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Ausgabe 3/Juni 2016 Magazin für Märkte und Chancen SPEZIAL IRAN Welche Chancen bietet der Iran nach dem Sanktionsende? Seite 22 JAPAN Das Land revolutioniert seine Medizintechnik. Seite 36 CROWDFUNDING So klappt die Finanzierung von Projekten im Internet. Seite 44 Die Branche ist im Wandel. Neue Transportwege und digitale Lösungen sorgen dafür, dass Lieferungen schneller und sicherer ans Ziel kommen. LOGISTIK IN BEWEGUNG

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Ausgabe 3/Juni 2016 Magazin für Märkte und Chancen

SPEZIAL IRAN Welche Chancen bietet der Iran nach dem Sanktionsende? Seite 22

JAPANDas Land revolutioniert seine Medizintechnik. Seite 36

CROWDFUNDINGSo klappt die Finanzierung von Projekten im Internet. Seite 44

Die Branche ist im Wandel. Neue Transportwege und digitale Lösungen sorgen dafür, dass Lieferungen schneller und sicherer ans Ziel kommen.

LOGISTIK IN BEWEGUNG

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Die Korrespondenten von Germany Trade & Invest sind weltweit im Einsatz und beobachten die aktuelle Wirtschafts- und Marktentwicklung. Nutzen Sie das Know-how des Auslands-netzes von Germany Trade & Invest!

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zuverlä

flexibel

Ausgabe 2/April 2016

Magazin

VOM SUCHEN UND FINDENVom Anlagenbauer bis zum Werkzeug-mechaniker – qualifizierte Fachkräfte im

Ausland zu finden, ist nicht immer einfach.

SPEZIAL DIGITALISIERUNGIndustrie 4.0 verknüpft die Ption mit der digitalen Welt. SSTART-UP-SZENE IN DEN USDas Partnerland der HannoveMesse präsentiert Ideen. Se

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Liebe Leserinnen und Leser,ohne Logistik gibt es keine Produktion. Wie wichtig ein reibungs-loser Transport sein kann, merkt man spätestens dann, wenn die Lieferung aus dem Ausland auf sich warten lässt. Doch bevor über-haupt die Ware losgeschickt wird, gilt es, das richtige Transport-mittel zu finden. Per Schiff oder Schiene? Lkw oder Flugzeug? Auch die Route kann je nach Destination entscheidend sein. Und am Ende des Tages will jeder Unternehmer vor allem eins: Zeit und Geld sparen. Viele Faktoren, die es gerade im internationalen Logis-tikgeschäft zu berücksichtigen gilt. In unserem Schwerpunktthe-ma zur Logistik wirft markets International einen Blick auf die neuesten Trends der Branche, spricht mit Unternehmern über de-ren Erfahrungen im Tagesgeschäft und zeigt auf, wie sich einzelne Regionen im globalen Kampf um Container positionieren.

Mit dem Iran kehrt ein traditionell bedeutender Geschäftspart-ner auf die internationale Wirtschaftsbühne zurück. Nach der Anfang 2016 erfolgten Lockerung der Sanktionen erwartet der Iran eine deutliche Belebung der Wirtschaft. Deutschen Unter-nehmen eröffnen sich zahlreiche Geschäftschancen in Milliar-denhöhe. Doch die Risiken sollten, wie unsere Experten zeigen, nicht unterschätzt werden.

Wer in Japan auf der Autobahn fährt, darf sich nicht wundern, wenn plötzlich ein Riesenrad an der nächsten Raststättenaus-fahrt auftaucht. Dort ist es nämlich durchaus üblich, einen Aus-flug an die Raststätte zu unternehmen, die mehr einem Erlebnis-park als einem tristen Autohof ähnelt. Was es hiermit auf sich hat, hat unser Auslandsmitarbeiter Michael Sauermost in Tokio live miterleben dürfen.

Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Lesen dieser Ausgabe.

Andreas BilfingerChefredakteur markets InternationalGermany Trade & Invest

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Transport. Per Flugzeug, Schiff oder über die Autobahn – Transportrouten gibt es viele. Allerdings nützt auch das schnellste Transportmittel nichts, wenn die Ware im Zoll hängen bleibt. Im Extremfall kann daran sogar das zugrunde liegende Handelsgeschäft scheitern.

schwerpunkt 10 Die Logistik von morgen

Die Logistik ist das Rückgrat der Weltwirtschaft, täglich werden gigantische Mengen an Konsum-gütern und Rohstoffen transpor-tiert. In den letzten zehn Jahren ist das globale Exportvolumen um fast 50 Prozent gestiegen. Um das steigende Warenaufkommen künftig bewältigen zu können, investieren Länder weltweit in ihre Logistikinfrastruktur. Aber auch die Digitalisierung spielt im Transportwesen eine Rolle. Da-tenströme werden genutzt, um Prozesse effizienter zu machen. markets International zeigt, wie deutsche Unternehmen von den Entwicklungen der Logistikbran-che profitieren können.

märkte 20 News. Deutsch-Amerikanischer Wirt-

schaftstag und weitere Meldungen.

22 Iran auf der Überholspur. Firmen

erhoffen sich Geschäftschancen

in Milliardenhöhe.

26 Schickes Rasten. An Japans Raststätten

wird das Tanken zum Erlebnis.

27 Lithiumglanz dank Jadarit. Serbien könn-

te zur wichtigen Bezugsquelle werden.

28 Ein zweiter Blick lohnt sich. In Pakistan

hat sich die Sicherheitslage entspannt.

30 Exot unter den Industriestaaten. Liechten-

stein ist wichtiger Wirtschaftsstandort.

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SPEZIAL

IN DIESEN BRANCHEN

ERÖFFNEN SICH DIE

GRÖSSTEN CHANCEN

DIE LOGISTIK VON MORGEN

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strategie

38 News. Einweihung des Gotthard-Basistun-

nels, Elektrofahrzeuge in Tschechien und

weitere Meldungen.

40 Jung, innovativ, french. Französische

Städte buhlen um Start-ups – auch um

ausländische.

42 Lagos, Accra oder Abidjan? Welche Stand-

orte in Westafrika bieten welche Vorteile

für Unternehmen?

44 Die Macht der Masse. Crowdfunding ist

eine Finanzierungsmöglichkeit im Inter-

net, von der auch Mittelständler profitie-

ren können.

branchen

32 News. Neue Flugverbindungen in Polen,

smarte Maschinen in Taiwan und weitere

Meldungen.

34 Keine heiße Luft. Die Länder Zentralameri-

kas bauen die Kapazitäten für erneuerbare

Energien aus.

36 Erste Hilfe für gesunde Geschäfte. In

Japan wächst der Importmarkt für Medi-

zintechnik.

recht & zoll

46 News. Handelsgericht in den Niederlan-

den geplant, Zollerhöhungen in Ägypten

und weitere Meldungen.

48 Bauvorhaben richtig anpacken. Dienstleistungen im Vereinigten König-

reich erfordern ein gewisses Know-how.

standards 53 editorial56 exportschlager luft- und raumfahrt58 magazin50 nachgefragt/ausblick51 medien/impressum

Vereinigtes Königreich. Arbeitgeber müssen im Dienstleistungssektor viele Faktoren beachten.22

Iran. Seitdem die Sanktionen gegen das Land gelockert wurden, ist das Geschäftspotenzial für ausländische Unternehmen rapide gestiegen. Aber der Markt birgt auch einige Risiken für Investoren.

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Frankreich. Die französische Regierung un-terstützt junge Unternehmen und regt gleichzeitig Städte dazu an, ihrerseits Start-ups zu fördern.

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DIREKT BESCHÄFTIG-TE, die überwiegend

hoch qualifiziert sind, arbeiten in der deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie. Diese Branche bündelt nahezu alle strategischen Schlüsseltechnologien.

106.800 MILLIARDEN EURO UMSATZ generierte die Branche 2015 –

ein neuer Rekord. Seit Mitte der 1990er- Jahre hat sich der Umsatz des leistungs-starken Industriezweiges mehr als vervierfacht.

34,7 UNTERNEHMEN UND INSTITU-TIONEN sind im Bundesverband

der Deutschen Luft- und Raumfahrtindus-trie vernetzt, darunter Unternehmen aus der Triebwerksindustrie, der Materialfor-schung und der Systemherstellung.

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BRANCHE MIT BESTEN AUSSICHTEN

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exportschlager luft- und raumfahrt

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Volker Thum ist seit 2015 Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie e. V. (BDLI). Zu den Aufgaben des Verbands zählen die Kommunikation mit politischen Behörden und Institutionen sowie Mitgliederserviceleistungen im In- und Ausland.> www.bdli.de

LUFT- UND RAUMFAHRT: Wachstumsmotor der Wirtschaft

ZUKUNFTSTRENDS: Technologie von morgen

Welche Bedeutung kommt der Luft- und Raumfahrt als Wirtschaftsmotor in Deutschland zu? Unsere Industrie ist leistungsstark, hochinnovativ und vielfältig: Sie ist durch internationale Technologieführerschaft ein wesent-licher Wachstumsmotor der deutschen Wirtschaft geworden. Durch ihre Abstrahleffekte kommt ihr oft eine Vorreiterrolle zu: Viele Technologien und Prozesse aus der Luft- und Raumfahrtin-dustrie haben Eingang in andere Branchen gefunden.

Wo sehen Sie aktuell die wichtigsten Innovationsfelder für die deutsche Luft- und Raumfahrt?Industrie 4.0 ist hier das Stichwort: Die zukünftige Wettbe-werbsfähigkeit der Luftfahrtindustrie hängt davon ab, dass neue Technologien schneller auf den Markt gelangen. Der Entwick-lungsprozess muss deutlich verkürzt werden. Im Bereich Raum-fahrt bietet die steigende Kommerzialisierung Chance und Her-ausforderung zugleich, beispielsweise in den Bereichen Tele-kommunikationssatelliten und Trägerrakete.

Welchen Herausforderungen muss sich die Branche in den kommenden Jahren stellen?Wir erwarten in den kommenden zwei Jahrzehnten weltweit ei-nen Bedarf von über 32.000 neuen Großflugzeugen. Die mit die-sem Wachstum verbundenen Herausforderungen, gerade für Umwelt und Klima, greifen wir aktiv auf: Ziel unserer Industrie ist es, Lärm und Emissionen weiter zu reduzieren.

Die deutsche Luft- und Raumfahrt verbindet fast alle Hochtechnologien des Informationszeitalters – dadurch können atemberau-bende Bilder aus dem Weltall entstehen.

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PROZENT (4,2 Milliarden Euro) des Jahresumsatzes 2015 wurden in

den Bereich Forschung und Entwicklung investiert – damit gehört die Luftfahrtindus-trie zu einer der innovativsten Branchen Deutschlands.

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 1. Unbemannt fliegende Systeme sind das global am schnellsten und stärksten wachsende Branchensegment. Sie sind Kern der Zukunftstechnologien des 21. Jahrhun-derts.

2 . An die Natur angelehnte, bionische Konstruktionsmög-lichkeiten überwinden Grenzen klassischer Herstellungs-verfahren.

3 . Kein Blick in die Zukunft wäre vollständig ohne Big Data und In-Flight-Entertainment. Gerade in der Luftfahrtin-dustrie sind die Potenziale der Digitalisierung immens.

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kurz notiert

Zug der Zukunft? Das Röhrensystem Hyperloop könnte Reisende künftig innerhalb von acht Minuten von Bratislava nach Wien bringen. Die Machbarkeit wird derzeit geprüft.

GTAI-UNTERNEHMERTREFFEN

UN-KaufrechtAm 23. Juni 2016 veranstaltet Germa-ny Trade & Invest (GTAI) in Bonn ein Unternehmertreffen zum Thema „25 Jahre UN-Kaufrecht in Deutschland“. Das UN-Kaufrecht, dessen Regeln auf nahezu jeden deutschen Warenexport anwendbar sind, gilt derzeit in 83 Ver-tragsstaaten – kann aber auch beim Verkauf in Nichtvertragsstaaten rele-vant werden. Kenntnisse über das Übereinkommen sollten zum festen Repertoire eines jeden exportierenden Unternehmens gehören. Die Veran-staltung informiert praxisnah über das Regelwerk sowie das Für und Wider eines Ausschlusses. Details unter:> www.gtai.de/unternehmertreffen

GTAI-WEBINAR

Chancen in MexikoMexiko ist in den vergangenen Jahren für deutsche Unternehmen als Markt und Standort immer wichtiger gewor-den. Mit dem Bau neuer Kfz-Fabriken strömen zahlreiche Zulieferer ins Land. Gleichzeitig bietet die Öffnung des Energiesektors gute Geschäfts-chancen. Die GTAI organisiert am 8. Juni 2016 (16.30 Uhr deutscher Zeit) ein Webinar zu Geschäftschancen und zum Markteinstieg in Mexiko. Dabei werden neben dem GTAI-Wirtschafts-analysten vor Ort eine Zollexpertin und ein Unternehmer von ihren Erfahrun-gen in dem spannenden Markt berich-ten. Anmeldung unter:> https://attendee.gotowebinar.com/

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SLOWAKEI. Das futuristische Transportmittel Hyperloop soll zuerst in Bratislava andocken. Text: Gerit Schulze

MIT SCHALL-GESCHWINDIGKEIT ZUM PRATER

D as kalifornische Unternehmen Hy-perloop Transportation Technologies (HTT) will Wien, Bratislava und Bu-

dapest mit einer superschnellen Magnet-bahn verbinden. Im Frühjahr wurde mit der slowakischen Regierung vereinbart, die Möglichkeiten für eine solche Ver-kehrsader auszuloten. In nur acht Minu-ten könnten Fahrgäste dann zwischen Bratislava und Wien verkehren. Per Auto dauert das knapp eine Stunde. Budapest wäre per Hyperloop in zehn Minuten er-reicht. HTT-Chef Dirk Ahlborn sagte in ei-nem Interview, dass die Slowakei wegen des politischen Umfelds und ihres Wun-sches nach mehr Innovationen ausge-

wählt wurde. Das Vorhaben klingt futu-ristisch: Mit 1.200 Stundenkilometern sollen Passagierkapseln auf Luftpolstern durch eine Röhre schießen. Die Idee stammt von US-Visionär Elon Musk. Bis Jahresende will Bratislava die Machbar-keit eines solchen Projektes prüfen. Laut HTT funktioniere die Technologie bereits und könnte noch vor 2020 erstmals in Eu-ropa gebaut werden. Das Unternehmen hofft, durch die Standortwahl Slowakei auch die deutsche Industrie auf das Vor-haben aufmerksam zu machen.

WEITERE INFORMATIONEN

www.gtai.de/slowakei

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1) Bruttoinlandsprodukt; 2) Prognose; 3) Fiskaljahr (1.4.–31.3.) h Starkes Wachstum j Wachstum k Stagnation l Rückgang x Starker Rückgang

Die Experten bei Germany Trade & Invest informieren auch über Marktchancen in weiteren Ländern und Branchen (Tel.: 0228/249 93-316).

Land Wirtschaftsentwicklung

BIP1) 20162) BIP1) 20172)

(Veränderung gegenüber dem Vorjahr in Prozent)

USA + 2,1 + 2,4

Japan3) + 1,0 + 0,1

Verein. Königreich + 1,6 + 1,9

Frankreich + 1,3 + 1,5

Russland – 0,5 + 1,4

VR China + 6,5 + 6,2

Brasilien – 3,8 – 0,2

Indien3) + 7,6 + 7,5

Serbien + 1,6 + 1,7

Iran + 4,5 + 5,4

Pakistan + 4,5 + 4,5

Spanien + 2,7 + 2,3

MARKETS-BAROMETER: Ihre Chancen international

Marktpotenzial ausgewählter Branchen2)

KFZ MASCHINENBAU CHEMIE BAU (in den nächsten zwölf Monaten)

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MARKETS-QUIZ

Wer ernennt in Liechtenstein die vom Parlament vorgeschlagenen Minister? Der ...

Kaiser

König

Fürst

Senden Sie die Antwort per Post oder E-Mail unter Angabe Ihrer Adresse an: Germany Trade & Invest, markets-Redaktion, Villemombler Straße 76, 53123 Bonn, [email protected], Stichwort: „Außenwirtschaftsquiz“.

Die markets-Redaktion verlost unter allen richtigen Einsendungen fünf Kofferwaagen. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Einsendeschluss ist der 15. Juli 2016.

INFORMATIONSANGEBOT. Germany Trade & Invest informiert über das britische EU-Referendum. Text: Edda vom Dorp

IN OR OUT?

Die Wähler des Vereinigten Königrei-ches von Großbritannien und Nordir-land werden am 23. Juni 2016 in ei-

nem Referendum über den Verbleib des Landes in der Europäischen Union (EU) entscheiden. Bereits im Vorfeld sorgt das Referendum für Unsicherheit bei den Un-ternehmen.

Schon jetzt bindet es viele Kapazitäten. Premierminister David Cameron wirbt unermüdlich für den Verbleib in der EU. Während viele Hauptstädter sehr proeu-ropäisch sind, unterstützt Londons ehe-maliger Bürgermeister Boris Johnson den Austritt aus der Gemeinschaft. Wirt-schaftlich hat das anstehende Referen-

WEITERE INFORMATIONEN

Die Sonderseite von Germany Trade & Invest informiert Unternehmen über den Stand der Diskussion sowie weitere Wirtschafts- und Rechtsthemen:www.gtai.de/sonderseite-vk

dum bereits Konsequenzen. So ist der Wert des Pfund Sterling gegenüber Euro und US-Dollar in den vergangenen Wo-chen gesunken, die Prognosen für das rea-le Wirtschaftswachstum sind zumindest für 2016 von vormals mehr als zwei Pro-zent auf aktuell 1,6 Prozent gefallen. Wel-che Auswirkungen ein Brexit haben könn-te, ist zurzeit kaum absehbar.

schlossen. Einsen. Juli 2016.

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DIE LOGISTIK VON MORGEN

Einer Studie der Unternehmensberatung Pricewa-terhouseCoopers (PwC) zufolge werden die Inves-titionen von 2014 bis 2025 global um rund fünf Prozent jährlich steigen. Das stellt zum einen neue Perspektiven für Logistikunternehmen in Aussicht, zum anderen aber auch Ge-schäftschancen für deutsche Unternehmen in der Baubranche. Eines der größten Pro-jekte – sollte es tatsächlich umgesetzt wer-den – ist der Nicaraguakanal, der eine Alter-native zum Panamakanal gerade auf der viel befahrenen Handelsroute von Nordamerika nach Asien-Pazifik bieten soll (siehe Seite 17). Denn neben dem Suezkanal in Ägypten ist der Pana-makanal mit mehr als 1.000 passierenden Schiffen im Monat eines der bedeutendsten Nadelöhre im

Von der ersten bis zur letzten Meile – die Lo-gistik ist das Rückgrat der Weltwirtschaft. Ohne eine verlässliche Supply Chain wür-den Fabriken stillstehen, Supermärkte gäh-nend leere Regale aufweisen und Zapfsäu-

len an Tankstellen keinen Tropfen Benzin ausspu-cken. Bevölkerungswachstum und Globalisierung lassen die weltweiten Warenströme immer weiter wachsen. In den letzten zehn Jahren ist das globale Exportvolumen um fast 50 Prozent gestiegen und erreichte 2015 einen Warenwert von 16 Billionen US-Dollar. Transportiert werden die Güter zu 90 Prozent per Schiff.

Um auch weiterhin das steigende Warenaufkom-men zu bewältigen, investieren die Länder weltweit erhebliche Summen in ihre Logistikinfrastruktur.

LOGISTIK. Jeden Tag werden weltweit gigantische Mengen an Roh-stoffen und Konsumgütern transportiert. Das kann sehr zeit- und kostenintensiv sein. Neue Infrastrukturprojekte und technologi-sche Neuerungen versprechen langfristig Besserung. Text: Edda vom Dorp, Bonn

Das steigende Warenauf-kommen verlangt weltweit nach einem Ausbau der Logistikinfrastruktur.

ONLINE!ZUSÄTZLICHE INFORMATIONEN ZUM SCHWERPUNKT FINDEN SIE UNTER WWW.GTAI.DE/MARKETS

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Welthandel. Weitere Herausforderungen der Logistikbranche werden zukünftig die Energieverknappung und der Klima-schutz sein. Zum einen werden die Un-ternehmen dadurch mit steigenden Kos-ten konfrontiert, wie PwC konstatiert, zum anderen wächst bei den Kunden das Bewusstsein für Umweltschutz und Nachhaltigkeit. Das dürfte der Studie zu-folge dazu führen, dass im Jahr 2030 Konsumenten regionale Produkte bevor-zugen. Für die Logistik wird dies bedeu-ten, dass sich wieder verstärkt regionale Zuliefer- und Distributionsstrukturen

etablieren werden. Hinzu kommt, dass in Zeiten des Onlineshoppings der Kun-de nicht mehrere Tage oder Wochen auf seine Bestellung warten möchte. Die Zu-stellung muss somit schneller gesche-hen. Der Einsatz von Drohnen, die Wie-derentdeckung der Rohrpost, die in Met-ropolregionen den Versand kleinerer Pakete und Waren revolutionieren könn-te, bis hin zur Weiterentwicklung der Routenplanungssoftware – all dies könn-ten die Folgen sein.

Trotz dieser Veränderungen dürften in den kommenden Jahren die Digitali-sierung und das Internet der Dinge der Wachstumstreiber Nummer eins in der Logistik- und Supply-Chain-Branche sein. Der gemeinsamen Studie der Deutsche-Post-Tochter DHL und des US-amerikani-schen IT-Unternehmens Cisco Systems zufolge könnte die Branche durch die tief greifenden Veränderungen um rund 1,9 Billionen US-Dollar in den kommen-den zehn Jahren wachsen.

WEITERE INFORMATIONEN

Die kostenfreie Reihe „Transport und Logistik“ steht unter www.gtai.de als Download bereit.

1,9BILLIONEN

US-DOLLARbeträgt voraussichtlich das Wachstum der Logistikbranche in den kommenden zehn

Jahren durch tief greifende Veränderungen.

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Der Gabelstapler fährt an eine Palette, hebt sie an und transportiert sie durch das La-ger. Ein normales Bild – wenn nicht im Stapler der Fahrer fehlen würde. Der Ta-schenhersteller Longchamp setzt in seinem

Lager im französischen Segré diese automatisierten Transportsysteme ein. Die Kosmetikfirma Babor in Aachen setzt auf eine andere Form der Logistik 4.0: Hier stellen Mitarbeiter per Datenbrille Lieferun-gen zusammen.

