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Arbeitsblätter zur Ausstellung „Ritter! Tod! Teufel? Franz von Sickingen und die Reformation“ (21.5. – 25.10.2015) Autor: Michael Landgraf (RPZ Neustadt a.d. Weinstraße) im Auftrag des Landesmuseums Mainz, GDKE Marstall/Schellbau (Plan Nr.13): Kritik an der Kirche. Dunkelmännerbriefe Die Unzufriedenheit mit der Kirche damals und die Gründe, warum sich viele Menschen der Reforma- tion anschlossen, hatte eine lange Vorgeschichte. Es gab eine romfeindliche Stimmung im Land – lange schon vor Martin Luther. So gab es die Gravamina der deutschen Nation“. Das waren Beschwerden, die an den Papst in Rom gerichtet waren. Voraus ging ein Abkommen zwischen Kaiser und Papst (1448). Dies besagte, dass der Papst kirchliche Stellen besetzen durfte, wenn Geld an ihn gezahlt wurde. Seit 1451 beschwerten sich auf Reichstagen Landesherren und freie Städte. Einer der Kritiker war auch Ulrich von Hutten, der 1518/19 den Papst als Gegner der teutschen Freiheit“ bezeichnete, weil viel Geld ausser Landes floss und wichtige Ämter im Land von Rom aus besetzt wurden. Martin Luther griff die Beschwerden 1520 in seiner Schrift „An den christlichen Adel“ (6.1, Schellbau) auf. Seit dem Reichstag von Worms (1521) suchten viele Kritiker Roms eine Ver- bindung zur Reformation. 102 Beschwerden wurden vorgetragen – vor allem gegen den Einfluss des Papstes auf die Besetzung kirchli- cher Ämter und Pfründe im Reich. Man kriti- sierte Geldzahlungen für kirchliche Handlun- gen wie Seelen- und Weihemessen, aber auch den Ablasshandel, den Lebensstil der Päpste und die Unsummen, die der Bau des neuen Petersdomes verschlang. Auf alle Beschwerde- briefe, die über 70 Jahre nach Rom gingen, kam nie eine Antwort. Fasse in eigenen Worten zusammen, was man der Kirche damals vorwarf und welche Rolle diese „Gravamina“ vermutlich für die Reformation spielten. Deute, was Ulrich von Hutten meinte, wenn er den Papst als „Feind der deutschen Freiheit“ be- zeichnete. Dunkelmännerbriefe hieß eine Schrift aus dem Jahre 1515, durch die deutsche Humanisten Theologen sati- risch aufs Korn nahmen. Auslöser der Schrift war, dass es damals Forderungen gab, dass hebräische Schriften verbrannt werden sollten. Der Humanist Johannes Reuchlin aus Pforzheim setzte sich für den Erhalt die- ser Schriften ein. Er sah die hebräischen Schriften als wichtige Quelle des Alten Testaments. 1514 veröf- fentlichte Reuchlin deshalb die „Briefe berühmter Männer“. Die ein Jahr später anonym erschienenen „Dunkel- männerbriefe“ enthielten fingierte Briefe, die unter anderem Ulrich von Hutten zugeschrieben wurden. Sie waren bewusst in schlechtem Latein geschrieben. Dies sollte die Unwissenheit der Gegner zeigen. Lu- ther lehnte allerdings diese Satire ab und bezeichnete den Autor der Dunkelmännerbriefe als „Hanswurst“. Schau dir bei 3.2 (Marstall) die Informationen zu den Dunkelmännerbriefen an. Welche Gründe gab es wohl, dass diese Briefe anonym veröffentlicht wurden? Ulrich von Hutten, Crotus Rubeanus u. a., Epistolae obscurum virorum (Dunkelmännerbriefe), 1517, Hessische Hochschul- und Landesbibliothek, Fulda

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  • Arbeitsblätter zur Ausstellung „Ritter! Tod! Teufel? Franz von Sickingen und die Reformation“ (21.5. – 25.10.2015)

    Autor: Michael Landgraf (RPZ Neustadt a.d. Weinstraße) im Auftrag des Landesmuseums Mainz, GDKE

