Marktbericht Mai 2012

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1 Müller & Sohn Marktbericht MARKTBERICHT 05.2012

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Marktbericht, Wirtschaft, Mai 2012

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Müller & Sohn Marktbericht

MARKTBERICHT

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DIE WELTWIRTSCHAFT ���� Chinas Wirtschaftsmotor stottert Enttäuschende Wirtschaftsdaten aus China sowie die weiterhin steigenden Sorgen um die Euro Schuldenkrise sorgen für eine trübe Aussicht für die Weltwirtschaft und infolge dessen für nachgebende Rohstoffpreise. Der von HSBC veröffentlichte Einkaufsmanager-Index fällt für China im Mai 2012 auf 48,4 Punkte zurück und entfernt sich damit immer weiter von der Marke von 50, oberhalb derer Wachstum signalisiert wird. Auch die Publikation der China Federation of Logistics & Purchasing zeigt einen Rückgang des PMI auf 50,4. Volkswirte erwarten, dass bei einer weiteren Verlangsamung des Wirtschaftswachstums im zweiten Quartal die chinesischen Behörden in den nächsten Monaten mit wachstumsstabilisierenden Maßnahmen reagieren werden. Mögliche Konjunkturmaßnahmen der chinesischen Regierung könnten insbesondere dem Metallsektor zugute kommen. Die Reaktionen auf die schwachen PMI Publikationen halten sich jedoch in Grenzen. Auch aus den USA kommen enttäuschende Daten. Die Zahlen zum Verbrauchervertrauen in den USA fielen deutlich schwächer aus als erwartet und der Index, der von Verbrauchern geplante Einkäufe (Autos, Eigenheime und andere größere Güter) abbildet, hat sich den dritten Monat in Folge auf aktuell 64,9 Punkte verschlechtert. Volkswirte hatten zuvor mit einem ansteigenden Wert auf 70,3 Punkten gerechnet. Keine positiven Nachrichten kommen auch vom US-Häusermarkt, denn der Hauspreisindex für die 20 größten Städte in den USA nimmt um 2,6 Prozent gegenüber dem entsprechenden Vorjahresmonat ab. Sowohl in Europa als auch in den USA enttäuschten neben den Einkaufsmanagerindizes ebenso die Berichte zu den Arbeitsmärkten und die unerwartet schwachen Konjunkturdaten. Darüber hinaus scheint das schwächere Wirtschaftswachstum mittlerweile auch in den Schwellenländern angekommen zu sein. So haben im April sowohl die indische als auch die brasilianische Zentralbank überraschend deutlich die Zinsen gesenkt. Insbesondere in Brasilien wurde dieser Schritt mit einem zuletzt sehr verlangsamten Wirtschaftswachstum begründet.

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Die sich wieder verschärfende Krise in der Europäischen Währungsunion stellt nach wie vor das größte Risiko für die Weltwirtschaft dar. Grundlegende wirtschaftliche, fiskalische und finanzielle Ungleichgewichte innerhalb des Euroraums lassen auch die Anstrengungen zur Konsolidierung der öffentlichen Finanzen unterschiedlich aussehen und die davon ausgehende Bremswirkung könnte in einigen Ländern erheblich sein. Vor diesem Hintergrund wächst die Gefahr eines Teufelskreises, der durch eine hohe und nicht abnehmende Verschuldung, ein schwaches Bankensystem, eine zu starke fiskalische Straffung und ein niedrigeres Wachstum in Gang gesetzt werden könnte.

EUROPA � Schuldenkrise hat Europa fest im Griff Nach den Wahlen Anfang Mai in Frankreich und Griechenland ist auch die Unsicherheit an den Industriemetallmärkten nochmals gewachsen. In beiden Ländern wurde von der Bevölkerung den jeweiligen Sparanstrengungen eine klare Absage erteilt. Wenn es bis Ende Juni in Griechenland keine handlungsfähige Regierung gibt, droht dem Land erneut die Zahlungsunfähigkeit. Zwar hat Ende des Monats das irische Referendum zum Fiskalpakt Zustimmung erteilt, der nächste Rückschlag könnte noch folgen. Solange die Investoren keine Klarheit hinsichtlich des Verbleibs Griechenlands in der Euro-Zone erhalten, dürfte sich die Stimmung an den Metallmärkten auch nicht weiter aufhellen. Als klarer Verlierer des Wiederaufflammens der Staatsschuldenkrise ist der Euro anzusehen, der gegenüber dem US-Dollar merklich abwertete. Auf der anderen Seite wirkt ein fester US-Dollar jedoch negativ auf die Rohstoffpreise. Die amerikanische Währung befindet sich derzeit auf einem Langstrecken-Höhenflug und jüngst ist sie zum Euro auf den höchsten Stand seit knapp zwei Jahren gestiegen. Der EZB fehlt derzeit die Möglichkeit, die Geldpolitik zu verschärfen, denn die Staaten sind zum großen Teil kurzfristig finanziert. Eine Erhöhung des Leitzinses würde die Zinslast hochverschuldeter Länder untragbar machen.