In der Logistik ist die Digitalisierung greifbar, die Erwartungen an die neuen Technologien sind groß. „Die Logistikindustrie hat enormen Margen-druck. Die Digitalisierung wird genutzt, um Prozes-se effizienter zu machen“, sagt Stefan Stroh, Exper-te für Transport und Logistik beim Berater Price-waterhouseCoopers (PwC). Ansatzpunkte für die

di gi tale Technologie gibt es in der Logistik überall. In Administration und Organisation, die die physi-schen Prozesse steuern, seien nahezu alle Bereiche betroffen, sagt Professor Carl Marcus Wallenburg von der WHU – Otto Beisheim School of Manage-ment (WHU). Die gesamte Abwicklung werde schneller, da automatisierte Abläufe die papierba-sierten Prozesse ablösen. Daten werden beispiels-weise im Tagesgeschäft nicht mehr über Excel ein-gegeben und verschickt. Stattdessen sind die Syste-me direkt miteinander verbunden oder die Daten fließen über Webplattformen oder in die Cloud.

An den physischen Prozessen selbst sollte sich dagegen in den nächsten fünf Jahren weniger Grundsätzliches verändern. Hier gehe es vielmehr um Details wie Datenbrillen, so Wallenburg. Güter würden weiterhin in Containern transportiert. Die

HIGHTECH AUF LAGERLOGISTIK 4.0. Die Digitalisierung ist in der Logistik angekommen. Branchen-unternehmen können ihre Prozesse verschlanken, Produzenten Lagerkos-ten einsparen und Start-ups wie so oft mit neuen Ideen Althergebrachtes über den Haufen werfen. Text: Eva-Maria Korfanty-Schiller, Bonn

Am Puls der digitalen Zukunft: Die Transportlogistik steckt im Umbruch und setzt zuneh-mend auf Big Data.

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Digitalisierung verändere eher den Inhalt in den Containern. Denn IT-Systeme optimieren die Be-stellgrößen, die Unternehmen ordern häufiger und mit kleineren Liefergrößen statt der früher übli-chen ganzen Palette.

WENIGER VORRÄTE, WENIGER PUFFER

Dieses neue Bestellverhalten lässt die Lagerhaltung schrumpfen. „Die Lagermengen werden geringer und die Puffer in den Systemen kleiner. Das wird ein Trend der Zukunft sein“, sagt Wallenburg. Für Exporteure sei die digitale Logistik insbesondere bei der Nachverfolgung von Lieferungen und bei Zollanforderungen relevant, so PwC-Experte Stroh. „Es gibt Packstücke, die mit bis zu 40 Dokumenten durch die Supply Chain geschleust werden.“ Das bietet Raum für ein enormes Einsparpotenzial durch digitale Prozesse.

Für die Logistik sei unter an-derem das Thema Big Data rele-

vant, also Nutzen aus großen Datenmengen zu zie-hen, sagen die Branchenexperten. Daten sind in der Logistik in Fülle verfügbar. Der Anbieter DHL schreibt in einem Blogbeitrag, dass zu jedem seiner in Deutschland ausgelieferten Pakete bis zu 150 Da-ten von Größe bis Gewicht oder Inhalt dokumentiert sind – pro Tag über 300 Millionen neue Informatio-nen. Die Verbindung solcher Daten können Logistik-unternehmen für Nachfrageprognosen nutzen. In ei-nem Forschungsprojekt untersuchte DHL beispiels-weise die Korrelation aus Suchbegriffen bei Google, Wetterbedingungen oder Grippewellen zum On-linekaufverhalten von Privatpersonen. Denn das be-einflusst die Menge von versendeten Paketen.

BIG DATA SOLL KOSTEN SPAREN

Zwar erhoffen sich laut einer PwC-Umfrage die deutschen Unternehmen vor allem geringere Kos-ten durch Big Data. Das reicht vom optimalen Ein-satz der Fahrer bis hin zu günstigeren Versiche-rungspolicen, wenn einzelne Lieferungen über-

wacht oder beispielsweise risikoärmere Strecken befahren werden. Allerdings gab nur jedes dritte Unternehmen an, vollständigen Überblick über die unternehmensinternen Datenquellen zu haben. Zudem ist für Big Data laut einer Untersuchung des Beraters A.T. Kearney und des Logistiklehrstuhls der WHU ein Kulturwandel nötig. Denn die Tech-nik setze Vertrauen in Daten voraus.

Neben dem großen Thema Daten sieht Wallen-burg die Zusammenarbeit zwischen Mensch und Ma-schine wie bei Google Glass und das Thema Smart Robotics im Vordergrund. Relevant sind auch Senso-rik und Positionierung. Zeigt beispielsweise ein Sen-sor einer Lieferung von Impfstoffen an, dass die Ware zu warm geworden ist, kann der Produzent so-fort Ersatz losschicken. Wenn die verdorbene Liefe-rung verschifft wurde, könnte der Ersatz per Luft-fracht zum Kunden kommen und damit die Zeit wie-der aufholen. „Dazu kommt alles, was mit Internet und Cloud zusammenhängt“, so Wallenburg. Das bringe zwar mehr Vernetzung, allerdings auch das Risiko, dass die Systeme auf den Onlinezugriff ange-wiesen sind.

Solche digitalen Technologien haben bei Anbie-tern wie Reiseveranstaltern die Geschäftsmodelle aufgewirbelt. Das sieht Wallenburg in der Logistik bisher noch nicht in dem Maße, in der Zukunft al-lerdings durchaus. „Traditionelle Logistiker wer-den vermutlich ihr Geschäftsmodell stufenweise anpassen und nicht komplett neue Leistungen an-

bieten“, sagt er. Davon könnten neue Anbieter pro-fitieren und sich einen nicht unerheblichen Teil vom Kuchen abschneiden.

Betroffen von der Digitalisierung seien Geschäfts-modelle, in denen Technologie die Abläufe vereinfa-chen kann, so Stroh. Ein Beispiel dafür ist das For-warding, bei dem der Forwarder wie ein Broker zwischen Kundenanforderung und Transportdienst-leistungen vermittelt. So bieten Start-ups beispiels-weise das Forwarding-Geschäft per App an oder ha-ben Plattformen aufgebaut, auf denen Kunden die Preise für Containerplätze vergleichen und buchen können. Vom insgesamt steigenden Logistikgeschäft würden aber nicht nur Start-ups profitieren, erwar-tet Stroh. Sie könnten zwar lokal die Logistik opti-mieren. Um gegen einen großen Logistiker anzutre-ten, der weltweit aufgestellt ist, sei es noch ein Stück zu gehen. „Denn diese Modelle müssen erst bewei-sen, dass sie skalieren können“, sagt Stroh.

WEITERE INFORMATIONEN

www.gtai.de/digitalisierung

48 %von mehr als 60 befragten Unterneh-men wollen bis 2017 in Big-Data-Analyse erheblich investieren, um ihr Supply-Chain-Management zu verbessern.Quelle: A.T. Kearny und WHU

Intelligente Kommis-sionierroboter könn-ten für stückgenaues Handling sorgen.

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INTERVIEW. Schneller und billiger – diese zwei Trends spüren auch Maschi-nenbauer wie Trumpf in ihrer Logistik. Sie setzen auf neue Technologien.

„Wir spüren eine wachsende Anspruchshaltung der Kunden“

Wie organisiert Trumpf die Logistik?Wir sprechen hier von der Ersatzteilelo-gistik, einem guten Beispiel, weil unsere Kunden kurze Lieferzeiten erwarten. Vom Zentrallager aus in Ditzingen ver-sorgen wir die Welt mit Teilen für unse-re Maschinen. In der Summe sind es un-gefähr 120.000 unterschiedliche Teile, die wir abwickeln. Lieferungen mit Ex-

portabwicklung außerhalb der Europäischen Union (EU) ha-ben wir etwa 60.000 im Jahr in circa 60 Länder.

In welche Zielländer versen-den Sie Ersatzteile?Der Fokus ist ganz klar die EU. Außerhalb der EU sind es die USA und China. Stark sind auch Japan und Südkorea. Vor der Krise gehörte Russland dazu, aber das ist zurückgegangen. Das Servicelevel, das unsere Kunden erwarten, ist zwar je nach Region unterschiedlich. Die Verfügbarkeit von Ersatztei-len ist für uns aber ein wesentli-ches Differenzierungskriteri-um. Wir legen Wert darauf, dass wir auch in nicht so stark ange-bundenen Regionen ein ordent-liches Servicelevel erreichen.

Welche Regionen sind aus Ihrer Sicht schwächer angebunden?Dazu zählt sicherlich Afrika, aber auch Südamerika mit beispielsweise Chile und Argentinien. Die Anbindung ist das eine. Die Zollabwicklung ist das andere. Brasilien ist ein abschreckendes Beispiel neben Indien und auch Russland. Das sind Länder mit hohen Zollbarrieren.

Welche aktuellen Entwicklungen gibt es in der Branche? Wir spüren eine höhere Anspruchshal-tung der Kunden. Ich glaube, das ist ge-trieben vom B2C-Geschäft. Jeder von uns bestellt immer mehr online und geht da-von aus, dass die Ware am nächsten Tag zu Hause ist. Das andere ist das Schlag-wort Tracking: jederzeit zu wissen, wo das Teil gerade ist. Das ist ein Trend in der Logistik, dem wir uns stellen.

Wie reagieren Sie darauf?Wir bauen aktuell ein neues Zentralla-ger in Ditzingen. Wegen der zunehmen-den Produktvielfalt und des wachsen-den Geschäfts brauchen wir mehr Flä-che. Und wir organisieren unsere Prozesse IT-seitig neu. Aber auch die For-warder (Spediteure) wie UPS und DHL ar-beiten daran, dass Direktlieferungen auch in Exportländer möglich sind. Das ist aufgrund der Zollbestimmungen nicht so einfach. Das zweite Thema, auf das sich die Logistiker einstellen, be-trifft die Daten. Sowohl die Beauftra-gung als auch die gesamte Prozesskette läuft online.

Wie tauschen Sie diese Daten aus?Wir tauschen Daten klassisch über eine EDI-Schnittstelle (elektronischer Daten-

austausch). Das heißt, dass wir uns mit dem System des Logistikdienstleisters verbinden. Das ist nicht immer ganz simpel, und es sind noch nicht alle ent-sprechend aufgestellt. Aber der Trend ist deutlich spürbar.

Haben Sie keine Bedenken wegen des Datenschutzes?Wir müssen natürlich sicherstellen, dass die Daten innerhalb des geschützten Raums bleiben. Immer wenn es über das Netz geht, also über ein Webportal wie bei einem Bankgeschäft, dann gibt es Si-cherungsmechanismen. Ist das hundert-prozentig sicher? Nein, aber wenn Sie ein Papier zum Dienstleister schicken, kann dies auch abhandenkommen oder je-mand kann den Brief öffnen.

Wie haben sich die aktuellen Trends auf Ihre Logistik ausgewirkt?Eine Auswirkung ist die Geschwindig-keit. Das zweite sind die Kosten. In den letzten zehn Jahren sind selbst Express-sendungen alltäglich und kostengünstig geworden. Der boomende B2C-Handel ist hier der Treiber. Das beschäftigt auch die Logistik-Forwarder – einerseits steigt die Geschwindigkeit, andererseits sinken tendenziell die Kosten pro Packstück. Da-von profitieren wir gerade alle.

Interview: Eva-Maria Korfanty-Schiller

Till Küppers ist Leiter Services Werkzeugmaschi-nen bei Trumpf.

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Das komplette Interview finden Sie unter www.gtai.de/markets

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Wenn die Öltanker und Containerriesen am Hafen an der Schelde anlanden, sind sie bereits 80 Kilometer in das Hinter-land der Nordsee gefahren. Von dort aus gibt es hervorragende Anbindungen:

Binnenkanäle schließen den belgischen Großhafen an Rhein und Maas oder an Brüssel und Paris an. Hinzu kommt ein dichtes Netz an Autobahnen, Pipelines und Schienenstrecken. Die Gleistrasse in Richtung Ruhrgebiet nennen sie in Antwerpen den „Eisernen Rhein“.

Diese Lage im Herzen Nordwesteuropas ist ein Garant des Erfolgs. Drei Fünftel der gesamten Kauf-kraft der Europäischen Union konzentriert sich im Umkreis von 500 Kilometern um Antwerpen. Der Hafenumschlag hat sich in den letzten 25 Jahren mit 208 Millionen Tonnen mehr als verdoppelt – auch dank des deutschen Marktes. Im Jahr 2014 hat Antwerpen Güter im Umfang von 64 Millionen Tonnen für Kunden aus Deutschland abgefertigt, das entspricht in etwa dem Jahresumschlag von Bremerhaven und Duisburg (jeweils 65 Millionen Tonnen).

Die Schelde ist tief ausgebaggert, und die Gezei-ten der Nordsee lassen den Pegel des Flusses noch in Antwerpens Zentrum stark steigen oder fallen. Da-her trennen riesige Anlagen die Docks und Kais von der Schelde. Noch ist dort die Berendrechtsluis, die größte Schleuse der Welt. Sie wird jedoch 2016 ab-gelöst werden durch die fünf Fußballfelder weite Kieldrechtsluis – ebenfalls in Antwerpen.

Europas größtes Chemiecluster ist ein weiterer Grund für Antwerpens Aufschwung. Noch 1945

trennte die Stadt Marschland von über 25 Kilome-tern Breite von der niederländischen Grenze. Heu-te reiht sich dort eine Chemieanlage an die andere. Sieben der zehn führenden Branchenkonzerne pro-duzieren im Hafen von Antwerpen für den Welt-markt, darunter BASF, Lanxess, Evonik, Henkel und Bayer-Covestro.

ENTWICKLUNGSGEBIET VON 1.400 HEKTAR

Dieses Cluster zieht immer weitere Investoren an, darunter viele Anbieter von Spezialleistungen für die großen Hersteller. In der Planung ist derzeit un-ter anderem eine Raffinerie für 3,7 Milliarden Euro, die aus importiertem Abfall Ammoniak und Urea erzeugen soll.

Reichlich Raum für weiteres Wachstum hat Ant-werpen im Unterschied zu anderen Großhäfen im-mer noch. Vor allem westlich der Schelde gibt es noch Brachen. Derzeit entwickelt der Hafen neue Anlagen von knapp 1.400 Hektar, das entspricht mehr als einem Zehntel des existierenden Gelän-des. Insgesamt 1,6 Milliarden Euro will der Hafen bis 2025 investieren. Dazu baut Antwerpen die Ko-operation mit dem Binnenhafen Duisburg aus, etwa durch gemeinsame Shuttlezüge. Der belgi-sche Hafen gewinnt also für Deutschland noch mehr an Bedeutung, der entsprechende Umschlag soll bis 2030 um 42 Prozent auf über 90 Millionen Tonnen steigen.

EIN HUB VON WELTRANGBELGIEN. Zu Beginn der Neuzeit war Antwerpen Europas wichtigstes Handelszent-rum nördlich der Alpen. Die Kathedrale und Antwerpens Rolle als führende Dia-mantenbörse stammen aus dieser Zeit. In den letzten Jahren ist die Stadt zu Euro-pas zweitgrößtem Hafen aufgestiegen. Text: Torsten Pauly, Brüssel

Futuristisches Wahrzeichen: Antwerpens neue Hafenbehörde wurde von Star-architektin ZahaHadid entworfen.

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 Die Arktisroute entlang der Nordküste Russ-lands, etwa von Tokio nach Hamburg, ist um 8.000 Kilometer kürzer als die durch den Suezkanal. Das spart zwei Wochen Zeit und enorme Mengen an Treibstoff. Zwei

Containerschiffe aus der Volksrepublik China ha-ben die Strecke bereits erfolgreich zurückgelegt. Dem Beispiel könnten bald etliche Reedereien fol-gen. Schließlich hat Russland weitere Atomeisbre-cher bestellt, die für eine eisfreie Fahrt sorgen sol-len. Außerdem baut das Land auf der Halbinsel Ja-mal den Hafen Sabetta aus. Er liegt etwa auf halber Strecke zwischen Europa und Asien. Die Arktisrou-te lässt die Logistikbranche weltweit aufhorchen.

RUSSLAND. Je wärmer die Weltmeere werden, desto attraktiver ist die Arktisroute. Sie spart Frachtkonzernen Tausende Kilometer auf dem Weg von Asien nach Europa. Für Container-frachter dürfte sich die Route frühestens in 15 Jahren rentieren. Text: Bernd Hones, Moskau

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www.gtai.de/russland

ARKTISROUTEALS

ALTERNATIVE

Aber bietet sie eine wirkliche Alternative zum Suez-kanal? Für die meisten Reedereien und Logistiker lohnt sie sich noch nicht, zumindest nicht für jene mit Containern. „Und das wird sich die nächsten 10 bis 15 Jahre nicht ändern“, sagt Raf De Schutter, Verkaufs chef und oberster Business Developer bei Maxx Intermodal Systems in Moskau, einer Tochter des deutschen Rhenus-Logistikkonzerns.

NUR IM SOMMER BEFAHRBAR

Das hat mehrere Gründe: Die Arktisroute ist im Au-genblick nur im Sommer befahrbar, also zwei bis maximal vier Monate pro Jahr. Für Containerschiffe ist das keine Option, da sie zuverlässige Verbindun-gen das ganze Jahr über benötigen. Überdies kostet der Versand eines 40-Fuß-Containers von China über den Suezkanal nach Hamburg zurzeit keine 400 US-Dollar. „Die Rohölpreise sind so niedrig, dass es kaum lohnt, über eine alternative Route nachzu-denken“, sagt De Schutter. Zum Vergleich: Zu Boom-zeiten hat die Route durch den Suezkanal noch das Fünffache gekostet. Darum ist es kein Wunder, dass Logistiker vor allem in den Jahren 2007 und 2008 hände-ringend nach Alternativen ge-sucht haben. Dieser Druck ist heute nicht mehr da.

Neben dem Suezkanal hat die Arktisroute noch einen Konkurrenten: die Bahn. Jede chinesische Großregion schickt heute einmal pro Wo-che einen kompletten Zug mit Containern nach Westeu-ropa. Im Schnitt kommt je-den Tag ein voller Zug aus der Volksrepublik China in

Deutschland oder Frankreich an. Tendenz: stark steigend. Vor eineinhalb Jahren waren es gerade einmal zwei Züge pro Woche. Auch wenn ein Container per Bahn von China nach Deutschland circa 5.000 US-Dollar kos-tet, ist die Zeitersparnis im Vergleich zum Schiff be-trächtlich. Zwei Wochen ist die Fracht auf der Schie-ne unterwegs, im Schiff mindestens fünf. „Damit ist die Bahn eine echte Konkurrenz zum Flieger, aber eben auch zum Frachter“, so Logistikexperte De Schutter.

Für Waren, die an den Spotmärkten gehandelt werden, wie Öl, Gas und Kohle, lohnt sich die Tour entlang der Nordküste Russlands auch heute schon. Zumindest, wenn sie eisfrei ist. Darauf zielt auch das Großprojekt des russischen Renova-Konzerns ab. Auf Jamal liegen bislang unerschlossene Erdgas-felder. Sie sollen gehoben, das Gas verflüssigt, in Sa-betta verschifft und im Tanker in alle Welt versandt werden. Und zwar das ganze Jahr über.

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Wer sich in Zentralamerika nach dem geplanten Nicaraguakanal erkundigt, dürfte das Wort „Misterio“ kennenlernen. Ein Rätsel also. Das

Monsterprojekt wäre der größte Tiefbau weltweit und mit 50 Milliarden US-Dollar teurer als alles, was ganz Nicaragua in den letzten vier Jahren erwirtschaf-tet hat. Mysteriös bleibt auch, wo das Geld herkom-men soll und wer hinter der Initiative steckt. Investor Wang Jing, Chairman und CEO der HKND Group, ist ein chinesischer Telekommunikations-Tycoon, des-sen Milliardenvermögen in Chinas Börsenturbulen-zen arg gelitten hat – und hinter dem mancher die Regierung in Beijing vermutet. Das Unternehmen will die Aushubarbeiten für den 276 Kilometer lan-gen Nicaraguakanal Ende 2016 beginnen.

„Der Nicaraguakanal ist vor allem ein politi-sches Projekt“, sagt Michele Acciaro, Professor an der Kühne Logistics University in Hamburg, HKND hingegen nennt es eine Win-win-Situation. Keine klassische allerdings, wie Kritiker hinzufügen: Die Welthandelssupermacht China gewinne strategi-schen Einfluss, die Regierung in Nicaraguas Haupt-stadt Managua, die das Projekt unterstützt, profi-tiere wirtschaftlich. Die Einwohner hingegen müssten sich auf große Umweltprobleme etwa am Nicaraguasee gefasst machen und eine Gebietskon-zession über mindestens 50 Jahre abtreten. Deut-sche Firmen, die auf Aufträge hoffen, könnten sich ebenfalls schwertun bei einem chinesisch initiier-ten Projekt in einem Land, wo gute Beziehungen zur Regierung wichtig sind.

Dabei hätte eine zweite künstliche Wasserstraße durch Zentralamerika durchaus Vorteile. „Konkur-renz belebt das Geschäft“, sagt Acciaro mit Blick auf das Monopol des Panamakanals. Dort gibt es schon mal Stau. Wer teure Wartezeiten abkürzen will,

kann sich zwar eine rasche Durchfahrt ersteigern, zahlt dafür aber teils das Mehrfache der normalen Gebühren. Der Umweg über die Südspitze Ameri-kas ist faktisch nicht machbar. „Das dauert einen Monat länger und wäre viel zu teuer“, sagt Federico Winkler von der Reederei Hamburg Süd.

MEHR TRANSPORTVOLUMEN MÖGLICH

Außerdem könnten durch Nicaragua einmal Riesen-schiffe mit bis zu 25.000 Standard-Containern (Twen-ty-foot Equivalent Unit, TEU) navigieren. In Panama ist bei 14.000 TEU Schluss, wenn die eben durchge-führte Erweiterung Ende Juni offiziell eingeweiht wird. Ein weiterer Ausbau des Panamakanals gilt als kaum machbar, weil er aus den begrenzten Vorräten eines Süßwassersees gespeist wird. Für große Öltan-ker ist er auch nach der Erweiterung zu klein. Durch die neue Wasserstraße hingegen könnten auch vene-zolanisches Erdöl und brasilianisches Eisenerz nach Ostasien gelangen. Die Reeder müssten dafür nicht den längeren Weg an Südafrika vorbei oder durch den Suezkanal nehmen und könnten viele US-Dol-lars sparen, rechnet HKND vor.

Angesichts des Trends zu immer größeren Con-tainerschiffen würde eine Wasserstraße durch Nica-ragua namentlich die Route zwischen der US-Ost-küste und Asien verbilligen. Auf diesem Weg wird mit rund einem Drittel die meiste Tonnage über den Panamakanal verschifft, sie konkurriert mit dem Landweg durch Nordamerika via Westküste. Für Hamburg Süd-Manager Winkler ist klar: „Die Reeder würden von einem größeren Kanal durch Zentralamerika profitieren.“

KANAL DER RÄTSEL

Nicaragua

Panamakanal

MEGAPROJEKT. Ob durch Nicaragua je Schiffe zwischen Atlantik und Pazifik fahren werden, steht in den Sternen. Charme für die Logis-tik hat das Vorhaben schon. Text: Ulrich Binkert, Bonn

WEITERE INFORMATIONEN

www.gtai.de/nicaragua

2,3%betrug der Anteil der Tonnage am Weltseetrans-port im Jahr 2013, die über den Pana-makanal verschifft wurde.Quelle: Panama Canal Authority

90 Prozent des weltweiten Wa-renaufkommens werden per Schiff transportiert.

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Das schnellste Transportmittel und bis ins Detail ausgeklügelte logistische Abläufe nützen nichts, wenn die Ware im Zoll hängen bleibt. Text: Klaus Möbius, Bonn

Probleme bei der Zollabfertigung sind leider nicht selten und können zu ärgerlichen und kostspieligen Verzögerungen führen. Im Extremfall kann das zugrunde liegende Handelsgeschäft auch daran scheitern. Unerfreuliche Reaktionen des Kunden sind in jedem Fall programmiert. markets erklärt, welche Ursachen Probleme bei der Zollabfertigung auslösen und wie man sie vermeiden kann.

