MaRIOlOGISCHES - imak-kevelaer.de · „Ich bin die Magd des Herrn; mir gesche-he, wie du es gesagt...

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Informationen für Einzelpilger und Pilgergruppen: Wallfahrtsdirektion Maria Vesperbild Schellenbacher Str. 4 D-86473 Ziemetshausen Tel. 0 82 84 / 80 38 Fax 0 82 84 / 83 58 E-Mail: [email protected] Internet: www.maria-vesperbild.de Foto (c) Maria Vesperbild aria M Unsere Gottesmutter – zu Herzen gehende Darstellung im beliebten Wallfahrtsort Maria Vesperbild INHALT Dr. German Rovira 2 Maria Königin 6 Herzlich willkommen, Heiliger Vater! Impressum Ute Boer-Arnke 7 Annaselbdritt 8 Heiliger Erzengel Michael MARIOLOGISCHES AUGUST 2011 INTERNATIONALER MARIOLOGISCHER ARBEITSKREIS KEVELAER

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Informationen für Einzelpilger und Pilgergruppen:

Wallfahrtsdirektion Maria VesperbildSchellenbacher Str. 4D-86473 ZiemetshausenTel. 0 82 84 / 80 38Fax 0 82 84 / 83 58E-Mail: [email protected] Internet: www.maria-vesperbild.de

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Unsere

Gottesmutter

– zu Herzen gehende

Darstellung im beliebten

Wallfahrtsort

Maria Vesperbild

InHalT

Dr. German Rovira2 Maria Königin

6 Herzlich willkommen, Heiliger Vater! Impressum

Ute Boer-Arnke7 annaselbdritt

8 Heiliger Erzengel Michael

MaRIOlOGISCHESaUGUST 2011 InTERnaTIOnalER MaRIOlOGISCHER aRbEITSKREIS KEVElaER

Die Königin-Mutter oder die Gebira

Das ist das Geheimnis der Königsherrschaft Gottes: alles verdankt seine Existenz, das Dasein, dem Willen des Schöpfers! Aber auch die Herrscherin der Welt, Maria, hat gewissermaßen Anteil an dem Willen un-seres Schöpfers, weil sie dem Wort Gottes „ermöglicht“ hat, Fleisch anzunehmen: „Ich bin die Magd des Herrn; mir gesche-he, wie du es gesagt hast“ (Lk 1,38).Den Titel Marias, die Bezeichnung Köni-gin-Mutter, müssen wir verstehen, wie man ihn bei den Völkern des 15. Jahrhunderts vor Christus verstand: als die Gebira, als Mutter der Barmherzigkeit oder die Erha-bene Dame, la maîtresse, la grand-mère, Maaka, wie de Vaux sie nennt.5 Batseba, die Gebira des Königshauses Salomos, ist ein Typus Marias als Kö-niginmutter. Batseba ging zu Salomo,

um für Adonija Barmherzigkeit zu erbitten (1 Kön 2,19). Als sie es

tat, lebte David nicht mehr; sie ging zu Salomo nicht einfach als

die Königin, als die Frau des gestorbenen Königs. Den Ti-tel Königin gewann Batseba, als sie zustimmte, mit Da-vid zu leben: sie diente und sie ließ sich, um die Gunst des Königs zu gewinnen, versklaven, im Harem zu leben. Sie diente David in allem und so genoss sie den Titel Königin (2 Sam 11 und 1 Kön 1,15). Anders bei ihrem Sohn, Salomon. Sie war wirklich die Königin-Mutter, die gewisse Rechte im Hause des Königs hatte, „welche auf die Politik und theologi-sche Haltung des Königs großen Einfluß