    Marstall/Schellbau (Plan Nr.13): Kritik an der Kirche. Dunkelmännerbriefe

    Die Unzufriedenheit mit der Kirche damals und die Gründe, warum sich viele Menschen der Reforma-tion anschlossen, hatte eine lange Vorgeschichte. Es gab eine romfeindliche Stimmung im Land – lange schon vor Martin Luther. So gab es die „Gravamina der deutschen Nation“. Das waren Beschwerden, die an den Papst in Rom gerichtet waren. Voraus ging ein Abkommen zwischen Kaiser und Papst (1448). Dies besagte, dass der Papst kirchliche Stellen besetzen durfte, wenn Geld an ihn gezahlt wurde. Seit 1451 beschwerten sich auf Reichstagen Landesherren und freie Städte. Einer der Kritiker war auch Ulrich von Hutten, der 1518/19 den Papst als Gegner der „teutschen Freiheit“ bezeichnete, weil viel Geld ausser Landes floss und wichtige Ämter im Land von Rom aus besetzt wurden.

    Martin Luther griff die Beschwerden 1520 in

    seiner Schrift „An den christlichen Adel“ (6.1,

    Schellbau) auf. Seit dem Reichstag von Worms (1521) suchten viele Kritiker Roms eine Ver-bindung zur Reformation. 102 Beschwerden wurden vorgetragen – vor allem gegen den Einfluss des Papstes auf die Besetzung kirchli-cher Ämter und Pfründe im Reich. Man kriti-sierte Geldzahlungen für kirchliche Handlun-gen wie Seelen- und Weihemessen, aber auch den Ablasshandel, den Lebensstil der Päpste und die Unsummen, die der Bau des neuen Petersdomes verschlang. Auf alle Beschwerde-briefe, die über 70 Jahre nach Rom gingen, kam nie eine Antwort.

    Fasse in eigenen Worten zusammen, was man der Kirche damals vorwarf und welche Rolle diese „Gravamina“ vermutlich für die Reformation spielten.

    Deute, was Ulrich von Hutten meinte, wenn er den Papst als „Feind der deutschen Freiheit“ be-zeichnete.

    Dunkelmännerbriefe hieß eine Schrift aus dem Jahre 1515, durch die deutsche Humanisten Theologen sati-risch aufs Korn nahmen. Auslöser der Schrift war, dass es damals Forderungen gab, dass hebräische Schriften verbrannt werden sollten. Der Humanist Johannes Reuchlin aus Pforzheim setzte sich für den Erhalt die-ser Schriften ein. Er sah die hebräischen Schriften als wichtige Quelle des Alten Testaments. 1514 veröf-fentlichte Reuchlin deshalb die „Briefe berühmter Männer“. Die ein Jahr später anonym erschienenen „Dunkel-männerbriefe“ enthielten fingierte Briefe, die unter anderem Ulrich von Hutten zugeschrieben wurden. Sie waren bewusst in schlechtem Latein geschrieben. Dies sollte die Unwissenheit der Gegner zeigen. Lu-ther lehnte allerdings diese Satire ab und bezeichnete den Autor der Dunkelmännerbriefe als „Hanswurst“.

    Schau dir bei 3.2 (Marstall) die Informationen zu

    den Dunkelmännerbriefen an. Welche Gründe gab

    es wohl, dass diese Briefe anonym veröffentlicht wurden?

    Ulrich von Hutten, Crotus Rubeanus u. a., Epistolae obscurum virorum (Dunkelmännerbriefe), 1517, Hessische Hochschul- und Landesbibliothek, Fulda

  • Arbeitsblätter zur Ausstellung „Ritter! Tod! Teufel? Franz von Sickingen und die Reformation“ (21.5. – 25.10.2015)

    Autor: Michael Landgraf (RPZ Neustadt a.d. Weinstraße) im Auftrag des Landesmuseums Mainz, GDKE

    Schellbau (Plan Nr. 14): Die Reichsacht

    Franz von Sickingen kämpfte für das alte Fehderecht und hatte durch seine Fehden gegen das Gesetz („Ewiger Landfriede“ von 1495) verstoßen. Daher wurde über ihn die Strafe der „Reichs-acht“ ausgesprochen. Auch der Ritter Götz von Berlichingen, Ulrich von Hutten und 1521 Martin Luther wurden mit dieser Strafe aus anderen Gründen belegt.