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Spanien und Frankreich verfehlen nach Einschätzung der EU-Kommission ihre Defizitziele. Die beiden großen Euro-Länder werden es nicht schaffen, in 2013 die fest vereinbarte Defizitmarke von drei Prozent der Wirtschaftsleistung einzuhalten. Das von einer Bankenkrise erschütterte Mittelmeerland Spanien kommt 2013 demnach auf 6,3 Prozent Haushaltsdefizit vom Bruttoinlandsprodukt (BIP), Frankreich auf 4,2 Prozent. Auch die Niederlande werden im kommenden Jahr wohl mit 4,6 Prozent weit über der Zielmarke von 3 Prozent liegen und schneiden schlechter ab als bisher erwartet wurde. Für das Gesamtjahr 2012 werden von Experten ein Nullwachstum für alle 27 EU-Staaten und ein Minus von 0,3 Prozent für die 17 Euroländer prognostiziert. Deutschland steht im Vergleich zu den meisten Euroländern noch gut da. Im laufenden Jahr wird die größte Volkswirtschaft der EU nach Einschätzung um 0,7 Prozent wachsen, im kommenden Jahr um 1,7 Prozent. Das Staatsdefizit soll weiter fallen, von 0,9 Prozent im laufenden Jahr auf 0,7 Prozent im kommenden Jahr. Wachsen statt Sparen lautet die neue Losung nach den Wahlen in Griechenland und Frankreich. Deutschland wächst, die zweitgrößte Volkswirtschaft im Euroraum, Frankreich, stagnierte in den ersten drei Monaten des Jahres. Schlimmer sieht es in den Krisenländern aus: Die spanische Wirtschaft schrumpfte wie schon am Jahresende um 0,3 Prozent und steckt damit wieder in einer Rezession. Ebenso erging es Italien, wo das Bruttoinlandsprodukt sogar um 0,8 Prozent einbrach. Das war der dritte Rückgang in Folge. Auch Portugal findet nicht aus der Rezession: Hier gab es ein Minus von 0,1 Prozent. Die EU-Kommission geht davon aus, dass die Wirtschaft der Euro-Zone in diesem Jahr um 0,3 Prozent schrumpft. Für 2012 traut sie ihr wieder ein Wachstum von 1,0 Prozent zu. Sorgen bereitet den Finanzmärkten insbesondere Spanien. Zum dritten Mal seit ihrem Amtsantritt im Dezember des vorigen Jahres hat die konservative Regierung unter Ministerpräsident Mariano Rajoy das spanische Haushaltsdefizit für das Jahr 2011 nachträglich nach oben korrigieren müssen. Das Defizit soll nun nicht wie zuletzt nach Brüssel gemeldet und von der Europäischen Union bestätigt 8,5 Prozent, sondern 8,9 Prozent des Bruttoinlandsprodukts betragen.

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An den Finanzmärkten gehen inzwischen viele Marktteilnehmer von einem Euro-Austritt Griechenlands noch in diesem Jahr aus. Die Kosten für diesen Schritt können kalkulierbar sein, da der Schuldenschnitt Griechenlands die Außenstände der Banken gegenüber Griechenland drastisch sinken lassen hat. Während die meisten Banken einem Staatsbankrott eher entspannt entgegensehen, kommen auf die europäischen Steuerzahler milliardenschwere Lasten zu. Die 27 EU-Staats- und Regierungschefs bekräftigten nach ihrem Sondergipfel in Brüssel Ende Mai lediglich den Wunsch, dass Griechenland in der Eurozone bleiben soll. Jedoch müssen die Griechen aber ihre Sparzusagen erfüllen, um langfristig den Euro zu behalten. Inwieweit sich die Griechen aber dazu bekennen wird sich in der Nachwahl im Juni zeigen. Die Ökonomen befürchten, dass nach einem möglichen Austritt Griechenlands aus dem europäischen Verbund auf den Austritt weiterer gefährdeter Krisenländer spekuliert werden könnte und deren Zinsen kräftig in die Höhe getrieben werden.