auszuüben pflegte.“6 So wird uns der Ein-fluss Batsebas auf Salomo beschrieben: er erhebt sich, als seine Mutter erschien und ordnete an, dass man einen Thron bringt, damit Batseba auf der rechten Seite des Kö-nigs sitzen kann und Salomo sagte zu sei-ner Mutter: „Stelle nun die Bitte, Mutter, denn ich werde dich nicht abweisen.“ (1 Kön 2,19 f.). Sie erreicht nicht, dass Salomo Adonija das Leben schenkt, weil dieser weiterhin den Königsthron fordert (1 Kön 2,23-25). Dies erklärt auch die Haltung Marias gegenüber dem Sünder: auch Maria muss sich vor der Freiheit des Menschen beugen; und wenn sich jemand par tout nicht dem Willen Gottes beugen will, kann die Königinmut-ter, die Gottesmutter, nicht das Heil eines störrischen Menschen erreichen. Maria ist wahrhaftig die Königinmutter des Reiches Gottes, des Neuen Bundes, als solche die Mutter der Barmherzigkeit. Als Mutter des Barmherzigen verkörpert sie die Barmherzigkeit Gottes! „In diesem ös-terlichen Wort der Kirche klingen – in der Fülle ihres prophetischen Gehaltes – die Worte Marias nach, die sie bei der Begeg-nung mit Elisabeth, der Frau des Zacha-rias, gesprochen hatte: «Er erbarmt sich von Geschlecht zu Geschlecht» (Lk 1,50)… Maria hat auch auf besondere und außer-ordentliche Weise – wie sonst niemand –das Erbarmen Gottes erfahren und ebenso auf außerordentliche Weise mit dem Opfer des Herzens ihr Teilnehmen an der Offen-barung des göttlichen Erbarmens möglich gemacht.“7

Als Mutter der Menschen, als die Neue Eva, war sich Maria im Voraus dessen be-wusst: „Ich bin die Magd des Herrn! … Denn auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er geschaut, von nun an werden mich alle selig preisen!“ (Lk 1,38/48). Maria also kennt am tiefsten das Geheimnis des gött-lichen Erbarmens. Sie kennt seinen Preis und weiß, wie hoch er ist: sie hat mit Gott am Fuße des Kreuzes ihn bezahlt. In die-sem Sinne nennen wir sie auch Mutter der Barmherzigkeit, Unsere Liebe Frau vom Erbarmen oder Mutter des göttlichen Er-

Papst Pius XII. sagte zu diesem Dogma der Kirche: „Da unser Erlöser der Sohn Marias ist, konnte der Sohn Gottes in der Tat, als vollkommener Erfüller des göttlichen Ge-setzes, außer dem Ewigen Vater auch seiner geliebte Mutter nicht die größte Ehre ver-weigern ... Deshalb hat Gott die erhabene Mutter Gottes ... vor der Verwesung des Grabes unversehrt bewahrt und sie, wie ih-ren Sohn, nach dem völligen Sieg über den Tod mit Leib und Seele zur erhabenen Herr-lichkeit des Himmels emporgehoben.“2 Nun, am letzten Sonntag im Jahr feiern wir das Fest Christkönig und mit der Oktav von der Aufnahme Marias in den Himmel, am 22. August, ehrt die Kirche Maria im Himmel als unsere Königin. Sollte dieser Titel Königin für Maria nur ein Symbol sein, weil sie die Mutter des Königs ist? Das wäre zu wenig und nicht gerecht! Natür-lich wird diese Bezeichnung im menschli-chen Vergleich mit irdischer Noblesse oder bei den Herrscherinnen oder den Gemah-linnen der Herrscher verwendet. Alles das wäre noch oberflächlicher. Betrachtet man die königliche Würde Marias exegetisch, könnte man den Titel für Maria zum Bei-spiel so begründen: wahrscheinlich war sie von priesterlicher Abstammung, die Cousi-ne von Elisabeth (Lk 1,36), und nach dem Protoevangelium war sie die Tochter von Joachim und Anna; beide genealogische Ansatzpunkte weisen auf ein priesterliches Geschlecht (Prot 1,1 ff.) hin.3 Maria war mit Josef aus dem Hause David verheiratet (1,18/1-17; Lk 1,27); deshalb könnte man sagen, sie hatte das Recht, Königin zu sein. Hier aber wäre die Exegese nicht biblisch, nicht Wort Gottes, das uns von den Epi-

graphen, den Schriftstellern der heiligen Bücher, schriftlich gegeben wurde. Wenn wir die Herrschaft Marias wie oben be-trachten, zeigt uns das, wie oberflächlich und diesseitig wir diese Bezeichnung ge-brauchen. Anders ist es, wenn wir Maria die Mutter-Königin nennen, weil sie die Mutter des Herrschers und Schöpfers der Welt ist. Diesen Titel Königinmutter kann man noch in einem anderen tieferen Sinn gebrauchen, selbst wenn wir Maria, als die der sichtbaren und himmlischen Welt, der Menschen und der Engel, anerkennen. Der Titel ist trotzdem viel tiefer begründet: sie ist gleichzeitig die Mutter unseres Erlösers und Miterlöserin.