    Reichsacht meint, dass jemand im gesamten Reich „geächtet“ ist. „Acht““ bedeutet „Verfolgung“. Das Vermögen des Geächteten wird eingezogen und jeder darf den Verurteilten töten, ohne eine Strafe zu erwarten. Wer ihm Hilfe gewährt (Unterschlupf; Nahrung), verfällt selbst dieser Strafe. Ein anderes Wort dafür ist „vogelfrei“. Die Reichsacht aussprechen konnte nur der Kaiser („Imperator“) und das höchste Gericht, das Reichskammergericht. Vorsitzender dieses Gerichts war der Stellvertre-ter des Kaisers. Dies war über Jahrhunderte der pfälzische Kurfürst („Comes Palatinus“), der Herr-scher über das Land Kurpfalz.

    Unten siehst du das zweite Dokument, in dem die Reichsacht über Franz von Sickingen ausge-

    sprochen wird. Das Original findest du unter Nummer 5.3c. Versuche Worte daraus zu entziffern

    und finde heraus (Anfang und Unterschrift), wer das Urteil ausgesprochen hat.

    Die Reichsacht bedeutet also, dass man keine Rechte mehr hat. Wie würde heute ein solches Le-ben aussehen?

    Achterklärung im Namen Kaiser Karls V. gegen Franz von Sickingen, 1523, Landeshauptarchiv Koblenz (© LHA Ko Best. 1 C Nr. 9198 fol. 31)

  • Arbeitsblätter zur Ausstellung „Ritter! Tod! Teufel? Franz von Sickingen und die Reformation“ (21.5. – 25.10.2015)

    Autor: Michael Landgraf (RPZ Neustadt a.d. Weinstraße) im Auftrag des Landesmuseums Mainz, GDKE

    Schellbau (Plan Nr. 15): Ebernburg – Herberge der Gerechtigkeit

    Die Ebernburg war die Stammburg von Franz von Sickingen. Als Martin Luther auf seinem Weg zum Reichstag nach Worms (1521) war, wurde er von Ulrich von Hutten eingeladen, hier Zu-flucht zu suchen. Doch statt auf die Ebernburg ging der Reforma-tor auf die Wartburg, wo er das Neue Testament übersetzte. An-dere Reformatoren hielten sich jedoch ab 1520 auf der Ebern-burg auf. Dies brachte ihr den Namen „Herberge der Gerechtig-keit“ ein.

    Martin Bucer (1491–1551) begegnete als Student in Heidelberg 1518 Martin Luther. Er schloss sich der Reformation an. 1522 erhielt er durch Franz von Sickingen die Pfarrstelle Landstuhl und wurde der erste evangelische Pfarrer der Pfalz. 1523 wurde But-zer von der römischen Kirche gebannt und suchte Schutz in Straßburg, wo er 1524 Pfarrer wurde und das evangelische Kir-chenwesen einführte. Er beeinflusste die Reformation in Würt-temberg und „erfand“ in Hessen (Ziegenhain 1539) die Konfir-mation. 1549 verließ er Straßburg und zog nach England. Dort wurde er Professor für Theologie in

    Cambridge und hatte Einfluss auf die Reformation in Großbritannien. (Nr. 4.5)

    Johannes Oekolampad (1482–1531) stammte aus Weinsberg (bis 1504 kurpfälzisch, dann württem-bergisch). Er war Priester in Basel und Augsburg. Um 1520 schloss er sich der Reformation an und wurde Burgkaplan auf der Ebernburg. Dort hielt er den ersten evangelischen, deutschsprachigen Abendmahlsgottesdienst in der Pfalz. 1522 wurde er Professor für Theologie in Basel und führte dort in den 1520er Jahren die Reformation ein.

    Johann Schwebel (um 1490–1540) war zunächst Priester, bis auch er die Verwendung der Kirchen-gelder kritisierte und sich der Reformation anschloss. 1522 fand er Zuflucht auf der Ebernburg und wurde kurze Zeit Pfarrer in Landstuhl. 1523 zog er nach Zweibrücken. Als der noch minderjährige Herzog Wolfgang sich dem evangelischen Glauben zuwandte, führte Schwebel 1533 im Land Pfalz-Zweibrücken die Reformation durch.

    Kaspar Aquila (1488–1560) stammte aus Augsburg und studierte in Wittenberg. Um 1516 war er Feldprediger bei Franz von Sickingen. Er wandte sich um 1517 den Ideen der Reformation zu und wurde Pfarrer in der Nähe von Augsburg. 1521 kam er wieder zu Sickingen. Nach dessen Tod ging er 1523 nach Wittenberg, wo er an der Schlosskirche Prediger wurde. Aquila unterstützte Luther bei der Übersetzung des Alten Testaments.

