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Mark Robson DAS VERMÄCHTNIS VON THRANDOR Der Auserwählte

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Mark RobsonDAS VERMÄCHTNIS VON THRANDOR

Der Auserwählte

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Mark Robson wurde 1966 in Essex geboren undwuchs in Wales auf. Er ist Pilot bei der Royal AirForce und schreibt in seiner Freizeit Fantasytitel,die bei den Lesern großen Anklang finden.

Weitere Titel der Reihe:Das Vermächtnis von Thrandor – Das Schwert aus dem Feuer (Band 1, 40015)Der Pfad der Jägerin (Band 2, 40016)Die silberne Klinge (Band 3, 40017)

Weitere Titel des Autors bei cbt:Die Gilde von Shandar – Die Spionin (Band 1, 30533)Der Verräter (Band 2, 30534)Der Jäger (Band 3, 30535)

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Mark Robson

DAS VERMÄCHTNIS VONTHRANDOR

Der AuserwählteAus dem Englischen vonAnne Emmert und Ursula Held

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cbj ist der Kinder- und Jugendbuchverlagin der Verlagsgruppe Random House

1. Auflage Erstmals als cbj Taschenbuch Juli 2010Gesetzt nach den Regeln der Rechtschreibreform© 2000 Mark RobsonDie englische Originalausgabe erschien 2000unter dem Titel »The Forging of the Sword« beiSword Publishing, UK.© 2010 für die deutschsprachige Ausgabe bei cbj Verlag in der Verlagsgruppe Random House GmbH, MünchenAlle deutschsprachigen Rechte vorbehalten Übersetzung: Anne Emmert und Ursula HeldLektorat: Susanne EvansUmschlaggestaltung: HildenDesign, München,www.hildendesign.de, unter Verwendung einerIllustration von Marek Hlavatyhe · Herstellung: AnGSatz: KompetenzCenter, MönchengladbachDruck und Bindung: GGP Media GmbH, PößneckISBN: 978-3-570-40018-0Printed in Germany

www.cbj-verlag.de

Zert.-Nr. SGS-COC-001940

Verlagsgruppe Random House FSC-DEU-0100Das für dieses Buch verwendete FSC-zertifizierte PapierMünchen Super Extra liefert Arctic Paper MochenwangenGmbH.

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Für Euch, meine Leser,und ganz besonders für Hannah, Marianne, Jess und Louise wegen ihrer Begeisterung und ihrer regelmäßigen E-Mails. Danke euch allen für die Unterstützung und das positive

Feedback. Ich hoffe, das Warten hat sich gelohnt.

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Dank

Ich danke Nigel und Georgina von »Words and Publications« fürdie erfolgreiche Verwandlung meiner Manuskripte in Bücher –ohne sie hätte »Das Vermächtnis von Thrandor« nicht einmal

die erste Hürde genommen.

Ich danke allen Korrekturlesern, die freigebig ihre rote Tinteüberall verteilt haben.

Ich danke meiner Frau Sarah und meiner Tochter Rachel für ihre Geduld und ihr Verständnis.

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»… und es wird geschehen, dass in der Zeit des Aufstiegs der Aus-erwählte erscheint. Ewige Verdammnis wird er mit der Linkenüber die Welt bringen, beständigen Frieden mit der Rechten. Mitden Schlüsseln der Welt wird er über ihr Schicksal entscheiden.Seine Anhänger werden ihm das Tor öffnen, doch nur der Aus -erwählte wird den letzten Weg gehen. Nur er wird den Pfad desGrauens beschreiten. Doch wenn ein anderer als er und derSchlüssel selbst diesen Weg nehmen, so wird es das Ende der Weltsein. Alle Pfade führen den Auserwählten zu diesem letzten Weg.Der Schlüssel wird den Zeitpunkt wählen, und der Auserwähltewird wissen, dass er keine andere Wahl hat. Die Zukunft allerLänder wird in seinen Händen ruhen.«

Auszug aus: Die Orakel des Drehboor

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PROLOG

Es klopfte zweimal so laut und hart an der Tür zum Arbeitszimmer des Kaisers, dass Vallaine, Hoher Lord desInneren Auges, unwillkürlich zusammenzuckte. Von einemAugenblick zum anderen nahm der runzelige Zauberer dievornehme Erscheinung des Kaisers von Shandar an. Dassim kaiserlichen Hofstaat niemandem eine Veränderung anIhrer Majestät aufgefallen war, seit Vallaine den Kaiser er-mordet und seine Stelle eingenommen hatte, war ein Be-weis für Vallaines hohe Zauberkunst.