Maria als Königinmutter, als die Gebira des Neuen Bundes eingehend zu prüfen, bedeu-tet mehr als die Mutter des Königs des Alls zu sehen, nur weil ihr Sohn der Herrscher des Universums ist: Maria ist die Mutter Gottes! Nur deshalb ist sie Königin der En-gel, der Menschen und alles Erschaffenen, weil sie wiederum die Mutter des Schöpfers ist. In dieser Hinsicht bezeichnen die Gläu-bigen Maria in ihrem Adel, den sie besitzt. Hier wird jedoch nicht erwähnt, welche Aufgabe ihre Würde mit sich bringt und was die Gebira des Neuen Bundes wirklich ausmacht. Maria ist selbst eine geschaffene Kreatur, ein Mensch, der in einer bestimmten Zeit geboren ist und hier auf der Erde gelebt hat; auch wenn sie schon vor den Zeiten aus allen englischen und menschlichen Ge-schöpfen vor ihrer Geburt auserwählt wur-de. Am Anfang der Zeiten war sie schon Mutter des Sohnes Gottes, der als Gott-

Mensch die Sünde der Welt bekämpft und besiegt hat. Gott wird am Ende der Welt, wenn Er diesen unseren Lebensraum in einen neuen Himmel und eine neue Erde (Offb 21, 1) verwandelt, als Vater, Sohn und Heiliger Geist, als trinitarisches Wesen angebetet; der Sohn Marias ist das einzige Sein, das die Anbetung verdient; Er, der als das Alpha und das Omega, der Anfang und das Ende, der Gottessohn, der selbst Gott ist (21,6). Der Sohn Gottes ist aber auch der Sohn Marias.

„Der Hauptgrund, auf dem sich die kö-nigliche Würde Marias stützt, ist zweifel-los ihre göttliche Mutterschaft ... Dennoch muss die seligste Jungfrau Maria nicht nur wegen ihrer göttlichen Mutterschaft Kö-nigin genannt werden, sondern auch, weil sie nach Gottes Willen einen außerordent-lichen Anteil am Werk unseres ewigen Heils hatte ... Nun ist aber in voller, eigentlicher und absoluter Bedeutung der eine Jesus Christus Gott und Mensch, König; jedoch hat auch Maria – wenn auch in gemäßig-ter Weise und aufgrund von Analogie – als Mutter Christi und als Gefährtin beim Wir-ken des göttlichen Erlösers in seinem Kampf mit den Feinden teil an der könig-lichen Würde.“4 Das ist ihre Würde und gleich-zeitig die Aufgabe, die sie noch erfüllt, solange Menschen auf dieser Erde auf das Urteil Gottes warten.

am 15. august feiern wir das Fest der aufnahme Marias in den Him-mel mit leib und Seele. Papst Pius XII. hat dies zum Dogma erhoben und am 1. november 1950 feierlich verkündet. Zum 60. Mal beging die Kirche also diese feste Wahrheit unseres Glaubens, dass Maria wahrhaftig als menschliche Person in den Himmel aufgenommen wurde, das heißt, dass sie in der Einheit von Geist und leib, so, wie sie auf der Erde gelebt hat, in den Himmel aufgefahren ist. 1

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Die Verehrung Maria als Mutter und Königin aller Glaubenden

