Sir Anthony Spencer), Daniel Massey (Noel Coward), Robert Reed (Charles Fraser), John Collin (Jack Roper), Bruce Forsyth (Arthur Lawrence), Beryl Reid (Rose), Jenny Agutter (Pamela), Alan Oppenheimer (Andre Charlot)

staB:Produktion: Saul ChaplinRegie: Robert WiseBuch: William FairchildKamera: Ernest LaszloMusik: Lennie HaytonSchnitt: William Reynolds /

inhaltPorträt einer englischen Sängerin aus ärmlichen Verhältnissen, die sich zum Star der Music-Halls hocharbeitet. Der internationale Erfolg belastet jedoch ihr Privatleben. Aufwendiger, überlanger Unterhaltungsfilm mit vielen Varieté-Einlagen, der die Probleme, die er aufwirft, selbst nicht ernst nimmt. (Quelle: Film-Dienst)

OT: Star!Europapremiere der komplett restaurierten FassungAufgenommen in 65mm Todd-AO® (1:2.21)70mm (1:2.21)6-Kanal-Stereo-Digitalton (DTS®)Engl. OV176 Min.Restaurierte Filmkopie von 2008Roadshow-PräsentationWelturaufführung: 18.07.1968Dt. Erstaufführung: 11.10.1968FSK: ab 12 /

lanD / Jahr: GB/USA 1970

Besetzung:Michael Caine (Captain), Omar Sharif (Vogel), Per Oscarsson (Pater Sebastian), Nigel Davenport (Gruber), Florinda Bolkan (Erica)

staB:Produktion: James ClavellRegie: James ClavellBuch: James ClavellBuchvorlage: J.B. Pick (Roman)Kamera: John WilcoxMusik: John BarrySchnitt: John Bloom /

inhaltDurch einen Appell an Vernunft und Einsicht bewahrt ein ortsfremder Lehrer während des Dreißigjährigen Krieges ein Dorf in den Stubaier Alpen vor Plünderung und Brandschatzung. Mischung aus Horror-, Kitsch-, Heimat- und Kostümfilm.*

OT: The Last ValleyDeutschlandpremiere der 70mm-KopieAufgenommen in 65mm Todd-AO® (1:2.21)70mm (1:2.21)6-Kanal-Stereo-MagnettonEngl. OV128 Min.ErstaufführungskopieRoadshow-PräsentationWelturaufführung: Dezember 1970Dt. Erstaufführung: 12.03.1971FSK: ab 18 /

Star!Das vergessene Tal

Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe 70

lanD / Jahr: GB 1982

Besetzung:Darsteller: Bob Geldof (Pink), Kevin McKeon (Pink als Junge), Christine Hargreaves (Pinks Mutter), James Laurenson (Pinks Vater), Eleanor David (Pinks Frau), Bob Hoskins (Manager), David Bingham (Pink als Kind)

staB:Produktion: Alan MarshallRegie: Sir Alan ParkerBuch: Roger WatersBuchvorlage: Pink Floyd (gleichnam. Platten-Album)Kamera: Peter BiziouMusik: Roger Waters, David GilmourSchnitt: Gerry Hambling

inhaltGrell-monströse Illustrationen zum gleichnami-gen Rock-Oratorium der englischen Popgruppe „Pink Floyd“: Ein Rockmusiker durchlebt in einem Hotelzimmer in Los Angeles Stationen seiner tristen Kindheit, seines gescheiterten Privatlebens und seiner steilen Karriere. Die visionären Fragmente seines Deliriums fügen sich zu einer Mauer, die ihn in völliger Kommunikationsunfähigkeit einschließt. Auf optische wie akustische Reizüberflutung angelegt und mit unausgegorenen Symbolismen überladen, beeindruckt der wirre Film durch die konsequente Verbindung von Musik und Bild im Stil moderner Videoclip-Ästhetik.*

OT: Pink Floyd – The WallAufgenommen in 35mm Panavision® Anamorphic (1:2.35)70mm (1:2,21)6-Kanal Dolby (A) Stereo Magnetton mit Split SurroundEngl. OV95 Min.ErstaufführungskopieWelturaufführung: 23.05.1982Dt. Erstaufführung: 01.10.1982FSK: ab 16 /

Der Kongress amüsiert sich

Pink Floyd - The Wall

lanD / Jahr: D-A-F 1965

Besetzung:Lilli Palmer (Fürstin Metternich), Curd Jürgens (Zar Alexander I.), Hannes Messemer (Fürst Metternich), Paul Meurisse (Graf Talleyrand), Anita Höfer (Rosa)

staB:Produktion: Heinz PollakRegie: Géza von RadványiBuch: Fred Denger, Géza von Radványi, Aldo von PinelliBuchvorlage: Hans Habe (Motive)Kamera: Heinz HölscherMusik: Peter ThomasSchnitt: Hermine Diethelm

inhaltOperettenhaft-karikierendes Prunkgemälde von den Bemühungen des Grafen Metternich, beim Wiener Kongreß 1814/15 das europäische Gleichgewicht wiederherzustellen. Der großange-legte Unterhaltungsaufwand stellt die amourösen Verstrickungen des diplomatischen Corps in den Mittelpunkt.