    Kaspar Hedio (1494–1552) aus Ettlingen ging in Pforzheim zur Schule, wo er von Humanisten beein-flusst wurde. 1520 wurde er von den Schriften Huldrych Zwinglis und Martin Luthers beeinflusst und trat der Reformationsbewegung bei. Er blieb nur eine kurze Zeit auf der Ebernburg und führte mit Martin Butzer in Straßburg die Reformation ein.

    Unterstreiche das Besondere, was diese Theologen jeweils ausmacht und suche in der Ausstel-

    lung nach weiteren Hinweisen auf einige dieser Personen (Nr. 4.5, 4.6, 4.7, 4.10). Erkläre, welche Bedeutung es hat, dass nicht nur Martin Luther, sondern viele andere die Ideen

    der Reformation verbreiteten.

    Ansicht der Ebernburg von Nordwesten, aus: Titus Livius, Mainz 1523, Fol. XCI und XCII, Holzschnitt, Wissenschaftliche Stadtbibliothek, Mainz

  • Arbeitsblätter zur Ausstellung „Ritter! Tod! Teufel? Franz von Sickingen und die Reformation“ (21.5. – 25.10.2015)

    Autor: Michael Landgraf (RPZ Neustadt a.d. Weinstraße) im Auftrag des Landesmuseums Mainz, GDKE

    Schellbau (Plan Nr. 16): Reformation und Bildung

    Zur Zeit der Reformation konnten die meisten Menschen nicht lesen. Martin Luther wollte aber, dass jeder Mensch die Bibel lesen und in der Gemeinde mitbestimmen konn-te. Daher schrieb er Briefe an den Adel (1520) und an die Ratsherren der Städte (1524). Er forderte sie auf, Schulen zu gründen. Kinder und Erwachsene, die noch keine Schu-le besucht hatten, sollten Lesen, Schreiben und Rechnen können. In evangelischen Gebieten wurden daraufhin viel-fach sogenannte „Küsterschulen“ für das einfache Volk geschaffen. Sie hießen so, weil meist Küster (Kirchendie-ner) die Kinder unterrichteten. Lernstoff dieser Schulen war Lesen, Schreiben, Rechnen, Singen, Beten sowie die Zehn Gebote, das Vaterunser und das Glaubenskenntnis. In der Schrift „An den Christlichen Adel deutscher Nation“

    von 1520 (6.1) rief Luther dazu auf, Reformen durch-

    zuführen. Gegen den Papst gerichtet war, dass nicht nur er die Bibel auslegen dürfe. Wichtig war Luther auch die Armenfürsorge, die besser sei als Betteln. Über die Bildung steht in dem Brief (vereinfacht): „Vor allen Dingen sollte in den ho-hen und niederen Schulen die vor-nehmste und allgemeinste Aufgabe sein die Heilige Schrift und den jun-gen Knaben das Evangelium (zu vermitteln). Und wollte Gott, eine jegliche Stadt hätte auch eine Mäd-chenschule, in der täglich Mädchen eine Stunde das Evangelium hörten, es wäre deutsch oder lateinisch. […] Sollte nicht jeder Christ mit neun oder zehn Jahren das ganze heilige Evangelium kennen, weil darin sein Namen und Leben steht?“

    Fasse zusammen, worum es Martin Luther und den Reformatoren geht. Versuche dabei auch den Original-Text zu entziffern.

    Das Bild zeigt das Titelblatt der Schrift, die 1524 an die Ratsherren der Städte ging. Beschreibe, welcher Grundgedanke der Schrift an den Adel aufgegriffen wurde.

    Martin Luther forderte Schulen für Jungen und Mädchen. Erörtere, was wäre, wenn es nur Schu-len für Jungs geben würde. Was wäre, wenn es überhaupt keine Schule für alle gäbe?

    Martin Luther, An die Radherrn aller Stedte [...], Erfurt 1524, © Universitätsbibliothek Heidelberg, Salem 36,13 C (Res), Titelholzschnitt

    Martin Luther, An den Christlichen Adel deutscher Nation, Ausschnitt

  • Arbeitsblätter zur Ausstellung „Ritter! Tod! Teufel? Franz von Sickingen und die Reformation“ (21.5. – 25.10.2015)

    Autor: Michael Landgraf (RPZ Neustadt a.d. Weinstraße) im Auftrag des Landesmuseums Mainz, GDKE

    Schellbau (Plan Nr. 17): Das Ende des Rittertums II

    Ein zweiter Grund für das Ende des Rittertums war, dass es für Herrscher preiswerter war, ein Heer mit Landsknechten (Soldaten) auszurüsten statt mit Rittern.