Wichtigster Grund für Verzögerungen bei der Zollabfertigung sind fehlerhaft ausgefüllte Papiere. Klassiker sind nicht stimmige Anga-

ben über Mengen, Gewichte, Wertangaben und Transportmittel. Es sollte also darauf geachtet wer-rrden, dass diese Angaben in sämtlichen Warenbe-gleitpapieren übereinstimmend und plausibel sind.

Fehlende Papiere, wie zum Beispiel Einfuhrli-zenzen oder Zertifikate verschiedenster Art, sind ein weiterer Grund. Wird erst beim Zoll

festgestellt, dass diese fehlen, sind langwierige Ver-rrzögerungen unvermeidlich. Die nachträgliche Be-schaffung kann aufwendig und oftmals teuer sein.

Die Ware selbst kann Anlass für Beanstan-dungen sein, etwa wenn bei Lebensmitteln Angaben zum Nährwert fehlen oder wenn ge-

forderte Ursprungsmarkierungen (Made in … ) feh-len. Etikettierungen und Bedienungsanleitungen, die nicht in der Landessprache verfasst sind, kön-nen ebenfalls zu Beanstandungen führen.

Diese Ursachen lassen sich durch eine frühzeitige Recherche über die geltenden Einfuhrbestimmun-gen weitgehend ausschließen. Hier können die Zoll-experten von Germany Trade & Invest in den meis-ten Fällen zeitnah und kostengünstig helfen.

Was wurde 2014 exportiert?Anteil der Produkte am Gesamtexport, gemessen am Wert in US-Dollar. Quelle: WTO

WEITERE INFORMATIONEN

Die „Merkblätter über gewerbliche Wareneinfuhr“ geben einen Überblick über die bestehenden Zoll- und Einfuhrvorschriften und stehen für viele Länder unter www.gtai.de/zollmerkblaetter als kostenloser Download bereit. Tagesaktuelle Meldungen zu Änderungen bei Einfuhrbestimmun-gen finden sich unter www.gtai.de/zoll-aktuell.

2,6 %Bekleidung

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11,1 %Chemikalien

CH

16,6 %Treibstoffe

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LandwirtschaftlicheErzeugnisse

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7,5 %Automotive-

Produkte

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INTERVIEW. markets sprach mit Dr. Stefan Iskan, Professor für Logistik und Wirtschaftsinformatik an der Hochschule Ludwigshafen am Rhein, über aktuelle Entwicklungen in der Automobillogistik. Interview: David Chasdi

Wandel in der Automobillogistik

Die Automobilindustrie war 2015 mit einem Umsatz von 404 Milliarden Euro der größte Industriesektor in

Deutschland. Sie beschäftigt fast 800.000 Menschen hierzulande. Für eine erfolgrei-che Automobilindustrie ist eine effiziente Logistik unerlässlich, egal, ob in der Pro-duktion oder im Vertrieb. Sie ist ein Bei-spiel dafür, welchen logistischen Heraus-forderungen sich die Industrie im interna-tionalen Geschäft stellen muss.

Wo sehen Sie Unterschiede in der Auto-mobillogistik zwischen Industrie- und Schwellenländern?Die Unterschiede sind heute nicht mehr allzu groß. Das wird allein an der Haf-tungsfrage vieler heutiger OEM-Dienst-leister-Verträge (Original-Equipment-Ma-nufacturer, Anm. d. Red.) deutlich, die glo-bal, teilweise sogar über Aufträge hinweg gelten. Eine Schlechtleistung an einem Standort in Asien kann sich also mitunter auf das gesamte Geschäftsvolumen des Lo-gistikers mit dem Kunden auswirken. Dar-über hinaus war die Automobillogistik schon immer kostensensibel. OEMs erwar-ten heute in allen Märkten wettbewerbsfä-hige Preise von ihren Logistikpartnern. Das ist in den Schwellenländern mitunter deutlicher ausgeprägt, da dort die Lohn-kosten noch niedriger ausfallen.

Was bedeutet das für deutsche und in-ternationale Logistikdienstleister?Es bedeutet, dass sie in diesen Märkten überwiegend mit westlichen OEM- und

Supplier-Kunden unterwegs sind. Man kennt sich schon aus Prozessen an ande-ren Standorten. Das ist deren Eintrittskar-te, weniger der Low-Cost-Ansatz der loka-len Wettbewerber. Eine Reihe von OEMs verfügen zudem in Schwellenländern über Inhouse-Logistiklösungen.

Wie steht es um die Profitabilität in der Automobillogistik in Industrie- und Schwellenländern?Man muss unterscheiden, ob es sich um Beschaffungs- und Produktionslogistik oder um Ersatzteilelogistik handelt. Die Praxis zeigt, dass Dienstleister sowohl in Industriestaaten als auch in Schwellenlän-dern ihre Renditen einfahren können. Erst-ausrüster arbeiten ferner zunehmend mit Online Bidding Events. Dabei schreiben die Kunden ihre Aufträge auf elektronischen Plattformen aus und Logistiker bieten dar-auf. Die Transparenz in den Kostenstruktu-ren aufseiten der Dienstleister steigt stetig an (offene Kalkulationen, Anm. d. Red.). Die Ansätze aus Lieferantenverhandlun-gen werden in Deutschland verstärkt in die Kontraktlogistik- und Transportlogistik-ausschreibungen übertragen. Zudem ver-

pflichten sich viele Dienstleister gegen-über ihren OEM-Auftraggebern dazu, jähr-liche Einsparungen in den Prozessen vorzunehmen. Die Kostenvorteile sind ent-sprechend an den Erstausrüster weiterzu-geben, der Renditedruck ist also enorm.

Spielen bei der Gestaltung von Automo-bil-Supply-Chains andere Überlegungen eine Rolle als Kosten und Qualität?Supply-Chain-Planer und Logistiker in der deutschen Automobilindustrie müssen heute Steuer- und Finanzexperten sein, wollen sie ihre internationalen Material-flüsse gestalten und die Empfehlungen ihrer Berater bewerten können. Das Steu-ern von Inbound-Produktionsmaterial im grenzüberschreitenden Produktions-verbund verläuft nicht über das „Kürzeste Wege-Prinzip“. Dominiert wird es gerade auf den Routen von Deutschland aus in Richtung Nordamerika, Asien oder Südaf-rika von steuerrechtlichen Überlegungen und Aspekten der OEM-Konzernverrech-nung. Das führt dazu, dass die Fahrzeuge zum Teil oder auch mal ganz in Einzeltei-len verschifft werden. So verwundert es nicht, dass Fertigfahrzeuge deutscher Au-tobauer, obwohl sie auch lokal in Deutsch-land gefertigt werden, wieder aus Südafri-ka oder Nordamerika zurückkommen. Und damit dürften jetzt auch beim letzten Logistikromantiker sämtliche „Green-Träume“ ausgeträumt sein.

Dr. Stefan Iskan ist Professor für Logistik und Wirtschaftsinforma-tik an der Hoch-schule Ludwigsha-fen am Rhein.

Ulrich Binkert ist im Bereich Amerika An-sprechpartner für Nicaragua und Panama.

Bernd Hones ist Marktbeobachter für Germany Trade & Invest in Moskau.

Eva-Maria Korfanty-Schiller ist Ansprechpart-nerin unter anderem für IKT.

Torsten Pauly berichtet für Germany Trade & Invest unter anderem über Belgien.

Edda vom Dorp ist im Bereich EU/EFTA Ansprech-partnerin für das Vereinigte Königreich.

DIE AUTOREN DES SCHWERPUNKTS

Klaus Möbius ist im Bereich Zoll Ansprechpartner für die Asien-Pazi-fik-Region.

WEITERE INFORMATIONEN

Das komplette Interview finden Sie unter www.gtai.de/markets

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kurz notiert

PRAG. Massive Investitionen in das größte Drehkreuz Tschechiens geplant. Text: Gerit Schulze

FLUGHAFEN IM AUFWIND

Der Vaclav Havel Airport in Prag erwar-tet 2016 die Rekordzahl von 12,7 Mil-lionen Passagieren. Bis 2035 soll sich

der Gästeansturm vor allem dank Billig-fliegern und noch mehr Touristen sogar verdoppeln. Darum will die staatliche Czech Aeroholding als Betreiber des Flug-hafens in den kommenden Jahren über 500 Millionen Euro investieren. Druck kommt vor allem von den Fluggesell-schaften, die schnellere Abfertigungszei-ten fordern. Zuerst sollen deshalb die Schalterkapazitäten wachsen. Bis zu 2.500 Reisende könnten dann pro Stunde und Terminal einchecken. Außerdem

INDUSTRIE 4.0

Norwegen vernetzt sichDie Öl- und Gasindustrie ist nicht mehr wie in den vergangenen Jahren die treibende Wachstumskraft. Digitalisie-rungsstrategien spielen deshalb auch in anderen Kernwirtschaftsbereichen Nor-wegens eine immer wichtigere Rolle. Aus diesem Anlass veranstaltet die Deutsch-Norwegische Handelskammer in Zusammenarbeit mit den Verbänden IKT-Norge und Norsk Industri sowie dem Forschungsinstitut SINTEF am 9. Juni 2016 eine Konferenz zu Industrie 4.0, zu der deutsche und norwegische Referenten aus Politik und Wirtschaft geladen sind.> Kontakt: Rita Hareid> [email protected]

KOLUMBIEN

Neuer Energiemix Kolumbien wäre im April im Dunkeln ge-blieben, hätte nicht die Regenzeit noch rechtzeitig eingesetzt. Wasserkraft sorgt in dem Andenstaat für zwei Drittel des Stroms, allerdings waren die Stauseen nur noch zu 20 Prozent gefüllt. Schuld war eine Trockenperiode – ausgelöst durch das Wetterphänomen El Niño. Die Regierung will den Energiemix diversifi-zieren, bis 2030 sollen 3.200 Megawatt an erneuerbaren Energien hinzukommen. Vor allem für Wind- und Solarenergie weist das Land ideale Bedingungen auf. > www.gtai.de/kolumbien

JETZT SCHON VORMERKEN

14.6.2016 | Wirtschaftstag Peru, Karlsruhe www.tinyurl.com/markets3-16-20 15.6.2016 | Jahrestreffen der Deutsch-Indischen Handelskammer 2016, Düsseldorf www.tinyurl.com/markets3-16-20-2

23.6.2016 | Tag der offenen Tür in der Deutschen Botschaft Prag www.prag.diplo.de/Vertretung/prag/de/Startseite.html

WEITERE INFORMATIONEN

www.gtai.de

 D ie Dynamik der deutsch-amerikani-schen Wirtschaftsbeziehungen ist unverkennbar. Im Jahr 2015 sind die

USA sogar zum wichtigsten Handels-partner für die deutsche Wirtschaft auf-gestiegen. Am 16. Juni 2016 haben deut-sche Unternehmen die Möglichkeit, sich in Frankfurt am Main über diesen enor-men Markt zu informieren. Dann laden die Deutsch-Amerikanischen Handels-kammern (AHKn USA) in Kooperation mit der IHK Frankfurt am Main zum 3. Deutsch-Amerikanischen Wirtschafts-tag. Die ganztägige Konferenz umfasst

Diskussionen und Präsentationen von Unternehmensvertretern aus den USA und gibt die Möglichkeit zum Erfah-rungsaustausch über das Geschäft in den Vereinigten Staaten. US-Unterneh-men und Vertreter deutscher Tochterfir-men berichten über die Chancen am amerikanischen Markt, aktuelle Trends in der dortigen Industrie sowie mögli-che Stolpersteine, auf die man im Ge-schäftsalltag achten sollte.

WEITERE INFORMATIONEN

www.da-wt.com

WEITERE INFORMATIONEN

www.gtai.de/tschechische-republik

werden die Landebahnen besser mitein-ander verbunden, die Treibstoffversor-gung und die Tankinfrastruktur verbes-sert. Daneben plant Tschechiens führen-de Airline CSA zusammen mit dem Ferienflieger Travel Service einen neuen Wartungshangar am Havel Airport. Wich-tigstes Zukunftsprojekt für den Flughafen ist die lang erwartete Bahnanbindung an Prags Stadtzentrum. Für das über 700 Mil-lionen Euro teure Vorhaben laufen die Planungen, Baustart soll 2018 sein.

MIT ERFOLG IN DIE USAUSA. Der 3. Deutsch-Amerikanische Wirtschaftstag findet dieses Jahr in Frankfurt statt. Text: Robert Matschoß

Über das USA-Geschäft können sich Unternehmer diesmal in Frankfurt informieren.

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JAPAN. Mit Mangas macht die kleinste japanische Präfektur Tottori Furore und will Anime-Touristen anlocken. Text: Michael Sauermost

KLEINES COMIC- KÖNIGREICH

Cool Japan heißt eine Initiative der Re-gierung, um die Kreativindustrie vor-anzutreiben. Gut ins Bild passt da die

Präfektur Tottori, auch bekannt als Man-ga Kingdom. „Der Geist des 2015 verstor-benen Shigeru Mizuki schwebt hier im Yonago Kitaro Airport“, weiß Shinji Ha-rai, Gouverneur von Tottori. Die popu-lärsten Mangas von Künstler Mizuki han-deln von Yokai, also von Monstern und Geistern des japanischen Volksglaubens. Eine riesige Monsterlandschaft ist seit März 2016 in einem Glasfenster des Air-ports verewigt, der nach dem Helden der Serie „Gegege no Kitaro“ benannt ist. Ha-

rai spekuliert darauf, dass dies internati-onale Fluggäste anlockt. Dreimal die Wo-che landen Flieger aus Seoul; Hongkong soll folgen. In ähnlicher Mission ist auch Detektiv Conan unterwegs. Die renom-mierte Comicfigur des Zeichners Gosho Aoyama ist mittlerweile Patron des 95 Ki-lometer entfernten Tottori Sand Dunes Conan Airport. Bislang reisen jährlich knapp 50.000 ausländische Touristen in das Comic-Königreich.

FRANKREICH

Ende für das FestnetzDer Telekommunikationsan bieter Orange, die ehemalige France Telecom, wird ab 2021 das traditionelle Telefonnetz au-ßer Betrieb nehmen. Telefonieren wird dann nur noch mobil oder über eine ADSL-Box möglich sein. Bereits heute nutzt rund die Hälfte der französi-schen Haushalte einen solchen digita-len Zugang. Etwa 12,9 Millionen An-schlüsse funktionieren noch analog. Für diese und die zugehörigen Schalt-anlagen, die aus den 1970er-Jahren stammen, gibt es heute keine Ersatz-teile mehr. Mittelfristig sollen die be-stehenden Leitungen durch Glasfaser-kabel ersetzt werden. > www.gtai.de/frankreich

kurz notiert

GEORGIEN

Auf zu neuen UfernGeorgien stößt ein weiteres Tor zum Schwarzen Meer auf. Für 2,5 Milliarden US-Dollar errichtet das Anaklia Devel-opment Consortium den Tiefseehafen Anaklia. Das Gelände soll sich über 400 Hektar erstrecken. Als größter Schiff-fahrtskorridor zwischen China und Eu-ropa an der östlichen Schwarzmeer-küste soll der Hafen Georgien einen wirtschaftlichen Schub verleihen und seine Position an der neuen Seidenstra-ße sichern. Die Fertigstellung ist für 2030 geplant. Noch 2016 soll die erste Bauphase starten.> www.gtai.de/georgien

WEITERE INFORMATIONEN

www.gtai.de/japan

Faszinierende Comic-Kunst im Manga Kingdom.

Beliebt bei jung und alt – Detektiv Conan

ist Japans erfolg-reichste Mangaserie.

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Sigmar Gabriel war der Erste. Kurz nachdem sich die Verhandlungs-partner Mitte Juli 2015 in Wien auf ein Abkommen zum Abbau des iranischen Atomprogramms

geeinigt hatten, zog es den Bundeswirt-schaftsminister samt Delegation als ers-ten westlichen Politiker gen Iran. Seit-dem geben sich in der Hauptstadt Tehe-ran Politiker und Wirtschaftsvertreter die Klinke in die Hand. Kaum ein Bundes-land, das nicht schon mit einer Delegati-

IRAN AUF DER ÜBERHOLSPURMARKTCHANCEN. Was ist dran am boomenden Markt? Deutschen Unternehmen eröffnen sich Geschäftschancen in Milliardenhöhe. Doch die Risiken sollten nicht unterschätzt werden. Text: Manfred Tilz, Bonn

on vor Ort war oder eine Reise in den Iran plant. Bayerns Wirtschaftsministe-rin Ilse Aigner hat gar eine bayerische Re-präsentanz in Teheran eröffnet. Ist der Aufwand gerechtfertigt? Und was ist mit den Risiken?

Ohne Frage, das Potenzial für Geschäf-te mit dem Iran ist gewaltig und deut-sche Firmen haben einen exzellenten Ruf und eine langjährige Tradition. Bis 2006 war Deutschland wichtigstes Liefer-land in den Iran (4,2 Milliarden Euro),

wurde dann aber ab 2007 von China ab-gelöst. Gute Geschäfte benötigen aber po-sitive Entwicklungen auf beiden Seiten. Trotz diversifizierter Wirtschaft hängt die wirtschaftliche Prosperität Irans auch vom Hauptexportgut Öl ab. Der niedrige Ölpreis hat das Wachstum zu-nächst abgebremst. Die von der irani-schen Regierung angestrebten acht Pro-zent Wachstum in den nächsten Jahren sind schwer realisierbar. Der Internatio-nale Währungsfonds rechnet eher mit

Seitdem die Sanktionen gegen den Iran gelockert wurden, ist das Geschäftspotenzial für ausländische Firmen gestiegen.

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Wann können Unternehmen wieder damit rechnen, ihren Zahlungsver-kehr im Iran über deutsche Banken abwickeln zu können?Von einigen Instituten wurden bereits wieder die Möglichkeiten des Nach-richtenaustauschs mittels SWIFT akti-viert, sodass in Kürze der direkte Aus-tausch von Zahlungen und Akkrediti-ven zu erwarten ist. Anders als in vielen Medien dargestellt, ist die Ab-wicklung des Zahlungsverkehrs mit dem Iran jedoch kein Selbstläufer. Ich rate den Lesern dringend, sämtliche Vorschriften der Sanktions- und Ex-portkontrolle aktiv zu beachten und die Ergebnisse mit der Bank zu teilen.

Welche Besonderheiten ergeben sich für Firmen, die auch in den USA ge-schäftlich tätig sind? Wichtig ist, dass das Unternehmen über eine einwandfreie, selbstständi-ge Exportkontrolle verfügt und die je-weiligen nationalen Bereiche strikt voneinander getrennt organisiert und geführt werden. Bei konkreten Fragen rate ich unbedingt einen Fach-juristen des Bereichs Exportkontrolle sowie einen Berater oder Experten des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle einzubinden. Das Gleiche gilt für Kunden, die amerika-nischen Gesellschafterhintergrund oder amerikanische Entscheidungs-träger aufweisen.

Was sollten Iranreisende beachten? Reisende sollten ausreichende Barmit-tel mitführen; als Währungen werden sowohl Euro als auch US-Dollar akzep-tiert. Die Verwendung von Kreditkarten ist derzeit noch nicht möglich.

Interview: Martin Kalhöfer

„Vorschriften beachten“INTERVIEW. Banker Hanns-Walter Dahm klärt wichtige Finanzie-rungsfragen in puncto Irangeschäft.

der Hälfte. Inwieweit sich die Organisati-on der erdölexportierenden Länder OPEC auf eine Begrenzung der Ölförderung ei-nigen kann, bleibt abzuwarten.

NACHHOLBEDARF IN ALLEN BRANCHEN

In welchen Branchen liegen die Chancen für deutsche Unternehmen? Auf den Punkt gebracht: in allen. Es gibt einen riesigen Nachholbedarf. Iranische Ma-schinen und Anlagen sind veraltet und in einem zum Teil sehr schlechten Zu-stand. Zwar wurden während des Embar-gos Anschaffungen aus asiatischen Län-dern getätigt, aber es zeigten sich deutli-che Qualitätsunterschiede mit Vorteil für westliche Produkte. So benötigt der Ölsektor nach iranischen Angaben in den nächsten fünf Jahren Investitionen in Höhe von 185 Milliarden US-Dollar.

Die iranische Seite hat allerdings schon deutlich gemacht, dass sie nicht nur an reinen Liefergeschäften interes-siert ist, sondern vor allem an einer Stei-gerung der lokalen Produktion. Und da kann sie im Gegensatz zu anderen Län-dern in der Region mit einer diversifizier-ten Wirtschaft aufwarten. So ist die irani-sche Kfz-Produktion neben Öl und Gas die zweitwichtigste Branche im Land. 90 Pro-zent der in Iran verkauften Fahrzeuge stammen aus lokaler Produktion. Das In-teresse von Mercedes-Benz, alte Geschäfts-beziehungen wieder aufleben zu lassen, ist besonders groß. Von iranischer Seite wird neben Mercedes auch Volkswagen als Wunschpartner genannt.

Hanns-Walter Dahm ist stellvertretender Teamleiter Internationales Geschäft bei der S-International Rhein-Ruhr GmbH.

Durch Außenhandel und Investitionen soll die iranische Konjunktur wiederbelebt werden.

Trotz aller Euphorie für lukrative Ge-schäfte sollten Unternehmen die Risi-ken des Irangeschäfts nicht vernachläs-sigen. Zwar wurden mit Beginn des Im-plementation Day (16. Januar 2016) die Sanktionen sukzessive außer Kraft ge-setzt, dennoch bleiben weiterhin einige bestehen, beispielsweise Geschäfte, die gegen Menschenrechte verstoßen oder den Terrorismus begünstigen. Abgese-hen davon, dass jedes Exportunterneh-men sich gründlich über erlaubte und nicht erlaubte Geschäfte mit dem Iran informieren muss, besteht die latente Gefahr, dass die Sanktionen jederzeit wie-der aktiviert werden können. Dieser sogenannte Snap-back-Mechanismus tritt dann ein, wenn Iran gegen den Nuklear-vertrag verstößt.