»Bei Shand, hoffentlich gute Nachrichten«, murmelteVallaine. Er nahm einen tiefen Atemzug und befahl dann:»Herein!« Seine Stimme unterschied sich in Nichts von derdes toten Kaisers.

Die vergangenen zehn Tage waren nicht einfach für LordVallaine gewesen. Ein Unglück hatte das nächste gejagt. Be-gonnen hatte es damit, dass Kommandant Chorain auf rät-selhafte Art ums Leben gekommen war, ehe Vallaine ihnzur Niederlage des Heeres in Thrandor hatte befragen kön-nen. Als Nächstes war Bek, der thrandorische Kämpfer, denVallaine als Mörder hatte aussenden wollen, im Zweikampfschwer verwundet worden und in seinem geschwächtenZustand den Wachen in der Arena irgendwie entwischt.Vallaine ließ darauf hin den Unterschlupf seiner thrandori-schen Freunde beobachten, doch auch sie gingen seinen

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Leuten durch die Finger. Alles schien sich gegen den HohenLord verschworen zu haben. Bei der nächsten Schlampereiwürden Köpfe rollen.

Die Tür öffnete sich und eine junge Frau betrat denRaum, gefolgt von einem stämmigen Mann. Bei seinemAnblick verzogen sich Lord Vallaines Lippen zu einem feinen Lächeln. Er sah aus wie ein Raubtier, das sich aufleichte Beute und ein leckeres Mahl freut.

»Ah, Femke, erneut bist du deinem Ruf gerecht gewor-den, deine Aufgaben äußerst zuverlässig zu erledigen. Seidir meines tiefsten Dankes versichert, dass du Barrathos soschnell gefunden und hergebracht hast! Du sollst für diesenDienst reich belohnt werden.«

»Es war mir eine Freude, Eure Kaiserliche Majestät. Aberwenn Ihr im Moment keine weiteren Wünsche habt, würdeich mich mit Eurer Erlaubnis gern zurückziehen und einwenig ausruhen. Es war eine lange Reise«, erwiderte Femke.

»Natürlich, Femke. Geh. Schlaf gut. Morgen habe ich al-lerdings vielleicht schon einen neuen Auftrag für dich. Soruhe mit meinem Segen.«

»Danke, Eure Kaiserliche Majestät. Soll ich zu einer bestimmten Zeit bei Euch sein?«

»Nein, Femke, geh und schlafe. Ich werde dich rufen las-sen, wenn es so weit ist«, entgegnete Vallaine freundlich.

Femke nickte, machte einen tiefen Knicks und verließrückwärts den Raum. Vallaines scharfem Blick war jedochnicht entgangen, dass in den Augen der jungen Frau kei-nerlei Müdigkeit gestanden hatte. Femke war eine Fraunach seinem Geschmack, eine Meisterin ihres Fachs – derList und der Intrige. Sie war misstrauisch, dessen war sichVallaine sicher, doch welchen Verdacht sie genau hegte undwas sie zu unternehmen gedachte, entzog sich seinerKenntnis. In dem Spiel, das Vallaine trieb, war Femke eine

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unbekannte Größe. Es konnte durchaus sein, dass er sie eines Tages vom Spielbrett nehmen musste, doch im Augen-blick war die schlaue Spionin noch viel zu wertvoll, als dasser bereit gewesen wäre, sie zu opfern. Nein, er würde Femke mit Aufträgen beschäftigen, damit ihr keine Zeit fürZweifel und Argwohn blieb. Vallaine lächelte in sich hinein,als sich die Tür hinter ihr schloss.

Vallaine ließ die Maske des Kaisers fallen und wandtesich Barrathos zu, den die Verwandlung zum Hohen Lorddes Inneren Auges nicht sonderlich zu überraschen schien.Allerdings war der hünenhafte Mann wohl sowieso schonnervös, da er sich fortwährend die tellergroßen verschwitz-ten Hände rieb.

»Weshalb habt Ihr mich rufen lassen, Lord Vallaine?«,fragte Barrathos, und trotz des prunkvoll eingerichtetenZimmers hallte seine tiefe Stimme hohl wider.