    Du findest unter 5.13 die Darstellung einer idealen Schlacht von Hans Schäufelein und in dersel-

    ben Abteilung die Inszenierung einer Schlachtenszene. Finde anhand der Objekttexte im Raum mehr darüber heraus, wie sich die Kriegskunst veränderte.

    Hans Schäufelin, Die große Schlacht, um 1530, Holzschnitt in vier Teilen, Graphische Sammlung (© Städel Museum – ARTOTHEK)

    Blick in die Ausstellung, Schlachteninszenierung (©Landesmuseum Mainz, GDKE)

  • Arbeitsblätter zur Ausstellung „Ritter! Tod! Teufel? Franz von Sickingen und die Reformation“ (21.5. – 25.10.2015)

    Autor: Michael Landgraf (RPZ Neustadt a.d. Weinstraße) im Auftrag des Landesmuseums Mainz, GDKE

    Schellbau (Plan Nr. 18): Der Pfaffenkrieg und Franz von Sickingens Ende

    1522 forderte Franz von Sickingen einen mäch-tigen Gegner zu einer Fehde heraus: Richard von Greiffenklau, der Kurfürst und Erzbischof von Trier. Wie immer hielt sich Sickingen an die Regeln, die für den Ablauf einer Fehde gal-ten. Er sagte in einem Brief (5.1.) die Fehde an und nannte deren Grund. Auch hielt er sich daran, dass man vor Beginn des Kriegszuges drei Tage wartet. Dann eroberte Sickingens die zu Trier gehörenden Orte Blieskastel und St. Wendel und stand bald vor Trier. Bis heute erinnert das „Franzensknüppchen“, ein Hügel vor Trier (Petrisberg), an den Standort der Be-lagerung. Doch war die Belagerung nicht er-folgreich und Franz von Sickingen musste sich zurückziehen. Ein Grund waren Schulden, die der Kaiser bei ihm hatte und nicht zurückzahl-te. So konnte Franz von Sickingen nur wenige Söldner anwerben. Ein weiterer Grund war, dass sein Gegner auf einen Angriff vorbereitet

    war. Franz von Sickingen stand nun einer Koali-tion mächtiger Fürsten gegenüber. Bereits 1521 hatten sich auf dem Wormser Reichstag der pfälzische Kurfürst, der Landgraf von Hes-sen und der Trierer Kurfürst vertraglich zur Hilfe verpflichtet. Nachdem die Belagerung Triers durch Sickin-gen im September 1522 gescheitert war, ging die Koalition zunächst gegen Unterstützer die-ser Fehde vor. Kaiser Karl V., dessen Heerfüh-rer Sickingen ja war, verweigerte nicht nur die Rückzahlung seiner Schulden, sondern belegte den Ritter aufgrund des Friedensbuchs („Ewi-gen Landfrieden“) mit der Reichsacht. Im Frühjahr 1523 zogen die Heere der Fürsten vor die Burg Nanstein (Landstuhl), wo sich Franz von Sickingen verschanzt hatte. Bei ei-nem massiven Beschuss erhielt Sickingen eine schwere Verwundung. Er kapitulierte am 6. Mai und starb wenige Tage danach.

    Auf dem Bild oben (5.10) ist die Belagerung der Burg Nanstein dargestellt. Suche darauf nach

    Hinweisen auf die Gegner Sickingens in dieser letzten Schlacht. Im diesem Raum findest du weitere Hinweise auf das Ende des Franz von Sickingen. Ergänze die

    Informationen über sein Ende.

    Hans Sebald Beham, Belagerung der Burg Nanstein Landstuhl, 1523, kolorierter Holz-schnitt, Staatsbibliothek Bamberg

  • Arbeitsblätter zur Ausstellung „Ritter! Tod! Teufel? Franz von Sickingen und die Reformation“ (21.5. – 25.10.2015)

    Autor: Michael Landgraf (RPZ Neustadt a.d. Weinstraße) im Auftrag des Landesmuseums Mainz, GDKE