RECHTLICHER SCHUTZ GEWÄHRLEISTET

Deutsche Firmen, die eine Investition im Iran ins Auge fassen, können auf einen weitgehend rechtlichen Schutz bauen. Zwischen Deutschland und Iran gibt es einen Investitionsförder- und Schutzver-trag, der beiden Parteien Sicherheiten bietet. Nach Angaben der Kreditversiche-rungsgruppe Euler Hermes ist auch die Übernahme von Investitionsgarantien für Vorhaben im Iran wieder möglich. Dennoch sollten Unternehmen die Fir-mengründung im Iran nicht unterschät-zen und die Erfahrung von lokalen Spe-zialisten in Anspruch nehmen. Der bü-rokratische Aufwand zur Erlangung von Dokumenten kann groß sein.

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Das komplette Interview finden Sie unter www. gtai.de/markets

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Die Wasserversorgung erfolgt durch Stauseen und Flüsse wie den Zayandeh Rud in Isfahan.

PRIVATSEKTOR. Der Iran benötigt zur Realisierung seiner ambitionierten Wachstumsziele viel Kapital aus dem Ausland. Dies gilt auch für den Strom- und Wassersektor. Text: Robert Espey, Teheran

Nach der starken Lockerung der Iran-sanktionen im Januar hat das für die Stromversorgung sowie den Wasser-

und Abwassersektor zuständige Energie-ministerium seine Bemühungen um in-ternationale Investoren verstärkt. Die Zahl der dem in- und ausländischen Pri-vatsektor angebotenen Projekte in den Bereichen Kraftwerksbau, Kläranlagen, Meerwasserentsalzung sowie Trink- und Abwassernetze steigt kontinuierlich an. Viele ausländische Unternehmen zeigen sich interessiert, sind aber angesichts der hohen Investitionen, der langen Projekt-laufzeiten und anderer nicht geklärter Rahmenbedingungen noch unschlüssig.

Die ausländischen Maschinen- und Anlagenhersteller stehen jetzt vielfach vor dem Problem, dass nicht nur gelie-fert und montiert werden soll, sondern gleichzeitig zu klären ist, wer als priva-ter Betreiber oder Finanzier der Projekte zur Verfügung steht. Der Vertreter eines deutschen Wassertechnikherstellers be-richtet: „Uns wurde ein attraktives Pro-jekt vorgestellt, aber wir sind nur Ma-schinenbauer und keine Investoren.“

STROM- UND WASSER-PROJEKTE LOCKEN

Hinsichtlich möglicher Betreiber- und Fi-nanzierungsvarianten ist Teheran flexi-bel. Im Kraftwerkssektor scheint Build-Own-Operate das Wunschmodell zu sein. Innerhalb der nächsten zehn Jahre wird die Erhöhung der Kraftwerkskapazitäten um etwa 50 Gigawatt (GW) auf über 120 GW angestrebt. Der Privatsektor soll nicht nur in neue Kraftwerke, sondern auch in die Erweiterung und Modernisierung be-stehender Anlagen investieren.

HOHER INVESTITIONSBEDARF

Bei erneuerbaren Energien steht derzeit Windkraft im Vordergrund, aber auch Solar, Biomasse oder Geothermie sollen zukünftig wichtige Beiträge zur Energie-versorgung leisten. Als Zielgröße für er-neuerbare Energien nennen Regierungs-vertreter eine Kapazitätssteigerung bis 2021 auf fünf GW, heute sind es lediglich 0,2 GW. Die Regierung bietet für 20 Jahre eine garantierte Einspeisevergütung an.

Im Wasser- und Abwassersektor be-steht ein hoher und teilweise sehr akuter Investitionsbedarf. Das Energieministeri-um hat im Januar eine Liste mit über

In Teheran findet vom 25. bis 28. Sep-tember 2016 die jährliche „Iran Interna-tional Water & Wastewater Exhibition“ (WATEX) statt. Deutschland ist auf der Messe mit einem vom Bundesministeri-um für Wirtschaft und Energie geför-derten Firmengemeinschaftsstand ver-treten.

Messetermin

150 Projekten zum Bau von Wasser auf-bereitungsanlagen, Klärwerken sowie Trink- und Abwassernetzen vorgelegt. Pri-vate Investoren sollen auch für den Bau weiterer Staudämme gewonnen werden.

ERHEBLICHER ENTWICKLUNGSRÜCKSTAND

Durch das hohe Bevölkerungswachstum sowie die Ausweitung der industriellen und landwirtschaftlichen Produktion ist der Wasserbedarf stark gestiegen. Im überwiegend trockenen Iran wird die Versorgungssituation immer schwieri-ger: Nach offiziellen Angaben leiden mittlerweile zehn der 31 Provinzen er-heblich unter Wasserknappheit.

Die Wasserversorgung erfolgt zu 55 Prozent aus Grundwasservorkommen und zum Rest aus Oberflächengewäs-sern – vor allem aus Stauseen. Der Was-sermangel hat zur Bohrung immer tiefe-rer Brunnen und damit zur deutlichen Absenkung des Grundwasserspiegels ge-führt. Bisher spielte die Meerwasserent-salzung auf der nördlichen Seite des Per-sischen Golfs eine geringe Rolle. Jetzt sollen neue Anlagen gebaut werden und über Pipelines auch das Landesinnere versorgen.

Im Abwassersektor hat Iran einen er-heblichen Entwicklungsrückstand. Hohe Investitionen haben zwar zu einer Verbes-serung geführt, aber derzeit bleibt weiter-hin mehr als die Hälfte des Abwassers un-behandelt. Mit dem Bau neuer Kläranla-gen soll auch die Nutzung aufbereiteter Abwässer gesteigert werden.

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Die gegen den Iran verhängten Sank-tionen haben Gewinner und Verlie-rer hervorgebracht. Die Gewinner

von gestern wollen nun nach der Locke-rung der Sanktionen ihre Position ver-teidigen. Hier ist vor allem die Volksre-publik China angesprochen. Wenn Ralph Wiechers, Chefvolkswirt des Ver-bands Deutscher Maschinen- und Anla-genbau (VDMA), hinsichtlich der globa-len Entwicklung feststellt: „China rückt uns auf den Pelz. Das Land ist mittler-weile unser schärfster Wettbewerber“, dann trifft dies in Iran in ganz besonde-rer Weise zu. Den Trend in Richtung China bestätigen zum Beispiel die deut-schen Textilmaschinenhersteller. Vor zehn Jahren gab es in Iran nahezu keine chinesische Textilmaschine, aber 2012 konnte die Volksrepublik erstmalig mehr Textilmaschinen nach Iran ver-kaufen als Deutschland. Die iranische Textilindustrie möchte nun wieder mit hochwertigen Ausrüstungen aus Deutschland produzieren.

Die gesamten deutschen Maschinen-lieferungen nach Iran sind 2015 aller-dings noch einmal deutlich, um mehr als

durch Technologietransfer weiter aus-zubauen.

Zahlen zu den aktuell in Iran herge-stellten Maschinen und -komponenten sind nicht verfügbar. Klar ist allerdings, dass die Sanktionen den Trend, modifi-zierte Nachbauten ausländischer Ma-schinen (Reverse Engineering) lokal zu fertigen, gefördert haben. Diese Ent-wicklung ist in fast allen Maschinen-sparten zu beobachten. Nicht selten wird dem Label „Made in Iran“ der Hin-weis auf Nutzung ausländischer Techno-logien hinzugefügt.

MASCHINEN- UND ANLAGENBAU. Der weltweite Maschinenabsatz lahmt. Iran mit seinem großen Nachholbedarf zählt jetzt zu den wenigen Märkten mit großem Wachstumspotenzial. Text: Robert Espey, Teheran

DEUTSCHE MASCHINENAUSFUHR der wichtigsten Fachzweige nach Iran 2010 und 2015 (in Mio. Euro)

Fachzweig 2010 2015

Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinen 88 47

Kompressoren, Druckluft- und Vakuumtechnik 239 45

Textilmaschinen (ohne Trockner) 54 45

Holzbearbeitungsmaschinen 12 38

Antriebstechnik 56 32

Alle Fachzweige 1.374 554

Quellen: Statistisches Bundesamt, VDMA

zwölf Prozent auf 554 Millionen Euro ge-schrumpft. Aber 2016 und in den kom-menden drei bis fünf Jahren wird mit spürbaren Zuwächsen in allen Maschi-nensparten gerechnet. Die 2006 erzielte Höchstmarke von 1,6 Milliarden Euro könnte überschritten werden, meinen Optimisten.

FERTIGUNG VOR ORT

Neben der preisgünstigen und techno-logisch immer besseren Konkurrenz aus Asien gibt es im Irangeschäft noch zahlreiche andere Hürden. Dazu zählen die Bestrebungen der iranischen Indus-triepolitik, auch bei Maschinen die Im-porte zu begrenzen und auf maximale lokale Wertschöpfung zu setzen. Die Er-wartung, dass Irans Maschineneinfuh-ren zukünftig neue Rekorde erzielen, könnten deshalb enttäuscht werden. Ausländische Maschinenbauer werden sich vermehrt nach Möglichkeiten um-sehen müssen, gemeinsam mit Part-nern Maschinen vor Ort zu fertigen. In-ternationale Firmen sind gehalten, das in Iran schon recht umfangreich vor-handene Know-how zu nutzen und

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Mit der Broschüre Wirtschaftspartner Iran ist zurück (Bestell-Nr. 20811) bietet Germany Trade & Invest einen Einblick in wichtige Branchen und aktuelle Projekte. Recht kompakt – Iran informiert

über einzelne Rechtsthemen und gibt aktuelle Hinweise. Beide Publikationen finden Sie unter www.gtai.de/iran

Ausländische Maschinenbauer sollen künftig gemeinsam mit Partnern vor Ort fertigen.

GROSSE CHANCEN AUF SCHWIERIGEM MARKT

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SCHICKES RASTEN FREIZEIT. Eigentlich soll man rasten, um besser fahren zu können. Nicht so in Japan: Hier wird gefahren, um besser rasten zu können. Text: Michael Sauermost, Tokio

 Bereits drei Runden drehe ich um die Ebina Service Area auf dem Tomei Expressway. Höchste Zeit zum Anhalten, denn meine Mit-fahrer haben ein dringendes Be-

dürfnis. „Ist das hier immer so voll?“, frage ich Ken Yanagiwara, der draußen in sei-nem Taxi sitzt. Er lacht. „Raststätten sind wie ein Erlebnispark“, versucht er mir zu erklären, doch er muss abbrechen. Seine Fahrgäste kommen vollbepackt mit Ein-käufen zurück. Obst und Gemüse sowie drei Überraschungspakete im Wert von je-weils umgerechnet rund 80 Euro haben sie erworben: „Wundertüten“ zum Jahres-wechsel mit Produkten aus der Region.

In der Tat verschlägt es einem den Atem bei dem Produkt- und Freizeitange-bot in den Raststätten, wo tanken und To-iletten zu Komparsen mutieren. Das Ja-pan Travel Bureau (JTB) hat nachgefragt: Nur etwas mehr als zehn Prozent stoppen an den Service Areas, um unter anderem den Tank aufzufüllen. Dagegen halten fast 60 Prozent der Japaner für den Food Court – Schlemmerzonen mit verschiede-nen Restaurants aneinandergereiht.

Nicht wenige Japaner planen trotz Mautgebühren einen Familienausflug

zum Rastplatz. Immerhin 4,4 Prozent der JTB-Umfrageteilnehmer kreuzten an, dort mit ihrem Hund Gassi gehen zu wol-len. Das ist in den Ballungsgebieten bis-weilen schwierig. Und die Regierung will die Wirtschaft in den einzelnen Regionen revitalisieren. Da passen die Rastplätze, die Arbeitsplätze schaffen, ins Konzept. In Form der „Michi no eki“, Bahnhöfe der Landstraße, existiert das lukrative Sche-ma nebenbei auch in Klein. Nicht nur Trucker sollen hier einkehren.

ERLEBNISSE DER EXTRAKLASSE

Beim Sound von Autobahngeräuschen werden lokale Produkte vermarktet. Aber auch die „Locals“ sollen an den Rastplät-zen shoppen und speisen. Seit der Privati-sierung der Japan Highway Public Corpo-ration im Jahr 2005 hat die Entwicklung positiv verrückte Züge angenommen. Ho-telübernachtungen oder Onsen-Besuche (heiße Quellen) laufen dem Tanken an den Raststätten den Rang ab. Längst star-ten von einigen Service Areas organisierte Sightseeing-Bustouren.

Themenparks sind ein weiteres Ge-schäftsmodell, mit dem die Rastplätze experimentieren. An der Hanyu Parking

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Area in der Präfektur Saitama werden Motoristen infrastrukturell in die Edo-Epoche vor 1869 zurückgebeamt – Kom-merz inbegriffen. An der Yorii Rest Area ist Saint-Exupérys kleiner Prinz mit dem Herzen unübersehbar. Spektakulär ist die Umihotaru Service Area – mitten im Meer zwischen der Tokioter Bucht und Chiba; als Bindeglied zwischen Brücke und Tunnel. Im 360-Grad-Meeresblick gibt sich bei gutem Wetter neben der To-kioter Skyline auch der Mount Fuji die Ehre. Diese Brise ist alles andere als ein Hauch von klassischer, altmodischer Rastplatznostalgie.

Riesenräder, überdachte Schwimm-bäder oder Campingplätze: Ist Nippons Rastplatzkonzept etwas für Deutsch-land? In Japan passt es hervorragend, denn in dem Land der Zugpendler gilt Autofahren („doraibu“ vom englischen drive) an sich als beliebte Freizeitbe-schäftigung. Aber vielleicht könnte eine Wellnessoase an der Raststätte dabei hel-fen, deutsche „Autobahnkrieger“ ein we-nig zu besänftigen.

Egal, ob spektakuläre Aussicht, Freizeit-parks oder kulinarische Schlemmermeilen

– auf japanischen Raststätten wird den Gästen mehr geboten als ein voller Tank.

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LITHIUMGLANZ DANK JADARIT

SERBIEN. Die weltweite Nachfrage nach Lithium steigt. Das Land im Südosten Europas könnte zu einer wichtigen Bezugsquelle werden. Text: Jan Triebel, Belgrad

 Natrium-Lithium-Bor-Silikat-Hydro-xid – diese chemische Formel ken-nen Comicfans aus den Super-man-Klassikern. Sie bezeichnet das Gestein Kryptonit, das dem

Helden seine übermenschlichen Fähig-keiten raubt. Anders als der Superheld ist Kryptonit nicht nur pure Fiktion. Die chemische Zusammensetzung findet sich in einem Mineral, das 2007 im west-serbischen Jadar-Tal entdeckt und Jadarit getauft wurde.

Dank des Lithiumgehalts im Jadarit könnte Serbien etwa ein Fünftel des glo-balen Lithiumbedarfs abdecken. Lithium gilt als Metall der Zukunft – vor allem wegen seiner guten Eignung für die der-zeit im Technologiefokus stehende Ener-giespeicherung. Die Wissenschaftsbehör-de United States Geological Survey (USGS) rechnet damit, dass der Ver-brauch in nächster Zeit im Jahresmittel um etwa zehn Prozent steigt. Weltweit

standen den Anwendern 2015 laut USGS gut 32.500 Tonnen reinen Lithiums zur Verfügung.

Wegen der geringeren Kosten wurde das meiste Lithium zuletzt vorwiegend aus der Salzlauge großer Salzseen, etwa in Chile, Argentinien oder China, extra-hiert. Doch die alternative Gewinnung aus Mineralien, wie sie derzeit schon in Australien, Kanada oder Russland in grö-ßerem Stil erfolgt, dürfte bedeutsamer werden. Denn im Zuge der steigenden Nachfrage haben auch die Spotpreise für das Metall spürbar angezogen.

GROSSE VORKOMMEN IN WESTSERBIEN

An die 117 Millionen Tonnen des Mine-rals Jadarit sollen etwa 140 Kilometer westlich der Hauptstadt Belgrad in serbi-schem Boden schlummern. Und nach der Analyse zahlreicher Bohrproben ist sich der global agierende Bergbauriese Rio Tinto, der dort die Schürfrechte be-sitzt, recht sicher: Mit einem Gehalt von etwa 1,8 Prozent Lithiumoxid, was gut 2,1 Millionen Tonnen entspräche, könn-te sich der Jadarit-Abbau durchaus loh-nen. Noch steht die endgültige Entschei-

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www.gtai.de/serbien

dung hierzu aber aus. Rio Tinto wartet die Ergebnisse der vorläufigen Machbar-keitsstudie ab, die bis Ende 2017 läuft und deren Budget Anfang 2016 um 20 Millionen US-Dollar aufgestockt wur-de. In den Jahren davor waren bereits 70 Millionen US-Dollar in umfangreiche Bohrungen sowie aufwendige seismische 2-D- und 3-D-Messungen geflossen. Sollte das Go für das Jadarit-Projekt erfolgen, wäre ein Vielfaches davon zu erwarten. Laut Rio Tinto würde neben dem Abbau auch die Verarbeitung des Natrium-Lithi-um-Bor-Silikat-Hydroxids nahe der Stadt Loznica ins Haus stehen.

Und unter Experten gilt es als sicher, dass das Angebot der derzeit genutzten Lagerstätten auf Dauer nicht ausreichen wird. Vor allem die Bereiche Elektrofahr-zeuge und Consumer Electronics befeu-ern zunehmend die Nachfrage nach Lithi-um. Entsprechend wird nicht nur in Ser-bien nach neuen Quellen gesucht.

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SCHWERPUNKTE IN DER LITHIUM- ANWENDUNG (ANGABEN IN PROZENT)

Einsatzzweck 2006 2010 2015

Batterien 19 23 35

Glas- und Keramikindustrie 21 31 32

Schmierfette 16 9 9

Luftbehandlung 8 6 5

Flussmittel für Gießereien k.A. 4 5

Arzneimittel und Polymere 9 6 4

Primäraluminium 6 6 1

Sonstiges 21 15 9

Quelle: USGS

Aus dem grünen Kryptonit konnte im Superman-Comic kein wertvolles Lithium (oben) gewonnen werden. Weltweit soll es knapp 41 Millionen Tonnen des Leichtmetalls geben, die Reserven werden auf 14 Millionen Tonnen beziffert.

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EIN ZWEITER BLICK LOHNT SICHPAKISTAN. In den letzten beiden Jahren hat sich die Sicherheitslage etwas entspannt. markets wirft einen Blick auf die aktuelle wirtschaftliche Entwicklung und stellt Chancen und Risiken vor. Text: Katrin Pasvantis, Dubai

Fußballmacher bei der Arbeit – im pakistanischen Sialkot werden weltweit die meisten Profifußbälle hergestellt.

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Was sind die größten Herausforderun-gen für ausländische Unternehmen?Die Einschätzung internationaler Fir-men, dass Pakistan ein sehr gefährliches Land ist, ist die größte Hürde. Da die meisten deutschen Firmen Reisewar-nungen ausstellen, kommen nur weni-ge Deutsche nach Pakistan. Nach dem Aufenthalt ist der Eindruck jedoch, dass Pakistan wie jedes Entwicklungs- oder Schwellenland ist. Ein weiteres Hinder-nis ist die Bürokratie. Es gibt keine One Stop Solution. Aus diesem Grund finden es vor allem neue Firmen schwierig, die Unzahl von Vorschriften und bürokrati-schen Prozessen zu verstehen. Korrupti-on stellt eine weitere Hürde für interna-tionale Firmen dar.

In welchen Sektoren sehen Sie beson-ders gute Marktchancen für deutsche Unternehmen?Wir sehen großes Potenzial für deut-sche Firmen in den Bereichen Landwirt-schaft, Automobil, Konsumartikel, Ener-gie, Bildung, Medizintechnik und im Ingenieurwesen. Die zunehmende Kon-kurrenz durch Importprodukte erhöht zudem die Anreize für pakistanische Unternehmen, in moderne Technik für Produktions- und Lieferketten zu inves-tieren. Dies eröffnet Lieferchancen für deutsche Firmen.

Interview: Katrin Pasvantis

INTERVIEW. Ines Chabbi spricht über Chancen und Herausforderungen des pakistanischen Marktes.

„Ängste abbauen“

Ines Chabbi ist stellvertretende Geschäftsführerin bei der German Pakistan Chamber of Com-merce and Industry.

 Nur wenige deutsche Geschäftsleu-te reisen nach Pakistan. Deutsche Produkte finden sich dagegen schon, sogar deutsche Großhan-delsmärkte: Metro ist seit fast

zehn Jahren im Land. Die junge, schnell wachsende Bevölkerung und eine sich entwickelnde Mittelschicht bieten lang-fristig gute Chancen. Das hat auch Bosch erkannt – der Technikkonzern eröffnete kürzlich sein erstes Vertriebsbüro in La-hore, der zweitgrößten Stadt des Landes.

Doch die Reisesicherheit bleibt eines der größten Wachstumshemmnisse. Die Gefährdung durch pakistanische Tali-ban sowie andere extremistische und kriminelle Kräfte behindern das Enga-gement in- und ausländischer Firmen er-heblich. Pakistanische Unternehmer be-richten aber über das starke Durchgrei-fen des Militärs in den letzten beiden Jahren. „Die Sicherheitslage im Land hat sich maßgeblich verbessert und somit ist das Vertrauen sowohl lokaler als auch in-ternationaler Firmen gewachsen“, bestä-tigt auch Ines Chabbi von der German

Pakistan Chamber of Commerce and In-dustry. Geschäftsreisende sollten den-noch Vorsicht walten lassen. In den letz-ten zwölf Monaten kam es zu mehreren Anschlägen. Das deutsche Auswärtige Amt hält an seiner Teilreisewarnung für Pakistan fest.

CHANCEN IM AUGE BEHALTEN

Auch die marode und unzureichende Stromversorgung behindert die Wirt-schaftsentwicklung erheblich. Stromaus-fälle sind an der Tagesordnung und drü-cken das Bruttoinlandsprodukt um schätzungsweise zwei bis drei Prozent-punkte. Die Regierung hat sich die Ver-besserung der Stromversorgung auf die Fahnen geschrieben, und einige Projekte sind im Bau oder in der Planung. Dies er-öffnet auch Lieferchancen für deutsche Anbieter entsprechender Technik.

Trotz aller Hemmnisse bietet Pakistan in vielen Bereichen Potenzial. Stark posi-tioniert ist die Wirtschaft bei der Herstel-lung chirurgischer Instrumente aus Me-tall. Die Stadt Sialkot im Punjab ist der Hotspot der Instrumentenproduktion und gilt weltweit als das zweitgrößte Cluster. Sialkot ist zudem die Stadt der Fußbälle. Rund 40 Millionen Lederbälle werden dort jährlich genäht. Das sind Schätzungen zufolge knapp zwei Drittel der weltweiten Menge an handgenähten Fußbällen.

Pakistans wichtigster Exportsektor ist die Textil- und Bekleidungsindustrie. Die Unternehmen rechnen mit steigen-den Lieferungen in die Europäische Uni-on (EU). Denn seit 2014 können pakista-nische Hersteller ihre Waren zu einem Präferenzzoll in die EU liefern. Wachsen-de Exporte könnten zu einem Anziehen der Investitionstätigkeit führen, von der auch deutsche Maschinenhersteller pro-fitierten.