»Um mich deiner Fähigkeiten zu bedienen, Barrathos,weshalb sonst?« Aus Vallaines eingesunkenen Augen blitzteboshafte Freude über das Unbehagen des großen Mannes.»Trotz des Zwischenfalls mit dem Gorvath bist du der fähigste Hexenmeister, den ich kenne. Ich wünsche, dassdu noch einmal Dämonen herauf beschwörst. Dein Ver -sagen habe ich dir verziehen. Aber dieses Mal, Barrathos,kann ich mir keinen Rückschlag leisten.«

Vallaine behielt für sich, dass Barrathos auch der einzigeHexenmeister war, den er kannte. Die Hexerei war aus gutem Grund die arkane Kunst, die am seltensten ausgeübtwurde. Hauptsächlich, weil nur die Verwegensten und Toll-kühnsten den Gefahren trotzten, die naturgemäß damiteinhergingen, Dämonen kontrollieren zu wollen. Dazukam die bedauernswerte Tatsache, dass es kaum einen Hexenmeister gab, der nicht irgendwann der Versuchungerlag, einen mächtigeren Dämon heraufzubeschwören, als

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er beherrschen konnte. Doch jeder Fehler im Umgang miteinem Dämon endete normalerweise tödlich, denn der Dämon pflegte in diesem Fall den Hexenmeister zu ver-schlingen. Abgesehen davon, dass die Zahl der Meister ausdiesem Grund stetig zurückging, schreckten deshalb auchmögliche Nachfolger davor zurück, die Hexenkunst zu er-lernen.

»Sagtet Ihr Dämonen?«, fragte Barrathos ungläubig.»Du hast richtig gehört. Für die Aufgabe, die mir vor-

schwebt, reicht ein Dämon nicht aus.«»Lord Vallaine, ihr habt gesehen, wie gefährlich es ist, so

eine starke Kreatur heraufzubeschwören. Ihr habt miterlebt,welche Zerstörung der eine Gorvath angerichtet hat. WolltIhr allen Ernstes, dass ich mehr als einen solchen Dämonherbeirufe? Oder habt Ihr mich nur den ganzen Weg her-kommen lassen, um Euch über mich lustig zu machen?«

»Darauf, dass ich es ernst meine, kannst du deinen letz-ten Sennut verwetten, Barrathos.« Vallaine trat, die Händein die Hüften gestemmt, auf den Hünen zu.

Obwohl er Vallaine weit überragte, wich Barrathos vordem Zauberer zurück, wie er es vor einer Giftschlange odereinem tollwütigen Hund getan hätte. Barrathos war offen-sichtlich nicht gewillt, Vallaines Biss zu riskieren, sei er ver-baler Art oder sei es Zauberei. Rasch gab er dem Wunschdes Zauberlords nach.

»Was genau schwebt Euch denn vor, Lord Vallaine?«Die Angst vor der Antwort schwang bereits in Barrathos’Stimme mit.

»Nun«, begann Vallaine und hob den Blick nachdenklichzur Decke. »Drei Dämonen müssten ausreichen. Natürlichkeine Gorvaths, aber tödlich müssen sie schon sein. Waswürdest du vorschlagen?«

»Alle Dämonen sind auf ihre Art tödlich, Lord Vallaine.

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Wie die Menschen haben auch die Dämonen ihre Stärkenund Schwächen. Haben wir wie beim Gorvath geistige Unterstützung, um sie zu beherrschen?«, fragte Barrathos.

Vallaine schüttelte den Kopf. »Wir sind nur zu zweit.«»Und Ihr wollt sie losschicken, damit sie jemanden töten?«»Ja, aber nicht irgendjemand. Diese Dämonen sollen den

jungen Mann töten, dessen Seele wir an den Gorvath ver-füttert haben. Er ist trickreich und gefährlich. Die Krea -turen, die wir herauf beschwören, müssen ihm auf jedenFall gewachsen sein.«

»Es wäre hilfreich zu wissen, wie der Gorvath zu Todekam«, erklärte Barrathos. »Hat der Bursche es irgendwiegeschafft, seine eigene Seele zu befreien? Was meint Ihr?«