DEUTSCHLAND � Stimmung in der deutschen Wirtschaft verschlechtert sich Lange hat sich die deutsche Wirtschaft von der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung abgekoppelt. Trotz der Schuldenkrise in der Eurozone und der Rezession in Südeuropa war der Ifo-Geschäftsklimaindex, das wichtigste Stimmungsbarometer der deutschen Wirtschaft seit November 2011 stetig gestiegen. Doch jetzt erfolgte eine klare Korrektur. Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich im Mai deutlich eingetrübt und entsprechend fiel der Ifo-Geschäftsklimaindex von 109,9 auf 106,9 Punkte. Die befragten Unternehmen beurteilten sowohl ihre aktuelle Geschäftslage und auch ihre Erwartungen für das nächste halbe Jahr spürbar ungünstiger als in den Monaten zuvor. Die deutsche Wirtschaft steht unter dem Eindruck der in letzter Zeit gestiegenen Unsicherheit im Euroraum, vor allem die Diskussionen um einen möglichen Austritt Griechenlands aus der Eurozone haben die Erwartungen weiter nach unten gebracht. Positive Nachrichten, wie z.B. das überraschend starke deutsche Wirtschaftswachstum im ersten Quartal 2012, wurden zuletzt ausgeblendet.

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Aufgrund guter Exportzahlen und der hohen Inlandsnachfrage ist das Bruttoinlandsprodukt in Deutschland im 1. Quartal 2012 überraschend deutlich gewachsen und konnte gegenüber dem Vorquartal um 0,5 Prozent zulegen. Nur das kräftige Wachstum in Deutschland verhindert derzeit eine Rezession im Euroraum. Das gute Resultat der wirtschaftlichen Leistung verdankt Europas größte Volkswirtschaft vor allem den gut laufenden Exporten. Ein großer Schub nach deutschen Produkten kam insbesondere von den Schwellenländern, die damit die geringere Nachfrage aus dem mit Staatschulden kämpfendem Euroraum ausgleichen konnten. Wie das Statistische Bundesamt nach vorläufigen Berechnungen mitteilte, sind die Exporte, anders als die Importe, zum Jahresbeginn gestiegen. Zudem wurde im Inland mehr konsumiert als noch im Vorquartal. Dies wiederum habe die sinkenden Investitionen teilweise kompensieren können. Die deutschen Unternehmen haben sich in der Eurokrise flexibel gezeigt und in andere Märkte umorientiert. So profitieren etwa die Automobilhersteller und ihre Zulieferer von der Nachfrage in schneller wachsenden Märkten wie China und Brasilien. Weitere Hoffnungen ruhen vor allem auf einem robusten Binnenmarkt, denn bei gleichzeitig sinkender Arbeitslosigkeit und steigenden Löhnen wird der Konsum angeregt.

Quelle: FAZ.net

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Die Frage, die sich derzeit stellt, lautet, wie widerstandsfähig zeigt sich die deutsche Wirtschaft in den kommenden Monaten? Die Komponenten aktuelle Lageeinsschätzung und Erwartungen driften weiter auseinander.