Johannes Paul II. wollte mit dem Hymnus Alma Redemptoris Mater, die Gläubigen zur Verehrung der Mutter Gottes neu mo-tivieren. Benedikt XVI. beendet die Enzy-klika ‚Über die christliche Hoffnung’, mit den Worten der Stella maris, um die Gläu-bigen zu fragen: „Wie finden wir die Stra-ße des Lebens? Es erscheint wie eine Fahrt auf dem oft dunklen und stürmischen Meer der Geschichte, in der wir Ausschau hal-ten nach den Gestirnen, die uns den Weg zeigen … Und welcher Mensch könnte uns mehr als Maria Stern der Hoffnung sein – sie, die mit ihrem Ja Gott selbst die Tür ge-öffnet hat in unsere Welt … Du empfingst das Wort: „Frau, siehe da dein Sohn“ (Joh 19,27). Vom Kreuz her empfingst Du eine neue Sendung. Vom Kreuz her wurdest du auf neue Weise Mutter: Mutter für alle, die deinem Sohn Jesus glauben und folgen wollen … Das „Reich“ Jesu war anders, als die Menschen es hatten erdenken können … So bleibst du inmitten der Jünger als ihre Mutter, als Mutter der Hoffnung.“16

Mit dem Titel Mutter der Kirche bezeich-nen wir diese ihre Bestimmung, besonders für die Kirche hier auf Erden, zusammen mit der Kirche im Himmel und deren Glie-der des mystischen Leibes Christi. Als freie Wesen haben sie sich zu entscheiden, ob Maria für ihre Kinder als Mutter sorgen und sie bewahren soll, wenn sie es wollen und darum bitten. Dann werden sie einmal zur Kirche in Ewigkeit gehören.Maria wird als Mutter in den verschiedens-ten Anrufungen der lauretanischen Litanei um Fürbitte gebeten. Dabei wird Sie zuerst als die Mutter Christi und deshalb als Mut-ter Gottes und Mutter der Kirche angeru-fen, diese sind ihre eigentlichen Muttertitel, die nicht allegorisch sondern ihr angepasst sind. Und diese reale Mutterschaft erfor-dert von den Kindern Gottes: Liebe und Verehrung, Nachahmung und Nachfolge. Dies geben und fordern wir mit Gebet, das sowohl geistig sein kann als auch körper-lich, d. h. durch Opfer, die sowohl leibli-cher als auch geistiger Natur sein können.

Darüber hinaus dürfen wir aber nicht ver-gessen, für die anderen zu beten, wie der Herr es von uns will! (Mt 6,5-15) Sind wir nicht ein auserwähltes Geschlecht, eine kö-nigliche Priesterschaft (1 Pet 2,9), Kinder Marias? Dürfen wir unsere Brüder und Schwestern, die auch Kinder Marias sind, vergessen? Wir erfüllen dann nicht unsere königlichen Aufgaben: „Der Menschen-sohn ist nicht gekommen, sich bedienen zu lassen, sondern zu dienen“. (Mt 20,28; Mk 10,45): Wir sind Kinder des Königs und sollen von unserer Mutter der Barmherzig-keit, von der Gebira diese Christenpflicht erlernen! Das Gebet der Glaubenden ist zuerst das Gebet für die Kirche, deren Mutter die Mutter Gottes ist: „Die stete Sorge der Kir-che, der Braut Christi, für die Not der Men-schen, für ihre Freuden und Hoffnungen, für ihre Arbeiten und Mühen ist dennoch nichts anderes als die große Sehnsucht, ih-nen nahe zu sein, um sie zu erleuchten mit dem Lichte Christi und sie alle in Ihm, ih-ren Heiland, zu vereinen“17

Als Papst Paul VI. Maria als Mutter der Kirche proklamierte18, erfüllte er einen Wunsch der Katholiken, wie Johannes Paul II. unterstrich: „Die Kenntnis der wahren katholischen Lehre über die selige Jung-frau Maria wird immer einen Schlüssel für das genaue Verständnis des Geheimnisses Christi und der Kirche darstellen“. Sie hat als Mater ecclessiae die Mutterschaft über die ganze Menschheit inne, weil die Kirche als mystischer Leib Christi für alle Menschen, die gerettet werden wollen, die Quelle des Heils ist. Die Gläubigen sollen „von der Jungfrau und Gottesmutter die reinste Form der vollkommenen Chris-tusnachfolge übernehmen.“19 So ist Maria die Königinmutter der Christen und aller Menschen guten Willens, weil sie die Mut-ter der Kirche ist.