Lieferchancen für den Maschinenbau böte auch ein Ausbau der Nahrungsmit-telverarbeitung. Die Weiterverarbeitung ist noch gering. Der Sektor steckt in den Kinderschuhen, aber entsprechend groß ist auch das Wachstumspotenzial. Die Ag-rarproduktion ist hoch, und die Bevölke-rungsgröße macht das Land zu einem po-tenziell attraktiven Absatzmarkt. In den Städten steigt die Nachfrage nach verar-beiteten und verpackten Lebensmitteln.

„Im pakistanischen Markt müssen sich Firmen auf eine Langzeitstrategie einstellen“, rät Ines Chabbi. Außerdem seien Networking und persönliche Ge-spräche besonders wichtig.

WEITERE INFORMATIONEN

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Das größte Investitionsvorhaben in Pakistan ist der auf 46 Milliarden US-Dollar geschätz-te China-Pakistan Economic Corridor (CPEC). Er soll Kaschgar im Nordwesten Chinas mit dem 3.000 Kilometer entfernten Arabischen Meer verbinden. Der CPEC ist der erste Streckenabschnitt von Chinas Me-gaprojekt „Neue Seidenstraße“. Pakistan profitiert vom Infrastrukturausbau und hofft auf Spill-over-Effekte auf andere Sektoren.

MEGAPROJEKT

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 Die roten Maschinenkoffer mit dem weißen Schriftzug fehlen auf kaum einer Baustelle in Euro-pa und den USA. Sie gehören zu Liechtensteins bekanntestem Un-

ternehmen: Hilti. Von weltweit 23.000 Mitarbeitern sind 1.900 in Liechtenstein beschäftigt – Tendenz steigend. „In den vergangenen Jahren haben wir am Hauptsitz viel investiert und beispiels-weise ein neues Innovationszentrum mit mehr als 400 Arbeitsplätzen gebaut. Wir glauben an den Standort Liechten-stein“, so Michael Hilti, Mitglied im Ver-waltungsrat.

Nachdem Liechtenstein 2014 den von der Europäischen Union (EU) geforder-ten automatischen Informationsaus-tausch eingeführt hat, ist das Bankge-heimnis Geschichte. Das hat den Stand-ort überraschenderweise aufgewertet. Die Beschäftigung steigt um gut ein Pro-zent pro Jahr. Auch die Importe legen zu. Zwei Drittel der Gesamteinfuhr ent-fallen auf Maschinen, Fahrzeuge und Vorerzeugnisse. Deutsche Firmen sind gut im Geschäft, und nach der Schweiz ist Deutschland das wichtigste Liefer-

land. Von hier kamen im Jahr 2015 Vor-produkte für 250 Millionen Euro, Ma-schinen für knapp 130 Millionen und Fahrzeuge für weitere 50 Millionen Euro.

WIRTSCHAFTSFAKTOR IMPORTE

Im Gleichschritt mit der Industrie wächst die Zulieferung. „Wir sind auf Zulieferer aus dem Ausland angewiesen, da gewisse Produkte und Dienstleistun-gen im eigenen Land nicht erhältlich sind“, so Nicole van Oers, Direktorin bei Ivoclar Vivadent. Ihr Unternehmen pro-duziert Füllmaterial und Prothesen für die Zahnmedizin – mit weltweit 3.300 Mitarbeitern, davon 840 in Schaan, der mit fast 6.000 Einwohnern größten Ge-meinde des Fürstentums. Ähnlich geht es dem Nahrungsmittelhersteller Hilco-na, dem Heizungstechnikspezialisten Hoval, dem weltweit führenden Herstel-ler von Schreitbaggern, Kaiser, sowie dem einzigen Großproduzenten unter ausländischer Kontrolle – der Thyssen-Krupp Presta, einer der weltgrößten Fer-tiger von Lenksäulen für die Kfz-Bran-che. Was hält Industriebetriebe in einem

EXOT UNTER DEN INDUSTRIESTAATENMÄRKTE. Liechtenstein assoziiert man in der Regel mit Banken, Schwarzgeld oder Briefkastenfirmen. Jedoch – das Fürstentum zählt zu den industrialisiertesten Ländern der Welt. Text: Axel Simer, Vaduz/Bonn

Mit seiner Lage im Vierländereck ist Liechtenstein ein hervorragen-der Wirtschaftsstandort.

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Wie kann es sein, dass Liechtenstein in Deutschland eher mit Banken und Ka-pitalanlagen in Verbindung gebracht wird als mit Industrieunternehmen?Die Wahrnehmung Liechtensteins ist si-cherlich durch die Medien geprägt. Skandalgeschichten eines Finanzplatzes verkaufen sich einfach besser als eine sachliche Hintergrundrecherche. Stich-wort: Panama Papers.

Gibt es eine Schwerpunktbranche?Bei uns ist der größte Industriecluster das, was die Schweizer als MEM-Branche be-zeichnen, also Metall, Elektronik, Maschi-nenbau. Dass es dazu gekommen ist, liegt vor allem an unseren Industriepionieren wie Martin Hilti, Gustav Ospelt oder den Ivoclar-Gründern. Daneben ist noch der Bereich Lebensmittel sehr wichtig. Wieso hat Liechtenstein gleich viele Ar-beitsplätze wie Einwohner?Betriebe, die sehr stark expandieren und sich im Export engagieren, brauchen ständig mehr Arbeitskräfte. Und irgend-wann kommt ein Kleinstaat mit 37.000 Einwohnern an den Punkt, dass er dies mit nationalen Ressourcen nicht mehr abdecken kann. Die Lösung für Liechten-stein waren daher zunehmend Grenz-gänger aus der Schweiz und Österreich, die sich aufgrund der dort geltenden Personenfreizügigkeit problemlos im Umfeld von Liechtenstein ansiedeln können. Liechtenstein selbst verfolgt aufgrund eines Ausländeranteils von rund 34 Prozent nach wie vor eine res-triktive Zuwanderungspolitik.

Gibt es in bestimmten Sektoren einen Fachkräftemangel? Es gibt zu wenig Fachkräfte und Ingeni-eure, besonders im MINT-Bereich, also Mathematik, Informatik, Naturwissen-schaften, Technik. Da stehen wir als Re-gierung vor der Herausforderung, die entsprechende Ausbildung mehr zu för-dern beziehungsweise attraktiver zu ge-stalten. Ich glaube, das ist in der Schweiz und in Deutschland nicht anders.

„Inspirierendes Umfeld“

Gibt es Kooperationen zwischen deut-schen und Liechtensteiner Unterneh-men? Im bayerischen Kaufering unterhält bei-spielsweise Hilti einen Produktionsbe-trieb sowie ein Entwicklungszentrum für Befestigungstechnik. In Apolda in Thüringen steht die größte europäische Pizzafabrik, sie gehört zur Liechtenstei-ner Unternehmensgruppe Ospelt. In Deutschland beschäftigen Liechtenstei-ner Firmen fast 6.000 Mitarbeiter.

Welche Chancen bietet Liechtenstein für deutsche Unternehmen? Die Unternehmenssteuersätze sind im europäischen Vergleich niedrig. Ein Pro-blem sind allerdings die hohen Boden-preise und die beschränkte Zuwande-rung. Daher lohnen sich industrielle Großbetriebe kaum. Liechtenstein ist aber sehr attraktiv für kleine innovative Start-up-Firmen. Sie finden hier ein Um-feld vor, das sehr befruchtend, inspirie-rend wirkt. Auch weil wenig Bürokratie herrscht und die Verwaltungsabläufe ex-trem überschaubar sind, das heißt, die Wege sind kurz. Man kann schnell und unkompliziert eine Firma gründen und betreiben.

Interview: Axel Simer

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Dr. Thomas Zwiefelhofer ist Minister für Inneres, Justiz und Wirtschaft.

Hochlohnland mit exorbitanten Boden-preisen? „Von zentraler Bedeutung ist der Zugang in die Schweiz und den Eu-ropäischen Wirtschaftsraum. Ein ein-zigartiger Standortvorteil in Europa“, weiß Regierungschef Adrian Hasler und spielt auf die Zollunion mit der Schweiz und den barrierefreien Zugang zur EU an. So können Produkte „Made in Liech-tenstein“ zollfrei in die EU, aber auch nach China exportiert werden, dank ei-nes Freihandelsabkommens mit der Schweiz.

„Wir rühmen uns, in der öffentlichen Verwaltung kurze Wege zu haben und effizient und schnell zu entscheiden“, verkündet Martin Hausmann, Leiter des Amts für Volkswirtschaft. Als weitere Trümpfe gelten die niedrige Unterneh-mensbesteuerung mit 12,5 Prozent, libe-rale Arbeitsgesetze sowie eine politische Stabilität und Rechtssicherheit, die wie-derum in der Staatsform begründet ist. Liechtenstein ist eine konstitutionelle Erbmonarchie auf parlamentarisch- demokratischer Grundlage. Das heißt, es gibt politische Parteien und ein demo-kratisch gewähltes Parlament. Aller-dings bestimmt das Staatsoberhaupt, der Fürst von und zu Liechtenstein, ob beschlossene Gesetze in Kraft treten und ernennt die vom Parlament vorgeschla-genen Minister. Dies bürgt für eine un-ternehmerfreundliche, liberale Politik, denn schließlich ist der Fürst Chef der LGT Group, des größten privaten Finanz-instituts des Landes.

Das Bruttoinlandsprodukt Liechtensteins erwirtschaftet zu 39 Prozent die Industrie, in Deutschland schafft sie nur 31 Prozent. Auch fast 40 Prozent der Arbeitsplätze sind in diesem Sektor angesiedelt. Große Fami-lienbetriebe dominieren die Wirtschaft, oft weltweite Technologieführer mit Export-quoten von nahezu 100 Prozent. Auf 37.200 Einwohner kamen Ende 2015 fast 37.000 Arbeitsplätze. Ein nationaler Arbeitsmarkt kann dies nicht leisten, daher wohnen über 19.000 Beschäftigte im Ausland: 53 Prozent in der Schweiz, 43 Prozent in Österreich und drei Prozent in Deutschland.

AUF EINEN BLICK

INTERVIEW. Dr. Thomas Zwiefelhofer, stellvertreten-der Regierungschef des Fürstentums, sprach mit markets über den Wirtschaftsstandort Liechtenstein.

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DAS GANZE INTERVIEW MIT MINISTER DR. ZWIEFELHOFER FINDEN SIE ONLINE UNTER WWW.GTAI.DE/MARKETS

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MEXIKO

Förderung für E-MobileElektro- und Hybridautos fristen in Mexi-ko bisher ein Nischendasein. Laut dem Branchenverband AMDA entfällt weniger als ein Prozent der Neuwagenverkäufe auf entsprechende Pkw. Der Preis liegt um 30 bis 40 Prozent über dem eines konventionellen Fahrzeugs des gleichen Modells. Drei Anbieter, darunter BMW, fordern nun Steuervergünstigungen. Da-neben soll der Staat E- und Hybridfahr-zeuge einsetzen, zum Beispiel als Poli-zeiwagen. Die Bundesstaaten Morelos und Jalisco integrieren sie bereits in ihre Fahrzeugflotten. Der Bau von Ladestati-onen kommt in Schwung: 2016 soll ihre Zahl von landesweit 300 auf 500 steigen.> www.gtai.de/mexiko

FRANKREICH

Neue Stars am HimmelFast lautlos schwebt ein Zeppelin mit einer großen Last herbei, setzt sie sach-te ab und parkt über einer Schafweide. Alle derartigen Versuche der vergange-nen 25 Jahre sind bislang gescheitert, meist an technischen oder finanziellen Problemen. Nun hat die Stadt Istres in Frankreich drei Projekte an Land gezo-gen: für den Lastentransport bis vier Tonnen den Airlifter des Unternehmens Airstar, den als Alternative zu Satelliten gedachten Stratobus eines Konsorti-ums um Thales Alenia Space und die Firma Flying Whales, deren 140 Meter langen Zeppeline für Rundflüge oder in der Forstwirtschaft eingesetzt werden sollen. Die Organisatoren erhoffen sich in den nächsten zehn Jahren dadurch insgesamt 3.000 neue Arbeitsplätze.> www.gtai.de/frankreich

INFRASTRUKTUR. Polens Flughäfen rüsten sich für Passagierandrang. Text: Michal Wozniak

VIEL GELD FÜRS FLIEGEN

Der Passagierverkehr auf polnischen Flughäfen stieg 2015 im zweistelligen Prozentbereich. Die Dynamik wird

2016 nicht nachlassen. Um Kapazitäten zu steigern, plant der Chopin Airport in Warschau 60 Millionen Euro für Treib -stoff terminal, Parkhaus und einen neuen Patrouillierweg auszugeben. Der zweite Hauptstadtflughafen in Modlin vergrößert bis 2019 seine Abflugs- und Ankunftszo-nen für zwölf Millionen Euro. Noch dieses Jahr sollen Arbeiten am neuen Kontroll-turm beginnen und der Betreiber für ein 120-Zimmer-Hotel ausgewählt werden.

In Kattowitz sollen bis 2020 über 100 Millionen Euro für Parkhäuser, Kont-rollturm, Logistikzentrum und ein neues General-Aviation-Terminal mit Standplat-

te fließen. Die Renovierung der Standplat-te sowie den Bau von Hangars plant der Krakow Airport. Kostenpunkt mit Park-platzbau und Abschlussarbeiten am Passa-gierterminal: 35 Millionen Euro. Teurer wird die neue Landebahn, über deren Bau dieses Jahr entschieden wird.

Trotz nur 800 abgefertigten Passagie-ren 2015 will Radom Airport seine Piste bereits dieses Jahr für 22 Millionen Euro verlängern. Die weit erfolgreicheren Flug-häfen in Breslau und Rzeszow arbeiten an der Implementation des Instrumenten-landesystems Cat. II.

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www.gtai.de/polen

Mindestens 100 neue Flugverbindungen werden das Angebot polnischer Flughäfen 2016 bereichern.

JETZT SCHON VORMERKEN

16.6.2016 | Außenwirtschaftstag der Agrar- und Ernährungswirtschaft, Berlin www.tinyurl.com/markets3-16-28 23.11. bis 27.11.2016 | Taiwan International Machine Tool Show www.tmts.tw/en/index.php

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www.gtai.de

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TAIWAN. Smarte Maschinen stehen als Wachstumsmo-tor im Fokus der neuen Regierung. Text: Jürgen Maurer

Taiwans Unternehmen müssen auf in-novative und effiziente Fertigungs-technologie setzen, um im Wettbe-

werb mit Nachbarländern nicht zurück-zufallen. Daher misst die im Mai 2016 angetretene neue Regierung der Entwick-lung, Produktion und Ausfuhr von smar-ten Werkzeug- und Präzisionsmaschinen strategische Bedeutung bei. Denn deren weltweiter Bedarf steigt. So auch in Tai-wan, das mit dem Programm „Productivi-ty 4.0“ die industrielle Automatisierung vorantreiben will. Hierzu gehört auch, den bereits bestehenden Maschinenbau-

cluster um die taiwanische Stadt Taichung herum zu „smartifzieren“. Die dort alle zwei Jahre stattfindende Taiwan International Machine Tool Show bietet Gelegenheit, Geschäftsmög-lichkeiten auszuloten oder Flagge zu zei-gen. In diesem Jahr werden 23 deutsche Unternehmen ihr Angebot in einer Ger-man Area präsentieren, organisiert vom German Trade Office Taipei.

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www.gtai.de/taiwan

START IN EINEDIGITALE ZUKUNFT

TSCHECHIEN

Neue Züge braucht das LandTschechiens Bahn soll attraktiver wer-den. Dafür wollen der Staat und die Bezirksverwaltungen in den kommen-den Jahren neue Regionalbahnen und Schnellzüge für rund 900 Millionen Euro bestellen. Geplant ist die Anschaffung von 77 Zügen mit Elektroantrieb und 80 mit Dieselantrieb sowie von 50 Schnell-zügen. Der Großteil der Mittel kommt aus EU-Fonds, die Ausschreibungen werden europaweit laufen. Neben der einheimi-schen Skoda Transportation hoffen auch ausländische Hersteller von Schienen-fahrzeugen auf neue Großaufträge.> www.gtai.de/tschechische-republik

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Guatemala

Nicaragua

El Salvador

Costa Rica

Panama

Honduras

ERNEUERBARE ENERGIEN. Die Länder Zentralamerikas – Guatemala, Honduras, El Salvador, Nicaragua, Costa Rica und Panama – bauen ihre Kapazitäten kräftig aus. Deutsche Firmen halten sich mit einem Engagement bislang eher zurück. Text: Ulrich Binkert, Bonn

zeit nicht allzu viel“, wie es auf Anfrage heißt. Das Bild könnte sich ändern. „Ich habe den Eindruck, dass das Interesse deutscher Firmen deutlich anzieht“, sagt Ulrich Kaltenbach, Zentralamerikaexper-te für erneuerbare Energien. Die größte Nachfrage sieht der Berater derzeit in El Salvador. Dort hatten die Behörden zu-letzt die Ausschreibung über den Bezug von weiteren 150 Megawatt (MW) Solar- und Windstrom initiiert. „In Panama und auch in Guatemala werden ebenfalls Wind- und Fotovoltaikkraftwerke ge-baut“, sagt Rigoberto Salazar von der Deutschen Gesellschaft für Internationa-le Zusammenarbeit, die in Zentralameri-ka seit 2010 Erneuerbare und Energieeffi-zienz fördert. In Nacaome in Honduras war Mitte 2015 der mit 146 MW Kapazi-tät „größte Solarpark Lateinamerikas“ eingeweiht worden.

GROSSES POTENZIAL FÜR FOTOVOLTAIK

In Honduras, wo 2015 die höchsten Solar-kapazitäten ans Netz gingen und die meist einheimischen Investoren mit er-neuerbaren Energien relativ hohe Kilo-wattpreise erzielen, wartet die Branche

auf neue Ausschreibungsregeln. Zudem hält – wie in einigen Nachbarländern –das Stromnetz nicht Schritt mit dem neu-en Wind- und Solarstrom. „Industrieun-ternehmen und andere große Endver-braucher investieren aber weiter“, sagt Kaltenbach. „So hat der größte Super-marktbetreiber El Salvadors Fotovoltaik-dachanlagen mit insgesamt einem Mega-watt installiert.“ Nicaragua, das nach dem Bau einiger Windparks seit 2014 keine neuen Kapazitäten für Erneuerbare ans Netz gebracht hat, hat feste Ausbauziele, diskutiert aber ebenfalls neue Regularien.

Auch aus Müll wird Strom erzeugt. In El Salvador erwägt die Firma AES Nejapa die Kapazität ihres Deponiegaskraft-werks auf 25 MW zu vervierfachen. Schlachthöfe, Molkereien und andere Le-bensmittelverarbeiter überlegen, aus Biogas Strom für sich selbst oder das Netz zu erzeugen. Interesse hierfür regis-triert etwa der Anlagenbauer Weltec aus Vechta vor allem in Costa Rica.

Allerdings ist nicht zu erwarten, dass Deutschlands darbende Biogastechnik-branche ihr Heil ausgerechnet in Zentral-amerika findet. „Den Riesenboom gibt es

Es war wohl ein Mord zu viel. Im März stoppte die niederländische Entwicklungsbank FMO alle Akti-vitäten in Honduras. Sie wollte das Kleinwasserkraftwerk Agua Zarca

finanzieren, doch innerhalb kurzer Zeit war nun ein zweiter Umweltaktivist und Gegner des Projektes erschossen worden. Das passt zu den internationalen Mord-statistiken, in denen Honduras gemein-sam mit den Nachbarn Guatemala und El Salvador ganz oben rangiert.

Weniger Schlagzeilen macht die Wirt-schaftsleistung in der Region, die in Pa-nama und Costa Rica pro Kopf ähnlich hoch ist wie in Polen oder Ungarn. Und wo die Nachfrage nach Produkten einer deutschen Starbranche regelrecht boomt: Für Windfarmen, Solarparks und andere grüne Stromquellen hat Zen-tralamerika 2014 zusammen mehr inves-tiert als Mexiko. Deutsche Firmen sind dabei bisher nicht übermäßig in Erschei-nung getreten. So stammen die instal-lierten Windkraftgeneratoren überwie-gend aus den USA und China. Der Ham-burger Windkraftanlagenbauer Nordex zum Beispiel hat in Zentralamerika „der-

KEINE HEISSE LUFT

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da nicht“, sagt Carsten Linnenberg vom Beratungsunternehmen AD Solutions in Gießen. Zwar ist viel Biomasse verfügbar, aus der auch Strom erzeugt wird. Dieser entsteht aber meist in größeren Kraftwer-ken, in denen Zuckerfabrikanten ihre Ba-gasse verfeuern – für eine Vergärung sind diese Pflanzenreste zu faserig. „Wenn ich denen eine Ein-Megawatt-Biogasanlage für andere Produktionsabfälle vorschla-ge, lachen sie mich aus“, sagt Linnenberg. Auch die großen Ananasproduzenten in Costa Rica bauten bisher keine Biogasan-lagen. Dabei hätten sie einen großen Energiebedarf und gleichzeitig ein Prob-lem mit den riesigen Mengen an ausge-dienten Pflanzen: Diese Abfälle seien zum Verbrennen zu feucht und müssten anderweitig niedergemacht werden, oft mit der chemischen Keule.

Ein kleiner Bremsschuh für Erneuer-bare ist derzeit der niedrige Preis für das Öl, das die Wärmekraftwerke in der Re-gion meist antreibt. Noch billiger ist Erd-wärme, die in Zentralamerika mit sei-nen zahlreichen Vulkanen und heißen Quellen reichlich vorhanden ist. Geo-thermie kann zudem, anders als Wind

und Sonne, rund um die Uhr Strom er-zeugen. Außer in Honduras und Panama treibt sie schon überall Kraftwerke an. In Costa Rica will nun die Interamerika-nische Entwicklungsbank drei Erdwär-mekraftwerke mit je 55 MW Kapazität fi-nanzieren.

GEOTHERMISCHE ENERGIE NUTZEN

Das große Potenzial ist aber längst nicht ausgeschöpft. Investoren scheuen das er-hebliche Explorationsrisiko in der Früh-phase der Projektentwicklung. Dieses Risiko eingrenzen soll jetzt die interna-tional finanzierte, milliardenschwere „Geothermal Development Facility“ für Lateinamerika. Projektentwickler be-kommen für die ersten Probebohrungen einen Zuschuss von bis zu 40 Prozent der Bohrkosten, den sie im Erfolgsfall zu-rückzahlen müssen. Außerdem sollen Folgeinvestitionen günstig finanziert und abgesichert werden. Bei der KfW Entwicklungsbank, die das Programm initiiert hat und etwa ein Drittel der Ge-samtfinanzierung beisteuert, geht man davon aus, dass im Frühjahr 2017 erste Bohrungen an den Start gehen.