NE-METALLE ALUMINIUM ���� Notierungen versus Produktionskosten Die Zweifel der Investoren an Griechenlands Sparwillen und die europäische Schuldenkrise drücken die Rohstoffpreise. Der Rohstoffindex GSCI, der 24 Rohstoffe abbildet, fiel am 15.05.12 auf den niedrigsten Stand seit Anfang des Jahres. Auch die Aluminiumnotierungen gaben in unserer Berichtszeit Mai 2012 deutlich nach. Im gesamten Monatsverlauf konnten die Notierungen an der Londoner Metallbörse nicht über die 2.100-UDS-Marke steigen. Vielmehr geriet diese Linie immer mehr aus dem Fokus und am 15.05.12 wurde mit 2.026 USD ein vorläufiger Tiefpunkt erreicht. Am 24.05.12 testete der Markt mit 2.002 USD erstmals die 2.000-USD-Linie, die am 31.05.12 mit 1.998 USD dann nach unten durchbrochen wurde. Dies markierte einen Tiefpunkt in der gesamten Entwicklung der Aluminiumnotierungen. Die Aluminiumvorräte wurden vom Rekordhoch im Februar 2012 mittlerweile um 2,9% bzw. knapp 150.000 t abgebaut und zum ersten Mal wurde am 04.05.12 wieder die Marke von 5 Mio. Tonnen mit 4.990.075 t unterschritten. Die Aluminiumvorräte in den Lagerhäusern der LME befinden sich somit wieder fast auf dem Niveau von Mitte Dezember 2012. Wichtig ist der Hinweis, dass die Lagerbestände nicht vollumfänglich dem Markt zur Verfügung stehen, was in einigen Regionen für eine Prämie von bis zu 200 USD je Tonne bedeutet und wiederum auf eine Angebotsknappheit am physischen Markt hinweist. Das Niveau an der LME liegt immer noch sehr hoch und am 31.05.12 wurde ein Vorrat von 4.918.925 t gemeldet. Auch von Seiten Chinas kann derzeit keine Unterstützung für den Leichtmetallmarkt erwartet werden. Der HSBC Einkaufsmanagerindex für China scheint sich mit Werten unter der Wachstumsgrenze von 50 Punkten einzupendeln, was auf eine nachlassende Dynamik der chinesischen Volkswirtschaft hindeutet. Festigt sich diese Tendenz,

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sollten die Auswirkungen besonders negativ auf die Preisentwicklung bei den Industriemetallen sein. Das Thema Produktionskosten rückt aufgrund der niedrigen Aluminiumpreisen wieder stärker in den Fokus. Kurse nahe an der wichtigen Marke von 2.000 USD pro Tonne könnten weitere Produzenten zu Produktionskürzungen zwingen. Das Unternehmen Norsk Hydro hatte zu Jahresbeginn eine Produktionskürzung für eine 180.000 Tonnen Produktionsstätte in Australien um ein Drittel angekündigt. Heute scheint bei Produktionskosten dieser Schmelze in Höhe von 2.235 USD pro Tonne sogar eine Komplettschließung so gut wie beschlossen. Sollten diese 1,5 Mio. Tonnen Produktionskapazität aufgrund zu hoher Kosten aufgegeben werden, würde diese Mengen ca. 3% der gesamten weltweiten Aluminiumproduktion des Jahres 2011 entsprechen. In der zweiten Jahreshälfte sehen die Experten einhergehend mit einer konjunkturellen Erholung und einer Beruhigung an den Märkten wieder deutlich steigende Aluminiumpreise. KUPFER � Konjunkturbedingter Kursverlust am NE-Metallmarkt Das konjunktursensible Metall wurde im Berichtsmonat wieder einmal seiner Rolle gerecht und angesichts der globalen konjunkturellen Gesamtverfassung gaben die Notierungen der London Metal Exchange auf breiter Front nach. Kupfer ist zum Monatsende (31.05.12) auf den bislang niedrigsten Stand in diesem Jahr mit 7.490 USD gestürzt und hat somit im Mai fast elf Prozent an Wert verloren. Dies bedeutet den größten Monatsverlust seit September 2011 und mit drei Monatsverlusten in Folge weist Kupfer zudem die schlechteste Performance seit einem Jahr auf. In den ersten Handelstagen im Mai befand sich der Kupfermarkt in einer Backwardation Position, in der die Kassa-Notierungen über den Notierungen für Drei-Monats-Ware lagen. Um den 10.05.12 herum änderte sich die Situation wieder und die Position ist derzeit eher ausgeglichen.