1 PIUS XII. Apostolische Konstitution Munificentissimus Deus, vom 1. 11.1950, vgl. A. ROHRBASSER, Heilslehre der Kirche. Freiburg / Schweiz 1953, S. 328-347

2 PIUS XII., Ibidem, DS 3900 / 3802 3 Siehe W. MICHAELIS, Die Apokryphen Schriften zum NT,

Bremen 1956 4 PIUS XII, Enzyklika Ad coeli Reginam, vom 11. 10. 1954,

DS 3913, 3914 u. 3916; siehe auch Enzyklika Fulgens co-rona, DS 3908 – 3910

5 R. DE VAUX, Les Institutions de L’Ancien Testament I, Paris 1961, S. 180 ff.

6 E. JENNI u. C. WESTERMANN, Theologisches Wörterbuch zum AT II, München 1976, Sp. 943; Siehe auch Band I, München 1971, Sp. 176

7 SJOHANNES PAUL II., Dives in misericordia, n. 9 8 Ibidem. 9 Vgl. DE VAUX, o. z. I., S. 37- 42. und II, S. 383- 394 10 Vgl. z. B. J. SCHUSTER u. J. B. HOLZAMMER, Hand-

buch zur Biblischen Geschichte, Bearbeitet von JOSEPH SELBST, Das Alte Testament, Freiburg 1910, S. 417 f.

11 Siehe C. SPICQ, Teología moral del NT I., Pamplona 1970, S. 30, Note 89

12 ILDEFONS VON TOLEDO, Die immerwährende Jungfräulichkeit Marias, in: San Ildefonso de Toledo, Madrid 1971, cap. XII, S. 147-154

13 ROMANO MEDOLUS, Hymne über die Hochzeit von Kana

14 JOHANNES PAUL II, Dives in misericordia, n. 9 15 BENEDIKT XVI., Enzyklika Gott ist die Liebe vom

25. 12. 2005 16 BENEDIKT XVI., Enzyklika Spes salvi, vom 30. 11. 2007,

n. 49 f. 17 PAUL VI., Credo des Gottes Volkes, 30. Juni 1968,

n. 15,37 18 PAUL VI., Ansprache von 21, November 1964, AAS

56(1964) 1015 f. 19 Ibidem. Siehe auch JOHANNES PAUL II., Enzyklika

Redemptoris Mater, vom 25. März 1987, n. 47

barmens8, Gebira oder Königin-Mutter. Christus, der König und Herr der Men-schen, zeigt ihnen, was göttliches Regieren über die Menschen heißt: „Ihr sagt zu mir Meister und Herr, und ihr nennt mich mit Recht so; denn ich bin es. Wenn nun ich, der Herr und Meister, euch die Füße ge-waschen habe, dann müsst auch ihr einan-der die Füße waschen. Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit ihr so handelt!“ (Joh 13,13-16). Wie gut wäre es, wenn alle Regierenden auf der Erde diese Lek-tion, ja, inklusive die der Fußwaschung, lernen würden: denn sie sind ja Minister, Diener. Deshalb sagt der Herr kurz danach den Aposteln: „Ein neues Gebot gebe ich euch: Liebt einander, wie ich euch geliebt habe; so sollt auch ihr einander lieben. Da-ran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid: wenn ihr einander liebt.“ (Joh 13,34 f.).

Maria hat dies mit den anderen heiligen Frauen, die Jesus immer begleiteten, im Hintergrund gehört und die Fußwaschung andächtig erlebt9. Das Pascha war ein Fest der Erinnerung für die israelitischen Fami-lien10; Jesus aber hat dieses Pascha erhöht, als Fest zu seinem Gedächtnis (Lk 22,19) und in die Eucharistie umgewandelt.11

„Mein dringlicher Wunsch ist es, dem Sohn Gottes zu dienen und seine Mutter als meine Königin zu haben; damit ich unter der Herrschaft des Sohnes bin, will ich die Mutter nachahmen und ihr dienen; um unter dem Dienst Gottes angenommen zu werden, sehne ich mich danach, dass die Mutter des Herrn herrsche über mich und so kann ich Zeugnis geben, dass ich ein treuer Diener ihres Sohnes bin, wenn ich mir nichts anderes wünsche, als Diener Marias zu sein.“12