Aufgenommen in 65mm MCS-70 Superpanorama® (1:2.21)70mm (1:2.21)6-Kanal Stereo MagnettonDt. OV96 Min.ErstaufführungskopieWelturaufführung: 18.03.1966FSK: ab 12 /

Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe 71

lanD / Jahr: GB 1962

Besetzung:Peter O‘Toole (T.E. Lawrence), Alec Guinness (Prinz Feisal), Anthony Quinn (Auda Abu Tayi), Jack Hawkins (General Allenby), José Ferrer (türkischer Bey), Anthony Quayle (Col. Harry Brighton), Claude Rains (Mr. Dryden)

staB:Produktion: Sam SpiegelRegie: David LeanBuch: Robert Bolt, Michael WilsonBuchvorlage: Thomas Edward Lawrence (Bericht)Kamera: Freddie YoungMusik: Maurice JarreSchnitt: Anne V. Coates

inhaltEs wird die Geschichte des englischen Offiziers T.E. Lawrence erzählt, der während des Ersten Weltkrieges den arabischen Aufstand gegen die Türken anzettelte. Der von großartigen Darsteller getragene Film, dessen visuelle Bildkraft der Wüstenszenen überwältigt, macht die entbehrungs-reichen Wüstenritte und die Einsamkeit augenfällig. Der Film kam 1990 erneut in die Kinos, diesmal in der rekonstruierten und von David Lean auto-risierten Fassung. Erst in dieser 30 Min. längeren Version wird die charismatische, aber gebrochene Führerpersönlichkeit T.E. Lawrence‘ erfahrbar, der mal in die Rolle des Erlösers, mal in die des blindwü-tigen Rächers schlüpft. *

OT: Lawrence of Arabia Deutschlandpremiere der neuen 70mm-DTS-KopieGB 1962 / Aufgenommen in 65mm Super Panavision® (1:2.21) / 70mm (1:2.21) / 6-Kanal-Stereo-Digitalton (DTS®) / Engl. OV / 227 Min. / Restaurierte Filmkopie / Roadshow-Präsentation der restaurierten Fassung / Welturaufführung: 10.12.1962 / Neufassung: 08.02.1989 / Dt. Erstaufführung: 15.03.1963 / Neufassung: 02.10.1990 / FSK: ab 12

Ausgezeichnet mit 7 Oscars:Beste Ausstattung: Farbe: John Box, Dario Simoni, John Stoll / Beste Kamera: Farbe: Freddie Young / Beste Originalmusik: Maurice Jarre / Beste Regie: David Lean / Bester Film: Sam Spiegel / Bester Schnitt: Anne V. Coates / Bester Ton: John Cox

Lawrence von Arabien

In 80 Tagen um die WeltlanD / Jahr: USA 1956

Besetzung:David Niven (Phileas Fogg), Cantinflas (Passepartout), Robert Newton (Inspektor Fix), Shirley MacLaine (Prinzessin Aouda), Trevor Howard (Falletin), Charles Boyer (Monsieur Gasse), Marlene Dietrich (Barbesitzerin), Fernandel (Droschkenkutscher), Buster Keaton (Schaffner)staB:Produktion: Michael ToddRegie: Michael AndersonBuch: S.J. Perelman, John Farrow, James Poe Buchvorlage: Jules Verne (Roman)Kamera: Lionel LindonMusik: Victor YoungSchnitt: Gene Ruggiero, Paul Weatherwax /

inhaltGroßer Reisebilderbogen nach Jules Vernes Roman: Ein britischer Gentleman umreist im Jahre 1872 auf Grund einer Wette in Rekordzeit die Erde. Eine spa-ßige und fesselnde Abenteuerschau in prachtvoller Ausstattung, mit zahlreichen Gaststars.*

OT: Around the World in 80 DaysAufgenommen in 65mm Todd-AO® (1:2.21, 24fps) 35mm CineStage (1:2.21)4-Kanal Stereo Magnetton mit 3-Kanal Perspecta® SurroundFranz. Fassung / 132 Min. / Erstaufführungskopie / Roadshow-Präsentation / Welturaufführung: 17.10.1956 / Franz. Erstaufführung: 15.05.1957 / Dt. Erstaufführung: 04.10.1957 / FSK: ab 6 /