Vallaine dachte einen Augenblick nach. Bislang hatte erkeine hundertprozentige Gewissheit darüber, dass der Gor-vath überhaupt erlegt worden war. In der Tat war seinegrößte Sorge, dass der seelenlose Lord Shanier ihn einfachausgetrickst hatte, um seine Ziele voranzutreiben, und dassdie verheerende Niederlage in Thrandor seiner eigenen, Val-laines, Fehleinschätzung zuzuschreiben war. Diese Verant-wortung drückte ihn nun zusätzlich. Wie hätte er denn auchvorhersehen sollen, dass der Dämon entkommen würdeund es dann auch noch jemand schaffte, diese mächtigeKreatur zu erlegen, bevor sie aus eigenem Antrieb ins Dämonenreich zurückkehren konnte? Die Verkettung derUmstände erschien unglaublich, auch wenn er nur zu gutwusste, dass es sich tatsächlich so zugetragen haben musste.

»Ehrlich gesagt, Barrathos, weiß ich nicht genau, wozuLord Shanier fähig ist. Er hat mich einmal hintergangen, dawill ich ihn lieber nicht noch einmal unterschätzen.«

»In diesem Fall schlage ich vor, dass ich zwei Naksa -dämonen und einen Krill herauf beschwöre. Die Naksa sindvon Natur aus Jäger, die einem Opfer zu zweit oder zu dritt

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nachstellen. Sie sind Räuber, schnell und stark, aber nichtbesonders intelligent. Ich habe gehört, dass Naksa sich gegeneinander wenden und so lange miteinander kämpfen,bis nur der Stärkste übrig bleibt, wenn mehr als drei Naksa gemeinsam jagen. Daher treten sie wohl auch so selten ingrößeren Gruppen auf. Dazu ein Krill, der sich durch Listund Tücke auszeichnet …«

»Ein Krill?«, fragte Vallaine verwundert dazwischen. »Ichglaube, davon habe ich gehört. Ist das nicht ein Schatten -dämon?«

»Ja, das stimmt.« Barrathos nickte. »Er ist groß und stark,kann aber mit den Schatten verschmelzen und so mit über-raschender Leichtigkeit unsichtbar werden. Einmal herauf-beschworen sind die Naksa nicht besonders schwer zu beherrschen. Ganz anders ein Krill. Ein großer kann so ge-fährlich werden wie der Gorvath, den wir herauf beschwo-ren haben. Uns kann er aber enorm nützen, denn der Krillsteht im Dämonenreich über den Naksa und könnte sie beider Jagd auf Shanier anführen. Ja, so müsste es gehen.« DerHexenmeister kratzte sich gedankenverloren am Kopf.Dann sah er Vallaine mit neuer Entschlossenheit direkt indie Augen. »Aber ich werde Eure Hilfe benötigen, Lord Vallaine. Ich habe zwar schon beide Dämonenarten herauf-beschworen, aber noch nie versucht, so eine gemischteGruppe zu beherrschen. Ihr werdet Euch um die Naksakümmern, ich übernehme den Krill. Die Naksa sind wilde,aber einfältige Kreaturen, sie werden Euch keine besondersgroßen Schwierigkeiten bereiten. Doch Ihr habt gesehen,was passiert ist, als der Gorvath sich Eurer Kontrolle ent-zog. Ich brauche Euch wohl nicht zu sagen, dass wir beideinnerhalb weniger Sekunden tot sein werden, wenn wir die-ses Mal die Kontrolle über die Dämonen verlieren. Ihr seidsicher, dass Ihr das Wagnis eingehen wollt?«

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Doch da Barrathos die Antwort bereits kannte, nickte ernur schicksalsergeben, als Vallaine seine Überzeugung be-kräftigte. Der Hexenmeister verschwieg allerdings, dassihm diese mehrfache Beschwörung erheblich weniger Sor-gen bereitete als die des Gorvaths.

Barrathos straffte die Schultern. »Gut«, knurrte er. »HabtIhr einen Gegenstand von dem jungen Mann? Vorzugs -weise ein Kleidungsstück?«

Vallaine grinste boshaft. »Da habe ich genau das Richtige.«»Gut«, erwiderte der Hexenmeister. »Dann können wir

beginnen.«

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Calvyn starrte hinauf zur Segeltuchwand des Zeltes,die sich sanft im Wind bauschte. Seine Gedankenkreisten um die alten Männer, mit denen er unter-

wegs war. Er bezweifelte, dass sie Selkor würden auf haltenkönnen. Einst war Calvyn Zeuge gewesen, wie Selkor zweisich gegenüberstehende Armeen buchstäblich zum Still-stand gebracht hatte, mitten aufs Schlachtfeld geritten war,sich genommen hatte, was er haben wollte, und dann wie-der verschwunden war. Diese alten Burschen dagegenschafften es nicht einmal, ein Zelt richtig aufzustellen – mitoder ohne Hilfe von Magie.