    Schellbau (Plan Nr. 19): Erinnerung an Franz von Sickingen

    Franz von Sickingen war einerseits gescheitert. Er konnte den Verlust von Standesprivilegien nicht aufhalten (u.a. Ewiger Land-frieden) und starb im Kampf gegen Fürsten, die dem Rittertum alter Tage ein Ende bereiteten. Doch im 19. und frühen 20. Jahr-hundert erinnerte man sich wieder an ihn. Es entstanden unzäh-lige Bilder, die seinen „Heldentod“ glorifizierten (Bild oben links,

    7.6b). Er war an Luther-Figuren und Denkmälern zu finden und

    man schrieb sogar Theaterstücke über ihn (7.7a). Am Fuße der

    Ebernburg zeigt ein Denkmal, wie man Franz von Sickingen ein-schätzte. Es findet sich als Nachbildung im Schellbau. Heute er-innert das Comic-Buch „Sickingen“ aus der Reihe „Hauptmann Veit“ an den Ritter (Bild rechts). Du findest das Buch auch in der Ausstellung.

    Schau dir den Objekttext am nachgebauten Denkmal an und notieren den Satz, der Sickingen beschreibt.

    „Vorkämpfer …………………………………………………………….. ………………………………………………………………..................................................................………………..“

    Umschreibe, was dieser Satz meinen könnte.

    Franz von Sickingen galt lange als ein „Vorbild“. Beschreibe das Bild, das du nun von ihm hast, nachdem du in der Ausstellung Eindrücke sammeln konntest.

    Friedrich L. Unzelmann (nach Adolph Menzel), Franz von Sickingens Tod, 1840, Holzstich, Stiftung Deutsches Historisches Museum, Berlin Anonym, Theaterplakat, Stiftung Deut-

    sches Historisches Museum, Berlin

    Lutz Nosofsky: Hauptmann Veit, Bd. 2: Sickingen, Ars Tempus 2012

  • Arbeitsblätter zur Ausstellung „Ritter! Tod! Teufel? Franz von Sickingen und die Reformation“ (21.5. – 25.10.2015)

    Autor: Michael Landgraf (RPZ Neustadt a.d. Weinstraße) im Auftrag des Landesmuseums Mainz, GDKE

    Schellbau (Plan Nr. 20): Orte der Erinnerung – Franz von Sickingen

    Franz von Sickingen war einer der letzten Ritter. Über welches Gebiet er herrschte, zeigt die Karte. Wie damals üblich waren Herrschaften verstreut.

    Wenn du in dieser Region lebst, markiere deinen Wohnort und finde heraus, zu welcher „Herr-schaft“ er damals gehörte.

    Es gibt sogenannte „Sickingenstädte“, die an die Heimat der Sickinger erinnern. Anlass war der 500ste Todestag des Franz von Sickingen im Jahre 1981. Folgende Orte nennen sich nach dem Rittergeschlecht: Bad Müns-ter am Stein-Ebernburg, Bretten, Landstuhl und Oberderdingen. In Bad Münster am Stein-Ebernburg ist eine Schule nach Franz von Sickin-gen benannt und seit 1889 gibt es dort ein Denkmal (1889, mit Ulrich von Hut-ten), gewidmet „Den Vorkämpfern deutscher Einheit und Größe.“

    (Schellbau, ohne Kat.Nr.)

    Landstuhl trägt seit 1995 offiziell den Namen Sickingenstadt und hat im Stadtwappen die Burg Nanstein und die fünf „Bollen“ Sickingens. Dort gibt es das Sickingen-Gymnasium und in der Kirche St. Andreas steht sein Grabdenkmal. An die Sickinger erinnert in der Pfalz der Landstrich Sickinger Höhe (zwi-schen Landstuhl und dem Schwarz-bachtal). In Trier erinnern eine

    Anhöhe auf dem Pe-trisberg (Franzens-

    knüppchen) sowie die Straße auf den Berg an den Ritter. Von dieser Höhe aus hatte Franz von Sickingen die Stadt Trier im Jahre 1522 beschossen.

    Ordne das Wappen einem der beschriebenen Orte zu. Nenne Gründe, dass man einen Ort oder ein Gebäude nach jemand benennt.

    Diskutiere mit anderen, wer ein geeigneter Mensch wäre, um eine Schule nach ihm zu benennen.

    An welche Personen wird in deinem Ort erinnert? Erkunde zum Beispiel den Namen von Kirchen, Schulen, Gemeinschaftsräumen (Hallen) oder Denkmälern.

    aus: Reinhard Scholzen, Franz von Sickingen, Kaiserslautern 1996, S.41