Die königliche Würde Marias zeigt sich bei der Anbetung der drei Magier (Mt 2, 11): Sie sehen das Kind bei seiner Mutter und brachten Ihm Gold, Weihrauch und Myr-rhe! Großzügige Gaben, wie sie nur noble Menschen schenken können: sie waren des angebeteten Königs würdig. Nichts weiter wird von diesen Geschenken in den Evan-gelien gesagt; im Gegenteil, wir haben den realen Eindruck, dass die Heilige Familie

arm war, wie uns Lukas bei der Darstel-lung des Kindes im Tempel sagt (2,22). Man darf sich fragen: War diese Darstel-lung des Kindes vor dem Erscheinen der Sterndeuter in Bethlehem? Es scheint, dass der Besuch der mágoi, wie die Sterndeu-ter genannt werden (Mt 2,1), nach der Aufopferung des Kindes und der Reini-gung der Mutter geschah: Herodes „ließ in Bethlehem und der ganzen Umgebung alle Knaben bis zum Alter von zwei Jahren töten, genau der Zeit entsprechend, die er von den Sterndeutern erfahren hatte“ (Mt 2,16). Sonst könnten Maria und Josef nicht als arm bezeichnet werden, mit dem Reichtum, welcher die màgoi dem Kind schenkten.

Im Evangelium von Matthäus lesen wir: „Als die Sterndeuter wieder gegangen wa-ren, erschien dem Josef im Traum ein En-gel des Herrn und sagte «Steh auf, nimm das Kind und seine Mutter, und flieh nach Ägypten. Da stand Josef in der Nacht auf und floh mit dem Kind und dessen Mutter nach Ägypten“ (Mt 2,13 f.). Dienten die Geschenke für den Unterhalt des Kindes und ihren eigenen Bedarf nach der Flucht der Heiligen Familie? Es könnte sein. So sind der König und die Königin und der Spross des Königtums, der hl. Josef, die nicht wie die Könige dieser Erde leben, sondern uns eine andere Herrschaft zeigen: die Herrschaft der Armut und der Demut!Ähnlich ist es mit der königlichen Wür-de Marias bei der Hochzeit zu Kana, ein Beispiel, das Romano Melodus so herr-lich kommentiert13: Die Mutter Jesu war eingeladen und Jesus und die Jünger gin-gen mit ihr, weil es üblich war (Joh 2,2); je mehr Leute bei einer Hochzeit, desto geschmeichelter fühlten sich damals (und auch heute) die Brauleute. Aber sie hatten nicht mit einem solchen Auflauf von Leu-ten für mehrere Tage, die die Hochzeiten damals dauerten, gerechnet. Nur der Kom-mentar der Mutter, der Gebira: „Sie haben keinen Wein mehr“; keine Bitte! Nur die-se Feststellung, die den Herrn überrascht; und wir wollen nichts anderes vermuten bei der Antwort Jesu: wir kennen die Mi-mik und das Lächeln nicht, mit dem er der

Mutter antwortet. Die Reaktion Marias würde uns erstaunen, wenn Jesu mit seinen Worten nicht das Vertrauen der Mutter er-weckt hätte: „Tut, was er euch sagt“ (Joh 2,3/5), sagte sie den Dienern. Hier zeigt sich wiederum die Gebira, die Mutter, die ihre Kinder bemitleidet, sogar bei den Din-gen dieser Welt: sie wollte nicht, dass sich die Brauleute blamieren und ihre Hochzeit zum Spott der Leute würde.Aber vergessen wir nicht den besten Beweis der Barmherzigkeit Gottes: der gleichzeitig die Menschwerdung des Sohnes Gottes und die Mütterlichkeit Marias sind. Der Thron und die königliche Würde Jesu sind das Kreuz. Von dort aus rief er Maria zu, die bei dem Kreuze stand: „Sieh da Dein Sohn!“ (Joh 19,25 f.); wir glauben mit al-len christlichen Kommentatoren, von An-fang an, dass Jesus uns damit meinte. Wir brauchen es nicht zu unterstreichen, dass der Sohn Gottes uns in der Person des Jo-hannes Maria als Mutter gab: „Niemand hat so wie die Mutter des Gekreuzigten das Geheimnis des Kreuzes erfahren, diese erschütternde Begegnung der transzenden-ten göttlichen Gerechtigkeit mit der Lie-be, diesen Kuss zwischen Erbarmen und Gerechtigkeit. Und nachdem uns dieses Wunder der unermesslichen Liebe Gottes zu den Menschen gegeben wird, hatte sie in außergewöhnlicher Weise das Erbarmen erfahren, und ist in gleicher Weise «erbar-menswürdig» geworden während ihres ganzen irdischen Lebens und vor allem unter dem Kreuz ihres Sohnes; sie wurde schließlich durch die verborgene und zu-gleich einzigartige Teilnahme an der mes-sianischen Aufgabe ihres Sohnes ganz be-sonders dazu berufen, den Menschen die Liebe nahezubringen.“14