Ein Lichtblitz draußen erregte Calvyns Aufmerksamkeit,doch er war sich nicht sicher, ob er ihn sich nicht nur ein-gebildet hatte. Über die Beharrlichkeit der Magier, keineNachtwache aufstellen zu wollen, war er nicht glücklich.Was, wenn jemand ihre Pferde stahl, während sie schliefen?Unfähig, den Lichtblitz draußen einfach zu ignorieren, setz-te Calvyn sich auf und zählte die in Decken gehüllten schla-fenden Gestalten. Gerade als er mit Zählen fertig war undsich vergewissert hatte, dass niemand draußen sein konnte,donnerte es in der Ferne und lieferte ihm eine Erklärungfür den Blitz.

»Ein Gewitter! Das hat uns gerade noch gefehlt«, mur-melte Calvyn und dankte im Stillen Derra, die ihn als Rekrut in Baron Keevans Heer ausgebildet hatte.

Die Magier hatten ihn verspottet, als er darauf bestandenhatte, das Zelt jede Nacht mit zusätzlichen Schnüren gegen

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einen möglichen Sturm abzusichern. Calvyn hatte sie igno-riert, denn abgesehen von Lomand schien keiner von ihneneine Ahnung vom Zelten zu haben. In den vergangenen Tagen hatten die fünf Großmagier Calvyn, Jenna und Lo-mand die ganze Arbeit überlassen. Sie hatten sich wäh-renddessen um das Feuer gesetzt und unablässig miteinan-der gezankt. Ständig lagen sie sich über alles und jeden inden Haaren, besonders über die Frage, ob es klug gewesenwar, diese Reise überhaupt anzutreten. Calvyn wünschtesich nichts sehnlicher, als dass sie damit auf hörten und sichstattdessen darauf konzentrierten, so schnell wie möglichnach Mantor zu gelangen.

Jemand grunzte laut und wälzte sich herum. Kurz war esstill, dann setzte wieder ein leises Schnarchen ein. Calvynlegte sich zurück und zog sich die Decke um die Schultern.Der Winter hielt bereits Einzug, und trotz der Körperwär-me der acht Menschen, die in dem Zelt schliefen, war dieLuft empfindlich kalt. Im Vortaff-Gebirge, das südlich ihresWeges lag, schien die Schneegrenze täglich zu sinken. Baldwürde es sicherlich auch im Tiefland Schnee geben. Wie diealten Männer damit wohl zurechtkommen würden?, über-legte Calvyn. Dann schloss er die Augen und versuchte,noch etwas Schlaf abzubekommen.

Calvyn schlief für gewöhnlich wie ein Murmeltier, dochin dieser Nacht war er einfach zu aufgewühlt. Wieder groll-te der Donner in der Ferne. Ein stärkerer Windstoß blähtedie Zeltplane und rüttelte an ihr. Calvyn ignorierte es undnahm dann – trotz des lauten Schnarchens irgendwo imZelt – den leisen, rhythmischen Atem Jennas wahr, die neben ihm in ihre Decke gewickelt schlief. Es war ein beru-higendes Geräusch, doch es hatte leider keine einschläfern-de Wirkung auf ihn, sondern beschwor stattdessen allerleiGedanken und Erinnerungen in seinem Geist herauf.

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Jenna liebte ihn. Ihr Eingeständnis hatte ihn völlig über-rumpelt. Doch noch mehr hatte es ihn überrascht zu er-kennen, dass er ihre Liebe erwiderte. Plötzlich hatte diesesGefühlswirrwarr sich aufgelöst und einen Sinn ergeben.Natürlich – warum war er nicht selbst darauf gekommen?Seit er seine Seele wiederhatte, hatte Calvyn Jenna schreck-lich vermisst, aber keine Sekunde hatte er darüber nachge-dacht, warum das so war. Erst als er und Jenna sich vor we-nigen Tagen in der Magierakademie wiedergetroffenhatten und sie ihm ihre Liebe gestanden hatte, war es ihmwie Schuppen von den Augen gefallen. Er war verliebt unddas war wundervoll.