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www.export-erneuerbare.de

INVESTITIONEN IN ERNEUERBARE ENERGIEN (MIO. US-DOLLAR)2013 2014

Und die Kriminalität? Manche ausländi-sche Firmen schicken tatsächlich eher un-gern Mitarbeiter nach El Salvador, Hondu-ras oder Guatemala. „Die örtlichen Fach-kräfte, die dann zur Umsetzung eines Projektes notwendig sind, findet man teil-weise aber nur schwer“, sagt Axel Hübner vom Bundesforum Mittelstand in Cottbus. „Dabei ist das Qualifikationsniveau ext-rem unterschiedlich. In El Salvador wer-den sogar Flugzeugtechniker ausgebildet.“

Costa Rica, Panama und Nicaragua immerhin gelten als relativ sicher. „All-gemein beschränkt sich die Kriminalität auf die Banden. Meine ausländischen Partner und auch ich hatten noch nie ein Problem damit“, sagt Hermann Reichle. Der Honduraner mit Vorfahren aus Mannheim entwickelt Energieprojekte und hatte neulich wieder einen deut-schen Ingenieur zu Besuch. „Er hat sich am Projekt und auch sonst überall frei bewegt. Europäer gehen als Gringos durch, und die werden eigentlich in Ruhe gelassen.“

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1) Umfasst auch geringe Mittel für Biotreibstoffe.

Quelle: Climatescope

1) Mit Wasserkraftanlagen bis zehn MW Kapazität.

Quelle: International Renewable Energy Agency

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ERSTE HILFE FÜR GESUNDE GESCHÄFTEJAPAN. Der wachsende Importmarkt für Medizintechnik sorgt für Adrenalin – beim Einstieg allerdings für Komplikationen. Text: Michael Sauermost, Tokio

 Die Japaner stellten schon zahlrei-che Altersrekorde auf. Kein Grund für die Regierung, die Me-dizintechnik auf Sparflamme zu halten. Im Gegenteil: Die Lebens-

qualität der rüstigen Seniorenschaft liegt der Regierung sehr am Herzen. Me-dizintechnik ist daher ein wichtiger Schwerpunkt der Wachstumsstrategie. Hersteller hoffen, sich auf dem „Silver Market“ eine goldene Nase zu verdienen.Die Ansprüche an eine erstklassige medi-

zinische Versorgung sind in Japan hoch. Die Importe machen am Marktvolumen, das sich laut Gesundheitsministerium auf 22 Milliarden Euro beläuft, etwa stol-ze 50 Prozent aus. Warum eigentlich? „Teilweise hängt dies damit zusammen, dass sich die japanische Industrie stark auf medizinische Diagnostik konzent-riert“, sagt Jörg Koepke, Geschäftsführer von Advance Japan with Medical Devices (AJMD). Mit seiner Firma unterstützt er Produzenten beim Markteintritt. „Dieser

ist aufgrund von aufwendigen Zulas-sungsverfahren und komplexen Ver-triebsstrukturen nicht leicht. Neue Marktteilnehmer mit innovativen Lösun-gen werden nur langsam angenommen“, weiß André Schulte, Geschäftsführer von Weinmann Emergency. Der Anbieter von mobilen Systemlösungen für die Notfall-, Transport- und Katastrophenmedizin ist gerade dabei, den Marktausbau in Japan zusammen mit dem lokalen Partner Wako Shoji voranzutreiben. Die Konkur-

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renz spitzt sich zu, denn nicht nur aus-ländische Produzenten setzen auf den zukunftsträchtigen Sektor. Japanische Elektronikhersteller haben begonnen, als Quereinsteiger auf den Bereich um-zusatteln. Beispielsweise übernahm Ni-kon 2015 für 358 Millionen Euro das bri-tische Unternehmen Optos, das Systeme zur Netzhautbilddarstellung produ-ziert. Somed, ein Gemeinschaftsunter-nehmen von Sony und Olympus, entwi-ckelt ein neues 4K-Endoskopiesystem mit Hochgeschwindigkeitsautofokus.

Canon hat zusammen mit der Kyoto University eine Technologie entwickelt, die Anlagen zur Kernspintomografie kleiner und erschwinglicher macht. Die entsprechenden Kosten könnten da-durch bis auf ein Zehntel des heutigen Niveaus reduziert werden. Derartige Kostensenker dürften in Zukunft an Be-deutung gewinnen. Schließlich sind die Aufwendungen des Gesundheitssektors im internationalen Vergleich sehr hoch.

KNOW-HOW FÜR SCHWELLENLÄNDER

Auch beim Außenhandel will die Regie-rung die lokale Medizintechnikindus-trie stärken: Bis zum Jahr 2020 ist die Etablierung von mindestens zehn medi-zinischen Einrichtungen in ausländi-schen Schwellenländern durch öffent-lich-private Partnerschaften geplant. Da-bei soll japanische Technik zum Einsatz kommen. Die Branchenexporte könnten unter anderem dadurch bis 2030 auf 37 Milliarden Euro gegenüber 2014 ver-zehnfacht werden.

Auch der Gesundheitssektor soll von der Roboterrevolution, die Japan derzeit erlebt, profitieren. Allgemein scheint es ein großes Potenzial für mechanische Gehhilfen sowie für Roboteranzüge, die vor allem querschnittsgelähmten Men-schen helfen sollen, zu geben. Ebenfalls wird in Krankenhäusern verstärkt „au-tomatisiertes Personal“ zum Einsatz kommen. Renommierte Unternehmen haben sich diesem lukrativen Geschäfts-feld zugewandt. Für ausländische Pro-dukte ist der Imageaufbau in Nippon eine spezielle Herausforderung (siehe In-terview). Allerdings werde die Marke „Made in Germany“ sehr geschätzt, be-tont Koepke.

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Japan gilt als einer der schwierigsten Märkte für Medizintechnik. Warum ei-gentlich?Zunächst ist der Zulassungsprozess sehr zeitaufwendig. Ausländische Lieferan-ten sind dabei auf ein vor Ort registrier-tes Unternehmen angewiesen. Unab-hängig davon erfolgt der Großteil der Dokumentenabwicklung auf Japanisch. Was darüber hinaus oft unterschätzt wird, sind die komplexen Vertriebswe-ge, bei denen zahlreiche Zwischenhänd-ler eingeschaltet sind.

Bisweilen heißt es doch, dass diese starren Strukturen langsam aufwei-chen?Das mag vielleicht bedingt durch die fortschreitende Entwicklung des On-linehandels gelten. Allgemein muss al-lerdings immer noch in Kauf genom-men werden, dass der Vertrieb besonde-re Aufmerksamkeit fordert.

Was betrachten Sie als typischen Feh-ler eines ausländischen Mittelständ-lers?Es kommt vor, dass sich ein Unterneh-men beispielsweise im Rahmen einer Fachmesse zu schnell auf einen Händler einlässt und diesen gleichzeitig als Li-zenznehmer (Marketing Authorization Holder) einsetzt. Dies führt dazu, dass ein Wechsel des Vertriebspartners kom-pliziert wird. Dafür müsste dann eine Produktlizenz völlig neu beantragt wer-den. Ich finde, es ist sehr wichtig, dass der Hersteller weitgehend die Kontrolle über sein Produkt beibehält.

INTERVIEW. Jörg Koepke unterstützt mit seinem Un-ternehmen AJMD internationale Medizintechnikfir-men beim Markteintritt in Japan – sagt ihnen aber auch, wenn es keinen Sinn hat.

„Ohne Fachkompetenz klappt es nicht“

Jörg Koepke (rechts) ist Geschäftsführer bei Advance Japan with Medical Devices (AJMD). Er hat das Unternehmen im Jahr 2011 gegründet und zuvor ausreichend Erfahrung bei einem großen Hersteller von Zahnmedi-zintechnik gesammelt. Christoph Taguchi ist Managing Director bei AJMD.

Worin besteht das Alleinstellungs-merkmal Ihrer Firma?Wir können dem Kunden erst einmal sa-gen, ob sein Produkt überhaupt in Japan gut ankommt oder gegebenenfalls An-passungen erforderlich sind. Beim Li-zenzierungsverfahren oder beim Ver-trieb helfen natürlich unsere Japan- erfahrung und das Netzwerk. Als ele-mentar betrachte ich jedoch die Fach-kenntnis. Wir müssen in der Lage sein, den Behörden oder Kunden das Produkt so zu erklären, dass es angenommen wird.

Interview: Michael Sauermost

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DUBAI

Plattform zur Expo 2020 Im Ausschreibungsportal zur Expo 2020 werden Unternehmen über Pro-jekte und Ausschreibungen rund um die Weltausstellung informiert. Zu-dem werden sie zu Veranstaltungen eingeladen, die zu ihrem Geschäfts-feld passen. Dubai hat eine Reihe von BusinessConnect-Workshops gestar-tet, um sich mit Unternehmen über Ideen und Lösungen zur Expo auszu-tauschen und die Wirtschaft über Beteili-gungschancen zu informieren. Themen waren bislang „Edutainment“ und „Inno-vative Architektur und Design“.> https://esource.expo2020dubai.ae

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14.6.2016 | Deutsch-Amerikanische Wirtschaftstage, Frankfurt am Main www.da-wt.com 28.6.2016 | India Day 2016, Köln www.indiaday.de

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www.gtai.de

SCHWEIZ

Feinmechaniker unter sichEin Schweizer Stelldichein der Uhren-branche und anderer Feinmechanikpa-radiese: Mikroelektronik und Medizin-technik. Drei Branchen, die seit Jahren rundlaufen. Entsprechend groß sind die Erwartungen für Geschäftsabschlüsse – auch für Zulieferungen – der fast 500 Aussteller auf der Genfer Fachmesse mit dem geheimnisvollen Namen EPHJ, eigentlich sogar EPHJ-EPMT-SMT. Ter-min: 14. bis 17. Juni 2016. > www.ephj.ch

Die Zukunft fährt grünAuf Tschechiens Straßen sind erst 1.000

Elektrofahrzeuge unterwegs. Die Re-gierung will dem Markt auf die Sprün-

ge helfen und hat im Frühjahr 2016 mehre-re Förderprogramme für Autos mit alterna-tiven Antrieben gestartet. Mit rund drei Millionen Euro werden Unternehmen beim Kauf von Pkw und Lieferwagen mit Batterieantrieb unterstützt. Pro Fuhrpark kann ein Betrieb bis zu 111.000 Euro Zu-schuss bekommen. Auch den Bau von fir-meneigenen Ladesäulen fördert der Staat. Ein Programm richtet sich an Städte und

Gemeinden als Betreiber des öffentlichen Nah verkehrs. Sie bekommen aus EU-Fonds Finanzhilfen für den Kauf von Erd-gas- oder Elektroautos. Für die Anschaffung solcher Transportmittel gibt es eine Prämie von rund 5.500 Euro. Die Regierung geht davon aus, dass bis 2030 etwa 250.000 Au-tos mit Elektroantrieb in Tschechien regist-riert sein könnten. Dafür soll das Netz der Ladestationen auf 1.300 anwachsen.

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www.gtai.de/tschechische-republik

JAPAN. Die Stadt Kitakyushu kann einen beeindru-ckenden Ökowandel vorweisen. Text: Michael Sauermost

SICHTBARES ZEICHEN

Kitakyushu zählte Anfang der 1970er-Jahre zu den verseuchtesten Städten der Welt. Im Mai 2016 war die japani-

sche Industriestadt Treffpunkt der G7-Energieminister. Zahlreiche Umwelt-schutzmaßnahmen führten zum Image-wandel. Zu den Highlights zählen das 2011 gestartete Projekt „Hydrogen Town“ oder die Generierung von „grünem Öl“ durch die Kultivierung von Mikroalgen. Trotz eines umfassenden Smart Commu-nity Creation Project wurde die Stadt

nicht zu einer Special Economic Zone für Umwelttechnologie. Als Trostpflas-ter gab es diesen Status jedoch für medi-zinische Automatisierungstechnik. „Da-mit können wir gut leben“, betont der Bürgermeister Kenji Kitahashi und ver-weist auf den renommierten Roboterher-steller Yaskawa, der seine Zentrale vor Ort hat.

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www.gtai.de/japan

Die tote, mit Giftschlamm verseuchte Dokai-Bucht lebt mittlerweile wieder.

Die Stahl- und Chemieindustrie sorgte in den 1960er-Jahren für einen dunklen Horizont. Einer Fraueninitiative war es zu verdanken, dass der Himmel wieder blau wurde.

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TANSANIA

Neu im MesseprogrammFür das Jahr 2016 ist die Dar es Sa-laam International Trade Fair (Saba Saba) neu in das Auslandsmessepro-gramm der Bundesregierung aufge-nommen worden. Die größte Messe Tansanias findet vom 28. Juni bis zum 8. Juli bereits zum 40. Mal statt. Es werden über 700 Aussteller auf einer Gesamtfläche von 35.000 Quadratme-tern erwartet. Die Saba Saba bedient sowohl Konsum- als auch Investiti-onsgütermärkte. Sektorenspezifische Messen, wie in Europa üblich, gibt es in Tansania nur sehr eingeschränkt.> www.gtai.de/tansania

INFRASTRUKTUR. Nach 17 Jahren Bauzeit ist der Gotthard-Basistunnel einsatzbereit. Text: Axel Simer

Gute Nachrichten für Logistiker mit Blickrichtung Südeuropa. Am 1. Juni wurde der Gotthard-Basis-

tunnel offiziell eingeweiht. Fracht und Personen können so schneller per Bahn nach Italien gelangen. Die Fahrt von Zü-rich nach Lugano verkürzt sich um 45 Minuten und beträgt dann nur noch rund zwei Stunden. Damit ist eine der großen europäischen Nord-Süd-Trans-portachsen deutlich aufgewertet. 17 Jahre Bauzeit und Kosten von rund elf Milliarden Euro waren erforderlich, um das Projekt zu vollenden. Das Ergebnis ist nicht nur die raschere Alpendurch-querung, sondern auch der mit 57 Kilo-

metern nun längste Eisenbahntunnel der Welt. Urlauber, die mit dem eigenen Pkw nach Italien wollen, müssen aller-dings weiter lange Wartezeiten am Ein-gang zum Gotthard-Straßentunnel in Kauf nehmen. Die Erweiterung des Tun-nels um eine zweite Röhre ist zwar offi-ziell beschlossen, doch das Schweizer Bundesamt für Strassen rechnet mit ei-ner Fertigstellung nicht vor 2027.

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www.gtai.de/schweizDetails zum neuen Basistunnel: www.gottardo2016.ch

Am 1. Juni 2016 wurde der Gotthard-Basistunnel feierlich eingeweiht. Über eine Distanz von 57 Kilometern verbindet er Erstfeld im Kanton Uri mit Bodio im Tessin.

Künftig soll der Güterverkehr vermehrt von der Straße auf die Schiene verlagert werden.

POLEN

Talente von morgen Mit den „Startplattformen für neue Ideen“ will Polen regionale Entwick-lungsunterschiede verringern. Bis 2017 werden im Rahmen des 14 Millionen Euro großen Programms 100 Start-ups aus den fünf östlichsten Woiwod-schaften unterstützt. Unter Auspizien von Hub of Talents, TechnoBiznesHub sowie Connect wird jedes ausgewählte Projekt zehn Monate zur Marktreife gedeihen. Anschließend kann sich je-der Jungunternehmer um eine Zuwen-dung von bis zu 185.000 Euro bewer-ben. Im Startmonat März sind 400 Bewerbungen eingegangen. Unter-nehmen, die bereits eine innovative Lösung parat haben, erleichtert seit Ende Mai 2016 die Technologietrans-fer-Plattform der Agentur für Indust-rieentwicklung (ARP) die Kundenjagd. Neben einer Datenbank über den ver-fügbaren Technologieschatz werden dort auch Innovationsgesuche publi-ziert. „Wir unterstützen die Kon-taktanbahnung zwischen Technolo-gieinteressierten organisatorisch und finanziell“, kündigt ARP-Vizechefin Patrycja Zielinska an.> www.gtai.de/polen

SCHNELLER AM ZIEL

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FRANKREICH. Die Städte buhlen um Start-ups – auch um ausländische. Zwar behält Paris die absolut größte Strahlkraft, aber die Provinz hat zunehmend mehr Argu-mente. Text: Dr. Marcus Knupp, Paris

Bordeaux. Am Ufer der Garonne mischen sich stillgelegte Indus-trieareale und neue Wohnviertel. Von der Uferstraße aus fällt der Blick auf das Darwin Eco-Système.

Im Obergeschoss der ehemaligen Kaserne herrscht konzentrierte Ruhe. Hier gibt es Coworking-Spaces für Unternehmens-gründer, daneben Besprechungs- und Konferenzräume. Die Mieter sind Start-up-Unternehmen und erhalten Unterstüt-zung von der Stadt Bordeaux. „Der Um-bau der Kasernengebäude begann 2010“, sagt Philippe Barre, einer der Initiatoren des Darwin. „Unsere Leitgedanken waren Umweltfreundlichkeit, Energieeffizienz und Selbstbeteiligung. Zum Beispiel stam-men alle Möbel hier aus unseren eigenen Werkstätten.“

Auf der anderen Seite der Garonne re-noviert die Stadt das Gebiet rund um den Bahnhof Saint-Jean. Einer der zent-ralen Akteure ist der öffentlich-private Verein Technowest. „Unser Technologie-zentrum besteht aus drei Arealen“, er-läutert François Baffou, Direktor der Ein-richtung. „Insgesamt arbeiten dort in 50 Unternehmen rund 350 Menschen.

Das im September 2015 eröffnete Grün-derzentrum Newton ist das jüngste Pro-jekt. Bis März 2016 haben wir bereits sie-ben Start-ups begleitet.“

Technologiezentren, Digitalisierung und innovative Gründer sind in aller Munde. Experten des französischen Wirt-schaftsministeriums bezifferten 2015 die Zahl der jungen Unternehmen landes-weit auf circa 10.000. Die meisten davon entstanden in den vergangenen beiden Jahren. Unter dem Label „La French Tech“ unterstützt die Regierung Start-ups auf ihrem Weg ins Ausland und regt Städte an, junge, innovative Unterneh-men zu fördern, um ihrerseits von der Marke zu profitieren. Bis Ende 2015 wa-ren 13 französische Großstädte und Re-gionen mit dem Label „Métropole French Tech“ versehen. Wesentliche Zutaten für die Kategorisierung sind Gründer-zentren, finanzielle Förderung und die Nähe zu Forschungs- und Bildungsein-richtungen.

ATTRAKTIVE START-UP-STADT PARIS

Einen Schritt weiter geht die Initiative „French Tech Ticket“. Mit finanziellen

und administrativen Hilfen hat 2015 zu-nächst Paris 50 Unternehmensgründer aus dem Ausland angelockt. Insgesamt hatten sich 1.372 Entrepreneure aus 90 Ländern beworben. Bei der nächsten Runde, die im Mai 2016 startet, soll es 200 Plätze geben. Allerdings ist Paris auch ein weltweit bekannter Standort mit enormer Anziehungskraft. Hier le-ben 18 Prozent der Bevölkerung Frank-reichs, es gibt eine große Zahl von Hoch-schulen und Forschungseinrichtungen sowie die bei Weitem meisten Unterneh-menssitze. Allein zehn Pariser Gründer-zentren waren in der ersten Runde be-teiligt.

Wie positionieren sich die kleineren französischen Städte? Dort geben Uni-versitäten und Branchencluster die Richtung vor. Was die Mikro- und Nano-technologie für Grenoble oder die Che-mie für Lyon ist, das ist in Bordeaux die Luft- und Raumfahrttechnik mit dem Cluster Aerospace Valley zwischen Tou-louse und Bordeaux, die Entwicklung vernetzter Medizintechnik sowie die Schaffung virtueller Welten. Nur weni-ge Meter vom Gründerzentrum Darwin

JUNG, INNOVATIV, FRENCH

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WEITERE INFORMATIONEN

www.gtai.de/frankreichEine Übersicht über die French-Tech-Standorte finden Sie unter: www.lafrenchtech.com

arbeitet zum Beispiel die Firma Immer-sion. Das 1994 gegründete Unterneh-men ist einer der Vorreiter in Sachen 3-D-Modellierung. Unternehmen wie Airbus, Renault oder die französische Eisenbahn SNCF nutzen die Simulati-onssoftware in der Produktentwick-lung. Eine weitere Erfindung der Firma sind interaktive Konferenztische, deren Oberfläche ein großer Touchscreen ist. Diese kommunizieren nicht nur mit ih-ren Gegenstücken an anderen Standor-ten, sondern lassen sich auch für ein größeres Publikum auf eine Wand über-tragen.

Eine große Rolle spielen auch die wei-chen Standortfaktoren. „Bordeaux hat einfach ein angenehmes Ambiente“, sagt Jérôme Le Feuvre, Gründer von News Republic, einem personalisierba-ren Nachrichtendienst für das Smart-phone. „Die Größe ist überschaubar, und bis zum Strand am Atlantik braucht man nur eine halbe Stunde.“ Dem Le-bensstil der Jungunternehmer kommt dieses Umfeld entgegen. „Ich erledige fast alle Fahrten in der Stadt mit dem Fahrrad“, ergänzt Eric Sénéchal, Mitbe-

ONLINE!

WER HAT DIE NASE VORN? GTAI TRENDS START-UPS VERGLEICHT DIE START-UP-SZENE IN ZEHN LÄNDERN: WWW.GTAI.DE/START-UPS

gründer von Brainify, einem Bera-tungsunternehmen für E-Commerce. Und: Räumliche Nähe fördert den Kontakt. Viele Unternehmensgründer kennen sich und nehmen Anregun-gen von anderen auf.

OFFENE GRÜNDERSZENE

Junge Franzosen zeigen sich heute deutlich offener für eine selbstständi-ge Unternehmensgründung als vor zehn oder zwanzig Jahren. In aktuel-len Umfragen äußerten 34 Prozent der befragten Schüler und Studenten, gern ein Unternehmen gründen zu wollen. Dabei kommt ihnen zugute, dass auch die französischen Konsu-menten neuen digitalen Angeboten relativ offen gegenüberstehen. Daten des Verbandes für den Distanzhandel Fevad zufolge haben 2015 rund 79 Pro-zent aller französischen Internetnut-zer auch online etwas gekauft.

Wesentlicher Faktor für eine Unter-nehmensgründung dürfte aber in vie-len Fällen der Zugang zu finanzieller Förderung sein. Und die steht in Frankreich mittlerweile in vielfälti-

ger Form zur Verfügung, auch für aus-ländische Start-ups. Steuergutschriften für Forschungs- und Entwicklungsakti-vitäten, Freistellung von Sozialabgaben sowie Förderkredite oder Subventionen lokaler Industrie- und Handelskammern helfen bei der Gründung. Etwa 90 Risi-kokapitalfonds sind in Frankreich prä-sent. Einer Untersuchung des Beratungs-unternehmens Ernst & Young zufolge hat sich deren Engagement im Bereich Start-ups 2015 gegenüber dem Vorjahr auf circa 1,8 Milliarden Euro verdop-pelt. Der Softwareriese Microsoft will in den kommenden drei Jahren 70 Mil-lionen Euro in 300 französische Start-ups stecken und arbeitet dabei mit zehn Gründerzentren zusammen. Cisco-Chef John Chambers will sogar rund 90 Millionen Euro in Jungunternehmen zwischen Rhein und Pyrenäen inves-tieren.