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Die Marktteilnehmer an den NE-Metallmärkten beschäftigt allen voran die Staatsschuldenkrise in der Eurozone, die in unserer Berichtszeit mit Macht wieder in den Mittelpunkt des Marktinteresses gerückt ist und die Risikoaversion der Marktteilnehmer merklich hat steigen lassen. Auch das schwächere Wirtschaftswachstum sowohl in den Vereinigten Staaten als auch in China sind Faktoren, warum die Rohstoffpreise gefallen sind. Die Hedgefonds haben in der letzten Handelwoche im Mai ihre bullischen Wetten auf steigende Rohstoffpreise aufgrund der Griechenland-Thematik weiter zurückgefahren. Der Positionsabbau zog sich dabei auf breiter Basis von Kupfer bis zu Sojabohnen hin. Die im Monatsverlauf hohen Preisverluste bei Kupfer führten Händler unter anderem auch auf eine deutliche Aufstockung der Vorräte an der London Metal Exchange (LME) zurück. Allein China habe 110.000 Tonnen Kupfer deponiert. Die Vorräte in den LME-Lagerhäusern bewegten sich im Mai zwischenzeitlich abwärts und am 16.05.12 wurden 215.350 t gezählt. Bis zum Berichtsmonatsende stiegen die Vorräte wieder um rund 15.000 t bis auf 230.675 t. Die internationale Nachrichtensender-Gruppe Bloomberg befragte Händler und diese zeigen sich derzeit für den Kupfermarkt sehr pessimistisch gestimmt. Für die meisten Experten überwiegt die Gefahr, dass der Kupfer Kurs auf ein neues Jahrestief zurückfallen könnte, seitdem die Notierungen seit Ende April ohne größere Gegenbewegung auf der Verlustseite unterwegs sind. Mittlerweile sind viele dunkle Wolken am Himmel aufgezogen, denen sich die Industriemetalle wohl nur noch bedingt entziehen können. Einige Händler befürchten, die sommerliche Ruhe könnte schon im Mai auf dem Markt eintreten. Werden Rohstoffpreise ihrem Vorlaufcharakter erneut gerecht, so stehen uns konjunkturell harte Zeiten bevor. Vor allem der starke Dollar setzt die Rohstoffpreise zunehmend unter Druck

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NICKEL � Kursrutsch am Nickelmarkt Nickel hatte einen starken Jahresauftakt und die LME-Nickel-Notierung markierte Anfang Februar bei knapp 22.000 USD ein Jahreshoch. Doch im weiteren Jahresverlauf sind die Notierungen des vorwiegend zur Edelstahlproduktion verwendeten Metalls um fast 5.000 USD bzw. um 22 Prozent eingebrochen. Im abgelaufenen Berichtsmonat Mai 2012 hat der Nickelpreis eine weitere wichtige Widerstandslinie nach unten durchbrochen und der Nickelpreis ist zuletzt sogar unter die 17.000 USD-Marke gefallen. Erstmals notierte Nickel am 15.05.12 mit 16.950 USD unterhalb dieser Linie, konnte sich dann aber wieder bis auf 17.200 USD verbessern. Zum Monatsende verlor der Markt vom 30. auf den 31.05.12 ganze 765 USD und der Monat schloss mit 16.260 USD. Die nächste technische Linie liegt bei 15.000 USD und mancher Marktteilnehmer sieht das negative Ziel bereits vor Augen. Inzwischen bewegt sich der Nickelkurs nur unweit der Tiefstände aus den Jahren 2011 und 2010. Der Preissturz ist über weite Strecken abgekoppelt von dem Geschehen an den übrigen NE-Metallmärkten erfolgt, was ein Zeichen für den Nebenschauplatz Stahl- und Edelstahlindustrie ist. Durch die immer weiter gefallenen Nickelkurse haben auch die Verkaufsmengen der Edelstahl Fertigprodukte abgenommen. Aktuelle Daten der Edelstahlindustrie deuten darauf hin, dass sich der Wachstumsrückgang in den ersten Monaten 2012 weiter fortsetzt. Die Preis-, Produktions- und Ertragskürzungen zahlreicher namhafter Hersteller, wie z. B. Baosteel, Outokumpu oder Posco, lassen darauf schließen. Dementsprechend stellt sich auch die Nickelnachfrage bei weitem nicht mehr so dynamisch dar, wie noch in der Jahresprognose für 2012. Die bei der LME registrierten Nickelbestände sind parallel dazu seit Anfang November 2011 um nahezu 30 Prozent bzw. 23.000 t auf 112.404 t am 10.05.12 angewachsen. Die Vorräte reduzierten sich bis zum 31.05.12 leicht auf 111.582 t. Inzwischen entspricht der Bestand rund 6 Prozent des globalen Jahresverbrauchs. Die Lagerwende deutet darauf hin, dass der Nickelmarkt wieder in einen Angebotsüberschuss zurückgekehrt ist.