Die beiden hatten einander eine Menge zu erzählen, undso verbrachten sie die vergangenen Tage damit, sich darü-ber auszutauschen, was sie erlebt hatten. Calvyn stauntenur so über Jennas Mut, Perdimonn aus seinem Felsen -gefängnis im Vortaff-Gebirge zu befreien und den unglaub-lich gefährlichen Gestaltenwandler-Dämon zu jagen, derCalvyns Seele verschlungen hatte. Natürlich spielte Jennadie Gefahren, in die sie sich begeben hatte, bescheiden herunter, doch Calvyn las zwischen den Zeilen und ahnte,wie bedrohlich diese beiden Abenteuer in Wahrheit gewe-sen waren. Ihm zuliebe hatte Jenna sich mutterseelenalleinin das ihr fremde Vortaff-Gebirge gewagt und die gefähr -liche Jagd nach einem Dämon aufgenommen, ohne auchnur eine Ahnung zu haben, wie sie das Monster erlegensollte. Calvyn schätzte sich glücklich, von einer solchenFrau geliebt zu werden.

Jenna wiederum musste sich erst einmal von dem an-fänglichen Schock erholen, dass Calvyn unerwarteterweisein den Adelsstand erhoben worden war. Doch dann freutesie sich mit ihm über sein Glück. Als Ritter des ReichesThrandor und persönlicher Berater des Königs hatte sich

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seine Stellung immens geändert, seit Jenna ihn das letzteMal gesehen hatte. Noch ein Jahr zuvor wäre Jenna entsetztgewesen, dass Calvyn eine Ausbildung zum Zaubererdurchlaufen hatte und nun auch zum Magier ausgebildetwurde. Doch die Zeiten änderten sich, und da mittlerweilesogar der König Calvyns Fähigkeiten zu schätzen wusste,würde Jenna sicher keine Einsprüche erheben.

Als Calvyn ihr von der Schlacht um Kortag erzählte,während derer er dank seiner neu erworbenen Zauberkräf-te sowohl die terachitische Armee als auch die shandesi -schen Legionen vernichtet hatte, achtete er sorgsam darauf, dass die Magier nicht mithören konnten. Er hattekeine Ahnung, was sie über die jüngsten Ereignisse inThrandor wussten oder wie sie seine Rolle dabei aufneh-men würden. Immerhin war er für den Tod Zehntausendershandesischer Soldaten verantwortlich. Ganz gleich, wieunvoreingenommen die Magier auch gegenüber der Natio-nalität ihrer Schüler sein mochten, so eine Vergangenheitwürde ihre Ansicht über ihn sicher nicht verbessern. SeinVerhältnis zu den Magiern war schon angespannt genug.

Wieder rüttelte ein Windstoß, stärker noch als der voran-gegangene, an der Zeltplane. Als gleich darauf ein Donner-schlag die Nachtstille zerriss, öffnete Calvyn unwillkürlichdie Augen. Das Gewitter war jetzt schon sehr nah, doch dieanderen schienen nicht davon aufgewacht zu sein. Calvynbeschloss, draußen nach dem Rechten zu sehen. Leise stander auf und warf sich seinen Umhang über, den er als Kopf-kissen benutzt hatte. Sollte das Gewitter sich über ihnenentladen, würde Calvyn nicht zulassen, dass ihre Ausrüs-tung unnötigen Schaden nahm.

Auf Zehenspitzen stieg er wie ein Schatten über dieSchlafenden hinweg, öffnete den Zelteingang, duckte sichund schlüpfte hinaus in die Nacht. Kaum hatte er das Zelt

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wieder hinter sich geschlossen, erhellte ein Blitz den Nacht-himmel. Calvyn drehte sich um und sah, dass sich im Osten, dort, wo das Meer lag, eine gewaltige Wolkenwandam Himmel auftürmte. Er musste nicht lange warten, bisdem Blitz ein ohrenbetäubender Donnerschlag folgte.

Seit Sonnenuntergang hatte es merklich abgekühlt undjetzt fegte ein eisiger Wind übers Land. Calvyn rieb dieHände aneinander, hauchte hinein und zog sich den Um-hang enger um den Körper. Dann kroch er um das Zelt herum und zog die Abspannschnüre noch etwas nach. Ansonsten schien alles gesichert zu sein.