EUROPÄISCHE SPITZENREITER IM VERGLEICH

Frankreich lieferte sich 2015 ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Deutschland um die Position bei der Investition von Risikokapi-tal. Den Zahlen von Ernst & Young zufolge blieb jedoch das Vereinigte Königreich mit 33 Prozent des in Europa investierten Risikokapitals und einem Viertel der Operationen unangefoch-ten an der Spitze.

Ver. Königreich 4,3 33 25Deutschland 2,6 20 17Frankreich 1,8 13 21

Investiertes Risikokapital 2015 (Milliarden Euro)

Anteil am in der EU investierten Risikokapital (%)

Anteil an der Zahl der finanzierten Firmen in der EU (%)

Start-up- Szene im Land

Quelle: Ernst & Young

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WESTAFRIKA. Welche Standorte bieten welche Vorteile? In der bevölkerungs-reichsten Region Afrikas fahren Unternehmen die unterschiedlichsten Strategien der Marktbearbeitung. Text: Carsten Ehlers, Accra

Kaum einer kennt sich in Westafri-ka so richtig aus“, sagt Christian Madsen, Leiter der Siemens-Filia-le in Ghana. „Es gibt unzählige Länder mit sehr großen Unter-

schieden, kulturell und auch vom Poten-zial her. Zwischen den Ländern gibt es kaum Handel und nicht zuletzt ist das Reisen sehr schwierig.“ Deutsche Unter-nehmen wollen vermehrt in der Wachs-tumsregion West- und Zentralafrika prä-sent sein. Wie der Markt mit seinen 470 Millionen Einwohnern erschlossen wer-den kann, ist jedoch oft unklar.

UNTERSCHÄTZTE METROPOLEN

Viele Unternehmen versuchen, den Markt aus der Ferne zu erschließen. Jo-hannesburg, Casablanca oder Dubai kommen dabei infrage. Speziell mit Jo-hannesburg sind die Erfahrungen ge-mischt. „Die Kenntnisse von Südafrika-nern über West- und Zentralafrika hal-ten sich oftmals in Grenzen“, so Axel Kuppe, Direktor des Handelsunterneh-mens C. Woermann in Nigeria. „In Du-bai hingegen trifft man Pakistanis oder Inder an, die in Afrika generell sehr gut vernetzt sind. Ferner gibt es wohl von keinem anderen Ort mehr Nonstop-Flug-verbindungen in die afrikanischen Wirt-schaftsmetropolen.“ Wenn sich das Pro-dukt nicht von selbst verkauft, dann ist der Gang in die Region besser. „Es ist in Afrika ganz wichtig, ständig ansprech-bar zu sein und Kontakte zu pflegen“, er-klärt Helmut Rumm, CEO des Abfall-technikspezialisten Krones in Nigeria. Als Standorte kommen vor allem Lagos in Nigeria, Accra in Ghana und Abidjan in Côte d’Ivoire infrage. Alle drei haben ihre Vor- und Nachteile.

LAGOS, ACCRA ODER ABIDJAN?

WEITERE INFORMATIONEN

[email protected]

ABIDJAN – CÔTE D‘IVOIRE Tor zum frankofonen Westafrika Abidjan gilt noch vor Dakar in Senegal als Hub für das französisch-sprachige Westafrika. Von dort kann das frankofone Hinterland mit Mali, Burkina Faso, Niger, Togo oder Benin bedient werden. Diese Länder teilen sich nicht nur die französische Sprache, sondern mit dem CFA-Franc auch eine gemeinsame Währung. Hinzu kommen ähnliche Rechts- und Fiskalsysteme. Noch sind kaum deutsche Firmen präsent. Gerade aber das landwirtschaftliche Potenzial ist interessant, wie die kürzlich erfolgte Ansiedlung von Bayer CropScience zeigt. „Côte d’Ivoire ist einer der größten Landwirt-schaftsmärkte Westafrikas. Hingegen ist in Nigeria die Landwirt-schaft durch den Ölboom stark vernachlässigt worden, und auch in Ghana stagniert der Sektor seit Jahren“, erklärt Amechi Nwachu-ku, Senior Representative von Bayer in West- und Zentralafrika. Schwierig einzuschätzen ist die politische Stabilität des Landes. Der Terroranschlag in der Nähe von Abidjan im März 2016 hat zur Verunsicherung beigetragen. Noch entscheidender ist das Jahr 2020, wenn Präsidentschaftswahlen in Côte d’Ivoire anstehen.

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Weniger ist mehr. Es empfiehlt sich daher, zunächst ein Land zu erschließen. Gerade weil die Region schwierig ist, braucht es gu-tes Personal, und das kostet auch in Afrika Geld. West- und Zentralafrika sind auch ein etwas anderes Kaliber als Südafrika. Wer dort hingeht, braucht Pioniergeist, Hemds-ärmeligkeit, keine Scheu vor unangeneh-men Situationen und viel gesunden Humor.

TIPP: Afrikaneulinge

ACCRA – GHANA Politische Stabilität ist ein schweres Pfund Ghana ist seit Jahrzehnten politisch stabil, davon profitiert Accra. Derzeit holen zwar Lagos und Abidjan an Attraktivität auf, weil es dort wieder stabiler geworden ist und die ghanaische Wirtschaft kriselt. Aber wie lange hält der Trend an? Stabilität ist in Westafrika ein nicht zu unterschätzendes Gut. Die Lage kann sich schnell wieder ändern, wie terroristische Anschläge in einigen anderen Ländern sowie der Ausbruch der Ebolaseuche zeigen. Ghana ist für die deutsche Wirtschaft nach Nigeria der zweitgröß-te Markt der Region. Nicht wenige würden das anglofone Ghana als ideales Einstiegsland für in Afrika unerfahrene Unternehmen empfehlen. Gute Rankings zum Beispiel beim Ease-of-Doing-Business vermitteln jedoch überzogene Erwartungen. Korruption und Vetternwirtschaft sind in Ghana genauso verbreitet wie in Nigeria. Ein Hub ist Ghana auch deshalb nicht, weil es von frankofonen Ländern umgeben ist. Nur im Bergbaubereich nutzen Zulieferer wie Bauer und Liebherr das Land als Basis, um von dort aus die Region zu erschließen. Aufgrund der lange währenden Bergbautradition ist in Ghana technisch geschultes Bergbaupersonal vorhanden.

LAGOS – NIGERIA In der Höhle des Löwen Wer nach Lagos geht, der tritt in den größten Markt Afrikas ein. In Nigeria winken eine Vielzahl lukrativer Geschäfte, aber der Markt gilt aufgrund seiner Intransparenz, Korruption und einer schlechten Sicherheitslage als schwierig. Viele deutsche Unternehmen haben dort ihre Stützpunkte. Interessant ist die größte Stadt des Landes vor allem für Zulieferer der Bauindus-trie und des Öl- und Gassektors. Über 180 Millionen Einwohner bringen auch Chancen im Konsumgüterbereich mit sich. Rund um Lagos haben sich viele Nahrungsmittel- oder auch Kosmetik-produzenten niedergelassen. Deutsche Zulieferer wie Krones, KHS oder Symrise folgten ihren Kunden. Zu den Zukunftsmärkten könnte die Landwirtschaft zählen. Lagos eignet sich als regiona-ler Hub allerdings nur bedingt. „Wer in Lagos seinen Sitz hat, wird mit dem Nigeriageschäft voll ausgelastet sein. Von dort aus auch noch andere Länder zu bearbeiten, ist unrealistisch“, sagt Christian Madsen von Siemens in Ghana.

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DIE MACHT DER MASSEFINANZIERUNG. Wer den Weg zur Bank scheut, kann es über das Internet per Crowdfunding versuchen. Doch was genau ist Crowdfunding, und worauf muss man achten, wenn man im Netz um Geldgeber wirbt? Text: Esad Fazlic, Berlin

 Plötzlich war sie da: die Geschäfts-idee, die alles revolutionieren soll. Von einer guten Idee bis zu deren Umsetzung ist es aber bekannt-lich ein langer Weg. Die Idee und

der Businessplan sind gut durchdacht, doch an Geld mangelt es häufig. Das dachten sich auch die Karlsruher Erfin-der des Volocopters, einem rein elekt-risch betriebenen Privathubschrauber, der von 18 kleinen Rotoren in die Luft ge-bracht wird. Doch sie baten nicht die Hausbank von nebenan um eine Finan-zierung, sondern das Internet. Mittels Crowdfunding war es ihnen gelungen, mehr als eine Million Euro für ihr Pro-jekt zusammenzubekommen.

Wie es bei Digitaltrends häufig der Fall ist, stammt auch das Prinzip des Crowd-fundings aus den USA. Mit der Gründung der Internetplattform ArtistShare im Jahr 2003 erhielten Musiker erstmals die Möglichkeit, Geld im Vorfeld einer Al-bumproduktion zu sammeln. Das Prinzip wurde über die Jahre auf andere Bereiche ausgeweitet: 2008 und 2009 wurden mit Indiegogo und Kickstarter die bis heute weltweit erfolgreichsten Plattformen ge-gründet. Der Erfolg des Crowdfundings in den USA lässt sich zum großen Teil auch auf die damaligen Auswirkungen der Finanzkrise zurückführen, da die Zu-gangsvoraussetzungen für eine Projektfi-nanzierung je nach Plattform weitaus niedriger als bei einem klassischen Bank-kredit sind.

Einzelpersonen, Start-ups oder auch Unternehmer können ihre Projekte auf den zahlreichen Plattformen vorstellen und für ihre Finanzierung werben. Doch das kostet Zeit und Geld. Je nach Projekt müssen werbewirksame Videos, Grafi-ken und Texte erstellt werden. Und hier sollte das Paket stimmen, denn das In-ternet kennt keine Gnade, wenn ein Auf-tritt oder eine Präsentation unfreiwillig komisch wirken. Im Idealfall kann es dem Projektanbieter jedoch gelingen, nicht nur die Crowd – also die Masse –

für eine Finanzierung zu begeistern, sondern diese auch zu einem mächtigen Multiplikator werden zu lassen. Ein Like hier, ein Share dort und schon hat sich die Reichweite vervielfacht. Auch Trans-parenz ist beim Crowdfunding oberstes Gebot, schließlich will die Crowd wis-sen, wem sie ihr Geld anvertraut. Dies kann den Mittelständler von nebenan eventuell abschrecken.

VERSCHIEDENE MODELLE

Es gibt unterschiedliche Modelle des Crowdfundings. Man kann Spenden für Projekte sammeln, ohne eine Gegen-leistung zu erbringen. Basiert das Mo-dell auf Gegenleistungen, unterscheidet man wiederum zwischen monetären und nicht monetären Leistungen. Letzte-re können beispielsweise Exklusivrechte an den ersten Auslieferungen eines neu-en Produkts sein.

Eine weitere Form des Crowdfundings ist das sogenannte Crowdlending. Hier übernimmt ein Onlinemarktplatz die kostenpflichtige Vermittlung von Kredi-ten, die in der Regel von mehreren Perso-nen an eine Person oder ein Unterneh-men vergeben werden. In Deutschland ge-hören Auxmoney, Lendico und Smava zu den bekanntesten Plattformen im Privat-bereich (P2P), bei Unternehmenskrediten

Unter Crowdfunding versteht man eine über das Internet organisierte Finanzie-rung eines Projekts, das innerhalb eines vorgegebenen Zeitraums durch eine ano-nyme Masse von Investoren realisiert wer-den soll. Crowdfunding basiert auf einem dreigeteilten Rollenmodell zwischen An-bieter, Kapitalgeber und Vermittler.

CROWDFUNDING

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WEITERE INFORMATIONEN

Quellen im Ausland:> Crowdsourcing.org (USA bzw. weltweit):

www.crowdsourcing.org/directory> UK Crowdfunding Association:

www.ukcfa.org.uk> Financement Participatif France:

www.financeparticipative.org> Asociación Española de crowdfunding:

www.spaincrowdfunding.org

(P2B) sind zum Beispiel die Anbieter Fun-dingCircle und Zencap zu nennen.

Nicht zuletzt spricht man vom Crowd-investing, wenn die Kapitalgeber zu An-teilseignern am Unternehmen werden und eine Erfolgsbeteiligung anstreben. Diese sieht normalerweise eine Gewinn-beteiligung vor und je nach Erfolg unter Umständen auch eine Auszahlung bei einem Exit, also dem Ausstieg eines In-vestors. Mittlerweile hat sich das rendi-teorientierte Crowdinvesting in einigen Ländern zu einer echten Finanzierungs-alternative für Unternehmen entwi-ckelt. Von 2014 auf 2015 hat sich das weltweite Transaktionsvolumen in die-sem Segment von rund 890 Millionen auf fast 2,1 Milliarden Euro mehr als ver-doppelt. In diesem Jahr wird das Volu-men laut des Datendienstleisters Statista weiterhin steigen, Ende 2016 könnten voraussichtlich 3,8 Milliarden Euro zu-sammenkommen.

ARBEITEN MIT PLATTFORMEN

Während Crowdinvesting als Finanzie-rungsalternative vor allem bei Grün-dern seit geraumer Zeit beliebt ist, be-ginnt mittlerweile auch der Mittelstand vereinzelt und zum Teil erfolgreich mit den neuen Plattformen zu arbeiten. So haben einige kleine und mittlere Unter-

nehmen bereits ihren Maschinenpark, ihre Produktauswahl oder die Produkti-onskapazitäten per Crowdinvesting oder -lending erweitert.

Zunächst einmal muss man aber wis-sen, welche Plattform für welche Art von Unternehmen (Gründer oder bestehen-de) und für welche Form von Projekt ge-eignet ist. Eine gute Übersicht bietet hierzu das Informationsportal „Crowd-funding.de“. Ferner sollte man sich laut Unternehmensberater Steffen Dober-stein beim Crowdinvesting darüber im Klaren sein, dass man in der Regel feste Vorgaben der Plattform (einheitliche Vertragsgestaltung) nutzen muss.

„Die meisten Plattformen prüfen vor-her die Projekte, ob sie gewisse Quali-tätskriterien, wie zum Beispiel die ver-mutete Erfolgswahrscheinlichkeit, er-füllen. Auch die Finanzierungshöhe und Laufzeit für Rückzahlungen spielt bei den Plattformen eine Rolle“, so Dober-stein. Je nach Plattform gibt es eine Ober- oder Untergrenze bei der Finanzie-rungshöhe, bei den Laufzeiten ist es ähn-lich. Als Beteiligungsform für die Anle-ger hat sich mittlerweile das partiari-sche Nachrangdarlehen etabliert. „Bei dem Darlehen handelt es sich um eine Form von Mezzanine-Kapital, bei dem der Anleger die Rückzahlung erst erhält,

nachdem die anderen Gläubiger bedient werden. Die Verzinsung ist im Vergleich zum klassischen Kredit erfolgsorientiert und vom Gewinn des Unternehmens ab-hängig“, erklärt Doberstein.

Wer im Ausland ein Crowdfunding-Projekt in die Wege leiten möchte, kann je nach Land auf eine Vielzahl an Plattfor-men zurückgreifen. In den meisten Län-dern gibt es mittlerweile Verbände, in de-nen die meisten seriösen Plattformen Mitglieder sind und die sich als idealer Ansprechpartner für eine Recherche eig-nen. Für das weitere Vorgehen ist die Be-ratung durch Experten oder eine deut-sche Auslandshandelskammer vor Ort sehr zu empfehlen.

INVESTITIONEN1) DER TOPLÄNDER 2016

USA 1.582China 760Ver. Königreich 481Indien 314Deutschland 156 Andere 478

ENTWICKLUNG DES TRANSAKTIONSVOLUMENS1)

0 250 500 750 1.000 1.250 1.500 1.750

WELTWEITER VERGLEICH: Transaktionsvolumen im Markt für Crowdinvesting

1) In Millionen Euro.Quelle: Statista 2015; ausgewählte Region beinhaltet nur Länder des Digital Market Outlooks.

1) Zahlen in Milliarden Euro

2014 2015 20160,89 2,1 3,8

+427 %

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kurz notiert

IRAN

Sanktionslisten beachten

ÄGYPTEN

KonformitätszeugnisBestimmte Lebensmittel und Haus-haltswaren, Körperpflegeprodukte, Tex-tilien, Schuhe und motorisierte Zweirä-der benötigen seit 16. März 2016 ein Konformitätszeugnis bei der Einfuhr nach Ägypten. Ausländische Hersteller der Produkte müssen sich bei der Orga-nisation für Export- und Importkontrolle GOEIC (www.goeic.gov.eg/en) registrie-ren, um ihre Waren in Ägypten einführen zu können. Die fraglichen Produkte müssen im Exportland von einer Prüfge-sellschaft inspiziert werden. Das Verfah-ren soll die Einhaltung der geltenden ägyptischen und internationalen Nor-men und Standards sicherstellen.> [email protected]

RUSSLAND

HandelserleichterungRussland hat der WTO-Trade Facilitati-on zugestimmt. Das Abkommen soll zu einer Beschleunigung der Warenabfer-tigung und einer vertieften Kooperation der nationalen Zollstellen führen. Es tritt nach Unterzeichnung von zwei Drit-teln der Mitglieder der WTO in Kraft.> [email protected]

NIEDERLANDE. Eine neue Institution soll privatrechtli-che Streitigkeiten schneller beilegen. Text: Lisa Dallinger

Z um 1. Januar 2017 ist in den Nieder-landen geplant, ein Handelsgericht (Netherlands Commercial Court,

NCC) für die Beilegung von großen natio-nalen und internationalen Handelsstrei-tigkeiten zu errichten. Es soll privatrecht-liche Streitigkeiten schnell, fachkundig und effizient behandeln und seinen Sitz in Amsterdam haben. Mit Englisch als vorgesehener Prozesssprache ist die Hoff-nung verbunden, dass das Gericht auch für internationale Unternehmen attrak-tiv sein wird. Beabsichtigt ist, dass in die Zuständigkeit des Gerichtes auch Strei-tigkeiten fallen, in denen ein oder mehre-re Parteien außerhalb der Niederlande niedergelassen sind oder in denen sich re-levante juristische Tatsachen außerhalb

der Niederlande ereignet haben. Es wird erwartet, dass das Kabinett Mitte 2016 ei-nen Gesetzesvorwurf vorstellt, der die Art der Finanzierung des Gerichts regeln und die Nutzung von Englisch als Gerichts-sprache möglich machen soll.

Durch die Errichtung des NCC soll es insbesondere für niederländische Unter-nehmen, die in vergleichbaren Fällen derzeit häufig in angelsächsischen Län-dern teure Prozesse einleiten, möglich werden, günstiger und schneller die Be-endigung internationaler Streitigkeiten zu erreichen.

WEITERE INFORMATIONEN

www.gtai.de/niederlande

HANDELSGERICHT GEPLANT

Beitritt zum Haager Abkommen

A m 14. August 2016 tritt in Brasilien das Haager Übereinkommen zur Be-freiung ausländischer öffentlicher

Urkunden von der Legalisation vom 5. Oktober 1961 (Haager Apostille-Über-einkommen) in Kraft. Urkunden von deutschen Behörden oder Gerichten mussten für eine Anerkennung in Brasili-en bisher das Verfahren der Legalisation durchlaufen. Dabei wird die Echtheit durch den Konsularbeamten des Staates bestätigt, in dem die Urkunde verwendet werden soll. Dieses Verfahren ist nicht mehr erforderlich. Zur Beglaubigung ist

nun eine sogenannte Apostille ausrei-chend. Eine Apostille stellt eine verein-fachte Form der Echtheitsbestätigung dar und wird von dem Staat ausgestellt, der die Urkunde erstellt hat. Es ist ein of-fizieller Stempel der zuständigen Behör-de, der die Echtheit und Rechtsgültigkeit der Dokumente bestätigt. Jeder Vertrags-staat bestimmt selbst, welche Behörden die Apostille erteilen können.

WEITERE INFORMATIONEN

www.gtai.de/brasilien

Trotz der Lockerung der Sanktionen sind bei Geschäftsbeziehungen mit Iran besondere Regelungen zu beachten. Im Falle einer Zusammenarbeit mit Unter-nehmen oder Personen, die auf Sankti-onslisten stehen, drohen auch nicht amerikanischen Firmen weiterhin US-Sanktionen. Der Reexport von US-Pro-dukten nach Iran unterliegt ebenfalls besonderen Kontrollen. > [email protected]

BRASILIEN. Zur Beglaubigung von Urkunden deutscher Behörden reicht eine Apostille. Text: Corinna Päffgen

JETZT SCHON VORMERKEN

23.6.2016 | GTAI-Unternehmertref-fen „25 Jahre UN-Kaufrecht in Deutschland“, Bonn www.gtai.de/unternehmertreffen

WEITERE INFORMATIONEN

www.gtai.de

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kurz notiert

USA

Gegen unfairen HandelEnde Februar 2016 setzte US-Präsi-dent Barack Obama neue Gesetze ge-gen „unfaire“ Handelspraktiken in Kraft. Sie sollen sicherstellen, dass US-Unternehmen und Arbeitnehmer nicht durch Verstöße gegen geltende Handelsregeln benachteiligt werden. Sie richten sich vor allem gegen das Umgehen von Anti-Dumping-Vorschrif-ten, Verletzungen geistigen Eigen-tums und den Handel mit Waren, die mithilfe von Zwangs- oder Kinderar-beit hergestellt wurden.> [email protected]

Ägypten hat Einfuhrzölle auf mehrere Hundert Produkte um zehn Prozent-punkte erhöht. Betroffen sind Nahrungs-mittel, Kosmetika, Bekleidung und Texti-lien, Keramik, Glas, Metallwaren bis hin zu elektrischen und elektronischen Ge-räten, Uhren und Möbeln. Die Zölle lie-gen nun meist zwischen 30 und 40 Pro-zent. Die Zollerhöhung soll angesichts der schwindenden Deviseneinnahmen Wareneinfuhren erschweren. Im Fokus stehen Produkte, für die entweder inlän-dische Alternativen zur Verfügung ste-hen oder die als nicht notwendige Kon-sumgüter eingestuft werden. Die Zölle gelten seit dem 1. Februar 2016 und werden auf Einfuhren von Waren aus Ländern angewendet, die kein Präfe-renzabkommen mit Ägypten geschlos-sen haben. Waren, die im Rahmen des Assoziierungsabkommens der EU mit Ägypten eingeführt werden, sind nicht von diesen Zollerhöhungen betroffen.> [email protected]

ÄGYPTEN

Zollerhöhungen für Produkte

VIETNAM. Bestimmte qualifizierte Arbeitnehmer benöti-gen keine Arbeitserlaubnis mehr. Text: Frauke Schmitz-Bauerdick

ARBEITEN LEICHTER GEMACHT

D ie vietnamesische Regierung er-leichtert seit dem 1. April 2016 die Beschäftigung ausländischer Arbeit-

nehmer. Nach den neuen Vorgaben wird keine Arbeitserlaubnis mehr benötigt, wenn der Arbeitnehmer über einen Ba-chelorabschluss verfügt und seit min-destens drei Jahren als Experte, Manager oder in einem technischen Beruf für ein ausländisches Unternehmen tätig war.