Ausgezeichnet mit 5 Oscars:Beste Kamera: Farbe: Lionel Lindon / Beste Musik: Drama: Victor Young / Bester Film: Michael Todd / Bester Schnitt: Gene Ruggiero, Paul Weatherwax / Bestes Drehbuch nach einer literarischen Vorlage: John Farrow, S.J. Perelman, James Poe

Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe 72

lanD / Jahr: USA-I 1965

Besetzung:Michael Parks (Adam), George C. Scott (Abraham), Ava Gardner (Sara), Ulla Bergryd (Eva), Peter O‘Toole (Gabriel, Michael, Raphael)

staB:Produktion: Dino De LaurentiisRegie: John HustonBuch: Chr. Fry, J. Griffin, I. Perilli, V. BonicelliKamera: Giuseppe RotunnoMusik: Toshiro MayuzumSchnitt: Ralph Kemplen /

inhaltAufwendige Verfilmung der ersten 22 Kapitel des Alten Testaments, von der Erschaffung der Welt bis zur Opferung Isaaks. Die veräußerlichte, episoden-hafte Darstellung des Regisseurs Huston bemüht sich weithin um Werknähe, liest aber die Heilige Schrift als Geschichtsbuch und ignoriert ihre religiöse Dimension. Filmisches Kabinettstück ist ein Auftritt des Regisseurs in der Rolle Noahs.*

OT: The Bible: In The Beginning... Welturaufführung der restaurierten FassungAufgenommen in 65mm D-150® (1:2.21)70mm (1:2.21)6-Kanal-Stereo-Digitalton (DTS®)Engl. OV174 Min.Restaurierte Filmkopie von 2008Roadshow-PräsentationWelturaufführung: 28.09.1966Dt. Erstaufführung: 28.10.1966FSK: ab 12

lanD / Jahr: USA 1960

Besetzung:Paul Newman (Ari Ben Gannan), Eva Marie Saint (Kitty Fremont), Ralph Richardson (General Sutherland), Lee J. Cobb (Barak Ben Canaan), Sal Mineo (Dov Landau), Peter Lawford (Major Caldwell), John Derek (Taha)

staB:Produktion: Otto PremingerRegie: Otto PremingerBuch: Dalton TrumboBuchvorlage: Leon Uris (Roman)Kamera: Sam LeavittMusik: Ernest GoldSchnitt: Louis Loeffler

inhalt Episoden aus dem Freiheitskampf jüdischer Flüchtlinge auf Zypern und in Palästina (1946-1948); im Mittelpunkt der Hungerstreik auf dem Schiff „Exodus“. Im Stil eines aktionsreichen Spannungsstückes verfilmt, wobei die geistigen und politisch-historischen Hintergründe sehr vereinfacht werden. Das ernsthafte Bemühen, den Anspruch jedes Menschen auf Freiheit und Würde auch aus der abenteuerlichen Handlung aufleuchten zu lassen, sichert dem Film dennoch.*

OT: ExodusAufgenommen in 65mm Super Panavision® 70 (1:2.21) Präsentiert in 70mm (1:2.21) 6-Kanal-Stereo-MagnettonDeutsche Synchronfassung 205 MinutenErstaufführungskopieRoadshow-PräsentationWelturaufführung: 15.12.1960Deutsche Erstaufführung: 05.10.1961FSK: ab 12 Jahren

Ausgezeichnet mit 1 Oscar: Beste Musik (Drama): Ernest Gold

Die Bibel Exodus

*Quelle: Film-Dienst

Zum Gedenken an Paul Newman

(26.01.1925 – 26.09.2008)

Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe 73

Short 70mm Film:

„Tour Eiffel“

„tour eiffel“ (10‘). Filmed in: 65mm, 5 perforations, 24 frames per second. Principal photography in: ARRI 765. Presented: On the curved screen in 70mm. Sound: Dolby Stereo SR. Aspect ratio: 2,21:1. Country of origin: Germany. Production year: 1994. World Premiere: Munich Film Festival, 1994

cast: Bruno La Brasca, Shan Cong, Jef Bay. Director: Veit Helmer. Cinematographer: Joachim Jung. Editing: Antje Botschen. Music: Christoph Oertel.

lulu fulfils his life’s dream: he buys a bright red sports car. From the top of the Eiffel Tower, he can only watch as his car is being stolen. The police are soon in hot pursuit but during the chase, his beauti-ful car is wrecked.