Wieder zuckten Blitze über den wolkenverhangenenHimmel. Das war kein einzelner Sturm, sondern eine ganze Gewitterfront, die wie ein brandschatzendes Heerübers Land zog und mit ihrem Kriegsgeheul bis in den letzten Winkel vordrang.

Die Pferde tänzelten nervös und warfen die Köpfe. Cal -vyn ging zu dem Platz hinüber, wo sie angebunden waren,und tätschelte Hakkaari beruhigend den Hals.

»Ganz ruhig«, sagte er sanft, »so ein bisschen Wind undRegen kann uns doch nichts anhaben.«

Hakkaari war da wohl anderer Ansicht. Bei jedem Blitzund Donnerschlag weiteten sich seine Augen angstvoll under stampfte unruhig auf der Stelle. Eine klirrend kalte Bötraf Calvyn unvorbereitet. Gewitter brachten ihre eigenenWinde mit sich, das wusste Calvyn, doch auf so einen eisi-gen Sturm war er nicht gefasst gewesen. Die nächste Stun-de würde für niemanden, den es auf offenem Gelände erwischte, besonders lustig werden, egal ob Mensch oderPferd. Es wäre unbarmherzig gewesen, die Pferde an die-sem Ort angepflockt zu lassen, denn in ihrer Panik hättensie sich verletzen können. Er sah sich um und beschloss, siein den Schutz eines nahe gelegenen Wäldchens zu bringen.

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Er knotete Hakkaaris Führungsleine los, zog den Wal-lach unter die Bäume und band ihn dort fest. Dann rannteer zurück, holte das nächste Pferd und das nächste, doch dieZeit wurde knapp.

»Was machst du denn da?«, rief eine Stimme direkt hin-ter ihm.

Calvyn zuckte erschrocken zusammen.»Ich bringe die Pferde in Sicherheit, Meister Akhdar. Sie

haben schreckliche Angst vor dem Gewitter, was man ihnen nicht übel nehmen kann. Wird wohl ziemlich heftigwerden.«

»Du hättest uns wecken sollen. Dann hättest du dir dieArbeit nämlich sparen können. Jetzt hol die Pferde wiederzurück zu den Pflöcken. Ich schicke dir Lomand zu Hilfe.«

»Aber Meister …«»Tu, was ich dir sage, Calvyn«, befahl Akhdar.»Ja, Meister.«Sekunden später setzte der Regen ein. Der Wind trieb

einen gewaltigen Wolkenvorhang vor sich her, der allesdurchnässte, was ihm in die Quere kam. Die Äste der Laub-bäume, die ihre Blätter schon lange abgeworfen hatten, unddie Nadeln der Kiefern und Tannen ließen die niederpras-selnden Regentropfen durch wie ein Sieb. Fluchend bandCalvyn das erste Pferd los, führte es ins Lager zurück undpflockte es an.

»Du denkst eben noch nicht wie ein Magier«, dröhnteLomands tiefe Stimme neben Calvyns Ohr und ließ ihn erneut zusammenfahren, »… sondern wie ein Soldat. Dirkommt gar nicht in den Sinn, dass du deine Umgebung mitMagie verändern kannst. Ich hole die letzten beiden Pferde,dann zeige ich dir, was ich meine.«

Calvyn nickte zerknirscht und beruhigte das tänzelndePferd an seinem Führseil.

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Meister Akhdar wartete zwischen dem Zelt und denPflöcken auf sie, eingehüllt in eine schützende Blase ausmagischer Energie. Der Regen konnte ihm nichts anhabenund sein Umhang hing trotz des Sturmes ruhig herab. Cal -vyn ging ein Licht auf. Der Schutzschild, den MeisterAkhdar benutzte, ähnelte dem, den Calvyn in der Schlachtum Mantor herauf beschworen hatte. Die magische Formelwar nicht schwer. Allerdings würde für den Schutz der Pferde ein erheblich größeres Kraftfeld nötig sein.

Lomand führte anscheinend mühelos Hakkaari und dasletzte Pferd aus dem Wäldchen zurück. Calvyns Finger waren mittlerweile so steif gefroren, dass es ihm unmöglichwar, das Führseil festzuknoten. Lomand band schnell diebeiden Pferde an und kam Calvyn dann mit einem freund-lichen Lächeln zu Hilfe.