Weitere Neuvorgaben wurden bereits bis zum 31. März 2016 umgesetzt. So sind beispielsweise firmeninterne Ent-sendungen in ein vietnamesisches Toch-terunternehmen in Dienstleistungsbe-reichen wie Beratung und Finanzen,

Bauwirtschaft, Transport und Logistik, Tourismus, Kultur und Bildung ohne Ar-beitsgenehmigung möglich.

Zudem sind weitere Berufsgruppen von dem Erfordernis der Arbeitsgeneh-migung freigestellt. Dazu gehören Chefrepräsentanten oder Mitglieder der Geschäftsführung einer vietnamesi-schen Kapitalgesellschaft, Lehrer an Auslandsschulen in öffentlicher Träger-schaft in Vietnam und Dozenten und Forscher, die für einen Zeitraum von bis zu 30 Tagen an vietnamesischen Univer-sitäten und beruflichen Bildungsein-richtungen tätig sind. > www.gtai.de/vietnam

ONLINE!WEITERE INFORMATIONEN ZU

RECHT- UND ZOLLTHEMEN FINDEN

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WWW.GTAI.DE/RECHT

WWW.GTAI.DE/ZOLL

Erleichterte Arbeitsbedingungen für ausländische Arbeitskräfte in Vietnam sorgen für Zuversicht.

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BAUVORHABEN RICHTIG ANPACKENVEREINIGTES KÖNIGREICH. Grenzüberschreitende Dienstleistungen erfordern ein gewisses Know-how im Umgang mit ausländischen Geschäftspartnern. markets zeigt, worauf Arbeitgeber achten müssen. Text: Dr. Achim Kampf, Bonn

Wer im Vereinigten König-reich zu Spaten und Schaufel greifen möchte, sollte sich vorab über das dort geltende Arbeitsrecht informieren.

VEREINIGTES KÖNIGREICH. Grenzüberschreitende Dienstleistungen erfordern ein gewisses Know-how im Umgang mit ausländischen Geschäftspartnern.markets zeigt, worauf Arbeitgeber achten müssen. Text: Dr. Achim Kampf, Bonn

Wer im Vereinigten König-reich zu Spaten und Schaufel greifen möchte, sollte sich vorab über das dort geltende Arbeitsrecht informieren.

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Dienstleistungen im Vereinigten Königreich, was ist daran kom-pliziert? Das Land liegt in der Europäischen Union (EU) und Englisch kann heute doch ohne-

hin jeder. Diese Vorstellungen spielen meist eine Rolle, wenn ein Dienstleister vor der Frage steht, ob er im Vereinigten Königreich Arbeiten durchführen soll. Doch Vorsicht – auch wenn vieles EU-einheitlich geregelt ist, bestehen nach wie vor Unterschiede in den Mitglied-staaten. Glaubt der Dienstleister, sich da-rüber hinwegsetzen zu können, kann dies zu bösen Überraschungen führen.

Ein deutsches Bauunternehmen wur-de beispielsweise von seinem britischen (gewerblichen) Auftraggeber mit der energetischen Sanierung mehrerer Ge-bäude beauftragt. Die Tatsache, dass die deutschen Mitarbeiter über keine briti-schen Berufsqualifikationen verfügen, stellt zunächst kein Hindernis dar. Hier greifen die Mechanismen der EU: Verfü-gen die Mitarbeiter über die erforderli-chen Qualifikationen, um in Deutsch-land solche Arbeiten ausführen zu kön-nen, können ihnen diese Tätigkeiten nicht mit der Begründung verwehrt wer-den, dass sie nicht über die erforderli-chen britischen Eignungen verfügen.

Das heißt aber nicht, dass – gerade im Baubereich – nicht zusätzliche Genehmi-gungs- oder Registrierungspflichten rele-vant sind, die auch britische Bauunter-nehmen zu beachten haben. So bedürfen Bauvorhaben jeglicher Art einer vorheri-gen Anzeige und eventuell auch einer Genehmigung. Umfangreiche Informati-onen zum Verfahren sind auf der Home-page der „Local Authority Building Con-trol“ abrufbar. Bauprojekte, die länger als 30 Tage dauern und mit denen zu ir-gendeinem Zeitpunkt mehr als 20 Ar-beitnehmer gleichzeitig befasst sind oder die mehr als 500 Personentage um-fassen, sind der Behörde für Arbeits-schutz und Sicherheit (Health and Safety Executive) zu melden.

REGISTRIEREN IST NOTWENDIG

Für Gasinstallateure, auch solche, die nur vorübergehend im Vereinigten Kö-nigreich tätig sind, besteht eine Regis-trierungspflicht. Die Dienstleister müs-sen im Gas Safety Register eingetragen sein. Eintragungsfähig sind nur solche Dienstleister, die auch hinreichend fach-kompetent für solche Arbeiten sind. Dies

überprüft die Registrierungsbehörde vor der zwölf Monate gültigen Eintragung.

Darüber hinaus bestehen viele Auf-traggeber darauf, dass die Dienstleister ihre Fachkompetenzen nachweisen. Im Baubereich erfolgt dies durch eine Kar-te, die nach dem Construction Skills Cer-tification Scheme (CSCS) vergeben wird. Die Karte erhält der einzelne Mitarbei-ter, den auch das Unternehmen anmel-den kann. Fortbildungen zur Erlangung dieser Karte bietet das Construction In-dustry Training Board (CITB) an. Je nach konkreter Funktion im Unternehmen gibt es verschiedene Arten solcher Kar-ten. Welche Fähigkeiten konkret nach-zuweisen sind, richtet sich nach der je-weiligen Tätigkeit. In der Regel muss

mindestens der Health, Safety and Envi-ronment Test, ein Test zu Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit, erfolgreich absol-viert worden sein. Die Homepage des CITB bietet detaillierte Informationen, für welche Tätigkeiten eine CSCS-Karte erhalten werden kann und welche Vor-aussetzungen hierfür zu erfüllen sind.

Für Elektriker gibt es die ECS-Karte nach dem Electrotechnical Certification Scheme. Diese gibt Auskunft über die Funktion des Inhabers und die bestande-nen Trainings.

Die genaue Einhaltung der im Verei-nigten Königreich geltenden Vorschrif-ten über den Arbeitsschutz und die Ar-beitssicherheit ist dringend anzuraten. „Mag manches weniger streng reguliert sein als in Deutschland, im Bereich des Arbeitsschutzes und der Arbeitssicher-heit ist man hier sehr genau“, so Rechts-anwalt und Solicitor Gunter Zimmer, Gründer der auf die Beratung deutscher kleiner und mittlerer Unternehmen spe-

zialisierten Rechtsanwaltskanzlei ZIM-MERs in London. Zuständige Behörde ist die Health and Safety Executive, die über einen sehr ausführlichen Internetauf-tritt verfügt.

VORSORGE FÜR ARBEITGEBER

Erforderlich ist es auch, eine Arbeitge-berhaftpflichtversicherung (Employers Liability Insurance) abzuschließen. Sie dient der Versicherung gegen Schadens-ersatzansprüche, die Angestellte gegen-über ihrem Arbeitgeber aufgrund von Verletzungen oder Krankheiten, die in Zusammenhang mit ihrer Anstellung entstanden sind, geltend machen kön-nen. Ist wenigstens einer der Angestell-ten normalerweise in England, Schott-land oder Wales ansässig oder arbeitet ein außerhalb des Vereinigten König-reichs ansässiger Mitarbeiter bereits seit 14 Tagen im Land, so trifft diese Pflicht auch diejenigen Dienstleister, die ihren Sitz außerhalb des Königreichs haben. „Dies wird nicht selten übersehen, kann aber ein Bußgeld in Höhe von 2.500 Pfund pro Tag zur Folge haben und wird streng kontrolliert“, so Dr. Sybille Stei-ner, Leiterin des German Desk der Londo-ner Großkanzlei Irwin Mitchell LLP.

Für alle deutschen Dienstleister, die im Vereinigten Königreich Arbeiten aus-führen, gilt, dass sie vorab die Aufnah-me der Dienstleistungstätigkeit bei der zuständigen Behörde anzeigen. Die je-weilige Behörde ist in Schedule 1 der Eu-ropean Communities (Recognition of Professional Qualifications) Regulations 2007 aufgeführt.

Bei Dienstleistungserbringungen in der EU steckt der Teufel oft im Detail. Be-reits im Vorfeld zuverlässige Informatio-nen einzuholen, erspart spätere Proble-me. Beachtet der Dienstleister sie aber, so profitiert er im Vereinigten König-reich von einem zuverlässigen und hoch entwickelten Rechtssystem.

WEITERE INFORMATIONEN

www.gtai.de/recht> Local Authority Building Control:

www.labc.co.uk> Construction Industry Training Board:

www.tinyurl.com/markets3-16-49> Electrotechnical Certification Scheme:

www.ecscard.org.uk> Recognition of Professional Qualifications:

www.tinyurl.com/markets3-16-49-2

IST MANCHES WENIGER STRENG REGULIERT ALS IN DEUTSCHLAND, DEN ARBEITSSCHUTZ UND DIE ARBEITSSICHERHEITNIMMT MAN SEHR GENAU.

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Dienstleistungen im Vereinigten Königreich, was ist daran kom-pliziert? Das Land liegt in der Europäischen Union (EU) und Englisch kann heute doch ohne-

hin jeder. Diese Vorstellungen spielen meist eine Rolle, wenn ein Dienstleister vor der Frage steht, ob er im Vereinigten Königreich Arbeiten durchführen soll. Doch Vorsicht – auch wenn vieles EU-einheitlich geregelt ist, bestehen nach wie vor Unterschiede in den Mitglied-staaten. Glaubt der Dienstleister, sich da-rüber hinwegsetzen zu können, kann dies zu bösen Überraschungen führen.

Ein deutsches Bauunternehmen wur-de beispielsweise von seinem britischen (gewerblichen) Auftraggeber mit der energetischen Sanierung mehrerer Ge-bäude beauftragt. Die Tatsache, dass die deutschen Mitarbeiter über keine briti-schen Berufsqualifikationen verfügen, stellt zunächst kein Hindernis dar. Hiergreifen die Mechanismen der EU: Verfü-gen die Mitarbeiter über die erforderli-chen Qualifikationen, um in Deutsch-land solche Arbeiten ausführen zu kön-nen, können ihnen diese Tätigkeiten nicht mit der Begründung verwehrt wer-den, dass sie nicht über die erforderli-chen britischen Eignungen verfügen.

Das heißt aber nicht, dass – gerade im Baubereich – nicht zusätzliche Genehmi-gungs- oder Registrierungspflichten rele-vant sind, die auch britische Bauunter-nehmen zu beachten haben. So bedürfen Bauvorhaben jeglicher Art einer vorheri-gen Anzeige und eventuell auch einerGenehmigung. Umfangreiche Informati-onen zum Verfahren sind auf der Home-page der „Local Authority Building Con-trol“ abrufbar. Bauprojekte, die länger als 30 Tage dauern und mit denen zu ir-gendeinem Zeitpunkt mehr als 20 Ar-beitnehmer gleichzeitig befasst sind oder die mehr als 500 Personentage um-fassen, sind der Behörde für Arbeits-schutz und Sicherheit (Health and Safety Executive) zu melden.

REGISTRIEREN IST NOTWENDIG

Für Gasinstallateure, auch solche, die nur vorübergehend im Vereinigten Kö-nigreich tätig sind, besteht eine Regis-trierungspflicht. Die Dienstleister müs-sen im Gas Safety Register eingetragen sein. Eintragungsfähig sind nur solche Dienstleister, die auch hinreichend fach-kompetent für solche Arbeiten sind. Dies

überprüft die Registrierungsbehörde vor der zwölf Monate gültigen Eintragung.

Darüber hinaus bestehen viele Auf-fftraggeber darauf, dass die Dienstleister ihre Fachkompetenzen nachweisen. Im Baubereich erfolgt dies durch eine Kar-te, die nach dem Construction Skills Cer-tification Scheme (CSCS) vergeben wird. Die Karte erhält der einzelne Mitarbei-ter, den auch das Unternehmen anmel-den kann. Fortbildungen zur Erlangung dieser Karte bietet das Construction In-dustry Training Board (CITB) an. Je nach konkreter Funktion im Unternehmen gibt es verschiedene Arten solcher Kar-ten. Welche Fähigkeiten konkret nach-zuweisen sind, richtet sich nach der je-weiligen Tätigkeit. In der Regel muss

mindestens der Health, Safety and Envi-ronment Test, ein Test zu Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit, erfolgreich absol-viert worden sein. Die Homepage des CITB bietet detaillierte Informationen, für welche Tätigkeiten eine CSCS-Karte erhalten werden kann und welche Vor-aussetzungen hierfür zu erfüllen sind.

Für Elektriker gibt es die ECS-Karte nach dem Electrotechnical Certification Scheme. Diese gibt Auskunft über die Funktion des Inhabers und die bestande-nen Trainings.

Die genaue Einhaltung der im Verei-nigten Königreich geltenden Vorschrif-fften über den Arbeitsschutz und die Ar-beitssicherheit ist dringend anzuraten. „Mag manches weniger streng reguliert sein als in Deutschland, im Bereich des Arbeitsschutzes und der Arbeitssicher-heit ist man hier sehr genau“, so Rechts-anwalt und Solicitor Gunter Zimmer, Gründer der auf die Beratung deutscher kleiner und mittlerer Unternehmen spe-

zialisierten Rechtsanwaltskanzlei ZIM-MERs in London. Zuständige Behörde ist die Health and Safety Executive, die über einen sehr ausführlichen Internetauf-fftritt verfügt.

VORSORGE FÜR ARBEITGEBER

Erforderlich ist es auch, eine Arbeitge-berhaftpflichtversicherung (EmployersLiability Insurance) abzuschließen. Sie dient der Versicherung gegen Schadens-ersatzansprüche, die Angestellte gegen-über ihrem Arbeitgeber aufgrund vonVerletzungen oder Krankheiten, die inZusammenhang mit ihrer Anstellung entstanden sind, geltend machen kön-nen. Ist wenigstens einer der Angestell-ten normalerweise in England, Schott-land oder Wales ansässig oder arbeitet ein außerhalb des Vereinigten König-reichs ansässiger Mitarbeiter bereits seit 14 Tagen im Land, so trifft diese Pflicht auch diejenigen Dienstleister, die ihrenSitz außerhalb des Königreichs haben. „Dies wird nicht selten übersehen, kann aber ein Bußgeld in Höhe von 2.500Pfund pro Tag zur Folge haben und wird streng kontrolliert“, so Dr. Sybille Stei-ner, Leiterin des German Desk der Londo-ner Großkanzlei Irwin Mitchell LLP.

Für alle deutschen Dienstleister, die im Vereinigten Königreich Arbeiten aus-führen, gilt, dass sie vorab die Aufnah-me der Dienstleistungstätigkeit bei der zuständigen Behörde anzeigen. Die je-weilige Behörde ist in Schedule 1 der Eu-ropean Communities (Recognition of Professional Qualifications) Regulations 2007 aufgeführt.

Bei Dienstleistungserbringungen in der EU steckt der Teufel oft im Detail. Be-reits im Vorfeld zuverlässige Informatio-nen einzuholen, erspart spätere Proble-me. Beachtet der Dienstleister sie aber, so profitiert er im Vereinigten König-reich von einem zuverlässigen und hoch entwickelten Rechtssystem.

WEITERE INFORMATAA IONEN

www.gtai.de/recht> Local Authority Building Control:

www.labc.co.uk> Construction Industry Training Board:

www.tinyurl.com/markets3-16-49> Electrotechnical Certification Scheme:

www.ecscard.org.uk> Recognition of Professional Qualifications:

www.tinyurl.com/markets3-16-49-2

IST MANCHES WENIGER STRENG REGULIERT ALSIN DEUTSCHLAND, DEN ARBEITSSCHUTZ UND DIE ARBEITSSICHERHEITNIMMT MAN SEHR GENAU.

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INSIDE SPANIEN

Topthema: China versus AseanDie Löhne in der Volksrepublik China steigen, der Kostendruck auf Betriebe im verarbeitenden Gewerbe nimmt immer weiter zu. Bereits ein Fünftel der deutschen Firmen in der Volksrepublik zog 2015 laut einer Umfrage eine Verlagerung des Standorts in die Asean-Region – die Association of Southeast Asian Nations, die insgesamt zehn Staaten umfasst – in Betracht. markets stellt die beiden Wachstums-regionen in den direkten Vergleich und wiegt Vor- und Nachteile ab.

AUSBLICK: Schwerpunkte der nächsten markets-Ausgabe

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Miriam Neubert berichtet für

Germany Trade & Invest aus Madrid.

Alles andere wird vergessen, wenn die Schüler bei der Sonderziehung der Nationalen Lotterie singend Gewinnhöhe und Loszahl verkünden.

Weitere Themen:

> Spezial erneuerbare Energien in Lateinamerika: Die rechtlichen Rahmenbedingungen der wichtigsten Länder im Überblick.

> Kreativwirtschaft: markets stellt die wirtschaftlichen Dimensio-nen der Kreativwirtschaft weltweit vor.

> Sambia: Sambia ist die drittgrößte Volkswirtschaft im südlichen Afrika – in welchen Bereichen lohnen sich Investitionen?

WEITERE INFORMATIONEN

Noch mehr Antworten zu Spanien finden Sie unter www.gtai.de/spanien.

Romanfigur Don Quijote de la Mancha wurde durch den Kampf gegen Windmühlen und

seine hintersinnigen Sprüche weltberühmt. 2016 jährt sich der Todestag seines Schöpfers Miguel de Cervantes Saavedra zum 400. Mal.

Exportschlager Nummer eins?Autos. Spanien ist der zweitgrößte

Kraftfahrzeughersteller in der Europäi-schen Union, vom Warenwert her folgen Maschinen und Anlagen. Nicht zu verges-sen sind Sonne, Strände, Kultur: Der Tou-rismus als Dienstleistungsexport boomt.

Größtes Wachstumspotenzial?Auf lange Sicht bei allem, was mit

Nachhaltigkeit zusammenhängt: Ener-gieeffizienz in Wohngebäuden und Un-ternehmen, effizientes Wassermanage-ment, konsequente Kreislaufwirtschaft.

Wohin gehen Spanier am liebs-ten, wenn sie nicht arbeiten?

Magnetisch zieht es sie in Pausen und am Feierabend nach draußen in Bars und Cafés zum gut gelaunten Stelldich-ein. In den Ferien heißt es dann, ab ins „Pueblo“, ins Dorf, aus dem die Familie stammt. Daher gehört Madrid im August den Touristen.

Liebenswerte Besonderheiten?Ein das ganze Land einendes Ereig-

nis ist „El Gordo“ (der Dicke), die Sonder-ziehung der Nationalen Lotterie am 22. Dezember jeden Jahres. Mit einem Ge-samtwert von 2,2 Milliarden Euro ist sie die größte der Welt, mit mehreren Tau-send Gewinnern wohl auch die mit dem breitesten Glückspotenzial. Häufig sind es Vereine, Arbeitskollegen oder ganze Dörfer, die sich ein Los teilen.

Keine warme Kleidung notwendig? Von wegen,

der kalte Hauch der traumhaft schönen, schneebedeckten Bergkulisse der Sierra de Guadarrama erreicht im Winter auch Madrid.

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Neue Märkte – Neue Chancen – Peru, 2016Bestell-Nr. 20733www.gtai.de/peru

Mittel- und Osteuropa 2016 – Chancen in aufstrebenden MärktenBestell-Nr. 20756www.gtai.de

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Neue Märkte – Neue Chancen

Ein Wegweiser für deutsche Unternehmer

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Mittel- und Osteuropa 2016Chancen in aufstrebenden Märkten

ISSUE 4/2016

Neue Märkte – Neue Chancen

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marketsist IVW-geprüft.

MARKETS wird verlegt von Germany Trade and Invest – Gesellschaft für Außenwirtschaft und Standortmarke-ting mbH, Villemombler Straße 76, 53123 Bonn, Tel.: +49/228/249 93-0, Fax: +49/228/249 93-212, [email protected], www.gtai.deCHEFREDAKTION: Andreas Bilfinger, stellv. Chef redaktion: Martin Kalhöfer, Stephanie Hennig, Josefine HintzeREDAKTION: Samira Akrach, Ulrich Binkert, Eva Forinyak, Helge Freyer, Oliver Höflinger, Kirs-ten Hungermann, Dr. Achim Kampf, Eva-Maria Korfanty- Schiller, Robert Matschoß, Klaus Möbius, Christina Otte, Verena Saurenbach, Axel Simer, Edda vom DorpAUTOREN: Ulrich Binkert, David Chasdi, Carsten Ehlers, Robert Espey, Esad Fazlic, Bernd Hones, Martin Kalhöfer, Dr. Achim Kampf, Dr. Marcus Knupp, Eva- Maria Korfanty-Schiller,

Klaus Möbius, Miriam Neubert, Katrin Pasvantis, Torsten Pauly, Michael Sauermost, Verena Saurenbach, Axel Simer, Manfred Tilz, Jan Triebel, Edda vom Dorp TEXT UND LAYOUT: muehlhausmoers corporate communications, [email protected]: Stephanie BackhausMITARBEIT: Otto Dietrich, Stefan Hirsch, Christian Klier, Michael Konrad, Lisa Krekel, Paulina Roloff, Elke Weidenstraß, Felix ZirnsteinTITELBILD: plainpicture/Bildagentur HamburgDRUCK: dfs Druck, Köln, [email protected] ANZEIGEN: Luxx Medien GmbH, Jörn Bickert, +49/228/688 314 12, [email protected]: 10.000 ExemplareERSCHEINUNGSWEISE: zweimonatlichABOSERVICE: [email protected]: 8. Mai 2016

HAUPTSITZ DER GESELLSCHAFT: Friedrichstraße 60, 10117 BerlinGESCHÄFTSFÜHRER: Dr. Benno Bunse, Erster Geschäftsführer; Dr. Jürgen Friedrich, Geschäftsführer REGISTERGERICHT: Amtsgericht CharlottenburgREGISTERNUMMER: HRB 107541 BAlle Rechte vorbehalten. Nachdruck – auch teil weise – nur mit vorheriger ausdrückli- cher Genehmigung. Trotz größtmöglicher Sorgfalt keine Haftung für den Inhalt. Die kartografischen Darstellungen enthalten keine völkerrechtliche Anerkennung von Grenzen und Gebieten.

Gefördert durch das Bundesministerium für Wirt-schaft und Energie aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages.

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Page 52: markets International

Where German and Asian business interests meet

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