Papst Benedikt XVI. sagte es in seiner ers-ten Enzyklika ähnlich wie sein Vorgänger, nur von einer anderen Sicht als Johannes Paul II., der das Wort Jesu auf seine Mut-ter bezog: „Das Wort des Gekreuzigten an den Jünger, an Johannes, und durch ihn an alle Jünger Jesu, «Siehe da, deine Mutter» (Joh 19,27) wird durch alle Generationen hindurch immer neu wahr. Maria ist in der Tat zur Mutter aller Glaubenden gewor-den.“15

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German Rovira

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Der Annenaltar im Dom von Frankfurt be-steht aus einem mittleren Schrein mit Skulp-turen und zwei gemalten Seitenflügeln. Er wurde im 19. Jahrhundert, um 1898, aus Werken unterschiedlicher Zeit und Her-kunft zusammengefügt. Die Skulpturen des Schreins haben eine kostbare farbige Fas-sung. Sie stammen aus der Sammlung des Dompfarrers Ernst Franz August Münzen-berger (gest. 1890), der sich außerordent-lich für die Wiederherstellung der gotischen Raumwirkung des Domes und der Aufstel-lung gotischer Altäre eingesetzt hat.Die Gruppe im Dom von Frankfurt weicht in ihrer Konzeption wesentlich von bis da-hin, um 1500, häufig anzutreffenden so ge-nannten Generationenbildern ab, bei denen Anna und Maria in unterschiedlicher Grö-ße und unterschiedlichem Lebensalter dar-gestellt werden. Diese Andachtsbilder sind auch in Haltung und Gestik vornehmlich auf den Betrachter ausgerichtet.Hier sind Maria und Anna gleichgroß ange-legt. Sie sind nicht auf den Betrachter aus-gerichtet sondern in Seitenansicht einander zugewandt gestaltet. Diese Version des The-mas findet sich auch bei dem nahezu gleich-zeitig (1515-1520) entstandenen Annenaltar in der St. Lorenzkirche von Nürnberg. Für diesen Altar, der zahlreiche Skulpturen und gemalte Standflügel aufweist, wird der Meis-ter Hans Suess von Kulmbach, ein Schüler Albrecht Dürers, als Urheber genannt. Für das Werk im Frankfurter Dom, das 1500-1520 entstanden sein soll, wird die Herkunft aus Schwaben oder Franken angegeben, ein Meister ist nicht bekannt. Auf den ersten Blick kann man hier an eine alltägliche familiäre Szene denken, die den Betrachter veranlassen mag, sich das normale Leben der heiligen Familie zu ver-gegenwärtigen. Maria hält das Kind mit beiden Händen, das auf ihrem Schoß die ersten Schritte macht. Die Großmutter Anna streckt ihre Hände vor, um das Kind in Emp-fang zu nehmen. Die erwartungsvolle Geste der Mutter Anna legt darüber hinaus eine weiterführende Aussage nahe. Sie steht für die Erwartung des Messias im Alten Bund nach den Aussagen der Propheten: „Seht, die Jungfrau wird ein Kind empfangen, sie wird einen Sohn gebären, und sie wird ihn Imma-nuel nennen“(Jes. 7, 14). Auffällig ist weiter-hin, dass Maria weder auf ihr Kind schaut,