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Nach Zahlen des International Stainless Steel Forums kletterte die weltweite Edelstahlproduktion, die mit Abstand wichtigste Konsumentenseite der Nickelnachfrage, im letzten Jahr auf einen neuen Rekordwert von rund 32 Mio. t (+3% gegenüber Vorjahr 2010). Inzwischen zeigen die Quartalsdaten, dass sich die Dynamik im Jahresverlauf auf hohem Niveau abschwächt. Der Markt ist aktuell von zwei entscheidenden Faktoren getrieben. Zum einen ist der derzeitige Preisrückgang auf die Verlangsamung auf der Nachfrageseite zurückzuführen und auf der anderen Seite auf die von den Marktakteuren vorweggenommene massive Angebotsausweitung. Weit verbreitet ist das Gefühl der Unsicherheit. Aufgrund der konjunkturell bedingten Nachfrageabschwächung einerseits sowie der zu erwartenden Angebotsausweitung und wachsenden Lagerbeständen andererseits spricht aus fundamentaler Perspektive derzeit kaum etwas für steigende Nickelnotierungen. Prognosen tragen inzwischen dem aktuell schwachen Marktumfeld Rechnung und liegen bis Herbst bei Notierungen um 18.500 USD. Auf der anderen Seite wird aufgrund des starken Rückgangs der Nickelpreise nur noch wenig Korrekturpotential gesehen. Insbesondere die Exportrestriktionen in Indonesien für Metallerze sollten eine natürliche Untergrenze etablieren. Daher gehen Investmenthäuser davon aus, dass der Nickelüberschuss im Jahr 2012 seinen Höhepunkt erreichen sollte und der Nickelpreis zum Ende des Jahres wieder Potential für einen Preisanstieg haben sollte. ZINK � Bodenbildung scheint erreicht Die gedämpfte Grundstimmung bei den Industriemetallen vor dem Hintergrund der Schuldenkrise in Europa hat auch vor dem Zinkmarkt nicht Halt gemacht. Das Metall verzeichnete auch einen spürbaren Preisrückgang und der Zinkpreis hat eine heftige Preisreaktion gezeigt. Insgesamt verlor das Metall im Mai 2012 rund 180 USD. Nach dem 03.05.12, als Zink mit 2.021 USD notierte, konnte das Industriemetall nicht mehr diese Höhe erreichen. Vielmehr ging es stetig abwärts und am 24.05.12 wurde mit 1.863 USD erstmals ein Wert unterhalb der 2.000 USD Marke erreicht und der Monat schloss mit 1.885 USD.

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Das Marktgeschehen kühlte sich im Alt- sowie Neumetallbereich ab, da auch ausreichend Material vorhanden ist. Trotzdem nutzten anscheinend einige Verarbeiter das niedrige Preisniveau der LME für Eindeckungen und haben sich z. T. mit Verträgen mittelfristiger Laufzeit eingedeckt. Die International Lead and Zinc Study Group (ILZSG) erwartet für die globalen Blei- und Zinkmärkte für dieses Jahr einen Angebotsüberschuss von 249.000 t bei Zink. Bei Blei als auch bei Zink stellt das in beiden Fällen eine deutliche Aufwärtsrevision der Herbstprognosen dar. Der Angebotsüberschuss spiegelt sich zugleich in hohen Lagerbeständen der Londoner Metallbörse wider. Sie befinden sich an der LME mit 946.075 t am 21.05.12 auf einem 17-Jahreshoch. Zum Berichtsmonatsende lagerten 940.775 t. Insgesamt gehen viele Teilnehmer des Zinkmarktes davon aus, dass inzwischen der Boden erreicht ist und Zinkmetall und –schrott in den kommenden Wochen wieder teurer werden könnte. Auch wenn man davon spricht, dass Rohstoffe, die der Produktion dienen, kurzfristig weiter an Boden verlieren.

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Redaktionsleitung: Matthias Kämper (V.i.s.d.P.) Rainer Kämper Redakteurin: Petra Reuther Schriftleitung: Michael Obst Erscheinungstermin: Monatlich Rechtliche Hinweise: Die Marktinformation und alle in ihr enthaltenen Beiträge, Abbildungen und Charts sind urheberrechtlich geschützt. Eine Verwertung, wie Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen sowie die Einspeicherung in elektronischen Systemen, ist nur für eigene Zwecke statthaft. Eine Bearbeitung oder Änderung ohne unsere Zustimmung ist unzulässig und strafbar. Müller & Sohn übernimmt keine Gewähr für die Richtigkeit der in diesem Marktbericht mitgeteilten Informationen und haftet nicht für abgeleitete Folgen.

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