»Nun sieh zu und lerne, junger Calvyn«, wies er ihn an.Lomand nickte Akhdar zu, der ebenfalls den Kopf neig-

te. Dann zog der weißhaarige Großmagier einen Stab unterseinem Umhang hervor. Die Spitze hatte die Form einerFaust, die einen großen roten Edelstein hielt. Calvyn er-kannte ihn sofort und schnappte nach Luft: Es war der Stabdes Dantillus, und gleich würde er sehen, wie er benutztwurde. Der Stab war unter Magiern seit über dreihundert-fünfzig Jahren ein Symbol der Macht.

Akhdar schloss die Augen und hielt den Stab senkrechtvor sich, die rechte Hand über die linke gelegt. Die Lippendes Magiers bewegten sich und die dichten schneeweißenAugenbrauen bildeten eine Linie. Dann öffnete Akhdar dieAugen und aus der Spitze des Stabes schoss eine Welle ma-gischer Kraft. Sie breitete sich aus, durchdrang alles, wassich im Lager befand, und hüllte es in eine riesige schim-mernde Blase ein. Das tosende Gewitter trommelte von außen gegen die magische Schutzwand.

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Akhdar senkte den Stab und lächelte Calvyn freundlichan. »Am besten legst du dich jetzt hin und schläfst noch einbisschen. Bis ich den Schutzschild morgen früh auf hebe,sind wir hier völlig sicher.«

»Ja, Meister«, erwiderte Calvyn kleinlaut und strich sichdas nasse Haar aus der Stirn. »Ich wollte nur helfen.«

»Sehr lobenswert, da bin ich mir sicher«, erwiderteAkhdar, »aber völlig überflüssig.«

Akhdar verschwand wieder im Zelt, während Calvynsich den Umhang von den Schultern nahm und ihn aus-schüttelte. Es war sinnlos. Der Umhang sowie alles andere,was er anhatte, triefte. Calvyn war nass bis auf die Kno-chen und fror. Wenn er nicht krank werden wollte, bliebihm nichts anderes übrig, als trockene Kleider aus demRucksack zu holen und sich umzuziehen.

Calvyn wrang seinen Umhang aus, um ihn anschließendzum Trocknen aufzuhängen, doch plötzlich hielt er inne.Lomand beobachtete ihn mit einem so merkwürdig ver-wunderten Gesichtsausdruck.

»Was ist, Lomand? Stehe ich Euch im Weg?«, fragte Cal -vyn verwirrt.

»Nein, gar nicht.« Der Magier kratzte sich im Nacken.»Ich habe mich nur gefragt, was du da tust.«

»Wie sieht es denn aus? Ich hänge meine Sachen zumTrocknen …«

Kaum waren die Worte heraus, fiel ihm auf, dass Lo-mands Kleider völlig trocken waren. Dabei war der Magiernoch wenige Minuten zuvor ebenso durchnässt gewesenwie er selbst. Natürlich – Magie!

»Also gut, Lomand, würdet Ihr mir bitte zeigen, wie esgeht?«, seufzte Calvyn, der sich nun schon zum zweitenMal zum Narren gemacht hatte.

»Du weißt es also wirklich nicht?«, erwiderte der Hüne

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UNVERKÄUFLICHE LESEPROBE

Mark Robson

Das Vermächtnis von Thrandor - Der Auserwählte

DEUTSCHE ERSTAUSGABE

Taschenbuch, Broschur, 320 Seiten, 12,5 x 18,3 cmISBN: 978-3-570-40018-0

cbj

Erscheinungstermin: Juni 2010

Ein blutjunger Magier und ein uraltes Vermächtnis des Bösen In Thrandor glaubt niemand mehr an Magie – auch Calvyn nicht. Bis ein alter Magier ihn zuseinem Schüler macht, um den Waisenjungen für die schwere Aufgabe auszubilden, die ihmvorherbestimmt ist. Denn Calvyn ist das »Schwert«. Er allein, so besagt die Prophezeiung, kanndie böse Macht besiegen, die in dem Blut-Amulett in der Wüste Terachim schlummert und nurdarauf wartet, erweckt zu werden … "Der Auserwählte wird kommen und er wird über die vier Elementarkräfte und die Geschicke derWelt gebieten" – so lautet die alte Prophezeiung. Drei Schlüssel zur Macht besitzt Selkor bereits,nur Perdimonn, Hüter der Erdkraft, konnte ihm widerstehen. Als seine Kräfte schwinden, hängteinmal mehr alles von Calvyn ab …