The 10 minutes running comedy has won 3 awards at major competitions. The highlight was the pre-sentation as the official closing-film of the prestigious Venice Film Festival at the theatre „Scala Grande“ in September 1994. An audience of 2000 international film celebrities saw „Tour Eiffel“ on a 180 square metres screen and clapped for over 2 minutes.

Films made with the ARRI 765 camera

„tanakh Bibelen al-Quran“ (4‘20‘‘). Filmed in: 65mm, 5 perforations, 24 frames per second. Principal photography in: MCS-70 Superpanorama. Presented: On the curved screen in 70mm. Sound: DTS 6-track. Aspect ratio: 2,21:1. Country of origin: Norway. Production year: 2007 35mm World Premiere: October 2007, Bergen, Norway, 70mm World Premiere: 05.10.2008 Schauburg Kino, Karlsruuhe, Germany

Director and screenplay: Ole Mads Sirks Vevle. photography and editor: Morten Skallerud. composer: Music published by Touch Music. sound: B.J. Nilsen. producer: Ingvild Hellesøy. production company: Solepropriatorship Ole Mads Sirks Vevle. genre: Animation. laboratory: Gulliver, Paris v/Simone Appleby. technical support: Dominique Benichetti. sound mix: Europa Post Production, Stockholm, Gabor Pasztor. Financed by: Vestnorsk Filmfond, with thanks to Irmelin Nordahl and Hans Dragesund. Norsk Filmfond, with thanks to Peter Bøe. Fond for Lyd og Bilde.

summary: One God. One movie. One revelation. 3000 years after the first records of the biblical wri-tings, this movie presents a complete screen version of the Hebrew Bible, the Christian Bible and the Arabic Quran. Nothing is added and nothing is taken away.

Festival participation: 2007 Bergen International Film Festival. 2008 Scandinavian Film Festival, Bonn, Germany. 2008 Norwegian Short Film Festival, Grimstad

Director‘s biography:Ole Mads Sirks Vevle (b. 1971) won two prizes during the Critics Week at the 2003 Cannes Film Festival for his short „Love is the Law“ (2003), which was co-directed by Eivind Tolås. Vevle was educated at the Nordland Art and Film School, and has made numerous short films and installations. Filmography: 2007: „Tanakh Bibelen Al-Quran“ 2006: „Tungetale ved første møte“ 2005: „My Loneliness is Killing Me“ 2004: „But What‘s It All About?“ 2003: „Love is the Law“ 2001: „Int. Morning. Bedroom“ 1999: „The Holy Bible“

70mm print thanks to director Mr. Ole Mads Sirks Vevle (Norway), who is present during the 4th Todd-AO Festival weekend

Short 70mm Film / World Premiere:

Tanakh Bibelen Al-Quran

„Tour Eiffel

„Tanakh Bibelen Al-Quran

Generelles zu den Vorführungen:Alle Filme werden im 70mm-Format auf die gekrümmte Leinwand der Schauburg projiziert. Beim Projektor handelt es sich um eine Philips DP70 (für sphärisches 70mm) bzw. Philips DP75 (für die anamorphe Cinestage Kopie „In 80 Tagen um die Welt“) Maschinen, ausgestattet mit einer nagelneuen Schneider-Optik sowie einem brandneuen Magnettonkopf und einem DTS-Reader für 70mm-Film. Der Ton von 70mm-Kopien mit DTS-Track wird mittels eines DTS XD 10 Cinema Media Player decodiert und extern in einen Dolby CP650 XO Prozessor eingeschleust. Die sechs Tonkanäle von 70mm-Kopien mit Magnetton werden über einen Dolby CP200 Prozessor mit neuentwickelten SCS-7060 Magnettonvorverstärker und SCS-1246 Filtereinheit korrekt aufbereitet. Wiedergabe der Cinestage 35mm Kopie „In 80 Tagen um die Welt“ mit Schneider „Cinelux Première“ Grundoptik und Schneider „Cine-Digitar“ 1,5x. Als Endstufen sowie Bühnenlaut-sprecher dienen Geräte der Firma „d&b audio“. Die Schauburg verfügt sowohl über das klassische Todd-AO-Layout mit fünf Frontkanälen sowie einem Surroundkanal sowie dem heute gebräuchlichen Digitalton-Layout mit drei Frontkanälen, zwei Surroundkanälen und einem Subbasskanal. Vorgeführt wird mit einer Geschwin-digkeit von 24 Bildern/Sekunde. Präsentiert werden die Filme in ech-tem „Roadshow“-Ambiente, d.h. mit Ouvertüre, Pause, Intermezzo sowie Exit Music (sofern vom Regisseur so vorgesehen).

Alle Angaben ohne Gewähr. Änderungen und Irrtümer vorbehalten, jedoch nicht beabsichtigt.