noch auf ihre Mutter. Sie blickt nachdenk-lich nach oben. Das kann an die Situationen erinnern, die in den Evangelien überliefert sind und vom Nachdenken Marias berich-ten: bei der Verkündigung durch den Engel, bei der Aufopferung des Kindes im Tempel und bei der Suche des zwölfjährigen Jesus.Maria ist zum Zeichen ihrer jungfräulichen Mutterschaft mit langen offenen Haaren dargestellt, Anna hingegen trägt das Kopf-tuch der verheirateten Frau. Eine weitere Auszeichnung Marias wird durch die Krone und durch den thronartigen Sitz zum Aus-druck gebracht. Anna sitzt auf einem ein-fachen Schemel. Durch das Gegenüber der beiden Mütter und das nachdenkliche nach

oben Schauen Marias kann man durchaus an ihre Worte im Magnifikat erinnert werden; „Meine Seele preist die Größe des Herrn und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter. Denn auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er geschaut. Siehe, von nun an preisen mich selig alle Geschlechter…“ (Lk. 1, 46-48). In der Haltung Marias wird deutlich, dass sie ihre Aufgabe im Gehorsam Gott gegenüber erfüllt hat.Das schreitende Jesuskind ist die Mitte des Altarwerkes, umgeben von Freiraum. Das zeigt einprägsam das Geheimnis des Glau-bens, die wahre Gottheit und Menschheit Christi, gegenwärtig im Sakrament des Al-tares. Die erwartungsvolle Geste der Mutter Anna verbildlicht daher auch, wie der Christ an der Eucharistiefeier teilnehmen kann.

Ute Böer-Arnke

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ANNASELBDRITTSkulpturengruppe vom Annenaltar im Kaiserdom von Frankfurt am MainFederzeichnung Ute Böer-Arnke 2008

ASkulpturengruppe vom annenaltar im Kaiserdom von Frankfurt am Main

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Die Liebe zum Heiligen Vater muß eine herrliche Leidenschaft in uns sein, denn in ihm sehen wir Christus.

Danke, mein Gott, für die Liebe zum Papst, die Du mir ins Herz gelegt hast.

Hl. Priester Josefmaria Escriva, Der Weg, 573

Größte Wertschätzung und Liebe, tiefe Verehrung, ergebenen Gehorsam und herzliche Anteilnahme sollst du dem Papst, dem Stellvertreter Christi auf Erden, entgegenbringen.Wir Katholiken müssen bedenken: Nach Gott und nach der heiligen Maria, unserer Mutter, folgt in der Rangordnung der Liebe und Autorität der Heilige Vater.

Hl. Priester Josefmaria Escriva, Im Feuer der Schmiede, 135

Du mußt jeden Tag in deiner Loyalität gegenüber der Kirche, dem Papst, dem Apostolischen Stuhl wachsen. Sie ist Frucht einer wachsenden Liebe, deren Mittelpunkt Gott allein ist.

Hl. Priester Josefmaria Escriva, Die Spur des Sämanns, 353

Willkommen in Deutschland, 22.-25.09.2011 Deutschlandbesuch Papst benedikt XVI

geliebter eiliger Vater !H

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Wir freuen uns!

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Heiliger Erzengel

Kämpfer an vordester Front gegen das Böse und Schutzpatron unseres geliebten deutschen Vaterlandes. Hier auf der Kerzenkapelle in dem bald wieder herrlich-herbstlich gestimmten Wallfahrtsort Kevelaer am Niederrhein. Am 2. Oktober ist wieder das Schutzengelfest in der römisch-katholischen Kirche. Alle Katholiken können sich hier wieder besonders gut an ihren eigenen Schutzengel erinnert fühlen. Die immer abendlich-hell erleuchtete Darstellung des Erzengels Michael auf der Kerzenkapelle in Kevelaer wirkt kraftvoll, beruhigend und beschützend über der jährlich hunderttausendfach aufgesuchten Gnadenkapelle auf dem Kapellenplatz.

M ichael

Es wäre vermessen zu verlangen, daß die Engel

uns gehorchen... Wohl aber haben wir die Gewißheit, daß sie uns immer hören.

Hl. Priester Josefmaria Escriva, Im Feuer der Schmiede, 339